ausbl 83 Rolf 16 -...

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Für Sie kostenlos zum Mitnehmen AUSBLICK Arbeitsgemeinschaft der VHS REGION Lüneburg 21. Jahrgang 1/2011 Nr. 83

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Für Sie kostenlos zum Mitnehmen

A u s b l i c kArbeitsgemeinschaft der VHS REGION Lüneburg

21. Jahrgang

1/2011

Nr. 83

2 Ausblick

I n h a l t / K e n n e n S i e ?

Kennen Sie . . . Von Waltraut Peter

InhaltKennen Sie . . . 2Hauptsache Musik 2Schulen für Afrika 4Mi mañana 5Generation Ehrenamt 6Der Bürgerverein als Förderer und Forderer 6Hommage an meine Lehrerin Gerda Kersten 8Docendo discimus - Indem wir lehren, lernen wir 8Willkommen in der heilen Welt 9Ausbildung? Klasse! 10Meine kleine Privatschule 10Heute ist nicht mehr wie gestern 12Ein unverhofftes Dankeschön 13Vier Thesen zur Sarrazin-Debatte 14Zwei Schicksale 15Alkohol – Freund oder Feind? 16Opa als Stiefelknecht 17Lüneburgs heldenhafter „Bäcker“ 17Was wollte Kant und was bedeutet er heute? 18Ich will! 19Bewegung als Wohlfühlhilfe 20Mitten im Leben 20Blumenwelt 21Gedanken zum neuen Jahr 21Alma 22Alkohol – das falsche Konfliktlösungsmittel 23Neue geriatrische Abteilung 24Im Alter selbstbestimmt zu Hause 24Perlentauchen 25Spinnefeind 25Rechtsberatung für Senioren 26Spiel- und Bewegungsplatz für Jung und Alt 26Erfahrungen eines Leseförderers 27Wellness und Romantik 28Wie erklärt man einer Frau was eine Verknüpfung ist? 30Männer und Frauen 31Wo der AUSBLICK kostenlos für Sie ausliegt 3110 Jahre Theater im e.novum 32Die beste aller möglichen Welten 32

Lüneburgs heldenhaften „Bäcker“? Auflösung siehe Seite 17

Foto: Peter

Diese Initiative des Kultusministeriums in Hannover wird in öffentlichen Schulen zunehmend aufgegriffen, um in-

strumentale Ausbildung und Musizieren im Orchester in den regulären Musikunterricht zu bringen. Diese Idee ist nicht neu. In den Latein- und Gelehrtenschulen des 17. Jh. wird der Mu-sikausübung große Aufmerksamkeit gewidmet. In einer Weimarer Schulordnung von 1612 steht: „Etzliche andere [Schüler] übe mann in lieblicher und sanff-ter, darmit die ohren nicht müde werden, instrumental Music, dorzu die Organisten in der statt oder auch andere personen kondten gebrauchet auch ihnen deßwegen zue ihrer besoldung etwas zuegelegt werden.«[Handbuch der Musikpädagogik, Bd. 2: Instrumental- und Vokalpädagogik, l. Grundlagen, Kassel, Basel, u.a. 1993]

Diese Idee wird bundesweit seit Mitte der 90er Jahre in den so genannten Bläserklassen verwirklicht. Der Musikunterricht in einer solchen Bläserklasse konzentriert sich konsequent auf das eigene Musizieren im Ensemble und folgt damit der pädago-gischen Idee, dass die Praxis das tragende Fundament für das Verständnis von Musik ist. Der praktischen Musiziererfahrung folgt die intellektuelle, analytische Auseinandersetzung mit Musik. Das Erlernen eines Instrumentes ist eine Erfahrung, von der ein Schüler ein Leben lang profitiert. Erlernt er das Spielen gemeinsam mit anderen, wie es in den Bläserklassen geschieht, fördert das Tugenden wie Selbstvertrauen, Rücksichtnahme, Selbstmotivati-on, Disziplin, Genauigkeit und Ausdauer in besonderem Maße.Teamfähigkeit wird als wichtige Schlüsselqualifikation spielerisch erworben; einander zuhören und sich gegenseitig unterstützen sind bleibende und prägende Erfahrungen. Letztlich ist das auch Prävention von Gewalt und eine Immunisierung gegen Sinnleere. Damit erfüllt eine Bläserklasse einen drängenden gesellschaftli-chen Ausgleich.

Hauptsache Musik

Von Hartmut Singer

Titelfoto:

Bläserklasse des 5. Schuljahrgangs der Wilhelm R aa beschule mit ihrem Lehrer Hartmut Singer, (Ausschnitt)Foto: Balzer

Ausblick 3

E d i t o r i a l

Liebe Leserinnen und Leser,

der Winter nähert sich dem Ende und wir blicken hoffnungs- und sehnsuchtsvoll auf den nahenden Frühling. Jürgen Fuchs hat sich seine eigenen Gedanken für diese Jahreszeit gemacht:

Jetzt ist es März Jetzt ist es März Und Lili Mit ihrem blauen Etwas zu großen Anorak Wirft sich ins gelbe Wintergras Und was Wird im Mai werden?

Wir haben uns diesmal wieder große Mühe gegeben, für Sie eine interessante, lebendige und vielfältige Ausgabe zu erstellen mit einem breiten Spektrum zu unserem Thema.: Fördern und Fordern.

Hermann Hummel-Liljegren hat in seinem Beitrag in vier Thesen neue und alte Aspekte zur Sarrazin-Debatte zusammengefasst und klärt uns weiter über den Philosophen Kant auf. Gea Schlotthaus berichtet über ihre kleine Privatschule und ein Projekt in Ecuador: Mi mañana. Peter Wilke zeigt in seinem Artikel, wie durch persönlichen Einsatz mit Hilfe von Initiativen Schulen für Afrika gebaut werden können. Ein Betroffener schreibt über sein Alkoholproblem und Gerhard Wollenweber fragt: Alkohol - Freund oder Feind? Das ist nur eine kleine Auswahl. Selbstverständlich gibt es wieder eine Computerseite und Buchbesprechungen.Wir hoffen, dieser AUSBLICK ist uns gelungen, auch dank Ihrer Mitarbeit. Gern erwarten wir Ihre Leserbriefe mit Ihren Ideen und Kommentaren. Im Namen der RedaktionIhre Brigitte Hempel

Die gesamte Bläserklasse in Aktion, der Spaß an der Musik war zu spüren, Foto: Balzer

4 Ausblick

T h e m a

Im Herbst 1982 trat ich in die Dienste der Hamburger Reederei „Chemikalien Seetransport“, genannt CST.

Zu diesem Zeitpunkt steht das Unternehmen kurz vor der In-solvenz und kann nur durch den Verkauf von vier Schiffen ge-rettet werden. Als ich nach 25 Jahren als Kapitän bei CST in den Ruhestand gehe, ist es ein prosperierendes Unternehmen mit 37 Schiffen, die Ölprodukte, Chemikalien und Gase über alle Weltmeere transportieren.

Was geschah in all diesen Jahren in der 1968 gegründeten Firma?

1982 übernimmt Peter Krämer die Reederei von seinem Vater. Der umtriebige Reeder und Jurist baut das Unternehmen zu ei-ner führenden, international bekannten Tankschiffreederei aus.Er glaubt daran, die Welt lasse sich zum Guten verändern. Er for-dert eine Elite, die nach menschlichen und christlichen Vorgaben handelt. Er geißelt den Geiz und die Gleichgültigkeit der Reichen.2003 gründet er zusammen mit prominenten Kriegsgegnern als Folge seiner öffentlichen Opposition gegen den Irakkrieg die „Hamburger Gesellschaft zur Förderung der Demokratie und des Völkerrechts“. Seinen Schiffen gibt er Namen wie „Sophie Scholl“, „Hans Scholl“ oder „Simon Bolivar“. Die Namensgebung „Nelson Mandela“ scheitert an juristischen Problemen, aber durch Kontakt zu Nelson Mandela entsteht 2004 Dank seiner Millionenspende die Initiative „Schulen für Afrika“, denn nirgendwo auf der Welt sind die Kinder so stark bei der Bildung benachteiligt wie dort. Laut UNICEF gehen nicht mal 40 % der Kinder zur Grundschule. Grund sind zu wenig Schulen und Lehrer und auch Kinderarbeit

durch Armut.Es entsteht ein Gemeinschaftsprojekt von UNICEF, der „Nelson Mandela Stiftung“ und der „Hamburger Gesellschaft zur Förde-rung der Demokratie und des Völkerrechts“. UNICEF kümmert sich um den Bau von Schulen und Lehrerbildung. „Bildung ist der Zugang zu Freiheit, Demokratie und Entwicklung“ beschreibt Nelson Mandela die nachhaltige Wirkung, die die Aktion „Schu-len für Afrika“ auf die Partnerländer und den ganzen Kontinent ausübt.2005 motiviert Peter Krämer mit einer weiteren einzigartigen Spendenaktion viele Menschen zum Mitmachen: Er verspricht, jeden gespendeten Euro, der innerhalb eines Jahres für „Schulen für Afrika“ eingeht, zu verdoppeln, bis zu einem Betrag von drei Millionen. Und er hält sein Wort. So erhält UNICEF Deutschland die größte Einzelspende eines Privatmanns. Bisher hat er fünf Millionen Euro in sein Projekt gesteckt. Die Initiative konnte bisher mehr als 700 Schulen bauen, Lehrer weiterbilden, Brunnen bohren und sanitäre Einrichtungen errichten. Viele der Schulen hat der Reeder schon persönlich besucht.In seinem Büro hängt ein Foto: Nelson Mandela und er, Hand in Hand. „Was wollen Sie mir sagen“, hat der Freiheitskämpfer Südafrikas ihn damals gefragt. Seine Antwort: „Sie sind der Vater Südafrikas, aber ich möchte, dass Sie durch mein Projekt der Vater von ganz Afrika werden“.Mit ein wenig Stolz kann ich sagen, dass auch ich mit meinem langjährigen, bedingungslosen Einsatz für CST zum Bau von Schulen in Afrika beigesteuert habe.

Sports for Peace Gala, Johannesburg, 01.07.2010, Von rechts: Ban Ki-moon, UN-Generalsekretär; Jaka Bizilj, Gründer von „Sports for Peace“; Frau Ban, Peter Krämer, Gründer von „Schulen für Afrika“, Foto: Wikipedia

Schulen für AfrikaVon Peter Wilke

Frühlingsboten, Foto:Kannengießer

Ausblick 5

T h e m a

Nie hätte ich gedacht, dass ich einmal eine Reise nach La-teinamerika machen würde und noch dazu eine, die von

einer Einheimischen geplant und geführt wurde. Unsere Freundin und ihr Mann luden uns zu einer dreiwöchi-gen Reise in ihr Heimatland Ecuador ein. Sie lebt seit 45 Jahren mit ihrer Familie in Lüneburg, aber alljährlich fliegt sie in ihre südamerikanische Heimat, um ihre weit verzweigte Familie zu besuchen. Im Frühjahr 1990 nahm sie uns mit. Ecuador ist ein wunderschönes Land, mit nahezu unberührten Pazifikstränden, den imposanten Anden und malerischen Dör-fern und Städten. Wir sahen sehr viel von diesem schönen Land, aber wir nahmen auch den krassen Gegensatz zwischen Arm und Reich wahr.In Guayaquil, der größten Stadt des Landes, sah ich mehrmals kleine magere Indio- Jungen im dichten Verkehr stehen, die aus röhrenförmigen Plastiktüten Mandarinen zum Verkauf an-boten. Sie wohnten vermutlich in den Favelas, den Armenvier-teln am Stadtrand, in Häusern aus Kistenbrettern, Plastiktüten und Wellblech, die auf Stelzen aus Bambus in das Sumpfdelta des Flusses Guayas zusammengezimmert waren. Die sanitären Verhältnisse sind dort unvorstellbar primitiv.Als ich einmal zu Fuß einen Gang durch die Stadt machen wollte, rieten mir unsere Freunde dringend ab, weil die Krimi-nalitätsrate sehr hoch sei. Sie selbst würden nur mit dem Auto in die Stadt fahren. Ihre Häuser hatten sie zur Straße hin mit Mauern und Eisengittern gesichert. In manchen Wohnvierteln der Reichen hatten die Hausbesitzer sogar kleine Häuschen er-richtet, in denen Wachmänner nachts Schutz vor Einbrechern bieten sollten.Unsere Freundin, deren Familie zu den Wohlhabenden des Landes

gehört, konnte und kann an dem Elend und der Benachteiligung vor allem der Indios nicht vorbeisehen.Sie gründete den Freundeskreis „Mi mañana“ (mein Morgen, meine Zukunft), dessen Ziel es ist, die Kinder und Jugendlichen aus den armen Familien in dem ehemaligen Fischerdorf Posorja am Pazifik zu fördern; vor allem ihnen einen Schulbesuch und damit eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Viele ihrer deutschen Bekannten und Freunde wurden Mitglieder in „Mi mañana“. So auch wir. Von den erbetenen Spendengeldern ließ unsere Freundin zunächst einen Kindergarten, dann eine Schule bauen; sie ermunterte uns dann, Patenschaften für das Schulgeld beson-ders bedürftiger Kinder zu übernehmen. Wir unterstützen jetzt zwei Patenkinder. Das Mädchen ist inzwischen 13 Jahre alt. Sie berichtet uns öfter stolz von ihren hervorragenden schulischen Erfolgen, wohl auch, um uns zu sagen: Ihr habt euer Geld gut angelegt. Der Junge, der aus einer anderen Familie kommt, ist ein kleiner Beau. Er musste schon einmal eine Klasse wiederholen. Danach schwor er, fleißiger zu werden. Das ist auch besser für ihn, denn wenn er noch einmal „sitzen bliebe“, müsste er die Schule verlassen und damit auch seine Unterstützung verlieren. So sind die Regeln an der Schule. Fördern, aber auch Fordern, das passt hier. Es gilt auch für die Kindergärtnerinnen, die Lehrer und das notwendige Personal. Sie werden aus den Geldern des Vereins bezahlt. Wer seine Arbeit nicht gut macht, wird entlassen. Aber das kam bisher selten vor.Der Freundeskreis „Mi mañana“ hat inzwischen über hundert Mitglieder. Immer mal wieder fliegt jemand nach Ecuador und schaut nach dem Rechten.Die Schule ist inzwischen ein stattliches Gebäude mit 12 Klas-senräumen geworden (s. Foto). 16 Lehrer unterrichten dort 14 Klassen mit maximal 25 Schülerinnen und Schülern. Meist sind es weniger. Wenn Kinder die Fähigkeiten und den Wunsch haben, die weiterführende Schule oder sogar die Universität zu besuchen, kommen manche Paten auch für diese Kosten auf. Unsere Freundin kann wirklich stolz auf ihr Werk sein. Informationen im Internet unter mi-manana.de oder unter MI MAÑANA e.V. - Jahnweg 9 - 21365 Adendorf – Tel. 04131-186 108

Mi mañanaVon Gea Schlotthaus

Eine Schule aus Spendengeldern, Foto: Schlotthaus

Zwei Patenkinder, Foto: Schlotthaus

6 Ausblick

T h e m a

Nicht Generation Praktikum, sondern Generation Ehrenamt sind wir Alten. Aus einer Pressemitteilung habe ich erfah-

ren, dass 40% der 60 – 69 Jährigen sich ehrenamtlich engagieren. Ich gehöre dazu! Seit 10 Jahren gehöre ich zum Redaktionsteam dieser Zeitschrift. Ich bin mitverantwortlich für den Inhalt und die Gestaltung des AUSBLICKS, ehrenamtlich.Wie kam ich zu dieser Beschäftigung?Nach fast 40-jähriger Arbeitszeit wollte ich nicht zu Hause sitzen und Däumchen drehen, sondern meinem Leben weiterhin Gestalt geben. Ich wollte Neues dazulernen, meine grauen Zellen sollten keine Ruhe haben. Wen konnte ich dabei zu Rate ziehen, ganz klar die Volkshochschule in Lüneburg. Lerngeneration 50 plus. Aber nicht nur in dieser Rubrik, sondern im gesamten Volkshoch-schulprogramm findet jeder etwas für die eigene Weiterbildung oder zum Mitmachen.Ich entschied mich für etwas Ausgefallenes. Ich meldete mich zur Ausbildung als Kommunikationsassistentin an. Es wird Mitarbeit und Mitgestaltung gefordert. Wir mussten Stunden entwickeln und vortragen und ein Praktikum machen. Das fand ich ganz spannend, und ich meldete mich bei einer Redaktionssitzung des AUSBLICKs an. Eine Gruppe der VHS, die ehrenamtlich viermal im Jahr eine Zeitschrift herausbringt. Ich geriet in eine lebhafte Diskussion, eingesandte Artikel wurden vorgelesen und anschlie-ßend sollte abgestimmt werden, ob sie sich zur Veröffentlichung eignen oder nicht. Die Meinungen waren unterschiedlich, ein

Artikel fand Anklang, der andere wurde abgelehnt. Die intensive Diskussion streift viele unterschiedliche Positionen und Themen. Mir war schnell klar, hier könnte ich noch viel lernen und vielleicht auch eine Kleinigkeit mit einbringen. Ich hatte großes Glück, denn die Redaktion suchte noch ein Mitglied, und sie wollten es mit mir probieren. Es hat geklappt und bis heute bin ich gerne dabei, ich habe es noch nie bereut. Ich habe soviel profitiert. Ich setzte mich mit dem Schreiben ausei-nander, wie kann ich einen spannenden Artikel zu Papier bringen¸ worauf muss ich achten, wie finde ich eine gute Formulierung usw. Wir Redaktionsmitglieder sind alle Ruheständler, kommen aus den unterschiedlichsten Berufen, mit den unterschiedlichs-ten Interessen, und aus unseren lebendigen Diskussionen habe ich viel dazugelernt, auch wenn es nicht immer nur harmonisch verläuft. Die Redaktionsmitglieder treffen sich einmal in der Woche in den Räumen der VHS, um eine möglichst interessante und bunte Zeitschrift zu gestalten. Das war für alle Mitglieder ein völlig neues Terrain, auf das sie sich begeben haben und wir sind stolz auf das Ergebnis, weil der AUSBLICK gerne gelesen wird, wie wir immer wieder hören.Die Ausbildung zur Kommunikationsassistentin hat mich aber auch befähigt, eigene Kurse in der Volkshochschule zu geben. Damit sind meine Wünsche für mein Leben nach der Arbeitsphase in Erfüllung gegangen, ich kann mein Wissen weitergeben, aber ich lerne auch Neues dazu. Ich glaube, dass ich in diesen Jahren gefordert und gefördert wurde und hoffe, dass ich es noch lange weiter machen kann. Denken ist wundervoll, aber wundervoller ist das Erlebnis (Oscar Wilde)

Generation Ehrenamt Von Jutta Eybe

Nach seinem Selbstverständnis versteht sich der Bürger-verein Lüneburg e. V. als Förderer und Forderer unserer

schönen Hansestadt. Mit zahlreichen Projekten hat der Bürgerver-ein seit seiner Gründung 1964 bereichernde Spuren im Stadtbild hinterlassen und es gefördert. Einige markante Beispiele:

• 1984 pflanzte der Bürgerverein zu seinem 20. Geburtstag an der Stirnseite des Arbeitsamtes an der Lindenstraße eine Linde und setzte einen Gedenkstein, nachdem die Bäume, die der Straße ihren Namen gegeben hatten, längst gefällt worden waren.

• 1988 wurde das Grab des bedeutenden Lüneburger His-torikers Manecke auf dem Michaelisfriedhof vor dem Verfall gerettet und restauriert.

Der Bürgerverein als Förderer und FordererVon Rüdiger Schulz

• 1989 erfolgte die Einweihung des Brunnens in der Neuen Straße.

• 1996 enthüllten Vertreter von Stadt und Bürgerverein einen Gedenkstein in der Heiligengeiststraße / Ecke Lud-wigstraße, mit dem an die Ursulanacht (21.10.1371) erinnert wird, als Lüneburger Bürger sich erfolgreich gegen einen Angriff des Herzogs wehrten.

• 1997 jährte sich zum 750. Mal die Verleihung des Stadt-rechts; daran erinnert eine Gedenktafel am Rathaus neben dem Eingang zur Touristinformation.

• 2006 übergab der Bürgerverein an den drei Eingängen zum Kurpark je eine Hinweisstele.

Ausblick 7

T h e m a / L e s e r b r i e f e

Zurzeit hat der Bürgerverein die Wiederherstellung des Brunnens am Kalkberg auf seine Fahnen geschrieben; dieser Brunnen ist vor Jahrzehnten dem Gedächtnis Eduard Schlöbckes, dem Retter und Förderer unseres Kalkbergs, gewidmet worden.Natürlich fördert der Bürgerverein auch Projekte anderer Insti-tutionen, wie z. B. der Ratsbücherei, Restaurierungen in unseren großen Kirchen oder Aktivitäten des Museums für das Fürs-tentum Lüneburg und engagiert sich mit Spenden für soziale Einrichtungen.Fördernde Unterstützung erfahren diejenigen Persönlichkeiten, die für ihr vorbildliches Engagement für unser Gemeinwesen mit dem Sülfmeisterring des Bürgervereins ausgezeichnet und als Bürger des jeweiligen Jahres ausgerufen werden.Der Bürgerverein scheut sich ebenfalls nicht zu fordern, wenn es darum geht, Mängel abzustellen. Mit der jährlichen Rot-Blau-Weißen Mappe übt er Kritik an Missständen und fordert Abhilfe, gibt aber auch Anregungen zur Verbesserung unserer ohnehin schon wunderschönen Stadt.

Gedenktafel gestiftet vom Bürgerverein Lüneburg, Foto: Balzer

Sehr geehrter Herr Schöck, Wattwandern und schlendern entlang des Flutsaums der Piep, tägliches Ritual für Urlauber am Büsumer Strand, egal wo und wie die Sonne steht und von und wie heftig der Wind sich dreht, ob es schon aufläuft oder noch ebbt, ob vereinzelt, Pärchen, in Grüppchen oder mit Tamtam der Kurkapelle, an solche erhol-samen Urlaubstage erinnern wir uns gerne, auch wenn nichts Besonderes zu berichten war und erfolglose Suche nach einem Stückchen nordischem Gold. Oder doch? Hatte nicht da jemand eben den Kopf eines Seehunds entdeckt, dicht bei einem Badegast, der im Fahrstrom schwamm? Das war so ein Vorfall, dass wir mit Ihnen ins Gespräch kamen. Gelang Ihnen ein sensationeller Schnappschuss für den AUS-BLICK, wenn nicht sogar reif für die BILD? Wenn auch nur kurz, eine Plauderbekanntschaft, die uns in Erinnerung blieb.

Sehr geehrte Frau Dr. Hempel, Sehr geehrte Redaktionsmitglieder,

Ihnen allen einen herzlichen Glückwunsch zur neuen Ausgabe des "AUSBLICK". Ich wünsche den "Illusionen" eine gute Re-sonanz und Ihnen weiterhin viel Freude an der gemeinsamen Redaktionsarbeit. Ich freue mich immer wieder jeden Montag, Sie in meiner Nähe zu wissen und begleite den "AUSBLICK" mit großem Respekt und großer Freude. Mit freundlichen Grüßen Peter BöhnkeVHS-Programm, Lerngeneration 50plus Stellvertretender Leiter

Neugierig haben wir uns im Internet auf die neueste AUSBLICK-Ausgabe durchgeklickt und auf Seite 18 Ihren Bericht über Büsum gelesen, keine Seehundsgeschichte, sondern einen Erfahrungsbe-richt über Preiswürdiges in Westerdeichstrich, über Dithmarscher Speis und Trank. In einem halben Jahr werden wir es sein, die von Büsum aus dieses Ziel erradeln. Mit unseren Grüßen aus Wiesbaden,Herbert und Elke Rädeker

Badegast mit Seehund, Foto: Schöck

8 Ausblick

T h e m a

Liebe Gerda, nun bist Du schon mehrere Jahre nicht mehr bei uns. Gern

denke ich an unsere Begegnungen bei unseren regelmäßig statt-findenden Klassentreffen zurück. Heute will ich mich bei Dir bedanken für alles, was Du mir und meinen Klassenkameradinnen in Deinem Unterricht vermittelt hast. Schon sehr früh habe ich gerne Bücher gelesen. Wie oft habe ich unter der Bettdecke mit Hilfe einer Taschenlampe spät abends ein Buch zu Ende gelesen, weil es so spannend war. Aber Du warst es, die uns die Schönheiten der Klassiker nahe gebracht hat. Friedrich von Schiller und Johann Wolfgang von Goethe, Anette von Droste-Hülshoff, Clemens von Brentano und viele andere große Literaten gehörten zu unserem Unterricht in der achten Klasse der Schillerschule Goslar. Mein ganzes Leben habe ich von Deinen Impulsen gezehrt und darauf aufgebaut. Du hast uns gefordert. Ja, manchmal haben wir insge-heim auch über zu viele Schulaufgaben und das Auswendiglernen von Gedichten gemeckert. Aber Du hast alles richtig gemacht und durch Deine Förderung den Grundstein gelegt, die Schönheiten der Dichter und Denker erkennen zu können und sie zu lieben.

Hommage an meine Lehrerin Gerda Kersten Von Brigitte Hempel

Klassenfoto, Archiv Hempel

In meinem Elternhaus mit acht Kindern musste es sparsam zugehen. So etwas wie Taschengeld gab es nicht. Wir Kinder

mussten Wege finden, wie wir an Geld kamen. Mein ältester Bruder z.B. gab Trainerstunden auf dem Tennisplatz, ein anderer fuhr Zahnersatzteile für ein Techniklabor zum Zahnarzt. (Er war der Großverdiener unter uns.) Meine Schwestern machten Ba-by- Sitting. Und ich gab von der 10. Klasse an jüngeren Schülern Nachhilfeunterricht. Meistens ging es da um Hilfe in Grammatik und Zeichensetzung. Eines Tages sprach mich mein Lateinlehrer darauf an, ob ich einem Mädchen, das aus der DDR gekommen war, helfen könnte, die ersten zwei Jahre Latein nachzuholen. Sie hatte bisher Russisch gelernt, was sie sehr gut beherrschte.Ich traf mich mit ihr. Der erste Eindruck war enttäuschend: Sie war ein kleines, untersetztes, pummeliges Mädchen, dazu picklig und – was mich sehr störte – sie sächselte. Wir trafen uns nach Unterrichtsschluss in einem leeren Klassenraum und fingen mit den Anfangsgründen des Lateinischen an. Ich merkte sehr bald, dass Beate eine schnelle Auffassungsgabe und einen klaren Verstand hatte. Hinzu kamen ihr Hang zu Gründlichkeit und Beharrlichkeit. Wenn sie etwas nicht verstanden hatte, stellte sie mir so lange bohrende Fragen, bis ich ihr alles erklärt hatte, was ich erklären konnte. Manchmal kam ich da durchaus an meine Wissensgrenzen. Wenn sie das merkte, hörte sie auf zu bohren. Sie war ein taktvolles Mädchen.

Nach neun Monaten hatte Beate das Pensum der ersten beiden Lateinjahre nachgeholt. Sie konnte in ihrer Klasse mitmachen, und – wie ich hörte- erfolgreich. Für mich hatte diese Zeit nur Vorteile. Ich bau-te meine Reserven gegenüber äußerlich nicht so attraktiven Menschen ab, ich wiederholte mein Basiswissen in Latein, was mir zu einer besseren Abiturnote verhalf, und ich verdiente pro Nachhilfestunde eine DM. Was aus Beate wurde, weiß ich nicht. Vermutlich hat sie sich beharrlich durch ihr Leben gekämpft.

Docendo discimus - Indem wir lehren, lernen wirVon Gea Schlotthaus

Ausblick 9

T h e m a

„Dann eben ohne uns!“ schreibt der Stern in seiner Novemberaus-gabe. „Wie blöd muss man sein: Während deutsche Unternehmer verzweifelt nach hochqualifizierten Mitarbeitern suchen, tut das Land alles, um ehrgeizige, erfolgreiche Migranten zu vergraulen. Die Guten gehen, die Besten wollen gar nicht erst kommen.“ Seit 1945 hat sich in Deutschland nichts geändert.Wir Deutschen sind schon eine seltsame Gattung Menschen. Wir suchen nach ausländischen Fachkräften, doch jeder, der fremdländisch aussieht, oder dessen Name ausländisch klingt, wird abgelehnt. In Deutschland leben viele hochqualifizierte Menschen mit aus-ländischen Wurzeln, sind als Asylanten anerkannt oder haben sogar die deutsche Staatsbürgerschaft. Doch ihre ausländischen Abschlüsse, ob beruflich oder akademisch, werden nicht aner-kannt. Sie arbeiten als Taxifahrer, Zimmermädchen oder Reini-gungskräfte. Hier wird wertvolles Potential verschleudert, das sich umgehend einsetzen ließe.Doch die hochqualifizierten Arbeitnehmer, die wir suchen, haben auch einen Qualifikationsnachweis aus ihren Herkunftsländern, wie wird dies geregelt?Aber nicht nur Menschen aus fremden Ländern haben diese Probleme. Wir brauchen uns nur in unserem eigenen Umfeld umzusehen. Fremde Menschen ziehen in unsere Nachbarschaft, wir machen uns nicht die Mühe, sie kennen zu lernen und auch sie legen keinen Wert darauf. Es dauert oft recht lange, bis Kontakt entsteht. Manchmal sind ein kleines Kind oder der Hund der Anlass für ein erstes Gespräch. Wenn ich mich zurückerinnere, war es in Deutschland schon immer so. Als ich 1955 aus der sowjetischen Besatzungszone in den Westen flüchtete, wurde ich nur im Rahmen des Ermessens aufgenommen. Ich war jung, und billige Arbeitskräfte wurden im Westen gebraucht. Mein Facharbeiterbrief wurde nicht anerkannt. Lehre und Abschluss sollte ich wiederholen, um die Kenntnisse dem angeblich besse-rem Wissenstand in Westen anzugleichen. Welch eine Arroganz, da spürte ich zum ersten Mal die deutsche Bürokratie, auch wenn sie zu dieser Zeit noch nicht so aus-geprägt war wie heute. Die nächsten Erfahrungen machte ich im süddeutschen Raum auf dem Dorf. Da wur-de ich nicht als Mensch angesehen, sondern war der Flüchtling. Alle Versuche, in diese geschlossene dörfliche Gemeinschaft Zu-gang zu finden, wurden abgeblockt. Auch die Konfession war wichtig, aber ich hatte

eine andere.Hoch leben die Vorurteile. Wir sind in unserem ganzen Leben von anderen Menschen abhängig. Können sie uns leiden oder lehnen sie uns ab, gefällt ihnen das, was wir machen oder anzubieten haben oder nicht? Zu wessen Gunsten legen sie die Gesetze und Verordnungen aus? Manchmal haben wir auch ganz einfach nicht den richtigen Stallgeruch. Hier werden Entscheidungen über Menschen getroffen, die zum Teil ihr ganzes Leben positiv oder negativ beeinflussen. Ich erinnere mich noch an meinen Kompaniechef bei der Bun-deswehr. Mein Wunsch, während meiner Verpflichtungszeit einen Beruf zu lernen, wurde mit der Begründung „unabkömmlich“ abgelehnt. Ich erinnere mich an den Chef des Hauptamtes bei der Stadt Lüneburg. Mein Wunsch, eine Verwaltungslehre zu machen, wurde mit der Begründung ablehnt, ich hätte einen Arbeits-vertrag und keinen Ausbildungsvertrag. Heute bin ich stolz da-rauf, trotz aller Widerstände meinen Weg gemacht zu haben. Ich hatte den Vorteil ich hatte einen deutschen Namen, ich sprach die Landessprache und ich wollte etwas erreichen.Vorurteile spielen eine große Rolle in unserem Leben und wenn wir ehrlich sind, auch wir sind nicht frei davon. Wir schaffen Mauern um unsere kleine Welt und die Bürokratie tut das Ihrige im größeren Maßstab.Andere Länder, z.B. Kanada, machen es uns vor. Sie haben klare Regeln für Einwanderung und Integration und verstehen es, dass sich die Fremden bald als Bürger des neuen Landes begreifen und von niemanden schief angeguckt werden.

Willkommen in der heilen WeltVon Manfred Balzer

10 Ausblick

T h e m a

Mir sind in meinem Leben viele Aufgaben einfach „in den Schoß“ gefallen. Das gilt auch für die Weiterbildung der

Azubis im chemischen Bereich innerhalb einer Firma, als mein Laborchef eines Tages meinte, ich sei dafür die richtige Person.Mit großer Freude packte ich den verantwortungsvollen Auf-trag an. Wenn man jemanden etwas vermitteln will, dann muss man zuerst selbst über ein Thema absolut richtig und möglichst umfassend Bescheid wissen. Das bedeutete für mich lesen und lernen aus den unterschiedlichsten Wissensquellen. Und das machte mir Spaß!Ich möchte nur etwas von meinen unvergesslichen Erinnerungen mit den Azubis erzählen. In einem großen Betrieb mit Reaktionsbehältern ist die Kühlung der Produkte oft notwendig und mehr oder weniger kostenin-tensiv. Um den jungen Leuten das klar verständlich zu machen, führten wir im Labor Kühlversuche durch mit Gefäßen unter-schiedlicher Form, aber mit dem gleichen Flüssigkeitsinhalt. Wir protokollierten die jeweils benötigte Kühlwassermenge. Da meinte einer meiner Jungen, dass ein Unterschied von 1 ½ Litern bei zwei Versuchen doch wohl lächerlich wäre. Aber dann rechneten wir die Wassermengen auf die riesigen Betriebsbehälter um und ermittelten auch den Wasserpreis (als eine Größe). Da war das Erstaunen groß. Das Schönste aber für mich war, dass sie plötzlich eigene, neue Ideen zu dem Thema entwickelten, die wir dann ausprobierten!Wichtig war und ist immer – gleich ob Junge oder Mädchen – zu lernen, Zahlen und Berichte so zu schreiben, dass sie für jeder-mann einwandfrei lesbar und verständlich sind, damit es nicht zu Verwechselungen oder gar Unfällen kommen kann. Da kam mir in mancher Weise der Computer zu Hilfe. Auch diejenigen, die sich damit noch nicht auskannten, durften ihre eigenen Ergebniswerte in (von mir vorgefertigte) Tabellen ein-tragen (und sei es auch im „Adlersystem“, d.h. von oben Zahlen oder Buchstaben anpeilen und dann mit dem Finger darauf nie-derstürzen!). Eine gewisse Angst vor dem Computer war damit schnell verflogen. Aus vielen Werten ließen sich auch Diagramme erstellen, die für das Auge ausdrucksvoller sein können als lange Zahlenreihen. Ich freute mich, als einer von ihnen am darauffol-genden Tag mit einem selbstgefertigten Diagramm zu mir kam und fragte, ob es so „in Ordnung“ sei. Ich war ganz begeistert und konnte ihm dann noch zwei Tipps geben, das Diagramm weiter zu optimieren. Und wenn mal einer von ihnen etwas Besonders mit seinem PC herausgefunden hatte, dann nahm ich das auch voller Bewunderung an!Aufmerksamkeit und gute Ergebnisse bei meinen lernwilligen Azubis zu erreichen, war immer einfach, nämlich durch Begeis-

terung wecken, mit gutem Beispiel voranzugehen und zu loben, wenn es was zu loben gab! Dann akzeptierten sie bei anderer Gelegenheit eine notwendige Korrektur auch ohne Probleme. Die jungen Leute erhielten nach 3 ½ Jahren Ausbildung an den Arbeitsplätzen und im Lehrlabor (meistens) gute Prüfungsergeb-nisse für ihre Bemühungen; einige begannen sogar ein Studium!Und ihre kleinen Geschenke an mich erwärmen mir heute noch das Herz.Als ich schon im Ruhestand war, erhielt ich bei einer Weihnachts-feier, zu der ich eingeladen war, vom Chef des Werkes meine größte Belohnung für alles Fördern und Fordern in den vergangenen Jahren. Er meinte, dass meine früheren Azubis heute die große Stütze des Werkes seien.

Nach meiner Pensionierung wollte ich nicht in das oft zitierte schwarze Loch fallen. Deshalb sah ich mich nach einer

sinnvollen ehrenamtlichen Tätigkeit um. Eine gute Freundin machte eine Mitarbeiterin der Arbeiter-Wohlfahrt (AWO)- Abteilung Aussiedlerhilfe – auf mich und meine „pädagogischen Fähigkeiten“ aufmerksam, und damit trat sie eine Lawine los. In den Tagen nach meinem Gespräch mit der sympathischen engagierten jungen Frau von der AWO stand das Telefon nicht still. Es waren nur junge Leute, die um Hilfe baten. Sie hatten Probleme mit der deutschen Sprache, einige brauchten auch Förderung im Englischen. Fast alle besuchten eine Schule.Natalie machte eine Ausbildung als Altenpflegerin. Sie bestand ihr

Ausbildung? Klasse! Von Marlis Schömburg

Meine kleine PrivatschuleVon Gea Schlotthaus

„Tag der offenen Tür“ Schüler suchen Farbfolge, Foto: Schömburg

Ausblick 11

T h e m a

Examen, als sie noch zu mir kam. Sie arbeitet jetzt in Hamburg. Manchmal ruft sie an. Es geht ihr gut. Alex aus Wolgograd, 1,94 m groß und sehr schweigsam, strebte den Realschulabschluss an. Ich hielt ihn für sehr intelligent und musikalisch. Sein Englisch hörte sich nicht russisch an, sein Deutsch auch nicht. Inzwischen hat er sein Abitur und besucht die Fachhochschule. Informatik ist sein Ziel.Auch Natalia aus Omsk, mit der ich Werke der klassischen deut-schen Literatur besprach, z.B. Schillers Don Carlos, schaffte das Abitur. Jetzt studiert sie an der Leuphana. Ihre achtjährige Tochter wächst zweisprachig auf und hat Kla-vierunterricht. Das ist möglich, weil in den russischen Familien die Großeltern immer zur Verfügung stehen, wenn es um die Fortbildung ihrer Kinder und Enkel geht. Mein Mann und ich waren schon zwei Mal zu einer russischen Hochzeit eingeladen. Das war immer ein Erlebnis. Mit reichlich Wodka strömte die russische Seele an die Oberfläche. Soviel Herzlichkeit hätten wir bei deutschen Festen sicher nicht erfahren. Allerdings waren wir wohl so eine Art Ehrengäste.Meine afghanischen Freunde muss ich natürlich auch erwähnen. Eigentlich sollte ich das Deutsch der Eltern verbessern helfen. Das ist mir nicht gelungen, aber es ist eine Freundschaft entstanden, die wir am Leben halten, indem wir uns gegenseitig regelmäßig einladen. Die vier Kinder dieser Familie haben inzwischen alle studiert und sind beruflich erfolgreich. Nicht alle Schüler, die zu mir kamen, waren so leicht zu fördern.Da war z.B. Assad, ein irakischer Kurde, der nicht viel bei mir

gelernt hat. Er wusste nicht, wie das geht: Lernen, und konnte oder wollte meine Vorschläge nicht akzeptieren, weil er sich für den Größten hielt und sich von mir als Frau sowieso nichts sagen lassen wollte. Er wollte nur rumalbern. Am liebsten wäre er von uns adoptiert worden, mit seinen 25 Jahren. Anstrengungslos wollte er sich durchs Leben mogeln. Meine kleine Privatschule existierte etwa zehn Jahre. Ich hörte damit auf, weil meine Energie nachließ und mir auch die Nachmittage für meine Hobbys fehlten. Es war eine schöne, erlebnisreiche Zeit. Ich habe viel über andere Kulturen gelernt. Und in das schwarze Loch bin ich auch nicht gefallen.

„Rasmus und der Landstreicher“ von Astrid Lindgren, Foto: e-novum

Fehler schließenList und Tücke aus;daher müssen alle Fehlerallen zu verzeihen sein.

Gotthold Ephraim Lessing

12 Ausblick

T h e m a

Heute ist nicht mehr wie gesternVon Manfred Balzer

Halle/Saale 1983, diese Foto spiegelt die Stimmung und den Zustand der DDR wider, Foto: Helga Paris, Repro: Balzer

Halle/Saale 1990, Trümmer schaffen ohne Waffen, Foto: Balzer

Es war etwas passiert, was wir, meine Frau und ich, nicht zu hoffen gewagt hatten, zumindest nicht in diesem

Leben; die Grenze zur DDR war offen. Wir brauchten keine Angst mehr zu haben vor den Schikanen der Grenzorgane. Wir waren neugierig, das uns fremde Land, was eigentlich meine Heimat war, zu erkunden. Meine Geburtsstadt Halle an der Saale war das Ziel. Bald hatten wir den ehemaligen Grenzüber-gang Bergen/Dumme erreicht. Der Grenzzaun und die Wach-türme erzeugen immer noch ein Gefühl der Angst. Eigentlich jetzt völlig unnötig, aber so schnell verliert sich so etwas nicht. Der erste Eindruck war katastrophal, die Straßen voller Schlag-

löcher, die Häuser so grau wie die Menschen, die wir zu Ge-sicht bekamen. Über allem lag der Dunst von Braunkohlehei-zung und Zweitakterabgasen.Salzwedel, die erste Stadt auf unserem Wege, war an Trostlosigkeit kaum zu überbieten. Gardelegen und Haldensleben waren in einem ähnlichen Zustand. Wir kamen an russischen Kasernen vorbei, konnten uns nicht vorstellen, dass darin Menschen woh-nen sollten. An Magdeburg fuhren wir vorbei und quälten uns auf der Landstraße 71 über Bernburg nach Halle. Halle-Trotha, wir fuhren in Richtung Innenstadt, jeden Kanal-deckel mussten wir umfahren, er lag mindestens zehn Zentimeter unter der Straßenoberfläche. Die Mehrfamilienhäuser rechts und links waren in einem erbärmlichen Zustand. Der Putz war in großen Flächen abgefallen, die Fenster drohten aus den Rahmen zu fallen. Wir waren erschüttert, als wir durch die Innenstadt gingen. Historische Gebäude unbewohnt, leere Fensterhöhlen starrten uns an. Daneben Plattenbauten an der Stelle ehemaliger Stadthäuser. Vor dem Händelhaus ein Berg Braunkohle zum Heizen. Straßenbahnen, die schon ein biblisches Alter erreicht hatten, quietschten durch die Kurven und drohten jeden Moment aus den Schienen zu springen. Ich muss gestehen, so hatte ich mir die Errungenschaften des Sozialismus nicht vorgestellt. Wir hatten nun die Einheit, aber der Osten war ein Entwick-lungsland. So wie es dort aussah, waren die von Helmut Kohl versprochenen „blühenden Landschaften“ in vier bis fünf Jahren nicht zu schaffen. Die Kosten der Deutschen Einheit mussten zusätzlich aufgebracht werden und so erfand man 1991 den Soli-daritätszuschlag, eine Ergänzungsabgabe zur Einkommenssteuer, Kapitalertragssteuer und Körperschaftssteuer.Wir sind danach öfter in die neuen Bundesländer gefahren und konnten die Veränderungen sehen.Aber jetzt, zwanzig Jahre nach der Deutschen Einheit fahren wir wieder nach Osten, diesmal ins Erzgebirge. Wanderungen durch Deutschland, auf den Spuren der Deutschen Einheit, ist unser Thema. Diesmal betrachten wir unser Deutschland genauer und haben den Eindruck, in ein anderes Land zu fahren. Nur bei genauerem Hinsehen sind noch die Reste der alten DDR sichtbar. Wo wir uns früher über enge defekte Landstraßen quälen mussten, gibt es heute Autobahnen. Die Land- und Nebenstraßen sind auf dem neuesten Stand, nur einige Ortsdurchfahrten haben noch altes Pflaster. Wie wohnen in Olbernhau, nahe der tschechischen Grenze. Das Hotel Saigerhütte in den historischen Resten einer ehemaligen Kupferhütte, ist liebevoll restauriert und bietet allen Komfort. Im Spielzeugort Seiffen, in Annaberg–Buchholz, ist nichts von einem Grenzgebiet zu spüren. Die historischen Ge-bäude strahlen in altem neuen Glanz. Die alte Universitätsstadt Freiberg ist ein tolles Beispiel dafür, wie das Gesicht einer his-torischen Stadt, nicht durch den Krieg zerstört, nur durch den Sozialismus herunter gewirtschaftet, wieder in alter Schönheit erstrahlen kann.

Ausblick 13

T h e m a

Saigerhütte, Olbernhau/Grünthal, Erzgebirge, 2010, Foto Balzer Beim Saigern (trennendes Schmelzen) konnte aus Schwarzkupfer andere wertvolle Metalle, vorallem Silber, heraus gelöst werden

Ein unverhofftes Dankeschön Von Ingrid Düffert

Wenn ich fördern und fordern höre, fällt mir spontan ein Satz einer Lehrerin aus meiner Schulzeit in der

ehemaligen DDR ein. „Wer von unserem Staat gefördert und unterstützt wird, hat die Pflicht, dorthin zu gehen, wohin der Staat ihn schickt!“Mich hat der Staat wirklich gefördert und unterstützt. Fleiß, Gehorsam und gute Leistungen waren für mich eine Selbstver-ständlichkeit. Ich kam aus der Altmark und studierte in Pots-dam.

Meinem Wunsch, nach der Ausbildung in der Nähe meines Zuhauses eingesetzt zu werden, wurde nicht entsprochen. Ich erhielt eine Stelle an einer Polytechnischen Oberschule im Kreis Prenzlau in Mecklenburg. Drei Jahre unterrichtete ich hier. 1960 nutzte ich Ostern meine Heimfahrt, die immer über Berlin und durch Berlin führte, auszusteigen, um in den Wes-ten zu gehen.

Ich hatte Glück, fand sofort Arbeit und Unterkunft und mein Lebensunterhalt war gesichert. Viele Jahre später bat mich eine ehemalige Schülerin, die jetzt selbst Lehrerin war, ausländischen Schülern (Türken und Liba-nesen) in der Schule bei den Hausaufgaben behilflich zu sein. Die meisten Kinder sprachen kaum ein deutsches Wort, aber beim Spielen klappte es mit der deutschen Sprache und dem Miteinander sehr schnell.

In der Gruppe gab es ein sehr unzufriedenes Mädchen. Es hieß Gülistan, war hübsch mit langen schwarzen Haaren und sehr dunklen Augen, die oft böse funkelten. Obwohl sie schulisch sehr gefördert wurde, war sie nicht bereit, sich dem Schulalltag anzupassen. Sie beklagte sich oft, dass das Sozialamt die Forde-rungen der Familie nicht erfüllt. Deshalb war sie kaum bereit, die gestellten Aufgaben anzufertigen.

Und es gab noch Murat, einen großen älteren Jungen, den ich ständig zur Erledigung der Hausaufgaben ermutigen musste. Ich hatte immer das Gefühl, dass er mich ablehnte.Jahre später begegnete mir spät abends, als ich vom Sport mit dem Rad nach Hause fuhr, im Tunnel der Bahnunterführung eine Gruppe dunkler jugendlicher Gestalten, die mich vom Fahrrad drängten. Plötzlich hallte eine mir bekannte Stimme durch den Tunnel: “Nicht diese Frau!“ Die Gruppe flüchtete, und ich stand er-schrocken da, kaum begreifend, was passiert war. Danke – Murat!

Schloss Augustusburg, eines der schönsten Renaissanceschlösser an der Nordflanke des Erzgebirges, Foto: Balzer

Das mittlere Erzgebirge, seine Städte, Burgen und Schlösser haben uns beeindruckt. Doch jede Reise ist einmal zu Ende, wir fahren wieder in Richtung Westen. Beim Überqueren der ehemaligen innerdeutschen Grenze merken wir den Unterschied. Vergleichend würde ich feststellen, dass die ehemaligen Zonenrandgebiete als strukturschwache Gebiete zu bezeichnen sind, etwa auf dem Stand wie zehn Jahre nach der Wende im Osten. Hier ist dringend finanzielle Hilfe geboten.Nach zwanzig Jahren der finanziellen Förderung ist es nach mei-ner Ansicht an der Zeit, die Euromilliarden in Richtung Westen zu lenken, damit wir uns hier langsam dem Standard der neuen Bundesländer angleichen können.

14 Ausblick

T h e m a

1. Nicht jede Zuwanderung ist erwünscht

Mitte Dezember sprach Helmut Schmidt mit Sandra Maischberger über Thilo Sarrazins Buch: „Deutschland

schafft sich ab.“ Manche seiner Thesen seien richtig, einige über-trieben, wenige falsch, wie zum Beispiel die These, Vererbung mit kultureller Tradition in einen Topf zu werfen. Für Schmidt war beispielhaft die Haltung des verstorbenen ägyp-tischen Staatspräsidenten Sadat, nicht zu missionieren und jeden in seiner Religion zu achten. Zu Recht betone Sarrazin, dass Zuwanderung aus uns völlig frem-der Zivilisation – etwa Bauern aus Ost-Anatolien – problematisch sei. Das könne zum von Samuel Huntington beschriebenen „clash of civilization“ führen. Soweit Altkanzler Schmidt.

2. Uns droht keine Verdummung

Intelligenz ist die Fähigkeit, sich Sprache (Wortschatz) und ma-thematische Symbole anzueignen, die Welt und ihre Regeln zu verstehen, gutes Gedächtnis und räumliches Vorstellen zu ent-wickeln und dies alles schlussfolgernd zu nutzen (Elsbeth Stern, Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich).Intelligenzquotienten sind Messergebnisse im Vergleich mit anderen, etwa gleichaltrigen Schülern. 97% aller Befragten erzielen Werte zwischen 70 und 130, 100 ist der Mittelwert. Wer unter 70 liegt, gilt als geistig behindert, wer über 130 liegt, als hochbegabt. Intelligenz ist teils vererbt, teils umweltbedingt, wobei in der elterlichen Erziehung Erbeinflüsse und Umweltein-flüsse ineinander fließen. Über die Prozentanteile herrscht bis heute Streit. Daher bleibt es reine Mutmaßung Sarrazins, dass 50 – 80% der Intelligenz vererbt werden. Aus Erblichkeit und doppelter Geburtenzahl (gemessen am Be-völkerungsanteil der Migranten) auf drohende Verdummung zu schließen, ist unmöglich, schon weil Intelligenz vielfältigen sozi-alen Einflüssen unterliege; der durchschnittliche IQ in Deutsch-land bricht also nicht ein, wenn die Unterschicht – Deutsche wie Migranten – mehr Kinder gebärt (Elsbeth Stern).Sarrazin möchte nicht, dass hier eine Minderheit lebt, die ihre Töchter zu Zwangsehen zwingt. Das sei eine „rückwärtsgewandte Unterdrückungskultur“. Doch könnten wir das verbieten? Nach der unlängst durch Freitod aus dem Leben geschiedenen Berliner Jungendrichterin Kirsten Heisig leben hier 12 bis 15 muslimische Clans, die ihre eigenen Gesetze haben und sich vielfach kriminell verhalten.

3. Dem Islam fehlt noch die Aufklärung

„Unsere Aufklärung liegt noch vor uns“, sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Mazyek, am 14. Okt. 2010 im Gespräch mit Jörg Lau und Özlem Topcu von der ZEIT. Es könne keinen Zwang im Glauben geben, heißt es im Koran. In letzter Konsequenz könne man den Glauben wechseln oder auch keinen haben.Zu Recht sagte Bundespräsident Wulff unlängst: „Auch die Mus-lime sind ein Teil Deutschlands“. Ich füge hinzu, warum sollen wir nicht wie Kanada, Australien und die USA regeln können, wen wir hier außer EU-Bürgern haben wollen? Nach dem Zentralrat fehlt uns jedoch in Deutschland eine Europäisch-muslimische Gelehrsamkeit mit muslimischen Intellektuellen, die den Islam in seiner europäischen Prägung und zugleich das Leben hier kennen. Zur Einbürgerung gehöre, dass sich ein deutscher Muslim mit der NS-Zeit, mit Schuld und Sühne verantwortlich auseinandersetze.Europa war schon immer mit dem Islam verbunden. Arabische Gelehrte haben schon früh die griechischen Philosophen über-setzt. Dennoch verlief in Europa die Geschichte anders: Da gab es etwa in Deutschland Friedrich den Großen, von dem der Satz stammt: „Bei mir kann jeder nach seiner Fasson selig werden“. Da lehrten Voltaire in Potsdam, Kant in Königsberg mit dem Aufsatz „Was heißt Aufklärung?“ und der Abhandlung „Zum ewigen Frieden“, und da schrieb Lessing in Hamburg das Drama „Nathan der Weise“.Insofern fehlt der muslimischen Kultur ein großer Teil der de-mokratischen Aufklärung.

Bernd Ulrich von der ZEIT hat recht: Der Bundespräsident könnte mit einem einzigen türkischen Satz uns allen einfühlsam den richtigen Weg weisen: „Siz Almanya`nin bir parcasisiniz, ama sizde caba sarf ertelisiniz! (Sie sind ein Teil Deutschlands, aber Sie müssen sich auch anstrengen)“. Auch hier geht es um fördern und fordern.

4. Die Muslime bejahen das Grundgesetz

Die Muslime bejahen nach ihrem Zentralrat - die unantastbare Würde des Menschen- das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit- die Freiheit der Person- die Gleichberechtigung vor Gesetz und Gott und - die Gewaltenteilung

Vier Thesen zur Sarrazin-DebatteVon Hermann Hummel-Liljegren

Ausblick 15

T h e m a

Der Deutsche Juristentag hielt mit großer Mehrheit ein Bur-ka- und generelles Kopftuchverbot für verfassungswidrig. Der Rechtsstaat erlaube keine „Politik des antireligiösen Affekts“, fügte Verfassungsrichter Udo di Fabio hinzu.Ich sehe darin auch die Absage vieler Juristen an Sarrazin, der in einem Interview von Sept. 2009 formuliert: „Ich muss nieman-den anerkennen, der vom Staat lebt, diesen Staat ablehnt, für die Ausbildung seiner Kinder nicht vernünftig sorgt und ständig neue kleine Kopftuchmädchen produziert.“ (aus: „Deutschland schafft sich ab“ Ausgabe Sept. 2010 S.437)Dieser Satz ist eine Provokation, die abstößt und verletzen will. (vergl. dazu „Die Sarrazin-Debatte. Eine Provokation – und die Antworten“ Hrsg. Patrik Schwarz DIE ZEIT Okt. 2010). Fazit: Deutschchland schafft sich keineswegs ab – gleichwohl war die durch Thilo Sarrazin angestoßene Debatte längst überfällig.

Zwei SchicksaleVon Gerhard Wollenweber

Ich heiße Olga Renn und bin 1956 in Kasachstan geboren. Ich habe dort die Technische Fachschule absolviert und neben

meiner Arbeit im Abend- und Fernstudium Bauwissenschaft studiert. 1983 zog ich nach Novosibirsk und nach der Geburt meines Sohnes Andreas 1984 in die Nähe von Moskau. Bis 1996 hatte ich kein großes, aber ein regelmäßiges und ausreichendes Gehalt. Dann kam wegen der schlechten Wirtschaftslage das Geld unregelmäßig und mit Verzug.Meine Eltern und Geschwister leben seit 1992 in Hamburg, und ich konnte sie dort zweimal besuchen. Mir wurde das un-terschiedliche Leben in Deutschland und Russland bewusst, besonders dort meine ungewisse Situation. Ich hatte Angst um meine Zukunft und die meines Sohnes. Ich beantragte deswegen eine Einreiseerlaubnis nach Deutschland und erhielt sie nach fünf Jahren Wartezeit 1998.Nach kurzem Aufenthalt im Sammellager Friedland bekam ich eine Notunterkunft in Hamburg-Bergedorf und als Spätaussied-lerin mit deutschen Wurzeln die deutsche Staatsbürgerschaft. Die Behörden erwiesen sich als sehr hilfsbereit. Ich bekam Sozialhilfe und konnte einen sechsmonatigen Deutschkursus belegen. Mein Studium in Russland mit dem Abschluss einer Diplom Ingenieurin wurde zwar anerkannt, doch konnte ich mit dieser Ausbildung hier keine Arbeit finden. Deshalb bot mir das Arbeitsamt 1999 eine Umschulung zur Großhandelskauffrau an. 1999 heiratete ich Wladimir Geweiler, ein Glück für beide.In der Umschulung erwarb ich kaufmännische Kenntnisse, auch in der Buchhaltung und in der EDV mit Word und Exel. Durch

Arbeiten mit Kunden und am Telefon bekam ich Sicherheit, mich zu artikulieren. Das half mir sehr in den späteren Stellungen als Sekretärin bei einem Landschaftsarchitekten, als Verkäuferin und Kassiererin bei Schlecker und auch in der Buchhaltung. Jetzt bin ich Verwaltungsangestellte in einem Altenheim. Die Arbeit füllt mich aus, und ich kann mich dort gut einbringen. Meine Kinder sind voll integriert. Andreas hat eine Ausbildung als Industriemechaniker absolviert und arbeitet jetzt bei einer großen Firma in Hamburg. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Slav hat an der Universität Hamburg Wirtschaftsmathematik studiert und ist jetzt Wirtschaftsprüfer. Auch er ist verheiratet und hat ein Kind. Wir alle sind glücklich, in Hamburg unsere neue Heimat gefunden zu haben.

Ich heiße Wladimir Geweiler und wurde 1947 in Russland gebo-ren. Dort habe ich Maschinenbau studiert und als Abteilungsleiter gearbeitet. 1974 wurde ich von der russischen Regierung nach Riga in Lettland umgesiedelt. Wegen schlechter Auftragslage und Insolvenz vieler Betriebe hatte ich bald keine Arbeit und kein Einkommen mehr. Weder für mich noch für meinen Sohn Dranse sah ich eine Zukunft in Lettland und bin zu Verwandten nach Hamburg gezogen. Hier wurde ich als Spätaussiedler nicht anerkannt und mein bereits ausgestellter deutscher Pass einge-zogen. Die drohende Ausweisung nach Lettland konnte ich nur durch die Heirat mit einer Deutschen, mit Olga Renn, abwenden. Das bereits erhaltene Arbeitslosengeld und die Sprachkurse zahlten wir ratenweise zurück. Da ich keine weitere Förderung bekam, habe ich einen Deutschkursus bei der VHS selbst bezahlt. Seit 1998 arbeitete ich bei verschiedenen Zeitarbeitsfirmen auf Baustellen, bei Abbrucharbeiten, als Teepacker und vieles mehr. Schwere Arbeiten bin ich gewöhnt. Wichtig ist, überhaupt eine Arbeit zu haben. Mich stört aber die Ungerechtigkeit. Ich arbeite nicht schlechter und weniger als Festangestellte, bekomme aber für die gleiche Leistung fast die Hälfte weniger an Lohn. Das wirkt sich auch auf meine Rente aus. Ich habe mit meinem Sohn Dranse, der als Wirtschaftsprüfer arbeitet, verheiratet und seit kurzem stolzer Vater einer kleinen Tochter ist, und mit meiner neuen Familie in Hamburg meine Heimat gefunden.

16 Ausblick

T h e m a

Belgisches Bier, Foto: Kannengießer

Es war wieder ein erfolgreicher Tag, und der Chef hatte ihn sogar gelobt. Das tägliche Glas Cognac zum Feierabend tat

besonders gut. Leider war nicht jeder Tag so erfolgreich, aber mit zwei, drei oder auch vier Gläsern ließen sich die Probleme leicht lösen. Diese nahmen aber nicht ab, und bald brauchte er eine ganze Flasche. Seinem Chef fiel die Veränderung bei ihm seit Langem auf. Statt ihn zu aber feuern, bewegte er ihn zu einer Therapie.

Ich wollte wissen, was außer den psychischen Schäden durch Al-koholmissbrauch an körperlichen Schäden entstehen könnte und fragte meinen Hausarzt. Von ihm erfuhr ich, dass übermäßiger Alkoholgenuss fast alle Organe schädigen kann, insbesondere Le-ber, Magenschleimhaut und Bauchspeicheldrüse. Die Schädigung des Herzens ist ebenso möglich, wie Nervenentzündungen und Hirnschädigungen. Eine Therapie ist seines Erachtens nicht nur notwendig, sondern wirkt auch lebensverlängernd. Vorausset-zung aller Therapien ist der feste Wille, vollkommen auf Alkohol zu verzichten. Bereits ein Glas kann einen Behandlungserfolg zunichte machen.

Selbsthilfegruppen unterstützen nach einer Therapie Patienten und ihre Angehörigen und geben ihnen das Gefühl, nicht alleine zu sein und in der Gruppe unter geschulter Leitung einen Rückfall zu vermeiden. Ich durfte bei einer Sitzung der Selbsthilfegruppe „ohne Sucht leben“ in Bienenbüttel zuhören. Jeder Teilnehmer der Gruppe stellte sich zu Beginn mit seinem Vornamen und dem Zusatz Alkoholiker und trocken oder als Angehöriger eines Alkoholikers vor. „Trocken“ ist der augenblickliche Zustand, der aber jederzeit durch neuen Alkoholgenuss in Gefahr gerät. Das Thema des Abends war auch der „Rückfall“. Ich hörte, dass Al-koholsucht nicht nur berufliche Existenzen vernichtet, sondern

auch Familien gefährdet. Kinder können alkoholisierte Väter oder Mütter nicht mehr achten und respektieren. Der Ehepartner ist oft am Ende der Kräfte und denkt an eine Scheidung. Bei einem Rückfall würde alles wieder von vorn beginnen. Eine Angehörige sagte dazu, dass sie mit ihrem Mann nicht noch einmal diese Prozedur mitmachen könne. Eine andere Angehörige meinte, dass Alkohol auch den Charakter des Mannes verändere und der Mann nicht mehr der wäre, den sie einmal geliebt habe. Die Alkoholiker sahen das anders, und es entbrannte eine heftige Diskussion, die aber am Ende eine Charakterveränderung nicht mehr ausschloss.Bei einem anderen Gruppenabend durfte ich zuhören, wie ein persönliches Problem besprochen wurde. Ein bisher arbeitsloses Mitglied der Gruppe hatte ein Stellenangebot als Vorarbeiter bekommen. Er hielt sich für gut und zuverlässig, aber konnte er das heute auch noch von sich sagen? So sehr er sich über die Aussicht auf eine geregelte Arbeit freute, fragte er sich immer wieder, ob er die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllen könne. Selbstzweifel überfielen ihn und er lief Gefahr zu resignieren. Die Gruppe machte ihm Mut und hob die erfolgreiche Lösung vom Alkohol hervor und den Willen und die Selbstdisziplin, trocken zu bleiben. Ich hörte später, dass er die Probezeit bestanden hat.Ein Alkoholiker muss Zeit seines Lebens mit diesem Makel le-ben. Als trockener Alkoholiker hat er aber nicht nur sich selber, sondern auch seiner Umwelt bewiesen, dass er mit Selbstdisziplin und Willensstärke in unsere Gesellschaft zurückkehren kann.Suchen Sie Hilfe? – Fachstelle für Sucht und Suchtprävention DROBS Tel. 4131 684180Selbsthilfegruppe „Sucht“ Scharnebeck Tel. 04131 9119733Selbsthilfegruppe „ohne Sucht leben“ Bienenbüttel Tel. 05823 952907

Alkohol – Freund oder Feind?Von Gerhard Wollenweber

Ausblick 17

T h e m a

Liebe Leserinnen und Leser, wenn Sie in der Großen Bäcker-straße Richtung Marktplatz gehen und Ihren Blick auf die

Giebel der linken Straßenseite richten, entdecken Sie kurz vor Erreichen des Marktplatzes ein kleines Denkmal einer Lüne-burger Legende, die ich Ihnen vorstellen bzw. Ihnen wieder in Erinnerung bringen möchte.Die Büste des „Bäckers“, die mit: „1371 in St. Ursulanacht hat der Bäcker 22 Mann erschlagen“ unterschrieben ist, erinnert an ein besonderes Ereignis. Der Überlieferung nach hat sich ein Bäcker mit seinem Brotschieber 1371 in der Nacht zum 21. Oktober besonders hervorgetan. In jener Nacht wollten 700 Braunschweiger Ritter heimlich die Stadtmauern überwinden, um die Stadt zu erobern, wogegen sich die Lüneburger Bürger erfolgreich zu Wehr setzten.Da die Kleidung der Figur im Giebel auf eine noch frühere Entstehung schließen lässt, wird vermutet, dass der „Bäcker“ ursprünglich nur der „Wächter“ des Hauses war und nach der St.-Ursula-Nacht zum Denkmal des Freiheitskampfes umgedeutet wurde. Die Originalfigur des ‘tapferen Bäckerleins von Lüneburg‘ können Sie sich im Museum für das Fürstentum Lüneburg anschauen, wenn es dann – irgendwann - wieder geöffnet ist.Quelle: U.a. ‚Lüneburger Denkmale, Brunnen und Skulpturen‘ von Werner H. Preuß

Luis hatte Probleme beim Stiefelanziehen und so kniete ich mich nieder, um ihm dabei zu helfen. Mit gemeinsamen

Stoßen, Ziehen und Zerren gelang es, zuerst den einen und schließlich auch noch den zweiten Stiefel anzuziehen.Als Luis sagte: „Die Stiefel sind ja am falschen Fuß!“, schluckte ich meinen Anflug von Ärger runter und schaute ungläubig auf die Füße des kleinen Luis. Aber es war so: links und rechts waren tatsächlich vertauscht.Nun war es für mich ebenso mühsam wie beim ersten Mal, die Stiefel wieder abzustreifen. Es gelang mir aber, die Fassung zu wahren, während ich die Stiefel tauschte und dann sie wieder anzog, ebenfalls unter heftigem Zerren und Ziehen.Als das Werk vollbracht war, sagte Luis: „Das sind nicht meine Stiefel!“Dies verursachte in meinem Inneren eine neuerliche, nun bereits deutlichere Welle von Ärger, und ich biss mir heftig auf die Zunge, damit das hässliche Wort, das darauf gelegen hatte, nicht meinem Mund entschlüpfte. So fragte ich lediglich:„Luis, warum sagst du das erst jetzt?“Meinem Schicksal ergeben kniete ich mich nieder und zerrte abermals an den widerspenstigen Stiefeln, bis sie wieder ausgezogen waren. Da erklärte der kleine Luis deutlicher:„Das sind zwar nicht meine Stiefel, die gehören meinem Freund Jan. Aber meine Mutter hat gesagt, dass ich sie heute anziehen muss, weil es so kalt ist. “In diesem Moment wusste ich nicht, ob ich laut schrei-en oder still weinen sollte. Ich nahm nochmals meine ganze Selbstbeherrschung zusammen und stieß, schob und zerrte die blöden Stiefel wieder an die kleinen Füße.F E R T I G !!!!!!Dann fragte ich den kleinen Luis erleichtert: „Okay Luis und wo sind deine Handschuhe?„ Worauf Luis antwor-tete: “Ich hab sie vorn in die Stiefel gesteckt !“

Opa als StiefelknechtEine wahre Begebenheit mit meinem fünfjährigen Enkel Luis

Von Reinhard Fink

Enkel Luis, Foto: Fink

Lüneburgs heldenhafter „Bäcker“Von Waltraut Peter

Auflösung: von Seite 2

18 Ausblick

P h i l o s o p h i e

Ungeachtet der Tatsache, dass Kant in seinen Kritiken mit Bezug auf Glauben und Hoffnung durchaus positiv zu

einem persönlichen Gott und einem ewigen Leben eingestellt war, haben ihn diese Ideen persönlich und privat kalt gelassen. Der Glaube an einen persönlichen Gott war ihm fremd. Gott und die Unsterblichkeit hat er zwar als Hoffnung ausgesprochen, glaubte aber selbst an keines von beiden, sondern war überzeugt, dass diese Glaubensinhalte Sache des individuellen Bedürfnisses seien. Er selber empfand kein derartiges Bedürfnis.

Über die Frauen urteilt Kant – geprägt von seiner Zeit – nicht gerade wohlwollend, und bei Eheschließungen rät er zur Vorsicht: Die Frau würde durch die Ehe frei, der Mann unfrei; sie mache aus ihm, was sie wolle, einen Helden oder einen Affen. Er selbst bleibt ledig.

Etwas widersprüchlich erscheinen Kants moralische Bedenken gegen Kultur und Geselligkeit. Interessen, die er zulässt, denen man aber nicht nachjagen sollte: „Und das sagt der Kant, der seine Freunde jahrelang – erst im Wirtshaus, seit 1787 ins eigene Haus – mehr oder weniger täglich zum Mittagessen mit stundenlangen unterhaltsamen Tischgesprächen geladen hat.“ (Schmitz 1989, 143) Doch sind die Kantschen „Arbeitsessen“ im Vergleich zu Spielsüchten und Ausschweifungen harmlos.

Kant stirbt 1804, knapp 80jährig. Er war schon zu seinen Lebzeiten und bleibt bis heute der weltweit angesehene Philosoph.

Seine Werke

Nach seiner Ernennung zum ordentlichen Professor schweigt Kant elf Jahre lang, doch dann geht es Schlag auf Schlag. Seine wichtigsten Werke:

1781 Kritik der reinen Vernunft 57. Lebensjahr1784 Aufsatz: Was ist Aufklärung? 60. Lebensjahr1785 Grundlegung der Metaphysik der Sitten 61. Lebensjahr1788 Kritik der praktischen Vernunft 64. Lebensjahr1790 Kritik der Urteilskraft 66. Lebensjahr

1792 Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft 68. Lebensjahr1795 Traktat zum ewigen Frieden 71. Lebensjahr1797 Metaphysik der Sitten (Rechts- und Tugendlehre) 73. LebensjahrAus Kant wird der wahrhaft Weltweise, der versucht, dem Ein-zelnen durch Aufklärung und der Menschheit durch seine Schrift „zum ewigen Frieden“ zum Weltfrieden zu verhelfen.

Warum schreibt Kant die drei Kritiken?

Es geht Kant darum, Quellen, Umfang und Grenzen der Möglich-keit unseres Erkennens zu ergründen. Er unterteilt die Vernunft in reine, d. h. theoretische und angewandte, d. h. praktische Vernunft und hat erforscht:

• Was kann ich wissen und beweisen (reine Vernunft)?

• Was kann ich nur glauben und hoffen?

• Was soll ich, moralisch-ethisch gesehen, tun (prakti-sche Vernunft)?

• Was ist der Mensch?

Die reine Vernunft zielt auf Erkenntnis mit Hilfe von Anschauun-gen, Begriffen, Grundsätzen und Ideen, die praktische Vernunft zielt auf unseren Willen mit Hilfe von praktischen Grundsätzen (Störig 1990, 394).

Der Begriff Kritik meint bei Kant nicht nur Beurteilung und Be-wertung, wie etwa bei einer Theaterkritik, sondern umfasst die Prüfung der Reichweite, der Quellen und der Grenzen unserer Erkenntnis. Alle Erkenntnis beginnt mit der Erfahrung, und nichts ist im Verstand, was nicht zuvor in den Sinnen ist. Jede Veränderung hat eine Ursache. Von nichts kommt nichts.

Was wollte Kant und was bedeutet er heute?Von Hermann Hummel-Liljegren

Teil II Fortsetzung: Leben und Werke

Ausblick 19

T h e m a

Ich will!Von Gerhard Wollenweber

Ich heiße Klaus! Wie meine Zeit als Schüler war, wollt ihr wissen? Durchwachsen! Schon in der ersten Klasse fing der

Ärger an. Der Lehrer sagte uns, was wir tun sollten. Danach, was ich wollte, fragte niemand. Klar, dass ich mich verweigerte. Hausarbeiten machte ich selten, Klassenarbeiten brauchte ich nicht mitzuschreiben, die waren doch nicht zensierbar. Die Lehrer fragten sich, ob diese Schule für mich richtig sei. Sie wollten mich gerne auf eine Sonderschule schicken. Den dafür von der Schulbehörde vorgesehenen I-Q Test gab ich als erster ausgefüllt zurück. Von Mama erfuhr ich später, das meine Test-arbeit die Beste war. Mit diesem Ergebnis gab es keinen Grund für einen Schulwechsel. Öfters ärgerten und drangsalierten mich Mitschüler. Wehren konnte ich mich nicht, sie waren stärker und stets zu mehreren. Meine Eltern schickten mich in einen Kursus zur Selbstverteidigung. Der tat mir gut. Als ich wieder einmal geärgert wurde, warf ich den großen Anführer mit einem Schulterwurf zu Boden. Danach hatte ich Ruhe.

Ein Schulpsychologe stellte bei mir eine Lese- und Rechtschreib-schwäche fest, eine Legasthenie. Meine Klassenlehrerin sagte allerdings, dass sie von so neumodischem Kram noch nie etwas gehört hätte. Ich sollte mich besser auf den Hosenboden setzen und ordentlich lernen. Meine Eltern engagierten eine von der Schulbehörde empfohlene Legasthenielehrerin. Sie war sehr nett, und wir konnten besser miteinander diskutieren anstatt zu arbeiten. Als ich einmal auf weißem Papier mit Buntstiften Kreise malen sollte und ich einen weißen Malstift wählte, fühlte sie sich ausgetrickst. Ihr Bruder sollte mich künftig unterrichten, denn der konnte bisher jedem helfen. Wir hatten jetzt Englischunter-richt und für meine erste Englischarbeit bekam ich eine drei, die beste Zensur, die ich je hatte. Mein neuer Nachhilfelehrer wollte mich auf eine zwei trimmen. Dass wollte ich aber allein schaffen. Da zwischen uns auch sonst wenig stimmte, entschieden meine Eltern, dass ich in Zukunft ohne Nachhilfestunden auskommen sollte und ich damit ab sofort für mich selber verantwortlich bin. Zum Abschied erklärte mein Lehrer noch, dass ich ohne mein Elternhaus wohl in der Gosse landen würde.

Ab dem vierten Schuljahr wurden meine Klassenarbeiten zen-siert, mit fünfen und sechsen. Ich wartete dann immer auf einen Wutausbruch von Mama. Sie sagte aber nur, dass ich ja für meine Zensuren selber verantwortlich bin. Das war schlimm für mich! Einmal nahm Papa mich bei Seite und sagte, dass Mama über meine schlechten schulischen Leistungen sehr traurig sei. Dass wollte ich nicht und auf die mit diesen Zensuren nur mögliche Hauptschule wollte ich auf keinem Fall. Es gab keine Alternative,

ich musste lernen. Mit dem neuen Ziel vor Augen fand ich sogar Gefallen am Lernen. Meine Zensuren besserten sich, und ich kam trotz meiner Legasthenie auf die Realschule. Dort wurde ich sogar richtig gut und schaffte einen Notendurchschnitt zwischen zwei und drei. Handwerkliche Fähigkeiten bewies ich öfters und Technik interessierte mich sehr. Mama hörte von einem neu gegründeten Technischen Gymnasium mit nur einer Fremd-sprache. Davon war ich begeistert und schaffte den Übergang auf diese Schule.

Die Schule war für mich die große Herausforderung, und die Bewältigung bekam meinem Ego gut. Ich suchte neue Heraus-forderungen und fand so zum Mannschaftssport, einer Basket-ballmannschaft des Gymnasiums. Als Mannschaft wollten wir siegen, dafür musste sich jeder einbringen. Wir hatten Verbindungen zu Germanistikstudenten einer Indus-triestadt in Russland und erhielten eine Einladung. Wieder eine große Herausforderung, ein fremdes Land und eine Stadt mit unzähligen Plattenbauten. Wir wohnten bei den Eltern unserer Gastgeber und genossen eine herzliche Gastfreundschaft. Das Verhältnis zu den Germanistikstudenten war ausgezeichnet und von deren Eltern wurden wir wie Söhne behandelt. Das uns ent-gegengebrachte Interesse und die natürliche Liebenswürdigkeit hallte noch lange in uns nach.Nach der Reise mussten wir für das Abi lernen. Dabei entdeckte ich eine neue Herausforderung. Ich will studieren!

Bauzaun, Foto: Kannengießer

20 Ausblick

T h e m a

Als ich sieben Jahre alt war, wurde bei mir eine Bewe-gungsstörung diagnostiziert. Mit viel Unbehagen musste

ich psychomotorische Krankengymnastik machen. Warum mir das nicht gefiel, weiß ich bis heute nicht.Viele Jahre habe ich jeglichen Sport oder Krankengymnastik vermieden.Von klein auf liebte ich es zu schwimmen oder einfach im Wasser zu sein. Bis ich in einer Klinik mit 14 Jahren zu allem gezwungen wurde. Einmal in der Woche stand als Pflichtver-anstaltung Schwimmen auf dem Pogramm. Das schlimmste daran war, dass ich mich weder in einer Einzel-kabine umziehen durfte, geschweige denn in der Klinik morgens alleine im Bad duschen durfte. Ich fühlte mich wie Vieh behandelt, weil immer zwei Patienten auf einmal für 10 Minuten ins Bade-zimmer von außen eingeschlossen wurden. Das sollte angeblich gesundheitliche Förderung sein. Nach meiner Wiedereingliederung in die Schule war ich vom Sport und Kunst befreit, um zu verhindern, dass ich mich noch mehr verweigerte. Ich habe viele Jahre gebraucht, wieder mit Freude ins Schwimmbad zu gehen und Sport für mich und meinen Körper zu machen. Heute habe ich für mich Yoga als Entspannungstechnik entdeckt. Nach Einzelstunden bei der Yogalehrerin im richtigem Yogaraum übe ich viel zu Hause. Das tue ich mit Freude an der Bewegung. Im Sommer habe ich einen Versuch unternommen, an einem Präventivkurs Walking mitzumachen. Nach der zweiten Stunde wollte ich alles hinschmeißen, weil mir die Überkreuzbe-wegung so schwer fiel. Doch die geduldige Kursleiterin kam mir immer wieder ent-gegen und so habe ich nach vielem Üben Spaß daran gefunden.Ich habe für mich Bewegung als „Wohl-fühlhilfe“ entdeckt. Während des Winters begeistern mich besonders die Wasser-gymnastik und das Training an den Reha-Geräten. Sport im Rahmen meiner Möglichkeiten gehört inzwischen zu meinem Alltag. Mit Stolz kann ich sagen, ich habe durch Förderung und Verständnis mir wohlge-sonnener Menschen meinen „Bewegungs-Schweinehund“ überwunden.

Gymnastik und Leichtathletik waren mir von jeher verhasst. Ich ging als Jugendliche schwimmen oder war mit dem

Fahrrad unterwegs. Im Alter wurde ich immer unbeweglicher, scheute alles, was mir Schmerzen bereitete. Ich bekam Gleich-gewichtsstörungen, fiel häufiger hin. Der Gehwagen wurde mein neuer Gefährte. Mit meiner Gesundheit ging es steil bergab. Durch Bekannte geriet ich an meinen Hausarzt, der mich zu einem Neurologen schickte. Seine Diagnose war Parkinson. Neben den notwendigen Medikamenten sollte mich hauptsächlich Bewegung wieder mobil machen. Physiotherapie, Ergotherapie und Wassergymnastik brachten mich auf Trapp. Schon morgens im Bett beginne ich jetzt mit den ersten Bewegungsübungen. Ich muss mich immer wieder fordern. Es geht mir sichtlich besser, der Gehwagen steht in der Ecke. Die Spaziergänge mit meinem Hund machen wieder Spaß. Mein Hobby, das Malen, habe ich wieder aufgenommen, und ein neues Auto habe ich mir auch gekauft.Ich muss trotz ständiger Schmerzen immer in Bewegung bleiben. Auch die aufsteigende Angst kann ich mit Bewegung bekämpfen. Nur selten denke ich darüber nach, was noch auf mich zukommen könnte. Ich versuche jeden Tag, Schönes zu erleben. Jammern nützt nichts, es verjagt nur die Freunde. Sich umfassend über die eigenen Krankheiten zu informieren, halte ich für wichtig. So kann man sich bei neu auftretenden Störungen besser verhalten. Jede Krankheit kann einmal zum Tod führen. Wenn wir aber Frieden mit ihr geschlossen haben und sie durch aktives Tun in die Schranken weisen, können wir die uns verbleibende Zeit noch genießen. Für mich hat meine Krankheit ihren Schrecken verloren, weil ich ihr aktiv begegnen kann.

Mitten im Leben

Von Waltraud Ackermann

Bewegung als WohlfühlhilfeVon Miriam Katharina Kleck

Ausblick 21

T h e m a

Gedanken zum neuen JahrVon Brigitte Prager

Ich schau dem neuen Jahr schon ins Gesicht, recht unsicher und verhalten, denn wir kennen uns noch nicht, es ist noch jung, ganz ohne Falten. Ich frage mich, wie wird’s wohl werden, wird sich was ändern hier auf Erden. Werden sich die Menschen endlich einen sowohl im Großen wir im Kleinen. Kriege beenden und Frieden schließen, Freudentränen statt Blutvergießen. Ein Lächeln oder ein freundlich’ Wort verbindet Menschen hier wie dort. Nicht immer nur alleine gehn, auch mal den andern neben sich sehn. Ihm helfen, auch wenn er nicht fragt, mancher braucht Hilfe, auch wenn er nichts sagt. Was immer auch Du magst beginnen, frage nach im Herzen drinnen. Und kommt die passende Gelegenheit nutz die Zeit und sei bereit. Dein Tun wird meist Dir so gelingen, und auch viel Freude mit sich bringen. Toleranz, Respekt, Moral, Verlass – ein Fundament von rechtem Maß. Von Liebe und Vertrauen belohnt, ein Weitermachen immer lohnt. Man braucht dann keine Stürme scheuen und vor Gott auch nichts bereuen.

Blumenwelt

Von Bernhard Häußermann

Zu einem Gedicht Goethes:Im Frühjahr 1827 zieht Johann Wolfgang von Goethe aus

der Stadtwohnung wieder in sein Gartenhaus an der Ilm. Er fühlt sich "satt zu herrschen, müd zu dienen".Aber immer noch ist seine poetische Kraft bewundernswert.Alle paar Tage schreibt er ein Gedicht. Einmal dieses:

"Nun weiß man erst, was Rosenknospe sei, Jetzt, da die Rosenzeit vorbei; Ein Spätling noch am Stocke glänzt Und ganz allein die Blumenwelt ergänzt."

Wer mit 77 Jahren nach einem Gang durch den Garten diese vier Zeilen aufschreibt, macht die gelegentlich wichtigtuerische Frage gegenstandslos: Kann man Goethe noch lesen, hat er uns noch etwas zu sagen?Es gibt Dinge, in diesem Fall Verse, die einfach da sind, bei denen es sich erübrigt, nach ihrer Herkunft und ihrem Nutzen zu fragen.

Eine Beobachtung aus dem Garten wird hier berichtet. Goethe beschreibt eine spät blühende Rose. Ohne die geringste persön-liche Anspielung wird auf einer zweiten Ebene, im Hintergrund die Lebenssituation des Beobachters, des alten Menschen einge-blendet. Der Alte hat im Blumengleichnis seinen Platz erkannt und angenommen. Es ist ein Gedicht von vollendetem Einklang zwischen dem Ich und der Natur. Es bringt die Welt ins Ganze. Doch die Harmonie ist vergänglich; sie ist durch das "noch" im Gedicht zum Vorü-bergehen bestimmt. Bis dahin hält die Knospe im Gedicht die Hoffnung offen. Der alte Goethe hat dieses kleine, große Harmoniegedicht mit der Aufnahme seiner wild bewegten Prometheus-Verse in die letzte Ausgabe seiner Werke konterkariert. Das Leben geht für ihn weiter.

Rose, Foto:Kannengießer

22 Ausblick

T h e m a

AlmaVon Brigitte Abraham

Alma, die Ernährerin,Alma, eine Bäuerin,diese herzensgute Seele sorgend, dass es nirgends fehle.

Herzlich hat sie aufgenommenuns, als Flüchtlinge willkommen. Jeder seinen Platz da fand.Alma mit geübter Hand

Wies die Mägde und die Knechte.Jeder kam zu seinem Rechte. Küche, Garten und das Vieh, über allem wirkte sie.

Auch von uns durft‘ niemand ruhn:Opa konnt‘ im Hof was tun,Oma spann und Mutter strickte, meine Tante nähte, flickte.

Und wir Kinder - nicht erbaut - mussten vom Kartoffelkrautdie Kartoffelkäfer lesen, ekelig ist das gewesen!

Kam die Ernte, Mann und Maus mussten auf das Feld hinaus.Und beim Sammeln dann das Bücken oh, wie ging das auf den Rücken!

Dass wir bald auf Knie‘n rutschten,Knollen in die Körbe flutschten. Schwer war‘s, volle Körbe tragen zu den Kiepen oder Wagen.

Doch es rettet‘ aus der Not Almas dick bestrichnes Brot. Und dann zur Kartoffelköst Butterkuchen - welch ein Fest!

Ja, die Alma seh ich sitzenund das scharfe Messer blitzen, flink und rund Kartoffeln schälen, Speck in Mengen darf nicht fehlen.

Seh‘ sie auch am Herde stehenund die Hackfleischklößchen drehen als auch mit geschickten Händen Eierpfannekuchen wenden.

Butterflöckchen auch verteilen auf dem Hefeteig und eilen, in dem Hühnerstall zu suchen Eier für den nächsten Kuchen.

Seh‘ sie auch in aller Frühe rühren in des Kessels Brühe, Würste über Stangen hängen, Mett in Schweinedärme zwängen.

Ja, ich sah sie rastlos walten und den Alltag wohl gestalten.gerne denk ich an die Zeit.Ach, sie liegt so fern und weit!

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Ausblick 23

T h e m a

Ich musste erst über 50 Jahre alt werden, um zu begreifen, dass Alkohol ein sehr gefährlicher und schädlicher Stoff ist.

So heimtückisch und unscheinbar, so unauffällig, so scheinbar harmlos wirkend. Ist ja nur ein Bier, ist ja nur ein Glas Sekt! Dieses „ist ja nur“ in kleinen Dosen sogar gesund, da es wie ein Medikament wirkt. Aber meistens -und bei mir war es so- blieb es nicht bei einem Glas. Ich merkte es schmeckt mir, entspannt meinen Körper schön, lässt die unangenehmen Gedanken und Gefühle verschwinden und ich fühlte mich erleichtert, frei, wohl, groß, stark, mutig, selbstbewusst. Gute Gefühle, die ich im Leben sehr selten verspüren konnte.So trank ich immer, wenn ich mich schlecht fühlte. Nach der Arbeit, nach einem Konflikt, nach einer Unzufriedenheit, nach einer Frustration, nach seelischen Verletzungen durch meine El-tern, älteren Geschwistern und anderen Menschen. Immer nach Ereignissen, mit denen ich nicht umgehen konnte oder die mich überforderten. Der ideale Schmerzkiller. Der ideale Konfliktlöser, den man ja auch noch genießen kann.Ich war es auch aus meiner Herkunftsfamilie gewohnt Alkohol zu trinken. Es gehörte fast wie Brot und Wasser zum Leben dazu. Es war ein normales, gesellschaftsfähiges und bei Feiern sogar notwendiges Getränk. Ich empfand es als Genuss und merkte lange nicht, dass ich viel zu oft zu viel trank, weil ich Probleme und Kummer hatte.In meiner Familie gab es nie Gemeinsamkeiten, einen Ausflug oder Urlaub. Mein Bruder wurde stets vorgezogen und unterstützt. Für meinen Vater existierte ich nicht. Er vermied es, sich mir zu-zuwenden oder mit mir zu reden. Er vermittelte mir Ängste und Schuldgefühle. Meine Mutter ist vaterlos aufgewachsen und hat sich allem untergeordnet. Es herrschten unstrukturierte, instabile und lieblose Familienverhältnisse, in denen ich unwichtig war. Ich wurde nicht gefördert und nicht gefordert. Viele Traumata musste ich erleben und durchstehen. Ich fühlte mich unwichtig, überflüssig und alleine. Ich tat alles für einen Funken Beachtung und Lebendigkeit. Ich funktionierte gut und das Anpassen gelang mir auch. Ich rannte der Anerkennung hinterher wie um mein Leben. Was ich aber nur bekam, waren Stress, Frustrationen, Depressionen und Erschöpfungszustände.Ich fühlte mich oft alleine gelassen. Ich wollte es immer allen recht machen. Erst in der Rückschau empfand ich die Zeit als seelisches Quälen. Ich fühlte mich benutzt, manipuliert, destabilisiert und konnte mit den Lebenskrisen und Konflikten nicht umgehen. Vor allem konnte ich nicht alleine sein. In vielen Gesprächen mit Menschen, aber auch mit dem Alkohol habe ich die Probleme scheinbar bewältigt. Nur die Hintergründe meines Trinkens waren

mir damals noch nicht bewusst. Die Flasche Wein war immer leicht und schnell erreichbar. Wundervoller Trost!Als mein einziges Kind starb, verlor ich völlig den Halt in mei-nem Leben. Ich wusste nicht mehr, wie ich weiterleben sollte und konnte. Ich fiel damals bis zur tiefsten Stelle, ich glaube es war die Hölle.Wein und Bier, Klinikaufenthalte, mitfühlende Menschen, Ge-spräche, Schreiben, Wandern in der Natur und die Erwerbsunfä-higkeitsrente halfen mir beim Überleben. Die Probleme häuften sich trotzdem, ich konsumierte immer mehr Alkohol, aber meine Konflikte löste ich so nicht. Da passt gut der Text von Herbert Grönemeyer: „Alkohol ist ein Rettungsboot, aber auch mit dem du untergehst.“ Erst im Laufe der Verarbeitung meiner Trauer und Wut konnte ich langsam durch viel Leid und Verzweiflung neue Schritte ins Leben wagen und hinter meine Probleme schauen. Ein Gruppenerlebnis Anfang 2010 brachte mir die Erfahrung, Erkenntnis und Gewissheit, dass Alkohol schädigend wirkt und keine Lösung ist. Seitdem habe ich mich entschlossen, keinen Alkohol mehr zu trinken. Nach und nach merke ich, wie be-sonders schädlich der Alkoholkonsum für mich war. Erst jetzt kann ich mich wohl und ruhig fühlen. Meinem Körpergefühl bin ich näher gekommen und mein Denken ist klarer geworden. Ich spüre sogar wieder richtige Lebensfreude und nehme mein Leben als Herausforderung und Chance an. Mit neuen Werten fange ich jetzt erst richtig an zu leben. Mit Mitte 50 fängt mein Leben wieder neu an.Der Alkoholverzicht ist für mich ein riesengroßer Gewinn. Zum Wohl ohne Alkohol!

Alkohol – das falsche KonfliktlösungsmittelAutor ist der Redaktion bekannt

„Frühlingserwachen“ von Frank Wedekind, Foto: e-novum

24 Ausblick

I n f o r m a t i o n

Neue geriatrische Abteilung

im Klinikum LüneburgVon Gerhard Wollenweber

Wenn ein älterer Mensch wegen einer akuten Erkran-kung im Krankenhaus behandelt werden muss, können

zusätzliche Fähigkeitsstörungen die Wiederherstellung seiner Gesundheit behindern.Um diesen Patienten zu helfen, hat das Klinikum Lüneburg ein neues Konzept entwickelt. Mit aktuellen Kenntnissen der Ger-iatrie soll die Eigenständigkeit der älteren Patienten möglichst lange erhalten bleiben.Ein engagiertes Team aus Ärzten, Pflegern, Krankengymnasten, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden, Ernährungs-beraterin, dem Sozialdienst steht dem Patienten vom ersten Tag seines Aufenthaltes zur Seite.Jeder Patient bekommt vom ersten Tag seines Aufenthaltes die für ihn nötige Behandlung, und in wöchentlichen Teamsitzungen werden Behandlungsziele und Erfolge geprüft. Größere Kran-kenzimmer, neue Therapieräume und mehr Personal tragen zum Erfolg bei..Die geriatrische Abteilung im Klinikum Lüneburg besteht seit April 2010. Im Rahmen eines Pressegespräches wurde sie am 13.12.2010 den Medien vorgestellt.Der Geschäftsführer der Klinik, Dr. Michael Mohrmann, Chefarzt Dr. med. Torsten Kucharzik, Funktionsärztin Dr. med. Anja Bruns und weitere Ärzte sprachen über die Wichtigkeit dieser neuen Abteilung zum Erhalt der Selbständigkeit der Patienten und seine Bedeutung für den Landkreis Lüneburg.Wenn Sie mehr wissen wollen, erhalten Sie Auskunft unter 04131 772241.

Sie beraten telefonisch und machen auf Wunsch Hausbesuche bei Fragen zur Umgestaltung der eigenen vier Wände:

10 Frauen und Männer haben eine entsprechende Qualifikation durchlaufen, um Stolperfallen und deren Möglichkeiten der Beseitigung aufzuzeigen. Sie wissen, ob es nur kleiner Verän-derungen bedarf, oder geben Tipps für Umbaumaßnahmen für die altersgerechte und sichere Wohnsituation und damit für einen möglichst langen Verbleib in der eigenen Wohnung.

Zu erreichen sind die engagierten Damen und Herren über das Seniorenservicebüro REGION Lüneburg Tel. (04131) 309-370.

Die Teilnehmer von links nach rechts: Jutta Ossenkopp,, Nicola Wernecke (Seniorenberaterin), Klaus Pätow, Birgit Kuan, Ursula Prigge, Sonja Jack-mann, Manfred Stark,Peter Goosmann, Focke Redell, René Meyer, Manuela Wülfing, Almut Groth (Seniorenberaterin), Foto: Seniorenservicebüro

Im Alter selbstbestimmt zu HauseEhrenamtliche Wohnberater unterstützen Senioren in Stadt und Landkreis Lüneburg

Ausblick 25

T h e m a

PerlentauchenVon Ulrike C. Kannengießer

Als ich mitten im Krieg geboren wurde, hofften meine Eltern, dass sie einen Jungen bekommen würden. Aber leider

wurde dieser Wunsch nicht erfüllt. Mein Vater und auch sein Vater wollten unbedingt einen „Kronensohn“ haben, der ihren Namen weitergeben würde. Aber, wie so oft, war auch bei ihnen der Wunsch nach einem Sohn der Vater vieler Töchter. Meine Eltern bekamen vier Töchter und einen Sohn. Mein Vater konn-te sich nur schwer mit dieser Tatsache abfinden. Einmal sagte er zu mir und meiner Schwester, dass man im alten China die Töchter verkauft hätte. Ich verstand ihn so, dass er das auch mit uns vorhatte, und bat ihn: „Vati, aber verkauf uns bitte nicht auf dem schwarzen Markt.“Meine Eltern hatten ziemlich konservative Ansichten über die Erziehung und die Zukunft ihrer Töchter. Ihnen schwebte das traditionelle Rollenbild der Frau vor, so wie es ihre Generation auch vorlebte: Schule, Berufsausbildung, Heirat, Kinder, Hausfrau. Die Schulen, die ich besuchte, waren reine Mädchenschulen. Nach dem Abitur machte ich bei Siemens eine Ausbildung zur Ingenieurassistentin zusammen mit 25 jungen Frauen. Das war ein Beruf, den Siemens nur für Frauen geschaffen hatte. Ein Ausbilder ließ durchblicken, dass die jungen Damen willkommen wären auf dem hausinternen Heiratsmarkt. Mit 23 Jahren betrat ich dann den Arbeitsmarkt im Hause Siemens und erlitt den sogenannten Praxisschock. Meine erste Arbeitsstelle war in einem Entwicklungslabor, in dem ich die einzige Frau war. In dieser Firma war die Arbeitswelt klar aufgeteilt: Ingenieure und Vorgesetzte waren Männer, Frauen arbeiteten in der Produktion oder als Sekretärin oder als Ingenieurassistentin im Labor. Und die Männer hatten auch bestimmte Vorstellungen über die Arbei-ten, die sie mir zuwiesen. So waren sie z. B. fest davon überzeugt, dass nur ich ihre verschimmelten Kaffeetassen abspülen könnte. Langweilige Messreihen waren für mich die reine Geduldsprobe. So hatte ich mir das Arbeitsleben nicht vorgestellt! Ich war zwar gut ausgebildet, aber meine Arbeit hatte damit nichts zu tun. Ich war total unterfordert, meine Anträge auf interne Weiterbildungs-kurse wurden nicht genehmigt. Meinen ehemaligen Kolleginnen erging es nicht besser in diesem Weltkonzern. Drei Jahre später habe ich mich beruflich völlig neu orientiert, bin ins Ausland gegangen und habe studiert. Aber auch mit dem abgeschlossenen Hochschulstudium musste ich mir meinen Platz im Arbeitsleben erkämpfen, mich gegen Vorurteile wehren und ständig meine fachliche Kompetenz beweisen. Frauen fordern seit vielen Jahren Gleichberechtigung und Auf-stiegsmöglichkeiten im Berufsleben. Sie kämpfen gegen Vorurteile und überkommene Rollenbilder, von denen sich auch heutige Chefs nicht trennen können. Deshalb kämpfen Frauen für Chancengleichheit auf dem Ar-

beitsmarkt, für Aufstiegsmöglichkeiten bis hinauf in höchste Ämter. Dies gilt auch für politische Entscheidungsgremien in den Kommunen, Ländern und im Bund. Denn auch hier gibt es noch zu wenig Frauen, die bei politischen Entscheidungsprozessen mitwirken. Man versprach sich die Lösung durch den Erlass von Frauenförderplänen und die Berufung von Frauenbeauftragten.Die Debatte um die gezielte Frauenförderung durch Einführung von Frauenquoten ist nicht verstummt und wird heute vor dem Hintergrund eines drohenden Fachkräftemangels wieder sehr leb-haft geführt. Es gibt heute genug Frauen mit einer hervorragenden Ausbildung, die man fördern muss, damit sie auch Führungspo-sitionen einnehmen können. In den skandinavischen Ländern ist es heute selbstverständlich, dass Frauen in allen Bereichen des Arbeitslebens vertreten sind. Es braucht nicht viel Phantasie, um die Frage zu beantworten, warum die Norweger die Förderung von Frauen „Perlentauchen“ nennen.

Spinnefeind

Von Karin Schwendt

I i i i i i i wie eklig – eine Spinne im Waschbecken! Mit diesem Schrei stürzen fünf Kinder schreiend auf mich zu. „Kannst

du die mal wegmachen?“ „Spinnen sind doch harmlos“, versuche ich die Kinder zu beruhigen. Zugleich spüre ich, wie sich inner-lich alles zusammenzieht, denn seit meiner Kindheit graule ich mich vor Spinnen. Doch als Klassenpatin in einer Lüneburger Grundschule muss ich tapfer und Vorbild sein. Fünf Augenpaare sehen mich erwartungsvoll an. Kneifen geht nicht. Mein Einsatz ist gefordert. So fasse ich all meinen Mut zusammen und begebe mich – die Kinder hinter mir her - an das Waschbecken in der Mädchentoilette. Und da krabbelt sie – eine große langbeinige Spinne. Ich atme einmal tief durch, reiße ein Papiertuch aus dem Halter, falte es einmal zusammen und probiere, die Spinne über die Kante auf das Papiertuch zu bekommen, was nach mehreren Versuchen auch gelingt. “Was machst du jetzt mit ihr?“ höre ich eine ängstliche Stimme aus dem Hintergrund. „Du sollst nicht töten“, rede ich mir in Gegenwart der Kinder selbst gut zu und bringe die Spinne auf dem Papiertuch unversehrt nach draußen. Im Stillen hoffe ich, dass diese „Tat“ dem Bewusstsein der Kinder (und auch meinem) insoweit förderlich ist, dass von Seiten der Menschen auch für eine Spinne erstmal die „Beförderungspflicht“ gilt (in diesem Fall mittels eines Papiertuches nach draußen), statt ein harmloses kleines Tier gleich umzubringen.Dennoch bleibt es für mich eine Herausforderung, gerade bei Spinnen (und auch bei Fliegen) „mildernde Umstände“ walten zu lassen. Aber: Ich übe daran und hoffe, die nächste spinnbeinige Attacke zumindest in der Schule souverän und gelassen meistern zu können.

26 Ausblick

I n f o r m a t i o n

Spielgeräte für Jung und Alt in Westädt‘s Garten,, Foto; Balzer

Über neue Spielplätze im LüWoBau-Wohngebiet dürfen sich nicht nur die Kinder freuen, auch für die Erwachsenen hat

die LüWoBau im vergangenen Jahr neue Spiel- und Bewegungs-geräte aufbauen lassen. „Wir wollen Jung und Alt mehr zusam-menbringen und unsere Spielplätze zu generationsübergreifenden Begegnungsstätten machen“, sagt Geschäftsführerin Heiderose Schäfke. Dafür hat das Wohnungsunternehmen rund 73.000 Euro investiert, und zwar für jeweils neue Spielstätten in Westädt’s Garten, im Mittelfeld und an der Berta-von-Suttner-Straße. Der alte rund 150 Quadratmeter große Spielplatz links hinter dem Pavillon in Westädt’s Garten war kaum mehr als ein solcher zu erkennen. Unkraut wucherte überall, von den Wippen blätterte die Farbe und dem Schaukelgerüst fehlten die Schaukeln. Im Sommer lieferte die Firma Kompan aus Flensburg sechs neue Spielgeräte für Jung und Alt. Darunter natürlich auch die Klassiker, die auf keinem Spielplatz fehlen dürfen, wie Sandkasten, Doppelschaukel, Wippe und Kletter-Pyramide. Neu und anders sind der „Body-Twister“ und der „Sky-Walker“, mit denen auch ERrwachsene ihre Fitness und Beweglichkeit trainieren können.Auch die LüWo-Kinder und -Mieter im Mittelfeld und an der Berta-von-Suttner-Straße bekamen einen neuen Spiel- und Be-gegnungs-Platz. Schaukeln, ein Kletterturm, Wackeltiere und auch die Bewegungs-geräte für Erwachsene, „Body-Twister“ und der „Sky-Walker“, wurden aufgebaut. Mit dem „Body-Twister“ kann die Beweglichkeit der Arme und die Rückenmuskulatur trainiert werden, denn ein gestärkter Oberkörper fördert eine gute Körperhaltung und beugt Schmerzen im unteren Rückenbereich vor.Der „Sky-Walker“ funktioniert ähnlich wie ein Stepper, der durch Ausdauer- und Widerstandstraining hilft, die allgemeine Gesundheit und Fitness zu bewahren. „Spiel- und Bewegungsplätze sind nicht nur für unsere Kinder, auch wir Erwachsenen können von den Geräten profitieren. Wir müssen uns nur trauen“, sagt LüWoBau-Geschäftsführerin Heiderose Schäfke.

Jeden 1.Donnerstag imMonat Kaffeeklatsch von 14.30 – 17.00 Uhr, Nächste Termine: 03. März, 07. April, 05. Mai, 02. Juni Seniorinnen und Senioren sind herzlich eingeladen zum offenen Kaffeetrinken und Spieletreff im Veranstaltungs-raum des Hospital zum Großen Heiligen Geist Tel.04131/309-811, Es erwarten Sie Frau Schoop,Frau Kreime und Frau Nowatzki

BINGO-TERMINEIm Seniorenservicebüro Heiligengeiststraße 29a Immer am Mittwoch von 15.00 bis 17.00 Uhr09. März, 16. März, 06. April, 13. April, 20. April, 04. Mai 11. Mai, 18. Mai, 01. Juni, 08. Juni, 15. Juni Das beliebte Gemeinschaftsspiel findet in Zusammenarbeit mit Herrn Paul Gerski vom SoVD, Sozialverband Deutsch-land, im Hospital zum Großen Heiligen Geist in der Heili-gengeiststr. 29a, 21335 Lüneburg, statt.Auskunft erteilen: Karin Schopp Tel. 04131 - 309 811Paul Gerski Tel. 04131 - 220 78 18

Rechtsberatung für Senioren

Zweimal im Monat, jeweils am zweiten und vierten Mittwoch, von 14.30 bis 16.30 Uhr ohne AnmeldungRechtsberatung durch Beate Ellwanger-Stache RA

Spiel- und Bewegungsplatz für Jung und Alt

von Julia Steinberg-Böthig

Ausblick 27

T h e m a

Erfahrungen eines Leseförderers

Von Wolfgang Winterberg

Als ich im Ruhestand war, zog ich aus, das Leben der Kinder und Jugendlichen kennen zu lernen. Ich habe

mir in Kindergärten und Grundschulen angesehen, wie die Kleinen heute groß werden – denn die eigenen Enkel wohnen zu weit weg. Ich habe angefangen, Kindern mit Lernschwierigkeiten zu zeigen, dass auch sie ihre Stärken haben. Begonnen habe ich mit Rechenhilfe in einer 2.Klasse. Bald stellte ich fest, dass viele Kinder die Textaufgaben nicht ver-standen, weil sie nicht lesen konnten. Also fing ich mit der Leseförderung an. Aber die Kinder hatten eigentlich andere Probleme als die Buchstaben zu lernen – sie waren mit den Kleinigkeiten des Schullebens beschäftigt – sie hatten keine Ahnung welche Stunde gerade lief, weil sie die Uhr noch nicht konnten oder sie wurden nach der Sportstunde nicht mit dem Anziehen fertig, weil sie die Schleife nicht gelernt hatten. Muss ich Kindern das beibringen, was die Eltern versäumt haben? An einer Förderschule fand ich ein neues, effektiveres Betäti-gungsfeld. Hier ist der Anteil der „vergessenen Kinder“ sehr groß und ich kann Interesse und Begeisterung bei Kindern wecken, die bisher wenig Zuwendung, Ansprache und An-erkennung gefunden haben. Andere kulturelle Spielregeln und Fernsehen ersetzen offensichtlich in vielen Familien die Kommunikation. Und das Unvermögen, sich in der Pubertät mündlich und schriftlich äußern zu können, belastet die Kinder stark und führt zu schweren psychischen Problemen und „auffälligem Verhalten“. Stattdessen versuchen sie ihre Probleme mit Gewalt zu lösen. Bei der Einzelförderung kann das Kind endlich mal ganz für sich allein feststellen, dass es auch Stärken hat – ohne sofort gehänselt oder gestört zu werden. Die kleinen Erfolgserleb-nisse und Belohnungen der kleinen Schritte lassen es Mut fassen, sich größere Ziele zu stecken – auch die Eltern werden gebeten, ihr Kind bei der Erreichung dieser Ziele zu unter-stützen. Werden alle fünf Sinne gefordert und nicht nur der Kopf, sondern auch der Körper, bleibt die Aufmerksamkeit erhalten. Der Wechsel zu neuen Themen nach wenigen Mi-nuten fesselt auch unaufmerksame Kinder. So lernen beide Seiten sehr viel und werden munter, flexibel und warten mit Spannung auf die nächste Stunde. Der Erfolg gibt mir Recht – es gibt kein Generationenpro-blem, sondern nur versäumte Chancen vor der Schule. Die Senioren könnten helfen, das Versäumte nachzuholen und den Kleinen zeigen, wie spannend es ist, das ganze Leben lang zu lernen. So bleibt man im Ruhestand flexibel, munter und beweglich. Doch es braucht viele Mithelfer.

28 Ausblick

I n f o r m a t i o n

Wellness und RomantikVon Gerhard Wollenweber

Für Frauen und Männer gibt es im Rasulbad, einem orientalischen Dampfbad, Reinigung

und Pflege nach einem uralten Rezept. Apollo und Aphrodite, die Schönheitsideale der Antike, stehen im März für eine besondere Pflege mit Lorbeer, Minze und Honig. Das wunderbar frische und ent-spannte Hautgefühl danach werden Sie genießen.Zum Wohlfühlen bietet das SaLü das Romantik-Pa-ket für zwei Personen in der großen Sauna an. Einen Tag lang in der Bade- und Saunawelt schwimmen und schwitzen und 60 Minuten im hochprozenti-gen Salzwasser bei schöner Musik unterm Sternen-himmel schweben ist ein besonderer Genuss. Silke Michel von der SaLü Saunawelt erklärte mir, dass Saunieren nicht nur das Immunsystem stärkt und gegen Erkältungen schützt, sondern auch die Mus-kulatur lockert und den Körper entspannt.

Ausblick 29

B u c h t i p p s

Handeln statt Misshandeln Elisabeth BäschBonner Schriftenreihe „Gewalt im Alter“, Bd. 17Mabuse-Verlag, FrankfurtISBN 978.940529.53.4m 19,90 Euro

Das Buch richtet sich an Partner von Men-schen mit Demenz. Es hilft, die Realität besser zu verstehen, Wunsch und Wirklichkeit in Einklang zu bringen. Arbeitsblätter am Ende sind nützlich. Ebenso die wichtigen Adres-sen. In dieser Reihe sind noch 16 andere Bücher erschienen, die so wichtige Themen behandeln, wie z.B.: Lebensqualität in der Pflege Bd. 8; Handeln statt Misshandeln, Bd. 10; Gewalt an alten Menschen, Bd. 14.Die Autorin zitiert Gloria Bosch: „Liebe ist für mich das schönste deutsche Wort, weil es nur ein „i“ vom Leben entfernt ist.Brigitte Hempel

Laufe fit in deine Rente

Leo Stierhof

Betrachtungen eines passionierten Läufers2010,Frieling-Verlag, Berlin,ISBN 978-3-8280-2850-0, Euro 8,95

Dies ist das dritte Buch, das der Autor über sein Hobby geschrieben hat. Sein Motto: Laufen hält Leib und Seele zusammen. Er hat bisher 240.000 Laufkilometer zurück-gelegt. Bei Wind und Wetter dreht er seine Runden. In diesem Buch lässt er uns an sei-nen Erlebnissen und Betrachtungen rund um das Laufen teilhaben. Bewegung ver-hindert das Einrosten und beugt Depressi-onen vor. Leo Stierhof ist auch ein kritischer Mensch und macht sich seine Gedanken über Politikerschwindel und gesellschaftli-che Missstände. Die in die einzelnen Kapitel eingestreuten kleinen Weisheiten regen zum Nachdenken an und geben Lebensmut. „Alles im Leben hat seine Zeit! Darum le-be dein Leben zu jeder Zeit! Alles im Leben braucht seinen Platz! Darum gib allem in deinem Leben Platz!“Brigitte Hempel.

30 Ausblick

C o m p u t e r e c k e

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Wie erklärt man einer Frau was eine Verknüpfung ist?Anfrage der Anwenderin:

Wenn ich einen Film auf meinem USB-Stick speichern möchte, kommt die Meldung, dass auf dem USB-Stick nicht genügend Speicherplatz vorhanden ist. Dann versuche ich mit Verknüpfung speichern und dann ist Platz genug und der Film ist auf dem USB-Stick. Problem ist aber, wenn ich diesen Film auf dem USB-Stick auf einem anderen PC anschauen möchte. Da kommt die Meldung: nicht gefunden. Aber auf meinem PC funktioniert es. Was kann das sein?

Antwort der IT-Hotline:

Sehr geehrte Anwenderin,in Ihre Handtasche passt Ihr Pelzmantel einfach nicht rein. Ein Zettel mit dem Vermerk, dass Ihr Pelzmantel im Schrank hängt, passt in Ihre Handtasche. Also solange Sie die-sen Zettel daheim lesen, finden Sie Ihren Pelzmantel im Schrank. Schwieriger wird es, wenn Sie Ihre Freundin besuchen und dort Ihren Zettel lesen und erfahren, dass Ihr Pelzmantel im Schrank hängt. Im Schrank Ihrer Freundin können Sie suchen, solange Sie wollen, Ihren Pelzmantel finden Sie dort bestimmt nicht.

Noch eine Hilfe

Handtasche = USB-Stick Pelzmantel = Film Zettel = Verknüpfung Schrank = PC Motten im Schrank = PC Virus Nachbar im Schrank = Hacker ... alles klar?

Wer Lust hat, kommt zu unseren Senioren-Computer-Club

Montags von 15-17.00 Uhr in der VHS Haagestr. 4, Raum 24/25, 2. EtageWir sind eine Selbsthilfegruppe für alle Altersgruppen. Wir helfen bei Schwierigkei-ten am PC, versuchen, gemeinsam Probleme zu lösen und geben Hilfestellung fürs Internet. Information bei Manfred Balzer, 04131-3391

Fordern – Fördern –Überfordert?

Von Renate Bönig – Müller

Gott – was forderst du von uns Menschen? Dass wir gottwohlgefällig seien? nicht töten nicht ehebrechendeinen Namen nicht missbrauchen nicht stehlen den Feiertag heiligen unseren Nächsten lieben wie uns selbst?Hast du diese Forderungen gestellt, um uns zu fördern?

Und du Mensch - was forderst du von Gott? Frieden auf Erden und keine Kriege mehr Lösung aller Probleme Lebenslange Gesundheit Das Nachwachsen von Rohstoffen innerhalb einer Generation Genug Nahrung für alle Sich selbst reinigendes Wasser Ungefährliche erneuerbare Energie aus Licht

Aber Mensch – Wie förderst du selbst das Gelingen dieser Forderungen? Sind wir nicht alle

-Gott und Mensch- überfordert?

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Impressum Herausgeber

Ausblick–Redaktion VHS LüneburgHaagestraße 421335 LüneburgFon (0 41 31) 15 66 0Fax (0 41 31) 15 66 15 0Internet: www.ausblick-zeitschrift.deE-Mail: [email protected]

Erscheinungsweise:4 mal jährlichVerteilte Auflage: 10.000

Redaktion:Hempel, Brigitte, Dr. (verantwortlich)Balzer, ManfredEybe, JuttaFriedrich, PeterHummel-Liljegren, Hermann, Prof. Dr. Kannengießer, Ulrike C.Kleck, Miriam KatharinaPeter, WaltrautSchlotthaus, GeaSchöck, Rolf Schömburg MarlisWilke, PeterWollenweber, Gerhard

InternetManfred BalzerLayoutManfred Balzer (verantwortlich) Peter WilkeUlrike C. Kannengießer Marlis Schömburg

Texterfassung:Ulrike C. KannengießerMail: [email protected]

Anzeigen-Management:Gerhard Wollenweber Tel.: (0 58 23) 6126 Mail: [email protected]

Rolf SchöckTel: 04136 911 97 33mobil: 0160 23 62 700Mail: [email protected] Verteilung:November-Echo, CB - Funk-Freunde LG

Druck:v. Stern‘sche Druckerei GmbH Co KG, Zeppelinstraße 2421337 Lüneburg

Die Redaktion behält sich vor, eingegangene Artikel und Leser-

briefe evtl. zu kürzen. Für unverlangt eingesandte Manuskrip-

te und Fotos wird keine Haftung übernommen. Mit Namen

gekennzeichnete Beiträge erscheinen eigenverantwortlich.

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A u s d e r R e d a k t i o n

Männer und Frauen

Von Brigitte Hempel

Männer und Frauen, das ist unser Thema für die Ausgabe 84. Männer und Frauen passen nicht zueinander wird vielfach behauptet. Es gibt viele Beispiele für

diese These, auch in der Literatur sind unzählige Veröffentlichungen auf dem Markt.Aber sind die Gegensätze nicht gerade das Reizvolle an einer Beziehung? Auf jeden Fall ist diese uralte Geschichte immer wieder neu zu erleben und nie zu Ende. Denken Sie an die vielfältigen Entwicklungen in unserer Gesellschaft, an die Emanzipation der Frauen, an die neuen Väter, an Ehescheidungen, an die neuen Lebensformen zwischen Männern und zwischen Frauen, und auch daran, dass Männer ihre Rollen neu defi-nieren müssen. Was haben Sie erlebt? Sie haben sicher viel dazu zu sagen. Wir freuen uns auf Ihre Einsendungen.

Einsendeschluss der ist der 18. April 2011.

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K u l t u r i n L ü n e b u r g

Erleben, Freuen, Staunen, Machen, Lachen, treten Sie ein in die Welt des Theaters im e.novum! So kündigt sich das

Theater auf der Internetseite an.Als im Jahr 2000 das hochschulnahe Innovations- und Grün-dungszentrum e.novum in Lüneburg von Professor Jochen Weihe aufgebaut wurde, richtete er auch einen kleinen Theatersaal ein und bot seiner Frau, der Schauspielerin Margit Weihe, diese Räume an. Mit einer Kinderbühne fing alles an, später folgten Erwachsenen- und Jugendensembles.Heute tummeln sich 130 Menschen, Große und Kleine, in zehn verschiedenen Gruppen im Hause. „Ziel der Theaterpädagogen ist es, neben qualifiziertem Schau-spielunterricht, der Lust und Freude am Spiel(en) sowie dem Entdecken der eigenen schöpferischen Kräfte, Raum für Begeg-nungen, Erlebnisse und lebendige Kommunikation zu schaffen“ Das ist in zehn Jahren mehr als gelungen. Während dieser Zeit haben im e.novum 320 Schauspielbegeisterte im Ensemble ge-spielt, 51 Eigeninszenierungen aufgeführt und über 200 Kinder haben außerdem noch 16 Schauspielwerkstätten besucht. Da glaubt man, was Mitarbeiter und Ensemblemitglieder geleistet haben. Margit Weihe sagt: “das bedeutet Lachen und Weinen, drunter und drüber, Komödie und Tragödie, hin und her, auf und ab, laut und leise, Lampenfieber und Applaus, alles oder nichts.“Ich habe mich selber überzeugt und mir das neueste Kinderstück „Rasmus und der Landstreicher“ nach Astrid Lindgren unter der Regie von Margit Weihe und Kirstin Rechten angesehen. Eine mitreißende lebendige Aufführung. Alle Schauspieler waren mit Begeisterung dabei und haben ihr Bestes gegeben. Mit knap-pen Requisiten und entzückenden Kostümen, ein spannendes überzeugendes Spiel. Herzlichen Glückwunsch! Weiter so, noch einmal 10 Jahre!Theater im e.novum, Munstermannskamp 1, Tel: 7898222. [email protected]

Mach Dir ein paar schöne Stunden, geh mal wieder ins Theater! Das kulturelle Leben in Lüneburg ist ohne das

Theater an der Lindenstraße völlig undenkbar. Es bietet neben dem klassischen Schauspiel noch Musik- und Tanztheater, Gastspiele, Konzerte und Puppentheater an drei Spielstätten: im Großen Haus, in der Studiobühne TNT und in der Jungen Bühne T.3. Für jeden Geschmack ist etwas dabei: modernes Theater wie Frohe Feste oder Klassiker wie Woyzeck von Büchner oder Candide von Voltaire, Hoffmanns Erzählungen oder der Freischütz. Jeden Monat erscheint ein Faltblatt mit dem aktuellen Programm. Aber auch im Internet unter www.theater-lueneburg.de kann man sich gut informieren über das Programm, die Stücke, die Schauspieler und das Theater. Neugierige können sich für einen Blick hinter die Kulissen anmelden. Hier können sie das Theater mit seinen vielfältigen Arbeitsbereichen vom Kostümfundus bis zur Maske, die kleine und die große Bühne besichtigen. Einmal im Monat gibt es samstags das Theatercafé „Unterhaltung mit Musik“ und an jedem zweiten Sonntag im Monat das Litera-turcafé mit Lesungen aus der Weltliteratur. Auf jeden Fall lohnt es sich, zusammen mit Freunden ein Abon-nement zu kaufen. Ein gemeinsamer Theaterbesuch ist ein ideales Geschenk für Menschen, die sich nie etwas wünschen, wenn man sie nach ihren Wünschen fragt.

10 Jahre Theater im e.novum

Von Jutta Eybe

Die beste aller möglichen Welten

Das Theater LüneburgVon Ulrike C. Kannengießer

»Die Vögel« nach Aristophanes, Foto: Theater in e.novum

„Aida-Musical“ Aufführung im Theater Lüneburg, Foto: Theater Lüneburg