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1 Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung Ausbildung in der Logistikbranche – Potenzialanalyse für die Region Hannover

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1Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung

Ausbildung in der Logistikbranche – Potenzialanalyse für die Region Hannover

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Die Studie wurde im Rahmen des JOBSTARTER-Projektes

im Auftrag der Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung Region Hannover und unter Mitwirkung des Ausbildungsverbundes pro regio e.V. durchgeführt von der

GfAH - Gesellschaft für Arbeitsschutz- und Humanisierungsforschung mbH Gereon Stock Barbara Bierfreund

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INHALTSVERZEICHNIS

EINLEITUNG 5

POTENZIALANALYSE TEIL I: SEKUNDÄRANALYSE 7

1. Region Hannover – Ausgewählte Daten und Fakten 7 1.1. Wirtschafts- und Branchenstruktur 8 1.2. Lage des allgemeinen Ausbildungsmarktes 9 1.3. Lage des allgemeinen Arbeitsmarktes 11 1.4. Demografische Entwicklung 13

2. Bedeutung der Logistik als Branche und Querschnittsdienstleistung 15 2.1. Begriffsklärung und allgemeine Entwicklungen 15 2.2. Die Logistikbranche in der Region Hannover und der Bundesrepublik

Deutschland 17 2.3. Branchen- und Innovationstrends 19 2.4. Teilbranchen der Logistik 20

3. Logistik als Ausbildungs- und Arbeitsmarkt 23 3.1. Ausbildungsentwicklung in der Logistikbranche 23 3.2. Arbeitsmarktentwicklung in der Logistikbranche 29 3.3. Logistik als Jobmotor? 32

4. Auswirkungen der Branchen- und Innovationstrends auf Qualifikations-anforderungen 34

POTENZIALANALYSE TEIL II: PRIMÄRANALYSE 38

5. Experteninterviews 38 5.1. Vorgehensweise 38 5.2. Zentrale Ergebnisse 39

5.2.1. Branchentrends Logistik in der Region Hannover 39 5.2.2. Beweggründe für die Entscheidung zur Ausbildung 41 5.2.3. Rekrutierung und Anstellung 41 5.2.4. Ausbildungssituation in den Betrieben 42 5.2.5. Rahmenbedingungen und Potenziale 44 5.2.6. Qualifikationsanforderungen an die Auszubildenden 44

6. Repräsentative Betriebsbefragung 46 6.1. Vorgehensweise 46 6.2. Zentrale Ergebnisse 46

6.2.1. Charakteristika der Betriebe 46 6.2.2. Qualifikationsanforderungen an die Auszubildenden 47 6.2.3. Stellenwert der Ausbildung in den Betrieben 48 6.2.4. Verbesserungswünsche aus Betriebssicht 49

7. Zusammenfassung und Handlungsempfehlungen 50 7.1. Branchen- und Ausbildungspotenziale Logistik in der Region

Hannover im Überblick 50 7.2. Handlungsempfehlungen für ausgewählte Akteure 53

LITERATURVERZEICHNIS 56

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Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Die Region Hannover als Verkehrsknotenpunkt 8 Abb. 2: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Wirtschaftssektoren 9 Abb. 3: Ausbildungsmarkt im Zeitverlauf 10 Abb. 4: Arbeitsmarktentwicklung Region Hannover (sozialversicherungspflichtig Beschäftigte) 12 Abb. 5: Verschiebung der Altersstruktur in der Region Hannover 14 Abb. 6: Entwicklungsphasen der Logistik 16 Abb. 7 (A): Entwicklung der Ausbildungszahlen in Logistikberufen 27 Abb. 7 (B): Entwicklung der Ausbildungszahlen in Logistikberufen 27 Abb. 8: Entwicklung der Ausbildungszahlen in Logistikberufen (gesamt) 28 Abb. 9: Entwicklung der Verkehrsberufe + Speditionskaufmann/-frau 30 Abb. 10: Gesamtwirtschaftliche Beschäftigungswirkungen der Logistik 31 Abb. 11: Anzahl der Beschäftigten in den befragten Betrieben 46 Abb. 12: Zuordnung zu verschiedenen Logistikteilbranchen 47 Abb. 13: Ausbildungsberufe in den befragten Betrieben 48 Abb. 14: Gründe, nicht in Logistikberufen auszubilden 49 Abb. 15: Betriebliche Wünsche zum Thema Ausbildung 49

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Einleitung „Ausbildung fördern – Chancen und Perspektiven in der Region Hannover“ ist Titel und Programm des JOBSTARTER-Projektes ,nAndus’. JOBSTARTER zielt insgesamt darauf ab, eine bessere regionale Versorgung Jugendlicher mit betrieblichen Ausbildungsplätzen durch die Gewinnung von Betrieben bzw. Unternehmen für Ausbildung zu gewährleisten.1 Dieses Ziel verfolgt auch das Projekt ,nAndus’, das in der Region Hannover umgesetzt wird. In ,nAndus’ werden dazu verschiedene Branchen berücksichtigt, ein spezieller Fokus liegt auf dem Bereich Logistik, für den die vorliegende Branchen- und Ausbildungspotenzialanalyse durchgeführt wurde. Es wird davon ausgegangen, dass in der Region Hannover die vorhandenen Potenziale zur Schaffung von Aus-bildungsplätzen noch nicht ausgeschöpft sind. Dabei werden insbesondere in der Logistikbranche Ressourcen und Potenziale vermutet, da diese laut Presse-meldungen in ganz Deutschland im starken Aufwind gesehen wird2 und auch in Niedersachsen, speziell in der Region Hannover als wachsender, zukunftsträchtiger Markt ausgemacht wird.3 Im Rahmen der vorliegenden Branchen- und Ausbildungspotenzialanalyse werden Potenziale und Hemmnisse zur Schaffung von Ausbildungsplätzen in der Logistikbranche in der Region Hannover dargestellt. Daraus werden konkrete Handlungsempfehlungen für die Akteure in der Region Hannover abgeleitet. Es werden

die wirtschafts- und beschäftigungspolitische Bedeutung der Logistikbranche in der Region Hannover skizziert

die spezifische Situation des Ausbildungsstellenmarkt der Wachstumsbranche Logistik in der Region Hannover identifiziert

Branchen- und Ausbildungspotenziale sowie -hemmnisse aufgezeigt:

o Ansatzpunkte zur strukturellen Verbesserung des Ausbildungsplatzangebots offengelegt

o Vorschläge zum Abbau vorhandener Hemmnisse unterbreitet

zukünftige Qualifikationsanforderungen an die Auszubildenden in logistik-relevanten Ausbildungsberufen antizipiert

1 http://www.jobstarter.de/de/104.php (zugegriffen am 03.08.2007) 2 http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,,OID5926136_REF1,00.html (zugegriffen am 03.08.2007) 3 http://www.hannover.de/de/buerger/pres_med/RH_pm-2006Q2/pm162.html (zugegriffen am 03.08.2007)

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spezifische Handlungsempfehlungen zur bedarfsorientierten Ausbildungsplatzentwicklung formuliert.

Die Potenzialanalyse basiert auf einem Methodenmix aus quantitativen und qualitativen Methoden der empirischen Sozialforschung, die miteinander verknüpft wurden. Sie besteht aus drei komplementären Arbeitspaketen:

1. Sekundäranalyse: Auswertung von Daten und Dokumenten 2. Primäranalyse: Experteninterviews und repräsentative Betriebsbefragung 3. Formulierung spezifischer Handlungsempfehlungen und Transfer unter

Einbeziehung relevanter Akteure Im vorliegenden Bericht wird zunächst die Sekundäranalyse (Potenzialanalyse Teil I) umfassend mit Vorgehensweise, Gegenstand und Ergebnissen dargestellt. In ihr ist eine standortspezifische Branchenanalyse mit einer Auswertung von ausbildungsspezifischen Daten und Informationen verknüpft worden.4 Dazu wurden wichtige Informationen aus bereits vorhandenen Untersuchungen, Studien und sonstigen Quellen für den vorliegenden Zusammenhang zusammen-geführt. Verschiedene Kriterien wurden dabei berücksichtigt, wie das Standortprofil, die Wirtschaftsstruktur und der demografische Wandel, ebenso das Branchenprofil der Logistik einschließlich der Anzahl und Struktur der Beschäftigten. Natürlich waren die Zahlen und Trends der verschiedenen logistikrelevanten Ausbildungsberufe als auch aktuelle und künftige Qualifikationsanforderungen an Auszubildende von besonderer Bedeutung. Sofern es möglich und sinnvoll war, wurde versucht, die jeweiligen Daten, Trends und Zahlen für die Region Hannover darzustellen. War dies aufgrund fehlender Datengrundlage nicht möglich, wurden die fehlenden Informationen im Rahmen der Primäranalyse bei der Befragung von Expertinnen und Experten erhoben. Die Primäranalyse wird daran anschließend dargestellt (Potenzialanalyse Teil II). Sie unterteilt sich in die mündliche Befragung von Expertinnen und Experten einerseits und eine schriftliche, repräsentative Befragung von Unternehmen andererseits. Bei der mündlichen Befragung wurde angestrebt, durch die Aussagen von Logistik- bzw. Ausbildungsfachpersonal sowie überbetriebliche Akteuren Informationen über die Bereiche zu erhalten, die von der Sekundäranalyse ausgeklammert waren.

4 Bisher vorliegende Studien beschränken sich in der Regel darauf, entweder eine Region, eine Branche oder die Ausbildungssituation zu untersuchen, gelegentlich werden je zwei Aspekte miteinander verknüpft, z.B. die Ausbildungssituation in einer bestimmten Region oder in einer bestimmten Branche untersucht. Die Zusammenführung der drei relevanten Faktoren Region, Branche und Ausbildungssituation spielt bislang eine untergeordnete Rolle, für die Region Hannover ist eine Zusammenführung relevanter Daten und Informationen fehlend.

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Gleichzeitig wurden hier Themen angesprochen, die bereits in der Sekundäranalyse enthalten sind, dort aber oftmals abstrakt und theoretisch erscheinen, wie z.B. entscheidende Trends in der Logistikbranche. Durch die halbstandardisierten Interviews konnte überprüft werden, wie sich die in verschiedenen Studien dargestellten Entwicklungen konkret aus Sicht der betrieblichen und überbetrieblichen Expertinnen und Experten darstellen. Die Intention der schriftlichen Befragung von Betrieben der Logistikbranche bestand darin, die Erfahrungen und Sichtweisen der von Ausbildung betroffenen Akteure zu erheben. Die so gewonnenen Informationen über eventuelle Ausbildungsplatzhemmnisse sollen die Grundlage für eine zielgerichtete Ansprache der Unternehmen bilden. Abschließend werden beide Teile der Potenzialanalyse in ihren Kernaussagen zusammengefasst und Handlungsempfehlungen formuliert.

Potenzialanalyse Teil I: Sekundäranalyse 1. Region Hannover – Ausgewählte Daten und Fakten Die Region Hannover umfasst insgesamt 21 Städte und Kommunen. Sie ist das politische Zentrum und der bedeutendste Wirtschaftsraum Niedersachsens. Betrachtet man die 21 größten Verdichtungsräume in der Bundesrepublik Deutschland hinsichtlich der Bevölkerung, so liegt Hannover auf dem 14. Rang und zählt somit eher zu den kleineren Ballungsgebieten. Auf einer Fläche von knapp 2.300 qkm leben etwas über 1,1 Mio. Menschen, was einer Bevölkerungsdichte von 490 Einwohnern pro qkm und knapp 15% der niedersächsischen Gesamtbevölkerung entspricht. Die Einwohner der Region Hannover erwirtschaften knapp 20 % des niedersächsischen Bruttoinlandsprodukts.5 Bezogen auf Erwerbstätigkeit und Wertschöpfung rangiert die Region Hannover im Deutschland-Vergleich auf Platz 13, bei der Wirtschaftskraft auf Rang 10. Als Logistik-Standort verfügt die Region Hannover über eine ideale Verkehrs- sowie die Informations- und Kommunikationsinfrastruktur. Seit der Wiedervereinigung Deutschlands und durch die EU-Osterweiterung gewinnt die zentrale Lage und die Funktion der Region Hannover als Verkehrs- und Distributionsdrehscheibe zunehmend an Bedeutung. Auch kann die Region auf eine gute Schienen- und Straßenverkehrsinfrastruktur zugreifen, die im Rahmen der EXPO 2000 umfassend

5 Jung et. al.: Wirtschaftsstandort Region Hannover: Regionaler Entwicklungsbericht 2005, Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung, Hannover, S. 2

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ausgebaut wurde. 6 All das kann als entscheidende Voraussetzung für Wachstums-, Beschäftigungs- und Ausbildungspotenziale in der Logistikbranche gesehen werden Die folgende Abbildung 1 zeigt im Überblick die Region Hannover und ihre gute in-frastrukturelle Anbindung:

Abbildung 1: Die Region Hannover als Verkehrsknotenpunkt7 1.1. Wirtschafts- und Branchenstruktur War die Region Hannover bis Ende der 1980er Jahre vor allem ein produktions-orientierter Wirtschaftsstandort und einer der bedeutendsten Industriestandorte Norddeutschlands, so hat mit Beginn der 1990er Jahre ein Strukturwandel zugunsten des tertiären Sektors stattgefunden. Dienstleistungen gewinnen, sowohl in Bezug auf die Wertschöpfung als auch auf die Erwerbstätigkeit, kontinuierlich an Bedeutung. In den Sektoren verarbeitendes Gewerbe, Bergbau, und Baugewerbe sind heute etwas mehr als 20% der Erwerbstätigen beschäftigt, wohingegen im Dienstleistungssektor über 75% der Beschäftigten in der Region Hannover tätig sind.8 Die folgende Abbildung 2 zeigt die Aufteilung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Wirtschaftssektoren in der Region Hannover: 6 Jung et. al.: Wirtschaftsstandort Region Hannover: Regionaler Entwicklungsbericht 2005, Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung, Hannover, S. 2 7 Region Hannover: Trends und Fakten 2007, S. 5 8 Jung et. al.: Wirtschaftsstandort Region Hannover: Regionaler Entwicklungsbericht 2005, Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung, Hannover, S. 19

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Abbildung 2: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Wirtschafssektoren9 Bei einer differenzierteren Betrachtung wird deutlich, dass bezüglich der absoluten Beschäftigtenzahlen die unternehmensnahen Dienstleistungen (66.700 Beschäftigte), der Handel und das Gastgewerbe (67.500 Beschäftigte) sowie das Gesundheits- und Sozialwesen (50.600 Beschäftigte) an erster Stelle zu finden sind. Erst mit Abstand folgen weitere Dienstleistungen. Von besonderer Bedeutung für die Logistik sind dabei die Dienstleistungen im Sektor Verkehr und Nachrichten-übermittlung (31.850 Beschäftigte), der sich in den letzten Jahren positiv entwickelte und zu einem großen Teil logistikbezogene Tätigkeitsfelder beinhaltet.10 1.2. Lage des allgemeinen Ausbildungsmarktes Die Entwicklung des Ausbildungsmarktes in der Region Hannover ist eher kritisch einzuschätzen. Dies ist insbesondere deshalb bedenklich, da die berufliche Erstausbildung in einer Region als wichtige Basis für das Angebot an qualifiziertem Facharbeiterinnen und -arbeitern vor Ort und als Schlüssel für die Modernisierung von Industrie und Dienstleistungen gilt. In der Region Hannover ist der Anteil der Auszubildenden an den Beschäftigten insgesamt seit Ende der 1980er Jahre entgegen dem Bundestrend stetig gesunken und liegt auf einem niedrigem Niveau. Mit einer relativ geringen Auszubildendenquote von 5,1% rangiert Hannover auch im 9 Region Hannover: Trends und Fakten 2007, S. 9 10 Jung et. al.: Wirtschaftsstandort Region Hannover: Regionaler Entwicklungsbericht 2005, Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung, Hannover, S. 34;

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bundesweiten Vergleich mit anderen Verdichtungsräumen am unteren Ende der Skala. In den vergangenen Jahren ist zwar ein leichter Anstieg der Ausbildungszahlen zu verzeichnen, dieser ist aber nach wie vor von eher bescheidenem Umfang. Es scheint so, dass die Ausbildungsanstrengungen der Betriebe vor Ort eher gering sind und oftmals auch Ausbildungskapazitäten abgebaut werden. Dabei ist allerdings zu unterscheiden, wo und worin ausgebildet wird. So wird beispielsweise im ländlichen Raum wie üblich häufiger ausgebildet, dafür aber zumeist nur in bestimmten Ausbildungsberufen. Im unmittelbaren Einzugsbereich der Landeshauptstadt Hannover ist das Ausbildungsspektrum hingegen breiter. Gute Werte erreichen in der Region Hannover vor allem Städte mit vorwiegend kleinbetrieblich Strukturen und bedeutenden Dienstleistungszweigen (wie z.B. Burgdorf, Gehrden und Neustadt am Rübenberge), die Stadt Hannover gerät dabei ins Hintertreffen.11 Die folgende Abbildung 3 zeigt den Ausbildungsmarkt im Zeitverlauf im Bezirk der Agentur für Arbeit Hannover auf:

Ausbildungsmarkt im Zeitverlauf Der Ausbildungsmarkt im Bezirk der Agentur für Arbeit Hannover

jeweils Ende September

7485

7080

5974

6647

79237747

6487

7218 72997146 7113

6965

7559

7074

7384

7756

7591

6676 66276726

5638

7367

6971

7369

6785

6481

72017071

65156601

5500

6000

6500

7000

7500

8000

8500

1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006Jahre

Anz

ahl

gemeldete Bewerber gemedelte Berufsausbildungsstellen Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge

Abbildung 3: Ausbildungsmarkt im Zeitverlauf12 Betrachtet man den Zeitraum von 1997 bis 2006, so wird deutlich, dass bis zum Jahr 2005 die Zahl der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber mit Ausnahme des Jahres 2001 kontinuierlich zurückgegangen ist. Das heißt, dass stetig weniger Schulabgängerinnen und Schulabgänger sich für eine Ausbildung im dualen System entschieden haben. Eine der möglichen Ursachen hierfür könnte die demografische Entwicklung sein, der zufolge die Zahl der überhaupt potenziell für eine Ausbildung

11 Jung et. al.: Wirtschaftsstandort Region Hannover: Regionaler Entwicklungsbericht 2005, Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung, Hannover, S. 58f.; zur generellen Entwicklung der Ausbildungsnachfrage siehe: IAB-Kurzbericht 2/2007; http://doku.iab.de/kurzber/2007/kb0207.pdf (zugegriffen am 12.09.2007); 12 Bundesagentur für Arbeit, Bezirk Hannover, 2007.

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zur Verfügung stehenden Jugendlichen kontinuierlich gesunken ist.13 Ebenso ist der Trend zu beobachten, dass das Einstiegsalter der Jugendlichen kontinuierlich gestiegen ist in den vergangenen Jahren. Gleiches gilt auf Bundesebene, hier fand von 1970 bis 2004 ein Anstieg des Lebensalters von durchschnittlich 16,6 Jahren auf 19,3 Jahren beim Ausbildungseinstieg statt.14 Auffällig ist darüber hinaus die Entwicklung der gemeldeten Berufsausbildungs-stellen. Diese sind nach einem leichten Anstieg in den Jahren 1999 und 2000 ebenfalls kontinuierlich zurückgegangen, im Jahr 2004 gab es einen leichten Anstieg, 2005 jedoch wieder einen umso stärkeren Rückgang. Erst 2006 gab es wieder einen leichten Anstieg, der möglicherweise als ein Effekt der jüngsten positiven Konjunktur-entwicklung gesehen werden kann. Die interessanteste Größe ist die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge, die von 1997 auf 1998 angestiegen ist, danach bis zum Jahr 2002 gesunken und erst in den Jahren 2003 und 2004 wieder leicht angestiegen ist. Danach ist sie 2005 jedoch wieder gesunken, im Jahr 2006 haben mit 6647 gut 160 Jugendliche mehr als noch im Vorjahr eine Ausbildung begonnen, die bei der Bundesagentur für Arbeit registriert war. Damit wird deutlich, dass offensichtlich viele Unternehmen andere Suchstrategien für die Einstellung neuer Auszubildender wählen, als über die Arbeitsagenturen zu gehen. Auch diese differenzierte Untersuchung der Ausbildung im Zeitverlauf in allen Berufen zeigt auf, dass trotz gelegentlicher Schwankungen und Ausreißer die Ausbildungssituation insgesamt als nicht zufriedenstellend gesehen werden muss. Hierfür ist die Zahl der ausgebildeten Jugendlichen schlichtweg zu gering. Hinzu kommt, dass insbesondere der starke Rückgang der gemeldeten Berufsausbildungsstellen wie auch der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge umfassenden und gezielten Handlungsbedarf offenbart. 1.3. Lage des allgemeinen Arbeitsmarktes Betrachtet man die Situation auf dem Arbeitsmarkt insgesamt in der Region Hannover, so zeigt sich ein Bild, das sich noch ungünstiger darstellt, als das der Ausbildungsstellensituation. Von der Bundesagentur für Arbeit liegen Zahlen für die Zeiträume des Jahres 2000 bis 2006 vor, die in der folgenden Grafik veranschaulicht sind:

13 Jung et. al.: Wirtschaftsstandort Region Hannover: Regionaler Entwicklungsbericht 2005, Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung, Hannover, S. 13ff. 14 http://www.gew-bw.de/Schulwesen_2.html (zugegriffen am 03.08.2007)

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Region Hannover (SV-pflichtige Beschäftigte)

449.170

437.248

434.929426.138

421.153

415.602

415.896

390.000

400.000

410.000

420.000

430.000

440.000

450.000

460.000

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006Jahre

Anz

ahl

SV-pflichtig (in derRegion Hannover)

Abbildung 4: Arbeitsmarktentwicklung Region Hannover (sozialversicherungspflichtig Beschäftigte)15 Betrachtet man die Entwicklung des Arbeitsmarktes der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, so zeigt sich von den Jahren 2000 bis 2003 ein kontinuierlicher Rückgang der Beschäftigung. Waren 2000 noch 449.170 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beschäftigt, so waren dies 2003 mit 426.138 über 23.000 Beschäftigte weniger. Erst ab 2006 kann ein leichter Anstieg beobachtet werden: vergangenes Jahr waren 415.896 sozialversicherungspflichtig beschäftigte Arbeitnehmer/-innen in der Region Hannover bei der Bundesagentur für Arbeit registriert. Insgesamt ist der deutliche Rückgang von 4% von 2000 bis zum Jahr 2006 jedoch nicht von der Hand zu weisen. Eine mögliche Erklärung hierfür, die auch den starken Rückgang zwischen den Jahren 2000 und 2001 begründen könnte, sind die Auswirkungen der EXPO 2000. Für dieses außerordentlich große und beschäftigungswirksame Event, so liegt nahe, sind eine Reihe von Beschäftigungsverhältnissen geschaffen worden, die in den folgenden Jahren nicht weiter Bestand hatten. Des Weiteren kann davon ausgegangen werden, dass generelle Effekte wie eine Produktivitätssteigerung durch Automatisierung sowie die ungünstige Konjunkturlage hierfür verantwortlich sind. Letztere könnte auch erklären, warum seit 2005 wieder ein Anstieg der Beschäftigung verzeichnet werden kann. So meldet beispielsweise die IHK Hannover für ihren Bezirk einen Aufschwung für das Jahr 2006 und auch für das erste Quartal 2007.16

15 Bundesagentur für Arbeit, Bezirk Hannover, 2007. 16 IHK Hannover, Online-Dokument: http://www.hannover.ihk.de/themen/konjunktur-statistik/konjunktur/konjunktur/konjunktur-im-bereich-der-ihk-hannover/page.html (zugegriffen am 03.08.2005)

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Die Arbeitslosenquote liegt im Dezember 2007 in der Region Hannover bei 9,5% (bundesweit 8,1%) und ist aufgrund der günstigen Konjunkturentwicklung somit gesunken. Zum Vergleich: 2004 beispielsweise lag sie im Jahresdurchschnitt bei 11,3% in der Region Hannover (bundesweit: 11,7%). Innerhalb der Region ist der Unterschied zwischen der Landeshauptstadt und den restlichen Kommunen auffällig: Mit 14,1% waren 2004 beispielsweise in der Stadt Hannover erheblich mehr Menschen arbeitslos als im Umland (8,9 %). Dieses Bild ist typisch für Großstädte der Bundesrepublik. Gleichzeitig steigt die Arbeitslosigkeit im ferneren Umland allerdings wieder an, besonders die Südheide und das Weser-Bergland sind hiervon betroffen.17 Insgesamt gab es in den vergangenen zehn Jahren einen leichten Rückgang der Beschäftigung um knapp 3,94% (17.071 Beschäftigte), die Zahl der Erwerbstätigen ist von 432.967 (1996) auf 415.896 (2006) gesunken.18 1.4. Demografische Entwicklung Die Bevölkerung in der Region Hannover muss in den kommenden Jahren mit einer starken Verschiebung der Altersstruktur und einer sinkenden Einwohnerzahl rechnen. Diese Entwicklungen sind in ihren Auswirkungen für Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und nicht zuletzt auch für die Ausbildung in einer Region relevant. Insbesondere die Zahlen zu Erwerbspersonen, aber auch die generelle Zusammensetzung der Bevölkerung seien daher kurz beleuchtet. Von 1998 bis 2005 ist die Bevölkerung in der Region Hannover um 1,5% gewachsen, für den Zeitraum bis 2020 wird hin-gegen ein Rückgang um 0,4% prognostiziert.19 Dieser wird allerdings erst relativ spät merkbar, da zunächst bis zum Jahr 2015 ein Anstieg der Bevölkerungszahlen prognostiziert wird und erst danach aller Voraussicht nach ein Rückgang stattfinden wird. Im Vergleich zu Niedersachsen insgesamt verhält sich der Bevölkerungsrückgang in der Region Hannover moderat, was in erster Linie auf einen positiven Wanderungssaldo zurückzuführen ist. Besonders durch die EU-Osterweiterung, so Prognosen, wird die Region Hannover als wirtschaftliches Zentrum Niedersachsens von der Zuwanderung profitieren können. 20 Deutlich spürbar wird allerdings der demografische Trend der Alterung der Bevölkerung in der Region Hannover. So wird sich das Durchschnittsalter der dort lebenden und arbeitenden Personen erhöhen, der Altersquotient in der Region Hannover wird aller Voraussicht nach von 0,28 im Jahre 2002 auf 0,32 im Jahr 2015 ansteigen. Das heißt, es stehen zunehmend mehr Personen im Rentenalter der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter gegenüber. Besonders aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang differenzierte Betrachtung der Bevölkerungsentwicklung 17 Jung et. al.: Wirtschaftsstandort Region Hannover: Regionaler Entwicklungsbericht 2005, Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung, Hannover, S. 53 18 Region Hannover: Trends und Fakten 2007, S. 8 19 Demographiebericht Region Hannover, Online-Dokument: http://www.wegweiserdemographie.de/common/demobericht/jsp/download_demobericht.jsp?pdffilename=demographiebericht.pdf&gkz=03241001,03241000,03000000&zeitraum=1 (zugegriffen am 03.08.2007) 20 Jung et. al.: Wirtschaftsstandort Region Hannover: Regionaler Entwicklungsbericht 2005, Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung, Hannover, S. 84

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nach Altersklassen. Die folgende Abbildung 5 zeigt auf, welche Altersgruppen bis zum Jahr 2015 zu- bzw. abnehmen werden:

Abbildung 5: Verschiebung der Altersstruktur in der Region Hannover21 Von besonderem Interesse ist dabei die Gruppe der bis 17-Jährigen: die Zahl der Kinder und Jugendlichen bis unter 18 Jahre wird in den nächsten acht Jahren um 10% zurückgehen, wenn auch erst zeitversetzt, da die Schülerinnen und Schüler-zahlen bis 2009 noch steigen werden. Während diese Altersgruppe im Jahr 2002 noch 193.600 Personen ausmachte, werden es 2015 nur noch 173.800 sein.22 Bis zum Jahr 2020 wird damit gerechnet, dass zu diesem Zeitpunkt lediglich 14,7% der Gesamtbevölkerung in der Region Hannover jünger als 18 Jahre sind. 23 Es ist somit davon auszugehen, dass auch unter Berücksichtigung von Migrations-prozessen immer weniger Kinder und Jugendliche in der Region Hannover leben werden, die überhaupt potenziell für eine Ausbildung zur Verfügung ständen.

21 Jung et. al.: Wirtschaftsstandort Region Hannover: Regionaler Entwicklungsbericht 2005, Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung, Hannover, S. 86 22 Jung et. al.: Wirtschaftsstandort Region Hannover: Regionaler Entwicklungsbericht 2005, Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung, Hannover, S. 86 23 Demographiebericht Region Hannover, Online-Dokument: http://www.wegweiserdemographie.de/common/demobericht/jsp/download_demobericht.jsp?pdffilename=demographiebericht.pdf&gkz=03241001,03241000,03000000&zeitraum=1 (zugegriffen am 03.08.2007)

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2. Bedeutung der Logistik als Branche und Querschnittsdienstleistung 2.1. Begriffsklärung und allgemeine Entwicklungen Unter den Begriff „Logistik“ werden sowohl innerbetriebliche Logistikdienstleistungen gefasst, die in allen Wirtschaftszweigen von Bedeutung sind, wie auch selbstständige Logistikdienstleistungen, bei denen externe Dienstleister innerbetriebliche Logistikaufgaben übernehmen. Dabei unterscheiden sich die Logistikdienstleistungen hinsichtlich ihres Wertschöpfungsanspruchs und sind demnach auch Ursache für unterschiedlichste Qualifikationsanforderungen.24 Insgesamt hat sich die Logistik in den vergangenen Jahren zu einer Boombranche entwickelt. Es gilt heute als gesichert, dass die Logistik zu den bedeutendsten Wachstumsbranchen in Deutschland, Europa und der Welt zählt, noch vor Hoch-technologie-Branchen wie beispielsweise Biotechnologie oder Nanotechnologie.25 Die Gründe hierfür sind ebenso vielfältig wie die Konsequenzen dieses Bedeutungs-zuwachses. Bevor im folgenden auf den Bedeutungszuwachs sowie die Ist-Situation und die absehbaren Trends in der Logistikbranche, speziell in der Region Hannover, näher eingegangen wird, sei eine Definition vorangestellt, die als Grundlage für die kommenden Ausführungen dient: „Logistik umfasst die Konzeption, Planung und Durchführung des Transports, der Lagerung, Bereitstellung und Verteilung von Material, Waren und Produkten sowie die damit verbundenen Informationsleistungen“.26 Mit diesem relativ weit gefassten Verständnis von Logistik als umfassenden Prozess sollen die unterschiedlichen und komplexen Vorgänge innerhalb der Logistik ein-geschlossen werden. Praxisorientiert kann man auch folgendes Verständnis zugrunde legen, bei dem Logistik die Umsetzung der „sechs R“ bezeichnet: Die richtige Menge der richtigen Güter zur richtigen Zeit in der richtigen Qualität zu den richtigen Kosten am richtigen Ort.27 Gerade um diesen umfassenden Charakter und die Bedeutung der Orientierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu betonen, taucht immer häufiger der Begriff „Supply Chain Management“ in Literatur und Praxis auf.28 Da jedoch die oben aufgeführte Definition für den Zweck der vorliegenden Untersuchung angemessener 24 Blötz, Ulrich: Brauchen wir neue Logistikberufe? Geregelte berufliche Aus- und Weiterbildung in der Logistik, in: BWP 4/2004, S. 31. 25 Fraunhofer Institut Integrierte Schaltungen, Arbeitsgruppe für Technologien der Logistik-Dienstleistungswirtschaft ATL: Logistikstandort Deutschland, S. 6, Nürnberg 2005, Online-Publikation: http://www.atl.fraunhofer.de/download/2005/LogistikStandortDeutschland-ExcutiveSummary.pdf (zugegriffen am 12.09.2007) 26 Bott/Schade: Qualifikationsanforderungen der Betriebe im Bereich Logistik, S. 2, Bonn 2005, Online-Publikation: http://bibbweb.skygate.de/dokumente/pdf/Logistik_Schade.pdf (zugegriffen am 12.09.2007) 27 Online-Publikation: http://www.tu-berlin.de/foreign-relations/archiv/tui_58/vorwort.pdf , S. 1 (zugegriffen am 12.09.2007) 28 Fraunhofer Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik: Supply Chain Management, S. 1, Online-Publikation: http://www.itwm.fraunhofer.de/opt/Dokumente/OPT_SupplyChainManagement_dt.pdf (zugegriffen am 12.09.2007)

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erscheint, sei diese im folgenden leitend. Die folgende Abbildung zeigt die Entwicklung der Logistik in den vergangen 30 Jahren:

Abbildung 6: Entwicklungsphasen der Logistik29 Innerhalb der Logistik muss zwischen Logistik innerhalb von Betrieben (Intra- bzw. Werkslogistik) und Logistikdienstleistern unterschieden werden. Mit der Intralogistik wird der Materialfluss innerhalb eines oder mehrer zusammenhängender Betriebe beschrieben. Hierbei sind beispielsweise Warehouse-Management-Systeme von Bedeutung, mit denen der Waren- bzw. Materialfluss vom Wareneingang bis zum Versand abgebildet wird.30 Daneben gibt es die Logistikdienstleister, die sich im Kern mit Logistik, z.B. mit Kurier- und Expressdiensten, See-, Land-, Luftverkehr und Distribution beschäftigen. Es ist in jüngerer Zeit ein verstärktes Bestreben dahin-gehend zu beobachten, dass viele Industrieunternehmen immer häufiger die ehe-mals selbst erledigten operativen und administrativen Logistikleistungen an Fremdunternehmen weitergeben („Kontraktlogistik“). Durch diese Umschichtung der Leistungserbringung zugunsten externer Logistikdienstleister wächst deren Marktanteil in erheblichem Ausmaß.31 In den folgenden Abschnitten wird zunächst ein Branchenprofil der Logistik sowie die wichtigsten Entwicklungen und Trends dargestellt, die innerhalb der Logistik maßgeblich sind. Dies ist deshalb unabdingbar, da sich aus diesen Entwicklungen 29 Quelle: Bundesvereinigung Logistik, Online-Dokument: http://www.bvl.de/70_1 (zugegriffen am 12.09.2007) 30 Online-Publikation: http://www.intralogistik-deutschland.de/index.php?page=2 (zugegriffen am 12.09.2007) 31 Benedix et al. : Regionales Monitoring-System Qualifikationsentwicklung : Monitoring-Bericht 2004/2, Bremen 2005, S. 7, Online-Publikation: http://www.iaw.uni-bremen.de/equib/texte/text_monitoringberichte.html (zugegriffen am 12.09.2007)

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die Qualifikationsanforderungen ableiten lassen, die auf Beschäftigte und somit auch Auszubildende zukommen. Der Fokus liegt dabei auf den beschäftigungsrelevanten Teilbranchen Verkehrs-, Umschlags- und Transportlogistik, Lager- und Distributions-logistik, Informations- und Kommunikationslogistik sowie Entsorgungslogistik. Wo möglich und sinnvoll, werden spezielle Auswirkungen und Entwicklungstrends in der Region Hannover dargestellt. 2.2. Die Logistikbranche in der Region Hannover und der Bundesrepublik

Deutschland Beschränkt man sich auf die Region Hannover, so lässt sich hier ein deutliches Wachstum der Logistikbranche konstatieren. Die Logistikmärkte können dabei insbesondere von der Globalisierung profitieren, da die zunehmende Inter-nationalisierung neben einer größeren Nachfrage nach Transport auch ein erhöhtes Maß an innovativen Logistikdienstleistungen erfordert. Hierzu zählen beispielsweise die „Just in Time“-Konzepte, durch die Lagerhaltung minimiert und auf die Straßen, Schienen- und Wasserverkehrswege verlagert wird. Vor allem durch die in den letzten Jahren neu angesiedelten Unternehmen und Unternehmenserweiterungen lässt sich eine wachsende Bedeutung und eine positive Entwicklung in der Region Hannover belegen. So haben sich bereits die zehn umsatzstärksten Logistiker und die aufkommensstärksten Kurier-, Express und Paketdienste Deutschlands in der Region Hannover niedergelassen. Zwischen 1999 und 2005 haben sich etwa 30 Unternehmen aus den Bereichen Logistikdienst-leistung, logistikaffiner Großhandel (z.B. Papier- und Schreibwaren, Lebensmittel) und Industrielogistik neu in der Region niedergelassen oder ihre bestehenden Aktivitäten ausgebaut. Das entsprechende Investitionsvolumen beläuft sich auf über 380 Mio. Euro, im Umfang von ca. 300.000 qm sind neue Logistikflächen entstanden.32 Auch bundesweit ist die Logistik in den vergangenen Jahren im Aufschwung. Die Bundesvereinigung Logistik (BVL) beziffert das Marktvolumen der Logistik im Jahr 2004 innerhalb Deutschlands auf 170 Mrd. Euro33, für Europa wird das Volumen auf 470 Mrd. Euro34 geschätzt. Damit rangiert die Logistik hinter der Automobilbranche (ca. 285 Mrd. Euro) und dem Gesundheitswesen (ca. 250 Mrd. Euro) auf Platz 3 der größten Wirtschaftszweige in Deutschland. Dabei ist ein stetiges Wachstum innerhalb der vergangenen Jahre zu beobachten, von 2001 bis 2004 beispielsweise ist der Markt um 2,1% gewachsen. Dabei teilen die Intralogistik (53%) und Logistik-

32 Niedersächsische Wirtschaft. Das regionale Wirtschaftsmagazin der IHK Hannover, Juni 2007, S. 26f. 33 Online-Publikation: http://www.logistik-top100.de/download/2006/Presseinformation_BVL.pdf (zugegriffen am 12.09.2007) 34 Online-Publikation: http://www.ihk-koeln.de/Intern/Branchen/Logistik/index.jsp (zugegriffen am 12.09.2007)

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Dienstleister (47%) in etwa gleich großem Umfang die Anteile unter sich auf.35 Insgesamt sind in Deutschland ca. 60.000 Unternehmen im Bereich Logistik tätig.36 Was die Logistikdienstleister anbelangt, so haben sich deren primäre Tätigkeiten mit den Funktionen Transport, Umschlag und Lagerung wie bereits erwähnt zu einer eigenständigen Branche entwickelt, in der auch ergänzende Dienstleistungen wie einfache Montagearbeiten oder die Steuerung und Organisation komplexer Logistik-system wahrgenommen werden.37 Dabei wird mittlerweile beobachtet, dass das Outsourcing operativer Logistik-leistungen an seine Grenzen stößt, lediglich bei administrativen Tätigkeiten und Value Added Services, also Zusatztätigkeiten, scheinen sich langfristig noch Potenziale abzuzeichnen.38 Die Kontraktlogistik ist somit von entscheidender Bedeutung: Für sie wird das Marktvolumen in Deutschland auf etwa 60 Mrd. Euro geschätzt, wovon etwa zwei Drittel der industriellen Kontraktlogistik zuzurechnen sind und etwa ein Drittel auf die Kontraktlogistik im Konsumgüterbereich entfällt. Nach Schätzungen werden bislang lediglich 20 bis 25% des Potenzials aus-geschöpft, hier bieten sich also eine Reihe von Möglichkeiten. Es werden jährlich Wachstumsraten bis zu 15% prognostiziert, vor allem für die Übernahme von Komplettdienstleistungen direkt beim Kunden bzw. am Produktionsstandort. Dadurch werden, wie oben angedeutet, neben operativen vor allem für administrative Tätigkeiten gute Chancen eingeräumt. Insgesamt wird davon ausgegangen, dass das Marktvolumen der Kontraktlogistik auf bis zu 25 Mrd. Euro ansteigen. Bislang bildet die Kontraktlogistik innerhalb der Tätigkeiten von Logistikdienstleistern ein Volumen von etwa 11%.39 Auch in der Region Hannover spielt in der Logistik Outsourcing bzw. die Kontrakt-logistik eine immer wichtigere Rolle. Da sich hierzu bislang jedoch keine zu-verlässigen Daten finden lassen, wurde im Rahmen der Experteninterviews in der Primärerhebung untersucht, wie sich diese Entwicklung in den Erfahrungen der regionalen Akteure widerspiegelt. 35 Online-Publikation: http://www.logistik-top100.de/download/2006/Presseinformation_BVL.pdf (zugegriffen am 12.09.2007) 36 LogisticNetwork Consultans GmbH: Beiträge zum Thema „Logistik und Verkehr“ für das Landesraumordnungsprogramm des Landes Niedersachsen, Abschlussbericht, S. 3, Hannover 2005, Online-Publikation: http://cdl.niedersachsen.de/blob/images/C32857082_L20.pdf (zugegriffen am 12.09.2007) 37 LogisticNetwork Consultans GmbH: Beiträge zum Thema „Logistik und Verkehr“ für das Landesraumordnungsprogramm des Landes Niedersachsen, Abschlussbericht, S. 4, Hannover 2005, Online-Publikation: http://cdl.niedersachsen.de/blob/images/C32857082_L20.pdf (zugegriffen am 12.09.2007) 38 Benedix et al. : Regionales Monitoring-System Qualifikationsentwicklung : Monitoring-Bericht 2004/2, Bremen 2006, S. 21, Online-Publikation: http://www.iaw.uni-bremen.de/equib/texte/text_monitoringberichte.html (zugegriffen am 12.09.2007) 39 LogisticNetwork Consultans GmbH: Beiträge zum Thema „Logistik und Verkehr“ für das Landesraumordnungsprogramm des Landes Niedersachsen, Abschlussbericht, S. 8, Hannover 2005, Online-Publikation: http://cdl.niedersachsen.de/blob/images/C32857082_L20.pdf (zugegriffen am 12.09.2007)

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2.3. Branchen- und Innovationstrends In der Logistik lassen sich zur Zeit acht „Megatrends“ beobachten, die alle erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der Logistikbranche, und somit mittelbar auch auf die Qualifikationsanforderungen der Beschäftigten haben.40 Vier der Megatrends treten nachfrageinduziert auf Seiten der Kunden auf, vier auf der Angebotsseite: Nachfrageseite

• Globalisierung von Produktion und Wirtschaftsverkehr: wachsende Transportdistanzen, neue und geänderte Kommunikations- und Integrationsbedarfe, höhere Wettbewerbsintensität

• Übergang zur dienstleistungsorientierten Gesellschaft: Ende des Wachstums der industriellen Güterproduktion, im Gegenzug verstärke Individualisierung und Expansion der Service- bzw. Dienstleistungsökonomie

• „On-Demand“-Ökonomie, die unmittelbar auf Kundenwünsche reagieren muss und durch verkürzte Technologie- und Produktzyklen, zeitbasierten Wettbewerb gekennzeichnet ist, wie auch die Zunahme kleiner und präzise zu steuernder Warenflüsse anstelle großer Warenmengen

• wachsende Umweltsensibilität mit der Vision einer Kreislaufwirtschaft und einem funktionierenden Recycling, einhergehend mit einer Verlängerung logistischer Ketten und einem Abwenden vom Straßengütertransport

Angebotsseite

• (Wieder-)Entdeckung des Erfolgs verbesserter Struktur- und Prozessorganisation, Hinwendung zu einem ganzheitlichen, „pull-orientiertem“ Management der Supply Chains

• Deregulierung und Privatisierung vormals öffentlicher Dienste der Kommunikation und des Verkehrs, dadurch Entstehung neuer Anbieter, neuer Angebotspakete und neuer Konkurrenz

• Konzentration auf Kernkompetenzen und stärkere Bedeutung des Shareholder Value, wodurch Komplexitätsreduzierung und Outsourcing immer wichtiger werden

• Konzentration und Differenzierung der Branchenstruktur, einhergehend mit stärkerer Polarisierung und Hierarchisierung: Die ganz großen und ganz

40 Benedix et al. : Regionales Monitoring-System Qualifikationsentwicklung : Monitoring-Bericht 2004/2, Bremen 2005, S. 8, Online-Publikation: http://www.iaw.uni-bremen.de/equib/texte/text_monitoringberichte.html (zugegriffen am 12.09.2007); Klaus/Kille: Die Top 100 der Logistik, Executive Summary S. 11, Online-Dokument: http://www.logistik-top100.de/download/2006/Top_100_Exec_Summary_2006.pdf (zugegriffen am 12.09.2007);

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kleinen Unternehmen wachsen, es gibt neue Beziehungsstrukturen und mehrstufige Subunternehmerkaskaden

Diese Trends existieren nicht per se, sie haben konkreten Einfluss auf bestimmte Logistikfunktionen und -prozesse. Insbesondere die folgenden Teilmärkte können von den Megatrends profitieren41:

• Ladungsverkehre, und zwar allgemeine wie auch solche, die spezielles Equipment erfordern; der Ladungsverkehr ist dabei von nationaler wie auch internationaler Reichweite

• Konsumgüterdistribution und -kontraktlogistik • Lagerhaushaltung wie weitere Service-Leistungen auch außerhalb bestimmter

Dienstleistungspakete (Value Added Services); vor allem Lager- und Umschlagsleistungen in Häfen, Verpackungsdiensten und Gefahrlogistik werden gute Chancen eingeräumt

Darüber hinaus halten zunehmend neue Technologien Einzug in die Logistik. So werden der eLogistik bzw. der Informations- und Kommunikationslogistik seit einigen Jahren große Erwartungen bezüglich einer gesteigerten Wertschöpfung beige-messen, die sich bislang aber nicht erfüllt haben. Weder RFID (Radio-Frequency-Identification) z.B. noch andere technische Systeme haben sich bislang nachhaltig durchsetzen können. Ein Grund hierfür ist, dass die Systeme noch nicht vollkommen ausgereift sind und bisher mehr Kosten als Nutzen bringen.42 Inwieweit die Trends, die in der Regel abstrakt und eher theoretisch wirken, konkreten Einfluss auf die Arbeit der Logistikunternehmen haben, ist mittels der vor-liegenden Daten im Rahmen einer Sekundäranalyse nur schwer zu erheben. Aus diesem Anlass wurde in der Primärerhebung konkret gefragt, welche Erfahrungen die Experten aus der betrieblichen Praxis mit den soeben geschilderten Phänomenen gemacht haben. 2.4. Teilbranchen der Logistik Wie bereits beschrieben, hat sich die Logistik zu einer eigenständigen Branche entwickelt, die sehr heterogen bzw. komplex ist und sich wiederum in verschiedene Teilbranchen untergliedern lässt. Die Zuteilung der verschiedenen Funktionen und Tätigkeitsfeldern erfolgt häufig unterschiedlich, so dass sich keine einheitliche Differenzierung finden lässt. Für die vorliegende Branchen- und Ausbildungs-potenzialanalyse wurde zu Beginn versucht, eine Untergliederung in die wichtigsten Teilbranchen vorzunehmen, die folgend kurz dargestellt werden: 41 Benedix et al. : Regionales Monitoring-System Qualifikationsentwicklung : Monitoring-Bericht 2004/2, Bremen 2005, S. 8, Online-Publikation: http://www.iaw.uni-bremen.de/equib/texte/text_monitoringberichte.html (zugegriffen am 12.09.2007) 42 Bennühr, Sven: Der RFID-Boom schwächelt, in: LOG.Punkt 2/2007, S. 51, Deutscher Verkehrs-Verlag Hamburg 2007.

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Verkehrslogistik Der Begriff Verkehrslogistik beinhaltet mehrere logistische Themen: Distributions- und Netzplanung, Informationssysteme für den Verkehr, Transportabläufe und Umschlagsysteme etc. Wichtig sind dabei die Verkehrsnetze, definiert durch regelmäßige Fahrten und Transporte zwischen festliegenden Punkten. Sie werden beeinflusst durch die Wechselwirkung verschiedener Komponenten z.B. Lage, Kapazität und Verkehrsaufkommen als Eigenschaften der Standorte. Verkehrslogistik kann als übergeordneter Bereich der Logistik gesehen werden, unter dessen Dach beispielsweise die Transportlogistik mit eingeschlossen wird. Transportlogistik

„Transportlogistik“ beschreibt im Wesentlichen das Bewegen von Gütern innerhalb von Logistikstandorten. Die Transportorganisation übernimmt dabei in der Regel der Spediteur oder Logistikdienstleister. Dabei handelt es sich vor allem um die Anwendung von vorhandenen Logistiksystemen, die in Einklang mit einer aktuellen Warenbelieferung zu bringen sind. Als Beispiel dient der Versand von Waren im Handel, welche auch kurzfristig nach Bedarf des Kunden in regelmäßigen Abständen geliefert werden müssen. Dabei wird i.d.R. sowohl auf kurze und schnelle Transportwege als auch auf eine ausgeklügelte Transportorganisation zurück-gegriffen, da die Bündelung von Lieferungen oder die Bearbeitung von Direktlieferungen notwendig und wichtig sind.43 Lager-/Distributionslogistik

Die Distributionslogistik umfasst die Gestaltung, Steuerung und Kontrolle aller Prozesse, die notwendig sind, um Waren vom Erzeuger zum Verbraucher bzw. vom Verkäufer zum Käufer zu überbringen. Somit ist sie das Bindeglied zwischen Produktion und nachfragendem Kunden und verbindet so den Handelsweg der einzelnen Wirtschaftssubjekte. Die wichtigsten Aufgabenbereiche sind der Transport, die Lagerhaltung, der Umschlag und die Kommissionierung von Waren, vor allem jedoch die Organisation der einzelnen Punkte. Ein Beispiel für operative Distributionslogistik ist die Planung von Lieferungen, inklusive der Abholung, Verpackung und Lagerung. Informations- und Kommunikationslogistik

Informations- und Kommunikationslogistik ist ein Teilbereich des Informations-management. Ziel ist die Informationsversorgung nach logistischen Prinzipien – die richtige Information zur richtigen Zeit am richtigen Ort.44 Informationen zu sortieren und an richtiger Stelle bereit zu halten kann sehr kompliziert sein, aber für den Nutzer eine äußerst zeitsparende, effiziente und somit kostensparende Einrichtung. Informationslogistische Lösungen stellen also einen Mehrwert für den Nutzer dar. Ein Beispiel für die Optimierung von Informationen in der Logistik sind dynamische

43Postlogistics, Online-Präsenz, http://www.postlogistics.ch/ Geschäftskunden Transportlogistik (zugriffen am 19.06.2007) 44 Frauenhofer Institut für Software- und Systemtechnik, Online-Publikation, http://www.isst.fhg.de/deutsch/download/48104_Leitthema-Informationslogistik_2005_de.pdf (zugegriffen am 19.06.2007)

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digitale Auftragsbücher, welche anfangs mit gewissen Daten gespeist werden, später automatisch die „Informationsstellen“ wie Produktion, das Lager, den Versand etc. über den Vorgang im nötigen Maß informieren. Entsorgungslogistik45

Die Entsorgungslogistik umfasst sämtliche logistischen Maßnahmen, die mit der Entsorgung sowie Rückführung von Rückständen beziehungsweise Abfällen zu tun haben. Die Aufgabe der Entsorgungslogistik ist es, Rückstände optimal zu koordinieren. Koordination bedeutet in diesem Zusammenhang nicht nur Bewegung der Rückstände, sondern auch Entscheidung über deren zukünftige Verwendung wie zum Beispiel Entsorgung oder Verwertung. Mit dem Begriff Rückstand ist keinesfalls nur Abfall gemeint, sondern auch Teile, die während des Produktionsprozesses entstehen, jedoch nicht eigentliches Ziel dessen sind, wie zum Beispiel Materialreste oder Nebenprodukte. Gleichwohl gibt es eine Reihe von nicht mehr verwertbaren Abfällen, die es entsprechend fachgerecht zu entsorgen gilt. Diese Untergliederung sollte bei der Untersuchung, zumindest wo sinnvoll und möglich, leitend sein. Dadurch sollte gewährleistet werden, dass über weitgehend homogene Bereiche des insgesamt sehr komplexen Sektors Aussagen getroffen werden und differenzierte Analysen der Branchen- und Ausbildungspotenziale für diese Teilbranchen möglich sind. Gleichzeitig sollte im Rahmen der Primärerhebung berücksichtigt werden, zu welchen Teilbranchen die Betriebe sich selbst zählen, um somit die Überein-stimmung der Untersuchung mit der betrieblichen Praxis sicherzustellen. Im Laufe der Sekundäranalyse hat sich herausgestellt, dass das Festhalten an den ver-schiedenen Teilbranchen sich oftmals schwierig gestaltet, da die Grenzen zum einen fließend sind und zum anderen auch die Frage im Raum steht, welchen zusätzlichen Erkenntnisgewinn man aus der Differenzierung ableiten kann. Um dennoch ein wenig Struktur in die heterogene Logistikbranche zu bringen und somit auch eine Grundlage für die Beantwortung der Frage zu haben, ob in den verschiedenen Teilbranchen unterschiedliche Qualifikationsanforderungen auf-geworfen werden, wurde in der Primärerhebung bei der mündlichen Befragung der Expertinnen und Experten wie auch bei der schriftlichen Betriebsbefragung erhoben, zu welchen Teilbranchen sich die Betriebe selbst zählen, um ihre Informationen und Einschätzungen zu Branchen- und Ausbildungstrends mit den entsprechenden Teilbranchen verlinken zu können.

45 Bienia Consulting, Online-Präsenz, http://www.artikelweb.de/db/artikel_entsorgungslogistik.html (zugegriffen am 19.06.2007)

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3. Logistik als Ausbildungs- und Arbeitsmarkt 3.1. Ausbildungsentwicklung in der Logistikbranche Die Ausbildung in der Logistikbranche war in den vergangenen Jahren, insbesondere seit Mitte der 1990er Jahre, einem Wandel unterworfen. Wie viele Ausbildungsberufe generell verändert wurden, so wurden auch solche der Logistik neu geschaffen bzw. modernisiert. Vor allem in den letzten 3 Jahren hat im Bereich der Logistikaus-bildungen ein großer Umbruch stattgefunden. Neue Anforderungen in der Logistik-branche erforderten einen modernen Zuschnitt der Ausbildungen. Neue Technologien wie zum Beispiel RFID halten mehr und mehr Einzug in die Tätigkeit einer Logistikerin bzw. eines Logistikers, so dass die entsprechenden Inhalte auch auf beruflicher Seite vermittelt werden müssen. Dies sollte durch die Neuordnung einiger relevanter Berufsbilder gewährleistet werden.46 Im Folgenden werden solche Logistikberufe dargestellt, die in den Berufsschulen der Region Hannover unterrichtet werden. Dabei werden neben der Entwicklung der Ausbildungszahlen auch die wichtigsten Kennzeichen und Inhalte der Ausbildungs-berufe dargestellt. Die Beschränkung auf diese Berufe erfolgt deshalb, da nur über sie wirklich zuverlässiges Datenmaterial auf Regionsebene vorliegt. Die Zahlen wurden von den Berufsschulen der Region Hannover erhoben. Jede Berufsschülerin und jeder Berufsschüler, so die logische Schlussfolgerung, hat auch den zur dualen Ausbildung notwendigen Ausbildungsplatz in einem Betrieb. Dadurch ist es möglich, konkret auf die Region Hannover bezogene Trendaussagen zu den jeweiligen Logistikberufen zu treffen. Als zusätzliche Information werden, wo möglich, die Zahlen auf Bundesebene angegeben:

46 http://www.bibb.de/de/26171.htm (zugegriffen am 12.09.2007)

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Zur besseren Anschaulichkeit zeigen die folgenden beiden Grafiken noch einmal übersichtsartig im Verlauf die Auszubildendenzahlen, die in der Abbildung 7 dargestellt sind. Grafik A zeigt die Ausbildungsberufe mit höheren Auszubildenden-zahlen, Grafik B jene mit weniger. Die Kaufleute im Groß- und Außenhandel wurden deshalb berücksichtigt, da sie oftmals in Logistikbetrieben beschäftigt sind, auch wenn dies aus ihrem Ausbildungsberuf nicht unbedingt ersichtlich wird.

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Abbildung 7 (B): Entwicklung der Ausbildungszahlen in Logistikberufen 48

47 Berufsbildende Schulen der Region Hannover. 48 Berufsbildende Schulen der Region Hannover.

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Es wird deutlich, dass in den in Abbildung 7 (A) und 7 (B) dargestellten Berufen in der Region Hannover ein Anstieg zu verzeichnen ist, insbesondere ab dem Jahr 2002. Dieser hält bis 2006 mit Ausnahme des Logistikberufs mit den größten Auszubildendenzahlen, den Kaufleuten für Spedition und Logistikdienstleistungen, an. Warum diese im Jahr 2006 rückläufig sind, ist schwierig zu erörtern. Sie legen jedoch 2007 wieder zu. Daneben gibt es im Ausbildungsjahr 2007 auch erhebliche Schwankungen in den anderen Berufen. Ein Anstieg ist zu verzeichnen bei den Berufsbildern Berufskraftfahrer/-in, Kaufleute im Groß- und Außenhandel, Eisen-bahner/-in im Betriebsdienst, Fachkraft im Fahrbetrieb sowie Servicefahrer/-in. Insbesondere der hohe Anstieg beim Berufsbild „Fachkraft für Lagerlogistik“ im vergangenen Jahr ist auffällig. Er lässt sich womöglich mit den Outsourcing-bestrebungen, sicherlich aber mit den neuen Gewerbeansiedlungen im Raum Hannover begründen. Diese sind häufig Lagerdependancen großer Unternehmen, die entsprechend qualifiziertes Personal benötigen und deshalb selbst ausbilden. Insgesamt zeigt sich bei den Berufen ein unterschiedliches Bild. Bei vielen sind ansteigende Ausbildungszahlen zu verzeichnen, bei manchen gibt es starke Schwankungen (z.B. Kaufleute für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen), andere wiederum sind von rückläufigen Auszubildendenzahlen betroffen (z.B. Kaufleute im Eisenbahn- und Straßenverkehr). Die folgende kumulierte Darstellung der Auszubildenden in allen Logistikberufen der Berufsbildenden Schulen der Region Hannover zeigt noch einmal im Überblick die Entwicklung:

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Abbildung 8: Entwicklung der Ausbildungszahlen in Logistikberufen (gesamt)

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Die Zahlen zeigen deutlich, dass der negative Trend, der für die Entwicklung der Ausbildungszahlen in der Region Hannover insgesamt gilt, sich für die Logistikberufe nicht bestätigen lässt. Es scheint vielmehr einen wachsenden Bedarf an Auszu-bildenden in den entsprechenden Berufen zu geben, gleichzeitig interessieren sich mehr und mehr Jugendliche für eine Logistikausbildung, so dass sich hierbei eine Reihe von Potenzialen für die Schaffung zusätzlicher Ausbildungsplätze abzeichnen. Hierbei sind insbesondere die beiden Berufsbilder „Fachkraft für Lagerlogistik“ wie auch „Kaufmann/-frau für Spedition und Logistikdienstleistungen“ von Bedeutung, die bei weitem die meisten Auszubildenden stellen. 3.2. Arbeitsmarktentwicklung in der Logistikbranche Verschiedene Untersuchungen kommen zu dem Schluss, dass in den vergangenen Jahren eine positive Entwicklung stattgefunden hat. Demnach fanden knapp 1.700 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Zeitraum von 1999 bis 2005 einen Arbeitsplatz in der Logistikbranche, mehr als 5.700 Arbeitnehmer/-innen sind insgesamt in der Region Hannover im Logistiksektor beschäftigt.49 Laut dem niedersächsischen Wirtschaftsministerium wird auch für die Zukunft mit einer positiven Entwicklung gerechnet. Demnach wächst die Logistikbranche in den kommenden Jahren jährlich um 5%, gleichzeitig wird von einem Beschäftigungs-zuwachs ausgegangen: Bis zum Jahr 2010 werden 3.100 neue Arbeitsplätze für die Logistik in der Region Hannover prognostiziert.50 Legt man diese Zahlen zugrunde, so kann durchaus von positiven Effekten der Logistik für die Beschäftigung gesprochen werden. Andererseits zeigt die Beschäftigtenstatistik ein anderes Bild. Die Beschäftigten-statistik erfasst alle Beschäftigte in Logistikberufen, also diejenigen, die mit Land-, Luft- Wasser- und Nachrichtenverkehr sowie mit der Lagerverwaltung oder Lager-arbeit beruflich befasst sind. Eingeräumt werden muss zwar, dass die Beschäftigten-statistik keine Unterscheidung nach Unternehmen oder Branchen, in die Beschäftigten tätig sind, ermöglicht. Somit werden auch Logistikerinnen und Logistiker in „logistikfremden Branchen“ erfasst, beispielsweise aus Industrie- und Handelsunternehmen. Dennoch liegt nahe, dass diese Statistik aussagekräftigere Interpretationen ermöglicht, da ihre Zahlen valide sind und zudem eher einem Verständnis der Logistik als Querschnittsbranche entsprechen, das bereits oben skizziert wurde.

49 LogisticNetwork Consultans GmbH: Beiträge zum Thema „Logistik und Verkehr“ für das Landesraumordnungsprogramm des Landes Niedersachsen, Abschlussbericht, S. 4, Hannover 2005, Online-Publikation: http://cdl.niedersachsen.de/blob/images/C32857082_L20.pdf (zugegriffen am 12.09.2007) 50 Logistikprofil der Region Hannover – Hannover 2000; BiTS gGmbH: Cluster-Prognose: TOP-Arbeitsplatzbeschaffer in Niedersachsen. Standorte und Branchen im Vergleich, Balve, Juni 2006

Page 30: Ausbildung in der Logistikbranche – Potenzialanalyse für ... · Abb. 10: Gesamtwirtschaftliche Beschäftigungswirkungen der Logistik 31 Abb. 11: Anzahl der Beschäftigten in den

30

Die folgende Grafik stellt dar, wie sich die Beschäftigung in den in der Beschäftigtenstatistik erfassten Verkehrsberufen von 2000 bis 2006 darstellt. Um eine möglichst adäquate und umfassende Aussage treffen zu können, wurden neben den Verkehrsberufen zusätzlich die Speditionskaufmänner/-frauen eingebaut, die ebenfalls mit der Statistik erfasst werden:

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Verkehrsberufe +Speditionskaufmann/-frau

Abbildung 9: Entwicklung der Verkehrsberufe + Speditionskaufmann/-frau51 Demnach gibt es in den berücksichtigten Berufen, ausgehend vom Jahr 2000, einen kontinuierlichen Rückgang der Beschäftigung. Gegenüber 39.561 Personen, die im Jahr der EXPO Hannover in einem Verkehrsberuf oder als Speditionskaufmann/-frau eine Anstellung hatten, waren 2005 mit 33.935 Personen über 5.600 weniger Beschäftigte in diesen Berufen tätig. Noch stärker als bei der gesamten Arbeitsmarkt-entwicklung kommt hier die EXPO 2000 als möglicher Auslöser in Frage, da vor allem das Logistikgeschäft eine hohe Affinität zum Messewesen generell und gerade zu einer solchen internationalen Großattraktion aufweist. Erst im vergangenen Jahr konnten zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen und in der Beschäftigtenstatistik registriert werden, wofür möglicherweise die positive Konjunkturentwicklung sich verantwortlich zeigt. Ein Blick auf Deutschland zeigt, dass in der Bundesrepublik Deutschland 2004 nach Angaben der Bundesvereinigung Logistik (BVL) rund 2,5 Millionen Beschäftigte in der Logistikbranche gearbeitet haben, was einem Anteil von knapp 7% an der Gesamtheit aller 38,2 Mio. Erwerbstätigen entspricht. Weitere 600.000 Arbeitnehmer waren in der Logistik-Zulieferwirtschaft tätig, zusätzliche 1,6 Mio. logistikinduzierte Arbeitsplätze in ferneren Wirtschaftsbereichen erhöhen den Anteil auf 12,3% der Erwerbstätigen insgesamt. Abbildung 9 zeigt in einer Übersicht die gesamtwirt-schaftlichchen Beschäftigungswirkungen der Logistik: 51 Bundesagentur für Arbeit, Bezirk Region Hannover.

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+ ca. 0,6 Mio. Arbeitsplätze

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+ ca. 1,6 Mio. Arbeitsplätze

Logistikmarkt „D“Umsatzwert € 170 Mrd.2,48 Mio. Arbeitsplätze

Abbildung 10: Gesamtwirtschaftliche Beschäftigungswirkungen der Logistik52 Die 10 Top-Logistik-Unternehmen, die auch in der Region Hannover vertreten sind, stellten dabei rund 149.000 Arbeitsplätze.53 Von den direkt in der Logistikbranche beschäftigten Arbeitnehmer/-innen waren 44% in der Transportlogistik und 26% in der Lager- und Distributionslogistik beschäftigt, die somit die mit Abstand größten Teilarbeitsmärkte innerhalb der Logistik bilden. Die restlichen Arbeitnehmer/-innen verteilen sich zu 20% auf Beständehaltung und mit jeweils 5% auf die Bereiche Logistikplanung/Administration sowie Auftragsabwicklung. Mittlerweile ist die Zahl der Logistik-Beschäftigten, die in der Werks- bzw. Intralogistik von Industrie und Handel arbeiten, auf unter 50% gesunken.54 Aufgrund der bereist geschilderten Probleme der Erfassung der Beschäftigung in der Logistik stellt sich jedoch auch hier die Frage, wie zutreffend diese Daten sind und ob sie überhaupt mit solchen aus der Beschäftigtenstatistik verglichen werden können. Da dieses Problem der Datenlage jedoch außerordentlich wichtig für zuverlässige Aussagen über Branchenpotenziale und die damit verbundenen Auswirkungen auf

52 Fraunhofer Institut Integrierte Schaltungen, Online-Dokument: http://www.logistik-top100.de/download/2006/Top_100_Exec_Summary_2006.pdf (zugegriffen am 12.09.2007); 53 Online-Publikation: http://www.logistik-top100.de/download/2006/Presseinformation_BVL.pdf (zugegriffen am 12.09.2007). Die Zahlen beziehen sich jeweils auf das Jahr 2004. Mittlerweile ist durch die positive Konjunkturentwicklung die Anzahl der Erwerbstätigen auf 39 Mio. angestiegen, inwieweit von diesem jüngsten Wachstum die Logistikbranche profitieren konnte, wurde bislang noch nicht untersucht, wäre mit Sicherheit sehr interessant für weiterführende Analysen. 54 Klaus/Kille: Die Top 100 der Logistik, Executive Summary S. 11, Online-Dokument: http://www.logistik-top100.de/download/2006/Top_100_Exec_Summary_2006.pdf (zugegriffen am 12.09.2007);

Page 32: Ausbildung in der Logistikbranche – Potenzialanalyse für ... · Abb. 10: Gesamtwirtschaftliche Beschäftigungswirkungen der Logistik 31 Abb. 11: Anzahl der Beschäftigten in den

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Beschäftigung und insbesondere Ausbildung sind, soll der nachfolgende Abschnitt dieser Sachlage näher auf den Grund gehen und den vielfach betonten „Jobmotor Logistik“ kritisch hinterfragen. 3.3. Logistik als Jobmotor? Durch die wachsenden Marktanteile der Logistik sind in Deutschland sowie in Niedersachsen und der Region Hannover zahlreiche neue Beschäftigungsfelder und -möglichkeiten entstanden, so dass häufig die Logistik als „Jobmotor“ bezeichnet wird. Aktuelle Untersuchungen der Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Technologien der Logistik-Dienstleistungswirtschaft (ATL) kommen jedoch zu dem Ergebnis, dass die Schaffung von Arbeitsplätzen in der Logistikbranche bei einer differenzierten Betrachtung gar nicht so hoch ausfällt, wie vielerorts angenommen wird. Hierfür zeichnen sich verschiedene Faktoren verantwortlich, auf die im Folgenden einge-gangen wird.55 Da die Beschäftigten in der Logistik in keiner Statistik als solche ausgewiesen werden, wurden in einer Untersuchung alle in der Statistik der Sozialversicherung erfassten Berufe hinsichtlich ihres Logistikanteils ermittelt. Insgesamt 1,8 Mio. sozialversicherungspflichtig Beschäftigte konnten dadurch in knapp 30 Berufs-gruppen mit unterschiedlichen Tätigkeiten erfasst werden. Dabei wurde deutlich, dass im Zeitraum von 2000 bis 2005 neben der Gesamtbeschäftigung in Deutschland auch in der Logistikbranche die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Personen zurückgegangen ist. Einschränkend muss jedoch festgehalten werden, dass der Beschäftigungsrückgang nicht ganz so stark ausfällt wie bei der Grundgesamtheit und die Logistik-beschäftigung nicht in allen Wirtschaftsbranchen abnehmend verläuft. Sie verschiebt sich vielmehr weg von verarbeitendem Gewerbe und Handel hin zur Branche „Verkehr und Nachrichtenübermittlung“, in der die Logistikdienstleistungen ebenfalls geführt werden. Diese Entwicklung folgt also dem oben angesprochenen Trend des zunehmenden Outsourcing der Logistiktätigkeiten durch Unternehmen an externe Dienstleister. Es bleibt jedoch nicht allein bei einer bloßen Verschiebung der Logistikbeschäftigten. Vielmehr fallen durch das Outsourcing auch eine nicht unerhebliche Zahl von Arbeitsplätzen der Intralogistik weg. Die Unternehmen, die ehemals ihre Logistik-leistungen selbst getätigt haben, erreichen durch das Outsourcing Produktivitäts- und Effizienzsteigerungen, wodurch sie letzten Endes Arbeitsplätze abbauen können.56

55 Nehm, Alexander: Jobmotor mit Fremdantrieb, LOG.Punkt 2/2007, S. 28., Deutscher Verkehrs-Verlag Hamburg 2007. 56 Nehm, Alexander: Jobmotor mit Fremdantrieb, LOG.Punkt 2/2007, S. 28., Deutscher Verkehrs-Verlag Hamburg 2007.

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Durch die Logistikdienstleister werden häufig Zusatzdienstleistungen getätigt („Value Added Services“). Diese Zusatzdienstleistungen werden immer umfassender, komplexer, aber auch wichtiger für die Auftraggeber. Sie fragen die Zusatzdienst-leistungen immer häufiger nach, was positive Wirkung auf die Beschäftigung in der Logistikbranche insgesamt hat. Diese positive Wirkung scheint auch weiterhin von Bedeutung zu sein, da der Outsourcing-Trend nach wie vor anhält und durch das niedrigere Lohnniveau in der Logistikdienstleistungsbranche begünstigt wird. Waren vormals in den Industrieunternehmen Facharbeiterinnen und Facharbeiter für die Ausführung der Tätigkeiten zuständig, so werden diese bei den Dienstleistern häufig durch billigere Arbeitskräfte ersetzt.57 Es zeigt sich somit ein Trend zu mehr gering qualifizierten Beschäftigten wie auch zu einer steigenden Zahl an Angelernten, der kritisch gesehen werden muss. Um künftig wettbewerbsfähig zu sein, ist es vielmehr entscheidend, ausreichend qualifizierte Fachkräfte auszubilden, die den wachsenden Anforderungen gerecht werden. Es lässt sich insgesamt festhalten, dass die Logistikbranche nicht unbedingt an sich als Jobmotor zu sehen ist. Vielmehr ist es der Fall, dass die Jobs, die in der Logistik-branche entstehen, vor allem als eine Folge des zunehmenden Outsourcings gesehen werden müssen. Dieser Trend wird aller Voraussicht nach in Zukunft an-halten, vor allem in Bezug auf administrative Tätigkeiten und Value Added Services. Ferner ist davon auszugehen, dass durch die momentan positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt insgesamt auch die Beschäftigung innerhalb der Logistikbranche profitieren kann.58 Ob und inwiefern sich diese Trends auch in der Region Hannover darstellen, ist im Rahmen der vorliegenden Potenzialanalyse durch die Durchführung der Primärerhebung untersucht worden. In Bezug auf die Ausbildung sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die dargestellten Trends zwar von Bedeutung für die allgemeine Entwicklung der Beschäftigten sind, davon jedoch nicht automatisch auch auf die Entwicklung der Ausbildung geschlossen werden kann, da die Trends sich eher theoretisch bzw. abstrakt darstellen und keine regionalbezogenen Schlussfolgerungen erlauben.59 Aufgrund dieses Mangels wurde auch diesem Thema in der Primärerhebung besondere Aufmerksamkeit geschenkt.

57 Nehm, Alexander: Jobmotor mit Fremdantrieb, LOG.Punkt 2/2007, S. 29., Deutscher Verkehrs-Verlag Hamburg. 58 Benedix et al. : Regionales Monitoring-System Qualifikationsentwicklung : Monitoring-Bericht 2004/2, Bremen 2005, S. 7, Online-Publikation: http://www.iaw.uni-bremen.de/equib/texte/text_monitoringberichte.html (zugegriffen am 12.09.2007); Nehm, Alexander: Jobmotor mit Fremdantrieb, LOG.Punkt 2/2007, S. 29., Deutscher Verkehrs-Verlag Hamburg. 59 Benedix et al. : Regionales Monitoring-System Qualifikationsentwicklung : Monitoring-Bericht 2005/2, Bremen 2006, S. 12, Online-Publikation: http://www.iaw.uni-bremen.de/equib/texte/text_monitoringberichte.html (zugegriffen am 12.09.2007);

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4. Auswirkungen der Branchen- und Innovationstrends auf Qualifikations-anforderungen 60

Weiter oben wurde bereits ausgeführt, welche Trends in der Logistikbranche aktuell und künftig nach Ansicht verschiedener Untersuchungen von Bedeutung sind. Diese Trends, so die grundlegende Annahme, werden auch Auswirkungen auf die Qualifikationsanforderungen der Auszubildenden und Beschäftigten haben. Bevor auf diese geänderten Qualifikationsanforderungen eingegangen werden soll, seien zunächst in einem Überblick kurz allgemeine Informationen zur Qualifikationsstruktur in Logistikberufen dargestellt. Was die Qualifikationsstruktur der Beschäftigten in der Logistikbranche anbelangt, so zeigt sich ein vielfältiges Bild. Aktuell und vor allem zukünftig wird die relativ hohe Nachfrage nach Ingenieuren, insbesondere durch die Industrie, konstant bleiben. Im Zuge des sich anbahnenden Fachkräftemangels wird auch die Logistikbranche verstärkt Ingenieure, auch ohne spezifische Logistikausbildung, nachfragen.61 Allerdings ist auch, anders als in anderen Branchen, der Stellenwert und die Nachfrage nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf Facharbeiterebene sowie An- und Ungelernten ein nicht zu vernachlässigender Faktor. Ein großer Teil nach wie vor wichtiger einfacherer Tätigkeiten wird überwiegend von Beschäftigten ohne formale Qualifikation ausgeführt, wobei der Bedarf hierfür auch künftig vorhanden bleibt.62 Gleichzeitig wird beobachtet, das die berufliche Ausbildung, die teilweise auch über den eigenen Bedarf hinaus erfolgt, nach wie vor die wichtigste Rekrutierungsstrategie der Branche darstellt.63 Gerade deshalb ist es umso wichtiger, hier gezielt die Qualifikationsbedarfe zu ermitteln, die sich aus den bereits oben genannten Branchen- und Innovationstrends ergeben. Im Allgemeinen haben sich die Qualifikationsanforderungen an Fachkräfte in der Logistik in den letzten Jahren zunehmend erhöht. Technische, soziale, organisatorische als auch fachliche Anforderungen stehen immer mehr im Vordergrund. Da es ein breites Spektrum an Qualifizierungsmöglichkeiten in der Logistikbranche gibt, angefangen bei einfachen Fortbildungen, über logistikbezogene Kurse und die duale Ausbildung bis zu dem Logistikstudium, sei im Folgenden zunächst kurz auf die wichtigsten geänderten Anforderungen im Allgemeinen aus Sicht bisheriger Untersuchungen eingegangen.

60 Arbeitsnahe Ermittlung neuer Qualifikationsanforderungen in der Logistik; Institut Arbeitswirtschaft und Organisation, Veröffentlichung, Autor: Kathrin Schnalzer, Simone Martinez 61 Online-Dokument: http://ingenieur.monster.de/10154_de-de_p1.asp (zugegriffen am 12.09.2007 62 Zeller, Beate: Trends der Qualifikationsentwicklung für einfache Tätigkeiten: Dienstleistung in komplexen Strukturen. Beispiel: Logistik; in: Bullinger et al.: Transport in die Zukunft – Berufliche Entwicklungen in Logistik und E-Commerce, S. 115-126, Bielfeld 2003 63 Benedix et al. : Regionales Monitoring-System Qualifikationsentwicklung : Monitoring-Bericht 2005/2, Bremen 2006, S. 5, Online-Publikation: http://www.iaw.uni-bremen.de/equib/texte/text_monitoringberichte.html (zugegriffen am 12.09.2007)

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Technische Anforderungen • Warenwirtschaftssysteme • Warenverfolgung mit

Transpondertechnologie, Satellitennavigation

• Kenntnisse über Vernetzung von Computerprogrammen

Soziale Anforderungen • Kundenorientierung, Kundenentwicklung • Koordination mit Lieferanten

Organisatorische Anforderungen • Transportorganisation • Supply Chain Management,

Gesamtprozessdenken

Fachliche Anforderungen • Kenntnisse der zu verbringenden Güter • Ressourcenplanung, Buchung • Organisation und Koordination der Güter

in spezielle Produktionsräumlichkeiten

Technische Anforderungen

Die technischen Anforderungen an logistische Berufe sind bereits heute hoch und werden in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen. Grund sind vor allem die zu-nehmende Automatisierung, elektronische Vernetzung und moderne technische Überwachungseinrichtungen in den Logistikketten. Die verschiedenen elektronischen Tools bieten ein sehr großes Spektrum an Einsatzmöglichkeiten, so dass es schon eine große Herausforderung ist, über den richtigen Technikeinsatz zu entscheiden, diesen zu planen und zu verwirklichen. Seit Mitte der 1970er Jahre hat beispielsweise der Barcode in allen Branchen Einzug gefunden und wird vor allem zur Erkennung von Waren in der Logistik bis heute verwendet. Durch den überproportionalen Anstieg von Informationen wurden von den Logistikern immer weitere technische Möglichkeiten gefordert, so dass mit der Zeit zweidimensionale Codes erfunden wurden und in letzter Zeit die RFID Technik auch in der Logistik teilweise flächendeckend eingeführt wurde. Diese Innovationen haben jedoch eine hohe technische Anforderung an den Mitarbeiter. Servicefahrer/-innen müssen mit PDAs und Handhelds umgehen können, damit über die Funkverbindung alle wichtigen Daten zum Auftragsstatus mit der Rechenzentrale synchronisiert werden. Fachkräfte für Lagerlogistik beispiels-weise bedienen Programme, welche am Computer alle wichtigen Daten über die lagernde Ware ausdrucken. Andererseits gilt für Servicefahrer/-innen bzw. Berufskraftfahrer/-innen, die zwar ein Grundverständnis an neuen technischen Geräten mitbringen müssen, nach wie vor die Anforderung, ihr Fahrzeug selber warten, pflegen und zur Not reparieren zu können. Daneben sind beispielsweise Sicherheitsmaßnahmen wie die richtige Platzierung und Sicherung der befördernden Ware entscheidend.

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Soziale Anforderungen

Ein Logistikbetrieb ist ein Dienstleistungsunternehmen und somit in hohem Maße abhängig von seinen Kunden und Lieferanten sowie dem Umgang der Mitarbeiter mit den Kunden und Lieferanten. Der Mitarbeiter aus dem Bereich Logistik begleitet den Kunden stets vom Auftragseingang bis zur Auslieferung, nimmt Aufträge freundlich an, schätzt den Kunden ein und tut alles, um den Kunden letztendlich zufrieden zu stellen. Der geschulte Umgang und die Kommunikation mit Kunden und Geschäfts-partner erscheint somit als Voraussetzung. Aber auch innerhalb des Unternehmens sollte eine Fachkraft für Logistik hohe Kooperationsbereitschaft gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben und auch mit anderen Berufszweigen harmonieren können. In der gesamten Logistikkette stecken oftmals eine Menge an Mitarbeitern und unterschiedliche Unternehmen. Dies gilt es zu kennen, mit ihnen arbeiten und gelegentlich auch Aufgaben verteilen zu können. Ein Beispiel ist ein großer Versandhändler. Bei einer mehrteiligen Bestellung müssen die ver-schiedensten Waren kommissioniert werden in Absprache mit der Bestellannahme. Bei Problemen liefert ein elektronisches Fehlerportal meist Antworten, dennoch müssen oftmals mehrere Mitarbeiter bei komplizierten Aufträgen schnell und zuverlässig miteinander arbeiten können. Die Sensibilität der Mitarbeiter/-innen erwächst somit zu einem Grundstein für eine fehlerfreie Auslieferung. Organisatorische Anforderungen

Immer stärker wandeln sich logistische Vorgänge zu einem breit gefächerten Aufgabenfeld, welches es eine rasche und strukturierte Vorgehensweise erfordert. Bei der Produktion von Waren ergibt sich schon bei der Beschaffung der Rohstoffe das erste Problem, nämlich den richtigen Lieferanten zu finden, beispielsweise jenen, der die beste Qualität und den besten Preis anbieten kann. Ohne sowohl kaufmännische Kenntnisse als auch technische Kenntnisse der Stoffe erscheint es somit schwierig, die benötigte Ware „richtig“ einzukaufen. Ist dann eine Lieferant gefunden, gilt es die Ware zeitnah an den Produktionsstart in den Betrieb zu liefen, vorher muss diese jedoch auf ihre Unversehrtheit überprüft werden. Dieses Beispiel verdeutlicht, dass Konzepte wie „Just in time“ und Lieferantenbewertungs-systeme nicht bloß Schlagwörter sind, sondern konkreten Einfluss auf die organisatorischen Kompetenzen eines Logistikbeschäftigten haben. Fachliche Kenntnisse

Selbstverständlich stehen die fachlichen logistischen Kenntnisse mit an vorderster Stelle. Dazu gehören beispielsweise fundiertes Wissen in Lager- und Material-wirtschaft, Werkstoffkunde, Waren- und Produktkunde, aber auch kaufmännische

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Kenntnisse im Rechnungswesen und in Kalkulationen. Das bedeutet, dass eine logistische Fachkraft in gewissem Sinne auch ein Allroundtalent besitzen muss, um allen anstehenden Aufgaben gerecht zu werden. Darüber hinaus gilt es die technischen Kenntnisse über die einzelnen Bedienprogramme zu beherrschen um aktiv im Geschehen eingreifen zu können. Kern ist es jedoch, den aktuellen Innovationen gerecht zu werden, neue Logistiksysteme und -anwendungen schnell zu verstehen und umsetzen zu können. Logistik erfordert ein umfangreiches und stetig wachsendes Wissen, welches immer wieder in Fortbildungen und Seminaren aufgefrischt und vervollständigt werden muss. In einer Untersuchung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) wurden die Qualifikationsanforderungen in der Logistik aus Sicht der Betriebe näher untersucht.64 Als wichtigste fachliche Qualifikationen wurden dabei Waren-, Material und Produktkenntnisse sowie kaufmännisches Wissen genannt. Was die überfachlichen Qualifikationen anbelangt, so können Kunden- und Dienstleistungsorientierung sowie selbständige Arbeitsplanung als wichtigste Qualifikationsanforderungen ausgemacht werden. Dies bestätigt somit die im vorherigen Abschnitt beschriebenen geänderten Anforderungen. Inwieweit sich dies mit der Einschätzung der betrieblichen und überbetrieblichen Expertinnen und Experten deckt, wird unter anderem im folgenden zweiten Teil der Potenzialanalyse dargestellt.

64 Bott, Peter/ Schade, Hans-Joachim 2006: Qualifikationsanforderungen in der Logistik aus Sicht der Betriebe, Online-Dokument: www.bibb.de/dokumente/pdf/Logistik_HT06_Bott_Schade_130306.ppt (zugegriffen am 12.09.2007);

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Potenzialanalyse Teil II: Primäranalyse

5. Experteninterviews Wie bereits in Teil I der Potenzialanalyse dargestellt, hatte die Befragung von Expertinnen und Experten im Rahmen der Primäranalyse zum Ziel, fehlende Informationen zu erheben und Erkenntnisse aus der Sekundäranalyse aus einer anderen Perspektive darzustellen. Im folgenden werden die Vorgehensweise bei Befragung und Auswertung dargestellt, bevor ausführlich auf die Ergebnisse der Interviews eingegangen wird. 5.1. Vorgehensweise Der Fragebogen für die Expertinnen und Experten wurde so gestaltet, dass bei der Auswertung eine optimale Integration der Ergebnisse in die Potenzialanalyse möglich war. Die Aussagen von Logistik- bzw. Ausbildungsfachpersonal sowie überbe-trieblichen Akteuren haben so dazu beigetragen, jene Informationslücken zu schließen, die in der Sekundäranalyse deutlich wurden. Gleichzeitig wurden hier Themen angesprochen, die bereits in der Sekundäranalyse enthalten sind, dort aber oftmals abstrakt und theoretisch erscheinen, wie z.B. entscheidende Trends in der Logistikbranche. Durch die halbstandardisierten Interviews konnte überprüft werden, wie sich die abstrakt erscheinenden Entwicklungen konkret aus Sicht der betrieblichen und überbetrieblichen Experten darstellen. Die Experteninterviews waren auf 2 verschiedene Zielgruppen zugeschnitten: Zum einen wurden betriebliche Vertreter/-inne (wie Personalleiter/-innen, Ausbildungs-leiter/-innen, Geschäftsführer/-innen etc.) angesprochen, zum anderen überbe-triebliche Vertreterinnen und Vertreter von Verbänden, Schulen, Beratungs-institutionen etc. Die Interviewleitfäden waren auf die entsprechenden Anforderungen zugeschnitten. Es sind insgesamt 12 Experteninterviews durchgeführt worden. Von den 12 Befragten sind 8 überbetrieblichen Einrichtungen zuzurechnen und 4 Vertreter von Logistikunternehmen aus der Region Hannover. Diese Aufteilung zugunsten der überbetrieblichen Vertreter war gewollt, da die betrieblichen Vertreter vorwiegend durch die repräsentative Betriebsbefragung abgedeckt wurden.

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5.2. Zentrale Ergebnisse 5.2.1. Branchentrends Logistik in der Region Hannover Auch in der Region Hannover gewinnt das Outsourcing bzw. die Kontraktlogistik an Bedeutung. Dies wurde in der Sekundäranalyse bereits deutlich und wurde im Rahmen der Experteninterviews als zentrale Entwicklung immer wieder von den regionalen Akteuren bestätigt. Sowohl die überbetrieblichen Expertinnen und Experten als auch jene aus der betrieblichen Praxis haben Erfahrungen hiermit gemacht und betonen die Auswirkung auf die Beschäftigung insgesamt, aber auch im besonderen für die betriebliche Ausbildung. Es wird betont, dass organisatorische und technische Entwicklungen die Branche bereits heute und noch stärker in Zukunft bestimmen werden. So werden Konzepte wie just in time bzw. just in sequence künftig noch stärkeren und breiteren Einzug in die Logistikunternehmen der Region Hannover halten. Weitere Trends liegen in verschiedenen IT-gestützten Entwicklungen, wie z.B. elektronische Sendungs-verfolgungen durch das Programm SNS als Erweiterung des „tracking and tracing“. Diese neuen Technologien der Sendungsverfolgung ermöglichen es durch integrierte Systeme jederzeit den Status eines Gutes elektronisch zu erfassen. Auch das Lagerkonzept „Pick by Voice“ zur sprachgesteuerten Kommissionierung wie auch RFID werden als wichtig erachtet. Die in der Sekundäranalyse angedeutete Zurückhaltung bei der Nutzung dieser Technologie wird aus Sicht der Expertinnen und Experten künftig voraussichtlich an Bedeutung gewinnen. Es wird generell ein zunehmender Bedeutungsgewinn von IT-Technologien beobachtet, von dem sich auch für die Zukunft weitere Wachstumsimpulse für die Branche erhofft werden. Gleichzeitig ändern sich dadurch auch automatisch die Qualifikationsanforderungen an Auszubildende und Beschäftigte. Die Befragten bewerten die Marktentwicklung in der Logistik als äußerst positiv. Ein hoher Kostendruck zwinge die Unternehmen ihre Logistikdienstleistungen an externe Dienstleister zu vergeben, die dadurch profitieren. Hinzu komme, dass sich die Unternehmen, insbesondere die externe Dienstleister, durch Value-Added-Services hervorheben müssen und werden. Das Outsourcing wird in vielen Interviews als wesentlicher Faktor für Wachstum in der Logistikbranche genannt, dennoch erkennen die Fachleute auch die Grenzen dieser Entwicklung. Es wird eingeräumt, dass in der Logistikbranche durch Outsourcing erhebliche Umwälzungseffekte bei der Beschäftigung entstehen und dass die pauschale Aussage, die Logistik sei ein Jobmotor, nicht ohne weiteres haltbar sei (s. Sekundäranalyse). Ebenfalls erfolgte der Einwand, dass z.B. viele KMU-Speditionsdienstleister sich gegen ein komplettes Outsourcing verschreiben, da sie für die administrativen Tätigkeiten, die damit verbunden sind, nur selten ausreichende Kompetenzen haben.

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Dessen ungeachtet wird ein gesteigerter Wettbewerb um Qualität und Angebot der Value-added-services erwartet. Die Gestaltung der gesamten Supply-Chain aus einer Hand durch einen externen Dienstleister scheint nichtsdestotrotz auf dem Vormarsch. Ein Preiswettbewerb wie er in anderen Branchen vorherrscht, ist in der Logistik von untergeordneter Bedeutung, da die Preise gesetzt sind und dort kaum Handlungsspielraum möglich ist. Neben den beiden Megatrends „Outsourcing“ und „Neue Technologien“ können zusätzlich weitere auffällige Entwicklungen ausgemacht werden. So wird das Thema Sicherheit in der Logistik immer wichtiger, wobei hier mittlerweile zwischen „safety“ (z.B. Umgang mit Gefahrenstoffen) und „security“ (z.B. Prävention, Diebstahl-sicherung) unterschieden wird. Diesbezüglich ergeben sich für die Teilbranche Luftverkehr beispielsweise seit dem 11. September 2001 stetig wachsende Anforderungen, die neben den bekannten Auswirkungen auf den Personenverkehr auch für die Güterabwicklung von Bedeutung sind. Auch neue Gesetze, sowohl deutsche als auch europäische, von immer stärker regulierendem Einfluss auf die Logistikunternehmen. Als Beispiel kann hier die Arbeitszeitregulierung für LKW-Fahrer genannt werden, die für die Unternehmen oftmals ein komplettes Überarbeiten der Strategien ausgelöst hat. Auch die Maut hat ihre Auswirkungen gezeigt, zwar weniger in einer Verlagerung von der Straße auf die Wasser- oder Luftwege, dafür aber ebenfalls in einer Veränderung der Unternehmensstrategien. So verfolgen viele Betriebe eine Mehrstandortstrategie und versuchen somit, in den verschiedenen Regionen vertreten zu sein um lange Wege wie auch zusätzliche Kosten vermeiden zu können. Generell lässt sich die Globalisierung als dritter, entscheidender Megatrend aus Sicht der Befragten ausmachen. Sie wird über künftige Anteile am Markt mitentscheiden. Vor allem der asiatische Markt wird nach Ansicht eines Interviewten in den nächsten 10 Jahren weiterhin stark wachsen. Für Europa hingegen wird erwartet, dass 3-5 große Konzerne den Logistiksektor beherrschen. Darüber hinaus sei auffällig, dass Logistik sich immer stärker in den Köpfen der Bevölkerung und Entscheidungsträger verfestigt, sowohl hinsichtlich der Bedeutung als wachsender Markt als auch als Beschäftigungsfeld. Dass sich dies auch günstig für die Potenziale der Region Hannover als Logistikstandort günstig auswirkt, liegt in der günstigen Verkehrsanbindung begründet, die als Grundlage für das Profitieren von dieser Entwicklung gesehen wird.

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5.2.2. Beweggründe für die Entscheidung zur Ausbildung – auf Schüler und Unternehmensseite

Häufig ist die Berufserfahrung von Jugendlichen als ungelernte Arbeitskraft bzw. Praktikant von Bedeutung dafür, dass sich die Person für eine Ausbildung in einem Logistikberuf entscheidet. Hat beispielsweise eine Jugendliche dabei ihr Interesse für den Beruf entdeckt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich für eine Ausbildung entscheidet. Ferner sind auch mit geringerem Ausmaß Umschulungsmaßnahmen der Arbeitsagentur verantwortlich für die Wahl, zum Teil aber auch gezielte Bewerbungen, wenn das Schulzeugnis für andere Berufe nicht geeignet ist. Als Rahmenbedingungen spielen dabei die angespannte Situation auf dem Ausbildungs-markt, ein höherer Druck durch die Arbeitsagentur sowie Lernschwierigkeiten und Sprachprobleme der Jugendlichen eine Rolle. Diese erschweren es, den Jugendlichen den Zugang zu einer Ausbildungsstelle zu ermöglichen. Generell gilt nach Ansicht der Gesprächspartner: Tendenziell nimmt die Ausbildungsbereitschaft in den Logistikberufen zu. Das gilt besonders für den dreijährigen Ausbildungsberuf Fachkraft für Lagerlogistik. Es sei schwierig zu ergründen, was bei der Wahl zur Ergreifung einer Logistik-ausbildung von Seiten der Jugendlichen entscheidend ist. Häufig sei der direkte, oftmals private Kontakt zu einem Logistikunternehmen vorhanden, für andere ist ihr Interesse an Geographie der Auslöser, einen entsprechenden Beruf zu ergreifen. Viele ergreifen eine Logistikerausbildung jedoch auch, um schlichtweg überhaupt etwas zu machen und nicht mit leeren Händen dazustehen. In den Betrieben wird die Ausbildung nahezu ausnahmslos als wichtige Rekrutierungsstrategie erachtet. Da viele Unternehmen in der Vergangenheit Probleme hatten, geeignete ausgebildete Arbeitskräfte auf dem Arbeitsmarkt zu finden, wurde für sie die Ausbildung immer wichtiger. Häufig stehen auch Beschäftigte altersbedingt kurz vor dem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben, so dass ein Unternehmen mit der Ausbildung von Nachwuchsfachkräften sicherstellen will, dass das tätigkeitsspezifische Fachwissen im Unternehmen bleibt und durch die Ausbildung junger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter neues Wissen übernommen und generiert werden kann. Um von der „Investition Ausbildung“ auch entsprechenden Nutzen zu ziehen, bekommen in den meisten Betrieben die Auszubildenden – sofern möglich – ein Angebot zur Übernahme. So werden beispielsweise in einem befragten Unternehmen üblicherweise 2-Jahresverträge für Ausbildungsabsolventen angeboten, in einem anderen unbefristete Arbeitsverträge. 5.2.3. Rekrutierung und Anstellung Bei der Rekrutierung für einen Ausbildungsplatz zeigen sich erhebliche Unter-schiede. Für kleine Unternehmen ist es offensichtlich so, dass diese heute schon häufig Probleme haben, geeignete Jugendliche zu finden. Dies liegt nicht selten an vermeintlich mangelnder Attraktivität, aber auch an schlichtweg fehlendem

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Nachwuchs aufgrund des demografischen Wandels, der diesen Umstand künftig wohl noch verstärken werde. Bezog sich die Rekrutierungsstrategie in einem befragten Unternehmen bisher auf eine Ansprache eigener Reihen (bisherige Beschäftigte und deren Familien-angehörige), so ist zukünftig geplant Kontakt zu ansässigen Schulen aufzunehmen. Zunächst soll die Akquise von potenziellen Auszubildenden über die Ansprache von Lehrkörpern erfolgen. Hierdurch soll erreicht werden, dass die Lehrer genaueren Einblick in das Aufgabenfeld der Logistikbranche bekommen und so gezieltere Informationen an ihre Schülerinnen und Schüler weitergeben können. Zum einen soll dadurch gewährleistet werden, dass die Berufsbilder in der Logistik bekannter gemacht werden und das Image aufgebessert wird. In einem nächsten Schritt soll bspw. ein „Tag der offenen Tür“ organisiert werden, bei dem Schülerinnen und Schüler selbst, das Unternehmen kennen lernen können. Ein anderes größeres Unternehmen hat keine Schwierigkeiten, Nachwuchskräfte auf sich aufmerksam zu machen. Nahezu 500-600 Initiativ-Bewerbungen gehen jährlich bei dem Betrieb von Jugendlichen ein, die sich für eine Ausbildung interessieren. Gerade die besser qualifizierten Jugendlichen zieht es dann jedoch nach Absolvierung der Ausbildung bzw. innerhalb der ersten Berufsjahre doch wieder zur Fachhochschule oder zur Universität, da sie lieber noch ein Studium ergreifen, als bei der gleichen Firma dauerhaft tätig zu sein. Werden die Jugendlichen zu einem Vorstellungstermin eingeladen, so gibt es in größeren Unternehmen oft Tests zu Allgemeinwissen und logischem Denken, die die Eignung der Bewerber überprüfen. Tritt ein Jugendlicher seine Ausbildung an, durchläuft er alle Bereiche des Unternehmens, inklusive der Verwaltung und dem Messe-Segment. Einmal jährlich stellen die Auszubildenden ihre Arbeit auf dem internen Azubi-Tag vor und lernen so auch Vortrag und Kommunikation mit modernen Medien. 5.2.4. Ausbildungssituation in den Betrieben Wenn die Jugendlichen in einem Betrieb für die Ausbildung untergekommen sind, zeigen sich auch dort erhebliche Unterschiede. Viele Betriebe kümmern sich gut um die Auszubildenden, vor allem größere Unternehmen, die ganz andere Möglichkeiten und Ressourcen haben als kleine Unternehmen. Andere hingegen betreuen in eher geringem Umfang die Auszubildenden. Als ein Missstand kann beobachtet werden, dass viele kleine Betriebe zwar ausbilden, jedoch den Jugendlichen nicht alle nötigen Inhalte und Facetten des Logistikerberufes vermitteln können. Dies werde beispielsweise bei Bewerbungen von Jugendlichen deutlich, die zuvor in einem anderen Betrieb ausgebildet wurden,

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dort aber ihre Lehre abgebrochen haben, da sie nicht das volle Aufgabenspektrum einer/s Kauffrau/-mann für Spedition und Logistikdienstleistungen ausüben durften. Das Beispiel eines der befragten Unternehmen kann hier als Vorreiter aufgeführt werden: da es nicht alle Bereiche der Berufsbilder ausreichend bedienen kann, wird eine Ausbildung im Verbund des Konzerns angeboten. So ist gewährleistet, dass die erforderlichen Inhalte des Berufes in den jeweiligen Bereichen vermittelt werden können. Hiermit wurden gute Erfahrungen gemacht. Anders als in den meisten Unternehmen steigen in einem der befragten Betriebe oftmals auch ehemalige Auszubildende in Führungspositionen auf, die sonst eher von Akademikern besetzt werden. Da das Unternehmen sehr stark international agiert, insbesondere im wachsenden Markt Ostasiens, ist es auch gerne gesehen, nach der Ausbildung für einen gewissen Zeitraum im Ausland eine Stelle anzutreten. Bislang machen die potenziell dafür in Frage kommenden Mitarbeiter jedoch eher selten hiervon Gebrauch. In letzter Zeit häuft sich in mehreren Betrieben die Zahl der Schulpraktikanten/-innen, die für einen bestimmten Zeitraum im Unternehmen tätig sind. Diese werden jedoch nicht unbedingt als Ersatz für Auszubildenden gesehen. Entscheidender ist, dass in der Logistikbranche viel auf Zeitarbeiter und Zeitarbeiterinnen zurückgegriffen wird. Diese sind flexibel und nach Bedarf einzusetzen und sind oft ausreichend für verschiedene Tätigkeiten in der Branche qualifiziert. Hinzu kommt, dass die Zeitarbeit für viele Beschäftigte als eine Art Türöffner gesehen wird. Eine Übernahme nach ca. einem Jahr in den jeweils eingesetzten Unternehmen ist keine Seltenheit und wird von Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber positiv bewertet. Die Lobby der Logistikunternehmen am Standort Region Hannover ist teilweise umstritten. Zwar seien eine Reihe bedeutender Logistik-Unternehmen dort angesiedelt, diese sprächen aber in der Regel nicht mit einer Stimme und sähen sich gegenüber anderen Branchen bzw. großen „Platzhirschen“ wie TUI und Continental benachteiligt. Dies sei vor allem durch die Auslagerung der Logistik-Berufsaus-bildung an die berufsbildende Schule in Lehrte deutlich geworden. Dadurch sei es für Schüler, deren Wohnsitz westlich von Hannover ist, sehr schwierig, mit öffentlichen Verkehrsmitteln rechtzeitig zum Unterrichtsbeginn in der Schule zu erscheinen. Einige potenzielle Auszubildende hätten allein aus diesem Grund bereits die Ausbildung nicht antreten können.

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5.2.5. Rahmenbedingungen und Potenziale Vor allem die Wirtschaft sei nach Ansicht der überbetrieblichen Expertinnen und Experten gefragt in punkto Ausbildung. Hier gelte es bei entsprechenden Planungen auf politischer und wirtschaftlicher Seite, die berufsbildenden Schulen frühzeitig einzubeziehen. Die Region sei sich oftmals der hohen Potenziale der insgesamt 35.000 Schüler in diesem Segment nicht bewusst. Hier scheinen sich Wirtschaft und Schule gegenseitig Vorhaltungen zu machen. Ein entsprechendes Entgegenkommen erscheint unabdingbar. Die generelle Schaffung zusätzlicher Ausbildungsplätze wird von einigen Gesprächs-partnern kritisch eingeschätzt, da der „zu verteilende Kuchen nicht größer wird“. Es stelle sich vielmehr die Frage, ob tatsächlich neue Arbeitsplätze geschaffen werden oder es vielmehr zu einem bloßen Austausch kommt. Potenziale werden gesehen in den Ausbildungsberufen Fachkraft für Möbel-, Küchen- und Umzugsservice sowie Kaufmann/-frau für Spedition und Logistikdienstleistungen, da bisher in diesen Berufen nach wie vor unzureichend ausgebildet werde. In jüngster Zeit wird versucht auch verstärkt Frauen in Logistik- bzw. Verkehrsberufe zu integrieren. So werden Frauen beispielsweise zu Busfahrerinnen oder Reisebe-gleiterinnen ausgebildet. Hier sei die Initialzündung von Seiten der Betriebe ausgegangen, so dass durch Nachahme und Multiplikatoreneffekte ein Anstieg der weiblichen Auszubildenden erwartet wird. 5.2.6. Qualifikationsanforderungen an die Auszubildenden Generell muss aus Betriebssicht ein Auszubildender für eine erfolgreiche Ausbildung ein hohes Interesse am gewählten Beruf mitbringen sowie einen guten Realschul-abschluss. Häufig seien die Inhalte für geringer qualifizierte Bewerber zu komplex und anspruchsvoll. An persönlichen Eigenschaften sollten die Jugendlichen die üblichen kaufmännischen Kompetenzen Zuverlässigkeit, Offenheit, Teamfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Teamfähigkeit. Von Seiten der meisten der befragten Unternehmen werden Kundenorientierung und Zuverlässigkeit als wichtig erachtet. Dies gelte gleichermaßen für gewerbliche wie für kaufmännische Angestellte. Zusätzlich werden auch durch den bereits angesprochenen Megatrend der Globalisierung Anforderungen an die Qualifikation der Auszubildenden und Beschäftigten herangetragen. So wird durch den internationalen Geschäftsverkehr und Kundenkontakt die englische sowohl zunehmend osteuropäische Sprachen als Voraussetzung gesehen. Generell sei die Sozialkompetenz, die ein Auszubildender bzw. Mitarbeiter intern wie extern zeigt, sehr wichtig. Vor allem Verantwortungs-bewusstsein, Ausdauer, Belastbarkeit sowie Leistungsbereitschaft seien von Bedeutung, aber auch Einfühlungsvermögen bzw. eine gewisse Sensibilität in der Zusammenarbeit mit Kunden. Man müsse sich jedoch auch wehren können: Gerade in kleineren Betrieben komme es häufig vor, dass die Auszubildenden für Tätigkeiten

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eingesetzt werden, die nicht in ihrem Aufgabenbereich liegen. Dem sollte man nicht immer uneingeschränkt folgen. Trotz vermehrtem Technikeinsatz in den Lagern sei der Mensch unverzichtbar. Er müsse sich auf neuere Technologien einlassen und dementsprechend anders qualifiziert sein als noch vor einigen Jahren. Es sei festzustellen, dass IHK-Abschlüsse wieder mehr zählen und höherwertige Berufe mehr und mehr nachgefragt würden. Die Berufe der Logistikbranche haben für mehr als die Hälfte der Befragten einen enormen Imagewechsel vollzogen. Dies zeige sich eben auch in dem gestiegenen Anforderungsprofil. Kaufmännische und gewerbliche Tätigkeiten werden zu beiden Teilen verlangt. „Jeder Handgriff trägt zum Unternehmenserfolg bei“, so ein Unternehmensvertreter. Der veränderte Grad der Technisierung im Zusammenhang mit logistischen Tätigkeiten als auch die neuen Techniken im Bereich des Gabelstaplers erfordern ebenso wie Veränderungen in der Gesetzgebung (z.B. im Bereich Umgang Gefahrgut oder Ladungssicherung) spezifischere Kenntnisse. Hohe Qualitäts-ansprüche verlangen hohe Qualifikationsanforderungen. Heutzutage sei es wichtig, dass die Beschäftigten mitdenken, hoch motiviert sind und kundenorientiert handeln. War früher der kaufmännische Angestellte eher besser gestellt bzw. besser angesehen als der gewerbliche Mitarbeiter/Mitarbeiterin, so hat sich das Bild umgekehrt, so dass heute oftmals die gewerblichen Beschäftigten ein besseres Ansehen genießen. Das sei darauf zurückzuführen, dass sie mehr Tätigkeitsfelder abdecken, neben ihren alltäglichen Anforderungen ebenso kaufmännische Kompetenzen mitbringen müssen. So sei es fast an der Tagesordnung, dass die gewerblichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Tätigkeiten übernehmen, die vormals nur zum Aufgabenspektrum der kaufmännischen Angestellten gehörten (IT, Controlling etc.). Die Anforderungen beim Ausbildungs- bzw. Berufseinstieg in vielen Berufen steigen nach Ansicht der Befragten enorm. Es seien verwaltungsrechtliche und politische Regelungen in Niedersachsen dafür verantwortlich, dass die Suche und Vermittlung geeigneter Jugendlicher in Ausbildungsplätze sich künftig schwieriger gestalte als bisher. Hinzu kämen technische und organisatorische Anforderungen, die noch weiter steigen werden als bereits bisher. Vor allem die zweijährige Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik verlange sehr viel von den Auszubildenden und sei eher auf einer Stufe mit den kaufmännischen 3-jährigen Ausbildungsberufen zu sehen.

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6. Repräsentative Betriebsbefragung 6.1. Vorgehensweise Bei der schriftlichen Befragung von Betrieben der Logistikbranche in der Region Hannover bestand die Intention darin, von den direkt von Ausbildung betroffenen Akteuren zu erheben, wie ihre Erfahrungen und Sichtweisen zum Thema sind. Um eine möglichst hohe Rücklaufquote zu erhalten und die Möglichkeiten moderner Medien zu nutzen, war die Befragung als Mailing-Befragung konzipiert. Um von vorneherein eventuelle Fehlerquellen zu beseitigen, wurden in Frage kommende Betriebe soweit möglich angerufen und um eine E-Mail-Adresse (am besten persönliche) gebeten, an die der Fragebogen gesandt werden könne. Hierbei ergaben sich einige Schwierigkeiten: Auch wenn die Betriebe erreicht wurden, lehnten manche am Telefon eine Beteiligung an der Befragung ab: teils kategorisch, oftmals beklagten sie jedoch – ähnlich wie die Befragen der Experteninterviews – eine allzu starke Belastung aufgrund der Teilnahme an Umfragen. Viele Unternehmen gaben zudem an, grundsätzlich nicht am Thema Ausbildung interessiert zu sein – obwohl gerade diese Betriebe für eine Untersuchung besonders aufschlussreich hätten sein können. Nach dieser Vorab-Bereinigung stand eine Betriebsliste mit einer Grundgesamtheit von 158 Betrieben zur Verfügung. Diese wurden per Mail angeschrieben und um die Beantwortung Fragebogens gebeten. 23 Betriebe haben letztlich den Fragebogen ausgefüllt zurückgesandt, was einer Rücklaufquote von 14,6% entspricht. Dieser Wert ist im Vergleich mit anderen Studien als guter Durchschnitt zu sehen. Enttäuschend ist lediglich, dass bereits im Vorfeld so wenig Betriebe bereit waren, sich an der Untersuchung zu beteiligen. Bei ihnen scheint das Thema Ausbildung nur bedingt auf Echo zu stoßen. 6.2. Zentrale Ergebnisse 6.2.1. Charakteristika der Betriebe Von den 23 Betrieben die geantwortet haben sind die meisten verhältnismäßig groß. 7 haben 50-249 Beschäftigte, 8 Unternehmen sogar 250 und mehr Mitarbeiter.

50-249 Beschäftigte

30% (7)

10-49 Beschäftigte

26% (6)

1-9 Beschäftigte

9% (2)

250 und mehr

Beschäftigte35% (8)

Abbildung 11: Anzahl der Beschäftigten in den befragten Betrieben (n=23)

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Dies weist auf das hin, was bereits von den interviewten Experten bekundet wurde: die größeren Betriebe haben viel mehr Möglichkeiten, sich um Auszubildende zu kümmern. Sie haben Angestellte, die sich ausschließlich mit dem betrieblichen Nachwuchs beschäftigen und sich somit wahrscheinlich auch eher für eine Befragung wie die vorliegende interessieren und überhaupt die Zeit für eine Teilnahme finden. Was die Zuordnung zu den verschiedenen Logistikteilbranchen anbelangt, so rechneten sich die meisten der Transportlogistik oder der Lager- und Distributions-logistik zu, nur 3 der Verkehrslogistik und keiner der befragten zählt seinen Betrieb zur IuK-Logistik oder zur Entsorgungslogistik.

Transport-logistik

56% (13)

Lager- u. Distribu-

tionslogistik26% (6)

sonstige Bereiche9% (2)

Verkehrs-logistik9% (2)

Abbildung 12: Zuordnung zu verschiedenen Logistikteilbranchen (n=23) Ein solches Bild war bereits aus den Expertengesprächen wie auch aus der Sekundäranalyse zu erwarten. Damit ist auch in der Folge verbunden, dass die meisten Aussagen über den komplexen Sektor Logistik in erster Linie für die Transportlogistik wie auch die Lager- und Distributionslogistik gelten, in der Regel jedoch verallgemeinerbar sind und eine weitere Aufsplittung wenig sinnvoll erscheint. Bereits im Laufe der Sekundäranalyse hatte sich herausgestellt, dass das Festhalten an den verschiedenen Teilbranchen sich oftmals schwierig gestaltet, da die Grenzen fließend sind. 6.2.2. Qualifikationsanforderungen an die Auszubildenden Alle 23 befragten Betriebe geben an, dass die Qualifikationsanforderungen in den vergangenen Jahren generell gestiegen sind. Bei der Befragung wurde weiter unterschieden zwischen technischen, sozialen, organisatorischen und kauf-männischen Anforderungen. Am stärksten nehmen demnach (jeweils 20 Nennungen ≅ 87%) die technischen wie die organisatorischen Anforderungen zu, gefolgt von den

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sozialen Anforderungen (18 Nennungen ≅ 78%) und den kaufmännischen Anforderungen (15 Nennungen ≅ 65%). Dieser Anstieg aus Sicht der Betriebe deckt sich mit den Ergebnissen der Sekundäranalyse und der Expertenbefragung. Bereits dort wurde festgestellt, dass die Auszubildenden in den untersuchten Bereichen mit mehr und immer komplexer werdenden Aufgaben betraut sind. 6.2.3. Stellenwert der Ausbildung in den Betrieben Von den 23 Betrieben geben 17 an selbst auszubilden, die meisten davon (13) bereits seit über 10 Jahren. Sie zählen somit zu jenen Betrieben, für die von jeher die Ausbildung die wichtigste Strategie zur Rekrutierung der eigenen Fachkräfte darstellt. Die Bandbreite der Berufe, in denen die Unternehmen ausbilden, stellt sich dabei wie folgt dar:

Absolut ProzentFachlagerist/-in 2 5,6Fachkraft für Lagerlogistik 8 22,2Kaufmann/-frau für Spedition und Logistikdienstleistung 13 36,1Kaufmann/-frau für Bürokommunikation 3 8,3Fachkraft für Möbel-, Küchen- und Umzugsservice 2 5,6Berufskraftfahrer/-in 2 5,6sonstige Ausbildungsberufe 6 16,7 Abbildung 13: Ausbildungsberufe in den befragten Betrieben Die Verteilung der Häufigkeiten deckt sich exakt mit den Zahlen, die in der Sekundäranalyse dargestellt sind. Die Kaufleute für Spedition- und Logistik-dienstleistungen sind mit Abstand vorne (sie werden in 13 der 17 ausbildenden Betriebe ausgebildet), gefolgt von den Fachkräften für Lagerlogistik, den Fachlageristen und den Berufskraftfahrern. Als Gründe für die Ausbildung standen den Betrieben mehrere Aussagen zum Ankreuzen zur Verfügung. Hier werden insbesondere die gezielte Nachwuchs-förderung genannt (in 16 von 17 ausbildenden Betrieben wichtig), die gute Erfahrung mit der Ausbildung sowie das Problem, auf dem Arbeitsmarkt keine geeigneten Arbeitskräfte zu finden. Dieses Ergebnis zeigt umso mehr den Stellenwert der Ausbildung für die Betriebe. Insbesondere die Erkenntnis, dass sie gute Erfahrung mit der Ausbildung gemacht haben, sollte andere Betriebe anstecken, sich noch einmal intensiv mit dem Thema zu beschäftigen und vielleicht doch über eigene Ausbildung nachzudenken. Von den befragten 23 Betrieben gaben jedoch auch 6 an, dass sie bislang nicht ausbilden und auch zu einem früheren Zeitpunkt nicht ausgebildet haben. Hier gibt

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es interessanterweise nicht einen signifikanten Grund, von den Antwortmöglichkeiten werden mehrere als Gründe angegeben. Unser Betrieb bildet nicht aus, weil...

Absolut Prozentwir keine geeigneten Ausbildungsberufe kennen 1 10,0%wir über keinen geeigneten Ausbilder verfügen 1 10,0%wir nicht alle geforderten Fähigkeiten der Ausbildungsverordnungen vermitteln können 3 30,0%der zeitliche und personelle Aufwand für uns zu hoch ist 1 10,0%wir bevorzugt Fachkräfte mit Berufserfahrung einstellen 2 20,0%Sonstiges 2 20,0% Abbildung 14: Gründe, nicht in Logistikberufen auszubilden Auffällig ist lediglich, dass 3 der 6 Betriebe angeben, nicht alle geforderten Fähigkeiten der Ausbildungsverordnungen vermitteln zu können. Hier würde es sich insbesondere anbieten, das Thema „Ausbildung im Verbund“ weiter bei den Betrieben bekannt zu machen. Womöglich würden einige Betriebe unter diesen Bedingungen ihre Entscheidung noch einmal überdenken. 6.2.4. Verbesserungswünsche aus Betriebssicht Abschließend wurde im Fragebogen erhoben, was sich die Betriebe hinsichtlich Ausbildung wünschen, um eventuell bestehende Schwierigkeiten abzubauen. Die folgende Tabelle zeigt das Ergebnis dieser Frage auf, was gleichzeitig wichtige Erkenntnisse für die Formulierung der Handlungsempfehlungen liefert: Unser Betrieb wünscht sich...

Absolut ProzentUnterstützung bei der Bewerbersuche und -auswahl 4 8,9%Informationen über neue Berufsbilder 4 8,9%Entlastung bei administrativen Arbeiten 3 6,7%mehr Kooperation mit anderen Betrieben 8 17,8%Unterstützung bei auftretenden schulischen Problemen 6 13,3%Unterstützung der Auszubildenden bei der Prüfungsvorbereitung 6 13,3%Unterstützung bei Problemen/Konflikten im Betrieb 1 2,2%Sonstiges 3 6,7%Frage nicht beantwortet 10 22,2% Abbildung 15: Betriebliche Wünsche zum Thema Ausbildung Es wird deutlich von Seiten der Betriebe auf Verbesserungsbedarfe hingewiesen. Allen voran wünschen sich die befragten Unternehmen in Bezug auf die Ausbildung

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eine stärkere Kooperation mit anderen Betrieben. Dieses Ergebnis mag vielleicht überraschen, da das Thema „Ausbildung im Verbund“ keineswegs neu ist; es ist jedoch bislang nicht ausreichend bis zu den Betrieben vorgedrungen. Häufig liegt das Problem bei der Umsetzung in der Praxis, positiv ist in jedem Fall aber das Interesse von Betriebsseite zu werten, das als Grundlage gesehen werden muss. Weiterhin wird von den Betrieben Unterstützung der Auszubildenden bei der Prüfungsvorbereitung gewünscht. Hier stellt sich die Frage, wer hierfür in die Verantwortung zu ziehen ist. Bereits heute gibt es ausbildungsbegleitende Hilfen oder Prüfungsvorbereitungskurse bei den Kammern, die evt. noch stärker zu nutzen sind. Bezüglich der Unterstützung bei der Bewerbersuche und -auswahl sowie des Angebots von geeigneten Informationen über neue Berufsbilder, die von den Betrieben weiterhin als wünschenswert geäußert werden, gibt es bereits heute eine Reihe von Möglichkeiten. Das externe Ausbildungsplatzmanagement nimmt zu, zahlreiche Institutionen haben es sich zum Ziel gesetzt, die Unternehmen bei der Informationssuche zu unterstützten und ihnen bei der Rekrutierung, der Anstellung und darüber hinaus unter die Arme zu greifen. Die Betriebe könnten hier stärker auf vorhandene Angebote zurückgreifen, als sie das vielleicht bislang tun.

7. Zusammenfassung und Handlungsempfehlungen Abschließend werden im vorliegenden Kapitel die beiden Teile der Potenzialanalyse in ihren Kernaussagen zusammengefasst und entsprechende Handlungs-empfehlungen formuliert. Diese sollen für alle relevanten Akteure in der Region Hannover als Handlungsgrundlage dienen. Auf überbetrieblicher Seite sind dabei vor allem Vertreterinnen und Vertreter von Logistik-Verbänden, die Wirtschaftsförderung, die Industrie- und Handelskammer, die Berufsbildungszentren des Verkehrs-gewerbes, regionale Arbeitsagenturen sowie die berufsbildenden Schulen gefragt. Auf betrieblicher Seite sollen insbesondere die Logistik-Unternehmen (v.a. Personal-/ Ausbildungs-verantwortliche, Auszubildende von KMU) in der Region Hannover profitieren. 7.1. Branchen- und Ausbildungspotenziale Logistik in der Region Hannover im

Überblick Wachstumspotenziale in der Logistik Der Strukturwandel von der Produktionsorientierung zur Dienstleistungsorientierung war für die Region Hannover in den vergangenen Jahren bezeichnend. Heute ist die Region Hannover der bedeutendste Wirtschaftsraum Niedersachsens. Insbesondere die günstige infrastrukturelle Anbindung und die damit verbundene Funktion als

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Verkehrs- und Distributionsdrehscheibe bietet enorme Potenziale für ein Wachstum der Logistikbranche. Megatrends: Globalisierung, Neue Technologien, Outsourcing Für die Logistikbranche in der Region Hannover kann ein Wachstum prognostiziert werden. Sie bietet vor allem gute Chancen für Logistikdienstleistungen, die eindeutig von der Outsourcing-Welle profitieren und vor allem durch das Anbieten von Value-Added-Services ihre Marktanteile auch künftig ausbauen können. Daneben zeichnen sich als wichtigste Trends der Bedeutungszuwachs neuer Technologien (insbesondere Automatisierung) sowie die Globalisierung dar, was Konzentrationsprozesse auf wenige große Logistikdienstleister in der Region Hannover begünstigen könnte. „Umschichten“ von Beschäftigung durch Outsourcing Trotz eines prognostizierten Wachstums von Investitionen und Beschäftigung ist es jedoch zumindest strittig, ob es wirklich zu mehr Ausbildungs- und Arbeitsstellen kommt. Häufig erfolgt, insbesondere durch das bereits angesprochene Outsourcing, ein bloßes Umschichten der Beschäftigung. Ehemals in großen Industrie-unternehmen beschäftigte Logistiker finden nun eine Beschäftigung bei einem externen Logistikdienstleistungsanbieter. Die Logistik kann somit nicht als Jobmotor per se gelten. Dies zeigt sowohl die Sekundärauswertung wie auch die Aussagen der befragten Logistikfachleute. Niedrige Auszubildendenquote (gesamt) Die Ausbildungssituation über alle Berufe hinweg zeichnet in der Region Hannover ein eher negatives Bild. Im Zeitraum von 1997 bis 2006 liegt eine niedrige und kontinuierlich zurückgehende Auszubildendenquote vor, es gibt stetig weniger Bewerberinnen und Bewerber und auch weniger gemeldete Berufsausbildungs-stellen. Erst ab 2006 steigt die Auszubildendenquote. Es bleibt zu beobachten, ob sich dieser Trend fortsetzen kann. Neue Berufsbilder und steigende Nachfrage nach Auszubildenden Die Ausbildung in Logistikberufen hat sich in den vergangenen Jahren geändert, wofür in erster Linie neue und modernisierte Berufsbilder verantwortlich sind. Statistisch gesehen scheint die Attraktivität der Branche bei den Jugendlichen gewachsen: Es gibt mehr Auszubildende in vielen Logistikberufen in der Region Hannover, gleichzeitig wird auch von den Betrieben ein weiterhin wachsender Bedarf artikuliert.

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Widersprüchlicher Trend zu gering Qualifizierten und höheren Qualifikationsanforderungen Innerhalb der komplexen Logistikbranche bilden die Transportlogistik und Lager- und Distributionslogistik die größten Teilarbeitsmärkte. Besonders in diesen beiden Branchen, aber auch darüber hinaus, ist ein Trend zu mehr gering Qualifizierten zu beobachten. Dies ist jedoch unvereinbar mit den wachsenden Qualifikations-anforderungen, die sowohl für die Beschäftigten, aber auch für die Auszubildenden von Bedeutung ist. Wachsende technische Anforderungen, hohe soziale Anforderungen, organisatorisches Verständnis und fachliches Know-How als Voraussetzung werden durchweg in allen Studien wie auch von den befragten Experten genannt. Dieser Anstieg deckt sich auch mit der Sicht der Betriebe: Auch hier wurde festgestellt, dass die Auszubildenden in den untersuchten Bereichen mit mehr und immer komplexer werdenden Aufgaben betraut sind. Ausbildung als Rekrutierungsstrategie Da viele Unternehmen in der Vergangenheit Probleme hatten, geeignete ausgebildete Arbeitskräfte auf dem Arbeitsmarkt zu finden, wurde für sie die Ausbildung immer wichtiger. In jüngster Zeit wird versucht auch verstärkt Frauen in Logistik- bzw. Verkehrsberufe zu integrieren. Bei der Rekrutierung für einen Ausbildungsplatz zeigen sich erhebliche Unterschiede. Rekrutierungsprobleme aufgrund fehlender Arbeitgeberattraktivität Kleine Unternehmen haben schon heute oftmals Probleme geeignete Jugendliche zu finden. Dies liegt oft an vermeintlich mangelnder Attraktivität, aber auch an schlichtweg fehlendem Nachwuchs aufgrund des demografischen Wandels, der diesen Umstand künftig wohl noch verstärken werde. Andere Unternehmen haben hingegen keine Schwierigkeiten, entsprechenden Nachwuchs auf sich aufmerksam zu machen. Fachkräftemangel durch demografische Entwicklung Auch durch die demografische Entwicklung scheinen sich die Bedingungen für den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt in der Region Hannover als eher schwierig darzustellen. Ein langfristiger Rückgang der Bevölkerung, die Verschiebung der Altersstruktur zugunsten Älterer und eine Schrumpfung der Zahl der Jugendlichen, die potenziell für eine Ausbildung zur Verfügung stehen, sind hier an erster Stelle zu nennen. Erfolg versprechendes Modell Verbundausbildung Weil ein Unternehmen nicht alle Bereiche der Berufsbilder ausreichend bedienen kann, wird eine Ausbildung im Verbund des Konzerns angeboten. So ist gewährleistet, dass die erforderlichen Inhalte des Berufes in den jeweiligen Bereichen vermittelt werden können. Hiermit wurden gute Erfahrungen gemacht,

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wenn es bislang auch nur wenige Beispiele gibt. Gerade, da viele Unternehmen den Wunsch nach einer vernetzten Ausbildung äußern, sollte hiermit aktiv geworben werden. Imageverbesserung durch ganzheitlichen Aufgabenzuschnitt in neuen Berufsbildern Das Image der Logistikberufe hat sich geändert. War früher der kaufmännische Angestellte eher besser gestellt bzw. besser angesehen als der gewerbliche Mitarbeiter/Mitarbeiterin, so hat sich das Bild umgekehrt, so dass heute oftmals die gewerblichen Beschäftigten ein besseres Ansehen genießen. Das ist nach Angaben der Experten darauf zurückzuführen, dass sie mehr Tätigkeitsfelder abdecken und neben ihren alltäglichen Anforderungen ebenso kaufmännische Kompetenzen mitbringen müssen. So sei es fast an der Tagesordnung, dass die gewerblichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Tätigkeiten übernehmen, die vormals nur zum Aufgabenspektrum der kaufmännischen Angestellten gehörten (IT, Controlling etc.). 7.2. Handlungsempfehlungen für ausgewählte Akteure In der Untersuchung wurde die zunehmende Bedeutung der Logistikbranche und auch Potenziale für die Erschließung zusätzlicher Ausbildungsplätze deutlich. Welche weitere Aktivitäten dazu beitragen könnten, die vorhandenen Potenziale zu nutzen und bestehende Hemmnisse abzubauen, wird in den folgenden Handlungsempfehlungen aufgeführt:

1. Neue Technologien werden in allen Logistikfeldern künftig noch stärkeren Einzug

halten. Es ist erforderlich, die entsprechenden Anforderungen an die Nutzung der verschiedenen Technologien frühzeitig in die Curricula der Berufsbildenden Schulen zu integrieren. Hierzu ist eine enge Abstimmung zwischen Schule, Wirtschaft, Berufsbildungszentren des Verkehrsgewerbes, IHK und der Region Hannover notwendig.

2. Die positive Logistik-Marktentwicklung, zu einem großen Teil verursacht durch

den Trend zum Outsourcing, bietet hervorragende Möglichkeiten für die Region Hannover. Es gilt, die günstige Lage als Verkehrs- und Distributionsdrehscheibe weiter zu bewerben, wie es bereits durch die Logistikinitiative Niedersachsen geschieht. So kann die Region Hannover von Ansiedlungen und Niederlassungen von Logistikdienstleistern profitieren. Ihr selbst kommt dabei die Aufgabe zu, günstige Rahmenbedingungen zu schaffen.

3. Trotz der positiven Entwicklung sollten sich die Verantwortlichen nicht von den

vermeintlichen Beschäftigungszuwächsen blenden lassen. Diese resultieren wie dargelegt häufig lediglich aus Umschichtungsprozessen. Ein Arbeits- und Ausbildungsmarktmonitoring, initiiert und begleitet von regionalen Arbeits-

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agenturen, IHK und der Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung der Region Hannover bildet die Voraussetzung für passgenaue Aktivitäten. Ein solches Monitoring könnte auf die vorliegende Untersuchung aufbauen.

4. Unterstützungsangebote für KMU müssen noch stärkeres Gewicht bekommen.

Besonders kleine Unternehmen tun sich häufig schwer, qualifizierte Jugendliche für sich zu interessieren und vor allem diese zu mittel- oder langfristig zu binden. Die aktive Bewerbung der Vorteile einer Ausbildung in einem kleineren Betrieb (Einblick in viele verschiedene Aufgabenbereiche, hohe Verantwortung, eigene Zuständigkeiten etc.) gilt es auszubauen. Hier sind die Betriebe selbst und in Vertretung durch die Kammern sowie die Berufsbildenden Schulen in der Verantwortung. Die kleinen Betriebe sollten selbst verstärkt in die Schulen gehen und für ihre Ausbildungsberufe werben. Eine Berufsinformationsbörse, wie es sie mit „enjoy logistics“ bereits in der Region Hannover gibt, ist hier sicher als vorbildlich zu werten.

5. Da viele Jugendliche durch ein Schulpraktikum in einem Logistikbetrieb auf einen

entsprechenden Beruf überhaupt erst aufmerksam geworden sind, ist es wichtig, ausreichend Praktikantenplätze, vor allem für Schülerinnen und Schüler, aber auch EQJ-Plätze zur Verfügung zu stellen. Diese dürfen jedoch nicht als Ersatz für Auszubildende eingesetzt werden, sondern zusätzlich. Die Betriebe sind hier zur engen Abstimmung mit den Schulen aufgefordert. Vielfach gibt es bereits auch schon Praktikumsstellen, jedoch werden diese insbesondere für die Berufe mit schlechterem Image oder geringerem Bekanntheitsgrad nicht ausreichend kommuniziert bzw. beworben, um wirklich interessierte Schülerinnen und Schüler zu gewinnen.

6. Kenntnisse über die Auswirkungen des demografischen Wandel müssen den

Unternehmen noch stärker vermittelt werden. Es gilt die Ausbildung als eminent wichtige Strategie zur Rekrutierung und langfristigen Marktfähigkeit zu erkennen. Entsprechende Konzepte für KMU liegen bereits vor, finden in der Praxis bislang jedoch nicht ausreichend Beachtung. Die öffentlichkeitswirksame Vermarktung von Beispielen guter Praxis kann Unternehmen sensibilisieren und Breiten-wirksamkeit erzeugen.

7. Die Bedingungen für eine Ausbildung in kleinen Unternehmen müssen verbessert

werden. Es ist entscheidend, klare Richtlinien zur Vermittlung der Berufsinhalte zu erlassen und die Einhaltung dieser auch zu gewährleisten. Nur so kann gesichert werden, dass die gestiegenen Anforderungen auch tatsächlich von den Auszubildenden zu bewältigen sind. Hier stellt sich die Frage, inwieweit das Bundesinstitut für Berufsbildung auf diese Entwicklung reagieren kann.

8. Das Thema „Ausbildung im Verbund“ wurde von vielen Betrieben als eine gute

Idee erachtet, wenngleich sie in der Praxis bislang nicht ausreichend genutzt

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wird. Dem könnte entgegengewirkt werden, wenn bereits vorhandene Betriebe ihre guten Erfahrungen als „Good-Practice“-Beispiele bekannt machen. Einrichtungen, die externes Ausbildungsmanagement anbieten und zwischen verschiedenen Betrieben vermitteln, sollten deshalb stärker gefördert werden.

9. Die Unternehmen sollten ihre Bedarf an Qualifikationen frühzeitig an die Schulen

bzw. Bildungsträger weitergeben, damit diese Einzug in den Schulunterricht finden können. So wird beispielsweise von den Betrieben gefordert, stärker als bisher auch „soft skills“ zu vermitteln, da diese als Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Ausbildung und anschließende Übernahme erachtet werden.

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