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Kommissär Zürchers unglaublichste Fälle Robert M. Schmid Kurzgeschichten

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Kommissär Zürchers unglaublichste Fälle

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Kommissär Zürchers unglaublichste Fälle

Robert M. Schmid

Kurzgeschichten

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Robert M. Schmid

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Kurzgeschichten

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Alle Rechte vorbehaltenCopyright © 2011

Münsterverlag GmbH, Basel

Lektorat Manuel DinkelUmschlagfoto Andreas Soldan

Einbandgestaltung Monika MüllerProduktion Imagovista GmbH

Druck Friedrich Reinhardt AG, Baselwww.münsterverlag.ch

ISBN 978-3-905896-09-1

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Für meine drei liebsten Frauen: Monika, Carina, Ivana.

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«Jede Lösung eines Problems ist ein neues Problem.»

Johann Wolfgang von Goethe, 1749 – 1832

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Dicke Post . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

Ein folgenschwerer Fehler . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

Sondermüll . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

Verschollen und vergessen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63

Schöne Ferien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83

Das perfekte Verbrechen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99

In Aqua Veritas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115

Blumenfreude . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148

Kopfschmerzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169

Das Haar in der Suppe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183

Wellness . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219

Biberli und Zuckerwatte . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234

Hansi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251

Auf wackeligen Beinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259

Halleluja . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265

Das Mädchen und der Zauberer . . . . . . . . . . . . . . 277

Epilog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297

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Sondermüll

Den Weg in sein Büro ging Willy Zürcher wie auf Wat-tesohlen, leicht benommen überquerte er einen Fuß-

gängerstreifen. Obwohl die Sonne schien und kein Wölkchen den strahlend blauen Himmel trübte, schien dies kein guter Tag zu werden, zumindest nicht für den Kommissär. Die Wirkung der lokalen Betäubung ließ langsam nach, und das Taubheitsgefühl in Backe und Oberlippe wich allmählich ei-nem bohrenden Schmerz beim zweiten hinteren Backenzahn oben links. Zürcher hasste Zahnärzte. Zwecks Zahnstein-Entfernung hatte ihm Dr. Holzer mit einem spitzen Instrument in seinem Mund herumgestochert, bis tief unters Zahnfleisch. Trotz des Betäubungsmittels, das ihm der Doktor zuvor mittels mehre-rer verdammt schmerzender Spritzen direkt ins Zahnfleisch injiziert hatte, um die Nerven vorübergehend ins Koma zu versetzen, spürte Zürcher den elektrisierenden Schmerz des rebellierenden Zahns bis in den kleinsten Zeh, als der Arzt den spröden, aber äußerst hartnäckigen zementartigen Zahnstein vom freigelegten Zahnhals kratzte. Sein Magen knurrte, und doch durfte er nichts essen. Dank des Spezialmittels, mit dem Dr. Holzer das stark ent-zündete Zahnfleisch behandelt hatte, waren dem Kommis-sär für die nächsten zwei Tage jegliche feste und erst recht warme Mahlzeiten streng verboten, was sich auf seine Laune nicht eben positiv auswirkte. Zürcher trat durch die Drehtüre in die Vorhalle des Waag-hofs. Hinter dem Glas der Anmeldetheke erspähte er Frau

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Gutknecht, wie sie gerade einen halben Nussgipfel in ih-rem Rachen verschwinden ließ. Ihre signalrot bemalten Lip-pen schienen ihm an diesem Morgen noch intensiver, noch leuchtender, als dies ohnehin schon der Fall war. Eifersüchtig und mit einer Wut im leeren Bauch marschierte Zürcher zum Fahrstuhl und fuhr in den zweiten Stock. Als er den Lift ver-lassen wollte, kam ihm Nina von Planta entgegen. «Guten Morgen, Willy. Gut, dass ich dich hier treffe», be-grüßte die Detektivin ihren Chef, packte ihn am Arm und schob ihn wieder zurück in den Aufzug. «Wehe, es ist nichts Wichtiges», grummelte Zürcher. «Wir müssen zur städtischen Kehrichtverbrennungsanla-ge. Einer der Angestellten hat im Müll die Überreste einer Leiche entdeckt», erklärte Nina. Zürcher hielt sich die Backe. «Nun ist der Tag endgültig versaut. Hast du Tomasetti verständigt?», murmelte er, wäh-rend er verwundert auf die Handtasche an Ninas rechtem Arm blickte. «Ja, er ist mit seinen Leuten schon vor Ort.» «Gehen wir aus oder besuchen wir einen Tatort?» Mit den Augen deutete Zürcher auf Ninas Handtäschchen. «Ich treffe mich später mit einem Freund.» Der Kommissär grinste innerlich. Ein Täschchen für alle Fälle … Schließlich wusste er von Alma, dass so eine kleine Handtasche den halben Haushalt aufnehmen konnte. «Was ist denn mit deinem Gesicht passiert?» «Ich war beim Zahnklempner. In solchen Momenten be-neide ich alle Leute mit dritten Zähnen. Die können ihr Ge-biss zur Not per Post zur Reparatur schicken.»

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Dutzende Müllwagen bildeten vor der Einfahrt zur Keh-richtverbrennungsanlage eine lange Kolonne. Die Chauf-feure standen vor dem gesperrten Eingang und diskutier-ten lautstark, während Nina versuchte, den metallic grünen Dienstwagen vorsichtig durch die Menschenansammlung zu schleusen. Ein junger uniformierter Polizist, der den Wagen sofort erkannte, ließ das Fahrzeug passieren. Ein zweiter Be-amter übernahm. Im leichten Laufschritt lief er neben dem Dienstwagen her und lotste Nina so durch das weit ver-zweigte Gelände zum richtigen Eingang. Kaum waren die beiden Ermittler aus dem Wagen ge-stiegen, steuerte auch schon ein kleiner, älterer Mann mit Glatze zielstrebig auf sie zu. Sein Kopf leuchtete hochrot, als wäre dieser eine überreife Tomate. Seine entschlossene Art zu sprechen passte irgendwie nicht zu seiner Fistelstimme. «Endlich. Sind Sie für diesen Fall zuständig? Kohlhammer, ich bin der Leiter dieser Anlage.» Nina stellte sich und Willy vor, und Kohlhammer führ-te die beiden ins Gebäude. Mit dem Aufzug fuhren sie ganz nach oben, marschierten durch endlose saubere amtgraue Gänge, ehe sie schließlich zum Kontrollraum gelangten. Der Direktor der Kehrichtverbrennungsanlage öffnete die schwe-re Türe mit Guckloch und ließ die beiden Beamten eintreten. Der Raum war eher klein bemessen, doch die eine Wand, ganz aus Glas, ließ ihn viel größer erscheinen. Zwei be-quem gepolsterte Drehsessel waren nebeneinander fest auf dem Boden verankert, die Fußhalterungen, in die sich das Bedienpersonal mit beiden Schuhen hineinstemmen konnte, erinnerten an überdimensionierte Lastwagenpedale.

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«Sämtlicher Abfall der Stadt und Umgebung, sogar Keh-richt aus dem benachbarten Deutschland, wird hier ver-brannt», schwärmte der Direktor, der selbst ebenfalls aus dem Nachbarland kam. Zürcher blickte sich kurz um, dann ließ er sich müde in einem der Sessel nieder, wobei er seine Schuhe auf die Fußhalterung schwang. Vom Sitz aus führte der Blick durch den Boden, der ebenfalls aus dickem Glas bestand, direkt hinunter in den gigantischen Betonbunker, einen etwa dreißig Meter tiefen Müllschacht. Wie ein kleines Kind magisch angezogen, be-trachtete der Kommissär das seitlich an der rechten Arm-lehne montierte Schaltpult, das mit einem Steuerknüppel, ähnlich einer Spielkonsole, und allerlei Tasten ausgestattet war, deren Kontrolllampen leuchteten oder unregelmäßig blinkten. Am liebsten hätte er die Steuerknöpfe betätigt, um zu schauen, welche Funktionen sie auslösen würden. Sein Interesse galt aber dem Monitor, der linkerhand vor ihm auf Kopfhöhe schwebte und der über eine Kamera direkten Ein-blick in den rotglühenden Ofen gewährte. «Der Brennvorgang wird über diesen Bildschirm kontrol-liert», erklärte der Direktor freundlich. «Und wo wurde die Leiche entdeckt?», fragte Nina von Planta ungeduldig. Doch bevor der Direktor darauf antwor-ten konnte, fragte ihn Zürcher grimmig, dabei seine Backe knetend: «Sie haben nicht zufällig eine Schmerztablette da-bei?» Da müsse er schon seine Sekretärin fragen, antwortete Kohlhammer, denn Frauen hätten gewöhnlich eine halbe Apotheke dabei. Wie recht er doch hatte, denn im nächsten

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Moment kramte Nina aus einem Nebenfach ihrer Handta-sche eine Kautablette hervor und fragte übertrieben mitfüh-lend: «Willy, tut es so weh?» Der Direktor zeigte auf die überdimensionierte fünfarmi-ge Kralle, die auf der Höhe des Kontrollraums an Stahlseilen über dem Bunker schwebte. Zwischen zwei Metallkrallen, mitten im Müll, ragte tatsächlich eine Hand heraus. «Kein schöner Anblick», seufzte Zürcher, dem unweiger-lich Überstunden in den Kopf schossen, während er gelang-weilt auf der Tablette herumkaute. «Wo ist der Maschinenführer, der die Hand entdeckt hat?», fragte Nina von Planta. «In der Kantine. Er wird psychologisch betreut, schließ-lich haben wir nicht jeden Tag eine Leiche im Keller», ant-wortete der Direktor mit gequältem Lächeln. Zürcher fragte Kohlhammer, ob es denn möglich sei, festzustellen, aus wel-cher Gegend der jetzige Abfall stammte. «Das ist ein Problem. Normalerweise wird der Abfall vom Kranführer laufend gemischt, das verbessert den Brennvor-gang im Ofen. Mit dem Joystick steuert er die Kralle, mischt das Brenngut, packt eine Kralle davon, fährt nach oben und wartet, bis der Schacht, der zum Ofen führt, nachgefüllt wer-den kann.» Zürcher nickte nachdenklich. «Was meinen Sie mit norma-lerweise?» «Sie haben Glück, denn mit großer Wahrscheinlichkeit stammt der Müll aus den heutigen Transporten. Da übers Wochenende kein Abfall gebracht wird, war der Bunker heu-

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te Morgen beinahe leer. Der gesamte Abfall, den Sie nun hier sehen, kommt also aus Basler Haushaltungen.» «Aha», grunzte Zürcher interessiert. «Von Deutschland wird der Müll erst gegen Mittag hier-her gekarrt. Per Bahn erreicht uns während des späten Nach-mittags schließlich der Kehricht aus den Nachbarkantonen.» Der Kommissär guckte auf die Uhr. Es war kurz nach zehn. «Ist doch schon mal was. Wo bleibt eigentlich Toma-setti? Der sollte sich da unten schon längst durch den Abfall wühlen.» «Tomasetti? Sie meinen den Gerichtsmediziner? Ich habe es ihm verboten. Das Betreten des Abfallbunkers ist wegen der Gase lebensgefährlich. Das geht nur mit Atemschutzge-rät.» «Schade, ich hätte unseren Doktor gerne im Dreck wüh-len sehen», spöttelte Nina. «Ist es möglich, diesen Abfall an einen sicheren Platz zu hieven, damit wir ihn in aller Ruhe untersuchen können? Mir soll es recht sein, wenn wir nicht in den Bunker steigen müs-sen», sagte Zürcher und deutete auf die mit Kehricht gefüllte Kralle. «Das sind immerhin drei Tonnen stinkender Abfall.» «Geht das?» «Sicher, ich werde das gleich veranlassen, dann können wir wenigstens mit der Verbrennung weiterfahren. Den an-kommenden Müll kann ich nicht zwischenlagern und die Anlage erst recht nicht abstellen.»

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In einer Ecke der riesigen Halle – dort, wo im Normalfall die Kehrichtwagen ihren übel riechenden Inhalt in die Schäch-te kippten – hatten es die Arbeiter der Verbrennungsanlage mit Mühe geschafft, den von Zürcher gewünschten Abfall auf dem Boden auszubreiten. Extra installierte Scheinwerfer erleichterten den Technikern die Suche nach verwertbaren Spuren. Der Gerichtsmediziner, ganz im weißen Schutzan-zug, beugte sich über einen langen Holztisch, auf dem der si-chergestellte Müllsack lag, in dem die Hand gefunden wurde. Mit übergestülpten Gummihandschuhen berührte Tomasetti die Hand, drehte sie ein wenig, um sie besser untersuchen zu können. Der unglaubliche Gestank, eine unerhörte Beleidi-gung für jede Nase, stammte hauptsächlich vom Haushalts-müll, weniger von der Hand, deren Haltbarkeitsdatum, nach ihrem Aussehen zu urteilen, ebenfalls seit längerer Zeit abge-laufen sein musste. Doch dies schien Tomasetti nicht weiter zu stören. Angewidert hielt sich Zürcher mit zwei Fingern die Nase zu, wobei er versuchte, möglichst flach durch den Mund zu atmen. Den Zahnschmerz hatte er total vergessen; die Tablet-te zeigte Wirkung. «Gerne würde ich dir, wenigstens einmal, an einem ange-nehmeren Ort begegnen», hauchte Nina mit süßer Stimme. «Zum Abendessen oder so?», fragte Tomasetti gut ge-launt. Aus einer der weißen Hosentaschen entnahm der Ge-richtsmediziner eine kleine Dose, schraubte den Deckel auf und hielt sie unter Ninas Nase. «Wieso nicht? Der weiße Anzug steht dir ja ganz gut.»

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«Streich dir das unter die Nase. Menthol überdeckt den üblen Geruch.» Nina formte einen Kussmund und bedankte sich. Nun drängte sich Zürcher vor Nina: «Darf ich auch mal, sonst kipp ich aus den Schuhen.» Das Gezirpe der beiden ging ihm mächtig auf die Nerven. «Keine Angst, Chef, die Bemerkung mit dem weißen An-zug war nur als Spaß gedacht.» «Und das mit dem Abendessen?» «Das wiederum war wirklich so gedacht.» Zürcher guckte etwas dumm aus der Wäsche, dann wandte er sich Tomasetti zu und fragte, als wäre nichts Be-sonderes geschehen: «Nun, Doktor, was haben wir da Schö-nes auf dem Tisch?»

Bald stellte sich heraus, dass die männliche Hand mitten durch den Unterarm mit einem sauberen, scharfen Schnitt schräg abgetrennt worden war. Der Rest der Leiche wurde nirgends gefunden. Etwas anderes Brauchbares, das die Er-mittlungen hätte vorantreiben können, fanden die Techniker ebenfalls nicht, außer einer toten Katze gab es nichts Außer-gewöhnliches. «Der saubere Schnitt erinnert mich eher an eine Amputa-tion und weniger an eine Verstümmelung im Affekt», erklär-te Tomasetti mit ruhiger Stimme. «Ohne den Rest des Mannes haben wir kaum eine Chan-ce, den Fall abschließen zu können», antwortete Zürcher ge-reizt.

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«Gesetzeswidrig ist es so oder so, mit oder ohne Leiche. Kadaver gehören in den Sondermüll und nicht in den Haus-haltskehricht», ergänzte der Direktor. «Hast du gehört, Chef? Wir gehören in den Sondermüll», kommentierte Nina. Willy überhörte den Kommentar. «Bis zur Mittagssitzung möchte ich die Fingerabdrücke der Hand und Fotos mit allen relevanten Details.» Daraufhin wandte sich der Kommissär an Tomasetti: «Ich brauche alle Daten. Das Übliche, du weißt schon!» Schließlich drehte er sich zu Direktor Kohlhammer: «Haben Sie gewusst, dass die alten Römer ihre Toten ver-brannten?» «Äh, nein …» «Ja, und die Spanferkel fürs Leichenmahl im selben Feuer gleich mitgrillierten?» Der Direktor war platt, und Zürcher begann zu ahnen, dass ihn diese Hand so schnell nicht wieder loslassen würde.

Müde betrat Zürcher spätabends seine Wohnung. Alle bishe-rigen Spuren verloren sich im Müll. Ein gelber Zettel sprang ihm ins Auge, der am Garderobenspiegel klebte: Vergiss nicht, die Pflanzen zu gießen und die Wohnung wenigstens einmal zu lüften! Gruß Alma. Verärgert zerknüllte Willy den Zettel und warf ihn in den Schirmständer, der neben dem Schuhkasten stand. Er hatte ganz vergessen, dass Alma mit einer Freundin für zwei Wochen auf eine Beautyfarm gefahren war. Als ob das noch etwas nützen würde, dachte er. Auf dem Wohnzimmerbuffet lag ein Stapel unbezahlter Rechnungen. Zuoberst ein weiterer Zettel: Bitte einzahlen!

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Alma. Missmutig blätterte er den Stapel durch und traute sei-nen Augen kaum: Tausenddreihundertfünfzig Franken für eine Zahnarztrechnung! Alma schien sich rundum zu erneu-ern … Das erinnerte ihn an seinen eigenen Zähne, die er wie aus dem Nichts heraus nun plötzlich wieder spürte. Als er in die Küche trat, stolperte er beinahe über einen vollen Abfallsack, auf dem schon wieder ein gelber Zettel klebte: In den Contai-ner! Nur die Ruhe … Betont bedächtig kramte Zürcher aus dem Gewürzkästchen das Fläschchen mit den getrockneten Nel-ken, steckte sich eine in den Mund, führte sie mit der Zunge zwischen die Backenzähne und biss darauf, so fest er konn-te. Es schmeckte bitter, doch es half; allmählich schwand der Schmerz. Als stünde er unter Hypnose, öffnete Willy nun den Kühlschrank. Doch statt etwas Essbarem klebte schon wieder so ein dämlicher Zettel auf einem der leeren Glastab-lare: Habe den Kühlschrank geleert und gereinigt. Wehe, ich kom-me nach Hause und finde vergammelte Esswaren! Alma. Nicht zum ersten Mal wünschte sich Zürcher, nie geheira-tet zu haben.

Am nächsten Morgen, als Zürcher in den Sitzungsraum trat, waren schon alle anwesend. Miesgelaunt begrüßte der Kom-missär seine Mitarbeiter: «Nun, was gibts Neues?» Schweigend schob ihm Nina eine Mappe mit Farbvergrö-ßerungen über den Tisch. Kurt Pauli steuerte Tomasettis Be-richt bei: «Kam direkt aus der GM.» «GM? … Na gut …»

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Pauli räusperte sich verlegen, dann äußerte er sein Ge-fühl, die Hand könne einem Dieb zur Strafe abgehackt wor-den sein. Nun platzte Zürcher der Kragen. Was Paulis Abkürzungs-wahn nicht geschafft hatte, brachte nun seine Gedankenakro-batik zustande: Das Fass lief über. «Mich interessieren nur Fakten, Pauli! Das Spekulieren kannst du mir überlassen», brüllte er erbost. Nina versuchte zu beschwichtigen: «Die Hand gehör-te einem kräftigen Mann. Die Handinnenfläche zeigt dicke, schwielige Hornhaut. Wir können also annehmen, dass die Hand zu einem Arbeiter gehört, vielleicht einem Bauarbei-ter …»

Am späteren Nachmittag schielte plötzlich Staatsanwalt Tho-mas Armbruster in Zürchers Büro: «Bist du in der Handsache weitergekommen?» «Wir treten auf der Stelle. Meine Leute haben alle Baustel-len, Spitäler und Arztpraxen kontrolliert, aber nichts Brauch-bares gefunden. Zurzeit klappert Pauli öffentliche Lokale ab, vielleicht kennt jemand den tätowierten Tiger, den wir auf dem kleinen Stück Unterarm gefunden haben.» «Mhm. Ich bin für drei, vier Tage, je nach Wetter, mit dem Boot auf dem Vierwaldstättersee. Muss ein wenig Sonne tan-ken. Wie ich dich kenne, wirst du bis dahin den Fall gelöst haben. In dringenden Fällen …» «Schön für dich», unterbrach ihn Zürcher. Unweigerlich kam ihm Alma in den Sinn, die vielleicht gerade in diesem Augenblick von einem gutgebauten Masseur durchgeknetet

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wurde. Nicht, dass er plötzlich Sehnsucht nach Alma ver-spürt hätte, und noch weniger Lust hatte er, ihren weißen, sehr massigen Körper zu massieren. Nein, es war eher die tiefe Sehnsucht nach Stille und Erholung, die in ihm aufstieg. Am größten jedoch war sein Verlangen nach einer ordentli-chen Mahlzeit … doch das konnte er sich vorerst abschmin-ken. Gemäß Dr. Holzer durfte er noch nichts Warmes zu sich nehmen, außerdem schmerzte sein Zahn. Nachdem sich Armbruster verabschiedet hatte, griff Zür-cher zum Telefon, wählte die Nummer der Basler Stadtzei-tung und verlangte Hans Schwarzkopf, einen Journalisten, mit dem er seit Jahren einen guten Umgang pflegte.

Am nächsten Tag trafen sich Kurt, Nina und Willy bereits um sieben Uhr zur Morgensitzung. Willys Magen knurrte. Am Abend zuvor war er mit einem kleinen Rausch ins Bett gegangen, was keine gute Idee war: Whisky gegen Zahn-schmerzen auf leeren Magen vertrug er ganz und gar nicht. Dennoch hatte sich die unfreiwillige Hungerkur schein-bar gelohnt: Der Zahn schmerzte nicht mehr, und sein Bauch spannte sich weniger als auch schon. Außerdem hatte er ei-nen Plan … Er schlug die Zeitung auf und überflog Seite für Seite, während Pauli von türkischen Teestuben berichtete. Er hatte keinen Erfolg zu verbuchen. Außer, dass man ihn fast überall zum Essen einlud. Nachdenklich nippte Zürcher an der Kaffeetasse und be-reute, den Auftrag nicht selbst erledigt zu haben. «Am Don-nerstag werden wir uns in Begleitung einer Handvoll Poli-

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zeikollegen auf dem Friedhof Hörnli einfinden. Und zwar in Trauerkleidern.» «Um wen sollen wir trauern?», fragte Pauli verdutzt. Willy schob die Zeitung zu Nina, dabei erwähnte er den Namen des Verstorbenen. «Ich kenne keinen Nicolas Itchak», erklärte Pauli. Der Kommissär schüttelte den Kopf und tippte auf die Todesanzeige:

Nicolas Itchak, 1955 – 2010Wir haben die schmerzliche Pflicht, den Hinschied unseres tüchti-gen Mitarbeiters durch einen tragischen Unfall bekanntzugeben.

Nicolas wird uns stets in guter Erinnerung bleiben.

Der Artikel auf der folgenden Seite weckte Ninas Neugier:

Nach intensiven Ermittlungen konnte die Polizei endlich die Iden-tität des am Montag im Straßengraben der Elsässerstraße gefunde-nen Toten feststellen: Es handelt sich zweifelsfrei um den Bauarbei-ter Nicolas Itchak. Da sein Gesicht bis zur völligen Unkenntlichkeit entstellt ist – die Polizei geht bei den Verletzungen davon aus, dass Itchak von einem Auto überfahren wurde –, führte schliesslich die Tätowierung am rechten Unterarm des Toten auf die richtige Spur.

Nina schüttelte ungläubig den Kopf, schob die Zeitung wei-ter zu Pauli und fragte Zürcher: «Chef, was genau hast du vor?» Pauli runzelte die Stirn. «Das Foto ist gut. Die Tätowie-rung und die Hand sind gut zu erkennen.»

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«Verstehst du, was ich vorhabe?», fragte Zürcher hoff-nungsvoll. Paulis Stirn runzelte sich noch immer. Er hatte es nicht verstanden. «Hat man die Leiche also auch gefunden … aber wie kommt die Hand dann in den Kehrichtsack?» Zürcher schüttelte genervt den Kopf. «Wir gehen noch weiter, Nina. Für die Abdankung brauchen wir einen Pfar-rer, Geschwister, Onkels und Tanten. Am besten nimmst du mit dem Leiter der Basler Laienbühne Kontakt auf. Statt ei-ner Gage sind alle von mir zum anschließenden Leichenmähli eingeladen. Kurt, du kümmerst dich um den Sarg, ein Staats-begräbnis genügt.»

Ausgerechnet an diesem Tag regnete es dermaßen in Strö-men, als würde Petrus ganze Badewannen auf einmal aus-gießen. Die Orgel verstummte. Der falsche Pfarrer trat ans Rednerpult und trug den Lebenslauf des Verstorbenen vor. Zufrieden lauschte der Kommissär der Rede, die er selbst noch am Abend zuvor geschrieben hatte. Als die falschen Tanten weinten und die falschen Onkels düstere Gesichter aufsetzten, konnte sich auch Nina von Planta nicht mehr zu-rückhalten. Mit Tränen in den Augen schnäuzte sie in das frische Taschentuch, das Willy ihr mit einem Blick auf ihre schönen langen Beine diskret zugesteckt hatte. Das kleine Schwarze stand ihr wirklich prächtig! Die Orgel setzte ein, und die Trauergemeinde verließ schweigend die kleine Kapelle, um sich draußen hinter dem von Blumen geschmückten Sarg einzureihen. Selbst die Schleife fehlte nicht, darauf in goldenen Lettern:

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In guter Erinnerung, W. Z.

Pauli schien seinen Auftrag sehr ernst genommen zu haben; mit einem derart liebevoll mit Blumen geschmückten Kranz hatte der Kommissär nicht gerechnet. Am liebsten hätte Zür-cher seinem Mitarbeiter einen kräftigen Tritt versetzt. Sei-nen Namen auf der Schlaufe zu sehen, ärgerte ihn maßlos. Schlimmer empfand er jedoch seinen Namen als verdammte Abkürzung. Am offenen Grab sprach der falsche Pfarrer noch ein paar Worte, worauf der leere Sarg in die Grube hinabgelas-sen wurde. Ein paar letzte Rosen, und die Trauergemeinde verließ andächtig den Friedhof, um im Restaurant gegenüber zum Leichenschmaus einzukehren.

Kleine runde Tische waren üppig mit allerlei herrlichen Köstlichkeiten angerichtet. Drumherum stand die Trauerge-meinde in kleinen Gruppen, mit Weingläsern und Servietten bewaffnet, und stopfte sich plappernd immer wieder kleine Häppchen in den Mund. Das Ganze glich eher einer ausge-lassenen Party als einer Trauerfeier. Gerade als sich der Kommissär ein weiteres Lachsbröt-chen, garniert mit schwarzem Kaviar, genehmigen wollte, vernahm er hinter sich eine raue Stimme in gebrochenem Deutsch: «Sie kennen den Toten?» «Eigentlich kaum, leider. Mit wem teile ich den Schmerz?», fragte Zürcher heiter, drehte sich dem Fremden zu und reich-te ihm die Hand. Doch statt der Hand hing der rechte Ärmel des Regenmantels schlaff nach unten.

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«Ich bin Izmir Güleih», sagte der Fremde. «Sie kennen Herrn Itchak?» «Nein. Sie ermitteln schlampig! Das Bild in der Zeitung zeigt meine Hand. Sie verstehen?» «Ja, Herr Güleih, ich weiß. Den Artikel habe ich veran-lasst … um Sie zu finden. Ich möchte ich Ihnen gerne helfen.» Etwas verstockt begann Güleih die wahre Geschichte zu erzählen. Beim Sägen eines Kantholzes sei er mit einem Bein nach hinten ausgerutscht, mit dem Oberkörper nach vorne gekippt und dabei mit dem Arm direkt in die Kreissäge ge-fallen. Stunden später, in der Baracke des Poliers, sei er aus der Bewusstlosigkeit wieder aufgewacht. Ein ehemaliger Mi-litärarzt aus Serbien habe ihn notmäßig ärztlich versorgt. Die Hand, seine Hand, habe man einfach im Kehricht verschwin-den lassen. Daraufhin bot ihm der Polier für den fehlenden Unterarm lächerliche siebentausend Franken, damit er den Mund hielt. Wenn nicht, würde er ins Gefängnis wandern, weil er sich schon seit Jahren illegal in der Schweiz aufgehal-ten und auf dem Bau schwarz gearbeitet hatte. Über das von der Sonne gebräunte und vom Wind tief zerfurchte Gesicht rollte eine Träne der Dankbarkeit. «Und diese Trauerfeier … alles nur für mich … um mich zu fin-den?» «Nicht ganz, Herr Itchak», grinste Zürcher, «eigentlich feiere ich heute mein fünfzehnjähriges Jubiläum als Kommis-sär. Und da ich das nicht alleine zu Hause verbringen wollte, habe ich gleich die Gelegenheit genutzt, das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden …»

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Noch am gleichen Abend wurden der Polier, der Inhaber des Baugeschäftes und der Arzt verhaftet. In dieser Nacht konnte Zürcher herrlich schlafen: schmerzfrei und mit vollem Bauch.

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Verschollen und vergessen

Der Fall Sondermüll hatte dem Kommissär ziemlichen Är-ger eingebracht. Thomas Armbruster, Staatsanwalt und

Willy Zürchers direkter Vorgesetzter, der im Vorfeld keine Ahnung von dessen Vorhaben gehabt hatte, fand die Idee mit der inszenierten Beerdigung abstoßend und vor allem nicht gesetzeskonform. Doch obwohl sich auch er wiederum von seinem direkten Vorgesetzten Dr. Christoph Bühler, seines Zeichens Erster Staatsanwalt, verbale Prügel gefallen lassen musste, bügelte er das für Zürcher wieder aus – immerhin konnte sein bester Mann ein paar skrupellose Menschen-schinder vor den Richter bringen, und das war ja schließlich auch nicht zu verachten. Vielleicht machte sich Armbruster auch deshalb so für seinen Untergebenen stark, weil er ihm gegenüber ein ver-dammt schlechtes Gewissen hegte. Schließlich hatte er Wil-lys fünfzehnjähriges Dienstjubiläum als Kommissär schlicht und einfach vergessen und stattdessen eine Bootsfahrt auf dem Vierwaldstättersee vorgezogen. Die zwei zusätzlichen Monatssaläre, die Zürcher für seine Verdienste erhielt, mach-ten den Schnitzer des Staatsanwaltes jedoch mehr als wieder wett. Mehr noch als an der glücklichen Auflösung des Falles hatte Kurt Pauli währenddessen an einer der falschen Tan-ten, die Zürcher an jenem Abend für seine kombinierte Ab-dankungs-Jubiläumsfeier organisiert hatte, Gefallen gefun-den. Für ihn endete der Abend mehr als nur feuchtfröhlich,

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konnte er doch endlich einer interessierten Dame seine mo-numentale Sammlung an Abkürzungen vortragen.

Gedankenverloren starrte Willy Zürcher auf seinen Schreib-tisch, der wie immer mit jeder Menge Aktenmaterial zuge-pflastert war. Wieder ein Dienstjahr vorbei, und wieder ein Jahr älter … Wieder ein Jahr weniger bis zur Pensionierung und ein Jahr näher bis zum Tod … Das Leben glitt an ihm vorbei. An welchem Tag, in welchem Jahr war es, als er mit seiner Frau Alma das letzte Mal geschlafen hatte? Er wusste es nicht mehr. Damals, und das war doch schon ein paar Jahre her, als Alma zum ersten Mal die Tätowierung zu sehen bekam, war sie über das Motiv ganz entzückt gewesen. Es handelte sich um einen traurigen Clown auf der linken Seite von Willys Allerwertestem. Davon magisch angezogen, konnte sie nicht widerstehen, den Clown immer wieder zu berühren, zu streicheln, zu liebkosen. Am liebsten küsste sie den Clown. Manchmal ließ sie auch ihre Zunge über die Haut gleiten, als versuche sie immer wieder die Träne aufzufangen, die unter dem rechten Auge des Clowns zu sehen war, was ihr natür-lich nie gelingen konnte. Diese Tatsache hinderte Alma, zu-mindest in den ersten Jahren ihrer gemeinsamen Beziehung, aber nicht, es in regelmäßigen Abständen immer wieder von Neuem zu versuchen. Dabei war Willys rechte Gesäßbacke völlig unbeachtet geblieben, weshalb Zürcher in dieser Zeit ernsthaft darüber nachdachte, auch diese tätowieren zu las-sen. Zum Glück hatte er diese Idee aber schnell wieder ver-worfen.

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Als Almas Liebkosungen immer spärlicher wurden und der traurige Clown immer trauriger, bis er überhaupt keine Beachtung mehr fand, entschieden sich Alma und Willy, das weitere Zusammenleben in Form einer WG fortzuführen, oder um es präziser zu sagen: in einer SG, also einer Schick-salsgemeinschaft. Sie hatten sich ausschließlich aus praktischen Gründen geeinigt, die Eigentumswohnung zu teilen. Keiner von bei-den wollte noch einmal ganz von vorne beginnen; dafür fühlten sich beide zu alt, zu bequem, und eigentlich war es auch des Geldes wegen. Keiner von beiden hatte genügend Erspartes auf der hohen Kante, um den anderen ausbezahlen zu können. So blieben Alma und Willy zusammen, stellten Richtlinien auf, die das weitere Zusammenleben beziehungs-weise Nebeneinanderleben regeln sollten. Zürcher steckte in einer Krise. Schmerzlich vermisste er den Hautkontakt, die Zärtlichkeit und die Streicheleinhei-ten einer Frau. Außerdem hatte er Durchfall. Ob es das Ti-ramisu war, das er am Tag zuvor von Frau Gutknecht, der Empfangsdame, zum Zvieri serviert bekommen hatte, oder eher sein miserabler Gefühlszustand, der ihm zu schaffen machte, konnte er nicht sagen. Mit Sicherheit wusste er aber, dass dieses Gefühl, die Kontrolle zu verlieren, verdammt unangenehm war. Er dachte an Nina von Planta, die in den Ferien weilte. Eigentlich gefiel sie ihm mehr als gut. Sie be-saß Charme, war außerordentlich intelligent, feinfühlig und unnachgiebig, was ihre Arbeit anging. Neben all diesen Tat-sachen trug sie ihre runden Formen gut, ein weibliches Attri-but, das er sehr an ihr schätzte. Immer wieder hatte sie ihm

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ihre heimliche Verehrung signalisiert, aber Zürcher war nie darauf eingegangen. Eine Beziehung am Arbeitsplatz ver-komplizierte alles nur noch mehr. Dazu kam der Umstand, dass Nina der einzige Kumpel war, den er hatte. Die Türe wurde aufgerissen, und Zürcher fiel beinahe vom Stuhl. «Morgen, Chef», platzte Kurt Pauli mit einem Aktensta-pel unterm Arm in sein Büro. Eigentlich wollte Zürcher et-was Böses losdonnern, doch ein stechender Schmerz im Un-terbauch hinderte ihn daran. «Du siehst etwas blass aus, ist dir nicht gut? Du arbeitest zu viel! Etwas Entspannung täte dir vielleicht ganz gut.» «Leg die Akten auf den Tisch und lass mich in Ruhe.» «Wohin?» «Oben drauf.» «Das wars auch schon.» «Perfekt.» «Ich geh dann wieder.» «Hoffentlich.» Als Pauli verschwunden war, begutachtete der Kommis-sär den Stapel. Neben viel Kleinkram sprang ihm eine Map-pe besonders ins Auge. Der Fall hörte sich eigenartig an: Ein Mann meldete seine Frau als vermisst. Die Frau, die mit einer Freundin für zwei Wochen nach Brasilien in die Ferien ge-flogen war, blieb nach einem Schwimmgang im Meer ver-schwunden. Auch eine größere Suchaktion der dortigen Was-serschutz-Polizei endete ergebnislos. Dort, wo man die Frau zuletzt lebend gesehen hatte, verlief die Spur im wahrsten Sinne des Wortes im Sand. Die Freundin kehrte alleine nach

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