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Dokumentation „Die demographische Herausforderung in unseren ländlichen Räumen und ihren Ortsgemeinden“ Analyse-Konzepte-Strategien 23. Informationsveranstaltung des Landkreistages Rheinland-Pfalz zur Dorferneuerung in Zusammenarbeit mit dem Ministerium des Innern und für Sport Aufs Land kommt`s an. Dorferneuerung in Rheinland-Pfalz

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Dokumentation

„Die demographische Herausforderung in unseren ländlichen Räumen und

ihren Ortsgemeinden“Analyse-Konzepte-Strategien

23. Informationsveranstaltung des

Landkreistages Rheinland-Pfalz

zur Dorferneuerung

in Zusammenarbeit mit dem

Ministerium des Innern und für Sport

Aufs Land kommt`s an.Dorferneuerung in Rheinland-Pfalz

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„Die demographische Herausforderung in unseren ländlichen Räumen und ihren Ortsgemeinden“ 23. Informationsveranstaltung des Landkreistages Rheinland-Pfalz

050158mini_Umschlag 16.03.2005 12:00 Uhr Seite 2

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Inhaltsverzeichnis:

1. Tagungsprogramm

2. Begrüßung und Einführung anlässlich der 23. Informationsveranstaltung des Landkreistages und des Ministeriums des Innern und für Sport am 29. und 30. Juni 2004 im Donnersbergkreis, Stadt RockenhausenHerr Ernst Beucher, Geschäftsführender Direktor beim Landkreistag Rheinland-Pfalz

3. Die demographische Entwicklung - eine Herausforderung für die Dorferneuerung Einführung in das TagungsthemaHerr Ministerialrat Franz Kattler, Ministerium des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz

4. Die demographische HerausforderungHerr Ministerialdirigent Rudolf Oster, Leiter der Kommunalabteilung, Ministerium des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz

5. Demographischer Wandel in ländlichen Räumen aus Sicht der Raumordnung und LandesplanungHerr Ministerialrat Jens Carstensen, Referat Grundsätze der Raumordnung und Regionalplanung, Ministerium des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz

6. Handlungsansätze und Strategien zur Steuerung der Bevölkerungs-entwicklung - dargestellt am Beispiel ländlicher RegionenFrau Prof. Dr. Gabi Troeger-Weiß, Universität Kaiserslautern,Lehrstuhl für Regionalentwicklung und Raumordnung

7. Verbesserung der Lebensqualität durch bürgerschaftliches EngagementFrau Dipl.-Geographin Nathalie Franzen,Regionalberaterin, Münster-Sarmsheim

8. Dorfhausinitiative - Strategien und Maßnahmen zur Vitalisierung von Dorfkernen Herr Dipl.-Ing. Friedrich Hachenberg, Büro Stadt-Land-plus, Boppard-Bucholz

9. Anwesenheitsliste

10. Pressespiegel

11. Bilddokumentation

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Vorwort

Seit fast zwei Jahrzehnten führt der Landkreistag Rheinland-Pfalz in Zusammenarbeit mit dem fürFragen der Dorferneuerung zuständigen Landesministerium (seit 2001 wieder das Ministerium desInnern und für Sport) Fortbildungsveranstaltungen für die Dorferneuerungsbeauftragten der 24Kreisverwaltungen des Landes durch. In dieser Zeit konnte eine Vielzahl für die Dorferneuerung undDorfentwicklung interessanter und wichtiger Fachthemen sowie Modellvorhaben erörtert werden.

Die Zukunft des ländlichen Raums, dessen Förderung sich die Dorferneuerung verschrieben hat, wirdin den kommenden Jahren maßgeblich von dem Themenkomplex beherrscht sein, dem sich dieFortbildungsveranstaltung 2004 am 29./30. Juni im Donnersbergkreis gewidmet hat: „Die demogra-phische Herausforderung in den ländlichen Räumen und ihren Ortsgemeinden“. Mit dem Begriffder demographischen Herausforderung werden zweierlei Prozesse in der Bevölkerungsentwicklungbeschrieben: Zum einen der alsbald vielfach einsetzende massive Bevölkerungsschwund, zum ande-ren die bereits heute rapide fortschreitende Alterung der Bevölkerung durch eine immer höher stei-gende Lebenserwartung.

Es stellt keine gewagte Prognose dar, dass von dieser - auch als „demographischer Wandel“ bezeich-net - Entwicklung der ländliche Raum, auch im Verhältnis zu den Ballungszentren, besonders starkbetroffen sein wird. Nach den Vorhersagen der Wissenschaftler sollen insbesondere die peripherenländlichen Teilräume bis zum Jahr 2050 rund ein Drittel ihrer heutigen Einwohnerzahl verlieren.Strategien und Konzepte für den ländlichen Raum, diese demographische Herausforderung zu bewäl-tigen, werden in dieser Broschüre aufgezeigt. Als Stichworte seien vorab genannt der weitere Ausbauder heimischen Infrastruktur, der Vorrang der Innen- vor der Außenentwicklung sowie die Förderungdes ehrenamtlichen Engagements der Bürgerinnen und Bürger. Dies alles führt dazu, dass die länd-lichen Teilräume ihre Eigenart und Identität bewahren können, so dass die Bewohner auch in Zukunftkeine Veranlassung sehen, in die Ballungszentren abzuwandern. Der ländliche Raum muss seineAttraktivität als Lebensraum, Wohn- und Arbeitsort bewahren.

Ein maßgebliches Handlungsinstrument zur Umsetzung dieser Strategien und Konzepte wird dieDorferneuerung sein. Sie kann schon lange nicht mehr auf bloße Aspekte der „Dorfverschönerung“reduziert werden, vielmehr sieht ihr ganzheitlicher Ansatz vor, die Dörfer in ihrer wirtschaftlichen, sozi-alen und auch ökologischen Vielfalt zu erhalten und zu fördern, mithin die oben beschriebenenHandlungsansätze zu verwirklichen. Die Dorferneuerung kann aber nur dann zu einer Bewältigung derProbleme aus der demographischen Entwicklung beitragen, wenn ihre Bedeutung noch stärker alsbislang hervorgehoben und das Dorferneuerungsprogramm der Landesregierung bedarfsgerecht mitzusätzlichen Mitteln ausgestattet wird. Parallel ist an die in Landes- und Bundespolitik Verantwortlichenzu appellieren, dem Gebot der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in allen Teilbereichen desLandes weiterhin gerecht zu werden und dieses Ziel nicht durch eine einseitige Bevorzugung der städ-tischen Verdichtungsräume zu konterkarieren. An dieser Forderung wird sich auch das in Überarbei-tung befindliche Landesentwicklungsprogramm des Landes messen lassen müssen.

Abschließend nehmen wir gerne die Gelegenheit wahr, den im Ministerium des Innern und für Sportmit Fragen der Dorferneuerung befassten Kollegen für die seit Jahren bestehende enge und vertrau-ensvolle Zusammenarbeit zu danken. Der Dank gilt ferner dem Dorferneuerungs-beauftragten desDonnersbergkreises, Andreas Diener, für die Organisation der Fachtagung und auch die gelungeneAuswahl der Exkursionsorte am zweiten Tag der Veranstaltung. Nicht zuletzt gebührt Dank aber allenDorferneuerungsbeauftragten der Kreisverwaltungen, ohne deren Engagement und Einsatz der bishe-rige Erfolg der Dorferneuerung als fester Bestandteil der Kreisentwicklung nicht vorstellbar wäre.

Die Lektüre der nachfolgenden Beiträge möchten wir allen Interessierten und gegenüber den Belangender Dorferneuerung und Kreisentwicklung aufgeschlossenen Leserinnen und Lesern ausdrücklichnahe legen.

Mainz, im Januar 2005

(Ernst Beucher) (Jürgen Hesch)Geschäftsführender Direktor Beigeordneterbeim Landkreistag Rheinland-Pfalz beim Landkreistag Rheinland-Pfalz-

23. Informationsveranstaltung des Landkreistages Rheinland-Pfalz 5

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Tagungsprogramm

1.

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PROGRAMM

der 23. Informationsveranstaltung des Landkreistages Rheinland-Pfalz und des Ministeriums desInnern und für Sport Rheinland-Pfalz zur Dorferneuerung / Dorfentwicklung

Die demographische Herausforderung in unseren ländlichen Räumen und ihren Ortsgemeinden am 29.und 30. Juni 2004 im Donnersbergkreis

Dienstag, 29. Juni 2004

10.00 Uhr Begrüßung der Seminarteilnehmer� Geschäftsführender Direktor Ernst Beucher, Landkreistag Rheinland-Pfalz � 1. Kreisbeigeordneter Ulrich Dittrich, Donnersbergkreis� Bürgermeister Karl-Heinz Seebald, Verbandsgemeinde Rockenhausen

10.30 Uhr Die demographische Entwicklung - eine Herausforderung für die DorferneuerungEinführung in das Tagungsthema� Herr MR Franz Kattler,

Referent für Dorferneuerung, Ministerium des Innern und für Sport

10.45 Uhr Die demographische Herausforderung� Herr Ministerialdirigent Rudolf Oster,

Leiter der Kommunalabteilung, Ministerium des Innern und für Sport

11.45 Uhr P a u s e

12.00 Uhr Demographischer Wandel in ländlichen Räumen aus Sicht der Raumordnung und Landesplanung� Herr MR Jens Carstensen,

Referent für Grundsätze der Raumordnung und Regionalplanung, Ministerium des Innern und für Sport

12.30 Uhr M i t t a g s p a u s e

14.00 Uhr Handlungsansätze und Strategien zur Steuerung der Bevölkerungsentwicklung- dargestellt am Beispiel ländlicher Regionen� Frau Prof. Dr. Gabi Troeger-Weiß,

Universität Kaiserslautern,Lehrstuhl für Regionalentwicklung und Raumordnung

8 „Die demographische Herausforderung in unseren ländlichen Räumen und ihren Ortsgemeinden“

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14.30 Uhr Verbesserung der Lebensqualität durch bürgerschaftliches Engagement� Frau Dipl.-Geographin Nathalie Franzen,

Regionalberaterin, Münster-Sarmsheim

15.00 Uhr P a u s e

15.20 Uhr Dorfhausinitiative - Strategien und Maßnahmen zur Vitalisierung von Dorfkernen -� Herr Dipl.-Ing. Friedrich Hachenberg,

Büro Stadt-Land-plus, Boppard-Bucholz

15.50 Uhr Rückschau und Ausblick auf die Dorferneuerung, Förderung und Vollzug des Dorferneuerungsprogramms� Herr MR Franz Kattler und Mitarbeiter des Referates Dorferneuerung,

Ministerium des Innern und für Sport

16.15 Uhr Diskussion, Informations- und Erfahrensaustausch

16.45 Uhr Vortragsende

17.30 Uhr Städtebaulicher Rundgang in Rockenhausen � mit Stadtbürgermeister Karl-Heinz Seebald

18.15 Uhr Fachkundige Führung durch das "Museum für Zeit", � Herr Knut Deutschle

19.00 Uhr Abendessen im Schlosshotel RockenhausenFortsetzung des Erfahrungsaustauschs

23. Informationsveranstaltung des Landkreistages Rheinland-Pfalz 9

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Exkursion im Rahmen der 23. Landkreistagung am 30. Juni 2004

Mittwoch, 30. Juni 2004: Exkursion

09.00 Uhr Abfahrt in Rockenhausen, Schlosshotel

09.20 Uhr Gaugrehweiler, Verbandsgemeinde Alsens-Obermoschel� Öffentliche und private Dorferneuerung,

Infrastruktur und Gewerbe.Begrüßung durch Herrn Ortsbürgermeister Fritz GrasserBegrüßung durch Herrn Bürgermeister Arno Mohr,Verbandsgemeinde Alsens-Obermoschel

10.30 Uhr Schmalfelderhof� Kunst und Dorferneuerung, Frau Ilo Jung

Umnutzung ehemalige landwirtschaftliche Bausubstanz für Wohnen und Kunst

11.00 Uhr HengstbacherhofÖkologischer Gewerbehof Nordpfalz� Tourismus und Dorferneuerung, Pflanzenkläranlage,

Herr Joachim Böttcher, Fa. Areal

11.40 Uhr St. Alban, Verbandsgemeinde Rockenhausen Vertrat Rheinland-Pfalz beim Europäischen DE-Preis 2004� Bio-Solar Siedlung, Herr Hubert Becher� Maßnahmen zur Erhaltung und Erneuerung des Ortskerns,

Herr Herbert Wasem, Ortsbürgermeister, Herr Thomas Müller, Architekt

12.45 Uhr Würzweiler, Verbandsgemeinde Rockenhausen Schwerpunktgemeinde in der Dorferneuerung seit Mai 2000� 2 Projektbeispiele für Wasser im Dorf

Herren Dieter Hühner und Peter Barthel

13.15 Uhr Gemeinsames Mittagessen in Marienthal, Schwalbennest

14.15 Uhr Marienthal (Stadtteil von Rockenhausen) Schwerpunktgemeinde in der Dorferneuerung seit Mai 2000� Kinder und Jugendliche in der Dorferneuerung

Herr Richard Schmidt, Ortsvorsteher

15.30 Uhr Dannenfels, Verbandsgemeinde Kirchheimbolandenehemalige Schwerpunktgemeinde in der Dorferneuerung � Tourismus und Dorferneuerung,

Haus Linn - Das Haus des Gastes/Cafe AnnodazumalHerr Ludwig Denzer, Ortsbürgermeister, Herr Thomas Müller, Planer

� Verabschiedung durch Herrn Bürgermeister Axel Haas, Verbandsgemeinde Kirchheimbolanden

16.45 Uhr Rückfahrt nach Rockenhausen,

17.00 Uhr Ende der Veranstaltung

10 „Die demographische Herausforderung in unseren ländlichen Räumen und ihren Ortsgemeinden“

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Begrüßung und Einführung anlässlich der 23. Informationsveranstaltung des Land-

kreistages und des Ministeriums des Innern und für Sport am 29. und 30. Juni 2004

im Landkreis Donnersbergkreis, Stadt Rockenhausen

Ernst Beucher

Geschäftsführender Direktor beim Landkreistag Rheinland-Pfalz

2.

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12 „Die demographische Herausforderung in unseren ländlichen Räumen und ihren Ortsgemeinden“

„Die demographische Herausforderung in unseren ländlichen Räumen und ihren Ortsgemeinden“

23. Informationsveranstaltung zur Dorferneuerung/Kreisentwicklung am 29./30.06.2004 im Donnersbergkreis

Anrede,

ich begrüße Sie herzlich zur 23. Informationsveranstaltung des Landkreistages Rheinland-Pfalz unddes Ministeriums des Innern und für Sport zu Fragen der Dorferneuerung und Kreisentwicklung hier inRockenhausen, im Donnersbergkreis.

In schöner Umgebung lassen sich bekanntlich wichtige Themen besonders Gewinn bringend erörtern.Unser heutiger Tagungsort bietet von daher einen hervorragenden Rahmen für das diesjährigesSchwerpunktthema:

„Die demographische Herausforderung in den ländlichen Räumen und deren Ortsgemeinden“.

Worin bestehen diese demographischen Herausforderungen, die eigentlich zu einem relativ spätenZeitpunkt in das öffentliche Bewusstsein transportiert wurden? Sie liegen zum einen in dem progno-stizierten Rückgang der Bevölkerung, zu dem wir sicherlich im Rahmen der heutigen Referate nocheiniges hören werden. Wir müssen uns allerdings nicht nur auf eine zahlenmäßig schrumpfendeBevölkerung einstellen, sondern auch auf eine parallel stattfindende Veränderung der alterbezogenenZusammensetzung unseres Gemeinwesens. Beide Entwicklungen bergen im höchsten Maße kommu-nalrelevante Prozesse, die das Gestalten und Handeln der auf allen Ebenen Verantwortlichen zuneh-mend beeinflussen werden. Was die Kommunen anbelangt gilt dies auch und gerade für dieLandkreise und damit für Sie, meine Damen und Herren, die Sie Verantwortung tragen für Fragen derDorferneuerung und Kreisentwicklung.

Nach Einschätzung vieler Demographen sind die ländlichen Räume von der herannahenden demo-graphischen Veränderung nicht nur stärker betroffen als die urbanen Räume; ihre diesbezüglichenAussichten werden vielmehr häufig sogar als geradezu finster bezeichnet. So soll eine regelrechteEntvölkerung der Dörfer, insbesondere in Teilen der Eifel und in der Südwestpfalz, stattfinden. Die jun-gen, noch in den Dörfern gegründeten Familien seien gezwungen, dorthin abzuwandern, wo noch einfunktionierender Arbeitsmarkt bestehe; nämlich in die Ballungszentren, die aus diesem Grunde ihreBevölkerungszahl einigermaßen wahren könnten. Dünnbesiedelte, strukturschwache Regionen drohendemgegenüber regelrecht auszubluten.

In vielen Dörfern - so die Wissenschaft - verblieben vorwiegend nur noch die älteren Bewohner. Dieshabe aber geradezu verheerende Auswirkungen auf die jeweilige Infrastruktur und natürlich deren Pro-Kopf-Kosten. Mit dem Rückgang der Einwohnerzahl werde auch die vor Ort bestehende Kaufkraftgeringer. Kleine und mittelständische Unternehmen seien aus diesem Grunde gezwungen, ebenfallsabzuwandern oder ihr Geschäft aufzugeben. Die Beschaffung von Lebensmitteln und anderenLeistungen der Grundversorgung, der Besuch von Ärzten und medizinischen Diensten, Leistungen derVer- und Entsorgung, die Vorhaltung von Kindergärten und Schulen, die Beauftragung entfernt ansäs-siger Handwerker (die Aufzählung ließe sich beliebig fortführen), dies alles werde in den ländlichenTeilräumen nur noch mit hohem finanziellen Aufwand möglich sein. Der Blick in einige neue Bundes-länder gibt schon heute Aufschluss darüber, dass sich ganze Dörfer aufzulösen drohen und dass einDörfersterben, ähnlich demjenigen im 30-jährigen Krieg, bevorstehen könnte. Soweit die Wissenschaft.

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Meine Damen und Herren, schon jetzt, aber insbesondere in der Zukunft, wird es eine zentrale Aufgabe der Kreise als „Anwältedes ländlichen Raumes“, aber auch als Kompetenzzentren in der Fläche sein, genau dieser soebenbeschriebenen Entwicklung entgegenzuwirken. Es müssen zielführende Ideen, Perspektiven undKonzepte entwickelt werden, die zum einen die Attraktivität der Dörfer erhöhen und zum anderen gera-de die jungen Familien bestärken, ihren Lebensmittelpunkt im Ort zu halten. Dies wird nicht immer ein-fach sein, insbesondere dann nicht, wenn die Politik des Landes die Bemühungen der örtlichenAkteure nicht tatkräftig unterstützt (was wir allerdings hoffen und erwarten) und es dürfen unsereBemühungen natürlich auch nicht durch beispielsweise steuerpolitische Entwicklungen konterkariertwerden. Die Kürzung der Entfernungspauschale mag hier als Beispiel dienen.

Die Attraktivität der Dörfer kann insbesondere durch eine nachhaltige Förderung der innerörtlichenEntwicklung gesteigert werden. Dies ist nicht umsonst bereits heute ein wichtiges Ziel der Dorferneue-rung. Als Nebeneffekt ist in diesem Zusammenhang auch eine weitere Belebung des Fremdenverkehrsdenkbar und vielfach geboten. Denn damit kommt es nicht nur zu einer besseren Auslastung derInfrastruktur, sondern es werden auch Arbeitsplätze in den Dörfern geschaffen bzw. erhalten. Ent-scheidend wird sein, ein tragfähiges Bündel aus sogenannten harten und weichen Standortfaktoren zuschnüren, das die Wirtschaft davon überzeugt, nicht nur in Ballungszentren, sondern auch auf demLand zu investieren. In Zeiten moderner Kommunikations- und Informationstechniken und einer gutenVerkehrsanbindung stellen sich vermeintliche Nachteile der eher peripheren Räume gegenüber denBallungszentren möglicherweise auch etwas geringer dar als zunächst angenommen. Dennoch be-steht ganz erheblicher Handlungsbedarf.

Schließlich wird auch eine intensivierte Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Kommunen erforder-lich sein. Es ist schlechterdings nicht vorstellbar, dass jede der über 2.000 Gemeinden in Rheinland-Pfalz ein eigenes Gewerbegebiet oder einen Industriepark vorhält, um hierfür Ansiedlungen zu gewin-nen. Gleiches gilt für Dorfgemeinschaftshäuser und andere Einrichtungen mit zum Teil beachtlichenFolgekosten. Durchaus denkbar ist aber beispielsweise eine stärkere Zusammenarbeit der Kommunenauf dem Gebiet der Ver- und Entsorgung. Denn ohne Einsparungsmaßnahmen steigen die Kosten proEinwohner bei zurückgehender Bevölkerung zwangsläufig. Letztlich werden sich auch Fragen desräumlichen Zuschnitts von Gebietskörperschaften stellen und natürlich Überlegungen, die wir mit demProzess „Funktionalreform“ umschreiben.

Meine Damen und Herren, ich will es mit diesen kurzen Ausführungen zum Thema zunächst bewenden lassen, zumal die vielfäl-tigen regionalen und lokalen Gegebenheiten sehr unterschiedliche Konzepte notwendig machen. ImVerlaufe des heutigen Tages erwarten uns eine Reihe von interessanten Vorträgen zu den demogra-phischen Herausforderungen bis hin zu Handlungsansätzen zur Steuerung der Bevölkerungsentwick-lung in ländlichen Regionen. Ich bedanke mich bereits vorab bei allen Referenten des heutigen Tagesfür ihr Kommen und heiße Sie alle nochmals sehr herzlich willkommen.

23. Informationsveranstaltung des Landkreistages Rheinland-Pfalz 13

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Die demographische Entwicklung - eine Herausforderung für die Dorferneuerung

Einführung in das Tagungsthema

Ministerialrat Franz Kattler

Dorferneuerungsreferent im Ministerium des Innern und für Sport

3.

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Die demographische Entwicklung - eine Herausforderung für dieDorferneuerung -

Einführung in das Tagungsthema

Anrede,

Die demographische Entwicklung unserer Gesellschaft wurde schon in der Vergangenheit immer wie-derum in Fachkreisen diskutiert, aber erst jetzt gewinnt das Thema in unseren Städten und Orts-gemeinden zunehmend an Bedeutung.

Im Jahr 2003 hatte nach einer Umfrage des Forsa-Institutes die Mehrheit der Bundesbürger den Begriff„demographischer Wandel“ noch nie gehört. Sieben Prozent der Befragten stellten sich etwas falschesunter ihm vor. Ebenfalls 7 % verbanden mit ihm, was er für die Bundesrepublik Deutschland tatsäch-lich beschreibt, den sich abzeichnenden Bevölkerungsrückgang. Die dramatische Veränderung derAltersstruktur und die sich verschärfende Trennung in Wachstums- und Schrumpfregionen: Zonen mitintakter Infrastruktur und solche, die sich leeren. Darf man den vielen Prognosen führender InstituteGlauben schenken, so wird Deutschland einen demographischen Wandel erleben, der sich nur mit dergroßen Auswanderungswelle des 19. Jahrhunderts vergleichen lässt. Zur damaligen Zeit fanden 5,5 Mio Deutsche in Nordamerika eine neue Heimat. Fast ebenso viele Menschen hat Deutschland inden letzten 30 Jahren verloren. Jedoch nicht durch Abwanderung, sondern durch Nachwuchsmangel.Seit Anfang der 70er Jahre reicht die Geburtenrate nicht mehr aus, um die Sterbefälle auszugleichen.Wenig beachtet wird oftmals, dass sich die Veränderungen regional extrem unterschiedlich vollziehen.

Für die Region Westpfalz, wo wir uns heute befinden, wurde der ungünstigste Wert im landesweitenVergleich prognostiziert. Bis zum Jahr 2050 könnte die Bevölkerungsentwicklung in der Westpfalz umrd. 160.000 auf unter 400.000 Menschen sinken. Diesen Wert hat die PlanungsgemeinschaftWestpfalz auf der Grundlage einer Modellrechnung des Statistischen Landesamtes in Bad Emsermittelt. Das Minus von etwa 29 % gegenüber der aktuellen Einwohnerzahl wäre der ungünstigsteWert im rheinland-pfälzischen Regionenvergleich. Allerdings muss man wissen, dass auch schon inden Jahren von 1991 bis 2001 die Region Westpfalz landesweit den letzten Platz einnahm.

Dennoch gibt es auch innerhalb der Region erhebliche Unterschiede bezüglich der prognostiziertenBevölkerungsentwicklung. Mit einem Minus von 18,3 % schneidet der Donnersbergkreis innerhalb derRegion Westpfalz noch am günstigsten von allen Landkreisen und kreisfreien Städten ab. Sicherlich istdieser Wert bezogen auf den gesamten Donnersbergkreis differenziert zu betrachten; so wird sich bei-spielsweise die Entwicklung entlang der A 63 weitaus günstiger darstellen, als dies in den Randberei-chen der Verbandsgemeinde Rockenhausen der Fall sein wird. Damit diese Entwicklung aber nichtganz so negativ verllief, hat auch die Dorferneuerung dazu einen beachtlichen Beitrag geleistet.Sowohl auf Landkreisebene als auch auf Ebene der Verbandsgemeinde Rockenhausen hat manseit jeher der Dorferneuerung einen besonders hohen Stellenwert eingeräumt. Damit waren undsind wichtige Grundvoraussetzungen geschaffen um Dorferneuerungsgemeinden mit qualifi-zierter Beratung und Information zur Seite zu stehen.

Die Dorferneuerungsstatistik für den Donnersbergkreis ist erfreulich und ermutigend zugleich und soll-te daher an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Allein in den Jahren von 1991 bis 2003 konnten imRahmen der Dorferneuerung 1.718 private Dorferneuerungsmaßnahmen gefördert werden. DieLandeszuwendungen für diese Maßnahmen betrugen rd. 8.8 Mio Euro. Mit dieser Förderung konntenviele beispielhafte Umnutzungen in den Dorfkernen realisiert werden. Wichtige Wohn- undArbeitsplätze wurden in den Dörfern gesichert und neu geschaffen. Davon haben insbesondere die hei-mischen Gewerbebetriebe und Handwerker profitiert. Nicht zu vergessen dabei die vielfältigenDorferneuerungsmaßnahmen, die den ländlichen Tourismus weiter nach vorne gebracht haben.

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Im Hinblick auf unser Tagungsthema ist die Frage durchaus erlaubt: Was wäre aus den Dörfern imDonnersbergkreis geworden, welche Entwicklung hätten die Dörfer ohne das Engagement der Dorf-erneuerung genommen? Diese Fragen können Sie sich morgen bei der Exkursion durch denDonnersbergkreis selbst beantworten.

Anrede,

die demographischen Veränderungen sind in Deutschland schon über Jahrzehnte zu beobachten, insöffentliche Bewusstsein gerückt sind diese gravierenden Veränderungen jedoch erst in letzter Zeit. DieBertelsmann-Stiftung redet in diesem Zusammenhang von einer tickenden Zeitbombe. Ticken hörendiese Zeitbombe aber offenbar noch zu wenige; was sich zeigt, wenn etwa Bürgermeister sich ent-leerender Städte beschönigend von dem "negativen Wachstum" oder "Stadtentwicklung rückwärts"reden. Erst seit wenigen Monaten kann man beobachten, dass immer mehr KommunalpolitikerFachtagungen mit Themen wie "intelligentes Schrumpfen" oder "Städte im Abseits ?" besuchen.Vielleicht weil die geladenen Experten inzwischen gefällige Synonyme wie "Stadtverschlankung" und"Lean City" für die Schrumpfung erdacht haben; den "smarten Rückbau" und die "Entdichtung" für denAbbruch.

Bei vielen Fachveranstaltungen zur demographischen Entwicklung wird auch über die Zukunft derländlichen Regionen diskutiert. Eine differenzierte raumordnerische Betrachtungsweise mit konkretenHandlungsempfehlungen bleibt leider allzu oft die Ausnahme. Die einzelnen Fachbeiträge undDiskussionen zur Bevölkerungsentwicklung gehen noch allzu selten über das Stadium einerBestandsaufnahme und Analyse hinaus. Ich muss in diesem Zusammenhang immer wiederfeststellen, dass wir alle, die in der Dorferneuerung arbeiten, zu dem kleinen Personenkreisgehören, der über Jahre hinweg mit Erfolg genau das tut, wo andere erst jetzt darüber zu redenbeginnen. Vieles, von dem was Experten zum wiederholten Male prognostizieren und vorhersagen, istin den Dörfern peripherer, strukturschwacher Regionen schon lange Realität geworden. Die Schule,den Kindergarten, die Post, die Bank oder den Lebensmittelladen gibt es im Dorf schon lange nichtmehr. Von der ökonomischen Infrastruktur ist nur noch der Zigaretten- und Kaugummiautomat übrig-geblieben. Die Ortsgemeinden haben sich in diesen Regionen in der Regel zu reinen Pendler- undWohngemeinden entwickelt. Für die Zukunft dieser Menschen, insbesondere der jungen Genera-tion, ist die Erreichbarkeit von Arbeitsplätzen von sehr großer Bedeutung. Qualifizierte Arbeits-plätze müssen in einer noch zumutbaren Entfernung zum Heimatort angeboten werden, daansonsten immer mehr junge Menschen für immer ihre Dörfer verlassen werden. Insofern kannich mich auch der Grundaussage des Berlin-Instituts für Weltbevölkerung und globale Entwicklung,dass die Ökonomie weitgehend die Demographie bestimme, voll und ganz anschließen.

Anrede,

aus den Untersuchungen, Prognosen und Bewertungen, die uns zu diesem Thema vorliegen, lässtsich eine Verpflichtung für die ländlichen Regionen und ihre Ortsgemeinden ableitenDorferneuerung/Dorfentwicklung aktiv zu betreiben. Konzepte, Planungen undEntwicklungsvorstellungen die 10 Jahre und älter sind haben heute in der Regel keine Gültigkeit mehrund bedürfen dringend der Überarbeitung bzw. Fortschreibung. Das soziale Leben in den Dörfern hatsich seither negativ verändert, die Leerstände nehmen zu, der Erhaltungs- und Sanierungsaufwandwird immer größer, die Grundinfrastruktur bricht weg und die finanziellen Rahmenbedingungen habensich insgesamt verschlechtert. Veralterte Konzepte gehören daher dringend auf den Prüfstand undmüssen in einem umfassenden Beteiligungsverfahren auf eine nachhaltige und zukunftsbeständigeEntwicklung abgestellt werden. Die Konzeptfortschreibung ist absolut notwendig, um auch künftig dieFördervoraussetzungen in der Dorferneuerung zu erfüllen. Sie bietet die einmalige Chance, die vor OrtVerantwortlichen für unser Thema zu sensibilisieren und aktuelle Gegebenheiten und Entwicklungen zuberücksichtigen. Dies setzt zunächst eine umfassende Bestandsaufnahme für das gesamte Dorf vor-aus, bei der nicht nur baustrukturelle Gegebenheiten detailliert erfasst, sondern auch die Sozialdatender Bevölkerung aufgenommen werden. Dann wird m.E. auch schnell deutlich werden, wo die eigent-

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lichen Probleme im Dorf liegen. Nur so können wir bei den Kommunalverantwortlichen eine Betroffen-heit für das eigene Dorf herbeiführen und sie zu einer Entwicklungsplanung bewegen, die einer"Innenentwicklung" den absoluten Vorrang einräumt.

Anrede,

in vielen Gesprächen mit Bürgermeistern und Räten konnte ich erfahren, dass das Thema "demogra-phische Entwicklung" keinen besonders hohen Stellenwert in der Dorfentwicklung einnimmt, obwohldies dringend geboten wäre. Das Ausmaß der sich abzeichnenden Entwicklung, der Überalterung inden Ortskernen und die damit verbundenen Folgewirkungen und Konsequenzen für das eigene Dorfwerden in ihrer Gesamtheit allzu selten erkannt oder auch falsch eingeschätzt.

Wie ist beispielsweise mit kommunaler Infrastruktur umzugehen, die angesichts rückläufiger Bevölke-rungszahlen niemand mehr braucht ? Wenn eben künftig in einer Straße die Hälfte der Häuser leer-steht, werden diese Häuser auch kein Trinkwasser mehr abnehmen, keinen Strom und kein Gas mehrbeziehen, wird man dort keine Telefongespräche mehr führen, kein Abwasser mehr liefern usw., ins-gesamt also kaum noch einen Beitrag zum Unterhalt der Erschließungsinfrastruktur leisten. Nur wennes gelingt, die Menschen in den Ortskernen zu halten oder sogar in diese zurückzubringen, wird einetragfähige Infrastruktur erhalten bleiben. Es ist eben einmal Fakt, dass Siedlungskerne infrastruk-turellspezifisch niedrigere Kosten verursachen und deshalb deutlich günstiger versorgt werdenkönnen. Dies ist zwar nichts Neues, wirkliche Konsequenzen sind bisher aber noch nichterkennbar. Das Neubaugebiet am Dorfrand ist nach wie vor immer noch ein Hauptanliegen kommu-naler Entwicklungspolitik. Hier muss vielerorts noch ein Umdenken in der kommunalen Bauleitplanungstattfinden, da wir ansonsten einer Entleerung der Ortskerne weiterhin Vorschub leisten.

Anrede,

ich möchte zum Abschluss meiner Ausführungen kommen, da uns noch eine Reihe interessanter, sehrguter Fachbeiträge zu diesem aktuellen Tagungsthema erwartet. Meine Ausführungen möchte ich miteiner kleinen Zeitreise in die Antike beenden. Denn die Phänomene "dramatischer Rückgang derGeburtenzahlen" oder "gesellschaftliche Überalterung" waren auch schon der Antike bestens bekannt.Schon der erste römische Kaiser, Augustus, versucht gegenzusteuern und erlässt zahlreiche Gesetze,die den Bevölkerungsrückgang stoppen sollen: Junggesellen und unverheiratete Paare werden steu-erlich und erbrechtlich schlechter gestellt, ein System von Prämien für arme, kinderreiche Ehepaarewird eingeführt. Die Maßnahmen dieser Familienreform gehen viel weiter als es in einem modernendemokratischen Staat heute durchsetzbar wäre. Familien mit mindestens drei Kindern werden von derSteuer befreit; Männern im Staatsdienst wird bei anhaltender Kinderlosigkeit die Beförderung verwei-gert; Kinderlose haben keine Chance, ein hohes Amt zu erreichen und so weiter. Aber ähnlich wie inunserer Gesellschaft die bescheidene Anhebung des Kindergeldes kaum Wirkung zeigt, so hattenauch in der Antike diese Maßnahmen keinen Effekt. Die Römer konnten - genau wie wir - den herr-schenden Zeitgeist nicht mit Gesetzen aushebeln. Steigender Wohlstand und wachsendesBildungsniveau gehen nun mal mit schrumpfenden Geburtenraten einher, wie die Entwicklung zu allenZeiten auch in anderen Kulturen zeigt.

Vor diesem Hintergrund ist es geradezu tröstlich, dass die alten Römer noch massiver als wir unterNachwuchssorgen litten und dass der römische Staat trotz dieser Probleme noch fast ein halbesJahrtausend fortbestand.

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23. Informationsveranstaltung des Landkreistages Rheinland-Pfalz 19

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20 „Die demographische Herausforderung in unseren ländlichen Räumen und ihren Ortsgemeinden“

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4.

Die demographische Herausforderung

Ministerialdirigent Rudolf Oster

Leiter der Kommunalabteilungim Ministerium des Innern und für Sport

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22 „Die demographische Herausforderung in unseren ländlichen Räumen und ihren Ortsgemeinden“

Ohne Kinder keine Zukunft!- Bevölkerungsrückgang und Überalterung -Auswirkungen auf unsere Gemeinden

Ministerialdirigent Rudolf Oster,Ministerium des Innern und für Sport, Mainz.

Die demographische Herausforderung

1. Einführung

Seit Mitte der neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts gehört Deutschland zu den Ländern derEuropäischen Union mit dem geringsten Wirtschaftswachstum, seit mindestens drei Jahren trägtDeutschland bei diesem Wettbewerb die rote Laterne. Die Neuverschuldung überschreitet im zweitenJahr das Masstricht-Kriterium von 3 %. Die langjährige Wachstumsschwäche geht einher mit einerbeständig wachsenden strukturellen Arbeitslosigkeit und zunehmenden Finanzierungsproblemen inallen sozialen Sicherungssystemen. Genauso ermüdend wie ergebnislos ringen die beiden großen poli-tischen Lager unseres Landes um die jeweils als richtig erkannten Maßnahmen zur Beseitigung derwirtschaftlichen Stagnation. Viele Maßnahmen werden angekündigt, diskutiert, wieder verworfen unddann manchmal - meist in abgeschwächter Form - auf den Weg gebracht:

• deutliche Verkürzung des Zeitraums, für den Arbeitslosengeld bezogen werden kann,• Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe etwa auf dem Niveau der Sozialhilfe,

Lockerung des Kündigungsschutzes für kleine Betriebe und• Verkleinerung des Leistungskatalogs sowie • Zuzahlungen bei der gesetzlichen Krankenversicherung,

um nur einige angekündigte Maßnahmen zu nennen. Diese Maßnahmen sind für die sozial schwachenSchichten unserer Bevölkerung schmerzhaft, aber eine große Mehrheit (insbesondere der nichtBetroffenen) scheint Einsicht in die Notwendigkeit dieser Veränderungen zu haben. Dennoch ist kaumjemand davon überzeugt, dass die Umsetzung all dieser Maßnahmen unser Wirtschaftswachstumnennenswert beflügeln oder den finanziellen Kollaps unserer sozialen Sicherungssysteme verhindernwird. Die genannten Maßnahmen sind zwar im Grundsatz richtig und werden nach ihrer Umsetzungdie Situation unseres Landes wohl geringfügig verbessern. Sie werden die fundamentalen Problemeaber nicht lösen, genauso wenig wie die Umsetzung der im vergangenen Jahr mit großemMedienaufwand präsentierten Vorschläge der Hartz-Kommission zu einem drastischen Abbau derArbeitslosigkeit führen werden. Die Kosten zur Umsetzung der Hartz-Vorschläge (Personal-Service-Agenturen, Job-Floater, Ich- AG´s etc.) werden vielleicht sogar die Einsparungen an Arbeitslosengeldüberwiegen.

2. Die demographische Entwicklung Deutschlands

Wenn man die wirtschaftliche Situation unseres Landes vorbehaltlos analysiert, so stellt man fest, dassder vor fast 10 Jahren begonnene wirtschaftliche Niedergang eine ganz entscheidende Ursache hat,nämlich den dramatischen Rückgang der Jahrgangsstärken der jungen Erwachsenen, der durch diewillentliche lebenslange Kinderlosigkeit eines ständig zunehmenden Teils unserer nach 1945 gebore-nen Bevölkerung hervorgerufen wird. Der Anteil der lebenslang kinderlosen Menschen steigt inWestdeutschland stetig an, die nach 1965 geborenen Frauen und Männer bleiben bereits zu mehr alseinem Drittel lebenslang kinderlos, darunter diejenigen mit einer Hochschulausbildung schon fast zurHälfte. Es ist eine unglaubliche Verschwendung, wenn die Begabungen dieser Frauen nicht an dienachfolgende Generation weitergegeben werden. Während in der DDR fast alle Erwachsenen über 35Jahre Kinder hatten, ist seit der Wiedervereinigung auch in den neuen Bundesländern der Anteil derKinderlosen rasant angestiegen und hat bei den nach 1965 Geborenen inzwischen fast schon daswestdeutsche Niveau erreicht.

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Die vorliegenden Daten lassen erwarten, dass der Anteil der lebenslang Kinderlosen bei den nach 1965geborenen noch weiter ansteigen wird. Die Gründe für diese Kinderverweigerung eines immer größerwerdenden Teils unserer Bevölkerung und insbesondere die wirtschaftlichen und gesellschaftlichenKonsequenzen dieser Entwicklung waren jedoch von der Politik und auch von den Medien mit einemTabu belegt und wurden deshalb in der Öffentlichkeit bisher nicht angemessen diskutiert.

Der Kindermangel und die damit verbundene demographische Katastrophe und ihre Konsequenzensind nach meiner Kenntnis auch nicht Gegenstand intensiver Diskussionen in ernst zu nehmendenTalk-Shows. Die Gründe hierfür kann ich nachvollziehen: Frau Christiansen oder Frau Maischbergerhaben keine Kinder.

Bis zum Jahr 1970 lag die Geburtenrate (Fertilität), d.h. die durchschnittliche Zahl von Kindern, die eineFrau im Laufe ihres gesamten Lebens zur Welt bringt, bei 2 oder sogar knapp darüber. ZurBestandserhaltung, d.h. zur zahlenmäßigen Ersetzung der Elterngeneration durch die nachwachsen-den Kinder werden statistisch 2,08 Kinder pro Frau benötigt. Von 1965 bis 1975, also innerhalb vonnur 10 Jahren, ging die Geburtenrate von 2,4 auf 1,4 Kinder pro Frau zurück. Der einhergehendeAbsturz der Geburtenzahlen um 41 % von 1.325.368 im Jahr 1965 auf 782.310 im Jahr 1975 ist einfast einmaliger Vorgang in der Geschichte der Menschheit. Nur Japan hat schon ein Jahrzehnt früherals Deutschland einen ähnlichen Geburtenrückgang erlebt. Italien und Spanien folgten uns etwa einJahrzehnt später nach. Diese vier Länder haben heute weltweit die niedrigsten Geburtenraten mitWerten im Bereich von 1,2 bis 1,4 Kinder pro Frau. Etwas positiver, aber immer noch unter denbestandserhaltenden Geburten von 2 Kindern pro Frau, zeigt sich das Bild in Frankreich,Großbritannien und den Niederlanden.

23. Informationsveranstaltung des Landkreistages Rheinland-Pfalz 23

Geburtenraten im internationalen Vergleich

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000Europäische Union 1,57 1,53 1,51 1,47 1,44 1,42 1,44 1,45 1,45 1,45 1,48(15 Staaten)Belgien 1,62 1,66 1,65 1,61 1,56 1,55 1,55 1,55 1,53 1,61 1,66Dänemark 1,67 1,86 1,76 1,75 1,81 1,80 1,75 1,75 1,72 1,73 1,77Deutschland 1,45 1,33 1,30 1,28 1,24 1,25 1,32 1,37 1,36 1,36 1,38Finnland 1,78 1,79 1,85 1,81 1,85 1,81 1,75 1,75 1,70 1,74 1,73Griechenland 1,39 1,38 1,38 1,34 1,35 1,32 1,30 1,31 1,29 1,28 1,29Irland 2,11 2,08 1,99 1,90 1,85 1,84 1,89 1,92 1,93 1,88 1,89Italien 1,33 1,31 1,31 1,25 1,21 1,18 1,20 1,22 1,19 1,23 1,24Luxemburg 1,61 1,60 1,64 1,70 1,72 1,69 1,76 1,71 1,68 1,73 1,80Niederlande 1,62 1,61 1,59 1,57 1,57 1,53 1,53 1,56 1,63 1,65 1,72Österreich 1,45 1,49 1,49 1,48 1,44 1,40 1,42 1,37 1,34 1,32 1,34Portugal 1,57 1,57 1,54 1,52 1,44 1,40 1,43 1,46 1,46 1,49 1,52Schweden 2,13 2,11 2,09 1,99 1,88 1,73 1,60 1,52 1,50 1,50 1,54Spanien 1,36 1,33 1,32 1,27 1,21 1,18 1,17 1,19 1,15 1,20 1,23Großbritannien 1,83 1,81 1,79 1,75 1,74 1,71 1,72 1,72 1,71 1,68 1,64Island 2,30 2,18 2,21 2,22 2,14 2,08 2,12 2,04 2,05 1,99 2,10Japan 1,54 1,53 1,50 1,46 1,50 1,42 1,44 1,44 k.A. 1,40 1,41Norwegen 1,93 1,92 1,88 1,86 1,86 1,87 1,89 1,86 1,81 1,84 1,85Schweiz 1,59 1,60 1,58 1,51 1,49 1,48 1,50 1,51 1,46 1,48 1,50USA 2,08 2,07 2,07 2,05 2,04 2,02 2,04 2,06 k.A. 2,05 2,06

k.A.: keine Angaben vorhandenQuellen: U.S. Bureau of Census/Statistisches Bundesamt

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3. Bevölkerungsillusion

Die größte, die gefährlichste lllusion, die viele in der Vergangenheit hatten, ist die Bevölkerungsillusion.Das ist verständlich, weil wir über Jahrhunderte immer nur eine Erfahrung hatten, die Erfahrung:

• Bevölkerung ist verlässlich• Bevölkerung ist stabil• über Bevölkerung braucht man nicht nachzudenken

Das ist die Erfahrung, die wir seit Ende des Dreißigjährigen Krieges, der ja nun mittlerweile 355 Jahrezurückliegt, immer und immer wieder gemacht haben: Die Schultern der nach uns Kommenden sindbreiter als unsere eigenen. Die nach uns Kommenden sind zahlreicher, produktiver, sie haben einenhöheren Wissensstand, eine bessere Kapitalausstattung. Also: Warum nicht Probleme in die Zukunftverschieben? Und jetzt, erstmals, erstmals seit langer Zeit, gilt diese Erfahrung nicht mehr. Erstmalsseit langer Zeit sind wir diejenigen mit den breitesten Schultern. Und das, was wir nicht tragen können,das können die nach uns Kommenden erst recht nicht tragen. Der Sturz aus dem Fenster begann inden 70er Jahren. Das ist keine parteipolitische Aussage, sondern eine zutiefst gesellschaftspolitische.Anfang der 70er Jahre ging die Geburtenrate auf 65% zurück.

Das spricht sich leicht aus, bedeutet aber im Klartext, dass seitdem die Generation, die nach unskommt, quantitativ um ein Drittel herunter gebrochen ist. Meine Damen und Herren, so etwas hat esin der Geschichte noch nie gegeben. Noch nie in der Geschichte ist von einer zur nächsten Generationdie Zahl der Menschen um ein Drittel zurückgegangen. Wir haben die quantitativen Lücken, die hier-durch entstanden sind, durch Zuwanderer gefüllt. Aber wir haben sie schlecht gefüllt: Wir haben näm-lich die Zuwanderer, jedenfalls in weiten Bereichen, nicht zum Teil dieser Bevölkerung werden lassen.Doch mit und ohne Zuwanderung: Einer Konsequenz dieser Veränderung können wir nicht entgehen.Das ist die extreme Alterung der Bevölkerung. Ich wiederhole: Mit und ohne Zuwanderung! Nehmenwir einen Menschen, der sich heute in der Mitte seines Lebens befindet. Als der geboren wurde, wurdeer in eine junge Bevölkerung hineingeboren.

• 28 % der Bevölkerung waren jünger als zwanzig Jahre,• 55 % standen zwischen dem zwanzigsten und dem sechzigsten Lebensjahr,• 17 %waren älter als sechzig,• 2 % waren älter als achtzig.

In 40 Jahren wird sich der Anteil der unter 20-jährigen auf 15% zurückentwickelt haben, und zwar beieiner unterstellten Zuwanderung von (netto) 200.000 Menschen per anno. Der Anteil der bislang alserwerbsfähig betrachteten, der 20- bis 60-Jährigen, wird von gegenwärtigen 55 auf 45 % sinken, dem-gegenüber aber der Anteil der über 60-Jährigen wird auf reichlich 40 %ansteigen,

• der Anteil der über 80-Jährigen auf 10 %,• der Anteil der über 90-Jährigen auf 2 %.

Meine Damen und Herren, ich fürchte, Sie haben eben nicht verstanden, was ich gesagt habe.Ich habe gesagt, dass 7,5 Millionen Menschen älter als achtzig Jahre sein werden. Ich habe gesagt,dass 1,5 Millionen Menschen älter als neunzig Jahre sein werden, und ich habe gesagt, dass etwa100.000 Menschen älter als hundert sein werden. Im Jahre 1900, bei der großen Volkszählung, gabes im Deutschen Reich vier Menschen, die älter als hundert Jahre waren.

Heute gibt es allein im Rhein-Sieg-Kreis (ohne Bonn) bereits 43 Menschen, die älter als hundert sind,und es gibt zwei Paare, die im letzten Jahr die Gnadenhochzeit gefeiert haben, sprich: Zwei Paare, die75 Jahre lang verheiratet waren. Das ist doch schon etwas. Wir wandern in eine Welt hinein, in der derAnteil der über 80-Jährigen bei hohen Zuwanderungszahlen größer sein wird als der Anteil der unter20-Jährigen. Glaubt denn wirklich irgendjemand, dass uns diese Entwicklung, die in den nächsten

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dreißig, fünfunddreißig Jahren stattfinden wird, nicht auf das Äußerste beanspruchen wird?! Nun willich es hier nicht bei einem allgemeinen Lamento belassen. Das nützt wenig. Wir müssen uns in der TatGedanken machen, müssen uns fragen: Was machen wir denn in einer solchen Situation? Die ersteErkenntnis, die wir beherzigen müssen, ist, dass wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeitin eine Phase eintreten, in der die Bevölkerung an Zahl abnimmt, der Anteil von Zuwanderern, die hof-fentlich gut integriert werden, stark ansteigen wird und die Bevölkerung extrem altert. Wenn wir das imBlick behalten, wenn wir unsere Politik darauf einrichten - und zwar bei jedem der Schritte, die wirmachen -, dann können wir diese Situation meistern. Denn meine Botschaft ist keineswegs, dass einesolche demographische Veränderung nun notwendigerweise zum Kollaps dieser Gesellschaft führenmüsse. Ganz und gar nicht! Eine solche Entwicklung ist handhabbar. Aber sie ist nur dann handhab-bar, wenn wir jetzt auf sie eingehen. Wenn wir sie jetzt akzeptieren mit allen Konsequenzen. Wenn wiruns jetzt auf die Veränderungen einrichten.

4. Bevölkerungsentwicklung

4.1 AllgemeinesIch will festhalten:1. Die Bevölkerung in Deutschland geht ständig und unaufhaltsam zurück. Und:2. Die Deutschen werden älter.Die damit einhergehenden Herausforderungen für die Volkswirtschaft, für Bund, Länder und kommu-nale Gebietskörperschaften sind groß: Sie wirken auf den Arbeitsmarkt, die Produktmärkte, auf öffent-liche Einrichtungen und vieles andere. Die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland wird zunehmendein zentrales Problem für die

• wirtschaftliche• infrastrukturelle• und soziale

Entwicklung der Gesellschaft.Ich möchte nicht missverstanden werden: Nicht die Welt-bevölkerung geht zurück, sondern die Deutschen werdenweniger! “Die Zeit” vom 26. April vergangenen Jahres titeltein einem zweiseitigen Artikel “Verzweifelt gesucht: mehrMenschen”. Es handelte sich dabei um eine typischeFehlleistung. Es müsste heißen: “Verzweifelt gesucht: mehrDeutsche”. Wie aus den entsprechenden Projektionen derVereinten Nationen ersichtlich, wird die Weltbevölkerung inden nächsten 50 Jahren kontinuierlich weiter wachsen. Aber:Die Zahl der Deutschen geht zurück.

4.2 Methodenfragen

Ohne dass ich Sie mit Methodenfragen langweilen möchte, muss ich dennoch hierzu ein paar Worteverlieren. Die Untersuchungen der Statistiker, die ich hier und heute in ihren Kernaussagen vorstellendarf, sind grundsätzlich nicht als “Prognosen” zu verstehen, sondern als “Modellrechnungen” angelegt,die bestimmte Szenarien, so genannte “Wenn-Dann-Aussagen” enthalten.Beispiel:Wenn die Geburtenrate in den nächsten Jahrzehnten konstant bleibt, dann wird sich die Zahl derKindergartenkinder in der einen oder anderen Stadt fast halbieren (so z.B. in: Neustadt, Trier, Landau).Den Untersuchungen liegen folgende, wenig spektakuläre Annahmen zugrunde:

• Die Geburtenrate bleibt mit 1,4 Kindern je Frau konstant. Das ist eine sehr optimistischeAnnahme!• Die Lebenserwartung nimmt um etwa vier Jahre zu.

23. Informationsveranstaltung des Landkreistages Rheinland-Pfalz 25

Entwicklung der Lebenserwartung

Sterbetafel Männer Frauen1871/1880 35,6 38,51901/1910 44,8 48,31924/1926 56,0 58,81932/1934 59,9 62,81949/1951 57,7 64,61958/1960 66,8 72,41968/1970 67,2 73,41978/1980 69,6 76,31988/1990 72,6 79,01998/2000 74,8 80,8

Quelle: Statistisches Bundesamt

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4.3 Grafik

Die Graflk 2a zeigt “Wenn-Dann-Aussagen” unterden verschiedenen Annahmen, also

• die Entwicklung ohne Wanderungsüberschuss = (1)• mit einem Zuwanderungsüberschuss von

100.000 Menschen p.a. = (2)• mit einem Zuwanderungsüberschuss von

200.000 Menschen p.a. = (3) und schließlich• mit einem Zuwanderungsüberschuss von

200.000 Menschen p.a. und zusätzlich mit einerum 4 Jahre höheren Lebenserwartung im Laufeder nächsten 47 Jahre = (4)

• Ohne Zuwanderungsüberschuss und höhereLebenserwartung geht die Bevölkerung in derBundesrepublik Deutschland in den nächsten 47Jahren von rd. 82 Mio. Menschen auf rd. 59Mio. Einwohnerinnen und Einwohner zurück.

• Bei einem Zuwanderungsüberschuss von100.000 Personen pro Jahr geht die Bevölke-rung von 82 Mio auf rd. 66 Mio zurück.

• Bei einem Zuwanderungsüberschuss von 200.000 pro Jahr geht die Bevölkerung von 82 Mio aufrd. 72 Mio zurück.

• Und wenn dann noch in den nächsten 47 Jahren die Lebenserwartung um 4 Jahre steigt, dannbeträgt der Bevölkerungsrückgang “nur” 8 Mio Menschen (von 82 Mio auf 74 Mio).

4.4 Problemlösung durch Zuwanderung?Bevor ich Ihnen die Grafik vorstelle zur Frage, ob fehlende Kinder durch Zuwanderung ersetzt werdenkönnen, hierzu zwei kritische Hinweise:

1. HinweisIch stelle mir schon die Frage, wen wir einladen sollen, nach Deutschland einzuwandern, um unserenKindermangel auszugleichen. Aus unseren europäischen Nachbarländern inklusive den 11 EU-Beitrittsländern können diese Einwanderer nicht kommen, denn diese Länder haben denselbenGeburtenmangel wie wir. Auch aus USA, Kanada, Australien werden wir keine Einwanderer bekom-men - im Gegenteil, in diese Länder wandern immer mehr Deutsche - insbesondere Naturwissen-schaftler - aus! Es dürfte völlig klar sein, dass wir keine ausreichende Anzahl gut ausgebildeter Ein-wanderer aus hoch entwickelten Ländern bekommen werden. Somit bleiben die wirtschaftlich schwa-chen Entwicklungsländer. Aber gerade diese Länder benötigen selbst dringend ihre intellektuelle undwissenschaftliche Elite zum Aufbau ihres Landes. Was wäre das für eine Politik, wenn wir uns als rei-ches Land selbst die Mühen und Kosten für Kinder ersparen, aber zum Ausgleich dafür die begabtenjungen Menschen armer Länder in unser Land holen? Das wäre eine neue Form vom Kolonialismus.Es wäre eine extreme Art von Ausländerfeindlichkeit, nicht gegen die Zuwanderer, sondern gegen die,die in den Herkunftsländern verbleiben. Die benötigte Netto-Zuwanderung könnte nur durch arme undschlecht ausgebildete Zuwanderer erreicht werden. Das wäre keine Hilfe für unsere wirtschaftlicheEntwicklung. Schon heute sind 42 % aller Türken in Berlin arbeitslos. Insgesamt ist dieArbeitslosenquote der Nicht-EU-Ausländer doppelt, die Sozialhilfequote dreimal und die Kriminalitätviermal so hoch wie bei den Deutschen! Soweit der erste Hinweis.

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2. HinweisWir haben die Zuwanderer, insbesondere in den zurückliegenden zwanzig, zweiundzwanzig Jahren, defacto nicht integriert. Sie stehen außerhalb unserer Gesellschaft. Das gilt vor allem für viele Aussiedler,die zunächst auch als Aussiedler bezeichnet wurden, heute aber - jedenfalls von breiten Bevölke-rungskreisen - als Russlanddeutsche oder - mit der Absicht der Diskriminierung - als “die Russen”bezeichnet werden.

4.5 Folgen

Bundesländer, die diese Situation bereits verinnerlicht haben, werben schon heute mit Großanzeigenz.B. unter dem Titel: “11 Gründe um Ihren Mann zu überzeugen, nach Baden-Württemberg zu kom-men”. Oder: Wir können alles, nur kein Hochdeutsch. Mit anderen Worten: Verteilungskämpfe,Konkurrenzsituationen zwischen Staaten und Ländern und auch Wettbewerbe zwischen den Städtenbzw. Gemeinden sowie zwischen Städten und ihrem Umland sind vorprogrammiert! Für dieSozialversicherungssysteme öffnet sich die Schere zwischen der Anzahl leistungsfähigerBeitragszahler und derjenigen der Leistungsempfänger immer mehr.

Das Umlegeverfahren der Rentenversicherung stößt deutlich an seine Grenzen. Leistungssenkung aufder einen Seite und Beitragserhöhung auf der anderen Seite werden zu einer tagtäglichenVermittlungsleistung der Politik. Wir fahren ja heute schon Auto für Rente. Fachkräftemangel,Einwanderung, Bildungsmisere, Steuer- und Sozialpolitik - ohne den Problemdruck der rasch überal-ternden Bevölkerung hätten alle diese Diskussionen ein ganz anderes Gesicht.

Die Quelle dieser Probleme ist eindeutig zu bestimmen. Die Zahl der Geburten ist alarmierend niedrig,unser individueller Lebensstil scheint fehlprogrammiert. Kinder gelten überwiegend als Last, sie werfendie Eltern unserer Spaß- und Freizeitgesellschaft im Wohlstandswettlauf weit zurück, machen esschwer, die bunten Angebote einer Freizeit-, Spaß- und Selbstverwirklichungsgesellschaft auszuko-sten. Dem früheren Bundesverfassungsrichter, Prof. Dr. Paul Kirchhof, wird der Satz zugeschrieben:“Den größten Nutzen von Kindern hat man heute dadurch, dass man keine Kinder hat.”

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4.6 Bevölkerungsentwicklung in Rheinland-Pfalz

Wenn Johann Peter Sueßmilch in seinem Klassiker “Die göttliche Ordnung in den Veränderungen desmenschlichen Geschlechts …” die natürliche gottgegebene Bevölkerungsentwicklung beschrieb, dannpasste hierzu noch der Begriff der Bevölkerungspyramide, wie sie in Grafik 3 a für das Jahr 1990 abge-bildet ist.

Bevölkerung nach Alter und Geschlecht

Viele Jüngere - Wenig Ältere Grafik 3 a - Quelle: Statistisches Landesamt Diese Bevölkerungspyramide wird dann aber zueinem Baum

Bevölkerung nach Alter und Geschlecht

„Pillenknick“ ab 1965Alternde Bevölkerung (Frauenüberschuss) Grafik 3b - Quelle: Statistisches Landesamt (Im Jahr 2000) und verkommt, wenn man nun 50 Jahre weiter geht.

1900*: 2,3 Millionen

2000*: 4 Millionen

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Bevölkerung nach Alter und Geschlecht

Weniger Junge - Viele Ältere Grafik 3c - Quelle: Statistisches Landesamt Will man die Sache auf die Spitze treiben, dannsind wir in 100 Jahren

Bevölkerung nach Alter und Geschlecht

Wenig Junge - Wenig Ältere Grafik 3d - Quelle: Statistisches Landesamt

2050*: 3 Millionen

2100*: 1,4 Millionen

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noch nicht ganz bei den berühmten “Strich in der Landschaft”, aber doch bei einer Zigarre mittlererQualität. Jede Geburtenrate unter 2 führt langfristig zu einer aussterbenden Bevölkerung. UnsereGeburtenrate liegt bei 1,4 ! Oder anders ausgedrückt: Die Bevölkerung in Rheinland-Pfalz geht in dennächsten 47 Jahren von derzeit gut 4 Mio. Einwohnerinnen und Einwohnern auf dann knapp 3 Mio.Menschen zurück - falls es das Land Rheinland-Pfalz dann überhaupt noch geben soll.

5. Betroffenheit der kommunalen Gebietskörperschaften

Massiv wird der Bevölkerungsrückgang auf allelangfristig angelegten baulichen Investitionen derKommunen, wie z.B. Kindergärten, Schulen,Schwimmbäder, Krankenhäuser, Pflegeheime etc.und insbesondere auf die Siedlungsstruktur alsGanzes einwirken. Das ist eine Herausforderung fürdie Kommunen, der Sie sich zu stellen haben. DerUmbruch der demographischen Struktur wird sichim Wesentlichen in folgenden Bereichen auswirken:

5.1 in Gesellschaft und Sozialema) Es gibt Veränderungen der Alters- und Familien-

struktur, d.h. verkleinerte Haushalte und relativmehr alte Menschen und

b) erhöhte Ausgaben zur Bewältigung der kulturel-len Integration von Zuwanderern.

5.2 in den sozialen SicherungssystemenEin erheblicher Kostenanstieg der gesetzlichenKranken-, Renten- und Pflegeversicherung ist zuerwarten. Die Sozialversicherungssysteme sind so nicht mehr finanzierbar.

5.3 in Infrastruktur- und Dienstleistungseinrichtungena) Verschiebungen in der Auslastung dieser Einrichtungen erfordern Anpassungs- und z.T. auch

Schrumpfungsstrategien. Beispiele:• Dorfgemeinschaftshäuser: Weniger fröhliche Tauf-, Kommunion- und Hochzeitsfeiern - dafür mehr

Beerdigungen.• Wasserversorgung: Rohrnetz ist nicht ausgelastet, dadurch Verkeimungen!

b) Einher geht eine zunehmende Belastung der öffentlichen Haushalte durch Finanzierung wirtschaft-lich nicht mehr tragfähiger Einrichtungen.

Die Kindergartenbevölkerung trifft es logischerweise am ersten. Sie wird sich im Laufe der nächsten 50Jahre in manchen Städten und Kreisen halbieren, im Durchschnitt um 43 Prozent abnehmen. Unterden vorhin gesetzten Annahmen - einer etwa gleich bleibenden Fruchtbarkeitsziffer und einer ausge-glichenen Wanderungsbilanz - würden dann anstelle der jetzt vorhandenen 125.000 Kindergartenkin-der nur noch 72.000 einen Kindergartenplatz benötigen. In Neustadt a.d.W. werden z.B. statt 1.800nur noch 900 Kindergartenplätze oder statt 26 Kindergärten nur noch 13 in dieser Stadt benötigt. Diepolitischen Fragen, welche Kindergärten geschlossen werden und/oder welche halb leer stehen, wieman mit den Fixkosten bzw. den Mobilitätsproblemen umgeht, sind dann jene Herausforderungen, vordie Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren - die Sie im kommunalen Bereich Verantwortung tra-gen -, gestellt sind. Das ist wahrhaftig keine einfache Aufgabe! Unter den kreisfreien Städten und denLandkreisen gibt es beachtliche Unterschiede, von der größten Abnahme im Landkreis Südwestpfalz(- 52 %) bis zur geringsten Abnahme im Landkreis Neuwied (- 34 %); aber selbst hier wäre jeder drit-te Kindergartenplatz frei! Die gleiche Problematik tritt mit einer kleinen zeitlichen Verzögerung bei den

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Bevölkerungsentwicklung

Rheinland-Pfalz: 1 Million weniger Quelle:Statistisches Landesamt

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Grundschülern ein, wobei auch hier die Gesamtzahl von derzeit 180.000 auf 100.000 Grundschülersinkt. Um es zu übersetzen, was die Schulen anbetrifft, so haben wir derzeit 1.000 Grundschulen imLand, dann gleiche Klassenstärke mit 22 Schülern unterstellt - sind nur noch 550 Grundschulen nötig.

5.4 im Wohnungsmarkt• Neben einer quantitativen Verringerung wird eine Veränderung der Bedürfnisse und damit der

Nachfrage am Wohnungsmarkt zu erwarten sein. Die Haushalte werden kleiner und die in ihr leben-den Personen immer älter. Aus diesem Grund wird vermutlich ein Teil des Wohnungsbestandes amMarkt nicht mehr absetzbar sein. Während die Leerstände eher in den Kernlagen entstehen werden,wird zugleich die Nachfrage nach Neubaugebieten mit Einfamilienhäusern im Umland der Kernstädteweiter anhalten, wenn auch im Laufe der Jahre mit gebremster Intensität. Sehr viel sinnvoller als dieVerwirklichung des Traumes vom Eigenheim auf der grünen Wiese sind Hilfen für denEigentumserwerb im Wohnungsbestand. In den gewachsenen Quartieren müssen keine neuenStraßen, keine neue Kanalisation, keine neuen Versorgungsleitungen, keine neuen kommunalenEinrichtungen gebaut und finanziert werden. Diese Infrastruktur ist in der Regel vorhanden, wennauch nicht immer so, wie die an Komfort gewohnten Bewohner es gerne hätten. Der Sanierungs-und Modernisierungsbedarf ist gewaltig. Wenn überhaupt noch staatliche finanzielle Hilfen für dieWohnungspolitik zu rechtfertigen sind, dann für die Verbesserung des Wohnens in den Städten undDörfern.

• Es kommt zu Veränderungen in der Nachfragestruktur aufgrund Verschiebungen innerhalb derAlters- und Familienstruktur. 60-Jährige haben andere Bedarfe als 20-Jährige.

5.5 in Wirtschaft und Arbeitsmarkt• Wir werden vermutlich einen Kaufkraftrückgang erfahren, der einer weiteren Verschärfung der

Konkurrenz und damit im Ergebnis einer weiteren Konzentration im Einzelhandel Vorschub leistenwird. Standorte auf der sog. “grünen Wiese” werden dabei weiterhin bevorzugt, während dieInnenstadtlagen immer stärker zu veröden drohen.

• Mit der geringeren Auslastung von Kindergärten, Schulen, Berufsschulen, aber auch vonWohnfolgeeinrichtungen wie Bibliotheken, Hallenbädern und Sporthallen nimmt deren Rentabilitätweiter ab, weil die Fixkosten bleiben. Manche Kommune wird dies allein vermutlich nicht auffangenkönnen. Deshalb sind Kooperationen gefragt.

• Es kommt zu Veränderungen der Nachfrage entsprechend der veränderten Altersstruktur.• Ein geringeres Arbeitskräftepotential ist vorhanden. Und das führt zu Beeinträchtigungen der inter-

nationalen Wettbewerbsfähigkeit durch erhöhte Lohnnebenkosten für Kranken-, Renten- u.Pflegeversicherung.

Einen weiteren Blick möchte ich auf die Wohnbauentwicklung der Städte und Dörfer richten. Trotz dergenerellen Schrumpfungs- und Alterungstendenz, die zu einer Priorität der Umnutzung im Bestandführen muss, wodurch auch Chancen für eine Aufwertung des Wohnumfeldes in Innenstädten entste-hen können, wird es parallel Abbruch und neuen Bedarf geben: mehr, vielleicht auch größereWohnungen für Singlehaushalte, mehr seniorengerechte Wohnungen usw., aber auch ein zusätzlicherBedarf im Bereich von Versorgungs-, Service- und Sozialeinrichtungen ist zu erwarten. Für den Besatzder Neubaugebiete der 60-er und 70-er Jahre, in denen bereits heute oft nur noch eine Person proWohneinheit lebt, wird die Nachfrage zukünftig immer geringer werden. Die künftige Priorität wird daherin der qualitativen Entwicklung liegen müssen.

Der Bevölkerungsrückgang wird nicht alle Gebietskörperschaften gleich treffen. Insbesondere die grö-ßeren Städte in den Verdichtungsräumen und die dünn besiedelten ländlichen Räume werdenbesonders betroffen sein; dort ist mit erheblichen Einwohnerdefiziten zu rechnen. Demgegenüber wirdin den Umlandgemeinden der größeren Städte in den Verdichtungsräumen die rückläufige natürlicheBevölkerungsentwicklung - weitgehend durch Zuzüge aus den Städten aufgefangen. Daraus ergibtsich:

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I. Kernstädte in den verdichteten und hoch verdichteten Räumen werden voraussichtlich dieHauptbetroffenen der steigenden kommunalen Konkurrenz um erwerbstätige Einwohner undUnternehmensansiedlungen sein. Das verschärft die Stadt- Umland-Problematik. Die zurückgehendeund alternde Bevölkerung wird die kommunale Konkurrenz um Einwohner und Arbeitsplätze(Unternehmensansiedlungen) voraussichtlich weiter erhöhen. Gemeinden im Umland von Kernstädtenin den verdichteten und hoch verdichteten Räumen entwickeln sich zu attraktiven Wohn- undArbeitsstandorten aufgrund des Angebots preisgünstigeren Wohnbaulandes und vonGewerbegrundstücken mit guter Individualverkehrsanbindung. Dieser Prozess wird durch die zuneh-mende Mobilität und Standortunabhängigkeit verstärkt. Der Vorgang der sog. Postsuburbanisierunglässt eine starke finanzielle Belastung der Kernstädte der Verdichtungsräume durch Vorhaltung zentra-ler Einrichtungen bei gleichzeitigem Rückgang kommunaler Steuereinnahmen in den Kernstädtenerwarten. Es ist davon auszugehen, dass Wanderungsgewinne, die sich zunächst in den Kernstädtenkonzentrieren werden, weil dort freier Wohnraum vorhanden ist, den Prozess von Alterung undSchrumpfung in den Kernstädten nur verzögern werden, da mit wachsendem Einkommen eingewan-derte Familien ebenfalls die Umlandgemeinden als Wohnstandorte präferieren. Die Folge: Die Lastender Integration würden zunächst die Kernstädte tragen, die späteren Einnahmen könnten dieGemeinden in den verdichteten Räumen bzw. in günstiger Zuordnung zu verdichteten Räumen verbu-chen. Das wird die Stadt-Umland-Problematik anheizen.

II. In dünn besiedelten ländlichen Räumen zeichnet sich eine Gefährdung der wirtschaftlichenTragfähigkeit von Einrichtungen der öffentlichen Daseinsvorsorge ab. Neben den Kernstädten werdenvoraussichtlich die dünn besiedelten ländlichen Räume im kommunalen Wettbewerb um Einwohnerund Arbeitsplätze zusätzliche Schwierigkeiten haben. Zurückgehende Bevölkerungsdichten bewirkenhier Probleme der Auslastung und Wirtschaftlichkeit von Einrichtungen der Daseinsvorsorge. DieserProzess wird verstärkt durch die einerseits zunehmende Privatisierung von Bereichen öffentlicherDaseinsvorsorge und die durch EU-Recht vorgeschriebene Liberalisierung der Märkte sowie anderer-seits durch die Verschlechterung der kommunalen Haushaltslage. Speicher - 7- Ausgabe 45/2004 Diegleichwertige Versorgung in allen Teilräumen des Landes wird damit gefährdet. Sie kann nur nochbedingt über direkte Investitionen des öffentlichen Sektors oder eine Subventionierung vonEinrichtungen in privater Trägerschaft sichergestellt werden. Natürlich wird es zukünftig auch Feldergeben, in denen es Wachstumsraten geben wird. Das war in der Vergangenheit schon so und wird sobleiben. Aber ob diese Wachstumsfelder einschließlich eines vielleicht zunehmenden Exports ausrei-chen werden, die negativen Folgen des Bevölkerungsrückgangs nicht nur aufzufangen, sondern sogarüberzukompensieren, dürfte zweifelhaft sein. Ich rechne nicht mit ständig steigenden Staatseinnahmen- wie in der Vergangenheit!

6. Keine Problemlösung durch steigende Staatsverschuldung

Mehr denn je ist in solchen Zeiten Nüchternheit angesagt. Sie beginnt beim Dreh- und Angelpunkt allerfinanzpolitischen Entscheidungen, nämlich der Prognose der wirtschaftlichen Entwicklungen. Es müs-sen die Zeiten endgültig vorbei sein, in denen öffentliche Haushalte nach den Wünschen ausgerichtetund dementsprechend auch so gerechnet wurden. Wir alle wissen, dass die öffentlichen Aufgaben undAusgaben deutlich eingeschränkt werden müssen, will man nicht die Staatsschulden zu Lasten dernächsten Generation noch weiter anhäufen. Exakt an diesen Schulden zeigt sich übrigens, dass unserWohlstand auch ein Stück eigene Unwahrheit ist: Wir haben den Wohlstand überstrapaziert undbekommen dafür jetzt die Rechnung in Gestalt eines Schuldendienstes, der die öffentlichen Haushaltemehr und mehr an den Rand des Ruins bringt. Diese Situation trifft alle Gebietskörperschaften ingleicher Weise: Der Bund hat zu wenig Geld, die Länder haben zu wenig Geld und die Städte undGemeinden auch. Durch immer neue Schulden lassen sich die Probleme jedenfalls nicht lösen.

In den 70-er Jahren hatten wir einen Bundeskanzler, der wurde mit dem Friedensnobelpreis ausge-zeichnet. Er formulierte den unnachahmlichen Satz, die öffentliche Hand dürfe ihre Ausgaben nicht anihren Einnahmen ausrichten, sondern an den Bedürfnissen der Bevölkerung. Das haben wir seitdemgetan - und zwar alle nachfolgenden Regierungen. Die Folgen sind bekannt. Ich habe Anfang der 70-

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er Jahre - damals noch bei der Stadtkämmerei in der Stadtverwaltung Koblenz beschäftigt - gefordert,die Schulden abzubauen und, wenn möglich, sogar einen Kapitalstock aufzubauen. Wie die Dingewirklich gelaufen sind, wissen Sie. Es war nie - nie! - die rechte Zeit, die Neuverschuldung zu beendenund Altlasten abzubauen. In den dreißig Jahren, die ich im Blick habe, hat sich die öffentliche Handimmer weiter verschuldet. Abgetragen worden ist von unseren Schulden seit Ende des ZweitenWeltkrieges nie etwas. Nie!

Das hat dazu geführt, dass wir inzwischen im Bereich der öffentlichen Hand einen offen ausgewiese-nen Schuldenberg - der wirkliche ist noch deutlich höher - von 1,3 Billionen Euro haben, eine Summe,die sich niemand, ich eingeschlossen, auch nur vorstellen kann. Wenn ab 2006 das neueHaushaltsrecht, und damit das Ressourcenverbrauchskonzept gilt, werden Sie erkennen, wie hochIhre tatsächlichen Belastungen sind. Dann werden Sie die Abschreibungen offen ausweisen und für diePensionsverpflichtungen Rückstellungen bilden müssen. Sehen wir die 1,3 Billionen EuroStaatsverschuldung als eine Hypothek an, die mit 6 Prozent verzinst wird und eine Laufzeit von drei-ßig Jahren hat, dann müsste sie jährlich mit rund 100 Milliarden Euro bedient werden. Das sind 250Millionen Euro pro Tag. Auch das spricht sich leicht aus, aber es bedeutet, dass wir zur Bedienung derbereits aufgehäuften Schulden für die Dauer von dreißig Jahren 5 Prozent unseresBruttoinlandsprodukts benötigen. 5 Prozent! Sie als erfahrene Kommunalpolitiker wissen, dass eskaum in einem Haushalt noch mehr als 5 Prozent gibt, die für echte politische Gestaltung zurVerfügung stehen. Das heißt, wir haben uns in den zurückliegenden dreißig Jahren unserer politischenSpielräume begeben. Die Politik spiegelt das wieder. Sie ist eingeklemmt in Sachzwängen. VonSachzwang zu Sachzwang: Es wird immer nur das Notwendigste getan.

7. Schluss

Jetzt gilt es, der Bevölkerung zu erklären, dass der Wohlstand auf Pump aufgebaut ist. Es gilt derBevölkerung zu erklären, was der Nestor der katholischen Soziallehre, Pater von Nell-Breuning, schonvor Jahrzehnten forderte: Die Politiker müssten endlich den Mut aufbringen, vor die Bevölkerung zutreten und zu sagen, alles, was wir euch über die Finanzierbarkeit der gesetzlichen Rentenversicherung- ich sage: der sozialen Sicherungssysteme - gesagt haben, war Unsinn. Diese Vorsorgesysteme,diese angeblichen Vorsorgesysteme, können gar nichts anderes sein als Fürsorgesysteme. Vorsorgewird zu 100 Prozent außerhalb dieser Systeme betrieben. Vorsorge wird betrieben durch dasGroßziehen von Kindern (= Humankopital) und/oder die Bildung von Realkapital. Eine andere Art derVorsorge gibt es nicht. Sie ist denkunmöglich. Das, was in den gesetzlichen Sicherungssystemenbewerkstelligt wird, ist nichts anderes als der Transfer der Renditen aus getätigten Investitionen. Unddiese Investitionen haben in den zurückliegenden dreißig Jahren ganz offensichtlich nicht in ausrei-chendem Umfang stattgefunden. Sonst brauchten wir uns über diese Themen nicht zu unterhalten.

Von 1960 bis 2000 ist der Anteil Transfer-Berechtigter um ungefähr 50 Prozent gestiegen. DieserAnstieg hat alle Systeme, von der Rentenversicherung über die Krankenversicherung bis hin zurPflegeversicherung, zum Quetschen und Knirschen gebracht. Nun liegt ein Anstieg von 80 Prozent voruns. Glaubt irgend jemand, dass es möglich sei, im Rahmen dieser Systeme einen solchen Anstieg zubewältigen?

Ich sage deshalb: Lasst uns endlich aufhören mit diesen Viertelwahrheiten und Halbwahrheiten. Lasstuns der Bevölkerung die Dinge sagen, wie sie gesagt werden müssen: Das Rentenniveau wird sinken.Es wird sinken auf ungefähr 50 Prozent der letzten Nettoeinkommens; wer mehr als 50 Prozent habenwill, muss individuell Vorsorge betreiben.

Was da im Einzelnen getan werden kann, ist oft beschrieben worden, sodass ich mich kurz fassenkann. Wir haben uns darauf einzustellen, dass sich alle sozialen Sicherungssysteme an denen ich fest-halten möchte! - zu Grundsicherungs-, zu Existenzsicherungssystemen zurückentwickeln werden, weildas Jahrzehnte lang gegebene politische Versprechen der Lebensstandard sichernden Versorgung derBevölkerung im Alter, im Krankheits- und Pflegefall schlechterdings nicht aufrecht zu erhalten ist. Lasst

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uns den Menschen jetzt sagen: Die Existenzsicherung kann gewährleistet werden. Das schaffen wir.Dabei wird Existenzsicherung für wirtschaftlich Schwächere gleichbedeutend sein mit Lebensstan-dardsicherung. Für die durchschnittlichen und überdurchschnittlichen Einkommensbezieher wird esjedoch nicht möglich sein, im Rahmen der gesetzlichen Systeme den Lebensstandard zu sichern. Undich sage auch:

Last uns endlich in den Kommunen der Bevölkerung sagen, dass es ein “Weiter so” nicht geben kann.Hierzu zu appellieren, besteht insbesondere mit Blick auf den 13. Juni 2004 Anlass. Wie sagte dochder Mann, der aus dem 40. Stockwerk gestürzt war, als er am zwölften vorbeisegelte: Na, bis jetzt istja alles gut gegangen. Wir sind in gewisser Weise auch aus dem 40. Stockwerk gefallen. • Wenn wir weiterhin der Vorstellung anhängen, ich muss nur warten, dann werde ich eines Tages

auch meinen Wunscharbeitsplatz bekommen,• wenn wir so tun, als könnte man die Wiedervereinigung irgendwie nebenbei gestalten und aus der

Portokasse finanzieren,• wenn wir weiterhin solchen lllusionen anhängen und diese nicht durch schonungslose Wahrheit

beseitigen, dann werden wir auf eine harte Wirklichkeit aufprallen. Ich höre zunehmend Leute, diesagen: Dieser Aufprall ist nicht mehr vermeidbar. Wir werden aufprallen.

Hiergegen wehre ich mich. Ich möchte im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten daran mitwir-ken, dass wir nicht aufprallen. Doch das setzt voraus, dass wir viele unserer Sicht- undVerhaltensweisen nachhaltiger verändern, als das bisher geschehen ist. Bisher tun wir immer noch so,als könnten wir im Großen und Ganzen die Dinge weiterführen wie bisher. Wir gaukeln uns vor, eineLeistungsgesellschaft zu sein, die toller ist als viele andere. Das aber ist nicht mehr richtig. MeineDamen und Herren, wir sind eingetreten in eine interessante, in eine spannende Phase. Wir sind ein-getreten in eine Phase der Ernüchterung, der Konsolidierung. Und wenn ich ganz ehrlich sein soll, binich in gewisser Weise froh darüber, dass jetzt eine Art von Ernüchterung einsetzt. Denn wenn wir dieVeränderungen, die ich hier skizziert habe - die Veränderungen in der Demographie, im Arbeitsmarkt,in den sozialen Sicherungssystemen -, wenn wir diese Veränderungen annehmen, wenn wir sie anneh-men und nicht nur hinnehmen, wenn wir sie gestalten, ernsthaft gestalten: dann stecken sie vollerChancen.

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Demographischer Wandel in ländlichen Räumen aus Sicht der

Raumordnung und Landesplanung

Ministerialrat Jens Carstensen

Referent für Grundsätze der Raumordnung undRegionalplanung im

Ministerium des Innern und für Sport

5.

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I Die zurückliegende demographische Entwicklung

• deutscher Städte und Gemeinden • räumliche Differenzierung in Rheinland-Pfalz • altersstrukturelle Differenzierung

II Demographischer Wandel nach den Modellrechnungen des Statistischen Landesamtes

• räumliche Differenzierung nach der Ausgangsvariante bis 2050 • Modellvarianten • räumliche Differenzierung nach der mittleren Variante bis 2015

III Auswirkungen des demographischen Wandels

• Negative und positive Folgen auf die Siedlungs-, Freiraum- und Infra-struktur

• Auswirkungen auf die verdichteten und ländlichen Räume

IV Handlungsansätze der räumlichen Planung

• Landes- und Regionalplanung • im Rahmen der Neuaufstellung des LEP IV – Entwurf • mögliche Ausweisung von Kooperationsräumen • Städte und Gemeinden

„Es kommt nicht darauf an, die Zukunft vorauszusagen, sondern darauf, auf sie vorbereitet zu sein.“

(Perikles 500 - 429 v. Chr.)

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Wachsende und schrumpfende Gemeinden in Deutschland (1990–1999)

38 „Die demographische Herausforderung in unseren ländlichen Räumen und ihren Ortsgemeinden“

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Bevölkerungsentwicklung in Rheinland-Pfalz 1970 - 2000

• Zunahme der Gesamtbevölkerung um ca. 10 %• die stärksten Bevölkerungszuwächse verzeichneten die Umlandgemeinden größerer Städte in

den Verdichtungsräumen• ca. 30 % der Gemeinden verzeichnen dennoch z.T. erhebliche Einwohnerverluste

23. Informationsveranstaltung des Landkreistages Rheinland-Pfalz 39

RheinpfalzRheinhessen-Nahe

Trier

Westpfalz

Bevölkerungsentwicklung in den Regionen von 1970-2000

180.000

160.000

140.000

120.000

100.000

80.000

60.000

40.000

20.000

0

Mittelrhein-Westerwald

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Veränderung der Bevölkerung unter 15 Jahren 1970 – 2000

• starke Verschiebung der Altersstruktur • 1970: ca. 24 % der Gesamtbevölkerung • 2000: Rückgang um ca. 8 % auf 16 % (- 33%)

• dennoch weisen 16 % der Gemeinden (Umlandgemeinden größerer Städte sowie in günstiger Lagezur Verkehrsinfrastruktur) eine Zunahme in dieser Altersgruppe auf

40 „Die demographische Herausforderung in unseren ländlichen Räumen und ihren Ortsgemeinden“

<15<15 15-65 >65

Veränderung der Altersgruppe <15 zwischen 1970 und 2000

6

4

2

0

-2

-4

-6

-8

-10

RaumKoblenz

RaumMainz

RaumLudwigshafen

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23. Informationsveranstaltung des Landkreistages Rheinland-Pfalz 41

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Modellrechnung für Rheinland-Pfalz bis zum Jahr 2050 (Ausgangsvariante/Untere Variante)

42 „Die demographische Herausforderung in unseren ländlichen Räumen und ihren Ortsgemeinden“

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m

23. Informationsveranstaltung des Landkreistages Rheinland-Pfalz 43

Basisvarianten der Bevölkerungsentwicklung in Rheinland-Pfalz

Ausgangsvariante - 1 018 000 - 25 - 53 000 - 43 - 722 000 -33 +143 000 + 46

Konstante Geburtenrate (1,4)

Steigende Lebenserwartung (um 2 Jahre)

Augeglichener Wanderungs-saldo (ab 2016)

Basisvariante zurGeburtenrate*

Geburtenrate 1,2 ab 2004 - 1 237 000 - 31 - 68 000 - 54 - 833 000 -38 + 139 000 + 45

Geburtenrate 1,8 ab 2004 - 535 000 - 13 - 17 000 - 14 - 490 000 -22 + 149 000 + 49

Geburtenrate 2,1 ab 2004 - 133 000 - 3 + 15 000 + 12 - 305 000 -14 + 155 000 + 50

Basisvariante zurLebenserwartung*

Lebenserwartung konstant - 1 086 000 - 27 - 53 000 - 43 - 726 000 -38 + 92 000 + 30

Lebenserwartung plus 4 Jahre - 938 000 - 23 - 53 000 - 43 - 718 000 -22 + 205 000 + 67

Lebenserwartung plus 6 Jahre - 839 000 - 21 + 53 000 - 43 - 713 000 -14 + 286 000 + 93

Basisvariante zumWanderungssaldo*

Lebenserwartung konstant - 801 000 - 20 - 47 000 - 37 - 587 000 -38 + 151 000 + 49

Lebenserwartung plus 4 Jahre - 534 000 - 13 - 39 000 - 31 - 426 000 -22 + 164 000 + 53

Lebenserwartung plus 6 Jahre - 1 251 000 - 31 + 61 000 - 48 - 867 000 -14 + 134 000 + 44

Bevölkerung1

ModellvariantenVeränderung bis 2050

Anzahl % Anzahl % Anzahl % Anzahl %

Kindergarten-kinder2

Erwerbfähige(20 bis 60 Jahre)3

Ältere(über 75 Jahre)4

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Der Demographische Wandel hat Auswirkungen auf:

• den Wirtschafts- und Arbeitsmarkt • die Bildungs- und Weiterbildungspolitik • die Gesundheitspolitik • die Finanzpolitik • die sozialen Sicherungssysteme • die Infrastruktur • den Siedlungs- und Freiraum

Negative Auswirkungen bei weiter sinkender Bevölkerungszahl mit zugleich altersstrukturellenVerschiebungen auf die Siedlung, den Freiraum und Infrastruktur:

• verschärfte interkommunale Konkurrenz • Zunahme räumlicher Disparitäten • „Ausbluten“ der Zentren • Segregation in den Städten • stärkere Konzentration von Unternehmen auf wenige Schwerpunktgemeinden • Erhöhtes Verkehrsaufkommen durch noch mehr Pendler • Auslastungsprobleme von Infrastruktureinrichtungen • Verlust von Kulturlandschaften • steigender Leerstand von Wohnraum • sinken der Miet- und Immobilienpreise • …..

Positive Folgen bei weiter sinkender Bevölkerungszahl mit zugleich altersstrukturellen Ver-schiebungen auf die Siedlung, den Freiraum und Infrastruktur:

• Entlastung der Ressourcen • neue flexiblen Wohnformen • kommunale bzw. regionale Kooperationen • Entwicklung flexibler Infrastrukturen • Bestandssicherung und Innenentwicklung • mobile Versorgung • Entlastung der Flächennachfrage • geringere Umweltbelastungen • ……..

Kernstädte in den verdichteten und hoch verdichteten Räumen werden voraussichtlich dieHauptbetroffenen der steigenden kommunalen Konkurrenz um erwerbstätige Einwohner undUnternehmensansiedlungen sein.

Stadt- Umlandproblematik

In dünn besiedelten ländlichen Räumen sind die demographischen wie wirtschaftlichen Entwicklungs-trends sehr heterogen.

Es zeichnet sich Probleme hinsichtlich der Versorgung der Bevölkerung mit Gütern des täglichenBedarfs ab. Bildungseinrichtungen, soziale und Verkehrsinfrastrukturen haben erhebliche Auslas-tungsdefizite und können ohne weitere Einschränkungen der Grundversorgung oftmals kaum verrin-gert werden.

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Versorgungs- und Auslastungsproblematik von Infrastruktureinrichtungen Handlungsansätze der räumlichen Planung

1. Landes- und Regionalplanung I

• Modifikation des Konzeptes zentraler Orte (dezentrale Konzentration) • Ausweisung von Kooperationsräumen

Handlungsansätze der räumlichen Planung Im Rahmen der Neuaufstellung des LEP IV

• Demographisches Rahmenkonzept auf der Basis der „Mittleren Variante“ • Orientierungs- bzw. Schwellenwerte für die Siedlungstätigkeit

• Versorgungsfunktion und damit die Tragfähigkeit langfristig sichern • Stärkung Zentrale Orte in ländlichen Räumen • Ausweisung von Kooperationsräumen in verdichteten Räumen • Rahmen mit Verhandlungsspielräumen schaffen • Kooperationsbonus durch höhere Fördermittelansätze

• Konsequenzen aufzeigen • Schrumpfungsgestaltung bedeutet Prioritätensetzung

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Handlungsansätze der räumlichen Planung

1. Landes- und Regionalplanung I

• Modifikation des Konzeptes zentraler Orte (dezentrale Konzentration) • Ausweisung von Kooperationsräumen • Erarbeitung von regionalen integrierten Entwicklungskonzepten • Regionales Flächenmanagement • Vernetzung von Rauminformationssystemen

(z.B. regionale Aspekte der Umverteilung der Ein- oder Zuwandernden) • Evaluierung der Wirkung von Leitbildern und Instrumenten • Einbindung regionaler, kommunaler und privatwirtschaftlicher Akteure in Planungsprozesse

(Regionalmanagement)• Förderung der interkommunalen Kooperation • Förderung von Städtenetzen • stärkere Abstimmung/Verknüpfung von Förderprogrammen • Bevorzugte Fördermittelvergabe für Bestandsentwicklung • Ausgleichszahlungen für Schutzgebietsausweisungen • ……..

2. Städte und Gemeinden

• Entwicklung der Bauleitpläne aus den Regionalplänen • Grenzüberschreitende Abstimmung der Bauleitpläne mit den Nachbargemeinden

(verbindliche Regeln) • Vernetzung von Infrastruktureinrichtungen/Effizienz des Infrastruktursystems • Förderung der Bebauung von Baulücken (Bestandsentwicklung/Innenentwicklung) • Maßvolle Ausweisung von Bauflächen/Orientierung an der Wohnungsmarktnachfrage • Erarbeitung von Stadtentwicklungs- und Einzelhandelskonzepten • Stadtumbau zur Ressourcen sparenden Umnutzung von Flächen und Gebäuden • Attraktivierung der Kernstädte (Citymanagement) Lebensqualität der Städte steigern

(Erlebnisraum „Innenstadt“) • ………

Es besteht die Chance, mit immer weniger Jungen und immer mehr Alten den Schrumpfungs- undAlterungsprozess intelligent zu steuern, indem alle Akteure

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Vernetzt denkenRegional

konzipieren Lokal kooperieren

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Handlungsansätze und Strategien zur Steuerungder Bevölkerungsentwicklung - dargestellt am

Beispiel ländlicher Regionen

Prof. Dr. Gabi Troeger-Weiß

Lehrstuhl für Regionalentwicklung und RaumordnungUniversität Kaiserslautern

6.

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Handlungsansätze und Strategien zur Steuerung der Bevölkerungsent-wicklung – dargestellt am Beispiel ländlicher Regionen

von Gabi Troeger-WeißLehrstuhl Regionalentwicklung und Raumordnung der TU Kaiserslautern

Einführung

In der Diskussion über die zukünftige Entwicklung von Regionen spielt die Entwicklung der Bevölke-rung – natürliche Bevölkerungsentwicklung und Wanderungen gleichermaßen - eine große Rolle. An-gesichts der zu erwartenden Gesamtentwicklung der Bevölkerung in Deutschland wird die Attraktivitäteiner Region zukünftig maßgeblich vom Anteil junger, gut ausgebildeter Bevölkerungsgruppen abhän-gen.

Darstellung kommunal-relevanter Rahmenbedingungen für die zukunftsfähige Entwicklungrheinland-pfälzischer Kommunen

In einem ersten Schritt geht es um die Darstellung der Rahmenbedingungen, denen die Kommunen inRheinland-Pfalz derzeit und in Zukunft unterliegen werden. Ohne bereits Anspruch auf Vollständigkeitzu erheben, erscheint es notwendig die Relevanz folgender Rahmenbedingungen für die zukunftsfähi-ge Entwicklung rheinland-pfälzischer Kommunen zu prüfen:

• geänderte demographische Rahmenbedingungen sowohl die natürliche Bevölkerungsentwicklungals auch das Wanderungsverhalten betreffend; neben der Erkenntnis der Wirkungen des demogra-phischen Wandels durch kommunale Entscheidungsträger ist hier auch die Notwendigkeit derGestaltung der Wirkungen des demographischen Wandels einzubeziehen;

• erhöhte Wettbewerbssituationen um die Ansiedlung von Unternehmen des produzierenden Gewer-bes und des Dienstleistungsbereichs, insbesondere aufgrund der zunehmenden Globalisierung so-wie der Erweiterung der Europäischen Union um Länder, die überaus attraktive betriebliche Stand-ortbedingungen bieten; dies erfordert die aktive und intelligente Gestaltung des wirtschaftlichenStrukturwandels, insbesondere die Verbesserung der Standortattraktivität;

• Gestaltung der Persistenz von Strukturschwächen in ländlichen, peripheren Regionen;• neue Formen des Arbeits- und Pendlerverhaltens in Verbindung mit einer sozialverträglichen Gestal-

tung der Arbeitsmärkte; gerade auf kommunaler Ebene werden voraussichtlich aufgrund der aktuel-len Überlegungen im Hinblick auf die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe erhöhtefinanzielle Belastungen entstehen, was die Notwendigkeit eines effizienten regionalen und kommu-nalen Arbeitsmarktmanagements begründet;

• zunehmender Wettbewerb der Kommunen um Gewinnung von Wohnbevölkerung, was durchausauch in Verbindung mit der Schaffung kreativer Milieus gesehen werden sollte;

• neue Formen des Wohnstandortverhaltens in kleineren (suburbanen) Gemeinden des ländlichenRaumes, gerade vor dem Hintergrund hoher Bodenpreisbelastungen in Verdichtungsräumen undderen unmittelbarem Umland sowie angesichts zunehmend steigender Energiepreise;

• zunehmend knapper Haushaltsmittel im kommunalen Bereich (Gewerbssteuer u.a.) sowie im staat-lichen Bereich;

• zunehmender Notwendigkeit des Einsatzes von Management- und Marketingstrategien auf kommu-naler Ebene.

Dimensionen des demographischen Wandels in Rheinland-Pfalz – ein Überblick

Ausgangssituation in Rheinland-Pfalz

Der demographische Wandel der Gesellschaft in Deutschland wird in seinen verschiedenen Ausprä-gungen und Auswirkungen auf viele Politikbereiche derzeitig sehr intensiv diskutiert. Neben der reinzahlenmäßigen Abnahme der Bevölkerung in den nächsten Jahrzehnten werden vor allem die alters-

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1 Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Hrsg.), Rheinland-Pfalz 2050 – Zeitreihen, Strukturdaten, Analysen, Band I. Bevölkerungsentwicklung und –struktur, Bad Ems 2002

2 vgl. Grafik 9 aus: Stat. Landesamt Rheinland-Pfalz (Hrsg.), Rheinland-Pfalz 2050 – Zeitreihen, Strukturdaten, Analysen, Band I. Bevölkerungsentwicklung und –struktur, Bad Ems 2002, S. 19

strukturellen Verschiebungen erhebliche Auswirkungen auf die sozialen Sicherungssysteme inDeutschland haben. Darüber hinaus werden sich tiefgreifende Veränderungen in vielen gesellschaft-lichen Bereichen vollziehen. Die demographische Entwicklung wird sich in den verschiedenen Teilräu-men von Deutschland zwar unterschiedlich stark darstellen, allerdings werden alle Bundesländerzukünftig mit z.T. erheblichen Bevölkerungsrückgängen zu rechnen haben.

Auch für Rheinland-Pfalz wurden vom Statistischen Landesamt im November 2002 mittels einerModellrechnung die langfristige Bevölkerungsentwicklung bis 2050 dargestellt1. In dieser Veröffentli-chung wird deutlich, dass unter Berücksichtigung der angenommen Rahmenbedingungen(Geburtenrate konstant bei 1,4 Kindern je Frau; steigende Lebenserwartung bis 2015, danach gleich-bleibend; Sinken der Wanderungsüberschüsse bis 2016 auf Null, danach ausgeglichener Wan-derungssaldo) die Bevölkerung in Rheinland-Pfalz von derzeitig knapp über 4 Mio. Einwohner um 1 Mio. auf ca. 3 Mio. Einwohner abnehmen wird.

Dabei ist weniger die Abnahme der Zahl der Gesamtbevölkerung bedenklich, als vielmehr die in denverschiedenen Teilräumen des Landes erheblich unterschiedlichen Rückgänge bei der Bevölkerung.So wird erwartet dass nach dieser Modellrechnung die Bevölkerung in einzelnen Landkreisen nur bisum 20 % zurückgehen wird (geringste Abnahme Landkreis Alzey-Worms mit minus 15 %), währendandere Gebietskörperschaften mit deutlich mehr als einem Drittel Rückgang rechnen müssen (größteAbnahme: Stadt Pirmasens mit minus 42 %). Selbst wenn die methodischen Unwägbarkeiten dieserModellrechnung (faktische Ausblendung des überregionalen und internationalen Wanderungsverhal-tens über die Landesgrenzen ab 2016) und das undifferenzierte „Herunterrechnen“ des Gesamttrendsauf die Landkreise und kreisfreien Städte (zukünftige Binnenwanderungen zwischen den Gebietskör-perschaften werden nicht berücksichtigt) den Schluss zulassen, dass die hochgerechneten Ergebnissefür diesen sehr langen Zeitraum von mehr als 40 Jahren nicht in allen Fällen zutreffen werden, mussakzeptiert werden, dass die Bevölkerung in Rheinland-Pfalz erheblich zurückgehen wird. Darüber hin-aus wird mit einer sehr unterschiedlichen Veränderung der Bevölkerungszahlen in den einzelnenGebietskörperschaften zu rechnen sein. Dabei können auch noch stärkere Rückgänge bei den bereitsvon übermäßigem Schrumpfen betroffenen Landkreisen und kreisfreien Städten erwartet werden.

Nicht so sehr die genaue Größenordnung des Bevölkerungsrückganges ist entscheidend, vielmehr istbei allen betroffenen Akteuren das Bewusstsein für den in der Regel erheblichen Rückgang der Bevöl-kerung in den Gebietskörperschaften mit ihren differenzierten Konsequenzen zu schärfen.

Auswirkungen für die räumliche Entwicklung

Neben dem zahlenmäßigen Rückgang werden sich durch die alterstrukturellen Verschiebungen in vie-len Fällen sehr deutliche Wirkungen ergeben. So werden auf der einen Seite Abnahmen der Zahl derKindergartenkinder um bis zu 50 % in einzelnen Städten bzw. Landkreisen errechnet, auf der anderenSeite sind die Zunahmen der älteren Personen in den Gebietskörperschaften teilweise so groß, dasssich deren Zahl in einzelnen Landkreisen sogar verdoppeln wird2.

Hieran wird deutlich, dass vor allem in vielen Bereichen der öffentlichen Infrastruktur und spezifischeraltersgruppenabhängiger Versorgungseinrichtungen mittel bis langfristig gravierende Veränderungenzu erwarten sind. Dabei lassen sich bereits heute bestimmte Schlussfolgerungen hinsichtlich der diffe-renzierten räumlichen Auswirkungen ableiten:

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3 vgl hierzu www.regionova.de4 Ministerium des Innern und für Sport - Oberste Landesplanungsbehörde – (Hrsg.), Bericht zur Neuaufstellung des Landesentwicklungsprogramms Rheinland-

Pfalz (LEP IV), Mainz 2004

• Auf Grund der deutlichen Rückgänge der Zahl und des Anteils der jüngeren Bevölkerung wird es beiden vorschulischen und schulischen Einrichtungen in vielen Fällen zu Zusammenlegungen undSchließungen kommen, wenn die derzeitigen Rahmenbedingungen und Vorgaben in diesen Politik-bereichen nicht verändert werden (z.B. Schulformen, Klassenfrequenzen, Gruppengrößen bei Kin-dergärten u.a.).

• Diese Konsequenzen (Zusammenlegung und Schließung von Einrichtungen) werden sich in denländlichen Gebieten wesentlich negativer auswirken als dies in den städtischen Räumen der Fall seinwird. Insbesondere die bestehenden Erreichbarkeitsstandards können in den dispers besiedeltenländlichen Räumen kaum beibehalten werden. Die Auswirkungen der Zusammenlegung bzw.Schließung z.B. einzelner Schulen in verdichteten Räumen wird nur unwesentliche Erreichbarkeits-probleme für die Schüler bzw. Lehrer zur Folge haben.

• Der mittel- und langfristige starke Anstieg der Zahl und des Anteils der älteren Bevölkerungsgruppenwird die Schaffung neuer Angebote für diese spezifische Nachfragegruppe notwendig machen. Vorallem ein überproportional starker Anstieg der sog. „Hochbetagten“ (80 Jahre und älter) machen z.T.die Schaffung neuer spezifischer Einrichtungen erforderlich.

• Obwohl die stärksten Zunahmen nicht in den ländlichen Räumen zu erwarten sind, bestehen aufGrund der insgesamt geringen Größenordnungen in dispers besiedelten Gebieten, auch hier vieleProbleme ein adäquates Angebot in zumutbaren Erreichbarkeiten zukünftig bereitzustellen.

Neben den öffentlichen (Infrastruktur-)Einrichtungen werden die demographischen Änderungen auchden Bereich des privatwirtschaftlichen Dienstleistungsbereichs betreffen. Nicht nur durch die Überalte-rung werden Einzelhandel oder ambulante medizinische Versorgungseinrichtungen (z.B. Ärzte, Apo-theken) vor weitreichende Umstrukturierungen gestellt sein, sondern insbesondere durch die Abnahmeder Bevölkerung durch Abwanderung bzw. negative natürliche Bevölkerungsentwicklung. So kanndavon ausgegangen werden, dass eine um 10 % abnehmende Bevölkerung auch im Einzelhandeloder bei Arztpraxen einen entsprechenden Umsatzrückgang nach sich ziehen – eine Entwicklung, diesich bereits derzeit in strukturschwachen Regionen beobachten lässt. Aus regionalpolitischer Sichtwerden daher auch Konzepte gefordert sein, einen Mindeststandard an privatwirtschaftlichen Versor-gungseinrichtungen in erreichbarer Nähe aufrecht zu erhalten. Ähnliche Konzepte werden ferner imBereich des öffentlichen Personennahverkehrs gefordert sein, werden doch ältere Personengruppen,insbesondere die über 70- und 80-Jährigen, nur mehr bedingt am motorisierten Individualverkehr teil-haben können, was neue Ansätze im öffentlichen Personennahverkehr erfordern wird.

Es kann festgestellt werden, dass sich die größten Probleme zur Bewältigung der mit dem demogra-phischen Wandels einhergehenden räumlichen Konsequenzen in den ländlichen Räumen ergebenwerden. Dies gilt nicht nur für Deutschland insgesamt, sondern auch für Rheinland-Pfalz im speziellen.Gerade in einem Landkreis wie der Südwestpfalz-Kreis kumulieren diese Probleme3 und es werden vonallen verantwortlichen Akteuren bereits derzeitig Strategien in diesem Aufgabenfeld zu entwickeln sein.

Handlungsansätze auf regionaler und kommunaler Ebene

Landesplanerische Ansätze – Fortschreibung des Landesentwicklungsprogramms unter be-sonderer Berücksichtigung des demographischen Wandels

Mit dem Bericht zur Neuaufstellung des Landesentwicklungsprogramms Rheinland-Pfalz (LEP IV) vomMai 20044 wird von der Landesplanung deutlich gemacht, dass die Thematik des demographischenWandels mit all ihren direkten und mittelbaren Folgen im Mittelpunkt des neuen Landesentwicklungs-

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5 ebenda S. 1 Zusammenfassung

programms stehen soll. Es wird in diesem Bericht auch deutlich, dass bei der Fortschreibung des LEPvor allem eine Überprüfung der bislang landesplanerisch relevanten Infrastruktureinrichtungen imbestehenden Zentrale-Orte-System vorgenommen werden soll. In diesem Zusammenhang wird dieLandesplanung sich auch der grundsätzlichen Frage zuwenden, eine „Mindestausstattung für einzel-ne Zentrale Orte oder eine stärker raumbezogene Sicherung von Versorgungseinrichtungen“5 anzu-streben. Im Ergebnis sollte dieser Diskussionsprozess zukünftig eine teilräumlich flexiblere Instrumen-tenanwendung ermöglichen.

Die Erforderlichkeit der Anpassung landesplanerischer Konzepte an die geänderten Rahmenbedin-gungen durch den demographischen Wandel wird auch bei der Fortschreibung des Landesentwick-lungsprogramms gesehen und soll entsprechend aufgegriffen werden. Vor allem die Erkenntnis, dassdie an einzelnen Standorten zu erreichende Abschwächung bzw. evtl. sogar umzukehrende demogra-phische Entwicklung dafür an anderen Standorten zu einer Verstärkung der negativen Trends unddamit zu einer Verschärfung der regionalen Disparitäten führen wird, macht deutlich, dass der Bevöl-kerungsrückgang in landesplanerischen Konzepten zu thematisieren ist. Der zukünftige „Bevölke-rungskuchen“ wird kleiner werden und darf nicht zum Gegenstand eines ruinösen Wettbewerbs werden.

Handlungsansätze auf kommunaler und regionaler Ebene

Unbestritten ist, dass auf Grund der oben dargestellten Problemlage die Städte und Landkreise sowiedie einzelnen kreisangehörigen Gemeinden entsprechende Konzepte zur Bewältigung der Auswirkun-gen des demographischen Wandels entwickeln müssen. Im einzelnen könnte dies bedeuten:

Neue Konzepte zum Erhalt und zur Auslastung von Infrastruktureinrichtungen

Neue Standortkonzepte für Kindergärten und Grundschulen unter den geänderten Bedingungen derzurückgehenden Schülerzahlen, Aufbau interkommunaler Versorgungsnetzwerke, veränderte sied-lungsstrukturelle Entwicklungsvorstellungen in der kommunalen Bauleitplanung unter Berücksichti-gung der geringer werdenden und verkleinerten privaten Haushalte und weitere Konsequenzen wer-den sehr bald von den kommunalen Gebietskörperschaften erarbeitet werden müssen.

Anpassung des Zentrale-Orte-Konzepts

Einbezogen in die Diskussion werden sollte ferner, dass durch den demographischen Wandel mögli-cherweise auch das Zentrale Orte-Konzept anzupassen ist. Dieses - als das wesentliches Standort-system zum Erhalt und zum Ausbau öffentlicher Infrastruktureinrichtungen im gesamten Land und inseinen Teilräumen – ist darauf hin zu überprüfen, ob es einerseits in der bestehenden Differenzierungund andererseits in der vorzufindenden flächendeckenden Dichte auch zukünftig noch für diese Auf-gabe bei deutlich zurückgehender Bevölkerung aufgaben-adäquat ist. In diesem Zusammenhang dür-fen auch Rücknahmen zentralörtlicher Prädikatisierungen oder Änderungen bei den Ausstattungenund ihren Erreichbarkeitsstandards kein Tabu sein. So ist z.B. zu prüfen, welche Grundzentren in dünnbesiedelten ländlichen Räumen bei deutlich zurückgehender Bevölkerungszahl und den damit verbun-denen Rückgängen bei der Nachfrage von Bildungseinrichtungen noch mittel bis langfristig dieseFunktion übernehmen können? Eine räumliche Zusammenfassung bestimmter Funktionen wird sich invielen Fällen kaum vermeiden lassen, was in letzter Konsequenz zu einer Reduzierung der bestehen-den Zahl von Zentren gerade auf der regionalen Ebene (Grundzentren) führen wird. Ähnliche Tenden-zen sind derzeitig schon bei der Fortschreibung des Landesraumordnungsprogramms vonMecklenburg-Vorpommern zu beobachten. Dieses Bundesland ist auf Grund der dünnen Bevölke-rungsdichte und hoher Abwanderungsraten sowie rückläufiger natürlicher Bevölkerungsentwicklungein geradezu typisches Beispiel für die Folgen des demographischen Wandels.

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Beibehaltung des Prinzips der „Schaffung gleichwertiger Lebens- und Arbeitsbedingungen“ auch an-gesichts des demographischen Wandels

Die Frage nach dem zukünftigen Stellenwert der raumordnerischen Zielvorstellung „gleichwertigeLebensverhältnisse in allen Teilräumen herzustellen“ wird auch in der Diskussion um die Bewältigung desdemographischen Wandels neuerdings diskutiert. Dabei werden zwar einerseits Forderungen nach derAufgabe dieser auf dem Sozialstaatsprinzip beruhenden Zielsetzung formuliert, andererseits werdenÜberlegungen angestellt, wie die „Gleichwertigkeit“ der Lebensverhältnisse in der Zukunft bei einer deut-lich geschrumpften Bevölkerung und u.a. dadurch verschärften räumlichen Disparitäten neu definiertwerden kann. Wie auch immer diese zentrale Frage zu beantworten sein wird, bleibt es eine wesentli-che Aufgabe der Raumordnung auf Landes- und regionaler Ebene die teilräumlich unterschiedlichenHerausforderungen durch den demographischen Wandel mit entsprechenden Rahmen-vorgaben anzugehen. So sind insbesondere die Standortfragen in den Teilräumen, in denen Schließun-gen von Einrichtungen wie Kindergärten und Schulen zu befürchten sind, durch überörtliche Standort-konzepte zu beantworten. Die evtl. notwendig Zusammenlegung von zwei oder drei Grundschul-standorten erfordert Rahmenvorgaben und Unterstützung durch die Raumordnung.

Fazit

Es wird deshalb zukünftig darauf ankommen, die teilräumlich unterschiedlich ausgeprägten Aufgaben-felder in ihrer inhaltlichen und räumlichen Dimension zu identifizieren und hierfür die überörtlichenKoordinierungs- und Kooperationserfordernisse darzustellen. Für die öffentlichen Infrastrukturen müs-sen - insbesondere für die ländlichen Räume - abgestimmte Standortsysteme entwickelt werden, umeinen Rahmen z.B. für den Einsatz von Landesmitteln im Schulbereich zu schaffen.

Es ist allerdings in diesem Kontext nicht notwendig, neue landesplanerische Instrumente zu entwickelnsondern es ist ausreichend, die bestehenden Instrumente zu modifizieren bzw. zu flexibilisieren. Dies giltvor allem für das landes- und regionalplanerische Instrument der Zentralen Orte. Hierbei sollte sich dieLandesplanung stärker auf eine Anreizstrategie fokussieren, wie es in den noch identifizierendenRäumen zu einer effektiven interkommunalen Kooperation zwischen den von den Auswirkun-gen des demographischen Wandels besonders stark betroffenen Gebietskörperschaften kommenkann.

Es bedarf darüber hinausgehend der Diskussion von Möglichkeiten zur effektiven Kooperation einerseitszwischen den einzelnen Gebietskörperschaften und andererseits durch vertragliche Regelungen zwi-schen den kommunalen Gebietskörperschaften und der Landesplanung. Hierfür sollte eine finanzielleUnterstützung der interkommunalen Kooperation anhand eindeutiger Kriterien entwickelt werden. Dazukönnten u.a. eine konsequente Bündelung und Ausrichtung von Finanzmitteln auf die jeweiligenKooperationsräume und den dort abgestimmten Projekten beitragen. Zudem sollte durch das neue LEPIV eine verbesserte Koordinierung des Einsatzes der raumwirksamen Mittel auf Landesebene erfolgen.

So ist bei der Vorhaltung von öffentlichen Infrastrukturen und bei der Förderung von Versorgungsein-richtungen unter den sich verringernden Bevölkerungs- und Haushaltszahlen allein schon unter Trag-fähigkeitsgesichtspunkten stärker auf eine räumliche Konzentration hinzuwirken. Dies darf allerdingsnicht dazu führen, dass eine zu starre Vorgabe von Versorgungs- und Erreichbarkeitsstandards eine fle-xible Reaktion durch kommunale oder interkommunal abgestimmte Strategien konterkariert wird.

Ansätze zur Steuerung der Bevölkerungsentwicklung in anderen Bundesländern – das BeispielOberfranken (Bayern)

Im folgenden soll am Beispiel von Oberfranken, einem Regierungsbezirk in Nordbayern, der vor allem inder Region Oberfranken – Ost von Abwanderungstendenzen geprägt ist, versucht werden, aufzuzeigen,auf welche Weise hier versucht wird, die Entwicklung der Bevölkerung zu beeinflussen und insbesondere der Abwanderung junger Menschen zu begegnen. Hierzu wurde vom Lehrstuhl

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Regionalentwicklung und Raumordnung der TU Kaiserslautern eine Untersuchung durchgeführt, die ins-besondere die Frage der Abwanderung sowie der Handlungsansätze zur Steuerung der Bevölke-rungsentwicklung auf regionaler und kommunaler Ebene in den Mittelpunkt gestellt hat.

Ausgangssituation

Wie stellt sich nun die Ausgangssituation in Oberfranken dar? Ohne im einzelnen im Rahmen dieserProjektskizze auf die demographische Entwicklung Oberfrankens eingehen zu können, soll auf folgen-de Trends verwiesen werden, die sich aus der amtlichen Statistik ergeben:

• In den Jahren 1989 bis 2001 hat die Zahl der Bevölkerung in Oberfranken insgesamt um rund 5,5 %zugenommen, wobei Oberfranken hierbei – im Vergleich zu allen anderen bayerischen Regierungs-bezirken – die geringste Zunahme aufwies (der bayerische Durchschnitt der Zunahme der Bevölke-rung lag bei ungefähr 10 %).

• Oberfranken hat schon seit Jahren mit zum Teil beträchtlichen Sterbeüberschüssen zu kämpfen.Beispielsweise verlor der Regierungsbezirk Oberfranken dadurch im Jahr 2000 über 1900 Personen.

• Innerhalb Oberfrankens weisen im Zeitraum 1970 bis 2001 die Landkreise Wunsiedel (-17,0 %), Hof(-9,5 %), Kronach (-6,4 %), Kulmbach (-0,2 %), die Stadt Coburg (-12,8 %), die Stadt Hof (-10,4 %),die Stadt Bamberg (-10,2 %) Bevölkerungsverluste auf, während alle anderen Landkreise und dieStadt Bayreuth Zunahmen zu verzeichnen haben.

• Die teilweise Zunahme der Bevölkerung in den oberfränkischen Landkreisen mit einem Oberzentrumund die Abnahme in den Städten bedingen sich gegenseitig, da – wie bayern- und deutschlandweitbei Oberzentren generell zu beobachten ist – der Prozess der Suburbanisierung zu einer Abnahme derBevölkerung in den Kernstädten und einer Zunahme in den Umlandgemeinden führt.

• Im Zeitraum zwischen 1989 und 2001 weisen statistisch bis auf den Landkreis Wunsiedel (-2,8 %) alleLandkreise und kreisfreien Städte Bevölkerungszunahmen auf, wobei mit 0,2 % der Landkreis Kro-nach ein „Nullwachstum“ zu verzeichnen haben.

• Die Entwicklung der Bevölkerung spiegelt sich auch in der zahlenmäßigen Entwicklung der Zahl derBeschäftigten wieder, hat doch beispielsweise zwischen 1988 und 1999 der Landkreis Kronach ca. 1.400 Beschäftigte im verarbeitenden Gewerbe verloren, der Landkreis Wunsiedel im gleichenZeitraum ca. 5.500 Beschäftigte.

Abschließend sei an dieser Stelle noch auf den in Oberfranken zu beobachtenden Trend einer zuneh-menden Überalterung hingewiesen. Im Jahr 2000 beispielsweise ist in allen kreisfreien Städten, sowie inden Landkreisen Coburg, Hof, Kronach, Kulmbach, sowie im Landkreis Wunsiedel (deutlichesMaximum) ein im Vergleich zum bayerischen Durchschnitt überdurchschnittlich hoher Anteil an über 50-Jährigen zu beobachten.

Handlungsbedarfe

Die wenigen skizzierten Trends zeigen, daß der Entwicklung der Bevölkerung für die regionale und kom-munale Entwicklung eine Schlüsselrolle zukommt. Um auf regionaler und kommunaler Ebene positiveAkzente für die Bevölkerungsentwicklung setzen zu können, bedarf es schwerpunktmäßig desEinflusses auf das Wanderungsverhalten. Hier geht es im Wesentlichen um zwei Fragen:

• Auf welche Weise kann die Abwanderung, insbesondere der jungen, gut ausgebildeten Bevölke-rungsgruppen verringert und/oder verhindert werden?

• Auf welche Weise kann es gelingen, neue Bevölkerungsgruppen in Gestalt von Zuwanderung zu ge-winnen?

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Was die zweite Komponenten der Bevölkerungsentwicklung, nämlich die natürliche Bevölkerungsent-wicklung betrifft, so ist es hier schwierig, auf regionaler und kommunaler Ebene Akzente zu setzen.Maßgebliche Einflussfaktoren der natürlichen Bevölkerungsentwicklung – dies zeigen neuere Unter-suchungen deutlich - sind gesellschaftliche Wertvorstellungen, staatliche Anreizsysteme im Bereich derfamilienorientierten Infrastruktur, der Wohnungspolitik, der Frauenpolitik sowie der Finanzpolitik.Gleichwohl erscheint es – im Hinblick auf die Zielsetzung der Gewinnung bzw. der Stabilisierung derZahl junger Bevölkerung notwendig zu prüfen, welche Akzente auf kommunaler und regionaler Ebeneim Hinblick auf die Steuerung der natürlichen Bevölkerungsentwicklung gesetzt werden können.

Die Erarbeitung eines regionalen Bevölkerungskonzepts mit einem Schwerpunkt auf einem „Rückkehr-programm Let´s Go Oberfranken“ stellt bislang bundes- und bayernweit eine einmalige Initiative dar.

Konzeption des Projekts „Lets Go Oberfranken“

Das Projekt „Let’s Go Oberfranken“ in Verbindung mit Bemühungen um Verminderung der laufendenAbwanderung bedarf der Durchführung von sechs Bausteinen:

Baustein 1: Analyse der bisherigen und zukünftigen demographischen Entwicklung in Oberfrankensowie Analyse der Auswirkungen (Bestandsaufnahme und Wirkungsanalyse)

In einem ersten Schritt war es notwendig, die demographische Entwicklung in Oberfranken statistischund kartographisch darzustellen sowie vor dem Hintergrund der wirtschafts- und arbeitsmarktstruktu-rellen Entwicklung einer Bewertung zuzuführen. Von Bedeutung erscheinen folgende Schritte:

• Darstellung neuer Rahmenbedingungen für die Bevölkerungsentwicklung innerhalb Oberfrankens alsauch im Hinblick auf neue Aufgaben Oberfrankens in einem wachsenden Europa (z.B. Analyse derquantitativen und qualitativen Zuwanderungspotentiale aus den benachbarten MOE-Ländern)

• Innerregionale Differenzierung der Bevölkerungsentwicklung in Oberfranken• Die Betrachtung der Wanderungen und der natürlichen Bevölkerungsentwicklung bedurfte einer

innerregionalen Differenzierung auf Landkreis- und Gemeindeebene sowie eines bayernweiten Ver-gleichs

• Analyse der Wirkungen der Bevölkerungsentwicklung insbesondere auf die Bereiche Wirtschaft,Arbeitsmarkt, Siedlungsstruktur, Wohnungsmarkt, Infrastruktur u.a.

Baustein 2: Analyse der bisherigen Strategien zur Steuerung der Bevölkerungsentwicklung auf kom-munaler Ebene

In einem weiteren Schritt war es notwendig, auf kommunaler Ebene Maßnahmen zu erfassen, die be-reits durchgeführt werden und deren Wirkungen zu prüfen. In besonderer Weise wurde dabei auf fami-lien-, arbeitsmarkt-, wirtschafts-, bildungs- sowie wohnungsbau- und städtebaupolitische Maßnahmeneingegangen.

Baustein 3: Erfassung von ausgewählten Einzelbiographien im Hinblick auf die Analyse von Gründenund Motivationen von Abwanderungsbewegungen

Ferner wurde versucht, anhand von empirischen Erhebungen (Befragungen) abgewanderte Bevölke-rungsgruppen zu untersuchen und Motive sowie Entscheidungsprozesse nachzuvollziehen.

Baustein 4: Durchführung von Referenzanalysen in Regionen und Ländern mit Rückkehrprogrammen

Aufbauend auf die Bestandsaufnahme ging es in einem weiteren Schritt um die Durchführung vonReferenzanalysen in jenen Regionen und Ländern, die in den vergangenen Jahren und/oder Jahrzehn-ten aus unterschiedlichen Gründen Bevölkerung verloren haben. Angestrebt wurde dabei die Erfas-

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sung von „Best Practices“ in ausgewählten neuen Ländern (z.B. Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern)bzw. im Ausland.

Baustein 5: Diskussion von Zielen für die zukünftige Bevölkerungsentwicklung und das Rückkehrpro-gramm Let’s Go Oberfranken“ sowie ein regionales Bevölkerungskonzept

Ein weiterer Schritt erforderte – in enger Abstimmung mit den Vertretern oberfränkischer Kommunen,der Kammern, der Arbeitsämter sowie der Regierung – die Diskussion von Zielsetzungen für ein ober-fränkisches Rückkehrprogramm bzw. regionales Bevölkerungskonzept. Ein wichtiger Aspekt war hierauch die Frage nach dem Zuwanderungspotential aus den zukünftigen EU-Mitgliedsstaaten, insbe-sondere der Tschechischen Republik und Polen. Wichtig erschient die Diskussion über die Notwen-digkeit sowie die quantitative und qualitative Dimension einer möglichen Zuwanderung aus denNachbarländern.

Baustein 6: Erarbeitung von konkreten Maßnahmen und Strategien für ein oberfränkisches Rückkehr-programm „Let’s Go Oberfranken“ und ein regionales Bevölkerungsprogramm

In einem letzten Schritt ging es um die Erarbeitung konkreter Strategien und Maßnahmen in Gestalteines Maßnahmenbündels. Besondere Bedeutung kam der Bestimmung der Zielgruppen zu, d.h. esgalt festzulegen, welche konkreten Gruppen und Personenkreise mit dem Rückkehrprogramm bzw.dem Bevölkerungskonzept angesprochen werden sollen (z.B. junge Bevölkerungsgruppen, Fachkräf-te, Familien, [finanzstarke] Senioren etc.). Es wurden Maßnahmen entwickelt um

• Abwanderungswillige Bevölkerungsgruppen in Oberfranken zu halten,• bereits abgewanderte Bevölkerungsgruppen wieder zu einer Rückkehr zu bewegen und• Bevölkerungsgruppen für eine Zuwanderung nach Oberfranken zu gewinnen.

Bei der Diskussion der konkreten Maßnahmen und Handlungsempfehlungen wurden Maßnahmen inverschiedenen Politikbereichen und auf verschiedenen Ebenen erarbeitet, beispielsweise in denBereichen

• Bauland- und Wohnungsbauprogramme (in kommunal-privater Partnerschaft) als Anreiz für zuwan-derungswillige Gruppen, abwanderungsgefährdete Gruppen und Pendler (z.B. Ausweisung vonfamiliengerechten Baugebieten, Familienbaugeld),

• Arbeitsmarktpolitik unter Einbeziehung von ausgewählten Unternehmen und Behörden (z.B. Pilot-programme für Karriereplanung in Unternehmen und Behörden),

• Bildungs- und Wissenschaftspolitik (z.B. Veranstaltung von Schüler-Unternehmer-Messen),• Familienorientierte und single-orientierte Infrastrukturpolitik auf kommunaler und regionaler Ebene

(z.B. Generationenhäuser bzw. –dörfer)m• Verkehrspolitik (z.B. verstärkter Ausbau des Schnellstraßennetzes),• Kommunale Wirtschaftspolitik (z.B. verstärkte Förderung von Existenzgründungen oder Outsourcing-

Unternehmen),• Maßnahmen im Bereich der Freizeitpolitik und• Standortmarketing und imagepolitische Instrumente.

Empirische Vorgehensweise

Was nun die empirische Vorgehensweise betrifft, so wurden folgende Schritte durchgeführt:

• Bestandsanalyse aufgrund statistischer Daten,• Befragung von 2.000 abgewanderten Personen (schriftlich),• Befragung aller Bürgermeister in Oberfranken (schriftlich),• Befragung der 50 größten Unternehmen in Oberfranken (schriftlich),

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• Gespräche mit regionalen (z.B. Universitäts- und Fachhochschulpräsidenten, Bezirkstagspräsident)und kommunalen (z.B. Oberbürgermeister und Landräte) Entscheidungsträgern (persönlich) und

• Durchführung von Referenzanalysen.

Motive für Abwanderung

Nachfolgend die wichtigsten Ergebnisse aus der empirischen Analyse der abgewandertenBevölkerungsgruppen:

• Wie zu erwarten war, wurden als Hauptmotive berufliche bzw. arbeitsplatzmotivierte Gründe genannt(v.a. der Antritt einer neuen Arbeitsstelle bzw. der Wechsel des Arbeitsplatzes, sowie fehlende beruf-liche Aufstiegsmöglichkeiten, Verdienstmöglichkeiten).

• Eine ebenfalls wichtige Rolle spielten Mängel im Freizeit- und Kulturangebot Oberfrankens.• Daneben hatte die schlechte Erreichbarkeit Oberfrankens (fehlende Nähe zu großen Städten Ober-

frankens und Mängel in der Verkehrserschließung) ein starkes Gewicht bei der Entscheidung füreinen Wegzug aus Oberfranken.

• Nicht zu vergessen sind ausbildungsmotivierten Gründe (Schule / Studium, Aus- und Fortbildung).• Aber auch „weiche“ Faktoren waren für einen Wegzug aus Oberfranken verantwortlich. Immerhin

wurde von über einem Viertel der Befragten angegeben, dass ein Hauptmotiv für einen Wegzug dieMentalität der oberfränkischen Bevölkerung darstellte. Darüber hinaus spielte auch das negativeImage Oberfrankens eine gewichtige Rolle.

• Nicht zuletzt wirkten Mängel an der Wohnsituation fördernd auf einen Wegzug aus Oberfranken.

Wirkungen der Bevölkerungsentwicklung

Wirkungen auf die Kommunen

Zunächst ist festzuhalten, dass die Entwicklung der Bevölkerung in den Kommunen (206 Gemeindenin Oberfranken wurden befragt; Rücklaufquote bei 123 Gemeinden; entspricht 60 %) „höchstePriorität“ hat oder zumindest von den befragten Bürgermeistern als „sehr wichtig“ eingestuft wird. Mehrals 45 % aller Bürgermeister geben an, dass sich kommunale Gremien bereits mit dem Phänomen derschrumpfenden Bevölkerung auseinandergesetzt haben. Als Motive für einen Zu- bzw. Wegzug wirdvon Seiten der kommunalen Entscheidungsträger genannt:

• Arbeitsplätze,• Bauland,• Nähe zu einem Oberzentrum und• Infrastruktur

Was die Wirkungen der Bevölkerungsentwicklung betrifft, so ist hier insbesondere die Einschätzungder Bürgermeister und Unternehmer von Bedeutung. Beide Gruppen sehen klar folgende Wirkungen:

• Überalterung der Bevölkerung,• Einnahmeverluste durch Steuerausfälle,• Geringere Auslastung der Wohnfolge-Infrastruktur,• Leerstände,• Verringerung der Entwicklungschancen und• Verlust an Standortqualitäten.

Ohne bereits an dieser Stelle auf einzelne Maßnahmen eingehen zu wollen, sei erwähnt, dass dieKommunen Handlungsfelder insbesondere in folgenden Bereichen sehen:

• Ausweisung von Bauland,• Verbesserung der Infrastruktur,

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• Schaffung von Arbeitsplätzen,• Verbesserung des Freizeitangebots,• Dorferneuerung und –sanierung und• Verbesserung des Images.

Wirkungen auf Unternehmen

Bei der Befragung der Unternehmen hat sich – in Bezugnahme auf die Entwicklung der Bevölkerung– ergeben, dass die Bevölkerungsentwicklung insbesondere Schwierigkeiten bei der Gewinnung vonAuszubildenden sowie bei der Gewinnung von qualifizierten Arbeitskräften (68 %!) bereitet. Der Ab-wanderung von Arbeitskräften wirken die Unternehmen mit

• Fortbildungsmaßnahmen,• Flexibilisierung der Arbeitszeiten• Sozialleistungen und• Löhnen

entgegen, was sicherlich nicht ausreichend ist, da – verglichen mit der Motivation der Abgewanderten– die Faktoren Lohn/Gehalt und Aufstiegsmöglichkeiten wichtige Aspekte darstellen. Hinzu kommt,dass nur die Hälfte aller oberfränkischen Unternehmen „frauen-/familienfreundliche“ Maßnahmen an-bieten, wobei hier insbesondere Teilzeit- und flexible Arbeitszeitmodelle zu verstehen sind. Möglichkei-ten der Telearbeit sind ebenso wenig in Oberfranken verbreitet wie Möglichkeiten der betrieblichenKinderbetreuung (nur 10 % aller befragten Unternehmen bieten Kinderbetreuungsmöglichkeiten z.B. inGestalt von Betriebskindergärten) an.

Handlungsansätze zur Steuerung der Bevölkerungsentwicklung in Oberfranken - Rückkehr-konzept für Oberfranken

Was nun die Handlungsempfehlungen betrifft, so wurden diese in der Untersuchung gruppenspezifischaufbereitet.

Viele Entscheidungen bzw. Handlungsempfehlen vermögen ihre Wirkung erst längerfristig zu entfalten.Es ist daher umso nötiger, am besten so schnell wie möglich mit der Umsetzung zu beginnen. Dererste Schritt in dieser Hinsicht wurde in Oberfranken durch die Erstellung dieses Handlungskonzeptesgetan.

Wesentlich erscheint, dass die Handlungsebene für alle Maßnahmen die Ebene des Regierungsbezirksund ggf. die Ebene der Landkreise ist, da als Ziel anzustreben ist, dass Oberfranken eine „Wohlfühl-region“ wird, was auf einzelgemeindlicher Ebene nur schwer zu erreichen sein wird.

Von großer Wichtigkeit ist es aktionistische und sektorale Maßnahmen weitestgehend zu vermeidenund dagegen kooperative und vernetzte Strategien - sowohl unter den Akteuren, als auch unter denHandlungsfeldern - zu implementieren. Wanderungsentscheidungen umfassen eine hohe Komplexität.

Was nun Handlungsansätze im Einzelnen betrifft, so wird folgendes im Rahmen des Konzepts auf ver-schiedenen Ebenen (Unternehmen, Kommunen u.a.) angedacht:

• Etablierung von Informations- und Sensibilisierungsveranstaltungen rund um das Thema „demogra-phische Entwicklung“. Darüber hinaus hat die Untersuchung in Oberfranken hat gezeigt, dassLösungsmöglichkeiten für bestimmte Problemsituationen oftmals in nicht allzu großer räumlicherDistanz gesucht werden muss. Es muss daher ein parteien- und ressortübergreifender Austauschgefördert werden. Zielführend zu beiden sind z.B. Workshops, Tagungen, Kommunalberatung bzw.informelle Gespräche.

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• Implementierung einer Kontakt- und Informationsagentur (ähnlich mv4you) für bereits abgewanderteBevölkerungsgruppen zur Informationsversorgung und Aufrechterhaltung der gefühlsmäßigenBindung an die ehemalige Wohnregion.

• Stärkung der vier oberfränkischen Oberzentren und Mittelzentren als „Auffang-Stadtregionen“• Verbesserung der Angebote für Familien seitens der Kommunen (günstiges Bauland, kinderfreundli-

che Bauleitplanung, Familienfreundlichkeitsbarometer für Kommunen)• Einstellung eines Ansiedlungsbeauftragten für die Region (regionale Wirtschaftsförderung)• Einrichtung einer „One-Stop-Agency“ nach Heidelberger Vorbild (alle für die Wirtschaftsförderung

wichtigen Verwaltungsleistungen werden zentral gebündelt)• Erstellen eines Marketingkonzept für Fachkräfte (Erstellung spezieller Broschüren, „Kennenlern-

Wochenende“, Werbung an in- und ausländischen Universitäten, Patenschaften von Unternehmenmit der Region [z.B. Schulen], Vergabe von Stipendien durch heimische Unternehmen an Studentenin der Region)

• Verbesserung der Lohn- und Gehaltsstrukturen in Unternehmen• Verbesserung der Aufstiegsmöglichkeiten in Unternehmen und Verwaltungen• Erstellung einer „Flopliste“, also einer Liste, die Ausbildungsberufe benennt, die in die Arbeitslosigkeit

führen• Unterstützung von Schüler- und Studentenunternehmen als Beitrag zur Schaffung einer Gründerat-

mosphäre• Aufbau einer Schüler- und Studentenmesse• Einrichtung einer Immobiliendatenbank mit allen freien gewerblichen und nicht-gewerblichen

Objekten• Bauland- und Wohnungsprogramme für junge Familien und Senioren (Generationen-Wohnen)• Konzipierung neuer Wohnstandortmodell für Senioren (z.B. nach dem Muster der „Sun Cities“ in

Florida) – „Junge Leute wollen alle“• Aufbau eines oberfränkischen Familienprogramms• Aufbau eines regionalen Veranstaltungskalenders• Zusendung von Heimatzeitungen an Abgewandtere• Schulung des Personals in Einwohnermeldeämtern.

Es wird damit deutlich, dass es eine Reihe von Ansätzen auf kommunaler und betrieblicher Ebene gibt,um die Wanderungen und – mittelfristig möglicherweise auch die natürliche Bevölkerungsentwicklung– zu beeinflussen. Derzeit zeigt sich, dass die Kommunen zunehmend sich des Themenkreises anneh-men und eine Umsetzung von Maßnahmen angehen.

Zusammenfassung

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass das Land Rheinland-Pfalz, seine Regionen und die ein-zelnen kommunalen Gebietskörperschaften zukünftig mit einem nicht unerheblichen Bevölkerungs-rückgang und den damit einhergehenden altersstrukturellen Verschiebungen umgehen müssen. Diesehäufig mit dem Begriff „Schrumpfung“ umschriebene Entwicklung muss von allen Akteuren bewusstbei den räumlich relevanten Entscheidungen berücksichtigt werden. Allerdings impliziert„Schrumpfung“ keineswegs eine negative, rückläufige Entwicklung, sondern es können sich auch neueEntwicklungschancen durch den demographischen Wandel ergeben, die offensiv durch die verant-wortlichen Akteure aufgegriffen werden sollten. Wichtig erscheint eine bevölkerungs-bewussteLandes-, Regional- und Kommunalentwicklung zu unterstützen – ein Weg, der neuer Konzepte,Instrumente sowie Maßnahmen und Strategien bedarf.

68 „Die demographische Herausforderung in unseren ländlichen Räumen und ihren Ortsgemeinden“

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Verbesserung der Lebensqualität durch bürgerschaftliches Engagement

Dipl.-Geographin Nathalie Franzen

Regionalberaterin, Münster-Sarmsheim

7.

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70 „Die demographische Herausforderung in unseren ländlichen Räumen und ihren Ortsgemeinden“

Gliederung:

1. Bürgerschaftliches Engagement auf dem Lande

2. Aktuelle Problemstellungen

3. Beispiele aus der Praxis

4. Fazit

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23. Informationsveranstaltung des Landkreistages Rheinland-Pfalz 71

Bürgerschaftliches Engagement auf dem Lande

Hilfe bei Beerdigungen Hilfe für Senioren Hilfe beim Hausbau

Backhaus Dorfgemeinschaftshaus

Buswartehäuschen Grillhütte

Nachbarschaftshilfe:Grundsatz gegenseitiger traditionsgemäß festgelegter Unterstützung besonders bei außergewöhn-lichen Anlässen.

Gemeinschaftseinrichtungen:Gemeinschaftlich genutzte Einrichtungen wie Backhäuser, Gefrierhäuser, Bürgerhäuser, ...

Eigenleistungen:Eigenständige Bauleistungen oder Unterstützung bei Bauleistungen für öffentliche Maßnahmen (z.B. Vereinsheim, Grillhütten, Bürgerhäuser).

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72 „Die demographische Herausforderung in unseren ländlichen Räumen und ihren Ortsgemeinden“

Aktuelle Problemstellungen

Die Sozialstruktur im ländlichen Raum ist einem deutlichen Wandel unterworfen: waren die Dörfer inden 60er Jahren noch stark durch die Landwirtschaft bestimmt, haben wir heute hauptsächlich Wohn-Dörfer, deren Bewohner zum Arbeitsort pendeln und sich auch dort versorgen.Dabei gibt es sehr unterschiedliche Entwicklungen in den Orten, je nach Lage, historischer Entwick-lung, Nähe zu Städten etc.

Die aktuelle Bevölkerungsentwicklung führt zu weiteren Problemen, die gerade auch den ländlichenRaum vor neue Aufgaben stellen.Dazu gehört vor allem die Infrastruktur, hier: die Versorgungsinfrastruktur. Sie setzt sich zusammen ausAufgaben wie Lebensmittelversorgung, Einzelhandel, Handwerk, Gasthöfe, Ärzte, Gemeindeverwal-tung, Post, Bank, Kindergarten, Schule, VHS, Kirche, Sport- und Freizeiteinrichtungen, kulturelleAngebote.

Die Entwicklung im ländlichen Raum verlief von der traditionsgeleiteten Gesellschaft (Tradition istRichtschnur des Handelns) hin zur außengeleiteten Gesellschaft (Öffentliche Meinung und Mode alsMaßstab des Handelns), die bislang eher im großstädtischen Leben zu finden war. Damit einher gehtauch eine weitverbreitete Tendenz zur Individualisierung. Die bisher gegebene Geborgenheit in derTradition wird von der ständigen Angst, eine neue Entwicklung zu verpassen, abgelöst.

Diese Entwicklungen führten und führen dazu, daß auch auf dem Lande die nachbarschaftlichenBindungen weniger werden und zunehmend Familien oder Einzelpersonen außerhalb des „sozialenNetzwerkes Dorf“ stehen.

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23. Informationsveranstaltung des Landkreistages Rheinland-Pfalz 73

Beispiele aus der Praxis

Dorfgemeinschaft Seckmauern e.V., Hilfe für jung und alt

• Verein für Austausch von Dienstleistungen und die engere Zusammenarbeit von Jung und Alt• Ziele sind: Verbesserung der Nachbarschaftshilfe, Förderung der Dorfgemeinschaft, Hilfen für alle

Bevölkerungsgruppen• Mögliche Ansatzpunkte sind:

• Begleitung bei Spaziergängen, zu Ämtern, Erledigung von Einkäufen etc. • Leichte hauswirtschaftliche Dienste • Kleine Reparaturhilfen

Alle Generationen bringen Hilfen ein und nehmen andere in Anspruch

sozial Kultur/Tradition

wirtschaftlich

• Integration• Soziales Engagement• Kontakte• Erfahrungen• gemeinschaftliches Handeln

auch über TR hinaus• Zeit-Rente

• Lebensgefühl• Jung und alt• Dorfleben aktivieren• regionale Kultur

• „Bereicherung“• individuelle Fähigkeiten• unabhängig von Beruf• Gleich-Wertig• Einsparungen für Kommune

Perspektiven fürTauschringe (TR)

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Nachbarschaftsladen

Ein Nachbarschaftsladen dient nicht der privaten Existenzsicherung, sondern der Sicherung der ört-lichen Grundversorgung; somit muß kein Unternehmerlohn erwirtschaftet werden

Durch die Betriebseinlage möglichst vieler Gesellschafter wird ein wichtiger Beitrag zu den Einrich-tungskosten oder der ersten Warenausstattung geleistet (keine Kredite notwendig)

Durch die Teilhabe der Bürger an Aufbau und Trägerschaft des Ladens kommt es zu einer hohenIdentifikation mit der Einrichtung („Unser Laden”), der zu einer erhöhten Nutzungshäufigkeit undKundentreue führt

Den gleichen Effekt hat die Mitbestimmung der Gesellschafter bei der Geschäftspolitik: So könnennicht nur das Warenangebot, sondern auch z.B. die Öffnungszeiten gemeinsam vereinbart werden

74 „Die demographische Herausforderung in unseren ländlichen Räumen und ihren Ortsgemeinden“

NachbarschaftsladenErmetheis

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Bürger betreiben ihre Kneipe im Ort selbst:

Häufig keine Gaststätte mehr im Dorf, kein Café.

Aber das Bürgerhaus (oder andere Vereinshäuser) hat noch freie Kapazitäten.

Gruppen übernehmen einzelnen Tage bzw. besondere Angebote wie: Dienstag Stammtisch, MittwochFrauenabend nach der Gymnastik, Donnerstag Nachmittag Café ab 14 Uhr für Senioren und Müttermit Kindern.

Schwimmbadverein Birkert:

• Ziel: Verlust des dörflichen Schwimmbades (eigentlich ein Feuerlöschteich) vermeiden• Schwimmbadverein gegründet, der das Bad nun als Vereinsbad in eigener Regie betreibt

• Verein hat das Bad von der Gemeinde Brombachtal gepachtet; diese ist weiterhin für die Pflegeund Instandhaltung zuständig.

• Vorteile für die Gemeinde:• die eingesparten Lohnkosten für die Aufsicht

• für den Verein:• die deutlich geringeren Auflagen an die technische Ausstattung des Bades (ein Vereinsbad, in

dem nur Mitglieder schwimmen dürfen, muß einen niedrigeren Standard erfüllen als ein öffentli-ches Bad).

• für die Bürgerinnen und Bürger:• weiterhin im Ort ein Schwimmbad zu haben• das Engagement ist gewachsen, das Bad und die Liegewiese in einem guten Zustand zu erhalten.

23. Informationsveranstaltung des Landkreistages Rheinland-Pfalz 75

Ausschank imDGH

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76 „Die demographische Herausforderung in unseren ländlichen Räumen und ihren Ortsgemeinden“

Mitfahrhaltestelle:• Gelegenheit zum Mitfahren im Ort• Zielhaltestelle im zentralen Ort• Mitfahren auf Verabredung oder auf gut Glück

Fahrdienste:• regelmäßige Fahrten in den Einkaufsort

• nicht-mobile Menschen können selbst ihren Bedarf auswählen statt Lieferung / Mitbringen nachListe

Verbesserung der Spielmöglichkeiten für Kinder:• Beteiligung bei der Spielplatzplanung von Anfang an (Eltern und Kinder)• Spürnasenaktionen und Modellbau• Gemeinsame Umsetzung mit Eltern und Kindern:

• Höhere Akzeptanz• Identifikation mit dem Geschaffenen• Übernahme von Verantwortung (Pflege, Sichtkontrollen)

Spiel-Räume

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Fazit

Es gibt einige wichtige Punkte, die das Engagement von Bürgern für ihren Ort fördern:

• Partizipation bei allen kommunalen Planungen (nur wer mitreden kann, engagiert sich auch)• regelmäßige Gelegenheit zum zwanglosen informieren über anstehende Projekte (über Einwohner-

fragestunden und Bürgerversammlungen hinaus)• unbürokratische Bereitstellung von Know-How und Infrastruktur, z.B. durch Gemeindemitarbeiter;

Räume, Material, Bürodienstleistungen wie Kopien etc.• Wertschätzung des Geleisteten durch die Gemeinde, z.B. bei der Einweihungsfeier oder anderen

Gelegenheiten zur Belobigung

Wie in den Ausführungen gezeigt wurde, kommen weitere starke Veränderungen auf die Dörfer zu,sowohl in Ballungsraumnähe als auch in der Peripherie. Diese können positiv nur in einem engenMiteinander der Bürgerschaft und der Kommune gelöst werden. Ziele sollten vor allem die Erhal-tung und ggf. Verbesserung der Lebensqualität in den Orten und das Miteinander der Generationensein.

Für die Zukunftsplanung der Dörfer wird eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten entscheidend sein,um zunächst ein individuelles Leitbild für die veränderte Entwicklung gemeinsam zu erarbeiten unddann auch gemeinsam umzusetzen.

Dabei sollte eine Konkurrenzkampf von Gemeinden vermieden werden zugunsten einer Aus-arbeitung der individuellen Stärken.

23. Informationsveranstaltung des Landkreistages Rheinland-Pfalz 77

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Dorfhausinitiative - Strategien und Maßnahmen zur

Vitalisierung von Dorfkernen

Dipl. Ing. Friedrich Hachenberg

Büro Stadt-Land-plus, Boppard-Bucholz

8.

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Inhalt:

Demografischer Wandel

Schrumpfung verschärft die Entleerung der Ortskerne

Leitsätze zur Belebung der Ortskern

Neue Strategien und qualitätsvolle Planung

Dorfmanagement im Wettbewerb

Strategien

Maßnahmen

Beispiele

Instrumente

80 „Die demographische Herausforderung in unseren ländlichen Räumen und ihren Ortsgemeinden“

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Demografischer Wandel

Die demografische Entwicklung wird insbesondere in strukturschwachen ländlichen Räumen denProzess der sozialökonomischen Auszehrung und Entleerung der Ortskerne weiter verstärken.

Steuerndes Eingreifen der Gemeinden zur Funktionsstärkung von Arbeiten, Versorgen undWohnen im Ortskern erfordert neben den bekannten Maßnahmen der Wirtschaftsförderung (Marke-ting), der soziokulturellen Initiativen, der Straßen- und Freiraumgestaltung, Wohnumfeldverbesserung,der Fördermaßnahmen im Bereich von Sanierung und Modernisierung ortsbildprägender Bausubstanzweitergehende Maßnahmen.

Diese sind zunehmend als Managementaufgaben anzugehen. Motivation und Information der Bür-gerinnen und Bürger (Leitbilddefinition), aktive Teilnahme am Grundstücks- und Immobilienmarkt(Flächen- und Gebäudemanagement), weitreichende Baustrukturkonzepte mit Perspektiven fürqualitätsvolle Architekturen und Freiräume – zum Teil auch mit Rückbau von Bausubstanzen (Dorf-umbau) sowie Beratungs- und Förderungsmanagement sind die Zukunftsaufgaben.

Wertverlusten an Gebäuden und Grundstücken ist durch klare und abgestimmte Festlegungen zurEntwicklung der Baustrukturen (Baurecht) zu begegnen. Diese neue Verbindlichkeit basiert vor allemauf einer umfassenden Öffentlichkeitsarbeit (Dorfhausinitiative). Unterstützend wirkt dabei die An-gebotsverbesserung (Verfügbarkeit) von Grundstücken und Altbauten in den Ortskernen durch geziel-te Maßnahmen, z.B. Initiativkreise, Altbaubörsen, gleichzeitig aber auch die Steigerung der Nachfrage,insbesondere durch Imagesteigerung für das Leben im Zentrum des Dorfes.

23. Informationsveranstaltung des Landkreistages Rheinland-Pfalz 81

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82 „Die demographische Herausforderung in unseren ländlichen Räumen und ihren Ortsgemeinden“

Investition in nachhaltige Nutzung/Werterhaltung - Sicherung des Dienstleistungsstandorts „Dorf“,Bürogebäude Stadt-Land-plus

Schrumpfung verschärft die Entleerung der Ortskerne

8 Thesen

• Der Demografieaspekt ist nicht alleine verantwortlich für die Entwicklung im ländlichen Raum.• Schrumpfung ist ein mehrdimensionaler Prozess und kumulatives Problem.• Die räumliche Differenzierung in den Landkreisen wird zunehmen.• Die Menschen bevorzugen Orte mit den besten Arbeits-, Versorgungs- und Freizeitmöglichkeiten.• Ökonomie, Grundversorgung und Image stehen im bei der Wohnortwahl Vordergrund.• Der interkommunale Wettbewerb in den Sektoren

Wohnen - Handel - Dienstleistung - Gastronomie - Kultur - Verkehrwird sich verstärken.

• Das kommunale Image wird neben den harten Faktoren zum entscheidenden Standortfaktor undHandlungsfeld

• Das Image des Neubaugebietes dominiert derzeit i.d.R. das des Ortskerns.

Leitsätze zur Belebung der Ortskerne

• Das Dorf der Zukunft ist bereits gebaut – es wird sich aus dem Bestand entwickeln.• Entwicklung nach Innen muss Schwerpunktaufgabe sein („Neubaugebiet Ortskern“).• Die Stabilisierung der Ortskerne beginnt mit der Erhaltung der Kulturlandschaft und einer maßvollen

Außenentwicklung.• Das System Dorf beinhaltet alle zu berücksichtigenden privaten und öffentlichen Funktionen:

Wohnen / Handel / Kultur / Gastronomie / Dienstleistung, Gewerbe etc...• Funktionsvielfalt ist lokal und regional zu organisieren.• Regionale, interkommunale und lokale Aktivitäten sind zu koordinieren.• Ortskernvitalisierung funktioniert nur im Rahmen qualitätsvoller städtebaulicher und soziokultureller

Gesamtkonzepte.• Ortskernvitalisierung ist als dauerhafter Prozess aller Akteure auf der Grundlage einer langfristigen

Strategie zu organisieren.

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Neue Strategie und qualitätsvolle Planung

Morgen ist bereits gebaut, deshalb wird das Dorf der Zukunft sich vor Allem aus dem Bestand ent-wickeln. Chancen aus dieser Entwicklung (Dorfumbau) werden nicht allein als Notwendigkeit vor demHintergrund schrumpfender Dörfer gesehen, sondern als Anforderung an die qualitative Entwicklungder Dörfer.

Das oberste Ziel ist Attraktivitätssteigerung durch eine qualifizierte Entwicklung/Schrumpfung. Diessetzt eine offene Diskussion und Information durch Einbeziehung aller Beteiligten voraus.

Grundlage sind ein baukulturelles Leitbild und eine hohe architektonische Qualität der baulichenMaßnahmen. Der Umbauprozess der Dörfer erfordert eine ganzheitliche Konzeption in Form eines qua-lifizierten Dorfentwicklungskonzepts.

Dazu ist eine zielorientierte Umsetzungsstrategie erforderlich, die ein aktives Flächen- undGebäudemanagement voraussetzt; gesteuert und optimiert nach städtebaulichen, wirtschaftlichen,ökologischen und sozialen Kriterien.

Wer Städtebau betreiben will, muss Bodenpolitik betreiben.

Wichtig für die Zukunft und die Erneuerung von Gebäuden: wandelbare Gestaltung und barrierefrei,flexibel und rückbaufähig.

Dorfmanagement im Wettbewerb

Dorfmanagement erfordert einen hohen Aufwand und eine ganzheitliche Konzeption (mehrdimensio-nale Problemkonstellation). Entscheidend ist es, die Dorfbewohner einzubeziehen. > Imagesteigerungversus Wertverlust.

Die Gefahr für den Ortskern besteht in einer zu starken Häufung einkommensschwacher Gruppen.

Wohnung und Haus werden zunehmend zum Mittel und Abbild der kulturellen und sozialen Stellung.Image beruht auf unterschiedlichsten Lebenswelten, Herkünften und Biographien in neuer Mischung(Mosaik kleiner Welten). Nachbarschaften werden neu definiert.

Der Wettbewerb besteht weiter, >besteht zwischen Ortskern und Neubaugebiet, >zwischen Dorf undNachbardorf. Er wird sich tendenziell weiter verschärfen, sich in den Preisen und dem Wert derImmobilien niederschlagen.

Wir müssen uns alle dem Wettbewerb stellen.

23. Informationsveranstaltung des Landkreistages Rheinland-Pfalz 83

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84 „Die demographische Herausforderung in unseren ländlichen Räumen und ihren Ortsgemeinden“

Strategien

Die Strategie „Dorfhaus“ setzt an einerseits aufder Ebene des Angebots an Gebäuden, Grund-stücken, Freiflächen, vorhandener Infrastruktur undSituation des Wohnumfelds im Ortskern, erfasstdiese und benennt Instrumentarien zur Steigerungdes Angebots, zur Erhöhung der Verfügbarkeitder Potenziale, zur Qualitätssteigerung beispiels-weise der Wohnumfeldsituation oder der Vermitt-lung von alter Bausubstanz durch gezielte Nach-fragen oder beispielsweise Zwischenerwerb durchdie Ortsgemeinde.

So wie auf der Angebotsseite ist andererseits auchauf der Nachfrageseite das Potenzial zu erhö-hen. Hier sind verschiedene Instrumentarien denk-bar, beispielsweise eine Altbau- oder „Dorfhaus-Börse“, eine ständige Beratungsmöglichkeit überUmgang mit alter Bausubstanz bis hin zu Höheund Antragsverfahren von Zuschüssen im Altbau-bereich.

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Strategien

Die Verbandsgemeinde Wallmerod hat mit der Initiative „Leben im Dorf - Leben mittendrin” und demDorfhauskonzept den beschriebenen Wege begonnen. Sie steigert mit Unterstützung u.a. von Stadt-Land-plus durch vielfältige Maßnahmen von finanzieller Förderung bis hin zur Gebäudebörse aktivdie Attraktivität der Dörfer.

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Strategien

„Angebot steigern und Nachfrage erhöhen“Gebäudebörse Landkreis Daun im Internet

Thematisierung schafft erste Erfolge. Die Reichweite war bisher begrenzt. Das Medium Internet bietetein gute Plattform für eine Gebäudebörse auf lokaler und regionaler Ebene. Die Erfolgsaussichten sindgut!

Anforderungen: Dauerhaftigkeit, professionelles Marketing, Kommunikationsdesign.

Statistik der Dauner Gebäudebörse:

• 1.000 Gebäude stehen leer• 28 % antworten nicht• 42 % haben kein Interesse• 15 % nutzen Gebäude selbst• 14 % wollen bei der Börse mitmachen

• Gebäudebörse 2001 = 68 Objekte• Gebäudebörse 2004 = 62 Objekte• Mittlerweile 26 Gebäude verkauft• 28 Gebäude ohne Börse verkauft

86 „Die demographische Herausforderung in unseren ländlichen Räumen und ihren Ortsgemeinden“

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Strategien

Leerstand und Entwicklungspotenzial zusammen mit den Bewohnern im Arbeitskreis erörtern – bspw.im Rahmen der Dorferneuerung.

Vielfach wurden schon ortsbildprägende Gebäude vorbildlich erneuert und ehemalige Wirtschaftsge-bäude zu Wohnzwecken umgebaut.

Bei Neubau-, Umbau- und Renovierungsvorhaben ist die ortstypische Gestaltung in jedem Fall zubeachten. Dazu gehört die Verwendung regionstypischer Baumaterialien, die Beachtung des typischenBaustils und der entsprechenden Gestaltungsmerkmale.

Die Unterstützung von Initiativen zur Erhaltung und Gestaltung privater Bausubstanz wird vonder Bevölkerung als wichtig eingeschätzt.

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Arbeitskreis „Ortskern“ in der chwerpunktgemeindeMeudt.

Zukunftspotenzial in den einzelnen Ortsteilen.

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MaßnahmenImageträger – Wohnstandort

Dorfhaus – private Initiative

Die Reaktivierung ortsbildprägender Bausubstanz ist ein wesentlicher Baustein zur Wiederbelebungder gewachsenen Altortbereiche.

Zeitgemäßes Wohnen steht nicht im Widerspruch zur historischen Bausubstanz. Es eröffnen sich viel-fältige Möglichkeiten gerade für junge Familien mit Kindern.

Die Qualitätssteigerung im Ortskern wird somit zur unumgänglichen Daueraufgabe!

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Hunsrücker Einfirsthof vor der Sanierung, ca. 1990 Nach der mit Dorferneuerungsmitteln geförderten Sanierung,2000

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MaßnahmenImageträger – Wohnstandort

Innenentwicklung zur langfristigen Sicherung des Wohnstandorts - Ortskern

Neuorganisation von Wohnbauflächen in Boppard-Hirzenach - UNESCO-Welterbe im Oberen Mittelrheintal

Durch „Entdichtung“, Verbesserung der Besonnung sowie der Schaffung von Freiraum entsteht einelangfristige Planungs- und Investitionssicherheit für alte und neue Bewohner!

Mehrgenerationenwohnen im Ortskern

Beispiel Uhler:Alt werden im Dorf wird möglich durch die Um-nutzung ehemals landwirtschaftlich genutzterGebäude innerhalb einer Hofanlage

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MaßnahmenImageträger – Wohnstandort

Innenentwicklung zur langfristigen Sicherung des Wohnstandorts - Ortskern

Funktionsverbesserung durch Flächenrecycling – von der Landwirtschaft zumWohnen, Neuordnung im Bestand durch Bebauungsplan.

Durch die Überplanung - mittels eines Bebauungsplans - nicht mehr benötigter innerörtlicher land-wirtschaftlicher Flächen und Gebäude ist ein attraktives „Neubaugebiet“ im Ortskern entstanden.

Durch die Ausübung des Vorkaufsrechts mittels einer kommunalen Satzung wird die zügige Realisie-rung gewährleistet.

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MaßnahmenLebendiges Dorf – Kultur

Erhaltung und Aufwertung der dörflichen Kultur und Gastronomie „weiche“ Standortfaktoren

„Alter Dorfsaal – neue Nutzung“ Gastronomie wiederbelebt

Durch den Umbau und die Sa-nierung des alten Dorfsaals wur-de der Dorfmittelpunkt wieder-hergestellt und neu belebt undRaum geschaffen für:Fastnacht / Kirmes / Bürgerver-sammlungen / Vereine / Disco /Theater und vieles mehr...

„Ländliche Kultur am Leben erhalten“

Die zukünftige Nutzung des Saales wird die Belangealler Gruppen im Dorf berücksichtigen. Die Orts-gemeinde wird den Saal mit seiner ganz besonderenAtmosphäre nutzen für Vereinsfeiern des Sport- undGesangvereins übers gesamte Jahr verteilt, für Frau-en- und Kinderturnen, für den St. Martins-Tag imNovember, für die Stephanus-Kirmes im Dezember,für die großen Fastnachtsveranstaltungen im Januarund Februar (die zur gutbesuchten Tradition gewor-den sind) sowie für Familienfeiern ebenfalls übersgesamte Jahr verteilt.

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MaßnahmenLeistungsfähiges Dorf – Handel und Gastronomie

Städtebauliche Neuordnung zur Attraktivierung des örtlichen EinzelhandelsVorraussetzung für vitale Ortskerne

Private Initiative im „halböffentlichen Raum“

Zielsetzung ist die Verbesserung der Funktionsfähigkeit, der Attraktivität des Ortskerns und die Stei-gerung der Einkaufsatmosphäre durch Aufwertung der Aufenthaltsqualität. Nur so kann der Entwick-lung einer autoorientierten Versorgungsstruktur in den Ortsrandbereichen entgegengewirkt, und dieinnerörtliche Infrastruktur gestärkt werden.

Weitere Beispiele

Attraktives Dorf – Tourismus und öffentlicher RaumStraßenraum- und Platzgestaltung

Attraktivierung des Ortskerns und Aufwertung des Images für Bewohner und Touristen.

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Freundliches Dorf - Nachbarschaft / Kinder - JugendErrichtung eines Quartier- (Spiel-) Platzes

Förderung der Nach-barschaften, Neuord-nung von Straßen undWegen, Integration Bau-gebiet (Abrundung).

Nahes Dorf - Stärkung des ÖPNVBahnhofsneugestaltung

Verknüpfung der Ver-kehrsträger Schiene, Bus,PKW, Fahrrad.

Traditionsreiches Dorf – Tourismus und lokale IdentitätKultur- und Geschichtspfad

Vermittlung von Wertenzur inneren und äußerenImagesteigerung.

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Instrumente

Verbesserung der Freiflächensituation und städ-tebauliche Neuordnung im Ortskern durch Be-bauungsplan.

Ausüben von Vorkaufsrecht mittels Satzung.

Private Beratung im Rahmen der Dorferneue-rung.

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Anwesenheitsliste

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Pressespiegel

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Rheinpfalz vom 26. 06. 2004

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23. Informationsveranstaltung des Landkreistages Rheinland-Pfalz 103

Rheinpfalz vom 30. 06. 2004

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23. Informationsveranstaltung des Landkreistages Rheinland-Pfalz 105

Rheinpfalz (Donnersberger Rundschau) vom 4. 1. 2005

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23. Informationsveranstaltung des Landkreistages Rheinland-Pfalz 107

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23. Informationsveranstaltung des Landkreistages Rheinland-Pfalz 109

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23. Informationsveranstaltung des Landkreistages Rheinland-Pfalz 113

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23. Informationsveranstaltung des Landkreistages Rheinland-Pfalz 115

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Bilddokumentation

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Die Gastreferenten der 23. Informationsveranstaltung zur Dorferneuerung

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Ministerialdirigent Rudolf Oster,Leiter der Kommunalabteilung,Ministerium des Innern und für Sport

Prof. Dr. Gabi Troeger-WeißUni. Kaiserslautern, Lehrstuhl für Regionalentwicklungund Raumordnung

Ministerialrat Jens Carstensen,Referent für Grundsätze, der Raumordnung undRegionalplanung,Ministerium des Innern und für Sport

Dipl.-Ing. Friedrich Hachenberg,Büro Stadt-Land-plus, Boppard-Bucholz

Dipl.-Geographin NathalieFranzen, Regionalberaterin, Münster-Sarmsheim

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23. Informationsveranstaltung des Landkreistages Rheinland-Pfalz 119

Der demographische Wandel - ein aktuelles Thema, das vielfältige Interessen und Diskussionen her-vorruft.

Tagungshotel „SchlossHotel“ Rockenhausen, Stadt Rockenhausen.

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Bürgermeister Karl-Heinz Seebald präsentiert den Tagungsteilnehmern sehr eindrucksvoll die gelun-gene städtebauliche Erneuerung der Stadt Rockenhausen.

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23. Informationsveranstaltung des Landkreistages Rheinland-Pfalz 121

„Das Turmuhrenmuseum“ ein Hauptmagnet für die touristische Entwicklung der Stadt Rockenhausenund des Donnersbergkreises. Eine gelungene städtebauliche Sanierungsmaßnahme.

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Gaugrehweiler, VG Alsenz-Obermoschel: Stärkung der Innenentwicklung bedeutet vor allem Erhal-tung und Attraktivierung des Ortskerns.

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23. Informationsveranstaltung des Landkreistages Rheinland-Pfalz 123

Der langjährige Dorferneuerungsbeauftragte des Donnersbergkreises, Herr Dipl.-Ing. AndreasDiener, verschaffte den Tagungsteilnehmern einen sehr guten Einblick in die vielfältigen Aktivitäten undMaßnahmen der Dorferneuerung im Donnersbergkreis.

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Der Schmalfelder Hof - ein Kleinod für Kunst und Kultur auf dem Lande.

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23. Informationsveranstaltung des Landkreistages Rheinland-Pfalz 125

Marienthal: Dorferneuerungsprojekt - Naturnaher Spiel- und Erlebnisraum. DieLebensfähigkeit der Dörfer wird wesentlich mitbestimmt von den jungen Familien undihren Kindern. Die Dorferneuerung unterstützt und fördert das Engagement von Kindernund Jugendlichen in der Dorferneuerung.

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Die Ortsgemeinde St. Alban, VG Rockenhausen, stand im Mittelpunkt der Dorferneuerungsexkur-sion. Die Ortsgemeinde wurde am 07. Oktober 2004 in Raggal, Österreich, mit einem„Europäischen Dorferneuerungspreis für ganzheitliche und nachhaltige Dorfentwicklung vonherausragender Qualität“ ausgezeichnet.

Zukunftsweisende und auf Nachhaltigkeit angelegte Projekte zeichnen die Dorferneuerungsgemeindeaus.

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St. Alban; Bio-Solar-Siedlung: Energie- und flächensparendes Wohnen für alle Altersgruppen.

Gelungene Integration eines Baugebietes in die Landschaft.

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Hengstbacherhof, Ortsgemeinde St. Alban:Eine nordpfälzische Gehöftgruppe mit aktiven Bewohnern,die für eine nachhaltige und zukunftsbeständige Entwicklungeintreten.

Alte landschaftsprägende Bausubstanz wurde erhalten bzw. erneuert fürWohnen, Gewerbe und Tourismus.

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