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CHRISTIAN-ALBRECHTS-UNIVERSITÄT ZU KIEL Germanistisches Seminar Lehrstuhl für Deutsche Philologie/Didaktik der deutschen Sprache Anleitung zur Technik wissenschaftlichen Arbeitens in der germanistischen Sprachwissenschaft und Sprachdidaktik Vierte, völlig neu bearb. Fassung von Jörg Kilian unter Mitarbeit von Stephan A. Haupt auf der Grundlage einer „Anleitung zur Technik wissenschaftlichen Arbeitens in der germanistischen Linguistik“ von Herbert Blume, Helmut Henne, Christine Kaiser, Jörg Kilian, Helmut Rehbock Inhalt 1. Einführung ........................................................................................................................................ 3 2. Bibliographie: Materialsammlung .................................................................................................... 4 3. Zur Technik wissenschaftlichen Arbeitens: Materialbearbeitung ................................................... 10 4. Typologie wissenschaftlicher Arbeiten und Publikationen............................................................. 21

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CHRISTIAN-ALBRECHTS-UNIVERSITÄT ZU KIEL

Germanistisches Seminar Lehrstuhl für Deutsche Philologie/Didaktik der deutschen Sprache

Anleitung zur Technik wissenschaftlichen Arbeitens

in der germanistischen Sprachwissenschaft und Sprachdidaktik Vierte, völlig neu bearb. Fassung von Jörg Kilian unter Mitarbeit von Stephan A. Haupt auf der Grundlage einer „Anleitung zur Technik wissenschaftlichen Arbeitens in der germanistischen Linguistik“ von Herbert Blume, Helmut Henne, Christine Kaiser, Jörg Kilian, Helmut Rehbock Inhalt 1. Einführung ........................................................................................................................................ 3 2. Bibliographie: Materialsammlung .................................................................................................... 4 3. Zur Technik wissenschaftlichen Arbeitens: Materialbearbeitung................................................... 10 4. Typologie wissenschaftlicher Arbeiten und Publikationen............................................................. 21

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1. Einführung Die Anfertigung einer schriftlichen Hausarbeit im BA- und MA-Studium ist eine Übungs-form, die zum selbständigen wissenschaftlichen Arbeiten und zur Darstellung der Ergebnisse in mehr oder minder standardisierten Formen hinführen soll: Monographien und Abhandlun-gen, Aufsätze und Essays, (Zeitschriften- oder Wörterbuch-) Artikel und Rezensionen sind Textsorten, die im Kommunikationsbereich der (wissenschaftlichen) Publizistik beherrscht werden müssen (s.u.). In Bezug auf Inhalt, gedankliche Gliederung und formale Gestalt(ung) sind diese Textsorten trotz aller Standardisierung jedoch in jedem Einzelfall abhängig vom Thema der Arbeit, von der Reichhaltigkeit der themenverwandten Forschungsliteratur, von der Quellenlage und den Quellengattungen, vom Erkenntnisinteresse und Forschungsstil der Verfasserin/des Verfassers.

Sofern die Arbeit wissenschaftlichen Ansprüchen genügen soll, gibt es grundlegende Kon-ventionen, die befolgt sein wollen und allen wissenschaftlichen Textsorten zukommen:

Wissenschaftliches Arbeiten ist gekennzeichnet von der Einordnung eines konkreten Erkenntnisinteresses in den Forschungszusammenhang. Das heißt aber auch, dass dieser Forschungszusammenhang bekannt sein und kritisch zusammenfassend zur Darstellung ge-langen muss.

Wissenschaftliches Arbeiten zeichnet sich des Weiteren dadurch aus, dass die einzelnen Antworten auf eine Fragestellung sowie die Ergebnisse der Arbeit intersubjektiv über-prüfbar gemacht werden müssen. Das heißt, dass die Leserin/der Leser in die Lage versetzt werden muss, zwischen den Beobachtungen, Interpretationen und Beurteilungen der Verfasserin/des Verfassers und dem, was aus der Forschungsliteratur referiert oder zitiert wird, eindeutig zu unterscheiden und das Letztere im Original nachzuprüfen. Darum müssen alle wörtlichen Übernahmen als Zitat gekennzeichnet und die Quellen des Referierten oder Zitierten durch Belegangaben erschlossen werden.

Der lange Weg der Anfertigung einer wissenschaftlichen Arbeit von der Themenwahl bis zur Anfertigung des Typoskripts muss geübt werden, und je eher die sinnvollen Formalia be-herrscht werden, desto besser. Bevor dieser lange Weg als Technik wissenschaftlichen Ar-beitens näher betrachtet wird, zwei allgemeine Hinweise zu den schriftlichen Hausarbeiten im Studium: a) Formal: Es ist eine Kunst, stets das richtige Maß zu treffen zwischen seriösem und sa-

loppem Stil, zwischen der formalen Strenge eines Wörterbuchartikels und der formalen Gelöstheit eines Essays. „Le style est l´homme même“, und so muss jede und jeder selbst ihren/seinen Stil finden. Keine Stilfrage ist es jedoch, dass einige Sorgfalt auf das Erscheinungsbild der Arbeit verwendet wird. Die Lektüre wissenschaftlicher Texte bereitet oftmals Mühe, zuweilen auch Vergnügen. Die äußere Form der Arbeit sollte die Mühe nicht vergrößern und das Lesevergnügen nicht verhindern; sie sollte also im Idealfall die Leserin/den Leser durch nichts von der Konzentration auf den Inhalt ablenken. Denn die wissenschaftliche Leselust wird durch das Interesse am Gegenstand, die Neuheit der Ergebnisse, die Stringenz der Argumentation und die Treffsicherheit der Formulierung geweckt. Sie leidet durch alles, was die Aufmerksamkeit auf die Form lenkt, durch den unbedachten Griff in die Trickkiste moderner Textverarbeitungssysteme ebenso wie durch Nachlässigkeit. Ein optimales Erscheinungsbild kommt daher mit einfachen Mitteln aus: ein ansprechendes und sauberes Schriftbild ohne Streichungen und Korrekturen; Fußnoten,

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die ohne langes Blättern zu finden sind; Verweise nur auf Literatur, die wirklich zur Kenntnis genommen wurde und im Literaturverzeichnis steht; tadellose Orthographie (zu alledem siehe unten). Inhaltliche Brillanz und stilistische Eleganz werden selten bis zum Abitur erworben und bilden eher ein studien-, gar lebensbegleitendes Ziel persönlicher (Aus-)Bildung. Einer wissenschaftlichen Arbeit eine ansprechende und funktionale äußere Form zu verleihen, sollte indes nach kurzer Anleitung aus dem Stand möglich sein, zumal der Computer bei richtigem Gebrauch einen Großteil dieser Aufgabe zuverlässig übernimmt.

b) Inhaltlich: Im Zentrum der Darstellung steht die empirische Arbeit, d.h. die selbständige Kritik der Forschungsliteratur und die selbständige Analyse und Interpretation sprachlicher Primärquellen, die repräsentativ sind für das gewählte Thema und aussage-kräftig für das Erkenntnisinteresse (Fragestellung). Dies ist in aller Regel schwieriger als eine unkritische Zusammenstellung von Textstellen aus vorhandener Forschungsliteratur. In Seminararbeiten wird von niemandem erwartet, vorhandene Forschungsdesiderata zu füllen oder den Stand der Forschung mit neuartigen Fragestellungen oder Ergebnissen voranzubringen. Doch nur, wer sich selbständig auf seinen Forschungsgegenstand einlässt, erlebt auch die Leiden und Freuden des Suchens und Findens, des eigenen Denkens – und lernt ganz nebenbei sein Handwerk.

Auf den folgenden Seiten sollen erste Anleitungen zum Erlernen dieses Handwerks gegeben werden, indem der Weg von der Wahl bzw. der Übernahme eines Themas bis zur Fertigstel-lung der schriftlichen Arbeit kurz skizziert wird. Wer ausführlichere Informationen wünscht, erhält sie u.a. bei - BANGEN, Georg: Die schriftliche Form germanistischer Arbeiten. Empfehlungen für die

Anlage und die äußere Gestaltung wissenschaftlicher Manuskripte unter besonderer Be-rücksichtigung der Titelangaben von Schrifttum. 9., durchges. Aufl. Stuttgart: Metzler 1990. [D 1 ban 00+009]

- FRAGNIÈRE, Jean-Pierre: Wie schreibt man eine Diplomarbeit? Planung, Niederschrift, Präsentation von Abschluß-, Diplom- und Doktorarbeiten, von Berichten und Vorträgen. 6. Aufl. Bern: Haupt 2003. [FB Pädagogik: pae 208 13e]

- POENICKE, Klaus: Duden: Die schriftliche Arbeit. Materialsammlung und Manuskript-gestaltung für Fach-, Seminar- und Abschlußarbeiten an Schule und Universität. Mit vielen Beispielen. 2., verb. Aufl. Mannheim: Dudenverlag 1989. [D 1 poe 01+002]

- BÜNTING, Karl Dieter [u.a.]: Schreiben im Studium. Ein Trainingsprogramm. 5. Druck. Berlin: Cornelsen 2000. [Hb 6043/05]

- STANDOP, Ewald [u. a.]: Die Form der wissenschaftlichen Arbeit. […] 17., korr. u. erg. Aufl. Wiebelsheim: Quelle & Meyer 2004. [Hb 6003+017]

- PFEIFFER-RUPP, Rüdiger: Die sprachwissenschaftliche Arbeit. Formen und Techniken. Hamburg: Buske 1980. [D 1 pfe 01]

- ECO, Umberto: Wie man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit schreibt. Doktor-, Diplom- und Magisterarbeit in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Ins Deutsche übersetzt von Walter Schick. 2. erg. Aufl. Heidelberg: Müller 2002. [D 1 eco 00]

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2. BIBLIOGRAPHIE: MATERIALSAMMLUNG Bibliographie heißt wörtlich übersetzt ,Buchschrift‘. Dahinter verbirgt sich ein in der Regel alphabetisch nach dem Namen der Verfasserin/des Verfassers geordnetes Verzeichnis von Publikationen zu bestimmten Themenbereichen; bei laufenden Bibliographien können auch die Themenbereiche selbst gliederungsbestimmend sein. Des Weiteren sind in wissenschaftli-chen Bibliographien nicht nur Bücher, also selbständige Publikationen, verzeichnet, sondern auch Aufsätze, d.h. unselbständige, in Sammelbänden oder wissenschaftlichen Zeitschriften erscheinende Publikationen. Bibliographien sind notwendige Hilfsmittel des wissen-schaftlichen Arbeitens. Jede wissenschaftliche Fragestellung ruht nämlich auf einem histo-risch gewachsenen Wissen von einem Gegenstand oder Sachverhalt auf und muss deshalb im Kreis des bereits Erforschten beantwortet werden, um überhaupt wirklich neues Wissen zu erzeugen. Der einzelnen Wissenschaftlerin/dem einzelnen Wissenschaftler ist es aber un-möglich, auch nur die aktuelle Forschungsliteratur zu einem Thema stets zur Kenntnis zu nehmen, ganz zu schweigen davon, die Literatur für künftige Forschungsprojekte im Voraus zu sammeln.

Gesammelt werden die Titel in Bibliotheken, wörtlich also ,Buchgestellen‘. Ein beachtli-cher Teil dessen, was auf dem Gebiet der Deutschen Philologie, der germanistischen Sprach- und Literaturwissenschaft sowie der germanistischen Sprach- und Literaturdidaktik publiziert worden ist, befindet sich in den Beständen der Universitätsbibliothek, zu der sowohl die Zentralbibliothek als auch die einzelnen Fachbibliotheken gehören.

Bibliotheken benutzen zu können ist eine Kulturtechnik, die man erst erlernen muss wie z.B. das Maschineschreiben. Für Unkundige und Ungeübte ist das in Bibliotheken gesam-melte und aufbewahrte Wissen unzugänglich und damit praktisch nutzlos.

Im Studium und beim wissenschaftlichen Arbeiten treten in der Regel folgende zwei Pro-blemstellungen auf, deren Bewältigung abhängig ist von der Fertigkeit, Bibliotheken effektiv nutzen zu können: Fall 1: Man sucht eine Publikation, deren Verfasserin/Verfasser und Titel und/oder das Er-scheinungsjahr man schon kennt. Fall 2: Man sucht Quellen und Forschungsliteratur zu einem bestimmten Gegenstand oder Sachverhalt, ohne Verfasserinnen und Verfasser bzw. Titel von einschlägigen Publikationen zu kennen.

Im ersten Fall ist das Verfahren relativ einfach: Man sieht im Alphabetischen Katalog, nämlich im Zettelkatalog, oder im Computerkatalog „OPAC“ (Online Public Access Catalo-gue, dort unter „Titel Namen Themen [TNT]“) unter dem Namen der Verfasserin/des Verfassers (Herausgeberin/Herausgebers) nach, ob die gesuchte Monographie (oder aber die Zeitschrift, Festschrift, Sammelpublikation, in der der gesuchte Aufsatz steht) in der betreffenden Bibliothek vorhanden ist. Dabei ist zu beachten, dass im „OPAC“ der Universitätsbibliothek nicht etwa nur die jeweiligen Bestände der Zentralbibliothek bzw. der entsprechenden Fachbibliothek verzeichnet sind, sondern dass der „OPAC“ allen Teilbibliotheken der Universitätsbibliothek gemein ist. Ein Beispiel: Gesucht wird der Aufsatz von Helmut REHBOCK: Herausfordernde Fragen [...], in: Wolfgang SUCHAROWSKI (Hrsg.): Gesprächsforschung im Vergleich [...], Tübingen 1985, 177-227. Im „OPAC“ bzw. im Zettelkatalog ist also unter dem Namen des Herausgebers SUCHAROWSKI der Sammelband

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zu suchen (eine Suche nach Aufsätzen unter dem Namen der Verfasserin/des Verfassers ist im „OPAC“ nicht möglich).

Es empfiehlt sich, die Suche im „OPAC“ zu beginnen, zumal wenn es sich um neuere Lite-ratur handelt. Dies kann an den Terminals der oben genannten Bibliotheken oder am häusli-chen Computer mit Internetzugang geschehen. Die Adresse der Universitätsbibliothek Kiel lautet:

http://www.uni-kiel.de/ub Von dieser Eingangsseite können dann spezielle Zugänge gewählt werden.

Bei Fehlanzeige im „OPAC“ muss indes unbedingt auch der Zettelkatalog konsultiert wer-den, da die Bibliotheken ihre Bestände in der Regel noch nicht vollständig digitalisiert haben. Sollten die hiesigen Bibliotheken den gesuchten Titel gar nicht führen, so gibt es die Mög-lichkeit der Fernleihe. Auch hier können Suche und Bestellung am Computer (in den Biblio-theken sowie zu Hause) vorgenommen werden. Ein Merkblatt dazu liegt in den Bibliotheken aus. Informationen bietet auch die genannte UB-Homepage.

Der zweite Fall ist komplizierter, zugleich aber der Normalfall für selbständige For-schungen. Mindestens drei Wege der Literatursuche sind in diesem Fall zu unterscheiden:

Erster, unsystematischer Suchweg: Einschlägige Literatur zum gewählten Thema kann man in aller Regel beim Stöbern in einer nach Themenbereichen geordneten Präsenzbiblio-thek (z.B. in der Fachbibliothek) finden. Nicht mehr ganz so zufällig, dennoch unsystematisch ist die Suche in Nachschlagewerken allgemeinster Art (wie z.B. den großen Konversa-tionslexika) sowie die Suche mit Hilfe von Schlagwortkatalogen. Letztere sind, ebenso wie die Alphabetischen Kataloge, in den Bibliotheken als Zettel- und als Computerkataloge ver-fügbar, und hier wie dort gilt, dass man beide Versionen benutzen muss, um die neueste, aber auch die ältere Literatur zu finden. Zusätzlich zum „OPAC“ sind in diesem Falle der zufälli-gen Schlagwortsuche die – für die Online-Fernleihe eingerichteten – Online-Kataloge „GBV“ (für selbständige Schriften; www.gbv.de) und „OLC“ (für unselbständige Schriften; ebenfalls über www.gbv.de zugänglich) sehr hilfreich. Diese bieten gegenüber Bibliothekskatalogen und gedruckten Bibliographien (s.u.) den Vorteil der Aktualität ihrer Titelaufnahmen. Des Weiteren kann die „Virtuelle Fachbibliothek Germanistik“ gute Dienste leisten (www.germanistik-im-netz.de).

Dabei ist zu beachten: Wer nur allgemeine Themenstichworte als Suchbegriffe eingibt, erhält in der Regel zu große Trefferquoten. Wenn beispielsweise das Thema „Grammatik im Deutschunterricht“ zu bearbeiten ist und man als Suchbegriff nur „Grammatik“ eingibt, erhält man mehrere tausend Titel als Suchergebnis, und auch die Kombination der Stichwörter „Grammatik“ + „Deutschunterricht“ führt noch zu dreistelligen Ergebnissen. In jedem Schlagwortkatalog ist es überdies eine Kunst, die „richtigen“ Schlagwörter zu finden, und so bleibt der Sucherfolg wiederum z.T. dem Zufall überlassen. In den Anmerkungen und Literaturverzeichnissen der gefundenen Publikationen finden sich allerdings in der Regel Hinweise auf brauchbare weiterführende Literatur, so dass sich dadurch ein gewisser Horizont abzeichnet.

Eine Anmerkung noch zur Online-Enzyklopädie „Wikipedia“. Es mag wohl zutreffen, dass ein Blick auf deren Seiten allererste Informationen zu einem Thema bietet. Diese Informationen sind allerdings wissenschaftlich nicht geprüft; jeder kann sie einstellen und ändern. In wissenschaftlichen Arbeiten sind daher Referenzen auf „Wikipedia“-Seiten nicht angebracht.

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Zweiter, grob-systematischer Suchweg: Benutzung von Fachhandbüchern, Fachlexika, Grundrissen, Sachwörterbüchern, Realenzyklopädien und dergleichen, die einen Gesamtüber-blick über ein Fach – hier: die (germanistische) Sprachwissenschaft und Sprachdidaktik bzw. deutsche Philologie – geben wollen und die verschiedensten Disziplinen des Faches verzeichnen. Dort schlägt man, je nach Anlage des Werkes, entweder unter dem Namen des Teilbereichs nach, in den das gesuchte Phänomen gehört (z.B. zur „Sprache Luthers“ unter Frühneuhochdeutsch, zur „Pivot-Grammatik“ unter Spracherwerb), oder aber, z.B. in Fachlexika, direkt unter dem betreffenden Stichwort. Größere Handbücher sind zudem meist mit einem Sachregister versehen, das dem schnellen Auffinden einzelner Suchbegriffe dient. Außer der einführenden Sachinformation findet man in Werken dieser Art fast immer auch Hinweise auf weiterführende Literatur. Wichtige Werke dieser Kategorie: - ALTHAUS, Hans Peter/HENNE, Helmut/WIEGAND, Herbert Ernst (Hrsg.): Lexikon der

Germanistischen Linguistik. 2. vollst. neu bearb. und erw. Aufl. Tübingen: Niemeyer 1980. Zitiersigle: LGL [B 1 alt 00+002]

- ABRAHAM, Werner (Hrsg.): Terminologie der neueren Linguistik. 2. neu bearb, und erw. Aufl. Tübingen: Niemeyer 1988. [B 1 abr 00+002]

- BREDEL, Ursula (Hrsg.): Didaktik der deutschen Sprache. Ein Handbuch. 2 Teilbde. 2., durchges. Aufl. Paderborn 2006.[D 20 bre 00- 1/2 +002]

- BUßMANN, Hadumod: Lexikon der Sprachwissenschaft. 2. neu bearb. Aufl. Stuttgart: Kröner 1990. [B 1 bus 00+003]

- KLIEWER, Heinz-Jurgen/POHL, Inge (Hrsg.): Lexikon Deutschdidaktik. Baltmannsweiler 2006. [Di A 1 kli 00- 1/2]

- LEWANDOWSKI, Theodor: Linguistisches Wörterbuch, 3 Bde., 6. verbesserte und erweiterte Aufl. Heidelberg: Quelle & Meyer 1994. [FB Romanistik: Bibl.-zimmer | WS | L | 50,1-3]

- GLÜCK, Helmut (Hrsg.): Metzler Lexikon Sprache. 3. neubearb. Aufl. Stuttgart, Weimar: Metzler 2005. [B 1 glu 00+303]

- Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft. Hrsg. von Gerold UNGEHEUER, Hugo STEGER und Herbert Ernst WIEGAND. Berlin/New York: de Gruyter. Zitiersigle: HSK. Bislang vorliegend 28 thematisch zentrierte Bde. in mehreren Teilbdn., z.B. Bd. 1: Dialektologie, Bd. 2: Sprachgeschichte, Bd. 3: Sociolinguistics/Soziolinguistik, Bd. 4: Computional Linguistics/Computerlinguistik, Bd. 5: Wör-terbücher/Dictionaries/Dictionnaires. [B1 han 01]

Dritter, fein-systematischer Suchweg: Benutzung von Bibliographien, d.h. Verzeichnissen von Publikationen verschiedener Form (Monographien, Aufsätzen, Aufsatzsammlungen, Festschriften, Zeitschriften) zu bestimmten Sachgebieten, etwa zur Germanistik insgesamt, zur Sprachwissenschaft und Sprachdidaktik bestimmter Philologien (z.B. Germanistik, Anglistik, Romanistik), zu Teildisziplinen der Linguistik (wie Semantik, Sprechakttheorie, Dialektologie, Soziolinguistik usw.) und Didaktik (wie Wortschatzarbeit, Sprecherziehung, Mehrsprachigkeit usw.). Bibliographien geben im Gegensatz zu Handbüchern keine unmittelbare Sachinformation, sondern registrieren entweder die in einem bestimmten Zeitraum (von . . . bis . . .) erschienene Literatur („abgeschlossene Bibliographien“) oder, periodisch in Fortsetzungen erscheinend,

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die laufend publizierte Literatur („laufende Bibliographien“). Vor der Benutzung einer Bi-bliographie muss man sich anhand des Inhaltsverzeichnisses genau mit dem Aufbau vertraut machen, um möglichst schnell das zu finden, was man sucht, und nicht in den Titelfluten un-terzugehen. In der Regel ist es auch hier nötig, das gewählte Thema einem Schlagwort, das den Themenbereich benennt, zuzuordnen. Über das Sachregister der Bibliographie gelangt man dann an die Fundstelle.

Wer über eine Bibliographie herausfinden möchte, in welchem Publikationsorgan ein Auf-satz erschienen ist, braucht außer dem Namen der Verfasserin/des Verfassers dringend auch das Erscheinungsjahr, soll die Suche nicht ausarten. Wer beispielsweise den Publikationsort des Aufsatzes von Jörg KILIAN über „Historische Lexikologie und Didaktik“ mit Hilfe einer Bibliographie finden will und weiß, dass dieser Aufsatz erstmals 1994 publiziert wurde, braucht dann nur in einer Bibliographie des Jahres 1994, 1995 oder 1996 zu suchen (die Bibliographien können erschienene Titel natürlicherweise erst einige Zeit nach ihrem Erscheinen verbuchen). Es ist also zwischen dem Erscheinungsjahr und dem Berichtzeitraum einer Bibliographie zu unterscheiden.

Die Literatursuche auf dem Suchweg 2 wird immer schon durch die mehr oder minder per-sönliche Auswahl der jeweiligen Verfasserinnen/Verfasser der zuerst gefundenen Literatur gesteuert. Das ist hilfreich und gefährlich zugleich. Man kann nämlich nie sicher wissen, ob eventuell gerade die Literatur, die man für die eigene Fragestellung am dringendsten benötigt, der betreffenden Autorin/dem betreffenden Autor entgangen oder weniger wesentlich er-schienen und deshalb von ihr/ihm unerwähnt gelassen worden ist. Demgegenüber eröffnet der Suchweg 3 die Möglichkeit, genau die Literatur zu finden, die man im speziellen Fall wirklich braucht, denn Bibliographien (sofern sie sich nicht ausdrücklich als Auswahlbibliographien bezeichnen) streben in den Grenzen ihres Sachgebiets immer nach einer gewissen Voll-ständigkeit.

Im Unterschied zu Bibliotheksdiensten („OPAC“, „GBV“, „OLC“ u.a.) sind systematische Bibliographien in vielen Fällen nicht online verfügbar oder kostenpflichtig. Die Universitätsbibliothek besitzt aber die Lizenzen zahlreicher Datenbanken, auf die man aus dem Universitätsnetz heraus Zugriff hat (vgl. http://www.uni-kiel.de/ub/emedien/index.html). Eine der wenigen Ausnahmen stellt die „IBZ“ dar, die „Internationale Bibliographie der Zeitschriftenliteratur“ (der „Dietrich“, begründet 1896), die es, beginnend mit dem Erscheinungsjahr 1983, nicht nur in der Print-, sondern auch in der Online-Version gibt. Wichtig für die germanistische Linguistik sind folgende Bibliographien: Laufende Bibliographien: - Germanistik. Internationales Referatenorgan mit bibliographischen Hinweisen. Jg. 1ff.

1959ff. (Erscheinungsweise: vierteljährlich (darum relativ aktuell), mit einem Sach- und Personenregister). [A ger 6]

- Bibliographie Unselbständiger Literatur - Linguistik (Zitiersigle:BUL-L) Bd. 1 ff. 1976 ff. (Erscheinungsweise: jährlich). Bis Bd. 3 enthält BUL-L ausschließlich Publikationen in Aufsatzform (also ohne eigenes Titelblatt). Von Bd. 4 an (1979; Berichtzeitraum: 1978) enthält die Bibliographie auch selbständige Publikationen (Monographien) und wird damit zur Gesamtbibliographie der Allgemeinen Linguistik wie der von Anglistik, Germanistik und Romanistik. Neuer Titel: Bibliographie Linguistischer Literatur (Zitiersigle: BLL). [B 2 such 00]

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- KOCH, Hans-Albrecht/KOCH, Uta: Internationale Germanistische Bibliographie. München. New York/London/Paris. Bd. 1: 1980. Bd. 2: 1981. Bd. 3: 1982. (Mehr nicht erschienen.) [Bibl 480]

- Bibliographie linguistique. Linguistic bibliography. Années 1939-1947 (Vol. 1.2.), Utrecht/Bruxelles 1949/50. Jährlich fortgesetzt: 3 ff. (1948ff) (Erscheinungsweise: jähr-lich). - Die Bibliographie erfasst linguistische Publikationen der ganzen Weit. Sie hat einen entsprechend großen Abstand zwischen Berichtsjahr und Erscheinungsjahr. [B 2 bib 00]

- Language and Language Behavior Abstracts (Zitiersigle: LLBA), 1 ff. 1967ff - Enthält Abstracts von Zeitschriftenaufsätzen aus ca. 600 Zss. in über 20 Sprachen. [Zentralbibliothek: spr 1l Y 6355]

Abgeschlossene Bibliographien: Dies sind in der Regel Bibliographien zu Teilgebieten der germanistischen Sprachwissenschaft und Sprachdidaktik. Die lebhafte Entwicklung der Sprachgermanistik seit mehr als zwei Jahrzehnten hat das Entstehen einer großen Zahl abgeschlossener Bibliographien (z.B. zur Anrede-Forschung, zur Soziolinguistik allgemein, zur Sprechakttheorie, zum Frühneuhochdeutschen) bewirkt. Für die Sprachdidaktik ist eine vergleichbare systematische bibliographische Erschließung noch nicht zu verzeichnen. Wichtige Werke dieser Kategorie sind: - Hans-Dieter KREUDER: Studienbibliographie Linguistik mit einem Anhang zur

Sprechwissenschaft von L. BERGER. 3., erneut überarb. und erg. Aufl. Stuttgart 1993. [B 2 kre 10+003]

- Bio-bibliographisches Handbuch zur Sprachwissenschaft des 18. Jahrhunderts. Die Grammatiker, Lexikographen und Sprachtheoretiker des deutschsprachigen Raums mit Beschreibung ihrer Werke. Hrsg. von Herbert E. BREKLE, Edeltraud DOBNIG-JÜLCH, Hans Jürgen HÖLLER und Helmut WEIß, bisher sechs Bde. Tübingen: Niemeyer 1992ff. (Zitiersigle: BBHS) [B 3 bre 00]

- Studienbibliographien Sprachwissenschaft. Im Auftrage des Instituts für deutsche Sprache hrsg. von Manfred W. HELLMANN. Heidelberg: Groos. Bislang 36 Bde. zu einzelnen Themenbereichen, z.B. „Negation“, „Sprachkritik“, „Wissenschaftssprache“, „Le-xikologie“, „Sprachdidaktik Deutsch“ usw. (Zitiersigle: STS) [B 2 stu 10]

- Bibliographie Deutschunterricht. Ein Auswahlverzeichnis. Hrsg. von Dietrich Boueke [u.a.]. 3., bearb. und erg. Aufl. Paderborn 1978. [Di A 1 bou 01+003]

Sonderformen: 1. Eine Sonderform der Bibliographie stellen die in einigen Zeitschriften jährlich erschei-

nenden Zusammenstellungen von Zeitschriftenaufsätzen des jeweils vergangenen Jahres aus dem wissenschaftlichen Interessengebiet der jeweiligen Zeitschrift dar. (Es werden also möglichst viele Zeitschriften, nicht nur die jeweils berichtende, erfasst.) Solche Jahresübersichten finden sich z.B. in der „Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik“ (ZDL), in der Zeitschrift „Didaktik Deutsch“ und in der „Zeitschriftenschau“ der „Mitteilungen des Deutschen Germanistenverbandes“. Die „Zeitschrift für germanistische

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Linguistik“ (ZGL) führt jeweils im ersten Heft eines Jahrgangs die Rubrik „Neue Bücher“ mit jeweils ca. 200 Titeln.

2. Die Stichwortsuche im Internet liefert unterschiedliche Ergebnisse hinsichtlich ihrer Systematik, je nachdem, welche Suchmaschine man bemüht, eine generelle, wie „Google“, „Yahoo“ oder „Lykos“, oder aber eine speziell linguistische, wie „Linse“ oder „Titus“. In der Regel sind die Suchergebnisse inhaltlich verschieden von dem der oben beschriebenen bibliographischen Suche. Sie liefern unmittelbar keine Titel, sondern Web-Adressen elektronisch publizierter Abhandlungen, unter denen sich allerdings auch Bibliographien oder bibliographisch ergiebige Untersuchungen befinden (z.B. eine umfangreiche Bibliographie zur Linguistik der Metapher unter der langen Adresse (oder URL = „Uniform Resource Locator“): http://www.uni-leipzig.de/~debatin/english/Research/Metaphor.htm) Wenn man sich an die Veröffentlichungen angesehener linguistischer Institutionen hält, die für die Qualität des Angebotenen bürgen, erhält man auf diese Weise einen recht komfortablen Einstieg in einen Themenbereich, zumal in der Regel die gefundenen Titel kostenlos auf den eigenen Computer heruntergeladen werden können.

Einige wichtige „Links“ für die linguistische und sprachdidaktische WWW-Suche sind:

http://www.ids-mannheim.dehttp://www.linguistik.net/http://www.linse.uni-due.dehttp://titus.uni-frankfurt.de/indexd.htmhttp://www.linguistik-online.com/http://www.germanistik-im-netz.de/

Praxis gewinnt man nur durch Praxis. Die bloße Lektüre dieses Kapitels nützt noch nicht sehr viel. Es will Anleitung sein, kann aber das eigene Handeln nicht ersetzen.

3. ZUR TECHNIK WISSENSCHAFTLICHEN ARBEITENS: MATERIALBEARBEITUNG Der erste Schritt der Materialbearbeitung im Anschluss an das Bibliographieren und Bestellen der Titel ist die Titelaufnahme. Dies kann auf Karteikarten oder mit Hilfe eines Computerpro-gramms erfolgen, sollte in jedem Fall aber auch auf den Exzerptblättern geschehen. Zur Form der Titelaufnahme s.u., Abschnitt „Form der Literaturangaben im Literaturverzeichnis“. 3.1. Lesen Die Bedeutung des Begriffs „Lesen“ soll wie folgt differenziert werden: a) orientierendes Lesen, b) kursorisches Lesen, c) selektives Lesen, d) vertiefendes Lesen. Das orientierende Lesen von Inhaltsverzeichnissen, Klappentexten, Einleitungen und Zusam-

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menfassungen soll eine erste wissenschaftliche Einordnung des vorliegenden Textes (Aufsatz, Monographie) ermöglichen und zu der Entscheidung führen, ob sich eine Beschäftigung mit ihm oder einzelnen seiner Teile vor dem Hintergrund des eigenen Erkenntnisinteresses lohnt. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Betrachtung des inhaltlichen Aufbaus sowie des methodischen Vorgehens.

Die ausgewählten Texte oder Teiltexte sollte man zunächst durch kursorische Lektüre („Diagonal-Lesen“; bei längeren Texten ggf. abschnittsweise) in ihrem Gesamtzusammenhang zu erfassen versuchen und dabei die themenrelevanten Textpassagen markieren, die dann durch selektives Lesen genauer zu rezipieren sind. In der Regel bleibt es nicht bei dieser einmaligen Lektüre; vielmehr führt die wachsende Vertrautheit mit der Fragestellung und die Kenntnis anderer, möglicherweise widersprechender Forschungsmeinungen dazu, sich dem Text und speziell den themenrelevanten Partien mit vertiefendem Lesen kritisch vergleichend wieder zuzuwenden. 3.2. Exzerpieren und Ordnen Exzerpieren im engeren Sinne bedeutet, wörtliche Zitate, die für die eigene Fragestellung wichtig sind, aus der Literatur „herauszuziehen“. Dabei kann es sich handeln um: a) Argumente, Gedanken, Wertungen einer Autorin/eines Autors, die man in einen eigenen

Gedankengang einfügen möchte; b) Ergebniszusammenfassungen; c) einzelne Formulierungen, die in positivem oder negativem Sinn als bemerkenswert er-

scheinen. Eine zuverlässige Textwiedergabe garantieren Fotokopien. Wird ein vollständiger Aufsatz bzw. ein Buchkapitel fotokopiert, so ist der Arbeitsgang des Exzerpierens anzuschließen. (Fo-tokopieren ersetzt nicht das Lesen und Exzerpieren.)

Beim Exzerpieren im engeren Sinne ist darauf zu achten, dass am Wortlaut des Originals nichts geändert wird. Empfehlenswert ist es, sich stichwortartig zu notieren, warum ein Ex-zerpt als besonders wesentlich erschien. Weiterhin ist es unbedingt erforderlich, das Zitat schon im Exzerpt (z.B. auf der Karteikarte) als Zitat zu kennzeichnen (mit Angabe der Seiten-zahl). Nur so kann man einen häufigen Anfängerfehler vermeiden: das unfreiwillige Plagiat. Dieses kommt dadurch zustande, dass dem anschließenden Formulieren Aufzeichnungen zu-grunde liegen, in denen ungekennzeichnete Zitate und eigene Zusammenfassungen oder Ge-danken in bunter Folge durcheinanderstehen, die dann ununterschieden in die Endfassung als eigener Text übernommen werden – ein eklatanter Verstoß gegen die Grundsätze wissenschaftlichen Schreibens.

Exzerpieren im weiteren Sinne bedeutet, mit eigenen Worten Inhalte, Methoden, Argu-mentationsstrukturen u.a. des gelesenen Textes festzuhalten, möglicherweise auch bereits kritisch zu kommentieren. Grundsätzlich kann man sagen, dass erst dann, wenn man in der Lage ist, das Gelesene mit eigenen Worten wiederzugeben, dieses auch verstanden wurde. In der Seminararbeit sollten wörtliche Zitate aus der Sekundärliteratur sparsam gebraucht wer-den; ihr Zweck ist es, die charakteristische (möglicherweise abzulehnende) Terminologie oder Argumentation einer Autorin/eines Autors farbig zu belegen oder mit dem Glanz einer un-überbietbaren Formulierung den Gegenstand zu erhellen. Eine Arbeit, die nur aus zusammen-gestellten Zitaten besteht, stellt keine eigene wissenschaftliche Leistung dar.

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Für das Ordnen der Exzerpte gibt es verschiedene Möglichkeiten, von denen hier nur die folgenden erwähnt seien: - Ordnung der Exzerpte nach Lektüretitel (pro Buch oder Aufsatz eine geschlossene Ex-

zerptsammlung) und Anlage von Karteikarten mit Sachstichwörtern, um die Exzerpt-sammlung aufzuschließen (z.B. bei einer Arbeit zur „Sprache in der Politik“ eine Kar-teikarte „Wortschatz in der Politik: siehe Exzerpte Dieckmann 1981“)

- Ordnung der Exzerpte nach Gliederungspunkten der Arbeit und Zusammenfassung der Exzerpte pro Gliederungsschritt in „Tüten“ (Mappen, Umschlägen u.dgl.).

3.3. Gliederung und innere Gestaltung der Arbeit Aus der Materialordnung und -auswertung ergibt sich auf der Grundlage der Fragestellung und des Erkenntnisinteresses die Gliederung einer Arbeit. Indem man das Thema der Arbeit in eine Fragestellung verwandelt, stellt man implizit auch Hypothesen sowohl über die Be-antwortung dieser Fragestellung an wie auch über den Weg, der zur Antwort führt. In aller Regel sieht die abschließende Gliederung am Ende der Arbeit dem ersten Gliederungsentwurf nicht mehr ähnlich. Es ist gleichwohl dringend zu empfehlen, bereits in der Phase der Materialsammlung und -exzerption Gliederungsentwürfe anzufertigen, da dies der erste Schritt ist, den Stoff in eine Form zu bringen. Sehr häufig erkennt man schon in dieser ersten Phase, welche Wege unergiebig sind und welche womöglich entgegen ersten Vermutungen noch gegangen werden müssen. Die verfeinerte Gliederung stellt dann die Grundlage des In-haltsverzeichnisses dar.

Die einzelnen Schritte der Gliederung nennt man formal Gliederungspunkte; die damit ge-meinten Teile der Arbeit sind indes keine „Punkte“, sondern Abschnitte oder (wenn sie umfangreicher und in sich untergliedert sind) Kapitel. Es empfiehlt sich, zumal bei kürzeren Texten, den Stoff nicht in zu kleine Gliederungspunkte aufzusplittern. Was die Form anbelangt, sind namentlich zwei Verfahren üblich

die Dezimal- oder numerische Klassifi-kation, in der mit arabischen Ziffern kapi-tel- und abschnittweise gegliedert wird: 1. 1.1 1.2 2. 2.1 2.1.1 2.1.2 2.2 usw.

die alphanumerische Klassifikation, in der mit einer Mischung aus Großbuchsta-ben und/oder römischen Ziffern für Kapi-tel, Kleinbuchstaben und/oder arabischen Ziffern für Abschnitte und ggf. sogar griechischen Buchstaben für Unterab-schnitte gearbeitet wird: A I. II. II.1 II.2 II.2.a II.2.a α II.2.a β B usw.

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Grundsätzlich ist bei Klassifikationen zu beachten, dass Unterpunkte nicht als Einzelkinder auftreten dürfen, also nicht: und nicht: sondern: 1. 1. 1. 2. 2. 2. 2.1 2.1 2.1 3. 2.2 2.2 2.2.1 2.2.1 2.3 2.2.2 2.2.3 2.3 Wesentliche Komponenten der Arbeit sind: Einleitung, (untergliederter) Hauptteil (evtl. mit Exkursen) und Zusammenfassung/Schluss; hinzu kommen Titelblatt, Vorwort, Literaturver-zeichnis, Textbeigaben (Anhang), u.U. Abkürzungsverzeichnis. Nähere Erläuterungen der genannten Begriffe: Das Titelblatt enthält folgende Angaben: - oben:

Name der Universität Name des Seminars Name der Dozentin/des Dozenten Name der Veranstaltung und Angabe des Semesters

- in der Mitte: Thema der Arbeit (Titel) - unten: Name der Verfasserin/des Verfassers und die Matrikelnummer Semester- oder Heimatanschrift Telefonnummer E-Mail-Adresse Angabe der Studienfächer und angestrebter Abschluss

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Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Germanistisches Seminar Prof. Dr. Hermann Paul

Modul ME-S1, Hauptseminar: Über Sprachunterricht (1921)

Wintersemester 1899/1900

Zur Silbengelenkschreibung im Rahmen der Orthographiereform

Albert Waag Matrikelnr. 123456

Leibnizstr. 8 24118 Kiel 0431 / 123 456 [email protected] Deutsch/Geschichte (MEd)

Das Inhaltsverzeichnis zeigt den inhaltlichen Aufbau einer Arbeit und ist gleichsam die ak-tuelle Gliederung am Ende der Materialbearbeitung. Für die Form des Inhaltsverzeichnisses gelten daher die oben angeführten Klassifikationsmöglichkeiten (Dezimalklassifikation oder alphanumerische Klassifikation). Die einzelnen Gliederungspunkte, Kapitelüberschriften oder Abschnittüberschriften tauchen im Text der Arbeit wieder auf.

Sofern ein Vorwort notwendig erscheint, sollten hier grundsätzliche Bemerkungen ge-macht werden.

Die Einleitung enthält die Formulierung des Erkenntnisinteresses und der Fragestellung sowie Bemerkungen zur Relevanz und Abgrenzung des Themas vor dem Hintergrund des aktuellen Forschungsstandes. Des Weiteren werden hier allgemeine Hinweise zur Methode der Untersuchung und zum Gang der Darstellung gegeben. Die Einleitung soll die Leserinnen und Leser vorbereiten auf das, was sie zu erwarten haben, und ihnen gleichsam einen Lesefa-den in die Hand geben; sie hat sodann Überleitungsfunktion zum ausführenden Teil.

Um sich des eignen Vorgehens zu vergewissern, erscheint es sinnvoll, zu Beginn des Schreibprozesses eine Einleitung für sich selbst zu verfassen. Da sich aber das genauere Vorgehen und ggf. so manche Ergebnisse erst im Laufe des Schreibprozesses ergeben, ist es nötig, die tatsächlich der Arbeit vorangestellte Einleitung erst nach der Fertigstellung des Hauptteils zu verfassen, sodass diese auf die endgültige Fassung der Arbeit Bezug nehmen kann.

Im Hauptteil wird das Thema der Arbeit in unterschiedlichen Schritten entfaltet. Wie die Abfolge dieser Schritte strukturiert ist, hängt natürlich von der Art der Arbeit (Seminar-,

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Bachelor-, Masterarbeit, publizierter Aufsatz, Monographie) und vom Typ der Untersuchung ab (Forschungsbericht, historische Abhandlung, Theorieentwurf, Korpusanalyse, Feldstudie, Experiment). Bei den meisten Hausarbeiten des Studiums ergibt sich aber ein gemeinsamer Nenner: die Gliederung des Hauptteils in einen theoretisch einführenden und einen praktisch anwendenden Teil.

Bezogen auf eine typische Bachelor- oder Masterarbeit könnte dies wie folgt aussehen: Im ersten Schritt wird ein theoretischer und/oder methodologischer Rahmen entwickelt, um die Fragestellung zu präzisieren und Ansätze und Kategorien vorzustellen, mit deren Hilfe sie bearbeitet werden soll. Wer etwa zum Thema „Sprache in der Politik“ arbeitet, wird zunächst diese „Sprache“ innerhalb einer Einzelsprache theoretisch abgrenzen von anderen Varietäten („Sprachen“) und wird dann auf festzulegenden Beschreibungsebenen Kategorien finden und erläutern müssen, mit denen diese „Sprache“ zu erforschen und darzustellen ist. All dies muss hervorgehen aus bzw. abgesichert werden durch eine (nach Möglichkeit: kritische) Diskussion von Forschungsansätzen zum Thema.

Ist das Werkzeug bereitgestellt, folgt die Arbeit am Material selbst. Dabei kann es darum gehen, exemplarisch, also an ausgewähltem Sprachmaterial, allgemeine Erkenntnisse zu er-zielen; oder aber das Erkenntnisinteresse bezieht sich auf einen ganz bestimmten Text, auf ein ganz bestimmtes Wort oder eine ganz bestimmte grammatische Konstruktion. Dabei ist zwar auch die vorhandene Forschung kritisch einzubeziehen, sind Thesen zu diskutieren, Ergeb-nisse zu präsentieren; die eigene empirische Arbeit sollte gleichwohl innerhalb des Hauptteils den größten Raum einnehmen, denn hier zeigt sich, ob Theorien und Methoden tragfähig sind, ob Kategorien und Termini beschreibungskräftig sind.

In Exkursen werden z.B. Nebenthemen, die aus dem Zentrum der Arbeit herausführen, aber z.B. methodisch, inhaltlich oder forschungsgeschichtlich bedeutsam sind, behandelt.

Der Schlussteil kann z.B. aus einer Zusammenfassung der Ergebnisse, einem Ausblick oder einem Rückblick bestehen. Es ist jedoch nicht empfehlenswert, jeden einzelnen Schritt im Gang der Untersuchung noch einmal zu wiederholen. Vielmehr sollte der Schluss die Aus-gangsposition wieder aufgreifen und klären, ob und inwiefern die Frage beantwortet, das Erkenntnisinteresse befriedigt werden konnte.

Das Literaturverzeichnis führt in alphabetischer Ordnung die benutzten Quellen (Primär-literatur) und Darstellungen (Sekundärliteratur) auf. Es ist ein obligatorischer Bestandteil je-der schriftlichen Hausarbeit. Seine Anlage wird in Abschnitt 3.5 besprochen.

Fußnoten (am unteren Ende der Seite) enthalten a) Nachweise/Belegstellenangaben von wörtlichen Zitaten, die im Text erfolgt sind (die Lite-

raturangabe steht dann ohne „Vgl.“ und oft als Sigle, die im Literaturverzeichnis aufgelöst wird, z.B. „HENNE/REHBOCK 1995, 32.“);

b) Bezugsstellenangaben bei Paraphrasen und inhaltlichen Anlehnungen (die Angabe erfolgt dann mit „Vgl.“, z.B. „Vgl. dazu KILIAN 1995, 249ff., ferner DIECKMANN 1981, 28ff.“);

c) ergänzende Informationen oder kritische Diskussion abweichender Meinungen und Er-gebnisse in der Forschungsliteratur, sofern sie für das Thema zwar nicht zu verschweigen, aber peripher sind (sind sie bedeutsam, gehören sie in den Text!);

d) Hinweise auf weiterführende Literatur oder Hinweise zum methodischen Vorgehen. Es ist, zumal im Zeitalter der Textverarbeitungsprogramme, zu empfehlen, Anmerkungen

als Fußnoten auf jeder Seite der Arbeit anzuführen. Dies erfolgt unter dem Haupttext, fortlau-fend durchnummeriert, im Text durch hochgestellte Ziffern kenntlich gemacht.1 Im Falle der bloßen Beleg- oder Bezugsstellenangabe ist es auch möglich, diese in runden Klammern im fortlaufenden Text unterzubringen (vgl. BANGEN 1981, 23ff.); werden solche Angaben jedoch 1 Vgl. zu Fußnoten auch Bangen 1981, 23ff.

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gehäuft, wirken sie schnell als Lesestörung. Ein separater Anmerkungsteil am Ende der Arbeit ist in jedem Fall leserunfreundlich und sollte daher vermieden werden. Die Form der Literaturangaben wird in Abschnitt 3.5 besprochen. 3.4. Formulierung Die Verständlichkeit eines Textes sollte oberstes Gebot beim Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten sein. Dazu tragen Sachlichkeit und Genauigkeit im Ausdruck sowie überschaubare Satzkonstruktionen ebenso bei wie das ständige Bestreben, auch komplexe und komplizierte Sachverhalte in eine leserfreundliche Beschreibungssprache zu bringen. Dass Orthographie und Interpunktion beherrscht werden müssen, braucht wohl nicht eigens betont zu werden. Zu empfehlen ist ein mehrmaliges Korrekturlesen, und zwar nach Möglichkeit mindestens einmal auch von fremden Augen. Rechtschreibprogrammen von Textverarbeitungssystemen ist grundsätzlich zu misstrauen. Dies einmal, weil die internen Wörterbücher in der Regel sehr unvollständig sind und bei automatischem Durchlauf nicht gefragt wird, ob ein unbekanntes Wort neu aufgenommen werden soll. Zum anderen aber auch deshalb, weil Rechtschreibpro-gramme keinen Respekt vor der – oft historischen – Schreibung in Zitaten haben, sondern korrigieren, wo es ihrer Programmierung nach etwas zu korrigieren gibt. Bei Texten für den eigenen Gebrauch mögen diese Programme also ihre Dienste tun, bei Texten, die in andere Hände gegeben werden, gar für die Öffentlichkeit bestimmt sind, ist eine Korrektur „per Hand“ unumgänglich.

Noch ein Wort zur Orthographie (Nebenvariante)/Orthografie (Hauptvariante): Jeder Text hat ein Recht darauf, dass seine Rechtschreibung respektiert wird, und dies gilt allzumal für historische Texte. Zitate sind deshalb orthographisch so zu belassen, wie es der Text im Original vorgibt. Nicht zuletzt aus diesem Grund ist strengstens zu empfehlen, mit Originalen bzw. historisch-kritischen Textausgaben zu arbeiten und Zitaten in der Sekundärliteratur nicht zu trauen; es gilt das Prinzip der „Autopsie“. Auch offensichtliche Fehler gegenüber der zeitgenössischen Norm müssen wiedergegeben werden. Doch werden diese durch „[sic]“ kenntlich gemacht. 3.5 Literaturangaben und Literaturverzeichnis Es haben sich unterschiedliche Formen herausgebildet, die benutzte Literatur im Text und im Literaturverzeichnis zu belegen. Ihre Gebräuchlichkeit wechselt von Land zu Land und von Fach zu Fach. Zwei Dinge jedoch gelten in jedem Fall, ganz gleich, für welche Form man sich entscheidet: 1. Die Erwähnungen im Text und die bibliographischen Angaben im Literatur-verzeichnis müssen in Struktur und Typographie aufeinander abgestimmt sein. 2. Die mit dem ersten Textbeleg gewählte Form muss in der ganzen Arbeit einheitlich durchgehalten werden. Literaturangaben: Für die Literaturangaben gibt es im Wesentlichen drei Formen, von denen sich die erste in der Germanistik durchgesetzt hat, da sie ökonomisch ist (ausführliche Titelnennung nur einmal im Literaturverzeichnis) und wegen ihrer Kürze auch gut im laufenden Text untergebracht werden kann: 1. Von der ersten Angabe an werden Siglen verwendet, deren Auflösung sich aus dem

Literaturverzeichnis ergibt. Siglen können bestehen aus: - Verfassername, Titelstichwort (z.B. HENNE, Jugend), - Verfassername Jahreszahl (z.B. HENNE 1986).

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Beide Nennungen verweisen auf einen Eintrag im Literaturverzeichnis: HENNE, Helmut: Jugend und ihre Sprache. Darstellung, Materialien, Kritik. Berlin, New York: de Gruyter 1986 und sind dort mit dem Zusatz: (= HENNE, Jugend) oder (= HENNE 1986) zu versehen. Im Falle der praktischen (aber im laufenden Text weniger informativen) Jahreszahlnen-nung kann der Zusatz entfallen, wenn im Literaturverzeichnis die Jahreszahl nicht ans Ende, sondern als eine Art Kennziffer gleich hinter den Verfassernamen gesetzt wird: HENNE, Helmut (1986): Jugend [usw.]. Hier ist es dann üblich, mehrere Arbeiten desselben Verfassers im selben Publikationsjahr dadurch zu unterscheiden, dass der Jahreszahl ein Buchstabe hinzugefügt wird. Wollte man also z.B. mehrere Arbeiten von H. Henne aus dem Jahr 1986 zitieren, wären sie durch die Kennziffer 1986a, 1986b, 1986c usw. zu unterscheiden; im Text: (s. HENNE 1986a) oder mit Seitenangabe bei einem wörtlichen Zitat: (s. HENNE 1986a, 220); entsprechend auch in der Fußnote.

2. Die erste Erwähnung eines Titels in einer Anmerkung erhält die Angabe des vollständigen Titels wie im Literaturverzeichnis, plus Angabe der zitierten oder paraphrasierten Seite(n), plus Angabe einer Sigle, z.B. [erste Erwähnung]: „Helmut REHBOCK: Rhetorik. In: Lexikon der Germanistischen Linguistik. Hrsg. von Hans Peter Althaus, Helmut Henne, Herbert Ernst Wiegand. 2., vollständig neu bearbeitete Auflage. Tübingen: Niemeyer 1980, 293-303, (im Folgenden: Rehbock, Rhetorik).“; jede weitere Erwähnung desselben Titels erfolgt dann mittels der Sigle, z.B. „vgl. Rehbock, Rhetorik, 301.“ Will man auf die Verwendung einer Sigle verzichten, gibt es auch die Möglichkeit, auf die Fußnote, in der der Titel zuerst aufgeführt wurde, zu verweisen, etwa: „wie Anm. 7, S. 295.“ Dieses Verfahren kann Probleme bereiten, wenn nachträglich weitere Fußnoten vor der genannten Anmerkung eingeschoben werden, so dass sich die betreffende Fußnotenzahl ändert. In einem Textverarbeitungssystem wie „Winword“ kann man aber durch Querverweis mittels Feldfunktion diese Schwierigkeit umgehen, da dann die Verweisziffer bei Änderungen automatisch aktualisiert wird.

3. Folgt derselbe Titel in aufeinanderfolgenden Nennungen – sei es im laufenden Text oder in der Fußnote –, so kann man mit „Ebenda, S. 15f.“ (abgekürzt „Ebd., S. 15f.“) die neuerliche Angabe der Sigle vermeiden. Übrigens: „15f.“ heißt ,Seite 15 und die folgende Seite‘; „15ff.“ heißt ,Seite 15 und die folgenden Seiten‘. Bei konkreten Zugriffen ist eine solch unbestimmte Angabe wie „15ff.“ zu vermeiden und stattdessen eine konkrete Seitenangabe wie „17-23“ zu liefern. Vermeiden sollte man auch die Abkürzungen „am angegebenen Ort“ (abgekürzt „a.a.O.“) oder „loco citato“ (abgekürzt „l.c.“ oder „loc. cit.“), weil dem Leser damit die Arbeit zugewiesen wird, sich auf die Suche nach der Ersterwähnung zu begeben. Wird die Arbeit mit einem Computer geschrieben, ist auch die Möglichkeit der Abkürzung mit „Ebenda“ in Fußnoten nicht zu empfehlen, es sei denn, man ist sich völlig sicher, dass man innerhalb des Textes nichts mehr verändern wird. Die meisten Textverarbeitungsprogramme können Fußnoten formatieren, nummerieren und platzieren, wobei das Programm den Text so anpasst, dass die Fußnote nach Möglichkeit auf derselben Seite zu stehen kommt wie die dazugehörige Textpassage. Wird nun eine Textpassage an eine andere Stelle versetzt, wird eine darin verwendete Fußnote „mitgenommen“, d.h. das Textverarbeitungsprogramm erkennt die Änderung und aktualisiert die Fußnotenzählung. Auf diese Weise kann ein „ebd.“ an eine inhaltlich nicht zutreffende Stelle geraten und das ganze Verweissystem ist aus den Fugen.

Literaturverzeichnis: Zur Gestaltung des Literaturverzeichnisses gibt es unterschiedliche Schreibkonventionen, die dem Einzelnen einen gewissen Freiraum der Gestaltung ermöglichen, z.B.:

- Verfassernamen in KAPITÄLCHEN (wie in dieser Anleitung), Normal- oder Kursivschrift;

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- Buchtitel in Kursivschrift, Aufsatztitel in Anführungszeichen (in der deutschen Linguistik nicht üblich);

- Vornamen abgekürzt oder ausgeschrieben, vor oder nach dem Familiennamen (in längeren Literaturverzeichnissen ist die Nachstellung praktischer, weil die alphabetische Rei-henfolge deutlicher hervortritt);

- Behandlung der Verfassernamen bei mehreren Verfassern (Reihung der Namen durch Kommata oder Virgeln getrennt; mit Voranstellung der Familiennamen oder aber in Normalform; Abkürzung durch „[u.a.]“);

- Erscheinungsjahr nach dem Publikationsort oder in Klammern nach dem Verfassernamen; Letzteres vor allem, wenn im Text mit Jahreszahlsigle zitiert wird (s. oben 1.);

- Auflage ausgeschrieben (2. Auflage), abgekürzt (2. Aufl.) oder hochgestellt vor der Jah-reszahl (21995); in manchen Fällen ist es sinnvoll, das Erscheinungsjahr der Erstauflage anzugeben;

- Aufnahme oder Fortlassen der Untertitel (besser: Aufnahme); - Aufnahme oder Fortlassen von Angaben zum Verlag und zur Publikationsreihe; - Abkürzung aufeinanderfolgender Verfassernamen durch DERS. bzw. DIES. Auch in der Wahl der Satzzeichen (z.B. nach der Nennung des Verfassernamens Doppelpunkt oder Komma) gibt es Wahlmöglichkeiten; wichtig ist nur die Wahrung der Einheitlichkeit. Folgende Regelungen gelten hinsichtlich der Publikationstypen (fakultative Elemente in []): 1. Monographien und Sammelbände: Verfassername, Vorname [/ Name, Vorname/ usw.]

[(Hrsg.)] (Erscheinungsjahr[Kennbuchstabe]): Titel (ggf. Untertitel). Auflage (soweit nicht Erstauflage) Erscheinungsort [: Verlag]. [(Reihe)] Bei unveröffentlichten Dissertationen oder Habilitationsschriften sowie Nachdrucken wird dies vor dem Ort vermerkt (Diss. / Habilitationsschrift / Ndr.). Beispiel: HENNE, Helmut / KILIAN, Jörg (Hrsg.) (1998): Hermann Paul. Sprachtheorie, Sprachgeschichte, Philologie. Reden, Abhandlungen und Biographie. Tübingen: Niemeyer (= RGL 200).

2. Aufsätze in Zeitschriften: Verfassername, Vorname (Erscheinungsjahr [Kennbuchstabe]): Titel (ggf Untertitel). In: Zeitschriftentitel (oder -sigle) Jahrgang, Seitenangabe (von – bis). Beispiel: BLUME, Herbert (1978a): Sprachtheorie und Sprachenlegitimation im 17. Jahrhundert in Schweden und in Kontinentaleuropa. In: Arkiv för nordisk filologi 93, 205 – 218. (1978a, wenn im Literaturverzeichnis noch ein Titel BLUME 1978b folgt.) Zeitschriftensiglen sind eingeführte Abkürzungen, wie z.B.: ZGL für: Zeitschrift für germanistische Linguistik. Die Jahrgangsangabe ist durch eine Heftangabe (z.B. 1996/3 oder 1996, H. 3) zu ergänzen, wenn pro Jahrgang/Band keine fortlaufende Seitenzählung erfolgt.

3. Aufsätze in Sammelbänden: Verfassername, Vorname (Erscheinungsjahr [Kennbuchstabe]): Titel (ggf Untertitel). In: Herausgebername/-namen (Hrsg.): Titel (ggf. Untertitel) des Sammelwerks. [ggf Auflage, Bandangabe] Erscheinungsort [: Verlag], Seitenangabe (von – bis). Beispiel: BURKHARDT, Armin (1998): Deutsche Sprachgeschichte und politische Ge-schichte. In: W[erner] Besch / A[nne] Betten / O[skar] Reichmann/ S[tefan] Sonderegger (Hrsg.): Sprachgeschichte. Ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung. 2., vollständig neu bearb. Aufl., 1. Teilbd. Berlin, New York: de Gruyter, 98 – 122.

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Werden mehrere Aufsätze aus demselben Sammelwerk aufgeführt, empfiehlt es sich, dieses als eigenen Titel aufzunehmen. Dann kann man nämlich den Titel des Sammelwerks bei den Angaben der einzelnen Aufsätze abgekürzt zitieren; im obigen Beispiel: entweder: In: Besch/Betten/Reichmann/Sonderegger, 98 – 122. oder (sofern man dem Sammelwerktitel diese Sigle zuerteilt hat): In: HSK 2.1., 98 – 122. (Das Erscheinungsjahr des Sammelbandes steht schon am Anfang nach dem Verfasser-namen.)

4. Elektronisch publizierte Texte: Für diese hat sich noch keine feste Zitierkonvention herausgebildet. Am besten nennt man: Verfassernamen, Vornamen (Jahr): Titel. WWW-Adresse (URL) sowie Datum des Zugriffs. Wenn es sich nicht um ein durchnummerierte Datei (wie z.B. im pdf-Format) handelt, entfällt eine Seitenangabe; man kann das Zitat mittels elektronischer Suche finden; ggf. können Abschnittangaben die Nennung vervollständigen.

Zwei Dinge sind bei Literaturangaben zu Aufsätzen und Handbuchartikeln unbedingt zu be-achten: - Die Verfasserin/der Verfasser sollte mit eigenem Namen genannt werden, nicht mit dem

eines Herausgebers. Ein Anfängerfehler ist es, den oben (unter 3.) genannten Artikel von Armin BURKHARDT den Herausgebern des Bandes W. Besch [u.a.] zuzuschreiben oder – was auch schon vorgekommen ist – gar den Herausgebern der ganzen Handbuchreihe H. Steger und H. E. Wiegand.

- Zu einem vollständigen Titeleintrag gehört obligatorisch die Nennung der Seitenzahlen. Die Angabe „S. 98 ff.“ genügt nicht; wer das Literaturverzeichnis zur Information nutzt, möchte wissen, wie lang der Aufsatz ist.

3.6. Manuskriptgestaltung Trotz der vielen Bequemlichkeiten, die der Computer bietet, empfinden viele es als vorteil-haft, die allererste Formulierung der Gedanken handschriftlich vorzunehmen. Dies hat nicht nur den Vorteil, dass die Eingabe des Manuskripts in das Textverarbeitungsprogramm eine zusätzliche Korrekturphase ergibt, sondern verhindert auch die Zersplitterung des Textganzen in unabhängige Absatzfragmente, die leicht entsteht durch partielle Bearbeitungen des stets auch nur partiell sichtbaren Textes am Bildschirm. Wird diese Arbeitsweise, also die Erstel-lung eines Manuskripts im engeren Sinne vor der des Typoskripts, gewählt, so ist eine groß-zügige Blatteinteilung empfehlenswert. Dazu zwei Vorschläge: Legende: A = Haupttext; B = Raum für Verbesserungen und Zusätze; C = Raum für Anmerkungen und Querverweise B A B A C

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3.7. Typoskriptgestaltung Seminararbeiten sind als Typoskripte, d.h. mit der Schreibmaschine oder dem Computer ge-schrieben, einzureichen. Die einzelnen Blätter sind zusammenzufassen mittels Schnellhefters oder Mehrfachbindung (da die Arbeiten zur Lektüre und Korrektur wieder in einzelne Blätter auflösbar sein sollten, ist das Zusammentackern der Blätter nicht empfehlenswert). Folgende Konventionen seien beachtet: - Der rechte oder der linke Rand beträgt ca. 5 cm für Kommentare und Korrekturen

(apropos: Die Konventionen der Korrekturvorschriften sollten Studierenden der Germanistik vertraut sein. Sie sind in jedem Rechtschreibwörterbuch abgedruckt, z.B. in DUDEN. Die deutsche Rechtschreibung. 24., völlig neu bearb. u. erw. Auflage. Hrsg. von der Dudenredaktion [...]. Mannheim [usw.] 2006, 131-136). Der jeweils andere Seitenrand Rand sollte 2 cm, der obere und untere Rand 3 cm nicht überschreiten.

- Die Blätter sind mit einer fortlaufenden Seitenzählung zu versehen. Sie beginnt mit dem ersten Blatt, erscheint in Hausarbeiten als Paginierung aber erst auf der dritten Seite (Titelblatt und Inhaltsverzeichnis werden im Geiste mitgezählt).

- Neue Kapitel beginnen (jedenfalls bei längeren Arbeiten) idealerweise auf einer neuen Seite, zumindest aber mit einer neuen Überschrift und werden vom vorangehenden Text um dreifachen, vom folgenden Text um doppelten Zeilenabstand abgesetzt. Die Kapitelüberschriften müssen mit den Angaben im Inhaltsverzeichnis übereinstimmen. Ein neuer Absatz wird entweder durch eine halbe Leerzeile oder durch Einrücken der ersten Zeile vom vorangehenden Absatz getrennt. Es sollte (durch entsprechende Befehle im Textverarbeitungsprogramm) dafür gesorgt werden, dass sich keine verwaisten Überschriften oder Anfangszeilen unten auf der Seite („Schusterjungen“) oder Schluss-zeilen oben auf der folgenden Seite („Hurenkinder“) herumtreiben.

- Der Textteil soll in normaler Schriftgröße (12 Punkte-Schrift) und mit anderthalbzei-ligem Zeilenabstand gehalten sein. Pro Zeile sind bei der o.g. Bemessung des Seitenrandes etwa 60 Anschläge zu erwarten. Zu große oder zu kleine Schriftgrößen sind le-serunfreundlich und wirken zudem unseriös („Seitenschinderei“ bzw. „Augenpulver“).

- Wörtliche Übernahmen (Zitate) und inhaltliche Anlehnungen sind kenntlich zu machen (durch doppelte Anführungszeichen bei Zitaten und in beiden Fällen durch Quellen-nachweis im Text oder in einer Fußnote).

„Längere Zitate [...] hebt man im Manuskript vom übrigen Text ab, indem man sie [...] einrückt. [...] Das Zitat selbst schreibt man mit engem [einzeiligem, J.K.] Zeilenabstand. Wenn der übrige Text anderthalbzeilig geschrieben ist, wirkt so das Zitat geschlossener.“2

Zitate müssen formal (Orthographie, Interpunktion) und inhaltlich mit dem Original identisch sein. Da der Kursivsatz in der Linguistik diakritische Funktion besitzt, ist auch von einer durchgehenden Kursivierung von Zitaten Abstand zu nehmen (es sei denn, das Original steht im Kursivsatz). Auslassungen in Zitaten sind mit drei Punkten in eckigen Klammern ([...]) kenntlich zu machen; Hinzufügungen, wie beispielsweise das „einzeiligem“ im obigen Zitat, sind in eckige Klammern zu setzen; möglich ist die zusätzliche Markierung durch die Initialen der Autorin/des Autors. Zitate und Fußnoten können in einer kleineren Schriftgröße (Petit) gesetzt sein (z.B. 10- oder 11-Punkte-

2 Bangen 1981, 17.

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Schrift). Wird innerhalb eines Zitates selbst noch zitiert, so setzt man das zitierte Zitat in einfache Anführungszeichen (‘...’). Kürzere Zitate, zumal wenn es sich um Satzfragmente handelt, die in die eigenen Sätze integriert werden, werden ebenfalls durch doppelte Anführungszeichen kenntlich gemacht, jedoch vom übrigen Text typographisch nicht abgesetzt.

- Auf Satzzeichen folgt ein Leertastenanschlag. - Von eigens für die Arbeit geprägten Abkürzungen ist grundsätzlich abzuraten, auch wenn

diese in einem Verzeichnis erläutert werden. Sie nötigen nicht nur zum ständigen Blättern, um die Auflösung zu erhalten, sondern können sich auch als Lesestörung erweisen. Die wichtigsten und üblichen „Abkürzungen bibliographisch-technischer Ausdrücke“ verzeichnet Bangen 1981, 88.

- Zu den Vorteilen, die der Computer bietet, gehört die Wahlmöglichkeit zwischen meh-reren, oft vielen Schriftarten. Der uneinheitliche und nicht mit diakritischer Funktion versehene Wechsel zwischen vielen Schriftarten ist mit dem Odium behaftet, hier werde durch bunte Formen von unzureichendem Inhalt abgelenkt. Wer auf Professionalität Wert legt, wählt eine einzige Grundschriftart aus (z.B. „Times“). Mit dieser einmal gewählten Schrift und mit der zugehörigen Kursive (die man für objektsprachliche lexikalische Einheiten benötigt) ist dann die ganze Arbeit anzufertigen. Drei Ausnahmen von dieser Regel sind üblich: 1.) Überschriften können etwas größer oder aber halbfett gesetzt sein, sollen jedoch ebenfalls in der Grundschriftart stehen; 2.) Fußnoten und 3.) Zitate können, wie erwähnt, petit gesetzt sein, jedoch gleichermaßen in derselben Grundschriftart. Mit an-deren Hervorhebungen (Sperrungen, Halbfettdruck, VERSALIEN oder KAPITÄLCHEN) sollte man, sofern es sich nicht um diakritische Zeichen handelt, sparsam umgehen.

- In der Linguistik unterscheidet man zwischen „objektsprachlichen“ und „metasprachli-chen“ Einheiten. Einmal geht es um die Sprache als Gegenstand (Objekt) der Untersu-chung, beim anderen um die Sprache, deren sich die/der Untersuchende bedient, um über („meta“) dieses Objekt zu schreiben. Die Anfertigung einer Hausarbeit ist also eine metasprachliche Tätigkeit, bei der man über objektsprachliche Einheiten (Phone und Phoneme, Morphe und Morpheme, Wörter und Lexeme, Syntagmen, Sätze, Texte) schreibt. Phonetische Angaben, d.h. Angaben zur Aussprache eines Lautes, werden in eckige Klammern gesetzt ([´vainaxtsman] und mittels der Sonderzeichen der API (As-sociation Phonétique Internationale) notiert. Die Sonderzeichen sind in jeder deutschen Grammatik zu finden (z.B. in Duden. Die Grammatik. Hrsg. von der Dudenredaktion […]. Ndr. der 7., völlig neu erarbeiteten Auflage. Mannheim [usw.]. 2006, S. 29f.). Für Angaben zu Phonemen, also den Lautwerten auf der Ebene des Sprachsystems, sind Schrägstriche zu verwenden: /bu:x/. Graphemische Einheiten werden in einfache spitze Klammern gesetzt: den Lautwert /x/ schreibt man <ch>. Morpheme, also die kleinsten bedeutungtragenden Zeichen einer Einzelsprache, werden in geschweiften Klammern notiert: Mit dem Morphem {er} können im Deutschen Nomina agentis gebildet werden (Spiel-er). Objektsprachliche Wörter und Syntagmen sind zu unterstreichen (per Schreibmaschine) oder bei Benutzung eines Computers kursiv zu setzen: „Das dt. Wort Keks geht auf engl. cakes zurück.“ bzw. „Das dt. Wort Keks geht auf engl. cakes zurück.“ Bedeutungsangaben sind in einfache Anführungszeichen zu setzen: Das dt. Wort Friseur hat keine ausdrucksseitige Entsprechung im Frz.; es ist – unabhängig von frz. coiffeur ,Friseur‘ – vom frz. Verbum friser ,kräuseln, Locken drehen‘ abgeleitet.

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4. Typologie wissenschaftlicher Arbeiten und Publikationen 4.1. Typologie wissenschaftlicher Arbeiten 4.1.1. Seminararbeiten In einer Seminararbeit soll ein spezielles Thema bearbeitet werden mit dem Ziel, Fragestel-lungen und Ansätze der Forschung kritisch zu referieren und produktiv auf eigenes Untersu-chungsmaterial anzuwenden. 4.1.2. Protokolle 1.) Verlaufsprotokoll: vollständige und chronologische Wiedergabe einer Seminarsitzung; 2.) Ergebnisprotokoll: systematisch zusammengefasste Wiedergabe der Probleme und Er-

gebnisse einer Seminarsitzung. Für Seminare werden vorwiegend Ergebnisprotokolle verfasst. Sie sollen die Diskussion zusammenfassen, relevante Fragestellungen, Thesen, Argumente, Ergebnisse festhalten und notieren, welche Fragen nicht beantwortet und welche Aspekte nicht berücksichtigt wurden.

4.1.3. Schriftliche Hausarbeit im Rahmen der ersten Staatsprüfung für das Lehramt an

Gymnasien bzw. Realschulen Die schriftliche Hausarbeit ist eine Prüfungsarbeit innerhalb einer staatlichen Prüfung. Die Verfasserin/der Verfasser soll sich in dieser Arbeit selbstständig mit einer wissenschaftlichen Fragestellung auseinandersetzen. Diese soll unter Berücksichtigung und kritischer Auswer-tung der Forschungsliteratur untersucht werden. Über bestimmte bei diesen Arbeiten zu beachtende Formalien erteilt das Prüfungsamt Aus-kunft. 4.1.4. Magisterarbeit, Bachelorarbeit, Masterarbeit, Dissertation und

Habilitationsschrift Diese Typen wissenschaftlicher Arbeiten dienen der Erlangung akademischer Grade (z.B. M.A., M.Ed., Dr. phil., Priv.-Doz.). Hierfür existieren besondere „Ordnungen“ (Magisterordnung, Promotionsordnung, Habilitationsordnung), die in den Dekanaten erhältlich sind bzw. eingesehen werden können. 4.2. Typologie wissenschaftlicher Publikationen 4.2.1. Unselbständige Publikationen (bezieht sich auf die Form der Publikation, unselbstän-dig insofern, als damit Beiträge in Zeitschriften, Sammelwerken, Lexika usw. gemeint sind. 1.) Aufsätze und Abhandlungen werden zumeist in Zeitschriften oder Sammelwerken publi-

ziert. In ihnen wird in der Regel ein Einzelproblem oder ein Problemkomplex in ausführlicher Darstellung bearbeitet.

2.) Artikel sind zumeist in Lexika oder Handbüchern publizierte Beiträge, die systematisch angelegt sind und im systematischen Zusammenhang des Handbuchs oder Lexikons einen spezifischen Stellenwert haben.

3.) Diskussionsbeitrag, Diskussion, Replik: Diese Textsorten werden zumeist in Zeitschrif-ten publiziert und stellen eine Erwiderung auf einen zuvor publizierten Beitrag dar.

Page 22: Anleitung zur Technik wissenschaftlichen Arbeitens in der ... · auf der Grundlage einer „Anleitung zur Technik wissenschaftlichen Arbeitens in der germanistischen Linguistik“

Wissenschaftliches Arbeiten _________________________________________________________________________________________

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4.) Forschungsberichte werden ebenfalls in der Regel in Zeitschriften publiziert und er-schließen ein Forschungsgebiet systematisch und kritisch, um den Stand der Forschung im Überblick zu präsentieren.

5.) Rezension und Kritik: Auch diese Textsorten werden zumeist in Zeitschriften publiziert (vgl. z.B. „Zeitschrift für Rezensionen zur Germanistischen Sprachwissenschaft (ZRS)“, hrsg. von Markus Hundt, Christa Dürscheid, Michael Elmentaler, Alexander Lasch, Horst Simon, Arne Ziegler) und geben eine kritische Würdigung und Beurteilung einer selbständigen Publikation, z.B. einer Monographie oder eines Sammelbandes.

6.) Anzeige (z.B. von wissenschaftlichen Büchern), Kurzrezension und Referat sind zur schnellen Information gedacht und geben eine erste Orientierung über Anlage und Inhalt wissenschaftlicher Publikationen.

7.) Abstract: Diese Textsorte gibt entweder als eine neuere Form wissenschaftlicher Be-richterstattung den Inhalt unselbständiger Publikationen wieder oder wird Aufsätzen als Zusammenfassung in Sammelbänden vorangestellt.

4.2.2. Selbständige Publikationen 1.) Monographie: eine umfassende Darstellung eines wissenschaftlichen Themas durch

i.d.R. einen einzelnen Autor. 2.) Bibliographie: Verzeichnis von Veröffentlichungen. Bibliographien werden nach ihrem

Inhalt unterschieden in Allgemeine Bibliographien, Sach- und Quellenbibliographien, Personalbibliographien usw.

3.) Sammelband: enthält thematisch verwandte, aber in sich abgeschlossene Beiträge mehre-rer Autoren.

4.) Festschrift: Sammelband zu Ehren einer/eines Gelehrten mit wissenschaftlichen Bei-trägen zu verschiedenen Fragestellungen ihres/seines Forschungsgebietes.

5.) Lexikon und Handbuch: Sie bestehen aus systematisch angeordneten und einem Rah-menthema oder einer wissenschaftlichen Disziplin verpflichteten Artikeln.