Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2020 · 2020. 3. 19. · Arbeitsmarkt- und...

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Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2020

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  • Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm

    2020

  • Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2020 2

    Impressum Jobcenter Kreis Unna Bahnhofstr. 63 59423 Unna Geschäftsführer: Uwe Ringelsiep Tel.: 02303 2538-1000 Stellvertretender Geschäftsführer: Christian Scholz Tel.: 02303 2538-1111 Jürgen Klose, Katja Mintel Tel.: 02303 2538-1050 März 2020 Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm grundsätzlich die männliche Form verwendet. Ausnahmen beinhalten eine geschlechtsspezifische Darstellung.

  • Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2020 3

    Inhaltsverzeichnis

    1. Dezentrale Einschätzung zur Konjunktur- und Arbeitsmarktentwicklung 4

    2. Strategische Ausrichtung - operative Schwerpunkte und Maßnahmen 8

    2.1 Verbesserung des Übergangs Schule und Beruf 10

    2.2 Arbeits- und Fachkräftesicherung 12

    2.3 Reduzierung von Arbeitslosigkeit und Hilfebedürftigkeit 16

    3. Investitionen 20

    3.1 Personalressourcen 20

    3.2 Budget 21

    3.3 Kosten der Unterkunft 22

    4. Performancepotential 22

    4.1 Führung 22

    4.2 Prozesse 23

    4.3 Mitarbeiter 25

    4.4 Schnittstellen- und Netzwerkarbeit 27

    5. Zielwerte 2020 29

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    1. Dezentrale Einschätzung zur Konjunktur- und Arbeitsmarktentwicklung

    Der Kreis Unna befindet sich am Rande des Ruhrgebiets zwischen Dortmund und

    Hamm bzw. dem Münsterland und dem Sauerland. Der strukturelle Wandel von Kohle

    und Stahl hin zu Dienstleistung und Lager/Logistik hat zum einem zum Wegfall

    tausender Arbeitsplätze in der Region und andererseits zum Aufbau vieler

    Arbeitsplätze im Niedriglohnbereich geführt. Die Arbeitslosenquote liegt seit Jahren

    über dem Bundesdurchschnitt, während das Erwerbspersonenpotential ohne bzw. mit

    geringer Qualifikation über den Durchschnittswerten von Land und Bund liegt. Die

    Einkommenshöhe ist im Vergleich zu anderen Regionen geringer.

    Folglich kennzeichnet eine starke Auspendlerbewegung die Region. Rund 50 % der

    Erwerbstätigen mit Wohnsitz im Kreis Unna pendeln täglich zu ihrem Arbeitsplatz aus.

    Für Geringqualifizierte mit geringen Einkünften ist das Pendeln aufgrund fehlender

    individueller Mobilität nicht möglich, da die Nutzung der Infrastruktur (ÖPNV) teilweise

    sehr zeitaufwendig ist bzw. bei außerhalb der Ortschaften liegenden

    Industriegebieten oft nicht zu realisieren ist.

    Insgesamt ist die Struktur im Kreis Unna heterogen. Die Spannbreite der

    Arbeitslosenquoten innerhalb des Kreises liegen zwischen 4,7 % und 9,5 % (JDW

    2019). Es bestehen unterschiedliche Sozialstrukturen in den jeweiligen Städten und

    Gemeinden und gravierende Unterschiede in den lokalen Unternehmensstrukturen.

    Insgesamt lässt die Steigerung der Arbeitslosenquote im SGB III-Bereich, die seit

    Mitte 2019 zu verzeichnen ist, eine Steigerung der Arbeitslosenquote im SGB II-

    Bereich ab Mitte 2020 erwarten.

    Die Auswertungen der Agentur für Arbeit Hamm sowie die Analysen des Jobcenters

    Kreis Unna zeigen, dass sich das Verhältnis Anzahl Bewerber zu Anzahl

    Ausbildungsstellen im Kreis Unna in den letzten Jahren verbessert hat. Es ist jedoch

    immer noch eine Versorgungsproblematik zu erkennen.

    Zum Ende des Schuljahres 2019/2020 werden voraussichtlich 4.279 Schüler im Kreis

    Unna die Schule verlassen. Die entspricht in etwa der Vorjahreszahl. Damit wird der

    Rückgang der letzten Jahre gestoppt. Im Vergleich zum Jahr 2014 sind es jedoch

    etwa 650 Schulabgänger weniger. Die Prognosen des Landes NRW lassen erwarten,

    dass 277 Schüler die Schule ohne Abschluss verlassen. Dies waren im Jahr 2014

    etwa 20 Schüler weniger.

    Arbeitsmarkt

    Pendlerbewegung

    Arbeitslosenquote

    SGB II + SGB III

    Ausbildungsmarkt

    Schulentlass-

    prognose

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    Aufgrund des unausgeglichenen Ausbildungsmarkts wird sich ein nicht unerheblicher

    Anteil an Schulabgängern, insbesondere aus den Realschulen, erfahrungsgemäß für

    eine Überbrückung am Berufskolleg entscheiden.

    Im September 2019 waren 2.862 Ausbildungsstellensuchende statistisch erfasst. Das

    sind 92 Bewerber (-3,1 %) weniger als im Vorjahr.

    Die Anzahl der gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen betrug seit Beginn des

    Berichtsjahres 2019/2020 insgesamt 2.341 Ausbildungsstellen, d.h. 43

    Ausbildungsstellen mehr als im Vorjahresvergleich. Damit stand rechnerisch nicht

    jedem Bewerber eine Ausbildungsstelle zur Verfügung (0,8 Stellen pro Bewerber).

    Neben den Schülern der allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen ergeben

    sich aus den Teilnehmern und Absolventen der Benachteiligtenförderung

    Bewerberpotentiale für den Ausbildungsmarkt. Hierzu zählen vor allem die

    Einstiegsqualifizierungen und die berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen. Die

    Anzahl der sich zum Teil in Maßnahmen befindenden Altbewerber wird auch in den

    nächsten Jahren anhaltend hoch bleiben. Der Anteil beträgt aktuell 33,3 % (Ende

    Berichtsjahr 2018/19) und ist damit erstmals nach vier Jahren gesunken.

    24,5 % der Betriebe im Kreis Unna sind Ausbildungsbetriebe. In Nordrhein-Westfalen

    bilden vergleichsweise 22,2 % aller Betriebe aus.

    Im Dezember 2019 waren 14.015 Arbeitslose in beiden Rechtskreisen gemeldet. Das

    sind 141 weniger im Vergleich zum Vorjahresmonat. Mit 9.999 Arbeitslosen kann das

    Jobcenter Kreis Unna einen Rückgang zum Vorjahr um -363 zu verzeichnen. Die

    Agentur für Arbeit vermeldet hingegen einen Anstieg auf 4.016 (+222).

    Seit 2015 ist die Anzahl der Asyl-Erstanträge bundesweit stetig zurückgegangen.

    2019 waren es rund 142.500 Erstanträge (2018: 161.900 Erstanträge).

    Auch im Kreis Unna waren die Neuzugänge im Bereich Asyl und Flucht in 2019

    rückläufig. Während im Jahr 2018 ca. 60 Zugänge pro Monat registriert wurden,

    waren es 2019 noch zwischen 30 und 35 Neuzugänge im Monat. Auffällig hierbei ist,

    dass es sich bei den Neuzugängen oftmals um Zuzüge (u.a.

    Familienzusammenführungen) handelte, tendenziell weniger um Neukunden nach

    Entscheidungen des Bundesamts für Migration und Flucht (BAMF). Handelte es sich

    zum Start des Integration Points noch vermehrt männliche Bewerber, so kamen in

    den folgenden Jahren zunehmend mehr weibliche Bewerberinnen. Zum aktuellen

    Ausbildungs-

    stellenbewerber

    Ausbildungsstellen

    Benachteiligten-

    förderung

    Ausbildungs-

    betriebe

    Arbeitslose

    Geflüchtete

    Menschen

    Flucht und Asyl

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    Zeitpunkt liegt das Verhältnis bei 51 % weiblicher Bewerberinnen im Verhältnis zu 49

    % männlicher Bewerber (siehe hierzu auch Seite 15).

    Eine Vielzahl durch die Bezirksregierung erteilten Wohnsitzzuweisungen gemäß

    Ausländer-Wohnsitzregelungsverordung (AWoV) aus den Jahren 2016 und 2017

    entfallen im Jahr 2020, sodass für den Geflüchteten die Wohnsitznahme frei wählbar

    sein wird. Aus diesem Grund ist mit einer Bewegung dieses Kundenkreises zu

    rechnen. Es besteht die Möglichkeit, dass damit die Zuzüge in den Kreis Unna noch

    einmal ansteigen.

    Abb. 1 Bestand erwerbsfähige Leistungsberechtigte

    Die Abhängigkeit der Region von den Branchen Logistik und Handel hat sich in den

    letzten Jahren, insbesondere für die gering qualifizierten Menschen, zunehmend

    vergrößert. Die Einstellungspraxis der großen Logistikunternehmen im Kreis Unna

    wirkt sich unmittelbar auf die Arbeitslosigkeit in der Region aus. Aus

    betriebswirtschaftlichen Gründen nutzen diese Unternehmen zur Deckung

    konjunktureller und saisonaler Schwankungen zu einem hohen Anteil die

    Arbeitnehmerüberlassung. In der Folge kommt es zu zahlreichen Arbeitsaufnahmen,

    die den langfristigen Bezug von SGB II-Leistungen jedoch nicht beenden, da nur ein

    Erwerbsfähige

    Leistungs-

    berechtigte

    Branchen- und

    Unternehmens-

    struktur

  • Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2020 7

    geringes Einkommen erzielt wird und/oder die Beschäftigungen nach Saisonende

    oder bei konjunktureller Eintrübung beendet werden.

    Die Jahre 2015 bis 2019 waren beschäftigungsstarke Jahre. Der Bestand an

    sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen war so hoch wie seit 2011 nicht

    mehr.

    Während im vergangenen Jahr ein deutlicher Zuwachs der Beschäftigung in den „Top

    20 Branchen“ der Region zu verzeichnen war, wird ein Rückgang der

    Beschäftigungsquote für 2020 erwartet. Insbesondere die Branche der

    BArbeitnehmerüberlassung zeigt sich deutlich weniger aufnahmefähig. Für den SGB

    II-Bereich stellt diese Entwicklung ein hohes Risiko dar, denn mehr als 20 Prozent der

    Integrationen entfallen auf diese Branche. Auch der Zugang an Stellenangeboten

    zeigt sich in den letzten Monaten rückläufig. Hinzu kommt, dass die Anzeigen für

    Kurzarbeit seit Ende 2019 ansteigen.

    Für 2020 sind lediglich kleinere Betriebsansiedlungen bekannt, die keine

    nennenswerten Auswirkungen hinsichtlich der Integrationen auf den SGB II-Bereich

    erwarten lassen. Es besteht aber die Gefahr, dass mittelgroße Betriebe für SGB II-

    Kunden relevante Stellen abbauen.

    Beschäftigung

    Erwartete

    Beschäftigungs-

    veränderungen

    Betriebs-

    ansiedlung

  • Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2020 8

    2. Strategische Ausrichtung - operative Schwerpunkte und Maßnahmen

    Chancen und Stärken

    Arbeitsmarkt weist einen leicht zurückgehenden, aber dennoch hohen Bedarf an ungelernten

    Kräften auf.

    Auskömmlicher Eingliederungstitel ermöglicht Förderungen der beruflichen Weiterbildungen

    und Ausbau der Förderung von Langzeitarbeitslosen und Teilhabe am Arbeitsmarkt.

    Anpassung der Betreuungsstrategie für Alleinerziehende

    Gemeinsames Projekt „Alleinerziehende“ am Standort Schwerte

    Verstärkte Förderung von Erziehenden mit Kindern unter drei Jahren (§10 SGB II)

    Einführung eines Sonderteams im Rahmen der „Schwerpunktregion zur Bekämpfung der

    Langzeitarbeitslosigkeit“ (Projekt „Langzeitarbeitslose in Arbeit – LiA“)

    Einführung des Bundesprojekts rehapro („GUIDE - Gesundheit unterstützen in dauerhafte

    Erwerbsarbeit“)

    Qualitätsoffensive „BewA“ – Überarbeitung der Datenqualität

    Erweiterung des bereits bestehenden Einarbeitungsbüros auf den Bereich Markt und In-

    tegration

    Weiterentwicklung der sieben Jugendberufsagenturen Überprüfung (ggf. Weiterentwicklung)

    der Kooperationsstrukturen

    Intensivierung der Schülerbeauftragung und Ausbildungsstellenvermittlung durch organisato-

    rische Verbindung in den U25-Teams (internes Tandem Übergang Schule/Beruf)

    Einsatz von sozial-integrativem Fallmanagement („Take Off U25“)

    Entwicklung von Projekten nach § 16h SGB II

    Verbesserung der Beratungsqualität im Leistungsbereich durch die Schulungsreihe Leis-

    tungsrechtliche Beratung

    Das Konzept zum Informations- und Beratungszentrum (IBZ) am Standort Unna wird fortge-

    setzt.

    Eine starke Netzwerkarbeit zwischen dem Jobcenter und allen lokalpolitischen Akteuren

    (insbesondere der kreisangehörigen Städte und Gemeinden) und die vertrauensvolle Zu-

    sammenarbeit mit den Trägern eröffnet zusätzliche Performancepotentiale für folgende

    Schwerpunktthemen:

    Initiative „Halbierung Jugendarbeitslosigkeit 2020“

    Quartiersprojekte „Frankfurter Straße“ in Unna und „Lüner Höhe“ in Kamen

    Personalbesetzungsquote 2019 kontinuierlich > 97 %

    Verstärkung der Risikoorientierung im Rahmen der Fachaufsicht (Datenqualität, Risikoorien-

    tiertes Qualitätsmanagement

    Hohe Veränderungs-/Anpassungsbereitschaft und ausgeprägte Motivationsfähigkeit in der

    Belegschaft

    +

  • Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2020 9

    Risiken und Schwächen

    Starker Rückgang der Anzahl marktnaher Kunden (im Vgl. Juni 2017 zu Juni 2019: - 63,8 %)

    macht eine stärkere Bindung von Finanz- und Personalressourcen erforderlich.

    Einmalige massive Effekte aus 2019 (Ansiedlung Arvato im Kreis Unna, Einstellung von etwa

    950 Personen aus SGB II-Bezug) entfallen.

    Anstieg der Arbeitslosigkeit und Rückgang gemeldeter Stellen ab 2. Halbjahr 2020.

    „Qualitätsoffensive BewA“ (Verbesserung der Datenqualität im Fachverfahren VerBIS) bindet

    im I. Quartal 2020 Mitarbeiterkapazitäten.

    Aufnahme von Beschäftigung führt häufig nicht zum Fallabschluss (Region als Niedriglohnsek-

    tor - Langzeitleistungsbezug bleibt konstant, Lohnniveau nach Qualifikation häufig nicht be-

    deutend höher).

    Die Reorganisation im gemeinsamen Arbeitgeberservice SGB II/SGB III führt im 1. Halbjahr

    2020 zu Friktionen.

    Die möglichst vollständige Nutzung der finanziellen Mittel aus dem EGT bindet eine hohe Per-

    sonalkapazität, da Standardprodukte und übliche Vorgehensweisen häufig nicht mehr greifen.

    Finanzausstattung (Entnahme EGT)

    Heterogene Strukturen im Kreis Unna machen lokale Strategien erforderlich.

    Starke Auspendlerbewegung (50,6 %) bei Erwerbstätigen steht fehlender Mobilität der Arbeits-

    suchenden entgegen.

    Rückgang des Bewerberpotenzials für Ausbildungsstellen

    Kapazitätsentzüge durch zahlreiche Schulungen und Weiterbildungen (z.B. Verwaltungslehr-

    gänge, Leistungsrechtliche Beratung, Eigensicherung am Arbeitsplatz)

    Weiterhin ist mit einer hohen Personalfluktuation zu rechnen. Verlust von Fachkompetenzen

    durch hohe Renteneintritte in 2020.

    Starker Qualifizierungsaufwand durch Einstellung von „Quereinsteigern“

    Strukturbedingte Nachteile bei der Personalakquise (Verpflichtung für die Verwaltungslehr-

    gänge I und II, hohe Anzahl an befristeten Einstellungen).

    Risiken passive Leistungen: Angemessener Wohnraum knapp, umfassende leistungsrechtli-

    che Beratung lässt einen Anstieg der Leistungsauszahlungen erwarten.

    Durch die Anpassung des „Schlüssigen Konzepts“ ist mit einer Steigerung der Kosten der Un-

    terkunft zu rechnen.

    Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt durch Digitalisierung schwer abzusehen, insbesondere in

    einer ausgeprägten Lagerlogistik-orientierten Wirtschaftsstruktur.

    -

  • Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2020 10

    Die strategischen Initiativen und Aktivitäten leitet das Jobcenter Kreis Unna aus dem

    Planungsbrief 2020 der Bundesagentur für Arbeit sowie aus den Handlungsfeldern

    des kommunalen Trägers ab:

    Verbesserung des Übergangs Schule und Beruf

    Sicherung des Arbeits- und Fachkräftebedarfs

    Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit

    Nachfolgend werden Handlungsansätze erläutert, die sich aus den oben genannten

    Hauptaufgabenfeldern ableiten. Eine Konkretisierung von Aktivitäten und

    Maßnahmen für die operative Umsetzung wird mit der Erstellung eines detaillierten

    Aktivitäten- und Umsetzungsplans erfolgen. Die Aktivitäten orientieren sich an den

    Bedürfnissen der Kunden sowie an den Möglichkeiten des regionalen Arbeitsmarkts.

    Im Rahmen der Aktivitäten- und Maßnahmeplanung ist es Aufgabe des Jobcenters

    Kreis Unna, allen Leistungsempfängern die gleichen Teilhabechancen zu eröffnen

    und Menschen keinesfalls aufgrund ihrer sozialen Herkunft, Geschlecht, Religion

    oder Alter zu benachteiligen. Durch individuelle, auf die verschiedenen Zielgruppen

    zugeschnittene Beratung und passgenaue Förderung bzw. Einleitung von

    Förderketten wird dies ermöglicht.

    2.1. Verbesserung des Übergangs Schule und Beruf

    Im Jahr 2014 wurde, auf Initiative des Landrats Michael Makiolla, eine gemeinsame

    Absichtserklärung der Arbeitsmarktakteure im Kreis Unna zur Halbierung der

    Jugendarbeitslosigkeit unterzeichnet. Auf Basis des Jahresdurchschnittswerts 2013

    (1.048 Arbeitslose im SGB II) gilt es, die Jugendarbeitslosigkeit bis 2020 zu halbieren.

    Dementsprechend wurde seitdem die enge Zusammenarbeit z.B. zwischen Schulen,

    Jugendämtern, Kammern, Arbeitsagentur, Jobcenter-Geschäftsstellen und weiteren

    Partnern verstärkt. Die Thematik „Flucht und Asyl“ war seinerzeit nicht Bestandteil der

    Absichtserklärung. Das Jobcenter Kreis Unna verfolgt das ambitionierte Ziel der

    Halbierung der Jugendarbeitslosigkeit unter Berücksichtigung dieses zusätzlichen

    Personenpotentials weiterhin. Die Entwicklung ist weiterhin positiv: Ende des Jahres

    2019 ergibt sich ein Jahresdurchschnittswert von 550 (Bestand an arbeitslosen

    Jugendlichen in SGB II), damit wurde das Ziel (errechneter Zielwert im

    Jahresdurchschnitt: 585) für das vergangene Jahr deutlich unterschritten. Für das

    Auslaufen der gemeinsamen Aktion liegt der Zielwert im Rechtskreis SGB II für das

    Jahr 2020 im Jahresdurchschnitt bei 524.

    Geschäftspolitische

    Handlungsfelder

    Chancengleichheit

    Halbierung

    Jugendarbeits-

    losigkeit 2020

  • Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2020 11

    Der „Einsatz von Schülerbeauftragen“ hat sich bewährt. Seit 01.12.2019 wurden

    außerdem die zuständigen Ausbildungsstellenvermittler den Teams für die Betreuung

    von Jugendlichen unter jungen Erwachsenen (U25) zugeordnet. Damit wird das Ziel

    weiter forciert, eine gute Heranführung ausbildungsgeeigneter Kunden an den

    Ausbildungsmarkt zu erreichen. Darüber hinaus werden die Kontakte zu den

    Bündnispartnern KAoA (Kein Abschluss ohne Anschluss, NRW Landesinitiative)

    genutzt. Diese Herangehensweise ermöglicht eine optimale Beratung und

    Orientierung hinsichtlich der Aufnahme einer dualen Ausbildung. Insbesondere geht

    es darum, frühzeitig eine individuelle Berufswahl zu erreichen. Um für Schüler mit

    Fluchthintergrund einen Übergang in Ausbildung zu ermöglichen, erfolgt im Rahmen

    des Übergangsmanagements Schule – Beruf eine Kooperation mit dem Kommunalen

    Integrationszentrum.

    In Jugendberufsagenturen arbeiten Jugendämter, Agentur für Arbeit und Jobcenter

    zusammen und bieten damit den optimalen Beratungsservice für junge Menschen. Im

    Jahr 2019 wurde die Netzwerkarbeit mit den ortsansässigen Schulen verstärkt. Eine

    rechtskreisübergreifende Analyse soll Möglichkeiten für die Weiterentwicklung der

    örtlichen Jugendberufsagenturen aufzeigen. Zudem wird die Möglichkeit eines

    Jugendberufs-Hauses, welches alle mitwirkenden Institutionen unter einem Dach

    vereinen soll, am Standort Bergkamen geprüft.

    Das Jobcenter Kreis Unna hat ein Maßnahme-Portfolio entwickelt, das auf die

    Stärken und Potentiale der jungen Bewerber individuell zugeschnitten ist und

    Förderketten ermöglicht:

    1. Produktionsorientierte Aktivierungshilfen

    2. Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen (BvB),

    BvB pro (mit produktionsorientiertem Ansatz)

    3. Individuelles Coaching

    4. Assistierte Ausbildung (AsA)

    5. Überbetriebliche Ausbildungen

    6. Einstiegsqualifizierungen

    Im Rahmen der engen Zusammenarbeit mit den Jugendämtern werden der

    Instrumenteneinsatz und die Planung sukzessive weiterentwickelt. Es zeigt sich, dass

    stärker individualisierte Angebote notwendig werden.

    Drei Projektmitarbeiter (3,0 VZÄ) haben die Aufgabe, junge Erwachsenen mit

    multiplen Vermittlungshemmnissen, die sich den üblichen Angeboten der

    Übergang

    Schule/Beruf

    Jugendberufs-

    agenturen

    Maßnahme-

    Portfolio

    Projekt „Take Off

    U25“

  • Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2020 12

    Arbeitsvermittlung bzw. des Fallmanagements bisher entzogen haben, zu erreichen

    und wieder in das Regelsystem von z.B. Schule, Ausbildung und Arbeit,

    Beschäftigung, Maßnahmeangebote oder auch Familie einzugliedern. Der

    Schwerpunkt des Projekts liegt in der sozialintegrativen Beratung. Ziel ist es,

    betroffenen Jugendlichen dauerhaft den Anschluss an gesellschaftlicher und sozialer

    Teilhabe zu ermöglichen.

    Zudem wird nunmehr erstmals eine Ausschreibung zur Förderung von

    schwererreichbaren Jugendlichen (gemäß § 16h SGB II) erfolgen. Konzeptionelle

    Inhalte werden hierzu im ersten Halbjahr 2020 erarbeitet.

    Die grundsätzliche Inanspruchnahme von finanziellen Mitteln aus dem Bildungs- und

    Teilhabepaket wird weiterhin forciert. Gezielte Beratung, insbesondere für Eltern von

    Kindern und Jugendlichen mit Fluchthintergrund, steht zur Unterstützung einer

    besseren Integration im Fokus. Ferner erfolgen aufsuchende Beratungen bei

    Institutionen für ehrenamtliche Flüchtlingshelfer sowie in Grundschulen und

    Kindertagesstätten. Aufgrund der Gesetzesänderung im Rahmen des Starke-

    Familien-Gesetzes wurde das Antragsverfahren allgemein vereinfacht.

    2.2 Arbeits- und Fachkräftesicherung

    Als weiterer Handlungsschwerpunkt wird die Unterstützung bei der Integration von

    Bewerbern mit guten Vermittlungschancen gesehen. Der gemeinsame

    Arbeitgeberservice hat die Aufgabe, sich an der Zielerreichung der

    bewerberorientierten Bereiche aktiv zu beteiligen. Hierbei wird eine

    Aufnahmefähigkeit in folgenden Branchen gesehen:

    Lagerwirtschaft,

    Pflege und Gesundheit,

    Fahrzeugführung im Straßenverkehr und

    Schutz und Sicherheit.

    Dem gegenüber steht der inzwischen große Anteil bildungsferner Kunden. Aufgabe

    ist es, individuelle, dem Kundenpotential gerecht werdende Möglichkeiten der

    Qualifizierung zu identifizieren, um die Deckung der Nachfrage realisieren zu können.

    In Ergänzung zu den bisherigen Arbeitsschwerpunkten des gemeinsamen

    Arbeitgeberservices wird die bestmögliche Unterstützung bei der Integration von

    geflüchteten Menschen mit guten Integrationschancen als aktuelle Herausforderung

    gesehen. Hierzu ist eine individuelle Beratung in Kooperation mit den spezialisierten

    Bildung und

    Teilhabe

    Berufs- und

    Tätigkeitsbereiche

  • Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2020 13

    Mitarbeitern des „Integration Point“ rechtskreisübergreifend (SGB II und SGB III)

    weiterhin offensiv zu betreiben.

    Seit Juli 2017 arbeitet der gemeinsame Arbeitgeberservice (gAGS) der Agentur für

    Arbeit Hamm und des Jobcenters Kreis Unna rechtskreisübergreifend zusammen.

    Damit ist sichergestellt, dass Arbeitgeberbedarfe aus dem SGB II und dem SGB III

    angemessen berücksichtigt werden können. Die besondere Herausforderung besteht

    darin, individuelle Lösungen im Rahmen des Qualifizierungschancengesetzes zu

    kreieren.

    Rund 70 Prozent der Eingliederungsmittel des Jobcenters Kreis Unna werden in

    integrationsorientierte Maßnahmen investiert. Dabei wird verstärkt auf das Instrument

    „Förderung der beruflichen Weiterbildung“ (FbW) gesetzt, um möglichst nachhaltige

    Integrationen zu erzielen. Dabei gilt es, die Potentiale aller Geschlechter zu nutzen.

    Herausforderung wird dabei sein, bildungsferne Personen für

    Qualifizierungsmaßnahmen zu befähigen. Maßnahmen wie „Grundkompetenzen“

    oder „Lust auf Lernen“ legen in diesem Zusammenhang den Grundstein für eine

    mögliche Förderkette. Die Gefahr besteht darin, dass ungelernte Kräfte dazu neigen,

    ein aktuelles Jobangebot – welches vielleicht auch nur von kurzer Dauer, aber

    finanziell attraktiver ist – einer länger andauernden Qualifikationsmaßnahme

    vorziehen. Dem gegenüber steht allerdings die vom Jobcenter angestrebte

    nachhaltige Integration in den Arbeitsmarkt.

    Im Rahmen der Förderung der beruflichen Weiterbildung gilt es, gleichberechtigte

    Förderung von Frauen und Männern zu verbessern. Das Thema „Kinderbetreuung"

    bleibt eine der zentralen Herausforderungen bei der arbeitsmarktpolitischen

    Unterstützung von (Allein-)Erziehenden, vor allem von Frauen im SGB Il. In der Praxis

    besteht die Herausforderung, bedarfsgerechte Formen der Kinderbetreuung in

    Abstimmung zwischen Jobcentern und Jugendämtern zu gestalten. Insbesondere

    werden für Frauen mit Fluchthintergrund neue Chancen zur beruflichen Weiterbildung

    erarbeitet.

    Am Standort Lünen wird das Konzept für ein Fortbildungszentrum (FBZ) erprobt. Auf

    einer Etage entstehen offene Räumlichkeiten, die interessierten Kunden Zugang zu

    Informationen rund um Qualifizierung und Weiterbildung ermöglichen. Für eine

    vollumfängliche Beratung stehen zwei Integrationsfachkräfte zur Verfügung. Das

    Projekt wird aktuell konzeptionell ausgestaltet und wird im II. Quartal 2020 an den

    Start gehen.

    gAGS – Service aus

    einer Hand

    Kunden zu

    Fachkräften

    ausbilden

    Frauenförderquote

    Modellprojekt

    FBZ Lünen

  • Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2020 14

    In diesem Rahmen unterstützt das Jobcenter Kreis Unna das Ziel der Bundesagentur

    für Arbeit, 120.000 junge Erwachsene (beider Rechtskreise inkl. zugelassener

    kommunaler Träger) bis Ende 2020 für eine abschlussorientierte Weiterbildung zu

    gewinnen.

    Das Jobcenter Kreis Unna führt seit mehreren Jahren gemeinsam mit der Agentur für

    Arbeit Hamm Ausbildungs-, Job- und Bildungsmessen durch. Diese finden mehrfach

    im Jahr an unterschiedlichen Standorten statt. Für 2020 stehen insbesondere die

    Veranstaltungen „Marktplatz Ausbildung“ in Bergkamen und die „Pflegemesse“ in

    Bergkamen im Fokus. Ferner ist erstmals die Durchführung einer Messe für die

    Zielgruppe der Alleinerziehenden geplant.

    Die Ausbildungsstellenvermittlung ist seit dem Ende des letzten Jahres in die Teams

    U25 integriert. Damit wird der Notwendigkeit einer stärkeren Bewerberorientierung

    Rechnung getragen. Die verschiedenen Fördermöglichkeiten können gezielt

    eingesetzt werden. Zudem soll das Thema Teilzeitberufsausbildung stärker als bisher

    bei den Unternehmen thematisiert werden, um so auch Erziehenden eine Perspektive

    auf dem Ausbildungsmarkt eröffnen zu können.

    Im Rahmen der Eintrittsplanung setzt das Jobcenter Kreis Unna insbesondere auf die

    Förderung der beruflichen Weiterbildung (FbW). Mit 711 geplanten Eintritten für 2020

    beabsichtigt das Jobcenter Kreis Unna 93 Eintritte mehr als im Vorjahr. Die

    Identifikation und Motivierung geeigneter Bewerber erfolgt über

    Feststellungsmaßnahmen und Fachdienste.

    Gleichzeitig steht das Teilnehmer- und Absolventenmanagement besonders im

    Fokus. Ziel ist es, die Teilnehmer bis zum Abschluss der Qualifizierung zu begleiten,

    zu unterstützen und frühzeitig gemeinsame Vermittlungsbemühungen zu initiieren.

    An allen Standorten im Kreis Unna sind Spezialisten für den Bereich Rehabilitation

    und Schwerbehinderung (Reha/SB) implementiert. Das Thema Integration von

    Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen stellt ein Schwerpunktthema für

    2020 dar und wird damit kreisweit fokussiert. Das rechtskreisübergreifende Bündnis

    „Inklusion in Aktion“ zur Sensibilisierung von Arbeitgebern plant die Durchführung

    einer Veranstaltung für die Zielgruppe der Menschen mit Behinderung in Form einer

    Jobmesse. Arbeitgeber sollen so mit potentiellen Bewerbern zusammengebracht

    werden. Im Rahmen der Veranstaltung ist geplant, konkrete erste

    Vorstellungsgespräche zu ermöglichen. In der „Woche für Menschen mit

    Zukunftsstarter –

    Ausbildung für

    junge Erwachsene

    Job- und

    Bildungsmessen

    Ausbildungs-

    förderung

    Eintrittsplanung

    FbW

    Absolventen-

    management

    Integration von

    Menschen mit

    Behinderung

  • Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2020 15

    Behinderung“ werden außerdem gemeinsame Außendiensttage mit der Agentur für

    Arbeit Hamm und dem Kommunalen Jobcenter Hamm durchgeführt.

    In Ergänzung an das Schwerpunktthema Integration von Menschen mit Behinderung

    startete im Dezember 2019 am Standort Unna das Modellprojekt „GUIDE“

    (Gesundheit unterstützen in dauerhafte Erwerbstätigkeit) im Rahmen des

    Bundesprogramms rehapro. Es zielt auf die gesundheitliche Stabilisierung und

    (Wieder-)Herstellung der Beschäftigungsfähigkeit dauerhaft gesundheitlich

    beeinträchtigter Kunden ab, damit diese mit individuellen Unterstützungsmaßnahmen

    in den Arbeitsmarkt einmünden können. Das Konzept sieht eine intensive Betreuung

    von insgesamt 235 Teilnehmern durch ein gesundheitsorientiertes Fallmanagement,

    Ergotherapeuten und Psychologen vor und bindet Netzwerkstrukturen eng ein.

    Mithilfe einer Arbeitserprobungswerkstatt werden die Projektteilnehmer langsam an

    die Anforderungen des Arbeitsmarktes herangeführt. Für alle Teilnehmenden wird

    eine konkrete Perspektive im Rahmen ihrer gesundheitlichen Möglichkeiten

    erarbeitet. Projektende ist der 30.04.2024.

    Um für die Zielgruppe der geflüchteten Menschen eine ganzheitliche, vernetzte und

    nachhaltige Betreuung sicherstellen zu können, wurde Ende 2015 ein

    rechtskreisübergreifend tätiger Integration Point am Standort Kamen eingerichtet.

    Das Projekt wird in dieser Form bis Ende 2020 fortgesetzt. Im Laufe des Jahres wird

    über die Fortsetzung der Integrationsarbeit von geflüchteten Menschen entschieden.

    Aktuell wird die Herausforderung in den unterschiedlichen Voraussetzungen der

    Bewerber gesehen. Hinzu kommt, dass die duale Ausbildung häufig kein

    erstrebenswertes Ziel für die Bewerbergruppe ist. Insbesondere gilt das für

    handwerkliche Berufe, die in anderen Ländern einen sehr geringen Stellenwert

    haben. Hier gilt es, verstärkt zu beraten und berufliche Orientierung zu bieten.

    Zielgruppenorientierte Maßnahmen unterstützen dabei den Vermittlungsprozess im

    Integration Point. Über den „Work-first-Ansatz“ sollen notwendige Qualifikationen und

    die berufliche Integration schnellstmöglich und parallel erfolgen. Weiterhin gewinnt

    die Integration geflüchteter Frauen zunehmend an Bedeutung. Hierbei sollen neben

    den für den Arbeitsmarkt verfügbaren Bewerberinnen, auch vor allem die

    Bewerberinnen, welche fortlaufend in Elternzeit sind, in den Fokus rücken. Besonders

    wichtig ist dabei eine kultursensible Beratung. Frühzeitige Ansätze und Handlungen

    zur Integration sollen die Arbeitsaufnahme nach Beendigung einer Elternzeit

    erleichtern. Ziel ist es, den Prozess frühzeitig zu beginnen.

    Projekt „GUIDE –

    rehapro“

    Potentiale

    geflüchteter

    Menschen nutzen

  • Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2020 16

    Gemeinsam haben die Agentur für Arbeit Hamm und das Jobcenter Kreis Unna mit

    den kommunalen Partnern und lokalen Arbeitsmarktakteuren ein Netzwerk

    aufgebaut, um notwendige Maßnahmen schnell umsetzen zu können. Beteiligt sind

    unter anderem das Kommunale Integrationszentrum, die Ausländerbehörden,

    Erstaufnahmeeinrichtungen, Migrantenorganisationen, Jugend- und Sozialämter,

    Kammern und ehrenamtliche Kräfte. An der konstruktiven Zusammenarbeit wird auch

    2020 festgehalten.

    2.3 Reduzierung von Arbeitslosigkeit und Hilfebedürftigkeit

    Im Jahr 2020 wird mit Einführung des Projekts „LiA“ (Langzeitarbeitslose in Arbeit)

    ein Sonderteam mit enger Anbindung an den gAGS eingerichtet. Die

    Projektmitarbeiter fokussieren sich dabei auf die Kundenberatung und übernehmen

    die konkrete bewerberorientierte Arbeitgeberansprache. Ziel ist die Verbesserung der

    Beratungsqualität – und damit der Integrationschancen – durch alternative bzw.

    innovative Recruiting- und Bewerbungsstrategien. Das Konzept sieht die Stärkung

    der Zusammenarbeit mit dem gAGS vor. Es werden 300 Arbeitsaufnahmen mit

    Implementierung des Projektteams für 2020 erwartet.

    Das Projekt „NeuStart“ zielt auf die Vermeidung bzw. Beendigung von

    Langzeitarbeitslosigkeit und Langzeitleistungsbezug der Kunden des Jobcenters ab.

    Zielgruppe sind Kunden, die von Langzeitarbeitslosigkeit bedroht sind. Durch die

    Vermittlung in ein Beschäftigungsverhältnis soll zudem ein Beitrag zur Reduzierung

    der Kosten der Unterkunft geleistet werden. In den vergangenen drei Jahren ist es

    gelungen, den Zielwert (500 Integrationen pro Jahr) deutlich zu übertreffen. Im Jahr

    2020 sollen ebenfalls 500 Integrationen im Rahmen des Projekts erreicht werden.

    Ferner wird die Möglichkeit der Fortsetzung des Projekts für das Folgejahr geprüft.

    Seit dem 01.01.2019 ist das Teilhabechancengesetz (§16e und §16i)

    Regelinstrument im Rahmen des SGB II. Die neue Gesetzgebung ermöglichte im

    Vorjahr 380 Arbeitsplätze auf dem Sozialen Arbeitsmarkt. Für das Jahr 2020 ist

    geplant, weitere 300 Stellen auf dem regionalen Arbeitsmarkt zu implementieren.

    Hierfür ist es erforderlich, verstärkt Öffentlichkeitsarbeit und Marketing zu betreiben,

    um regionale Arbeitgeber für die Einstellung von Langzeitarbeitslosen zu gewinnen.

    Für kommunal relevante Arbeitsstellen wird die §16i-Förderung durch zusätzliche

    Mittel aus dem kommunalen Passiv-Aktiv-Tausch unterstützt.

    Netzwerk

    Flüchtlingsarbeit

    Projekt „LiA“

    Projekt „NeuStart“

    Teilhabechancen-

    gesetz

  • Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2020 17

    Im Arbeitskreis Langzeitleistungsbezug wurden innovative Ansätze zur Reduzierung

    des Langzeitleistungsbezugs einschließlich ihrer Implementierung in die

    Arbeitsabläufe des Jobcenters erarbeitet. Bedarfsdeckende Integrationen konnten so

    realisiert werden. Die Ergebnisse des Arbeitskreises haben in der Vergangenheit

    maßgeblich zum Erfolg der Senkung des Langzeitleistungsbezugs beigetragen. Dies

    ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass die Bereiche Markt und Integration

    sowie Leistungssachbearbeitung im Rahmen des Arbeitskreises gemeinsame

    Ansätze erarbeiten konnten. Daher wird die gemeinsame Arbeit auch im Folgejahr

    fortgesetzt. In 2020 sollen Impulse zu alternativen Beratungs- und

    Betreuungsansätzen entwickelt werden.

    Seit 2011 setzt das Jobcenter Kreis Unna ein entsprechendes Projekt um, das die

    Umwandlung von Minijobs in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen im Fokus

    hat. Im Rahmen des Projekts konnten über den Zeitraum von acht Jahren bereits rund

    2.800 Minijobs umgewandelt werden. Das Jobcenter Kreis Unna hat es sich zum Ziel

    gesetzt, im Jahr 2020 395 Umwandlungen zu realisieren.

    Kunden, die durch das Fallmanagement betreut werden, weisen multiple

    Problemlagen auf. Aufgabe des Fallmanagers ist es, diese zu gewichten und zu

    reduzieren. Ziel ist es, durch Verringerung der Hemmnisse, den Kunden an den

    Arbeitsmarkt heranzuführen. Dabei können Leistungen von Kooperationspartnern

    genutzt werden. Diese Tatsache macht deutlich, dass ein starker Fokus auf der

    Netzwerkarbeit liegt.

    Das Kooperationsprojekt mit der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) wird

    fortgesetzt. Kunden des Jobcenters wird, mit dem Ziel der Erhaltung und

    Verbesserung ihrer Leistungsfähigkeit, im Zusammenhang mit der Teilnahme an

    ausgewählten Maßnahmen (gemäß § 45 SGB III), die Teilnahme an einem

    Präventionskurs angeboten, der durch die GKV finanziert wird. Die psychologische

    Sprechstunde im Förderzentrum Unna hat sich bewährt und wurde flächendeckend

    eingeführt.

    Arbeitskreis zur

    Senkung des

    Langzeit-

    Leistungsbezugs

    Umwandlung von

    Minijobs

    Fallmanagement

    Kooperation mit

    der GKV

  • Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2020 18

    Von besonderer Bedeutung ist der Einsatz der kommunalen Eingliederungs-

    leistungen nach § 16a SGB II zur Vorbereitung auf eine Arbeitsaufnahme bzw. in der

    Begleitung während der Beschäftigung.

    Der Zusammenhang von Arbeitslosigkeit mit einer Überschuldungsproblematik ist

    wissenschaftlich belegt. Dabei liegt die Überschuldungsquote im Kreis Unna mit

    11,81% über dem Bundeswert von 10,0%. (siehe SchuldnerAtlas Deutschland 2019).

    Auf Grundlage der ab 2018 überarbeiten Fassung der trilateralen Kooperations-

    vereinbarung zwischen dem Kreis Unna, dem Jobcenter Kreis Unna und den

    Beratungseinrichtungen besteht eine intensive Zusammenarbeit auf allen Ebenen.

    Die Integrationsfachkräfte arbeiten im Beratungsgespräch gezielt entsprechende

    Vermittlungshemmnisse heraus und entwickeln gemeinsam einen Eingliederungs-

    plan. Die Kunden werden bei der Bekämpfung der Schuldenproblematik aktiv

    unterstützt. Die Integrationsfachkräfte des Jobcenters Kreis Unna händigen

    Gutscheine aus oder begleiten den Kunden (je nach Bedarf) direkt zur

    Beratungseinrichtung. Die Empfehlungen der Schuldnerberatung sind Bestandteil

    des nachhaltigen Beratungs- und Integrationsprozesses im Jobcenter Kreis Unna.

    Die abgestimmte Kundenbegleitung zwischen der Schuldnerberatung und den

    Bereichen Leistungsgewährung/Markt und Integration bildet die Basis für den

    Beratungserfolg. Entsprechende Austauschformate unter Beachtung des

    Datenschutzes sind etabliert.

    In der Geschäftsstelle Lünen finden Sprechstunden der Schuldnerberatung in den

    Räumlichkeiten des Jobcenters statt.

    Ähnliche Kooperationsstrukturen existieren für die Beratung des

    Sozialpsychiatrischen Dienstes und der Suchtberatung. Eine Studie des Instituts für

    Arbeitsmarkt- und Berufsforschung bestätigt die Notwendigkeit: Während für

    Beschäftigte psychische Gründe bei Beschäftigten bei 21% zu einer

    Arbeitsunfähigkeit führten, war dies bei arbeitslosen Personen in 35% die häufigste

    Erkrankungsart.

    Zudem wird in 2020 das Thema „Junge Selbsthilfe/Jugendpsychiatrie“ als

    Themenschwerpunkt für den gemeinsamen Workshop vorgegeben, da der Kreis

    Unna im Frühjahr 2020 sein Angebot um eine Jugendpsychiatrie erweitert.

    Kommunale

    Leistungen nach

    §16a SGB II

  • Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2020 19

    Die operative Zusammenarbeit und die Angebotsstruktur werden regelmäßig durch

    gemeinsame Steuerungsformate begleitet (Kreisverwaltung, Beratungseinrichtung,

    Jobcenter), überprüft und optimiert.

    In jeder Geschäftsstelle des Jobcenters Kreis Unna sind spezialisierte Fachkräfte für

    die Vermittlung und Unterstützung von Alleinerziehenden tätig. Am Standort Schwerte

    werden Alleinerziehende mit interdisziplinärem Ansatz beraten. Arbeitsvermittlung

    und Leistungssachbearbeitung beraten gemeinsam bzw. führen enge Abstimmungs-

    gespräche vor jedem Beratungstermin.

    Um die Betreuung von Bedarfsgemeinschaften mit Kindern zu verbessern, wird die

    intensive ganzheitliche Betreuung der Zielgruppe ab Mitte 2020 an einem der Stand-

    orte des Jobcenters Kreis Unna erprobt. Eine entsprechende Herangehensweise wird

    aktuell konzeptioniert. Dabei wird ein besonderer Fokus auf die Verknüpfung der Be-

    reiche Markt und Integration sowie der Leistungssachbearbeitung gelegt.

    Betreuung

    Alleinerziehende

    Bedarfsgemein-

    schaften mit

    Kindern

  • Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2020 20

    3. Investitionen

    3.1 Personalressourcen

    *VZÄ: Vollzeitäquivalente

    Die Personalausstattung erfolgt auf Basis der gesetzlichen Grundlage nach § 44 Abs.

    4 SGB II. Das Rahmenkonzept SGB II - Personalstrukturen in den gemeinsamen

    Einrichtungen sowie das Vorgehensmodell zur Standortbestimmung der

    Personalausstattung der gemeinsamen Einrichtungen (VSP) wird als Methodenmix

    eingesetzt.

    Durch die Verbesserung des Rekrutierungsprozesses und eine intensivere

    Zusammenarbeit mit den Trägern, soll weiterhin eine hohe Besetzungsquote erreicht

    werden. Ziel ist es weiterhin, eine Besetzungsquote von >97 % zu erreichen.

    Personal-

    ausstattung

    Besetzungsquote

    Trägerschaft VZÄ Soll Anteil Soll VZÄ Ist Anteil Ist

    Bundesagentur für Arbeit 257,50 50,05 256,69 52,31

    Kreisverwaltung Unna 257,00 49,95 234,02 47,69

    Gesamt 514,50 100,00 490,72 100,00

    Gruppen VZÄ Soll Anteil Soll VZÄ Ist Anteil Ist

    Beamte 45,50 8,84 45,27 9,22

    Beschäftigte 469,00 91,16 445,45 90,78

    Gesamt 514,50 100,00 490,72 100,00

    Tätigkeitsbereich VZÄ Soll Anteil Soll VZÄ Ist Anteil Ist

    Operatives Personal 397,50 77,26 375,60 76,54

    - davon Markt und Integration 218,50 42,47 200,88 40,94

    - davon Leistungsgewährung 179,00 34,79 174,71 35,60

    Sonst. operatives Personal 45,00 8,75 44,11 8,99

    Sonst. administratives Personal 36,00 7,00 35,87 7,31

    Weiteres Personal (Projekte/Programme) 36,00 7,00 35,14 7,16

    Gesamt 514,50 100,00 490,72 100,00

    Stellen SOLL Stellen-IST Besetzungsquote

    Summe 514,50 490,72 95,38

    Altersdurchschnitt 43,0

  • Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2020 21

    Mit 43 Jahren liegt der Altersdurchschnitt im Jobcenter Kreis Unna etwas unter dem

    Durchschnitt anderer Verwaltungen in der Region.

    3.2 Budget

    Eine monatliche Überprüfung der Mittelverlagerung zwischen dem Eingliederungstitel

    und dem Verwaltungskostentitel soll Kontinuität bei der Umsetzung der Planungen

    sicherstellen. Dabei wird der Schwerpunkt innerhalb des Eingliederungstitels (EGT)

    – siehe hierzu Budgetplanung 2020, Anlage 1 auf Seite 27 – auf integrationswirksame

    Förderinstrumente gelegt.

    Die Nutzung von Qualifizierungspotentialen steht (zunächst) im Spannungsverhältnis

    zur Senkung des Langzeitleistungsbezugs, da Teilnehmer an

    Qualifizierungsmaßnahmen auch potentielle Kunden für eine kurzfristige

    Arbeitsaufnahme im Helferbereich sind.

    Der Ressourceneinsatz (siehe Seite 27, Anlage 1 Budgetplanung 2020) konzentriert

    sich zu 70 % auf integrationsorientierte und jugendspezifische Maßnahmen. 20 %

    werden für Leistungen nach dem Teilhabechancengesetz eingesetzt.

    Eingliederungsleistungen in Höhe von 33.296.283 Euro wurden verplant. Durch die

    Nutzung des Passiv-Aktiv-Transfers werden weitere Fördermittel aus der Einsparung

    passiver Leistungen (ALG II) generiert.

    In 2020 sollen 218 Eintritte in abschlussorientierte Qualifizierungsmaßnahmen

    realisiert werden. Die operativen Teams haben unter Nutzung verschiedener

    Analysetools und Arbeitsmarktexpertisen die Förderbedarfe im Planungsprozess

    ermittelt und eine rechtskreisübergreifende Bildungszielplanung erstellt.

    Schwerpunkte des Instrumentenmix – und damit der Budgetplanung 2020 – bilden

    die Förderinstrumente

    „Förderungen der beruflichen Weiterbildung“,

    „Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung“

    und „Eingliederungszuschüsse“.

    Rund zwei Drittel des Budgets entfällt auf integrationsorientierte Instrumente; ein

    Drittel wird für Beschäftigung schaffende Maßnahmen eingesetzt (inkl.

    Teilhabechancengesetz). Der wirkungsorientierte und wirtschaftliche

    Instrumenteneinsatz steht auch in 2020 im Vordergrund des operativen Handelns.

    Altersdurchschnitt

    Budgetverwaltung

    Ressourceneinsatz

    EGT

    Bildungs-

    zielplanung

    Schwerpunkt

    integrations-

    orientierte

    Instrumente

  • Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2020 22

    3.3 Kosten der Unterkunft

    Für Leistungsberechtigte werden die tatsächlichen Bedarfe für Unterkunft und

    Heizung anerkannt, jedoch nur bis zur Höhe der »angemessenen Kosten« (§ 22 SGB

    II | § 35 SGB XII). Die Bestimmung der Angemessenheitsrichtwerte erfolgt durch das

    sogenannte »Schlüssige Konzept«. Das Schlüssige Konzept ist eine eigenständige

    Datenerhebung des Kreises Unna (Mietwerterhebung), die über alle Vergleichsräume

    der Kreisregion erfolgt. Die Datenerhebung umfasst sowohl Bestands-, Neuvertrags-

    und Angebotsmieten. Das Schlüssige Konzept befindet sich derzeit in der

    Neuerstellung. Die Richtlinie mit den neuen Werten wird nach Beschlussfassung im

    Kreistag voraussichtlich zum 01.04.2020 mit Rückwirkung zum 01.01.2020 in Kraft

    treten. Für das aktuelle Jahr ist somit mit höheren Kosten zu rechnen. Es sind

    Ausgaben für Kosten der Unterkunft in Höhe von 85,987 Mio. EUR (Soll-Wert) für

    2020 kalkuliert. Die Kosten der Unterkunft betrugen im vergangenen Jahr 84,344 Mio.

    EUR (Soll-Wert 2019: 90,104 Mio. EUR).

    4. Performancepotential

    Die Steigerung der Performance steht im Fokus der Geschäftsführung. Dabei muss

    sich die Qualität der Aufgabenerfüllung im Jobcenter Kreis Unna sowohl am Grad der

    Zielerreichung als auch an der bestmöglichen Umsetzung der Strategien messen

    lassen. Hierbei kommt es nicht nur auf die Feststellung an, die Anforderungen bzw.

    Erwartungen überhaupt zu erfüllen, vielmehr gilt es zu ermitteln (dokumentieren), in

    welchem Ausmaß das Jobcenter den genannten Anforderungen tatsächlich gerecht

    wird und welche Ressourcen dafür eingesetzt werden. Voraussetzung für einen

    messbaren Erfolg ist eine (weitere) Standardisierung bestimmter Handlungs- und

    Arbeitsprozesse sowie deren Dokumentation.

    Im Rahmen von Optimierungsprozessen und Managementstrategien werden

    Potentiale in den Bereichen Führung, Prozesse, Mitarbeiter und Netzwerke

    wahrgenommen.

    4.1 Führung

    Auch im Jahre 2020 steht die weitere Ausgestaltung eines Rahmenkonzepts zur

    Personalentwicklung (inkl. Dienstvereinbarungen zu angrenzenden Themen) an. Ziel

    ist es, durch bestehende Prozesse, größtmögliche Transparenz zu bieten und eine

    einheitliche Führung zu ermöglichen. Die neue Dienstvereinbarung

    „Mitarbeitergespräch und Entwicklungsdialog“ wird seit 01.01.2020 umgesetzt.

    Kosten der

    Unterkunft

  • Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2020 23

    Das Intranet wird stärker als Kommunikationsinstrument genutzt und hat sich als

    Informationsplattform inzwischen etabliert. Das Intranet wird auch im Jahr 2020 als

    Medium für die interne Kommunikation genutzt.

    In 2020 wird ein Leitbild für das Jobcenter Kreis Unna entwickelt und implementiert.

    Das Leitbild einer Organisation formuliert kurz und prägnant den Auftrag, die

    visionären Ziele und die wesentlichen Wertvorstellungen. Ziel der Implementierung

    ist es, ein einheitliches Führungsverständnis herzustellen, eine bessere

    Zusammenarbeit durch ein gemeinsames Werteverständnis zu ermöglichen sowie

    das „Wir-Gefühl“ zu steigern. Das Leitbild gehört zum normativen Management und

    ist wesentliches Element der Corporate Identity. Durch die Festigung der

    Unternehmenskultur wird auch die Außenwirkung nachhaltig beeinflusst. Gestützt

    werden soll dieser Prozess durch eine Imagekampagne. Ziel dieser Maßnahmen ist

    es, das Image des Jobcenters Kreis Unna im Innen- und Außenverhältnis positiv zu

    stärken.

    4.2 Prozesse

    Zur Optimierung der internen Prozesse wurde ein Prozesshandbuch erstellt. Mit der

    Einführung wurden Musterprozesse zur Verfügung gestellt, die seither eine

    größtmögliche Transparenz in allen Geschäftsstellen bieten. Auch in 2020 geht es

    weiterhin darum, interne Prozesse zu optimieren (Fokussierung auf

    ergebnisrelevante Prozesse). Zusätzlich wird mit der Einführung eines

    softwaregestützten Prozessmanagements in 2020 begonnen. Dieses soll in den

    Folgejahren kontinuierlich ausgebaut werden.

    Folgende Ziele sollen hierbei erreicht werden:

    1. Verbesserung der Dienstleistungsqualität in den operativen und

    administrativen Bereichen

    2. Sicherstellung eines wirtschaftlichen Ressourceneinsatzes

    3. Beschleunigung der Prozesse und Entlastung der Mitarbeiter

    4. Transparenz über alle Aufgaben im Jobcenter Kreis Unna

    5. Erkennen und Abschaffen überflüssiger Aufgaben und Schnittstellen

    Das Gesetz zur Verbesserung des Onlinezugangs zu Verwaltungsleistungen

    (Onlinezugangsgesetz – OZG) verpflichtet Bund, Länder und Kommunen, bis Ende

    2022 ihre Verwaltungsleistungen über Verwaltungsportale auch digital anzubieten.

    Mit der eingeführten E-Akte und der seit 2019 eingeführten Plattform GE-online sind

    Innen- und

    Außendarstellung

    Prozesshandbuch

    Digitalisierung

    http://www.gesetze-im-internet.de/ozg/

  • Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2020 24

    bereits wichtige Schritte in Richtung Digitalisierung erfolgt. Das Jobcenter Kreis Unna

    wird im Rahmen der neuen Gesetzgebung weiter initiativ Digitalisierung vorantreiben.

    Zum 01.01.2020 wurde das Fachaufsichtskonzept in Kraft gesetzt. Dabei wird

    verstärkt das Thema Risikoorientierung betont. Über den Arbeitskreis

    Risikomanagement erfolgen Analysen, Bewertungen und Handlungsempfehlungen

    für Risikothemen, die zu priorisieren sind.

    Der Bereich „Risiko- und Qualitätsmanagement“ im Jobcenter Kreis Unna befindet

    sich basierend auf dem „Three-Lines-of-Defence-Modell“ innerhalb der sogenannten

    „2nd Line of Defence“ und greift hauptsächlich die Handlungsfelder Risiko- und

    Qualitätsmanagement und operative Qualitätsmanagementsysteme auf. Er dient als

    Verstärkung der ersten Sicherheitsebene (z.B. operative Fachaufsicht) und fungiert

    als Bindeglied und Korrespondenzpartner zwischen den bereits bestehenden

    internen und externen Kontrollsystemen (u. A. Fachaufsicht, Prüfungen der Internen

    Revision und des Bundesrechnungshofs). So können existierende bzw. potentielle

    Risiken noch gezielter bestimmt, bewertet sowie minimiert und die Einhaltung von

    Gesetzen und Weisungen bestmöglich gewährleistet werden (Compliance). Ferner

    ist das Datenqualitätsmanagement ein Teil dieses Bereichs.

    Zur Bekämpfung von Sozialbetrug wurde im Jobcenter Kreis Unna das Projekt EU-

    Le (Vermeidung von Leistungsmissbrauch im Zusammenhang mit der EU-

    Osterweiterung) implementiert. Verantwortliche aus den regionalen Verwaltungen,

    Familienkasse, AOK, Hauptzollamt, Ausländer- sowie Polizeibehörde beschäftigen

    sich seit 2018 gemeinsam intensiv mit der Fragestellung, wie Sozialbetrug verhindert

    werden kann. In regelmäßigen Netzwerktreffen werden Auffälligkeiten, die einen

    Sozialbetrug vermuten lassen, diskutiert. Der regelmäßige Austausch wird auch

    künftig durchgeführt. Das Jobcenter Kreis Unna hat diese Projektarbeit kontinuierlich

    weiterentwickelt. Es wurde zum Beispiel eine konkrete Verantwortliche für das

    Aufgabengebiet Leistungsmissbrauch zur Fallaufklärung in Zusammenarbeit mit dem

    Hauptzollamt benannt. Am Standort Lünen (höchster Bestand an osteuropäischen

    Einwanderern) wird im Rahmen des Projekts „EU-Le“ der Integrationsansatz in 2020

    durch eigens konzipierte Maßnahmen erprobt. Unter anderem werden gezielte

    Maßnahmen für Frauen dieser Zielgruppe mit Kinderbetreuung und Dolmetscher

    konzipiert, um eine frühzeitige Teilhabe am sozialen Leben zu ermöglichen.

    Rechtmäßigkeit

    und Qualität in der

    Umsetzung

    Risiko- und

    Qualitäts-

    management/

    Compliance

    Projekt „EU-Le“

  • Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2020 25

    4.3 Mitarbeiter

    Quartalsweise wird ein Personalreporting erstellt und im Intranet veröffentlicht. Neben

    der Veröffentlichung des Personalreportings im Intranet, werden die Mitarbeiter in

    Besprechungsformaten über den aktuellen Besetzungsstand informiert.

    Aufgrund der Vielzahl an neuen Mitarbeitern, bedingt durch Fluktuation und

    demografischen Entwicklungen, wurden Einarbeitungsprozesse optimiert. Um eine

    effiziente – insbesondere standardisierte – Einarbeitung für neue Mitarbeiter im

    Jobcenter Kreis Unna zu ermöglichen, wurde ein Einarbeitungsbüro im Bereich der

    Leistungsgewährung eingerichtet. Dieses wird seit 01. Januar 2019 vollumfänglich

    zur Einarbeitung neuer Mitarbeiter genutzt. Die Evaluation dazu hat ergeben, dass

    die strategische Neuausrichtung ein voller Erfolg war. Aus diesem Grund wird auch

    ein Einarbeitungsbüro für den Bereich Markt und Integration zum 01.06.2020

    installiert. In 2020 sind weiterhin regelmäßige Innovationsgespräche mit neuen

    Mitarbeitern geplant, um Verbesserungen des Schulungsangebots vorzunehmen.

    Qualifizierungsbedarfe werden grundsätzlich durch Dokumentation der regelmäßigen

    Mitarbeitergespräche ermittelt, um ein nachfrageorientiertes Fortbildungsangebot für

    Beschäftigte zu entwickeln. Zusätzlich werden aktuelle Qualifizierungsbedarfe geprüft

    und möglichst realisiert.

    Bei der Umsetzung von Qualifizierungen wird auf die Angebote verschiedener

    Anbieter zurückgegriffen. Zunächst besteht ein hausinterner Trainerpool, durch den

    die vorhandenen Ressourcen im Rahmen von Inhouse-Seminaren optimal und

    wirtschaftlich genutzt werden. Des Weiteren stellen beide Anstellungsträger ein

    umfassendes Weiterbildungsangebot zur Verfügung, das bei Bedarf in Form von

    Personaleinzel- oder Gruppenmaßnahmen genutzt wird.

    Bewährte Angebote werden weiterhin extern eingekauft und angeboten. Hierzu

    gehören unter anderem die Schulungsblöcke Eigensicherung am Arbeitsplatz, Fit für

    Leistung und Visualisieren, Präsentieren, Moderieren. Auch 2020 liegt der Fokus auf

    dem Bereich der Sozialkompetenzen. Weiterhin werden Schulungen zum Thema

    Gesundheit und Vorsorge angeboten.

    Die Qualifizierungsreihe „Leistungsrechtliche Beratung“ wird auch im Jahre 2020

    fortgesetzt, mit dem Ziel, die Beratungsqualität zu steigern. Die durchgeführte

    Personalreporting

    Qualifizierung von

    Beschäftigten

    Fortbildung und

    Qualifizierung

  • Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2020 26

    Qualifizierungsreihe „Beratungskonzeption“ (kurz: BeKo) für Mitarbeiter im Bereich

    Markt und Integration wird für neu eingestellte Mitarbeiter weiterhin angeboten.

    Im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) wurden in 2019

    diverse Maßnahmen umgesetzt: Neben einem Bücherverleih mit Themen rund um

    Gesundheit, Sport und Ernährung, stehen den Mitarbeitern Sportgeräte im Verleih zur

    Verfügung. Im Laufe des Jahres werden u.a. der Führungskräfte-Workshop „Gesund

    Führen“ angeboten, Seminare zur Stressbewältigung durchgeführt und ein

    Gesundheitstag organisiert. Weitere Maßnahmen sind zurzeit in der

    Konzeptionierung.

    Betriebliches

    Gesundheits-

    management

  • Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2020 27

    4.4 Schnittstellen- und Netzwerkarbeit

    Interne Schnittstellen- sowie Netzwerkarbeit mit externen Partnern sind unabdingbar

    und sollen in den folgenden Feldern verstetigt werden:

    - fortlaufender Kooperationsprozess mit der Agentur für Arbeit Hamm im

    Rahmen der Schnittstellenarbeit in diversen Aufgabenfeldern (U25, gAGS,

    Reha/SB und Rechtskreiswechsler),

    - Abstimmung der Jobcenter-Aktivitäten im AM-Beirat mit Kammern und

    Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbänden, Kommunen

    - strategische und operative Umsetzung der Arbeit im Integration Point in

    Kamen mit allen Kooperationspartnern,

    - Beteiligung am regionalen Ausbildungskonsens

    - „Senkung der Jugendarbeitslosigkeit 2020“ im Rahmen der gemeinsamen

    Absichtserklärung,

    - enge Kooperation mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis

    Unna mbH

    - Ausschuss für Arbeitsmarkt und Wirtschaftsförderung,

    - Kreis Unna und kreisangehörige Kommunen (Pflegekonferenz,

    Jugendberufshilfe, Übergang Schule/Beruf)

    - Fortsetzung des Quartiersprojekts in Unna, Implementierung des Projekts am

    Standort Kamen

    - aktive und nachhaltige Netzwerkarbeit der Beauftragten für Chancengleichheit

    (Arbeitskreis Alleinerziehende NRW, Arbeitskreis Inklusiv, Flüchtlingsrat im

    Kreis Unna, Arbeitskreis Altenpflege, Runder Tisch gegen häusliche Gewalt,

    Netzwerk „Kein Kind zurücklassen“, Netzwerk „Wegen der Ehre“ im Kreis

    Unna, Netzwerk „Frauen und Beruf“ im Kreis Unna, Bündnis für Familie Kreis

    Unna, Netzwerk „Regionalagentur Westfälisches Ruhrgebiet“, Aktionsbündnis

    Inklusion in Aktion),

    - Kooperation mit der Stadt Lünen im Rahmen des Bundesprogramms KitaPlus,

    - Weiterführung des Modellprojekts der Bundesagentur für Arbeit und der

    gesetzlichen Krankenkassen zur Verbesserung von Gesundheitsorientierung

    und -förderung für Kunden des Jobcenters,

    - Weiterführung der Zusammenarbeit und Absprache mit den Beratungsstellen

    für kommunale Eingliederungsleistungen und anderen regionalen

    Anlaufstellen über den Arbeitskreis der Fallmanager des Jobcenters Kreis

    Unna,

    - abgestimmtes Handeln durch Informationsaustausch im Netzwerk

    Flüchtlingsarbeit.

  • Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2020 28

    Die gute Zusammenarbeit in der Trägerversammlung des Jobcenters Kreis Unna ist

    bereits seit mehreren Jahren durch eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit

    geprägt. Hervorzuheben ist an dieser Stelle auch die enge Kooperation der

    Geschäftsführung mit den kreisangehörigen Bürgermeistern, Beigeordneten und den

    lokalpolitischen Akteuren, in der zusätzliche Performancepotentiale zu sehen sind;

    insbesondere bei den Schwerpunktthemen Jugendarbeitslosigkeit und

    Jugendberufsagentur. Die notwendigen Abstimmungsprozesse unter den

    Verantwortlichen sind vielfältig und werden traditionell immer unter dem Aspekt einer

    besseren Dienstleistung für den Kunden geführt. Regelmäßige Besprechungen, auch

    unter Beteiligung der Regionaldirektion NRW und der Führungsberatung, stellen eine

    strategische Kommunikation sicher. Der örtliche Beirat und die Trägerversammlung

    des Jobcenters Kreis Unna tagen zudem regelmäßig.

    Vertrauensvolle

    Zusammenarbeit

    mit den Trägern

  • Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2020 29

    5. Zielwerte 2020

    Integrationsquote

    Der Sollwert beträgt

    insgesamt: 25,9 % (Veränderungsrate: -3,9 %)

    Langzeitbezieher

    Der Sollwert beläuft sich auf 16.825 Langzeitbezieher im JDW

    (Veränderungsrate: -5,7 %)

    Übertritte in Langzeitarbeitslosigkeit

    Der Sollwert beträgt 2.850 (Veränderungsrate: +4,3 %)

    Abgänge aus Langzeitarbeitslosigkeit in Erwerbstätigkeit

    Der Sollwert beträgt 806 (Veränderungsrate: -5,4 %)

  • Arbeitsmarkt-und Integrationsprogramm 2020 30

    Anlage 1: Budgetplanung 2020

    Budget-Übersicht Planung 2020JC Kreis Unna

    Zuteilung 32.199.322

    zzgl. BEZ-Vorbindungen 291.342

    Entnahme Verwaltung 2.064.898

    EGL-Leistungen 30.425.766 Süd

    davon Süd

    durch Vorbindungen gebunden 18.345.077 Mitte

    Verbleiben für Neugeschäft 12.080.689

    Planungsaufschlag Geschäftsführung 2.871.000

    Verfügbarar Betrag für Planung Neugeschäft 14.951.689

    Gesamt Anteil fällig 2021 fällig 2022 fällig 2023 fällig 2024

    EGL-Leistungen 33.296.283 13.311.102 6.079.518 504.000 68.400

    davon:

    I. Integrationsorientierte Instrumente 21.219.960 63,7 6.713.473 247.918 68.400 68.400

    FbW 4.822.401 14,5 1.650.859 155.800 68.400 68.400

    EGZ 2.465.633 7,4 970.274 68.094 0 0

    AEZ b WB 0 0,0 0 0 0 0

    MAbE 11.955.972 35,9 3.919.230 24.024 0 0

    VB 1.377.753 4,1 109.500 0 0 0

    ESG 279.973 0,8 31.410 0 0 0

    Begleitende Hilfen für Selbständige (§16c) 187.809 0,6 23.800 0 0 0

    Freie_Förderung 130.418 0,4 8.400 0 0 0

    II. Beschäftigung schaffende Maßnahmen 8.392.129 25,2 5.909.616 5.224.400 0 0

    AGH_Mehraufw 1.127.754 3,4 300.816 0 0 0

    FAV 950 0,0 0 0 0 0

    BEZ 291.342 0,9 0 0 0 0

    EvL 908.382 2,7 892.800 508.400 0 0

    TaAM 6.063.701 18,2 4.716.000 4.716.000 0 0

    III. Spezielle Maßnahmen für Jüngere 1.955.663 5,9 688.013 607.200 435.600 0

    BaE 1.604.761 4,8 607.200 607.200 435.600 0

    EQ 79.860 0,2 80.813 0 0 0

    AsA 202.064 0,6 0 0 0 0

    AbH 68.978 0,2 73.920 73.920 59.180 0

    FSeJ 0 0,0 0 0 0 0

    IV. Berufliche Reha und SB-Förderung 1.728.532 5,2 0 0 0 0

    Sonstige Leistungen 0 0,0 0 0 0 0

    Sonstige 0 0,0 0 0 0 0