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15 VersicherungsPraxis 10/2015 AUS DER PRAXIS Das mit über 700 Teilnehmern wieder- holt gut besuchte und insgesamt zum 18. Mal stattgefundene DVS Symposion tagte vom 9. bis 11. September 2015 im Hotel „The Westin Grand“ in München und feierte diesjährig in dieser Form sein 10-jähriges Jubiläum. Der größte und renommierteste Industrieversicherungs-Kongress im deutschsprachigen Raum überzeugte auch in diesem Jahr durch überragende und langjährig erfahrene Referenten mit einer Auswahl an bedeutsamen The- men, die auch das Interesse internatio- naler Gäste (z.B. aus Brasilien, China, In- dien, Kolumbien, Mexiko, Singapur und den USA) weckten. Der traditionell am Vortag des offizi- ellen Symposion-Programms stattfin- dende „Bayerische Abend“ lud die Teil- nehmer aus Wirtschaft und Assekuranz bereits zum regen Austausch in unge- zwungener Atmosphäre ein. In seiner Eröffnungsrede am Morgen des 10. September 2015 begrüßte Dr. Alexander Mahnke, Vorstandsvorsit- zender des DVS Deutscher Versiche- rungs-Schutzverband e.V., die Besucher – darunter über 170 Teilnehmer aus der versicherungsnehmenden Wirtschaft. Vor Bekanntgabe der zweitägi- gen Kongress-Agenda gedachte Herr Dr. Mahnke der beiden Herren, Dr. Friedel Linneborn (Porsche AG, DVS- Ausschuss), der am 17.10.2014 verstarb und Edwin V. Meyer (DVS-Vorstand, FERMA-Vorstand und Vorsitzender des Arbeitskreises Versicherungen des BDI), der am 07.02.2015 aus dem Leben schied und bat alle Anwesenden, sich zu einer Schweigeminute zu erheben. In seiner weiteren Rede ging Dr. Mahnke auf die bevorstehenden Foren und Programmpunkte sowie auf den diesjährigen DVS-Schwerpunkt, die demographische Entwicklung, ein, die auch in der versicherungsnehmenden Wirtschaft eine wachsende Herausfor- derung hinsichtlich der zu rekrutieren- den Nachwuchskräfte im Bereich „Risk- and Insurance Management“ darstelle. Zum Abschluss seiner Begrüßungsre- de wünschte er den Teilnehmern eine schöne Veranstaltung mit intensivem Austausch und spannenden Beiträgen und leitete zu der ersten Tagesreferen- tin, Seraina Maag, über. In ihrem imposanten Eröffnungsvor- trag ging Seraina Maag (President and Chief Executive Officer EMEA, Ame- rican International Group – AIG), auf den rasanten Fortschritt der Technik und dessen Bedeutung für die Versi- cherungsbranche ein. Schlagwörter wie „Geschwindigkeit“ und „Volumen“ zogen sich wie ein roter Faden durch ihre Rede. Die schwindelerregende Ent- wicklung von Smartphones, digitalen Kameras und Drohnen, die sogenann- te „Connected Revolution“, verlange Veränderungsprozesse hinsichtlich Ar- beitsumfeld und Kundenprodukte. Sie betonte, dass durch die zunehmende Gefahr von Cyber-Angriffen neben Da- ten auch Betriebsstätten, Häuser und andere physische Vermögenswerte in Gefahr seien. Es sei jedoch nicht nur die Cyber-Security, die uns zum Nachden- ken und Handeln auffordere, sondern auch regulatorische Risiken, wie Haftung und Datenschutz. Um besser auf unbe- kannte Zukunftsrisiken vorbereitet zu sein, müssten Analysen und Simulatio- nen verbessert werden. Die Kombinati- on von menschlichem Denken und der Computerlogik einer Maschine sollen Entscheidungsprozesse optimieren und frühzeitig Lösungsmodelle zur Reduzie- rung zukünftiger Gefahren entwickeln. Daher spiele der Beruf des Risikomana- gers in der Versicherungswirtschaft eine bedeutsame Rolle und solle anhand mo- derner und flexibler Technologien und Arbeitsbedingungen attraktiver gestal- tet werden und besser auf die Bedürfnis- se der potentiellen Nachwuchstalente eingehen. Ein besonderer Programmpunkt und erstmalig in der Geschichte des DVS Symposions stellte die von Herrn Dr. Mahnke und Dr. Leberecht Funk (Gründer Funk Stiftung) präsentierte Auslobung des Innovationspreises In- dustrieversicherungen „Meilenstein“ dar. Dr. Funk betonte die gemeinsame Einschätzung und Vorstellung von DVS und Funk Stiftung, mit Hilfe eines Inno- vationspreises notwendiges Kreativpo- tential in der Versicherungsbranche und darüber hinaus mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu wecken. „Durch in- novative Ideen das Risiko- und Versiche- rungsmanagement voranzutreiben und wetterfest zu machen ist ein gleicharti- DVS SYMPOSION 2015 Ein Tagungsbericht

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15VersicherungsPraxis 10/2015

AUS DER PRAXIS

Das mit über 700 Teilnehmern wieder-holt gut besuchte und insgesamt zum 18. Mal stattgefundene DVS Symposion tagte vom 9. bis 11. September 2015 im Hotel „The Westin Grand“ in München und feierte diesjährig in dieser Form sein 10-jähriges Jubiläum.

Der größte und renommierteste Industrieversicherungs-Kongress im deutschsprachigen Raum überzeugte auch in diesem Jahr durch überragende und langjährig erfahrene Referenten mit einer Auswahl an bedeutsamen The-men, die auch das Interesse internatio-naler Gäste (z.B. aus Brasilien, China, In-dien, Kolumbien, Mexiko, Singapur und den USA) weckten.

Der traditionell am Vortag des o�zi-ellen Symposion-Programms statt�n-dende „Bayerische Abend“ lud die Teil-nehmer aus Wirtschaft und Assekuranz bereits zum regen Austausch in unge-zwungener Atmosphäre ein.

In seiner Erö�nungsrede am Morgen des 10. September 2015 begrüßte Dr. Alexander Mahnke, Vorstandsvorsit-zender des DVS Deutscher Versiche-rungs-Schutzverband e.V., die Besucher – darunter über 170 Teilnehmer aus der versicherungsnehmenden Wirtschaft.

Vor Bekanntgabe der zweitägi-gen Kongress-Agenda gedachte Herr Dr. Mahnke der beiden Herren, Dr. Friedel Linneborn (Porsche AG, DVS-Ausschuss), der am 17.10.2014 verstarb und Edwin V. Meyer (DVS-Vorstand, FERMA-Vorstand und Vorsitzender des Arbeitskreises Versicherungen des BDI), der am 07.02.2015 aus dem Leben schied und bat alle Anwesenden, sich zu einer Schweigeminute zu erheben.

In seiner weiteren Rede ging Dr. Mahnke auf die bevorstehenden Foren und Programmpunkte sowie auf den diesjährigen DVS-Schwerpunkt, die demographische Entwicklung, ein, die auch in der versicherungsnehmenden Wirtschaft eine wachsende Herausfor-derung hinsichtlich der zu rekrutieren-den Nachwuchskräfte im Bereich „Risk- and Insurance Management“ darstelle.

Zum Abschluss seiner Begrüßungsre-de wünschte er den Teilnehmern eine schöne Veranstaltung mit intensivem Austausch und spannenden Beiträgen und leitete zu der ersten Tagesreferen-tin, Seraina Maag, über.

In ihrem imposanten Erö�nungsvor-trag ging Seraina Maag (President and Chief Executive O�cer EMEA, Ame-rican International Group – AIG), auf den rasanten Fortschritt der Technik und dessen Bedeutung für die Versi-cherungsbranche ein. Schlagwörter wie „Geschwindigkeit“ und „Volumen“

zogen sich wie ein roter Faden durch ihre Rede. Die schwindelerregende Ent-wicklung von Smartphones, digitalen Kameras und Drohnen, die sogenann-te „Connected Revolution“, verlange Veränderungsprozesse hinsichtlich Ar-beitsumfeld und Kundenprodukte. Sie betonte, dass durch die zunehmende Gefahr von Cyber-Angri�en neben Da-ten auch Betriebsstätten, Häuser und andere physische Vermögenswerte in Gefahr seien. Es sei jedoch nicht nur die Cyber-Security, die uns zum Nachden-ken und Handeln au�ordere, sondern auch regulatorische Risiken, wie Haftung und Datenschutz. Um besser auf unbe-kannte Zukunftsrisiken vorbereitet zu sein, müssten Analysen und Simulatio-nen verbessert werden. Die Kombinati-on von menschlichem Denken und der Computerlogik einer Maschine sollen Entscheidungsprozesse optimieren und frühzeitig Lösungsmodelle zur Reduzie-rung zukünftiger Gefahren entwickeln. Daher spiele der Beruf des Risikomana-gers in der Versicherungswirtschaft eine bedeutsame Rolle und solle anhand mo-derner und !exibler Technologien und Arbeitsbedingungen attraktiver gestal-tet werden und besser auf die Bedürfnis-se der potentiellen Nachwuchstalente eingehen.

Ein besonderer Programmpunkt und erstmalig in der Geschichte des DVS Symposions stellte die von Herrn Dr. Mahnke und Dr. Leberecht Funk (Gründer Funk Stiftung) präsentierte Auslobung des Innovationspreises In-dustrieversicherungen „Meilenstein“ dar. Dr. Funk betonte die gemeinsame Einschätzung und Vorstellung von DVS und Funk Stiftung, mit Hilfe eines Inno-vationspreises notwendiges Kreativpo-tential in der Versicherungsbranche und darüber hinaus mehr Aufmerksamkeit in der Ö�entlichkeit zu wecken. „Durch in-novative Ideen das Risiko- und Versiche-rungsmanagement voranzutreiben und wetterfest zu machen ist ein gleicharti-

DVS SYMPOSION 2015

Ein Tagungsbericht

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ges Anliegen von Stiftung und DVS“, be-kräftigte der Stiftungsgründer. Mit dem von der Funk Stiftung zur Verfügung gestellten Innovationspreis im Wert von insgesamt 60 Tausend Euro soll eine wis-senschaftliche Arbeit, eine praktische Produktentwicklung oder eine Leistung im Bereich des Versicherungs- und Ri-sikomanagements mit Relevanz für deutsche Unternehmen ausgezeichnet und auf dem nächsten DVS Symposion im Jahr 2016 durch den DVS verliehen werden. Teilnehmen können Wissen-schaftler, Praktiker aus dem Risiko- und Versicherungsmanagement, F&E Institu-te oder Unternehmer (Einzelperson oder Teams).

Am Nachmittag des ersten Kongres-stages hob der stellvertretende DVS-Vorstandsvorsitzende Werner Döringer (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer e.V.) in seinen einfüh-renden Worten zum Thema „Risk- und Insurance-Management – die Bedeu-tung im Konzern und im Mittelstand“, die Notwendigkeit internationaler Versi-cherungsprogramme sowohl für Mittel-ständler, die Aktivitäten in anderen Län-dern betreiben als auch für die Industrie hervor.

DVS-Vorstandsmitglied Dr. Eberhard Faller (BASF SE) stützte sodann seine Ausführungen auf die drei Thesen1. Riskmanagement als integraler Pro-

zessbaustein2. Strategie als intern kommuniziertes

Konzept3. Compliance; Basis für globale Pro-

grammrobustheitund untermauerte dies im weiteren

Verlauf.Dem schloss sich Werner Döringer an

und stellte die Erwartungen des Mit-telstandes an funktionierende Versi-cherungslösungen in den Vordergrund seiner sich anschließenden Ausführun-gen, die u.a. auch Hinweise zu einer ko-

ordinierten Betreuung, die Abwicklung von Großprojekten sowie die Absiche-rung von Wechsel- und Rückwirkungs-schäden beinhalteten. Er verlieh seiner Ho�nung Ausdruck, dass sich zukünftig weitere Versicherer im Segment Mittel-stand mit spezi�schen Angeboten zu internationalen Versicherungslösungen engagieren.

Die sich anschließende Diskussion mit den weiteren Panelteilnehmern wurde durch Fragen aus dem Auditorium ab-gerundet, die u.a. den Umgang mit Ser-vice-Level-Agreements („Wer hat wann was zu tun?“) und mit nicht versicherba-ren Risiken zum Gegenstand hatten.

Christof Bentele (Allianz Global Cor-porate & Specialty SE) stellte als Mode-rator des Forums „Krisenmanagement in geopolitischen Krisenregionen – mit Fo-kus auf Osteuropa“, die Verteilung poli-tischer Risiken in der Welt an-hand einer Ri-sikolandkarte dar. Insbeson-dere in Afrika sei ein anstei-gendes Risiko für Terror und Krieg zu ver-zeichnen. Nach Aussage von C h r i s t o p h e r Schramm (red24) bleibe die politische und wirtschaftliche Lage in Osteuropa weiterhin ein Sicherheitsrisiko. Erpres-sungen und Cybererpressungen sowie die Technisierung der Kriminalität seien auf dem Vormarsch. Einzeltäter („Lone Wulf“) und radikale Islamisten würden zunehmend gefährlicher. Marc Paasch (Willis GmbH & Co. KG) hielt einen Vor-trag zum Thema „Wie gehen Unterneh-men mit Krisensituationen um?“. Hierzu ging er insbesondere auf die Komplexi-tät und Verkettung von Risiken und den

daraus resultierenden Konsequenzen für Unternehmen und Länder ein. In seiner weiteren Rede verwies er auf Regeln des Krisenmanagements und dessen Instru-mente sowie Maßnahmen gegen politi-sche Risiken.

Unter der Leitung des DVS-Vorstands-mitglieds Jörg Henne (Leiter Risk Ma-nagement der EPCOS AG) gaben Johann Pürzer (Krimi-naloberrat im Dezernat für Wirtschaftskri-minalität des Polizeipräsidi-ums München) und Dr. Heike Rossig (lei-tende Staats-anwältin der W i r t s c h a f t s -abteilung der Staatsanwaltschaft München) einen Ein-blick in die praktische Arbeit von Polizei und Staatsanwaltschaft im Bereich des Wirtschaftsstrafrechts. Der Focus lag dabei auf der Durchsuchung betriebli-cher Räumlichkeiten und die in diesem Zusammenhang anfallenden Beweis-mittelsicherungen, bis hin zur Beschlag-nahme. Anschaulich wurde auch die unterschiedliche Vorgehensweise bei der Sicherung von Daten dargestellt, die sich auf einem Server, einem Datenträ-ger oder mitunter auch in einer „Cloud“ be�nden. Rechtsanwalt Bernd Rinins-land (Schadenleiter bei der NRV) stellte anschließend die Leistungen der Indus-trie-Straf- Rechtsschutzversicherung dar. In diesem Zusammenhang wies er darauf hin, dass die aktuell von der An-waltschaft geforderten Stundensätze bislang keinen Anlass zu Beanstandun-gen gaben und somit dem bedingungs-mäßigen Erfordernis der „Angemessen-heit“ entsprachen. Ein vollumfänglicher Versicherungsschutz bei Vorsatzdelikten scheitere derzeit noch an aufsichtsrecht-lichen Bedenken.

Das Thema „Next Generation – der Blick nach vorne“ wurde unter der Leitung von DVS-Vorstandsmitglied Christian Böhm (Freudenberg & Co. KG) und mit Unterstützung von Regina Loko (Akzo Nobel Deco GmbH), Prof. Dr. Hans Wüthrich (Universität der Bun-deswehr München) und Kai Horenburg (HDV Hanseatic Versicherungsdienst, otto group) näher untersucht. Böhm gab bekannt, dass aufgrund zunehmender Nachfragen zum Thema „Nachwuchs-kräfte für die fachliche Leitungsebene“ die Arbeitsgruppe „Aus- und Weiter-bildung“ durch den DVS-Vorstand ins Leben gerufen wurde, die Mitgliedern Anregungen und Unterstützung zu

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diesem Thema geben könne. Im weite-ren Vortrag zog Prof. Wüthrich die volle Aufmerksamkeit der Teilnehmer mit der Frage „Sehen wir noch die Uhr oder or-ganisieren wir nur noch die Zeiger?“ auf sich. Unter dem Aspekt „Talente scha�en Wettbewerbsvorteile“ sollen seiner Mei-nung nach Organisationen zu Talentma-gneten mutieren. Regina Loko knüpfte mit ihrer Frage nach der Erreichbarkeit der „neuen Generation“ an. Hierbei sei es von großer Bedeutung, frühzeitig auf die Zielgruppe zuzugehen und auf den für die junge Generation relevanten Kommunikationsplattformen auf sich aufmerksam zu machen. Loko rät den Unternehmen mit Hilfe sozialer Netz-werke in der „Sprache der jungen Leute“ zu kommunizieren, um so die Attrakti-vität des Berufsstandes und die Werte ihres Unternehmens besser vermitteln zu können. Die Fokussierung der Kon-zernvorteile erhöhe nach Aussage von Kai Horenburg die Aufmerksamkeit der Zielgruppe ebenso, wie die Scha�ung

von mehr Freiräumen und !exiblen Ar-beitszeitmodellen.

Das Forum „Terror – Steigen die Her-ausforderungen?“ wurde durch Reiner Siebert (Albatros Versicherungsdienste) moderiert.

Die nach wie vor, nach Ansicht der Referenten, zunehmende Terrorgefahr weltweit erfordert Anstrengungen der Versicherungsindustrie, entsprechende Lösungen anzubieten. Die Versiche-rungsnehmer seien gefordert, die in-dividuelle Situation in ihren Unterneh-men nach Ländern und Standorten zu evaluieren. Daraus abgeleitet müssten dann Lösungen erarbeitet werden, wo-bei lokale, häu�g staatliche, und pri-vatwirtschaftliche Lösungen zu einem Gesamtpaket geschnürt werden. Neben der klassischen Terrordeckung wird hier zunehmend auch Deckung gegen „Po-litical Violence“ eingekauft, im Einzelfall müssen auch Kidnapping, Produktkon-taminationen oder Cyberattacken durch

Terrorgruppen als mögliche Risiken in Erwägung gezogen werden.

Die Moderatoren Volker Ahrens (SAP) und Jörg Schönenborn (Tele-kom) beleuchteten mit den Panelteil-nehmern Dr. Georg Bräuchle (Marsh), Bastian Finkel (Kanzlei Bach, Langheid Dallmeyr), Fredi Lienhardt (Swiss Re) und Dr. Christopher Lohmann (AGCS) Chancen und Risiken des Einsatzes gro-ßer Datenmengen zur Erzeugung wirt-schaftlichen Nutzens. Dabei waren sich alle Diskutanten darüber einig, dass Da-ten als der Rohsto� des 21. Jahrhunderts gelten und Big Data nicht etwa eine Technologie darstelle, sondern als Un-ternehmensstrategie zur Erzielung von Wettbewerbsvorteilen zu verstehen sei.

Ein gewinnversprechender Nutzen großer Datenmengen setze allerdings eine hoche�ziente Datenverarbeitung voraus. Dies ermögliche aus Sicht der Versicherer sowohl eine höhere Tre�si-cherheit in der Tari�erung als auch eine

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die Kerninhalte des gleichnamigen Fo-rums durch die Moderatorin Regina Loko und der Teilnehmer Dr. Melanie Gillig (Allianz Gobal Corporate & Spe-cialty SE), Michael Harth (XL Catlin), Prof. Dr. Thomas Hartung (Professur für Versicherungswirtschaft, Universität der Bundeswehr München) und Jürgen Herbert (Geschäftsführer Schwarz Ver-sicherungsvermittlung Beteiligungs-GmbH) nochmals aufgegri�en und weiter vertieft. Prof. Hartung zeigte die Bandbreite der Bewerbungswege auf. Neben dem klassischen Anschreiben so-wie Bewerbungen via Internet und App, stünden das persönliche Gespräch und Empfehlungen aus dem Bekanntenkreis im Vordergrund. Er bezwei!e, dass die Bereitstellung eines elektronischen Me-diums ausreiche, die richtige Zielgruppe zu erreichen bzw. sich so ein Rekrutie-rungsmehrwert generieren ließe. Dr. Gillig ging bei der Frage nach Möglich-keiten zur Ausbildungsförderung auf die Vorteile ein, Bachelorabsolventen im Rahmen eines dualen Studiums zu unterstützen und sie so an das Unter-nehmen zu binden. Weitere personal-politische Optionen seien nach Aussa-ge von Harth der „Tag der o�enen Tür“

wortung bewusst zu werden und alles dafür zu tun, damit es nicht zu dem „Un-tergang der betrieblichen Altersversor-gung als Sozialleistung“ kommt. „Man be�nde sich auf der Kippe“, so seine Ein-schätzung, „die nächsten Monate wer-den darüber entscheiden, ob die BAV als Sozialleistung noch eine Zukunft haben werden.“

Auch Markus Keller (Mitglied der Geschäftsleitung der febs Consulting GmbH, München) zeigte dringend not-wendiges Handlungspotenzial bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen für die BAV als Sozialleistung auf. Die ak-tuelle Gewinnbelastung der klassischen Pensionszusage aufgrund der Handha-bung in der Handels- und Steuerbilanz mit den „falschen Rechnungszinsen“ führe zu Verwerfungen und Mehrbelas-tungen der KMU und auch zu einer Reihe von Insolvenzen, falls hier nicht umge-hend entgegengesteuert werde. BAV sei ein Versorgungsversprechen des Arbeit-gebers und daher sei die eigene Darstel-lung der BAV als wichtiger Bestandteil der Gesamtvergütung zu empfehlen.

In der späteren Diskussionsrunde zum Thema „Next Generation“ wurden

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engere Kundenbindung durch häu�ge Kontakte über den Datenweg, .z.B. via Telemetrie. Dem wurde entgegenge-halten, Big Data könne der Wegbereiter einer Entsolidarisierung der Gefahren-gemeinschaft sein.

In dem von Dr. Michael Feifel (Sie-mens Financial Services) geleiteten Fo-rum „M&A-Deals – Woran sollten Risk Manager denken“ debattierten der Moderator und die Teilnehmer Niki Demirbilek (DUAL Specialty M&A GmbH), Swen Grevenig (Bil�nger SE) und Albert Höying (Willis GmbH & Co. KG) über Risiken und Lösungen eines M&A-Prozesses mit den typischen Pha-sen: Allgemeine Prozesse, Vorbereitun-gen, Due Diligence, Verhandlungen, Signing/Transition, Closing/Integration, Optimierung. Die Bedeutung einer War-renty & Indemnity (W&I)-Versicherung ist mit der wachsenden Zahl von M&A-Transaktionen deutlich gestiegen. Dies spiegelt sich auch bei den Bewegungen im Anbieterkreis und bei der inhaltlichen Ausgestaltung aktueller Deckungen wi-der. Die Experten betonten, wie wichtig es ist, dass die Versicherungsabteilun-gen der Unternehmen bei M&A-Deals rechtzeitig einbezogen werden. Deshalb gilt es, den Blick in den Unternehmen für den Stellenwert des Versicherungsschut-zes zu schärfen und deutlich zu machen, dass von Seiten der Versicherungs- und Riskmanager zielführende Lösungsmög-lichkeiten bei M&A-Prozessen mittels speziell zugeschnittener Deckungen aufgezeigt werden können.

Das Forum „BAV – Quo vadis? – Zu-rück zum Ursprung!“, moderiert von Jörg Heidemann (DVS-Fachreferent), beschäftigte sich mit der zukünftigen Ausrichtung und Bedeutung der BAV im Spannungsfeld zwischen Sozialleistung und Marktwettbewerb der Finanzpro-dukte.

Bernhard Wiesner (Senior Vice Pre-sident Corporate Pensions der Robert Bosch Gruppe, Stuttgart), ermahnte die Stakeholder in der BAV, sich ihrer Verant-

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sowie ausgeprägte Marketinginitiativen (z.B. internationale Trainee-Programme). Mit der Au�orderung, o�en zu sein für Erwartungen und Anforderungen der neuen Generation und Mut für Verände-rungen und Neues zu haben, gab Jürgen Herbert abschließend einen Ausblick auf die für ihn wichtigsten Zukunftstrends.

Mit einer eindrucksvollen Dinner Speech zum politischen und wirtschaft-lichen Geschehen begeisterte Prof. Dr. Dr. h.c. Werner Weidenfeld (Centrum für angewandte Politikforschung der LMU München) seine Zuhörer und bil-dete den thematischen Abschluss des ersten Kongresstages.

Auftakt des zweiten Programmta-ges war die Keynote Speech von Ulrich Grillo (Präsident des BDI, Bundesver-band der Deutschen Industrie e.V.), der in seiner Rede auf Lösungen und Innova-tionen in der Industrie- Versicherungs-wirtschaft eingeht.

„Wirtschaft und Gesellschaft müssen zusammen harmonieren“, so Grillo. „Die Unternehmen müssen sich dem Allge-

meinwohl verp!ichtet fühlen.“ In seiner weiteren Rede macht der BDI-Präsident anhand internationaler Risiken, wie z.B. Terrorismus, deutlich, wie wichtig das IT-Sicherheitsgesetz und die Verlängerung der Staatsgarantie für die deutsche In-dustrie seien. Verlässliche Partnerschaf-ten und eine vertrauensvolle, konstruk-tive Zusammenarbeit seien in diesen unruhigen Zeiten wichtiger denn je und beschrieben genau die Beziehung zwi-schen DVS und BDI.

Prof. Dr. Eckard Minx beleuchtete in seinem anschließenden Impulsvortrag eindrucksvoll die Bedeutung und Be-dingung von Innovationen in der Indus-trieversicherung anhand anschaulicher Beispiele.

In der von Dr. Marc Surminski (Chef-redakteur Zeitschrift für Versicherungs-wesen) erstmalig auf dem DVS-Sympo-sion moderierten Podiumsdiskussion beschäftigten sich Stefan Braasch (Mar-tens & Prahl Holding), Dr. Alexander Mahnke (Vorstandsvorsitzender DVS Deutscher Versicherungs-Schutzver-band e.V.), Hans Jörg Schill (Fraport AG/bfv), Stephan Schröder (AXA Corporate Solutions) und Dr. Joachim ten Eicken (HDI Gerling Industrieversicherung AG) mit dem Thema „Quo vadis Versicherun-gen 2015“.

Bei der Frage nach disruptiven Ver-änderungen in der Industrieversiche-rung waren sich Makler, Risikomanager und Versicherer einig, dass die sinnvolle Kombination, Auswertung und Nutzung quali�zierter Daten ein entscheidendes Erfolgskriterium für die Zukunft sei. Die Voranbringung der Digitalisierung sei eine Chance für die Industrie, neue und zum Teil einheitliche Standards zur Pro-zessoptimierung herbeizuführen. „Es wird viel geschehen im Zuge der Digita-lisierung – in der Industrieversicherung kann ich das aber nicht erkennen“, äu-ßerte sich Braasch kritisch. Schill drück-te seine Verwunderung über ein noch nicht einheitliches in der Versicherungs-

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branche eingeführtes Datensystem aus, das zu einer Optimierung der Kommu-nikation beitrage. Dr. ten Eicken äußer-te seine Bedenken hinsichtlich einer einheitlichen Platzierungsplattform in der Industrieversicherung, da Bestände, Klientel und Prozessa�nität in den Un-ternehmen unterschiedlich seien. Nach Meinung von Dr. Mahnke erfordern die immer kürzeren Bewertungszyklen neu-er Risiken Mechanismen, die mit weniger statistischen Daten auskommen. Schrö-der rechnet mit Veränderungen in den Vertriebskanälen, die sich im Hinblick auf den Generationswechsel ergeben könnten.

Durch die Diskussion wurde deutlich, dass lediglich Strategieansätze, aber noch keine konkreten Lösungsmodelle hinsichtlich disruptiver Innovationen in der Industrieversicherung vorliegen.

In seiner Schlussrede dankte der DVS-Vorstandsvorsitzende Dr. Alexander Mahnke allen Teilnehmern, Ausstellern und Mitwirkenden und sprach seine Ein-ladung für das nächste DVS-Symposion aus, das vom 7. bis 9. September 2016 wieder in München statt�nden wird.

Nicole Neubauer,Referentin

Presse- und Ö"entlichkeitsarbeit, Veranstaltungen,

DVS Deutscher Versicherungs-Schutzverband e.V.

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