Aufarbeitung von makromolekularen Bioprodukten · 5. Ghosh R (2006) Principles of Bioseparations...
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Aufarbeitung von makromolekularen
Bioprodukten Priv.-Doz. Dr.-Ing. Dariusch Hekmat
Inhaltsverzeichnis Teil I:
1. Einleitung
2. Zellabtrennung – Zellaufschluss
3. Fällung
4. Flüssig-Flüssig Extraktion
5. Membrantrennverfahren
6. Chromatographie
7. Kristallisation
2
Aufarbeitung von makromolekularen
Bioprodukten
1. Citronensäure
2. Humaninsulin
3. Somatotropin (bovines Wachstumshormon)
4. Rekombinantes alpha-Interferon
5. L-Leucindehydrogenase
6. Tissue-Plasminogenaktivator (t-PA)
7. Therapeutische monoklonale Antikörper
(mAb)
Mikrobielle Systeme
Tierische Zellkulturen
Inhaltsverzeichnis Teil II: Großtechnische
Fallbeispiele
3
Literatur zur Vorlesung
1. Belter PA, Cussler EL, Hu W-S (1988) Bioseparations: Downstream Processing for
Biotechnology. Wiley-Interscience, NY
2. Wheelwright SM (1991) Protein Purification: Design and Scale Up of Downstream Processing.
Hanser, Munich
3. Ladisch MR (2001) Bioseparations Engineering. Wiley-Interscience, NY
4. Hatti-Kaul R, Mattiasson B (eds.) (2003) Isolation and Purification of Proteins. Marcel Dekker, NY
5. Ghosh R (2006) Principles of Bioseparations Engineering. World Scientific Publishing, Singapore
6. Shukla AA, Etzel MR, Gadam S (eds.) (2007) Process Scale Bioseparations for the
Biopharmaceutical Industry. CRC Press Taylor & Francis Group, Boca Raton, FL
7. Forciniti D (2008) Industrial Bioseparations: Principles and Practice. Blackwell Publishing, Ames, IA
8. Gottschalk U (ed.) (2009) Process Scale Purification of Antibodies. Wiley & Sons, NJ
9. Carta G, Jungbauer A (eds.) (2010) Protein Chromatography: Process Development and Scale-Up.
Wiley-VCH Verlag, Weinheim
10. Flickinger MC (ed.) (2013) Downstream Industrial Biotechnology: Recovery and Purification. Wiley
& Sons, Hoboken, NJ
11. Harrison RG, Todd P, Rudge SR, Petrides DP (eds.) (2015) Bioseparations Science and
Engineering. 2. Edition. Oxford University Press, NY, Oxford
12. Chmiel H, Takors R, Weuster-Botz D (Hrsg.) (2011) Bioprozesstechnik. Springer Spektrum, Berlin
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Zellabtrennung: Zentrifugation, Filtration, Flotation,
Flokkulation
Zellaufschluss: Homogenisation, Aufschluss in
Kugelmühlen, Kavitation, chemische
oder enzymatische Lyse
Produkt- Fällung, Kristallisation, Extraktion,
aufreinigung: Leaching, Umkehr-Micell-Systeme,
Membranverfahren, Chromatographie,
Affinitätsverfahren, Elektrophorese
Konfektionierung: Lyophilisierung, Sprühtrocknung,
Kristallisation
Überblick über die verschiedenen Methoden
im Downstream Processing
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Signifikanz und Problemstellung bei der
Aufarbeitung von Bioprodukten
Signifikanz: 1.) Produktqualität (Reinheit, Stabilität)
2.) Kosten der Aufarbeitung (in % der Gesamtkosten):
Niedermolekulare Produkte* (z.B.: Ethanol, Citronensäure): ca. 20 %
Intrazelluläre rekombinante Produkte** (z.B. Phospholipasen): ca. 33 %
Makromolekulare Produkte* (z.B. Proteine, Plasmide): bis zu 90 %
Problemstellung: Niedrige Stabilität (Lagerfähigkeit) und Produktausbeute
Schwierige Maßstabsvergrößerung
Mangelnde Robustheit der Verfahren im industriellen Einsatz
*Aus: V. Kasche (2000): CIT 72: 1448 **Aus: M. Siemann-Herzberg, DECHEMA/DIB-Tagung, Frankfurt/M., 10.11.2004
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Kategorien der Bioprodukte und ihre Größen
Bioprodukt Beispiel Molekulargewicht Typischer Radius
Kleine
Moleküle
Zucker, organische
Säuren, Amino-
säuren, Vitamine
30 – 600 Da
0.5 – 2 nm
Große
Moleküle
Proteine
Polysaccharide
Nukleinsäuren
103 – 106 Da
104 – 107 Da
103 – 1010 Da
3 – 10 nm
4 – 20 nm
2 nm – 1 µm
Partikel Ribosomen, Viren
Bakterien, Hefen
Tierische Zellen
25 – 100 nm
1 – 5 µm
≥ 10 µm
Aus: Harrison et al. (2003): Bioseparations Science and Engineering
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Kriterien der Proteinaufarbeitung
Die meisten Proteine finden in der Pharmaindustrie Anwendung, bei der der Markt stark reguliert ist (FDA)
Proteine sind außerordentlich komplizierte Makromoleküle, die aus einer komplex zusammengesetzten Kulturbrühe abgetrennt werden sollen. Daher werden in der Regel viele, wiederholte Aufarbeitungsschritte benötigt (→ lange Verweilzeiten)
Oft sind die Produktausbeuten und die biologische Aktivität der aufgereinigten Proteine sehr niedrig
Die einzelnen Aufarbeitungsschritte sind zumeist stoff-transportlimitiert, daher werden neue Wege der Aufarbeitung gesucht, um diese Limitationen zu vermeiden oder zu verringern
9 9
Verunreinigung Herkunft/Bemerkung Abtrennungsverfahren
Partikel Zellen, Zelltrümmer Zentrifugation, Filtration
Proteine Alle Wirtszellproteine Fällung, Chromatographie
Modifizierte
Zielproteine
Zielproteine modifiziert durch
veränderte AS-Sequenz,
Glykosylierung, Denaturierung etc.
Verschiedene
Chromatographieverfahren
Lipide, Lipoproteine Aus Membranen von Wirtszellen oder
aus Fermentationszusätzen
Wässrige Zwei-Phasen
Extraktion
Kleine Moleküle Salze, Zucker, Tenside etc. Gelchromatographie,
Diafiltration
Polyphenole Gefärbte Komponenten Membranadsorption
Nukleinsäuren Durch Zelllyse freigesetzt, steigt Fällung, IEX, Hydrolyse
Pyrogene Lipopolysaccharide von Gram-
negativen Bakterien
Ultrafiltration
Aggregate Inclusion Bodies Gelchromatographie
Typische Verunreinigungen in Kulturbrühen
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Proteinaufreinigung
Hauptziele der Proteinaufreinigung: Freisetzung des Zielproteins vom Ausgangsmaterial
Entfernung von Feststoffen, Protein soll im Überstand bleiben
Entfernung von Wasser zur Aufkonzentrierung des Proteins
Entfernung von Kontaminationen bis zur gewünschten Produktreinheit
Stabilisierung des Zielproteins
Diese fünf Ziele bilden die Basis der Hauptreinigungsstufen in der
Proteinreinigung.
Allgemein gilt: rasches Arbeiten bei niedrigen Temperaturen vermindert
Produktverluste
einzelne Reinigungsschritte müssen optimiert sein und zudem zu
einem in sinnvoller Reihenfolge ablaufenden Gesamtprozess
verknüpft werden
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Proteinaufreinigungsschritte
Stufe 1: Grobreinigung - Anreicherung (capture) Hauptziel hierbei ist das Überführen des Proteins in eine geklärte Lösung
mit reduziertem Volumen.
Typische Techniken: Zentrifugation, Mikrofiltration, Zellaufschluss gefolgt
von ersten Konzentrierungs- und Grobreinigungsschritten mittels Fällung,
Ultrafiltration.
Stufe 2: Reinigung (purification) Die vorgereinigte Proteinfraktion wird einer Reihe von Schritten
unterzogen, in denen Kontaminationen entfernt werden und das Produkt
weiter aufkonzentriert wird. Mittel der Wahl: verschiedene
Chromatographieverfahren
Stufe 3: Feinreinigung (polishing) Entfernung aggregierter oder denaturierter Formen des Zielproteins v.a.
mit Gelpermeationschromatographie
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Protein strebt bei der Faltung energetisches Minimum an
Lokalisierung der AS-Seitenketten variiert mit deren Polarität:
unpolare AS im Inneren hydrophober Kern
geladene AS an der Oberfläche
ungeladene AS ohne Präferenz
fast alle H-Donatoren haben einen H-Akzeptor
Sekundärstrukturbildung, um Wasserstoffbrücken zu maximieren
Entropiegewinn maßgeblich für Proteinfaltung verantwortlich
Strukturen sind sehr dicht gepackt Dichte: bis 1.4 kg/dm³
Raumstruktur ist nicht starr
Prinzipielles zur Proteinstruktur
16
Löslichkeit von Insulin in Abhängigkeit vom pH
Aus: Harrison et al. (2003):
Bioseparations Science and
Engineering
18
Isoelektrischer Punkt (pI) von Proteinen
Protein pI
Pepsin 1.0
Ovalbumin (hen) 4.6
Serumalbumin (bovine) 4.7
Serumalbumin (human) 4.9
-Lactoglobulin 5.2
Insulin (human) 5.3
Fibrinogen (human) 5.8
Hämoglobin 6.8
Ribonuclease A (bovine) 7.8
Chymotrypsinogen 9.5
Cytochrom C (horse) 10.6
Lysozym (hen) 11.0
20
Auflistung der Kräfte, die bei der
Tertiärstrukturbildung eine Rolle spielen
(Peptidbindungen der Primärstruktur sowie
Amid- und Esterbindungen zwischen Seitenketten)
Alois Jungbauer
(ca. um Faktor 20-30 kleiner als
kovalente Bindungen (Saenger 1987))
21
Bindungskräfte zwischen verschiedenen
Abschnitten einer Peptidkette
1) Hydrophobe
Wechselwirkungen
2) Wasserstoff-
brückenbindungen
4) Disulfidbrücken
3) Elektrostatische
Wechselwirkungen
zu
ne
hm
en
de K
raft
22
Zellabtrennung – Haupteinsatzgebiete
Entfernung von Zellen aus der Fermenterbrühe
Entfernung von Zelltrümmern
Sterilfiltration
Abtrennung von Präzipitaten
Abtrennung von Inclusion Bodies
Zentrifugation
Filtration
Flotation
Flokkulation
25
Quelle: Roche Diagnostics
GmbH, Penzberg
Zellabtrennung über Zentrifugation
Großtechnischer
Tellerseparator,
CIP/SIP-fähig
(Fa. Westfalia)
29
1. Zentrifugation: Abschätzung des maximalen Volumenstroms
bei der Zentrifugation von Hefezellen
Bei der Zentrifugation von Bakterien in einer Röhrenzentrifuge wurde ein maximaler
Zulauf-Volumenstrom von 50 L/min gemessen. Die Bakterienzellen haben einen
Durchmesser dp von 2 µm und eine Dichte von 1.08 g/cm³. Das Medium hat eine
Dichte von 1.01 g/cm³ und eine Viskosität von 1.0 mPas. In der gleichen
Zentrifuge sollen nun Hefezellen abzentrifugiert werden. Die Hefezellen haben
einen Durchmesser von 5 µm und eine Dichte von 1.10 g/cm³. Das Medium hat
eine Dichte von 1.02 g/cm³ und eine Viskosität von 1.3 mPas. Berechnen Sie den
maximalen Zulauf-Volumenstrom.
Hinweis: Verwenden Sie das Konzept der apparatespezifischen äquivalenten
Klärfläche einer Zentrifuge, wobei gilt mit der Sedimentations-
geschwindigkeit
Übungen zur Vorlesung AMB
svV
).18/(2 gdv ps
31
Unterscheidungskriterien für
Filtrationsverfahren
Trennkraft (Über-, Unterdruck)
Teilchengröße (Fein-, Grobfiltration)
Abscheidemechanismus (Sieb-, Tiefenfiltration)
Verfahren (statisch, dynamisch)
Aufgabe (Vor-, Sterilfiltration)
Filtermittel (Schichten-, Membranverfahren)
34 34
Zellabtrennung über
Querstromfiltration
Plattenmembranmodul
(Fa. Alfa Laval)
Schema des Trennprinzips
Bakterien Proteine Zucker Salze Wasser 33
0.1 - 1 µm; 500 kDa
10 - 100 nm; 2 - 500 kDa
1 - 10 nm; 0.2 - 2 kDa
0.1 - 1 nm; 0.1 kDa
P = 60 - 80 bar
P < 5 bar
P 10 bar
35
Zellabtrennung
über Vakuum-
Drehzellenfilter
Abtrennung von Pilzmycelien bei der Herstellung von Citronensäure
mit Aspergillus niger
39
Flotation
Proteine sind
oberflächenaktiv
Proteine sind amphiphil
(sowohl hydrophil als
auch lipophil)
verhalten sich wie
Tenside
stark vereinfachte Modellvorstellung
40
Mizellbildung behindert die Zellabtrennung
über Flotation
Gasblase
Oberflächenaktive Moleküle
in wässriger Lösung
45
Kräfte zwischen zwei gleich geladenen
Partikeln mit dem Abstand r.
E(r): elektrostatische Abstoßungskräfte
L(r): van der Waals-Kräfte
(r): Summe beider Funktionen
Elektrostatisches Zwei-Schichten-Modell
: Zeta-Potenzial, : Dicke der Stern-Schicht
(≈ Radius eines adsorbierten hydratisierten
Ions), 1/: Debye-Radius (Dicke der
Diffusionsschicht)
Kräfte bei der Flokkulation
Harrison et al. (2003)
46
Flokkulation
Einflussfaktoren
Temperatur
Ionenumgebung
Alter der Zellen
Art der Organismen
Forderungen
Biokompatibilität des Flokkungsmittels
geringer Preis
gute Entwässerung
Zellaufschluss mit
Kugelmühlen
Bench-scale Glasperlen-
kugelmühle, kontinuierlicher
Zellaufschluss mit = 2.7 L/h,
= 10 min, Aufschlussgrad ≈ 80 %
V
Einfluss des Mahlkugel-
durchmessers auf den
Aufschlussgrad:
Zu kleine Kugeln: Energie reicht
für Zellaufschluss nicht aus
Zu große Kugeln: Anzahl der
Beanspruchungsvorgänge zu klein
Optimum = f(BFM)
(MK: Volumenanteil der Kugeln)
51
52 52
Zellaufschluss mit Hochdruckhomogenisatoren
Typ Gaulin Kapazität: 6700 l/h
Gewicht: ca. 5 t
Leistung: 74 kW
Max. Druck: 345 bar
Drücke bis 1500 bar (!) bei
anderen Apparaten
Problemstellung: Scherkraftbeständigkeit von
manchen MO ist sehr hoch
Es existiert ein Einfluss der
Kultivationsvorgeschichte auf
die Effizienz des Aufschlusses
(A. eutrophus, Harrison et al., 1990)
54
Hochdruckhomogenisatoren vom Typ Manton-
Gaulin
Korrelation für Aufschlussgrad
Für die weit verbeiteten Hochdruckhomogenisatoren vom Typ Manton-Gaulin gilt
eine Korrelation für den Aufschlussgrad R in der Form aPNk)R1ln(
mit dem Betriebsdruck P, der Anzahl der Durchgänge N und den experimentell zu
bestimmenden Konstanten a (abhängig von der Art der Zellen und den
Kultivierungsbedingungen, a hat einen Wert zwischen 0.9 und 2.9) sowie k
(abhängig von der Betriebstemperatur).
56 56
Zellaufschluss
durch Kavitation
im Ultraschallfeld
In der Zellsuspension
werden durch Ultraschall
feine Blasen erzeugt
Die implodierenden
Kavitationsblasen
erzeugen elastische
Druckwellen
Ein Flüssigkeitsjet tritt
durch die kollabierende
Blase hindurch (d ≈ 1 mm)
Zugleich wird ein
Lichtimpuls freigesetzt 56
59 59 59
Die Fällung - das älteste Aufreinigungsverfahren
Das Gleichgewicht einer Mehrkomponentenlösung
wird so beeinflusst, dass eine Komponente übersättigt
vorliegt und ausfällt
Die Übersättigung kann herbeigeführt werden durch:
Isoelektrische Fällung
Zugabe von:
- Neutralsalzen, z.B. Ammoniumsulfat
- organischen Lösungsmitteln, z.B. Alkohole, Ketone
- nicht-ionischen Polymeren, z.B. Polyethylenglykole (PEG)
- Polyelektrolyten, z.B. Natriumdextransulfat
- Metallsalzen
→ Salting-out
61 61
Fällung durch Neutralsalze L
öslich
keit
vo
n C
arb
oxyh
äm
og
lob
in (
Pfe
rd)
Aus: Green & Hughes (1955) Methods in Enzymology 1, 67-90
T = 25 °C
pH = 6.6
𝐼 =1
2 𝑐𝑖 𝑧𝑖
2
62 62
Wirkungsweise des Salting-out
Durch bestimmte Salzionen wird die Hydrathülle der
gelösten Proteinmoleküle reduziert. Diese Salzionen weisen
in der nächsten Umgebung der Proteinoberfläche eine
geringere Konzentration auf als im Bulk der Lösung auf.
→ Auslenkung aus dem thermodynamischen Gleichgewicht.
Es treten verstärkt hydrophobe Wechselwirkungen auf,
wodurch die Agglomeration der Proteinmoleküle begünstigt wird.
Die hydrophobe Kontaktoberfläche der Proteinmoleküle zur
umgebenden Lösung wird durch die Agglomeration erniedrigt
und damit eine günstigere thermodynamische Situation
geschaffen.
63
Hofmeister-Reihe (1888), ergänzt
Kationen: N(CH3)4
+ > NH4+ > K+ > Na+ > Li+
> Mg2+ > Ca2+ > Guanidin+
Anionen:
PO43- > SO4
2- > HPO42- > H2PO4
- > Citrat
- > Acetat
-
> HCO3- > F
- > Cl
- > Br
- > NO3
- > ClO4- > I
- > SCN
-
stabilisierend destabilisierend
Die Hofmeister-Reihe charakterisiert Ionen hinsichtlich
ihrer Fähigkeit, Hühnereiweiß zu präzipitieren (Bed.:
pH > pI, negative Proteinnettoladung)
Schwach hydratisiertes Kation
Stark hydratisiertes Anion
Schwach hydratisiertes Anion
Stark hydratisiertes Kation
64 64
Ammoniumsulfat, das häufigste Fällungsmittel
Vorteile Nachteile
Hohe Aussalzungseffektivität Unerwünschte Produktkomponente
Hohe Löslichkeit, auch bei
niedrigen Temperaturen
Verschiebung des pH-Wertes bei
Dissoziation
Geringe Dichte der gesättigten
Lösung
Bildung von flüchtigem NH3 bei
pH > 9
Stabilisierend auf
Proteinkonformation
Problematisches Rezyklieren
Positiv für anschließende HIC* Korrosiv
Günstiger Preis
*HIC = hydrophobe Interaktionschromatographie
66
Löslichkeit von Proteinen = f(Salzkonzentration)
iSK
KS = Salting-out Konstante;
Setzt sich zusammen aus
elektrostatischen Salting-in
Effekten und hydrophobischen
Salting-out Effekten
= Anteil der unpolaren
Kontaktfläche der Protein-
oberfläche
i = Oberflächenspannungs-
erhöhung
Aus: Melander and Horvath
(1977) Arch. Biochem. Biophys.
183:200-215
Cohn-Gleichung: ln(w/w0) = - KS m
67 67
Fällung von Proteinen durch Zugabe von
org. Lösungsmitteln (z.B. Alkohole, Ketone)
Die Dielektrizitätskonstante der
Proteinlösung wird herabgesetzt,
dadurch verringert sich die
Aktivität des Wassers
Elektrostatische und van der
Waals´sche Kräfte werden
dadurch verstärkt
Organische Lösungsmittel
„kaschieren“ hydrophobe Flächen
→ Aggregatbildung Lösungsmittel (T = 25° C)
Wasser 78.3
Methanol 32.6
Ethanol 24.3
Aceton 20.7
68 68
Fällung von Proteinen durch Zugabe von
nicht-ionischen Polymeren (z.B. PEG) Ausbildung einer 2. wässrigen Phase, in der sich ein Protein anreichert
Durch Entzug von Lösungsmittel kommt es zur Übersättigung
69 69
Fällung durch Zusatz von Polyelektrolyten
Polyelektrolyte verringern die verfügbare Menge an Lösungsmittel-
molekülen durch Ausbildung einer 2. Phase
Verstärkte elektrostatische Wechselwirkungen und Komplexbildung
70 70
Fällung durch Zusatz von Metallsalzen
Metallsalze wirken gegenüber Proteinmolekülen als
Komplexbildner
Durch die Affinität bestimmter Metallionen zu den
verschiedenen polaren Gruppen der Proteine verändert sich
die Nettoladung der Proteinoberfläche
Dies führt zu verstärkten hydrophoben Wechselwirkungen
→ Aggregatbildung
71 71
Vergleich der Wirkprinzipien bei der Fällung von
Proteinen
Fällungsmittel Wirkprinzip Konsequenz
Isoelektrische Fällung
(kein Fällungsmittel)
Neutralisierung der
Nettooberflächenladung
Verstärkte hydrophobe WW
Neutralsalze Reduktion der Hydrathülle Verstärkte hydrophobe WW
Organische Lösungsmittel Reduktion der Dielektrizitäts-
konstanten der Lösung
Verstärkte elektrostatische
WW und van der Waals-Kräfte
Nicht-ionische Polymere Entzug von LM durch
Ausbildung einer 2. Phase
Verstärkte hydrophobe WW
Polyelektrolyte Entzug von LM und
Komplexbildung
Verstärkte elektrostatische
WW
Metallsalze Veränderung der Nettoladung
und Komplexbildung
Verstärkte hydrophobe WW
WW = Wechselwirkungen; LM = Lösungsmittel
72 72
Fällungsmittel für Proteine im Vergleich
Fällungsmittel Wirkprinzip Vorteil Nachteil
Isoelektrische
Fällung (kein FM)
Neutralisierung der
Nettoladung
Kein Fremdstoff
eingesetzt
Denaturierungsgefahr
hoch
Neutralsalze Reduktion der
Hydrathülle
Universell einsetzbar,
wenig FM im Nieder-
schlag
Hoher FM-Bedarf
Organische
Lösungsmittel
Reduktion der
Dielektrizitätskonst.
FM rezyklierbar Denaturierungsgefahr
Nicht-ionische
Polymere
Entzug von LM Geringer FM-Bedarf Viskosität der Lösung
steigt
Polyelektrolyte Entzug von LM und
Komplexbildung
Geringer FM-Bedarf Denaturierungsgefahr
Metallsalze Komplexbildung Geringer FM-Bedarf Denaturierungsgefahr
FM = Fällungsmittel
73 73 73
Auflistung der Kräfte, die bei den
Proteininteraktionen eine Rolle spielen
(Peptidbindungen der Primärstruktur sowie
Amid- und Esterbindungen zwischen Seitenketten)
Alois Jungbauer
(ca. um Faktor 20-30 kleiner als
kovalente Bindungen (Saenger 1987))
74 74
Auswahlkriterien für Fällungsmittel
Ausfällungseffektivität
Stabilität der Proteinstruktur
Handhabung des Fällungsmittels (geringe Toxizität)
Zulassung des Fällungsmittels für das Produkt (FDA)
Einfussnahme auf nachfolgende Prozessschritte
Möglichkeit des Rezyklierens
Verfügbarkeit und günstiger Preis
76 76 76
Local specific energy input rate for different
stirrer types – isoenergetic zones
INTERMIG-
impeller
From: H. Anlauf, University of Karlsruhe
loc/ _
Re > 104
Ves
sel h
eigh
t z/h
1
Rushton turbine propeller INTERMIG
(6 blades) (3 blades) (two stages)
81
2. Präzipitation: Fällung von Proteinen mit Neutralsalzen
Die Präzipitation von Proteinen kann unter Verwendung von Neutralsalzen durchgeführt
werden.
a) Zeichnen Sie qualitativ ein Diagramm der Löslichkeit eines beliebigen Proteins in
Abhängigkeit von der Ionenstärke, die durch Zusatz verschiedener Neutralsalze
stetig gesteigert wird.
b) Wie ist die Ionenstärke definiert (Einheit)?
c) Beschreiben Sie basierend auf den Kurven die Faktoren, die für eine effiziente
Fällung wichtig sind.
d) Warum ist Ammoniumsulfat ein gutes Fällungsmittel im Sinne der Hofmeister-
Reihe?
e) In welche zwei Regionen kann der Graph geteilt werden?
f) Beschreiben Sie das zugrundeliegende Prinzip der Fällung durch Neutralsalze und
deren Konsequenzen.
Übungen zur Vorlesung AMB