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Asperger-Autismus und Schule „Warum sie so anders sind“ Eine theoretische Einführung 26.01.2008 Dr.Dagmar Hoehne

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Asperger-Autismus und Schule

„Warum sie so anders sind“Eine theoretische Einführung

26.01.2008Dr.Dagmar Hoehne

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Einteilung1. Ein Wort zur Autismusspektrumstörung2. Hauptmerkmale bei Asperger-Syndrom v.a. im

SchulalterI. Wie drückt sich die soziale Beeinträchtigung aus?II. Was bedeutet die kommunikative Beeinträchtigung?III. Was sind eingeschränkte und repetitive Interessen und

Verhaltensweisen?IV. Welche kognitiven Beeinträchtigungen sind zu

berücksichtigen?V. Welche sensorischen und motorischen Probleme finden sich?VI. Welche emotionalen Probleme haben Menschen mit

Asperger-Syndrom?

3. Ein Wort zum Problemverhalten4. Zusammenfassung

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1.Autismus – Spektrum – Störung

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Schwere der Symptome

Schatten-syndrom

Asperger-Syndrom

High-functioning

Atypischer Autismus

Kanner-Autismus

Beginn

SpracheKommunikation

Wahrnehmung

Soziale InteraktionMotorik

StereotypienÜbergängeZu AD(H)S

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2.Hauptmerkmale bei Asperger-Syndrom

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2.I.Soziale Beeinträchtigung Die Kinder haben Probleme mit:

Dem Verstehen sozialer Situationen Dem Verstehen der Gedanken und Gefühle anderer

(Empathie) Dem Bilden und Erhalten von Freundschaften und

Beziehungen Sozialem und imaginativem Spiel Der Teilnahme an Smalltalk Dem Initiieren und Aufrechterhalten von Gesprächen Dem Einschätzen sozial angemessener Rede- und

Verhaltensweisen Dadurch entwickeln die Kinder Ängste, etwas

Falsches zu tun oder zu sagen Daher wichtig: Entwicklung von

„Freundschaftsfähigkeit“, z.B. Begrüßung, um Hilfe bitten, Komplimente, Kritik, Kompromisse, usw.

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Mythos der sozialen Fähigkeiten (Linda Andron) Da die größte Herausforderung für diese Kinder die

soziale Interaktion ist, haben alle diejenigen, die sie lieben und mit ihnen arbeiten versucht, ein Set von Regeln zu entwickeln, das wir ihnen beibringen können und das ihnen erlaubt, „normal“ zu funktionieren……Wir müssen uns fragen, ob das Ziel ist, den Kindern eine Reihe von Regeln und Fähigkeiten beizubringen, die wir für eine soziale Interaktion notwendig erachten. Ist es nicht wichtiger, Menschen mit Asperger-Syndrom beizubringen, sich als diejenigen zu achten, die sie sind? Natürlich müssen sie lernen, nicht vollkommen egozentrisch zu sein und die Sehweise von anderen zu berücksichtigen. Aber das heißt nicht, dass sie etwas sein müssen, das sie nicht sind, sondern nur wirklich die zu sein, die sie sein können.

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2.II.Kommunikative Beeinträchtigung Verbale Kommunikation:

Probleme in der pragmatischen bzw. praktischen Sprache Ungewöhnliche oft monotone Stimmgebung Pedantisches Sprechen („Kleiner Professor“) Z.B. wortwörtliches Verstehen von Sätzen („Es regnet wie aus Eimern“)

Probleme in der sozialen Verwendung von Sprache Initiieren und Aufrechterhalten eines Gespräches Sprache dient der Informationsvermittlung nicht als Mittel der sozialen

Interaktion und wechselseitigen Kommunikation Monologischer statt dialogischer Gesprächsstil

Nonverbale Kommunikation: Eingeschränkte Mimik und Gestik Ungewöhnlicher Blickkontakt

Anweisungen und Instruktionen müssen klar und deutlich formuliert werden

Sprache einfach und situationsbezogen Mimik und Gestik einfach und klar Zeit geben !!!!!

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2.III.Eingeschränkte und repetitive Interessen Ungewöhnlich starke, intensive und enge Interessen

Erleichtern Gespräche Dienen der Entspannung und Beruhigung Bedeuten Ordnung Als Experten bekommen sie Respekt und Anerkennung

Widerstand gegen Veränderungen Bevorzugen im Alltag immer gleiche Abläufe Wollen Angefangenes unbedingt zu Ende führen Entwickeln Ängste und Phobien aufgrund einer einzelnen

Erfahrung Brauchen Vorbereitung für Veränderungen

Vorliebe für Routinen Hang zu Regeln und starren Strukturen

Cave: das Wiederholungsverhalten sollte nicht ermutigt werden!

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2.IV.Kognitive Beeinträchtigungen Trotz normalem IQ ist die Fähigkeit zu abstraktem Denken

und dem Erfassen abstrakter Zusammenhänge eingeschränkt

Der Wortschatz ist oft groß, das Verständnis vor allem abstrakter Begrifflichkeiten nicht vorhanden („Freundschaft“)

Schwierigkeiten, eine erfundene Geschichte zu schreiben Geringe Organisations- und Problemlösefähigkeiten Probleme, abstrakte verbale Anforderungen umzusetzen Schwierigkeiten wesentliche von unwesentlichen

Informationen zu unterscheiden Neigung, sich auf nebensächliche Details zu konzentrieren Schwierigkeiten, „das Ganze“ zu sehen Hilfen:

Durch strukturierte Lernsituationen Visuelle Hilfsmittel Usw.

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2.V.Sensorische und motorische Probleme Über- und Unterempfindlichkeiten (Geschmack, Berührung,

Licht, Geruch, Geräusche, Temperatur, Schmerz) Geringer Muskeltonus Ungewöhnliche Körperhaltung Unbeholfene oder sonderbare Bewegungen Repetitive motorische Bewegungen (z.B.Händewedeln,

schaukeln) „Kein Verhaltenstraining der Welt wird verhindern können,

dass ein Kind leidet, wenn der Ton der Klingel wehtut.“ Aber wir können helfen Ideen zu entwickeln, wie es

auszuhalten ist: Rückzugsmöglichkeit schaffen Entspannung Konkrete Hilfen, z.B. Kopfhörer

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2.VI.Emotionale Probleme Probleme:

Geraten schnell unter Druck, v.a. durch Unflexibilität Geringes Selbstwertgefühl Hohe Selbstkritik Mit zunehmendem Alter werden dem Betroffenen die

eingeschränkten sozialen Fähigkeiten deutlicher Folgen:

Entwicklung von Depressionen und Ängsten Gefühlsausbrüche und „aggressives Verhalten“

Hilfe: Verlässlichkeit der Bezugspersonen Strategien zum Umgang mit Belastungssituationen Ruhige , berechenbare und situationsbezogene Anleitung Aufklärung über das Störungsbild

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Besondere Fähigkeiten Stark ausgeprägter visueller Lernstil Sehr gutes Faktengedächtnis Strikt logisches Denken Gutes auswendig lernen Können sich in Interessensgebiete vertiefen

„Ich sage gerne, dass Aspies nicht behindert, sondern, dass wir schlicht anders sind; anders begabt, wenn man so will. Jawohl, wir haben Lernprobleme, aber nie fehlt uns die Fähigkeit zu lernen, zu wachsen, mit Problemen fertig zu werden und uns zu entwickeln. Mehr noch, ich sage: wir Aspies sind richtig so, wie wir sind, oder zumindest könnten wir es sein, wenn die Gesellschaft nur lernen könnte, gegenüber dem Abweichenden mehr Akzeptanz und Einfühlungsvermögen zu entwickeln.“ Liane Wiley

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3.Problemverhalten Problemverhalten ist oft der Versuch, mit der

Umwelt und den täglichen Frustrationen fertig zu werden

Autisten verhalten sich störend, weil sie Schwierigkeiten haben, sich auf unterschiedliche Umweltsituationen und Personen einzustellen und diese richtig zu interpretieren

Oft verstehen sie den Zusammenhang von Ursache und Wirkung nicht

Im Allgemeinen sind es „Missverständnisse“, die zu Wut, Aggression und Selbstverletzung führen

Folge ist weitere soziale Isolation und Ausschluss aus „normalen“ Kontexten

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Problemverhalten Strategien im Umgang:

Konsequenz Klare Aussagen: z.B. „Nein“ Alternative Reaktionen lehren Zu geeigneten Aktivitäten umlenken Entschieden bleiben Richtiges Verhalten verstärken

Langfristig an den dahinter liegenden Problemen arbeiten Weil autistische Kinder auf Veränderungen oft mit Erregung

und Aggressivität reagieren, heißt das keineswegs, dass sie nicht lernen können, Veränderungen zu akzeptieren. Wichtig ist nur, festzustellen, welche Umweltstimuli ein Kind für seine Stabilität braucht, genaue Informationen über die Veränderung im Vorfeld des Ereignisses zu geben, wenn möglich Alternativen zur Veränderung zur Auswahl zu stellen sowie das Kind an der Veränderung zu beteiligen, wenn dies sinnvoll erscheint. Quill, 1995

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4.Zusammenfassung Es gibt eine Reihe von gemeinsamen Merkmalen,

doch ist jede Person auf individuelle Weise von der Störung betroffen

Daher muss jede Intervention individualisiert sein Man sollte so früh wie möglich mit Interventionen

beginnen, um das Auftreten schwerer Probleme zu minimieren

Es ist wichtig so viel wie möglich die natürliche Lebensumwelt einzubeziehen

Unbedingt müssen alle Maßnahmen koordiniert werden

Ziel ist die größtmögliche Integration und Unabhängigkeit

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Zum AbschlussLiane Willey:

Für mich sind Aspies wie Bücher mit ungewöhnlichen Geschichten, vielschichtigen Charakteren und exotischen Schauplätzen. Ich sitze nur da und schüttle den Kopf, wenn ich wieder mal neurotypischen Menschen begegnet bin, die kein Interesse daran haben, unsere Seiten umzublättern. Wenn die nur wüssten, was ihnen entgeht!

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