Aus der Klinik für Hals - Nasen- Ohrenheilkunde, Kopf- und ... · PDF fileSAEP-...
Transcript of Aus der Klinik für Hals - Nasen- Ohrenheilkunde, Kopf- und ... · PDF fileSAEP-...
__________________________________________________________________
Aus der Klinik für Hals- Nasen- Ohrenheilkunde,
Kopf- und Halschirurgie
am St. Elisabeth- Hospital Bochum
Universitätsklinik der Ruhr Universität Bochum Chefarzt: Prof. Dr. med. Henning Hildmann
______________________________________________
Das einseitig schwerhörige Kind Kommunikationsstörungen bei einseitiger Schwerhörigkeit
Inaugural- Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin
einer Hohen Medizinischen Fakultät der Ruhr- Universität Bochum
vorgelegt von Sarantuya Shagdarsuren
aus Ulaanbaatar / Mongolei 2002
__________________________________________________________________________________________
Dekan: Prof. Dr. med. G. Muhr
Referent: Prof. Dr.med. H. Hildmann
Korreferent:
Tag der mündlichen Prüfung:
__________________________________________________________________________________________
Meinen lieben Großeltern in Ulaanbaatar
_________________________________________________________________________
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung und Problemstellung...................................................................7
2. Die einseitige Hörstörung beim Kind.........................................................10
2.1 Die Bedeutung des bilateralen Hörens...........................................................13
2.2 Störungsbilder im Hörsystem.........................................................................15
2.2.1 Schalleitungsschwerhörigkeit.........................................................................15
2.2.2 Schallempfindungsschwerhörigkeit................................................................16
2.2.3 Kombinierte Schwerhörigkeit.........................................................................17
2.3 Die Gradeinteilung der einseitigen Hörstörungen..........................................17
2.4 Ätiologie der einseitigen Hörstörungen.........................................................18
2.5 Diagnostische Verfahren der einseitigen Hörstörungen.................................22
2.5.1 Subjektive Testverfahren der Hördiagnostik..................................................24
2.5.2 Objektive Verfahren der Hördiagnostik.........................................................29
2.6 Hörgeräteversorgung der einseitigen Hörstörungen......................................33
3. Material und Methoden...............................................................................35
3.1 Patientengut....................................................................................................35
3.2 Datensammlung..............................................................................................37
4. Ergebnisse.....................................................................................................38
4.1 Ergebnisse der Gesamtgruppe........................................................................38
4.1.1 Verteilung der Jungen und Mädchen.............................................................38
4.1.2 Graduelle Bewertung der einseitig schwerhörigen Kinder............................38
4.1.3 Ursache der einseitigen Schwerhörigkeit.......................................................41
4.1.4 Verdacht auf eine einseitige Schwerhörigkeit................................................44
4.1.5 Alter bei Diagnose der einseitig schwerhörigen Kinder
und Altersverteilung (n=100).........................................................................45
4.1.6 Alter bei der Hörgeräteversorgung der einseitig schwerhörigen
Kinder und Altersverteilung (n=63)................................................................46
4.2 Gruppe I (leichtgradige einseitige Schwerhörigkeit).......................................47
4.3 Gruppe II ( mittelgradige einseitige Schwerhörigkeit).....................................49
__________________________________________________________________________________________
4.4 Gruppe III (hochgradige einseitige Schwerhörigkeit)................................... 56
4.5 Gruppe IV (an Taubheit grenzende einseitige Schwerhörigkeit)....................62
4.6 Hörgeräteversorgung.......................................................................................67
4.6.1 Hörgeräteversorgung und Beurteilung der Hörgeräteversorgung
bei einseitig mittelgradiger Schwerhörigkeit (n=12)......................................67
4.6.2 Hörgeräteversorgung und Beurteilung der Hörgeräteversorgung
bei einseitig hochgradiger Schwerhörigkeit (n=24).......................................70
4.6.3 Hörgeräteversorgung und Beurteilung der Hörgeräteversorgung bei
einseitig an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit (n=27).............................74
5. Tabellarische und grafische Zusammenfassung der Ergebnisse...............77
5.1 Verteilung der Jungen und Mädchen nach dem
Grad der Schwerhörigkeit.................................................................................77
5.2 Alter bei Diagnose und Hörgeräteversorgung..................................................77
5.3 Ursache einseitig kindlicher Schwerhörigkeit (n=100)...................................78
5.4 Verdachtsäußerung...........................................................................................79
5.5 Vorstellungsgründe der einseitig schwerhörigen Kinder.................................79
5.6 Einseitige Hörgeräteversorgung.......................................................................80
5.6.1 Hörgerätetypen in Anzahl und Prozentsatz......................................................80
5.6.2 Hörgeräte- Trageakzeptanz bei einseitiger Schwerhörigkeit...........................80
5.6.3 Sprachverständnis bei einseitiger Schwerhörigkeit im Störlärm
ohne und mit Hörgerät.......................................................................................81
5.6.4 Subjektive Veränderungen nach der Hörgeräteversorgung...............................81
5.7 Problemdarstellung und Förderbedarf bei den einseitig
schwerhörigen Kindern.....................................................................................82
6. Diskussion........................................................................................................85
7. Zusammenfassung..........................................................................................96
8. Anhang............................................................................................................99
9. Literaturverzeichnis.....................................................................................102
Danksagung...................................................................................................113
Lebenslauf.....................................................................................................114
__________________________________________________________________________________________
Verzeichnis der Abkürzungen
AABR- Automated Auditory Brainstem Response BERA- Brainstem Electric Response Audiometry CERA - Cortical Electric Response Audiometry COR - Conditioned Orientation Reflex CROS - Contralateral routing of signals DPOAE - Distorsionsprodukt- Emissionen ERA - Elektric Response Audiometry HdO - Hörgeräte Hinter- dem -Ohr -Hörgeräte HL - Hearing Level KBR - Komplementbindungsreaktion KL - Hörgeräte- Knochenleitungshörgeräte LKG - Spalte- Lippenkiefergaumenspalte SAEP- Späte akustisch evozierte Potentiale SOAE- Spontane otoakustische Emissionen TEOAE- Transitorisch evozierte otoakustische Emissionen VRA - Visual Reinforcement Audiometry
Einleitung und Problemstellung _________________________________________________________________________________________
_____________________________________________________________________Seite7
1. Einleitung und Problemstellung
In der Regel bemerken Erwachsene einen einseitigen Hörverlust bei sich selbst sofort.
Kinder selbst geben nur selten und auch nur bei akutem einseitigen Hörverlust an, dass
„etwas nicht in Ordnung ist“. Eine einseitige Hörstörung bei Kindern kann relativ lange
unerkannt bleiben. Diese Kinder fallen meist dadurch auf, dass sie das gesunde Ohr der
Schallquelle zuwenden oder die Seite wechseln, um mit dem gesunden Ohr zu
telefonieren.
Ein solches Kind kann nicht sagen, woher ein von ihm wahrgenommener Schallreiz
gekommen ist. Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, dass diese Kinder nicht in der
Lage sind, Störschall von Nutzschall zu trennen. In einer geräuschvollen Umgebung
wird ihr Hörverständnis beeinträchtigt.
Die einseitig hörgestörten Kinder besuchen normalerweise, sofern sie keine weiteren
Behinderungen aufweisen, Regelschulen. Sie müssen in dieser Situation mit ihrem
Gehörschaden zurechtkommen. Es ist davon auszugehen, dass durch nur einseitiges
Hören erhöhte Anforderungen an das Konzentrationsvermögen der Schüler gestellt
werden. Dies kann zu rascher Ermüdung und Leistungsabfall führen.
Betroffene Eltern und Angehörige stellen nach der Diagnose „einseitige
Schwerhörigkeit“ die Frage, ob sie alle Möglichkeiten zur Förderung ihrer Kinder
genutzt haben.
Bezüglich der obengenannten Problematik gibt es nur wenige Angaben in der Literatur.
In diesen ist vorwiegend zu lesen, dass eine einseitige Hörstörung keiner besonderen
Therapie bedarf und dass eine einseitige Hörgeräteversorgung wenig nutzt und wenig
Akzeptanz bringt.
In den letzten zwei Jahrzehnten wurde von einigen Autoren wiederholt auf die
Bedeutung einer einseitigen kindlichen Hörstörungen hingewiesen und die
Konsequenzen bei unzureichender oder gar ausbleibender Förderung und Therapie
herausgestellt (Bess 86, Bovo 88, Brookhouser 91, Möhring 95, Hildmann 98,).
Durch frühzeitige Hörgeräteversorgung bei einseitig hörgestörten Kindern werden nicht
nur das Richtungshören und das Sprachverständnis in Ruhe und im Rauschen
Einleitung und Problemstellung _________________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 8
verbessert, sondern es können auch Funktionen und Morphologie der Hörbahnen und
kortikalen Strukturen regulär ausreifen (Niehaus, Kruse 95, Hildmann 98).
Eine Hörgeräteversorgung bei einseitigen Hörstörungen sollte nach den gleichen
Qualitätskriterien wie bei binauralen Störungen vorgenommen werden, d.h. Aufklärung
der Eltern und älterer Kinder, konsequente Kontrollen, Begleitung und Hilfestellung zur
Akzeptanz.
Die Inzidenz einer relevanten einseitigen Hörstörung wird mit 3 von 1000 Schulkindern
angegeben (Brookhauser 1991). In einer Studie zum Hörscreening bei Neugeborenen
Säuglingen mit erhöhtem Risiko für Schwerhörigkeit wurden aus einer Gruppe von
1271 Säuglingen, 6 Säuglinge mit einer einseitigen Schwerhörigkeit erfaßt. (Hildmann
und Kriszio 2001).
Dank der technischen Entwicklung der letzten 15 Jahre in audiometrischen Verfahren
ist es möglich, die einseitige Hörstörung früher zu diagnostizieren.
Zur Bestimmung des Hörvermögens von Kindern bis zu ca. 3,6 Jahren, bei denen noch
kein seitengetrenntes Tonaudiogramm erstellt werden kann, kommen die
verhaltensaudiometrischen Hörprüfungen in klassischer Form, die Messung
otoakustischer Emissionen (OAE) und die Ableitung akustischer Hirnstammpotentiale
(BERA) als Screeningverfahren (AABR) zur Anwendung.
Bei Frühgeborenen ab der 34. Schwangerschaftswoche und bei Säuglingen mit
erhöhtem Risiko für eine Schwerhörigkeit kann eine einseitige Hörstörung mit den
objektiven Meßverfahren früh diagnostiziert werden.
In der vorliegenden Arbeit sollen die Ursachen sowie die auftretenden Probleme und
Schwierigkeiten im kognitiven und kommunikativen Bereich bei einseitig hörgestörten
Kindern aus dem Patientengut des Instituts für Phoniatrie und Pädaudiologie an der
Vestischen Kinderklinik / Universität Witten Herdecke untersucht werden.
Durch die Gegenüberstellung der verschiedenen routinemäßig durchgeführten
Hörprüfmethoden wird die Bedeutung der einzelnen Methoden für die Diagnostik
dargestellt.
Einleitung und Problemstellung _________________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 9
Zur Verbesserung der räumlichen Orientierung und des Sprachverstehens im Störschall,
insbesondere im Straßenverkehr oder in der Schule wird eine Hörgeräteversorgung
angeboten.
Nach den Untersuchungsergebnissen wird in dieser Arbeit die Effektivität der
Hörgeräteversorgung bewertet.
Die Akzeptanz des Hörgerätes und Effektivität der Hörgeräteversorgung werden
dargelegt, beschrieben und diskutiert.
Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 10
1. Die einseitige Hörstörung beim Kind
Schon lange Zeit steht die Frage zur Diskussion, ob die einseitige Hörstörung zu einer
Behinderung der sprachlichen, kognitiven und sozialen Entwicklung führen kann.
Professor Armin Löwe wies schon 1978 auf die pädagogische Bedeutung in der
Betreuung einseitig schwerhöriger Kinder hin:
„In einer undisziplinierten Klasse hat ein solches Kind es sehr schwer, noch etwas zu
verstehen. Es ermüdet dann aber auch sehr schnell. Der Hauptgrund hierfür dürfte sein,
dass es Geräusche nicht so von seinem Körper abgesetzt erlebt wie jemand, der über
ein gutes räumliches Hören verfügt.
Ein einseitig hörgeschädigtes Kind muß immer so sitzen können, daß sein normal
hörendes Ohr dem Lehrer zugewendet sein kann. Beim Turn- und Sportunterricht kann
es vorkommen, daß das Kind dann, wenn sein nicht hörendes Ohr dem Sprecher
zugewendet ist, nicht alle Aufträge richtig erfaßt.
Zu guter Letzt sei jedem Lehrer empfohlen, sich selbst einmal wenigstens für eine
Unterrichtsstunde in die Situation eines einseitig hörgeschädigten Schülers zu
versetzen, indem er einen seiner beiden Gehörgänge mit Ohropax ausfüllt. Er wird
dann sehr bald bemerken, dass unter dieser Bedingung ein Unterrichtsgespräch
erschwert und nur dann noch möglich ist, wenn jeweils nur ein Kind spricht.“
Hancke veröffentlichte 1982 eine Arbeit über die Untersuchung an 15 einseitig
schwerhörigen Kindern. Sie überprüfte das Sprachverständnis von einseitig hörgestörten
Kindern im freien Schallfeld unter der Einwirkung eines definierten Störgeräusches. Die
Versuchsreihe sollte Aufschluß über den Grad der Beeinträchtigung einseitig
hörgeschädigter Kinder gegenüber Normalhörenden, vor allem im Hinblick auf die
Schulsituation, bringen. Als Untersuchungsmaterial (Nutzschall) wurde der Marburger
Satzverständnistest für Erwachsene benutzt. Als Störschall wurde ein Geräuschband mit
einem repräsentativen Schulhintergrundgeräusch eingesetzt.
Die Untersuchung zeigte, dass einseitig hörgestörte Kinder bei Hintergrundlärm den
Nutzschall (z.B Sprache), der sie in Richtung auf das hörende Ohr oder von vorne her
erreicht, gleich gut verstehen wie Hörgesunde. Wird Nutzschall auf die hörgeschädigte
Seite angeboten, verstehen die einseitig hörgestörten Kinder etwa 30 Prozent weniger
als Normalhörende.
Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 11
Weiter wurde berichtet, daß die einseitige Hörstörung keinen Einfluß auf die
Sprachentwicklung hat.
Im Jahre 1987 erschien eine Arbeit über Untersuchungen zum einseitigen Hörverlust
beim Kind von Baerthold, Doberenz und Müller. Die Verfasser untersuchten 34 Kinder
und Jugendliche im Alter von 4-19 Jahren mit einseitiger Innenohrschwerhörigkeit. 25
Kinder hatten eine hochgradige Schwerhörigkeit bzw. einen Hörrest und 9 Kinder
hatten eine mittelgradige Schwerhörigkeit mit mindestens 40 dB Hörverlust.
Diese Arbeit befaßt sich mit der wahrscheinlichen Ätiologie oder symptomatischen und
unsicheren symptomatischen Ursachen. Zu den symptomatischen Ursachen gehören:
Mumps, perinatale Schädigung, Trauma, Hörsturz und M. Meniere.
Zu den unsicheren symptomatischen Ursachen gehören möglicherweise Hörsturz und
M. Meniere.
Zudem handelte es sich in 13 Fällen ( 38,2%) um Patienten mit einem zusätzlichen
Begleitsymptom wie Schwindel, Konzentrationsmangel, Verhaltensauffälligkeit und
Tinnitus.
Entgegen der Lehrmeinung wird in dieser Arbeit ein Hörsturz als Ursache eines
plötzlichen kindlichen Hörverlustes diskutiert. Im beschriebenen Patientenkollektiv
wird der akute Hörsturz in 29% der Fälle als ursächlich angesehen.
Kruse und Niehaus berichteten 1995 über Untersuchungen zur Frühererkennung und
Hörgeräteversorgung unilateraler kindlicher Schwerhörigkeiten. Die Untersuchung
umfasste 32 einseitig schwerhörige Kinder. Nach ihren Angaben wurde die einseitige
Hörstörung mit einem Durchschnittsalter von 5,5 Jahren diagnostiziert. Die Ursache
einer kindlichen einseitigen Schwerhörigkeit blieb meistens unbekannt bzw. war nur zu
vermuten.
Es fanden sich 8 Fälle mit reiner Mittelohrschwerhörigkeit. Die restlichen 24 Kinder
leiden an einer Innenohr- oder kombinierten Schwerhörigkeit.
Nach der Hörgeräteversorgung zeigte sich eine gute Akzeptanz des Hörgerätes in 63%
bei hochgradigen und resthörigen Störungen. Zudem konnte eine Hörverbesserung in
59% bei 27 Fällen, die über einen Zeitraum von durchschnittlich 2 Jahren beobachtet
wurden, abgesichert werden.
Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 12
Aufgrund dieser guten Ergebnisse bzgl. der Hörgeräteakzeptanz und des Hörgewinnes
sind die Verfasser davon überzeugt, dass bei der kindlichen einseitigen Hörstörung eine
apparative Versorgung erforderlich ist.
1995 veröffentlichten Möhring et. al eine Studie über den Aussagewert der Prüfung von
Lokalisationsfähigkeit und Sprachverständnis bei Kindern mit bekannter einseitiger,
mindestens mittelgradiger und hochgradiger Schwerhörigkeit oder Taubheit. Durch ihre
Untersuchung zeigten sie, dass einseitig taube Kinder im Alter von 5 bis 15 Jahren unter
bestimmten Prüfungsbedingungen nicht lokalisieren können. Einseitig schwerhörige
Kinder im gleichen Alter können zum Teil nur wenig eingeschränkt lokalisieren.
Die Verfasser vertreten die Ansicht, dass nicht nur bei einseitiger Taubheit, sondern auch bei einseitiger Schwerhörigkeit das Sprachverständnis mit und ohne Störgeräusch
besonderes bei jüngeren Kindern (5 bis 8 Jahre) deutlich eingeschränkt ist.
Sommer geht in seiner im Jahre 2000 veröffentlichten Arbeit davon aus, dass die
CROS- Versorgung bei einseitiger Surditas kein normales Richtungshören ermöglicht,
jedoch besseres Bemerken von Vorgängen auf der ertaubten Seite.
Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 13
2.1 Die Bedeutung des bilateralen Hörens
Der Mensch besitzt zwei Ohren. Der Mensch kann mit beiden Ohren hören. Er kann
auch alles mit nur einem Ohr hören. Es besteht jedoch ein großer Unterschied zwischen
dem Hören mit beiden Ohren und dem Hören mit einem Ohr.
Die Wissenschaftler, die sich mit der Erforschung des Hörorgans beschäftigen, haben
versucht, die Bedeutung des binauralen Hörens zu erklären. Viele Faktoren tragen zum
binauralen Vorteil bei.
Zunächst ist hier das Konzept der binauralen Lautheitssummation zu nennen.
Das Konzept der binauralen Lautheitssummation kann als Verbesserung der
Hörschwelle für Reintöne und Sprache um ca. 2-3 dB im Vergleich zwischen
monauralem und binauralem Hören definiert werden. Obwohl diese Verbesserung um 3
dB zunächst irrelevant erscheint, ist ihr positiver Einfluß auf das Sprachverständnis und
die subjektive Bequemlichkeit des Hörens eindeutig nachgewiesen (Konkle, Schwartz
1981, Bergmann 1957).
Im Jahr 1970 haben Scharf und Fishken in ihrer Arbeit nachgewiesen, dass die Lautheit
von Sinustönen oder Schmalbandrauschen etwa 1,7 mal lauter ist, wenn der Schall von
beiden Ohren aufgenommen werden kann, als wenn er mit nur einem Ohr gehört wird.
Das Hören mit zwei Ohren vermittelt einen höheren Lautstärkeeindruck als das Hören
mit nur einem Ohr. Das läßt sich durch einen einfachen Versuch demonstrieren: wenn
man sich in einer Hörsituation mit einem Finger ein Ohr verschließt, dann hört man
insgesamt etwas leiser.
Ein weiterer Vorteil des binauralen Hörens ist der „Kopfschatten – Effekt“: Der Schall,
der auf das der Schallquelle abgewandte Ohr trifft, wird durch den da
zwischenliegenden Kopf abgeschwächt. Beispielsweise trifft Sprache mit um 6,4 dB
abgeschwächter Intensität auf das der Schallquelle abgewandte Ohr . Die Größe des
Schallschatten- Effekt variiert mit der Art und dem Ursprung des akustischen Signals
(Konkle, Scwartz D 1981).
Für eine Person mit einseitiger Taubheit kann der Schallschatten- Effekt Vor- und
Nachteile haben. Vorteilhaft ist, wenn das primäre akustische Signal direkt auf das
Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 14
gesunde Ohr trifft und ein störendes Signal oder Lärm aus der Richtung des tauben
Ohres kommt. In dieser Situation trifft das Störsignal mit einer um 6,4 dB
abgeschwächten Intensität auf das gesunde Ohr und ist somit weniger irritierend.
Trifft jedoch das Störsignal direkt auf das gesunde Ohr und das primäre Signal kommt
aus der Richtung des tauben Ohres, so ist dies ein Nachteil für
den Betroffenen: der Störlärm erreicht das gesunde Ohr mit voller Intensität, das
primäre Signal wird jedoch abgeschwächt angeboten, während es von der einen Seite
des Kopfes auf die andere geleitet wird. Daher ist es oftmals schwierig für den einseitig
Schwerhörigen, das primäre Signal im Umgebungslärm zu identifizieren. Unter
normalen Hörbedingungen sind Schallschatten- Effekte ständig präsent; daher hat ein
binaural Hörender einen Vorteil gegenüber einem monaural Hörenden. Ein binauraler
Hörender hält typischerweise ein Ohr in einer bevorzugten Hörposition, auch wenn
Sprach- und Lärmquellen direkt vor oder hinter seinem Kopf liegen.
Eine andere wichtige Funktion des binauralen Hörens ist der „ Zerhack- Effekt“. Der
„Zerhack –Effekt“ bewirkt ebenfalls einen Vorteil für den binaural Hörenden. Er
entsteht durch die Fähigkeit zweier Ohren, Hintergrundlärm zugunsten des
Primärsignals zu unterdrücken. 1950 beobachtete König als erster, dass binaural
Hörende störenden Hintergrundlärm wie z.B. Autos oder Stimmen (Alltagsgeräusche)
filtern und sich auf gewollte auditorische Stimuli konzentrieren können.
Untersuchungen haben gezeigt, dass dieses Phänomen dem binaural Hörenden ein
besseres Sprachverständnis im Lärm ermöglicht. Dieser Effekt bleibt auch dann
bestehen, wenn der monaural Hörende sein hörendes Ohr optimal zur Schallquelle
positioniert (Bess und Tharpe 1984). Das der Schallquelle abgewandte Ohr scheint also
einen wichtigen Beitrag zum Hörvorteil durch den Zerhack- Effekt zu leisten.
Ein weiterer Vorteil des binauralen Hörens ist die Fähigkeit der Lokalisation von Tönen
in der horizontalen Ebene. Die Fähigkeit eine Geräuschquelle zu lokalisieren ist
eindeutig ein binaurales Phänomen. Daher verwundert es nicht, dass einseitig hörende
Menschen häufig Schwierigkeiten mit dem Richtungshören haben ( Bess und Tharpe
1984). Generell nehmen die Fehler beim Richtungshören mit zunehmender Differenz
der Hörleistung beider Ohren zu. Bergmann (1957) hat jedoch festgestellt, dass
Richtungshören auch für Menschen mit deutlichem Hörschwellenunterschied zwischen
beiden Ohren möglich ist, sofern der Ton auch auf dem schwächeren Ohr gehört werden
kann.
Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 15
2.2 Störungsbilder im Hörsystem
Bei einseitigen Hörstörungen können prinzipiell alle Grade und Formen der
Schwerhörigkeit auftreten wie bei beidseitiger Schwerhörigkeit.
2.2.1 Schalleitungsschwerhörigkeiten
Die Schalleitungsschwerhörigkeit betrifft das äußere Ohr und / oder das Mittelohr. Die
Schallaufnahme und Luftleitung über die Ohrmuschel und den Gehörgang und/ oder die
mechanische Übertragung durch die Gehörknöchelchenkette ist gestört oder verhindert.
Eine Ursache hierfür kann eine akute oder chronische Mittelohrentzündung sein. Eine
andere Ursache kann eine Mißbildung der Ohrmuschel und des Gehörganges oder auch
des Mittelohres sein. Bei einer reinen Schalleitungschwerhörigkeit handelt es sich um
eine leicht- bis mittelgradige Hörstörung mit einem Hörverlust bis maximal 60 dB,
wenn bei einer pathologischen Luftleitungskurve eine normale Knochenleitungkurve
(Abb.1) vorliegt (Löwe 1994).
Abb. 1 Tonaudiogramm der Schalleitungsschwerhörigkeit
Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 16
2.2.2 Schallempfindungschwerhörigkeiten
Bei der Schallempfindungsschwerhörigkeit unterscheidet man die cochleäre oder
sensorineurale Schwerhörigkeit und die neurale Schwerhörigkeit oder retrocochleäre
Schwerhörigkeit. Die cochleäre Schwerhörigkeit ist gekennzeichnet durch eine
Funktionstörung der Sinneszellen im Innenohr und Hörnnerv. Eine Funktionsstörung
bei intaktem Innenohr, die die Hörbahnen und/ oder die Hörzentren im Großhirn
betrifft, wird als retrocochleäre Schwerhörigkeit bezeichnet.
Bei der reinen Schallempfindungsschwerhörigkeit sind die Knochenleitungskurve und
die Luftleitungskurve in gleichem Maß abgesunken (Abb.2).
Abb. 2 Tonaudiogramm der Schallempfindungsschwerhörigkeit
Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 17
2.2.3 Kombinierte Schwerhörigkeiten
Man spricht von einer kombinierten Schwerhörigkeit, wenn die Schalleitungs- und
Schallempfindungsschwerhörigkeit zusammen auftreten. Bei der kombinierten
Schwerhörigkeit findet sich neben dem bereits vorhandenen Verlust der Knochenleitung
eine zusätzlichen Absenkung der Luftleitungskurve (Abb.3).
Abb. 3 Tonaudiogramm der kombinierten Schwerhörigkeit
2.3 Die Gradeinteilung der einseitigen Hörstörungen
Der Grad der einseitigen Hörstörung wird wie bei der beidseitigen Hörstörung
eingeteilt:
Leichtgradige Schwerhörigkeit bis 40 dB
Mittelgradige Schwerhörigkeit 40- 60 dB
Hochgradige Schwerhörigkeit 60- 90 dB
An Taubheit grenzende Schwerhörigkeit > 90 dB
Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 18
2.4 Ätiologie der einseitigen Hörstörungen
Meist wird die einseitige Hörstörung bei Kindern eher durch Zufall diagnostiziert. Zum
Zeitpunkt der Diagnose einer einseitigen Hörstörung liegt die Ursache oft schon lange
zurück. Im Nachhinein läßt sich anhand der Anamnese nur eine Vermutung zur
Ätiologie der einseitigen Hörstörung anstellen. Hin und wieder gelingt es, eine
Infektionskrankheit, ein Trauma oder unterschiedliche Risikofaktoren für
Schwerhörigkeit als wahrscheinliche Ursache der Hörstörung verantwortlich zu
machen.
Eine einseitige Hörstörung bei Kindern kann sowohl während der Pränatalperiode als
auch während der Geburt erfolgen. Im Vergleich zu den meist angeborenen
beidohrigen Störungen wird die einseitige Hörstörung jedoch zum überwiegenden Teil
erst in der postnatalen Periode erworben (Hancke 1982).
Einseitige Schwerhörigkeiten können wie die beidseitigen Schwerhörigkeiten in
genetisch bedingte, erworbene und unbekannte einseitige Hörstörungen eingeteilt
werden.
Unabhängig von den Ursachen werden je nach zeitlichem Abstand zum Geburtstermin
prä-, peri- und postnatal erworbene einseitige Schwerhörigkeiten unterschieden.
Kinney beschrieb 1953, dass er unter 310 Patienten mit einseitiger Taubheit keinen
Patienten gefunden habe, bei dem eine Vererbung zugrunde lag.
Bei einem geringen Teil der Fälle scheint die genetisch bedingte einseitige Taubheit die
Ursache zu sein. Über mehr als einen Fall von einseitiger Taubheit berichtete Everberg
(1960) bei 12 von 122 untersuchten Familien. Bei fünf dieser betroffenen Familien war
noch mindestens eine weitere erblich bedingte Hörstörung vorhanden.
Kongenitale einseitige Ohrmißbildungen, wie z.B. die einseitige Gehörgangsatresie oder
einseitige Mißbildungen der Gehörknöchelchenkette, sind ein nicht selten beobachtetes
Krankenheitsbild.
Häufig stehen diese Hörstörungen mit Fehlbildungssyndromen wie Goldenhar-, oder
Franceschetti-Syndrom in Verbindung (Hancke 1982).
Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 19
Die wichtigsten Ursachen für eine pränatal erworbene Schwerhörigkeit sind
Viruserkrankungen, Toxoplasmose und nicht infektiöse Noxen; hier vor allem
medikamentös- toxische Schäden. Die viralen Infektionen spielen eine große Rolle für
eine pränatale Hörstörung. Virusinfekte können zu jedem Zeitpunkt der
Schwangerschaft schädigend wirken. In welcher Form das Kind geschädigt wird, hängt
von dem Erreger und von dem Zeitpunkt der intrauterinen Infektion ab. In den ersten
vier Monaten der Schwangerschaft ist die Möglichkeit der Hörschädigung wesentlich
größer.
Die durch Infektionskrankheiten in der Pränatalperiode verursachten Hörstörungen sind
in der Regel beidseitig. Über einen Fall einseitiger Taubheit nach Rötelnembryopathie
berichteten Barr und Lundström (1961).
Durch Cytomegalie- Infektion verursachte kongenitale Hörstörungen können ein- und
beidseitig auftreten, leicht- bis hochgradig sein und progressiv verlaufen (Davidson,
Hyde, Alberti 1989).
Das Auftreten einer frühkindlichen Schwerhörigkeit steht häufig mit Risikofaktoren
wie Frühgeburt, Asphyxie, Hyperbilirubinämie in Verbindung. Letzter Risikofaktor
spielt heute nur noch selten eine Rolle durch kontinuierliche Überwachung. Von der
American Academy of Pediatrics wurde ein Risikokatolog erstellt, um eine bessere
Früherkennung der kindlichen Schwerhörigkeit zu erreichen. Im Vergleich zu
Normalgeborenen ist die Inzidenz einer Schwerhörigkeit bei Säuglingen mit erhöhten
Risiko für Schwerhörigkeit hoch (Walger 1998).
Als Ursache einer postnatal erworbenen einseitigen Schwerhörigkeit kommt die
Mumpsinfektion in Betracht. Johannsen gab 1974 an, dass Mumps in einer
Untersuchungsreihe von 91 einseitig ertaubten Kindern 14 mal die Ursache des
Hörverlustes war.
Fraser (1976) berichtete, dass der Mumps- Virus eine einseitige Hörstörung auslöst.
Bei jungen Kindern wird diese oft spät erkannt und nicht auf eine durchgemachte
Parotitis epidemica zurückgeführt.
Auf einen sehr hohen Anteil von 68 % Mumpserkrankungen kommt Lenhardt (1962) in
seiner Untersuchung. Er macht diese Erkrankung von vornherein bei allen Kindern mit
positiver KBR auf Mumps für den Hörverlust verantwortlich.
Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 20
Paparella berichtete 1973 über mumpsbedingte Hörschäden. Diese traten plötzlich,
meist unilateral auf. Er berichtete, dass bei Kindern die Einseitigkeit des Hörverlustes
einer der Hauptgründe für die oft sehr spät gestellte Diagnose ist.
Michtl (1980) hat durch ihre Arbeit nachgewiesen, dass eine routinemäßige
audiometrische Kontrolle aller an Mumps erkrankten Patienten indiziert ist.
Als weitere Ursache der einseitigen Hörstörung wird Meningitis purulenta genannt.
Johannsen (1974) fand einen Fall von einseitigem Hörverlust nach relativ blande
verlaufener Otitis media acuta und nach Meningitis.
1980 hat Overkamp durch seine Arbeit nachgewiesen, dass von 80 an Meningitis
erkrankten Patienten 5% eine einseitige Taubheit davon trugen.
Das Auftreten eines Zoster Oticus bei Kindern ist selten, kann aber Folge eines
Immundefizites sein (Eckel, Richling, Strepel una Walger 1998). Der Hörverlust tritt
gewöhnlich einseitig auf. Der Nervus vestibulocochlearis wird durch das Virus
geschädigt. Schwerhörigkeit, Fazialisparese und vestibuläre Funktionsstörungen können
alleine oder in Kombination zu finden sein (Wong et al.1979).
Mittelohrentzündungen mit und ohne Cholesteatom können zu einer irreversiblen
Hörstörung führen (Rijn und Cremers 1991). Neben der Schalleitungsschwerhörigkeit
können sich durch Übergreifen auf das Innenohr Schallempfindungsstörungen sowie
Kombinationen entwickeln. In den ersten zwei Lebensjahren ist die Inzidenz der akuten
Otitis media am höchsten.
Außer den oben genannten Krankheiten stehen auch die akustische und mechanische
Traumatisierung in der Postnatalperiode mit einseitigen Gehörschäden in Verbindung.
Bei den laterobasalen Schädelbasisbrüche wird zwischen Felsenquer- und
Felsenbeinlängsfrakturen unterschieden.
Querbrüche, die durch das Labyrinth oder den inneren Gehörgang verlaufen, führen im
allgemeinen zu irreversibler Taubheit durch direkte Zerstörung der häutigen Schnecke
bzw. Zerreißung des N. statoacustikus (Boenninghaus 1960, Berendes, Link, Zöllner
1979). Felsenbeinlängsbrüche, die das Dach der Paukenhöhle durchsetzen, heilen in der
Regel ohne nennenswerte Hörstörung konservativ (Boeninghaus 1996).
Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 21
Es kommt nicht selten bei den Felsenbeinlägsbrüchen zu einer Unterbrechung der
Gehörknöchelchenkette durch Luxation oder Fraktur (Boenninghaus 1960, Berendes,
Link, Zöllner 1979). In dem Fall zeigt das Tonaudiogramm eine
Schalleitungsschwerhörigkeit von 30 bis 50 dB HL (Berendes, Link, Zöllner 1979).
Die Ruptur des runden Fensters kann eine akute einseitige Innenohrschädigung
verursachen (Wilson et al.1982 , Reiß 1998). Das Auftreten der Hörstörung bei
sportlicher Hochleistung oder nach Kopftrauma kann auf eine Ruptur der Membran des
Innenohrfensters hinweisen (Lamm et al. 1998).
Lehnhardt (1994) berichtete: „Der Hörsturz tritt immer nur in einem Ohr auf, als dessen
pathologisch- anatomisches Substrat ein akuter, kausal unklarer vaskulärer
Endolymphhydrops vermutet wird“.
Die psychogene Hörstörung trifft in aller Regel beidseitig auf, nur selten einseitig
(Lehnhardt 1994).
Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 22
2.5 Diagnostische Verfahren der einseitigen Hörstörung
Bei Kindern steht eine große Zahl der Hörprüfverfahren zur Verfügung. Die
verwendeten Methoden werden in sogenannte „subjektive und „ objektive“ Verfahren
unterteilt.
Es handelt sich bei den subjektiven Verfahren um Formen der Hördiagnostik, die stark
an die Beobachtungsgabe und Kenntnisse des Untersuchers gebunden und stark
abhängig von der Vigilanz des Kindes sind.
Durch objektive Verfahren lassen sich die physiologischen Korrelate des Hörens
überprüfen. Der große Vorteil dieser Verfahren liegt in ihrer Unabhängigkeit von der
Mitarbeit und der Vigilanz des Probanden. Beide Verfahren haben ihren Stellenwert
nebeneinander. Sie werden in der Pädaudiologie angewandt.
In den Vorsorgeuntersuchungen der Kinderheilkunde sollen Säuglinge und
Kleinkinder bestimmte Parameter erreichen. Abweichungen sind möglich bei
motorischen, neurologischen oder sensorischen Erkrankungen. Für die Hör-
Sprachentwicklung gibt es Erfahrungswerte beim gesund entwickelten Kind.
Weil bei einer kindlichen Hörstörung die Früherkennung und Früherfassung im
Vordergrund stehen, ist die wichtigste Regel in der Kinderaudiometrie, die
Vorgehensweise dem Lebensalter bzw. dem Entwicklungsalter anzupassen (Löwe,
Hildmann 1994).
Das in der Kinderaudiometrie am häufigsten benutzte Verfahren ist die Bestimmung der
Hörreaktionsschwelle mit Hilfe der Verhaltens- Beobachtungs- Audiometrie. Bei dieser
Untersuchung ist jede Änderung im Verhalten des Kindes als Reaktion auf die
Wahrnehmung eines akustischen Testreizes zu erkennen und zu interpretieren.
Die Reflexaudiometrie findet beim Neugeborenen bis zum 4. Lebensmonat
Verwendung. Das Prinzip dieses Verfahrens beruht auf der Auslösung unbedingter
Reflexe durch akustische Reize über 70 dB. Diese Reflexe zeigen sich in Form von
Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 23
sogenannten Reflexbewegungen, wie beispielsweise Lidreflex oder auch in dem
Innehalten von Bewegungen.
Die Reflexaudiometrie wird mit akustischen Reizen über Luftleitung und über
Knochenleitung eingesetzt.
Bei der Prüfung über Knochenleitung wird der Knochenleitungshörer auf das Mastoid
des Neugeborenen aufgesetzt.
Um Vibrationsempfindungen zu vermeiden soll der Prüfton ab 1kHz erfolgen und nicht
eine Lautstärke von 40 dB übersteigen.
Von Säuglingen auf Schallreize hin produzierte und auslösbare Reaktionen:
• Moro- Reflex
• Aureopalpebralreflex
• Atemfrequenzänderung
• Innehalten in der Bewegung
• Mimikänderungen, Saug- Schmatzbewegungen
• Bewegung der oberen Extremitäten
• Bewegung der unteren Extremitäten
Eine weiteres Beobachtungsphänomen ist die Augenweitstellung beim Hören eines
Tones oder Geräusches (eigene videogestützte Beobachtungen).
Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 24
2.5.1 Subjektive Testverfahren der Hördiagnostik Eine weitere Untersuchung in der Kinderaudiometrie ist die Richtungshörprüfung.
Ein Säugling, der zwischen sechs und sieben Monate alt ist und sitzen kann, wendet
seinen Kopf in die Richtung, aus der er einen Schallreiz wahrgenommen hat.
Es ist wichtig, zu erwähnen, dass die Schalllokalisation durch Verarbeitung von
Laufzeitdifferenzen, Schallstärkendifferenz und Klangfarbenunterschied möglich wird.
Eine Verarbeitung von Laufzeitdifferenz und Schallstärkendifferenz ist nur bei
binauralem Hören gegeben. Außerdem spielen auch die zentralen Hörbahnen bis hinein
in die höheren Zentren der Großhirnrinde eine wichtige Rolle. Die dort stattfindende
Informationsverarbeitung ist eine Voraussetzung dafür, dass ein Kind, das einen
Schallreiz wahrgenommen hat, dazu befähigt wird, diesem Lage und Seite zuzuordnen.
Eine einseitige Hörstörung in der Neugeborenenperiode hemmt anlagebedingt
vorhandene binaurale Verbindungen im Hirnstammbereich und die zentrale
Repräsentation des räumlichen Höreindruckes (Moore 1991).
Die Reaktionen auf Schallreize können bei Kindern sehr unterschiedlich ausfallen. Die
Beurteilung der Beobachtungen erfolgt daher in Anlehnung an Erfahrungen mit
hörenden Kindern. Zur audiometrischen Untersuchung werden die Kinder mittels
Lichtsignalen, Belohnung und überschwelligen Geräuschangeboten konditioniert. Diese
Untersuchung bezeichnet man als Verhaltensaudiometrie.
Die Verhaltensaudiometrie wird in Altersbereichen zwischen der zweiten Hälfte des
ersten Lebensjahres bis zum 3 Lebensjahr eingesetzt.
Bekanntgeworden ist die Verhaltensaudiometrie auch unter den Namen Audiometrie
mit konditionierten Orientierungsreflexen (CORA) sowie Audiometrie mit visueller
Verstärkung (VCR).
Einige modifizierte Methoden der Verhaltensaudiometrie stehen schon ab dem 3.
Lebensmonat zur Verfügung.
Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 25
Die Spielaudiometrie ist eines der wichtigsten Verfahren zur Diagnostik kindlicher
Hörstörungen. Dabei wird die Hörreaktionsschwelle durch eine Spielhandlung im
freien Schallfeld ermittelt. Diese Hörprüfung ist bei normal entwickelten Kindern im
Alter ab 2,6 Lebensjahren geeignet.
Die Voraussetzung für diese Untersuchung sind aktive Mitarbeit des Kindes und
altersadäquates Spielzeug (z.B. Ringe, Klötzchen, Steckbretter). Hierbei soll das Kind
bei Wahrnehmung eines Prüftones eine Spielhandlung ausführen.
Das Kind lernt, einen gehörten Ton als Aufforderung für eine Spielhandlung anzusehen
(Plath 1992).
Mit Hilfe der Spielaudiometrie kann bei normal entwickelten Kindern die Hörschwelle
ab 3 Jahren und früher untersucht werden.
In der Tonaudiometrie werden dem Probanden über Kopfhörer Testtöne mit
verschiedenen Frequenzen und Lautstärken angeboten. Nach der Wahrnehmung des
Tones erfolgt eine Rückmeldung durch Knopfdruck, bei kleinen Kindern oder
entwicklungsreduzierten älteren Kindern erfolgt die Antwortgebung durch
Klötzchenstecken oder Ringe auffädeln. Durch dieses Verfahren kann die Hörschwelle
für Knochen- und Luftleitung bestimmt werden. Unter Hörschwelle versteht man dabei
die Lautstärke, bei der ein Ton gerade eben wahrnehmbar wird. Der Abstand zwischen
der Hörschwelle eines hörbeeinträchtigen Kindes und der eines normalhörenden Kindes
heißt Hörverlust.
Die Tonschwellenaudiometrie kann in der Regel ab dem 4. Lebensjahr durchgeführt
werden.
Die Sprachaudiometrie dient der Prüfung des Sprachverständnisses. Zur Einhaltung
konstanter Reizparameter wird das Prüfmaterial von einem Tonträger (Zahlen, Einsilber
und Satzreihen) monaural oder binaural in unterschiedlichen Lautstärken über
Lautsprecher oder Kopfhörer angeboten. Das Sprachverständnis wird in Prozent der
verstandenen Wörter angegeben. Zur Erfassung des kindlichen Sprachverständnisses
existieren spezielle standardisierte Testverfahren, wie der Mainzer Kindersprachtest
oder der Göttinger Kindersprachverständnistest.
Der Mainzer Kindersprachtest ist in drei Gruppen aufgeteilt. Der Sprachtest I entspricht
inhaltlich dem Wortschatz normalhörender Kinder unter vier Jahren.In Test II werden
Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 26
Kinder von vier bis fünf Jahren erfaßt und Test III kommt für Kinder von sechs bis acht
Jahren zur Anwendung. Bei den Testen I und II kann zusätzlich eine Bildserie
angeboten werden.
Der Göttinger Sprachverständnistest I ist für das Kindergartenkind (3-4 Jahren) und der
Göttinger Sprachverständnistest II für das Vorschulkind (5-6 Jahren) geeignet. Hier gilt
das reine Nachsprechen nicht als aussagekräftige Parameter.
Die gehörten Wörter müssen Symbolen zugeordnet werden (Hildmann 1994).
Die Sprachaudiometrie im freien Schallfeld bietet eine wichtige Information über die
tatsachliche Hörleistung.
Eine quantitative Bestimmung des Gehörs und eine grobe Orientierung, ob ein
Innenohr- oder Mittelohrschaden vorliegt, geschieht durch die Sprachabstandsprüfung.
Beim Innenohrschaden besteht eine große Differenz zwischen dem Verstehen von
Flüstern und der Umgangsprache, während bei einer Mittelohrschwerhörigkeit das
Verstehen bei beiden Sprechweisen annähernd gleich eingeschränkt ist (Lehnhardt
1996). Während beim Erwachsenen und älteren Kind die Hörweite mit Umgangs- und
Flüstersprache durch Vorsprechen zweisilbiger Zahlen aus verschiedenen Abständen
geprüft wird, geschieht dies beim Kleinkind oder mehrfach behinderten Kind durch
Nennen von Spielzeug, welches das Kind, sofern es das Prüfwort verstanden hat, aus
dem vor ihm liegenden Spielzeug auswählen soll (Holm 1979). Dabei wird auch das
Sprachverständnis mit erfaßt.
Die Prüfung des Sprachverständnisses unter dem Einfluß von Störlärm kommt den
Verhältnissen im täglichen Leben näher (Plath 1979). Sie empfiehlt sich daher für
besondere Fragestellungen, wie für die Anpassung von Hörgeräten, die Beurteilung von
geringgradigen Hörminderungen und die Erfassung von funktionellen Hörstörungen
(Berendes, Link, Zöllner 1979). Mit der Prüfung des Sprachverständnisses im Störlärm
kann auch der Hörgewinn durch die Hörgeräteversorgung insbesondere bei einseitiger
Schwerhörigkeit beurteilt werden.
Neben den obengenannten Hörprüfungen kann ab dem 5. Lebensjahr der dichotische
Diskriminationstest durchgeführt werden.
Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 27
Der dichotische Diskriminationstest für Kinder nach Uttenweiler gibt in der
Diagnostik auditiver Wahrnehmungsstörungen wertvolle Information über Defizite der
zentralen Verarbeitung, bzw. Kontrastierung und Abgrenzung von beidohrig
aufgenommenen Schallsignalen. Der Test besteht aus 5 Gruppen A – E, in denen
jeweils 5 Wortpaare zusammengefaßt sind. Zur Durchführung des Testes wird dem
rechten Ohr das eine und dem linken Ohr das andere Wort eines jeden Paares über
Kopfhörer angeboten. Jedes vollständig reproduzierte Testwort wird mit 20%, ein nur
teilweise verstandenes Wort mit 10% bewertet.
Wenn das Kind nicht fähig ist, die Wortpaare zu reproduzieren, wird der Schallpegel in
5 dB- Abständen angehoben und es wird zur nächsten Gruppe übergegangen. Dies wird
solange fortgesetzt, bis es eine Verständlichkeit von 100% auf beiden Ohren erreicht.
Man spricht von einer unterdurchschnittlichen Leistung, wenn nach dieser Steigerung
des Pegels bis zur Gruppe E (5. Gruppe) nicht mindestens 100% auf dem einem und
80% auf dem anderen Ohr verstanden wurden.
Bei der Prüfung des schlechten Ohres kann der Prüfreiz auf dem Gegenohr überhört
werden. Das Überhören tritt bei der Prüfung der Luftleitung ein, wenn der Unterschied
zwischen beiden Ohren etwa 50 dB beträgt. Das Überhören tritt bei der Ermittlung der
Knochenleitungsschwelle schon bei einer Differenz von 10 dB auf. Darum muß bei der
Prüfung der Knochenleitung das Gegenohr fast immer vertäubt werden (Löwe,
Hildmann 1995). Für die Vertäubung des Gegenohres benutzt man ein als „weißes
Rauschen“ bezeichnetes Vertäubungsgeräusch.
Bei der Vertäubung ist es für Kinder unter sechs Jahren ohne entsprechende Übung
schwierig, das Vertäubungsgeräusch auf dem einen Ohr und den Prüfton auf dem
anderen Ohr auseinanderzuhalten. Deshalb müssen Ergebnisse, die in diesem Alter
erzielt werden, vorsichtig beurteilt werden (Böhme und Weltzl Müller 1993).
Das genaue Ausmaß einer Hörstörung kann durch die Tonaudiometrie allein nur sehr
begrenzt eingeschätzt werden. Patienten mit ähnlichen Hörverlusten im
Tonaudiogramm können, abhängig davon, ob ein Mittelohr-, Innenohr- oder ein
zentraler Schaden vorliegt, erhebliche Unterschiede im Sprachverständnis aufweisen.
(Berendes, Link, Zölner 1979).
Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 28
Überschwellige tonaudiometrische Untersuchungen ermöglichen bei einer
Schallempfindungsstörung die Differenzierung einer Schädigung der Haarzellen oder
des Hörnerven. Diese Verfahren hat kaum Bedeutung in der Pädaudiologie.
Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 29
2.5.2 Objektive Verfahren der Hördiagnostik
Ein bedeutender Bestandteil der objektiven Verfahren ist die Impedanzaudiometrie
durch Tympanometrie und Stapediusreflexmessung.
Bei der Tympanometrie wird die akustische Impedanz des Trommelfells während
einer Druckänderung gemessen. Dazu wird eine Sonde in den Gehörgang eingebracht,
die den Gehörgang vollständig verschließt.
Diese Untersuchung dient der Bestimmung der Trommelfellbeweglichkeit, der
Tubenfunktion, der indirekten Messung vom Druck im Mittelohr sowie dem Nachweis
vom pathologischen Prozess und gibt Auskunft über den Zustand der
Gehörknöchelchenkette.
Bei der Stapediusreflexmessung wird die Eigenschaft des M. stapedius genutzt. Bei
Schallreizen, die mehr als 70 dB über der Hörschwelle liegen, ist zu kontrahieren. Die
Kontraktion des Musculus stapedius führt zu einer meßbaren Impendanzänderung.
Voraussetzung für die Messung des Stapediusreflex ist eine funktionierende
Gehörknöchelchenkette und ein intaktes Trommelfell.
Pathologische Befunde sind etwa bei Adhäsionen oder Bewegungseinschränkung des
Trommelfelles, bei Trommelfellperforation, Otosklerose, Paukenerguß und
Schallempfindungsschwerhörigkeit zu erwarten.
Beide Verfahren zur Impedanzmessung liefern aussagekräftige Ergebnisse zur Funktion
des Gehörknöchelchen- Trommelfell- Apparates und können bei entsprechenden
Meßwerten Hinweise auf eine Hörstörung geben ( Esser. G., 1982; Gross. M., 1990).
Einen großen Anteil an der objektiven Hördiagnostik haben Verfahren, bei denen unter
Zuhilfenahme verschiedener Meßmethoden, Potentialänderungen neuronaler Synapsen
der menschlichen Hörbahn nach Stimulation durch Schallreize abgeleitet werden. Diese
werden unter dem Begriff ERA ( Elektric response audiometry) zusammengefaßt.
An dieser Stelle ist zunächst die BERA (Brainstem elektric response audiometry)
anzuführen, weil sie ein bedeutendes Verfahren zur objektiven Früherkennung
kindlicher Hörstörungen darstellt. In Ergänzung der verschiedenen subjektiven und
objektiven Verfahren ermöglicht die BERA eine Beurteilung des funktionellen
Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 30
Reifungszustandes der Hörbahn. Das Ergebnis dieser Untersuchung erlaubt eine
Aussage über die Funktion der Cochlea und der Hörbahn bis zum Hirnstamm
(Hildmann 1998). Dies trifft auch für das Erkennen einseitiger Hörstörungen zu.
Da sich eine normale oder erhöhte Muskelaktivität des Patienten störend auf die
Ableitung der akustisch evozierten Hirnstammpotentiale auswirkt, kann die Messung
bei Kindern nur im Spontanschlaf oder unter Sedierung bzw. unter Narkose
durchgeführt werden.
Anläßlich eines Workshops der deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde zum Thema
Hörscreening bei Kleinkindern (v. Wedel et al. 1990) wurde die Bedeutung der BERA
als ein hochsensitives und zuverlässiges Testverfahren herausgestellt.
Durch den Einsatz eines automatisierten BERA- Screenings (AABR) läßt sich bei
Frühgeborenen, Neugeborenen und Säuglingen von Geburt an eine
Aussonderungsuntersuchung durchführen.
BERA Screening ( AABR)
Das BERA- Screening basiert auf dem Prinzip der Ableitung auditorisch evozierter
Potentiale mit automatisierter Datenanalyse.
Ziel im BERA- Screening ist, eine genauere Aussage über den Potentialkomplex V bei
einem Schalldruckpegel von 35 DB HL (Hearing Level) zu erhalten. Mögliche
Fehlerquellen sollten von Seite des Probanden und der Umgebung ausgeschlossen
werden.
Eine weitere Untersuchung sind die SAEP (Späte akustisch evozierte Potentiale). Die
SAEP sind frequenzspezifisch und über Luft- und Knochenleitung ableitbar. Damit wird
eine objektive Erstellung eines Audiogrammes möglich und die Funktion des
Mittelohres direkt wie bei der konventionellen, subjektiven Audiometrie meßbar (Moser
1990).
Im Gegensatz zur BERA- Untersuchung sind die SAEP vom Vigilanz- und
Wachheitsgrad des Probandes abhängig. Sie können nur beim wachen Menschen
Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 31
durchgeführt werden. Gleichzeitig darf das untersuchte Kind aber motorisch nicht
unruhig sein. Ist dies dennoch der Fall, können Muskelpotentiale die akustischen
Potentiale überdecken.
Darüber hinaus werden SAEP bei Kindern unter 6 Jahren nicht routinemäßig
eingesetzt.
OAE (otoakustische Emissionen)
Zu den objektiven Methoden gehören ebenfalls mathematisch- signalstatistische
Auswerteverfahren zur Ermittlung von otoakustischen Emissionen.
Diese spielen eine große Rolle für die Früherkennung von Hörstörungen im
Säuglingsalter und kommen zunehmend im Screening als automatisiertes Verfahren
zum Einsatz.
Bei den otoakustischen Emissionen handelt es sich um Schallwellen, die in der Cochlea
auf akustischen Reize entstehen und über das Mittelohr in den Gehörgang retrograd
abgestrahlt werden.
Es lassen sich verschiedene Erscheinungsformen otoakustischer Emissionen
unterscheiden.
Spontane otoakustische Emissionen (SOAE) entstehen ohne äußeren Reiz. Allerdings
können spontane otoakustische Emissionen nur bei 44% der Hörgesunden
nachgewiesen werden (Janssen 1992), so dass deren Messung keine klinische
Bedeutung zukommt.
Transitorisch evozierte otoakustische Emissionen (TEOAE) werden durch einen
externen akustischen Reiz (Ton- oder Klickimpulse) gezielt evoziert (Kemp 1979). Die
Messung von TEOAE mittels Clickreizung wird für Reihenuntersuchungen von
Neugeborenen als automatisiertes Verfahren eingesetzt (Bray und Kemp 1987, Hauser
et al.1989, Kemp et al.1990, Plinkert und Zenner 1991).
Im Gegensatz zu den SOAE sind die TEOAE bei 98% der gesunden Ohren vorhanden
(Janssen 1991). Der Nachweis der TEOAE erfolgt nicht invasiv und ist bei
Artefaktfreiheit in wenigen Minuten abgeschlossen. Da die TEOAE in der Cochlea
entstehen, liefern sie eine Aussage über die Funktionstüchtigkeit der äußeren Haarzellen
in der Cochlea.
Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 32
Ab einem Hörverlust von etwa 30 dB (HL) sind TEOAE nicht mehr meßbar. Eine
Bestimmung der Hörschwelle ist nicht möglich.
In der Kinderaudiometrie hat die Messung der TEOAE an Bedeutung gewonnen, weil
sie neben der Erfassung auditorisch evozierter Potentiale (AEP) das einzige objektive
nicht invasive Verfahren der Innenohrdiagnostik darstellt. In der schnellen
Durchführbarkeit der Messung besteht ein beteutender Vorteil.
Diese Methode wird zur Überwachung bei ototoxischer Medikation eingesetzt (Beck
1992).
Distorsionsprodukt- Emissionen (DPOAE) entstehen bei kontinuierlischer
Stimulierung mit zwei Tönen unterschiedlicher Frequenz. Mit Hilfe der DPOAE ist
eine Objektivierung der subjektiven Ergebnisse bei Innenohrschwerhörigkeit bis zu
einem Hörverlust von etwa 50 dB möglich (Hauser 1991).
Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 33
2.6 Hörgeräteversorgung der einseitigen Hörstörungen
Wenn eine konservative und operative Behandlung der einseitigen Schwerhörigkeit
nicht möglich ist oder ein ausreichender Erfolg ausbleibt, kann man eine
Hörgeräteversorgung anbieten. Mit einer Hörgeräteversorgung kann das Hören in
geräuschvoller Umgebung erleichtert werden, das Sprachverständnis verbessert und die
Richtungslokalisation optimiert werden. Es wird auch eine Verbesserung der
Hörbahnreifung und der kortikalen Strukturen bei Säuglingen durch frühzeitiges
Angebot eines Hörgerätes oder einer CROS- Versorgung diskutiert (Kruse und Neuhaus
1995).
Verschiedene Typen von Hörgeräten (Hörbrillen, Hinter- dem- Ohr-Geräte (HdO),
Knochenleitungshörgeräte (KL- HG) und CROS- Versorgung,) stehen bei einseitiger
Hörstörung zur Verfügung.
Knochenleitungshörgeräte- Versorgung:
Bei Fehlbildungen von Ohrmuscheln und Gehörgängen kann der Schall nicht
störungsfrei zum Mittelohr geleitet werden. Bei einer Knochenleitungsversorgung wird
der Schall über den Knochen (Mastoid) übertragen. Das Knochenleitungshörgerät wird
bei Kindern meist in einem Stirnband integriert. Hier sind Mikrophon, Verstärker und
Hörer getrennt. Der Hörer entspricht in seiner Funktion einem Knochenleitungshörer
beim Audiometer.
CROS- Versorgung (Contralateral routing of signals)
Bei einer CROS- Versorgung wird der ankommende Schall vom tauben Ohr auf das
hörende Ohr geleitet. Ist ein Ohr z.B. gehörlos, das andere normal hörend, trägt der
Patient auf der Seite des hörgeschädigten Ohres das Mikrophon in Form eines kleinen
HdO- Gerätes. Dieses Mikrophon ist über Kabel oder drahtlos (per Funk ) mit einem
mikrophonlosen Hörgerät auf der gesunden Seite verbunden. Das Hörgerät versorgt
über einen offenen Schallschlauch das gesunde Ohr mit der Schallinformation aus dem
Bereich des gestörten Ohres.
Diese CROS – Versorgung kann schon bei Säuglingen ab dem 4.- 6. Lebensmonat bei
einseitiger Taubheit oder Resthörigkeit versucht werden (Hildmann 1998).
Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 34
Die CROS- Versorgung stellt zur Zeit die beste Methode dar, bei einseitiger
Resthörigkeit oder Taubheit ein ausreichendes Sprachverständnis bei gleichzeitig
vorhandenen Störgeräuschen zu gewährleisten, was mit einseitiger Hörgeräteversorgung
nur begrenzt möglich ist. Auch die Richtungswahrnehmung ist in diesen Fällen deutlich
verbessert. Bei der Bewertung des Anpassungsergebnisses ist bei älteren Kindern eine
Sprachprüfung über Lautsprecher mit gleichzeitig vorhandenem Störgeräusch
vorzunehmen (Plath 1992).
Die Hörgeräteversorgung bei Kindern ist wesentlich problematischer als bei
Erwachsenen, da die Kommunikation nicht in gleicher Weise möglich ist. Besonders bei
Säuglingen kann nur bei ausreichender Verstärkung von einer Stimulation ausgegangen
werden. Die Verstärkung soll jedoch so begrenzt werden, dass eine Schädigung des
Restgehörs im Sinne eines Lärmschadens durch zu hohe Ausgangsschallpegel
vermieden wird.
Nach dem Angebot eines Hörgerätes können die Hörgeräteakteptanz und ein
Hörgewinn frühestens nach etwa 5-6 Wochen Tragezeit beurteilt werden. Weitere
Kontrollen sind regelmäßig nach 3 Monaten, dann halbjährlich zu erfolgen.
Ohrmikroskopie, pädaudiologische Hörprüfungen, Objektivierung des Hörgewinns
sowie Funktionskontrolle der Hörgeräte sind Standardmaßnahmen. (Hildmann 2000).
Wichtigstes Kriterium der Qualitätskontrolle der kindlichen Hörgeräteversorgung ist die
Beurteilung der Hörgerätetrageakzeptanz (Niehaus, Olthoff, Kruse 1995).
Die Akzeptanz der Hörgeräte abgeleitet aus der Nutzungsdauer und positiven
Verhaltensänderung des Kindes, gilt als Beleg für eine gute Hörgeräteanpassung
(Kiese- Himmel 2000).
Material und Methoden _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 35
3. Material und Methoden
3.1 Patientengut
Von 7225 Kindern aus dem Institut für Phoniatrie und Pädaudiologie in der Vestischen
Kinderklinik Datteln, Universität Witten/ Herdecke wurden 100 Kinder mit einseitiger
Schwerhörigkeit untersucht.
Zur Auswertung gelangten alle 100 einseitig schwerhörigen Kinder, die im Zeitraum
von Juni1988 bis Juni 1999 vorgestellt wurden.
Von den 100 Kindern mit einseitiger Hörstörung wurden 63 Kinder mit Hörgeräten
versorgt, 37 Kinder trugen keine Hörgeräte.
63 einseitig schwerhörige Kinder mit HG:
41 Jungen und 22 Mädchen
12 Kinder mit einer Schalleitungsschwerhörigkeit
42 Kinder mit einer Schallempfindungsschwerhörigkeit
9 Kinder mit einer kombinierten Schwerhörigkeit
Grad der Schwerhörigkeit:
12 Kinder = mittelgradig
24 Kinder = hochgradig
27 Kinder = an Taubheit grenzend
Hörgeräte- Versorgung:
CROS- Versorgung = 49
Monaural – Versorgung = 12
Knochenleitungs- HG-Versorgung = 2
37 einseitig schwerhörige Kinder ohne HG
20 Jungen und 17 Mädchen
17 Kinder mit einer Schalleitungsschwerhörigkeit
16 Kinder mit einer Schallempfindungsschwerhörigkeit
4 Kinder mit einer kombinierten Schwerhörigkeit
Material und Methoden _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 36
Grad der Schwerhörigkeit
5 Kinder = geringgradig
21 Kinder = mittelgradig
8 Kinder = hochgradig
3 Kinder = an Taubheit. grenzend
In diese Studie wurden folgende Kinder einbezogen:
• Kinder, die im Sinne des Risikokatalogs der American Academy of Pediatrics
(1982) als sogenannte „ Risikokinder “ klassifiziert wurden.
• Kinder, bei denen aufgrund von Entwicklungsverzögerungen/ -störungen (z.B.
Sprachentwicklungsverzögerungen/- störungen, psychomotorischer Retardierung,
Dyslalien) oder Fehlbildungssyndromen im HNO- Bereich (LKG- Spalten, Alport-
Syndrom) eine Hörstörung ausgeschlossen werden sollte.
• Kinder, bei denen der Verdacht auf eine Schwerhörigkeit durch niedergelassenen
Ärzte oder durch Eltern oder Angehörige geäußert wurde.
Tab. 1 Risikofaktoren für Schwerhörigkeit nach der American Academy of
Pediatrics
1. Familiäre Schwerhörigkeit
2. Frühgeborene < 1500g Geburtsgewicht
3. Perinatale Asphyxie
4. Kritische Hyperbilirubinämie (> 22mg%)
5. Craniofaciale Fehlbildungen
6. Angeborene Infektionen und neonatale Infektionen
7. Therapie mit Aminoglykosiden u.a. ototoxischen Substanzen
8. Persistierende pulmonale Hypertension
9. Beatmung > 5 Tage
10. Syndrome mit Beteiligung der Hörfunktion
Material und Methoden _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 37
3.2 Datensammlung
Grundlagen der Arbeit waren Akteneinträge des Arztes (ausführliche Erhebung der
Familien-, Schwangerschaftsanamnese und Eigenanamnese, Angaben zu möglichen
Ursachen des Hörverlustes, Angaben zum allgemeinen Entwicklungsstand des Kindes
zu Begleiterkrankungen, zur Schulbildung, Befunde nach der Untersuchung im HNO-
Bereich einschließlich Ohrmikroskopie (s. Anhang).
Zur Anwendung gekommene Untersuchungverfahren, audiologische Test-
Meßverfahren und Ableitungsverfahren
Es wurden von jedem Patienten audiometrische Untersuchungen aufgezeichnet, wobei
folgende Hörprüfungen berücksichtigt wurden:
• schriftliche Angaben der Audiometristinnen über Reaktionen auf standarsierte
Geräusche im freien Schallfeld (z B bei Neugeborenen 80 dB Schmalbandrauschen/
gewobbelte Sinustöne)
• Audiometrie im freien Schallfeld mit Schmallbandrauschen und gewobbelten
Sinustönen
• Tonaudiometrie über Kopfhörer
• Sprachaudiometrie (mit und ohne HG bei Störlärm)
• Prüfung der Lokalisationsfähigkeit
• Tympanogramm
• Stapediusreflexmessung
• OAE im Screening
• OAE (TEOAE und DPOAE)
• BERA- Screening (AABR)
• BERA
• Wertung der Hörgeräteakzeptanz:
Laut Einschätzung der Eltern wurde die Hörgeräteakzeptanz durch Angaben der
täglichen Tragedauer des verordneten Hörgerätes auf einer 4- Punkte- Likert- Skala wie
folgt beurteilt.
1 sehr gut = ganztägig
2 gut = mindestens 8 Stunden
3 mäßig = nur im Kindergarten / Schule/ Therapie
4 schlecht = 1 Stunde täglich oder weniger
unbekannt = keine Angaben ( ohne Auswertung)
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 38
4. Ergebnisse
4.1 Ergebnisse der Gesamtgruppe (n=100)
4.1.1 Verteilung der Jungen und Mädchen
In der Gesamtgruppe von 100 Patienten überwiegen Jungen n=61 ( 61%), während die
Mädchen mit n=39 (39 %) vertreten sind. Bei den an Taubheit grenzend einseitig
schwerhörigen Kindern sind Mädchen und Jungen in gleicher Zahl vertreten 15:15 . Bei
den leichtgradig einseitig schwerhörigen Kindern ist das Verhältnis Jungen zu Mädchen
3:2 (1,5:1) bei den mittelgradig schwerhörigen Kindern 23:10 (2,3:1) und bei den
hochgradig schwerhörigen Kindern 20:12 (1,7:1). Das rechte Ohr war in 52%, das linke
Ohr in 48% der Fälle betroffen.
4.1.2 Graduelle Bewertung der einseitig schwerhörigen Kinder
Die graduelle Einteilung der einseitigen Schwerhörigkeit erfolgte nach dem folgenden
Schema:
Leichtgradige Schwerhörigkeit bis 40 dB HL
Mittelgradige Schwerhörigkeit 40- 60 dB HL
Hochgradige Schwerhörigkeit 60- 90 dB HL
An Taubheit grenzende Schwerhörigkeit > 90 dB HL
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 39
Grad der einseitigen Schwerhörigkeit bei 63 Kindern mit Hörgerät
Die an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit ist mit 43% (n= 27) am stärksten vertreten,
38% (n=24) leiden unter einer hochgradigen Schwerhörigkeit, 19% (n=12) sind
mittelgradig hörgestört (Abb.4)
0%10%20%30%40%50%60%70%80%90%
100%
Abb. 4 Verteilung der einseitigen Schwerhörigkeit mit Hörgeräten nach dem Grad
der Schwerhörigkeit
An
T. g
renz
ende
Sc
hwer
höri
gkei
t
Hoc
hgra
dige
Sc
hwer
höri
gkei
Mitt
elgr
adig
e Sc
hwer
höri
gkei
t
n=27 n=24
n=12
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 40
Grad der einseitigen Schwerhörigkeit bei 37 Kindern ohne Hörgerät
Die nachstehende Abbildung zeigt die Gruppe der Kinder mit einseitige
Schwerhörigkeit ohne Hörgeräte: die mittelgradig Hörgestörten sind mit 57% ( n=21)
am stärksten vertreten, 8 % (n=3) haben eine an Taubheit grenzende und 22 % (n=8)
eine hochgradige Schwerhörigkeit, 13 % (n=5) sind leichtgradig hörgeschädigt (Abb.5).
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
Abb. 5 Verteilung der einseitigen Schwerhörigkeit ohne Hörgeräteversorgung
nach dem Grad der Schwerhörigkeit
An
T. g
renz
ende
Sc
hwer
höri
gkei
t
Hoc
hgra
dige
Sc
hwer
höri
gkei
Mit
telg
radi
ge
Schw
erhö
rigk
eit
Lei
chtg
radi
ge
Schw
erhö
rigk
eit
n=3
n=8
n=21
n=5
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 41
4.1.3 Ursache der einseitigen Schwerhörigkeit
In 66 Fällen konnte die Ursache der einseitigen Hörstörung ermittelt werden, wobei in 2
Fällen ein Vererbungsmodus, in 22 Fällen kongenitale Fehlbildungen des äußeren Ohres
(Dysplasie der Ohrmuschel I bis III Grades, Gehörgangstenosen / komplette Atresien)
und in 42 Fällen eine erworbene Hörstörung vorlag. Bei 34 Kindern fand sich keine
eindeutige Ursache, die Ätiologie blieb unbekannt.
Abbildung 6 gibt Auskunft über die prozentuale Verteilung zwischen hereditären,
erworbenen und unbekannten Ursachen.
2% hereditäre
22%Mißbilungen
3% pränatalerworbene10% perinatalerworbene29% postnatalerworbene34% unbekannte
Abb. 6 Die prozentuale Verteilung der ätiologischen Faktoren bei einseitig
schwerhörigen Kindern
Genetisch bedingte Schwerhörigkeiten
Bei 2 Kindern lag ein Vererbungsmodus vor (mindestens zwei Verwandte mit
Schwerhörigkeit fanden sich in der Familienanamnese mit Schwerhörigkeit. Ein
genetischer Nachweis lag zu diesen Fällen nicht vor.
22 Kinder hatten kongenitale Fehlbildungen des äußeren Ohres (Dysplasie der
Ohrmuschel I bis III Grades, Gehörgangstenosen / komplette Atresien), davon litten 3
unter einem Goldenhar Syndrom.
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 42
Ursache erworbener Hörschäden prä-, peri- und postnatal Störungen.
Unter den pränatalen Schwerhörigkeiten fanden wir 3 Kinder ( 3%), deren Hörstörung
auf eine virale Genese zurückgeführt werden konnte, bei 2 Kindern erfolgte der
Nachweis einer Rötelnembryopathie (hierunter war bei einem Kind zusätzlich
Alkoholabusus und Nikotinabusus während der Schwangerschaft bekannt), bei einem
weiterem Kind eine intrauterine Cytomegalieinfektion.
Die Gruppe der perinatal erworbenen einseitigen Hörstörungen umfaßte 10 Kinder. In
dieser Gruppe bildeten die Früh-, Mangelgeburten mit 6 Kindern den Hauptanteil.
Hierunter befanden sich 5 Kinder mit zusätzlichen Risikofaktoren für das Auftreten
einer Hörstörung, eines mit Lippen- Kiefer- Gaumenspalte und vier mit perinataler
Asphyxie. Bei drei Kindern konnten eine Asphyxie und bei weiterem Kind eine
Hyperbilirubinämie zugeordnet werden.
Bei 29% der einseitig hörgestörten Kinder lag eine postnatale Schwerhörigkeit vor.
15 % (n= 15) dieser Kinder litten an viralen oder bakteriellen Entzündungen: Mumps
(6%) und Meningitiden (9%). 10% (n=10) der Kinder hatten Mittelohrprobleme (wie
Otitis media usw.). Andere Ursachen der postnatalen, erworbenen, einseitigen
Hörstörung waren in 3 Fällen (3%) Traumen und in einem Fall (1%) ein ototoxisches
Medikament.
Bei 34 Kindern konnte keine eindeutige Ursache der einseitigen Hörstörung zugeordnet
werden. Schallempfindungsstörungen lagen bei 30 Kindern vor, eine kombinierte
Hörstörung zeigte sich bei 4 Kindern. 3 Kinder klagten über Ohrgeräusche auf dem
einseitig schwerhörigen Ohr. Der Hörverlust war bei 8 Kindern mittelgradig, bei 14
Kindern hochgradig und bei 12 Kindern an Taubheit grenzend Schwerhörigkeit.
Atiologische Aspekte einseitiger Hörstörung sind aus unserem Patientenkreis in Tabelle
2 dargestellt.
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 43
Tab. 2 Ursachen einseitig kindlicher Schwerhörigkeit (n=100)
Hereditär ( 2%)
• Familiär n=2 (2%)
Hereditär und / oder erworben (22%)
Mißbildungsyndrome n= 22 (22%)
• Ohrmißbildung n=22
( hiervon Goldenhar Syndrom n=3)
Erworben (42%)
Pränatal n=3 (3%)
• Rötelnembryopathie n=2
(hierunter n=1 Alkoholabusus und Nikotinabusus
während d. Schwangerschaft)
• Cytomegalie n=1
Perinatal n=10 (10%)
• Früh-, Mangelgeburten n=6
(hierunter LKG- Spalte n=1
Asphyxie n=4
Ototox. Medikation n=1)
• Asphyxie n=3
• Hyperbilirubinämie n=1
Postnatal n=29(29%)
• Meningitiden n=9
• Mumps n=6
• Trauma n=3
• Mittelohrerkrankung n=10
• Ototoxische Medikamente n=1
Unbekannte Ursache ( 34%)
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 44
4.1.4 Verdacht auf eine einseitige Schwerhörigkeit
Laut Akten wurde der erste Verdacht in 49% der Fälle von den Eltern geäußert, in 49%
von ärztlicher Seite (8 Kinder fielen im Rahmen der Vorschuluntersuchung auf, 41
Kinder waren sogenannte Risikokinder und / oder zeigten eine äußere Ohrmißbildung).
In 2% (n=2) der Fälle vermutete die Erzieherin im Kindergarten einen Hörschaden
(Tab.3).
Tab. 3 Verdachtsäußerung
Verdachtsäußerung durch in %
1. Eltern 49
2. Hausarzt o. andere Klinik 14
3. HNO- Ärzte 27
4.Schuluntersuchung 8
5. Lehrer o. Therapeut 2
Anlaß zur Untersuchung gaben:
• Äußere Ohrmißbildung
• Ausbleibende oder verzögerte Reaktion auf Geräusche
• Schwerhörigkeit in der Familie
• Mittelohrprobleme
• Eingeschränkte Lokalisation
• Eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit
• Ohrgeräusche
• Sprachauffälligkeiten
• Benutzung stets des gleichen Ohres beim Telefonieren
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 45
4.1.5 Alter bei Diagnose der einseitig schwerhörigen Kinder und
Altersverteilung (n=100)
Das mittlere Alter aller untersuchten 100 Kinder mit einseitiger Schwerhörigkeit bei der
Diagnose lag bei 60 Monaten mit einer Streubreite von 1 bis zu 168 Monaten. (Median
60 Monate). Die Altersverteilung stellte sich wie folgt dar: 16% (n=16) der einseitigen
Schwerhörigkeit waren bereits in den ersten 6 Lebensmonaten diagnostiziert. Im Alter
von 7 bis 36 Monaten und von 85 bis 108 Monaten war die Zahl der diagnostizierten
Schwerhörigkeit relativ gering: 4% (n=4) im Alter von 6 bis 12 Monaten, 3% (n=3) im
Alter von 13 bis 24 Monaten, je 5% (n=5) im Alter von 25 bis 36 und von 97 bis 108
Monaten. Die meisten Kinder hatten bei der Diagnose ein Alter von 4 bis 7 Jahren: 18%
(n=18) der Kinder waren 49 bis 60 Monate alt, 12% (n=12) waren 61 bis 72 Monate und
14% (n=14) waren 73 bis 84 Monate alt. Je 8% (n=8) der Kinder waren bei der
Diagnose 37 bis 48 Monaten alt oder älter als 108 Monate.
n=8
n=5n=6
n=14n=13
n=18
n=8
n=5n=3
n=16
n=4
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
n=16 n=4 n=3 n=5 n=8 n=18 n=13 n=14 n=6 n=5 n=8
Abb. 7 Altersverteilung der einseitig schwerhörigen Kinder (n=100)
<6 7-12 13-24 25-36 37-48 49-60 61-72 73-84 85-96 97-108 >108
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 46
4.1.6 Alter bei der Hörgeräteversorgung der einseitig schwerhörigen
Kinder und Altersverteilung ( n=63)
Insgesamt 63 von 100 einseitig schwerhörigen Kindern wurden mit Hörgeräten
versorgt. Das jüngste Kind war bei der Hörgeräteversorgung 6 Monate alt. Das älteste
Kind war 168 Monate alt. Das durchschnittliche Alter bei der Diagnose der
hörgeräteversorgten 63 Kinder lag bei 68 Monaten (Median 63 Monate).
Das durchschnittliche Alter bei der Hörgeräteversorgung betrug 73 Monate. Der Median
lag bei 65 Monaten.
Die Abbildung 8 zeigt, dass die einseitig schwerhörigen Kinder meistens im Alter von
49 bis 96 Monaten mit Hörgeräten versorgt wurden: 16% (n=10) im Alter von 49 bis 60
Monaten, 14% (n=9) von 73 bis 84 Monaten, je 17% (n=11) im Alter von 61 bis 72 und
von 85 bis 96 Monaten. In der Altersgruppe zwischen von 37 bis 48 Monaten waren 9%
(n=6) der Kinder mit Hörgeräten versorgt. Dagegen war in der Gruppe zwischen 97 bis
108 Lebensmonaten der Anteil der hörgeräteversorgten Kinder 2% (n=1). Die ältesten
8 Kinder (13%) waren älter als 108 Monate bei der Hörgeräteversorgung. Bis zum 3.
Lebensjahr waren 7 Kinder mit Hörgeräten versorgt.
n=8
n=1
n=11
n=9
n=11n=10
n=6n=4
n=1n=1 n=1
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
n=1 n=1 n=1 n=4 n=6 n=10 n=11 n=9 n=11 n=1 n=8
Abb. 8 Altersverteilung der hörgeräteversorgten Kinder (n=63)
<6 7-12 13-24 25-36 37-48 49-60 61-72 73-84 85-96 97-108 >108
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 47
4.2 Gruppe I (Leichtgradige Schwerhörigkeit n=5)
Allgemeine Daten
5 Kinder der Gesamtgruppe wurden als leichtgradig hörgestört eingestuft, drei Jungen
und zwei Mädchen. Das durchschnittliche Alter bei der Diagnose betrug 77 Monate
(Median 79 Monate). Die Hörstörung wurde in einem Fall von den Eltern, in 2 Fällen
vom Hausarzt und in 2 Fällen vom HNO- Arzt vermutet. Bei der Diagnose waren das
jüngste Kind 3 Monate und das älteste Kind 144 Monat alt.
Aufgrund der geringen Anzahl wurde auf das Erstellen der Altersverteilungskurve
verzichtet. Die einseitig leichtgradig schwerhörigen Kinder (n=5) waren nicht
versorgungsbedürftig.
Vorstellungsgründe der einseitig leichtgradigen Schwerhörigkeit
Das jüngste Kind wurde aufgrund einer kongenitalen Ohrmuscheldyplasie Grad I
vorgestellt. Die ältesten Kinder dieser Gruppe zeigten rezidivierende
Schalleitungsschwerhörigkeit bei Mittelohrbelastung. Bei ihnen war eine unsichere
Lautdiskrimination bei unauffälligen kognitiven und kommunikativen Fähigkeiten
festzustellen.
Audiologischer Befund
Das Kind, das wegen Ohrmuscheldysplasie Grad I vorgestellt wurde, ist durch
subjektive Audiometrie ( Reflexaudiometrie, modifizierte Verhaltensaudiometrie und
Baranytrommel) und objektive Audiometrie (AABR, TEOAE) untersucht worden. Das
Kind zeigte eine Hörreaktion auf laute Instrumente wie Tambourin und Blocktrommel.
Die Hörreaktionsschwelle lag bei 60-70 dB. In der Screening Untersuchung mit einem
automatisierten BERA Verfahren war der Befund bei einem Stimulus von 35 dB „fail“,
d. h der Befund war auffällig. Bei einem Stimulus von 40 und 70 dB war das
Untersuchungsergebnis jedoch „ pass“.
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 48
Bei 4 älteren Kinder wurde eine Tonaudiometrie und eine Sprachaudiometrie
durchgeführt. Die mittleren Hörverluste pro Frequenz sind in der zugehörigen Tabelle 4
aufgeführt.
Tab. 4 Mittlere Hörverluste in der Tonaudiometrie Frequenzen zugeordnet
TA mit Kopfhörer
0,5 kHz 1 kHz 2 kHz 4 kHz 6 kHZ
dB 32,5 40 38,7 38,7 38.7 Sprachverständnis:
Über Luftleitung bei 65 dB auf beiden Ohren zeigte sich das Sprachaudiogramm
unauffällig. Im Freifeld konnten bei 65 dB Sprachangebot und 60 dB Störschall
durchschnittlich 80% der angebotenen Wörter im Göttinger Kindersprachverständnistest
II richtig nachgesprochen und zugeordnet werden (n=4).
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 49
4.3 Gruppe II (mittelgradige Schwerhörigkeit n=33)
Allgemeine Daten
Bei 33 Kindern der Gesamtgruppe wurde eine mittelgradige Schwerhörigkeit
festgestellt, davon waren 23 (70%) Jungen und 10 (30%) Mädchen. Die
Schwerhörigkeit wurde in 21 Fällen von den Eltern, in je 6 Fällen von Hausarzt oder
Kinderarzt und nach einer Schuluntersuchung geäußert.
12 Kinder waren mit Hörgeräten versorgt. 21 Kinder hatten keine Hörgeräte. Bei den
nicht hörgeräteversorgten Kindern lag in 8 Fällen eine kongenitale
Ohrmuscheldysplasie I bis II Grades mit einer Schalleitungsschwerhörigkeit vor.
Aufgrund des Wohnortwechsels waren 3 Patienten zur weiteren Untersuchung nicht
erschienen. Bei 10 Kindern fanden sich keine sekundären Schwierigkeiten im
kognitiven und kommunikativen Bereich.
Alter bei Diagnose und Altersverteilung
Die folgenden Daten zeigen eine zweigipflige Kurve: der erste Gipfel ist bei einem
Alter von 0 bis 6 Monaten zu erkennen. Hier wurde bei 10 Kindern (30% ) eine
einseitige mittelgradige Hörstörung festgestellt. Der zweite Gipfel erscheint bei der
Altersgruppe der Kinder zwischen 73 und 84 Monaten. Hier wurden 6 Kinder (19% )
als schwerhörig diagnostiziert.
Das mittlere Alter bei der Diagnose lag bei 50 Monaten (Median 56). Bei der Diagnose
waren das jüngste Kind 1 Monat und das älteste Kind 140 Monate alt ( Abb.9).
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 50
n=2
n=1
n=2
n=6
n=3n=3
n=1n=1n=1
n=10
n=3
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
n=10 n=3 n=1 n=1 n=1 n=3 n=3 n=6 n=2 n=1 n=2
Abb.9 Alter bei der Diagnose der einseitig mittelgradigen Schwerhörigkeit und
Altersverteilung
Vorstellungsgründe der einseitig mittelgradigen Schwerhörigkeit
Tab.5 Vorstellungsgründe der einseitig mittelgradigen Schwerhörigkeit
Vorstellungsgründe Anzahl 1. äußere Ohrmißbildung 12 2. eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit 5 3.Verhaltensauffälligkeiten 6 4. Benutzung stets des gleichen Ohres beim Telefonieren
1
5. Schlafstörungen 2 6. emotionale Unzufriedenheit 2 7. Sprachauffälligkeiten 6 8. Sprachverständnisprobleme bei Störgeräuschen 1 9. keine Angaben 10
<6 7-12 13-24 25-36 37-48 49-60 61-72 73-84 85-96 97-108 >108
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 51
Audiologische Befunde
Bei 12 von 33 Patienten der mittelgradig schwerhörigen Kinder wurde bei der
Erstuntersuchung eine orientierende Prüfung der Geräuschzuwendungsreaktion mit
Instrumenten (Tambourin, Blocktrommel, Spieluhr, Glocke) durchgeführt. Alle 12
Kinder zeigten Hörreaktionen (Schreckreaktion, Lidreflex, Lauschen auf den Ton eines
kleinen Glöckchens).
Eine Prüfung des Hörens im freien Schallfeld wurde bei der ersten audiologischen
Untersuchung bei 6 Kleinkindern vorgenommen. Diese Kinder zeigten eine
Hörreaktionschwelle für Schmallbandrauschen, Kinderlieder und Alltagsgeräusche bis
60 dB.
Im freien Schallfeld machte das mittelgradig schwerhörige Kind (n=1) sichere Angaben
auf Kinderlieder, Alltagsgeräusche und Schmallbandrauschen bei 50 dB, mit HG bei 20
dB.
Eine objektive Hörschwellenbestimmung mittels elektrischer Reaktionsaudiometrie
wurde bei 8 Kindern durchgeführt. Ein BERA- Screening wurde bei 7 Kindern der
Gruppe mit mittelgradiger Schwerhörigkeit vorgenommen. Alle Kinder waren kognitiv
unauffällig. 7 Kinder waren im BERA- Screening (AABR) jünger als 3 Monate. 8
Kinder waren bei der BERA zwischen 12 und 110 Monate alt.
In Tabelle 6 werden die Hörschwellen im freien Schallfeld, in der Tonaudiometrie
sowie die Ergebnisse von BERA und BERA- Screening ( AABR) dargestellt.
Die zweite Spalte zeigt das Alter der Kinder bei der Untersuchung, die dritte Spalte
zeigt die betroffene Seite des Ohres, die vierte Spalte setzt die Hörschwellenwerte in
dB im freiem Schallfeld dazu in Bezug, in der fünften Spalte sind die Schwellenwerte
im Tonaudiogramm mit Kopfhörer, in der sechsten Spalte die BERA Hörschwellen der
schwerhörigen Seite dargestellt. In der siebten Spalte sind die Ergebnisse vom BERA-
Screening (AABR) eingetragen.
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 52
Tab.6 Gruppe der mittelgradigen Schwerhörigkeit: Vergleich BERA und
Hörschwellenwerte in dB HL
N. Alter bei d.
Untersuchung
Betroffene
Seite FSF TA BERA BERA-Screening
1. 5 J. re. - 62 dB 60 dB -
2. 7 J. re. - 40 dB 40 dB -
3. 8 J. re. - 55 dB 60 dB -
4. 4 J. li. - 48 dB 40 dB -
5. 2 Mon. li. 50 dB - - „fail“ bei 35, 40 dB
„ pass“ bei 70 dB
6. 5 J. re. - 65 dB 60 dB -
7. 5 J. re. - 55 dB 60 dB -
8. 2 Mon. re. 50 dB - - „fail“ bei 35, 40 dB
„ pass“ bei 70 dB
9. 1 Mon. li. 60 dB - - „fail“ bei 35, 40 dB
„ pass“ bei 70 dB
10. 2 Mon. re. 60 dB - - „fail“ bei 35, 40 dB
„ pass“ bei 70 dB
11. 2 Mon. re. 60 dB - - „fail“ bei 35, 40 dB
„ pass“ bei 70 dB
12. 4 J. li. - 55 dB 60 dB
13. 6 J. li. - 45 dB 50 dB
14. 2 Mon. li. 60 dB - - „fail“ bei 35, 40 dB
„ pass“ bei 70 dB
15. 2 Mon. re. 60-70 dB - - „fail“ bei 35, 40 dB
„ pass“ bei 70 dB
FSF= freies Schallfeld TA= Tonaudiogramm ohne HG
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 53
Bei 18 von 33 Kindern mit einseitig mittelgradiger Schwerhörigkeit wurden
Sprachaudiogramme vorgenommen.
Es wurden der Mainzer Kindersprachtest II für 3 Kinder, der Göttinger
Kindersprachverständnistest I für 4 Kinder und der Göttinger
Kindersprachverständnistest II für 9 Kinder durchgeführt. Bei 2 Kindern wurde der
Freiburger- Sprachtest verwandt. In Tabelle 7 wurden die Ergebnisse vom
Sprachverständnis über Luftleitung des normal hörenden Ohres dargestellt. Bei der
Prüfung des schwerhörigen Ohres wurde das gesunde Ohr vertäubt. Das
Sprachverständnis auf dem schwerhörigen Ohr war im Median um 50% gegenüber
einem 90 bis 100 prozentigen Sprachverständnis auf dem gesunden Ohr eingeschränkt.
Bei der Untersuchung des Sprachverständnisses im Störlärm wurde im Freifeld bei 65
dB Sprachangebot auf die schwerhörige Seite, 60 dB Störschall auf die gesunde Seite
gegeben.
Das Ergebnis dieser Untersuchung wird in der Abbildung 12 zur Beurteilung der
Hörgeräteversorgung dargestellt.
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 54
Tab.7 Lokalisation und Sprachverständnis bei einseitig mittelgradiger Schwerhörigkeit
Sprachverständnis
in %
Sprachverständn
is in % bei 65
dB Störlärm
N. Alter
bei U.
(Jahre)
G. Art der.
Schwerh
.
Seite d.
Schw.
Lokalisation
hörendes
Ohr
schwerh. Ohr
dB HL
ohne
HG
mit HG
1. 7 m SL Re. einschränkt 100 50bei60dB 45 70
2. 6 w SL li. einschränkt 100 10bei45 dB 50 90
3. 8 m IOS Re. einschränkt 100 70 60 90
4. 8 m SL Re. einschränkt 100 70 40 90
5. 7 m IOS li. vorhanden 95 40 70 100
6. 5 m SL Re. fehlend 100 55 25 70
7. 5 m SL Re. fehlend 100 20bei80 dB
60bei95 dB
40 60
8. 8 w K Re. einschränkt 100 50 65 90
9. 5 m SL Re. fehlend 90 50 50 70
10. 5 m SL Re. fehlend 90 40 50 80
11. 8 w SL li. einschränkt 80 40 70
12. 8 m IOS li. vorhanden 100 70 60
13. 8 m K li. vorhanden 90 40 70
14. 7 m SE li. einschränkt 100 70 70
15. 7 m SL li. einschränkt 90 50 60
16. 5 w SL li. einschränkt 100 60 70
17. 6 m SL li. einschränkt 90 35 70
18. 9 w SL li. vorhanden 100 70 70
Median50
Für die Prüfung des Lokalisationsvermögen bei den älteren Kindern wurden Lieder aus
dem Mainzer- Kindersprachtest mit 60 dB angeboten. Die Lautsprecher standen in 1m
Entfernung auf einem Halbkreis. Die Lieder wurden in unregelmäßiger Reihenfolge
gespielt. Das Kind mußte durch Zeigen angeben, aus welchem Lautsprecher die Musik
kam.
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 55
Die Ergebnisse der Prüfung der Lokalisationsfähigkeit der mittelgradig schwerhörigen
Kinder sind ebenfalls in der Tabelle dargestellt. 4 Kinder zeigten
Lokalisationsvermögen. 12 Kinder hatten eine einschränkte und 2 Kinder eine fehlende
Lokalisationsfähigkeit.
Problemdarstellung und Förderbedarf
16 Kinder besuchten Regelschulen. 1 Kind besucht eine Schule für Lernbehinderte. 5
Kinder bekamen Sprachtherapie, davon bekam 1 Kind zusätzlich Ergotherapie.
Die Tabelle 8 zeigt die Problemdarstellung und den Förderbedarf der einseitig
mittelgradigen schwerhörigen Kinder.
Tab .8.Die Problemdarstellung und der Förderbedarf.
N G Alter Probleme Therapie
1. m 8 Jahre Allgemeine
Entwicklungsverzögerung
Sprachentwicklungsstörung
Sprachtherapie
Lernbehinderte-
schule
2. m 9 Jahre Sprachenwicklungsstörung bei
Zweisprachigkeit und nicht
altergemäßer intellektueller Fähigkeit
KeineMaßnahmen
3. m 6 Jahre Sigmatismus interdentalis, orofaciale
Dysfunktion
Ergotherapie,
Sprachtherapie
4. m 5 Jahre Sigmatismus interdentalis Sprachtherapie
5. m 6 Jahre Sprachentwicklunggtörung mit
myofunktioneller Störung
Sprachtherapie
6. W 7 Jahre Sprachentwicklungsstörung mit
myofunktioneller Störung
Sprachtherapie
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 56
4.4 Gruppe III (hochgradige Schwerhörigkeit n=32)
Allgemeine Daten
32 Kinder der Gesamtgruppe wurden bei der Untersuchung als einseitig hochgradig
schwerhörig eingestuft, davon waren 20 (62%) Jungen und 12 (38%) Mädchen. In je 13
Fällen der Schwerhörigkeit wurde der Verdacht von Eltern, vom HNO- Arzt und in 5
Fällen vom Hausarzt oder Kinderarzt geäußert. In einem Fall wurde die Hörstörung bei
der Schuluntersuchung festgestellt. 24 Kinder wurden mit Hörgeräten versorgt. 8
Kinder trugen keine Hörgeräte:
- 2 Kinder hatten eine kongenitale Ohrmuscheldysplasie I bis II Grades mit reiner
Schalleitungsschwerhörigkeit. Diese Kinder hatten keine sekundären
Schwierigkeiten im kognitiven und kommunikativen Bereich.
- 2 Kinder zeigten dem Entwicklungsalter entsprechende subjektive Hörreaktionen,
jedoch fehlende Reizantworten in der objektiven Audiometrie.
- 2 Kinder waren zum Zeitpunkt der Auswertung noch nicht mit Hörgeräten versorgt.
Die Indikation für die Hörgeräteversorgung lag vor.
- Aufgrund des Wohnortwechsels waren 2 Patienten zur weiteren Untersuchung nicht
erschienen.
Alter bei Diagnose und Altersverteilung
Das durchschnittliche Alter dieser Gruppe betrug 55 Monate zum Zeitpunkt der
Diagnose mit einer Streubreite von 2 bis 144 Monaten. Der Median lag bei 55 Monaten.
Je 1 Kind wurde im Alter von 10 und 25 Monaten diagnostiziert. 2 Kinder waren 20 und
21 Monate alt während der Diagnosestellung.
Die Altersverteilungskurve (Abb.10) hat ihren höchsten Punkt bei der Altersgruppe von
49 bis 60 Monaten (n=8 ), 5 Kinder wurden bis zum sechsten Lebensmonat erfasst. 4
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 57
Kinder im Alter von 37 bis 48 Monaten und 5 Kinder von 73 bis 84 Monaten wurden
als einseitig hochgradig schwerhörig diagnostiziert. Nach dem 7 Lebensjahr sinkt die
Kurve stark ab. Ein Kind war 86 war Monate, und das zweite Kind 107 Monate alt.
Zwei Kinder über 9 Jahren waren 132 Monate und 144 Monate alt.
n=2
n=1n=1
n=5
n=2
n=8
n=4
n=1n=2
n=1
n=5
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
n=5 n=1 n=2 n=1 n=4 n=8 n=2 n=5 n=1 n=1 n=2
Abb.10 Alter bei der Diagnose der einseitig hochgradigen Schwerhörigkeit und
Altersverteilung
Vorstellungsgründe der einseitig hochgradigen Schwerhörigkeit Tabelle 9. veranschaulicht, welche Vorstellungsgründe die einseitig hochgradig schwerhörigen Kinder hatten Tab.9 Vorstellungsgründe bei der einseitig hochgradigen Schwerhörigkeit Vorstellungsgründe Anzahl 1. äußere Ohrmißbildung 9 2. eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit 4 3. Verhaltensauffälligkeiten 1 4. Ohrgeräusche 2 5. Sprachauffälligkeiten 13 6. emotionale Unzufriedenheit 1 7. Probleme mit der Lokalisation 2 8. Gleichgewichtsstörung mit Ohrgeräuschen 1 9. Benutzung stets des gleichen Ohres beim Telefonieren 3 10. Sprachverständnisprobleme bei Störgeräuschen. 8 11. leichte Unsicherheiten in der Artikulation 1 12. keine Angaben 8
<6 7-12 13-24 25-36 37-48 49-60 61-72 73-84 85-96 97-108 >108
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 58
Audiologischer Befund
Bei 6 von 32 hochgradig schwerhöriger Kinder wurde bei der Erstuntersuchung eine
orientierende Prüfung auf Geräuschzuwendungsreaktionen mit Instrumenten (wie
Tambourin, Blocktrommel, Spieluhr, Glocke) durchgeführt. Alle 6 Kinder zeigten
Hörreaktionen auf diese Instrumente.
Die Hörreaktionsschwelle für Schmalbandrauschen, Kinderlieder und Alltagsgeräusche
lag bei diesen Kindern verzögert im Bereich von 80 dB.
Eine objektive Hörschwellenbestimmung mittels elektrischer Reaktionsaudiometrie
wurde bei 13 Kindern vorgenommen. Das jüngste Kind war 5 Monate und das älteste
Kind 107 Monate alt. Bei 5 von 13 Kindern wurde vor dem 3. Lebensmonat ein
BERA- Screening durchgeführt, wobei positiver Befund erhoben wurde.
In Tabelle10 sind die objektiven Hörschwellen der BERA sowie die Ergebnisse des
BERA-Screenings und der subjektiven Hörschwellen einander gegenübergestellt.
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 59
Tab. 10 Gruppe der hochgradigen Schwerhörigkeit: Vergleich BERA und
Hörschwellenwerte in dB HL
N Alter bei
U.
Betroffene
Seite
FSF TA BERA BERA-Screening
1. 5 J. li. - 75 dB 80 dB -
2. 4 J. li. - 70 dB 70 dB -
3. 12 J. re. - 75 dB 80 dB -
4. 7 J. re. - 80 dB 90 dB -
5. 5 J. re. - 85 dB 90 dB -
6. 6 J. li. - 85 dB 80 dB -
7. 6 J. li. - 90 dB 90 dB -
8. 2 Mon. li. 60-70 dB
-
70 dB
(4 Mon)
„fail“ bei 35,40,70 dB
9. 1 Mon. re. 70-80 dB
-
- „fail“ bei 35,40,70 dB
10. 2 Mon. li. 60-70 dB
-
80 dB
(5Mon)
„fail“ bei 35,40,70 dB
11. 7 J. re. 70-80 dB
-
80 dB -
12. 8 J. li. - 80 dB 80 dB -
13. 4 J. re. - 90 dB 80dB -
14. 2 Mon. li. 70-80 dB
-
- „fail“ bei 35,40,70 dB
15. 1 Mon. re. 70-80 dB
-
- „fail“ bei 35,40,70 dB
16. 6 J. li. - 85 dB 80 dB
FSF= freies Schallfeld TA= Tonaudiogramm ohne HG
Wir verwandten für die Kinder der Altersgruppe 5 bis 6 Jahre Material aus dem
Göttinger Kindersprachverständnistest I (n=7), für die Altersgruppe 6 bis 8 Jahre
Material aus dem Göttinger Kindersprachverständnistest II (n=13) und für die
Altersgruppe 9 bis 14 Jahre Testmaterial aus dem Freiburger Sprachtest (n=2). Während
der Prüfung des schwerhörigen Ohres wurde das gesunde Ohr mit 60 dB Störschall
vertäubt. Der Median des Sprachverständnis des schwerhörigen Ohres lag bei 30%. Das
Sprachverständnis auf dem schwerhörigen Ohr im Störlärm ohne und mit Hörgerät wird
in Abbildung 13 dargestellt.
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 60
Bei 22 Kindern wurde das Lokalisationsvermögen geprüft. Bei dieser Untersuchung
wurden Lieder aus dem Mainzer Kindersprachtest angeboten (Tab.11).
Die Tabelle 11 zeigt, dass 7 Kinder eine einschränkte Lokalisationsfähigkeit aufwiesen.
Bei 15 Kindern wurde eine fehlende Lokalisationsfähigkeit diagnostiziert.
Tab.11 Lokalisation und Sprachverständnis bei einseitig hochgradiger Schwerhörigkeit
Sprachverständnis
in %
Sprachverständn
is in % bei 65
dB Störlärm
N. Alter
bei U.
(Jahre)
G. Art der.
Schwerh.
Seite
d.
Schw.
Lokalisation
hören-
des Ohr
schwerh. Ohr
dB HL
ohne
HG
mit HG
1. 5 m IOS re. fehlend 100 20bei 100dB 40 60 2. 5 m SE li. einschränkt 100 35bei 80 dB
60bei 95 dB 50 90
3. 5 w SE li. einschränkt 90 0 bei 65 dB 50 bei 80dB 90 bei 95 dB
40 90
4. 6 w K re. fehlend 90 10bei 120dB 60 80 5. 6 m IOS li. fehlend 100 50bei110dB 50 90 6. 7 m SE li. fehlend 100 25bei 110dB 50 90 7. 12 m SE li. fehlend 100 45 35 70 8. 5 m IOS li. fehlend 90 10bei 110dB
20bei120 dB 60 70
9. 7 m SE li. fehlend 100 30 70 100 10. 7 m SE li. einschränkt 90 40 bei85dB 30 90 11. 5 w SL re. einschränkt 100 40bei 85dB 30 90 12. 6 m IOS re. fehlend 95 20 65 80 13. 5 w K re. fehlend 90 30 50 70 14. 7 m SL re. einschränkt 100 50 50 80 15. 5 m SE re. einschränkt 95 60 20 80 16. 6 m SL re. fehlend 90 30 50 90 17. 5 m SE li. fehlend 100 30 30 80 18. 7 m SE li. fehlend 70 20 bei 90dB 30 65 19. 8 w K li. fehlend 100 20 bei 90dB 50 90 20. 5 w K li. fehlend 80 50bei 110dB
90 bei120dB 50 90
21. 14 m SL li. fehlend 90 20bei120 dB 10 80 22. 5 m SL li. einschränkt 90 30 65 90 Median 30
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 61
Problemdarstellung und Förderbedarf bei der einseitig hochgradigen
Schwerhörigkeit
Die Tabelle 12 zeigt die Problemdarstellung und den Förderbedarf der einseitig
hochgradig schwerhörigen Kinder.
Tab 12. die Problemdarstellung und der Förderbedarf
N G Alter bei U.
Probleme Therapie
1. m 8 J. Teilleistungsstörungen mit inkonstanter Konsonantenverbindungsschwäche, Sigmatismus interdentalis, Schetismus, Mundmotoriksstörung, ausgeprägte Verhaltensauffälligkeiten, starke motorische Unruhe
Sprachtherapie
2. w 7 J. Sigmatismus interdentalis keine Maßnahmen
3. m 6 J. Multiple Dyslalie, myofunktionelle Störung Logopädische Therapie
4. m 10 J. Sprachentwicklungsstörung mit Rhinolalia aperte (geistige Behinderung)
Krankengymnastik und Sprachtherapie in der Schule für GB
5. m 7 J. Sprachentwicklungsstörung, Sigmatismus interdentalis, Schetismus und Chitismus, leichte Unsicherheiten in der Grammatik
Sprachtherapie
6. m 6 J. Schetismus lateralis, Sprachentwicklungsverzögerung
Sprachtherapie
7. m 7 J. Defizit der auditiven Wahrnehmung Sprachentwicklungsverzögerung
Sprachtherapie
8. m 8 J. Inkonstanter Sigmatismus interdentalis, Mundmotoriksstörung, leichte Sprachentwicklungsverzögerung
Logopädische Therapie
9. w 7 J. Artikulationsstörung, myofunktionelle Störung Phonematische Diskriminatiosschwäche leicht eingeschränkter Wortschatz, Sigmatismus interdentalis
Sprachtherapie (Diskriminations-übungen)
10 w 6 J. Sprachentwicklungsverzögerung, Multiple Dyslalie
Sprachtherapie
11 w 6 J. Sigmatismus interdentalis keine Maßnahmen 12 m 10 J. Sprachentwicklungsstörungen nach Testung
Intelligenzentwicklung insgesamt im Bereich der Lernbehinderung, deutliche Schwäche in Gestaltwahrnehmung und Gliederung im Sinne visueller Teilleistungsstörung
Sprachheilschule, Krankengymnastik, Ergotherapie
13 w 8 J. Defizit der auditiven Wahrnehmung Sprachentwicklungsverzögerung
Sprachtherapie
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 62
4.5 Gruppe IV ( an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit n=30)
Allgemeine Daten
30 von 100 Kindern wurden als resthörig mit Hörverlusten von über 90 dB eingestuft,
davon waren 15 (50%) Jungen und 15 (50%) Mädchen. In 14 Fällen wurde die
Hörstörung von Eltern, in einem Fall vom Hausarzt und in 2 Fällen von Erzieherinnen
geäußert. 6 Kinder wurden von HNO- Ärzten vorgestellt. In 7 Fällen wurde eine
Hörstörung in der Schuluntersuchung vermutet. 27 Kinder wurden mit Hörgeräten
versorgt und 3 Kinder trugen keine Hörgeräte.
Aufgrund eines Wohnortwechsels waren 3 Patienten mit einseitiger, an Taubheit
grenzender Schwerhörigkeit zur weiteren Untersuchung nicht erschienen.
Alter bei Diagnose und Altersverteilung
Im Vergleich zu den anderen Gruppen wurden die Kinder mit einseitiger an Taubheit
grenzender Schwerhörigkeit in unserem Patientenkollektiv erst ab dem 2. Lebensjahr
diagnostiziert. Das mittlere Diagnosealter der Gruppe der einseitig an Taubheit
grenzenden Schwerhörigkeit betrug 71 Monate mit einer Streubreite von 36 bis 168
Monaten. Der Median belief sich auf 65 Monate. Je 3 Kinder wurden im Alter von 25
bis 36 und von 37 bis 48 Monaten diagnostiziert. Danach steigt die Alterskurve stark an.
Je 7 Kinder wurden im Alter von 49 bis 60 Monaten und von 61 bis 72 Monaten
diagnostiziert. Das heißt, ein großer Teil der einseitig resthörigen Kinder wird erst vor
der Einschulung erfasst. 2 Kinder waren bei der Diagnose zwischen 73 bis 84 Monaten
und 97 bis 108 Monaten alt. 3 Kinder wurden bei einem Alter von 85 bis 96 Monaten
diagnostiziert. Die drei ältesten Kinder dieser Gruppe waren im Alter von 110, 167 und
168 Monaten erfasst worden.
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 63
n=3
n=2
n=3
n=2
n=7n=7
n=3n=3
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
n=3 n=3 n=7 n=7 n=2 n=3 n=2 n=3
Abb.11 Alter bei der Diagnose der einseitig an Taubheit grenzenden
Schwerhörigkeit und Altersverteilung
Vorstellungsgründe der einseitig an Taubheit grenzenden Schwerhörigkeit
Tabelle13 veranschaulicht, welche Vorstellungsgründe bei den Kindern mit einseitig an
Taubheit grenzender Schwerhörigkeit vorlagen.
Tab.13 Vorstellungsgründe bei der einseitigen an Taubheit grenzenden
Schwerhörigkeit
Problemdarstellung Anzahl
1. eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit 1
2. Verhaltensauffälligkeiten 1
3. Benutzung stets des gleichen Ohres beim
Telefonieren
2
4. Sprachauffälligkeiten 9
5. Schlafstörungen 1
6. emotionale Unzufriedenheit 1
7. Sprachverständnisprobleme bei Störgeräuschen 2
8. keine Angaben 9
<6 7-12 13-24 25-36 37-48 49-60 61-72 73-84 85-96 97-108 >108
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 64
Audiologischer Befund
In der Gruppe der Kinder mit einer einseitigen an Taubheit grenzenden Schwerhörigkeit
(n=30) wurden bei 15 Kindern eine BERA durchgeführt. Die Kinder waren bei dieser
Untersuchung zwischen 36 und 172 Monaten alt. Tabelle 14 zeigte die Einzelwerte der
BERA und der subjektiven Audiometrie sowie die betroffene Seite.
Tab. 14 Gruppe der Resthörigen: Vergleich BERA und Hörschwellenwerte in dB HL
N Alter bei
U.
Betroffene
Seite
FSF TA BERA BERA-
Screening
1. 4 J. re. - 95 dB 90 dB -
2. 6 J. re. - 85dB keine bis 100 dB -
3. 7 J. re. - 100 dB 90 dB -
4. 14 J. li. - 100 dB 100 dB -
5. 6 J. li. - 110 dB 100 dB -
6. 6 J. li. - 110 dB keine bis 100 dB -
7. 5 J. li. - keine keine -
8. 6 J. re. - keine keine -
9. 7 J. re. - 110 dB keine bis 100 dB -
10. 4 J. re. - keine keine bis 100 dB -
11. 7 J. li. - keine keine -
12. 6 J. re. - 95 dB keine bis 100 dB -
13. 4 J. li. - keine keine -
14. 3 J. re. 80 dB - keine
15. 7 J. re. - keine
FSF= freies Schallfeld TA= Tonaudiogramm ohne HG
Bezogen auf die Altersgruppe und den Entwicklungszustand wurden sowohl der
Göttinger Kindersprachverständnistest I (n=6), der Göttinger
Kindersprachverständnistest II (n=14) auch der Freiburger Sprachtest (n=5)
angewandt. Das untersuchte Kind erhielt das Testwort über Luftleitung einmal auf dem
Ohr der gesunden Seite und einmal mit anderem Testmaterial auf die Seite der
Hörstörung. Die Untersuchung des schwerhörigen Ohres erfolgte durch Vertäubung des
gesunden Ohres. In der Tabelle 15 wurden die Ergebnisse des Sprachverständnistest
gezeigt. In dieser Studie wurde das Sprachverständnis bei Störlärm ohne und mit
Hörgerät in Abbildung 14 verglichen.
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 65
Tabelle 15 zeigt, dass bei allen 25 Kinder eine Lokalisationsfähigkeit fehlt.
Tab.15 Lokalisation und Sprachverständnis bei einseitiger an Taubheit grenzender
Schwerhörigkeit
Sprachverständnis
in %
Sprachverständn
is in % bei 65
dB Störlärm
N. Alter
bei U.
(Jahre)
G. Seite
d.
Schw.
Lokalisation
hören-
des Ohr
schwerh. Ohr
dB HL
ohne
HG
mit HG
1. 6 w re. Fehlend 90 0 30 70 2. 7 w re. Fehlend 100 0 10 50 3. 8 m li. Fehlend 90 50 40 80 4. 14 m li. Fehlend 100 0 bei 120dB 50 50 5. 8 m re. Fehlend 90 0 bei 120dB 30 70 6. 13 m li. Fehlend 80 45 50 65 7. 7 w re. Fehlend 80 40bei120 dB 30 80 8. 8 w li. Fehlend 90 20 40 70 9. 6 m re. Fehlend 70 0 30 50 10. 6 w re. Fehlend 100 0 10 40 11. 5 w li. Fehlend 80 0 bei 120dB 50 90 12. 6 m li. Fehlend 90 10 10 80 13. 6 w li. Fehlend 90 40 40 85 14. 6 m li. Fehlend 90 10 45 65 15. 5 m li. Fehlend 70 30 40 85 16. 7 m re. Fehlend 95 60 10 75 17. 5 m li. Fehlend 80 10bei120 dB 40 60 18. 9 m re. Fehlend 100 70 20 70 19. 7 m re. Fehlend 90 10 40 80 20. 5 m li. Fehlend 100 20 50 80 21. 5 w li. Fehlend 90 0 bei120 dB 50 85 22. 10 m li. Fehlend 100 0 bei120 dB 30 70 23. 6 w li. Fehlend 80 50 50 85 24. 5 m li. Fehlend 90 10 20 50 25. 8 w re. Fehlend 100 10 20 40 Median 10
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 66
Problemdarstellung und Förderbedarf der einseitigen an Taubheit
grenzenden Schwerhörigkeit
Tab. 16 Die Problemdarstellung und der Förderbedarf der einseitigen an Taubheit
grenzenden Schwerhörigkeit
N G Alter Problemdarstellung Therapie 1. m 8 Jahre Sigmatismus interdentalis Ergotherapie
2. w 9 Jahre Sprachentwicklungverzögerung mit
Einschränkungen im Wortschatz, im Sprachverständnis, Unsicherheiten in der Grammatik
Sprachtherapie
3. w 10 Jahre Eingeschränkte Sprachkompetenz , unterdurchschnittliche Entwicklung der intellektuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten in allen Teilleistungbereichen bei beginnendem Störungbewußt
Heilpädagogische Förderung
4. w 5 Jahre Multiple Dyslalie, aktiver Wortschatz eingeschränkt
Sprachtherapie
5. m 9 Jahre Sigmatismus interdentalis Sprachentwicklungsstörung, Partielle Dyslalie. Artikulationsschwäche. Unsicherheiten in der phonematischen Diskrimination
Sprachtherapie
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 67
4.6 Hörgeräteversorgung
4.6.1 Hörgeräteversorgung und Beurteilung der Hörgeräteversorgung bei
einseitig mittelgradiger Schwerhörigkeit (n=12)
12 Kinder waren mit Hörgeräten versorgt, davon waren 11 Jungen und ein Mädchen.
Alle 12 Kinder waren im Institut für Phoniatrie und Pädaudiologie in der Vestischen
Kinderklinik Datteln mit Hörgeräten versorgt worden. In der Gruppe der Kinder mit
einer einseitig mittelgradigen Schwerhörigkeit betrug das Alter bei der
Hörgeräteversorgung im Mittelwert 77 Monate (Median 84 Monate). Diese Kinder
waren bei der Diagnosestellung im Mittel 70 Monate alt. Folglich lag zwischen
Diagnose und Hörgeräteanpassung ein durchschnittlicher Zeitraum von 7 Monaten.
Von den 12 apparativ versorgten Kindern war ein Kind zum Zeitpunkt der Auswertung
2 mal mit Hörgeräten versorgt. Der Zeitraum zwischen Erst- und Zweitversorgung
betrug 29 Monate.
Untenstehende Tabelle zeigt die verordneten Hörgerätetypen.
Tab 17. Verordnete Hörgerätetypen in Anzahl
und Prozentsatz
Hörgeräte Anzahl (%)
1. CROS- Viennatone 5 (42%)
2. Phonak PICO GS-T 2 (17%)
3.Knochenleitungshörgeräte 2 (17%)
4. Resound BT4 1 (8%)
5. Interton Integra digital 1 (8%)
6. Ascom Eurostar digital 1 (8%)
Alle 12 (100%)
Als subjektives Maß eines Hörgewinnes wurde die vorhandene Akzeptanz des
Hörgerätes mit Hilfe einer Elternbeurteilung ausgewertet. Die Hörgeräte- Akzeptanz
wurde durch die tägliche Tragedauer auf einer 4- Punkt- Likert- Skala wie folgt
operationalisiert.
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 68
Es ließ sich eine spontane, sehr gute Akzeptanz des Hörgerätes bei 2 Kindern (stets, mit
Ausnahme beim Schlafen, Schwimmen) und eine gute bei 4 Kindern (nahe zu
ganztägig, >8 Stunden) feststellen. Bei 4 Kindern ist eine mäßige Akzeptanz des
Hörgerätes (nur im Kindergarten/ Schule) vorhanden.
1 Kind zeigte auch nach der zweiten Anpassung (CROS- Viennatone) eine schlechte
Hörgeräteakzeptanz (nur 1 Stunde täglich). Bei einem Kind konnte die
Hörgeräteakzeptanz nicht beurteilt werden. Die mittlere Hörgeräte- Akzeptanz der
Kinder mit einer einseitig mittelgradigen Schwerhörigkeit betrug 2,4.
Tab: 18 Hörgeräte- Trageakzeptanz der einseitig mittelgradig schwerhörigen Kindern
(n=12)
Hörgeräte- Akzeptanz
nach 1-Versorgung
nach 2 Versorgung Insgesamt
Sehr gut (1) 2 2 Gut (2) 4 4 Mäßig (3) 4 4 Schlecht (4) 1 1 Mittelwert 2,4 Unbekannt 1 1 Alle 12
Bei 10 Kindern mit einer einseitig mittelgradigen Schwerhörigkeit konnte das
Sprachverständnis im Störgeräusch ohne und mit Hörgerät bewertet werden. Zur
Anwendung kamen im Freifeld bei 65 dB Sprachangebot und 60 dB Störschall (weißes
Rauschen) der Mainzer Kindesprachtest II bei 3 Kindern, der Göttinger
Kindersprachverständnistest I bei 3 Kindern und der Göttinger
Kindersprachverständnistest II bei 4 Kindern. Diese Kinder konnten im Mittelwert 51%
ohne Hörgeräte und 83% mit Hörgeräten der vorgegebenen Wörter nachsprechen
(Abb.12).
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 69
Abb.12 Sprachverständnis bei einseitig mittelgradiger Schwerhörigkeit im
Störgeräusch ohne und mit HG
Laut der Beobachtung von Eltern, Therapeuten und Lehrern wurden bei einseitig
mittelgradig schwerhörigen Kindern durch die Hörgeräteversorgung folgende
Veränderungen bemerkt:
• 10 Kinder fragten deutlich weniger nach
• 6 Kinder zeigten Fähigkeit zur Lokalisation
• 9 Kinder gaben an, mit Hörgeräten gut zu hören
• Bei 9 Kindern war das Sprachverständnis im Störlärm erhöht
Sprachverständnis bei einseitig mittelgradiger Schwerhörigkeit im Störgeräusch ohne und mit HG
0% 20% 40% 60% 80% 100%
mit HG (n=10)
ohneHG (n=10)
Sprachverständnis in%
83%
51%
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 70
4.6.2 Hörgeräteversorgung und Beurteilung der Hörgeräteversorgung bei
einseitig hochgradiger Schwerhörigkeit (n=24)
24 Kinder dieser Gruppe waren mit Hörgeräten versorgt, davon waren 18 Jungen und 6
Mädchen. 4 Kinder waren bereits vor der Untersuchung im Institut für Phoniatrie und
Pädaudiologie in Datteln außerhalb mit Hörgeräten versorgt. 20 Kinder wurden in
Datteln apparativ versorgt. In der Gruppe der Kinder mit einer einseitig hochgradigen
Schwerhörigkeit betrug das Alter bei Hörgeräteversorgung im Mittelwert 68 Monate
(Median 63 Monate). Diese Kinder waren bei der Diagnosestellung im Mittel 62
Monate alt. Folglich lag zwischen Diagnose und Hörgeräteanpassung ein
durchschnittlicher Zeitraum von 6 Monaten.
15 Kinder (63%) wiesen eine einseitig hochgradige Schallempfindungsstörung auf. 5
Kinder (20%) zeigten eine permanente Schalleitungsstörung aufgrund von
Ohrfehlbildungen. 4 Kinder (17%) hatten eine kombinierte Schwerhörigkeit.
Von den 24 apparativ versorgten Kinder waren zum Zeitpunkt der Auswertung 5 Kinder
zweifach und 3 Kinder dreifach mit Hörgeräten versorgt worden. Der durchschnittliche
Zeitraum zwischen Erst- und Zweitversorgung betrug 23 Monate.
3 Kinder, die dreifach mit neuen Hörgeräten versorgt wurden, litten unter mittel-
hochgradiger Schwerhörigkeit im Hochtonbereich. Um einer notwendigen Verstärkung
im Hochtonbereich gerecht werden zu könnten, wurde bei 2 Kindern ein digital
programmierbares Hörgeräte Typ Phonak- Piconet 231 eingesetzt. Danach zeigte sich
das Sprachverständnis erheblich verbessert.
Die Tabelle.19 zeigt die verordneten Hörgerätetypen.
Tab.19 Verordnete Hörgerätetypen in Anzahl und Prozentsatz
Hörgeräte Anzahl (%)
1 Phonak Piconet 231x AZ 2 (8%)
2. Phonak PICO SC CROS 2 (8%)
3. Phonak –Novo Forte 2 (8%)
4. CROS- Viennatone 15 (64%)
5. Ascom Eurostar digital 2 (8%)
6. m-t Fonet L2X 1 (4%)
Alle 24 (100%)
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 71
Laut Einschätzung der Eltern wurde die Hörgeräteakzeptanz der 23 einseitig
hochgradigen schwerhörigen Kinder durch Angaben der täglichen Tragedauer der
verordneten Hörgerätes auf einer 4 -Punkt- Likert- Skala wie folgt beurteilt
1 sehr gut = ganztägig
2 gut = mindestens 8 Stunden
3 mäßig = nur im Kindergarten / Schule/ Therapie
4 schlecht = 1 Stunde täglich oder weniger
Nach der ersten Hörgeräteversorgung hatten 6 Kinder eine spontane sehr gute
Hörgeräte- Akzeptanz, 2 Kinder zeigten eine gute Akzeptanz, während 5 Kinder nur
eine mäßige Hörgeräte- Akzeptanz zeigten. Nur 2 Kinder tolerierten das Hörgerät
schlecht. Bei einem Kind könnte die Akzeptanz des Hörgerätes nicht kontrolliert
werden, da es wegen eines Ortwechsels der Studie nicht mehr zu Verfügung stand. 2
Kinder, die eine schlechte Akzeptanz bei monauraler Hörgeräteversorgung zeigten,
erhielten eine CROS- Versorgung (Phonak Pico SC CROS). Bei dieser
Hörgeräteversorgung werden die Schallsignale vom hochgradigen schwerhörigen Ohr
über eine Kabelverbindung auf das gesunde Ohr übertragen, um eine bessere
Ansprechbarkeit im Störlärm zu erreichen. Bereits 6 Monate nach Umversorgung war
die Akzeptanz des Hörgerätes verbessert. Bei einem Kind, das eine schlechte
Hörgeräteakzeptanz (CROS- Viennatone) zeigte, war die psychische Belastung zu groß.
Das Kind berichtete, dass es öfter in der Schule wegen seines Hörgerätes gehänselt
wurde. Die Mutter beobachtete eine geringe Frustrationstoleranz.
Die mittlere Hörgeräte- Akzeptanz der einseitig hochgradigen schwerhörigen Kinder
betrug 2 (= gut).
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 72
Die subjektive Beurteilung der Hörgeräteversorgung wird in der Tabelle 20 dargestellt.
Tab.20 Hörgeräte- Trageakzeptanz der einseitig hochgradig schwerhörigen Kinder
HG-
Trageakzeptanz
n.1. Versorgung n.2.Versorgung n. über 2
Versorgungen
Insgesamt
Sehr gut (1) 6 1 1 8
Gut (2) 2 4 2 8
Mäßig (3) 5 5
Schlecht (4) 2 2
Mittelwert 2
Unbekannt 1 1
Alle 24
Bei 22 Kindern mit einer einseitig hochgradigen Schwerhörigkeit konnte das
Sprachverständnis im Störgeräusch ohne und mit Hörgerät bewertet werden. Zur
Anwendung kamen im Freifeld bei 65 dB Sprachangebot und 60 dB Störschall (weißes
Rauschen) der Göttinger Kindersprachverständnistest I bei 7 Kindern, der Göttinger
Kindersprachverständnistest II bei 13 Kindern und der Freiburger Sprachtest bei 2
Kindern. Diese Kinder konnten im Mittelwert 43% ohne Hörgeräte und 78% mit
Hörgeräten der vorgegebenen Wörter nachsprechen (Abb.13).
Abb.13 Sprachverständnis bei einseitig hochgradiger Schwerhörigkeit im
Störgeräusch ohne und mit HG
Sprachverständnis bei einseitig hochgradiger Schwerhörigkeit im Störgeräusch ohne und mit HG
0% 20% 40% 60% 80% 100%
mit HG (n=22)
ohne HG (n=22)
Sprachverständnis in %
78%
43%
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 73
Nach der Beobachtung der Eltern, Therapeuten und Lehrer wurden bei einseitig
schwerhörigen Kindern durch die Hörgeräteversorgung folgende Veränderungen
bemerkt:
• 13 Kinder fragten deutlich weniger nach
• 11 Kinder zeigten Fähigkeit zur Lokalisation
• 9 Kinder formulierten, mit Hörgeräten gut zu hören
• bei 5 Kindern war das Sprachverständnis im Störlärm verbessert
• 2 Kinder bemerkten spontan den Ausfall des Hörgerätes
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 74
4.6.3 Hörgeräteversorgung und Beurteilung der Hörgeräteversorgung
bei einseitig an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit (n=27)
27 Kinder dieser Untersuchungsgruppe waren mit Hörgeräten versorgt (16 Jungen und
11 Mädchen). 26 dieser Kinder waren im Institut der Phoniatrie und Pädaudiologie in
Datteln mit Hörgeräten versorgt worden.
In der Gruppe der Kinder mit einer einseitigen an Taubheit grenzenden Schwerhörigkeit
betrug das Alter bei der Hörgeräteversorgung im Mittelwert 75 Monate (Median 66
Monate). Diese Kinder waren bei der Diagnose im Mittel 72 Monate alt, folglich lag
zwischen Diagnose und Hörgeräteanpassung ein durchschnittlicher Zeitraum von 3
Monaten. Von den 27 apparativ versorgten Kinder war ein Kind zum Zeitpunkt der
Auswertung 2 mal mit Hörgeräten versorgt. Der Zeitraum zwischen Erst- und
Zweitversorgung betrug bei diesem Kind 34 Monate.
Untenstehende Liste zeigte die verordneten Hörgerätetypen.
Tab.21 Verordnete Hörgerätetypen mit Anzahl
und Prozentsatz
Hörgeräte Anzahl (%)
1. CROS- Viennatone 23 (85%)
2. Phonak PICO S-C-I CROS 3 (11%)
3. Phonak-Audinett-C in einer
Form CROS- Versorgung
1 (4%)
Alle 27 (100%)
Nach der Anpassung von Hörgeräten wurde jedes Kind im Rahmen einer
Verlaufskontrolle untersucht. Durchschnittlich nach 6 Monaten wurde bei 27 Kindern
mit Hilfe der Eltern die Hörgeräteakzeptanz der Kinder beurteilt. 10 Kinder hatten eine
sehr gute (stets mit Ausnahme Schlafen und Schwimmen), 6 Kinder eine gute
Akzeptanz des Hörgerätes ( > 8 Stunden). Eine mäßige Hörgeräteakzeptanz zeigten 8
Kinder (in der Schule), während 2 Kinder eine schlechte Hörgeräteakzeptanz (1
Stunde täglich oder weniger) zeigten. Bei einem Kind konnte nach einer zweiten
Anpassung des Hörgerätes ( CROS- Viennatone in der Brille) eine gute Trageakzeptanz
erreicht werden.
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 75
Die mittlere Hörgeräteakzeptanz der Kinder betrug der Bewertungsskala 2,1(gut).
Tab.22 Hörgeräte- Trageakzeptanz der einseitig an Taubheit grenzenden
schwerhörigen Kinder
HG-
Trageakzeptanz
Nach 1 Versorgung
Insgesamt
Sehr gut = 1 10 10
Gut = 2 6 7
Mäßig = 3 8 8
Schlecht = 4 2 2
Mittelwert 2,1
Bei 25 Kindern mit einer einseitigen an Taubheit grenzenden Schwerhörigkeit konnte
das Sprachverständnis im Störgeräusch ohne und mit Hörgerät bewertet werden. Zur
Anwendung kamen im Freifeld bei 65 dB Sprachangebot und 60 dB Störschall (weißes
Rauschen) der Göttinger Kindersprachverständnistest I bei 6 Kindern, der Göttinger
Kindersprachverständnistest II bei 14 Kindern und der Freiburger Sprachtest bei 5
Kindern. Diese Kinder konnten im Mittelwert 38% ohne Hörgeräte und 72% mit
Hörgeräten der vorgegebenen Wörter nachsprechen (Abb.14).
Abb.14 Sprachverständnis bei einseitig an Taubheit grenzenden Schwerhörigkeit im
Störgeräusch ohne und mit HG
Sprachverständnis bei der einseitig an Taubheit grenzenden Schwerhörigkeit im Störgeräusch ohne
und mit HG
0% 20% 40% 60% 80%
mit HG (n=25)
ohne HG (n=25)
Sprachverständnis in %
72%
38%
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 76
Durch die Beobachtung der Eltern, Therapeuten und Lehrer wurden bei diesen Kindern
durch die Hörgeräteversorgung folgende Veränderungen bemerkt:
• 10 Kinder fragten deutlich weniger nach
• 4 Kinder zeigten Fähigkeit zur Lokalisation
• 9 Kinder gaben an, dass sie mit Hörgeräten gut hören
• bei 13 Kindern war das Sprachverständnis im Störlärm verbessert
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 77
5. Tabellarische und grafische Zusammenfassung der Ergebniss
5.1 Verteilung der Jungen und Mädchen nach dem Grad der
Schwerhörigkeit
Tab.23 Verteilung der Jungen und Mädchen nach dem Grad der Schwerhörigkeit
Weiblich Männlich Insgesamt
Gesamt 39% (n=39) 61% (n=61) 100
leichtgradige Schwerh. 40% (n= 2) 60% (n=3) 5
mittelgradige Schwerh. 32% (n=10) 68% (n=23) 33
hochgradige Schwerh. 38% (n=12) 62% (n=20) 32
an T.grenzende Schwerh. 50% (n=15) 50% (n=15) 30
5.2 Alter bei Diagnose und Hörgeräteversorgung
Tab.24 Alter bei Diagnose und Hörgeräteversorgung (in Monaten)
Diagnosealter (n=100) Diagnosealter der hörgeräteversorgten Kinder (n=63)
Alter bei Abschluß der HG- Versorgung
(n=63)
Mittelw. Median Mittelw. Median Mittelw. Median Gesamt 60(n=100) 60 (n=100) 68 (n=63) 61 (n=63) 73 (n=63) 65 (n=63) leichtgr. Schwerh.
77 (n=5) 79 (n=5) - - - -
mittelgr. Schwerh.
50 (n=33) 56 (n=33) 70 (n=12) 77 (n=12) 77 (n=12) 84 (n=12)
hochg.. Schwerh.
55 (n=32) 55 (n=32) 62 (n=24) 60 (n=24) 68 (n=22) 63 (n=22)
an.T. grenzende Schwerh.
71 (n=30) 65 (n=30) 72 (n=27) 62 (n=27) 75 (n=27) 66 (n=27)
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 78
5.3 Ursachen einseitig kindlicher Schwerhörigkeit (n=100)
Tab. 25 Ursachen einseitig kindlicher Schwerhörigkeit (n=100)
Hereditär ( 2%)
Familiär n=2 (2%)
Hereditär und / oder erworben (22%)
Mißbildungsyndrome n= 22 (22%)
Ohrmißbildung n=22
( hiervon Goldenhar Syndrom n=3)
Erworben (42%)
Pränatal n=3 (3%)
Rötelnembryopathie n=2
(hierunter n=1Alkoholabusus und Nikotinabusus
während d. Schwangerschaft)
Cytomegalie n=1
Perinatal n=10 (10%)
Früh-, Mangelgeburten n=6
(hierunter n=1: + LKG-Spalte
n=4: + Asphyxie +n=1 Ototox. Medikation)
Asphyxie n=3
Hyperbilirubinämie n=1
Postnatal n=29 (29%)
Meningitiden n=9
Mumps n=6
Trauma n=3
Mittelohrerkrankung n=10
Ototoxische Medikamente n=1
Unbekannte Ursachen ( 34%)
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 79
5.4 Verdachtsäußerung
Tab. 26 Verdachtsäußerung
leichtgrad. mittelgrad. Hochgradig an T. grenzend
Alle
1. Eltern 1 21 13 14 49 2. Hausarzt o. andere Klinik
2 6 5 1 14
3. HNO- Ärzte 2 6 13 6 27 4.Schuluntersuchung 1 7 8 5. Lehrer o. Therapeut
2 2
5.5 Vorstellungsgründe der einseitig schwerhörigen Kinder
Tab.27 Vorstellungsgründe der einseitig schwerhörigen Kinder
Vorstellungsgründe leichtgr. Schwerh.
mittelgr. Schwerh.
Hochgr. Schwerh.
an T. grenzend. Schwerh.
Insgesamt
1. äußere Ohrmißbildung 1 12 9 22 2. eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit
5 4 1 10
3.Verhaltensauffäligkeiten 6 1 1 8 4. Ohrgeräusche 2 2 5. Sprachauffälligkeiten 6 13 9 32 6.emotionale Unzufriedenheit
2 1 1 4
7. Probleme mit der Lokalisation
2 2
8. Gleichgewichtsstörung mit Ohrgeräuschen
1 1
9. Benutzung stets des gleichen Ohres beim Telefonieren
1 3 2 6
10.Sprachverständnis-probleme bei Störgeräusche
1 8 2 11
11. leichte Unsicherheiten in der Artikulation
1 1 2
12. Schlafsstörungen 2 1 3 13. keine Angaben 4 10 8 9 31
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 80
5.6 Einseitige Hörgeräteversorggung
5.6.1 Hörgerätetypen in Anzahl und Prozentsatz
Tab.28 Hörgerätetypen in Anzahl und Prozentsatz
Hörgerätetypen mittelgrad. Schwerh.
Hochgrad. Schwerh.
an T. grenzend. Schwerh.
Alle Anzahl (%)
1. CROS- Viennatone 5 15 23 43 (68%) 2. Phonak PICO S-C –I CROS
2 3 5 (9%)
3. Phonak-Audinett-C in einer Form CROS- Versorgung
1 1 (1,5%)
3. Phonak PICO GS-T 2 2 (3%) 4.Knochenleitungshörgeräte 2 2 (3%) 5. Resound BT4 1 1 (1,5%) 6. Interton Integra digital 1 1 (1,5%) 7. Ascom Eurostar digital 1 2 3 ( 5%) 8. Phonak Novo Forte 2 2 (3%) 9. Phonak Piconet 231x AZ 2 2 (3%) 10.m-t Fonet L2X 1 1 (1,5%)
Alle 12 24 27 63
5.6.2 Hörgeräte- Trageakzeptanz bei einseitiger Schwerhörigkeit
Tab.29 Hörgeräte- Akzeptanz (Elternbewertung) der einseitigen Schwerhörigkeit in %
Grad der einseitigen Schwerhörigkeit Akzeptanz d.
Hörgerätes mittelgrad.
Schwerh.
hochgrad.
Schwerh.
an T. grenzend
Schwerh.
Alle
Sehr gut (1) 2 8 10 20 (33%)
Gut (2) 4 8 7 19 (31%)
Mäßig (3) 4 5 8 17 (28%)
Schlecht (4) 1 2 2 5 (8%)
Summe 11 23 27 61 (100%)
Mittelwert 2,4 2 2,1 2,2
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 81
5.6.3 Sprachverständnis bei einseitiger Schwerhörigkeit im Störlärm ohne
und mit Hörgerät
Tab.30 Sprachverständnis bei einseitiger Schwerhörigkeit im Störlärm ohne und mit HG
Grad d. Schwerhörigkeit
mittelgrad. Schwerh. (n=10)
hochgrad. Schwerh. (n=22)
An T. grenzend. Schwerh. (n=25)
Alle (n=57)
Ohne HG 51% 43% 38% 44% Mit HG 83% 78% 72% 78%
5.6.4 Subjektive Veränderungen nach der Hörgeräteversorgung
Tab. 31 Subjektive Veränderungen nach der Hörgeräteversorgung laut der Beurteilung
der Eltern (Anzahl)
Subjektive Veränderungen mittelgrad. Hochgrad. An Taubheit grenzend.
Alle
1. Fähigkeit zur Lokalisation verbessert
6 11 14 31
2. Weniger Nachfragen 10 13 10 33 3. Leichtes Hören mit Hörgerät
7 9 9 25
4. Deutlich verbesserte Höraufmerksamkeit
9 15 10 32
5. Ausfall des Hörgerätes spontan bewertet
2 2
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 82
5.7 Problemdarstellung und Förderbedarf bei den einseitig
schwerhörigen Kindern
Problemdarstellung und Förderbedarf bei einseitig mittelgradiger
Schwerhörigkeit
Tab. 32 Problemdarstellung und Förderbedarf bei einseitig mittelgradiger
Schwerhörigkeit
N G Alter Probleme Therapie
1. m 8 Jahre Allgemeine
Entwicklungsverzögerung
Sprachentwicklungsstörung
Sprachtherapie
Lernbehinderte-
schule
2. m 9 Jahre Sprachenwicklungsstörung bei
Zweisprachigkeit und nicht
altergemäßer intellektueller Fähigkeit
KeineMaßnahmen
3. m 6 Jahre Sigmatismus interdentalis, orofaciale
Dysfunktion
Ergotherapie,
Sprachtherapie
4. m 5 Jahre Sigmatismus interdentalis Sprachtherapie
5. m 6 Jahre Sprachentwicklunggtörung mit
myofunktioneller Störung
Sprachtherapie
6. W 7 Jahre Sprachentwicklungsstörung mit
myofunktioneller Störung
Sprachtherapie
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 83
Problemdarstellung und Förderbedarf bei einseitig hochgradiger
Schwerhörigkeit
Tab. 33 Problemdarstellung und Förderbedarf bei einseitig hochgradiger
Schwerhörigkeit
N G Alter bei U.
Probleme Therapie
1. m 8 J. Teilleistungsstörungen mit inkonstanter Konsonantenverbindungsschwäche, Sigmatismus interdentalis, Schetismus, Mundmotoriksstörung, ausgeprägte Verhaltensauffälligkeiten, starke motorische Unruhe
Sprachtherapie
2. w 7 J. Sigmatismus interdentalis keine Maßnahmen
3. m 6 J. Multiple Dyslalie, myofunktionelle Störung Logopädische Therapie
4. m 10 J. Sprachentwicklungsstörung mit Rhinolalia aperte (geistige Behinderung)
Krankengymnastik und Sprachtherapie in der Schule für GB
5. m 7 J. Sprachentwicklungsstörung, Sigmatismus interdentalis, Schetismus und Chitismus, leichte Unsicherheiten in der Grammatik
Sprachtherapie
6. m 6 J. Schetismus lateralis, Sprachentwicklungsverzögerung
Sprachtherapie
7. m 7 J. Defizit der auditiven Wahrnehmung Sprachentwicklungsverzögerung
Sprachtherapie
8. m 8 J. Inkonstanter Sigmatismus interdentalis, Mundmotoriksstörung, leichte Sprachentwicklungsverzögerung
Logopädische Therapie
9. w 7 J. Artikulationsstörung, myofunktionelle Störung Phonematische Diskriminatiosschwäche leicht eingeschränkter Wortschatz, Sigmatismus interdentalis
Sprachtherapie (Diskriminations-übungen)
10 w 6 J. Sprachentwicklungsverzögerung, Multiple Dyslalie
Sprachtherapie
11 w 6 J. Sigmatismus interdentalis keine Maßnahmen 12 m 10 J. Sprachentwicklungsstörungen nach Testung
Intelligenzentwicklung insgesamt im Bereich der Lernbehinderung, deutliche Schwäche in Gestaltwahrnehmung und Gliederung im Sinne visueller Teilleistungsstörung
Sprachheilschule, Krankengymnastik, Ergotherapie
13 w 8 J. Defizit der auditiven Wahrnehmung Sprachentwicklungsverzögerung
Sprachtherapie
Ergebnisse _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 84
Problemdarstellung und Förderbedarf bei einseitig an Taubheit
grenzenden Schwerhörigkeit
Tab. 34 Problemdarstellung und Förderbedarf bei einseitig an Taubheit grenzenden
Schwerhörigkeit N G Alter Problemdarstellung Therapie 1. m 8 Jahre Sigmatismus interdentalis Ergotherapie
2. w 9 Jahre Sprachentwicklungverzögerung mit
Einschränkungen im Wortschatz, im Sprachverständnis, Unsicherheiten in der Grammatik
Sprachtherapie
3. w 10 Jahre Eingeschränkte Sprachkompetenz , unterdurchschnittliche Entwicklung der intellektuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten in allen Teilleistungbereichen bei beginnendem Störungbewußt
Heilpädagogische Förderung
4. w 5 Jahre Multiple Dyslalie, aktiver Wortschatz eingeschränkt
Sprachtherapie
5. m 9 Jahre Sigmatismus interdentalis Sprachentwicklungsstörung, Partielle Dyslalie. Artikulationsschwäche. Unsicherheiten in der phonematischen Diskrimination
Sprachtherapie
Diskussion _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 85
6.Diskussion
Allgemeine Daten
Von 7225 Patienten sind im Zeitraum von Juni 1988 bis März 1999 100 Kinder mit
einseitiger Schwerhörigkeit im Institut für Phoniatrie und Pädaudiologie in der
Vestischen Kinderklinik Datteln der Universität Witten / Herdecke untersucht worden.
Die Inzidenz der einseitigen Schwerhörigkeit im unseren Patientengut des Instituts
wurde mit 14 von 1000 Kindern angegeben. Auch Brookhouser (1991) zitierte eine
Untersuchung von Berg, der in seiner Studie eine Inzidenz der einseitigen
Schwerhörigkeit von 13 auf 1000 Schulkinder mit Hörverlusten ab 26 dB HL findet.
Brookhouser selbst beobachtete, dass von 1000 Schulkindern etwa 3 eine einseitige
relevante Hörstörungen hatten und bei Einschluss der leichtgradigen einseitigen
Schwerhörigkeiten (26-44 dB) sich die Zahl auf 13 erhöhte.
In der Gesamtgruppe von 100 Kindern überwogen die männlichen Patienten leicht, das
Verhältnis Jungen zu Mädchen beträgt 1,6:1. Bess et al. (1984) beobachtete an 122
retrospektiv erfassten einseitig schwerhörigen Kindern ebenfalls eine erhöhte Anzahl
von Jungen, er fand ein Verhältnis von 1,7:1. Dem gegenüber konnten Kruse et.
Niehaus (1995) ein Geschlechtverhältniss von 1,1:1 ermitteln, eine Zahl, die auch mit
den Ergebnissen von Möhring et al. (1995) übereinstimmt. Möhring fand ein wenig
höheres Verhältnis von 1,2:1 Jungen zu Mädchen. Aus dieser Sicht zeigten unsere
Ergebnisse, dass einseitige Schwerhörigkeiten relativ mehrheitlich bei Jungen
vorliegen.
In unserer Studie waren das rechte Ohr in 52% und das linke Ohr in 48% der Fälle
betroffen. Nach Angaben von Kiese- Himmel und Kruse (2001) waren das rechte Ohr
in 56,7% und das linke Ohr in 43,3%, der Fälle betroffen. Hingegen haben in den
Dokumentationen von Everberg (52,5%), Bovo et al. (53,9) und Brookhouser (52%)
geringfügig häufige linksseitige Hörstörungen festgestellt.
Diskussion _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 86
Art und Grad der Schwerhörigkeit
Unsere Untersuchung zeigte, dass 62% der von uns untersuchten Kinder eine einseitig
hochgradige bis an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit hatten. Ein Vergleich mit
weiteren retrospektiven Untersuchungen bestätigte den höheren Anteil an einseitig
schwerhörigen Kindern mit einem hochgradigen Hörverlust von mehr als 60 dB HL
(Tab.35).
Während Kiese- Himmel und Kruse (2001) mit 46,7% , Niehaus und Kruse (1995) mit
60% und Radü, Keulen (2001) mit 40% einen vergleichbaren hohen Anteil einseitig
resthöriger Kinder wie in unserer Studie erfassten, ist der einseitige Hörverlust im
Patientengut von Walger (1998) mit 6% vergleichweise gering vertreten.
Tab.35 Art und Grad der Schwerhörigkeit (%)
Anzahl Patienten
leichtgr. Mittelgr. hochgr. an.T.gr.
Kiese-Himmel u. Kruse (2001)
n= 30 3,3 20 30 46,7
Niehaus u. Kruse (1995)
n= 27 3 7 30 60
Radü und Keulen (2001 )
n=123 12 28 20 40
Walger (1998) n= 47 34 28 32 6 Eig. Ergebnisse n=100 5 33 32 30
Bei der Lokalisation von einseitigen Schwerhörigkeiten ergibt sich ein klares Bild. Der
überwiegende Teil unserer Patienten nämlich 58% litt an
Schallempfindungsschwerhörigkeit, 29% an einer Schalleitungsschwerhörigkeit und
13% an einer kombinierten Form der Schwerhörigkeit. Die
Schalleitungsschwerhörigkeit ist in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle durch
Ohrmuscheldysplasie I - III Grad bedingt. Chronische Mittelohrentzündungen mit und
ohne Cholesteatome sind seltener und operativ behandelbar. Sie führen in aller Regel
nicht zu bleibenden höhergradigen Schwerhörigkeiten.
Diskussion _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 87
Verdachtsäußerung
Laut der Auswertung einer durchgeführten Fragebogenaktion wurde der Verdacht auf
eine einseitige Schwerhörigkeit in 49% der Fälle durch die Eltern geäußert, in 49 % der
Fälle durch die Ärzte (wobei in 14% der Fälle durch Hausarzt oder Kinderarzt, in 27%
der Fälle durch HNO- Arzt und in 8% der Fälle durch die Einschulungsuntersuchung)
und in 2% der Fälle durch Lehrer und Therapeuten geäußert wurden ( Tab.36).
Unsere Untersuchung ergab, dass die Eltern fast in der Hälfte der Fälle (49%)
Auffälligkeiten im Hörvermögen ihres Kindes selbst bemerken konnten.
Tab. 36 Verdachtsäußerung
Leichtgrad. Schwerh.
mittelgrad. Schwerh.
Hochgrad. Schwerh.
an T. grenzend. Schwerh.
Alle
1. Eltern 1 21 13 14 49 2. Hausarzt o. andere Klinik
2 6 5 1 14
3. HNO- Ärzte 2 6 13 6 27 4.Schuluntersuchung 1 7 8 5. Lehrer o. Therapeut
2 2
Vorstellungsgründe und Problemdarstellung der einseitig schwerhörigen
Kinder
Es gibt verschiedene Gründe, weshalb die Kinder mit einer einseitigen Schwerhörigkeit
zum ersten Mal in der phoniatrisch- pädiadiologische Abteilung in Datteln vorgestellt
wurden (Tab.37).
Bei den einseitig hörgestörten Kindern können durch den Hörausfall erhebliche
Störungsbilder beobachtet werden. Nach Angaben der Eltern können sich bei Kindern
nicht nur mit Resthörigkeit oder hochgradig einseitiger Schwerhörigkeit, sondern auch
bei einseitig mittelgradiger Hörstörung Sprachverständnisprobleme bei Störgeräuschen,
Probleme mit dem Richtungshören, eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit,
Verhaltensauffäligkeiten, emotionale Unzufriedenheit sowie Schlafsstörungen
entwickeln.
Diskussion _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 88
Tab.37 Vorstellungsgründe der einseitig schwerhörigen Kinder (Anzahl Kinder)
Vorstellungsgründe leichtgr. Schwerh.
mittelgr. Schwerh.
Hochgr. Schwerh.
an T. grenz. Schwerh.
Insgesamt
1. äußere Ohrmißbildung 1 12 9 22 2. eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit
5 4 1 10
3.Verhaltensauffäligkeiten 6 1 1 8 4. Ohrgeräusche 2 2 5. Sprachauffälligkeiten 6 13 9 32 6.emotionale Unzufriedeheit
2 1 1 4
7. Probleme mit Lokalisation
2 2
8. Gleichgewichtsstörung mit Ohrgeräusche
1 1
9. Benutzung stets des gleichen Ohres beim Telefonieren
1 3 2 6
10.Sprachverständnisprobleme bei Störgeräusche
1 8 2 11
11. leichte Unsicherheiten in der Artikulation
1 1
12. Schlafsstörungen 2 1 3 13. keine Angaben 4 10 8 9 31
Ursachen der einseitigen Schwerhörigkeit
Aus den Akten der 100 Kinder mit einseitiger Schwerhörigkeit wurden Angaben zu
Risikofaktoren entnommen und im Hinblick auf mögliche Ursachen betrachtet
(Tab.38).
In 66% der Fälle konnte die Ursache geklärt werden. Davon entfielen 42% auf
erworbene Schwerhörigkeiten. Das Ergebnis von Walger (1998) unterstreicht diesen
Prozentsatz (44%). Bei Kiese- Himmel und Kruse (2001), die 30 Kinder mit einseitiger
Schwerhörigkeit untersuchten, lag der Anteil erworbener Ursachen bei 27%. Radü und
Keulen (2001) fanden in ihren Untersuchungen 18% postnatale erworbene Ursachen.
In allen vorliegenden Studien fanden sich hohe Anteile von Meningitiserkrankungen
als auslösender Faktor einseitiger Hörstörung: Bess (1986) berichtete von einem
Prozentsatz von 15%, Niehaus, Kruse (1995) von 9% und Kiese- Himmel, Kruse (2001)
fanden einen Anteil von 10%. In unserer Studie zählten wir insgesamt 9 Meningitisfälle
Diskussion _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 89
(9%). Hörstörungen nach Mumps waren bei 6 Fällen (6%). Unter den pränatalen
Hörstörungen fanden wir 3 Kinder (3%), deren Hörstörung auf eine virale Genese
zurückgeführt werden könnte, bei 2 Kindern (2%) erfolgte der Nachweis einer
Rötelnembryopathie, bei einem weiteren Kind eine intrauterine Cytomegalieinfektion.
Hörstörungen nach Mumpsinfektion waren bei Bovo in 26% der Fälle, bei Niehaus und
Kruse in 9% ursächlich dem Hörverlust zugeordnet, während bei Kiese –Himmel und
Kruse Hörstörungen nach viralen Infektionen nicht auftraten. 10% der Kinder hatten
Mittelohrproblme wie rezidivierende Otitis media und Z.n. Ohr- Operation wegen
Cholesteatom. Andere Ursache der postnatalen, erworbenen einseitigen Hörstörung
waren in einem Fall (1%) ein ototoxisches Medikament und 3 Fällen (3%) Trauma (2
Jungen und 1 Mädchen). Nach Brookhouser findet man Hörstörungen nach dem
Trauma nahezu doppelt so häufig bei Jungen wie bei Mädchen. Ein Trauma als Ursache
für einseitige Hörstörung kommt bei ihm in 20% der Fälle in Frage.
In 34% der Fälle der unsere Studie blieb die Ursache offen. Nach Bovo, Radü und
Keulen, Kiese- Himmel und Kruse ist die Ursache in mehr als 50% der einseitigen
Schwerhörigkeit unklar.
Dieser hohe Prozentsatz (66%) der aufgeklärten Ursachen kann durch folgenden
Faktoren erklärt werden:
• Das Phoniatrisch- Pädaudiologische Institut ist in die Vestischen Kinderklinik in
Datteln eingebunden, d.h. nahe beim Kind.
• Dieses Institut arbeitet eng mit allen Abteilungen der Kinderklinik, speziell der
Neonatologie, der Intensivabteilung und der Neuropädiatrie zusammen. Bei
Neugeborenen, Säuglingen und Kindern unserer Untersuchungsgruppe konnte aus
dem Fragebogen zum Risikokatalog erstmals der Verdacht auf eine Ursache für
kindliche Schwerhörigkeit erhoben werden.
• Unter dem Verdacht eines möglichen Hörverlustes erfolgte die Abklärung in der
Abteilung für Phoniatrie und Pädiadiologie.
Wie Hancke (1982) und Walger (1998) in ihren Studien belegten, zeigte auch unsere
Studie, dass die einseitige Hörstörung zum überwiegenden Teil erst in der postnatalen
Periode erworben wird.
Diskussion _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 90
Tab. 38 Aspekte von Ursachen einseitiger Hörstörungen im Vergleich verschiedener
Autoren
Anzahl Autor
Jahr
n=115 Bovo
1988
n=32 Niehaus, Kruse 1995
n=74 Radü u. Keul 2001
n=65 Walger
1998
n=30 Kiese- H. u. Kruse 2001
n=100 Eigene
Hereditär: Familiär
3 9 12 13 6,5
2
Kongenital 20 Mißbildung. 6,5 22 Erworben 44 27 42 Pränatal: (Rötelembryopathie Cytomegalie)
3 3
Perinatal 12 5 10 Postnatal Meningitis Mumps Trauma Mittelohr-erkrankungen Ototoxische Medikation Labyrinthitis Masern
5
26 5
9 9 9
18
39
10
29 9 6 3 10 1
Unbekannt 50 41 73 44 60 34 Sonstiges 2 6
Alter bei der Diagnose
Das mittlere Diagnosealter der untersuchten 100 Kinder mit einseitigen Hörstörungen
belief sich auf 60 Monate bzw. 5 Jahre. Auch der Medianwert lag bei 60 Monaten. Die
vorwiegende Zahl der Kinder wurde im Vorschulalter diagnostiziert.
Bei der isolierten Betrachtung nach dem Grad der einseitigen Hörstörungen belief sich
das Diagnosealter: bei einseitig leichtgradiger Schwerhörigkeit auf 77 Monate, bei
einseitig mittelgradiger Schwerhörigkeit auf 50 Monate, bei einseitig hochgradiger
Schwerhörigkeit auf 55 Monate und bei an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit auf 71
Monate. Dieses spät diagnostizierte Alter bei einseitig an Taubheit grenzender
Schwerhörigkeit kann damit erklärt werden, dass die Kinder (n=8) im Vorschulalter
und Schulalter nach Meningitis (4), Mumps (3) und nach Trauma (1) diagnostiziert
wurden.
Diskussion _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 91
Das deutsche Zentralregister für kindliche Hörstörungen in Berlin (DZH) nennt 1997
ein mittleres Diagnosealter von 6,2 Jahren für einseitige Hörstörungen. Kiese Himmel
und Kruse (2001) gaben ein mittleres Diagnosealter von 63,7 Monaten (Median 5,7
Jahre) an, Tiere et al. (1988) von 7,6 Jahren, Brookhouser et al (1991) einen Median
von 7,75 Jahren.
Im Vergleich zu den anderen Studien zeigen unsere Ergebnisse eine deutliche
Verbesserung der Daten für die Früherkennung der einseitigen Schwerhörigkeit.
Wichtige Faktoren für die Früherkennung sind:
• Screening- Untersuchungen bei Risikokindern und Neugeborenen
• verbesserte Informationsquellen für Eltern und Erzieher über die Bedeutung der
Hörstörungen und Therapie bzw. Möglichkeiten zur Hörgeräteversorgung
• Weiterbildung der Hausärzte für die Früherkennung der Schwerhörigkeit
• enge Zusammenarbeit zwischen HNO-, Kinderärzten und Ärzten für Pädaudiologie
und Phoniatrie
• Weiterbildung niedergelassener Ärzte zur Früherkennung der Schwerhörigkeit
• Ausbau Fördermaßnahmen der logopädischen und/ oder sonderpädagogischen
Therapie bei einseitig schwerhörigen Kindern.
Hörgeräteversorgung und Beurteilung der Hörgeräteversorgung
Erklärung zur nicht oder noch nicht erfolgten Hörgeräteversorgung von
37 einseitig schwerhörigen Kinder
Von 100 Kindern mit einseitigen Schwerhörigkeiten wurden 37 Kinder nicht mit
Hörgeräten versorgt. Davon waren 5 Kinder mit einer einseitig leichtgradigen
Schwerhörigkeit nicht versorgungsbedürftig. Bei 21 einseitig mittelgradig
schwerhörigen Kindern lag in 8 Fällen eine kongenitale Ohrmuscheldysplasie I bis II
Grades mit reiner Schalleitungsschwerhörigkeit vor. 10 Kindern hatten keine
sekundären Störungen im kognitiven und kommunikativen Bereich. 3 Kinder waren
nach Wohnortwechsel nicht erreichbar.
icht zur Hörgeräteversorgung kamen 8 Kinder aus der Gruppe der einseitig
hochgradigen Schwerhörigkeit. Davon hatten 4 Kinder keine sekundären Probleme im
Diskussion __________________________________________________________________________________________
kognitiven und kommunikativen Bereich. Zum Zeitpunkt der Auswertung waren 2
Kinder noch nicht mit Hörgeräten versorgt. Die Indikation für die Hörgeräteversorgung
lag vor.
Aufgrund des Wohnortwechsels waren 2 Patienten mit einseitig hochgradiger und 3
Patienten mit resthöriger Schwerhörigkeit zur weiteren Untersuchung nicht erschienen.
Zeitaufwand in der Hörgeräteversorgung
Von 63 hörgeräteversorgten Kindern waren 45 Jungen und 18 Mädchen. 5 Kinder des
Gesamtkollektivs waren bereits vor der Aufnahme in Datteln in einer anderen
Einrichtung mit Hörgeräten versorgt worden. 58 Kinder wurden im Institut für
Phoniatrie und Pädaudiologie in der Vestischen Kinderklinik/ Datteln mit Hörgeräten
versorgt.
Zum Zeitpunkt der Auswertung wurden 49 Kinder (78,5%) mit einer CROS-
Versorgung, 12 Kinder (18,5%) mit HdO- Hörgeräten und 2 Kinder (3%) mit einem
Knochenleitungshörgerät versorgt. Das durchschnittliche Alter aller Kinder bei der
Hörgeräteversorgung lag bei 73 Monaten in der Gesammtgruppe. Die mittelgradig
einseitig schwerhörigen Kinder wurden durchschnittlich im Alter von 77 Monaten mit
Hörgeräten versorgt, die hochgradig einseitig schwerhörigen Kinder mit 68 Monaten
und die resthörig einseitig schwerhörigen Kinder mit 75 Monaten.
Die zeitliche Differenz zwischen Diagnose und Versorgung lag bei mittelgradiger
Schwerhörigkeit bei 7 Monaten, bei hochgradiger bei 6 Monaten und bei an Taubheit
grenzender Schwerhörigkeit bei 3 Monaten. Diese relativ langen Abstände zwischen
Diagnose und Hörgeräteversorgung bei mittelgradigen und hochgradigen
Schwerhörigkeiten werden durch notwendige Behandlungen bei Auftreten von
Paukenergüssen oder andere Erkrankungen erklärt.
Im Vergleich mit anderen Studien von Radü und Keulen, Kiese- Himmel und Kruse
zeigt die eigene Studie (n=63), dass die Hörgeräteversorgung bis zum endgültigen
Abschluß einen längeren Beobachtungszeitraum einnahm (Tab.39).
Diskussion __________________________________________________________________________________________
Tab.39 Alter bei der Hörgeräteversorgung
Autor (Anzahl
der Kinder)
mittelgr. hochgrad. an Taubheit
grenzend.
Alle
Radü u Keulen
(n=74)
76 Monate 75 Monate 70 Monate 74 Monate
Kiese- Himmel
Kruse (n=30)
- - - 64, 9 Monate
Eigene(n=63) 77 Monate 68 Monate 75 Monate 73 Monate
Von den 63 apparativ versorgten Kindern waren zum Zeitpunkt der Auswertung ein
Kind mit mittelgradiger Schwerhörigkeit zweimal mit einem Hörgeräte versorgt. 5
Kinder mit hochgradiger Schwerhörigkeit ebenfalls zweimal, 3 Kinder dreimal, 1 Kind
mit einseitig an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit ist zweimal mit Hörgeräten
versorgt worden. Der durchschnittliche Zeitraum zwischen Erst- und Zweitversorgung
betrug bei mittelgradiger Schwerhörigkeit 29 Monate, bei einseitig hochgradiger
Schwerhörigkeit 23 Monate und bei einseitiger Resthörigkeit 34 Monate.
Hörgeräte-Trageakzeptanz
Das weitere Ziel unserer Studie war die Hörgeräte- Trageakzeptanz der einseitig
hörgestörten Kinder zu untersuchen. Durchschnittlich 5 Monate nach der
Hörgeräteanpassung wurde die Trageakzeptanz des Hörgerätes auf einer 4 -Punkt
Likert- Skala beurteilt. Hier wurde die Trageakzeptanz der verschiedenen Hörgerätypen
(CROS- Versorgung, HdO- Hörgeräte, KL- Hörgeräte) beurteilt. 64% der Kinder
akzeptierten hiernach ihre elektroakustische Verstärkung „sehr gut“ bzw. „ gut“. 28%
der Kinder nahmen ihre Hörgeräte „ mäßig“ an, 8% nur „ schlecht“. Diese Kinder
trugen ihre Hörgeräte täglich nur 1 Stunde oder weniger. Der Mittelwert der
Diskussion _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 94
Hörgeräteakzeptanz unserer Kinder betrug 2,2, während in der Untersuchung von
Kiese- Himmel und Kruse (2000) die mittlere Hörgeräteakzeptanz bei 2,9 (n=33) lag.
Aus dieser Sicht zeigt unsere Studie, dass die einseitig schwerhörigen Kinder ihre
Hörgeräten durchschnittlich „ gut“ akzeptierten (Tab.40).
Tab. 40 Hörgeräte- Akzeptanz (Elternurteil) der einseitigen Hörstörung in %
Grad der einseitigen Hörstörung (n (%)) Akzeptanz mittelgrad. hochgrad. an T. grenzend Alle
Sehr gut (1) 2 8 10 20 (33%) Gut (2) 4 8 7 19 (31%) Mäßig (3) 4 5 8 17 (28%) Schlecht (4) 1 2 2 5 ( 8%) N 11 23 27 61 (100%) Mittelwert 2,4 2 2,1 2,2
Hörgewinn der einseitig schwerhörigen Kinder
Um die Effektivität der Hörgeräteversorgung zu beurteilen, wurde das
Sprachverständnis des schwerhörigen Ohres im Störlärm ohne und mit Hörgerät
untersucht. Bei der Untersuchung des Sprachverständnisses im Störlärm wurde im
Freienfeld bei 65 dB Sprache auf die schwerhörige Seite 60 dB Störschall auf die
gesunde Seite gegeben. Diese Auswertung zeigte, dass die Kinder (n=10) mit einseitig
mittelgradiger Schwerhörigkeit 51% der angebotenen Worte ohne HG- nachgesprochen
haben und 83% mit Hörgerät. Bei Kindern mit einseitig hochgradiger Schwerhörigkeit
(n=22) war das Sprachverständnis ohne HG 43% und mit HG 78%, bei an Taubheit
grenzender Schwerhörigkeit lag das Sprachverständnis ohne HG bei 38% und mit HG
bei 72%. Außerdem wurden laut der Beobachtung der Eltern, Therapeuten und Lehrer
bei einseitig schwerhörigen Kindern durch die Hörgeräteversorgung positive
Veränderungen bemerkt, wie ein verbessertes Richtungshören, weniger nachfragen, sie
formulierten, mit Hörgeräten besser zu hören. Das Sprachverständnis im Störlärm war
meist verbessert und die Kinder bemerkten selbst den Ausfall des Hörgerätes. Die
Ergebnisse zeigten, dass die Hörgeräteversorgung die Orientierung in
Alltagsgeräuschen erleichtert.
Diskussion ___________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 95
Fördermaßnahmen
In unserer Studie zeigten 24 Kinder eine Sprachentwicklungsstörung. Insgesamt bei 21
von 100 einseitig schwerhörigen Kindern wurden eine Sprachtherapie veranlaßt. 5
Kinder mit einer einseitig mittelgradigen, 11 Kinder mit hochgradiger und 3 Kinder mit
einer an Taubheit grenzenden Schwerhörigkeit erhielten Sprachtherapie. Zusätzlich
wurde je 1 Kind mit mittelgradig, hochgradig und an Taubheit grenzender
Schwerhörigkeit mit Ergotherapie gefördert. Diese 3 Kinder hatten Schwierigkeiten in
der Aufmerksamkeitssteuerung bei altersgemäßer Gesamtintelligenzentwicklung. Sie
zeigten Schwächen im Behalten wie im Vorstellen von Handlungabläufen. Die
Bewegungsmuster waren leicht unkoordiniert.
Im Vergleich zur einseitig resthörigen Schwerhörigkeit wurde der große Anteil der
hochgradig hörgestörten Kinder durch Sprachtherapie gefördert. Dies könnte darin
liegen, dass bei den einseitig an Taubheit grenzend schwerhörigen Kindern eine
Hörstörung relativ spät erworben wurde.
Nach Angaben von Löwe, Bess/ Tharpe, Brookhouser kann eine einseitige
Schwerhörigkeit ab einem mittelgradigen Ausmaß die kognitive und kommunikative
und sozioemotionale Entwicklung des Kindes nachteilig beeinflussen, insbesondere bei
frühem Beginn der Hörstörung. Auch aus der tierexperimentellen Forschung von
Walger ist bekannt, dass eine Deprivation der Schalleitung wie auch die cochleäre
Deprivation während kritisch- sensibler Phasen der Reifung der Hörbahn zu
Reifungsverzögerung auf der deprivierten Seite führt.
Zusammenfassung ___________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 96
7. Zusammenfassung
100 von 7225 Kindern sind im Zeitraum von Juni 1988 bis März 1999 mit einseitiger
Hörstörung im Institut für Phoniatrie und Pädaudiologie in der Vestischen Kinderklinik
Datteln der Universität Witten / Herdecke untersucht worden.
Die Inzidenz einer einseitigen Hörstörung im unseren Patientengut wurde mit 14 von
1000 Kindern angegeben.
Diese 100 Akten von einseitig schwerhörigen Kindern wurden entschlüsselt. In 61% lag
die einseitige Hörstörung bei Jungen vor, in 39% bei Mädchen. Das rechte Ohr war in
52%, das linke Ohr in 48% der Fälle betroffen. In der überwiegenden Zahl waren die
Hörstörungen hochgradig bis resthörig.
Von den 100 Kindern mit einseitigen Hörstörungen waren 63 Kinder mit Hörgeräten
versorgt (davon zeigten 12 Kinder eine mittelgradige Schwerhörigkeit, 24 Kinder eine
hochgradige Schwerhörigkeit und 27 Kinder eine an Taubheit grenzende
Schwerhörigkeit). 37 Kinder erhielten keine Hörgeräte (davon 5 Kinder mit einer
leichtgradigen Schwerhörigkeit, 21 Kinder mit einer mittelgradigen Schwerhörigkeit, 8
Kinder mit einer hochgradigen und 3 Kinder mit einer an Taubheit grenzenden
Schwerhörigkeit).
In 66% der Fälle konnte die Ursache der einseitigen Schwerhörigkeit geklärt werden.
Bei 2 Kindern lag ein Vererbungsmodus vor, 22 Kinder hatten kongenitale
Fehlbildungen des äußeren Ohres (Dysplasie der Ohrmuschel I bis III Grades,
Gehörgangstenosen/ komplette Atresien). 3 Kinder wiesen ein Goldenhar -Syndrom
auf. Bei 3% der Kinder waren intrauterine Infektionen (Röteln und Cytomegalie) die
vermutete Ursache der Schwerhörigkeit. 10% der Kinder gehörten zu den perinatalen
Risikokindern (Frühgeburt, Geburtsgewicht unter 1500 Gramm, Asphyxie und
Hyperbilirubinämie). Die häufigsten Ursachen für die Schwerhörigkeit waren in 29%
der Fälle postnatal erworbene Hörstörungen, (9 % nach Meningitis, 6% nach Mumps,
10% nach Mittellohrkrankungen, 3% nach Trauma und 1% nach ototoxischen
Medikamenten). In 34 % der Fälle waren die Ursachen nicht zu eruieren.
Laut der Auswertung einer von uns durchgeführten Fragebogenaktion wurde der
Verdacht auf eine einseitige Schwerhörigkeit in je 49% der Fälle durch die Eltern und
Zusammenfassung ___________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 97
die Ärzte gestellt. Wobei in 8% der Fälle die Schwerhörigkeit erst bei der
Einschulungsuntersuchung festgestellt wurden.
Unsere Studie zeigt eine deutliche Verbesserung der Daten für die Früherkennung der
einseitigen Schwerhörigkeit. Das mittlere Alter aller 100 Kinder lag bei der Diagnose
bei 60 Monaten bzw. 5 Jahren (Median 60 Monate). Bei abgeschlossener
Hörgeräteversorgung lag das mittlere Alter bei 73 Monaten (Median 65 Monate).
Die Ergebnisse zeigten, dass die einseitig hörgestörten Kinder durch den Hörausfall
erhebliche sekündäre Symptomatiken entwickeln konnten. Nach Angaben der Eltern
zeigten die Kinder neben der Hörstörung Sprachverständnisprobleme bei
Störgeräuschen, Unsicherheiten im Richtunghören, eingeschränkte
Konzentrationsfähigkeit, Verhaltensauffälligkeiten, emotionale Unzufriedenheit sowie
Schlafsstörungen.
Die Hörgeräteversorgung wurde zur Verbesserung der räumlichen Orientierung und
des Sprachverstehens im Störschall angeboten. Nach der Hörgeräteversorgung waren
deutliche Verbesserungen zu sehen. Die sprachaudiometrischen Befunde zeigten, dass
durch die Hörgeräteversorgung ein deutlicher Sprachverständnisgewinn, eine
Verbesserung der emotionalen Befindlichkeit erzielt, sowie die Orientierung in
Alltagssituationen erleichtert wurde.
Das andere Ziel unserer Studie war die Hörgeräte- Trageakzeptanz der einseitig
hörgestörten Kinder zu untersuchen. Durchschnittlich 5 Monate nach der
Hörgeräteanpassung wurde die Trageakzeptanz der verschiedenen Hörgerätetypen
(CROS- Versorgung, HdO- Hörgeräte, KL- Hörgeräte) auf einer 4 Punkte Likert- Skala
beurteilt. Die Akzeptanz des Hörgerätes wurde mit Hilfe der Beurteilung der Eltern
ausgewertet. 64% der Kinder akzeptierten demnach ihr Hörgerät „sehr gut“ (1) bzw. „
gut“(2). 28% der Kinder nahmen ihre Hörgeräte „ mäßig“ (3) an. 8% der Kinder
akzeptierten ihr Hörgerät „ schlecht“ (4). Diese Kinder trugen ihre Hörgeräte täglich nur
1 Stunde oder weniger. Der Mittelwert der Hörgeräteakzeptanz der Patienten betrug
2,2. Nach der Hörgeräteversorgung bemerkten Eltern und Kinder subjektive
Veränderungen wie: bessere Fähigkeit zu lokalisieren und geringeres Bedürfnis
nachzufragen. Die Kinder gaben an, mit den Hörgeräten gut zu hören. Die
Hörkompetenz dieser Kinder war im Störschall erhöht, die Konzentration verbessert
und Hörermüdung verringert. Innerhalb kurzer Zeit bemerkten die Kinder selbst, dass
ihr Hörgerät funktionsuntüchtig wurde.
Zusammenfassung ___________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 98
Generelle beidohrige Durchführung des Neugeberenen- Hörscreenings kann die
Sekundärproblematik des einseitig hörgestörten Kindes in einem erheblichen
Prozentsatz einschränken.
Eine frühe Erkennung der einseitigen Hörstörung und ein frühes Hörgeräteangebot
sollten weiterhin verbessert werden.
Zur Reduzierung der sekundären Folgen im kognitiven und kommunikativen Bereich
wird eine sonderpädagogische und/ oder logopädische Therapie empfohlen.
Bei der Erkennung, Behandlung und Begleitung eines einseitigen Hörverlustes ist eine
umfassende Aufklärung der Eltern, der ErzieherInnen und LehrerInnen zur möglichen
Problematik unbedingt erforderlich.
Anhang ___________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 99
Anhang Dieser Untersuchung zugrundeliegender Erhebungsbogen
1. Name: geboren: m w 2. Risikofaktoren für die Schwerhörigkeit:
3. Alter bei Diagnose: Jahre 4. Problemdarstellung: : a). Lokalisation: unauffällig auffällig keine
Angaben
b). Diskrimination: unauffällig auffällig keine
Angaben
c). Sprachentwicklung: unauffällig auffällig keine
Angaben
e). Vestibularisbeteiligung: o.B. unsicher keine
Angaben
5. Kinderkrankheiten:
Masern Keuchhusten Drei- Tage Fieber Mumps Röteln Windpocken Scharlach
6. Operationen im Fachbereich:
AT TE Paracent PE
7. Nebenbefunde / Zusatzerkrankungen:
Ja keine Angaben
Welche:
8. Ätiologie der Schwerhörigkeit:
Unbekannt 9. Art der Schwerhörigkeit: re li Grad der Schwerhörigkeit:
Schalleitung. leicht Hochgrad Schallempf. mittel an.
T.grenzend
Sensoneurale Kombinierte
10. HG- Versorgung: re li Alter: Jahre
Angebot: Abschluß: Dauer:
Abgelehnt ( Anzahl ): Später angenommen: Monaural CROS HG- Typ:
Anhang _____________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 100
Akzeptanz des HG: Sehr gut Gut Mäßig Schlecht Unbekannt
10. Tonaudiometrie: mit Vertäubung Ohne Vertäubung 0.5 kHz 1 kHz 2 kHz 4 kHz 6 kHz
Hörendes Ohr ( dB ) Schwerh. Ohr ( dB )
Anmerkungen:
11. Sprachverständnis in %: Hörendes Ohr
Schwerh. Ohr
Sprachverständnis mit Störgeräusch in %:
ohne HG mit HG
12. Lokalisationsfähigkeit: Audiometrisch Subjektiv Vorhanden Eingeschränkt fehlend
13.Tympanometrie: Sondenton: 226 Hz 1000
Hz
re li Normaler Befund
Paukenerguß
Tubenbelüftungs- Störung Nicht verwertbar
Stapediusreflex Vorhanden nicht vorhanden Rechts: Links 14. Mittelohrbefund Rechts Links
o.B. Tubenbelüftungsstörung
Otitis media / PE 15. Andere diagnostische Verfahren
Emissionen aus dem Ihnenohr
TEOAE DPOAE Echo-screen
Erhalten: Rechts ja nein Links ja nein
BERA- Screening Ergebnis Rechts Links
o.B path o.B Path 35 dB
40 dB 70 dB BERA:
Anhang _____________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 101
16. Häufigkeit der Vorstellung Alle HG-Versorgung 17. Subjektive Veränderungen nach d. HG- Versorgung
Kinder zeigen Fähigkeit zur Lokalisation
Kinder fragen deutlich weniger
nach
Kinder formulieren, mit Hörgerät gut zu
hören
Kinder bemerken
spontan den Ausfall des Hörgerätes
Sprachverständnis im
Störlärm ist erhöht
18. Logopädische Diagnose:
19. Psychologische Diagnose:
20. Fördermaßnahmen Ja nein
Welche: 21. Welche Veränderungen wurden durch die Hörgeräteversorgung bemerkt:
21. Anmerkungen:
Literatur _____________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 102
9. Literatur
1. American Academy of Pediatrics (1982).
“Joint commitee on infant hearing. Position statement 1982”.
Pediatrics 70 (3) 496-497 (1982 )
2. Baerhold, W., Doberenz, I., Müller. R.
Untersuchungen zum einseitigen Hörverlust beim Kind.
HNO-Prax.12 VEB Georg Thieme Leipzig, 225-229 (1987 )
3. Barr, B., Lundström, R.
Deafness following maternal rubella.
Retrospektiv and prospektiv Studies.
Acta otolaryng. 53. Stockholm, 413-423 (1961)
4. Beckmann, G., Bähr, B.
Audiometrische Untersuchungen über das Restgehör nach frühkindlicher
Meningitis und Mumps.
HNO 21 Sprinegr Verlag 52-54 (1973 )
5. Berendes, J., Link, R., Zöllner, F.
Hals- Nasen- Ohrenheilkunde in Praxis und Klinik.
Stuttgart- Thieme 2. Auflage, (1979)
6. Bergmann, M.
Binaural hearing.
Arch. Otolaryngol. 66, 572-578 (1957)
7. Bess, F. H., Tharpe, A. M.
Unilateral Hearing Impairment in Children
Pediatrics Vol.74 206-215 (1984)
Literatur _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 103
8. Bess, F. H.
The unilateral hearing-impaired child: A final comment.
Ear and Hearing 7 (1), 52-54 (1986 )
9. Bess, F. H., Tharpe, A. M.
An introduction to unilateral sensorineural hearing loss in children.
Ear and hearing 7 (1) , 3-13 (1986 )
10. Biesalski, B., Frank, F.
Pädaudiologie . Phoniatrie- Pädaudiologie Biesalski & Frank (Hrsg)
2.Aufl., Georg Thieme Verlag Stuttgart, New York 1994
11. Blauert, J.
Räumliches Hören
Stuttgart: Hitzel 1974
12. Boenninghaus, H.-G.
Die Behandlung der Schädelbasisbrüche. Frontobasale und laterobasale Frakturen
der Nase, der Nebenhöhlen und des Ohres
Stuttgart Thieme 1960
13. Boenninghaus, H-G.
Hals – Nasen – Ohrenheilkunde.
10 Aufl. Springer Verlag Berlin Heidelberg 1996
14. Bovo, R., Martini, A., Agnoletto, M., Beghi, A.
Auditory and academic performance of children with unilateral hearing loss.
Scand. Audiol.Suppl.30, 71-74 (1988 )
15. Böhme, G., Welzl- Müller, K.
Hörprüfungen im Erwachsenen und Kindesalter:
3Aufl.- Bern; Göttingen; Toronto; Seatle: Huber 1993
Literatur __________________________________________________________________________________________
16. Brookhouser, P.E., Worthington, D.W., Kelly, W. J.
Unilateral hearing loss in children.
Laryngoscope 101 1264-1272 (1991 )
17. Davidson, J., Hyde, M. L., Albert, P. W.
Epidemiology of hearing impairtment in childhood.
Scand. Audiol. Suppl. 30, 13-20 (1988 )
18. Döring, W.H.
Anforderung an die BERA unter Routinebedingungen in Klinik und Praxis
In: Heinemann, M. (Hrsg)
Subjektive Audiometrie bei Kindern und akustische evozierte Potentiale.
Auflage, R. Gross Verlag, Bingen 202-239 (1990)
19. Eckel, H.E., Richling, F., Streppel, M., Roth, B., Walger,M., Zorowka, P.
Ätiologie mittel- und hochgradiger Schwerhörigkeiten im Kindesalter
HNO 46 Springer Verlag 252-263 (1998)
20. Esser, G.
Praktische Durchführung der Frühererkennung und Therapie
In: Plath, P (Hrsg)
Koordination und Rationalisierung bei der Früherkennung und Therapie von
Hörstörungen bei Kindern in den ersten Lebensjahren Schriftreihe der Geers
Stifftung, Band 3. Median Verlag Heidelberg 47-58 (1982 )
21. Everberg, G.
Etiology of unilateral total deafness.
The Annals of Otology, Rhinology & Laryngology 68, 711-730 (1960 )
22. Federspil P.
Zur Ototoxizität der Aminoglykosid- Antibiotika.
Infection 4. 239-248 (1976)
Literatur _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 105
23. Finckh- Krämer, U., Spormann- Lagodzinski, M., Nubel, K.,
Hess, M.,Gross, M.
Wird die Diagnose bei persistierenden kindlichen Hörstörungen immer noch zu spät
gestellt?
HNO 46. Springer Verlag 598-602 (1998 )
24. Fraser, G.R.
The causes of profound diafness in childhood.
The John Hopkins University Press Baltimore / London (1976)
25. Gross, M.
Methodik der ätiologischen Abklärung kindlicher Hörstörungen.
Laryngol Rhinol Otol (Stuttg) 63: 136- 138 (1984)
26. Hancke, A.
Untersuchungen an einseitig schwerhörigen Kindern
Diss. Mainz 1982
27. Hauser, R., Löhle, E., Pedersen, P.
Zur klinischen Anwendung Click evozierter otoakustischer Emissionen an der
Freiburger HNO- Klinik
Laryngol Rhinol Otol 68, 661 (1989)
28. Hauser, R., Probst, R., Harris, F. P.
Die klinische Anwendung otoakustischerEmissionen kochleärer
Distorsionsprodukte.
Laryngo. Rhinol. Otol. 70,123 (1991)
29. Heinemann M, Bach,K.
Ätiologie kindlicher Hörschaden.
In: Hacki,T., (Hrsg) Aktuelle phoniatrisch-pädaudiologische Aspekte
Gross, Berlin. S 7-14 (1993)
Literatur __________________________________________________________________________________________
30. Hildmann, A.
Konservative Rehabilitationsmaßnahmen- Erfahrungsprobleme bei hörgeschädigten
Kindern, Verordnung und Anpassung von Hörgeräten
In: Kittel, G., (Hrsg)
Phoniatrie und Pädiaudiologie Deutscher Ärzte- Verlag,
Köln 178-184 (1989)
31. Hildmann A.
Warum brauchen wir die Früherkennung der kindlichen Hörstörungen?
Dokumentation der Tagung : Verbesserung der Frühererkennung der kindlichen
Schwerhörigkeit in die BRD 1997
32. Hildmann A.
Hörscreening für Neugeborene
Hören und Heute
Periodikum zur Audiologie in Forschung und Praxis Nr 1. 11-14 (2002)
33. Hildmann A.
Möglichkeiten der apparativen Versorgung junger Säuglinge bei neonatalen
Hörstörungen
In: Leohnhardt, A., (Hrsg). Ausbildung des Hörens- Erlernen des Sprechens.
Berlin: Luchterhand 1998
34. Hoth. S., Lenarz. T.
Otoakustische Emissionen: Grundlage und Anwendung.
Thieme Verlag New York 1997
35. Hünig, G., M. Berg.
Richtungshören bei Patienten mit seitendifferenter Schwerhörigkeit.
HNO 39, Springer Verlag 27-31 (1991)
Literatur _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 107
36. Janssen, T.
Otoakustische Emissionen- Schallaussendungen des Ohres
Entstehung, Registriermethode, Eigeschaften und klinische Bedeutung
Z. Med. Phys.2 146-157 (1992)
37. Jensen, J. H., Johansen, P. A., Borre, S.
Unilateral sensorineural hearing loss in children and auditory performance with
respect to right/ left ear differences.
British Journal of Audiology 23 (3) 207-213 (1989)
38. Jensen, J. H., P.A. Johansen, S Borre .
Unilateral sensorineural hearing loss in children and auditory performance with
respect to right /left ear differences.
British Journal of Audiology 23 (3), 207-213 (1989)
39. Jensen, J. H., P.A. Johansen, S Borre .
Unilateral sensorineural hearing loss in children: cognitive abilities
with respect to right / left ear differences.
British Journal of Audiology 23 (3), 215-220 (1989)
40. Johannsen, H.S.
Zur Ätiologie der einseitigen Taubheit im Kindesalter.
HNO 22. Springer Verlag 209-214 ( 1974)
41. Kemp, D.T.
Stimulated acoustic emissions from within the human auditory System
J. Acoust Soc Am 64 (1979) 1386
42. Kemp, D.T., Ryan, S., Bray.
A guide to the effective use of otoacoustic emissions
Ear Hear 11, 93 (1990)
Literatur _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 108
43. Kinney, C.E.
Heraring impairments in children.
Laryngoskope,63 (220-226)
44. Kiese- Himmel, C., Kruse, E.
Die Unilaterale Hörstörung im Kindesalter
Laryngo- Rhino- Otol 80,
Georg Thieme Verlag Stuttgart -New York 18-22 (2001)
45. Kiese- Himmel, C., Kruse, E.
Zur Hörgeräte –Trageakzeptanz bei Kindern
HNO 48. Springer Verlag 309-313 (2000)
46. Klinke, R.
Hören und Sprechen
In: Schmidt, R. F., Thews, G
Physiologie des Menschen Springer Verlag, Berlin, Heidelberg 1995
47. Konkle, D., Schwartz, D.
Binaurale amplication:
A paradox, in Bess F.N., Freeman B.A., Sinclair, S (eds):
Amplication in Education. Washington DC.
Alexander Graham Bell Assoc for the Deaf. 342-357 (1981)
48. Lamm, K., Lamm, H., Arnold W.
Effekt of hyperbaric oxygen therapy in comparison to conventional or placebo
therapy or no treatment in idiopathic sudden hearing loss, acoustic trauma,
noise- induced hearing loss and tinnitus.
literature survey. Adv-Otorynolaryngol 54 289-292 (1998)
Literatur _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 109
49. Lehnhardt ,E.
Der Hörsturz- eine Form der akuten Schwerhörigkeit
Fortschr. Med. 112, Jg. Nr.27 367-371 (1994)
50. Lehnhardt, E.
Zur einseitigen Taubheit im Kindesalter.
Archiv für Ohren-, Nasen- und Kehlhopfheilkunde 180 230-235 (1962)
51. Löwe, A., Hildmann A.
Hörmessungen bei Kindern
Edition Schindelde, 3. Auflage Heidelberg, 1994
52. Löwe, A.
Einseitige Hörschäden.
HK (Hörgeschädigte Kinder) 15 9-12 (1978)
53. Marschak, A.
Über 50 Fälle von einseitiger Taubheit davon 7 angeboren.
z. Laryng. Rhin. Otol. 21 145-153 (1931)
54. Markides. A.
Age at fitting of hearing aids and speech intellgibility
Br. J. Audiol 20: 165-167 (1986)
55. Michtl, W.
Hörstörungen bei endemischer Mumpserkrankung
Diss. München 1980
56. Moore, D.R.
Anatomy and physiology of binaural hearing.
Audiology 30 125-134 (1991)
Literatur _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 110
57. Moser, M.
Späte akustisch evozierte Potentiale
In: Heinemann, M. (Hrsg) Subjektive Audiometrie bei Kindern und akustisch
evozierte Potentiale Renate Gross Verlag. Bingen/ Rhein 104-116 (1990)
58. Möhring. L., Braun F., Wirth, G.
Aussagewert der Prüfung von Lokalisatiosfähigkeit und Sprachverständnis bei
einseitiger Hörstörung im Kindesalter.
Sprache- Stimme – Gehör 19, Georg Themie Verlag
Stuttgart- New York 28-34 (1995)
59. Niehaus, H. H., Olthoff, A., Kruse, E.
Frühererkennung und Hörgeräteversorgung unilateraler kindlicher
Schwerhörigkeiten. Laryngo-Rhino-Otol.74,
Georg Thieme Verlag Stuttgart- New York 657-662 (1995)
60. Niehaus. H.H., Schroff, J., Kruse, E.:
Qualitätskontrolle der kindlichen Hörgeräteversorgung.
HNO 45 Springer Verlag 86-90 (1997)
61. Overkamp H.
Hörstörungen bei Kindern nach Meningitis purulenta
Diss. Erlangen Nürnberg 1980
62. Paparella, M.M.
Otological manifestation of viral disease.
Adv. Oto- Rhino- Laryng., vol. 20, Karger Basel 144- 154 (1973)
63. Plath,P.
Das Hörorgan und seine Funktion
Edition Marhold, 5. Auflage,
Wissenschaftsverlag Volker Spiess GmbH. Berlin 1992
Literatur _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 111
64. Plinkert, P.K., Zenner, H. P.
Aktuelles zur Schallverarbeitung im Innenohr
TW. Kopf Hals1 13-22 (1991)
65. Radü, H. J., Kuelen M.
Hörgeräteversorgung bei einseitig schwerhörigen Kindern
Aktuelle phoniatrisch pädaudiologische Aspekte 2000/2001 (Band 8)
In: Gross, M., Kruse, E
Medizin Verlag 237-239 (2001)
66. Radü, H. J., Kurlemann, G.
Prävention bei einseitiger Schwerhörigkeit.
Laryngo- Rhino- Otol. 68 98-100 ( 1989)
67. Reiß, M., Reiß, G.
Zur Differentialdiagnose der einseitigen Schwerhörigkeit
Praxis 89. Verlöag Hans Huber, Bern 2000 (241-247)
68. Rijn, P.M. ,Van, Cremers, C.W.R.J.
Causes of deafness at a Dutch school for hearing impaired.
Ann. Otol. Rhinol. Laryngol. 100 903-908 (1991)
69. Scharf, B., Fishken , D.
Binaural summation of loudness: Reconsidred.
Journal of Experimental Psychology ,86,374-379 (1970)
70. Sommer, H., Gehrking, E., Schmielau, F., Weerda, H.
Verbessert eine CROS- Hörgeräteversorgung bei einseitiger Surditas
das Richtunghören ?
HNO Informationen, Demeter Verlag im Georg Thieme Verlag S 128 (2000)
71. Strohm M., Ahlemann L. M., Bohringer W. K.
Beeinträchtigung der Innenohrfunktion durch die Einwirkung ionisierender Strahlen
HNO 33. Springer Verlag 26-29 (1985)
Literatur _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 112
72. Walger. M.
Über den Einfluß von Hörstörungen auf die Reifung der Hörbahn
Habilatationschrift Köln 1998
73. Wedel, H., Scahuseil- Zipf, U., Herkenrath, P.
Grenzen und Möglichkeiten der akustisch evozierten Potentiale ( ERA ) als
Screening- Verfahren zur Früherkennung kindlicher Hörstörungen.
In: Heinemann, M ( Hrsg.), Subjektive Audiometrie bei Kindern und akustisch
evozierte Potentiale.1 Aufl., Gross Verlag, Bingen 157- 178 (1990)
74. Wong, D., Shah, C.P.
Identification of impaired hearing in early childhood.
Can. Med. Assc. J .121. (1979) 529-546
Danksagung _______________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 113
Danksagung
Besonderen Dank möchte ich Frau Dr. med. A. Hildmann (ehem. leitende Ärztin des
Institutes für Phoniatrie und Pädaudiologie an der Vestischen Kinderklinik/ Datteln)
aussprechen, die mir die Ausbildung für Phoniatrie und Pädaudiologie ermöglichte und
meine Doktorarbeit von der Planung bis zum Abschluß mit persönlicher Hilfe
begleitete.
Auch bedanke ich mich an dieser Stelle bei meinem jetzigen Lehrer in der Ausbildung
zum Facharzt für HNO- Heilkunde Herrn Prof. Dr. med. H. Hildmann für die
Überlassung des Themas.
Mein Dank geht auch an den DAAD und die Vogelsang- Stiftung, die mir durch die
finanzielle Unterstützung meine Ausbildung und Dissertation in der Bundesrepublik
Deutschland ermöglicht haben,
Ich möchte mich bei allen bedanken, die mich auf verschiedene Art und Weise bei der
Erstellung meiner Doktorarbeit unterstützt haben.
Lebenslauf __________________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 114
Lebenslauf
Name: Shagdarsuren
Vorname: Sarantuya
Geburtsdatum: 02.08.1968
Geburtsort: Ulaanbaatar / Mongolei
Nationalität: mongolisch
Geschlecht: weiblich
Konfession: buddhistisch
Familienstand: verheiratet, ein Kind
Schulbildung
1976 - 1986 Mittelschule in Ulaanbaatar
mit Attestat (allgemeine
Hochschulreife)
Studium: 1986 - 1993 Mongolische Medizinische
Universität: Staatsexamen
mit der Gesamtnote „ sehr gut“
Berufspraxis: Juli 1993- Juli 1994 Arzt im Praktikum an der HNO-
Universitätsklinik / Ulaanbaatar
August 1994- Juli 1996 HNO- Arzt Ausbildung an der
Universitätsklinik /Ulaanbaatar
Sep. 1996- Sep. 1997 Ärztin für HNO- Heilkunde
an der mongolischen
Universitätsklinik/ Ulaanbaatar
März 1999 Okt.1997- März1999 Als DAAD –Stipendiatin
Weiterbildung im Bereich der
Phoniatrie und Pädaudiologie im
Institut für Phoniatrie und
Pädaudiologie an der Vestischen
Kinderklinik / Datteln / Universität
Witten Herdecke
Lebenslauf __________________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________Seite 115
Seit April 1999 Facharztausbildung und
Durchführung der
Promotionsarbeit „ Das einseitig
schwerhörige Kind“ unter Herrn
Prof. Dr. med. H. Hildmann,
Direktor der Klinik für HNO-
Krankheiten, Kopf und
Halschirurgie der Ruhr Universität
Bochum