August 2011 bis Juli 2012 - Mannheim...September 2011 Empfehlung von Maria Metz Auszubildende bei...

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Orientierung: Unsere Medientipps des Monats August 2011 bis Juli 2012

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Orientierung: Unsere Medientipps des Monats

August 2011 bis Juli 2012

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August 2011 Empfehlung von Barbara KetteLektorat der Stadtbibliothek Mannheim

Hemingway beschreibt in dem 1964 erschienenen und jetzt in neuer Übersetzung vorliegenden Roman rückblickend sein Leben als Berichterstatter für den „Toronto Star“ im Paris der 20er Jahre. In vielen aneinander gereihten Episoden erzählt er in der für ihn charakteristischen Weise skizzenartig und mit trockenem, ja manchmal beißenden Humor von seinen Begegnungen mit berühmten Autoren wie James Joyce, Ezra Pound, Ford Madox Ford, Scott Fitzgerald und Gertrude Stein. In Paris war es denn auch, dass er beschließt, sich ganz der Schriftstellerei zu widmen.

Besonders die Dialoge bereiten dem Leser Vergnügen. Da ist Hemingways Begeg-nung mit Scott Fitzgerald:

„Scott“, sagte ich. „Ist Ihnen nicht gut?“„Wir sollten ihn zu einer Sanitätswache bringen.“„Nein. Dem geht’s gut.“„Er sieht aus, als ob er stirbt.“„Nein, beim ihm ist das nun mal so.“

Zum 50. Todestag von Ernest Hemingway im Juli 2011 erschien auch ein opulenter, sehr informativer Text-Bildband „Ernest Hemingway in Bildern und Dokumenten“, herausgegeben von seiner Enkelin Mariel Hemingway. Hier können die Parallelen von Leben und Werk des großen Literaten noch einmal sehr anschaulich nachvoll-zogen werden. Der Band macht Lust, sich auch die anderen Romane und Kurzge-schichten Hemingways (wieder) einmal vorzunehmen.

Hemingway, Ernest: Paris, ein Fest fürs Leben. Rowohlt, 2011. – 320 Seiten.

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September 2011 Empfehlung von Maria MetzAuszubildende bei der Stadtbibliothek Mannheim

„‚Ketchup, wieso ist denn dieses Päckchen Ketchup in deinem Mäppchen?‘ frage ich meine Tochter. ‚Wenn wieder ein Amokläufer kommt, schmier ich mich mit Ketchup voll und stell mich tot‘ sagt mein Kind und meint es ernst.“

Eine Stadt im Schockzustand. 16 Tote, 11 Verletzte. Das ist die Bilanz, die eine klei-ne Stadt nahe Stuttgart am Ende des 11. März 2009 ziehen muss. Der Amoklauf an der Albertville-Realschule erschütterte die 14 000 Einwohner Winnendens in ihren Grundfesten und veränderte die Stadt und ihre Menschen grundlegend. Ein Jahr lang notierte Jochen Kalka, Chefredakteur in München und sesshaft in Winnenden, alle Eindrücke, Gefühle und Erlebnisse, die er in seinem Umfeld wahrnahm. Am Ende entstand dieses Buch– ungeplant, wie der Autor immer wieder erwähnt.

Zu Beginn richtet der Autor sein Augenmerk auf die direkt beteiligten Personen, z. B. eine Mutter, die aus dem abgeriegelten Klassenzimmer einen Anruf von ihrer Tochter erhält. Nur kurz verweilt der Autor bei diesen Einzelschicksalen. Schon bald verlagert Kalka seinen Themenschwerpunkt auf das Verhalten außerhalb der Stadt. Immer wieder äußert er scharfe Kritik am Handeln von Politikern im Allgemeinen und im Einzelnen, am Verhalten der Presse und später vor allem an Schützen und Befürwor-tern des privaten Waffenbesitzes.

Der Autor vertritt energisch seine Meinung, drückt diese auch oft in sarkastischen Bemerkungen aus:„Seien wir realistisch, den meisten Menschen in Deutschland ist doch eh alles egal. Grundsätzlich. Solange ihre Autobahn nicht besteuert wird und das Bier weiterhin nach dem Reinheitsgebot gebraut wird.“

Das Buch bietet tiefe Einblicke in die Psyche der Stadt und regt den Leser zum Nach-denken an, wie man eine solche Tat in der Zukunft verhindern kann. Zudem zeigt es eine emotionale Perspektive, die man nur als unmittelbar Betroffener haben kann.

Kalka, Jochen: Winnenden.Ein Amoklauf und seine Folgen.Deutsche Verlags-Anstalt, 2011.235 Seiten.

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Oktober 2011 Empfehlung von Kirsten BrodmannLektorat der Stadtbibliothek Mannheim

Seit der Lektüre der „Bis(s)“-Bände von Stephenie Meyer gelten Vampire als unwider-stehlich, erotisch und unverletzlich!

Vladimir Tod (was für ein Name – es ist tatsächlich der Name der Hauptfigur im ame-rikanischen Original) ist ein Halbvampir (Vater war Vampir, die Mutter ein Mensch) und Vollwaise – und damit das Kontrastprogramm zu „Bis(s)“. Seit dem mysteriösen Feuertod der Eltern kümmert sich Tante Nelly um sein Wohlergehen, und das macht sie ziemlich clever: Als Krankenschwester kann sie Blutkonserven, die kurz vor dem Ab-laufdatum stehen, ungehindert abzweigen und mit nach Hause bringen. Damit sichert sie Vladimirs Überleben, denn ohne sein Hauptnahrungsmittel ist er ziemlich hilflos, und Hunger treibt auch unkontrolliert seine spitzen Eckzähne zum Vorschein. Ein Alp-traum für Vladimir, denn das ist genau das, was er auf keinen Fall will: unnötig auffal-len. So schlurft er in Jeans und Kapuzenpullis möglichst unbeachtet über den Schulhof. Leider haben es zwei Schlägertypen auf den vermeintlichen Loser abgesehen, und so erhält er mehr als einmal eine schmerzhafte Abreibung. Außerdem ist er auch noch – wie er meint: hoffnungslos – in die schüchterne Meredith verknallt und kann in ihrer Gegenwart zur Erheiterung der Leser nur unvernünftige Sätze zurechtstammeln. Er ist eben ein Durchschnitts-Teenager mit Durchschnittsproblemen, ergänzt durch dieses spezielle Problem mit dem Vampirdasein – „aber im Großen und Ganzen steht man als Vampir nicht gerade auf der Sonnenseite des Lebens.“

Heather Brewer hat die Vampirgeschichten um Antiheld Vladimir Tod auf fünf Bände angelegt. Sie hat den richtigen Sprach- und Schreibstil und so kann hier ein pfiffiger Teenager-Roman mit Vampir-Einlage empfohlen werden.

Neben pointiertem Witz finden auch düstere Spannungsmomente ihren Platz. Mit Umfängen von bisher 205 bis 300 Seiten werden sicher auch jüngere männliche Vam-pirfans zugreifen, die bisher genervt einen Bogen um Vampirgeschichten gemacht ha-ben. Das jeweilige Cover ist cool, die Überraschung ist die Rückseite (dort findet man den eigentlichen Titel) und im Buch selbst ist jedes Kapitel gut strukturiert mit einem schwarzen Startblatt und weißer Drucktype aufbereitet – eben genregemäß. Eine brei-te Empfehlung für alle, die es gerne witzig, spannend, düster und mit wohldosiertem schwarzem Humor mögen. Sofort lesen!

Brewer, Heather:Vladimir hat Blut geleckt. (Vladimir Tod, Band 1)Loewe, 2011.205 Seiten.

Brewer, Heather:Vladimir Tod beißt sich durch. (Vladimir Tod, Band 2)Loewe, 2011.301 Seiten.

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November 2011 Empfehlung von Monika HekmannLektorat der Stadtbibliothek Mannheim

Wer kennt das nicht: Nach dem großen Sommerurlaub hat man jede Menge Fotos auf dem PC und weiß nicht so recht, wo man jetzt anfangen soll. Fotos einfach ausdrucken und in ein Fotoalbum kleben? Oder doch mal die Gestaltung eines in-dividuellen Fotobuches ausprobieren?

Mittlerweile gibt es eine große Auswahl an Fotobuch-Software im Internet, die einem viel Arbeit abnimmt. „Das perfekte Fotobuch gestalten“ macht neugierig auf die Erstellung eines Fotobuches und liefert hierzu eine ausführliche Anleitung. Nach einer grundlegenden Einführung in die Regeln der Gestaltung, Layout und Typographie gibt es Anregungen für unterschiedliche thematische Bildergruppen: z. B. Kinder-, Familienfotos, besondere festliche Anlässe, Tierbilder oder Urlaubs-bilder. Hier bekommt man konkrete Tipps zur Bildbearbeitung, Platzierung und Layout. Auch das anspruchsvolle Fotobuch mit Meisterfotos wird dabei nicht außer Acht gelassen. Zuletzt wird auf verschiedene Fotobuch-Editoren auf dem Markt eingegangen. So kann man sich über die eigene bevorzugte Fotobuch-Software ausführlich informieren.

Auf www.metropolbib.de gibt es diesen inspirierenden Workshop als e-Book im PDF-Format zum Herunterladen, so dass man die Anregungen am PC direkt um-setzen kann.

Ruhland, Eva; Wulf, Angela: Das perfekte Fotobuch gestalten.Markt und Technik, 2011.242 Seiten.

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Dezember 2011 Empfehlung von Barbara KetteLektorat der Stadtbibliothek Mannheim

Der durch „Generation X“ bekannte Kultautor präsentiert mit „JPod“ einmal mehr eine Satire, die fast sämtliche Auswüchse unserer heutigen Massenkultur aufs Korn nimmt.

Der JPod ist Teil eines Unternehmens, das Computerspiele herstellt und besteht aus sechs etwas durchgeknallten Mitarbeitern, die für das Design zuständig sind und de-ren Nachnamen alle mit dem Buchstaben J anfangen.

Einer der sechs, Ethan Jarlewski, erzählt die ganze Story. Das JPod-Team soll in ein schon fast fertig gestelltes Skateboardgame eine „charismatisch-knuddelige“ Schild-kröte einbauen. Die Idee wird auf einer Marketingkonferenz von Steve, der „Toblero-ne in nur zwei Jahren aus der Krise geführt hat“ vorgestellt.

Dazwischen geht es auch in Ethans Privatleben rund. Die Mutter züchtet Cannabis im Keller und bringt mal eben einen Rocker um, der Vater ist ein erfolgloser Schauspieler ohne Sprechrollen, aber mit Liebschaften zu wesentlich jüngeren Partnerinnen, der Bruder, Immobilienmakler, macht dubiose Geschäfte und ist in Menschenschmuggel verstrickt. Sowohl Vater wie auch Mutter brauchen ständig die Hilfe ihres Sohnes.

Couplands „Theorie“ zur Handlung findet sich am Anfang des Buches auf vier dicht gedrängten Seiten, die folgenden 519 Seiten sind aber vor allem ein rasanter, abge-drehter Spaß, Parallelen zum wirklichen Leben nicht ausgeschlossen.

Ein Muss für die Generation 20 plus, aber auch für 50 plus, 60 plus, 70 plus…

Coupland, Douglas:JPod.Roman.Tropen Verlag, 2011. – 519 Seiten.

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Januar 2012 Empfehlung von Barbara KetteLektorat der Stadtbibliothek Mannheim

Sie wollen im Jahr 2012 endlich Ihre guten Vorsätze in die Tat umsetzen und etwas für Gesundheit und Figur tun? Dann ist „LowFett 30“ genau das Richtige für Sie.

Keine Angst, es handelt sich nicht um das 999. Diät-Buch. „LowFett“ heißt nicht „gar kein Fett“ sondern, so die Autorinnen, die Rückkehr zum Selber-Kochen mit frischen Nahrungsmitteln und Gewürzen. Dazu gehöre auch das richtige Einkau-fen, denn wer richtig einkaufe, könne auch nicht falsch kochen.

Der Richtwert von 30% Fettanteil an der Gesamtenergie eines Nahrungsmittels wurde von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung als Grenzwert bestimmt und kann ganz leicht anhand des dem Buch beiliegenden Fettkalkulators errechnet werden. Vorsicht ist in jedem Fall geboten bei Büro-Keksen, Nudelgerichten vom Lieferservice und fett-triefenden Döner.

Gut auch der Rat für Eltern: “Keine Extrawürste für die lieben Kleinen. Was auf den Tisch kommt, wird gegessen, alles schmeckt super.“

Aber dann machen leckere Rezepte mit appetitanregenden Fotos den Hauptteil des Buches aus, vom Frühstück (Mirabellenpfannkuchen, Stachelbeer-Crumble) über das Hauptgericht (Puten-Ananas-Spieße mit Bananendip, Forellen in Weiß-wein) bis zur Nachspeise (Beeren-Müsli mit Walnüssen, Pfirsichcreme, Rhabarber-Aspik).

Mmmmmmmm….

Schierz, Gabi; Vallenthin, Gabi:LowFett 30 – das große Kochbuch.Fettarm schlemmen und dabei abnehmen; mit Fett-Kalkulator für den Einkauf.Trias, 2011. – 149 Seiten.

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Februar 2012 Empfehlung von Kirsten BrodmannLektorat der Stadtbibliothek Mannheim

Der junge Medizinstudent Bastian lernt die hübsche Sandra kennen und wird von ihr zu einem Live-Rollenspiel eingeladen. Die Rollenspielgruppe „Saeculum“ versucht das Leben im Mittelalter des 14. Jahrhunderts nachzustellen. Bastian kommt mit zu einer Convention in ein verschwiegenes Tal in Niederösterreich. Einige Sonder-regelungen unterscheiden Saeculum von gewöhnlichen Conventions, die auch ein Time-out zulassen oder Magie-Spielregeln für Fantasy-Szenarien beinhalten. Au-thentizität ist das Zauberwort, und gerade Bastian als angehender Mediziner ahnt, dass da allen Teilnehmern eine durchaus unangenehme Prüfung bevorsteht, falls man sich Knochenbrüche oder Virusinfektionen holt. Bastians Brille wird ebenfalls aussortiert, was ihm auf nachteilige Weise eine schummerige Ansicht seiner Um-welt beschert. Als Doro, die selbsternannte Hexe, erfährt, in welche Gegend die Teilnehmer fahren, verliert sie völlig die Fassung. Die Gegend gilt als verflucht und auch den Teilnehmern fährt ein gruseliger Schauer über den Rücken, denn Paul, der charismatische Anführer, gibt gerne die Sage der Blutgruft zum Besten. Aber wie sagt eine Teilnehmerin so treffend: „Es gibt keine merkwürdigen Gegenden…es gibt nur merkwürdige Menschen.“Das Unternehmen steht unter keinem guten Stern. Gleich nach der Ankunft im La-ger setzt ein ungemütliches Gewitter ein, Sandra verhält sich kalt und abweisend, und es tauchen seltsame Nachrichten auf Rindenstücken auf – vielleicht ein Teil des Spiels, vielleicht auch nicht... Bastian wäre ohne die Hilfe der kratzbürstigen Iris verloren gewesen und die Katastrophenlage spitzt sich noch zu. Einzelne Teil-nehmer (darunter Sandra) verschwinden spurlos, die mitgebrachten Lebensmittel verderben und eine Zuflucht in eine Höhle am Berg erweist sich als Mausefalle, denn nach einem Erdrutsch (?) ist der Zugang versperrt.In diesem stilistisch wunderbar inszenierten Thriller thematisiert die Autorin Ur-sula Poznanski – letztes Jahr mit ihrem Jugendbuch-Erstling „Erebos“ Preisträge-rin des Deutschen Jugendliteraturpreises – den Ethik- und Sittenverfall, wenn eine mehr oder minder homogene Gruppe in einer psychologisch ausweglosen Situa-tion nach einem Ausweg sucht und – um den Fluch zu erfüllen – bedenkenlos ein Menschenopfer erwägt. Es ist ebenso ein Psychogramm, wie man Menschen ma-nipulieren und steuern kann, wenn man mit gut gewählten Schocks die Hysterie entfesselt. Die klug gewählte Szenerie im Rollenspiel-Millieu verstärkt die Wirkung und sorgt für ein prickelndes Lesevergnügen.Für Thrillerfans ab 14 Jahren nachdrücklich empfohlen!

Poznanski, Ursula: Saeculum.ThrillerLoewe, 2011. – 496 Seiten.

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März 2012 Empfehlung von Sabine MorgenthalerLektorat der Stadtbibliothek Mannheim

Olga Grjasnowa wurde 1984 in Baku in Aserbaidschan geboren, studierte am Deut-schen Literaturinstitut in Leipzig und hatte längere Studienaufenthalte in Warschau und Moskau. Anfang dieses Jahres erschien ihr Erstling, der Roman „Der Russe ist einer, der Birken liebt“.

Auch die junge Protagonistin Mascha stammt aus Aserbaidschan, ist Jüdin und Deutsche, die in Frankfurt lebt. Im Alter von elf Jahren immigrierte sie mit ihrer Familie nach Deutschland, ohne die Sprache sprechen zu können.

17 Jahre später beherrscht sie fünf Sprachen und hat – intelligent und eigenwillig – klare Vorstellungen von ihrer beruflichen Zukunft. Nach dem Studium der Dolmet-scherwissenschaften will sie bei den Vereinten Nationen arbeiten.

Mascha ist mit Elias befreundet, der aber nach einer Sportverletzung an den Fol-gen einer schwierigen Operation stirbt. Verzweifelt über den Verlust flieht sie nach Israel, findet allerdings auch dort keine Heimat. Bindungslos geht sie mehrere Be-ziehungen ein, ist aber immer auf der Flucht vor sich selbst und den traumatischen Ereignissen, die sie als Kind in Baku erlebt hat.

Das Alter, die Herkunft und das Leben zwischen verschiedenen Sprachen und Kul-turen sind Gemeinsamkeiten zwischen der Autorin und ihrer Romanheldin, sonst ist die Geschichte fiktiv.

Tragik und Komik wechseln sich in Olga Grjasnowas Roman ab. Er ist „die Ge-schichte einer Generation, die keine Grenzen kennt, aber auch keine Heimat hat“. (Klappentext)

Leicht und prägnant im Stil überzeugt dieser aufschlussreiche Roman und verdient viele Leserinnen und Leser.

Grjasnowa, Olga:Der Russe ist einer, der Birken liebt.Roman.Hanser, 2012. – 283 Seiten.

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April 2012 Empfehlung von Klaus BoppMusikbibliothek der Stadtbibliothek Mannheim

Die Titelgrafik – die Nadel des Tonabnehmers kratzt ein EKG auf eine Schallplatte – ist gelungen, der Buchtitel dagegen wirkt missverständlich: Nicht sechs Songs, sondern sechs Liedkategorien, denen sämtliche Kommunikationsfunktionen von Musik zugeord-net werden können, widmet der Autor – Musiker und Musikproduzent (u. a. bei Santana und Grateful Dead), Psychologe und Neurowissenschaftler – jeweils ein Kapitel seines neuen Buches. Freundschaft, Freude, Trost, Wissen, Religion und Liebe benennt er die Gruppen und meint mit „Songs“ stellvertretend alle Arten von Musik aus allen Kulturen. Es geht also um nichts weniger als die Fragen: Warum gibt es Musik und was tut sie für und mit dem Menschen?Die Songgruppen sind thematisch großzügig gefasst: „Freundschaft“ beinhaltet neben Beispielen für gemeinsame Gesänge und Tänze urzeitlicher Vorfahren, die engere sozi-ale Bindungen und letztlich erst immer größere Lebensgemeinschaften ermöglichten, auch die weit unfreundlicheren synchronisierten Gesänge und Marschbewegungen von Soldaten und Protestlieder der Antikriegsbewegung: „Sag mir, wo die Blumen sind“ oder „Give peace a chance“. Mit „Nichts geht über Bärenmarke…“ will die Werbung eine Ver-knüpfung ihrer Produkte mit guter Stimmung („Bacardi-Feeling“) und positive neuro-nale Chemie bei den Konsumenten herstellen. Die Aufbewahrung und Weitergabe von Wissen durch Lieder (Welche Pflanzen sind giftig, welche Tiere gefährlich?) hat zwar ihre überlebenswichtige Funktion weitgehend verloren, ist jedoch in Form von Lernliedern, etwa zur besseren Verankerung des Alphabets oder von Verkehrsregeln noch immer gebräuchlich. Warum hören traurige Menschen gern traurige Musik? Gibt es das Phäno-men des „ehrlichen Signals“, nach dem eine gesungene Liebesbekundung eher geglaubt wird als eine gesprochene? Ist „I walk the line“ von Johnny Cash eher ein Lied der Liebe, der Freundschaft oder gar ein Wissenslied? Kann Religion und Glaube – mittels ritueller Lieder und Tänze – allein auf verstärkte neurologische Prozesse zurückgeführt werden?Überaus kreativ verbindet der Autor auf seinem Streifzug durch die Musik-Evolution neuropsychologische, sozialanthropologische, evolutionsbiologische und musikwis-senschaftliche Erkenntnisse. Er kombiniert Gespräche mit Musikern (wie Sting, Joni Mitchell, Paul Simon und Pete Seeger), Liedbeispiele aus allen Bereichen (jedoch mit Schwerpunkt auf nordamerikanischen Folk-, Pop- und Rocksongs) mit selbst erlebten, teils skurrilen und anrührenden Anekdoten. Dadurch macht er die Bedeutung der Musik für die Entwicklung des Menschen und der Menschheit, die gemeinsame Entwicklung von Musik und menschlichem Gehirn nachvollziehbar. Das Anliegen des Buches ist ein akademisches. Es wimmelt daher von Botenstoffen, Hormonen und Hirnlappen, Ton-arten, Akkorden und Rhythmen. Aber auch ohne neurologische oder musiktheoretische Vorkenntnisse und dem Konsum von Sekundärliteratur wird der Leser dank klarer und knapper Erläuterungen nie orientierungslos im Terminologie-Regen stehen gelassen.

Levitin, Daniel J.:Die Welt in 6 Songs.Warum Musik uns zum Menschen macht.Bertelsmann, 2011. – 335 Seiten.

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Mai 2012 Empfehlung von Melina MarxAuszubildende bei der Stadtbibliothek Mannheim

In Bernhard Hennens Elfenromanen sind sowohl Menschen als auch Elfen, Zwerge, Kobolde, Trolle und andere Geschöpfe aus der Welt der Fantasy beteiligt.Die Elfen sind die Herrscher über die Fantasie-Welt Albenmark. Die Königin der Elfen heißt Emerelle, die beim Volk der Elfen als gutherzige und gerechte Herrscherin bekannt ist. Nicht so beim zweitmächtigsten Volk, den Trollen, die sie als Tyrannin sehen, da sie das Volk der Trolle vor hunderten von Jahren in die kargen Wüstengebiete verbannte. Viele Jahre herrscht mehr oder weniger Frieden zwischen den Völkern Albenmarks. Doch die Trolle sinnen auf Rache. Und als sie stark genug sind, bricht ein gewaltiger und grausamer Krieg zwischen den Völkern aus. Soweit die Handlung der ersten drei Teile.

Im vierten Teil „Elfenkönigin“ haben es die Trolle endlich geschafft: An Ende ihrer Kräfte gibt Emerelle auf und überlässt den Trollen den Thron Albenmarks. Sie flieht mit ihrem engsten Vertrauten und einstigen Geliebten, dem Schwertmeister Ollowain, in die Wildnis des „Verbrannten Landes“ weit außerhalb Albenmarks. In dieser Region haben einst die Drachenelfen gelebt, die schon seit vielen Jahrhunderten die Welt verlassen haben.Eine Zeit lang hat sie hier Ruhe und Frieden und kann über viele Dinge ihres Lebens nachdenken. Doch als sie erfährt, dass Albenmark unter der Herrschaft der Trolle unterzugehen droht, fasst sie einen Entschluss…

Mir gefallen die Fantasy-Romane von Bernhard Hennen, weil er die Schauplätze und Landschaften so detailgetreu, lebhaft und genau beschreibt, dass man sich alles bildhaft vorstellen kann.Zum anderen verleiht Bernhard Hennen den einzelnen Völkern und Figuren mit seinem außergewöhnlichen Schreibstil einen einzigartigen Charakter. Man kann sich richtig in die Figuren hineinversetzten und erlebt die ganze Geschichte aus vielen verschiedenen Blickwinkeln.

Hennen, Bernhard:Elfenkönigin.Roman.Heyne, 2009. – 909 Seiten.

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Juni 2012 Empfehlung von Barbara KetteLektorat der Stadtbibliothek Mannheim

Warum schreiben eigentlich immer nur Erwachsene Bücher über Kindererziehung und warum werden die Betroffenen, die Kinder und Jugendlichen, dazu nicht gehört? Diese Frage stellte Isabel Kloepfer ihrer Mutter, der Journalistin Inge Kloepfer, die die Frage ihrer Tochter aufgriff und ein wohltuend anderes Erziehungsbuch daraus machte.Alles fing mit einer Umfrage an, die Isabel, 14 Jahre und Schülerin an einem Berliner Gym-nasium, unter Schülern verschiedener Gymnasien startete. Die Umfrage brachte Erstaun-liches zutage, nämlich dass Leistungsdruck und Lebensfreude in den Augen der Schüler keinen Gegensatz darstellen. Im Gegenteil, sie sind überwiegend der Meinung, ein wenig Druck von den Eltern sei besser als eine „egal-Haltung“. Überhaupt scheinen die Eltern mehr unter Stress mit der Erziehung als die Kinder, so die Autorinnen.Inge Kloepfer geht nun den Ergebnissen aus der Umfrage auf den Grund. Sie führt ver-schiedene Autoren und Erziehungstheorien an, die sich zum Teil widersprechen. In Mi-chael Endes „Jim Knopf“ z. B. tritt die schreckliche Frau Mahlzahn auf, bei der die Kinder lernen müssen „lernen, lernen, sonst setzt es Hiebe“. Bei Kant dagegen steht die Erzie-hung zu Freiheit und Selbstbestimmung im Vordergrund, wobei die Balance zwischen Grenzen und Freiheit sich als Hauptproblem erweist.Immer wieder gibt es Einschübe von Isabel, die ihre Meinung aus Schülersicht kundtut. So entsteht eine Art Dialog zwischen Mutter und Tochter, der äußerst anregend zu lesen ist und sich zugleich mit vielen gegensätzlichen Auffassungen über Erziehung auseinan-dersetzt.Bleibt am Schluss nur ein Satz aus dem Epilog: „Erziehung ist wohl nicht mehr als der Versuch, das größtmögliche Unglück zu verhindern“.

Klöpfer, Inge; Klöpfer, Isabel:Glucken, Drachen, Rabenmütter.Wie junge Menschen erzogen werden wollen.Hoffmann und Campe, 2012. – 285 Seiten.

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Juli 2012 Empfehlung von Nastasia ForgLektorat der Stadtbibliothek Mannheim

Der Künstler David Andernach (Mads Mikkelsen) hat es endlich geschafft. Seine Engelsfors, ein schrecklich langweiliger Ort in Schweden. Aber man erlebt immer wieder, dass an solch unauffälligen Orten große Dinge passieren..Sechs Mädchen, die nichts verbindet außer der gemeinsamen Schule, wachen eines Nachts auf und wandeln wie ferngesteuert zum gleichen Ort. Dort erfahren Sie, dass sie eine Prophezeiung erfüllen müssen, um das Böse zu besiegen und aus der Welt zu schaffen. Sie sollen Ihre Kräfte trainieren und sich auf das Unvermeid-liche vorbereiten.

Einige Mädchen ahnen schon, welche Kräfte sie haben könnten, da es schon eini-ge merkwürdige Zwischenfälle gab. Aber keine weiß wirklich, was zu tun ist – bis sie von unerwarteter Seite Hilfe bekommen und endlich lernen, mit ihren Kräften umzugehen.

Nebenbei hat jedes Mädchen sein eigenes Päckchen zu tragen und muss auch noch mit diesen Problemen fertig werden. Anna-Karin zum Beispiel wird in der Schule gemobbt und missbraucht ihre Kräfte, um plötzlich zum beliebtesten Mädchen der Schule zu werden. Wie lange das wohl gut gehen wird? Vanessa versteht sich nicht mit dem Freund ihrer Mutter und ihr Freund ist ein kiffender Loser. Wie gelegen kommt ihr da die Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen und so Dinge beeinflussen zu können…?

Nachdem sich zwei Schüler kurz hintereinander in der Schule das Leben nehmen, spricht die Presse von einem Selbstmordpakt. Die Mädchen ahnen jedoch, dass viel mehr dahinter steckt und arbeiten allmählich immer besser zusammen um he-rauszufinden, warum sich die beiden Schüler umgebracht haben. Oder warum sie vielleicht umgebracht wurden…

Ein ziemlich dickes, aber unglaublich tolles Buch!

Elfgren, Sara B.; Strandberg, Mats:Zirkel. Dressler, 2012. – 605 Seiten.Altersempfehlung: ab 14 Jahren..