Anna Maria Köck, Birgit Fingerle und Klaus …...ziale und Herausforderungen Open Inno-vation mit...

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wissenschaftsmanagement 6 • november/dezember • 2011 20 management Innovations-Methoden und -Modelle Anna Maria Köck, Birgit Fingerle und Klaus Tochtermann Open Innovation in Bibliotheken Ein neuer Weg für das Innovationsmanagement? Der Innovationsdruck auf Informationsein- richtungen steigt – ebenso der Anspruch, bedarfsgerechte Angebote zu kreieren. Open Innovation erscheint als Ansatz zur Einbindung von Externen im Innovations- prozess vielversprechend. Welche Poten- ziale und Herausforderungen Open Inno- vation mit sich bringt und inwieweit sie in deutschen Bibliotheken Einzug gehalten hat, zeigt dieser Artikel. In Zeiten des Web 2.0, der vermehrten Ver- fügbarkeit von digitalen Dokumenten und sich durch Internet-Technologien rasch än- dernder Bedürfnisse der Kunden müssen sich Bibliotheken als Informationsdienstleister mit ihren Produkten und Dienstleistungen dort- hin bewegen, wo ihre Kunden sind – sowohl örtlich als auch inhaltlich. Der Druck auf Bib- liotheken, positive Innovationswirkungen zu realisieren, ist in den letzten Jahren gestiegen und bringt die Notwendigkeit mit sich, regelmä- ßig neue Lösungen und Angebote für den Kunden zu entwickeln bzw. die Dienstleistungen den neuen Anforderungen anzupassen. Bibliotheken müssen daher ein permanentes Monitoring von Technologien und sich abzeichnen- den Trends einerseits und das Verständnis der Bedürfnisse ihrer Kunden andererseits sicher- stellen. Nur so ist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen „market pull“ und „technology push“ möglich, das die Basis für erfolgreiche Innovationen darstellt. Einen möglichen Ansatz dafür bietet die Integration Externer in den Innovationsprozess, für die Henry Chesbrough den Begriff „Open Innovation” geprägt hat. Potenzial und Herausforderungen von Open Innovation Web 2.0-Anwendungen ermöglichen heutzutage einen intensiven Dialog mit Kunden. Da die Ent- stehung und Unterstützung von sozialen Netzwerken dabei eine zentrale Rolle spielt, werden sie auch unter dem Begriff „Social Software“ zusammengefasst. Vor dem Hintergrund, dass Wissen heute eine der bedeutendsten Ressourcen für Innovationen und Innovationsprozesse darstellt, ist auch die Möglichkeit zur Nutzung der kollektiven Intelligenz dank sogenanntem „user gene- rated content“, der im Web 2.0 entsteht, wichtig. Dieser user generated content (Inhaltserstel- lung, Bewertung etc.) unterstützt zudem die Bildung von sozialen Netzwerken. Social Software hat auch für die betriebliche Praxis große Bedeutung: Bezogen auf das Inno- vationsmanagement ermöglicht Social Software einen klaren Trend zur „Mitmach-Innovation“, Das Web 2.0 und die Integration Externer in den Innova- tionsprozess lassen einen Blick auf die Bibliothek der Zukunft zu. Foto: Katharina Wieland Müller/Pixelio

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wissenschaftsmanagement 6 • november/dezember • 2011

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Anna Maria Köck, Birgit Fingerle und Klaus Tochtermann

Open Innovation in Bibliotheken Ein neuer Weg für das Innovationsmanagement?

Der Innovationsdruck auf Informationsein-richtungen steigt – ebenso der Anspruch, bedarfsgerechte Angebote zu kreieren. Open Innovation erscheint als Ansatz zur Einbindung von Externen im Innovations-prozess vielversprechend. Welche Poten-ziale und Herausforderungen Open Inno-vation mit sich bringt und inwieweit sie in deutschen Bibliotheken Einzug gehalten hat, zeigt dieser Artikel.

In Zeiten des Web 2.0, der vermehrten Ver-

fügbarkeit von digitalen Dokumenten und

sich durch Internet-Technologien rasch än-

dernder Bedürfnisse der Kunden müssen sich

Bibliotheken als Informationsdienstleister mit

ihren Produkten und Dienstleistungen dort-

hin bewegen, wo ihre Kunden sind – sowohl

örtlich als auch inhaltlich. Der Druck auf Bib-

liotheken, positive Innovationswirkungen zu

realisieren, ist in den letzten Jahren gestiegen und bringt die Notwendigkeit mit sich, regelmä-

ßig neue Lösungen und Angebote für den Kunden zu entwickeln bzw. die Dienstleistungen den

neuen Anforderungen anzupassen.

Bibliotheken müssen daher ein permanentes Monitoring von Technologien und sich abzeichnen-

den Trends einerseits und das Verständnis der Bedürfnisse ihrer Kunden andererseits sicher-

stellen. Nur so ist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen „market pull“ und „technology push“

möglich, das die Basis für erfolgreiche Innovationen darstellt.

Einen möglichen Ansatz dafür bietet die Integration Externer in den Innovationsprozess, für die

Henry Chesbrough den Begriff „Open Innovation” geprägt hat.

Potenzial und Herausforderungen von Open InnovationWeb 2.0-Anwendungen ermöglichen heutzutage einen intensiven Dialog mit Kunden. Da die Ent-

stehung und Unterstützung von sozialen Netzwerken dabei eine zentrale Rolle spielt, werden sie

auch unter dem Begriff „Social Software“ zusammengefasst. Vor dem Hintergrund, dass Wissen

heute eine der bedeutendsten Ressourcen für Innovationen und Innovationsprozesse darstellt,

ist auch die Möglichkeit zur Nutzung der kollektiven Intelligenz dank sogenanntem „user gene-

rated content“, der im Web 2.0 entsteht, wichtig. Dieser user generated content (Inhaltserstel-

lung, Bewertung etc.) unterstützt zudem die Bildung von sozialen Netzwerken.

Social Software hat auch für die betriebliche Praxis große Bedeutung: Bezogen auf das Inno-

vationsmanagement ermöglicht Social Software einen klaren Trend zur „Mitmach-Innovation“,

Das Web 2.0 und die Integration Externer in den Innova-tionsprozess lassen einen Blick auf die Bibliothek der Zukunft zu.

Foto: Katharina Wieland Müller/Pixelio

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der durch die Herausbildung und Verbreitung des Web 2.0 – des sogenannten „Mitmach-Webs“

– als Plattform für Innovationsaktivitäten vorangetrieben wird. Ebenso sehen Experten die Ver-

wendung IT-gestützter Kanäle als Enabler für den Zugang zu sogenanntem Bedürfnis- und Lö-

sungswissen. Letzteres umfasst die technologischen Möglichkeiten, Kundenbedürfnisse in ein

konkretes Produkt oder einen Service zu überführen; beim Bedürfniswissen hingegen geht es

darum, Informationen über Präferenzen, Wünsche, Zufriedenheitsfaktoren und Kaufmotive von

aktuellen und potenziellen Nutzern in Erfahrung zu bringen. Diese Bedarfserhebungen erfolgen

jedoch nicht über klassische Marktforschung, sondern durch einen offenen Aufruf an ein großes,

undefiniertes Netzwerk an Akteuren.

Mittlerweile als etabliert zu betrachten ist die von Gassmann und Enkel (2006) vorgeschlagene

Unterscheidung von drei Kernprozessen für Open Innovation, von denen „Outside-in“ dominie-

rend im Sinne des am häufigsten vorherrschenden Prozesses ist.

(1) den Outside-in-Prozess

(Internalisierung von externem Wissen etwa von Kunden oder Partnern),

(2) den Inside-out-Prozess

(Externalisierung von internem Wissen, z.B. Kommerzialisierung durch Lizenzen) und den

(3) Coupled Prozess

(Koppelung des Outside-in- und des Inside-out-Prozesses zur Bildung von Allianzen etc.).

Entwicklung

Inside-Out Prozess:Ausbeutung außerhalb desUnternehmens• Lizenzierung von IP• Multiplikation von

Technologien• Cross-Industry Innovation

Coupled Prozess:Verknüpfung des Inside-out und Outside-in Prozess

zur gemeinsamen Entwicklung und Ausbeutung• Strategische Allianzen, Joint Ventures• Innovationsnetzwerke

Outside-In Prozess:Wissens-/Ideengenerierungaußerhalb des Unternehmens• Kunden-/Lieferanteninte-

gration• Externes Technologie-

sourcing

Abb. 1: Schematische Darstellung der Kernprozesse als Trichtermodell entlang eines Innovationsprozesses (Gassmann und Enkel (o. J.)/Gassmann und Enkel, 2006, S. 134)

…firms can and should

use external ideas as well

as internal ideas, and in-

ternal and external paths

to market, as the firms

look to advance their tech-

nology.

StichwörterOpen InnovationInnovationsmanagementOutside-in-ProzessBibliothek

Herausforderungen bei Open-Innovation-Projekten entstehen u.a. durch

u die Kommunikation von und nach außen sowie die Kommunikation nach innen

u neue prozessuale Notwendigkeiten

u die Vermeidung des sogenannten „not-invented-here“-Syndroms

u geistige Schutz- und Urheberrechte

Badawy sieht den OI-Prozess branchenunabhängig als essenziellen Erfolgsfaktor für Unterneh-

men und bezeichnet Open Innovation als „push-button approach to acquiring technology”. Je-

doch kann kritisch angemerkt werden, dass es trotz der großen Bedeutung von Open Innovation

an Ansätzen für eine ganzheitliche Umsetzung mangelt. Nach Gassmann und Widenmayer exis-

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Abb. 2: Darstellung verschiedener Formen von Toolkits (Reichwald und Piller, 2006, S. 167)

tiert „aktuell lediglich ein Flickenteppich aus wissenschaftlichen Erkenntnissen und praktischen

Anleitungen“. Huizingh betont das große Potenzial und das fehlende Wissen über den angemes-

senen Einsatz von Open Innovation.

Forschungsschwerpunkte sehen Gassmann et al. beim großen Potenzial für den Service-Sektor.

Im Zusammenhang mit dem zu erwartenden Entstehen von Open-Innovation-Modellen für den

Dienstleistungsbereich wird es spannend zu beobachten, wie sie sich in der Bibliothekswelt

durchsetzen und einerseits das Verhältnis zu Kunden und andererseits die Produkte und Dienst-

leistungen verändern werden.

Open-Innovation-MethodenHilgers et al. stellen fest, dass sich in „Wissenschaft und unternehmerischer Anwendung ge-

genwärtig fünf Methoden durchgesetzt [haben], um Open Innovation in der Praxis umzusetzen“.

Diese werden im Folgenden vorgestellt:

Das von Eric von Hippel 1986 entwickelte Lead-User-Konzept ist die bekannteste Methode der frü-

hen Kundeneinbindung. Nach Hilgers et al. besteht „die Lead-User-Methode aus der Identifikation

innovativer Anwender und deren Einbindung“. Wecht verweist auf mehrere Studien, die belegen,

„dass die Einbindung von Lead-Usern aus einem höheren Neuigkeitsgrad, höheren Verkaufszahlen

und größerer Marktakzeptanz der gemeinsam mit ihnen entwickelten Produkte resultiert“.

Innovationswettbewerbe haben nach Habicht et al. die Lösung von konkreten Innovationsproble-

men zum Ziel und können beispielsweise mit Kunden, Interessensgruppen und/oder Experten

durchgeführt werden.

Bei „Broadcast Search“ geht es um die offene Ausschreibung technischer Probleme, die oftmals

in Form eines Wettbewerbes stattfindet. „Grundlage ist dabei der Versuch, vor allem Beteiligte

aus anderen Branchen/Domänen zur Mitwirkung zu gewinnen, um den State-of-the-Art der ei-

genen Branche zu überwinden“. (Hilgers et al. (2011), S. 85; Diener und Piller (2009), S. 77)

Innovations-Toolkits sind ein „internetgestütztes Instrument“, das Nutzern eine Entwicklungs-

umgebung bietet, in der sie „ohne spezifische Vorbildung Schritt für Schritt konkrete Innovati-

onslösungen entwickeln können. Sie geben einen beschränkten Lösungsraum vor und stimulie-

ren häufig gerade dadurch die Kreativität der Nutzer.“ (Habicht et al. (2010), S. 46)

Dr. Anna Maria Köck ist zuständig für New Media Technologies & Innovation Management in der ZBW – Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissen-schaften – Leibniz-Infor-mationszentrum Wirtschaft in Hamburg.

Birgit Fingerle ist Innovati-onsmanagerin in der ZBW – Deutsche Zentralbiblio-thek für Wirtschaftswis-senschaften – Leibniz-In-formationszentrum Wirt-schaft in Kiel.

Prof. Dr. Klaus Tochter-mann ist Direktor der ZBW – Deutsche Zentralbiblio-thek für Wirtschaftswis-senschaften – Leibniz-In-formationszentrum Wirt-schaft und Leiter des Lehr-stuhls für Medieninforma-tik an der Christian-Alb-rechts-Universität zu Kiel.

Toolkits für User Innovation

Toolkits für User Co-Design

Toolkits zum Ideentransfer

Ziel Generierung von Innovationsideen Generierung innovativer Leistungs- eigenschaften

Leistungsindividualisierung durch Produktkonfiguration (Verkaufstool)

Transfer vorhandener Innovationsideen aus der Nutzerdomäne (externes Vor-schlagswesen)

Prinzip u „Chemiekasten“

u sehr großer Lösungsraum

u hohe Nutzungskosten

u vollständiges Trial-and-Error

u „Lego-Baukasten“

u vordefinierter Lösungsraum durch technische Restriktionen des Her- stellers

u geringe Nutzungskosten durch Stan-dardmodule

u Trial-and-Error nur teilweise möglich

u „Black Board“

u unbegrenzter Lösungsraum

u geringe Nutzungskosten

u kein Trial-and-Error (bzw. nur Feed-

back durch andere Nutzer)

Nutzer Nutzer mit Leader-User- Eigenschaften

alle Kunden Nutzer mit Leader-User- Eigenschaften

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Innovations-Methoden und -Modelle management 23

Communities für Open Innovation „ermöglichen, mit Gleichgesinnten gemeinschaftlich Ideen zu

entwickeln, zu diskutieren und Innovationen voranzutreiben“ (Habicht et al. (2010), S. 46). Sie

„tragen der Tatsache Rechnung, dass Innovation meist das Ergebnis eines kollaborativen Zu-

sammenarbeitens mehrerer Akteure ist“ (Hilgers et al. (2011). S. 85).

Open Innovation in der Bibliotheksdomäne

Open-Innovation-Aktivitäten von Bibliotheken in Deutschland scheinen sich nach den Ergebnis-

sen einer Web-Recherche bis dato auf vereinzelte Maßnahmen wie jene der ZBW – Leibniz-

Informationszentrum Wirtschaft oder beispielsweise den Einsatz der Lead-User-Methode am

Forschungszentrum Jülich zu beschränken.

Eine im Jahr 2009 von Georgy in deutschen öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken

durchgeführte Studie befasste sich mit dem Begriff „Open Innovation“: „Der Begriff und somit

auch die Methode Open Innovation sind den meisten befragten Einrichtungen unbekannt. Je-

doch besteht eine große Bereitschaft, sich intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzen und

sie auszuprobieren.“ (Georgy (2010a), S. 12) Waldvogel vermutet, dass die „Komplexität der

Kundenintegration zur Durchführung von Open-Innovation-Projekten viele Bibliotheken davon

abhalten [mag], solche Projekte durchzuführen“. Best-Practice-Beispiele und die Entwicklung

eines speziellen Open-Innovation-Modells für Bibliotheken könnten dazu beitragen, eventuell

vorhandene Unsicherheiten in diesem Bereich zu reduzieren und Orientierung zu bieten.

Ein klarer Trend, der indirekt für eine positive Entwicklung im Bereich Open Innovation spricht,

ist die immer stärker werdende Präsenz von Bibliotheken in Sozialen Netzwerken. Die „Bib-

Charts“ der ZBW (http://bibcharts.eu/) listen mittlerweile 160 Bibliotheken, die auf Facebook

und/oder Twitter vertreten sind.

Open Innovation in der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft

In ihrer Rolle als weltweit größte Spezialbibliothek für Wirtschaftswissenschaften steht die

ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft vor der Herausforderung, Produkte und Servi-

ces anzubieten, die den Bedürfnissen von Forschenden und Studierenden Rechnung tragen. Ein

Schwerpunkt ihres Innovationsmanagements liegt auf Open-Innovation-Ansätzen, speziell dem

Outside-in-Prozess, um zu einem ausgewogenen Verhältnis zwischen market pull und techno-

logy push zu kommen. Beispielhaft für die Open-Innovation-Aktivitäten, die in der ZBW bereits

stattgefunden haben, werden im Folgenden ein Ideenwettbewerb sowie ein Lead-User-Work-

shop näher erläutert.

Im Oktober 2010 startete die ZBW ihren ersten Open-Innovation-Ideenwettbewerb mit dem Ziel,

Externe bei der Ideenfindung für innovative webbasierte Produkte und Dienstleistungen der ZBW

einzubinden. Der Wettbewerb mit dem Titel „The EconBiz-Challenge: Ideas for Tomorrow´s Eco-

nomists” wurde an dem Suchportal EconBiz ausgerichtet und über eine Online-Plattform ab-

gewickelt (http://zbw.neurovation.net), die in Abbildung 3 zu sehen ist. Der Wettbewerb wurde

von einem Moderationsteam der ZBW begleitet, das den Ideenwettbewerb täglich beobachte-

te und bei Bedarf aktiv wurde. Die Hauptzielgruppen waren Studierende und Forschende der

Wirtschaftswissenschaften, Personen aus der IT-Entwicklung und Web 2.0-Begeisterte. Um ver-

schiedene Zielgruppen anzusprechen, wurden zwei unterschiedliche Fragestellungen formuliert.

Insbesondere am Anfang wurden Marketingmaßnahmen durchgeführt, um den Ideenwettbe-

werb bei den Zielgruppen bekannt zu machen. Dazu zählten u.a. Pressemitteilungen, Newsletter,

Social Networking bei Facebook und XING.

Literatur:

Badawy, M. K., Is open innovation a field of study or a communication barrier to theory development? A per-spective, in: Technovation 31 (2011) 1, 65–67.

Chesbrough, H. W., Open Innovation: The New Imperative for Creating and Profiting from Technology, Boston, MA, 2003.

Diener, K./PilIer, F., The Market for Open Innovation – In-creasing the efficiency and effectiveness of the innovati-on process, The RWTH Open Innovation Accelerator Sur-vey 2009, Online im Internet: URL: <http://www.stiftung-industrieforschung.de/images/stories/dokumente/for-schung/inno_manag/OIA_Marketstudy_Abstract.pdf> (Abruf 06.07.2011).

Enkel, E./Gassmann, O./Chesbrough, H., Open R&D and open innovation: exploring the phenomenon, in: R&D Ma-nagement 39 (2009) 4, 311-316.

Gassmann, O./Enkel, E., Open Innovation - Die Öffnung des Innovationsprozesses erhöht das Innovationspoten-zial, in: Zfo – Zeitschrift für Führung und Organisation 75 (2006) 3, 132-138.

Gassmann, O./Enkel, E., Open Innovation Forschung - Forschungsfragen und erste Erkenntnisse. Online Wor-king Paper, Institut für Technologiemangagement, Uni-versität St. Gallen, o. J., 1-21, Online im Internet: URL: <www.alexandria.unisg.ch/EXPORT/DL/20410.pdf> (Abruf 05.07.2011).

Gassmann, O./Enkel, E./Chesbrough, H., The future of open innovation, in: R&D Management 40 (2010) 3, 213-221.

Gassmann, O./Widenmayer, B., Open Innovation: Vom Schlagwort zum praktischen Tool, in: Technische Rund-schau (2010) 2, S. 56-57.

Georgy, U., Erfolg durch Innovation - Strategisches Inno-vationsmanagement in Bibliotheken und öffentlichen In-formationseinrichtungen, in: Fuhlrott, R./Krauß-Leichert, U./Schütte, C.-H. (Hrsg.) B.I.T.online – Innovativ Band 29, Wiesbaden 2010a.

Georgy, U., Das Innovationsmanagement deutscher Bib-liotheken – Stellenwert und Entwicklungsstand. Abstract zur Präsentation im Rahmen der 11. InetBib-Tagung vom 14. bis 16. April, Zürich 2010b, Online im Internet: URL: <http://hdl.handle.net/2003/27134> (Abruf 06.07.2011).

Habicht, H./Möslein, K. M./Reichwald, R., Open Innovation: Grundlagen, Werkzeuge, Kompetenzentwicklung, in: Infor-mation Management und Consulting 26 (2011) 1, 44-51.

Hennecke, J., Innovationsmanagement in Bibliotheken – Bericht über eine Fortbildungsveranstaltung, in: Biblio-theksforum Bayern 05 (2011), S. 82-86.

Hilgers, D./Burkhart, T./Piller, F./Wuhrmann, J. C., Strate-gisches Controlling für Open Innovation - Konzeptioneller Rahmen am Fallbeispiel Henkel, in: Controllling – Zeit-schrift für Erfolgsorientierte Unternehmenssteuerung 23 (2011) 2, 84-90.

Huizingh, E. K. R. E., Open innovation: State of the art and future perspectives, in: Technovation 31 (2011) 1, 2-9.

Köck, A. M., Ein Ansatz zur Steigerung der kreativen Leistung bei der Ideengenerierung mittels eines compu-terbasierten Kreativitätstools – Integration betriebswirt-schaftlicher und psychologischer Erklärungsansätze unter Berücksichtigung des Flow-Konzepts, Dissertation, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich, 2008.

Köck, A. M./Tochtermann, K./Willfort, R., Kreative Geister: Innovationsplattformen im Web, in: wissensmanagement – Das Magazin für Führungskräfte (2008) 4, 32-34.

Reichwald, R./Piller, F., Interaktive Wertschöpfung. Open Innovation, Individualisierung und neue Formen der Ar-beitsteilung, 2. Auflage, Wiesbaden 2009.

Reichwald, R./Piller, F. T., Interaktive Wertschöpfung. Open Innovation, Individualisierung und neue Formen der Arbeitsteilung, Wiesbaden 2006.

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Fortsetzung Literatur:

Tochtermann, K./Dösinger, G./Willfort, R., Innovation und Kreativität in der Wissensgesellschaft, in: Willfort, R./ Tochtermann, K./Neubauer, A. (Hrsg.) Creativity@Work für Wissensarbeit – Kreative Höchstleistungen am Wis-sensarbeitsplatz auf Basis neuester Erkenntnisse der Gehirnforschung, Aachen 2007, 5-15.

van de Vrande, V./de Jong, J. P. J./Vanhaverbeke, W./de Rochemont, M., Open innovation in SMEs: Trends, moti-ves and management challenges, in: Technovation 29 (2009) 6-7, 423–437.

von Hippel, E., Lead Users: A Source of Novel Product Concepts, in: Management Science 32 (1986) 7, 791-805.

Waldvogel, P., „Open Innovation in libraries“ und die Um-setzung in der Zentralbibliothek des Forschungszent-rums Jülich – Einsatz der Lead-User-Methode zur Ent-wicklung eines innovativen Produkts unter Einbezug von Wissenschaftlern. Diplomarbeit, Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Chur 2008.

Wallin, M./von Krogh, G., Organizing for Open Innovation: Focus on the Integration of Knowledge, in: Organizational Dynamics 39 (2010) 2, 145-154.

Wecht, C. H., Frühe aktive Kundenintegration in den In-novationsprozess, Dissertation Nr. 3117, Universität St. Gallen, Hochschule für Wirtschafts-, Rechts- und Sozial-wissenschaften (HSG), Wien 2005.

Im Zuge des Wettbewerbs wurden insgesamt 105 Ideen eingereicht, die anschließend durch die

Community bewertet wurden. In einem zweiten Schritt wurden die am besten bewerteten Ideen

einer Experten-Jury vorgestellt. Bei der Gewinneridee – ein sogenannter „Online Call Organizer“

– geht es darum, sicherzustellen, dass ein Wirtschaftswissenschaftler über alle relevanten Calls

oder Deadlines in seinem Tätigkeitsfeld informiert wird.

Als weiterführende Maßnahme nach dem Ideenwettbewerb wurde im Mai 2011 ein Lead-User-

Workshop veranstaltet, in dem die Siegeridee gemeinsam mit den Gewinnern des Ideenwettbe-

werbs sowie Mitarbeitern der ZBW weiterentwickelt wurde. Unterstützt wurde die ZBW in die-

sem Prozess durch einen Service-Design-Studenten der Macromedia-Hochschule in München,

der bereits im Vorfeld Interviews mit Wirtschaftswissenschaftlern führte, um den Workshop ge-

zielt auf die für die Zielgruppe relevanten Fragestellungen auszurichten. Die Erkenntnisse aus

dem Workshop resultierten in einem Konzeptvorschlag, der in der Roadmap für das Portal Econ-

Biz berücksichtigt wurde. Alle weiteren Ideen aus dem Ideenwettbewerb werden sukzessive auf

deren Umsetzbarkeit geprüft. Dabei kann es wiederum sinnvoll sein, externe Stakeholder im

Sinnes des Open-Innovation-Ansatzes einzubeziehen.

Welchen Reifegrad weist die ZBW als Organisation mit ihren Open-Innovation-Aktivitäten auf

und in welche Richtung könnte eine Weiterentwicklung gehen? Zur Analyse eignet sich das Ma-

Abb. 3: Das Suchportal EconBiz (www.zbw.neurovation.net)

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Innovations-Methoden und -Modelle management 25

Open Innovation Maturity

Prozessgebiete

1) Strategisches Innovations- management

2) Innovationsprozess 3) Kompetenzen und Fähigkeiten

Maturity Level 0

u OI ist nicht in Strategie verankert

u eine innovationsfreundliche Kultur kann vorhanden sein

u OI-Strukturen existieren nicht

u OI sind keine Ressourcen gewidmet

u es existiert kein OI-Prozess

u entsprechende Öffnungs-, Aneig-nungs- und Integrationskompetenz besteht nicht

u für OI notwendige individuelle Kompetenzen können bestehen, werden jedoch nicht genutzt

Maturity Level 1

u Formulierung eines konkreten Innovationsziels

u Festlegung und Kommunikation von Verantwortlichkeiten

u Bereitstellung von Ressourcen

u Bewertung von OI anhand weniger Input- und Outputgrößen

u ein OI-Prozess ist definiert u Erprobung von Methoden zur Entwicklung individueller Fähig-keiten und Kompetenzen in den Bereichen Technik, Leadership und Boundary Spanning

Maturity Level 2

u eine übergreifende OI-Strategie existiert

u ein Wandel der Unternehmenskultur ist initiiert

u Verantwortlichkeiten sind strukturell institutionalisiert

u die Bereitstellung von Ressourcen folgt einem standardisierten Prozess

u Bewertung der Projekte anhand etablierter Input-, Output- sowie Kompetenzentwicklungsindikatoren

u Entwicklung und Einsatz ver- schiedener Werkzeuge, Tech- nologien und Methoden für OI

u Entwicklung von Ansätzen zur Erhebung und Förderung der Öffnungs-, Aneignungs- und Integrationskompetenz

u systematische Förderung indivi- dueller Kompetenzen und Fähigkei-ten in den Bereichen Technik, Leadership und Boundary Spanning

Maturity Level 3

u OI-Strategie ist in der Unterneh-mensstrategie verankert

u die Unternehmenskultur ist günstig für OI

u OI-Verantwortliche bilden ein akti-ves Netzwerk

u ein System zur kontinuirlichen Verbesserung ist implementiert

u Konsolidierte, systematische Ver-wendung von Werkzeugen, Tech- nologien und Methoden

u systematische Entwicklung der Öffnungs-, Aneignungs- und Integrationskompetenz

u Konsolidierte und institutionalisierte Kompetenzentwicklung für Mit-arbeiter

Abb. 4: Das Maturity-Modell von Habicht et al. (2010, S. 49)

turity-Modell von Habicht et al., das in Abbildung 4 nach drei Prozessgebieten gegliedert darge-

stellt ist. Auf Basis dieser Darstellung befindet sich die ZBW derzeit zwischen Maturity Level 1

und 2; angestrebt wird mittel- bis langfristig die Erreichung von Maturity Level 3.

Dabei ist für die ZBW neben der nachhaltigen Verankerung einer Open-Innovation-Strategie in

der Organisationsstrategie insbesondere die Systematisierung von Open-Innovation-Maßnah-

men in Form eines Open-Innovation-Modelles von Bedeutung.

Ansätze zu einem Open-Innovation-Modell für BibliothekenAus der Anwendung von Open Innovation in der ZBW heraus stellt sich die Frage: „Wie sieht ein

ganzheitliches, wissenschaftlich fundiertes Modell für Open Innovation über den gesamten Inno-

vationsprozess aus, mit dessen Hilfe externe Stakeholder gezielt in den Innovationsprozess im

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Sinne eines Open-Innovation-Ansatzes eingebunden werden können?“ Die Entwicklung eines

durchgängigen Modells für Open Innovation könnte die Planung von Open-Innovation-Aktivitäten

der ZBW unterstützen und als Orientierung für andere Bibliotheken dienen.

Die Vorgehensweise für den Aufbau des ZBW-Open-Innovation-Modells ist bottom up, d.h. es

werden zunächst Einzelmaßnahmen gesetzt, um für die Domäne der ZBW zu prüfen, welche

Methoden und Werkzeuge sich für welche Phasen des Innovationsprozesses eignen. Dazu wird

derzeit in einem ersten Schritt konzeptionell ein Maßnahmenkatalog für Open Innovation er-

stellt, der das bereits eingangs erwähnte ausgewogene Verhältnis zwischen technology push

und market pull widerspiegeln soll. Als eine Möglichkeit zur darauffolgenden Planung der Einzel-

maßnahmen wird das „5-step-model for integrating knowledge in open innovation“ nach Wallin

und von Krogh in Erwägung gezogen.

Eine weitere noch ungelöste Frage in diesem Zusammenhang stellt sich hinsichtlich der Eva-

luierung von Open-Innovation-Aktivitäten. Derzeit scheint es in der Open-Innovation-Forschung

allgemein noch wenige Ansätze dazu zu geben, wie u.a. Hilgers verdeutlicht: „Die Beschäftigung

mit Open Innovation Controlling steht gerade erst am Anfang.“

Ein Schritt auf dem Weg in die Bibliothek der Zukunft Open Innovation ist vor allem durch die Möglichkeiten des Web 2.0 ein interessanter Ansatz,

um externe Stakeholder aktiv in den Innovationsprozess einzubeziehen. In deutschen Bibliothe-

ken bzw. Infrastruktureinrichtungen steckt die praktische Anwendung von Open Innovation noch

in den Kinderschuhen. Als Beispiel für den Beginn einer systematischen Herangehensweise

an Open Innovation wurden die Aktivitäten der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft

vorgestellt und deren Überlegungen zur Entwicklung eines Open-Innovation-Modells skizziert.

Mit ihren Aktivitäten in diesem Bereich verfolgt die ZBW das Ziel, hochinnovative Produkte und

Dienstleistungen Kunden der Einrichtung zur Nutzung bereitzustellen. Dafür werden in der ZBW

praktische Open-Innovation-Projekte durchgeführt, die eng mit den Forschungsaktivitäten der

ZBW gekoppelt sind. Die Arbeiten der ZBW sollen einen Beitrag für die Entwicklung eines Open-

Innovation-Modells für Bibliotheken leisten.

Kontakt:

Dr. Anna Maria Köck New Media Technologies & Leitung Stabsstelle Marketing ZBW – Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft Neuer Jungfernstieg 21 20354 Hamburg Tel.: +49 40 428 34-359 Fax: +49 40 428 34-299 E-Mail: [email protected]

Summary

This article summarizes the potential of open in-novation as a new innovation management ap-proach and its diffusion in German libraries.