Asclepius - Eine Rede Des Dreimal-Großen Hermes

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Die Hermetischen Schriften Corpus Hermeticum ·!o. Deutsche Ausgabe mit Einleitungen und Kommentaren von Maria Magdalena Miller Bearbeitet und herausgegeben von der , Wiontzek-HERMETICA"Stiftung unter Mitarbeit von. Alexander Schmid Q Georg Olms Verlag Hildesheim· Zürich· New York 2009

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Diálogo

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Page 1: Asclepius - Eine Rede Des Dreimal-Großen Hermes

Die Hermetischen Schriften

Corpus Hermeticum ·!o. •

Deutsche Ausgabe mit Einleitungen und Kommentaren

von Maria Magdalena Miller

Bearbeitet und herausgegeben von der ,

Wiontzek-HERMETICA"Stiftung

unter Mitarbeit von. Alexander Schmid

Q Georg Olms Verlag

Hildesheim· Zürich· New York 2009

Page 2: Asclepius - Eine Rede Des Dreimal-Großen Hermes

l

INHALT

~.

Vorwort (MJ.chael Wiontzek)

Neues Licht auf alte Thesen (Alel<:ander Schmid)

Verzeichnis der hermetischen Schriften

Hennes Trismegistos Eine Einleitung in das Corpus Hermeticum von Maria Magdalena Miller

I. Der Menschenhirte -Aufbau - Einleitung - Der Menschenhirte des Dreiinal-Großen Hermes

II.

m.

IV.

-Kommentar

Das Allgemeine Gespräch -Kommentar

Die Heilige Rede -Kommentar

Der Mischkrug oder die Eins -Kommentar

\

Seite

ix

XV

5

7

91 93

117 128

139 146

153 155

159 163

V. Der verborgene Gott ist völlig offenbar 168 - Kommentar 172

VI. Das Gute ist in Gott allein und nirgends anderswo 17 6 - Kommentar 179

VII. Das größte Übel für die Menschen ist die Unwissenheit in göttlichen Dingen 183 - Kommentar 185

VIII. (Der Dreimal-Große Hermes spricht) 187 - Kommentar 189

IX. Vom Denken nnd Wahrnehmen 193 - Kommentar 197

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X. Der Schlüssel -Kommentar

XI. Der Geist an Hermes -Kommentar

XII. Vom alles durchwirkenden Geist -Kommentar

XIII. Die geheime Lelue über die Wiedergeburt und das Gebot des Schweigens - Geheimer Lobgesang -Kommentar

XIV. Von der rechten Einsicht -Kommentar

XV. Brief des Asklepius an den König Ammon - I<ommentar

XVI. Bruchstück einer Rede -Kommentar

XVII. Preis der Könige -Kommentar

Asclepius - Eine Rede des Dreimal-Großen Hermes

202 212

229 238

247. 256

264 270 274

288 292

294 300

306 307

308 314

- Einleitting 317 - Asclepius - Eine Rede des Dreimal-Großen Hermes 333 - Kommentar 377

Kore Kosmou - Die Weltenjungfrau - Einleitung 416 - Gliederung 435 - Kore Kosmou - Die Weltenjungfrau 437 - Kommentar 476

Einzel-Fragmente 511 - Kommentar 548

Bibliographie 578

Index nominum 585

viii

Page 4: Asclepius - Eine Rede Des Dreimal-Großen Hermes

Asclepius

Einleitung '·

'Eine ausführlichere Analyse, wie ich sie für den ,Menschenhirten' und die ,Kosmische Jungfrau' zu geben versuchte, möchte ich beim Asclepius unterlassen, nicht weil ich ihn für weniger bedeutend hielte - er ist nicht nur dem äußeren Umfang nach eines der größ­

'i'en Stücke, sondern auch inhaltlich eines der bedeutendsten -, '$ondern weil Ferguson (im Rahmen des Scottschen Werkes)

chon eingehender über ihn gehandelt hat. Außerdem habe ich in , er allgemeinen Einleitung den Asclepius besonders berücksich­. gt und reichlich zitiert. So dii±fte es hier genügen, einen kurzen

erblick über den Inhalt zu geben. )"" .

. e drei Jünger, Asclepius, Tat und Ammon, versammeln sich im "gtum um ihren Meister. Gleich zu Beginn richtet Hermes

- Grundgedanken der Hermetik wie einen Torbogen auf, das ai nav: Hinter der Fülle und Vielfalt aller Dinge steht verbor­das eine Antlitz des Einen Gottes. Die Einheit erscheint als

" eit. Diese Fülle und Vielfalt wird nun 'in ihrer Verbundenheit 'zeigt: der avvlimµoc;, die magische Kette, welche alle Wesen "e Einheit bindet, ist das Thema der ganzen folgenden Kapi­ie reicht von oben nach unten, vom Schöpfergott über die .- · chen Götter herab zu den Dämonen und den Menschen 'her diese zu den Tieren und Pflanzen. Das Verhältnis von . ,., gen und Einzelwesen wird betrachtet, ihr verschiedener

'an der Unsterblichkeit und das übergreifen der Individuen .' ·e Grenzen der eigenen Gattung hinaus. ',j

isten Möglichkeiten hat der Mensch, der im Zentrum des 's steht. Nun hebt das begeistertste Loblied auf den Men­, , das sich in den Schriften findet. ,,Magnum miraculum , ein großes Wunder ist der Mensch, ein anbetungs- und

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verehrungswürdiges Wesen. Er geht ein in die Natur Gottes als wäre er selber Gott, seine Natur ist glücklicher gemischt als die anderer Wesen, sein Ort ist eine gesegnete Mitte, wo er liebt, was unter ihm ist und geliebt wird von denen, die über ihm sind Alles steht ihm offen, er ist alles zugleich und bleibt überall derselbe .. Der ,Menschenhirte' spricht den Urmenschen, den jüngsten der drei Göttersöhne, an als den ,geliebten Sohn', dem alle Geheimnisse des Schöpfungswerkes aufgeschlossen werden. Diesen selben ,geliebten Sohn' meint hier der Asclepius und sieht seinen Adel in ·• seiner allumfassenden Ich- und Liebeskraft. „Er bleibt überall der, selbe" und: ,,Alle anderen Wesen, denen er sich durch seine Natur auf Grund einer himmlischen Ordnung verbunden weiß, (und seine Natur verbindet ihn überall hin, nach unten und oben) knüpft er eng an sich durch das Band der Liebe (nexu caritatis).

Dann wird ein kurzer Blick auf die Sttuktur seines Wesens gewo; fen. Aus den vier Elementen sind Körper und Seele zusammen­gesetzt und sie ernähren sich aus ihnen. Über der auch den Tie ren eigenen Vierheit aber steht die quinta essentia, die Denkkraft; die aus dem Weltenäther stammt, und noch darüber jener göttli. ehe Geistkern, der dem Menschen Einsicht verleiht in den göttll; chen Weltplan. Nicht alle vermögen ihn zur Wirksamkeit brin · nur jene, die durch eine geläuterte Seele zum Gipfel des schseins, zur Gnosis aufsteigen.

Nun tut Asclepius die entscheidende Frage: Warum musste Mensch in die irdische Welt gestellt werden? Warum durfte' nicht im göttlichen Reiche, in der Seligkeit. bleiben? - Als Antwo stellt Hermes die Dreifaltigkeit Gott-Kosmos-Mensch vor d .· · Jünger hin.

Zuerst bildet der Schöpfergott den Kosmos als schöne und Welt und liebt ihn als die vollkommene Frucht seiner Gotth · Dann aber heißt es: esse voluit alium - er will den Anderen, er se sich nach dem Partner, er will ein Du, das mit ihm sein W

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schaue, das teilhabe an seinen Plänen und an seiner Liebe. Aus dieser Sehnsucht nach dem Du entsteht der Mensch. Man spürt hier wie im Poimandres die geheime Liebeswahl, die sich aller Erklärung entzieht. Der Kosmos erscheint wie der rechtmäßige, ältere, der Mensch aber als der geliebte oder der ,verborgene Sohn' wie ihn die Mystiker nennen. Nichts hören wir im Asclepius vom Sündenfall, die Kosmogon:te als solche ist gar nicht in ihren Ent­wicklungsstufen berücksichtigt, die Stufen werden übersprungen, es ist gleich von der sinnlich-sichtbaren Welt die Rede. Worauf es dem Lehrer hier allein ankommt, ist die zentrale, unmittelbare Beziehung Gottes zum Menschen und des Menschen zu Gott. Gott will den Mitarbeiter; wie Paulus, 1. Kor. 3.9 sagt: „ Wir sind

. Gottes Mitarbeiter''. - So wird auch die Frage des Jüngers, warum der Mensch im Körper sein müsse, nur ganz summarisch damit beantwortet: Weil er nur als Doppelwesen seine Doppelaufgabe 'erfüllen kann. Hier erscheint die Einkörperung nicht wie in der

"'!Kosmischen Jungfrau' als Strafe, als Folge des Sündenfalls; die · ilweieinheit der Naturen liegt von Anfang an in Gottes Plan. „S o ist er aus Geist und Stoff gebildet, um das Irdische ZJ1 betreuen und das

öttliche in Freiheit ZJI lieben." Seine Doppelaufgabe ist Weltdienst d Gottesdienst, Tätigkeit und Beschauung oder wie Dante in r Monarchie sagt: „Die Bestimmung des MenS(hettgeschlechts ist, alle

rkenntnisvermiigen ZJI betätigen, ZJlerst im Dienst der Erkenntnis und n im Dienst der Tat." Dem Menschen ist die Erde anvertraut. e Kulturarbeit, alle Kunst und Wissenschaft ist gottgewollte

ortsetzung des Schöpfungswerkes. Keine hermetische Schrift t diese praktisch-tätige Seite so stark hervorgehoben wie der sclepius. „Denn wenn die Welt ein Werk Gottes ist, dann wird der, der

· re Schönheit mit sorgender Liebe verehrt und mehrt, durch sein persönliches iihen ein Mitarbeiter des g/ittlichen Willens, und wenn er Tag far Tag, terstiitz! von seimm Kbper, Arbeit und Anstrengung daraef wendet, der . elt eine Gestalt ZJI geben, die den Absichten ihres göttlichen S chiipfers

riebt, wie sollte er dann nicht den gleichen Lohn empfangen wie unsere ·ur?"

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Dieser Lohn ist freilich .die Befreiung von den Fesseln der Sterb0

lichkeit, die Rückkehr in die göttliche Heimat. Die Mehrzahl dei! Menschen wird sie durch das mühsame Wirken in der unteren Welt verdienen müssen; die reine Kontemplation, die, noch · irdischen Körper ganz dem Himmlischen lebt, wird als eine G. ···. de betrachtet, die nur wenigen zuteil wird. Eine Aufgabe jedo die jedem ohne Ausnahme gestellt ist, besteht darin, das recht Maß zu finden zwischen seiner göttlichen und seiner sterblich Natur. Nicht anders wird diese Harmonie des Wesens erreicht durch wahre Religiosität und deren Frucht und Merkmal ist · Güte (refigio quam sequitur bonitas). Gütig wird ein Mensch aber dann, wenn er alles Fremde von sich abgetan hat und in seine' wahren Selbst gründet, in seiner eigenen Mitte schwebt. Nur wahre Selbst kann selbstlos sein und strahlt sich allem ander zu. Was nicht mit uns geboren ist, was nicht wir sind, son\ie nur unser Besitz, das zieht uns aus unserer Mitte weg nach a in die Fremde mit der Macht der bösen Begehrlichkeit - und solcher gefährlicher Besitz ist auch unser Körper. Er ist zwar '." Notwendigkeit für uns, wir brauchen ihn und können ohne:. unserer gottgebenen Aufgabe nicht genügen aber wir sollen · nicht verwechseln mit unserem eigentlichen Wesen, das im G ·· liegt. Unerklärt bleibt, warum aus dem Körper die böse Beg lichkeit stammt, er wird bejaht, aber wie in aller Mystik als · ner, als Talent, mit dem man wirken soll. Die Forderung ist,< dem irdischen Wesensteile zu schaffen, ohne an ihm zu h ohne sich von seinen Fähigkeiten verführen zu lass(!n in die Welt und darüber die wahren Ursachen aus dem Auge zu ve ren.

Nur wer sich bemüht als homo plenissimus, als Mensch der Füll allseitig wirkender Mensch, das irdische Leben zu meistem sub deo - difigendo cum mundo), wozu ihn seine nach oben und vierfach gegliederte Natur befähigt, kehrt in die göttliche He zurück Wer aus der Mitte seines Wesens fällt, setzt die ·· Ewigkeit aufs Spiel. Das geschieht um so leichter, als diese E

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'keit schon manchem kein Gegenstand des Glaubens mehr ist und Sophisten kommen werden, welche die „reine und heilige Philosophie" entstellen, indem sie sie von. ihrer Herrin, der Religion, losreißen iind in Einzelwissenschaften auflösen, so dass an Stelle von Ehr­furcht vor der Harmonie des Alls und des Dankes gegen die gött-• "ehe Güte, welches die Merkmale des wahren Philosophen sind,

·er mehr ungehörige Neugier den Forscher leitet.

· t dieser trüben Prophetie wendet sich der Text einem neuen anken zu. Die bi~erigen Ausführungen galten im Wesentli­

en dem Doppelwesen Mensch und seiner Beziehung zu Gott d Welt (Kapitel 1-14). Der nun folgende kurze Abschnitt be­

. chtet das Lebensprinzip in seinen verschiedenen Daseinsfor­

. en. Das vieldeutige Wort spiritus - nvEvµa meint hier den Geist seinem lebenweckenden Aspekt, die zeugende Urkraft des

· "stes, deren Symbol der belebende Lufthauch ist, von dem h Joh. 3.8 spricht (To nvevµa onov 8tliEi nvd). Gott selbst t vor und über aller Zeugung: ,,Er is~ er war, er wird immer sein.

s sich selbst alles ZJI sein, ist seine Natur". Er hat nicht das Leben, · t es. Das ist die erste Daseinsform. Von Gott hat die Welt das !Jen empfangen und zwar schon als pi;äexistierende, vor ihrem ·austreten in die Sichtbarkeit. Nicht vqi außen kommt es ihr sie empfing es als Natur, die Kraft des Zeugens und Gebärens en ihrem Wesen als Urmutter. Dies ist die zweite Daseins­.. Mit ihr verknüpft sich der ·Ursprung des Bösen. Denn chtbarkeit schlechthin schließt auch die Möglichkeit der htbarkeit im Bösen in sich. Unausgesprochen liegt wohl die rkennung des Prinzips der Freiheit zugrunde und die Tatsa­, dass wahre Freiheit nicht gedacht werden kann ohne die

· chkeit zum Bösen. Denn, sagt Berdjajew: „Die Freiheit ist · Wesen nach ein tragisches Prinzip; ein Prinzjp der tragischen Zweitei­der Spaltung, liegt in der uranfänglichen Freiheit. Das Böse ist gleich-

-ein Glied der Welt und Gott hat es nicht ganzJerngehalten von ihr, wie · ZJI Unrecht von ihm fardem. Aber er hat dem Menschen in seinem

die Kraft gegeben, ihm Zf' entgehen. "

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Aus der Welt, die mit einer Hohlkugel verglichen wird, welche niß als Ganzes und immer nur im Abbild sichtbar wird, strömt aas· Leben in die Einzelwesen ein, entsprechend ihrer Eigenart. Drur ist die dritte irdische Daseinsform. Zusammenfassend ergeben sich drei Reiche: das körperliche, das von der Stoffeswelt em·: • wird, das seelische, dessen eigentliche Nahrung eben jener · benshauch ist, das geistige, das von der höheren Einsicht gesp · wird. Der Anlage nach ragt die ganze Menschheit in dies obers göttliche Reich, aber nur wenige vermögen die Anlage zu akti · ren. Wer es aber vermag, dessen Geist leuchtet in jenem Lic auf wie die Welt im Licht der Sonne, und wenn seine Seele jener höheren Einsicht zu einem Wesen verwächst, kann ihn Rauch des Irrtums mehr verwirren. Denn diese höhere Einsi wird die Seele der Götter genannt.

Nun fragt der Jünger nach den Göttern. Der Text der Antwort sehr lückenhaft und umstritten. Soviel ist deutlich, dass He nach der grundsätzlichen Unterscheidung in Geist- und Na götter die Hierarchie der letzteren aufzeigt. Die Stufenleiter. nicht vollständig. Zuoberst steht das Himmelsreich des Leb . und des Lichtes mit dem Sphärenherrscher Jupiter, in der Mi die Fixstemwelt mit dem ,Allformigen' als Sphärenherrscher;d Tierkreis, unten das Reich der Wandelsterne, dessen Herrin· Schicksal ist; dann bricht die Leiter ab. Der größte Nach wird wieder auf die Verbundenheit aller Wesen in einer einz· magischen Kette gelegt und auf ihre Einheit in ihrem Ursp Die Menschen nennen diesen Ursprung Gott oder Vater,• kein Name fasst den Namenlosen und Allnamigen zugleich;i sen Wille zeugende Güte ist und die Schöpferkraft beider . schlechter in sich trägt. An dieser Schöpferkraft haben alle Anteil, alle sind androgyn, und es gibt keines, das unfru wäre. Das Zeugungsmysterium, in dem sich die Frucht beider Geschlechter vereint, verdient Ehrfurcht, nur der,. fromme Sinn (irreligiosorum hominum) gibt es dem Spotte ; ·

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Bosheit aber und unfrommer Sinn gründen meist im Mangel an Einsicht. Darum ist die beste Arznei wider sie die Gnosis.

• ach einer kurzen Herleitung des Bösen aus der Materie und em Körper kehrt der Verfasser wieder zu seinem Lieblingsthe­a zurück: der Doppelnatur des Menschen, die ihn auch über die ötter erhebt. Als ihr besonderes Vorrecht wird das Nachahmen

es göttlichen Schöpfertums im Bilden magisch wirkender Göt­statuen betrachtet. Hier fließt Magie, zum Teil dekadente Ma­

. in den Text und das_ magische Land Ägypten wird der Tempel 'es ganzen Kosmos genannt. Aber diesem Tempel droht Ver­

ung und Verwüstung. Der Lehrer wird zum Propheten, einer r eindrucksvollsten Abschnitte, die Asclepius-Apokalypse, be­

t.

!eich einer Witwe wird Ägypten um ·die. Gegenwart der Götter , sie haben das heilige Land verlassen, sie sind in den el zurückgekehrt. Nun hebt die schreckliche religionslose

„t an, nur Worte werden bleiben, die, in Stein gehauen, von der mmen Vergangenheit erzählen. Barbaren werden einbrechen, heilige Strom wird bis zur Uferhöhe ~nschwellen vom Blut,

_'"ßer wird die Zahl der Toten sein als die\de!'Lebenden. - Das d der Greuel, die über sein Vaterland kommen, erschüttert den

er, er weint. Aber mit der Unerbittlichkeit des Propheten et Hermes nach dem Bild des äußeren Unheils das tr~­

ere innere Verderben. Das Land der Heiligkeit und frommen be, die Lehrmeisterin des Göttlichen, dies Land. wird zum . bild der größten Grausamkeit werden. Dann wird der Ekel ''Menschen erfassen, die schöne Gotteswelt, einst der Gegen­

frommer Bewunderung, wird ihm zur Last, er wird sie ver-' ten. War vordem vom Einzelmenschen gesagt, dass er in die­

irdischen Leben seine künftige Ewigkeit aufs Spiel setze, so d nun von der Menschheit mit dem gleichen Worte gesagt,

sie den Kosmos in die äußerste Gefahr, in die Krisis hinein­eh werde. Die Menschen werden die Finsternis mehr lieben

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als das Llcht (vgl. Joh. 3.19), den Tod mehr als das Leben, die• Verkehrung aller Werte wird einsetzen, der ,Religiöse' wird für verrückt, der Gottlose für klug gehalten werden, der von seinen Leidenschaften Getriebene wird als Held dastehen und der Schlechteste für gut gelten. Nach der Seele und ihrer Unsterb' lichkeit fragen v.-ird spöttisches Gelächter erregen, und wer sich einer Religion des Geistes und des Herzens hingibt, hat sein · Kopf verwirkt. Ein neues Recht, eine neue Gesetzgebung werdeh: die alten heiligen Worte ausmerzen, eine schmerzvolle Trennung zwischen Göttern und Menschen setzt ein, nur die ,bösen En bleiben und zwingen die Menschheit ,in lauter Dinge, die de Wesen der Seele feind sind'. Dann wird die Erde erschüttert w den, das Meer sich erheben, der Himmel wanken und die Ste werden aus ihrer Bahn geraten. Jede göttliche Stimme wird v · stummen. Die Frucht der Erde wird verderben, die Luft erschla fen. So kommt das Greisenalter der Welt herauf.

Jeder, der unsere eigene Zeit mit wachen Sinnen und fühlend· Herzen miterlebt, wird spüren: Hier geht es nicht um eine ei lige, geschichtliche Katastrophe in einem bestimmten Z abschnitt des alten Ägypten, eine Katastrophe, die für uns gangenheit ist und keine Bedeutung mehr hat, hier ist ein · misch-menschheitliches Ereignis gemeint, das Gegenwart bl · · solange es Zeit und Geschichte gibt. Für Ägypten kann Deut land stehen und jedes andere Land, dessen heiliger Strom · vom Blute rötet und das in die Krisis einer Endzeit eintritt.

Doch Endzeiten sind Wendezeiten, die den Neubeginn brin · Nicht von unten, hier muss das Chaos ausrasen, Wasser und p; er, Seuchen und Kriege raffen auch im Asclepius die Mens · · hin, von oben aus der geistigen Welt schlägt ein neuer Impuls> In der Kosmischen Jungfrau werden die Elemente vertröstet, a ·. harren, bis der Erlöser kommt, im Asclepius lässt Hermes'· Schöpfergott selber eingreifen durch einen freien Akt seines lens, der reine Güte ist, und am Ende des Äons - ,in der Füll

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Zeiten' würde das Evangelium sagen - der Welt ihr einstiges, un­verstörtes Antlitz wiedergeben. Die dann lebenden Menschen werden wieder Herolde Gottes sein, ,ein neues Geschlecht', und die Natut ist einbezogen in die allgemeine Wiederbringung, die zugleich eine Neubildung, eine Reformation des Kosmos ist (cunc­tarum rerum reformatio).

Nach diesen zusammenhängenden, von starker Empfindung ge­tragenen Partien fährt der Text in der üblichen, lockeren Ge­sprächsweise fort. Zunächst folgt ein Stück über Gott als das absolute Gute und die Welt als Abbild und über einzelne Götter innerhalb der Welt. Eine weitere Frage nach diesen Göttern. tut er Lehrer ganz kurz ab und wendet sich wieder einem Thema u, das den Menschen unmittelbar angeht: dem Tod und dem · achtodlichen Leben. Tod ist nur Auflösung des Körpers, Auf­ören der körperlichen Empfindung und Wahrnehmung. Sich

ach zu sehnen ist gleich töricht wie sich davor zu fürchten. icht töricht aber ist, sich um das Nachtodliche zu kümmern. ach der Trennung vom Leibe kommt die Seele ins Gericht, in

em ein Geisterfürst über ihre künftige Wohnung entscheidet. Ist e von Schuld befleckt, so erleidet sie jenen Zustand, den der ·der Kama Loka, die katholische Kirche Fegefeuer nennt. Her­es schildert ihn als ein Umhergetrieb'enwerden im Wirbel der · emente, in Feuer, Wasser, Luft, zwischen Himmel und Erde

einen ganzen Aon hindurch. Nur einen sicheren Schutz gibt vor solcher Strafe: Eusebeia = Frömmigkeit und Gnosis. tt will ja nicht die Strafe, er hat seine Freude daran, sich selbst offenbaren, aber .er will sich im Menschenherzen selbst offen­en und er kann es nur, wenn dieses sich ihm öffnet im Glau­

und Vertrauen. Ein solcher Erleuchteter hat so viel voraus r den anderen Menschen wie die Sonne vor den übrigen Ge­

en.

ziemlich äußerlicher Weise springt nun der Text wieder über 'die Welt und betrachtet den Kosmos als das zweite Glied der

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Asclepischen Trinität: Gott - Welt - Mensch - in seiner überquet; !enden Fülle, als unsterblichen Spender und Verwalter dieses Le• bens.

Dies Leben ist zv;ar ein Geschenk, trägt aber die Natur Schenkenden, des ewigen Gottes, an sich: es ist selber unver ·· · . lieh, so wie Christus auch nicht einen Trunk nur vom Wasser Lebens, sondern die nie versiegende Quelle verheißt (Joh. 4.14) ..

Die Auffassung von Zeit und Ewigkeit in den folgenden A schnitten deckt sich genau mit dem Weltbild, das im Dialog gezeichnet wird, und das in der allgemeinen Einleitung besp chen wurde. Zur Veranschaulichung setze ich das Schema no einmal her:

1.= Gott

2.s Alo - rav~

3.= Kcl OS = „~. =

(7-'7 µBTa/JoÄtf =Zeit

~~„ n i;

Werden

1) Gott = Noüc; 2) Aion = Ewigkeit A6yoc; 3) Kosmos (Ordnung) = Ll11µwvpy6c; 4) Wandlung = Zeit = J\ ve pwnoc; . 5) Tod und Leben = Raum = Yiac; 1xvepw

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Page 14: Asclepius - Eine Rede Des Dreimal-Großen Hermes

Gott, die umfassendste Sphäre, die allen anderen zugrunde liegt, der Träger ihres Lebens ist, auf die sich keine I<ategorie mehr anwenden lässt, weil sie über allen steht, wird in unserer Ascle­

'.pius-Stelle geschildert als „der in sich selbst Bewegte und doch U nwan­tlelbare, dessen wandellose Bewegung in seiner Grbße beruht o µtyE8o<; ist wahrscheinlich ein_ exakt mystischer Begriff, vgl. iedergeburtsrede 5: TD yap µtyE8o<;, auch I<atharina von Genua braucht ihn.) Das Gesetz seiner Grbße aber ist unbeweglich. Ein solches esen nun, das nicht den Sinnen unterworfen ist, hat keine Grenze, ist

nbegreiflich und unabschätzbar, man kann es nicht aushalten, man kann es "'cht erfragen und nicht erforschen. Wo es ist, wohin es geht, woher es kommt ·e es ist oder welcher Art - man weiß es nicht. Es schwebt in der höchsten

e und in ihm selbst ist seine eigene Stete." Das ist unverkennbar der szendente Aspekt der Gottheit in der Ruhe als der tragende

d, christlich gesprochen: der Vater. Dieser Vater wird aber sofort mit dem Sohn in Verbindung_gebracht, im Sinne des

ortes: „Ich und der Vater sind Eins" (J oh. 10.30), wenn der Text itf.ihrt: „ . . . sei es nun Gott oder die Ewigkeit oder eines im andern ·beide in beiden". Denn diese Ewigkeit, der Aion, der vom Vater schlossen und durchdrungen wird, trägt deutlich die Züge des

es. Der Aion ist der Logos, die Gottheit, die aus der trans-enten Verborgenheit heraustritt in dit; Offenbarung. Der

n-Logos trägt den Kosmos in seinem Schoß. Er strömt ihm en ein. ,,Im Leben der Ewigkeit selber bewegt sich die Welt und inner­eben dieser lebenspendenden Ewigkeit hat die Welt ihren Ort. Darum

· sie nie stille stehen und auch nie Zf'grunde gehen. l)enn sie ist um­. t vom ewigen Leben wie von einer S chu!z]vehr und gleichsam in eins

chten mit ihm. " Diese „lebenspendende Ewigkeit", der Logosc Aion, im 11. Dialog die Kategorie der wvT6T1)<;, der Identität, des

. ·eh-selber-Seins zugesprochen wird, tritt als Christus, als okrator, den Abstieg in seine Schöpfung an, er unterwirft

·den Reichen der Kausalität, der Zeit und des Raumes, und dem engsten irdischen Punkte, im Menschenleibe angekom­; spricht diese „lebenspendende Ewigkeit" dann auch das irdische

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Page 15: Asclepius - Eine Rede Des Dreimal-Großen Hermes

Gleichnis: „Ich bin das Brot des Lebens". Bis zu dieser Stufe können die Hermesschriften den Abstieg nicht erleben, sie wissen von dem seinem Kosmos innewohnenden immanenten Gott, sie ken° nen noch das in die Zeit eingegangene Göttliche im Makrm . anthropos, im Urmenschen, dem Jüngsten der göttlichen Brüder im Mei:tschenhitten, aber den Eintritt Gottes in die letzte und unterste Sphäre, die Welt des itdischen Raumes, seine Geb ' und seinen Tod im itdischen Einzelwesen, der „Menschensohn" ~ Person und Individuum, ist ihnen noch verhüllt. 11

Doch kehren wir wieder zum Asclepius zurück. Der Aion, Ewigkeit, ist das, was hinter der Zeit steht, der Ursprung der Z · das, was die Perser den zeervan akerana, die unendliche Zeit n nen, Bergsons „schopferische Dauer" oder wie 0. J. Hartmann sa „die innere Seinsform des Seienden selbst". (Erde und Kosmos, p. 3 „Sie ist ein Selbst, das von sich sagen kann: Ich war, Ich werde sein und• bin. Damit ist die wesenhafte Zeit mit dem ichhaften Geiste selbig erkami (Hartmann, p. 49) Eben diese Selbigkeit drückt sich bei Her darin aus, dass dem Aion im makrokosmischen im Mikrokos Mensch der Logos entspricht. Im Aion schwingt der Kosmo Rhythmen, in Evolution und Involution, denn sein Wesenge ist die Ordnung. (arta - ritus - pv8µ6i;) für ihn selbst gilt n nicht unsere itdische Zeit, aber er ist der Schoß, der die Zei sich aufnimmt. Dass dieser Kosmos ein vor-räumlicher;vorz eher ist, der erst unsere Zeit- und Raumwelt aus sich entl kommt in der verkürzten Art der Darstellung des Asclepius · ganz deutlich heraus. Immerhin witd die Welt selbst „der S des Lebens" genannt und „der Schoß der die Zeit in sich aufoimmt1'..

Diese Zeit nun, die in eine itdische und eine himmlische · dert erscheint, die ,,erhalten bleibt durch eine bestimmte Ordnung', die des sie umfassenden Kosmos, durchdringt ihrerseits · terste Seinsstufe, das Reich des Werdens im Raum, das Rei Relativität, das mit Tod und Geburt, mit seinem So-Sein un ders-Sein das ewig wandelbare Reich der Qualität, der noi6

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und den Gegenpol darstellt zu jener absoluten, wesenhaften Zeit, i dem Aion, der nur sich selber gleich ist. Hier im Raum erfährt die ! Zeit ihre Zerstückelung in Vergangenheit;. Gegenwart und Zu­~· kunft, und wird zu jenem gespenstischen Phantom, über das man l in Verzweiflung geraten muss, solange man glaubt, dass sich in ~ ihm das Wesen der Zeit erschöpfe. Berdjajew hat diese Frage J nach dem Wesen der Zeit so formuliert: „ ... bedeutet die Zeit etwas J ,Metaphysisches? Ist mit der Zeit etwas verbunden, was ZJim tiefsten Kerne ~ des Seins hinabreicht oder ist die Zeit nur eine Form und eine Bedingung der ~ Erscheinungswelt, der phänomenalen Welt?" Das ist die Frage nach • dem Verhältnis von Zeit und Ewigkeit. Das religiöse Bewusstsein

hat die Zeit ausgeschlossen aus der Ewigkeit willen, die Philoso­!'hen ihrerseits haben die Zeit abgeriegelt gegen die Ewigkeit und -de andere Welt verneint. Beides führt zur Sinnlosigkeit der Ge­hichte. Sinngebung erfordert die Wechselwirkung von Zeit und iwigkeit und eben diese Wechselwirkung .vertritt Asclepius. Er · nicht nur, dass „die Zeit, die ein Bewegfiches ist, immer wieder in die · igkeit ZJiriickgenommen wird'~ sondern dass „selbst die Ewigkeit, die sich unbewegfich ist, durch die Zeit, in der sie wohnt und wirkt und in der Bewegung stattfindet, sich ZJi bewegen scheint. So geschieht es, dass die e der Ewigkeit ZJir Zeit und die Bewegung .der Zeit ZfiT Ruhe wird h das unabänderliche Gesetz des Kreislaufs". J),as ist zwar noch et­äußerlich, d.h. zu sehr vom zyklischen Zeitbegriff her und die großen Evolutionen hin betrachtet, entspricht aber im zip doch der Grundforderung des modernen Philosophen 'S gerade so, wie in der Zeit ein Eingeben des Ewigen miigficb ist, auch

. Durchbrechung der Abgeschlossenheit der Zeit und der Ausgang der Zeit · · Ewigkeit mögficb ist - und dass auch die Zeit selber etwas im Schoße Ewigkeitstiefe Befindliches ist''. (Berdjajew: Der Sinn der Ge-'hte, p. 100) Hermes hebt also die „unwahre Trennung von Zeit Ewigkeit, die far eine ganze Reihe philosophischer Richtungen cbarakte­h·ist", auf.

· folgende Text charakterisiert noch einmal kurz die Trinität · - Welt - Mensch nach ihrer geistigen Seite und verharrt

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dann, der Lieblingsneigung des Asclepius entsprechend, eine Wei" le bei der Betrachtung des Menschengeistes. Doch ist gerade die- · se Stelle lückenhaft überliefert Wenn es heißt: „dass der göttliche Geist auf der Stufenleiter der Wesen bis ZJlm Menschen hernieder stieg aber .. nicht weiter'; so kann das zunächst als Widerspruch erscheinen. zur anderen hermetischen Stellen, z. B. zu Dialog X und XI, in denetrl gesagt wird, dass der immanente Gott seine ganze Schöp durchwirkt. überall kannst du ihn finden. „Denn es ist nichts, wd!&< nicht er ist." (Dialog IX) Es ist aber kein Widerspruch, denn hie11 im Asclepius ist vom bewussten Geiste die Rede, nicht vom Ein• wohnen des Göttlichen überhaupt. Und als Bewusstsein leucht das Göttliche erst im Menschen auf. Grundlage der Eigenart di ses Bewusstseins bildet die Kraft des Gedächtnisses. Sie hebt • Zerstückelung in Vergangenheit und Gegenwart und Zukiontil auf, als Ichkraft stellt sie den Menschen über die Zeit und verp· det ihn mit der Ewigkeit, sie gehört also wesentlich zu jen · Wechselwirkung, von der kurz zuvor die Rede war. „Das G dächtnis bedeutet den Kampf mit der todbringenden Macht d Zeit im Namen der Ewigkeit" (Berdjajew). Asclepius sagt: „Du. diese Krcift des Festhaltens ist der Mensch der Herr der Erde geword besiegt er also das Irdisch-Zeitliche. - Der Aion hat sein Abb" im sichtbaren Kosmos. Aber dessen Erkenntnis ist noch ni · Wahrheit. Die Wirklichkeit liegt höher, in der Erkenntnis d höchsten Gottes selbst und dahin führt nm die Wandlung menschlichen Bewusstseins durch Sammlung nach innen, Durchbruch zum mystischen Schauen.

Ein ganz neues Thema greift der nächste Abschnitt auf in se". Ablehnung des leeren Raumes. Es gibt keine Leere in der W Der Kosmos ist ganz erfüllt, als Sinnenkosmos von Sinnlich · als Geistkosmos von Geistigem. Was wir leer nennen, ersch · nm unseren Sinnen leer, und so wird auch die abstrakte Ra vorstellung, als gäbe es einen Raum an sich, ohne Beziehung irgend ein Seiendes, zurückgewiesen. In der Sprache des heu · Philosophen ausgedrückt sagt Hermes: „Der Dingraum ist ·

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anderes als das Beziehungssystem der materiellen Köper" (0. ]. Hart­mann, Erde und Kosmos, p. 59). In diesem Dingraum herrschen Quantität, Qualität und Zahl als bestimmende Faktoren, er selbst aber wird umhüllt vom Sphärenraum des geistigen Kosmos. Doch auch dieser ist nicht leer, ja „selbst ein Außerwelt!iches, wenn es

. so etwas gibt, ist ganz erfüllt von nur geistig erfassbaren Wesen". Hermes kennt also den Dingraum als „Bezjehungssystem der Köper" und den

· Sphärenraum als „efynamisch-geistiges Weltfeld", er kennt aber nicht ·den leeren Raum, der nur als Gegenbild des menschlichen Ich­bewusstseins existiert. Ihm ist der Raum noch Welt, „allumfassende

· Ganzfleit und götterhafte Wesenheit" und darum Fülle und Schöp­fungsfeld.

'So schließt sich auch ganz natürlich ein kurzer Rückblick an auf die Dreiheit: Gott - Geistiger Kosmos - Sinnenkosmos, in der die

öhere Sphäre die niedere umhüllt und aus sich hervorbringt. Die terste aber, die Sinnenwdt, ist der mütterliche Schoß für alle

Einzelwesen. Jedes Einzelwesen ist Glied einer Gattung, durch deren Typus geprägt, zugleich aber Individuum. Seine Form wird „von z;vei Seiten her gebildet, vom Körperlichen und vom U nköper!ichen ", om göttlichen Urbild von oben her, von der Materie von unten

. Das Urbild dauert und bringt immer feue Abbilder aus sich ·ervor. Die himmlische Werkstatt, in der sie entstehen, ist der · ierkreis, der ,,Allgestaltige", der „Spender aller Form". So oft der

ugenblick sich wandelt, wandelt sich die Form, Zeit wird zur 'tigung neuer Gestalten. Deutlich liegt hier wieder die Astrolo­zugrunde. Nach einem kurzen Blick auf den Formenwandel Himmel, auf der Erde, im Jahreslauf, in den Elementen, kehrt Lehrer zu seinem eigentlichen Thema, zum Menschen zu-

er folgende Abschnitt ist eine der wenigen Stellen, an denen die ·e in breitem Flusse in die philosophisch-theologischen · ten einströmt. Er enthält textliche Schwierigkeiten und Wi­

. sprüche und wurde inhaltlich in der allgemeinen Einleitung

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besprochen. Hermes preist als größtes Wunder am Menschen, dass er Götter zu bilden vermag. Es ist die Kunst gemeint, kulti­sche Bildwerke und Tempelstatuen zu formen und dutch magi• ' sehe Praktiken und sakrale Riten die Seelen von „Dämonen oder Engeln" in sie hereinzubeschwören. Durch solche Bildwerke wir' ken auch sterbliche Menschen nach ihrem Tode weiter, segnend· oder zürnend, denn es sind nicht himmlische, sondern irdische Götter. Wenn sie durch Opfer und Musik verehrt werden, harten sie geduldig lange Zeit bei den Menschen aus. Ihr Wirken aber ist geordnet wie das der himmlischen Götter. Jeder hat sein besonl deres Amt, Prophetie oder Heilung, Los oder Inspiration.

Dieser Gedanke der Ordnung im Götterwirken veranlasst den Schüler zu der Frage nach der Funktion des Schicksals, welche& . der Lehrer in seinem dreifachen Aspekt vor ihn hinstellt: als. b · wirkende Kraft im Göttlichen, als Entfaltung dieser Kraft in d Welt oder als kosmische Gesetzmäßigkeit und als deren irdisch Auswirkung in der räumlich-zeitlichen Verflechtung der Er · · russe.

Damit beschließt der Lehret seinen Unterricht und fordert se· Schüler zum Gebete auf. Ein kultisches Opfer mit W eihra und Wohlgerüchen weist er streng ab, an seine Stelle tritt · würdiger Lobgesang, der sowohl inhaltlich wie auch formal · . das Gloria und die Präfation der Messe und auch an das Jo nesevangelium erinnert. Dank, Freude, Anbetung sind die . i wort des Menschen auf die göttliche Gnade, nur eine einzige Bi schickt er empor, dass ihm die Gnade bewahrt werde und göttliche Dreiheit von Leben, Licht und Liebe nicht mehr ve ren gehen möge. Dann führt der Meister die Jünger zu ein reinen, fleischlosen Mahl.

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Asclepius

Eine Rede des Dreimal-Großen'Hermes

. Hermes: Ein Gott hat dich zu uns geführt, Asklepius, wirklich ein Gott, damit du teilhabest an einer Rede, die von ihm stammt,

. einer Rede, die ihrer Natur nach wahrhaft religiös ist und die mehr als alle, die wir zuvor gehalten haben - oder vielmehr, die uns das Walten einer Gottheit eingab - ihren göttlichen Ursprung verrät. Wenn du sie verstehst und ein Schauender geworden bist,

' so wirst du in deinem Herzen die Fülle aller Güter besitzen, wenn ' '1.0ders es viele Güter gibt und nicht nur eines, das alle anderen in ich schließt. Denn das erkennen wir, dass das Ureine und die ülle aller Dinge zusammengehören,_ dass alle Dinge aus der Ein-

1.eit kommen oder dass das eine alles ist. So eng sind sie mitein­der verbunden, dass keines aus dem Zusammenhang gelöst

r· .erden kann. Aber das wirst du begteifen, wenn du gesammelt d aufmerksam die heutige Rede vernimmst.

'och nun, Asklepius, geh rasch hinaus tind nife auch Tat herbei. \

. s Tat hereingekommen war, schlug Asklepius vor, auch Am­.· on teilnehmen zu lassen.

er Dreimal-Große sprach: „Von mir aus steht nichts im Wege, · :ss auch Ammon bei uns sei. Erinnre ich mich doch, dass ich

eh für ihn viel geschrieben. An Tat aber, meinen teuren gelieb-.' Sohn, sind viele naturwissenschaftliche und sehr viele meiner ' 'oterischen Schriften gerichtet. Diese heutige Abhandlung soll ., en Namen tragen. Rufe also Ammon, aber niemand sonst,

· t nicht ein so bedeutungsvoller Vortrag über die heiligsten · ge durch die Dazwischenkunft und Gegenwart vieler entweiht „ de. Denn es verriete unftommen Sinn, eine Erörterung, die

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ganz erfüllt ist vom Walten der Gottheit, dem Mitwissen der Menge preiszugeben." Nun trat auch Ammon in das Heiligtum und so war der Raum geweiht durch die Andacht der vier Männer und erfüllt von der erhabenen Gegenwart des Gottes. Da er nun durch des Hermes Mund ehrfürchtiges Schweigen geboten und alle mit Herz und Sinn an seinen Lippen hingen, begann die göttliche Liebe all-so und sprach:

2 0 Asklepius, jede menschliche Seele ist unsterblich, aber nicht alle sind gleichförmig unsterblich, die einen sind es auf diese, an­dere auf jene Weise.

Askkpius: So sind also nicht alle Seelen ein und derselben We- · sensatt, o Dreimal-Großer?

Hermes: 0 Asklepius, wie schnell ist dir die Mäßigung der wahren Lehre entfallen! Habe ich denn nicht gesagt, dass alles eine Ein­heit ist und das Eine die Fülle aller Dinge, zumal ja alles ini· Schöpfer war, ehe es geschaffen wurde? Und nicht zu Unrech heißt es, er selber sei das All, denn alles, was ist, sind seine Glie der. Ihn, der das Ureine und das All ist, der Schöpfer aller Din ihn halte treulich fest in deinen Gedanken, solange wir reden.

Alles kommt vom Himmel herab auf die Erde, in das Wasser,· .. die Luft. Das Feuer allein, das nach oben strebt, spendet Leb und was nach unten zieht, muss ihm dienen. 04er besser: All was aus der Höhe herniedersteigt, ist zeugend, was aber von ten her ausfließt nach oben, ist nährend Die Erde allein, die' sich selbst gegründet ruht, ist der Mutterschoß, der alles in si. birgt, die alle Gattungen, die sie einmal aufnahm, immer wie -neu hervorbringt. Dieses Ganze nun, das wie du dich erinne · aus allem besteht oder auch das All ist, wird, soweit es Seel· und Stoffeswelt ist, von der Natur umfasst und bewegt und durch wird die Wesensgleichheit aller Dinge auseinandergel •\ eine bunte Vielfalt von Gestalten, so dass man infolge der un ·

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schiedlichen Eigenschaften zahllose Einzelwesen erkennen kann, die dennoch alle darin Eines sind, dass sie als Ganzes eine Einheit bilden und alle aus der Einheit stammen, Es sind zwar vier Elemente, welche die stoffliche Welt als Ganzes bilden, aber es ist nur ein~Welt, nur eine Seele, nur ein Gott.

Und nun biete deine ganze Geisteskraft auf und denke so scharf als du vermagst. Denn die Idee der Gottheit kann man nur erfas­sen durch eine von Gott begnadete Anspannung unseres Den­kens. Sie gleicht den Wassern eines Bergstromes, die sich aus der höchsten Höhe mit reißender Schnelligkeit in den Abgrund stür­zen und mit ihrem jähen Ungestüm unsere gesammelte Denk­kraft überholen, nicht nur die der Zuhörer, selbst die der Leh­·renden.

!Der Himmel also, dieser sichtbare Gott, verwaltet die Welt alles •Körperlichen. Ihr Werden und Vergehen zu regeln, ist die Auf­gabe von Sonne und Mond. Regent des Himmels aber, seiner · eele und alles dessen, was im All sich findet, ist er selbst, der

chöpfergott. Von all den oben erwähnten himmlischen Gestir­en, deren Lenker dieser Gott ist, ergießt sich ein ununterbro­ener Strom (des Lebens) durch die W~t, '<iurch die Seele aller trungen und Arten und durch die Nat:Ur. Die Natur aber, die

dividuen ausgestaltend, führt die stoffliche Welt durch die vier emente bis zum Himmel empor, alles zum Wohlgefallen für s göttliche Auge.

es aber hängt von oben ab und teilt sich auf folgende Weise in elwesen. Diese richten sich sämtlich in ihrer Bildung nach

' zugehörigen Gattungen, so dass die Gattung jeweils ein Gan­ist, die Einzelwesen ein Teil der Gattung. So sind die Götter

e Gattung, welche die einzelnen Göttergestalten aus sich her­rbringt. Die Gattung der Dämonen wie der Menschen, desglei­n die der. Vögel und aller Wesen, die die Welt in sich hat, gt Einzelwesen hervor, die ihr, der Gattung gleichen. Es gibt

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noch eine andere Gattung lebender Wesen, die zwar unbeseelt, aber nicht empfindungslos sind. Sie freuen sich an allem, was ihnen wohl tut, können aber auch Schaden und Einbuße erleiden. Ich meine die Gattung der Pflanzen, die nur leben können, wenn ihre Wurzeln und Triebe unversehrt in der Erde haften. Die Ein" zelwesen dieser Gattung sind über die ganze Erde verbreitet.

Der Himmel selber ist erfüllt von Göttern. Jene Gattungen aber, von denen ich eben sprach, bewohnen den Raum bis zum Wohnort jener Arten (=Gattungen), und die Einzelwesen sind·· sterblich. Denn das Einzelwesen ist ein Teil der Gattung -, eirl Mensch z.B. ein Teil der Menschheit-, und dieser Teil richtet sicli notwendig nach der Wesensart seiner Gattung. So sind zwar allß Gattungen unsterblich, nicht aber alle Einzelwesen. Bei der Gott; heit aber sind beide unsterblich: Gattung und Einzelwesen. J3ei allen übrigen kommt die Ewigkeit nur der Gattung zu, die Ein! zelwesen sterben, sie selbst aber bleibt erhalten durch die Unerl schöpflichkeit der Geburten. Also: die Einzelwesen sind sterbliol'l! die Gattung ist unsterblich. Sterblich ist der Mensch, unsterbli · · die Menschheit.

s Obwohl nun alle Einzelwesen völlig das Gepräge ihrer Ga tragen, mischen sich doch die Individuen aller Gattungen mi ander. Manches ist schon früher geschaffen, anderes entsteht a diesem früher Erschaffenen. Was aber geschaffen ist, ist entwe von Göttern oder von Dämonen oder von Menschen geschafti Gattungswesen können unmöglich entstehen ohne Wirken d · Götter, Einzelwesen können nicht gebildet werden ohne · der Dämonen, und Lebloses kommt nicht zustande und nicht gepflegt werden ohne die Menschen. Alle Dämonen,' sich aus ihrer eigenen Gattung herauslösen und denen es ge · sich mit irgend einem Einzelwesen der Götter zu verbinden, den durch diesen vertrauten Umgang für gottähnliche Däm gehalten. Jene aber, die in der Wesensart ihrer Gattung ver sind die Dämonen im eigentlichen Sinn. Andere, welche sich,

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Menschen zugesellen, werden Freunde der Menschen genannt. .Ähnlich verhält es sich mit dem Einzelwesen Mensch, nur dass dies noch umfassender ist. Denn vielgestaltig und wandlungsfähig ist das Individuum, das dem Menschengeschlecht angehört, und das auch aus der oben erwähn~n Gemeinschaft aller anderen Einzelwesen stammt und mit vielen, ja naturnotwendig fast mit

· allen Verbindungen eingeht. So geschieht es, dass ein Mensch, · der sich im Geiste - und durch seinen Geist ist der Mensch den -Göttern verwandt - durch wahre Religiosität mit ihnen verbindet, den Göttern ähnlich wird. Und den Dämonen wird gleichen, wer sich den Dämonen zugesellt. Jene aber, die sich zufrieden geben mit der lYfittelstellung ihrer Gattung bleiben Menschen, und die "brigen Menschen werden den Gattungen ähnlich, mit deren · elwesen sie sich verbinden.

• arum ist der Mensch ein großes Wunder, o Asklepius, ein . betungs- und verehrungswürdiges Wesen. Denn er geht ein in · Natur Gottes; als wäre er selber Gott, er kennt das Ge­hlecht der Dämonen, weiß er doch, dass er gleichen Ursprungs t·wie sie. Was bloß menschlich ist in seinem Wesen, achtet er ring und vertraut sich dem anderen Teile an, der göttlich ist. m wieviel glücklicher ist die Natur des ~enschen gemischt als "e anderer Wesen! Er ist den Göttern verwandt und zugesellt

eh seine eigene Göttlichkeit, so schaut er mit Geringschätzung :• b auf das, was irdisch ist an ihm; alle anderen Wesen, denen

sich durch seine Natur auf Grund einer himmlischen Ordnung bunden weiß, knüpft er eng an sich durch das Band der liebe. 'blickt verehrend zum Himmel empor und pflegt die Erde hier ten. So ist sein Ort eine gesegnete lYfitte, wo er liebt, was unter

ist, und geliebt wird von denen, die über ihm sind. Alles steht m offen: mit seinem durchdringenden Geist steigt er hinab in

Tiefen des Meeres, nicht einmal der Himmel ist ihm zu hoch, · '· Scharfsinn durchmisst ihn, als wäre er ihm nahe. Seine

elligkeit vereint sich den Elementen. Keine Finsternis in den ten kann die Denkkraft seines Geistes verwirren, noch kann

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die Dichte der Erde sein Werk hindern oder die tiefste Tiefe de§ Wassers seinen Blick trüben: Er ist alles zugleich und bleibt übet~ all derselbe. ·

·t.

Von allen besprochenen Gattungen nun haben die beseelten di · Wurzeln ihres Wesens von oben nach unten, die unbeseelten, n lebendigen aber sprossen aus einer lebendigen Wurzel von unt ' nach oben. Manche ernähren sich von zweierlei Nahrung, and nur von einer Art. Es gibt nämlich zweierlei Nahrung, solche . · den Leib und solche für die Seele. Denn aus diesen beiden best hen die beseelten Wesen. Die Weltseele ernährt sich durch ras· lose, unaufhörliche Bewegung, die Körper ziehen ihre Wach tumskräfte aus der Erde und dem Wasser, den Nährstoffen d unteren Welt. Und der Lebenshauch, von dem alles erfüllt · · mischt sich mit allem und belebt alles. Nun fügte aber Gqtt b · Menschen zur Denkkraft, die nur ihm als fünftes Wesensglied a dem Weltäther (Akasha) verliehen wurde, den Geist hinzu, · so hat er unter allen beseelten Wesen nur die Seelenkräfte Menschen ausgerüstet zur Einsicht in den göttlichen Weltenpl nur sie richtet er auf und hebt sie empor auf eine höhere Eb Da ich nun auf den Geist zu sprechen kam, so will ich euch d nächst auch die Lehre vom Geist darlegen. Sie ist nämlich ü aus heilig und groß und nicht geringer als die von der Go selbst. Jetzt aber will ich zu Ende führen, was ich schon b nen hatte.

1 Ich sprach schon von der Gemeinschaft mit den Göttern, Gnade, deren sich nur die Menschen erfreuen, d. h. all jene sehen, welche das hohe Glück erreichen, den Geist der göttli Einsicht zu erlangen, und dieser göttliche Geist wohnt n Gott selbst und in jenem menschlichen Wissen, das zum Sch geworden ist (Gnosis!).

Asklepius: So ist also dieser Geist nicht gleicherweise in Menschen, o Dreimal-Großer?

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Hermes: Nicht alle, o Asklepius, erreichen die wahre Einsicht, viele jagen in blindem Ungestüm einem Trugbilde nach, ohne die wah­re Natur der Dinge zu prüfen, und verfallen der Täuschung. Die ·gebiert in ihren Herzen die BoSlleit und verwandelt das höchste

esen so, dass es an Natur und Sitten dem wilden Tiere gleicht. . ie Lehre über den Geist aber und alles, was mit ihm zusam­

enhängt, werde ich euch später darlegen, wenn ich auch vom . rinzip des Lebens (spiritus) sprechen werde. Denn nur der

ensch ist ein Doppelwesen. Ein Teil von ihm ist einfach und · senhaft, wie die Griechen sagen, wir verstehen darunter eine m Göttlichen ebenbildliche Form. Vierfach zusammengesetzt

'er ist das, was die Griechen hylikon (vAiic6v) nennen, das Stoff­e, und was bei uns das Irdische heißt. Aus ihm ist der Körper

bildet, der jenes Göttliche im Menschen, von dem wir eben achen, umschirmt, in ihm ist der göttliche Geist geborgen,

't er hier mit allem, was ihm verwandt ist, mit den Gedanken d Empfindungen eines reinen Herzens in sich selber ruhe, vom örper wie von einer schützenden Mauer umgeben

klepius: Warum aber, o Dreimal-Großer, musste denn der . •ensch in die irdische Welt gestellt werden? Warum durfte er

t in dem Reiche bleiben, wo Gott wohnt, und die höchste 'gkeit genießen? \ ·

es: Du fragst mit Recht, Asklepius. Und wir wollen Gott en, dass ei uns die Kraft schenke, die Antwort zu finden auf se Frage. Hängt doch alles von seinem Willen ab, am meisten

Ergründung det höchsten und umfassendsten Dinge, wie wir in der gegenwärtigen Untersuchung anstreben. Höre also,

r Herr, der Schöpfer aller Dinge, den wir Gott zu nennen hnt sind, schuf aus sich einen zweiten Gott, den man sehen

•sinnlich wahrnehmen kann. Diesen zweiten Gott möchte ich en Sinnengott nennen, nicht weil er selbst sinnlich wahrnimmt

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(die Frage, ob er selbst sinnlich wahrnimmt oder nicht, werden wir ein anderes Mal behandeln), sondern weil er in die Sinne de~' rer fällt, die sehen. Da er ihn nun gebildet, den Ersten der Ge"· schaffenen, den Zweiten, den Zweiten nach ihm selbst, dünkte er ihn schön und alles Guten voll, und er liebte ihn als eine Frucl\ seines göttlichen Selbst In seiner großen Güte und Macht wollt er, dass einer da sei, der sein Geschöpf anschauen könne und im:, Akte dieses Willens schuf er den Menschen als einen Nachahm seines Geistes und seiner sorgenden Liebe. Denn bei Gott ist d Wollen zugleich Vollbringen, er will und im selben Augenblic ist das Werk vollendet. Da er nun den Menschen in seiner Gei gestalt geschaffen hatte und erkannte, dass er sich nicht um Dinge kümmern könne, wenn er ihn nicht mit einer irdische Hülle bekleide, barg er ihn im Hause des Körpers und bestimm für alle Menschen das gleiche, indem er beide Naturen Zl,l ·

Einheit verschmolz und sie im rechten Verhältnis mischte. , bildete er den Menschen aus Geist und Körper, aus einer ewig und einer sterblichen Natur, damit er in solcher Gestaltung s nem doppelten Ursprung Genüge tun, das Himmlische be dem und anbeten, das Irdische betreuen und lenken kann. W ich hier vom Irdischen spreche, so meine ich nicht nur Was und Erde, die beiden Elemente, welche die Natur dem Mensc · unterworfen hat, sondern alles, was die Menschen auf dem und Wasser tun, was sie mit Wasser und Erde anfangen, . Ackerbau, Weidwirtschaft, Gebäude, Hafenanlagen, Schifft· Verkehr, gegenseitiges Übereinkommen (Hilfeleistung), di stärkste Band der Menschen untereinander, Denn dem Mens · ist der Teil der Welt anvertraut, der aus Wasser und Erde best und dieser irdische Teil der Welt wird erhalten durch Kenn· und Übung von Kunst und Wissenschaft. Ohne sie, so woll · Gott, wäre die Welt nicht zu Ende geschaffen. Was aber gefällt, wird gleich Notwendigkeit, so wie sein Wille gleich · wird. Denn man kann nicht annehmen, dass Gott in Zu · missfalle, was ihm einst gefiel, wusste er doch im Voraus, da · geschehen und ihm gefallen werde.

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Aber ich sehe, Asklepius, dass dein Herz mit Eifer und Ungeduld · zu hören verlangt, wie der Mensch seine Liebe und Verehrung dem Himmel oder dem, was_, Himmel <ist, erweisen kann. Höre also, Asklepius! Den Gott des Himmels verehren mit allen, die dort wohnen, heißt nichts anderes, als unablässig in liebender Hingabe anbeten. Das vermag kein anderes Wesen, weder ein Gott noch ein sterbliches Geschöpf, als nur der Mensch allein. Elenn über die Verehrung und Anbetung, den Lobpreis und .die Hingabe der Menschen freut sich der Himmel und freuen sich · e Himmlischen. Nicht umsonst ist der Chor der Musen von der öchsten Gottheit zu den Menschen herabgesandt worden; die .cJische Welt sollte nicht roh und schmucklos bleiben und darum

te sie den Liebreiz der Lieder nicht entbehren, vielmehr sollte i:!rch sanfte, harmonische Weisen aus Menschenmund, durch . bgesänge, der verherrlicht werden, der allein alles ist oder auch

Vater des Alls. Und wie es ihm nicht gebricht an himmli­em Lobpreis, so sollten ihm auch auf der Erde die süßen

onien nicht fehlen. Einigen Menschen, freilich nur ganz 'gen, die mit einem reinen Herzen begnadet sind, ist das hohe

· "t zugefallen,_ verehrend zum Himmel aufzuschauen. Allen eren aber, welche infolge der Vermischung der beiden Na­n, durch die Last des Körpers beschw'('rt,'Zu einem geringeren · von Einsicht herabgesunken sind, ist die Pflege der Ele-

te und der unteren Welt anvertraut. Der Mensch ist also in Teil seines Wesens sterblich. Aber deshalb ist er nicht we­

, r, im Gegenteil, diese Sterblichkeit steigert nur seine Fähigkeit Eignung für die ihm zugedachte Bestimmung. Denn hätte er

· t zwei Naturen in sich, so könnte er auch seiner zweifachen gabe nicht gerecht werden. So ist er aus Geist und Stoff ge­

. et, um das Irdische zu betreuen und das Göttliche in Freiheit 'eben.

nun, o Asklepius, hirte ich dich, nicht nur mit angespannter rksamkeit.des Denkens sondern auch mit lebhafter Emp­

!mg aufzunehmen, was ich dir jetzt darlegen will. Denn dieser

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Lehre verschließt sich der Glaube der Menge. Da sie aber laute\! und wahr ist, sollten reinere Geister sie wohl erfassen. So beginnß ' ich also: Der Herr der Ewigkeit ist der erste Gott, der zweite iSi die Welt, der dritte ist der Mensch. Gott, der Schöpfer der Welil: und alles dessen, was in ihr ist, regiert auch das Ganze. Aber Ölt hat den Menschen als zusammengesetztes Wesen geschaffen urt ' zu seinem Mitregenten bestellt. Wenn sich der Mensch dem vci und ganz unterzieht, d. h. dem Amt, das seiner sorgenden Lieo anvertraut ist, dann gereicht er der Welt und die Welt ihm Zierde. Dieser gottgegebenen Stellung des Menschen entsprl chend, nennen die Griechen die Welt mit Recht: Kosmos, heißt, die wohlgeordnete, ziervolle. Der Mensch versteht sich versteht auch die Welt, vorausgesetzt, dass er im Gedächtnis hält, was zu der Rolle gehört, die er spielen soll, und erkennt, er für sich gebrauchen darf und was Anspruch hat auf. s · Dienst. Er lobt Gott und sagt ihm innigen Dank und verehrt> der Welt sein Bild, wohl wissend, dass er selbst das zweite Gottes ist. Denn zwei Abbilder hat Gott: die Welt und den M sehen. Und nun ergibt sich, da der Mensch - wie die Welt -zusammengesetztes Wesen ist, dass er mit seinem göttlichen sensteil, mit dem Seelischen und Geistigen, mit dem Leben ·· und Vernünftigen wie mit höheren Elementen in den hineinsteigen kann, dass .er aber in seinem irdischen Teil, der· Feuer, Wasser, Erde und Luft besteht, sterblich ist und auf. Erde bleibt, damit nicht verwaist und verlassen zurückbleibe; seiner Pflege anvertraut ist. So ist die Men_schheit zu einem' göttlich, zum andern aber, sofern sie im Körper weilt, ist sterblich.

11 Der rechte Zusammenklang der beiden Teile aber, also­Harmonie in diesem Doppelwesen Mensch gründet vor andern in wahrer Gottverbundenheit und deren Frucht is Güte. Güte aber in ihrer Vollendung erscheint erst da, wo Mensch sich so gefestigt hat in der Tugend, dass er, entgegen Begehrlichkeit, alles geringachtet, was ihm fremd ist. Und -· sind seinen ganzen göttlichen Wesensgliedern alle irdischenn

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ge, nach deren Besitz der Körper verlangt. Mit Recht spricht man bei ihnen von Besitz, sind sie doch nicht mit uns geboren, son­dern erst nachher unser Ei~tum geworden. Alle diese Dinge sind also dem eigentlichen Menschen fremd, auch der Körper ist ihm fremd, so dass wir nicht nur die Gegenstände unseres Ver­langens, sondern auch ihn, aus dem unsere böse Begehrlichkeit ·stammt, geringschätzen sollten. Soweit nämlich mein Geist bei angespanntem Denken erkennen kann, müsste der Mensch so weit kommen, dass er durch die Versenkung in die Gottheit den sterbenden Wesensteil geringschätzt und verachtet, der mit ibm

rbunden wurde, weil es eine Notwendigkeit war, dass er die · tere Welt erhalte und pflege. Denn nun beachte,· dass der

sch, um in beiden Wesenshälften völlig ausgerüstet zu sein, jeder vierfach gegliedert ist: er hat je zwei Hände und zwei Fü-

. , mit denen er wie mit dem übrigen Körper der unteren Welt, so der irdischen dient. Dem entspricht auch auf der anderen ° 'te eine Vierheit: Seele (Gemüt) und Geist (Empfindung), Ge-chtnis und Voraussicht, die es ibm möglich machen, das Gött­. e kennen zu lernen und verehrend zu ihm aufzublicken. So mmt es, dass er den Unterschieden der Dinge, ihren Qualitäten d Quantitäten und ihren Wirkungen in geradezu verdächtigem tschungseifer nachspürt, dass er aber\durch die Schwere und · allzu großen Mängel des Körpers gehemmt, die wahren Ursa­. der Welt nicht eigentlich durchschauen kann. Wenn nun ein

en von solcher Art und Bildung, das der höchste Gott zu em Welt- tind Gottesdienst berufen hat, der Welt mit wohl­

dneter Arbeit dient, seinen Gott fromm verehrt und würdig in rechtem Sinne nach beiden Seiten hin dem göttlichen Wil-gehorcbt, was glaubst du, wird dann sein Lohn sein? Denn

die Welt ein Werk Gottes ist, dann wird der, der ihre "nheit mit sorgender Liebe wahrt und mehrt, durch sein per­'ches Mühen ein Mitarbeiter des göttlichen Willens, und

er Tag für Tag, unterstützt von seinem Körper, Arbeit und engung darauf wendet, der Welt eine Gestalt zu geben, die

·Absichten ihres göttlichen Schöpfers entspricht, wie sollte er

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dann nicht den gleichen Lohn empfangen wie unsere Väter? M~ . ge es der göttlichen Güte gefallen, auch uns so zu lohnen, das · unser inniger Wunsch und unser Gebet. Sie möge uns - denn ist der Lohn, wenn wir ausgedient haben, ablösen von unsere Wachtposten in der irdischen Welt und uns befreit von den F sein der Sterblichkeit, gereinigt und geheiligt, der Heimat unser höheren göttlichen Natur zurückgeben!

12 Asklepius: Du sprichst recht und wahr, o Dreimal-Großer.

Hermes: Dies ist der Lohn für alle, die in frommer Ehrfurcht g gen Gott und voll sorgender Liebe für die Welt leben. Die a böse und gottlos gelebt haben, denen bleibt die Rückkehr in d • Himmel versagt; ihnen wird die schmachvolle Wanderung in dersgeartete Körper auferlegt, die ein unwürdiger Aufenth;tlt eine heilige Seele sind.

Asklepius: So ergibt sich aus dem Gedankengang deiner Rede; Dreimal-Großer, dass die Seelen in ihrem irdischen Leben ', Aussicht auf eine künftige Ewigkeit aufs Spiel setzen?

Hermes: Ja. Aber die einen können eben nicht an diese Ewig!. glauben, andere halten sie für eine Fabel und wieder andere · den sie vielleicht lächerlich. Denn es liegt ein eigener Reiz in sem Leben des Körpers, der die Früchte seines Besitzes geni Das ist es ja, was die Seele sozusagen mit würgendem Griff\ der Kehle packt und niederhält, dass sie stecken bleibt in ihr irdischen Teil. Dann gibt es auch eine Bosheit, die aus Neid! die Unsterblichkeit es nicht zulässt, dass die Seele ihr Göttli wahrhaft erkennt. Denn, um gleich einem Propheten zu s chen, sage ich dir: Keiner von denen, die nach uns kommen, sich in Herzenseinfalt der Philosophie zuwenden, die doch ni" anderes ist als Erkenntnis des Göttlichen durch ein imme rendes Hinblicken auf die Gottheit und eine heilige Verb heit tnit ihr. Ja, viele werden die Philosophie zu etwas Un

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ständlichem machen und sie mit allerlei anderen Interessen ver­quicken.

" . Asklepius: Und wie geschieht das?

Hermes: Das geschieht so, Asklepius: In einem schlau ausgedach­ten Studiengang vermischen sie verschiedene unverständliche Wissenschaften mit der Philosophie, so die Arithmetik, die Mu­sik, die Geometrie. Die reine Philosophie aber, die nur von wah-1'.er Religiosität abhängig ist, sollte sich bloß so weit auf die übri­gen Wissenschaften einlassen, als notwendig ist, um die Wieder­ltehr (ano1amiarna1<;) der Gestirne an ihren alten Ort, ihr Still­

ehen an einem im Voraus bestimmbaren Punkt und die Verän­tungen ihrer Bahn zu erkennen und zu bewundern, wie das es nach dem Gesetz der Zahl geordnet ist~Auch die Ausmaße

er Erde, die Tiefen des Meeres, die Bewegung der Luft, die Ge­t des Feuers, Qualitäten und Quantitäten, Wesen und Wirkung dieser Erscheinungen mag sie erkennen und bewundern, an­

ten und preisen soll sie die Kunst und den Geist der Gottheit. · nd Musik verstehen heißt nichts anderes als die Weltordnung

stehen und wissen, welcher Platz nach göttlicher Absicht je­bn Dinge zukommt. Vereinigt doch cJtese Ordnung in kunst­llem Aufbau alle Einzelwesen zu einem einzigen Ganzen und · so eine Harmonie hervor, deren himmlische Melodien · klicher sind und süßer erklingen als alle Musik auf Erden. -ie Menschen nach uns werden also, von der Spitzfindigkeit der

histen getäuscht, sich ablenken lassen von der wahren, reinen d heiligen Philosophie. Mit Herzenseinfalt und ehrlichem nken der Gottheit dienen, sie in ihren Werken ehren, dem

'chen Willen, der allein die vollkommene Güte ist, danken, ist die einzig wahre Philosophie, die von keiner ungehörigen

ugier und Vielgeschäftigkeit entehrt wird. Doch hierüber mag 'Gesagte genügen.

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Organ oder ein Werkzeug, das dem Willen des höchsten Go untertan ist. Und soviel sollten wir also vom sogenannten höch' ten Gott schon verstehen, den freilich nur unser Geist zu begr fen vermag, dass er der Lenker und Herr jenes sichtbaren Go · ist, der allen Raum in sich fasst, die Substanz aller Dinge und · Materie für alles, was zeugt und schafft, kurz alles was ist, es s . groß oder klein.

17 Durch den Geisthauch des Lebens aber werden alle Einzelwes · in der Welt bewegt und gelenkt, ein jedes gemäß der ihm vo· Gott verliehenen Natur. Die Welt aber als Urmutter ist der Sch für alle Wesen, in ihr wandeln sie sich und folgen aufeinander · ununterbrochener Kette, doch ihr Lenker ist Gott, der eine jeden Ding in der Welt zuteilt, was ihm not tut. Mit Lebenskr aber erfüllt er alles; so wie es die Eigenart des einzelnen Wese verlangt, wird sie ihm eingehaucht (nvEiJµa - nvew).

Die Welt ist nämlich einer sphärischen Hohlkugel zu vergleich' · die, an und für sich, als Ganzes unsichtbar bleibt, eben ihrer genart und Form wegen. Denn wolltest Du einen belieh· · Punkt an der Oberfläche einer solchen Hohlkugel wählen, nach unten zu schauen, so würdest Du von ihm aus nicht erke nen können, was zuunterst ist. Und darum glauben viele, die w· sei wie ein Raum und habe bestimmte Eigenschaften. Aber durch die Formen der Einzelwesen, deren Abbilder in sie ein prägt sind, kann man sie sozusagen sichtbar nennen. Sie ersc · eigentlich im Abbild, in Wahrheit aber, an und für sich, bleibt immer unsichtbar. Daher heißt ihr unterster Punkt oder wenn man überhaupt von einem Ort sprechen kann bei · Sphäre, im Griechischen Hades, d. h. unsichtbar, denn lbeiv h griechisch «sehero>, und den untersten Punkt einer Sphäre k man nicht sehen (f\i617i;). Dagegen heißen die Einzelwesen l oder Erscheinungen, weil sie sichtbare Formen sind. Also man nicht sehen kann, heißt im griechischen Hades, die R"' nennen es „inferi" (Unterwelt), weil sie im untersten Punkt· Sphäre liegt. ' ·

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Das also sind die ersten Grundlagen, die Urelemente für alles ·)llldere; denn alles andere ist in ihnen oder durch sie oder aus ihnen geht alles hervor. "

. sklepius: Und was ..ist dieses andere, von dem du sprichst, o ·. · reimal-Großer?

ermes: Es ist das Irdische, wenn ich so sagen kann, das Physisch­dische aller Einzelwesen, das in die Gesamtwesenheit des Ein-

en seiner Eigenart entsprechend eingebettet ist. Und so er­„ t die Stoffeswelt die Körper, der Geisthauch des Lebens die elen, die höhere Einsicht den Geist und mit diesem himmli­

. chen Geschenk ist aber nur di<l' Menschheit beglückt. Aber nicht · ei allen, nur bei wenigen ist der Geist fähig, diese große Wohltat

empfangen. Wie die Welt aufleuchtet im Licht der Sonne, so chtet der Menschengeist auf in diesem Lichte, ja in noch höhe-

m Grade. Denn was die Sonne bescheint, muss immer wieder Licht entbehren, wenn der Mond vor sie tritt oder die Erde,

die Nacht hereinbricht. t sich aber die höhere Einsicht einmal mit der menschlichen ele verbunden, dann verwächst sie so innig mit ihr zu einem

. esen, dass kein finsterer Rauch des lrr1:\Im8' mehr solche Geister · rwirren kann. So hat man mit Recht diese höhere Einsicht die ele der Götter genannt. Ich freilich möchte das nicht von allen , haupten, sondern nur von den großen, alten und ursprüngli­. ·en oberen Göttern. '!

':klepius: Welche Götter, o Dreimal-Großer, hältst du für die "upter der Welt und ihre Herrscher von Urbeginn?

es: Große und göttliche Geheimnisse breite ich hüllenlos vor , aus und so erflehe ich zum Beginn den Segen des Himmels.

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Jetzt aber wollen wir vom Geisthauch des Lebens und allem, was zu ihm gehört, zu reden beginnen. Erst war Gott und das, was · Griechen Hyle (Stofflichkeit), wir aber mundus (die Welt) nen"' nen. Und mit der Welt war der Geisthauch des Lebensverb den oder vielmehr das belebende Prinzip war in der Welt, ab nicht in der gleichen Weise wie in Gott, und sie waren auch nie Gott, die Urelemente, aus denen die Welt besteht. Darum ex.is tierten sie nicht, als sie noch nicht geboren waren, und doch exi tierten sie schon damals in dem, aus dem sie geboren werd · sollten. Nun heißt aber ungeboren (oder nicht voll-seiend) ni nur das, was noch nicht geboren ist, sondern auch das, was k · Zeugungskraft hat, so dass aus ihm nichts entstehen kann. All aber, was existiert und von Natur aus zeugungsfahig ist, das ze auch, aus ihm können neue Wesen hervorgehen, sogar d wenn es selber aus sich selbst entstanden ist. Denn niemand · zweifeln, dass aus dem, was aus sich selbst entstanden ist, o Schwierigkeit das hervorgehen kann, woraus alles andere entsteh Gott also, der Immerwährende, Ewige, kann und konnte ni geboren werden. Er ist, er war, er wird immer sein. Aus selbst alles zu sein, das ist das Wesen der göttlichen Natur.

Die Hyle aber oder die Natur und das Lebensprinzip der W obwohl sie nicht von Anbeginn an zu existieren scheinen, ha '„ doch wesensmäßig die Kraft des Gebärens und 'Zeugens in sf Der Ursprung der Fruchtbarkeit liegt ja gerade in dieser Eig der Natur, welche die Kraft und den Stoff zu Empfängnis · Geburt in sich enthält. Sie ist also für sich allein, ohne Beftu tung von außen, zeugungsfähig.

1s Von ihr aber muss alles, was die Kraft der Empfangnis nur d · die Verbindung mit einem anderen Wesen erhält, so unters' den werden wie dieser Weltraum von dem, was in ihm ist. Di Weltraum scheint ungeboren und hat doch die Fülle der ga Natur in sich. Unter Raum verstehe ich hier den Bereich, in. sich alles befindet. Denn die Dinge alle könnten ja nicht bd hen, wenn ihnen der Raum fehlte, der sie alle trägt. Bei allem, ,

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entstehen soll, muss zuerst für Raum gesorgt werden. Weder Qualitäten noch Quantitäten, weder Lage noch Wirkung könnten

' durch Unterscheidung erkannt werden, bei Dingen, die nirgends sind. So hat auch die urbildliche Welt, obwohl sie nicht geboren, das heißt nicht ins physische Dasein getreten ist, doch alle Geburt in sich, bietet sie doch ihren fruchtbaren Mutrerschoß dar zur Empfängnis für alle kommenden Wesen. Das ist also der Inbe­griff aller Qualitäten der Materie (der irdischen Stoffeswelt), dass Sie Schöpferkraft in sich hat, auch wenn sie selbst noch nicht (physisch) geschaffen ist. Da nun in der Natur die (zum Wesen) :reugerische Potenz der Materie schlechthin liegt, so ist sie glei­füerweise fruchtbar im Guten wie im Bösen.

eshalb aber sollt ihr, meine Schüler, nun nicht reden wie die ielen reden. Sie sagen nämlich, Gotr hätre die Welt in allen Stü­

. ken vom Bösen freimachen müssen. Solchen sollte man über­upt nicht erwidern. Um euretwillen aber will ich das ange­hlagene Thema weiterführen und Euch den Grund darlegen: otr konnte nicht so eingreifen, dass er das Böse ganz von der elt fernhielt, denn das Böse ist so in der Welt, dass es gleichsam

·. Glied von ihr zu sein scheint. Vorgebeugt aber und vorge-rgt gegen das Böse hat der höchste Gott so weit, als es ver­. frigerweise möglich war: Er hat den ~enschengeist (mentes = vxfl) für würdig erachtet, mit Erkenntniskraft (sensus = vov; -

'st), Wissen (disciplinae = tnwTtjµ11) und höherer Einsicht tellegentia = A6yo<;) begabt zu werden. Und allein aufgrund ser Fähigkeiten, durch die wir uns über alle anderen Lebewe-

n erheben, vermögen wir es, dem Trug, der Llst und der Ver­. bnis des Bösen zu entgehen. Wer sie beim bloßen Anblick

on meidet, ehe er darein verstrickt ist, ein solcher Mensch ist eh eine von Gott stammende Einsicht und J(Jugheit ge­fitzt. Denn das Fundament aller menschlichen Wissenschaft · e göttliche Güte.

Geisthauch des Lebens aber wird alles in der Welt bedient zum Wachstum.gebracht; die Lebenskraft ist gleichsam ein

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Es gibt viele Göttergeschlechter; ein Teil von ihnen ist nur dem Geiste, der andere auch mit den Sinnen erfassbar. Geis · heißen die ersten nicht etwa deshalb, weil man glaubt, sie könnte von uns nicht wahrgenommen werden; im Gegenteil, wir nehm sie noch in einem tieferen Sinne wahr als jene, die wir sichtb" nennen, wie diese Erörterung dir noch genau dartun wird und du selbst durchschauen kannst, wenn du dich konzentrierst im Innern sammelst). Denn diese erhabenen göttlichen Ide' gehen so weit über die Denk- und Vorstellungsart der Mensch hinaus, dass sie, wenn dein Ohr nicht in gespanntem Hinhorche das Wort des Sprechenden aufnimmt, davonfliegen und ver „

ßen oder vielmehr zurückströmen zu ihrem Urquell und si wieder mit seinen Wassern vereinen.

Es gibt also Götter, die Urheber der ganzen Erscheinungsw sind. Nach ihnen kommen Götter (deren Aufgabe es ist, He scher der Sphären zu sein), die auch den Gesetzen des Materie folgen müssen. Dies sind die sinnlich wahrnehmbaren Gö die, ihrem doppelten Ursprung gemäß, alles bewirken, was in d' sichtbaren Welt geschieht; einer wirkt durch den anderen jeder gießt sein belehendes Licht in sein Werk. So ist der Sp · renherrscher des Himmels oder alles dessen, was mit dies· Namen zusammengefasst wird, der Sonnengott Jupiter. De durch den Himmel spendet die Sonne (Jupiter) allen das Leb:, Sphärenherrscher der Sonne ist das Licht. Denn auf dem w: des Sonnen-] upiters sind die 36 Dekane, d. h. die Fixsterne, ehe auch Stundenwächter heißen, deren Sphärenherrscher ist Gott, den sie den Allgestaltigen nennen, weil er den einzefu Wesen ihre verschiede.nen Formen verleiht. Über die sie · Sphären der \l(/andelsterne herrscht Fortuna oder das Schick durch welches alles verwandelt wird, aber so, dass trotz imm· währender wechselvoller Bewegung das Naturgesetz in s · · unveränderlichen Festigkeit erhalten bleibt. Die Luft aber ist d Organ oder Werkzeug aller Götter, sie ist das Mitte~ durch ches alles geschieht. Ihr Sphärenherrscher ist ... +++++ R

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'diese Weise ist also das Sterbliche mit dem Unsterblichen ver­üpft, das Sinnliche mit dem Übersinnlichen. Die oberste Len­

g aber untersteht dem höchsten Hei;rn. nd weil es so ist, darum sind alle Wesen zusammengehörig und tereinander verbunden in einer Kette, die vom untersten Glie­

. e bis zum obersten reicht, so dass wir eigentlich nicht eine Viel­. eit, sondern vielmehr eine Einheit sehen. Denn von einem ein­"gen Wesen hängen alle ab, aus ihm strömen sie alle aus, und Ur, da sie einzeln und getrennt erscheinen, glauben wir, es seien

er viele. Vereinen wir sie aber durch den Akt der Zusammen­au, so bilden sie eine Einheit Von diesem Einen kommt alles

·r, von ihm wird alles gescliaffen und durch den Wink seines illens entsteht alles umher außer ihm.

· ;sklepius: Und wie stellt sich dann dieses Göttliche dar, o Drei­iLI Großer?

dere Möglichkeit, welche die Überliefernng beibehält: . ·.Vereinen wir sie aber durch den Akt der Zusammenschau, so den sie eine Einheit oder vielmehr eine Zweiheit, aus der alles mmt und durch die alles gebildet wird: Das ist die Materie, aus

geschaffen wird und jener Wille, der alle.s bewirkt, was außer da ist oder der die Mannigfaltigkeit b'ewirkt ... ++++++

ielepius: Und welches ist wiederum der Ur-Grund von allem, o eimal-Großer?]

es: Damit erfüllt es sich, o Asklepius. Die Menschen nennen „Vater" oder „Herr aller Wesen" oder mit noch reineren, chtsvolleren Namen, und dieser Name muss uns heilig sein,

eh mehr um unseres gegenseitigen Verständnisses willen. Denn · wir uns versenken in die Größe der Gottheit, wird keiner

er Namen ausreichen, um ihr Wesen klar zu umreißen. Denn ist ein Wort? Ein Ton, der entsteht, wenn unser Atem die

'ift in Schwingung versetzt und jede Willensregung des Men-

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sehen kundtut oder auch eine Empfindung oder einen Gedanke~ die seinem Geist durch die Sinne vermittelt wurden. Der ganzcf' Inhalt eines solchen Namens ist in wenige Silben zusammengeza*· . gen und muss so eingeengt und umgrenzt sein, damit unter de&. Menschen der notwendige Austausch zwischen Sprechenden un Hörenden stattfinden kann. Zugleich aber muss der volle Nam Gottes Geist und Lebensodem und Luft, überhaupt alles in si · schließen, was auf diesen Elementen beruht oder durch sie stande kommt oder aus ihnen geschaffen ist. Denn ich kann ni glauben, dass man den Urheber aller Majestät, den Vater un Herrn des Alls, mit einem einzigen Namen, und sei er auch no' so vielfältig zusammengesetzt, aussprechen kann. Nein, er ist d Namenlose oder besser der Allnamige, ist er doch das Ein Alles zugleich. So müssten eigentlich alle Dinge mit seinem N men genannt werden oder man müsste ihn selbst mit den N aller Dinge nennen. Dieser Gott nun, da er das Ein und Alles" trägt auch die Fülle aller Schöpferkraft beider Geschlechter · . .

sich, immer geht er schwanger mit seinem eigenen Willen, · zeugt er alles, was er zeugen will. Sein Wille ist die umfass Güte. Diese Güte lebt in allen Dingen, die aus seiner göttlich Natur hervorgingen, damit alle seien, so wie sie sind und w und die Natur auch künftig alle Wesen aus sich gebären kö Dies, o Asklepius, soll dir erkläten, warum und wie alles entst:e

21 Asklepzus: So sagst du also, Gott sei beiderlei Dreimal-Großer?

Hermes: Ja, Asklepius, und nicht nur Gott allein, sondern all seelten und unbeseelten Wesen. Denn es gibt kein Wesen allen die leben, das unfruchtbar wäre. Nähme man allem, wa seine Fruchtbarkeit, so könnte es unmöglich immer bleiben; es ist, darum behaupte ich, dass auch die Welt diesen natürli · Schöpfertrieb in sich hat und alles Geborene erhält. Denn j der beiden Geschlechter ist erfüllt von Zeugungskraft und Verbindung oder, richtiger gesagt, ihre Einheit ist etwas U

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eifliches, das du Eros oder Aphrodite oder beides zugleich 1ilennen magst. Diese Wahrheit ,erfasse mit deinem Herzen, denn ·e ist sicherer und einleuchtender als jede andere: Dass jener oße Gott der Allnatur allen Wesen das Geheimnis ewiger

·· chöpferkraft eröffnet und dargereicht hat und dass diesem Mys­rium der höchste Wert, die höchste Freude, Heiterkeit, Lust d göttliche Liebe einverwoben ist. Und man müsste davon den, wie groß die Gewalt und die zwingende Macht dieses Mys­

. riums ist, wenn es nicht jeder durch Selbstbesinnung in seinem ersten Fühlen erfahren könnte. Wenn du nämlich jenen äu-

rsten Punkt ins Auge fasst; an dem es durch dauernde Wech­wirkung soweit kommt, dass jede der beiden Naturen ihre

gungskraft in die andere ausgießt und dass die eine den Sa­en der anderen gierig an sich raftt und in sich birgt, dann ge­

. eht es durch die innige Verschmelzung der beiden, dass die 'bliche Natur die Kraft der männlichen erreicht und die männ­e in weiblicher Erschlaffung dahin sinkt. Dieses gebeimnis­e Geschehen, das voller Liebreiz für die Sinne und gleichzeitig

.<notwendig ist, vollzieht sich im Verborgenen, damit nicht das ''ttliche beider Naturen erröten müsse über die Vereinigung der

chlechter, wenn sie vor aller Welt dem Spott der Unerfahre­•. oder noch mehr, wenn sie dem. Af blick unfrommer Men­, en ausgesetzt wäre.

· es gibt nicht viele fromme Menschen auf der Welt, sondern wenige, ja so wenige, dass man sie zählen kann. So kommt es,

s in vielen die Bosheit ihre Wohnstätte hat; weil es ihnen an sen und Einsicht fehlt in die bestehende Welt. Denn aus dem tändnis für den göttlichen Weltenplan erwächst die Verach­für alle Laster der Welt, aber auch das Heilmittel für sie.

ern aber Unerfahrenheit und Nichtwissen an, dann erstarken 'Fehler und verwunden die Seele bis zur Unheilbarkeit, dass on ihnen wie von einem Gifte angesteckt und zersetzt in ·· en ausbricht. Nur .bei jenen lässt es ·sich verhüten, deren

e durch die beste Arznei, durch Wissen und höhere Einsicht · t wird: Darum. ist eine solche Abhandlung, wenn sie auch

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nur wenigen nützen sollte, doch wert, fortgesetzt und ausge · zu werden: die Frage nämlich, warum die Gottheit sich herabli nur den Menschen Anteil zu geben an ihter eigenen Einsicht, ihrem eigenen Wissen. Höre also!

Als Gott der Vater und Herr nach den Göttern die Mensch schuf, indem er die schlechteren und die göttlichen Elemente d · Welt zu gleichen Teilen auswog, da verbanden sich die 1v.Lailfl"

der Materie mit den Körpern und blieben darin und andere Ü . drangen ein durch die Aufnahme der Nahrung, eine Notwendi keit, die wir mit allen lebenden Geschöpfen gemeinsam hab Und hieraus folgt unausweichlich, dass sich in den menschlich' Seelen Trieb und Gier und alle anderen üblen Leidenschaften .·· Herzens einnisten. Die Götter aber sind aus dem reinsten T der Natur geschaffen und bedürfen keinerlei Stütze von. sei· der Vernunft und des Wissens. Unsterblichkeit und ewige Juge stehen für sie an Stelle der Klugheit und des Wissens. Doch der Einheit des Schöpfungsplanes willen gab er ihnen anstatt Wissens und der Einsicht das ewige Gesetz der Notwendigk · Den Menschen aber erkennt er unter allen Lebewesen als M" sehen nur an Vernunft und Wissen, die ihm ermöglichen, Män. die vom Körper stammen, abzuwenden und sich von ihnen zu machen, und sie hieß er die Hand ausstrecken nach der ··. Sterblichkeit als dem Ziel seines Hoffens und Strebens, d den Göttern nicht zu ferne sei. Also auch den guten und den·· Unsterblichkeit befähigten Menschen schuf der Gott aus Naturen, aus der göttlichen und der sterblichen, und der n göttlichem Willen zwiefach gebildete sollte mehr sein als sei die Götter, die nur eine unsterbliche Natur haben, und mehr. alle sterblichen Wesen. Darum verehrt auch der den Gö durch Verwandtschaft verbundene Mensch diese Götter im tus und im frommen Gemüt, und die Götter ihrerseits bli · mit zärtlicher Liebe auf alles Menschliche und behüten es.

23 Aber nur von den wenigen Menschen, die ein frommes haben, sei dies gesagt. Von den Bösen will ich schweigen,

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hicht die Betrachtung ihrer Bosheit dies heilige Gespräch ent­eihe.

staunst, o Asklepius? Oder zweifelst vielleicht auch du wie so .ele?

klepius: Ich bin bestürzt, o Dreimal-Großer, aber deinen War­n stimme ich gerne bei und preise den Menschen üb.er die Ma­n selig, dass ihm ein solches Glück zuteil geworden .

. rmes: Ja, er verdient es, für ein Wunder gehalten zu werden, ist

. doch größer als alle Götter. Das Gött2rgeschlecht am Himmel •'wie alle Menschen zugeben, offensichtlich aus dem reinsten · e der Natur gebildet, und seine Zeichen im Sichtbaren sind 'usagen nur Häupter, keine vollständigen Körper. Die Götter­

ten aber, welche die Menschheit formt, haben eine Doppel­. , eine göttliche, die reiner und viel erhabener ist als der · sch und eine andere, die unter ihm steht, nämlich das Mate-; aus dem sie gearbeitet sind. Und sie stellen nicht nur Häupter ·, sondern sind als ganze Körper gebildet mit allen Gliedern. So · die Menschheit, ihres Wesens und Ursprungs eingedenk, ·'Werk der Gottheit weiter: Wie der Vater und Herr die ewigen · . r schuf, damit es Wesen gäbe, die ihm gleichen, so schuf die

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Menschheit sich selbst ihre Götter nach ihrem eigenen Bild uri, Gleichnis.

24 Asklepius: Meinst du die Götterstatuen, o Dreimal-Großer?

Hermes: Ja, die meine ich, Asklepius. Siehst du, wie es selbst dir Glauben fehlt' Jene Götterbilder meine ich, die von Geist Leben erfüllt sind, die viele und mächtige Werke vollbringen, das Künftige vorauswissen und es durch das Los, durch den her, den sie inspirieren, durch Träume und auf mancherlei ande' Weise verkünden, die die Menschen in körperliche Schwäch stürzen und sie heilen, die Freude oder Kummer über sie vedf gen je nach Verdienst. Weißt du nicht, Asklepius, dass Agyp das Abbild des Himmels ist oder, um es genauer zu sagen, irdische Spiegelung aller Herrschaft und Wirkung der M;ächte Himmel, die gleichsam auf Agypten herabgestiegen sind? Ja, , . der Wahrheit noch näher zu kommen, unser Land ist der Tem des ganzen Kosmos. Da aber die Weisen alles vorher wissen s Jen, ziemt es sich nicht, dass dir dies verborgen bleibe:

Es wird eine Zeit kommen, in der es aussieht, als habe A umsonst mit frommem Gemüt an der eifrigen Verehrung, Gottheit festgehalten; in der sein ganzer heiliger Gottesdi' wirkungslos und vergeblich erscheinen wird. Denn die Go wird aus den irdischen Gefilden wieder in den Himmel zurü ' Jen, sie wird Agypten verlassen, und das Land, das einst die mat der Religion war, wird verwaist sein und gleich einer um die Gegenwart der Götter klagen. Fremde werden Land und seine Gaue erfüllen und die Religionen werden nur vernachlässigt werden, sondern, was schlimmer ist: R · onsübung, Frömmigkeit und Gottesdienst werden sozusagen Gesetzes wegen bestraft und verboten werden. Dann wird cli heiligste Land, die Heimat der Tempel und Heiligtümer, e sein von Leichen und frischen Gräbern. 0 Ägypten, A deine Religion wird nur mehr eine Fabel sein, welche deine ·

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··en Kinder in Zukunft nicht mehr glauben, nichts als Worte • rden übrig bleiben, die in Stein g~hauen, von deinen frommen . ten erzählen. Ägypten aber wird der, Skythe bewohnen oder der

"opier oder irgendeiner aus einem benachbarten Barbaren-, d. Denn die Gottheit wird in den Himmel zurückkehren, die

ais ten Menschen werden alle sterben, und verlassen von ' tt und Mensch wird Agypten als Witwe trauern. Dich rufe ich 'i heiligster Fluss, dir künde ich die Zukunft voraus: Von Strö­:en Blutes wirst du anschwellen bis zur Uferhöhe, deine göttli-

Wogen werden nicht nur vom Blute befleckt, sie werden verseucht von Blut, und viel größer wird die Zahl der Toten als die der Lebenden. Wer absr überlebt, wird nur an seiner ehe als Ägypter zu erkennen sein, in seinen Taten aber wird

· ern Fremden gleichen. weinst, Asklepius? - Noch Schlimmeres wird kommen als dies

!l noch mehr wird Agypten zu leiden haben, noch in viel tiefe­Unheil wird es eintauchen. Einst war es das heilige Land, das der Gottheit am meisten geliebte, nur in dieses Land stiegen

·Götter herab auf die Erde, um seiner Frömmigkeit willen, um zu wohnen, es war die Lehrmeisterin der Heiligkeit und der

en Liebe, u,!ld dieses Land wird zum Vorbild der größten usarnkeit werden. .,

wird dem Ekel der Menschen ilie Welt kein Gegenstand Bewunderung und Verehrung mehr sein. Dies vollkommene k, denn es gab und gibt kein Besseres und es wird auch nie

as Besseres in Erscheinung treten, wird aufs Spiel gesetzt en. Es wird den Menschen zur Last sein, und darum werden

. es verachten, statt es zu lieben, dies unvergleichliche Gottes­diesen Wunderbau, diesen Reichtum im Wechsel vielgestal­

·. Bilder, dies Werkzeug des göttlichen Willens, der auch in · em Werke ohne Neid den Menschen fördert, diese zu einer

eit verbundene Fülle und Vielfalt alles dessen, was verehrt, · t, mit einem Worte, was geliebt werden kann, von denen,

oes wahrhaft sehen. Man wird die Finsternis dem Lichte vor­und den Tod für tauglicher halten als das Leben. Keiner

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wird zum Himmel emporblicken, der religiöse Mensch wird verrückt, der Religionslose für klug gehalten werden, der von Leidenschaft Getriebene wird als Held dastehen und der Schle teste für gut gelten. Denn die Seele und alle Fragen, die d zusammenhängen, ob sie unsterblich sei von Natur, ob sie hofö könne, die Unsterblichkeit zu erlangen, so wie ich es dir dargele · habe, wird nicht bloß spöttisches Gelächter erregen, man · nur einen leeren Wahn darin sehen. Ja, glaubt mir, selbst die T desstrafe wird dem drohen, der sich einer Religion des Geist · hingibt. Ein neues Recht wird kommen, eine neue Geserzgeb kein heiliges Wort frommer Verehrung, nichts, was vor de · Himmel und den himmlischen Göttern bestehen kann, wird m · mehr hören oder im Herzen glauben. Eine schmerzvolle Tr nung zwischen Göttern und Menschen tritt ein, nur die bös Engel bleiben, sie vermischen sich mit der Menschheit, ihre H liegt den Elenden auf und treibt sie zu allen verwegenen Übel ten, zwingt sie in Kriege, in Raub und Betrug, in lauter Dinge, · dem Wesen der Seele feind sind. Dann wird auch die Erde ni länger unerschüttert stehen, das Meer wird kerne Schiffe me tragen, der Himmel wird wanken und die Gestirne aus ihr· Bahnen geraten. Jegliche Stimme der Gottheit wird versrum müssen in schicksalhaftem Schweigen, die Früchte der Erde w den verderben, die Erde wird aufhören, Früchte zu tragen u selbst die Luft wird erschlaffen in dumpfem Brüten.

26 So wird es heraufziehen, das Greisenalter der Welt: keine Reli · (aatßELa), keine Vernunft (keine Ordnung = arn~ia), ein schwinden (eine Verwirrung= aAoyia) aller Werte. Wenn all · sich erfüllt hat, Asklepius, dann wird jener Herr und Vater, cl' Gott von Urbeginn und Schöpfer jenes ersten und einigen tes, hinblicken auf die Schandtaten und rohen Sitten, und d · einen freiwilligen 1\kt seines Willens, der die reine Güte ist, er der Zerrüttung Einhalt gebieten. Die Irrenden wird er zurü rufen auf den rechten Weg, alle Bosheit wird er entweder wo schwemmen mit \Vasserfluten oder verzehren mit Feuer, ode

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wird ihnen ein Ende setzen durch Seuchen und Kriege, die al­enthalben wüten. So wird er der Welt ihr einstiges Antlitz wie­

·dergeben, auf dass die Welt selbst wied~r verehrungs- und be­. derungswürdig sei und die dann lebenden Menschen gleich 'frigen Herolden Gott, den Bildner und Neuschöpfer eines so · oßen Werkes, preisen und im Lobgesang feiern. Denn dies ist ·e Wiedergeburt der Welt: eine Neuschaffung alles Guten, eine · iederherstellung der Natur selbst in ihrer Heiligkeit und Gott­

bundenheit, nach der Wandlung des Zeitenlaufs durch den illen Gottes, den ewigen und anfangslosen. Denn der göttliche ille hat keinen Anfang, er ist immer derselbe und bleibt ewig,

er er ist. Gottes eigentliches Wesen ist nämlich die Einsicht des illens (ein bewusster, weisheitsvoller Wille).

'4.sklrpius: So ist also die höchste Güte eine Einsicht, o Dreimal­roßer?

ermes: Der Wille, o Asklepius, wird aus der Einsicht geboren, die einen Willensakte aber aus deru Willen. Und Er, die Fülle des

s, will ja nichts vergeblich, er will nur, was er hat. Er will alles · ute und hat alles, was er will. So denkt und will er alles Gute. · ies Gute aber ist Gott und das Abbild die~es·Guten ist die Welt, "e also auch gut ist.

· 'klepius: Ist sie denn gut, o Dreimal-Großer?

ermes: Sie ist gut, Asklepius, wie ich dir gleich zeigen werde. Wie "eh Gott für alle Wesen und Arten der Verwalter und Ver­

.. er der Güter ist, wie er Geist, Seele und Leben gibt, so schenkt

. d spendet die Welt ihrerseits den Sterblichen alles, was ihnen · n Wert scheint: den wechselnden Reigen der Jahreszeiten, das

· en, Wachsen und Reifen der Früchte und Ähnliches. Und thront Gott auf dem Gipfel des Himmelsberges und ist doch erall und sieht alles in der Runde. Denn jenseits des Himmels ein sternenloser Ort„ ganz außerhalb der physischen Sphäre. In

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dem Raum zwischen Himmel und Erde wohnt Jupiter als Vers walter des Zwischenreiches. Über Land und Meer herrscht Jupi4 ter Plutonius. Er ist der Ernährer aller beseelten, sterblichen W6'l sen (Tiere) und aller fruchttragenden Bäume. Durch seine Kra gedeihen Erdreich, Frucht und Strauch. Dann gibt es andere Gottheiten, die nach ihren Funktionen und Wirkungen ausgeteilt sind über das ganze Gebiet hin. •lf' Diese Götter aber, welche die Form des Landes beherrsche werden sich niederlassen in einer! Stadt, die am äußersten Rand . Agyptens nach Westen hin gegründet wird und das ganze G -schlecht der Sterblichen wird über das Meer und auf dem Land zu dieser Stadt hineilen.

Asklepius: Wo aber sind diese Götter jetzt in unserer Dreimal-Großer?

Hermes: Sie wohnen in einer mächtigen Stadt im Lybischen Ge­birge. - Doch genug davon.

Jetzt wollen wir von den Unsterblichen und von den Sterblich sprechen. Die Menge quält sich mit Todessehnsucht und Tod furcht ohne den wahren Sachverhalt zu kennen. Der Tod wird bewirkt durch die Auflösung des Körpers, die d · . eintritt, wenn die Arbeit seine Kraft erschöpft hat und wenn ·· Zahl der Jahre erfüllt ist, nach deren Gesetz die Glieder des K"' pers zu einem einheitlichen Werkzeug zusammengefügt s' welches die Funktionen des Lebens vollzieht. Und der Körp stirbt, wenn er die Lebenskräfte nicht mehr halten und trag kann. Das also ist der Tod: die Auflösung des Körpers und das Aufh· ren aller körperlichen Wahrnehmung und Empfindung. Si deswegen Sorgen zu machen, ist überflüssig. Aber es gibt no etwas anderes, um das wir uns kümmern müssten, das aber Menschen aus Unwissenheit oder Unglauben nicht beachten.

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Asklepius: Was ist dies, Dreimal-Großer, was die Menschen nicht kennen oder bezweifeln?

· Hermes: Höre, Asklepius. - Wenn die Trennung zwischen Leib und Seele sich vollzogen hat, kommt die Seele in die Gewalt des

· höchsten Geisterfürsten, der im Gericht ihre Verdienste prüft und ihr, wenn er sie für fromm und gerecht befunden hat, er­laubt, Wohnung zu nehmen an einem ihr angemessenen Orte.

··Wenn er sie aber von Fehlern und Lastern befleckt und besudelt . sieht, dann stürzt er sie von oben hinab in die Tiefe und liefert sie . aus an Stürme und Wirbel von Luft, Feuer und Wasser, an den

Streit der Elemente. Zwischen Himmel und Erde wird sie um­hergetrieben von den Fluten der Welt und zur Strafe einen gan­zen Aon hindurch nach allen Richtungen gerissen. Und so wird der Seele ihre eigene Ewigkeit zum Verhängnis, denn weil ihre Empfindungsfähigkeit nicht aufhört, ist auch ihre Strafe von äo­

. hischer Dauer. Darum erkenne wohl, wie sehr wir uns in Furcht ·imd Scheu hüten müssen, dass wir nicht in ein solches Schicksal verstrickt werden. Die es nicht glauben, werden später, wenn sie "gesündigt haben, zu glauben gezwungen werden, nicht durch Worte, sondern durch die Vorgänge selbst, nicht durch Drohun­gen, sondern durch das tatsächliche Erl\'id"<' der Strafe.

Ylsklepius: So werden also, o Dreimal-Großer, die Vergehen der enschen nicht nur durch das menschliche Gesetz bestraft?

(

Hermes: Zunächst einmal, o Asklepius, ist alles Irdische sterblich, Sann aber auch das, was nach der Weise des Körpers lebt und eben durch diese irdische Lebensweise vom wahren Leben ab­ällt Dies alles verfällt schon während des Lebens je nach Ver­.• nst der Strafe. Das Unsterbliche aber muss nach dem Tode trafe erleiden und sie wird um so schwerer, als vielleicht wäh­

rend des Lebens die Vergehen verheimlicht werden konnten. enn die Strafen werden ja von einer Gottheit verhängt, die alles Voraus weiß und entsprechen also genau der Schuld.

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29 Asklepius: Warum werden solche Menschen verborgen bleiben) schwerer bestraft?

Hermes: Weil die \·om menschlichen Gesetz Verurteilten ihr Ler ben gewaltsam verlieren, also nicht bloß der Natur das Lebe· zurückgeben, das sie ihr schulden, sondern durch den Tod auclf eine Strafe abbüßen, die sie verdient haben.

Aber für den gerechten Menschen gibt es einen wirksam Schutz: Religion und tiefe Frömmigkeit. Denn solche Mensch behütet Gott vor allem Bösen. Der Vater und Herr aller, Er, · allein alles ist, hat ja seine Freude daran, sich allen zu offenbare Freilich offenbart er sich nicht an einem bestimmten Orte, ' · einer bestimmten Qualität oder Quantität, allein durch die sieht des Herzens erleuchtet er den Menschen. Und wenn so Nacht (Finsternis) des Irrtums aus seiner Seele vertrieben ist er das llire Llch t der Wahrheit in sich aufgenommen hat url sein Geist sich voll und ganz mit der göttlichen Einsicht ver · det, dann wird er durch die glühende Liebe zu ihr frei vom ster liehen Teil seines Wesens und nimmt das Vertrauen auf die kü tige Unsterblichkeit wie einen Keim in sich auf. Das ist also Unterschied zwischen Guten und Bösen. Denn sowie ein MeM zur Klarheit kommt durch Frömmigkeit, Gottverbundenh innere Erfahrung, Kulms und Gottesverehrung, so schaut er d wahren Grund der Dinge gleichsam mit Augen und durch· · Sicherheit seines hingebenden Ghmbens hat er soviel voraus den anderen Menschen, wie die Sonne an Llcht vor den übri Gestirnen. Denn die Sonne erleuchtet die übrigen Sterne nicl:r sehr durch ihre Lichtmenge als vielmehr durch ihre göttliche · ligkeit. Die Sonne also (steht hier für die Welt), betrachte al nen zweiten Gott, der alles lenkt und allem Irdischen sein schenkt, es sei beseelt oder unbeseelt Wenn also die Welt Lebewesen, und zwar ein irnmerlebendiges war und ist und wird, dann ist nichts in der Welt sterblich. So wie wir sie s

f:

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ist sie nämlich immer lebendig in einem jeden einzelnen ihrer Glieder, und da die Welt als Ganzes immer ein und dasselbe Le­bewesen ist, und zwar ein immer leben\liges, so ist in ihr nirgends ein Raum für Sterblichkeit. Also muss sie übervoll sein von Le­ben, und zwar von immerwährendem Leben, wenn es in ihrer

' Natur liegt, immer zu leben. So ist also die Sonne, oder wir kön­nen auch sagen die Welt, ewig, so ist sie die Herrin alles dessen, was Leben in sich hat und Leben weitergibt. Beides verwaltet und ordnet sie immer neu. Und Gott ist der ewige Regent alles Le­b>endigen und Lebengebenden innerhalb der Welt und zugleich er ewige Spender des Lebens selbst. Nachdem er einmal das · ben allen innerweltlichen Lebensquellen geschenkt hat, sorgt er uch durch ein ewiges Gesetz für die Dauer seines Geschenkes, · · e ich gleich zeigen werde.

· Leben der Ewigkeit selber bewegt sich die Welt und innerhalb · en dieser lebenspendenden Ewigkeit hat die Welt ihren Ort. arum wird sie nie stille stehen und auch nie zugrunde gehen. enn sie ist umschirmt vom ewigen Leben wie . von einer

utzwehr und gleichsam in eins verflochten mit ihm. Die Welt bst ist der Spender des Lebens für alle Wesen, die in ihr sind, d ist der Raum für alles, was unter der Sonne regiert wird. Ihre ene Bewegung ist von doppelter Wfrkung: ihr selbst strömt ben zu von außen her, aus der Ewigkeit, und sie wiederum ebt alles, was in ihr ist. Sie verteilt und verbreitet alles nach

elegten, ihr eingeprägten Verhältnissen von Zahl und Zeit eh die Wirkung der Sonne und den Lauf der Gestirne. Das

"tgeschehen ist ganz vom göttlichen Gesetze bestimmt.

irdische Zeit nun wird gekennzeichnet durch die verschiede­Zustände der Luft und den Wechsel von Wärme und Kälte,

himmlische aber durch den periodischen Umlauf der Gestirne -ihre Rückkehr an den gleichen Ort. Die Welt ist der Schoß,

<!lie Zeit in sich aufnimmt und durch den Lauf und die Bewe­. der Zeit erhält sich das Leben in der Welt. Die Zeit aber

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bleibt erhalten durch eine bestimmte Ordnung. Und so bewirkt der geordnete Ablauf der Zeit eine Erneuerung alles dessen, wa8 in der Welt ist. Da aber alles in dies Geschehen einbezogen ist, sd · ist ruchts feststehend, nichts ist unabänderlich, nichts unbeweg+ lieh von allem, was ins Dasein tritt, es sei himmlisch oder irdisch( Nur Gott allein und mit Recht er allein. Denn er ist die ganze Fülle und Vollkommenheit in sich selbst und aus sich selbst, er ist . sich selbst Mittelpunkt und Umkreis. Er ist sein eigener fester Stand, er kann nicht durch irgend einen Antrieb von außen be« wegt werden, denn in ihm ist alles und in allem ist er selbst allem Es sei denn, es wagte einer zu sagen, er bewege sich innerhalb d · . Ewigkeit. Aber diese Ewigkeit selber ist ja unbeweglich: in si · fließt die Bewegung aller Zeiten zurück, in ihr hat (nimmt) di Bewegung aller Zeiten ihren (Ausgang) Ursprung.

31 Gott war und ist also immer unwandelbar und gleicherweise ihm die Ewigkeit, welche die ungeborene Welt in sich trägt, di wir mit Recht die unsinnliche (oder übersinnliche) nennen. U · als Abbild dieses Gottes ist unsere irdische Welt entstanden, di. ser Nachahmer der Ewigkeit. Nun hat aber die Zeit, trotzdem · immer in Bewegung ist, doch eine ihrer Natur entsprechetl' „

Stetigkeit, weil sie nach dem Gesetz der Notwendigkeit immer· sich selbst zurückkehrt. So ist zwar die Ewigkeit ruhend, unb', weglich und fest; weil aber die Zeit, die ja ein Bewegliches i immer wieder in die Ewigkeit zurückgenommen wird und weil' in ihrer Beweglichkeit doch einem Umlaufsgesetz folgt, das · Wesen entspricht, so kommt es, dass selbst die Ewigkeit, die sich unbeweglich ist durch die Zeit, in der sie wohnt und wirkt; der alle Bewegung stattfindet, sich zu bewegen scheint. So schieht es, dass die Ruhe der Ewigkeit zur Zeit und die Bew der Zeit zur Ruhe wird durch das unabänderliche Gesetz · Kreislaufs. Und so wird es möglich, sich Gott in sich selbst wegt zu denken bei aller Unwandelbarkeit. Denn die wandell Bewegung, die seine Stetigkeit ausmacht, beruht auf seiner G ße. Das Gesetz seiner Größe aber ist unbeweglich. Ein sol

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Wesen nun, das nicht den Sinnen unterworfen ist, hat keine Grenze, ist unbegreiflich und unabschätzbar, man kann es nicht aushalten, man kann es nicht ertragen Ynd nicht erforschen. Wo

. es ist, wohin es geht, woher es kommt, wie es ist oder welcher Art, man weiß es nicht .. Es schwebt in der höchsten Ruhe und in

. ihm selbst ist seine eigene Stete, sei es nun Gott oder die Ewig­keit oder beide oder eines im anderem oder beide in beiden. Dar­um ist die Ewigkeit ohne die Beschränkung der Zeit. Die Zeit

· aber ist ewig, weil sie bestimmt werden kann durch Zahl oder Zustandswechsel oder die periodische Rückkehr eines dieser bei­Hen. Beide sind also unbegrenzt, beide scheinen ewig. Da aber die Ruhe der Ewigkeit den festen Grund bietet, der alles Bewegliche tragen kann, so steht ihr, dank dieser Festigkeit, mit Recht die

te Stelle zu.

tt also und die Ewigkeit sind der Urbeginn alles Seins. Der elt steht nicht der höchste Rang zu, weil sie wandelbar (beweg­

"ch) ist. Denn in ihr ist das erste Prinzip die Bewegung, nicht die etigkeit; eine unwandelbare Festigkeit erreicht sie erst durch das

· esetz der Bewegung;

, b ist nun aller göttliche Geist19 gleicher ,Natur wie die Ewigkeit. ·r ruht in sich selbst und bewegt sich doch in seiner eigenen Ru­

··e. Er ist heilig, _unvergänglich und immerdauernd und alles, was noch Höheres sagen kann, von dem ewigen Leben des

„ chsten Gottes, das die wahre Wirklichkeit ist. Er ist die Fülle ·.es Übersinnlichen und aller Wissenschaft20

, er ist sozusagen

:sensus divinus = O 8eioc; voVc;.

Anmerkung der Herausgeber: . M. Miller hat ,Wissenschaft' handschriftlich - aber leider rucht mehr lesbar -. trigiert. Im lat. Text steht ,totius disciplinae' (Totius disciplinae = M~<; 'wr~µqc;? oder -rt;c; 'l"9V öAov fnta-r~µ17c;?). So könnte hier auch stehen: pnter­- · ung, Wissen, Kenntnis, System, Disziplin.

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Der Weltgeist aber ist der Mutterschoß alles Sinnenfälligen un aller Wissenschaft (siehe letzte Fußnote"') der Sinnendinge.

Und der Menschengeist ist +++++ Er ist abhängig von d Kraft, mit der sein Gedächtnis alle seine Erfahrungen der Ve -gangenheit festhält. Bis zum Menschen hernieder stieg der gö ehe Geist auf der Stufenleiter der Wesen, aber nicht weiter. D der höchste Gott wollte den göttlichen Geist nicht unte schiedslos mit allem vermischen;, damit er nicht herabgewürdi' werde durch die Verbindung mit anderen niederen Wesen.

Nun beruht die Erkenntnis des menschlichen Geistes ihrer genart und ihrer Reichweite nach ganz auf der Kraft der Erinn rung an das Vergangene. Durch diese Kraft des Festhaltens · der Mensch der Herr der Erde geworden. Einsicht in die Na und Wesensart des Weltgeistes aber wird man erlangen könn durch denkende Betrachtung alles Sinnenfälligen im Kosm. Denn der Geist der Ewigkeit, dieses Einen Gottes, stellt sich' der sichtbaren Welt dar und aus ihr kann man seine Wesen erkennen. Wirkliche Wahrheit aber ist nur die Einsicht in die sensart des höchsten Gottesgeistes und von dieser Wahrheit in der Welt auch nicht ein schwacher Umriss, nicht ein ·Scha erkannt werden. Denn wo ffi\lll erkennt nach dem Gesetze Zeit, da ist Trug, wo Wertungen sind, ist Irrtum.

Nun ist aber noch ein Unterschied zwischen unserer De und dem Geiste, nämlich der, dass unsere Denkkraft durch in Konzentration des Bewusstseins durchdringt zum Verst" und zur Einsicht in das Wesen des Weltgeistes. Unser Wel ständnis aber dringt weiter zur Erkenntnis der Ewigkeit und · Götter die über dem Kosmos sind. So kommt es, dass wir M sehen :me durch dichten Nebel die himmlischen Dinge s · soweit es eben die Sonderstellung des menschlichen Geistes . lässt. Diese innere Sammlung auf so hohe Dinge, die Wir d · . schauen sollen, ist für uns ein sehr enger, beschwerlicher D ·

. '

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gang, aber groß und weit ist das Glück des Bewusstseins, wenn •Wir die Schau erreicht haben.

Du siehst also, o Asklepius, wie wir~ die Welt gestellt sind.und an welche hohen Probleme wir zu rühren wagen. Dir aber,

öchster Gott, sage ich Dank, dass du mich erleuchtet hast mit em Lichte, in dem man die Gottheit schaut. Und ihr Tat

' ' sklepius und Ammon, verberget die göttlichen Geheimnisse in er Stille eures innersten Herzens und hüllet sie in Schweigen.

as nun den leeren Raum betrifft, der den meisten von solcher ichtigkeit scheint, denke ich so:

. · en leeren Raum gibt es nicht und hat es nie gegeben und wird ·niemals geben. Denn alle Teile (= Elemente) der Welt sind

voll, damit auch die Welt selbst voll und vollendet sei, voll on Körpern der verschiedensten Wesensart und Form, von de­. jeder seine eigene Gestalt und Größe hat. Der eine ist größer,

andere kleiner und sie sind auch verschieden in der Dichte d Durchlässigkeit der Substanz. Die dichteren und größeren

ihnen werden leichter gesehen, die kleineren und zarteren er kann man nur schwer oder gar nich( sehen; nur unser Ge­

ssinn lässt uns erkennen, dass sie Körper sind. So kommt es, ·ss viele sie nicht für Körper halten und statt ihrer leere Räume

ehmen. Das ist aber nicht möglich. Denn nicht einmal das, . s man das Außerweltliche nennt, wenn es so etwas überhaupt

ist nach meiner Ansicht leer, es ist ganz erfüllt von nur geis-erfassbaren Wesen, also von solchen, die seiner eigenen göttli­

, n Natur entsprechen. Und so ist auch unsere Welt, die soge­.. te Sinnenwelt, ganz erfüllt mit Körpern und Lebewesen, wie

ihrer Natur und Wesensart zukommen. Wir sehen ihre Ge-. ten nicht alle gleich, ·sondern die einen über ihr Maß groß,

. ' wir nicht scharf sehen, andere ganz fein, wenn ihre weite emung sie so erscheinen lässt, manche aber sind so über die

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Maßen fein, dass viele glauben, sie seien überhaupt nicht vorhan>.· den. 21

Darum sollst du überhaupt nichts „leer" nennen, Asklepius, auI: ßer du fügst hinzu, wovon etwas leer ist, z.B. leer von Feuer, Je von Wasser, oder dergleichen. Denn wenn es auch vorkomm dass etwas als leer erscheint, weil es von Dingen solcher Art Je · · sein kann, so wird es doch, es mag so groß oder klein sein als <t will, nie leer sein können von Luft und Geist.

34 Und das Gleiche muss vom Raume gesagt werden. Das Wo „Raum" für sich allein entbehrt jeglichen Sinnes. Was Raum. i wird erst deutlich durch die Beziehung auf den Gegenstand, d im Raum ist. Lässt man aber das Wichtigste, eben diese Bez" hung, weg, so ist der Begriff in seiner Bedeutung verstünµn Richtig drücken wir uns aus, wenn wir von „Raum für Wass „Raum für Feuer" oder ähnlich sprechen. Da es nichts geb kann, was leer ist, kann man auch nicht erkennen, was der Ra an sich sein soll. Denn nimmst du einen Raum an ohne raum !enden Gegenstand, dann folgt daraus, dass der Raum leer : , Aber ich glaube nicht, dass es das in der Welt gibt. Wenn es a · keine „Leere" gibt, leuchtet auch nicht ein, was der leere für sich allein genommen sein soll, außer du fügst die Mer der Länge, Breite und Höhe dazu, wie man auch die mens chen Körper durch hinzugefügte Merkmale unterscheidet.

Da sich dies nun so verhält, o Askleplus und ihr alle, die ihr seid, so wisset, dass der geistige Kosmos, also jene Welt, die.

21 Nach Thomas: „Ich spreche jetzt von den Dämonen, die - wie ich gla~ sich bei uns aufhalten, und den Heroen, die über uns, zwischen dem r · Teile der Luft und dem Äther wohnen, wo weder Nebel noch Wolke~ , und keine Erschütterung durch die Bewegung der Himmelskörper." Nach Scott: „Ich spreche jetzt von den Dämonen, von denen die eineri; ich glaube, bei uns auf der Erde wohnen, andere über uns in den tieferen1 schichten und wieder andere, deren Ort im reinsten Teile der Luft ist, do, weder Nebel noch \~folken sind und ... "

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mit den Augen des Geistes erkannt werden kann, unkörperlich ist und dass seiner Natur nichts Körperliches beigemischt werden ' , also nichts, was sich nach Qualität, Quantität und Zahl

bestimmen lässt.

l nsere sogenannte Sinnenwelt aber ist der mütterliche Schrein · die Qualitäten und Körper aller sinnlich wahrnehmbaren Ein­wesen. Doch hätten all diese Körper ohne Gott nicht die Kraft leben. Denn Gott ist das All, von ihm kommt alles und alles

.ängt von seinem Willen ab; Und dieses All ist voller Güte, . chönheit und Weisheit, es is~ unnachahmlich, Gott allein wahr­

bar und begreiflich. Alles kommt ja von ihm und ist in ihm d durch ihn: die mannigfultigen und vidgestaltigen Qualitäten, · gewaltigen Quantitäten, die alles Maß übertreffen und die · elwesen aller Formen. Wenn du das verstehen lernst, Askle­

s, wirst du Gott danken. Und wenn du das All betrachtest, st du nach der Wahrheit erkennen, dass diese Sinnenwdt und

· '.s, was in ihr ist, von jener höheren Welt gleich einem Kleide oben wurde.

jedes einzdne Lebewesen, o Asklepius, welcher Gattung es · angehören mag, sie sei sterblich oder. unsterblich, vernünftig r vernunftlos, beseelt oder unbeseelt, trägt ein Abbild dieser

in sich, das ihr in allem entspricht. Obwohl aber jedes · ·ewesen in allem den Typus seiner Gattung besitzt, so unter­. · en sich doch die Individuen untereinander, wenn sie auch

zen die gleiche Form haben. So hat das Menschenge­echt einen einheitlichen Typus, dass man schon am Außeren

'• 'nnen kann, wer dazu gehört; aber bei aller Einheitlichkeit des · s sind doch die Einzdnen voneinander verschieden. Denn göttliche Urbild des Einzel~esens ist unkörperlich, wie alles, nur mit dem Geiste erfasst wird. Da nun die Formen von · Seiten her gebildet werden, vom Körperlichen und vom · örperlichen, so ist es ganz unmöglich, dass zu verschiedenen

unkten und an verschiedenen Orten zwei Formen entste-

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hen, die einander völlig gleichen. Nein, die Formen wandeln sich; so oft der Augenblick sich wandelt, in jeder Stunde des hinirnli. sehen Kreislaufes (des Tierkreises), in dem jener Gott waltet, de wir den Allgestaltigen nannten, den Spender aller Form. Das U bild aber dauert, indem es immer wieder Abbilder aus sich .he vorbringt, die so verschieden sind nach Zahl und Art wie die J. genblicke im himmlischen Kreislauf. Denn der Himmel veränd · sich, während er sich dreht, das Urbild aber dreht und ändert si nicht. So bleibt der Typus der Gattung sich gleich, die Einzelfo men aber sind verschieden trotz des gleichen Typus.

36 Ask!epius: So ändert also auch die Welt ihre sichtbaren Formen?

Hermes: Wie, Asklepius, hast du denn geschlafen, als ich dir all auseinanderlegte? Was ist denn die Welt anderes oder vyora· besteht sie, wenn nicht aus allem, was einmal ins Dasein tra Also sprichst du doch, wenn du Welt sagst, vom Himmel, v: der Erde und den Elementen. Was aber ändert seine äußere scheinung häufiger als diese? Bald ist der Luftkreis feucht, trocken, bald kalt, bald warm, bald hell, bald trüb das sind rasch wechselnden Erscheinungsformen selbst in einem demselben Himmelsstrich. Und auch die Erde lebt in dauernd• Formenwechsel: sie bringt Früchte hervor, lässt sie wachsen. gestaltet sie mannigfach und verschieden nach Eigenschaften Größe, nach Sprossen und Reifen und vor allem trägt sie viel Bäume, Blumen und Beeren, die sich unterscheiden nach · Beschaffenheit, nach Duft, Geschmack nnd Aussehen. Die li'I' ten Verwandlungen macht das Feuer durch, es nimmt göt Formen an: So erscheinen Sonne und Mond in allen Gestal sie gleichen unseren Spiegeln und wetteifern an Glanz, uli'I sichtbaren Bildern das himmlische Urfeuer zu spiegeln.

37 Doch nun genug davon. Kehren wir wieder zum Mensc zurück und zum Göttergeschenk der Vernunft, um dessen . der Mensch ein vernünftiges Wesen heißt. Wunderbar ist ja

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angesehen werden und dass in den einzelnen Städten Agyptens die Seelen der Menschen verehrt werden, denen diese Tiere gleichsam als lebendige Symbole geweiht waren, so dass die Städ' . te nach ihren Gesetzen beherrscht und nach ihren Namen bei nannt werden. Und das ist auch der Grund, Ask:lepius, warum . den einen anbetungswürdig und verehrenswert erscheint, was dle anderen wenig achten und warum die Städte Agyptens gewö~ lieh im Krieg miteinander liegen.

38 Asklepiu.r. Und .welches ist die Natuf dieser irdischen Götter, o Dreimal-Großer, welches ist ihre Natur, und auf welche Weis werden sie hereingebannt?

Hermes: Sie ist gebildet aus Kräutern, Ask:lepius, aus Steinen Gewürzen, welche eine göttliche Kraft in sich haben. Und ycre ·· man sie durch häufige Opfer erfreut, durch Hymnen und Lob sänge und den Wohlklang süßer Weisen, welche die Harmo · der Sphären nachbilden, so geschieht dies, damit das Himmliso das man hereingelockt hat in die Bildwerke, aus Freude an dies • . immer wiederkehrend.en himmlischen Brauch die Mens geduldig ertrage und lange Zeiten unter ihr wohne. Auf solo Weise ist der Mensch der Bildner von Göttern. Und glaube' nicht, Asklepius, dass die Wirkungen dieser irdischen Götter d Zufall unterstehen. Bei den himmlischen Göttern, die in Himmelshöhen wohnen, ist es so, dass ein jeder das Amt, ihm aufgettagen wurde, seinem Range gemäß ausführt und waltet. Bei unseren Göttern aber hat jeder ein einzelnes Werk sich zu besorgen: die einen verkünden durch heilige Lose höhere Eingebung die Zukunft voraus, andere sehen, was ko und helfen entsprechend und so stehen sie bei den Mensc · gleich liebenden Verwandten.

39 Asklepiu.r. Und welchen tätigen Anteil hat dann das Schicksal· der Weltenordnung, o Dreimal-Großer? Wenn doch die ·

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sehen Götter das Weltall als Ganzes beherrschen, die irdischen es · im Einzelnen verwalten?

Hermes: Was wir Schicksal nennen, Asklepius, ist das unabänderli­che Gesetz, dass alles, was geschieht, in ununterbrochener Folge wie in einer Kette untereinander verknüpft ist. Also ist es entwe­der die bewirkende Kraft alles Geschehens oder der höchste Gott, oder der von diesem geschaffene zweite Gott oder die aurch göttliche Gesetze festgelegte Ordnung alles himmlischen 'l!nd irdischen Geschehens.22 Also sind beide, Schicksal und Not­wendigkeit, ganz unzertreruilich ineinander verwoben. Das S'chicksal ist die Mutter, aus deren Schoß alles Geschehen seinen

ang nimmt, die Notw;ndigkeit aber treibt es weiter zu den irkungen, die seinem Anfang entsprechen. Und im Gefolge

"eser beiden schreitet die Ordnung, d. h. die Verflechtung und "tliche Anordnung der Ereignisse. Denn nichts ist ohne Ord­

. ung, in allem ist dieser Kosmos vollkommen, denn der Kosmos ·: bst wird von Ordnung getragen oder ist vielmehr in seiner anzheit eine Ordnung.

iese drei also: Schicksal, Notwendigkeit und Ordnung sind eh den Willen Gottes bewirkt worden, der die Welt nach sei­

Gesetze und göttlichen Plane regiert. Darum ist ihnen durch "ttliche Fügung alles eigene Wollen oder Nichtwollen völlig

d. Kein Zorn erregt sie, keine Gunst stimmt sie um, sie die­der Notwendigkeit der ewigen Weltenordnung und .diese

"gkeit ist unabwendbar, unwandelbar und unauflöslich.

,. ,. r<lus, De mensibu.r 4. 7: Das Schicksal ist ... die I<raft oder Gott selbst oder

nach ihm kommende über alles Irdische und Himmlische aufgestellte Ord­. in Verbindung mit der Notwendigkeit ... die eine ist der Schoß, der die

· e aller Dinge in sich trägt, die andere führt sie mit Notwendigkeit der Vollendung zu .... Auf diese folgt Ordnung ... denn nichts ist unge­t

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An erster Stelle steht also das Schicksal, das gleichsam den Sam ausstreut, aus dem die künftige Saat hervorwächst, dann folgt di · Notwendigkeit, die unausweichlich alle Folgen herbeizieht, un' das dritte ist die Ordnung, welche das ganze Gewebe der vo· Schicksal und der Notwendigkeit veranlassten Ereignisse zus menhält. Das ist also eine Ewigkeit, die keinen Anfang und k -Ende kennt, die sich umschwingt in immerwährender Bewe nach dem festen Gesetze eines unwandelbaren Kreislaufes, wechselweise aufsteigt und verschwindet in den einzelnen Teile· des Kosmos, so dass sie zu verschiedenen Zeiten eben da wied emporsteigt, wo sie ehedem verschwand. Das ist ja die Natur d · Kreislaufs: Alle Punkte im Kreis sind so ineinander gedrängt, das du nicht sagen kannst, wo der Kreis beginnt. Denn immer scheint ein Punkt dem andern sowohl vorauszugehen als au· nachzufolgen. Der Zufall aber oder das Ungefähr sind auch in alles irdisch Geschehen einverwoben.

Nun habe ich über die einzelnen Fragen mit Euch gesproc soweit es meine menschliche Kraft zuließ und soweit es Gottheit erlaubte und wollte. So bleibt uns nur noch das Einei tun, dass wir Gott im Gebete lobpreisen und dann für unsere Körper sorgen. Lange genug haben wir uns nun mit dem Gö · chen beschäftigt und unseren Geist mit solcher Speise gesättigt··

41 Da sie aus dem Heiligtum herausgetreten waren, beteten sie, d Blick nach Süden gerichtet. Denn dorthin muss schauen, wer l:i Sonnenuntergang beten will, wie jener, der bei Sonnenaufi betet, nach Osten schauen soll. Schon hatten sie zu beten bego · nen, da flüsterte Asklepius: Sage, Thot, sollen wir nicht unser .. Vater vorschlagen, nach heiligem Brauch ein Opfer von W ·· rauch und Wohlgeruch mit unserem Gebet zu verbinden? r:J , hörte der Dreimal-Große und sagte erregt: „Still, schweig s ·: Asklepius, das kommt ja einer Entweihung des Heiligen glei Weihrauch zu verbrennen und Wohlgerüche aufsteigen zu lasse

:h

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nn man zu dem einen Gott betet. Er bedarf dessen nicht. Er ist selbst alles und alles ist in ihm. Wir wollen ihn anbeten und ihm danken. Denn Lobpreis und Dank vpn den Sterblichen, das allein ist ein würdiges Brandopfer für den höchsten Gott.23

ir danken Dir, Allerhöchster, Erhabenster. "t ganzer Seele und mit ganzem Herzen heben wir uns auf zu ir. ur Deine Gnade hat uns wie· ein licht erleuchtet, dass wir hauend Dich erkennen. ir danken Dir, des Namen keiner nennt. och wir ehren Dich mit dem Gottesnamen, denn Du allein bist

·er Herr. ir preisen Dich mit dem Vaternamen, denn allen neigst Du ich wie ein Vater

• d in allen Dingen hast Du Deine zärtliche liebe durch die Tat eigt, besser als sonst ein Vater vermag.

· enn Du hast uns den Geist, das Wort und die heilige Schau schenkt.

; en Geist, damit wir Dich erkennen, s Wort, damit wir Dich anrufen, ie heilige Schau, damit wir, Dich erkenn~nd.und gerettet in Dei-

:em lichte uns erfreuen. · ir freuen uns, denn Du hast Dich uns geoffenbart in der Fülle

r eines Wesens. ' ir freuen uns, denn obwohl wir noch im Köiper weilen, ast Du uns zu Göttern geweiht und zu Mitbesitzern Deiner E­" gkeit. ies ist der einzige Dank der Menschen, dass sie Deine Herrlich­eit erkennen.

Lact. Div. inst. 6.25. 1) Schweige, schweige, Asklepius, es ist ja die reine Gott­losigkeit, einen solchen Gedanken zu fassen, angesichts des Einen, der allein

höchste Gut ist. Solche Gaben ziemen sich nicht für ihn, er ist ja die Fülle · es dessen, was ist und bedarf nichts. Lobpreis ist das einzige Opfer, das ihm

oWgefällt.

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Wir haben Dich erkannt, Du hellstes Licht, das nur der Gei erkennt. Wir haben Dich erkannt, Du wahres Leben unseres Mensche bens. Wir haben Dich erkannt, Du mütterlicher Schoß des Alls, fruchtbar und schwanger durch den ewigen Vater. Wir haben Dich erkannt, Du ewige Dauer, die in sich ruht doch das All im Kreise schwingt. Mit solchem Lobpreis beten wir Dich an, Du einziges Gut u1i

nur die eine Gnade erflehen wir von D'einer Güte: Erhalte bewahre uns in Deiner Erkenntnis und in Deiner Llebe und uns nimmermeht abirren von diesem Pfad des Lebens.

Da wir nun gebetet, wollen wir uns zu einem reinen, nicht v Fleisch befleckten Mahle setzen.

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Kommentar zum

Asclepius

;\Torbemerkung:

Die Übersetzung folgt dem Text von P. Thomas, Teubner, Leip­zig 1908, im dritten Band der Werke des Apuleius, p. 36-83. Wo 1ch von diesem Text abgewiChen bin, habe ich in den Anmerkun­gen darauf verwiesen, doch musste ich des Raumes wegen darauf 'Verzichten, die ganzen Stellen, die der Leser bei Scott nachsehen Jl:ann, im Wortlaut anzuführen. Um das Nachschlagen zu er­ieichtern, ist jeweils nach -Thomas und Scott zitiert (Scott in Klammern). In Scotts vierhändigem Werk steht der Asklepius in &nd I, p. 286-378, der Kommentar Bd. III, p. 1-300 . . f

den Handschriften findet sich hinter dem Titel der Satz: Ascle­;i,111s iste pro sole mthi est, :i!so dieser Asklepius ist mir so wert wie die

onne, er ist mir eine Quelle der Erleuchtung. Sämtliche Heraus­. , _ber betrachten ihn als die Anmerkung eines Abschreibers oder · · es bewundernden Lesers.

·.as der lateinischen Übersetzung zu Grunde liegende griechische erk zitiert Lactantius in seinem Buch Div. inst. unter dem Na­

. ·en: 16gos teleios = Einweihungsrede. Scott erklärt diesen Titel „abschließende, einen Lehrgang krönende Rede", welche die

' · ·Öse Erziehung des Schülers beendet, und sucht Reitzensteins ·~ffassung, dass es sich wirklich um eine Einweihungsrede han­~t, zu widerlegen. Was aber ist die „final stage of the pupil's e!igious education" anderes als die Einweihung? Scott beweist ~s auch gleich in dert nächsten Sätzen selbst aus dem Asklepius:

· er den Sinn dieser Rede erfasst, erreicht die Gnosis, er wird ~ .

· ott schauen, mit Gott vereinigt sein. Also eine Einweihung in

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die Erkenntnis. Der Lehrer tritt an die Stelle des Hierophanten wie die logike thysia = das geistige Opfer an die Stelle des Kultus tritt. Aber es ist nicht so, dass Magie und Kultus der Hermes­Richtung fremd wären, die Hermes-Schriften sind nirgends dog­matisch, ihre Geistesart umschließt auch Magie und Kultur, nur bilden sie die mehr exoterische Seite gegenüber dem rein geisti­gen Weg. Es sind zwei Stufen, vielleicht zu vergleichen mit dem Indischen, wo im Krita Yuga = im goldenen Zeitalter nur die reine Anbetung als Gottesdienst gilt, im Treta Yuga, im silbernen Zeitalter, aber auch das Opfer hinzutritt

cap. 1, p. 36, 1. 8 (Scott, p. 286, L 10) omnia unius esse auf unum esse omnia ist kein Duplikat von cap. 2, p. 37, 1. 18 (Scott, p. 288, J; . 13), wie Scott meint, der den Satz einkla.mmert, sondern diese letztere Stelle greift auf die erstere zurück und beweist ihre Rich+ tigkeit. Gott als das Ein und Alles ist geradezu ein Grundthema in . der ganzen Schrift, das vollbewusst schon hier angeschlagen wird. Für die Wichtigkeit des Gedankens bietet Scott selbst Belegstellei;i'. genug in seinem Kommentar, p. 10. Auch Ferguson behält di­Stelle bei und weist darauf hin, dass diese Arbeit überschriebeJ)l · werden könnte: De coniunctione deorum (cf. 296, 19.)=§ 7 (avvliwµoi;}.~

p. 37, 1. 2 (Scott, p. 286, l. 19) Hier lese ich mit Cumont und Menard exotericaque. ·' ·

cap. 2, p. 37, 1. 14 (Scott, p. 288, 1. 9) Ich lese: omnis huma·. immorta!is est anima, sed non uniformiter (zu ergänzen: immortales' cunctae, sed aliae alio more. Scott findet die Stelle dunkel und ~­eine Lücke an. Das scheint mir nicht notwendig, man darf n . nicht mit einem abstrakten Unsterblichkeits begriff an den T .' herankommen. Für die konkrete Vorstellung des Hermetikers. · es ein großer Unterschied, ob sich eine Menschenseele d ·'. Erlangung der Gnosis z.B. in die hohen Geistessphären erheb·~ kann oder sich in Astralwelten oder Erdenleben umhertreib · muss, und doch ist jede, weil des gleichen Wesens, auch uns

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lieh. Asklepius aber schließt nun aus der verschiedenen Weise der Unsterblichkeit voreilig auf einen Wesensunterschied der Men­schenseelen, wo es sich nur um verschiedene Funktionen des gleichen Grundwesens handelt. Darum ist der Vorwurf des Her­mes ganz berechtigt, der ihn erinnert: Habe ich nicht gesagt, dass alles eine Einheit sei ... Hart bleibt nur vel tempore in Verbindung mit der Unsterblichkeit, das sich vielleicht so erklären ließe, dass die Seelen zu verschiedenen Zeiten aus der Präexistenz in Gott in ihr Eigensein heraustreten. Aber Scotts Annahme, dass eine fal­sche Lesart xp6v'tJ für 7:p6ncp hJ:'teingekommen sei, ist ein!euch­

. tend. Ferguson spricht von „limited immortity" als einer hermeti­schen Lehre24

• Was man sich unter einer begrenzten Unsterblich­keit vorstellen soll, ist mir nicht klar.

p. 38, 1. 2 (Scott, p. 288, 1. 18) Scott: De caelo cuncta +++++ aer in terram et in aquam, et in aera ignis. S olum .... Ich lese wie Thomas und Hildebrand: et in aera. Ignis so/um ...

p. 38, 1. 7 (Scott, p. 288, 1. 23) Ich lese nach den codices: Hoc ergo totum, sicut meministi, quod est omnium vel omnia, anima et mundus a natura comprehensa agitantur, ita omnium multiformi imaginum aequalitate variata, ut injinitae qualitatum ex interwllo species esse noscentur, adunatae tamen ad hoc, ut totum unum et ex uno omnia esse videantur. - Die

onstruktion des Satzes bleibt hart wie öfter im Latein dieser · bersetzung. Scott ergänzt vel omnia constat ex anima et mundo. Aber

&s Ein und All besteht nicht nur aus Körper- und Seelenwelt. enard: „Cet ensemble. qui contient tout et qui est tout, met en

'ouvement l'ame et Je. monde, tout ce que comprend Ja nature." eichet Text ihm dabei vorlag, kann ich nicht erkennen, darin t er jedenfalls recht, dass er im Folgenden das handschriftliche

equalitate beibehält statt des glatteren qualitate der editores, das . tott übernimmt, das sich aber sowohl durch das fast unmittelbar

ach stehende qualitatum verbietet als auch durch den Gedan­der Einheit in der Vielfalt, der doppelgliedrig zum Ausdruck

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kommt: multzformi aequalitate - infinitae species adunatae. species hat hier und weiterhin die Bedeutung Individuwn im Gegensatz zu Art oder Gattung (Ellio.;; - yivm;) und mundus meint nicht K6aµo.;;, wie man zuerst denken möchte, sondern iiAry. (cf. Scott, vol. III, p. 14 f.). Das ausgestaltende Prinzip dieser stofflichen Welt ist die Na­tur. Ich lese: Natura autem. per species imaginans - mundum per quattuor e/ementa ad caelum usq11e producit, cuncta dei visibus placitura.

cap. 3. p. 38, 1. 16 (Scott, p. 290, 1. 7) Interpunktion nach Scott Divinitatis etenim ratio, divina ...

p. 38, 1. 22 (Scott, p. 290, 1. 13) Nach Scott ist diese Stelle schwer verderbt. Er stellt um und ändert. Ich behalte, wie Fergul son auch, den Text der Hand~chriften bei. Der Himmel ist der Fixstern-Himmel, er ist der /iwiKry'nj.;;, der Verwalter der Welf (über ihm thront der Schöpfer), und von den Gestirnen kommi · der ununterbrochene Zustrom des Lebens. Ich glaube, dass frequentatio absolut stehen kann. Scott ergänzt animae.

cap. 4. p. 39, 1. 13 (Scott, p. 292, 1. 7) quorum.

p. 39, 1. 14 (Scott, p. 292, 1. 8) Wie Ferguson zeigt, die Kette des Lebens von den Pflanzen bis zu den Göttern. „Probably speciern is a careless translation."

cap. 5. p. 39, 1. 24 (Scott, p. 292, 1. 19) Erst ließ ich mich vo , Scott verführen, den Abschnitt vom quaedam quae ... bis n·' possunt als eine in den Text geratene Randbemerkung einer spät • ren Hand zu betrachten. Das erscheint mir nachträglich zweife haft. Er bleibt wohl besser im Text.

p. - (Scott, p. 292, 1. 26) Mit Kroll: aficui speciei; mit Scott: speciem ausgeschaltet. Ich lese also: Quicumque ergo daemonum,'· genere suo defluentes, alicui speciei generis divini proximitate et conso · fortuito coniuncti sunt, diis similes habentur. jortuito = /!rnxov. .,

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p. 40, 1. 6 (Scott, p. 294, 1. 1.f) Nach den codices: Multiformis enim variaque generis humani speciea, et ipso a praedicto (= L) desuper veniens consortio omnium aliarum specierum, multas et prope omnium per necessitatem coniunctiones facit. Mit consortio ist wohl auf § 4 verwiesen, aber auch auf die Zusammenarbeit der Gattungen in dem von mir irrtümlich ausgeschalteten Stück; quaedam quae ...

. cap. 6, p. 41, 1. 1 (Scott, p. 294, 1. 20) Hier scheinen mir die kleinen Umstellungen Scotts 'berechtigt. Nicht eindeutig klar ist mir: e/ementis velocitate miscetur. Diels: caelo mentis (dubitanter, Elementum, p. 75) Scott. with his quick wit he penetrates the ele­ments. Menard: il emprunte la rapidite des elements. Ferguson: The reference is to the mind's swiftness in ranging the universe .

. • p. 41, 1. 14 (Scott, p. 296, 1. 8) Ich lese animae statt animi. Im Fol­genden nach den codices. Spiritus ist die quinta essentia, Prinzip und

·. Träger des Lebens, jenes Lebenshauches, der alle Elemente und somit auch die Körper durchdringt. Der Satz ist also kein Wider­

. spruch zum vorhergehenden Text. ·Die folgende Stelle dagegen bleibt eine crux, auch wie Scott sie · 'bt. Er lässt „addito ad hominis intellegentiam" aus. Dadurch ergibt sich die große Härte: sensus . . . quae quinta pars, während das quae

intellegentis richtig anschloss. Und weiter ist unerträglich: sensus · umanus sensus exornat. Eine bessere Möglichkeit scheint mir, den :überlieferten Text beizubehalten und an Stelle des überflüssigen „sed" deus zu lesen als Subjekt des Satzes. Der Text lautet dann: .-spiritus, quo plena sunt Qmnia, permixtus cunctis cuncta vivificat. S ensu

'to ad hominis. intellegentiam, quae quinta pars sola homini concessa est aethere, deus de animalibus cunctis humanos tantum sensus . . . exornat. s einzige Härte bleibt noch, dass sensus in einem Satz in zweier-

ei Bedeutung vorkommt, doch ist sie gemildert, weil das Wort . 'cht mehr Subjekt ist und wohl so entstanden, dass verschiedene egriffe im Griechischen - vielleicht voüc; und ala811aic; - unter­chiedslos durch selZSUI wiedergegeben wurden. Der Ather, von

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dem hier die Rede ist, aus dem die Denkkraft des Menschelt stammt, ist der Akasha der Inder, der Weltgeist, etwas weit höhe• res als vorher der spiritus, der Odem des Lebens, der ja auch oft . als Träger des Geistes auftritt.

p. 41, 1. 22 (Scott, p. 296, 1. 15-28) Scott sagt zu dieser Stell@ „This paragraph interrupts the argument" und entfernt den gan­zen Abschnitt von sed quoniam bis praestabo rationem. Das sch · · mir nicht erlaubt. Gewiss, es ist eine Unterbrechung, aber im s· .. ne einer bewussten Abschweifung, so wie Wir im Gespräch etW

. ' sagen: Da ich nun darauf zu sprechen kam und das angeschlage Thema andeutend umreißen, ehe Wir wieder zum eigentlich · 0

Gedankengang zurückkehren. Die·Wiederanknüpfung durch · ist sinnlos, wie Scott meint. Im letzten Satz ist von sensus· ·' spiritus die Rede, sensus ist der (}eist, also die pars simplex. d nächsten Kapitels, von spiritus wurde in dem von Scott e' · klammerten Satz gesprochen als der Zusammenfassung der Elemente, also die pars quadmplex. Da mir Scotts Annahme v drei getrennten Asklepiusschriften, die von einem Kompila zusammengeflickt wurden, sehr unwahrscheinlich vorko ·. können mich auch seine inneren Gründe nicht überzeugen, ganzen Abschnitt für einen Einschub zu halten. Im Gegenteil,' Hinweis auf die Behandlung von spiritus und sensus - nvrvµ' vov.; -, die im sogenannten Asklepius II 14 b und im Askl. III b (nach Scott) wirklich erfolgt, deutet daraufhin, dass alle · Teile als Einheit zu betrachten sind, wenn auch als von Redaktor hergestellter Einschub.

cap. 7 p. 41, 1. 26 (Scott, p. 296, 1. 19) in ipso initio remm s · nicht, daher klammere ich es mit Scott ein.

p. 42, L 3 (Scott, p. 296, 1. 21) Ich lese mit Scott: J

intel!egentiae divinae. inte!legentia ist hier nicht als natürliche Ein sondern exakt als Gnosis, schauende Erkenntnis, zu fassen.

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p. 42, 1. 15 (Scott, p. 298, 1. 3) e quo factum est cotpus ist von Scott zu Uruecht eingeklammert als „clumsy explanation" einer späte­ren Hand. Tel vA<Kov = der stofflich-irdische Teil des Menschen umfasst nicht nur das Grobstofflich-Physische, sondern auch das Feinstofflich-Athetische. Dies meint hier der Hermetiker in erster Linie, und aus ihm ist auch der Körper gebildet.

. 'Scott, p. 300, 1. 8: Nach Kroll: Jtt tantus et bonus - wr; T7]Al1covwr;

· ap. 8 p. 44, 1. 1 (Scott, p. 300, l. 19) mortalia autem dico non modo

. 44, 1. 5 (Scott, p. 300, 1. 25) qui mit den Handschriften .

. 44, 1. 6 (Scott, p. 302, 1. 1) Interpunktion und Ergänzung nach

.aJ>. 9 p. 44, 1. 17 (Scott, p. 302, 1. 11) jadt corr. B, statt fedt .

.. 45, 1. 27 (Scott, p. 302, 1. 21) ex duplids naturae confasione . .. < ' <

. 45, 1. 5 (Scott, p. 302, 1. 23) Nach dem Text von Scott.

iitt, p. 304, 1. 3: Ferguson vermutet hier den Beginn eines neu­Traktats. ,, . 10 p. 45, 1. 17 (Scott, p. 3041. 9) hominem cum ipso gubernatorem 'osuit (Scott). "

· 46, 1. 7 (Scott, p. 304, 1. 24) et aqua et terra et aere (Scott).

·6, 1. 11 (Scott, p. 306, 1. 4) ante omnia (Scott).

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p. 47, 1. 1 (Scott, p. 306, 1. 17) Scott hat hier den Satz nam ut homo ... farmatum umgestellt und in cap. 10 eingefügt, den folgenden· Textteil von manibus et pedibus bis pervidere non possit schaltet er als Einschub aus. Weder Umstellung noch Ausschaltung scheinen· mir berechtigt. Ich behalte den überlieferten Text bei. Wenn ich ihn recht verstehe, ist der Gedankengang des Verfassers so: Et betrachtet den Menschen als zusammengesetztes Wesen, als · compage. Er hat einen geistigen Teil, der ist vierfach gegliedert: .,

aruma voüc; sensus nvevµa spiritus A6yoi; ratio

Und er hat einen irdischen Teil, der auch vierfach gegliedert ist:

Feuer Erde

Wasser ~ Luft

Dieser Aspekt25 ist der allgemeine, der mehr auf die Anlage, di Grundstoffe hinschaut. Nicht umsonst heißt es auch beim geisti' gen Teil: velut ex e/ementis superioribus = wie mit einer Art höher . · Elemente. Dann wird die Aufgabe des irdischen Wesens • · angedeutet: die Pflege der Erde. Da nun der Mensch als Dopp wesen gekennzeichnet ist, ergibt sich die Frage: Wie kommt df ses Doppelwesen zur Harmonie in sich selbst? Antwort: Dur Religion und Güte. Aber das ist nicht einfach. Dazu muss er ··' Begehrlichkeit überwinden und gering schätzen, was ihm frem: ist. Und seinem eigentlichen Wesen, das hier gleichgesetzt ·· mit seinen göttlichen Wesensgliedern, ist alles Irdische frem auch sein eigener Körper. Das müsste der geistige Mensch in

b

Versenkung erkennen, dass sein irdischer Teil nur mit ihm . bunden ist, um seines Dienstes an der Erde willen, dass die ·

25 Al/gemeine Aspekt: Irdische Ausgestaltung:

1. Vierheit anima - scnsus Geistige \ 3. Vierheit animus - sensus spiritus - r~tio Substanz \ memoria - pronoia

2. Vierheit Feuer - Luft Physische 1 4. Vierheit 2Arme 2Füße Wasser - Erde Substanz 1

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Teil nicht er selbst im letzten Sinne ist, und entsprechend müsste er ihn geringschätzen, ja verachten. Das ist als hohe Forderung, als in persönlichem Nachdenken erkann~es Ziel hingestellt, wie die Worte andeuten: ut meum animum rationis ducit intentio. Und nun greift der Verfasser noch einmal auf die doppelte Viergliederung des Menschen zurück, aber anders gesehen, nicht mehr allgemein auf die Elemente hin, sondern auf die Ausformung der Elemente

· hin und auf die praktische Verwirklichung der geistigen Anlagen hin. Animadverte: Beachte wohl, wenn der Mensch nach beiden Seiten voll ausgerüstet sein soll, darf er nicht im Allgemeinen

. bleiben, wie ich es vorher umrissen habe, dann müssen aus den i:\nlagen persönliche Fähigkeiten und aus den Elementen Glieder, Hände und Füße werden. So steht wohl in beiden Viererreihen imima und sensus - Seele und Geist. Aber das erste Mal ist es ge­Wissermaßen die Weltenmitgift, das allgemein menschliche Ver­

ögen, das zweite Mal die Verwirklichung und Betätigung dieses . ermögens in Verbindung mit dem Körper. Ferguson, der inte­

ssantes Vergleichsmaterial aus Tbilo bringt und im Wesentli­en die Stelle ähnlich auffasst wie ich (cf. Scott, vol. IV, p. 402

.) überzeugt mich nachträglich, dass in der ersten Vierergruppe 'e handschriftliche Lesart anima = ijJvxfl stehen kann, dem in der ·tten Gruppe (nach meiner Ordnung, Ferguson ordnet etwas · ers an) animus = evµ6i; und sensus = aid871rni; entsprechen, die

· sich mehr auf das Irdische gerichtet sind. Der Bedeutungs­. echsel von sensus = vovi; und sensus = aia871aii; lässt sich in unse-

rn Text wohl verantworten. Das wird deutlich am zweiten Be­. · ffspaar: oben steht spiritus = das Belebende, Ätherische, unten emoria, das Gedächtnis, das seinen Sitz im Ätherischen hat. ben steht ratio = die Fähigkeit des Denkens, unten providentia = · in die Praxis umgesetzte Fähigkeit, das Vorausdenken. Aus

'aser engen Verbindung von Geist und Körper aber, wie sie im . gegliederten, einzelnen Menschen da sein muss, ergibt sich ein . ppeltes: Der Körper ist notwendig, er ist das Werkzeug für n Geist, ohne das er nicht schaffen kann. Aber nun ist die Ge-

, dass der Mensch dieses Werkzeug überschätzt, er spürt mit

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verdächtigem Forschungseifer den Unterschieden, Quantitä Qualitäten und Wirkungen der Dinge nach, d. h. er bleibt inn halb des körpergebundenen Erkennens. Das ist aber gehe denn der Körper mit seinen Mängeln wirkt auch zurück auf d mit ihm verbundenen Geist, so dass der Mensch von hier aus wahren Ursachen der Dinge nicht erkennen kann. (Unausges eben bleibt an unserer Stelle, dass er diese nur mit dem leibfre1 Denken, der Gnosis, erreichen kann, so als wenn er sich in s · höheren Wesensteil zurückzieht; doch davon ist öfter die Red B. cap. 18, cap. 19, cap. 22).

Wollte man mit G 2 non suspiciosa indagatione lesen, so ergäbe s· als Sinn: Die vier geistigen Fähigkeiten, die im Einzelmensche · enger Verbindung mit dem Stofflichen, wie in Gehirn und dächtnis, ausgegliedert sind, ermöglichen ihm Erkenmqis. mit ganzer Unbefangenheit des Forschungseifers geht er an' Erkenntnisfragen heran, ohne zu beachten, dass der Körper · nur Werkzeug des Geistes ist, sondern auch hemmend z wirkt. Zu den wahren Ursachen, zum „Ding an sich", drin auf diese Weise nicht vor. - Der Widerspruch, den Scott" sehen unserer Stelle und cap. 7 findet, wo vom Geistigen als! simplex, ovaio1öw; gesprochen wurde und vom Körperliche quadruplex, während hier auch das Geistige vierfach gegli erscheint, löst sich auf, wenn man bedenkt, dass dort vom G · gen als dem Ichkern, der freilich ein Einfaches ist, hier aber· den verschiedenen Hüllen dieses Ichkernes die Rede ist, die e'

Fortgange der Emanation aus Gott zur Verdichtung hin. nimmt.

cap. 11, p. 47, 1. 24 (Scott, p. 308, 1. 7) custodia kann der dienst oder das Gefängnis sein. Das Gefängnis ist das häu aber auch abgenutztere Bild. Der Mensch gleichsam als ß . zung auf die Erde gestellt, um dort zu wachen, dass sie nach' tes Absichten gestaltet wird, ist unmittelbarer. Doch kann vom Texte her durchaus auch.die erste Lesart vertreten.

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p. 47, l. 25 (Scott, p. 308, l. 15) naturae superioris partis.

dap. 12, p. 44, l. 6 (Scott, p. 308, l. J4) aeternitas ist wesenhafte wigkeit, nicht die schlechte Unendlichkeit, d. h. die unendliche ·eit. Diese letztere ist Erbteil des Bösen.

\ 48, l. 7 (Scott, p . .308, l. 15) Anordnung des Dialoges wie bei ott.

· 48, l. 10 (Scott, p. 308, l. 17) quae res nach B .

. 48, l. 12 (Scott, p. 308, l. 20) Ich lese mit den Handschriften · mortalitat · · sheit als Subjekt; es kann Bosheit von Menschen oder von

·· onen sein, eben das Böse als Prinzip.

1478, l. 16 (Scott, p. 310, l. 1) Anordnung und Personenvertei­. g nach Scott.

p. 13, p. 49, l. 1 (Scott, p. 310, l. 10) commutationes - ergänzt: egung der Luft; qualitates und quantitates mit Scott umgestellt.

· . seinen Kommentar, p. 66.

P' 14, p. 49, l. 16 (Scott, p. 310, l. 24) Nach Scott beginnt hier · e ganz neue Schrift, die freilich nur zwei Seiten lang ist, der

nannte Aklepius II., dem noch eine dritte, längere Einzel­.• ift folgt, der Asklepius III. Diese Annahme scheint mir eben­

berechtigt wie die Durcheinandermengung der Kapitel und rmosaikarrige Verschiebung der Texte. An unserer Stelle ist die

e die: Ist es notwendig, hier eine so scharfe Zäsur an-·ehmen? Der Verfasser schließt seinen bisherigen Gedanken­

ab: et de his sit hucusque tractatus. Und dieser Abschluss ist in­"ch berechtigt. Denn überschaut man das Bisherige, so nimmt Haupttaum der Mensch ein in seinem Doppelwesen, seiner

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Gliederung und Aufgabe, seinen Beziehungen nach unten. Diese Untersuchung gipfelt in einer Betrachtung der wah­ren Philosophie als der höchsten Form des Menschseins. Doch' innerhalb dieses Hauptthemas im ersten Teil wurden verl schiedene andere Themen angeschlagen und sogar ausdrückli auf eine spätere Behandlung verwiesen. So Scotr, p. 296, L 26'!; wo es heißt, dass später noch von spiritus und sensus die Rede s · soll. Was hindert uns, an unserer Stelle die Einlösung dieses V sprechens in seiner ersten Hälfte zu sehen? Scott behauptet zw „but Asclepis II is not de spiritu", muss aber zwei ganze Sätze; ·' denen der Begriff spiritus steht, und einmal den Begriff allein a schalten als falsche Einschübe27

• Er sagt das Kapitel müsste übe. schrieben werden: Über den Ursprung des Bösen oder über. Materie. Wenn man aber näher zusieht, so handelt es sich"· ganzen Abschnitt um die Z~ugungs-- und Schöpferkraft In, ·· · chem Sinne ist sie in Gott, in welchem in der stofflichen W el Und nur die Eigenschaft des Zeugerischen führt zur Geburt• Bösen hinüber. Spiritus - nvevµa ist aber seiner ursprünglic Bedeutung nach der belebende Hauch. Scott definiert es' „warme Luft, also Materie mit gewissen Eigenschaften". G das ist es auch, aber nur auf der physischen Ebene, also in s ' untersten Erscheinungsform. Seinem Wesen nach aber ist spi · alles Belebende überhaupt, das Prinzip des Lebens und so auch Geist und darum tritt es ständig in der Doppelbede von Geist und Leben auf. Wo offenbart sich aber das Leben sprünglicher als im Quellpunkt des Lebens, im Zeugerisc Und wovon ist in diesem Kapitel häufiger die Rede als conceptus, partus, vis procreandi, natura generandi, also lauter Wirkun des spiritus als Lebensprinzip der Lebenskräfte? So besteht' ·

26 Nach Ferguson vom Redaktor. Nach Bousset ist Scott p. 296. 11-.Z (cap. 6. 1); 314. 7-25; 316. 25-320. 25 (cap. 17c-18b) (cap. 16) „the work<)' final reduction". Ferh'l.lson nimmt die Bruchstellen etwas anders an. · 27 cf. Scott, Band II, p. 99 [§ 8 b, 2. Abs.]. Auch hier muss Scott nvEil

schließen, weil er es zu eng fasst. Die Stelle in Dialog II, p. 24, l. 3 Bev.reis für unsere Stelle im Asklepius gelten.

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vom Ganzen her gesehen kein Grund, hier den Text ausei­nanderzureissen, offenbar hat auch keiner der früheren Heraus­geber daran gedacht, und so viel ich sehe,,findet sich auch in kei­ner Handschrift ein Anlass.

Um aber darzutun, dass der Text auch im Einzelnen in der über­"eferten Form sinngemäs~ ist, möchte ich ihn genauer kommen­

tieren. De spiritu et de bis simifibus ist das Thema. Also nicht das abstrakte Lebensprinzip, sondern alles, was ihm ähnlich ist, also

· Wesen an sich trägt. Das ist im weitesten Rahmen: Gott und e stoffliche Welt. Diese ist hier, wie früher schon der Mensch, · ht nur die letzte Ausprägung im Physischen, sondern in erster · · e die Urmutter, die prima materies, von der Proclos als vA6T1)<; richt (vergleiche Kroll, p. 121 Anmerkung). Nun wird gesagt, ss die Lebenskraft in Gott war und in der Welt, aber in der elt anders, d. h. nicht primär wie in .Gott, im Schöpfer. Im Fol­

den lese ich mit etlichen Handschriften, denen auch Menard statt nec deo haec, de quibus mundus - nec deus haec de quibus

dus, also die Elemente, aus denen die Welt besteht, waren t Gott .. Und darum existierten sie nicht, als sie noch nicht

oren waren (ich lese mit den alten Herausgebern quando nata) ährend Gott immer existiert - und doch waren sie schon da­

in ihm, aus dem sie gezeugt werden ~Öllten. Es ist also von Präexistenz der Schöpfung in Gott die Rede. Dann aber wird Begriff non nata erweitert: nicht geboren, ungeworden ist nicht das, was noch nicht geboren ist, sondern auch alles, was keine öpferkraft hat und nicht weiterzeugen kann. Ein volles Dasein

nur einem das Leben weitergebenden Wesen zugesprochen den, etwa wie Goethe sagt: „Was fruchtbar ist, allein ist ", d. h. hat volle Wirklichkeit. Darum zeugt alles, was wirk­

. ist, auch wenn es selbst ungezeugt oder besser aus sich selbst

. ugt avwytw11w<; ist. Ja, aus dem sich selbst Zeugenden kann e Schwierigkeit ein Wesen entstehen, das allem andern zum ein hilft, mit anderen Worten: Aus Gott wird die Welt ge­

. Ihre Natur, ihre Lebenskraft ist nicht von Anfang an voll

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verkörpert oder geboren, darin unterscheidet sich die Welt von · der göttlichen Natur, aber sie hat als Mitgift beide Kräfte in sich; die männliche und die weibliche, die Kraft des Zeugens und des · Gebärens. Also der zweite Gott (secundus est mundus, Thomas, p: · 45, 1. 15) ist als Abbild des ersten Gottes (p. 46, 1. 2) ein mann- · weibliches Wesen. So fügen sich die Gedanken in der überlieferl · ten Form lückenlos ineinander. cf

Scott, p. 314, 1. 7 .f. Lasse ich nach der Erstellung Fergusons.

cap. 16, p. 51, 1. 10 (Sc;ott, p. 314, L 25) Der zusammenfassend\l Satz spiritu autem ... subiectus est ist von Scott ebenso unnötig ein geklammert wie die einleitenden Sätze. Die kurze Abschwe·ifUJ~ über das Böse, angeregt durch das Zeugerische der Materie, · nur ein Beispiel für die unsystematische Att, Gedanken un · zwungen, im Gesprächston auseinander hervorsprießen zu lasse

Itaque hactenus a nohis intellegatur mente sola intellegjbilis, summus q' dicitus deus, lese ich mit Hildebrand und Kroll, der quod er „ ':

nach deus, denn ich kann hier keine Unterbrechung finden. D_ Verfasser sagt: Das Lebensprinzip ist ein Werkzeug für den W .·­len des höchsten Gottes, soweit sollten wir diesen höchsten Gtj. verstehen, dass wir einsehen, dass er über allem steht, alles fasst. Ihm gegenüber wird dann im nächsten Satz die Teilaufga des spiritus umrissen, ein Beweis, dass der Gedankengang no, keineswegs zu Ende ist, also die Trennung zwischen Asklepius ', und III so wenig berechtigt ist, wie die zwischen I und IL Sc · selbst findet den Anfang seines Asklepius III abrupt und me" es könnten einleitende Sätze vorausgegangen sein.

p. 51, L 16 (Scott, p. 316, 1. 1) Umstellung unnötig, substantia materies fasse ich als ergänzendes Gegensatzpaar. substantia = Wesenhafte aller Dinge; materia Iota = die Stofffülle, für alles, w zeugt und schafft.

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cap. 17, p. 52, l. 1 (Scott, p. 316, l. 12) Ich behalte den von Scott nach cap. 34 versetzten Abschnitt hier bei. iM11 oder mundus ist wie oft die prima mater, die Urmutter, nicht die grobphysische Materie, durch die sie erst mittelbar - quasi - visibi!is wird. Sie selbst, das Prinzip der Stofflichkeit ist so wenig sichtbar wie das Göttliche an sich . .fimnas specierum fasse ich wie Scott als die sicht­baren Gestalten der Einzelwesen, die Abbilder der unsichtbaren Urbilder sind, auf.

p. 52, 1. 15 (Scott, p. 316, l. 25) Ich lese: baec ergo sunt principa!ia et untiquiora et quasi capita ve! initia omnium, quia sunt in bis aut per Eaec auf de bis omnia. Ferguson28

: rnth' oiiv lcJn Ta apxLta:nepa Kai Ta npwßvupa Kai 1Jnep Ta KE</>al..aia nanwv, a tv wvwu; i) Oia ·wvTa i) lK wi>Twv

'hni naVT a. enn ich die Stelle recht verstehe, ist.sie eine Zusammenfassung

\illes bisher Behandelten und bezieht sich auf die U rdreiheit: deus · spiritus - mundus oder das Göttliche, das Lebendige, das Stoffli­he. Von diesen dreien wurde gesprochen von cap. 14,L16 ab:

n Gott dem Ungeschaffenen, der alles lenkt, vom belebenden 'auch, der alles erfüllt, als seinem Werkzeug, von der Urstoff­

"""'""". t als dem receptacu!um omnium (jn bis =,im.Göttlichen, per baec spiritus, durch das Werkzeug, de bis= iH11 aus der Stofflichkeit). ass diese Dreiheit gemeint ist, ergibt sich aus cap. 18, !. 21, wo

. !e wiederholt wird, nur dass für Gott sensus steht, der Geist, das „ ttliche im Menschen, also gewissermaßen der mikrokosmische ·spekt. Aus diesen Zusammenhängen folgt mit Notwendigkeit,

s der Abschnitt über die Urstofflichkeit im Bilde der sphäri­en Hohlkugel hier bleiben muss, denn diese iM11 ist ja das drit­

' Glied der behandelten, im rein Geistigen bleibenden Trinität. p. 34, wo Scott ihn einfügt, wird hierher auf den mundus

· perior verwiesen, aus dem die Sinnenwelt wie ein Gewand ge-

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woben ist: quasi vestimentum contexta. Eben dieser Vergleich bo .. weist, dass cap. 34 von etwas anderem die Rede ist als hier.

cap. 18, p. 52, 1. 17 (Scott, p. 316, 1. 28) Ich lese die Stelle Thomas und konstruiere mundana quae insunt tota substan · uniuscuiusque (insunt regelmäßig konstruiert mit Ablativ, möglich i · · auch Hildebrands Lesart: quae insunt in Iota substantia). Hermes gesagt: Aus der geistigen Dreiheit kommt alles andere. Asklephl fragt: Was ist dies andere, das sich aus ihr entwickelt? Dara Hermes: Es ist das Irdische, wenn ich so sagen kann, und nun · mit mundana gemeint, was in der sichtbaren, materiellen Welt'. · · Erscheinung kommt. Mundus ist eben beides, die unsichtbare ma mater und die physisch materielle Welt Mundana ist also Irdische aller Einzelwesen, das der ganzen Substanz oder Gesamtanlage eines jeden Einzelnen s~iner Eigenart ent~ chend eingelagert ist. Hier liegt die Vorstellung zugrunde: ·· Irdisch-Materielle ruht wie der kleinere, feste Kern im umfass deren Meere des Lebendigen und Seelisch-Geistigen. Beim M '· sehen z. B. ist der physische Leib eingebettet in die Lebenskrä · und zwar die zu ihm gehörigen, ebenso diese in das Seelis dieses wiederum in das Umfassendste, das Geistige. Erst alle .. se Sphären zusammen bilden die substantia, den kosmischen,. ganzen Menschen. Und ebenso ruht die physische Welt als ' dichteter Kern inmitten des lebendigen, des seelischen und geistigen Kosmos. Und die mikro- und makrokosmischen Sp ren entsprechen sich. So geht der Text folgerichtig weiter: mu itaque nutrit corpora, die Körper ziehen ihre Nahrung aus der p sehen Welt, die Seele aus der Lebenswelt, der menschliche aus der Gottheit. sicuti est beziehe ich auf tota substantia: Das perliche eines Wesens entspricht seiner geistigen Substanz .. E bei einem Tier z. B. anders als bei einem Menschen. - 1. 22 ich, wie schon Hildebrand vermutet hat, statt autem mentem„, leichte Änderung ergibt den klaren Sinn. Ferguson29

: Al:KA. Taii'f' ovv & Myrn;, noia 61) Ea'fiV, ÜJ TpwµETUJTE; TPIIM Koaµe

29 Scott, Bd. IV, p. 40-.

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Y' öt Aeyw na"rwv n Twv tvovowv (sc. T<j) K6aµlj)) l6Ewv Kai tvo.;

EKli'aTov Wanep Exet, Trfv avv6Aryv oVaiav, WaTe Kal Ti]v µtv Vilryv Tll ariJµarn TpE<pnv. . . "

cap. 19, (Scott, p. 322, 1. 21) Codices: Sunt er;go omnium specierum . principes dii. Hos consecuntur dii quorum est princeps ovaia. Scott: quo­

rum est <appellatio> oiiauhpxpt>. Ferguson:. princeps ovaia<<;> = ovou>pxry.; ? Scott, p. 324, !. 13: sui principem = ovaia.; principem ? Menard: clont l'essence est Je principe. Wahrscheinlich nur eine ·Umschreibung für Sphärenherrscher.

p. 54, l. 14 (Scott, p. 324, 1. 14) Hier lese ich den Text nach det Herstellung von Scott.

P• 54, l. 9 (Scott, p. 324, l. 8) Ich lese die Stelle wie Scott sie her­gestellt hat, nur hehalte ich diversis bei, statt singulis. Vgl. seine Er­

„ gen zu Horoscopi als Synonym für die Dekane (wp6aKono.;

rlmtjp = Aszendent). Wenn der Einfluss der Dekane für wichtig halten wurde, so konnte das aufsteigende Dekanat an Stelle des szendenten genannt werden. Jeder Dekanus ist 40 Minuten lang i:unden- oder Geburtswächter.

\

· . 54, 1. 18 (Scott, p. 324, l. 18) Ich kann mich nicht entschließen, e Lücke an dieser verderbten Textstelle dadurch auszufüllen, ss ich aus einem viel späteren Kapitel (27) ein Stück heraus­. e und es hier einsetze, zumal an der späteren Stelle die he-, sgenommeneff Stücke auch in einem berechtigten, sinnvollen

en stehen. Doch gebe ich gern zu, dass gerade hier durch ' tts Virtuosität im Umstellen ein auf den ersten Blick verlo­ender Zusammenhang entsteht Andererseits komme auch ich

· · iz möglichster Wahrung des Textes nicht um eine einschnei­; de Anderung herum: Ich lese p. 54, 1. 6 (Scott, p: 324, !. 3) caefi iJul:pxry.; est Sol; per cealum enim Sol omnibus praebet vitam. Deti fol­

den Satz solis ovau>pxl/<; lumen est, lumen ... infanditur betrachte wie Scott als Einschub, weil hier der Begriff ovau>pxry.; ganz

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anders gebraucht ist als im übrigen Text. Aber auch als solcher · könnte er darauf hindeuten, dass vorher von der Sonne die Rede war. Wenn Scott den Einwand macht, von der Sonne könne hiei; nicht die Rede sein, weil sie weiter unten in der Planetensphäre· mitinbegriffen sei, so ist dagegen zu sagen, dass das Gleiche fiill1 Jupiter zutrifft, der nach seiner Lesart dreimal vorkommt. Es ist• viel verständlicher, dass die Sonne in ihrem dreifachen Aspelrtt genannt wird: zuerst in ihrem höchsten geistigen als Quellp und lebenspendendes Zentrum der Welt (vgl. cap. 29, wo gesa wird, dass die Sonne allen Gestirnen ihr Licht gibt, oder Corpu XVI und Scott, Kommentar, p. 279) dann auf der ersten Stufi ihrer Entfaltung in die 12 Kräfte des Tierkreises - die 36 De in unserem Falle sind nur eine feinere Differenzierung des Zwill · fersystems - und schließlich als dritte Stufe: ihre Entfaltung in di sieben Kräfte der Planetenwelt, der Eintritt in die Welt \! Schicksals. Dann ist von der Luft die Rede als dem Organ Werkzeug omnium - per quam omnia ftunt. Wer ist mit omnium meint? Am naheliegendsten scheint mir: alle eben genannte Sphären

1) Überhimmel 2) Tierkreis oder Fixsternwelt 3) Planetenwelt.

Denn sie alle wirken durch die Luft in das Irdische herein. N folgt im Text eine Lücke mit einem Bruchstück „Der zweite gent dieser" ... Ob nun der Text die Llste der Sphärenherrsch fortsetzte ins Physische herein und wie, lässt sich nicht entsch · den. So nehme ich mit Thomas und Menard nach huius secun·· eine Lücke an und schließe daran das in der Überlieferung f{, gende schwer verderbte Stück nach der Herstellung von Sc Nur möchte ich den letzten Satz nicht völlig als Glosse bettllj ten wie er, sondern lese es theorativ: sub!imis ratio; almost b human comprehension. Für das Inhaltliche der Stelle verweise ich im Übrigen völlig . Scotts Kommentar. Das Wort ovauipx11c; kann sowohl iipxovTE<; OVOLWV oder auch als apxai OVOLWV gedeutet werden.

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ist wahrscheinlich die Übersetzung eines ägyptischen Wortes, wie die ganze Stelle - sogar nach Scott - auf Ägypten weist. ovoia -VJ..11 ist aber wieder nicht unsere grob-physische Stofflichkeit, son­dern iilt.11 irn weitesten Sinn wie die indische Prakriti, vgl. Bha­gavad Gita, Gesang 13 und 14. So dürfte es dem Zusammenhang entsprechen, wenn ich oiJouipx11c; mit Sphärenherrscher wieder­gebe. Die Ausführungen Fergusons zu der Stelle und sein Ver­

. gleichsrnaterial zeigen mir, dass meine Änderung von Jupiter in ·· Sol gar nicht notwendig ist, da Jupiter selbst für die Sonne stehen kann. Auch das Licht als ovotixpxryc; gehört, wie ich jetzt sehe, in den Text. Die Folge der Ousiarchen ist also:

caelum Jupiter = Geburt lumen = Jupiter = Herr der Lichter

nan6µop<f>oc; 7 Planeten

Tierkreis für die 36 Dekane Herren .des Schicksals

undel setzt hier navT6µop<j>oc; als so!. Im Wesen ist es dasselbe, 'er Tierkreis ist die Ausfaltung der Zenttums Sonne in die

• wölfheit. Doch glaube ich, dass es gar nicht hier auf die Aus­a!tung ankommt: diversis specibus diversas formas facit.

, 56, 1. 6 (Scott, p. 332, 1. 11) Nach Krollsol;,s ut omnia. Die Än­.erung Scotts solus omni scheidet wieder den zentralen Gedanken

'es Ev Kai miv aus, der hier auch überleitet zum folgenden Ge­. kengang. Auch sehe ich nicht ein, warum statt des überliefer­, n voluntatis bonitatis gesetzt werden soll. Das verbietet geradezu : Satz: voluntas eius est bonitas omnis, der eine Erklärung und ' chtfertigung des Begriffes voluntas ist.

' 56, 1. 12 (Scott, p. 332, 1. 16) natura

p. 21, p. 56, 1. 19 (Scott, p. 332, 1. 23) Nach Scott. Nach Fer-R 30 E . . son- ose : :go enim et in naturam esse sensum et naturam - et mun-

' . cott, vol. N, p. 416 Anmerkung!.

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dum dico in se continere naturam et nata omnia conservare. Prof. Rose: tyw yap Kai EV 7Q rpilaEL ELVIXt KIXl 70 alaeavweai KIXl 70 rpvweai) .

KIXl 70V KOaµov Myw xwpciv 71JV rpiJatV KIXl ra </JVO/iEVIX navra . aw~nv.

p. 57, 1. 11 (Scott, p. 334, 1. 8) eo pervenimus statt prurimus

cap. 22, p. 58, 1. 1 (Scott, p. 334, l. 22) Scotts Umstellung com temptus mundi totius gibt an dieser Stelle einen falschen Sinn. Hiet · ist nicht von Weltverachtung, sondern von der Verachtung det Laster in der Welt die Rede. Das hat keine asketische Färbung. Es· heißt nicht, die Welt als solche ist schlecht.

p. 58, 1. 12 (Scott, p. 336, 1. 6) Scott: cibos intrare

p. 58, 1. 16 (Scott, p. 336, l. 9 folg.) Ich behalte die überliefe Lesart bei, nur scheint mir zu erwägen, ob der Satz: ne ab bis ess alieni nach Scott verändert werden sollte: ne a diis essen! alieni auf die Menschen bezogen. Von ihnen war vorher gesagt, dass·, sich durch Verstand und Wissen von den anderen Lebewes' unterscheiden, ihr Unsterblichkeitsstreben soll sie andererset den Göttern nähern. Das ist dieselbe Idee der zentralen Stell des Menschen wie in früheren Kapiteln. Es müsste also ledigli2. der Satz ne a diis alieni essent hinter ipsos, 1. 25 eingeschoben we den. Will man aber die Überlieferung ganz beibehalten, was §

es dann besagen, die Götter sollen durch das Gesetz der N · wendigkeit der disciplina und dem intellectus, deren sie nicht bed fen, nicht entfremdet werden? Denn darauf muss doch „his"l'l zogen werden? ·"

Cap. 23, p. 60, 1. 7 (Scott, p. 338, 1. 18) Scott: infra = unterh

cap. 25, p. 62, 1. 20 (Scott, p. 342, 1. 18) Scott: nach invidia ho ergänzt.

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p. 63, 1. 10 (Scott, p. 344, 1. 8) Mit Scott nach cursibus ergänzt: subsistet. cf. seinen Kommentar zu der Stelle.

cap. 26, p. 63, 1. 15 (Scott, p. 344, 1. 12) Scott liest: inordinatio, irrationabilitas, bonorum oi;Jnium defectio - Kommentar, p. 181 unten -Ferguson: d:atßeta - arn.;ia - d:i\.i\.oyia nd:VTWV ayaB&v . .

p. 63, 1. 16 (Scott, p. 344, 1. 13) Ich gebe diese, auch bei Lactan­tius erhaltene Stelle nach Ferguson wü npcinov xai tvoc; Beoü

Öl//1Wvpy6c;. L 15 liest mores jactaque violenta. Vielleicht wäre auch möglich anders zu interpunktieren, nämlich: intuens in mores Jacta­'(jllB, voluntate Slla . .. l. 21 nehme ich die Konjektur von E. Rohde

• herein: morbis pestilentibus bellisque, die auch dem griechischen Text ·entspricht. Diesen siehe bei Scott, Anm. Er deckt sich im We­f;ntlichen mit der Übersetzung .

. 346, 1. 6, nach Ferguson, vol. IV, p. xiii, n. 2: peracto temporis

·. 64, l. 9 (Scott, p. 346, l. 9) „dei enim natura consilium est /11ntatis''. consilium sowohl wie ßovi\.r) sind Begriffe, welche ein illensmäßiges ausdrücken, aber nicht. einen blinden Impuls,

ndern ein von Bewusstsein durchsetztes Wollen. Daher die ver­. edenen Bedeutungen, in denen bald mehr das Willenshafte:

\!schluss, Entschluss, bald mehr das Bewusstseinsmäßige über­·"egt: Rat, Überlegung, Einsicht. Auf Gott bezogen ist also con­·um vo/11ntatis die wesenhafte Einheit von Weisheit und Wille, ein 'n Weisheit durchleuchteter Wille. Menard sagt: volonte flechie. Ferguson, vol. IV, p. xiii, n. 3: dei enim natura consilium est, ·"tas summa. (ßovi\.1/aic;, TD d:xp6rnwv ayaßov öv). Ascl.: Consilium, rismegiste? ·

'64, 1. 13 (Scott, p. 346, l. 12) Scott hat gewiss recht, wenn er impense im Urtext ein Wort wie µt'nl/v annimmt (oder

panwc;).

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cap. 27, p. 65, L 1 (Scott, p. 346, L 22) partium nicht partuum

p. 65, L 9 (Scott, p. 324, 1. 22) Nach Scotts Konjektur: et fructzfe­rarum arborum omnium, cuius viribus . . . vegetantur. Im Folgenden nach F erguson, vol. IV, p. xiv: Aliorum vero vires et effectus per omnia quae sun4 distribuuntur. <Restit> uentur vero ... .Mit alii sind die den eben genannten großen Gottheiten untergeordneten Lokalgötter gemeint mit ihren Spezialaufgaben. Sie alle fliehen beim Unter­gang. Aber sie werden wieder eingesetzt werden ... T<Dv ö' iUiAwv ai TE övvliµEL<; xal ai frtpyuai Kll'fa nlivTa µEµEpiaµtvai Eiaiv. Mit restztuentur beginnt die Prophezeiung. Die neue Stadt ist weder Alexandria noch Cyrene, sondern wie Ferguson sagt „the city of man's desire", das himmlische Jerusalem der Johannes­Apokalypse. Sie liegt im Westen, wo auch das Totenreich liegt, in der Himmelsgegend, die der Erkenntnis (yv<Daic;) zugeordnet wird.

p. 65, 1. 18 (Scott, p. 364, L 25) Nach Scott: de immortali vero et de· morta!i. Zu dieser Stelle ist ein griechisches Fragment erhalten bei · Stob. 4.52 47,vol. V. p. 1087 Hense. Hier ist nur von timor nicht von spes mortis die Rede. Es lautet: „J etzt müssen wir über das -Sterbliche und das Unsterbliche sprechen. Die Menge schreckt der Tod als das größte Übe~ weil sie den wahren Sachverhalt nicht kennt. Denn der Tod entsteht durch die Auflösung des erschöpften Körpers, wenn die Zahl seines Zusammenhalts er, füllt ist. Denn eine Zahl bestimmt die Zeit seines Zusammenh~ tes. Der Körper stirbt also, wenn er den Menschen nicht mehr· tragen kann. r •

Und das ist der Tod: die Auflösung des Körpers und das Hin• schwinden der körperlichen Wahrnehmung. Nach Ferguson ist das überlieferte: de inmortali aut de mortali der Titel eines neuen Abschnittes, der über zwei Arten von Tod handelt: mors inmorta. (Möwe;) und mors Jata!is (Elµapµtvoc;) (Stob. gibt als Titel in de~

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bei P. Thomas angeführten Fragment nur: nepi wv Bavawv). cf. Ferguson, vol. IV, p. XVI f. Introduction.

cap. 28, p. 66, 1. 16 (Scott, p. 366, 1. 18) Scotts geringe Verän­derung immortali sensu gi5t den viel prägnanteren Sinn als die Ü­berlieferung. Der Seele wird die Ewigkeit zum Verhängnis, nicht weil der Richterspruch ewig ist, sondern weil sie selbst und ihre Leidensfähigkeit ewig ist und dadurch die Strafe ewig dauert. Doch verstehe ich hier unter ewig alci!vwc; = aetemus. aevum ent­spricht dem griechischen alwv. Das ist also die relative Ewigkeit eines Zeitenkreises, einer Weltepoche, nicht die absolute, nie en­dende Ewigkeit.

cap. 28, p. 67, 1. 2 (Scott, p. 368, 1. 12) So wie der Text hier steht, ist er widerspruchsvoll. Wie er im Einzelnen ursprünglich geheißen hat, lässt sich nicht entscheiden.Jedenfalls hat Scott den 'Sinn richtig gestellt, ich übersetze also nach seiner Ergänzung. Nur halte ich die Umstellung p. 366, !. 25 und p. 368, 1. 5 nicht für notwendig.

cap. 29, p. 67, 1. 7 und 8 (Scott, p. 368, 1. 7 und 8) Nach Scott: quare und quia statt des überlieferten qui. l\Vt der Frage !. 7 greift Asklepius zurück auf jene, deren Vergehen. im Leben verborgen blieben.

p. 67, 1. 10 (Scott, p. 36S, 1. 10) Ich sehe nicht ein, warum hier ·'Scott eine Lücke annimmt und dann die kurze Stelle über die Dämonen einschiebt, während der Blick auf den frommen Men­'schen und die Religion, die vor den eben ausgesprochenen Übeln 'schützen kann, sich ganz natürlich anschließt. Zum Überfluss Wird die Gegenüberstellung nochmal betont: hoc ergo inter bonos ·'malosque distal.

u unserer Stelle sind zwei griechische Fragmente da. 1) Lact. Div. inst. 2.15.6: ,,Der einzige Schutz (sagt Hermes) ist die · ahre Frömmigkeit. Denn über den frommen Menschen wird

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weder ein böser Dämon noch das Schicksal Herr, weil Gott deri ' Frommen aus allem Übel rettet. Das eine und einzige Gut für die Menschen ist wahre Frömmigkeit." 2) Cyrill c. ]ulian., IV, 130E, Migne, vol. 76,- col. 701A: „Einen Schutz gibt es und der ist notwendig: das ist die wahre Frömmig, keit. Denn einen frommen, heiligen, ernsten Menschen wird we• der ein böser Dämon noch auch das Schicksal je unterwerfen; · oder beherrschen. Gott rettet einen solchen wahrhaft Frommen aus allem Übel." 1 ·

p. 67, l. 20 (Scott, p. 370, 1. 12) Scott: dütat nicht distabit. - ut en · · qutsque.

p. 67, l. 26 (Scott, p. 370, 1. 16) Wie mir scheint, klammert Sca den Satz zu Unrecht ein; denn wie er selbst im Kommentar, 279 nachweist, ist der Gedanke, dass die' Sonne den übrigen stirnen, auch den Fixsternen ihr Llcht gibt, der Antike und au den hermetischen Schriften nicht fremd. Scott, p. 348, 1. 8: Se • dum etenim deum hunc credo. Ferguson zu Aion cf. vol. IV, p. 4 · "This may be a seperate tract on Aion, or it may continue tract de immoriali."

cap. 29 (Scott, p. 348, 1. 8) Fergusons Ansicht scheint mir tig. Er glaubt 348. 1.8 ist vom Aion die Rede, entweder ein ges derter Traktat oder auch im Anschluss an de immortali, also• Abhandlung über den zweifachen Tod, den des Körpers und' der Seele, die in der Überlieferung unmittelbar vorangeht. Le res halte ich für wahrscheinlich. Die Frage ist nur: Wo be · genau genommen, das Thema Aion? leb nahm an zu Beginn· Cap. 30: In ipsa cnim aeternitatis vivacitate mundus agitatur und b hunc crede (secundum deum) auf das vorangehende so4 das i ' stellvertretend für mundus fasste. - Wie ist zu lesen, wenn•. schon auf den Aion bezogen sein soll? Scott hilft sich so, die Stelle an den Anfang des Kapitels 27 anschließt, wo vom dus als tributor omnium quae mortalibus videntur bona die Red

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· Aber Cap. 27 zu zerreißen und Cap. 28 zu verpflanzen, scheint mir unzulässig. Und zudem bleibt bestehen: Es ist vom mundus

··und nicht vom Aion die Rede. Steht mundus hier für Aion? Fergu­son, vol. N, p. 420 f., fühlt aus, dass Aion die Quelle des Lebens ist (the second god ist</>&<; Eie </>un6i;). Der Aion hüllt die Welt ein, aber die Welt ist voll von ihm. Aion ist also eine Gottheit, in wel­

; ehe das große Lebewesen Welt eingeschlossen ist. Dartn tritt hier llll Stelle der üblichen Dreiheit

"

deus mundus homo die andere

deus Aion mundus,

·e uns aus den Dialogen· V., X. und XII. schon bekannt ist als die · · eren Glieder· der dort behandelten mikro- und makrokos­. ·;sehen fünf Weltbilder. Ferguson definiert den Aion als die

elf-moving world-soul". Soweit wäre es klar. Nur wie verein­. sich das mit dem Text. 348, l. 8. hunc auf solem bezogen (das

· ße sich ändern) und so/ ergo sicuti mundus ? Doch Einschübe?? rguson scheint es mit Scott zu glauben. Aber im Gegensatz zu

· behält er „omniaque mundana inlustrantem"bei .

. 67, 1. 26 Scott versetzt diesen Satz secundum etenim . . . nach p. 27 und bezieht hunc auf die Welt. Dabei muss er „omniaque

dana inlustrantem" als Einschub eines Sonnenverehrers aus­ten. Es scheint mir richtiger wie Thomas und Menard der . · eferung zu fulgeÜ.Gewiss wurde in früheren Stellen mundus

. zweite Gott genannt. Aber es liegt sehr nahe, dass hier und )folgenden die Sonne als belebendes Prinzip der Welt, einfach

ihrer genannt wird. Das würde übereinstimmen mit der Auf­g der Sonne als oixnapxry<; cae/i in cap. 19, wie sie durch die

·· derung von J upitfa in Sol (oder Apollo) entsteht.

ll. 1. 7 (Scott, p. 348, 1. 16) Auch hier klammert Scott den , ep Satz: so/ ergo ..• dispensator est als Einschub ein. Und es hat

)<einen Sinn, dieSonne neben der Welt als Gott anzunehmen. t man dagegen an, so/ und mundus stehen füreinander, d.h.

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die Sonne stellvertretend für die Welt - es müsste also 1. 8 etwa · heißen so! ergo vel mundus -, dann ist der Gedankengang klar. Der · Schöpfer, der erste Gott, hat einmal dem Kosmos das Leben fÜ1!

immer geschenkt, er ist unmittelbar der Herr des Lebens selber (ipsiusque titae dispensatui), des Lebens, das er der Welt geschenkt hat. Aber auch der Kosmos ist Spender und Herr eben dieses geschenkten Lebens. Der Text ist an diesem ganzen Abschnit1l umstritten, wie man bei Hildebrandt deutlich sehen kann. Der Sinn bleibt der gleiche, ob man mit Scott den Satz einklammert oder liest so! ergo vel mundus. Bei Scott wird die Verbindung enger. Aber es scheint mir nicht erlaubt, aus einem Texte, der auf ägyp'· tische Tradition zurückgeht (selbst nach Scott), alle Stellen auszu­schneiden, die sich auf die Sonne beziehen, wenn sie sich irgend" wie in den Zusammenhang fügen. Und das ist ohne weiteres der Fall. Ferguson (vol. IV, p. 426) sagt, dass an unserer Stelle.~ Sonne mit dem Aion identifiziert sei. Die Überleitung ist offenb die: so! - mundus - aeternitatis = Aion. Die Sonne als Zentrum sichtbarer Ausdmck des Lebewesens Kosmos, denn dieses bewesen Kosmos erfüllt und umhüllt den Aion.

cap. 31, p. 69, 1. 20 (Scott, p. 350, 1. 16) Hier muss es wohl inse' sibilem heißen, wie Scott vorschlägt, denn die Welt, welche in d Ewigkeit ist, ist die geistige, urbildliche. Dagegen sehe ich ni ein, warum 1. 17 dti nicht recht stehen soll. Freilich bezieht s huius auf den eben genannten Kosmos, aber warum sollte di nicht Gott genannt werden, da es doch p. 45, 1. 15 hieß aeternz' dominus deus primus es~ secundus est mundus. Ferguson behält!. 16 sensibilem der codices. Dann muss man annehmen, dass der fasser bald die geistige = ewige Welt = Aion, bald ihr Ab meint.

p. 69, 1. 25 (Scott, p. 350, 1. 22) Es scheint mir nicht richtig, exakten Ausdruck: Die Ewigkeit ist in der Zeit abzuschwäch einer bloßen Beziehung der Abhängigkeit der Ewigkeit von Zeit. Es ist hier auf Zeit und Ewigkeit bezogen, was in der :

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chen Weise von Gott und der Welt gilt: Gott ist der Welt imma­nent [die Ewigkeit ist in der Zeit (Eckhart)] und ist gleichzeitig transzendent (die Ewigkeit für sich sola ist,immobilis). In den Wor­ten: eaque mobi/itas temporis ratione vertitur kann Scott keinen Sinn finden, darum „hat er einen passenden Platz für sie gefunden am Ende von Kap. 40!". Mir scheinen sie an ihre ursprüngliche Stelle zu gehören und zu bedeuten: Der periodische Umlauf der Zeit entspricht dem Wesen der Zeit, in diesem Umlauf wirkt die E-

. wigkeit und erscheint darum als Qualität der Zeit, als Bewegung .

. · p. 70, L 16 (Scott, p. 352, 1. 18) Ich ergänze mit Scott aetemitatis · autem .. Mit großer Klarheit ist hier die sekundäre Ewigkeit der Zeit der primären oder absoluten Ewigkeit gegenübergestellt. Der Zeitbegriff ist nicht der abendländische, lineare, sondern der zyk­lische. Die Kreisläufe, wie sie sich im Jahreslauf und in den Ge­stirns bahnen offenbaren, sind wesenhafte Zeit und haben ihren Ursprung im Schoße Gottes oder der Ewigkeit. Hier aber ist Be­. egung und Ruhe eins. „Und alles Drängen, alles Ringen ist ew'­

Ruh in Gott dem Herrn."

' ap. 32, p. 70 1. 22 (Scott, p. 352, 1. 23) Scott schaltet aus und eilt um. Thomas vermutet wohl mit Recl;it, dass die Stelle text­ch nicht in Ordnung ist. Vielleicht ist es möglich zu konstruie­

: in habendo lege (L = lege) agitationis sempitemae jirmitatem, d. h. t dadurch, dass sie das Gesetz ewiger Bewegung hat, erreicht ·eine unwandelbare Stetigkeit. Jedenfalls dürfte dieser Sinn der

tige sein. In der absoluten Ewigkeit ist die Ruhe das primäre, · · er Welt ist die Bewegung das primäre.

• 70, 1. 23 (Scott, p. 354,.1. 9) Ferguson, vol IV, p. 423, n. 7, t den Text her wie folgt: Aion is llavT6µop</Jor;;, cf. c. 19; c. 35.

Dialog XI, c. 16, the cosmos itself is llavT6µopcpor;;. Aion is 6 µe­pop</Jovµevor;; eir;; rravrn<; lv wir;; 6paawiv, ti6paTD<;; Alillv Alwvor;; ieterich, Abraxas. 176. 12). Seine Feststellung erscheint mir

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nach ursprünglichem Zweifel doch als die beste Lösung, Nac ihm ist die Dreigliederung:

1) Gott und der Atim 2) der sensus mundanus = die Natur, die wirkende Kraft de

Aion, sein dem Sinnlichen zugekehrter Aspekt 3) der sensus h11manus

Wollte man die Lesart der Codices beibehalten, so ergäbe sich:

1) sensus divinus - entspricht dem sensus deus 2) sensus mundanus - entspricht dem Aion 3) sensus humanus - entspricht dem homo

Dann müsste man wohl lesen: nac; µtv ovv vovc; uj) 8Eicp ,;, öµowc; wv <Kai> aihoc; aKiv~wc; ... Jeder Geist ist divinus und als solcher Eigenschaften des höchsten Gottes. Doch das· problematisch - würde freilich der folgenden Dreigliedrigkelt · intelligentia parallel sein. ·

p. 71, 1. 10 (Scott, p. 356, 1. 2) Die Dreigliederung dieser Sie ist:

1) intellegentia sensus humani 2) intellectus naturae et qualitatis sensus mundi 3) inte!lectus qualtfatis sensus summi dei

Also in der umgekehrten Reihenfolge, in der vorher der Verf herabstieg vom sensus divinus sum sensus humanus, steigt er jetzt der empor. Nun handelt es sich um die Einsicht in diese Geister. Ich lese nach der Herstellung von Ferguson. Ferguson liest· videri ''W e know what the cosmic mind is like through its actil in producing sensible kinds".31

p. 71, 1. 20 (Scott, p. 356, 1. 24) Hier überzeugt mich Scott · ersten Male im Asklepius, dass eine von ihm vorgeschlagene ·

31 Scott, vol. IV, p.424.

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Stellung größeren Umfangs im Sinn des Textes liegt. Aber auch hier ist es keine Umstellung über Kapitel und Seiten hinweg, die Sätze, um die es sich handelt; folgen unmittelbar aufeinander. vides 'dfgo ... bis taciturnitate celate gehört sicher als Zusammenfassung runter den Abschnitt hoc autem differt ... bis ft/icitas est conscientiae,

. der eine Ergänzung des Vorhergehenden bietet und an den sich Clie Anrede an die Schiller und der Dank an den Gott innerlich

.. ckenlos anschließt. Unmöglich wäre es nicht, dass die Ähnlich­lreit der Worte videntur- vides an der Bruchstelle das V ersehen des . bschreibers begünstigt hat.

' 72, 1. 4 (Scott, p. 356, 1. 17) inteUectus steht hier in einem ande­Sinne als bisher, wo es yvwau; bedeutete. Es kann auch nicht

· iic; heißen, dafür steht nach wie vor sensus. Der Sinn ergibt, dass "er das Denkvermögen, die menschliche Bewusstseinskraft ge­eint ist, die auf ihrer untersten Stufe Sinneserfahrung und Vers­. destätigkeit ist, sich dann aber durch intentione mentis = An­' annung des Geistes, Konzentration des Bewusstseins oder Me­"tation sich verwandelt in ein Erkenntnisorgan für höhere Ebe­

: für den Weltgeist und den Gottesgeist.

. 72, 1. 10 {Scott, p. 356, l. 24) Kroll liestpme videndis, ihm folgt ott. Dann ist der Sinn: Im Vergleich zu dem, was wir schauen,

· unsere Anstrengung sehr gering, schwach, so muss wohl an­-tissima übersetzt wefden. '1i1ne grundsätzliche Begrenzung un­er Kräfte kann nicht gemeint sein, das widerspräche der hohen inung vom Menschengeist, welche die ganze Schrift erfüllt

· d die kurz vorher eindeutig ausgesprochen wurde. Daher bleibt se Auffassung unbefriedigend. Scott sagt auch „ ... the phrase ardly intelligible". Liest 00man dagegen intentio peroidendis tantis fasst peroidendis tantis als Dativ, Objekt zu intentio (intento alicut),

"Anspannung auf so hohe, zu durchschauende Dinge hin, also vorher genannte Konzentration, ist angustissima = ist ein sehr r Durchgang - latissima aber, sehr weit und beglückend ist

er die Schau, so ist ohne Textänderung der Sinn klar.

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Ferguson, vol. IV, p. 425, weist auf die Dreiheit: schauen - be' wundern - anbeten hin. Er glaubt, dass dieses Stück über deri Aion ein Traktat für sich war, der in die Sammlung ,;rtAno~. Aoym;-" aufgenommen wurde. Innerlich verwandt: Corp. II, Corp. · XI. Chald. Orakel: „mxvrn yi:tp El;ertAmae m>7rjp Kai naptöwKe oemtpcµ (Psellus 1140c Migne)".

cap. 33, p. 73, 1. 3 (Scott, p. 318, l. 11-14) Wie diese lückenhafte Stelle im Wortlaut geheißen hat, lässt sich nicht mehr entschef. den. Jedenfalls hat Scott den richtigen Sinn hergestellt, ich folg!l also seinem Text. Ferguson, vol. IV, p. 408, n. 3: Possibly something like: wan

yap TO i!f,w WV KOG/WV, EL yt TL fonv, - OVOE yap KfVDV dvai i'Kei nwuvw - on µaAwrn rrMjpt<; fon voqTwv (= voepWl!?) T(i wT 8n6T1Jn 6µoiwv, ovTw Kai 6 tveaoe Koaµo<; 6 aia81JTD<; J! nAl)pt<naw<; awµarwv Te Kai ~<j!wv T(i av+ov qn)an Kai noi6T O[KElwv.

p. 73, l. 8 (Scott, p. 318, 1. 17) Mit Scott pares ergänzt nach vide im Übrigen lese ich den Text wie Thomas. Scott bezieht den S aut quod acie sumus obtusi zu quasdam videmus brevissimas, das gi keinen Sinn, denn ein schwaches Auge lässt die Dinge nie kleiner sehen, im Gegenteil, die Konturen verschwimmen · die Maße erscheinen größer. So gehört dieser Grund zu quas ultra modum grandes - größer als ihr Maß, als sie wirklich sind, andere aber, die weite Entfernung gehört zu den Dingen, · kleiner erscheinen durch die Perspektive.

p. 73, l. 12 (Scott, p. 368, l. 11) Scott Kommentar, p. 267. S glaubt, dass der Satz dico nunc daemonas . . . fälschlich an di · Stelle steht. Er ;-erpflanzt ihn daher hinter cap. 29, a, das se· seits wieder umgestellt wurde hinter cap. 40 gegen Ende des ches. Ich kann mich nicht entschließen, dieser Methode zu gen, "umso weniger als auch bei Scott trotz der Umstellung•· Satz als isoliertes Fragment zwischen zwei Abschnitte hine·'

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schoben wurde, die in der Überlieferung keine Lücke zeigen (auch kein Bearb.eiter hat hier je eine vermutet) und die als Ein­heit einen zusammenhängenden Sinn erge,ben. Lydus, de mensibus, erzählt, dass im A6yo<; -rtAew<; drei Arten von Dämonen unter­'schieden werden: 1) auf der Erde, 2) in den niederen, getrübten Luftschichten, 3) in der Nähe des Mondes, also in den höheren,

ineren Luftschichten. Vielleicht ist hier unsere Stelle gemeint. ·wenn ja, spricht alles dafür, dass Scott den verderbten Text rich­tig hergestellt hat. Aber damit ist noch nicht erwiesen, wo er ste­ben muss. Hildebrand, Menard, Thomas nehmen keinen Anstoß

der Überlieferung. Nach ihnen muss also der Gedankengang \vohl der sein: Es gibt keinen leeren Raum, das Außerweltliche ist

· Pleroma von Wesen und selbst in der Sinnenwelt gibt es Din-' die wegen ihrer außerordentlichen Feinheit (man müsste tenui­lesen statt brevitas) vielen als gar nicht vorhanden erscheinen. denke da an die Dämonen, die, wie ich glaube, mit uns auf Erde wohnen (ich lese in terra ... wie Scott nach Lydus er­

„ zt, ebenso möglich ist aethera (Koziol) oder aetheream (Rohde)], · d darum, Asklepius, sage nicht, es sei etwas leer. Das geht zur

·· ot, aber nur, wenn man statt brevitas tenuitas liest. Denn was soll­es besagen, dass Dämonen oder gar Heroen wegen ihrer brevitas

"cht gesehen werden? Und selbst mit der Änderung bleibt der tz hart, nachdem eben von ganz konkreten, sinnlichen Dingen e Rede ist, während von der unsichtbaren Welt früher die Rede

. Vielleicht hatte der Einschub ursprünglich dort seinen Platz, o Kroll die Lücke verzeichnet, p. 73, 1. 4, also im selben Kapitel,

um etliche Sätze verschoben. Das lässt sich aber nicht mehr tscheiden bei der Verderbnis des Textes. So setze ich die· Stelle eh der Wiedergabe von Thomas und Scott in die Anmerkung. eh der Darlegung von Ferguson erscheint es mir nachträglich

· ·h am besten, den Satz über die Dämonen an dieser Stelle im t zu belassen und ihn nicht als Beweis für die Existenz von onen, sondern nur als Gegenbeweis gegeri den leeren Raum sehen. Die Dämonen gehören in den avvlieaµo<; herein und

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sind nicht um ihrer selbst willen, sondern als Glied der continua · genannt.

p. 73, l. 19 (Scott, p. 319, 1. 28) Nach Scott ergänzt: etsi conti!!J videri quid inane quod inane possit esse ... Dagegen glaube ich nich~ dass Scott recht hat, wenn er vel magnum ausschaltet und glaubt; sei durch ein Missverständnis in den Text gekommen. Auch Große kann leer erscheinen, z.B. der Luftraum.

cap. 34, p. 7 4, l. 2 (Scott, p. 320, l. 6) nach M und Korrektur: B nominis.

p. 74, l. 9 (Scott, p. 322, l. 19) Ich lese mit den Handschri~ !ongitudines, latitudines, a!titudines - denn bei den menschlichen )'C"" pern sind gewöhnlich andere Merkmale charakteristischer als • alleräußerlichsten Maßunterschiede. Eine zweite Möglichkeit re, statt hominum - omnium zu lesen. Dann lautete der Sinn: w du nicht Länge, Breite, Höhe hinzufügst (zum Raum), die Merkmal alles Körperlichen sind.

p. 74, 1. 17 (Scott, p. 326, l. 13) Ohne Interpunktion nach rum = Einzelwesen. Scott liest: quasi vestimentum esse contexta. Ferguson vol. N, p. · vestimento contecta. Das Bild vom himmlischen Gewande, das Welt einhüllt. Hippol. Ref. v. 8 rj 6E <I>vau; (sc. Isis) tmcurwAd<;' . (Eisler: Weltenmantel und Himme!szell). Doch scheint mir a · Scott möglich: „der Gottheit lebendiges Kleid".

c. 35, p. 75, l. 4 (Scott, p. 328, l. 16) Nach Scott: unumquodqun anima~ o Asclepi, generis cuiuscumque ... ebenso Thomas !. 8, Sc · 20: unumquodque anima!.

p. 75, l. 12 (Scott, p. 328, l. 23) Hier hat species zweifellos vom bisherigen Gebrauch abweichende Bedeutung, nämlich

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Urbild; immerhin ist es auch hier das Urbild des Einzelwesens, denn es ist vom Menschen die Rede.

„ p. 75, 1.14 (Scott, p. 328, 1. 25) Nach Kroll: Cum itaque haec duo ex quibus constant formae, c01pora <et> incorporalia sint, inpossibile est.

p. 75, l. 22 (Scott, p. 330, l. 2) Text nach Scott.

:f>. 75, 1. 25 (Scott, p. 330, 1. 2) Hier erscheint das Wort species in ~er dritten Bedeutung: äußere Erscheinung, sichtbare Form. i\lso

1 )Einzelwesen, 2) Urbild, Idee, 3) äußere Erscheinung. '

. 76, 1. 4 (Scott, p. 330, 1. 10) in una'caeli specie hae sunt quae saepe 'aiternantur species. Hier in einem Satz species als Typus (Himmelsonne rillt einheitlichem Klima) und als Einzelwesen. cf. Ferguson vol. ',p.410,n.1.

';p. 36, p. 76, 1. 9 (Scott, p. 330, 1. 14) Diese Stelle ist in den , dschriften sehr verschieden wiedergegeben. Hermes gibt im ema schon den Inhalt an: ergo hoc vis dicere de caelo, terra, et elemen­

,S. Entsprechend ist zuerst vom· Himmel die Rede = zugleich das ement Luft, dann von der Erde, dann folgt das Feuer. ~rguson, vol N, p. 410, zeigt, dass es eine Eigenart des hermeti­chen Stiles ist, Substantive in Parallele zu setzen, und dass hier in l4 qualiltates, quantitates, stationes, cursus den vier in 1. 15: qualitates, 'ms, sapoms, species das Gleichgewicht halten. Aber stationes und

s ist fälschlich hereingekommen, eine Herstellung bleibt ',clfelhaft. Ferguson sChlägt vor: ßilaanjaeu; f1 <f>opa<;. Das The­J' ist jedenfalls „seasonal changes of plants (depending on the avenly bodies )". Demzufolge muss es heißen: diversas qualitates quantitates atque ß.ilaan)aeii; i) <f>opa<; et ante omnia arborum, ßorum, wum qualitates, odoms, sapoms, species.

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cap. 37, p. 76, L 19 (Scott, p. 358, 1. 16) Menard: trouver Ja na" ture divine et Ja mettre en oeuvre. Scott: ecwv yevrntv cbpäv.

p. 76, 1. 20 {Scott, p. 358, 1. 17) Die Stelle bietet gewisse Schwie,, rigkeiten. Doch da sie textlich keineswegs verderbt scheint (vgL den kritischen Apparat bei Thomas) und zudem bei Augustin~ im Gottesstaat VIII, 24 ganz exakt zitiert wird, bleibe ich bei de!Ill überlieferten Text. Scott sagt quoniam sei eine falsche Übersetzung von cnci und fasst es zeitlich, kommt also zu der in seiner und< auch noch in unserer Zeit viel verbreiteten, aber unrichtigen M schauung von einem barbarischen Urzustand der Menschheit: Danach wären die Menschen am Anfang der Entwicklung nich imstande gewesen, Gottes wahre Natur zu erkennen, als Unglä · bige hätten sie sich nicht um Kultus und Religion geküm!"e . Dann aber mit einem Male - es wird nicht gesagt wieso oder w · rum - hätten sie die Kunst erfunden, Götterbilder zu form Hier steht völlig unvermittelt nebeneinander in einen Satz presst, was in der Überlieferung durch quoniam innerlich verb den ist. Denn man sieht nicht ein, warum Menschen, die si · eben nicht um Kult und Religion kümmerten, nun Götterbilct machen, was doch auch eine Art Kult und Religion ist. Es diir keinem Zweifel unterliegen, dass Augustinus die Stelle rich ·· aufgefasst, nicht v-~e Scott meint, missverstanden hat. Dann b · aber immer noch die andere Schwierigkeit bestehen, die Augu · nus eingehend bespricht. Warum sagt Hermes: quoniam mul. errabanP. Damit gibt er ja zu, dass der ganze Kultus mit selbs • schaffenen und wunderwirkenden Götterbildern aus einem turn hervorgeht, damit also das ganze exoterische Religionswe, der Alten. Und doch beklagt er in seiner Prophezeiung, c. den Untergang dieser religiösen Kultur und bekennt offen s · : Glauben an die Beseelung und Wirksamkeit der Götterb· · · Augustinus, für den alle heidnische Götterverehrung bloß n, · Dämonenwerk ist, erklärt sich den Widerspruch so, dass He

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der vir sapiens, wie er ihn nennt, durch göttliche Inspiration den Irrtum der Ahnen bekennen muss, durch dämonische Inspiration aber die künftige Strafe der bösen Geister, denn das ist für Au­gustinus der Zusammenbruch des alten Religionswesens, beklagt. Lässt man aber den Geist der hermetischen Schriften unbefangen auf sich wirken, so wird· das, was hier zunächst widerspruchsvoll scheint, sich anders auflösen . .Die höchste Form der Gottesvereh­

. rung, wahre, geistige Religion, cu!tum religi.onemque divinam, heißt es an unserer Stelle, in der großen Prophezeiung hieß es mentis religi.o = eine Religion des Geistes, ist für Hermes Gnosis, Gotteser­kenntnis und Gottesanbetung, AoytKi/ Bvaia, wie es im Poi­mandres heißt. Zu dieser Stufe dringen naturgemäß nur wenige vor, die Erleuchteten. Es ist das ,,im Geiste und in der Wahrheit

·anbeten", das ja heute .noch eine Forderung der Zukunft ist. Wenn aber Hermes auch diese höchste Form als zu erstrebendes Ideal hinstellt und als die eigentliche, wahre Religion ansieht, ist er doch weit entfernt, andere, weniger hohe Stufen zu bekämp­fen. Nirgends wird der Kultus im Allgemeinen verneint, es wird nur vom Jünger, der die Einweihung erstrebt, die höhere Stufe

rlangt. Und selbst liier folgt ja das reine Mahl am Schluss, das oh! als Kultmahl zu denken ist. Es herrscht hier in den Hermes­

iften eine reife Weisheit wie im Indischen, wo jede Stufe be­t wird, z.B. Brahmanenschüler, Hausvater, Waldeinsiedler in

Upanishaden oder die vier Stände in der Bhagavad Gita, und "cht eine abstrakte Norm aufgestellt wird. So kann Hermes hier

wohl sagen, ohne sich selbst untreu zu werden: Aus Irrtum · er die wahre Natur Gottes, aus Mangel an Glauben und Ver­achlässigung der wahren Religion des Geistes kamen unsere ' · en dazu, Götterbilder zu machen, sie sanken von der ur­rünglichen hohen Stufe herab, es ist hier eine Art Sündenfall rausgesetzt, und kann gleichzeitig beklagen, ·dass auch diese eite Form in Zukunft verschwindet. Die Apokalypse in cap. 24

· •gt es ja deutlich genug, dass eine Fortsetzung dieses Sünden­' s, ein Absinken in völlige Religionslosigkeit und menschliche

rohung kommen .wfrd, und das in einem Lande, das einst (!)

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die Lehrmeisterin der Heiligkeit und frommen Llebe war. Der Prophet zeichnet den wahren Gang der Menschheitsgeschichte · und nur unsere auf der untersten Stufe angekommene Zeit kann· sich seine Prophetie nicht anders erklären, denn als eine während. oder nach den Ereignissen stattfindende Paraphrase derselberi (vgl. Scott in der Einleitung zum Asklepius und im Komment:M zu Kapitel 24. t). So ist ihr auch die magische Wirkung eines Göt terbildes der pure Aberglaube. Wieviel näher steht hierin Au · gustinus noch der Wahrheit, dem sie eine Realität ist und der e · für möglich hält, dass der Prophet im zweiten Jahrtausend v. C . lebte! Womit ich freilich nur die grundsätzliche Einstellung mei ne, nicht aber behaupten möchte, seine Angabe sei in unser Falle historisch richtig. Wie ist nun zu verstehen, dass Hermes · menschliche Fähigkeit, beseelte Götterbilder zu schaffen, so ho stellt? omnium enim mirabilium vincit admirationem quod . .. Er hat_d·. Menschen in seiner Mittelstellung im Kosmos gezeigt, über · Dämonen und Götter, unter ihm die Naturreiche, und das ist d · Punkt, wo dieser Mensch als Geschöpf zugleich Schöpfer ü • sich hinaus in geistige Sphären langt und Geistwesen seinem len gehorchen. Am Ende von cap. 23 war ja deutlich gesagt, der Mensch als Ebenbild Gottes auch Gottes Schöpfertum w : · führe, hier ist also das Schöpferische in das Religiöse her · . nommen, gleitet aber ab in Magie. So ist es wohl möglich, ' Stelle als eine Einheit zu verstehen, wobei aber immer o · bleibt, dass der Sinn im griechischen Original klarer zum druck kam als in der lateinischen Übersetzung, in der m Nuance aus dem Zusammenhang ergänzt werden muss.

p. 77, 1. 13 (Scott, p. 358, 1. 20) virtutem de mundi natura conveni = eine entsprechende K.raft aus dem Wesen der Welt. Scott '. ·um und fasst natura mundi als Material des Bildwerkes, also, Metall. Hermes gebraucht aber natura gewöhnlich in einem ren Sinn: das Wesen, das hinter der Materie steht, z. B. P• 11, wo es von der urbildlichen Welt heißt: „scitote intellegibilem dum, id est qui mentis solo obtutu dinoscitur, esse incorporakm nec eid

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rae misceri aliquid posse corpomle ''. Ferguson, vol. N, p. 426, nimmt virtutem als Abstractum, das für ein Concretum steht, also eine Substanz, die eine oüvaµu;; besitzt, die sie der Mischung mitteilt, deren Bestandteil sie ist. So entsteht eine µil;u;; von oüvaµ1' und das Ganze ist eine brroooxlj für die Seele des Gpttes, welche die Menschen nicht machen können. cf. Euseb„ Pr. Ev„ N, I.6: „rroAAa yap elvat d/511 (JL(..wv Kai ßornv&v Kai tj>vrwv Kai =prrwv

Kai Ai8wv, l;11p&v TE aÄ.Ä.WV Kai vyp<iJv rravwia, vA.11, ovvaµeWV tv '1;q r6Jv oAwv </Jbaet." tlivinitatis naturam in se habentibus ( c. 38) ist fast gleichbedeutend. Die Übersetzung ist fehlerhaft, der Anschluss cui inventae kann

· cht stimmen, wie Ferguson, vol. IV, p. 427 zeigt. Ich lese nach er von ihm mitgeteilten Herstellung von Prof. Rose .

• 77, 1. 17 (Scott, p. 360, 1. 2) Scott: Osidiris

; 77, 1. 20 (Scott, p. 360, 1. 5) unde contigit ... nach Scott gelesen d ergänzt.

_ p. 38, p. 78, 1. 4 (Si:ott, p. 360, 1. 18) Ich habe im Text die lle nach der Herstellung von Scott gegeben, der qualitas durch catio ersetzt. Aber ich bin nicht ganz sicher, so glatt auch durch se Konjektur der Text wird, ob er wirklich der Meinung des

eibers entspricht. Vi@ilei_cht kommt doch Mfoard dem Sinn er, wenn er übersetzt: „Quelle est la qualite de ces Dieux

'on nomme terrestres? -- Elle consiste dans la vertu divine qui 'ste naturellement dans !es herbes, !es pierres, !es aromates ... "

son, vol N, p. 428, bestärkt midi in der Beibehaltung von 'tas. Nach ihm heißt der Text: Kai wvrwv ... rwv 8e6JV, o1

'{'etat KEKA11vra1, rrorarrq 1j rro16r11,; TPII:.M. avvfoT11KeV ... EK

av<iJv Kai Ai8wv Kai apwµarwv (spices) 8eiav TLva </JVaLV

wv. Es handelt sich demnach um Geister, deren Wesensart andt ist mit gewissen Steinen, Pflanzen, Düften, also um entargeister.

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Ferguson führt neben anderen Vergleichsteilen Psellus an, der auf Chaeremons Aegyptiaca zurückgeht und schildert, wie die hohlen Götterstatuen angefüllt werden mit Tieren, Pflanzen, Wurzeln; Steinen, beschriebenen Siegeln, manchmal auch mit apiiiµaTa = Gewürzen, immer aber mit Stoffen, die jenen Mächten verwandt sind, die im Bildwerk wohnen und wirken sollen (ilA~~

Ef.-LTrtµrrAWaa olKEia.; Tals EcpEaT17Kviaic; Ovv6:f.-tEat).

cap. 39, p. 79, 1. 3 (Scott, p. 362, 1. 13) Hier wie p. 78, 1. 20 f. · scheint mir der überlieferte Text, wie ihn Thomas und Hilde­brand geben, der Scottschen Anderungen nicht zu bedürfen. Das · Schicksal wird in einem dreifachen Aspekt angeschaut: in seiner' Wurzel ist es 1) die bewirkende Kraft = der höchste Gott; in sei­ner Entfaltung, also auf einer tieferen Ebene 2) der zweite Gott =' der geistige Kosmos und in seiner Auswirkung auf dem nieders; · ten Plan, der auch das Irdisch-Physische mitumfasst 3) die durch göttliches Gesetz festgelegte Ordnung. Eben dieser dreifach'\'' Aspekt wird im Folgenden noch erklii.rt als die drei Seiten ein unzertrennlichen Einheit. Zu unserer Stelle ist bei Lydus de mensi-'· bus (Wünsch 4, 7) ein griechisches Fragment vorhanden, es bringt aber nichts Wesentliches zum lateinischen Text hinzu. '"

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beiden Überlieferungen in seiner Übertragung verbunden: Meine Wiedergabe des Hymnus schließt sich seiner Ausgabe, nicht der von Thomas, an. Ein gehauer Vergleich der beiden Texte findet sich bei Scott im Kommentar, p. 285-300.

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