Auf den Spuren Rogers

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Leseprobe aus dem avant-verlag

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Samstag, 2. September 1939, Douet, Saint-Sébastien-sur-Loire, Département Loire-Atlantique.

Roger!

Roger!

Es wurde angeschlagen!

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… und bei mir werden die drei Jungs eingezogen.

Die werden schnell wieder zurück sein.

Na gut, gehen wir einen trinken.

oh, Suzanne …

Suzanne, eine Runde aufs Haus!

Am Rhein werdet ihr jedenfalls keinen

Muscadet zu trinken bekommen!

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"Mir bleiben nur wenige Tage, um Vorbereitungen für die Zeit nach meiner Abreise zu treffen. Wie wird

meine Schwester Angèle nur zurechtkommen, ganz allein mit dem Hof und dem Gemüseverkauf?

Meine arme Mutter wird ihr nicht bei der schweren Arbeit helfen können. Und alle kräftigen Nachbarn wer-den an der Front sein.“

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Gerade soll es losgehen, da steckt sie mir noch ein leeres Notizbuch und einige Bleistifte zu. Sollte im Osten Papiermangel herrschen, habe ich keine Ausrede, nicht zu schreiben. Ich habe nicht mal mehr Zeit, etwas zu sagen. Was für ein Abschied!

Als es um die erste Kurve geht, holt sie ihr Taschentuch heraus. Der Staub von der Abfahrt muss ihr in die Augen geweht sein.

"Der alte Patouillère wartet beim Café du Sport auf uns. Sein Citroën-Laster wird mir einige Kilometer zu Fuß ersparen.

Besser ich nutze diese Gelegenheit, denn einige sagen, dass wir an der Front noch genug marschieren müssen. Suzanne ist traurig und will zumindest bis nach Nantes mitkommen, aber auf der Ladefläche ist kein Platz mehr.

Mittwoch, 6. September 1939.

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In Nantes angekommen, werde ich von den anderen beim Großmarkt am Champ de Mars abgesetzt. Ich muss mich noch von den Kollegen verabschieden, die nicht eingezogen worden sind, aber auch von den Kunden, die nun anstatt mir meiner Schwester Angèle Sorgen bereiten werden.

Wir haben von den Gendarmen bis mittags Zeit bekommen, uns bei der Émile-Péhant-Kaserne zu sammeln. Ich fla-niere durch die Stadt. Ein letzter Spaziergang in den Straßen von Nantes und ein letztes Glas Gros Plant* an der Place du Commerce – es wird einige Zeit vorhalten müssen.

Ein Haufen junger Burschen, Koffer in der Hand, grölt, dass es schnell vorbei sein wird und dass wir dem Fritz ordentlich die Fresse polieren werden. Sollen sie nur reden ... * Gros Plant du Pays Nantais: Wein aus der Loire-Gegend.

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Die meiste Zeit verbringen wir dösend in den Betten, das Warten erscheint endlos. Immerhin gibt es ein paar Spaßvögel, die die langen Stunden etwas aufheitern.“

"Wir marschieren in Kolonnen zum Bahnhof. Auf den Bahnsteigen wimmelt es nur so von Soldaten. Sie hocken in den

Abteilen wie Sardinen in der Büchse. Angesichts der langen Reise, die uns bevorsteht, beklagen sich die Kameraden über die Sitzbänke aus Holz.“

Mittwoch, 13. September 1939.

Ein Kerl hat einen roten Stempel in mein Soldbuch gesetzt – 11. Armeekorps, was auch immer das heißen mag.

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Hallo?

Ja, ich bin auf dem Weg.

Vor elf Uhr bin ich nicht in

Nantes.

Aber ja, natürlich passe ich auf!

Ist er noch bei Bewusstsein?

Ok ... Wir treffenuns am Eingang der

Notaufnahme.Tschüss, Mama.

Januar 2003 – Autoroute A83.

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Und?

Manchmal öffnet er die

Augen ...

... aber ich bin mir nicht sicher, ob er uns

noch erkennt.

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