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  • Rehabilitation

    Arbeits- und berufsbezogeneOrientierung in der medizinischenRehabilitation

    > Praxishandbuch (3. erweiterte Auflage)

    Teil 2 von 3

  • 157

    6.3 Exemplarische Falldarstellungen zur Kernmanahme Arbeits- und berufsbezogene

    Einzelberatung

    Berufsbezogene sozialrechtliche Einzelberatung Einzelfalldarstellung

    St. Franziska-Stift, Psychosomatische Fachklinik, Bad Kreuznach 158

    Berufsbezogene sozialrechtliche Einzelberatung Einzelfalldarstellung

    salus klinik Friedrichsdorf 163

  • 158

    Berufsbezogene sozialrechtliche Einzelberatung Einzelfalldarstellung

    St. Franziska-Stift, Psychosomatische Fachklinik, Bad Kreuznach

    Psychosomatik

    Zur Illustration der berufsbezogenen sozialrechtlichen Beratung im St. Franziska-Stift wird im Folgen-

    den ein Fallbeispiel geschildert.

    Angaben zum Rehabilitanden.

    Alter (Jahre) 43

    Geschlecht weiblich

    Diagnose(n) F41.0 Panikstrung (episodisch paroxysmale Angst);

    F43.1 Posttraumatische Belastungsstrung

    Z. n. Bandscheibenvorfall

    Grad der Behinderung besteht nicht

    Bezeichnung der Ttigkeit Maschinenfhrerin seit 19 Jahren beim gleichen Arbeitgeber; Vollzeit, ausschlielich stehende Ttigkeit, Wechselschicht

    mit Nachtdienst

    Arbeitsunfhigkeit vor Rehabilitation

    16 Wochen und ein stationrer Psychiatrieaufenthalt im Jahr

    vor der Rehabilitation

    Behandlungsaufenthalt/Dauer 10 Wochen stationr

    Anamnese. Vor dem Hintergrund ihrer Lebens- und Lerngeschichte entwickelte die Rehabilitandin

    eine Panikstrung und eine Posttraumatische Belastungsstrung. Sie leidet unter Durchschlafstrun-

    gen mit Alptrumen. Eine schwere Selbstwertproblematik nach Missbrauchssituation durch den Va-

    ter in der Kindheit fhren zu groen Beeintrchtigungen. Die Aktivitten des tglichen Lebens sind

    insbesondere eingeschrnkt beim Auto-, Bus- und Zugfahren, der Einkauf ist nur in bestimmten Ge-

    schften und in Begleitung mglich, der Rckzug aus dem sozialen Umfeld schrnkt die Teilhabe am

    gesellschaftlichen Leben stark ein. Die Teilhabe am Arbeitsleben ist durch die Angst, am Arbeitsplatz

    zu versagen und durch Angst vor den bestehenden Konflikten mit den Kollegen stark eingeschrnkt

    bis ganz aufgehoben.

    Aufgabenstellung der Sozialberatung. Berufliche Wiedereingliederung, Beratung zum Thema

    Schwerbehinderung (s. Verordnungsvordruck, Abbildung 6.27).

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    Abb. 6.27: Vordruck zur Verordnung einer Sozialberatung

    Umfang der Sozialberatung. Vier Termine whrend der Rehabilitation, insgesamt 225 Minuten,

    inklusive eines Betriebsbesuchs.

    Behandlungsverlauf in der Sozialberatung. Die Zuweisung der Rehabilitandin zur Sozialberatung

    erfolgte nach dem Erstgesprch mit der Bezugstherapeutin und den Ergebnissen aus dem Screening

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    der Basisdokumentation. Durch die starke Einbindung der Sozialtherapeuten in das Behandlungs-

    team sind vor dem Erstgesprch mit den Sozialtherapeuten die soziale- und berufliche Anamnese

    berwiegend bekannt.

    Whrend der Rehabilitation nahm die Rehabilitandin an der psychoedukativen Gruppe Konflikte am

    Arbeitsplatz teil (KTL-Code D 059). Lsungsanstze zu den individuellen berufsbezogenen Problemen

    konnten darauf aufbauend in der Einzelsozialberatung erarbeitet werden (KTL-Code D 021). Da der

    Arbeitgeber der Rehabilitandin ber die Art der Rehabilitation nicht informiert war und von Seiten

    der Rehabilitandin selbst zu Anfang groe Bedenken gegenber einer psychosomatischen Rehabilita-

    tion bestanden, war es zunchst notwendig, die Bedenken zu bearbeiten und die Rehabilitandin da-

    hingehend zu motivieren, sich mit dem Thema beruflicher Wiedereinstieg zu beschftigen (KTL-Code

    D 021). Dies gelang ihr im Rehabilitationsverlauf zunehmend.

    Da die Rehabilitandin zwischenzeitlich Kontakt zu einer Arbeitskollegin (Freundin) hatte und von ei-

    ner bevorstehenden Kurzarbeit die Rede war, kam eine groe Verunsicherung auf und der Druck, mit

    dem Arbeitgeber in Kontakt zu treten, stieg an. Die Rehabilitandin bentigte hierbei professionelle

    Untersttzung sowohl bei der telefonischen Kontaktaufnahme als auch bei der Vorbereitung auf das

    Betriebliche Eingliederungsmanagement (KTL-Code D 031). Dies erfolgte insbesondere vor dem sozi-

    alrechtlichen Hintergrund (SGB IX 84). Ziel war es, ihre noch bestehenden gesundheitlichen Ein-

    schrnkungen am Arbeitsplatz genau zu benennen und ihre neuen Strken aufzeigen zu knnen.

    In der letzten Woche der Rehabilitation konnte ein Gesprch mit Arbeitgeber, Betriebsrat, Schwer-

    behindertenvertreter der Rehabilitandin und der Sozialarbeiterin aus der Reha-Klinik vereinbart und

    durchgefhrt werden. Hierbei wurden die bestehenden ngste der Rehabilitandin benannt und es

    wurde gemeinsam eine Mglichkeit der Wiedereingliederung erarbeitet (KTL-Code D 035). Am Ende

    des Gesprchs stand ein innerbetrieblicher Wechsel als Lsung an.

    Da die Rehabilitandin sehr misstrauisch war, dem Frieden nicht ganz traut und sie im Umgang mit

    Konflikten am Arbeitsplatz die erarbeiteten Strategien durch die Anwendung im konkreten Fall erler-

    nen musste, schien am Ende der Rehabilitation eine Stufenweise Wiedereingliederung mit Fallbeglei-

    tung (durch die DRV Rheinland Pfalz mglich) als Untersttzung und Sicherung des Rehabilitations-

    erfolges notwendig. Die Rehabilitandin sah ebenfalls weiteren Beratungsbedarf und willigte in die

    Fallbegleitung ein (KTL-Code D 043). Bei Problemen eine Beratung durch eine Person ihres Vertrau-

    ens, die in den Reha-Verlauf einbezogen war, aufsuchen zu knnen, gab der Rehabilitandin die Si-

    cherheit und Zuversicht, den beruflichen Wiedereinstieg zu schaffen.

    Die Rehabilitandin wurde ber die Mglichkeiten eines Antrages auf Schwerbehinderung informiert,

    ihr wurden dazu Entscheidungshilfen gegeben sowie der zustndige Integrationsfachdienst (IFD) Be-

    rufsbegleitung benannt (KTL-Code D 026). Da sich Frau A. noch unsicher war, ob sie einen Antrag auf

    Schwerbehinderung stellen mchte, wurde noch kein Kontakt zum IFD aufgenommen.

    Entlassungsform. Arbeitsunfhig mit der Empfehlung einer Stufenweisen Wiedereingliederung mit

    Fallbegleitung ber fnf Wochen.

  • 161

    Der Ablauf einer Sozialberatung ist in Abbildung 6.28 zusammenfassend dargestellt.

    Abb. 6.28: Ablauf und Themenschwerpunkte einer Sozialberatung im St. Franziska-Stift,

    Psychosomatische Fachklinik, Bad Kreuznach

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    Ansprechpartner Eleonore Anton (Dipl.-Sozialarbeiterin)

    Psychosomatische Fachklinik St. Franziskastift

    Franziska-Puricelli-Str. 3

    55543 Bad Kreuznach

    [email protected]

    www.fransziska-stift.de

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    Berufsbezogene sozialrechtliche Einzelberatung Einzelfalldarstellung

    salus klinik Friedrichsdorf

    Abhngigkeitserkrankungen

    Zur Illustration der berufsbezogenen sozialrechtlichen Beratung in der salus klinik Friedrichsdorf wird

    im Folgenden ein Fallbeispiel geschildert.

    Angaben zum Rehabilitanden.

    Alter (Jahre) 35

    Geschlecht mnnlich

    Diagnose(n)

    F10.2 Alkoholabhngigkeitssyndrom

    F90.0 ADHS

    F43.1 Posttraumatische Belastungsstrung

    F33.0 rezidivierende depressive Strung, gegenwrtig leichte Episode

    M50 Z.n. Bandscheibenvorfall im HWS-Bereich

    Grad der Behinderung besteht nicht

    Bezeichnung der Ttigkeit Rettungssanitter seit ca. 3 Jahren in Vollzeit, hohe

    Stressbelastung, wechselnde Schichten

    Arbeitsunfhigkeit vor Rehabilitation 9 Monate

    Behandlungsaufenthalt/Dauer 14 Wochen (Entwhnungsbehandlung)

    12 Wochen (Adaption)

    Anamnese. Der Rehabilitand berichtet, dass er bereits in seiner Kindheit durch seine ausgeprgte

    Impulsivitt, Hyperaktivitt und Aufmerksamkeitsstrungen aufgefallen sei. Er habe im Kindergarten

    und spter in der Schule erhebliche Probleme gehabt. Seine Mutter, die der Rehabilitand einerseits

    als berbehtend, andererseits aber auch als ausgeprgt impulsiv und jhzornig beschreibt, habe ihn

    hufig angeschrien und geschlagen, wenn es mit den Hausaufgaben nicht geklappt habe. Es habe

    zu Hause ein ausgeprgter Leistungsdruck geherrscht. In der Schule sei er ein Auenseiter gewesen

    und sei von seinen Mitschlern ausgegrenzt worden. Seine schulische und berufliche Entwicklung sei

    von starken Leistungsschwankungen gekennzeichnet gewesen. Zwei Ausbildungen habe er abgebro-

    chen. Immer wieder habe er sich berfordert gefhlt und den Eindruck gehabt, dass er die Belastun-

    gen nicht aushalten knne.

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    Der Rehabilitand beschreibt, dass es im Rahmen seiner Ttigkeit im Rettungsdienst immer wieder zu

    Extremsituationen gekommen sei, bei denen er als Ersthelfer mit dem Tod oder mit schwersten Ver-

    letzungen und Verstmmelungen konfrontiert worden sei. Er habe sich dabei hufig ohnmchtig und

    hilflos gefhlt und Fluchtimpulse gehabt, jedoch stets professionell gehandelt. Er habe allerdings

    keine Mglichkeit gehabt, diese Ereignisse angemessen zu verarbeiten. Er empfinde seinen Beruf

    durch die teilweise extremen Situationen und die hohe Verantwortung psychisch als sehr belastend.

    Er knne sich nicht mehr von der Arbeit abgrenzen und leide unter wiederkehrenden Bildern und

    Alptrumen. Die beruflichen Belastungen sehe er als Auslser fr die Suchterkrankung, welche seit

    ca. 3 Jahren bestehe. Den Alkohol habe er vor allem zum Abschalten und zur Beruhigung nach der

    Arbeit eingesetzt. Vor ca. drei J