Armin Risi - Texte Zu Verschiedenen Themen

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Die Kosmologie der altindischen Schriften

Älteste Analysen des UFO-Phänomens

© 1996 Armin Risi

Seit der Begründung der sog. "Präastronautik" – eine grenzwissenschaftliche

Disziplin, in der die Wahrscheinlichkeit von interplanetarischen Kontakten in der

Vergangenheit erforscht wird – sind die altindischen ("vedischen") Schriften

auch für die Ufologie interessant geworden. Es wurde entdeckt, daß jene

Zivilisation, die diese Schriften hervorgebracht hat, über ein fortgeschrittenes

Wissen verfügte und mit Selbstverständlichkeit über interplanetarische Reisen,

Vimana-Raumschiffe und außerirdische Zivilisationen sprach.

Im vorliegenden Artikel möchte ich näher ausführen, worin dieses

fortgeschrittene Wissen der altindischen Hochkultur bestand, insbesondere in

bezug auf das Universum und dessen Bewohner. Was sagen sie uns über

interplanetarische und interdimensionale Kontakte in der Vergangenheit? Worin

bestehen die Parallelen zum gegenwärtigen UFO-Phänomen?

Das UFO-Phänomen geht über die herkömmlichen naturwissenschaftlichen

Ansichten hinaus und erfordert ein neues, multidimensionales Weltbild, in dem

auch die "paranormalen" Aspekte der materiellen Realität Platz haben, wie

höhere Dimensionsebenen, mind over matter, Astralenergien und Reinkarnation.

Es ist erstaunlich, daß gerade die ältesten Hochkulturen über ein Wissen

verfügten, das diesen Ansprüchen genügt und das deshalb erst heute wieder

entdeckt wird.

Zeugnisse der vedischen Kultur "Bei der kritischen Betrachtung jedes altindischen Geisteserzeugnisses wird man wie in einer Spirallinie gegen ein unerschwinglich hohes Altertum hinaufgewunden. ... Erscheinungen, die in der ganzen Geschichte des menschlichen Geistes unvergleichbar bleiben." Dies schrieb vor 160 Jahren August Wilhelm von Schlegel, der Begründer der Indologie in Deutschland und ein Sprachgenie (er beherrschte über zehn Sprachen auf dem Niveau eines Übersetzers). Es gibt keine Kultur, die eine derart reiche Fülle an Schriften hinterlassen hat wie die altindische. Das liegt daran, daß diese Kultur nie wirklich untergegangen

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ist wie die sumerische oder ägyptische, sondern bis heute in Form einer spirituellen Tradition am Leben blieb. Aus diesem Grund sind viele der indischen Schriftzeugnisse relativ jung, denn sie bestehen nicht aus Tontafeln, sondern aus Palmblättern, die im Lauf der Jahrhunderte und Jahrtausende immer wieder neu abgeschrieben werden mußten. Obwohl die ältesten Palmblätter, die wir heute noch besitzen, höchstens 1000 oder 2000 Jahre alt sind, ist es offensichtlich, daß die darin übermittelten Informationen auf viel ältere Quellen zurückgehen. Der größte Teil dieser Schriften, niedergeschrieben in der hochkomplizierten Sanskritsprache, befaßt sich mit geistigen und religiösen Themen (Selbstverwirklichung, Gotteserkenntnis), was bereits einen wichtigen Hinweis auf die Prioritäten dieser Kultur darstellt. Quer durch diese Schriften hindurch, und insbesondere in den spezifischen Abhandlungen, findet man aber auch viele konkrete wissenschaftliche Informationen. In der letzten Zeit sind vor allem die Lehren des Ayur-Veda berühmt geworden (jene Teile der vedischen Schriften, die sich mit Medizin und der Erhaltung der Gesundheit befassen). Weniger bekannt sind jene Teile, die sich mit dem Aufbau des Universums und mit Sankhya, einer Art multidimensionalen Physik, befassen. Die Purana-Kosmologie enthält Informationen über die Entstehung des Universums, die erst im 20. Jahrhundert wieder herausgefunden wurden, zu einem großen Teil aber noch unentdeckt sind oder bestritten bzw. verheimlicht werden, vor allem die Existenz außerirdischer und höherdimensionaler Lebensformen. Zu den mittlerweile bestätigten Informationen gehören zum Beispiel: daß der Raum in sich gekrümmt ist, daß Materie eine Form von sich ständig wandelnder Energie ist, daß Raum und Zeit relativ sind, daß das Universum seit Jahrmilliarden existiert, daß das Universum durch eine Ausdehnung der samenförmigen Urmaterie entstanden ist, daß die Erde 4 bis 6 Milliarden Jahre alt ist und eine glühende Phase hinter sich hat. Des weiteren wird gesagt, daß die Sonne heute etwa die Hälfte ihrer Lebensdauer hinter sich hat und in zwei Milliarden Jahren einhundert Mal größer sein wird als heute, bevor sie erlöscht. Genau dasselbe erkennen heute auch die Kosmologen auf der Grundlage der Quantenphysik, wenn sie sagen, die Sonne werde in rund zwei Milliarden Jahren zum einem "Roten Riesen" anwachsen, bevor sie zu einem "Weißen Zwerg" verglüht. Erstaunlich sind auch die Vimana-Texte, die verschiedenste Typen von irdischen und interplanetaren Raumschiffen beschreiben (inklusive Bauanleitungen mit rätselhaften Metall-Legierungen), und die Dhanur-Veda-Texte, die

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verschiedenste Waffen beschreiben, hauptsächlich zwei Kategorien: (1.) shastra, mechanische Waffen und "Kampfsport"-Waffen; (2.) astra, Waffen, die mit höheren Energien funktionieren und nur durch Mantras oder Gedankenkraft zum Einsatz gebracht werden können. Aufschlußreich für die Präastronautik sind auch die vedischen Texte über Architektur (Sthapatya). Nicht nur in Ägypten, Latein- und Südamerika, sondern auch in Indien gibt es Zeugnisse von unerklärlichen Monolith-Techniken, die architektonische Meisterleistungen sind, die sogar für die moderne Technologie schwer oder gar nicht imitierbar sind. Ein Beispiel hierfür ist der südindische Pyramidentempel von Tanjore. Die Plattform auf der Spitze dieser Pyramide in 70 Metern Höhe besteht aus einem einzigen Stein, der fast 100 Tonnen schwer ist! Woher hatten die alten Inder dieses Wissen und dieses Können? Bestimmt nicht aufgrund von empirischer Forschung, denn die dazu erforderlichen technologischen Apparaturen, die erst in der Neuzeit mit einem enormen Aufwand entwickelt wurden, standen ihnen nachweisbar nicht zur Verfügung. Was waren dann ihre Quellen? Während die heutigen Geschichtsforscher über diese Frage nur spekulieren oder sie rundweg ignorieren, äußern sich die vedischen Schriften ohne Geheimnisse und Umschweife: In früheren Zeitaltern hatten die Menschen direkten Kontakt mit Gott und den Göttern und bekamen von ihnen den notwendigen Einblick in die Zusammenhänge des Lebens. Um sicherzustellen, daß dieses einzigartige Wissen (Veda) auch im dunklen Zeitalter (Kali-yuga) erhalten blieb, entschlossen sich die großen Weisen vor fünftausend Jahren, dieses Wissen schriftlich festzuhalten.

Die Relativität der Zeit Die Selbstverständlichkeit, mit der die vedischen Schriften von interplanetaren und interdimensionalen Kontakten sprechen, entspringt nicht einem primitiven Wunschdenken oder einem mythologischen Aberglauben, sondern einer tiefen Einsicht in die Physik des multidimensionalen Kosmos. Albert Einstein hat als einer der ersten im Westen erkannt, daß man Raum nicht unabhängig von Zeit und Zeit nicht unabhängig von Raum verstehen kann. Einstein prägte sogar den Begriff "Raumzeit", um auszudrücken, daß Raum und Zeit sich gegenseitig bedingen.

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Dank Einsteins Relativitätstheorien und der holistischen Interpretation der Quantenphysik gibt es heute theoretische Ansätze, um die Multidimensionalität von Raum und Zeit zu verstehen, so wie sie in den vedischen Schriften beschrieben wird. Einstein erkannte bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts, daß es physikalische Zustände gibt, in denen die Materie (Masse) und deshalb auch die Zeit nicht den Gesetzen von Newtons mechanischer Physik folgen. Weil man also annehmen muß, daß es im Universum Materiezustände gibt, die nicht den irdisch begrenzten Gesetzmäßigkeiten unterstehen, muß man auch den logischen Schluß ziehen, daß dort der Raum und die Zeit von ganz anderer Qualität sind als der Raum und die Zeit auf der Erde. Genau das erfahren wir aus den vedischen Quellen. Sie teilen uns mit, daß es im Universum höherdimensionale Welten gibt, in denen die Zeit viel langsamer abläuft als auf der Erde. Aus der Sicht dieser Paralleldimensionen läuft auf der Erde alles rasend schnell ab, ähnlich wie im Zeitraffer. Aus der Sicht der Erde jedoch scheint in diesen Dimensionen die Zeit fast stillzustehen. Einstein illustrierte diesen Zusammenhang mit dem berühmten Raketenbeispiel. (Wenn jemand in einer superschnellen Rakete mit annähernder Lichtgeschwindigkeit losflitzt und nach einem Jahr – gemäß der Zeit in seinem Bezugssystem [Rakete] auf die Erde zurückkehrt, wird er erstaunt feststellen, daß auf der Erde mittlerweile Jahrtausende oder sogar Jahrmillionen vergangen sind.) Die vedische Physik weist auf die Ursache dieser Raum-Zeit-Relativität hin: die multidimensionale Natur des Universums. Nicht nur in superschnellen Raketen läuft die Zeit (im Vergleich zur Erde) langsamer ab, sondern auch auf den materiellen Dimensionsebenen mit höherer Schwingungsfrequenz (= geringere Verdichtung). So heißt es zum Beispiel in der heilige Sanskritschrift Srimad-Bhagavatam (3.11.13), daß alle Körper im Universum, von den Atomen bis zu den Galaxien, "auf ihren jeweiligen Umlaufbahnen ... eigene Jahre mit unterschiedlicher Dauer" durchlaufen: "Einflußreiche Sterne (tara), Planeten (graha), die leuchtenden Konstellationen (riksha) und andere (adina) bis hin zu den Atomen (paramanu) im gesamten Universum (jagat) folgen ihren jeweiligen Umlaufbahnen (cakra-sthah, spiralförmig kreisend') und vollenden mit ihren Kreisläufen eigene Jahre mit unterschiedlicher Dauer (samvatsara-avasanena). Doch sie alle unterstehen dem Höchsten, der von der ewigen Zeit (kala) repräsentiert wird."

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Die wahrscheinlich berühmteste Sanskritschrift, die Bhagavad-gita, definiert "Materie" als göttliche Energie, die "unendlich wandelbar" ist (Bg. 8.4). Die Materie besteht nicht aus atomaren Lego-Steinen, sondern ist eine fließende Energie, die sowohl horizontal als auch vertikal "unendlich wandelbar" ist. Horizontal: Die Materie erzeugt auf der uns sichtbaren Ebene konstant neue Formen. Vertikal: Auch quer durch das Universum hindurch ist die Materie unendlich wandelbar, indem sie sich in verschiedenen Verdichtungsgraden (Dimensionen) manifestiert. Mit jedem Dichtegrad ist eine unterschiedliche Art des Raumes verbunden, d.h. eine Welt mit eigenem Raum-Zeit-Kontinuum und mit Wesen, deren Körper dieser jeweiligen Schwingungsfrequenz entsprechen. Genauso wie im irdischen "Äther" Dutzende von Fernseh- und Radioprogrammen überlagert sind und mit dem entsprechenden Empfänger kanalisiert werden können, so gibt es im Universum verschiedene überlagerte Dimensionsebenen, im Sanskrit Loka genannt. In den höheren, weniger verdichteten Lokas läuft die Zeit relativ langsamer als in denjenigen, wo die Materie dichter ist. Während in einem oberen Bereich des materiellen "Verdichtungsstrudels" z.B. ein Jahr vergeht, vergehen auf der Erde während der gleichen Zeit Jahrtausende oder sogar Jahrmillionen. Es könnte also durchaus sein, daß höherdimensionale Wesen, die die Erde z.B. vor zehntausend Jahren besuchten, heute wieder auf die Erde kommen: Für sie sind vielleicht zehn Monate oder Jahre vergangen und für uns auf der Erde über dreihundert Generationen. Die vedischen Schriften enthalten ganz präzise Angaben für die universalen Zeitdilatationen aus irdischer Sicht: 360 irdische Jahre = 1 Jahr auf Indraloka 3030 irdische Jahre = 1 Jahr auf Sapta-Rishi-loka (Gestirn der Sieben Weisen) 9090 irdische Jahre = 1 Jahr auf Dhruvaloka 3,1 Mio. irdische Jahre = 1 Jahr Manus 3,1104 Billionen Jahre = 1 Jahr Brahmas Oder anders ausgedrückt: 1 irdisches Jahr = 24 Stunden der "Halbgötter" auf Indraloka = knapp 3 Stunden auf Sapta-Rishi-loka = knapp 1 Stunde Dhruvas = 10 Sekunden Manus = eine knappe Hunderttausendstelsekunde in der Dimensionswelt Brahmas. Würden wir für 100 000 Jahre nach Brahmaloka

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hochschauen, sähen wir den Ablauf von nicht mehr als einer einzigen Brahma-Sekunde! Diese Zeitangaben beschreiben nicht nur die Zeitverhältnisse innerhalb der verschiedenen Dimensionen des Universums, sondern auch die relativen Distanzen, denn innerhalb der materiellen Welt ist Zeit immer vom Raum abhängig. Was aus irdischer Sicht also Jahrtausende, Jahrmillionen oder Jahrbillionen dauert, dauert für die entsprechenden höherdimensionalen Wesen bloß ein Jahr oder ein paar Tage oder Stunden. Für die Menschen mögen also gewisse Galaxien Millionen und Milliarden von "Lichtjahren" entfernt sein, aber für die höherdimensionalen Wesen dieser Galaxien ist die Erde nur ein paar Jahre, Tage oder Stunden entfernt.

Ursprung und Aufbau des Universums Gemäß der vedischen Kosmologie ist Brahmas-Loka die höchste, d.h. die am wenigsten verdichtete Dimensionsebene des Universums. Der Name Brahma ist auch im Westen bekannt. Meistens wird er im Zusammenhang mit der "Hindu-Trinität" Brahma-Vishnu-Shiva erwähnt. Es ist aufschlußreich, einmal näher zu betrachten, wie die vedischen Schriften als älteste Quellen der Welt den Ursprung und den Aufbau des Universums erklären. Vor diesem kosmologischen Hintergrund können neue Facetten des UFO-Phänomens beleuchtet werden, denn das UFO-Phänomen hat nicht nur empirische Aspekte (Sichtungen, Spuren, Entführungen usw.), sondern auch philosophische und theologische. Die Außerirdischen werden manchmal als Engel oder Götter bezeichnet, und die Außerirdischen selbst sprechen durch ihre Propheten und Channel-Medien ebenfalls über Gott und den Urschöpfer, die einen in einem positiven, wieder andere in einem negativen Sinn ("Es gibt einen höchsten bewußten Ursprung – Gott." Oder: "Es gibt keinen solchen Ursprung. Das sich selbst organisierende Universum stellt in sich die höchste Wahrheit/Realität dar.") Obwohl diese philosophischen und theologischen Aspekt in der Ufologie vielerorts verpönt sind, kommt man bei einer intensiveren Auseinandersetzung mit den verschiedenen außerirdischen Wesen nicht um dieses Thema herum, zumindest nicht, wenn man die Erklärungen der vedischen Quellen verstehen will. Die Verschiedenheit der Bewohner des materiellen Universums kann erst dann richtig verstanden werden, wenn man die Entstehung, den Aufbau und insbesondere den Zweck des Universums kennt. Die vedische Beschreibung des

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Ursprungs des Universums ist rein monotheistisch, das heißt, sie besagt, daß es nicht nur ein, sondern unzählig viele Universen gibt (wobei es in jedem Universum einen einzigen Brahma gibt). Die vielen Universen sind jedoch nicht aus dem Nichts oder aus sich selbst heraus entstanden, sondern haben einen gemeinsamen Ursprung: Vishnu, den Urschöpfer aller Universen. Vishnu (sanskr. "der Alldurchdringende") ist der transzendentale Urschöpfer (Gott), doch Vishnu ist nicht der ursprüngliche, höchste Aspekt Gottes, denn Gott ist "mehr" als "nur" der Schöpfer der materiellen, vergänglichen Welten. Der ursprüngliche, höchste Aspekt Gottes wird in der Sanskritsprache Krishna ("der Allanziehende") genannt und umfaßt – weil Gott in jeder Hinsicht unbegrenzt ist – zahllose parallele Erweiterungen. Eine dieser Erweiterungen (Parallelformen) Gottes ist Vishnu, der mittelbare, weltzugewandte Aspekt Gottes als leuchtender Urschöpfer. Eine der wichtigsten Lehren der vedischen Quellen lautet: Alles ist ewig. Der wichtige Ausdruck in diesem Zusammenhang lautet Brahman (nicht zu verwechseln mit Brahma). Brahman bezieht sich auf die göttliche Energie, die ewig ist, weil ihr Ursprung ewig ist. Innerhalb dieser göttlichen Einheit lebt jedoch eine unbegrenzte Vielfalt, und Teil dieser Vielfalt ist die materielle Welt der Polarität mit ihren zahllosen Universen und inkarnierten Wesen, die eine göttliche oder weniger göttliche Mentalität haben können. Alles ist ewig – auch die materielle Energie! Gemäß dem göttlichen Schöpfungsplan hat die materielle Energie (sanskr. Prakriti) die Funktion, vergängliche Formen zu hervorzubringen. Die Materie ist ewig und bringt in einer unendlichen Abfolge (= Zeit, sanskr. Kaala) vergängliche Formen hervor: die materiellen Universen, die Planeten, die individuellen Körper. Wenn sich die ewige Seele (Atma) mit einer dieser vergänglichen Formen identifiziert, z.B. mit dem eigenen Körper, dann nennt die Sanskritsprache dies Maya (Illusion, wörtlich "das, was nicht ist"). Aus Vishnu gehen alle Universen in samengleicher Form hervor und dehnen sich aus, wobei derselbe Vishnu in jedes dieser Universen eingeht, ohne dadurch jedoch seine gleichzeitige Gegenwart außerhalb aller Universen zu verlieren. Die kosmische und atomare Materie vereinigt sich in Vishnu, der das bewußte Zentrum des universalen Energiemeeres (sanskr. Garbha-udaka) ist. Nebenbei: Das Konzept des Udaka-Energiemeeres wird heute auch von den holistischen Quantenphysikern erahnt, die von einem impliziten universalen Quantenpotential sprechen.

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Aus diesem Garbha-udaka-Vishnu geht Brahma hervor und mit ihm auch die höchste Dimensionsebene des Universums. Brahmas Leben entspricht der gesamten Lebensdauer des Universums. Innerhalb des jeweiligen Universums ist es Brahma, der die Schöpfung, d.h. die weitere Verdichtung der Materie, vornimmt. Von Brahma gehen direkt oder indirekt alle Lebensformen im Universum aus, und er ist es, der sagt: "Es werde Licht! Es werde Tag! Es werde Nacht!" Diese sekundäre Schöpfung ist Brahmas Aufgabe. Er ist der mächtigste, erste Halbgott im Universum; aber wenn die Menschen zu Brahma hochschauen, denken sie angesichts seiner Größe, Macht und Schöpfungskraft, er sei Gott. Aber Brahma ist nicht Gott, sondern ein Halbgott. Eine der vielen Stellen in den vedischen Schriften, wo Brahma selbst auf diese Tatsache hinweist, findet sich im Srimad-Bhagavatam (2.5.10,12). Brahma antwortet dort seinem Sohn Narada, der ebenfalls die falsche Annahme geäußert hatte, Brahma sei Gott. " Was immer du über mich gesagt hast", sprach Brahma, " ist nicht falsch, denn solange man sich nicht der Existenz Vishnus bewußt ist, der die endgültige Wahrheit jenseits von mir ist, unterliegt man gewiß der Täuschung, wenn man meine mächtigen Werke betrachtet, ... und man denkt, ich sei der höchste Ursprung." Diese wichtigen Differenzierungen sind in den Schriften der modernen Religionen nicht mehr vorhanden, weshalb viele Menschen Mühe bekunden, an diese Religionen zu glauben. Denn wenn man denkt, Brahma sei Gott, dann glaubt man an einen "Gott", der gar nicht Gott ist! Dies führt zu großen theologischen Komplikationen, denn Brahma ist nicht der absolute Schöpfer, sondern ist selbst schon Teil der materiellen Dualität (vgl. Gott/Teufel-Dualität und die Luzifer-Spekulationen, die genau aus diesem Dilemma entstehen). Wenn Brahma im Universum neue, aus seiner Sicht niedrigere Existenzdimensionen erschafft, sind das für ihn nichts anderes als hierarchische Kopien ersten Grades, zweiten Grades, dritten Grades und so weiter. Auf diese Weise wird Brahmas Sphäre mit ihrer gesamten subtil-materiellen Vielfalt in die niedrigeren Sphären "hinunterkopiert", mit dem jeweiligen Qualitätsverlust, der sich von Mal zu Mal entsprechend potenziert: Je niedriger die Sphäre, desto niedriger, d.h. begrenzter wird die Bewußtseinsstufe der jeweiligen Lebewesen. In den Uranfängen des Universums gab es also noch keine verdichteten Himmelskörper. Diese sind erst später, durch Brahmas Schöpfungstätigkeit, aus den höheren Dimensionswelten des Universums hervorgegangen und werden immer wieder geschaffen und aufgelöst, während die höheren Dimensionen wie eine unsichtbare, scheinbar zeitlose Kulisse weiterexistieren (bis auch sie, beim endgültigen Ende des Universums, wieder aufgelöst werden).

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Diese höheren Dimensionen sind der dreidimensionalen Sinneswahrnehmung der Menschen nicht zugänglich, ebenso wie ein Radio keine Fernsehwellen empfangen kann. Sie sind also höherdimensional und für den Menschen unsichtbar, entweder völlig oder teilweise. Ebendiese Tatsache macht die empirischen Forschungen der Kosmologen im wahrsten Sinn des Wortes aussichtslos, da sie nie wissen, wieviel sie wahrnehmen und wieviel nicht. Ihre Sicht des Universums ist auf drei Dimensionen beschränkt, und nicht einmal in diesem Bereich sind ihnen alle Phänomene bekannt.

Die universale "Gen-Verwandtschaft" Brahma erschafft jedoch nicht alle Lebensformen und Planeten selbst. Von ihm gehen unmittelbar erste Generationen aus, die sich selbständig vermehren. Aufgrund ihrer direkten Verwandtschaft tragen auch sie die Anlagen der anderen Lebensformen in sich (vergleichbar mit einer Art feinstofflichem Gen-Code). Durch das Wirken dieser bevollmächtigten Generationen wächst im Universum allmählich ein multidimensionaler Stammbaum von Lebensformen und Lebewesen, die alle miteinander verwandt sind. Mit anderen Worten, von Brahma geht eine sich exponentiell vervielfältigende Schöpfung aus, wodurch sich eine universale Hierarchie von Existenzdimensionen und Galaxien materialisiert, in denen alle Arten von Lebewesen vorkommen (Mineralien, Pflanzen, Tiere, Menschen, Dämonen, Halbgötter usw.). Das Leben im Universum entwickelt sich über eine herabsteigende Evolution (= Devolution) vom Höchsten und Hohen zum Niederen und Grobstofflichen – im Gegensatz zur Evolutionstheorie, die besagt, alle Formen, auch die lebendigen, seien zufällig aus lebloser, grobstofflicher Materie hervorgegangen und hätten sich über niedere zu höheren Formen entwickelt.

Die Menschheit stammt von höheren Planeten Brahma erschafft hierarchisch und devolutionär die Planetensysteme des Universums. Wie bereits beschrieben, entstehen mit der Erschaffung der einzelnen Planetensysteme auch die Körper der Lebensformen, die in der jeweiligen Dimension leben. Brahma vollbringt dies entweder persönlich oder indirekt durch seine "Kinder" und die Generationsfolgen ihrer Nachkommen.

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So erscheinen unterschiedlichste übermenschliche Wesen, angefangen mit den großen Weisen (Rishis) und Halbgöttern (Suras oder Devas) der höheren Planetensysteme bis hin zu den Cherubim, Seraphim und Elohim, wie sie im Alten Testament genannt werden. Diese Wesen unterschiedlicher Herkunft und Gesinnung sind für die Menschen nicht sichtbar, obwohl sie die Menschen sehr wohl sehen und auf sie Einfluß nehmen können. (Die Elohim werden im Alten Testament mit Gott, dem "Herrn", gleichgestellt. Einige Altertumsforscher, Sumerologen usw. bezweifeln heute, ob diese Gleichstellung berechtigt ist, denn immerhin ist Elohim im Hebräischen ein Pluralbegriff und heißt nicht "Gott", sondern "Götter". Auch einige der Aussagen und Verhaltensweisen der Elohim lassen Zweifel an dieser Gleichstellung wach werden.) In der Entfaltung der Hierarchie von übermenschlichen Wesen wird, gemäß Brahmas Programm, im Laufe der Zeit auch die Sphäre der Menschen geschaffen, so daß die Seelen mit einer "irdischen" Bewußtseinsfrequenz ebenfalls eine Möglichkeit bekommen, geboren zu werden, um in ihrer spirituellen Entwicklung Fortschritte zu machen. Die Ureltern der Menschheit sind die Manu-Ehepaare, die selbst nicht auf der Erde leben, aber ihre Abkömmlinge auf die Erde senden, um dort die ersten irdischen Geschlechter zu erzeugen. Diese mächtigen göttlichen Wesen mit dem Titel "Manu" stellen den Ursprung der Menschheit dar, nicht nur genealogisch, sondern sogar etymologisch. Der Ausdruck "Manu" prägte nämlich das Sanskritwort für "Menschheit", manu ya, und lebt in der Wortwurzel man- weiter, die in vielen modernen Sprachen noch zu finden ist, z.B. im deutschen Mann und Mensch und im englischen man und woman. In diesem Zusammenhang heißt es in der Bhagavad-gita (4.1): "Ich [Krishna] unterwies den Sonnengott, Vivasvan, in dieser unvergänglichen Wissenschaft des yoga; Vivasvan unterwies Manu, den Vater der Menschheit, und Manu unterwies den [irdischen König] Ikshvaaku."

Schöpfung aus Gedankenkraft Energie (vom griechischen Wort érgon, " Werk, Wirkung", und en-ergòs, "das, was auf etwas anderes einwirkt") heißt im Sanskrit akti und bedeutet wörtlich "die Kraft, etwas zu vollbringen". Dies weist darauf hin, daß mit jeder Energie eine bewußte Wesenheit (Person) verbunden ist, denn zu akti gehören sowohl die Energie als auch die Person, von der diese Kraft ("Energie") ausgeht.

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In den höheren Dimensionen des Universums ist keine physische Manipulation der Elemente nötig, denn die Verwirklichung eines Gedankens geschieht dort durch die Gedankenkraft selbst. In der höchsten Dimension (Brahmas Welt) ist jeder Gedanke sogleich Realität, weil dort noch keine Elemente der tieferen Verdichtung vorhanden sind. In den nächstniedrigeren Dimensionen (jedoch immer noch weit jenseits der irdisch-dreidimensionalen Ebene) verursacht ein gedankliches Bild nicht mehr sogleich eine unmittelbare Realität, weil sich der Schleier der Materie bereits etwas verdichtet hat. Aber die Wesen in diesen Dimensionen haben die Fähigkeit, ein feinstoffliches Gedankenmuster (Matrix) durch Konzentration zu komprimieren und dadurch als Objekt in ihre Existenzebene herunterzukopieren. In der irdischen, dreidimensionalen Welt sind die Menschen gezwungen, ihre geistigen Bilder durch physische Arbeit zu manifestieren. Die vedischen Schriften sind jedoch voll von Beschreibungen, wie mächtige "Kosmotechniker" in der Lage sind, Raumschiffe, Energiegebilde, Waffen usw. durch ihre feinstofflichen Kräfte zu materialisieren. Heute verwendete Begriffe wie holographische Projektion, Magnetfelder, Antigravitation, freie Energie oder Ätherenergie lassen wieder solche Dimensionen erahnen. Jede Schöpfung geht also von Bewußtsein aus, angefangen bei dem höchsten, unendlichen Bewußtsein (Vishnu) und beim höchsten Halbgott des Universums (Brahma) bis hin zu den irdischen und außerirdischen Mächten. Je nach Dimension, Motivation und Mentalität wählen die Lebewesen verschiedene Methoden, um ihre Pläne durchzusetzen. Der Wunsch, diese Materialisationskräfte zu besitzen, entspringt dem materiell-archetypischen Wunsch aller gefallenen Seelen, Gottes unbegrenztes Wesen zu imitieren, um selber Herr der Welt zu werden.

Die vierzehn Dimensionsebenen im Universum Gemäß der vedischen Kosmologie unterteilt sich die Planetenstruktur des Universums in vierzehn Planetensysteme: "folgendes sind die höheren sieben Welten (Lokas) des Universums, angefangen mit der irdischen Dimension: Bhªrloka, Bhuvarloka, Svargaloka [auch Svarloka genannt], Maharloka, Janoloka, Tapoloka und Satyaloka. Daneben gibt es die sieben untergeordneten Welten [wo kein Sonnenlicht vorhanden ist]. Ihre Namen lauten, in absteigender Reihenfolge: Atala, Vitala, Sutala, Talatala, Mahatala, Rasatala und Patala." (Narada Purana 1.3.37-38)

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Weil das Universum als vergängliche materielle Schöpfung einen Anfang und ein Ende hat, unterliegt es dem Prinzip der Dualität (angefangen bei Aufbau und Zerstörung, männlich und weiblich, Geburt und Tod, positiv und negativ, göttlich und egoistisch usw.). Diese Eigenschaften findet man in unterschiedlichsten Mischungsverhältnissen im gesamten Universum. Das Prinzip der Dualität spiegelt sich auch in den zwei Siebnerhälften des Universums. Gemäß den vedischen Offenbarungen ist die Existenz Gottes als bewußte Ursache aller Ursachen die absolute Wahrheit. Im materiellen Universum gibt es Wesen, die sich dieser Tatsache bewußt sind und in Harmonie mit Gottes Willen leben ("Dein Wille geschehe!"), und es gibt andere Wesen, die diese Ansicht ablehnen und nur das Universum, d.h. die Materie, als Realität akzeptieren. Aufgrund dieser atheistischen Geisteshaltung wollen sie ihren Willen mit eigener Kraft durchsetzen und verwenden hierzu verschiedenste Mittel der Manipulation. ("Mein Wille geschehe!") Die beiden Siebnerhälften des Universums entsprechen ebenjener Polarität der gottzugewandten und gottabgewandten Wesen. Die Erde befindet sich genau in der Schnittstelle der beiden Hälften. Sie gehört zu Bhurloka, dem siebten Planetensystem (von oben gezählt), das deshalb oft auch das "mittlere Planetensystem" genannt wird. Bhurloka erstreckt sich quer durch das ganze Universum und umfaßt all jene Planeten, die direkt mit der irdischen Sphäre verbunden sind. Die meisten der vierzehn Lokas sind von der Erde aus nicht sichtbar. Sichtbar sind nur die nächsthöheren zwei oder drei Dimensionsebenen: Bhuvarloka, Svargaloka und vielleicht noch Teile von Maharloka. Wenn wir in den Nachthimmel hochschauen, sehen wir nur diese vier "Planetensysteme", und von ihnen ebenfalls nur Ausschnitte, nämlich die empirisch wahrnehmbaren. Viele Bereiche von Bhur-, Bhuvar-, Svarga- und Maharloka sind ebenfalls bereits höherdimensional und deshalb für die irdischen Augen nicht mehr sichtbar. Beim Betrachten des Universums verhält es sich ähnlich wie beim Betrachten eines lebenden Menschen. Auch bei einem lebenden Menschen sehen wir nur den grobstofflichen Körper, während wir viele andere Aspekte nicht wahrnehmen, z.B. den feinstofflichen Körper, die Aura, die Psyche und die Seele. Wir vermögen nur den grobstofflichen Körper wahrzunehmen, obwohl zur gleichen Zeit am gleichen Ort auch all die anderen Aspekte vorhanden sind. Ebenso sehen wir überall im Universum nur "tote" und "leere" Planeten, denn deren höhere Aspekte sind unseren irdischen Augen nicht mehr zugänglich.

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Höherdimensionale Wesen = göttliche Wesen? Die vedischen Schriften geben an vielen Stellen eine Übersicht über die Wesen, die das Universum bewohnen. Ein Beispiel hierfür stammt aus dem Srimad-

Bhagavatam (5.5.21-22): "Was Macht betrifft, so stehen die Tiere über den Pflanzen und die Menschen über den Tieren. Über den Menschen befinden sich die Pramathas [feinstofflichen Wesen], da sie keinen grobstofflichen Körper besitzen. Über ihnen befinden sich die Gandharvas [Engelwesen], über den Gandharvas die Siddhas [die ‚Vollkommenen', die Besitzer kosmischer Kräfte] und über den Siddhas die Kinnaras [Humanoide mit Verwandlungskünsten]. Ihnen überlegen sind die Gegner der Halbgötter [Asuras, die über hohe technische, magische und subtile Fähigkeiten verfügen]. Höher als die Asuras stehen die Deva-Halbgötter [Suras], die von Indra angeführt werden. Über Indra befinden sich die unmittelbaren Nachkommen Brahmas [wie Daksa, die großen Rishis, Narada und die vier Kumaras namens Sanat-kumar, Sanaka, Sananda und Sanatana]. Unter den Söhnen Brahmas ist Siva der höchste. Da Siva Brahmas Sohn ist, gilt Brahma als höherstehend. Doch sie alle, auch Brahma, unterstehen dem Allmächtigen [Vishnu]. Deshalb sind unter allen Lebewesen diejenigen, die ihr Leben vollkommen dem Allmächtigen geweiht haben (mat-parah), die mächtigsten, denn Vishnu ist persönlich der Beschützer Seiner Geweihten (dvija-

deva-devah)." Der evolutionsgläubige Mensch, der sich für die Krone der Schöpfung hält, bekommt von den vedischen Schriften keine Positionsbestätigung. Im Gegenteil, sie erklären, daß die Menschen in der kosmischen Machthierarchie relativ weit unten rangieren. Die Unterteilung des Universums in vierzehn Existenzdimensionen bezieht sich auf den Entwicklungsgrad göttlichen Bewußtseins. In dieser Einteilung befindet sich die irdische Dimension in der Mitte, weshalb auf de Erde sowohl positive als auch negative Einflüsse zu sehen sind. Die Erde gehört zur Zone des freien Willens und Wählens, denn die Menschen können (und müssen!) wählen, in welche Richtung sie sich entwickeln wollen. Die Wesen in den oberen und unteren Hälften haben sich bereits entschieden: die Wesen der oberen Dimensionen für die Kräfte des Lichts und die Wesen der unteren Dimensionen für die Mächte der Dunkelheit. Die Bezeichnung "obere" und "untere" Dimensionen richtet sich nach dem Kriterium, wie nah oder entfernt sie von der Erkenntnis Gottes sind. Die Wesen der höheren Dimensionen sind in der Regel gottzugewandt, und die Wesen der

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niederen Dimensionen sind in der Regel gottabgewandt. Aber die Wesen auf beiden Seiten haben sich mit bestem Wissen und Gewissen für ihren Schritt entschieden. Die göttlichen Wesen sind überzeugt, daß es eine harmonische Einheit mit Gott, dem Urschöpfer, gibt, genauso wie die atheistischen Wesen überzeugt sind, daß es keinen Gott gibt. Beide haben also ein "gutes" Gewissen und halten sich selbst für "gut" und denken, die "anderen" seien die Bösen, die Verleumder, die Widersacher usw. (falls sie noch nach Dualitätsmustern urteilen). Deshalb ist es nicht erstaunlich, daß wir ein Firmament voll von "Außerirdischen" haben, die alle sagen, sie meinten es "gut" mit den Menschen. Sie sagen dies, weil sie selber von dem, was sie tun und glauben, überzeugt sind. Deshalb ist es sehr schwierig und heikel, in Bezug auf die "Außerirdischen" pauschal mit den Etiketten "positiv" und "negativ" zu urteilen. Der Mensch befindet sich in der Mitte, also zwischen beiden Polen, und muß wählen, wem er glauben will. Beide Seiten bezeichnen sich als Helfer, geben Versprechungen und warten mit wundersamen Kräften auf. Die Wesen der dunklen Seite brillieren insbesondere mit technischen Errungenschaften, die Wesen der göttlichen Seite mit spiritueller Weisheit und Gottergebenheit. Die Puranas erwähnen, daß es im Universum 400 000 humanoide Lebensformen gibt. Davon leben nur ein paar wenige sichtbar auf der Erde. Alle anderen verteilen sich über die oberen und unteren Planetensysteme. Was die materielle Macht betrifft, so sind die irdischen Menschen die schwächsten von allen, denn sie leben im beschränkten, dreidimensionalen Bereich des Universums. Die irdische Welt steht in der Hierarchie der materiellen Verdichtung zuunterst, und dementsprechend ist der materielle Körper der Menschen plump, schwerfällig und leicht verletzlich. Alle anderen Welten, sowohl die "oberen" als auch die "unteren", sind aus irdischer Sicht höherdimensional – was nicht mit positiv gleichgesetzt werden darf, wie das einige Ufologen gerne tun. Die Wesen beider Seiten verfügen über höherdimensionale Kräfte und esoterisches Wissen, und für den uninformierten Menschen halten meistens die Vertreter beider Seiten für "göttlich" (positiv).

Die Lichtwelten Bhuvar-, Svarga- und Maharloka sind für den astronomischen Betrachter nur als "ferne" elektromagnetische Strahlenquellen wahrnehmbar (Quasare? Pulsare?). Von den Dimensionsbereichen, die noch höher liegen (Jano-, Tapo- und

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Brahmaloka), empfangen wir keine elektromagnetischen Signale mehr, und deshalb sind diese Lokas für die irdische Physik nicht mehr nachweisbar. Die Wesen dieser Welten sind viel weniger verdichtet als die irdischen, und ihr Zugang zu Materie und Energie entzieht sich sogar den kühnsten Science-fiction-Phantasien. In diesen Welten ist alles leuchtend und lebend, und niemand benötigt mechanische Technik, um die Materie zu manipulieren. Diese göttlichen Lichtwesen existieren in Harmonie mit ihrer natürlichen Umwelt und können deshalb – innerhalb des Spielraumes der göttlichen Naturgesetze – mit ihren Bewußtseinsimpulsen unmittelbar auf die Materie einwirken. Die unteren sieben Planetensysteme sind im doppelten Sinn des Wortes die dunklen Bereiche des Universums. Überall, wo es Licht gibt, gibt es auch Schatten, und diese unteren Planetensysteme können tatsächlich als die Schatten der oberen Planetensysteme bezeichnet werden. Die dunklen, negativen Welten gehören aber genauso zur materiellen Welt wie die leuchtenden, positiven Welten, denn die materielle Welt ist eine Welt der Polarität. Die konstante Präsenz des Negativen weist darauf hin, daß auch die Seite des Positiven nicht das endgültige Ziel der spirituellen Entwicklung darstellt. Das Positive ist "gut", weil es das Sprungbrett zur Erkenntnis Gottes darstellt, und das Negative ist "böse", weil es genau diese göttliche Perspektive leugnet oder sogar bekämpft. Aber beide Pole befinden sich immer noch innerhalb der materiellen Welt. Die Bewohner der höheren Dimensionen sind sich der Realität Gottes bewußt, und sie sehen sich als Diener und Vertreter Gottes innerhalb des Universums, weshalb die Sanskritsprache sie auch "Götter" oder "Halbgötter" (Devas) nennt. Aus dem Vergleich mit ihren eigenen göttlichen Fähigkeiten erahnen sie die unendliche Allmacht und Liebe Gottes. Für sie ist Gott der kosmische Ursprung, der Weltenschöpfer, das höchste Lichtwesen, dem sich kein sterbliches Wesen, nicht einmal ein Halbgott, nähern kann. Diese liebende, ehrfürchtige Haltung, so beschreiben die vedischen Schriften, ist charakteristisch für die Beziehung der Götter zu Gott: "Als Vishnu von den Halbgöttern und Brahma mit Gebeten verehrt worden war, erschien Er vor ihnen. Seine Ausstrahlung glich dem gleichzeitigen Aufgang von Tausenden von Sonnen. Die Halbgötter waren durch die Ausstrahlung Vishnus wie geblendet und vermochten weder den Himmel noch die Himmelsrichtungen, noch den Planeten zu sehen. Sie sahen auch sich selbst nicht mehr, ganz zu schweigen vom Höchsten Herrn, der vor ihnen stand. Nur Brahma und Shiva sahen die kristallklare Schönheit Vishnus, der Persönlichkeit Gottes ..." (Srimad-

Bhagavatam 8.6.1-3a)

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Ähnliche Aussagen werden heute auch von einigen Channel-Medien übermittelt. Ein erstaunliches Beispiel hierfür stammt von K. Schmidt ("Die Götter des Sirius", S. 51ff.), einem Medium, der die entsprechenden vedischen Texte nicht gekannt hat, aber dennoch die Sanskritnamen der höheren Dimensionen erwähnt: Maharloka und Satyaloka. Diese Namen (die der Autor nicht als Sanskritbegriffe erkennt) seien ihm durch "tele-energetischen Traumkontakt" mitgeteilt worden: "Der Urkraftozean [Garbha-udaka] des Weltraums verbindet Sterne, Galaxien und Metagalaxien, ... das Universum ist ein grenzenloses Meer von Bewußtseinszentren und Lebenskraftfeldern, ein geistdurchpulster Metakosmos, der selbst wiederum nur Teilorgan des Allwillens der Weltengottheit [Vishnu] ist. ... Wir von Maha sind keineswegs das steuernde Gehirn des Kosmos, sondern nur willige Diener des Ewigen. ... Das ganze dem Menschen sichtbare Universum ist Teil eines von schöpferischen Kräften durchpulsten und gelenkten metakosmischen Organismus – mit all seinen Strahlungs- und Wandlungsprozessen eine lebendige Verkörperung göttlicher Weisheit und Harmonie, ein biodynamisches Wunderwerk von für euch Menschen unvorstellbaren Ausmaßen, und dabei doch nur einer von ungezählten ähnlichen Lebensbereichen, die allesamt in einen unsichtbaren Hyperkosmos eingebettet sind, dessen Größe nur die Satya zu ermessen vermögen. Und über den Hyperkosmos spannen sich abermals höhere Einheiten des lebendigen Universums, von denen selbst die Satya sagen, sie wüßten ihre Größe nicht ..." Die heutzutage berühmtesten Channeling-Botschaften, die von ihrem Inhalt her auf eine göttliche Quelle hinweisen, stammen von Barbara Marciniak. In ihrem Buch "Boten des neuen Morgens – Lehren von den Plejaden" sprechen höherdimensionale Wesen, die ganz klar sagen, daß sie keine Götter sind, aber daß es einen Urschöpfer gibt, in dessen N ähe sie jedoch noch nie gelangt sind. Diese hohe Erkenntnis und Ehrlichkeit weisen – gemäß vedischen Kriterien – auf eine hohe, göttliche Bewußtseinsstufe hin: " Wir verwenden den Begriff Gott, im Sinne des einen Gottes, kaum. Und wenn, dann beziehen wir ihn auf die Wesenheit, die wir als Urschöpfer kennen. ... Wir sind nie in die Nähe der Wesenheit Urschöpfer gelangt. Sogar diejenigen unter uns, die Wesen von höchster Lichtschwingung sind, wären dazu noch nicht weit genug entwickelt. Wir sind noch nicht darauf vorbereitet, die Intensität dieser Ausstrahlung auszuhalten. Es ist unser Wunsch, an einem bestimmten Punkt unserer Evolution einen Blick auf Urschöpfer [Vishnu] zu erhaschen ..." (S. 55ff.)

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Die dunklen Mächte im Universum Die Erde gehört zur siebten von insgesamt vierzehn kosmischen Dimensionsebenen. Auf der Erde überschneiden sich die Einflüsse der oberen und unteren Dimensionen. Welche Einflüsse vorherrschen, hängt vom Bewußtsein der Menschen und vom jeweiligen Zeitalter (Yuga) ab. Im gegenwärtigen Zeitalter sind – was die Weltgeschichte betrifft – zweifellos die dunklen Mächte an der Macht. Im vorigen Abschnitt sind die Bewohner der oberen Planetensysteme beschrieben worden. Genauso wie diese sich in verschiedenste Kategorien aufteilen (Brahmaloka-Bewohner, Rishis, Suras, Devas, untergeordnete Halbgötter, Lichtwesen, Engel usw.), existieren auch auf den unteren Planetensystemen verschiedenste Kategorien von Wesen (Asuras, Daanavas, Raakshasas, Nagas usw.). Die Bewohner der lichterfüllten Welten haben eine göttliche Gesinnung, das heißt, sie dienen Gottes Schöpfungsplan und leben in Harmonie mit der Schöpfung. Man könnte sie mit der Regierung des Universums vergleichen. Die Bewohner der unteren, dunklen Welten wären in diesem Vergleich der "Untergrund" des Universums. Viele Mächte aus diesen Bereichen wollen die Machthaber im Universum stürzen, weil sie denken, diese seien ungerecht und korrupt. Aus ihrer Sicht ist das Hauptmachtmittel dieser Regierung der "Mythos" von Gott; mit dem Glauben an einen unsichtbaren, transzendenten Gott, der angeblich alle Lebewesen beobachte und richte, seien diese Machthaber in der Lage, ganze Zivilisationen auf vielen Planeten des Universums zu "gehirnwaschen" und dienstbar zu halten. Die dunklen Mächte sprechen zwar auch von Gott, aber nur in einem symbolischen Sinn, denn für sie ist das Universum (d.h. die Materie) Gott. Sie glauben, das Universum sei ein sich selbst organisierender Apparat und sei nur die Summe seiner Teile. Obwohl sie materialistisch und atheistisch sind, wissen sie sehr wohl, daß die Materie nicht nur dreidimensionale, sondern auch höherdimensionale Aspekte umfaßt, denn sie sind Meister in der Manipulation gewisser höherdimensionaler Energien. Sie streben nach möglichst vollkommener Macht über diese Energien, denn sie glauben, das Universum sei nichts anderes als das Zusammenspiel solch universaler Kräfte und Energien; letztlich habe das Universum keine andere Ursache außer sich selbst. All diese Ansichten, so wissenschaftlich, kosmisch oder esoterisch sie klingen mögen, sind Teil eines facettenreichen Atheismus, der von der Annahme ausgeht, ein transzendenter Gott sei unnötig und existiere auch nicht. Weil Wesen mit einem solchen Weltbild glauben, es gebe keinen Gott, vor dem man

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sich zu verantworten hat, schrecken sie bei ihren Machtbestrebungen auch vor nichts zurück. Sie glauben nur an die Naturgesetze und an das Wirken eines mechanischen, unpersönlichen Aktion-Reaktion-Gesetzes. Im Klartext besagt diese Philosophie: Der Stärkere hat recht. Die Bewohner der unteren Planetensysteme sehen sich selbst jedoch nicht als dunkle Mächte. Sie sind von ihrem atheistischen Weltbild völlig überzeugt, weshalb sie auch überzeugt sind, daß das, was sie tun, "gut" ist. Aus ihrer Sicht sind die Bewohner der oberen Welten die dunklen Mächte, weil diese viele Planetensysteme, vor allem das irdische Planetensystem, mit einem Gottglauben missionieren. Aus der Sicht der dunklen Mächte ist dies ein unverzeihlicher Betrug, aus dem einfachen Grund, weil es gar keinen Gott gibt. Deshalb senden auch sie ihre Missionen aus, um den (aus ihrer Sicht) dunklen Mächten den Kampf anzusagen. Dieser Kampf geht vor allem um das mittlere, das siebte Planetensystem. So kommt es, daß auf der Erde Wesen aus den oberen und auch aus den unteren Welten Einfluß nehmen, geboren werden oder erscheinen. Der irdischen Bevölkerung bieten sich beide Seiten an, und jeder Mensch muß selbst entscheiden, mit wem er oder sie sich einlassen will. Die Vertreter beider Seiten sagen, daß sie göttlich sind und es nur gut meinen. Innerhalb der materiellen Welt der Dualität sind die Begriffe "göttlich" und "gut" relative Begriffe, denn jedes Wesen und jede Macht stellt sich darunter etwas anderes vor. Aufschlußreich sind die Beschreibungen, die die vedischen Schriften von den dunklen Welten geben: In diesen Existenzdimensionen bietet sich unvorstellbarer materieller Genuß an, und die Bewohner verfügen über eine hochentwickelte mechanische Technik, mit der sie die Materie in vieler Hinsicht nach ihrem Willen beeinflussen können. Einige Aspekte dieser Technik sind mittlerweile auch auf der Erde eingeführt worden: Motorentechnologie, Atomspaltung, Computer, Gentechnologie, Laser usw. Dies sind typische Entwicklungen des Kali-yuga-Zeitalters, denn nur in diesem "eisernen Zeitalter" gerät die Menschheit in die Abhängigkeit und Kontrolle solch technologischer Mächte. In anderen Zeitaltern verfügten die Menschen über höhere Kräfte und waren nicht von der Gnade irgendwelcher Technologieproduzenten abhängig. Im Kali-yuga verschwinden diese Kräfte – aufgrund des Einflusses der genannten dunklen Mächte – und werden beschränkt durch technologische Hilfsmittel ersetzt. Wenn der Mensch diese Kräfte verloren hat, kann er leicht manipuliert und kontrolliert werden.

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UFOs und außerirdische Einflüsse Die vedischen Quellen besagen unmißverständlich, daß die Menschen der früheren Zeiten mit außerirdischen und höherdimensionalen Wesen Kontakt hatten. Derartige Kontakte sind durchaus möglich, denn das Universum ist nicht ein weites, leeres Weltall mit vereinzelten, isolierten Planeten, sondern ein multidimensionaler Raum mit verschachtelten Welten unterschiedlicher Verdichtung. Aus vedischer Sicht sind die sogenannten UFOs (zumindest ein Teil davon) physische Realitäten nicht-irdischen Ursprungs. Diese Perspektiven passen nicht in das heute herrschende Weltbild, und deshalb sind die meisten Menschen (vor allem die Wissenschaftler) verwirrt, wenn sie mit der nicht-irdischen Herkunft der UFOs konfrontiert werden. Aber die Technologie der UFOs, ihre Flugeigenschaften und andere Phänomene, die mit UFOs in Verbindung stehen, wie Kornkreise, Tierverstümmelungen, Entführungen und "fehlende Zeit", lassen bei objektiver Betrachtung keine andere Erklärungsmöglichkeit zu als die Urheberschaft durch eine nicht-irdische, höhere Intelligenz (wobei noch nicht gesagt ist, ob es sich bei dieser höheren Intelligenz um göttliche oder dunkle, unter- oder außerirdische Mächte handelt). Es gibt also viele Indizien, die zeigen, daß die Spur der UFOs von der Erdoberfläche wegführt. Dieser Verdacht verstärkt sich noch, wenn man zusätzlich die Berichte jener Menschen in Betracht zieht, die sagen, sie hätten mit UFOs und mit deren Besatzung Kontakt gehabt. So unterschiedlich die Berichte auch sind, ein gemeinsames Merkmal haben sie alle: Es werden Wesen beschrieben, die nicht von der Erde stammen. Einige Menschen erzählen von wunderbaren Begegnungen mit Lichtwesen, und andere erzählen von kleinen grauen Wesen, meist im Zusammenhang mit Entführungen und genetischen Fortpflanzungsexperimenten (Kreuzung von nicht-irdischen Humanoiden mit Menschen). Auf der Erde üben Wesen aus oberen wie auch aus unteren Dimensionen ihren Einfluß aus. Der Einfluß der Lichtwesen aus den höheren Dimensionen unterscheidet sich drastisch von dem der dunklen Mächte, obwohl sich ihre Botschaften und Raumschiffe manchmal scheinbar ähnlich sind. Das Wirken der Lichtwesen ist unauffällig und uneigennützig. Auch sie besitzen "UFOs", aber das sind Translichtschiffe, die sich auf der Grundlage von Bewußtsein und devolutionärer Energie bewegen und sich gegebenenfalls für irdische Kontakte materialisieren. Im materialisierten Zustand sehen einige dieser Raumschiffe ähnlich aus wie die High-Tech-Flugmaschinen der unteren Dimensionen.

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Diese Lichtwesen sind sich über alle Vorgänge auf der Erde bewußt, aber sie halten sich im Hintergrund und respektieren den freien Willen der Menschen und auch den freien Willen der dunklen Mächte. Wenn die Menschen gewillt sind, ihr Bewußtsein mit Negativität zu füllen (durch konstante Negativinformation, Feindbilder, Konkurrenzdenken, Passivität, Konsumhaltung usw.) und über diese Frequenz die negativen Mächte einladen, dann mischen sich die höheren Wesen nicht ein und erlauben, daß die Menschen gewisse aufrüttelnde Erfahrungen machen. Die ersten Außerirdischen, die auftreten, werden also nicht die von "oben", sondern die von "unten" sein! Dies ereignet sich bereits heute, wenn man den Berichten einer gewissen Kategorie von UFO-Zeugen Glauben schenken darf. Diese erzählen von Begegnungen mit Wesen, die lichtscheu und grau sind, ohne Ausstrahlung, und die entweder große dunkle Augen bzw. Linsen oder dann Augen mit katzen- oder reptilienähnlichen Pupillen haben. Diese Merkmale erinnern an die vedischen Beschreibungen der dunklen Welten, in denen kein Sonnenlicht vorhanden ist, weshalb es nur künstliches Licht gibt (erzeugt durch Elektrizität, Magnetismus, Kristalle, Juwelen usw.). Wenn die Wesen dieser Welten auf der Erde ihre Operationsstützpunkte errichten, tun sie das deshalb entweder unterirdisch oder unterseeisch. Gewisse Geheimdokumente, so heißt es in UFO-Insider-Kreisen, sollen tatsächlich auch derartige Sachverhalte erwähnen. Der explosionsartige technologische Fortschritt der letzten fünfzig Jahre sei auf den Kontakt gewisser Menschen mit nicht-irdischen Interessengruppen zurückzuführen. Im Austausch gegen Technologie sei diesen erlaubt worden, sich am irdischen Gen-Material zu bedienen. Die Technologie, die dem Volk zur Verfügung gestellt wird, sei natürlich nur ein verächtlicher Bruchteil des gesamten Arsenals. Dieses Szenario würde auch erklären, warum das UFO-Phänomen während der vergangenen fünfzig Jahre von offizieller Seite her mit allen Mitteln vertuscht oder lächerlich gemacht wurde. Sollte sich herausstellen, daß irgend etwas an diesen Insider-Berichten wahr ist, dann wäre klar, daß wir es hier mit Wesen von der dunklen Seite zu tun haben. Göttliche Lichtwesen würden nie einen technologischen Kuhhandel einfädeln und hätten es auch nicht nötig, irgendwelche genetischen Experimente durchzuführen.

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Hilfe von den Außerirdischen? Woher auch immer die nicht-irdischen Wesen stammen, sie bedeuten für den Menschen eine Konfrontation mit der Multidimensionalität des Kosmos, und diese Horizonterweiterung könnte das einseitige Weltbild der modernen Wissenschaften und Religionen ins Wanken bringen. Die Existenz außerirdischer und höherdimensionaler Zivilisationen gehört zu den wichtigsten Entdeckungen, die der Menschheit in nächster Zukunft bevorstehen. Die Konsequenzen für die moderne Kosmologie, die Physik, die Geschichtsforschung und die Evolutionstheorie, aber auch für die Religionen und die Politik sind kaum abzusehen. Hierin besteht die große Chance, die das UFO-Phänomen der heutigen Menschheit eröffnet. Im einen Extrem weckt die weltweit zunehmende UFO-Aktivität bei zahlreichen Forschern und Enthusiasten hoffnungsschwangere Utopien; im anderen Extrem reagieren die Menschen mit Ängsten und Feindbildern. Angesichts der zunehmend bedrohlichen Entwicklungen auf der Erde verweisen die einen (nicht zu unrecht) auf die dunklen Mächte als Urheber, andere hoffen (nicht zu unrecht) auf die Hilfe der Lichtwesen. Aber diese Argumente ändern nichts an der Tatsache, daß die Menschen für ihr Schicksal selbst verantwortlich sind. Wenn es irgendwelchen dunklen Mächten gelingt, ihren Einfluß auszuüben, dann nur, weil die Menschen bereit sind, sich vom Göttlichen weglocken zu lassen oder Falsches für göttlich zu halten. Gott und die göttlichen Wesen werden die Menschen nie zwingen, sich zu "bekehren" und göttlich zu werden. Der Mensch muß diesen Schritt aus eigener Einsicht tun, und bei diesem Reifungsprozeß ist manchmal auch die Konfrontation mit dem Negativen notwendig. Erst der bewußte Schritt ins Licht wird den Kurs der Destruktivität ändern, und diesen Schritt müssen die Menschen selbst tun. Wenn sie die Eigenverantwortung auf die "All-mächtigen" aus dem Weltall abschieben und wundersame Erlösungshoffnungen auf die Außerirdischen projizieren, dann ist genau dies die Naivität, die von negativen Kräften gesucht und ausgenützt wird. Das wichtigste Stichwort im Zusammenhang mit den außerirdischen Wesen und der universalen Polarität lautet Unterscheidungsvermögen. Überall sind wir mit der Polarität konfrontiert, insbesondere mit der Polarität in uns selbst. Die Frequenz unseres Bewußtseins entscheidet, welche Schwingungen und Wesen wir anziehen. Das Negative und das Positive wird es in der materiellen Welt immer geben. Es geht also nicht darum, die negativen Wesen zu verteufeln und die positiven

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Wesen zu vergöttern. Für uns Menschen geht es einzig und allein darum, daß wir lernen, mit unserem freien Willen richtig umzugehen und zu entscheiden, wo wir hingehören wollen. Deshalb ist es entscheidend, unterscheiden zu können. Verwendete Sanskrit-Literatur:

Bhagavad-gita, Übersetzung mit Originaltext, Swami Prabhupada, Vaduz (Bhaktivedanta Book Trust), 1987

Brahma Purana, Brahmanda Purana, Narada Purana, Ancient Indian Tradition and Mythology Series, Delhi (Motilal Banarsidass) 1984ff. Mahabharata, vollständige Originalübersetzung von Kisari Mohan Ganguli (12 Bände, englisch), Delhi _(Munshiram Manoharlal), 5. Neuauflage 1990 Mahabharata, vollständige Originalübersetzung von M.N. Dutt (7 Bände, englisch), Delhi (Parimal) _1988

Shrimad-Bhagavatam (Bhagavata Purana), Übersetzung mit Originaltext, 12 Bände, Swami Prabhupada, Vaduz 1977-83 Vaimaanika-shastra, in: David Hatcher Childress, Vimana Aircraft in Ancient

India & Atlantis, Stelle, Illinois (AUP) 1991

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Licht und Schatten der Gegenwart Moderne Esoterik aus vedischer Sicht Dieser Artikel erschien unter dem Titel "Die Ideologie der Illuminaten" in leicht gekürzter Form im Magazin 2000, Nr. 143 (Jubiläumsausgabe November 1999) und wird in der nachfolgenden längeren und überarbeiteten Fassung im Magazin Tattva-Viveka in der Ausgabe Nr. 13 (Februar 2000) veröffentlicht. Tattva-Viveka, Eschollbrücker Str. 4a, DE-64283 Darmstadt, Tel.: +49-6151-31 90 51, Fax: 31 90 52 Eine philosophische Analyse von Armin Risi Prophezeiungen, Verschwörungstheorien, Selbsterlösungswege, Hoffnungen auf Gott und sogar schon "Gespräche mit Gott" stehen in der modernen Esoterik hoch im Kurs. Verschiedenste Weltbilder werden propagiert: durch Gruppierungen, Bestseller-Autoren, Geheimlehren usw. Und alle glauben, recht zu haben und im Licht zu sein. Haben einige mehr recht als andere? Kann und darf man unterscheiden? Oder ist alles relativ? Sind wir einer philosophischen bzw. ideologischen Willkür ausgesetzt, ohne Kriterien und Maßstäbe für das, was Wahrheit ist? Gibt es überhaupt so etwas wie "Wahrheit"? Heute, in einer Zeit von Verwirrung und Orientierungslosigkeit, drängt es sich einmal mehr auf, nach einer Antwort auf diese weltbewegenden Fragen zu suchen. Philosophie vs. Ideologie In fern vergangener Zeit, z.B. im alten Griechenland und noch mehr in der altindischen (vedischen) Kultur, galt Philosophie als "die Königin aller Wissenschaft" – und wäre es eigentlich auch heute noch. Denn jegliche Form von Wissenschaft sollte der Schaffung von Wissen dienen, und Wissen sollte zur Erkenntnis von Wahrheit führen. Die "Liebe zur Wahrheit (Weisheit)" wird im Griechischen philo-sophia genannt. Heute aber verstehen die meisten Menschen unter Philosophie nichts anderes als etwas Langweiliges, eine trockene Gedankenspielerei, die keinen praktischen Nutzen hat. Deshalb verwundert es nicht, daß fast alle Menschen für Philosophie keine Zeit mehr haben.

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Wie der folgende Artikel zeigt, ist Philosophie jedoch kein Luxus, sondern das entscheidende Instrument, um ein klares Unterscheidungsvermögen zu haben. Darüber hinaus wird auch ersichtlich, daß vieles, was heute als "Philosophie" gehandelt wird, gar nicht Philosophie ist, sondern Ideologie. Es geht nicht um Wahrheit, sondern um die eigene Wahrheit, d.h. die eigenen Ideen, die man als Wahrheit durchsetzen will. Im heutigen Zeitalter, dem materialistischen oder "dunklen Zeitalter" (im Sanskrit Kali-yuga genannt), muß man darauf gefaßt sein, daß die vorherrschenden Ideologien die der "Dunkelmächte" sind. Licht- und Schattenwelten Auf der Erde sind sowohl Dunkelmächte als auch Kräfte des Lichts am Wirken. Diese fast schon selbstverständliche Feststellung birgt jedoch tiefe, weitgehend unerkannte Konsequenzen in sich. In den Bereichen des Lichts gibt es nur Licht, und im Schatten gibt es nur Schatten. Erschiene Licht im Schatten, gäbe es den Schatten nicht mehr. Nur in einem ganz bestimmten Grenzbereich berühren sich Licht und Schatten, nämlich bei jener "Küstenlinie", wo Licht und Schatten sich trennen. Dasselbe Prinzip gilt – gemäß dem vedischen Weltbild – auch im multidimensionalen Kosmos in Hinsicht auf die Welten des Lichts und die Welten des Schattens. Auch diese existieren getrennt (parallel), aber berühren sich in einem Grenzbereich, wo sich Licht und Schatten scheiden. Dieser entscheidende Bereich ist jene Dimension, in der sich auch die Erde befindet. Laut vielen esoterischen und religiösen Quellen ist dies der Grund, warum in unserer Welt sowohl Licht- als auch Schatteneinflüsse nebeneinander wirksam sind und warum verschiedenste Wesen ein solch großes Interesse am Planet der Menschen haben: Die Erde ist ein Punkt der Verzweigung, wo die Seelen sich entscheiden, in welche Richtung sie gehen werden. Alle meinen, sie seien im Licht Wenn von Licht- und Schattenwelten gesprochen wird, so ist dies eine Unterscheidung aus einer ganz bestimmten Warte. Denn die Mächte des Schattens selbst glauben natürlich ebenfalls, sie seien im Licht. Aus diesem Grund sieht sich die Menschheit verschiedensten Formen von "Licht" und "Gott" gegenüber, deren Vertreter allesamt von ihren jeweiligen Ansichten überzeugt sind. Immer mehr Stimmen werden hörbar, viele sind extrem widersprüchlich, andere täuschend ähnlich. Haben sie alle recht? Hat niemand recht? Sind wir alle

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einfach den lautesten Stimmen ausgeliefert, oder gibt es Möglichkeiten des Unterscheidens? Verwirrung entsteht, weil auch im materialistischen und im esoterischen Atheismus von "Gott" gesprochen wird. Doch es stellt sich die Frage: Was verstehen sie darunter? Was ist Atheismus, Pantheismus, Deismus, Monismus, Dualismus, Theismus? Was ist deren Weltbild? Wer vertritt diese Weltbilder? Mit welchen praktischen Konsequenzen? Das heute vermittelte "Allgemeinwissen" hinterläßt den Eindruck, all diese Philosophien seien einfach verschiedene Theorien, die man glauben könne oder nicht, denn "letztlich ist es doch egal, was man glaubt". – Ja, auch das ist ein möglicher Glaube, und die Mächtigen, die daran glauben, bauen darauf ein eigenes Weltbild und eine entsprechende Weltordnung auf. Das Relative und das Absolute Nehmen wir einmal an, es gibt Wesen, die – metaphorisch gesprochen – in "Dunkelheit" leben, aber meinen, sie seien im Licht. Wie würden diese aus ihrer Sicht "Licht" definieren? In unserer Analyse steht "Dunkelheit" für Dualität (die Welt der Relativität) und "Licht" für das Absolute (die ewige Realität). Das Gleichnis von Licht und Dunkelheit illustriert den Zusammenhang von "absolut" und "relativ" auf ideale Weise, denn das Relative ist vom Absoluten abhängig wie Schatten vom Licht. Diejenigen, die nur die relative Existenz (die Dunkelheit) kennen, neigen dazu, Gott anhand ihrer relativen Vorstellungen zu definieren, nämlich durch die Negierung oder Verabsolutierung des Relativen, was jedoch keine richtige Erkenntnis des Absoluten vermitteln kann, genauso wie Licht nicht einfach als "Abwesenheit von Schatten", "Summe aller Schatten" oder "hellste Form des Schattens" definiert werden kann. Die Existenz des Schattens ist vom Licht abhängig, aber das Licht ist nicht vom Schatten abhängig und kann vom Schatten nie erreicht werden. Solange der Schatten Schatten bleibt, ist er vom Licht getrennt. Ebenso bleiben die Dunkelmächte in ihrem Dasein gefangen, solange sie nicht ihren Standpunkt (ihre Mentalität) ändern und ihre Ideologien korrigieren. Da sie jedoch überzeugt sind, daß ihre Ansichten wahr sind, werden sie sich nicht ändern und halten an der Dunkelheit fest. So bleiben sie in einem Teufelskreis und schaffen Philosophien, um ihre Ansichten und Handlungen zu rechtfertigen.

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Das sieht man heute weltweit in der Wirtschaft, in der Politik, in Kriegen und in der Wissenschaft, aber auch in privaten Kreisen und, nicht zu unterschätzen, auch in den Religionen und in der Esoterik. Halbwahrheiten über das Relative und das Absolute Es gibt viele Erfahrungen im Leben, die man nur kennen kann, wenn man sie selbst erfahren hat, z.B. Verliebtsein, körperliche Ekstase, körperlicher Schmerz, Trauer beim Tod einer geliebten Person, usw. Auf ähnliche Weise kann man "Licht" nur kennen, wenn man es selbst gesehen und erfahren hat. Genau diese höhere Dimension göttlicher Realität fehlt den Dunkelmächten per Definition, denn sonst wären sie nicht in der Dunkelheit. Wenn sie überhaupt glauben, daß es jenseits der Dunkelheit so etwas wie Licht (etwas Absolutes) gibt, dann ist dies für sie nur eine theoretische, symbolische oder gedankliche Vorstellung. Das heißt, sie definieren das Licht von der Dunkelheit her, was ein verkehrter Ansatz ist, denn Licht ist nicht abhängig von Dunkelheit. Vielmehr ist Licht eine Realität, die unabhängig von Dunkelheit existiert und etwas ganz anderes ist als alle Formen von Dunkelheit.* ––––––––––––- * Auf der Grundlage dieser offensichtlichen Tatsache wird oft die Meinung vertreten, niemand könne wissen, was "Licht" (das Absolute, Gott) sei; Gott sei vollkommen unverständlich. Die vedische Logik entgegnet: Ja, es stimmt, das Absolute ist vollkommen und für den Menschen unverständlich. Aber das Absolute (Gott) ist so vollkommen, daß es nicht nur unverständlich ist. Wäre es nur unverständlich, würde ihm etwas fehlen, nämlich der Aspekt der Verständlichkeit! Gott ist also nicht nur unverständlich, sondern auch verständlich, und diese Vollkommenheit Gottes zu verstehen ist die Vollkommenheit aller Logik und der wahre Zweck der gottgegebenen Intelligenz. Materialismus: "Leben ist ein Produkt der Materie" Ein erster Versuch, die Realität aus der Sicht der Dunkelheit zu definieren, lautet: "Es gibt kein Licht, es gibt nur Dunkelheit." Dies entspricht dem Weltbild des Materialismus und ist der Glaube, daß die wahrnehmbare Materie die einzige Realität sei; alles, was existiert, sowohl die anorganischen Dinge als auch die organischen Lebewesen, seien ein Produkt der Materie; Bewußtsein sei ein Produkt des Gehirns, usw.

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In diese Kategorie gehören die meisten herrschenden Lehrmeinungen der Wissenschaft: daß es am Anfang nur Materie gab und daß die Materie sich langsam abkühlte, worauf sich auf der Erde durch zufällige Atomkombinationen erste organische Aminosäuren und Proteinstrukturen gebildet hätten; daraus seien die ersten Lebewesen (Bakterien, Einzeller usw.) entstanden, aus ihnen die Weichtiere, dann die Fische, die Amphibien und Reptilien, aus ihnen die Vögel und Säugetiere; aus der Linie der Primaten seien dann die Affen und die Menschen entstanden. Diese ganze sogenannte Evolution sei durch Mutationen der genetischen Erbanlagen entstanden, vergleichbar mit dem zufälligen Verändern von Buchstaben in einem Text. Aber wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, daß durch eine zufällige Buchstabenveränderung kein Fehler, sondern eine Verbesserung entsteht? Daß sogar ein besserer, komplizierterer Text entsteht? Denn kein Text ist komplizierter als der Gen-Code. Doch diese Absurdität wird heute überall gelehrt und propagiert, verbunden mit der unbewiesenen, ja sogar schon widerlegten Behauptung, eine organische Biostruktur sei bereits ein Lebewesen (Körper = Lebewesen; Tod des Körpers = Tod des Lebewesens). Derselbe materialistische Glaube wird auch von denen übernommen, die behaupten, in grauer Vorzeit seien Außerirdische auf der Erde gelandet und hätten den primitiven Urmenschen genetisch umprogrammiert; der heutige Mensch sei nichts anderes als ein von ETs "genmanipulierter Affe". Was ist Pantheismus und Deismus? Eine weitere Möglichkeit, Licht von der Dunkelheit her zu definieren, ist: "Licht ist die Gesamtheit von allen Schatten." Philosophisch übersetzt heißt dies: Gott ist die Gesamtheit aller Materie, Gott ist die Summe aller Teile der materiellen Erscheinungswelt (Pantheismus: "Alles zusammen ist Gott"). Aber ist Licht einfach die Totalität aller Schatten? Eine andere Theorie besagt: Gott (lat. deus) ist nicht einfach die Gesamtheit der materiellen Natur, sondern die Gesamtheit aller Naturgesetze. Dies ist die Grundansicht des Deismus: "Gott als abstraktes Schöpfungsprinzip", als symbolischer Ursprung (Schöpfer, Baumeister) der Materie. Gott wird auf die Materie beschränkt und wird nur als Selbstorganisationsdynamik des Kosmos gesehen; "Licht ist das Prinzip, das Schatten erzeugt", das heißt, der Schatten wird als die eigentliche Realität betrachtet, und Licht ist nichts anderes als

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Schattenerzeugung. Aber Licht erzeugt nie Schatten! Nur wenn irgend etwas das Licht verdeckt, entsteht in einem begrenzten Bereich Schatten. Was ist Dualismus? In gewissen Religionen und Logenverbänden glaubt man in den inneren Kreisen nicht nur an den Deismus, sondern an ein Weltbild des Dualismus: "Zweiheit; Gott besteht mit einem Gegenteil". Dies entspricht einer Verabsolutierung des Relativen, nämlich des Positiven und des Negativen. Es ist die Ansicht, Gott (das Positive) sei im Widerstreit mit seinem absoluten Gegenteil, dem absolut Negativen (Teufel); oder: das Absolute sei eine abstrakte Synthese von Gott und Teufel, Luzifer und Adonai (Jahwe?) usw. Die Übertragung auf das Lichtgleichnis zeigt auch hier die Absurdität dieser Annahmen: "Licht und Dunkelheit sind beides voneinander unabhängige Existenzen; Dunkelheit ist die andere Seite, das Gegenteil von Licht; Licht kann nicht unabhängig von Dunkelheit existieren." Hierfür lassen sich einige verblüffende Beispiele anführen. Viele okkulte Glaubenssysteme sprechen ebenfalls von Gott – aber wen meinen sie mit "Gott"? Weltbilder des Okkultismus "Es ist 'Satan, welcher der Gott ist unseres Planeten und der Einzige Gott', und dies ohne irgendwelche metaphorische Anspielung auf ihre Schlechtigkeit und Verkommenheit." "So wächst 'Satan', sobald er nicht mehr in dem abergläubischen, dogmatischen, unphilosophischen Kirchengeiste betrachtet wird, zu einem großartigen Bilde empor von einem, der aus einem irdischen einen göttlichen Menschen macht; der ... ihn befreit von der Sünde der Unwissenheit, somit vom Tode." Von wem stammen diese Aussagen? Von Helena P. Blavatsky, niedergeschrieben in ihrem Standardwerk der Theosophie, Die Geheimlehre (II, S. 245, Kapitel "Der heilige Satan", und I, S. 220). Im selben Werk (II, S. 394) heißt es: "Um die Sache ein für allemal klar zu machen: das, was die Priesterschaft einer jeden dogmatischen Religion, vorzugsweise der christlichen, als Satan, den Feind Gottes bezeichnet, ist in Wirklichkeit der höchste göttliche Geist – die okkulte Weisheit auf Erden ..."

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Es ist nicht erstaunlich, daß kritische Analytiker des Okkultismus und des New-Age in diesem Zusammenhang von einer Ideologie des Antichristus sprechen, denn die obigen Zitate zeigen deutlich, daß nicht Christus, sondern Satan als der "Befreier von der Sünde der Unwissenheit" gefeiert wird. Obwohl auch im Namen von Christus extrem satanische Werke vollzogen worden sind, ist dies nicht der Fehler des Namens von Christus, sondern ist zurückzuführen auf die Infiltration der entsprechenden Machtinstitutionen. In der Magie, so sagen Experten, zeige sich jedoch die wahre Natur der Namen von Satan bzw. Luzifer und des Namen von Jesus eindeutig. Während ersterer dunkelste Schwingungen beschwört, können durch den Namen Jesu höchste negative Bannwirkungen aufgehoben werden. Das folgende Zitat stammt von einem Logengroßmeister, der zu seinen Lebzeiten eine hohe Bekanntheit und okkulte Macht genoß: "Die Mehrheit der Menschen wird, gottgläubig wie sie ist, nach der Enttäuschung durch das Christentum und daher ohne Orientierung, besorgt nach einem neuen Ideal Ausschau halten, ohne jedoch zu wissen, wen oder was sie anbeten soll. Dann sind die Menschen reif, das reine Licht durch die weltweite Verkündigung der reinen Lehre Luzifers zu empfangen, die endlich an die Öffentlichkeit gebracht werden kann. Sie [diese Verkündigung] wird auf die allgemeine reaktionäre Bewegung folgen, die aus der gleichzeitigen Vernichtung von Christentum und Atheismus hervorgehen wird. ... Folgendes müssen wir der Menge sagen: 'Wir verehren Gott, aber unser Gott wird ohne Aberglauben angebetet.' ... Luzifer ist Gott; unglücklicherweise ist Adonai auch Gott. Denn nach dem ewigen Gesetz gibt es Licht nicht ohne Schatten, Schönheit nicht ohne Häßlichkeit, Weiß nicht ohne Schwarz. Das Absolute kann nur in Gestalt zweier Gottheiten existieren: das Dunkel dient dem Licht als Hintergrund ..." (zitiert in A. Risi: Machtwechsel auf der Erde, S. 213f., mit entsprechenden Quellenangaben) Nach den bisherigen Ausführungen sollte es nicht schwierig sein, die Halbwahrheit dieses Dualismus zu durchschauen: Licht ist nicht einfach das Gegenteil von Dunkelheit, genausowenig wie Licht und Dunkelheit zwei gleichgestellte Realitäten sind. Wer meint, das Absolute könne nur in Form zweier Konkurrenz-Gottheiten existieren, hat keine Ahnung vom Absoluten und verabsolutiert bloß ein relatives Wesen. (Dies gilt für gewisse Logen und auch Religionen.) Im Beispiel mit Licht und Schatten besagt dieser Glaube, daß es jenseits der Dunkelheit kein unabhängiges Licht gebe.

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Wenn heute also von "Gott" gesprochen wird, muß man sich immer fragen, welcher Gott gemeint ist. In den Büchern von Blavatsky und Bailey wird viel von Gott gesprochen, doch es ist bemerkenswert, daß diese Bücher anfänglich in einem Verlag erschienen, der "Luzifer Trust" hieß. Im Jahre 1924 wurde dieser Verlag dann aus Gründen der Diskretion in "Lucis Trust" umbenannt. "Gespräche mit Gott" Millionen von Menschen sind heute begeistert von den Büchern "Gespräche mit Gott", niedergeschrieben vom Amerikaner Neale Donald Walsch. Das Versprechen, daß hier Gott spreche, könnte als anmaßend eingestuft werden, vor allem wenn jemand seine eigene Meinung zu Gottes Meinung erhebt. Doch Gott hat schon immer zu den Menschen gesprochen, warum also nicht auch heute? Walschs Bücher enthalten viele gute Gedanken und tiefgründige Wahrheiten, und mit der Devise "Prüfe alles, und das Gute behalte" könnte man vielem zustimmen. Doch es stimmt skeptisch, wenn dieser Gott sagt: "Es ist alles relativ. Es ist alles Teil dessen, was ist. Ich liebe das 'Gute' nicht mehr als das 'Schlechte'. Hitler ging in den Himmel ein. Wenn ihr das begreift, begreift ihr Gott. ... Im gleichen Sinn ist Gottes größter Moment der Augenblick, in dem ihr erkennt, daß ihr keinen Gott braucht. ... Wiederholen wir noch einmal: Es gibt nichts 'Falsches' an irgend etwas." (I, S. 103, 177, 231; Hervorhebungen im Originaltext) Ist es also letztlich egal, ob man das Gute oder das Schlechte tut? Denn Gott liebt das eine ja nicht mehr als das andere. Wenn wir keinen Gott brauchen und wenn es nichts Falsches gibt – hat dann auch ein Hitler nichts Falsches getan? Und dann hätte auch Luzifer – falls es ihn gibt, was dieser "Gott" bestreitet – nichts Falsches getan! Wer rechtfertigt das Negative? Bei einer Beurteilung von Texten ist es immer aufschlußreich zu untersuchen, wie das Negative definiert wird. Sehr oft entdeckt man nämlich, daß mit esoterischer Brillanz das Negative rechtfertigt wird. Wenn dies der Fall ist, sollte man sich fragen: Mit welchen Argumenten wird das Negative rechtfertigt? Denn die Rechtfertigung seinerselbst ist das Hauptanliegen des durch Hochmut gefallenen Engels Luzifer, und es gibt viele Menschen, die dessen Gott- und Weltsicht teilen, da sie unverbindlich und auf subtile Weise egobestätigend ist.

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Ich persönlich war verblüfft zu sehen, wie viele böse Briefe von empörten Luzifer-Fans nur schon in den ersten Monaten nach der Veröffentlichung des Buches Machtwechsel auf der Erde in meinem Briefkasten landeten. Jemand sandte mir anonym sogar eine Kopie aus einem Buch von Miguel Serrano mit dem Titel: Das Goldene Band – Esoterischer Hitlerismus (dt. 1987)! Im Glossar dieses Buches wird Luzifer wie folgt beschrieben: "Der Außerirdische, der zugrunde gerichtete Göttliche, Gott des Lichts und der Schönheit, von der Venus stammend ... höchster Führer der tantrischen Magier. Er wird bei der Rückkehr des Goldenen Zeitalters ..., nach der Vergeistigung der Erde wieder zu Ehren kommen." Die besagte Macht erscheint in vielen attraktiven Formen, und viele lassen sich von dieser Vision eines "Goldenen Zeitalters" und von esoterisch-okkultem Schein faszinieren. Die Menschheit hört diese Stimmen, und viele sind begeistert, weil diese nur das sagen, was sie hören wollen. Aber es gäbe auch andere Möglichkeiten des Reagierens. "Alle Reiche der Welt in ihrer Größe und Schönheit, dies alles will ich dir geben, wenn du mich annimmst und mich anbetest!" Aber Jesus diskutierte nicht und gab auch nicht den kleinen Finger. Er sagte einfach: "Weiche von mir, Satan!" (Mt 4,10) "Alles ist eins": kein Unterschied zwischen positiv und negativ? Der verabsolutierte Dualismus ist noch nicht die höchste Einweihungsstufe der Geheimmächte. Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Und immer ist es der "Dritte", der die beiden anderen gegeneinander ausspielt. Es bleibt noch eine letzte Möglichkeit, Licht von Dunkelheit her zu definieren: "Licht ist das Gegenteil von Dunkelheit; wenn wir alle Dunkelheit negieren, kommen wir ins Licht, denn Licht ist nichts anderes als Abwesenheit von Dunkelheit." Philosophisch ausformuliert bedeutet dies: "Das Absolute ist die einzige Wirklichkeit, und diese ist frei von aller Dualität, so wie Licht frei von allen Schatten ist. Das bedeutet, daß es in Wirklichkeit keine Dualität gibt. Alle Konzepte von Dualität sind also Illusion (sanskr. maya) und nichtreal, wie z.B. das Konzept von Aktion und Reaktion. Wer diese letztliche Wahrheit kennt, weiß, daß es in Wirklichkeit gar kein Karma-Gesetz gibt", meint der atheistische Gläubige

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dieser Weltsicht, die Monismus genannt wird: die Lehre, daß letztlich alles eins ist (von griech. monos, "eins"). Weiter besagt diese Ansicht: "Nicht nur das duale Konzept von Aktion und Reaktion ist letztlich nichtreal, sondern auch das Konzept von Ich und Gott. Es gibt keinen Gott außerhalb von mir, es gibt keinen strafenden Gott, aber auch keinen liebenden Gott, denn Strafe und Liebe sind beides Konzepte der Dualität. Das Absolute ist leidlos, aber auch lieblos, ist böslos und gutlos, auch gott-los" Hier wird also versucht, das Absolute durch eine Verneinung des Relativen zu erfassen. Dies ist im wahrsten Sinn des Wortes eine negative Weltsicht (von lat. negare, "nein sagen; verneinen"). In der Sanskritterminologie wird dieser atheistische Monismus Mayavada genannt, "die Lehre (vada) , alles Manifestierte sei Illusion (maya) "; letztlich sei alles unterschiedslos eins. Derselben Weltsicht entspringt auch der Slogan: "Alles ist relativ." Diese Aussage ist in sich widersprüchlich, denn wenn man sagt, es gebe nichts Absolutes, alles sei relativ, vertritt man selbst eine absolute Aussage. Die undifferenzierten Verabsolutierungen des Relativen (alles ist eins, alles ist relativ) geben ein verzerrtes Bild von der Wirklichkeit, wie an den logischen und auch an den praktischen Früchten erkannt werden kann. Die genannten einseitig monistischen Ausführungen enthüllen den perfidesten Versuch des Negativen, sich selbst zu rechtfertigen, denn laut dieser Ansicht gibt es gar nichts Gutes und nichts Schlechtes, nichts Falsches und nichts Böses, aber auch keinen transzendenten Gott. Diese Philosophie ist die Grundlage des Nihilismus und ist im wahrsten Sinn des Wortes gott-los und lieb-los, sinn-los und in letzter Konsequenz auch gewissenlos und emotionslos. In dieser entlarvenden Formulierung klingt das negative Weltbild natürlich nicht mehr attraktiv und Bestsellerverdächtig. Die luziferischen Quellen treten deshalb nicht mit solchen Worten auf, sondern mit brillanten Scheinwahrheiten, die sich ebenfalls in höchsten Tönen mit Gott, Licht und Liebe zieren. Dies ändert jedoch nichts an den obigen Ausführungen, die den harten Kern der gewissenlosen und zum Teil sogar emotionslosen Dunkelmächte nur schon mit philosophischer Spurenanalyse aufdecken. Noch eine selten gestellte Frage nebenbei: Gibt es nur emotionslose Philosophien oder sogar auch emotionslose Wesen? Verschiedene Quellen bejahen diese Frage und weisen darauf hin, daß dies Wesen sind, die in den dunklen Astralbereichen leben und in inkarnierter Form auch auf der Erde! Man wird an

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die reptiloiden Formen erinnert, die wir aus SF-Filmen, aber auch aus parapsychologischen und ufologischen Reports und auch aus alten Offenbarungen kennen, z.B: "Der große Drache wurde auf die Erde geworfen. Er ist die alte Schlange, die auch Teufel oder Satan genannt wird und die ganze Menschheit verführt." ( Geheime Offenbarung, 12.9) Dies wäre eine mögliche Erklärung für viele Vorgänge, die heute auf der Erde geheim und z.T. auch publik vor sich gehen und kein anderes Prädikat als "satanisch" verdienen. Die "Illuminaten" Diejenigen, die an diesen atheistischen Monismus glauben, sind überzeugt von dessen Richtigkeit und wollen eine Weltordnung einrichten, in der alle Menschen nach dieser "Wahrheit" leben; der Mensch solle nicht mehr die Illusion eines Gottes brauchen; Religion im theistischen Sinn solle abgeschafft werden und durch weltliche Ethik ersetzt werden; erst wenn sich diese Erkenntnis durchgesetzt habe, glauben sie, werde es auf der Erde Frieden und Ordnung geben; das Erreichen dieser Weltordnung sei deshalb eine Notwendigkeit, und alles, was dieser Notwendigkeit diene, sei die Norm; der Zweck heilige die Mittel. Auf der Grundlage dieser Überzeugung gibt es einflußreiche Menschen, die glauben, das Positive und das Negative seien gleichbedeutend, gleich-gültig. Ihr einziges Kriterium ist die "Notwendigkeit": "Wir stehen jenseits von Gut und Böse. Wir tun nichts 'Gutes' und nichts 'Böses', sondern nur das Notwendige." Notwendig ist gemäß ihrer Ansicht alles, was die "progressive Evolution" des Menschen fördert, bis er fähig ist, ihre Weltordnung anzunehmen. Dies sind die Ansichten der höchsten Dunkelmächte, die all ihre Taten philosophisch mit einer luziferisch-monistischen Ideologie rechtfertigen. Sie meinen, daß sie die einzigen seien, die diese Wahrheit (in Wirklichkeit eine Halbwahrheit) erkannt hätten; sie halten sich deshalb für elitär und erleuchtet (lateinisch illuminatus), und nennen sich dementsprechend Illuminaten, die "Erleuchteten", im Gegensatz zur Masse von "unerleuchteten" Menschen. Ein klassisches Beispiel für diese Weltsicht ist das Buch von Niccolo Machiavelli, Der Fürst:

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"Daher muß ein Fürst, wenn er sich behaupten will, die Fähigkeit erlernen, nicht gut zu sein, und diese anwenden oder nicht anwenden, je nach dem Gebot der Notwendigkeit (secondo la necessità)." "Daher muß er eine Gesinnung haben, aufgrund derer er bereit ist, sich nach dem Wind des Glücks und dem Wechsel der Umstände zu drehen und – wie ich oben gesagt habe – vom Guten so lange nicht abzulassen, wie es möglich ist, aber sich zum Bösen zu wenden, sobald es nötig ist. " Illuminaten-Trugschluß: Von "Liebe" zu "Notwendigkeit" Bis zu einem gewissen Grad (Einweihungsgrad) halten auch die Illuminaten das Ideal der "Liebe" hoch und vertreten es gegen außen hin, denn das klingt attraktiv und vertrauenserweckend. Wie das folgende Zitat eines hochgradigen Illuminaten enthüllt, ist für sie die Sicht der Liebe jedoch nicht die höchste Sichtweise. Sie sei die zweit höchste Ebene innerhalb der Galaxis, denn darüber gebe es noch eine andere Ebene, die Ebene des "Universums", der "Einheit", und das Universum funktioniere nach den Prinzipien dieser Einheit "jenseits von Gut und Böse". Man beachte die bewußte Wortwahl von "Galaxis" und "Universum" und die trügerisch-logische Rechtfertigung des Negativen, hier z.B. der Weltkriege! "... die zweithöchste Energieebene der Galaxis: die Einigende Energie der Liebe. [Warum gibt es Leid?] ... Die Antwort, wenn es überhaupt eine gibt, muß im Gedanken von Maßstab [=Relativität] liegen. [Denn er vertritt die Ansicht, alles sei relativ!] Nehmen wir einmal an, daß wir, als menschliche Wesen, am heutigen Tag irgendein bestimmtes Ziel haben. Nach allen Maßstäben, die wir anwenden, halten wir dieses Ziel für 'richtig' und 'gut'. Um es zu erreichen, ist es unbedingt nötig, sagen wir, einen bestimmten Bus zu erreichen. Der Bus fährt gerade an, beschleunigt schon, und nur durch einen energischen Sprint werden wir ihn noch einholen können. Unsere Entscheidung, diese Anstrengung zu wagen, löst eine ganze Reihe körperlicher Geschehnisse aus. Zusätzliches Adrenalin schießt ins Blut. Unsere Muskeln kontrahieren bei der außergewöhnlichen Anstrengung. Mit unserem absichtlichen Handeln zerstören wir Millionen von Körperzellen. Jede dieser kleinen Zellen ist ein kleines Lebewesen. Sie sterben – in einem realen Sinn werden sie geopfert – für unsere Absicht./ Empfinden wir Mitleid? Können wir wirklich behaupten, wir empfänden Trauer um ihre Zerstörung durch eine Handlung, die wir begehen?/ Hier können wir einen Maßstabsfaktor erkennen, der von entscheidender Bedeutung ist. Alles und jedes im Universum mag wichtig sein: aber nicht alles ist gleich wichtig. Ob sich ein solcher Gedanke mit unseren Vorstellungen von 'gut' und 'höherwertig'

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deckt, ist unerheblich. So liegen die Dinge und nicht anders. Wir müssen das Universum akzeptieren, wie es ist./ ... Eine Zeitmaßstabs-Kluft, die unserer Alltagserfahrung vertrauter ist, mag dies vielleicht noch näher erläutern. Angenommen, ein junges Kind hat sich einen Dorn tief in den Finger gezogen. Die Mutter erkennt die Situation in Bezügen eines gegenwärtigen Augenblicks, der viel weiter gespannt ist als der des Kindes. Sie sieht das Leben des Babys, sein Wohlergehen, Wachstum und Reifwerden als ein Ganzes. Sie nimmt eine Nadel zur Hand, fährt damit unter den Dorn und holt ihn heraus. ... Analog dazu sind die Herrschaft des Schreckens und zwei Weltkriege vielleicht nichts weiter als zwei rasche Nadelstiche innerhalb eines Bewußtseins, dessen gegenwärtiger Augenblick zehntausend Jahre beträgt." (aus dem Buch des geadelten Sir Ernest Scott, Die Geheimnisträger, S. 338f.) Diese Aussagen verraten, daß es Machtinstanzen gibt, die überzeugt sind, daß es bei "Notwendigkeit" gerechtfertigt sei, Millionen von Menschen zu opfern, um nadelstichartige Weltkriege und andere Formen von "Aderlaß" durchzuführen; dies sei genauso, wie wenn wir bei einer Kraftanstrengung ohne Mitleid Millionen von Körperzellen opfern. Anscheinend existieren Wesen, die ihren Menschenopfern gegenüber genauso empfindungslos sind wie wir unseren "geopferten" Körperzellen gegenüber. Was ist jenseits der Dualität? Stimmt die oben skizzierte Illuminaten-Ideologie, die einem atheistischen Monismus und Nihilismus entspringt? Die Ansicht, Licht sei nur die Abwesenheit von Schatten, ist ein Trugschluß, der darin fußt, daß die entsprechenden Dunkelwesen keine direkte Erfahrung von Licht haben. Licht findet man nicht, indem man einfach die Schatten verneint, sondern nur, wenn das Licht erscheint, denn Licht existiert unabhängig von der Dunkelheit. Licht und Schatten sind parallele Realitäten, doch letztlich gibt es nur das Licht (die absolute Realität), und Dunkelheit ist eine vom Licht abhängige Existenz (eine relative Realität). Jenseits der materiellen Dualität ist also nicht einfach eine abstrakte Einheit, ein leeres Nichts, genauso wie jenseits des Schattens nicht nichts ist. Die Intelligenzen der Dunkelheit jedoch meinen genau dies: jenseits der materiellen Dualität gebe es nichts; alles sei eins (denn nur in einem Nichts ist alles eins), auch das Positive und Negative; Licht sei nur die Verneinung aller Dunkelheit, aller Dualität.

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Was ist nun aber in Wirklichkeit jenseits der Dualität? Die Indivi-dualität! Jenseits der Dualität, der "Zweiheit", befindet sich die "Einheit", das, was ungetrennt, ungeteilt und unteilbar ist, und genau das ist die Bedeutung von "individuell"! Der Schlüsselbegriff "individuell" leitet sich ab vom Substantiv "Individuum", und dieses wiederum ist abgeleitet vom lateinischen Verb dividere, "teilen", verbunden mit der verneinenden Vorsilbe in-, und bedeutet "das, was nicht geteilt werden kann". In diesem Sinn ist Individuum das lateinische Synonym für das griechische Wort atomos. (Siehe Duden 7, Herkunftswörterbuch, Stichwort "Individuum") Diese Erkenntnis zeigt, daß die materialistischen Atomphysiker einem Phantom nachjagen, denn das, was die Materie im Innersten zusammenhält und formt, ist nicht materiell! Das, was die Materie von innen her formt und beseelt, ist das Unteilbare, die spirituelle Seele, lat. individuum, grch. atomos, sanskr. atma. Alle Formen der Materie sind teilbar und veränderlich und deshalb vergänglich. Was unteilbar und unvergänglich ist, ist deshalb nicht materiell. Alle materiellen Formen verändern sich ständig gemäß den individuellen Bewußtseinsimpulsen, die auf die Materie einwirken. Dies gilt sowohl auf persönlicher Ebene wie auch auf universeller Ebene: Am Anfang der Schöpfung war kein Ur-knall von Materie, sondern ein Ur-sprung von Bewußtsein. Dies zeigt, wie sehr die materialistische Kosmologie und Evolutionstheorie und alle darauf beruhenden Szenarien (auch die sog. Präastronautik) eine vollständige Erklärung des Lebens verfehlen, weil sie davon ausgehen, die Lebewesen seien aus Materie entstanden. Logik und auch praktische Erkenntnis sowie parapsychologische Forschung zeigen, daß das Bewußtsein kein Produkt der Materie (des Gehirns, der Nerven) ist und daß das Individuum mit seinem Bewußtsein auch unabhängig vom Körper, d.h. vom Körper getrennt, existieren kann. "Bewußtsein" in diesem Weltbild wird definiert als "die Energie des immateriellen, spirituellen Individuums (Seele)". Bewußtsein: der beseelende Faktor hinter der Materie Genauso wie jenseits der Dunkelheit die eigentliche Welt existiert, so ist jenseits der konstant veränderlichen materiellen Erscheinungsformen parallel und ewiglich die spirituelle Realität gegenwärtig, in der alles individuell und voller Bewußtsein ist. Es ist nicht die Materie, die das Bewußtsein und die

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Individualität hervorbringt, sondern es verhält sich gerade umgekehrt: Es ist Bewußtsein, das Materie hervorbringt. Das alldurchdringende Bewußtsein (Gott) bildet die Materie als beseelte Energie, und das Bewußtsein der zahllosen Seelen formt diese Materie und verleiht ihr die individuellen Erscheinungsformen. Die spirituelle Realität (Individualität) prägt die materielle Relativität. Dies zeigt sich auch im täglichen Leben, wo Bewußtseinsimpulse wie Freude, Enttäuschung, Haß, Zorn usw. sich im feinstofflich-materiellen Körper (Färbung der Aura) und auch im grobstofflich-materiellen Körper äußern. Diese Impulse kann man einem Menschen im Gesicht und erst recht in der Aura ablesen. Gewisse negative Impulse können sich nach einer Gärung im Feinstofflich-Psychischen sogar als Krankheit und Geschwüre im grobstofflichen Körper niederschlagen. Der Monismus beinhaltet eine große Teilwahrheit, die aber im richtigen Licht verstanden werden muß: Jenseits der Dualität der Materie kann man mit Recht von "Einheit" sprechen, doch diese Einheit ist kein abstraktes Einssein, sondern ist eine Umschreibung für das, was ungetrennt, ewig und nichtteilbar, d.h. individuell ist! Alles ist gleichzeitig eins und verschieden Das, was die Materie beseelt, ist nicht materiell, ist unvergänglich, ewig und individuell. Das bedeutet, daß wir, als ewig seiende Seelen, individuell sind und daß auch Gott (die Höchste Realität jenseits der materiellen Dualität) eine Individualität ist, aber keine relative, sondern eine absolute. Die Beschaffenheit der absoluten Individualität * ist für uns nicht vorstellbar, aber durchaus erfahrbar, denn Gott ist alles, und wir sind Teile Gottes, da wir ja im "alles" enthalten sind. –––––––––––––––––––- * Gott als absolute Individualität ist im Sanskrit mit vielen Namen bekannt, z.B. Visnu, der "Alldurchdringende" (die immanente Individualität Gottes in der Materie), und Krsna, der "Allanziehende" (die transzendente Individualität Gottes in der spirituellen Welt). Dasselbe Verständnis in einfacherer, aber nicht minderwertiger Erklärung findet sich in jenen Offenbarungen, in denen Gott als "Vater" oder "Vater-Mutter" bezeichnet wird. Der vorliegende Artikel zeigt, daß diese zeitlose Erkenntnis durch die atheistisch-esoterischen Weltbilder des Pantheismus oder Monismus weder widerlegt noch aufgehoben oder relativiert wird.

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Die Teile sind mit dem Ganzen ewiglich verbunden und sind gleichzeitig ewig individuell, ähnlich wie die Sonnenstrahlen und die Sonne untrennbar verbunden sind. Urgrund und Emanation, das Ganze und die Teile, sind also nie eins, aber auch nie getrennt. Mit anderen Worten: Alles ist eins und verschieden – und zwar gleichzeitig. Diese differenzierte, theistische Erkenntnis (tattva) ist im Sanskrit bekannt unter der philosophischen Weltformel: acintya bhedabheda-tattva, "das unvorstellbare (acintya) gleichzeitige Verschiedensein (bheda) und Nichtverschiedensein (abheda) von Gott und Gottes Energien". Dieselbe Weltformel kann auch für das richtige Verständnis des Verhältnisses von Licht und Schatten angewandt werden: Das Absolute und das Relative sind gleichzeitig eins und verschieden. Sobald man das eine vom anderen getrennt betrachtet, gerät man in den Bereich der Halbwahrheiten. Synthese der Ein- und Verschiedenheit Die Teile sind also mit dem Ganzen ewiglich verbunden, selbst wenn die Teile, z.B. wir, uns dessen nicht bewußt sind und unser Bewußtsein auf Scheinrealitäten richten (= maya, "Illusion"). Teil und Ganzes sind immer miteinander verbunden und sind in diesem Sinn eine Einheit, doch diese Einheit ist etwas ganz anderes als die abstrakte, nihilistische Vorstellung einer monistischen Einheit. Wahres Eins-Sein bedeutet bewußtes Verbundensein. Was bedeutet dies konkret? Wiederholen wir den Gedankengang nochmals: Der Teil und das Ganze sind immer miteinander verbunden, aber sind getrennte, individuelle Realitäten. In welcher Form können der Teil und das Ganze, die gleichzeitig verbunden und getrennt sind, wahre Einheit finden? Der vereinende Faktor des Individuellen ist das, was mit dem Wort Liebe umschrieben werden kann. Denn Liebe ist das, was die Individuen verbindet (deshalb sagt man: "in Liebe vereint"). Dies gilt sowohl im materiellen Bereich (auf relative Weise) wie auch im spirituellen Reich (auf absolute Weise). Göttliche Liebe (sanskr. bhakti) ist der reine, schattenlose Ausdruck unserer ureigenen Individualität, die immer mit freiem Willen und mit Selbstverantwortung verbunden ist, denn Liebe ist freiwillig. Worauf wir unsere Liebe richten und nicht richten, ist unsere Freiheit und auch unsere – und nur unsere – Verantwortung. Echte Liebe ist das einzige, was nicht erzwungen

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werden kann. Alles andere (Interessen, Vorlieben, Meinungen, Ängste usw.) sind vielfach manipulierbar. Dies ist die philosophische Erklärung der beliebten Aussage "Gott ist Liebe", die Gott sei Dank wahr ist, obwohl sie oft oberflächlich oder nur relativ gehandhabt wird. Denn all-ein göttliche Liebe ist die vereinende Kraft zwischen den Individuen und die absolute Verbindung zwischen den Teilen und dem Ganzen, Gott. Aus diesem Grund konnte Jesus mit Recht sagen: "Ich und mein Vater sind eins." (Joh 10,30)* ––––––––––––––- * Jesus sagte hingegen nie: "Ich bin mein Vater." Dies scheinen jedoch gewisse Fundamentalisten zu übersehen, wenn sie behaupten, Jesus habe gesagt, er sei Gott. Dies ist die höchste Schlußfolgerung aller göttlichen Offenbarungen, auch der Bhagavad-gita. "Jemand, der Mich [Krsna] überall sieht und alles in Mir sieht, ist niemals von Mir getrennt, und Ich bin niemals von ihm getrennt. ... Erleuchtet ist derjenige, der durch Vergleich mit seinem eigenen Selbst die wahre Gleichheit aller Wesen sieht – sowohl in ihrem Glück als auch in ihrem Leid, o Arjuna." (Bhagavad-gita 6.30,32) Unterscheidungskriterien Der Monist und Illuminat kann letztlich nicht von Liebe sprechen, weil er fälschlicherweise meint, Liebe sei bloß ein Konzept materieller Dualität – das höchste Konzept innerhalb der Dualität, aber nichtsdestotrotz ein Konzept materieller Dualität und deshalb eine Illusion. Ebenso kennt der Monismus keinen Maßstab für gut und böse oder richtig und falsch, da ja all diese Unterschiede für Illusion erklärt werden. (Sie meinen, das Gebot "Urteile nicht" bedeute "Unterscheide nicht" – ein verhängnisvoller Trugschluß!) Doch aus der Sicht der göttlichen Individualität gibt es durchaus Kriterien des Unterscheidens, nämlich die Gottzugewandtheit und die Gottabgewandtheit.

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Was uns der Selbst- und Gotteserkenntnis, d.h. der Erkenntnis von unserer und Gottes ewiger Individualität, näherbringt, ist gut, und was uns davon entfernt, ist schlecht. Natürlich sind diese Unterscheidungen nie endgültig (weshalb man nicht urteilen soll, siehe Mt. 7,1-6), denn jede Seele kann aus Einsicht und freiem Willen den eigenen Kurs ändern und von der gottabgewandten Richtung sich Gott zuwenden bzw. sich wieder von Gott abwenden. Mit anderen Worten, auch die Erfahrung des Schlechten, des Bösen und Negativen, hat ihren tiefen Sinn. Aber die Tatsache, daß das Negative in der Schöpfung eine Funktion und einen Sinn hat, bedeutet nicht, daß das Negative deshalb nicht mehr negativ sei, wie manchmal behauptet wird. Ein Beispiel: Gewisse Menschen haben in Konzentrationslagern unter Folter und Qual hohe Gotteserkenntnis erlangt (siehe z.B. Alexander Solschenizyn: Archipel Gulag ). Dies heißt aber nicht, daß an den KZs nichts Falsches war. Diese waren ein Beispiel für etwas Negatives und Böses, weil durch sie die kosmischen Gesetze des freien Willens und der Liebe verletzt wurden. Wenn Menschen in der extremen Prüfung einer KZ-Inhaftierung den Sinn für sich selbst erkannt haben, ist diese Sinnfindung keine Rechtfertigung des Negativen, sondern ein Zeugnis für die hohe individuelle Stufe der jeweiligen Menschen, die fähig sind, sogar in der Auslieferung an das Böse einen göttlichen Sinn zu erkennen. Der Sinn der Konfrontation mit dem Negativen, mit den Dunkelmächten, liegt in der Erkenntnis der notwendigen Korrektur und Umkehr. Die Dunkelmächte selbst erkennen diesen Sinn nicht, da sie ja meinen, bereits im Licht zu sein. Dies zeigt, daß die Rechtfertigung des Negativen (statt Korrektur der Hochmut durch Demut, Erkenntnis und Umkehr) die höchste Form des Selbstbetruges ist. Das gemeinsame Ziel aller Wege zu Gott Es geht in dieser Analyse nicht darum, den Monismus, Nihilismus, Dualismus, Deismus oder Pantheismus als absolut falsch zu bezeichnen. Wie gezeigt, enthalten diese Perspektiven viel Wahres, und es ist von der individuellen Mentalität abhängig, ob jemand auf diesen Stufen von den vorhandenen Wahrheiten profitiert oder sich von den unwahren Anteilen verführen läßt. Mit anderen Worten: Nicht jeder Monist, Deist, Logenbruder, Theosoph, Esoteriker usw. ist auf dem falschen Weg. Diese Weltbilder können durchaus legitime Erkenntnisstufen darstellen, wenn sie als Stufen zu höherer und vollständiger "Licht"-, sprich Gotteserkenntnis verwendet werden.

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Man könnte diese verschiedenen Weltbilder mit den Stufen einer Treppe vergleichen, die von Dunkelheit aufwärts ins Licht führt. Die jeweiligen Stufen können verwendet werden, um zu noch höheren Stufen zu steigen oder um tieferliegende Stufen zu erreichen. Ob jemand auf diesen Stufen auf- oder absteigt, hängt davon ab, ob jemand im Herzen gottzugewandt oder gottabgewandt ist, obwohl auch die Absteigenden meinen, sie seien auf dem richtigen, sogar dem einzig richtigen Weg. Wie in diesem Artikel aufgezeigt, kann dies bis zur Rechtfertigung der dunkelsten, satanischsten Skrupellosigkeit führen – im Glauben, dies sei die höchste Erleuchtung! Wenn jemand auf dieser bildlichen Treppe absteigt, nützt es also nichts, den eigenen Kurs mit blindem Glauben oder schönen Worten zu rechtfertigen. Erforderlich ist vielmehr ein konkreter Kurswechsel, die sprichwörtliche Umkehr auf der Treppe zurück ins Licht, zurück zu Gott. Aber wie das praktische Leben zeigt, ist nichts so schwierig wie diese persönliche Korrektur (Ehrlichkeit im Gegensatz zu Verblendung und Selbsttäuschung, "man macht sich etwas vor"). Deshalb manövriert sich die Menschheit sporadisch in Kriege und Katastrophen und vermag nicht, aus vergangenen Erfahrungen zu lernen. Die vedische Definition von Maya (Illusion) Im Abschnitt über die vermeintlich Erleuchteten wurde die atheistisch-monistische Auffassung von Illusion (maya) skizziert, die jedoch völlig ins Leere führt. Was bedeutet maya nun wirklich? Gemäß vedischer Erklärung sind die materielle und die spirituelle Energie beide gleichsam Schöpfungsenergien Gottes. Somit ist nicht nur die spirituelle Energie, sondern auch die Materie eine ewige göttliche Realität. Die materielle und die spirituelle Energie sind beide ewig, haben jedoch unterschiedliche Funktionen. Die materielle Energie ist ebenfalls ewig, hat aber die Aufgabe, ewiglich vergängliche Schöpfungen hervorzubringen. Obwohl die einzelnen materiellen Schöpfungen und Formen vergänglich sind, ist die Kette dieses Hervorgehens und Vergehens ewig. Die materielle Energie, die in ihrer ursprünglichen Form ebenfalls individuell ist (im Sanskrit z.B. Shakti und Durga genannt), erzeugt eine duale Welt der endlosen Vergangenheit und der unendlichen Zukunft, während die spirituelle Energie die Welt der ewigen Gegenwart ist. Wir als ewige Seelen gehören

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ebenfalls zur spirituellen Energie und sehnen uns deshalb im Innersten nach dieser ewigen Gegenwart, obwohl wir sie uns nicht vorzustellen vermögen. Wenn wir als ewige Seelen uns mit vergänglichen materiellen Formen, z.B. mit dem eigenen Körper, mit Besitz, Positionen usw., identifizieren, dann ist dies Illusion (maya, wörtlich "das, was nicht ist"), denn das sind wir eben gerade nicht: vergänglich. Maya existiert also nur im individuellen Bewußtsein und kann nur individuell überwunden werden, genauso wie in einem Massenlager jeder Mensch für sich selbst erwachen muß. Die materielle Vielfalt, die sog. Dualität, ist also keine irreale Existenz und Illusion, wie die atheistischen Monisten behaupten, sondern eine Schöpfung Gottes mit einem klaren Zweck: den Seelen die Möglichkeit zu geben, zu ihrer wahren Individualität zu erwachen. Nur wenn wir unsere ursprüngliche Identität vergessen und uns mit vergänglichen Formen identifizieren, entsteht Illusion. Denn Identität und Identifikation sind nicht dasselbe. Alles in unserer Welt und in unserem Leben hat also seine Bedeutung, aber nur im Licht des absoluten Ziels. In diesem Licht erkennt man auch die Absurdität der absoluten Aussage "Alles ist relativ". Der Unterschied von Ego und Individualität Erinnern wir uns an den Anfang unserer philosophischen Spurensuche, wo es hieß, daß Schatten, solange er Schatten bleibt, zwangsläufig vom Licht getrennt ist. Ebenso bleiben die Dunkelmächte in ihrem lichtlosen Dasein gefangen, solange sie nicht ihren Standpunkt (ihre Mentalität) ändern und ihre Ideologien korrigieren. Denn damit Schatten entsteht, muß irgend etwas das Licht verdecken. Was oder wer verdeckt das Licht, wenn wir uns, spirituell gesehen, im Schatten befinden? Nach der Entwicklung der bisherigen Logik ist die Antwort offensichtlich: wir selbst! Nur wir selbst halten uns in Dunkelheit, denn wenn wir uns vom Licht abwenden, werfen wir Schatten und werden aufgrund des Resonanzgesetzes anfällig für Beeinflussungen durch die Schatten- und Dunkelmächte.

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Das "Ego" ist unsere materielle Identifikation, und die Individualität ist unsere wahre Identität als ewiger Teil Gottes, als spirituelle Seele, die unsterblich und nicht materiell ist. Dies zu erkennen ist Ziel und Inhalt aller gottoffenbarten Wege. Wenn wir uns vom Licht abwenden, haben wir auf einmal einen Schatten und können ihn nicht abschütteln, und zwar so lange nicht, bis wir die einzige Lösung (die Loslösung vom Schatten) finden, nämlich die bewußte Kurskorrektur hin zur echten Gottzugewandtheit. Deshalb hieß es oben, die Rechtfertigung des Negativen sei die größte Form des Selbstbetruges. Vergötterung oder Überwindung des Egos? Viele populäre Bücher und Ideologien entpuppen sich also bei näherer Durchleuchtung nicht als göttliche Wahrheit, sondern als Trugschluß in Form von Halbwahrheiten, die oft in sehr bezaubernder Form erscheinen können, um dem Ego der scheinbar erleuchteten Menschen zu schmeicheln und sie in ihrer Lebensweise zu bestätigen. Viele von ihnen berufen sich bei dieser Egovergötterung sogar auf Gott und Jesus und zitieren die Evangelien, um durch entsprechende Interpretationen ihr eigenes Weltbild zu untermauern. Wenn dies geschieht, lohnt es sich, auch die folgenden, weniger populären Worte Jesu nicht zu vergessen: "Seid vorsichtig! Gott hat dem Satan erlaubt, euch auf die Probe zu stellen und die Spreu vom Weizen zu scheiden." (Lk 22,31) "Das Licht ist in die Welt gekommen, aber die Menschen hatten die Dunkelheit lieber als das Licht; denn ihre Taten waren schlecht. Jeder, der Böses tut, haßt das Licht und bleibt im Dunkeln, damit seine schlechten Taten nicht sichtbar werden. Aber wer der Wahrheit gehorcht, kommt zum Licht ..." (Joh 3.19-21) Armin Risi, geb. 1962 in der Schweiz, ist Dichter, Philosoph und Sachbuchautor; er arbeitete an der Übersetzung von über zwanzig Sanskritwerken mit (aus dem Englischen ins Deutsche) und ist Autor zweier Gedichtbände, einer Abhandlung über Hölderlins Leben und Werk und der Sachbuch-Trilogie "Der multidimensionale Kosmos": Gott und die Götter (Bd. 1), Unsichtbare Welten (Bd. 2), Machtwechsel auf der Erde (Bd. 3).

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Vorschläge für Kastentexte: Fast alle Menschen haben keine Zeit mehr für Philosophie. Philosophie ist jedoch kein Luxus, sondern das entscheidende Instrument, um ein klares Unterscheidungsvermögen zu haben. Auch im materialistischen und im esoterischen Atheismus wird ebenfalls von Gott gesprochen. Doch was verstehen sie unter "Gott"? Das Szenario, daß in grauer Vorzeit Außerirdische auf der Erde gelandet seien und den primitiven Urmenschen genetisch umprogrammierten, entspringt ebenfalls der materialistischen Kosmologie und Evolutionstheorie. Quiz-Frage: Von wem stammt die Aussage: " Hitler ging in den Himmel ein. Wenn ihr das begreift, begreift ihr Gott ..."? Nicht die Materie bringt Bewußtsein und Individualität hervor, sondern Es ist Bewußtsein bringt Materie hervor. ... Die spirituelle Realität prägt die materielle Relativität. Individuum und Atom sind Synonyme! Die Rechtfertigung des Negativen (statt Korrektur durch Demut, Erkenntnis und Umkehr) ist die höchste Form des Selbstbetruges.

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Aus Schaden allein wird der Mensch nicht klug Zahllose Zivilisationen sind auf der Oberfläche der Erde schon entstanden und wieder vergangen, und mit ihnen kamen und gingen verschiedenste Weltanschauungen, Ideologien und Herrschaftssysteme. Dieses Kommen und Gehen, vergleichbar mit dem Wechsel von Sommer und Winter, bildet das, was wir heute "Geschichte" nennen. Doch genauso wie in den letzten hundert Jahren die Naturwissenschaften ihr Weltbild grundlegend ändern mußten und vor weiteren Änderungen stehen, so wird auch das Fach "Geschichte" sein Weltbild ändern müssen, obwohl sich die Vertreter der historischen und archäologischen Doktrinen bis anhin dagegen gestemmt haben und immer noch stemmen. Verschiedenste Entdeckungen und unerklärliche Phänomene bereiten den modernen Menschen auf die Erkenntnis vor: Wir sind nicht allein im Universum. Wir sind nicht die Krone der Schöpfung. Früher gab es sowohl geistig als auch technologisch höher entwickelte Kulturen, genauso wie es sie auch auf anderen Planeten gibt. Dies mag für den einen oder anderen noch überraschend, ja sogar unglaubwürdig klingen, aber nur für jemanden, der nicht die Weisheitsschriften der vedischen (altindischen) Hochkultur kennt; denn diese Schriften beschreiben solche höheren Kulturen im Detail, sowohl jene der Erdgeschichte wie auch jene anderer Planeten. Und sie bezeugen als lebendige Beweise diese Aussagen, denn sie selbst sind ja das Vermächtnis einer solchen Hochkultur. Der Mensch befaßt sich mit Geschichte, um etwas daraus zu lernen. Aber die Geschichte zeigt, daß der Mensch nichts aus seiner Geschichte lernt! So viele Brutalitäten fanden statt, aber nach jedem Völkermord und nach jedem Krieg, insbesondere nach dem 2. Weltkrieg, wurde die Gesellschaft auf solch eine Weise neuorganisiert und weitergeführt, daß die Weltlage nicht besser, sondern bedenklicher wurde. So wird die Menschheit heute nicht mehr "bloß" durch Krieg bedroht, sondern auch durch die selbstverschuldete Umweltzerstörung, durch den weltweiten Raubbau der Industrieländer und durch die Verbreitung atheistischer "Moral". Leid, Zerstörung oder Frustration allein genügen also nicht, um den Menschen weiser zu machen. Diese schmerzlichen Erfahrungen müssen befruchtet werden mit höherem Wissen, und dann erst kann man aus der Geschichte die richtigen Lehren ziehen. Genau hierin unterscheidet sich die vedische Geschichtsschreibung von der modernen. Sie legt nicht Wert auf chronologische Detailauflistung was angesichts des zyklischen Verlaufes der Geschichte sowieso sinnlos wäre,

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sondern auf die Lehre, die uns die Geschichte vermitteln will. Deshalb konzentrieren sich die vedischen Schriften auf die wahrhaft wichtigen und lehrreichen Ereignisse der universalen Geschichte, nämlich das Erscheinen der Inkarnationen Gottes und der großen Gottgeweihten, deren Hauptmission es ist, das notwendige spirituelle Wissen zu überbringen, um es uns zu ermöglichen, aus der Konfrontation mit der Vergänglichkeit und Zerstörbarkeit materieller Existenz die richtigen Konsequenzen zu ziehen. Der aufmerksame, geschulte Leser der vedischen Geschichtswerke, die in erster Linie philosophische, heilige Schriften sind, kann in ihnen auch chronologische Informationen finden, die von der fernen Vergangenheit bis in die Zukunft reichen. Eine arme reiche Kultur Kultur gehört zu dem, was den Menschen vom Tier unterscheidet. Der Mensch hat verschiedene Bedürfnisse und Neigungen mit dem Tier gemein, nämlich Essen, Schlafen, Fortpflanzung und Verteidigung der Lebensgrundlagen. Diese Bedürfnisse sind dem Menschen wie auch dem Tier von der Natur vorgegeben, sind also "natürlich". Die Kultur der menschlichen Zivilisation sollte aber nicht nur bei der Sorge um diese natürlichen Bedürfnisse stehenbleiben, sondern sollte den Menschen darüber hinausführen. Kultur muß also nicht nur natürlich sein, sondern auch "übernatürlich" (transzendental), das heißt, sie sollte über die natürlichen Bedürfnisse des Lebens hinausgehen und auch die übernatürlichen Bedürfnisse des Menschen berücksichtigen. Die Aufgabe der menschlichen Kultur wäre es also, durch gemeinsame, organisierte Bemühung die Lebensnotwendigkeiten (Nahrung, Wohngelegenheit usw.) effektiv und mit möglichst geringem Aufwand jedem Mitglied der Gesellschaft zur Verfügung zu stellen, so daß genügend Zeit und Energie für die übernatürlichen, transzendentalen Bedürfnisse übrigbleiben, wie kulturelles Interesse, Studium der philosophischen und heiligen Schriften und damit verbundene Diskussionen, Gebet, Meditation, Teilnahme an Tempelzeremonien und spirituellen Festen, praktische Arbeit für diese Ziele, Pilgerreisen usw. Die gegenwärtige Gesellschaft bewegt sich mit ihrer Unkultur genau in die entgegengesetzte Richtung. Die heutigen Bürger werden immer mehr durch künstliche Verpflichtungen, Teuerung, Zinse, Steuern, Versicherungen usw. belastet und verstrickt, so daß heute nicht einmal mehr die Reichsten besitzen, was in den alten Hochkulturen sogar die Ärmsten besaßen: Zeit! Und eine innere Zufriedenheit und Ausgeglichenheit, ein natürliches Gottesbewußtsein - die wahren Reichtümer, die dem Menschen niemand nehmen kann. Solche Menschen sind frei von Angst und Neid und müssen nicht immer neue Varianten der äußeren Befriedigung suchen, um danach noch unzufriedener und suchender zu

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sein als vorher. Den Menschen ist irgendwie beigebracht worden, es sei möglich, durch äußere Vorkehrungen zufrieden und glücklich zu werden. In Kinofilmen, in Illustrierten, in Büchern, im Fernsehen und in der Werbung erscheinen glückliche Männer und Frauen, die sich ihre Träume erfüllen konnten, Männer und Frauen, die erreicht haben, was sie wollten. "Anderen gelang es, so soll es auch mir gelingen. Auch ich will zu jenen Männern und Frauen gehören, die erreichten, was sie sich wünschten." Weil dies jedoch trotz aller Zuversicht und Lebenslust nicht so leicht zu erreichen ist und man unweigerlich auch älter wird, gibt man sich der bürgerlichen Lebensweisheit hin: mit dem Wenigen zufrieden sein, nicht immer besser sein wollen als die anderen, nicht immer Weltverbesserer spielen wollen. So begnügt man sich mit dem Durchschnittlichen, denn man ist schließlich ein reifer Erwachsener, der mit beiden Beinen auf dem Boden steht und Lebenserfahrung hat und sich nicht mehr von jugendlichem Idealismus wegtragen läßt. Man konzentriert sich darauf, über das Glück und Leid der anderen Menschen zu erfahren. So kann man sich glücklich fühlen, denn es gibt Menschen, denen es schlechter geht einem selbst, und es gibt Menschen, die Erfolg haben und an deren Erfolg man sich ebenfalls freuen kann. Sport und Politik sind Lieblingsthemen des Durchschnittes. Wer kann heute auf das "tägliche Brot" - Fernsehen, Zeitung, Nachrichten - verzichten? Doch das Problem ist, daß auch das anonyme anspruchslose Durchschnittsleben nicht billig ist. Des Menschen Leben ist erfüllt von Geldverdienen und Sicherholen vom Geldverdienen. Als Ergebnis davon sind die Menschen von der harten Arbeit und der ablenkenden Berieselung derart ausgelaugt, daß sie weder Zeit noch Kraft, noch Interesse haben, über irgend etwas Höheres nachzudenken. Eine solche Gesellschaft ist offensichtlich unfähig, aus der eigenen Geschichte und den eigenen Fehlern zu lernen, ja sie verurteilt sich selbst dazu, dieselben Fehler in immer verheerenderem Ausmaße zu begehen. Sich mit vedischem Wissen zu befassen ist also nicht nur eine Freizeitmuße für Liebhaber, sondern eine Lebensnotwendigkeit, eine ÜBERlebensnotwendigkeit.

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Astrale und außerirdische Einflüsse

Das Wissen der heutigen Naturvölker -

Ein Beispiel aus Borneo

Eine Reportage von Armin Risi (Text) und Karuna Risi (Fotos)

Erschienen im Kopp-Dossier Nr. 4

Armin Risis Beiträge in den Kopp-Dossier-Ausgaben Nr. 1 und 3 haben ein Szenario dargestellt, das für viele Menschen heute unvorstellbar, ja unglaublich ist. Es muß aber festgestellt werden, daß die zitierten Zeugen und Quellen nicht nur der modernen UFO- und Alienforschung entstammen, sondern daß auch alte Traditionen ähnliche Berichte vorzulegen haben. In den bisherigen Artikeln wurden Beispiele aus indischen, indianischen, biblischen und sumerischen Überlieferungen angeführt, doch sie sind auf allen Kontinenten und in allen Kulturepochen zu finden. Bei einer Exkursion nach Borneo fand der Autor weitere nachdenklich stimmende Indizien. Wenn man einmal weggeht vom Alltag mit all den Computerarbeiten, Telephonaten, Briefen, Terminen usw., wird ersichtlich, wie weit diese äußeren Umstände unser Leben diktieren und wie viele Menschen bereits gänzlich davon in Anspruch genommen sind. Ohne diese äußeren Beschäftigungen findet man Distanz und Zeit zum Überdenken der eigenen Prioritäten im Leben. Diese Verinnerlichung bewirkt auch im Äußeren eine entsprechende Ausrichtung, und man begegnet plötzlich Menschen, denen man sonst nicht begegnet wäre oder mit denen man sonst nur kurz und oberflächlich einige Worte gewechselt hätte. So erging es auch mir und meiner Frau auf unserer Hochzeitsreise, und wir hatten den Eindruck, daß wir durch höhere Fügungen immer zu den richtigen Personen und Orten geführt wurden, was sich auch für meine Nachforschungen als sehr fruchtbar erwies. Mehrere Themen, die im Buch Machtwechsel auf der Erde erörtert werden, erfuhren während dieser Reise weitere Bestätigung und Illustration.

Ein exotisches Reiseziel Ein Ziel unserer Reise war es, Menschen zu treffen, die noch möglichst wenig mit der weltweit verbreiteten Medieninformation in Kontakt gekommen sind, kleine Volksstämme, die nichts von moderner Esoterik, Ufologie, Science-fiction und

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Geheimpolitik gehört haben. Was wissen solche Menschen über die heute herrschenden Mächte, über astrale und außerirdische Einflüsse? Diese Fragestellung faszinierte uns und bewog uns, während sechs Wochen fern von Touristenpfaden den Kontakt mit möglichst "unzivilisierten" Ureinwohnern zu suchen. Borneo ist die viertgrößte Insel der Welt und gehört heute zu einem Drittel zu Malaysia und zu zwei Dritteln zu Indonesien. Das malaiische Drittel im nördlichen und nordwestlichen Bereich der Insel wird dominiert vom 4100 Meter hohen Berg Kinabalu, dem höchsten Berg Südostasiens. Dieser befindet sich in der Crocker-Range-Bergkette, zu der mehrere zwei- bis zweieinhalbtausend Meter hohe Gipfel gehören. Wenn man bedenkt, daß diese Berge nur wenige Kilometer vom tropischen Meer entfernt sind (4 bis 6° nördlich des Äquators), bekommt man eine Vorstellung von der eindrucksvoll gegensätzlichen Naturszenerie. Vom Meeresstrand bis zum allesüberragenden Mount Kinabalu sind es nur fünfzig Kilometer, aber über viertausend Meter Höhenunterschied! Der breite Küstenstreifen von Borneo, der zu Malaysia gehört, untersteht der Regierung von Kuala Lumpur und wird als Ostmalaysia bezeichnet. Er besteht aus einem nördlichen Teil und einem südlichen Teil: Sabah und Sarawak. Sabah umfaßt die ganze Nordspitze Borneos, mit dem Mount Kinabalu als höchstem Punkt. Dieser Berg gilt den Ureinwohnern auch heute noch als heiliger Ort. Die Etymologie seines Namens ist unklar, aber die häufigste Meinung besagt, daß er von Akinabalu abgeleitet ist, was in einem einheimischen Dialekt "Ort der jenseitigen Seelen" bedeutet. Zuoberst auf dem Berg gibt es einen kleinen See, den "Opfersee", wo die Ureinwohner einst und sporadisch auch heute noch Tieropfer zur Befriedung der dort weilenden Seelen durchführen.

Monolithverehrung Einer der Gründe, warum wir gerade Sabah besuchen wollten, war der Hinweis, daß es dort ein Gebiet mit vielen künstlich errichteten Monolithen gibt, die zum Teil auch heute noch verehrt werden. Deshalb machten wir uns als erstes auf die Suche nach diesen Stätten und wurden bald fündig. In der Nähe von Kota Kinabalu, der Hauptstadt von Sabah, steht einer der größten dieser Monolithen und ist heute das Zentrum eines kleinen Kulturdorfes namens Monsopiad (beim Städtchen Penampang). Er dient nicht nur als Besucherattraktion, sondern bekommt auch heute noch, wie die Bewohner des Dorfes uns später anvertrauten, regelmäßige Verehrungen. Der Monsopiad-Monolith ragt rund zweieinhalb Meter aus dem Boden und steckt

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nach Schätzungen der Anwohner etwa eineinhalb Meter im Boden, was der Grund sei, daß dieser Stein seit dreihundert Jahren trotz des feuchten Bodens nicht eingesunken und umgekippt sei. Sein geschätztes Gewicht beläuft sich auf sechs bis zehn Tonnen. Wer von den Puma Punku-, Baalbek- oder Bhimpul-Monolithen "verwöhnt" ist, deren Gewicht sich auf 1000 t bis hin zu 1300 t (die Bhimpul-Monolithbrücke im indischen Himalaya-1-) beläuft, wird bei einem Stein von knapp 10 Tonnen nur müde lächeln. Dennoch stellt sich die Frage, wie dieser Stein nach Monsopiad gekommen ist, denn er ist ein Sandsteinbrocken, der von der Insel Gaya stammt, die der Küstenstadt Kota Kinabalu vorgelagert ist. Nach Angaben der Dorfbewohner ist der Stein vor dreihundert Jahren, nach dem Tod des Helden namens Monsopiad, über den See- und Flußweg herangeschafft worden, ein Fahrweg von rund dreißig Kilometern. Damals standen für diesen Transport nur Bambusflosse zur Verfügung, die bestenfalls ein paar erwachsene Menschen, aber keine zehn Tonnen zu tragen vermögen. Auch mit entsprechend langen Floßen oder Booten wäre dies nicht möglich gewesen, denn der Fluß ist nicht tief und hat viele enge Kurven. Die Bücher, die ich konsultierte, erwähnen den Transport nur nebenbei und geben sich wie selbstverständlich mit menschlicher Zugkraft und mit Floßen als Erklärung zufrieden. Daß der Stein tatsächlich von der Insel Gaya stammt, wird nicht bezweifelt, denn wie man sich leicht überzeugen kann, liegen dort an der steilen Inselküste auch heute noch ähnliche quaderförmige Sandsteinbrocken. Nachdem wir das Vertrauen dieser Menschen gewonnen hatten, verrieten sie uns ihre eigene Erklärung: Die Stämme hätten damals kompetente Schamaninnen (genannt Bobolijan) gehabt, denen es gelungen sei, in einem Trancezustand das Gewicht dieser Steine zu verringern. Dies geschehe dadurch, daß sie sich über Rituale und Mantrasprüche mit dem Geist des Steines in Verbindung setzten. Unabhängig voneinander geben Ureinwohner Asiens, Südamerikas, Afrikas, Alteuropas sowie des Nahen und Fernen Ostens ähnliche nichtmechanistische Erklärungen. Wir entdeckten auch noch andere, zum Teil sogar noch größere Monolithen, aber dies soll Thema eines anderen Artikels sein. Die Frage, die sich uns aufdrängte, lautete natürlich: Gibt es solche Bobolijan-Schamaninnen auch noch heute? – Ja, es gibt sie, und sie hätten immer noch einige magische Fähigkeiten, obwohl sie aufgrund der angeschlagenen Tradition nicht mehr zu Levitationen und ähnlichem fähig seien. Wo finden wir solche rar gewordenen alten Schamaninnen? Das war das nächste, was wir herausfinden mußten. Und das Glück brachte uns bald mit jemandem zusammen, der touristisch unberührte kleine Dörfer kannte, wo es noch solche

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Bobolijans geben solle. Diese leben jedoch nicht in der Stadt, sondern weit draußen im Gebiet, wo es einst nur Urwald gab. Die Spur, die wir verfolgten, führte uns zum Eingeborenenstamm der Rungus.

Erstaunliche Schöpfungsmythen Bevor wir die Stadt verließen, wollte ich in alten Büchern nachlesen, was andere bereits über diese ethnologischen Fragen herausgefunden haben. Dabei war schnell ersichtlich, daß sich noch nicht viele diese Fragen gestellt hatten, und wenn, dann meistens auf Malaiisch. Hier muß erwähnt werden, daß die Regierung von Malaysia islamisch ist und deshalb keinen Wert auf die Erforschung, ganz zu schweigen auf die Erhaltung der alten, nicht-islamischen Traditionen legt. Die moderne Geschichte scheint dort erst im Jahr 1966 zu beginnen, im Jahr der Angliederung Sabahs an Malaysia. Die Geschichte davor ist meistens nur eine kurze Beschreibung der Kolonisation. Was vor der Ankunft der Koloniemächte vorhanden war, wird mit einem einzigen Satz abgetan: primitive Stammeskulturen, die noch der Kopfjägerei frönten. (Daß die Truppen von Kolonisatoren mit ihren Missionaren eine x-fach größere Anzahl von Todesopfern forderten als diese sogenannt primitiven Menschen mit ihrer sporadischen Erbeutung von Köpfen in Duellen – statt Stammeskriegen! –, wird natürlich in keinem Schulbuch erwähnt.) Da ich auf englische Bücher angewiesen war, schrumpfte die Zahl der verfügbaren relevanten Bücher auf ein erträgliches Minimum. Interessant waren nur die Bücher der englischen Ethnologen und Linguisten aus der Kolonialzeit. Die Suche wurde jedoch belohnt, als ich in der Sabah State Library von Kota Kinabalu ein Buch in die Hände bekam, das ein Dr. I.H.N. Evans im Jahr 1953 bei der Cambridge University Press veröffentlicht hatte: The Religion of the Tempasuk Dusuns of North Borneo. Darin reportiert der Autor unter anderem verschiedene Berichte der Eingeborenen über rätselhafte Erscheinungen und Himmelsphänomene: "Das Phänomen genannt Bugang erscheint wie ein rotglühender Meteor und gilt als sehr unglücksverheißend, als Vorbote von Todesfällen, Kriegen und anderen Desastern. Man erzählte mir, daß während des Krieges mit den Japanern viele Bugang am Himmel gesehen worden seien." (p.22) Wie alle Urvölker sprechen auch die alten Borneo-Stämme von einer kosmischen Devolution, das heißt von einer Herabkunft des irdischen Lebens aus höheren Dimensionen ("Himmeln"). Borneo ist das Land der Orang Utans, und ich fragte bei jeder Gelegenheit die Einheimischen aller Himmelsrichtungen, wie sie den

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Zusammenhang von Mensch und Menschenaffe sehen. Sind diese tierischen Formen Vorstufen des Menschen? Die Antwort lautete überall gleich, dem Sinn nach: "Wir und unsere Vorfahren leben seit Menschengedenken mit diesen Tieren zusammen, und ich kann dir versichern – wir wissen: Affen und Menschen kommen vom selben Schöpfer." Dr. Evans schreibt in diesem Zusammenhang in seinem Buch: "Die Gottheiten werden manchmal als Tuminaruk bezeichnet. Dieser Begriff läßt sich ableiten vom Verb minaruk – schaffen, schöpfen. ... Wie es aussieht, werden an diese Gottheiten nicht oft Gebete gerichtet. Vielleicht wird geglaubt, diese seien zu sehr über menschliche Angelegenheiten erhaben. ... Alle Gottheiten und Wesen vom Himmel gebrauchen Drachen (saragundik) als 'Fahrzeuge', wenn sie auf die Erde herabsteigen oder sich wieder in die Lüfte erheben wollen (All deities and beings in the sky make use of kites (saragundik) as 'vehicles' when they wish to descend to the earth and ascend again to the skies; p. 16)." Dieselben Mythen erzählen, daß es in unserem Universum sieben höhere Welten gebe, die alle eigene, bewohnte "Himmel" seien. Der unterste dieser sieben Dimensionen heißt Awan oder Tawan. "Das ist der Himmel, den wir mit unseren Augen zu sehen vermögen", erklärt Dr. Evans. "Tawan (Awan in der Kadamaian-Sprache) ist das übliche Dusun-Wort für 'Himmel' im Sinn von Firmament, Himmelszelt." (p. 41) Mit anderen Worten, für diese Menschen ist es selbstverständlich, daß es nicht nur den sichtbaren Kosmos gibt, sondern auch eine Hierarchie von unsichtbaren Welten. In dieser Hierarchie befindet sich die für uns sichtbare Welt auf der untersten Stufe, da sie die am meisten verdichtete Welt darstellt. Wie die sichtbare Erde entstanden ist, erklärt ein Dusun-Mythos wie folgt: "Kinorohingan war weiblich und Yumun männlich. Sie befanden sich anfänglich oberhalb des Himmels. Sie sprachen: 'Unsere Welt erfüllt ihren Nutzen nicht, wenn es nicht auch Geschöpfe unterhalb gibt.' So nahm Yumun seinen Schild und einen runden Teller und legte den Teller umgekehrt auf den ebenfalls umgekehrten Schild. Dann ließ Kinorohingan beide herab. Der Schild wurde zur Erde und der darüber liegende Teller zum Himmelsgewölbe. Nachdem der Schild zur Erde geworden war, kamen Kinorohingan und Yumun herab auf die Erde [... und erschufen den Menschenkörper aus dem Erdelement]. ... Kinorohingan hatte sieben Kinder, alles Söhne. Der jüngste trieb Handel und besaß einen Gong ["fliegender Gong" statt "fliegende Untertasse"? – A.R.]. Er kam vom Himmel herab auf die Erde und begab sich in das Land unterhalb der Erde, um seinen Gong zu verkaufen." (Evans, p. 372, 385).

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Erwähnenswert ist auch, daß in diesem Mythos einer der sieben Söhne sich gegen die Eltern auflehnt und von seiner Götterstellung fällt, worauf er zum Inbegriff des Bösen und Kranken wird. Wie bereits im Dossier Nr. 3, S. 77, dargelegt wurde, sollten diese Mythen nicht dahingehend fehlinterpretiert werden, daß sie die präastronautische Evolutionstheorie unterstützen, nämlich daß ETs vom Himmel gekommen seien, um den primitiven Urmenschen über Genmanipulation zum homo sapiens zu mutieren. Dies ist ebenfalls eine zu diskutierende Hypothese, entspricht aber nicht den Mythen der Urvölker, obwohl diese Mythen immer wieder angeführt werden, um die besagte Evolutionstheorie zu stützen.

Urwaldromantik und Ernüchterung Herman ist 29 Jahre alt, stammt aus Deutschland, besuchte die Hotelfachschule in Lausanne (Schweiz) und leitete ein Hotel in Südafrika. Dann aber wurde er zum Aussteiger und lebt nun seit drei Jahren in Sabah. Durch eine gute Fügung lernten wir ihn kennen und entdeckten sogleich unsere gemeinsamen Interessen. Herman spricht fließend Malaiisch und ist von einem Häuptling des Rungu-Stammes symbolisch als Sohn angenommen worden. Er war sofort bereit, uns in "sein" Rungu-Dorf zu begleiten, in der nördlichsten Ecke Sabahs, auf der Kudat-Landzunge. In diesem Gebiet leben zwei Bobolijans, und ihnen wollte er uns gerne empfehlen. Er sagte jedoch sogleich, er könne nicht garantieren, ob wir sie sehen und sprechen könnten. Er warnte uns auch, dort gebe es kein fließendes Wasser, keine Toiletten, keinen Strom, also am Abend und in der Nacht kein Licht. Dies konnte uns jedoch in keiner Weise abschrecken, sondern erhöhte nur noch die Vorfreude auf die anspruchsvolle Urwaldromantik. Als alte Indienreisende wollten wir uns von nichts erschüttern lassen ... Es gab in dieser Gegend aber nicht nur keinen Strom, sondern auch keinen Urwald mehr. Dieser ist in den vergangenen drei Jahrzehnten bis auf den letzten Baum abgeholzt worden, und an seiner Stelle wurden Kokos- und Ölpalmen gepflanzt. Die Produkte dieser Pflanzen gehören heute zu den Hauptexportprodukten Ostmalaysias. Wo früher ein tropischer Regenwald stand, wuchert heute zwischen Palmen hohes Gras und Gestrüpp. Die großen Waldbrände der letzten Jahre waren eine direkte Folge dieser Forstwirtschaft, denn ein Urwald brennt nie. Wo die Einheimischen einst in einem Dschungel lebten, der sie mit allem versorgte, was sie brauchten, sehen sie sich nun inmitten eines Meeres von Palmenmonokulturen, unterbrochen von Dörfern, Straßen, Reisfeldern und

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Industrieanlagen, hauptsächlich Palmöl- und Holzindustrie. Wir verließen die Hauptstraße, die von Kota Kina-balu nach Kudat im Norden führt, und kamen auf eine geteerte, löchrige Nebenstraße. Dann bog Hermans Fahrer ab und kam auf eine steinige Nebennebenstraße. Nach etwa zehn Kilometern ging es über eine Nebennebennebenstraße hinein in den Palmenwald, über wacklige Pritschenbrücken und Bachfurten. Aber auch dieser Waldweg war noch nicht die Zielgerade, denn nochmals wurde abgebogen, um durch eine fußwegähnliche überwucherte, schmale Schneise die letzten Querwaldeinkilometer zu durchwanken. Plötzlich öffnete sich die enge Palmengasse, und wir kamen auf eine Lichtung mit ein paar Häusern auf Stelzen, sogenannten Langhäusern. Es war acht Uhr und bereits seit zwei Stunden dunkel. Das Motorengeräusch ließ in den Häusern die Öl- und Petrollampen angehen. Stimmen wurden laut, und Herman verschwand in der größten Hütte. Nach einer Viertel Stunde kam er wieder heraus und winkte uns hinein. Besucher kommen sonst nie in dieses Dorf, höchstens ab und zu die Missionare, also waren wir die Sensation des Abends. Als sich alle um uns versammelt hatten, erschien im Hintergrund des rauchverhangenen Dämmerlichtes eine alte, stille Frau in Schwarz und blickte kurz auf uns. "Das ist die Bobolijan", raunte Herman uns zu. Während der nächsten Tage bekamen wir sie nicht mehr zu Gesicht. Wir äußerten durch Herman unseren Wunsch, mit der Bobolijan zu sprechen. Niemand reagierte darauf, und wir lebten für eine Woche geduldig mit den Dorfbewohnern, die unkompliziert, zuvorkommend und wahrhaft herzlich waren. Obwohl im Dorf nur etwa sechzig Personen leben, steht am Dorfrand ein Holzhaus mit einem Kreuz auf dem Dach: die Missionskirche. In der Kirche hängt eine öffentliche Liste mit den Namen all jener Personen des Dorfes, die sich bereits der Kirche, meist R.C. ("Roman Catholic"), angeschlossen haben. Wir zählten 37 Namen. Der soziale Druck auf die anderen war stillschweigend, aber ablesbar. Die Form der christlichen Lehre, die von diesen Missionaren gepredigt wird, besagt, daß die Einheimischen bisher nur den Teufel verehrt hätten und daß nun die Kirche ihnen Erlösung bringen könne. Am meisten werden die Schamaninnen als Teufelsanbeterinnen angeschwärzt; da sie heute aber nicht mehr auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden können, legt man den Bekehrten nahe, den Umgang mit diesen "Hexen" zu vermeiden. So werden ihre eigenen Leute gegen sie aufgehetzt, weshalb sie sogar im Dorf sehr zurückgezogen leben.

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Die Einheimischen befinden sich in einem großen Zwiespalt, denn es bereitet ihnen Mühe zu glauben, daß alles, was ihre Eltern und Vorfahren getan haben, schlecht und falsch gewesen sein soll. Immerhin kamen die Probleme erst mit der Ankunft dieser Fremden, die ihnen mit Faustrecht den Urwald raubten. Andererseits haben sie durch den Lauf der Zeit und den Verlust des Waldes ihre alte Kultur unwiederbringlich verloren. Es gibt für sie kein Zurück mehr, und das Vorwärts in den modernen Materialismus vermag sie ebenfalls noch nicht ganz zu überzeugen. Doch mit der jungen Generation, die jetzt in die staatlichen Schulen geht, wird sich dieses Dilemma von selbst lösen. Diese Kinder kennen nur noch den "Fortschritt" und importieren bis ins abgelegenste Dorf ihre Taperecorder inkl. Technosound. Die Erwachsenen und auch die jungen Burschen, die noch im Dorf leben (viele wandern ab in die größeren Ortschaften), praktizieren einen passiven Widerstand. Sie bleiben im Wald und erhalten das Dorf am Leben, was sie mit geringstem Aufwand tun: zwei oder drei Stunden Arbeit am Morgen in den Reisfeldern, Fischerei und etwas Handarbeit für den Markt, den sie einmal wöchentlich besuchen. Der Rest des Tages wird hauptsächlich mit Dösen verbracht, und täglich ab etwa sechzehn Uhr werden die Benzinkanister hervorgeholt, in denen sie ihren selbstgebrauten Reisschnaps und Palmwein lagern. Alle trinken, und einige betrinken sich, jeden Tag andere. Dieser Schichtbetrieb im Betrinken stellt sicher, daß immer genügend nüchterne Männer vorhanden sind. Auffällig viele junge Männer des Dorfes haben Zahnlücken, meistens fehlt einer der Schaufelzähne. Ich fragte Herman, ob diese sportlichen Burschen so viele dramatische Schlägereien hätten. Nein, war die Antwort, diese Zahnlücken sind nicht Souvenirs von Heldentaten, sondern von Stockbesoffenheit bis zum Umfallen. Bei dieser Gelegenheit bleibe des öfteren mal ein Zahn auf der Strecke. Obwohl die Menschen in keiner Weise verbittert oder haßerfüllt waren – diese Gefühle schienen sie nicht zu kennen –, waren wir tief erschüttert angsichts dieser Entwicklung, und wir kamen nicht umhin, an die Indianer und das Feuerwasser zu denken. Dies waren bittere Wermutstropfen in der vermeintlichen Urwaldidylle.

Dunkle Geschichten Da die mittlere und die jüngere Generation derart fatalistisch lebt oder dann das alte Leben aufgibt, um sich in die Zivilisation einzuordnen, sind die betagten

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Schamaninnen und Dorfweisen eine aussterbende Seltenheit. So hat man gerade jetzt noch die Gelegenheit, die letzten Verbindungsglieder zur alten, bald endgültig untergegangenen Tradition zu treffen. Dies hofften auch wir. Doch während sieben Tagen geschah nichts. Wir wollten nicht insistieren und genossen einfach die Ruhe oder machten mit den Dschungeljungs abenteuerliche Ausfahrten flußaufwärts zum Meer oder querfeldein zu Badestellen am Bach und hin zu den Palmen mit den reifen Kokosnüssen. Wir hatten eine der Bobolijans nur einmal ganz kurz bei unserer Ankunft gesehen und danach die ganzen Tage nie mehr. Dann plötzlich, am Abend des achten Tages, kamen von allen Seiten Einheimische in unser Langhaus, knüpften ihre traditionellen Gongs an die Dachbalken, und plötzlich lebte eine zeitlose Stimmung auf. Verschiedene Gongspieler, die sich abwechselten, starteten ihr mystisches Klangspiel, sie kleideten Karuna und mich in ihre kunstvolle Stammestracht und weihten uns in ihren Tanz ein, ein ganz langsames, zeitlupenhaftes Drehen, was im schweren Rhythmus des Gongchores tranceähnlich auf das Bewußtsein wirkte. Wir beide tanzten zusammen mit der zweiten Bobolijan vor den versammelten Rungus. Einige schauten andächtig, andere waren belustigt, Kinder lachten. Wir fühlten etwas von der Welt der Rungus, so wie sie schon seit unvordenklicher Zeit besteht, und wir waren aufgenommen. Die erste und zweite Bobolijan erhoben sich ebenfalls und tanzten. Nach der Feier konnten wir ihnen auf einmal all unsere Fragen stellen, und der ganze Kreis lauschte gebannt. Vor allem die Jungen, so schien es, hatten noch gar nie daran gedacht, daß man diesen alten Frauen auch Fragen stellen kann und daß sie dann vieles zu erzählen haben. Eine junge Dorfbewohnerin übersetzte vom Rungu-Dialekt auf Malaiisch, und Herman übersetzte von Malaiisch auf Deutsch. Ich fragte nach der Herkunft der Menschen und der Orang Utans, nach ihrer Sicht der unsichtbaren Welten, wie sie deren Einflüsse auf unsere Welt sehe, wie sie die herrschenden Mächte der Welt empfinde und was ihre Prophezeiungen seien. Die alte Frau sprach lebhaft, aber mit abwesendem Blick, sprach auch, als die Übersetzung lief. Während sie sprach, blickte sie in eine andere Welt und schien immer wieder überlegen zu müssen, was nur sie sieht und was auch wir sehen. Das ganze versammelte Dorf war still und schaute konzentriert auf uns, ab und zu von irgend jemandem eine bestätigende oder kommentierende Zwischenbemerkung, ein Lachen oder eine Nachfrage.

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Sie erzählte ähnliche Schöpfungsmythen wie die oben angeführten, schüttelte den Kopf, als ich fragte, ob der Mensch vom Affen abstamme, und erwähnte bald die Welt der bösen und der guten Geister. Die bösen Geister seien überall, und der Mensch müsse lernen, mit ihnen zu leben, ihre Regeln nicht zu verletzen und ihre Wünsche zu erfüllen; ansonsten könne ein ganzes Dorf krank werden, oder Feuer komme ins Haus, oder die Tiere stürben; deshalb würden Tieropfer durchgeführt, in der Vergangenheit auch seltene, spezifische Menschenopfer, insbesondere vor dem Beginn eines großen Unterfangens oder eines Dorfbaus. (So wie ich’s verstand, lag hier folgende Logik zugrunde: Lieber stirbt ein Mensch freiwillig als ein ganzes Dorf unfreiwillig. – Diese Verehrung negativer Astralwesen ist typisch für das Weltbild des Animismus, stellt aber meiner Meinung nach nicht den besten Schutz gegen solche Einflüsse dar.) Sehr bald erwähnte sie in ihrer Sprache ein Wort, das mich aufhorchen ließ: Naga. Sie erwähnte die Schlangenwesen, die zum Teil sichtbar, zum Teil unsichtbar sind; einige seien gut oder neutral, andere bösartig und blutrünstig – deshalb die Blutopfer; es sei möglich, daß gewisse reptiloide Wesen Menschen werden können, aber Meschen nie reptiloide Wesen. Sie habe Menschen gekannt, die am Oberkörper, hauptsächlich am Brustkorb unter den Armen, eine schuppige Schlangenhaut gehabt hätten. Die schaurigste Geschichte, die erwähnt wurde, betraf die Menschenopfer. Obwohl sie selbst, die Urwaldbewohner, schon lang damit aufgehört hätten, gebe es gewisse zivilisierte Einheimische in der Regierung, die auch heute noch aus solchen Opfern für sich selbst Vorteile schlügen. Wenn z.B. eine große Fabrik, eine Straße oder eine Brücke gebaut werde, würden die Einheimischen ihre Kinder gut bewachen und begleiten, weil sie wissen, daß möglicherweise ein Opfer gebraucht werde. Ähnliches erzählte auch Herman: Als er schon mehrere Monate auf dem Land gelebt habe, hätten die Dorfbewohner plötzlich des Nachts die Türen verriegelt, obwohl sie dies während des Tages und während der vorigen Monate nie getan hatten. Der vertrauliche Grund, der ihm mitgeteilt wurde, war der obige. Auch später im Süden, in Sarawak, hörte ich von Dorfbewohnern genau dieselbe Geschichte. Insider aus dem Westen wissen, daß diese rituelle Schwarzmagie ein weltweites Phänomen ist, und zwar noch zu ganz anderen Zwecken.

Entlarvende Kunst Nicht nur die Schamaninnen sind medial begabt und haben Einblick in die

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astralen Welten, sondern auch einige der einheimischen Künstler, insbesondere die Holzschnitzer. Diese Kunst wird dort bis zum heutigen Tag sehr gepflegt, und man findet in den Antiquitäten- und Souvenierläden eine erstaunliche Vielzahl von beeindruckenden Schnitzarbeiten, hauptsächlich Figuren und Totemstelen. Neben den vielen Arbeiten für den Lebensunterhalt nehmen sich gewisse kultische Schnitzer eine einmalige Lebensarbeit vor. Dafür investieren sie viel Zeit und Energie, ziehen sich zurück, um zu fasten und sich in Trance zu versenken, und was sie dabei zu sehen bekommen, wollen sie in ihrem Werk bildlich ausdrücken. Sie wollen also irgend etwas Unsichtbares für andere sichtbar darstellen. Es fällt auf, daß oft verzerrte, nichtirdische Menschengesichter dargestellt werden, möglicherweise niedere Astralwesen. Oder es wird ein Mensch dargestellt, auf dessen Nacken ein Drache oder ein sonstiges Raubtierwesen hockt. Hellsichtige Menschen, die fähig sind, Astralwesen oder Elementale zu sehen, erkennen sogleich, was hier dargestellt wird. Der Künstler sah anscheinend, wie gewisse Menschen von dunklen Astralwesen besetzt, vielleicht sogar besessen sind. Als wir bei einem anderen Dorfstamm im Süden (Sarawak) dieselben Fragen stellten, führte uns jemand an einen ehemaligen Waldrand, der heute ein überwuchertes Straßenbord ist. Dort verwies er uns auf eine Gruppe von liegenden, ausgedienten Totem-Holzstelen, die vor sich hinfaulen; vielleicht könne ich hier weitere Antworten finden. Und ob! Vor allem eine der Stelen stach sogleich ins Auge: ein aufrecht stehender Mann mit einem überproportional großen Kopf, Riesenschnurrbart und typisch europäischer Nase; er trägt die symbolischen Insignien eines mächtigen Mannes. So wie man im Westen einen königähnlichen Machthaber mit einer Krone stilisiert darstellt, so tut man dies in der indonesischen Kunst mit großen Ohrringen. Der Mann ist also ein höchstrangiger Machthaber aus dem Westen (ein sog. "Illuminat"?). Auf seinem Kopf lauert ein kleines katzenähnliches (astrales?) Tier mit großen runden Augen. Der Mann hält vor sich mit beiden Händen eine kahle einheimische Frau (man beachte die typisch asiatische flache Nase). Die Frau ist schwanger, der Mann hält sie mit der einen Hand an der linken Brust, mit der anderen an ihrem Bauch – und bringt die Frau einem Drachen dar, der sie verschlingt! Der Drache hat rechts ein Auge auf Mundwinkelhöhe und über der Schauze eine aufgerichtete Nasenkappe und steht zwischen den Beinen des Mannes, der mit leicht

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angewinkelten Beinen auf dem Hinterteil des Drachen sitzt. Ein höchstrangiger Mann opfert einer Drachenmacht eine schwangere Frau. Die Bedeutung dieser rund zwei Meter langen Schnitzerei ist offensichtlich (und erinnert auch an die Ausführungen im Kopp Dossier Nr. 3, S. 90). Wenn ich die Erklärungen richtig verstanden habe, wurden solche Darstellungen angefertigt, um die entsprechenden Mächte günstig zu stimmen. Die Ureinwohner verehrten sie nicht, weil sie sie für gut hielten. Sie wußten und wissen, daß es sich hier um negative Mächte handelt, aber sie bringen ihnen dennoch Opfer dar, nicht etwa aus Hingabe, sondern aus einer Art Angst, denn sie wollen mit ihren Ritualen erreichen, daß diese Mächte ihnen möglichst wenig Schaden zufügen. Diese beschriebenen Stelen sind nicht antik, aber erzählen dennoch eine alte Geschichte. Heute sind sie außer Dienst und liegen im wilden Gestrüpp. Die meisten Einheimischen haben sich zum Islam oder zum Christentum bekehrt, und von beiden Religionen wird diese Form des "Götzendienstes" (nicht zu unrecht) abgelehnt. Man hofft vielleicht noch, daß irgendeinmal ein Kunsthändler vorbeikommen könnte, um diese Holzskulpturen für Geld zu erwerben.

Animismus und wahrer Schutz Was für die modernen Menschen (und auch für einige Leser des Buches Machtwechsel auf der Erde) unglaublich oder sogar absurd erscheint, ist hier bei diesen ehemaligen Naturvölkern noch Teil des traditionellen Wissens. Ihr animistischer Umgang mit diesem Wissen stellt jedoch erfahrungsgemäß nicht den besten Schutz dar. Denn vor negativen Kräften schützt man sich nicht, indem man vor ihnen Angst hat und sie durch Rituale günstig zu stimmen versucht. Wer erkennt, daß solche dunklen Mächte existieren, sollte nicht mit Angst, aber auch nicht mit Gleichgültigkeit, Ignoranz oder Verdrängung reagieren. Der einzige wahre und anhaltende Schutz vor Dunkelheit ist das natürliche Licht. Im obigen Fall bedeutet dies: der bewußte Kontakt mit der göttlichen Kraft und göttlichen Offenbarung. Denn Licht erscheint nie aus Dunkelheit, sondern nur durch sich selbst. In diesem Licht werden auch all die verwirrenden dunklen Zusammenhänge der heutigen Zeit besser durchschaubar.

Anhang: Geheime Höhlen im Subis-Gebirge? Erich von Däniken erwähnte in seinem ersten Buch Borneo ebenfalls und schrieb: "In den Subisbergen an der Westküste von Borneo wurde ein Netz

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kathedralenartig ausgebauter Höhlen gefunden; in den Höhlen deuten Kulturrückstände auf eine Bauzeit um 38 000 vor Christus. Unter diesen ungeheuerlichen Funden gibt es Gewebe von einer Reinheit und Zartheit, daß man sich bei bestem Willen nicht ausdenken kann, wie die Wilden so etwas fertig brachten!"-2- Genau derselbe Wortlaut findet sich in der vollständig überarbeiteten Neufassung, die als Sammelband sechsundzwanzig Jahre später erschien.-3- Natürlich reizte es uns, diese künstlich erbauten Höhlenkathedralen ausfindig zu machen. In den Karten, die mir vor der Reise zur Verfügung standen, fand ich jedoch kein Subisgebirge, was meine Neugier nur noch mehr weckte. In Borneo selbst zog ich detaillierte Karten und Reiseführer zu Rat, und es stellte sich heraus, daß es an der Westküste von Borneo tatsächlich ein Subisgebirge gibt, auf halbem Weg zwischen Kota Kinabalu und Kuching, der Hauptstadt von Sarawak. Und in diesem Gebiet befinden sich auch große Höhlen, nämlich eine der größten Touristenattraktionen Borneos: die Niah-Höhlen, einhundert Kilometer südlich der kleinen Flughafenstadt Miri. Zu dritt (mit Herman) reisten wir also ins Subisgebirge, das sich als kleiner karstiger Kalksteinhügelzug entpuppte. Wir besuchten die Niah-Höhlen, die sich aus Felsenhallen zusammensetzen, die stellenweise rund vierzig bis sechzig Meter hoch sind. Daneben gab es wieder Stollen, wo man sich bücken mußte. Doch es war unbestreitbar: Die Geologen haben recht, und jeder Laie kann es ebenfalls erkennen – diese Höhlen sind natürlichen Ursprungs! Wir wohnten fünf Tage in der kleinen Ortschaft Batu Niah, die sieben Kilometer vom Niah-Nationalpark entfernt liegt und von den meisten Touristen gar nicht besucht wird, weil es hier auch nichts Bemerkenswertes zu sehen gibt. Herman ging forschungsfreudig los und befragte in der Lokalsprache alle Arten von Einheimischen: Chinesen (Batu Niah wird größtenteils von Nachkommen chinesischer Einwanderer bewohnt), Shop-Inhaber, Taxi-Chauffeure, alte Leute. Wir besuchten in der weiteren Umgebung mehrere Dörfer der Iban-Ureinwohner. Überall bekamen wir dieselbe Antwort: In der ganzen Gegend gibt es keine anderen großen Höhlen. Die Höhlen sind für viele Einheimische die wichtigste Einkommensquelle, denn dort werden Vogelnester in schwindelerregender Höhe von den Decken geholt und dem Delikateßhandel für Preise verkauft, die pro Unze höher sind als bei Gold! Die Einheimischen, vor allem die Ibans, rühmen sich, die ganze Gegend und alle Höhlen zu kennen. Irgendwelche andere großen Höhlen könnten nicht geheimgehalten werden, da das gesamte Gebiet bewohnt und durchforscht ist; es gibt keine verbotenen Zonen oder militärische Sperrgebiete.

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Daß die zitierte präastronautische Sensationsmeldung auf einer Fehldarstellung der Niah-Höhlen beruht, geht aus der Altersangabe hervor, denn die Niah-Höhlen sind nicht vor 38 000 Jahren "erbaut" worden, aber man fand am Eingang der Höhle im Jahr 1958 einen Schädel, der genau auf dieses Alter geschätzt wurde.-4- Die "Kulturrückstände" und "ungeheuerlichen Funde" waren also nichts anderes als ein Schädel und in seiner Nähe einige Steinzeitreliquien. Weil das besagte Buch 1968 erschien, nur wenige Jahre nach dem Bekanntwerden der Entdeckungen in Niah, ist die Fehldeutung dieser damaligen Neuigkeit verständlich. Sie könnte aber auf die Darstellung der echten Rätsel der Vergangenheit pauschal den Bannstrahl des Zweifels ziehen, weshalb es angebracht wäre, dieses Detail schnellstens aus der Liste der präastronautischen Argumente zu streichen. 1) siehe: Armin Risi, "Neueste Entdeckung eines prähistorischen Schwertransports: Die Monolithbrücke von Bhimpul", in: Sagenhafte Zeiten 5/99; und "Der schwerste Stein, der je künstlich bewegt wurde", in: UFO-Nachrichten Nr. 342, Juli/August 1999 2) Erich von Däniken: Erinnerungen an die Zukunft – Ungelöste Rätsel der

Vergangenheit, 1968, S. 133. 3) Erich von Däniken: Botschaften und Zeichen aus dem Universum, 1994. S. 105 4) "Die Hügelkette Gunung Subis mit ihren Myriaden von Spalten und Höhlenöffnungen ist ein hervorragender Ort für Prähistoriker. Bei archäologischen Ausgrabungen, die dort in den fünfziger und sechziger Jahren durchgeführt wurden, stieß man auf viele Spuren von prähistorischer menschlicher Aktivität: Nahrungsüberreste, Stein- und Knochenwerkzeuge, Topfscherben und menschliche Überreste und insbesondere den berühmten Schädel (Deep Skull), der rund 40 000 Jahre alt ist." aus: BORNEO magazine – Special: Archaeology in Borneo, p.14 (7/1999) 5) aus dem Buch Traditional Stone and Wood Monuments of Sabah von Pater P.R. Phelan, Kota Kinabalu (Pusat Kajian Borneo) 1997, S. 74 6) aus dem Sabah Society Journal Nr. 4 (1970), "The Prehistory of Sabah", von T. und B. Harrisson.

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Illustrationen:

1) Kota Kinabalu, die Hauptstadt Ostmalaysias, an der Meeresküste. Im

Hintergrund der 4100 Meter hohe Berg Kinabalu. (Prospektfoto)

2) Sabah, das Land des Heiligen Berges. (Postkarte)

3/4) Der historische Monolith im Kulturdorf Monsopiad.

5) Der "Batu Bajau" (Stein des Helden namens Bajau) im Hinterland von Sabah,

Nähe Tambunan, mitten in einem Bambusdschungel. Früher wurde dieser Stein

verehrt und mit Blut von Hühnern oder Schweinen übergossen. Man erkennt die

Spuren des heruntergeflossenen, eingetrockneten Blutes, weil heute darauf

weiße Flechten wachsen.

6) "Batu Hidup", der höchste Monolith Sabahs (3,10 Meter), bei der Ortschaft

Kimanis, südlich von Kota Kinabalu.-5-

7) Wie sich die Prähistoriker den -Transport eines schweren Menhir vorstellen.

Man beachte das zusätzliche Gewicht der Holzkonstruktion! -6-

8) Die erste Bobolijan (rechts), die zweite (links) und einer der Dorfältesten in

der traditionellen Rungu-Tracht.

9) Armin und Karuna Risi, auf frischem Rungu-Tanz ertappt. (Foto: © Herman

Scholz)

10) Nach sieben Tagen Warten und Tanzeinweihung endlich im Kreis der zwei

Schamaninnen und ihrer Freundinnen. Bis um zwei Uhr in der Früh ging das

Gespräch. (Foto: © Herman Scholz)

11) Ein etwas gequält aussehender Mensch mit astralem Biest auf dem Kopf

(Holzstele aus einem Antiquitätengeschäft von Kuching, Sarawak).

12) Ein schlangenartiges Drachenwesen windet sich um einen Waldmenschen, der

in Paranoia schreit. (Holzfigur aus einem Antiquitätengeschäft von Kuching,

Sarawak).

13) Die Gruppe von liegenden Stelen.

14) Die Drachenstele (rechte Seitenansicht)

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15) Die Drachenstele (linke Seitenansicht)

16) Der Kopf der schwangeren Frau und des "Illuminaten" mit stierem Blick.

17) Die beiden Köpfe im Profil. Man beachte die unterschiedlichen Nasen.

18) Die Drachenstele (Gesamtansicht)

19) Die Drachenstele (Strichzeichnung zur besseren Sicht der Formen)

20) Das Subisberge im Nationalpark von Niah bestehen aus karstigem,

zerklüftetem Kalkstein.

21) Der große Westeingang der Niah-Höhlen. Rechts ist die Abzäunung der

archäologischen Stätten zu sehen, wo 1958 der 40 000 Jahre alte Schädel

gefunden wurde. (Postkarte)

22) Holzstege führen durch die normalerweise nicht beleuchteten Felshallen und

Höhlengänge. (Postkarte)

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Die Monolith-Brücke von Bhimpul Neuste Entdeckung eines prähistorischen Schwertransports

© 1999 Armin Risi

Dieser Artikel erschien unter dem Titel "Der schwerste Stein, der je künstlich

bewegt wurde" ungekürzt in der Zeitung UFO-Nachrichten (Nr. 342,

Juli/August 1999) und gekürzt in Sagenhafte Zeiten (Nr. 5/99)

Zu den größten Rätseln der alten Hochkulturen gehören die Transporte von

tonnenschweren Steinen, die scheinbar mühelos in Mauern und Pyramiden

eingefügt wurden. Nun wurde ein neues Beispiel hierfür entdeckt. Es handelt

sich dabei um den schwersten von allen heute noch auffindbaren Monolithen, die

im Altertum bewegt wurden, und zwar als Brücke über eine Schlucht. Die

bautechnischen Unmöglichkeiten sind hierbei noch viel frappanter als bei den

Mauer- und Pyramidekonstruktionen, so daß die konventionellen Geologen und

Ingenieure sprachlos sind (siehe nachfolgendes Interview).

Als die schwersten Steine, die in grauer Vorzeit künstlich verschoben wurden,

gelten die Andesit-Monolithen von Puma Punku in der Nähe von Tiahuanaco (beim

Titicaca-See) und der gigantische Kalksteinquader außerhalb von Baalbek im

Libanon.(1) Bei ersteren liegen die Höchstgewichte bei rund 1000 Tonnen, bei

letzterem wird das Gewicht auf knapp 1150 Tonnen berechnet.(2) Der jetzt

bekannt gewordene Monolith ist noch schwerer!

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a) Blick von der Bhimpul-Brücke nach Norden hin zur Quelle der Sarasvati in

etwa einhundert Metern Entfernung. (Foto: © Andy Wolf, 1999)

b) Blick von der Sarasvati-Quelle

hinunter zur Bhimpul-Brücke. Man

beachte die gerade Unterseite des

Steins. (Foto: © Andi Wolf, 1999)

Entdeckt im indischen

Himalaya

Im Gebiet der Nordgrenze Indiens, in

jener Ecke, die im Osten an Nepal und

im Norden an den Tibet grenzt,

befindet sich die alte Pilgerstadt

Badrinath. Etwa drei Kilometer

nördlich dieser Stadt kommt man zur

Ortschaft namens Mana, wo zwei

Flüsse zusammenfließen: aus

westlicher Richtung die Alakananda

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und aus östlicher Richtung die Sarasvati. Die Sarasvati geht in der Alakananda

auf, die nach Süden (durch Badrinath hindurch) weiterfließt und nach weiteren

Zuflüssen in den Ganges mündet.

Die Sarasvati strömt nur fünfhundert Meter nördlich von Mana mit voller Wucht

aus einem Berg hervor und stürzt in ihr schluchtartiges Flußbett. Etwa hundert

Meter von dieser Wasserfallquelle entfernt befindet sich die besagte Monolith-

Brücke namens Bhimpul. An dieser Stelle ist die Schlucht rund zwanzig Meter

tief und gut zehn Meter breit.

Wegen der Präsenz Chinas im Tibet ist das Gebiet nördlich von Badrinath bis zur

Grenze ein militärisches Sperrgebiet, das nur von ausgewiesenen indischen

Pilgern begangen werden kann. (Badrinath, Mana und Bhimpul liegen an einer

uralten Pilgerstrecke.) Im Jahr 1992, aus dem die ersten mir verfügbaren Fotos

stammen, war es westlichen Touristen praktisch unmöglich, dieses Gebiet zu

besuchen. Im Mai 1999, als mein Freund Andy Wolf bis zu dieser Brücke

vordringen konnte, stieß er auf weniger Widerstand, was aber hauptsächlich

darauf zurückzuführen ist, daß ihm als Krishna-Mönch die Vorrechte eines

"Sadhu" zukamen. Diese etwas gelockerte Sperre kann aber jederzeit wieder

strikter werden, je nach der politischen Lage.

c, d) Nahaufnahmen der Bhimpul-Brücke von der Südseite. Man beachte die

Menschen zum Größenvergleich und die parallelen, wellenförmigen Furchen, die

bei Granit sonst gänzlich unbekannt sind. Sind es Bearbeitungsfurchen? (Fotos:

© S. Muth, 1992)

Die Monolith-Brücke

Gemäß den Fotos und den verschiedenen Augenzeugen können die Ausmaße dieses

riesigen Steinquaders wie folgt geschätzt werden: 13 Meter lang, 8 Meter hoch

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und 4,5 Meter breit. Eine Berechung des Volumens ist nicht einfach, da der

Stein eine unregelmäßige Form hat. Er besteht aus Granit (spezifisches Gewicht

2,7). Mit den obigen Maßen ergäbe sich bei einer abstrahierten Quaderform ein

Volumen von 468 m3 und ein Gewicht von 1263 Tonnen. Das faktische Gewicht des Steins liegt also irgendwo zwischen 1150 und 1300 Tonnen. Wie hievt man einen rund 1200 Tonnen schweren Stein über eine zehn Meter breite Schlucht? Man stelle sich vor, welche Hebevorrichtungen hier erforderlich wären!

Die topographische Umgebung Ist dieser Stein möglicherweise aus natürlichen Ursachen an dieser Stelle zu liegen gekommen? Hierfür gäbe es nur zwei Möglichkeiten: Dieser Stein ist ein Findling und wurde von einem Gletscher dort abgelagert, oder er ist von einem Berg heruntergestürzt und zufällig über die Schlucht gefallen. Ersteres kann ausgeschlossen werden, da der Stein offensichtlich erst über der Schlucht zu liegen kam, als diese bereits existierte. Letzteres kann ebenfalls ausgeschlossen werden, weil es keinen Berg gibt, von wo der Stein in diese Lage hätte fallen können. Die Sarasvati bildet mit der oberen Alakananda ein Delta von etwa 60° und umschließt eine leicht hügelige Hochebene, die rund 3200 Meter über Meer liegt. Diese Ebene ist der Ausläufer der im Hintergrund aufsteigenden Bergkette, die sich etwa 600 m in die Höhe erhebt. Der Bhimpul-Stein kann nicht einfach von diesen Bergen heruntergestürzt sein, denn dafür hätte er mehrere hundert Meter hügelauf und -ab rollen müssen, um sich dann noch mit einer eleganten Eigendynamik quer über die Schlucht zu schleudern. Von der Westseite kann der Stein also nicht heruntergestürzt sein. Die Ostseite der Schlucht ragt als steile Felsstufe etwa zehn Meter über das Niveau der Westseite hinaus und geht in eine grasbewachsene Hügelebene über. Aus diesem Fels kann der Stein ebenfalls nicht gefallen sein, weil die Länge des Steines die Höhe der Felsstufe übersteigt. Sowieso wäre es unmöglich, daß sich ein Stein aus dieser Stufe quer über die Schlucht katapultierte. Hätte sich ein derartiger Quader losgelöst, wäre er zwangsläufig in die Schlucht hinuntergestürzt, und man sähe die Bruchstelle. Beim Betrachten der Lage des Steins wird sogleich offensichtlich, daß er mit Plan an dieser Stelle eingefügt wurde. Auf der Westseite liegt der Stein auf einem Felssims, der in knapp acht Metern Tiefe ansetzt. Während der Stein auf dieser Seite bündig an der Schluchtwand ansetzt, wurde er auf der Ostseite in eine eingebuchtete Vertiefung der Felsstufe hineingelegt, und zwar gerade dort,

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wo diese Vertiefung anfängt. Der Stein liegt mit zwei bis drei Metern Länge in dieser Vertiefung, die wie eine natürliche Galerie anmutet, da der Fels an dieser Stelle überhängend ist. Die Struktur dieser beiden Stellen der Schlucht macht klar, warum sich der Stein gerade dort befindet, denn es ist die einzige Stelle, wo ein solcher Stein eingefügt werden konnte. Der Stein stammt aus dem umliegenden Gebirge, muß jedoch über mehrere Hundert Meter, vielleicht sogar über einige Kilometer herantransportiert worden sein. Auch die Form des Steines zeigt, daß er nicht einfach herabgestürzt sein kann, sondern durch eine äußere Einwirkung herausgetrennt bzw. bearbeitet wurde. Die Unterseite verläuft unnatürlich gerade, die beiden Seiten weisen eine wellenförmige Oberflächenstruktur auf, die an Bearbeitungsfurchen erinnert. Die obere Seite hingegen ist ziemlich unregelmäßig. (In neuerer Zeit wurde für die Pilger und das Militär eine Straße über die Steinbrücke gezogen, indem eine Rampe aufgeschüttet wurde, die mit einer Steinmauer befestigt ist.) Es ist also unmöglich, daß der Stein durch eine Laune der Natur in diese Lage kam. Er muß mit künstlichen Mitteln über die Schlucht gelegt worden sein. Das Problem hierbei ist, daß diese Aufgabenstellung sogar für die heute verfügbare Technik unlösbar ist! Hier versagen jegliche Rampen- und Sklavenkraft-Theorien, mit denen von offizieller wissenschaftlicher Seite die anderen Monolithkonstruktionen behelfsmäßig "erklärt" werden.

Die lokalhistorische Erklärung Die Bhimpul-Brücke ist die letzte Widerlegung des gängigen Weltbildes. Beweist sie aber die präastronautische Hypothese? Haben hier außerirdische Besucher in einer längstvergangenen Zeit eine Brücke gebaut? Tatsächlich scheint auf den ersten Blick eine außerirdische Kraft die einzige Erklärung zu sein, da alle irdischen Erklärungsmodelle versagen. Hier muß man jedoch vorsichtig sein, nicht allzu schnell vorgefaßte Ideen zu projizieren. Wie erklären die Einheimischen dieses Weltwunder? Sie haben eine ganz andere Erklärung, die sowohl das moderne als auch das präastronautische Weltbild in Frage stellen. Die Menschen der früheren Jahrtausende seien nicht nur primitive Höhlenbewohner gewesen, sagen sie, denn früher hätten auf der Erde andere

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physikalische Gegebenheiten geherrscht. Die Materie sei noch nicht derart verdichtet gewesen wie heute in der Epoche der größten materiellen Verdichtung (genannt "Kali-yuga"). Erst seit fünftausend Jahren sei die Menschheit mehr und mehr in diese Verdichtung gefallen. Früher seien die Körper der Menschen weniger verdichtet und deshalb auch größer gewesen, und genau aus der letzten Phase dieses Vor-Kali-yugas stamme die Bhimpul-Brücke. Sie sei vom Bruder des berühmten Arjuna (des Helden der Bhagavad-gita) namens Bhima gebaut worden, der für seine ungewöhnlichen Kräfte bekannt war, und zwar, als er und seine vier Brüder sich von ihrem Königreich zurückzogen und in die Himalayas marschierten, um durch die Grenze des scheinbaren Todes eine physische Transformation zu erreichen. Bhima wird auf Hindi als "Bhim" ausgesprochen, und pul heißt nichts anderes als "Brücke". An diesem Ort befindet sich auch heute noch eine kleine Bhima-Gedenkstätte, die von Brahmana-Priestern betreut wird. Der Himalaya-Marsch der fünf Pandava-Brüder wird im Epos Mahabharata und in mehreren Purana-Schriften ausführlich erwähnt. Wir haben also die Wahl -- entweder haben Außerirdische mit UFO-Kraft diese Brücke gebaut, oder sie entstand durch eine heute unbekannte irdische Kraft der früheren Menschen. Ich plädiere für letzteres und beziehe hierbei auch noch andere uralte Monumente in aller Welt mit ein. Dadurch wird der ET-Faktor jedoch nicht negiert, sondern nur relativiert.

Der Teufelsstein an der Nordeinfahrt

des Gotthardtunnels.

(Foto: Armin Risi)

Kontrovers: eine Kritik an

der präastronautischen These So revolutionär die präastronautische These anmutet, ist sie in Wirklichkeit gar nicht. Sie akzeptiert die herrschende Lehrmeinung einer materialistischen Evolution und geht davon aus, daß die Menschen Abkömmlinge von Primaten sind und vor Zehntausenden von Jahren primitive Wesen waren. Der einzige Unterschied zur gängigen Lehrmeinung besteht darin, daß der Übergang vom

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primitiven Menschen zum Homo sapiens durch eine außerirdische Genmanipulation erklärt wird. "Die Außerirdischen schufen menschliche Intelligenz durch Veränderung des Erbmaterials der noch primitiven Erdbewohner."(3) "Meine Theorie: ... Die Außerirdischen veredelten die Hominiden nach ihrem Ebenbild‘. ..."(4) Diese Theorien und das überzeugte Bekenntnis zur materialistischen Evolutionstheorie stellen einen Kompromiß mit den herrschenden Lehrmeinungen dar, die behaupten, die Lebewesen seien auf der Erde durch eine zufällige Mutation von anorganischer zu organischer Materie entstanden. Leben und Bewußtsein werden also als Produkt von organischer Materie gesehen. Es wurde aber schon längst berechnet, daß nur schon das einmalige Entstehen einer lebensfähigen Zelle (was noch nicht lebendig bedeutet!) durch eine zufällige Atomkombination praktisch unmöglich ist. Daß diese Materiekombination nicht nur einmal (z.B. zufällig auf der Erde), sondern an vielen Stellen des Universums vorgekommen ist, ist nur schon gemäß Wahrscheinlichkeitsrechung absolut unmöglich! Das gleichzeitige Annehmen dieser Evolutionstheorie und der Glaube an fortgeschrittene extraterrestrische Kulturen ist widersprüchlich und entspricht auch nicht den Aussagen jener Überlieferungen, die zu den Hauptzeugen der Präastronautik gehören, wie z.B. die indischen und indianischen. Nur jene Stellen herauszugreifen, die das eigene Weltbild zu bestätigen scheinen, und alle anderen Stellen zu ignorieren ist ein unwissenschaftliches, selektives Vorgehen. Die zitierten Schriften und Überlieferungen geben ein ganz anderes Bild von der Her- und Zukunft der Menschheit, nämlich eine multidimensionale Devolution. (5) Das Weltbild der Devolution schließt außerirdische Präsenzen in der Vergangenheit (und Gegenwart!) nicht aus, aber setzt sie in einen größeren Zusammenhang. Insbesondere geht daraus hervor, daß die angeblichen Schöpfer des Menschen in der Vergangenheit keine Schöpfer waren, sondern Manipulatoren. Sie sind auch heute noch aktiv, und wir sollten uns von deren Propaganda nicht täuschen lassen, ganz zu schweigen davon, daß wir selbst zu Sprachrohren dieser Mächte werden. (Hier setzt mein neustes Buch, Machtwechsel auf der Erde, an.) Wir müssen also gefaßt sein, daß die Vergangenheit ganz anders war, als die offizielle Wissenschaft meint, aber auch anders, als die Präastronautik meint.

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(1) Horst und Anke Dunkel: "Die Tempel von Baalbek", in: Ancient Skies 2/1996 (2) Dieter Nietsche: "Zur Bestimmung von Gewichten antiker Großbausteine", in: Ancient Skies 4/1996 (3) Erich von Däniken: Reise nach Kiribati, S. 8 (4) —: Beweise, S. 7 (5) Das Erklärungsmodell der multidimensionalen Devolution wurde ausführlich in den Büchern Gott und die Götter und Unsichtbare Welten (von A. Risi) dargelegt. Im folgenden finden Sie zwei Briefe, die ich im Rahmen der Diskussion um die

Kürzung des Artikels an Herrn Dr. Johannes Fiebag, den Chefredakteur des

Magazins Sagenhafte Zeiten (herausgegeben von der Forschungsgesellschaft

für Archäologie, Astronautik und SETI, dem "Erich von Däniken-Verein"),

gesandt habe:

5. Juli 1999 Sehr geehrter Herr Fiebag ... Ich legte auch eine Lageskizze bei, die zeigt, daß dieser Stein unmöglich durch einen Gletscher oder einen Bergsturz in diese Lage kommen konnte, ganz zu schweigen von seiner rohen, aber doch offensichtlichen Bearbeitung. Am Schluß des Artikels habe ich eine mögliche Erklärung der Entstehung dieser Brücke eingefügt, in Anlehnung an die einstige Rubrik "Kontrovers". Denn obwohl dieser gut 1200 Tonnen schwere Stein nur mit modernsten Mitteln über die Schlucht gehievt werden könnte, ist er dennoch vor mehreren Jahrtausenden in diese Lage gebracht worden. Gemäß Zweck, Logik und lokalhistorischer Erklärung wurde diese scheinbar unmögliche Leistung aber nicht von außerirdischen Besuchern errichtet. Meine kontroverse Kritik an der präastronautischen These soll die Wahrscheinlichkeit solcher Besuche in der Vergangenheit (und Gegenwart!) nicht in Frage stellen, aber differenzieren. Worum es bei dieser nach meiner Ansicht sehr wichtigen Differenzierung geht, geht aus dem besagten Abschnitt hervor. ...

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26. Juli 1999 Sehr geehrter Herr Fiebag Natürlich kann der Artikel umgeschrieben werden. Dabei möchte ich jedoch zu bedenken geben, daß die Einwände gegen den künstlichen Ursprung dieser Brücke objektiv nicht gerechtfertigt sind. Der Monolith kann sich nicht von der hohen Felswand gelöst haben, weil er auf dieser Seite ja in einer Vertiefung liegt, wo der Fels überhängend ist. Würde er von der Felswand stammen, müßte sich direkt an der besagten Stelle eine entsprechende Lücke befinden. Hinzu kommt, daß der Monolith aus dem identischen Gestein der Felswand bestehen müßte, was beides nicht der Fall ist. Auch ist der Stein länger als die Felswand hoch ist. Die Positionszeichnung zeigt, daß der Stein nur von der anderen, d.h. von der flachen Seite her eingefügt worden sein kann. Zuerst wurde er auf den kleinen Felsvorsprung gelegt und dann in die gegenüberliegende Vertiefung gelegt. Hierfür gibt es keine natürliche Erklärung. Was die Erdbeben betrifft, die dort durchaus vorkommen, so ist das Bemerkenswerte, daß der Stein nicht wegen, sondern im Gegenteil trotz der vielen Erdbeben unverrückt an seiner Stelle liegt. Diese Stelle ist, wie im Artikel erwähnt, die einzige in dieser Schlucht, wo auf beiden Seiten eine Möglichkeit des Anbringens für einen solchen Stein besteht, weshalb es natürlich kein Zufall ist, daß er gerade dort eingefügt wurde. Und hier sprechen wir von einem mindestens 1300 Tonnen schweren Stein ...! Die glatte Unterseite auf die vorgegebene Schichtung zurückzuführen wäre naheliegend, wenn es sich beim Monolithen um ein Sedimentgestein handeln würde, was beim vorliegenden Granit-Monolithen jedoch nicht der Fall ist. Man darf auch davon ausgehen, daß die ansässigen Menschen, darunter auch die erwähnten Brahmanen-Priester, nicht so blind sind, daß sie über Jahrhunderte oder, genauer gesagt, über Jahrtausende hinweg nie auf die Idee gekommen wären, daß dieser Stein direkt vor Ort hingestürzt ist, da sie ja diejenigen sind, die die örtlichen Erdbeben mit eigenen Augen miterleben. Die Priester, von denen viele sehr gelehrt und nüchtern sind, wie auch die vielen Pilger würden eine naheliegende geologische Erklärung ebenfalls schon längst erkannt haben. Aber die gegebene Situation ist offensichtlich: Der Stein kann nicht auf natürliche Weise dorthin gefallen sein. Die einzige andere Möglichkeit wäre, daß

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der Stein als Findling von einem Gletscher abgelagert worden wäre. Daß auch dies unmöglich ist, habe ich im Artikel ebenfalls dargelegt. Eine gewisse esoterische Alternativ-Erklärung läßt sich kaum vermeiden, denn wir kommen nicht umhin zu erwähnen, daß die Brücke "Bhima-Brücke" heißt und warum sie so heißt. Unser A.A.S.-Anliegen kann nicht sein, dogmatisch zu behaupten, daß alle Rätsel der Vergangenheit mit Außerirdischen erklärt werden müssen. Vielmehr habe ich es immer so verstanden, daß unser Anliegen darin besteht, die Wahrheit über die Vergangenheit herauszufinden, und zu dieser Vergangenheit gehören unter anderem auch die besagten "Eingriffe durch Außerirdische", an deren Erforschung ich mich ebenfalls aktiv beteilige. Die Bhimpul-Brücke wird von der lokalen Tradition nicht auf Außerirdische zurückgeführt, sondern auf die "paranormalen" Kräfte der früheren Menschen, die vom modernen wissenschaftlich-materialistischen Weltbild weitgehend verkannt oder sogar bestritten werden. Hier setzte mein kontroverser Kritikpunkt an: Die Präastronautik sollte aufpassen, daß sie nicht einfach a priori das Weltbild dieser materialistischen Wissenschaft als Faktum übernimmt, insbesondere die Hypothese der (neo)darwinistischen Evolution, die besagt, daß das Leben auf der Erde und im gesamten Kosmos dadurch entstanden sei, daß sich anorganische zu organischer Materie entwickelte, wobei dann auch noch "organische Materie" stillschweigend mit "Lebewesen" gleichsetzt wird. Diese Übernahme geschieht jedoch in der Präastronautik immer wieder, wobei sogar selektiv vorgegangen wird, indem nicht gesagt wird, daß das verfochtene Weltbild von den zitierten Quellen (indische, indianische usw.) gar nicht unterstützt wird. Ich bin vielleicht das erste oder zumindest das erste lautstarke Mitglied der A.A.S., das auf diese Diskrepanz hinweist und konsequent das gesamte Weltbild der zitierten alten Quellen erforscht und aufgearbeitet hat. Dies führt zu ganz neuen Erkenntnissen, die auch vielen Befunde der heutigen Naturwissenschaft gerecht werden können. Deshalb wage ich jene Frage zu stellen, die in A.A.S.-Kreisen vielleicht als ketzerisch aufgefaßt werden könnte: Ist der Homo sapiens tatsächlich nur ein von ETs genmanipulierter Australopithecus bzw. Neandertaler? Diese horizonterweiternde Fragestellung sollte nicht unterdrückt werden.

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Man könnte es mit der Atomphysik vergleichen: Es geht nicht nur darum herauszufinden, ob man das Atom spalten kann oder nicht, sondern auch darum, was die Folgen dieser Spaltung sind. Ebenso sollte die Präastronautik beide Fragenkomplexe berücksichtigen: Gab es überhaupt ET-Eingriffe in der Vergangenheit? Und weil wir davon ausgehen, daß dem so ist, müßte zumindest auch hypothetisch untersucht werden: Was waren das für ETs? Sind sie heute noch präsent? Was wären die verschiedenen möglichen Folgen für die heute herrschenden Weltbilder? Eine durchaus plausible Möglichkeit wäre, wie ich im Artikel schrieb: Diese ETs waren nicht Schöpfer, sondern Manipulatoren. -- Dann müßten wir aufpassen, nicht selbst zu arglosen Wegbereitern für diese heimlichen Mächte zu werden. Mit anderen Worten, es geht nicht nur darum zu beweisen, daß es eine Pandora-Büchse gibt und daß man sie öffnen kann, sondern auch zu erforschen, was geschieht, wenn man sie öffnet. ÷ Vielleicht könnte dieser kontroverse Punkt unabhängig vom Artikel als Leserbrief aufgegriffen werden. Denn ich denke, daß dieser Punkt sehr wichtig ist und durchaus seine Berechtigung hat. Diese Diskussion wird in anderen Kreisen bereits längst betrieben, indem die hypothetische Natur dieser besagten ETs anhand der verfügbaren Spuren und Indizien näher untersucht wird. Ich bin gespannt, wie diese Diskussion, die bestimmt sehr fruchtbar sein könnte, die breitere A.A.S.-Ebene erreichen kann. ... Mit herzlichen Grüßen Armin Risi

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Rückbesinnung an der Schwelle zum 3. Jahrtausend:

Das Wirken des göttlichen Heilstroms

Heilung für Mensch und Erde – das Beispiel von Bruno Gröning (1906–1959)

Ein Artikel von Armin Risi

Die Menschheit erbt zu Beginn des dritten Jahrtausends eine Welt mit

zerstörten Gleichgewichten, in der zunehmend Katastrophen,

Zusammenbrüche, Krisen und Aggressionen zu erwarten sind. Nicht zuletzt

sehen sich die Menschen – aufgrund ihrer unnatürlichen Lebensweise – auch

zahllosen alten und neuen Krankheiten gegenüber. Die Auseinandersetzung

mit diesen Bedrohungen ist bedrückend. Im folgenden Artikel soll jedoch

eine Lösungsmöglichkeit aus der Perspektive des Lichts, der Hoffnung und

der Eigenverantwortung beleuchtet werden, und zwar am Beispiel des

phänomenalen deutschen Geistheilers Bruno Gröning, dessen Todestag sich

1999 zum vierzigsten Mal jährte.

Deutschland 1949

Genau vor fünfzig Jahren trat in Deutschland plötzlich ein Mann auf, der durch seine Wunderheilungen über Nacht in die Schlagzeilen der Presse und in das Kreuzfeuer der Behörden geriet. Es war die triste Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Deutschland, offiziell der Kriegsverursacher, mußte hohe Entschädigungen zahlen und war in einen Ost- und Westteil zerrissen worden. Kaum jemand auf der Welt hatte mit dem ehemaligen Nazi-Reich Mitleid. Das deutsche Volk, zerbombt und dezimiert, darbte, und Hunderttausende von Kriegsgeschädigten fristeten ein armseliges Dasein. Da erfuhren die Ärmsten, die Hoffnungslosen und Mittellosen, plötzlich, daß es Hoffnung gebe. Ein gewisser Bruno Gröning sei als Wunderheiler öffentlich tätig geworden und sei für alle da, ohne Geld oder Formalitäten zu verlangen. Zu Tausenden und Zehntausenden strömten sie zu ihm, unter ihnen auch wohlhabende Hilfesuchende, und wurden selbst Zeugen von dem, was die Zeitungen und die mündliche Kunde verbreitete. Die meisten, aber nicht alle, erfuhren am eigenen Leib wundersame Heilungen.

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Wer war dieser Mann, der scheinbar aus dem Nichts auftauchte und größte Kontroversen auslöste?

Biographisches

Bruno Grönig war das vierte von sieben Kindern einer einfachen Arbeiterfamilie, die in der Nähe von Danzig, der ehemaligen Hauptstadt Westpreußens, lebte. Bereits als Kind fiel er durch seine Heilfähigkeiten auf, und während des Ersten Weltkrieges besuchte er oft die Lazarette. Nach fünf Jahren Volksschule begann er eine kaufmännische Lehre, doch sein Vater, ein Maurer, wollte, daß Bruno ebenfalls einen Handwerkerberuf erlernte. So machte er eine Lehre als Zimmermann, aber die wirtschaftlichen Wirren nach dem Ersten Weltkrieg zwangen ihn zu vielerlei Gelegenheitsarbeiten. 1927 heiratete er, und 1943 wurde er in die deutsche Wehrmacht eingezogen. Weil er sich weigerte, Waffen zu tragen und auf Menschen zu schießen, wurde ihm mit dem Kriegsgericht gedroht, und man sandte ihn an die russische Front. Dort erlebte er die Schrecken des Krieges und half unzähligen Kameraden. Im März 1945 geriet er in russische Kriegsgefangenschaft und kam im Dezember 1945 als Heimatvertriebener nach Westdeutschland. In den darauffolgenden Jahren stand er trotz des privaten Überlebenskampfes immer für Hilfesuchende unentgeltlich zur Verfügung. Sein unauffälliges Helfen setzte sich in kleinen Kreisen fort, bis er anfangs 1949 im westfälischen Städtchen Herford den neunjährigen Sohn eines Ingenieurs von einer lähmenden Krankheit (Muskelschwund) heilte, der alle Ärzte machtlos gegenübergestanden waren.

Wundersame Heilkraft Der Vater dieses Knaben, Ingenieur Hülsmann, berichtete am 18. März 1949 schriftlich: "Mein Sohn Dieter ist neuneinhalb Jahre alt und leidet an einer progressiven Muskeldystrophie. [...] Hilfe bzw. Behandlung auf Heilung wurde mir weder von dort [von der Kinderklinik] noch von weiteren zehn befragten Professoren und Ärzten in Aussicht gestellt. Der Verfall des Kindes nahm beängstigende Formen an. Dieter ist seit zehn Wochen fest bettlägerig. Er kann weder stehen noch gehen. Selbst beim Versuch zu stehen knickt er im Kreuz wie ein Taschenmesser zusammen, da er gar keinen Halt mehr verspürt. Die Beine und Füße sind immer eiskalt und vollkommen gefühllos, da keine Durchblutung, trotz zweimaliger Massage pro Woche, stattfindet./ Am Nachmittag des 15. März 1949 führte nun eine uns befreundete Dame Herrn Gröning bei uns ein, da

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ihr der Krankheitsfall unseres Sohnes Dieter hinreichend bekannt war. Stärkstens beeindruckt durch den Fall ihrer Schwester, die fünf Jahre hindurch gelähmt, nur im Rollstuhl bzw. im Bett liegend ihr Dasein fristete und durch Herrn Gröning geheilt wurde, war sie überzeugt, daß auch meinem Sohn geholfen werden könne. [...] Nach der Einwirkung durch Herrn Gröning setzte sofort die Durchblutung der Beine von den Oberschenkeln an beginnend ein. Mein Sohn zeigte genau den ruckweise vordringenden Blutstrom an, der sich nun wieder durch die verengten Adern bahnte. Danach hatte mein Sohn vollkommen warme Beine und Füße." Und bald darauf rannte Dieter geheilt durch das Haus und über die Treppen. Vater Hülsmann war derart dankbar, daß er Herrn Grönings Heilkraft möglichst vielen Menschen zukommen lassen wollte. Er stellte ihm sein Haus zur Verfügung, und so kam es zu den aufsehenerregenden Herforder Heilungen.

Einzel-, Massen- und Fernheilungen

Bruno Gröning entsprach nicht dem Klischee eines Heiligen oder eines vergeistigten Geistheilers. Er war von gedrungener Gestalt, knapp 1,70 m groß, stammte aus der Welt der Arbeiter und sprach deren Sprache, war also für alle leicht verständlich. Während seines öffentlichen Wirkens entfaltete er seine Heilkraft in Einzel- und Massenheilungen. Oft kam es vor, daß er für mehrere Tage nicht schlief und kaum aß. Ein Strom von kranken und invaliden Einzelpersonen wurde zu ihm vorgelassen, die alle (mit wenigen Ausnahmen) wundersame Heilungen erfuhren und nicht nur körperlich, sondern auch moralisch und religiös gestärkt wurden. Bruno Gröning wollte nie Krankheitsbeschreibungen hören, er erkannte sofort von bloßem Auge auch innerliche Gebrechen und löste die Heilung allein durch wenige Worte und unscheinbare Gesten aus, ohne die Patienten zu untersuchen, meistens sogar ohne sie zu berühren. Dieses kurze Einwirken genügte, daß Blinde sehend wurden, Gelähmte aufstanden und Kranke auf der Stelle eine gänzliche oder zumindest deutliche Besserung erfuhren. Er betonte immer, daß Heilung Zeit braucht und daß in der ersten Zeit einige schmerzvolle Heilschübe (sog. "Regelungsschmerzen") auftreten können, bis der Körper sich durch die Kraft des Heilstromes bleibend regeneriert hat. Gröning arbeitete immer im Beisein von Zeugen, auch wenn dies skeptische Ärzte waren. Er wurde durch solche Zuschauer in keiner Weise irritiert, eher hatte er Mitleid mit diesen "Ungläubigen". Er hatte nichts zu verbergen. Alle Sitzungen

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und Heilungen sind also bezeugt, und viele von ihnen sind schriftlich belegt, insbesondere durch die Dankesschreiben der Geheilten. Gröning wirkte unvoreingenommen und unbestechlich. Wenn sich Reiche ihre Heilung erkaufen wollten, schickte er sie zusammen mit ihrem Geld fort von sich. Wenn gewisse Individuen Heilung forderten oder an ihrer Krankheit festhielten und nicht an eine Heilung glaubten oder im Herzen an der Allmacht Gottes zweifelten, sagte er offen, daß er ihnen nicht helfen könne. Dasselbe sagte er auch, wenn bei jemandem tatsächlich "die Lebensuhr abgelaufen" war. Er brüstete sich nicht mit seinen Kräften, sondern stellte klar: "Daß ich allen Menschen helfen muß, ist nicht der Fall. Ich weiß, daß 10 von 100 nicht ansprechen. Wer den Herrgott verspottet und nicht den Glauben hat, dem ist nicht zu helfen." Aber: "Alle Menschen, gleich welcher Nation, Rasse oder Religion, sind es wert, daß ihnen geholfen wird. [...] Wir sind alle Kinder Gottes und haben nur einen Vater, und das ist Gott. Er allein kann uns helfen aus der Not und aus dem Elend ..." Weit über zehntausend Hilfesuchende kamen nach Herford, und 80 000 Bittbriefe überschwemmten in diesen Monaten die Herforder Post. Wenn Bruno Gröning nur schon vor der Menschenmenge auf dem Balkon stand und minutenlang in tiefer Andacht schwieg oder während er sprach, kam es zu vielen Spontanheilungen. Bei den Briefen und bei Bitten für solche, die nicht kommen konnten, wirkte er über Fernheilung. In gewissen Fällen stellte er auch seine Hellsichtigkeit unter Beweis, indem er die Krankheit der betreffenden Personen, die irgendwo anders weilten und von denen er nicht einmal den Namen kannte, aufs genauste beschrieb und gegebenenfalls heilte.

Gesundheit: ein Geschenk des Himmels

Obwohl sich Tausende von Menschen gleichzeitig auf den Platz vor dem Hülsmannschen Haus drängten, kam es zu keinen Tumulten. Die Zeitzeugen berichten von erschütternden Szenen, da selten so viele kranke und invalide Menschen an einem Ort zusammenkamen. Trotz der intensiven Spannung herrschten Ruhe und Zuversicht unter den Menschen und eine spontane, andächtige Hilfsbereitschaft – und das, obwohl die Wartezeiten oftmals viele Stunden oder sogar Tage dauerten, denn Bruno Gröning investierte viel Zeit in Einzelbehandlungen und weilte auch an anderen Orten (und, wie sogleich beschrieben werden wird, bekam schon sehr bald Heilverbote, was der Hauptgrund für die langen Wartezeiten war).

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Überall, wo Bruno Gröning hinkam, erlebte die überwältigende Mehrheit der Kranken und Invaliden unerklärliche Heilungen, und sie sowie alle Umstehenden fühlten Wellen des Glücks, der Dankbarkeit und der neuen Lebensfreude. "Für uns, die wir bei ihm waren, und die vielen, die es mit ansehen konnten, war es [Grönings Wirken in der Menge] ein Zug des Wunders, der Siegeszug einer nicht kriegerischen, sondern versöhnlichen und helfenden Macht", schrieb ein Journalist, der Augenzeuge war, im Münchner Merkur vom 24. Juni 1949. "Der Gewalt dieses Bildes konnte sich keiner entziehen. Die als skeptisch bekannten Herforder, die der Weg zur Arbeit in der Nähe vorbeiführte, umstanden den Platz hinter der Polizeiabsperrung in weitem Kreise und konnten nun Zeugen der Wirkungskraft Grönings an diesem Tage sein. Es war, als teilte sich ein Meer vor ihm, so ging er durch die sich um die Autos stauende Menge hindurch. Von Wagen zu Wagen, dort ein paar Worte wechselnd, hier ein Händedruck und dann einige Fragen, die Bitte, über das weitere Befinden zu berichten und wiederzukommen – und neben ihm und nach ihm, wo die Flut zusammenschlug, standen Menschen aus ihren Stühlen [Rollstühlen] auf, nahm er Lahmen die Gehstöcke weg und warf sie beiseite. Keiner konnte sich der Gewalt dieses Erlebnisses entziehen. Es war, als ob sich ein Getreidefeld nach dem Sturm mit neu gewonnener Kraft wieder aufrichtete. Bei Kindern wurden gelähmte Glieder, die unter ständigem Kältedruck standen, wieder warm. Bruno Gröning stieg von einem LKW auf den anderen hinauf, ging von Mensch zu Mensch, die auf Stroh und Matratzen gebettet waren. Sie richteten sich auf und fühlten neue Kräfte. In einem der LKWs, für alle Umstehenden sichtbar, saß eine siebzigjährige Frau, vollkommen gelähmt, sie war auf dem Sessel in den Wagen getragen worden, wie mir der Fahrer berichtete. Nach wenigen Worten Grönings bewegte sie die Arme, erhob sich, und als der Wagen sich in Bewegung setzte, winkte sie mit freudestrahlendem Gesicht der umstehenden Menschenmenge mit den bisher völlig bewegungslosen Armen und Händen zu." Dr. A. Kaul, ein Zeuge von 1949, veröffentlichte die Broschüre "Das Wunder von Herford". Darin beschreibt er: "Ich habe Bruno Gröning oft mit Kranken sprechen gesehen, und immer hatte ich den Eindruck, er weint innerlich über diese Not und das menschliche Elend, das sich seinen Augen darbietet. Bruno Gröning ist ein Mann aus dem Volk. Eitelkeit ist ihm so fremd wie die Pose ..."

"Der Prophet im eigenen Land" Die biblische Szenerie von Kranken, Lahmen und Blinden, die plötzlich Heilung

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erfuhren, blieb nicht lange ungestört. Im Mai 1949 kamen von der Stadtverwaltung erste Heilverbote, weil Gröning angeblich gegen das Heilpraktikergesetz verstieß. Dies führte zu Protestkundgebungen der Tausenden von Heilungssuchenden, die aus allen Teilen Deutschlands, zum Teil unter größten Entbehrungen und Schmerzen, nach Herford angereist waren. Meinungsverschiedenheiten und Kräfteringen in der Stadtverwaltung führten zu einem Hin und Her von Aufhebungen und weiteren Verboten, bis sich die Obermacht der ärztlichen Kreise und der Stadtregierung mit einem Totalverbot durchsetzen konnte. Bruno Gröning mußte Herford verlassen und wirkte an verschiedenen anderen Orten, insbesondere in Süddeutschland, wo ihm bei Rosenheim ein großes Gelände zur Verfügung gestellt wurde. Dorthin kamen an gewissen Tagen bis zu 30 000 Menschen – ein Meer von Kranken und Invaliden. Das Elend der Gesellschaft wurde an diesem Ort in komprimierter Form sichtbar. Und zahllose Menschen, denen kein Arzt helfen konnte, bekamen die ersehnte Heilung. Obwohl Bruno Gröning immer die Zusammenarbeit mit Ärzten suchte, kam es zu weiteren Heilverboten und zu zwei Prozessen, bei denen er vorerst mit Vorbehalten freigesprochen wurde. Die Verbote waren dadurch jedoch nicht aufgehoben, und Gröning konnte nur unter größten Schwierigkeiten in privaten Kreisen weiterwirken. Doch auch dort wurde er immer wieder von vermeintlichen Helfern behindert, die mit ihm Geld verdienen wollten und von denen er sich kompromißlos trennte. Einige von diesen schworen Rache und begannen Verleumdungskampagnen. Bald kamen verlockende Angebote aus dem Ausland, und es wäre für Bruno Gröning ein leichtes gewesen, reich und berühmt zu werden. Aus Amerika winkten die Dollars, wenn er sich auf eine Show-Tournee eingelassen hätte. Gröning widerstand aber allen Versuchungen und blieb in Deutschland, obwohl ihm in seinem Heimatland bis zum Schluß größte Widerstände in den Weg gelegt wurden, von Ärzten und Behörden und von besagten ehemaligen "Helfern" (Anfeindungen, Unterstellungen, nachträgliche Lohnforderungen usw.). Sein Plan, von Deutschland aus auch in anderen Ländern Heilstätten zu errichten, wurde vereitelt. Als ihm 1958 durch ein Gerichtsurteil jegliche Heileraktivität in Deutschland verunmöglicht wurde, reiste er privat nach Paris und verstarb dort am 26. Januar 1959. Man fühlt sich an die alte Wahrheit erinnert: "Im eigenen Land wird der Prophet verkannt" (Mt 4,24; Joh 4,44).

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Die Rehabilitation eines Verkannten

Bruno Gröning hatte vorausgesagt, daß er auch nach seinem Tod weiter wirken werde. Dies hat sich im Verlauf der letzten vierzig Jahre unbestreitbar bestätigt. Obwohl alle Gröning-Organisationen, die während Bruno Grönings Lebzeiten gegründet wurden, aufgrund der Geldgier der Verantwortlichen schnell wieder zerfielen oder von Gröning selbst aufgelöst wurden, konnten sich einige dankbare, aufrichtige Geheilte zusammenfinden und das Werk Bruno Grönings am Leben erhalten. Pionierarbeit leistete in den vergangenen Jahrzehnten Frau Grete Häusler, die im Sinn von Grönings Selbstlosigkeit einen Freundeskreis ins Leben rief. Durch das Wirken dieses Kreises setzen sich die unerklärlichen Heilungen bis zum heutigen Tag fort, und jährlich erscheinen Bände mit den neusten schriftlichen Erfolgsberichten. Eine "Medizinisch-wissenschaftliche Forschungsgruppe", bestehend aus anerkannten Ärzten, untersucht und dokumentiert seit Anfang der neunziger Jahre diese Erfolgsberichte aus aller Welt. Vom Leiter dieser Gruppe, Dr. med. Matthias Kamp, stammt das Buch Revolution in der Medizin – Rehabilitation eines

Verkannten. Eine ärztliche Dokumentation der Heilung auf geistigem Wege.

Der Heilstrom

So sensationell Bruno Grönings Heileraktivität war, so einfach war seine Erklärung: Ursprünglich sei der Mensch in höchster Einheit mit Gottvater gewesen, doch wenn der Mensch aus dieser Verbindung herausfalle, gebe er sich dem Bösen, der Not und dem Elend preis. Doch Gottes unbegrenzte Kraft bleibe allgegenwärtig wirksam, und diese göttliche Kraft hat als "Heilstrom" auch eine unbegrenzte Heilkraft.; wer sich wieder dieser Kraft öffne, könne Heilung und auch persönliche Harmonie und alle anderen Formen von Gottes Hilfe empfangen. "Gott gibt uns alles Gute, nur müssen wir all das Seine, das Er uns sendet, in uns aufnehmen." Er, der "kleine Gröning", wie er sich oft nannte, sah sich als Transformator für diese göttliche Heilkraft, um sie allen Menschen zugänglich zu machen. Wenn er sich als Transformator bezeichnete, dann meinte er dies ganz konkret als physische Aufgabe, und zwar nicht "nur" in bezug auf die vielen Menschen, die zu ihm kamen, sondern für alle Menschen und die ganze Erde, wie er betonte. Eine solche energetische Leistung war für einen Menschen physisch eine einzigartige Funktion und könnte auch der Grund für eine bestimmte körperliche Eigenart Bruno Grönings gewesen sein, nämlich daß sich in gewissen Situationen oder

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Phasen sein Hals seitlich aufblähte. Auch in dieser Hinsicht war er für die irdischen Ärzte ein Rätsel.

Umgang mit dem Heilstrom

Um sich als "gewöhnlicher" Mensch auf den Heilstrom einzustellen und ihn zu empfangen, wird empfohlen: sich gerade hinsetzen, den Rücken nicht anlehnen, Arme und Beine nicht kreuzen, die Hände auf den Oberschenkeln mit der Handfläche nach oben, Loslassen aller störenden Gedanken und Ablenkungen, Konzentration auf den Heilstrom, angefangen mit dem Aussprechen eines Dankes und der Bitten. In diesem Umfeld entsteht eine Atmosphäre, die es ermöglicht, daß der Heilstrom empfangen werden kann, was auch heute noch zu Heilungen führt. (Nähere Information liefert die aufgeführte Literatur und die Gesundheitsberatung des Bruno-Gröning-Freundeskreises.) Ist der Heilstrom einfach eine billige Gratisenergie? Oder welche Verantwortung ist mit dem Wirken dieser Energie verbunden? Der Journalist Dr. Kurt Trampler, der 1949 bei einer Berichterstattung über Grönings Wirken unverhofft von einem Beinleiden befreit wurde, schrieb in der Folge über Bruno Gröning das Buch Die große Umkehr und erklärt darin zu diesen Fragen: "Auch in privaten Gesprächen hörte ich von Gröning oft die entschiedene Feststellung, daß er die Verantwortung vor Gott trage, die 'Heilung durch die rein göttliche Kraft' nur an den Leidenden zu vollziehen, die zumindest des guten Willens sind, dem göttlichen Gesetz gemäß zu leben, und jene von der Heilung auszuschließen, die nicht bereit sind, vom Bösen abzulassen. 'Ich könnte', so sagte er, 'eine Massenheilung auch so vollziehen, daß ich sage: Alle Kranken einer Stadt oder eines Landes werden gesund! Aber wäre damit nicht mehr verloren als gewonnen? Wären die Schlechten unter den Kranken damit zur Umkehr bereit? Würden sie nicht nur die wiedergewonnene Gesundheit mißbrauchen? Nein! Zuerst muß der Mensch eine innere Umkehr in sich bewirken, zuerst muß er bereit sein, das Teuflische aus sich herauszureißen und den Weg zu Gott zu finden. Erst dann ist er es wert, geheilt zu werden.'" (zitiert in: Eich, S. 61f.)

Erste Vorzeichen des neuen Zeitalters?

Dr. Trampler schrieb in seinem Buch Die große Umkehr bereits 1949: "Das

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Empfinden, daß das materialistische Zeitalter seiner Selbstvernichtung entgegengeht, ist in der Welt von heute allgemein. Aber auch hier scheiden sich die Geister zwischen jenen, die in dumpfer Verlassenheit der Katastrophe entgegentreiben oder, wenn sie zu den Mächtigen gehören, mit einer gewissen Raubtiermoral zu überdauern hoffen, und den anderen, die inmitten des großen Chaos den unerschütterlichen Glauben behalten, daß ein neues Zeitalter des Lebendigen anbricht [...] Auch die Gesunden fragen, ob seine [Grönings] unerklärlichen Heilungen sich zu den Zeichen fügen, die eine Wende aller Zeiten ankündigen. Ja, vielen Kranken ist diese letzte Frage sogar noch bedeutsamer als ihre eigene Heilung." (zitiert in: Häusler, S. 31f.) Der Autor dieses Zitats gehörte zu den ersten, die hinter der überirdischen Wirkungsweise Bruno Grönings ein erstes Anzeichen für "eine Wende aller Zeiten" erahnte. Was heute im Zusammenhang mit den Diskussionen um die bevorstehende Höherschwingung der Erde, den Aufstieg in die 5. Dimension und das Einwirken des Photonenringes bekannt wird, war damals noch unbekannt. Doch es ist ein frappantes Beispiel von Synchronizität, daß zeitgleich mit Bruno Grönings öffentlichem Auftreten, im Frühling 1949, ebenfalls in Deutschland ein Buch erschien, das zum ersten Mal genau diesen Dimensionssprung der Erde beschrieb und ankündigte. Was heute als "Photonenring" bezeichnet wird, wird in diesem Buch – Der Jüngste Tag von Paul Otto Hesse – "manasische Strahlung" genannt und wird im Menschen neue Fähigkeiten erwecken: "Diese Schwingung, die hier Manasische Vibration genannt wird, ...ist der heilende Geist [der

Heilstrom] der Liebesschwingung des Alls selbst, ... jene kosmische Lichtstrahlung, in der auch alle die Menschen strahlen werden, die angenommen werden. ... Die manasischen Strahlenvibrationen durchdringen in ihrer Wirkung sämtliche Elemente und rufen bisher unvorstellbare Erscheinungen hervor." (S. 7, 28, 50; weiter zitiert und mit zusätzlichen Quellentexten erläutert in: Risi, Machtwechsel auf der Erde, S. 515-522). Obwohl sich die meisten Menschen heute mit der Existenz von Krankheit abgefunden haben und diese als normalen Teil des Alltags betrachten, widersprechen diese gestörten Gleichgewichte der göttlich-natürlichen Harmonie. Diese soll wieder mit dem "neuen Zeitalter" aufleben, wodurch auch jede physische Krankheit von der Erde verschwinden wird, genauso wie es in der 5. Dimension und in den Lichtwelten keine Engel gibt, die krank sind.

Göttliche oder satanische Kraft?

Angesichts der großen Scharen von Hilfesuchenden und der zahlreichen Wunderheilungen fühlten sich viele Menschen an Beschreibungen von Jesu

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Wirken erinnert. Daß Jesus bloß durch seine Gegenwart und seine Worte Krankheiten schlagartig heilen konnte, halten viele für Übertreibung oder gläubige Erfindung, und nun wurde mitten im 20. Jahrhundert ein ähnliches Phänomen erneut sichtbar, und zwar wiederholbar und prüfbar. Durch Bruno Grönings Beispiel mußten Jesu Wundertaten auch Skeptikern auf einmal wieder als reale Tatsache erscheinen. "Wieder strömte eine so große Menge zusammen, daß er und seine Jünger nicht einmal zum Essen kamen. Als das seine Angehörigen erfuhren, machten sie sich auf den Weg, um ihn mit Gewalt wegzuholen, denn sie sagten sich: 'Er muß verrückt geworden sein.' Einige Gesetzeslehrer, die aus Jerusalem gekommen waren, sagten: 'Er steht mit dem Teufel im Bund! Der oberste aller bösen Geister gibt ihm die Macht, die Geister auszutreiben.' Jesus antwortete: 'Wie kann der Satan sich selbst austreiben? ...'" (Mk 3,20-23) Ähnliche Verdächtigungen bekam auch Bruno Gröning zu hören. Skepsis bei propagierten Erfolgen, Stigmata und Wundern ist immer angebracht, und so stellt sich die Frage: Geschahen Bruno Grönings Wunder durch göttliche oder satanische Kraft? Jesu Antwort bringt auch hier Klarheit: Gröning befreite die Menschen von verschiedensten Einflüssen der Dunkelmächte, wie z.B. von Schädigungen durch den Krieg, von ärztlicher Ignoranz und von finanzieller Ohnmacht (weil die meisten Hilfesuchenden nicht die Mittel für teure Operationen hatten, deren Nutzen ohnehin fraglich gewesen wäre). Er bestärkte die Menschen in ihrem Glauben an Gott, verbreitete durch seine Erscheinung Ruhe, Lebensfreude und Nächstenliebe, wollte aber nie persönlich verehrt oder als "Messias" betrachtet werden; er gründete keine Kirche oder Sekte und entlarvte viele eigennützige Heuchler, Neider und teuflische Gegner, die sich herausgefordert fühlten, Grönings Wirken um jeden Preis zu unterbinden. Würde der Satan auf diese Weise sein eigenes Werk untergraben? Demgegenüber erkennt man das Wirken der Dunkelmächte daran, ... ... daß Wunder (z.B. Heilungen oder Materialisationen) durchgeführt werden, um sich selbst zu profilieren und sich Gehör zu verschaffen; ... daß gewisse Personen Geld, Genuß und Verehrung für sich in Anspruch nehmen; ... daß Menschen durch verabsolutierte Richtlinien (Dogmen) manipuliert und eingeschüchtert werden;

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... daß die Menschen energetisch oder astral an den Heiler, Führer oder Guru gebunden werden (durch Verehrung, abhängig machende Einweihung, finanzielle Verpflichtungen usw.). ... daß entweder fanatische Überzeugungen oder dann pseudospirituelle Lehren vertreten werden, die das Negative rechtfertigen bzw. verharmlosen und dem Ego schmeicheln. Bruno Gröning steht mit seinen selbstlosen Taten und einfach verständlichen Gotteslehren über all diesen Verdachtmomenten. Er berief sich auf konkret auf Gott und Gottes Kraft und warnte die Menschen dabei auch deutlich vor den Einflüssen der negativen Mächte, frei von Dogmen, aber auch frei von esoterisch-atheistischen Floskeln wie "Alles ist eins", "alles ist relativ", "es gibt nichts Negatives, nichts Falsches", usw. (Siehe mein Artikel im Magazin

2000plus, Nr. 143.) Hauptgrund seiner Schwierigkeiten war, daß er es strikt ablehnte, durch seine Kraft Geld zu verdienen oder für andere Leute Geldquelle zu sein. Vielmehr hielt er immer an seiner göttlichen Mission fest und machte keine Kompromisse mit ego-motivierten Anhängern, selbst auf das Risiko hin, daß diese sich dann gegen ihn wandten. Er ließ sich auch nicht von weltlichen Verlockungen beirren. Er wollte nicht einmal persönlichen Dank: "Danken Sie nicht mir. Danken Sie dem Herrgott. [...] Gott ist der höchste Arzt."

Schlüssel zu göttlicher Kraft und Heilung

Das Weltbild der materialistischen Wissenschaft hat für Bruno Grönings Wirken keine Erklärung. Dennoch sind seine Erfolge eine historische Tatsache und können nicht geleugnet werden, so wie dies bei Jesu Biographie oft versucht wird. Grönings persönliche Erklärungen sprengen jeden materialistischen Unglauben und beweisen praktisch die Wahrheit der Jesus-Worte: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Jeder, der an mich glaubt, wird die Taten, die ich tue, auch tun und wird sogar noch größere als diese tun; denn ich gehe zum Vater, und was ihr in meinem Namen erbitten werdet, das werde ich tun, damit durch den Sohn die Herrlichkeit des Vaters sichtbar wird. Wenn ihr euch auf mich beruft, werde ich euch jede Bitte erfüllen." (Joh 14,12-14) "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn euer Vertrauen auch nur so groß ist wie ein Senfkorn, dann könnt ihr zu diesem Berg sagen: 'Geh von hier nach dort', und er wird es tun. Dann ist euch nichts mehr unmöglich." (Mt 17,20)

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Dieser Schlüssel zu den überirdischen Realitäten steht allen Menschen gleichsam zu, nur dürfen sich die Menschen dieses Schlüssels selbst nicht berauben (durch Unglauben, Streß, Ablenkung, Egoismus usw.). Wahrer Glaube kann Berge versetzen, und solche bewegenden Taten sind heute gefordert. Wenn das Versagen der modernen Zivilisation immer deutlicher wird, werden wir Menschen, die nicht resignieren oder klein beigeben wollen, nicht umhin kommen, dieses göttliche Prinzip des Bittens und Empfangens für uns selbst zu verwirklichen und uns wieder bewußt mit der göttlichen Urkraft, dem "Heilstrom", zu verbinden. Bildtext (Portrait von Gröning mit dickem Hals und Kugel in der Hand) Bruno Gröning 1949: "... ich [habe] meine Kraft von Gott erhalten, um allen

Menschen ohne Ansehen auf ihre Religion oder Nationalität zu helfen. Wenn ich also – nicht heute und nicht morgen – ins Ausland gehen werde, so nur aus dem Grunde, um dort ebenfalls zu heilen." Literatur: Busse, Thomas (Hrsg.): Die Wunderheilungen des Bruno Gröning,

Mönchengladbach (Grete Häusler- Verlag, Fasanenweg 12, 53773 Hennef/Sieg) 1994 Eich, Thomas: Das Wirken Bruno Grönings zu seinen Lebzeiten und heute, ebd., 2. Auflage 1994 Häusler, Grete: Bruno Gröning: Ich lebe, damit die Menschheit wird weiterleben

können, ebd., 5. Auflage 1996 Hesse, Paul Otto: Der Jüngste Tag, 1949, 5. Auflage Bietigheim (Turm-Verlag) 1995 Hosp, Alfred: Kräfte des Geistes (Verein zur Förderung seelisch-geistiger und natürlicher Lebensgrundlagen, Franz-Podesser-Gasse 6, 9073 Klagenfurt)

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—: Der Geist bestimmt die Materie (ebd., Klagenfurt) Kamp, Matthias: Revolution in der Medizin – Rehabilitation eines Verkannten.

Eine ärztliche Dokumentation der Heilung auf geistigem Wege, ebd., 2. Auflage 1994 —: "Heilung durch Lebens-Energie: Ärzte, Heiler, Heilpraktiker aus 50 Ländern erforschen Bruno Grönings 'Heilstrom'", in: raum&zeit, 101/99 (S. 81-87)

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LICHTWELLE / August 2002 15

DDIIEE EERRDDEE AALLSS KKOOSSMMIISSCCHHEERR BBRREENNNNPPUUNNKKTT

GGIIBBTT EESS UUNNSSIICCHHTTBBAARREE EEIINNFFLLÜÜSSSSEE IIMM HHIINNTTEERRGGRRUUNNDD DDEESS WWEELLTTGGEESSCCHHEEHHNNEESS??

vvoonn AArrmmiinn RRiissii

Während Hunderten und Tausenden von Jahren war für die Menschen aller Hochkulturen die Existenz von höheren Welten und Wesen eine selbstverständliche Tatsache. Erst seit relativ wenigen Jahren (etwa seit dreihundert) glaubt der „aufgeklärte Mensch“ plötzlich, bewiesen zu haben, dass es diese „Dinge“ gar nicht gibt – und hat gerade während dieser Zeit die Welt an den Abgrund der Selbstzerstörung geführt. Wenn es in diesen Glaubensfragen irgendeinen Beweis geben kann, ist nicht gerade das ein Beweis – ein Beweis für die verhängnisvolle Einseitigkeit des materialistischen Weltbildes? Ist der Mensch vielleicht doch Teil eines multi-dimensionalen Kosmos, in dem es mehr gibt als das, was der materialistische Mensch sieht und glaubt? Wäre dann nicht gerade die Unkenntnis dieser spirituellen Zusammenhänge die tiefe Ursache für den Teufelskreis, in den die Menschheit geraten ist?

Die Grundaussage aller Mysterienschulen

So verschieden die Mysterienschulen in Ost und West sein mögen, so sind sie sich doch in einem

grundlegenden Punkt einig: Die Erde existiert nicht isoliert im Weltall, sondern ist Teil eines multidimensionalen Kosmos. Sie ist verbunden mit astralen Ebenen und nichtirdischen Parallel-welten, die für die meisten Menschen jedoch unsichtbar sind, weil sie, wie man heute sagen würde, anderen Raum-Zeit-Dimensionen und Schwingungsfrequenzen angehören. Aus diesen geheimnisvollen Welten wirken ver-schiedenste Wesen auf die Erde ein – einige inspirieren, andere manipulieren. Nicht alle sind selbstlos. Auch bei den unsichtbaren (höher-dimensionalen) Wesen muss man unterschei-den. Frühere Kulturen erkannten dies aus eige-ner Erfahrung und sprachen deshalb von Göt-tern, Engeln, Dämonen usw. Diese Perspektive eröffnet auch eine ganz an-dere Sichtweise der Menschheitsgeschichte, denn sie legt nahe, dass die irdische Vergan-genheit ganz anders war, als das moderne Ge-schichtsbild darlegt. Doch dies ist nicht das Thema dieses Artikels. Die Frage, die hier be-handelt werden soll, lautet: Wie sieht die aktuel-le Weltlage aus, wenn man sie aus dieser mysti-schen Sicht betrachtet? Welchen Einfluss haben

Viele der alten Kulturen sprechen von den höheren kosmischen Zusammenhängen und erzählen, dass unser Planet Erde nicht isoliert im All existiert, sondern Teil grösserer Universen ist und mit allen Dimensionen in Wechselwirkung steht. Dies zeigt auch Armin Risi in eindrücklicher und lie-bevoller Art und Weise auf und macht klar, dass in der Politik Energien am Werk sind, die für die Menschen unsichtbar sind. Dabei stützt er sich als tiefer Kenner in kompetenter Weise auf die Ve-danta-Tradition, die der Menschheit Urwissen vermittelt. Vielleicht sind vielen aus den altindischen Überlieferungen die Begriffe „Bhagavad-gita“ und „Ayur-Veda“ bekannt, die aber nur einen kleinen Teil der unzähligen vedischen Schriften ausmachen.

LICHTWELLE

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die unsichtbaren Dimensionen auf die irdische Evolution, Religion, Politik und Geheimpolitik?

Mythologische Wissensquellen Die mystischen und mythologischen Quellen lehren als Erstes, dass das, was auf der irdi-schen Bühne vor sich geht, erst dann verständ-lich wird, wenn man hinter die Kulissen der sichtbaren Materie blickt. Alles hat seine Hinter-Gründe. Nichts geschieht aus Zufall. Die Eingeweihten aller Mysterienschulen der Vergangenheit und Gegenwart bekamen ihr Wissen hierüber nicht auf dieselbe Weise wie die moderne Wissenschaft. Wissen über die unsichtbaren Welten bekommt man nur, wenn man einen inneren Zugang zu diesen Dimensio-nen hat und wenn das Unsichtbare – aus wel-chen Gründen auch immer – sichtbar wird. Die-ses Sichtbarwerden wurde „Mythos“ genannt, ein Einblick in die Welt der Götter und Dämo-nen, sei es durch Überlieferung, Erinnerung oder direkte Erfahrung. Der ganzheitliche Mensch beschränkt sich also nicht einseitig auf die linkshirnhälftige Logik, sondern ergänzt sie durch „Mythos“, wie er der rechten, intuitiven Hirnhälfte zugeordnet ist. Die Verbindung dieser beiden Yin- und Yang-Hälften der Erkenntnis ergibt „Mytho-Logie“, die Kombi-nation der scheinbaren Gegensätze Mythos und Logos. Ganzheitliche Menschen denken also nicht nur logisch, sondern mythologisch!

Die Existenz unsichtbarer Welten und Wesen

Das mythologische Weltbild erklärt auf einfache Weise, dass die Existenz von andersartigen intelligenten Wesen durchaus plausibel ist. Wenn gesagt wird, dass die meisten Planeten des Universums bewohnt sind, heisst das nicht, dass es sich dabei überall um Wesen mit irdi-schen Körpern handelt. Gemäss der metaphysi-schen Skala von Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther besteht der irdische Menschenkörper zu rund 80% aus dem Element „Wasser“, der Rest hauptsächlich aus „Erde“. Dementsprechend kann es auch Wesen geben, deren Körper vorwiegend aus Feuer, Luft oder Äther besteht. Wesen mit energetischen, ätheri-

schen, astralen oder feinstofflichen Körpern sind für unsere Augen nicht sichtbar, da wir nur grob-stoffliche, dreidimensionale Objekte sehen kön-nen. Andere Wesen haben jedoch einen Körper von feinerer Beschaffenheit, weshalb es ihnen möglich ist, mysteriöse Aktionen durchzuführen, wie zu schweben, durch Wände zu gehen, Men-schen zu hypnotisieren und zu teleportieren usw. Weil die Grenzen zwischen den Dimensio-nen fliessend sind, ist es durchaus möglich, dass gewisse Wesen mit einer höheren Entwick-lung oder zumindest mit einer höheren Techno-logie auf der Erde erscheinen. Gerade das vielschichtige UFO-Phänomen geht über die herkömmlichen naturwissenschaftlichen Ansichten hinaus und erfordert ein neues, multi-dimensionales Weltbild, in dem auch die „para-normalen“ Aspekte der materiellen Realität Platz haben, wie höhere Dimensionsebenen, mind over matter, Astralenergien und Reinkarnation. Es ist erstaunlich, dass das neue holistische Weltbild, das heute gesucht wird, nichts anderes ist als eine Annäherung an jenes Wissen, das die alten Hochkulturen bereits vor Jahrtausen-den besassen, wenngleich ihnen hierfür die „lo-gische“ Ausdrucksweise fehlte. Der moderne Mensch hat heute den Vorteil, das Mythologi-sche auch logisch erklären und nutzen zu kön-nen. Dies ist eine einzigartige Chance, die aber auch grosse Gefahren in sich birgt. Höher entwickelt heisst jedoch nicht automa-tisch, dass diese Wesen ein höheres, d. h. gött-liches, Bewusstsein haben. Nur schon die ver-schiedenen Körperformen, die im Zusammen-hang mit UFO-Begegnungen der 3. und 4. Art erwähnt werden, weisen darauf hin, dass nicht alle vom selben Ort oder aus derselben Dimen-sion kommen. Dementsprechend unterschied-lich sind auch deren Mentalität und deren Moti-vation.

Beispiele aus dem vedischen Weltbild

Was die Tiefgründigkeit des mytho-logischen Wissens betrifft, so lässt sich ein sehr eindrück-liches Zeugnis hierfür in den Sanskrit-Schriften der altindischen Hochkultur finden. Neben den Yoga-Schriften sind in der letzten Zeit vor allem auch die Lehren des Ayur-Veda bekannt gewor-den (jene Teile der vedischen Schriften, die sich

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mit Medizin und der Erhaltung der Gesundheit befassen). Weniger bekannt sind jene Teile, in denen es um den Aufbau des Universums und um Sankhya, eine multidimensionale Physik, geht. Die Kosmologie der Purana-Schriften ent-hält Informationen über die Entstehung des Uni-versums, die erst im 20. Jahrhundert wieder erkannt wurden, zu einem grossen Teil aber noch unentdeckt sind oder bestritten bzw. ver-heimlicht werden, vor allem die Existenz ausser-irdischer und höherdimensionaler Existenzen. Zu den mittlerweile bestätigten vedischen Infor-mationen gehören zum Beispiel: dass der Raum in sich gekrümmt ist, dass Materie eine Form von sich ständig wandelnder Energie ist, dass Raum und Zeit relativ sind, dass das Universum seit Jahrmilliarden existiert, dass das Universum durch eine Ausdehnung der samenförmigen Urmaterie entstanden ist, dass die Erde 4 bis 6 Milliarden Jahre alt ist und aus einem glühenden Zustand hervorgegangen ist. Des Weiteren wird gesagt, dass die Sonne heute etwa die Hälfte ihrer Lebensdauer hinter sich hat und in zwei Milliarden Jahren einhundert Mal größer sein wird als heute, bevor sie erlöscht. Genau das-selbe erkennen heute auch die Kosmologen auf der Grundlage der Quantenphysik‚ wenn sie sagen, die Sonne werde in rund zwei Milliarden Jahren zu einem „Roten Riesen“ anwachsen, bevor sie zu einem „Weissen Zwerg“ verglühe. Die wahrscheinlich berühmteste Sanskritschrift, die Bhagavad-gita, definiert „Materie“ als göttli-che Energie, die „unendlich wandelbar“ ist (Bg. 8.4). Die Materie besteht nicht aus atomaren Lego-Steinen, wie lange Zeit angenommen wur-de, sondern ist eine fliessende Energie, die so-wohl horizontal als auch vertikal „unendlich wandelbar“ ist. Horizontal: Die Materie erzeugt auf der uns sichtbaren Ebene konstant eine un-endliche Vielzahl von neuen Formen. Vertikal: Auch quer durch das Universum hindurch ist die Materie unendlich wandelbar, indem sie sich in verschiedenen Verdichtungsgraden (Dimensio-nen) manifestiert. Mit jedem Dichtegrad ist eine unterschiedliche Art des Raumes verbunden, d.h. eine Welt mit eigenem Raum-Zeit-Konti-nuum und mit Wesen, deren Körper der jeweili-gen Schwingungsfrequenz entsprechen. Ge-nauso wie im irdischen „Äther“ Dutzende von Fernseh- und Radioprogrammen überlagert sind und mit dem entsprechenden Empfänger kanali-siert werden können, so gibt es im Universum verschiedene überlagerte Dimensionsebenen, im Sanskrit Loka genannt. 1)

Das Mysterium von Polarität und Dualität

Die vedische Mysterienschule gibt eine sehr aufschlussreiche Erklärung über den Ursprung der Dualität in der materiellen Welt, nämlich dass sich vor dem Hintergrund der absoluten Realität (dem spirituellen Sein) die Raum und Zeit unterworfene Relativität (das materielle Da-sein in Form von Werden und Vergehen) entfal-tet. Vor diesem spirituellen Hintergrund schafft die materielle Energie Gottes eine unendliche Kette von vergänglichen Schöpfungen, ange-fangen mit den Universen. Das Verhältnis vom spirituellen (absoluten) Sein zum materiellen (relativen) Dasein lässt sich mit Licht und Dun-kelheit vergleichen. Obwohl es letztlich nur das Licht gibt, ist die Dunkelheit, solange man sich in ihr befindet, doch eine (relative) Realität. Hierauf bezieht sich der oft missverstandene Sanskrit-Begriff Mâya (Illusion; Fehlidentifikation, wört-lich: „das, was nicht ist“, als Gegensatz zum Ich-Bin-Bewusst-Sein). Innerhalb der materiellen Welt umfasst die Pola-rität der göttlichen Gesetze sowohl das Erschaf-fen als auch das Auflösen der vergänglichen Formen. Die Wesen, die sich einseitig auf den einen oder den anderen Pol festlegen, fallen aus der Einheit in die Zweiheit (Dualität) und werden dadurch urgeteilt in „positiv“ oder „negativ“. Das Positive dient der Schöpfung, das Negative stört und zerstört die Schöpfung. Diejenigen hingegen, die in dieser Schöpfung, aber nicht von dieser Schöpfung sind, können auch inner-halb der polaren Welt die Einheit der göttlichen Liebe erleben; sie wollen sowohl für die positive als auch für die negative Seite nur das Beste, indem sie nicht urteilen, sondern der Transzen-dierung der Fronten dienen. Das ist etwas ganz anderes als Diplomatie und weltlicher Pazifis-mus.

Die Erde im Schnittpunkt der Dualität

Zur Dualität gehören gemäss mythologischer Sicht auch die kosmischen Licht- und Dunkel-welten. Licht und Schatten sind innerhalb der Relativität sich ergänzende, aber ausschlies-sende Erscheinungen. Wo Licht ist, ist keine Dunkelheit, und umgekehrt existiert Dunkelheit

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nur, wenn kein Licht hinzukommt. So sind auch die Licht- und Dunkelwelten parallele Existenz-ebenen, die getrennt sind und sich nur in einem bestimmten, begrenzten Bereich berühren, näm-lich dort, wo Licht und Schatten aufeinandertref-fen bzw. sich trennen. Kosmisch gesehen ist der Bereich, wo die Licht- und Dunkelwelten sich scheiden, entscheidend, denn dort entscheiden die inkarnierten Seelen mit ihrem freien Willen, in welche Richtung sie gehen wollen. Wie leicht ersichtlich ist, gehört unsere Erde zu eben jenem entscheidenden Bereich, was sich daran zeigt, dass die Erde weder Licht- noch Dunkelwelt ist, sondern dass Einflüsse von beiden Seiten wirksam sind. Wir sehen auf der Erde einerseits brutale bis bestia-lische Gewalten, andererseits göttliche und selbstlose Individuen, die in grösseren oder klei-neren Kreisen unscheinbar, aber wunderbar der göttlichen Liebe dienen. Wie erklären sich diese extremen Gegensätze? Die mythologische Antwort lautet: Weil Seelen aus den Licht- und Dunkelwelten auf der Erde inkarnieren und die entsprechenden Einflüsse verstärken. Und die Seelen, die auf die Erde gekommen sind, um hier als Menschen die Prü-fung der Entscheidung zu durchlaufen, sehen sich verschiedensten Einflüssen ausgesetzt: Verführung, Verlockung, Ablenkung, Zerstreu-ung. Es ist eine brisante Hypothese, dass dieser Konsumismus direkt oder indirekt den Dunkel-welten entspringt, mit der Zielsetzung, dass möglichst viele Menschen nicht den Weg der Selbsterkenntnis und Gottverbundenheit wählen, sondern sich in Oberflächlichkeit und Gleich-gültigkeit verlieren.

Kampf um Lebensenergie Dunkelheit kann nur existieren, wenn der ent-sprechende Bereich vom Licht getrennt und abgeschnitten ist. Auf ähnliche Weise sind die Dunkelwelten und die dort eingegangenen We-sen vom Licht, von der Quelle, abgeschnitten. Da sie die direkte und bewusste Verbindung mit der Quelle, „Gott“, verloren haben, sind sie auch nicht in der Lage, aus diesem göttlichen Urgrund Energie und Inspiration zu schöpfen. Deshalb ist es für sie „natürlich“, sich von woandersher Energie und Inspiration zu holen, nämlich von anderen Lebewesen. Dies ist der mythologische oder archetypische Urgrund von Ego-Mentalität und Manipulation.

Der ergiebigste Bereich für solche Ernten ist dort zu finden, wo Wesen leben, die sich noch nicht für das Licht entschieden haben, nämlich im Bereich, wo der „Schatten“ das Licht berührt, wie z.B. auf der Erde. In diesem entscheidenden Brennpunkt kosmischer Auseinandersetzung können Energieräuber als Seelenfänger auftre-ten und sich fast beliebig viel Lebensenergie holen, sei es direkt durch das energetische „Auf-fressen“ der Opfer oder subtiler durch Machtsys-teme und ein Sich-Verehren-Lassen. Der psy-chologische Mechanismus, der all diesen Ver-einnahmungen und Manipulationen zu Grunde liegt, ist die Angstprogrammierung. 2) Hier liesse sich analysieren, wie diese Pro-grammierung auf der Erde schon seit langer Zeit die HERRschaftsstrukturen, die Religionen und die individuelle Entfaltung der Menschen, insbe-sondere die Mann-Frau-Beziehung, beeinflusst, wenn nicht sogar vergiftet hat. Dies würde auf erschütternde Weise zeigen, dass tatsächlich ein massiver Energieraub stattfindet. Kriege, Religionskonflikte, Dogmatismus, Rassismus, Sexismus usw. würden plötzlich in einem entlar-venden Licht erscheinen ...

Einblick in die Dunkel- und Lichtwelten

Die mythologischen Quellen bezeichnen die Dunkelwelten als die Schatten der Lichtwelten. Die negativen Welten gehören genauso zur ma-teriellen Welt wie die lichtvollen, positiven Wel-ten, denn die materielle Welt ist eine Welt der Polarität. Die Präsenz des Negativen weist da-rauf hin, dass auch die Seite des Positiven nicht das endgültige Ziel der spirituellen Entwicklung darstellt. Das Positive ist „gut“, weil es das Sprungbrett zum göttlichen Bewusst-Sein, zur bedingungslosen Liebe, darstellt, und das Nega-tive ist „böse“, weil es genau diese göttliche Perspektive leugnet oder sogar bekämpft. Aber beide Pole befinden sich immer noch innerhalb der materiellen Welt. Die Bewohner der höheren Dimensionen sind sich der Realität Gottes bewusst, und sie sehen sich als Diener und Vertreter Gottes innerhalb des Universums, weshalb die Sanskritsprache sie als „göttliche Wesen“ (Devas) und „Lichtwe-sen“ (Suras) bezeichnet. Aus dem Vergleich mit ihren eigenen göttlichen Fähigkeiten erahnen und erleben sie die unendliche Allmacht und Liebe Gottes.

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Was die Bewohner der Dunkelwelten betrifft, so sehen sie sich selbst nicht als dunkle Mächte. Sie sind von ihrem atheistischen Weltbild völlig überzeugt, weshalb sie auch überzeugt sind, dass das, was sie tun, „gut“ ist. Aus ihrer Sicht sind die Wesen, die an einen Gott jenseits der Materie, an einen „transzendenten“ Gott, glau-ben, Betrüger, und zwar aus dem einfachen Grund, weil sie selbst glauben, dass es keinen transzendenten Gott gibt. Deshalb senden sie ihre Missionen aus, um den (aus ihrer Sicht) dunklen und verrückten Mächten den Kampf anzusagen. So kommt es, dass auf der Erde Wesen aus den lichtvollen und auch aus dunklen Welten Ein-fluss nehmen, geboren werden oder erscheinen. Der irdischen Bevölkerung bieten sich beide Seiten an, und jeder Mensch muss selbst ent-scheiden, mit wem er/sie sich einlassen will. Die Vertreter beider Seiten sagen, dass sie göttlich sind und es nur gut meinen. Innerhalb der mate-riellen Welt der Dualität sind die Begriffe „gött-lich“ und „gut“ aber relative Begriffe, denn jedes Wesen und jede Macht stellt sich darunter etwas anderes vor – und ist selbst verantwortlich dafür.

Selbstverantwortung und Eigeninitiative

Obwohl innerhalb der materiellen Dualität Licht und Dunkelheit klar unterschieden werden müs-sen, sind letztlich doch alle Wesen spirituelle Individuen, und sie alle haben die Chance, vor allem wenn sie auf der Erde inkarniert sind, die-se spirituelle Selbst-Erkenntnis zu erlangen. Was bedeutet dies praktisch? Jeder Mensch hat zwar seinen ganz individuellen Weg zu Gott, aber dennoch gibt es gewisse Hilfen, die dem Finden dieses Weges zuträglich sind. Ein wich-tiger Punkt, der von den höheren Lichtwesen (durch ihre Lehren und durch ihr Vorbild in irdi-scher Inkarnation oder auch medial) schon seit längerer Zeit und erst recht heute mitgeteilt wird, ist, dass die Menschen im gegenwärtigen Zeital-ter die grösste Kraft aus der geistigen Gemein-schaft ziehen können, viel mehr als wenn sie einzelgängerisch einen asketischen oder eremi-tischen Weg gehen wie die Yogis und viele (mitt-lerweile aufgestiegene) Meister früherer Epo-chen.

Hier soll nur eines von vielen Beispielen für die-se Empfehlung gegeben werden. Es ist eine mediale Botschaft, in der gesagt wird (nach ei-ner aufrüttelnden Beschreibung, wie die dunkle Seite vor allem die inkarnierten Lichtseelen an-greifen wird): „So wisst, das folgende ist zu tun: Schliesst euch im Kreise eurer Familie und in den Reihen derer, die euch nahe stehen, enger zusammen! Verabredet einen Zeitpunkt, zu dem ihr euch regelmässig einmal in der Woche zu-sammenfindet, nur um euch in der Liebe auszu-tauschen! Geht bei diesem Austausch gemein-schaftlich in das Gebet und in die Verbindung mit dem Vater, geht zum Thron der Einheit selbst! Findet euch also wie einstmals im Ver-bund der Liebe zusammen ...“ 3)

Die praktische Erfahrung bestätigt die Wirksam-keit dieser Empfehlung. Wenn einige Menschen, die sich in Liebe und Vertrauen verbunden sind, zusammenkommen, um sich gemeinsam für das Gebet und die innere Führung, sogar für das innere Wort, zu öffnen, kann eine bisher unge-ahnte Dynamik und Intensität des spirituellen Lebens aktiviert werden. Dies geschieht in völli-ger Eigenverantwortung und dennoch nicht in Isolation. Da Liebe die Grundlage ist, braucht keiner der Teilnehmer eine Guru-Rolle zu über-nehmen. Man braucht auch nicht zu missionie-ren, da es gar nicht darum geht, eine möglichst grosse Meditationsgruppe aufzubauen. Wenn der Kreis aus den genau richtigen Personen besteht, ist es nicht erforderlich, dass er ver-grössert wird. Man kann jedoch mit anderen Bekannten über die Erfahrungen in diesem per-sönlichen Lichtkreis sprechen und sie ermuti-gen, ebenfalls einige liebe Menschen zu finden, mit denen sie ihren eigenen Kreis aufbauen. Durch solche mystischen Erfahrungen können die Beteiligten unabhängig von Religionen, Dogmen und Führergestalten ein grosses Selbst- und Gottvertrauen entwickeln, und sie werden auch immun gegen jede Art von „See-lenfängern“, denn in einem solchen Kreis kön-nen sich keine Manipulationen und Angstpro-gramme einschleichen, weder von aussen noch von innen. Sobald Gruppen grösser werden, nistet sich der Machtgedanke ein, angefangen mit dem Wunsch nach mehr Einfluss oder mehr Mitgliedern, und so können entsprechende Ein-flüsse Zugang finden, wie dies bei allen Religio-nen und „Sekten“, aber auch bei politischen und idealistischen Organisationen mehr oder weni-ger zu sehen ist.

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Je mehr die Erde zum Brennpunkt und sogar zu einem Brandherd wird, desto wichtiger ist es, dass die Menschen, vor allem diejenigen, die sich für den spirituellen Weg entscheiden, geis-tig verbunden sind. Solche Verbindungen kön-nen jedem Aspekt des Lebens – der gelebten Individualität, Kreativität, Intimität, Medialität, Spiritualität usw. – neue Impulse geben, die über das Materielle hinausführen. Dadurch kön-nen wir auch die Eingebungen bekommen, was wir im Äusseren konkret tun können, um mögli-che Veränderungen zu bewirken. „Wenn zwei oder drei sich in meinem Namen versammeln, bin ich mitten unter ihnen“, sagte Jesus bereits vor zweitausend Jahren. Dies kann zu einer erfahrbaren Realität werden.

Überwindung von überholten Programmierungen Beim Betrachten der vielen Einflüsse, die auf die Erde einwirken und zum Teil sehr Dunkles in die Wege leiten, könnte es schnell geschehen, dass man Feindbilder schafft und Schuld proji-ziert. Mit „Mythologik“ können wir jedoch erken-nen, dass hinter allem auch ein tieferer Sinn lebt, und diesen gilt es zu entdecken, auch wenn das Dunkle selbst diesen göttlichen Sinn nicht kennt. Es gehört jedoch zur Herausforderung,

dass wir hier auf der Erde, mitten im Brennpunkt der kosmischen „Star Wars“, uns der verschie-denen Einflüsse bewusst werden und uns ent-scheiden – im Idealfall im wörtlichen Sinn: uns ent-scheiden, d. h. die Scheidung vom spirituel-len Bewusst-Sein überwinden. Das ist eine der wichtigsten Botschaften der Mysterienschulen und Offenbarungen aller Zei-ten: „Ich versichere euch: Jeder, der mir ver-traut, wird auch die Taten vollbringen, die ich tue. Ja, seine Taten werden meine noch über-treffen ...!“ (Joh 14,12)

Armin Risi (geb. 1962), Philosoph und Sachbuchautor; studierte als Veda-Mönch während 18 Jahren östliche und westliche Philosophien, Phänomene und Mysterien; ar-beitete an der Übersetzung von über zwanzig Werken der altindischen Sanskrit-Literatur mit (aus dem Englischen ins Deutsche); ist heute verheiratet und lebt als freischaffender Schriftsteller in Zürich; veröffentlichte zwei Gedichtbände, eine Abhandlung über den Dichter Friedrich Hölderlin und die Trilogie „Der multidimensionale Kosmos“: Gott und die Götter/ Unsichtbare Welten/ Machtwech-sel auf der Erde.

1) Diese Zusammenhänge hat der Autor umfassend in den Büchern Gott und die Götter und Unsichtbare Wel-ten dargelegt. 2) Siehe: Tom Smith/Armin Risi: Das Kosmische Erbe – DNS, Devolution und der Kampf um die Erde, Govinda-Verlag 2001 3) Susanne Osswald, Karl Schnelting: Dein Wille geschehe jetzt! S. 161, Govinda-Verlag 1997

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Urknall: Selbstorganisation des Universums?

Aus sich selbst heraus könnte die Materie nie all die existierenden Strukturen mitübergeordneten Gesetzmäßigkeiten und Bewußtseinsimpulsen hervorbringen. DieseGesetzmäßigkeiten und Impulse erfahren wir jedoch täglich in unserem eigenen Leben,am Beispiel unseres eigenen Körpers und unserer erlebten Umgebung, und dieserMikrokosmos ist ein Abbild des Makrokosmos und des atomaren Kosmos, jenerunergründlich großen und kleinen Welten, in die wir eingebettet sind.

Ich war immer mit dem Fahrrad zur Schule gefahren. Als ich ins Gymnasiumüberwechselte, wurde der Schulweg länger, und so kam es, daß ich bei extrememHundewetter manchmal auf das Postauto umstieg. In diesem Postauto machte ich einephysikalische Beobachtung, die mich zum Nachdenken anregte. Wenn ich mich in dievorderen Reihen setzte, kam ich nicht umhin, in den Rückspiegel über dem Kopf desFahrers zu blicken. Dieser Spiegel war geheimnisvoll. Ich sah darin die Stirn und dieBrille des Fahrers. Wenn ich den Fahrer auf diese Weise, fast etwas belustigt,musterte, blickte dieser manchmal hoch, und ich fühlte, daß wir uns über den Spiegelin die Augen schauten. Seltsam! Ich sah ihn im Spiegel, und er sah mich im Spiegel.Derselbe kleine rechteckige Spiegel enthielt zwei verschiedene Bilder gleichzeitig!

War es so, daß der Spiegel eine Szene reflektierte, die größer war als meinBlickwinkel, so daß wir beide – der Fahrer und ich – einfach nur zwei verschiedeneAusschnitte sahen? Das wäre etwa so, wie wenn ein Italiener und ein Schwede andieselbe nördliche Hemisphäre hinaufblickten und verschiedene Ausschnittedesselben Himmels sähen. Aber nein, hier bei diesem Spiegel war es anders: DerFahrer sah mich im Bild, und ich sah ihn im Bild. Im Spiegel befanden sich zweiverschiedene Bilder – gleichzeitig! Zwei übereinandergelagerte Bilder in derselbenFläche? Nicht nur das: Da gab es ja noch viele andere Passagiere, und sie alle konntenin diesem Spiegel ebenfalls ein eigenes Bild erblicken. Theoretisch also unendlichviele Bilder gleichzeitig im selben Spiegel? „Natürlich, das ist doch nichtsbesonderes“, sagten mir die Lehrbücher, „das sind verschiedene Interferenzmusterdes Lichtes gemäß dem unterschiedlichen Einfallswinkel der Lichtstrahlen.“ Aber dasänderte nichts an der Tatsache, daß verschiedene Menschen in demselben Objektgleichzeitig verschiedene, ja entgegengesetzte Dinge sehen. Wenn ich am Morgen inden Spiegel blicke, sehe ich mein eigenes Gesicht, aber hier blicke ich in einenSpiegel und sehe ein anderes Gesicht, während dieses Gesicht im selben Spiegel michsieht.

Der Spiegel ist nichts Mysteriöses, das wußte ich. Natürlich ist es nur ein Spiel derLichtstrahlen. Aber der Hinweis, den dieses Spiegellichtspiel gab, beschränkte sichja nicht nur auf diese fünfzig Quadratzentimeter Glas. Hier sah ich ein Beispieldafür, daß sich Realitäten überlagern können. Beim Spiegel hing die Gleichzeitigkeitder Bilder allein von der Wellennatur des Lichtes und vom Blickwinkel ab. Beianderen Dingen hängt die Wahrnehmung aber von mehr als nur diesen äußerenFaktoren ab. Beim Schach zu Beispiel. Ein Affe sieht in der Anordnung von Feldernund Figuren nur Wurfgeschosse, eine Ameise nur Giganten, ein Kind nur Schnuller, einLaie nur zusammenhanglose Figuren und Felder. Alle sehen dasselbe Bild, aber sehennicht dasselbe. Wie steht es dann mit der eigentlichen Realität? Wir alle sind Teildieser Realität und sehen nur Teile, so unverständig wie ein Affe, eine Ameise, einKind oder ein Laie das Schachspiel. Was wird hier gespielt? Wie viele Bilderüberlagern sich im Spiegel des Universums? Wer spiegelt hier wen?

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So ging ich noch eine Weile an die Schule, bis ich erkannte, daß diese Schule meineFragen nie würde beantworten können.

Die Realität und die holographischen Abbilder

„In Indras Himmel, so heißt es, hängt ein Perlennetz, das so angeordnet ist, daß man injeder Perle alle anderen widergespiegelt sieht. Genauso ist jeder Gegenstand in derWelt nicht bloß er selbst, sondern schließt alle anderen mit ein und ist selbst injedem anderen Teil enthalten ...“ – Avatamsaka-sutra79

Anfangs März 1995 hörte die Welt von einem großen wissenschaftlichen Triumph: Inden Vereinigten Staaten wurde das 6. Quark entdeckt! Einem Team von 367Physikern war es nach jahrelanger, angestrengter Arbeit gelungen, im Hochenergie-Teilchenbeschleuniger des Fermilab-Instituts von Chicago dieses kaum faßbare„letzte“ Quant der Materie nachzuweisen. In den Sechziger Jahren hatten sich dieQuantenphysiker große Wider-sprüche in der bisherigenElementarstrukturbeschreibung der Materie eingestehen müssen, Widersprüche, dienur dadurch zu beheben waren, daß man die Existenz noch kleinerer Teilchenpostulierte. Nicht nur eins, sondern deren sechs waren nötig, um zumindesttheoretisch wieder etwas Ordnung in den Teilchensalat zu bringen. Murray Gell-Mann gab diesen „Bausteinen der Bausteine“ den nichtssagenden Namen Quarks.

Natürlich sind Quarks weder Teilchen noch Bausteine. Wir erinnern uns: Noch nie hatjemand ein Atom gesehen, erst recht nicht die subatomaren Protonen, Neutronen,Elektronen usw., ganz zu schweigen von den sub-subatomaren Elementarstrukturen.Bis zum heutigen Tag vermag die Wissenschaft nicht zu erklären, was Materie istoder was Energie ist. Man weiß mittlerweile zwar, daß Materie (Masse) und Energievertausch-bare Begriffe sind, und man arbeitet mit Masse und Energie, aber manweiß nicht wirklich, womit man hier eigentlich spielt.

Atome sind keine starren oder statischen Formen, sondern dynamische Strukturen,denn jeder Masse entspricht immer eine bestimmte Energie-menge. Dies wird vorallem auf der subatomaren Ebene klar, wo größte Energiemengen nötig sind, um diesekleinsten Teile weiter zu teilen. Auf einer gewissen Ebene kann man die Materie garnicht mehr weiter spalten, weil beim Spaltungsvorgang aus der aufgewendetenEnergie neue Masse entsteht. Gewisse Forscher sagen, diese Ebene sei mit den„Quarks“ erreicht worden. Wenn man ein Quark teilen wolle, bekomme man einfachzwei Quarks! In der Grundstruktur der Materie lautet die Quantenarith-metik also:1:2 = 2 und 1-1 = 1!

Wird ein Quark gespaltet, entstehen nicht zwei Hälften, sondern zwei Quarks – ausder Energie, die für die Teilung zugeführt wurde! Wüßten wir nicht, daß Masse undEnergie letztlich identisch sind, müßten wir hier von einer „wundersamen Vermehrung“sprechen. Die Materie ist unendlich wandelbar, aber unzerstörbar und unvergänglich,das heißt ewig – genau wie es die vedischen Schriften schon immer gesagt haben. „DieMaterie wandelt sich endlos.“ (Bhagavad-gita 8.4)

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Die Atomstrukturen erscheinen den Beobachtern doppelgesichtig: Sie sind sowohlTeilchen als auch Welle, das heißt, in Wirklichkeit sind sie weder Teilchen nochWelle – sondern irgend etwas anderes. Die Materie, wie wir sie sehen, ist nur einervon unzähligen möglichen Zuständen der universalen Energie. Man kann die Materieauf ihren mechanischen Aspekt beschränken und technisch ausnutzen, was in dementsprechenden beschränkten Bereich auch funktioniert: bei den vom Menschenausgeführten Ingenieur- und Konstruktionsarbeiten.

Darüber hinaus kann man heute aber das Materielle nicht mehr mit gutem (Ge)Wissenauf das Mechanische beschränken, weil das scheinbar Mechanische in seinenGrundstrukturen nicht mechanisch ist! Und auch in seinem natürlichen Wachstum istdas Materielle nicht bloß mechanisch. Jeder lebende Körper verhält sich anders alseine Leiche. Jedes Lebewesen, das uns in einem materiellen Körper entgegentritt,widerspricht den mechanischen Gesetzen. Die kleinste Blume, Fliege oder Ameise hatein Eigenleben, das nicht nur von elektromagnetischen, quantenimpulsiven undgravitativen Einflüssen bestimmt ist. Ganz zu schweigen vom Aspekt des Bewußtseins,des Denkens, Lernens und Erinnerns, und ganz zu schweigen von den sog.„paranormalen“ Zuständen großer Mystikerinnen und Mystiker in West und Ost,Nord und Süd, die den kleinlichen Wissenschaftsglauben auf göttliche Weisedemütigen. Aber neben diesen offensichtlichen „paranormalen“ Zeichen genügen auchschon die zahllosen unauffälligen Zeichen unseres natürlichen Alltages, um uns dieBotschaft heimzubringen, daß wir alle in einer Welt leben, die mehr paranormal als„normal“ ist. Jederzeit besteht die Möglichkeit, daß materielle Formen in eine ganzandere Energiedimension überwechseln. (Wir werden solchen Beispielen nochbegegnen.)

Die Materie ist begrenzt, aber unendlich, genau wie die Punkte auf einer Geradenoder die Oberfläche einer Kugel. Die Jagd nach dem kleinsten „Teilchen“ ist deshalbgenauso sinnlos wie die Jagd nach dem Horizont. Wenn man auf den Horizont zurennt,weicht dieser einfach zurück. Man wird nie das Ende der Materie erreichen, genausowie man nie den Horizont erreicht. Der Horizont ist nur eine relative Form, letztlicheine Illusion. Man erreicht ihn nie. Man kann ihn nicht aus der Landschaftherauslösen, um ihn isoliert zu betrachten – denn im absoluten Sinn gibt es gar keinenHorizont und auch keinen Grundbestand„teil“ der Materie. „Man sollte verstehen, daßdie Materie (prakriti) anfanglos (anadi) ist.“ (Bhagavad-gita 13.10a)

Wie bereits im letzten Kapitel angedeutet, hat eine erste Genietruppe* unter denPhysikern erkannt, daß die Bestandteile der Materie keine Teile im mechanischenSinn sind, wie es z.B. der griechische Atomist Demokrit angenommen hatte. DieMaterie ist nicht einfach eine Masse von kleinsten Atomkörnchen, sondern sieexistiert in zahllosen Energiedimensionen, die im Sanskrit mit den Namen Prakriti,Pradhana, Mahat-tattva, Karana-udaka, Garbha-udaka, Kshira-udaka und mit den achtElementebenen (bhumi, apah usw.) kategorisiert werden. All diese Begriffe werden imfolgenden näher erklärt werden.

Der Reduktionismus kann nie zu einem richtigen Verständnis der Realität führen,denn man kann nie nur eine Ebene unabhängig von allen anderen betrachten. „IsolierteMaterie-Teilchen sind Abstraktionen, ihre Eigenschaften sind nur durch ihrZusammenwirken mit anderen Systemen definierbar und wahrnehmbar.“80 Wenn mansich nicht von theoretischen Abstraktionen verblenden läßt, erkennt man, daß das

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Zusammenwirken der Systeme unbegrenzt verwoben ist. Jede Teilchen-struk-tur undjede Energie ist Teil eines universalen Gesamtmusters mit immanenten Kräften. Allesist mit allem verwandt. Mit anderen Worten, alle Unterschiede, die wir sehen, sindnur graduell, nicht substantiell.

Getrennte Erscheinungen und Formen sind in Wirklichkeit nichts anderes als lokaleZustände mit unterschiedlicher Energieverdichtung und gehören zu einem universalennicht-lokalen Feld, aus dem sie hervorgehen und in das sie wieder zurückkehren. Mankönnte sie mit Strudeln in einem Meer vergleichen. Strudel und Wirbel erscheinenlokal, d.h. an ganz bestimm-ten Orten, entstehen aber nur aufgrund der Dynamik desgesamten Meeres.

Sehr oft wird die Untrennbarkeit von Energie und Form auch mit einemSpringbrunnen verglichen. Die Fontäne eines Springbrunnens sieht immer gleich aus,aber in Wirklichkeit ist ihre Form eine Illusion. Die Form scheint konstant zu sein,aber der Schein trügt. Die Form der Fontäne existiert nur aufgrund des konstantenFlusses von Wasser. Ebenso scheinen die Grundstrukturen der Materie konstanteFormen zu erzeugen, aber befinden sich selbst in einem konstanten Fluß: Sie allewerden als zeitweilige Formen von einem gemeinsamen Urgrund gespeist. Sie gehenaus ihm hervor und fallen wieder in ihn zurück.

Diese neuste Erkenntnis der vordersten Forschungsfront der Wissenschaft wurdeebenfalls bereits von der vedischen Offenbarung vorweg genommen (ohne -zigMilliarden-Aufwand für letztlich sinnlose Teilchen-be-schleu-ni-ger): „Die Materie(prakriti), die nur eine von vielen göttlichen [ewigen] Energien ist, ist unter MeinerFührung tätig, o Sohn Kuntis, und bringt alle sich bewegenden und sich nichtbewegenden Wesen hervor. Auf Grund dieses Urgrundes (hetu) wird die konstanteVeränderung aller materiellen Formen bewirkt (viparivartate).“ (Bhagavad-gita 9.10)

Das Sanskritwort hetu bedeutet nicht nur Urgrund oder Ursache, sondern beziehtsich auch auf die Ordnung und Intelligenz, die hinter jeder verursachten Sache wirkt.Wenn man dieses Vorwissen in Erinnerung behält, kann man hetu auch mit„(kosmischem) Gesetz“ oder „Naturgesetz“ übersetzen. Dies ist sehr aufschlußreich,weil das Sanskrit nur selten von „Naturgesetzen“ spricht.* Viparivartate beziehtsich auf die endlose Wandlung, der alle materiellen Formen unterliegen, insbesondereder konstanten Erscheinung und Auflösung. Über all diese Aspekte muß man sichbewußt sein, wenn man Sanskritformulierungen übersetzt, weshalb das eingangserwähnte vierstufige Übertragungsverfahren ideal ist (siehe S. 5-7). Gestützt aufdieses Verfahren, übersetzt Bhaktivedanta Swami Prabhupada die zweite Hälfte desobigen Gita-Verses mit einer prägnanten Formulierung: „Prakriti ... bringt alle sichbewegenden und sich nicht bewegenden Wesen hervor. Nach ihrem Gesetz wird dieseManifestation immer wieder geschaffen und aufgelöst“,81 wobei sich die konstanteSchaffung und Auflösung sowohl auf das Universum als auch auf dessen Bestandteilebezieht, und zwar bis hin zu den kleinsten Formen, deren Existenz räumlich undzeitlich kaum mehr wahrnehmbar ist. Das besagte sechste Quark zum Beispiel „lebt“für weniger als den 1’000’000’000. Teil einer Milliardstelsekunde, und dann hat esseine Quark-Existenz bereits wieder verloren.

Wir beobachten also eine ständige, dynamische Erneuerung der Materie. Dieserinnert uns an den bereits erwähnten „Atomfilm“ (S.228). Unendlich viele

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Strukturen werden gleichzeitig aus einem gemeinsamen Urgrund gebildet und wiederaufgelöst, und trotz der unendlich vielen Quantenmöglichkeiten wissen alle Atomegenau, was sie zu tun haben und wo sie hingehören. Wenn das nur einmal vorkäme,könnte man von Zufall sprechen. Aber ein „Zufall“ der immer und überall unendlichviele Male vorkommt, ist kein Zufall mehr, sondern ein Programm, eine gesteuerteStruktur, ein Ausdruck von alldurchdringender Intelligenz.

Diese Erkenntnis hat viele Physiker dazu bewegt (David Bohm war der erste), voneinem holographischen Universum zu sprechen. „Holographisch“ bedeutet wörtlich„durch Rückgriff auf das Ganze gebildet“, abgeleitet von den griechischen Wörternholos, „ganz“, „vollständig“, und graphein, „(auf)schreiben“, „festhalten“. Eine ersteVorstellung von einer holographischen Struktur vermittelt das Hologramm. DavidBohm verwendete das Hologramm ursprünglich, um zu illustrieren, was er unterexpliziter und impliziter Ordnung versteht. Alles, was wir sehen, sind explizite(„entfaltete“, manifestierte) Formen. Aber die Anordnung dieser Formen und vorallem ihre subatomare Struktur zeigt, daß sie nichts anderes sind als der expliziteAusdruck einer impliziten („eingefalteten“, potentiellen) Ordnung. Diese Ordnungverbindet und koordiniert alle verschiedenen Vorgänge durch eine nicht-lokale,synchrone „Holobewegung“. Durch diese Holobewegung entstehen holographische,dreidimensionale Bilder, die jedoch nur Abbilder sind und nicht die eigentlicheRealität darstellen.

Die Natur ist holographisch und nicht mechanisch aufgebaut. Nimmt man von einermechanischen Konstruktion, z.B. von einem Motor, auch nur ein kleines Schläuchleinoder Schräubchen weg, bricht seine ganze Funktion zusammen. Bricht man von einemBaum einen Zweig oder sogar einen Ast ab, bricht die Funktion des Baumes nichtzusammen, im Gegenteil, der Zweig und der Ast wachsen nach! Wenn wir unsverletzen, wächst das Gewebe genau in der richtigen Form nach und durchläuftkomplizierteste Abwehr- und Heilungsetappen. Man könnte einwenden, das sei dochauf die DNS-Information in den Zellen zurückzuführen. Aber die DNS ist in allenZellen die gleiche! Die materiellen Formen sind also mehr als nur die Summe ihrerBestandteile. Sie entspringen einer organischen, holographischen Struktur.

Wenn man ein Hologramm mit bloßem Auge betrachtet, sieht man nur einundifferenziertes Wellenmuster. Durch ein Laser-Verfahren sind verschiedensteBildinformationen (Lichtinterferenzen) photographisch übereinandergelegt worden,so daß bei entsprechender Beleuchtung ein dreidimensionales Bild sichtbar wird.Dieser illusorische Effekt wird dadurch erreicht, daß in jeder Bildzelle dieInformation des ganzen Bildes gespeichert ist. Kombiniert durch die richtigeLichtfrequenz, bündelt die Gesamtheit der Bildzellen das reflektierte Licht zu einemdreidimensionalen Abbild.

Wenn nur schon für diesen simplen 3D-Effekt jede Zelle die Information desgesamten Bildes enthalten muß, kann man sich vorstellen, welche Information in derMaterie gespeichert sein muß, denn sie baut ein endlos wandelbares, universalesHologramm auf. Wenn man versucht, aus diesem universalen Hologramm eine Zelleoder ein Atom herausreißen, hat man wiederum und immer noch – ein Universum vorsich! Eine unergründliche, unendliche Einheit, die im Kleinen das Große spiegelt!

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Die Materie ist letztlich unbegreiflich (acintya). Wir erinnern uns an das vedischeKonzept des acintya-bhedabheda-tattva: das „unbegreifliche gleichzeitige Eins- undVerschiedensein“. Dies stellt die höchste menschenmögliche Veda-Erkenntnis dar undist nicht nur auf Gott (den Urgrund) und Seine Energien anwendbar, sondern auch aufdie Wirkungsweise der Energien selbst. Die Materie existiert gleichzeitig als Welleund Teilchen, manifestiert Formen durch einen konstanten Wandel, ist im Kleinstenund im Größten unendlich und birgt im Kleinsten das Größte und im Größten dasKleinste.

Die moderne Wissenschaft ist in ihren fortgeschrittensten Forschungen zum Punktgekommen, wo sie die holographische Struktur der Materie zu erahnen beginnt, undhat diesen Gedanken bei weitem noch nicht zu Ende gedacht. Ist es nicht erstaunlich,daß die Veda-Offenbarungen diese „neuste“ Erkenntnis schon längst kennen unddarüber hinaus noch Dimensionen erwähnen, die der Forschung bisher verborgengeblieben sind? Die entscheidenden Sanskrit-Stichwörter lauten hier Udaka, Kshetraund Paramatma.

„Wie wir erfahren haben, besagt die Grundthese des holographischen Konzepts, daßdie Stofflichkeit des Universums vielleicht nur eine Illusion ist und die physischeWirklichkeit nur lediglich ein kleiner Bestandteil eines riesigen, empfindungsfähigennichtphysischen Kosmos. Wenn das zutrifft, was bedeutet dies dann für die Zukunft?Wie fangen wir es an, die Geheimnisse dieser subtileren Dimensionen wirklich zuergründen?“ – Michael Talbot, „Das holographische Universum – Die Welt in neuerDimension“82

Neues Licht auf das universale Hologramm

„Um ihnen besondere Gunst zu erweisen, vertreibe Ich, der Ich in ihrem Herzenweile, mit der leuchtenden Fackel des Wissens die aus Unwissenheit entstandeneDunkelheit.“ – Bhagavad-gita 10.11

Hinter allen scheinbar chaotischen Erscheinungen verbirgt sich eine höhere Ordnung.Wenn wir ein Hologramm mit bloßem Auge betrachten, sehen wir nur ein amorphes*Bild. Unser Auge braucht die Hilfe eines ganz bestimmten Lichtes, um die verborgeneStruktur des Hologramms erkennen zu können. Ebenso braucht unser geistigesWahrnehmungsvermögen die Hilfe eines ganz bestimmten Lichtes, um die höhere,transzendente Struktur der Materie zu erkennen.

Gesucht ist „eine neue Kosmologie, eine vollkommen andere Art, die Realität selbst zudenken: Hinter der sich verflüchtigenden Ordnung der Phänomene, jenseits desäußeren Scheins stößt die Quantenphysik auf überraschende Weise an dieTranszendenz ... Die Quantentheorie wie die Kosmologie schieben die Grenzen desWissens immer weiter vor, bis sie das fundamentale Rätsel berühren, das demmenschlichen Geist gegenübertritt: die Existenz eines transzendenten Seins, sowohlUrsache als auch Bedeutung des großen Universums.“ So formulierte es im Jahr 1990der 89-jährige französische Philosoph Jean Guitton in einem Gespräch mit

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Quantenphysikern, das im vielbeachteten Buch Gott und die Wissenschaft 83veröffentlicht wurde.

Das holographische Weltbild impliziert, daß der Makrokosmos und der Mikrokosmoseine Einheit bilden, weil beide denselben Ursprung haben. Der Veda will diesenUrsprung erkennen, um von dort aus gleichen Zugang zu allen Teilen des Gesamtbildeszu haben. Dadurch wird es auch möglich, in jedem Teilbereich das Abbild desGesamtbildes zu erkennen.

Im folgenden soll nun das Hologramm des Universums im Licht des Veda betrachtetwerden. Erstaunliche Bilder werden wir dadurch zu sehen bekommen, nicht zuletzt„die Existenz eines transzendenten Seins, sowohl Ursache als auch Bedeutung desgroßen Universums“. Die verschiedenen Konzepte und Begriffe, die wir bei derDiskussion der quantenphysischen und holographischen Weltbilder kennengelernthaben, werden uns eine große Hilfe sein, um die weitgehenden Konsequenzen desvedischen Weltbildes besser in Worte fassen zu können. Noch einmal möchte ichdarauf hinweisen, daß diese fortgeschrittensten Konzepte der modernenWissenschaft nur Vorstufen zum vedischen Weltbild darstellen.

Der Urgrund, ein Meer unbegrenzter Eigenschaften

„In diesem Jahrhundert scheint die tiefste Ebene der Natur die Raum-Zeit und dieunendliche Energie des Quantenfeldes zu sein. Es gibt aber kei-nen Grundanzunehmen, daß dort der Urgrund der Realität liegt und daß es nicht noch unzähligenoch subtilere Ebenen zu entdecken gibt. Es ist tatsächlich möglich, daß dieNaturwissenschaft entdecken wird, daß die Ebene des Geistes und die der Materieaus einem gemeinsamen Urgrund ent-stehen.“ – F. David Peat, „Synchronizität, dieverborgene Ordnung“84

Es ist nur natürlich, daß die Menschen schon immer versucht haben, dieGrundstruktur der Welt, in der sie leben, zu untersuchen. Dies mag daran liegen, daßsie sich von einer besseren Kenntnis der Materie persönliche Vorteile versprechen(Zugang zu neuen Energien, bessere Möglichkeiten der Einflußnahme auf Mensch undUmwelt), aber auch daran, daß der Mensch den aufrichtigen Drang verspürt, denUrgrund allen Seins zu erkennen, in dem sich Leben und Materie vereinigen. Werwäre nicht begierig zu erfahren, was oder wer dieser Urgrund ist...? Heute leider diemeisten, da sie abgelenkt, überfüttert oder gepeinigt sind von kurzsichtigenAlltagsangelegenheiten. Aber dieser bedenkliche Umstand ändert nichts an derTatsache, daß die Frage nach dem Urgrund die wichtigste ist, die es überhaupt gibt.Nur wenn die Menschheit sich wieder mit diesem Urgrund verbindet, hat sie Chancen,trotz der gegenwärtigen Einseitigkeit nicht vollends zu Fall zu kommen.

Das Erscheinungsbild der heutigen Welt ist von der materialistischen Wissenschaftgeprägt und aufgebaut worden. Diese versuchte, den Urgrund allen Seins in derMaterie zu finden. (Wo denn sonst?) Durch das konstante Fragmentieren derMaterie ist man heute jedoch bei der Erkenntnis angelangt, daß die endgültig kleinsteGrundstruktur der Materie nicht greifbar ist. Die mikrokosmischen Quarks

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existieren nur für Bruchstücke von Billionstelsekunden, aber bauen durch ihreUmwandlung einen unergründlichen Makrokosmos auf. Das ferne Aufleuchten derQuarks und Quasare in den Tiefen des Atoms und des Weltalls weist darauf hin, daßbeides – das Kleinste und das Größte – nicht unabhängig existiert, sondern einemgemeinsamen Urgrund entspringt. Alle Formen und Vorgänge in der Materie, selbstwenn sie Galaxien voneinander entfernt sind, sind nicht wirklich getrennt, sondernverbunden über den gemeinsamen Urgrund.

David Bohm sprach von einem „Quantenpotential“, von einem universalen implizitenInformationsfeld, das potentiell (reell, aber noch nicht entfaltet) alle Quanten unddie daraus aufgebauten materiellen Formen enthält. Der Physiker David Peat,bekanntgeworden als Co-Autor85 des betagten David Bohm, spricht von der„Synchronizität einer verborgenen Ordnung“ und von einem „lebenden Universum“.86Diese Gedanken sind mittlerweile von vielen Physikern übernommen worden, obwohldas Problem dieser Gedanken darin besteht, daß man aus ihnen unmittelbar keineneuen Formeln und Konstruktionen ableiten kann.

Auffällig ist, daß die seltenen Denker, die bis in diesen Grenzbereich der materiellenWelt vordringen, immer wieder von einem transzendenten „Energiemeer“ sprechen,von einem Meer unbegrenzter Eigenschaften, von dem Raum, Zeit, Materie und dasgesamte Universum, ja möglicherweise zahllose Universen ausgehen. Damit wählen sieunbewußt dieselbe Formulierung wie die vedische Wissenschaft, die ebenfalls von„Udakas“ (Meeren) spricht, wenn sie den Urgrund der Materie beschreibt.

Dieses „Meer“ befindet sich jenseits der Reichweite der Physik und unterliegt nichteinmal den physikalischen Gesetzen, denn diese Udaka-Dimension, die allem zu Grundeliegt, ist alldurchdringend, unendlich und unerschöpflich:

„Ich ahne, daß das, was sich hinter der Planckschen Mauer verbirgt, tatsächlich eineursprüngliche Form der Energie von grenzenloser Kraft ist. Ich glaube, daß vor derSchöpfung eine unendliche Dauer herrscht. Eine totale, unerschöpfliche Zeit [... undeine] totale, unerschöpfliche Energie. Das Meer unbegrenzter Eigenschaften ist derSchöpfer. Daß wir nicht verstehen können, was sich hinter der Mauer befindet, rührtdaher, daß allen Gesetzen der Physik angesichts des absoluten Geheimnisses Gottesund der Schöpfung der Boden entzogen wird.“ – Jean Guitton87

Das Meer der unendlichen Eigenschaften kann nicht mehr als materiell bezeichnetwerden, denn es befindet sich jenseits der materiellen Grenzen von Raum und Zeit.Materiell gesehen ist dieses Meer leer, ist ein „Nichts“, aber dieses scheinbareNichts enthält alles. Aus der Sicht des Materiellen ist der Urgrund ein „Nichts“,genauso wie aus der Sicht der Finsternis das Licht ein Nichts ist: es gibt im Lichtnichts, was mit Finsternis zu tun hat. Das heißt aber nicht, daß das Licht nichtexistiert oder daß es im Licht „nichts“ gibt. Die Physiker sprechen in diesemZusammenhang von einem absoluten Vakuum, weil es in dieser Dimension nichtsMaterielles mehr gibt, aber dieses „Nichtsein“ ist zugleich ein Plenum, eine „absoluteVollständigkeit“:

„Paradoxerweise ist das ‚Nichtsein‘ des Grundzustandes, welches das Universumträgt, sowohl ein Vakuum als auch ein Plenum. Es ist ein Vakuum, weil sich die Materieungehindert hindurchbewegen kann – wie in der Alltagsvorstellung eines leeren

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Raumes. Aber es ist auch ein Plenum, weil es mit Energie angefüllt ist. Das sichtbarematerielle Universum stellt im Grunde nichts anderes dar als kleine Fluktuationen aufdiesem riesigen Energiemeer. Und es sollte nicht vergessen werden, daß dieseunbegrenzte Energie, aus der die Materie erzeugt wird, auch dem Geist in den Tiefenseines Quellgrundes zur Verfügung steht.“ – F. David Peat88

Es muß etwas geben, was Materie, Energie und Bewußtsein verbindet. DieDurchforschung der Materie führt also nicht zu einer Reduktion der Realität auf dasMaterielle, sondern zeigt, daß sich das Materielle in unbegrenzte immaterielleBereiche erweitert.

Die Grundstruktur der Materie offenbart: Je kleiner die Masse, desto größer wirddie Energie. Nichts setzt soviel Energie frei wie Kernspaltung. Nichts braucht sovielEnergie wie Kernfusion. Nichts ist so zerstörerisch wie die Kernspaltung; sie kommtdeshalb in der Natur nicht vor. Und nichts ist so natürlich wie Kernfusion(Kernvereinigung, Kernumwandlung); sie kommt in der lebenden Natur überall vor, istdem Menschen aber auf geheimnisvolle Weise bis heute verschlossen geblieben.

In den Grenzbereichen überlappen sich die Extreme. Eines der größten Rätsel derWissenschaft ist die sogenannte „Nullpunkt-Energie“. Dort wo die Masse Null wird,wird die größte Energie frei! Ist das materielle Nichts, das immaterielle Meer, alsodie wirklich wirkende Wirklichkeit, die höchste implizite Ordnung, aus der allesMaterielle in einem konstanten Wandel hervorgeht?

David Bohm: „Die moderne Physik sagt, daß leerer Raum eine Nullpunkt-Energieenthält, die größer ist als alles, was uns bisher bekannt ist (z.B. enthält einKubikzentimeter leerer Raum mehr Energie, als durch die Vernichtung aller Materieim gesamten Universum freigesetzt würde). Materie, wie wir sie kennen, ist einkleiner, relativ stabiler und sich selbständig bewegender ‚Strudel‘ in diesemunermeßlichen ‚Meer‘ von Energie. Wir, die wir physisch aus solchen ‚Strudeln‘bestehen, sind nicht in der Lage, dieses Meer zu sehen (ebensowenig wie ein Fisch imirdischen Meer sich dieses Meeres bewußt ist). [...] Wie ich bereits betont habe,kann dieses ‚Meer‘ nicht im Sinne der gewohnten Raumzeit-Begriffe verstandenwerden. Wir sollten es eher als eine Art ‚relative Ewigkeit‘ betrachten, Ewigkeit, diein einem Sinn lebendig und in Bewegung ist, aber nicht innerhalb der Ordnung vonZeit und Raum, wie wir sie für gewöhnlich wahrnehmen. Dieses ‚Meer‘ von Energie,das implizite Prinzipien der Ordnung enthält, entfaltet einen Vorgang, aus dem unserUniversum von Raum, Zeit und Materie hervorgeht (und vielleicht auch noch andereUniversen).“89

Kann man das „Meer der Ursachen“ (Karana-udaka), das dem Schöpfer, Maha-Vishnu,entspringt, noch besser umschreiben? Aber wenn man Maha-Vishnu nicht kennt, merktman nicht, daß man Ihn gerade eben beschrieb.

Bei der Frage nach dem Anfang des Universums spricht die vedische Wissenschaftvon einem Ur-sprung und die moderne Wissenschaft von einem Ur-knall. Letzteresieht nur die Materie, die irgendwie auf einmal entstand und ein Universum zu formenbegann. Erstere sieht nicht nur das Materielle, sondern den gesamten transzendentenZusammenhang: Die Materie ist nicht das einzige, was es gibt! Die Materie ist nureine von den zahllosen, zeitlosen, grenzenlosen Energien Gottes. Aber sie ist prakriti,

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„geschaffen“ und „abhängig“. Ohne höheren Impuls bringt sie (die Materie) nie etwashervor, und das gilt sowohl innerhalb der bestehenden Schöpfung als auch beim Zeit-punkt der Erschaffung, die deshalb ein Ur-sprung ist, ein erster Quantensprung derewigen Energie: Aus dem Pradhana geht die Funktion des Mahat-tattva hervor,verursacht durch Maha-Vishnus befruchtenden Blick. Und das Mahat-tattva („diegroße Gesamtheit“) wird auch „Meer der Ursachen“ (Karana-udaka) genannt!

Die vedische Offenbarung spricht jedoch nicht nur von einem Urgrund (Udaka),sondern von dreien. Jedes dieser Udakas, deren Wirkung wir als „kosmischesInformationsfeld“ und „implizite Ordnung“ wahrnehmen, geht jeweils von einem derdrei Vi•Šus aus und ist direkt mit Ihm verbunden. Diese drei Vi•Šus sind bereits imzweiten Kapitel erwähnt worden, und wir werden in den folgenden Ausführungen mehrüber die Realität und Wirkungsweise von Karanodakasayi-Vishnu (Maha-Vishnu),Garbhodakashayi-Vishnu und Kshirodakashayi-Vishnu erfahren.

Aber bevor wir als Kinder der modernen, materialistischen Anonymität undUnpersönlichkeit uns an dieses Thema heranwagen dürfen, müssen wir eine zellentiefsitzende Krankheit überwinden: Wir halten das Abstrakte für Realität und dieRealität für abstrakt. Wenn die modernen Menschen von Vishnu hören, denken sie,dies sei bestenfalls ein Symbol für eine höhere, abstrakte Realität. Dies ist einverhängnisvoller Trugschluß. Aus der praktischen Erfahrung sollten wir längsterkannt haben, daß das Abstrakte und Symbolische immer nur ein Ersatz dereigentlichen Realität ist. Hinter jeder Formel ist ein Gesetz, hinter jeder Form einInhalt, hinter jeder Wirkung eine Ursache, hinter jeder Energie eine Quelle, hinterjeder Ordnung ein Plan, hinter jeder Intelligenz eine Person. Wenn es jedoch um dieallumfassende Formel, Form, Wirkung, Energie, Ordnung und Intelligenz geht, denkendie meisten auf einmal, diese schwebe irgendwie isoliert und abstrakt in einemVakuum und habe keine eigene Realität.

Wer nur an das Unpersönliche glaubt, an Energien, Symbole und Prin-zi-pien, fällteiner Einseitigkeit zum Opfer. Das Absolute ist sehr wohl Symbol, Energie undPrinzip, aber auch Intelligenz, Individualität und Person. In der Schöpfung findenwir Intelligenz, Individualität und Persönlichkeit, also müssen diese Charakteristikaauch im Urgrund, von dem ja alles ausgeht, enthalten sein, und zwar in allumfassendemMaß.

Diese Einsicht, die alle materialistische Einseitigkeit überwindet, wurde und wirdleider von vielen Wissenschaftlern, Esoterikern und Theologen im Westen und vonvielen Yogis, Gurus und Anandas im Osten übersehen oder sogar bestritten.

Der Urgrund ist weder abstrakt noch nichts, noch unpersönlich

„Ich möchte wissen, wie Gott diese Welt erschaffen hat. Ich bin nicht an dem einenoder anderen Phänomen interessiert, an dem Spektrum des einen oder anderenElementes. Ich möchte Seine Gedanken kennen, alles übrige sind nur Einzelheiten.“ –Albert Einstein90

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Was ist die implizite Ordnung in Wirklichkeit? Kehren wir noch einmal zu DavidBohms Argumentation zurück. Er weist darauf hin, daß die implizite Ordnung imKosmos Mustern folgt, die allgegenwärtig sind, denn das Ganze ist in jedem Teileingefaltet.

Obwohl David Bohm selbst nicht über ein abstraktes Konzept hinauskommt, hat erden engen Zuständigkeitsbereich der Physik längst verlassen und bewegt sich imBereich der Metaphysik und Religion: „Die implizite Ordnung ist ein Prinzip, das injeder Phase der Existenz wirksam ist. Dieses Prinzip umfaßt auch das Bewußtsein, diePsyche, jegliche Art von Information und deren Inhalt, durch den sie Bedeutungbekommt, und den Grund (z.B. der Holobewegung) und alles, was aus diesem Grundhervorgeht.“91

Dies ist eine unendlich dehnbare Definition. Sie ist letztlich nichts anderes als ein„Gott“-Ersatz und liefert dadurch eine abstrakte Umschreibung der vedischenBeschreibung von Gott (Vishnu). Bohm scheut sich dann auch nicht zuzugeben, daß eran den Ufern der Transzendenz angelangt ist: „Das Ganze gründet letztlich in einemtranszendenten Grund, geht aus ihm hervor und wird von ihm getragen. Dieser Grundist nicht nur ein Konzept des Daseins, [... sondern] umfaßt die tieferen Prinzipieneiner Ordnung, die letztlich aus einem Grund hervorgehen, der sich jenseits derUnterscheidung von Raum und Zeit befindet und in keiner Weise definierbar ist.“92

Hier weist David Bohm als metaphysischer Physiker intuitiv auf einen entscheidendenZusammenhang hin: „Das Ganze gründet letztlich in einem transzendenten Grund, gehtaus ihm hervor und wird von ihm getragen.“ Das Ganze, die implizite Ordnung, die allemateriellen Erschei-nungs--formen umfaßt, ist nicht die höchste Stufe, sondern„gründet letztlich in einem transzendenten Grund“. Alles, was in der expliziten Welterscheint, muß auch im überimpliziten, transzendenten Urgrund vorhanden sein, dennalles „geht aus ihm hervor und wird von ihm getragen.“ Damit ist David Bohm alserster westlicher Physiker bis zum vedischen Gottesbegriff vorgedrungen.

Bohm war sich darüber bewußt, daß sein Konzept der impliziten Ordnung nur eine„Metapher“, ein abstraktes Sinnbild, ist, was jedoch, wie er im obigen Zitat betonte,nicht zum Trugschluß verleiten darf, der transzendente Grund sei ebenfalls nur einabstraktes Konzept: „Dieser Grund ist nicht nur ein Konzept des Daseins.“

„Die implizite Ordnung vermittelt eine Anschauung, eine Art Metapher, die esermöglicht, intuitiv die Bedeutung der ‚Ganzheit‘ zu verstehen, die der wichtigsteneue Aspekt der Quantentheorie ist.“93

Metapher bedeutet „bildlicher Vergleich“ oder „Sinnbild“. Wenn das Konzept derimpliziten Ordnung bloß eine Metapher, ein Sinnbild, ist, dann muß man sich fragen:Wofür ist sie ein Sinnbild?

Die Realität besteht aus zahllosen gleichzeitig wirkenden Dimensionen, die niegetrennt betrachtet werden sollten. Da die Wissenschaft jedoch auf Messungen undExperimente angewiesen ist, bleibt ihr nichts anderes übrig, als Ausschnitte aus derRealität herauszulösen und isoliert zu betrachten. Immer wieder muß fragmentiert,abstrahiert, geometrisiert und relativiert werden. (In der Natur gibt es aber keineGeraden und keine Dreiecke!) Dies zeigt, daß das Absolute jenseits des Relativen und

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Abstrakten gesucht werden muß, denn das Abstrakte ist das Werk des Menschen, undder Mensch sieht nur das Relative.

Die vedischen Offenbarungen, die von Gott und Gottes Parallelformen als absolutePersonen (Krishna, Maha-Vishnu, Garbhodakashayi-Vishnu, Kshirodakashayi-Vishnu)sprechen, sind nicht bloß Symbole als Denkhilfe, um eine Realität, die letztlichabstrakt und unpersönlich ist, zu veranschaulichen. Es ist genau umgekehrt: Diemathematischen und philosophischen Abstraktionen, Symbole und Metaphern sindDenkhilfen, um die höchste Realität zu verstehen, die letztlich spirituell, reell undpersönlich ist und eine unbegrenzt?, ewige Vielfalt umfaßt, zu der auch Individualitätgehört. (Sonst wäre das Absolute nicht vollständig, weil in ihm der Aspekt derIndividualität fehlte.)

Die Verneinung der spirituellen Vielfalt und Individualität ist ein undifferenzierter,monistischer Trugschluß. Dies zeigte sich deutlich in den Gesprächen, die David Bohmim Jahre 1980 in Kalifornien mit dem Inder Jiddu Krishnamurti (1897-1986) führte,der ein berühmter Vertreter des extremen Mayavada-Monismus war. In diesenGesprächen sagte Krishnamurti über sich selbst: „Ich bin kein Priester, nein. Dashabe ich alles hinter mir. Ich habe die Kirche, die Götter, Jesus, die Buddhas,Krishnas hinter mir gelassen. Ich habe das alles zurückgelassen ...“94

Eine von Krishnamurtis Hauptlehren war, daß man keinen Lehrer (Guru) annehmensolle. Er betonte immer wieder, man dürfe auf niemanden außer auf sich selbst hören.Einen kleinen Widerspruch enthielt diese Argumentation natürlich: Er erwartete, daßman auf ihn höre und ihm glaube, daß man auf niemanden hören solle. Wenn man aufniemanden hören soll, warum soll man dann auf ihn hören?

David Bohm war auf der Suche nach der transzendenten Realität jenseits vonDualität, Raum und Zeit, weshalb sich Krishnamurti in den Gesprächen bemühte, einKonzept aufzubauen, das jede „Zeit“, jede „Bewegung“ und jedes „Werden“ausschließt, denn jedes Werden bedeute, nach „mehr“ und „besser“ zu streben, d.h.sich selbst „dazu zu zwingen, etwas zu sein, was man nicht ist“ (10). Deswegen müssedas Streben des Menschen lauten: Vom Werden zum Sein. „Werden“ sei Illusion. Nurdas absolute Sein – ohne Zeit, Bewegung und Individualität – sei Realität.

Der Weg vom Werden zum Sein ist jedoch ebenfalls ein Werdegang. Das Werden, dieBewegung, gehört genauso zum Sein wie das Sein selbst; das Sein ist also eindynamischer Zustand. Und dieser Widerspruch entging David Bohm nicht: „Es [dasWort Bewegung] bedeutet in Wirklichkeit, daß man von einem Ort zum anderenüberwechselt. Jedenfalls vermittelt das Wort die Vorstellung von etwas, das nichtstatisch ist. Wenn Sie die Zeit leugnen, wollen Sie doch nicht zu etwas Statischemzurückkehren, das ja immer noch Zeit wäre[!]“ (14)

Die monistischen Wissenschaftler und Philosophen definieren das Absolute durch dieVerneinung aller Erscheinungsformen der materiellen Welt, und das ist ein großerFehler, denn das Absolute ist nicht bloß das Gegenteil der Vielfalt. Die so definierteEinheit ist nichts anderes als die Polarität der Vielheit. Das Absolute (Allumfassende)transzendiert sowohl die Vielheit als auch die Einheit, ist die ewige, göttlicheRealität. Weil den Monisten jedoch das positive Wissen über die spirituelle Realität

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nicht vertraut ist, besteht ihre Philosophie ausschließlich aus Negation: „Es gibt keineIndividualität.“ (206) „Ich denke, daß diese Idee von der Individualität ein Irrtumist.“ (208) „Ich verwende das Wort Meditation für einen Zustand, in dem es auchnicht den winzigsten Teil einer Empfindung gibt“ (15) „Dies ist wahre Meditation: dasEntleeren des Bewußtseins.“ (214)

Weil die Monisten versuchen, jegliches individuelles Bewußtsein bis hin zumspirituellen Selbst zu ver-nichten (in ein Nichts aufzulösen), wird der Monismusmanchmal auch als „spiritueller Selbstmord“ bezeichnet. Krishnamurti versuchte, auchDavid Bohm zu diesem extremen Schritt zu verleiten, doch Bohm blieb skeptisch:

Krishnamurti: Wenn alle Bemühung darauf gerichtet ist, etwas zu finden, das jenseitsdes ‘Ich’ liegt, dann ist diese Bemühung und das, was ich finden könnte, immer noch imUmkreis des ‘Ich’. Deshalb habe ich keine Hoffnung. Es gibt da keine Empfindung vonHoffnung, keinen Wunsch, irgend etwas zu finden.

Bohm: Was ist es dann, das Sie zu weiterem Forschen treibt?

K: Mein Forschen gilt der Beendigung des Konflikts.

B: Dann müssen wir damit vorsichtig sein. Es kann leicht passieren, daß wir Hoffnungauf Beendigung des Konflikts erwecken.

K: Nein, nein, es gibt keine Hoffnung. Ich mache dem ein Ende. Im Augenblick, in demich das Wort Hoffnung einbringe, entsteht eine Vorstellung von Zukunft. (31)

Am Schluß stellt Krishnamurti die Frage: „Bin ich gewillt, mich der absoluten Leerezu stellen?“ (224) Diese Frage ist absurd, denn wenn es eine absolute Leere gäbe,gäbe es kein „Ich“, das sich zu stellen braucht, und keinen Willen, der mich zu irgendetwas antreibt, denn es gäbe ja weder mich noch irgend etwas anderes. Es gäbe nurdie Leere. Warum und wie sollte die Leere irgend etwas hervorbringen?

Die Monisten vermögen nicht, zwischen materiellem Ego und spirituellem Selbst zuunterscheiden. Was sie präsentieren, ist eine fahrlässige Verwechslung von Identitätund Identifikation: „Verlangen und Denken sind Teil des ‚Ich‘, das Zeit ist. WennVerlangen und Zeit aufgehört haben, dann ist da absolut nichts ...“ (36) „MeineAufgabe besteht darin, die Dunkelheit zu erkennen, zu sehen, daß es das Denken ist,das die Dunkelheit erzeugt, und das Selbst als den Verursacher der Dunkelheit zuerkennen.“ (153)

Die monistische Spekulation führt nicht zu einer Überwindung, sondern zu einerVerwischung der Dualität. Sie gibt keine klare Unterscheidung von Ego und Selbst,falschem und wahrem Ich, Körper und Seele, Ewigkeit und ewigem Wandel, Gehirn undGeist, Materie und Bewußtsein. Mit unendlichen Wortspielereien versuchen dieMonisten, den Urgrund hinter ihrem Konzept des „Nichts“ zu verbergen. Sie sagen,man könne nichts über den Urgrund wissen, ihn nicht beschreiben und ihn nichtkennen. Aber wenn sie diesen Urgrund nicht kennen, wie können sie dann wissen, daßman ihn nicht kennen kann? Wie kann man über etwas, das man nicht kennt,

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irgendwelche Aussagen machen??* Die Monisten machen den großen Fehler, daß sieversuchen, den Urgrund mit ihrer beschränkten materiellen Logik zu verstehen, unddeshalb denken sie, im Urgrund gebe es keine Empfindung, keine Individualität undkeine Persönlichkeit, weder Gott noch Gottes Welt, denn das absolut Jenseitige müsseungeteilt sein, und nur etwas, das weder Form noch Person sei, sei ungeteilt undunabhängig. Das ist jedoch bloß eine Verneinung des Materiellen mit materiellerLogik, und mit materieller Logik kann man nie erfahren, daß es jenseits dermateriellen, vergänglichen Vielfalt eine spirituelle, ewige Vielfalt gibt, die derUrgrund alles Materiellen ist. Die „leere Meditation“ gelangt nie zu dieserErkenntnis, weil sie diese spirituelle Dimension von allem Anfang an ausschließt.

Letztlich ist der Mayavada-Monismus nichts anderes als Atheismus in pseudo-spiritueller Aufmachung: „In jenem Grund gibt es keine Dunkelheit als Dunkelheit undkein Licht als Licht. In jenem Urgrund gibt es keine Spaltung [...] weder Dunkelheitnoch Licht, weder Gott noch Gottes Sohn.“ (157) „Gott ist bloß eine Idee.“ (104)

Überwindung des philosophischen und wissenschaftlichen Monismus

Die Wirkungsweise der materiellen Energie ist verwirrend. Sie läßt sich mit demMeer vergleichen, das zahllose Wellen hervorbringt. Die Wellen kann man in einemSinn tatsächlich als Illusion bezeichnen, denn sie existieren nicht wirklich. Siewandeln sich konstant und sind nichts anderes als zeitweilige Formen, die aus derSubstanz des Meeres entstehen und sogleich wieder vergehen. Viele Forscher tauchenblind in die atomaren Strukturen der Materie ein, um herauszufinden, was dieMaterie in Wirklichkeit ist – und finden nichts. Sie gleichen einem Menschen, derherausfinden will, was eine Welle ist, indem er in die Wellen greift, um sie zu be-greifen. Aber die Welle an sich gibt es gar nicht, es gibt nur das Wasser. Deshalbjedoch zu denken, daß es überhaupt keine Vielfalt gebe, nur weil sich dieWellenvielfalt als Illusion enthüllt, wäre ein großer Denkfehler. Der Trugschlußbesteht darin, daß man bloß durch die Verneinung der materiellen Gegebenheiten aufdas Absolute schließt.

Die Welle gibt es nicht wirklich, aber das Wasser. Ebenso gibt es die materiellenFormen nicht wirklich, aber die materielle Energie. Diese bringt nach höherenMustern (gemäß den Urbildern der spirituellen Welt) die zeitweiligen materiellenFormen hervor, so wie das Wasser die Wellen gemäß seiner inhärenten Strukturhervorbringt. Die materielle Energie hat eine inhärente Struktur, weil sie eineEnergie Gottes ist.

Hierin besteht die absolute Vollkommenheit Gottes. Sie beinhaltet sogar dasZeitweilige. Aber das Verwirrende ist, daß sogar den zeitweiligen Formen dieEwigkeit innewohnt. Ihre Substanz ist spirituell (ewig, immateriell), aber diemanifestierten Formen sind illusorisch, da zeitweilig. Der größte Fehler nun bestehtin der Projektion der materialistischen Sichtweise auf das Absolute, was dazuverführt zu denken, nur weil die materiellen Formen Illusion seien, sei jegliche Formund jegliche Vielheit Illusion.

Alles ist letztlich Gottes Energie (Brahman): sarvam khalv’ idam brahma. Diesbedeutet jedoch nicht, daß letztlich alles unpersönlich oder undifferenziert ist.

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Vielmehr bedeutet dies, daß man lernen muß, alles als Gottes Energie zu sehen, um aufdiese Weise fähig zu werden, alles als Gottes Energie zu behandeln, auch diezeitweiligen Formen (z.B. den eigenen Körper und den Planeten, auf dem man lebt).

Die Materie ist also Gottes Energie und bringt zahllose Atome hervor wie dasWasser des Meeres die zahllosen Wellen. Die monistischen Anschauungen führenzwangsläufig zu absurden Konzepten: Obwohl es zahllose Lebewesen im Universumgibt, die Form haben und Form wahrnehmen, sagen sie, es gebe in „Wirklichkeit“weder Form noch Person, weder Individualität noch Vielheit. Dies sei alles nurIllusion. Ich würde mir nur einbilden, daß ich existiere, aber in „Wirklichkeit“ gebees mich gar nicht. Es gebe nur das All-Eine (Brahman/Nichts/Nirvana/Tao). – Aberwenn es mich als Individualität nicht gibt, wie kann ich mir dann überhaupt vorstellen,daß es mich gibt? Wie kann etwas, das gar nicht existiert, sich vorstellen, esexistiere?? Das sei eben, lautet die materialistische, monistische oder buddhistischeAntwort, das Geheimnis des absoluten Widerspruches, den man nicht verstehen könne,solange man noch in Illusion sei und denke, man existiere.

Diese Ansichten widersprechen aber der Natur des Absoluten: acintya bhedabheda-tattva. Das Absolute ist das Allumfassende. Es umfaßt alles, Einheit und Vielheit,Energie und Person, Mythos und Logos. Das Absolute ist mythisch und logisch. Gott istnicht nur unverständlich/widersprüchlich/absurd, sondern genauso auch verständlich/harmonisch/höchst sinn-voll. Deswegen wies ich schon am Anfang (S. 29) auf denwichtigen vedischen Prüfstein hin: das Logische. „Das Logische ist immer ein guter,gottgegebener Maßstab für die Wahrheit.“

Doch der Materialismus wie auch der Monismus machen letztlich keinen Sinn. Sievertreten Halbwahrheiten, die durch Wortspielereien zu Unwahrheit werden.

Ur-knall oder Ur-sprung? Der Urgrund der Materie

„Am Anfang der Schöpfung steht kein aleatorisches Ereignis, kein Zufall, sondern einGrad von Ordnung, der unendlich höher ist als alles, was wir uns vorzustellenvermögen: eine höchste Ordnung, die die physikalischen Konstanten, dieAnfangsbedingungen, das Verhalten der Atome und das Leben der Sterne reguliert.Mächtig, frei, unendlich existent, geheimnisvoll, implizit, unsichtbar, wahrnehmbar,ist es da, ewig und notwendig, hinter den Phänomenen, weit über dem Universum, aberin jedem Teilchen präsent.“ – Jean Guitton95

Alle materiellen Formen vergehen: die Quarks nach Bruchteilen einerMilliardstelsekunde, die Universen nach vielen Milliarden von Jahren. Alle Materiehat die Tendenz, in einen Nullzustand zurückzufallen. Nicht aber dasQuantenpotential und dessen Urgrund: Diese Dimension muß vielmehr transzendentund ewig alle Energie und Form enthalten, weil aus ihr alle vergänglichenManifestationen Energie und Form bekommen. Sie gehen aus diesem Urmeer hervor,werden durch dieses Urmeer zusammengehalten und gehen wieder in dieses Urmeerein.

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Die vedische Wissenschaft beschreibt mit dem Begriff Udaka („Meer“) drei super-implizite Ordnungen. Dies sind nicht abstrakte, sondern konkrete, effektiveDimensionen. Wenn wir unseren Körper derart verfeinern und energetisieren könnten,daß wir die Frequenz der Udaka-Energie erreichten, sähen wir tatsächlich einengewaltigen kosmischen Ozean. Nur weil wir diesen Ozean nicht sehen können, heißtdas nicht, daß es ihn nicht gibt oder daß niemand anders ihn sehen kann. Die vedischenSchriften enthalten mehrere Berichte von großen Mystikern und Bhakti-yogis, dieden Karana-, Garbha- oder Kshira-Ozean persönlich gesehen haben. Die berühmtesteBeschreibung findet man im 10. Canto des Shrimad-Bhagavatam (89. Kapitel): Krishnaentrückt Seinen Freund und Geweihten Arjuna in die Udaka-Dimension, zeigt ihm denKarana-Udaka und gewährt ihm den Anblick Maha-Vishnus.

Obwohl wir diese Meere nicht unmittelbar wahrnehmen können, können wir mittelbar,nämlich an deren Wirkung, erkennen, daß sie real sind. Spätestens seit derEntwicklung der Quantenphysik muß auch die Wissenschaft akzeptieren, daß es vielePhänomene gibt, die man nur mittelbar erfassen kann. Die Udaka-Meere sind auch inder Dimension der Menschen sehr wohl wahrnehmbar. Die Spuren ihres Wirkens sindüberall: in der kosmischen Ordnung, in den Naturgesetzen, in der konstantenAuflösung und Erneuerung der materiellen Formen, ja sogar in unserem Schicksal, inallem, was uns „zufällt“. Die konkrete Udaka-Realität zeigt sich uns abstrakt alsStrukturen, Muster, Energiefelder und Schöpfungsprinzipien, aber diese scheinbarabstrakten Wirkungen verursachen wiederum unsere konkrete, erfahrene Realität.So abstrakt können sie also nicht sein!

Es ist also nicht falsch, von Energiefeldern zu sprechen. Man muß sich einfach vorAugen halten, daß diese Energiefelder Ausdruck einer noch höheren Realität undOrdnung sind.

Die drei kosmischen Energiemeere, von denen wir über die Veda-Offenbarungerfahren, sind das Karana-udaka, Garbha-udaka und Kshira-udaka. Gemäß derLigaturregel des Sanskrit werden die beiden Vokale a-u zu einem o verschmolzen,weshalb die drei Udakas korrekterweise Karanodaka, Garbhodaka und Kshirodakaheißen.

Das Konzept der Energiefelder kann uns helfen, die Realität der Udakas zuverstehen. Im Sanskrit gibt es zwei verschiedene Ausdrücke für „Energiefelder“:udaka und kshetra. Udaka bezieht sich auf die unbegrenzten, immateriellenkosmischen Felder, und kshetra auf die begrenzten, materiellen Felder.

Udaka bedeutet wörtlich „das, was Wellen hervorbringt“ und bezieht sich auf einMeer oder eine Gesamtheit von Wasser. Im Wort udaka ist die Wortwurzel ud-erkennbar, die soviel bedeutet wie „fließen“, „beweglich sein“, „Wellen bilden“. DieseWurzel hat sich bis ins Lateinische erhalten. Dort finden wir sie – immer noch mitderselben Bedeutung – im Wort unda, „Welle“.96 Von dort aus hat sie sich in vielemoderne Sprachen fortgepflanzt (z.B. it. onda, frz. onde, engl. inundation).

Das Udaka bezeichnet also den Urgrund, der gleichzeitig zahllose Formen aus sichselbst heraus hervorbringt. Als Vorstellungshilfe kann das uns bekannte Meer dienen:Auf der Oberfläche des Meeres bewegen sich zahllose Wellen. Eine Welle löstandere Wellen aus, aber das heißt nicht, daß die Welle, die sich fortpflanzt, eine

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Fläche oder ein Loch hinterläßt. Die Wellen bewegen sich „fort“, aber sogleich – oderbesser: sogleichzeitig – sind wieder neue Wellen da. Dieses Zusammenspiel von Meerund Wellen kann uns helfen zu verstehen, wie das Udaka-Meer die zahllosenmateriellen Formen hervorbringt. Das Udaka ist also der verbindende Urgrund vonKausalität und Synchronizität.

Im Gegensatz zum Udaka, dem kosmischen Feld, bezeichnet das Sanskritwort kshetraein begrenztes Feld. Kshetra bedeutet wörtlich „das, was durch eine Linie oder durcheinen Zaun begrenzt ist“, also „das, was aus der Gesamtheit herausgelöst ist“. In derGeometrie bedeutet kshetra „Ebene“ oder „durch Linien gezeichnete Fläche“. Kshetrabedeutet allgemein auch „Ort“, „Ortschaft“, „Feld“, „eingezäunter Besitz“ und „das,was einem Besitzer gehört“. Diese letzte Bedeutung ist sehr vielschichtig und erklärt,warum kshetra auch „Körper“ bedeutet.97 „Körper“ wird im Sanskrit definiert als„das, was ein Lebewesen mit seinem Bewußtsein durchdringt“. In diesem Sinn sind dieUdakas Gottes alldurchdringender Körper, weil Gottes (Vishnus) Bewußtsein all diesealldurchdringenden Felder durchdringt, und die Kshetras sind die Körper derbegrenzten Lebewesen. Diese Definition darf man auch von der anderen Seite herlesen: Jedes Kshetra ist der Körper eines Lebewesens! Jedes Kshetra wird vomBewußtsein eines Lebewesens durchdrungen. Dieses Verständnis öffnet das Tor zuden paranormalen Phänomenen, zu PSI-Kräften, Telepathie und zum Bereich derhöherdimensionalen Wesen. Kein Energiefeld, kein Planet, keine Pflanze, kein Gefühlund kein Gedanke ist isoliert, anonym oder unpersönlich. Wohin auch immer wir unserBewußtsein lenken, wir berühren das Kshetra anderer Lebewesen. WelcherLebewesen? Das hängt von unseren Wünschen, Gefühlen und Bewußtseinszuständen ab.

Die einzelnen Kshetras, von den winzigen Teilchen und Körpern bis hin zu denHalbgöttern und Galaxien, sind über die Udakas miteinander verbunden und werdendurch sie koordiniert. Es gibt das transuniversale Karanodaka98 des Maha-Vishnu.Dieses Udaka verbindet – durch Maha-Vishnus Bewußtsein aktiviert – die einzelnenUniversen. In jedem Universum gibt es ein Garbhodaka99, das die Hälfte desuniversalen Raumes ausmacht und eine Art antimateriell-transzendenteGrundsubstanz darstellt. Das Garbhodaka bildet den nicht-lokalen Aspekt derMaterie und das Kshirodaka den lokalen. Der dritte Vishnu (Kshirodakashayi-Vishnu100) wird als der loka-li-sierte Aspekt Gottes bezeichnet, weil Er persönlich –erweitert in unbegrenzte Formen – in alle materiellen Objekte (Atome, Körper,Plane-ten) eingeht und diese zusammenhält, lenkt und formiert.

Die drei Udakas könnte man umschreiben als das verursachende Meer, dasformgebende Meer und das nährende Meer. In die abstrakte Sprachehin-unterübersetzt entsprechen sie den Schöpfungsprinzipien Programmierung(kosmische Information), Strukturierung (universale Manifestation) und Realisierung(universale Koordination).

Die Bedeutung dieser Erkenntnis darf nicht unterschätzt werden. Sie besagt, daß dieuniversale Grundstruktur letztlich bewußten, ursprünglichen Quellen entspringt unddaß jeder, auch der einfachste, ärmste und ungebildetste Mensch, Zugang zu diesenQuellen haben kann. Diese Quellen sind „Personen“ im göttlichen, allumfassenden(absoluten) Sinn, die jederzeit überall allen zugänglich sind – wenn wir es freiwilligwollen, denn sie drängen sich den Unwilligen nicht auf. Dem modernen Menschen

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widerstrebt es, dies zu akzeptieren, weil ihnen nichts ferner liegt, als sich von„Personen“ abhängig zu wissen, selbst wenn es um Gott, die allumfassende, zahlloseund Eine höchste Person, geht. Sie wollen selbst „Gott“ sein und schrecken vor derVorstellung zurück, einer höchsten Person Rechenschaft, Dankbarkeit und ego-loseLiebe „schuldig“ zu sein. Diese Erinnerung an die Realität des persönlichen Wesensvon Gott ist wahrscheinlich der revolutionärste Aspekt der Veda-Offenbarung.

Ohne die durch Gott, das absolute Bewußtsein, aktivierten Schö-p-fungs--prinzipienkönnte es nie zur Bildung von Universen, Planeten und Galaxien kommen, die fähigsind, Lebensraum für Lebewesen zu bilden. Man muß sich fragen, wie lange es nochdauert, bis die Wissenschaftler das einsehen bzw. öffentlich eingestehen. Währenddie Menschheit durch zunehmende Drangsale immer mehr zermürbt wird, werdenBilliarden von Dollars in die Atomforschung investiert (Bau von neuenTeilchen-beschleunigern, Forschungszentren, Raumlaboratorien usw.). Wonach wirdhier überhaupt geforscht? In wessen Auftrag wird hier geforscht? Was immer dabeiherauskommt, es wird nicht den Menschen, sondern nur einer gewissen Machtelitedienen. Hier geht es offensichtlich um die Suche nach immer tiefergreifendenMöglichkeiten der Materiemanipulation, um dadurch dann auch die Menschenmanipulieren können. Jeder, der die Natur einmal ohne Mikroskop und Teleskopanschaut, erkennt sogleich, daß die Materie nirgendwo aus sich selbst heraus Formen,schon gar nicht Lebewesen hervorbringt. Doch genau das soll uns mitBilliardenaufwand „bewiesen“ werden! Weshalb?

Sie erfinden für die zahllosen ungeklärten Vorgänge in der Schöpfung abstrakteAusdrücke und denken, damit sei die Sache erklärt. Sie denken, sie seienfortgeschritten, wenn sie statt „Gott“, „Götter“ und „Dämonen“ Wörter wie „Urknall“,„Kausalität“, „Energie“ und „Zufall“ verwenden. Plötzlich ist das Universum leblos, dieNatur wird nur noch als ein Mechanismus von toter Materie gesehen, ohne Seele, ohneSinn. Und das soll uns mit Billi-arden-aufwand „bewiesen“ werden! Weshalb?

Würde in der Forschung nur ein Bruchteil des Aufwandes für die spirituelleWissenschaft aufgewandt, käme sehr schnell an den Tag, daß Materie nicht dieeinzige und schon gar nicht die höchste Realität ist.

Diese Erkenntnis wäre wahrhaftig ein Quantensprung zum ursprünglichen Wissen derMenschheit, die heute aus irgendwelchen Gründen immer unpersönlicher, gefühlloser,gewissenloser und verantwortungsloser wird.

Um jedoch der spirituellen Realität gerecht zu werden, reicht die bisherigetechnologische, theoretische und akademische Schulung nicht aus. Es wären spirituelleTechniken erforderlich, die auf der individuellen Bewußtseinserweite-rung beruhen.Man dürfte die Umformung der Materie nicht mehr mit Gewalt erzwingen wollen,sondern müßte lernen, mit höheren Energien umzugehen. Kurz, das Monopol desMaterialismus wäre gebrochen und als Ursache der weltweiten Zerstörung entlarvt –und das darf anscheinend nicht geschehen. Also sucht man weiter nach gott-losen oderpseudoreligiösen Erklärungen, nur um diese allgegenwärtige Alternative – Gott(Vishnu) – zu ignorieren.

Diese Ausführung ist in keiner Weise eine Übertreibung. Der skizzierte Atheismusund Agnostizismus ist derart weit verbreitet und in der gegenwärtigen Epoche in eine

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bedrohliche Einseitigkeit abgedriftet, daß sich einige philosophische Wissenschaftlerbereits ziemlich unwohl fühlen und Zweifel an der Richtigkeit der gesamtenVorgehensweise anmelden: „Ich bin sofort bereit zu akzeptieren, daß die ganzePhysik, die wir betreiben, einfach ein Resultat des nun drei Jahrtausende währendenBestrebens der abendländischen Zivilisation ist, eine völlig andere Weltsichtanzunehmen, indem sie versucht, die Welt in kleine Teile zu transformieren, über dieman unabhängig voneinander sprechen kann. Dies würde die indische oderbuddhistische Kultur von vornherein ablehnen. Doch trotzdem waren wir damit sehrerfolgreich. Was ich zu beschreiben versucht habe, ist die Möglichkeit einer solchenspeziellen Weltsicht und ihrer Folgen, die jetzt seit dreitausend Jahren in derMenschheit vorherrschend ist und auch wieder von etwas anderem überwundenwerden könnte.“ – Carl Friedrich von Weizsäcker101

Der Glaube an Zufall und Urknall

„Die Erfahrungen der Wissenschaft deuten auf eiskalte Unpersönlichkeit. Der erstegroße Schritt war die Entmystifizierung des Himmels. Der zweite dieEntmystifizierung des Lebens. Sie hat die religiösen Empfindungen weit stärkergetroffen als irgendeine andere Entdeckung der Naturwissenschaft. Vermutlichwerden wir in den endgültigen Naturgesetzen zwar der Schönheit begegnen, dochLeben und Bewußtsein werden keinen Sonderstatus genießen. Denn Leben – auch derMensch – ist das Resultat einer Kette historischer Unfälle. Wertmaßstäbe oderMoralbegriffe werden wir kaum finden, ebensowenig einen Gott, der an dergleicheninteressiert ist.“ – Steven Weinberg, Nobelpreis 1979, Autor des in zwanzigSprachen übersetzten Buches „Die ersten drei Minuten – Der Ursprung desUniversums“102

Trotz der Anmaßung, objektiv zu sein, kommt auch die moderne Wissen-schaft nichtohne Glauben aus, denn der Ursprung des Universums – ob es nun ein Urknall oderSchöpfungsakt war – liegt jenseits der beobachtbaren Bereiche. Dennoch verwendetdie Wissenschaft die Gesetze der Physik und Chemie, um Rückschlüsse auf denUrsprung der Materie zu ziehen, und (er)fand den Urknall. Wir wissen nichts vomUrsprung. Wir wissen nicht, welche Gesetze damals wirkten, wir wissen nicht, woherdie Energie kam, wir wissen nicht, was damals geschah, wie es geschah, wann esgeschah und warum.

Dennoch lernen wir heute folgendes: Mit dem Urknall seien Raum und Zeit geschaffenworden. Vorher habe es weder Raum noch Zeit gegeben, weshalb es gar kein „Vorher“gab. Deshalb erübrige sich die Frage nach dem „Woher“.

Die ausgeschleuderte Materie des Urknalls habe sich selbst die „Realität“geschaffen; außerhalb dieser Realität gebe es nicht einmal das „Nichts“. So rase dieMaterie in die sich aufrollende Realität hinein. Innerhalb der ersten 10-35 Sekundennach dem Urknall seien die Naturkräfte noch nicht getrennt, sondern vereinheitlichtgewesen (ebenfalls ein Konzept, das heute nicht nachvollziehbar ist). 10-43 Sekundennach dem Urknall habe eine Temperatur von „ungefähr“ hundert Quintillionen Grad(~1032 K) geherrscht. Zu diesem Zeitpunkt oder Zeitstartpunkt habe es noch keineAtome gegeben. Was der Urknall ausgeschleudert habe, seien hitzefeste

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Elementarteilchen gewesen, wie Elektronen, Positronen, Neutrinos, Photonen (Licht)usw. Eine Millisekunde nach dem „Zeitpunkt Null“ habe die Temperatur nur noch 10Billionen Grad betragen, und nach den „ersten drei Minuten“ habe sich das Universumbereits auf eine Milliarde Grad abgekühlt gehabt, so daß erste Kernreaktionen derUrknallmaterie stattfinden konnten. Dadurch seien die ersten Atome entstanden,insbesondere die leichten Elemente Deuterium, Helium-3, Helium-4 und Lithium.Durch die Schwerkraft, die „damals“ ebenfalls zu wirken begann, habe sich dasuniversale, anorganische Gas langsam verdichtet. Nach den ersten Minuten, in denensich die Ereignisse buchstäblich überstürzten, habe dann die jahrmilliar-den--langeWartezeit eingesetzt: so lange habe es gedauert, bis die ersten Spiralnebel undGalaxien mit Sonnen und Planeten entstehen konnten, und damit verbunden diezufälligen Nebenprodukte, die wir heute „organische Materie“, „Bewußtsein“ und„Leben“ nennen.

Das alles muß man glauben. Diese Urknall-Theorie ist eine unbewiesene, ja nichteinmal wissenschaftliche Spekulation, weil sie von unbewiesenen Annahmen ausgeht.Man beschränkt das Universum auf die wahrnehmbaren Dimensionen und setzt voraus,daß die Gesetze, die auf der Erde gelten, auch überall im Universum gelten. Und mansetzt voraus, daß dieselben Gesetze nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich überallgleich sind und waren: im gesamten Raum und im gesamten Zeitraum des Universums.Man glaubt, seit dem Anfang des Universums gälten überall im Universum dieselbenGesetze wie auf der Erde. Ist das nicht hypermittelalterliche Geozentrik adabsurdum?

Natürlich wird die Behauptung relativiert: Wir wissen nicht, welche Gesetze genaubeim Urknall wirkten; wir wissen jedoch, bis zu welcher Zeitgrenze wir dieEntwicklung des Universums anhand der uns bekannten Gesetze zurückverfolgenkönnen – bis zurück zur Planckschen Mauer 10-43 Sekunden nach dem Urknall, d.h.bis zu 10 Septillionstelse-kunden nach dem Urknall. Dort fallen die uns bekanntenGesetze in sich zusammen. Was vorher war, wissen wir nicht, aber das ist nichtwichtig, denn wir sind ja bis auf 10 Septillionstelsekunden nah rangekommen, und denRest können wir mit Wahrscheinlichkeitsmodellen klären. Der Nobelpreisträger LeonLedermann sagt stellvertretend für die moderne Forschung: „Wir wissen gegenwärtignicht, wie wir die Physik auf diese Anfangsphase anwenden sollen, da die bekanntenGesetze in einem Raumzeitgemisch sinnlos sind? [...] Wir geben unumwunden zu, daßwir diese Anfänge nicht verstehen, aber glücklicherweise hat das für das Verständnisder späteren Ereignisse keine Bedeutung.“103

Es hat keine Bedeutung für die späteren Ereignisse, weil man glaubt, die „späteren“Ereignisse nach der Planckschen Mauer bereits aufgrund der physikalisch-kosmologischen Rückschlüsse zu kennen. Was vorher war, sei ohne Bedeutung ... Abervorher war der Urknall, auf dem der ganze Glaube aufgebaut wird! Der Urknall istjenseits der Planckschen Mauer. An ihn kann man nur glauben, und auf diesem Glaubenwerden alle Modelle aufgebaut (Inflationsuniversum, Blasenuniversum, Superstring-Theorien usw.), die wiederum mit den irdisch ermittelten Gesetzen berechnet wurden,obwohl diese beim Urknall, von dem alles abhängt, noch gar nicht galten. Das„demütige“ Eingeständnis, das wissenschaftliche Wissen sei begrenzt und reiche „nur“10 Septillionstelsekunden an den Urknall heran, ist ein Bluff der materialistischenWissenschaftler, denn ihr Wissen reicht nicht einmal aus, um das gegenwärtige

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Universum zu erklären, ganz zu schweigen also von Zuständen in der Nähe des Ur-sprungs bzw. Ur-knalls.

Übrigens ist der Ausdruck „Plancksche Mauer“ sehr treffend gewählt, weil er unsdaran erinnern kann, daß der Mensch kein unabhängiger Beobachter des Universumsist, sondern ein Gefangener des Universums. Überall stößt der Mensch an Mauern, dieer nicht überwinden kann: die eigenen Sinnesorgane, die eigenen Denkmuster, dieeigene ungewisse Position, die begrenzte Bewegungsmöglichkeit, usw. Der Mensch istein Gefangener des Universums und kann das Universum nie verlassen, umfestzustellen, womit er es überhaupt zu tun hat. (Bohm verwendete das Bild vomFisch, der nie über sein Meer hinausblicken kann.) Der Mensch ist nicht einmal in derLage, die höheren Dimensionen innerhalb des Universums zu sehen, weil dieseParallelexistenzen eine Realität jenseits der irdisch-begrenzten Sicht darstellen.Diese Parallel-existenzen zeigen auch, daß es Leben und Welten gibt, die nicht vonden uns bekannten Atomstrukturen und Naturgesetzen abhängig sind.

Dies führt uns zum verhängnisvollsten Glaubenstrugschluß der Urknall-Theorie: Siegeht davon aus, daß das gesamte Universum ausschließlich aus Atomen undAtombestandteilen bestehe, auch das Leben und das Bewußtsein. Das ist eineunbewiesene, eigentlich schon längst widerlegte Annahme*, die jedoch von denmodernen Kosmologen diskussionslos geglaubt und vorausgesetzt wird. Sie denken,durch Quantenanalysen und immer größere Forschungsanlagen könnten sie den Anfangdes Universums ergründen. Sie wollen in kostspieligsten Anlagen die hypothetischenZustände möglichst nah beim Urknall simulieren, um herauszufinden, wie sich dieNeutrinos, Gravitinos, Leptonen usw. zu Atomen verbunden haben, um zu Atomwolkenund Gaswolken zu werden, die dann Planeten, „Ursuppen“-Meere,Aminosäurenverbindungen, Pflanzen, Tiere und Menschen hervorbrachten. Sie wissennicht, ob es so war, aber sie wollen es beweisen – gegründet auf das materialistischeDogma, Leben sei nichts anderes als ein Produkt von Materie.

Die Wissenschaftler sind bis zum heutigen Tag nicht imstande zu erklären, was„Bewußtsein“, „Leben“ und „Tod“ ist, aber dennoch versuchen sie, den Anfang von dem,was sie nicht kennen, zu erklären. Sie behaupten großspurig, die „ersten dreiMinuten“ des Universums nachvollziehen zu können. Aber sie wissen über denUrsprung jenseits der „Planckschen Mauer“ zugegebenermaßen nichts und deshalbauch über das Nachfolgende nicht viel mehr.

Die Theorien, die heute als „bewiesen“ gelehrt werden, sind Spekulationen aus einerrelativen, irdischen Perspektive, die immer nur einen begrenzten Ausschnitt derRealität erfaßt, der dann noch von Menschen mit einem begrenzten Wisseninterpretiert werden muß. Alles, was auf dieser Grundlage erkannt wird, kann nurverzerrt und verfälscht sein. Das einzige, was wir über die ersten drei Minuten desUniversums wissen, ist, daß es bestimmt nicht so war, wie die materialistischeWissenschaft glaubt. Und wir wissen auch, daß diese begrenzte Perspektive bestimmtdas Wichtigste übersieht, denn das Wichtigste ist unsichtbar.

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Maha-Vishnu und das expandierende Universum

„Der höchste Schöpfer liegt im Meer der Ursachen (karanodaka), und durch Seineeigene spirituelle Energie wird alles erschaffen. In Seinem yoga-nidra, Seinemschöpfenden Schlaf [während Er die Schöpfung träumt], gehen zahllose Universen ausSeinem Körper hervor. Alle Universen mit ihren jeweiligen Brahmas existieren nurfür die Dauer Seines Atemzuges. Dieser Maha-Vishnu ist eine vollständigeParallelform der Höchsten Persönlichkeit Gottes, Govinda [Krishna], den ich mit Liebeverehre.“ – Brahma, der inneruniversale Schöpfer104

Alle Universen sind – laut den Veda-Quellen – miteinander verbunden über dasKshira-udaka, das „Meer der Ursachen“. Wir müssen uns bei dieser Beschreibungimmer wieder in Erinnerung rufen, daß der Ausdruck „Meer“ hier nicht im Sinne dergewohnten Raumzeit-Begriffe verstanden werden darf. „Wir sollten es eher als eineArt ‚relative Ewigkeit‘ betrachten, eine Ewigkeit, die in einem Sinn lebendig und inBewegung ist, aber nicht innerhalb der Ordnung von Zeit und Raum, wie wir sie fürgewöhnlich wahrnehmen. Dieses ‚Meer‘ von Energie, das implizite Prinzipien derOrdnung enthält, entfaltet einen Vorgang, aus dem unser Universum von Raum, Zeitund Materie hervorgeht (und vielleicht auch noch andere Universen).“105

Dieses Karana-Meer ist das Reich Maha-Vishnus. Von Ihm gehen alle Universen aus:Er atmet sie aus, sie existieren für die Dauer Seines göttlichen Atemzuges undkehren dann aus ihrer Existenz der manifestierten Dualität wieder in Maha-Vishnuzurück. Gottes Odem verleiht nicht nur den Individuen Leben, sondern auch denPlaneten, Galaxien und Universen. Die Universen gehen in Samenform von Maha-Vishnu aus und treiben während ihrer ganzen Existenz innerhalb des göttlichenEnergiefeldes namens Karanodaka. Diese zahllosen universalen Samen haben eineunendliche Dichte und Energie, was dazu führt, daß sie sich – getragen vomKaranodaka und von Maha-Vishnus Atem – auszudehnen beginnen. Die Strukturierungdieser sich ausdehnenden Raum-Zeit-Bälle setzt jedoch erst dann ein, wenn Vishnuauch innerhalb dieser jungen Universen erscheint und den Garbhodaka manifestiert.Das Erscheinen Garbhodakashayi-Vishnus und des Garbhodaka-Meeres innerhalb derUniversen bläht diese bis anhin nicht lebensfähigen Universen auf. Dieser Impulsverleiht der Materie des Universums eine Struktur, so daß sie später zu konkretenFormen zusammengefügt werden kann. So kommt zum „Konstruktionsplan“ auch dasgeeignete „Baumaterial“ hinzu, die universale Materie mit den genau richtigenImpulsen und Konstanten. (Natürlich braucht es auch noch den Kshirodaka, bis sichauf den verschiedenen Ebenen des Universums eine konkrete „Natur“ bilden kann.Aber dieser Aspekt wird der Einfachheit halber später gesondert behandelt.)

Die moderne Urknall-Theorie ist zwar eine Spekulation, doch sie stützt sich aufkonkrete quantenphysische und kosmologische Überlegungen. Deshalb kann sie nichtgänzlich falsch sein. Trotz der Ignoranz bezüglich Natur und Ursprung des Lebensund des Bewußtseins sind die Urknallforscherinnen und -forscher in der Lage, einpaar wichtige und richtige Schlüsse über die Entwicklung der materiellen Form desUniversums zu ziehen.

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Auf die Urknall-Theorie ist man gekommen, weil astronomische Beobach-tun-gen seitden Zwanziger Jahren darauf hinwiesen, daß sich die Galaxien auseinanderbewegen.Wenn sich die Galaxien auseinanderbewegen, bedeutet das, daß sie einmal in einemPunkt vereint waren. Und weil man nur Materie sah und nur an Materie glaubte,dachte man, das müsse eine Punktmasse mit einzigartiger, unendlicher Dichte undEnergie gewesen sein. Diese sei explodiert, und in der Milliarden von Grad heißenUrmaterie hätten dann die ersten Kernverschmelzungen stattgefunden.

Auf die grundsätzlichen Mängel dieser Theorie wurde schon hingewiesen:

• daß sie die irdischen Naturgesetze auf die universalen Verhältnisse überträgt,

• daß sie – gestützt auf diese erste ungerechtfertigte oder zumindestunbewiesene Annahme – davon ausgeht, diese hypothetischen universalen Gesetzewürden überall und immer in der uns heute bekannten Form gelten, bis 10-43Sekunden vor dem Urknall,

• daß sie auf dem blinden Glauben beruht, das gesamte Universum mit allenLebewesen sei nur eine Kombination von Atomen und könne auf eine materielleUrknallpartikelglut zurückgeführt werden. Alle Lebewesen seien nichts anderes alsdas Produkt von Zufällen oder Unfällen in der Verbindung der ältesten Elemente, wieDeuterium, Lithium, Helium usw.

Neben diesen fundamentalen Zweifelhaftigkeiten enthält diese Theorie auchoffensichtliche wissenschaftliche Widersprüche. Beim Urknall seien Zeit und Raumentstanden (weshalb es nicht angehe, nach einem „Vorher“ oder „Woher“ zu fragen),die anfängliche Glut von „ungefähr“ hundert Quintillionen Grad habe sich abgekühlt,durch diese Energieumsetzung seien die ersten Fusionen möglich geworden. – Aber wiekann man von einer Abkühlung ausgehen? Abkühlung bedeutet, daß etwas Heißes sichmit etwas Kühlerem vermischt und dadurch „abkühlt“ oder, physikalisch gesprochen,daß die heiße Substanz einen Teil der hohen Bewegungsenergie ihrer Teilchen auf dielangsameren Teilchen einer kühleren Substanz überträgt, die dann ihrerseits wärmerwird. „Damals“ gab es aber nichts anderes als die superglühende Minihölle. DerPlancksche Urball 10-43 Sekunden nach dem Urknall hatte nur einen Durchmesservon 10-43 Lichtsekunden (etwa ein Quintillionstel Millimeter) und hätte eigentlichdie perfekte Thermoshölle sein müssen. Außerhalb gab es ja keinen anderen Raum,nicht einmal ein Nichts. (Was dann?) Die extreme Bewegungsenergie (= Hitze) kurznach dem Urknall hatte also keinen Auspuff und konnte nur mit sich selbst reagieren.Trotz der Ausdehnung des Raumes wäre die ursprüngliche oder, genauer gesagt,urknallige* Masse der Materie gleichgeblieben. Die Verringerung der Dichte kommtin diesem alles-ausschließenden Universalkörper nicht einer Abkühlung gleich, weildie Bewegungsenergie der Teilchen nur mit sich selbst reagieren kann, das heißt, dieTemperatur im Raum bliebe gleich heiß, weil es „nichts“ gibt, wohin die Energieabgegeben werden könnte. Einmal mehr geht die Urknall-Rechnung nicht auf, weil zuBeginn der Rechnung ein entscheidender Fehler gemacht wurde: Das Universumbesteht nicht nur aus Atomen! Deshalb sind auch im Ursprung die Atome nicht dieeinzigen Faktoren.

Ist also alles, was die Wissenschaft sagt, falsch? Nein, denn das Universum hat eineholographische Struktur! Auch wenn man nur einen verzerrten Ausschnitt des

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Universums betrachtet, bekommt man immer noch ein Abbild der wahrenBeschaffenheit des Universums zu Gesicht. Innerhalb dieses Abbildes mögen dieRechnungen sogar aufgehen (ich sage nicht, daß die Physiker ihre Formeln nichtrichtig verwenden), aber das ändert nichts daran, daß man sich nur mit einemverzerrten Abbild beschäftigt. Die Wissenschaftler, die nur in Richtung Materieblicken, sind genau wie die Mitfahrer eines Busses, die in den Rückspiegel desFahrers blicken. Wenn diese Mitfahrer sich entschlössen, nur noch auf denRückspiegel zu starren und nichts anderes zu glauben, als was sie in diesem Spiegelsehen, verlören sie die Sicht für die Gesamtheit und verständen nicht mehr, was sietatsächlich im Spiegel zu sehen bekommen. Im Spiegel überlagern sich zahllosePerspektiven, aber jede dieser Perspektiven vermittelt einen kleinen Ausschnitt, derin sich stimmt. Das Bild im Spiegel ist nicht irgendein Hexenzauber, sondern einAusschnitt der sichtbaren Welt. Das Gesicht des Fahrers oder das nahende Autoexistiert, allerdings nicht im Spiegel, sondern an einem anderen Ort und in eineranderen Dimension. Im Rückspiegel erscheint ein Auto an einem falschen Ort, in einerfalschen Größe und in einer verminderten Dimension; es ist nur noch ein Lichtblitz.Und nur noch Lichtblitze sehen auch jene Menschen, die auf den Rückspiegel derMaterie starren und mit Teleskopen (Spiegelteleskopen!) das jahrmillionenalte Lichtder fernen Galaxien betrachten, um auf diese Weise Rückschlüsse auf den Anfangund das Alter des Universums zu ziehen. Das Bild, das sie sehen, stimmt in sich undentspricht einem gewissen Aspekt der Realität. Es ist nicht falsch, aber verzerrt:falscher Ort, falsche Größe, verminderte Dimension. Aber genau wie das Abbild desAutos im Rückspiegel einen beschränkten, aber nicht irrealen Eindruck vom wahrenAuto vermittelt, so vermittelt der Blick in die Materie einen beschränkten, abernicht irrealen Eindruck von der wahren Natur des Universums. Der indirekteRückblick via Rückspiegel (sichtbare Materie) in die Vergangenheit des Universumsläßt immer noch erkennen, daß sich die Planeten auseinanderbewegen, daß am Anfangirgendein gewaltiger Impuls (eine „inflationäre Bewegung“ des Universums) nötig war,damit sich die gleichmäßig verteilte Urmaterie überhaupt zu Galaxien und Planetenverdichten konnte, und daß das ganze Universum sehr alt sein muß. Dies sindunvollständige, aber nicht falsche Rückschlüsse, die nur dadurch möglich gewordensind, weil das Universum eine holographische Struktur aufweist. Deshalb bekommt dieWissenschaft, obwohl sie nur einen Teil betrachtet, einen Einblick in das Ganze.

Diese Relativierung des wissenschaftlichen Weltbildes ist eine Notwendigkeit.Dadurch wird einerseits aufgezeigt, daß die Wissenschaft nur ein unvollständigesBild von der Realität liefert, und andererseits werden auch die fundamentalistischenReligionen gebremst, die da meinen, die Wissenschaft in Bausch und Bogen über Bordwerfen zu müssen, nur weil deren Ansichten in keiner Weise mit ihren Dogmenübereinstimmen. Wenn in naher Zukunft Entdeckungen gemacht werden, die denGlauben an Urknall und Evolution erschüttern, müssen die Menschen auf diesesgotteswissenschaftliche (vedische) Verständnis zurückgreifen können, denn sonstwerden Tür und Tor offen sein für triumphierende Fundamentalistenheere, die nurnoch ihre Dogmen verfechten und für Philosophie und Wissenschaft nicht mehransprechbar sind.

Ein wissenschaftliches Verständnis vom Ursprung des Universums ist deshalbunerläßlich, und hier hat die moderne Wissenschaft tatsächlich wichtige Tore derErkenntnis aufgestoßen. Das expandierende Universum gilt als „eine der wichtigstenEntdeckungen der modernen Astronomie.“106 Bis vor sechzig Jahren hatte noch nie

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jemand daran gedacht, daß das Universum eine dynamische, expandierende Struktursein könnte. Erst die fortgeschrittensten Geräte (bis hin zum Hubble-Raumteleskop)erbrachten die Beweise für die auseinanderstrebende Bewegung der Galaxien. Wennman in den Himmel hochschaut und die geregelten Bahnen der nahen Planeten undSternbilder betrachtet, kommt man kaum auf die Idee, daß wir hier in einerauseinanderstrebenden Konstruktion leben. Das Bild des expandierenden Universumsist nicht offensichtlich, und es dauerte auch Jahrzehnte, bis die Astronomen undKosmologen (ganz zu schweigen von den Theologen) diesen Brocken schluckten. Aberdie Veda-Offenbarung weiß schon seit jeher um die expandierende Struktur desUniversums! Ist das nur Symbol, Mythologie und primitive Intuition, oder ist das einWissen aus einer höheren Quelle, aus einer außeruniversalen Perspektive?

Die vedischen Quellen äußern sich unmißverständlich: Es ist Wissen, das von Gott undden Göttern kommt*, offenbart zum Nutzen der Menschen, damit sich diese viel Zeit,Energie und Aufwand sparen können und Gelegenheit bekommen, sogleich zu derSchlußfolgerung dieses Wissens vorzudringen, was wahrhaftig für die gesamteMenschheit von Nutzen wäre: Die Päpste der Wissenschaft, der Politik und derReligionen müßten erkennen, daß wir alle Teile einer göttlichen Einheit sind, weil wiralle aus derselben Einen Quelle hervorgegangen sind. Die materiellen Unterschiedesind nur eine zeitweilige Realität (= Dualität) und sollten unseren Blick nicht von derwahren Realität ablenken. Die wahre Realität ist, daß wir allesamt Teile Gottes sindund als Teile die Harmonie mit dem Ganzen finden sollten. Weil die Menschen heutedieser Einsicht beraubt sind, sind sie nicht fähig, diese Harmonie zu finden, obwohlimmer mehr Menschen nach ihr rufen.

Wird die Veda-Offenbarung deshalb gerade heute wieder weltweit hörbar, alsAntwort auf diese Rufe?

Wenn die Menschen sich der Frequenz dieser Offenbarung öffnen, ändert sich auchihre persönliche Resonanz, und plötzlich erschließen sich ihnen völlig neue Quellender Harmonie, Sympathie und Energie. Friede, Vernunft und Respekt vor dem Lebenhaben ihre natürliche Grundlage in dieser Gotteserkenntnis, einer Welteinsicht, dieauf einmal sogar neue Formen der Energie und Technologie sichtbar machen wird. Deroffensichtliche Beweis für diese Aussage ist das gegenwärtige Chaos, denn diesesChaos zeigt, was geschieht, wenn ebendiese Gotteserkenntnis fehlt. Solange dieMenschen nicht bereit sind, diese allgegenwärtige Alternative zu sehen, wird dasChaos – Krieg, Kriminalität, Krankheit, Kataklysmen bis hin zu kontinentalenVerschiebungen – die Menschen zunehmend heimsuchen, trotz der leerenVersprechungen von seiten der politischen, pseudo-religiösen und ökonomischenPropaganda.

„Religion und Naturwissenschaft – sie schließen sich nicht aus, wie manche heutzutageglauben oder fürchten, sondern sie ergänzen und bedingen einander. [...] Es ist derstetig fortgesetzte, nie erlahmende Kampf gegen Skeptizismus und gegenDogmatismus, gegen Unglaube und gegen Aberglaube, den Religion undNaturwissenschaft gemeinsam führen, und das richtungweisende Losungswort indiesem Kampf lautet von jeher und in alle Zukunft: Hin zu Gott!“ – Max Planck,Pionier der Quantenphysik, Nobelpreis 1918107

Dunkle Materie: Ist das Universum in sich gekrümmt?

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Alles, was wir über das Universum wissen, wissen wir durch die Registrierung derelektromagnetischen Strahlen (Licht-, Röntgen-, Radiostrahlen usw.), die bis zuunserer Erde vordringen. Von dem, was nicht bis zu unserer Erde vordringt, wissenwir nichts. Und dazu kommt, daß wir vieles, was unsere Erde erreicht, ebenfalls nichtwahrnehmen. Wäre das Universum nicht holographisch, hätte die wissenschaftlicheVorgehensweise keine Chance, irgend etwas über das Universum zu erfahren. Daskonnte sie jedoch – trotz zweifelhafter Grundlagen, Perspektiven undSchlußfolgerungen –, weil auch in den wahrnehmbaren Ausschnitten ein Abbild derGesamtheit erkennbar ist. Eine der wichtigen Erkenntnisse der modernenWissenschaft ist das expandierende Universum, eine andere die Entdeckung der„dunklen Materie“.

Was ist „dunkle Materie“? Materie, von denen der Mensch keine elektromagnetischenSignale empfängt; sie ist unsichtbar, nicht eruierbar und nicht definierbar, aberdennoch existiert sie im Universum.

Wie konnte diese unwahrnehmbare Materie dann trotzdem entdeckt werden?Wiederum durch indirekte Rückschlüsse.

Wenn man von einem Urknall einer Urmaterie mit unendlicher Dichte ausgeht, in deralle Grundkräfte noch vereint waren, muß man auch annehmen, daß „damals“ alleMaterie einheitlich und gleichmäßig (homogen) strukturiert war. Es gab noch nichteinmal Atome, sondern nur die hitzebeständigen Energiegebilde, die jedoch allesamtmit einem Höllentempo auseinanderrasten. Wenn wir heute ins Weltall blicken, sehenwir jedoch keine gleichmäßige Materieverteilung. Erst in den letzten zwanzig Jahrenwurde entdeckt, daß Galaxien in Galaxienhaufen und diese Galaxienhaufen inSuperhaufen angeordnet sind und daß sich zwischen ihnen riesige kosmischeLeerräume befinden. Was hat die anfänglich homogene Materie dazu bewegt, sich aufdiese Weise anzuordnen? Sogar heute noch empfängt die Erde aus allen Richtungendes Universums die gleiche kosmische Hintergrundstrahlung, die als Reststrahlung desUrknalls gedeutet wird. Gemäß der Urknalltheorie mußten sich die Elementarteilchenschon in den allerersten Sekunden und Minuten nach dem Urknall zu Atomen undAtomverbindungen zusammenfügen, weil die auseinanderfliegende Materie sonst zuweit voneinander entfernt gewesen wäre, um noch miteinander in Wechselwirkung zutreten. Worin bestand die anfängliche Symmetriebrechung? Wie kam Struktur in dieMaterie? Diese Fragen gehören heute zu den wichtigsten ungelösten Rätseln derKosmologie.

Hinzu kommt, daß alle diese Galaxien, nachdem sie sich auf unerklärte Weise dennochgebildet hatten, (1.) innerhalb ihrer eigenen Strukturen rotieren, daß sie sich (2.)auch in Beziehung zu ihren Schwestergalaxien bewegen, mit denen sie einenSuperhaufen bilden, und daß sich (3.) die Galaxien dieses Superhaufens wiederum inBeziehung zu den anderen Superhaufen bewegen. Gleichzeitig streben all dieseGalaxien auseinander und behalten dennoch ihre Struktur. Was hält ihre Strukturenzusammen? Ihre sichtbare Masse reicht nie aus, um die nötige Gravitationskraft zuerzeugen.

Die einzige mögliche Erklärung, die man bis heute gefunden hat, ist die Existenz vonnicht sichtbarer und nicht strahlender, also „dunkler“ Materie: „Damit die Galaxienin ihren Haufen zusammenbleiben, muß es zehn- bis hundertmal mehr unsichtbare als

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sichtbare Materie geben. ... Um die Galaxien in ihren Haufen [d.h. dieGalaxienhaufen] zusammenzuhalten, ist abermals mehr dunkle Materie erforderlich:Je größer die Gebiete sind, die man betrachtet, desto mehr Dunkle Materie muß esgeben, und zwar gemessen an der sichtbaren Materie, nicht nur absolut. Kommt manzum Universum als ganzem, macht die sichtbare Materie nur etwa ein Prozent derMaterie insgesamt aus.“108

Mit anderen Worten: 90 bis 99% der Materie im Universum ist unsichtbar, hat keineelektromagnetische Strahlung und ist für den Menschen nicht wahrnehmbar. Dieszeigt, daß sich die kosmologischen Spekulationen von allem Anfang an im Kreis drehen:Man beobachtet das sichtbare Universum und erkennt dabei, daß der größte Teil desUniversums nicht beobachtbar ist. Welche Grundlage haben dann die Spekulationen(wie die Urknalltheorie), wenn man gar nicht weiß, was man sieht und was man nichtsieht?

„Wir wissen nicht, woraus mehr als 90 Prozent der Masse im Universum bestehen,aber wir wissen mit Sicherheit, daß die Dunkle Materie etwas ist, was wir noch niegesehen haben. Die hell leuchtenden Spiralen der Galaxien sind nur Treibgut aufeinem Fluß, stumme Zeugen von Kräften, die auf einer für uns unsichtbaren Ebenewirken. ... Vieles spricht dafür, daß dieses vertraute Universum selbst nichts weiterist als ein unwesentlicher Bestandteil der wirklichen Ordnung der Dinge. Vielleichtmacht die Materie, aus der unser Sonnensystem, unsere Erde und unser Körperbestehen, nur einen relativ kleinen Teil des Weltalls aus, das überwiegend aus ganzanderem Stoff gebildet ist.“109

Als die Urknalltheorie aufkam, stellte sich die Frage nach der Zukunft desUniversums. Wird sich das Universum immer weiter ausdehnen, bis ihm die Energieausgeht, so daß es irgendeinmal als starre Materie in ein totes Nichts von 0K (-273oCelsius, der „absolute Kältetief-punkt“) eingeht? Oder wird die Bewegung desAuseinandergehens (die Expansion) einmal gestoppt werden und in eine Kontraktion(Zusam-men-zie-hung) übergehen? Das würde bedeuten, daß sich die Masse desgesamten Universums zu irgendeinem Zeitendpunkt wieder in einem einzigen Punktvereinen würde (der große „Endknall“). Beides sind keine rosigen Aussichten für dasUniversum, denn beides bedeutet „Vernich-tung“ – aber mit unter-schiedlichenphilosophischen Konsequenzen.

Die Expansionsbewegung des Universums kann nur gestoppt werden, wenn dieGravitationskraft die Fliehkraft zu neutralisieren vermag und dann die Überhandgewinnt; dann würden die Galaxien nämlich nicht mehr auseinanderstreben, sondernumkehren und einander entgegenstreben. Dies hängt davon ab, ob die Materiemassedes Universums groß genug ist, um die nötige gravitative Bremskraft aufzubringen.

Als man mit Keplers Gesetzen, mit der Spektralanalyse und noch mit anderen Tricksversuchte, spekulative Schätzungen über die (sichtbare) Masse des Universumsanzustellen, erkannte man, daß die (sichtbare) Masse mindestens zehnmal geringerwar als die mutmaßliche Masse, die für eine Kontraktion nötig wäre. Gemäß diesenBerechnungen käme es im Universum nie zu einer Kontraktionsbewegung.

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Durch die Beobachtung der kosmischen Strukturen und durch kernphysikalischeProportionen-Schätzungen* wurde jedoch erkannt, daß es im Universum viel mehrMaterie geben muß, als wir zu sehen imstande sind, und zwar an die 99%!

Die Konsequenzen dieser Erkenntnis werden meistens vertuscht. Ein häufigesArgument der Kosmologen besagt, die „dunkle Materie“ sei kein Problem, denn sie seischon längst identifiziert: Sie sei in jenem großen Anteil der fein verteilten Materiezu finden, die sich noch nicht zu Planeten verdichtet habe. Aber diese Erklärung istzweifelhaft. Wie soll Materie mit geringer Dichte Gravitationsfelder erzeugen, dieganze Sonnensysteme, Galaxien und Galaxienhaufen einfängt? Und wenn 99% deruniversalen Materie auf die scheinbaren Leerräume verteilt sind und tatsächlichderart starke Gravitationsfelder erzeugen, dann würden Licht- und alle anderenelektromagnetischen Strahlen derart gekrümmt, gebrochen und abgelenkt, daß sichkein Astronom mehr auf das verlassen dürfte, was er an Signalen registriert.Spektroskopische Messungen von Strahlungen aus dem Universum sind ohnehin vonallem Anfang an ein Glücksspiel, weil man ja nie weiß, von welcher Quelle dieStrahlung in Wirklichkeit ausging und durch welche Medien sie unterwegshindurchgefiltert wurde. Bestätigt sich einmal mehr die Lebensmaxime des weisenSokrates: „Ich weiß, daß ich nichts weiß“?

Aufgrund der holographischen Struktur des Universums bekommen wir – trotz desverzerrten, ungewissen Ausschnittes, den wir wahrnehmen – einen gewissen Einblick indie wahre Natur des Universums: Irgendwie leben wir in einem expandierendenUniversum, in dem wir jedoch fast nichts sehen, aber zumindest wissen, daß wir fastnichts sehen. Soviel sehen wir – aber mehr nicht!

Wenn die sichtbare Materie nur etwa 1% der gesamten Masse des Universumsausmacht, bedeutet das, daß genug Materie vorhanden ist, um jene kritische Dichte zuerreichen, die zu einer Kontraktion des Universums führen wird. Mit anderenWorten, wenn die Masse groß genug ist, ist das Universum in sich selbst gekrümmt,und irgendeinmal wird es wieder in einen Punkt der unendlichen Dichte zurückfallen –und genau das sagen die vedischen Schriften!

Die Erkenntnis, daß das Universum und alle Materie in sich selbst gekrümmt ist, führtzu einem tieferen Verständnis des universalen Energieflusses. So wie es auf unsererEbene Energie, Formen und Bewußtsein gibt, gibt es auch auf allen anderen Ebenender universalen Existenz Energie, Formen und Bewußtsein (d.h. lebende Wesen), denndie göttlichen Schöpfungsenergien verdichten sich über die verschiedenenAbstufungen des Universums, wobei die dichteren (niedrigeren) Ebenen immer in denhöheren enthalten sind. Dieser Schlüssel zeigt einmal mehr, daß Phänomene wie„Super-Energie“, „freie Energie“, subtile Technologie, geistige Kräfte, „mind overmatter“, PSI-Kräfte, Telepathie usw. sehr wohl eine reale Grundlage haben. Wirmüssen gefaßt sein, daß vielleicht alles ganz anders ist, als wir es in der Schulegelernt haben.

Die Universen – Blasen im kosmischen Ozean

Maha-Vishnu atmet zahllose Universen aus, die alle wie Blasen in der Karanodaka-Dimension treiben. Im Rhythmus des göttlichen Atems dehnen sich die Universen aus

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und beginnen sich bei Halbzeit zusammenzuziehen, bis sie wieder in unendlicherDichte als reine Energie in Maha-Vishnu eingehen.

Wenn die Universen manifestiert sind, geht Maha-Vishnu in zahllosen Parallelformenals Garbhodakashayi-Vishnu in jedes Universum ein. Durch diesen Impulsstrukturieren sich die Universen. Zusammen mit Garbhodakashayi-Vishnu tritt dasuniversale Garbhodaka-Meer in Erscheinung, und die Materie ordnet sich. DieStruktur des Universums ist vergleichbar mit einer Blase110 oder einem anda („Ei“).Einer von vielen Sanskritausdrücken für das Universum lautet in diesemZusammenhang Brah-manda, zusammengesetzt aus den Wörtern brahman, „spirituelleEnergie“, und anda, was „Ei“, aber auch „Dunkelheit“ bedeutet, denn das materielleUniversum ist jener Bereich in Gottes Reich, in dem aus spiritueller Sicht Dunkelheitherrscht. Der Sanskritausdruck für Universum, Brahmanda, bedeutet also wörtlich„verdunkelte/bedeckte spirituelle Energie“ oder „das auf spiritueller Energietreibende Ei“. Das Ei ist ein treffendes Symbol für das Universum, denn dasUniversum wird – laut Veda – tatsächlich von „Schalen“ begrenzt.

Die vedischen Schriften erklären, daß das Brahmanda (Universum) von sieben Schalenumhüllt wird. Jede Schale ist zehnmal so dick wie die vorhergehende, wobei die erstedem zehnfachen Durchmesser des Universums entspricht. Diese Schalen werden vomsichtbaren Licht nicht erreicht, ebensowenig wie die äußere Hälfte des Universums.Die universale Lichtgrenze wird im 5. Canto des Shrimad-Bhagavatam als Loka-loka-„Gebirge“ bezeichnet: „Auf der Hälfte des universalen Radius erscheint das großeGebirge, das die von Licht beleuchtete Hälfte des Universums von jener ohne Lichttrennt. Deshalb heißt es Lokaloka.“ (5.20.34)

Der Bereich jenseits der Lokaloka-Dimensionsgrenze – und dazu gehören auch diesieben Schalen – ist nicht sichtbar. Aus diesem immensen Bereich sind keineelektromagnetischen Strahlen empfänglich (keine Licht-, Infrarot-, Ultraviolett-,Röntgenstrahlen usw.). Auch gemäß der vedischen Wissenschaft sind weit über 90%der Gesamtmasse des Universums in diesen „dunklen“ Bereichen zu finden. Aus demBrihad-bhagavatamrita und anderen Schriften erfahren wir jedoch, daß dieseBereiche nur aus der relativen Sicht des inneren Universums „dunkel“ sind. InWirklichkeit sind sie höherdimensional und befinden sich einfach jenseits derelektromagnetischen Strahlung. Der Einfluß dieser Materie hat jedoch einenentscheidenden Einfluß auf das universale Gravitationsfeld.

Innerhalb des Universums gibt es vierzehn verschiedene Dimensionsebenen. Die Erdegehört zur siebten, also zur mittleren Ebene, genannt Bhurloka. (Spätere Interpretenund Studenten des altindischen Wissens, wie gewisse Griechen und Ägypter, habendiese Aussage mißverstanden und gedacht, dies bedeute, die Erde sei im Zentrum desUniversums.) Die unteren sieben Planetensysteme gehören ebenfalls zum dunklenBereich des Universums, und zwar im eigentlichen Sinn des Wortes. Von den Galaxiender oberen sieben Dimensionsebenen sind von der Erde aus nur die nächsten drei(Bhurloka, Bhuvarloka und Svarloka) zu sehen: „Lokaloka ist die Grenze zwischen derbewohnten und der unbewohnten Hälfte des Universums. Durch den höchsten WillenKrishnas ist Lokaloka die äußere Grenze von Bhur-, Bhuvar- und Svarloka und wurdeerrichte?, um das Licht im Universum zu lenken. Die Himmelskörper, von der Sonnebis zu Dhruvaloka, breiten ihre Strahlen über diese drei Welten aus, jedoch nurinnerhalb von Lokaloka. [Das heißt, alle Strahlung, die auf der Erde eintrifft, stammt

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ausschließlich aus diesen drei Lokas. Die Strahlung der Planeten aus den obersten vierDimensionsebenen ist für die Menschen auf der Erde nicht mehr wahrnehmbar.]“(Shrimad-Bhagavatam 5.20.37)

Diese Themen eröffnen ein faszinierendes Feld für vedische Wissenschaftler: Wasist die Gravitation im Innern dieser Kugelsymmetrie? Das Universum scheint keinGravitationszentrum zu haben, sondern ein in sich gekrümmtes Hauptgravitationsfeldin den Schalen und ein anderes auf dem Garbhodaka-Meer. In welchen Formenverdichtet sich der Energiefluß unter diesen Einflüssen – von den Schalen über dieGalaxien bis hin zu den Atomen (die ja ebenfalls „Schalen“ haben!)? Wie bewegt sichdas Licht unter diesen Einflüssen? Gemäß Einsteins Allgemeiner Relativitätstheoriekann Licht durch Gravitation gebeugt werden. Wie sieht die gekrümmte Geometrie inder Nähe solch großer Massen aus? Der größte Teil der universalen Masse ist ja inden Schalen zu finden. Haben wir es nicht nur mit geraden Rotationsachsen zu tun,sondern mit krummen bzw. spiralförmigen? Wenn das Universum in sich gekrümmt ist,bedeutet das, daß sich jede Materie letztlich im Kreis oder in Spiralen bewegt? Wirwissen, daß elektrische Ladungen, die im Kreis bewegt werden, Magnetfeldererzeugen. Erzeugt die bewegte Materie im gekrümmten Raum dannGravitomagnetismusfelder? Wie wirkt sich im expandierenden Universum diekontinuierliche Dichteveränderung aus? Wie können wir von unserer Ebene derVerdichtung auf andere Ebenen wechseln? Wie tun das die höheren Wesen? In denhöheren Ebenen sind die unteren ja enthalten. ... Und so weiter.

Die gekrümmte Raum-Zeit und das Alter des Universums

„Die materielle Erscheinungswelt hat einen Durchmesser von 6,4 MilliardenKilometer. Sie ist eine Verbindung von acht materiellen Elementen, die in sechzehnweitere Kategorien – innere und äußere – umgewandelt sind. Die Schichten, die dasUniversum umhüllen, sind gegen außen immer weniger verdichtet. Jede ist zehnmal sodick wie die vorangehende. Alle Universen, die traubenförmig zusammenhängen,erscheinen wie Atome in einer gewaltigen Verbindung.“ – Shrimad-Bhaga-vatam3.11.41

6,4 Milliarden Kilometer entsprechen etwa 6 Lichtstunden. Die entferntestenGalaxien, die der Astronomie heute bekannt sind, werden auf eine Entfernung von 15Milliarden Lichtjahren geschätzt.

Haben wir es hier also doch mit einer antiken, unaufgeklärten Astronomie zu tun, diedas Sonnensystem bereits für das ganze Universum hält? Wie oft schon wurde hieran dieser Stelle mit einem triumphierenden Ja geantwortet. „Wir haben es schonimmer gesagt. Früher gab es keine Hochkulturen, die über ein uns ebenbürtiges odersogar fortgeschritteneres Wissen verfügten. Unsere gegenwärtige Zivilisation isthalt doch der Höhepunkt der Evolution!“ So verlockend diese Selbsthuldigung auchklingen mag, nach alledem, was wir bis jetzt gehört haben, sollten wir mit solchvoreiligen Schlüssen vorsichtig sein.

Wir haben einerseits gesehen, auf welch unbewiesenen Annahmen das moderne Bilddes Universums aufgebaut ist und welche Widersprüche es in sich birgt, und

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andererseits haben wir gesehen, daß das vedische Weltbild das expandierendeUniversum, die Energiestruktur des Atoms, die Quantenpotential-Felder, die „dunkle“Materie und vieles mehr kennt. Sollen wir wirklich glauben, daß diese Wissensquellemit einer solch unglaub-würdigen Größenangabe für das Universum aufwartet? DieseZahl (Durchmesser des Universums 6,4 Milliarden Kilometer) führen die Skeptikerimmer wieder ins Feld, wenn das „fortgeschrittene“ vedische Weltbild präsentiertwird. Deshalb möchte ich dieses heiße Eisen nicht unter den Teppich kehren – sowiesokein gutes Versteck für heiße Eisen –, sondern möchte es vor aller Augen schmieden,denn dadurch wird nochmals und auf eindrückliche Weise klar, welch tiefe Einsichtensich hinter dieser scheinbar lächerliche? Größenangabe verbergen.

Ich muß zuallererst gestehen, daß die Meinungen hierüber sogar in vedischen Kreisenauseinandergehen. Was ich hier präsentiere, ist meine persönliche Meinung, die sichjedoch Schritt für Schritt auf die vedischen Aussagen stützt, wodurch ich betonenmöchte, daß ich nicht bloß moderne Erkenntnisse auf alte, verschwommene Texteprojiziere. Die ursprünglichen Texte sind meiner Meinung nach sehr klar, nur wurdensie bisher nie wirklich ernst und beim Wort genommen. Vor allem muß man sich an daserinnern, worauf ich bereits in der Einleitung aufmerksam gemacht habe: VieleWissensaspekte werden von den Verfassern der vedischen Schriften nichtausformuliert, sondern vorausgesetzt.

Der erste wichtige Punkt ist, daß sich Längenangaben auf den Raum beziehen. Wennman von Raum spricht, muß man auch von Zeit sprechen. Raum und Zeit bedingen sichgegenseitig, wie auch Einsteins Relativitätstheorie bestätigt. Die vedischen Weisensind sich darüber sehr wohl bewußt und unterscheiden deutlich zwischen zwei Artenvon Zeit: Ewigkeit (sat) und unendlich lange Zeit (kala). Dieser Unterschied wird inKapitel 11 näher erläutert werden. Hier an dieser Stelle sei nur gesagt, daß die Sat-Ewigkeit sich auf die zeitlose, immaterielle Dimension (die spirituelle Welt) beziehtund Kala auf die Welt der unendlich langen Zeit und des unendlichen Wandels (diematerielle Welt). Materie ist immer mit K•la verbunden und unterliegt dadurch demunendlichen Wandel durch konstante Schöpfung und Auflösung (Dualität), wie in derBhagavad-gita (11.32) erklärt wird: kalo ‘smi loka-kshaya-krit. „Ich bin die Zeit(kala), die große Zerstörerin der Welten.“

Was die vedische Beschreibung des Universums betrifft, so steht der geringenRaumangabe eine astronomische Zeitspanne gegenüber. Raum darf nie getrennt vonKala (Zeit) betrachtet werden. Distanzen sind immer relativ, vor allem wenn es umdie Größe des Universums geht. Erstens dehnt sich das Universum konstant aus undkann sich sogar – bei der Kontraktion – in die entgegengesetzte Richtung bewegen.Maßangaben sind also sinnlos, weil sich die Ausdehnung des Universums konstantändert. Um genau zu sein: Was sich ändert, ist der Raum. Die Struktur jedoch bleibtdieselbe! Das ist einfach zu verstehen, wenn man sich einen Ballon vorstellt, auf denPunkte gemalt sind. Wenn man den Ballon aufbläst, nimmt das Volumen (der Raum) zu,aber die Struktur der Punktanordnung (ihre relative Distanz) bleibt gleich.

Deshalb geben die vedischen Schriften Distanzangaben nicht in Lichtjahren, sondernin relativen Größen an: „Dieses Planetensystem ist zehnmal soweit entfernt wie dasandere, und von diesem ist das nächste wiederum hundert Mal soweit entfernt.“ Werdie entsprechenden Beschreibungen in den Puranas liest, wird sehen, daß immer solcherelativen Distanzangaben erwähnt werden – was das einzig Sinnvolle ist.

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Was die Astronomie heute macht, ist alles andere als sinnvoll: Sie guckt in denHimmel. Aber dort im Himmel sieht man erstens nie das gesamte Universum undzweitens nur die Vergangenheit. Wenn wir Sterne oder Galaxien betrachten, dieLichtjahre entfernt sind, sehen wir nur das Licht, das vor Jahrhunderten undJahrtausenden, ja vor Jahrmillionen und Jahrmilliarden ausgestrahlt wurde. Wenn dieAstronomen heute sagen, die entfernteste Galaxie habe eine Distanz von 15Milliarden Lichtjahren, ist das rundweg falsch! In Wirklichkeit bedeutet dieseAussage: Wir haben Licht gesehen, das vor 15 Milliarden Jahren von einer Galaxieausgestrahlt wurde. Über die gegenwärtige Position, Geschwindigkeit oder Masse derGalaxie wissen wir rein gar nichts! Wir wissen nur eins: daß sie bestimmt nicht mehrdort ist, wo wir sie jetzt „sehen“. Oder hat die Galaxie 15 Milliarden Jahre langstillgestanden? Oder hat die Erde gewartet, bis das Licht endlich eintrifft? Undwoher wissen wir, daß das Licht während diesen 15 Milliarden Jahren bravgeradeausgeflitzt ist? In 15 Milliarden Jahren kann so viel passieren! Vor allemleben wir in einem gekrümmten Universum, in dem alle Geraden gekrümmt sind undletztlich zu Kreisen oder Spiralen werden – auch die Lichtstrahlen! Wiederum war esEinstein, der mit seiner Allgemeinen Relativitätstheorie gezeigt hat, daßLichtstrahlen von starken Gravitationsfeldern gekrümmt werden können – wasmittlerweile in der Praxis hinlänglich nachgewiesen wurde: Man sah zum Beispiel, daßLicht in Sonnennähe gekrümmt wird. Erst mit dieser Erkenntnis konnten die von derErde aus beobachtete Unregelmäßigkeit der Merkur-Umlaufbahn erklärt werden.Newtons Gesetze hatten für diese Anomalie keine Erklärung geben können.

Licht wird also gekrümmt! Je größer der Eindruck der Distanz, um so mehr muß manvon einer starken Krümmung ausgehen. Da das Universum homogen gekrümmt(„gewölbt“) ist, muß man sogar erwarten, daß man dieselbe Galaxie vielleicht mehrereMale sieht – genau wie wenn man ein Hologramm anschaut! Da wir weder denStandpunkt der Galaxie noch die Struktur des Universums kennen, kennen wir auchden Krümmungswinkel nicht. Vor Jahrmilliarden war das Universum auch noch nicht soausgedehnt wie heute, war also merklich krummer. Das Universum ist ja keine Kugel,sondern ein Ellipsoid (anda). Wir wissen auch nicht, durch welche Medien dieseLichtwellen zu uns gelangt sind und welche Ablenkungen sie erfahren haben. Wirwissen auch nicht, ob sich die Galaxie immer konstant mit der heutigenGeschwindigkeit bewegt hat. Da so viele Faktoren unbekannt sind, muß man sichfragen, wie zuverlässig die heutigen astronomischen Angaben überhaupt sind.

Einmal mehr stellt sich heraus, daß wir in einem Spiegelsaal leben, in einemgekrümmten, holographischen Universum, das viele Illusionen erzeugt, und dieMenschen, die blind nur ihren Sinneswahrnehmungen vertrauen, merken es nicht.Deshalb mahnen die vedischen Schriften die Bewohner der Erde immer wieder mitNachdruck: „Alle Sterne und Planeten wurden von Brahma zu Beginn des Kalpa [zuBeginn von Brahmas neuem Tag] in ihre richtige Bahn gesetzt. Die Lage all dieserHimmelskörper wird vom Höchsten Wesen bestimmt. Niemand ist fähig, die Weite derunbegrenzten Natur dieses Universums zu beschreiben. Nie wird es einem Menschengelingen, mit seinen irdischen (‚fleisch-lichen‘) Augen das wahre Bild des Universumszu sehen.“ (Matsya Purana 1.128.83-83)

Die vedischen Astronomen machten sich deshalb nicht die Mühe, ihr Wissen über dieTiefen des Universums mittels direkter Beobachtung zu bekommen. Allzu schnell

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wurde dies als ein Zeichen mangelnden Fortschritts gewertet; nun aber wissen wir,daß sie diesen Aufwand aus Einsicht vermieden, weil sie sich klar der optischenTücken des Universums bewußt waren. Für astrologische Zwecke beobachteten siedas Sonnensystem, weil über diese relativ kurze Distanz die Verfälschung noch nichtins Gewicht fällt. Aber den Griff in die Tiefen der Materie – in die Tiefen desKosmos wie auch in die Tiefen des Atoms – haben sie sich erspart, weil sie ganzandere und bessere Wissensquellen hatten. Sie bezogen ihr Wissen von höherenQuellen und höheren Besuchern. Woher sonst hätten sie ihr fortgeschrittenes Wissenhaben können?

Aufgrund dieser praktischen Erkenntnisse geben die vedischen Quellen universaleDistanzen nicht in ungewissen Lichtjahren an, sondern in Angaben über die relativeDistanz, weil diese konstant bleibt und dem Menschen ein vorstellbares Bild vomUniversum vermittelt.

Raum darf nie unabhängig von der Zeit betrachtet werden. Auf den verschiedenenuniversalen Ebenen sind Raum und Zeit völlig verschieden – ein weiterer Grund,warum es sinnlos ist, das Universum mit irdischen Längen messen zu wollen. WasEinstein mit seiner Speziellen Relativitätstheorie beschrieben hat, war nur einbescheidener Anfang, denn seine Formel E=mc2 ist von der Lichtgeschwindigkeitabhängig, was bedeutet, daß sie sich nur auf die sichtbare Materie bezieht. ImBereich des Sichtbaren ist die Lichtgeschwindigkeit tatsächlich die höchsteGeschwindigkeit, was keine besonders geniale Feststellung ist, denn wenn etwas einehöhere Geschwindigkeit als die des Lichtes hätte, wäre es ja nicht mehr sichtbar!Aber wir haben mittlerweile erkannt, daß ein großer Teil des Universums nicht in denBereich des Sichtbaren fällt: Alles außerhalb von Lokaloka ist nicht sichtbar, und vonden vierzehn Dimensionsebenen sind elf ebenfalls nicht sichtbar (in bezug auf dieelektromagnetischen Strahlen).

Zeit ist der Schlüssel zum Raum. Die Bhagavad-gita und viele andere vedischenSchriften geben uns eine eindrückliche Formel für die Umrechnung von Zeit undRaum.

Die Umrechnung geht von der höchsten Dimensionsebene des Universums aus, von dersubtilen Welt Brahmas, des inneruniversalen Schöpfers.

Die relative Zeit in den verschiedenen universalen Dimensionen

„Nach menschlicher Zeitrechnung (vido janah) ergeben eintausend Zeitalter (sahasra-yuga) zusammengenommen die Dauer eines Tages im Leben Brahmas. Und ebensolangewährt seine Nacht.“ – Bhagavad-gita 8.20

Krishna definiert Seinen Zeitmaßstab „nach menschlicher Zeitrechnung“. Es gibtoffensichtlich noch andere Zeitmaßstäbe. Im Shrimad-Bhagavatam (3.11.18-19) wirdmit der Zeitrechnung der Halbgötter erklärt, wie lange das obenerwähnte sahasra-yuga-Zeitalter dauert: „O Vidura, die vier Einzel-Yugas heißen Satya-, Treta-,Dvapara- und Kali-yuga. Die Gesamtdauer dieser vier Zeitalter entspricht 12’000Jahren der Halbgötter (divyah).“

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An anderen Stellen wird dieselbe Dauer in menschlichen Jahren angegeben, worausman ableiten kann, daß ein divyah-Jahr 360 Erdenjahren entspricht. Die vier Yugasdauern also 12’000 x 360 = 4’320’000 Jahre. Ein Tag Brahmas besteht aus 1000solchen irdischen Viererzyklen, also aus 4’320’000’000 Jahren (4 Milliarden und320 Millionen Jahren). Ebensolange währt seine Nacht. Brahmas 24 Stundenentsprechen also 8,64 Milliarden Jahren.

Dementsprechend dehnt sich die Raumzeit mit jeder steigenden Dimensionsebene. Fürdieselbe Strecke, die wir auf der Erde in 24 Stunden zurücklegen, brauchen wir alsErdlinge in Brahmas Dimension – aus irdischer Sicht – 8,64 Milliarden Jahre! Wirmögen also von einem Kilometer sprechen, aber ein Kilometer in der siebtenDimensionsebene (Bhurloka) ist nicht dasselbe wie ein Kilometer in der sechsten,fünften, vierten, dritten, zweiten oder ersten Dimensionsebene: „30 Jahreentsprechen einem Monat der Devas. Ein Jahrhundert der Menschen entspricht etwasmehr als drei Monaten der Devas. 360 Menschenjahre entsprechen einem Jahr derDevas. 3030 Menschenjahre entsprechen einem Jahr der Sapta-rishis [Plejaden].9090 Menschenjahre entsprechen einem Jahr Dhruvas. 36’000 Menschenjahreentsprechen eintausend göttlichen Jahren.“ (Matsya Purana 2.142.11-17)

Jede Distanzangabe, vor allem wenn sie in Zeiteinheiten (Lichtjahren) gegeben wird,ist relativ, denn Wesen aus verschiede-nen Dimensionen überwinden dieselbeWegstrecke in unterschiedlichen Zeitspannen.

Wir mögen also lachen: „6,4 Milliarden Kilometer! Das ist ja nur ein wenig mehr alsder Abstand Sonne – Pluto.“ Aber wenn wir diese interdimensionalen Kilometer miteiner schnellen Rakete zurücklegen wollen, merken wir auf einmal, daß wir – mitfortschreitender Distanz – pro Wegeinheit immer länger brauchen. Bei der letztenMilliarde von Kilometern brauchen wir Milliarden von Erdenjahren pro „Kilometer“!(Man könnte es mit jemandem vergleichen, der eine herunterkommende Rolltreppehochgehen will und kaum vorwärts kommt.)

Aus irdischer Sicht mag es also aussehen, als ob man Jahrmilliarden braucht, um dieentferntesten Galaxien und Quasare zu erreichen, aber diese Zeitangabe sagt nochnichts über die objektive Distanz aus, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt.Scheinbar sehr lange Distanzen können in Jahrmillionen, Jahren oder Augenblickenüberwunden werden. Das hängt von der Methode der Überbrückung des Raumes ab,was sich dann natürlich in der Zeitdauer niederschlägt.

Die vedischen Schriften geben uns deshalb nur relative Distanzangaben, und zwarsolche, zu denen wir auch mit unserem irdischen Vorstellungsvermögen noch einenBezug haben können. Wenn man die entsprechenden Distanzverhältnisse in ein Modellüberträgt, bekommt man ein Universum mit überraschenden Proportionen. Wir sehenauf einmal Struktur und Sinn in der Struktur.

Auf jeden Fall stehen in der vedischen Astronomie dem „kleinen“ Universum diegroßen Zeitangaben gegenüber, die zeigen, daß die relative Raum-Zeit ebenfallsastronomisch gesehen werden muß.

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Wendezeit im Universum

„Alle Lebewesen – ob Brahma, ob Mensch oder eine Ameise – leben hundert Jahre,doch die einzelnen der hundert Jahre dauernden Zeitspannen unterscheiden sichvoneinander. Die Welt, in der wir leben, ist eine Welt der Relativität, und ihrerelativen Zeitspannen sind voneinander verschieden.“ – Shrimad-Bhagavatam 7.6.6(Erläuterung von Prabhupada)

Brahmas Lebensdauer entspricht annähernd der Lebensdauer des Universums, unddiese ist – gemäß der Veda-Offenbarung – viel länger, als heute angenommen wird.Die Dauer von Brahmas Tag (24 Stunden) wurde bereits berechnet: 8,64 MilliardenErdenjahre. Brahma lebt für 100 Jahre à 12 Monate à 30 Tage. Das entspricht8’640’000’000 x 30 x 12 x 100 = 311 Billionen und 40 Milliarden Erdenjahre!

So überraschend die scheinbar kleine Zahl ist, die die vedischen Schriften für denRaum (Durchmesser) des Universums angeben, so verblüffend ist die große Zahl fürdie Zeit (Lebensdauer) des Universums. Heute wird das Alter der Erde auf 4 bis 6Milliarden Jahre und das Alter des Universums auf etwa 10 bis 20 Milliarden Jahregeschätzt. Diese Angaben gründen in der Logik, daß die (angeblich) entferntestenGalaxien ein Maßstab dafür seien, wie viel Zeit seit dem Urknall verflossen sei. Dajedoch über 90% der Materie im Universum nicht sichtbar und deshalb nichtlokalisierbar ist, entbehrt diese Berechung jeder objektiven Grundlage. Nochmalsmüssen wir uns fragen: Was wissen wir über die Gesetze, die im weiten Universumgelten? Dürfen wir die irdisch-physikalischen Verhältnisse auf das Universumübertragen? Gibt es keine höheren Dimensionen im Universum, wo die Raum- undZeitgesetze der Erde nicht mehr gelten? Bestehen das Universum und alles Leben inihm nur aus Atomen, nur aus Materie?

Die vedische Antwort auf diese Fragen haben wir mittlerweile kennengelernt. Wennwir tatsächlich davon ausgehen können, daß Leben und Bewußtsein nicht bloß Produktevon Atomverbindungen sind, fällt das ganze materialistische Modell vom Urknall insich zusammen und wird gegenstandslos, weil dieses nur Atome und geozentrischeVerallgemeine-rungen in Betracht zieht. Das ausschließlich auf die Materie bezogeneUrknall-Modell gibt im besten Fall einen Hinweis auf das Entstehen derphysikalischen Bhurloka-Dimension, und diese ist nur eine von vierzehnDimensionsebenen.

Die lange Lebensdauer des Universums ist nicht linear, sondern zyk-lisch undunterliegt regelmäßigen Auflösungen und Neuschöpfungen. Der wichtigste Zykluswird von den Tagen Brahmas dargestellt, die im Sanskrit als Zeiteinheit Kalpagenannt werden. Mit dem Anbruch von Brahmas Nacht werden alle Planeten derunteren zehn Dimensionsebenen „vom Garbhodaka überflutet“ und gehen in einenZustand der Auflösung über, so daß Brahma sie beim Anbruch des nächsten Tages,nach 4,32 Milliarden Jahren, wieder neu schöpfen muß. Das ganze sichtbare, meßbareUniversum (Bhur-, Bhuvar- und Svarloka) sowie die sieben unteren „Planetensysteme“werden regelmäßig aufgelöst und neu geschaffen. Man darf das Entstehen undVergehen der Planeten also nicht mit dem Entstehen und Vergehen des Universumsgleichsetzen – was heute jedoch getan wird. Jede astronomische Spekulation über das

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Universum wird auf Planetenbeobach-tun-gen aufgebaut. Ein fataler Denkfehler,denn das Ganze (das Universum) ist mehr als die Summe seiner Teile (Planeten)!

Was weiß die materialistische, „moderne“ Kosmologie über den gegenwärtigen Zustanddes Universums? Genausowenig wie über dessen Ursprung! Je größer die Entfernungzu einer Galaxie, desto länger hat deren Licht gebraucht, bis es auf die Erde traf.Wenn die entferntesten sichtbaren Galaxien 15 Milliarden Lichtjahre entfernt sind,dann bedeutet das, daß das eintreffende Licht etwas über die Position dieser Galaxievor 15 Milliarden Jahren aussagt. Wo ist diese Galaxie heute, 15 Milliarden Jahrespäter?? Sie versteckt sich sozusagen hinter ihrem eigenen Licht, und wir wissennichts über sie und nichts über das Universum als Gesamtes.

Die vedischen Schriften erwähnen diesbezüglich ein aufschlußreiches Detail: „Dieeinhundert Jahre von Brahmas Leben sind in zwei Teile gegliedert, in das erste unddas zweite Parardha. Die erste Hälfte der Lebensdauer ist bereits vorüber, und nunbeginnt die zweite Hälfte.“ (Shrimad-Bhagavatam 3.11.34) Die Hälfte von BrahmasLeben ist vorbei, was gleichbedeutend ist mit der Halbzeit des Universums. Mitanderen Worten, das Universum hat den Zustand der weitesten Ausdehnung erreichtund geht nun in die Kontraktion über. Interessanterweise haben einige Kosmologenbereits dieselbe Vermutung geäußert: die Galaxien seien kurz vor demUmkehrpunkt!111

Wir befinden uns – gemäß vedischer Beschreibung – in einem pulsierenden Universum.Das widerspricht den Ansichten der materialistischen Kosmologie, die zwar ein„geschlossenes Universum“ als These akzeptieren kann, aber bestreitet, daß dieKontraktion in den Endpunkt ein Neuanfang sein kann. Sie behauptet, es gebe nureinen Start aus dem „Weniger-als-Nichts“ und einen Rücksturz in dieses Unbekannte;der Endpunkt könne kein Neuanfang sein, weil sich in einer pulsierenden Bewegung dieEnergie erschöpfen würde. Von der Veda-Offenbarung erfahren wir jedoch, daß daspulsierende Universum einen immerneuen Impuls von Maha-Vishnu bekommt. Auf dieseWeise spiegelt sich im ewigen Rhythmus der Vergänglichkeit und Dualität dieEwigkeit von Gottes Reich.

Die Theorie von der einmaligen Existenz des Universums und des individuellen Lebensführt zu einem Materialismus, der die Menschen an die Ketten der Dualität undUnwissenheit fesselt. Wer nicht weiß, daß das Universum genauso wie der Mensch undalle anderen Lebewesen reinkarniert, tappt im Dunkeln und ist den dunklen Mächtenausgeliefert, die wohlweislich diese materialistischen Weltbilder propagieren. Heute,wo das Universum vom Ursprung am weitesten weg ist, sind diese Mächte besondersaktiv. „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“112

Das Alter der Sonne und der Erde

Eine letzte Frage als Übergang zum nächsten Kapitel: Wie alt ist die Erde? Heutebefinden wir uns in der Mitte des siebten von vierzehn Manu-Zeitaltern innerhalbeines Tages von Brahma. Auf Brahmas Planet beginnt jetzt gerade die Mittagsstunde,die aus irdischer Sicht Millionen von Jahren dauert. Seit Beginn von Brahmas Tagsind also rund zwei Milliarden Jahre vergangen. Zuvor hatte eine Nacht Brahmasgeherrscht, deren Anbruch die Auflösung der Erde, d.h. einen Übergang zu ihrer

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Neuschöpfung, bedeutet hatte. Brahmas Nacht dauert 4,32 Milliarden Jahre, und vomneuen Tag sind rund 2 Milliarden Jahre vergangen: Die Neustrukturierung der Erdebegann also vor ungefähr 6,5 Milliarden Jahren. Das ist das Alter, das auch dieWissenschaft schätzt!

Aus der radiometrischen Messung der Erdkruste läßt sich tatsächlich ein Rückschlußauf das Alter der Erde ziehen – mehr jedoch nicht! Die damaligen und sogar nochfrüheren Zustände der Erde entziehen sich dem Zugriff der Forschung. Was wirheute über den Anfang der Erde (ganz zu schweigen über den Anfang desUniversums) lernen, beruht auf nichts anderem als einer spekulativen,materialistischen Interpretation gewisser geologischer und kosmologischer Befunde.

Die vedische Wissenschaft, die älteste der Menschheit, liefert zahlreiche Angabenüber die Erde und das Universum, die der Mensch erst seit kurzem mitkompliziertesten Computern wieder herausgefunden hat. Daneben liefert sie vieleandere Beschreibungen, mit denen die Menschen jedoch seit einigen Jahrtausendennichts mehr anfangen können. Das liegt daran, daß die vedisch-„mythologische“Sprache viel Wissen voraussetzt, nicht nur die sichtbare Welt, sondern auch dieunsichtbaren, feinstofflichen Welten beschreibt und deshalb den Menschen desgegenwärtigen Zeitalters völlig unverständlich erscheint, genauso wie einem Physikerder Renaissance die Formeln der neusten Physik.

Erst heute gelingen uns erste Aufschlüsselungen. Daß wir heute das hohe Alter derErde kennen, ermöglicht uns, auch die anderen Angaben der vedischen Quellen ernstzu nehmen: Diese sagen, daß bei der angeblichen „Entstehung“ der Erde bloß einanderer Tag Brahmas zu Ende ging. Und sie beschreiben das Schicksal der Erde undder Sonne „damals“, was auch einer Prophezeiung gleichkommt, denn der gegenwärtigeTag Brahmas wird ebenfalls einmal zu Ende gehen.

In den Puranas, z.B. im Brahmanda Purana (I.1.5.121/123/136-138), können wirfolgendes lesen: „Am Ende von Brahmas Tag (Kalpa) kommt es zum kalpadaha (diegroße Hitze am Ende des Kalpas) ... Die eintausend Strahlen der Sonne ballen sich zusieben Strahlen, von denen jeder wie eine eigene Sonne zu glühen beginnt. Allmählichwird die Sonne einhundert Mal größer und verglüht die drei Welten. ... Wenn dieNacht Brahmas sich dem Ende naht, wenn die Erde nach einer Dauer von eintausenddunklen Maha-yugas all ihr Feuer verloren hat [sich abgekühlt hat], wenn Dunkelheitohne einen Lichtglimmer herrscht und der Wind nachläßt, dann wünscht Brahma,erneut die Planetensysteme zu erschaffen.“ „Als die vormalige Schöpfung vomSamvartaka-Feuer verbrannt wurde, schmolzen auf der Erde die Gebirge undGesteine.“ (I.2.7.9b)

Neuste kosmologische Berechnungen besagen: „Die Sonne hat im Moment etwa dieHälfte ihres Lebensweges hinter sich. Mit zunehmendem Alter wird ... sich die Sonneallmählich in einen größeren, helleren und heißeren Stern verwandeln. Im Laufe dernächsten zwei Milliarden Jahre wird sich die Sonne zu einem sogenannten RotenRiesen aufblähen und 100mal größer und 500mal heller als heute sein. ... Dieaufgeblähte Sonne wird das Oberflächenmaterial der Erde schmelzen lassen.“113

Das ist ferne Zukunft – und ferne Vergangenheit! In der Nacht Brahmas kühlt sichdie glühende Erde ab, wodurch sogar die Aufteilung der geologischen Erdalter in 4

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und 2 Milliarden Jahre eine Erklärung findet. Vor zwei Milliarden Jahren, so heißtes heute, sei es in der Erdgeschichte zu einem entscheidenden Einschnitt gekommen;die Erde sei soweit abgekühlt und strukturiert gewesen, daß erste rudimentäreLebensformen entstehen konnten. Vor zwei Milliarden Jahren sei auch dieErdatmosphäre entstanden!

Die vedische und die moderne Altersangabe für die Erde (und die Sonne!) stimmenüberein, auch die Altersangaben für das Universum, wenn man davon ausgeht, daß diemoderne Kosmologie nur die Entstehung des sichtbaren Teils des Universums (Bhur-,Bhuvar- und Svarloka) vor Augen hat. Diese Entstehung bezieht sich auf das Ende desletzten Tages von Brahma, denn jedes Ende ist ein neuer Anfang. Das war vor rund6,5 Milliarden Jahren, als das gesamte sichtbare Universum mitsamt der Erde ineinen Zustand der Neustrukturierung durch große Hitze (der angebliche Urknall!)überging. Das Alter des Universums wird heute auf 10 bis 20 Milliarden Jahregeschätzt, aber das ist eine großzügig aufgerundete Zahl, weil man derhypothetischen Evolution des Universums und des Lebens gerne eine möglichst langeZeitspanne einräumt. (Für die höheren Bereiche des Universums, die von BrahmasNacht nicht direkt berührt werden, geben die vedischen Quellen eine viel höhereAltersangabe.)

Wiederum muß man sich fragen: Wie konnten die vedischen Weisen das alles wissen –bis hin zum Detail, daß die Sonne 100 Mal größer werden wird? Das Wissen dervedischen Hochkultur bringt das evolutionäre Geschichtsbild in peinliche Bedrängnis.

Angesichts all dieser Tatsachen dürfen die vedischen Wissensquellen nicht mehrignoriert werden, enthalten sie doch Angaben, die erst heute wieder mit der Hilfe vonaufwendigster Technologie erahnt werden. Wenn die Erkenntnisse der modernenWissenschaft von der vedischen Wissenschaft bereits um Jahrtausendevorweggenommen wurden (ohne Riesenaufwand!), dann müßten die Vertreterinnen undVertreter der modernen Wissenschaft eigentlich auch die anderen Bereiche dervedischen Wissenschaft ernstnehmen und zu erforschen beginnen. Ihre eigenenneusten Befunde bestätigen ja nichts anderes als die vedischen Darstellungen.

Die vedischen und die modernen Altersangaben stimmen auf frappante Weise überein;aber die Szenarien sind grundverschieden. Das moderne ist „eiskalt“ materialistisch,das vedische beschreibt eine geistige Verdichtung und pulsierende Erneuerung derphysischen Welt.

Damit sind wir bei der Schwelle des nächsten Kapitels angelangt, beim Thema„Evolution“.

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Evolution: Leben aus Materie? © Armin Risi Es war einmal ein König, der in einem kleinen Königreich lebte. Er war auf sein kleines Königreich sehr stolz und hielt sich für sehr intelligent und fortgeschritten. Seine Untertanen – „Gleich und Gleich gesellt sich gern" – dachten ebenfalls, sie seien intelligenter und fortgeschrittener als alle anderen. Im Nachbarland hörte ein schlaues Schneiderlein von diesem König und lachte sich ins Fäustchen: „Dummheit und Stolz wachsen auf demselben Holz!" So ging das Schneiderlein zum König des Nachbarlandes und sagte: „Seine Majestät, ich habe gehört – und nun sehe ich es mit eigenen Augen –, daß Sie der intelligenteste und fortgeschrittenste König sind. Deshalb bin ich von weither gekommen, denn ich denke, das nur Sie, o Majestät, des Besten würdig sind. Ich möchte Ihnen ein Geheimnis verraten: Ich bin ein Schneider aus alter, geheimer Tradition, und ich habe in meiner Wissenschaft etwas herausgefunden, was bisher noch niemand herausgefunden hat. Deshalb bin ich von weither gekommen, denn nur Sie, o Majestät, sind fortgeschritten und intelligent genug, um den Wert dieser neusten Erkenntnis unserer Wissenschaft wertzuschätzen." Während das Schneiderlein auf solch rätselhafte Weise sprach, wurden der König und seine auserwählten Kabinettminister, die bei diesem geheimen Treffen dabeisein durften, immer ungeduldiger und wollten wissen, worin diese neue Errungenschaft aus des Schneiderleins Geheimwissenschaft bestehe. „Wir haben herausgefunden, wie man unsichtbare Kleider macht, und Sie, o hochwohlgeborene Majestät, sind auserwählt, diese neue Erkenntnis in die Welt zu tragen. Und wenn Sie unsere Forschung fördern, können wir letztlich in der gesamten Materie das Element des Unsichtbaren finden." Der König war begeistert und sicherte dem Schneiderlein eine unbegrenzte Belohnung und Unterstützung zu. Für die zukünftige Forschung wurde eigens ein geheimes, unterirdisches Labor eingerichtet, und ein geheimer Sicherheitsdienst wurde gegründet – damit nichts und niemand ihm etwas anhaben könne, wurde dem Schneiderlein gesagt. Insgeheim wollte der König natürlich diese Geheimwissenschaft sich selbst aneignen, um dadurch ein noch nie gesehenes Machtmittel in die Hände zu bekommen. Das Schneiderlein war einverstanden und zog sich mit einem hohen Honorar- und Forschungsvorschuß in sein Land zurück. Die Überwachungsleute, die ihm in dunkler Distanz folgten, waren auffallend unauffällig. Bald waren die Kleider zur Übergabe bereit, aber das Geheimnis blieb geheim.

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Des Königs Hofphysiker waren beeindruckt – „Unglaublich, die Atomstruktur der Kleider und des umgebenden Raumes sind nicht zu unterscheiden!" – und die Hofchemiker begeistert: „Nicht lange, o Majestät, und wir werden die chemische Formel dieses Geheimnisses entschlüsselt haben." Sogar die anfangs skeptischen Hoftheologen gestanden nun angesichts der unsichtbaren Kleider: „Wahrhaftig, ein Geschenk des unsichtbaren Gottes!" Sofort wurde eine Pressekonferenz mit anschließendem Propagandafeldzug einberufen. Die Meldung dieser neuen Errungenschaft des menschlichen Geistes wurde überall verkündet, und Bilder der geheimnisumwitterten unsichtbaren Kleider erschienen in Zeitungen und Schulbüchern. Als der König mit den unsichtbaren Kleidern auf seinem Feldzug vor das Volk trat, entbrauste ein Applaus, und alle sahen: „Die unsichtbaren Kleider sind perfekt!" Der König winkte, schüttelte Hände und küßte Babies. Da sagte auf einmal ein kleiner Junge an der Hand einer einfachen Arbeiterfrau: „Sag mir, Mutter, warum hat der König keine Kleider?" Im Märchen erschrickt der König und erkennt plötzlich das Peinliche, nämlich daß er nur in Unterhosen dasteht. Die modernen Könige reagieren anders. Manchmal komme ich mir vor wie der kleine Junge, wenn ich öffentlich über Evolution spreche. Noch nie hat jemand gesehen, daß Leben aus Materie entsteht, noch nie hat jemand gesehen, daß Leben bloß ein organisch-chemischer Zustand ist, noch nie hat jemand gesehen, wie Evolution funktioniert, noch nie hat jemand ein Verbindungsglied von Pflanzen- oder Tierarten gesehen, noch nie hat jemand die Vergangenheit oder den Anfang der Welt gesehen, aber alle glauben an die unsichtbaren Kleider. Die Medien, Wissenschaftsmagazine und Schulbücher gestehen sich zwar gewisse Ungewißheiten bei Detailfragen der Evolution ein, aber in einem sind sie sich alle einig: „Die unsichtbaren Kleider existieren! Kein ernstzunehmender Wissenschaftler zweifelt heute mehr an dieser Tatsache." Die vedische Wissenschaft sagt kühn: „Es gibt gar keine unsichtbaren Kleider! – Die Evolution von toter Materie zu lebenden Wesen hat nie stattgefunden! Der heutige Mensch ist weder Krönung noch Höhepunkt der Lebensformen im Universum." Eine erste mögliche Reaktion der etablierten Mächte ist, daß man diese Stimme der Minderheit ignoriert. (Wer hört schon auf einen kleinen Jungen?) Oder man bringt die verräterische Stimme zum Verstummen, oder man macht die abweichende Meinung lächerlich, oder man unterwandert die Kritik mit

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lächerlichen Argumenten, die man leicht widerlegen kann, wodurch die Kritik von den wahren Argumenten abgelenkt wird. Oder man relativiert die wahren Argumente. Die hundertvierzigjährige Geschichte des darwinistischen Evolutionsglaubens ist hierfür wahrscheinlich das typischste Beispiel. Heute gehen alle Lehrbücher von der evolutionären Entwicklung der Lebewesen als unbestrittene Tatsache aus. Alles wird aus dieser Ecke betrachtet, und allfällige Gegenargumente werden bereits im Vorwort mit einem Satz abgefertigt: „Über einen Punkt müssen wir uns im klaren sein, bevor wir beginnen. Die Tatsache, daß eine Evolution stattgefunden hat, steht außer Zweifel."114 „Eines der erregendsten Kapitel der Erdgeschichte ist wohl die Evolution der Organismen, die über viele Jahrmillionen hinweg schließlich zum Menschen führt. [...] Dieses Wandlungsgeschehen begann mit einem abiotisch-biotischen Übergangsfeld, in dem anorganisch-chemische Zustände zu organisch-chemischen Zuständen organisiert wurden, die das Vermögen zu identischer Selbstreproduktion erwarben."115 „Das Evolutionsgeschehen ist heute noch nicht in allen seinen feineren Zusammenhängen erforscht. Es wäre aber töricht, daraus schließen zu wollen, die Abstammungslehre sei prinzipiell verfehlt oder revisionsbedürftig."116 „Kein vernunftbegabter Mensch stellt das Phänomen der Evolution noch in Frage."117 Wer nicht an Evolution glaubt, kann heute also weder als „vernunftbegabt" noch als „Mensch" gelten! Als einziges Gegenargument wird der biblische Kreationismus ins Feld geführt, der Glaube an die „junge Erde" – Gott habe das Universum und die Welt vor sechstausend Jahren in sechs Tagen erschaffen –, was eine unbeweisbare theologische Absurdität darstellt. Weil dieser Kreationismus als einzige Alternative herausgehoben wird, gilt die Logik: Wer nicht an Evolution glaubt, gehört automatisch zum Lager der fanatischen Bibelkreationisten, die alle Andersgläubigen als „des Teufels" verschreien. Um nicht in den Verdacht der Lächerlichkeit zu geraten, sind heute praktisch alle religiösen Menschen ins Lager des Evolutionismus übergewechselt, entweder mit dem agnostischen Argument „Ist doch letztlich nicht wichtig, wie und wann die Welt entstand" oder mit der Kompromißhaltung „Gott hat die Welt durch Evolution erschaffen (und Darwin, Huxley und Haeckel waren seine Propheten)." Gott ist einfach derjenige, der beim Urknall die Zündschnur anzünden durfte und alle paar Jahrtausende einmal eine Genmutation auslöste. Der letzte Trick besteht im Verdrängen der wahren Argumente. Die zentrale Frage bei der Diskussion um die Entstehung des Lebens müßte lauten: Was ist Leben? Was ist Tod? Was ist Materie? – Aber das seien, so heißt es, „unwissenschaftliche" Fragen, und sie werden deshalb geflissentlich an die

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Theologen und Philosophen delegiert. Jeder, der „vernunftbegabt" ist, weiß doch, daß „Leben" nichts anderes ist als ein Produkt von Materie ...

Das Paradigma der linearen Entwicklung „Wenn Galaxien sich tatsächlich vom Beobachter unserer Galaxis fortbewegen und weiter entfernte Galaxien sich schneller als nahe gelegene entfernen, ergibt sich daraus ein bemerkenswertes Bild des Universums. ... Betrachten Sie die Entwicklung des Universums als einen Film, so können Sie sich leicht vorstellen, ihn rückwärts laufen zu lassen. Wenn Sie das tun, sehen Sie, wie das Universum immer kleiner wird. Schließlich gelangen Sie zu jenem Moment, wo seine gesamte Masse in einen unendlich dichten Punkt hineingezwängt ist. Von diesem Punkt und von diesem Moment an hat sich das Universum bis heute ausgedehnt. ... Die einfache These von einem Anfang des Universums in der Zeit ist Astrophysikern mittlerweile derart geläufig, daß wenige von uns überhaupt noch einen Gedanken daran verschwenden." – James Trefil, in: „Die Astrophysik der Dunklen Materie"118 Die Frage nach dem Ursprung des Universums wird besonders schwierig, wenn wir in Betracht ziehen, daß es in diesem Universum lebende Wesen gibt. Gemäß obiger Logik sind auch diese Wesen aus dem Urknall hervorgegangen und sind nichts anderes als eine komplizierte Kombination von Atomen. Etwas anderes oder etwas mehr können sie nicht sein, weil es laut der Urknalltheorie am Anfang nichts anderes als Atome gab. Das ist die unumgängliche Logik der Urknall- und Evolutionstheorie. Gäbe es mehr als nur Materie, würden diese Theorien sogleich in sich zusammenfallen, denn sie gehen axiomatisch davon aus, daß es nichts anderes als Materie gibt. Diese Theorien der gegenwärtigen Wissenschaft entspringen dem vorgefaßten Denkschema (Paradigma) der linearen Entwicklung. Entspricht dieses Denkschema der Wirklichkeit, und darf man es einfach umdrehen, so wie man einen Film rückwärts laufen läßt? – Ich betrachte mein Fotoalbum. Da sehe ich mich an meinem achten Geburtstag, ein Knabe von rund einem Meter Körperlänge. Auf einem Foto, das zehn Jahre später aufgenommen wurde, weist mein Körper eine Länge von 1,8 Metern auf. Ich analysiere mit wissenschaftlicher Logik: Innerhalb von zehn Jahren wuchs der Körper 80 cm. Das ergibt ein durchschnittliches Wachstum von 8 cm pro Jahr. Nun betrachte ich das Bild mit dem Knaben, der 1 m groß ist. Man darf also annehmen, daß dieser Körper ein Jahr zuvor 92 cm, ein Jahr zuvor 84 cm und nochmals ein Jahr zuvor 76 cm groß gewesen war. Weil der Körper innerhalb von 10 Jahren um 80 cm gewachsen ist, können wir daraus einen direkten Rückschluß auf das Alter und

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den Anfang des 1m großen Körpers ziehen. Die einfache Rechnung lautet 100cm:8cm=12,5. Gemäß dem Paradigma der linearen Entwicklung war dieser Körper vor zwölfeinhalb Jahren 0 cm groß, das heißt, er hatte die Form eines Massepunktes von unendlicher Dichte und unvorstellbarer Hitze, denn je mehr man Materie zusammendrückt, desto heißer wird sie (genau wie die Luft in einer Fahrradpumpe). Diese Rechnung ist natürlich absurd. Ich weiß, daß ich auf dem Foto erst acht Jahre alt bin und daß der Anfang dieses Knabenkörpers nicht 12,5 Jahre zurückliegt, sondern nur 8 Jahre und 9 Monate, und daß mein Körper anfänglich kein Massepunkt von unendlicher Dichte und unvorstellbarer Hitze war. Fachexperten schütteln beim Lesen dieses Argumentes schon seit dem ersten Satz den Kopf: „Dieser Einwand ist irreführend und absolut absurd, denn das Beispiel bezieht sich auf einen lebenden Körper, und das Universum ist kein lebender Körper, sondern nur ein mechanisches Gebilde aus Materie." Aber was ist mit den im Universum lebenden Wesen? Und was ist Materie? Die Quantenphysiker wagen (mit Recht) schon lange nicht mehr zu behaupten, Materie sei nur ein mechanisches Gebilde von Elementarteilchen. Und das Körperbeispiel ist keineswegs unangebracht, wird doch behauptet, alle Körper seien letztlich aus ebenjener Urknallmaterie von unendlicher Dichte hervorgegangen! Bei einem Körper wissen wir natürlich, wie er entsteht, weil wir diese Entstehung immer wieder beobachten können. Aber bei der Entstehung des Universums war kein irdischer Wissenschaftler zugegen, um es zu sehen. Stellen Sie sich vor, dieser Knabe sei das einzige Lebewesen auf einem öden Laborplaneten. Er hat noch nie gesehen, wie der Körper eines Lebewesens entsteht, und er kann sich auch nicht an die eigene Entstehung erinnern. Käme dieser Knabe jemals auf die Idee jenes Vorganges, der tatsächlich zum Entstehen eines Körpers führt? Genauso hat noch kein Wissenschaftler jemals gesehen, wie ein Universum und das darin enthaltene Leben entstehen. Sie haben keine Gewißheit, ob das, was sie über die Vergangenheit sagen, richtig ist. Sie können nur auf die früheren Zustände Rückschlüsse ziehen, indem sie von den bekannten Beobachtungen ausgehen, genauso wie die lineare Wachstums"logik" im Körperbeispiel nur von den bekannten Beobachtungen ausging, dabei aber auf eine falsche Altersangabe und eine absurde Entstehungsbeschreibung kam.

Der Fehler am Anfang der Rechnung

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Was ist Leben? Diese Frage wird an keiner Schule beantwortet, und die Wissenschaft übergeht diese Frage; aber dennoch lernen wir, daß das gesamte Universum (mitsamt den Lebewesen) „erwiesenermaßen" aus Materie, Urknall und Evolution entstanden sei. Niemand weiß, welche Kräfte tatsächlich am Anfang und in der Entwicklung des Universums wirksam waren, aber dennoch wird behauptet, es seien nur die materiellen Kräfte gewesen. Heute sehen wir jedoch, daß eine Menschheit, die an ein solches Vergangenheitsbild glaubt, ihre eigene Zukunft zerstört. Jeder vernünftige Mensch müßte spätestens heute – angesichts der Aussichtslosigkeit dieser Entwicklung – an diesem materialistischen, destruktiven Glauben zu zweifeln beginnen. Wenn man betrachtet, von welchen unbewiesenen und unlogischen Voraussetzungen der Glaube an Urknall und Evolution ausgeht, muß man sich fragen, warum intelligente Menschen (Professoren, Studenten, Forscher, Nobelpreisträger usw.) so etwas glauben.* Sie müssen doch gute Gründe haben. Diese Gründe wollen wir im folgenden kurz betrachten, um zu zeigen, daß in der Rechnung der materialistischen Wissenschaft tatsächlich ein großer Fehler steckt. Und dieser Fehler wird ganz zu Beginn der Rechung begangen. Man mag danach noch so gut und richtig weiterrechnen, aber der Fehler wird dadurch nicht korrigiert, sondern nur noch vergrößert! Wenn man in einer Gleichung gleich zu Anfang einen Fehler macht, ist alles, was man danach rechnet, ebenfalls falsch, selbst wenn man guten Glaubens richtig rechnet. Das ist ein weiterer Grund, warum so viele intelligente Menschen diese genannten „wissenschaftlichen" Theorien glauben: Sie selbst rechnen richtig und sind mit Recht davon überzeugt, daß sie richtig rechnen. Deshalb machen sie sich nicht die Mühe, an den Anfang zu gehen, um zu schauen, wie die ganze Rechnung überhaupt begonnen hat. Würden sie das tun, würden sie auf einmal den offensichtlichen Fehler sehen. Und sie würden die peinliche Entdeckung machen, daß nicht nur am Anfang ein Fehler, sondern mit jedem Rechnungsschritt neue Fehler begangen werden. Hat der König tatsächlich keine Kleider? Entgegen der Meinung des königlichen Hofstaates der Wissenschaft sagt hier ein kleiner vedischer Junge: „Ja! Die unsichtbaren Kleider des Königs gibt's gar nicht."

Leben aus Materie?

Die unwahrscheinliche Wahrscheinlichkeit

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„Dennoch hält die orthodoxe Biologie in ihrer Gesamtstruktur daran fest, daß Leben zufällig entstand. Seit jedoch die Biochemiker in steigendem Maße die ehrfurchtgebietende Komplexität des Lebens entdecken, ist sein zufälliger Ursprung ganz offensichtlich so wenig wahrscheinlich, daß man diese Möglichkeit völlig ausschließen kann. Leben kann nicht zufällig entstanden sein." – Fred Hoyle, britischer Physiker und Astronom119 Zu Beginn der Rechnung steht die (falsche!) Annahme, daß es im Universum nur Materie bzw. materielle Energie gebe. Mit dem Paradigma der linearen Entwicklung konstruiert man dann einen Rückschluß auf den Anfang des Universums und gelangt zum Glauben, das ganze Universen mit all seinen Planeten, Gesetzen und Lebewesen seien aus einem Urknall hervorgegangen. Wenn man das alles einmal glaubt, drängt sich unweigerlich der nächste Schritt (und logische Fehltritt) in der Rechnung auf. Erinnern Sie sich an die Beschreibung des hypothetischen Urknalls, bei dem das ganze Universum mit allen Lebewesen – gemäß der umgedrehten Logik der linearen Entwicklung – angeblich in einem einzigen Materiepunkt von unendlicher Dichte und unvorstellbar hoher Temperatur vereinigt war. In diesem Szenario ist es schon unwahrscheinlich, daß sich die Elementarsubstanzen, die mit x-facher Lichtgeschwindigkeit auseinandersausen, überhaupt jemals zu Atomen verbinden. Aber glauben wir das einmal und schauen, was wir dann als nächstes glauben müssen. Irgendwie haben sich Atome gebildet, sie flitzen auseinander, aber dennoch verdichten sie sich und bilden verschachtelte Galaxien- und Sternenhaufen. Wie das geschehen konnte, ist bis heute nicht geklärt, und die Wissenschaftler geben das auch unumwunden zu. In dieser Hypothese der sich verdichtenden Urknallmaterie stellt sich das nächste Problem: Unter den vielen Atomkombinationen, die sich zu anorganisch-chemischen Substanzen zusammenfinden, muß auch organische Materie entstehen, so wie wir sie in jedem Körper der Lebewesen finden. Die Entstehung von organischer Materie muß relativ bald geschehen, denn sonst verpassen die ersten zufällig gebildeten Moleküle den Anschluß an die weitere evolutionäre Entwicklung. Gemäß der umgekehrten Logik der linearen Entwicklung ist das Universum nämlich höchstens 15-20 Milliarden Jahre alt, und das ist eine knappe Zeit für die Zufallskombination der Atome.

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Die wissenschaftliche Theorie von Urknall und Evolution muß nicht nur auf dem Papier eine hypothetische Analyse des Urknalls geben, sondern sie muß vor allem erklären, wie innerhalb dieses Universums Lebewesen entstehen konnten. Glauben wir also für den Moment einmal an den Urknall und an die spontane Bildung von Atomen und Himmelskörpern. Als nächstes müssen wir glauben, daß alle Lebewesen nichts anderes seien als Gebilde von organischer Materie, d.h. wandelnde Bioroboter. Glauben wir sogar dies! Aber dann dürfen wir zumindest fragen: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, daß sich aus zufälligen Atomkombinationen organische Stoffe bilden? Die Grundbausteine der irdisch-organischen Materie bestehen aus Proteinen und Enzymen, die ihrerseits aus Aminosäuren zusammengesetzt sind. Komplizierte Protein- und Enzymkombinationen bilden die grundlegende Stoffwechselstruktur der einzelnen Zellen, wobei klar gesagt werden muß, daß Zellen nicht nur aus Proteinen und Enzymen bestehen. Tausende, Millionen, Billionen von Zellen bilden dann die organischen Körper der Lebewesen. (Organischer Körper = Lebewesen?) Im Körper eines Menschen gibt es schätzungsweise 10 Billionen Zellen. Betrachten wir also die Grundbausteine der irdisch-organischen Materie, die Aminosäuren, Proteine und Enzyme. Die Aminosäuren sind die Bausteine der Proteine, von denen einige sich zu den hochmolekularen Enzymen verbinden. Die Aminosäuren sind komplizierte organische Atomstrukturen. Heute kennt die Biochemie knapp 300 Aminosäuren, wobei alle natürlich vorkommenden Proteine aus gut 20 dieser bekannten Aminosäuren bestehen. Die Urknall- und Evolutionstheorie gründet in der Annahme, daß die Atome sich in der Anfangsphase des Universums zufällig zu diesen Grundbausteinen (Aminosäuren) verbunden haben, die sich ihrerseits dann zufällig zu Proteinen, Enzymen und ersten Mikroben und lebensfähigen Zellen verbanden. Die alles entscheidende Frage lautet nun: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, daß die Atome sich zufällig zu Aminosäuren und Proteinen verbanden? Diese Frage wird immer schnell abgehandelt: „... aus heute noch nicht vollständig geklärten Vorgängen der Biogenese entstanden erste lebensfähige organische Verbindungen ..." Und damit ist das Thema bereits erledigt. Aber alle sind sich einig: Leben entstand aus Materie, woraus denn sonst?! Der mit vielen Auszeichnungen geehrte amerikanische Astronom und Biologe Carl Sagan faßt dieses wissenschaftliche Glaubensbekenntnis wie folgt zusammen: „Im Licht moderner Erkenntnisse ist hierin [in der kosmischen Ordnung] jedoch kein Zeichen göttlicher Fügung zu sehen – oder zumindest nichts, das außerhalb

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der Bereiche von Physik und Chemie liegt. ... Heute verstehen wir einigermaßen, wie die bewunderungswürdige Genauigkeit, die sich jetzt im Universum darstellt, dem Wirrwarr einer sich entfaltenden interstellaren Wolke durch Naturgesetze abgerungen wurde, die wir erfassen können: durch Bewegung, Schwerkraft, Strömungslehre und physikalische Chemie. Das unausgesetzte Walten eines geistlosen Ausleseverfahrens kann Chaos in Ordnung verwandeln."120 „Aus dieser vielfältigen, veränderlichen Landschaft und aus dem kräftigen organischen Gebräu ist Leben entstanden."121 „Was genau nun zwischen der Zeit der frühesten Meere, die leblos, aber reich an organischen Molekülen und Möglichkeiten waren, und der Zeit der ersten Stromatolithen geschah, entzieht sich unserer Kenntnis. Mit unserem heutigen Wissen ist eine Rekonstruktion nicht möglich."122 Ich wiederhole die entscheidende Frage: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, daß die Atome sich zufällig zu Aminosäuren und Proteinen verbanden? Wer sich die ehrliche Mühe macht, diese Wahrscheinlichkeit zu berechnen, stellt schnell einmal fest, daß diese Wahrscheinlichkeit unwahrscheinlich ist. Fangen wir bei den sogenannten „Grundbausteinen" an, bei den Aminosäuren und Proteinen. Jedes einzelne Protein setzt sich aus Aminosäuren zusammen. Man kann eine Aminosäure mit der Perle einer Gebetskette vergleichen; dann sähe ein durchschnittliches Proteingebilde aus wie ein Perlenstrang von 100 bis über 1000 solcher „Amino-Perlen". Einzelne Proteine enthalten bis zu zwanzig verschiedene Aminosäuren in ganz bestimmter Anordnung und Wiederholung, die sich auf diese Weise zu „Perlenketten" von 100 bis über 1000 „Amino-Perlen" verbinden. In einer einzigen Zelle gibt es rund 200'000 Proteinarten. Das trifft auf die Zellen im menschlichen Körper genauso zu wie auf den Körper des ersten Einzellers. Also schon vor über 3 Milliarden Jahren müssen diese Aminosäuren-Verbindungen aus zufälligen Atomverbindungen hervorgegangen sein. Wie groß ist beim Werfen einer Münze die Wahrscheinlichkeit, daß die „Zahl" und nicht der „Kopf" oben liegt? 1:2. Die Wahrscheinlichkeit, zweimal hintereinander die „Zahl" zu werfen, ist 1:4, dreimal 1:8, zehnmal 1:1024, hundertmal 1:2100 = eine Billion Trillionen! Und aus wie vielen Treffern besteht ein einziges Protein? Die meisten Proteinstränge setzen sich aus mehreren 100 bis über 1000 Aminosäuren-"Perlen" zusammen, die in einer strikt festgelegten Reihenfolge angeordnet sein müssen. Und das ist nur ein einziges Protein! In jeder Zelle gibt es rund 200'000 Proteine!

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Der bekannteste Wissenschaftler, der sich mit der Frage des Entstehens von Proteinen aus zufälligen Atomkombinationen befaßte, war der bekannte englische Astrophysiker Dr. Fred Hoyle. Er verglich die Wahrscheinlichkeit, daß sich auch nur ein Protein durch eine blinde, zufällige Kombination von Atomen gebildet hat, mit der Wahrscheinlichkeit, mit der ein Mensch blind einen Rubik-Würfel ordnet. Ein Rubik-Würfel besteht aus verschiedenfarbigen Teilwürfeln, die alle drehbar sind. Die Aufgabe besteht darin, diese Teilwürfel so lange zu drehen, bis sich eine Seite des Rubik-Würfels aus einer einzigen Farbe zusammensetzt. Dies ist bereits für einen sehenden Menschen eine ziemlich knifflige Angelegenheit, ganz zu schweigen für jemanden, der nichts sieht! „Er hat dabei keine Ahnung, ob er der Lösung näherkommt oder aber den Würfel noch weiter verwirrt. Man wäre geneigt zu sagen, mit einem nur zufälligen Drehen der Würfelflächen schaffe man die Lösung ‚niemals‘. Genaugenommen ist ‚niemals‘ jedoch falsch. Wenn unsere Versuchsperson mit verbundenen Augen jede Sekunde eine zufällige Drehung macht, so würde es durchschnittlich dreihundertmal das Erdalter, nämlich 1350 Milliarden Jahre dauern, bis das Problem des Würfels gelöst wäre. Die Chancen, mit jeder Drehung bei allen Würfelflächen die jeweils gleiche Farbe zu erhalten, stehen ungefähr 1 zu 50'000'000'000'000'000'000 [50 Trillionen]. In etwa gleich groß ist die Chance, daß sich eines unserer körpereigenen Proteine per Zufall entwickelt hat. In unseren Zellen haben wir jedoch ungefähr 200'000 verschiedene Proteinarten zur Verfügung."123 In jeder Sekunde finden in einer Zelle viele Millionen von biochemischen Reaktionen statt. Das Hauptwerkzeug bei diesen Stoffwechselreaktionen sind die Enzyme, von denen es im menschlichen Körper etwa 2000 verschiedene gibt. Ein Evolutionsanhänger hätte bei all diesen Angaben schon längst eingewendet, daß das Beispiel des menschlichen Körpers irrelevant sei, weil dieser ja erst zuallerletzt in der Evolutionskette erschienen sei. Bei den ersten Lebensformen, den Bakterien und Einzellern, die ja viel primitiver gewesen seien, sei die Wahrscheinlichkeit der zufällig richtigen Kombination nicht so unwahrscheinlich wie beim unheimlich komplizierten Mechanismus des menschlichen Körpers. Dieser Einwand ist jedoch gegenstandslos. Die Struktur der Enzyme ist nämlich in allen Formen der organischen Materie die gleiche! Das Enzym einer Bakterie kann auch in einer menschlichen Zelle verwendet werden, und die Bakterien beweisen ja täglich, daß sie in unserem Körper aktiv sein und mit ihm in chemischer Wechselwirkung stehen können (z.B. bei der Verdauung). Wir wissen nicht, wie die Enzym-Population in der angeblichen „Ursuppe" ausgesehen hat, aber wir wissen, daß es heute mindestens 2000 verschiedene Enzyme gibt. Ist alles durch Zufall entstanden, muß der Zufall also bis heute 2000 Enzyme

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gebildet haben, um auch nur die Grundvoraussetzung für lebende Körper zu schaffen. (Diese Enzyme und Proteine dann noch zu lebens- und fortpflanzungsfähigen Zellen und Körpern zusammenzusetzen ist nochmals etwas ganz anderes und treibt die Unwahrscheinlichkeit ins völlig Unmögliche.) Aber bleiben wir bei den Enzymen. Wir haben schon gesehen, wie unwahrscheinlich die Wahrscheinlichkeit ist, bei einem Rubik-Würfel blind und zufällig alle Teilwürfel auf die gleiche Farbe zu drehen. Diese (Un-)Wahrscheinlichkeit entsprach der Wahrscheinlichkeit des zufälligen Entstehens eines einzigen Proteins. Wenn nun 2000 Enzyme (komplizierte Proteinverbindungen) durch Zufallskombination entstehen sollen, wird diese Behauptung – gemäß Fred Hoyles Berechnung – geradezu lächerlich: Die Wahrscheinlichkeit beträgt nämlich 1:1040'000! Eine 1 mit vierzigtausend Nullen! Hier wird das geschätzte Alter des Universums bereits quintilliardenfach überschritten – nur um die Grundbausteine zu bekommen. Wir sprechen hier noch nicht einmal von den einzelnen Zellen! Andere Wissenschaftler, die ebenfalls der Frage nachgingen, wie wahrscheinlich es sei, daß sich Atome zufällig als organische Strukturen verbinden, kamen allesamt zu demselben Ergebnis. Die Quantenphysiker G. und I. Bogdanov z.B. berechneten folgendes: Damit die Aminosäuren und Stickstoffmoleküle sich verbinden und durch Zufall ein verwendbares RNS-Molekül bilden, hätte die Natur mit blinden Atomkombinationen mindestens 1015Jahre lang probieren müssen – bis nur ein einziges RNS-Molekül entstanden wäre. 1015 Jahre ist eine Dauer, die hunderttausendmal länger ist als das heute geschätzte Alter des Universums!124 Der deutsche Biophysiker Manfred Eigen ging diese Rechenaufgabe von einer anderen Seite an, und sein Ergebnis war für die Evolutionstheorie noch vernichtender: Um nur ein einziges Molekül mit 1000 Bauelementen per Zufall herzustellen, muß man 10600 verschiedene Varianten durchlaufen. Es gibt jedoch Berechnungen, daß das ganze Universum (geschätzter Radius 10-15 Milliarden Lichtjahre) nur 10102 Proteinmoleküle aufnehmen kann.125 Eine beeindruckende Rechnung stellte der amerikanische Physiker Richard L. Thompson vom Bhaktivedanta Institute an. Er veröffentlichte 1977 ein Buch mit dem Titel „Demonstration by Information Theory that Life cannot arise from Matter". Er wollte berechnen, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, daß die „ersten" Populationen von Lebewesen durch die bloße Kombination von Atomen entstanden sind. Er betrachtete nur die aus den ältesten Fossilien bekannten Lebewesen, obwohl man davon ausgehen muß, daß es damals noch viel mehr Lebewesen gab, als die Fossilien rückblickend erkennen lassen. Wie der Titel des

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Buches bereits verrät, konnte er mit informationstheoretischen Berechnungen Schritt für Schritt demonstrieren, daß diese Wahrscheinlichkeit gleich Null ist. Richard L. Thompson schreibt: „Meine Beweisführung hat die Besonderheit, daß sie auch dem Argument der Evolutionstheoretiker begegnet, das besagt, daß die einzelnen Schritte der Entstehung des Lebens aus Materie zwar unwahrscheinlich seien, daß sie aber dennoch möglich werden, wenn eine immens lange Dauer von geologischer Zeit zur Verfügung stehe. Die vorliegenden Berechnungen zeigen, daß keine Zeitdauer, auch nicht Milliarden von Jahrmilliarden, ausreichen, um die Evolution von Leben aus Materie aufgrund von Zufall und natürlicher Auslese glaubwürdig zu machen. Vielmehr zeigen diese Berechnungen, daß die Wahrscheinlichkeit der materiellen Entstehung von Leben – selbst wenn wir ein x-faches des geschätzten Erdalters von 4,5 Milliarden Jahren gelten lassen – sich in den Bereichen von 64-80'000 bewegt, eine unvorstellbar kleine Wahrscheinlichkeit [0,0000... 80'000 Nullen nach dem Komma!]. Das bedeutet, daß die gesamte Erdgeschichte etwa 6480'000 Mal ablaufen müßte, damit die Wahrscheinlichkeit glaubwürdig wird, daß auch nur ein einziges Mal komplexe Lebewesen [organische Körper von Lebewesen] entstehen. Diese Zahlen legen die intuitive Einsicht nahe, daß die organische Evolution eine Unmöglichkeit ist."126

Ein Haar in der Ursuppe „Aus der Frühzeit [der Erde] sind nur spärliche Indizien über den Temperaturverlauf vorhanden, doch ab der Zeit vor 400 Millionen Jahren haben sich genügend Fossilien erhalten, um gute Abschätzungen zu erlauben. Mit dem Klima wandelte sich auch das Leben – beides hat sich wohl gegenseitig beeinflußt. Zunächst entwickelten sich aus einer Ursuppe im Laufe der Jahrmillionen einfache Organismen wie Algen, Stromatolithen und Quallen. ... Erst eine dauerhafte Gashülle um die Erde ermöglichte dem Leben eine langfristige Existenz außerhalb der Ozeane." – Spektrum der Wissenschaft 1995127 Die Absurdität der Grundannahme, auf der die gesamte Evolutionstheorie aufbaut, wird noch offensichtlicher, wenn man den nächsten Schritt in diesem Gedankengang nachvollzieht: Wie soll der Zufall wissen, daß gerade eine bestimmte Kombination „nützlich", d.h. organisch ist? Angesichts der riesigen Überzahl von anorganischen Kombinationen würde diese einzige „nützliche" Kombination sofort zerfallen und wieder zu einer nicht-nützlichen werden. Eine zufällig entstandene organische Kombination müßte in der „Ursuppe" 50'000'000'000'000'000'000 anorganischen Kombinationen begegnen. Welche

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Kraft würde gerade diese eine organische Kombination aussortieren, konservieren und weiter kombinieren? Was ist überhaupt „nützlich"? Zu diesem Zeitpunkt gibt es noch kein Leben, und die Atome wissen nicht, daß es heute ein Universum mit zahllosen lebenden Wesen gibt. Wie wußten sie dann, daß sie sich gerade auf diese einzigartige „schöpferische" Weise zusammenfügen mußten? Wir mögen all diese absurden Unglaubwürdigkeiten glauben, aber dem größten und endgültigen Denkfehler sind wir noch nicht begegnet. Um den Denkfehler wirklich in seiner vollkommenen Wucht nachvollziehen zu können, müssen wir ein wenig weiter ausholen. Es besteht kein Unterschied zwischen den Kohlenstoffatomen in einem Kreidefelsen und den Kohlenstoffatomen in unserem Körper, kein Unterschied zwischen dem Eisen in unserem Blut und dem Eisen einer Eisenpfanne auf unserem Kochherd, zwischen den Wasserstoffatomen in unserem Körper und den Wasserstoffatomen im Meer. Alle (rund zwanzig) Atomarten der organischen Materie lassen sich in der Natur finden. Alle Atome, die die organischen Verbindungen eines Körpers ausmachen, sind also leicht erhältlich. Wenn Leben und Lebewesen bloß eine Kombination von Atomen wären, müßten die Wissenschaftler fähig sein, zumindest primitivste Formen von „lebender Materie" herzustellen, z.B. eine Mikrobe, eine Alge oder zumindest ein Samenkorn, das nach dem Setzen ein Lebewesen (eine Pflanze) hervorbringt. – Das sei schon längst gelungen, heißt es. Anfangs der Fünfziger Jahre wurde ein großer wissenschaftlicher „Triumph" bekanntgegeben, der bis zum heutigen Tag immer wieder zitiert wird: Den Biochemikern Stanley Miller und Harold Urey vom Biochemischen Institut der Columbia-Universität sei es gelungen, im Labor „Leben" herzustellen. Diese Männer wollten, dem „Zeitgeist" der damaligen Wissenschaft entsprechend, ein für allemal beweisen, daß lebende Formen sich allmählich aus nicht-lebenden chemischen Substanzen entwickelt haben. Dabei gingen sie von der spekulativen Annahme aus, daß die Atmosphäre der jungen Erde vor 3 bis 4 Milliarden Jahren aus chemischen Substanzen wie Methan, Ammoniak, Kohlenmonoxid, Kohlendioxid und Stickstoff bestanden habe. Zu diesem hypothetischen Zeitpunkt und in dieser hypothetischen Atmosphäre soll die frisch abgekühlte Erde ganz von Wasser- und Schlammozeanen, der sogenannten „Ursuppe", bedeckt gewesen sein. Aus dem aufgewühlten Erdinnern brachen ständig Vulkane hervor, und in der geladenen Atmosphäre erzeugten Blitze elektrische Energie.

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In einer Glaskugel mischten Miller und Urey die genannten Substanzen zusammen und setzten sie hoher elektrischer Spannung und intensiver Strahlung (z.B. UV-Licht) aus, was zu einem erstaunlichen Ergebnis führte: Es bildeten sich „organische" Moleküle, darunter Aminosäuren, die Grundbausteine von Proteinen, und stickstoffhaltige Basen, die Grundbausteine der DNS. Heute, über vierzig Jahre später, herrscht betretenes Schweigen. Man konnte zwar synthetisch Aminosäuren und N-Basen herstellen, aber man mußte bald einmal erkennen, daß diese Bausteine noch nichts mit dem Phänomen „Leben" zu tun haben. Diese synthetisch hergestellten Moleküle waren nämlich immer noch tote Materie, einfach tote „organische" Materie! Sie fügten sich deshalb nicht zu höheren Formen zusammen, und selbst wenn sie sich zusammengefügt hätten, wären sie immer noch tote organische Materie geblieben – genauso wie auch eine Leiche zwar sehr wohl aus organischer Materie besteht, aber dennoch nicht lebt. Im Extremfall wäre es den Wissenschaftlern also gelungen, aus diesen organischen Grundbausteinen einen Einzeller synthetisch herzustellen, aber eben: nur eine Einzeller- Leiche! Hier sind wir beim springenden Punkt: Die Kombination von organischer Materie erzeugt keine lebenden Wesen, sondern nur tote organische Materie. Denn Materie ist immer „tot", auch die organische! Fassen wir zusammen: Nur schon das zufällige Entstehen von Atomen aus der Urknallmaterie ist unwahrscheinlich. Das zufällige Entstehen von Aminosäuren aus Atomverbindungen ist unwahrscheinlich. Das zufällige Entstehen von Proteinen und Enzymen aus Aminosäuren ist nicht nur unwahrscheinlich, sondern unmöglich. Das zufällige Entstehen von Lebewesen aus organischer Materie ist unmöglich, denn Materie – auch die organische – ist und bleibt tot. Leben und Bewußtsein entspringen nicht den Atom- und Molekülkombinationen. Wer das behauptet, muß im Labor nicht tote organische Atomkombinationen, sondern lebende Wesen erzeugen. Vierzig Jahre sind seit der ersten künstlichen Aminosäuren-Synthese vergangen, und die Wissenschaftler sind dem Erschaffen von Leben keinen Schritt näher gekommen – aus dem einfachen Grund, weil Leben kein Produkt von Materie ist. Die Behauptung, daß Atome aus einem Urknall hervorgegangen seien und in der Folge organische Materie und Lebewesen hervorgebracht hätten, ist unhaltbar. Oder um es klar und unmißverständlich auszudrücken: Der Urknall- und Evolutionsglaube ist ein materialistischer, hirnloser Quatsch. Unsere nächsten Generationen werden sich aufrichtig schämen, daß ihre Vorfahren während zweihundert Jahren so etwas geglaubt haben – interessanterweise gerade während jenen zweihundert Jahren, in denen die Menschen verantwortungsloser

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und zerstörerischer waren als je zuvor! Wem fällt da nicht der Zusammenhang auf?

Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Bestandteile Das Entstehen von Proteinen und Enzymen allein hat noch nichts mit dem Entstehen von lebenden Wesen zu tun. Proteine und Enzyme sind nicht die Bausteine des Lebens, sondern die Bausteine von Leichen, von toter organischer Materie. Ein synthetisch hergestellter Proteinstrang ist tote organische Materie, und Millionen von Proteinsträngen sind immer noch tote organische Materie. In einem toten Körper sind diese chemischen Elemente allesamt ebenfalls enthalten, doch sind sie nicht mehr in der Lage, auf jene Art zusammenzuarbeiten, wie dies während des „Lebens" (vor dem Tod des Körpers) der Fall gewesen war. Dies zeigt, daß nicht die Proteine und Enzyme das Leben ermöglichen, sondern daß das Gegenteil der Fall ist: Das Leben – das Bewußtsein – hält den Körper zusammen. Wenn das Bewußtsein im Körper nicht mehr gegenwärtig ist, fällt die körperliche Struktur zusammen, und das Einzelleben der Zellen und Bakterien nimmt überhand. Diese Lebewesen waren auch schon im Körper vorhanden, als er noch „lebendig" war, aber irgendeine geheimnisvolle Lebenskraft hatte diese Mikroorganismen im Schach gehalten und sie so koordiniert, daß sie dem Leben des Gesamtkörpers dienten. Der Körper an sich hat diese Kraft offensichtlich nicht, denn sonst würde der Körper als Leiche nicht verwesen – oder der Körper müßte schon während des Lebens verwesen. Diese beiden absurden Varianten zeigen, daß der materielle Körper nicht die Quelle der Lebenskraft ist, sondern daß der materielle Körper vielmehr von dieser Lebenskraft abhängig ist, die demnach nicht bloß ein Teil des Körpers sein kann. Sobald die Lebenskraft den Körper verläßt, zerfällt er. Was also verläßt den Körper im Moment des Todes? Was erhält den Körper während des „Lebens"? Was ist der Unterschied zwischen einem „lebenden" Körper und einem „toten" Körper?? Die organischen Grundbausteine sind also nicht fähig, sich aus eigener Kraft zu höheren Strukturen zusammenzufügen oder diese höheren Strukturen auch nur zusammenzuhalten. Wie (ganz zu schweigen von warum ) sollten sich diese elementaren Kombinationen zu komplizierteren Formen zusammenfügen? Bis jetzt sprachen wir ja nur von den Bausteinen der organischen Materie. Diese Bausteine (Proteine, Enzyme, Moleküle) müssen sich erst einmal zu einzelnen Zellen und Körpern zusammenfügen, und zwar zu lebenden Zellen und Körpern. Jeder lebende Körper – nur schon der Körper einer mikroskopischen Zelle – ist aber nicht bloß die Summe von Proteinen und Enzymen. Denn ab welchem

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Kombinationsgrad beginnen tote organische Aminosäurenverbindungen zu „leben"? In jedem Körper herrscht eine übergeordnete Ordnung, die ermöglicht, daß die Organellen (Organe einer Zelle) überhaupt funktionieren. Noch komplexer wird es, wenn die Zellen ihrerseits zu Körpern zusammengefügt sind. Körper sind nicht bloß eine Summe von Zellen, Zellen sind nicht bloß eine Summe von Organellen, Organellen sind nicht bloß eine Summe von Proteinen und Enzymen, und diese sind nicht bloß die Summe von Atomen, sogenannter „toter" Materie. Das Ganze ist immer mehr als die Summe seiner Bestandteile. Das Ganze enthält immer eine übergeordnete Struktur, die den einzelnen Bestandteilen nicht innewohnt. Es ist also nicht die organische Materie, die irgendeinmal Leben und Bewußtsein hervorbringt, sondern es ist die nicht-materielle Lebenskraft, die den Körper formt. Der einfache Beweis hierfür ist, daß der Körper sogleich zerfällt, wenn diese Kraft nicht mehr anwesend ist. Im nächsten Kapitel werden wir sehen, daß es Tausende von Menschen gibt, die bereits erfahren haben, daß das Bewußtsein nicht vom Körper abhängig ist, sondern sehr wohl unabhängig vom Körper existieren kann. Der Körper ist die sterbliche Hülle des unsterblichen, immateriellen Individualwesens, dessen Symptome Bewußtsein und Lebenskraft sind. Nah-Tod-Erfahrungen, außerkörperliche Wahrnehmung, Astralreisen, Erinnerungen an frühere Leben, die Existenz nicht-physischer Wesen – all diese hinreichend dokumentierten Realitäten werden von den materialistischen Wissenschaftlern mit einer unheimlichen Arroganz vom Tisch gefegt: „Das sind nur Einbildungen, verursacht durch Hirnstromschwankungen, Sauerstoffmangel oder neurologischen Störungen." Würde nur eines der obenerwähnten Phänomene reell existieren, wäre das eine weitere Widerlegung der materialistischen Urknall- und Evolutionstheorie, denn deren Hauptdogma besagt, daß jedes Lebewesen nur eine Materiekombination ist und sich ausschließlich auf den sichtbaren materiellen Körper beschränkt. Eine Existenz außerhalb des Körpers würde diese materialistischen Theorien unwiderruflich Lügen strafen. Wie wir sehen werden, sind die obenerwähnten Phänomene derart zahlreich und überzeugend dokumentiert, daß jeder der materialistischen Einwände versagt. Einer der ersten Wissenschaftler, der die umwälzenden Konsequenzen dieser „paranormalen" Phänomene zumindest ins Auge faßte, war Wolfgang Pauli, einer der Pioniere der Quantenphysik. Er schrieb im Jahre 1961: „Sollten sich die positiven Ergebnisse auf dem noch kontroversen Gebiet der sensory perception

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(ESP) endgültig bewahrheiten, so könnte dies zu heute noch gar nicht übersehbaren Entwicklungen führen."128

Kausalität und Finalität Die Wissenschaft gibt zu, daß es gewisse Erscheinungen in den Tiefen der materiellen Welt, wie die Quarks und die Quasare, gibt, die nicht den bisher bekannten Naturgesetzen folgen. Aber diese scheinbar selbstkritische Aussage ist bloß eine Ablenkung von der Tatsache, daß es vor unseren Nasen Millionen von Erscheinungen gibt, die ebenfalls nicht mit den Gesetzen des materialistischen Weltbildes zu erklären sind, nämlich all jene Erscheinungen, die „leben". Wenn ein Körper lebt, offenbart er Symptome, die jedem Gesetz der toten Materie widersprechen. Eine Bakterie, eine Pflanze, ein Tier, ein Mensch, ganz zu schweigen von den höheren Lebensformen – sie alle bewegen und entwickeln sich, und zwar nicht nur gemäß den Impulsen der gravitativen, elektromagnetischen und nuklearen Felder, sondern nach planmäßigen Mustern, die dem „Leben" entspringen und den Körper als „Ganzes" zusammenhalten. Lebendige Körper bestehen aus riesigen Atomverbänden, die sich zielgerichtet (final) verhalten, die die Umwelt wahrnehmen und mit ihr in Wechselwirkung treten. Die materialistische Wissenschaft ist auf einem Auge blind, denn sie betrachtet immer nur die Kausalität (die Kette von Ursache und Wirkung), obwohl es offensichtlich ist, daß in der Welt nicht nur die Kausalität wirkt, sondern auch die Finalität (die Ausrichtung des Kausalitätsprinzips auf ein konkretes Ziel). Die Atome schwirren nicht einfach ziellos durch die Quantenwelt, sondern kombinieren sich und bilden funktionierende Körper. Aber diese funktionierenden Körper sind nicht nur das Produkt einer Kombination von Atomen. Man kann das Samenkorn eines Banyanbaumes auf seine Atomstruktur hin untersuchen, aber das wichtigste wird man nie finden: das Leben. Das einzige, was man erreicht, ist, daß man das Samenkorn – und die ihm innewohnende Finalität – zerstört. Nicht nur die Atome, auch die Naturgesetze und die materiellen Grundkräfte lassen eine Finalität erkennen: Sie alle haben genau die richtige Größe, die es ermöglicht, daß überhaupt materielle Gegenstände entstehen konnten. Gäbe es nur geringste Abweichungen, dann würde die Materie in sich selbst zusammenfallen oder auseinanderfliegen oder zerfallen oder zerstrahlen, und es hätte nie Galaxien und Planeten gegeben. Ist das alles nur Zufall? Und überhaupt: Woher kommt die Materie? Und woher das Bewußtsein, das sich durch die materiellen Körper ausdrückt? Die sogenannten „exakten

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Wissenschaften" sind uns bis zum heutigen Tag eine exakte Erklärung schuldig geblieben. Lebende Körper bewegen sich also nicht nur als bewußtseinslose materielle Objekte in einer Kette von materiellen Ursachen und Wirkungen, sondern sie bewegen sich zielgerichtet . Mit anderen Worten: Sie verhalten sich nicht mechanisch, sondern bewußt, nicht nur kausal, sondern final! Warum bewegt sich die Materie plötzlich auf solch „ungesetzliche" Weise? Materie an sich verhält sich immer nur mechanisch oder quantenmechanisch, das heißt, sie ist von äußeren Impulsen abhängig, auf die sie ohne Bewußtsein reagiert. Welcher Impuls bewegt einen lebenden materiellen Körper dazu, sich nach einem intelligenten Muster zu bewegen? Die Wissenschaft sagt: allein die Naturgesetze der Gravitation, Elektromagnetik, Statik usw. Niemand bestreitet, daß es das sogenannte „Bewußtsein" ist, das einem lebenden Körper den zielgerichteten Impuls verleiht. Aber was ist „Bewußtsein"? Ist das Bewußtsein tatsächlich nur ein Nebeneffekt der neurochemischen Reaktionen? Warum formt sich die Materie rund um uns herum und im gesamten Universum nach intelligenten, d.h. geordneten Mustern? Gerade bei diesen entscheidenden Fragen schweigen die Relativitäts- und Quantentheorien. Sie genügen ja nicht einmal, um zu erklären, was Materie ist. Wie sollen sie dann erklären können, was Bewußtsein ist? Bewußtsein ist ganz bestimmt nicht ein Produkt der toten Materie, wie das von den „Natur"wissenschaften stillschweigend vorausgesetzt wird. Die vedische Wissenschaft vermag aufzuzeigen – gegründet auf die obige Logik –, daß die Materie und das Bewußtsein zwei ewig parallele Energien sind, die sich gemäß der Parallelen-Definition im Unendlichen schneiden. Sie gehen beide von derselben unendlichen Quelle aus und wirken aufeinander ein, um die materielle Welt zu bilden, aber vermischen sich nie. Das Geheimnis des Lebens ist keine Funktion der Materie. Weil die materialistischen Naturwissenschaftler nur die Materie sehen und die Natur des Lebens verkennen, entwickeln sie Technologien, die materiell zwar funktionieren, aber die Grundlagen des Lebens zerstören. – Die gesamte Grundlage der materialistischen Urknall- und Evolutionstheorie ist unwahrscheinlich, unglaubwürdig und unsinnig. Es wird nie gelingen nachzuweisen, daß Lebewesen aus Materie entstehen, schlicht und einfach deswegen, weil sie nicht aus Materie entstanden sind. Damit entbehrt die materialistische Urknall- und Evolutionstheorie jeglicher Grundlage und fällt in sich zusammen.

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Dennoch wollen wir die nächsten Stufen der Evolutionstheorie kurz betrachten. Wir werden sehen, daß in dieser Theorie nicht nur am Anfang große Fehler begangen werden, sondern daß die Absurditäten noch zunehmen. Immer wieder wird man sich die Frage stellen müssen: Warum glaub(t)en Generationen von intelligenten Menschen so etwas kritiklos? Das historische Umfeld der Evolutionstheorie

Die Evolutionstheorie ist ein Produkt des 19. Jahrhunderts und sollte deshalb in ihrem historischen Zusammenhang gesehen werden. Sie entstand im christlich-abendländischen Umfeld, und ihre Verfechter wollten den engen Grenzen dieses Umfeldes entkommen. Mit der Evolutionstheorie wandten sich die Vertreter der neuzeitlichen „Wissenschaft" direkt gegen die aufgezwungene Struktur der veralteten „Religion". Der „religiöse" Dogmatismus provozierte den „wissenschaftlichen" Materialismus. Diese beiden scheinbar so grundverschiedenen Weltanschauungen sind in Wirklichkeit sehr eng miteinander verwandt, denn sie sind nichts anderes als die zwei Seiten derselben Münze oder, um es bildlich auszudrücken, die zwei Pole desselben Teufelskreises. Die Vertreter des „religiösen" Dogmatismus und des „wissenschaftlichen" Materialismus haben eine große Gemeinsamkeit: das Streben nach Macht, im Namen von „Gott" oder im Namen von „Fortschritt". Die moderne Wissenschaft und ihr schattengleicher Begleiter, die Technologie, haben das erklärte Ziel, durch die Manipulation der Materie Macht und Einfluß über die Natur und die Lebewesen (Pflanzen, Tiere, Menschen) zu gewinnen. Dasselbe Ziel, nur mit anderen Mitteln, wird und wurde von den Vertretern des „religiösen" Dogmatismus angestrebt. Die mittelalterliche Theologie ist hierfür typisch. Sie zwang die Menschen zu glauben, Gott habe alle Arten, sowohl die Tiere als auch die Menschen, unveränderlich erschaffen; alles sei von Gott gewollt und vorausbestimmt; deshalb sei auch die Position eines jeden Lebewesens, sowohl der Tiere als auch der Menschen, unveränderlich vorausbestimmt. Die Welt mit all ihren Geschöpfen sei dem Menschen untertan, und alle Menschen seien ihrem Erlöser untertan, der auf Erden von seiner „heiligen Institution" vertreten werde. Die ganze Schöpfung laufe auf die Erschaffung des (sündigen!) Menschen hinaus, der nur durch die Gnade von ganz bestimmten Institutionen erlöst werden könne. Dieses Weltbild verschafft der entsprechenden Pseudo-Religion eine absolutistische Macht. Sie erlaubt den machtgierigen Menschen, im Namen von

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„Gott" ein Gesellschaftssystem aufzubauen, in dem alle Mitglieder einer kleinen, aber mächtigen Elite unterworfen sind. Dann sind es auf einmal diese Mächtigen, die bestimmen, was Wahrheit und was Gottes Wort ist. Dieses pseudo-religiöse Machtspiel ist – gemäß dem vedischen Weltbild – typisch für das Kali-yuga-Zeitalter und prägte deshalb die Menschheitsgeschichte seit den letzten fünftausend Jahren. In Asien (Orient, Indien, China) führte es zu verschiedenen Formen von diktatorischen Kastensystemen und im Westen zu mörderischen Missionssystemen. Die Tiere, die „Heiden", die „Neger" und die „Indianer", die allesamt zu seelenlosen Wesen erklärt wurden, gehörten zu den meistgeschundenen Opfern dieser Missionsmächte, die in den materialistisch-weltlichen Mächten schnell ihre Verbündeten fanden. Das Dogma der Prädestination und der Unveränderlichkeit der Arten befreite die oberen Gesellschaftsschichten (Klerus, Adel und Aristokratie) von Kritik und Konkurrenz, denn den sozial Niedriggestellten und Ausgebeuteten konnte mit göttlicher Logik plausibel gemacht werden, warum sie einfach mit ihrer Mühsal zufrieden sein sollen. Im Jenseits warte auf alle Gehorsamen ein Himmel, in dem man nach dem Tod alles Verpaßte nachholen könne. Auf diese Weise konnten die pseudo-religiösen Mächte in Europa über Jahrhunderte ihre Machtposition aufrechterhalten und ausbauen, und auch die weltlichen Mächte waren nicht interessiert, an dieser Philosophie etwas zu ändern. Man konnte sich mit bestem Gewissen in der eigenen Selbstherrlichkeit sonnen, und sollte es jemand wagen, diese „göttliche" Ordnung zu hinterfragen oder sogar anzugreifen, durfte man mit brutalsten Mitteln durchgreifen und hatte immer eine moralische Rechtfertigung, denn jede noch so perverse Greueltat diente ja allein der Verteidigung ebenjener „göttlichen" Ordnung. Gegen dieses Bollwerk von Kirche und Staat hatten Volksaufstände keine Chance. Es brauchte einen anderen Widerstand – den Widerstand der „Wissenschaft"! Die Epochen der Renaissance und der Aufklärung führten zu einer allmählichen Änderung der gesellschaftlichen Verhältnisse. Mit der aufkommenden Industrialisierung wurden die starren Gesellschaftsgrenzen verwischt, und viele Menschen schöpften Hoffnung auf eine Neuordnung der Gesellschaft. Für diesen Traum waren die Menschen bereit, in Fabriken zu arbeiten und Abhängige des Industrialismus zu werden. Wenn man sich dieses Umfeld vor Augen führt, wird auf einmal klar, warum die materialistische „Wissenschaft" nichts anderes ist als der Gegenpol der dogmatischen „Religion". Das typische Beispiel hierfür ist die Evolutionstheorie.

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Evolution – ein typisch abendländisches Denkschema Für Jahrzehnte lieferten sich Christen und Evolutionisten erbitterte Wortgefechte. Die Christen sahen in den Evolutionisten die leibhaftigen Vertreter des Teufels, und die Evolutionisten in den Christen die völkermordenden Vertreter der geistigen Versklavung. Dabei entging beiden Lagern die Tatsache, wie eng ihre Ansichten trotz aller Feindseligkeit verwandt waren. Die Evolutionisten staunen, wenn sie hören, daß ihre scheinbar wissenschaftlichen Ansichten völlig durch die semitisch-christliche Weltsicht geprägt sind. Die Hauptparallelen sind das lineare Zeitverständnis, der Glaube an die Schöpfung ex nihilo („aus dem Nichts") und an die gemeinsamen Vorfahren und die materialistische Auffassung von „Leben" und „Seele". Die folgende Gegenüberstellung zeigt die Verwandtschaft und faßt auch die wichtigsten Punkte der Evolutionstheorie zusammen: • Die lineare Zeit: Die Religionen mit semitischen Wurzeln (Judentum, Christentum, Islam) sprechen von einer einmaligen Schöpfung. Gott schöpft das Universum und die Menschen nur ein einziges Mal und erlöst sie auch nur ein einziges Mal. Vom Zeitpunkt der Schöpfung bis zum Zeitpunkt von „Gottes Gericht" verläuft die Menschheitsgeschichte linear. Dasselbe lineare Zeitbild, verbunden mit der „einzigen" Schöpfung, übernimmt auch die Evolutionstheorie, mit dem einzigen Unterschied, daß hier die postulierte Zeitspanne viel länger ist. • Die Schöpfung ex nihilo: Die Vertreter dieses Glaubens bestehen dogmatisch auf dem linearen Zeitbild. Vor der „einzigen" Schöpfung habe es keine andere Schöpfung gegeben. Obwohl ihre Schriften selbst das Bild von Schöpfungs tagen verwendet – „Tage" sind das typische Symbol eines zyklischen Zeitablaufes! –, bekämpfen sie jedes zyklische Zeitverständnis und sagen, Gott greife nicht auf eine frühere Schöpfung zurück, sondern schaffe aus dem Nichts heraus (ex nihilo). Es gebe nur eine einzige Schöpfung, eine einzige Menschheit und eine einzige Erlösungsmöglichkeit (und „zufällig" sind das wir! ). Die Vertreter der Evolutionstheorie behalten dieselbe Glaubensstruktur bei und kleiden sie einfach in materialistische statt in theologische Formulierungen. Ihr Grundsatz lautet, daß höhere Lebensformen aus einfachen Lebensformen hervorgegangen seien. Vor Darwin glaubten die meisten Forscher an die individuell erschaffenen Urarten, die sich jedoch verändern, denn die Fossilien zeigten, daß es früher Lebensformen gab, die wir heute nicht mehr vorfinden. Seit Darwin gewann die Ansicht überhand, daß die verschiedenen Arten von

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gemeinsamen Vorfahren abstammen und daß der Stammbaum mit zunehmender zeitlicher Entfernung immer enger und die entsprechenden Arten immer primitiver werden. Schon Darwin äußerte die Idee, daß Leben in einer Ursuppe aus organischen Chemikalien entstanden sein könnte: „... Aber wenn (und o! was für ein großes ‚Wenn'!) wir in irgendeinem kleinen warmen Tümpel, bei Gegenwart aller Arten von Ammoniak, phosphorarmen Salzen, Licht, Wärme, Electricität usw., wahrnehmen könnten, daß sich eine Proteinverbindung chemisch bildete, bereit noch complicirtere Verwandlungen einzugehen", dann wäre die Evolutionstheorie wahrhaftig eine Tatsache.129 Mit der Entwicklung der Biochemie, Genetik und Kosmologie (Urknalltheorie) wurde die Vermutung, die Darwin noch zweifelnd geäußert hatte, zur wissenschaftlichen Tatsache erklärt: Leben entsteht aus Materie, und Materie entstand ex nihilo, wie es schon die semitisch-christlichen Vorväter mit ihren Mythologien sagten ... • Die materialistische Auffassung von „Leben" und „Seele": Die christliche Dogmatik wendet sich vehement gegen die Lehre von der Präexistenz der Seele. Diese Lehre besagt, das das Individualwesen (die „Seele") bereits vor der Zeugung des Körpers existiert habe und sich im gezeugten Körper inkarniere; die Seele sei ewig und wandere auf ihrem Weg – bis zur Vollkommenheit – durch verschiedene Körper. Dies ist die Lehre aller östlichen und esoterischen Offenbarungen. Diese Lehre, die Reinkarnation, wurde auch von vielen urjüdischen und urchristlichen Traditionen vertreten, zum Teil bis zum heutigen Tag. Diese Lehre läßt jedoch keinen Platz für religiöse Absolutheitsansprüche, und deshalb wurde sie von Institutionen mit solchen Ansprüchen bekämpft und mit Bannflüchen belegt. Als die Reinkarnation nicht mehr als Erklärung dienen durfte, wartete das kirchliche Christentum mit folgendem Dogma auf: Alle Menschen werden im Moment der Zeugung erschaffen; jeder Mensch lebt nur einmal; seine Existenz beginnt mit der Existenz des Körpers; das Leben entsteht durch die Verbindung der väterlichen und mütterlichen Geschlechtszelle; die Erschaffung eines Menschen zu einem einzigen Leben ist die einzigartige Schöpfungskraft und „Gnade" Gottes. Denkenden Menschen konnte nicht verborgen bleiben, daß diese Lehre im Klartext nichts anderes besagt, als daß Leben aus Materie entsteht, denn die Zeugung, d.h. die Verbindung zweier Zellen, bedeutet der Beginn der Existenz des Menschen. Wenn das der Wahrheit entspricht, dann besagen die nächsten logischen Gedankengänge folgendes: Nicht nur die Menschen pflanzen sich durch die Vermischung der Geschlechtszellen fort, sondern alle höheren Tiere (und

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Pflanzen!). In dieser Beziehung unterscheidet sich der Mensch nicht von den Tieren. Also ist der Mensch auch nur ein Tier. Was unwissenschaftliche Menschen symbolisch als „Gottes Schöpfungsakt" bezeichnen, ist in Wirklichkeit nichts anderes als das Wirken von erklärbaren chemischen, physikalischen und biologischen Gesetzen. Der Ursprung des Lebens ist also – gemäß kirchlicher wie wissenschaftlicher Dogmatik – nichts anderes als das physische Zusammenkommen von zwei Zellen, und in diesem Akt wirken tatsächlich nur die Gesetze der Materie. Gemäß kirchlicher wie wissenschaftlicher Dogmatik gibt es keine immaterielle Seele, die in diese Verbindung von Materie eingeht und den sich bildenden Körper mit Bewußtsein und Energie beseelt. Hier bei dieser entscheidenden Frage nach der wahren Natur von Leben und Bewußtsein zeigt sich, daß die pseudo-religiösen und -wissenschaftlichen Ansichten nichts anderes sind als die Pole desselben materialistischen Denkschemas. • Das gemeinsame Urpaar: Die Forscher vor Darwin, wie James Hutton (1726-1797), Jean Baptiste Lamarck (1744-1829), Baron de Cuvier (1769-1832) und Charles Lyell (1797-1875), gingen vom biblischen Verständnis der individuellen Schöpfung der Arten aus. Aber sie wandten sich gegen die christliche Geschichtsdoktrin, die die gesamte Erdgeschichte für die kirchliche Heilslehre vereinnahmte und sie deshalb gemäß biblischer Zeitskala auf ein paar wenige Jahrtausende komprimierte. Nachdem Andersdenkende nicht mehr mit Folter und Ermordung rechnen mußten, wagten erste Wissenschaftler, diesem (vermeintlich) biblischen Weltbild zu widersprechen. James Hutton zum Beispiel, der Vater der modernen Geologie, hielt den Bibelvertretern entgegen, daß die heute vorliegenden Gesteinsarten und Bodenstrukturen eine jahrmillionenlange Entwicklung voraussetzen. Er formulierte sein „Prinzip der Gleichmäßigkeit", das besagt, daß die Entwicklungsprozesse, die wir heute beobachten, auch in der Vergangenheit mit derselben Gleichmäßigkeit wirksam waren. Dieses Prinzip der allmählichen Entwicklung über Jahrmillionen wurde von Charles Lyell in seinem einflußreichen dreibändigen Werk „Principles of Geology" (1830-33) ausformuliert. Lyell und seine Anhänger äußerten bereits in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts die Vermutung, eine natürliche Selektion merze innerhalb einer Art behinderte oder mißratene Formen aus. Die Präexistenz der Artenvielfalt vor der natürlichen Selektion zweifelten sie jedoch nicht an. Dennoch faßten auch sie schon die Idee ins Auge, daß die gesamte Vielfalt aller Arten vielleicht von einer Urform abstammen könnte, was nicht unbiblisch war, denn als Erklärung für die Entwicklung des Menschen bestand ja das Dogma, daß alle Menschenrassen von einem Urpaar, Adam und Eva, abstammten. Warum also nicht den Gedanken weiterführen und nachforschen, ob nicht nur die Rassen

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innerhalb einer Art, sondern auch die Arten selbst von einer Urform abstammten? Die Ideen, die schon seit einiger Zeit im Raum schwebten, formulierte Charles Darwin (1809-1882) in seinem Buch „Die Entstehung der Arten durch natürliche Auslese oder die Erhaltung begünstigter Rassen im Kampf ums Dasein", das 1859 erschien und eine bahnbrechende Wirkung zeitigte. Sogar Charles Lyell, der Papst der damaligen Geologie, bekehrte sich in seinen alten Tagen zu Darwins Theorie – was einen wichtigen Meilenstein in der Verbreitung des Darwinismus darstellte. Lyell gab seine Vorstellung von den Zeitkreisen auf und bekannte sich offen zur linearen, allmählichen Evolution der Arten. Mit seinen Büchern „On the Origin of Species" (1859) und „The descent of Man" (1871, „Die Abstammung des Menschen") sagte sich Darwin von allen kirchlich-ideologischen Verpflichtungen frei und formulierte als erster eine ausführliche Evolutionstheorie auf der Grundlage der natürlichen Selektion. Der Gedankengang hinter der Evolutionstheorie ist einleuchtend, einfach und einfältig (im Gegensatz zur vielfältigen, multidimensionalen Realität): Jede Art erzeugt mehr Nachkommen, als zum Überleben notwendig sind. Unter der Vielzahl von Nachkommen einer Art gibt es natürlicherweise immer gewisse Unterschiede. Die meisten Unterschiede sind für die evolutionäre Entwicklung unbedeutend, einige sind schädlich, aber einige Veränderungen stellen auch Verbesserungen dar. Die Individuen einer Art, die schädliche Abweichungen von der Norm aufweisen, werden durch die natürliche Auslese aussortiert, d.h. sie sterben aus, und jene Individuen, die eine Verbesserung ihrer körperlichen Konstruktion aufweisen, können sich im Kampf ums Dasein durchsetzen. Über die Jahrtausende summieren sich diese kleinen Verbesserungen, und zwar so lange, bis sich die verbesserte oder veränderte Art so sehr von der ursprünglichen Art unterscheidet, daß sie eine neue Art darstellt. „Die Erhaltung vorteilhafter individueller Unterschiede und Veränderungen und die Vernichtung nachteiliger nenne ich natürliche Zuchtwahl oder Überleben des Tüchtigsten. [...] Die natürliche Selektion erforscht in der ganzen Welt täglich und stündlich die geringsten Veränderungen, sie verwirft die nachteiligen und bewahrt und summiert alle vorteilhaften, sie arbeitet still und unmerklich an der Verbesserung der organischen Wesen und ihrer organischen und anorganischen Lebensbedingungen", schreibt Darwin in seinem Buch „On the Origin of Species".

Genetik und der Neodarwinismus

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Der Darwinismus ging von der unmerklichen Verbesserung der organischen Wesen aus. Entspräche diese Theorie der Wirklichkeit, müßten unter dem gegenwärtigen Tier- und Pflanzenbestand und insbesondere in der Welt der Fossilien viele Übergangsformen zu entdecken sein. Denn im Laufe von vielen Jahrtausenden müßten sich einzelne Zweige so weit von der Elternrasse abgespalten haben, daß auch die unmerklichen Verbesserungen sichtbar würden. Da solche Übergangsformen weder heute noch unter den Fossilien zu finden sind, kam die Evolutionsforschung von Darwins Erklärung ab, was aber in keiner Weise heißt, daß der Evolutionsvorgang angezweifelt worden wäre. Der Darwinismus wurde einfach mit den Erkenntnissen des damals eben neuentdeckten Wissenschaftszweiges der Genetik vermischt. Darwin hatte gemeint, daß äußere Bedingungen (Umweltfaktoren, Kampf ums Dasein und Selektion) genügten, um das Entstehen neuer Arten zu erklären. Aber Darwins berühmtestes Beispiel, die Galapagos-Finken, zeigten, daß gerade diese Annahme nicht stimmt. Veränderte Umweltverhältnisse, wie z.B. die Isolierung in einem begrenzten Lebensraum, können gewisse Veränderungen in der Körperform herauszüchten, aber es entstehen nie neue Arten. Darwins Finken hatten zwar unterschiedliche Schnabelformen entwickelt, aber waren offensichtlich immer noch Finken und Vögel. Deshalb versuchten die Vertreter des Neodarwinismus, den hypothetischen Evolutionsvorgang durch zufällig entstehende Veränderungen der Genstruktur zu erklären. Ihre Logik lautete wie folgt: Beim Kopieren des genetischen Codes von Generation zu Generation treten immer wieder Abweichungen („Mutationen", d.h. Kopierfehler) auf. Die Tier- oder Pflanzenexemplare mit Verschlechterungen seien unfähig zu überleben, hingegen jene mit Verbesserungen könnten sich gegenüber der „normalen" Masse durchsetzen und diese letztlich sogar ersetzen. Zumindest seien sie in der Lage, aufgrund des zufällig erworbenen Vorteils neben der normalen Mehrheit zu bestehen und sich zu einer neuen Rasse oder sogar zu einer neuen Art zu entwickeln. Beide Theorien – Darwins Ansicht, daß sich äußere Einflüsse rückwirkend in einer Evolution niederschlagen, und die neodarwinistische Mutationsthese – messen der natürlichen Selektion die entscheidende Bedeutung bei und gehen von der Annahme aus, daß zufällige Veränderungen im genetischen Code zur Entwicklung neuer Arten führen können. Sie geben zu, daß die Wahrscheinlichkeit einer Verbesserung sehr gering sei, doch ausgedehnt auf eine allmähliche Evolution über Jahrmillionen werde auch die geringe Wahrscheinlichkeit wahrscheinlich.

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An dieser Stelle müssen wir wieder den bereits überstrapazierten gesunden Menschenverstand anwenden. Die ganze Diskussion über Evolution beruht auf unserem guten Willen, die unhaltbaren Dogmen der Biogenese (Entstehen von Leben aus Materie) der Diskussion zuliebe zu glauben und weiterzuverfolgen. Wir haben gesehen, daß es unmöglich ist, daß Atome sich zufällig zu organischen Verbindungen zusammenfinden. Die Wahrscheinlichkeit ist gleich Null, und selbst wenn das Unmögliche geschehen sollte und Atome sich im Fluß unendlicher Kombinationen auch einmal zu einer „brauchbaren" Kombination zusammenfügen sollten, würden diese Kombinationen mit der nächsten Welle bereits wieder auseinandergerissen. Und selbst wenn sie bestehen bleiben sollten, entstände bloß tote organische Materie, aber nie ein lebendes Wesen. Machen wir nun den nächsten Quantensprung und glauben sogar, daß trotzdem irgendwie erste lebende Mikroben und Einzeller aus toten organischen Verbindungen entstanden seien. Die Körperform eines jeden Lebewesens beruht auf einer bestimmten Genstruktur. (Worauf die Genstruktur beruht, kann die Biologie bis heute nicht erklären, obwohl sie verbissen forscht, um diesen „Schlüssel zum Leben" zu finden.) Jeder funktionierende Körper hat eine funktionierende und komplette Genstruktur. Wie entstand aus einem Einzeller ein Mehrzeller? Wie spalteten sich die ersten Lebensformen in Tiere und Pflanzen auf? Wie entstanden aus den „ersten" Weichtieren Fische? Wie entstanden aus den Fischen die landerobernden Amphibien? Wie entstanden aus Amphibien Reptilien? Wie entstanden aus Reptilien Vögel und Säugetiere? Wie entstand der Mensch? Es gibt zwei grundlegende Evolutionshypothesen, die erklären sollen, wie aus der einen Art eine neue Art entstehen soll. Körperformen verändern sich nur dann erblich, wenn sich die Genstruktur verändert. Entweder verändert sich die Genstruktur sprunghaft, oder sie verändert sich über langsame, unmerkliche Schritte. Man kann die Genstruktur eines funktionierenden Körpers mit dem Text eines Buches vergleichen. Dieser Vergleich ist sehr gut, weil er uns einen konkreten Eindruck von dem vermittelt, worum es überhaupt geht, wenn wir von „Genstruktur" sprechen. Die organischen Informationsträger (Chromosomen, DNS, RNS) sind riesig lange Stränge mit einer ganz bestimmten Abfolge von Gen-Elementen. Die Schlüsselfunktion kommt hierbei der DNS zu, die in jeder Zelle vorhanden ist. Die DNS ist eine Kette von Bausteinen, deren Reihenfolge die Erbinformation eines Organismus enthält. Die DNS ist eine sog. „Doppelhelix", das heißt, sie besteht aus zwei Kettenmolekülen, die spiralförmig ineinander gewunden sind.

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Jedes dieser Kettenmoleküle besteht aus Millionen von Gliedern, die sich jedoch nur aus vier verschiedenen Bausteinen (Nukleotiden) zusammensetzen. Die genetische Information läßt sich mit einer Information vergleichen, die schriftlich durch das sinnvolle Aneinanderreihen von Buchstaben formuliert wird. Tatsächlich setzt sich der genetische Code aus einem „Alphabet" zusammen, das zwar nur vier Buchstaben aufweist, doch diese vier Buchstaben setzen sich in vielfacher Kombination zu sinnvollen Sätzen zusammen. Bei Bakterien hat die DNS einige Millionen Bausteine, bei höheren Lebensformen viele Milliarden und Billiarden. In einer Zelle gibt es aber nicht nur die DNS, sondern z.B. auch noch die Proteine, die Mitochondrien usw. Die „Schrift" der DR-Nukleinsäure hat vier Buchstaben, die Protein-“Schrift" hat 20. Die Zellen teilen sich konstant. Das bedeutet erstens, daß sich die gesamte milliardenfache Erbinformation einer jeden Zelle identisch kopieren muß. Und nicht nur das: Die Verdoppelung einer Zelle bedeutet, daß auch der Kopierapparat sich selbst kopiert! Jede Zelle ist also wie ein Buchtext mit Milliarden von Buchstaben. Wie groß ist nun die Möglichkeit, daß durch einen blinden Eingriff die Buchstaben vertauscht werden, so daß ein neuer, selbständiger Text entsteht? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, daß Fehler erzeugt werden? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, daß nach der Veränderung ein neuer Satz entsteht, der inhaltlich und grammatikalisch richtig ist? Und wie groß ist die Möglichkeit, daß aus dem Buchstabenvorrat des Buches ein neues Buch entsteht? Noch viel geringer als die Wahrscheinlichkeit, daß organische Materie aus einer zufälligen Kombination von Atomen entstand, und diese Wahrscheinlichkeit haben wir bereits als absurde Unwahrscheinlichkeit kennengelernt. Die Genstruktur eines jeden Körpers enthält zahllose, vielschichtige Informationen, genauso wie der Text eines Buches. Die heute überall gelehrte „Wahrheit" der Evolution besagt nun folgendes: Neue Arten entstehen durch zufällige neue Genkombinationen. Durch Mutationen, d.h. durch zufällige Veränderungen in der Reihenfolge der Gen-Buchstaben, entsteht ein neues Buch, und zwar nicht nur ein Buch mit gleichem, sondern mit größerem Umfang! Denn die Evolutionshypothese behauptet, daß aus einfachen Formen kompliziertere Formen entstanden seien. Wenn die Genstruktur mit einem Mal verändert würde, müßte ein Knorpelfisch plötzlich einen Knochenfisch gebären, oder ein Amphibium ein Reptil, ein Reptil ein Säugetier, eine Antilope eine Giraffe, usw. Oder die Entwicklung geht unmerklich vonstatten: Irgendwo entsteht aufgrund von UV-Strahlung,

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genetischem Kopierfehler oder eines radioaktiven Einflusses bei dem Vertreter einer Art eine geringfügige Änderung in der Genstruktur, so daß – in einem seltenen Ausnahmefall – eine kleine Verbesserung der körperlichen Konstruktion eintritt. Bei der Fortpflanzung wird sich diese nur einmal vorhandene Verbesserung jedoch wieder vermischen und verlieren, denn es ist unmöglich, daß bei einem zweiten Vertreter derselben Art dieselbe Verbesserung eingetreten ist und daß sich diese beiden dann auch noch treffen und paaren. Und selbst dann würde die Änderung verloren gehen, was jeder Tierzüchter bestätigen kann. Hinzu kommt noch, daß durch solche Veränderung nie neue Arten, sondern nur neue Rassen entstehen! Man kann also die materialistischen Thesen – vom Urknall über die Biogenese bis zur neodarwinistischen Evolutionstheorie – mit bestem Willen drehen und wenden wie man will, sie sind und bleiben Unsinn. Dennoch wird dieses absurde, in jedem Gedankengang unmögliche Szenario von intelligenten Menschen weltweit geglaubt, und auf der Grundlage dieses Weltbildes wurde eine neue menschliche Rasse gezüchtet, die völlig gedankenlos handelt und das Leben der Erde stört und immer mehr zerstört. Jede weitere Diskussion über die Evolutionshypothese erübrigt sich, weil ihr jede glaubwürdige Grundlage fehlt. Auf das Thema der Fossilien werden wir in Teil IV zu sprechen kommen, denn diese stummen Zeugen der Vergangenheit bestätigen in keiner Weise die Evolution, wie immer wieder behauptet wird. Vielmehr lassen sie erkennen, daß es nie Übergangsformen gegeben hat, sondern immer nur selbständige Arten. Alle anderen Kronzeugen der Evolution, wie die genetische „Verwandtschaft" von Menschen und Tieren, die Entwicklungsstufen des Embryos oder der „Affenklammereffekt" von neugeborenen Menschen, sind Projektionen des evolutionären Wunschdenkens auf Fakten, die ganz andere Erklärungen haben können als die angebliche Evolution. Als Beispiel dafür, wie das Denkschema „Evolution" die Urteilskraft vereinnahmt, diene der „Affenklammereffekt". Der Affenklammereffekt bei neugeborenen Menschen

Einer der meistgezogenen Trümpfe des Evolutionismus ist der folgende: „Der Mensch stammt vom Affen ab, und das beweist jedes neugeborene Kind. Gibt man dem Neugeborenen einen Stab in die Hände, reagiert es sofort mit einem

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Affenklammereffekt und hält sich am Stab fest, und zwar so fest, daß – wenn man den Stab hochhebt – das neugeborene Kind sich daran festklammert und sein eigenes Körpergewicht hält – eine Fähigkeit, die das Kind später verliert." Erstens einmal glauben sogar die Evolutionisten schon lange nicht mehr, daß der Mensch vom Affe abstammt. Der Ast der Affen und der Menschen habe sich schon vor über zehn Millionen Jahren von einem gemeinsamen Hauptstamm, dem der sogenannten „Primaten", abgetrennt. Primaten seien die primitiven, raubtierähnlichen Affen- und Menschenvorfahren gewesen, und es ist nicht einmal sicher, ob diese bereits in den Bäumen lebten. Wie soll der Mensch also von diesen Primatenvorfahren einen „Affenklammerreflex" geerbt haben? Artenabspaltung geschieht, laut Evolutionstheorie, durch eine zufällige Mutation des Erbgutes, wodurch der Konstruktionsplan des Körpers der Nachkommen verändert wird. Wenn aus einem Primaten ein „Mensch" entsteht, dann bedeutet das, daß dessen Genstruktur in eine neue Genstruktur umgewandelt wird, sonst würde ja keine neue Art, sondern nur eine neue Nebenrasse des entsprechenden Primaten entstehen. Wie soll da im menschlichen Erbgut noch ein Klammereffekt gespeichert sein? Spuren von früheren Verbindungen mit tierischen Lebensformen werden – gemäß vedischer Erklärung – nicht in den Genen gespeichert, sondern im feinstofflichen Körper (Unterbewußtsein). Weil der Affe – und nicht der Primat – tatsächlich eine mögliche letzte Tierform auf dem Weg der Seele zum Menschenkörper darstellt, ist es nicht verwunderlich, daß dieser für ein Affenbaby überlebensnotwendige Reflex auch noch im unterbewußten Programm des neugeborenen Menschen vorhanden ist. Beweist der Klammereffekt irgend etwas, dann nicht die Evolution, sondern die Reinkarnation!

Biblischer Kreationismus – die einzige Alternative? Der einzige laute Einspruch gegen die Evolutionstheorie kommt aus dem Lager der fundamentalistischen Religionen, insbesondere aus dem Lager der Kreationisten. In Amerika ist diese Bewegung sehr einflußreich, und sie führt einen vehementen Kampf gegen alle andere Andersgläubigen, denen sie mit dem „Teufel" und mit „ewiger Hölle" droht. Es gibt bereits Kongreß- und Parlamentsmitglieder, die sich zu diesem Glauben bekennen.

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Weil ich (der Autor) den religiösen Fanatismus für eine noch größere Bedrohung der Menschheit halte als den Materialismus, möchte ich das Thema des Kreationismus („Schöpfungsglaube") kurz beleuchten und ihn von der vedischen Genesis unterscheiden. Mein Hauptanliegen ist es aufzuzeigen, daß der Kreationismus nicht die einzige Alternative zum Evolutionismus darstellt. Die vedische Offenbarung ist nicht nur eine Alternative, sondern eine Synthese, denn sie vermag logisch und wissenschaftlich den göttlichen Ursprung von Materie und Leben zu erklären. Sie spricht ebenfalls von einer „Evolution", aber nicht von einer unsinnigen Evolutionstheorie, die behauptet, Leben entstehe aus Materie. Vielmehr zeigt sie, wie die Gesamtheit der Planeten und des darauf bestehenden Lebens als universale, organische Einheit einer zyklischen Evolution unterliegt und sich multidimensional entwickelt. In Amerika und immer mehr auch in Europa und den anderen Kontinenten wird die Evolutionskritik auf die Auseinandersetzung „Kreationisten gegen Evolutionisten" beschränkt. Wie bereits zu Beginn dieses Kapitels erwähnt wird, ist dies ein guter Trick, um die Aufmerksamkeit von den eigentlich wichtigen Kritikpunkten abzulenken. Ein Veda-Lehrer argwöhnte einmal (mir gegenüber in einem persönlichen Gespräch), daß diese endlose Auseinandersetzung wahrscheinlich bewußt inszeniert sei, damit die gottgläubigen und die wissenschaftsgläubigen Menschen nicht zusammenfinden, sondern sich entzweien. Gleichzeitig wird die Bibel falsch ausgelegt, und zwar auf eine solch lächerliche Weise, daß dadurch jeder denkende Mensch ins Lager der Evolutionsgläubigen gescheucht wird, denn im Vergleich zum Kreationismus erscheint sogar der Evolutionismus noch sinnvoller – sowohl logisch als auch theologisch. Weil die vedische Offenbarung ebenfalls – auf den ersten Blick ähnlich wie der Kreationismus – von einem Schöpfer, einer göttlich allmächtigen Kraft/Person („Gott", im Sanskrit Vishnu bzw. Krishna) ausgeht, möchte ich hier die beiden klar auseinanderhalten. Die Analyse des Materialismus (Evolutionismus) verhalf uns zu einem vertiefteren Verständnis von dem, was „Leben" nicht ist, nämlich ein Produkt von Materie. Ebenso wird uns die Analyse des Fundamentalismus (Kreationismus) zu einem vertiefteren Verständnis von dem verhelfen, was „Gott" nicht ist, nämlich ein willkürlicher Schöpfer. Das Problem der Fundamentalisten besteht darin, daß sie sich einzig und allein auf ihre eigenen heiligen Schriften berufen (was an sich nicht schlecht ist), was jedoch dazu führt, daß sie aufgrund dieser fanatischen Einseitigkeit nicht einmal ihre eigenen Schriften mehr richtig verstehen. Sie isolieren ihre Schriften,

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indem sie jede historische Wurzel der Schrift verleugnen und andere heilige Schriften verteufeln. Ein Beispiel hierfür sind die biblischen Kreationisten. Für sie ist die Bibel die isolierte, allereinzige Offenbarung Gottes in einem historischen Vakuum. Doch wer sich nicht aus fanatischer und unnötiger Angst solche Scheuklappen aufsetzt, erkennt sogleich, daß zwischen allen offenbarten Schriften Parallelen bestehen, was ja auf nichts anderes hinweist, als daß sie alle aus derselben Quelle stammen. Das wird besonders deutlich bei dem biblischen Schöpfungsbericht (Genesis) in den ersten zwei Kapiteln des 1. Buches Mose. Erstens einmal muß man sich klar vor Augen halten, daß am Anfang der Bibel zwei Schöpfungsberichte festgehalten sind. Der erste beschreibt die Schöpfung des Universums mit allen Lebewesen und den Menschen in sieben „Tagen", und der zweite beschreibt die Erschaffung von Adam und Eva und die Geschichte vom Paradies. Daß hier zwei verschiedene Berichte vorliegen, ist für die meisten Theologen und auch für den unbefangenen Leser offensichtlich. Für diejenigen, die andere religiöse Schriften als nur die Bibel kennen, werden sogleich auch die Parallelen sichtbar: Der Bericht von Adam und Eva und deren Nachkommenschaft bis hin zu Noah findet sich auch in sumerischen Quellen – dort sogar älter und ausführlicher. Der Schöpfungsbericht der sieben „Tage" hingegen findet sich in den vedischen Quellen, und zwar ebenfalls viel ausführlicher (was nicht schwierig ist, denn in der Bibel umfaßt dieser Schöpfungsbericht nur 31 Verse). Der Streit um die Interpretation der sieben Tage entbrennt immer um die Frage, ob der Ausdruck wörtlich oder symbolisch gemeint sei. Dabei begehen beide Gegner denselben Fehler: Sie projizieren das Paradigma der linearen Zeit auf die Schöpfung. Dabei impliziert die Beschreibung von „sieben Tagen" bereits einen abgestuften Schöpfungszyklus oder eine Schöpfungs spirale. Die vedische Beschreibung von den sieben Schöpfungen ist in den Purana-Schriften ein häufiges Thema. Aus diesen detaillierten Offenbarungen geht hervor, daß es hier nicht um einen linearen oder chronologischen Schöpfungsablauf geht, sondern um Schöpfungsebenen . Die Schöpfung ist kein einmaliger, sondern ein konstanter Vorgang! Immer wieder entstehen und vergehen geschaffene Formen und gehen von der einen in die andere Dimension über, von denen es – grob unterteilt – sieben gibt. Sie entstehen nacheinander, indem aus den höheren (subtilen oder geistigen) sukzessive die niedrigeren (manifesten oder verdichteten) Dimensionen hervorgehen. Das „Nacheinander" ist jedoch keine lineare Chronologie, weil die Dimensionen in ihrem siebten Zustand allesamt bestehenbleiben und durch einen konstanten Schöpfungsfluß verbunden sind. Im Westen wurde diese Parallele zum ersten Mal von der Theosophin H.P Blavatsky hervorgehoben: „Die sieben Schöpfungen finden sich fast in einem

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jeden Purana. ... In der Bibel sind die sieben Perioden zu sechs Schöpfungstagen und dem siebenten, dem Ruhetage, zusammengeschrumpft, und die Westlichen hängen am Buchstaben. Wenn, in der indischen Philosophie, der wirkende Schöpfer die Welt der Götter, die Keime aller undifferenzierten Elemente und die Anfänge der künftigen Sinne hervorgebracht hat – kurz gesagt, die Welt der Dinge an sich –, so bleibt das Weltall durch einen Tag des Brahma oder eine Periode von 4'320'000'000 Jahren unverändert. Dies ist die siebente passive Periode, oder der „Sabbath" der östlichen Philosophie ..."130 Im ersten Schöpfungsbericht der Bibel heißt es, Gott habe am sechsten „Tag" den Menschen erschaffen. Durch eine Vermischung der beiden Schöpfungsberichte kommen die Kreationisten zum Schluß, Gott habe am sechsten Tag Adam und Eva erschaffen. Auf der Grundlage dieses doppelten Fehlgriffes (Vermischung und lineare Zeitprojektion) berechnen sie nun das Datum der Schöpfung, denn die Nachkommen von Adam und Eva sind genau aufgelistet, mit Namen und Lebenslänge. So kommen sie darauf, Gott habe die Schöpfung ein paar Jahrtausende vor Christus vorgenommen. Sie beharren darauf, daß mit dem Wort „Tag" irdische 24-Stunden-Tage gemeint seien, obwohl die Sonne erst am vierten Tag erschaffen wurde, die Erde aber schon am ersten und die Pflanzen und Bäume am dritten, noch vor der Sonne! Die kreationistische Erklärung lautet hier, ein „Tag" sei nicht unbedingt von der Sonne abhängig. Gott habe während der ersten drei Tage einfach eine andere Lichtquelle in den Himmel gehängt oder vielleicht sogar selbst geleuchtet. Jedes archäologische Argument wird wie folgt beendet: „Gott hat vor sechstausend (andere sagen: achttausend) Jahren das Universum und die Welt erschaffen, mitsamt den Fossilien und dem alten Gestein!" Mit anderen Worten, alle, die nicht der Bibel bzw. der kreationistischen Interpretation der Bibel blind glauben, werden vom lieben Gott persönlich reingelegt. Der liebe Gott schichtet extra verschiedenste Gesteins- und Sedimentschichten übereinander und streut ein paar versteinerte Knochen dazwischen, damit alle Ungläubigen irregeführt werden und ewig in die Hölle kommen. Aus vedischer Sicht ist die Evolutionstheorie eine materialistische Halbwahrheit, der Kreationismus jedoch eine pseudoreligiöse Verfälschung der Wahrheit. Diese Ausführungen zeigen auf, daß heute nicht nur in den Wüstenländern ein religiöser Fanatismus ausgebrütet wird, sondern auch in den Industrieländern. Das erste Symptom des Fanatismus macht sich daran erkennbar, daß alle anderen Religionen und Gottesoffenbarungen verfälscht dargestellt werden, um sie unglaubwürdig zu machen. So schreibt z.B. der holländische Biologe und

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Kreatonist Dr. W. Ouweneel: „Zur Zeit Moses glaubten die Hindus, die Erde werde auf dem Rücken von Elephanten getragen, die auf einer großen Schildkröte ständen, welche in einem Weltmeer umherschwämme. Die Bibel kennt nichts von solch einem Unsinn. ... Eine solche Vorstellung verrät ihren primitiven heidnischen Ursprung – doch diese Art Unsinnigkeiten fehlen in der Bibel vollständig."131 Immer wieder wird im „Namen von Gott" versucht, Gott zum Schweigen zu bringen. Mit ihrem Absolutheitsanspruch sprechen die Fundamentalisten Gott das Recht ab, sich verschiedenen Menschen verschieden zu offenbaren. Sonst müßten sie sich nämlich eingestehen, daß ihre offenbarten Texte nicht die einzigen und wahrscheinlich auch nicht die höchsten Offenbarungen enthalten. Und genau das ist der Fall: Gott spricht mit System, nicht mit Schablone. Er will alle Geschöpfe (nicht nur jene der Erde, sondern aller Planeten und aller Universen) zum höchsten Ziel führen und offenbart deshalb die gesamte Treppe mit allen Stufen bis hin zum Ziel. Der unantastbare Glaube der fundamentalistischen Gläubigen entspringt der fundamentalen Angst davor, sich entwickeln und noch etwas Zusätzliches lernen zu müssen. Deshalb projizieren sie ihre Ängste auf Feindbilder und liebäugeln sogar sehnsüchtig mit der Inquisition (Todesstrafe für Andersdenkende!): „Als er [Galilei] 1633 durch die Inquisition verurteilt wurde, geschah das mindestens ebensosehr wegen seines satirischen und streitlüsternen Vorgehens wie wegen seiner eigentlichen Lehre. Würde man heute nicht ebenfalls einen Wissenschaftler ablehnen, der alle, die nicht mit ihm einig sind, 'intellektuelle Zwerge' und 'dumme Idioten' nennt? Kann man sich nicht denken, daß die Inquisition – wie viele Fehler sie auch gemacht haben mag – solch einen Menschen etwas leisere Töne anschlagen ließ ...?"132 Diese zynische Scheinheiligkeit ist nicht etwa ein verirrter Einzelfall. Der deutsche Informatiker und Kreationist Dr. W. Gitt schreibt: „Jeder einzelne muß sich aufmachen und in Bekehrung (Apg 3,19) und Wiedergeburt (Joh 3,3) das Heil empfangen. Der Evangelist Wilhelm Pahls sagte darum einmal sehr treffend: "Wer nicht zweimalgeboren ist, dem wäre es besser, er wäre nie geboren. [!]'"133 Ein „Heide" wäre also besser gar nie geboren worden! (Warum läßt „Gott" dann überhaupt die Geburt von „Heiden" zu?) Durch Gottes Fügung rutschen solchen Menschen manchmal ihre faschistisch-pseudoreligiösen Geheimnisse raus, so daß jeder hören kann, woher sie kommen und wohin sie führen. Wer Ohren hat, der höre!

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Im vorliegenden Kapitel wies ich im „Namen von Gott" auf die fatalen Mängel der Evolutionstheorie hin; deshalb wollte ich mit noch größerem Nachdruck auf die bedenklichen und bedrohlichen Untertöne des pseudo-religiösen Fanatismus hinweisen und mich klar davon distanzieren. Genauso wie Fanatismus und Dogmatismus keine Alternativen sein können, können auch der Materialismus und Evolutionismus keine Alternativen sein. Die Menschen sind heute aufgefordert, nicht gleichgültig zu sein und sich auch nicht mit Halbwahrheiten zufriedenzugeben. Notwendig ist eine echte Wissenschaft und eine echte Religion, das heißt eine religiöse Wissenschaft und eine wissenschaftliche Religion.

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Leserreaktionen zum Thema

«Mauer um das Gizeh-Gelände» © (für Antworten) Armin Risi Die Information über den Mauerbau in Gizeh bewegt die Gemüter, und dementsprechend sind auf diesen Artikel mehr Leserreaktionen gekommen als auf irgendeinen anderen Artikel in dieser Website. Deswegen möchte ich hier einige Meinungen zur Diskussion stellen. Trotz aller verschiedenen Meinungen, die zum Teil spektakulär sind, möchte ich hier nochmals betonen, dass dies alles nur Mutmaßungen sind und dass wir offiziell noch nichts Konkretes erfahren haben. Und nun, Film ab: 1) Hallo Armin, ich habe ganz heftig das Gefühl, dass es: a) sowohl im Krieg gegen Afghanistan, Irak und in Zukunft auch Iran (Anfang 2004) um die Stätten mit hinterlegten Informationen früherer Kulturen geht. b) bei den Marsmissionen (Pyramiden auf dem Mars …) ebenso. c) Die Pyramide selbst ist einerseits ein Schlüssel dazu, und sie ist wohl andererseits sogar ein Sternentor oder gehört zumindest dazu. d) Wer die uralte Prophezeiung der Muslime kennt, dass über der berühmten heiligen Stätte (Kaaba) irgendwann ein riesiges Raumschiff stehen wird, der kann sich auch der Gedanken nicht erwehren, dass die Pyramide in mittlerer Zukunft auch ein Zentrum eines solchen Vorganges sein könnte ... Ich habe das ungute Gefühl, dass das Sternentor in Gizeh dazu missbraucht werden soll, den Amerikanern zur Weltherrschaft zu verhelfen! Ob sie es dafür benötigen (wer soll da kommen?) oder aber weil sie verhindern wollen, dass damit die Wahrheit ans Licht kommt, woher wir kommen.

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Wer weiß, dass Bush dem Methodistenprediger Graham hörig ist, welcher die Apokalypse für die Christenheit will, der kann sich denken, wie das Vorgehen sein muss. Zuerst muss alles verschwinden, was diesen Mächten die Legitimation nehmen könnte. Da die Wahrheit über unsere göttliche Herkunft diesen Wesen jegliche Macht nehmen würde, müssen alle Informationen, die ihrem Plan zuwiderlaufen, aus der Öffentlichkeit verschwinden. Ich würde mich wirklich von Herzen freuen, wenn das Ganze optimistischer anzusehen ist, als ich es hier fühlte. Mit herzlichen Grüßen Urs 2) Hallo Armin Gerade habe ich einen Text über die Sphinx für meine Themenabende ab Buch in den Computer eingegeben. Der Text stammt aus dem Buch "Das neue Lexikon des Unerklärlichen", Bassermann Verlag. Die Mauer, wie viele schon ahnen, wird vermutlich zur (bevorstehenden?) Geheimhaltung von unschätzbaren Schätzen oder Ausgrabungen gebaut. Das ist zumindest mein grosser Verdacht! Am Ende des Textes könnte die Erklärung dafür sein. Fragt sich nur wer, die Ägypter oder die Amerikaner? !!! Liebi Grüess G. Sphinx Die Sphinx von Gizeh, eine gewaltige Steinfigur von der Höhe eines sechsstöckigen Hauses und einer Länge von 73 Metern, ist eines der geheimnisvollsten Bauwerke der Weltgeschichte. Im Gegensatz zu den Pyramiden kann man das Alter der Sphinx nicht mit der Radiocarbonmethode bestimmen, da sie ausschließlich aus Naturstein gehauen wurde. Es besteht kaum ein Zweifel, über den angeschwemmten Ursprung des Deltas. Den ungeheuren Wassermassen, die sich über Ägypten ergossen, muss eine hoch entwickelte

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Zivilisation vorangegangen sein. Dies lässt uns zu der Vermutung gelangen, dass die Sphinx bereits vor dieser Flutkatastrophe aus dem Felsgestein des westlichen Gizeh-Plateaus gehauen wurde, jene Sphinx, deren Löwenkörper, mit Ausnahme des Kopfes, unverkennbare Spuren von Wassererosionen aufweist. Wassererosionen setzten aber bestimmte klimatische Bedingungen voraus. Die hatte es aber bereits Tausende von Jahren vor der Herrschaft Chephrems nicht mehr gegeben. Die Sphinx ist in Richtung Osten ausgerichtet, dem Ort, wo zur Zeit der Tagundnachtgleiche die Sonne aufgeht. Und es wurde errechnet, dass sie im Jahr 10 500 v. Chr. genau in das Sternbild des Löwen schaute – daher der Körper. Die Geologen halten einen Bau im Jahre 10 500 für realistisch. Inzwischen hat sich auch bei den Ägyptologen die Annahme gefestigt, die gewaltigen Bauten des Gizeh-Plateaus seien nicht am Anfang einer Kultur oder in einer kreativen Phase, sondern am Ende dieser Kultur entstanden. Doch welche Kultur war es, die die Sphinx baute und sich dann mit den Pyramiden ein unsterbliches Denkmal setzte? Platon betrachtete die Anlage von Gizeh als letztes und großartiges Vermächtnis eines hoch zivilisierten Volkes, das von „einer großen Flut" vernichtet wurde. In seinen und anderen Überlieferungen heißt es auch, dass es irgendwo in Gizeh eine „Halle der Urkunden" gibt, in der das gesamte Wissen und die Weisheit dieser Zivilisation aufbewahrt sind. Platon hat diese Zivilisation „Atlantis" genannt. 1932 hielt der „schlafende Prophet" (Edgar Cayce) in Trance mehrere Vorträge, die sich mit dem ihm unbekannten Gizeh befassten. Er sprach häufig von „Atlantiden", die der Zerstörung ihres Kontinents entkommen seien und sich im Jahr 10 500 v. Chr. in Ägypten, in der Nähe von Gizeh, niedergelassen hätten. In seinen Trancevorträgen kam immer wieder der Begriff „Halle der Urkunde" vor, in der die „Atlantiden" ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse aufbewahrten. Cayce: „Sie befindet sich dort, wo, während die Sonne über dem Wasser aufsteigt, die Linie des Schattens zwischen die Pranken der Sphinx fällt. Dort gibt es eine Kammer oder einen Gang von der rechten Vorderpranke zu dem Eingang der Halle der Urkunden". Die Halle der Urkunden werde entdeckt, „wenn die Zeit erfüllt ist". Das werde am Ende des 20. Jahrhunderts sein. In der Tat hat eine Expedition des Amerikaners John West 1991 durch seismographische Tests unter der rechten Vorderpranke eine große, rechteckige Höhle entdeckt. Doch der ägyptische Staat gab Wests Team keine weitere Erlaubnis mehr, der Sache auf den Grund zu gehen. Mehrere amerikanische Teams haben sich inzwischen darum beworben, weiter seismographische Untersuchungen durchführen zu dürfen. Ein Sprecher der ägyptischen Regierung betonte später, dass der entdeckte Gang „noch nie zuvor geöffnet wurde ... und niemand weiß, was sich in ihm befindet. Aber wir werden ihn demnächst öffnen."

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(Text von1998) Es heißt, die Ägypter würden dies zur Jahrtausendwende tun. Zu dem Zeitpunkt also, den Edgar Cayce in Trance vorhergesagt hat. 3) Hier ein medialer Text zum Thema: Abschrift der Durchgabe von Freitag, 4. Juli 2003 Doris Honegger Zimmermann, CH-8620 Wetzikon Frage: In Gizeh wird eine Mauer um das ganze Gelände errichtet. Was ist der Grund für diese Mauer? Was befindet sich unter dem Gizeh-Plateau? Meine lieben Schwestern. Ich bin Sananda, der heute zu euch spricht. Ich freue mich, dass ich bei euch sein darf heute Abend und euch auf diese wichtige Frage meine Antworten bringen kann. Die Bedeutung dieses Ortes wird euch erst in nächster Zeit voll ins Bewusstsein treten. Dieser Ort ist ausersehen, euch über eure Herkunft Auskunft zu geben, wenn die Zeit der Transformation da ist. Er wird euch aufzeigen, wer ihr einmal wart, bevor ihr in die Knechtschaft der Dunkelmächte geraten seid. Unter dem Gizeh-Plateau werdet ihr Anlagen finden, die auf die Hochkulturen von Lemuria und Atlantis zurückgehen. Sie beinhalten alles, was die Menschen zu jener Zeit aufgebaut haben, um ihren Aufstiegsweg zu gehen. Ihr werdet Tempelanlagen, ganze Städte finden, die Priester und Schüler beherbergt haben. Es sind Relikte da, die Auskunft geben über Technologien und Möglichkeiten, mit Energien zu arbeiten, wie ihr sie noch nicht kennt. All das haben die Archäologen von Ägypten erkannt. In den letzten Jahren haben sie durch ihre Forschungen eine Ahnung bekommen, welche Schätze unter diesem Wüstensand liegen. Und da die ägyptischen Wissenschafter völlig in der Hand der Dunkelkräfte in Amerika und finanziell von ihnen abhängig sind, sind sie nicht mehr frei, selbständig zu forschen. Das bedeutet, dass vor allem die – wie ihr sie nennt – Illuminati diese ganze Forschung geheim halten wollen. Sie wollen ihre eigenen Wissenschafter schicken, die zusammen mit den Ägyptern hier arbeiten sollen. Was sie entdecken, werden sie der Öffentlichkeit nicht preisgeben. Sie haben kein Interesse daran, dass die Menschen erfahren, welche Möglichkeiten ihnen offenstehen, um ihre geistige Freiheit wieder zu erlangen. Es ist ein sozusagen fast primitiver Versuch, euch daran zu hindern, zu euren Wurzeln zurückzukehren, wieder zu erfahren, wer ihr wart, woher ihr kommt und durch dieses Wissen eure Unabhängigkeit und Freiheit wieder zu erlangen.

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Wir beobachten diese Entwicklung seit einigen Jahren. Die Eile, die an den Tag gelegt wird mit dem Mauerbau hat damit zu tun, dass die Dunkelmächte, d. h. die heimliche Illuminati-Regierung in Amerika weiß, dass ihr nur noch ganz kurze Zeit zur Verfügung steht. Sie macht den hilf- und hoffnungslosen Versuch, alle Erkenntnisse, die jetzt wieder gemacht werden können, zu unterdrücken, um so die Menschen in ihrem alten Abhängigkeitsmuster zu halten. Wir können euch versichern, dass sie keine Chance haben. Wir beobachten diese Manöver in Ruhe und Gelassenheit und versuchen, nicht zu unterdrücken, was man heute nicht mehr unterdrücken kann und darf. Wir werden dafür sorgen, dass ihr in nächster Zukunft mit euren eigenen Augen sehen werdet, was unter dem Wüstensand in Ägypten verborgen ist. Wie ihr heute schon darüber gesprochen habt, gibt es nicht nur hier „Wunder" zu entdecken. Über den ganzen Planeten Erde sind solche Stätten jetzt bereit, wieder entdeckt zu werden, um Auskunft zu geben über das Leben auf der Erde, wie es in Wahrheit war seit Millionen von Jahren. Die ganze Geschichte wird neu geschrieben werden. Alle Entdeckungen werden Beweise dafür sein, dass die Hypothesen der spirituellen Forscher wahr sind. Wir wissen, dass dieser Prozess im Gang ist und wir vertrauen darauf, dass die Zeit kurz sein wird, bis diese Erkenntnisse euch wieder zugänglich sind. Wir hoffen, mit diesen Ausführungen eure Frage beantwortet zu haben. Wir grüßen euch. Wir „Meister" sind sehr nahe bei euch, wir unterstützen euch in allen Gedanken und Gefühlen, in allem was ihr tut, das diese Entwicklung unterstützt und verstärkt. Seid mutig, seid kritisch, stellt eure Fragen; sie bringen euch Erkenntnisse, sie tragen zu eurer Entwicklung bei. Wir unterstützen euch in diesem Prozess, weil wir wissen, dass wir alle durch die Liebe miteinander verbunden sind. Wir danken euch für die Gelegenheit, die ihr uns heute geboten habt. Ich bin Sananda. 4) Hallo Armin, Ich habe Deine Informationen über den Mauerbau um Gizeh gelesen und bei mir ist eine Verbindung zum Mauerbau der Israelis in den Sinn gekommen.

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Die Mauer in Israel ist 8 m hoch und hat ca. alle 200 m einen Wachturm. Um Palästinenser mit ein paar "Gewehrchen und ein bisschen Sprengstoff" abzuwehren braucht man wohl keine so hohe Mauer!? Nun baut man auch um Gizeh eine Mauer, nach Deinen Angaben ca. 7 m hoch. Mir scheint hier eine Verbindung zu bestehen in geographischer Ansicht in Bezug Mittelmeer (Wasser). Es ist nur so eine Idee. 5) Hallo Armin, eine kurze Anmerkung zu Deinem Text über die Mauer auf Deiner Homepage. Die aus dem Fundament ragenden Stahlelemente sind die Anschlussbewehrung für die folgende Mauer und sind nicht als Verstärkung, sondern als bautechnisch wichtiges Element vorgesehen. Die fertige Mauer mit dem Zaun darauf bietet soviel Windangriffsfläche, daß die Standsicherheit bei viel Wind ohne Bewehrung (einbetonierte Stahlelemente) nicht gewährleistet wäre. Die Vorgehensweise erst lange Fundamentelemente zu betonieren und in einem später folgenden Schritt die Mauer darauf zu betonieren ist im Betonbau allgemein üblich und notwendig, da die frisch betonierten Fundamente 28 Tage brauchen, um ihre Nennfestigkeit zu erreichen (Beton ist kein Sekundenkleber). Außerdem setzt Beton beim erhärten eine Menge Hydratationswärme durch die chemischen Prozesse frei, so daß Beton beim Aushärten, speziell in heißer Umgebung, beim Erhärten gekühlt werden muß, um das Betongefüge nicht zu zerstören. [ . . .] Ich möchte mit dieser Mail nicht die diskutierten Möglichkeiten als solches in Frage stellen, und die Mauer in Gizeh ist schon etwas beunruhigend. Ich hoffe, weitergeholfen zu haben, und verbleibe mit freundlichem Gruß T (demnächst Dipl.-Ing.) ------------ von demselben T in seinem zweiten Brief:

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Hinweise und Zusammenstellung von Fakten und auch Vermutungen sind völlig legitim, aber Du formulierst in Deinem Artikel die von mir erklärten bautechnischen Notwendigkeiten als Suggestivfrage, die nur die Schlußfolgerung von Verschleierung zuläßt. Die Bemerkung über den Baubeginn an einer entlegenen Stelle ist doch Indiz genug. Fraglich ist für mich, ob die Kreise, die den Bau der Mauer initiiert haben, es nötig haben, das möglichst unauffällig zu tun. Wer sollte denn Einspruch erheben und diesen auch durchsetzten können? Ich finde die Informationen auf Deiner Homepage durchaus gelungen, und auch die Informationsfülle in "Machtwechsel auf der Erde" hat mich schwer beeindruckt, und genau deshalb habe ich die Mail ja geschrieben. Ich glaube, daß es wichtig ist, auch oder gerade die Menschen, die über diese Thematik nicht informiert sind, die Möglichkeit zu geben, dies zu ändern. Als Bau-Ing. ohne Vorkenntnisse oder mit Zweifeln hätte ich wahrscheinlich gar nicht mehr weitergelesen. ------------ Meine Antwort: Vielen Dank! Ich werde alles, was Du zu dem Thema "Mauer" geschrieben hast, auf die Website stellen, auch Deine kritische Bemerkung über meine Suggestivfrage. Wenn ich nun im nachhinein die Suggestivfrage aus meinem Artikel entfernen würde, würde Dein Hinweis an Relevanz verlieren. So lasse ich sie drin, denn ich denke, dass meine Ungenauigkeit und die von Dir angebrachte Korrektur auch für andere von Interesse sind. Ich habe kein Problem, öffentlich als Korrigierter dazustehen. Wenn der Fehler gravierend wäre, würde ich ihn natürlich umgehend korrigieren. Aber da es eher ein Nebenpunkt ist, können wir daran ein gutes Exempel statuieren. Wenn die Mauer z. B. nicht stehen würde, oder wenn es nur ein Aprilscherz gewesen wäre, würde ich den Artikel natürlich sofort entfernen oder umschreiben, mit einer entsprechenden Stellungnahme. Nochmals vielen Dank dafür, dass Du Dir die Zeit genommen hast, mir (und all meinen Lesern) zu schreiben. Mit herzlichen Grüßen Armin

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Hölderlin: Allgemeine Einführung und Erklärung «Götter wandelten einst bei Menschen ...» ... und werden wiederkehren! Diese erstaunliche Weltsicht vertrat der deutsche Dichter Friedrich Hölderlin (1770-1843). Vor 155 Jahren starb er, einsam, unverstanden und seit Jahrzehnten für verrückt erklärt. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde sein Werk wiederentdeckt. Heute gilt Hölderlin als einer der größten und genialsten Dichter der deutschen Literatur. Doch seine visionären Botschaften werden immer noch verkannt, obwohl sie aktueller sind als je zuvor, schrieb er sie doch für uns, die "Enkel, ... das Geschlecht der kommenden Jahrhunderte". Ein Artikel von Armin Risi Während Jahrhunderten wurde im Abendland der Horizont der Menschen mit Gewalt beschränkt gehalten. Hunderttausende von Männern und Frauen, die während des "dunklen Mittelalters" von Reinkarnation, Astralwelten und außerirdischen Wesen sprachen, sind von der kirchlichen Inquisition ermordet worden. Diese Überzeugungen, die vor weniger als 300 Jahren noch lebensgefährlich waren, sind heute selbstverständliche Inhalte des "Neuen Bewußtseins", des Bewußtseins des Neuen Zeitalters. Die Perspektive eines neuen Bewußtseins und eines neuen Zeitalters ist jedoch nichts Neues, denn es hat schon immer Vorkämpfer gegeben, die sich für eine Überwindung des materialistischen Weltbildes einsetzten. Einer von ihnen war Friedrich Hölderlin.

Seiner Zeit weit voraus? Wer war dieser geheimnisvolle Dichter Hölderlin? Die äußeren Stationen seines Lebens sind heute weitgehend geklärt: Er wurde am 20. März 1770 in Lauffen am Neckar als Sohn eines Klosterhofmeisters geboren. Mit zwei Jahren verlor er seinen Vater, mit neun Jahren seinen Stiefvater. Seine Mutter, ein überzeugtes Mitglied der evangelischen Kirche, drängte darauf, daß er Pastor werde, doch Friedrich entzog sich dieser "vorgetretenen Bahn", wie er es nannte, und schlug

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sich mit verschiedenen Anstellungen als Hauslehrer durch, in Deutschland, in der Schweiz und in Frankreich (Bordeaux). Immer wieder zitiert wird seine tiefe Liebesbeziehung zu Susette Gontard, der jungen Gemahlin eines Bankiers in Frankfurt am Main, bei dem er für drei Jahre als Hauslehrer angestellt war. Susette Gontard, die als "Diotima" in Hölderlins Werk einging, starb 1802, 33-jährig, drei Jahre nach der erzwungenen Trennung von Friedrich Hölderlin. Ab 1804 lebte der entwurzelte Hölderlin in Bad Homburg als Hofbibliothekar beim freimaurerischen Landgrafen von Hessen-Homburg. Im September 1806 kam es zu einer Art Verhaftung mit Zwangseinweisung in eine psychiatrische Klinik. Nach acht Monaten isolierter und experimenteller Behandlung wurde er offiziell als unheilbar bezeichnet und entlassen. Hölderlin, nunmehr eine geknickte und oft geistesabwesende Person, fand durch eine glückliche Fügung Zuflucht im Haus eines gütigen Schreinermeisters in Tübingen, wo er bis zu seinem Tod in Zurückgezogenheit lebte, 36 Jahre lang. Während seines Lebens und fast hundert Jahre nach seinem Tod blieb sein Werk weitgehend unbekannt. Mit der Entdeckung Hölderlins anfangs des 20. Jahrhunderts hat eine Flut von Hölderlin-Rezensionen und Interpretationen eingesetzt, die auch heute noch zunimmt. Meist wird Hölderlins Werk bloß germanistisch und akademisch abgehandelt, was jedoch Hölderlins eigentlichen Intentionen nicht gerecht wird, denn er hatte ein konkretes, revolutionäres Anliegen: die Welt und sich selbst vorzubereiten auf ein neues Zeitalter, eine erneute Göttergegenwart.

Vergangenheit als Spiegel der Zukunft Friedrich Hölderlin blickte oft in die Vergangenheit, vor allem nach Griechenland; aber nicht wie ein Nostalgiker oder kritikloser Schwärmer, als der er manchmal hingestellt wird, sondern mit einer tiefen Einsicht: Der Blick den Fluß der Zeit hinauf führt zu Quellen, in deren Spiegel man die Zukunft erkennt. Denn gemäß der Weltsicht der alten Hochkulturen und auch gemäß Hölderlins Weltsicht verläuft die Zeit nicht linear, sondern zyklisch - wie die Bahn der Planeten, wie der Wechsel der Jahreszeiten: Du aber wandelst ruhig die sichre Bahn O Mutter Erd, im Lichte. Dein Frühling blüht, Melodischwechselnd gehn dir hin die Wachsenden Zeiten ... 1)

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Nur schon dieses eine Beispiel - die Auffassung von der zyklischen Anlage der Zeit - macht klar, daß Hölderlin nicht wirklich verstanden werden kann, wenn man nicht mit seiner mythischen Weltsicht vertraut ist.

Hölderlins mythische Weltsicht Jetzt aber tagts! Ich harrt' und sah es kommen, Und was ich sah, das Heilige sei mein Wort. 2) Hölderlins Weltsicht ist mythisch. Mythisch ist Gegenteil (nicht Gegensatz!) von logisch. Diese beiden Wörter gehen zurück auf die griechischen Begriffe mythos bzw. logos, zwei grundlegende Begriffe der Erkenntnisphilosophie. Mythisch und logisch werden heute oft mißverstanden. Wenn etwas als "mythisch" bezeichnet wird, soll das bedeuten: sagenhaft, der Phantasie entsprungen, nicht der Wirklichkeit entsprechend. (Eine "mythische" Gestalt z.B. ist eine Gestalt, die es historisch nie gegeben hat.) Demgegenüber bedeutet "logisch" heute: offensichtliche, bewiesene Tatsache, glaubwürdig, der Wirklichkeit entsprechend. ("Ist doch logisch! - Und deshalb glaub ' ich's." Aber auch das Logische muß man glauben.) Mythos bedeutet ursprünglich jedoch etwas ganz anderes. Mythos weist auf die geistige, immaterielle Wirklichkeit hin, die eigentliche Wirklichkeit, von der die Menschen gewöhnlich nur die verdichtete Widerspiegelung im dreidimensionalen Raum wahrnehmen. Die immaterielle Dimension kann sich jedoch im dreidimensionalen Raum manifestieren und so für den Menschen erkennbar werden. Dieses Erkennbarwerden des Göttlichen nannten die Griechen mythos , was im Deutschen mit Begriffen wie "Offenbarung", "göttliche Gegenwart" oder "heiliges Zeichen" umschrieben werden könnte. Demgegenüber bezieht sich logos auf die Erkenntnis, die der Mensch selbst durch eigenes Forschen und Nachdenken erlangt. Weil die Wahrnehmung und Intelligenz des Menschen jedoch begrenzt ist, bleibt auch die logische Erkenntnis immer begrenzt und unvollständig. Das bedeutet jedoch nicht, daß das Mythische einseitig überbetont wurde. Der Mensch der früheren Hochkulturen sah die Welt nicht einseitig logisch, sondern mythologisch, weshalb die Gegenwart der höheren Welten und Wesen zum selbstverständlichen Wissen gehörte. Es ist jedoch nicht zu bestreiten, daß mythos einen höheren Stellenwert hatte als logos , weil mythos als offenbarte,

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offensichtliche Erkenntnis eine viel tiefere Einsicht in die Wirklichkeit vermittelt als logos . In diesem Sinn ist Hölderlin alles andere als ein logischer Dichter; er ist ein mythischer Dichter. Er schöpft aus inspirierten, mythischen Visionen und formuliert sie in einer entsprechenden Sprache, die sich der gewöhnlichen Logik entzieht. Deshalb bezeichnen "logische" Menschen ein solches mythisches Werk oft vorschnell als verrückt - was im Fall von Hölderlins Werk für lange Zeit ja auch geschah!

Nacht und Tag Das häufigste und wichtigste Symbol für die zyklische Anlage der Zeit ist der Wechsel von Nacht und Tag. Hölderlin bezeichnet das gegenwärtige Zeitalter als eine Nacht der Götterferne und sah sich selbst als "Dichter in dürftiger Zeit". Gleichzeitig aber sah er auch - im Spiegel der vergangenen und zyklisch wiederkehrenden Göttertage -, daß die gegenwärtige Nacht bald durch einen neuen Tag abgelöst werden wird: Denn so kehren die Himmlischen ein, so steiget in Nächten Vorbereitet herab unter die Menschen ihr Tag. 3) In die Vergangenheit blickend, erkennt Hölderlin, daß während des vergangenen Tages (d.h. während des Tages vor der gegenwärtigen Nacht) die Götter für die Menschen sichtbar gegenwärtig waren: Götter wandelten einst bei Menschen, die herrlichen Musen Und der Jüngling Apoll, heilend, begeisternd ...4) Und Hölderlin weiß von einer Wahrsagung, daß die Götter wieder zurückkehren werden: ... Die Wahrsagung Zerreißt nicht, und umsonst nicht wartet, Bis sie erscheinet, Herakles Rükkehr.5) Nämlich, als vor einiger Zeit, uns dünket sie lange, Aufwärts stiegen sie all, welche das Leben beglückt, ... Ließ zum Zeichen, daß einst er da gewesen und wieder Käme, der himmlische Chor einige Gaben zurück, ... Darum denken wir auch dabei der Himmlischen, die sonst

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Da gewesen und die kehren in richtiger Zeit ... 6) Friedrich Hölderlin ist jedoch kein Polytheist, sondern ein erklärter Monotheist, allerdings nicht im kirchlichdogmatischen Sinn. Er weist darauf hin, daß die Himmlischen genauso wie die Menschen dem Höchsten, dem "Vater", "helfen" (seinem Willen dienen), daß die Himmlischen aber dennoch den Menschen übergeordnet sind und manchmal sogar auf der Erde "brennend" eingreifen: Die [Himmlischen] helfen dem Vater. Denn ruhen mögen sie. Wenn aber Sie reizet unnütz Treiben Der Erd' und es nehmen Den Himmlischen die Sinne, brennend kommen Sie dann ...7)

Das Ende der Nacht Hölderlins Blick in die Vergangenheit geht bis zum Beginn des vorigen Göttertages, der die vorangegangene Nacht ablöste und die Menschen, die wie heute auch damals schliefen, weckte: Des Ganges Ufer hörten des Freudengotts Triumph, als allerobernd vom Indus her Der junge Bacchus kam, mit heilgem Weine vom Schlafe die Völker weckend. 8) Hölderlin weist darauf hin, daß der vergangene Tag mit dem Triumphzug des Freudengottes von Indien her in den Westen begann. Er greift hierbei auf den griechischen mythos des Dionysos (Bacchus) zurück, dessen Geburt das Ende der Nacht ankündigte, der in jungen Jahren bis zum Ganges zog und von dort in den Westen zurückkehrte, "mit heilgem Weine die Völker weckend". In der Hymne Am Quell der Donau erwähnt Hölderlin ebenfalls, daß es "das Wort aus Osten" ist, das "in den kalten Schatten" des Abendlandes den Tag einleitet und zur "menschenbildenden Stimme" wird: Wie wenn ... das Vorspiel, weckend, des Morgens beginnt ... Bis in den kalten Schatten das Haus Von Begeisterungen erfüllt [ist] ...: so kam Das Wort aus Osten zu uns,

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Und an Parnassos Felsen und am Kithäron hör' ich O Asia, das Echo von dir, und es bricht sich Am Kapitol und jählings herab von den Alpen Kommt eine Fremdlingin sie Zu uns, die Erweckerin, Die menschenbildende Stimme. Da faßt' ein Staunen die Seele Der Getroffenen all und Nacht War über den Augen der Besten. ... 9)

Spuren, die bis an den Indus führen Friedrich Hölderlin war, vor zweihundert Jahren, der erste deutsche Dichter, der den Osten und namentlich auch Indien in sein Weltbild miteinbezog. Er vertrat die Ansicht, daß die Spuren göttlicher Kultur nicht erst im Land des alten Testaments einsetzen. Folgendes sind die eindeutigsten Stellen in Hölderlins Werk, die einen indischen Ursprung der Kulturen erwähnen: Mein Vater ist gewandert, auf dem Gotthard ... Zu dem Olympos und Hämos, Wo den Schatten der Athos wirft, Nach Höhlen in Lemnos. Anfänglich aber sind Aus Wäldern des Indus Starkduftenden Die Eltern gekommen. 10) Jetzt komme, Feuer! Begierig sind wir Zu schauen den Tag ... Wir singen aber vom Indus her Fernangekommen ... 11) Genau in der Hälfte seines Lebens, als er sechsunddreißigeinhalb Jahre alt war (Hölderlin wurde 73), ereignete sich ein entscheidender Einschnitt in seinem Leben: Er wurde in eine psychiatrische Klinik zwangseingewiesen. Bereits in der ersten Hälfte seines Lebens hatte Hölderlin vorausgesehen, was auf ihn zukommt. Berühmt ist das Gedicht mit dem prophetischen Titel Hälfte des Lebens, mit dem Hölderlin den Stil des Expressionismus um einhundert Jahre vorweggenommen hat:

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Hälfte des Lebens Mit gelben Birnen hänget Und voll mit wilden Rosen Das Land in den See, Ihr holden Schwäne, Und trunken von Küssen Tunkt ihr das Haupt Ins heilignüchterne Wasser. Weh mir, wo nehm ich, wenn Es Winter ist, die Blumen, und wo Den Sonnenschein, Und Schatten der Erde? Die Mauern stehn Sprachlos und kalt, im Winde Klirren die Fahnen.

Der neue Tag In der bereits zitierten Anfangsstrophe der Ode Dichterberuf ("Des Ganges Ufer ...") malt Hölderlin das Szenario des Triumphzuges des jungen Weingottes Bacchus, denn dieser weckt mit "heiligem Weine" die Völker. (Der Ausdruck "Weingott" muß also symbolisch verstanden werden.) Hölderlin weist nachdrücklich darauf hin, daß die Dichter "des Weingotts heilige Priester" sind und die Aufgabe haben, dem Freudengott, der vom Ganges her kommt, vorauszueilen und den neuen Tag anzukünden. ... Indessen dünket mir öfters, Besser zu schlafen, wie so ohne Genossen zu sein, So zu harren, und was zu tun indes und zu sagen, Weiß ich nicht - und wozu Dichter in dürftiger Zeit? Aber sie sind, sagst du, wie des Weingotts heilige Priester, Welche von Lande zu Land zogen in heiliger Nacht. 12) Auch in der gegenwärtigen Nacht soll der Dichter als "heiliger Priester" dem "Weingott", der von Indien kommt, vorauseilen, genauso wie damals, als das Ende der vorigen Nacht nahte. Mit anderen Worten, der vergangene Tag begann, als "das Wort aus Osten zu uns" kam, und auch heute wird der Tag beginnen, wenn das Wort aus Osten wieder zu uns kommt ...

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«Ich liebe das Geschlecht der kommenden Jahrhunderte ... » Obwohl sich Friedrich Hölderlin unverstanden und einsam in einer "dürftigen Zeit" fand und darunter (zumindest in der ersten Hälfte seines Lebens) sehr litt, hatte er eine optimistische Vision von "besseren Tagen" und setzte große Hoffnung in die "Enkel", die künftigen Generationen: "Meine Liebe ist das Menschengeschlecht, freilich nicht das verdorbene, knechtische, träge, wie wir es nur zu oft finden ... Ich liebe das Geschlecht der kommenden Jahrhunderte. Denn dies ist meine seligste Hoffnung, der Glaube, der mich stark erhält und tätig, unsere Enkel werden besser sein als wir ... Dies ist das heilige Ziel meiner Wünsche und meiner Tätigkeit - dies, daß ich in unserm Zeitalter Keime wecke, die in einem künftigen reifen werden." 13) "Man kann jetzt den Menschen nicht alles gerade heraussagen, denn sie sind zu träg und eigenliebig, um die Gedankenlosigkeit und Irreligion, worin sie stecken, wie eine verpestete Stadt zu verlassen, und auf die Berge zu flüchten, wo reinere Luft ist und Sonne und Sterne näher sind, und wo man heiter in die Unruhe der Welt hinabsieht, das heißt, wo man zum Gefühle der Gottheit sich erhoben hat, und aus diesem alles betrachtet, was da war und ist und sein wird." 14) "Es ist fast nicht möglich, unverhüllt die schmutzige Wirklichkeit zu sehen, ohne selbst darüber zu erkranken; ... was das Allgemeine betrifft, so hab' ich Einen Trost, daß nämlich jede Gärung und Auflösung entweder zur Vernichtung oder zu neuer Organisation notwendig führen muß. Aber Vernichtung gibts nicht, also muß die Jugend der Welt aus unserer Verwesung wieder kehren. ... Ich glaube an eine künftige Revolution der Gesinnungen und Vorstellungsarten, die alles bisherige schamrot machen wird." 15)

Reinkarnation Wird Hölderlins Werk durch Visionen oder vielmehr durch Erinnerungen bereichert? Man kann nämlich Hölderlin - wie jeden anderen Menschen auch - nicht unabhängig vom Wissen um die Reinkarnation verstehen. Wenn man das Leben eines Menschen betrachtet, muß man sich immer vor Augen halten, daß man hier nur einen kleinen Ausschnitt, eine Etappe in der spirituellen Entwicklung eines Individuums, vor Augen hat.

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Hölderlin selbst kannte die Reinkarnation (er sprach von ihr als Palingenesie) aus den Schriften der Griechen - Pythagoras, Sokrates, Platon - und aus den Schriften seiner Zeitgenossen Lessing und Herder. Und in seinem Werk klingt immer wieder das Wissen um die ewige Seele an, die vor der Geburt bereits an anderen Orten gelebt hat und auch nach dem Tod weiterleben wird: Röschen! unser Schmuck veraltet, Stürm' entblättern dich und mich, Doch der ewge Keim entfaltet Bald zu neuer Blüte sich. 16) Heilge Natur, ... Wenn ich altre dereinst, siehe, so geb ich dir, Die mich täglich verjüngt, Allesverwandelnde, Deiner Flamme die Schlacken, Und [als] ein anderes leb ich auf. 17) In Hölderlins Werk klingen sehr oft, bewußt oder unbewußt, Erinnerungen an eigene frühere Leben im "unermeßlichen Kreislauf" von Geburt und Tod an. In einem Brief erinnert sich Hölderlin an die "Platanenhaine am Illisus, ... wo ich unter Schülern Platons hingelagert, dem Fluge des Herrlichen nachsah, wie er die dunklen Fernen der Urwelt durchstreift, oder schwindelnd ihm folgte in die Tiefe der Tiefen, ... wohin die ausgeströmten Kräfte zurückkehren nach ihrem unermeßlichen Kreislauf ..." 18) Immer wieder erinnert sich Hölderlin in seinen Werken an Platon, z.B.: Und wie um Platons Hallen, Wenn durch der Haine Grün, Begrüßt von Nachtigallen, Der Stern der Liebe schien ... 19) Im Schatten der Platanen, ... Wo mein Plato Paradiese schuf ... 20) Dies wird verständlich, wenn man bedenkt, daß Platon ein früher Meister jenes unbekannten Schülers war, der erst später, als Friedrich Hölderlin, zu Ruhm gelangen sollte.

Hölderlins persönliches Schicksal

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Der Frühling kommt; es dämmert das neue Grün; Er aber wandelt hin zu Unsterblichen; Denn nirgend darf er bleiben, als wo Ihn in die Arme der Vater aufnimmt. 21) Die materielle, vergängliche Welt ist nicht die Heimat der Seele; weder geistige Erbauung noch Einheit mit der Natur noch irdische Liebe können der ewigen Seele eine bleibende Zuflucht bieten. Dies erkannte Hölderlins Roman-Gestalt Hyperion nach all seinen Enttäuschungen und Schmerzen ( "Meine Seele ist, wie ein Fisch, aus ihrem Elemente auf den Ufersand geworfen und windet sich ..." ), und dies war auch die tiefe Erkenntnis, zu der Hölderlin durch sein eigenes Leben fand. Hölderlin erreichte den Ort noch nicht, "wo ihn in die Arme der Vater aufnimmt", aber er gehört zu jenen seltenen Menschen, die dieses Ziel bewußt erkannten, anerkannten und anzustreben begannen: Der Höchste, der ists, dem wir geeignet sind ... 22) Hölderlin blieb seinem Ideal - dem Streben nach dem Höchsten, nach Vollkommenheit - bis zu seinem Tod treu. Nur wenige Tage vor seinem Tod schrieb er, der für die Umwelt bereits seit Jahrzehnten als verrückt galt, folgende Strophe unter dem vielsagenden Titel Die Aussicht: Daß die Natur ergänzt das Bild der Zeiten, Daß die verweilt, sie schnell vorübergleiten, Ist aus Vollkommenheit; des Himmels Höhe glänzet Dem Menschen dann, wie Bäume Blüt' umkränzet. Die verweilende Natur ist die Kulisse für das "Bild der Zeiten", die "schnell vorübergleiten". Wenn der Mensch hinter diesem Bild der Zeiten die Hand des Vollkommenen erkennt, schöpft er selbst "aus Vollkommenheit", und "des Himmels Höhe glänzt dem Menschen dann", genau wie wenn Bäume von Blüten umkränzt werden. Doch dies ist noch nicht das eigentliche Ziel des Lebens. Das Bild, das der sterbende Hölderlin zeichnet, enthält eine einfache, wunderbare Symbolik: Das Ziel der blütenumkränzten Bäume ist es nicht einfach, Blüten zu tragen, sondern Früchte hervorzubringen, doch hierfür muß der Mensch eine andere Jahreszeit, eine andere Phase der zyklischen Zeit, abwarten. Aber die reife Frucht ("Vollkommenheit; des Himmels Höhe") entfaltet sich nur dort, wo es Blüten gibt!

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Das sind nicht die Worte eines unzurechnungsfähigen Psychopathen, sondern Ausdruck eines Menschen, der tief mit den Wahrheiten des Lebens gerungen hat und noch tiefer vordringen wird. Er selbst hatte vorausahnend, kurz vor seiner "Verhaftung", geschrieben: Der Frühling kommt. Und jedes, in seiner Art, Blüht. Der ist aber ferne; nicht mehr dabei. Irr ging er nun; denn allzugut sind Genien. Himmlisch Gespräch ist sein nun. 23)

Die Erfüllung einer alten Weissagung Daß die Menschen heute in einer Nacht der Götterferne und Gottlosigkeit leben, ist offensichtlich. Hölderlin beklagte diesen Zustand bereits vor zweihundert Jahren und sah gleichzeitig den Anbruch eines neuen Tages voraus. Aber auch diejenigen, die wissend bereits das Ende der Nacht erahnen und ersehnen, können die Zeit nicht zwingen und müssen Geduld üben. Es geschieht, wenn es geschehen soll. In diesem Dilemma befand sich auch Hölderlin: Der sehende Dichter darf den neuen Tag bereits schauen und ankündigen, muß dafür aber in seiner Gegenwart unter Einsamkeit und Unverstandensein leiden. Umso emphatischer und enthusiastischer sind deshalb Hölderlins Visionen, wenn er die Zukunft schaut und sich selbst bereits als Kind dieser Zukunft sieht: Was der Alten Gesang von Kindern Gottes geweissagt, Siehe! Wir sind es, wir; Frucht von Hesperien ist's! Wunderbar und genau ist's als an Menschen erfüllet, Glaube, wer es geprüft! ... 24) Ein Kommentator erläutert diese Textstelle: "Die Erfüllung der Weissagung wird sich nicht im Morgenland, wo die Alten sie sangen, sondern im Abendland, bei uns in Hesperien ereignen ..." 25) Die alte Weissagung kündet eine Zeit an, in der ein neues Geschlecht von "Kindern Gottes" ein Neues Zeitalter einleiten werde. Was Hölderlin voraussehend einer zukünftigen Generation zujubelte, wird heute wahr: Gottkinder und Sternkinder aus verschiedensten Inkarnationslinien haben sich auf der Erde eingefunden, und es werden immer mehr, die erwachen. Dies wurde schon vor langer Zeit geweissagt, und "Siehe! Wir sind es, wir"!

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Das ist keine Selbstüberschätzung und kein Wunschdenken, sondern die "Frucht von Hesperien", eine jener Früchte, die zur gegebenen Zeit aus den bereits genannten "Blüten" hervorgehen. Hölderlins Aussicht beschreibt hier die Frucht einer langen Entwicklung und Vorbereitung, die zurückreicht bis in die Zeit der Hesperiden, der Töchter des Hesperos oder Atlas, der in Hesperien lebte, wo Herakles die elfte seiner zwölf Heldentaten vollbrachte. Den Weg nach Hesperien, ins "Land des Abendsterns (Hesperos)", hatte ihm Prometheus verraten. Der Weg führte durch die Meerenge von Gibraltar hinaus auf den Atlantik, weshalb die Griechen Gibraltar die "Säulen des Herakles" nannten. Und was sagte Platon? Jenseits der Säulen des Herakles sei der Inselkontinent Atlantis gelegen ... Frucht von Hesperien ist's! Wunderbar und genau ist's [genauso wie's geweissagt wurde], als an Menschen erfüllet [jetzt, wo es sich bei den Menschen, bei uns, erfüllt]. Zweihundert Jahre vor dem Aufkommen des New Age sprach Hölderlin bereits konkret über ein neues Zeitalter, über die "Frucht von Hesperien", über "Götter" (gottzugewandte Außerirdische) und "Kinder Gottes" (inkarnierende Lichtseelen). Wenn man in Betracht zieht, wie wenige Menschen heute an ein neues Zeitalter glauben, dann muß man sich fragen, wie Hölderlin bereits damals eine solch weitreichende Sicht haben konnte - in Abwesenheit all der vielen Zeichen, die sich heute häufen: "Er kennt im ersten Zeichen Vollendetes schon,/ Und fliegt, der kühne Geist, wie Adler den Gewittern, weissagend seinen/ Kommenden Göttern voraus." 26) Was Hölderlin über Rousseau schrieb, trifft noch mehr auf ihn selbst zu.

Die Wiederkunft der «Göttermenschen» Die Reinkarnationslinie vieler Menschen, die gerade in der heutigen Wendezeit auf der Erde inkarniert sind, läuft durch Atlantis und Europa. Bei anderen läuft sie durch Indien und Asien, andere kommen sogar direkt von entfernten Planeten und Galaxien. Die gegenwärtige Phase muß also eine ganz spezielle Zeit sein, da so viele Seelen aus allen Himmelsrichtungen auf der Erde (und in Erdnähe!) weilen: Denn die da kommen sollen, drängen uns, Und länger säumt von Göttermenschen Die heilige Schar nicht mehr im blauen Himmel. 27)

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Wie konkret Hölderlin diese Aussage versteht, wird klar, wenn man die Zeilen liest, die in dieser Hymne Germanien der oben zitierten Textstelle vorausgehen: Entflohene Götter! auch ihr, ihr gegenwärtigen, damals Wahrhaftiger, ihr hattet eure Zeiten. Nichts leugnen will ich hier und nichts erbitten. Denn wenn es aus ist, und der Tag erloschen, Wohl trifft's den Priester erst ... Nur als von Grabesflammen, ziehet dann Ein goldner Rauch, die Sage, drob hinüber, Und dämmert jetzt uns Zweifelnden um das Haupt, Und keiner weiß, wie ihm geschieht. Er fühlt Die Schatten derer, so gewesen sind, Die Alten, so die Erde neubesuchen.* Denn die da kommen sollen, drängen uns, Und länger säumt von Göttermenschen Die heilige Schar nicht mehr im blauen Himmel. *Das heißt: So wie sie einst dagewesen sind, so werden sie, die Alten, die Erde neubesuchen. Er, der Priester, ahnt dies, obwohl auch er noch nicht weiß, wann und wie. Doch fühlt er bereits die Schatten, die denen, die da kommen sollen, vorauseilen. "Götter wandelten einst bei Menschen." Heute sind sie "entflohen", und es blieb nur, wie "ein goldner Rauch, die Sage". Aber sie sind immer noch gegenwärtig, und sie werden "die Erde neubesuchen". Wer sind sie, die da kommen sollen und uns sogar drängen? Es sind jene, die einst dagewesen: "Die heilige Schar von Göttermenschen ... im blauen Himmel"! Wen wundert's, daß die Menschen jemanden, der solche Ansichten vertrat, für verrückt erklärten? Heute, zweihundert Jahre später, reagieren viele noch genauso, wenn sie von "Göttermenschen" hören - weil sie auf die Menschen-Götter hören und deren Herr-Göttern (Mammon & Co.) hörig sind. Nah ist Und schwer zu fassen der Gott. Wo aber Gefahr ist, wächst Das Rettende auch. Deshalb ist heute, wo die Gefahr am größten ist, auch das Rettende nah und größer als je zuvor.

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Dieser Auftakt zum Gedicht Patmos ist heute wahrscheinlich das bekannteste und auch aktuellste Hölderlin-Zitat.

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INTERVIEW mit ARMIN RISI

Armin Risi hat während vieler Jahre indische Philosophie und die

Sanskritschriften studiert und setzt in seinen Büchern dieses alte Wissen in

Bezug zur aktuellen Weltsituation. Auf diesem Planeten ist er eine der

erwachenden Seelen, die die Religion des Herzens leben, die wissen, wovon

sie sprechen, und die ihr Wissen im Leben auch umsetzen. In diesem

Interview gibt er uns einen lebendigen Einblick in seine Weltsicht und seine

Erfahrungen.

LICHTWELLE

LICHTWELLE: Ich danke dir, Armin, für deine Bereitschaft, uns ein Interview zu geben. –

Hier gleich die erste Frage: Du bist uns bekannt als brillanter Autor über indische

Philosophie, vor allem auch über die Veden, über verschiedene Weltanschauungen. Bitte

stelle dich unserer Leserschaft kurz vor: Wer bist du sonst noch?

Armin Risi: Ich habe meinen Weg nicht begonnen mit dem Ziel, Bücher zu schreiben. Mit 18 Jahren bin ich kurz vor der Matura sozusagen aus dieser Gesellschaft ausgestiegen. Auf die verblüfften, zum Teil verständnislosen Fragen der Lehrer, was ich denn machen wolle, antwortete ich: „Ich weiss nicht, was ich will. Ich weiss nur, was ich nicht will.“ Damals habe ich wirklich alles offen gelassen, mich frei gemacht für Neues. Ich spürte, dass ein wichtiger neuer Schritt bevorstand. Und was dies war, hat sich dann relativ rasch gezeigt, und es war etwas für mich völlig Neues: Ich kam mit der indischen Philosophie und mit den Sanskritschriften in Kontakt, wodurch sich mir eine neue Welt eröffnete. Mir war irgendwie von allem Anfang an klar, dass die alten Kulturen ein Wissen hatten, welches die Menschheit heute verloren hat, dass die Vergangenheit also anders war, als uns erzählt wird, und dass auch die Zukunft anders sein wird. Ich hätte nie gedacht, dass mein Weg mich in ein Klosterleben führen würde. Doch genau das geschah. Anfänglich dachte ich, dass ich vielleicht ein halbes Jahr dort verbringen würde, eine Art Schnupperaufenthalt im Kloster. Es sind dann allerdings 18 Jahre daraus geworden. Nach einem halben Jahr wusste ich einfach: Ich muss mir diese Zeit nehmen, egal wie lange es dauert. Ich war sogar bereit, wenn nötig auch ein ganzes Leben im Kloster zu bleiben. Ich bin dadurch an verschiedene Themen herangekommen und konnte mir selber eine Grundlage erarbeiten. Dabei war meine Frage immer: Was ist die Botschaft dieser alten Quellen für den Menschen heute? Es ging mir darum, das Gute daraus zu behalten, ohne aber an diesen Systemen hängen zu bleiben. Du hast immer den Bogen zum Heute gemacht?

Ja, einfach zu mir selbst. Ich bin ja der heutige Mensch und habe mich gefragt: Wieso lese ich alle diese Bücher? Wieso wurden sie geschrieben? Was bringt das mir und dem heutigen Menschen? Jetzt, wo du diese 18 Jahre Klosterleben hinter dir hast, wo du selbst verschiedene Bücher

geschrieben hast – was hat dir das alles persönlich gebracht?

Der Kern dieser Bücher, heiligen Schriften und Traditionen hat mich dazu gebracht, dass ich heute unabhängig und frei von diesen Systemen meinen Weg gehen kann. Wenn man zum

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Kern all dieser Wissenssysteme vordringt, dann spürt man, dass es eigentlich immer darum geht, den Menschen in die Freiheit zu führen. Es heisst auch in der Bibel: „Die Wahrheit macht euch frei.“ Die Frage ist: frei wovon? Frei von Abhängigkeit, frei von Beschränktheit, frei von Fanatismus, frei von Angst ... Das ist ein sehr zentraler Punkt.

Wie lebst du heute diese Freiheit in deinem persönlichen Alltag?

Ich habe mir sehr bewusst vorgenommen, dass ich mich nie mehr irgendwelchen Institutionen oder Organisationen anschliessen werde. Sie haben alle ihren Vorteil und ihre Berechtigung. Aber das neue Bewusstsein wird nicht institutionell organisiert sein müssen, sondern die Menschen werden aus einer höheren geistigen, inneren Verbundenheit zusammenarbeiten. Dazu braucht es keine äussere Dachorganisation, welche den Menschen sagt, was sie glauben dürfen und was nicht. So ist es möglich, in die Eigenverantwortung zu kommen und von aussen her zu schauen, was in der Welt abläuft, sei es globalpolitisch, religiös oder spirituell ... Dann muss man keinen fremden Interessen dienen und muss sich nicht von den Erwartungen anderer abhängig machen, sondern kann wirklich den Weg der Eigenverantwortung von innen heraus gehen. Darf ich dich fragen, wie du heute ganz persönlich diese freie Spiritualität lebst?

Ein wichtiger Punkt, den ich erfahren durfte, ist eigentlich eine der Kernaussagen für die heutige Zeit: „Wo zwei oder drei in meinem Namen zusammenkommen, bin ich mitten unter ihnen.“ Wir haben ja alle unsere innere geistige Verbindung und Führung. Die Frage ist nur, wie weit wir uns dessen bewusst sind. Und das ist die Art, wie ich heute Spiritualität lebe, nämlich dass ich mir Zeit und Raum gebe für dieses „zwei oder drei in meinem Namen“. Aus dieser inneren Verbindung heraus bekomme ich auch Inspiration und Klarheit im Hinblick auf das, was ich im Aussen tue, angefangen von der Art des Meditierens und Betens, die sich in der jeweiligen Gegebenheit anbietet, bis hin zu dem, was wir für die Welt, für die Erde und die Menschheit tun können. Das macht mich flexibel – die äussere Form meiner Spiritualität ist heute anders als vor fünf Jahren und kann sich auch in Zukunft wieder wandeln. Das ist der Vorteil, wenn man nicht von Dogmen, Vorgaben und Glaubenssystemen gebunden ist. War es für dich notwendig, diesen ganzen Systemen und Weltanschauungen so tief auf den

Grund zu gehen, nur um dich dann von ihnen frei zu machen?

Es war sehr hilfreich für mich, gerade als junger Mensch, zuerst eine Form von traditioneller und institutioneller Spiritualität kennen zu lernen. Das Klosterleben zeichnet sich dadurch aus, dass es sehr diszipliniert ist, auf eine Art auch rigide. Es gibt nicht viel Freiheit, sondern man fügt sich als Novize und Mönch in das Kollektiv ein. Das war eine wichtige Schulung, die mir dann auch wieder half, die nächsten Schritte machen zu können. Immer wieder fragte ich mich: Was will ich eigentlich? Von dem, was ich im Kloster gelernt habe, konnte ich auch praktisch viel lernen und mitnehmen. Ich möchte auf die vedische Philosophie zu sprechen kommen, die du ja intensiv studiert und

auch in deinen Büchern dargestellt hast. Welche Aspekte davon sind heute für uns westliche

Menschen wichtig?

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Es war der Aspekt der spirituellen Individualität, der mich am meisten berührt hat. Im Indischen zeigt sich sehr deutlich der Unterschied zwischen dem theistischen und atheistischen Monismus (wobei Atheismus durchaus okkulte und auch esoterische Formen haben kann). In der vedischen bzw. „vishnuitischen“ Strömung der indischen Mysterienschulen wird besonders hervorgehoben, dass der Atman, unser geistiges Selbst, ewig und individuell ist – individuell im wörtlichen, ursprünglichen Sinn von „unteilbar“ und „ungeteilt“, d. h. transzendent zur Dualität. Erlösung und Erleuchtung bedeuten demnach nicht, dass man die eigene Individualität verliert. Die Realität jenseits der Dualität wird hier nicht bloss als eine abstrakte, „neutrale“ Einheit von Energie gesehen, sondern als In-Dividualität. Gottesbewusstsein bedeutet demnach, dass wir unsere eigene Individualität und die absolute Individualität Gottes im Bewusstsein der Liebe erfahren können: im gleichzeitigen Gegenübersein und Einssein. Diese Offenbarung und persönlich erlebbare Mystik hat mich sehr angezogen, gerade zum Beispiel im Vergleich mit dem Buddhismus, der mir als viel abstrakter und „leerer“ vorgekommen ist. Die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Philosophien und das Schreiben der Bücher

darüber erfordern eine enorme mentale Kapazität. Gleichzeitig nehme ich bei dir jetzt im

Gespräch auch die andere, mehr intuitive Seite wahr. Wie siehst du das?

Das so genannt Theoretische habe ich nie als etwas Trockenes erlebt. Im Vedischen sagt man ja, dass man Philosophie nicht nur theoretisch studieren kann wie an einer Universität, sondern dass man sie auch leben muss. Wenn man Philosophie nur theoretisch studiert, ist das etwa so, wie wenn jemand Kochbücher studiert, aber selber nicht kocht. Für mich waren die Philosophiebücher wie eine Art Kochbücher oder, ein anderes Beispiel, wie Musikpartituren: Man kann ein virtuoser Notenleser sein, aber eigentlich geht es um die Musik: dass man die Musik zu hören bekommt und sie auch selber spielen kann. Bei der Musiktheorie geht es also um etwas ganz Praktisches, nämlich darum, dass man lernt, ein Instrument zu spielen. Und genau darum ging es mir beim Studium der Sanskritschriften. Ich wollte lernen, das „Instrument“ zu spielen. Dann hast du das Kloster aber wieder verlassen?

Ja. Mir wurde recht bald bewusst, dass ich nicht für immer in einem klösterlichen Umfeld leben werde. Das wurde von uns auch nicht erwartet, anders als in einem katholischen Kloster, wo ein Mönch den Schwur ablegt, bis ans Ende seines Lebens im Kloster zu bleiben. Das war im vedischen Kloster nie der Fall. Man lebt zwar zölibatär, aber man entscheidet selber, wie lange man so leben will. Es ist fast normal, dass man das Kloster einmal wieder verlässt. Ich lebe heute nicht mehr zölibatär, sondern in einer Partnerschaft. Und ist es so, dass du heute die Spiritualität genau so leben kannst, wie du es für richtig

hältst, ohne dazu zölibatär leben zu müssen?

Auch während meiner Mönchszeit wusste ich innerlich, dass ich meine Hauptaufgabe einmal nicht alleine, sondern in einer Partnerschaft ausführen würde. Die Beziehung von Mann und Frau ist heute ein zentrales Thema bei der Heilung unseres Planeten. Heilung geschieht, wenn diese Beziehung wieder ins Gleichgewicht und dadurch in eine spirituelle Harmonie kommt, denn global gesehen hat sie (die Beziehung von Mann und Frau) über Jahrtausende hinweg schwer gelitten, und dies war und ist – direkt oder indirekt – die Ursache für die

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Missstände auf der Erde. Deshalb muss auch die Heilung von hier aus geschehen. Und das ist auch der Punkt, wo jeder etwas tun kann. Das Männliche und das Weibliche trägt ja auch jeder Mensch in sich. Wie siehst du das?

Geht es auch um den inneren Ausgleich dieser beiden Aspekte, was sich dann in der äusseren

Beziehung widerspiegelt?

Ich denke, die Beziehung von Mann und Frau konnte überhaupt erst manipuliert und instrumentalisiert werden, als die Menschen, Männer und Frauen, selber innerlich aus dem Gleichgewicht gefallen sind. Deshalb braucht es für die Heilung der Erde Männer und Frauen, die selber die innere Harmonie und Ganzheit gefunden haben. Erst dann wird eine spirituelle Partnerschaft möglich, eine Partnerschaft, die nicht nur eine Versorgerbeziehung oder eine Fun-Gemeinschaft ist, sondern eine Verbindung, in der man sich gegenseitig wirklich weiterbringt. Praktisch gesehen, ist dies der Unterschied zwischen „ich brauche dich“ und „ich liebe dich“. Kannst du noch etwas mehr dazu sagen, was für dich eine spirituelle Partnerschaft ist?

Sie ist das höchste Mysterium der Schöpfung. Wenn zwei ganzheitliche Menschen zusammenkommen, entsteht eine heilige Atmosphäre. Diese schafft ein Umfeld, in dem Menschen einander näher kommen können als in irgendeinem anderen Umfeld. Auch uns selbst können wir sonst nie so nahe kommen. Man öffnet sich nie jemandem gegenüber so sehr wie in dieser Form von Beziehung. Dadurch kann eine reine, ja die höchstschwingende Form von Atmosphäre entstehen. Dabei kommen wir wie von selbst mit unseren geistigen Begleitern in Kontakt. Wir können gegenseitig füreinander ein Tor öffnen, was wir – in dieser Form – alleine nicht können. Wenn Menschen dies einander geben können, ist dies eine innere Einweihung in „die Priesterschaft der Liebe“. Das Schöne daran ist, dass dies allen möglich ist. Es ist eine dynamische Liebe, die verschiedenste Formen annehmen kann und nicht vom Alter abhängig ist. Gerade auch ältere Menschen können sich hier neue Dimensionen eröffnen, denn Liebe kann – und soll – nicht beim ersten Verliebtsein stehen bleiben. Wie kann eine solche hohe Schwingung im Alltag aufrechterhalten werden, wo man sich

manchmal gegenseitig über Kleinigkeiten aufregt?

Wenn wir den anderen Menschen, den wir lieben, in der spirituellen Atmosphäre des Zusammenseins „in meinem Namen“ als das Lichtwesen, das er bzw. sie ist, wahrnehmen und erleben können, dann bekommen wir eine viel tiefere Beziehung und einen ganz anderen Respekt. Natürlich lassen sich auch dann all die menschlichen Unvollkommenheiten nicht gänzlich vermeiden, z. B. dass man mal genervt oder ego-bezogen reagiert. Aber weil man in einer spirituellen Partnerschaft eine ganz andere Grundlage hat, kann man sich auch in Krisensituationen immer wieder in dieser Atmosphäre zusammenfinden und von dort heraus die Themen angehen und lösen. Konflikte können dann in einem positiven Licht gesehen werden, denn Konflikte sind eigentlich nichts anderes als Situationen, in denen man sich gegenseitig eigene Schwächen oder Verletzungen offenbart – und diese kann man dann liebevoll angehen, konstruktiv, lösungsorientiert, ohne Vorwürfe und Verurteilungen. Dann offenbaren sich Krisensituationen als eine Chance, sich auch von dieser Seite her in Liebe zu

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begegnen, wodurch neue Aspekte des Vertrauens, der Innigkeit und der Liebe entdeckt werden können, die man ohne die ungewollte Krise vielleicht nicht entdeckt und erlebt hätte. Du hast vorhin erwähnt, du habest bereits während deiner Zeit im Kloster gespürt, dass du

deine Aufgabe einmal nicht alleine erfüllen wirst. Was siehst du als deine Aufgabe?

Wenn wir gottesbewusst sind, dienen wir alle demselben Ziel. Doch wie sich dieses Dienen äussert ist absolut individuell. Die Themen, über die wir gerade sprechen, erfordern eine praktische Umsetzung. Das gemeinsame harmonische Wirken von Mann und Frau war ein Thema, das mich auch in meinen zölibatärsten Zeiten bereits stark beschäftigt hat, vor allem angesichts der patriarchalen, männerbeherrschten Strukturen. Früher habe ich auch einmal für eine gewisse Zeit als Vegetarier-Apostel gewirkt. Natürlich, eine bewusste und fleischlose Ernährung kann sehr hilfreich und unterstützend sein, doch ich erkannte im Lauf der Zeit, dass ich dort auf einem Nebenschauplatz „kämpfte“. Es ging hier nicht so sehr um die Ursachen, sondern vielmehr um Wirkungen. Wenn die Menschheit ein bestimmtes Bewusstsein entwickelt, werden all diese gewaltbetonten, gefühllosen Handlungsweisen von selbst aufhören. Das Zentrale ist also das Bewusstsein, und hier kann und muss jeder bei sich selbst anfangen. Wir können nicht die „anderen“ verändern, aber wir können an den eigenen zwischenmenschlichen Beziehungen arbeiten und durch die Heilung dieser Beziehungen ein geistiges Kraftfeld der Liebe schaffen, einen Lichtankerpunkt, ein Lichttor in diese Welt. Das ist etwas, das jeder Mensch konkret tun kann. Dieser Raum hier wäre dunkel, wenn es keine Fensteröffnungen gäbe. Die Öffnungen selbst müssen nichts anderes tun, als da zu sein, sie brauchen keinen Riesenaufwand zu betreiben, damit das Licht hereinkommt. Sie müssen einfach hier sein und – natürlich – rein sein, damit sie durchsichtig bleiben. In diesem Sinne sind auch wir Lichttore. Oder, genauer gesagt, wir sind nicht nur Lichttore, wir sind selber Lichtwesen. Von daher müssen wir in dieser Welt gar nichts anderes tun als das sein, was wir sowieso schon sind, nämlich Lichtwesen, Strahlen Gottes. Und aus diesem Bewusstsein heraus können wir sehr viel tun. Man sitzt also nicht einfach den ganzen Tag herum und freut sich, dass man ein Lichtwesen ist, sondern man wird sehr aktiv. Aber man wirkt nicht aus einem egogetriebenen Macherbewusstsein heraus, sondern aus einem ruhigen, gottvertrauenden Bewusstsein heraus, weil wir wissen, dass wir Teil einer viel grösseren göttlichen Harmonie sind, in der wir einen harmonischen Ton verkörpern dürfen. Wie gehst du mit den schwierigen Themen auf diesem Planeten um, Themen wie

Machtstreben, Gewalt usw.?

Diese Frage könnte man noch prägnanter formulieren: Wird man selber nicht fast wahnsinnig, wenn man all den Wahnsinn in dieser Welt sieht? Dazu muss ich sagen: Ja, ich würde wahnsinnig, wenn ich meinen würde, ich müsse das ändern. Als ich am Buch „Machtwechsel auf der Erde“ arbeitete und in ganz bestimmten, sehr geschützten Momenten die dunkelsten Punkte beschrieb, kam eine sehr tiefe Ruhe und eine sehr tiefe Erkenntnis in mir hoch: Mir wurde plötzlich bewusst, dass ich das gar nicht ändern muss. Ich hatte das Buch zu schreiben begonnen, weil ich gemeint hatte, ich müsse das Beschriebene ändern. Nun merkte ich, dass das Entscheidende nicht die Veränderung des Äusseren ist, da diese Veränderung gar nicht möglich ist, wenn nicht zuerst die Menschen individuell für sich die gewünschte Veränderung im Inneren vollziehen, und diese Menschen werden dann auch die Veränderung im Äusseren erleben und mitgestalten. Das ist eigentlich eine

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selbstverständliche Erkenntnis, aber das konkrete Erkennen der vielschichtigen, praktischen Tragweite ist doch nochmals etwas ganz anderes. Es geht um die innere Entscheidung und Ausrichtung, im Gottesbewusstsein zu leben und aus diesem Bewusstsein heraus zu handeln, egal was im Äusseren auch noch geschehen mag. Die Veränderung des Äusseren darf nicht eine Bedingung für unser Gottvertrauen sein. Man könnte sagen: Die einen arbeiten im Abbruchkommando, im destruktiven Bereich, und wir können diesen Abbruch nicht stoppen und müssen es auch nicht. Während jene destruktiv tätig sind, bauen wir bereits etwas Neues auf, damit wir nicht bei Null anfangen müssen, wenn rundherum vieles kollabiert. Auf diese Weise können wir unscheinbar wunderbar auch in der äusseren Welt wirken, denn unsere Wirksamkeit ist nicht davon abhängig, dass wir hohe politische Ämter bekleiden. Wie siehst du dann die vielen Bewegungen, die sich für den Weltfrieden einsetzen?

Wir leben heute in einer sehr zweischneidigen Welt. Vieles kommt im Namen des Lichts und neuerdings vor allem auch im Namen des Friedens daher, wobei oft nicht klar ist, was unter dem Begriff „Friede“ eigentlich verstanden wird. „Friede“ kann von gewissen Mächten auch sehr egobezogen definiert sein. Das Chaos, das heute auf dem Planeten herrscht, hat System und soll letztlich den Verursachern dienen. Alle Angstmacherei, alle Konflikte geschehen, weil gewisse Menschen dies wollen. Wenn wahrhaftig niemand dies möchte, dann würde es nicht geschehen. Doch offenbar wollen gewisse Kreise genau dieses Chaos, um dann daraus eine egoistische Machtstruktur, am liebsten eine weltumspannende Macht, eine „Weltordnung“ durchsetzen zu können. Friede bedeutet hier nichts anderes, als dass nur noch eine Macht herrscht. Und solche machtbedürftige Menschen können von einem friedlosen Chaos profitieren, indem sie in der Rolle des Retters, des Friedensstifters oder des Welterlösers auftreten. Das ist eine Gefahr, vor der schon lange gewarnt wird, nicht nur in der Bibel, und sie kann leicht unterschätzt oder verkannt werden, nicht zuletzt auch im Bereich der Esoterik. Du warst früher Schüler eines Gurus. Hast du heute selber auch Schüler?

Ich vermeide bewusst jegliche Beziehung einer Lehrer-Schüler-Abhängigkeit, denn die Menschen, die auf uns zukommen und eine solche Beziehung suchen, haben meistens falsche Erwartungen. Dies zeigt sich vor allem dann, wenn sie nicht das bekommen, was sie sich erhofften. Sie gehen enttäuscht weg und sagen: „Der ist ja gar nicht so spirituell, wie ich gemeint habe.“ Projektion kann sehr schnell in Frustration, manchmal sogar in Aggression umschlagen. Oder in Abhängigkeit, wenn der „Lehrer“ in das Rollenspiel einsteigt und die Projektionen zulässt oder sogar nährt. Ich persönlich habe die Thematik der Guru-Schüler-Beziehung jahrelang aus nächster Nähe studiert und selbst erlebt. In meinem konkreten Fall bin dann nicht nur ich ausgestiegen, sondern auch der Guru. Das hat das Ganze etwas dramatischer, aber auch gründlicher gemacht. Wenn Lehrer eine Machtstellung einnehmen, kann dies sehr schnell zu einer ungesunden Dynamik führen. Dies gilt nicht nur für den indischen Kulturbereich, wo die Guru-Position vielfach sehr offen ausgelebt wird, sondern auch für unsere Breitengrade, wo das alles viel fliessender ist und nicht so offen präsentiert wird. Aber auch hier kann man dieselben Mechanismen finden. Daher versuche ich, auf diese Gefahren aufmerksam zu machen und auf die individuelle Spiritualität hinzuweisen.

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Bedeutet individuelle Spiritualität dann, dass man keine Lehrer mehr braucht?

Nicht unbedingt. Mein Punkt ist, dass die individuelle Spiritualität die Grundlage von Reife und Selbständigkeit ist, und wenn solche Menschen zusammenkommen, können keine abhängig machenden Beziehungen entstehen. Dann kann man auch zu anderen Lehrern gehen und wird gemäss dem Gesetz der Resonanz mit entsprechenden Menschen zusammenkommen. Dann ist echtes Lernen möglich. Ansonsten können „Lehrer“ und „Schüler“ in eine subtile gegenseitige Abhängigkeit geraten. Ein Beispiel hierfür wäre, wenn jemand von sich behauptet, einen hohen geistigen Auftrag zu haben, und damit Menschen an sich bindet. Dies kann sich darin äussern, dass diese Beauftragten sagen, sie hätten einen direkten Kanal zur geistigen Welt und die geistige Welt wolle, dass man mit ihnen zusammenarbeite und dass man sich nicht vom Ego von diesem grossartigen Angebot ablenken lassen solle. Wer hier einsteigt, gerät in ein Abhängigkeitsverhältnis, in dem kaum mehr eine kritische Distanz möglich ist, denn man möchte ja nicht „im Ego“ sein. Also bleibt man dabei, hofft auf die versprochenen Wunder und bezahlt nochmals und nochmals. Meistens braucht es eine Eskalation, damit sich einzelne Individuen wieder freisprengen können. – Wenn Menschen jedoch frei von solch ungesunden Strukturen zusammenkommen können, dann können sie wirklich voneinander lernen und gemeinsam etwas bewegen. Ich habe aber gesehen, dass du Seminare gibst. Was ist der Inhalt dieser Seminare?

Was ich mache, sind Vorträge und Tages- oder 2-Tagesseminare, also nicht lehrgangmässige Kurse, die sich über ein Jahr oder mehrere Jahre erstrecken. Es handelt sich um ein Zusammenkommen von Menschen, die die jeweiligen Themen vertiefen wollen. Grundlegend geht es um die Schulung des philosophischen Differenzierens. Wie kann ich unterscheiden, ohne zu urteilen? Was ist atheistische, was ist theistische Esoterik? Was sind die Inhalte und Konsequenzen der verschiedenen philosophischen Weltbilder? Und so weiter. Durch diese philosophische Bewusstwerdung ist es möglich, das Verständnis von Wahrheiten zu vertiefen, die wir meistens bereits intuitiv gewusst haben. Gerade deshalb ist es sehr hilfreich, dies alles auch einmal in einer konkreten und systematischen Ausformulierung zu hören. Denn das Rationale und das Intuitive schliessen sich in keiner Weise aus. Ganz im Gegenteil, das eine ohne das andere kann leicht zu einer Einseitigkeit führen.

Das alles sind auch die Themen deines neuen Buches „Licht wirft keinen Schatten“. Was

werden nun deine nächsten Themen sein?

Auch bei meinen Seminarthemen ist alles in Entwicklung. Vor fünf Jahren hatte ich andere Themen als heute, und so werde ich auch in Zukunft wieder andere Themen haben. Das Hauptthema bleibt aber die individuelle Spiritualität und die praktische Umsetzung, insbesondere in Hinsicht auf das „zwei oder drei in meinem Namen“. Hier werde ich nicht mehr als Einzelreferent auftreten, sondern zu zweit, was natürlich auch eine ganz andere äussere Form der Seminare nach sich ziehen wird, vielleicht ganz konkret die Arbeit mit Paaren zum Thema Mann-Frau-Beziehung. Es wäre keine Einführung, aber eine Hinführung zur Priesterschaft der Liebe und zur inneren Einweihung, denn dies sind Erfahrungen, die man nur selbst machen kann. Wer solche Erfahrungen gemacht hat, kann diese Inspiration auch weitergeben. Es geht nicht darum, dass man andere Menschen in den eigenen Kreis von „zwei oder drei“ holt, sondern dass man andere Menschen ermutigt, ebenfalls die innere

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Einweihung von „zwei oder drei“ zu erleben. In diesem Zusammenhang spricht die geistige Welt von einer „Kettenreaktion der Liebe“. Wenn man selbst innerlich berührt ist, springt der Funke wie von selbst, ausgelöst durch Schlüsselerlebnisse, durch die man konkret erlebt, dass es stimmt: „... bin ich mitten unter ihnen".

Hast du ein Beispiel für ein solches Schlüsselerlebnis?

Ja. Solche Schlüsselerlebnisse sind möglich, insbesondere wenn „zwei oder drei in meinem

Namen“ zusammenkommen. So kam es zu meinen wichtigsten Schlüsselerlebnissen. Das muss

man dann gar nicht in Worte fassen, denn man hat es erlebt. Wir spüren plötzlich: „Jetzt

weiss ich endlich, was die Lichtwesen – die inkarnierten und die nichtinkarnierten – meinen,

wenn sie von Liebe sprechen.“ Jeder Mensch hat die Chance, das zu erleben, ohne äussere

Einweihungen und institutionelle Würden. Wir haben schon so viele frühere Leben durchlebt,

haben zum Teil sehr spektakuläre und aufwendige Initiationswege beschritten, für die

Pyramiden und solche Dinge nötig waren. Das alles brauchen wir heute nicht mehr, denn das

haben wir ja bereits gemacht. Heute geht es darum, all die Initiationen, die wir bereits

durchlaufen haben, zur Essenz zu bringen. Diese ist verblüffend einfach und für das Ego ziemlich unspektakulär, nämlich einfach das Mysterium der göttlichen Liebe. Dies ist etwas

ganz Konkretes, denn dann – und erst dann – können wir unterscheiden und erkennen, was aus

dieser göttlichen Liebe kommt und was nicht. Denn in der heutigen Zeit gibt es viele

Schatten. Aber Licht wirft keinen Schatten ...

Hier möchte ich einen Bogen spannen zum Thema dieser LICHTWELLE: „Tore des Lichts“.

Wenn du diese Erfahrungen der Liebe beschreibst, kommt mir das vor wie ein Tor ins Licht.

Ich glaube, es gibt kein Lichttor, das eine grössere Transformation im Leben der Beteiligten

bewirkt – und somit auch global –, als wenn Menschen in diesem Bewusstsein zusammen-

kommen. Dadurch kann jede Gruppenarbeit und auch die persönliche Meditation, die wir

alleine ausführen, neu befruchtet und ermächtigt werden. In diesem Sinn nehme ich auch an

globalen Friedensmeditationen und Toröffnungsmeditationen teil: „... bin ich mitten unter

ihnen“. Durch dieses Gottesbewusstsein und Christusbewusstsein gehen wir in Resonanz mit

den hohen und höchsten Lichtwesen, damit sie mit ihrem Licht verstärkt in die Dunkelheit

des gegenwärtigen Zeitalters einwirken können. Denn sie wirken gemäss Resonanzgesetz nur

durch eine Bewusstseinsfrequenz, die ihrer Bewusstseinsfrequenz entspricht. Da braucht

man keine Magie und keinen Okkultismus und keine gesonderte Invokation, um irgendeine

„Schattenentfernung“ zu beschwören. Durch die „Magie“ der Liebe entstehen die geistigen

Samen, aus denen die ganze Transformation der Menschheit erwächst. Wenn sich immer

mehr Menschen mit solchen Erfahrungen global zusammenschliessen in einer

„Kettenreaktion der Liebe“, dann ist es nur noch eine Frage von kurzer Zeit, bis der

zündende Funke springt und das Kollektiv so weit ist, dass auch in der äusseren Welt ein

Quantensprung geschieht.

Vielen Dank für dieses spannende Interview.

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„Die gegenwärtigen Verfallserscheinungen beruhen nach meiner Meinung darauf, daßdie Entwicklung der Wirtschaft und Technik den Daseinskampf der Menschen sehrverschärft hat, so daß die freie Entwicklung der Individuen schweren Schadengelitten hat. Die Entwicklung der Technik fordert aber von dem Individuum immerweniger Arbeit für die Befriedigung des Bedarfes der Gesamtheit. [...] die freie Zeitund Kraft, die dem Individuum übrig bleiben werden, vermögen der Entwicklungder Persönlichkeit günstig zu sein. So kann die Gemeinschaft wieder gesunden, undwir wollen hoffen, daß spätere Historiker die sozialen Krankheitserscheinungenunserer Zeit als Kinderkrankheiten einer höher strebenden Menschheit deutenwerden.“

- Albert Einstein (1953) 1)

1) Albert Einstein: Mein Weltbild (herausgegeben von Carl Seelig), S.14. Zürich, Stuttgart, Wien (Europa Verlag) 1954

Mysteriöse Materie: Die Entdeckung derQuantenphysik

„Der Laie meint gewöhnlich, wenn er ̀ Wirklichkeit’ sagt, spreche er vonetwas Selbstverständlich-Bekanntem; während es mir gerade die wichtigsteund überaus schwierige Aufgabe unserer Zeit zu sein scheint, daran zuarbeiten, eine neue Idee der Wirklichkeit auszubauen. Dies ist es auch,was ich meine, wenn ich immer betone, daß Wissenschaft und Religionetwas miteinander zu tun haben ‚müssen’.“

Wolfang Pauli, Pionier der Quantenphysik, Nobelpreisträger 1945 1)

1) W. Pauli in einem Brief an M. Fierz (12. August 1948), zitiert inAudretsch, Jürgen: Die andere Hälfte der Wahrheit. NaturwissenschaftPhilosophie Religion, S. 13. München (C.H. Beck) 1992

„Was ist Materie?“ Bis vor einhundert Jahren haben sich die Physiker diese Fragekaum jemals ernsthaft gestellt. Ein solche einfache Frage galt schon fast als absurd,denn die Antwort war offensichtlich für jeden: Materie ist die Substanz, aus derunsere gesamte Welt besteht und die sich gemäß präzisen Gesetzen ordnet. Heute,hundert Jahre später, können die Wissenschaftler jedoch nicht mehr sagen, wasMaterie ist. Sie haben mittlerweile erkannt, daß die Materie eine unergründlicheEnergie ist, die letztlich mit den bekannten Gesetzen nicht zu fassen ist.

Woraus baut sich Materie auf? „Wie“ baut sich Materie auf? Wo ist ihr Anfang?Wo ihr Ende? Die Materie entschwindet in den unendlichen Tiefen derElementarstrukturen und in den unendlichen Weiten des Kosmos. So offenbart sichdie offensichtlich sichtbare Materie als unsichtbare Tür zur Unendlichkeit.

Nach einem langen, schmerzlichen Umweg stoßen die Menschen wieder zu jenemWissen vor, das den alten vergessenen Kulturen, namentlich der vedischen, bekanntgewesen war als selbstverständliches Grundwissen. Deshalb hatten sie auch ganzandere Lebensgrundlagen und Lebensziele als die Menschen der heutigen„fortschrittlichen“ Zivilisation.

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Erstaunlich ist, daß wir diese Horizonterweiterung nicht etwa den Religionen, sondernden Wissenschaften zu verdanken haben. Die Gegensätze treffen sich im Extrem: ImZug des Materialismus versuchten die Menschen, die kleinsten Bausteine der Materiezu finden, um die Materie von ihrem innersten Kern her zu manipulieren, undstolperten unbeabsichtigt über die Schwelle der Unendlichkeit. Die Unendlichkeitaber entzieht dem Materialismus den Boden, weil unendlich „unfaßbar“ bedeutet. Indiesen Bereichen gilt das gewöhnliche Verständnis von Raum und Zeit nicht mehr. DieWissenschaft hatte ausgeholt, um der Materie das letzte Geheimnis zu entreißen, undstieß verwirrt auf das Unendliche, Raumlose, Zeitlose. Waren das aber nicht diecharakteristischen Merkmale jenes ewigen Urgrundes, den die Mystiker „Gott“nennen? Vor Gott waren die Menschen weggerannt und standen nun am äußersten Endeihrer Flucht wieder - vor Gott!

Ich möchte diese Flucht rekonstruieren. Sie wird uns zum Ursprung führen, von demwir ausgegangen sind. Am Schluß werden wir gleich weit sein wie am Anfang und auchviel weiter, weil dieser Umweg uns zu einem tieferen Verständnis von den tiefstenAspekten der Realität verhilft. Der Umweg begann, als die Menschen nur noch dieMaterie sahen. Diese Sichtänderung führte die Menschen aus dem Mittelalter herausund führte zu einem völlig anderen Weltbild und zu einer völlig anderen Weltlage.Die Menschen sahen nur noch die Materie, und im zwanzigsten Jahrhundertwollten sie „in“ die Materie sehen. Was verbirgt sich hinter der geheimnisvollen Türdes Oberflächlichen? Aus dieser Neugier entstand die Quantenphysik.

Die Quantenphysik ist jener Zweig der Wissenschaft, der den Aufbau, das Verhaltenund die Energie der Atomstrukturen erforscht. Durch die Quantenphysik wurde dasAtomzeitalter ausgelöst, das in den letzten achtzig Jahren wiederum zu einer völligneuen Weltlage geführt hat. Jedes wissenschaftliche, esoterische oder religiöseWeltbild muß heute zu den Aussagen der Quantenphysik Stellung nehmen.

Wenn ich versuche, die Quantenphysik aus vedischer Sicht zu analysieren, umwichtige weiterführende Schlüsse zu ziehen, könnte man sich fragen, ob dieQuantenphysik überhaupt etwas mit der vedischen Wissenschaft tun habe. Ist jederZusammenhang, den wir hier erkennen wollen, nicht an den Haaren herbeigezogen? DieErkenntnisse der Quantenphysik entspringen doch den neusten Forschungen mit denkompliziertesten Vorrichtungen (Teilchenbeschleuniger, Computerberechnungen,Lasertechnik usw.) und können weder durch Alltagslogik noch durch bloßeNaturbeobachtung erlangt werden. Mit allem Respekt vor den alten Kulturen – aberquantenphysische Erkenntnisse konnten sie nicht besitzen.

Diese Vorbehalte entspringen der Alltagslogik des modernen Menschen. Die vedischeWissenschaft weist darauf hin, daß die Zerstückelung der Materie in ihreBestandteile nicht die einzige Methode ist, um Wissen über die wahre Natur derMaterie zu erhalten. Kühn behauptet sie, daß dieses Fragmentieren nicht einmal diebeste Methode ist und daß sie bessere Methoden vorzuschlagen hat! Die Weisen vorfünftausend und mehr Jahren verwendeten vollkommen andere Methoden und andereBegriffe, um die Grundmuster der Materie zu beschreiben, aber ihre Erkenntnisseund Fähigkeiten standen den modernen in nichts nach. Ja sie waren so unvorstellbarhochstehend, daß man sie bis vor kurzem für pure Übertreibung, okkulte Phantasieoder heidnische Lügen hielt. Tatsächlich wird es auch den Leuten von heute nichtleichtfallen, die Beschreibungen der vedischen Errungenschaften zu glauben. Da ist

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die Rede von Fliegen, Schwerelosigkeit, mystischen Kräften (siddhi), Manipulationder Materie durch Klang (mantra), Materialisationen durch Gedankenkraft (buddhi),Energiebezug aus höheren Sphären (akasa), ferngesteuerten Atomwaffen(brahmastra), intergalaktischen Raumschiffen (vimana) und noch von vielen anderen,noch unglaublicheren Dingen. Aus den vedischen Schriften geht hervor, daß dieVerfasser diese Dinge als eine selbstverständliche Realität hinnahmen. Nicht wenigeTextstellen enthalten direkt die Worte von Personen, die über solche Fähigkeitenverfügten, und es ist erstaunlich zu hören, wie sie selbst die Quelle und dieFunktionsweise ihrer Kräfte beschrieben. Offenbar war diesen Munis, Rsis,Gosvamis,Devas, Danavas usw. ein höherer Zugang zu Materie und Energie bekannt.

Erst im 20. Jahrhundert sind diese Perspektiven ansatzweise wieder im Blickfeld desMenschen aufgetaucht. Es brauchte die Relativitäts- und Quantentheorien, bis esvereinzelten Menschen dämmerte, daß die Materie mehr ist als das, was man sehenund mechanisch bewegen kann. Plötzlich stellte sich heraus, daß die Welt der Atomenach Quantenmustern aufgebaut ist und in ihrer Grundstruktur ein duales Wesenaufweist, daß es in der Materie auch nicht-lokale Vorgänge geben kann, daß es nichtnur Teilchen und Kräfte, sondern auch Antiteilchen und Antikräfte gibt (z.B. nichtnur die Gravitation, sondern auch die Antigravitation), und daß im Zusammenspiel derElementarteilchen nicht nur die Teilchen im Spiel sind, sondern auch höhere, nochunbekannte Kräfte.

Die vedischen Errungenschaften sind unglaublich, aber nicht unmöglich. Zumindesttheoretisch muß dies heute zugegeben werden.

Allzu gerne verstecken sich die Wissenschaftler hinter Fachbegriffen und Formeln,so daß der „normale“ Mensch nur noch ehrfurchtsvoll nicken kann, um nicht völlig blöddazustehen. Im folgenden soll der Sachverhalt einmal umgedreht werden. DieWissenschaftler müssen aus dem Rauch von Formeln und Zahlen hervortreten undFarbe bekennen: Was wissen sie tatsächlich? Was ist die eigentliche Bedeutung ihrerForschungs-ergebnisse? Was wissen sie über den Ursprung und das Ziel des Lebens?„Das“ sind die wahrhaft wichtigen Fragen, und nicht: Wie baut man irgendwelcheApparate?

Von der klassischen Physik zur Quantenphysik

„In der Experimentalphysik leitet man die Sätze aus den Erscheinungen abund verallgemeinert sie durch Induktion. Auf diese Weise haben wir dieUndurchdringlichkeit, die Beweglichkeit, den Stoß der Körper, dieGesetze der Bewegung und der Schwere kennengelernt.“

- Isaac Newton (1686), Begründer der klassischen Physik 1)

1) Newton, Isaac: Mathematische Prinzipien der Naturlehre, Berlin 1872,Neudruck Darmstadt 1963 (Original: Philosophiae Naturalis PrincipiaMathematica, London 1686)

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Was bedeutet „Quantenphysik“ eigentlich? Wie aus den Aussagen führenderQuantenphysiker, die in der Folge zitiert werden, hervorgeht, ist dies eine sehrschwierige Frage, die nicht einmal die Wissenschaftler selbst beantworten können.Die Frage nur „wissenschaftlich“ zu beantworten ist leicht: Die Quantenphysik istdie Ergänzung und Weiterführung der klassischen Physik. Sie ermöglicht es, in denBereich der Atome vorzudringen, weil dort die Berechnungen der klassischen Physiknicht mehr ausreichen. Um zu verstehen, worum es in der Quantenphysik geht, mußman zuerst deren Vorstufe, die sogenannte klassische Physik, betrachten. Diesebeiden Hauptäste der modernen Physik vermitteln auch einen guten Zugang zumVerständnis der vedischen Wissenschaft, die ihrerseits wiederum - so unglaublich dasauch klingen mag - die modernen Naturwissenschaften entscheidend bereichern kann,nicht nur philosophisch, sondern auch praktisch!

Im 17. Jahrhundert entstand unter der Führung Isaac Newtons (1643ª1727) dieWissenschaft der „Naturlehre“, die später in „Physik“ umbenannt wurde und heute alsdie „klassische Physik“ bezeichnet wird. Sie ist in erster Linie Mechanik: Vermessungdes Sichtbaren und darauf beruhend Rückschlüsse auf allgemeine Gesetzmäßigkeiten(Induktion).

Die Entwicklung der Physik läutete eine völlig neue Kulturepoche ein. Bis dahin hattendie Menschen seit dem Altertum an ein geozentrisches Weltbild geglaubt und warendavon ausgegangen, daß die Welt das Zentrum des Universums sei und daß sich überihr hierarchische Sphären wölben, in denen die Vollkommenheit der Wesen mit jedem„Stockwerk“ zunehme.

Die Aufklärung (Descartes, Galilei, Newton) erschütterte diese kleine Welt vonHimmel und Hölle in ihren Grundfesten. Mit seinem forschenden Verstand überzeugtesich der Mensch, daß die Erde nur ein kleiner, unbedeutender Planet unter Milliardenvon anderen Planeten ist, die alle aus denselben Atomen bestehen. Darin sahen sie denroten Faden, der sich durch die ganze Schöpfung zieht, von den Himmelskörpern zuden irdischen Körpern bis hinunter zu den Atomen. Weil sie alle aus denselbenBestandteilen bestehen, könne man jede Erscheinung dieser Welt durch daszusammenwirken ihrer Bestandteile erklären; man brauche die Erscheinung einfachnur auf ihre materiellen oder energetischen Komponenten zu reduzieren und sie mitden physikalischen und chemischen Gesetzen zu analysieren. Dieses Denkmuster nenntsich „Reduktionismus“ und bildet die Grundlage des mechanistischen Weltbildes, dasbis zum heutigen Tage in der Naturwissenschaft und auch im alltäglichen Lebenmaßgebend geblieben ist. Dies ist nicht verwunderlich, denn dasmechanistische Weltbild entspricht dem gesunden Menschenverstand und beschreibtdie Welt gemäß Prinzipien, die eigentlich auf der Hand liegen:

* Kausalität: Jede Erscheinung folgt der Kausalität, der Kette von Ursache undWirkung (A verursacht B, B verursacht C, und so weiter).

* Lokalität: Dinge wirken nur dann aufeinander ein, wenn sie auf irgendeine Weisemiteinander örtlich (lokal) in Berührung kommen, sei es durch direkten Kontakt, wiez.B. zwei Zahnräder, durch energetischen Kontakt oder durch irgendeine andereVerbindung. Nur wenn ein solcher mechanischer Kontakt besteht, können sich zweiDinge oder Personen beeinflussen. Dies ist die Logik des mechanistischen Weltbildes:Zwei Billardkugeln beeinflussen sich erst, wenn sie zusammenstoßen, und zwei

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Menschen beeinflussen sich erst, wenn sie irgendwie miteinander in Kontakt kommen(schriftlich, mündlich, emotionell, körperlich), denn wenn kein solcher Kontaktbesteht, gibt es keine Beeinflussung. „Was ich nicht weiß, macht mir nicht heiß.“

* Chronologie: Dinge, die kausal voneinander abhängig sind, sind auch zeitlichvoneinander abhängig. Wenn A B verursacht, ereignet sich B später als A. Beim„später“ mag es sich nur um Trilliardstelsekunden handeln, wie in der Atomphysik,aber dennoch ist es später, weil B von A verursacht und ausgelöst wird.

Dieses Weltbild ist für uns so natürlich und logisch (techno-logisch!), daß wir Mühehaben, uns ein anderes Weltbild oder eine andere Art der Technik auch nurvorzustellen. Das mechanistische Weltbild ermöglichte plötzlich zahllose technischeErfindungen, die die Welt veränderten: motorenbetriebene Maschinen, mechanischeHilfsmittel, elektrische Apparaturen, Fernverbindungen und drahtloseÜbermittlungen. Diese Erfindungen funktionier ten und bewiesen dadurch, daß dasmechanistische Weltbild „stimmt“.

Bei einer näheren Untersuchung wird man jedoch erkennen, daß der mechanistischeAnsatz oberflächlich und beschränkt ist. Erste Zweifel an der absoluten Gültigkeitdieses Weltbildes entstanden, als Albert Einstein seine Relativitätstheorienveröffentlichte. Die „spezielle Relativitätstheorie“ (1905) revolutionierte dieNewtonschen Vorstellungen von Raum und Zeit, und die „allgemeineRelativitätstheorie“ (1916) brachte eine neue Interpretation der Gravitation.Newton hatte seinerzeit geglaubt, man könne alle Bewegungen auf der Erde, in denAtomen und im Universum mit nur drei Gesetzen beschreiben (mit den Gesetzen dergravitativen, elektrischen und magnetischen Wechselwirkungen). Bis zum heutigen Tagfügte die Wissenschaft dem Newtonschen Katalog nur noch zwei weitere Kräfte hinzu(die starken und schwachen Kernkräfte), während sie die elektrischen undmagnetischen Wechselwirkungen in den Gesetzen der elektromagnetischen Kraftzusammenfaßte. Mit diesen vier Kräften, so glaubt man heute in der Wissenschaft, seies möglich, alle Bewegungen auf der Erde, in den Atomen und im Universumbeschreiben. Worin besteht die Oberflächlichkeit und Beschränktheit diesesmechanistischen Weltbildes? Die Antwort hierauf wird verblüffend offensichtlich,wenn man die Axiome, die grundlegenden Annahmen, von denen dieses Weltbildausgeht, näher betrachtet:

* Die Annahme der mechanistischen Kausalität geht von der Autonomie der Teile aus.A ist ein selbsttätiger, unabhängiger (autonomer) Faktor, der auf berechenbareWeise B beeinflussen wird. Man braucht nur die Anfangsbedingungen (die Masse, diePosition, die Anfangsgeschwindigkeit, die Kräfte, die einwirken) zu kennen, und dannkann man alle vernetzten Reaktionen, die A auslöst, berechnen.

* Die Annahme der mechanistischen Lokalität geht von der Isolation der Teile aus.Damit man A als kausalen Faktor analysieren kann, muß er als Ereignis oder Körperganz klar abgrenzbar sein, sonst können die Anfangsbedingungen der Analyse nichtfestgelegt werden, was eine wissenschaftliche Analyse verunmöglichen würde. Jedewissenschaftliche Analyse ist von Kausalität und Lokalität (also von der Autonomieund Isolation der Faktoren) abhängig. Analyse bedeutet wörtlich „Auflösung;Zergliederung“, abgeleitet von dem griechischen Verb „lyein“, „(auf)lösen“, und der

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Vorsilbe „ana-“, „gemäß“. Analysieren bedeutet also, eine Struktur gemäß bestimmtenvorgefaßten Kriterien in Bestandteile oder Fragmente auflösen.

* Die Annahme der mechanistischen Chronologie geht von der Linearität der Teile aus.A, B, C und so weiter bilden nicht nur im Raum, sondern auch in der Zeit eine Linie.Das eine bedingt das nächste. Wenn A B bedingt, dann können A und B nichtgleichzeitig sein. Sind A und B gleichzeitig, sind sie mechanisch (kausal, lokal,chronologisch) nicht zusammenhängend, sondern zufällig. Das heißt, zwei verschiedenechronologische Linien kreuzen sich ohne kausalen Zusammenhang.

Tatsächlich werden bei diesen Formulierungen die Oberflächlichkeit undBeschränktheit plötzlich auffallend. Kein Faktor, Objekt oder Lebewesen istautonom. Es gibt immer unendlich viele gleichzeitige Einflüsse, weshalb es nichtzulässig ist, jemals einen Faktor, ein Objekt oder ein Lebewesen isoliert zubetrachten. Wenn ich einen Fußball trete, dann kann der Flug dieses Balles nie exaktvorausgesagt werden, denn weder ich noch der Ball, noch die Umgebung sind autonomund dürfen deshalb nie isoliert betrachtet werden. Der Ball und ich bewegen sich janicht in einem neutralen Vakuum, sondern in einem Kosmos, in dem gleichzeitigunendlich viele andere Faktoren wirken: meine Masse, die Masse des Balles, derReibungswiderstand des Bodens und der Luft, die Schwerkraft der Erde und desBalles und aller anderen Objekte, ja sogar aller anderen Planeten. Auch schon Newtonmußte zugeben, daß ihm bei seinen Berechnungen nichts anderes übrigblieb, als vieleFaktoren, z.B. Gravitationseinflüsse, zu vernachlässigen. (Die Gravitation ist eineKraft, die mit der Entfernung der Körper abnimmt, aber theoretisch nie null wird.Das heißt, die Gravitation aller Objekte breitet sich durch das ganze Universum aus.)

Bei allem, was wir betrachten, läßt sich also der konkrete Zusammenhang allerEinflüsse unendlich ausdehnen. Das bezieht sich nicht nur auf die obengenannteläppische Fußballszene, sondern auch auf die viel bedeutenderen Ereignisse inunserem Universum, in unserem persönlichen Leben und in den Strukturen derMaterie. Die unendliche Anzahl von Kräften, Objekten und Lebewesen, die allegleichzeitig existieren, zeigt unbestreitbar, daß keines von ihnen unabhängig seinkann. Die Welt ist ja nicht nur ein Fußballfeld von Atomen, die sich gegenseitigherumtreten, und sie ist auch nicht nur eine mechanische Maschine. Die Welt und diegesamte Schöpfung zeigt in jedem ihrer Aspekte einen organischen Aufbau. Alle Teilesind „gleichzeitig“ voneinander abhängig und wachsen gemeinsam. Sie bilden einorganisches Ganzes, und innerhalb dieses Gesamtzusammenhanges hat jeder Teil seineAufgabe. Unendlich viele Teile halten gleichzeitig das Ganze aufrecht, und jeder Teilscheint genau zu wissen, wo er hingehört und was er zu tun hat, als obdas Ganze die Teile koordiniert. Wie bei einem lebenden Organismus sind der Körperund die Organe, das Ganze und die Teile, nicht zu trennen.

Versucht man nun - wie das in der Wissenschaft getan wird -, die Teile herauszulösen,um sie als autonome und isolierte Faktoren zu analysieren, bricht man denGesamtzusammenhang künstlich auf und schafft eine unnatürliche Situation. DieNatur befindet sich immer in einem konstanten, zusammenhängenden Fluß, in demjedes Detail innerhalb des Gesamtbildes seine Bedeutung und seinen Sinn hat. DieserFluß der Natur ist vergleichbar mit einem Fluß von Tönen, Bewegungsabläufen oderWörtern. Deshalb spricht man manchmal auch vom „Buch der Natur“. In einem Buchhat jedes Wort seine Bedeutung aufgrund seiner Stellung innerhalb des Kontextes.

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Würden wir nun versuchen, ein Wort autonom und isoliert herauszugreifen, um eswissenschaftlich zu analysieren, beraubten wir es seiner Bedeutung und seines Sinns;und damit verlöre auch unsere Arbeit seine Bedeutung und seinen Sinn. Sie würdedurch diese verkehrte Vorgehensweise bedeutungslos und sinnlos. Aber genau dasgeschieht heute in der mechanistischen Forschung: Man löst Objekte aus demZusammenhang heraus und versucht sie als autonome und isolierte Objekte zu sehen,was sie aber nicht sind. Die absolute Isolierung ist nie möglich, und deshalb muß diemechanistische Wissenschaft immer abstrahieren und fragmentieren. Damit verpaßtsie jedoch den Sinn der gesamten „Natur“, die sie als sogenannte Naturwissenschafteigentlich ergründen möchte. Das „Buch der Natur“, in dem wir alle eine individuelleRolle spielen, hat tatsächlich einen Sinn und vermittelt eine tiefe Lehre, wie wir inTeil II des vorliegenden Buches bei der Erörterung von Karma, Kausalität undÜberwindung der Dualität gesehen haben. Wenn man jedoch aus diesem Buch dieeinzelnen Wörter herauszulösen beginnt, um sie isoliert zu analysieren, verkennt manden Sinn und Zweck des Buches.

Aber genau dieser Weg wurde durch die Quantenphysik eingeschlagen und bis insExtrem verfolgt: Man wollte nicht mehr nur die einzelnen Wörter betrachten,sondern auch die elementaren Bausteine der Wörter, die Buchstaben und derengemeinsame Strukturen. Weil die materielle Welt jedoch ein lebendiges, unendlichesBuch ist, birgt und enthüllt sie auch in ihren kleinsten Strukturen die Gesamtheit undUnendlichkeit, die allgegenwärtigen Hinweise auf den universalen, göttlichenUrsprung. Leider wurden diese Hinweise jedoch von den meisten Wissenschaftlernübersehen: „Obwohl ihre Theorien zu einer Weltanschauung führen, die derjenigender Mystiker ähnlich ist, fällt auf, wie wenig dies die Einstellung der meistenWissenschaftler beeinflußt hat. [...] Viele von ihnen unterstützen aktiv eineGesellschaft, die immer noch auf der mechanistischen, fragmentarischenWeltanschauung basiert, und sehen nicht ein, daß die Wissenschaft darüberhinausweist, zu einer Einheit des Universums, die nicht nur unsere natürlicheUmgebung, sondern auch unsere Mitmenschen umfaßt. Ich glaube, daß dieWeltanschauung, die aus der modernen Physik hervorgeht, mit unserer gegenwärtigenGesellschaft unvereinbar ist, weil sie den harmonischen Zusammenhängen, die wir inder Natur beobachten, nicht Rechnung trägt. Um einen solchen Zustand desdynamischen Gleichgewichts zu erreichen, bedarf es einer völlig anderen sozialen undökonomischen Struktur: einer kulturellen Revolution im wahren Sinn des Wortes. DasÜberleben unserer ganzen Zivilisation kann davon abhängen, ob wir zu einer solchenWandlung fähig sind.“ (Fritjof Capra im Epilog seines Buches „Das Tao der Physik -Die Konvergenz von westlicher Wissenschaft und östlicher Philosophie“)

Die Entwicklung von Quantenphysik und Quantenmechanik

„Ich glaube, man kann mit Sicherheit behaupten, daß niemand die Quantenmechanikversteht. Man sollte sich nach Möglichkeit nicht ständig fragen, ̀ warum ist es dennso?’, da man sich nur in eine Sackgasse verirrt, aus der noch keiner herausgefundenhat. Niemand weiß, warum es so ist.“

Richard Feynmann (1918-1988), Physik-Nobelpreisträger 1965 1)

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1) zitiert in, Herbert, Nick: Quantenrealität - Jenseits der neuen Physik, S. 11. Basel(Birkhäuser) 1987

Wie bereits erwähnt, entstand die Quantenphysik aus den Bemühungen der Physiker,die Natur der Atome, ihren Aufbau, ihre Stabilität und ihre Beeinflußbarkeit zuerforschen.

Die Entwicklung der Quantenphysik ging von folgendem Gedankengang aus: Wenn wirdie Funktionsweise der Materie richtig verstehen wollen, müssen wir über dieFunktionsweise ihrer elementaren Bestandteile Bescheid wissen. Um irgendeinen Teilzu kennen, müssen wir es vermessen (der mechanistische Ansatz!). Man mußgleichzeitig die Lage und Geschwindigkeit eines Objektes kennen, dann erst kann manAussagen über dessen zukünftige Lage, Geschwindigkeit, Energie usw. machen. Abergerade das gelang bei den Atomen nicht! Wie der Physiker Werner Heisenberg in denZwanziger Jahren herausfand, ist es nicht möglich, Lage und Geschwindigkeit einesAtomes „gleichzeitig• festzulegen. Denn jede Messung vermag nur das eine oder dasandere zu erfassen. Die Wahl des Experimentes beeinflußt von vorneherein schon dasErgebnis! Objektive Messung ist nicht möglich.

Aber damit nicht genug! Noch etwas entdeckten die Physiker, was sie sehr verdutzte:Die Materie offenbarte auf der Ebene ihrer atomaren Bestandteile einewidersprüchliche Natur! Die Bausteine der Materie verhalten sich einerseits wieTeilchen und breiten sich andererseits wie Wellen aus. Sind die nuklearenBestandteile der Materie nun „Teilchen“ oder „Wellen“, Substanz oder Energie? DasVerflixte dabei ist, daß die Experimente, die auf Teilchennatur, und die Experimente,die auf Wellenstruktur hinweisen, sich aufgrund ihrer grundverschiedenen Anordnungausschließen. Der Beobachter (das Subjekt) beeinflußt also das Objekt durch dieWahl seiner Experimente! Ist die „objektive“ Wissenschaft etwa nur eine subjektiveAnsicht, eine relative Wahrheit?

Neben den ersten beiden Erkenntnissen - die Ungewißheit der Vermessung und dieduale Natur der Teilchen - führten die Experimente der Physik noch zu einer drittenverblüffenden Entdeckung: Die atomaren Veränderungen verlaufen „diskret“Fachausdruck für „abgesondert; in Intervallen verlaufend; nicht weiter unterteilbar;diskontinuierlich“). Ein Elektron z.B. bewegt sich auf einer bestimmten „Schalen-Etage“ um den Atomkern.

Kommt von außen ein bestimmtes Energiequantum hinzu, springt das Elektron in dienächste Etage, ohne den dazwischenliegenden Raum kontinuierlich zu durchqueren. Beieinem solchen „Quantensprung“ erlischt die eine Zustandsform und die andereleuchtet auf, um es bildlich auszudrücken.

Ein solches elementares „Wellenteilchen“, das sich dual und diskret verhält, nennendie Physiker ein „Quant.• Weil ein Quant nie isoliert auftritt, wird dieses Wortmeistens nur in der Mehrzahl gebraucht: Quantenphysik, Quantendynamik,Quantenstatistik usw.

Die bereits genannten Erkenntnisse sind sehr wichtig: Jede materielle Veränderungbesteht in ihren Grundstrukturen aus „diskreten Einheiten“, das heißt, jede Bewegung,sei es die von Partikeln oder von Feldern, verläuft über solche Quantensprünge. Die

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scheinbare Kontinuität ist eine Täuschung, die auf die beschränkte Auflösung derBeobachtung zurückzuführen ist, vergleichbar mit einem Film. Ein Film setzt sich auseinzelnen Bildern zusammen, die aufeinanderfolgen, aber alle voneinander verschiedensind. Die sprunghaften Unterschiede, die sich von Bild zu Bild ergeben, könnte manals die „Quantensprünge“ des Filmes bezeichnen.

Diesen quantisierten, diskreten Bewegungsablauf sieht das Auge als kontinuierlicheBewegung, was in Wirklichkeit eine Täuschung ist. Diese Täuschung entsteht aufgrundder Ablaufgeschwindigkeit des Filmes. Wie groß muß also die Täuschung beim„Atomfilm“ sein,* in dem nicht nur 48 Bilder pro Sekunde aufleuchten, sondern -zigMilliarden! Die Physiker haben diesen Atomfilm geknackt und versuchen, an möglichstvielen Stellen in diesen Film einzugreifen.

*) Der alltäglichste Atomfilm, den wir sehen, ist unser Körper, der immer gleich zusein scheint, aber in Wirklichkeit konstant altert und sich verändert. Nur sehen wires nicht, weil der Atomfilm so schnell abläuft. Je schneller die Bewegung, destolangsamer die Erscheinung ...!

Das größte Problem der Quantenphysik besteht darin, daß Atome undElementarteilchen für eine direkte Beobachtung zu klein sind. Will man etwas überihr Verhalten erfahren, kann man ihnen nicht einfach konstant hinterherlaufen wieKonrad Lorentz seinen Gänsen. Man muß ihnen abpassen und eine Falle stellen, damitman sie irgendwie vor die Linse kriegt. Und selbst dann sieht man nur Spuren imSchnee, nur indirekte Abbildungen ihres Vorbeizischens. Noch kein Mensch hatjemals ein Atom gesehen. Alle Aussagen über die Atomarstrukturen stützen sich aufindirekte Wahrnehmung, auf die Abbildung von Spuren und Auswirkungen, die danninterpretiert werden müssen. Das Bild, das die Physik vom Atom zeichnet, ist nur eintheoretisches Modell, das immer wieder angepaßt werden muß, damit es mit denneusten Beobachtungen im kleinstmöglichen Widerspruch steht. Oft ist es sogarumgekehrt: Die Physiker erkennen Mängel in ihrem Modell und versuchen, diese zuüberbrücken, indem sie als Hypothese irgendwelche neuen Teilchen oder Faktorenpostulieren, dann gehen sie auf die Suche, und wer sucht, der findet.

Die Atome sind nicht nur zu klein; aufgrund ihrer diskreten und dualen Natur sindauch ihre Bewegungen nicht im einzelnen voraussagbar (determinierbar). Es istunmöglich, ein Atom zu isolieren oder in einem Ruhezustand zu packen, weil das Atomnie in einem Ruhezustand ist. Es ist Teilchen, aber auch Schwingung. Es ist Energieoder Energieverdichtung (ein „Energieknoten“). Deshalb ist es auch falsch zusagen, das Atom setze sich aus Bestand“teilen“ zusammen. Das Atom ist einenergetisches Gebilde mit einer geballten Kraft. Das merkt man vor allem dann, wennman es spaltet.

Mit seiner Kraft hat das Atom das Potential, sich sowohl als Substanz (Teilchen) alsauch als Energie (Welle) zu verhalten. Das Verhalten des einzelnen Atoms läßt sichalso nie genau voraussagen. Man kann das Verhalten eines Atoms mit dem Werfeneiner Münze vergleichen. Es ist nicht möglich, genau vorauszusagen, ob die MünzeZahl oder Kopf zeigen wird. Wenn wir aber Tausende und Millionen von Münzenwerfen, wird sich ein allgemeines Verhaltensmuster herausbilden: 50% Kopf und 50%Zahl.

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Wir werden nicht wissen, „welche• Münze im einzelnen Kopf oder Zahl zeigen wird,aber wir werden genau vorauswissen, daß die Hälfte Kopf und die andere Hälfte Zahlzeigen wird. Auf dieser Grundlage, die geschaffen wird durch dieWahrscheinlichkeitsrechnung, läßt sich arbeiten und spekulieren. Ein einfachesBeispiel aus der Quantenphysik ist die Berechnung der Halbwertzeiten. RadioaktiveElemente zerfallen innerhalb einer gewissen Zeit. Diese Zeit läßt sich jedoch niepräzise für jedes einzelne Atom festlegen, weil es immer solche gibt, die länger oderweniger lang leben. Was man jedoch berechnen kann, ist, innerhalb welcher Zeit die„Hälfte• der Atomverbindungen zerfällt und wann die Hälfte der verbliebenenHälfte, und so weiter. Auf dieser Grundlage lassen sich Spekulationen über das Altervon archäologischen und geologischen Funden anstellen, man kann mit den Elementenarbeiten und sie in Atomkraftwerken, Waffensystemen, Atomuhren usw. einsetzen.Voraussagen lassen sich nur für „große Massen“ von atomaren und subatomarenStrukturen machen, und das gelingt mittels Statistik undWahrscheinlichkeitsrechnungen. Die Schulphysik beschränkt sich weitgehend aufdiese Zielsetzung: möglichst viele Formeln finden, um das Verhalten vonTeilchenmassen voraussagen und so für profitabwerfende Zwecke ausbeuten zukönnen. Es sind dann auch die Wissenschaftler aus diesen Kreisen, die immer etwasgereizt reagieren, wenn die Erkenntnisse „ihres“ Faches von Nichtfachleutenaufgegriffen und philosophisch ausgewertet werden.

Einer, der es wissen muß, der Physiker und Philosoph David Bohm (der imübernächsten Unterkapitel näher vorgestellt wird), charakterisiert das Handwerkdieser profitorientierten Mehrheit innerhalb der Quantenphysik, die nur nochQuanten“mechanik“ betreibt, wie folgt: „Die Quantenmechanik kennt keine Erklärungder Ursachen. Gerade das gilt als eine ihrer Vorzüge, daß sie gänzlich auf Zufall undStatistik beruht, weshalb es nicht um Erklärungen geht. Sie kann nicht erklären, was„Zeit ist,“ und kann auch nicht erklären, wie ein Moment zu einem anderen wird.Mit anderen Worten, Quantenmechanik ist die Theorie des einen Momentes,der einen Messung, wobei es eine statistische Wahrscheinlichkeit gibt, ein bestimmtesErgebnis zu bekommen. Dann läßt man das ganze fallen und geht zur nächstenMessung über und wendet wieder die Statistik an. Die Quantenmechanik erklärtnicht, wie man von der einen Messung zur anderen gelangt, ja nicht einmal, warumoder wie die eine Messung gerade das Ergebnis hervorbringt, das es hervorbringt.Sie sagt: Die Formel berechnet dir die Wahrscheinlichkeit, und mehr liegt nichtdrin.“ 5)

5) David Bohm und Rene Weber: „Meaning as Being in the implicate orderphilsosophy of David Bohm: a conversation“, in: B.J. Hiley, F. David Peat (ed.):Quantum Implications. Essays in Honour of David Bohm, S. 437. London and NewYork (Routledge&Kegan Paul) 1987

Der Mensch befindet sich einmal mehr in einer mittelmäßigen Position: Das Große unddas Kleine entziehen sich seiner Wahrnehmung, und so glaubt er, im Universalen undNuklearen herrschten Zufall, und rechnet mit der Wahrscheinlichkeit, ohne zumerken, daß er damit in die Illusion der Wahrscheinlichkeit gefallen ist. Einperfektes Wort: Wahr“schein“lichkeit.

Die entscheidende Frage müßte hier dann lauten: Auf welche Wahrheit weist dieWahrscheinlichkeit hin? Was verbirgt sich hinter dem Schein?

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Der Mensch - Beobachter oder Teilnehmer im Universum?

„Wir hatten die alte Vorstellung, daß es „draußen• das Universum gibt und „hier“ denMenschen, den Beobachter [...] Aber heute wird uns klar, daß das Universum einUniversum des wechselseitigen Teilnehmens ist, und so müssen wir das herkömmlicheWort „Beobachter• aus den Büchern schlicht und einfach streichen und es mit demneuen Wort „Teilnehmer• ersetzen.“

- John Wheeler, amerikanischer Pionier der Quantenphysik 1)

1) zitiert in: Buckley, Paul, und Peat David: A Question of Physics. London(Routledge&Kegan) 1979

Wenn man nur den greifbaren Bereich der materiellen Welt betrachtet, könnte manmeinen, sie sei nichts anderes als ein Puzzle-Spiel: Eine Vielzahl von Teilen verbindetsich zu einem Ganzen. Der Mensch kann mechanische Teile konstruieren undzusammenfügen, und er kann ein organisches Ganzes in seine Teile zerlegen, um zusehen, wie sie aufeinander einwirken. Diese Vorgehensweise ist zweifelsohne einemögliche Art und Weise, mit der materiellen Welt umzugehen, aber sie ist nicht dieeinzig mögliche und ganz bestimmt nicht die beste. Auf jeden Fall führt sie nichtüber das mechanistische Weltbild hinaus. (Man braucht nur einen Samen zu setzenund keimen zu lassen, und schon vollzieht sich ein Wunder, das nicht in dasmechanistische Weltbild paßt.)

Wenn der Mensch in die Quantenwelt vordringt, ändert sich das Bild vom Puzzle-Spiel. Weil die Physiker dachten, die Welt sei nichts anderes als einZusammensetzspiel, machten sie sich auf die Suche nach den „Bestandteilen“ oder„Bausteinen“ der Materie, aber mußten bald einmal feststellen, daß die Materie einTrichter ohne Ende ist. Jedes Elementarpartikel muß wiederum als Produkt nochkleinerer oder subtilerer Strukturen aufgefaßt werden, und es sieht so aus, daß alleGrenzen, die der Mensch findet, nicht in der Materie selbst liegen, sondern in derErschöpfung der menschlichen Reichweite. Irgendwo muß man an ein Ende kommen,und dort, wo man aufhört, zieht man den Schlußstrich. Aber diese Unterteilung hatnichts mit der wahren Natur der Materie zu tun.

Die Atome und erst recht die subatomaren Strukturen sind unsichtbar und unfaßbar.Die Forscher können nur indirekt über Experimente auf sie zurückschließen. Siewissen selbst nicht, was sie eigentlich untersuchen, und so bleibt ihnen nichts anderesals das mathematische Tasten übrig. Sie müssen vom Bekannten ausgehen und diebekannten Denkmuster auf das Unbekannte projizieren. Ihr einziger Anhaltspunktist das Experiment, durch das sie versuchen, die unfaßbaren Strukturen in ihrefaßbaren Dimensionen heraufzuholen. Mit anderen Worten, die Forscher müssen das,was sie nicht sehen und fassen können, spekulativ rekonstruieren und interpretieren.Je nachdem, was man von den Atomen will, muß man Experimente aufbauen, die eineentsprechende Quantenmessung erlauben. Man greift also irgendein Lichtbild aus derMultivisions-Show der Quantenwelt heraus, ohne eine Ahnung zu haben, was in dieserShow eigentlich gezeigt wird, denn die Quantenwelt ist dem Menschen verschlossen.Der Mensch, auch der Quantenphysiker, bewegt sich in einer ganz anderen Welt mitganz anderen Größenverhältnissen und Dimensionsstrukturen. Der einzige Zugang zurWunderwelt der Atome sehen die Quantenmechaniker in Form des experimentellen

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Herausgreifens von „Lichtbildern“: irgendwelche Strukturen aufPhosphorbildschirmen, „Blasenkammer“-Aufnahmen, Geigerzählern oder Meßanzeigenvon Teilchenbeschleuniger-Anlagen. Ein wahrlich armseliger und lebloser Ausschnittaus jener Welt, die auf mysteriöse, ja mystische Weise alles Sichtbare in seinenGrundstrukturen zusammenhält.

Der Mensch greift mit seinem Experiment einen ganz bestimmten Ausschnittaus der Gesamtheit der Quantenwelt heraus. Das Experiment „zwingt“ die Materie,eine ganz bestimmte Form und Verhaltensweise anzunehmen, die sie sonst nichtangenommen hätte. Bestimmt also der Mensch, was er sieht? Sieht er nur das, was ersehen will oder sehen kann? Schafft erst sein Wunsch, etwas zu beobachten, diebeobachtete Realität? Denn die Materie birgt in ihrer Struktur unbegrenzt vielepotentielle Realitäten, und der „Beobachter“ kann immer nur eine herausgreifen.Kreiert also der Beobachter das Beobachtete? Und existiert das, was nichtbeobachtet wird, etwa gar nicht? Und wo bricht die Vielzahl der potentiellenMöglichkeiten zusammen, so daß am Schluß nur noch eine, die beobachtete,übrigbleibt? Bricht sie im Experiment zusammen oder erst bei der Messung oder erstbei der Beobachtung durch einen bewußten Beobachter? Das würde bedeuten, daß derBeobachter bzw. dessen Bewußtsein entscheidet, was gesehen wird. Das Gesehenewäre dann immer nur selektiv, subjektiv und relativ. Und genau zu diesem Schluß sindeinige bekannte Quantenphysiker gekommen (z.B. Werner Heisenberg, John vonNeumann, Hugh Everett). Sie sprechen von zwei, mehreren oder unendlich vielenWelten, die alle als potentielle Realität parallel existieren und von denen derbeobachtende Mensch immer nur eine herausgreifen kann, wobei diese eine Weltausschließlich im Bewußtsein des jeweiligen Beobachters existiere. Jeder Mensch lebtalso in seiner eigenen Traumwelt und sieht nur einen kleinen, selbstgewähltenAusschnitt. Aber weil man nur einen Ausschnitt aus einer unbekannten Ganzheit sieht,weiß man gar nicht, was man tatsächlich sieht und was man „nicht“ sieht.Das Beobachtende und Beobachtete sind untrennbar miteinander verbunden undbedingen sich gegenseitig. Sie sind beide Teil desselben Ganzen und dürfen nichtgetrennt werden. Das bedeutet aber auch, daß das Bewußtsein (das Beobachtende)und die Materie (das Beobachtete) nicht getrennt werden dürfen. Ja das Bewußtseinist viel wichtiger, weil alles, was wir sehen und „nicht“ sehen, von ihm abhängig ist.Das Bewußtsein ermöglicht es uns, überhaupt etwas wahrzunehmen, uns über dieUmwelt und über uns selbst bewußt zu sein. Aber was ist das Bewußtsein?

Die offizielle Schulmeinung besagt, daß alles aus Atomen besteht. Woraus bestehendann die Gedanken und Gefühle? Besteht das Bewußtsein ebenfalls nur aus Atomen?Wer oder was beobachtet überhaupt? Ist es das Auge? Das Hirn? Die Gesamtheitder Nerven? Oder ist es eine nicht-materielle Kraft, das immaterielle Selbst?Spätestens bei dieser Frage platzt den meisten Physikern der Kragen. „Was solldiese sinnlose Metaphysik? Diese Spekulationen nützen niemandem etwas. Quantelnwir einfach weiter!

Hauptsache, die Maschinen und Waffensysteme, die wir konstruieren, funktionieren!“So spielen die Menschen plötzlich mit Energien herum, die sie nicht verstehen.

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Quantenmechanik: Hauptsache, sie funktioniert!

„Quantenmechanik, diese mysteriöse, verwirrende Wissenschaft. Keiner von unsversteht sie wirklich, aber wir verstehen es, sie anzuwenden.“Murray Gell-Mann (1980), Nobelpreisträger der Physik 1969

M. Gell-Mann: The Nature of Matter, Wolfson College Lectures, 1980.Oxford (Clarendon Press) 1981

Der Mensch entdeckt auf einmal, daß er nicht ein außenstehender, über alleserhabener Beobachter des Universums ist, sondern daß er selbst ein Teil davon ist.Nicht nur das, er ist ein „Gefangener“ im Universum. Er kann sich nie über dasUniversum erheben, um etwas Objektives über das Universum zu sagen. Solange mansich „innerhalb• eines Hauses befindet, kann man nichts über das Gesamtaussehen desHauses sagen. Man muß das Haus verlassen und es von außen betrachten, um genau zuwissen, wie das Haus aussieht. Aber das wird dem Menschen in Bezug auf dasUniversum nie gelingen.

Die einzige Möglichkeit, etwas über die Materie und den Menschen zu erfahren, sodenkt die moderne Wissenschaft, besteht darin, diese Ganzheit aufzutrennen - bishin zu den Atomstrukturen. Dies bedeutet jedoch, die Ganzheit künstlich zuunterteilen in Beobachter/Beobachtungsgerät einerseits und das „Beobachtete“andererseits, damit es überhaupt möglich wird, Experimente durchzuführen. (Denn einExperiment bedingt immer, daß man zuvor die Frage klärt: „Was• will ichbeobachten? Und „wie“ will ich es beobachten?)

Aber diese Auftrennung wird nie den Blick für die Ganzheit eröffnen, im Gegenteil,der Blick wird immer fragmentarischer und begrenzter. Der Mensch sieht nur nocheinen Ausschnitt, aber einen Ausschnitt wovon? - Das weiß er nicht. Der Mensch istimmer nur ein Teil, aber ein Teil wovon? Das weiß er nicht.

Diese Erkenntnis, daß der Materialismus eine Sackgasse ist, gehört zu denwichtigsten philosophischen Konsequenzen der Quantenphysik. Aber, wie die obigenZitate zeigen, die Quantenphysiker scheren sich nicht darum, sondern quantelneinfach weiter. Weit über 50% ihrer „Errungenschaften“ gehen in dieRüstungsindustrie oder dann in die Nukleartechnologie und in die Datenverarbeitung,die letztlich zu Machtmitteln der Mächtigen werden.

Trotz der Entwicklung der Relativitäts- und Quantentheorien ist der moderneMensch grundsätzlich immer noch dem mechanistischen Denkschema verhaftet. Erdenkt, daß der mechanische Zusammenhang der einzig vorstellbare Zusammenhang derDinge sei. Diese Überzeugung zeigt sich z.B. darin, daß Energie heute ausschließlichdurch das Zerstören von untergeordneten Strukturen gewonnen wird: durch dasVerbrennen, Verdampfen, Spalten und Abbauen der Energieträger. Die gesamteEnergieversorgung der Welt ist auf diesen destruktiven Methoden aufgebaut. Biszum heutigen Tag sind alternative Energiesysteme skrupellos unterdrückt worden, umdie Monopolstellung der Mächtigen zu wahren, und die Menschen haben dieses Spielduckmäuserisch hingenommen, dankbar für jede Brosame von Fortschritt, die ihreMeister unter den Tisch fallen ließen.

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Es ist jedoch die Ironie der Schöpfung, daß der Materialismus in seinen Extremenimmer wieder mit den eigenen Grenzen konfrontiert wird. Die Tiefen des Atoms unddie Tiefen des Weltalls entziehen sich der Arroganz des Menschen. Über den langenUmweg der modernen Forschungen geriet, wie bereits erwähnt, das mechanistischeWeltbild ins Wanken. Offensichtlich war dies aber nicht gleichbedeutend mit demWanken des „materialistischen“ Weltbildes, denn die Quantenphysik an sich ist nichtsanderes als eine Erforschung der Atome, um ihre Energien besser verstehen und somitbesser nutzen zu können. Die Quantenphysik erlaubt extreme materialistischeSchlußfolgerungen. Wenn das mechanistische Weltbild aufgrund der Erkenntnisse derQuantenphysik nicht mehr aufrechterhalten werden kann, dann lautet dieentscheidende Frage: Wodurch wird dieses mechanistische Weltbild ersetzt?Einfach durch das „quanten•mechanische Weltbild? Durch ein monistisches Weltbild?Durch ein holistisches Weltbild? Oder durch ein spirituelles Weltbild? Mit derQuantenphysik wurde eine bisher unbekannte Tür aufgestoßen, die Korridore inunterschiedlichste Richtungen freilegte. Kurzfristig wählten die Physiker dasdämonischste und destruktivste Ziel, die Spaltung des Atoms. Verglichen mit diesemWahnsinn war Newtons mechanistischer Materialismus geradezu harmlos gewesen.

Die Quantenphysik hat aber auch noch andere, positive Aspekte. Sie führt denMenschen an die Grenzen der faßbaren Materie und zeigt, daß diese letztlichunfaßbar sind. Nachdenkliche Physiker begannen sich zu fragen, was dieUnfaßbarkeit dieser Grenzen zu bedeuten habe. Einige unter ihnen wiesen sogar aufgewisse Parallelen mit der östlichen Mystik hin. In alten buddhistischen undhinduistischen Schriften lassen sich nämlich Aussagen finden, die ähnliches aussagenwie die modernen Physiker in ihren Interpretationen der Quantentheorie. Doch trotzdieser ersten Berührung mit dem Gedankengut des Ostens wurde nie ein schlüssigesvedisches Weltbild erarbeitet, denn die philosophische Interpretation derSanskrittexte blieb immer nur spekulativ, ebenso wie die Interpretation derQuantentheorie.

Die neuen Quantenweltbilder

„In der Quantenmechanik geht es nicht um eine willkürliche Entsagung einer nochdetaillierteren Analyse des Phänomens Atom, sondern um die Erkenntnis, daß einesolche Analyse „prinzipiell• ausgeschlossen ist.“

Niels Bohr (1885-1962), einer der Begründer der Quantenphysik, Nobelpreisträger1922 3)

3) Niels Bohr: Atomic Physics and Human Knowledge (S. 62). New York (ScienceEditions) 1961.

Es ist unheimlich, aber wahr: Die materielle Welt ist nicht das, was sie zu seinscheint. Sie erscheint auf den ersten Blich als ein Puzzle-Spiel, in dem sich ein Teilan den anderen fügt, gemäß klar definierten mechanischen Gesetzen, die klareVoraussagen erlauben. Auf dieser Grundlage baute Newton seine Physik auf underzielte beeindruckende Erfolge. Es gelang ihm, Vorgänge auf der Erde und imWeltall (die Bahnen der Planeten) physikalisch zu beschreiben und auf wenigeGesetze zurückzuführen, wodurch es den Menschen möglich wurde, selbst materielle

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Objekte zu bauen oder zu manipulieren. Es dauerte nicht lange, bis auch die Biologennachzogen und sagten, die Lebensfunktionen in den organischen Körpern seienebenfalls nichts anderes als das Ergebnis eines komplexen Zusammenwirkens vonphysikalischen Impulsen der Nerven, Moleküle und Energieströme. Tote und lebendigeMaterie seien letztlich dasselbe.

Als die Physiker jedoch begannen, die Materie in den submikroskopischen Bereichenzu untersuchen, stießen sie auf ein neues Universum, die Quantenwelt der Atome. WasAtome wirklich sind, weiß bis heute noch kein Physiker. Das einzige, was die Physikerwissen, ist, daß sich die Atome in großen Verbänden nach ganz bestimmtenstatistischen Mustern verhalten. Die atomaren und subatomaren Ebenen an sichbleiben ein Geheimnis. Und hier schieden sich die Geister und haben bis heute nichtwieder zusammengefunden. Grundsätzlich lassen sich zwei Seiten erkennen. Die einegeht auf den dänischen Physiker Niels Bohr zurück und wird daher oft als„Kopenhagener Schule“ bezeichnet. Sie besagt (siehe obiges Zitat), daß der Menschkeine Möglichkeit habe, tatsächlich zu den Atomen vorzudringen. Die detaillierteAnalyse eines einzelnen Atoms sei unmöglich, weil der Mensch immer von seinerBeobachtung und somit von den Beobachtungsvorrichtungen abhängig sei. Damit könneder Mensch nur immer von ihm selbst herausgegriffene Muster erkennen, aber nie dieGesamtheit aller Muster und auch nie die Natur des einzelnen Atoms.

Diese Interpretation ist heute weit verbreitet und unter den Physikern sehr populär,denn sie kann in dem Sinn ausgelegt werden, daß der Mensch gar nicht nach tieferenStrukturen suchen soll, weil es entweder keine gibt oder zumindest keineMöglichkeiten, sie zu isolieren. Deshalb solle man sich einfach auf dasquantenmechanische Handwerk beschränken und nicht zu viel nachdenken, weil dassinnlos, da aussichtslos sei. Auf diese Weise haben schon drei Physikergenerationenihr Gewissen beruhigt. Die Vertreter der anderen Seite, angeführt von AlbertEinstein, gaben sich mit dieser Interpretation nicht zufrieden. Sie bestanden darauf,daß die Welt nicht nur statistisch (auf Wahrscheinlichketen beruhend) undindeterministisch sei (d.h. auf willkürlichen, keinen höheren Gesetzen unterworfenenQuanten-“Launen“ der Atome beruhend); dieser Eindruck entstehe nur, weil dieQuantenphysik noch nicht das endgültige Verständnis der Welt liefere; wenn esgelänge, die entsprechenden Naturgesetze oder Feldtheorien zu entdecken, wäre manauf einmal in der Lage, all jene Phänomene, die jetzt indeterministisch undzusammenhangslos erscheinen, im Licht eines höheren Musters zu verstehen.Die einen suchten gar keine höheren Gesetze, weil sie sagten, diese gebe es gar nicht,und die anderen sprachen von höheren Gesetzen, hatten aber keine Vorstellung, worindiese bestanden. So kamen beide Seiten nicht weiter. Albert Einstein suchte in seinenspäten Jahren nach einer Weltformel, Niels Bohr setzte sich das Ying-Yang-Zeichenins Wappen, Max Planck sprach von Gott, und Erwin Schrödinger liebäugelte mitgewissen östlichen Lehren, die sagen, materielle Formen seien letztlich nurinexistente Illusionen.*)

*) „Die Vielheit ist bloßer Schein; in Wahrheit gibt es nur EIN Bewußtsein. Das istdie Lehre der Upanischaden [...] Nichts spiegelt sich! Die Welt ist nur einmalgegeben. Urbild und Spiegelbild sind eins. Die in Raum und Zeit ausgedehnte Weltexistiert nur in unsrer Vorstellung.“ Schrödinger, Erwin: Geist und Materie, S.79,92. Wien, Hamburg (Zsolnay) 1986. Erstausgabe in englischer Sprache 1958(Cambridge University Press).

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Weil man philosophisch nicht weiterkam, konzentrierten sich auch die obengenanntenPhysikgrößen auf die praktische Forschung. Diese wurde verlangt, gefördert undbrachte konkrete Ergebnisse. Denn immerhin war die Quantentheorie so praktisch,daß sie funktionierte, auch wenn man nicht wußte, wie und warum.

Die obengenannten Weltbilder lassen sich auch wie folgt zusammenfassen: (1) Manklammert das Nicht-Beobachtbare einfach aus dem Bereich der Physik aus. (2) Manwill das Nicht-Beobachtbare mit „neuen“ physikalischen Erkenntnissen erklären. Ausder vedischen Sicht stellen beide Kategorien nur Halbwahrheiten dar. Es stimmt, daßder Kern der Realität letztlich nicht beobachtbar (meßbar) ist. Aber das degradiertihn nicht zum nebensächlichen Detail, vielmehr ist dieser „unsichtbare“ Kern daswichtigste, was es überhaupt zu erkennen gibt, nämlich das, was das unsere Existenzund die Existenz der gesamten Natur ausmacht: das „Leben“, das Bewußtsein. DieseFaktoren sollten deshalb nicht einfach unter den Teppich gekehrt werden.

Die Erklärung dieses Kerns wird durch die Vertreter der zweiten Kategorieangestrebt, jedoch mit falschen Mitteln, denn das Bewußtsein läßt sich nicht mitPhysik, auch nicht mit einer „neuen“ Physik, ergründen. Das Bewußtsein ist nicht dasProdukt von Materie, sondern die Kraft hinter der Materie. Als indirekten Beweisfür diese Aussage geben die vedischen Schriften ein komplexes System vonVorgängen, wie man das Bewußtsein über die Materie erheben und von materiellenEinflüssenbefreien kann. Dies zeigt, daß das Bewußtsein nicht materiell ist, denn sonst könnteman es nicht von den materiellen Einflüssen lösen. Das vedische System ist genausowissenschaftlich wie die moderne Wissenschaft. Beide stützen sich auf dieVorgehensweise Experiment – richtige Ausführung - vorausgesagtes Ergebnis.

Spätestens seit der Entwicklung der Quantenphysik muß auch die Wissenschaftzugeben, daß es viele Phänomene gibt, die man nicht direkt beweisen kann (wie z.B.den Aufbau der subatomaren Strukturen), und daß deshalb indirekte Beweise(Rückschlüsse anhand von Symptomen) notwendig sind. Ein direkter Beweiswäre, wenn man ein Atom einfach aus der Materie herausangeln könnte, um es zubetrachten, zu messen und zu fotografieren. Das geht natürlich nicht, und deshalbmuß man die Symptome der Atome studieren: Wie verhalten sie sich bei Kollisionen,Brechungen und Ablenkungen? Ebenso kann man die „Seele“, die immaterielleLebenskraft, nicht aus dem Körper angeln und messen, wiegen oder fotografieren.Aber man kann anhand der Symptome des Bewußtseins Aussagen über die Existenzder Seele machen, ebenso wie man anhand der Symptome der Materie Aussagen überdie Existenz der Atome machen kann. (Das wird das Thema von Kapitel 9 sein.)

Nicht-Lokalität: Spukt es in der Materie?

„Physics should represent a reality in space-time, free from any spookyaction at a distance.“- Albert Einstein 1)

1) „Die Physik muß eine Realität in der Raumzeit darstellen, die frei ist von jeglichergeisterhaften Beeinflussung über Entfernung.“

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Albert Einstein, zitiert in Born, Max (ed.): The Born-Einstein Letters, S. 158. London(Macmillan) 1971.

Als die Physiker begannen, mit Licht und Atomen gezielte Experimentedurchzuführen, gelang es ihnen, viele Bewegungsmuster zu definieren, was ihnen einegewisse Macht über die Materie verlieh. Mit diesen Erkenntnissen und Profitengaben sich die meisten Wissenschaftler zufrieden. Diejenigen jedoch, die bei denExperimenten etwas genauer hinschauten, erhaschten im Hintergrund desExperimentes ein blitzschnelles Phänomen, etwas Gespenstisches, das so unheimlichwar, daß die meisten lieber nicht ein zweites Mal hinschauten. Da gab es nämlich eineGeisterhand, die in gewisse Experimente eingriff und Ergebnisse verursachte, die mitdem herkömmlichen Kausalitätsdenken nicht vereinbar waren. Weil diequantenmechanischen Erfindungen aber sehr gut ohne dieses spukige Detail auskamen,wurde es weitgehend ignoriert. Was ging da in den sterilen Laboren derQuantenphysik vor sich?

Erwin Schrödinger gehörte zu den ersten, die es erkannten und auszusprechenwagten: Bestimmte quantenphysische Experimente schienen das Ergebnis andererExperimente zu beeinflussen, obwohl diese beiden Experimente voneinander getrenntdurchgeführt wurden. Es sah aus, als ob sich gewisse Partikel über Entfernungbeeinflussen. Können Partikel oder andere Einheiten (z.B. Felder) aufeinander wirken,auch wenn sie nicht direkt verbunden sind? Gibt es noch andere Zusammenhänge alsdie rein kausalen (A verursacht B, B verursacht C, usw.)? Sind die letztenZusammenhänge in der Welt etwa „nicht-lokal“ (das heißt nicht räumlich linearverknüpft)? Träfe es zu, daß in den elementaren Wechselwirkungen der MaterieAkausalität und Nicht-Lokalität vorkommen, wären das schon fast geisterhafteFaktoren und widersprächen der klassischen Physik genauso wie derRelativitätstheorie.

„Wegen ihrer Phasenverbundenheit scheint eine Wirkung auf Quon[Quantenpartikel] A einen augenblicklichen Effekt auf Quon B zu haben, auch dann,wenn die beiden Quons nicht mehr in der Lage sind, miteinander auf Grundkonventioneller Kräfte in Wechselwirkung zu treten. Schrödinger empfand dieseoffenbar augenblickliche [synchrone] Verknüpfung als so ungewöhnlich, daß er sienicht als „ein Merkmal“, sondern als „das Hauptmerkmal• der Quantentheoriebezeichnete.“ 3)

3) Herbert: Quantenrealität, S. 227

In den Fünfziger Jahren erfuhr diese Annahme durch die theoretischenArbeiten eines anerkannten, aber eigenwilligen Physikers weitere Bestätigung. Es warEinsteins junger Kollege David Bohm. Bohm: „Einstein hatte das Gefühl, daß diestatistischen Voraussagen der Quantentheorie zwar korrekt waren, daß jedochgewisse Elemente fehlten und daß man - würden diese fehlenden Elemente hinzugefügt- über die Statistik hinausgehen könnte, um zumindest im Prinzip zu einerdeterministischen Theorie zu gelangen. Diese Begegnung mit Einstein hatte einengroßen Einfluß auf den weiteren Verlauf meiner Forschungen.“ 2)

2) Bohm: „Hidden variables and the Implicate Order“, in: QuantumImplications, S. 35.

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David Bohm, obwohl anfänglich ein Anhänger der Kopenhagener Deutung, warje länger je mehr nicht mehr überzeugt, daß sich die physikalische Forschung in derErkenntnis des dualen Wesens der materiellen Elementarteilchen erschöpfe. Ab 1952veröffentlichte Bohm mehrere Artikel, in denen er verschiedene intuitive Modellevorschlug, die gleichzeitig eine physikalische Revolution und eine physikalischeTodsünde enthielten.

Bohms Ansatz war eigentlich ganz einfach: Zwei Ereignisse können sehr wohlaufeinander einwirken, ohne direkt miteinander verbunden zu sein, nämlich dann, wennsie über eine übergeordnete oder tiefgründigere Struktur verbunden sind. Bohmsprach von einem „Quantenpotential“ oder von einer Führungswelle, die alleQuantenstrukturen (Felder, Atome und subatomare Partikel) verbinden. Der Einflußdes Quantenpotentials, sagte Bohm, breite sich wie die Gravitation durch das ganzeUniversum aus, nehme aber - im Gegensatz zur Gravitation - mit der Entfernung nichtab; deshalb sei es sehr wohl möglich, daß es Dinge gibt, die synchron (nicht-lokal undakausal) geschehen, denn sie seien über den gemeinsamen Urgrund miteinanderverbunden. Für die konventionelle Physik, die einen solchen hypothetischen Urgrundnicht akzeptieren kann, stellt die Annahme der synchronen Verbindung eine absurdeBehauptung dar, denn diese Annahme setzt voraus, daß Quantenpartikeluntereinander Informationen“ superluminal (mit Überlichtgeschwindigkeit)austauschen können! Und das ist eine Todsünde, denn mit Albert Einstein hatte diemoderne Physik postuliert und akzeptiert, daß die Lichtgeschwindigkeit diehöchstmögliche materielle Geschwindigkeit sei. Aber als Bohm dennoch das Eis derLokalität und Kausalität brach, dauerte es nicht mehr lange, bis ein anderer Physiker,John Bell, die Realität dieses Mysteriums experimentell nachwies (1964).

John Bell: „Die Arbeiten über die Quantenmechanik, die Bohm im Jahre 1952veröffentlichte, waren für mich wie eine Offenbarung. Sehr beeindruckend war dieášáberwindung des Indeterminismus. Aber noch wichtiger, so denke ich, war, daß eres in keiner Weise für notwendig hielt, die Welt vage in ̀ System’ einerseits und`Apparat’ oder ̀ Beobachter’ andererseits zu unterteilen.“ 3)

Bell, John: „Beables for quantum field theory“, in: QuantumImplications, S. 227

John Bells indirekte Beweisführung ist heute als das „Bellsche Theorem“ bekannt 5).Bell konnte nachweisen, daß es physikalische Phänomene gibt, die mathematisch nichterklärt werden können, wenn man nicht die Nicht-Lokalität akzeptiert.

5) Bell, John: „On the Einstein-Podolsky-Rosen Paradox“, in: „Physics I•195 (1994)

Bells Theorem wird auf anschauliche und fundierte Weise im Buch von Gary Zukavbeschrieben (S. 316ff.). Siehe Fußnote ...

Ein diesbezügliches Experiment, sehr vereinfacht dargestellt, verläuft wie folgt:

(1) Das Experiment arbeitet mit phasenverriegelten Teilchen. Das sind subatomareTeilchen, die einer gemeinsamen Struktur angehören und deshalb die gleichen

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Attribute haben, aber mit vertauschten Vorzeichen. Nun werden solcheZwillingsteilchen in entgegengesetzte Richtungen ausgesandt. Die Teilchen bewegensich mit Lichtgeschwindigkeit, und man dürfte annehmen, daß sich die Teilchen nachder Aussendung nicht mehr beeinflussen. Aber das Gegenteil ist der Fall ...

(2) ... Die Messung des einen Teilchens beeinflußt den Zustand des anderen! Wird daseine Teilchen beeinflußt (denn ohne Beeinflussung kann man nicht messen), reagiertdas andere automatisch und synchron in entgegengesetzter Richtung, obwohl ihmäußerlich gar nichts zustieß. Dies passiert gleichzeitig, auch wenn die Teilchen vieleLichtjahre auseinander sind. Mit anderen Worten, alle Quantenpartikel, die einmalmiteinander verbunden waren, bleiben nach einer Trennung „phasenverrie-gelt“, d.h.über ihre Wellenfunktion miteinander verbunden. Ein eindrückliches Beispiel für diepermanente Verknüpfung ursprünglich verbundener Teile!

Die Konsequenz dieser Erkenntnis ist nicht nur für die Physik, sondern für jedenLebensbereich von größter Nachhaltigkeit und führt direkt zu einer wichtigenvedischen Schlußfolgerung: Alles ist miteinander verbunden, weil sich alles einmalinnerhalb des gemeinsamen Ursprungs befand und eine Einheit bildete (unabhängigdavon, ob man nun den Urknall oder Maha-Visnu als den Ursprung des Universumsbetrachtet). Die physikalische Nicht-Lokalität ist nicht direkt beweisbar, aber siesollte den Menschen auf den Gedanken bringen, daß der materialistische Ansatzimmer in eine Sackgasse führen muß. In der Materie gibt es Nicht-Lokalität, weil derspirituelle Urgrund der Materie (das Brahman) ebenfalls nicht-lokal und akausal, d.h.nicht materiell ist.

Deswegen wird die Nicht-Lokalität immer offensichtlicher und wirksamer, je mehrman die spirituellen Bereiche der Realität in Betracht zieht. Auf der grobstofflichenEbene ist der ursprüngliche Zusammenhang aller Dinge nicht mehr direktwahrnehmbar. (Wenn ich auf der Erde eine Stecknadel fallen lasse, wie beeinflußtdas die entfernten Galaxien?) Aber auf der feinstofflichen Ebene ist dieserZusammenhang vollumfänglich wirksam, zum Beispiel in der Karma-Kausalität. Wenngemäß dem Karma-Gesetz zwei Autos zusammenstoßen, so ist das physikalischgesehen ein nicht-lokaler und akausaler Vorgang. Wenn es ein lokaler und kausalerVorgang wäre, dann hätten sich die beiden Autofahrer verabreden müssen, umabsichtlich zur selben Zeit am selben Ort zu sein und sich frontal zu treffen. Diebeiden Autofahrer sind jedoch scheinbar unabhängig voneinander losgefahren, zuverschiedenen Zeiten, aber genau in der richtigen Sequenz, so daß sich ihre Wegekreuzten. Nur eine oder zwei Sekunden Unterschied, und der Unfall hätte nichtstattgefunden. Man kann hier von Zufall sprechen, aber in Wirklichkeit handelt essich um eine nicht-lokale, akausale Synchronizität, inszeniert nicht durch dieNewtonschen oder quantenphysischen Gesetze, sondern durch die Faktoren desKarma-Gesetzes.

Die spirituelle und die feinstoffliche Synchronizität spiegelt sich auch in dergrobstofflichen Materie, die deshalb in ihren Grundstrukturen ebenfalls synchrone(nicht-lokale, akausale) Anlagen aufweist. Die Nichtlokalität ist einer der radikalstenWidersprüche im wissenschaftlichen Weltbild und scheint auf den ersten Blickabsurd zu sein. Wie können zwei Partikel (oder zwei Ereignisse, zwei Personen),die „nichts“ miteinander zu tun haben, sich gegenseitig beeinflussen?

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Das Bellsche Theorem besagt, daß kein Modell die Realität erklären kann, wenn esnicht reale, aber unsichtbare Kraftfelder enthält, die synchron oder zumindest mitášáberlichtgeschwindigkeit Reaktionen koordinieren können. Das können die meistenPhysiker nicht glauben, aber es stört sie auch nicht sehr, weil es ihnen gar nicht umdie Ergründung der Realität geht, sondern nur um die Manipulation der Materie. Aufdiesen Umstand kann man nicht oft genug hinweisen, denn er ist die Hauptursache der wissenschaftlichen Kurzsichtigkeit und Einseitigkeit.

Die implizite und explizite Ordnung im Kosmos

„Ein intuitives Modell zu haben ist, in meinen Augen, besser, als gar keins zu haben,denn ohne ein solches Modell wird die quantentheoretische Forschung aus nicht vielanderem bestehen als aus dem Aufstellen von Formeln und dem Vergleichen vontheoretischen Ergebnissen mit denen der Experimente. Und noch entscheidender: DieLehre der Quantenmechanik wird zu einer Art Indoktrination schrumpfen (und dieseTendenz läßt sich tatsächlich feststellen), die darauf hinausläuft, den Glauben zuschüren, daß dieses Vorgehen in der Physik das einzig mögliche sei. Auf diese Weisesind neue Generationen von Studenten herangewachsen, die von vornherein für solcheFragen [nach der wirklichen Realität] verschlossen sind.“ 8)

- David Bohm (1917-1992?) Pionier der holistischen Physik

8) Bohm: „Hidden variables and the Implicate Order“, in: Quantum Implications, S.39.

David Bohm wurde 1917 als Sohn eines nach Amerika ausgewanderten österreich-ungarischen Möbelhändlers in Pennsylvania geboren. Er promovierte 1943 an derUnversität Berkeley in theoretischer Physik und leistete wichtige Beiträge in derPlasmaphysik und Quantenphysik, was dazu führte, daß er an die renommiertePrinceton Universität berufen wurde, um Vorlesungen über die Quantenphysik zuhalten. Dort verfaßte er sein vielbeachtetes Lehrbuch über die Quantentheorie(1951) und traf mit dem 38 Jahre älteren Einstein zusammen.

Als immer mehr Experimente auf einen nicht-lokalen Zusammenhang derElementarteilchen und Energiefelder hinzuweisen begannen, entwarf Bohm (mitmathematischen Ausführungen) ein intuitives Modell, das auf einen höherenZusammenhang hinwies, der im Hintergrund die scheinbar nicht-lokalen Vorgängeinnerlich (implizit) verbindet. David Bohm wurde zum berühmten und umstrittenenVerfechter der „impliziten Ordnung“ und veröffentlichte im Jahr 1980 eineSammlung seiner wichtigsten Artikel und Vorlesungen in Form des Buches Wholenessand the Implicate Order (dt. „Die implizite Ordnung. Grundlagen eines dynamischenHolismus“).

Bohms Konzept der impliziten Ordnung und der expliziten Formen kommt von allenmodernen Weltbildern dem vedischen am nächsten. Kein Wunder, Bohm trägt dievedische Mantra-Silbe 3‘ (om) ja bereits in seinem Namen!

David Bohm faßt das Problem der modernen Physik, die mit dem Widerspruch derRelativitäts- und Quantentheorie zu kämpfen hat, wie folgt zusammen: „Damit

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Gesetze formuliert werden können, setzt die Relativität strikte Kontinuität, striktenDeterminismus und strikte Lokalität voraus und die Quantentheorie Diskontinuität,Indeterminismus und Nicht-Lokalität. So scheinen die beiden in einem absolutenWiderspruch zu stehen. Und tatsächlich ist es bisher im Rahmen dieser beidenTheorien nie gelungen, diese „•physikalischen Konzepte“ - Relativitäts- undQuantentheorie – in einer vereinheitlichten Theorie konsistent zusammenzubringen.•Wollen wir die beiden zusammenbringen, sollten wir nicht immer von ihrenWidersprüchen ausgehen, sondern von dem, was ihnen gemeinsam ist. Was beidegemeinsam haben, ist das Verständnis der „ungebrochenen Ganzheit“ des Universums.Auf eine radikal verschiedene Weise beschreiben beide dieselbe Ganzheit. [...] Diesführt uns ganz natürlich zur Frage: Ist es möglich, eine neue Ordnung zubeschreiben, die es erlaubt, sich ein Universum vorzustellen, dessen grundlegendesWesen eine ungebrochene Ganzheit ist?“ 7)

Bohm: „The implicate order: a new approach to the nature of reality“, in: Schindler,David (ed.): Beyond Mechanism. The Universe in Recent Physics and Catholic Thought.S. 21f. University Press of America 1986 (veröffentlicht im Rahmen dergleichnamigen Konferenz, die 1984 in der University of Notre Dame, Indiana)

In der Suche nach dieser Ganzheit sah Bohm sein Hauptanliegen: „Ich würde sagen,daß es das Hauptanliegen meiner wissenschaftlichen und philosophischen Arbeit war,die Natur der Realität im allgemeinen und des Bewußtseins im besonderen als einzusammenhängendes Ganzes zu begreifen, das niemals statisch oder abgeschlossen ist,sondern einen endlosen Bewegungs- und Entfaltungsprozeß darstellt.“ 8)

8) Bohm, David: „Die implizite Ordnung. Grundlagen eines dynamischen Holismus“, S.9. München (Dianus Trikont) 1985. (Original: „Wholeness and the Implicate Order“,London 1980)

Bohms Hauptgedanke war, daß zwei Dinge, die nicht direkt miteinander verbundensind, die also nicht-lokal und akausal sind, dennoch zusammenhängen können, nämlichdann, wenn beide durch eine gemeinsame, höhere Struktur verbunden sind. Jedeäußere Ordnung, betonte Bohm, geht aus einer tieferen, inneren Ordnung hervor, auchunsere Gedanken, unser Gedächtnis und unsere Fähigkeiten. Bohm wies theoretischnach, daß weder die klassisch-mechanistische Physik noch die Quantenphysikausreichen, um die sichtbar entfalteten (expliziten) Formen, die uns überall in derWelt entgegentreten, zu erklären: „Dies öffnet den Weg für einWeltbild, in dem Geist und Materie konsistent verbunden sind, was jedoch nichtbedeutet, daß man die reduktionistische Weltsicht annimmt, indem man denkt, das einesei nichts anderes als ein Produkt, das aus dem anderen hervorgegangen sei, wie diesz.B. der Materialismus besagt (Geist sei nur eine Funktion der Materie) oder derIdealismus (Materie sei nur eine Funktion des Geistes). Vielmehr lautet unsere These,daß Geist und Materie beide aus einem gemeinsamen Grund hervorgehen, derüber beidem steht und letztlich unbekannt ist.“ 4)

4) Bohm, in: Beyond Mechanism, S. 31f.

Obwohl Bohm den gemeinsamen Grund, aus dem Geist und Materie letztlichhervorgehen, als unbekannt bezeichnet, gibt er ihm einen abstrakten Namen: dieimplizite Ordnung, d.h. der ordnende, übergeordnete Hintergrund, im Gegensatz zu

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den geordneten, entfalteten (expliziten) Formen. Die Begriffe implizit und explizitsind abgeleitet vom lateinischen Verb plicare, „falten“, das auch in Fremdwörtern wieMultiplikation und Replikation erscheint. Bohm schloß nicht aus, daß es eine ganzeHierarchie von impliziten Ordnungen geben kann, die letztlich alle von einer„überimpliziten Ordnung“ abhängig sind. •“Dies bedeutet natürlich, daß alle Teile –durch ihre Beziehung zum Ganzen - „innerlich• verbunden sind.“ 5)

5) ebd. S. 34

Alle Teile sind potentiell im Ganzen „eingefaltet“ (was die wörtliche Bedeutung vonimplizit ist). Und das Ganze ist in jedem Teil enthalten. Bohm gibt zwei Beispiele, umdie gleichzeitige Wirken von impliziter und expliziter Ordnung zu vergegenwärtigen.Das eine ist das Hologramm (flache Bilder, die jedoch einen dreidimensionalenEindruck erwecken, wenn ein Halogen-Scheinwerfer darauf gerichtet wird). DieserEffekt entsteht, weil in jedem Teil des Bildes das gesamte Bild enthalten ist.Man könnte also aus jeder Bildzelle das gesamte Bild rekonstruieren. Das andereBeispiel ist das Licht. Wenn wir uns in einem Raum befinden, vermitteln uns dieLichtstrahlen aus jedem Winkel das Bild des gesamten Raumes. In jedem kleinenLichtbündel, das auf unsere Iris fällt, ist also das Bild des Ganzen enthalten.Andere Beispiele für eingefaltete und entfaltete Ordnungen sind die Radio- undFernsehwellen, deren eingefaltete Information durch den Apparat entfaltet wird.Oder jeder Same oder sogar jede Zelle, denn sie alle enthalten immer dieInformation für den Aufbau des gesamten Körpers. Oder jedes Wort, weil dessenBedeutung von der Gesamtheit der Sprache abhängig ist und weil die Sprache sichdurch jedes ihrer Worte ausdrückt. Oder jeder Denkvorgang, weil er von derGesamtheit des Bewußtseins abhängig ist und weil das Bewußtsein sich durch jedeneinzelnen dieser Denkvorgänge ausdrückt. Eigentlich ist es leicht aufzuzeigen, daß„überall• im Kosmos ein Zusammenspiel von impliziten und expliziten Ordnungenbesteht. Darauf will Bohm hinaus, aber damit hat er die Ebene von Mechanistik,Quantenphysik, Lokalität und Kausalität weit hinter sich gelassen.

„Mit anderen Worten, „letztlich• ist die Ganzheit des Ganzen und der Teile derentscheidende oder vorherrschende Faktor, während ihre Aufgeteiltheit einenuntergeordneten Faktor darstellt. Das Prinzip der impliziten Ordnung betont also:die „letztliche• Ganzheit des Ganzen und der Teile. Das Prinzip, das dadurch verneintwird, ist: die „letztliche“ Aufgeteiltheit der Teile und des Ganzen. Letzteres würdedie Unterscheidung und Aufteilung an die erste Stelle setzen und würde bedeuten,daß das Wesen und Wirken des Ganzen von den Teilen abhängig sei. Diese Ansichtentspräche dem mechanistischen Weltbild, das ja darauf besteht, daß dem Ganzenkeine unabhängige Wirklichkeit zukommt, was bedeuten würde, daß die Vorstellungeines ̀ Ganzen’ bloß eine abstrakte Darstellung der zusammenwirkenden Teile sei.Der Unterschied zwischen einem mechanistischen und ganzheitlichen Weltbild beruhtalsonicht in der Frage des Ganzen und der Teile, sondern in der Frage, welche Stellungman dem Ganzen und den Teilen beimißt.“ 5)

5) ebd. S. 35

Bohm weist darauf hin, daß diese neue Weltsicht unerläßlich ist, um die gegenwärtigeZersplitterung zu überwinden, die durch die mechanistische Weltsicht gefördert

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wurde. Wenn man die Untereinheiten nicht mehr als Teile einer übergeordnetenGanzheit sieht, sondern als isolierte Objekte, entsteht ein materialistisches,fragmentarisches Denken. „Dieses Denken führt zur allgemeinen Tendenz, die Dingeaus ihrem natürlichen und höheren Zusammenhang zu reißen, und ist daher letztlichunbestreitbar destruktiv.“ 6)

6) ebd. S. 36

Die Entdeckung des Konzeptes der impliziten und expliziten Ordnung stellt einewichtige Annäherung an das vedische Weltbild dar, denn diese Begriffe werdenhelfen, die Beschreibung der manifestierten und unmanifestierten Materie (vyaktaund avyakta) zu verstehen.

Die wichtige Erkenntnis besteht darin, daß die Beziehung zwischen zweiErscheinungen nicht auf diese beiden Erscheinungen beschränkt ist, sondern vonhöheren, relativen Zusammenhängen abhängen, die wiederum von höherenZusammenhängen abhängen, bis man letztlich den absoluten Zusammenhang (Visnu undKrsna) erkennt. Jedes Unterbrechen der verschachtelten Zusammenhänge hängt vonder Willkür des Beobachters ab, denn quantentheoretisch kann man Zusammenhängebis hin zum System der gesamten Galaxie oder sogar des gesamten Universumsherstellen, oder sogar noch weiter ...

Die Konsequenzen dieser neusten (und zeitlosen vedischen!) Einsichten sind für jedesmaterialistische Weltbild im wahrsten Sinn des Wortes umwerfend: Alle Aspekte desUniversums sind unsichtbar miteinander verbunden. Man darf das Universum, ganz zuschweigen das Leben auf einem Planeten, nicht bloß als eine Kombination vonunabhängigen mechanischen Bestandteilen auffassen. Alles ist unscheinbarmiteinander verbunden, auch der Beobachter und das beobachtete Objekt. Plötzlichbekommt auch das Entfernte und Unsichtbare eine konkrete Bedeutung.

Das bedeutet natürlich nicht, daß die Newtonsche Mechanik falsch gewesen ist. Siefunktioniert ja offensichtlich bis zum heutigen Tag. Es geht hier um etwas vielTieferes: um den natürlichen Zusammenhang. Die Quantenphysik zeigt, daß dieseMechanik nicht falsch, aber extrem ist, denn sie gilt nur in extremenGrenzsituationen, nämlich nur innerhalb der Dreidimensionalität und dort auch nur injenem kleinen Ausschnitt, der für die Menschen faßbar ist. Die Technologiefunktioniert, aber nur in einem kleinen Bereich. Die Technologen reißen Masse undEnergie aus ihrem natürlichen Zusammenhang heraus und manipulieren sie fürkurzfristige und kurzsichtige Zwecke, ohne die höheren Zusammenhänge zu kennen.Die bloße Tatsache, daß die Fernseher, die Autos und die Computer (und dieAtombomben) funktionieren, heißt noch lange nicht, daß deren Ingenieure undAuftraggeber die wahre Natur von Materie und Energie kennen. Weil sie inWirklichkeit die höheren Zusammenhänge „nicht“ kennen, verursachen sie im großenRahmen eine Zerstörung. In der kleinen Welt mag die Rechnung stimmen, aber in dergroßen Welt, z.B. in der Umwelt, beginnt das Gebäude zu wackeln - weil gewisseLeute am Fundament herumbasteln.

Es wurde ein Technologiesystem aufgebaut, das zwar funktionstüchtig, für denPlaneten Erde aber unnatürlich ist, und deshalb sehen wir heute nach zweihundertJahren Industrie und fünfzig Jahren „friedlicher“ Nutzung der Nuklearenergie

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weltweite Abwehrreaktionen der Natur, die nun dem Parasiten „Mensch“ zu Leiberückt. Tatsächlich haben mittlerweile die Krankheitssymptome bei Mensch undUmwelt lebensbedrohende Ausmaße angenommen: Mangelerscheinungen,Großstadtgeschwüre, Kreislaufkollapse, Wirtschaftswahnsinn, Brutalitätsausdrücke,und die Menschen werden immer kränker (und dümmer?). Über eine längere Phasehinweg scheint die Technologie also doch nicht wirklich zu funktionieren. Sie gründetin einem unvollständigen und deshalb unvollkommenen Verständnis von Materieund Energie und zerstört sich dadurch selbst. Es ist also nicht nur die falscheVerwendung der Technologie, die die Zerstörung verursacht, sondern auch die„Natur“ dieser Technologie an sich. Die vedischen Schriften weisen darauf hin, daß esauch in gewissen früheren Zeitaltern schon Zivilisationen mit ähnlichen Technologiengegeben hat, die Mutter Erde vergewaltigten und deshalb - zusammen mit ihrenZivilisationen - wieder untergingen. Die heutige Zivilisation wird hierin keineAusnahme darstellen. Kein Wunder, daß mit einer Erweiterung des Bewußtseins aucheine neue, naturverbundene Technologie heraufkommen wird. (Die Richtung, in dieeine konstruktive Entwicklung gehen muß, wurde von vereinzelten Forschern, wieNikola Tesla und Viktor Schauberger, bereits erahnt.)

Die neuen Weltbilder - Annäherung an das vedische Weltbild(Zusammenfassung)

Das vedische Weltbild revolutioniert sowohl das mittelalterliche als auch dasmoderne Weltbild. Die Kritik am gegenwärtigen Materialismus bedeutet nicht, daßdas Mittelalter mit seinem religiösen Fundamentalismus die Alternative sein soll. Daseinseitige Verständnis von Religion erwies sich als nicht überlebensfähig, weil es zuviele Aspekte der Realität verdrängte. Diese verdrängten Widersprüche wurdenvon der erwachenden Wissenschaft einer nach dem anderen aufgedeckt. Eswar jedoch nur natürlich, daß die Reaktion auf die religiöse Einseitigkeit desMittelalters eine neue Einseitigkeit hervorrief: das materialistische Weltbild desindustriellen Zeitalters (Mechanistik, Darwinismus, Nihilismus).

Das Christentum, das im Mittelalter mit Selbstherrlichkeit und Gewalt seine Machtausgeübt hatte, verlor immer mehr an Boden. Es konnte nicht mehr unbegründetRespekt fordern, sondern sah sich scharfer Kritik ausgesetzt. Auf einmal tratenPhilosophen und Wissenschaftler auf, die es wagten, die lange Zeit kritiklosakzeptierten Dogmen in Frage zu stellen. Nietzsche und Darwin sind zwei guteBeispiele hierfür. Nietzsche wies auf die Absurditäten im kirchlichenGottesverständnis hin und forderte die Vertreter der etablierten Institutionen mitwilden Spekulationen heraus. Darwin wagte es, das kirchliche Schöpfungsdogma(die Schöpfung des Universums, der Erde und des Menschen habe vor sechstausendJahren innerhalb von sechs Tagen stattgefunden) umzustoßen. Die Darwinistenvermochten aufzuzeigen, daß die Geschichte der Erde und der Menschheit „sehr alt•ist, was eine entscheidende Erkenntnis darstellte, denn sie entzog falschen religiösenVorstellungen den Grund und rückte auch die „heidnischen“ Urtexte Indiens in einganz anderes Licht (denn auch diese sprechen von großen Zeitspannen).

Der nächste wichtige Schritt bestand in der Überwindung des mechanistischenWeltbildes durch die Entdeckung der Relativitäts- und Quantentheorien. Durch dieQuantenphysik wurde erkannt, daß die Atome nicht isoliert werden können, weil sie

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integrierte Teile einer Gesamtstruktur sind. Isolierte, unabhängige Objekte gibt esnicht. Auch der wissenschaftliche Forscher ist nicht isoliert oder unabhängig. Dasbedeutet, daß es eine objektive, wertfreie Wissenschaft gar nicht gibt, denn dieWissenschaftler müssen immer von vorgefaßten Werten und Vorstellungen ausgehen.Das Bewußtsein ist also der wichtigste Faktor bei jeder Forschung. Ein neues, nicht-materialistisches Bewußtsein wird eine völlig neue Technologie hervorbringen.Die neusten quantenphysischen Forschungen (Bohm, Bell) haben mittlerweile gezeigt,daß materielle Erscheinungen nicht nur dann zusammenhängend sind, wenn sie direktmiteinander in Verbindung stehen (wie im mechanistischen Weltbild geglaubt wird),sondern daß auch Erscheinungen, die nicht kausal verbunden sind, aufeinandereinwirken können, nämlich dann, wenn sie über eine dritte, höhere Struktur verbundensind. Man muß also davon ausgehen, daß im Universum neben der grobstofflichenKausalität noch viele andere Faktoren und höhere Zusammenhänge wirksam sind.

Letztlich sind „alle“ materiellen Bestandteile miteinander verbunden, weil sie alle voneinem gemeinsamen Ursprung ausgehen. Die gesamte Materie ist zusammenhängend,weil sich hinter ihr die spirituelle Realität (die transzendente implizite Ordnung)befindet. Während der ursprüngliche Zusammenhang auf der Ebene dergrobstofflichen Materie nicht mehr direkt wahrnehmbar ist, wirkt er auf derfeinstofflichen Ebene als ein essentieller Faktor der kosmischen Ordnung. Dies führtzu derselben Erkenntnis wie in Kapitel 5: „Nichts ist Zufall“ („Karma: Die Dualitätvon Ursache und Wirkung“). Die physikalische Kausalität ist lokal wirksam und diefeinstoffliche Kausalität (Karma) universal.

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Religion an der Schwelle zum neuen Zeitalter

Eine Analyse religiöser und pseudoreligiöser Motivationen

© 1997 Armin Risi

Die gegenwärtige Wendezeit macht in allen Bereichen die Auflösung

starrgewordener Denkmuster notwendig, nicht zuletzt auch im Bereich der

Religionen.

Der Autor Armin Risi, der selbst zwölf Jahre lang als indischer Mönch

gelebt hat, analysiert kritisch die Gefahren und Hoffnungen, die vom

Phänomen "Religion" ausgehen, und kommt zum Schluß: Die Wiederkehr des

kosmischen Bewußtseins erfordert ein neues, universales Religionsverständnis

– und ein waches Unterscheidungsvermögen.

Laut vielen Visionären und Prophezeiungen wird das von ihnen angekündigte "New Age" ein Zeitalter sein, in dem die Menschen wieder in Harmonie mit Gott und Gottes Schöpfungsgesetzen leben werden; die Menschheit werde wieder zum ursprünglichen Gottesbewußtsein, zu einer universalen Religiosität, zurückfinden. Gegenwärtig ist "Religion" jedoch eines der wirkungsvollsten Machtmittel jener Mächte, die die Welt beherrschen. An gewissen Orten der Welt werden Massen und ganze Nationen durch Religionen manipuliert, ähnlich wie an anderen Orten durch Atheismus und Konsumismus. Das Abdriften der Menschheit in diese beiden Extreme (in die Ablehnung von Religion oder Verfälschung von Religion) wurde ebenfalls vorausgesehen, insbesondere von den ältesten diesbezüglichen Prophezeiungen, die in den altindischen ("vedischen") Schriften zu finden sind. Aber auch aus dieser Quelle geht hervor, daß das qualvolle dunkle Zeitalter (Kali-yuga) in ein "goldenes Zeitalter" übergehen wird, und die dann erblühende universale Religion wird ebenfalls beschrieben. Im folgenden sollen die Grundzüge dieses prophezeiten neuen Bewußtseins dargelegt werden, was es auch ermöglicht, gewisse Machtfaktoren der Gegenwart besser zu verstehen. Auch wenn die Leserinnen und Leser nicht mit allen Gedankengängen übereinstimmen mögen, lohnt es sich, das besagte Thema einmal aus dieser Perspektive zu betrachten.

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Ist alles relativ?

Einer der populärsten Glaubenssätze des modernen Menschen lautet: "Alles ist relativ." Was richtig für dich ist, muß nicht auch für die anderen richtig sein. Und was für dich schlecht ist, muß nicht für alle anderen schlecht sein. Diese beliebte Philosophie ist jedoch mit einer doppelten Problematik verbunden – mit einer Falle und mit einem Denkfehler! Wenn alles relativ ist, gibt es keinen allgemein gültigen Maßstab; deshalb kann diese Situation leicht ausgenützt werden – von wem, ist klar: einmal mehr von den Mächtigen und Reichen im Hintergrund, die dadurch noch mächtiger und noch reicher werden. Natürlich gibt es "allgemein" verbindliche Gesetze, doch wie viele halten sich daran? Die Mächtigen – diejenigen, die die Gesetze aufstellen – fühlen sich jedenfalls nicht an sie gebunden. Wenn alles relativ ist, herrscht ein subtiles Faustrecht. Die Allgemeinheit mag z.B. der Meinung sein, das Verschmutzen der Meere, das Durchführen von Atomtests und das Abholzen der Regenwälder sei schlecht, doch wenn ein paar wenige Menschen – die stärker sind als die Allgemeinheit – denken, dies sei gut, findet diese Umweltzerstörung dennoch statt, trotz des Protestes der Mehrheit. Man könnte noch viele andere Beispiele anführen: Kriegsinszenierungen, Waffenlieferungen, Drogenproduktion, Chemiepropaganda, Dritte-Welt-Ausbeutung, Verharmlosung der Radioaktivität und Genmanipulation, Menschenhandel, Tiermißhandlung ... Die Liste ist erschreckend lang. Überall geht es um das Interesse einiger weniger Leute; deshalb sind diese verborgenen Nutznießer sehr erfreut, wenn die ganze Welt denkt, alles sei relativ. Weil dann sie entscheiden können, was gut und schlecht ist bzw. was geschieht und nicht geschieht. Die Menschen sind so sehr in das Relative abgeglitten, daß sie nichts anderes mehr sehen. Wer fragt sich heute, ob es noch etwas anderes gibt als das Relative? Die meisten Menschen haben sogar eine angeborene oder anerzogene Abneigung gegen dieses "andere", das hinter oder über dem Relativen ist: das

Absolute. Das Relative ist immer mit dem Absoluten verbunden (so wie Schatten mit dem Licht). Die Menschen ziehen es jedoch vor, sich einseitig auf das Relative zu beschränken und die Frage nach dem Absoluten zu verdrängen. "Denn alles ist relativ." Und genau hier liegt der bereits angedeutete Denkfehler: Die Aussage

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"Alles ist relativ" (= "Es gibt nichts Absolutes") ist nämlich ebenfalls eine absolute Aussage! Das Wort absolut hat heute einen sehr üblen Beigeschmack, weil man sogleich an die Absolutheitsansprüche verschiedener Religionen erinnert wird. Deshalb soll hier klar festgehalten werden: Wenn die Aussage "Alles ist relativ" relativiert wird, soll dies nicht irgendwelchen Absolutheitsansprüchen das Tor öffnen. Im Gegenteil, wenn die Menschen verstehen, was die wirkliche Bedeutung von absolut ist, fallen alle Absolutheitsansprüche in sich zusammen.

Atheismus und Fanatismus

Unter den Menschen hat sich ein Phantom eingenistet und konnte größtes Unheil

anrichten: das Phantom der religiösen Absolutheitsansprüche. Wie noch klar

werden wird, kam es nicht zufällig zu dieser Entwicklung.

Dogmatismus und Fanatismus sind die machtvollsten Mittel, um Religion von innen

her zu untergraben. Daraus entsteht doppeltes Unheil: Einerseits wird die

Heiligkeit der Religion an sich zerstört, das heißt, Gottes Offenbarung wird

durch die Menschen verfälscht, und andererseits kann die Religion, ist sie einmal

verfälscht, als despotisches Machtmittel eingesetzt werden – weil es plötzlich

möglich ist, im Namen von "Gott" Feindbilder zu schaffen, blinde Leidenschaft

zu schüren und jegliche Brutalität abzusegnen.

Das mag überspitzt klingen, aber übertrieben ist es nicht. Diskrimination,

Inquisition, Kreuzzüge, "heilige" Kriege, Elitestreben, Absolutismus, Diktatur –

wie die Geschichte zeigt und noch zeigen wird, kann im Namen von "Gott" viel

Unglaubliches und Unvorstellbares inszeniert werden.

Die scheinbar entgegengesetzten Behauptungen "Alles ist relativ" und "Wir sind

die einzigen" haben also eine auffällige Gemeinsamkeit: Beides sind

Absolutheitsansprüche! Beides führt zur Verfälschung der Wahrheit und zur

Verführung der Massen, wodurch sie gegen jede höhere Vernunft "immun", d.h.

leicht manipulierbar werden.

Absolut und absolutistisch

Die vedische Definition von "absoluter Wahrheit" vermag all diese Bestrebungen

bereits im Ansatz zu entlarven, denn sie unterscheidet strikt zwischen absolut

und absolutistisch.

Page 229: Armin Risi - Texte Zu Verschiedenen Themen

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Absolut bedeutet "das, was alles Relative miteinschließt". Absolutistisch

bedeutet: "das, was einzig gültig sein will und deshalb alles andere ausschließt".

Das Absolute ist das Allumfassende, das Alles-Vereinende. Das Absolutistische

ist das Alles-Bekämpfende, ist das, was die Menschen und die Religionen spaltet.

Das Absolute ist göttlich. Das Absolutistische ist das Gegenteil von göttlich.

Mit anderen Worten: Atheismus (Relativierung des Absoluten) und

Pseudoreligion (Dogmatismus, Fanatismus) sind nichts anderes als die zwei

Seiten derselben Münze, zwei Tricks der gleichen absolutistischen Mächte.

Absolutistisch und absolut – diese beiden Konzepte mögen manchmal sehr ähnlich

erscheinen, doch in Wirklichkeit sind sie grundverschieden.

Nur das wahrhaft Absolute, das Allumfassende, vereinigt alles Relative in sich,

denn es ist die harmonische Einheit hinter der Vielfalt. Dies ist das vedische

Hauptkriterium für die Unterscheidung zwischen absoluter Religion und

absolutistischer Irreligion. Fördert eine Religion die harmonische Einheit oder

die Vertiefung der Gegensätze? (Das Absolutistische, eben weil es nicht absolut

ist, kann nicht alles Relative in sich vereinen und kann sich nur durch das

Niedermachen der "anderen" als absolut aufspielen – was letztlich immer

scheitern muß.)

Yoga und Re-ligio – Jenseits von Atheisumus und Fanatismus

Jede relative Situation in der materiellen Welt bekommt einen göttlichen Sinn

und wird zu einer relativen Wahrheit, wenn sie in Beziehung zum Absoluten, zu

Gott, gesehen wird. Diese Beziehung besteht immer, denn das Relative ist immer

mit dem Absoluten verbunden (d.h. vom Absoluten abhängig).

Man kann sogar weitergehen und sagen: Erst in Beziehung zum Absoluten findet

das Relative seinen Sinn.

Die ewige Beziehung zwischen dem Relativen und dem Absoluten wird im Sanskrit

mit einem bekannten Wort umschrieben: Yoga. Wörtlich bedeutet Yoga

"Verbindung". Dieser oft mißverstandene und mißbrauchte Sanskritbegriff

bezieht sich auf die Verbindung zwischen dem Relativen und dem Absoluten, die

Verbindung zwischen dem Individuum und Gott. Im Lateinischen gibt es hierfür

ebenfalls ein bekanntes Wort mit derselben Bedeutung: re-ligio (von religare,

"sich wiederverbinden mit Gott"). Religion und Yoga bedeuten ursprünglich also

Page 230: Armin Risi - Texte Zu Verschiedenen Themen

5

dasselbe!

Die Verbindung mit Gott ist nicht etwas Starres oder Dogmatisches, sondern

etwas höchst Individuelles, denn jedes Individuum hat eine einzigartige,

persönliche Beziehung zu Gott (obwohl sich die meisten in der relativen Welt

dessen nicht bewußt sind).

Die universale Religion des neuen Zeitalters wird also kein starres,

absolutistisches Religionssystem sein, sondern ein harmonisches Zusammenleben

von Menschen, die sich gegenseitig mit Respekt und Liebe helfen und fördern.

Deshalb bietet die vedische Offenbarung den verschiedenen Individuen auch

verschiedene Formen von Re-ligio und Yoga an, und jede dieser Formen hat ihre

Berechtigung und ihren Wert. Unheil entsteht dann, wenn jemand die Form, die

er vertritt, plötzlich als einzige Wahrheit herausstellen will.

Erwachen aus der Illusion

Der Mißbrauch der Religion hat dazu geführt, daß sich viele Menschen entweder

von Gott abwenden (d.h. atheistisch werden) oder Gott für ihre absolutistischen

Ziele vereinnahmen (d.h. fanatisch werden).

Auf diese Weise wird das wahre Wesen Gottes durch irdische und außerirdische

Interessen verzerrt, und die Menschen verlieren ihre Verbindung (religio/ yoga)

mit Gott. Die Menschen haben, zum Teil unbewußt, eingewilligt, nicht-göttlichen

Zielsetzungen zu dienen. Welchen Kräften dienen wir in Wirklichkeit durch

unseren Beruf, unsere Zahlungen, unseren Konsum, unsere Freizeit, usw.?

Es ist ein typisches Merkmal des Kali-yugas, insbesondere der Kali-yuga-

Religionen, daß das wahre Wesen Gottes, das absolut ist, durch absolutistische

Auffassungen verhüllt wird.

Erinnern wir uns an die ursprüngliche Bedeutung von absolut: abgeleitet vom

lateinischen Wort absolutum, "ungebunden; losgelöst" (Partizip Perfekt des

Verbes absolvere). Gott als die allumfassende, "absolute" Realität vereint alles

Relative in sich, ohne selber an das Relative gebunden zu sein. So lautet die

vedische Definition Gottes: "Wisse, von allem, was materiell und spirituell ist in

dieser Welt, bin Ich sowohl der Ursprung als auch die Auflösung. Es gibt keine

Wahrheit über Mir. Alles ruht auf Mir wie Perlen auf einer Schnur" (Bhagavad-

gita 7.6-7).

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"Ich bin der Ursprung der spirituellen [absoluten] und der materiellen [relativen]

Welt. Die Weisen, die dies vollkommen erkannt haben, beschäftigen sich mit

Liebe und Hingabe in Meinem Dienst" (Bhagavad-gita 10.8).

Mit anderen Worten: Das Allumfassende (Absolute) ist die Quelle des Relativen

und umfaßt in ihrer reinen, ursprünglichen Form alle Aspekte, die wir in der

relativen Welt vorfinden: Liebe, Bedingungslosigkeit und Individualität

("Unteilbarkeit") der ewigen Seelen – Eigenschaften, die sich in der relativen,

materiellen Welt als Gier, Neid und Ego spiegeln.

In diesem Licht wird auch verständlich, warum es in Gottes Schöpfung das

"Böse" gibt; es ist Teil der materiellen Dualität und existiert nur in der

materiellen Welt.

Zur Dualität der materiellen Welt gehören auch die Einflüsse des Bösen und

Gewaltsamen entsprechend den Gesetzen des Karma. Diese Einflüsse

entsprechen Gottes Gesetzen, aber nicht Gottes Willen. Gott will, daß die Lebewesen aus ihrer Illusion erwachen und nach dem Verlassen des sterblichen Körpers (d.h. nach dem Tod) in die spirituelle Welt zurückkehren. Einheit bedeutet also nicht Einssein (Auflösung der Individualität), sondern Einheit mit dem Willen Gottes. "Dein Wille geschehe!"

Die materielle Welt: ein Gefängnis für Freiwillige

Die materielle Welt ist wie der Schatten der spirituellen Welt, und jedes Lebewesen hat die Freiheit zu wählen, wo es sich aufhalten will. Solange wir in der materiellen Welt leben, erfahren wir immer wieder die Extreme der Dualität (Freude und Leid, gut und böse, usw.), bis wir erkennen, daß wir als ewige Seele nicht Teil der Vergänglichkeit sind. Auch die materielle Welt ist Gottes Schöpfung, denn die Existenz dieser Schöpfung erlaubt es allen Lebewesen, ihren freien Willen anzuwenden und zu wählen, wo sie leben wollen: in der spirituellen Welt, in liebender Harmonie mit dem Ganzen, oder in der materiellen Welt, wo es möglich ist, das eigene Ego im Zentrum sehen zu wollen. Diese Ego-Zentrik bedeutet, daß die Seelen freiwillig aus der liebenden Einheit mit Gott heraustreten, was ein Leben in der Dualität nach sich zieht. Für diese Seelen erschafft Gott (im Sanskrit: Vishnu) die materielle Welt, denn dies ist der Ort, wo die Illusion der Ego-Zentrik möglich ist. Gott vereint in sich das Materielle und das Spirituelle, aber untereinander ist

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das Materielle kategorisch vom Spirituellen verschieden. Die Begriffe "materiell" und "spirituell" beschreiben also zwei ewige Energien, die vom gleichen Ursprung ausgehen, aber verschiedene Funktionen haben. Alle Individuen haben die Freiheit, ein materielles oder ein spirituelles Leben zu wählen. Spirituelles Leben bedeutet, daß man bewußt mit Gott verbunden ist (yoga). Im materiellen Leben ist man von Gott "befreit", das heißt, man kann sich in der Illusion wähnen, von Gott unabhängig zu sein. Aber: Gott ist überall gegenwärtig, müßte also immer und überall zu sehen sein. Wie ist es dann möglich, das Allgegenwärtige nicht zu sehen? Dadurch, daß wir wünschen, es nicht zu sehen. Wenn wir Gott nicht mehr sehen wollen, erfüllt Gott diesen Wunsch – in der materiellen Welt. Denn nur dort ist aufgrund des Ego-Prinzips Illusion möglich. Und so finden wir uns freiwillig in einer Welt, in der Geschöpfe leben, die allesamt Gott mehr oder weniger vergessen haben und alles andere für wichtiger halten.

Liebe – das Erleben der allumfassenden Einheit

Wenn wir denselben Gedankengang zurückgehen, wird plötzlich klar, wie wir uns von dieser Illusion befreien können: dadurch, daß man den Einfluß des Ego-Prinzips überwindet; das geschieht dadurch, daß man nicht mehr sich selbst im Zentrum sieht, sondern Gott, der sowieso schon das Zentrum ist, und dadurch, daß man sich wieder bewußt in die spirituelle Realität einfügt – und das ist ein freiwilliger Akt der Liebe. Gott "muß" man sich freiwillig fügen. Hierin besteht die Freiheit des Lebewesens. Gott zwingt niemanden, die Unwissenheit aufzugeben, denn die Unwissenheit kann nur aus freiem Willen aufgegeben werden. Gott erzwingt diese Freiwilligkeit nicht, denn Freiwilligkeit ist ein Zeichen von Liebe, und Liebe ist das einzig "herrschende" Prinzip in der spirituellen Welt. Sich Gott zu fügen würde also bedeuten, freiwillig das Prinzip der spirituellen Welt anzunehmen: Gott zu lieben. Und wenn man jemanden liebt, dient man der geliebten Person, um ihr eine Freude zu bereiten, und nicht, um einen Lohn zu bekommen. Diese selbstlose oder, genauer gesagt, ego-freie Liebe findet in Beziehung zu Gott ihre Vollkommenheit. In dieser ewigen Beziehung dient man und bereitet man Freude, ohne an die eigene Freude zu denken, denn Gott zu erfreuen ist die höchste Freude. Die Realität dieser Liebe erfährt man, wenn man von Unwissenheit und falschem Ego frei ist.

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Freiwillig wählen gewisse Seelen die materielle Welt (um nicht Gott dienen zu "müssen"), und freiwillig wählen gewisse Seelen die spirituelle Welt (weil sie Gott dienen wollen). Diese Verbindung (yoga) mit Gott durch Liebe wird im Sanskrit bhakti genannt. Bhakti-yoga ist also das Ent-scheidende: die Überwindung der Scheidung von Gott, die das Lebewesen selbst gewählt hat. Bhakti bedeutet, daß man sich entscheidet, das natürliche, ursprüngliche Ziel (Gott) anzustreben und die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen. Nicht mein

Wille geschehe, aber auch nicht kein Wille geschehe, sondern "Dein Wille geschehe"! Auf diesem Weg zurück zum Ursprung gibt es zahllose Stufen, selbst wenn bei einem Großteil der Stufen das Ziel noch nicht klar in Sicht ist. Das charakteristische Merkmal der prophezeiten universalen Religion des neuen Zeitalters wird das friedliebende, sich ergänzende Nebeneinander all dieser

verschiedenen Stufen sein. Es wird nicht eine heuchlerische "Alles ist relativ"-Philosophie sein, aber auch keine absolutistische Massenmanipulation im Stil der Kali-yuga-Religionen. Gerade heute, wo bekannt wird, daß in vielen Religionen der Auftrag des Bekehrens, ja sogar des Hassens und Eroberns aller Andersgläubigen einprogrammiert ist, wird ersichtlich, wie notwendig ein klares Verständnis von echter, "absoluter" religio ist: das Verständnis des gemeinsamen Zieles aller verschiedenen Wege zu Gott. Dadurch wird jeder Absolutheitsanspruch hinfällig, und die Welt-Religionen müßten ihrer weltlichen Macht entsagen. Deshalb ist es auffällig, daß sie alle, trotz ihrer unerbittlichen Konkurrenz untereinander, eine große Gemeinsamkeit haben: Sie alle fürchten sich vor dem "New Age" und predigen vehement dagegen! Aus dem vorliegenden Artikel geht hervor, warum. Diese Analyse stützt sich sich auf älteste Quellen, die zeitlos aktuell sind, weil die Geschichte sich zyklisch wiederholt.

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Der erstgeborene Sohn Gottes

Jesu Identität aus vedischer Sicht

Ein theologischer Vergleich von Armin Risi © Armin Risi

Immer wieder wird mir die Frage gestellt: "Sagen die vedischen (altindischen) Sanskrit-Schriften, die eine derart umfassende Offenbarung darstellen, auch etwas über Jesus? Beschreiben sie ihn? Prophezeiten sie ihn?" Um es vorweg zu nehmen: Jesus wird in den vedischen Schriften nicht erwähnt, und zwar aus dem einfachen Grund, weil sie weitgehend vor Jesu Erscheinen niedergeschrieben wurden. Gerüchte über Textstellen, die Jesu Erscheinen in Indien beschreiben sollen, können nicht bestätigt werden oder entspringen dubiosen Übersetzungen. Jesu Erscheinen wird nicht direkt prophezeit, aber eine nähere Untersuchung kann Erstaunliches ans Licht bringen. Dies sollte nicht überraschen, denn göttliche Offenbarungen schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern ergänzen sich. Das Diabolische (wörtlich: "das Trennende, Spaltende") setzt immer dort an, wo Menschen aufgrund von Voreingenommenheit für eigene Überzeugungen die höheren Zusammenhänge nicht mehr sehen, sondern diese sogar verheimlichen, bestreiten oder verteufeln. Gerade in der heutigen Zeit, wo sich viele Menschen überall auf der Erde in ihrer Verunsicherung nur noch fester an die alten Gerüste überkommener Vorstellungen klammern, ist es notwendig, diese auferlegten Grenzen zu hinterfragen und im Idealfall zu überwinden. Oder wie ein Weiser einmal sagte: Die Mauern, die wir zwischen uns errichtet haben, reichen nicht bis in den Himmel.

Ist Jesus Gott? An dieser Frage scheiden sich oft die Geister. Schon in frühen Konzilien wurde über diese Frage debattiert, und heute hat jede Gruppierung ihre eigene Theorie, von der jeweils angenommen wird, sie sei die einzig richtige. Diejenigen, die Jesus als Gott darstellen, sagen, Jesus sei der fleischgewordene Gott, der nach seiner Erlösungstat am Kreuz wieder auferstanden sei. Die

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Auferstehung wird dadurch zum Kriterium für Jesu Gotthaftigkeit, denn nur Jesus sei von den Toten auferstanden. Schauen wir einmal, was in den Apostelbriefen zu dieser Frage zu lesen ist. Eine zentrale Stelle findet sich im Philipper-Brief (3,20–21): "Wir dagegen sind Bürger des Himmels. Von dorther erwarten wir auch unseren Retter, Jesus Christus, den Herrn. Er wird unseren schwachen, vergänglichen Körper verwandeln, daß er genauso herrlich wird wie der Körper, den er selbst bei seiner Auferstehung hat. Denn er hat die Macht, alles [sogar die Materie unseres Körpers] seiner Herrschaft zu unterwerfen."* *Wo nichts anderes steht, gründen die Bibelzitate auf der deutschen Einheitsübersetzung, Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart, zweite. durchgesehene Auflage 1992. So ketzerisch es klingt, aber hier im Neuen Testament wird nichts anderes gesagt, als daß der Körper des Menschen "genauso herrlich" werden könne wie der Körper Jesu bei seiner Auferstehung. In der Geheimen Offenbarung wird von den beiden gesandten Zeugen gesagt, daß sie ebenfalls vom Tod auferstehen und physisch in den Himmel aufsteigen werden (Offb 11,11–12), genauso wie Jesus. Obwohl diese Erkenntnisse viele christliche Absolutheitsansprüche hinfällig machen, passen sie genau zu dem, was Jesus persönlich über sich sowie über seine Schüler und Nachfolger sagte: "Kein Blinder kann einen Blinden führen, sonst fallen sie beide in die Grube. Kein Schüler steht über seinem Lehrer. Aber wenn er ausgelernt hat, soll er wie sein Meister sein." (Lk 6,40) "Ihr habt alle Prüfungen mit mir durchgestanden. Dafür werde ich euch Anteil an der Herrschaft geben, die mein Vater mir übertragen hat. Wenn ich meine Herrschaft angetreten habe, werdet ihr an meinem Tisch essen und trinken ..." (Lk 22,28–30) "Ich versichere euch: Jeder, der mir vertraut, wird auch die Taten vollbringen, die ich vollbringe. Ja, seine Taten werden meine noch übertreffen, denn ich gehe zum Vater. Dann werde ich alles tun, worum ihr bittet, wenn ihr euch dabei auf mich beruft. So wird durch den Sohn die Herrlichkeit des Vaters sichtbar werden. Wenn ihr euch auf mich beruft, werde ich euch jede Bitte erfüllen [und so wird es euch möglich sein, Taten zu tun, die meine noch übertreffen] . " (Joh 14.12–14)

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Jesus und die individuelle Meisterschaft Wenn heute Wesenheiten aus der geistigen Welt, die diese von Jesus geforderte Meisterschaft erlangt haben, mit ihren Worten die Menschen auf ihr eigenes Potential aufmerksam machen, werden diese "aufgestiegenen Meister" in christlichen Kreisen häufig pauschal abgelehnt, denn das, was sie sagen, geht über die traditionell anerkannten Konzepte hinaus. Diejenigen, die das bisher Geglaubte für das ein und alles halten, können in solchen Worten oft nichts anderes als eine Bedrohung oder Verführung sehen. Doch Jesus selbst erwartete vom Menschen die Meisterung der Ego-Überwindung und die volle Erkenntnis der eigenen Potentiale ("soll sein wie sein Meister ... seine Taten werden die meinen noch übertreffen"). Noch provokativer ist Jesu Aufruf: " ‚Ihr seid Götter.’ Was in den heiligen Schriften steht, ist unumstößlich. Gott nannte also die, an die Er Sein Wort richtete, Götter." (Joh 10,34f.) Wir sollen Meister und Götter sein! Das ist im christlichen System ein gänzlich verdrängtes Konzept. Weil die meisten religiösen Priester und Lehrer diese "Wahrheit, die frei macht" (Joh 8,32), nicht oder nur unvollständig an die Menschen weitergeben, ermächtigt der Geist Gottes andere Quellen, diese Wahrheit an all jene, die hören wollen, weiterzugeben. Denn gerade heute wird vom Menschen die individuelle Meisterschaft gefordert, will er die anbrechende Drangsal ohne Schaden an der Seele überstehen. Ursachen für diesen Schaden an der Seele sind nicht nur Gottlosigkeit und Dekadenz, sondern auch religiöser Dünkel und Dogmatismus. Es ist also durchaus möglich, daß geistige Quellen Lehren offenbaren, die Jesu Worte, die er vor zweitausend Jahren sprach, weiter ausführen und in einen größeren Zusammenhang stellen: Was bedeutet Meisterschaft? Wie können wir sie erreichen? Dies ist also keine luziferische Anmaßung und keine Hybris der Meister, sondern einfach eine von vielen Möglichkeiten, wie sich das bedeutungsvolle, in seiner wirklichen Konsequenz oft verkannte Jesus-Wort erfüllt: "Jeder, der mir vertraut, wird auch die Taten vollbringen, die ich vollbringe. Ja, seine Taten werden meine noch übertreffen ..." Hinzu kommt, daß diese Wesenheiten nicht unabhängig und auf eigene Faust sprechen, sondern immer im Verbund mit Jesus Christus, der auch des öfteren selbst spricht. Diese Erscheinung ist nicht bloß ein Bluff der Esoterik und des New Age, sondern entspricht ebenfalls einer Prophezeiung, ja sogar einem Versprechen Jesu. Dies hat sich bereits durch verschiedene Neuoffenbarungen bestätigt, wobei jedoch die Falle umgangen werden sollte, in einem neuen

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Dogmatismus nur eine einzige Quelle als wahr zu akzeptieren ( nur Jakob Lorber, nur Gabriele Wittek, nur Adelma Vay, nur Johannes Greber, usw.). Der Geist Gottes ist nicht beschränkt, berücksichtigt aber immer das persönliche Fassungsvermögen der Empfänger, vor allem wenn diese bereits religiös voreingenommen sind. Deshalb gelangen heute viele neue Botschaften nicht mehr durch "religiöse", sondern durch "esoterische" Kanäle zu den Menschen. Natürlich soll man auch in diesem Bereich nicht alles kritiklos glauben. Immer gilt Jesu undogmatisches und absolut umfassendes Kriterium des Unterscheidens: "An den Früchten könnt ihr es erkennen."

Jesus spricht von "Einssein mit Gott" Die bisher angeführten Zitate, die sich gegen eine falsche Verabsolutierung Jesu richten, sollen Jesu Bedeutung aber in keiner Weise schmälern. Verabsolutierung bedeutet zu behaupten, Jesus sei Gott und der christliche Weg der einzige und alle, die das nicht glauben, seien verloren. Diejenigen, die dies behaupten, führen als Beweis folgende zwei Jesus-Aussagen an: "Ich und der Vater sind eins" und "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich." (Joh 10,30; 14,6) Beim ersten Zitat ist zu beachten, daß Jesus nicht sagt: Ich bin der Vater, sondern "Ich und der Vater sind eins". Das ist ein entscheidender Unterschied. Wenn Jesus sagt: "Ich und mein Vater sind eins", sagt er damit ebengerade, daß er nicht der Vater ist. Er ist jedoch eins mit dem Vater, denn er ist ewig und untrennbar mit Ihm verbunden, weil er in vollkommener Liebe Seinen Willen kundtut: "Ich bin vom Himmel gekommen, nicht damit ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat." (Joh 6,38) Daß Jesus und der Vater zwei verschiedene Individuen sind, sagt Jesus unmißverständlich in seinen eigenen Lehren, insbesondere in den Kapiteln 12 bis 17 des Johannes-Evangeliums: "12,44–45: Wer mir vertraut, der vertraut nicht nur mir, sondern dem, der mich gesandt hat. Wer mich sieht, der sieht den, der mich gesandt hat. 12,49: Was ich euch gesagt habe, stammt nicht von mir; der Vater, der mich gesandt hat, hat mir aufgetragen, was ich zu sagen und zu reden habe. 13,13: Ihr nennt mich Lehrer und Herr. Ihr habt recht, das bin ich: Ich bin euer Herr und Lehrer. 14,28: ... ich gehe zum Vater, denn Er ist mächtiger als

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ich. 15,1;5: Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weinbauer ... und ihr seid die Reben. 17,11: O heiliger Vater, beschütze sie durch Deine göttliche Macht, damit sie eins werden, so wie Du und ich eins sind. 17,21–22: So wie Du in mir bist und ich in Dir, Vater, so sollen auch sie in uns eins sein. Dann wird die Welt glauben, daß Du mich gesandt hast. Ich habe ihnen die gleiche Herrlichkeit gegeben, die Du mir gegeben hast, damit sie so untrennbar eins sind wie Du und ich." Was Jesus hier über das "Einssein mit Gott" (d.h. in Liebe mit Gott vereint sein) sagt, klingt sehr modern und "esoterisch". Was er hier nur mit wenigen Sätzen andeutet, wird heute von verschiedenen Quellen in einer fast unbeschränkten Fülle weiter ausgeführt. Daß es Personen gibt, die dieses Einssein schon lange vor uns erreicht haben, ist sehr wohl anzunehmen. Daß diese Personen nun (als "aufgestiegene Meister") ihre Erfahrungen und Einsichten mit uns teilen wollen, ist eine Reaktion der Liebe, wie sie für "ältere" Brüder und Schwestern natürlich ist. Auch hier sei betont, daß man sich immer vor diabolischen Einflüssen hüten soll. Man erkennt sie insbesondere daran, daß sie dieses Einssein in Liebe mit Gott, sich selbst und allen anderen Gotteskindern untergraben und vergiften wollen. An diesen Früchten kann man sie erkennen.

Der Weg, die Wahrheit und das Leben Jesus sagt, er sei der Weg, die Wahrheit und das Leben und niemand komme zum Vater außer durch ihn. Warum? Weil Jesus vom Vater kommt und den Weg zum Vater weist. Der springende Punkt hierbei ist die Frage: Was bedeutet "durch mich"? Gott sei Dank beantwortet Jesus diese Frage selbst: "Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Weisungen befolgen ... Wer meine Weisungen annimmt und sie befolgt, der liebt mich wirklich ... Wer mich liebt, der wird sich nach meinem Wort richten; dann wird ihn auch mein Vater lieben, wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen." (Joh 14,15;21;23) Der einzige Weg, der zu Gott führt, ist also der Weg, den Jesus weist, und diesen Weg geht man, wenn man seinen Anweisungen folgt. Was die höchste Anweisung ist, die alle anderen Anweisungen in sich enthält, hat Jesus ebenfalls deutlich gesagt: "Liebe Gott, deinen Vater, von ganzem Herzen, mit ganzem Willen und mit all deinen Gedanken! Dies ist das größte und wichtigste Gebot. Das zweite ist gleich wichtig: Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst! In

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diesen beiden Geboten ist alles zusammengefasst, was das Gesetz und die Propheten fordern." (Mt 22,37–40, Mk 12,28–31, Lk 10,25–28) Wer sich dieses zentrale Gebot zu Herzen nimmt und danach lebt, erfüllt Jesu höchsten, ja einzigen Wunsch und zeigt dadurch, dass er/sie Jesus wahrhaftig liebt. Der grundlegende Aspekt dieses höchsten Gebotes ist: "Liebe dich selbst!" Denn man soll Gott und alle anderen lieben wie sich selbst! Dies kann sehr schnell falsch verstanden werden, und deshalb gibt es Stimmen (Meister, Engel, hohe Geistwesen), deren Aufgabe es ist, vor allem darüber zu sprechen, was diese Selbst-Liebe in Gottes Sinn bedeutet. Andere sprechen mehr von der Liebe zur Schöpfung mit allen Mitwesen, und andere mehr von der Liebe zu Gott und von der Überwindung aller Ego-Illusionen. All diese Stimmen sollten nicht getrennt oder verabsolutiert werden, sondern – symbolisch gesprochen – als Lichtstrahlen gesehen werden, die in unendlicher Anzahl von der Sonne ausgehen. Die Strahlen gehen in unterschiedliche Richtungen, einige gehen zum Merkur, andere zur Venus, zur Erde, zum Mond usw. Obwohl die Lichtstrahlen in völlig verschiedenen Umgebungen sichtbar werden, sind sie letztlich nicht verschieden, sondern immer nur Aspekte derselben Sonne. Dies bedeutet, mit anderen Worten, dass Jesu Anweisungen, insbesondere die absolute Schlüsselfunktion der Liebe, nicht nur in der Bibel zu finden sind. Sie sind in den Gottesoffenbarungen aller Kulturen und aller Zeiten zu finden, und in allen Religionen der Welt finden sich Menschen, die diesen Weisungen freiwillig und mit Liebe folgen. Sie haben sich vollkommen auf den Weg begeben, den Jesus weist, obwohl sie dies vielleicht nicht direkt in seinem Namen tun. Jesus sagt hierzu: "Wer meine Weisungen annimmt und sie befolgt, der liebt mich wirklich." Dieser höhere Sinn der besagten Schlüsselstelle geht auch aus der neuen Formulierung der Einheitsübersetzung hervor: "Ich bin der Weg, der zur Wahrheit und zum Leben führt. Einen anderen Weg zum Vater gibt es nicht. Wenn ihr mich kennt, werdet ihr auch meinen Vater kennen. Schon jetzt kennt ihr ihn und habt ihn gesehen" (14,6–7).

Jesu Identität "Ihr nennt mich Lehrer und Herr. Ihr habt recht, das bin ich: Ich bin euer Herr und Lehrer." (Joh 13,13) Wenn heute jemand, eine irdische oder eine mediale

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Stimme, Jesus "nur" als einen grossen Meister bezeichnet, so ist dies nicht falsch, denn Jesus selbst sagt: "Ihr habt recht, das bin ich." Jesus wirkte unbestreitbar als Herr und Lehrer seiner Gefolgschaft und erfüllte dadurch die Rolle, die im Hebräischen mit dem Wort Rabbi und im Sanskrit mit dem Wort Guru bezeichnet wird. Tatsächlich wurde er von den Menschen, auch von den Aposteln, Rabbi genannt. Aber unter allen Gurus und Rabbis nimmt Jesus eine einzigartige Stellung ein, wie aus den Schriften und auch aus seiner weltbewegenden Wirkung hervorgeht. Jesus selbst offenbarte einige Hinweise über seine geistige Stellung innerhalb des Kosmos: "Gott hat mir unbeschränkte Vollmacht im Himmel und auf Erden gegeben" (Mt 28,18). "Ich versichere euch, bevor Abraham geboren wurde, war ich schon da (oder: Ehe Abraham war, war ich)" (Joh 8,58). "Vater, gib mir nun wieder die Herrlichkeit, die ich schon bei Dir hatte, bevor die Welt geschaffen wurde" (Joh 17,5). "Ich bin das Licht, das über allem ist. Ich bin das All. Das All ist aus mir hervorgegangen, und das All ist zu mir gelangt" (Thomas-Evangelium 77a). Diese hohe Identität Jesu wurde auch von den Propheten vorausgesagt, z.B. von Micha (5,1): "Bethlehem ... so klein du unter den Städten Judas bist, aus dir soll derjenige hervorgehen, der Herrscher in Israel [im Neuen Jerusalem] werden soll; sein Ursprung liegt in ferner Vergangenheit. (Zürcher Bibel: Sein Ursprung ist in der Vorzeit, in unvordenklichen Zeiten.)" Dasselbe erkannten auch die Apostel, nachdem sie Jesus nach der Kreuzigung in seiner "verherrlichten" Gestalt sehen und hören konnten. Was sie in ihren Briefen sagen, entspricht den Selbstoffenbarungen Jesu und den Aussagen der alten Propheten: "Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der erstgeborene Sohn des Vaters; er ist der Anfang aller Schöpfung. (Zürcher Bibel: der Erstgeborene der ganzen Schöpfung, denn in ihm ist alles, was in den Himmeln und auf Erden ist, geschaffen worden.) Durch ihn ist alles geschaffen worden, was im Himmel und auf der Erde lebt, das Sichtbare und auch die unsichtbaren Mächte und Gewalten . Alles hat Gott durch ihn geschaffen, und in ihm findet alles sein

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letztes Ziel. Er war vor allem anderen da, und alle Dinge bestehen durch ihn." (Kolosserbrief 1,15–17) "In der Vergangenheit hat Gott oft und auf verschiedene Weise durch die Propheten zu unseren Vorfahren gesprochen. Aber jetzt, am Ende der Zeit, hat Er zu uns gesprochen durch den Sohn, den er zum Erben von allem eingesetzt hat. Durch ihn hat Gott die Welten geschaffen ... Durch sein machtvolles Wort hält Er das Weltall zusammen." (Hebräerbrief 1,1–3, Zürcher Bibel)

Wer ist der "Erstgeborene der ganzen Schöpfung"? Unbeschränkte Vollmacht im Himmel und auf Erden; Herrlichkeit, bevor die Welt geschaffen wurde; der Erstgeborene der ganzen Schöpfung; der Sohn, durch den Gott die Welten gemacht hat – diese Eigenschaften weisen auf Jesu höhere Identität hin. Er ist ja auch aus christlicher Sicht eine Inkarnation, und zwar im ursprünglichen Sinn des Wortes: eine "in das Fleisch gegangene" (missverständlicher: "fleischgewordene") hohe oder höchste göttliche Wesenheit. Wer die vedischen Schöpfungsbeschreibungen, die in ihrer Ausführlichkeit und Wissenschaftlichkeit einzigartig sind, kennt (zusammengefasst in den Büchern von A. Risi, Gott und die Götter und Unsichtbare Welten ), erkennt in den zitierten biblischen Hinweisen sogleich, welche göttliche Identität hier als Jesus inkarnierte. Um dies darzulegen, muss etwas weiter ausgeholt werden. Die vedischen Quellen offenbaren, dass das Reich Gottes, das Absolute Sein, eine für uns Menschen unvorstellbare ewige Gegenwart ist. Ewigkeit ist nicht eine unendlich lange Zeit, sondern eben gerade das Sein jenseits von Zeit, das Zeitlose. Die "unendlich lange Zeit" und die "Ewigkeit", das "Zeitlose", werden im Sanskrit klar unterschieden, wofür es bekannte Standardbegriffe gibt: kâla und sat. Diejenigen, die das Einssein mit Gottes Sein verlieren (aufgrund eines Missbrauchs des freien Willens), fallen aus dem Reich des sat in den Bereich von kâla. Etwas prägnanter formuliert: Diejenigen, die fallen, sind nicht mehr zeit-los, sondern sat- los (sat-an)! Die zeitlose Ewigkeit spiegelt sich im unendlichen Zeitfluss der kâla in Form einer unendlichen, aber in sich begrenzten Schöpfung (das Materielle im Gegensatz zum Spirituellen, so wie Schatten im Gegensatz zum Licht). Gott-Vater ist die absolute Individualität im ewigen Sein. Natürlich ist Gott nicht nur Vater, sondern auch Mutter, und nicht nur Urschöpfer, sondern noch mehr, genauso wie Vater und Mutter mehr als "nur" Vater und Mutter sind, nämlich

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auch Geliebter und Geliebte. Auf ähnliche Weise ist dieser Aspekt auch in Gott enthalten, ja dieses absolute Sein ist der Ursprung davon. Hierin findet sich die zeitlose Vereinung des männlichen und weiblichen Uraspektes, es ist die "Einheit der Zweiheit" in Liebe. Dieser vertraulichste Aspekt Gottes wird in den vedischen Quellen umfassend offenbart. Gottes Name in diesem höchsten Aspekt der Liebe lautet im Sanskrit Radha-Krischna, und dieser Name Gottes wird in Indien schon seit langer Zeit geheiligt. Wenn Gott die Schöpfung vornimmt, tut er dies in der Rolle von Gott-Mutter-Vater, im Sanskrit Schri-Wischnu genannt. Von Gott-Mutter-Vater geht die unendliche Schöpfung innerhalb von Raum und Zeit hervor, mit unendlich vielen Universen. Schri-Wischnu beseelt jedes dieser Universen durch das erste Wesen, das innerhalb des jeweiligen Universums "geboren" wird. Dieser erstgeborene Sohn Gottes wird in den vedischen Offenbarungen ausführlich beschrieben und bekommt auch des öftern "das Wort". Denn am Anfang war das Wort ... Der allererste Sohn Gottes in der höchsten Daseinsebene des Universums wird im Sanskrit Brahmâ genannt. Brahmâ bedeutet wörtlich "der grosse [im Universum allumfassende] Vollzieher/ Erweiterer/ Transformator [von göttlicher Urenergie in manifeste Schöpfungen]". Der Name Brahmâ kennt man im Westen meistens nur im Zusammenhang mit der sogenannten "indischen Trinität" Brahmâ-Wischnu-Schiwa. (Es würde hier zu weit führen, auch noch auf die Rolle Schiwas einzugehen; siehe Unsichtbare Welten, S. 264–266). Brahmâ ist der direkte Sohn Gottes, durch den die gesamte Schöpfung im Universum vollzogen wird; er ist das erste und höchste Lichtwesen im Universum und ging unmittelbar aus Gott, dem Urschöpfer, hervor. Brahmâ ist der urerste Demiurg des Universums im "siebten Himmel", von dem die griechischen Schulen sprechen, und der Pantokrator, der "All-Herrscher", was in der christlichen Tradition ein bekannter Ausdruck ist, der immer direkt auf den "Sohn" bezogen wird: Christus Pantokator. Brahmâ ist sowohl Sohn als auch Vater, denn er ist der Vater des Universums, durch den alle Lebewesen in der Schöpfung erscheinen, auch die nächsten Engel. In diesem Sinn ist es nicht falsch, Brahmâ oder den Christus Pantokrator als Gott zu bezeichnen, denn wie oben die vedischen Ausführungen zeigten, hat der Begriff "Gott" sehr viele Aspekte, unter anderem auch den des höchsten Schöpfers, sowohl des Urschöpfers, Gott-Vaters (Wischnu), als auch des universalen Schöpfers (Brahmâ).

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Die Offenbarung über diesen Ursprung des beseelten Universums ist nicht auf die vedischen Quellen beschränkt, sondern wird auch in christlichen Neuoffenbarungen erwähnt. Eine sehr deutliche Parallele findet sich im Buch von Johannes Greber, Der Verkehr mit der Geisterwelt Gottes, S. 265: "[Es gibt] sieben Söhne Gottes. Die ganze ins Dasein getretene Welt, ausser dem erstgeschaffenen Sohne Gottes, ist nicht eine unmittelbare Schöpfung Gottes wie der erste Sohn, sondern ist durch den erstgeschaffenen Sohn, dem Gott die Schöpferkraft verlieh, ins Leben gerufen."

Brahmâ inkarniert auf der Erde Genauso wie Wischnu und Krischna als Inkarnationen auf der Erde erscheinen, so kann auch Brahmâ in einer Inkarnation auf der Erde erscheinen. Da er der oberste Schöpfer ist ("in ihm ist alles erschaffen worden, was in den Himmeln und auf Erden ist"), inkarniert er immer an jenen Punkten der Zeit und des Universums, wo ein neuer Schöpfungsabschnitt einzuleiten ist. Denn nur er als der Schöpfer hat die Macht und die Bevollmächtigung, dies zu tun. Wenn ein solcher kosmischer Einschnitt bevorsteht, inkarnieren neben Brahmâ auch Wischnu und Schiwa. Wie wir heute wissen, wurde eine solche neue Schöpfungsphase vor rund zweitausend Jahren eingeleitet (und soll in unserer Zeit zur Vollendung kommen). Die Veda-Offenbarung identifiziert in diesem Zusammenhang die Inkarnationen Wischnus und Schiwas: 500 vor Christus erschien Wischnu als Buddha, und rund 500 nach Christus erschien Schiwa als der grosse Lehrer Shankara.* Wo und wie Brahmâ inkarnierte, geht aus den Veda-Quellen nicht direkt hervor. Aber sie enthalten die Prophezeiung, dass Brahmâ nicht innerhalb, sondern ausserhalb der vedischen Kultur erscheinen werde, und zwar in einer Kultur von Fleischessern, was damals, zum Zeitpunkt der Prophezeiung, in Indien noch kaum vorstellbar war: dass es einst Kulturen geben wird, in denen das Töten und Essen von Tieren zum Alltag oder sogar zur Religion gehört. * Auch diese Vergleiche machen die hohe Identität Jesu glaubhaft, denn Jesus steht in seiner positiven Wirkung Buddha und Shankara in nichts nach.

Brahmâ erscheint unter vielen Namen So wie der erstgeborene Sohn Gottes in der höchsten Daseinsebene des Universums Brahmâ heisst, hat er auf anderen Daseinsebenen andere,

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entsprechende Namen (und "Inkarnationen"!). Auf unserer irdischen Ebene ist er unter den Namen Jeshua, Jesus, Christus, Messias, Erlöser, Pantokrator usw. bekannt. Wenn er schon auf der Erde viele Namen hat, dann erst recht in den höheren Dimensionen. Ein Name der höheren Dimensionen, der über mediale Offenbarungen auch auf der Erde bekannt geworden ist, lautet Sananda. Dieser Name findet sich auch im Sanskrit – mit der Bedeutung "der Glückselige" (lat. Beatus ) – und ist in der Veda-Offenbarung sehr bekannt. Genauso wie Jesus auf der Erde mit Titeln wie Christus und Pantokrator versehen wurde, hat Sananda unter anderem den Titel Kumâra, was ebenfalls ein bekanntes Sanskritwort ist mit der Bedeutung "erster Sohn; Prinz; Erbe des Vaters". "Jetzt aber hat Gott am Ende dieser Tage zu uns gesprochen durch den Sohn, den er zum Erben von allem eingesetzt hat, durch den er auch die Welten gemacht hat." (Hebräerbrief 1, 2) Vom christlich geprägten Standpunkt aus sind diese Perspektiven ungewohnt und stossen schnell auf Ablehnung. Man hat Angst vor diesen fremden Namen und Ideen, weil sie vom Gewohnten und Bekannten scheinbar so verschieden sind. Diejenigen, die es sich einfach machen, sprechen sogleich von "luziferischen" Konzepten, von Irrlehre und Endzeitverführung – indem sie ihre eigenen Konzepte zum Massstab des Urteilens machen. Dabei hat Jesus unmissverständlich das wahre Kriterium gegeben: Wie weit werden die höchsten Gebote gelehrt und gelebt oder untergraben (nicht zuletzt "im Namen Gottes" und der "Wahrheit")? Als Jesus seinen Jüngern sagte, er hätte ihnen noch vieles zu sagen, konnten sich diese und erst recht die späteren Nachfolger nicht vorstellen, was Jesus meinte, als er "vieles" sagte: "Ich hätte euch noch vieles zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten ..." (Joh 16,12–13)

Jesu Bedeutung für die Erde Erst wenn man dank der Offenbarungen des Neuen Testaments Jesu innere Identität als der erstgeborene Sohn Gottes erkennt, kann man auch Jesu einzigartige Position besser erkennen. Diese besteht darin, daß er als höchstes Wesen des Universums in die tiefste, dichteste Materie hinunterstieg und mit seiner Auferstehung und "Himmelfahrt" die dreidimensional erstarrte Materie

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durchbrach, um so die Höherschwingung und Transformation der verdichteten Materie wieder einzuleiten. Hebräerbrief (1,3b–4): "Weil er die Menschen von ihrer Sünde befreit, hat er sich im Himmel an die rechte Seite dessen gesetzt, der die höchste Macht hat, und steht so hoch über den Engeln, so wie die Würde, die Gott ihm gegeben hat, höher ist als deren Würde. (Zürcher Bibel: ... und er ist um so viel erhabener geworden über die Engel, als er ihnen voraus einen vorzüglicheren Namen ererbt hat.)" Die Sünde, von der Jesus die Menschheit befreit hat, ist in dieser Interpretation der Fall der Menschheit in die dritte Dimension, der durch die satanischen Mächte verursacht und gefördert wurde. Nur bei extremer Gottferne fallen gewisse Seelen in die extreme dreidimensionale Materieverdichtung, und diese Gottferne demonstriert die Menschheit heute in vieler Hinsicht. Deswegen befindet sie sich in dieser ver-rückten Welt und verrennt sich immer mehr in einem Teufelskreis. Jesus erfüllt auch heute eine entscheidende Rolle für die ganze Welt. Er ist der göttliche Geist der Wahrheit hinter der gesamten Transformation und hinter der Erlösung der Menschheit aus der dritten Dimension bis hin zur höchsten, ewigen Befreiung aus der Materie. Auch heute – und vor allem heute – empfangen Menschen in aller Welt durch den Geist der Wahrheit klärende und weiterführende Offenbarungen, die oft nicht den traditionellen Erwartungen entsprechen, denn sie sollen ja gerade über diese menschengemachten Grenzen und Vorstellungen hinausführen. Auch hinter dieser medialen Türöffnung wirkt der Geist der Wahrheit, der vom Vater durch das Medium des Sohnes offenbart wird. " Ich hätte euch noch vieles zu sagen ... Was er [der Geist der Wahrheit] an euch weitergibt, hat er von mir. Alles, was der Vater hat, gehört auch mir. Darum habe ich euch gesagt: Was der Geist an euch weitergibt, hat er von mir." (Joh 16,12–15) Wie sich in den vergangenen Jahrzehnten erwiesen hat, war Jesus in seinen unterschiedlichen Aspekten die Hauptquelle hinter den entsprechenden Botschaften, die in großer Vielfalt die Botschaft der egofreien, bedingungslosen Liebe bringen. Auch hier zeigt sich Jesu besondere Rolle in der globalen "Erlösung von dem Bösen".

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Das Tor ist offen Die obigen Ausführungen über Jesu Identität beruhen auf dem Zeugnis Jesu, der Propheten und der Apostel. Sie werden auch von späteren Neuoffenbarungen bestätigt. Dennoch sind sie in dieser "interreligiösen" Konsequenz nur hypothetisch, so wie jede Theologie. Unbestreitbar jedoch ist, daß Jesus entsprechend dem Willen und dem Auftrag Gottes eine Tür geöffnet hat, die den Menschen hohe und höchste Ziele erschließt: "Ich habe euch eine Tür geöffnet, die keiner mehr zuschließen kann." (Offb 3,8) Die Öffnung dieses Tores zurück in das Reich Gottes, die spirituelle Welt, begann – aus vedischer Sicht – bereits vor dem Beginn des gegenwärtigen Zeitalters der Dunkelheit (Kali-yuga), hauptsächlich durch das Erscheinen Krischnas, wodurch sich Gott und die Gottesworte (Bhagavad-gita, wörtlich "Gottes Gesang") neu offenbarten. Innerhalb des Kali-yugas wurde die Menschheit in allen Erdteilen von verschiedensten Gottgesandten für die endgültigen Schritte zurück zu Gott vorbereitet, insbesondere durch den Gottessohn Jesus, der die Umkehr aus der dichtesten Materie einleitete und begleitete, bis zum heutigen Tag und bis hin zum "jüngsten" Tag. Deswegen ist es nicht erstaunlich, daß die dunklen Mächte sich vor allem auf Jesus stürzten und versuchten, sein Wirken durch Institutionen, Irrlehren, Relativierungen und Verabsolutierungen unwirksam zu machen. Sie wissen, daß die geöffnete Tür von niemandem geschlossen werden kann. Aber sie wollen die Menschen derart ablenken, damit niemand merkt, daß die Tür offen ist. Dann bleibt sie zwar offen, aber niemand geht hindurch.. Diese Rechnung wird jedoch nicht aufgehen, weil schon viele Menschen durch diese Tür hindurchgegangen sind und weiterhin hindurchgehen, und sie wirken von ihrer höheren Ebene aus instruierend und inspirierend für alle, die dazu bereit sind. Jesus öffnete die Tür nicht nur für diejenigen, die hinauswollen, sondern auch für das, was hineinkommen soll: das göttliche Licht der Liebe, das die die Dunkelheit der Welt erhellt und dadurch offenbart, daß wir alle in Wahrheit "so untrennbar eins sind wie Du und ich." (Joh 17,22)

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Spuren aus früheren Yugas? Neue archäologische Entdeckungen in Indien

Dieser Artikel wurde veröffentlicht im Magazin 2000plus, Nr. 179

(Januar/Februar 2003)

von Armin Risi

In letzter Zeit kamen aus Indien des öfteren Meldungen über archäologische Entdeckungen, die – falls sie sich bestätigen sollten – sensationell sind und die gängigen Lehrmeinungen über die Menschheitsgeschichte einmal mehr in Frage stellen. Sie alle haben die Gemeinsamkeit, daß sie nicht in das herrschende Weltbild passen, daß sie aber genau dem entsprechen, was die alten mythischen Überlieferungen Indiens über die Kulturen früherer Zeitalter (Sanskrit: "Yugas") berichten. Der folgende Artikel gibt einen Überblick über diese neusten Entdeckungen: eine Monolith-Brücke im Himalaya, zwei Unterwasserstädte an der indischen West- und eine an der Ostküste sowie die NASA-Fotos eines versunkenen Landsteges zwischen Indien und Sri Lanka. Bekommt die Menschheit heute die Spuren längst vergangener Kulturen zu Gesicht?

Rätselhafte Schwertransporte im Altertum Die größten künstlich bearbeiteten Steine, die auf der Erde zu finden sind, wurden nicht etwa von der modernen Maschinen-Zivilisation verwendet und bewegt, sondern von den ältesten Kulturen der Menschheit! Diese Transporte von tonnenschweren Steinen, die scheinbar mühelos in Mauern und Bauwerke eingefügt wurden, gehören zu den größten Rätseln der alten Hochkulturen . Als die bisher schwersten Einzelsteine (Monolithen) der Welt gelten die Quader in Baalbek (Libanon) und die Andesit-Bausteine von Puma Punku, einem mysteriösen Trümmerfeld bei der alten Stadt Tiahuanaco, gelegen am Titicaca-See im Grenzbereich von Bolivien und Peru. Diese Steinblöcke sind mit maschineller Präzision bearbeitet und wiegen zwischen 800 bis 1200 Tonnen! 800 t, das ist das Gewicht, das heute die größten Pneu-Krane zu heben vermögen, unter Aufwand der modernsten Technik. Nun ist ein weiteres Beispiel für einen solchen Monolithen bekannt geworden.(1) Hier handelt es sich möglicherweise sogar um den schwersten von allen heute noch auffindbaren Monolithen, die im Altertum bewegt wurden, und zwar als

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Brücke über eine Schlucht. Die bautechnischen Unmöglichkeiten sind hierbei noch viel frappanter als bei Mauer- und Pyramidenkonstruktionen.

Eine Brücke aus einem einzigen Stein Im Norden Indiens, in jenem Gebiet, das im Osten an Nepal und im Norden an den Tibet grenzt, befindet sich die alte Pilgerstadt Badrinath. Etwa fünf Kilometer nördlich dieser Stadt kommt man (kurz vor der Grenze zum Tibet) zur Ortschaft namens Mana, wo zwei Flüsse zusammenfließen: aus westlicher Richtung die Alakananda und aus östlicher Richtung die Sarasvati. Die Sarasvati geht in der Alakananda auf, die nach Süden (durch Badrinath hindurch) weiterfließt und nach weiteren Zuflüssen in den Ganges mündet. Die Sarasvati strömt etwa ein Kilometer nördlich von Mana wie ein Wasserfall aus einem Berg hervor und stürzt in ihr schluchtartiges Flußbett. Etwa einhundert Meter von dieser Quelle entfernt befindet sich die besagte Monolith-Brücke namens Bhimpul. An dieser Stelle ist die Schlucht rund dreißig Meter tief und oben zehn Meter breit. Wegen der Präsenz Chinas im Tibet ist die Region um Badrinath bis zur Grenze ein militärisches Sperrgebiet, das nur erschwert zugänglich ist. (Badrinath, Mana und Bhimpul liegen an einer uralten Pilgerstrecke.) Der riesige Stein, der quer über die Schlucht liegt, ist kein geschliffener Quader, sondern hat eine ungleichmäßige Form. Dennoch scheint eine gewisse rudimentäre Bearbeitung des Steines durchgeführt worden zu sein. Die Unterseite verläuft unnatürlich gerade, die eine Seite weist eine wellenförmige Oberflächenstruktur auf, die an Bearbeitungsfurchen erinnert. Möglicherweise wurde auch die Länge des Steines genau auf die Breite der Schlucht abgemessen. Die obere Seite ist ziemlich unregelmäßig. In jüngerer Vergangenheit wurde der Stein durch einen Betonbelag sowie durch gemauerte Rampen und Seitenbrüstungen leichter begehbar gemacht. Gemäß den Fotos und den verschiedenen Augenzeugen können die Ausmaße dieses riesigen Steinquaders wie folgt geschätzt werden: 13 Meter lang, 4 Meter breit und 8 Meter hoch. Eine Berechnung des Volumens ist nicht einfach, da der Stein eine unregelmäßige Form hat. Bestünde er aus Granit (spezifisches Gewicht 2,7), so wäre sein Gewicht (bei einer abstrahierten Quaderform) 1263 Tonnen. Das faktische Gewicht liegt also irgendwo zwischen 900 und 1200 Tonnen. Wie hievt man einen solchen Stein über eine zehn Meter breite Schlucht? Man stelle sich vor, welche Hebevorrichtungen hier auch mit modernster Technik erforderlich wären!

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Gibt es eine natürliche Erklärung? Ist dieser Stein möglicherweise aus natürlichen Ursachen an dieser Stelle zu liegen gekommen? Hierfür gäbe es nur zwei Möglichkeiten: Der Stein ist ein Findling und wurde von einem Gletscher dort abgelagert, oder er ist von einem Berg heruntergestürzt und zufällig über die Schlucht gefallen. Ersteres kann ausgeschlossen werden, da der Stein offensichtlich erst über der Schlucht zu liegen kam, als diese bereits existierte. Und die Schlucht ist ohnehin kein Gletscherbett. Auch letzteres kann ausgeschlossen werden, weil es keinen Berg gibt, von wo der Stein in diese Lage hätte fallen können. Von der Westseite der Schlucht kann der Stein nicht heruntergestürzt sein, weil es in unmittelbarer Nähe keine Bergwand gibt, von wo er sich hätte lösen können. Die Ostseite der Schlucht hingegen ragt als steile Felsstufe etwa zehn Meter über das Niveau der Westseite hinaus und geht in eine grasbewachsene Hügelebene über. Aus diesem Fels kann der Stein ebenfalls nicht gefallen sein, weil diese Felsstufe überhängend ist. Es gibt keine Bruchstelle. Sowieso wäre es undenkbar, daß ein herunterstürzender Stein sich zufällig über die Schlucht geschwungen hätte. Beim Betrachten der Lage des Steins ist es offensichtlich, daß er mit Plan an dieser Stelle eingefügt wurde. Auf der Westseite liegt der Stein auf einem Felssims, der etwa fünf Meter unterhalb des Schluchtrandes hervorsteht. Auf dieser Seite setzt der Stein bündig an der Schluchtwand an. Auf der anderen Seite wurde er unter der überhängenden Felskuppe in die eingebuchtete Vertiefung hineingelegt. Dort, wo der Stein aufliegt, beginnt eine Art von schmaler Felsengalerie. Weiter oben (Richtung Quelle) ist die Ostseite eine stufenlose Felswand, und weiter unten gäbe es auf beiden Seiten keine Auflageflächen mehr. Der Stein wurde also mit Absicht gerade dort plaziert, denn es ist die einzige Stelle in der ganzen Schlucht, wo ein solcher Stein eingefügt werden konnte. Es ist also unmöglich, daß der Stein durch eine Laune der Natur in diese Lage kam. Er muß mit künstlichen Mitteln über die Schlucht gelegt worden sein. Das Problem hierbei ist, daß diese Aufgabenstellung sogar für die heute verfügbare Technik praktisch unlösbar wäre! Hier versagen jegliche Rampen- und Sklavenkraft-Theorien, mit denen von offizieller Seite her die anderen Monolithkonstruktionen behelfsmäßig erklärt" werden.

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Die lokalhistorische Erklärung Haben hier etwa außerirdische Besucher in einer längstvergangenen Zeit eine Brücke gebaut? Tatsächlich scheint auf den ersten Blick eine nichtirdische Kraft die einzige Erklärung zu sein, da alle irdischen Erklärungsmodelle versagen. Wir müssen jedoch vorsichtig sein, daß wir nicht allzu schnell vorgefaßte Ideen projizieren. Aufschlußreich ist, wie die Einheimischen dieses Weltwunder erklären. Seit Menschengedenken heißt diese Brücke Bhimpul. "Pul" ist das Hindi-Wort für "Brücke", und "Bhim" ist die Hindi-Aussprache des Sanskritnamens Bhima. Bhima war der Bruder von Arjuna, des Helden der Bhagavad-gita, der für seine ungewöhnlichen (heute: "paranormalen") Kräfte berühmt war, und von ihm wird gesagt, er habe diesen gewaltigen Stein über die Schlucht gelegt. Dies sei geschehen, nachdem Bhima und seine vier Brüder sich von ihrem Königreich zurückgezogen hatten, um in die Himalayas zu gehen und durch die Grenze des scheinbaren Todes eine physische Transformation zu erreichen. An diesem Ort befindet sich auch heute noch eine kleine Bhima-Gedenkstätte, die von Brahmanen-Priestern betreut wird. Der Himalaya-Marsch der fünf Pandava-Brüder wird im Sanskrit-Epos "Mahabharata" und in mehreren Purana-Schriften ausführlich erwähnt. Dies ist keine primitive Heldenlegende. Vielmehr liegt dieser Erklärung das Yuga-Konzept zugrunde. Yugas sind nicht nur Zeitalter, sondern eigentlich Raumzeitalter, weil sich im Lauf dieser zyklischen Zeitraumabschnitte auch die irdischen Raumzeitverhältnisse wandeln.(2) Das bedeute, daß der menschliche Körper in früheren Yugas noch nicht derart verdichtet gewesen sei wie heute, in der Epoche der größten materiellen Verdichtung (genannt Kali-yuga). Erst seit fünftausend Jahren sei die Menschheit mehr und mehr in diese Verdichtung gefallen; aus der letzten Phase dieses Vor-Kali-yugas stamme die Bhimpul-Brücke. KASTENTEXT: Mehr Arbeit als nötig?! Warum bürdeten sich die Menschen früherer Kulturen derart schwere Steintransporte auf, wenn sie dieselbe Aufgabe auch mit kleineren Steinen

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hätten lösen können? Dies zeigt sich besonders deutlich im Fall der Bhimpul-Brücke. Es wäre möglich gewesen, mit relativ wenig Aufwand eine Holzbrücke herzustellen: zwei balkenartige Baumstämme über die Brücke legen und danach Schritt für Schritt Trittbrette darauf binden. Warum also der fast schon unsinnige Aufwand, einen 13 m langen und bis zu 8 m hohen Stein über die Schlucht hieven Das Betrachten dieser Monolithbrücke erweckt den Anschein, daß die oder der Erbauer keine Mühe hatte(n), mit einem solchen Gewicht umzugehen. Sonst hätte man, wie gesagt, problemlos eine Holzbrücke bauen können. Die lokalhistorische Erklärung weist darauf hin, Bhima sei sich bewußt gewesen, daß der Marschweg ihres "Lichtkörperprozesses" einmal eine wichtige Pilgerstrecke sein werde; er habe diesen Weg nicht bei der Sarasvati-Schlucht abbrechen lassen wollen und habe deshalb für die Nachkommenden schnell(!) eine Brücke hingelegt. Da Bhima in einem Samadhi-Zustand war, wollte er diesen nicht unterbrechen, um Bäume schlagen und Trittbretter schnitzen zu gehen, was für ihn ein viel größerer Aufwand gewesen wäre als kurzerhand einen geeigneten Stein über die Schlucht zu legen. Dieser Ort befindet sich ohnehin schon über der Baumgrenze. Bhima hätte also weit zurücklaufen müssen, um entsprechend hochgewachsene Baumstämme zu finden, die 13 m lange Balken hergegeben hätten. Auch wäre Holz nicht so dauerhaft gewesen wie Stein. – So unglaublich diese mytho-logische Erklärung anmutet, sie ist zumindest eine, die alle Fragen zu klären vermag, auch jene, warum ein solch großer Stein verwendet wurde, wenn es doch leichtere Mittel zur Brückenherstellung gab. Unterwasserstädte an Indiens Westküste Am 19. Mai 2001 fand in Indien eine große Pressekonferenz statt, einberufen Prof. Murli Manohar Joshi, dem Minister des DOD ("Department of Ocean Development"). Der Umstand, daß ein amtierender Minister der indischen Regierung zu dieser Konferenz einlud, und erst recht die weitergegebene Information führten zu einer enormen Resonanz in der indischen Presse. Worum ging es? Im Jahr 2000 und anfangs 2001 hatte das "National Institute of Ocean Technology" (NIOT), eine Abteilung des DOD, im Golf von Khambhat (engl. Cambay) Untersuchungen wegen der Wasserverschmutzung durchgeführt. Dabei waren die Ozeanographen beim Sonar-Scanning des Meeresgrundes auf geometrische Strukturen gestoßen. In einer Tiefe von 30 bis 40 Metern, rund 10 bis 20 km vor der Küste der Stadt Surat, zeichneten die Apparate in einem Gebiet von 9 km unnatürlich anmutende rechteckige und quadratische Muster

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auf, die nahelegten, daß es sich dabei um menschengemachte Stadtanlagen und Hausfundamente handeln muß. Die langgestreckte Anordnung dieser Strukturen verläuft entlang einer Flußbettvertiefung, was darauf hinweist, daß diese Stadt einstmals an den Ufern eines prähistorischen Flusses erbaut worden war, bevor dieser Landstrich überflutet wurde. Die Aufzeichnungen des Sonar-Scannings waren durch andere Methoden wie Bodenprofilmessungen ("Sub-bottom profiling") bestätigt worden. Die Bekanntmachung der NIOT-Entdeckungen führten zu starken Kontroversen. Vor allem die Archäologische Prüfungskommission (ASI, "Archaeological Survey of India") meldete grundlegende Zweifel an. Im Juni 2001 veröffentlichte sie eine Stellungnahme, in der sie Prof. Joshi massiv kritisierte: das, was er an der Pressekonferenz verkündet habe, entspringe seinem persönlichen Glauben an die Hindu-Mythologie, speziell an die Yuga-Theorie, und entspreche nicht den harten wissenschaftlichen Tatsachen. Im November/Dezember 2001 wurden weitere Forschungen vor Ort unternommen, an denen sich prominente indische Wissenschaftler beteiligten. Die geographischen Bedingungen im Golf von Cambay erschweren die Forschungsarbeit sehr, weil dort eine sehr starke Strömung herrscht (zwei bis drei Meter pro Sekunde), mit einem Ebbe-Flut-Unterschied von 10 Metern. Weil der Golf von Cambay nicht sehr tief ist, wühlt die Strömung ständig die von den Zuflüssen herbeigeführte Erde auf, weshalb das Wasser braun und undurchsichtig ist. Für Taucher ist die Gegend sehr gefährlich, sofern ein Tauchgang überhaupt möglich ist. Dennoch konnte die Existenz der vorhandenen Stadtstrukturen bestätigt werden. Erfaßt wurde z.B. eine 40 mal 40 Meter große Anlage, die an ein Bad erinnert. Eine andere Struktur umfaßt eine 97 mal 29 Meter große, erhobene Plattform, die als Tempelebene oder "Akropolis" gedient haben könnte. In den Zeitfenstern, in denen die Meeresströmung etwas weniger reißend war, konnten auch Objekte vom Grund heraufgeholt werden. Von den rund 1000 gesammelten Objekten waren 250 von archäologischem Interesse. Diese vermuteten Artefakte umfassen Steinwerkzeuge, symmetrisch geformte Steine, Halbedelsteine, Topfscherben, usw. Zu den Funden gehört auch ein Stück Holz, das Kerben und Schnittstellen aufweist. Letzteres wurde vom "Birbal Shahni Institut für Paläobotanik" in Lucknow und vom "Nationalen Geophysischen Forschungsinstitut" in Hyderabad über die C14-Methode datiert. Das Lucknow-Institut ermittelte ein Alter von 8150 bis 7680 v.Chr., das Hyderabad-Institut ein Alter von 9910 bis 9330 v.Chr.; also ein Alter von 9500 bis 11 000 Jahren! Diese Daten entsprechen auch den geologischen Angaben, denn in der letzten Eiszeit war der Golf von Cambay trocken gewesen und wurde von mehreren

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Flüssen durchzogen. Erst vor neun- bis zehntausend Jahren wurde er vom steigenden Meeresspiegel überschwemmt, weshalb er auch heute noch trotz der großen Fläche nicht sehr tief ist. Dementsprechend sensationell waren die Meldungen, die anfangs 2002 um die Welt gingen. Die "BBC News" veröffentlichten am 19. Januar 2002 einen Online-Artikel mit der Überschrift "Lost city could rewrite history'" – "Die versunkene Stadt 'könnte die Geschichte neu schreiben'". Das Zitat in der Überschrift bezieht sich auf den im Artikel interviewten englischen Bestseller-Autor und Historik-Forscher Graham Hancock. Er sagte: "Städte von diesem Ausmaß tauchen in der archäologischen Zeitlinie erst vor ungefähr 4500 Jahren auf, als die ersten großen Städte in Mesopotamien erschienen. Wir kennen nichts, was der Unterwasserstadt von Cambay nahekommt. ... Dies bedeutet, daß das gesamte Modell des Ursprungs der Zivilisation von Grund auf neu formuliert werden muß." Diese Meldung blieb nicht unwidersprochen. Geologen machten darauf aufmerksam, daß die heraufgeholten Objekte nicht unbedingt Artefakte, sondern Geofakte sein können. Das Gebiet von Gujarat sei bekannt für seine Halbedelsteine, die unter Wasser durch die starke Strömung zu Kugeln geformt werden können. Demgegenüber gibt es Stimmen, die darauf hinweisen, daß C14-Messungen bei Holzobjekten, die lange unter Salzwasser lagen, verfälscht sein könnten, nämlich daß sie ein zu junges Datum ergeben. Es könnte also sein, daß das Cambay-Holz noch älter sei! Wie dem auch sei, die mögliche Cambay-Unterwasserstadt steht nicht isoliert in dieser Gegend. Im Gujarat und im nördlich angrenzenden Pakistan befinden sich viele archäologische Schlüsselstellen, vor allem die ältesten indischen Städte, gefunden in Harappa und Mohenjo-Daro im Gebiet des Flusses Indus im heutigen Pakistan. Es würde also nicht überraschen, in diesem geographischen Bereich uralte Städte an (ehemaligen) Flußufern zu entdecken. Was bei der Cambay-Stadt umstritten ist, ist vor allem das eruierte Alter, das in keine archäologische Chronologie paßt. Aber nicht einmal als Unterwasserstadt ist die vermutete Cambay-Stadt einzigartig. Bereits 1981 hatten Meeresarchäologen auf der anderen Seite der Gujarat-Halbinsel, im Golf von Kutch, Spuren der im Epos "Mahabharata" erwähnten Stadt Dvaraka entdeckt, unweit der heutigen Tempelstadt Dwarka,

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die direkt am Meeresufer liegt. Bisher entdeckt wurden sechs Stadtsektoren, die ebenfalls entlang eines Flusses gebaut worden waren. Mitglied der damaligen Forschungsgruppe des "National Institute of Oceanography" (NIO) war Dr. S. Rao, der sich auch heute noch für die weitere Erforschung dieser Stätte einsetzt. Anfangs 1999 hatte er bei der Regierung von Gujarat einen Antrag für weitere Forschungsgelder eingereicht. Geplant ist sogar ein Unterwassermuseum, bestehend aus einem Plexiglas-Röhrengang, durch den die Besucher die Stätte direkt vor Ort betrachten können, denn das versunkene Dvaraka befindet sich nur ein Kilometer von der Dwarka-Küste entfernt in geringer Tiefe. Bei den Tauchgängen von 1981 waren aufschlußreiche Artefakte gefunden worden, unter anderem ein Tonsiegel mit dem Bild eines dreiköpfigen Tieres. Interessanterweise wird genau ein solches Siegel im Mahabharata erwähnt, nämlich im Zusammenhang mit der Belagerung von Dvaraka durch den König von Magadha (heutiges Bihar) namens Jarasandha. Damals hätten alle Bürger von Dvaraka ein solches geheimes Siegel als Identitätsmarke bekommen, um sie von möglichen verkappten Eindringlingen unterscheiden zu können. Und nun wurde eines dieser Siegel draußen im Meer gefunden! Die Kontroverse um die versunkenen Städte ist weitreichend und konnte hier nur angedeutet werden. In einem getrennten Artikel werde ich näher darauf eingehen, vor allem hinsichtlich neuer Erkenntnisse über die Unterwasserstadt von Cambay. Neue Entdeckung an Indiens Ostküste Anfangs 2002 wurden auch an der Südostküste von Indien bei Mahabalipuram Hinweise auf eine versunkene Unterwasserstadt entdeckt. Die lokale Überlieferung berichtet, daß dort vor langer Zeit eine Stadt durch eine Flut an einem einzigen Tag überschwemmt worden sei. Sechs Tempelpagoden seien dabei dem Wasser anheimgefallen, die siebte sei diejenige, die auch heute noch an der Küste stehe. Diese Legende war bereits vom britischen Forscher J. Goldingham aufgeschrieben worden, als er diese Gegend im Jahr 1798 besuchte. Im April 2002 ging Graham Hancock in Zusammenarbeit mit dem NIO vor Ort auf Tauchgang, nicht ohne Ergebnis. Im offiziellen Bericht heißt es: "In einem weiten Gebiet vor der Küste von Mahabalipuram in Tamil Nadu wurden in einer Tiefe von 16 bis 23 Fuß [5 bis 7 Meter] eine Serie von Strukturen entdeckt, die unbestreitbar menschengemachte Attribute aufweisen. ... Ein Team von Unterwasserarchäologen des 'National Institute of Oceanography' NIO haben

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mit Erfolg nach Spuren versunkener Strukturen gesucht und entdeckten dabei zum ersten Mal einen konkreten Beweis für die Legende, daß der Küstentempel der letzte einer Serie von insgesamt sieben Tempeln ist, die von Wasser überflutet wurden ..." Die Überreste liegen als Trümmer weit verstreut unter Wasser und sind von Pflanzen und Muscheln überwachsen. Da es in den letzten fünftausend Jahren in dieser Gegend keine verheerenden Erdbeben mehr gegeben hat, muß angenommen werden, daß die Zerstörung (und somit auch der Bau) vor mehr als fünftausend Jahren stattgefunden hat. Der Geologe Glen Milne von der Universität Durham schätzt die Zeit der Erbauung auf 4000 v. Chr.! Ein versunkener Landsteg Nicht nur Taucher entdeckten Unterwasserstrukturen, sondern auch Beobachter aus der Höhe. Im Sommer 2002 veröffentlichte die NASA Shuttle-Fotos, die eine versunkene Landverbindung zwischen Indien und Sri Lanka zeigen. Vom indischen Subkontinent geht eine schmale Landzunge in Richtung Sri Lanka, an deren Ende heute der imposante weiße Trapezpyramidentempel von Rameshvaram steht (abgebildet auf dem Titelbild meines Buches "Gott und die Götter"). Dieser neu entdeckte Unterwassersteg wird nun von der neuzeitlichen Geographie vielsagend "Adamsbrücke" genannt. Auch beim heiligen Berg Sri Lankas wurde bereits dieser Name bemüht: Adams Peak. Am 10. Oktober 2002 veröffentlichte die Zeitung "The Hindustan Times" einen Bericht mit dem Titel "NASA-Bilder enthüllen eine 1 750 000 Jahre alte menschengemachte Brücke". Darin heißt es: "Aus dem Weltall aufgenommene NASA-Bilder zeigen eine mysteriöse, uralte Brücke in der Palk-Meerenge zwischen Indien und Sri Lanka. Die vor kurzem entdeckte Brücke, die gegenwärtig Adamsbrücke genannt wird, besteht aus einer Linie von Sandbänken und ist rund 30 km lang. Die einzigartige Kurvenführung und Zusammensetzung verbunden mit den abgelagerten Altersspuren zeigen, daß sie menschengemacht ist. Die Legende wie auch die archäologische Forschung sagen, daß die ersten menschlichen Spuren in Sri Lanka rund 1 750 000 Jahre alt sind, und das Alter der Brücke ist fast gleich. Diese Information erinnert auf frappante Weise an die mysteriöse Legende genannt 'Ramayana', die Vorgänge beschreibt, die im Treta-yuga stattgefunden haben sollen, d.h. vor mehr als 1 700 000 Jahren. In diesem Epos wird eine Brücke beschrieben, die von Rameshvaram nach Sri Lanka

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gebaut wurde, angeführt von dem unbesiegbaren Helden Rama, der als göttliche Inkarnation gilt."

Ein neues Bild der Vergangenheit? Nicht nur in Indien, in aller Welt wurden und werden rätselhafte Spuren der menschlichen Vergangenheit gefunden. Immer mehr stellt sich die Frage: War die Vergangenheit wirklich so, wie die herrschende Lehrmeinung sagt? War der Mensch früher bloß ein primitives Wesen, ein evolviertes Tier? Oder wurde der primitive Mensch, wie die sog. Präastronautik behauptet, durch eine außerirdische Genmanipulation künstlich zum "homo sapiens" mutiert? Man kann das eine oder das andere glauben, aber es wäre gut, dabei zu wissen, daß beides materialistische Theorien sind, die behaupten, Lebewesen seien nichts anderes als materielle Körper und das Phänomen "Leben/Bewußtsein" sei bloß eine Funktion organisch-materieller Vorgänge. "Am Anfang war die Materie, und es gibt nichts anderes als Materie." Demgegenüber vermitteln die Kulturen, die mit ihrem Alter und ihren Errungenschaften den modernen Menschen in Erstaunen versetzen, eine ganz andere Erklärung vom Ursprung des Lebens, der Erde und der menschlichen Zivilisation. Für dieses älteste und zugleich revolutionäre Weltbild habe ich zusammenfassend den Begriff "Devolution" geprägt, als Umschreibung für eine "kosmisch-deszendente Evolution".(3) Dies besagt: Am Anfang war und ist der ewige Geist, das Bewußtsein, das über der Materie steht und sie formt; über eine fortschreitende Verdichtung umhüllten sich die geistigen Lebensformen des Universums mit materiellen, vergänglichen Körperformen, zuunterst auf der Verdichtungsskala auch mit einem irdisch-grobstofflichen Körper. Die angeblichen Schöpfergötter, die mit Genmanipulationen wirkten, wären demzufolge keine Kreatoren, sondern Manipulatoren. Ein gewaltiger Unterschied. Die "frühen" Menschen und deren Fähigkeiten (siehe Bhimpul) sind konkrete Hinweise darauf, daß der Geist über der Materie steht – nicht nur in parapsychologischen Bereichen, sondern durchaus auch in historischen und anthropologischen. Deshalb ist die Erforschung der Vergangenheit aus dieser Perspektive von nachhaltiger Bedeutung für unsere Gegenwart und Zukunft. Es geht um nichts Geringeres als um das Selbstverständnis des Menschen und seiner Stellung bzw. Aufgabe im Kosmos.

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1) siehe: Armin Risi, Machtwechsel auf der Erde; "Der schwerste Stein, der je künstlich bewegt wurde" in: Ufo-Nachrichten 4/1999 (S. 1–2), und "Die Monolithbrücke von Bhimpul" in: Sagenhafte Zeiten, 5/1999 (S. 26–28). 2) siehe: "Multidimensionale Zeit und Ewigkeit" in: Armin Risi, Gott und die Götter (Govinda-Verlag 1995, 4. Aufl. 2001) 3) Das Szenario der Devolution ist ausführlich dargelegt im Buch von Tom Smith/Armin Risi: Das kosmische Erbe – DNS, Devolution und der Kampf um die Erde (Einweihung in die Geheimnisse unserer Her- und Zukunft) Bilder und Bildunterschriften (Gemälde der Brücke von Rameshvaram nach Sri Lanka – als Kastentext mit Bild) Das uralte Sanskrit-Epos "Ramayana" berichtet von Geschehnissen aus dem Treta-yuga, die vor über einer Million Jahren stattgefunden haben sollen! Darin wird berichtet, wie gleichzeitig hohe Kulturen neben urmenschenähnlichen Zivilisationen lebten. Diese "Affenmenschen" (im Sanskrit "Vanaras" genannt, dt. "Waldbewohner") waren jedoch nicht primitiv, sondern verfügten über paranormale und telepathische Fähigkeiten. Der berühmteste von ihnen ist Hanuman (rechts im Bild), der getreue Diener des göttlichen Königs Rama (stehend), unter dessen Führung der legendäre Landsteg von Indien nach Sri Lanka gebaut wurde. Über den Hünen Rama, auch Ramacandra genannt, heißt es, daß er einen höherdimensionalen Körper hatte, der nicht materiell verdichtet war wie die Menschenkörper im gegenwärtigen Kali-yuga. (In Anlehnung an diese Überlieferung nennt die Anthropologie eine der frühen Menschenformen "Rama-pithecus".) (Foto Nr. 1) Blick von der Sarasvati-Quelle hinunter zur Bhimpul-Brücke. Gut zu sehen sind die überhängenden Felsen auf der linken Seite. (Foto Nr. 2) Blick von der Bhimpul-Brücke nach Norden hin zur Quelle der Sarasvati in rund einhundert Metern Entfernung. (Foto Nr. 3) Nahaufnahme der Bhimpul-Brücke von der Südseite. Man beachte die Menschen zum Größenvergleich und die parallelen, wellenförmigen Furchen sowie die gerade Unterseite des Steines. (Nr. 4 – Zeichnung) Skizze aus nördlicher Sicht, die zeigt, wie der Stein auf den zwei einzigen gegenüberliegenden Felsvorsprüngen der Schlucht liegt. Er kann nur von der westlichen, d.h. von der flachen Seite her eingefügt worden sein.

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(Nr. 5 – Schema) Schematische Darstellung der Schlucht und des Steines im Querschnitt, um die Größenverhältnisse zu verdeutlichen. (Ausschnitt aus der indischen Landkarte) Mahabalipuram südlich von Madras: Die Legende von den versunkenen Pagoden ist dort so lebendig, daß sogar in einer offiziellen Indien-Karte der Vermerk "Seven Pagodas" zu finden ist.

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Unterscheiden ohne zu urteilen –

Was bedeutet das?

© Armin Risi

Wenn von der Polarität positiv" und "negativ" gesprochen wird, lautet ein

häufiger Einwand, man dürfe nicht urteilen und etwas als positiv und etwas

anderes als negativ bezeichnen; das sei polares Denken; man solle nie werten und

nie urteilen, denn nichts sei schlecht oder falsch. "Alles hat einen Sinn."

Letzteres stimmt. Alles hat einen Sinn, auch das Negative. Aber deswegen ist

das Negative immer noch negativ!

Das berühmte Zitat Urteile nicht! stützt sich auf ein Wort Jesu und lautet im

Zusammenhang (Mt 7.1–2): Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn

mit welchem Gericht ihr richtet, mit dem werdet auch ihr gerichtet werden."

Gleich danach (7.3) sagt Jesus: "Was kümmerst du dich um den Splitter im Auge

deines Bruders und siehst nicht den Balken in deinem eigenen? ... Du

Scheinheiliger, ziehe zuerst den Balken aus deinem Auge! ... Werft eure Perlen

nicht vor die Schweine!"

"Urteile nicht!" heißt also nicht: Unterscheide nicht!" Jesus selbst unterscheidet

offensichtlich sehr kritisch. Gewisse Männer nannte er sogar "Schlangenbrut".

Das Thema "Nicht urteilen" ist eine, wenn nicht sogar die essentielle Lehre aller

echten Religionen und Mysterienschulen und wurde immer nur in inneren Kreisen

weitergegeben, gerade weil sie so mißverständlich ist. Denn sie ist nur mit einer

göttlichen Sicht zu verstehen.

Worum es geht, ist die Realität jenseits der Dualität (Zweiheit), nämlich die

göttliche Einheit, also um nichts anderes als um das Absolute (Gott). Diese

Einheit ist unteilbar und ungeteilt, auch nicht aufgeteilt in die Zweiheit von

Vergangenheit und Zukunft. Sie ist jenseits von Zeit und daher auch jenseits von

Raum. Sie ist ewig (= zeitlos, raumlos). Was ist nun diese ewige Realität jenseits

der Dualität? Es ist die Indivi-dualität, wörtlich: "das Nicht-Teilbare" (gebildet

aus dem Lateinischen dividere, "teilen", und der Silbe in- als Verneinung). Nicht

nur wir als relative Wesen sind individuell, sondern auch das Absolute ist

individuell. Da Individualität Bewußtsein und freier Wille bedeutet, hat auch

Gott einen Willen. Nur deshalb können wir beten: "Dein Wille geschehe!"

Wie können wir individuell sein und gleichzeitig eins sein mit der absoluten

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Individualität? Nur im Bewußt-Sein der Liebe. Liebe ist die wahre Einheit in

vollkommener Individualität. Und Liebe ist immer freiwillig. Nichts, nicht einmal

Gott, kann Liebe erzwingen. Liebe ist also die Vollkommenheit des freien

Willens. Und da Gott Liebe ist, will Gott nichts anderes als diese Vollkommenheit

des freien Willens.

Freier Wille erfordert die Möglichkeit des Wählens. Und das ist der Sinn,

warum es eine materielle Schöpfung gibt. Sie ist der Bereich von Raum und Zeit,

die ursprüngliche Polarität, die nichts anderes ist als wertfreie

"Schöpfungsdynamik". Männlich – weiblich, jung – alt, "positiver Pol" – "negativer

Pol" haben nichts mit "gut" und "böse" zu tun.

Im Bereich der Polarität haben alle Geistwesen aber die Möglichkeit zu wählen,

das heißt, sie "müssen freiwillig" die Liebe wählen. Niemand zwingt sie, in der

Einheit zu ein, und niemand zwingt sie, in die Zweiheit zu gehen. Es ist also auch

nicht "notwendig", in die Zweiheit zu gehen!

Dualität (Zweiheit) beginnt, wenn Wesen aus eigenem freien Willen beschließen,

aus der Harmonie und dem Gleichgewicht auszusteigen und in die Spaltung zu

gehen. So entsteht das Diabolische, wörtlich "das Spaltende". In der Symbolik

von Licht und Dunkelheit bedeutet dies, daß sich etwas dem Licht entgegenstellt

und "Dunkelheit" schafft. Plötzlich fallen lange Schatten ...

Und dies ist die große Versuchung: etwas zu schaffen, was das Licht nicht

schaffen kann. Denn Licht wirft keine Schatten! Wer sich hier aus der

ursprünglichen Identität abspaltet, verfällt in das Ego, nämlich in den Verlust

des Bewußtseins, daß wir alle ewige Individuen jenseits der Dualität sind. Sobald

man in der Dualität ist, hat man keinen Zugang mehr zur Realität jenseits der

Dualität, genauso wie jemand in Dunkelheit nicht mehr mit dem Licht verbunden

ist (sonst wäre er nicht in Dunkelheit).

"Gut" und "böse" existieren nur innerhalb der Dualität – aber dort existieren

sie. In der Diskussion der Gegensätze "gut" und "böse" ist es auch

gerechtfertigt, das Böse auch als "Negative" zu bezeichnen, denn im wörtlichen

Sinn bedeutet negativ "verneinend, ablehnend", vom lateinischen Verb negare,

"nein sagen". Das Böse ist in diesem Sinn tatsächlich negativ, weil es die

göttliche Ordnung verneint und eine eigene "Welt-Ordnung" durchsetzen will.

Böse (satanisch) ist all das, was der bewußten Einheit, der Liebe, entgegenwirkt

oder diese sogar bekämpft, z.B. indem es den freien Willen der anderen nicht

respektiert. Gut ist all das, was diese bewußte Einheit anstrebt. Aber solange

man noch streben muß, ist man noch immer im Gegensatz-Bereich des Bösen und

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definiert sich als dessen Gegenteil. "Gut" sein ist also gut, aber nicht gut genug.

Das Ziel ist es, göttlich zu sein, d.h. im ursprünglichen Bewußtsein der Einheit

(Liebe) zu sein. Für diese drei Begriffe könnten man daher auch sagen:

gottabgewandt, gottzugewandt, gottesbewußt.

Aus der göttlichen Sicht heraus ist es möglich, den eigentlichen Sinn von allem

zu erkennen, auch des Negativen. Innerhalb der Materie leben wir alle

angesichts der Dualität und werden mit Gutem und Bösem konfrontiert. Beides

ist eine Herausforderung und Prüfung der Liebe: Wie stark ist mein göttliches

Bewußtsein? Lasse ich mich zu Gefühlen der Dualität bewegen? Verführt mich

das Gute, egoistisch nur an mich selbst zu denken? Mich für besser als andere

zu halten? Provoziert mich das Böse (Lüge, Gewalt, Folterung usw.) zu Gefühlen

des Hasses, der Rache, der Ohnmacht, des Selbstmitleids? Oder kann ich in

allen Situationen das souveräne, unbeeinflußte Bewußtsein beibehalten? Nie das

göttliche Ziel, die Sicht der Ewigkeit, verlieren? Was ist aus der Sicht der

Ewigkeit schon wesentlich außer die Ewigkeit selbst?

In diesem Bewußtsein urteilt man nicht mehr und sagt nicht: "Das ist böse und

von Nachteil für mich", und "Das ist gut und für Vorteil für mich." Denn beidem

begegnen wir wertfrei, denn beides ist für uns ein Impetus zum Bewußt-Sein der

Einheit: Liebe, Verzeihen und Loslassen der Dualität. Nicht selber wieder in die

Dualität fallen.

Dabei aber unterscheiden wir genau, denn ohne Unterscheiden kein Ent-

scheiden (Aufheben der Scheidung, Spaltung, Dualität). Wir erkennen: Was ist

gut und was ist böse? Wie reagiere ich im jeweiligen Fall entsprechend der

göttlichen Liebe? Liebe bedeutet, für das höchste Wohl aller Wesen zu wirken,

ohne für sich selbst einen Lohn zu erwarten (= bedingungslose Liebe). Und dem

höchsten Wohl des Bösen, d.h. dessen Befreiung, kann man nur so dienen, daß

man zumindest vermeidet, selbst reinzufallen, wodurch sich die entsprechende

Dunkelmacht nur noch weiter verschulden würde. Als der Satan zu Jesus kam

und ihm Weltherrschaft versprach, antwortete Jesus: "Weiche von mir, Satan."

Dies war kein Ausdruck von Haß oder Angst, sondern von Liebe. Durch diese klar

unterscheidende Abgrenzung konnte Jesus den Satan vor einer weiteren

Sündenlast bewahren. Das war Vollkommenheit des freien Willens mit

entsprechend göttlicher Resonanz.

Unterscheiden ohne zu urteilen bedeutet also: Die Dualität nicht ignorieren,

sondern transzendieren!

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Vegetarisch Leben – Die Notwendigkeit fleischloser Ernährung

INHALT

Einleitung

Gesundheit

Gewalt gegen Tiere

Verheerende Folgen für die Menschheit

Ethische Gründe

Religion

Fleischessen und das Gesetz des Karma

Vegetarismus - notwendig, aber nicht genügend

Nachwort

Zusammengestellt von

Atma-tattva Dasa (Armin Risi)Krsnacandra Dasa (Andi Wolf)

Raja Vidya Dasa (Ronald Zürrer)

© Krishna-Gemeinschaft Schweiz

Einleitung

Für viele Menschen ist das Fleischessen etwas Selbstverständliches, worübersie sich kaum Gedanken machen.Wer aber einmal innehält und seineErnährungsgewohnheiten hinterfragt, erkennt sehr bald, dass es eigentlichkeinen stichhaltigen Grund für das Fleischessen gibt, sondern dass imGegenteil viele Probleme und Nachteile damit verbunden sind.

In der vorliegenden Broschüre finden Sie eine Auswahl der wichtigstenArgumente für eine lacto-vegetarische Ernährung, das heisst einevegetarische Ernährung (inklusive Milch) ohne Fleisch, Fisch und Eier.

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Darüber hinaus werden am Schluss der Broschüre auch einigeweiterführende Gedanken erörtert.

Gesundheit

Fördert Fleischessen gewisse Krankheiten? Kann umgekehrt eine reinvegetarische Ernährung die Gesundheit verbessern oder wiederherstellen?Kann sie bestimmte Krankheiten verhüten? yp Vegetarier bejahen dieseFragen aus praktischer Erfahrung, obwohl die moderne Wissenschaft keineklare Stellung bezieht - zumindest nicht bis vor kurzem. Denn medizinischeForschungen erbringen immer mehr Beweise, dass zwischen Fleischessenund verschiedenen Krankheiten (wie Herzkrankheiten und Krebs) einedirekte Verbindung besteht.

Fleisch als Verursacher von Krankheiten

Herzkrankheiten: Schon seit längerer Zeit haben Wissenschaftler denVerdacht geäussert, dass eine fleischzentrierte Ernährung die Entstehungvon Arterienverkalkung und Herzkrankheiten fördert. Bereits 1961 schriebdas amerikanische Ärztejournal: "90 bis 97% der Herzkrankheiten könntendurch eine fleischlose Kost vermieden werden." (Journal of the AmericanMedical Association, 176/1961)

Im Fleisch enthaltene Eiweisse sind für den menschlichen Körper nichtgänzlich abbaubar (höchstens bis zu 70%; im Gegensatz zu denandersgearteten Eiweissen in Milch und Pflanzen, die für die menschlicheVerdauung geeignet sind). Die nicht abgebauten Fleischeiweisse, ebenso wiedie Cholesterin-Fette, werden langsam, aber sicher zum Problem, denn sielagern sich an den inneren Arterienwänden ab und behindern dieBlutzirkulation im Körper, weshalb das Herz viel mehr arbeiten muss, umdas Blut durch die engen und verhärteten Blutbahnen zu pumpen. Diesführt zu erhöhtem Blutdruck und wird so die Ursache von Herzbeschwerdenund Herzinfarkten sowie von vielen Alterskrankheiten, u.a. derweitverbreiteten Alzheimer-Krankheit (nach: Fastiggi, The End of Disease,1988).

Krebs: Darüber hinaus weist die Forschung der letzten zwanzig Jahreunverkennbar auf einen direkten Zusammenhang zwischen Fleischessen undDarm-, Magen und Brustkrebs hin. So hat beispielsweise das Berliner Institutfür Sozialmedizin und Epidemiologie eine wissenschaftliche

Vergleichsstudie zwischen Vegetariern und Fleischessern durchgeführt,deren Ergebnisse viel Aufsehen erregte. Ein in der Neuen Zürcher Zeitungvom 23.7.1986 erschienener Artikel über diese Studie stellt in Bezug aufAnfälligkeit für Tumore und Krebskrankheiten fest: "Der zu 80% durch

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Fehlernährung bedingte Dickdarmkrebs kommt bei Vegetariern sehr seltenvor ... Weitere positive Befunde bei

Vegetariern sind niedrigere Werte beim Kreatin und bei der Harnsäure;Gicht kommt bei Vegetariern nachgewiesenermassen seltener vor als beiFleischessern. Dasselbe gilt für Erkrankungen der Niere."

Warum nun sind Fleischesser anfälliger für derartige Krankheiten? Einer derGründe, den Biologen und Ernährungswissenschaftler immer wieder nennen,besteht darin, dass der menschliche Darm für die Verdauung von Fleischnicht geeignet ist. Fleischfressende Tiere haben einen kurzen Darmtrakt(zwei- bis viermal die Körperlänge), so dass das rasch faulende, toxischeFleisch den Körper schnell verlassen kann. Da sich pflanzliche Nahrungwesentlich langsamer zersetzt als Fleisch, haben (nicht wiederkäuende)Pflanzenfresser einen Darmtrakt von sechsfacher Körperlänge; und der Darmdes erwachsenen Menschen ist rund neun Meter lang. Wenn der Mensch alsoFleisch isst, werden die in der Folge entstehenden Toxine (Abfallprodukteder Fäulnisbakterien) die Nieren überlasten und langfristig Krankheiten wieGicht, Arthritis, Rheuma und Krebs verursachen.

(Hinzu kommt heute noch, dass der Mensch all die chemischen Stoffe, dieden Tieren verabreicht werden, mit dem Fleisch mitisst. Dieser zusätzlichegesundheitsgefährdende Aspekt des Fleischessens wird im 2. Kapitel näherbeschrieben.)

Ohne Fleisch nicht genügend Proteine?

Muss der Mensch aber nicht Fleisch und Eier essen, um sich mit genügendProtein (Eiweiss) zu versorgen? Die Antwort lautet: nein. Die offizielleEmpfehlung für den täglichen Eiweiss-konsum ist in den letzten vierzigJahren von 150 g auf 30 g gesunken. Weshalb? Weil zuverlässige weltweiteForschungen bewiesen haben, dass wir gar nicht so viel Protein brauchen!Diese hohen Zahlen wurden vor ein paar Jahrzehnten aufgrund desEinflusses der Fleischindustrie in Umlauf gesetzt; aber nicht der Gesundheitdes Menschen, sondern der Vergrösserung des eigenen Profites zuliebe.Der eigentliche Tagesbedarf liegt bei 25g. Zusätzlich konsumiertes Eiweißist nicht nur verschwendet, sondern kann sogar gefährliche Schäden imKörper anrichten. Um die täglich notwendigen 30 g Protein zu sich zunehmen, braucht man kein Fleisch zu essen; es ist leicht möglich, sie ausrein vegetarischer Nahrung in Form von Getreide, Hülsenfrüchten, Nüssenund Milchprodukten zu beziehen.

Dies bestätigt auch die Direktion des Gesundheitswesens des Kantons Zürichin ihrem Gesundheitsplaner:

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"Es geht auch ohne Fleisch: Es gibt viele Kombinationen pflanzlicherLebensmittel, deren Eiweissgemisch mindestens so hochwertig ist wietierisches Eiweiß." Dass der Mensch gar nicht so viel Protein braucht, wirdauch durch die folgende Tatsache belegt: Als Säugling benötigt der Menschdie höchste Protein-Konzentration in der Nahrung, da innerhalb wenigerMonate das Körpergewicht verdoppelt werden muss. Die natürliche Nahrungdes Säuglings ist die Muttermilch, die 2,8% Protein enthält. Der Erwachsenebenötigt also bestimmt nicht mehr als 2,8% Proteinanteile in der Nahrung,was wiederum für die vegetarische Ernährung spricht. (Gemüse und Früchtehaben 1,5-2%, Milch 4% und Getreide 5-10%. Fleisch hat 15-25%Proteinanteile, die dazu noch, wie bereits erwähnt, nicht gänzlich abbaubarsind.)

In ihrer Ausgabe vom 12.2.1987 schreibt Die Weltwoche, Zürich: "AusDeutschland kommt für die Vegetarier frohe Kunde ... Eine fünf Jahredauernde Studie hat Erfreuliches zu Tage gefördert.

Ausgerottet ist der Aberglaube, dass, wer kein Fleisch isst, an Eisenmangelleidet. Die Studie hat bewiesen, dass Körper, die weniger Eisen bekommen(und Fleisch liefert 30 Prozent unseres Nahrungseisens), einfach mehr Eisenaus der verabreichten Nahrung lösen. Ähnlich ist es mit dem Kalzium."Deshalb schlussfolgert die Neue Zürcher Zeitung im bereits erwähntenArtikel über die Berliner Vegetarier-Studie: "Es wurde oft gesagt, dassvegetarische Kost zwangsmässig eine Mangelernährung verursacht. DieseBehauptung erwies sich nun als unrichtig. Heute sieht man ein, dass dieVegetarier von Naturwissenschaftlern und Medizinern auf Grund blosserVorurteile während langer Zeit nicht ernst genommen wurden."

Warum keine Eier?

Eier sind nicht gesund für den menschlichen Körper, denn als "flüssigesFleisch" verfaulen sie im langen Darmtrakt des Menschen sogar nochschneller als Fleisch. Zusätzlich zu den so entstehenden Bakterien undtoxischen Schadstoffen enthält das Ei von Natur aus sehr viel Cholesterin,was wie erwähnt für den menschlichen Körper sehr problematisch ist. EinEi, ob befruchtet oder unbefruchtet, ist von Natur aus für etwas anderes alsfür das Gegessenwerden bestimmt. Die Elemente, die im Ei enthalten sind(vor allem Eiweiss), können, wie oben beschrieben, leicht und aufunschädliche Weise aus rein vegetarischer Nahrung bezogen werden.

Der wahre Wert von Milch und Kühen

In diesem Zusammenhang wird manchmal gefragt: Wenn man keine Eieressen soll, warum kann man dann Milch trinken? Ist es nicht dasselbe? Nein.

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Milch – im Gegensatz zu Eiern ist von Natur aus zur Ernährung bestimmt,und der Mensch darf sich diese Milch ebenfalls zunutze machen, denn dieKühe, auch wenn sie nicht hochgezüchtet sind, geben mehr Milch, als einKalb braucht. Durch die wunderbare Vorkehrung der Natur isst die Kuh Gras,das für den menschlichen Körper wertlos ist, und verwandelt es in einhochwertiges Nahrungsmittel. Milch enthält alle für den Menschennotwendigen Nährstoffe und Vitamine und ist vielfältig verwertbar.Ausserdem hilft heisse Milch, feinere Gehirnzellen zu entwickeln, die nötigsind, um spirituelle Themen zu verstehen. (Es gibt in Indien viele Beispielevon Weisen und Yogis, die sich nur von Milch ernährten.)In der altindischen Hochkultur, der ältesten Hochkultur der Welt, galten dieRinder als der wahre Reichtum des Menschen, denn sie sicherten dieLebensgrundlage der menschlichen Gesellschaft: die Kühe als Quelle vonMilch, die Stiere und Ochsen als ideale, unentbehrliche Hilfe bei derBebauung der Felder ohne Fremdenergie, und ihr Dung als wertvollesnatürliches Düngemittel. Aufgrund dieser lebenswichtigen Beiträge wurdendie Kuh und der Stier als zweite Mutter und als zweiter Vater betrachtet,weshalb man sie, auch im Alter, nicht schlachtete. Dank dieseswirtschaftlichen Systems war Indien, dessen Bevölkerung seit jehergrösstenteils rein vegetarisch lebt, bis vor kurzem (bis zum Eindringen deswestlichen Einflusses!) eines der reichsten Länder der Welt.

Heutzutage werden die Milchkühe bei nachlassender Leistung sofort desProfites willen geschlachtet. Stiere werden oft bereits als Kälbergeschlachtet. Die kurzsichtig rechnenden Bauern haben jeglichen Sinn fürden eigentlichen Wert dieser Tiere verloren und sind dafür in eineverhängnisvolle Abhängigkeit von Maschinenindustrie, Erdöl, Banken undChemie geraten.

Was ist die natürliche Nahrung des Menschen?

Eine häufige Frage lautet: Aber ist der Mensch denn nicht von Natur aus einFleischesser der zumindest ein Allesesser? Auch diese Frage gründet ineinem Missverständnis.Obwohl der Mensch zwar vieles essen kann (also biologisch gesehenimstande ist, sich sowohl von Tierfleisch als auch von Pflanzen zuernähren), heisst das noch lange nicht, dass deshalb alles für ihn gesund ist.Im Gegenteil, Körperbau und Veranlagung zeigen, dass die fleischloseErnährung für den Menschen viel natürlicher und ratsamer ist.

Dies wird anhand der folgenden Gegenüberstellung deutlich:

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Fleischfressende Säugetiere Pflanzenfressende Säugetiere/Mensch

haben Krallen haben keine Krallen

keine Hautporen; kühlen den Hautatmung durch Millionen von Körper durch Verdunstung über Porendie Zunge

Klappgebiss (nur auf und ab) Kaugebiss (auch seitlich scharfe, spitze Vorderzähne, verschiebbar), keine scharfen,um Tiere zu reissen spitzen Vorderzähne zum Töten von

Tieren

keine abgeflachten Backenzähne abgeflachte Backenzähne, um zum Zermahlen der Nahrung pflanzliche Nahrung zu zermahlen

keine abgeflachten Backenzähne abgeflachte Backenzähne, um zum Zermahlen der Nahrung pflanzliche Nahrung zu zermahlen

nur kleine Speicheldrüsen im Maul gut ausgebildete Speicheldrüsen(da wenig Getreide und Früchte (notwendig, um Getreide undvorzuverdauen sind), Früchte vorzuverdauen)saurer Speichel; kein Ptyalin- alkalischer Speichel; viel Ptyalin, umEnzym zur Vorverdauung von Getreide vorzuverdauenGetreide

viel starke Salzsäure im Magen, 10mal schwächere Magensäureum zähe Tiermuskeln, Knochen als Fleischfresseretc. zu verdauen

Der Mensch ist also von Natur aus ein Pflanzenesser. Dies zeigt sich auchdaran, dass er das getötete Tier nicht roh essen kann, sondern es durchAbhängen, Kochen, Würzen und Braten zubereiten muss, bevor erüberhaupt nur daran denken kann, es zu verzehren. Und er isst nur dasFaserfleisch (Muskeln). Blut, Mark, Knochen und Innereien, die mineralstoff-und proteinreichsten Teile der Tierleiche, die von den natürlichen Fleischfressern mitverzehrt werden, verschmäht der Mensch.Kein von Natur aus zum Fleischessen bestimmtes Wesen tut das.Auch die Tiere, die der menschlichen Lebensform am nächsten stehen,nämlich die Menschenaffen, sind bereits Vegetarier.

Fleischessen und körperliche Energie

Noch offensichtlicher wird die Tatsache, dass die bereits besprochenenZivilisationskrankheiten durch das Fleischessen verursacht werden, wenn

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wir Völker aus anderen Kulturkreisen betrachten, die kein oder nur sehrselten Fleisch essen. In letzter Zeit haben Wissenschaftler begonnen, solcheVölker systematisch zu untersuchen, und die Ergebnisse sind eindeutig.Berühmt gewordene Beispiele sind ein Hirtenvolk in den Bergen von Ecuadorund der Hunza-Stamm in Nordwest-Indien sowie verschiedene VölkerSüdindiens, bei denen Krebs und Herzkrankheiten praktisch nichtvorkommen, obwohl es unter ihnen auffallend viele Menschen gibt, die über80 Jahre, einige sogar über 110 Jahre alt werden.Dagegen ist bei Volksstämmen, die praktisch nur von Fleisch und Fischleben, auffallend, dass sie sehr schnell altern. Bei den Eskimos und Kirgisenz.B. beträgt das statistische Durchschnittsalter nicht einmal 30 Jahre, undnur selten wird bei ihnen jemand älter als 40!Nicht nur in Bezug auf Lebenserwartung, sondern auch in Bezug aufkörperliches Leistungssvermögen schneiden in Vergleichsstudien dieVegetarier besser ab. Bei körperlicher Anstrengung beweisen sie eine vielgrössere Ausdauer als Fleischesser, und sie benötigen eine viel kürzereErholungsphase, da vegetarische Nahrung natürlich aufbauend wirkt,wohingegen Fleisch nur einen kurzen Energieschub gibt (ähnlich wie Kaffee), aber dann den Körper mit all den beschriebenenNachteilen belastet. Auch das Tierreich bestätigt diese Beobachtung. Mansoll einmal versuchen, die Arbeit eines Ochsen, Kamels oder Pferdes einemLöwen, Tiger oder Hund aufzubürden. Ausserdem zählen zu den grösstenund stärksten Tieren der Welt reine Pflanzenfresser, wie etwa der Elefant,das Nashorn und der Gorilla.

Aus all dem Gesagten geht deutlich hervor, dass die Menschen problemlosohne Fleisch, Fisch und Eier leben können; es gibt keinen Grund, warum siediese Dinge essen müssten, aber viele Gründe, warum sie darauf verzichtensollten.

Gewalt gegen Tiere

Dass man allein schon der Gesundheit zuliebe kein Fleisch essen sollte, wirdnoch klarer, wenn wir untersuchen, unterwelchen Bedingungen das Fleischheute "produziert" wird, das heisst, was die Tiere und das Fleischdurchmachen, bevor sie schön verpackt in der Einkaufstasche desnichtsahnenden Konsumenten landen.

Gepanschtes Fleisch

Die Zeitschrift Natur veröffentlichte in ihrer Ausgabe 2/87 einen Artikel mitdem Titel "Tierische Geschäfte", in dem auf mutige Weise Zusammenhängezwischen profitgierigen Pharma-Firmen, skrupellosen Tiermästern undSchlachthöfen aufgedeckt wurden. Die Problematik der modernenTierhaltung fasst dieser Artikel wie folgt zusammen:

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"Der Handelskrieg wird über den Preis geführt. DAs scheint zunächst imSinne der Verbraucher zu sein. Doch das Bestehen in diesem Preiskrieg istnur bei massenhafter Serienproduktion möglich. Keine der Handelskettenkauft 50 Hähnchen beim Bauern ein - sie brauchen 50.000 pro Lieferung. Die"Produktion von tierischen Protein" in den Massentierhaltungen hat sichdarauf eingestellt. Was der Verbraucher nun zwischen die Zähne bekommt,ist gewürzt mit Wachstumsförderern, Hormonen, Antibiotika undBeruhigungsmitteln. Im besten Falle erhält er billiges, nährstoffarmes,aufgeblasenes Fleisch - im schlimmsten Falle ist es vergiftet... Was in denMassentierhaltungen und Schlachthöfen geschieht, wird mühelos verdrängt."Und was verdrängt wird, ist haarsträubend. Wenn peinlicherweise einmalein Skandal bekannt wird, ist die Öffentlichkeit zutiefst schockiert. Soschrieb z.B. das Magazin Der Spiegel (33/88) in seiner Titelgeschichte "DieSchweinerei mit dem Fleisch": "Die bundesdeutsche Landwirtschaft erlebtden grössten Hormon-Skandal ihrer Geschichte. Illegale Händlerringe undgewissenlose Veterinäre verdienen an der Tiermast als "Mafia im Geschäft".Unters Fell gespritzt und in den Futtertrog gekippt wird nahezu alles, wasdie Pharmaindustrie so produziert, um Rind, Schwein oder Huhn bis hin zurSchlachtbank auf den Beinen zu halten. Wenn Schweine, damit es sichlohnt, innerhalb von 180 Tagen zu Zwei-Zentner-Fleischbergenhochgepäppelt werden, wächst das Knochengerüst nicht schnell genug mit,die Tiere brechen unter dem eigenen Gewicht zusammen." Immer mehrVeröffentlichungen weisen darauf hin, wie Fleisch auf verschiedenste Weisechemisch manipuliert wird. Erstens einmal muss es konserviert werden,damit keine üblen Gerüche den Käufer des tage- und wochenalten Fleischesden Appetit verderben, und zweitens muss das grau-grünliche Fleisch rotgefärbt werden, da es sonst kaum verkaufbar wäre.

Tödliche Brutalität

Tiere werden heute nicht mehr als Lebewesen behandelt, sondern alsFleischmaschinen. Das Leben eines gefangengehaltenen Schlachttieres istvon Anfang bis Ende schöpfungswidrig - angefangen mit derkonzentrationslagergleichen Aufzucht, der Kastration und denHormonbehandlungen, über die Verfütterun künstlicher Nahrung zuMästungszwecken bis hin zu den langen, schmerzvollen Transporten inextremer Angst und schliesslich dem grausamen Ende im Schlachthof.Tierschlachtungen sind alles andere als "human". In Wahrheit machen dieSchlachthäuser Höllenvisionen Konkurrenz. Schreiende Tiere werden durchHammerschläge, Elektroschocks oder Bolzenschusswaffen betäubt. Miteinem Haken werden sie an den Hinterbeinen in die Luft gezogen und aufvollautomatischen Fliessbandanlagen durch Fabriken des Todes befördert.Die Kehle wird ihnen bei lebendgem Leibe aufgeschnitten und ihr Fleischschon verarbeitet, während sie noch zu Tode bluten. Diese Methode spartZeit und erhöht die Gewinne.

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Genau wie für den Menschen ist auch für das Tier das Ermordetwerden eineErfahrung von Schrecken und Panik, was im Körper schlagartig einendrastischen biochemischen Wandel auslöst, wodurch der ganze Kadaver mitAngsthormonen vergiftet wird. Der international engagierte SchweizerTierschützer und Ökologe Franz Weber erklärte in einer Radiosendung:"Nehmen wir das Beispiel von Hamburg, wo Menschen Vergiftungen erlitten,als sie Thon aus der Büchse assen. Warum? Der Thunfisch wurde lebendig (!)zersägt, und die gefangenen Fische hatten eine solch unglaubliche Angst,dass sie ein Gift ausschieden, das in das Fleisch einging. Das war schon denalten Römern bekannt. Um ein bestimmtes Gift zu bekommen, haben sieSklaven zu Tode gefoltert, und mit dem Speichel dieser Toten konnte manandere vergiften. Die Todesangst geht also ins Gewebe ein und wird vomMenschen mitgegessen. (Aus diesem Grund ist auch das neuerdingsangepriesene "natürliche Weidefleisch" von "glücklichen" Schlachttieren, dieAuslauf im Sonnenlicht hatten, keine Alternative sondern nur eine neuekommerzielle Taktik der Fleischproduzenten, um den verunsichertenKonsumenten zu beruhigen. Denn auch ein "glückliches" Tier erfährtTodesangst. Die Produktion von sogenanntem "Bio-Fleisch" ist eigentlichschizophren: Einerseits will man die Tiere als Lebewesen respektieren undgewährt ihnen deshalb angenehmere Lebensbedingungen, und andererseitsschlachtet man sie und isst sie auf. Das einzig natürliche Fleisch ist dasFleisch eines natürlich gestorbenen Tieres.) Auf diese Weise werden jährlichweltweit über 2 Milliarden Stalltiere und über 20 Milliarden Stück Geflügelgetötet. Die Zahl der jährlich getöteten Fische geht in die Billionen. (Indiesen Zahlen sind die vielen Millionen Opfer der Tierversuche und derPelzindustrie nicht mitgerechnet.)

Verheerende Folgen für die Menschheit

Im 4. Jh. v. Chr. verfasste der Grieche Platon sein berühmtes Buch "DerStaat", das verschiedene Reden des grossen Philosophen Sokrates enthält.Unter anderem spricht Sokrates darüber, wie ein Staat seine wirtschaftlicheGrundlage gesund erhalten kann, und in diesem Zusammenhang weist erdarauf hin, dass die allgemeine vegetarische Ernährung notwendig ist. Erwarnt, dass mehr Weideland benötigt werde, sobald die Menschenbegännen, den Tierbestand zu erhöhen, um zusätzlich Schlachttiere zuhalten: "Und das Land, das ursprünglich gross genug war, um all seineBewohner zu versorgen, wird auf einmal zu klein sein, und so werden wir inden Krieg ziehen müssen."Es ist erstaunlich, dass dem Philosophen Sokrates nicht nur diegesundheitlichen Nachteile des Fleischessens bekannt waren, sondernoffensichtlich auch die ökonomischen. Er weist mit Recht darauf hin, dassdie Erde genug Nahrung für alle ihre Bewohner hervorbringt, dass aber einFehlverhalten von nur wenigen Menschen schon weittragende Folgen habenkann.

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Welch verhängnisvolles Ausmass diese Folgen heute angenommen haben,hat sich allerdings selbst Sokrates kaum vorstellen können. Der Teufelskreis,der durch das Essen von Fleisch ausgelöst wird, ist wahrscheinlich dastypischste Beispiel für die Vernetzung von menschlicher Unvernunft undZerstörung.

Nahrungsmittelverschwendung

Fleisch ernährt wenige auf Kosten vieler. Für die Produktion von Fleischwird wertvolles Getreide, das den Menshcen direkt ernähren könnte, anTiere verfüttert. Laut amtlicher Angaben des Landwirtschaftsministeriumsder Vereinigten Staaten werden über 90% des in Amerika angebautenGetreides an Tiere verfüttert (Rinder, Schweine, Lämmer, Geflügel usw.).Oder anders ausgedrückt: Den Schlachttieren Amerikas wird jährlich mehrGetreide verfüttert, als die Bevölkerung von Indien und Chinazusammengenommen zur Ernährung braucht. (Heller: Das Brot des Siegers,1985, S.27) Doch dieses Verfahren, Getreide in Fleisch umzuwandeln, istüber alle Masse verschwenderisch. Fleischproduktion ist, energetischgesehen, die schlechteste Form der Bodenausnützung:

Um ein Rind ein Jahr lang zu mästen, benötigt man 0,5 ha Land. Nacheinem Jahr erhält man von diesem Tier ca. 300 kg essbares Fleisch. Hätteman während diesem Jahr auf derselben Fläche Getreide oder Kartoffelnangepflanzt, hätte man 3000 kg bzw. 20.000 kg Nahrungsmittel bekommen,also 10mal mehr Getreide und 65mal mehr Kartoffeln als Fleisch!Diese verschenderische Nahrungsmittelprodunktion geschieht willentlich. Inden letzten 40 Jahren, das heisst seit dem Zweiten Weltkrieg, habenfinanzstarke Konzerne Konzerne begonnen, zahllose Kleinbetriebeaufzukaufen und in riesige Kommerzfarmen umzuwandeln, um das Land mitMonokulturen auszubeuten. Dadurch warfen die Grossgrundbesitze (diehauptsächlich europäischen, amerikanischen und japanischen Chemie-,Versicherungs- und Bankriesen gehören) dreifache und noch höhereGetreideerträge ab, was nur möglich war durch den Einsatz vonhochtechnologischen Maschinen, genetisch manipuliertem Saatgut,chemischen Düngern und Agrargiften. Um zu verhindern, dass durch dieseÜberproduktion die Preise sinken, mussten die Erneerzeugnisse vom Marktferngehalten werden, das heisst anders verwendet bzw.verschwendetwerden. Man stand also vor der Frage, wie man den Überfluss profitbringendloswerden konnte. Die Antwort lag auf der Hand: durch Fleischproduktion!Die Rechnung war einfach: Man mästet die künstlich gezüchteten Tiere mitder überproduzierten Nahrung, die an sich ein totes Kapital darstellt, undverkauft das Fleisch alsdann mit hohem Gewinn.

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Tiere fressen eine viel grössere Menge Futter, als die schlachtung Fleischergibt, und von allen Tieren ist das Rind am ungeeignetsten, pflanzlichesProtein in tierisches Protein zu verwandeln.

Rindfleisch stellt also die "ideale" Vershcwendung dar: 1 Kilo Rindfleischentspricht 16 Kilo Getreide. Die restlichen 15 Kilo, also 94% sind für denMenschen verloren. Die Fleischwirtschaft kommt also einer Vernichtung vonNahrungsmitteln gleich. Und dennoch (oder gerade deshalb?) wird dieFleischproduktion durch neue Gesetze mit riesigen Subventionen gefördert,und zwar auf Kosten des Konsumenten: mit seinen Steuergeldern in Formvon Subventionen an die Schlachttiermäster und durch Erhöhung der Preisefür die gesunden, natürlichen Nahrungsmittel, wie Brot, Milch, Gemüse undObst.

Während Fleisch dadurch künstlich billiger angeboten wird, steigen die Brot-und Milchpreise! Die oben beschriebene Taktik der Grosskonzerne führteexplosionsartig zu einem gesteigerten, und dem Volk musste das Fleisch deswachsenden Fleischberges irgendwie schmackhaft gemacht werden. Übereine grossangelegte Werbung und "wissenschaftliche" Propaganda wurdeverkündet, Fleisch sei gesund, der Mensch brauche viel Protein, pflanzlichesProtein sei minderwertig, Vegetarier hätten Mangelerscheinungen, usw.Leider wird dieser werbungstechnische Unsinn auch heute noch von vielenMedizinstudenten, Ärzten und anderen geglaubt und verkündet.

Ausbeutung der Dritten Welt

Wohlstandsländer verschwenden nicht nur ihr eigenes Getreide, indem siees an ihre Schlachttiere verfüttern, sondern verschwenden für diesen Zweckauch Futtermittel, die in der Dritten Welt angebaut werden. Dadurch wirdden dortigen Bauern lebensnotwendiges Acker- und Weideland geraubt, wasdas Gleichgewicht der Wirtschaft in diesen Ländern zerstört und zuViehsterben und Nahrungsmittelknappheit und dadurch zuImportabhängigkeit und Verschuldung führt. 47% der globalenGetreideproduktion wird an Schlachttiere verfüttert. Demgegenübersterben nach UNO-Statistik täglich 43.000 Kinder an Hunger. Stellvertretendfür all diejenigen, die diese Zusammenhänge erkannt haben, sagt derSchweizer Nationalrat und Dritt-Welt-Experte Prof. Jean Ziegler:

"Diesen fürchterlichen Massenmord will ich nicht mehr mitmachen. KeinFleisch zu essen ist ein minimaler Anfang."Solche Tatsachen haben Weltwirtschaftexperten veranlasst, daraufhinzuweisen, dass das Hungerproblem der Welt im Grunde von wenigenMenschen verschuldet ist. Nicht die angebliche Überbevölkerung ist dieUrsache der Nahrungsmittelknappheit, unter der heute fast Dreiviertel derErdbevölkerung leidet, sondern der Missbrauch der Nahrungsmittel. Wirproduzieren mehr als genug Nahrungsmittel für alle Menschen auf unserem

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Planeten, doch wir verteilen sie ungerecht, indem wir sie verschwenden,das heisst den Schlachttieren ver-füttern (oder tonnenweise ins Meerschütten, um den Preis stabil zu halten).Die Fleischproduktion verursacht in den Ländern der Dritten Welt aber nichtnur Hunger, sondern auch die Zerstörung der Umwelt.Der tropische Regenwald, Hauptquelle der Sauerstoffproduktion unseresPlaneten, bedeckte noch im Jahre 1945 die Erde mit einer Ausdehnung von16 Millionen quadratkilometern. In den letzten vier Jahrzehnten jedoch istdiese "grüne Lunge" weltweit um rund 50% geschrumpft! Wo vorher dieüppige tropische Vegetation vielen Tier- und Pflanzenarten Lebensraumbot, setzt nach der Rodung sofort die Erosion ein, und nach wenigen Jahrender profitgierigen Nutzung bleibt nichts anderes als eine kargeWüstenlandschaft übrig. Und wer ist schuldig? Hauptsächlich dieinternationalen Fleisch- und Hamburgerkonzerne, die das gerodete Land alsWeideflächen für ihre Schlachttierherden oder als Ackerland für riesigeFuttermittelplantagen (z.B. für Soja) verwenden, und zu einem gewissenTeil auch die Papier- und Holzmultis. "Das reichste Ökosystem der Erde wirdalso zu Hamburgern (Sta-tistiken zeigen, dass der weltweit grössteHamburger-Konzern im Jahr mehr als 500 neue Filialen eröffnet - alle 17Stunden eine - und pro Sekunde 140 Hamburger verkauft - mit rapidesteigender Tendenz. Für einen einzigen Hamburger (!) müssen vier bis fünfQuadratmeter Regenwald in Weide- oder Ackerland umgeandelt werden.),Sperrholz und Packpapier verarbeitet - für Europäer, Amerikaner undJapaner." (Neue Zürcher Zeitung, 30.3.1983) Skrupellos werdeneinheimische Kleinbauern in die Städte vertrieben, das Land wird mitMonokulturen und Chemie ausgebeutet, der Boden mit schweren Maschinenzerdrückt und der natürliche Kreislauf der Nahrungsversorgung zerstört.Der brasilianische Erzbischof Helder Camara fasste diese Misstände mitfolgenden Worten zusammen: "Überall in der Dritten Welt wir dieLandwirtschaft auf Kosten des Volkes modernisiert. Um dieKonsumgewohnheiten der Reichen zu befriedigen, die immer mehr Fleischessen wollen, lässt man das fremde Vieh die kärglichen Kulturen derwehrlosen Kleinbauern zertrampeln." (zitiert in: "Die Schuld derFleischfresser", Tagesanzeiger, Zürich, 23.9.1978)

Zerstörung des ökologischen Gleichgewichtes

Der Teufelskreis zieht aber noch weitere Kreise. Tiere sterben aus,mittlerweile mindestens eine Tierart pro Tag! Nicht nur die Tiere desUrwalds, sondern auch andere Tiere erliegen der Umweltzerstörung und derMordlust des Menschen. Dies schlägt auf den Menschen zurück. Zum Beispielstellen viele Bauern fest, dass es vermehrt Ungezieferplagen gibt, da dieinsekten- und larvenfressenden Vogelarten verschwinden - aufgrund derMonokulturen, Agrargifte, Hecken- und Waldabholzungen usw. Die riesigeAbholzung ist auch eine der direkten

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Ursachen für die weltweite Klimaverschiebung, deren katastrophale Folgen(Treibhauseffekt, Dürren, Wüstenausbreitung, Überschwemmungen,Abschmelzen der Polkappen usw.) noch nicht konkret vorauszusehen, abervorauszuahnen sind. Auch in den modernen Industrienationen sind dieSchäden, die durch Monokulturen, Profitwirtschaft und Fleischessenverursacht werden, fatal. Diese äussern sich vor allem in der extremenUmweltverschmutzung. Die stark verunreinigten Abwässer vonMastbetrieben und Schlachthöfen tragen in hohem Masse zur Überdüngungund Abtötung der Seen, Flüsse und Meere bei.

Allein auf einem mittleren Mastbetrieb mit 5000 Kälbern entstehen jährlichzehn Millionen Liter Jauche! Die in Deutschland von den Masttieren erzeugteJauche hat ein solches Ausmass erreicht, dass jährlich pro Person mehr alsdrei Tonnen Jauche anfallen. (aus: Fleisch frisst Mensch, ARD, 18.10.1987)Ein Beispiel: Zum Anbau von einem Kilogramm Weizen werden nur rund 60Liter Wasser benötigt, wohingegen die Produktion von einem KilogrammFleisch zwischen 2500 und 6000 Liter Wasser erfordert, die dann imGüllenloch landen. Wohin mit diesem Meer von Jauche? Man versucht, sichihrer zu entledigen, indem man sie auf die Felder kippt; aber da zwischender Menge der Tierexkemente und dem zur Verfügung stehenden Land keinVerhältnis mehr besteht, werden die Felder oft masslos überdüngt. So gerätdie Jauche, die auch die den Tieren verabreichten Chemikalien enthält, indas Grundwasser (=Trinkwasser!) und/oder Abwasser und so in die Gewässer(Flüsse, Seen, Meere).Eine der sichtbaren Folgen dieser Eingriffe in die Natur sind die sterbendenMeere, wie die Nordsee und das Mittelmeer. Fische sterben,Algenschwemmen treten auf, usw. Ursache dafür sind in erster LiniePhosphate und Nitrate. Allein in die Nordsee werden jährlich etwa 100.000Tonnen Phosphate und 1.000.000 Tonnen Nitrate geschwemmt. Diese Salzestammen aus der Industrie und den kommunale Kanalisationen entlang denZuflüssen und auch - wie hinlänglich erwiesen - zu einem grossen Teil ausder kommerziellen Landwirtschaft und den Tiermästereien.Die massenweise produzierten tierischen Exkremente haben darüber hinausnoch eine weitere Nebenwirkung: sauren Regen. Die holländischeRegierung, die diese Zusammenhänge erforschte, kam zu dem Ergebnis,dass die Ammoniak- und Methangas-Emissionen der Güllebehälter vonMassentierhaltungen zu saurem Regen führen und zu einem Drittel für dasWaldsterben verantwortlich sind.Der Ökologe Dr. Georg Borgström errechnete, dass durch dieFleischproduktion zehnmal mehr Verschmutzungen verursacht werden alsdurch Privathaushalte und dreimal mehr als durch die Industrie. (zitiert in:Lappé, Die Öko-Diät, 1982)Mit anderen Worten: Durch eine vegetarische Ernährung könnten vieleProbleme, die die heutige Welt belasten, mit einem Mal gelöst werden. InAnbetracht all dieser Gründe ist es sehr schwer zu verstehen, wie es sichjemand noch leisten kann, nicht Vegetarier zu sein.

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Ethische Gründe

"Auch wenn wir gar nicht hoffen könnten, dass jemals alle Menschen zurvegetarischen Lebensweise übergehen werden, hätte niemand deswegendas Recht, Fleisch zu essen. Ein Unrecht bleibt auch dann ein Unrecht,wenn alle es verüben." - Magnus Schwantje (1877-1959), einer der erstengrossen Vorkämpfer für Vegetarismus und Tierschutz; prägte im Jahre 1902den Begriff "Ehrfurcht vor dem Leben"."

Bisher haben wir nur die gesundheitlichen, wirtschaftlichen undökologischen Nachteile des Fleischessens behandelt. Die nächsteFragestellung geht tiefer: Haben wir - abgesehen von dem Folgen -überhaupt das Recht , Tiere zu töten?Diese Frage bringt uns in den Bereich der Ethik, einer Wissenschaft, dienicht nur wie die heute gängigen Wissenschaften leblose Materieuntersucht, sondern über die leblose Materie hinaus nach Leben und Sinnsucht. Ethik wird in der heutigen Zeit des technischen Fortschritts alsStiefkind behandelt und an den Schulen und Unversitäten schon gar nichtmehr gelehrt. Ohne Ethik, Fragen nach dem Sinn und Wert einer Handlung,wird jede Wissenschaft jedoch sinn- und wert-los. Ethik muss also Grundlageeines jeden wissenschaftlichen Strebens sein. Das griechische Wort ethos,von dem das Wort "Ethik" abgeleitet ist, bedeutet "innere Gesinnung, Sitteund Lebensführung", die sich aus der Verantwortung gegenüber derSchöpfung herleiten. Es ist also nicht verwunderlich, dass sich die Vertreterder Ethik immer auch mit dem Thema des Vegetarismusauseinandersetzten. Das Wort "Vegetarier", das im Jahre 1842 von denGründern der Britischen Vegetarischen Gesellschaft geprägt wurde, hatseine Wurzel im lateinischen Wort vegetus, das "unversehrt, gesund, frisch"oder "kräftig" bedeutet. (Mit dem Ausdruck homo vegetus bezeichneten diealten Römer einen "geistig und körperlich gesunden Menschen".) Dieursprüngliche Bedeutung des Wortes weist also auf eine philosophisch undmoralisch ausgeglichene Lebenseinstellung hin, die weitaus mehr beinhaltetals nur die Ernährung von Gemüse und Früchten.Die meisten Vegetarier sind Menschen, die verstanden haben, dass wir alsBeitrag zu einer gerechteren und friedlicheren Gesellschaft zunächst dasProblem der Gewalt in unserem eigenen Handeln lösen müssen. Sie sind sichbewusst geworden, dass Fleischessen eine Gewaltanwendung gegen andereLebewesen mit sich bringt, die unverantwortbar ist.Viele Menschen würden zweifellos sogleich zu Vegetariern werden, wenn siedie schreienden und zuckenden Tiere im Schlachtahus sähen oder wenn siedie Tiere, die sie essen, selbst töten müssten.

Dies würde manchem Fleischesser die Augen und das Herz öffnen.

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"Mir schmeckt’s trotzdem"

Aus den bisherigen Betrachtungen ging hervor, dass das Essen von Fleischfür den Menschen weder notwendig noch gesund, noch wirtschaftlichvertretbar ist. Fleisch macht den Menschen krank, abgestumpft undverantwortungslos gegenüber Tier, Natur und Mitmensch. Es bleibt also nurnoch das egoistische Argument, das bewusst alle tieferen Überlegungenüber Bord wirft und somit jeglicher Vernunft entbehrt: "Wie dem auch sei,mir schmeckt´s trotzdem." Woher aber nehmen wir uns das Recht, andereLebewesen auszubeuten und ihnen ein schreckerfülltes Ende zu bereiten,nur um Fleisch zu essen - mit der Begründung, dass es uns "schmeckt" unddass wir Lust haben? Könnte man, wenn es so einfach wäre, mit dieserbilligen Begründung nicht auch andere Gewaltverbrechen rechtfertigen?Würde aber irgendein Gericht der Welt eine solche Erklärung für einen Mordoder eine Vergewaltigung gutheissen?

Ist das "Leid", das ich mir durch den Verzicht auf Fleischnahrung bereite,grösser als das Leid der Tiere, die ich verspeise?Diese Frage der Ethik griff auch die Schweizer Illustrierte in ihrer Ausgabevom 8.6.1987 auf, indem sie den deutschen Erfolgsautor Volker Elis Pilgrimzitierte: "Das zurechtgemachte Kotelett liegt im Regal wie eine Schachtel,ein Teller oder ein Hosenknopf. Ist es aber nicht. Gestern noch gehörte eszu einem atmenden, fühlenden, pulsierenden Ganzen. Will ich es töten, umso an mein Kotelett zu kommen? Nein, will ich nicht." Nun - würden wir alleernsthaft vor diese Frage gestellt, gäbe es in der Schweiz vermutlich nurnoch Vegetarier. Und wir stünden damit in guter Gesellschaft mit denDichtern und Denkern aller Zeiten, die das Töten von Tieren seit jeher fürdes menschlichen Geistes unwürdig hielten." Und solche Persönlichkeitengibt es viele! Zu den bekanntesten ethischen Vegetariern gehören Buddha,Dalai Lama, Zarathustra, Pythagoras, Empedokles, Sokrates, Platon,Aristoteles, Horaz, Ovid, Seneca, Plutarch, Franz von Assisi, Leonardo daVinci, Isaak Newton, Voltaire, Jean-Jacques Rousseau, Alexander vonHumboldt, Leo Tolstoi, Wilhelm Busch, Rudolf Steiner, Thomas Alva Edison,Ralph Waldo Emerso, George Bernard Shaw, Rainer Maria Rilke, RichardWagner, Albert Einstein, Mahatma Gandhi usw. von den vielen Vegetariernder Gegenwart ganz zu schweigen. Schon immer hat es grosse Kulturen undPersönlichkeiten gegeben, die den Tieren den Respekt, der ihnen gebürt,zukommen liessen.

Während in unseren Breitengraden noch primitivste Lebensumständeherrschten, gab es in Indien bereits blühende Hochkulturen, wie uns diealtüberlieferten Sanskrit-Schriften jener Zeiten informieren.Vor allem dieBhagavad- gita, die wichtigste dieser Schriften, sagt, dass Ackerbau,Naturalhandel und der Schutz der Kühe die wirtschaftlichen Säulen einerüberlebensfähigen Gesellschaft sind. Ausserdem offenbart die Bhagavad-

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gita, dass es Gottes Wunsch ist, dass die Menschen sich vegetarischernähren.

(Weitere Details über die Lehren der Bhagavad-gita werden im 6. Kapitelund im Nachwort angeführt.)Auch in der ältesten europäischen Kultur, im antiken Griechenland, war derVegetarismus ein hochgehaltenes Ideal. Das Zitat aus Platons Buch "DerStaat" und die oben angeführten Namen haben das bereits illustriert.Pythagoras (ca. 500 v. Chr.), der auch das Gesetz der Reinkarnation kannte,sagte: "Wer mit einem Messer die Kehle eines Rindes durchtrennt und beimBrüllen der Angst taub bleibt, wer kaltblütig das schreiende Böckleinabzuschlachten vermag und wer den Vogel verspeist, dem er selber dasFutter gereicht hat - wie weit ist ein solcher noch vom Verbrechenentfernt?" Und Aristoteles führte den Gedanken weiter: "Wie der Mensch inseiner Vollendung das edelste aller Geschöpfe ist, so ist er, losgerissen vonGesetz und Recht, das schlimmste von allen."Genau wie bei den alten Griechen gab es auch bei den Römern grossePhilosophen, die Vegetarier waren (Horaz, Ovid, Plutarch). Plutarch (45-120n.Chr.) schreibt in seiner Abhandlung "Über das Fleischessen":

"Könnt ihr wirklich die Frage stellen, aus welchem Grunde sich Pythagorasdes Fleischessens enthielt?

Ich für meinen Teil frage mich, unter welchen Umständen und in welchemGeisteszustand es ein Mensch das erstemal über sich brachte, mit seinemMund Blut zu berühren, seine Lippen zum Fleisch eines Kadavers zu führenund seinen Tisch mit toten, verwesenden Körpern zu zieren, und es sichdann erlaubt hat, die Teile, die kurz zuvor noch gebrüllt und geschrien, sichbewegt und gelebt haben, Nahrung zu nennen... Um des Fleisches willenrauben wir ihnen die Sonne, das Licht und die Lebensdauer, die ihnen vonGeburt an zustehen."

Dann fordert Plutarch die Fleischesser offen heraus: "Wenn ihr nunbehaupten wollt, dass die Natur solche Nahrung für euch vorgesehen hätte,dann tötet selbst, was ihr zu essen gedenkt - jedoch mit eurennaturgegebenen Mitteln, nicht mit Hilfe eines Schlachtmessers, einer Keuleoder eines Beils."

Zitate berühmter Vegetarier

Durch alle Zeiten hindurch hat es schon immer Stimmen gegeben, dieeindringlich auf die Notwendigkeit fleischloser Ernährung hinwiesen. Diefolgenden Zitate sprechen für sich:

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Horaz (65-8 v. Chr., klassischer Dichter Roms): "Wage es, weise zu sein!Höre auf, Tiere zu töten! Wer die Stunde des rechten Lebens hinausschiebt,gleicht nur dem Bauern, der darauf wartet, dass der Fluss versiegt, ehe erihn überquert."

Leonardo das Vinci (1452-1519, italienisches Universalgenie): "Wahrlich istder Mensch der König aller Tiere, denn seine Grausamkeit übertrifft dieihrige. Wir leben vom Tode anderer. Wir sind wandelnde Grabstätten!"

"Ich habe schon in den jüngsten Jahren dem Essen von Fleischabgeschworen, und die Zeit wird kommen, da die Menschen wie ich dieTiermörder mit gleichen Augen betrachten werden wie jetzt dieMenschenmörder."

Jean Paul (1763-1825, deutscher Dichter): "Gerechter Gott! Aus wie vielenMarterstunden der Tiere lötet der Mensch eine einzige Festminute für seinZunge zusammen!"

Alexander von Humboldt (1769-1859, Begründer der wissenschaftl.Erdkunde): "Grausamkeit gegen die Tiere kann weder bei wahrer Bildungnoch wahrer Gelehrsamkeit bestehen. Sie ist eines der kennzeichnendstenLaster eines niederen und unedlen Volkes."

Ralph Waldo Emerson (1803-1882, amerikanischer Schriftsteller undPolitiker): "Sie haben soeben zu Mittag gegessen; und wie sorgfältig auchimmer das Schlachthaus in einer taktvollen Entfernung von einigen odervielen Kilometern verborgen sein mag - Sie sind mitschuldig."

Thomas Alva Edison (1847-1931, amerikanischer Erfinder, unter anderm derGlühbirne, des Grammophons und des Mikrophons): "Ich bin Vegetarier undAntialkoholiker, weil ich so besseren Gebrauch von meinem Gehirn machenkann."

Friedrich Nietzsche (1844-1900, deutscher Philiosoph): "Aller antikePhilosophie war auf Simplizität des Lebens gerichtet und lehrte eine gewisseBedürfnislosigkeit. In diesem Betracht haben die wenigen philosophischenVegetarier mehr für die Menschheit geleistet als alle neuen Philosophen,und solange die Philosophen nicht den Mut gewinnen, eine ganz veränderteLebensweise zu suchen und durch ihr Beispiel aufzuzeigen, ist es nichts mitihnen."

Leo Tolstoi (1828-1920, russischer Schriftsteller): "Wenn der Menschernstlich und aufrichtig den moralischen Weg sucht, so ist das erste, wovoner sich abwenden muss, die Fleischnahrung...

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Vegetarismus gilt als Kriterium an welchem wir erkennen können, ob dasStreben des Menschen nach moralischer Vollkommenheit echt undernstgemeint ist."

Wilhelm Busch (1832-1908, deutscher Dichter und Zeichner): "Wahremenschliche Kultur gibt es erst, wenn nicht nur die Menschenfresserei,sondern jeder Fleischgenuss als Kannibalismus gilt."

Émile Zola (1840-1902, französischer Schriftsteller): "Die Sache der Tieresteht höher für mich als die Sorge, mich lächerlich zu machen."

George Bernard Shaw (1856-1950, englisch-irischer Dramatiker): "Tiere sindmeine Freunde, und ich esse meine Freunde nicht!"

Sven Hedin (1856-1952, schwedischer Asienforscher): "Ich habe es nie übermich gewinnen können, ein Lebenslicht auszulöschen, das aufs neueanzuzünden mir die Macht fehlt."

Albert Schweitzer ( 1875-1965, elsässischer Theologe und Missionsarzt;Friedensnobelpreisträger 1952):

"Meine Ansicht ist, dass wir, die für die Schonung der Tiere eintreten, ganzdem Fleischgenuss entsagen, und auch gegen ihn reden."

Franz Kafka (1883-1924, österreischich-tschechischer Schriftsteller): "Nunkann ich euch in Frieden betrachten; ich esse euch nicht mehr." (beimBetrachten von Fischen in einem Aquarium)

Mahatma Gandhi (1869-1948, indischer Politiker und Vertreter desgewaltlosen Widerstandes): "Ich glaube, dass spiritueller Fortschritt aneinem gewissen Punkt von uns verlangt, dass wir aufhören, unsereMitlebewesen zur Befriedigung unserer körperlichen Verlangen zu töten.""Die Grösse und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daranmessen, wie sie die Tiere behandelt."

Albert Einstein (1879-1955, deutsch-amerikanischer Physiker,Nobelpreisträger 1928): "Rein durch ihre physische Wirkung auf dasmenschliche Temperament würde die vegetarische Lebensweise dasSchicksal der Menschheit äusserst positiv beeinflussen können."

Religion

Barmherzigkeit und Mitgefühl gegenüber Schwächeren sind zweigrundlegende Werte, die von sämtlichen Religionen der Welt hoch geachtetwerden. Aber warum werden sie heute nicht mehr auf die Tiere bezogen?

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Warum fordert heute keine der grossen Religionen von ihren Gläubigen, mitdem Schlachten von Tieren aufzuhören?

Wäre es nicht logisch anzunehmen, dass Gott, der nur das Beste für SeineSchöpfung will, den Menschen die gewaltlose, gesunde vegetarischeErnährung empfiehlt? Doch dieses grundlegende und selbstverständlichereligiöse Prinzip der vegetarischen Lebensweise wird von vielen Religionenheutzutage völlig verkannt, ja sogar oft bewusst heruntergespielt odergeleugnet.

"Die Grausamkeit gegen die Tiere und auch schon die Teilnahmslosigkeitgegenüber ihren Leiden ist meiner Ansicht nach eine der schwersten Sündendes Menschengeschlechts. Sie ist die Grundlage der menschlichenVerderbtheit. Wenn der Mensch so viele Leiden schafft, welches Recht hater dann, sich zu beklagen, wenn auch er selber leidet?"- Romain Rolland(1866-1944, französischer Dichter; Literaturnobelpreisträger 1915).

Von den heutigen Religionen jedoch wird diese Sünde weder als solcheangesehen noch als solche bekämpft. Wenn wir aber die ursprünglichenLehren der einzelnen Religionen betrachten, sehen wir, dass das Schlachtenvon Tieren nirgendwo gutgeheissen wird, ja dass es sogar in vielenReligionen direkt verboten ist.

Christentum

Aus der frühchristlichen Geschichtsschreibung geht hervor, dass die erstenHeiligen und Lehrer in der direkten Nachfolge Jesu nur fleischlose Nahrungzu sich nahmen, ja sogar einige Apostel werden namentlich erwähnt. ImBuch Paedagogus (II, 1) des Clemens von Alexandrien (150-215) heisst es,dass der Apostel Matthäus "von Pflanzenspeisen lebte und kein Fleischberührte." Der griechische Geschichtsschreiber Eusebius (264-339), Bischofvon Caesarea, weist in seiner Kirchengeschichte (II 2,3) darauf hin, dass derApostel und Evangelist Johannes ein strikter Asket und Vegetarier war. Undder Apostel Petrus bezeugt in den Clementinischen Homilien (XII,6): "Ichlebe von Brot und Oliven, denen ich nur selten ein Gemüse hinzufüge."

Weitere Beispiele frühchristlicher Vegetarier sind Tertullia (160-220),Origenes (184-254), der hl. Antonius (250-356), der hl. Hieronimus (347-420)und Johannes Chrysostomos (344-407), um nur die wichtigsten zu nennen.

Wie das Fleischessen in die Bibel kam!

Bis ins 4. Jahrhundert weisen die Spuren der frühchristlichen Gemeindenaus Palästina, Byzanz, Griechenland und Alexandrien (Ägypten) darauf hin,dass bei ihnen das Trinken von alkoholischen Getränken und das Essen von

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Fleisch abgelehnt wurde. Sie erhielten ihr Wissen über die Lehren Jesu vondenen viele damals zugänglichen heiligen Schriften. Viele dieserurchristlichen Schriften wurden später jedoch vom "westlichen"Christentum, dem neuen Zweig mit Rom als Zentrum, ignoriert oderabgelehnt - aus Unfähigkeit, den darin enthaltenen Lehren zu folgen, undauch aus rein machtpolitischen Interessen. Die nach Rom abgewandertenChristen waren bereit, mit der unchristlichen römischen LebensweiseKompromisse einzugehen, um durch diese Haltung den im ganzenRömerreich durchgeführten Christenverfolgungen zu entgehen und sich beider Obrigkeit beliebt zu machen. Sie erlangten dadurch sogar die Gunst des damaligen Kaisers Konstantin (285-337), der sich in der Folge tatsächlich "bekehren" liess. Konstantin, dernotabene ein überzeugter Fleischesser und Trinker war und es auch blieb,entschied, dass die römische Form des Christentums die Religion für alleBürger seines Reiches sein solle, und diesen Beschluss setzte er in der Folgeunter Gewaltanwendung durch. Im Jahre 325 berief Konstantin das Konzil von Nicäa ein, bei dem gewisseGelehrte (sogenannte correctores) beauftragt wurden, die zahlreichenfrühchristlichen Dokumente über das Leben und die Lehren Jesu zu"sortieren" und zu "korrigieren". Nur vier der vielen ursprünglichen Zeugnissewurden als Evangelien anerkannt und zu einem ersten Kanonzusammengefasst, der jedoch nicht unumstritten war. Erst ein halbesJahrhundert später (382) wurde eine mehrmals überarbeitete kanonischeTextauswahl von Papst Damasus als "Neues Testament" anerkannt.

Der Theologe und Urchristentumforscher G. Ousley kommentiert diesevorsätzliche Änderung bzw. Verwässerung der Lehren Jesu wie folgt: "Alles,was diese correctores taten, war, dass sie mit peinlicher Sorgfalt dieEvangelien um ganz bestimmte Lehren unseres Herrn beschnitten, denen sie(bzw. Konstantin) nicht zu folgen gedachten. Und zwar handelt es sichhierbei um jene Verbote, die sich gegen das Fleischessen, berauschendeGetränke usw. richteten." (Evangelium der Heiligen Zwölf; Vorwort. HumataVerlag 1988) Die ursprünglichen Christen, die weiterhin strikt nach JesuGeboten der Einfachheit und Enthaltsamkeit lebten - somit auch auf Fleischund Alkohol verzichteten -, die sich also nicht dem neuen Kirchentumunterordnen wollten, mussten sich vor ihren römischen

"Glaubensbrüdern" verstecken, denn Konstantin duldete weder Ungehorsamnoch Kritik. Es wird berichtet, dass er gefangene "abtrünnige" Christenhinrichtete, indem er ihnen gemäss römischem Brauch flüssig heisses Blei indie Kehle giessen liess. Auf diese Weise begann sich die neue Form desChristentums unter dem Patronat des Kaisers Konstantin und seiner Nachfol-ger auszubreiten. Er wurde in der Folge von der römischen Kirche wie ein Heiliger verehrt, das Christfest wurde aufseinen Geburtstag (25.12.) verlegt, und man verschönte seineLebensgeschichte durch zahlreiche Legenden.

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Im Namen Jesu?

Aber nicht nur die Menschen hatten unter dieser willkürlichen Abänderungder Gesetze Gottes zu leiden, sondern auch die Tiere, die fortan überallungehindert geschlachtet und gegessen werden durften. Im Mittelalterverkündete Thomas von Aquin (1225-1274), das Töten der Tiere sei durchdie Vorsehung erlaubt, denn Tiere hätten keine Seele. (Interessant ist indiesem Zusammenhang, dass er auch sagte, Frauen hätten keine Seele.) Eine Einzelmeinung aus dem dunklenMittelalter? Nein, leider nicht. Später hiess es auch, die Indianer hättenkeine Seele und die Neger hätten keine Seele, weshalb es den Christenerlaubt war, Indianer zu töten und Neger zu versklaven und mit ihnengenauso wie mit den Tieren Handel zu treiben, sie zu schinden und sienötigenfalls auch zu töten. Mit der gleichen Selbstverständlichkeit werdenin christlichen Ländern bis zum heutigen Tag Tiere gequält, getötet und gegessen.Bischof Machens von Hildesheim erklärte in seinem "Fastenbrief" vom8.3.1949: "Tiere haben keine geistige Seele und kennen kein Fortleben nachdem Tode. Darum haben sie aber auch keinerlei Würde, auf die sie Rechtebauen könnten. Und in der Tat, Tiere haben keine Rechte. Sie haben keinenAnspruch auf Dasein und Gesundheit, auf Eigentum und guten Ruf." In einemGespräch mit dem namhaften Theologen Dr. Heinrich Streithofen stellte dieZeitschrift Deutsche Geflügelwirtschaft und Schweineproduktion vom26.10.1985 die Frage: "Einige Tierschützer behaupten, die Tiere hattenanalog unseren menschlichen Grundrechten auch ein Grundrecht auf Leben.Was halten Sie davon?" Der Theologe antwortete: "Das ist Unsinn! Das istweder rechtlich noch theologisch, noch philosophisch haltbar ... Nur derMensch ist Person. Dem Tier fehlt Personencharakter ... In der Hinordnungdes Tieres auf den Nutzen des Menschen lässt sich nicht nur seine Verwendung, sondern auchseine Tötung rechtfertigen oder seine Zucht." Und selbst Papst JohannesPaul II. erklärte im Jahre 1985 in einer Rede vor Biologen: "Es ist gewiss,dass Tiere zum Nutzen des Menschen geschaffen wurden; das heisst, dass sieauch für Experimente benutzt werden können." Es ist also nichtverwunderlich, dass es schon immer Stimmen gegeben hat, die von einem"Verrat der Christen an den Tieren" sprechen. "Was erwarten wir von einerReligion, wenn wir das Mitleid mit den Tieren ausschliessen?", fragte sichmit Recht Richard Wagner (1813-1883), der Komponist und Vegetarier,bereits im letzten Jahrhundert.

Fleischessen und die heutige Bibel

Die verschiedenen Ausgaben der Kirchenbibel stützen sich auf den CodexSinaiticus, den ältesten Bibeltext, der heute noch verwendet wird. DieserText ist in griechischer Sprache abgefasst und stammt aus dem 4.

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Jahrhundert nach Christus, das heisst also aus der Zeit nach dem Konzil vonNicäa! Frühere Bibeloriginale sind heute nicht mehr verfügbar. AndereBibeltexte, wie der Codex Vaticanus und der Codex Alexandrinus, wurdennoch später verfasst und sind, wie auch schon der Codex Sinaiticus, nurkirchliche Übersetzungen und Abschriften von Abschriften. Es ist also nichtverwunderlich, dass uns nur noch Bruchstücke der Lehren Jesu erhaltensind, gerade auch in bezug auf die menschliche Ernährung. Da uns in dieserFrage die schlüssigen Aussagen Jesu nicht mehr bekannt sind, erübrigen sichDiskussionen über die Ernährungsweise Jesu, wenn man sich ausschliesslichauf das heutige Neue Testament stützt. (Es würde den Rahmen dervorliegenden Broschüre überschreiten, hier im einzelnen auf die zahlreichenApokryphen urchristlichen Schriften einzugehen, wie das Essener-Evangelium, die Petrus-Akten oder das Thomasbuch, die beschreiben, dassJesus unter anderem strikte Fleischenthaltung predigte.) Auch das AlteTestament macht, oberflächlich betrachtet, keine klaren Aussagen, sondernenthält sich widersprechende Anweisungen. Gewisse Textstellen gebietendem Menschen eine vegetarische Ernährung, wohingegen andere dasFleischessen und Tieropfer erlauben. Bei einer genaueren Untersuchung jedoch muss manerkennen, dass der fleischlosen Ernährung der Vorzug gegeben wird.Im 1. Buch Mose (Gen. 9.3) findet man z.B. eine deutliche Erlaubnis zumFleischessen, aber diese bezog sich auf die Zeit nach der Sintflut, alssämtliches Ackerland fortgespült war. Anstatt sich willkürlich auf diesenNotbehelf zu berufen (man müsste dann konsequenterweise auch die in 9.6.geforderte Todesstrafe annehmen!), täte man besser daran, sich an dieursprüngliche Anweisung Gottes zu halten, die man auf der ersten Seite der Bibel finden kann: "Und Gottsprach: Siehe, ich gebe euch alles Kraut, das Samen trägt, auf der ganzenErde, und alle Bäume, an denen samenhaltige Früchte sind; das soll eureSpeise sein." (Gen. 1.29)Im übernächsten Vers bestätigt Gott, dass diese Art der Ernährung "gut" ist,wohingegen die andere, die Er später erwähnt (diejenige mit Fleisch), nurerlaubt war zur Befriedigung der verdorbenen Lust des Menschen - eineErnährungsweise, die "Furcht und Schrecken ... Über alle Tiere der Erde,über alle Vögel des Himmels, über alles, was auf Erden kriecht, und überalle Fische im Meer" legen werde. (Gen. 9.2)Das vielzitierte Beispiel mit den Wachteln im 4. Buch Mose macht diesenPunkt noch klarer. Nachdem das Volk Israel auf seiner Wüstenwanderungdes Manna, des Himmelsbrotes, überdrüssig geworden war, geschah es, dassGott Wachteln vom Himmel regnen liess, worauf das Volk diese gierigeinsammelte und in einem grossen Festmahl verzehrte (beschrieben in Num.11.31-32). Um jedoch der ganzen Geschichte gerecht zu werden, muss manden darauffolgenden Vers ebenfalls berücksichtigen: "Sie hatten aber dasFleisch noch zwischen den Zähnen, es war noch nicht gegessen, daentbrannte der Zorn des Herrn über das Volk, und der Herr schlug das Volk

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mit einer bösen Plage." (Num. 11.33) Mit anderen Worten: Gott gefiel esnicht, dass die Menschen das Fleisch der Wachteln assen.

Johannes der Täufer

Echte Gottgeweihte lehnen es ab, das Fleisch getöteter Tiere zu essen. Manerweist sich selbst und diesen grossen Persönlichkeiten einen schlechtenDienst, wenn man versucht, ihnen zu unterstellen, sie hatten Fleischgegessen. Aber leider wurde derlei seit dem 4. Jahrhundert nicht nur mitJesus versucht, sondern auch mit seinem wichtigsten Vorboten, Johannesdem Täufer: "Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaar und einen ledernenGürtel um seine Hüften; Heuschrecken und wilder Honig waren seineNahrung", kann man in Mt. 3.4 nachlesen. Hier sehen wir ein klassischesBeispiel für eine Fehlübersetzung. Wer kann glauben, dass der erhabeneJohannes der Täufer, von dem sich sogar Jesus taufen liess, Heuschreckenass? Mit den "Heuschrecken" (lat. Iocusta) sind die Früchte desLokustbaumes (sogenannter "Heuschreckenbaum," oder Courbaril) gemeint.In Palästina gehören die Früchte des Lokustbaumes und der Robinie (engl.carob) zu den wichtigsten Nahrungsmitteln, und gerade weil sich auchJohannes der Täufer davon ernährte, nennt man diese süssen bohnenartigenFrüchte bis zum heutigen Tag "Johannisbrot". Und überall, wo dieseblütentragenden Bäume wachsen, gibt es auch wilden Honig. Darin bestehtdie Nahrung grosser heiliger Persönlichkeiten, wie dies bereits im AltenTestament vorausgesagt wird ("Butter und Honig wird er essen..." Jes. 7.15).

"Du sollst nicht töten!"

So lautet das fünfte der Zehn Gebote des Moses (Ex 20.13 und Deut. 5.17).Es liesse sich wirklich nicht einfacher und deutlicher ausdrücken, und esbezieht sich, entgegen anderslautenden Interpretationen, nicht nur auf dasErmorden von Menschen.In der hebräischen Originalsprache heisst dieses Gebot: lo tirtzach. Lobedeutet "du sollst nicht", und tirtzach bezieht sich auf "jede nurerdenkliche Art des Tötens", wie wir dem Standardwörterbuch TheComplete Hebrew/English Dictionary von Dr. Reuben Alcalay entnehmenkönnen. Tirtzach heisst also nicht nur "morden", obwohl dieses 5. Gebotneuerdings in gewissen modernen "Einheitsübersetzungen" der Bibel mit "Du sollst nicht morden" übersetzt wird. Diese eindeutigeAnweisung Gottes sollte einem ernsthaften Christen eigentlich schongenügen, um mit dem Tieretöten und dem Fleischessen aufzuhören.

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Andere Religionen

Judentum

Nicht nur die urchristlichen Kirchenväter der ersten Jahrhunderte nachJesus nahmen strikt kein Fleisch zu sich, sondern auch viele jüdischeMönchsorden vor und während Jesu Lebzeit, wie z. B. die Essener und dieNazaräer. Für sie alle war Vegetarismus, gemäss 1 Mose 1.29, Grundlageeines gottesbewussten Lebens.In den jüdischen Schriften und im Alten Testament ist es strikt verboten,"Fleisch mit Blut" zu essen.

Statt das Fleisch gänzlich wegzulassen, wie es an anderen Stellen dieserSchriften empfohlen wird, führten sie - gestützt auf die Erlaubnis, Fleischohne Blut essen zu dürfen - komplizierte Rituale ein, um "koscheres" Fleischzu bekommen. Sie schächten die Kühe, d.h. sie schneiden ihnen beilebendigem Leib die Kehle auf und lassen sie verbluten (eineTötungsmethode, die, abgesehen von der Brutalität, das Fleisch niemals100% blutlos machen kann).In Wirklichkeit sind solche Einschränkungen des Fleischessens da, um demMenschen letztlich klar zu machen, dass es besser ist, das Fleisch ganzwegzulassen. Jesaja 1.11,15: "Was soll ich mit euren vielen Schlachtopfern?Spricht der Herr. Die Widder und das Fett eurer Rinder habe ich satt; dasBlut der Stiere, der Lämmer und Böcke ist mir zuwider. Wenn ihr eureHände ausbreitet, verhülle ich meine Augen vor euch. Wenn ihr auch nochso viel betet, ich höre es nicht. Eure Hände sind voller Blut."

Islam

Der Prophet Mohammed predigte in der Wüste, wo es sehr schwierig ist,vegetarisch zu leben. Obwohl der Islam nicht eine Religion ist, die denVegetarismus propagiert, hielt Mohammed dieses Ideal hoch, wie aus denüberlieferten Biographien hervorgeht. Er ernährte sich hauptsächlich vonMilch, Joghurt, Honig, Nüssen, Feigen, Datteln und anderen Früchten. Auchim Koran kann man Textstellen finden, die von universaler Barmherzigkeitsprechen und Gerechtigkeit für alle Lebewesen fordern. So heisst es zumBeispiel: "Es ist kein Tier auf Erden, noch ein Vogel, der mit seinenSchwingen fliegt, die nicht gleich wären wie ihr, die ihr ein Volk seid. AlleGeschöpfe Allahs sind seine Familie." (6.38) Im Sufismus, einem bekanntenasketisch-mystischen Zweig des Islam, gilt die Abstinenz von Fleisch undAlkohol als Voraussetzung zur Verinnerlichung des Geistes und zurekstatischen Gottesschau.

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Hinduismus

Hinduismus ist der moderne Sammelbegriff für die zahlreichen aus Indienstammenden Philosophien und Glaubensströmungen. Die verschiedenenaltindischen Gesetzessammlungen, wie die Manu-samhita, enthalten klareAnweisungen bezüglich des Fleischessens: "Fleisch kann man sich nichtverschaffen, ohne anderen Lebewesen Gewalt anzutun. Deshalb sollte manden Verzehr von Fleisch vermeiden." An einer anderen Stelle in der Manu-samhita heisst es: "Bedenkt man die abscheuliche Herkunft von Fleisch unddie Grausamkeit, die die Gefangenschaft und das Schlachten verkörperterWesen mit sich bringt, dann sollte man sich des Fleischessens völligenthalten." Ebenso klar äussern sich die altindischen ("vedischen") Schriften,von denen die Bhagavad- Gita und das Shrimad-Bhagavatam die wichtigstensind: "Nahrung, die ohne Geschmack, faul und gegoren ist und Nahrung, dieaus Speiseresten und unberührbaren Dingen (wie Fleisch, Fisch und Eiern)besteht, wird von denjenigen geschätzt, die sich in der Erscheinungsweiseder Unwissenheit befinden." (Bhagavad-Gita 17.10) "Iss nichts, was durchFleisch oder Fisch verunreinigt worden ist!" (Shrimad-Bhagavatam 6.18.49)

Im folgenden wollen wir diese vedischen Urtexte zu Rate ziehen, denn ihreAussagen sind von höchster Wichtigkeit, wie im Zusammenhang mit derProblematik des Fleischessens deutlich ersichtlich wird.

Fleischessen und das Gesetz des Karma

"Alles, was der Mensch den Tieren antut, kommt auf den Menschen wiederzurück." Pythagoras

"Solange es Schlachthäuser gibt, wird es auch Schlachtfelder geben." LeoTolstoi.

Wenn man sich die grundsätzliche Frage stellt, ob der Mensch Tiere tötendarf, und erkennt, dass die Antwort nein lautet, stellt sich eine logischenächste Frage: Warum ist es dem Menschen nicht erlaubt, und wasgeschieht, wenn er es - so wie heute - trotzdem tut?¸Während sich die westlichen Philosophien und Religionen nicht einmal imklaren darüber sind, ob Tiere auch ein recht auf Leben haben oder folgenlosgetötet werden können, finden wir in den vedischen Schriften klarsteAussagen und Erklärungen über sämtliche Bereiche des Lebens, sowohl diemateriellen als auch die spirituellen. Das Entscheidende, was in diesemZusammenhang verstanden werden muss, ist das Thema des Karma. DasSanskritwort Karma bedeutet wörtlich "Handlung" (Aktion) und weist daraufhin, dass jede Handlung in der materiellen Welt verschiedene kurzfristigeund langfristige Folgen (Reaktionen) verursacht.

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Jeder Mensch führt "Karma" (Handlungen) aus und untersteht somit demGesetz des Karma, dem Gesetz von Aktion und Reaktion, das für jede (guteoder schlechte) Handlung eine entsprechende zukünftige (gute oderschlechte) Konsequenz festsetzt. Wenn man vom Karmas einer Personspricht, meint man damit also die "vorausbestimmten Reaktionen auf einenach freiem Willen ausgeführte Handlung (Aktion)".Das Gesetz des Karma ist nicht bloss eine östliche Theorie, sondern einNaturgesetz, das genauso unvermeidlich wirkt wie die Zeit oder das Gesetzder Schwerkraft. Auf jede Aktion folgt eine Reaktion.

Gemäss diesem Gesetz fallen Schmerzen und Leiden, die wir anderenLebewesen zufügen, auf uns zurück. "Wie der Mensch sät, so wird erernten", denn die Natur hat ihre eigene universale Gerechtigkeit.

Niemand kann das Gesetz des Karma umgehen - ausser denjenigen, dieverstanden haben, wie es funktioniert. Grundlegend für das Verständnis desKarma-Gesetzes ist die Erkenntnis, dass alle Lebewesen beseelt sind, dasheisst, dass sie alle unsterbliche sprituelle Seelen sind, die in vergänglichenKörpern weilen. In der Bhagavad-Gita, der zentralen vedischen Schrift,beschreibt Krishna, dass die spirituelle Seele die Quelle des Bewusstseinsist, das den gesamten Körper durchdringt und ihn überhaupt erstlebensfähig macht. Wenn die Seele den Körper verlässt, spricht man von"Tod". Einer Seele den Körper zu zerstören, wie das beim Tieretöten der Fallist, ist für den Menschen deshalb eine grosse Sünde. Nur in dermenschlichen Lebensform hat die Seele die Freiheit des bewusstenEntscheides.

Mit dieser Freiheit trägt der Mensch jedoch auch die Verantwortung für alldas, was er tut. Deshalb wird von einem Menschen erwartet, dass er diehöheren Prinzipien des Lebens, wie z. B. das Gesetz des Karma, verstehtund danach handelt, denn "Unwissenheit schützt vor Strafe nicht".Das Verständnis des Karma-Gesetzes deckt also die eigentlichenzerstörerischen Folgen des Tieretötens auf. Auch wenn man das Tier nichtselbst tötet, schneidet man sich ins eigene Fleisch. Gemäss dem Karma-Gesetz bekommen alle Beteiligten - derjenige, der das Tier züchtet, der estötet, der das Fleisch verkauft, der es kocht, der es serviert und der es isst -entsprechende Karma-Reaktionen.Aber das Gesetz des Karma gilt nicht nur individuell, sondern auch kollektiv,das heisst, es gilt auch für die Handlungen, die eine Gruppe von Menschen(Familie, Gemeinde, Nation, ja die Bevölkerung des gesamten Planeten)gemeinsam ausführt oder toleriert. Wenn die Menschen sicherstellen, dassdie Schöpfungsgesetze eingehalten werden, profitiert die gesamteGesellschaft. Wenn jedoch eine Gesellschaft sündhafte, ungerechte undgewalttätige Handlungen zulässt, wird sie unter dem entsprechendenkollektiven Karma zu leiden haben, das sich durch Kriege,Naturkatastrophen, Umweltsterben, Epidemien usw. äussern kann.

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Bhaktivedanta Swami Prabhupada (1896-1977), der bedeutendste Sanskrit-Übersetzer des 20. Jahrhunderts und der Gründer der Hare-Krishna-Bewegung, schrieb im Jahre 1974:

"Wer Tiere tötet und ihnen unnötigen Schmerz zufügt - wie es die Menschenin den Schlachthäusern tun -, wird im nächsten und in vielen weiterenLeben auf ähnliche Weise getötet werden. Solch ein Vergehen lässt sichniemals entschuldigen. Wenn man viele Tausende von Tieren berufsmässigtötet, damit andere Menschen das Fleisch zum Essen kaufen können, mussman gewahr sein, im nächsten Leben sowie Leben für Leben auf ähnlicheWeise getötet zu werden.Es gibt viele Halunken, die ihre eigenen religiösen Prinzipien verletzen. Inden jüdisch- christlichen Schriften wird eindeutig gesagt:"Du sollst nichttöten!" Nichtsdestoweniger erlauben es sich selbst die Führer derReligionen, Tiere zu töten, während sie gleichzeitig als Heilige betrachtetwerden wollen und alle Arten von Entschuldigungen vorbringen. SolcheLächerlichkeit und Heuchelei in der menschlichen Gesellschaft führt zuunzähligen Katastrophen; deshalb gibt es gelegentlich grosse Kriege.Massenweise ziehen dann solche Leute auf die Schlachtfelder und töten sichgegenseitig. Nun hat man die Atombombe entdeckt, die nur auf dieMassenzerstörung wartet.Wenn die Menschen für ihre nachfolgenden Leben von diesem Töten undGetötetwerden befreit werden wollen, müssen sich dem Krishna-Bewusstsein zuwenden und ihre sündhaften Tätigkeiten einstellen. DieInternationale Gesellschaft für Krsna-Bewusstsein empfiehlt, dass jeder sichdes Fleischessens enthält...Wir bitten jeden, sündhafte Tätigkeiten zuunterlassen und den Hare-Krishna-Maha Mantra zu chanten. Auf diese Weisekönnen die Menschen sich vor wiederholter Geburt und wiederholtem Todretten." (Caitanya-Caritamrita, Madhya-lila 24.251, Erläuterung)

Viele Menschen fürchten sich heute vor einem Krieg, aber gleichzeitiglassen sie es kaltblütig zu, dass jeden Tag in Schlachthöfen, Mastfabrikenund Tierversuchslaboratorien auf der ganzen Welt mindestens ebensograuenvolle Massaker durchgeführt werden - und erkennen nicht, wie engdiese Gewaltaktionen miteinander verbunden sind.

Karma, Vegetarismus und die Weltsituation

Wer die obigen Punkte versteht, muss angesichts der heutigen Weltsituationsehr nachdenklich werden. Trotz aller Warnrufe nimmt der weltweiteFleischkonsum immer mehr zu. Die Statistiken besagen, dass sich in denIndustrienationen der jährliche Pro-Kopf-Fleischverzehr in den letztendreissig Jahren verdoppelt hat ( von 40 kg auf 80 kg und mehr.

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Deutschland ist mittlerweile bei 100 kg und die Schweiz bei 91 kgangelangt!). Und der Fleischkonsum nimmt weiter zu: Die westlichenFleischkonzerne sind in den geöffneten Ostblock eingedrungen, um vomneuen, hungrigen Markt zu profitieren. Mit irreführenden Werbesprüchenwie "Fleisch - ein Stück Lebenskraft" oder "Fleisch ist gesund" werden dieKonsumenten zum Fleischessen animiert, neue Mastbetriebe undSchlachthöfe werden mit staatlicher Hilfe aus dem Boden gestampft, undimmer neue Länder werden von den Fleisch- und Hamburger-Multisheimgesucht. (Die 1 Milliarde Chinesen sind das neuste Zielpublikum.) Aufdiese Weise vergrössern sie die globale Last des kollektiven Karma.Was kann der einzelne angesichts dieser Übermacht tun? Das Gesetz desKarm lässt uns nicht nur die drohenden Reaktionen erahnen, sondern zeigtuns gleichzeitig auch - durch Hinweis auf die wahren Ursachen - denpraktischen Ausweg. Selbst wenn unser Umsteigen zur vegetarischenLebensweise weltweit nicht viel zu ändern scheint, ändert dieser Schrittdoch unser individuelles Karma. Und das kollektive Karma ist nichts anderesals die Summe des gesamten individuellen Karma; jede einzelne zusätzlichePerson also, die nicht mehr die selbstmörderische Entwicklung der heutigenZeit unterstützt, reduziert dadurch auch das kollektive schlecht Karma, dasüber der heutigen Menschheit schwebt.Das ist der grosse Beitrag, den Sie, verehrte Leserin und verehrter Leser, fürsich und die krisengeplagte Welt leisten, wenn Sie diesen einen Schritt -vegetarisch leben - tun!

"Systematisch die Schwierigkeiten der Krise aufzuzeigen... heisst allerdingsnicht,... uns stehe eine Welt aus lauter Alpträumen bevor. Man könnteSzenarien schreiben, die weit positivere Möglichkeiten berücksichtigen,beispielsweise die Entdeckung eines völlig neuen, umweltfreundlichenEnergieträgers oder einen unerwarteten Durchbruch der Sonnenenergie-oder Kernfusionsforschung; oder eine alles mitreissende religiöse Bewegungin der westlichen Welt, die zur Einschränkung des Fleischkonsums führt (unddadurch Milliarden von Tonnen Getreide sparen hilft und der Menschheit alsGanzes eine bessere Ernährung garantiert) ..." Alvin Toffler, Autor von DerZukunftsschock, Kursbuch ins Dritte Jahrtausend, Die Zukunftschance u.a.,in seinem 1975 erschienenen Buch Die Grenzen der Krise (S.99)

Vegetarismus - notwendig, aber nicht genügend

"Ich sage ja nicht, dass jeder Mensch, der vegetarisch lebt, gerecht sei,sondern, dass jeder, der nicht vegetarisch lebt, dadurch ungerechthandelt." - Magnus Schwantje (siehe S. 12)

Das Gesetz des Karma, das im 6. Kapitel beleuchtet wurde, zeigt auf,warum es dringend notwendig ist, dass der Mensch seine Ernährungsweiseüberdenkt und einsieht: das Essen von Fleisch ist nicht seine Privatsache! Zu

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gross sind die Schäden, die dadurch angerichtet wer- den, für die eigeneGesundheit, für die Tiere, für die Umwelt, ja für den gesamten Planeten.Das Gesetz des Karma erklärt die eigentliche Ursache der Gefahren, dieheute die Mensch- heit bedrohen, nämlich das unwissende und gottloseHandeln der einzelnen Menschen und ihrer verantwortungslosenRegierungen. Niemand darf sich Hoffnungen machen, dass die heutigenwachsenden Probleme gelöst werden können, solange wir nicht bereit sind,unseren eigenen Lebensstil zu ändern - und vegetarisch leben ist ein ersterSchritt in diese Richtung. Die leidende Mutter Erde wankt nicht unter der zugrossen Anzahl Menschen, sondern unter der zu grossen Anzahl Menschen,die sich falsch verhalten. Gesundheit, Gerechtigkeit, Friede und einelebenswerte Zukunft bleiben Utopie, wenn nicht etwas unternommen wird,um die Handlungen, die schlechtes Karma nach sich ziehen, einzudämmen.Die Wissen- schaftler, die Politiker und auch die heutigen Religionen habendarin offensichtlich versagt, denn ihnen scheint das Wissen über Gott, denSchöpfer der Natur, verlorengegangen zu sein. Die Quellen jedoch, die unsdas Wissen über Karma offenbaren - die vedischen Schriften -, weisen aucheinen konkreten Weg zur Lösung, indem sie den Menschen informieren, wasdie Gesetze Gottes genau sind und wie man sie gemäss Zeit, Ort undUmständen befolgen kann. Wenn heute immer mehr Menschen zu erkennenbeginnen, wie vorteilhaft die vegetarische Ernährungsweise ist, so erkennensie damit nichts anderes als das, was die vedischen Schriften schon immergelehrt haben. Gewaltlose, das heisst fleischlose Ernährung ist eines derGebote Gottes, die der Mensch in seinem eigenen Interesse befolgen sollte.So lautet der Ratschlag der zeitlosen vedischen Schriften, insbesondere derBhagavad-Gita und des Shrimad-Bhagavatam, die vor 5000 Jahren vomgrössten Weisen Indiens (dem göttlich bevollmächtigten Vyasadeva)niedergeschrieben wurden, damit dieses unentbehrliche Wissen für dieZukunft (d.h. für uns) schriftlich erhalten blieb. Diese Schriften bezeichnendas gegenwärtige Zeitalter als Kali-yuga, "Zeitalter von Streit undHeuchelei".

Im Verlauf des Kali-yuga vermindern sich die Reichtümer der Erde auf-grund der sündhaften Tätigkeiten der Menschen immer mehr, so dass dieMenschen den ganzen Tag hart arbeiten müssen, nur um einen Platz zumSchlafen und etwas zu essen zu bekommen. Das sehen wir heute: Diemeisten Menschen scheinen für nichts anderes mehr Zeit zu haben als fürsEssen, Schlafen, Arbeiten und Sicherholen von der Arbeit.

Kaum jemand findet mehr die Zeit, sich mit den höheren Fragen des Lebenszu beschäftigen; doch dies wäre genau die Aufgabe des Menschen, der ja -im Gegensatz zum Tier - für jede Handlung in seinem Leben verantwortlichist. Die Lösung ist also nicht nur Vegetarismus an sich, sondern einnatürlicher, gottesbewusster Lebensstil, der als logische Folge denVegetarismus miteinschliesst. Dieser Lebensstil wird in der Bhagavad-Gitaund im Shrimad-Bhagavatam detailliert beschrieben, und er beinhaltet nicht

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nur Vegetarismus, sondern auch die Entwicklung des grundlegendenindividuellen und kollektiven Bewusstseinswandels, der heute überallgefordert, aber leider nicht einmal von den Forderern selbst vollzogen wird.Dieser Bewusstseinswandel der Menschen, so erklärt die Bhagavad-Gita,kann nur dann beständig sein und den heuchlerischen Charakter des Kali-yuga überwinden, wenn er um das gemeinsame Zentrum aller Menschen undaller Lebewesen - Gott - gedeiht.Wenn der Leser sich angeregt fühlt, selbst zu beginnen, vegetarisch zuleben und die oben erwähnten vedischen Schriften zu lesen, um mehr überdiesen empfohlenen Bewusstseinswandel zu erfahren, dann hat dievorliegende Broschüre ihren Zweck erfüllt.

Nachwort

Vegetarismus und Krishna-Bewusstsein

Wir wollen nicht behaupten, dass Vegetarismus allein alle Weltproblemelösen könne. Dies wäre zu vereinfachend. Die Vegetarier könntenbeschuldigt werden, dass auch sie von der Natur stehlen, da der Mensch imGrunde nichts von Gottes Schöpfung für sich beanspruchen dürfe. Und dazukommt, dass auch die Vegetarier manchmal töten (nämlich eine Pflanze).Diese Argumente sind in der Tat berechtigt; aber wieviel mehr treffen sieauf die Fleischesser zu! Zuerst muss klar festgehalten werden, dass für dieBeschaffung von Früchten, Nüssen, Getreide und Milch keine Lebewesengetötet werden. Die Kuh und die Bäume leben weiter, und das Getreide wieauch gewisse Gemüsesorten, die nur für eine Saison leben, sind zumZeitpunkt der Ernte bereits tot. Dennoch ist die vegetarische Ernährungnicht gänzlich von Karma-Reaktionen frei. Im besten Fall ist sie Karma-neutral. Aber das Ziel des menschlichen Handelns sollte es sein, sich vonKarma-Reaktionen zu befreien. Wie man das tun kann, offenbart Krishna(Gott) in der Bhagavad-Gita: "Wer mir mit Liebe und Hingabe dient, wirdnicht von Karma-Reaktionen gebunden."

(Bg. 4.41) Dieses Prinzip kann in jedem Lebensbereich angewandt werden,auch in bezug auf das Essen.

Da uns Gott durch Seine Schöpfung die Nahrung zur Verfügung stellt, solltenwir alles, was wir essen, zuerst dem Schöpfer mit Liebe und Hingabedarbringen. Aber Gott nimmt vom Menschen kein Fleisch, keine Fische undkeine Eier an, sondern nur blut- und gewaltfreie, reine Speisen: "Wenn Mir(Krishna) jemand mit Liebe und Hingabe ein Blatt, eine Blume, eine Fruchtoder etwas Wasser opfert, werde ich es annehmen. Alles, was du tust, alles,was du isst, alles, was du opferst oder fortgibst, sowie alle Entsagung, diedu dir auferlegst, solltest du mir als Opfer darbringen." (Bg. 9.26-27)

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Wer diese Schöpfungsgesetze kennt, isst deshalb nur, was zuvor mit Liebeund Hingabe Krishna geweiht wurde. Dies tut man mit bestimmten Gebetenund insbesondere mit dem Hare-Krishna-Mantra:

Hare Krishna, Hare Krishna, Krishna Krishna, Hare Hare,Hare Rama, Hare Rama, Rama Rama, Hare Hare

Die so geweihten Speisen werden als Krishna-Prasadam bezeichnet.(Prasadam bedeutet "Barmherzigkeit".) Solches Krishna-Prasadam ("GottesBarmherzigkeit") ist nicht nur gesunde, vollwertige vegetarische Nahrung,sondern wirkt auch spirituell reinigend: "Die Geweihten des Herrn werdenvon allen Arten von Sünden befreit, da sie Nahrung essen, die zuerst alsOpfer dargebracht wurde. Andere, die Nahrung für ihren eigenenSinnengenuss zubereiten, essen wahrlich nur Sünde." (Bg. 3.13)Krishna-Prasadam befreit den Menschen von Karma-Reaktionen, dienormalerweise mit jeder Tätigkeit in der materiellen Welt verbunden sind.Darüber hinaus wird man auch von früher verursachtem Karma befreit,einfach weil man etwas zu sich nimmt, was zuvor mit Liebe und HingabeKrishna, der Höchsten Persönlichkeit Gottes, dargebracht wurde. So werdenfür den Krishna-bewussten Menschen auch scheinbar alltägliche Tätigkeitenwie Kochen, Essen, Musik und Arbeit zu Meditation. Meditation über Krishnaist etwas sehr Praktisches, denn durch sie wird die gesamte Materie inKrishnas Dienst gestellt und dadurch spiritualisiert.Krishna-Prasadam geht also weit über den blossen Vegetarismus hinaus,denn es ist der praktische Ausdruck einer ganzen Lebensphilosophie, die esdem Menschen ermöglicht, in Harmonie mit Gott und den Mitmenschen, denTieren und der Umwelt zu leben.

Das in dieser Broschüre behandelte Thema soll aufzeigen, mit welcherVollkommenheit Gott die Welt versorgt und welch zerstörerische Folgen eshat, wenn die Menschen in ihrem Versuch die Natur zu "verbessern", derenGesetze verletzen. So kann uns das Thema der fleischlosen Ernährunghelfen, Einblick in die höhere, göttliche Ordnung der Welt zu gewinnen. MitFreuden sehen wir der Zeit entgegen, in der die Menschen wieder dieGesetze Gottes erkennen und befolgen werden, wozu der Entschluss,vegetarisch zu leben, ein erster und unerlässlicher Schritt ist!

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Die «weißen Bruderschaften» und die

«schwarzen Bruderschaften»

Was verbirgt sich hinter diesen Begriffen, und wie

unterscheidet man sie?

© Armin Risi

Wenn Individuen mit einer bestimmten (gottzugewandten oder

gottabgewandten) Aufgabe auf der Erde inkarnieren, bleibt zwischen ihnen und

den Welten, aus denen sie entsandt wurden, immer eine Verbindung bestehen.

Das Bewußtsein dieser Menschen ist nicht völlig in die dichte Materie vertieft,

weshalb sie empfänglich bleiben für Impulse aus den unsichtbaren Bereichen,

selbst wenn sie sich dessen nicht bewußt sind; aber sie fühlen sich gedrängt zu

einer bestimmten Lebensmission. Die einen sind wie versessen auf ein

politisches, ideologisches oder wissenschaftliches Ideal und arbeiten verbissen

an der Verwirklichung ihrer «Vision»; andere fühlen sich getragen von einer

göttlichen Inspiration und schöpfen daraus Kraft, um mit Eigenbestimmung und

freiwillig ihrer Berufung zu dienen, sei es durch selbstlose Werke der Liebe in

einem kleinen oder größeren Kreis, durch das eigene Vorbild, durch harmonisches

Unterstützen, durch Heilen, Musik, Literatur, Kunst oder auch in der

Wissenschaft, Esoterik und Politik.

Die herabgestiegenen und die gefallenen «Engel» schöpfen beide aus höheren

Quellen der Kraft, mit denen sie karmisch verbunden sind. Sie haben in dieser

Hinsicht große Vorsprünge gegenüber den gewöhnlichen Erdenbürgern des Kali-

yugas, die in der dichtesten physischen Ebene festsitzen und von diesen höheren

Zusammenhängen meistens nicht die geringste Ahnung haben. Das entscheidende

Kriterium ist natürlich, wie sie diese Vorsprünge verwenden: verantwortungsvoll

und dienend oder eigenwillig und manipulierend.

Angesichts der göttlich und der dämonisch begeisterten Menschen und der

rätselhaften Entwicklungssprünge, die von ihnen ausgingen, hat es schon immer

Menschen gegeben, die ahnten, daß über den Menschen höhere Kräfte wirksam

sind und auch konkret Einfluß nehmen. Schon viele Bücher sind durch sie und

über sie geschrieben worden, Bücher über die «Strategien der Schöpfung», die

erklären, «daß es eine Macht gibt, welche die Entwicklung der Menschheit lenkt:

das unsichtbare Kollegium, bestehend aus Abgesandten einer kosmischen Macht.

Sie sind verantwortlich für unsere Evolution. Ziel dieser Außerirdischen, der

Drachensöhne, ist es, die Menschen zur Zusammenarbeit zu bringen und ein

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neues Zeitalter einzuläuten.»*

* Rückentext auf dem Buch von Johannes von Buttlar, Drachenwege – Strategien der Schöpfung.

In dieser Suche nach Spuren der «Drachensöhne» werden jedoch die positiven und negativen

Linien nicht auseinandergehalten, sondern vermischt.

Dieses «neue Zeitalter» kann eine neue Weltordnung mit einer erzwungenen

Einheit sein (durch Globalisierung und Monopolisierung) oder eine neue Welt in

Ordnung und Harmonie, basierend auf höherer Einsicht und Liebe. Diese beiden

Ziele sind grundlegend verschieden, und es gibt verschiedene Hierarchien und

beiden dienen entsprechende Hierarchien und «aufgestiegene Meister».

Meister ist nicht gleich Meister

Sowohl die göttliche wie die asurische Seite umfaßt Hierarchien, in denen

Meister und geistige Inspiratoren tätig sind. Sie alle sind Teil derselben

göttlichen Schöpfung, jedoch mit unterschiedlichen Funktionen. Die einen

verschleiern den Schöpfungsplan (die Befreiung der Seelen aus der Materie) und

handeln ihm zuwider, selbst oder vor allem wenn sie von weltlicher Ethik und

neuer Weltordnung sprechen. Die anderen dienen der individuellen Erkenntnis

des Schöpfungsplanes, indem sie den Menschen zeigen, wie man sich von der

Bindung an die unendlichen Karma-Ketten lösen kann. Sie verkörpern die Gnade

Gottes, im Gegensatz zu denjenigen Mächten, die Gott und Gottes Gnade

ignorieren, um aus eigener Kraft nach Veredelung, Souveränität und

Vollkommenheit zu streben.

Die positiven und negativen Hierarchien werden oft als die «weiße Bruderschaft»

und die «schwarze Bruderschaft» bezeichnet. Irdisch gesehen, sind beide im

Unsichtbaren tätig und arbeiten mit einflußreichen Vertretern und

Vertreterinnen zusammen, die auf der Erde inkarniert sind und mit ihren

höherdimensionalen «Brüdern» in Kontakt stehen.

Die Vertreter der dunklen Seite sind gegenwärtig auf globaler Ebene derart

vorherrschend, daß sie konkrete Schritte eingeleitet haben, um nach der

Monopolherrschaft zu greifen. Die Vertreter der «weißen Bruderschaft»,

eigentlich eine Brüder- und Schwesternschaft, treten momentan meist nur

vereinzelt auf und sind im Hintergrund tätig, denn sie manipulieren nie und

respektieren den freien Willen der Menschen und auch den freien Willen ihrer

negativen Brüder. Sie werden von der Masse meistens nicht erkannt, in der Regel

sogar bekämpft und abgelehnt, denn sie bieten Weltbilder und Alternativen an, die den gewohnten Lauf der Dinge in Frage stellen. Sie weisen durch ihr

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individuelles Beispiel auf die Kraft der Liebe und die Realität Gottes hin. Die mächtigsten Personen der göttlichen Offenbarungslinie lassen den Menschen, die zu ihnen finden, Hilfe zukommen, ohne sich selbst ins Zentrum zu stellen oder sich selbst als die Quelle dieser Kräfte zu bezeichnen. Sie lassen nie einen Zweifel, daß sie nur Diener und Instrumente Gottes sind. Die Kenntnis des Schöpfungsplanes zeigt, daß es nicht das Ziel des Lebens ist, Herrschaft über die Materie zu erlangen (nicht einmal in einem positiven Sinn), obwohl auch bei vielen Schriften der weißen Bruderschaften der Eindruck entsteht, man könne nur durch die bewußte Herrschaft über die Materie (über den eigenen Körper, die inneren Energien und die magischen Kräfte) einen Zugang zu Gott finden. Hier befinden wir uns schon wieder an der Grenze zu elitärem Geheimwissen, das schnell die Verlockung von subtilen oder sogar globalen Machtspielen ins Blickfeld rufen kann. Es wäre aber ein unglaubwürdiger Gott, wenn nur eingeweihte Magier oder vorausbestimmte Auserwählte die Möglichkeit hätten, zur Quelle, zur Vollkommenheit, zur Wahrheit zu gelangen. Die Verbindung mit Gott (yoga =

religio) zeichnet sich jedoch gerade dadurch aus, daß sie nicht materiell ist. Sie ist deshalb nicht von materiellen Bedingungen abhängig, sondern von spirituellen,

letztlich nur von einer einzigen: vom freien Willen. Wer sich aufrichtig von Herzen wünscht, alle materiellen Bindungen zu überwinden, und dementsprechend lebt, hat den Weg zur wahren Vollkommenheit erreicht. Hier, auf diesem Weg, gilt: Der Weg ist das Ziel. Das Ziel ist, Gott zu dienen, und man erreicht dieses Ziel, indem man Gott dient. Die Unterschiede in dieser Vollkommenheit sind nur noch qualitativ, ähnlich wie die Unterschiede zwischen einer unreifen und einer reifen Frucht. Eine grüne Mango ist bereits eine Mango, sie unterscheidet sich zwar qualitativ von einer reifen Mango, doch ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch sie reif ist. Ebenso befinden sich alle gottzugewandten Menschen bereits in der Kategorie der Vollkommenheit, wohingegen die gottabgewandten Menschen nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ eine Änderung vollziehen müssen, nämlich eine kategorische Änderung ihrer Bewußtseinsausrichtung. Die Schöpfung ist vergleichbar mit einer Treppe zurück zu Gott, doch auf dieser Treppe kann man aufwärts oder abwärts gehen. Diejenigen, die abwärts gehen, müssen im wahrsten Sinn des Wortes eine Umkehr machen. Der Weg zurück zu Gott steht allezeit allen offen, man braucht sich nur bewußt dem Ziel zuzuwenden. Einer Person, die sich auf diesen Weg begibt, kommen von selbst alle notwendigen Hilfen, Kräfte und Informationen zu, ohne daß sie sich getrennt darum bemühen muß. Das einzige, was man tun muß, ist, diese

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dargebotenen Hilfen anzunehmen, und dies erfordert Kraft, Demut und Freiheit vom Stolz des Ego.

Die gottgeweihten Personen, die in ihrem Leben Weg und Ziel vereint haben, die «reif» sind, vermögen Wunder zu vollbringen, die auch die besten Magier nicht zu vollbringen vermögen, nämlich: in anderen Menschen den Wunsch zu aktivieren, ebenfalls aus freiem Willen diese Vollkommenheit anzustreben.

Die «weißen Bruderschaften» und die Parampara –

das Tor zurück in die spirituelle Welt

Der Weg zurück zu Gott öffnet sich zweifach: von Gott herabkommend und zu Gott aufsteigend. Zu den «weißen Bruderschaften» gehören all diejenigen, die von der irdischen Ebene aus sich Gott zugewandt haben und auf der symbolischen Treppe den Aufstieg anstreben. Die gereinigten Seelen, die den Aufstieg in die nächsten Dimensionen vollzogen haben, werden demzufolge «aufgestiegene Meister» genannt. Wie ältere Brüder und Schwestern fühlen sie sich für ihre jüngeren Geschwister auf der Erde verantwortlich und reichen ihnen mit liebender Zuneigung die Hand, damit diese, wenn sie wollen, Hilfe finden. Neben den «weißen (gottzugewandten) Bruderschaften», welche die zu Gott aufstrebenden Kräfte vereinen, wirken im Universum auch noch Kräfte, die direkt von Gott ausgehen und die höchste Gnade (Erlösung aus dem materiellen Dasein) vermitteln. Im Vergleich mit den Brüder- und Schwesternschaften kommt hier auch noch die Hilfe der Mutter und des Vaters hinzu. Den Menschen reichen also nicht nur die «älteren Geschwister» die Hand, sondern auch Gottmutter und Gottvater (im Sanskrit Radha und Krsna). Die Gottgesandten reichen den Gottzugewandten die Hand und öffnen das ent-scheidende Tor, das durch die Mauern der Scheidung endgültig hinausführt in die spirituellen Reiche jenseits aller materiellen Bereiche der Polarität. Man kann diese spirituelle Welt nicht als eine Dimension bezeichnen, denn Dimension bedeutet «das Abgemessene; ein Bereich innerhalb der Materie (Relativität) mit einem eigenen Raum-Zeit-Verhältnis». Die spirituelle Welt ist jedoch kein relativer Bereich von Raum und Zeit, sondern die Realität von Unendlichkeit und Ewigkeit. Sie ist, um es paradox zu umschreiben, die absolute Dimension, die Einheit der unendlichen Individualität jenseits aller Dualität. Die göttliche Offenbarungslinie, die vom Ziel kommend zum Ziel weist, wird im Sanskrit parampara genannt: «die Linie vom Höheren zum nächsten (ausgehend

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vom Höchsten).» Kosmisch betrachtet, bezeichnet das Wort Parampara die interdimensionalen Hierarchien und, irdisch betrachtet, die historischen Meister-Schüler-Nachfolgen. Innerhalb des Universums geht die Parampara von der höchsten Quelle aus, von Vishnu, der Brahma erleuchtet, und umfaßt alle sieben Dimensionsebenen. Auf der Erde besteht sie nicht nur in einer dimensionalen Nachfolge, sondern auch in einer historischen. Auf diese Weise werden die zeitlosen Wahrheiten durch alle Dimensionen und Zeiten hindurch herabgereicht, von Meister zu Schüler, durch die Jahrtausende und Jahrhunderte hindurch bis in die heutige Zeit. Mitglieder der göttlichen Parampara inkarnieren nicht nur in Indien, sondern zu allen Zeiten in allen Kulturen, und die Mitglieder der weißen Bruder- und Schwesternschaften dienen ihnen und bereiten ihnen den Weg. Die Gottesoffenbarung durch die Parampara sind wie Flüsse, die zum Meer führen, und die aufsteigenden Gemeinschaften sind wie Nebenflüsse dieser Flüsse. Durch die Nebenflüsse wird Wasser zu den Flüssen gebracht;* ebenso dienen die weißen Brüder- und Schwesternschaften der Vorbereitung der Menschen und der Wegbereitung der Parampara. Auf den höchsten Stufen sind diese Brüder- und Schwesternschaften und die Parampara vereint. Die höchsten Brüder und Schwestern sind Mitglieder der Parampara, und diese weihen wiederum andere Brüder und Schwestern ein, so daß die Brüder- und Schwesternschaften von direkten Parampara-Mitgliedern «infiltriert» werden. Die Parampara-Mitglieder sind die wahren Erleuchteten der Menschheit, die wahren Erleuchteten. (Hier zeigt sich, daß die Asura-Hierarchien der Schattenmächte, die sich «Illuminaten» nennen, nichts anderes sind als Imitationen der Lichtkräfte, so wie auch jeder Schatten nichts anderes ist als eine unförmige Imitation eines Originals. Den Schatten fehlt jedoch eine Dimension. Sie sind nur zweidimensional, das Original jedoch dreidimensional. Den Schattenmächten fehlt die Dimension des Lichts, d.h. der Liebe und der Gottverbundenheit. Natürlich können auch sie dieses Licht des wahren Lebens erlangen, aber dann können sie nicht mehr «Schattenwesen» bleiben.) * Das Beispiel mit den Flüssen und Nebenflüssen ist auch noch in einer anderen Hinsicht

treffend: Es gibt auch Wasserläufe, die ins Trockene führen, obwohl sie unterwegs genau wie ein

Fluß aussehen. Diese Strömungen, die in eine Sackgasse führen, sind vergleichbar mit den

negativen Entwicklungslinien der Asuras. Diese Linien führen unweigerlich ins Trockene, aber das

Wasser bleibt nicht ewig im Sand, sondern verdunstet. Es muß jedoch nach dem Niederregnen

den Kurs ändern, denn solange es in dieselbe Richtung fließt, wird es immer wieder im Trocknen

enden. Ebenso können auch die asurischen Wesen ein höherführendes Dasein finden, aber dafür

müssen sie ihren Kurs ändern.

Gott ist immer und überall offenbar, in gewissen Zeitaltern mehr, in anderen

weniger. Aber wer sucht, der findet. Diese göttliche Versicherung gilt ewiglich,

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nicht erst – aber erst recht – seit zweitausend Jahren. Damals wurde ein Kreis

zwischen der Bruderschaft und der Parampara geschlossen, um den Kreis auf

einer höheren Ebene zu erweitern, auf der gesamten Erde und rückwirkend

durch alle Dimensionen.

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Sind wir so programmiert, daß wir keinen freien Willen mehr haben? – Ein Briefwechsel Täglich erreichen mich Dutzende von Briefen, die ich nach wie vor versuche, alle zu beantworten. Anfangs Januar 2002 kam folgender Brief, der in seiner Art herausragt und ein Zeugnis großer Ehrlichkeit ist. Deshalb soll er hier – mit der Antwort – veröffentlicht werden, weil er uns alle zu einer tieferen Konfrontation mit unseren eigenen Ängsten und Zweifeln anregen kann: Liebe Savitri, lieber Armin, lieber Tom, lieber Ashtar, lieber Sonnengott, liebe Freunde und Sternengeschwister Basel, in einer Zeit der Ewigkeit Zitat aus "MUTTER ERDE WEHRT SICH": "Die Erdenmenschheit hat sich als Kollektiv entschieden, nicht in eine höhere Dimension zu wollen, wie dies Mutter Erde tut. Ihr alle habt eure Entscheidung bereits innerlich getroffen, jeder auf seine Art und Weise." (Zitat Ende) Ein entsetzlicher Irrtum !? – Die Dunkelmächte triumphieren. – Der Großteil von uns Erdenmenschen ist gar nicht in der Lage, sich zu entscheiden! Selbst dann nicht, wenn wir, bzw. Ihr, glaubt, wir hätten unsere Entscheidung bereits innerlich getroffen. – Wir kennen unser göttliches "Innere" gar nicht mehr; selbst wenn wir uns innerlich entschieden hätten, würden wir dies gar nicht bemerken und sind nicht mehr fähig, unseren wirklichen Willen auszudrücken. – Ihr wißt, daß wir schon längst zu menschlichen Robotern gemacht worden sind. – Selbst wenn sich unser Göttliches ab und zu noch bemerkbar macht, betrachten wir ES als unseren Feind und unterdrücken es, weisen es ab!

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Wie könnten wir uns also innerlich entschieden haben? Unsere kollektive Entscheidung beruht auf unserer äußeren Programmierung; wir haben nicht mehr die Möglichkeit, uns nach unserem freien Willen zu entscheiden. – Auch Ihr habt Eure Begrenzung, und darum ist es für Euch sehr schwer zu verstehen, daß aus unserer Bewußtseins-Struktur eine andere Entscheidung fast gar nicht mehr möglich ist – wir haben uns den freien Willen nehmen lassen, wir können gar nicht mehr richtig entscheiden. Darum "gewinnt", wer uns programmiert und manipuliert und nicht der, welcher unseren "freien Willen" akzeptiert! – Unser in der Tat ausgedrückte Wille ist nicht unser Wille – es ist unser Programm! Ja, wir sind schuldig, wir haben uns programmieren lassen – aber was habt Ihr getan?? Damals, vor langer Zeit, als wir uns gemeinsam entschieden haben, welchen Weg wir als individuelle Gottesfunken gehen wollen, aus Liebe zu unserem Schöpfer, habt Ihr fest versprochen, uns zu helfen. Wir haben uns damals für den langen, langen Weg entschieden; viele von uns sogar für den Weg über die tiefste Evolution! Wir konnten dies nur darum tun, weil Ihr uns in Gottes Namen versichert habt, daß Ihr uns ganz besonders dann beistehen werdet, wenn wir unseren freien Willen selber nicht mehr erkennen und leben können. – Und nun zieht Ihr Euch, in der entscheidenden Phase, zurück!! WARUM?? Angeblich weil Ihr alles gesagt habt, was Ihr sagen konntet – und weil Ihr nicht das Recht haben wollt, in unser Geschehen und in unsere Entscheidung einzugreifen !? Und was bitte sehr ist mit unserer Abmachung, Eurem Versprechen im Namen GOTTES? Es ist vorgesehen, daß Ihr uns alle evakuiert, daß Ihr uns alle in Euren Raumschiffen aufnehmt und uns allen Eure Heime (vorübergehend) in liebender Gastfreundschaft zur Verfügung stellt! Dann sieht unser gemeinsamer Plan vor, daß Ihr uns von unseren Programmen befreit (befreit von unserem programmierten "freien Willen"), und dann,

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erst dann, wenn wir durch Eure Hilfe "entwickelt" sind und wir uns selber wieder erkennen können, dann erst seid Ihr von Eurem GOTTES-AUFTRAG entbunden, und es ist unserem wirklichen FREIEN WILLEN überlassen, wie wir unseren Weg in GOTT weitergehen wollen ! – Das ist unser Vertrag, und Ihr verletzt mit dessen Einhaltung kein GOTTES-Gesetz. Ihr verletzt es aber, wenn Ihr unsere in GOTT vereinbarte Hilfe jetzt nicht erfüllt. Prüft bitte nochmals und eingehend Eure Opferbereitschaft und Eure damit verbundenen Verpflichtungen – entscheidet dann in LIEBE und DEMUT zu unserem SCHÖPFER und nach Eurem von GOTT gelenkten freien Willen! Dies bittet Euch von ganzem Herzen Markus F. im Namen vieler anderer Menschen. GOTT IN EUCH UND IHR IN GOTT (Unterschrift) Antwort von Armin Risi Zürich, 22. Januar 2002 Lieber Markus, der Verlag hat Deinen Brief an mich weitergeleitet mit der Bitte, Stellung zu nehmen. Wir erkennen den tiefen Ernst in Deinen Worten, die zum Teil klingen wie ein verzweifelter Schrei nach Hilfe und Nicht-allein-zurückgelassen-Werden. Du schreibst, daß wir Menschen keinen freien Willen mehr hätten, weil wir "schon längst zu menschlichen Robotern gemacht worden" seien. Deshalb sei es "ein entsetzlicher Irrtum" zu glauben, die Menschen hätten einen freien Willen und hätten damit ihre "Entscheidung bereits innerlich getroffen". Was immer wir meinten, mit unserem freien Willen auszudrücken, sei nicht unser Wille, sondern unser Programm! Unsere Schuld bestehe darin, daß wir uns programmieren ließen.

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Aus diesen Worten spricht Entmutigung und tiefer Zweifel. Entspringen nicht gerade solche Worte einer tragischen Programmierung? Nämlich der einzig wirklich wirksamen Programmierung, die suggeriert, der Mensch sei machtlos, programmiert, ausgeliefert, im Stich gelassen, besiegt und von den Dunkelmächten überrollt ...? Wenn die Licht- und Sternenwesen sagen, dass sie sich zurückziehen, dann bedeutet dies in keiner Weise, dass sie uns im Stich lassen und die Erde den Dunkelmächten überlassen. Es bedeutet auch nicht, daß sie darauf verzichten, irgendwann zu intervenieren, vielleicht sogar sichtbar. Sie erkennen einfach, dass die Menschheit als Gesamtes nicht die Änderungen vornimmt, die erforderlich wären, um einen sanften Übergang zu sichern. Dies bedeutet als Konsequenz, daß die Menschheit einen anderen Weg wählt und daß die Rolle der Sternenwesen entsprechend angepasst wird (siehe "Machtwechsel auf der Erde", S. 545). Es bedeutet, dass nur die Menschen, die danach suchen, diese höhere Verbindung und Hilfe erkennen werden. Aber für diese ändert sich nichts, denn für sie – für uns – sind diese helfenden Wesen nach wir vor da, ja jetzt erst recht, weil sie sich auf diejenigen konzentrieren, die es wünschen und suchen. Jeder Mensch kann dies tun – das ist ein Ausdruck unseres freien Willens, den wir alle noch haben. Natürlich können und müssen wir in der Anwendung unseres freien Willens noch vieles lernen, und wie Du mit Recht sagst, werden uns die höheren Mächte, d.h. unsere Freunde und Sternengeschwister, dabei behilflich sein. Was wir dann erkennen und welche Potentiale wir dann entwickeln, können wir uns jetzt noch kaum vorstellen und werden im Rückblick unseren jetzigen freien Willen als sehr beschränkt erscheinen lassen. Aber nichtsdestotrotz haben wir auch heute "Zugriff" auf die elementarste Funktion unseres freien Willens, nämlich die Ent-Wicklung aus der Verwicklung in die Manipulation durch die Dunkelmächte erreichen und die entsprechende Selbstverantwortung übernehmen zu wollen. Der wichtigste Ausdruck dieser Verantwortung ist das tägliche Gebet um die göttliche Kraft, Hilfe und Inspiration, verbunden mit dem Verzicht auf Schuldzuweisung. Dann können wir auf einmal erkennen, dass wir nicht allein sind, dass wir nie im Stich gelassen sind. Im Gegenteil: Je grösser die Bedrängnis, umso grösser die Hilfe. Das jedoch, was uns kein Engel, ja nicht einmal Gott Selbst abnehmen kann, ist unser Glaube. Wenn wir an die Hilfe glauben, finden wir sie. Denn es ist der Glaube, der Berge versetzen kann, nichts anderes (Mt 17,20; vgl. auch Mt 8,26). Und: "Dein Glaube/Vertrauen hat Dich gerettet." (Markus 10,52)

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Modern ausgedrückt, wie z.B. im neuen Buch "Das kosmische Erbe": Wir erschaffen unsere eigene Realität. Wenn wir also meinen, total programmiert zu sein, ist dies nichts anderes als ein Spiegel unseres eigenen Glaubens, der dementsprechend unsere eigene subjektive Realität bestimmt. Wenn wir einfach nur hoffen, daß irgendwelche Hilfe von außen kommt und uns die Arbeit abnimmt, stagnieren wir und treten unsere Selbstverantwortung ab. Das Szenario der Evakuierung sollte nicht zu einem Erlösungsdogma hochstilisiert werden. Was wäre, wenn die Evakuierung nur ein moderner Mythos wäre und wenn es gar nie eine geben würde? Würde für Dich dann eine Welt zusammenbrechen? Würdest Du an Gott und Dir selbst zu zweifeln beginnen? – Wenn ja, dann hast Du die eigentliche Bedeutung dieses Szenarios nicht wirklich verstanden. Es geht nicht darum, daß wir auf irgendwelche Außerirdischen warten, die uns retten und uns von Programmierungen befreien. Überlege, was es bedeutet, daß wir unsere eigene Realität selbst erschaffen ... "Hilf dir selbst, so hilft dir Gott." Das ist eine tiefe Wahrheit, die wir alle noch viel besser zu verstehen lernen werden. Der freie Wille der meisten Menschen ist tatsächlich nicht sehr frei, weil ihr Bewußtsein auf vorgegebene Denkschemen und Verhaltensweisen fixiert ist. Das befreit den Menschen aber nicht von seiner Verantwortung, denn wir haben immer die Freiheit, unser Bewußtsein neu auszurichten und Vorgegebenes zu hinterfragen. Die Zeichen sind sehr deutlich und werden von negativer wie von positiver Seite noch viel deutlicher werden. Niemand wird sagen können, er oder sie hätte nichts gewußt. Dies zu erkennen ist in den bevorstehenden Zeiten, wo immer mehr Menschen an Gott und der göttlichen Liebe zu zweifeln beginnen, wichtiger denn je. Sind wir nicht hierher gekommen, wie auch Du schreibst, mit dem Versprechen, immer Gottes Plan zu dienen? Die versprochene Hilfe ist da, heute mehr denn je, aber wir müssen sie erkennen und annehmen. Gerade dann, wenn es hoffnungslos aussieht und Verzweiflung uns zu übermannen droht, dürfen wir sicher sein, dass in unserem Leben eine unverhoffte Offenbarung göttlicher Hilfe bevorsteht (vorausgesetzt wir glauben daran; sonst erkennen wir die Hilfe nicht, wenn sie kommt). Diese Hilfe mag gegen aussen hin vielleicht nicht spektakulär sein, aber für uns persönlich ist es eine Erfahrung, die unser Leben bis ins Tiefste erleuchten und begeistern

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kann. – Wir alle haben bereits solche Erfahrungen machen dürfen. Bewahren wir diese Erinnerungen als unseren wertvollsten Schatz in unserem Herzen, der uns gerade in Momenten der Dunkelheit neuen Mut geben kann. Denn wir haben versprochen, in dieser Dunkelheit Fackelträger und "Leuchttürme" zu sein! Halten wir also durch bis zum Schluss! Sei Dir also versichert, dass Du von Gott und all den Licht- und Sternenwesen zutiefst geliebt bist. Sie warten nur darauf, bis sie Dir dies von Angesicht zu Angesicht mitteilen können. Gott zum Gruß! Gott in uns und wir in Gott! Mit herzlichen Grüßen, Armin