Arendt - Macht u Gewalt

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von der verfasserin durchgesehene überserzung aus dem Gisela Uellenberg Die originalausgabe erschien in den uSA rg.ounrer dem Titel 'on violence. bei F{arcou*, Brace & \ilorrj, I.r.., New york, und rgTo in Großbritannien bei Allen Lan., rn.'p;;;#pr.rr, London ISBN 3-492-oo3or-X 3. Aufläge, r2.-r4. Tausend r97, @ r 969/1970 Ffannah Arendt 9 R. Piper & Co. Verlag, München r g7o Gesetzr aus der Garamond-Antiqua Umsdrlag \ürolfgang Dohmen Drud< und Bindung: clausen g. Bosse,Leck (schleswig) Printed in Germany .:] Englisdren von SeriePiper: Hannah Arendt Macht und Gewalr ü;,-.,r'lbksrth a $ $ ä,'ii R.Piper St Co. \Ierlrg

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Transcript of Arendt - Macht u Gewalt

  • von der verfasserin durchgesehene berserzung aus demGisela Uellenberg

    Die originalausgabe erschien in den uSA rg.ounrer dem Titel'on violence. bei F{arcou*, Brace & \ilorrj, I.r.., New york,und rgTo in Grobritannien bei Allen Lan., rn.'p;;;#pr.rr, London

    ISBN 3-492-oo3or-X3. Auflge, r2.-r4. Tausend r97,@ r 969/1970 Ffannah Arendt9 R. Piper & Co. Verlag, Mnchen r g7oGesetzr aus der Garamond-AntiquaUmsdrlag \rolfgang DohmenDrud< und Bindung: clausen g. Bosse, Leck (schleswig)Printed in Germany

    . : ]Englisdren von Serie Piper:

    Hannah Arendt

    Macht und Gewalr

    ;,-.,r'lbksrtha $ $ ,'ii

    R.Piper St Co. \Ierlrg

  • ruUnsere berlegungen ber das Wesen und die Rolle der Gewalr inder Politik sind von diesem Erfahrungshorizont vorgezeic}net.Theoretiscl fllt vorerst auf, da Sorels Bemerkung vor erwa sech-zig Jahren: "Die Probleme der Gewalt sind immer noih sehr dun-ke1.,45, nicht berholt ist. IcI erwhnre bereits, da Gewalt kaumie als ein eigenstndiges Phnomen beachtet worden ist; beinherem Zusehen stellt sich indessen heraus, da die Sache wesent-lich komplizierter liegt. Sieht man sich nmlidr die sehr groe Lirc-ratur ber das Phnomen der Macht r, so wird man schnellgewahr, da man die Gewalt deshalb nicht beadrtet hat, weil manvon Links bis Rechts der einhelligen Meinung ist, da Mac}t undGewalt dasselbe sind, beziehungsweise da Gewalt nidrts weiter istals die eklatanteste Manifestation von Macht. ,rAlle Polirik isrKampf um die Madrt; aufs hchste gesteigerre Macht ist Gewalt..,sagt der links stehende amerikanische Politologe C. \Tright Millsund folgt darnit nur Max Webers berhrnter Definition vom Staatals

    "ein auf das Mittel der legitimen (das heir: als legitim ange-sehenen) Gewaltsamkeit gesttztes H errscbaftsverhlmis von Men-schen i.iber Menschen

  • Tfillens zu zwingen.(61 Und urn auf Jouvenel zurcJrzukommen:"Befehlen und Gehordren, ohne das gibt es keine Macht siebraucht kein anderes Attribut. . . . Jenes Etwas, ohne das Madrtniclt sein kann, ihr Wesen ist der Befehl.(.z 'Wenn das Vesen derMac}t in der \ilirksamkeit des Befehls besteht, dann gibt es in derTat keine grere Madrt als die, welche >>aus den Gewehrlufen..lrommt, und die ein zige Sdrwierigkeit wrde darin bestehen, da esnun unmglidl wird ztr sagen, rrwodurch sidr denn der Befehl derPolizei von dem Befehl eines bewaffneten Verbrechers unterschei-det... (So Alexander Passerin d'Entrves, der einzige mir bekannreAutor, der es fr der Mhe wert hlt, zwischen Gewalt und Madrtzrr unterscheiden.

    "Wir rnssen zusehen, ob und in weldrem Sinne

    tr Karl von Clausewitz, rVom Kriege., Kap. r.,z Meine Beispiele sind wil lkrl i& gewhlt, weil es kaum einen Unter-

    sdried madrt, weldren Autor man heranzieht. \fie gro die Madrt dieser Tra-dition ist, wird an Rousseaus Versudr, ihr zv entgehen, deutlidr, Er hlt Aus-sdrau nadr einer Staa*form, die nidrt durdr Flerrsdraft gekennzeidrnet ist, undfindet nirts Besseres als 'eine Form der Gemeinsdraft . . r! durdr die ieder sidrmit allen vereint und dennodr nur si& selbst gehordrt*. Der Nadrdrud< aufGehorsarn und also audr auf Befehl ist unverndert. Hegel kannte diesen Versudreus der kantisdren Moralphilosophie, in der der Mensdr si& selbst das Gesetzdes Handelns vorsdrreibt und also audr nur sidr selbst gehordrt. '!flas er ineiner Jugendschrift dagegen zu sagen hatte, sdreint mir sd:lssig: 'Sein eignerFlerr und Kne&t zu sein, sdreint zwer einen Vorzug vor dem Zustande zu haben,worin der Mensd: der Knedrt eines Fremden ist. Allein das Verhltnis derFreiheit und der Natur, wenn es in der Sittlidrkeit , , . eine eigne Unterdrdrungwerden soll, wird viel unnatrlidrer als das Verhltnis . . ., in weldrem dasGebietende und Madrthabende als ein anderes, auer dem lebendigen IndividuumBefindlidres ersdreint. . . . 'Wenn . . . das Gebietende in den Mensdr.en selbstverlegt und in ihm ein Gebietendes und ein Botmiges absolut enrgegengesetzrist, so ist die innere Harmonie zerstrt. Uneinigkeit und Entzweiung madren das'S?'esen

    des Mensdren aus.( Siehe: 'Differenz des Fidrte'sdren und Sdrelling'sdrenSystems der Phi losophie. ( r8or) . Edi t ion Meiner, S. 7o.

    Nur selten hrt man eine Scimme des \Fidersprudrs. Die gewidrtigste unterihnen ist Alexander Passerin d'Entrves' bedeutendes BudnThe Notion of theState. An Introduction to Polit ical Theory

  • mehr gibt, den rnan zvr Verantwortung ziehen knnte. Ein Hinein-treiben in solche Niemandsherrsdraft kennzeiChnet heute nahezuberall die politische Situation; es ist einer der strksten Faktorenin der Rebellion, die um die \felt geht, und trgt viel zu ihrem oftdraotischen Charakter bei. Die Unmglichkeit, die verantwortlichenStellen audr nur za ermitteln und den Gegner zur idendfizieren,ftihrt theoretisch zu jenen Verallgemeinerungen, in denen alles Par-tikulare verschwindet und die dann nichts mehr besagetr, und in derPraxis zu einem Amoklaufen, das alles und vor allem die eigenenOrganisation vernichtet.)

    Hinzu kommt, da die Kraft dieser aus dem griechisdren Alter-tum stammenden Terminologie nochmals durch die jdisch-christ-lidre Tradition und ihre Vorstellung von udem imperativen Cha-rakter des Gesetzes* (d'Entrves5a) besttigt wurde; denn die Defi-nition des Gesetzes als ein Befehl, der Gehoisam verlangt, ist nic}tdie Erfindung der Realpolitiker, sondern die selbstverstndlicheKonsequenz einer sehr viel frheren und nahezu automatisdrenVerallgemeinerung der

    "Geboteu Gottes, die nun alle Gesetzesvor-schriften umfate, als genge das ,'einfache Verhltnis von Gebotund Gehorsam(

  • form, in der die Herrschaft des Gesetzes, die auf der Mac}t des Vol-kes beruht, der Herrschaft des Menschen ber den Mensc}en einEnde bereiten sollte. Zwar sprachen auch sie noch yon Gehorsam,dem Gehorsam, den man den Gesetzen, aber keinem Menschenschuldete, aber was sie tatschlich meinren, war eine aktive Unter-sttzung von Anordnungen, denen die Brger vorerst einrnal ihreZustimmung gegeben hatten (s. Exkurs S).Solche lJntersttzungist niemals bedingungslos und kann es an Zuverlssigkeit nicht mitdem fraglosen Gehorsam aufnehmen, den ein Akt J., Gewalt er-zwingt - mit dem Gehorsam, auf den jeder rechnen [ann, der mirdie Pistole auf die Brust oder das Messer an die Kehle serzr, um mirdie Handtasche zu entreien oder eine Bank auszuplndern. Aberdieser Gehorsam erzeugt und verleiht keine Mactrt.

    Sflas den Institutionen und Gesetzen eines Landes MacJrt verleiht,ist die LJntersttzung des Volkes, die wiederum nur die Forfferzungjenes ursprnglicJren Konsenses ist, welcher Institutionen und Ge-setze ins Leben gerufen hat. (Itt einem Rechtssraat mit parlamenra-riscler Reprsentation gilt theoretisch, da das voik ber dieherrscJ:t, die es regieren.) Alle polirischen Institutionen sind Mani-festationen und Materialisationen von Machr; sie ersrarren und ver-fallen, sobald die lebendige Macht des Volkes nichr mehr hinterihnen steht und sie sttzt. Dies ist, was Madison meinte, wenn ersagte, da

    _alle Regierungen letzrlic} auf oMeinung,. beruhen, einSflort' das fr die versdriedenen monarchischen Staa.rfor*en so gl-tig ist wie fr die Demokrarie, die ausdrcklich ihre Legitimittaus dem Volkswillen herleitet. (rrAnzunehmen, da die tvtajorirtnur in einer Demokratie ausschlaggebend sei, ist eine ph"rrtnrtisc6eIllusioo

  • schen Student und Professor belustigt folgen, sind in \Tirfiidrkeitscihon die heimlidren Verbndeten der Minderheit. (Man braudrtsich nur vorzustellen, was geschehen wre, werln ein oder ein paatunbewaffnete Juden im Vor-Flitler-Deurschland versucht hiten,die Vorlesung eines antisemitisdren Professors zu unrerbrechen, unddie Absurditt des Geredes von der ,rHandvoll.. extremer Elemenrespringt in die Augen.)

    Es spricht, sc"heint mir, gegen den gegenwrtigen Stand der poli-tischen 'Sissensc,haft, da unsere FacJrsprache nic}t untersc}ei,Cetzwischen Sd:lsselbegriffen wie Macfit, Srrke, Kraft, Autoritt undschlielic} Gewalt - die sich doc} alle auf ganz bestimmre, durchausversdriedene Phnornene beziehen und kaum existieren wrden,wenn sie das nicht tten" (U* mit d'Entrves zu sprecJren: ,rStrke,Maclrt, Autoritt auf die exakte Verwendung all dieser \7ortelegt die Urngangssprache keinen besonderen 'Wert; sogar die gr-ten Denker gebrauc}en sie manchmal aufs Geratewohl. Aber eswre angebracht, darauf zu bestehen, da sie sic} auf ganzbestimmte Eigensc}raften beziehen und da ihr Aussagegehalt

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    halb jeweils sorgfltig abgewogen und geprft werden sollte.. . . Der korrekte Gebradch dieser '$7orte ist nidrr nur eine Frage derGrammatik, sondern der geschidrtlichen Perspektive...)tn Sie syn:onym zu gebrauchen, zeigt nicht nur, da man das, was die Spraiheeigentlich sagt, nicht mehr hren kann, was sc}limm genug wre;der Unfahigkeit, Unterschied e zv hren, enpric}t die Unfaligkeit,die Wirklichkeiten zu sehen und zu erfassen, auf die die rurlor..ursprnglich hinweisen. In solchen scheinbar nur semantisdrenSchwierigkeiten fhlt man sich immer versucht, neue Definitioneneinzufhren. Aber obwohl icJr dieser Versuc.hung kurz nachgebenwerde, glaube ich nidrt, da Definitionen hier viel helfen kcirrrr.rr;es handelt sich nicht einfach um unadrtsamen Sprachgebraudr. Hin-

    tg a.a-O., S. T. Vgl . auch S, t l r , wo d 'Entrves die exakte Bedeutung von'Nat ion* und 'Nar iona l i r t " d isku t ie r t und mi t Redr t darau f bes teh t . da,d ieeinzigen kompetenten Fhrer im Dsdrungel so vieler versdriedener Meinungendie Linguisten und Historiker sind. An sie mssen wir uns um Hitfe wen-den*. Und fr die Untersdreidung zwisdren Autoritt und Madrt beruft er sidrauf Ciceros potestcts in popalo, aactoritas in senatu.

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    ter der scheinbaren Konfusion steht eine theoretisc}e berzeugung,derzufolge alle tJntersdreidungen in der Tat von bestenfalls sekun-drer Bedeurung wren, die berzeugung nmlidr, da es in derPolitik immer nur eine entscheidende Frage gbe, die Frage: Verherrscht ber wen? Macht, Strke, Kraft, Autoritt, Gewait alldiese Vorte bezeichnen nur die Mirtel, deren Menschen sidr jeweilsbedienen, um ber andere zu herrschen; man kann sie synonym ge-braudren, weil sie alle die gleiche Funktion haben. Ersr wenn mandiese verhngnisvolle Reduktion des Polidschen auf den Herr-schaftsbereich eliminiert, werden die ursprnglichen Gegebenheitenin dem Bereidr der mensdrlichen Angelegenheiten in der ihneneigentmlichen vielfalt wieder sichtbar werden.

    Diese Gegebenheiten in unserem Zusammenhang und mit Bezugauf die oben genannten Begriffe lassen sich wie folgt spezifizieren:

    M acbt entspricht der menschlichen Fhigkeit, nicJrt nur zu handelnoder etwas zu tun, sondern sich mit anderen zusammenzuschlieenund im Einvernehmen mit ihnen zu handeln. ber Madrt verfgtniemals ein Einzelner; sie ist im Besitz einer Gruppe und bleibr nursolange existent, als die Gruppe zusarnrnenhlt. S7enn wir von je-mand sagen, er ohabe die Macht.., heit das in \Tirklichkeit, da ervon einer bestimmten Anzahl von Menschen ermchtigt ist, in ihremNamen zv handeln. In dem Augenblick, in dem die Gruppe, dieden Madrthaber ermchtigte und ihm ihre Maclt verlieh (potestasin populo - ohne ein ,rVolk" oder eine Gruppe gibt es keine Macht),auseinandergeht, vergeht auch ,rseine Machr... \enn wir in derUmgangsspradre von einem

    "mchtigen Mann., oder einer ,rmacht-vollen Persnlichkeir" sprechen, gebrauchen wir das \7ort schon imbertragenen Sinn; nic}t metaphorisch gesprochen handelt es sicfuurn einen starken Mann oder eine starke Persnlichkeir.

    Denn Stre, im Gegensatz zu Macht, kommt immer einem Ein-zelnen, sei es Ding oder Person , zv. Sie ist eine individuelle Eigen-schaft, weldre sich mit der gleicJren Qualit in anderen Dingen oderPersonen messen kann, aber als solche von ihnen unabhngig isr.Strlce hlt der Madrt der Vielen nie stand; der Starke ist nie ammchtigsten allein, weil auc-h der Strkste Mac}t gerade nidrt be-sitzt. Wo der Starke rnit der Macht der Vielen zusammensrt, wirder immer durch die sdriere Zahl berwltigt, die sich oft nur darum

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  • zusammensdrliet, um mit der der Strke eigentmlichen lJnab-hngigkeit fertig zu werden. Von Plato bis Nierzsche hat rnan diefast instinktive Feindseligkeit der Vielen gegen den Einen, der sichvon ihnen absond er\ dem Ressentiment der Sdrwachen gegen denStarken zugescJrrieben, aber diese psydrologische Deutuog, so ridr-tig sie irn einzelnen Fall sein mg, bersieht, da es irn \flesen einerGruppe und der von ihr erzeugten Maiht liegt, sic,h gegen Unab-hngigkeit, die mit Srke Fland in Hand gehr, zu wehren.

    Das 'Wort Kraft, das im deurcdren Sprachgebraudr rneist synonymmit Strke gebraudrt wird, sollte in der Begriffssprache fr ,rNarur-krfte.. vorbehalten bleiben, um dann metaphorisch berall da ver-wandt zu werden, wo physische oder gesellschaftliche Bewegungenbesdmmte F'.nergiequanten erzeugen - die ,rVasserkraftu oder ,rdieKraft der Verhltnisse( -, die sich auf den Einzelnen auswirken.

    Autoritt:, das begrifflich am sdrwersren zu fassende Phnomenund daher das am meisten mibraudrte won60, kann sowohl eineEigensc}aft einzelner Personen sein - es gibt persntiche Autoritt,z.B. in der Beziehung von Eltern und Kindern, von Lehrer undSdrlern - als einem Amt zugehren, wie erwa dem Senat in Rom(auctoritas in senatu) oder den Amtern der katholischen Hierarchie(audr ein betrunkener Priester kann vermge der Auroritt desAmtes gltige Absolution erteilen). Ihr Kennzeichen ist die fragloseAnerkennung seitens derer, denen Gehorsam abverlangr wird; siebedarf weder des Zwanges noch der berredung. (So kann einVater seine Autoritt entweder dadurch verlieren, da er das Kinddurch Sc}lge zwingt, oder dadurch, da er versudrr, es durch Argu-mente zu berzeugen. In beiden Fllen handelt er nichr mehr auro-ritr, in dem einen Fall tyrannisdr, in dem anderen demokratiscJr.)Autoritt bedarf zv ihrer Erhaltung und Sicherung des Respektsentweder vor der Person oder dem Amt. Ihr gefhrlichster Gegner

    6o Es gibt so etwas wie eine autoritre Regierung, aber sie hat bestimmtnidrts gemein rnit Tyrannei, Diktatur oder toralitrer Herrsdraft. Zur Unrer-sudrung des historisdren Hintergrunds und der poli t isdren Bedeutung des Be-griffs vgl. meinen Aufsatz ' l fhat is Authority?.. In: ,Berween Past and Furure:Exercises in Polit ical Thought.. New York 1968. Fr den historisdren Hinter-grund des Begriffes, siehe vor allem den I. Teil der sehr instruktiven Arbeirvon Karl-Heinz Lbke 'Aucroritas bei Augusrin.. Stutrgart 1968, wo au& dieeinsdrlgige Lireratur yermerkt ist.

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    ist nicht Feindschaft sondern Verachtung, und was sie am sicjrersrenunterminiert, ist das Lac}en61.

    Gea',alt sdrlielicl ist, wie id1 bereits sagre, durdr ihren insrru-mentalen Charakter gekennzeichnet. Sie steht dem Phnomen derSrke am nchsten, da die Gewaltmittel, wie alle S7erkzeuge, dazudienen, mensdrlicjre Srke bzw. die der organisc}en

    "wertzeugegewaltloser" Macht zrr spredren,ist ein Pleonasmus. Gewalt kann Macht vernichten; sie ist gnzlidrauerstande, Macht zu erzeugen. Hegels und Marx' groes Ver-trauen in die dialektische

    "Macht der Negation.,, kraft welc}erGegenstze einander nicht zerstren, sondern bruchlos ineinanderbergehen, weil Widersprche die Entwicklung vorantreiben undnicht lhrnen, beruht auf einem viel lteren philosophischen Vor-urteil, nmlich dem, da das Bse nidrm anderes sei als die Priva-tion des Guten, und da Gutes aus Bsem entstehen knne, als seidas Bse nur die vorlufigr Manifestation eines noc,h verborgenenGuten. Solche traditionellen Denkwege sind gefhrlich geworden.Sie werden von vielen geteilt, die noch nie etwas von Hegel oderMarx gehrt haben - aus dem einfachen Grund, weil sie Hoffnungwed

  • rneintn man knne Gegenstze auseinander ableiten. ZwischenMacht und Gewalt gibt es keine quantitativen oder qualitativenbergnge; man kann weder die Macjrt aus der Gewalr noch dieGewalt aus der Macht ableiten, weder die Mac}r als den sanfrenModus der Gewalt noch die Gewalt als die eklatantesre Manifesra-tion der Mac}t verstehen. \flollen wir uns also ber die GewaltRecJrenschaft geben, so bleibt uns nichts brig als ihrem Vesen undihrer Natur nachzugehen.

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    In den Auseinandersetzungen und Debatten der lerzten Jahre hatsich bewahrheitet, was Joseph Alsop vor vier Jahren voraussagre -die neue \Tissenschaft der Ethologie,

    "die man kurz als Biologie desVerhaltens definieren kannu (Lorenz), hat nidrt nur die lrere Ver-haltensforschung verdrtrgt, sondern Zoolo

    tr, Biologen und Phy-siologen nahezu beherrschend auf einem Gebier aufrreren lassen, dasnoclr vor wenigen Jalvzehnten von Psychologen, Soziologen undPolitikwissenschaftlern besetzt war68. Und der Ansto zu die-ser Eroberung war Konrad Lorenz'berhmtes Buch ber ,Das soge-nannte Bse. im Jahre ry63, in dem er das Thema der, wie er sagL"AggTession.. oder, wie wir sagen wrden, der ,rGewah.. naturge-sdric}tlicl untersudra [n jngster Zek hat sic]r der Ethologie eineweitere W'issenschaft zugesellq die als uPolemologie.. (Wissensc}aftvom Kriege) die eigendidren Antriebe auch der Ethologie klar aus-spridrt. All diese Versu&e der Naturwissensdraftler, das Problemder Gewalt nic}t nur zu stellen, sondern angesic}* der bedrohlidrenSituation, in die wir durdr die Enrwiddung der Technik gerarensind, audr zv lsen, sind dadurdr gekennzeichnet, da sie - wieallerdings nur Lorenz selbst zugesteht geschrieben sind, als seo'ein obiektivierender Verhaltensforsdrer auf einem anderen Plane-ten, etwa auf dern Mars, und untersu*re das soziale Verhalten desMensdren