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Ökumenisches Hainich Klinikum gGmbH Mühlhausen/Thüringen ÖHK gGmbH Pfafferode 102 99974 Mühlhausen/Thür. Tel.: +49 (0) 3601 803-0 Fax: +49 (0) 3601 803-104 www.oehk.de [email protected] Commerzbank AG IBAN: DE68 8208 0000 0980 2538 00 BIC: DRESDEFF827 Bank für Kirche & Caritas eG IBAN: DE94 4726 0307 0023 8908 00 BIC: GENODEM1BKC Amtsgericht Jena HRB Nr.: 405473 IK-Nr.: 261600484 Steuer-Nr.: 157/124/20585 Vors. d. Aufsichtsrates: Dipl.-oec. Petra Hegt Geschäftsführer: Dipl.-Kfm. Klaus-Peter Fiege Ökumenische Hainich Klinikum gGmbH Mühlhausen/Thüringen Akademisches Lehrkrankenhaus des Universitätsklinikums Jena Fachkrankenhaus für Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik Aufnahmestation A1 Behandlungskonzept

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Ökumenisches Hainich Klinikum gGmbH Mühlhausen/Thüringen

ÖHK gGmbH Pfafferode 102 99974 Mühlhausen/Thür. Tel.: +49 (0) 3601 803-0 Fax: +49 (0) 3601 803-104 www.oehk.de [email protected]

Commerzbank AG IBAN: DE68 8208 0000 0980 2538 00 BIC: DRESDEFF827 Bank für Kirche & Caritas eG IBAN: DE94 4726 0307 0023 8908 00 BIC: GENODEM1BKC

Amtsgericht Jena HRB Nr.: 405473 IK-Nr.: 261600484 Steuer-Nr.: 157/124/20585

Vors. d. Aufsichtsrates: Dipl.-oec. Petra Hegt Geschäftsführer: Dipl.-Kfm. Klaus-Peter Fiege

Ökumenische Hainich Klinikum gGmbH Mühlhausen/Thüringen

Akademisches Lehrkrankenhaus des Universitätsklinikums Jena Fachkrankenhaus für Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik

Aufnahmestation A1 Behandlungskonzept

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Inhaltsverzeichnis

Pflegerische .......................................................................................................................................................... 2 Behandlung ........................................................................................................................................................... 2 Biologisch- medizinische Verfahren ..................................................................................................................... 2

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Aufnahmestation mit Schwerpunkt affektive Erkrankungen im

Neurologisch- Psychiatrischen Zentrum

1. Stationsbeschreibung

Das im Pavillonstil erbaute Hainich Klinikum liegt eingebettet in einen großen Park am

Stadtrand von Mühlhausen/Thüringen. Die Station A1 befindet sich in einem Neubau

(Neurologisch-Psychiatrischen Zentrum).

Die Station ist offen organisiert, d. h. die Patienten können und sollen je nach zugrunde

liegender Erkrankung und aktuellem Befinden allein oder in Begleitung von Personal, An-

gehörigen oder Mitpatienten das Haus nach Abmeldung vom Pflegepersonal verlassen.

Für besondere Therapieziele können in Einzelabsprache die üblichen, Ausgangszeiten

individuell gestaltet werden.

Die Unterbringung erfolgt in Ein-und Zweibettzimmern mit Nasszelle, zusätzlich werden

integrierte Tagesklinikplätze bereitgehalten.

Den Patienten stehen auf der Station ein gemeinsamer Speiseraum, zwei mit TV/Video

und diversen Spielen ausgestattete Aufenthaltsräume, eine Patientenküche sowie ein

Hobbyraum mit Fitnessgeräten und Tischtennisplatte zur freien Verfügung.

Es werden die modernsten diagnostischen und therapeutischen Angebote eines Kran-

kenhauses, einschließlich einer Physiotherapieabteilung mit eigenem Schwimmbad vor-

gehalten.

Durch das Zusammensein mit anderen Patienten, die eine ähnliche Symptomatik aufwei-

sen, wird oft gegenseitiges Verständnis erlebt und es können Erfahrungen ausgetauscht

werden.

Die Patienten finden auf der Station Mitarbeiter vor, die aufgrund ihrer Spezialisierung mit

ihren Problemen gut umgehen können, so dass die Betroffenen hier Akzeptanz, Wert-

schätzung und Zuwendung erfahren und die notwendige Balance zwischen Schonung

und Aktivierung am ehesten gewährleistet ist.

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2. Mitarbeiter der Station

Für die Behandlung der psychisch erkrankten Menschen steht auf der Station ein multi-

professionelles therapeutisches Team zur Verfügung. Dieses besteht aus Krankenpfle-

gekräften, Psychologen und Ärzten.

Eine fundierte Ausbildung der Mitarbeiter, ergänzt durch spezielle Weiterbildungen, er-

möglicht individuelle Zugangswege in der Therapie und gewährleistet eine gute Behand-

lungsqualität. Das Behandlungsteam wird durch stationsübergreifend tätige Mitarbeiter

ergänzt. Hierzu gehören eine Sozialarbeiterin, eine Kunsttherapeutin sowie Ergo- und

Physiotherapeuten.

3. Behandlungsindikation

Es können Patienten mit allen psychiatrischen Erkrankungen aufgenommen werden, die

trotz ihrer akuten psychischen Krise in der Lage sind sich selbst zu steuern.

Besondere Behandlungsangebote bestehen für Menschen mit

Stimmungserkrankungen, wie Depressionen und manisch-depressiven Erkran-

kungen,

Störungen der Persönlichkeit,

erlebnisbedingten Krisenreaktionen im Rahmen anderer psychischer Störungen.

4. Diagnostik

Bevor die Behandlung beginnen kann ist eine ausführliche Diagnostik notwendig. Diese

umfasst die nachfolgenden Bereiche.

In einem Aufnahmegespräch werden durch einen Arzt oder einen Psychologen die Symp-

tome und Beschwerden erhoben um zu einer aktuellen Krankheitsdiagnose zu kommen.

Dazu gehört ebenfalls der Verlauf, sowie die Dauer der Erkrankung, sowie die bis zur

stationären Aufnahme erfolgten Vorbehandlungen.

Von medizinischer Seite erfolgt die Aufnahmeuntersuchung um zusätzliche körperliche

Erkrankungen zu erfassen und um organische Ursachen der affektiven Störung nach

Möglichkeit auszuschließen. Routinemäßig erfolgt eine Untersuchung der Blutwerte, so-

wie ein EKG, bei einer ersten psychischen Erkrankung veranlassen wir häufig zusätzlich

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eine Kernspintomografie oder Computertomographie des Kopfes. Bei Bedarf stehen uns

noch vielfältige andere diagnostische Möglichkeiten zu Verfügung.

Hierbei werden wir vor allem durch die neurologische Klinik (UDS, EEG etc.) an unserem

Haus unterstützt. Manchmal ist eine neuropsychologische Untersuchung notwendig.

Weiterhin gehört zur diagnostischen Aufnahme ein ausführliches Gespräch mit einer

Fachschwester. Ziel ist es den Grad der Unterstützung im Alltag zu ermitteln und dem-

entsprechend Hilfen zu gewährleisten. Unsere Sozialarbeiterin setzt sich ebenfalls mit

jedem neuen Patienten in den ersten Tagen zusammen, um Hilfe bei ungeklärten sozia-

len Fragen anbieten zu können.

5. Behandlungskonzept

Bei der Behandlung von psychischen Erkrankungen muss eine Vielzahl biologischer als

auch psychosozialer Faktoren und deren Wechselwirkungen berücksichtigt werden, wel-

che die Entstehung und den Verlauf der Erkrankung beeinflussen.

Daher besteht das Behandlungskonzept aus einer Verbindung von Psychopharmako-

und Psychotherapie. Neben schwerpunktmäßig verhaltenstherapeutischer Ausrichtung

werden auch interpersonelle und tiefenpsychologische Aspekte integriert.

Die Verfahren kommen in Einzel als auch Gruppentherapie zum Einsatz.

Dies entspricht dem heutigen Stand der Wissenschaft, nach dem bei der Behandlung von

affektiven Störungen die Kombination von (z. B. antidepressiven) Medikamenten mit Psy-

chotherapie am wirksamsten ist. Unterstützt und ergänzt werden diese Therapien durch

pflegerische, soziotherapeutische, ergo- und physiotherapeutische Behandlungsange-

bote.

Für jeden Patienten wird nach einer umfassenden medizinisch-psychologischen Ein-

gangsdiagnostik ein individueller Therapieplan zusammengestellt. Im Einzelnen umfasst

das Therapieangebot folgende Behandlungsbausteine:

5.1 Biologisch fundierte Verfahren

5.1.1 Medikamentöse Therapie

Die medikamentöse Therapie wird nach ärztlichen Überlegungen aufgrund der individu-

ellen klinischen Symptomatik sowie auf der Basis einer systematischen Auswertung der

bisherigen Erfahrungen des Patienten bei früheren medikamentösen Behandlungsversu-

chen und nach ausführlicher Besprechung mit dem Patienten festgelegt. In der Regel

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werden zur Behandlung der Depression und deren Begleitsymptome traditionelle als

auch moderne Antidepressiva eingesetzt, die eine stimmungsaufhellende und antriebs-

normalisierende Wirkung haben.

Abbildung: Behandlungskonzept Station A1 (NPZ)

Kunsttherapie und Maltherapie

Gruppenangebot

Pflegerische Behandlung

Bezugspflege Aktivierende Angebote

Biologisch- medizini-sche Verfahren

Pharmakotherapie

Schlafentzug

Lichttherapie

Entspannungstherapie (PMR, Biofeedback)

Aktivierende Angebote (Nordic

weitere Angebote (Sport u.a.)

Sozialdienst

Hilfen bei sozialen Fragen und Unklar-heiten

Psychotherapeutische Verfah-ren

Kognitive Verhaltens-the-rapie

Interpersonelle Therapie

Therapeutische Gruppen

Ergotherapie

Beschäftigungs-thera-pie

Arbeitstherapie

Physiotherapie

Sport, Gymnastik, Schwim-men

Hydrotherapie

Zusätzliche Physiotherapie

Angehörigenhilfen

Paargespräch

Angehörigengespräch

Nachsorge

Poststationäre Behandlung

Depressionssprechstunde (Institutsambulanz)

Behandlungs-konzept

Station A1

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Gelegentlich werden Tranquillantien zur Überbrückung bis zum Einsetzen des antide-

pressiven Therapieeffektes bei starker Grübelneigung und Suizidalität eingesetzt.

Bei bipolaren und bei therapieresistenten Depressionen wird frühzeitig der Einsatz von

Medikamenten zur Phasenprophylaxe in Erwägung gezogen, wobei der Patient über die

damit evtl. verbundenen Nebenwirkungen ausführlich informiert wird.

Besonders geachtet wird auf eine ausreichend lange und ausreichend hoch dosierte

Gabe der Medikamente sowie auf eine rational begründbare Abfolge der gewählten Sub-

stanzen.

Bei Manien als auch anderen Psychosen werden Neuroleptika verwendet.

Der Einsatz der Medikamente orientiert sich dabei an den aktuellen Leitlinien der ent-

sprechenden Fachgesellschaften (DGPPN, APA).

5.1.2 Schlafentzug

Die meisten depressiv Erkrankten klagen über ausgeprägte Schlafstörungen. Dieser Zu-

sammenhang zwischen Depression und Schlafstörung wird beim therapeutischen Schlaf-

entzug genutzt, einem mittlerweile bewährten Verfahren in der Depressions-behandlung.

Darunter versteht man ein Wachbleiben während der ganzen Nacht oder in der zweiten

Nachthälfte ab 1.00 Uhr (partieller Schlafentzug) bis zum Abend des Tages ohne Nach-

schlafzeiten, d.h. bis zum nächsten Abend müssen auch die „kleinen Nickerchen“ ver-

mieden werden. Dies hat einen stimmungsaufhellenden, antriebssteigernden, depressi-

onslösenden Effekt, dem vermutlich chronobiologische Zusammenhänge zugrunde lie-

gen. Zudem wird der Schlafrhythmus dadurch reguliert und den Patienten eine Methode

vermittelt, die auch zu Hause bei wieder auftretenden depressiven Symptomen einsetz-

bar ist. Der Schlafentzug muss jedoch mehrfach durchgeführt werden, um die positive

Wirkung zu erhalten. Auf Station wird der Schlafentzug zweimal wöchentlich angeboten.

Der Schlafentzug findet immer in kleinen Gruppen statt.

5.1.3 Lichttherapie

Zur Behandlung saisonal bedingter Depressionen mit einer Häufung im Herbst oder Früh-

jahr (sog. Herbst-/Winterdepression), hat sich eine Lichttherapie als wirksam erwiesen.

Bei anderen Depressionsformen kann diese unterstützend genutzt werden.

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5.1.4 Weitere Angebote

Sportgruppen

Hier werden zahlreiche Aktivitäten (Physiotherapie, Volleyball, Körper-und Tanztherapie) ange-

boten, die der Verbesserung der körperlichen und psychischen Leistungsfähigkeit dienen.

5.2 Psychotherapeutische Behandlung

Neben einem psychotherapeutischen Basisverhalten, bei dem Empathie, die Erzeugung

eines familiären Milieus und positive Verstärkung wichtige Grundpfeiler darstellen, wer-

den je nach im Vordergrund stehender Lebensproblematik des Patienten psychothera-

peutische Elemente aus der kognitiven Verhaltenstherapie und der interpersonellen Psy-

chotherapie der Depression (IPT) neben anderen eingesetzt. Nach dem Aufnahmege-

spräch wird jeder Patient einem Bezugstherapeuten zugeordnet, bei dem in der Regel

ein Einzelgespräch pro Woche stattfindet.

5.2.1 Kognitive Verhaltenstherapie (nach Beck, Hautzinger)

Die kognitive Verhaltenstherapie wurde als strukturierte, gegenwartsorientierte Kurzzeit-

Psychotherapie für Depressionen, Angststörungen und andere psychische Erkrankungen

entwickelt. Sie versucht, eingefahrene negative Denkmuster in fünf Schritten gemeinsam

mit dem Patienten zu verändern. Manchmal erfolgt die Therapie in Gruppen, um durch

gemeinsame Arbeitsschritte und -erfolge den Ansporn bei den Betroffenen zu erhöhen

und den Teilnehmern zu zeigen, dass sie nicht allein mit ihren Beschwerden sind.

Schritt 1: Patient und Therapeut definieren die Schlüsselprobleme, der Patient wird in

seiner negativen Sichtweise akzeptiert. Einhergehend mit dem Aufbau der therapeuti-

schen Beziehung wird zwischen Patient und Therapeut ein Arbeitsbündnis geschlossen.

Schritt 2: Patient und Therapeut besprechen den Aufbau von angenehmen, positiven Ak-

tivitäten und den Abbau von belastenden, negativen Aktivitäten. Gemeinsam entwickeln

sie Ideen, wie dies im Alltag umzusetzen ist (z.B. häufige Pausen, Entspannungsübun-

gen, kleine Belohnungen, Ablehnung von überfordernden Arbeitsgängen etc.).

Schritt 3: Die Wiederaufnahme von Kontakten zu Freunden und Bekannten, aber auch

das eigene Verhalten in alltäglichen Situationen stehen im Mittelpunkt dieser Phase. Die

Gestaltung eines sozialen Netzwerks sowie der Aufbau von sozialen Fertigkeiten werden

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besprochen. In Rollenspielen übt der Patient mit spezifischen alltäglichen Problemen um-

zugehen (durchsetzen in Konfliktsituationen, diskutieren mit Arbeitskollegen), die eigenen

Interessen wahrzunehmen und seine Kontaktfähigkeit wieder herzustellen bzw. aufzu-

bauen.

Der Patient erkennt seine eigenen Denkweisen als "hausgemachtes Problem", nicht als

unumstößliche Realität. Er lernt den Automatismus eingefahrener negativer Denkmuster

zu erkennen, zu überprüfen und gegebenenfalls durch alternative Sichtweisen zu erset-

zen. So lassen sich etwa Grundannahmen wie "Alle sind gegen mich; keiner findet das,

was ich mache, gut" auswechseln gegen "Alle sind mir gegenüber positiv eingestellt; es

liegt an mir, was ich daraus mache". Der Patient lernt auch in schwierigeren Situationen

die Kontrolle zu behalten und erlangt seine frühere soziale Kompetenz zurück.

Schritt 4: Die "Erfolg-Vergnügen-Technik" als alternatives Denk- und Wahrnehmungsmo-

dell wird vorgestellt. Hierzu planen Therapeut und Patient praktische Aktivitäten und de-

ren Umsetzung (z.B. Wochenplanung mit abgestuften Aktivitäten). Ziel ist es, ein ausge-

wogenes Verhältnis zwischen unangenehmen Pflichten und angenehmen Tätigkeiten im

Tagesablauf herzustellen.

Schritt 5: In dieser letzten Phase geht es vor allem um Erhaltung und Stabilisierung des

Therapieerfolgs, den Umgang mit Rückschlägen sowie um vorbeugende Interventionen.

5.2.2 Interpersonelle Therapie (nach Klermann & Weissmann, Schramm)

Die IPT wurde Mitte der 70er Jahre von Klermann und Weissman in den USA entwickelt.

Im Mittelpunkt der therapeutischen Gespräche stehen die Beziehungen des Patienten zu

seinen Mitmenschen. Auch wenn Konflikte mit Partnern oder Angehörigen selten eine

Depression auslösen, so werden umgekehrt die Beziehungen des Patienten meist durch

die Krankheit stark belastet. Basis der Interpersonellen Therapie bilden wissenschaftliche

Untersuchungen, die gezeigt haben, dass Depressionen mit folgenden vier Bereichen in

Verbindung stehen:

(1)Verlust von geliebten Menschen und Trauer,

(2) menschliche Konflikte,

(3) Abschluss von Lebensabschnitten,

(4) Kontaktschwierigkeiten.

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Aus diesen vier Bereichen werden meist zwei Themen ausgewählt, die für den jeweiligen

Patienten am wichtigsten sind. Ist Trauer ein zentrales Thema, weil z.B. der Lebens-

partner verstorben ist oder ein anderes unglückliches Ereignis eingetreten ist, wird der

Ausdruck von Trauer gefördert, Interessen und neue Beziehungen werden aufgebaut.

Stehen interpersonelle Konflikte im Mittelpunkt, sollen diese zunächst erkannt und mit

dem Partner diskutiert werden. Bei einem problematischen Rollenwechsel, z.B. von der

Berufstätigkeit in die Berentung, ist es von Bedeutung, den Verlust der alten Rolle anzu-

nehmen und zu betrauern, die neue Rolle positiv zu sehen und das Selbstwertgefühl

wiederherzustellen. Leidet ein Patient unter Kontaktproblemen, wird er beim Schließen

von Freundschaften unterstützt.

5.2.3 Therapeutische Gruppenangebote

Therapiegruppe 1 und 2

Inhaltlich zeichnen sich diese beiden Gruppen neben Einzelgesprächen durch den

Schwerpunkt Beschäftigungs-, Bewegungs- und Sozialtherapie aus. In Gruppe 2 kommt

noch eine wöchentliche Informationsgruppe und kognitives Training hinzu.

Therapiegruppe 3

Die Gruppe 3 ist eine stationsübergreifende, halboffene Gruppe, d.h. die Gruppenteilneh-

mer durchlaufen das gesamte Gruppenprogramm, in der Regel 4 Wochen, gemeinsam.

Im Rahmen der Gruppe werden individuelle kritische Lebensereignisse unter Berücksich-

tigung der eigenen Persönlichkeitsanteile besprochen. Es wird der Austausch von Erfah-

rungen im Umgang mit Herausforderungen und Problemen des Alltags sowie die gemein-

same Erarbeitung von Lösungsansätzen angeregt. Eigene Verhaltens- und Interaktions-

muster, die im Gruppenkontext erkennbar sind, werden bewusst gemacht und bearbeitet.

Übertragungs- und Identifikationsmöglichkeiten sowie unmittelbares Lernen in der

Gruppe leisten dabei einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der depressiven Symp-

tome. Durch die Gesprächsbeteiligung werden Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen ge-

stärkt und die Alltagsbewältigung wird gefördert. Der therapeutische Ansatz ist konfron-

tativ, sodass die Patienten zur Reflektion angeregt werden und im Umgang mit Kritik ge-

schult werden. Die konfliktzentrierte Gruppengespräche finden zweimal pro Woche statt,

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zusätzlich nehmen die Teilnehmer einmal pro Woche am Sozialen Kompetenztraining

teil.

Weitere spezielle Therapieelemente für Gruppe 3 sind die Kommunikative Bewegungs-

therapie (KBT), die Maltherapie und die Kunsttherapie.

Therapiegruppe 4

Diese Gruppentherapie wird Patienten mit affektiven (depressiven und manisch-

depressiven) Erkrankungen angeboten.

Inhalte der Therapie sind u. a. folgende:

Vermittlung eines Modells der Erkrankung und von Behandlungsmöglichkeiten

die Klärung von eventuellen Störungen der Beziehung zu wichtigen Personen

eine Umorientierung, mit dem Ziel der jetzigen Lebenssituation besser zu

entsprechen

mit der Erkrankung umgehen lernen, effizientere Bewältigungsstrategien

ein besseres Kommunikationsverhalten

die eigenen negativen Einstellungen zu korrigieren

das Stärken von positiven Gefühlen, Genussfähigkeit und Selbstwirksamkeit

Weitere Angaben entnehmen sie bitte ihrem individuellen Therapie- bzw. Gruppen-

plan.

Psychoedukative Gruppe

Regelmäßig findet für Patienten eine psychoedukative Gruppe statt, in der den Patienten

das Krankheitsbild der Depression bzw. der manisch-depressiven Störung, deren Ursa-

chen und insbesondere die medikamentöse Behandlung erläutert wird. Konkret geht es

dabei um Fragen wie „Was ist eine Depression?“, „Was ist eine Manie?“ „Wie entsteht

sie?“, „Wie kann sie behandelt werden?“ und „Welche Medikamente sind sinnvoll?“. Un-

terstützt wird die Beantwortung dieser Fragen durch den Einsatz von themenbezogenen

Informationsvideos.

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Hier ein Beispiel für die Entstehung einer psychischen Erkrankung.

Abbildung: Entstehung der Depression

Belastungen

Biologie und Genetik

Persönlichkeit und

Entwicklung

Todesfall

Krankheit

Arbeitslosigkeit

Übergang in die Rente

Konflikte in der Partner-schaft

Chronische Belastungen (z.B. zu viel Arbeit)

familiäre Veranlagung

Stoffwechselverände-rung im Transmiterhaus-halt

Veränderungen im stressregulierenden neuroendokrinischem System

Persönlichkeitszüge: z.B. unsicher, perfektio-nistisch

Fehlende Bewältigungs-strategien

Viele schlechte Erfah-rungen: erlernte Hilflo-sigkeit

Soziales Kompetenztraining

Das soziale Kompetenztraining richtet sich an Patienten, die Schwierigkeiten haben, ihre

eigenen Forderungen, Wünsche und Bedürfnissen in die Beziehungen zu ihren Mitmen-

schen einzubringen. Da dieser Mangel an sozialen Kompetenzen zur Entstehung und zur

Aufrechterhaltung der Depression oder Angststörung beitragen kann, besteht im Aufbau

bzw. in der Stärkung der eigenen sozialen Kompetenzen ein wichtiger Schritt zur Krank-

heitsbewältigung. Beim sozialen Kompetenztraining in der Gruppe gibt es für die Teilneh-

mer die Möglichkeit, den Umgang mit Situationen, die persönlich als besonders schwierig

erlebt werden, wie z.B. Umgang mit Arbeitskollegen, Vorgesetzten oder der Familie, in-

dividuell im Rollenspiel einzuüben. Ziel ist die spätere selbständige Bewältigung dersel-

ben Situation in der Realität. Das soziale Kompetenztraining unter Leitung des Psycho-

logen wird einmal pro Woche angeboten.

Konzentrations- und Gedächtnistraining

Ziel des zweimal in der Woche angebotenen Konzentrations- und Gedächtnis-trainings

ist es, die depressionsbedingt oft gestörte Merkfähigkeit, Konzentration und geistige Be-

weglichkeit zu trainieren. Dies findet eher in spielerischer Weise z.B. durch bearbeiten

Depression

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von Kreuzworträtseln, Lückentexten, Anwendung von Merk- und Denkspielen oder durch

das Lesen und Besprechen von beispielsweise Zeitungsartikeln statt.

Entspannungsverfahren

Allgemeiner Unruhe, Angespanntheit und Ängsten, wie sie bei Depressionen, Angststö-

rungen und psychosomatischen Erkrankungen auftreten, kann durch das Erlernen einer

Entspannungsmethode entgegengewirkt werden. Zweimal pro Woche werden vom

Psychologen oder einer Pflegekraft daher unterschiedliche Entspannungstechniken den

Patienten in Gruppen vermittelt und miteinander eingeübt. Angeboten werden folgende

Verfahren:

Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen (PMR), bei der über das systema-

tische An- und Entspannen einzelner Muskelgruppen eine differenzierte Wahrneh-

mung von Spannungszuständen gefördert und somit eine aktive Tonuskontrolle er-

möglicht wird

Autogenes Training, bei dem über formelvermittelte innere Vorstellungsbilder Ein-

fluss auf den Körper im Sinne einer Entspannung genommen wird

Atementspannung, bei der über ein bewusstes, Entspannung förderndes Atmen ein

gelöster Zustand erreicht werden kann

Biofeedback, Entspannung durch Rückmeldung des eigenen Atems über ange-

nehme Töne und Lichteffekte

5.3 Pflegerisches Behandlung

5.3.1 Die Bezugspflege

Eine stationäre Behandlung in einer psychiatrischen Klinik ist häufig mit großen Ängsten

verbunden. Deshalb ist eine pflegerische Begleitung erforderlich, die beim Abbau von

Ängsten hilft und das Eingewöhnen und Wohlfühlen auf der Station erleichtert. Dies ist

am besten zu gewährleisten durch das auf Station umgesetzte Prinzip der Bezugspflege.

Dabei wird jedem neu angekommenen Patienten sobald wie möglich eine Bezugspflege-

person zur Seite gestellt, die für den jeweiligen Patienten während des stationären Auf-

enthalts eine Vertrauensperson und ein Ansprechpartner sein soll, an den sich der Pati-

ent mit allen Fragen und Problemen wenden kann.

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Sie soll dem Patienten Sicherheit vermitteln, was besonders in der ersten Therapiephase

wichtig ist, in welcher der Patient durch seine Depressionssymptomatik noch schwer be-

lastet ist und sich zudem auf der Station noch fremd fühlt. Gerade bei der Arbeit mit de-

pressiven Patienten, die meist Schwierigkeiten in der befriedigenden Gestaltung von Be-

ziehungen haben, kommt dem Aufbau einer tragfähigen Beziehung, bei der dem Patien-

ten Zuwendung, Wertschätzung und Akzeptanz zuteil wird, eine besondere Bedeutung

zu. Die Bezugspflegeperson begleitet den Patienten durch den Stationsablauf und durch

die verschiedenen Behandlungsphasen während seines Aufenthalts. Sie hilft dem Pati-

enten außerdem, Therapieziele zu erarbeiten und gibt Unterstützung bei deren prakti-

scher Umsetzung. Durch das dabei entstehende besondere Vertrauensverhältnis können

Krisen besser wahrgenommen und bearbeitet werden. Ebenso können Behandlungsfort-

schritte durch die Bezugsperson schnell erkannt und gezielt positiv verstärkt werden. Be-

zugspflege soll dem Erkrankten das Gefühl vermitteln, als Individuum wahrgenommen zu

werden. Ansonsten werden die Patienten im Wechseldienst betreut, das heißt, dass je-

derzeit ein Ansprechpartner zur Verfügung steht.

5.3.2 Aktivierende Angebote des Pflegeteams

Da eigene Aktivitäten die Stimmung deutlich beeinflussen können, wird auf Station ver-

sucht, durch eine detaillierte Planung von Aktivitäten und durch eine gezielte Steigerung

der Aktivität, den depressiven Kreislauf zu durchbrechen. Konkret wird dies umgesetzt in

Form folgender Angebote:

BELA-Gruppe (Bewegung – Ernährung – Lernen – Akzeptieren)

Wir bieten unseren Patienten bei Bedarf ein psychoedukatives Trainingsprogramm zur

Vorbeugung gegen bzw. Reduktion von Gewichtszunahmen im Laufe der Therapie oder

bei schon bestehendem Übergewicht. Folgende Therapiebausteine werden im Gruppen-

kontext erarbeitet:

- Bewusstwerden, dass eine Verbesserung der Ernährungs-

weise und regelmäßige Bewegung einen Teil der Stabilisie-

rung im individuellen Krankheitsverlauf darstellt.

- Aufspüren/ Entdecken ungünstiger Lebens- und Essgewohn-

heiten

- Implementierung vorteilhafter Lebens- und Essgewohnheiten

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Frühsport

Durch Kreislauf und Stoffwechsel aktivierende einfache gymnastische Übungen kurz

nach dem Aufstehen sollen die Patienten aus dem Morgentief herausgeführt und der An-

triebshemmung entgegengewirkt werden. (Methode für zu Hause kennen lernen?)

Kompetenztraining für den Alltag

In der Depression fallen oft einfachste alltägliche Verrichtungen sehr schwer. Eine der

Aufgaben der Pflegekräfte ist es daher, anhand der Selbsteinschätzung der Patienten

deren Fähigkeiten oder Schwierigkeiten bei Alltagstätigkeiten zu erkennen und alltagsnah

Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten. Z.B. werden durch die Verteilung hauswirtschaftlicher

Aufgaben in Form eines wöchentlich wechselnden Küchen-, Blumen- und Raucherecken-

dienstes Verantwortlichkeiten von den Patienten übernommen und dadurch die Rolle des

Einzelnen in der Gruppe erfahrbar gemacht.

Abendgestaltung

Einmal pro Woche werden am Abend gemeinsame Treffen mit Unterstützung des Pfle-

gepersonals (Grillabende, Tischtennisturniere, Video schauen u.ä.) organisiert.

Aufbau von Freizeitaktivitäten außerhalb der Station

Durch das einmal wöchentliche gemeinsame Kegeln in Begleitung einer Pflegekraft, und

durch Unterstützung der Patienten bei der Planung und Organisation von gemeinschaft-

lichen Wochenendaktivitäten jeglicher Art außerhalb der Station (z.B. Ausflüge, Wande-

rungen, Kinobesuche, Minigolfspielen) wird versucht, Interesse an einer sinnvollen Frei-

zeitgestaltung zu wecken. In einem „außerklinischen“ Umfeld können hier soziale Kom-

petenzen noch realitätsnäher gefördert und in lockerer Atmosphäre Kontakte untereinan-

der vertieft werden.

Der Aufbau von Freizeitaktivitäten wird vom Pflegeteam zudem dadurch gefördert, dass

die Patienten dazu angeregt werden, mittels eines Zeitrasters ihre bevorstehenden Wo-

chenendurlaube vorzuplanen und dies mit einer Person vom Pflegepersonal durchzu-

sprechen.

Aktivierungsgruppe

Die einmal wöchentlich stattfindende Aktivierungsgruppe ist ein spezielles Therapiean-

gebot für antriebsgeminderte Patienten. In Kleingruppen werden hier, unterstützt vom

Pflegepersonal, mit dem Ziel, der Förderung kommunikativer Aspekte gemeinsame Akti-

vitäten wie Spaziergänge, Stadtbummel etc. geplant und anschließend umgesetzt.

Dadurch werden auch soziale Beziehungen unter den Patienten und eine Integration in

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die Stationsgemeinschaft gefördert, was ebenfalls zur Besserung der depressiven Symp-

tomatik beitragen kann.

Darüber hinaus werden eine Nordic Walking-Gruppe und andere sportliche Angebote

vorgehalten angeboten.

Gemeinsame Wochenplanung und Wochenendgestaltung

Nach dem Frühstück finden täglich unter Anleitung des Pflegepersonals und der Co-

Therapeuten und eine individuelle Tagesplanung im Einzelkontakt statt. Hier besteht für

jeden Patienten Gelegenheit, den vergangenen Tag Revue passieren zu lassen, Organi-

satorisches zu besprechen, Informationen auszutauschen und den bevorstehenden Tag

durchzusprechen. Dabei wird vor allem auf Schwierigkeiten bei der Tagesgestaltung ein-

gegangen und gemeinsam werden Möglichkeiten zur Verbesserung und Unterstützung

entwickelt. Hier erfolgt auch die Anmeldung der Patenten zu bestimmten therapeutischen

Veranstaltungen. Jeden Mittwoch findet eine Hausversammlung statt, um Organisatori-

sches und gemeinsame Aktivitäten für die am Wochenende auf Station verbleibenden

Patienten zu besprechen.

5.4 Ergotherapie

5.4.1 Beschäftigungstherapie

Die bei vielen depressiven Patienten zu Beginn der Behandlung oft bestehende starke

Grübelneigung kann durch Anregung zum Handeln und die gedankliche Ausrichtung auf

eine Tätigkeit unterbrochen werden. Dies wird durch den Einsatz verschiedener hand-

werklicher, gestalterischer und künstlerischer Techniken im Rahmen der Ergotherapie

erreicht. Die Patienten wählen gemäß ihrer Neigung und ihrer Fähigkeit frei ihre Arbeiten

aus und werden mit Anleitung und Hilfestellung durch die Ergotherapeuten begleitet. Wei-

tere Ziele der Ergotherapie sind die Wiederherstellung und Förderung geistiger und kör-

perlicher Fähigkeiten wie Konzentration, Ausdauer und allgemeine Belastbarkeit, die

Stärkung von verlorenem Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl, die Verbesserung der

Antriebs- und Entscheidungsfähigkeit sowie der Selbsteinschätzung und Frustrationsto-

leranz. Dabei ist die Ergotherapie jedoch keinesfalls leistungsorientiert und soll nicht

überfordern. Die Ergotherapie findet im Ergotherapie-Gebäude von Montag bis Freitag in

Gruppen von ca. 8 Personen satt.

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5.4.2 Arbeitstherapie

Um die zunehmend wieder gewonnene Belastbarkeit eines Patienten zu erproben und

somit den Wiedereinstieg in das Berufs- oder Familienleben zu erleichtern, stehen im

Klinikbereich eine Gärtnerei, ein Hauswirtschaftsbereich, eine Schlosserei und eine Holz-

werkstatt zur Verfügung. In diesen Arbeitsbereichen kann unter Begleitung eines Arbeits-

therapeuten ein individuell gestalteter Arbeitseinsatz durchgeführt werden.

5.5 Kunsttherapie und Malgruppe

Einmal pro Woche findet in Gruppen von ca. 6-8 Personen unter Anleitung einer speziell

ausgebildeten Therapeutin die Kunsttherapie statt. Der Gestaltungsprozess mit Farbe

und Form und die nachfolgende Beschäftigung damit in der Gruppe dienen als Weg zu

einer besseren Selbstwahrnehmung, indem sie dem Patienten Einblicke in eigenen Er-

lebnis- und Handlungsweisen geben. Durch den Umgang mit bildnerischen Themen und

Materialien können die eigene Kreativität und neue individuelle Ausdrucksmöglichkeiten

entdeckt und entfaltet werden. Im Gespräch über die Bilder stehen die eigenen Gefühle,

Eindrücke und Assoziationen im Mittelpunkt. Insbesondere depressive Patienten können

sich in der Kunsttherapie wieder als handelnde Menschen erleben, ihre Selbst- und

Fremdwahrnehmung korrigieren und ihr Selbstwertgefühl stärken. Für die Teilnahme an

der Kunsttherapie sind keine bildnerischen Vorkenntnisse erforderlich. Voraussetzung

zur Teilnahme ist lediglich die Bereitschaft, in einer geschützten Atmosphäre Neues an

sich entdecken zu wollen sowie mit Farbe umzugehen und die Neugier darauf, was das

Gestaltete mit einem Selbst zu tun hat.

Zusätzlich zur Kunsttherapie wird ebenfalls einmal pro Woche eine Malgruppe unter An-

leitung einer Pflegekraft angeboten. Hier stehen verschiedenste Themen zur Auswahl,

die individuell von jedem Patienten mit Farbe umgesetzt werden können.

5.6 Physiotherapie und physikalische Therapiemaßnahmen

5.6.1 Psychomotorische Gruppe / Kommunikative Bewegungstherapie

Die Bewegungstherapie dient der körperlichen und geistigen Aktivierung. Eine besondere

Form davon ist die kommunikative Bewegungstherapie, die einmal pro Woche von einer

Pflegekraft oder einer Physiotherapeutin angeboten wird. Unter Anwendung pädagogi-

scher und psychosozialer Mittel sowie von Elementen aus Gymnastik und Sport sollen

neben der körperlichen Aktivierung auch psychische und soziale Funktionen gefördert

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werden. Durch die Vermittlung von Erfolgserlebnissen können Selbstbewusstsein und

Selbstvertrauen gestärkt, durch den Abbau von Hemmungen und das Entstehen von

Gruppengefühlen die Wahrnehmungs- und Kommunikationsfähigkeit unter Berücksichti-

gung vorhandener Ressourcen erweitert werden. Diese Therapie kann als körperorien-

tierter Zugangsweg zum Abbau depressiver Verhaltensmuster verstanden werden.

5.6.2 Sport, Gymnastik, Schwimmen

Die Teilnahme an einer zweimal pro Woche stattfindenden Sport- oder Gymnastik-gruppe

dient zum einen der Verbesserung der bei depressiven Menschen zumeist reduzierten

körperlichen Leistungsfähigkeit und hat zum anderen einen anti-depressiven Effekt, da

bei längerer sportlicher Betätigung körpereigene Stoffe freigesetzt werden, die entspan-

nend und stimmungsaufhellend wirken. Das klinikeigene Schwimmbad kann nach ärztli-

cher Zustimmung zu festgelegten Zeiten benutzt werden. Zudem können die Patienten

nach vorheriger Anmeldung an speziellen Wassergymnastikangeboten teilnehmen.

5.6.3 Hydrotherapie

Zum morgendlichen Start in den Tag können die Patienten Kaltwasseranwendungen als

Bein- oder Armgüsse zur körperlichen und psychischen Aktivierung gegen Morgentief

und Antriebsschwäche in Anspruch nehmen. Dies wirkt anregend auf Kreislauf, Stoff-

wechsel, Immun- und Nervensystem.

5.6.4 Zusätzliche physiotherapeutische Angebote

Weiterhin bietet die Physiotherapie in begrenzten Umfang Massage, Fangopackungen,

Reizstrombehandlungen und vieles mehr an. Die Verordnung erfolgt durch den Stations-

arzt, je nach zusätzlichen Beschwerden oder Erkrankungen der Patienten.

5.7 Sozialdienst

Nicht selten ergeben sich mit der Erkrankung Schwierigkeiten in den unter-schiedlichsten

Lebens- und Arbeitsbereichen. Die soziale Wiedereingliederung nach der Entlassung

muss deswegen gut vorbereitet werden. Daher bietet eine Diplom-Sozialpädagogin den

Patienten - falls erforderlich auch den Angehörigen - fachliche Hilfe bei Entscheidungen

über die weitere Lebens-, Wohn-, und Arbeitssituation (einschließlich medizinischer, so-

zialer und beruflicher Rehabilitation) sowie bei sozialrechtlichen Fragen an. Termine kön-

nen individuell vereinbart werden, wobei die Kontaktaufnahme auch über das Pflegeteam

vermittelt werden kann. Im Rahmen der Einzelfallhilfe begleitet sie die Patienten ggf. zu

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Amtsterminen und Besichtigungen von Wohnheimen, therapeutischen Wohngemein-

schaften usw.

6. Organisatorisches für Patienten

6.1 Einzel- und Gruppenvisiten

Zweimal pro Woche findet eine Einzelvisite statt, in der die Patienten einzeln die Gele-

genheit haben, ihre Anliegen in einem Gespräch mit dem Chefarzt, dem Oberarzt bei

Anwesenheit des Stationsarztes, dem Psychologen und einer Vertretung des Pflegeper-

sonals vorzubringen. Von therapeutischer Seite solle dabei insbesondere Unter- und

Überforderungen erkannt werden und in Abhängigkeit davon im Gespräch mit dem Pati-

enten eine Therapieoptimierung besprochen werden. Hier wird der Therapieplan jeweils

besprochen und aktualisiert.

Zusätzlich zur Einzelvisite findet zweimal wöchentlich eine Gruppenvisite statt. Der be-

handelnde Therapeut führt hier, unterstützt durch eine Pflegekraft, therapeutische Kurz-

gespräche im Beisein der anderen Teilnehmer einer festgelegten Therapie-gruppe durch.

Hier werden gemeinsam mit dem Patienten die pharmakologische Behandlung auf die

Gegebenheiten abgestimmt und ggf. die Wochenendplanungen besprochen.

6.2 Hausversammlung

Einmal in der Woche findet für alle Patienten der Station die Hausversammlung statt.

Im Beisein des pflegerischen Teams werden aktuelle Informationen besprochen. Zudem

werden hier auch „kleinere Dienste“ verteilt, welche von den Patienten übernommen wer-

den sollen. (z.B. Blumengießen, Leitung Frühsport, ..)

6.3 Belastunserprobungen („Wochenendbeurlaubungen“)

Wochenendurlaube oder Belastungsurlaube während der Woche nach Hause über eine

Nacht, sowie Tagesurlaube werden zur Erprobung und Festigung der wiedererlangten

Alltagsbewältigungsfähigkeiten und der Erprobung die in der Therapie erarbeiteten neuen

Verhaltensmustern nach Erreichen eines bestimmten Therapiestandes gewährt. Norma-

lerweise kann ab dem zweiten Wochenende jedes Wochenende mit einer Übernachtung

genutzt werden.

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6.4 Wochenplan

Das individuell zusammengestellte Behandlungsprogramm ist in einem Wochenplan für

jeden Patienten übersichtlich aufgezeichnet und wird jede Woche aktualisiert. Dieses

Therapieprogramm ist sowohl für das therapeutische Team als auch für den Patienten

verbindlich. Der gegliederte Tagesablauf soll dem Patienten zudem dabei helfen, durch

äußere Strukturen die innere Struktur zu festigen und sich wieder an die Anforderungen

des Lebens zu gewöhnen.

7. Arbeit in einem multidisziplinären Team

Die Arbeit mit Menschen die an einer Depression erkrankt sind bedeutet im stationären

Rahmen, dass viele verschiedene Spezialisten beteiligt sind. Hierfür bedarf es eine be-

sondere Form der Absprache. Um die Qualität der Arbeit immer wieder zu überprüfen

und zu verbessern sind werden regelmäßige Weiterbildungen, sowie eine Supervision

durchgeführt.

7.1 Übergabegespräche

Es finden täglich zu den Schichtwechselzeiten Übergaben zwischen den Pflege-kräften

statt, bei denen Ereignisse und Veränderungen bei der Behandlung der Patienten dem

nachfolgenden Pflegpersonal übermittelt werden. Die Weiterleitung von Informationen in-

nerhalb dieser Besprechung unterliegt selbstverständlich der Schweigepflicht und findet

nur insoweit statt, als es für den Umgang mit dem einzelnen Patienten erforderlich ist.

7.2 Patientenorientiertes Teamgespräch

Ärzte, Psychologe, Pflegeteam, sozialer Dienst und Ergotherapeuten besprechen einmal

wöchentlich Lebensumstände und Symptomatik ausführlich im Teamgespräch, um auf

die therapeutischen Belange des jeweiligen Patienten optimal eingehen zu können und

den Therapieplan dementsprechend zu gestalten.

7.3 Fallbezogene Supervision

Einmal im Monat findet unter Leitung eines externen Supervisors eine an den Patienten-

kurven orientierte Besprechung der Behandlung eines Patienten statt. Dadurch soll das

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bisherige therapeutische Vorgehen kritisch reflektiert und ein koordiniertes, individuelles

Vorgehen bei der Therapie des einzelnen Patienten erarbeitet werden.

7.4 Stationsinterne Weiterbildung

Einmal im Monat findet für das Pflegepersonal eine interne Weiterbildung statt. Hier werden in

der Regel Themen mit direktem Bezug zur Behandlung besprochen. Zusätzlich nimmt das Team

regelmäßig an den regionalen und deutschlandweiten Weiterbildungen teil. Dort werden neue

Erkenntnisse und therapeutische Behandlungsmethoden vorgestellt und vermittelt. So ist eine

zeitgemäße Behandlung garantiert.

8. Angebote für Angehörige

8.1 Angehörigengespräche

Bei Bedarf finden individuelle therapeutische Gespräche unter Hinzuziehen von Fami-

lienangehörigen nach Vereinbarung statt. Erforderlich kann dies z.B. werden, wenn be-

wusste oder unbewusste Konflikte aus dem familiären oder partnerschaftlichen Umfeld

die depressive Symptomatik oder das Vermeidungsverhalten bei Angst- bzw. Zwangs-

störungen aufrechterhalten.

Wenn ein Familienmitglied psychisch erkrankt ist, stellt dies für die ganze Familie eine

besondere Belastung dar. Daher bieten wir für interessierte Angehörige regelmäßige Ge-

spräche an. Hier stehen folgende Themen im Mittelpunkt:

Aufklärung über Krankheit und Behandlung

Aufgaben und Schwierigkeiten von Angehörigen

Aufzeigen von Lösungsmöglichkeiten

9. Nachsorge

Um einen fließenden Übergang von der stationären Behandlung in den Alltag zu erleich-

tern, werden verschiedene Formen der Unterstützung in der ambulanten Nachsorge an-

geboten:

Poststationäre Weiterbehandlung zur Verkürzung der stationären Behandlungszeit

Depressionssprechstunde über die Institutsambulanz

Unterstützung von Selbsthilfegruppen u.a. Verein „Lebensbrücke“ Mühlhausen

Einmal wöchentlich stattfindende Depressionsgruppe unter Leitung eines Therapeuten

in der Institutsambulanz

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Kontaktaufnahme zu weiter behandelnden Ärzten und Psychotherapeuten

Gemäß Indikation können Patienten im Rahmen der ambulanten Nachsorge an bestimm-

ten therapeutischen Veranstaltungen teilnehmen.

10. Pläne der aktuell angebotenen Therapiegruppen

Hier finden sie die therapeutischen Angebote unserer Station. Sie erhalten nach dem

Aufnahmegespräch den Plan ihrer Therapiegruppe. Die zusätzlichen individuellen Ange-

bote tragen sie bitte selbst ein.

11. Kontaktaufnahme

Sie erreichen die Station telefonisch immer über Tel.: 03601 / 803212 oder 803121

Bei besonderen Fragen stehen Ihnen während der Dienstzeit

die zuständigen Assistenzärzte / Psychologen (Durchwahl: 03601 / 803347),

die Sozialarbeiterin (Durchwahl: 03601/803425),

der Geschäftsführende Oberarzt Herr Joswig (Durchwahl: 03601 / 803323),

der Chefarzt Herr Dipl.-Med. Preiß (Durchwahl: 03601 / 803146),

gern zur Verfügung.

Die Postanschrift lautet:

Ökumenisches Hainich Klinikum gGmbH

Pfafferode 102 – Station A1 (NPZ)

99974 Mühlhausen

Internet: www.oehk.de

Verkehrsanbindung:

Version: 2 Dok. Nr.: D522