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Arbeitsheft 1 PUTZTECHNIK Putz – Putzen eines Wohnraums 1. Einleitung Ohne Putz kommt fast kein Raum aus. Putz schützt den Untergrund und dient gleichzeitig als Haftgrund für Tapeten, Anstriche oder anderer Putzbeschichtungen. Zudem reguliert Putz das Raumklima. Durch seine Fähigkeit, Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft aufzunehmen und wieder abzugeben, erhöht er die Wohnqualität und dank seiner Alkalität verhindert er aktiv ungesunden Schimmelbewuchs. Neben seiner funktionalen Seite setzt er dank unterschiedlicher Strukturen und Farbe der Kreativität keine Grenzen. So kann Putz nicht nur die Exklusivität, sondern gerade auch die Individualität eines Raumes betonen. 2. Anwendungsbereiche Innenputz Innenputze werden in öffentlichen Gebäuden und Büros meist mit Gipsputz ausgeführt und dienen als Untergrund für Tapeten, Strukturputze oder sonstige Wandbeläge. Bessere bauphysikalische Eigenschaften besitzen Kalkputze, die das Raumklima durch ihre Eigenschaften günstig beeinflussen. Das betrifft die Aufnahme und Abgabe von Wasserdampf und das Wachstum von Schimmel, welches durch die hohe Alkalität des Putzes vermindert wird. Bei stark beanspruchten Gebäudeteilen wie Treppenhäuser, Keller, Bäder oder Feuchträume kommen Kalkzement- und Zementputze zur Anwendung. STUCKATEUR ARBEITSHEFT 1 LERNFELD 1 (PUTZTECHNIK) Lernfeld 1 PUTZ In diesem Heft 1. Einleitung Putz 2. Anwendungsbereiche 3. Definitionen ff 4. Putzarten und ihr Material 5. Putzmörtelgruppen, Mischungsverhältnisse 6. Mineralische Putze 7. Organische Putze 8. Putzgrund, Haftbrücke, Putzträger, Putzbewehrung Separate Dokumente Projekt Putzen eines Innenraums (Anlage) Testfragen (Anhang) Spezialunterlagen Knauf Dieses Arbeitsheft steht in Verbindung mit dem Lehrmittel „Grundlagen Trockenbau“ und den anderen Arbeitsheften des Lernfeldes 2,3 und 4 sowie mit dem Projektheft zum Lernfeld 1

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Arbeitsheft 1 PUTZTECHNIK

Putz – Putzen eines Wohnraums 1. Einleitung Ohne Putz kommt fast kein Raum aus. Putz schützt den Untergrund und dient gleichzeitig als Haftgrund für Tapeten, Anstriche oder anderer Putzbeschichtungen. Zudem reguliert Putz das Raumklima. Durch seine Fähigkeit, Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft aufzunehmen und wieder abzugeben, erhöht er die Wohnqualität und dank seiner Alkalität verhindert er aktiv ungesunden Schimmelbewuchs.

Neben seiner funktionalen Seite setzt er dank unterschiedlicher Strukturen und Farbe der Kreativität keine Grenzen. So kann Putz nicht nur die Exklusivität, sondern gerade auch die Individualität eines Raumes betonen.

2. Anwendungsbereiche Innenputz Innenputze werden in öffentlichen Gebäuden und Büros meist mit Gipsputz ausgeführt und dienen als Untergrund für Tapeten, Strukturputze oder sonstige Wandbeläge. Bessere bauphysikalische Eigenschaften besitzen Kalkputze, die das Raumklima durch ihre Eigenschaften günstig beeinflussen. Das betrifft die Aufnahme und Abgabe von Wasserdampf und das Wachstum von Schimmel, welches durch die hohe Alkalität des Putzes vermindert wird. Bei stark beanspruchten Gebäudeteilen wie Treppenhäuser, Keller, Bäder oder Feuchträume kommen Kalkzement- und Zementputze zur Anwendung.

STUCKATEUR ARBEITSHEFT 1 LERNFELD 1 (PUTZTECHNIK)

Lernfeld 1 PUTZ

In diesem Heft

1. Einleitung Putz

2. Anwendungsbereiche

3. Definitionen ff

4. Putzarten und ihr Material

5. Putzmörtelgruppen,

Mischungsverhältnisse

6. Mineralische Putze

7. Organische Putze

8. Putzgrund, Haftbrücke,

Putzträger, Putzbewehrung

Separate Dokumente

• Projekt Putzen eines

Innenraums (Anlage)

• Testfragen (Anhang)

• Spezialunterlagen Knauf

Dieses Arbeitsheft steht in Verbindung mit dem

Lehrmittel „Grundlagen Trockenbau“ und den anderen Arbeitsheften des Lernfeldes

2,3 und 4 sowie mit dem Projektheft zum Lernfeld 1

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Aussenputz Aussenputze bzw. Aussenwandputzsysteme schützen das Mauerwerk dauerhaft vor Witterungseinflüssen. Die Putzdicke sowie eine Kombination von Festigkeit und wasserabweisender Wirkung des Putzes gewährleisten diese Schutzwirkung. – Aussenputze schützen also die Wand vor Witterungseinflüssen und erfüllen gleichzeitig Anforderungen an die Gestaltung der Fassade. Der optischen Gestaltung des Putzes sind keine Grenzen gesetzt. Die Bandbreite geht von der einfachen Glattputzfassade, Kratzputz, Spritzputz, Münchener Rauhputz bis hin zu frei strukturierte Putzen wie altdeutsche Putze, Kirchenputze und Antikputze. Schmuckelemente wie Nuten, Gesimse, Umrahmung und Ornamente können zudem das Erscheinungsbild einer Fassade aufwerten. 4. Putzarten und ihr Material

Putze (auch Mauer- oder Putzmörtel) können aus vielerlei Materialien bestehen. Traditionell bestehen sie aus Bindemittel, Gesteinskörnung mit höchstens 4 mm Korngröße und Wasser. Quarzsand, Kies, Gesteinsmehle und Ziegelsplitt sind mineralische Gesteinskörnungen. Zusatzstoffe wie Stroh, Tierhaar, Glasfaser und -

mehl und andere Materialien werden oft zur Armierung, Strukturbildung oder Farbgebung zugegeben und Leichtzusatzstoffe wie Vermiculit, Schaumglasgranulat, Kork, Blähton, EPS u. a., um die Wärmeleitfähigkeit herabzusetzen. Vergütungen und Additive wie z. B. Kunststoffe regulieren die technischen Eigenschaften. Der Verwendungszweck bestimmt das Mischungsverhältnis von Bindemitteln, den zugegebenen Gesteinskörnungen, Zusatzstoffen, Additiven und dem Anmachwasser. Als Bindemittel kommen organische und anorganische Bindemittel zum Einsatz. Die Mörtel-Gesteinskörnungen liegen bei <4mm Größkorn.

3. Definitionen (1)

Baustoffe

Baustoffe sind Werkstoffe (Rohstoffe, Hilfsstoffe oder Halbzeuge), die zum Errichten von Bauwerken und Gebäuden benutzt werden.

Bindemittel

Bindemittel sind Stoffe, durch die feste Stoffe (z.B. Pulver, Sande oder Kiese) miteinander verklebt werden. Bindemittel werden meist in flüssiger oder pastöser Form den zu bindenden Füllstoffen zugesetzt, erhärten und bilden feste Baustoffe.

In der Bauindustrie unterscheidet man zwischen

• hydraulischen Bindemitteln, die sowohl an der Luft als auch unter Wasser härten (z.B. Zement, Mischbinder, hydraulischer Kalk, Putz- und Mauerbinder auf Zement-Basis)

• nichthydraulischen Bindemitteln (auch Luftbindemittel), die nur an der Luft härten (z.B. Luft-kalke, Gips, Magnesiabin-der, Lehm). Nichthydrau-lische Bindemittel sind im erhärteten Zustand bedingt wasserbeständig.

Mörtel

Verarbeitungsbereiter, ange-machter Mörtel besteht aus einer Mischung von Bindemitteln, Gesteinskörnungen, Zusatzstoffen, Additiven und Wasser.

Je nach Verwendung verändert sich die Mischung aller Mörtelbestandteile.

Mörtel werden in der Regel nach dem verwendeten Bindemittel oder nach der Anwendung bezeichnet.

Merke: Gipsmörtel kann auch ohne Gesteinskörnungen auskommen.

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Baustoffe im Überblick

Unterscheidung der Putze Unterscheidet man Putz-Mörtel nach Material, ist die Unterscheidung nach dem Bindemittel gemeint, da dieses einen entscheidenden Einfluss auf die Eigenschaften und den Verwendungszweck des Putzes hat. Bindemittel Bindemittel sind Stoffe, welche eine Mischung mineralischer Stoffe zu einem Verbundwerkstoff – wie einem Verputz – verkitten. Die Bindemittel werden unterschieden nach:

• organisch gebundene Putze (mit organischen Bindemitteln: Bitumen, Kunststoffe, Kunstharze).

• mineralisch gebundene Putze (mit anorganischen Bindemitteln wie Kalk, Gips, Zement, Lehm oder Silikat; häufig Kalk/Zement-Mischungen, um die Verarbeitungseigenschaften zu verbessern),

Die mineralischen Bindemittel werden in zwei Hauptgruppen unterteilt:

• Lufterhärtende (nichthydraulische) Bindemittel. Sie erhärten nur an der Luft (benötigen zum Teil CO2) und müssen deswegen partiell austrocknen. Sie sind im erhärteten Zustand wasserlöslich.

• Hydraulische Bindemitte. Sie erhärten an der Luft aber auch unter Wasser und sind im erhärteten Zustand wasserbeständig.

3. Definitionen (1) Putze nach Bindemittel

• Gipsputze • Kalkputze • Zementputze • Kalk-Zementputze • Kunstharzputze • Lehmputze

Putze nach Anwendungsgebiet

• Innen- oder Außenputze

Putze nach Oberfläche

• Gefilzter oder geglätteter Putz

• Reibeputz • Kellenstrichputz • Kellenwurfputz • Spritzputz • Kratzputz • Wärmedämmputz • …

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Übersicht Bindemitteleinteilung

Gips Hauptrohstoff ist der in der Natur vorkommende Gipsstein: CaSO4 · 2H2O (Calciumsul-fat-Dihydrat). Er enthält zwar einen Wasseranteil, der fest in seine Kristallstruktur eingebunden ist. Man findet ihn als harten, dauerhaften und beinahe porenlosen Stein. Er wurde bei der Eintrocknung prähistorischer Seen ausgeschieden. Der Baustoff (Bindemittel) Gips wird aus der in der Natur vorliegenden Form CaSO4·2H2O durch Entzug des Kristallwassers hergestellt. Man erhitzt die vorher gemahlenen Gesteine in einem „Brennvorgang“ und treibt so das Wasser aus dem Rohstoff. Anhydrid ist ebenso Gips, allerdings ist er komplett wasserfrei. Man findet ihn auch als natürlichen Stoff, er wird aber auch synthetisch hergestellt. Zur Abwendung kommt er als Mörtelmischungsanteil und sonst vorwiegend als Estrichgips. Gipsherstellung Die Herstellung von Gips nutzt sowohl natürliche Vorkommen (Gipsstein, Alabaster, Fasergips, Marienglas) wie auch synthetische Gips (REA-Gips, gewonnen aus RauchgasEntschwefelungsAnlagen von Kraftwerken und Müllverbrennungsanlagen).

3. Definitionen (2) Gips

Gips und Anhydrid-Abbau Als mineralischer Stein verfügt Gips über eine geringe Wärmeleitfähigkeit und unterstützt den Brandschutz hervorragend, denn es finden sich wiederum zwei Wassermoleküle, die nur physikalisch ins Kristallgitter des Calciumsulfats eingebunden sind (CaSO4·2H2O). Gipsmörtel wird für Putz-, Stuck- und Rabitzarbeiten angewendet und wird auch in Gipskartonplatten und Gipsbauplatten verarbeitet.

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Brennen von Gips Durch Erhitzen (Brennen) des in der Natur vorliegenden Gipssteins (CaSO4·2H2O) im Gipskocher, Drehofen, im Rostbandverfahren oder Autoklav erreicht man die verschiedenen Hydratstufen des Gipses, die für verschiedene Einsatzbreiche gebraucht werden.

Austreiben des Kristallwassers Das Brennen bewirkt das Austreiben des Kristallwassers aus dem Rohstoff. Dabei findet keine chemische Veränderung statt. Hingegen wird die kristalline Struktur des Gipssteins aufgebrochen, die Kristalle zerfallen.

Gibt man später in der Verarbeitung des Gipses als Bindemittel Wasser zum Gipspulver, kommt es wieder zur Kristallbildung und damit zur Verfilzung und Verfestigung des Gipses. Dabei ist übrigens eine geringe Volumenzunahme zu beobachten (z.B. bei Stuckgips ca. 1 Vol.-%). Hydratstufen (Formen des Gipses)

Formel chemische Bezeichnung Brennen bei °C sonstige Bezeichnung

CaSO4 • 2 H2O Calciumsulfat-Dihydrat — Rohgips, Gipsstein

CaSO4 • 1/2 H2O Calciumsulfat-Halbhydrat 120 bis 180 Halbhydrat, Stuckgips

CaSO4 Anhydrit III 120 bis 300 CaSO4 Anhydrit II 300 bis 500 Marmorgips

CaSO4 Anhydrit I etwa 1200 Estrich, totgebrannter Gips

3. Definitionen (3) Gips

Mikroskop-Bild: Gipskristalle Die porige Struktur des Gipses begünstigt das Einlagern von Feuchtigkeit aus der Umge-bungsluft (bis zu 40 Masse-%), die bei sinkender Umgebungs-feuchtigkeit, wieder abgegeben wird. Gipsputze sind deshalb besonders feuchtigkeits-regulierend. Das eingelagerte und das kristallin gebundene Wasser bewirken zudem einen her-vorragenden Brandschutz. Verstärkt wird diese Wirkung durch die nach dem Austreiben des Wassers verbleibende porige Struktur. Aus dieser Struktur resultiert eine niedrige Wärmeleitfähigkeit und eine gute Wärmedämmwirkung. Wird Gips allerdings dauernder Feuchtigkeit ausgesetzt, wird die kristalline Struktur zerstört und der Gips verliert rasch seine Festigkeit. Gipsmörtel ist verschieden zusammengesetzt: als reiner Gipsmörtel, Gipssandmörtel oder Gipskalkmörtel. Gips wird auch als Zusatz bei der Zementherstellung eingesetzt (reguliert die Erstarrungsreak-tion). Merke: Baugipse dürfen mit Luftkalken, aber niemals mit hydraulischen Bindemitteln wie z.B. Zement oder hydraulischen Kalken vermischt bzw. verarbeitet werden (Probleme sind: Sulfattreiben, Kristallwasser-anreicherung).

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Kalk Kalk ist Calciumoxid (CaO) oder Calciumhydroxid (Ca(OH))2. Speziell als Baukalk gilt Kalk, der im Bauwesen verwendet wird. Dazu gehören: Ungelöschter Kalk Calciumoxid (CaO), auch gebrannter Kalk, Branntkalk, Kalkerde oder Ätzkalk, ein weißes Pulver, das mit Wasser unter starker Wärmeentwicklung reagiert, dadurch wird es zu Calciumhydroxid (gelöschter Kalk). , Gelöschter Kalk – Kalkhydrat/Luftkalk Calciumhydroxid (Ca(OH)2, auch: gelöschter Kalk, Löschkalk, Hydratkalk) ist das Hydroxid des Calciums und entsteht unter starker Wärmeentwicklung beim Versetzen von Calciumoxid (CaO, siehe oben) mit Wasser (Kalklöschen). Verwendung für Kalkputze durch Mischen mit Sand. Dieser Kalk ist widerstandsfähig gegen Witterungseinflüsse, erhärtet aber nur an der Luft, denn es braucht dazu CO2 und geringe Feuchte, um H2CO3 zu bilden. Weißkalk Calciumoxid (CaO), aus Kalkstein durch Mahlen und Brennen unterhalb der Sintergrenze hergestellt. So entsteht ein weißer bzw. hellgrauer Luftkalk, der nur maximal 10 % Eisenoxid, Tonerde oder Kieselsäure enthalten darf. Dolomitkalk Dolomitkalk CaO*MgO aus Dolomitstein durch Brennen unterhalb der Sintergrenze hergestellt. Hierbei bildet sich bei ca. 900 °C aus Dolomit (CaMg(CO3)2) gebrannter Dolomit (CaMgO2 = CaO·MgO). Resultat: Hochweißer, gut säureresistenter Baustoff, aber magnesiumhaltig. Hydraulischer Kalk Mischungen von Calciumhydroxid (Kalkhydrat, siehe oben) mit Calciumsilikat oder Calciumaluminat. Mit diesem Bindemittel hergestellter Mörtel kann auch unter Wasser aushärten, da kein Zutritt von Kohlendioxid notwendig ist. Man kann aber auch Kalk mit Zement (hydraulisch), Ziegelmehl, Hüttensand oder Puzzolanen (z.B. Vulkanasche oder Flugasche) mischen. Hydraulischen Kalk aus Kalkstein und Vulkanerde kannten schon die Römer zur Betonherstelllung.

3. Definitionen (4) Kalk-Entstehung

Kalkherkunft

Kalksteinbruch

Korallenriffe und Tierschalen bzw. Skelette aus Kalk Der Luftkalk war über viele Jahrhunderte das wichtigste Mörtelbindemittel. Heute ist er weitgehend durch schnellerhär-tende, hydraulische Bindemittel ersetzt, ist aber wegen seinen besonderen Eigenschaften immer noch wichtig. Hervorzuheben sind: • leichte Verarbeitbarkeit • gute Elastizität des Kalkmörtels

(gleicht kleine Setzungen ohne Rissbildungen aus).

• Ri9ssfreie Aussen- und Innenputze (bei richtiger Verarbeitung), selbst bei starken Temperaturschwan-kungen (wegen der ähnlichen Wärmedehnzahl von Ziegel und Kalksandstein).

• gute Frost- und Wetter-beständigkeit (wegen der geringen Wasserlöslichkeit von CaCO3) Atmungsfähigkeit (wegen Porosität)

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Zement und seine Herstellung

Zement ein künstlich hergestellter Baustoff, der in der Natur nicht vorkommt (im Gegensatz zu Gips, Anhydrit und Kalk). Zement wird bei der Herstellung feingemahlen. Wird das Bindemittel mit Wasser angemacht, wirkt es hydraulisch – es erhärtet an der Luft und unter Wasser. Ausgangsstoffe für die Zementherstellung sind Kalkstein und Ton, aus denen der Zementklinker gebrannt wird. Dabei werden genau ermittelte Anteile von Kalkstein und Ton miteinander vermengt, feingemahlen und im Drehrohrofen bei Temperaturen bis zur Sintergrenze (ca. 1450 °C) gebrannt. Es entsteht ein neuer Stoff, der nach Feinmahlung unter Zugabe von geringen Mengen an Gips – zur Regulierung der Erstarrungszeit – unter Wasserzugabe hydraulisch erhärtet.

Drei Hauptarten Zement: denen 12 Sorten zugeordnet sind.

• CEM I: Portlandzement: aus Portlandzementklinker. • CEM II Portlandkompositzemente: aus Hauptbestandteilen

Portland-zementklinker, Hüttensand, Puzzolan, Flugasche, Ölschiefer, Kalkstein

• CEM III sind Hochofenzemente, die Hochofenschlacke enthalten.

3. Definitionen (5) Zement

Hydraulisches Bindemittel in Form eines fein gemahlenen anorganischen Stoffes.

Mit Wasser angemacht, entsteht ein Zementleim, welcher durch Hydratation (auch unter Wasser) erstarrt und erhärtet und nach dem Erhärten fest und raum-beständig bleibt.

Die hydraulische Erhärtung von CEM-Zementen beruht vorwie-gend auf der Hydratation von Calciumsilikaten. An der Hydratation (Erhärtung) können jedoch auch andere chemische Verbindungen beteiligt sein, wie Aluminate o.a.

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Zementeigenschaften Die unterschiedlichen Hauptbestandteile bewirken die speziellen Eigenschaften und Anwendungsgebiete der Normzemente. Das Erstarren und Erhärten von Zement beruht vor allem auf der chemischen Bindung von Wasser durch die Verbindung 3CaO • Al2O3 und 3CaO • SiO2. Es bilden sich dabei kristalline Hydrate, welche das Gemenge zu einem festen Gefüge verfilzen und die Gesteinskörnungen verkitten. Die Erhärtungsreaktionen von Zement ist recht kompliziert und bisher nich nicht in allen Bereichen völlig geklärt sind. Kalkreiche Zemente wie z.B. der Portlandzement bewirken durch den hohen Anteil an Calciumhydroxid (Ca(OH)2), das bei der Erhärtungsreaktion zwischen Zement und Wasser gebildet wird, eine alkalische Umgebung die einen besonders guten Korrosionsschutz (Rostschutz) für die Stahleinlagen (Bewehrung) im Stahlbeton gewährleistet. Karbonatisierung Durch Kohlensäure (H2CO3), die sich aus dem Kohlendioxid der Luft und der Luftfeuchtigkeit bildet, kann dieser alkalische Bereich allerdings nach und nach neutralisiert werden, was für die Bewehrung im Beton gefährlich wird. Dabei wird das Calciumhydroxid durch die Kohlensäure in Calciumkarbonat umgewandelt. Hydratationswärme Eine weitere Eigenschaft kalkreicher Zemente ist die bei der Hydratation entstehende hohe Wärmeentwicklung. Dies führt zu schnell ansteigenden Beton- bzw. Mörtelfestigkeiten. Bei kalkarmen Zementen, wie z.B. dem Hochofenzement, tritt eine geringere Wärmeentwicklung auf. Chemische Beständigkeit Hochofenzement erlangt durch seinen hohen Anteil an Hüttensand (36 bis 80 %) eine gute chemische Beständigkeit, z.B. gegen sulfathaltiges Wasser. Ätzende Wirkung Viele Nichteisenmetalle werden vom frischen Zementmörtel angegriffen. Es sind deshalb angrenzende Bauteile wie z.B. Aluminiumfenster, Zinkeinfassungen oder Bleiverglasungen besonders zu schützen. Zement wird hauptsächlich als Bindemittel im Beton und Mörtel verwendet, aber auch als Zusatz in Klebern und Injektionsmörteln.

3. Definitionen (5)

Zementputze

Eigenschaften Putze mit hohen Anforderungen an die Tragfähigkeit bzw. an die mechanische Beanspruchung, mit möglichst niedriger Wasseraufnahme und Frostbeständigkeit (Sockelputz und Putz unter der Geländeoberfläche) erfordern eine mittlere Druckfestigkeit von min. 10 N/mm2.

Zementputz anbringen Mischverhältnisse in Raumteile 1. Zementmörtel mit Zusatz

von Luftkalk P III (a): • Kalkhydrat/Zement/Sand <0,5 : 2 : 6-8 2. Kalkzementmörtel P III (b): • Zement/Sand 1 : 3-4 Merke: Die Putze bzw. Mörtel stellen hohe Anforderungen an die Sieblinie (eine optimale Kornzusammensetzung) und die Reinheit des Zuschlagstoffes (nicht mehr als 5% lehmhaltiger Bestandteile). Der Mörtel muss unbedingt vor dem Erstarrungsbeginn verarbeitet sein.

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Dispersion Kunstharz Kunstharze werden aus Erdöl, Erdgas und, wenn auch nur zu einem geringen Teil, aus Kohle gewonnen. Die Herstellung erfolgt durch chemische Synthese. Das heisst, dass in spezialisierten Industriewerken aus Erdöl etc. Kunststoffe hergestellt werden. Zum Beispiel durch Prozesse wie die „Polymerisation“, wo einfache, gleichartige Erdölmoleküle „Monomere“ aneinander gehängt werden und so komplexe Moleküle „Polymere“ bilden, also Kunststoffe, mit definierten Eigenschaften.

Die neuen Kunstoff-Produkte können anschliessend bei Bedarf durch Naturstoffe, zum Beispiel pflanzliche oder tierische Öle beziehungsweise natürliche Harze, angereichert werden, man kann sie aber auch in weiteren Arbeitsschritten so verändern, dass sie ganeu die Eigenschaften erhalten, die für die Verwendung gefragt sind, z.B. als Bindemittel für Putze in Form von Kunstharzdispersionen oder Reaktionsharzen. Kunstharzdispersionen sind Aufschwemmungen von Kunstharzteilchen in sehr feiner Verteilung (0 0,001 bis 0,0001 mm) in Wasser mit Feststoffen. Bedingt durch ihrer Feinheit können sie sich zwischen den Gips-, Zement- und/oder Kalkteilchen anlagern und somit die Eigenschaften dieser Bindemittel wesentlich beeinflussen.

Dispersionen sind mit Wasser verdünnbar und können in jedem beliebigen Ver-hältnis mit mine-ralischen Binde-mitteln für Putz-mörtel gemischt werden (in Kunst-harzputzen sind über 80 % mine-ralische Bestand-teile enthalten).

3. Definitionen (6) Dispersionsputze Bindemittel ist Kunstharz (statt Kalk, Gips, Zement), welches unter Zugabe von Wasser verarbeitungsbereit gemischt wird. Je nach Größe der Gesteinskörnungen wird sehr dünn aufgetragen.

Dispersions-Außenputz Ist reiner Kunstharzputz oder kunststoffmodifizierter Putz, meist Edelputz, als fabrikmäßig hergestellte Mischung und vorgefärbt. Er ist rationell zu verarbeiten, härtet schnell aus, hat eine rissfreie und zähelastische Oberfläche und bietet viele Möglichkeiten der Oberflächen-gestaltung und Farbgebung. Als Putz auf Kunststoffbasis ist er witterungsbeständig, abrieb-fest, wasserabweisend, aber dennoch wasserdampfdurch-lässig (ist jedoch teurer als mineralische Putze). Praxis Für den Auftrag von Dispersionsputzen muss der Untergrund der Mörtelgruppe II entsprechen (hochhydrauli-scher Kalkmörtel, Kalkzement-mörtel). Er muss gut abgebunden, frei von Ausblühungen, staubfrei, griffig, fettfrei, schalölfrei, wachsfrei, tragfähig und trocken sein.

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Die Verbindung der Feststoffteilchen erfolgt durch Verkleben bei Wasserabgabe. Dies geschieht oberhalb der Erweichungstemperatur und ist ein rein physikalischer Vorgang. – Um Dispersionen auch bei kühlem Wetter verarbeiten zu können, ist es besser, Weichmacher hinzugegeben. Merke: bei der Verarbeitung kunststoffvergüteter Putze die Verarbeitungs-temperatur zu beachten.

Fassade mit Slikatputz Dispersionen werden auch als Zusatzmittel für die Estrichherstellung angeboten (der Estrich wird zäher, dichter, beständiger gegen Abnutzung usw.), auch als Haftbrücke (Putzmörtel auf glatten Untergründen) und als Zusatz für Putzmörtel (geringere Schwindneigung, gut wasserbeständig und wasserabweisend, schmutzabweisend usw.) wie auch für Anstriche. Reaktionsharze Neben den physikalisch abbindenden Dispersionen gibt es auch Zweikomponenten-Epoxidharz-Dispersionen, die chemisch aushärten. Das sind Reaktionsharze. Sie werden in mehreren Komponenten

angeliefert. Erst durch Vermischen der einzelnen Komponenten in genau vorgeschriebener Menge, reagieren sie chemisch – das Kunstharz entsteht.

3. Definitionen (7) Merke: Dispersionsputze erfordern einen entsprechend glatten und festen Untergrund. Sie haften gut, sind dehnelastisch, Rissbildungen werden weitgehend ausgeschlossen und sind kaum stoßempfindlich.

Dispersionsputz Eignet sich wegen der kurzen Verarbeitungszeit und seiner Elastizität hervorragend als: Anstrich auf Faserzement oder vorbehandeltem Porenbeton, aber auch für Edelputze mit Zuschlägen aus Naturwerkstein, farbigen Glasperlen oder Marmor, die durch Auswaschen sichtbar gemacht werden sollen.

Einsatz vielfältig Dispersionsputz eignet sich prinzipiell sowohl für den Innen- als auch für den Außenbereich eines Hauses. Derartige Putze haben sich insbesondere beim Dämmen von Fassaden in Wärmedämmver-bundsystemen (WDVS) bewährt: Ein großes Einsatzgebiet ist demgemäß die Sanierung. Daneben bietet er sich auch für Spachtelungen sowie bei Beton und Bauplatten an. Er verfügt über die Charakteri-stik, sich an allfällige Verän-derungen der darunterliegenden Oberfläche bzw. Form optimal und ohne Beschädigungen zu verursachen, anzupassen.

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Merke: Zu beachten ist die vom Hersteller angegebene Topfzeit, die von einigen Minuten bis zu mehreren Stunden eingestellt werden kann. Hohe Temperaturen können die Erhärtungsreaktion beschleunigen, niedrige verlangsamen. Anlieferung In der Regel werden Dispersionsputze in pastöser Form verarbeitungs-fertig geliefert; sie müssen vor der Verarbeitung nur noch kurz homo-genisiert und eventuell mit einem geringen Wasserzusatz auf die notwen-dige Verarbeitungskonsistenz eingestellt werden. Unterschieden wird bei Außen- und Innenputzen der unterschiedliche Bindemittel-Mindestgehalt. Bezeichnung, Kurzzeichen und Verwendung wichtiger Kunstharze

Silikatputz Wird vorwiegend als Endputz auf Baustoffe und Wärmeverbundsystem aufgetragen wird. Der Putz besteht aus (anorganischen) Silikaten, denen bis zu 5 % (organischer) Kunstharzanteil aber auch Dispersionsfarbe beigefügt wird, um die Farbtonstabilität und die Haftungseigenschaften zu verbessern. Das Aushärten des feucht aufgetragenen Putzes erfolgt durch Kohlen-dioxid (CO2) aus der Luft in einer chemischen Umsetzung (Verkieselung) zu Kalziumsilikat und Kieselsäure. Silikatputz zeichnet sich durch gute Wasserbeständigkeit und hohe Wasserdampfdurchlässigkeit aus.

3. Definitionen (8) Zwei Exoten … Putz- und Mauerbinder Das sind werkmäßig herge-stellte, fein gemahlene mineralisch-hydraulische Bindemittel für Mauer- und Putzmörtel. Die Erhärtung erfolgt hydraulisch als Reaktion mit dem Anmachwasser. Es handelt sich also nicht um ein eigentliches Bindemittel, denn sie bestehen aus Zement, Füller (Gesteinsmehl), Kalkhydrat und Zusätzen zur besseren Verarbeitbarkeit (Verzögerer, Plastifizierer usw.). Haupteinsatzgebiet: als Binde-mittel in Mauermörteln und in Putzmörteln. Magnesiabinder Ausgangsstoff für die Herstellung des Magnesia-binders ist Magnesit-gestein (MgCO3), auch Bitterspat genannt. Es wird bei 700 bis 800 °C gebrannt, anschließend fein gemahlen. Es entsteht gebrannte Magnesia (MgO).

Dieser wird ein Anreger beigemengt, um die Erstarrungs- und Erhärtungsreaktion in Gang zu setzen. Die gebrannte Magnesia verbindet sich mit dem Anreger — Salzlösungen wie Magnesiumchlorid (MgCl2) oder Magnesiumsulfat (MgSO4) und erhärtet zu einer steinharten Masse. Die Verfestigung erfolgt über die Bildung kristalliner, nadelförmiger Strukturen. Da Magnesiumchloridlösung korrosionsfördernd ist, müssen bei der Verarbeitung berührende Metallteile geschützt werden. Das schränkt den Einsatz der Platten ein. Vereinzelt wird Magnesiabinder für Putze genutzt, vor allem bei Sanierungen historischer Bauten.

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Lehm Dieser alte Baustoff gehört zu den lufterhärtenden mineralischen Bindemitteln. Er besteht aus Wasser und kleinen Tonplättchen mit einem Teilchendurchmesser von ungefähr 1 µm. Diese Plättchen sind im wesentlichen wasserhaltige Aluminiumsilicate, welche durch die Verwitte-rung des Minerals Feldspat entstehen. Herstellung Lehm ist der weltweit am meisten verwendete Baustoff und benötigt keine Energie zur Herstellung. Damit der Lehm verarbeitbar wird, muss zunächst Wasser hinzugegeben werden, so kann aus dem festen ein pastöser Lehm entstehen. Bei Wasserlagerung entsteht eine Suspension. Verwendung

Der Lehm ist das Ausgangsprodukt der traditionellen Keramikprodukte. Im Bauwesen wird Lehm beim Staudammbau eingesetzt, wo der Lehm keine tragende sondern eine abdichtende Funktion hat. Er wird vor allem in Entwicklungsländern für Häuser und im Strassenbau eingesetzt. Da ungebrannter Lehm nicht feuchtebeständig ist, sollte er in trockener Umgebung verwendet werden. Als gebrannte Backsteine, Bauziegel und Dachziegel wird er rund um die Welt im Hochbau verwendet.

Eigenschaften Plastizität Durch die besondere Struktur der Lehmteilchen (Plättchen mit einer geringen Dicke) hat der Lehm ein ausgesprochen plastisches Verhalten. Als Plastizität bezeichnet man die Möglichkeit eines Werkstoffes grosse Schubverformungen ohne Bruch auszuhalten. Dieses plastische Verhalten ist beim Lehm stark vom Feuchtigkeitsgehalt abhängig. Kapillarkondensation Die Kohäsion des getrockneten Lehms ist durch Kapillarkräfte gegeben. Diese Kapillarkräfte entstehen durch kleine Höhlen in Werkstoffen mit Kapillaren, feinsten Rissen und Spalten. Die Kapillarkräfte werden grösser,

8. Hilfsmittel Lehmputz

Fachwerkbau mit Lehm verputzt (verwittert)

Moderner Lehm-Innenausbau

Bauphysikalische Vorteile

Eine mit Lehmputz gestaltete Innenwand bietet sehr viele Vorteile. Die Lehmmischung nimmt nicht nur Zigarettenrauch, Ausdünstungen und Schadstoffe auf, die täglich in Form von Verpackungsmaterial in die eigenen vier Wände gebracht werden, er reguliert auch die Feuchtigkeit.

Schon ab einer Schichtdicke von 5mm kann Lehmputz im Badezimmer nach dem Duschen das Beschlagen des Spiegels verhindern. Der Lehmputz nimmt Luftfeuchtigkeit schneller als herkömmlicher Gipsputz auf und gibt diese bei Bedarf langsam wieder an die Umgebung ab.

Durch diese Eigenschaft kommt es nach dem Duschen nicht zur Kondensation am Badezimmerspiegel, da der Lehmputz die überschüssige Feuchtigkeit schon vorher aufnimmt. Im Gegenteil zur Feuchtigkeit, die vom Lehmputz später wieder abgegeben wird, werden einmal gebundene Schadstoffe nicht wieder freigegeben.

Weiterhin ist zu erwähnen, dass der ökologische Lehmputz keinerlei künstlichen Zusätze enthält.

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falls die Radien der Höhlen kleiner werden oder im Innern des Materials ein steigender Unterdruck ensteht.

Wird der Wasser-anteil zwischen den beiden Körnern grösser, so werden die Radien der Höhlen grösser und der kapillare Unterdruck strebt gegen Null. Wird

jetzt das Wasser dem System wieder entzogen, so werden die Radien kleiner und die aus dem kapillaren Unterdruck resultierende Kraft steigt. Erhärtung Der Lehm erhärtet durch Austrocknung und die Festigkeit nimmt zu. Aufgrund der Lehmteilchengrösse kann die Festigkeit bis zu 10 N/mm2 ansteigen. Festigkeit und Verformbarkeit sind aber stark feuchteabhängig. Mit sinkendem Wassergehalt steigt die Festigkeit. Nach dem Erreichen der maximalen Festigkeit führt weitere Wasserreduktion bei grobem Ton zu inneren Schwachstellen, bei sehr feinem Ton bewirken die vielen physikalischen Kontaktflächen dann noch eine weitere Festigkeitssteigerung.

Moderner Lehm-Ton-Erde-Bau Das Austrocknen des Lehms wird von einer Volumenreduktion begleitet (Schwinden). Falls das Austrocknen sehr schnell stattfindet, schwinden die äusseren Schichten schneller als die inneren, was zu einer oberflächlichen Rissbildung führen kann. Um dies zu verringern, gibt man dem Lehm Sand (und oft auch Kies) als Zuschlag bei. Um optimale bauphysikalische Eigenschaften zu erreichen empfiehlt sich eine Schichtdicke von 15-30mm. Wahrend Putzdicken bis 15mm in nur einem Arbeitsgang aufgetragen werden, so mussen starkere Schichtdicken zweilagig erstellt werden. Hierbei kann als Unterputz der einfache und kostengunstigere Lehmunterputz verwendet werden und nach dem Austrocknen kann ein feiner, eventuell farblicher Lehmoberputz aufgetragen werden. Gestalterisch gibt es unzahlige Moglichkeiten den Lehmputz zu verarbeiten.

8. Hilfsmittel Lehmputz

Stampflehm-Hanfstroh-Ziegel

Neue Lehm-Stroh-Dachkonstruktion

Maschinell aufgebrachter Lehmputz

Vor- und Nachteile

Der Lehmputz hat neben all seinen Vorteilen auch Nachteile:

• Wasserloslichkeit (kritisch im Außen- oder im Spritzwasser-bereich

• geringere Oberflachen-festigkeit im Vergleich zu üblichen Gipsputzen.

In stärker beanspruchten Bereichen, wie z.B. im Treppenbereich, kann es über einen längeren Zeitraum zum Abrieb des Lehmputzes kommen. Um dieses zu verhindern kann in solchen Bereichen ein Anstrich, mit z.B. verkieselnden Bindemitteln wie Lithium Wasserglas, erfolgen.

Auch Bohrlöcher müssen, ev. mit Leim, verstärkt werden.

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Verputzen einer Innenwand Praxis-Umsetzung – Übung 1 Arbeit an einer Übungswand durchführen. Die im Projekt geannten Masse müssen den örtlichen Gegebenheiten angepasst bzw. umgerechnet werden. Projektvorgaben: • Innenraum-Wand zu verputzen, Untergrund, Unterputz, Oberputz 2mm, Anstrich • Wandmasse: 7m Länge, 3,3 m Höhe • Fenstermasse für 1 Fenster: 2m Breite, 1,5 m Höhe, Randlaufmeter: 7m, Fläche total: 3m2 • Fenstermasse für 2 Fenster: Randlaufmeter 14m, Fläche total: 6 m2 • Putzprofil-Ansetzmörtel-Verbrauch: ca. 2,5 kg je lfm Putzprofil • Unterputz-Schichtdicke 10-20 mm • Oberputz-Schichtdicke 2 mm

1. Arbeitsplatz und Untergrund vorbereiten Ein glatter Untergrund ist die Voraussetzung für eine ansehnliche Wandoberfläche – unabhängig davon, ob tapeziert, verputzt oder nur gestrichen werden soll. Nach der fachgerechten Beurteilung und Vorbereitung des bestehenden Wanduntergrundes können die abgestimmten Produkte des geplanten Schichtaufbaus einfach und sicher verwendet werden. Material und Vorgehen für die Untergrundvorbereitung Werkzeuge

Quast: Kommt zum Einsatz, wenn man entweder etwas mehr oder relativ dünnflüssiges Material auftragen möchte. Alternative ist eine Rolle, aber bei eher rauen Oberflächen benetzt der Quast besser die ganze Fläche.

Blechschere: Für kleinere Blecharbeiten ist das traditionelle Handmodell die unkomplizierte Alternative zum elektrischen. Je nach Geschick auch für Konturenschnitt geeignet. Vorsicht beim Arbeiten: Auch das Blech schneidet.

Wendelrührer: Zum Anrühren von Putz, Mörtel in Bohrmaschine gespannt, die einen Quergriff hat. Die Form des Wendels ist ausschlaggebend für die Eignung. Für die oben genannten Baustoffe sind Wendelrührer mit Doppel-Spiralform geeignet.

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Mörtel-Maurerkelle: Das Universal-Werkzeug, um Putz und Mörtel an die richtige Stelle zu bekommen. Kelle sollte einen ergonomischen Griff haben. Gerade Werkzeuge, wie die Kelle, nach Gebrauch immer sorgfältig reinigen (ev. gegen Rost leicht einölen).

Rolle: Zum Auftragen von Grundierungen. Gibt es hochwertig mit Lammfell, mit Kunstfaser-Fell oder in Schaumstoff- Ausführung. Größe und Material legen fest, wie Farbe, Grundierung und Co. aufgenommen und abgegeben werden.

Fugbrett: Schlämmt Fugenmörtel in die Fuge und ist damit eine Alternative zum Fugengummi und genauso einfach in der Handhabung. Die Entscheidung für das eine oder andere ist eher eine Frage der Vorliebe.

Wasserwaage: Nicht zu kurz, mit längerem Gerät lässt es sich genauer arbeiten. Bei größeren Distanzen einfach auf ein Richtscheit aufsetzen. Exemplare mit Neigungs- oder Winkelmesser helfen auch bei geplantem Gefälle, z.B. beim Pflastern oder Fliesen.

Kartätsche: Wirkt aber vor allem ausgleichend. Wer gern großflächig und schnell arbeitet, kann mit dem Glätt-Brett Putz sauber glattstreichen. Ungeübte schaffen es bei gefühlvoller Führung des Geräts, weniger Unebenheiten in den Putz zu modellieren.

Putzerkelle: Eine der vielen Kellen- bzw. Traufelformen mit dem Spezialgebiet Putzverarbeitung. Die rostfreie Ausführung ist ein Muss, rostendes Metall hinterlässt durch Abrieb unschöne Spuren im Putz.

Traufel (Glättkelle): Standardwerkzeug zum Auftragen und glatten Abziehen von Putz, Spachtel und Kleber. Als Zahntraufel bzw. Zahnkelle dient sie auch als Dosierhilfe. Abziehen mit der gezahnten Seite ergibt eine definierte Menge Material auf der Fläche.

Bohrmaschine: Rechts-Links-Lauf ist sinnvoll. Wenn es um größeres geht als Dübellöcher, muss ein Bohrhammer genutz werden. Grosse Bohrhämmer haben besondere Spannvorrichtungen und entsprechende Bohrwerkzeuge.

Anmischbottich: Auch Anmischwanne genannt, dient zum Anmischen grober Mörtel, die gerne auch mal nur mit der Schaufel auf der Baustelle angemischt werden. Für kleinere Mengen fubnktionieren auch runde Anmischkübel mit Griff zum Tragen.

Sicherheitshandschuhe: Schnittfest, rutschfest, schützend, um Hautreizungen durch Mörtel verhindern. Aber Achtung: Bei der Arbeit mit Maschinen, die Handschuhe und die Hand einziehen können, sind Handschuhe verboten (Tischkreissägen, Bohren etc.).

Arbeitsschuhe: fester Stand, Schutz der Füsse Staubschutzmaske: gegen Bau-, Bindemittel-, Mörtelstaub Schutzbrille: Gegen Staub, Spritzer und Splitter

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Technische Angaben für den Putzgrund • Wässrige, lösemittelfreie Zwischenbeschichtung auf Dispersionsbasis • Zur Verbesserung der Haftung dünnschichtiger Strukturputze auf dem

Untergrund (Grundputz, Gipskartonplatten, etc.) • Egalisierung des Saugvermögens • Diffusionsoffen • Quarzsand gefüllt • Acryl-Kunstharz-Dispersion mit mineralischen Füllstoffen • Verarbeitungstemperatur: + 5 °C bis + 30 °C • Trocknung nach ca. 12 Stunden bei +23°C und 50% rel. Luftfeuchtigkeit • Verbrauch: ca. 130 - 200 ml/m² je nach Untergrund • Gesamtmenge: 3 l

Untergrundvorbereitung für alle weiteren Arbeiten • Zuerst alle losen Stellen entfernen (mit dem Hammer durch leichtes Klopfen prüfen). Kleine

Ausbrüche und Unebenheiten können später mit dem neuen Unterputz egalisiert werden. • Die Untergründe müssen fest, trocken, tragfähig sowie frei von Verschmutzungen, Ausblühungen,

Verfärbungen und trennenden Substanzen sein. • Minderfeste Oberflächenschichten und Trennschichten (z. B. Schmutz, Staub, Fett, Öl, Farbreste u.

ä.) sind rückstandslos zu entfernen. • Vorhandene Altbeschichtungen müssen auf Eignung, Haft- und Tragfähigkeit geprüft werden. • Bei Reinigungsarbeiten sind die gesetzlichen Vorschriften zu berücksichtigen. • Leimfarben, Kalk- und Silikatanstriche müssen restlos entfernt werden. • Alte intakte Öl- und Lackanstriche anlaugen, nicht haftende Altanstriche restlos entfernen.

Verarbeitung des Putzgrunds: • Empfehlung: vor Beginn der Arbeiten Musterflächen anzulegen, die Haftung prüfen. • Falls nötig, Farbton mit handelsüblicher Vollton- bzw. Abtönfarbe an spätere Schichten anpassen. • Putzgrund gründlich aufrühren und gleichmäßig auftragen. Im Normalfall und auf nicht saugenden

Flächen unverdünnt verarbeiten. Auf saugfähigen Flächen kann bei Bedarf mit 5-10% Wasser verdünnt werden.

• Um Ansätze zwischen den Flächen zu vermeiden, zügig und nass in nass beschichten. • Auftrag mit Bürsten, Rollen und Spritzgeräten. • Nicht bei direkter Sonneneinstrahlung, starkem Wind, Gefahr von Regen bzw. bei zu erwartendem

Nachtfrost verarbeiten. • Nicht unter +5°C Luft-, Untergrund- und Trocknungstemperatur anwenden

Ausbessern der Oberflächen: • Kleine Risse oder alte Dübellöcher werden mit einem

gebrauchsfertigen Reparaturspachtel ausgebessert (die Tube vor Gebrauch gut durchkneten, den Reparaturspachtel auftragen und glatt streichen, dann vollständig trocknen lassen).

• Unebene oder sehr raue Putze, tiefere Risse und Löcher werden

mit einem Flächenspachtel behoben. Diesen maximal fünf Millimeter dick auftragen und gleichzeitig glatt ziehen. Einmal angerührt, muss er innerhalb von 30 Minuten verarbeitet werden.

• Sehr starke Schäden, Unebenheiten, tiefe Löcher, breite Risse

werden mit einem Haftputzgips oder mit einem Reparaturmörtel ausgeglichen (das Material gem. Anleitung anrühren und innerhalb von 15 Minuten verarbeiten. Anschliessend gut austrocknen lassen).

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2. Putzprofil mit Ansetzmörtel setzen Vor dem Unterputz müssen Eckprofile montiert werden. Sie sorgen für eine perfekte Ausbildung der Außenecken der zu verputzenden Wandfläche. Mit einem Ansetzmörtel werden die Eckprofile zuverlässig angebracht. Material und Vorgehen für das Setzen der Putzprofile Technische Angaben für den Putzprofil-Ansetzmörtel

• Zementgebundener Profilansetzmörtel, zum Ansetzen von Putzschienen aller Art • Geeignete Untergründe sind Mauerwerk, Beton (rau geschalt, saugend) und Putzträger • Standfest, schnell abbindend • Verarbeitungstemperatur: + 5 °C bis + 25 °C • Druckfestigkeit > 10 N/mm² nach 28 Tagen • Anmachwasser pro 1 kg ca. 0,23 l • Reifezeit ca. 3 Minuten • Verarbeitungszeit ca. 30 Minuten • AS: Schutzhandschuhe, Schutzkleidung, Augenschutz und Gesichtsschutz tragen • Verbrauch: ca. 2,5 kg je lfm Putzprofil • Gesamtmenge: 35 kg

Technische Angaben für Putzeckprofile innen aus Edelstahl

• Putzeckprofil zur Herstellung sauberer Putzkanten an horizontalen und vertikalen Außenecken. • Rostfrei aus Edelstahl (auch für Feuchträume geeignet) • Gesamtlänge: 14 m

Untergrundvorbereitung für das Setzen der Putzprofile :

• Unterputze, Spachtelmassen müssen durchgetrocknet / durchgehärtet, lotrecht und planeben sein. • Der Untergrund ist auf seine Wasseraufnahme (z. B. mit einer Wasserflasche) und nochmals auf

Festigkeit (z. B. mit einem Hammer) zu prüfen. • Prüfen des Vorhandenseins und der Trockenheit der Grundierung (Putzgrund).

Verarbeitung des Putzprofil-Ansetzmörtels und Setzen der Putzprofile: • Zum Anmischen Mörtels sauberes und kaltes Wasser in ein Gefäß geben und das Material langsam

eingestreuen. Die Wasserzugabe richtet sich nach der Materialmenge und ist auf dem Gebinde angegeben.

• Anschließend wird das Material homogen und knollenfrei durchgemischt und auf Verarbeitungskonsistenz eingestellt. Hierfür empfiehlt sich ein Rührgerät mit 600 U/min. mit einem Wendel- oder Doppelscheibenrührer.

• Nach der Reifezeit muss der Frischmörtel noch einmal gründlich durchgemischt werden. • Punktförmig im Abstand von ca. 50 cm auf den Untergrund aufbringen. • Das Putzprofil flucht- und lotgerecht eindrücken. • Hervorstehenden Mörtel so abstreifen, dass die Profilkante sauber bleibt und die Putzdicke nicht

ungünstig beeinflußt wird. Bei großen Auftragsstärken Profil bis zur Erhärtung des Mörtels evtl. mit Nägeln sichern.

• Nachfolgend darf auf den Putzprofilansetzmörtel kein Gips / Kalk-Gips- Putz aufgebracht werden.

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3. Unterputz anbringen Der Unterputz ist die unterste einer zwei- oder mehrlagigen Innenputzschicht, bestehend aus Unterputz und ggf. Oberputz. Diese Schichten werden in getrennten Arbeitsgängen aufgebracht. Der Unterputz dient im abgestimmten Systemaufbau als egalisierende Schicht auf dem Mauerwerksmaterial und als ausgeglichene Basis für nachfolgende Schichten, wie z.B. Oberputz oder Tapeten. Fehlstellen im Untergrund werden ausgeglichen, die Saugfähigkeit und Farbgebung für die nachfolgenden Schichten wird auf der Fläche angeglichen, eine ideale Basis für eine perfekte Wandoptik. Es gilt nun aber die Unterputz-Menge aufgrund der Bauwerkmasse für eine durchschnittlich empfohlene Schichtdicke von 10 mm zu berechnen. Material und Vorgehen für das Anbringen des Unterputzes Technische Angaben für den Unterputzmörtel

• Kalk-zementgebundener Putz, als Unterputz für aller mineralischen und pastösen Oberputze sowie als Unterputz für die Fliesenverlegung.

• Auch besonders bei altem Mauerwerk geeignet • Erhöhte Abriebfestigkeit • Hohes Standvermögen • Diffusionsoffen • Wasserabweisend • Gute Untergrundhaftung • Verarbeitbarkeit von Hand oder mit Maschinen • Schichtdicke 10-20 mm • Verarbeitungstemperatur + 5 °C bis + 25 °C • Temperaturbeständigkeit - 20 °C bis + 80 °C • Schichtdicke 10 - 20 mm • Brandklasse A 1 (nicht brennbar) • Anmachwasser pro 1 kg ca. 0,25 l • Reifezeit ca. 5 Minuten • Verarbeitungszeit ca. 1,5 Stunden • AS: Schutzhandschuhe, Schutzkleidung, Augenschutz und Gesichtsschutz tragen • Verbrauch: ca. 1,6 kg/m² je mm Schichtdicke • Gesamtmenge: 273,6 kg

Untergrundvorbereitung für den Unterputz :

• Auf glatten Wandbildnern, wie z. B. glatt geschalter Beton, KS-Quadro-Stein, u.ä. bzw. auf nicht saugfähigen Wandbildnern, wie z.B. glatt geschalter Beton u.ä. ist vorab eine Kontaktspachtelung mit einem Klebe- und Armierungsspachtel zu erstellen.

• Bei Putzgründen mit erhöhter Rißbildungsgefahr (z. B. Mischmauerwerk) Putzbewehrung in den oberen Teil der Putzlage einbetten und eine Putzdicke von mindestens 15 mm einhalten.

Verarbeitung des Unterputzmörtels:

• Zum Anmischen des Materials wird sauberes und kaltes Wasser in ein Gefäß gegeben und das Material langsam eingestreut.

• Die Wasserzugabe richtet sich nach der Materialmenge. • Anschließend wird das Material homogen und knollenfrei durchgemischt und auf

Verarbeitungskonsistenz eingestellt. • Hierfür empfiehlt sich ein Rührgerät mit 600 U/min. mit einem Wendel- oder Doppelscheibenrührer. • Nach der Reifezeit nochmals gründlich durchmischen. • Aus Sicherheitsgründen empfiehlt sich das Tragen einer Schutzbrille und von Handschuhen. • Der Oberputz wird von unten nach oben gleichmäßig mit einer Stahltraufel aufgezogen, hierbei leicht

angedrückt und abgezogen. • Nach dem Ansteifen muss die verputze Fläche rabbotiert werden.

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4. Vorbereitung für den Oberputz oder Tapete bzw. Anstrich a. Beim nachfolgenden Anbringen eines Oberputzes ist

nochmals eine Grundierung erforderlich. Sie stellt den funktionsfähigen Haftverbund zwischen dem Unterputz und dem Oberputz sicher. Sie macht den Altuntergrund somit „griffig“ und bindet kleinere Staubpartikel, die auch durch eine gründliche Reinigung des Untergrundes im Vorfeld nicht entfernt werden konnten. Zugleich reguliert die Grundierung die Wasseraufnahme im Untergrund. Die Verarbeitung folgt dem oben gezeigten Vorgehen für den Putzgrund.

b. Wird die Fläche nachfolgend tapeziert oder gestrichen, ist eine Zwischenbeschichtung für ein feineres, streich- oder tapezierfähiges Oberflächenbild des Untergrundes notwendig. Diese Spachtelung wird ohne vorherige Grundierung direkt auf den Unterputz aufgebracht. – Je nachdem, wie die Oberfläche gestalten werden soll, ist daher hier ein unterschiedliches Produkt zu verwenden.

5. Oberputz erstellen Der Oberputz dient zum einen dem Schutz gegen mechanische Einflüsse und zum anderen bietet er die Möglichkeit, die Oberfläche in Farbe und Struktur frei zu gestalten.

Dispersion-Oberputz Dispersionsgebundener Oberputz in Reibeputzstruktur, zum Herstellen von dekorativen Oberflächen in Reibeputzstruktur auf verputzten Innenwänden und Decken und auf gespachtelten Gipskarton- oder anderen Bauplatten. Technische Daten

• Atmungsaktiv • Gute Untergrundhaftung • Mechanisch belastbar • Stoß- und kratzfest • Dispersionsgebundener Oberputz in Reibeputzstruktur • Wasserabweisend • Diffusionsoffen • Hoch elastisch • Lösemittelfrei • Verarbeitungstemperatur: + 5 °C bis + 30 °C • Wasseraufnahmekoeffizient W 2 • Brandklasse A 1 (nicht brennbar) • Biegezugfestigkeit > 1 N/mm² nach 28 Tagen • Druckfestigkeit > 2 N/mm² nach 28 Tagen • Festmörtelrohdichte ca. 1,5 g/cm³ • Anmachwasser pro 1 kg ca. 0,22 l • Reifezeit ca. 5 Minuten • Verarbeitungszeit ca. 1,5 Stunden • AS: Schutzhandschuhe, Schutzkleidung, Augenschutz und Gesichtsschutz tragen • Verbrauch: bei 2 mm Körnung: ca. 2,5 - 3,0 kg/m², bei 3 mm Körnung: ca. 3,5 - 4,0 kg/m² • Gesamtmenge bei 2 mm Körnung: 59,85 kg

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Untergrundvorbereitung: • Der Unterputz muss zur Aufnahme des Putzes, lotrecht und planeben, gleichmäßig saugend, frostfrei,

trocken und durchgehend erhärtet sein. • Um eine Haftung zum Untergrund herzustellen und ein Durchschimmern des Untergrundes zu

vermeiden, ist der Untergrund mit einem Putzgrund vorzubereiten. • Untergrundprüfung/-vorbereitung vornehmen.

Verarbeitung:

• In einem sauberen Gefäß mit sauberem, kaltem Leitungswasser knollenfrei und in verarbeitungsgerechter Konsistenz anmischen.

• Empfohlen wird ein Rührgerät mit 600 U / Min. mit Wendel- oder Doppelscheibenrührer. • Nach der Reifezeit nochmals gründlich durchmischen. • Die einzelnen, zusammenhängenden Putzflächen in einem Zug auftragen. • Mit einer Edelstahltraufel in Korndicke aufziehen und anschließend mit Kunststofftraufel strukturieren. • Bei Verwendung eines Schwammes darf beim Verreiben nicht nachgenässt werden.

Anstrich Jeder Oberputz kann natürlich nach dem Aufbringen auf die Wand zusätzlich farblich abgesetzt werden. Die Vielfältigkeit der Farben durch einen Anstrich gibt der Wand ein ganz individuelles Erscheinungsbild.

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Tipps vom Experten 1. Am besten nimmt man sich zunächst nur zwei, drei Quadratmeter vor. Denn das

Verputzen sei eine kräftezehrende Arbeit. Schon um auf einen Quadratmeter einen Millimeter Putz aufzutragen, braucht man ein Liter Material. Da kommen bei 10 Quadratmetern und einer ein Zentimeter dicken Putzschicht 160 Kilogramm Material zusammen, die bewegt werden müssen. Also am besten zu dritt zu arbeiten: Einer mischt an, einer bringt das Material an die Wand und der Dritte reibt den Putz.

2. Zum Anwerfen des Putzes benötigen Heimwerker eine Maurerkelle. Sie sollte aus Edelstahl sein, sonst drohen bei Gipsputz Roststellen. Außerdem werden eine Glättkelle gebraucht, um den Putz aufzuziehen, eine Kartätsche (Reibebrett), kleinere Kellen wie die sogenannte Katzenzunge, um die Bereiche um Fenster und an Türzargen zu bearbeiten, sowie ein Reibebrett.

3. Ein Schwammbrett dient dazu, die Putzfläche während des Abbindeprozesses zu filzen. 4. Welcher Putz verwendet wird, hängt vom Untergrund ab. Wegen ihrer

feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften eignen sich Haftputze auf Gips-Kalk-Basis für Innenräume am besten. Für Feuchträume wie Bäder greift der Heimwerker besser auf kalk-zementgebundene Feuchtraumputze zurück. Denn mit Gipsputzen droht hier Schimmelbefall.

5. Beide Putzsorten gibt es als Fertigmischungen, die nur noch mit Wasser angerührt werden müssen.

6. Bei Fertigputzen aus Gips und Leichtkalk kommt erst das Wasser ins Mörtelfass, anschließend wird das Pulver dazugegebenr. Die Masse wird zunächst eingesumpft und dann gerührt. Erst beim Rühren beginnt der Abbindeprozess. Der Putz lässt sich gut verarbeiten, wenn er die Konsistenz von Quark hat. Dabei sollte die Masse gut durchmischt, aber nicht kaputt gerührt sein.

7. Schmutz und lose Partikel müssen von der Wand entfernt werden. Gerade wenn man eine Altbauwand verputzt, ist es wichtig, den Untergrund vorher gut zu nässen, damit der Putz besser hält. Das wird mit einer Deckenbürste oder einem Malerquast gemacht. Bei einer stark saugenden Wand kann man auch Tiefengrund auftragen, eine mineralische Grundierung. Besteht eine Wand aus unterschiedlichen Steinsorten und Materialien, mindern Gewebematten, sogenannte Armierungen, die Gefahr von Oberflächenspannungen und Rissen.

8. Eine Putzlehre hilft dabei, die Masse gleichmäßig aufzutragen. Sie besteht aus Leisten und Eckschienen, die senkrecht und parallel zueinander an die Wand angebracht werden.

9. Anrühren sollte man immer nur so viel Masse, wie man verarbeiten kann. 10. Mit der Maurerkelle wird die Putzmasse auf die Fläche zwischen den Putzleisten

aufgetragen", erläutert Raschke-Kremer. Dann wird mit der Kartätsche das Material gleichmäßig verteilt. Der Heimwerker reibt anschließend mit dem Brett in gleichmäßigen, kreisenden Bewegungen zügig über den Putz, bis die Fläche plan ist. Damit der Putz nicht abbröselt, ist es wichtig, dass das Material eine bestimmte Dicke hat. Sie variiert je nach Putzart zwischen 5 und 20 Millimeter und ist auf der Verpackung vermerkt.

11. Wenn der Putz druckfest, aber noch feucht ist, reibt der Heimwerker mit dem Filzreibebrett Unebenheiten von der Oberfläche. Nach dem Trocknen können letzte Makel noch mit Schleifpapier und Oberflächenspachtel nachgearbeitet werden. Farbe oder Tapete darf erst auf endgültig getrocknete und ausgehärtete Wände kommen. Wann das ist, hängt von dem Material und der Witterung ab.

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Trainings-Fragen und Antworten Die Entwicklung von Mörtel fällt in die Zeit der Antike. Welches Volk hat vor rund 2000 Jahren sehr dauerhaften Mörtel entwickelt?

• Römer

Nenne die Rohstoffe die zu Mörtel vermischt werden

• Bindemittel • Gesteinskörnungen • Wasser • evtl. Zusatzmittel/ Zusatzstoffe

Welche Eigenschaften unterscheidet Mörtel von anderen Baustoffen?

• Er wird direkt auf der Baustelle zubereitet oder wird in plastischer form geliefert • Er nimmt im frischen Zustand eine vorgegebene Form an und behält diese • Er verändert seine physikalischen Eigenschaften während dem Abbinden/Erhärten...

Nenne die 4 Mörtelarten

• Putzmörtel • Mauermörtel • Oberputzmörtel • Spezialmörtel für Beschichtungen

Welche Bindemittel werden bei Mörteln hauptsächlich verwendet?

• Zement • Hydraulischer Kalk • Weißkalk als Kalkhydrat oder Sumpfkalk • Gips • Kunststoff

Welche Stoffe werden bei Mörtel als Körnungen verwendet werden?

• Sand • Hartgesteinssplitter • Hüttensand • Bimssteinmehl (vulkanisch) • Holzmehl • Polystyrol-Granulat

Nenne 5 Zusatzmittel

• Wasserrückhaltemittel • Luftporenbildner • Abbindebeschleuniger • Abbinde-Verzögerer • Frostschutzmittel • Dichtungsmittel • Haftvermittler • Hydrophobierungsmittel • Plastifizierungs-Mittel

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Nenne die 2 Zusatzstoffe

• Pigmente • Fasern (Polypropylen)

In welchen Aggregatszuständen (Form) können Zusatzmittel dem Mörtel beigemischt werden?

• Fest • Flüssig

Nenne die Bestandteile von Zementmörtel

• Zement als Bindemittel • Sand 0-4mm! • Gesteinskörnung • Wasser

Was ist der Unterschied von Hydraulischer Kalkmörtel zu Zementmörtel?

• Das Bindemittel - hydraulischer Kalk.

Wo wird Baugipsmörtel verwendet?

• Verkleben von Vollgipsplatten bei Trennwänden • Ausspachteln von Fugen von Vollgips- bzw. Gipskartonplatten. • Aufkleben von Vorsatzschalen • Befestigung der Elektro Röhrchen in Backsteinmauern

Kunststoffmörtel sind teurer als mineralische Mörtel und werden deshalb nur in dünnen Schichten als "Kleber" verwendet. Es gibt kunststoffmodifizierte und reine Kunststoffmörtel. Wie ist die Zusammensetzung bei einem kunststoffmodifizierten Mörtel aus?

• Zement mit einem Anteil von Kunststoffdispersion (> 5%) • Gesteinskörnung • Wasser • Zusätze

Das Sortiment an Putzmörtel im Baubereich ist riesengroß. Daher werden wir nur die bedeutendsten lernen. Was sind die Aufgaben von Putzmörtel? Nenne 3.

• Schutz vor Feuchtigkeits- und Witterungseinflüssen • Regulierung des Feuchtigkeitshaushaltes im Bauteil • Abdichtungen • Verbesserung der Wärmedämmung • Verbesserung der Schalldämmung • Schaffen von ebenen und dekorativen Flächen • Unterlage für andere Wandbekleidungen z.B. Tapeten

Von wo hat der "mineralische Putz" seinen Namen?

• vom mineralisches Bindemittel

Nenne 3 Spezialputze

• Wärmedämmputze • Akustik Spritzputze • Feuerfeste Spritzputze

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Zähle die wichtigsten Putzmörtel-Arten auf (7Stk.)

• Zementmörtel • Verlängerter Mörtel • Gipsmörtel • Silikatputz • Silikonputz • Kunstharzputz • Spezialputze

Erklären Sie den Begriff "Mörtel"

• Mörtel sind in der Regel Gemenge aus Bindemitteln und feinkörnigen Gesteinskörnungen bis 4 mm Durchmesser (es können auch andere Stoffe als Körnungen verwendet werden) und Wasser.

Was verstehen Sie unter Gesteinskörnungsgemisch?

• Exakte Zusammensetzung der Korngruppen entsprechend der Norm-Sieblinie