Aus der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin der ... · Auswirkungen einer...

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Aus der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Direktor: Prof. Dr. med. Jürgen Schüttler Modulation zentraler Sensibilisierungsvorgänge durch den selektiven CB1- Antagonisten Rimonabant Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg vorgelegt von Anna-Lena Bürgel aus Weißenburg i. Bayern

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  • Aus der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin

    der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

    Direktor: Prof. Dr. med. Jürgen Schüttler

    Modulation zentraler Sensibilisierungsvorgänge durch den selektiven CB1-

    Antagonisten Rimonabant

    Inaugural-Dissertation

    zur Erlangung der Doktorwürde

    der Medizinischen Fakultät

    der Friedrich-Alexander-Universität

    Erlangen-Nürnberg

    vorgelegt von

    Anna-Lena Bürgel

    aus

    Weißenburg i. Bayern

  • Gedruckt mit Erlaubnis der

    Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität

    Erlangen-Nürnberg

    Dekan: Prof. Dr. Dr. h.c. J. Schüttler

    Referent: Prof. Dr. W. Koppert

    Koreferent: Prof. Dr. J. Schüttler

    Tag der mündlichen Prüfung: 29. November 2012

  • Gewidmet meinen Eltern Alfred und Gabriele Nieberle

  • Inhaltsverzeichnis

    1. Zusammenfassung……………………………………………………………1 1.1 Deutsch………………………………………………………………...1

    1.1.1 Hintergrund und Ziele……………………………………………..1 1.1.2 Material und Methode……………………………………………..1 1.1.3 Ergebnisse …………………………………………………………2 1.1.4 Schlussfolgerungen………………………………………………..2

    1.2 English…………………………………………………………………2 1.2.1 Background………………………………………………………..2 1.2.2 Material and Method……………………………………………....3 1.2.3 Results……………………………………………………………..3 1.2.4 Conclusions………………………………………………………..3

    2. Einleitung……………………………………………………………………..3 3. Material und Methode………………………………………………….........6

    3.1 Probanden……………………………………………………………...6 3.2 Studiendesign………………………………………………………….7 3.3 Experimentelles Schmerzmodell………………………………………8 3.4 Statistische Analyse…………………………………………………..11

    4. Ergebnisse…………………………………………………………………...11 4.1 Vitalparameter………………………………………………………..11

    4.1.1 Gruppe A…………………………………………………………11 4.1.2 Gruppe B…………………………………………………………12

    4.2 Schmerzintensität …………………………………………………....13 4.2.1 Gruppe A………………………………………...……………….14 4.2.2 Gruppe B…………………………………………………………15

    4.3 Hyperalgesie und Allodynie………………………………………….17 4.3.1 Hyperalgesie……………………………………………………...19

    4.3.1.1 Gruppe A……………………………………………………..19 4.3.1.2 Gruppe B……………………………………………………..20

    4.3.2 Allodynie……………………………………………………........22 4.3.2.1 Gruppe A……………………………………………………..22 4.3.2.2 Gruppe B……………………………………………………..23

  • 5. Diskussion……………………………………………………………….......25 6. Literaturverzeichnis………………………………………………………..30 7. Tabellenanhang……………………………………………………………..34 8. Abkürzungsverzeichnis…………………………………………………….36 9. Abbildungsverzeichnis……………………………………………………...37 10. Danksagung……………………………………………………………........39

  • 1

    1. Zusammenfassung

    1.1 Deutsch

    1.1.1 Hintergrund und Ziele

    Der Einsatz von Cannabinoiden als schmerztherapeutische Alternative bei

    neuropathischen Schmerzen wird seit längerem kontrovers diskutiert. Zentrale

    Sensibilisierungsvorgänge auf Rückenmarksebene stellen einen wichtigen

    pathogenetischen Prozess in der Entstehung neuropathischer Schmerzen dar. Aus

    tierexperimentellen Studien ergeben sich Hinweise, dass Cannabinoide die zentrale

    Sensibilisierung reduzieren und antinozizeptiv wirken. Vergleichbare Untersuchungen

    am Menschen finden sich nur in geringer Zahl und ergeben ein heterogenes Bild.

    Zudem standen lange Zeit ausschließlich unselektive Substanzen zur Anwendung am

    Menschen zur Verfügung, was die Interpretation der Ergebnisse weiter erschwerte. Ziel

    dieser Studie war es, mit einem experimentellen Schmerzmodell am Menschen die

    Auswirkungen einer Cannabinoidrezeptorblockade durch den selektiven CB1-

    Antagonisten Rimonabant auf zentrale Sensibilisierungsvorgänge im Rückenmark zu

    untersuchen.

    1.1.2 Material und Methode

    Es wurden 16 gesunde Probanden in eine randomisierte, doppelblinde, placebo-

    kontrollierte Studie eingeschlossen. Die erste von drei Sitzungen wurde als Baseline-

    messung ohne Medikamenteneinfluss durchgeführt, den zwei folgenden Sitzungen ging

    eine jeweils zehntägige Einnahme von Verum oder Placebo voraus. Rimonabant wurde

    in einer Dosierung von 20mg einmal täglich verabreicht. Während der Sitzungen wurde

    durch eine intrakutane, elektrische Stimulation am Unterarm ein Akutschmerz am Ort

    der Elektroden, sowie stabile Flächen mechanischer Hyperalgesie und Allodynie um

    den Stimulationsort herum erzeugt. Die Schmerzintensität, sowie die Ausdehnung der

    Hyperalgesie- bzw. Allodynieflächen wurden in regelmäßigen Abständen bestimmt.

  • 2

    1.1.3 Ergebnisse

    Der Cannabinoidrezeptorantagonist Rimonabant führte zu einer signifikanten Reduktion

    der Hyperalgesie- und Allodynieflächen in beiden Studienarmen. Wir beobachteten

    darüber hinaus eine Reduktion der Hyperalgesie- und Allodynieflächen durch

    Rimonabant über die anhand pharmakokinetischer Daten kalkulierte Wirkdauer hinaus.

    Rimonabant hatte keine Auswirkung auf den Akutschmerz durch die elektrische

    Stimulation.

    1.1.4 Schlussfolgerungen

    Unsere Studie trägt zur Klärung des Einflusses von (Endo-)Cannabinoiden und seiner

    Rezeptoren auf schmerzverarbeitende Prozesse im Menschen bei. Wir konnten in

    einem humanen Schmerzmodell erstmalig eine Reduktion zentraler

    Sensibilisierungsprozesse durch einen Cannabinoidrezeptorantagonisten nachweisen.

    Entgegen der vielfachen Darstellung sprechen unsere Ergebnisse (Endo-)Cannabinoiden

    eine pronozizeptive Eigenschaft zu, was die Eignung von systemisch verabreichten

    Cannabinoidagonisten als Analgetika limitieren könnte.

    1.2 English

    1.2.1 Background

    The application of cannabinoid agonists as analgesics in patients with neuropathic

    pain is currently a well-argued subject. Central sensitization due to chronic painful

    stimulation is thought to be an important factor in the pathogenesis of neuropathic

    pain. Animal models of neuropathic pain provide evidence of cannabinoid agonists

    reducing central sensitization and thus acting as antinociceptives. However, studies

    conducted in humans are rare and results are inconsistent. Until now, only

    unselective agents existed, which made a precise interpretation even more difficult.

    Aim of this study was to investigate the effect of CB1 receptor blockade via the

    selective CB1 receptor antagonist Rimonabant on central sensitization and pain

    processing using an experimental human pain model.

  • 3

    1.2.2 Material and Method

    16 healthy volunteers were enrolled in a randomized, double-blind, placebo-

    controlled study. The first of three sessions was conducted in order to assess a

    baseline, the following two sessions were preceded by a ten days intake of either

    verum or placebo. Rimonabant was administered once a day in a dose of 20mg.

    During the sessions, intradermal electric stimulation at the forearm induced both

    acute pain and stable areas of hyperalgesia and allodynia located around the

    stimulation site. Acute pain as well as the areas of hyperalgesia and allodynia were

    determined in regular intervals.

    1.2.3 Results

    Hyperalgesic and allodynic skin areas were significantly reduced during Rimonabant

    treatment. Furthermore, we observed that Rimonabant reduced hyperalgesic and

    allodynic skin areas beyond the estimated wash out, possibly indicating a long-term

    effect. However, Rimonabant had no effect on the ratings of acute pain induced by

    electrical stimulation.

    1.2.4 Conclusions

    Our study contributes to a new concept of the influence of cannabinoids and their

    receptors on spinal pain processing in humans. For the first time, a cannabinoid

    receptor antagonist was proven to reduce central sensitization in a human pain

    model. These results allocate spinal (endo-) cannabinoids a new pronociceptive

    function in spinal pain processing and could limit the analgesic efficacy of

    systemically administered cannabinoid agonists.

    2. Einleitung

    Die neurowissenschaftlichen Disziplinen befassen sich seit mehreren Jahrzehnten mit

    der Erforschung des Cannabinoidsystems, wobei der Einfluss von Cannabinoiden

    und ihrer Rezeptoren auf Schmerzentstehung und -verarbeitung einen klinisch

    besonders relevanten Aspekt der Forschungsarbeit darstellt. Die pharmakologische

  • 4

    Nutzung der Pflanze Cannabis sativa mit ihrem Hauptagens ∆9-THC, unter anderem

    als Analgetikum, kann über 5000 Jahre in der Menschheitsgeschichte zurückverfolgt

    werden (Pertwee 2006). Letztlich führte die Erforschung ihrer Wirkung zum

    Nachweis der Existenz eines körpereigenen Cannabinoidsystems, bestehend aus den

    Cannabinoidrezeptoren sowie seiner endogenen und exogenen Liganden, welches an

    der Modulation zahlreicher komplexer Körpervorgänge, beispielsweise der

    Schmerzverarbeitung, der Stoffwechselregulation, der Immunmodulation oder auch

    höherer kognitiver Leistungen beteiligt ist (Marx 2006).

    Die erstmalige Beschreibung des Cannabinoidrezeptors 1 (CB1), einem G-Protein-

    gekoppelten Rezeptor mit vorwiegender Lokalisation auf zentralen und peripheren

    Nervenendigungen (Pertwee 2006) gelang im Jahr 1990 (Matsuda, Lolait et al.

    1990). Kurze Zeit später konnte ein zweiter Cannabinoidrezeptor (CB2) mit

    hauptsächlicher Lokalisation auf Zellen des Immunsystems und zu einem geringeren

    Anteil auf peripheren Nervenendigungen identifiziert werden (Munro, Thomas et al.

    1993). Etwa zur selben Zeit gelang die Beschreibung der ersten endogenen Liganden

    an jenen Rezeptoren, den so genannten Endocannabinoiden, darunter als erste

    Substanzen Anandamid (Devane, Hanus et al. 1992) und 2-Arachidonoylglycerol (2-

    AG) (Sugiura, Kondo et al. 1995). Im Verlauf konnten weitere Endocannabinoide im

    menschlichen Körper identifiziert und zusätzlich synthetische Agonisten und

    Antagonisten an den Cannabinoidrezeptoren entwickelt werden.

    Der Einfluss von exogenen und endogenen Cannabinoiden sowie der

    Cannabinoidrezeptoren auf Schmerz, Schmerzentstehung und Schmerzverarbeitung

    wurde vielfach untersucht. Die bestuntersuchte Substanz ist ∆9-THC, welches,

    unabhängig von der Darreichungsform in Tiermodellen für Akutschmerz und

    neuropathischen Schmerz antinozizeptive Qualitäten aufweist (Pertwee 2001). Auch

    Anandamid erzeugt in diesen Modellen Antinozizeption, was die Vermutung

    nahelegt, dass Endocannabinoide unter physiologischen Bedingungen

    schmerzhemmend wirken (Pertwee 2001; Hohmann and Suplita 2006).

    CB1-Rezeptoren konnten ubiquitär im Nervensystem nachgewiesen werden

    (Farquhar-Smith and Rice 2001). Monhemius et al. zeigten, dass CB1-Rezeptoren im

    Nucleus reticularis gigantocellularis an der Vermittlung zentraler Analgesie über das

    absteigende schmerzhemmende System beteiligt sind (Monhemius, Azami et al.

    2001). Auf spinaler Ebene konnte nachgewiesen werden, dass eine Aktivierung von

    CB1R die Übertragung von nozizeptiver Information hemmt (Kelly and Chapman

  • 5

    2001). Agarwal et al. wies außerdem nach, dass periphere Antinozizeption durch

    Cannabinoidagonisten CB1-vermittelt ist (Agarwal, Pacher et al. 2007). Auch für

    CB2R konnten neben ihren immunmodulierenden Eigenschaften antinozizeptive

    Effekte nachgewiesen werden, wiederum sowohl im ZNS als auch im peripheren

    nozizeptiven System (Scott, Wright et al. 2004; Beltramo, Bernardini et al. 2006).

    Cannabinoide scheinen jedoch noch auf weiteren Wegen an der Modulation des

    nozizeptiven Systems beteiligt zu sein. Sie üben CBR-unabhängig antinozizeptive

    Eigenschaften aus, vermittelt durch andere Rezeptorsysteme wie TRPV1 (Costa,

    Giagnoni et al. 2004; Patwardhan, Jeske et al. 2006; Akopian, Ruparel et al. 2008).

    Darüber hinaus scheinen Cannabinoide mit bereits etablierten Analgetika wie

    Paracetamol (Ottani, Leone et al. 2006) und anderen Substanzen wie NMDA-

    Antagonisten, Kokain (Forman 2003), Histaminantagonisten (Gehani, Nalwalk et al.

    2007) oder GABA-Agonisten (Naderi, Shafaghi et al. 2005) zu interagieren und für

    die Vermittlung von deren antinozizeptiver Wirkung von Bedeutung zu sein.

    Während Cannabinoide beim Menschen in Akutschmerzmodellen keine

    analgetischen Eigenschaften zu besitzen scheinen (Rog, Nurmikko et al. 2005;

    Beltramo, Bernardini et al. 2006; Kraft, Frickey et al. 2008), wird ihr Einsatz als

    therapeutische Alternative bei neuropathischen Schmerzen seit längerem intensiv

    diskutiert. In Kanada sowie seit Mai 2011 auch in Deutschland befindet sich ein

    Cannabis-basiertes Präparat zur Therapie chronischer Schmerzen bei muskulärer

    Spastik infolge Multipler Sklerose auf dem Markt (Rog, Nurmikko et al. 2005;

    Beltramo, Bernardini et al. 2006).

    Neuropathische Schmerzen entstehen durch die Schädigung von zentralen und/oder

    peripheren schmerzleitenden Nervenfasern bzw. schmerzverarbeitenden Strukturen

    im zentralen Nervensystem. Eine Folge der Schädigung können

    Sensibilisierungsvorgänge im Rückenmark sein, welche durch funktionelle und

    strukturelle Veränderungen gekennzeichnet sind und sich klinisch z.B. in

    Phänomenen wie Hyperalgesie (übermäßige Schmerzempfindlichkeit auf einen

    normalerweise schmerzhaften Reiz) und Allodynie (Schmerzhaftigkeit eines

    normalerweise nicht schmerzhaften Reizes) manifestieren. Dies kann zu einem

    chronischen Schmerzsyndrom führen, dessen medikamentöse wie nicht-

    medikamentöse Behandlung mit zunehmender Dauer stetig komplexer wird. Die

    Analyse der molekularen Struktur der CB-Rezeptoren führte zur Entwicklung von

    Antagonisten an den Rezeptoren, unter anderem SR141716A (Rimonabant), welches

  • 6

    1996 durch Compton beschrieben wurde (Compton, Aceto et al. 1996). Die Substanz

    war als einziger je zugelassener Cannabinoidantagonist von 2006 bis 2008 zur

    Therapie der Adipositas, vergesellschaftet mit kardiovaskulären Risikofaktoren wie

    Diabetes mellitus und Dyslipidämie unter dem Handelsnamen Acomplia® (Sanofi

    Aventis) auf dem Arzneimittelmarkt erhältlich (EMEA 2006). Ein ungünstiges

    Nebenwirkungsprofil sowie die eher geringe Wirksamkeit führten im Oktober 2008

    zur Rücknahme des Präparats. In seiner Eigenschaft als selektiver CB1R-Antagonist

    trug Rimonabant zur genaueren Beschreibung der Effekte, die durch CB1-

    Rezeptoren vermittelt werden, bei. Costa et al konnten zeigen, dass Rimonabant in

    einem Tiermodell für neuropathischen Schmerz mechanische und thermische

    Hyperalgesie CB1-vermittelt reduziert (Costa, Trovato et al. 2005). Desweiteren

    reduzierte Rimonabant thermische und mechanische Hyperalgesie in Tieren mit

    CFA-induzierter Arthritis (Croci and Zarini 2007).

    Ob die tierexperimentell nachgewiesenen antinozizeptiven bzw. antineuropathischen

    Effekte von Rimonabant auf den Menschen übertragbar sind, blieb bisher ungeklärt.

    Ziel der vorliegenden Studie war daher, die Auswirkung einer CB1-

    Rezeptorblockade durch den selektiven CB1-Antagonisten Rimonabant auf zentrale

    Sensibilisierungsprozesse im Menschen zu untersuchen. Als Versuchsanordnung

    diente ein experimentelles Schmerzmodell, mit welchem ein reversibler Zustand

    zentraler Sensibilisierung hervorgerufen werden kann, der jenem bei chronischen

    bzw. neuropathischen Schmerzsyndromen prinzipiell gleicht (Koppert, Dern et al.

    2001).

    3. Material und Methode

    3.1 Probanden

    Die Studie wurde durch die Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin des

    Universitätsklinikums Erlangen in Übereinstimmung mit der Erklärung von Helsinki

    durchgeführt. Nach Zustimmung durch die Ethikkomission der Universität Erlangen-

    Nürnberg wurden 16 gesunde Probanden (7 Männer und 9 Frauen, Alter 26,7 +/- 6,3

    Jahre, siehe Tab. 1) rekrutiert. Alle Studienteilnehmer wurden ausführlich über den

    Studienablauf informiert und gaben ihr schriftliches Einverständnis zur Teilnahme.

    Vor jeder Messung wurden alle Probanden einem Urinschnelltest auf

  • 7

    Drogenmissbrauch unterzogen, bei allen weiblichen Teilnehmerinnen wurde zudem

    eine Schwangerschaft mittels Urinschnelltest (Nachweis von beta-HCG)

    ausgeschlossen. Da beim weiblichen Geschlecht eine Beeinflussung der

    Schmerzempfindung durch hormonelle Schwankungen beschrieben ist (Riley,

    Robinson et al. 1999), wurden die Messungen bei allen Probandinnen jeweils in der

    zweiten Zyklushälfte durchgeführt.

    3.2 Studiendesign

    Die Untersuchung wurde nach den Prinzipien einer randomisierten, Placebo-

    kontrollierten, doppelblinden Cross-over-Studie durchgeführt. Es wurden drei

    Sitzungen im Abstand von jeweils einem Monat geplant. Die erste Messung diente

    zur Erfassung der individuellen Stromstärken für den weiteren Studienverlauf (vgl.

    Tab. 1), sowie zur Erfassung von Messwerten ohne medikamentösen Einfluss

    (Baselinemessung). Anschließend wurden die Probanden in zwei Studienarme mit

    jeweils acht Teilnehmern randomisiert. Es wurde jeweils zehn Tage vor der zweiten

    und dritten Sitzung mit der oralen Medikation begonnen. Gruppe A erhielt zunächst

    Verum (Rimonabant) und anschließend Placebo, Gruppe B analog in umgekehrter

    Reihenfolge erst Placebo und anschließend Verum. Rimonabant (Acomplia®, Sanofi

    Aventis) wurde in einer Dosierung von 20 mg, einmal täglich morgens verabreicht,

    welche der empfohlenen Dosierung zur Therapie der Adipositas entsprach. Eine

    kontinuierliche Einnahmedauer von zehn Tagen wurde unter Berücksichtigung der

    Pharmakokinetik von Rimonabant als adäquater Zeitraum zur Erreichung stabiler

    Plasmaspiegel („steady state“-Bedingungen) erachtet (EMEA 2006). Abbildung 1

    veranschaulicht den zeitlichen Ablauf der Studie.

    Abb. 1: Studiendesign

  • 8

    3.3 Experimentelles Schmerzmodell

    Das in dieser Studie verwendete experimentelle Schmerzmodell wurde entwickelt,

    um Sensibilisierungsvorgänge auf Rückenmarksebene zu erzeugen, die bei

    spezifischen Schmerzsyndromen und chronischen Schmerzen eine Rolle spielen

    können. Durch intrakutane elektrische Stimulation kommt es zur Aktivierung einer

    Untergruppe von C-Fasern, so genannter mechanoinsensitiver C-Fasern, die unter

    physiologischen Bedingungen eine sehr hohe Reizschwelle besitzen. Neben einem

    unmittelbar am Ort der Stimulationselektroden empfunden Spontanschmerz

    (Akutschmerz) werden um den Stimulationsort herum stabile Hyperalgesie- und

    Allodynieflächen erzeugt, die über mehrere Stunden konstant gehalten und

    quantifiziert werden können. Durch seine gute Steuerbarkeit ist dieses Modell

    geeignet, um analgetische und antihyperalgetische Wirkungen von Pharmaka sowohl

    im zeitlichen Verlauf - entsprechend ihrer Kinetik -, als auch unter Steady-State-

    Bedingungen zu charakterisieren bzw. zu quantifizieren (Koppert, Dern et al. 2001).

    Eine Sitzung gliederte sich in eine 15minütige Einregel- sowie in eine 85minütige

    Messphase. Vor Messbeginn wurden zwei Mikrodialysemembranen mit

    innenliegenden Stahlelektroden über eine Länge von einem Zentimeter und im

    Abstand von vier bis fünf Millimetern zueinander intrakutan in die Mitte des volaren

    Unterarms des Probanden eingebracht. Zur Bestimmung der Flächenausdehnung

    wurde ein Koordinatensystem mit zwei senkrecht aufeinander stehenden Achsen

    aufgezeichnet, in deren Schnittpunkt die intrakutanen Stimulationselektroden

    positioniert wurden. Abbildung 2 stellt den Versuchsaufbau dar.

    Abb. 2: Versuchsaufbau: Linker Unterarm eines Probanden mit Mikrodialysemembranen und

    Koordinatensystem

  • 9

    Anschließend erfolgte die kontinuierliche Stimulation mit monophasischen

    Rechteckimpulsen (0,5ms, 2Hz) mittels eines Elektrostimulators der Firma Digitimer

    (Digitimer S7, Hertfordshire, UK) und hierdurch die Erzeugung eines lokalen

    Spontanschmerzes. Der/die Proband/-in wurde aufgefordert, die Schmerzintensität

    mithilfe der numerischen Ratingskala (NRS, 0=kein Schmerz, 10=stärkster

    vorstellbarer Schmerz) zu bewerten. Ziel war es, in der Einregelphase einen Schmerz

    mit dem Wert 6 zu erreichen und durch wiederholtes Hochregeln der Stromstärke im

    Abstand von zwei Minuten über 15 min konstant zu halten. Dieses Vorgehen nimmt

    Rücksicht auf die interindividuell unterschiedlichen Schmerzschwellen der

    Probanden bei elektrischer Stimulation. Für jeden Probanden/-in wurden die

    individuell nötigen Stromstärken protokolliert. Nach Ende der Einregelphase wurde

    die Stromstärke für die verbleibende Dauer der Sitzung nicht mehr verändert. Die

    durch dieses Vorgehen erzielten Stromstärken reichen aus, um eine C-Faser-

    vermittelte zentrale Sensibilisierung mit Ausbildung stabiler Hyperalgesie- und

    Allodynieflächen um den Stimulationsort zu erreichen. Die Einregelphase der

    nachfolgenden Sitzungen unterschied sich bezüglich des oben genannten Ablaufs im

    Vorgehen insofern, als die erfassten Stromstärken der ersten Sitzung unabhängig von

    der angegebenen Schmerzintensität des Probanden/-in eingestellt wurden. Dies

    geschah, um identische Untersuchungsbedingungen zu gewährleisten und somit

    sowohl Schmerzintensität als auch Sensibilisierungsparameter (Allodynie und

    Hyperalgesie) vor und nach Medikamentengabe vergleichen zu können.

    In der sich anschließenden 85minütigen Messphase wurde in fünfminütigem

    Abstand die aktuelle Schmerzintensität erfragt. Desweiteren erfolgte die Austestung

    der Hyperalgesie- und Allodynieflächen mittels jeweils standardisierter

    Vorgehensweisen in 20 - minütigen Abständen, insgesamt pro Sitzung fünf Mal. Zur

    Testung der mechanischen Hyperalgesie benutzten wir ein modifiziertes von Frey-

    Filament mit 256 mN Auflagekraft, welches in kurzen, regelmäßigen Abständen auf

    die Haut aufgesetzt wurde. Der Untersucher bewegte sich dabei entlang des

    aufgezeichneten Koordinatensystems in 0,5 cm Schritten aus vier Richtungen

    (proximal, distal, lateral, medial) von außen nach innen. Während das Filament auf

    normaler Haut eine leicht schmerzhaft-stechende („pin prick“) Sensation hervorruft,

    verändert sich die Empfindung im Bereich sensibilisierter Hautareale in deutlich

    abgrenzbar intensivere „Nadelstichreize“, welche vom Probanden/-in als merklich

  • 10

    unangenehmer wahrgenommen werden. Er/Sie wurde aufgefordert, sich mit

    geschlossenen Augen auf seine Empfindung zu konzentrieren und eine Veränderung

    der Reizqualität sofort mitzuteilen. Die Testung der Allodynie erfolgte im Vorgehen

    analog, wobei hier ein Wattestäbchen als Instrument diente, welches mit gleichmäßig

    leichtem Anpressdruck über eine Strecke von zwei bis drei cm über die Haut geführt

    wird. Dieses ruft im Bereich „normaler“ Haut lediglich einen nicht-schmerzhaften

    taktilen Reiz hervor, wohingegen in sensibilisierten Hautarealen vom Probanden/-in

    ein unangenehmes (schmerzhaftes) Brennen empfunden wird. Abbildung 3

    verdeutlicht den Ablauf einer Session.

    Abb. 3: Schematische Darstellung des Untersuchungsablaufs; X = Parameter-Messung/Erfassung

    Mittels der Formel zur Ellipsenflächenberechnung konnten aus den

    ermittelten Ausdehnungen der Sensibilisierungsparameter entlang der Längs- und

    Querachse des aufgezeichneten Koordinatensystems die Flächen der sensibilisierten

    Hautareale mit hinreichender Präzision berechnet werden.

    Aus Schmerzintensität sowie den berechneten Hyperalgesie- und Allodynieflächen

    wurde mittels zusammengesetzter Sehnentrapezformel

    eine Berechnung der AUC (Area under

    the curve) durchgeführt, welche als Rohdaten für die anschließende statistische

    Auswertung verwendet wurden.

    Während des Versuchsablaufs wurden zur Gewährleistung adäquater Sicherheit der

    Probanden/-innen EKG, nichtinvasive Blutdruckmessung sowie Pulsoxymetrie

    eingesetzt und im 10-minütigen Abstand die Parameter Herzfrequenz, mittlerer

    arterieller Blutdruck und Sauerstoffsättigung erfasst und protokolliert.

    πxdxD22

    ( )∑−

    =

    +++=1

    1

    )()(21)(

    21)(

    n

    iihafbfafhfQ

  • 11

    3.4 Statistische Analyse

    Als Signifikanzniveau für die gesamte Studie wurde p

  • 12

    a) Herzfrequenz b) Mittlerer arterieller Blutdruck

    c) kapilläre Sauerstoffsättigung

    Abb. 4a-c: Vitalparameterverläufe der Sessions 1-3 in Gruppe A

    4.1.2 Gruppe B

    Die Vitalparameter waren zu jedem Zeitpunkt stabil im Normbereich und wiesen bis

    auf folgende Ausnahmen keine signifikanten Änderungen auf. Es kam in Session 1

    und 3 zu einer signifikanten Abnahme der Herzfrequenz. Diese Veränderungen

    waren mit einer physiologischen Reaktion auf körperliche Ruhe vereinbar.

  • 13

    a) Herzfrequenz b) Mittlerer arterieller Blutdruck

    c) kapilläre Sauerstoffsättigung Abb. 5a-c: Vitalparameterverläufe der Sessions 1-3 in Gruppe B

    4.2 Schmerzintensität

    Um die geforderte Schmerzintensität 6 auf der numerischen Ratingskala zu

    erreichen, wurde die Stromstärke während der Einregelphase in Session 1 (baseline)

    auf 69,0 ± 26,3 mA (MW ± SE) eingeregelt (Gruppe A 77,5 ± 7 mA; Gruppe B 65,9

    ± 12 mA). Die Varianzanalyse (RM-ANOVA) der Sessions 1-3 zeigte eine

    kontinuierliche, signifikante Abnahme der Schmerzintensität im Verlauf der

    jeweiligen Sitzungen. Dies liegt in der Natur des Schmerzmodells als physiologische

    Adaptation an den Schmerzreiz begründet und konnte bereits in Vorgängerstudien

    beobachtet werden.

    a) Gruppe A b) Gruppe B Abb. 6: Verlauf der Schmerzintensität (NRS) der Sessions 1-3 in Gruppe A und B

  • 14

    Im Gruppenvergleich der Schmerzintensität-AUCs (Integral der NRS-Ratings) von

    Session 1 (Baselinemessung) ergab sich kein signifikanter Unterschied zwischen

    Gruppe A und B, was als hinreichendes Maß für die Homogenität der

    Gruppenzusammensetzung gewertet wurde.

    Abb. 7: Gruppenvergleich der Schmerzintensität-AUCs in Session 1

    Im Folgenden werden die Ergebnisse beider Studienarme getrennt dargestellt.

    4.2.1 Gruppe A

    Im Laufe der 1. Sitzung verringerte sich die Schmerzintensität nach der

    Einregelphase kontinuierlich von initial 6,0 ± 0,0 auf 3,63 ± 0,38 (AUC: 445,0min ±

    27,2; MW ± SE). In der 2. Sitzung sank die Schmerzintensität nach der Einregelung

    der individuellen Stromstärken von anfangs 5,9 ± 0,24 auf 3,75 ± 0,43 (AUC

    436,4min ± 37,6). In der 3. Sitzung sank die Schmerzintensität von initial 6,13 ± 0,38

    auf 3,31 ± 0,48 (AUC 404,9min ± 43,17). Rimonabant zeigte somit im Vergleich zur

    Baseline keine signifikante Reduktion der Schmerzintensität unter elektrischer

    Stimulation (AUC: 445,0min ± 27,2 min vs. 436,4min ± 37,6 min, MW ± SE;

    Reduktion: -2,0 ± 6,0%; p = 0,74). Unter Placeboeinfluss zeigte sich im Vergleich

    zur Baselinemessung keine signifikante Änderung der Schmerzintensität (AUC:

    445,0min ± 27,2 min vs. 404,94min ± 43,17; Reduktion: -10,0 ± 7,0%, p=0,23). Der

    Vergleich von Sitzung 2 und 3 ergab ebenfalls keinen signifikanten Unterschied

    (AUC 436,4min ± 37,6 vs. 404,9min ± 43,17, p=0,12).

  • 15

    Abb. 8: Darstellung der Schmerzintensität-AUCs Gruppe A

    Abb. 9: Reduktion der Schmerzintensität-AUCs in Relation zur Baseline-Messung Gruppe A

    4.2.2 Gruppe B

    Im Laufe der ersten Sitzung verringerte sich die Schmerzintensität nach der

    Einregelphase kontinuierlich von initial 6,0 ± 0,0 (MW ± SE) auf 3,1 ± 0,4 (AUC:

    403,1min ± 37,3) In Session 2 sank die Schmerzintensität im Messverlauf von 5,4 ±

    0,6 auf 2,9 ± 0,5 (AUC: 366,5min ± 43,89). In Session 3 sank die Schmerzintensität

    von initial 4,94 ± 0,68 auf 2,69 ± 0,52 (AUC: 347,5min ± 52,1). Es kam somit unter

    Placeboeinfluss im Vergleich zur Baselinemessung zu keiner signifikanten Änderung

    der Schmerzintensität (AUC: 403,1min ± 37,3 vs. 366,5min ± 43,89; Reduktion: -

    10,0 ± 6,0%, p=0,16). Unter Rimonabanteinfluss zeigte sich im Vergleich zur

    Baselinemessung keine signifikante Änderung der Schmerzintensität (AUC:

    403,1min ± 37,3 vs. 347,5min ± 52,1; Reduktion: -15 ± 9%, p=0,14). Im Vergleich

  • 16

    zwischen Sitzung 2 und 3 ergab sich ebenfalls kein signifikanter Unterschied (AUC:

    366,5min ± 43,89 vs. AUC: 347,5min ± 52,1, p=0,34).

    Abb. 10: Darstellung der Schmerzintensität-AUCs Gruppe B

    Abb. 11: Reduktion der Schmerzintensität-AUCs in Relation zur Baseline-Messung Gruppe B

    Zusammenfassend wurde beobachtet, dass es sowohl unter Verum als auch unter

    Placebo zu keiner signifikanten Reduktion der Schmerzintensität kam.

  • 17

    Abb. 12: Gesamtübersicht der Schmerzintensität-AUCs in Gruppe A und B

    4.3 Hyperalgesie und Allodynie

    Der Ausprägungsgrad der Hyperalgesie- und Allodynieflächen zeigte interindividuell

    Schwankungen. Dies wurde in früheren Studien, die mit dem experimentellen

    Schmerzmodell arbeiteten, ebenfalls beschrieben. Durch die Ermittlung einer

    individuellen Baseline für jeden Probanden und die Anwendung der gleichen

    Stromstärken in den Folgesitzungen wurde eine Vergleichbarkeit der Hyperalgesie-

    und Allodynieflächen erreicht.

    Die Varianzanalyse (RM-Anova) der berechneten Hyperalgesie- und

    Allodynieflächen, welche im Verlauf innerhalb einer einzelnen Sitzungen ermittelt

    wurden, ergab keinen signifikanten Unterschied, was als Indikator einerseits für

    Steady-State-Bedingungen bezüglich der Medikation, andererseits für Ausprägung

    stabiler Felder während der einzelnen Sessions gewertet wurde.

  • 18

    a) Hyperalgesieflächen Gruppe A b) Hyperalgesieflächen Gruppe B

    c) Allodynieflächen Gruppe A d) Allodynieflächen Gruppe B

    Abb. 13 a-d: Darstellung der Flächenverläufe von Hyperalgesie und Allodynie der Sessions 1-3

    Im Gruppenvergleich der Hyperalgesie- und Allodynie-AUCs in Session 1

    (Baselinemessung) mittels ungepaarten t-Tests zeigte sich kein signifikanter

    Unterschied. Dies diente - analog zum Gruppenvergleich der Schmerzintensität-

    AUCs - als weiterer Indikator für hinreichende Homogenität der

    Gruppenzusammensetzungen.

    Abb. 14: Gruppenvergleich der Hyperalgesie-AUCs in Session 1

  • 19

    Abb. 15: Gruppenvergleich der Allodynie-AUCs in Session 1

    Im Folgenden werden erneut beide Studienarme getrennt voneinander betrachtet.

    4.3.1 Hyperalgesie

    4.3.1.1 Gruppe A

    In Session 1 wurde eine AUC von 4389,39cm²*min ± 601,48 (MW ± SE) als

    Baseline ermittelt. In Session 2 kam es unter Rimonabanteinfluss zu einer

    signifikanten Reduktion der Hyperalgesieflächen um 46% (AUC: 2360,86cm²*min ±

    401,76 vs. 4389,39cm²*min ± 601,48; Reduktion: -46,0 ± 5,0%, p

  • 20

    Abb. 16: Hyperalgesie-AUCs in Gruppe A

    Abb. 17: Reduktion der Hyperalgesie-AUCs in Gruppe A in Relation zur Baseline-Messung

    4.3.1.2 Gruppe B

    In Session 1 wurde eine AUC von 6111,38cm²*min ± 722,72; MW ± SE als

    Baseline ermittelt. In Session 2 konnte unter Placeboeinfluss keine signifikante

    Flächenreduktion gegenüber der Ausgangsmessung gezeigt werden (AUC: 5535,58

    cm²*min ± 764,13 vs. 6111,38cm²*min ± 722,72; Reduktion: -6,0 ± 1,0%, p=0,39).

    In der 3. Sitzung kam es unter Rimonabanteinfluss zu einer signifikanten

    Flächenreduktion um 42% (AUC: 3439,55 cm²*min ± 558,61 vs. 6111,38cm²*min ±

    722,72; Reduktion: -42,0 ± 8,0%, p

  • 21

    Abb. 18: Hyperalgesie-AUCs in Gruppe B

    Abb. 19: Reduktion der Hyperalgesie-AUCs in Gruppe B in Relation zur Baseline-Messung

    Es konnte somit in beiden Studienarmen eine signifikante Reduktion der

    Hyperalgesieflächen durch Rimonabant nachgewiesen werden. In Gruppe A war

    dieser Effekt auch unter Placebogabe in Session 3, nach Verumgabe im

    vorangegangenen Messdurchlauf, nachweisbar.

  • 22

    Abb. 20: Gesamtübersicht der Hyperalgesie-AUCs und Vergleich innerhalb der Gruppen vs.

    Baseline

    4.3.2 Allodynie

    4.3.2.1 Gruppe A

    In Session 1 wurde eine AUC von 3918,65cm²*min ± 734,69 MW ± SE als Baseline

    ermittelt. In Session 2 zeigte sich unter Rimonabanteinfluss eine Reduktion der

    Allodynieflächen um 43% gegenüber der Ausgangsmessung (AUC: 2126,22

    cm²*min ± 329,22 vs. 3918,65cm²*min ± 734,69; Reduktion: -43,0 ± 5,0%, p

  • 23

    Abb. 21: Allodynie-AUCs in Gruppe A

    Abb. 22: Reduktion der Allodynie-AUCs in Gruppe A in Relation zur Baseline-Messung

    4.3.2.2 Gruppe B

    In Session 1 wurde eine AUC von 5557,67 cm²*min ± 498,79; MW ± SE als

    Baseline ermittelt. In Session 2 kam es unter Placebo zu keiner signifikanten

    Reduktion der Allodynieflächen (AUC: 5000,78 cm²*min ± 485,73 vs. 5557,67

    cm²*min ± 498,79; Reduktion: -8,0 ± 8,0%, p=0,26). In Session 3 kam es unter

    Rimonabanteinfluss zu einer signifikanten Reduktion der Allodynieflächen um 45%

    (AUC: 3051,03 cm²*min ± 409,69 vs. 5557,67 cm²*min ± 498,79; Reduktion: -45 ±

    7%, p

  • 24

    Abb. 23: Allodynie-AUCs in Gruppe B

    Abb. 24: Reduktion der Allodynie-AUCs in Gruppe B in Relation zur Baseline-Messung

    Es konnte somit in beiden Studienarmen eine signifikante Reduktion der

    Allodynieflächen durch Rimonabant nachgewiesen werden. In Gruppe A war dieser

    Effekt auch unter Placebogabe in Session 3, nach Verumgabe im vorangegangenen

    Messdurchlauf, nachweisbar.

  • 25

    Abb. 25: Gesamtübersicht der Allodynie-AUCs und Vergleich innerhalb der Gruppen vs. Baseline

    5. Diskussion

    Gewebsschädigung oder intensive schmerzhafte Stimulation führt zu

    Schmerzüberempfindlichkeit am Ort der Schädigung/Stimulation (primäre

    Hyperalgesie) und im umgebenden gesunden Gewebe (sekundäre Hyperalgesie).

    Dabei ist die sekundäre Hyperalgesie als Folge von spinalen

    Sensibilisierungsprozessen zu verstehen. (Woolf 1983). Neuropathische Schmerzen

    entstehen unter anderem durch Schädigung schmerzverarbeitender Strukturen im

    zentralen oder peripheren Nervensystem und können mit zentraler Sensibilisierung

    vergesellschaftet sein.

    Ziel dieser Studie war es, den Einfluss des selektiven Cannabinoidrezeptor-1-

    Antagonisten Rimonabant auf spinale Sensibilisierungsprozesse zu untersuchen. Mit

    Hilfe eines etablierten Schmerzmodells wurde durch intrakutane, elektrische

    Stimulation ein reversibler Zustand spinaler Sensibilisierung erzeugt, welche sich in

    der Ausbildung von Hyperalgesie- und Allodyniearealen am Stimulationsort

    manifestiert. Unter dem Einfluss von oral verabreichtem Rimonabant im „steady

    state“ kam es zu einer signifikanten Reduktion der Hyperalgesie- und

    Allodynieflächen im Sinne einer Reduktion spinaler Sensibilisierungsprozesse. Die

    beobachteten Effekte scheinen Hinweise aus tierexperimentellen Untersuchungen,

    dass Endocannabinoide in spinalen Sensibilisierungsprozessen eine pronozizeptive

    Funktion ausüben können, zu bestätigen. Sie unterstützen damit ein Modell zur

    sekundären Hyperalgesie, in welchem C-Fasern und mechanosensitive A-Fasern auf

    ein gemeinsames Hinterhornneuron projizieren.

  • 26

    Im in der vorliegenden Studie angewandten elektrischen Schmerzmodell werden

    Akutschmerz und Hyperalgesie/Allodynie durch Stimulation von

    mechanoinsensitiven C-Fasern hervorgerufen. Für diese Nozizeptorklasse ist

    bekannt, dass sie für die Entstehung von Capsaicin-induziertem Schmerz und

    sekundärer Hyperalgesie eine entscheidende Rolle spielen und durch Stimulation mit

    hoher Stromdichte aktiviert werden können (Schmelz, Schmid et al. 2000). Das

    Modell erlaubt somit eine getrennte Beobachtung von analgetischen und

    antihyperalgetischen Eigenschaften von Medikamenten unter stabilen

    Untersuchungsbedingungen und bei minimaler Gewebeschädigung (Koppert, Dern et

    al. 2001).

    Unter physiologischen Bedingungen wird eine überschießende Aktivierung durch

    mechanosensitive Fasern durch simultane Aktivierung von inhibitorischen

    Interneuronen verhindert. Für die Aufrechterhaltung C-Faser-induzierter sekundärer

    Hyperalgesie wird insbesondere eine reduzierte Aktivität glycinerger bzw.

    GABAerger inhibitorischer Interneurone im Rückenmark, im Sinne einer

    heterosynaptischen Disinhibition, diskutiert (Zeilhofer 2005) .Intensive C-

    Faseraktivierung führt in Hinterhornneuronen zur Aktivierung eines

    Glutamatrezeptorsubtyps (mGluR1) (Neugebauer, Chen et al. 1999), der die

    Ausschüttung von Endocannabinoiden triggert. Diese diffundieren zu CB1-

    Rezeptoren an den präsynaptischen Axonterminalen der inhibitorischen

    Interneurone. CB1-Aktivierung reduziert die Ausschüttung von GABA und Glycin

    und vermindert somit die inhibitorische „Bremse“ für das Hinterhornneuron.

    Konsekutiv führt Input durch mechanosensitive Fasern zu einer überschwelligen

    Erregung des Hinterhornneurons und damit zu Hyperalgesie und Allodynie im

    rezeptiven Feld (Zeilhofer and Pernia-Andrade 2007).

  • 27

    Abb. 26: Regelkreis der spinalen Disinhibition (modifiziert nach Pernia-Andrade, Kato et al. 2009)

    Resultate neuerer Studien, die sich mit spinalen CB1-Rezeptoren und ihrem Einfluss

    auf schmerzverarbeitende Prozesse im Rückenmark beschäftigen, deuten in

    vergleichbarer Weise darauf hin, dass Endocannabinoide bei spinalen

    Sensibilisierungsprozessen pronozizeptive Effekte haben können, indem sie CB1-

    vermittelt eine reduzierte inhibitorische Aktivität bewirken. Im in-vitro-Experiment

    reduziert WIN 55,212-2 CB1-vermittelt inhibitorische Ströme in

    Hinterhornneuronen. DHPG, ein mGluR1/5-Agonist führt ebenfalls zu einer

    Verminderung der inhibitorischen Aktivität, was die Vermutung nahe legt, dass die

    Endocannabinoidausschüttung glutamaterg getriggert ist. CB1-Rezeptoren konnten

    zudem bereits elektronenmikroskopisch auf inhibitorischen Interneuronen des

    Hinterhorns nachgewiesen werden. Bei tierexperimentell durch Capsaicininjektion

    erzeugter sekundärer Hyperalgesie führte sowohl ein Glutamatantagonist (LY

    367,385) als auch ein CB1-Antagonist (AM 251) zu einer Reduktion der sekundären

    Hyperalgesie (Pernia-Andrade, Kato et al. 2009). Der CB1-vermittelte,

    pronozizeptive Effekt von spinalen Endocannabinoiden scheint hierbei spezifisch für

    die C-Faser-induzierte Hyperalgesie zu sein. In anderen tierexperimentellen

    Modellen für entzündlichen oder neuropathischen Schmerz wirkt hingegen der

    Cannabinoidagonist CP 55,940 antihyperalgetisch, vermutlich aufgrund anderer

    spinaler Mechanismen (Pernia-Andrade, Kato et al. 2009).

    Unter Berücksichtigung oben genannter Zusammenhänge kann angenommen

    werden, dass Rimonabant über eine Blockade spinaler CB1-Rezeptoren an

    inhibitorischen Interneuronen zu einer Reduktion der zentralen Sensibilisierung, und

    damit einer Reduktion von Hyperalgesie und Allodynie, führt. Indem Rimonabant

    präsynaptische CB1R besetzt, bleibt die inhibitorische Funktion des Interneurons

  • 28

    intakt und kann, wenn es über mechanosensitive A-Fasern aktiviert wird, einer

    überschießenden Aktivierung des Hinterhornneurons mit konsekutiven

    Sensibilisierungsvorgängen entgegenwirken.

    Im Gegensatz zum Einfluss auf die Sensibilisierungsprozesse führte Rimonabant

    jedoch zu keiner Reduktion des Akutschmerzes, zeigte also keine modellspezifischen

    analgetischen Qualitäten. Man geht davon aus, dass C-Fasern keine Aktivierung der

    inhibitorischen Interneurone bewirken können (Narikawa, Furue et al. 2000). Damit

    kann die durch Rimonabant induzierte, gesteigerte inhibitorische Aktivität der

    Interneurone hier nicht zum Tragen kommen. C-Faser-Input führt stets zu einer

    Aktivierung des Hinterhornneurons und damit zur Akutschmerzsensation.

    In Gruppe A kam es in Session 3 zu einer signifikanten Reduktion von sowohl

    Hyperalgesie als auch Allodynie unter Placebo. Dieses Ergebnis kann sowohl in der

    Pharmakokinetik als auch in einer komplexen Pharmakodynamik von Rimonabant

    begründet liegen. Die Eliminationshalbwertszeit von Rimonabant wird bei Patienten

    (Probanden) ohne Adipositas mit neun Tagen angegeben. Unter der Annahme, dass

    zur Modulation zentraler Sensibilisierungsvorgänge durch Rimonabant weitaus

    geringere Dosen als 20mg/die - wie zur Therapie der Adipositas empfohlen -

    genügen, kann daher vermutet werden, dass in den Probanden noch ausreichend hohe

    Rimonabantspiegel vorhanden waren, um das Messergebnis entsprechend zu

    beinflussen. Darüber hinaus könnte auch eine Kumulation der Substanz im

    Körperfettgewebe eine Rolle für eine Wirkzeitverlängerung gespielt haben.

    Endocannabinoide wurden in verschiedenen Regionen des ZNS als Vermittler

    neuronaler synaptischer Plastizität identifiziert. Ihre glutamaterg getriggerte

    Freisetzung und anschließende Diffusion zu präsynaptischen CB1-Rezeptoren

    bewirkt eine Unterdrückung der Transmitterausschüttung, die entweder von kürzerer

    (STD, short term depression) oder längerer Dauer (LTD, long term depression) sein

    kann. (Chevaleyre, Takahashi et al. 2006). Möglicherweise führt die Anwesenheit

    von Rimonabant auf Synapsenebene zu längerfristigen Veränderungen der

    Signalverarbeitung im Sinne einer Neuroplastizität, was sich in einer prolongierten

    Alteration spinaler Sensibilisierungsprozesse manifestieren und demzufolge im

    angewandten Schmerzmodell über die Zeitspanne pharmakologisch relevanter

    Konzentrationen der Substanz hinaus entsprechende Effekte hervorrufen könnte.

    Hierzu liegen bis heute keine richtungweisenden Informationen vor.

  • 29

    Die Charakterisierung einer pronozizeptiven Funktion spinaler Endocannabinoide im

    Menschen ergibt sich in dieser Studie als Summe mehrerer Teilaspekte. Zum Ersten

    verfügten wir mit dem elektrischen Schmerzmodell über eine Methode, die eine

    Unterscheidung zwischen analgetischen und antihyperalgetischen Effekten

    ermöglicht (Koppert, Dern et al. 2001). Diese Unterscheidung scheint vor allem bei

    neuropathischen Schmerzen, für die spinale Sensibilisierungsprozesse einen

    maßgeblichen pathogenetischen Prozess darstellen, von Interesse und wurde in

    bisherigen Untersuchungen möglicherweise ungenügend berücksichtigt. Zum

    Zweiten gehen wir davon aus, dass die Verwendung eines selektiven Antagonisten

    zur genaueren Darstellung von CB1-Effekten ohne die typischen zentralnervösen

    Nebenwirkungen von unselektiven Cannabinoiden von zentraler Bedeutung für das

    Ergebnis ist. Sowohl bei ∆9-THC und Cannabidiol, als auch bei WIN 55,212-2,

    handelt es sich um unselektive Agonisten mit Wirkung an CB1 und CB2. Gleiches

    gilt für die Endocannabinoide Anandamid und 2-AG (Pertwee 2009). Obwohl die

    Rolle von CB2-Rezeptoren bei schmerzverarbeitenden Prozessen noch weiterer

    Aufklärung bedarf, scheint es so, dass auch CB2-Rezeptoren Antinozizeption

    vermitteln (Pertwee 2009). Lokale Administration von AM1241, einem selektiven

    CB2-Agonisten führte zu einer Reduktion von Hyperalgesie und Allodynie,

    hervorgerufen durch intradermales Capsaicin (Hohmann, Farthing et al. 2004). Auch

    bei neuropathischem Schmerz scheint die Wirksamkeit unselektiver Agonisten

    wenigstens zum Teil CB2-vermittelt zu sein (Scott, Wright et al. 2004). Eine weitere

    Differenzierung von CB1- und CB2-Effekten gewinnt daher für das Verständnis der

    Endocannabinoidwirkungen und ihrer Rolle im Schmerzgeschehen zunehmend an

    Bedeutung. Mittlerweile existieren neben den genannten Ergebnissen weitere

    Hinweise, dass spinale CB1-Rezeptoren über Substanz P-Ausschüttung ebenfalls

    pronozizeptive Funktionen auf Hinterhornebene ausüben (Zhang, Chen et al. 2010).

    Ob dies die analgetische Effizienz systemisch verabreichter Cannabinoidagonisten,

    bzw. die Eignung selektiver Agonisten als Analgetika bei neuropathischen

    Schmerzen limitiert, muss in kontrollierten klinischen Studien mit möglicherweise

    zukünftig verfügbaren selektiv wirksamen Substanzen weiter untersucht werden.

  • 30

    6. Literaturverzeichnis

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  • 33

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  • 34

    7. Tabellenanhang

    Ge-schlecht

    Grös-se [cm]

    Ge-wicht [kg]

    BMI [kg/m²]

    Alter [Jahre]

    Strom-stärke Baseline [mA]

    Strom-stärke Session 2 [mA]

    Strom-stärke Session 3 [mA]

    f 168 57 20,2 30 76,3 76,3 76,3 m 176 68 22,0 23 99,9 99,9 99,9 f 165 58 21,3 21 99,9 99,9 99,9 f 165 76 27,9 24 96,3 96,3 96,3 f 163 56 21,1 22 70,4 70,4 70,4 f 176 70 22,6 32 99,9 99,9 99,9 f 170 58 20,1 23 15,6 15,6 15,6

    m 168 64 22,7 25 71,2 71,2 71,2 m 179 83 25,9 31 41,1 41,1 41,1 f 176 67 21,6 22 36,7 36,7 36,7

    m 183 80 23,9 36 56,5 56,5 56,5 m 178 81 25,6 24 50,4 50,4 50,4 f 167 77 27,6 24 96,8 96,8 96,8

    m 180 86 26,5 27 99,9 99,9 99,9 m 183 68 20,3 26 89,9 89,9 89,9 f 168 59 20,9 24 81,5 81,5 81,5

    Tabelle 1: Demographische Daten der Probanden (BMI = Body Mass Index)

    Herzfrequenz [bpm] Session 1 Session 2 Session 3

    MW SE MW SE MW SE 75,75 3,51 73,69 2,92 73,13 2,63 72,44 3,04 73,31 2,64 70,00 2,62 74,06 3,66 72,88 2,26 68,38 2,21 73,94 3,01 71,81 2,64 68,25 2,59 71,31 2,78 71,75 2,99 66,81 2,24 68,94 2,26 72,25 2,21 66,00 2,22 69,69 1,98 70,63 2,71 65,94 2,34 70,63 2,66 71,88 2,79 66,00 2,70 68,13 2,36 71,06 2,89 66,13 2,72 69,38 2,50 70,19 2,07 62,63 1,65 70,50 2,25 71,25 2,37 67,31 2,64

  • 35

    Mittlerer arterieller Blutdruck [mmHg] Session 1 Session 2 Session 3

    MW SE MW SE MW SE 90,75 3,07 86,06 2,63 90,25 2,33 93,06 3,09 85,50 2,45 87,56 1,70 93,75 3,54 85,63 2,05 86,69 2,00 90,44 3,47 84,63 1,92 87,06 2,14 89,88 2,64 85,38 2,47 88,31 2,23 90,06 3,04 85,75 2,22 87,31 2,15 88,81 2,54 87,06 2,58 87,56 2,22 88,00 2,55 88,63 2,14 87,13 1,52 90,25 2,80 86,06 2,33 86,00 2,02 85,50 2,38 84,13 1,97 86,38 1,49 89,75 2,26 83,75 1,93 87,81 1,95

    Kapilläre Sauerstoffsättigung [%] Session 1 Session 2 Session 3

    MW SE MW SE MW SE 99,13 0,27 98,69 0,31 98,81 0,31 99,13 0,29 99,06 0,28 99,00 0,26 93,44 5,57 98,75 0,31 99,06 0,32 99,19 0,25 98,94 0,27 98,88 0,30 99,44 0,20 99,44 0,24 98,81 0,31 99,13 0,22 98,94 0,40 99,13 0,27 99,19 0,29 99,13 0,22 99,13 0,26 99,06 0,32 99,44 0,18 99,31 0,22 99,38 0,20 99,44 0,18 99,56 0,18 99,38 0,29 99,25 0,25 99,56 0,22 99,06 0,27 99,31 0,18 98,94 0,41

    Tabelle 2: Vitalparameter der Probanden

  • 36

    8. Abkürzungsverzeichnis

    ∆9-THC ∆9-tetrahydrocannabinol

    2-AG 2-arachidonoyl-glycerol

    AEA N-arachidonoyl ethanolamine (Anandamid)

    AM1241 1-(methylpiperidin-2-ylmethyl)-3-(2-iodo-5-

    nitrobenzoyl)indole

    AM 251 1-(2,4-dichlorophenyl)-5-(4-iodophenyl)-4-methyl-

    N-(1-piperidyl)pyrazole-3-carboxamide

    AUC Area under the curve

    beta-HCG beta- Human chorionic gonadotropin

    CB1(R) Cannabinoidrezeptor 1

    CB2(R) Cannabinoidrezeptor 2

    CFA complete Freunds adjuvant

    CP 55,940 2-[(1R,2R,5R)-5-hydroxy-2-(3-hydroxypropyl)-cyclohexyl]-5-

    (2-methyloctan-2-yl)phenol

    DHPG (S)-3,5-Dihydroxyphenylglycine

    eCB Endocannabinoide

    GABA γ-Aminobutyric acid

    LY 367,385 (+)-2-methyl-4 carboxyphenylglycine

    mGluR1 metabotropic glutamate receptor 1

    mGluR5 metabotropic glutamate receptor 5

    NMDAR N-methyl-D-aspartic acid receptor

    SR141716A N-(piperidin-1-yl)-5-(4-chlorophenyl)-1-(2,4-dichlorophenyl)-

    4-methyl-1H-pyrazole-3-carboxamide hydrochloride

    TRPV1 transient receptor potential vanilloid type 1

    WIN 55,212-2 2,3-dihydro-5-methyl-3-(4-morphylinylmethyl)pyrrolo-(1,2,3-

    de)-1,4benzoxazin-6-yl-1-naphtalenylmethanone

  • 37

    9. Abbildungsverzeichnis

    Abb. 1: Studiendesign

    Abb. 2: Versuchsaufbau

    Abb. 3: Darstellung des Untersuchungsablaufs; X = Messung

    Abb. 4a-c: Vitalparameterverläufe der Sessions 1-3 in Gruppe A

    Abb. 5a-c: Vitalparameterverläufe der Sessions 1-3 in Gruppe B

    Abb. 6: Verlauf der Schmerzratings (NRS) der Sessions 1-3 in Gruppe A und B

    Abb. 7: Gruppenvergleich der Schmerzintensität-AUCs in Session 1

    Abb. 8: Darstellung der Schmerintensität-AUCs Gruppe A

    Abb. 9: Reduktion der Schmerzwerte-AUCs in Relation zur Baseline-Messung

    Gruppe A

    Abb. 10: Darstellung der Schmerzintensität-AUCs Gruppe B

    Abb. 11: Reduktion der Schmerzintensität-AUCs in Relation zur Baseline-Messung

    Gruppe B

    Abb. 12: Gesamtübersicht der Schmerzintensität-AUCs in Gruppe A und B

    Abb. 13 a-d: Darstellung der Flächenverläufe von Hyperalgesie und Allodynie der

    Sessions 1-3

    Abb. 14: Gruppenvergleich der Hyperalgesie-AUCs in Session 1

    Abb. 15: Gruppenvergleich der Allodynie-AUCs in Session 1

    Abb. 16: Hyperalgesie-AUCs in Gruppe A

    Abb. 17: Reduktion der Hyperalgesie-AUCs in Gruppe A in Relation zur Baseline-

    Messung

    Abb. 18: Hyperalgesie-AUCs in Gruppe B

    Abb. 19: Reduktion der Hyperalgesie-AUCs in Gruppe B in Relation zur Baseline-

    Messung

    Abb. 20: Gesamtübersicht der Hyperalgesie-AUCs und Vergleich innerhalb der

    Gruppen vs. Baseline

    Abb. 21: Allodynie-AUCs in Gruppe A

    Abb. 22: Reduktion der Allodynie-AUCs in Gruppe A in Relation zur Baseline-

    Messung

    Abb.23: Allodynie-AUCs Gruppe in B

    Abb. 24: Reduktion der Allodynie-AUCs in Gruppe B in Relation zur Baseline-

    Messung

  • 38

    Abb. 25: Gesamtübersicht der Allodynie-AUCs und Vergleich innerhalb der

    Gruppen vs. Baseline

    Abb.26: Regelkreis der spinalen Disinhibition (modifiziert nach(Pernia-Andrade,

    Kato et al. 2009)

  • 39

    10. Danksagung

    Bedanken möchte ich mich bei meinem Doktorvater Herrn Prof. Dr. med. Jürgen

    Schüttler für die Möglichkeit der Anfertigung dieser Arbeit.

    Desweiteren danke ich Herrn Prof. Dr. med. Wolfgang Koppert für die stets gute

    Betreuung.

    Besonderer Dank gilt Herrn Dr. Jörg Filitz für die Vermittlung der Arbeitstechniken

    und die Unterstützung und gute Betreuung während der gesamten Arbeit.

    Schlussendlich danke ich allen Probanden und Probandinnen für ihr Mitwirken an

    der Studie.

  • 40