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ST DTEBAU Ulm: Eine Synagoge im Herzen der Stadt Das K lner Architektenb ro Kister Scheithauer Gross erhielt am Donnerstag den Zuschlag eines Expertengremiums f r seinen Entwurf. Das ist ein spannender Tag f r uns , sagte der Ulmer Rabbiner Shneur Trebnik. Es ist sch n, dass wir bald wieder mitten in der Stadt sind. Fast am Ort der alten Synagoge. Aber nur fast, denn auf dem historischen Grund, gut 20 Meter vom jetzt ausgesuchten Flecken entfernt, residiert seit 1958 die Sparkasse. Eine Jury - unter anderem mit Ulms Baub rgermeister Alexander Wetzig, Landesrabbiner Netanel Wurmser und unter der Leitung des Stuttgarter Architekturprofessors Arno Lederer - k rte einstimmig den Entwurf der K lner Architekten zum Sieger. Das gut 17 Meter hohe vierst ckige Geb ude bew ltige am besten den Spagat zwischen praktischen Anforderungen eines sakralen Orts mit Gemeindezentrum und den speziellen Begebenheiten der historischen Umgebung. Die Ostorientierung und das feine Steinrelief der Fassade deuten auf die Synagoge im Inneren hin , beschreiben die Architekten ihren hochgelobten Entwurf. Dieser zentrale Raum soll mit Zedernholz ausgekleidet und nur ber den Zenith belichtet werden. Das Ziel: ein Ort der geborgenen Gemeinschaft . Der Weinhof gewinnt mit dem Geb ude an Qualit t , lobt Ulms Baub rgermeister Wetzig. Den K lner Architekten sei das kultivierte Einfache gelungen. Der kleinste, bescheidenste aller Entw rfe habe den Zuschlag erhalten. Der vierst ckige W rfel f ge sich optimal in die sensible Umgebung ein und werde den Platz wie ein wertvoller Stein begrenzen. Die Synagoge kehrt damit zur ck in das Herz der Stadt. Den Weinhof nennt Ulms Oberb rgermeister Ivo G nner (SPD) gerne die Ulmer Keimzelle . J hrlich am Schw rmontag , dem gro en Ulmer Feiertag, berichtet das Stadtoberhaupt vom Balkon des Hauses ber das vergangene Jahr und erneuert den historischen Eid auf die Stadtverfassung. Vielleicht schon 2013 in Blickweite auf die Ulmer Synagoge. Denn wenn alles glatt l uft, m chte der Bauherr, die Israelitische Religionsgemeinschaft W rttembergs (IRG), 75 Jahre nach den Pogromen Einweihung feiern. Die Ulmer Gemeinder te stellten 2009 das st dtische Grundst ck zur Verf gung. Mutige st dtebauliche Antworten Ulm sorgte in der j ngeren Vergangenheit in der Architekturwelt f r Schlagzeilen durch mutige, ungew hnliche st dtebauliche L sungen. Viel Lob gab es etwa f r das Stadthaus des New Yorker Architekten Richard Meier, die Neue Mitte , den R ckbau der Neuen Stra e - einer Art Stadtautobahn - sowie die pyramidenf rmige gl serne Stadtbibliothek. G nner sieht den gew hlten Entwurf f r die neue Synagoge in dieser Tradition. Das ist der klare Ulmer Stil. Eine Architektursprache unserer Zeit und nicht historisierend. In der Israelitischen Gemeinde von Rabbiner Trebnik sind derzeit etwa 450 Mitglieder. Dank Zuwanderung nach Fall des Eisernen Vorhangs stieg die Zahl seit 1990 stark an. 140 Menschen sollen in der Synagoge Platz finden. Etwa genauso viele im geplanten Gemeindesaal. Dazu sind ein Kindergarten, eine Bibliothek sowie ein koscherer Laden in Planung. Ganz normales Leben eben. 75 Jahre nach der Die Synagoge zu Ulm kehrt heim: Nur wenige Meter von jenem Ort, an dem im November 1938 Nazi- Schergen das j dische Geb ude mit seinen goldgl nzenden Rundkuppeln in Brand setzten, soll bald schon die greifbare Wiederauferstehung des Ulmer Judentums gefeiert werden. AZ Bibliothek in der Synagoge Ulm Stunde Null. Von Oliver Helmst dter 22.01.2010 19:50 Uhr Letzte nderung: 23.01.10 - 11.45 Uhr Page 1 of 2 Städtebau: Ulm: Eine Synagoge im Herzen der Stadt - Drucken - Augsburger Allgeme... 26.01.2010 http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Artikel,-Eine-Synagoge-findet-Platz-im-...

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STÄDTEBAU

Ulm: Eine Synagoge im Herzen der Stadt

Das Kölner Architektenbüro „Kister Scheithauer Gross“ erhielt am Donnerstag den Zuschlag eines Expertengremiums für seinen Entwurf. „Das ist ein spannender Tag für uns“, sagte der Ulmer Rabbiner Shneur Trebnik. „Es ist schön, dass wir bald wieder mitten in der Stadt sind.“ Fast am Ort der alten Synagoge. Aber nur fast, denn auf dem historischen Grund, gut 20 Meter vom jetzt ausgesuchten Fleckenentfernt, residiert seit 1958 die Sparkasse.

Eine Jury - unter anderem mit Ulms Baubürgermeister Alexander Wetzig, Landesrabbiner Netanel Wurmser und unter der Leitung des Stuttgarter Architekturprofessors Arno Lederer - kürte einstimmig den Entwurf der Kölner Architekten zum Sieger. Das gut 17 Meter hohevierstöckige Gebäude bewältige am besten den Spagat zwischen praktischen Anforderungen eines sakralen Orts mit Gemeindezentrum

und den speziellen Begebenheiten der historischen Umgebung.

„Die Ostorientierung und das feine Steinrelief der Fassade deuten auf die Synagoge im Inneren hin“,beschreiben die Architekten ihren hochgelobten Entwurf. Dieser zentrale Raum soll mit Zedernholz ausgekleidet und nur über den Zenith belichtet werden. Das Ziel: ein Ort der „geborgenen Gemeinschaft“.

„Der Weinhof gewinnt mit dem Gebäude an Qualität“, lobt Ulms Baubürgermeister Wetzig. Den Kölner Architekten sei das „kultivierte Einfache“ gelungen. Der kleinste, bescheidenste aller Entwürfe habe den Zuschlag erhalten. Der vierstöckige Würfel füge sich optimal in die sensible Umgebung ein und werde den Platz wie „ein wertvoller Stein“ begrenzen.

Die Synagoge kehrt damit zurück in das Herz der Stadt. Den Weinhof nennt Ulms Oberbürgermeister Ivo Gönner (SPD) gerne die „Ulmer Keimzelle“. Jährlich am „Schwörmontag“, dem großen Ulmer Feiertag, berichtet das Stadtoberhaupt vom Balkon des Hauses über das vergangene Jahr und erneuert den historischen Eid auf die Stadtverfassung. Vielleicht schon 2013 in Blickweite auf die Ulmer Synagoge. Denn wenn alles glatt läuft, möchte der Bauherr, die Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs (IRG), 75 Jahre nach den Pogromen Einweihung feiern. Die Ulmer Gemeinderäte stellten 2009 das städtische Grundstück zur Verfügung.

Mutige städtebauliche Antworten

Ulm sorgte in der jüngeren Vergangenheit in der Architekturwelt für Schlagzeilen durch mutige, ungewöhnliche städtebauliche Lösungen. Viel Lob gab es etwa für das Stadthaus des New Yorker Architekten Richard Meier, die „Neue Mitte“, den Rückbau der Neuen Straße - einer Art Stadtautobahn -sowie die pyramidenförmige gläserne Stadtbibliothek. Gönner sieht den gewählten Entwurf für die neueSynagoge in dieser Tradition. „Das ist der klare Ulmer Stil. Eine Architektursprache unserer Zeit und nicht historisierend.“

In der Israelitischen Gemeinde von Rabbiner Trebnik sind derzeit etwa 450 Mitglieder. Dank Zuwanderung nach Fall des Eisernen Vorhangs stieg die Zahl seit 1990 stark an. 140 Menschen sollen in der Synagoge Platz finden. Etwa genauso viele im geplanten Gemeindesaal. Dazu sind ein Kindergarten, eine Bibliothek sowie ein koscherer Laden in Planung. Ganz normales Leben eben. 75 Jahre nach der

Die Synagoge zu Ulm kehrt heim: Nur wenige Meter von jenem Ort, an dem im November 1938 Nazi-Schergen das jüdische Gebäude mit seinen goldglänzenden Rundkuppeln in Brand setzten, soll bald schon die greifbare Wiederauferstehung des Ulmer Judentums gefeiert werden.

AZ

Bibliothek in der Synagoge Ulm

Stunde Null. Von Oliver Helmstädter

22.01.2010 19:50 Uhr Letzte Änderung: 23.01.10 - 11.45 Uhr

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