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Argumentarium Perleberg als Kreisstadt eines neu gebildeten Landkreises Prignitz-Ruppin Perleberg, 12.02.2017

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Argumentarium

Perleberg als Kreisstadt eines neu gebildeten

Landkreises Prignitz-Ruppin

Perleberg, 12.02.2017

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Perleberg als Kreisstadt eines neu gebildeten Landkreises Prignitz-Ruppin

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Inhalt

Vorbemerkung ............................................................................................................... 3

10 Argumente für Perleberg als Kreisstadt ..................................................................... 4

1. Erfahrung, Geschichte und Akzeptanz als Kreisstadt ........................................... 4

2. Herausgehobene Funktion als Mittelzentrum und wichtiger Anker im Raum ........... 5

3. Erfolgreiche Entwicklung des Regionaler Wachstumskerns Prignitz ...................... 9

4. Gute Erreichbarkeit der Kreisstadt in der Region ............................................... 11

5. Zentrale Lage im Raum und Anbindung an andere Regionen ............................. 14

6. Strukturpolitische Effekte der Kreisstadt im Landkreis Prignitz notwendiger ......... 16

7. Präsenz des Staates in der Fläche ................................................................... 19

8. Notwendige Immobilien und Infrastruktur in der Kreisstadt vorhanden ................. 20

9. Verfügbarkeit von Fach- und Nachwuchskräften ................................................ 22

10. Gute Voraussetzungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie ......................... 23

Fazit .......................................................................................................................... 25

Impressum .................................................................................................................. 26

Gelöscht: 12

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Vorbemerkung

Der Brandenburger Landtag hat im Dezember 2014 die Einleitung einer Reform der Landes- und

Kommunalverwaltungen beschlossen. Grundlage hierfür bilden die Erkenntnisse der Enquete-

Kommission „Kommunal- und Landesverwaltung – bürgernah, effektiv und zukunftsfest –

Brandenburg 2020“.

Als Basis für den öffentlichen Dialog in diesem Verfahren hat die Landesregierung im Juni 2015

einen Leitbildentwurf zur Funktional- und Gebietsreform vorgelegt. Dieses bildet die Grundlage

für den Beschluss des Landtages für eine umfassende Verwaltungsstrukturreform einschließlich

der Neustrukturierung der Kreisebene im Juli 2016. Demnach sollen die bisherigen Landkreise

Prignitz und Ostprignitz-Ruppin ab 2019 den neuen Landkreis Prignitz-Ruppin bilden.

Über die Festlegung der Sitze der Kreisverwaltungen wird der Landtag in einem gesonderten

Verfahren entscheiden. Deutlich ist aber schon jetzt, dass als Sitz nur eine Stadt in Frage

kommt, die bisher schon Kreisstadt ist. Im Fall eines neu gebildeten Landkreises Prignitz-Ruppin

ist somit eine Entscheidung zwischen Perleberg (heutiger Landkreis Prignitz) und Neuruppin

(heutiger Landkreis Ostprignitz-Ruppin) zu treffen.

Die Stadt Perleberg sieht sich für diese Aufgabe gut gerüstet und möchte mit diesem Papier ihre

Eignung unterstreichen und entsprechende Argumente für die Entscheidungsträger liefern.

Den Akteuren vor Ort ist dabei wichtig, die Stadt Perleberg nicht isoliert zu betrachten, sondern

ganz im Sinne der Landespolitik der vergangenen Jahre eine regionale und ganzheitliche

Betrachtung verschiedener Politikbereiche vorzunehmen. Dazu gehört insbesondere die

Raumordnung und Landesplanung (Perleberg und Wittenberge als Mittelzentrum in

Funktionsteilung) sowie die Struktur- und Wirtschaftspolitik (Perleberg mit Wittenberge und

Karstädt als Regionaler Wachstumskern Prignitz). Nur bei dieser gesamthaften regionalen

Betrachtung und unter Berücksichtigung der erfolgreichen Entwicklungen in der jüngeren

Vergangenheit ist eine adäquate Bewertung der Kreisstadtfrage möglich.

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10 Argumente für Perleberg als Kreisstadt

1. Erfahrung, Geschichte und Akzeptanz als Kreisstadt

Im Jahr 2017 kann die Stadt Perleberg auf eine 200-jährige Geschichte als Kreisstadt

zurückblicken. Mit Bildung des Kreises Westprignitz 1817 im Königreich Preußen wurde

Perleberg Kreisstadt und hatte diese Funktion auch während des Deutschen Reichs inne.

Zwischen 1952 und 1990 war die Stadt Verwaltungszentrum des Kreises Perleberg, der zu

Zeiten der DDR zum Bezirk Schwerin gehörte.

Im Rahmen der ersten Kreisgebietsreform im wieder gegründeten Bundesland Brandenburg

wurde Perleberg 1993 Kreisstadt des neu gebildeten Landkreises Prignitz, der die ehemaligen

Landkreise Perleberg und Pritzwalk sowie die Gemeinde Gumtow aus dem früheren Landkreis

Kyritz umfasst.

Diese rein administrative Abgrenzung führte dazu, dass die Ostprignitz abgetrennt und dem

Landkreis Ostprignitz-Ruppin zugeordnet wurde. Mit der nun anstehenden Kreisgebietsreform

wird der historische Landschafts- und Kulturraum der Prignitz wieder in einem Landkreis

zusammengeführt. Dabei wird die Prignitz als Landschaftsraum im Vergleich zum Ruppiner Land

den größeren Teil des Landkreises einnehmen und ihn wesentlich prägen (vgl. Abb. 1).

Abb. 1: Landschaftsraum Prignitz

Quelle: Leibniz-Institut für Länderkunde: Deutschland in Karten (CD-ROM); bearbeitet durch Regionomica

Gebiet des neuen Landkreises Prignitz-Ruppin

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Angesichts dieser historischen Prägung und landschaftsräumlichen Gegebenheiten wird die

Beibehaltung des Verwaltungssitzes in Perleberg auf hohe Akzeptanz stoßen und stellt ein

wichtiges Element der regionalen Identitätsbildung dar, da Perleberg die kulturelle und

historische Verbindung zu einem Großteil des neuen Kreises aufweist.

2. Herausgehobene Funktion als Mittelzentrum und wichtiger

Anker im Raum

Perleberg ist im gültigen Landesentwicklungsplan Berlin – Brandenburg als Mittelzentrum in

Funktionsteilung mit Wittenberge ausgewiesen. Gemäß des Entwurfs zum künftigen

Landesentwicklungsplan Hauptstadtregion Berlin – Brandenburg wird dies auch weiterhin der

Fall sein (vgl. Abb. 2).

Abb. 2: Mittelzentrum in Funktionsteilung Perleberg – Wittenberge

Quelle: Gemeinsame Landesplanungsabteilung Berlin - Brandenburg: Festlegungskarte zum Landesentwicklungs-plan Hauptstadtregion Berlin - Brandenburg (Ausschnitt), Entwurf vom 19.07.2016

Ziel der Landesregierung ist, die Mittelzentren in ihrer Funktion zu stärken und zu sichern, da

diese eine wichtige Versorgungsfunktion für den Mittelbereich übernehmen und von ihnen

Entwicklungsimpulse für das Umland ausgehen.

Im Mittelbereich Perleberg – Wittenberge gibt es eine bewährte und erfolgreiche

Zusammenarbeit. Kernthemen der Kooperation sind u. a. das Bildungsangebot (gemeinsames

Bildungs- und Schulkonzept), die Wirtschaftsförderung (vgl. Argument 3), die

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Gesundheitsversorgung, die Bereitstellung der sozialen Infrastruktur, Kooperation bei der

kommunalen Ver- und Entsorgung sowie die Kultur-, Freizeit-, und Tourismusentwicklung.

Weiterhin leistet die Kreisstadt Perleberg Amtshilfe gegenüber kleineren Gemeinden im Umland,

z. B. bei der Ausbildung von Standesbeamten und Politessen.

Die gute Arbeitsteilung und Zusammenarbeit im Mittelzentrum hat zum Ergebnis, dass

Einrichtungen und Infrastrukturen nur dann in beiden Städten vorgehalten werden, wenn es

einen entsprechenden lokalen Bedarf gibt. Alle übrigen Einrichtungen werden entweder

arbeitsteilig oder gemeinsam auf Grundlage abgestimmter Konzepte betrieben (vgl. Tabelle 1

für eine beispielhafte Übersicht). Eine Konkurrenzsituation oder das gegenseitige Abwerben von

Kunden, Touristen oder Unternehmen wird dadurch ausgeschlossen.

Tabelle 1: Arbeitsteilung im Mittelzentrum

Perleberg Wittenberge

Bildung 2 Grundschulen

1 Oberschule

1 Gymnasium

Schule für Gesundheitsberufe

2 Grundschulen

1 freie Grundschule (Montessori)

1 Oberschule

1 freie Oberschule (Montessori)

1 Gymnasium

Oberstufenzentrum

Berufliches Bildungszentrum

Verwaltung Kreisverwaltung

Agentur für Arbeit

Jobcenter

Jobcenter

Gesundheit und

Soziales

Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung

Seniorenpflegezentrum

Rettungswacht

Sprachheilklasse

Gesundheitszentrum

Psychiatrische Tagesklinik als Abt. des Krankenhauses

Seniorenpflegezentrum

Rettungswach

Integrationskita

Familie Gemeinsame Strategie zur Familienfreundlichkeit

Gemeinsamer Familienbericht (derzeit in Erarbeitung)

Kultur- und

Freizeitangebote

Freibad

Sport- und Kulturpark

Bibliothek (im Verbund)

Stadt- und Regionalmuseum

Oldtimermuseum

DDR-Museum

Schwimmhalle

Bibliothek (im Verbund)

Stadtmuseum

Kultur- und Festspielhaus

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Lotte-Lehmann-Akademie

Mehrzweckhalle

Kreismusikschule

Elblandfestbühne

Mehrzweckhalle

Außenstelle Kreismusikschule

Gemeinsames Kulturkonzept

Wirtschaft Sitz der Handwerkskammer

Prignitz

Sitz der Kreishandwerkerschaft

Prignitz

Sitz der kreislichen Wirtschaftsförderung

Sitz der Technologie- und

Gewerbezentrum Prignitz GmbH

Gemeinsame Gesellschaft Technologie- und Gewerbezentrum Prignitz GmbH (Wirtschaftsförderung, Existenzgründerberatung, Gewerbeflächenmanagement, Bestandpflege,

Ansiedlungsmanagement, Koordinierung Regionaler Wachstumskern, Koordinierung Mittelzentrum in Funktionsteilung)

Abgestimmte Gewerbeflächenentwicklung Schlüsselmaßnahmen in der Standortentwicklungskonzeption des RWK

Gemeinsames Logistikkonzept

Gemeinsames Fachkräftekonzept

Sonstiges Stadt-Umland-Wettbewerb im Mittelbereich

Im Mittelbereich Perleberg – Wittenberge leben gut 49.000 Menschen.1 Zusammen mit den

knapp 44.000 Einwohnern im Mittelbereich Pritzwalk-Wittstock/Dosse2 entfallen somit knapp

53 % der Bevölkerung eines neu gebildeten Landkreises Prignitz-Ruppin auf diese beiden

Mittelbereiche,3 die eine wichtige Entwicklungsachse im Nordwesten Brandenburgs bilden.

Das Mittelzentrum Perleberg – Wittenberge stellt einen wichtigen Anker im Raum Prignitz

dar, da in den kleinen Landgemeinden im Umland die Basis bzw. Tragfähigkeit für Einrichtungen

der Daseinsvorsorge kritisch ist. Einzelhandels-, Bildungs- und Kulturangebote in Perleberg

strahlen über die Stadtgrenze aus. Insbesondere die Gesundheitsversorgung durch das

Kreiskrankenhaus basiert wesentlich auf dem Sitz der Kreisverwaltung in Perleberg. Aufgrund

der guten Verkehrsanbindung und Verankerung in der Region wird auch die Schule für

Gesundheitsberufe mit knapp 100 Ausbildungsplätzen am Krankenhaus sehr gut – auch von

Schülern aus allen angrenzenden Landkreisen – angenommen.

1 Stand 31.12.2014; vgl. Landesamt für Bauen und Verkehr: Mittelbereichsprofil Perleberg-Wittenberge,

Hoppegarten, 2016 2 Stand 31.12.2014; vgl. Landesamt für Bauen und Verkehr: Mittelbereichsprofil Pritzwalk-Wittstock/Dosse,

Hoppegarten, 2016 3 Landkreis Prignitz: 77.550 Einwohner; Landkreis Ostprignitz-Ruppin: 98.886 Einwohner; jeweils Stand 31.12.2016;

vgl. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg: Bevölkerung der kreisfreien Städte und Landkreise im Land Brandenburg

2014, Statistischer Bericht A I 3 – j / 14, Potsdam, 2016

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Bemerkenswert für eine Stadt in der Größenordnung Perlebergs ist die hohe Arbeits-

platzzentralität, was diese Anker-Funktion eindrucksvoll unterstreicht. So liegt der Anteil der

Beschäftigten, die in Perleberg arbeiten, aber außerhalb wohnen, bei 59,8 %.4 Dies zeigt die

ausgeprägte Umlandfunktion der Stadt, zu der die Funktion als Kreisstadt wesentlich beiträgt.

Tabelle 2: Pendlerverflechtungen der Stadt Perleberg

Einpendler aus Auspendler nach

Gemeinde Anzahl Gemeinde Anzahl

Wittenberge 827 Wittenberge 585

Karstädt 379 Karstädt 176

Amt Bad Wilsnack-Weisen 316 Pritzwalk 137

Pritzwalk 298 Amt Bad Wilsnack-Weisen 81

Plattenburg 216 Berlin 65

Groß Pankow 199 Hamburg 56

Amt Lenzen-Elbtalaue 59 Plattenburg 51

Amt Putlitz-Berge 59 Schwerin 48

Sonstige 1.124 Sonstige 958

Summe 3.477 Summe 2.157

Quelle: Pendleratlas des RBB auf Basis von Daten der Bundesagentur für Arbeit; abgerufen unter http://www.rbb-online.de/wirtschaft/thema/2016/pendleratlas/beitraege/pendleratlas.html am 02.01.2017

Die intensiven Stadt-Umland-Beziehungen zeigen sich auch darin, dass der Verbund um

Perleberg und Wittenberge im Stadt-Umland-Wettbewerb des MIL 2016 als „Schnellläufer“

erfolgreich war. Er ist einer der wenigen Verbünde, die explizit das Thema Fachkräftesicherung

und innovative/kreative Wirtschaftsentwicklung in den Mittelpunkt rücken (Motto des

Wettbewerbsbeitrags: „Ankommen und hier bleiben – familienfreundliche Region Westprignitz“).

Durch die erfolgreiche Teilnahme am SUW stehen dem Verbund in den nächsten Jahren

erhebliche Fördermittel zur Verfügung, die in die weitere Aufwertung der Infrastruktur fließen

und damit zu einer weiteren Aufwertung des Standortes beitragen können.

4 Zahl der Beschäftigen am Arbeitsort: 5.819, Zahl der Einpendler: 4.477. Quelle: Pendleratlas des RBB auf Basis von

Daten der Bundesagentur für Arbeit, abgerufen unter http://www.rbb-

online.de/wirtschaft/thema/2016/pendleratlas/beitraege/pendleratlas.html am 02.01.2017

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3. Erfolgreiche Entwicklung des Regionaler Wachstumskerns

Prignitz

Der Regionale Wachstumskern (RWK) Prignitz – bestehend aus den Städten Perleberg und

Wittenberge sowie der Gemeinde Karstädt – ist einer von 15 RWKs im Land Brandenburg.

Zwischen den beteiligten Kommunen besteht seit der Einrichtung der RWKs im Jahr 2005 eine

vertraglich geregelte, vertrauensvolle Zusammenarbeit und eingespielte Arbeitsteilung. Der

RWK Prignitz gehört regelmäßig zu den aktivsten Wachstumskernen im Land und er entwickelt

beispielhafte Projekte und Maßnahmen im Bereich Wirtschaftsförderung, Technologietransfer

und Infrastrukturentwicklung.5 Besonders zu erwähnen sind hier die Schlüsselprojekte im

Bereich der Planung, Erschließung und Aufwertung von Industrie- und Gewerbeflächen, der

verkehrlichen und touristischen Infrastruktur sowie der Unterstützung der Unternehmen im

Technologietransfer und der Fachkräftesicherung.

Aktuellstes Beispiel für die intensive und erfolgreiche Zusammenarbeit ist die gemeinsame

Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Seit Anfang Januar 2017 sind Perleberg und Wittenberge

gemeinschaftliche Gesellschafter der Technologie- und Gewerbezentrum Prignitz GmbH.

Aufgabe des Unternehmens ist die gemeinsame Wirtschaftsförderung, insbesondere bei

Ansiedlungen, Gründungen, Betreuungen und der Innovationsförderung von Unternehmen in

den Kommunen des Landkreises Prignitz. Darüber hinaus übernimmt die Gesellschaft die

Koordinierung des Regionalen Wachstumskerns Prignitz und die Mittelbereichskoordinierung. Als

wichtigster Arbeitsbereich für die kommenden Jahre wird weiterhin die Fachkräfteentwicklung

angesehen.

Im Bereich Tourismus, Kultur, Sport und Naturschutz umfasst die Zusammenarbeit auch die

Nachbargemeinen des RWK hinaus. Hier hat sich die interkommunale Arbeitsgemeinschaft

„Brandenburgische Elbtalaue“ gebildet, die Nachfolgerin der bisherigen GbR Elbtalaue ist und in

der der RWK-Arbeitskreis „Tourismus und Kultur“ aufgegangen ist.

Im Ergebnis der vielfältigen Aktivitäten in der Region Perleberg – Wittenberge ist eine stabile

wirtschaftliche Entwicklung mit einer Zunahme der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zu

beobachten (vgl. Tabelle 3). Es wird aber auch deutlich, dass sich diese Entwicklung auf einem

Niveau vollzieht, das zwingend Impulse wie die Kreisstadtfunktion benötigt, um einen nachhaltig

positiven Trend zu erreichen.

5 Vgl. Regionomica/Ernst Basler + Partner: Evaluation der Ergebnisse der Neuausrichtung der Förderpolitik auf

Regionale Wachstumskerne; Gutachten im Auftrag der Staatskanzlei des Landes Brandenburg, 2010

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Tabelle 3: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten

30.06.2011 30.06.2014 Veränderung

RWK Prignitz 13.728 14.076 + 2,5 %

Mittelbereich 17.260 17.810 + 3,2 %

Quelle: Landesamt für Bauen und Verkehr: Mittelbereichsprofil Perleberg – Wittenberge 2013 und 2016

Auch als Investitionsstandort konnten sich die beiden Städte Perleberg und Wittenberge in den

vergangenen Jahren nachhaltig auszeichnen. So sind im Zeitraum 2010 bis 2016 knapp zwei

Drittel der im Landkreis über die GRW geförderten Investitionen in die Region Perleberg –

Wittenberge geflossen (vgl. Tabelle 4).

Tabelle 4: Investitionen der gewerblichen Wirtschaft6

Perleberg und

Wittenberge

Landkreis

Prignitz

Anteil

Perleberg/

Wittenberge

Investitionssumme gesamt 2010 –

2016 in Mio. €

148,604 239,937 61,9 %

durchschn. Investitionssumme p.a.

in Mio. €

21,229 34,277

zugesagte GRW-Förderung gesamt

2010 – 2016 in Mio. €

40,936 70,226 58,3 %

durchschn. Fördersumme p.a. in

Mio. €

5,848 10,032

geschaffene Arbeitsplätze 2010 –

2016

363 629 57,7 %

durchschn. geschaffene

Arbeitsplätze p.a.

51,9 89,9

gesicherte Arbeitsplätze 2010 –

2016

773 2.419 32,0 %

durchschn. gesicherte Arbeitsplätze

p.a.

51,9 89,9

Quelle: eigene Berechnungen, Wirtschaftsfördergesellschaft Prignitz mbH nach Daten der ILB

6 Investitionen von KMU, die über GRW gefördert wurden; ohne Investitionen von Großunternehmen und nicht-

geförderten Investitionen

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Zu den oben aufgezeigten positiven Entwicklungen hat die Nähe zwischen Unternehmen und

Kreisverwaltung fördernd beigetragen, da z. B. Bau- und Investitionsvorhaben erfolgreich nur in

enger und zeitnaher Abstimmung zwischen Unternehmen, Gemeinde und Kreis erfolgen kann.

Mit der geplanten Funktionalreform wird mit dem Immissionsschutz ein weiteres wichtiges

Thema bei Investitionsvorhaben auf Kreisebene angesiedelt sein, wodurch sich die Relevanz der

Faktoren Nähe und Zusammenarbeit noch erhöhen wird. Für den RWK Prignitz hat diese

funktionierende Kooperation angesichts der herausgehobenen Entwicklung der

Investitionsvorhaben im Verarbeitenden Gewerbe eine besondere Bedeutung.

Denn die positive und stabile wirtschaftliche Entwicklung im Raum Perleberg – Wittenberge ist

auch auf die Nähe und gut eingespielte Kooperation zwischen der Kreisverwaltung einerseits

und den Wirtschaftsförderungsstellen der Kommunen sowie der kreislichen

Wirtschaftsförderungsgesellschaft andererseits zurückzuführen.

4. Gute Erreichbarkeit der Kreisstadt in der Region

Neben der guten überregionalen Anbindung (vgl. Argument 5) ist der Raum Perleberg –

Wittenberge in der Region sehr gut an das Straßennetz angebunden. So kreuzen sich hier die

Bundesstraßen B 5 (Kyritz – Perleberg – Karstädt – Ludwigslust mit Anbindung an die A 14),

B 189 (Stendal – Wittenberge – Perleberg – Pritzwalk) und B 195 (Wittenberge – Lenzen –

Dömitz – Boitzenburg; vgl. Abb. 3).

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Abb. 3: Regionale Hauptverkehrsstraßen

eigene Darstellung Regionomica, 2016

Dank dieses gut ausgebauten Netzes an Bundesstraßen ist die Stadt Perleberg von allen

wichtigen Siedlungsschwerpunkten im neu gebildeten Landkreis in 30 – 45 Minuten erreichbar;

lediglich aus den weit östlich gelegenen Kommunen im heutigen Landkreis Ostprignitz-Ruppin

ergeben sich Fahrzeiten von etwas über 60 Minuten nach Perleberg.

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Abb. 4: Erreichbarkeit der Stadt Perleberg

Rot: Entfernungen und Fahrzeiten zu den wichtigsten Städten/Gemeinden im neuen Landkreis; Orange: 45-min.-Isochrone.Quelle: eigene Darstellung Regionomica, Kartengrundlage: Bundesamt für Kartographie und Geodäsie BKG: Digitale Topographische Karte 1:250.000 (DTK 250) 2016; Fahrzeiten u. Entfernungen nach Google Maps, abgerufen am 20.12.2016

Im Einzugsbereich von 45 Minuten leben knapp 60 % der Bevölkerung des neuen Landkreises.7

Die Stadt Perleberg verfügt damit über eine insgesamt gute Erreichbarkeit für die Bürger

des Landkreises sowie für Mitarbeiter aus Kommunalverwaltungen und anderen Behörden.

Im arithmetischen Mittel (d. h. Mittelwert der einfachen Fahrzeiten zwischen den einzelnen

Kommunen nach Perleberg oder Neuruppin) ergeben sich signifikante Erreichbarkeitsvorteile für

Perleberg (ca. 78 Minuten gegenüber 94 Minuten nach Neuruppin). Bei einem gewichteten

Mittel, das auch die ungleiche Verteilung der Bevölkerung im Landkreis berücksichtigt, liegen

beide Städte fast gleichauf bei ca. 84 Minuten. Für Perleberg spricht hier, dass die Stadt von

einigen Orten im Westen des heutigen Landkreises Ostprignitz-Ruppin über die gut ausgebaute

Bundesstraße B 5 besser zu erreichen ist als deren eigentliche Kreisstadt Neuruppin.8

Ergänzend hierzu stellen die Regional-Express-Linien 2 (Berlin – Neustadt (Dosse) –

Wittenberge – Ludwigslust – Schwerin) und 6 (Wittenberge – Perleberg – Pritzwalk – Witt-

stock/Dosse – Neuruppin – Berlin) die Erreichbarkeit der Kreisstadt per Bahn sicher.

7 rd. 103.200 Personen nach Berechnungen von Regionomica

8 ausführliche Erläuterung der Berechnung unter https://prlbr.de/2016/fahrzeit-vergleich-kreisstadt-prignitz-ruppin/

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5. Zentrale Lage im Raum und Anbindung an andere

Regionen

Die Achse Berlin – Hamburg bildet einen zentralen Teil des transeuropäischen Kernnetzes, der

jeweils eine wichtige Autobahn, Eisenbahnlinie und Wasserstraße umfasst. Perleberg liegt genau

in der Mitte der Metropolen, die beide rund 125 km entfernt sind. Wittenberge als Teil des

Mittelzentrums Perleberg – Wittenberge ist der einzige reguläre ICE-Halt im Land Brandenburg

mit Fahrtzeiten von 50 Minuten nach Berlin und 60 – 70 Minuten nach Hamburg.

Mit Fertigstellung der Autobahn A 14 wird zudem eine deutliche Aufwertung der Nord-Süd-

Anbindungen zu den benachbarten Landeshauptstädten Schwerin und Magdeburg erreicht.

Abb. 5: Großräumige Lage der Stadt Perleberg

eigene Darstellung Regionomica, 2016

Durch diese spezifische Lagegunst stellt der Raum Perleberg – Wittenberge ein wichtiges

Scharnier zwischen den Metropolregionen Berlin – Brandenburg und Hamburg dar. Die gute

Verkehrsanbindung erleichtert die Zusammenarbeit mit Behörden aus anderen Bundesländern

und externen Dienstleistern, was auch für die Kreisverwaltung zunehmend wichtig wird, um die

mehr und komplexer werdenden Aufgaben effektiv und professionell zu erfüllen. Dies gilt im

Besonderen für die Zusammenarbeit mit den unmittelbaren benachbarten Städten Parchim

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(Kreisstadt und Mittelzentrum) und Ludwigslust (Mittelzentrum) im Nachbarkreis Ludwigslust-

Parchim.

Die Zusammenarbeit zwischen den Metropolregionen bleibt dabei keine politische Ab-

sichtserklärung, sondern zeigt sich ganz konkret u. a. in der Mitgliedschaft der Wirt-

schaftsfördergesellschaft Prignitz in der Logistikinitiative Hamburg und im Ernährungsnetzwerk

foodactive e. V. der Metropolregion Hamburg sowie der touristischen Kooperation „Kurs Elbe.

Hamburg bis Wittenberge“.

Auch hinsichtlich der überregionalen Zusammenarbeit mit angrenzenden Regionen übernimmt

die Kreisstadt Perleberg und der gesamte Raum Perleberg – Wittenberge eine aktive

Mittlerfunktion und erschließt Wachstumspotenziale für Brandenburg insgesamt. Diese

räumliche Funktion und günstige Lage zeigt sich u. a. auch in der Wahl des Kreiskrankenhauses

in Perleberg als Stützpunkt für die Luftrettungsstation im Jahr 2008. Von Perleberg aus wird die

Luftrettung in einem Einsatzradius bis zu 70 Kilometer für den gesamten Landkreis Prignitz und

für weite Teile der Landkreise Ostprignitz-Ruppin, Stendal, Salzwedel, Ludwigslust-Parchim und

Lüchow-Dannenberg realisiert (vgl. Abb. 6). Auch der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) nutzt

den Standort im Nordwesten des Landes und versorgt „die über 200.000 Prignitzer“ aus einem

volldigitalisierten Studio in Perleberg mit Nachrichten und Beiträge.9

9 abgerufen unter http://www.rbb-online.de/unternehmen/der_rbb/struktur/standorte/regionalstudios_und.html am

02.01.2017

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Abb. 6: Stützpunkte der Luftrettung (Ausschnitt), Stand 08/2015

Quelle: ADAC.de, eingesehen am 16.01.2017

6. Strukturpolitische Effekte der Kreisstadt im Landkreis

Prignitz notwendiger

Ein Leitgedanke der Kreisgebietsreform ist, dass die neu gebildeten Landkreise eine Grenze zu

Berlin aufweisen sollen. Ein neu zu bildender Landkreis Prignitz-Ruppin wäre allerdings neben

dem Landkreis Lausitz der einzige, der keine derartige Grenze mit Berlin aufweisen würde. Der

eigentlich angestrebte Ausgleich zwischen berlinnahen und -fernen Teilräumen innerhalb eines

Landkreises greift hier nicht. Somit bekommt die Kreisstadtfunktion in diesem Fall eine umso

wichtigere Bedeutung als Ausgleich für die Nachteile durch die große Entfernung zu Berlin und

als Stärkung des metropolenfernen Raums.

Diese Effekte sind insbesondere für den jetzigen Landkreis Prignitz wichtig, da dieser insgesamt

zu den strukturschwächsten Kreisen im Land Brandenburg zählt. Bereits heute ist er der

Landkreis mit der geringsten Einwohnerzahl und der niedrigsten Bevölkerungsdichte. Die Effekte

des Kreissitzes werden hier für eine Stabilisierung daher dringend benötigt.

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Abb. 7: Bevölkerungsentwicklung 2010 – 2015 in den Landkreisen Brandenburgs

eigene Darstellung Regionomica; Datenquelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg: Bevölkerungsentwicklung und Flächen der kreisfreien Städte, Landkreise und Gemeinden im Land Brandenburg, Statistischer Bericht A I4. Lesehilfe: Die Einwohnerzahl des Landkreises Prignitz betrug am 31.12.2015 77.573 Personen. Zwischen 2010 und 2015 hat die Bevölkerungszahl um rund 4 % abgenommen. Die Bevölkerungsdichte erreicht etwa 40 % des Landesdurchschnitts (36 Einw./km² im Landkreis Prignitz ggü. 84 Einw./km² im Land Brandenburg).

In der Kreisverwaltung des Landkreises Prignitz (einschl. Eigenbetriebe wie Kreis-

straßenmeisterei, Immobilienbetrieb und Rettungsdienst; ohne Eigengesellschaften wie z. B. der

Kreisrankenhaus Prignitz gGmbH) sind im Dezember 2016 insgesamt 749 Beschäftigte tätig.

Damit hängen 6,1 % der Arbeitsplätze im Raum Perleberg – Wittenberge bzw. sogar 12,9 %

in der Stadt Perleberg direkt von der Kreisverwaltung ab.10

Die insgesamt mit dem Kreissitz verbundenen Arbeitsplatzeffekte sind allerdings noch höher als

die reine Zahl der Mitarbeiter in der Kreisverwaltung. So entstehen indirekte Effekte in

vorgelagerten Bereichen, z. B. durch den Bezug von Waren und Dienstleistungen der

Kreisverwaltung aus dem Nahbereich.

Relevant für die Region sind aber vor allem die induzierten Effekte durch die Konsumausgaben

der Mitarbeiter der Kreisverwaltung. Hierdurch wird ein wichtiger Beitrag zur Bindung der

Kaufkraft in der Region und damit zur Sicherung von Arbeitsplätzen geleistet.

10

Beschäftigte am Arbeitsort Perleberg: 5.815, Wittenberge: 6.448, zusammen: 12.263

Barnim177.411

Dahme-Spreewald164.528

Elbe-Elster104.673

Havelland158.236

Märkisch-Oderland190.714

Oberhavel207.524

Oberspreewald-Lausitz112.450

Oder-Spree182.397

Ostprignitz-Ruppin99.110

Potsdam-Mittelmark210.910

Spree-Neiße 117.635

Teltow-Fläming163.553

Uckermark 121.014

Prignitz77.573

-7,5

-5,0

-2,5

0,0

2,5

5,0

7,5

20 40 60 80 100 120 140 160 180

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15

Bevölkerungsdichteim Verhältnis zum Landesdurchschnitt

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Perleberg als Kreisstadt eines neu gebildeten Landkreises Prignitz-Ruppin

18

Die Personalausgaben des Landkreises Prignitz betragen im Haushaltsjahr 2017 rund 30,413

Mio. Euro.11

Bei einer überschlägigen Berechnung mit bundesweiten Durchschnittswerten12

verbleiben von diesem Gesamtbetrag etwa 14,17 Mio. Euro für Ausgaben der privaten

Haushalte für Wohnen, Lebenshaltung, Versicherungen, Freizeit, Mobilität und sonstigen

Konsum.

Mittels sog. Input-Output-Modelle des Statistischen Bundesamtes, welche die

volkswirtschaftlichen Verflechtungen zwischen verschiedenen Wirtschaftszweigen abbilden,

können die damit verbundenen Effekte in vorgelagerten Bereichen ermittelt werden. Demnach

werden durch die Ausgaben der Mitarbeiter der Kreisverwaltung ca. 200 weitere

Arbeitsplätze induziert.

Die Beschäftigungswirkung der Kreisverwaltung leistet somit einen zentralen Beitrag zur

strukturpolitischen Stabilität in der gesamten Region, da die Konsumausgaben

überwiegend im Nahbereich bzw. am Wohnort erfolgen und sich die Wohnorte der Mitarbeiter

im Wesentlichen auf den heutigen Landkreis Prignitz konzentrieren (vgl. Tabelle 5).

Tabelle 5: Wohnorte der Mitarbeiter der Kreisverwaltung

Wohnort Anzahl Anteil

Stadt Perleberg 223 29,8 %

übriger Mittelbereich 269 35,9 %

übriger Landkreis PR 192 25,6 %

Landkreis OPR 18 2,4 %

übriges Brandenburg u. Berlin 4 0,5 %

andere Bundesländer 43 5,7 %

Summe 749 100 %

Quelle: Mitteilung der Kreisverwaltung, Stand: Dezember 2016. Zahlen inkl. Eigenbetriebe, exklusive Eigengesellschaften

Ein Verlust der Kreisstadtfunktion wäre unweigerlich mit einem Verlust von Arbeitsplätzen im

Raum Perleberg – Wittenberge verbunden und würde zu einem Rückgang der ohnehin schon

niedrigen Kaufkraft (88 % des Bundesdurchschnitts in Perleberg) führen. Damit wären auch die

Auslastung der sozialen Infrastruktur und die Nachfrage im Einzelhandel gefährdet.

11

Vgl. Haushaltsplan 2016/2017 des Landkreises Prignitz, abgerufen unter http://landkreis-prignitz.de/de/landkreis-

verwaltung/Kreishaushalt/kreishaushalt-index.php am 03.01.2017 12

23 % Arbeitgeber-Anteil zur Sozialversicherung, 33,5 % Anteil Steuerung und Abgaben bei den Gehaltsempfängern,

9 % Sparquote

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Perleberg als Kreisstadt eines neu gebildeten Landkreises Prignitz-Ruppin

19

Abb. 8: Zentrumsnahe Standorte der Kreisverwaltung in Perleberg

Quelle: Google earth, Image © Landsat/Copernicus 2014, eingesehen/ergänzt am 10.01.2017

Neben diesen finanziellen bzw. volkswirtschaftlichen Faktoren wirkt sich die Kreisverwaltung in

Perleberg aufgrund der räumlichen Nähe auch stabilisierend und belebend auf die Innenstadt

von Perleberg aus (vgl. Abb. 8).

7. Präsenz des Staates in der Fläche

Im Zusammenhang mit der Diskussion um die Daseinsvorsorge in dünn besiedelten ländlichen

Räumen stellt sich auch die Frage nach der Präsenz von Behörden und anderen staatlichen bzw.

öffentlichen Einrichtungen. Für Einwohner und Unternehmen ist dabei die „gefühlte“ Präsenz

wichtig, auch wenn die meisten Einrichtungen nur sehr selten tatsächlich aufgesucht und in

Anspruch genommen werden.

In den vergangenen Jahren hat es im Land Brandenburg einige Umstrukturierungen von

Behörden gegeben, die mit Standortverlagerungen verbunden waren. In der Konsequenz hat

sich für den Nordwesten des Landes eine deutliche Konzentration auf die Stadt Neuruppin

ergeben (neben der dortigen Kreisverwaltung u. a. Landgericht, Staatsanwaltschaft, Staatliches

Schulamt, Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landesbetrieb Liegenschaften und Bauen,

Arbeitsagenturbezirk, Regionale Planungsgemeinschaft, Polizeidirektion Nord, ZAB

RegionalCenter). Insgesamt sind im Landkreis Ostprignitz-Neuruppin rund 1.600

Landesbedienstete beschäftigt, davon ein hoher Anteil in der Stadt Neuruppin. Im gesamten

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Perleberg als Kreisstadt eines neu gebildeten Landkreises Prignitz-Ruppin

20

Landkreis Prignitz arbeiten dagegen nur ca. 280 Landesbedienstete, überwiegend in Perleberg

(Amtsgericht, Polizei, Forstverwaltung).13

Die Intention der Umstrukturierungen, eine weitestgehende Einräumigkeit von Verwaltungen

und Behörden herzustellen, wird durchaus anerkannt und mitgetragen. Eine Entscheidung für

die Stadt Perleberg als Kreissitz stellt dieses Prinzip nicht in Frage und bringt keinen

Anpassungsbedarf bei den Zuständigkeitsbereichen mit sich. Ebenso steht der Kreissitz in

Perleberg einem Behördenstandort in Neuruppin nicht entgegen.

Vielmehr stellt eine Entscheidung pro Perleberg ein wichtiges Signal der Landesregierung – und

damit indirekt „des Staates“ insgesamt – dar, auch in ländlichen Regionen Präsenz zu zeigen

und etablierte Behördenstandorte nicht aufzugeben. In Zeiten, die zum einen durch einen

vielfältigen Rückzug aus der Fläche, zum anderen durch ein größer werdendes Vertrauensdefizit

der Bevölkerung gegenüber staatlichen Institutionen gekennzeichnet sind, ist dies ein nicht zu

unterschätzendes Signal an die Bevölkerung in der gesamten Prignitz.

8. Notwendige Immobilien und Infrastruktur in der Kreisstadt

vorhanden

Hinsichtlich der baulich-räumlichen Kapazitäten kann die Kreisverwaltung am Standort Perleberg

kurzfristig eine hohe Zahl von Arbeitsplätzen bereitstellen. In den kreiseigenen Gebäuden

am zentralen Verwaltungskomplex an der Berliner Straße wären kurzfristig ohne bauliche

Maßnahmen knapp 150 Arbeitsplätze zusätzlich verfügbar.

Bei weitergehendem Bedarf können durch den Landkreis Prignitz in einem eigenen Gebäude

nach einigen Umbauarbeiten weitere 50 Arbeitsplätze bereitgestellt werden. Bis zum Jahr 2020

– der Umsetzung der Kreisgebietsreform – können somit mit überschaubarem Aufwand rund

200 zusätzliche Arbeitsplätze (einschließlich Stellplätzen) eingerichtet werden.

Sollte sich darüber hinaus langfristig ein weiterer Bedarf abzeichnen, steht dem Landkreis ein

repräsentatives, derzeit nicht genutztes Kasernenensemble (1904 – 1909 erbaut) in räumlicher

Nähe zum bisherigem bisherigen Verwaltungsstandort in Perleberg zur Verfügung. Die Gebäude

mit etwa 4.500 m² Nutzfläche könnten Arbeitsplätze für weitere ca. 200 Mitarbeiter bieten.

Nach Angaben der Wirtschaftsfördergesellschaft der Prignitz mbH sind die Gebäude in relativ

gutem Zustand. Das Grundstück von knapp 50.000 m² würde zudem Platz für evtl.

Ergänzungsgebäude und ausreichend Stellplätze bieten. Darüber hinaus könnten bei Bedarf und

in unmittelbarer Nähe des jetzigen zentralen Verwaltungskomplexes der Kreisverwaltung über

die Kreiskrankenhaus Prignitz gGmbH als Eigengesellschaft des Landkreises weitere

Flächenreserven von knapp 10.000 m² erschlossen werden.

13

Vgl. Gesetzentwurf der Landesregierung zum Gesetz zur Neugliederung der Landkreis und kreisfreien Städte im

Land Brandenburg, Stand 01.12.2016

Gelöscht: verfügt der

Gelöscht: stünde

Gelöscht: über

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Perleberg als Kreisstadt eines neu gebildeten Landkreises Prignitz-Ruppin

21

Ein größerer Personalbestand, der gemäß Leitbild der Landesregierung zentrale Säule bei der

Sicherung der Leistungsfähigkeit der Kreisverwaltungen ist, kann somit in Perleberg problemlos

realisiert werden. Der Standort bietet zudem langfristige baulich-räumliche

Entwicklungspotenziale, so dass der Kreissitz hier eine hohe Zukunftssicherheit aufweist.

Die aktuell genutzten Immobilien sind saniert und erfüllen die Anforderungen an moderne

Bürogebäude und Arbeitsplätze. Die Nutzungsmöglichkeiten und technischen Erweiterungen

können problemlos und zeitnah geschaffen werden, Zwischenlösungen sind nicht notwendig.

Dementsprechend können durch eine weitere Zentralisierung und eine Erweiterung des

bestehenden Verwaltungskomplexes die Unterhaltungskosten optimiert bzw. Skaleneffekte bei

der Bewirtschaftung generiert werden.

Auch im Handeln von Politik und Verwaltung werden digitale Prozesse immer wichtiger. Eine

wesentliche Voraussetzung hierfür ist die Anbindung an leistungsfähige Datennetze. In der

Stadt Perleberg ist bereits heute eine sehr hohe Verfügbarkeit von Breitbandtechnologien

gegeben: 75 – 95 % der Haushalte können mit einer Anbindung über 50 MBit/Sek. versorgt

werden.14

Die infrastrukturellen Voraussetzungen für die Digitalisierung der Verwaltung und für

ein umfassendes E-Government sind somit gegeben.

Der Landkreis Prignitz gestaltet schon länger proaktiv die Herausforderungen der Digi-

talisierung. So bilden die Kommunen im Kreis beispielsweise den ersten und einzigen IT-

Zweckverband im Land Brandenburg. Weiterhin wurden hier schon frühzeitig digitale

Archivierungs- und Dokumentenmanagementsystem eingeführt. Ende 2016 erfolgte die

Einführung des digitalen Sitzungsdienstes für den Kreistag. Ab 2017 erhalten und bearbeiten die

Kreistagsabgeordneten ihre Sitzungsunterlagen digital. Über eine entsprechende

Webanwendung können die Mandatsträger und Gremienmitglieder jetzt digital kommunizieren

und Beschlüsse zielführend und effektiv kontrollieren. Auch die interne und externe

Ämterbeteiligung in Bau-, Planungs- und Umweltfragen wird digital realisiert. Die technische

Ausbaufähigkeit aller IT-Systeme ist selbstverständlich gegeben.

Die Stadt und der Kreis werden auch künftig einen aktiven Beitrag zur Umsetzung der

Digitalisierungs- und E-Government-Strategien der Landesregierung leisten. Die Akteure können

sich sogar vorstellen, dass Stadt und Kreis eine Vorreiterrolle einnehmen und gemeinsam mit

dem Land ein Modellprojekt Digitale Kreisverwaltung initiieren und entsprechende Aufgaben

übernehmen.

14

Vgl. Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur: Breitbandatlas, abgerufen unter

www.zukunftbreitband.de am 20.12.2016

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Perleberg als Kreisstadt eines neu gebildeten Landkreises Prignitz-Ruppin

22

9. Verfügbarkeit von Fach- und Nachwuchskräften

Die Kreisreform wird von der Landesregierung nicht zuletzt vor dem Hintergrund des

drängender werdenden Fachkräftemangels forciert. So wird vom Ministerium für Inneres und

Kommunales beispielsweise darauf hingewiesen, dass der Altersdurchschnitt in der öffentlichen

Verwaltung im Land Brandenburg bei 55 Jahren liegt.15

Der Altersdurchschnitt der Mitarbeiter in

der Verwaltung des Landkreises Prignitz (einschl. der Eigenbetriebe) liegt im Gegensatz dazu bei

nur 46,6 Jahren und damit gut 8 Jahre unter dem vom Ministerium genannten

Altersdurchschnitt. Über die Hälfte der Mitarbeiter in der Kreisverwaltung sind jünger als 50

Jahre, so dass mittelfristig gute personelle Voraussetzungen für die Wahrnehmung der

Kreisstadtfunktion vorliegen.

Gleichwohl bleibt es trotz dieser guten gegenwärtigen Personalsituation wichtig, , am künftigen

Sitz der Kreisstadt eine mittel- und langfristig stabile Bevölkerungsentwicklung vorzufinden.

Zwar kann sich die Region Perleberg – Wittenberge dem allgemeinen Trend zum

Bevölkerungsrückgang in ländlichen Regionen nicht völlig entziehen. Allerdings weist gerade die

Stadt Perleberg mit einer annähernd konstanten Einwohnerzahl zwischen 2011 und 2015 eine

stabile Entwicklung auf (vgl. Tabelle 6).

Tabelle 6: Bevölkerungsentwicklung 2011 – 2015

2011 2015 Veränderung

Perleberg 12.169 12.204 + 0,3%

Wittenberge 17.638 17.206 – 2,4 %

Mittelbereich 50.219 49.068 – 2,3 %

Landkreis PR 79.574 77.573 – 2,5 %

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg: Bevölkerungsentwicklung und Flächen der kreisfreien Städte, Landkreise und Gemeinden im Land Brandenburg, Statistischer Bericht A I 4, Jahrgänge 2011 u. 2015

Hervorzuheben ist, dass in jüngster Zeit (Jahr 2015 gegenüber 2014) ein Aufwärtstrend zu

verzeichnen ist und die Bevölkerung in Perleberg um 117 Personen (Wittenberge: 6) gewachsen

ist. Dies ist insbesondere auf eine Trendwende bei den Wanderungsbewegungen

zurückzuführen, wo in den letzten Jahren die Zahl der Zuzüge die der Fortzüge übertrifft (vgl.

Tabelle 7). Eine Fortsetzung dieser positiven Entwicklung ist nach Erhebungen der Städte

Perleberg und Wittenberge auch für 2016 zu verzeichnen.

15

Quelle: http://brandenburg-gestalten.de/portfolio-item/hoher-altersdurchschnitt-in-der-oeffentlichen-verwaltung/,

eingesehen am 09.02.2017

Gelöscht: nur

Gelöscht: V

Gelöscht: die Altersstruktur deutlich positiver als im Landesdurchschnitt ausfällt und damit

Gelöscht: Umso wichtiger

Gelöscht: ist

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Perleberg als Kreisstadt eines neu gebildeten Landkreises Prignitz-Ruppin

23

Tabelle 7: Wanderungssaldo

2012 2013 2014 2015

Perleberg – 36 51 120 203

Wittenberge – 16 24 74 218

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg: Bevölkerungsentwicklung und Flächen der kreisfreien Städte, Landkreise und Gemeinden im Land Brandenburg, Statistischer Bericht A I 4, Jahrgänge 2011 – 2015

Die Stabilisierung der Bevölkerung spiegelt sich auch darin wider, dass zwischenzeitlich die

Bevölkerungsprognosen angepasst wurden und die jüngsten Berechnungen ein positiveres Bild

darstellen als zuvor: So wurden im Jahr 2013 für Perleberg noch 9.970 Einwohner im Jahr 2030

prognostiziert. Aktuell wurde die Zahl auf 11.107 Einwohner im Jahr 2030 angepasst. Dies ist

vor allem auf Anpassungen in der Altersgruppe 15 bis 65 Jahre zurückzuführen, also der

Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (Prognose 2013 für 2030: 4.925, Prognose 2016 für 2030:

6.021).16

Aufgrund der stabilen Bevölkerungsentwicklung können auch die weiterführenden Schulen in

Perleberg und Wittenberge (jeweils ein Gymnasium und eine Oberschule, in Wittenberge

zusätzlich ein Oberstufenzentrum) mittelfristig als gesichert angesehen werden. Die Zahl der

Schulabgänger im Landkreis Prignitz liegt in den letzten Jahren stabil zwischen 550 und 600, so

dass die Kreisverwaltung auch auf ein ausreichendes Potenzial von Schulabgängern für eine

Ausbildung im Verwaltungsbereich zurückgreifen kann.

10. Gute Voraussetzungen zur Vereinbarkeit von Beruf und

Familie

Zur Gewinnung von Fachkräften werden künftig „weiche“ Faktoren wie die Lebensqualität für

junge Familien und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie eine wichtige Rolle spielen. Der RWK

im Allgemeinen und Perleberg im Besonderen haben dies schon länger erkannt und schaffen

Voraussetzungen, dass junge Familien hier ein attraktives Wohn- und Arbeitsumfeld vorfinden.

So stellt die Familienorientierung und Profilierung als familienfreundlicher Standort eine

besondere strategische Ausrichtung im Standortentwicklungskonzept für den RWK dar.

Perleberg bietet heute bereits vieles von dem, was (junge) Familien, die sich ein „Leben auf

dem Land“ als Alternative zu den Metropolen vorstellen können, suchen und erwarten:

Einkaufsmöglichkeiten, Anbindung an den Nah-/Regionalverkehr, gute Schulen, gute

Kinderbetreuung, ein reges Vereinsleben sowie vielfältige Kulturangebote und

Veranstaltungen.17

16

Vgl. Mittelbereichsprofile Perleberg - Wittenberge 2013 und 2016 17

vgl. hierzu ausführlich: Institut für Trend- und Zukunftsforschung (ITZ)/Landkreis Prignitz: Trendanalyse 2030 -

Potenzialregion Prignitz, 2015

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Perleberg als Kreisstadt eines neu gebildeten Landkreises Prignitz-Ruppin

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So wurden in der Kreisverwaltung in der jüngeren Vergangenheit auch Stellen mit

hochqualifiziertem Personal (Amtsarzt, Bauingenieur, Umweltingenieur) besetzt, die nicht aus

der Prignitz stammen, sondern für die Stelle den Wohnort gewechselt und ihre Familien in die

Prignitz mitgebracht haben.

In Perleberg stellen insbesondere die Grundschulen als verlässliche Halbtagsschulen mit Hort

sowie die beiden weiterführenden Schulen mit Ganztagsangebot wichtige Einrichtungen dar. In

Wittenberge bieten die beiden Grundschulen einen offenen Ganztagsbetrieb und die Oberschule

einen vollgebundenen Ganztagsbetrieb an, so dass auch die Verwaltungsmitarbeiter, die in

Wittenberge wohnen, dies problemlos mit der Berufstätigkeit in Perleberg vereinbaren können.

Das bereits heute gute Angebot an Kindertagesstätten wird in den nächsten Jahren durch eine

neue Betriebs-Kita des Krankenhauses ergänzt, die auch die Mitarbeiter der nur 200 Meter

entfernten Kreisverwaltung und der Polizeidirektion nutzen können.

In der Region Perleberg – Wittenberge bestehen diverse Initiativen zur Verbesserung der

Lebensbedingungen von jungen Familien:

Lokales Bündnis für Familie Perleberg und Wittenberge: Ziel ist u. a. die Verbesserung der

Familienfreundlichkeit, um die Attraktivität Perlebergs als Zukunftsstadt zu fördern

Mehrgenerationenhäuser in Perleberg und Wittenberge

Strategiepapier „Familienfreundliche Wirtschaftsregion Prignitz“ (2014)

Pilotvorhaben „Familienorientierte Wirtschaftsregion/Familienorientierter RWK“ durch das

Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie des Landes Brandenburg

(MASGF)

Nicht zuletzt ermöglichen die Baulandpreise in Perleberg jungen Familien einfacher als in

anderen Region die Bildung von Wohneigentum. So liegen die Baulandpreise für Wohnbauland

in Perleberg bei durchschnittlich 25 – 30 Euro/qm, nur in Spitzenlagen werden Preise von über

35 Euro/qm aufgerufen18

(zum Vergleich: Durchschnitt Brandenburg ca. 80 Euro/qm).

18

Vgl. Bodenrichtwert-Portal der Gutachterausschüsse für Grundstückswerte im Land Brandenburg, abgerufen unter

https://www.boris-brandenburg.de/boris-bb/ am 05.01.2017

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Perleberg als Kreisstadt eines neu gebildeten Landkreises Prignitz-Ruppin

25

Fazit

Bei der anstehenden Entscheidung über den künftigen Sitz der Kreisverwaltung spielen viele

verschiedene Faktoren eine Rolle. Insbesondere sind verwaltungsökonomische Aspekte (z. B.

die Clusterung verschiedener Ämter und Behörden an einem Standort) gegen Belange der

Strukturpolitik in ländlichen Räumen und sehr pragmatische Aspekte wie die Verfügbarkeit von

Immobilien und Fachkräften abzuwägen.

Mit dem vorgelegten Papier möchten die kommunalpolitischen Akteure in der Prignitz betonen,

dass Perleberg einerseits die Funktion als Kreisstadt vollauf erfüllen kann, andererseits aber

diese Funktion auch dringend für eine zukunftsfähige Standort- und Regionalentwicklung

benötigt.

In der Stadt Perleberg bestehen bewährte Strukturen und uneingeschränkte Voraussetzungen

für eine professionelle, qualitätsvolle, effiziente und wirtschaftliche Leistungserbringung. Der

Standort weist eine gute Erreichbarkeit auf, um die administrativen Aufgaben durch die

Kreisverwaltung wahrzunehmen.

Gleichzeitig stellt die Kreisstadtfunktion einen zentralen Faktor zur Stabilisierung der gesamten

Region im Nordwesten Brandenburgs dar. Die gerade in jüngster Zeit sichtbar werdenden

Erfolge im RWK Prignitz und im Mittelbereich Perleberg – Wittenberge sowie wirtschaftliche,

soziale und kulturelle Leistungen für die Einwohner der Stadt Perleberg und der umliegenden

Gemeinden würden durch die Verlegung des Kreissitzes in Frage gestellt. Eine Entscheidung für

Perleberg als Kreisstadt wäre somit auch ein wichtiges Signal des Landtags und der

Landesregierung, die vielfältigen Bemühungen und Initiativen vor Ort zu honorieren und zu

fördern.

Nicht zuletzt muss es auch im Landesinteresse liegen, die dünn besiedelten Räume zu

stabilisieren und ihnen eine Entwicklungsperspektive aufzuzeigen, so dass sich die Disparitäten

zwischen berlinnahen und -fernen Regionen nicht weiter vergrößern und gemäß der

Landesverfassung gleichwertige Lebens- und Arbeitsbedingungen in allen Landesteilen

geschaffen bzw. erhalten werden.

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Impressum

Stadt Perleberg

Die Bürgermeisterin

Annett Jura

Postfach 119

19341 Perleberg

Tel. (038 76) 781-0

E-Mail: [email protected]

Fachliche Unterstützung:

Regionomica GmbH

Friedrichstraße 95

(Internationales Handelszentrum)

10117 Berlin

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Bearbeitung:

Dr. Michael Göbel

Carsten Grashoff