Arbeitshilfe Katholisches Filmwerk · gehörte als junger Mann zu den Anhängern Gandhis und war...

8
Arbeitshilfe Katholisches Filmwerk

Transcript of Arbeitshilfe Katholisches Filmwerk · gehörte als junger Mann zu den Anhängern Gandhis und war...

Arbeitshilfe Katholisches Filmwerk

2

ISKCON

aus der Reihe: »Seelenfänger -Wie Sekten Menschen ködern«

BRD 1996, Dokumentation

Farbe, 14 Minuten

Eine Produktion des Westdeutschen Rundfunks Köln

Film von Gabi Fuest und Monika Schuck

Redaktion: Christiane Möllers

Kurzcharakteristik

Viele Menschen stehen unserer Leistungs- und Konsumgesell-schaft kritisch gegenüber. Sie suchen Alternativen, wünschen sich Geborgenheit unter dem spirituellen Dach einer Religion. Die Anhänger der ISKCON-Gesellschaft, die die Hare-Krishna-Religion praktizieren, scheinen eine Lebensform fern ab von Erfolgszwang und weltlichen Gütern zu bieten. Doch was zunächst aussieht wie vergeistigtes Leben nach dem fernöstlichen Vorbild, entpuppt sich nicht selten als Abhängig-keit von der Sektengemeinschaft.

In diesem Film aus der Reihe »Seelenfänger-Wie Sekten Men-schen ködern« wird das Krishna-Bewusstsein anhand von Äu-ßerungen einiger Sektenmitglieder vorgestellt. Das Hinein-gleiten in die Abhängigkeit wie auch die Wirkung auf die nächste Umgebung wird am Beispiel der Studentin Claudia, der es gelang, sich aus dieser Abhängigkeit wieder zu befrei-en, vor Augen geführt.

In die einzelnen Episoden werden Pantomimen eingeblendet, die jeweils eine Kernaussage des filmischen Abschnittes her-ausgreifen und verdeutlichen.

Inhalt

1. Abschnitt: Einstieg und Ausstieg

Claudia berichtet über Probleme, die sie während ihrer Zuge-hörigkeit zur Sekte bekam und über ihren Zusammenbruch. Kurzer Blick in die Geschichte des Krishna-Bewusstseins. Jugendliche berichten, was sie am Krishna-Bewusstsein faszi-

3

niert(e).

2. Abschnitt: > Vergiss wer du warst<

Ein Devotee berichtet über das neue innere und äußere Outfit der Anhänger, mit dem sie sich bewusst von ihrer Umwelt unterscheiden möchten.

3. Abschnitt: >Gute Welt - Böse Welt<

Kommilitoninnen berichten über die durch den Dualismus >Gute Welt - Böse Welt< bedingten Persönlichkeitsverände-rungen Claudias, die trotz der erklärten gegenteiligen Absicht Claudias eintraten. - Heute spricht Claudia differenziert über diese Veränderungen.

4. Abschnitt: >Du kannst gehen, wenn du willst<

Der Sinn und das >Chanten<, das Singen des Mantras, an sich wird durch einen Devotee als Meditation erklärt. Claudia be-richtet über die Wirkung des Chantens auf sie. Chanten als Weg zu Gott oder als Betäubung des Geistes, als »tiefenpsy-chologischer Eingriff« mit »bewusstseins-verändernder Wir-kung« (Hugo Stamm). - Die Abhängigkeit ist vorprogram-miert.

5. Abschnitt: >Tue was der Guru sagt<

Das Heil ist nur durch totale Unterwerfung unter die ISKCON und ihre Lehren erlangbar. Claudia berichtet über ihre stufen-weise Anpassung innerhalb der Sekte, um tugendhaft zu sein, und über die Veränderungen in der Beziehung zu ihrem Freund. Ein Devotee berichtet über die Negativität der Körper-lichkeit und betont die spirituelle Wesenhaftigkeit.

6. Abschnitt: >In Krishna liegt das Glück<

Die Kommilitoninnen Claudias berichten über die Gefahr der Abhängigkeit, die sie - durch Claudias Weg - in der Krishna-Bewegung sehen.

Hintergrund:

ISKCON (International Society for Krishna-Consciousness)

Geschichte

A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada (intern »Shrila Prabu-

4

phada« genannt), mit bürgerlichem Namen Abhay Charan De, wurde am l. September 1896 in Kalkutta als Sohn einer Fami-lie der Brahmanen-Kaste geboren. Er studierte in Kalkutta die englische Sprache sowie Philosophie und Volkswirtschaft. Er gehörte als junger Mann zu den Anhängern Gandhis und war auch eine Zeit lang in dessen Bewegung des passiven Wider-standes tätig. Im Jahre 1912 begegnete er seinem geistigen Meister Bhaktisiddhanta Saraswati Goswami. Die Persönlich-keit des geistigen Meisters beeindruckte ihn stark und weckte in ihm das Bedürfnis, die Mission Sri Caitanyas, eines benga-lischen Ekstatikers und Erneuerers der Krishna-Verehrung (um 1500), zu übernehmen und das Krishna-Bewusstsein in der Englisch sprechenden Welt zu verbreiten.

1933 erhielt er von Srila Saraswati die formelle Gottesweihe und den Auftrag, als Bote Krishnas das Gottesbewusstsein in der westlichen Welt zu verbreiten. 1959 zog sich Prabhupada aus dem Familienleben zurück, 1965 reiste er als fast 70jähriger nach Amerika. Mit kahlgeschorenem Kopf und in einen indischen Dhoti gehüllt, setzte er sich an einer auffälli-gen Stelle in der City von New York nieder. Dort stimmte er seinen fremdartigen und monotonen Gesang (Mantra): »Hare Krishna, Hare Krishna, Krishna, Krishna, Hare, Hare, Hare Rama, Hare Rama, Rama, Rama, Hare, Hare« an. 1966 wurde die ISKCON im Westen zum ersten Mal offiziell gegründet und registriert. Von New York aus - die ersten Treffen fanden in einer Ladenwohnung statt, welche heute als Gedenkstätte dient - breitete sich das Krishna-Bewusstsein in der westlichen Welt aus.

1968 hielt Prabupadha die Zeit für gekommen, das Krishna-Bewusstsein in Europa zu verbreiten. Dies geschah durch die Hilfe seines Jüngers Samuel Greer (Shivananda Dasa) aus Vermont, USA. Sein Weg führte ihn über London, Amsterdam und Berlin nach Hamburg. Erst dort gelang es ihm, Fuß zu fassen und den ersten Tempel für Krishna-Bewusstsein auf deutschem Boden zu errichten. Innerhalb der nächsten fünf Jahre entstanden Tempel in Berlin, Hamburg, Heidelberg und München. Prabhupada selbst kam im August 1969 nach Ham-burg. Er hielt sich zwei Monate lang dort auf, hielt Vorlesun-gen und führte Gespräche mit deutschen Sanskrit-Professoren.

»Seine göttliche Gnade A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupa-da« verstarb im November 1977 in Indien. Seine Nachfolge

5

trat ein Gremium von elf Personen an. Die Turbulenzen inner-halb der ISKCON nach dem Tod Prabhupadas - u.a. auch mit Ausschlüssen von Anhängern - haben sich inzwischen weitge-hend gelegt. Derzeit führt ein etwa 30köpfiges Leitungsgremi-um die weltweiten »Krishna-Devotees« (Krishna-Verehrer).

Zielsetzung

Die Internationale Gesellschaft für Krishna-Bewusstsein ver-steht sich als eine religiöse Gesellschaft, die streng den in den hinduistischen Offenbarungsurkunden (zentrales Buch ist die Bhagavadgita) vorgeschriebenen alten Prinzipien folgt. Die Lehre der Krishna-Bewegung kann auf einfache Weise wie folgt zusammengefasst werden:

Krishna-Bewusstsein ist das eigentlich ursprüngliche Be-wusstsein eines jeden Lebewesens, und alles Trachten in dieser ursprünglichen vergänglichen Welt ist im Grunde nur Ausdruck eines unstillbaren Verlangens, wieder zum Ursprung zurückzugelangen. So, wie es das Wesen des Feuers ist, zu brennen, so ist es die natürliche Veranlagung jedes Lebewe-sens, Gott in liebender Hingabe zu dienen und zu erfreuen. Sobald der Mensch diese Wahrheit begreift, erkennt er, dass es der einzige und wahre Sinn in seinem Leben ist, Gott zu die-nen. Nach Auffassung der Hare Krishna-Anhänger leben wir zurzeit in einer Phase der Gottesentfremdung und Verwirrung. Der einzige Weg zum Glücklichsein ist das »Chanten und Durchdenken der heiligen Namen Gottes«. Dieses geschieht im Singen der Hare Krishna-Mantren. Zur verbindlichen Lebensgestaltung gehört auch der Verzicht auf Fleisch, Fisch und Eier. Ebenso sind verboten alle »Rauschmittel« ein-schließlich Tabak, Kaffee und Schwarztee. Glücksspiel gibt es für den »Devotee« ebenso wenig wie außereheliche Sexualität - und Sexualität innerhalb der Ehe dient nur der Zeugung.

Tätigkeiten

Verkauf von Schallplatten, Räucherkerzen und Bildern aus dem Leben des großen Acaryas (= Lehrer-Guru), Gottesdien-ste in eigenen Tempeln und Unterweisungsvorträge für Inter-essierte, Verteilung von Zeitschriften. Der »Bhaktivedanta Book Trust« hat weltweit bis 1993 mehr als 380 Millionen

6

Bücher, Magazine, Zeitschriften verteilt. Manche Mitglieder werden freigestellt, um nur durch eine gut bezahlte Stellung den Lebensunterhalt für die Gemeinschaft zu sichern.

Organisation

- Zentrale in Los Angeles, USA,

- Nationale Zentren und örtliche Zentren (Tempel) Die jewei-ligen Leiter sind Präsidenten. Dem Tempelpräsidenten gebührt absoluter Gehorsam. Die Krishna-Jünger unterliegen einem autoritären Führungsstil und einem faszinierenden Elite-Bewusstsein in totaler Abkehr zur Gesellschaft. Neben den Vollzeitmitgliedern, deren Aufenthaltsort der Tempel ist, leben die meisten Krishna-Anhänger innerhalb der Gesell-schaft, besuchen jedoch regelmäßig den Tempel. Eine Beson-derheit stellt in Deutschland der Bauernhof der ISKCON im Bayerischen Wald dar.

Verbreitung

Zum 25jährigen Jubiläum der ISKCON in Deutschland 1993 wurden folgende Zahlen für Deutschland veröffentlicht (die Zahlen in Klammer beziehen sich auf Europa):

eingeweihte Vollzeitmitglieder: 300 (2 500)

Anhänger (Gemeinde) 5 000 (750 000)

Tempel/Zentren 12 (85)

Schulen 0 (7)

Restaurants 2 (16)

Mit freundlicher Genehmigung: Text gekürzt und zusammen-gefasst aus: Beckers, Hermann-Josef/Kohle, Hubert (Hg.): Kulte, Sekten, Religionen: Von Astrologie bis Zeugen Jeho-vas. Augsburg: 1994. -Weitere Informationen dort.

Zum Einsatz/Gespräch

Der Film ist keine Gesamtdarstellung der Lehre der Krishna-Bewegung, sondern versucht anhand der berichteten Erfah-rungen einige Aspekte dieser Lehre aufzuzeigen. Er ist daher eher geeignet, den Abschluss einer Einheit über die Sekten-

7

und Weltanschauungsproblematik anhand des Beispieles der ISKCON zu bilden, etwa ab der 8. Klasse. Exemplarisch kann das bereits Erarbeitete zusammengefasst werden, anhand der Erfahrungen der Personen im Film und im Blick auf eigene Fragestellungen kann das Thema reflektiert werden. Unerläss-lich ist dabei jedoch eine eingehendere Beschäftigung mit der ISKCON und ihrer Lehre (vgl. Hintergrund).

Aufgrund der episodenhaften Einteilung des Films bietet es sich an, den Film abschnittsweise anzusehen und dann ins Ge-spräch zu kommen:

- Wo befinde ich mich auf der Suche nach Sinn? Von wem oder was lasse ich mich auf meiner Suche ansprechen?

- Was kann das >0utfit< eines Menschen alles bewirken/zum Ausdruck bringen? Was bedeutet dir dein >0utfit<?

- Was bedeutet es, sich seine Persönlichkeit brechen zu las-sen? Was bedeutet es, alles aufzugeben? Was meint >alles aufgeben im biblischen Sinn?

- Was bedeutet das Weggehen von der Gruppe für den Devo-tee? Wie sieht es für jemanden aus, der aus der Kirche aus-tritt? Was bedeutet für mich das Weggehen aus einer Umge-bung, die mir Geborgenheit gibt?

- Wer ist mein >Guru<? Was ist einfacher oder schwieriger, wenn man aller Entscheidungen entledigt ist? Reinkarnation und Auferstehungsbotschaft als Gegensätze.

- Was bedeutet für mich (als Christ) >Glück<? Wie sieht es bei den Anhängern des Krishna-Bewusstseins aus? Könnte ich als Devotee glücklich sein?

Albert Lampe/Jörg Winkler

Weitere Filme zu Sekten beim KFW Delphinsommer, Deutschland 2004, 85 Min., Spielfilm

8

Kopienverleih: Kirchliche und öffentliche AV-Medienstellen

Kopienverkauf für nichtgewerblichenEinsatz durch: Katholisches Filmwerk GmbH

Postfach 111152 60046 Frankfurt

Ludwigstraße 3360327 Frankfurt

[email protected]

Telefon (069) 97 14 36-0 Telefax (069) 97 14 36 13

Herausgegeben vom Programmbereich AV-Medien Katholisches Filmwerk GmbH Frankfurt/M.