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Investment Newsletter Anhaltend expansive Geldpolitik Über einen längeren Zeitraum ist nicht mit einer sequenziellen Erhö- hung der Leitzinsen zu rechnen (s. Grafik), ungeachtet davon, ob die US-Notenbank im Dezember die Leitzinsen tatsächlich erhöhen wird oder nicht. Somit zeichnet sich auch keine Trendwende an der Zins- front ab. Die bestehenden strukturellen und politischen Herausforde- rungen – insbesondere die Verschuldungssituation in den Industrie- ländern – werden die Zinsen wohl auf lange Sicht tief halten. Die Schuldenlast ist trotz viel debattierter Sparmassnahmen in den letzten Jahren weiter gestiegen. Beunruhigend dabei ist, dass der Anstieg höher ausfiel als das Wirtschaftswachstum (s. Grafik links unten). Eine Senkung der Staatsausgaben ist jedoch nicht in Sicht. Einerseits will kein Politiker durch die Einführung einer Schulden- bremse einen wirtschaftlichen Einbruch verantworten und anderer- seits kommen mit den Flüchtlingsströmen neue finanzielle Lasten auf die westlichen Staaten zu. Würde beispielsweise die US-Notenbank ihre Zinsen zu stark erhöhen, hätte dies eine noch stärkere Aufwertung des US-Dollars zur Folge, was wiederum fatale Auswirkungen auf die US-Exportwirtschaft und das Konjunkturwachstum hätte. Die Zinslast des Staates wäre auf- grund der hohen Verschuldung fast nicht mehr tragbar, die Arbeitslo- sigkeit und die politischen wie auch gesellschaftlichen Spannungen würden zunehmen. Das Beispiel der USA steht stellvertretend für die Entwicklungen in Japan und Europa. Auch hier haben die Notenban- ken mit ihrer ultraexpansiven Zinspolitik – kombiniert mit dem Aufkauf von Staatsanleihen – die Geldmenge ausgeweitet, um ihre Währungen zu schwächen und damit die Wirtschaft zu stützen. Nun hat auch die Regierung in China aufgrund der tieferen Wachstumsraten erste Schritte zur Schwächung der chinesischen Währung eingeleitet. Die- ser globale Währungs-Abwertungswettbewerb birgt die Gefahr einer deflationären Preisentwicklung für Güter und Dienstleistungen und führt zu einer neuen Form von Protektionismus. Dieser Herausforde- rung muss sich insbesondere auch die Schweiz stellen, da der Auf- wertungsdruck auf den Franken bestehen bleibt. Das globale Zinsniveau kann folglich noch für lange Zeit tief bleiben, was wiederum zu tieferen Erträgen und einem anhaltenden Anlage- notstand führt. Auf der Suche nach Lösungen gehen die Investoren deshalb zunehmend höhere Risiken ein, deren Folgen sie sich unbe- dingt bewusst sein müssen. -1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 Japan USA England Eurozone Schulden wachsen schneller als die Wirtschaft Wichtige Industrienationen im Vergleich Prozent Wachstum (BIP) Schuldenwachstum (Budgetdefizit) -1.0 -0.5 0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 3.5 4.0 4.5 5.0 5.5 Japan Schweiz Eurozone USA 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Konsolidierung um den Nullpunkt Leitzinsen der Zentralbanken Prozent Ausgabe 4/15 November 2015 Schweizerische Mobiliar Asset Management AG Die Schweizerische Mobiliar Asset Management AG ist ein Unternehmen der Schweizerischen Mobiliar Genossenschaft Crestasee bei Flims GR

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Investment Newsletter

Anhaltend expansive GeldpolitikÜber einen längeren Zeitraum ist nicht mit einer sequenziellen Erhö-hung der Leitzinsen zu rechnen (s. Grafik), ungeachtet davon, ob die US-Notenbank im Dezember die Leitzinsen tatsächlich erhöhen wird oder nicht. Somit zeichnet sich auch keine Trendwende an der Zins-front ab. Die bestehenden strukturellen und politischen Herausforde-rungen – insbesondere die Verschuldungssituation in den Industrie-ländern – werden die Zinsen wohl auf lange Sicht tief halten.

Die Schuldenlast ist trotz viel debattierter Sparmassnahmen in den letzten Jahren weiter gestiegen. Beunruhigend dabei ist, dass der Anstieg höher ausfiel als das Wirtschaftswachstum (s. Grafik links unten). Eine Senkung der Staatsausgaben ist jedoch nicht in Sicht. Einerseits will kein Politiker durch die Einführung einer Schulden-bremse einen wirtschaftlichen Einbruch verantworten und anderer-seits kommen mit den Flüchtlingsströmen neue finanzielle Lasten auf die westlichen Staaten zu.

Würde beispielsweise die US-Notenbank ihre Zinsen zu stark erhöhen, hätte dies eine noch stärkere Aufwertung des US-Dollars zur Folge, was wiederum fatale Auswirkungen auf die US-Exportwirtschaft und das Konjunkturwachstum hätte. Die Zinslast des Staates wäre auf-grund der hohen Verschuldung fast nicht mehr tragbar, die Arbeitslo-sigkeit und die politischen wie auch gesellschaftlichen Spannungen würden zunehmen. Das Beispiel der USA steht stellvertretend für die Entwicklungen in Japan und Europa. Auch hier haben die Notenban-ken mit ihrer ultraexpansiven Zinspolitik – kombiniert mit dem Aufkauf von Staatsanleihen – die Geldmenge ausgeweitet, um ihre Währungen zu schwächen und damit die Wirtschaft zu stützen. Nun hat auch die Regierung in China aufgrund der tieferen Wachstumsraten erste Schritte zur Schwächung der chinesischen Währung eingeleitet. Die-ser globale Währungs-Abwertungswettbewerb birgt die Gefahr einer deflationären Preisentwicklung für Güter und Dienstleistungen und führt zu einer neuen Form von Protektionismus. Dieser Herausforde-rung muss sich insbesondere auch die Schweiz stellen, da der Auf-wertungsdruck auf den Franken bestehen bleibt.

Das globale Zinsniveau kann folglich noch für lange Zeit tief bleiben, was wiederum zu tieferen Erträgen und einem anhaltenden Anlage-notstand führt. Auf der Suche nach Lösungen gehen die Investoren deshalb zunehmend höhere Risiken ein, deren Folgen sie sich unbe-dingt bewusst sein müssen.

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Schulden wachsen schneller als die WirtschaftWichtige Industrienationen im Vergleich

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Konsolidierung um den NullpunktLeitzinsen der Zentralbanken

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Ausgabe 4/15November 2015

Schweizerische Mobiliar Asset Management AG

Die Schweizerische Mobiliar Asset Management AGist ein Unternehmen der Schweizerischen Mobiliar Genossenschaft

Crestasee bei Flims GR

für Unternehmensanleihen, die über solide Bilanzen und ein gutes Geschäftsmodell verfügen. Ob-wohl eine sich abschwächende Weltwirtschaft auf das Ende des Kreditzyklus hindeutet, sind wir der Meinung, dass das gute Finan-zierungsverhalten und die konser-vative Unternehmenspolitik in den vergangenen Jahren die Unterneh-men weiterhin unterstützt.

Positionierung: Obwohl die Zinsen nahe den historischen Tiefststän-den notieren, gehen wir kurz- und mittelfristig von einer Seitwärtsbe-wegung aus. Das prognostizierte geringe Wachstum und die tiefe erwartete Inflation werden die Zinsentwicklung nach oben be-grenzen. Wir bevorzugen weiterhin Unternehmensanleihen in USD und CHF gegenüber Staats- und Euro-Anleihen. Den Mehrwert erwarten wir durch den höheren Couponertrag (Carry-Strategie).

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Obligationen Zinsen: Die US-Notenbank (FED) signalisiert, dass die seit einigen Monaten angekündigte Zinser- höhung wohl im Dezember 2015 erfolgen wird. Die europäische, japanische und die Schweizer Zentralbank werden hingegen an ihrer expansiven Geldpolitik fest-halten, um die eigene Landes-währung möglichst schwach zu halten. Ausserdem deuten die aktuellen wie die zu erwartenden Inflationsraten in den Industrie-ländern auf keine baldige Zinser-höhung hin.

Spreads: Wir gehen davon aus, dass Unternehmensanleihen trotz zwischenzeitlich hoher Volatilität weiterhin stark nachgefragt wer-den. Der Abgas-Skandal bei Volks- wagen sowie die Gewinneinbrü-che im rohstofforientierten Sektor haben dazu beigetragen, dass der Markt zurzeit wieder höhere Risi-koprämien verlangt. Grundsätz-lich erwarten wir, dass sich die Abschwächung der Weltwirtschaft auch in den Unternehmensergeb-nissen widerspiegeln wird. Trotz tieferer Rohstoffpreise – insbe-sondere beim Erdöl – wird es für die Unternehmen zunehmend schwieriger, die Gewinne zu stei-gern. Dennoch bleiben wir positiv

Aktien

Positionierung: Unsere Aktienen-gagements bewegen sich weiterhin nahe der strategischen Quote. Wir sind aber bereit, bei stärkeren Kor-rekturen selektive Zukäufe zu täti-gen. Andererseits beabsichtigen wir, bei einem anhaltenden Auf-schwung an den Börsen Gewinne zu realisieren.

Global: Die globale Konjunkturent-wicklung verläuft weiterhin verhal-ten. Auch die positiven Impulse aus den USA sind inzwischen weitgehend verhallt. Für grosse Verunsicherung sorgt weiterhin China, welches seine Wachstums-raten weiter gegen unten korrigie-ren musste. Die anhaltend expan-sive Geldpolitik der Notenbanken sorgt aber für Beruhigung an den Aktienmärkten.

Schweiz: Der durch seinen defen-siven Charakter geprägte Schwei-zer Aktienmarkt kann mit dem gegenwärtig stattfindenden Liqui-ditätsrally der westlichen Märkte nicht mithalten. Ausserdem führte der starke Franken zu einigen schwachen Unternehmenszahlen, die den Markt zusätzlich belasten.

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Schweizerische Mobiliar Asset Management AG Beat Kunz, [email protected]

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Schweizerische Mobiliar Asset Management AG, Investment Newsletter 4/2015

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