ausblicke 1.11 - Wald: Magazin fuer laendliche Entwicklung

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1.11 Magazin für ländliche Entwicklung Schwerpunkt Wald Alleskönner Wald Wald und Umwelt | Wald und Gesellschaft | Wald und Wirtschaft Holz Baustoff | Werkstoff | Holz 2.0 Netzwerk Land Jahresprogramm 2011 | Leader-Regionen | ÖKL-Baupreis 2010 – Siegerprojekte | Chancengleichheit International Ländliches Netzwerk Schweden ausblicke

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ausblicke – Magazin für ländliche Entwicklung ist die zweimal jährlich erscheinende Zeitschrift von Netzwerk Land. Inhalt: Informationen zu Themen der ländlichen Entwicklung und Neuigkeiten von Netzwerk Land und Partnernetzwerken. Netzwerk Land ist die vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft eingerichtete Servicestelle zur Begleitung und Vernetzung des Österreichischen Programms für die Entwicklung des ländlichen Raums 2007–2013.

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Wald ausblicke 1|11 1

1.11 Magazin für ländliche Entwicklung

Schwerpunkt

WaldAlleskönner WaldWald und Umwelt | Wald und Gesellschaft |Wald und Wirtschaft

HolzBaustoff | Werkstoff | Holz 2.0

Netzwerk LandJahresprogramm 2011 | Leader-Regionen |ÖKL-Baupreis 2010 – Siegerprojekte |Chancengleichheit

InternationalLändliches Netzwerk Schweden

ausblicke

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Für diese Ausgabe der „ausblicke“ wurden von der Galerie ZS art KunstRaum Abbildungen von Objektenund Bildern der Gruppenausstellung zum „Jahr des Waldes“ zur Verfügung gestellt.

Kunstausstellung „Jahr des Waldes“Anlässlich des „Internationalen Jahrs der Wälder“ hat ZS art KunstRaum – in Kooperation mitdem Land NÖ – KünstlerInnen eingeladen, ihre Konzepte zu diesem Thema vorzulegen. Eine Fachjurywählte aus 30 internationalen Einreichungen 14 Konzepte aus, die von den KünstlerInnen für dieAusstellung umgesetzt wurden. Präsentiert werden Skulpturen, Gemälde, Fotografien, Installationenund Videoarbeiten.

Die Ausstellung war vom 21. 1. bis 8. 3. 2011 in der Galerie ZS art KunstRaum in Wien zu sehen.Vom 22. 3. bis 1. 5. 2011 läuft die Ausstellung im Landesmuseum NÖ bzw. in der Landesbibliothekin St. Pölten. Nähere Informationen dazu und weitere Termine finden Sie unter www.zsart.at.

Kunstobjekte im Magazin:Bild oben | Robert Staudinger: Detail aus „Zwischen den Nadeln“, 2010; Triptychon; Fotografie,Pigmentprint auf Büttenpapier + Firnis/Schutzlack, je 120 x 160 cmSeite 3 | Elisabeth Homar-Zogmayer (von links nach rechts):„Wald“ (Zyklus Waldgeschichten), 2010; Karton, Holz, Farbe, Metall; 13 x 17 x 4 cm„Noch hab ich Mühe“ (Zyklus Waldgeschichten), 2008; Kunststoff, Holz, Farbe; 26 x 30 x 15 cm„Kein Schicksal“ (Zyklus Waldgeschichten), 2005; Holz, Farbe, Glas; 25 x 17 x 13 cm„Still" (Zyklus Waldgeschichten), 2010; Holz, Metall, Farbe; 23 x 8 x 6 cmSeite 7 | Brigitte Pamperl: „grünblick 1“ aus der Serie „grünblick 1–4“, 2010; Fotomontage, Pigmentdruckauf Bütten; 30 x 40 cmSeite 9 | Benni Altmüller: „Fragmentierte Bäume“, 2010; Buchenholz, Dimensionen variabelSeite 38/39 | Leo Zogmayer: „WALDEN“, 2010; Holzkugel (Myrtenholz), d = 18 cm, auf Textblatt /auf Sockel+ Hinterglasbild an der Wand (Schriftzug WALDEN, 60 x 80 cm)

Robert Staudinger: Detail aus „Zwischen den Nadeln“, 2010; Triptychon; Fotografie,Pigmentprint auf Büttenpapier + Firnis/Schutzlack, je 120 x 160 cm

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Prolog ausblicke 1|11 1

Ein Förster wurde einmal gefragt, wann denn der beste Zeitpunktsei, einen Baum zu pflanzen. Der Förster antwortete: „Der besteZeitpunkt, einen Baum zu pflanzen, war vor 100 Jahren. Der zweit-beste Zeitpunkt ist jetzt.“ Diese Geschichte zeigt sehr gut, dass derWald und seine Bewirtschaftung ein Generationenprojekt sind.

Wir müssen das von der UNO für 2011 ausgerufene „Interna-tionale Jahr der Wälder“ nutzen, um der Bevölkerung zu zeigen, wiewichtig der Wald ist und welche große Rolle er in Österreich spielt– für die Wirtschaft, für den Klimaschutz und für jeden Einzelnen.Schließlich ist rund die Hälfte der österreichischen Fläche Wald –das sind rund vier Millionen Hektar. Und auf dieser Fläche wächstmehr als 1 Milliarde Kubikmeter Holz.

Dem österreichischen Wald geht es gut. Jedes Jahr wächst erum rund 4000 Hektar. Das sind sehr positive Voraussetzungen, umdie Nutzung nachhaltig an den Holzzuwachs heranzuführen. Dennder Holzbedarf steigt. Neben der Rohstoffversorgung der Holz ver-arbeitenden Industrie gewinnt auch die energetische Verwendungvon Holz immer mehr an Bedeutung. Mit intensiven Förderungs-programmen zur Holzmobilisierung soll der Holzeinschlag bis zumJahr 2020 von rund 20 auf 25 bis 28 Millionen Erntefestmeter erhöhtwerden. Die Wertschöpfungskette Forst – Holz ist auch einer derEckpfeiler der heimischen Wirtschaft und erzielt nach dem Touris-mus mit über drei Milliarden Euro den höchsten Außenhandels-überschuss.

Österreichs Wälder begeistern durch ihre Multifunktionalitätund zeichnen sich durch großen Artenreichtum aus. Wälder sindrichtige Hotspots der Artenvielfalt. Der Erhalt dieser Vielfalt ist unsein sehr großes Anliegen. Gleichzeitig tragen die Wälder in hohemMaß zum Schutz und Erhalt der biologischen Vielfalt bei. Darum be-treibt das Lebensministerium auch ein spezielles Naturwaldreser-

Wald – ein GenerationenprojektLandwirtschaftsminister Niki Berlakovich

vate-Programm. Diese Reservate vermitteln tiefe Einblicke in wald-ökologische Zusammenhänge und die Qualität einer ungestörtenEntwicklung der heimischen Flora und Fauna. Bei der Ausweisunggeeigneter Gebiete werden hohe Anforderungen gestellt. In Natur-waldreservaten findet keine Bewirtschaftung statt, und die Wald-flächen können sich frei von menschlicher Einflussnahme entwi-ckeln. Derzeit bestehen in ganz Österreich 200 Reservate; das Pro-gramm soll in Zukunft ausgedehnt werden.

Die österreichische Forst- und Holzwirtschaft leistet weiterseinen unverzichtbaren Beitrag zur Entwicklung des ländlichen Rau-mes und vor allem auch zum Klimaschutz. Gerade bei der Errei-chung des Klimaziels, bis zum Jahr 2020 34% des Verbrauchs auserneuerbarer Energie zu decken, spielt der Wald eine außer-ordentlich wichtige Rolle. Mein Ziel ist die Energieautarkie Öster-reichs. Österreich soll die gesamte im Land benötigte Energie selbstund aus erneuerbaren Energiequellen herstellen können. Eine Stu-die hat bestätigt, dass dies bis 2050 machbar ist. Neben Wasser,Wind und Sonne ist Biomasse – und besonders Holz – ein zentralerEnergielieferant.

Last, not least ist die Forst- und Holzwirtschaft auch ein wich-tiger Arbeitgeber. Von der Nutzung und Verwertung von Holz bezie-hen in Österreich rund 280.000 Menschen ein Einkommen, davonrund 170.000 Waldbesitzerinnen und -besitzer. Diese Arbeitsplätzezählen zu den green jobs – Berufsfeldern, die Klima- und Umwelt-schutz zum Ziel haben. Sie sind zukunftsfähig und krisensicher.

Künftig wird der Wald immer wieder neuen Anforderungen derGesellschaft gerecht werden müssen. Diesem Faktum neben der Er-füllung aller bisherigen Funktionen Rechnung zu tragen ist Aufgabeeiner multifunktionalen und nachhaltigen Waldbewirtschaftung.Womit wir wieder beim Generationenprojekt wären … |||

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ausblicke 1|11 Vorwort2

Wald ist mehr als die Summe seiner Bäume. Der Wald kann daherauch nicht, wie das in aktuellen Diskussionen zur Bekämpfung desKlimawandels häufig geschieht, auf einen Kohlenstoffspeicherreduziert werden. Der Wald bedeutet Einkommensmöglichkeit für170.000 Waldbesitzer in Österreich und rund 100.000 Beschäftigteentlang der Wertschöpfungskette Holz. Der Wald ist zudem jenerFaktor, der eine Besiedelung im Alpenraum ermöglicht und die vomMenschen errichtete Infrastruktur schützt. Die Landschaft desTourismuslandes Österreich ist maßgeblich vom Wald beeinflusst.In angenehmer Umgebung findet die von elektronischen Mediengeplagte Gesellschaft Ruhe, Ausgleich und Erholung. Darüber hin-aus ist der Wald Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzen-arten, ein Hort der Biodiversität.

Gerade deshalb ist es wert, näher auf das Wunder der Holz-produktion einzugehen. Bäume haben die Möglichkeit, durch diePhotosynthese aus dem klimaschädlichen Gas Kohlendioxyd (CO2)und Wasser Holzsubstanz aufzubauen und den Kohlenstoff aufdiese Art zu speichern – jedes einzelne Blatt ein Kraftwerk, überdas der wertvolle Roh- und Baustoff Holz hergestellt wird. Der „Ab-fall“ ist Sauerstoff und wiederum Wasser, das über die Blätter ab-gegeben wird.

Als mit der Natur arbeitender Sektor gehört die Forstwirt-schaft zu den am stärksten von den negativen Auswirkungen desKlimawandels betroffenen Wirtschaftsbereichen. Zum einen ist dieMinimierung der Treibhausgas-Emissionen aus fossilen Quellenvon größter Dringlichkeit, andererseits gilt es, die Wirtschaft kon-sequent in Richtung einer „low carbon economy“ zu entwickeln.Holz kann dazu einen wesentlichen Beitrag leisten. In einem Ein-familienhaus stecken ca. 100 Kubikmeter Holz. Diese speichern80 Tonnen CO2, was dem 10-fachen Wert der österreichischen Pro-Kopf-Emission dieses Treibhausgases entspricht. Die Verwendung

von Holzprodukten ersetzt zudem andere energie-, ressourcen- undverarbeitungsintensive Baustoffe. Insgesamt können laut Berech-nungen der Technischen Universität Hamburg mit der Verwendungvon einem Kubikmeter Holz durch Speicher- und Substitutions-effekte zwei Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden. Erhöhtsich der Anteil der Holzbauten im Neubau auf 25%, könnten inÖsterreich jährlich bis zu 500.000 Tonnen CO2-Emissionen einge-spart werden.

Österreich zählt zu den wenigen Ländern der Welt, wo miteiner permanenten Waldinventur Zustand und Entwicklung desWaldes erhoben und dokumentiert werden. Anfang 2011 wurdendie neuesten Ergebnisse veröffentlicht. Die Waldfläche hat weiterzugenommen und ein Ausmaß von 3,99 Millionen Hektar erreicht;somit sind mittlerweile rund 47,6% der Staatsfläche mit Wald be-deckt. Trotz stark gestiegener Nutzung – diese liegt mit durch-schnittlich 25,88 Millionen Vorratsfestmetern (Vfm) auf einemhistorischen Höchststand – hat der Holzvorrat mit 1,13 MilliardenVfm ebenfalls ein Rekordniveau erreicht. Damit stehen ausreichendPotenziale für die Holz verarbeitende Industrie und die energeti-sche Verwertung zur Verfügung. Der durchschnittliche jährliche Zu-wachs liegt wie in den Vorperioden bei rund 30 Millionen Vfm. Ausökologischer Sicht sehr erfreulich ist, dass trotz der starken Nut-zungsintensivierung der Totholzanteil – einer der wichtigsten Indi-katoren für Biodiversität im Wald – deutlich zugenommen hat.

Holz ist Österreichs bedeutendster Rohstoff und ausreichendvorhanden. Die Bewirtschaftung der Wälder erfolgt so, dass derenbiologische Vielfalt und Produktivität erhalten bleiben. Daraufkönnen wir alle zu Recht stolz sein, stolz auf die Art der Wald-bewirtschaftung und stolz auf den genialen Rohstoff Holz.

Martin Höbarth, Leiter der Begleitgruppe Forstwirtschaft

Multitalent Wald

Elisabeth Homar-Zogmayer (von links nach rechts):„Wald“ (Zyklus Waldgeschichten), 2010;Karton, Holz, Farbe, Metall; 13 x 17 x 4 cm

„Noch hab ich Mühe“ (Zyklus Waldgeschichten), 2008;Kunststoff, Holz, Farbe; 26 x 30 x 15 cm

„Kein Schicksal“ (Zyklus Waldgeschichten), 2005;Holz, Farbe, Glas; 25 x 17 x 13 cm

„Still" (Zyklus Waldgeschichten), 2010;Holz, Metall, Farbe; 23 x 8 x 6 cm

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Inhalt 1 Prolog2 Vorwort

Alleskönner Wald6 Waldeigentum: zwischen Gemeinwohl- und

Eigentümerinteressen Karl Hogl

Wald und Umwelt10 Lebensraum Wald – vielfältig, aber unter Druck

Gábor Wichmann

12 Wie gut oder schlecht ist Verwaldung?Wolfgang Holzner

13 Der österreichische Wald und das KlimaMichael Keller

14 Waldumweltmaßnahmen und ihre Umsetzungin Österreich Günter Jaritz

16 Der Wald als Lebensraum

Wald und Gesellschaft18 Der Wald als Gut der Menschheit

Manfried Welan

20 Österreichs Waldbewirtschafter setzenImpulse für qualitätvolle Tourismus- undKulturangebote Alfred Grieshofer

22 Mein Schutzwald Anton Mattle

23 Den Wald erfühlen Elisabeth Johann

24 Wald, Holz und Leader

Wald und Wirtschaft26 Nationale Verantwortung für Holz – Holz ist

der Rohstoff der ZukunftGeorg Adam Starhemberg

28 Österreichs Waldverbände – Die Kraftder Kleinen Martin Wöhrle

29 Der österreichische Wald – Fakten undStrukturen Carina Kases

30 Die Rationalisierung der Holzernte – Von derZugsäge zum Harvester Nikolaus Nemestóthy

31 Die Zertifizierung der Waldbewirtschaftungin Österreich Stefan Czamutzian

32 Vier Ansichten zum Thema„Was leisten Wälder?“

34 Die Welt blickt auf den Wald Carina Kases

36 2011 ist das „Internationale Jahr der Wälder“ –„Ach ja?“ Markus Sommerauer

Holz40 Mit Holz bauen: Verantwortung für Mensch

und Umwelt Daniela Kinz

42 Holzzeit – Geschichte, Gegenwart und ZukunftAlfred Teischinger

44 Holz 2.0 Ulrich Müller

46 Das „Bergholz“ des BiosphärenparksGroßes Walsertal Karin Luger

Netzwerk Land50 ÖKL-Baupreis 2010 – Siegerprojekte

Dieter Brandl

52 Arbeitsprogramm NWL 2011 Christian Jochum

53 Die Ergebnisse der ArbeitsgruppeChancengleichheit Magdalena Stacher

54 Kuratorium Wald – Mensch, Natur und Kulturim Einklang Guntram Münster und Christof Kuhn

55 Die Plattform BIOSA – Biosphäre Austria:Naturschutz aus erste Hand Renate Haslinger

56 Leader-Region Pillerseetal-Leogang: Menschenmit viel Seele in einer BilderbuchregionTeresa Arrieta

58 Leader-Region Mühlviertler Kernland:Mensch – Wert – RegionConny Wernitznig und Maria Knapp

International60 Ländliches Netzwerk Schweden

Jessica Hagrd

62 Internationale Termine

63 Literatur- und Webtipps64 NWL-Veranstaltungen65 Impressum

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Alleskönner Wald

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Der österreichische Waldbedeckt 47% der Gesamt-fläche des Landes underfüllt unterschiedlicheFunktionen – angefangenbeim Schutz vor Natur-gefahren bis hin zumSchutz der natürlichenUmwelt und der Artenviel-falt. Was das MultitalentWald noch alles leistet,steht im Fokus desfolgenden Abschnitts.

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ausblicke 1|11 Alleskönner Wald6

enn auch vielleicht überspitzt, so umreißt das Zitatvon Michael Suda, der sich auf Deutschland bezieht,wahrscheinlich auch das Waldbild eines Großteilsder 8,4 Millionen ÖsterreicherInnen, die weder Wald-eigentümer noch in ihrem Alltag mit Waldbewirt-schaftung befasst sind. Für sie sind Wälder, bewusstoder unbewusst, prägende Landschaftselemente,Kulisse für Erholung und Freizeittätigkeiten, Schutzvor Naturgefahren oder Refugien der Natur, allenfallsHolzlieferant. Wer die Eigentümer der Wälder sind,dürfte weitgehend unbekannt sein. In der allgemei-nen Einschätzung ist mehr als die Hälfte des WaldesStaatseigentum (Rametsteiner und Kraxner 2003).Tatsächlich sind aber rund 81% Privateigentum. 15%entfallen auf die Österreichische Bundesforste AG,der Rest auf anderen öffentlichen Wald.

Wald, der niemandem gehört, gibtes in Österreich nichtDer Wald, der in Österreich 47% der Fläche bedeckt,gehört rund 145.000 Eigentümern. Auf eine kleine Zahlvon Betrieben (inkl. ÖBf AG) entfällt rund die Hälfteder Waldfläche; die durchschnittliche Waldflächeliegt bei ca. 1200 Hektar. Die Strukturen sind vonKleinwaldeigentum geprägt: 99% der Waldeigen-tümer besitzen weniger als 200 Hektar, 40% wenigerals 3 Hektar Wald (Statistik Austria 2008). Mit sinken-der Fläche wandelt sich naturgemäß die ökonomi-sche Bedeutung des Waldeigentums. Wald wirdzunehmend zur Reserve und trägt einen geringerenTeil zum laufenden Einkommen bei.

Das Waldeigentum ist nicht nur hinsichtlich sei-ner Flächen inhomogen. Die österreichischen Wald-

eigentümerInnen sind auch eine durchaus hetero-gene Gruppe, was ihren Hintergrund angeht. Zu rund80% der land- und forstwirtschaftlichen Betriebegehört Wald. Die traditionell enge Bindung vonWald-eigentum an landwirtschaftliche Betriebe scheintallerdings mit den Strukturveränderungen in derLandwirtschaft seit Jahrzehnten zu schwinden. Von1960 bis 2005 hat sich die Zahl land- und forstwirt-schaftlicher Betriebe halbiert. Während 1960 nochzwei Drittel Vollerwerbsbetriebe waren, wurden 2005rund 60% im Nebenerwerb geführt. Die Zahl soge-nannter neuer Waldeigentümer scheint zu steigen.Ihr Wald steht nicht mehr in direktem Bezug zurLandwirtschaft. Sie verbinden mit ihremWald oft an-dere Werte und verfolgen andere Ziele als klassischeBetriebsführer (Hogl et al. 2005).

em klassischen Bild bäuerlicher Waldeigen-tümer entsprechen rund 40% der österreichischenWaldbesitzer. Sie besitzen meist zwischen 5 und20 Hektar Wald, nutzen Holz für den Eigenbedarf undverkaufen es häufig auch. Ein weiteres gutes Viertelder Waldeigentümer hat zwar noch einen land- oderforstwirtschaftlichen Hintergrund, ist aber selbstschon weit weniger in der Land- und Forstwirtschafttätig. Rund ein Drittel der Eigentümer hat praktischkeinen beruflichen Bezug zur Land- und Forstwirt-schaft mehr („neue Waldeigentümer“). Arbeit in undEinkommen aus Land- und Waldwirtschaft haben fürsie keine, zumindest keine nennenswerte Bedeutung.Erholungs- und Freizeitnutzung sowie Naturschutztreten in den Vordergrund (siehe ebd.).

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Waldeigentum: zwischenGemeinwohl- undEigentümerinteressen Karl Hogl

„Im Waldbild derBevölkerung gibt eskeine Waldbesitzer.Der Wald ist einfachda, es stellt sichnicht die Frage,wem er gehört.“Suda 2003

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Gesellschaftliche Wahrnehmungvon Wald„Fakten sind Fakten, Wahrnehmungen sind Realität“,so eine alte Weisheit der Kommunikations- und Mar-ketingexperten, aber auch der Politik (Rametsteinerund Kraxner 2003). Die Meinungen der Bevölkerungbestimmen mit, welche Interessen an Wald undWaldeigentümer herangetragen werden. In den ver-gangenen Dekaden haben sich Einstellungen zumund Ansprüche an den Wald weiter gewandelt.Vermehrte Information über Umweltprobleme, fort-schreitende Erschließung des Alpenraums und stei-gende Nachfrage der Erholungs- und Freizeitgesell-schaft wirken sich aus. Nach Rametsteiner (2000) er-achtete Ende der 1990er-Jahre die Mehrzahl derÖsterreicherInnen Wälder als Schutz vor Naturge-fahren und als Ort des Naturschutzes für besonderswichtig, für wichtiger als die Nutzung der Holzres-sourcen und Erholung im Wald. Zwei Drittel der Be-fragten waren der Ansicht, dass Waldgesundheit undArtenvielfalt im Schwinden begriffen seien (ebd.).

Auch europaweit zeigt sich die Öffentlichkeitüber die nicht zufriedenstellende Gesundheit derWälder sowie den Artenverlust besorgt und befür-wortet in hohem Maß politische Maßnahmen zumSchutz der Wälder, die als natürliches Erbe gesehenwerden (Rametsteiner und Kraxner 2003). Wald-, Um-welt- und Naturschutzthemen haben für die Öffent-lichkeit europaweit gegenüber der wirtschaftlichenFunktion mehr und mehr an Bedeutung gewonnen.Der Schutz der natürlichen Umwelt und Artenvielfaltsowie der Schutz vor Naturgefahren sind die am brei-testen wahrgenommenen und meistgeschätztenRollen, die Wäldern zugeschrieben werden. In allenStaaten (mit Ausnahme Österreichs) nimmt eineMehrheit an, dass die Waldfläche in den letztenDekaden geringer wurde, teils dramatisch. Vor allemjunge Europäer (zwischen 15 und 25 Jahren) sind die-ser Meinung. Das ist bemerkenswert, da die Wald-fläche faktisch in allen Ländern (mit Ausnahme derRussischen Föderation) zugenommen hat.

Öffentliche Güter und WaldeigentumOhne Zweifel erfreuen sich viele der „Waldfunktio-nen“ hoher gesellschaftlicher Wertschätzung. Diegesellschaftlichen Interessen amWald sind mannig-faltig und können nicht immer konfliktfrei erfüllt

werden. Die „Erholungsfunktion“ des Waldes bei-spielsweise umfasst die unterschiedlichsten Interes-sen (der Wanderer, Reiter, Radfahrer u. a. m.), diehäufig weder miteinander noch mit Interessen vonWaldeigentümern harmonieren. Auch Interessen desNaturschutzes sind mit jenen von Erholungsuchen-den, Tourismus und Waldbewirtschaftern nicht ohneWeiteres und kostenlos unter einen Hut zu bringen.

us ökonomischer Sicht sind zunächst „privateGüter“ und „öffentliche Güter“ zu unterscheiden, diedurch Wald und Waldbewirtschaftung bereitgestelltwerden können (neben sogenannten Gemeingüternund Clubgütern). Güter, die auf Märkten gehandeltwerden können, sind private Güter (z. B. Rohholz).Eigentümer haben die Möglichkeit, anderen die Nut-zung des Gutes zu verwehren (Ausschließbarkeit).Die Höhe des Preises wird von der Knappheit desGutes, von Angebot und Nachfrage bestimmt (Kon-sumrivalität).

Bei der Nutzung vieler Schutz-, Lebensraum-und Regulationsfunktionen (z. B. Klima- und Wasser-haushalt) sind die Kriterien der Ausschließbarkeitund Konsumrivalität oft nicht erfüllt oder nur theore-tisch mit übermäßigem Aufwand zu erfüllen. Sie sind„öffentliche Güter“, die nicht verkauft werden kön-nen und daher nicht selbstverständlich von Privatenbereitgestellt werden. Klimaschutz, Schutz vor Natur-gefahren und Erholung im Wald sind Beispiele dafür.Teils fallen sie als Koppelprodukte geregelter Wald-bewirtschaftung an. Man spricht von „positivenexternen Effekten“. So dienen Wege, die für die Be-

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Brigitte Pamperl: „grünblick 1“aus der Serie „grünblick 1–4“,2010; Fotomontage, Pigment-druck auf Bütte; 30 x 40 cm

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wirtschaftung von Wäldern unterhalten werden,auch Erholungsuchenden – und zwar aufgrund desnormierten Rechts für jedermann, den Wald für Erho-lungszwecke zu betreten. Dieses Beispiel zeigt auch,dass Nichtrivalität und vor allem Nichtausschließ-barkeit nicht notwendigerweise „natürliche“ Eigen-schaften des einen oder anderen öffentlichen Gutessind. Sie werden ihm vielmehr auch durch die Vertei-lung von Verfügungsrechten zugeschrieben.

Wird unterstellt, dass der Bedarf an öffentlichenGütern nicht vernachlässigt werden darf, kann derStaat regulierend eingreifen. Er kann öffentlicheGüter selbst bereitstellen, beispielsweise durch dieSchaffung von Nationalparks auf eigener Fläche. Erkann versuchen, das Angebot durch finanzielle An-reize (Förderungen) zu erhöhen, vor allem wenn dieAnzahl der Nutznießer sehr groß ist. Und er kann ent-weder die Waldeigentümer durch Gebote und Ver-bote oder die Nutznießer durch Zahlungen zwingen,zur Bereitstellung beizutragen. Diese drei Strategienhaben in der Waldpolitik eine lange Tradition.

Sozialpflichtigkeit des WaldeigentumsIm Lauf der Jahrhunderte wurden die Verfügungs-rechte von Waldeigentümern durch eine Fülle einfa-cher Gesetze im Interesse des Gemeinwohls einge-schränkt. Dazu gehören nicht nur das Forstgesetz mitdem Rodungsverbot, dem Waldbetretungsrecht, derWiederbewaldungspflicht und einer ganzen Reiheweiterer Gebote, Verbote, Duldungs- und Unter-lassungspflichten, sondern auch Bestimmungen desBodenrechts, Raumordnungsrechts, Wasserrechts,Natur- und Landschaftsschutzrechts, Umweltschutz-rechts, Jagdrechts u. a. m. Der Bund, die Länder, dieEuropäische Union und eine Reihe völkerrechtlichverbindlicher Vereinbarungen nehmen direkt oder in-direkt Einfluss auf Verfügungsrechte.

atsächlich hat die Auseinandersetzung um gemein-wohlorientiertes Wirtschaften in der Forstwirtschafteine lange Tradition. Die Ursprünge des Begriffs„Nachhaltigkeit“ sind im merkantilistischen Strebennach gemeinnütziger Waldnutzung zu finden. DasPrinzip forstlicher Nachhaltigkeit wurde angesichtsdrohender Holzverknappung geboren und markiertden Übergang von einer am unmittelbaren Bedarf

orientierten Waldnutzung zu einer, die sich an Natur-vermögen und Naturproduktivität ausrichtet (Oestenund Roeder 2008). Besonders deutlich wird die Ge-meinwohlorientierung beispielsweise in § 104 desForstgesetzes mit der Verpflichtung der Waldeigen-tümer, ab einer bestimmten Besitzgröße zur „Siche-rung des öffentlichen Interesses an der Walder-haltung und der Einhaltung der Bestimmungen diesesBundesgesetzes“ fachlich ausgebildetes Forstperso-nal anzustellen. In demMaß, in dem sich die Konkre-tisierung des Gemeinwohls durch Gesetzgebung undVerwaltungsakte ändert, ändert sich auch der Inhaltdes Eigentums. Er ist ständiger Neudefinition unter-worfen. „Man kann sich das Eigentumsrecht als Blu-menstrauß vorstellen, in dem jede einzelne Blume einNutzungsrecht bedeutet: Eine Blume ist das Jagd-recht, eine andere, Radfahrer vom Betreten des Wal-des auszuschließen, eine dritte, Forststraßen zubauen, eine weitere, Reinbestände zu begründen,usw. Wir wissen, daß gerade im Fall des Waldeigen-tums der ursprüngliche Blumenstrauß im Laufe derZeit arg zerzaust worden ist.“ (Glück 1995)

Was privat und was öffentlich sein sollte, lässtsich nicht „objektiv“ definieren. In der Auseinander-setzung um öffentliche Güter geht es in erster Linieum normative Entscheidungen über die gesamtge-sellschaftlich möglichst optimale Nutzung von Res-sourcen und um die Frage, wer allenfalls anfallendeKosten der Bereitstellung von öffentlichen Gütern zutragen hat: Waldeigentümer, bestimmte Nutznießeroder die Gesellschaft. Die Ausgestaltung von Eigen-tumsrechten durch Gesetzgeber ist eine Frage derDurchsetzungsfähigkeit konkurrierender Interessen.

Angebote oder SozialpflichtigkeitEs kann mit einiger Wahrscheinlichkeit davon aus-gegangen werden, dass die gesellschaftlichen An-sprüche und damit die Nachfrage nach Wirkungendes Waldes und Leistungen der Forstwirtschaft jen-seits der Holzproduktion weiter zunehmen werden.Getragen von öffentlicher Unterstützung dürftendiese Forderungen auch entsprechendes politischesGewicht erhalten. Dabei ist offen, wie weit Wald-eigentümer und Forstleute in jenen Teilbereichen, dieMarktchancen bieten, mit attraktiven Angeboten undVermarktungsstrategien antworten können. Andern-falls bleibt das Ringen gegen staatliche Interventio-

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T

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nen, die allenfalls mit Beschränkungen des Wald-eigentums verbunden sind (Glück 1993).

Für Österreich liegen weder zum gesellschaft-lichen Wert der vielfältigen Waldwirkungen noch zurökonomischen Belastung durch die Sozialpflichtig-keit des Waldeigentums umfassende Studien vor.Klar scheint allerdings, dass die gesellschaftlicheWertschätzung der Waldwirkungen hoch ist, wäh-rend in branchenweiter Betrachtung der Ertragsan-teil aus Wald-Umweltdienstleistungen und Erträgeaus Erholungsleistungen weiter ausbaufähig schei-nen. Für spezialisierte Forstbetriebe sind sie schonheute von wesentlicher Bedeutung (Rametsteinerund Kubeczko 2003, Rametsteiner et al. 2005).

Vermarktungsmöglichkeiten und Finanzierungs-mechanismen für forstliche Dienstleistungen werdenseit Langem diskutiert. Sie reichen von bekanntenAnsätzen (z. B. Waldpädagogik, Vertragsnaturschutzund Ökosponsoring) bis zu innovativen Finanzie-rungsformen wie dem Handel mit Naturwerten (Finn-land) und Naturschutz-Banken (Frankreich) (vgl.Mavsar et al. 2008). Auch lokal können öffentlicheGüter vermarktet werden, wenn zusätzlich zum„Kernnutzen“ (z. B. Wandern im Wald) „Zusatz-nutzen“ geschaffen werden (z. B. Lagerplätze, ge-führte Wildbeobachtungen, touristische Infrastruk-tur) (Mantau et al. 2001). Die Erhaltung eines seltenenBiotops oder eines attraktiven Waldbildes kann auchfür eine kleine Gruppe von Nutznießern so bedeutendsein, dass sie von sich aus bereit ist, den Preis für dieErhaltung zu bezahlen. Das können im EinzelfallHoteliers einer Fremdenverkehrsgemeinde sein, abergenauso Naturschutz-Treuhandvereine oder Grup-pen Ortsansässiger. Als Zahler kommt natürlich auchdie öffentliche Hand in Frage, wie das im Vertrags-naturschutz meist der Fall ist.

Der Erfolg vieler Vermarktungsstrategien hängtentscheidend vom Zugang zu Informationen überMarktmöglichkeiten, der notwendigen Expertise undden zur Umsetzung erforderlichen Ressourcen ab,vor allem bei so klein strukturierten Waldeigentums-verhältnissen wie in Österreich. Gerade für denKleinwaldbesitz sind Kooperationen und Anstoß-finanzierungen wesentlich. Forstlichen Interessen-verbänden, Waldwirtschaftsverbänden, aber auchstaatlichen Stellen fällt die zentrale und wertvolleRolle der Vermittler und Impulsgeber zu. |||

Literatur• Glück, P.: „Forstliche Dienstleistungen: Angebote statt Anrechte“, in: ÖFZ 4/1993, S. 50–51.• Glück, P.: „Naturschutz durch Marktanreize“, in: ÖFZ 6/1995, S. 19–22.• Hogl, K., Pregernig, M. und G. Weiss: „What is New about New Forest Owners? A Typology of Private

Forest Ownership in Austria“, in: Small-scale Forest Economics. Management and Policy, Vol. 4,No. 3 (2005), S. 325–342.

• Mantau, U., Merlo, M., Sekot, W. und B. Welcker: Recreational and Environmental Markets for ForestEnterprises, Wallingford 2001.

• Mavsar, R., Ramcilovic, S., Palahi, M., Weiss, G., Rametsteiner, E., Tykkä, S., Apeldoorn, R. v., Vreke, J.,Wijk, M. v. und G. Janse: Study on the Development and Marketing of Non-Market Forest Productsand Services, Brüssel 2008.

• Oesten, G. und A. Roeder: Management von Forstbetrieben, Band I: Grundlagen, Betriebspolitik,2., überarbeitete Auflage, Verlag Dr. Kessel 2008.

• Rametsteiner, E.: Die Österreicher und ihr Wald. Schriftenreihe des Instituts für Soziökonomikder Forst- und Holzwirtschaft, Band 34, Universität für Bodenkultur Wien 2000.

• Rametsteiner, E. und F. Kraxner: „What do Europeans Think about Forests and Sustainable ForestManagement?“ In: Liaison Unit Vienna: Ministerial Conference on the Protection of Forestsin Europe, Wien 2003.

• Rametsteiner, E. und K. Kubeczko: Innovation und Unternehmertum in der österreichischen Forstwirtschaft –die aktuelle Situation. Schriftenreihe des Institutes für Sozioökonomik der Forst- und Holzwirtschaft,Band 49, Universität für Bodenkultur Wien 2003.

• Rametsteiner, E., Weiss, G. und K. Kubeczko: Innovation and Entrepreneurship in Forestry in Central Europe.European Forest Institute Research Reports, 19, Brill Academic Publishers, Biggleswade/Bedfordshire 2005.

• Statistik Austria: Agrarstrukturerhebung 2007, Schnellbericht, Wien 2008.• Suda, M.: „Wald – Objekt der Begierde“, in: AFZ – Der Wald 17/2003, S. 879–881.

Karl Hogl, Institut für Wald-, Umwelt- und Ressourcenpolitik, Universität für Bodenkultur Wien

Benni Altmüller: „FragmentierteBäume“, 2010; Buchenholz,

Dimensionen variabel

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Nahezu die Hälfte Österreichs ist mit Wald bedeckt.Zu etwa 75% werden diese Waldflächen als intensi-ves Kulturland bewirtschaftet. Der Rest besteht ausnoch relativ naturnahen Wäldern, die sich haupt-sächlich in schwer zugänglichen Bereichen der Alpenbefinden und für die forstwirtschaftliche Nutzungweitgehend uninteressant sind. Naturschutzrechtlichgeschützt und damit ebenfalls der forstlichen Nutzungentzogen ist weniger als 1% der österreichischenWaldflächen, das vorwiegend Kernzonen von Natio-nal- und Biosphärenparks umfasst.

Trotz der menschlichen Beeinflussung auf einemGroßteil der Flächen zeigt der LebensraumWald nocheine unglaubliche Artenvielfalt, die sich auf einegroße Anzahl unterschiedlicher Waldgesellschaftenzurückführen lässt. Der österreichische Wald bietet

13.000 Arten Lebensraum. Dieser Reichtum ist aberbedroht. Von 93 Waldbiotoptypen sind 57% gefährdet.Fast die Hälfte der Waldvogelarten wird in der RotenListe Österreichs geführt, und etwa 70% aller gefähr-deten Käferarten in Österreich sind Holzbewohner.

Verstehen wir den Wald richtig?Sowohl Naturschutz als auch Forstwirtschaft be-schäftigen sich schon seit Jahrhunderten mit demWald, doch die waldökologischen, wissenschaft-lichen Grundlagen haben sich in den letzten Jahrengewaltig geändert. Bisher wurde ein statisches Wald-bild, das vorwiegend Forstwirte, aber auch noch somanche Naturschützer bemühen, propagiert. Schließ-lich wäre ein stabiler Wald, also ein ökologischesGleichgewicht, in dem nicht etwa dynamische Pro-

ausblicke 1|11 Wald und Umwelt10

Unsere Wälder sind durch ihren Abwechslungsreichtum ein Zentrum der Artenvielfalt,für deren Erhalt und Schutz wir nachfolgenden Generationen gegenüber großeVerantwortung tragen. Auf dem Wald liegt aber auch ein hoher Nutzungsdruck, dervon der Holzgewinnung bis zum Tourismus reicht. Gábor Wichmann

Lebensraum Wald – vielfältig,aber unter Druck

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Wald und Umwelt ausblicke 1|11 11

Literatur• Johannes Frühauf: „Rote Liste

der Brutvögel (Aves) Öster-reichs“, in: Klaus Peter Zulka(Red.): Rote Liste gefährdeterTiere Österreichs, Teil 1,BMLFUW, Grüne Reihe 14/1,Böhlau Verlag, Wien 2005,S. 63–165.

• Wolfgang Scherzinger: Natur-schutz im Wald. Qualitätszieleeiner dynamischen Waldent-wicklung, Verlag Eugen Ulmer,Stuttgart 1996.

• Umweltbundesamt: NeunterUmweltkontrollbericht.Umweltsituation in Österreich,Reports, Bd. REP-0286,Umweltbundesamt, Wien 2010.

zesse ein fortlaufendes Ungleichgewicht erzeugen,aus ökonomischer Sicht Wunsch. Nur ist dies de factoeine naturferne Vorstellung.

Störungen wie Windwürfe, Feuer oder Insekten-kalamitäten sind ökologisch betrachtet wichtigenatürliche Faktoren und ein Ausdruck intakter Wald-ökosysteme. Lichtbedürftige Laubbäume wie Eichenverdanken etwa dem Feuer ihre Konkurrenzfähigkeit,Katastrophenarten wie das Birkhuhn oder der Neun-töter besiedeln Sturmwürfe. Störungsereignisse sinddie Triebfeder der Evolution. Daher wurden dem sta-tischen Waldkonzept nun dynamische Konzepte ent-gegengestellt.

Naturnähe heißt nicht ArtenvielfaltDer österreichische Wald ist in seiner Gesamtheitvielfältig, aber dies bedeutet nicht, dass auch jederStandort vielfältig sein muss. Bis heute herrscht dieweitverbreitete Meinung, dass Artenvielfalt ein Krite-rium für Naturnähe ist. Diese ist aber abhängig vonder Ausprägung der Waldgesellschaft und damit eineFrage des Klimas und des Standorts. So sind produk-tivere Standorte zumeist schon natürlicherweise ar-tenärmer, da einzelne Arten dominieren (z.B. Buchen-wald). Das Aussehen der Pflanzendecke ist dasErgebnis eines langen Entwicklungsprozesses, derneben den oben genannten Kriterien auch vomSamenpotenzial und vom Zufall bestimmt wird. Baum-arten mit kleinen, leichten Samen können öfter frukti-fizieren und sich schneller weiterverbreiten als Artenmit schweren, großen Samen.

Auch im Lauf der Alterung des Waldes ändertsich die Artenvielfalt. Der Übergang vom Pionierwaldzum Klimaxstadium weist die höchste floristischeDiversität auf. Dagegen ist das Klimaxstadium dasartenärmste im Hinblick auf Pflanzen- wie Tierreich-tum. Die Zerfallsphase wiederum – die es im Wirt-schaftswald nicht gibt – zeigt eine hohe Vielfalt vonTierarten.

Vielfalt braucht LebensraumUnbeeinflusste und dadurch noch weitgehend natür-liche Bereiche finden wir in unzugänglichen Berei-chen der Gebirge. Im Tiefland dagegen wurden undwerden Buchen- und Eichenwälder am intensivstenbewirtschaftet. Die dort lebenden Arten sind dement-sprechend am stärksten gefährdet. Aber auch die

Nutzung der Schutzwälder in höheren Lagen mitihrem hohen Naturwert wird zusehends durch denAusbau des Forststraßensystems erleichtert.

Dem österreichischen Wald fehlt es vor allem imTiefland an alten totholzreichen Wäldern. Dabei sindmehr als ein Drittel unserer 13.000 waldbewohnendenArten an Totholz gebunden. Besonders entscheidendist die Zunahme des Totholzes, vor allem von starkdimensioniertem Totholz bei steigendem Alter.

Mit dem Altern der Bestände verändern sich dieWaldstrukturen grundlegend. Für viele gefährdeteArten weisen spätere Entwicklungsphasen wichtigeund zum Teil essenzielle Strukturen auf, die in jünge-ren Jahren noch fehlen. Schichtung und Kronen-dachausformung der Wälder ändern sich im Laufedes Alterns der Bestände, strukturelle Eigenschaftender Bäume wie Borken oder Kronenausprägung wer-den vielfältiger. So kennen wir den Mittelspecht inÖsterreich als typischen Eichenwaldbewohner, dochist er genauso in alten Buchenwäldern heimisch. Ertaucht hier aber erst auf zumindest 200 Jahre altenBäumen auf, da die Rinde erst ab diesem Alter dienötige Rauigkeit zur Nahrungssuche aufweist – einAlter, das Wirtschaftswälder nicht erreichen.

Wie können wir die Vielfalt schützen?Wir müssen sowohl segregativen als auch integra-tiven Naturschutz betreiben. Also einerseits unbe-lassene Naturwälder fördern und andererseits imWirtschaftswald ökonomische Anforderungen mit denAnliegen des Naturschutzes unter einen Hut bringen.Was Ersteres betrifft, benötigen wir weit größereFlächen unbeeinflusster Waldökosysteme, die das ge-samte Spektrum von Erscheinungsformen beinhalten.Experten sprechen von 5 –15% der österreichischenWaldfläche. Mit 1% liegt das Land da noch weit da-runter. Aber auch was die integrativen Konzepte be-trifft, ist noch ein langer Weg zurückzulegen. DennNachhaltigkeit im Sinn der Forstwirtschaft entsprichtnicht der Nachhaltigkeit, welche unbedingt die Be-dürfnisse der schützenswerten Arten im Naturschutzwiderspiegelt. Eine Annäherung der beiden Positio-nen ist aber erforderlich, um nachfolgenden Genera-tionen die Vielfalt im Wald zu erhalten. |||

Gábor Wichmann, BirdLife Österreich, stellvertretender

Geschäftsführer, Bereich Naturschutz

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ausblicke 1|11 Wald und Umwelt12

Die heutige hohe Wertschätzung vonWald beruht unter anderem auf derüberholten Vorstellung, dass die Urna-tur größtenteils Wald war, der vomMenschen dezimiert wurde. Über vieleJahrhunderte waren viele Gebiete tat-sächlich mehr oder weniger waldfrei.Seit etwa drei Jahrzehnten nimmt Waldals Folge von Brachfallen landwirt-schaftlicher Nutzflächen stark zu. Zu-nächst sah man diese Entwicklung po-sitiv und sprach von „Wiederbewal-dung“. Es kann allerdings Jahrhundertedauern, bis eine nicht mehr genutzteWiese oder Weide zu Wald wird – dasTempo dieser Entwicklung hängt vonder jeweiligen Situation ab. Viel, viel ra-scher geht es hingegen, wenn aufge-forstet wird. Daher spricht man heuteöfter von „Verwaldung“ als von „Wie-derbewaldung“.

Nach der Eiszeit konnten viele Ge-biete gar nicht mehr geschlossen durchBäume wiederbesiedelt werden, weilHerden wilder Pflanzenfresser dafürsorgten, dass die Landschaft teilweiseoffen blieb. Es gab also von Natur ausWeideland.

Wiesen und Weiden sind Lebens-raum für mindestens ein Fünftel der wil-den Pflanzen- und Tierarten Öster-reichs. Von diesen sind sehr viele hoch-gradig gefährdet, da in Österreich in

den letzten 30 Jahren 200.000–300.000ha Extensiv-grünland durch Verwaldung verschwunden sind(Schätzung: Bogner, Umweltbüro Klagenfurt) – vorallem schwer zu bewirtschaftende oder ertrags-schwache Wiesen und Weiden: Magerrasen, Mager-wiesen, Trockenrasen, Sümpfe, Flachmoore undAlmen. Das wirkt sich natürlich auf die Vielfalt vonLebensräumen, auf die Biodiversität und die Land-schaft negativ aus. Nicht weniger klar ist, was das fürdie in der Tourismuswerbung beliebten bunten Blu-menwiesen bedeutet.

Manche Landschaften könnten ruhig mehr Waldvertragen. Wenn aber am Jauerling die letzten Blu-menwiesen durch Christbaumkulturen ersetzt wer-den, ist das für eine Landschaft, welche ohnehinschon größtenteils aufgeforstet ist, ein sehr schwererVerlust. Wenn Gemeinden im Mühlviertel inzwischenüber 50% Waldanteil haben, Tendenz steigend, wennAlpentäler von oben herab immer mehr zuwachsen,bedeutet das nicht nur einen Verlust an Biodiversitätund landschaftlicher Vielfalt, es bedeutet, dass dasGebiet für Menschen unwirtlich wird.

Was tun? Das Schicksal der Wiesen undWeidenhängt von dem der Bauern ab und ist dadurch unteranderem auf komplexe Weise mit Agrarpolitik, Welt-markt, aber auch dem Konsumverhalten der Bevölke-rung verknüpft. Es ist daher wichtig, das Bewusstseinder Öffentlichkeit für dieses Problem zu fördern. |||

Wolfgang Holzner, emeritierter Professor am Institut für

Integrative Naturschutzforschung der Universität für

Bodenkultur Wien

Wie gut oder schlechtist Verwaldung?

Verwaldung bedeutet das Zuwachsen von Landschaften durch Aufgabe der landwirt-schaftlichen Nutzung. Das geht für viele Gebiete mit einem immensen Verlust vonlandschaftlicher und biologischer Vielfalt und letztlich von Lebensqualität einher. Dass derVerlust von wirtschaftlich und ökologisch wertvollem Offenland praktisch irreversibel ist,wird erst dann auffallen, wenn es wieder gebraucht wird. Wolfgang Holzner

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Wald und Umwelt ausblicke 1|11 13

Der Wald spielt im Klimasystem eine wichtige Rolle.Wälder können große Mengen von CO2 speichern undfungieren damit als Senke für Treibhausgase. Wäh-rend in Österreich die Waldfläche immer noch zu-nimmt und der Zuwachs stets über den Erntemengenliegt, wird in einigen Regionen der Erde regelrechtRaubbau an Wäldern betrieben. Derzeit entstehenrund 20% der weltweiten Treibhausgasemissionenaus solchen Entwaldungen. Dieser Umstand veran-schaulicht eindrucksvoll, wie wichtig eine nachhal-tige Forstwirtschaft, wie sie in Österreich Traditionhat, auch für den Klimaschutz ist.

Der Zuwachs im österreichischen Wald ist denDaten der österreichischen Waldinventur zufolge seitJahrzehnten fast konstant. Zwar sind die Holzein-schläge in den letzten Jahren, zum Teil auch bedingtdurch Extremwetterereignisse, deutlich gestiegen, eswird jedoch noch immer wesentlich weniger genutztals nachwächst.

Primäres Ziel muss die Reduktion fossiler Ener-gieträger sein. Österreich hat sich im Rahmen desKlima- und Energiepakets zu einem sehr ambitionier-ten Ziel von 34% erneuerbarer Energie bekannt. Indiesem Zusammenhang spielt der verstärkte Einsatzvon Waldbiomasse eine bedeutende Rolle. Um dasvorhandene Potenzial nachhaltig nutzen zu können,wurde vom BFW in Zusammenarbeit mit der BOKUeine umfassende „Holz- und Biomassenaufkommens-

studie“ (BFW, 2008) erarbeitet. Laut dieser Studiekann die Nutzung noch deutlich gesteigert werden.

Die in der EU noch zu verhandelnden Anrech-nungsregelungen für Emissionen aus dem Landnut-zungssektor nach dem Auslaufen des Kyoto-Proto-kolls 2012 sind für Österreich daher vor allem im Hin-blick auf die verstärkte Nutzung von Holzbiomassevon großer Bedeutung. Weder kann eine Kohlenstoff-maximierung im Wald Ziel der Forstpolitik sein, daseine Multifunktionalität nicht in Frage gestelltwerden darf, noch dürfen Länder wie Österreich, dietraditionell nachhaltig wirtschaften, nunmehr für dieglobale Entwaldung bestraft werden.

Klimaänderungen betreffen auch den Waldselbst. Der Wald ist in Österreich das artenreichsteÖkosystem. Dies zeigt sich nicht zuletzt daran, dassrund 50% der gemeldeten Natura-2000-Gebiete Waldsind. Wälder können sich nicht rasch an Klimaände-rungen anpassen. Daher ist es notwendig, natürlicheSelbstregulierungsmechanismen zu fördern. Eine na-turnahe Verjüngung hin zu heterogenen Waldstruktu-ren sowie eine Förderung der genetischen Diversitätund der Strukturvielfalt können einen Beitrag zurSelbstanpassungsfähigkeit der Wälder leisten.

Die nachhaltige Bewirtschaftung des Waldesund die Erhaltung seiner multifunktionalen Leistungenmüssen oberstes Ziel österreichischer Forstpolitikbleiben. |||

Der österreichische Waldund das Klima

Die Verwendung von Holz undBiomasse aus nachhaltigerWaldwirtschaft zur Substitutionfossiler Energiequellen leisteteinen signifikanten Beitrag zurMinderung des Klimawandels.Michael Keller

Michael Keller, BMLFUW,

Forstliche Raumplanung,

Landschaftsentwicklung und

Waldschutz

Literatur• Österreichische Waldinventur

2007/2009.• Bundesforschungs- und Aus-

bildungszentrum für Wald,Naturgefahren und Landschaft:Holz- und Biomassenauf-kommensstudie für Österreich,Endbericht, Wien 2008.

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Mit rund 41.000 km2 oder 47% der österreichischenStaatsfläche ist der Wald der bestimmende Faktor derösterreichischen Kultur- und Naturlandschaft. In denca. 1300 naturschutzrechtlich geschützten GebietenÖsterreichs nimmt der Wald mit seinen vielfältigenwertbestimmenden Waldgesellschaften und -struktu-ren sowie als Lebensraum seltener und gefährdeterArten eine wichtige Rolle ein.

Ein wesentlicher Teil der Natura-2000-GebieteÖsterreichs ist von Wald geprägt und erfordert damitauf Waldlebensräume und -arten abgestimmte Stra-tegien und Maßnahmen zur Sicherstellung des güns-tigen Erhaltungszustandes. Zahlreiche Tier- und Pflan-zenarten der beiden EU-Naturschutzrichtlinien, derFauna-Flora-Habitatrichtlinie (FFH-Richtlinie) sowieder Vogelschutzrichtlinie, sind an Waldlebensräumegebunden.

Österreichs Wälder weisen 25 der laut Anhang Ider FFH-Richtlinie 74 in Österreich vorkommendenLebensraumtypen auf; immerhin 10 Lebensraumtypensind auf dem Gebiet der Europäischen Union vom Ver-schwinden bedroht. Zahlreiche im Anhang II der FFH-Richtlinie sowie in der Vogelschutzrichtlinie ange-führte Arten nutzen denWald als Lebensraum oder fürdie Nahrungssuche.

Die beiden EU-Rechtsnormen für den Natur-schutz sowie unterschiedliche nationale und interna-

tionale Abkommen und Konventionen haben denSchutz von Wäldern zum Ziel. Für Österreich ist diesvor allem die Alpenkonvention mit dem Bergwald-protokoll, das 2002 in Kraft getreten ist. Dieses ver-pflichtet die Vertragsparteien u. a. zu Maßnahmen,welche die biologische Vielfalt, das Naturerlebnis unddie Erholungsfunktion des Bergwaldes sicherstellen.

Handlungsbedarf inÖsterreichs WäldernDie positiven Ergebnisse der Waldinventur wie derVorratszuwachs an stehendem Totholz sowie derstetige Zuwachs der Waldfläche in Österreich sollennicht darüber hinwegtäuschen, dass hinsichtlich desökologischen Zustandes der österreichischen Wäldernicht nur in naturschutzrechtlich geschützten Gebie-ten Handlungsbedarf besteht. Der bundesweit hoheAnteil des Wirtschaftswaldes mit über 74% sowie dieAltersklassenverteilung im Wirtschaftswald mit derDominanz junger Bestände verdeutlicht den Hand-lungsbedarf in Richtung einer ökologischen integrati-ven Waldbewirtschaftung. Beispielsweise sind über58% aller Bäume in Österreichs Wirtschaftswäldernjünger als 60 Jahre (Quelle: Waldinventur 2000/2002bzw. 2007/2009). Auch beim Totholzanteil kommt esnicht nur auf absolute Werte, sondern auch auf öko-logisch-funktionale Aspekte an.

ausblicke 1|11 Wald und Umwelt14

Seit 2007 steht für das Management österreichischer Wälder erstmals ein umfangreiches Naturschutz-Förder-programm zur Verfügung. Werden die damit gebotenen Chancen in Österreich ausreichend genützt? Günter Jaritz

Waldumweltmaßnahmen undihre Umsetzung in Österreich

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Chancen des Programms„Ländliche Entwicklung“Bundesweit wurden bis 2007 im Naturschutzbereichmit Ausnahme einiger länderspezifischer Naturwald-reservate-Programme und einzelner Vertragsnatur-schutzmaßnahmen kaum Aktivitäten imWald gesetzt.Vor allem für das Flächenmanagement der Wald-lebensräume und deren Arten in Schutzgebieten fehl-ten geeignete zielgerichtete Instrumente. Gerade dieoben beschriebenen vielfältigen Funktionen des Wal-des, seine Bedeutung für den Naturschutz sowie dierechtlichen und fachlichen Vorgaben auf europä-ischer und nationaler Ebene erfordern aber zielge-richtete Maßnahmen für das Management von Wald-lebensräumen.

Mit dem Programm „Ländliche Entwicklung“steht nun bis 2013 allen Bundesländern erstmals einumfangreiches Förderprogramm für das Managementvon Waldlebensräumen und -arten zur Verfügung.Leider nutzen bislang nur einige Bundesländer, allenvoran Tirol, Salzburg und ab 2011 auch Kärnten dieseumfangreichen Möglichkeiten. Im Burgenland, inOberösterreich, der Steiermark und in Niederöster-reich werden nur einzelne Förderungen des Maßnah-menprogramms angeboten. In Österreich erfolgt dieUmsetzung von naturschutzbezogenen FörderungenimWald länderspezifisch über unterschiedliche Maß-nahmen, in erster Linie jedoch über die Maßnahme„Wiederaufbau des forstwirtschaftlichen Potenzialsund Einführung vorbeugender Aktionen“ (M 226) lautArt. 48 der (EG) VO 1698/2005.

Die Erfahrungen in Tirol und Salzburg zeigten,dass für die Erhaltung und Verbesserung des Erhal-tungszustandes von Waldlebensräumen und -artenprimär individuell gestaltbare, projektbezogene Natur-schutzförderungen in Kombination mit einer einzelbe-trieblichen Beratung den gewünschten Erfolg bringen.Doch mithilfe der auf EU-Ebene für die naturschutz-orientierte Bewirtschaftung vonWäldern konzipiertenFlächenzahlungen der Maßnahmen „Zahlungen imRahmen von Natura 2000“ (M 224) und „Zahlungen fürWaldumweltmaßnahmen“ (M 225) können individuelleprojektbezogene Aktionen für „proaktive“ Maßnah-men nicht abgedeckt werden. Das Maßnahmenange-bot der Flächenzahlungen ermöglicht in erster Liniedie Erhaltung des Istzustands vorhandener Strukturenund Lebensräume (Erhaltungsprämien).

Die Erstellung von Managementplänen, Betriebsbe-ratungen sowie Grundlagenerhebungen sowie beglei-tende bewusstseinsbildende Aktionen werden inÖsterreich über die Maßnahmen „Erhaltung und Ver-besserung des ländlichen Erbes – Naturschutz“(M 323 a) kofinanziert.

Die Bundesländer Tirol und Salzburg haben gemein-sam ein 14 Einzelmaßnahmen umfassendes Förder-programm entwickelt. Auswahl der Maßnahmen-flächen und Festlegung der Pflegemaßnahmen erfol-gen individuell für Einzelflächen oder auf betrieblicherEbene („Naturschutzplan Wald“). Neben der Gewäh-rung von Erhaltungsprämien für wertvolle Waldstruk-turen und -bestände (Totholz, Spechtbäume, Altholz-inseln etc.) werden auch aktive Maßnahmen zur Wie-derherstellung und Entwicklung von Waldbeständenunterstützt. So können beispielsweise im Rahmen„Waldbaulicher Maßnahmen“ standortfremde Be-stände nach ökologischen Gesichtpunkten umgestal-tet und der Erhaltungszustand von Waldgesellschaf-ten verbessert werden.

Berücksichtigt man den hohenWaldanteil Öster-reichs von rund 47% und vergleicht Teilnahmequoteund Fördervolumen mit den Naturschutzförderungenim landwirtschaftlichen Bereich, besteht trotz erfolg-reicher Umsetzung noch großer Aufholbedarf. |||

Wald und Umwelt ausblicke 1|11 15Im Lungau ist die Wiederherstellungtraditioneller Lärchwiesen- undLärchweidewälder durch gezielteDurchforstung und Auflichtung einregionaler Maßnahmenschwerpunkt.

Der „NaturschutzplanWald“ ist keine eigeneFördermaßnahme, sondernstellt ein zusätzlichesBeratungsangebot dar.Mithilfe dieses Instrumentssollen diverse Einzelmaß-nahmen auf den gesamtenBetrieb abgestimmt undumgesetzt werden.

Günter Jaritz, Amt der

Salzburger Landesregierung,

Naturschutzrecht und

Förderungswesen

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ausblicke 1|11 Wald und Umwelt16

Totholz lebtKlaus Michalek, Naturschutzbund Burgenland

Ein gesunder Wald und totes Holzsind kein Widerspruch. Totholz trägtin erheblichem Maß zur biologischenVielfalt, Naturnähe und Stabilitätder Wälder bei. Stehendes undliegendes Totholz bieten vielen Tier-und Pflanzenarten Lebensraum undNahrung. Spechte zimmern Höhlenins Totholz, welche Fledermäuse,Bilche, Meisen, Hohltauben, Dohlen,Käuze, Bienen, Hummeln undWespen als Brut- und Wohnraumnutzen. Ungefähr ein Drittel (ca. 4500)der ca. 13.000 Pilz-, Pflanzen- undTierarten des Waldes sind an Totholzgebunden. Käfer sind mit etwa 1730Arten die vielfältigste Insektengruppeim Totholz – die Larven des gefähr-deten Eremiten oder Juchtenkäfersbeispielsweise entwickeln sich inmulmgefüllten Baumhöhlen lichterBestände.

Neben der Lebensgrundlage fürunzählige Arten ist Totholz auchwichtig als Erosionsschutz, Regulatordes Wasserhaushalts, Kohlenstoff-speicher (Milderung des Klima-wandels), Element in der Naturver-jüngung und Nährstofflieferant. Im

Sinne des Naturschutzes solltenneben der Ausweisung von Natur-waldreservaten in Wirtschafts-wäldern mindestens 5 bis 10% oder20 bis 40 Vorratsfestmeter absterben-des und totes Altholz pro Hektar alsBiotopholz im Bestand verbleiben. |||

Wald als Lebensraum undLebensgemeinschaftChristoph Leditznig, Wildnisgebiet Dürrenstein,Schutzgebietsverwaltung

Wälder sind mehr als Holz- und Ener-gielieferanten, sie sind Lebensraumund Lebensgemeinschaft. Anhandvon Natur- bzw. Urwäldern, wie sieim Wildnisgebiet Dürrenstein aufeiner Fläche von ca. 2500 ha noch zufinden sind, erkennt man, wie kom-plex das Zusammenwirken zwischendem Waldboden mit all den darinexistierenden Organismen und demfür uns sichtbaren Wald ist. DieseKomplexität mit all ihren Synergienist auch Fachleuten in vollem Umfangnoch nicht bekannt.Bekannt ist jedoch die Bedeutungvon Totholz für das Ökosystem Wald.Während in Wirtschaftswäldern

Bäume oft im Alter von 100–150Jahren genutzt werden, erreichen dieMethusalems des Wildnisgebietsin Ausnahmefällen ein Alter von mehrals 1000 Jahren. Bedenkt man, dassein Baum nach seinem Absterbennoch bis zu 100 Jahre stehen bleibenkann und weitere 200 bis 300 Jahrebis zum völligen Zerfall benötigt,kann man erahnen, welch große Be-deutung jedem einzelnen Baum imSystem Urwald zukommt. Ein solcherBaum stellt nicht nur während seinergroßen Lebensspanne einer Vielzahlvon Pilzen, Flechten, Moosen unddiversen Tierarten Lebensraum zurVerfügung, auch in der Zeit seinerVerrottung bietet er Wohnstätte,Futterplatz und Nährboden. Mandenke nur an die vielen Totholz be-wohnenden Insektenarten. Aber auchSpechte, Eulen und Fledermäusebenötigen die abgestorbenen Bäumezum Überleben. Nicht zuletzt ver-jüngen sich die nächsten Baum-generationen auf den zerfallendenBaumriesen und nutzen die imTotholz enthaltenen Nährstoffe. |||

Der Wald als LebensraumWälder sind Lebensraum für zahlreiche Tier- undPflanzenarten. Rund 13.000 Arten sind in ÖsterreichsWäldern heimisch und nutzen die vielfältigen Bedingun-gen, die unterschiedliche Waldtypen bieten. Doch auchder Mensch braucht den Wald – und nutzt ihn aufverschiedene Weise. Vier ExpertInnen umreißen dieLebensbedingungen in sowie Nutzungsmöglichkeitenvon Wäldern und zeigen Zukunftsperspektiven auf.

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17Wald und Umwelt ausblicke 1|11

Wald als ErholungsraumJudith Michaeler, Naturfreunde Internationale,Projektleiterin Biodiversität und Umweltbildung

Wälder bedecken ca. 31% der Land-masse unserer Erde und bilden welt-weit die Lebensgrundlage für 1,6 Mrd.Menschen. Die jährliche Wertschöp-fung aus Wäldern wird auf etwa 300Mrd. Dollar geschätzt. Abseits diesergewaltigen Zahlen stellt der Wald inseinen verschiedenen Erscheinungs-formen ein sensibles Ökosystem dar,das aus meist kurzfristigen ökonomi-schen Gründen massiven Bedrohun-gen ausgesetzt ist.

Als Freizeit- und Erholungsgebietesind Wälder ebenso erheblichemDruck ausgesetzt wie die darin vor-kommenden Tiere und Pflanzen.Erholungsuchenden sollte dennochder Zugang nicht verwehrt werden,denn gerade das persönliche Erlebender Natur ist eine wesentlicheVoraussetzung für das Bewusstseinum Wert und Schutzwürdigkeit derWälder. Zu ihrer Erhaltung ist dieVermittlung eines respektvollen Um-

gangs mit der Natur wichtig, damitauch kommende Generationen dieMöglichkeit haben, die Vielfalt undSchönheit unserer Wälder unmittel-bar zu erleben. Das von den Verein-ten Nationen ausgerufene „Interna-tionale Jahr der Wälder“ 2011 bringtzusätzliche Gelegenheiten, dieseBewusstseinsbildung zu forcieren. |||

Wald als Lebensraum fürWolf, Bär und LuchsGeorg Rauer, Veterinärmedizinische UniversitätWien, Forschungsinstitut für Wildtierkunde

Österreichs Wälder sind Lebensraumfür Bären, Wölfe, Luchse. Diese Be-hauptung wird, je nach Einstellungund Lebensumständen der konfron-tierten Person, ganz unterschiedlichbeurteilt. Großraubtiere werdenunter anderem als wichtiges Natur-schutzziel, Bedrohung der Wirtschaft,ökologische Bereicherung, illusori-sche Wunschvorstellung, Beleg fürdie Intaktheit der Natur oder un-nötige Gefahr gesehen. Die wenigen

Exemplare der drei Arten, die sichderzeit innerhalb der Grenzen Öster-reichs aufhalten, treiben die Diskus-sion der verschiedenen Standpunktevoran. Diese Diskussion ist Voraus-setzung für die Konsensfindung imUmgang mit diesen kontroversiellenArten.

Bieten Österreichs Wälder über-haupt genug Lebensraum für Groß-raubtiere? Bär, Wolf und Luchskommen durchaus mit Waldbewirt-schaftung und Freizeitnutzung zuRande. Der von der Jagd hochgehal-tene Wildstand macht die Wälder nurattraktiver. Die Sorge, Großraubtierekönnten in der Kulturlandschaftkeinen Lebensraum finden, ist alsoeher Ausdruck der Zurückhaltung,sich auf diese Tiere einzustellen.Behörden und Verbände stehen vorder Aufgabe, den Rahmen für einmöglichst konfliktfreies Zusammen-leben zu schaffen. Angesichts dernach Österreich drängenden Wölfewird in nächster Zukunft das Wolfs-management im Mittelpunkt desInteresses stehen. |||

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Anregung und zur Aufregung. Derdeutsche Wald wurde Teil der nationa-listischen und später der national-sozialistischen Ideologie. Andererseitswurde er nicht nur ökonomisch, son-dern auch ökologisch gesehen gehegtund gepflegt. Das vor wenigen Jahr-zehnten geprägte Wort „Waldsterben“heißt im Französischen und Englischenle bzw. the Waldsterben.

Das öffentliche Interesse amWald und seiner Erhaltung wurdeschon im 19. Jahrhundert im deutsch-sprachigen Raum in Forstgesetzen so verwirklicht,dass das Eigentum am Wald zum beschränktestenPrivatrecht wurde. Durch das Reichsforstgesetz 1852wurden Walderhaltung und Nachhaltigkeit der großegrüne Faden, der das Recht durchzieht. Der Waldwurde, was er in alten Zeiten war: weitgehend unseraller Gut.

Wir haben im Gymnasium gelernt, dass Griechenund Römer alle Wälder rund um das Mittelmeer vorallem für den Schiffsbau abgeholzt haben. Heutehaben wir von Judäa bis Gibraltar und von Athen bisGenua kahle Gipfel. Sie blicken auf das Mittelmeerherab. Aber sie haben ihre Kronen verloren, die Wäl-der. Diese Krone der Kultur wird niemals wiederkom-men. Der große Verlust an Wald ist zwar weltweit be-wusst, aber der UNO ist es bis heute nicht gelungen,den Menschenrechten ähnliche Rechte der Naturfestzulegen, geschweige denn durchzusetzen. DerGrundsatz der Nichteinmischung in innere Angele-

Mit diesem Gedicht nahm Joseph von Eichendorff„Abschied“, als er im Oktober 1810 von Lubowitz inOberschlesien nach Wien zog. 200 Jahre späterhaben wir schon vor dem „Internationalen Jahr derWälder“ Abschied von den großen Wäldern der Erdegenommen, in Indonesien, in Brasilien und anderswo,auch wenn der Forst im kleinen Österreich Jahr fürJahr größer wird.

Wilhelm Heinrich Riehl, Deutschlands Soziologevon Wald und Feld im 19. Jahrhundert, pries in seiner„Naturgeschichte des deutschen Volkes als Grund-lage einer deutschen Socialpolitik“ (1851–1869) diegroßen Wälder als „Heimat“. Sie seien Tempel für dieAlten und Turnplätze für die Jungen. Im Gegensatz zurLandwirtschaft waren sie noch nicht so von denneuen Religionen Kapitalismus, Materialismus undIndividualismus beherrscht. Sie waren im Großen undGanzen noch nicht so industrialisiert und kommer-zialisiert wie die Landwirtschaft. In diesen Wäldernwar nach Riehl noch die Gemeinschaft zu Hause, dieBevölkerung war noch nicht zur atomisierten Gesell-schaft verkommen wie in den Städten. Das war Sozi-alromantik, die vor allem gebildete Menschen gernelasen.

Heute, über 150 Jahre später, ist die Tendenz klarzu erkennen: Die Welt wird immer mehr zur Mega-stadt, zu einem Netzwerk globalisierter Riesenstädtemit entleerten und industrialisierten Landschaften,von denen einige zonenweise unter Naturschutzstehen.

Riehls romantische Soziologie hatte positive undnegative Folgen. Das Wort Wald allein wurde zur

ausblicke 1|11 Wald und Gesellschaft18

Der Wald als Gut derMenschheit„O Täler weit, o Höhen,

O schöner, grüner Wald,Du meiner Lust und WehenAndächt’ger Aufenthalt!Da draußen, stets betrogen,Saust die geschäft‘ge Welt,Schlag noch einmal die BogenUm mich, du grünes Zelt!“Joseph von Eichendorff

Manfried Welan

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genheiten verhindert zwar auch bei den Menschen-rechten weitgehend ihre Durchsetzung. Aber dieWeltöffentlichkeit ist hinsichtlich der Menschen-rechte wenigstens sensibler und wacher geworden,als dies bei den Rechten der Natur der Fall ist. DieöffentlicheWachsamkeit ist die Wächterin der Rechteder Nachwelt. Das Weltinteresse repräsentiert dielangfristigen Interessen aller. Es repräsentiert auchdie Rechte der Wälder der Zukunft.

Die Wälder rund um das Mittelmeer warenwahrscheinlich Vorbilder für griechische und römi-sche Tempel. Unsere Wälder waren das Vorbild fürdie gotische Kathedrale. Viele von ihnen sind nurmehr Ruinen, Erinnerungen oder Museen.

Die Erderwärmung ist eine Art Fieber der Erde.Manche sprechen daher nicht vom Treibhaus-, son-dern vom Fiebereffekt. Das Wachsen der Wüsten cha-rakterisiert das ökologische Erbe des 20. Jahrhun-

derts. „Die Wüste wächst: weh Dem, der Wüstenbirgt“, schrieb Friedrich Nietzsche vor mehr als einemJahrhundert. Wenn die Verwüstung im Inneren statt-findet, können die Wälder der Welt nicht überleben.

Der große Verlust an Vielfalt des Lebens wirdvielleicht weltweit zum Bewusstsein der Verantwor-tung aller Menschen für die Erde werden. 1913 hat derLebensphilosoph Ludwig Klages in dem Aufruf„Mensch und Erde“ die Folgen des sogenannten Fort-schritts leidenschaftlich diagnostiziert und zur Um-kehr gemahnt. 100 Jahre später kann man mit größe-rer Hoffnung auf die Jugend der Welt vertrauen, fürdie Zukunft der Erde zu sorgen. |||

Manfried Welan, emeritierter Professor am Institut für

nachhaltige Wirtschaftsentwicklung der Universität

für Bodenkultur Wien

Wald und Gesellschaft ausblicke 1|11 19

AnmerkungAnregungen zu diesem Beitrag ver-dankt der Autor Simon SchamasDer Traum von der Wildnis. Naturals Imagination, München 1996,und dem Buch Wälder – Ursprungund Spiegel der Kultur von RobertPogue Harrison, München 1992.

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ausblicke 1|11 Wald und Gesellschaft20

Rund 80% der Menschen, die sich für einen Urlaub inÖsterreich entscheiden, geben bei Umfragen an,dass „die Landschaft“ ein Kriterium für ihre Ent-scheidung war. Dies wäre ohne die österreichischenWälder undenkbar. Eine kurze Auflistung touristischwertvoller Betriebselemente im Umfeld der Waldbe-wirtschaftung macht den engen Zusammenhang mitAufgaben und Projekten der Regionalentwicklung un-mittelbar einsichtig.

Neben wertvollen Gebäuden (Kirchen, Burgen,Almhütten, Nebengebäuden), Bringungsanlagen undkulturell bedeutenden Landschaftsbereichen (histo-rischen Gärten) bieten durchaus auch regionaltypi-sche Nutzungsformen (Köhlerei, Pecherei, histori-sche Glaserzeugung, Jagdkultur) touristisches Ent-wicklungspotenzial. Im Bereich Wintertourismusbildet die Verpachtung oder der Eigenbetrieb von Ski-gebieten, Loipen oder Hütten ein bereits klassischesSegment. Neben breiter eingeführten Nutzungen vonSeen und Teichen (Badeplätze, Camping, Mountain-biking, Reitwege, Vermietung von Ferienwohnungen,Verpachtung von Flächen für Events) kann dasSommertourismusangebot vor allem durch spezielle„Regenprogramme“, aber auch durch die Schaffunginnovativer Gesundheitsangebote („Wald-Wellness“)bereichert werden. In der Regel ist eine betrieblicheund regionale Einzigartigkeit als Alleinstellungsmerk-mal (USP) gegeben – ein zentrales Element im Tou-rismusmarketing. Hinzu kommt das hervorragendeImage des österreichischen Waldes.

Einer betriebs- und regionalwirtschaftlich rele-vanten Nutzung forsttouristischer Potenziale auf brei-ter Basis stehen jedoch einige Schwierigkeiten ent-gegen: Neben der Klärung von Personal- und Steuer-fragen gilt es zunächst, das nötige gegenseitigeVertrauen für eine kundenorientierte, bisher nochunterentwickelte Zusammenarbeit zu schaffen.

ÖsterreichsWaldbewirtschaftersetzen Impulse fürqualitätvolleTourismus- undKulturangebote

Österreich als eines der waldreichstenLänder Europas mit beeindruckenderlandschaftlicher und kultureller Vielfalt istmit rund 120 Millionen Nächtigungenpro Jahr und den weltweit zweithöchstenDeviseneinnahmen aus diesem Bereich proKopf eine der erfolgreichsten Tourismus-destinationen der Erde. Alfred Grieshofer

Spannende Brennpunkte zur kultur-touristischen Nutzung des Waldes finden sichüberall – auch wenn sie nicht so berühmtsind wie dieser: Das Kaiser-Jagdstandbild inIschl ist auch hundert Jahre nach seinerErrichtung noch immer ein vielbesuchter Ortder österreichischen Jagd- und Forstkultur.

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Wald und Gesellschaft ausblicke 1|11 21

3. Workshop DestinationWALD in Tirol: Die Teilnehme-rInnen am Weg zur „Holz-knechthütte“ des Gastgeber-hotels „Gasteiger Jagd-schlössl“ bei Kitzbühel.Der Hotelier bietet kleine,aber feine Abendprogrammein der Hütte sowie Spezial-packages zur Wildbeobach-tung im hauseigenen Revier.

bei Gmunden zum dritten Mal an. Er bietet Absolven-tInnen und Regionen ganz neue Impulse und einefachlich extrem breit gefächerte Themenpalette.

Liegt bei Modul 1 der Schwerpunkt auf Forst-,Agrar- und wirtschaftsgeschichtlichen Zusammen-hängen, verschafft Modul 2 einen spannendenEinblick in die Kulturszene (Denkmalpflege, Holz-architektur und -design, Archäologie imWald, imma-terielles Kulturerbe etc.). Methoden der Wissensver-mittlung sowie der Umgang mit Museen, Medien undRecht stehen im Mittelpunkt von Modul 3. Abgerun-det wird der Lehrgang durch die Vermittlung fundier-ten Wissens über das Leader-Programm, Projekt-management und Tourismus in Modul 4. Exkursionenund praktische Übungen im Gelände bereichern dasintensive Programm. Die Erarbeitung eines konkreten(einreichfähigen) Projekts ist Basis der Schlussprü-fung. Den AbsolventInnen steht zusätzlich die neue„Personenförderung Forst + Kultur“ für Einzelaktivi-täten (wie die Präsentation forstkultureller Standorteund Objekte, die Durchführung von Fachexkursionenetc.) offen. Zentrale Arbeitsunterlage im Lehrgangund für das Themenfeld Forst und Kultur bildet dasneue Handbuch Forst + Kultur.Nähere Informationen: www.fastort.at oderwww.forstkultur.at

Verstärkte Zusammenarbeit in SichtDie hier beschriebenen Arbeitsansätze werden inden nächsten Jahren weiterverfolgt. Unter der Vor-aussetzung, dass die bewährten Regionalentwick-lungsinstrumente (Leader) erhalten bleiben, darfdavon ausgegangen werden, dass Österreichs Wald-bewirtschafterInnen (aller Größenordnungen) in Hin-kunft eine noch engagiertere Rolle im Bereich Tou-rismus und Regionalentwicklung spielen werden. ImOptimalfall sind die hier skizzierten Innovationen einequalitätvolle Bereicherung: für den Einzelbetrieb, diejeweilige Region und nicht zuletzt für den touristi-schen Gesamtmarkt. Interessierte sind herzlich will-kommen, ihre Ideen einzubringen. |||

Alfred Grieshofer, BMLFUW, Forstliche Raumplanung,

Waldschutz und Landschaftsentwicklung

Die Wertschöpfungspotenziale werden in beidenBranchen zu wenig erkannt und (erfolgreiche Trend-setter ausgenommen!) wenig genutzt. Meist fehlt esan konkreten, für die Kunden buchbaren Angeboten.Der potenzielle interessierte Gast findet „den öster-reichischenWald“ nicht im Angebot. „Wald“ allein istnoch kein touristisches Produkt. Es bedarf eineszusätzlichen Angebots, einer Dienstleistung, um denWald in Wert setzen zu können.

Die durch Lebensministerium und BOKU ent-wickelte Arbeitsreihe „Destination Wald“ nimmt sichdes Bereichs Forsttourismus gezielt an und versam-melt seit 2007 die Player an einem Tisch. Neben forst-lichen Stakeholdern (Land&Forst Betriebe Öster-reich, Netzwerk Land und touristischen Vorreiternder Branche wie Esterházy, Liechtenstein und demWaldbetrieb Hebalm) bringen klassische Tourismus-akteure (Wirtschaftsressort, Österreich Werbung,Wirtschaftskammer, Urlaub am Bauernhof) übermehrere Jahre ihr Know-how ein. In praxisnahenWorkshops werden die TeilnehmerInnen durch einintensives Arbeitsprogramm begleitet, das zu Inno-vationen motiviert und dessen Bandbreite von „Po-tenzialen“ und „Partnerschaften“ bis zu Aufgaben imBereich „Produktentwicklung und -marketing“ reicht.Ausgewählte Praxisbeispiele geben Impulse für dieDiskussion in Kleingruppen. Konkrete Handlungs-empfehlungen und sogenannte Leitprojekte sowiedas bis dahin erarbeitete neue Standardwerk Hand-buch Forst + Tourismus sollen in der 2012 stattfin-denden Schlusstagung der Öffentlichkeit vorgestelltwerden.Nähere Informationen:http://forsttourismus.boku.ac.at/

Kulturtourismus im Umfeld desWaldes kann man lernenNeben der Reihe „Destination Wald“ garantiert dergut nachgefragte Zertifikatslehrgang „Forst + Kultur“Forstleuten und PartnerInnen aus Kultur, Tourismus,Regionalentwicklung etc. eine projektorientierteWeiterbildungsmöglichkeit mit stark touristischerSchlagseite. Der Lehrgang umfasst vier Module (proSemester eine Arbeitswoche, 120 Lehreinheiten) undläuft heuer an der Forstlichen Ausbildungsstätte Ort

Auch bei nicht so berühmtenOrten oder Denkmälern lassensich dem Publikum spannendeZusammenhänge vermitteln.Hier eine Gruppe vor demsogenannten Gagarin-Denkmalbeim Ischler Rettenbach,einem seit dem 16. Jahrhun-dert bedeutenden Triftbach.

3. Workshop DestinationWALD: Eine konzentrierteKleingruppe vor demGastgeberhotel „GasteigerJagdschlössl“ beim Erarbei-ten von Produktvorschlägenfür den Forsttourismus.

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ausblicke 1|11 Wald und Gesellschaft22

Mein Wald gehört nicht mir, und trotzdem bin ich mit ihm seit meiner Kindheit verbunden.Daher bauten wir auch unser Haus am Fuße des Predigberges. Als das Unfassbaregeschah, und zwei Lawinen fast gleichzeitig abbrachen, hat unser Wald gehalten. Anton Mattle

Mein Schutzwald

Ich wohne mit meiner Familie im Ortsteil Maas etwasaußerhalb von Galtür. Hinter unserem Haus RichtungSüden erstreckt sich eine zum elterlichen Bauernhofgehörende Wiese, bis hin zum Fuß des Berges.Anschließend beginnt mein Wald. Er bedeckt einenRücken des Predigberges, wobei die Bestockung mitzunehmender Höhe spärlicher wird und in der Kampf-zone bei 1900 Meter ü. M. ganz ausläuft. Mein Waldwird im Osten vom Donielas-Tal und im Westen vomZimalis-Tal begrenzt: beides Tobel, also keine Täler imherkömmlichen Sinn, in denen durch immer wieder-kehrende Lawinen keine schutzwirksame Bewaldungaufkommen kann.

Mein Wald gehört mir nicht, und trotzdem binich mit ihm seit meiner Kindheit verbunden. In seinerDeckung bauten wir Buben ein Baumhaus, rauchtenheimlich die erste Zigarette, tranken das erste Bierund kamen den Mädchen erstmals näher. Jahrespäter ist bei einer Bergtour durch meinen Waldeines meiner Lieblingsfotos entstanden: Daniela undich knapp unter dem Gipfel des Predigberges. 1991bauten wir dann am Fuß dieses Berges unser Haus.Teile unseres Hauses befinden sich in der gelbenGefahrenzone, sodass die Mauern und Fenster derSüdseite auf eine höhere Belastung bemessenwerden mussten. Stattliche Mehrkosten, aber auchberuhigend; besonders an Tagen mit starkemSchneefall wie im Winter 1998/99.

Ein massiver Wetterumschwung AnfangFebruar brachte immer wieder Niederschlag in dieBerge rund um Galtür und führte zu mehrtägigenStraßensperren. Am 23. Februar passierte das Un-fassbare. Zwei Lawinen brachen fast zeitgleich vom

Grießkopf tausend Meter oberhalb von Galtür abund rasten mit einer Geschwindigkeit von mehr als300 km/h ins Tal. Der waldfreie Sonnberg leistetekeinen Widerstand, und so überquerten die Lawinenungebremst den Vermuntbach und die Talsohle hinzum bis dahin frei vor Naturgefahren geltenden Früh-messgut. Die Schneemassen begruben mehr als 50Personen. Dank schneller Hilfe konnten zwanzigMenschen gerettet werden. Für 31 Mütter, Väter,Söhne und Töchter kam jede Hilfe zu spät. SiebenHäuser wurden total zerstört; mehr als 20 erheblichbeschädigt.

Aus dem Gemeindeamt rief ich am AbendDaniela an, die seit Tagen mit unseren drei Kindernund zwanzig Gästen auf sich allein gestellt war, undsprach ihr Mut zu – sie sei ja sicher, wir hätten ja gutgebaut, und hinter unserem Haus sei ja unser Wald.Irgendwann in der Nacht des 23. Februar brachen dieWechten am Predigberg und stürzten in die Tobellinks und rechts von unserem Wald und von dortweiter, eine Lawine auslösend, bis ins Tal. Auf ihremWeg rissen die Lawinen die jungen Fichten aus oderbrachen sie in halber Höhe ab, nahmen sie bis in dieWiesen mit und ließen sie liegen, gerade so, als hätteman die Bäume weggeworfen.

Unser Wald hat gehalten. Stürmischer Wind undSchneemengen, wie man sie in Galtür noch nie zuvorgemessen hatte, konnten meinem Wald nichts an-haben. Die Bäume haben nicht aufgegeben, sie sindstehen geblieben, und erst gegen Ende des Winterswurde der eine oder andere „Gefallene“ sichtbar. |||

Anton Mattle, Bürgermeister von Galtür

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Wald und Gesellschaft ausblicke 1|11 23

Wenn eine Gesellschaft einen emotional positiven Zugang zumWald hat, wird sie in der Lage sein, ihn nachhaltig zu schützen.Waldpädagogen arbeiten daher seit den 1990er-Jahren daran,speziell der Jugend die Bedeutung der Natur und die Funktionendes Waldes sinnlich erfahrbar zu machen. Elisabeth Johann

Den Wald erfühlen

In Österreich bestimmen Forstleute auf knapp derHälfte des Staatsgebiets sehr wesentlich das Ge-schehen. Daher ist es nur verständlich, dass dieforstliche Arbeit täglich von vielen Menschen wahr-genommen wird. „Schadet die Bewirtschaftung demWald, ist sie im Hinblick auf den Umweltschutz über-haupt vertretbar?“ Immer wieder ist man mit solchenÜberlegungen konfrontiert, die letztlich nur eineszeigen: Große Teile der Bevölkerung haben eine nurgeringe Kenntnis des Waldes, seiner nachhaltigenBewirtschaftung und der Bedeutung des Holzes. DieVermittlung von Wissen über den Wald und die Forst-wirtschaft ebenso wie Bildung und Erziehung imWald sind daher von besonderer Aktualität.

Tasten, Spüren, HörenWaldpädagogik ist eine relativ junge Disziplin, wenn-gleich sie in der allgemeinen Umwelterziehung eineerfolgreiche Vorläuferin hat. Unter Waldpädagogikversteht man die Gesamtheit der Bildungsangebote,die den Wald zum Gegenstand haben oder in ihmstattfinden. „Im Wald vom Wald lernen“ und „Waldmit allen Sinnen erfahren“ sind die zwei häufigstenZugänge, die mit Waldpädagogik verknüpft werden.Im Mittelpunkt steht neben der Wissensvermittlungdie Förderung einer persönlichen Beziehung zurNatur als Grundlage für ein naturverträgliches Ver-halten. Heute erkennen wir, dass kopflastige Infor-mation zu wenig ist, um ein positives Verhältnis zumWald, zur Natur und zur Umwelt herzustellen. Einewirkungsvolle Umwelterziehung kann am bestendurch unmittelbares Erleben und eigenes Entdeckenerfolgen: Holz wird ertastet, der Waldboden barfußerfühlt, Vogelstimmen wird gelauscht, Waldkräuterwerden gekostet, es wird mit der Lupe unter dieBaumrinde geschaut und Baumharz gerochen. Zuden angestrebten Zielen der Waldpädagogik gehörtes, die Vernetztheit aller Lebensvorgänge bewusstund erfahrbar zu machen und Verständnis für einenachhaltige Waldbewirtschaftung und die Belangedes Waldeigentums zu wecken.

Waldpädagogik wird in Österreich schon seitden frühen 1990er-Jahren praktiziert und erfährt seit-her – auch dank öffentlicher Förderungen – einenBoom, sowohl was die Zahl der Führungen als auchder ausgebildeten Waldpädagoginnen und Wald-pädagogen betrifft. So erlebten im Jahr 2009 rund130.000 Besucher, davon 73% Kinder unter 14 Jahren,in insgesamt 8500 Ausgängen den Wald von seinenverschiedensten Seiten. Damit konnte ein großer Bei-trag zur Bewusstseinsbildung für den österreichi-schen Wald und seine nachhaltige Bewirtschaftunggeleistet werden – ein Ziel, das auch im Österreichi-schen Waldprogramm als zentrale Perspektive ver-ankert ist. |||

Elisabeth Johann, Verein Waldpädagogik in Österreich

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Wald, Holz und Leader

Murauer Biomasseoffensive. Energie-autarkie bis 2015 ist das erklärte Zieldes Bezirks Murau. Wir Murauer habennämlich längst erkannt, dass die

Erzeugung von Wärme und Strom aus Biomasseregionale Arbeit sichert und die Umwelt schützt. ImRahmen einer groß angelegten Biomasseoffensivesind unzählige Ausbauten von bestehenden Bio-masse-Heizwerken und neue Biomasse-Nahwärme-anlagen entstanden oder in Planung. Das gegen-wärtige Herzstück ist die Umstellung des Landes-krankenhauses Stolzalpe von Öl auf Biomasse.Allein im LKH wird künftig 1 Million Liter Heizöljährlich eingespart und durch Biomasse ersetzt wer-den. Mit dem Biomassehof St. Lambrecht ist eineflächendeckende Hackgutlogistik entstanden. Sohat sich der Bezirk Murau zu einer internationalenVorzeigeregion im Bereich erneuerbarer Energie-träger entwickelt. Harald Kraxner, Geschäftsführer der

Leader-Region Holzwelt Murau

Regionale Wertschöpfung. Für unsere RegionElsbeere Wienerwald ist mittlerweile mit Daten zubelegen, dass der Anteil der bewaldeten Flächenzunimmt – und zwar zu Lasten des Grünlands. Unser

Ziel ist es, die typische Kulturlandschaft mit entsprechenderWaldbewirtschaftung zu bewahren. Die Förderung der Waldbe-wirtschaftung stärkt einerseits die regionale Wertschöpfung,andererseits geschieht dies auch im Sinn der Pflege des Waldes.Wir wollen die Wälder nicht ausräumen. In unserem regionalenEnergiekonzept wurde dargestellt, dass die Steigerung derNutzung des jährlichen Holzzuwachses von derzeit ca. 60% aufkünftig 80% eine jährliche Wertschöpfung in der Region imAusmaß von mindestens 2 Millionen Euro mit sich bringen wird.Matthias Zawichowski, LAG-Manager Region Elsbeere Wienerwald

Der Wald – kein einfaches Revier. So-bald es in der ländlichen Entwicklungum Wald geht, wird es oft kompliziert.Ländliche Entwicklungsprojekte

werden von Waldbesitzern oft argwöhnischregistriert und auf mögliche Folgeschäden in derNutzung und Bewirtschaftung reflektiert, umeinen möglichen Angriff auf die Eigeninteressender uneingeschränkten (Privat-)Nutzungsfähigkeitsofort abwehren zu können. Aber es gibt aucheine positive Kultur im Umgang mit dem ThemaWald im Sinn einer multifunktionalen Waldnut-zung. Beispiele dafür sind Kinderferienaktionender Jägerschaft bzw. direkte Schulpartnerschaf-ten, der Baumkronenweg im Sauwald oder neueWander- und Reitwege, die gemeinsam mitWaldbesitzern und der Jägerschaft hergestelltwerden. Der Nutzen dahinter muss immer eineVerbesserung der Gesamtsituation für alle sein,einseitige Forderungen werden nicht funktionie-ren. Für die Entwicklung ländlicher Regionenist es unabdingbar, den Wald in die vorrangigenStrategien und Planungen einzubeziehen.Thomas Müller, Leader-Manager Sauwald

Kuchl ist auf dem genialenHolzweg. Holz hat in derEntwicklung der Leader-Region Tennengau und

vor allem der Gemeinde Kuchl einenbesonderen Stellenwert. So viel Ver-ständnis für den Rohstoff Holz aneinem Ort gebündelt ist in Österreichnirgendwo sonst anzutreffen: Aus-bildung, Forschung und Wirtschaftbilden seit Jahren in der TennengauerMarktgemeinde Kuchl kongenialePartner. Ein eigener „Holzbotschafter“koordiniert die Leader-gefördertenProjekte der „Holzgemeinde Kuchl“.Nach dem Erfolg des Genialen Holzfes-tes mit mehr als 13.000 BesucherInnenund des ersten nationalen Kuchler

Holzwirtschaftskongresses mit führen-den Holzexperten setzen wir inZukunft verstärkt auf Vernetzung.Das „Holzforum Kuchl“ soll als Wirt-schafts- und wissenschaftliches Dis-kussionsforum die gesamte Region inden Mittelpunkt stellen und sich auchinternational ausrichten. Wir müssennachhaltige Strukturen schaffen, undhier hat vor allem Holz sehr viel Poten-zial. Holz ist der Baustoff der Zukunft,der Grundstoff für interessante Berufeund Tätigkeitsfelder sowie ein wichti-ger Energieträger und hat hohe Be-deutung in unserer Wirtschaft erlangt.Andreas Wimmer, Bürgermeister der

„Holzgemeinde Kuchl“ und Vorsitzender

des Regionalverbandes Tennengau

Wald- und Holznutzung sind oft eineBasis für Kooperation, Innovation,regionale Wertschöpfung und Energie-autarkie in Leader-Regionen.

ausblicke 1|11 Wald und Gesellschaft24

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Innovationen aus Tannenholz im steirischen Jogl-land. Im steirischen Joglland und in der Waldheimatliegt der Anteil der Tanne am gesamten Waldbe-stand bei 20–25% und damit österreichweit im

Spitzenfeld. Die Tanne ist für die wirtschaftliche Entwicklungder Region von großer Bedeutung. Mit der ArbeitsgemeinschaftTANNO wurde ein funktionierendes regionales Netzwerk holz-verarbeitender Betriebe gegründet. Wie der Name Waldheimatbereits andeutet, haben die Holzindustrie und das Bauen mitHolz in der Region eine langjährige Tradition, die von derTANNO-Gruppe nun mit neuen Ideen und Innovationen in vielenProjekten umgesetzt wird. Durch das Ineinandergreifen dereinzelnen Betriebe entlang der Wertschöpfungskette der Tannewerden Kosten und Ressourcen gespart, und die heimischeWirtschaft wird gestärkt. Gerade in Kleinregionen ohneIndustrie und Großbetriebe ist das Miteinander besonderswichtig, um konkurrenz- und überlebensfähig zu sein.Wenn Sie mehr über die Produkte und Projekte der TANNO-Gruppe erfahren möchten, besuchen Sie uns auf www.tanno.at!Josef Schiester, Obmann der TANNO-Gruppe

Böhmerwald ist Holz! Enorm viel getan– auch dank EU-Förderungen – hat sichin den letzten Jahren im Böhmerwald:die 1. OÖ Waldschule mit Waldtheater

feierte heuer ihr zehnjähriges Bestehen, die neue,barrierefreie Ausstellung „WunderWeltWald“ inder BöhmerWaldArena mit ihrem einzigartigenFällsimulator, 3-D-Kino und Labor dient Kinder-gärten als Lernhilfe und wird auch touristischgenutzt. Im Böhmerwaldhorst kann man in urigenHolzhütten in luftiger Höhe die Mystik desWaldes erleben. Ein Anziehungspunkt ist auchder Schwarzenbergische Schwemmkanal mitseinen Schauschwemmen.Vom 5. bis 7. August 2011 findet im Rahmen derBöhmerwaldmesse in Ulrichsberg das 1. OÖ Holz-Fest statt: Unter dem Titel „Holz.Art(en)“ werdendie weltbesten Motorsägenschnitzer zu bewundernsein, wird es u. a. Holzfällerwettbewerbe, Timber-Shows, Forstmaschinenvorführungen, Vorträge,die Ausstellung BAUernSTOFF, Exkursionen undHolzspielefeste bei freiem Eintritt geben. In jedesAusflugsprogramm gehört der Moldaublick mitdem Holzschauhaus und der neue, aus Tannenholzerrichtete 33 m hohe Aussichtsturm „Alpenblick“.Nicht wenige Betriebe der Region setzen mit Erfolgauf den Roh- und Baustoff Holz. Dass die Klima-und Energiemodellregion Donau-Böhmerwaldbei Biomasse-Heizwerken spitze ist, erscheint danur allzu logisch.Josef Thaller, Mitglied im Regionalausschuss

der Leader-Region Donau – Böhmerwald

Multifunktionale Waldbe-wirtschaftung. Als gelern-ter Forstwirt ist es mir sehrwichtig, die Bedeutung der

Forstwirtschaft im Zusammenhang mitnachhaltiger Regionalentwicklung zubetonen. Das Leader-Management hathier eine zentrale Rolle in der Vernet-zung unterschiedlicher Bedürfnisse zuübernehmen. Einerseits wird der Druckder Öffentlichkeit in puncto Erholungund Abenteuer in der Natur immergrößer, andererseits stehen dieser Ent-wicklung klare Eigentumsverhältnisseund Wirtschaftsinteressen (in derForst-, Holz- und Jagdbewirtschaftung)entgegen. Hinzu kommen nach wievor ungelöste Haftungsfragen. Trotz-dem mangelt es noch verbreitet andem Interesse, den Bereich Tourismus-management im Sinne einer multi-funktionalen Waldbewirtschaftungoffensiv mitzugestalten.Peter Plaimer, Regionalmanager der

Regionalkooperation Unterkärnten

Wald und Holz haben in der ländlichen Entwicklung einenhohen Stellenwert. Neben der immens wichtigen Rolle, dieWälder für das Klima spielen, sind die heimischen Wälder undderen Nutzung ganz entscheidend für die ländliche Entwick-

lung: zum einen als Naherholungsgebiet und somit als Faktor im Tourismus,zum anderen als Lieferant für den nachwachsenden Rohstoff Holz und so u.a.auch als Faktor im Bereich erneuerbare Energie. Rund die Hälfte der in Öster-reich erzeugten Energie stammt jetzt schon aus Biomasse, wobei einSchwerpunkt auf hölzerner Biomasse liegt. Dies bringt mehrere Vorteile:Abbau der Abhängigkeit von Energieimporten, Reduktion der CO2-Emissio-nen und Steigerung der regionalen Wertschöpfung sowie Schaffung vonArbeitsplätzen. Das Beispiel der Modellregion Güssing hat dies eindrucksvollbewiesen. Mit einem überaus interessanten Leader-Projekt namens „SozialeEnergie“ möchte man dieser Entwicklung Rechnung tragen, indem man ver-sucht, zwei Probleme auf einmal zu lösen: nämlich die wirtschaftlich schwie-rige Holzbringung aus kleinstrukturierten Waldverbänden unter Mithilfe vonLangzeitarbeitslosen, die so eine neue Chance bekommen. Und dies wie-derum ist eine neue Chance für die ländliche Entwicklung.Reinhard Koch, Geschäftsführer des Europäischen Zentrums für erneuerbare Energie

25Wald und Gesellschaft ausblicke 1|11

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Für viele arabische Staaten ist Erdöl das Gold ihresLandes. Da sollte es doch selbstverständlich sein,dass in Österreich der wertvollen heimischenRessource Holz entsprechende Aufmerksamkeit ent-gegengebracht wird. Österreich ist ein Land desHolzes und trägt für die optimale, nachhaltige undwertorientierte Nutzung von Holz Verantwortung. DieBetriebe der Forst- und Holzwirtschaft sowie derPapier- und Zellstoffindustrie sind nicht nur attraktiveArbeitgeber, sondern auch Träger der ländlichen Ent-wicklung. Das „Internationale Jahr der Wälder“ isteine Chance, in Politik und Gesellschaft mehr Be-wusstsein für die Bedeutung der gesamten Wert-schöpfungskette Holz zu schaffen. Gemeinsam habenwir den Auftrag, einen Beitrag dazu zu leisten, dassder Werk- und Wertstoff Holz in jeder Verarbeitungs-stufe bei optimaler Wertschöpfung so effizient undwertsteigernd wie möglich eingesetzt wird.

Waldschutz durch WaldnutzungDer Wald produziert umweltfreundlich und einfachzugleich den Rohstoff Holz. Daneben schützt er un-

In Österreich bietet die Wertschöpfungskette Holz rund 280.000Menschen Einkommen. Weltweit sind es mehr als 1,6 MilliardenMenschen. Holz ist die Lösung für viele Zukunftsfragen, vorallem im Hinblick auf sinnvolle Arbeitsplätze, Nachhaltigkeit,Natur- und Klimaschutz sowie Energieeffizienz. Georg Adam Starhemberg

sere Lebensgrundlagen, sichert sauberes Wasser,bewahrt vor Naturgefahren und bietet Menschen,Tieren und Pflanzen eine Heimat. Damit der Wald alleseine vielfältigen Funktionen für die Gesellschaft er-füllen kann, muss er bewirtschaftet werden. Es sinddie rund 170.000 Waldbesitzerinnen undWaldbesitzer(vorwiegend Familienbetriebe), die durch eine klugeNutzung sicherstellen, dass der Wald diese Aufgabenerfüllen kann und die nachhaltige Rohstoffversor-gung für die vielfältigen Verwertungsmöglichkeitendes genialen Rohstoffes Holz gewährleistet ist. DieDevise sollte lauten: so ökologisch wie notwendig, soökonomisch wie möglich.

Holz ist der Rohstoff der ZukunftHolz ist nachhaltig, vielfältig einsetzbar und leisteteinen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz. Dieösterreichische Sägeindustrie mit ihren rund 1200Betrieben ist die Drehscheibe einer faszinierendenWertschöpfungskette. Österreich ist mit seinen rund1400 Holzbauunternehmen ein Spitzenreiter im Be-reich der Innovation. Holz ist der leichteste Baustoff

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Holz ist der Rohstoffder Zukunft

Nationale Verantwortung für Holz

ausblicke 1|11 Wald und Wirtschaft

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Wald und Wirtschaft ausblicke 1|11 27

Branchen. Schließlich können Holzprodukte am Endeihres Lebenszyklus energetisch genutzt werden. Holzbringt damit alle Eigenschaften mit, die den Weg ineine nachhaltige Gesellschaft beschleunigen.

Holz ist Motor der Entwicklungländlicher RegionenDie Betriebe des Forst-, Holz-, Platten- und Papier-sektors sind die bei Weitem größten Investoren imländlichen Raum. Sie schaffen Arbeitsplätze, Infra-struktur, Dienstleistungen und damit auch Wohlstandfür die Bevölkerung in strukturell schwachen Regio-nen. So gibt es zum Beispiel in großen Bundesländernwie Oberösterreich in jeder Gemeinde durchschnitt-lich drei Tischler. Die Wertschöpfungskette Holz istein wichtiger Garant für eine nachhaltige, soziale undwirtschaftliche Entwicklung des ländlichen Raums.

Holz ist die LösungDer Rohstoff Holz ist einer der wenigen Rohstoffe, derdurch längerfristige CO2-Speicherung einen wesent-lichen Beitrag zum Klimaschutz leistet. Würde sichbei den jährlich neu gebauten 10.000 Wohnungen inÖsterreich der Anteil von Holzkonstruktionen von ca.6 auf 25% steigern, könnten 500.000 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr eingespart werden. Jeder ge-erntete und genutzte Baum macht Platz für neueBäume. So wächst der Kohlenstoffspeicher stetig.Ein Kubikmeter verbautes Holz spart bis zu zweiTonnen CO2-Emissionen: eine Tonne durch die Spei-cherung des Kohlenstoffs beim Wachstum derBäume, eine zweite durch den Ersatz von in der Her-stellung energie- und damit CO2-intensiven Rohstof-fen wie Stahl und Beton. Der Einsatz von Holz alsBaustoff leistet einen wertvollen Beitrag zur Ab-schwächung des Klimawandels.

Gemeinsam Zukunft gestaltenIn der Forschung bestehen noch enorme Potenzialebei der Entwicklung neuer Verwertungsmöglichkei-ten von Holz. Gerade die Wertschöpfungskette Holzzeigt eindrucksvoll auf, wie effizient ein wertvollerRohstoff verarbeitet werden kann. Alles spricht dafür,mehr Holz zu verwenden. Holz hat eben mehr Wert. |||

Georg Adam Starhemberg, Vorsitzender der Kooperations-

plattform Forst Holz Papier (FHP)

mit guten Wärmedämmeigenschaften und so hohenFestigkeiten, dass man ihn für tragende Teile ver-wenden kann. Auch der Möbelbau und die Platten-industrie sind wichtige Glieder dieser Kette. Bei derHolznutzung sind die Möglichkeiten voll auszuschöp-fen. Die Wertschöpfungskette Holz ist mit einemExportüberschuss von rund 3,1 Milliarden Euro imJahr 2009 nach dem Tourismus der wichtigste Devi-senbringer für Österreich; bei einem Produktionswertvon über 11 Milliarden Euro wurden 7,82 MilliardenEuro im Export erwirtschaftet.

Für die Holzindustrie ist eine nachhaltige undausreichende Versorgung mit dem Rohstoff Holz derSchlüssel zum Erfolg. Die Kooperationsplattform FHPbemüht sich daher intensiv, durch gezielte Aktivitä-ten wie die umfangreichen Werbemaßnahmen derproHolz-Organisationen und eine Medienkampagnefür inaktive Waldbesitzer das Holzaufkommen ausheimischen Wäldern nachhaltig zu steigern.

Holz kennt keinen AbfallBei der Holzverarbeitung in der Sägeindustrie fallenNebenprodukte an. Diese sind wertvolle Rohstoffe fürdie Erzeugung weiterer Produkte aus Holz wie Zell-stoff und Papier. Die österreichischen Unternehmender Zellstoff- und Papierindustrie zählen weltweit zuden modernsten und innovativsten Vertretern ihrer

Quelle: www.forstholzpapier.at

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ausblicke 1|11 Wald und Wirtschaft28

Das leisten die WaldverbändeVorrangige Ziele der Verbände sind die Unterstützungder Mitglieder in allen forstlichen Fragen und dieSteigerung der forstlichen Wertschöpfung. DenWaldeigentümern steht ein breites Dienstleistungs-angebot zur Verfügung. Von der Erstellung von Wald-wirtschaftsplänen und der Organisation von Pflege-maßnahmen und Erntearbeiten über die Aufforstungbis zur Bündelung und Vermarktung des Holzeskommt alles aus einer Hand. Der Waldeigentümerentscheidet, ob er ein individuell zusammengestell-tes Leistungspaket in Anspruch nehmen oder einemFullservice garantierenden „Sorglos-Paket“ den Vor-zug geben will; die Verbände stehen beratend zurSeite. Der partnerschaftliche und solidarische Um-gang miteinander, der auch in Krisenzeiten gepflegtwird, schafft Vertrauen zu Mitgliedern und Markt-partnern.

Aktive Waldpflege – zum Wohlder GesellschaftDie in Österreich nachhaltig betriebene Forstwirt-schaft ist genauso multifunktional wie die Wälderselbst. Wald ist mehr als eine grüne Oase der Erho-lung, er ist vor allem Arbeitsplatz und Einkommens-quelle für viele Familienbetriebe. Eine aktive Wald-pflege fördert artenreiche und strukturreiche Wälder,in denen gesunde und vitale Bäume wachsen. Ge-sunde, gepflegte Wälder kommen besser mit Klima-veränderungen und extremen Witterungsbedingun-gen zurecht als jene, die sich selbst überlassenwerden.

Rohstoff der ZukunftOb stoffliche oder energetische Verwertung des Hol-zes, die nachhaltige Nutzung des Rohstoffes Holzträgt zur Verbesserung der CO2-Bilanz bei. Die CO2-neutrale Verbrennung von Holz beziehungsweise dielängerfristige Bindung von Kohlenstoff in Holzpro-dukten, wie zum Beispiel in Möbeln oder im kon-struktiven Holzbau, und damit die Substitution vonStahl, Beton, Öl, Gas oder Kohle sind aktiver Klima-schutz. Den Nachweis für diese nachhaltige Forst-wirtschaft bringt das Zertifizierungssystem PEFC,mit dessen Logo alle Holzprodukte gelabelt werdenkönnen.

Die künftige Herausforderung liegt in einer kon-tinuierlichen Rohstoffversorgung der heimischenHolz verarbeitenden Betriebe, die zu den fortschritt-lichsten und leistungsfähigsten der Welt zählen. DieWaldverbände sind moderne Dienstleistungsunter-nehmen, die Holz marktkonform produzieren, um denHolzstandort Österreich auch künftig zu sichern. |||

Österreichs Waldverbände sind für rund 58.000 Mitglieder flächendeckend aktiv. Der organisierteKleinwald repräsentiert eine Waldfläche von über 873.000 Hektar, das sind annähernd 26% des Ertrags-waldes in Österreich. Seit dem Jahr 2000 vermarkten die Waldverbände im Durchschnitt jährlichüber zwei Millionen Festmeter Holz für ihre Mitglieder. Diese Tatsache macht die Waldverbände zu dengrößten heimischen Holzlieferanten. Martin Wöhrle

Die Kraft der KleinenÖsterreichs Waldverbände

Martin

Wöhrle,

Waldverband

Österreich

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Wald und Wirtschaft ausblicke 1|11 29

Wäldern, deren Zustand durch gezielte Pflegemaß-nahmen laufend verbessert wird. Der Wald bietetdamit einen wesentlichen Beitrag zur Sicherung desalpinen Lebensraumes.

Österreichs Forst- und Holzwirtschaft liegt so-wohl in ökologischer als auch in ökonomischer Hin-sicht im europäischen und weltweiten Spitzenfeld undgehört mit dem Tourismus zu den wichtigsten Aktiv-posten der Außenhandelsbilanz. Der Wald gibt vielenMenschen Arbeit. Holz-, Säge- und Papierindustriebeschäftigen in über 172.000 Betrieben rund 280.000ArbeitnehmerInnen; dazu kommen noch 10.000 Ar-beitsplätze im Bereich Biomasse bzw. Bioenergie.Jährlich werden ein Produktionswert von rund 10 Mil-liarden Euro sowie ein Exportüberschuss von durch-schnittlich 3,2 Milliarden Euro erwirtschaftet.

Der Wald in Österreich ist zum Großteil im Privat-besitz von Waldbauern und sehr klein strukturiert.Etwa ein Drittel der Gesamtwaldfläche entfällt aufgrößere Forstbetriebe. Insgesamt beträgt die durch-schnittliche Betriebsgröße gemäß Agrarstruktur-erhebung 1999 rund 19 Hektar. Die wirtschaftliche Nut-zung des Rohstoffs Holz sichert den WaldbauernEinkommen und damit eine Lebensgrundlage. DieWaldbewirtschafter erfüllen zahlreiche Bedürfnisseder Gesellschaft und kooperieren mit VertreterInnender Erholungsuchenden, damit Wanderwege, Wald-lehrpfade, Waldspielplätze, Park- und Rastplätze sowieUnterstandshütten eingerichtet werden können. |||

Carina Kases, BMLFUW, Forstsektion – Öffentlichkeitsarbeit

Fakten und StrukturenDer österreichische Wald

Literatur• Bundesforschungs- und Ausbil-

dungszentrum für Wald, Natur-gefahren und Landschaft (2010)

• Österreichische Waldinventur2007/09

• Bundesministerium für Land-und Forstwirtschaft, Umwelt undWasserwirtschaft (2010)

• FHP – KooperationsplattformForst Holz Papier

Österreich zählt neben Finnland und Schweden zu den waldreichsten LändernEuropas. Pro Jahr wachsen in Österreich rund 30 Millionen KubikmeterHolz nach. Der Zuwachs beträgt rund 4000 Hektar jährlich. Carina Kases

Österreichs Wald bedeckt mit einer Fläche von knapp4 Millionen Hektar mit 80 verschiedenen Baumartenfast die Hälfte des Bundesgebiets. Auf dieser Flächestockt ein Holzvorrat von mehr als 1,1 MilliardenKubikmetern oder 3,4 Milliarden Bäumen; das stellteinen Bewaldungsanteil von rund 47,6% dar. Damitzählt Österreich neben Finnland und Schweden zuden waldreichsten Ländern Europas. Pro Jahr wach-sen in Österreich rund 30 Millionen Kubikmeter Holznach; lediglich zwei Drittel davon werden geerntet.Der Zuwachs beträgt rund 4000 Hektar jährlich.

Die Ergebnisse der österreichischen Waldinven-tur belegen, dass Österreichs Wald in den vergange-nen Jahren deutlich naturnäher wurde. Es steht dop-pelt so viel Totholz im Wald wie noch vor 25 Jahren.Die Waldbewirtschafter setzen auf naturnahe Wälderund pflanzen mehr Laubhölzer. Blieb der Holzein-schlag in den 1980er- und 1990er-Jahren mit rund19 Millionen Festmetern relativ konstant, ist er imneuen Jahrtausend mit knapp 26 Millionen Festmeternmarkant angestiegen und erreicht damit einenHöchststand. In Österreichs Wäldern wächst seitJahrzehnten jährlich mehr Holz zu, als tatsächlich ge-nutzt wird.

Österreich verfügt mit drei Vierteln der Gesamt-fläche über den höchsten Alpenanteil aller mittel-europäischen Staaten. Mehr als die Hälfte der Staats-fläche sind Intensivzonen des Schutzes vor alpinenNaturgefahren. Hunderte Millionen Euro werden fürden Schutz vor Wildbächen, Lawinen und Erosionenbereitgestellt. Heute verfügt Österreich über eine rei-che Ausstattung an gesunden und schutzwirksamen

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Zunächst verwendeten Menschen zur Nutzung desWaldes den Faustkeil, aus dem sich bald die Axt ausStein, Kupfer, Bronze und zuletzt Eisen entwickelte.Erst im 18. Jahrhundert kamen in der Waldarbeit –vorerst für Trennschnitte, später auch zur Fällung –Zugsägen zum Einsatz. 1752 ordnete Kaiserin MariaTheresia angesichts drohenden Holzmangels an,dass Bäume „nicht mehr nach alten, verderblichenGewohnheiten mit der Hacken, sondern mit der Sagnahe der Wurzel“ gefällt werden sollten.

Da aber Sägen weit teurer als Äxte waren unddie kniende Arbeit der gewohnten Körpermotorik derHolzknechte widersprach, setzte sich die Zugsäge nurzögerlich durch und brachte schließlich – in ver-schiedensten Ausführungen perfektioniert – einegroße Produktivitätssteigerung. Erst in den späten1950er-Jahren wurde sie von der Motorsäge abgelöst.

Angetrieben von dem Gedanken, die schwereWaldarbeit leichter und effizienter zu machen, wurdevon der Firma Stihl bereits 1926 die erste Elektro-kettensäge entwickelt. Kurz darauf folgte Dolmar mitder ersten Benzinmotorsäge. Diese wog 60 kg, warunhandlich und störungsanfällig. Die Entwicklungkam aber in Schwung, und die Maschinen wurdenrasant leichter und besser.

Trotzdem dauerte es noch zwei Jahrzehnte, bisdie erste Einmannmotorsäge mit schwenkbaremSchwert und „nur“ 14,5 kg Gewicht vorgestellt wer-den konnte. Der Einsatz des Membranvergasers ver-

half der Motorsäge schließlich zum Durchbruch. DieStihl Contra mit 12 kg Einsatzgewicht kam 1959 aufden Markt und wurde zum Verkaufsschlager.

Die Entwicklung neuer Arbeitsverfahren mitimmer besser werdenden Motorsägen und dieVerbesserung der Methodik brachten weitere Pro-duktivitätsschübe mit sich, die der mit steigendenArbeitslöhnen, Arbeitskräftemangel und sinkendenHolzpreisen konfrontierten Forstwirtschaft sehr ent-gegenkamen. Die Waldarbeit war aber weiterhinschwer und gefährlich und dadurch unattraktiv – undder Rationalisierungsdruck stieg mit der sich stetigweiter öffnenden Kostenschere. Die Lösung beiderProbleme sah man in einer höheren Mechanisierungder Holzernte.

Vorläufer der Harvestertechnologie waren ver-schiedene Fällmaschinen und Entastungs-Abläng-geräte (Prozessoren). Die Fällmaschinen, die mitScheren arbeiteten, verschwanden bald vom Markt.Ziel weiterer Entwicklungen war die Zusammenfüh-rung der Fäll-, Entastungs- und Ablängeinheit ineinem Gerät, dem Harvester. Ab 1973 kamen Geräteauf den Markt, die zwar noch hydraulische Scheren,aber auch die Entastungs- und Ablängeinrichtung be-reits auf einem Fahrzeug montiert hatten. In diesekonnten die Bäume nach dem Fällen hineinmanö-vriert werden. Wegen technischer Mängel und derAusrichtung auf das Großkahlschlagverfahren hattendiese Maschinen in Europa aber keinen Erfolg.

1983 konnten in Schweden die ersten Harvestermit Fäll-Aufarbeitungsaggregaten an der Spitze eineshydraulisch bewegten Auslegers im Einsatz beob-achtet werden. Sieben Jahre später kam der ersteHarvester nach Österreich, eine „SuperEva“. In derFolge erfuhr die Harvestertechnik einen ungeahntenAufschwung. Im Jänner 2008 wurden in Österreichbereits 257 Vollerntemaschinen gezählt.

In den vergangenen Jahren wurden etwa 20%des Holzeinschlages (ca. 4 Millionen Festmeter) mitHarvestern erledigt. Auch wenn im Gebirgsland Öster-reich die motormanuelle Holzernte – von gut ausge-bildeten Fachleuten durchgeführt – immer von großerBedeutung bleiben wird, ist eine Steigerung des Ein-satzes von Harvestern durchaus noch möglich. |||

Nikolaus Nemestóthy, Bundesforschungs- und Ausbildungs-

zentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft

Von der Zugsägezum Harvester

Die Rationalisierung der Holzernte

Die Entwicklung neuer Arbeitsverfahren mit immer besser werden-den Motorsägen und die Verbesserung der Methodik brachtenProduktivitätsschübe mit sich, die der mit steigenden Arbeitslöhnen,Arbeitskräftemangel und sinkenden Holzpreisen konfrontiertenForstwirtschaft sehr entgegenkamen. In den vergangenen Jahrenwurden etwa 20% des Holzeinschlages (ca. 4 Millionen Festmeter)mit Harvestern erledigt. Nikolaus Nemestóthy

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Für die Bewirtschaftung von Wäldern und für Pro-dukte aus dem Rohstoff Holz gibt es mittlerweile seitmehr als einem Jahrzehnt zwei Zertifizierungs-systeme für Nachhaltigkeit: PEFC und FSC.

Das PEFC (Programme for the Endorsement ofForest Certification Schemes) ist ein internationalanerkannter Rahmen. Er basiert inhaltlich auf denKriterien der Beschlüsse der Ministerkonferenzenzum Schutz der Wälder in Europa (Helsinki 1993,Lissabon 1998), die von 37 Nationen im paneuropäi-schen Prozess verabschiedet wurden. Der Sitz der1999 gegründeten gemeinnützigen Organisation istGenf. Über 30 Länder, darunter auch Österreich, sindmit ihren Organisationen Mitglieder.

Der FSC (Forest Stewardship Council) wurde1993 mit dem Ziel gegründet, eine „nachhaltige Ent-wicklung“ für Wälder umzusetzen. Besondere Be-deutung hat die gleichwertige Berücksichtigung vonsozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Aspek-ten bei der Nutzung von Naturgütern, die auf zehnPrinzipien fußen. Der FSC ist eine gemeinnützigeOrganisation mit Sitz in Bonn und nationalen Arbeits-gruppen in mehr als 50 Ländern.

Elemente der ZertifizierungZertifiziert wird die Waldbewirtschaftung nach denvorgegebenen Kriterien. Einzelbetriebe oder Gruppenvon Betrieben können bei unabhängigen Stellen umZertifizierung ansuchen. Das PEFC kennt darüber hin-aus auch die Möglichkeit der Regionenzertifizierung.In diesem Fall wird die Waldbewirtschaftung in nachnaturräumlichen und administrativen Grenzen defi-nierten Regionen zertifiziert; der einzelne Waldbe-

sitzer kann am Zertifizierungsprozess teilnehmen –Voraussetzung ist, dass er sich zu den festgelegtenKriterien und Nachhaltigkeitszielen in der Region be-kennt.

Chain of CustodyNeben der Zertifizierung der Wälder muss auch dieHandels- und Verarbeitungskette – die sogenannte„Chain of Custody“ (CoC) – überprüft werden. Diesbeginnt bei Sägewerken und reicht bis zur Fertigungvon Endprodukten wie Möbeln oder Drucksorten. DieProduktkettenzertifizierung stellt einerseits sicher,dass Unternehmen aus Verarbeitung und Handel zer-tifizierte Materialien nicht mit anderen unzulässigenMaterialien vermischen. Zum anderen wird überprüft,dass zertifizierte Produkte mit dem richtigen Labelgekennzeichnet werden.

Stand der Zertifizierung in Österreichund weltweitIn Österreich sind sowohl nach PEFC als auch nachFSC zertifizierte Produkte erhältlich. Man sieht solcheProdukte etwa in Baumärkten und stößt auch zuneh-mend in Broschüren und Magazinen auf sie.

Einige europäische Länder wie Österreich, Nie-derlande oder Großbritannien haben mittlerweile inihren öffentlichen Beschaffungsrichtlinien zertifizier-tes Holz und gelabelte Holzprodukte berücksichtigt.Damit ist die Zertifizierung nach PEFC oder FSC zueinem wichtigen Marktzutrittskriterium für österrei-chische Unternehmen geworden, die Holzprodukteexportieren. In Österreich hat sich hinsichtlich derzertifizierten Waldfläche und der CoC-zertifiziertenUnternehmen vor allem das PEFC etabliert. Österrei-chische holzverarbeitende Unternehmen bieten vorallem PEFC-zertifizierte Produkte an. |||

Stefan Czamutzian, HolzCert Austria

Der Begriff Nach-haltigkeit wurdeim 18. Jahrhundertvon der Forstwirt-schaft geprägt undfindet mittlerweilein vielen Bereichenseine Anwendung.Stefan Czamutzian

Die Zertifizierung der Wald-bewirtschaftung in Österreich

Zertifizierungen in Österreich

Quelle: www.fsc.org, PEFC Austria, Stand 1/2011

Zertifizierte Chain-of-Waldfläche in ha Custody-Zertifikate

PEFC 2.394.264 383FSC 723 130

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Der Wald ist immer da

Peter Lebersorger,Zentralstelle ÖsterreichischerLandesjagdverbände

Österreichs Landschaft definiert sichüber den gesunden, vielfältigenWald. Die Waldbesitzer leben vomWald – und sind stolz auf ihrenWald, der auch Leistungen für dieAllgemeinheit, für uns alle, erbringt.Was schulden wir dem Wald dafür,dass er immer da ist? Respekt,Achtung und die Rolle, die üblicher-weise jemand einnimmt, wenn erirgendwo zu Gast ist.

Traditionelle Waldnutzer wieForstwirte und Jäger, Weidewirteund Landwirte tragen Verantwortungfür den Wald, wie er gerade ist. BeimWald lassen sich Fehler und Schädennicht rasch beheben und sanieren.Wir sind auch für das Sicherneuerndes Waldes und für eine nachhaltigeNutzung der Waldflächen, sohin fürden künftigen Wald, verantwortlich.Neuerdings kommen immer mehrTrittbrettfahrer auf die Idee, Wälderunaufgefordert und ohne Vorankündi-gung oder Rückfrage zu nutzen undzu benutzen. Zu Veranstaltungen im

Wald wird eingeladen, Gegenständewerden im Wald vergraben und imInternet als „versteckte Schätze“ausgelobt, Eigentumsrechte werdenignoriert, Nutzungsrechte wie etwadas Jagdausübungsrecht belächelt.Man bedient sich – ohne zu fragen,ohne zu entschädigen und vorallem ohne Bitte und Danke zu sagen.

Im heurigen „Internationalen Jahrder Wälder“ sollten alle Waldbesu-cher aufgerüttelt werden, die großenFreiheiten aller Menschen im Waldwie Gäste auszulegen und vor allemauszuleben. Wald ist Lebensraum –für alle. Für Tiere und für Menschen.Nur wer respektvoll mit Pflanzenge-sellschaften und Lebensräumen vonWildtieren umgeht, wird im Waldwillkommen sein. |||

Wie kommt das Holzaus dem Wald?

Johannes Wohlmacher,Präsident des ÖsterreichischenForstvereins

Diese Frage beschäftigt den Men-schen schon sehr lange, war er doch

stets darauf angewiesen, sich Lebens-raum zu schaffen. Viele Orts- undFlurbezeichnungen weisen heutenoch darauf hin. Das Holz des Waldeswar als Brenn- und Baumaterialimmer wertvoll. Bergbau, Salinen undGlaserzeugung verbrauchten großeMengen Holz, und es wurden großeAnstrengungen unternommen, umden gewonnenen Rohstoff auch überweite Strecken transportieren zu kön-nen. Wahre Meisterleistungen, wieder Schwarzenbergische Schwemm-kanal, wurden vollbracht, um zumBeispiel Wien mit Brennholz zu ver-sorgen.

Über 170.000 Waldbesitzer gibt esin Österreich, und die Nutzung derWälder ist eine wichtige Einnahme-quelle. Die gesamte Wertschöpfungs-kette Holz ist neben dem Tourismusder wichtigste Devisenbringer desLandes.

Modernste Maschinen wieHarvester, Forwarder und Seilkranerleichtern heute die schwere und oftauch gefährliche Arbeit der Holznut-zung. Der den Wald bewirtschaftendeMensch hat stets darauf zu achten,dass nicht mehr genutzt wird, alsnachwächst, damit auch in Zukunftstimmt, was die Werbung sagt: Holzist genial. |||

Was leisten Wälder?Wälder sind komplexe Ökosysteme. Sie sind Lebensraum unzähliger Pflanzen und Tiereund Lebensgrundlage vieler Menschen. Man unterscheidet zwischen Urwäldern undbewirtschafteten Wäldern, die dem Staat, Einzelpersonen oder Organisationen gehören.Wälder sind die grüne Lunge der Welt und werden für viele Freizeitaktivitäten genutzt.Wie nachhaltig man in Österreich mit Wäldern umgeht und welche Funktionen sie erfüllen,erfährt man in den vier folgenden Statements.

Der Wald istLebensraumfür eineVielzahl vonTierarten

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Waldeigentum alsVerantwortung

Rudolf Rosenstatter, Obmanndes Waldverbandes Österreich

Die Bedeutung der Wälder als wert-volles Ökosystem ist in aller Munde.Als Lebensgrundlage für Menschenwerden sie meist stiefmütterlichbehandelt. Diese verzerrte Sichtweisegefährdet die Existenz vieler Famili-enbetriebe. Wald ist mehr als Erho-lungsraum, er ist vor allem Arbeits-platz und Einkommensquelle.

Wie im Forstgesetz festgehalten,erbringt der Wald Nutz-, Schutz-,Wohlfahrts- und Erholungswirkung.Nur ein nachhaltig gepflegter undbewirtschafteter Wald kann dieseWirkungen sicherstellen. Die zahl-reichen Leistungen der Waldeigen-tümer für die Erhaltung und Förde-rung vitaler und widerstandsfähigerWälder sind durch den Holzverkaufallein nicht abzudecken. Hier mussauch die Gesellschaft in die Verant-wortung genommen werden.

Immer mehr Interessengruppenmelden einen vermeintlichen An-spruch der Mitsprache bei der Wald-bewirtschaftung an. Tourismus undNaturschutz etwa trachten einerseitsnach einer uneingeschränkten Nut-

zung der Wälder für Freizeitaktivi-täten und wollen andererseits Wald-flächen nicht genutzt sehen. Ver-gessen wird meist, dass Wälder je-mandem gehören.

Waldeigentum bedeutet Verant-wortung, Verantwortung für folgendeGenerationen. Die Familienforstwirt-schaft, in der meist mehrereGenerationen zusammenarbeiten,übernimmt diese Verantwortungseit jeher. Ein klares Bekenntnisder Gesellschaft zur aktiven, nach-haltigen und multifunktionalenWaldbewirtschaftung ist daherunumgänglich. |||

Ein langsames, abersicheres Geschäft

Felix Montecuccoli, PräsidentLand&Forst Betriebe Österreich

Die Forst- und Holzwirtschaft hatdie Krise weitgehend überwundenund blickt einer positiven Zukunftentgegen. Auch die Nachfrage nachHolz und Holzprodukten wird weitersteigen, die Preise werden weiteranziehen. Wenn Holz auch globalimmer noch zum größeren Teil ver-brannt wird, ist die Forschung rund

um den Roh- und Werkstoff Holz sehraktiv, die Branche von enormer Inno-vation geprägt. Die Effizienz bei derBe- und Verarbeitung von Holz nimmtstetig zu. Leider bleibt da global ge-sehen die energetische Nutzungweiterhin zurück. Gleichzeitig wirddie Waldbewirtschaftung immerkritischer beobachtet.

Die große Herausforderung für dieForstwirtschaft wird die nachhaltigeBewirtschaftung mit hohen Holzernte-mengen bei gleichzeitiger Sicherungaller Funktionen der Wälder bleiben.Die europäische und besonders dieösterreichische Forstkultur könnenwie bisher weltweit als Modell dienenund müssen ausgebaut und verfeinertwerden. Die Aufgaben für die nächs-ten Jahre umfassen die Fortsetzungder Spezialisierung und Arbeitsteilungbei der Wald- pflege und -bewirt-schaftung, die aufmerksame Beobach-tung der Holzmärkte und die ge-nauere Sortierung des Holzes fürspezielle Verwendungen sowie denAusbau der Infrastruktur im Wald.Nicht die kurzfristige Steigerung derHolzernte im Kleinwald, sondern dieProfessionalisierung und Verfeinerungder Forstkultur in Abstimmung mitden Bedürfnissen der Holzindustriegilt es zu betreiben. Waldbewirtschaf-tung ist und bleibt ein langsamesGeschäft – ein langsames, abersicheres, und das auf lange Zeit. |||

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Anlässlich des „Internationalen Jahrs des Waldes“hat die Generalversammlung der Vereinten Nationendas Sekretariat des Waldforums (UNFF = UnitedNations Forum on Forests) mit der Aufgabe betraut, inZusammenarbeit mit den Regierungen der 192 Mit-gliedstaaten und den relevanten Organisatoren ein-schlägige Aktivitäten zu planen und zu koordinieren.

Wälder bieten den Lebensraum für etwa zweiDrittel aller Tier- und Pflanzenarten der Erde. Die Ab-holzung der tropischen Regenwälder ist für den Ver-lust der biologischen Vielfalt mit nicht weniger als 100Arten pro Tag verantwortlich. Wälder sind auch inte-graler Bestandteil der globalen nachhaltigen Ent-wicklung. Nach Schätzungen der Weltbank ist derLebensunterhalt von mehr als 1,6 Milliarden Men-schen von der Wald- und Holznutzung abhängig.Weltweit werden jährlich Produkte aus dem Wald inder Größenordnung von 270 Mrd. US-$ gehandelt –Wald und Holz sind damit ein wichtiger Motor fürWirtschaftswachstum und Beschäftigung.

Die „Resolution 61/193 – Internationales Jahr derWälder 2011“, die auf der 83. Plenarsitzung der Ver-einten Nationen am 20. Dezember 2006 verabschiedetwurde, erkennt vor allem an, dass der Wald und seinenachhaltige Entwicklung zur Armutsbeseitigung undzur Erreichung der international vereinbarten Ent-wicklungsziele beitragen können.

Eine einzigartige GelegenheitMit den Aktivitäten im Rahmen des „InternationalenJahrs des Waldes“ soll die hohe Relevanz einer öko-logisch, ökonomisch und soziokulturell nachhaltigenWaldbewirtschaftung hervorgehoben werden. UnterZusammenwirken aller Mitgliedstaaten sollen fol-gende vier Ziele verfolgt werden:f Stopp der Entwaldungf Optimale Nutzung der Leistung der Wälderf Flächenhafter Ausbau von Schutzgebietenf Mobilisierung finanzieller Mittel für die

nachhaltige Waldbewirtschaftung

Österreich hat vier nationale Schwerpunktefestgelegt:f Schutz vor und Leben mit Naturgefahrenf Ökosystemare Leistungen des Waldesf Wirtschaftsfaktor Waldf Energie aus Holz

Diese Schwerpunkte werden Themen der Waldgipfelsein, die bundesländerübergreifend in vier RegionenÖsterreichs stattfinden werden.

„Das ‚Internationale Jahr des Waldes‘ ist eineeinzigartige Gelegenheit, der breiten Öffentlichkeit diewichtige Rolle der Wälder näherzubringen. Die überdas Jahr 2011 verteilten Aktivitäten bieten eine Platt-

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Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat das Jahr 2011 zum„Internationalen Jahr der Wälder“ erklärt. Unter dem Motto „Forests forPeople“ will die UNO so zur Stärkung der nachhaltigen Bewirtschaftung,Erhaltung und Entwicklung aller Waldtypen beitragen. Carina Kases

192 Mitgliedstaaten beteiligen sich an der UNO-Resolution

Die Welt blickt aufden Wald

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form für fachliche Diskussionen mit unseren Partnernauf allen Ebenen, aber auch für den öffentlichkeits-wirksamen Brückenschlag hin zur Bevölkerung“, soLandwirtschafts- und Umweltminister Niki Berlako-vich, der die Schirmherrschaft der Kampagne inÖsterreich übernommen hat.

„Wälder für Menschen“Der offizielle Startschuss zum „Internationalen Jahrder Wälder“ erfolgte im Rahmen des 9. UN-Wald-forums, das vom 24. Jänner bis 4. Februar 2011 imHauptquartier der Vereinten Nationen in New Yorkstattfand.

„Forests for people – Wälder für Menschen“ istdas Motto, unter dem auch in Österreich die Vorbe-reitungen für zahlreiche Maßnahmen begonnenhaben. Die gemeinsame Waldkampagne soll den ein-maligen Anlass nutzen, um den Wald noch stärker inden Blickpunkt des medialen, öffentlichen und politi-schen Interesses zu rücken. Dadurch soll es gelingen,die Bedeutung des Waldes für den Menschen sowieden Nutzen einer nachhaltigen Waldbewirtschaftungim Hinblick auf die gesellschaftlichen Herausforde-rungen des 21. Jahrhunderts deutlich zu machen.Auch die im internationalen Vergleich Maßstäbesetzenden Standards der heimischen Forst- und Holz-wirtschaft sollen damit noch besser sichtbar werden.

Ein buntes PaketIm Folgenden ein kurzer Einblick in das bunte Paketvon Initiativen, Ereignissen und Veranstaltungen an-lässlich des „Internationalen Jahrs des Waldes“:f Zum Auftakt fand gemeinsam mit allen Vertretern

der Wertschöpfungskette Forst /Holz einePressekonferenz des Ministers statt.

f Beim internationalen UNFF-Meeting in New Yorkhatte Österreich den Mitvorsitz.

f Mit dem Schulpaket, das eine Reihe von holz- undwaldrelevanten Unterlagen enthält, sollen Kinderder Grundstufe angesprochen und für das ThemaWald sensibilisiert werden. Bandolinos, Bücher

und DVDs füllen die „Schulsackerln“, die anrund 17.600 Schulen verteilt wurden.

f Bunte, auf die vier österreichischen Zieleabgestimmte und aufbauende Freecardsim Postkartenformat mit Motiven und Wald-botschaften führen durch das „InternationaleJahr der Wälder“.

f Ein spannendes internationales Projekt ist dieKooperation des Lebensministeriums mit Zotter-Schokolade, den österreichischen Bundesforstenund dem WWF, das bereits im September 2010startete. Die speziell kreierte Schokolade „EinWaldstück“ zählt im Handel bereits zu einer derbeliebtesten Kompositionen des Chocolatiers.Durch den Kauf der Schokolade trägt man zurWiederbewaldung eines Schutzgebietes in Laosbei.

f Die bekannte ORF-Sendereihe „Jahreszeit“präsentiert in wöchentlichen Beiträgen dieWertschöpfungskette Holz. Im Rahmen einesGewinnspiels winken viele attraktive Preise,unter anderem ein Holzhaus als Hauptpreisam Jahresende.

f Im Handel wird das „Waldquelle“-Mineralwassermit einer eigenen Etikettenserie mit Rätselfragenrund um das Thema Wald erhältlich sein.

f Bei Genuss- und Erntedankfesten wird der Waldheuer eine große Rolle spielen. Zu diesem Anlasswird auch ein Waldkochbuch präsentiert werden;verschiedenste Produkte des Waldes sollen zurVerkostung angeboten werden.

Nähere Informationen über die im „InternationalenJahr der Wälder“ stattfindenden Aktivitäten findensich auf der Homepage www.jahrdeswaldes.at. DemZeitgeist entsprechend ist das Jahr des Waldes auchauf Facebook (www.facebook.com/unserwald) undTwitter (www.twitter.com/unser_wald) vertreten. |||

Carina Kases, BMLFUW, Forstsektion – Öffentlichkeitsarbeit

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schätzte Leser seine eigenen Bilder und Vorstellun-gen von Wald verwendet.

Zahlen und Fakten über den Wald möchte ichhier auch keinen breiten Raum geben. In der globalenKlimaschutzdebatte wird ja ohnehin nur so mit Zahlen(und Akronymen) um sich geworfen. Da sich in dieserDebatte Walddiskussionen auf den tropischen Regen-wald konzentrieren, beginnen manche Leute schonvom „vergessenen Wald“ zu sprechen, also vonjenem Wald, der nicht tropischer Regenwald ist, wieunser Wald zum Beispiel oder die Wälder Nordameri-kas und Russlands. Da in der Klimadebatte der Waldauf seine Kohlenstoffvorräte reduziert wird, solldie nebenstehende Grafik doch dazu ein paar Faktenliefern.

Nun ist Wald aber viel mehr als gebundener undsomit „klimaunwirksamer Kohlenstoff“. Das hat manmittlerweile auch schon außerhalb der EU erkannt.Teilweise zumindest. Man gesteht dem Wald soge-nannte Ökosystemleistungen zu. Dazu gehören u. a.

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Die Klimawandeldebatte hat dem Wald zunehmende internationale Aufmerksamkeit beschert.Allerdings stellt sich immer mehr die Frage, mit welchen Folgen … Markus Sommerauer

2011 ist das „InternationaleJahr der Wälder“ – „Ach ja?“

International herrscht bezüglich des Waldes in einemPunkt geschlossene Einigkeit: Er ist wichtig. Das wares dann aber auch schon. Worin seine Wichtigkeit be-steht, dazu gibt es mehr Meinungen als Menschen.Die Bandbreite reicht vom Wald als Hindernis zurSchaffung landwirtschaftlicher Flächen bis hin zumspirituellen Kraftplatz zur Beobachtung jenseitigerVorgänge. Dazwischen ist so ziemlich alles möglich,was man sich nur ausdenken kann.

Interessant wird es ja schon beim Begrifflichen.Was ist Wald? Natürlich haben die Menschen überdie Zeit hinweg zig Definitionen von Wald hervorge-bracht. Es gibt auch eine hochoffizielle Definition derVereinten Nationen, die ich dem geschätzten Leseraber nicht zumuten möchte. Interessant ist, dass imZuge der internationalen Klimadebatte der Definitionvon Wald plötzlich eine tragende Rolle zugesprochenwird. Man möchte nicht glauben, wie uneinig sich dieinternationale Expertengemeinde darüber ist. Für dasweitere Lesen dieses Artikels reicht es, wenn der ge-

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Nahrung, Trinkwasser, Schutz vor Naturgefahren,saubere Luft, Erosionsschutz, Erholung und Freizeit.Ach ja, und natürlich ist der tropische Regenwaldauch Lebensraum und unmittelbare Einkommens-quelle von 60 Millionen (indigenen) Menschen. Dar-über wird derzeit auch heftig und sehr kontrovers dis-kutiert, und zwar im Zuge eines thematischenSchwerpunkts der internationalen Klimadebatte mitdem Kürzel REDD+ (Reducing Emissions from Defore-station and Degradation). Dann gibt es noch das heißeEisen Biodiversität. (Tropische Regen-)Wälder wer-den sozusagen als das Nonplusultra in Sachen biolo-gischer Vielfalt gesehen. Und um die Liste der Buzz-words abzurunden, sei noch erwähnt, dass viele glau-ben, all die oben erwähnten Leistungen des Waldeswären nur über unumschränkten Naturschutz reali-sierbar, also durch rigoroses Hintanhalten jeglichenmenschlichen Einflusses (mit Ausnahme indigenerund anderer traditioneller Waldbewohner).

Fassen wir zusammen: Die Ökosystemleistungendes Waldes (zu denen auch die Kohlenstoffspeiche-rung zählt) sind international in aller Munde, werden(mit unterschiedlichen Schwerpunkten je nach Inter-essenlage) hinlänglich gepriesen und liefern denverschiedenen Interessengruppen jede Menge Rei-bungsfläche.

Aber war da nicht noch etwas, was aus demWald kommt? Holz vielleicht?

Ungefähr 3 Milliarden Menschen bestreiten dengesamten Energiebedarf ihres Haushaltes mit Brenn-holz. Die Hälfte des weltweit genutzten Holzes wirdals Energielieferant verwendet (vornehmlich zu Koch-zwecken). Die andere Hälfte wird für den Hausbau, für

Möbel und vor allem für die Papierproduktion ver-wendet. Wobei nur der kleinere Teil des produziertenPapiers für unsere Drucker und Kopierer gemachtwird. Verpackungen aller Art aus Papier sind vielwichtiger. Sowohl in Österreich als auch in der EU undin weiten Teilen der gemäßigten Klimazone wächstübrigens mehr Holz im Wald zu, als genutzt wird. Unddas zum Drucken und Kopieren verwendete Papierkommt vorwiegend aus diesen Wäldern.

Da sind wir auch schon bei des Pudels Kern: Fürviele schließen Holznutzung und die oben erwähntenÖkosystemleistungen einander aus. Gerade die imKielwasser der Klimawandeldebatte geführte Diskus-sion zur Biodiversität will uns glauben machen, dassHolznutzung tendenziell einem Akt menschlicherSelbstzerstörung gleichkommt. Dass das nicht so seinmuss, hat Österreich hinlänglich bewiesen. JederWinter- und Sommerurlauber kann das begutachten.Das österreichische System der multifunktionalenWaldwirtschaft dürfte auch so manchem internatio-nalen Naturschutzexperten ein Aha-Erlebnis besche-ren, was die angebliche Unvereinbarkeit von Holznut-zung und Naturschutz betrifft.

Illegale Holznutzungen sollen, wie Sie sicherauch schon gelesen haben, ein Hauptgrund für dieEntwaldung der Tropen sein. Das ist eine der erfolg-reichsten „deceptive-campaigning“-Aktionen man-cher Umweltschutzgruppen der letzten Jahre. Denndiese Aussage ist schlichtweg falsch. Der Hauptgrundglobaler Tropenentwaldung ist die Schaffung land-wirtschaftlicher Nutzflächen. Mag sein, dass illegaleHolznutzungen in manchen Regionen der Hauptgrundfür Tropenentwaldung sind, global gesehen liegt derAnteil allerdings unter 10%. Wer mehr dazu wissenwill: http://tinyurl.com/5rzxc4m.

Das „Internationale Jahr der Wälder“ 2011 sollte vonÖsterreich vor allem als Möglichkeit verstanden wer-den, aufzuzeigen, dass Holznutzung als Teil einer mul-tifunktionalen Waldwirtschaft kein Widerspruch zumNaturschutz ist, sondern eine notwendige Synergiedarstellt. Allerdings muss man halt auch wissen, wieman nachhaltige Waldwirtschaft betreibt, wie ebenwir in Österreich. |||

Markus Sommerauer, Austrian Natural Resource Management

and International Cooperation Agency (ANRICA)

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Kohlenstoffspeicherung durchweltweite Waldbiome

Quelle: www.borealbirds.org/carbonreport.shtmlAbdruck mit freundlicher Genehmigung der Canadian BorealInitiative und der Canadian Songbird Initiative,der Herausgeber des Berichts The Carbon the World Forgot

Borealwälder (703 Pg)Tropische Wälder (375 Pg)Wälder der gemäßigtenKlimazone (121 Pg)

1 Pg (Petagramm) = 1015 g

Gründe für die Entwaldungder TropenAbgeholzte Gebiete inMillionen Hektar pro Jahrim Zeitraum 1990–2005

Schaffung kleinerlandwirtschaftlicherNutzflächen: 5,5 (42%)Holzkohlehandel:0,7 (5%)Bauholzhandel:1,8 (14%)Nicht für den Handelbestimmtes Brennholz:0,8 (6%)Kommerzielle Bebauungder Flächen: 2,6 (20%)Viehzucht: 1,6 (12%)

Quelle: Jürgen Blaser undCarmenza Robledo (im Auftragdes UNFCCC), Initial Analysison the Mitigation Potential inthe Forestry Sector, 2007

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Leo Zogmayer: „WALDEN“, 2010; Holzkugel (Myrtenholz),d = 18 cm, auf Textblatt /auf Sockel + Hinterglasbild ander Wand (Schriftzug WALDEN, 60 x 80 cm)

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Holz als Rohstoff leisteteinen aktiven Beitragzum Klimaschutz.Holz hat sich im Lauf derZeit vom Werkstoff zueinem interessantenForschungsobjekt fürdie Zukunft entwickelt.

Holz

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Nicht nur Bäume speichern CO2 und entziehen derAtmosphäre damit große Mengen dieses Treibhaus-gases, sondern auch verbautes Holz. Ein KubikmeterHolz speichert den Kohlenstoff einer Tonne CO2 ausder Atmosphäre. Der Einsatz von Holz für langlebigeProdukte, wie im Baubereich, stellt also einen aktivenBeitrag zum Klimaschutz dar. Allein in Österreichwachsen jährlich 31 Millionen Kubikmeter Holz nach,ein Kubikmeter pro Sekunde. Das wäre an nur einemTag Baustoff für 2160 und in einem Jahr für 788.400Einfamilienhäuser. Es werden aber nur 20 MillionenKubikmeter geerntet: Der österreichische Waldwächst stetig und speichert mehr und mehr Kohlen-stoff.

Sicher und hoch hinaufmit BrettsperrholzWer hätte es vor Jahren für möglich gehalten, dassmit Holz bis zu zwanzig Geschoße hoch gebautwerden kann! Dank intensiver Forschung und konti-nuierlicher Weiterentwicklung nimmt dieser Trendgemäß der landesspezifischen Baugesetze in Europaeindeutig zu. Das mit neun Geschoßen derzeit höchs-

te Holzwohngebäude der Welt steht in London undwurde 2008 von einem österreichischen Unternehmenerrichtet.

Großflächige, mehrschichtige Massivholzplatten(Brettsperrholz/BSP) werden als tragende Elementeeingesetzt. Brettsperrholz besteht aus drei bis siebenkreuzweise miteinander verleimten Nadelholz-Brett-lagen, deren Einzelbretter der Länge nach mit Keil-zinken kraftschlüssig verbunden sind. Die Plattenwerden im Werk computergesteuert zu Böden,Wänden und Dachkonstruktionen vorgefertigt und inkurzer Zeit auf der Baustelle witterungsunabhängigmontiert. In Zusammenarbeit mit Planern, Technikernund dem Hersteller können Details zur Erfüllung derVorgaben (Statik, Brandschutz, Schallschutz etc.) be-reits in der Projektphase gelöst werden; die Vorferti-gung garantiert eine kostentreue und termingerechteAusführung. Das Produkt Brettsperrholz selbst istnicht neu: Tischlerplatten, Sperrholzplatten, Furnier-schichtholz – alle funktionieren nach dem gleichenPrinzip. Neu ist die Dimension, in der die Platten pro-duziert werden und die sie als tragende Elemente erstverwendbar macht.

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Mit Holz bauenIn Zeiten von Klimazielen, steigenden CO2-Emissionen und ökolo-gischer Städteentwicklung gibt es nur einen Baustoff, der schonaufgrund seiner natürlichen Beschaffenheit bei seiner VerwendungCO2 einspart und gleichzeitig allen technischen sowie sicherheits-technischen Anforderungen entspricht: Holz. Daniela Kinz

Wohnbau mit 255 Einheitenam Mühlweg in Wien-Floridsdorf, die nach wievor größte WohnanlageEuropas in Holzmischbau-weise

Verantwortung für Mensch und Umwelt

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Größte Wohnanlage Europas inHolzmischbauweise in WienMittlerweile gibt es etliche hochwertige Referenzpro-jekte, die einer ständigen Evaluierung unterliegen undinternational richtungweisend sind. Als Alternative zumonotonen, zeilenartigen 1960er-Jahre-Bebauungenhaben Hermann und Johannes Kaufmann, versierteHolzbauarchitekten, in Wien-Floridsdorf einen vierge-schoßigen Siedlungstypus entwickelt, der Außen-raumqualitäten bietet. Drei an die Grundgrenzen ge-rückte Baukörper definieren einen durchlässigen Hof,sodass die angrenzende Landschaft gewissermaßendurch die Siedlung fließen kann.

Energetische GebäudeoptimierungEine klare Schwachstelle beim Energiesparen sindGebäude mit schlechter Wärmedämmung. Die Wärmegeht vor allem über die Dachflächen oder die obersteGeschoßdecke, nicht ausgebaute Dachböden undüber die Fassadenflächen bzw. die Fenster verloren.Geschätzte 40% des österreichischen Gebäudebe-stands sind betroffen. Hier liegt am meisten Einspa-rungspotenzial für Heizenergie und damit auch Heiz-kosten. Bauherren sind derzeit gefordert, neben allenAspekten der Gebäudesanierung – wie äußere Ge-bäudehülle, Dachdämmung, Heizanlagen und Wohn-raumlüftung – auch auf die Wahl des richtigen Bau-und Dämmstoffs im Hinblick auf die Reduktion vonCO2-Emissionen und die Klimaziele Bedacht zu neh-men. Holzwerkstoffplatten wie Weichfaserdämmplat-ten eignen sich hervorragend für Wärmedämmver-bundsysteme. Auf diesen ökologischen Mehrwertsollte bei zukünftigen Förderungen verstärkt Wert ge-legt werden.

Gedämmte BaukostenDie Innovation bei Sanierungsvarianten sind Fassa-denelemente aus Holz. Diese werden im Werk vorge-fertigt, gedämmt und mit einer neuen Fassadenver-kleidung sowie neuen wärmedämmenden Fensternauf die Baustelle geliefert. Diese Sanierungsvariantebietet auch die Möglichkeit, Haustechnik, Lüftungs-leitungen und Neuverkabelungen (für Internet undKabelfernsehen) gemeinsam in die Fassadenelementezu integrieren. Damit reduziert sich die Beeinträchti-gung der Bewohner, der Aufwand auf der Baustelleminimiert sich. Die Holzbauweise ist für diese Fassa-denelemente besonders prädestiniert, weil Holz guteWärmedämmeigenschaften hat, besonders leicht istund gleichzeitig hohe Festigkeit und Tragkraft bietet.

Ganzheitliche GebäudeoptimierungDer moderne Holzbau bietet optimale Möglichkeitenfür Aufstockungen, An- und Umbauten. GanzheitlicheSanierungskonzepte versprechen ein Maximum anWärmedämmung und Wohnqualität. Bestehende Ge-bäude werden architektonisch und planerisch über-arbeitet, aktuellen Nutzungsanforderungen ange-passt, technische Standards wie Wärme-, Brand- undSchallschutz werden auf den neuesten Stand ge-bracht. Die Vorteile des Holzbaus liegen besonders imgeringen Gewicht und in der schnellen Bauzeit durchweitgehende Vorfertigung. Speziell bei Aufstockun-gen und Erweiterungen erspart dies oft kompliziertestatisch notwendige Verstärkungen von bestehendenGebäuden, vor allem von Fundamenten und Geschoß-decken. |||

Daniela Kinz, proHolz Austria

Holz ausblicke 1|11 41

Aufstockung und Sanie-rung in Holzbauweise imurbanen Raum: 9. WienerGemeindebezirk, Alser-bachstraße

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Die Geschichteder Verwendungvon Holz als Bau-und Werkstoff ist

durch viele ent-scheidende Erfindungen

geprägt. So war der erstePflug, der die Landwirtschaft

nachhaltig veränderte, ebenso ausHolz wie das erste Rad, das die Mobilität

des Menschen revolutionierte. Viele technischeGeräte waren ursprünglich aus Holz, das in der Folgedurch andere Werkstoffe ersetzt wurde. Die Verwen-dung von Holz im Schiffbau ist eine Geschichte fürsich, da über Jahrhunderte hinweg vor allem für grö-ßere Schiffe Holz das einzig verfügbare Material war.Die Mobilität auf See war wiederum entscheidend fürdas Entstehen großer Kulturen, und mit der Erhöhungder Seetüchtigkeit der Schiffe und dem Zeitalter derEntdeckungen wurde die Neuzeit eingeläutet.

Trotz der Baustoffe Lehm, Stein und Ziegelspielte vielfach auch Holz eine dominierende Rolle imBauwesen, was mit dem mittelalterlichen Fachwerk-bau oder dem Holzbrückenbau des 18. Jahrhundertszu Blütezeiten des Zimmererhandwerkes führte.

Holz, der solarbasierte WerkstoffDie Produktion von Holz im Baum ist der Energie derSonne geschuldet. Holz ist also ein weitgehend solar-basierter Roh- und Werkstoff und zeichnet sich durchäußerst universelle Einsatzmöglichkeiten aus. DieSchwerpunkte seiner Verwendung haben sich jedoch

im Lauf der Jahrhunderte stark gewandelt. Bis zurtechnischen Nutzung der Kohle war Holz ein wesent-licher Energieträger, nicht nur im Hausbrand, sondernauch in den Salinen und in den Betrieben der auf-keimenden industriellen Revolution. Dadurch wurdendie Wälder stark dezimiert, und verantwortungsbe-wusste Herrscher erließen daraufhin die ersten Wald-ordnungen zur Sicherung der Wälder und der nach-haltigen Holznutzung. Damit war der Begriff der Nach-haltigkeit geboren, der heute zur Leitidee modernerGesellschaften geworden ist.

Neben beeindruckenden Segelschiffen aus Holz,die man heute meist nur noch von alten Bildern kennt,geben historische Fachwerkbauten auch heute nochZeugnis von der hohen Kunst des Holzbaus. Mit der„Architectura civilis“ (1649) leitete Johann Wilhelmschon sehr früh eine präzise Dokumentation undPublikation des Holzbaus ein. Die von Hans UlrichGrubenmann 1758 gebaute Holzbrücke über den Rheinwar mit zwei Feldern zu 65 bzw. 56 Metern das größteHolzbauwerk seiner Zeit. Der Legende nach sollGrubenmann die Brücke so geplant haben, dass sieals Tragwerk von 121 Metern Länge auch ohne denMittelpfeiler gehalten hätte.

Mit dem Aufkommen des Stahlbaus, wie er etwafür den von 1887 bis 1889 errichteten, 300 m hohenEiffelturm zum Einsatz kam, und der Entwicklung desStahlbetonbaus im Zuge der Bunkerbauten des ErstenWeltkrieges verlor der Holzbau kontinuierlich an Be-deutung. Im Jahre 1906 verleimte der ZimmermeisterOtto Hetzer erstmals Brettlammellen zu Holzträgern(Brettschichtholz) und leitete damit die Ära des Holz-

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HolzzeitGeschichte, Gegenwart und Zukunft

Die Entwicklung der Menschheit war und ist sehr stark vonLeitwerkstoffen bestimmt. So gab es eine Steinzeit, eine Bronze-und eine Eisenzeit, und heute leben wir in einem Zeitalter desErdöls und der Kunststoffe. Über alle Epochen hinweg begleitetejedoch das Holz den Menschen als Werkstoff und diente zudemals wichtiger Energieträger. Alfred Teischinger

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leimbaus ein. Nach vorerst eher langsamer Entwick-lung schloss der Holzleimbau in den letzten Jahr-zehnten technisch und wirtschaftlich rasch zumStahl- und Stahlbetonbau auf, und der Ingenieur-Holz-leimbau stellt heute so manchen Betonbau in denSchatten.

Holzwerkstoffe veränderndie Welt der MöbelBasierend auf verschiedenen Patenten entwickeltensich in den USA um 1905 die industrielle Sperrholz-produktion und um 1910 die Faserplattenproduktion,der dann in Mitteleuropa in den 1930er-Jahren dieSpanplattenproduktion folgte. Damit war der Grund-stein für moderne Holzwerkstoffe gelegt, die sowohlfür das Bauwesen als auch für die Entwicklung desMöbelbaus maßgeblich waren.

Waren Massivholz und das Furnier über die ver-schiedenen Stilepochen hinweg für den Möbelbaubestimmend gewesen, entstanden mit den Holzwerk-stoffen ein neues Möbeldesign und neue technischeMöbeloberflächen, die oft gar nicht erkennen lassen,dass sich dahinter ein Holzwerkstoff verbirgt, oder alsOberfläche dem natürlichen Holz so ähnlich sind, dasssie selbst den Fachmann verblüffen.

Zuvor läutete jedoch der Tischlermeister MichaelThonet mit der industriellen Serienfertigung vonStühlen die industrielle Möbelfertigung ein. Der ausnur sieben Einzelteilen zusammensetzbare Bugholz-stuhl Nr. 14 von Thonet (auch Wiener Kaffeehausstuhlgenannt) wurde zum Paten für die später konfektio-nierten Mitnahme- und Selbstbaumöbel. Die nunmehr

deutlich billigeren Möbel bewirkten ein neues Ein-richtungsverhalten und erschlossen neue Käufer-schichten. Holzwerkstoffe und die daraus erzeugtenMöbel haben unsere Gesellschaft somit mehr ge-prägt, als auf den ersten Blick erkennbar ist.

Holz schreibt Geschichteund Zukunft zugleichMitte des 19. Jahrhunderts kam es zu einem revolu-tionierenden Umbruch in der Papierherstellung. An-stelle von Leinenhadern wurde mit dem Holzschliffund dem chemisch aufbereiteten Holzzellstoff eineneue Rohstoffquelle für Papier erschlossen. So wares möglich, den bis heute weltweit stetig steigendenPapierbedarf zu decken. Was wäre unsere Welt ohnedas Papier für Schrift, Druck, Verpackung und Hy-giene?

Um 1900 wird erstmals aus reinem HolzzellstoffViskose (auch Kunstseide genannt) erzeugt. DieserProzess zur Erzeugung von Fasern für den Textil- undHygienebereich sowie technische Anwendungenwurde schrittweise weiterentwickelt. Die Baumwolleals wichtigster Textilfaserrohstoff stößt ökologisch zu-nehmend an ihre Grenzen, was die Regeneratfaseraus Holz zur Faser von morgen macht. Wie eine che-mische Holznutzung der Zukunft in sogenannten Holz-raffinerien aussehen kann, wäre jedoch eine eigeneGeschichte. |||

Alfred Teischinger, Universität für Bodenkultur Wien,

Institut für Holzforschung

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Bugholzstuhl Nr. 14:Michael Thonet läutetemit der Serienfertigungvon Stühlen dieindustrielle Möbelher-stellung ein.

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Holz als Bau-, Werkstoff und Energieträger hat denMenschen durch alle Perioden seiner Geschichte be-gleitet. Holz ist der Traditionswerkstoff schlechthin.Aufgrund des komplexen Aufbaus von Holz erfordertdie moderne Holzverwendung neue Forschungs- undEntwicklungsanstrengungen. Neue und verbesserteProdukte und Prozesse sind auch notwendige Im-pulse, um Holz aus der Umklammerung seiner eige-nen Tradition zu lösen. So kann Holz als einer derwichtigsten nachwachsenden Rohstoffe zu einemLeitwerkstoff für die Zukunft werden.

Wesentliche Neuerungen der Holzbe- und-verarbeitung sowie der Holzwerkstoffentwicklungwurden im letzten Jahrhundert eingeläutet. In denletzten 50 Jahren vollzog sich der Schritt von manu-fakturartigen Kleinbetrieben zur modernen Industrie-produktion. In Bereichen wie der Sägeindustrie ist dieProduktivität um ein Vielfaches gestiegen. Durch dieEntwicklung von kostengünstigen Holzwerkstoffenwie Span- und Faserplatten wurde der Möbel- undInnenausbau revolutioniert. Die Verfügbarkeit und dieeinfache Verarbeitbarkeit haben auch bei der Möbel-herstellung die industrielle Fertigung vorangetrieben.Hinter dieser Veränderung stehen hoch entwickelterMaschinen- und Anlagenbau, Einsatz moderner In-formationstechnik, Produktions- und Transportlogistiksowie zahlreiche holztechnologische Entwicklungen.

Holz als Bau- und WerkstoffEin Großteil des Rohstoffes Holz wird im Baubereich

eingesetzt, wobei der Sicherheit von lastabtragendenTeilen höchste Priorität zukommt. Dies ist eine großeHerausforderung für einen natürlich gewachsenenund sehr inhomogenen Roh- und Werkstoff. Mit derEinführung neuer Techniken der Holzsortierung nachAussehen und Festigkeit gelang der Durchbruch inRichtung eines zeitgemäßen Baustoffes. ModerneMethoden der Durchstrahlung des Holzes ermögli-chen es, zerstörungsfrei Informationen über innereStruktur und Eigenschaften des Materials zu gewin-nen. In Verbindung mit numerischen Modellen undSimulationen soll es gelingen, weiter verbesserteSortiermodelle zu erstellen. Holz und daraus erzeugteIngenieurprodukte (Engineered Wood Products)haben damit die Chance, zu Baustoffen der Zukunftzu werden. Dazu sind auch neue Lösungen bei derZerteilung des Rundholzes in Bretter und Lamellensowie der Verklebung des Holzes zu Werkstoffen undBauteilen nötig.

Holzwerkstoffe der ZukunftDer oben dargestellte Überblick macht klar, dassmoderne Holzforschung und -technologie eines starkinterdisziplinären Forschungs- und Entwicklungs-ansatzes bedürfen. Zukunftsweisende Entwicklungenmachen ein Zusammenspiel von Maschinenbauern,Elektrotechnikern, Verfahrenstechnikern, Chemikernund Holzwissenschaftern notwendig.

Ein Beispiel für einen solchen interdisziplinärenAnsatz sind die Holz-Kunststoff-Verbundwerkstoffe

Holz 2.0Durch interdisziplinäre Forschung und Entwicklung kann der wichtige nachwachsende Rohstoff Holzzu einem Leitwerkstoff der Zukunft werden. Ulrich Müller

Leichtbauplatte(maico-Platte) auslandwirtschaftlichenReststoffen

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(Wood Polymer Composites, WPCs). Im Rahmen derForschungs- und Entwicklungsanstrengungen desKompetenzzentrums Holz (Wood K plus) wurde in denletzten zehn Jahren intensiv an solchen WPCs gear-beitet. Extrusions- und Spritzgusstechniken aus derKunststofftechnologie werden mit chemischem undholzwissenschaftlichem Know-how zusammenge-führt, um Werkstoffe mit einer möglichst guten Ver-bindung zwischen den beiden Rohstoffkomponentenherzustellen. Für die verschiedenen Anwendungengeht es darum, betriebssichere (Festigkeit, Kriech-verhalten usw.) und langlebige Produkte (Bewitte-rungsbeständigkeit, Farbechtheit etc.) herzustellen,welche die positiven Eigenschaften von Holz undKunststoff in sich vereinen.

Ressourceneffizienz und Leichtbau sind weitereSchlagworte der zukünftigen Holzwerkstoffentwick-lung. Häufig kommt in diesem Fall ein sogenannterSandwich-Aufbau zur Anwendung: Eine möglichstleichte Mittellage sorgt für Gewichtseinsparung; dieDecklagen gewährleisten die notwendige Stabilitätund eine ansprechende Optik und Haptik. NeueArbeiten beschäftigen sich mit der Entwicklung vonbesonders leichten Holzschäumen, die aus natürli-chen Rohstoffen hergestellt werden. Aber auch bis-her ungenutzte Pflanzen und Reststoffe aus der Land-wirtschaft werden als Ausgangsstoff für die Produk-tion von Bau- und Werkstoffen in Betracht gezogen.Dies zeigt etwa das Beispiel der maico-Platte, für dieMaiskolben (ohne Körner) zum Einsatz kommen.

Extrusion eines „DeckingProfile“ aus Wood PlasticComposites

In der Kunststofftechnologie ist es gelungen, farb-und lichtechte Produkte und Beschichtungen zu ent-wickeln. Analog dazu wird auch von Holz und Holz-werkstoffen eine ähnliche Dauerhaftigkeit des Er-scheinungsbildes der Oberfläche gefordert. Für be-schichtete Holzwerkstoffe wurden im Rahmen derForschungsarbeiten des oben genannten Kompe-tenzzentrums Holz wegweisende Entwicklungen vor-angetrieben. An einer Verbesserung von Massivholz-oberflächen soll in Zukunft gearbeitet werden.

Ein völlig anderes Anwendungsspektrum eröff-net die chemische Zerlegung des Holzes. Aus dem sogewonnen Zellstoff bzw. der daraus erzeugten Vis-kose können nicht nur Karton, Pappe und Papier, son-dern auch hochwertige Fasern hergestellt werden.Die Firma Lenzing beschäftigt sich intensiv damit, dieEigenschaften ihrer Fasern ständig zu verbessernund für verschiedenste Anwendungen auszurichten;das gilt für Textilfasern ebenso wie den sogenannten„non-woven“-Bereich, für Anwendungen in derHygiene und in der Medizin. Mit dem Konzept derHolzraffinerie wird versucht, alle Komponenten desHolzes beim chemischen Aufschluss bestmöglich zunutzen und in hochwertige Produkte zu überführen.Neben der Hightechfaser aus Holz können auch Aus-gangsstoffe für wichtige Grundchemikalien oder Spe-zialprodukte wie Süßstoffe gewonnen werden. |||

Ulrich Müller, Kompetenzzentrum Holz GmbH, Massivholz und

Holzverbundwerkstoffe

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Erhaltung einer nachhaltigenLand- und ForstwirtschaftVerarbeitet wird ausschließlich Holz aus dem Bio-sphärenpark. Bei der Bewirtschaftung, Schlägerung,Lagerung sowie Be- und Verarbeitung achten dieBetriebe auf die biologischen Zusammenhänge. DerWald im Großen Walsertal besteht zu 73% aus Fich-ten undWeißtannen. Diese auch lawinentechnischenErfordernissen bestens entsprechenden Nadelhölzerwerden hauptsächlich im konstruktiven Holzbau ver-wendet. Als wetterbeständiges Holz findet besondersdie Weißtanne im Fensterbau sowie in der Außen-verschalung ihre ideale Verwendung. Daneben spie-len aber auch Buchen, Bergahorne und Eschen,welche insgesamt einen Anteil von 15% erreichen,eine wirtschaftliche und ökologische Rolle für dieArtenvielfalt und die Stabilität des Gesamtbestandesgegen Schadorganismen, Schnee und Sturmeinwir-kungen. Ganz allgemein gilt für Bergholz, dass essehr langsam wächst und sich daher durch Fein-jährigkeit auszeichnet.

Ökologische Waldbewirtschaftung heißt für dasProjekt „Bergholz“ auch, die zu schlägernden Bäumevor allem so auszuwählen, dass die Verjüngungsvor-aussetzungen für den Waldbestand in seiner Natur-gerechtheit bestmöglich erhalten werden. Deswegenwird vorwiegend Starkholz geschnitten.

„Der Rohstoffkreislauf bleibt regional“, erklärtLothar Müller, Obmann von „Bergholz“. „LangeTransportwege zwischen Erzeuger und Verbraucherwerden vermieden.“ Auch Transparenz gegenüberdem Kunden ist „Bergholz“ ein wichtiges Anliegen:„Jeder Kunde kann beim Einschnitt seines Holzesdabei sein.“

Durch die UNESCO-Zertifizierung des Großen Wal-sertals als Biosphärenpark im November 2000 hatsich die Region freiwillig einer ökologischen Ent-wicklung verpflichtet. Das GroßeWalsertal erfüllt aufvielfältige Weise die Grundbedingungen für einen er-folgreichen Weg, die Strukturen der Region undderen kleinräumige Wirtschaftskreisläufe zu stärken.

Regional-lokale Ebene als MaßstabRohstoffe, Kenntnisse und Fertigkeiten vor Ort sindein wesentliches Instrument für eine nachhaltige Ent-wicklung. Sie lassen neue regionale Wertschöp-fungsketten wie das Projekt „Bergholz“ entstehen,das auf das gemeinsame Interesse zahlreicherAkteure vom Waldbesitzer über die Sägerei bis hinzum Zimmerer, Schreiner und Ofensetzer baut.

Den Grundstein für das Konzept dieser Zusam-menarbeit in der Holzverarbeitung bis zum fertigenMöbel oder Haus legte der Auftrag eines Augen-arztes, der ein baubiologisch optimiertes Haus fürsich und seine Familie wollte. Gottlieb Kaufmann, einPionier im Massivholzbau und Wegbereiter des Pro-jekts „Bergholz“, erzählt, „dass uns dieser Augenarztsozusagen die Augen für die Ressourcen und Poten-ziale im Tal geöffnet hat“. Aus dieser Zusammenar-beit entstand im Oktober 2001 die Idee, als LEADER+-gefördertes Projekt gemeinsam einen professionel-len Weg einzuschlagen. Heute sind alle sechsGemeinden des Tals, größere Forstbetriebe und neunHandwerksbetriebe an dem Projekt beteiligt, präsen-tieren sich als Partner für einen ökologischen undbiologischen Hausbau und verbinden Sanierung undInnenausbau mit ästhetisch hochwertiger Architek-tur und Formgebung.

Das „Bergholz“ des BiosphärenparksGroßes WalsertalRäumliche Nähe als Erfolgsfaktor für wertschöpfungsorientierte Holzverarbeitungoder wie durch ökologische Nutzung und biologische Verarbeitung heimischenHolzes durch qualifizierte Handwerksbetriebe im eigenen Tal ein Mehrwert für diegesamte Region entsteht Karin Luger

ausblicke 1|11 Holz

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von allen Beteiligten getragen und gelebt wird.“ EinVorzeigeprojekt für die beiden „Bergholz“-Initiatorenist das Gemeindezentrum in Blons. Die Gemeinde hathier ausschließlich hochqualitatives Bauholz ausdorfeigenen Lawinenschutzbeständen verwendet.Bereits in der Projektierungsphase haben die Ge-meindevertreter, Architekt Bruno Spagolla und dieregionalen Handwerksbetriebe einander regelmäßigzu Workshops getroffen und alle Schritte von derSchlägerung bis zur Planung der kleinsten Details imInnenausbau gemeinsam festgelegt.

Blick in die ZukunftTrotz aller bisher erreichten Erfolge gilt es für GottliebKaufmann und Lothar Müller, weiter an der Bewusst-seinsbildung für eine regionale Wertschöpfung zuarbeiten und die Marketingaktivitäten weiter auszu-bauen. Sie haben auch das weitere In- und Auslandins Visier genommen: „Wir wollen uns verstärkt anMessen und Veranstaltungen beteiligen und gemein-sam Schritte in Richtung Export gehen.“ |||

Karin Luger, büro für neue perspektiven im ländlichen raum

Holzbauland VorarlbergDer moderne Holzbau ist von den Zimmerern undArchitekten im Ländle maßgeblich mitgeprägt wor-den. Seit den 1990er-Jahren wird der Architektur unddem modernen Holzbau Vorarlbergs auch große Auf-merksamkeit seitens der europäischen Fachwelt zu-teil. Dies belegen unzählige Veröffentlichungen undder stetig wachsende Architekturtourismus. Rund30.000 Besucher aus dem In- und Ausland zieht dieVorarlberger Baukunst jährlich an. Für MatthiasAmmann, Geschäftsführer des von Leader geförder-ten Vereins „vorarlberger holzbau_kunst“, der zumZiel hat, die regionale Wertschöpfungskette Holzbaulandesweit zu stärken, ist das Projekt „Bergholz“ einewichtige Initiative, die nach innen und außen wirkt:„Zahlreiche Architekturexkursionen führen die Be-sucher in das Große Walsertal, wo sie vor allem imBereich öffentlicher Bauten zahlreiche gelungeneBeispiele finden.“ Er zollt seinen Kollegen dafürgroße Anerkennung: „Hier zeigt sich, welche enormeBedeutung die ‚Bergholz‘-Initiative für die gesamteVolkswirtschaft des Tals hat und wie die Strategieeiner nachhaltigen Wirtschafts- und Lebensweise

„Bergholz“-Zertifikatf Ursprungsgarantie:

Die Hölzer stammenausschließlich ausdem BiosphärenparkGroßes Walsertal.

f Verarbeitungsgaran-tie: Die Betriebe ver-wenden ausschließ-lich biologischeWerkstoffe und pro-duzieren nach ökolo-gischen Richtwerten.Es entsteht keinSondermüll; alleskann zu 100% wieder-verwendet werden.

f Transparenz: Jeder„Bergholz“-Kundekann zu jedem Zeit-punkt Einblick in denArbeitsablauf seinesAuftrags nehmen.

Beispiele realisierteröffentlicher Projekteim Biosphärenparkf Neubau der Erlebnis-

sennerei HausWalserstolz inSonntag-Boden

f GemeindezentrumSt. Gerold (1. „Berg-holz“-Passivhaus)

f GemeindezentrumBlons (Holzbautechnikund Innenraumgestal-tung)

www.bergholz.at

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Netzwerk Land

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Mit Seminaren und Workshops im Agrar- und Umweltbereich sowiein der Regionalentwicklung setzt Netzwerk Land auch 2011 Impulseim ländlichen Raum.

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ÖKL-Baupreis 2010Siegerprojekte

2010 wurde vom Lebensministerium unter dem Dach von Netzwerk Land erstmals der ÖKL-Baupreis Landwirtschaftausgeschrieben. Der Preis zeichnet Stallbauten aus, die der österreichischen Landwirtschaft durch besonderenIdeenreichtum neue Perspektiven und wirtschaftliche Chancen eröffnen. Dieter Brandl

verringerte. Der Stallraum bietet hohen Tierkomfort,eine gute Übersicht und schafft mit der offenenLängsseite nach Süden hin eine räumliche Groß-zügigkeit. Der dadurch gegebene hohe Lichteinfallwird mit verstellbaren Curtains geregelt. Die Stirn-seiten mit Windschutznetzen gewähren ausreichendSchutz vor extremer Witterung.

Der Zubau mit dem flach geneigten Pultdachschafft durch seine moderate Höhenentwicklungeine schlüssige Anbindung zum bestehenden Altge-bäude, sodass das Erscheinungsbild der Hofanlageerhalten bleibt. Der klare konstruktive Holzbau unddie industriell vorgefertigten Bauteile entsprechenden funktionellen Anforderungen und zeigen ein gutdurchdachtes sowie ansprechendes Zusammenspiel.

Tiergerechter und innovativer KompoststallBetrieb Kopper mit gehobenemTiergerechtheitsstandard, SteiermarkDas Projekt der Familie Kopper für 65 Milchkühe zeigtinnovative Lösungsansätze für neue Entwicklungenbeim Melken und beim Tierkomfort. Der bestehende

Thema des ÖKL-Baupreises 2010 waren zeitgemäßeund wirtschaftliche Milchviehställe. Von 91 Einrei-chungen und 12 nominierten Projekten wurden vierBetriebe als Preisträger ausgewählt, welche imLebensministerium ausgezeichnet wurden. DieseSiegerprojekte werden im Folgenden kurz vorgestellt.Nähere Informationen finden sich unter www.oekl.at.

Wirtschaftlicher Betrieb mit klarstrukturierten FunktionsbereichenBiobetrieb Kernegger, SteiermarkDas Projekt des Betriebs Kernegger ist ein gelunge-nes Beispiel für einen Milchviehstall in Form einesZubaus für 40 Milchkühe. Die funktionellen BereicheMilchviehstall, Melkbereich und Kälberstall sind klarstrukturiert; der Melkbereich ist ausgezeichnet situ-iert. Das ermöglicht einen geräumigen Wartebereichund kurze Arbeitswege. Der Stall hat klare Achsen fürFuttervorlage und Entmistung, was die Baukosten

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gliederten Flachdach im Liegebereich und über demFuttertisch eine gelungene Einbindung des großenBauvolumens in die bestehende Gebäudestruktur derHofanlage und in die umgebende Dorfbebauung. DieDachöffnungen über den Gangzonen gewährleistendie Funktionssicherheit des freien Lüftungssystemsund zusätzlichen Lichteinfall. Die offene Seite amFuttertisch erzeugt für Mensch und Tier eine helleAtmosphäre im Stall und stellt einen unmittelbarenBezug zum natürlichen Außenraum her.

Arbeitswirtschaftlich übersichtlicherZiegenstall mit HeutrocknungBiobetrieb Wellinger, OberösterreichDas Projekt der Familie Wellinger zeigt klare Ansätzefür die Entwicklung zu größeren Ziegenherden. DieSituierung des Stalls für 250 Milchziegen neben derHofanlage ermöglicht eine spätere Erweiterung ohnegrundsätzliche Änderungen der Funktionsbereicheund Arbeitsachsen. Der Altbestand bietet Raumfür Sonderbuchten, Lagerflächen oder gesonderteArbeitsplätze.

Für die optimierte Nutzung passiver Sonnen-energie zur Rundballentrocknung wurde die Längs-seite nach Süden ausgerichtet. Die abgestuften Pult-dachflächen reduzieren in der Wahrnehmung dieGröße des Gebäudes in seinen Ausmaßen und derzweigeschoßigen Nutzung. Die dadurch entstehen-den Lichtbänder unterstützen das freie Lüftungs-system und erhöhen den natürlichen Lichteinfall indas Gebäude. Der Tieflaufstall bietet eine weicheLiegefläche und ausreichend Platz für soziale Ver-haltenselemente. Der mit Beton planbefestigte Aus-lauf, der dazu eine wertvolle Ergänzung darstellt,fördert Bewegung, Klauengesundheit und Thermo-regulation der Tiere. |||

Liegeboxenlaufstall wurde hervorragend eingebun-den. Die Bestandserweiterung umfasst ein Stallge-bäude mit einer Kompostliegefläche und einen Fress-gang mit separater Überdachung. Das innovativeKonzept des Kompoststalls bietet den Tieren hohenKomfort im Liegebereich. An der Schnittstelle der bei-den Stalleinheiten befindet sich das automatisierteMelksystem, das eine gute Übersicht bietet und kurzeWege für Mensch und Tier gewährleistet.

Der Kompoststall weist eine großzügig nachSüden hin offene Seite, eine abgesetzte Futtertisch-überdachung sowie einen temporären Wind- undWitterungsschutz mit variablen Windschutznetzen ander Nordseite auf. Diese Bauform garantiert viel Lichtund maximalen Luftaustausch. Die offene Bauweisemit dem konstruktiven Holzbau unter Einsatz vonLeimbindern ermöglicht eine gelungene Angliede-rung an das bestehende Stallgebäude.

Sehr gute Baulösung bei beengterHoflage im DorfBetrieb Gassner mit gehobenemTiergerechtheitsstandard, VorarlbergDer Standort des Hofes der Familie Gassner mit be-grenzter Bauplatzgröße in enger Dorflage stellte eineplanerische Herausforderung für die Errichtung desneuen Stallgebäudes dar. Der Neubau für 41 Milch-kühe wurde gekonnt dem Altgebäude zugeordnet,wobei die klug ausgedrehte Liege- und Fresshalleeinen gelungenen Übergang zum Altbestand undsogar zusätzlich einen Laufhof schafft.

Der dreireihige Liegeboxenlaufstall zeichnet sichdurch eine klare axiale Ausrichtung von Tierbereich,Futtervorlage und Entmistung aus. Durch den Einsatzvon Holz ergibt sich eine architektonisch anspre-chende Baulösung. Der Neubau erzielt mit dem ge-

Dieter Brandl, ÖKL –

Österreichisches Kuratorium

für Landtechnik und

Landentwicklung

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ausblicke 1|11 Netzwerk Land52

Das Arbeitsprogramm vonNetzwerk Land für 2011 Christian Jochum

nahme der LE, widmet sich das Jahresprogrammwieder diversen Teilaspekten wie dem Naturschutzin der Land- und Forstwirtschaft oder den Land-schaftselementen. Für das Schutzgebietsmanage-ment ist ein eigener Schwerpunkt vorgesehen. ImRückblick zeigt sich, dass das Geheimnis des Erfolgsim Zusammenbringen unterschiedlicher Positionenund in der sachlichen Aufarbeitung offener Problemeliegt.

Intervision für Leader-GruppenAuf die Methode kollegialer Beratung bauendeWork-shops werden LAG-ManagerInnen unterstützen. DieLeader-Jahrestagung und die internationalen Aktivi-täten runden das Serviceangebot von Netzwerk Landab. Mit der interkommunalen Kooperation soll die Zu-kunft des ländlichen Raumes gesichert werden.

„Arbeitsgruppe Chancengleichheit“Auf speziellen Wunsch des LE-Begleitausschusseswird nach einjähriger Vorbereitungszeit ein Maßnah-menpaket für Frauen und Jugendliche im ländlichenRaum umgesetzt; die Themen: Chancengleichheit inder Förderabwicklung, Managementtraining fürFrauen, Regionalentwicklung.

Netzwerk der Netzwerke –in Österreich und auf EU-EbeneNetzwerk Land ist in Österreich von den „LernendenRegionen“ bis zu den Regionalmanagements mitmehreren anderen Netzwerken in Kontakt. Auf euro-päischer Ebene treffen die nationalen Netzwerke re-gelmäßig mit dem europäischen zusammen, wobei inden letzten Monaten die Diskussion über die Zukunftder „Gemeinsamen Agrarpolitik“ dominierte. In eini-gen thematischen Arbeitsgruppen, wie z. B. zu SocialFarming oder dem Forestry Network, ist Österreichaktiv vertreten. Bilaterale Kontakte speziell überLeader fördern die internationale Vernetzung. |||

Christian Jochum, Netzwerk Land

Neben Anpassungen und Weiterentwicklungen wieim Jahr 2010 widmet sich das Arbeitsprogramm vonNetzwerk Land für 2011 dem Jahresschwerpunkt„Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft“.

Die allgemein positiven Reaktionen zur bisheri-gen Arbeitsweise sind Motivation, den bisherigenKurs fortzusetzen. Das breite Maßnahmenspektrumbleibt erhalten, die Vernetzung beginnt bereits bei derinternen Struktur.

Wettbewerbsfähigkeit undWertschöpfungsketteEine Reihe von Maßnahmen unterstützt die Wettbe-werbsfähigkeit der Landwirtschaft. Die bessere Zu-sammenarbeit in der Wertschöpfungskette ist strate-gisch wichtig für die Zukunft, gestaltet sich aber inder Praxis schwierig. Daher werden 2011 Maßnah-men im Bereich der gemeinsamen Produktentwick-lung und der Qualitätssicherung im Mittelpunkt ste-hen. Diese Aktivitäten sind auf die Initiative „Unter-nehmen Landwirtschaft 2020“ bzw. die Ergebnisseder Arbeitsgruppen zur Zukunft des Milchmarkts ab-gestimmt.

„Agrar.Preis“ zur JahreskonferenzMit dem „Agrar.Preis 2011“ als Jahreswettbewerbwerden die besten landwirtschaftlichen Unterneh-men gesucht, die wirtschaftlich erfolgreich, strate-gisch orientiert und optimal organisiert sind, dabeiaber auch die Work-Life-Balance nicht vergessen.Die Siegerehrung ist der Höhepunkt der Jahreskon-ferenz, die im Herbst 2011 in Lambach stattfindet.

„Internationales Jahr der Wälder“Schwerpunktthema der „Ausblicke 1.11“ ist das „In-ternationale Jahr der Wälder“. Die Vielfalt der Forst-wirtschaft spiegelt sich in verschiedenen Koopera-tionen wider.

Dauerbrenner „Agrarumwelt“Ist das ÖPUL die mit Abstand größte Einzelmaß-

NETZwerkLAND

agrar.preis die besten2011 unternehmen

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Netzwerk Land ausblicke 1|11 53

Ergebnisse der ArbeitsgruppeDie Mitglieder der Arbeitsgruppe trafen im Jahr 2010viermal zusammen. Als Ergebnis des Diskussions-prozesses kann nun ein Katalog mit folgenden Maß-nahmen präsentiert werden:f ein Wettbewerb für Chancengleichheitsprojekte

(2012)f eine Trainingsreihe zum Aufbau von Gender-

kompetenz bei den Förderstellenf eine modulare, berufsbegleitende Weiterbildung

für in der ländlichen Entwicklung arbeitendeFrauen zur Stärkung ihres strategischen Handelnsin der Gremienarbeit und ihrer Management-kompetenzen

f das Angebot einer „Zukunftskonferenz“ fürLeader-Regionen zur Entwicklung von Maß-nahmen zur Integration des Themas Chancen-gleichheit von Frauen und Jugendlichen indie regionalen Strategien

Aus Sicht des BMLFUW tragen die genannten Maß-nahmen wesentlich zur Sensibilisierung für das Quer-schnittsthema Chancengleichheit sowie zur Be-wusstseinsbildung und Qualifizierung der involviertenAkteurinnen und Akteure bei. Mit der Umsetzung derMaßnahmen wird heuer begonnen. Bestehende Defi-zite sollen noch in der laufenden Periode deutlichreduziert werden. Darüber hinaus werden auch dieErgebnisse der Arbeitsgruppe in die Programm- undMaßnahmengestaltung für die Periode LE 2014+ ein-fließen.

Neue Projektideen, die sich explizit mit denThemen Stärkung der Position und Erhöhung derMöglichkeiten von Frauen und Jugendlichen im länd-lichen Raum beschäftigen, werden mit großem Inter-esse erwartet. Projekte können bei den zuständigenStellen eingereicht werden. |||

Die Ergebnisse der ArbeitsgruppeChancengleichheit Magdalena Stacher

Mehr Chancen für Frauen und Jugendliche in derländlichen Entwicklung:

Zur Stärkung der Wirkung des Programms LE07–13 imHinblick auf die Chancengleichheit von Frauen undJugendlichen im ländlichen Raum wurde im Juni 2009bei der 4. Sitzung des Begleitausschusses LE07–13die Einrichtung der Arbeitsgruppe „Chancengleich-heit LE07–13“ im Rahmen von Netzwerk Land be-schlossen. Bei der Konstituierung der Arbeitsgruppelegten deren Mitglieder die folgenden Aufgaben alswesentliche Zielsetzungen fest:f Analyse der bestehenden Defizite und Erarbeitung

von konkreten Vorschlägen zur Behebungder Mängel im Bereich Frauen und Jugend(was künftig zu mehr Projekten zu diesem Themaführen sollte)

f Verbesserung der Informationsarbeit überdas Thema Chancengleichheit

f Erhöhung des Know-hows und der Sensibilitätbei den Förderstellen

f Stärkung der Position von AkteurInnen im Bereichder ländlichen Entwicklung und Abbauder Barrieren in den bestehenden Richtlinien

Die Besetzung der Arbeitsgruppe erfolgte gemäßNominierung der im Begleitausschuss vertretenen In-stitutionen, wobei darauf Bedacht genommen wurde,dass die unterschiedlichen Interessen und Bedürf-nisse berücksichtigt werden. Eine aus VertreterInnenvon Netzwerk Land, einer Chancengleichheits-NGO,eines LAG-Managements, der Bundesarbeitskammer,der Landwirtschaftskammer Österreich, der Wirt-schaftskammer Österreich, der Bundesjungendver-tretung, der Kärntner Landesregierung sowie desBundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft,Umwelt und Wasserwirtschaft bestehende Kern-gruppe stellt die Kontinuität der Diskussionen undeines effizienten Maßnahmenerarbeitungsprozessessicher.

Magdalena Stacher,

BMLFUW, Nachhaltigkeit

und ländlicher Raum

Page 56: ausblicke 1.11 - Wald: Magazin fuer laendliche Entwicklung

ausblicke 1|11 Netzwerk Land54

Das KuratoriumWald ist eine gemeinnützige Umwelt-NGO mit rund 3000 Förderern. Schwerpunkte sind dieErhaltung von Österreichs Kultur- und Naturland-schaften sowie der Einsatz für Naturschutz und einenachhaltige ökologische Waldpolitik. Ein wichtigesPrinzip ist die Sensibilisierung und Mobilisierung desEinzelnen für die Umwelt und seine Mitwelt.

Dazu hat das KuratoriumWald auch das rund elfHektar große Areal „Am Himmel“ in 1190 Wien er-worben und ein beliebtes Naherholungsgebiet imBiosphärenpark Wienerwald geschaffen: 1997 wurdeder Lebensbaumkreis errichtet – ein weltweit einzig-artiges Naturdenkmal zur Verdeutlichung der Bezie-hung zwischen Baum und Mensch. In diesem Klang-raum der Lebensbäume wird an Wochenendenklassische Musik eingespielt.

Es folgten die Errichtung des nachhaltig geführ-ten Restaurants Oktogon und waldpädagogische An-gebote für Kinder und Erwachsene. Mit dem Ankaufund der Revitalisierung der Sisi-Kapelle rettete dasKuratorium Wald Österreichs ältestes neugotischesGebäude vor dem Abriss. Seit 2003 wird Wein natur-nah angebaut, seit 2010 gibt es auch eine Imkerei.Laufend finden weitere nachhaltige Projekte sowiekulturelle und private Veranstaltungen statt.

Das Kuratorium Wald befasst sich auch mit derAlpenkonvention (u. a. dem Bergwaldprotokoll) undentwickelte und betreut die „Rechtsdatenbank Alpen-konvention“ mit 194 Literaturquellen, 76 Bescheidenund Berufungserkenntnissen zu den Durchführungs-protokollen der Konvention.

Seit 1994 ernennt das Kuratorium Wald in Ko-

operation mit dem BMLFUW den Baum des Jahres(Baum des Jahres 2011 ist die Zirbe). Ziel dieserAktion ist die Bewusstseinsbildung für die jeweiligeBaumart, die Verstärkung des öffentlichen Interessessowie der Schutz der Baum- und Straucharten.

Anlässlich des UNO-Jahres des Waldes 2011und der Biodiversitätsdekade 2011–2020 will dasKuratorium Wald folgende Beiträge für die biologi-sche Vielfalt in Österreichs Wäldern leisten:f Herausgabe der Broschüre „Vielfalt im Wald“,

eines Standardwerks zur Biodiversität im Wald(im unten angeführten Webshop zu bestellen)

f waldbezogene Aufklärungs- und Bildungs-aktivitäten inkl. waldpädagogischer Führungenim Bereich des Lebensbaumkreises

f Teilnahme an Aktivitäten zur Eindämmung desVerlusts österreichischer Waldlebensräume(Sensibilisierung von Stakeholdern wie Forstbe-trieben, NGOs, Tourismusverantwortlichen,Vertretern von Institutionen und Behörden sowieder breiten Öffentlichkeit für die Bedeutungder biologischen Vielfalt im Wald; Attraktivierungder Durchführung von Maßnahmen zur Förde-rung der Waldbiodiversität durch nachhaltigeBewirtschaftung)

f Eintreten für die Abschaffung von biodiversitäts-schädigenden Subventionen |||

Guntram Münster und Christof Kuhn, Kuratorium Wald

Das Kuratorium Wald

stellt sich vor

Der ehrenamtliche Präsident

des Kuratoriums Wald ist

Gerhard Heilingbrunner;

er ist auch Präsident des

Umweltdachverbands.

Zum Team des Kuratoriums

Wald zählen z.B. Guntram

Münster und Christof Kuhn.

Guntram Münster stammt

aus Vorarlberg, hat in Wien

Psychologie studiert und leitet

mit Begeisterung die wald-

pädagogischen Angebote des

Kuratoriums Wald – Am

Himmel. Weiters erledigt er

technische und administrative

Aufgaben. Christof Kuhn,

gebürtiger Wiener, ist Kultur-

techniker und Wasserwirt-

schafter und führt im Kurato-

rium Projektarbeit zu Themen

der Waldbiodiversität durch.

Kuratorium Wald – Am Himmel: www.himmel.at (mit Webshop)

Rechtsdatenbank: www5.umweltbundesamt.at/alpenkonvention

Kuratorium Wald Guntram Münster und Christof Kuhn

Mensch, Natur und Kultur im Einklang

Page 57: ausblicke 1.11 - Wald: Magazin fuer laendliche Entwicklung

Netzwerk Land ausblicke 1|11 55

Naturschutz auserster Hand Renate Haslinger

Die Plattform BIOSA –Biosphäre Austria

Auch außerhalb der Steiermark ist BIOSA für denNatur- und Artenschutz aktiv und betreut zahlreicheWaldschätze. So gehören seltene Waldgesellschaf-ten genauso zu den ausgewählten Gebieten wie Seen,Wasserfälle, Moore, Höhlen und Feuchtwiesen inganz Österreich. Neben Vertragsnaturschutz- undBiotopmanagementprojekten widmet sich BIOSA derBildungs- und Öffentlichkeitsarbeit und Ökosponso-ring-Projekten. So konnten in den vergangenen Jah-ren in Österreich zahlreiche Lehrpfade mit alten Obst-baumsorten und mehr als 30 Heil- und Kräutergärtenin Kindergärten und Schulen angelegt werden.

Gelebte Praxis war und ist es, alle Projekte mitden Grundeigentümern und für die Gemeinschaftdurchzuführen. BIOSA hat bewiesen, dass die unter-schiedlichen Bedürfnisse unserer Gesellschaft auchin partnerschaftlicher Zusammenarbeit und ohneKonflikte gelöst werden können. Es geht nicht darum,Mitarbeit an den Projekten zu erzwingen oder poten-zielle Partner zu provozieren, sondern durch ehrlicheund sorgsame Aufklärungsarbeit zu überzeugen. Wirbieten auch der Naturforschung breiten Raum. Die Er-kenntnisse daraus fließen in die Bewirtschafterpraxisein. |||

Renate Haslinger, BIOSA, Geschäftsführerin

Die Naturschutzorganisation BIOSA – BiosphäreAustria, eine Gründung der größeren österreichischenForstbetriebe, hat sich vor mehr als 15 Jahren demaktiven Naturschutz im Wald verschrieben. Über 120Grundeigentümer betreiben auf rund 3000 Hektar, zumTeil auf Basis von Vertragsnaturschutz, aktives Bio-topmanagement. Die ökologisch wertvollen Flächensind oft seit Generationen im Besitz ein und derselbenFamilie und werden seit Jahrhunderten gehütet. DerSchutz erfolgt durch verantwortungsvolle Nutzung.

Bei allen Aktivitäten der BIOSA stehen die Inte-gration der Grundeigentümer und der verstärkte Dia-log mit der interessierten Öffentlichkeit imMittelpunkt.Hauptaufgabe ist es, durch Schutz der Arten undLebensräume sowie der genetischen Diversität aktivund nachhaltig zum Erhalt der Vielfalt des Lebens bei-zutragen. Auch in den Projekten ist Vielfalt gefragt.

Vorbildprojekt für den angewandten Naturschutzim Wald ist das Naturwaldzellen-Programm derBIOSA und der Naturschutzabteilung des Landes Stei-ermark. Ein Netz von Vertragsnaturschutzflächenerfasst die in der Steiermark vertretenen Waldgesell-schaften, einzigartigen Biotoptypen und Sonderbio-tope. Neben Zirben-, Bergulmen- und Schluchtwäl-dern sowie Mooren finden sich in diesem Netz vonVertragsnaturschutzprojekten auch Artenschutzpro-gramme wie für den Auerhahn.

Die Plattform BIOSA

stellt sich vor

Für die Geschicke der BIOSA

ist ein Damenduo verantwort-

lich. Präsidentin Hermine

Hackl und Geschäftsführerin

Renate Haslinger sind seit

Jahren ein eingespieltes Team.

Hermine Hackl, auch bekannt

als „Stimme des Waldes“,

ist unter anderem auch Ge-

schäftsführerin und Vizepräsi-

dentin von „wald.zeit Öster-

reich“ und leitet die Unterneh-

menskommunikation von

Agrarmarkt Austria Marketing.

Renate Haslinger, studierte

Forstwirtin, ist seit 1998 bei

BIOSA und seit zwei Jahren

auch Geschäftsführerin des

österreichischen Forstakade-

miker-Verbandes.

www.biosa.at

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ausblicke 1|11 Netzwerk Land56

Menschen mit viel Seelein einer Bilderbuchregion

Die Leader-Region Pillerseetal-Leogang bewahrt trotzMassentourismus ihre Identität. Teresa Arrieta

Tal der SpitzenathletenDas Tal hat die Spitzenathleten Dominik Landertinger(Biathlon-Weltmeister), Romed Baumann (Weltcup-Schiläufer), Fritz Pinter (Biathlon) und Markus Bader(Langläufer) hervorgebracht. Mit Leader-Unterstüt-zung haben sich diese vier erfolgreichen Sportler zu-sammengetan und die Marke „Die Pillerseetaler“ insLeben gerufen. „Sie repräsentieren die Region mitStolz und betonen in der Öffentlichkeit, woher siekommen“, so Daniela Maier von der betreuendenPR-Agentur. Es wurden u. a. Autoaufkleber mit denPorträts der vier Sportler produziert und Banner indie Dörfer gehängt. „Seither hat sich das Wirgefühlim Tal noch mehr verstärkt“, freut sich Daniela Maier.

Avantgardetheater in den BergenEin wichtiges Anliegen der Regionalentwicklungs-strategie ist der Erhalt der kulturellen Authentizität.Die von Leader unterstützte Trilogie „Schichten“ derGruppe „ortszeit“ beispielsweise fördert die Ausein-andersetzung mit der eigenen Identität. Die Theater-stücke wurden in Leogang jeweils im Freien an meh-reren Spielstätten aufgeführt, die Zuschauer bega-ben sich von einem Schauplatz zum nächsten.

Das 2008 uraufgeführte dritte Stück „Protestan-ten!“ erinnert an den Zug der Tiroler Protestanten1731, die sich trotz Angst vor Vertreibung öffentlichzu ihrem Glauben bekannten. Auf dem zwei Kilome-ter langenWeg, den Schauspieler und Zuschauer ge-meinsam gehen, zeigen die Protestanten durch lau-tes Singen und Beten ihren ungebrochenen Wider-stand. „Die Leoganger haben ihre eigene Geschichtewiederentdeckt“, erklärt Regisseurin Ursula Reisin-ger. Viele Landwirte fanden heraus, dass ihr eigenerHof vormals protestantisch war. „Am Ende der Vor-stellung haben wir die Liste aller ehemals protestan-

Zerklüftete Berge, ein stahlblauer See und ein weit-läufiges Tal, in das sechs Dörfer eingebettet sind –das ist die Leader-Region Pillerseetal-Leogang imOsten Tirols undWesten Salzburgs, die direkt an Bay-ern grenzt. Die Menschen duzen jeden Besucher,trotz Intensivtourismus sind sie offen und vertrau-ensvoll geblieben. „Jetzt bin ich schon dreißig undbrauche immer noch keinen Haustorschlüssel“, sagtRegionalmanager Stefan Niedermoser. Er wohnt mitseiner Familie im elterlichen Haus, wo die Tür immeroffen steht.

Früher Bergbauern, heute SchilehrerDie Orte Fieberbrunn, Hochfilzen, St. Jakob, St. Ulrichund Waidring haben sich zu einer Ganzjahresferien-region rund um den Pillersee zusammengeschlossen.Fünf Monate pro Jahr liegt hier Schnee, und die Schi-lehrerdichte in der Bevölkerung ist dementsprechendhoch. Auch der Sommertourismus gedeiht prächtig.

Der Leader-Verein Pillerseetal wurde 1996 ge-gründet, zu Beginn der Periode LEADER+ kam diePinzgauer Gemeinde Leogang dazu. Im Tal leben12.500 Menschen, sie verzeichnen jedes Jahr 1,3 Mil-lionen Nächtigungen. In der Hochsaison gibt es vier-mal so viele Besucher wie Einwohner, doch das wirdgut verkraftet. „Wir halten zusammen und sind harteArbeit gewohnt“, sagt Stefan Niedermoser. Noch vorzwei Generationen lebten hier fast ausschließlichBergbauern, die von 6 Uhr früh bis 10 Uhr nachtsarbeiteten: „Das Leistungsdenken wurde uns von denGroßeltern mitgegeben. Das schätzen auch Unter-nehmer. Bei uns haben sich zahlreiche Betriebe an-gesiedelt.“

Das Pillerseetal ist trotz Besucheransturms eineruhige Ferienregion für Familien, abendliches High-life sucht man hier vergebens.

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Netzwerk Land ausblicke 1|11 57

Die Bilderbuchregion, die zwischen Sommer- undWintersaison nur kurze Auszeiten kennt, geht (auchabseits des Tourismus) mit intelligenten Projekteneinen eigenständigen Weg. Die Bewohner haben ihreSeele nicht verkauft. Regionalmanager Stefan Nie-dermoser kann das nur bestätigen: „Meine Mutter, dieZimmer vermietet, sitzt abends immer noch mit Freudebei den Gästen.“ |||

Teresa Arrieta, freie Journalistin, Ö1-Sendungsgestalterin

und Autorin

tischen Höfe verlesen. Das war sehr berührend.“ Dasaktuelle Stück heißt „Im Wald“. Die Vorstellungensind stets ausverkauft. Mit Klängen und Fabelwesenstellt es das Geschehen im Wald dar.

Kinder und Jugendliche gestaltenEine andere Art der Identitätsfindung setzte der„Skulpturenradweg“ in Gang: Entlang eines 70 kmlangen Radweges, der wunderschönen Steinberg-Runde, schaffen Kinder und Jugendliche in Koopera-tion mit internationalen KünstlerInnen 25 Skulpturen.

„Die Kinder machen einen hochpolitischenProzess durch“, meint Werner Sandner, Obmann desLeoganger Kinderkulturvereins. „Sie erleben, dassihre Ideen von professionellen Künstlern ernst ge-nommen werden.“ Das Projekt läuft fünf Jahre. DieKunstwerke werden jeden Herbst gemeinschaftlichentworfen und dann in den schulischen Werkstättengegossen, gemeißelt und gehämmert. Im Frühlingwerden sie aufgestellt. Die Künstler sind von der sprü-henden Kreativität der Kinder überrascht. „Sie schöp-fen aus der Zusammenarbeit zahlreiche Ideen für ei-gene Projekte.“ Im Projekt fließen Kreativität, körper-liche Aktivität und Kinderempowerment zusammen.Im Rahmen von Schreib- und Illustrationswerkstättenwird nun auch ein Buch über das Projekt realisiert.

Frauen stärkenEmpowerment für Frauen bietet der von Leader unter-stützte tirolweite Politiklehrgang „Nüsse knacken,Früchte ernten“, der auch im Pillerseetal viel Anklangfindet. Frauen, die im Gemeinderat aktiv sind oder hin-eingewählt werden möchten, lernen Rhetorik, über-zeugendes Auftreten und Gemeinderecht.

„Als Frau in der Politik muss man Spielregelnmitunter missachten und in einer Sitzung dazwi-schenfahren, um sich Gehör zu verschaffen“, sagtCarina Schlechter von der RegionalentwicklungPillerseetal-Leogang, die am Lehrgang teilgenommenhat. Die Frauen werden durch den Lehrgang selbst-bewusster, bis jetzt sind daraus bereits zwei TirolerBürgermeisterinnen hervorgegangen. In zwei dersechs Gemeinden der Region Pillerseetal-Leoganggibt es übrigens Bürgermeisterinnen − das zeugt vonAufgeschlossenheit.

Regionalentwicklung heißtWertewandel Im Gespräch mitStefan Niedermoser, Regionalmanagerder Leader-Region Pillerseetal-Leogang

Herr Niedermoser, wie definieren Sie Ihren Job?Ein guter Regionalmanager hat eine klare Strategieund sagt auch einmal Nein, wenn ein Projekt nichtins Konzept passt. Wir warten nicht nur auf dieIdeen der lokalen Akteure, sondern initiieren selbstProjekte. Etwa die Pillerseetaler Währung, die unsjährlich 100.000 Euro Umsatz bringt und gewähr-leistet, dass die Wertschöpfung in der Region ver-bleibt.

Wie bewerkstelligen Sie, dass in einer so starktouristisch geprägten Region die Menschen nichtzum Klischee ihrer selbst werden?Wir sind keine Hully-Gully-Region für Touristen-entertainment. Wir entwickeln das Pillerseetalweiter, ohne die Region zu überlasten. Wir setzenauf Familien, auf Gesundheit, Sport und Kultur.Dabei schauen wir über den Tellerrand: Das beginntdamit, dass ich die Nachbarn zum Mittagessen ein-lade, und endet damit, dass wir ein Bildungsprojektmit Tschechien betreiben. Für mich bedeutet Regio-nalentwicklung vor allem Wertewandel: dass dieMenschen aufeinander zugehen, dass die JugendZukunftsperspektiven vorfindet, dass ältereMenschen bei uns im Tal gepflegt werden können.

www.regio-tech.at

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ausblicke 1|11 Netzwerk Land58

auch Neues anregen“, so die Leader-Geschäftsfüh-rerin Conny Wernitznig.

Paradies für Reiter, Wandererund RadfahrerIm 350 km langen, gut beschilderten Wander- undReitwege-Netz des Mühlviertler Kernlandes könnenReiter auf eigene Faust oder mit einem Tourenbeglei-ter die idyllische Landschaft erkunden. WelcheSchwerpunkte man in Sachen Pferde in den nächs-ten Jahren setzen möchte, soll in einem einjährigenQualifizierungsprozess erarbeitet werden, der in we-nigen Wochen starten wird.

Die sanfthügelige Region ist auch für Wandererund Radfahrer ein Paradies. Im jüngsten Leader-Pro-jekt geht es darum, das Kernland auch als Laufregionzu etablieren.

Behutsame Schritte nach vornAuch in der Wirtschaft gehen die KernländerInnenmit ihren Ressourcen äußerst behutsam um. DankLeader-Unterstützung können nun Produkte wieKräuter, Bier, Most, Saft, Schnaps und Kaffee imIn- und Ausland abgesetzt werden.

Damit man gleich erkennt, dass ein Qualitäts-produkt aus der Kernland-Region kommt, wurde derKernland-Qualitätspunkt entwickelt. Dieses Logo dür-fen Produkte von ausgewählten bäuerlichen, kunst-handwerklichen und gewerblichen Betrieben imMühlviertler Kernland tragen. Der Kernland-Quali-tätspunkt ist ein wichtiger Schritt in der Regionalent-wicklung.

Qualifizierungsprozesse in der Landwirtschaftund im Tourismus laufen parallel. „Gemeinsam mitden anderen Mühlviertler Leader-Regionen ist dasKernland Teil eines grenzüberschreitenden Ressour-

Mit Regionalentwicklung, Innovation und Zukunfts-trends konnten die Menschen, die entlang des Eiser-nen Vorhangs groß geworden sind, noch bis vor eini-gen Jahren wenig anfangen. Dafür waren und sindihnen Landschaft, Natur, Zusammenhalt und Bestän-digkeit wichtig. Sanfte Hügel, dichte Wälder, bunteWiesen, ordentlich bestellte Felder, gepflegte Häuser− das ist auch der erste Eindruck, wenn man in Unter-weitersdorf im Süden oder in Leopoldschlag im Nor-den das Tor ins Mühlviertler Kernland passiert. DenNamen „Mühlviertler Kernland“ hat der Tourismus-verband schon 1998 entwickelt; er war eher für dieArbeit nach außen bestimmt. Mit Leader ändert sichdas nun langsam: Die Begeisterung für den Blicknach innen wächst, immer mehr KernländerInnenmachen das Grenzgebiet zu ihrer Heimat, arbeiten fürdie Zukunft aktiv mit − für die Zukunft von 18 Gemein-den und ihren 48.500 EinwohnerInnen.

Von Raunzern und VisionärenSchnell haben die an Leader interessierten Men-schen im Mühlviertler Kernland erkannt, dass mit derRegionalentwicklungsmethode keine Wunder zu er-warten sind, dass sie selbst gefordert sind. Sessel-kleber und Miesmacher finden nun weniger Gehör.Reinhard Böttcher, Bauleiter der Oberösterreichi-schen Landesausstellungen, bringt es auf den Punkt:„Diejenigen, die immer sagen, das und das gehtnicht, sollen denen Platz machen, die es gerade ver-suchen.“ Die Cartoons des Kernländer KarikaturistenRupert Hörbst unterstützen diese Einstellung: Leider& Leader – der Raunzer und der Visionär – diskutie-ren in Comicstrips à la „Hägar der Schreckliche“ dieGeschehnisse in der Region. „Die Vorbilder für un-sere Leader-Arbeit sind Regionen in ganz Europa.Manches können wir uns abschauen, manchmal aber

Mensch – Wert – RegionIm Mittelpunkt der Arbeit im Mühlviertler Kernland steht der Mensch. Mit seinen Werten formtund prägt er die Region. Fleißig, gastfreundlich, geradlinig, bodenständig, ernst. Das MühlviertlerKernland hat Handschlagqualität. Auch was die Zukunft betrifft. Conny Wernitznig und Maria Knapp

Leader-Region Mühlviertler Kernland

Page 61: ausblicke 1.11 - Wald: Magazin fuer laendliche Entwicklung

Netzwerk Land ausblicke 1|11 59

Die meisten Sonnen-stunden und die niedrigsteArbeitslosenrate Im Gesprächmit Christian Jachs, Obmann desRegionalvereins Mühlviertler Kernland

Was bestimmt das Handeln in der Leader-RegionMühlviertler Kernland?Regionale Stärken hervorheben, Wertschätzung derMenschen und ihrer Leistungen, regionales stattKirchturmdenken, Zusammenhalt und Aufbruch-stimmung – das sind die Motive, die unser Handelnals Leader-Region bestimmen.

Welche Besonderheiten gibt esim Mühlviertler Kernland?Wir haben mitten am Land in Hagenberg eine hoch-spezialisierte Universität, den ersten tiergestütztenBauernhofkindergarten österreichweit (Franzlhof),die niedrigste Arbeitslosenrate Österreichs, diemeisten Sonnenstunden Oberösterreichs, inFreistadt die einzige Braucommune Österreichs, diebundesweit führende Genussregion MühlviertlerBergkräuter und vieles mehr.

www.leader-kernland.at

telpunkt gestellt werden. „Weiters wollen wir auf dieHerausforderungen der Gegenwart eingehen sowieZukunftsperspektiven und Chancen beleuchten“, er-zählt Conny Wernitznig. Bei der Leader-Managerinlaufen auch die Fäden für die regionalen Veranstal-tungen zur Landesausstellung 2013 zusammen. AmMarktplatz Mühlviertler Kernland mitten in Freistadtsoll an den 200 Tagen der Landesausstellung regio-nales Treiben herrschen.

Werbung dafür wird nicht zuletzt das Projekt„Schaufenster Mühlviertler Kernland“ machen. Injeder Gemeinde der Region werden von Mai 2011 bisMai 2014 KünstlerInnen der Region und Kunststu-dentInnen der Uni Linz in Schaufenstern Themen derRegion inszenieren. Auch Kultur hat also ihren Platzin einer Region, die sich Schritt für Schritt weiterent-wickelt. Und deren Netzwerk beständig wächst. |||

cenplans und mit der Bioregion Mühlviertler Kern-land auf einem einzigartigen Weg“, freut sich die Ob-frau der Kernland-Bauern Brigitte Maurer-Pühringer.

Wertschätzung für die Region lernenMit der Kernlandschule will man in der Bevölkerungdas Bewusstsein für die Werte und Schätze der Re-gion schärfen. „Zertifizierte Bildungseinrichtungenarbeiten gemeinsam mit Menschen aus der Regiondaran, ein Bildungstool zu entwickeln. Mit diesemAngebot soll Wissen über die Region breit zugänglichgemacht und Regionalbewusstsein als Marketingin-strument vermittelt werden“, erklärt Manuela Jachs-Wagner, Geschäftsführerin des LFI (Ländliches Fort-bildungsinstitut).

Der Mensch macht die RegionHinter den Erfolgsgeschichten der 49 Projekte miteiner Investitionssumme von 7,5 Millionen Euro inzweieinhalb Jahren steckt ein besonderer Men-schenschlag: die KernländerInnen. Eine Studie be-legt, dass der „Prototyp“ fleißig ist, auf Tradition setztund seine Landschaft liebt. Um die weithin begehrtenKernländer Arbeitskräfte in der Region zu halten,arbeitet ein Team unter der Leitung von ChristophWolf an der Entwicklung eines Telearbeit-Projekts,mit dem man Arbeitsplätze daheim oder in einem„Coworking Space“ schaffen möchte.

Das Silicon Valley von ÖsterreichIm Kernland gibt es auch Raum für Internationalität.Professor Bruno Buchberger, Forscher des Jahres2010, weckte die Kernland-Gemeinde Hagenberg1989 aus ihrem Dornröschenschlaf und verwandeltesie sukzessive in ein österreichisches Silicon Valley.Der von ihm gegründete Softwarepark Hagenberg istweltweit einer der dynamischsten und erfolgreichs-ten Technologieparks, der Wirtschaft, Forschung undAusbildung im Bereich Software verbindet.

Landesausstellung als Chance2013 wird die grenzüberschreitende Landesausstel-lung in den Regionen Mühlviertel und Südböhmenstattfinden. Ausstellungsorte werden Freistadt, BadLeonfelden, Krumau und Hohenfurth sein. Im Rahmendieser Landesausstellung soll das gemeinsame kul-turelle Erbe zwischen Donau und Moldau in den Mit-

Conny Wernitznig,

LAG Mühlviertler Kernland,

Geschäftsführerin

Maria Knapp,

Bezirksrundschau,

Redaktion Freistadt

Page 62: ausblicke 1.11 - Wald: Magazin fuer laendliche Entwicklung

60 ausblicke 1|11 International

Wer gehört dem Netzwerk an?Alle auf nationaler Ebene tätigen Akteurinnen undAkteure, deren Tätigkeit zum Erfolg des Programmsfür die Entwicklung des ländlichen Raums beiträgt,sind als Mitglieder des Netzwerks willkommen. DasNetzwerk hat bereits etwa 100 Mitglieder, und dieZahl nimmt weiter zu. Die schwedischen Regionalbe-hörden sind ebenso automatisch Mitglieder desNetzwerks wie die 63 schwedischen Leader-Grup-pen. Andere Organisationen müssen um Mitglied-schaft ansuchen.

Was ist der Zweck des Netzwerks?In seiner Unterstützung der Umsetzung des schwedi-schen Programms für die Entwicklung des ländlichenRaums 2007–2013 bemüht sich das Netzwerk, eineganzheitliche Sicht zu fördern, indem esf den Austausch von Informationen, Erfahrungen

und methodischen Ansätzen verbessert;f den Dialog der nationalen Akteure mit den

lokalen und regionalen Akteuren, die ander Umsetzung des Programms für ländlicheEntwicklung teilnehmen, ausbaut;

f den Dialog und die Zusammenarbeit mit Akteurenin anderen Ländern fördert;

f die Verbindungen zwischen Regionalpolitik,regionaler Wachstumspolitik und Umweltpolitikstärkt.

Das Sekretariat des LändlichenNetzwerksDas Sekretariat des Ländlichen Netzwerks ist imLandwirtschaftsministerium angesiedelt. Das Minis-terium ist auch die für die Umsetzung des Programmsfür die Entwicklung des ländlichen Raums zuständigeBehörde. Der Vorstand des Netzwerks umfasst Ver-treterinnen und Vertreter von 13 Mitgliedsorganisa-tionen. Den Vorsitz führt ein Vertreter des Landwirt-schaftsministeriums. Der Vorstand gibt dem Netzwerkdie wesentlichen Tätigkeitsbereiche und Themen vorund beurteilt die vom Netzwerk vorgeschlagenen unddurchgeführten Maßnahmen.

Der wissenschaftliche Beirat fürländliche EntwicklungDas Ländliche Netzwerk und das schwedische For-schungsinstitut Formas haben gemeinsam einenwissenschaftlichen Beirat für ländliche Entwicklungeingerichtet. Dem Beirat gehören zehn Expertinnenund Experten aus unterschiedlichen Disziplinen an,

Ländliches Netzwerk SchwedenDas schwedische Ländliche Netzwerk wurde gegründet, um die Umsetzung des nationalen Programmsfür die Entwicklung des ländlichen Raums 2007–2013 zu unterstützen. Jessica Hagrd

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International ausblicke 1|11 61

GalaeventSeit 2009 veranstaltet das Ländliche Netzwerk einGalaevent mit Preisverleihung. Ziel der Veranstaltungist es, die besten Initiativen im Bereich der Umsetzungdes Programms für ländliche Entwicklung vor denVorhang zu holen. Im vergangenen Jahr fand die Galaim Rathaus von Stockholm statt, wo auch die meistenNobelpreise verliehen werden. Angaben über dieAnwärter auf einen Preis und vor allem über dieGewinner des Wettbewerbs werden nicht nur in ein-schlägigen Fachmedien, sondern auch über daseuropäische Netzwerk publiziert. Die Website desLändlichen Netzwerks www.landsbygdsnatverket.sebietet einen Überblick über die besten Teilnehmerin-nen und Teilnehmer in den Jahren 2009 und 2010.

Mehr Wissen über Zahlungen fürWaldumweltmaßnahmenDie Zahlungen für Waldumweltmaßnahmen über dasschwedische Programm für die Entwicklung des länd-lichen Raums werden von dem auch für Forstwirt-schaft zuständigen Ministerium für Unternehmen,Energie und Kommunikation verwaltet. Die forstwirt-schaftlichen Maßnahmen zielen auf die Erhaltung undden Ausbau der Biodiversität der Wälder und ihreskulturellen Erbes sowie die Vermehrung von hoch-wertigen Nadelholzflächen ab. Waldbesitzer werdenauf diesem Weg etwa dafür entschädigt, dass sieWald schlägern oder den Anteil von Totholz erhöhen.

Das Ländliche Netzwerk Schweden hat Kontaktezwischen dem zuständigen Ministerium, den regiona-len Verwaltungsbehörden und den 63 LAGs des Lan-des hergestellt oder erleichtert. Diese Verbindungenhaben dazu geführt, dass sich das Wissen über dasAngebot forstwirtschaftlicher Maßnahmen bei denbetroffenen Akteurinnen und Akteuren erhöht hat –was wiederum die Wirksamkeit des Programms fürdie Entwicklung des ländlichen Raums verbessert.

Good-Practice-Beispiele von Zahlungen fürWaldumweltmaßnahmen werden im Newsletter desNetzwerks publiziert. |||

Jessica Hagrd, Ländliches Netzwerk Schweden

welche die Aufgabe haben, die Forschung im Bereichder ländlichen Entwicklung zu verfolgen. Der Beirat,der im November 2008 ins Leben gerufen wurde, sollf Trends und Prozesse in der Gesellschaft im

Allgemeinen und in ländlichen Gebieten imBesonderen beobachten und die Umsetzung desProgramms für die Entwicklung des ländlichenRaums und dessen Auswirkungen verfolgen;

f im Dialog mit anderen Akteurinnen und Akteurendes Netzwerks feststellen, ob es im landwirt-schaftlichen Sektor von der Forschung nicht oderungenügend beleuchtete Bereiche gibt und wases mit diesen auf sich hat;

f untersuchen, ob Forschungsbedarf besteht,was etwa den Zusammenhang zwischenGemeinsamer Agrarpolitik, Kohäsionspolitik undsektoralen Strategien im Hinblick auf regional-politische Ansätze betrifft;

f sich bemühen, vermehrt Mittel für die Forschungim Bereich der ländlichen Entwicklung zulukrieren;

f bei Konferenzen des Ländlichen Netzwerksund dessen thematischen Arbeitsgruppenunterstützend wirken.

Zur Unterstützung des wissenschaftlichen Beiratswurde eine Koordinationsgruppe gegründet, der Ver-treter von Formas, des Ländlichen Netzwerks, derschwedischen Universität für Agrarwissenschaftenund des Landwirtschaftsministeriums angehören.

Der Beirat hat auch an den Vorbereitungen fürdie Forschungskonferenz „Die ländliche Zukunft desNordens“ im Mai 2010 mitgewirkt.

Thematische ArbeitsgruppenDas Netzwerk hat acht Arbeitsgruppen eingerichtet,die sich mit folgenden Themen befassen: Energie,Raumplanung, kulturelle Integration, Jugend, lokaleFinanzierung, Unternehmertum, Agrarumweltzahlun-gen sowie Förderung der Biodiversität und kulturellerWerte in homogenen ländlichen Regionen. JederGruppe gehören höchstens zehn bis fünfzehn Mit-gliedsorganisationen an. Die Aufgabe der Arbeits-gruppen besteht darin, die Zusammenarbeit und Lern-prozesse in bestimmten Themenbereichen zu fördern.

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ausblicke 1|11 Internationale Termine62

Internationale Termine

Deutschland25. Internationaler Workshop „Menschenbewegen – Regionen gestalten“12.–28. Juli 2011 > Herrsching, OberbayernDas deutsche Bundesministerium für Ernährung,Landwirtschaft und Verbraucherschutz veranstaltetjedes zweite Jahr den Internationalen Workshopfür Führungskräfte der Landjugendarbeit. Dieserfindet seit fünfzig Jahren in Herrsching amAmmersee statt. Landjugendführungskräfte ausaller Welt erhalten theoretische Unterstützung undAnregungen für die Praxis. In den vergangenenJahrzehnten wurden unzählige wertvolle Impulseund konkrete Projektideen zur Verbesserung derLandjugendarbeit in die Praxis umgesetzt.Nähere Informationen:www.international-herrsching-seminar.de/de/

FrankreichProtected Areas as Tools for RegionalDevelopment – Perspectives for Researchand Management13.–15. Oktober 2011 > Chartreuse Regional NaturePark, Rhône-AlpesZiel des Workshops ist es, Forschungsperspektivenfür die Auseinandersetzung mit Schutzgebietenund regionaler Entwicklung aufzuzeigen und zurErarbeitung neuer Themenschwerpunkte in diesemBereich beizutragen. Der Workshop richtet sichan WissenschaftlerInnen und in der Praxis tätigeFachleute der Regionalentwicklung, die sichunter anderem mit Schutzgebieten und deren Ver-waltung, regionalen Strategien, Tourismus undRegionalwirtschaft beschäftigen.Nähere Informationen:http://de.alparc.org/kalender/die-veranstaltungen-von-alparc/ws-research-regional-development

DeutschlandLINC Germany 201127.–30. April 2011 > Bad Schandau, SächsischeSchweizLINC ist eine Initiative von LAGs und nationalenNetzwerkstellen für die ländliche Entwicklung inÖsterreich, Deutschland, Estland und Finnland.Leitthema der diesjährigen LINC-Veranstaltungwird die „Regionale Kooperation in der ländlichenEntwicklung“ sein. In Workshops können sich dieTeilnehmerInnen mit Themen wie Grund- undNahversorgung, Mobilität, (Um-)Nutzung ländlicherGebäude und Inwertsetzung von Natur undLandschaft beschäftigen. Zudem werden Good-Practice-Beispiele zur regionalen und transnationa-len Kooperation präsentiert. Vertreter der EU-Kommission berichten von den sich für Leadernach 2013 abzeichnenden Entwicklungen.Nähere Informationen:www.info-linc.eu/ ger_ de/ Germany-2011

SchweizThe Role of Payments for EcosystemServices in the Green Economy4.–5. Juli 2011 > GenfDer Workshop konzentriert sich auf die Länder,die der Wirtschaftskommission für Europa derVereinten Nationen angehören (Europa, GUS, USA,Kanada, Israel). Thema werden Zahlungen fürverschiedene Ökosystemdienstleistungen sein.Der Workshop zielt darauf ab, Regierungsvertreterneinen Erfahrungsaustausch zu ermöglichen undeinen Überblick über die effektivsten Politiken undAnreize bei der Einführung von Zahlungen fürÖkosystemdienstleistungen zu bieten. Die Ergeb-nisse werden in einen Aktionsplan für Wälder unddie Green Economy einfließen, der bei der gemein-samen Sitzung des Holzausschusses der Wirt-schaftskommission für Europa und des EU-Forst-wirtschaftsausschusses der FAO im Oktober zurDiskussion stehen wird.Nähere Informationen:http://timber.unece.org/fileadmin/DAM/meetings/preliminary_agenda.pdf

Page 65: ausblicke 1.11 - Wald: Magazin fuer laendliche Entwicklung

Literatur- und Webtipps ausblicke 1|11 63

Literaturtipps

Wie viele Arten braucht der Mensch? Eine Spurensuche, hg. vom Bundesministeriumfür Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Grüne Reihe, Band 22,Böhlau Verlag 2010, ISNB 978-3-205-78516-3Gemessen an der Anzahl wild vorkommender Pflanzen- und Tierarten ist die Zahl derer, die vomMenschen heute genutzt wird, vor allem die seiner Haustiere und Kulturpflanzen, verschwindend gering.Kann man daraus schließen, dass die menschliche Spezies gar nicht so viele Arten benötigt, wieNaturschützer uns gerne wissen lassen? Oder zielt die Frage, wie viele Arten der Mensch braucht,am Eigentlichen vorbei?Nähere Informationen: http://publikationen.lebensministerium.at/publication/publication/view/3200/28587

Günter Salchner, Strategisches Management in der Regionalentwicklung.Ein Managementmodell für Leader-Gebiete, VDM Verlag 2010, ISBN 3-639-28042-3Die Leader-Methode stellt ein zentrales Instrument der ländlichen Entwicklung in Europa dar. Gemäßdieser Methode schließen sich Akteure aus unterschiedlichen sozioökonomischen Bereichen zu öffent-lich-privaten Partnerschaften, sogenannten Lokalen Aktionsgruppen, zusammen, um gemeinsam dieEntwicklung ihrer Region voranzutreiben. Evaluierungen auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene haben denLokalen Aktionsgruppen einen deutlichen Verbesserungsbedarf bei der strategischen Ausrichtungattestiert. Mit der Entwicklung eines entsprechenden Managementmodells für Leader-Gebiete versuchtdie vorliegende Arbeit, einen Beitrag zu konstruktiven Veränderungen zu leisten.Günter Salchner ist seit 2001 Regionalmanager und Leader-Manager der Tiroler Region Außerfern.

Christian W. Schaumann, Bewertungsansätze für Naturflächen ohne Marktwert.Welchen Wert haben die vom Klimawandel bedrohten Alpengletscher? Eine Analyseanhand des Hallstätter Gletschers, Master Thesis an der Donau-Universität KremsGletscher werden immer wieder als Anschauungsbeispiel für die Folgen des Klimawandels herangezogen.Fragen nach dem wirtschaftlichen Schaden durch das Abschmelzen der Gletscher bleiben dabei in derRegel unberücksichtigt. Da Naturflächen wie Gletscher oder Moore nicht gegen Geld gehandelt werden,sind Marktmechanismen und ihre Zuteilungsverfahren ausgeschaltet. Dies heißt jedoch nicht, dassderartige Güter keinen Wert haben. Die gegenständliche Arbeit verfolgt primär das Ziel, Bewertungs-ansätze aufzuzeigen und zum Problembewusstsein für den Wert derartiger Naturflächen bzw. Ökosystemebeizutragen.Nähere Informationen und Download: www.netzwerk-land.at/lum/neuigkeiten-medienberichte/bewertungsansaetze-fuer-naturflaechen-ohne-marktwert

Willkommen bei „Gutes vom Bauernhof“!Wer es gerne „bunt“ und „gsund“ hat, kauft direkt beim Bauern. Heimische Direktvermarkter bieteneine Vielzahl von schmackhaften und hochwertigen Lebensmitteln. Bäuerliche Direktvermarkter mit derMarke „Gutes vom Bauernhof“ garantieren geprüfte Qualität. Verkauft wird nur, was selbst angebautund geerntet sowie verarbeitet wurde. Die „Suchfunktion“ auf der Homepage ermöglicht es, in wenigenSchritten Direktvermarkter, Bauernmärkte, Bauernläden und Buschenschänken in der gewählten Regionzu finden.Nähere Informationen: www.gutesvombauernhof.at

Webtipp

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NWL-Veranstaltungen

Leader-Exkursion, Projektbesichtigungenin den Regionen Mostviertel Mitte undMoststraße23.–24. Mai 2011Die TeilnehmerInnen dieser Leader-Exkursionwerden die Möglichkeit haben, Projekte zubesichtigen und kennenzulernen, die sich unteranderem mit regionalen Produkten als Fokusder regionalen Entwicklungsstrategie, erneuerbarerEnergie, Mobilität im ländlichen Raum,Tourismusmarketing und Jugend beschäftigen.www.netzwerk-land.at/leader/veranstaltungen

Tagung „Gemeinsam stark: Ansätze füreine effizientere Zusammenarbeit zwischenSchutzgebieten“30. Juni 2011 > KlagenfurtDie Tagung zielt darauf ab, auf bereits bestehendeAnsätze zur organisatorischen Vernetzung zwischenSchutzgebieten in Österreich hinzuweisen undanhand von zusätzlichen Beispielen aus demAusland zu zeigen, welche Vorteile Vernetzungbringen kann. Zudem werden Finanzierungsinstru-mente für die Vernetzungsarbeit thematisiert undin offenen Diskussionen Pläne entwickelt, wieSynergien im Bereich der Schutzgebietsbetreuungwahrgenommen und genutzt werden können.www.netzwerk-land.at/umwelt/veranstaltungen/schutzgebietstagung2011

Gemeindeübergreifende Kooperation4.–5. Juli 2011 > St. Johann im PongauGemeinsame Beschaffung, Infrastruktur und Stand-ortentwicklung sowie Fragen der Raumordnung,der regionalen Entwicklung und der Bereitstellungvon Mobilitätsdienstleistungen und Energie stehenim Mittelpunkt dieser Veranstaltung. Auch dasheikle Thema „Gemeindefusion“ wird behandelt.www.netzwerk-land.at/leader/veranstaltungen

Netzwerk-Land-Jahrestagung 2011Herbst 2011 > LambachDie diesjährige Jahreskonferenz von Netzwerk Landteilt sich in zwei Blöcke: Am ersten Tag stehen dasProgramm für ländliche Entwicklung und NetzwerkLand im Mittelpunkt. In diesem Zusammenhang wirddas Jahresthema „Wettbewerbsfähigkeit“ aufbe-reitet und ein aktueller Einblick in die Diskussion zurZukunft der GAP geboten; zudem werden Vernet-zungsbeispiele wie „Landwirtschaft und Leader“,„Naturschutz und Leader“ und „Forstwirtschaft undLeader“ präsentiert. Im Rahmen der Jahreskonfe-renz erfolgt auch die feierliche Verleihung des Netz-werk Land Agrar.Preises 2011. Am zweiten Tagfindet das Leader-Forum statt. Neben einem Rück-blick auf die Erfahrungen der letzten Jahre bzw.einer Leistungsbilanz werden Zukunftsszenarien fürdie Zeit nach 2013 Thema sein. Zusätzlich zu Inputsvon österreichischen und europäischen ExpertInnensind vor allem Präsentationen von innovativenLeader-Projekten aus allen Bundesländern vorge-sehen.www.netzwerk-land.at/netzwerk/jahreskonferenz2011

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AbbildungsnachweisSeite 1: BMLFUW/Newman, © zobeedy – Fotolia.com (Baum);Seite 2, 32 +33 (Bild oben): Johannes Schima; Seite 3, 7, 9, 38+39:Galerie ZS art KunstRaum; Seite 4+5: Simone – Pixelio.de; Seite10: Christoph Leditznig – Wildnisgebiet Dürrenstein; Seite 11,12, 28+29, 34, 35: BMLFUW/Rita Newman; Seite 13: © mirpic –Fotolia.com; Seite 16: Dieter Haugk – Pixelio.de; Seite 16+17:NFI – Anita Pinter; Seite 18+19: Claudia Heck – Pixelio.de;Seite 20+21: BMLFUW/S. Pérez; Seite 23: Albert Botka; Seite 26:proHolz – Schmölzer; Seite 31: Martin Wöhrle; Seite 32+33(Bild unten): Zentralstelle Österreichischer Landesjagdverbände;Seite 33: LFBÖ; Seite 36: ForestIndustries.EU; Seite 40: JohannesKaufmann; Seite 41: GriffnerHaus AG; Seite 42: © klikk –Fotolia.com; Seite 43: © Georgi Roshkov – Fotolia.com,www.designwissen.net/seiten/stuhl-no-14; Seite 44 (v. l.n. r.):B. Stolze – Pixelio.de, Kompetenzzentrum Holz GmbH;Seite 44+45: Kompetenzzentrum Holz GmbH; Seite 45: BMLFUW/Kern; Seite 47: Bergholz; Seite 48+49, 52, 53: Netzwerk Land;Seite 50: ÖKL; Seite 51 (v. l.n. r.): ÖKL, Familie Wellinger;Seite 54: Kuratorium Wald; Seite 55 (Bild oben): Hohenberg;Seite 56+57: LAG Regionalentwicklung Pillerseetal-Leogang;Seite 58+59: LAG Mühlviertler Kernland; Seite 62+63: Kurt Michel– Pixelio.de; Seite 64: © zobeedy – Fotolia.com.Umschlagvorderseite: © siggi – Fotolia.comUmschlaginnenseite: Galerie ZS art KunstRaumUmschlagrückseite: Hans Glader – Wildnisgebiet Dürrenstein

Alle übrigen Bilder wurden von den AutorInnenzur Verfügung gestellt.

ausblicke – Magazin für ländliche Entwicklung ist die zweimaljährlich erscheinende Zeitschrift von Netzwerk Land.Inhalt: Informationen zu Themen der ländlichen Entwicklungund Neuigkeiten von Netzwerk Land und Partnernetzwerken.

Netzwerk Land ist die vom Bundesministerium für Land- undForstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft eingerichteteServicestelle zur Begleitung und Vernetzung des Österreichi-schen Programms für die Entwicklung des ländlichen Raums2007–2013. Mit der Durchführung des Vernetzungsauftrageswurde eine Bietergemeinschaft aus den PartnerorganisationenAgrar.Projekt.Verein, Umweltdachverband und ÖAR-Regional-beratung betraut.

Namentlich gekennzeichnete Texte geben nicht unbedingtdie Meinung der Redaktion wieder.

© Netzwerk Land, April 2011

Medieninhaber und HerausgeberAgrar.Projekt.Verein im Auftrag des Bundesministeriums fürLand- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft,Dresdner Straße 70, A-1200 Wien, Tel. 01/332 13 38-14,[email protected]

RedaktionHemma Burger-Scheidlin (Umweltdachverband)Luis Fidlschuster (ÖAR-Regionalberatung)Gregor Grill (Landwirtschaftskammer Österreich)Christian Jochum (Agrar.Projekt.Verein)Michael Proschek-Hauptmann (Umweltdachverband)Michaela Rüel (Agrar.Projekt.Verein)

LektoratWolfgang Astelbauer, Karin Astelbauer-Unger

Grafische Konzeptionneuwirth+steinborn

Gestaltung und LayoutAndrea Neuwirth, Büro für visuelle Gestaltungwww.andreaneuwirth.atMitarbeit: Gabriel Fischer

DruckRemaprint, Wien

PapierDieses Magazin ist auf Claro bulk 135 g/m2 undMunken Pure Rough 300 g/m2 , PEFC-zertifiziertenPapieren, gedruckt.

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