AUFWÄNDIGE ROHRVERLEGUNG IM TIROLER PITZTAL

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estartet haben die Bauarbeiten für das neue Wasserkraftwerk bereits im Mai des Vorjahres. Oberste Priorität hatte dabei von Anfang an für den St. Leonharder Alt-Bürgermeister Rupert Hosp, dass die Ge- meinde als alleiniger Eigentümer und somit einziger Bauherr das Projekt in Auftrag gibt. Somit war die Unabhängigkeit des Kraft- werksbetriebs festgeschrieben und die Ge- meinde kann die Vorteile der umweltfreund- lichen Energieproduktion exklusiv für sich nutzen. Der als Ehrengast anwesende Tiroler ÖVP-Klubobmann Jakob Wolf vermerkte beim offiziellen Spatenstich positiv, dass der Baubeschluss im Gemeinderat einstimmige Zustimmung gefunden hat. Zudem haben breite Teile der Bevölkerung das Projekt mit- getragen. Es gab weder Einsprüche noch Bür- gerbeschwerden gegen das Bauvorhaben. Noch im heurigen Jahr soll in der Ti- roler Gemeinde St. Leonhard im Pitztal ein völlig neu errichtetes Wasserkraft- werk seinen Betrieb aufnehmen. Eigen- tum und Betrieb des Kraftwerks liegen dabei zu 100% in den Händen der Gemeinde. Durch die Nutzung des hy- droenergetischen Potentials des Gebirgs- baches Pitze wird man künftig Öko- strom für rund 4.000 Haushalte erzeu- gen. Dafür werden zwei 6-düsige Pel- ton-Turbinen mit einer Engpassleistung von 4,33 MW, die im Herbst ans Netz gehen, sorgen. Fertiggestellt ist hingegen bereits die aufwändige Verlegung der fast 4 km langen Amiantit/Etertec-GFK Druckrohrleitung nach einer Bauzeit von rund 10 Monaten. G AUFWÄNDIGE ROHRVERLEGUNG IM TIROLER PITZTAL UMFANGREICHE PLANUNGEN Federführend beim Bau der neuen Kraft- werksanlage zeichnete das Tiroler Ingenieur- büro Eberl Ziviltechniker GmbH. Dieses er- Fotos: Ingenieurbüro Eberl ZT GmbH stellte im Auftrag der Gemeinde schon 2012 eine erste Machbarkeitsstudie und Vorpro- jektierung. Darüber hinaus sorgte man für die Einreichplanung, Förderungsabwick- Die Baumeisterarbeiten an Krafthaus und Wehranlage sind teilweise schon abgeschlossen. 3.860 lfm beträgt die Länge der vollständig in Amiantit/Etertec-GFK Rohren ausgeführten Druckrohrleitung DN 1400 des neuen Gemeindekraftwerks St. Leonhard im Pitztal. 60 April 2016 Technik HYDRO

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estartet haben die Bauarbeiten für dasneue Wasserkraftwerk bereits im Maides Vorjahres. Oberste Priorität hatte

dabei von Anfang an für den St. LeonharderAlt-Bürgermeister Rupert Hosp, dass die Ge-meinde als alleiniger Eigentümer und somiteinziger Bauherr das Projekt in Auftrag gibt.Somit war die Unabhängigkeit des Kraft-werksbetriebs festgeschrieben und die Ge-meinde kann die Vorteile der umweltfreund-lichen Energieproduktion exklusiv für sichnutzen. Der als Ehrengast anwesende TirolerÖVP-Klubobmann Jakob Wolf vermerktebeim offiziellen Spatenstich positiv, dass derBaubeschluss im Gemeinderat einstimmigeZustimmung gefunden hat. Zudem habenbreite Teile der Bevölkerung das Projekt mit-getragen. Es gab weder Einsprüche noch Bür-gerbeschwerden gegen das Bauvorhaben.

Noch im heurigen Jahr soll in der Ti-roler Gemeinde St. Leonhard im Pitztalein völlig neu errichtetes Wasserkraft-werk seinen Betrieb aufnehmen. Eigen-tum und Betrieb des Kraftwerks liegendabei zu 100% in den Händen derGemeinde. Durch die Nutzung des hy-droenergetischen Potentials des Gebirgs-baches Pitze wird man künftig Öko-strom für rund 4.000 Haushalte erzeu-gen. Dafür werden zwei 6-düsige Pel-ton-Turbinen mit einer Engpassleistungvon 4,33 MW, die im Herbst ans Netzgehen, sorgen. Fertiggestellt ist hingegenbereits die aufwändige Verlegung der fast4 km langen Amiantit/Etertec-GFKDruckrohrleitung nach einer Bauzeitvon rund 10 Monaten.

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AUFWÄNDIGE ROHRVERLEGUNG IM TIROLER PITZTAL

UMFANGREICHE PLANUNGENFederführend beim Bau der neuen Kraft-werksanlage zeichnete das Tiroler Ingenieur-büro Eberl Ziviltechniker GmbH. Dieses er-

Fotos: Ingenieurbüro Eberl ZT GmbH

stellte im Auftrag der Gemeinde schon 2012eine erste Machbarkeitsstudie und Vorpro-jektierung. Darüber hinaus sorgte man fürdie Einreichplanung, Förderungsabwick-

Die Baumeisterarbeiten an Krafthaus undWehranlage sind teilweise schon abgeschlossen.

3.860 lfm beträgt die Länge der vollständig in Amiantit/Etertec-GFK Rohren ausgeführtenDruckrohrleitung DN 1400 des neuen Gemeindekraftwerks St. Leonhard im Pitztal.

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lung, Ausschreibung sowie die Ausführungs-planung und Bauaufsicht. Nach Jahren der Vorarbeit und dem Erhaltaller behördlichen Genehmigungen konnteAnfang Mai 2015 schließlich mit der Ver-legung der Druckrohrleitung (DRL) in dieBauphase übergegangen werden. Der Aus-gangspunkt der durchgängig in DN 1400ausgeführten DRL aus FLOWTITE-GFK-Rohren der Marke Amiantit befindet sich aufeiner Seehöhe von 1.281,5 m. Von der Was-serfassung bis zum Krafthaus auf 1.141,68 mverläuft die insgesamt 3.860 m lange Rohr-trasse komplett unterirdisch. Dadurch ergibtsich eine Bruttofallhöhe von 139,62 m. Die

Druckstufen der Leitung betragen PN 6 bisPN 16, bei der Steifigkeitsklasse kommt Ma-terial von SN 5.000 bis SN 10.000 zum Ein-satz. Verbaut wurden Rohrstücke in denLängen von 3 bis 12m.

DRL ZU 100% AUS GFKBeim Rohrmaterial setzten sich die optima-len Fließeigenschaften der GFK-Rohre desHerstellers Amiantit durch. Geliefert und be-reitgestellt wurde das Rohrmaterial inklusiveSonderbauteile vom niederösterreichischenRohrspezialisten Etertec aus Klausen-Leo-poldsdorf. Geschäftsführer Udo Steidleunterstreicht einmal mehr die Vorzüge des

FLOWTITE-Systems des deutschen Her-stellers: „Sie sorgen für beste Durchflussleis-tungen, lassen sich mittels Muffensystemrasch verlegen und stehen für äußerst langeLebensdauer. Zudem benötigt das Rohrma-terial weder Auskleidungen, Beschichtungennoch sonstige Maßnahmen zum Korrosions-schutz.“ Die Verlegefreundlichkeit kam den Mon-teuren sehr entgegen, schließlich liefen dieArbeiten unter aufwändigen Rahmenbedin-gungen ab. Für die Rohrverlegung engagierteman das Unternehmen Berger & Brunner,das während der fast einjährigen Bauzeit biszu 3 Montagepartien gleichzeitig einsetzte.

Die mit der Rohrverlegung beauftragte Firma Berger & Brunner hatte bis zu 3 Montagepartien gleichzeitig im Einsatz.

Das Ausbruchmaterial konnte fast vollständig zum Einbetten der DRL wiederverwertet werden. Rund 10 Monate dauerte die Verlegung der Rohrleitung.

Die Arbeiten durften auf bestimmtenBauabschnitten nur außerhalb dertouristischen Saison erledigt werden.

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1 PROJEKT = 10 BAUABSCHNITTE Projektleiter Ing. Stefan Thomaset vom Ingenieurbüro Eberlbeschreibt die komplexen Rahmenbedingungen der DRL-Verlegung,die zu einer Aufteilung in 10 Bauabschnitte führte: „Mehr als einKilometer der DRL verläuft unterhalb einer Landesstraße, wobei dieVerlegearbeiten in diesem Bereich nur außerhalb der touristischen Sai-son ausgeführt werden durften. Zudem erforderte die Trassenfüh-rung Bachquerungen an 5 Stellen. Diese wiederum durften nur wäh-rend der Niedrigwasserperiode hergestellt werden“.Weiters baute man in Abständen von jeweils 1.000 m sogenannte„Mannlöcher“ in den Verlauf der DRL ein. Diese 4 Sonderbauteilemit Druckdeckel und Be- und Entlüftungsventil setzte man an dengeografisch zu berücksichtigenden Hoch- beziehungsweise Tiefpunk-ten der Rohrtrasse.

UMWELTBELASTUNG MINIMIERTIng. Thomaset führt aus, dass in der Projektumsetzung den PunktenTransportminimierung und minimale Umweltbelastung hohe Priori-tät eingeräumt wurde. Mit der Erarbeitung eines Materialbewirt-schaftungskonzeptes konnte etwa ein Großteil des Aushubmaterials anOrt und Stelle aufbereitet und als Bettungsmaterial wiederverwendetwerden. Der Projektleiter spricht im Hinblick auf die Platzverhältnisse entlanggewisser Abschnitte der Trassenführung von einer durchwegs komple-xen Aufgabe: „Für einen möglichst schonenden Einbau der Rohrlei-tung wählte man einen engen Verlege-Korridor. Die Herausforderungbestand darin, den naturschutzrechtlich bewilligten Bereich nicht zuverlassen. In Abstimmung mit der ökologischen Bauaufsicht konntedies durch die Baufirma stets zufriedenstellend bewältigen werden.“

GUTES TEAMWORKNach dem Einbau der letzten 70 Laufmeter der DRL im März ziehtStefan Thomaset schon einmal positive Zwischenbilanz: „Der engeTerminplan gekoppelt mit den logistischen Erfordernissen erforderteein gutes Zusammenspiel von Lieferanten und Monteuren. Dazustand uns als Projektkoordinatoren die Firma Etertec als kompetenterund erfahrender Partner stets zur Seite. Außerdem soll auch nichtunerwähnt bleiben: Die Zusammenarbeit mit den Grundstückseigen-tümern und Anrainern während der Bauphase ist durchwegs sehr posi-tiv verlaufen.“Mit dem Abschluss der Verlegung der DRL können die Arbeiten ander Errichtung des neuen Wasserkraftwerks im Pitztal weiter voran-schreiten. Schon in den kommenden Monaten werden die Pelton-Turbinen angeliefert und montiert, der Beginn des Probebetriebs sollim Herbst starten.

ETERTEC GmbH & Co. KGEmail: [email protected]

www.etertec.at

Amiantit Germany GmbHEmail: [email protected]

www.amiantit.eu

Das gesamte Rohrmaterial inklusive Bögen und Sonderbauteile stellteder niederösterreichische Rohrvertrieb Etertec zur Verfügung.

Das gesamte Rohrmaterial inklusive Bögen und Sonderbauteile stellteder niederösterreichische Rohrvertrieb Etertec zur Verfügung.

Die Verlegung der DRL teilte man wegen komplexerRahmenbedingungen auf 10 Bauabschnitte auf.

Die DRL verläuft mehr als einen Kilometer unterhalb einer Landstraße.Zudem stellten die Monteure 5 Bachquerungen her.

62 April 2016

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