ASSMANN - Tod Und Initiation 1983

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    N S S M N NT U N D I N I T I T I O N IM L T G Y P T I S C H E N T O T E N -GLAUBEN

    in fhrungTod und In i t i a t ion mo rt et nitiation lau tet der Ti tel eines mehrfachangekndigten1 aber m eines Wissens nie erschie nen en B uches von Mircea Elia-de. Zu diesem Werk mchte ich ein paar Mater ial ien und Gedanken bei t ra-gen und zwar aus einem Gebiet , dessen eigentmliche Unergiebigkeit frsolche Frages tel lungen einem Ken ner wie El iade gewi aufge fal len un d, sostellen wir uns vor , als Problem erschienen sein mu. Frei l ich: Eine so echteGeburtstags-berraschung wie es der Nac hweis von Tod und In i t ia t ion indem von El iade gemeinten Sinne im al ten gypten wre, kann d ieser Bei t ragnicht b ie ten . Denn bei den von El iade un ter such ten Befunden handel t essich um reale In i t iat ionen, d ie in der Form eines symbol ischen Todes began-gen werden, whrend es s ich bei uns um reale Bestat tung handel t , d ie in derForm einer symbol ischen In i t iat ion begangen wird . Aber wenn in d ieser Um-deutung das Thema auch v iel von seinem berraschungs-Charakter einbt ,so bleibt es doch immer noch einschlgig fr die al lgemeine Frage nach demZusammenhang von Tod und In i t i a t ion Eliade selbst greif t oft genug aufVorstellungen des To teng laubens zu rck2 und s tel l t , so hoffen wir , e inenBeitrag dar , um auch d ie b isher so unergiebigen gypt ischen Befunde fr d ie-sen Fragenkreis zu erschl ieen.Der Gedanke, Ri t en und Vors te l lungen des gyp t i schen To teng laubensim Licht des al lgemeinen rel ig ionswissenschaf t l ich-ethnographischen In i t ia-tionsthemas zu in terpret ieren , i s t n icht neu. Vor 30 Jahren hat te Siegfr iedMorenz in seiner schnen Studie ber den gypt ischen Hintergrund der Zau-berflte3 einen zentralen Aspekt der gypt ischen Bestat tungszeremonien alseine Art pr ies ter l icher Einweihung ins Totenreich gedeutet , und 20 Jahrespter konnte sein Schler R. Grieshammer d iese al lgemeine Hypothese an-hand eines zentralen Detai ls , des Unschuldbekenntnisses im Totenger icht ,konkretisieren u n d zu m g es i ch e r t en Fak t u m e r h eb en4 . 1956 hat t e Al f redHermann in se inem Au fsa tz ber Zerg l iedern und Zus am m enf gen au fzahlreiche rel ig ionsgeschicht l iche Paral lelen aus In i t iat ionsr i tualen aufmerk-sam gemacht , d ie s ich sowohl zu einer wenn auch nur sporadisch belegtenfrhgyptischen Bestat tungssi t te, wie auch zu dem frei l ich erst sehr viel sp-ter belegbaren Mythologem von der Zers tckelung des Osir is -Leichnams bei -bringen l a s s en5 . W iederum gut 20 Jahre spter hat G.R .H. W right , of f en ba r336

    Originalverffentlichung in: H.P.Duerr (Hrsg.), Sehnsucht nach dem Ursprung (ZuMircea

    Eliade), Frankfurt 1983, S. 336-359

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    ohn Ken ntnis von Herm anns A rbei t d iese lbe These noc h e inmal ver t re tennun f re i l ich unter ausgiebigem Rekurs auf das inzwischen von Mircea El iadezus mm ng tr g n und in te rpre t ie r te Mater ia l 6 . Er postul ier t e inen funer -ren Ursprung der schamanis t ischen Ini t ia t ionsr i ten, die an dem Vorbi ld ant i -ker Besta t tungszeremonien or ient ier t se ien. In dieser These konvergieren diebisherigen Bei t rge zum Thema, whrend die durch Grieshammers Ergebnis-se nahegelegte gegensinnige Frage nach Ini t ia t ionsr i ten, die dem gypt ischenTotenglauben als Vorbi ld dienten, bis lang nur mit uers ter Zurckhal tungbehandelt w u r d e7 . Bei e inem Fach, das s ich for twhrend zur Wehr se tzenmu gegen die berg r i f fe e iner l i t tera ture d ' in i t ies theo sop hisch er , an-throposophischer u.a . Observanz, mag diese Zurckhal tung verzeihl ich sein .Das ist w ohl auch der Gru nd d afr , da bisher nur in kle insten A ussch ni t tenin den Bl ick gekommen is t , was s ich dem fr diese Zusammenhnge ers t auf-merksam gewordenen a ls e in geradezu unabsehbare^ Feld dars te l l t . Auch derfolgende Bei t rag kann es in keiner Weise ausschpfen, sondern verfolgt nurdas bescheidene Ziel , auf e inige wei tere Zusammenhnge aufmerksam zumachen.

    Unter dem spezie l len Gesichtspunkt der Ini t ia t ion wollen wir uns miteinigen Ausprgungen beschf t igen, die die a l lgemeine Idee des bergangsvon dieser in jen e Welt in den gyp t ischen T ote nte xte n erfah ren hat . DieseTotentexte s ind vor al lem un te r dem Nam en des gypt i schen T ote nb uc hsbekannt 8 . Das Totenbuch is t e ine spte Kanonis ierung von Sprchen, dieseit Beginn des 16. Jh . v . Chr . (des Neuen Reichs ) in wechselnder Zusam-menstellung auf Papy rusrol len den T ote n ins Grab beigegeben w erde n. Eineganze Reihe von ihnen findet sich in einer lteren und in der Regel besserenFassung Jahr hun der te f rher auf Srgen des Mi t t l e ren Re ichs (215 0 - 17 50 ) ,wo sie zusammen mit sehr vie len anderen Sprchen das Corpus der Sargtex-te b i l d e n 9 . Von diesen Sargtexten geht wiederum ein Grundbestand bis insAlte R eich zurck , wo e r zusam me n mi t ande ren , aus der wei te ren Trad i -tion verschwundenen Sprchen, se i t der ausgehenden 5. Dynast ie (ca . 2450v. Chr . ) zur Beschr i f tung der knig l ichen Bes ta t tung skam me rn verw ende twird 10 . Diese P yr am ide nte xte s te l len das l tes te grere Corpu s re ligiserTexte dar , das s ich in der Geschichte der Menschhei t erhal ten hat . Nebendieser Toten l i t e ra tur , d ie den Toten ins Grab mi tgegeben wurde , um s iefr ihre jensei t ige Ex is tenz m it dem erforde r l ichen V orrat an Wissen auszu-statten, un d die a ls esoter isch gel ten m u in dem Sinne, da s ie in ihrerEndbestimmung an fr s te rb l iche Augen unzugngl ichen Or ten aufbewahr tund dami t j eder Ar t von l it e ra r ischer Ko m m unik a t ion en tzogen wurde , t r i t tin e inem im Laufe der Ze i t an Bedeutung zunehmendem Umfang e ine exo-terische Jensei ts l i tera tur in Form der an fr Besucher zugngl ichen Ortenaufgezeichneten Grabinschri f ten und Bi lder . Beide Arten von Quel len wer-

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    n wi r unserer Da rstel lung zu grun delegen dabei aber nur wo es ntig istauf ihre Zugehrigkei t zur e inen oder anderen Gruppe verweisen, weil gera-de in den Ausprgungen der bergangsidee die beiden Gruppen wenig diver-gieren.

    Die a l len konkre ten Ausges ta l tungen zugrunde l iegende Idee des ber-gangs is t ont ischer Natur: s ie denkt den vom Toten zu vollz iehenden ber-gang als Tr ans for m atio n von einem Seinszustand in den an de ren . Fr diesenanderen Seinszustand hat die gyptische Sprache ein Wort : 3h (ach), das wirgewhnlich m i t V erk l r the i t und V erk l r t e r w iede rgeben . D ie G rund -bedeutungder Wurzel j j 3h, is t L ich t , Glanz , S t rah lung . D ie Feminin-ableitung 3ht (ache t ) beze ichne t den h immlischen Lich tor t , an dem d ieSonne auf- und un te rgeh t und zugle ich den Or t der Verk l r ten , an den s ienach dem Tode ge langen . L ich tor t he i t im Al ten Reich auch das Pyrami-dengrab des Knigs, soda dessen Beisetzung seinen Himmelsaufst ieg prf i-guriert b z w . b e d e u t e t1 1 . D ie ACH-Sphre i s t e ine myth ische 1 2 Welt vonBedeutungen, die im Laufe des Alten Reichs ber e iner l teren Welt konkre-ter K u l tob jek te und R i t en e r r i ch te t w urde1 3 . Die Sprache ist die ausgezeich-nete F o rm , die jense itige W elt, der B ede utu ng en in der diesseitigen Welt dersymbolischen Objek te und Handlungen zur Ersche inung zu br ingen und denToten als ein Element der diesseitigen Welt in die jenseitige Welt zu verset-zen. Der gypter bezeichnet diese Funktion der Sprache mit der Kausat iv-ableitung des S tammes j3Jj als s 3h verklren . Auf diese bipolare Grund-struktur der gyptischen re l igisen Texte im al lgemeinen und der Totenl i-teratur im besonderen, der Beziehung zwischen einer diessei t igen Welt derErscheinungen und einer jensei t igen Welt der Bedeutungen, werden wir imfolgenden immer wieder zurckkommen. Auf d ieser on t i schen Dis tanz zwi-schen h ie r und dor t , Ersche inung und Bedeutung , beruh t der in i t ia to r i scheund myste r ienhaf te Charak te r der gypt i schen Totenre l ig ion . Die Wel t derBedeutungen gilt als ein Wissen, in das er eingeweiht, eine kosmische Sph-re, in die er hinbergefhrt und als ein Zustand, in den er versetzt wird. Diekonkreten Ausgestal tungen und Veranschaulichungen dieser Passage wollenwir zur besseren bersicht l ichkei t e inte i len in solche, denen ein pr imrrumliches (berg ang ) und so lche , denen e in meh r b iom orph es M odel l(Wiedergeburt ) zugrunde l iegt . Da s ich die beiden Typen nicht ausschlie-en,sondern im kom plem ent ren S inne aufe inander bez iehen un d in denTexten vielf l t ig verbinden und berschneiden, bedarf keines Wortes , han-delt es s ich doch im Grunde um Metaphern e iner a ls solche nicht darste l l -und fo rm u l i e rba ren on t i s chen T rans fo rm a t ion .

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    ie biomorphen Ausformungen der Transformation

    2 erg liederung und usam men fgenZergliederung des Leichnams is t in gypten sowohl archologisch als Be-stattungssitte belegt , als auch l i terarisch als ein durchaus zentrales Motiv derreligisen Vors tel lungswel t . Beide Beleggruppen s ind aber zei t l ich wei t von-einander get renn t und a uch sonst schwer m i teinan der in Ve rbindu ng zubringen. Die Belege der Bestat tungss i t te1 4 reichen von der f rhdynast ischenZeit bis in den Anfang der 4 . Dyn. , b i lden aber auch in d iesem Zei t raumimmer die Ausnahme und beziehen s ich wohl immer auf hochges tel l te Per-snlichkeiten. Die Si t te verschwindet im Mae der s ich vervol lkommnendenund al lgemein durchsetzenden Technik der Einbalsamierung und Mumif izie-rung15 un d h at als deren Vor s tufe zu gel ten . Als l i terar isches Mot iv erschein tder Gedanke der Leichenzers tckelung eindeut ig und ausschl iel ich negat ivbesetzt16 : als eine der Jense i tsgefa hren , d ie es m i t al len M it teln ab zuw end engilt 17 oder als eine metaphor ische Veranschaul ichung der Ausgangs- undMangelsituation auf der d ie v iel fl t igen Wiederbelebungsr i ten des Toten-kults im Sinne einer restitutio ad integrum a u f b a u e n1 8 . Der Gedanke derZergliederung erscheint hier lediglich als die logische Voraussetzung vonHandlungen die s ich als Zusammenfgung vers tehen.

    Im Zusammenhang des Osir is -Mythos erschein t das Mot iv der Zers tcke-lung des Osir is -Leichnams in doppel ter Funkt ion und Bedeutung, und ent -sprechend zweigleisig is t die berl ieferung. Seth hat seinen Bruder Osirisnicht nur ge t te t , sondern in e inem zwei ten Gewal tak t dessen Leichnam zer -stckelt und ins Wasser geworfen. Soweit s ind sich al le Lesungen des Mythoseinig. Fr d ie eine i s t aber damit , genau wie in den Totentexten , n ichts an-deres als der uers te , katas t rophale Mangelzus tand veranschaul icht , der nunzum Ausgangspunk t der r es t i tu ierenden Hand lungen werden kann , d ie d ieHeilung des Todes zum Ziel haben. Das Rearrangement der nach langer Su-che wiedergefundenen Osirisglieder wird als Modell einer Heilung des To-des z u m m y t h i s c h e n P r z e d e n z f a l l 1 9 der Einbalsamierung. Die Einbal-samierung und Mumif izierung wird im Licht d ieses Mythos zur wiederbele-benden Rest i tu t ion eines Leibes , der n icht etwa vorher r i tuel l zers tckel t ,sondern dessen vorgefundene Leblos igkei t mythisch als Zers tckelung ge-deutet wird . Die Zers tckelung, d ie Auf lsung einer belebten Einhei t undIntegritt i s t e in mythisches Bi ld fr den Todeszustand selbs t 2 0 . In der an-deren A ppl ik at ion derselben my thischen Episode handel t es s ich um einentiologischen Mythos , der d ie Verbrei tung von Osir is -Kul ten in ganz gyp-ten erklren soll. Das Wasser hat die Glieder des Osiris-Leibes an 14 verschie-

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    n n Stel len ans and gesplt , wo s ie a ls Reliquien verwahrt und zum Zen-trum von O s i r i sku l t en w urden 2 1 .

    Im Zusammenhang unseres Themas i s t nur d ie e rs te Appl ika t ion des Os i -ris-Mythos von Bedeutung. Die Einbalsamierung, auf die s ie s ich bezieht , hatvielfache Bezieh unge n zu Ini t ia t ion sm otiv en . Denn s ie versteht s ich wenigerals e ine Konservierung des Leichnams, denn als se ine Transfigurat ion zueinem neuen Le ib , der mi t Zauber gef l l t " i s t2 2 , dessen vergngliche Sub-stanzen durch unvergngliche ersetz t s ind2 3 und der in die Mmienhlle inder Art e ines magischen Gewandes gekleidet is t . Die Mumienhlle , g. sch,heit zugle ich Adel" , Wrde" und i s t das uere Kennze ichen des hhe-ren Se inszus tands , in den der To te du rch d ie E inba lsamierung ber fh r t , in i-tiiert worden is t . Sie wird im Laufe der Zei t a ls Stuck-Kartonnage und an-thropoider Holzsarg immer aufwendiger dekor ie r t , wobe i d ie dabe i auf t re -tenden Bi ldmot ive und -programme e ine ikonogrphische Ausformul ie rungderselben ACH-Sphre dars te l len , d ie in den Toten tex ten mi t sprach l ichenMitteln vergegenw rt igt w ird.2.2 Wiedergeburt2.2.1 Sarglegung alsregressus ad uterumNach dem Prinzip der Verklrung" a ls der Korrela t ion e iner Welt symboli-scher Ob jek te un d Hand lungen und e iner Welt jense i tiger Bed eutung en w irdder Sarg a ls Leib der Himmelsgtt in und Muttergotthei t , und die Sarglegungdadurch a l s Himmelsaufs t ieg und Rckkehr zur Mut te r (regressus ad uterum)verklrt 24 . In gypten is t der Himmel weibl ich; wir haben es hier nichtmit Mut t e r E rde" , sonde rn m i t Mut t e r H im m el" zu tun . D ie H im m elsg t -tin i s t d ie gypt i sche Ersche inungsform der Groen Mut te r . Das en tsche i -dende is t aber , da nach gyptischer Vorste l lung die Toten die Kin der dieserAll-Mutter s ind . Die Kindschaf t der Himmelsgt t in e rwirb t man nur durchden Tod , dadurch , da man in s ie e ingeht :

    Die Mut te r der Mi l l ionen , d ie Hunder t tausende aufnimmt. 25Sie l iebt das Eintre ten ' , ihr Abscheu is t das Herauskommen;dasganze Land sehnt s ich danach , dor t zu se in . " 2 6Ihre Mutter ist sie, die sie allesamt erschaffen hat:sie gehen e in zu ih r insgesamt ."2 7O Amme, zu der gut e intre ten is t ,o du, zu der jedermann eingeht , Tag fr TagO G roe Mut t e r , de ren K inde r n i ch t en tbunden w erden " 2 8

    Die Texte be tonen d ie Unauf ls l ichke i t der Verb indung oder konkre te r : derUmarmung, die der Tote bei der Sarglegung mit der Himmels- , Mutter-und340

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    ot ng ttin eingeht . Trotzdem spie l t auch der Gedanke der Wiedergeburteine groe Rolle. Ich will dich gebren aufs neue, in Verjngung , sagt dieHimmelsgttin zum Toten in e inem jener zahlre ichen Texte , mit denen fas tjeder Sarg und fas t jedes Grab in gypten beschri f te t i s t2 9 . Ich habe michber dich geb rei te t , ich hab e dich wiede rgeboren a ls G o t t . D urch die Wie-dergeburt wird der Tote zum Sterngot t , zum Mitgl ied der Ach-Sphre , zueinem neuen Wesen. Aber diese W iedergeburt be deu tet keine E nt-b ind un g ,sie f indet im Innern des Mutter le ibes , des Sarges , des Himmels s ta t t3 0 . DieKonstellation des Toten mit der Muttergot thei t , wie s ie die Bi lder und Tex-te im Sinne der Kindschaf t und Wiedergeburt ausdeuten und akt ivieren, is tkein Durchgangsstadium, sondern ewige, unvernderl iche Grundlage desneuen Lebens auf hherer Seinsstufe . Indem die a ls e in regressus d uterumausgedeutete Sarglegung den Lebensweg zur Kreisbahn umbiegt , erffnetsie dem T ot en e inen Exis ten zrau m in ihrem Leibe un d die kreisfrmige Ewig-keit der Gest i rne , deren Au f- un d U ntergeh en der g ypter a ls zyklischesEmpfangen-und G eborenwerden d u rch di e H imm el sg t ti n de u t e t3 1 .2.2.2 Krn ung und Neug ebur tDer von der Himmelsgt t in zum Gott wiedergeborene Tote wird von gt t l i -chen Ammen gesugt und dabei zum Himmel emporgetragen. Dieser sakra-mentalen A u s d e u t u n g 3 2 liegen andere ri tuelle Handlungen zugrunde als dieder Sarg legung , nml ich vor a l l em Rucherung3 3 (der aufs te igende Rauchals Symbol des Himmelsaufs t iegs ) und Liba t ion3 4 (die Flssigkeit als Sym-bol der gt t l ichen Milch) . brigens werden auch die Wiedergeburt durch dieHimmelsgttin und das Zusammenfgen der Glieder (als Ereignisse in dergtterweltlichen oder Ach-Sphre) of t genug ganz anderen Handlungen derKult-Sphre zugeordnet als nur der Sarglegung, so z.B. der Salbung, zu deretwa gesagt wird: Geboren hat dich deine Mutter Nut an diesem Tage 3 5 .Eine auffa l lende Rol le spie len dort , wo es um die Aufzucht des neugebore-nen Gt te rk indes geh t , d ie be iden Gt t innen , d ie d ie Kronen des gypt i -schen Doppelre ichs personif iz ieren. Die e ine von ihnen is t aufgrund dieserRolle von den Griechen sogar mit Ele i thyia , der gr iechischen Gtt in der Ge-burtshilfe gle ichgese tz t worden 3 6 . Man geht wohl kaum zu wei t , wenn manden eigent l ichen Ort dieser a ls Sugung des Gt terkindes ausgedeuteten Ri-ten im pha raon i schen Krnungs r i t ua i ve rmu te t3 7 . Von d iesen Zusammen-hngen her gesehen, erscheint der berhmte Bi ldzyklus in e inem neuen Licht ,der in e inigen Tempeln des Neuen Reichs die Verkndigung, Zeugung, Ge-burt Sugung und Beschne idung des Knigsk indes dars te l l t 3 8 . Bisher hatman dies imm er a ls e ine m yth isch e be rh hun g der ta tschl ich en G ebu rtdes Knigs vers tehen wol len3 9 . Mir scheint jedoch der Bezug auf die Kr-

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    u ode r vielm ehr die der rnung vorausgehende In i t ia t ion zum Knig-tum als e iner naissance m ys t iq ue viel nher zu l i eg en4 0 . Zwar ist es indiesem Bildzyklus gerade nicht die Himmelsgtt in , sondern die wirkl icheirdische Mutter des Knigskindes, die in den Szenen der Empfngnis undGeburt als Protagonist in auftr i t t . Aber in der Szene der Sugung berneh-men dann d ie kuhges ta l t igen Verkrperungen der Himmelsgt t in d ie Hand-lung diese lben , von denen s ich der Vers torbene wnscht : Ach mchte ichunter i h r e n E u t e r n n e u e n t s t e h e n 4 1 . Im Hathor tempel der Hatschepsu tin Der e l-Bahri wird genau dieses mythische Ikon des unter der Hathorkuhsaugenden Knigsk indes zum zen t ra len Kul tb i ld .Mit de m Begr i ff einer In i t ia t ion zum K nig tum bef inde n wir uns zwei-

    fellos im Kern des Problems. Wenn es e ine solche Ini t ia t ion wirkl ich gab,wenn s ie a l s na issance myst ique , Sugung und Himmelsaufs t ieg4 2 began-gen wurde , dann haben wir dar in Ursprung und Vorb i ld der en tsprechendenTotenvorstellungenzu sehen . Dan n is t n ich t d ie E infh rung ins To tenre ic h zu mVorbild der Einw eihun g Leb end er gew orde n, son dern es s ind wie es ja e igent-lich auch nher liegt diessei t ige Einweihungsri ten und deren sakramentaleAusdeutungen ins Jensei ts bertragen worden. Aber le ider befinden wir unshier auf e inem in der Forschung hchs t umst r i t tenen Gebie t , wo d ie Quel lennicht nur spr l ich , sondern (aus e iner schon e rwhnten fachspez i f i schen Zu-rckhaltung heraus) auch in ihrer mglichen Aussagekraft n icht erschlossensind. Die im vors tehenden en tworfenen Zusammenhnge drfen daher n ich tals gesichertes F achw issen ge l ten. Sie s tehen f re i l ich an K hnh eit weit zu-rck h in te r e inem anderen Bei t rag zum Thema der Wiedergebur t der Toten ,den ich ohne h ie r nher darauf e ingehen zu knnen desha lb e rwhnenmchte weil er in der gyptologie e ine groe Wirkung zu entfa l ten beginnt:das ach te Kapi te l des Buches von Chr . Desroches-Noblecour t ber Tutanch-amun das den kaum ges tr ten Befund e in iger Grabkammern in e iner se ineAussagekraft wohl gehr ig ber fordernden , aber n ich tsdes toweniger bewun-dernswerten Einfhlsam kei t a ls e inen Kom plex von Zur s tuneen zur Wieder- ,geburt des to t en K n igs in t e rp re t i e r t4 3 .

    ie rumlichen Ausformungen der bergangsidee3.1 WissenVerrumlichende Realis ierungen der bergangsidee reden von einem Weg,den der Tote nach dem Ste rben zurcklegen mu, und veranschaul ichen denangestrebten hheren Seinszustand vor a l lem als das Weilen an e inem be-342

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    st mmt n fe rnen Or t . In den Py ram iden tex te n d ie unseren l testen Bestandan Totentexten bi lden, gi l t der Nordhimmel a ls dieser Ort e ines ewigen Auf-enthalts. Der Weg des Toten beschrnkt s ich prakt isch auf die Idee des Him-melsaufstiegs und d ie v ie l f l t igen For m en se iner Bew l t igu ng4 4 sowie dieberfahrt b e r d e n H i m m e l4 5 . Dieses verhl tnismig e infache Bild erfhrtin der Folgezei t ( fr die die S arg tex te unsere Quelle bi lden ) e ine eno rm eKomplizierung in dem Mae, wie s ich die ursprnglich ausschliel ich knig-liche App l ika t ion der Jense i t svors te l lungen nu n auf jede rm ann ausw ei te t ,wie der Got t Os i r i s und d ie in ihm zen t r ie r te Vors te l lung e iner Unterwel tergnzend neben den das ausschliel ich himmlische Jensei ts des Alten Rei-ches beherrschenden Sonnengot t Re t r i t t und wie s ich sch l ie l ich wohl aucheinfach den Eigengesetzl ichkei ten e iner Ideenrevolut ion folgend, die Speku-lation ber das Jensei ts differenzier t und entfa l te t . So wird die Kenntnis die-ses immer umfan gre iche ren und ko m plexe ren Wissens ber das Jense i t szum Hauptproblem des Toten . Ihn mi t dem notwendigen Wissen auszur-sten wird zum Hauptzweck neuer Gat tungen der Toten l i te ra tur , d ie wieeine Art von Wissenschaft wirken und den fr den gypter charakter is t i -schen brokrat isch-systematis ierenden St i l der Wirkl ichkei tsbewlt igung aufdas Jense i t s be r t r agen4 6 . Dieser Zugriff erschliet fas t mchte man sa -gen: kolon is ier t sich die jensei t ige Un end lichkei t a ls e ine zhlb are Viel-heit die in a l len E inze lhe i ten geordne t und be im Namen genannt werdenkann: die zwei Wege, die 7 Tore, die 21 Pforten, die 7 Himmelskhe mit ih-rem Stier , d ie 14 Hgel , d ie 12 Grfte , d ie Topographie des Binsen- und/oder des O pfergef i ldes , d ie Trhte r und A nm eld er , d ie Kol leg ien u ndTotenrichter die E inze l te i le der Fhre und des Fangne tzes usw. usw. 4 7 Wasder Tote wissen mu, s ind nicht nur die Namen al l d ieser Wesenheiten undEinzelheiten ihrer Beschreibung, sondern auch die Worte , mit denen der To-te den einzelnen Wesen gegenbertre ten mu. Wenn der Weg, den der Totedurch d ie in d iesen Sprchen beschr iebene Jense i t s topographie zurcklegenmu so voller Gefahren fr ihn is t , so l iegt das an den dmonischen Wesen,die ihn bewohnen. Sie lassen das Jensei ts vor a l lem als e inen sozialen Raumerscheinen in dem der Tote s ich mit den Mit te ln der Sprache zu bewegenund sch l ie l ich e inzugliedern ha t : an ru fen d , besc hw ren d , e insch chte rnd ,bittend drohe nd , an tw o r t end u sw . D as Phn om en de r A u fh u fu ng e ine s au freiner Spekula t ion beruhenden ungeheuren Wissensvorra ts zum Zwecke ind i -vidueller Erlsung (d.h . hier : Todesbewlt igung) er innert an die Gnosis undbildet gewi eine ihrer Wurzeln. Reinhei t , a ls Befreiung von Belastungen derirdischen Existenz, wird nur durch Wissen erworben. Reinhei t und Wissensind zusam me ngeh rige Beg riffe . Ic h kenn e die N am en . . . ich bin re i n , ver-sichert der Tote .

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    3 er Weg zur ewigen NahrungIn den zahl re i chen Totensprchen, d ie es mi t der Ernhrung des Toten zutun haben, erschein t als Ziel seines Jensei tsweges immer wieder Jenes Ge-stade, au f d em d i e G t t e r s t eh en 4 7 ; wer sich darauf niederlt , der s t irbtnich t 4 8 , oder : der e r schein t a l s Go t t 4 9 . Dort wil l s ich der Tote nieder-lassen un ter jene r Sy kom ore . .. inm it ten des b erf lusses ; wer bei ihr lan-det, der zaudert (erschlafft?) nicht , wer unter ihr weil t , der is t wie der Gro-e G o t t 5 0 . Um an diesen Ort zu gelangen, wo ihm ewiges Leben und gtt-liches Sein verheien is t , mu der Tote s ich einer Reihe von Prfungen un-terziehen: Er mu den Fhrmann wecken und dazu bes t immen , ihn berzu-setzen, er mu s ich e in Fhrboo t ver schaf fen , e r mu dem Fangnetz en t -gehen, das zwischen Himmel und Erde ausgespannt i s t , und er mu s ich ge-genber den Bewohnern der h immlischen Sphre als einer von ihnen auswei-sen knnen. Die einzige Form, in der er diese Prfungen besteht , is t Wissen:denn s ie f inden in der Form des Verhrs s tat t . Zunchst unterzieht ihn derFhrmann einem Verhr , dessen Form Dino Bidol i als Einweihung in d ieGeheimnisse eines B eru fes de ute t , und zwar in der typisc hen F or m einerPrfung in fes tgelegten Wechsel reden, wie s ie im Handwerksbrauchtum ver-schiedener Zei tal ter und Kul turkreise of t begegnet und insbesondere inZunftkreisen des heu t igen gyp ten b i s un lngs t noch au f t ra t 5 1 . Der Totemu sich nicht nur n ac h Id en ti t t , Be fugnis un d Ziel seiner Reise auswe isenknnen, er mu vor al lem die geheimen Namen der einzelnen Schif fs tei lekennen und so al lein aus d iesen Na m en der Ge is terspra che s ich ein Gei-sterschiff zusammensetzen. Diese Geheimsprache bes teht aber aus n ichtsanderem als aus Namen, Rol len und Ereignissen der gt terwel t l ichen(ACH -)Sphre, die sich hier genauso ausdeutend ber die einzelnen Teileeines Schif fes legt , wie etwa ber d ie Objekte und Ri ten des Kul ts . Mit dem-selben Mit tel en tgeht der Tote dem Fa ngn etz , inde m es ihm gel ingt, dessensmtliche Einzel tei le in der Geis tersprache zu be ne nn en , d .h . im Hinbl ickauf d i e G t t e r w e l t a u s z u d e u t e n5 2 . Es gibt noch einige Sprche derselbenForm, auf d ie ich h ier verweisen mchte, obwohl s ie n icht im gleichen Sach-zusammenhang s tehen. Vor dem Betreten der Ger ichtshal le (auf d ie wir in3.3 eingehen w erde n) m u der Tot e d ie Einzel tei le des Tores gt terw el t l ichausdeuten k n n e n5 3 , und in den Sprchen der sog. Gliedervergottung wirdder Krper des Toten in genau entsprechender Weise ausgedeutet , indem je-der einzelne Krper tei l e iner Got thei t g leichgesetzt wird5 4 . Ausdeutung is taber auch d ie Form der g loss ier ten Totentexte, vor al lem des berhmten17. Kapi tels des Totenbuchs , und d ie Frage schein t berecht ig t , ob n ichtauch hier eher d ie dramat ische Si tuat ion eines In i t iat ionsverhrs zugrundehegt a l s das r e in ph i lo log i sche Anl iegen e iner Komment ierung5 5 . Wenn wir344

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    i olis aufsc hlu reiche inweise veral lgemeinern drfen, dann gehen dieseSprche auf E inweihung sr i ten anderer Berufe zurck wie Ne tzm ach er , Vo-gelfnger,N etzfisc her , Sch reiner , Balsamierer (Gl iede rvergo t tung) un d Prie-ster.

    Am Ziel seiner Jensei tsreise wird de r T ot e von je n en W esen ins V erh r ge-nommen, in deren Kreis er selbst eintreten mchte. Hier ist der Fragestel ler(wie in der auberflte a n o n y m 5 6 . In seinen Antworten mu sich der Toteals Got t erweisen, der s i tz t , wo die Gt ter s i tzen, s teht , wo sie s tehen undit, wovon sie essen5 7 . D ie G t t e r b i lden e ine V ersorgun gsgem einschaf t 5 8 .Nur die Mitgl iedschaft in ihrem Kreise erffnet dem Toten den Zugang zurgttlichen N ahru ng; um geke hr t is t es aber auc h wieder di e Na hrun gsaufn ah-me, d ie den T oten zum Mi tgl ied der G t t e rgem einscha f t m ac ht . Im me r wie-der erscheint nm lich genau dieses Mot iv als sak ram entale A us de utu ng je-ner Sp rche , i n denen es rea lwel t li ch um Essen und Tr inken , d .h . um denEmpfang d e s T o t e n o p f e r s g e h t5 9 . Mi t te l und Zweck sind hier vol lkommenaustauschbar: Essen und Trinken sind (als e in sozialer Akt von paradigmat i -scher Be deu tung ) das ausgez eichnete M edium einer a ls solcher ang est reb tensozialen Eingl iederung, und die soziale Eingl iederung wiederum ist die Vor-bedingung jensei t iger V ersor gthei t . In diesem eigentm lichen Zusam me n-hang von Versorgung und Gemeinschaft spiegel t s ich eine St ruktur der gyp-tischen Lebenswel t , in der die Beamten kein (bzw. nicht nur) Gehal t empfin-gen, sondern von der Tafel ihres Vorgesetzten lebten. So wird die Nahrungzum Symbol sozialer Zugehrigkei t : (a) zur Gruppe derer , die von der glei -chen Tafel leben, (b) zum Pat ron, von dem diese Versorgung ausgeht . Diesel -be St ruktur f inden wi r in den Toten tex ten wieder . Der Tote l eb t nml ich ,zusammen m i t den anderen G t t e rn , von der Tafe l des Son neng ot t es . Se ineMahlzeiten kommen vom Opfer t i sch des Re aus Hel iopol i s6 0 .

    3.3 Der Weg zur Rec ht fe r t igungRechtfertigung i s t derjenige Begri ff des gypt ischen Totenglaubens, indem al le Vorstel lungen einer Hei lung vom Tode und jensei t igen Sel igkei t zu-sammenlaufen; er i s t ebenso zent ra l wie komplex6 1 . Seine Komplexi tt ltsich besch reiben m i t te ls e iner be gri ff l ich en An alyse, zu der nur wir , die wirdie Sache von auen bet rachten, in der Lage sind, die dem gypt ischen Den-ken selbst je do ch ganz u nd gar fr em d ist (gerad e deswegen ist der Begriff jaauch ko m plex , nm l ich unanalys i e rbar fr d ie , di e ihn gebrauc hten) : Der To-te hat s ich zu recht fer t igen () gegenber dem Fein d als Pe rson i f ikat io n sei-nes Todes, (b) gegenber einem Fe ind , der s ich ihm im Jense i t s gegenber-stellen un d ihn etw a vor einem jensei t igen Gerichtsh of verklagen k n nt e,

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    u schlielich c) gegenber dem gt t l ichen Anklger und Totenr ichter , vordem der Verstorbene sein i rdisches Leben verantworten und seine Wrdig-keit fr e in jensei t iges Weiter leben unter Beweis s te l len mu. Der Aspekt (a)liegt dem Osir is-Mythos zugrunde6 2 , (b) spielt vor allem in den S argte xteneine g r o e R o l l e6 3 und (c) f indet in der klassischen Vorstellung eines allge-meinen Totenger ichts se ine re inste Ausprgung, die l i terar isch zwar schonzu Ende des 3 . J t . v . Chr . gre i fbar is t6 4 , aber wohl ers t mit dem NeuenReich zum al lgemein verbindl ichen und dominierenden Bestandtei l desgyptischen Totenglaubens wird. Jedenfal ls f indet s ich ihre kanonische Dar-stellung ers t im 125. Kapi te l des Totenbuchs, das in der l teren Totenl i te-ratur ke ine Vor lufe r ha t6 5 . Auf diesen Aspekt des Rechtfer t igungsgedan-kens mchte i ch mich h ie r beschrnken .3.3.1 Die ToreMge deine Seele b3) die. Wege des Jens eits ke nn en zur Pfo rte dessen, derden Ermatte ten verhl l t , sagt a ls Ausdruck e ines besonders hf l ichen Wun-sches ein Weiser zu einem Prinzen in einer Erzhlung aus dem spten Mitt le-ren R e i c h6 6 . Das Tor ist das sinnfll igste bergangssymbol. Im 145. und146. Kapi te l des Totenbuchs wird diese Idee systemat is ier t und ausgebautzu einer Folge von 21 Toren, die der Tote passieren mu, um zu dem vonihnen verhl l t en E rm at te ten , zu Os ir is , zu ge lan ge n6 7 . Die Tore werdenvon Dm one n , oder wie man neuerd ings mi t R echt un te r sch e id e t6 8 apotropischen G t te r n bew acht , de ren Ikonograp hie s ie durc h Tie rmas-ken un d Messer a ls ge fhr l iche , schreckener regende Wesen ke nn ze ich ne t6 9 .Der To te ban nt ihren Schre cken , indem er s ie beim Nam en ne nn t un d auchdie Namen der Tore kennt ; und er erre icht f re ien Durchgang, indem er se i -ne Reinhei t beweis t . Er kennt die mythische Bedeutung des Wassers , in demer gebadet hat, und er trgt die richtige Kleidung. Das Wesen der Trhterund der apot rop ischen G t te r be rhau pt ) i st ambig : Der Schrecken , densie verkrpern, dient der Abwehr des Bsen ( in den Erscheinungsformen der

    Unwissenheit, der Unreinhei t und der Gewalt t t igkei t ) . Die Tore und ihreWchter bi lden e inen 21- oder 14(15)- oder 7fachen (auf die Zahl kommt esnicht so genau an) Schutzwal l um den Ermat te ten , d .h . den ges torbenenund als Gestorbener lebenden Gott Osir is , den s ie verhl len . Mit se inemSchicksal ident i f iz ier t s ich der Tote . Im inners ten Ring dieser abgeschieden-sten und dadu rch gehe i l i g t en7 0 aller kosmischen Sphren wird auch er alsOsiris leben. Dann werden die Schreckgesta l ten der Tore se ine Wchter se in ,die ihn vor a l l em bel bewahren7 1 .

    Nach gypt ischer Vorste l lung is t d ie Unterwel t kein Schat tenreich, dasalle gle ich m ach t und in das jeder unterschied slos hin abs ink t . Vielmehr glie-346

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    rt sich die jense i t ige Welt in eine ich tsp hre, in der die seligen Toten inder Gemeinschaf t des Sonnengot tes und des Os i r i s leben , e ine Sphre chao-tischer Finsternis , in die die Verdammten zu ewiger Bestrafung abgedrngtwerden7 2 , und eine Zone nicht der Luterung - dieser Gedanke scheint dergyptischen Jensei t svors te llung ganz f rem d - sondern der A usf i l te rung , inder d ie Bsen im Fangne tz gefangen oder von Trhte rdmonen vern ich te twerden. Die Vorste l lung dieser Zone des bergangs konkret is ier t s ichin den zahlreichen Ausprgungen, die die Idee e iner qual if iz ierenden Passagein den gyp t i s chen T o ten tex ten ge funden ha t : im Z w e iw egebuch 7 3 , inden Sprchen der s ieben Torwege7 4 , dem Kapi te l von den 14 S t t te n desTotenreichsJ5 und in der Schr i f t de r 12 Grf te7 6 . Es gibt sogar eine spiele-rische Ausformung dieser Idee in Gestal t e ines Bret tspiels , das geradezuPassage heit . Das Spiel wird zu zweit gespiel t . Gegen den Gegner muman seine Passage du rch 30 Felder mit ihren verschied enen segens- ode r un-heilvollen Bedeutungen hindurch f inden bis in die Nhe eines Gottes , derVersorgung (Bro t und Wasser ) und Recht fe r t igung gewhr t7 7 . Dieses Spiel,das zweifel los auch im Diessei ts zum bloen Zwecke der Herzensvergn-gung sljmfr jb, das g. Wo rt fr Verg nge n , w rt l . : da s Herz vergessenlassen ) gespiel t wurde, is t uns fast ausschliel ich aus funerren Kontextenbelegt. Besonders aufschlureich is t der Beleg im Grabe des Sennedjem: Hiersteht die Szene, den Cha rakter des Spiels a ls e ines r i te de passag e berei tsdurch den Anbr ingungsor t verdeu t l ichend , auf e inem Trb la t t , da rber -hinaus steht neben dem Spiel t isch e in Tisch mit Opferspeisen, der dasZiel der Passage : den Zugang zur und die Verfgung ber die ewige Nah-rung vers innbi ld l ich t7 8 .

    Im d em otisc hen Se tna-R om an th ron t Osiris in der s iebten von s iebenHallen, d ie der Tote zu durchschre i ten ha t , um zum Ort der Recht fe r t i -gung zu gelangen. Die Folge von s ieben Toren scheint auch in der Tempel-architektur vornehmlich der Sptzei t e in zentra ler Baugedanke. Besondersklar tr i t t er auf e inem spten Typ von Scheintren (Totenste len) in Er-scheinung, die bis zu s ieben ineinander geschachtel te Trdurchgnge alsFlchenprojektion e ine r en t sp rechenden R aum fo lge da r s t e l l en7 9 . Die Un-terwelt wird demnach als e in Tempel vorgeste l l t , in dessen Allerhei l igstemOsiris t h r o n t8 0 . Der Weg des Toten zu Osiris entspricht dem Weg des Prie-sters zum Kultbi ldschrein. Der Weg des Priesters wiederum wird sakra-mental als Himmelsaufst ieg ausgedeutet . Er ffnet die Trf lgel des Him-mels in K a rna k und schau t die Mys te ri en de s L i ch t l a nd es 8 1 . Ich er-whne d iese Zusammenhnge , um noch e inmal deu t l ich zu machen , dadie gypt i sche To ten m yth olo g ie ke in g leichsam au to nom es Fe ld re-ligiser Spekulat ion darste l l t , sondern auf vie lf l t ige Weise mit den For-men und Vorste l lungen des diessei t igen Gtterkults verf lochten is t . Es

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    g ht daher wohl auch nich t an den G eda nk en e iner In i t ia t io n wie es je tz tommunis opinio is t f r den T ote nk ul t zwar zu bejah en, fr a lle andere n

    Erscheinungsformen der gypt ischen Rel igion aber kategorisch abzuleh-nen 8 2 . Der folgende Abschni t t br ingt den m.E. entscheidenden Beweisdieser These.3.3.2 Das GerichtDas Ziel der Passage" des Toten ist die Halle der beiden Wahrheiten", inder das Totenger icht s ta t t f indet . Der Zutr i t t zu ihr is t d ie le tz te der qual i -fizierenden Prfungen , denen e r s ich un te rz iehen mu, um berhaupt zumGericht zugelassen zu werden. Sie f indet wieder in der typischen Form desVerhrs s ta t t . Ers t kommen d ie Fragen nach Iden t i t t und Befugnis :

    Wer bist du?" sagen sie zu mir,Wie ist dein Name?" sagen sie zu mir.Ich bin die untere Wurzel der Papyruspf lanze,,Der im lbaum' i s t mein Name."Wo bist du vorbeigegangen?" sagen sie zu mir.Ich ging vorbei an der St t te nrdl ich des Dickichts ."Was hast du dort gesehen?"Ein Bein war es und e in Schenkel ."Was hast du zu ihnen gesagt?"Ich hab e den Jubel gesehen in jen en L nd ern der Ph niz ier ."Was haben s ie dir gegeben?"Eine Feuer f lamme war es und e in Fayence-Amule t t . "Was has t du dami t gemacht?"Ich begrub s ie am Ufer des Maat i -Gewssers beim Abendopfer ."

    Usw. Usw. Da hier Myster ienwissen abgefragt wird, und zwar aus dem Be-reich der Osir is-Myster ien, drf te evident se in 8 3 . Zuletzt folgt der Bescheid: So ko m m und tri t t ein in dieses To r der beid en W ahrh eiten,

    denn du kenns t uns "Im folgenden Verhr mu der Kandidat die e inzelnen Tei le des Tores inder Myste r iensprache benennen , d .h . g t te rwel t l i ch ausdeuten knnen . Aufdiese Form s ind wi r bere i t s e ingegangen8 4 . Das dr i t te , krzeste Verhrfhrt Thot , der Psychopompos, der den Toten in die Gerichtshal le e infhrenmu. Er s te l l t nur vier Fragen: Weshalb bis t du gekommen?" - Um ange-meldet zu w erde n. Wie bis t du be sc ha ffe n? " - Ich bin re in von jegl icherSnde. Wem so l l i ch d ich melden?" Dem, dessen Decke Feuer , dessenMauern lebendige Uren, dessen Hauses Fuboden die Flut is t . Wer is tdas? - Osiris. So z ieh dah in: s iehe, du bist an ge m eld et " Das folge ndeVerdikt nimmt das Ergebnis des Gerichts vorweg, wir werden darauf zurck-kommen.

    Das eigentliche Gericht, die Wgung des Herzens gegen ein Symbol derWahrheit, und die negat ive Konfession" des Kandidaten, der vor den 42348

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    otenri htern 4 Snden aufzhlen mu mit der Beteuerung, s ie n icht be-gangen zu haben , gehr t zu den wahrhaf t zen t ra len Grundgedanken dergyptischen Religion, der als ausreichend erforscht und als weit ber dieFachgrenzen h inaus bekann t ge l t en kann8 5 . So drfen und mssen wir unshier kurz fassen . Die negat ive Fo rm der Ko nfe ss ion darf n icht berra-schen: Sie ergibt s ich notwendig aus der negativen Struktur der Ethik, diesich zu nc hst u nd vor al lem in S tzen der F or m D u sollst nich t . . . ar t i-kuliert. Darauf an tw orte t der Mensch m it Ich hab e n icht d iese F ormliegt in der Natur der Sache und darf nicht zu Rckschlssen auf ihren ur-sprnglichen S i tz im L eb en verw endet werd en. R. Griesha mm er , der d ieseFrage ges te l l t ha t , a rgument ier t daher auch vom Inhal t l i chen8 6 . Die 42 Sn-den tei l t er in drei ungefhr g leich groe Gruppen ein : kul t i sche Vers teim engeren Sinne, Vergehen bei der Tempelverwal tung und Vers te gegenallgemeine eth ische Normen. Dieselbe Dreihei t f indet s ich auch in Textenwieder, die an de n fr die Pries ter vorgeseh enen E ingngen sptze it l icherTempel s t e h e n8 7 und al lem Anschein nach Tempelein lal i turg ien ref lekt ie-r en 8 8 , die die Priester beim Betreten des Heil igtums zu rezit ieren, wahr-scheinlich aber auch anll ich ihrer ers ten Pr ies terweihe zu schwren hat -t en 8 9 . So wie der Priester bei der Priesterweihe und beim Betreten einesheiligen Ortes vers ichern mute, bes t immte Dinge n icht getan zu haben, somu auch der Tote beim Betreten des Jenseits , eines heil igen Ortes, seineReinheit v e r s i c h e r n 9 0 . Wir haben es hier also mit einem priesterl ichenInitiationsritus zu tun, der erst sekundr in die Literatur und Vorstel lungs-welt des To teng laubens ber t ragen wurde .

    Es geht aber bei d iesem Ger icht noch um anderes als nur um das Betreteneines-hei ligen Ra um es. Z um ers ten geht es um den Fo r tbe s tan d seiner indi -viduellen Personal i tt . Personsein i s t fr den gypter eine Funkt ion der ge-sellschaftlichen A p p r o b a t io n9 1 . Person ist man als das Bild, das sich die (sig-nifikanten anderen von e inem machen . Die Rech t fer t igung im To ten-gericht bedeutet fr den einzelnen d ie gesel lschaf t l iche Approbat ion , d ieseine personale For tdauer unter den Sel igen des Totenreichs fr immersicherstellt. Nun is t er kein wesenloser Schat ten , sondern z.B. der Oberhof-meister Amenemope, der seine Ti tel und seinen Namen zwischen d ie im To-tengericht neue rwo rbene n Ti te l Os i r i s und ge rech t fer t ig t e inschre ibendarf. Zum zwei ten geht es bei d ieser Rechtfer t igung um die Aufnahme ineine Versorgungsgemeinschaf t , a ls welche nach d iessei t igem Vorbi ld d ie Ge-meinschaft der Seligen konzipiert is t . Versorgung und soziale Integrationsind fr den gypter unlsbar mi teinander verbunden, s ind zwei Sei ten der-selben Sache . So l au te t denn auch das erwnsch te Votum der To tenr ich ter :

    Ein wahrhaf t Gerech ter .La ihm das Brot und Bier geben,349

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    das von Osiris ausgeht.r sol l auf ewig unter den Gefolgsleuten des Horus sein. 9 2

    o fgt s ich der Gedanke des Totenger ichts e in in den a l lgemeineren Rah-men der Vorste l lungen von den Vorbedingungen zur Sel igkei t a ls Versorgt-heit und sozia le Eingl iederung, wie wir s ie im vorhergehenden Abschni t tbehandelt haben .

    Tod und Initiation in der Isisweihe des puleiusAccessi con finiu m mo rt is Ich be tra t d ie Gren ze des Tod es,et calcato Proserpin ae l imine und a ls ich Proserpinas Schwelle be rschr i t t ,per om nia vectus e lem ente re- w urd e ich du rch a lle Ele m ente getragen

    meavi und kehr te zurck;nocte med ia vidi solem um M it ternac ht erbl ick te ich die So nne ,candido coruscan tem lum ine b lenden d in s t rah lendem Lich t ,deos infero s e t deos supero s ich n he r te m ich den un ter en un d den obe-accessi coram ren G t te rnet a d o r a v i d e p r o x u m o .9 3 un d be te te s ie an von Angesicht zu Ange-sicht.Die gypt ischen Assozia t ionen dieser Darste l lung e iner Is isweihe s ind immerhervorgehoben w o r d e n9 4 . Es handel t s ich um ein Katabasis-Ri tual , den Ab-stieg in e ine du rch ko smo graphische Dars te l lungen a ls a rch i tek to n ische Ver -gegenwrtigung der Unterwel t ausgesta l te te Krypte , genauso, wie wir dasvon den Knigsgrbern des Neuen Reiches kennen , deren Dekora t ion s ie zuAbbildern der Unterwel t und die Beisetzung dadurch zu e inem descensus adinferos m a c h t9 5 . Die Wandbi lder dieser Grber s ind Kosmographien: Be-sehreibungen des Weges, den der Sonnengot t in se iner Barke durch die 12Stundenregionen der Unterwel t und des Himmels zurcklegt . Der Myster ien-charakter dieser B ch er a ls der Ko dif iz ieru ng esoter isch en Geheim wissenskommt in ihn en sehr deut l ich z um A us dru ck , lebenso deut l ich sind die Hin-weise darauf , da wir die e igent l iche Heimat dieser Li tera tur nicht im knig-lichen To teng l auben , sonde rn im Sonnenku l t zu suchen haben9 6 . Da unsdie entsprechenden Quel len nicht erhal ten s ind, l iegt a l le in an dem uerenUmstand da die Grber s ich im Wstengelnde erhal ten haben, die Tempelaber im Frucht land oder un te r heu t igen S td ten ver loren gegangen s ind . DieZurckhaltung der gypto logen , d ie Mys te r ium und Einweihung nur f r d ieWelt der Toten gelten lassen wollen, erweist sich im Licht der vielflt igenBezge die wi r uns zusammenzut ragen bemht haben , a l s e in wissenschaf t -lich unzulss iges a rgum entu m e s i l en t io .

    In den kosm ographisch en B ch ern der Knigsgrber ko m m en g le ich-falls die dei inferi und d ie dei superi zusammen . D ie dei inferi sind die Be-350

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    wo n r der Un terw el t d ie a l lncht l ich von den dei superi, d em So n n en g o t tin der Barke mi t seinem Gt terkreis , besucht werden. Der to te Knig fhr tin der Sonne nbark e mi t und be te t d ie G t ter de p r ox um o an . Die Vor -stellung da der Mensch d ie Gt ter , d ie er auf Erden nur in ihren Symbo-len verehr t ha t , nach dem To de von Anges ich t zu An ges ich t sc h a u t9 7 ,kommt in den gyp t i schen To ten l i tu rg ien (Verk lrungen ) wiederho l t zumAusdruck:Alle Gtter , die du verehrt hast , sei t du exist ierst ,denen tr i t ts t du von Angesicht zu Angesicht gegenber.Sie s ind bere i t , de inen B a zu em pfangenund deinen Mumien le ib zu besch tzen .

    Auch die Passage des T ote n d urc h d ie 21 To re, d ie 7 Ha l len , d ie 15 Stt -ten (TB 149) usw. der Unterwel t i s t e in descensus ad inferos, der ihn endlic hin die leibhaf t ige Gegenwart des Osir is und seines Gt terkreises , ebenso aberauch in d ie Gegenwart des Sonnengot tes br ingt , der al lncht l ich mi t seinemGtterkreis d ie Unterwel t du rchfhr t . Die Sonne zu schauen , wenn s i e un-tergeht und angebetet wird von den Gt tern , i s t das erk lr te Ziel der Toten-sprche98.In der Ini t iat ion des Lucius erfll t der Gang durch die Unterwelt die

    Funktion eines symbol ischen Todes , dem am Morgen seine Aufers tehung alsSonnengott fo lg t : Mi t e inem Palmenkranz geschmck t ,d instar solis er-scheint e r d e r j u b e l n d en Men g e9 9 . So erschein t auch der im Totenger ichtgerechtfertigte Tote; ich zi t iere einen der l tes ten Texte, in dem diese Vor-stellung grei fbar wird :Zittern befl l t das s t l iche Licht land,verkndet werden d ie Wege seiner Abgeschiedenhei tdem Osiris NN, der erschienen ist als Reund aufragt als Atum,nachdem ihn Hathor gesalb t hat ,nachdem sie ihm (ewiges) Leben im Westen gegeben hatwie Re, Tag fr Tag.Oh Osir is NN, es g ib t keinen Got t und keine Gt t in ,die einen Proze gegen d ich ans t rengen knntenam Tage der Abrechnung (= To tenger ich t ) vo r dem Groen , dem Her rndes Westens.Du i t Brot vom Opfer t i sch des Rein Gemei n s ch a f t d e r Gr o en i n d en To r en . 1 0 0

    Niemand be zw eife l t , da die Ini t iat io nsr i ten der Isis-M ysterien, so wie sieApuleius anzudeu ten wag t , und andere In i t i a t ionen zu e inem gu ten Tei l inden einzigar t ig elabor ier ten Ri ten und Vors tel lungen des gypt ischen Toten-glaubens verwurzel t s ind; in d ieser Richtung s ind d ie Beziehungen zwischenTod und In i t i a t ion unbes t r i t t en . Zah l re iche Hinweise haben uns aber imLaufe dieses berbl icks auf d ie Mgl ichkei t auch der Gegenr ichtung auf-

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    m rks m werd en lassen Wir wol len sie abschl ieend als Hy poth ese fo rm u -lieren: Die Totenri ten geben s ich deshalb a ls e ine Einfhrung in die Myste-rien des Tot enre ichs (Ho rnung ) , wei l sie d ie en tsprech enden R i ten undVorstellungen diesseitiger Kulte widerspiegeln, von denen wir sonst, ausnaheliegenden Grnden, nichts wissen.In der Erscheinung des Toten bzw. des Ini t ianden als Sonnengott f l ieendie beiden Vorste l lungsfelder ineinander , d ie wir abschlieend sei es noch-mals be ton t : aus re in dars te l lungs technischen Grnden a l s b iom orpheund r um lich e unte rsch ieden ha be n. De nn die Flle der Bilder , in den ensich dem mythischen Denken der gypter das Wesen der Sonne erschl iet :als eines urbi ldhaft-grundlegenden und in diesem Sinne, auch wenn es nichtin ille tempore sondern in ewiger Gegenwart spie l t , mythischen Geschehens,verbindet sich das Myster ium des Durchgangs mit dem der Wiedergeburt .Der Sonnengott durchzieht in seinem al lnchtl ichen descensus ad inferosdie 12 Pfor ten und S tunden-Rume der Unterwel t , um a l lmorgendl ich inneuer Gestal t wiedergeboren zu werden, er t r i t t a ls Greis zum Schwanz einerSchlange ein und kommt als Jngling zu ihrem Maul wieder heraus, er wirdabends von der Himmelsgtt in verschlungen und am Morgen wiedergeboren in dieser unerschpfl ichen Bilder- und Vorste l lungswelt des Sonnenlaufs(101) haben al le gyptischen Entwrfe von Wandlung, Erneuerung, Wieder-geburt und ewigem Leben ih ren Verweisungshor izont myth ischer Przeden-zen und Gewihe i ten .

    nmerkungen1 Im Vorw ort bz w. Einlei tung zu Naissances Mystiques (1958 ) und Scha-manismus und archaische Ekstasetechnik (1975) .2 A uc h hier scheint e ine mo nog raphisc he Behandlung der vie lf lt igen, imWerk El iades vers t reu ten Beobachtungen gep lan t un te r dem Ti te l mytho-logie de la mort .Naissance mystique, V orw or t ) .3 Siegfr ied M orenz, Die Zauberflte. Studien zum Lebenszusammenhanggypten - Antike - Abendland, M nster 195 2.4 Reinh ard Griesh amm er, Z um Sitz im Leben des negat iven Sndenbe-kenntnisses , in : Zeitschr. d. dt. morgenl. Ges., Suppl. II (Wiesbaden1974), 19 - 25. Von der dort angefhrten weiteren Lit . s ind besonderswichtig die Beitrge von R. Merkelbach.5 Alf red Herm ann, Zerg liedern und Zusamm enfgen . Re lig ionsgesch ich t li -ches zur Mumif iz ie rung , in :Numen 3 (19 56 ), 81 - 96 .6 G.R.H. Wrigh t, The Egypt ian Sparagm os , in : Mitt. dt. Archol. Inst.bt Kairo 35 (1 97 9), 345 - 358 . Vgl. El iade, Schamanismus (n. 1), 47 0,s.v. Ini t ia t ionszerstckelung. Zum Zerstckelungsmotiv im kret ischen352

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    Zagreus Mythos s. jetzt B. Gallistl, in: rzburger Jb. f . d. Altertumswiss.N 7 19 81 ), 235 - 25 2, der an Beziehung en zum gyptischen Balsamie-rungsritual denkt, wie sie fr Kreta in der Tat nahe liegen. B. Gladigow,Unsterblichkeit und Moral . Riten der Regenerat ion als Modelle einerHeilsthematik , in: Ders. (Hg .) ,Religion und Moral 1916) 99 - 117 stelltdas Zerstckelungsmotiv in einen weit ber die Ini t ia t ionsthematik hin-ausreichenden Zusammenhang und ver fo lg t se ine Linien sowohl zurckzu ursprngl ichen Jagdr i tua len a ls auch abwr ts zu entwickel ten Unsterb-lichkeits- und Moralvorstel lungen.7 ber die Arbei t von Morenz (195 2) hinaus, die als du rch aus reprs enta-tiv gel ten kann, vgl . noch Hans Bonnet , Reallexikon der gyptischen Re-ligionsgeschichte (19 52 ) , 494 - 496 ; J .Gw. G r i f f i ths , in : Lexikon dergyptologie IV (1 98 0), 27 6 f . Beson ders zurck hal tend ue rt s ich C.J .Bleeker, In i t i a t ion in Anc ien t Egyp t ' , i n : Initiation (Nu me n Suppl . X,Leiden 1965), 41 - 58, der al lerdings keinen einzigen der Befunde disku-tiert, auf der unsere Studie basier t .8 Die neues te berse tzung: Er ik Hornung, Das Totenbuch der gypter(Zrich 1979) , mi t Ein le i tung, Kommentar und Bibl iographie .9 Ed i t ion: Adr iaan de Buc k, The Egyptian Coffin Texts, 7 Bde. Chicago1935 - 1961. Neues te berse tzung von R.O. Faulkner unter g le ichemTitel, Warminster 1973 - 1978 (3 Bde.) .10Ed i t ion : Kur t Se the , Die altgyptischen Pyram identexte, 4 Bd e. , Leip-zig 1908 - 1922. Neues te berse tzung: R.O. Faulkner , The Ancientgyptian Pyramid Texts, Oxford 1969 .

    11Vgl. den ver bre i tete n, ursprnglich gewi knigl ichen Sp ruc h zur Beiset-zung: Den Gott aufsteigen lassen zu seinem Licht land . . . ' (Erich Ld-deckens, Untersuchung en ber religisen Gehalt, Sprache u nd Form dergyptischen Totenklagen, MDIK 11, 1943 , 55 ff . Nr. 21) , der offe nsic ht-lich zu Anfang der Sinuhe-Erzhlung (R 7) als Beschreibung einer knig-lichen Bestat tung zi t ier t wird.12Den Begr if f m yth isc h verwen de ich h ier im gewhn l ichen gyptologi -schen Sinne von g t te rw el t l ich , vgl. h ie rzu und zur Ab heb ung voneinem Begriff des Mythischen im engeren Sinne meinen Beitrag Die Ver-borgenheit des Mythos in gypten , in : Gttinger Miszeilen 25 (1977) ,7-42 .13Siegfried Sch ot t , Mythe und M ythenbildung im alten gypten, Unters,z. Gesch. u . Al te r tumsk. gyptens 15 , 1945. .14 S. das Einzelne bei A. Hermann (n. 5) und G.R.H. Wright (n. 6) .15Zu r g. M um ifizierung stechn ik s . zule tzt A .R. David Hg.), Manchesterummv Protect. M ultidisciplinary research on Ancient Egyp tian mum -mified remains, Manchester 1979. Fr unsere Fragestel lung weiterhinmageblich bleibt die Darstel lung von Kurt Sethe, Zur Geschichte derinbalsamierung bei den gyptern und einiger dam it verbundener Bru-che (SPAW 1934) , 211 -239.16Hier in is t Joh n Gw . G r i f f i ths , The O rigin of O siris and his Cult, Leiden1980, 51 f f . voll un d ganz zuz us t im m en.17Vgl. h ierzu Ja n Zan dee ,Death as an Enemy, Leid en 196 0, bes. 147 ff .18S. m eine D eutu ng der Zerst ckelun gstop ik in den g. Te xte n in: M it t .dt. archol . Inst . Abt . Kairo 28.2 (1973), 121 - 125.

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    Zu diesem Begriff vgl. G. van der Leeuw Die sog. epische Einleitungder Za u b e r fo rm e ln , i n : Zeitschr. f . Religionspsychol. (19 33 ) , 161 - 180;M.Eliade , Ko smog onische M ythen und m agische He i lungen , in : Paideu6 ( 1 9 5 4 / 5 8 ) , 1 9 4 - 2 0 4 .20 Vgl. Assmann, a .a .O. (n. 18).21Bo n n e t , Reallexikon (n. 7), 637 f . s .v. Reliq uien. Eine Wrzburger Habili-tationsarbeit zu diesem Thema von Horst Beinlich ist in Vorbereitung.Zur B ede utun g der K ultto pog rap hie in der Osirisreligion s. G riff i th s,a.a.O. (n. 16), 121 ff.22Einige Belege fr diese vor allem in den S argte xten passim bezeu gte Fo r-mel bei Assmann, Liturgische Lieder a n den Sonnengo tt (Berlin 196 9),196 n. 22.23Vgl. hnlic he M otive bei der scham anistische n Init iatio nszer stck elung ,s. Eliade, a .a .O. (n. 6).24S. hierzu Adolf R usc h, Die Entwicklung der Himm elsgttin Nut zu einer

    otengottheit Mitt. d. vorderas.-g. Ges. 27 (1922), Assmann, in: Mitt .dt. archolog. Ins t . 28 .2 (1973) , 1 15 ff.; ders., in: Lex. d. g. IV (1980)266 - 2 7 1 .25N. de Garis Davies, The Tomb of Nefer-hotep at Thebes, Tf. 55.26 Pap. Dublin 4 ed. Pierret ,Etudes Egyptiennes l 83 f.27Sarg des Harem hab-(S ptze i t ) , ed . K. P iehl, Inscriptions hieroglyphiquesIII, 67 f.28Pap. Lo uvre 31 48 , XI. Diese un d weite re Stellen zit . Lex. d. g. IV,268 ff .29Eine sehr erweiteru ngsfh ige Sam mlu ng so lcher Tex te (inzwischen sindmir gut 70 verschiedene Texte in wohl an d ie 1000 Varianten bekannt)gibt Rusch, a .a .O. (n. 24).30In e inem dieser Te xte be te uer t d ie Mutter- und Him me lsgot the i t gerade-zu: ich werde dich niemals gebren , s . S. Schott , in: Rev. d Egyptol.17 (19 65 ) , 81 - 87 . Der g ypter m cht e sich im Sarge ver jn gen (soz.B. in der Erzhlung des Schiffbrchigen).31Zu diesem Zei t - und entsp rechen den Ewigkei tsbegrif f s . Assm ann, Zeitund Ew igkeit im alten gypten (AHAW 1975) .32 Vgl. zu diesem Begriff Gttinger Miszellen 25 (1 97 7) , 15 - 2 .33Z.B. E. O tto , Das gyptische Mu ndffnungsritual (g. A bh . 3, 196 0),Sz. 64.34 Z.B. ders. , a .a .O., Szene 63.35Ders. , a .a .O., Szene 55 A . Der folgen de Satz scheint sich (die berset-zung ist nicht ganz sicher) direkt auf den Init iationsgedanken zu bezie-hen: Du bist zu einem Wissenden gemacht dessen, was nicht gewutwird , vgl. hierzu Otto, 124 f . mit 125 (2).36 S.M. Heerma van Voss, in: Lex. d. g. IV (1980) 366 f . s .v . Nechbet .37 J. Leclant, Le role du lait et de l 'a l laitement apres les textes des pyrami-des , in : Journal of Near Eastern Studies 10 (19 51 ), 123 - 127.38 He llmut B runner , Die Geburt des Gottknigs (g. A bh . 10, 1964 ).

    39Br unn er, a .a .O.; fr die D eutu ng als R itua l (der G eb urt ) s. zule tzt Win-fried Barta , Untersuchu ngen zur Gttlichkeit des regierenden Knigs(Mnchner Ag. Stud. 32, 1975).

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    iese eutu ng begrnde ich in meinem Beitrag Die Zeugung des Sohnes .Bild, Spie l , Erzhlung und das Problem des gyptischen Mythos , in : J .Assmann, W. Burkert , F . Stolz , Funktionen und Leistungen des Mythosr i Altorientalische Beispiele (OBO 48 , 1982) , 13 -6 1 .41 Tote nb uc h Kap . 148 , vgl. dazu Ram adan e l -Sayed , in : M itt d dt archol

    Inst 36 (1980 ) , 357 -390 .42 Die Idee des Him melsaufs t iegs is t im Ge burtsz yklu s nicht rea l is iert ,kommt dafr aber in e inem Krnungs tex t Thutmos is ' I I I . zum Ausdruck ,der sehr deutl ich ini t ia torische Zge trgt:Er ffnete mir die Trflgel des Himmelsund ta t mir auf die Tore se ines Lichtlands .Ich schwebte empor zum Himmel a ls Got tes fa lkeund schaute se in geheimes Bild im Himmel.Ich betete seine Majestt an (. . . )Ich e rb l ick te d ie Verwandlungen des Hor izon t ischenauf seinen geheimen Wegen im Himmel.Re selbs t befes t ig te mich,indem ich ausgezeichnet wurde mit den Kronen auf se inem Haupte ,sein Urus ble ibend an meiner Stirn . ( . . . )Ich wurde ausges ta t te t mi t se ine r J^-Kraf tund kundig gemacht der Weisheit der Gtterwie Horus , a ls er se inen Leib zhlte (herangereif t war)im Hause se ines Va te rs Amun-Re (usw. )Vgl. zum Himmelsaufs t ieg auch n . 44 .43T ou ta nk ha m on . Vie e t mo rt d 'un p har aon . Paris 1 96 3; vgl. bes . W. We-stendorf, Bemerkungen zur .Kammer der Wiedergebur t ' im Tutancha-mungrab , in : Zeitschr f g Sprache 94 (1 96 7) , 139 - 150.44S. h ierzu Assm ann, in : Lex d g II (1 97 7) , 1206 - 12 11 ; W.M. Davis,The ascens ion-myth in the pyramid- tex ts , in : Journal of Near EasternStud 36 (1977) 161 - 179; J .M. Paysas, Los medios de ascension Celesteen los textos de las Piramides (1) , in : Aegyptus Antiquus (Bu enos Aires)3 (1979 ) , 37 -67 .45Vgl. hierz u H. K ees, Totenglauben und Jenseitsvorstellungen der altengypter (1977 ) , 67 -9 7 .46 Die 'm ag eblic he Da rstellung dieser En tw icklu ngs linien ist das in N. 45zitierte Werk von He rm ann Kees . Zum wissen schaf t l ichen Charak te reiniger an der Kosmographie o r ien t ie r te r Ga t tungen der Toten l i te ra -tur s .E. Hornung, Lehren ber das Jensei ts? , in : E. Hornung, O. Keel(Hg.), Studien zu altgyptischen Lebenslehren (Fr ibou rg 1979) , 217 -224.47Zu frh en W issenskodifikat ion en bezglich des Binsen- bzw. Opferg e-fildes s . S . M ueller , An E arly Egyp tian G uide to the H er ea fte rs in :JE 58 (1 97 2) 99 - 125; L.H. Lesk o, The f ie ld of H etep in Egyp tian

    CoffinTe x t s , i n : JARCE 9 (19 71 - 72) 89 - 101.Totenbuch 153 s. Dino Bidoli, Die Sprche vom Fang netz in den altgSargtexten (A bh . DAI kairo IX, 1976), 81 f .48Coffin Texts IV , 38 i-1, h nl . III 9 8 k-1; 145 a-e usw .49 Totenbuch 98 und f t e r .

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    50Coffin Texts I I I , Spruc h 203 .51A.a.O . n .4 7) , 30.52Bidoli a.a.O. n. 47 ).53T o t enbu ch 125 , E nde .54To ten bu ch Kap . 42 . Zum Ursprung der Form im Balsamierungs r itua ls H. Al tenm ller , in: Lex d g. I I (19 76 ) . 62 4 - 62 7.55Ursula R ler -K hler ko m m t in ihrer uers t grndl ich gearbei te tenUntersuchung Kapitel 17 des gyptischen Totenbuches (Wiesbaden1976) al lerdings zu der entgegengesetzten Ansicht . Zu einer r i tuel lenForm von T ex t kommen t i e r ung s . S . S cho t t , Die Deutung der Geheimnissedes Rituals r die Abwehr des Bsen (AWL Mainz 1954), 13 ff . ZurForm des Verhrs ibd. , 31 f f .56Die Ges ta lt des Sp rech er s haben M ozar t /Sch ikaned er aus dem Ro m anvon Ter ras son Sethos ( 1731 ) be r nom me n ( i n t e r l ocu t e u r ) .57In Spru ch 195 der Sarg texte erkenn en z .B.die G t te r den ve rh r ten K an-didaten an mit den Worten: Er lebt , wovon wir leben, er i t , wovon wiressen, er t r ink t , wovon wi r t r inken .58Zu diesem Begriff s . m eine n Beitrag in H. Te ilenb ach (H g.) , Das Vater-ild in Mythos und Geschichte (S tu t tga r t 1976) , 16 -2 0 .59 Es wrde zu wei t fhren, Beispiele fr diese in Totenopfer texten hunder t -fachzu be legende Topik anzuf hren . N ur zur Verdeu t l ichung des Gem ein-ten zi t iere ich den folgenden Passus aus e iner Totenl i turgie:Dein Brot is t das Brot des Re,dein Bier is t das Bier der Hathor.Du stehst auf und setzt dich nieder zu deiner Mahlzeit

    und gesel ls t d ich zu den Gt tern, die dem Got t (Re) folgen.60 S. beso nde rs Co ff in Te xts I I I , pass im.61 Ger ech t f e r t i g t m3c-f}rw) ist seit de m Beg inn des 2. Jt . v. Chr. der bli-che, den Vers torbenen kennze ichnende Namenszusa tz ; vg l . R . Anthes ,The or ig ina l meani rg of maa-khrw , in : Journal of Near Eastern Studies13 (1954) , 21 f f .62S . J .Gw . G r i f f i ths , Plutarch. De Iside et Osiride (Oxford 1970) ; ders . ,rigins n. 16) . Vgl . auc h To ten bu ch ed. H orn ung K ap .16 6, Vers 3 - 5 ;151,Ver s 36 f .; 16 9 , 6 2 - 6 4 .63s . Re inhard Gr ieshamm er , Das Jenseitsgericht in den Sargtexten (g.Abh.20, 1970) .64 Lehre fr Merikare, vgl . Zeit und Ewigkeit (n . 31 ), 12 f .65Zu r Ge schichte der To tenge r ichts ide e s .bes . Gr iesh am me r , a .a .O. (n . 63) ,46 - 70. Vgl . auch die ikonographische Untersuchung von Chr is t ineSeeber, Untersuchungen zur Darstellung des Totengerichts im altengypten (Mn chner g. Stu d. 35 , 1976) .66Pap. W estcar, bers .v .E.Brunner Tra ut , Altgyptische M rchen ( ^ 1976) ,17. Die Por tale sbhwt) der Un terw el t und die To re sb3w) des Binen-gefildes werden in der g roen Ne ferho tep - Inschr i f t a ls Geg ens tnde k-niglichen Wissens im Zusammenhang der Osir is -Theologie genannt , s . W.Helck, Hist.-Biogr. Texte der 2. Zwzt. und n eue Texte der 18. D yn.(1975), 26, Zeile 23.67S. H ornu ng, a .a .O . (n . 8) . Besonders e indrucksvol le Dars tel lungen dieserTore f ind en s ich in den Grbe rn der K niginnen N efer ta r i und Tau sret .

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    in n d a s e n n e n u n d d i e P a ss a ge d i e s e r T o r e b e h a n d e l n d e n T o t e n-spruch p u b l i z i e r t e i c h i n Das Grab des Basa ( A r c h . V e r f f . 6 , 1 9 7 3 ) ,94 - 9 7 . D i e s e r S p r u c h s t e h t in d e n G r b e r n m i t V o r l i e b e a m G r a b e i n -gang, d e r a u f d i e s e W e i s e z u r U n t e r w e l t s p f o r t e v e r k l r t " w i r d , s o d a mit d e m E i n z u g i n s G r a b d e r T o t e s y m b o l i s c h d e n b e r g a n g i n d i e U n t e r -welt v o l l z i e h t .68 H . t e V e l d e , i n : Lex d g.l, 9 8 0 - 9 8 4 ; H . A l t e n m l l e r , i b d . I I , 6 3 5 -640 . V g l . a u c h D . M e e k s , G e n i e s , A n g e s e t d e m o n s e n E g y p t e " , i n :

    our es Orientales 8 ( 1 9 7 1 ) , 1 9 - 8 4 .69 Z u r a p o t r o p i s c h e n F u n k t i o n d e s S c h r e c k e n s u n d d e s M o n s t r s e n s.Assmann, i n : Lex.d.g. I I , 3 6 2 - 3 6 7 .70 A b g e s o n d e r t " is t ( w i e i n v i el e n S p r a c h e n ) d ie G r u n d b e d e u t u n g d e svon u n s m i t h e i l i g " b e r s e t z t e n g y p t i s c h e n W o r t e s dsr.71 D i e D o p p e l f u n k t i o n d e r W c h t e r d e s T o r e : S c h r e c k e n z u v e r b r e i t e n(die A b w e h r ' d e s B s e n ) u n d S c h u t z a u s z u b e n ( d i e V e r h l l u n g d e sE r m a t t e t e n , g . hbs b3gj) k o m m t w e n i g e r i m T e x t s e lb s t a ls i n s e i n e rVerwendung i n d e r G r a b d e k o r a t i o n z u m A u s d r u c k . In e i n e m G r a b d e rSptzei t z . B . s t e h t d i e e i n e F a s s u n g d i e s e s S p r u c h s ( T B 1 4 5 ) a n d e n W n -den d e s T r e p p e n g a n g s , d e r v o n d e n O b e r b a u t e n d e s G r a b e s z u m u n t e r -irdischen T e i l , d . h . v o n d e r O b e r w e l t i n d ie U n t e r w e l t f h r t u n d a k t u a l i -siert d o r t d e n a p o t r o p i s c h e n A s p e k t d e r T o r e u n d d i e B e d e u t u n g i h r e rPassage a l s e i n e r q u a l i f i z i e r e n d e n P r f u n g . D i e W c h t e r w e r d e n h i e r d e mEin t re te nde n u n d H i n a b s t e i g e n d e n e n t g e g e n b l i c k e n d d a r g e s t e l l t . D i eandere F a s s u n g ( T B 1 4 6 ) d a g e g e n s t e h t w e i t e r i n n e n i m G r a b e ; d o r tbc ke n s ie v o n a u e n n a c h i n n e n , d e r G r a b h e r r i n e n t g e g e n , d ie s ie u mSchutz a n f l e h t ; s . A s s m a n n , Das Grab der Mutirdis ( A r c h . V e r f f . 1 3 ,1977), 3 2 - 3 4 . 5 9 - 6 4 .72 S . h i e r z u E r i k H o r n u n g , Altgyptische Hllenvorstellungen(Abh.Sch s.Ak.Wiss. 5 9 . 3 , 1 9 6 8 ) .73 L e o n a r d H . L e s k o , The Ancient Egyptian Book of Two Ways ( U n i v .of C a l i f . P u b l . , N e a r E a s t e r n S t u d . 1 7 , 1 9 7 2 ) . F r e i n e h o c h i n t e r e s s a n t e ,wenn a u c h w o h l i m e i n z e l n e n b e r z o g e n e D e u t u n g d i e s es T e x t e s a ls te x te d ' i n i t i a t i o n " s . P a u l B a r g u e t i n Rev.d Eg. 2 1 (1 9 6 9 ) . 7 - 1 7 .7 4 T o t e n b u c h K p . 1 4 4 m i t 1 4 7 , v g l. a u c h C o f f i n T e x t s p e l l 9 0 1 v o n d e nsieben K a m m e r n d e s ( d e r U n t e r w e l t g le i c h g e s e t z te n ) G r a b e s " . D iesieben rjjt ( T o r w e g e o . . ) w e r d e n a u c h a ls W e g z u m B i n s e n g e f i l d e " ,den e l y s i s c h e n F e l d e r n d e r g y p t e r a u f g e f a t , s o z . B . i n K a m m e r I I Ides t a n i t i s c h e n G r a b e s de s O s o r k o n .75 T o t e n b u c h 1 4 9 m i t z a h l r e i c h e n V o r l u f e r n i n d e n S a r g t e x t e n , s . f r d i eeinzelnen N a c h w e i s e H o r n u n g , T o t e n b u c h , 5 0 6 f .76 T o t e n b u c h 1 6 8 s. A l e x a n d r e P i a n k o f f , H e l e n J a c q u e t - G o r d o n , The Wan-dering of the Soul, P r i n c e t o n 1 9 7 4 .77 E d g a r B r u n o P u s c h , Das Senet-Brettspiel im alten gypten ( M n c h n e rg. S t u d . 3 9 , 1 9 7 9 ) . E i n e s p i e l b a r e R e k o n s t r u k t i o n d e s S p i e l e s v e r s u c h tT i m o t h y K e n n d a l l , Passing Through the Netherworld ( B e l m o n t , M a s s . ,1978).78 T h e b e n , G r a b 1 s . P u s c h a . a . O . T f . 2 8 . I n d e n l e t z t e n S p i e l z g e n g e h t e sum V e r s o r g u n g ( B r o t i m H a u s d e r B r o t e , K h l e s W a s s e r i m H a u s d e skhlen W a s s e r s " ) u n d R e c h t f e r t i g u n g ( d u b i s t g e r e c h t f e r t i g t s a gt e r z u

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    m r mlich Mehen) .79F. Le Corsu, Steles-por tes egyp t iennes e leme nts emb oi tes d 'e po qu egrSco-romaine , in :Rev. d Eg. 20 (1968), 109 - 125.80Zum Setna-Rom an s . d ie berse tzung be i E . Brunn er -Trau t , Alt gypti-sche Mrchen, 194 f . Zu r U nter w elt als Te m pe l vgl. Ba rgue t, a.a.O. (n.73). Das 145. Kap i te l des To ten bu ch s besch reibt laut b ersch r i f t d ieTore des Binsengef i ldes vom Osir is -Tempel , bezeichnet a lso die Unter-welt als O sir is-Tem pel un d lokal is iert das Binsengef i lde im inners te n(allerheiligsten) Bereich dieses Tempels .81 Vgl. zu diesen Ti te ln A ssma nn, Das Grab des Basa, 19 ff.82 z.B. Hornu ng, a .a .O. (n . 46 ) ; Morenz , a .a .O. (n .3) .83Vgl . Gr i f f t i th s , a .a .O. (n . 16) , 30 f f . mi t w ei terer L i tera tur . D er T extist bersetzt bei Hornung, a .a .O. (n . 8) , 241 f f .84Hornung, 242 -243. Vgl . 3 .2 .85ber d ie in n . 65 aufg efh r te L i t . und d ie darin auf f ind bare n Arb e i t enhinaus vgl . noch die re l igionswissenschaf t l . Arbei t S .G.F. Brandon, AProblem of the Osir ian Judgm ent of the D ea d , in Numen 5 (195 8) ,110 - 127.86 a.a.O. (n. 4) .87Griesh am me r , a .a .O. , 22 n. 17; dazu A. G ut bu b, Textes fondamentauxde la theologie de Korn Om bo (Bibl . d 'E t . 47/1' , 197 3), 149 f . T ex teB , 155 - 184, mi t Verweis auf wei tere Texte 'und den greren weis -heits-und f rm migkei t sgesch ich t l i chen b er l i e fe rungsho r izont .88Vgl . d ie Li t . zur a l t tes tam ent l ic hen G at tu ng der Tem peleinlal i turgieund ihren Beziehungen zum Dekalog bei Gr ieshammer , 24 n. 19.

    89Einen solchen Eid in griechisch er Sp rache p ubliz iert R . Merke lbach inZeitschr f.Papyrologie u. Epigraphik 2 (19 68 ) , 7 - 30 .90 Grieshammer , a .a .O. , 25.91S. dazu Assm ann, Persn l ichkei tsbegr i f f un d -b ew uts ein , in : Lex.d g I V ( 1972 ) , 963 - 9 78 .92Vgl. Seeber , a .a .O. (n .65) , 114 (pBM 10470) ; a l lg . zu derar t igen Urtei lenim To tenge r icht (do r t als Jen sei tsw nsc he mi vers tan den ) S. 113 -116. Zum Zusammenhang von Recht sprechung und Versorgung im a l t -gyptischen Denken s . J . Assmann, Der Kn ig ais Sonnenpriester (1970) ,58 - 6 5 .93Ap uleius von Mad aurus , Me tam orp ho seo n IX-, 28 5 cap .23.94S. das e inzelne bei Jo hn Gw . G ri f f i th s , Apuleius of Mad auros, TheIsis Book (Metamo rphoses, Book XI), Etudes Prel im. aux rel . Orient,dans 1 'Emprie rom ain 39 , 1 975 , 29 6 - 30 8. Vgl. neue rdings vor a l lemJ. Bergm ann, Per omina vec tus e lementa r em eavi . Ref lex ions surl'arriere-plan egypt ien du voyage de salut d 'un myste i s iaque , in :U. Bianchi , M.J . Vermaseren, La soteriologia dei culti orientali nellimpero Romano ( 1 9 8 2 ) , 6 7 1 - 7 0 8 .95Vgl . h ierzu zuletzt H. B runn er , Die Unterw el tsb che r in den gypt i -schen Knigsgrbern , in : G. S tephenson (Hg. ) , Leben und Tod in denReligionen (Da rms tad t 1980) , 21 5 - 22 8 .96Diese z uerst in Der Knig als Sonnenpriester (19 70 ) geu er te und vonder Fachwel t zumeis t mi t Reserven aufgenommene (vg l . Hornung , a . a .O. ,s.n.46) These glaube ich im 1.Kapi te l meines Buches Re und Amun.358

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    Die Krise des polytheistischen W eltbilds Orb is Bibl icus et Or iental is5 1983) h inre i chend begrndet zu haben.97Zu adoravi de proxumo vgl .die zahl reichen Paral le len bei G ri ff i ths , a .a .O.n.94), 303 - 308, dazu aber vor a l lem Gardiner , in: Proc. Soc. Bibl.rchaeol 35 (1 91 3) , 169 f . ; dor t auch der im Folgend en ausschn i t t-weise z i t ie r t e Te xt aus Grab 50 in The ben (Zei t : H arem hab , End e 14 .Jh. v.Chr. ) .98A s s m a n n , Liturgische Lieder (n.2 2) , 28 ff . ; G ri ff i th s , a .a .O. (n. 9 4) ,303 - 306 . Z aube rsprc he hab en die K ra ft , selbst de m , der s ich in derUnterwelt bef inde t , den Sonnengot t samt se inem Gt t e rkre i se e rsche i -nen zu lassen, vgl . Setna-Roman, bers . E. Brunner, a .a .O. (n. 80) , 177.99Ap uleius cap. 24 . G ri ff i ths verweist ad loc. zure cht auf d en Kra nz derRechtfertigung , den der im To teng erich t Freiges proc hen e erhiel tTotenbuch Kap. 19), vgl . Ph. Derchain, in: Chron. d Eg. 30 (1955) ,225 - 2 8 7 . '

    100 Coffin Texts Spell 45 .101 S. dazu Erik H orn un g, Die Tragw ei te der Bi lder: Al tg ypt isch e Bi ld-aussagen , in : Eranos 1979 (19 81 ) , 183 - 23 7; Assm ann, Re und Amunn. 96) , Kap. 2 Die Ikonographie des Sonnenlaufs .