Aufbrechen Wie Abraham

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Sehen Sie mal hoch an die Bänder mit den Füssen darüber, die den Weg Gottes mit Abraham darstellen. Vor einiger Zeit habe ich beim Unti-Abschluss mit den Drittklässlern gefragt: Wie war Abrahams Weg? Mehr gerade oder mit ein paar Bie- gungen drin wie bei dem verdrehten Band? Komischerweise haben die aller- meisten sofort gewusst, dass es etliche Drehungenunterwegs gab. So war es tatsächlich. Denken wir mal an David. Ein Mann nach Gottes Herzen(Apg 13,23) Ein Draufgän- ger, auf der einen Seite ein poetischer Psalmendichter, auf der anderen Seite ein Kriegsheld. Hat ihn nicht daran gehindert, einen Mann in den Tod zu schicken, des- sen Frau er vorher für sich genommen hatte, und auf seinen Raubzügen vor der Königszeit ganze Dörfer auszurotten— damit er nicht verraten werden konnte. Wie viele Menschen haben schon wegen Ihnen ihren letzten blutigen Atem gerö- chelt? Keine? Dann denken Sie daran: Sogar David hatte noch Platz in Gottes Plan, und dazu noch einen besonderen. Geben Sie sich selbst nicht auf, bevor Gott es tut. Mittlerweile sind wir schon etwa 1000 Jah- re später, ungefähr 1000 v. Chr. Wir sind damit etwa auf halber Distanz zwischen Abraham und Jesus, gerade in der Mitte der Kirche. Und wissen Sie was? Gottes Verheissung geht immer noch weiter, trotz der vielen Fehler, die Menschen unter- wegs gemacht haben! Kurz nach David folgt Salomo—er hat das Zeugnis, der weiseste Mensch der Welt gewesen zu sein. Das hat ihn nicht daran gehindert, im Alter schwermütig zu wer- den und sich von seinen vielen Frauen zur Vielgötterei verführen zu lassen. Sehen Sie: Körperkraft, Poesie, Glaube, Weisheit—die Helden des Alten Testa- ments hatten etwas davon. Aber was ent- scheidend war, sind nicht ihre Fähigkei- ten, auch nicht die widrigen Umstände wie bei Josef, sondern Gottes Verheissung. Die hat durchgetragen. Vor vielen Jahrhunderten empfing ein alter Mann eine Berufung. Wohl zur Überra- schung aller verliess er sein Zuhause und wagte den Aufbruch zu neuen Grenzen, einfach auf die Verheissung des zukünfti- gen Segens hin. Er begann seine Reise mit einem müden, vom Alter gezeichneten Körper und einer unfruchtbaren Frau. Und er hatte nicht einmal einen Kompass, um ihm die Richtung zu zeigen. Aber seine Nation wurde gesegnet, und aus diesem Volk kam der Erlöser. In ihm, in Christus erfüllt sich die Verheissung an Abraham (Gal 3,16). Und von dort die christliche Gemeinde, die die Berufung Abrahams erbte. Es ist eine Berufung nicht zu Status und Beliebtheit, nicht zu Privilegien und Ehre. Es ist kein Ruf, für sich selbst Segnungen anzusammeln, sondern Teil des Reichs zu sein, in dem sich Gottes Plan entfaltet Eine Berufung Christus in unserem Leben ähnlicher zu werden—geboren ist er ja schon, aber dadurch kann er mehr wirken. Ich habe keinen Zweifel daran, dass wir, die wir hier heute zusammensitzen und Gottes Wort hören, dadurch gesegnete Leute sind. Aber lasst uns dafür beten, dass wir gleichzeitig auch Menschen sind, die andere segnen durch Christus. Amen. Denken Sie an die Füsse über dem Weg in der Kirche: Meist sind sie ein- zeln, manchmal paarweise. In einer bekannten Allegorie heisst es, Wo man nur eine Fussspur sieht, da hat Gott dich getragen“. Haben Sie so etwas erlebt? Oder davon gehört? Interessanterweise war ja schon Ab- rams Vater Terach aufgebrochen nach Kanaan, aber unterwegs in Ur geblie- ben. Warum vielleicht? In Neh 9,7 heisst es über Abram/ Abraham: und hast sein Herz treu erfunden vor dir“. Was braucht es wohl heute dafür? FRAGEN Abrahams AuruchZum Weiterdenken Liebe Gemeinde Aufbruchsstimmung liegt in der Luft! Hans -Ludwig und ich sind beide in Bewegung: Er zu neuen Ufern seiner beruflichen Tä- tigkeit, Sie, liebe Gemeinde mit mir zu neuen Horizonten unseres Kirchenlebens. Zugleich freuen wir uns sehr über den herzlichen und hilfsbereiten Empfang hier, der uns die Umstellung auf unseren neuen Lebensmittelpunkt deutlich erleichtert. Wir sind nicht die einzigen, die ein neues Heim finden. Von Juli 2013 bis Juni 2014 sind 601’052 Personen respektive 374’390 Haushalte innerhalb der Schweiz umgezogen. Spitzenreiter in Sachen Mo- bilität ist übrigens weiterhin der Kanton Zürich! Zur Zeit von Abraham war das anders. Familie, Sippe, Viehherden in der vertrau- te Gegend, das bedeutete Sicherheit. Wenn einen nicht Naturkatastrophen dazu zwangen, war man eigentlich ganz froh, wenn man bleiben konnte, wo man war. Und was passiert, wenn ein Basler nach Aarau zieht oder ein Aarauer nach Basel? Der Basler vermisst seine Mehlsuppe, die Pfeifer an der Fasnacht und die Basler Leckerli und der Aargauer vielleicht— speziell von Umiken aus—den Blick auf die Habsburg, und vielleicht die Spezialitä- ten des Rüeblikantons wie die Rüeblitorte den echten Aargauer Braten mit Dörrzwetschgen. Der Heimwehfaktor da- mals muss noch ungleich viel höher gewe- sen sein. Wenn wir zurückblicken in die fernere Vergangenheit, spüren wir auf der einen Seite eine gewisse Distanz: Es ist ja schon so lange her. Aber je nachdem, was wir sehen, spüren wir manchmal noch etwas Anderes: Ach, da komme ich her! Etwas, das meine Identität mit ausmacht. Ein solches Erlebnis habe ich kürzlich im Kleinen gemacht. Ich habe zum ersten Mal im Leben den Film von der Hochzeit meiner Eltern gesehen. Durch einen wie ich meine unglaublichen Zufall habe ich diese DVD erst mit 43 Jahren in die Hän- de bekommen. Sie selbst sind beide schon lange tot, aber die Erinnerungen leben weiter. Einen solchen Blick zurück in die Vergan- genheit möchte ich heute mit Ihnen tun. Es geht dabei auch um Verwandte, aber nicht um leibliche, sondern um geistliche. Und die Distanz, die wir zurücklegen, ist zwar extrem gross: Aber noch grösser ist das Erbe, das von dort ausgeht. Und wir haben die Chance, zu spüren: Ach, von da komme ich her. Hier wird meine Identi- tät mit geprägt. Damit es etwas anschaulicher wird, habe ich Ihnen diesen Weg zurück in der Kirche ausgelegt: Er beginnt bei einem unserer wichtigsten Vorfahren im Glauben, Abra- ham, bei der Kirchentür. Und er führt über den Weg zwischen den Sitzbänken, über seine Nachkommen Joseph, David und Salomo nach vorne bis zu Christus. Abram (später Abraham) ist an einem Punkt geboren, der interessanterweise wie ein Spiegelpunkt zu uns heute ist: Wir Gen 12, 1-3, Predigt vom 6. September 2015 Wolfgang v. Ungern-Sternberg Reformierte Kirche Umiken www.ref-umiken.ch

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Page 1: Aufbrechen Wie Abraham

Sehen Sie mal hoch an die Bänder mit den Füssen darüber, die den Weg Gottes mit Abraham darstellen. Vor einiger Zeit habe ich beim Unti-Abschluss mit den Drittklässlern gefragt: Wie war Abrahams Weg? Mehr gerade oder mit ein paar Bie-gungen drin wie bei dem verdrehten Band? Komischerweise haben die aller-meisten sofort gewusst, dass es etliche „Drehungen“ unterwegs gab. So war es tatsächlich. Denken wir mal an David. Ein „Mann nach Gottes Herzen“ (Apg 13,23) Ein Draufgän-ger, auf der einen Seite ein poetischer Psalmendichter, auf der anderen Seite ein Kriegsheld. Hat ihn nicht daran gehindert, einen Mann in den Tod zu schicken, des-sen Frau er vorher für sich genommen hatte, und auf seinen Raubzügen vor der Königszeit ganze Dörfer auszurotten—damit er nicht verraten werden konnte. Wie viele Menschen haben schon wegen Ihnen ihren letzten blutigen Atem gerö-chelt? Keine? Dann denken Sie daran: Sogar David hatte noch Platz in Gottes Plan, und dazu noch einen besonderen. Geben Sie sich selbst nicht auf, bevor Gott es tut. Mittlerweile sind wir schon etwa 1000 Jah-re später, ungefähr 1000 v. Chr. Wir sind damit etwa auf halber Distanz zwischen Abraham und Jesus, gerade in der Mitte der Kirche. Und wissen Sie was? Gottes Verheissung geht immer noch weiter, trotz der vielen Fehler, die Menschen unter-wegs gemacht haben! Kurz nach David folgt Salomo—er hat das Zeugnis, der weiseste Mensch der Welt gewesen zu sein. Das hat ihn nicht daran gehindert, im Alter schwermütig zu wer-den und sich von seinen vielen Frauen zur Vielgötterei verführen zu lassen. Sehen Sie: Körperkraft, Poesie, Glaube, Weisheit—die Helden des Alten Testa-ments hatten etwas davon. Aber was ent-scheidend war, sind nicht ihre Fähigkei-ten, auch nicht die widrigen Umstände wie bei Josef, sondern Gottes Verheissung. Die hat durchgetragen. Vor vielen Jahrhunderten empfing ein alter Mann eine Berufung. Wohl zur Überra-schung aller verliess er sein Zuhause und

wagte den Aufbruch zu neuen Grenzen, einfach auf die Verheissung des zukünfti-gen Segens hin. Er begann seine Reise mit einem müden, vom Alter gezeichneten Körper und einer unfruchtbaren Frau. Und er hatte nicht einmal einen Kompass, um ihm die Richtung zu zeigen. Aber seine Nation wurde gesegnet, und aus diesem Volk kam der Erlöser. In ihm, in Christus erfüllt sich die Verheissung an Abraham (Gal 3,16). Und von dort die christliche Gemeinde, die die Berufung Abrahams erbte. Es ist eine Berufung nicht zu Status und Beliebtheit, nicht zu Privilegien und Ehre. Es ist kein Ruf, für sich selbst Segnungen anzusammeln, sondern Teil des Reichs zu sein, in dem sich Gottes Plan entfaltet Eine Berufung Christus in unserem Leben ähnlicher zu werden—geboren ist er ja schon, aber dadurch kann er mehr wirken. Ich habe keinen Zweifel daran, dass wir, die wir hier heute zusammensitzen und Gottes Wort hören, dadurch gesegnete Leute sind. Aber lasst uns dafür beten, dass wir gleichzeitig auch Menschen sind, die andere segnen durch Christus. Amen.

Denken Sie an die Füsse über dem Weg in der Kirche: Meist sind sie ein-zeln, manchmal paarweise. In einer bekannten Allegorie heisst es, „Wo man nur eine Fussspur sieht, da hat Gott dich getragen“. Haben Sie so etwas erlebt? Oder davon gehört?

Interessanterweise war ja schon Ab-rams Vater Terach aufgebrochen nach Kanaan, aber unterwegs in Ur geblie-ben. Warum vielleicht?

In Neh 9,7 heisst es über Abram/Abraham: „und hast sein Herz treu erfunden vor dir“. Was braucht es wohl heute dafür?

FRAGEN „Abrahams Aufbruch“

Zum Weiterdenken

Liebe Gemeinde Aufbruchsstimmung liegt in der Luft! Hans-Ludwig und ich sind beide in Bewegung: Er zu neuen Ufern seiner beruflichen Tä-tigkeit, Sie, liebe Gemeinde mit mir zu neuen Horizonten unseres Kirchenlebens. Zugleich freuen wir uns sehr über den herzlichen und hilfsbereiten Empfang hier, der uns die Umstellung auf unseren neuen Lebensmittelpunkt deutlich erleichtert. Wir sind nicht die einzigen, die ein neues Heim finden. Von Juli 2013 bis Juni 2014 sind 601’052 Personen respektive 374’390 Haushalte innerhalb der Schweiz umgezogen. Spitzenreiter in Sachen Mo-bilität ist übrigens weiterhin der Kanton Zürich! Zur Zeit von Abraham war das anders. Familie, Sippe, Viehherden in der vertrau-te Gegend, das bedeutete Sicherheit. Wenn einen nicht Naturkatastrophen dazu zwangen, war man eigentlich ganz froh, wenn man bleiben konnte, wo man war. Und was passiert, wenn ein Basler nach Aarau zieht oder ein Aarauer nach Basel? Der Basler vermisst seine Mehlsuppe, die Pfeifer an der Fasnacht und die Basler Leckerli und der Aargauer vielleicht—speziell von Umiken aus—den Blick auf die Habsburg, und vielleicht die Spezialitä-ten des Rüeblikantons wie die Rüeblitorte den echten Aargauer Braten mit Dörrzwetschgen. Der Heimwehfaktor da-mals muss noch ungleich viel höher gewe-sen sein.

Wenn wir zurückblicken in die fernere Vergangenheit, spüren wir auf der einen Seite eine gewisse Distanz: Es ist ja schon so lange her. Aber je nachdem, was wir sehen, spüren wir manchmal noch etwas Anderes: Ach, da komme ich her! Etwas, das meine Identität mit ausmacht. Ein solches Erlebnis habe ich kürzlich im Kleinen gemacht. Ich habe zum ersten Mal im Leben den Film von der Hochzeit meiner Eltern gesehen. Durch einen wie ich meine unglaublichen Zufall habe ich diese DVD erst mit 43 Jahren in die Hän-de bekommen. Sie selbst sind beide schon lange tot, aber die Erinnerungen leben weiter. Einen solchen Blick zurück in die Vergan-genheit möchte ich heute mit Ihnen tun. Es geht dabei auch um Verwandte, aber nicht um leibliche, sondern um geistliche. Und die Distanz, die wir zurücklegen, ist zwar extrem gross: Aber noch grösser ist das Erbe, das von dort ausgeht. Und wir haben die Chance, zu spüren: Ach, von da komme ich her. Hier wird meine Identi-tät mit geprägt. Damit es etwas anschaulicher wird, habe ich Ihnen diesen Weg zurück in der Kirche ausgelegt: Er beginnt bei einem unserer wichtigsten Vorfahren im Glauben, Abra-ham, bei der Kirchentür. Und er führt über den Weg zwischen den Sitzbänken, über seine Nachkommen Joseph, David und Salomo nach vorne bis zu Christus. Abram (später Abraham) ist an einem Punkt geboren, der interessanterweise wie ein Spiegelpunkt zu uns heute ist: Wir

Gen 12, 1-3, Predigt vom 6. September 2015 Wolfgang v. Ungern-Sternberg

Reformierte Kirche Umiken

www.ref-umiken.ch

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schreiben das Jahr 2015 n. Chr., und ge-rade so um das zweite Jahrtausend vor Christus ist Abraham auf die Welt gekom-men (dankenswerterweise müssen wir uns heute nicht mit der Frage nach dem genauen Datum beschäftigen, das ist nämlich eine Wissenschaft für sich). Und da geschah in seinem Leben etwas Un-glaubliches! Gott sprach zu ihm, und wie! 1 Und der HERR sprach zu Abram: Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will. 2 Und ich will dich zum großen Volk ma-chen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. Gen 12, 1-2 Jemand hat einmal gesagt: Abram war ein reicher Landbesitzer in Ur, in Mesopotamien, nördlich vom heutigen Irak gelegen. Was würden Sie sagen, wenn plötzlich ein Umzugswagen vor Ih-rem Haus halten würde, jemand steigt aus und sagt: „Hey, laden Sie alles ein, wir fahren los!“ „Wohin?“ — „Sage ich ihnen später!“ Nun ist es natürlich nicht irgendje-mand, der zu Abram redet, sondern Gott, aber eine Herausforderung ist es trotz-dem! Was Abram hier versprochen wird,

lässt sich in unseren Worten kurz zusam-menfassen mit: Ruhm, Reichtum und dass er „ein Segen“ wird. Ganz markant. Aller-dings mit einer Besonderheit: Der Segen wird sich in seinem grösseren Teil erst lange nach seinem Leben ereignen. Denn „ein grosses Volk“ werden kann er ja of-fensichtlich erst über viele Generationen. 3 Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden. Gen 12, 1-3

Jetzt wird die Sache noch spannender: Gott verheisst Abram seinen exklusiven Schutz. Er und seine Nachkommen wer-den sozusagen Gottes Augapfel, der un-bedingt verteidigt wird. Es ist also ein Segen, der fortwirkt. Von Kind zu Kindeskind. Wissen wir eigentlich noch um die Kraft des Segens? Einer mei-ner schönsten Momente als Vater war, als mein Sohn eines Abends, als ich wieder betete „Gott segne David!“ mich anstrahlte und sagte: „Gott segne Papa!“ Was wir aussenden, kommt zurück. Und es ist—ganz in Abrahams Sinn, unsere Berufung: Vergeltet Böses nicht mit Bösem und Be-schimpfungen nicht mit Beschimpfungen! Im Gegenteil: Segnet! Denn Gott hat euch dazu berufen, seinen Segen zu erben. 1. Petrus 3,9

Sind Sie schon einmal gesegnet worden für eine bestimmte Unternehmung oder einen Lebensabschnitt? Wir alle dürfen segnen, nicht nur der Pfarrer! Das ist et-was, was wir z.B. in der Familie und im Hauskreis einüben können. Denn unsere Wurzeln liegen dort. Wer Gott begegnet, wird gesegnet. Darum heisst meine nächste Predigtserie „Begegnungen mit Jesus“ (ab 20. Sept.), und zwar im Johannesevangelium. Tau-chen Sie mit ein in die Welt des vierten Evangelisten und versetzen Sie sich mit hinein, wie Alte und Junge, Sünder und Fromme, Arme und Reiche Jesus begeg-net sind und sich mit ihm auf den Weg gemacht haben. Parallel dazu bieten meine Frau, um de-ren Unterstützung ich sehr dankbar bin, und ich dann dann vom 22. Okt - 26. Nov. jeweils Donnerstag Abends im Pfarrhaus eine Reihe von Bibelabenden unter dem Motto „Vitamine für die Seele“ an, bei der wir uns auf Sie freuen! Flyer liegen auf. Es ist auch eine Gelegenheit, einander ken-

„Gesegnet, um ein Segen zu sein“

„Es gibt zwei entscheidende Tage im Leben eines Menschen: Den Tag, an dem wir geboren werden, und den, an dem wir entdecken, warum.“

nenzulernen, füreinander zu beten und einander zu segnen. Machen wir uns gemeinsam auf den Weg. Und genau zu dem Thema kommt in un-serem Text eine der vielleicht wichtigsten Stellen in der ganzen Bibel: Da zog Abram aus, wie der HERR zu ihm gesagt hatte, und Lot zog mit ihm. Abram aber war fünfundsiebzig Jahre alt, als er aus Haran zog.

Gen 12, 4 Gott sprach—und Abraham gehorchte, ganz einfach. Aus Abrahams Weg sind später gleich drei Religionen entstanden: Judentum, Christentum und Islam. Alles, weil ein Mensch sich in Bewegung setz-te—und die Seinen mitnahm. Gleichzeitig muss man natürlich vorwar-nen: Blinder Gehorsam bringt nichts, wenn sich jemand darin täuscht, was Gott eigentlich möchte. Es gibt einen einfachen Test: Denn Gott war in Christus und versöhnte so die Welt mit sich selbst und rechnete den Menschen ihre Sünden nicht mehr an. Das ist die herrliche Botschaft der Versöh-nung, die er uns anvertraut hat, damit wir sie anderen verkünden.

2. Kor 5,19 Die Botschaft Christi und das Reden Got-tes ist immer eine Stimme der Versöh-nung—wer Hass predigt, hat kein Recht, Gottes Wort für sich in Anspruch zu neh-men. Aber Gottes Stimme erkennen, ihr vertrau-en und gehorsam sein, das ist Glauben! Manche Leute denken, Glaube wäre nur so ein warmes Gefühl im Bauch, ein diffu-ses Ahnen von etwas Grösserem, das sich aber nicht in Worte fassen lässt. Glaube hat aber auch etwas mit Zupacken und Handeln zu tun: Denn wie der Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot. Jak 2, 26

Eine Geschichte aus Jugoslawien sagt es so: Sie erzählt von den vier Engeln, die der Schöpfung beiwohnten. Der erste Engel beobachtete Gottes Arbeit staunend und sagte: „Gott deine Schöp-fung ist wundervoll! Wie hast Du das nur gemacht?“ Das ist das Weltbild eines Wis-senschaftlers. Der zweite Engel staunte: „Herr, Deine Welt ist grossartig! Warum hast Du sie erschaffen?“ Das ist die Frage eines Phi-losophen. Der dritte Engel war beeindruckt und meinte: „Herr, Deine Schöpfung ist phan-tastisch! Kann ich sie haben?“ Das ist die Haltung eines Materialisten.

Und schliesslich bestaunte der vierte En-gel das Werk von Gottes Händen mit gan-zem Herzen und sprach: „Herr, Deine Schöpfung ist so unbeschreiblich schön! Kann ich Dir helfen?“ Das ist die Haltung von Gottes Reich. Abrahams Glaube äusserte sich in Taten, er brach auf. Und was bedeutete das für seine Nachkommen? Gehen wir den Weg doch einmal mit, den Gott mit ihm gewandert ist. Auch wenn wir dafür einen langen Rück-weg machen müssen (symbolisch: vom Chorraum bis zur Kirchentür, entlang dem ausgelegten Weg mit den Namen bibli-scher Gestalten), lohnt es sich. Etwa 2000 Jahre v. Chr. lebte Abraham. Und er brach auf. Für die von Ihnen, die vielleicht denken: Na, wenn Gott seinen Segen verheissen hat, dann kann ja nichts pas-sieren unterwegs—weit gefehlt! 430 Jahre später war der Exodus aus Ägypten (Gal 3,17). Und was für eine Geschichte zwi-schendrin: Josef wird gern als Bild auf Christus hin gesehen, denn er gelangte durch Leiden zur Herrlichkeit, von der Sklaverei zu einem der Herrscher Ägyp-tens.

Glaube bedeutet auch Handeln