Ausgabe 1 | Dezember 2011 Augenklinik Aktuell · Aus Den fAChBereiChen V or 165 Jahren beschrieb...

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| 1 Liebe Kolleginnen und Kollegen, vielen Dank für Ihr Interesse an unse- rer Fortbildungsveranstaltung „Minimal- invasiv – Maximaleffektiv?“ am 25. Mai 2011. In diesem ersten Newsletter der Augenkli- nik des Universitätsklinikums Düsseldorf haben wir für Sie und alle Kolleginnen und Kollegen, die nicht an dieser Düsseldorfer Fortbildung für Augenärzte teilnehmen konnten, die Beiträge zusammengefasst. Wir wollen Ihnen hiermit einen Über- blick über die aktuellen klinischen und wissenschaftlichen Entwicklungen unserer Klinik ermöglichen. Sollten Sie Wünsche für zukünftige News- letter-Ausgaben haben, so kommen wir diesen sehr gerne entgegen. Schicken Sie uns Ihre Anregungen – natür- lich auch bzg. der Klinik selber – über die im Impressum ganannte Email-Adresse. Mit freundlichen Grüßen AUGENKLINIK AKTUELL Ausgabe 1 | Dezember 2011 INFORMATIONEN FÜR NIEDERGELASSENE KOLLEGEN Newsletter der Augenklinik des Universitätsklinikums Düsseldorf Univ.-Prof. Dr. G. Geerling Direktor der Augenklinik AUS DEN FACHBEREICHEN Keratoplastik – Wann lamellär, wann perforierend? (Prof. Dr. Gerd Geerling) Kollagenquervernetzung bei Keratokonus (Bernhard Ralla, Assistenzarzt; Prof. Dr. Gerd Geerling) Minimally Invasive Strabismus Surgery (MISS) nach Mojon (Dr. Franz-Andreas Kaszli) Möglichkeiten und Grenzen der 23-Gauge Vitrektomie (PD Dr. Rainer Guthoff, Stellvertr. Direktor und Leiter Retinologie) AUS DER FORSCHUNG „Comrade-Studie“ – Dexamethason vs. Ranibizumab bei retinalen Venenverschlüssen (Dr. Anja Lux, Oberärztin) „Sansika-Studie“ – Cyclosporin A Tropfen in der Therapie des trockenen Auges (Thomas Kim) ORGANISATORISCHES Vorankündigungen Sprechstundentage UKD Universitätsklinikum Düsseldorf

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Liebe Kolleginnen und Kollegen,

vielen Dank für Ihr Interesse an unse-rer Fortbildungsveranstaltung „Minimal-invasiv – Maximaleffektiv?“ am 25. Mai 2011.In diesem ersten Newsletter der Augenkli-nik des Universitätsklinikums Düsseldorf haben wir für Sie und alle Kolleginnen und Kollegen, die nicht an dieser Düsseldorfer Fortbildung für Augenärzte teilnehmen konnten, die Beiträge zusammengefasst. Wir wollen Ihnen hiermit einen Über- blick über die aktuellen klinischen und wissenschaftlichen Entwicklungen unserer Klinik ermöglichen.Sollten Sie Wünsche für zukünftige News- letter-Ausgaben haben, so kommen wir diesen sehr gerne entgegen. Schicken Sie uns Ihre Anregungen – natür-lich auch bzg. der Klinik selber – über die im Impressum ganannte Email-Adresse. Mit freundlichen Grüßen

Augenklinik Aktuell

Ausgabe 1 | Dezember 2011

informAtionen für nieDergelAssene kollegen

newsletter der Augenklinik des universitätsklinikums Düsseldorf

Univ.-Prof. Dr. G. Geerling Direktor der Augenklinik

Aus Den FAchbereichen keratoplastik – Wann lamellär, wann perforierend? (Prof. Dr. gerd geerling)

kollagenquervernetzung bei keratokonus (Bernhard ralla, Assistenzarzt; Prof. Dr. gerd geerling)

minimally invasive strabismus surgery (miss) nach mojon (Dr. franz-Andreas kaszli)

möglichkeiten und grenzen der 23-gauge Vitrektomie (PD Dr. rainer guthoff, stellvertr. Direktor und leiter retinologie)

Aus Der Forschung

„Comrade-studie“ – Dexamethason vs. ranibizumab bei retinalen Venenverschlüssen (Dr. Anja lux, oberärztin)

„sansika-studie“ – Cyclosporin A tropfen in der therapie des trockenen Auges (thomas kim)

orgAnisAtorisches

Vorankündigungen sprechstundentage

UKDUniversitätsklinikumDüsseldorfUKDUniversitätsklinikum

Düsseldorf

Aus Den fAChBereiChen

Vor 165 Jahren beschrieb Mühlbauer erstmals die Technik der lamellären Keratoplastik (LK). Erst im Jahr 1905

berichtete Zirm dann über die erste erfolg-reiche perforierende Keratoplastik (PK). In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts-setzte sich die perforierende Keratoplastik auf Grund des technisch einfacheren Vor-gehens durch. Hierzu trug die Etablierung der qualitätskontrollierten Gewebekul-tur in Hornhautbanken, wie sie auch die Lions-Hornhautbank NRW seit langem an

der Augenklinik des Universitätsklinikums Düsseldorf anwendet, we-sentlich bei. Selbst bei günstigen Ausgangssituationen wie z. B. dem Keratokonus zeigt sich jedoch, dass bis zu 20% der Transplantate nach perforierender Keratoplastik innerhalb von 15 Jahren eintrü-ben. Die oft jungen Patienten benötigen deshalb im weiteren Le-bensverlauf eine zweite oder sogar dritte Transplantation.

Die Entwicklung neuer OP-Techniken hat die lamelläre Keratoplastik wieder zu einer interessanten Alternative gemacht [1]. Die neuen, uns zur Verfügung stehenden, Verfahren werden häufig als DALK, DS(A)EK oder auch DMEK abgekürzt. Die DALK („deep anterior la-mellar keratoplasty“) ist eine endothelschonende Technik zur vor-deren lamellären Keratoplastik bei Keratektasien und Trübungen im vorderen Hornhautstroma. Die intraoperative Separation der Desce-metlamelle vom Stroma durch eine intrastromale Luftinjektion („Big Bubble“) macht den Erhalt des gesunden Endothels des Empfängers möglich, so dass ein Transplantat ohne Spenderendothel verwendet werden kann. Dieses Verfahren umgeht dadurch insbesondere die Gefahr einer endothelialen Immunreaktion. Durch die unmittelbare Apposition von Spenderstroma auf Empfänger-Descemet wird eine optisch störende Narbe im lamellären Wundspalt vermieden und so

vergleichbare Visusergebnisse wie bei der perforierenden Kera-toplastik erzielt [2]. Bei primär isoliertem Endothelversagen kann die DS(A)EK („Descemet stripping automated keratoplasty“) heute bereits als etabliertes, standardisiertes Verfahren der posterioren la-mellären Keratoplastik angesehen werden. Die Präparation des Spenderlentikels erfolgt mit Hilfe eines Mikrokeratoms („au-tomatisiert“ = DSAEK) oder manuell (DSEK) [3]. Beide Ver-fahren sind indiziert bei Fuchs‘scher Endotheldystrophie und Pseudophakie-bedingter bullöser Keratopathie. Dabei wird das Transplantat durch einen kleinen, Katarakt-OP-ähnlichen, Tun-nelschnitt implantiert und lediglich durch eine Luftblase an der Hornhautrückseite fixiert. Hohe postkeratoplastische Astig-matismen oder auch expulsive Blutungen sind bei posteriorer lamellärer Keratoplastik deutlich seltener, da die vorderen 95% der Empfängerhornhaut erhalten bleiben. Zur Vermeidung einer Dislokation der Spenderscheibe ist eine kurzfristige postope-rative Rücklagerung wichtig. Die DMEK („Descemet membrane endothelial keratoplasty“) ist ein noch junges Verfahren, bei dem lediglich die Descemet-Lamelle mit Endothel transplan-tiert wird. Auf Grund der Eigenelastizität des Transplantates rollt es sich auf und löst sich schneller vom Wirtsstroma wieder ab. Daher werden bei dieser Technik häufiger weitere korrigie-rende Eingriffe und ein längerer stationärer Aufenthalt erfor-derlich. Steroide sollten nach LK unverändert wie nach PK langfristig gegeben werden. Neben den o. g. Standardsituationen wird in der Augenklinik des Universitätsklinikums Düsseldorf ins-besondere bei schwieriger Ausgangssituation, wie bei schwer trockenem Auge oder präexistentem Glaukom häufiger lamellär operiert [4]. In größeren Kohortenstudien waren die Visuser-gebnisse von PK und LK vergleichbar. Allen lamellären Verfah-ren gemeinsam ist, dass die Rehabilitation des Patienten ins-gesamt beschleunigt wird.

keratoplastik – Wann lamellär, wann perforierend? Prof. Dr. gerD geerling

Literatur

[1] Geerling G, Duncker GI, Krumeich J, Melles GR (2005): Lamelläre Kera-

toplastik – Zurück in die Zukunft? Ophthalmologe 102: 1140-51

[2] Geerling G, Seitz B (2005): Keratoplastik – Eine vereinfachte Klas-

sifikation/Terminologie zur Erfassung aktueller Operationskonzepte.

Klin. Monatsbl. Augenheilk. (2005) 222: 612-4

[3] Weller KK, Unterlauft JD, Geerling G: 1-Jahres-Ergebnisse nach poste-

riorer lamellärer Keratoplastik mit manuell disseziertem Spendermaterial.

Klin. Monatsb. Augenheilkd. (2010) 227: 460-6.

[4] Unterlauft JD, Weller K, Geerling G (2010): A 10.0-mm Posterior Lamel-

lar Graft for Bullous Keratopathy in a Buphthalmic Eye. Cornea 29: 1195-8.

univ.-Prof. Dr. gerd geerling

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Aus Den fAChBereiChen

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Die Kollagenquervernetzung mittels Riboflavin und UV-A-Bestrahlung ist eine neue Therapie, die jetzt

an der Augenklinik des Universitäts-klinikums Düsseldorf zur Verfestigung der Hornhaut bei Keratektasien, wie Keratokonus, Keratotorus oder Kera-toglobus angeboten wird. Weiterhin liegen Berichte über eine erfolgreiche Anwendung bei post-LASIK-Keratekta-sien, progressiven mikrobiellen Ulzera und bullösen Keratopathien vor. Der

Keratokonus stellt jedoch die häufigste Indikation dar.

Das Prinzip der Kollagenquervernetzungsbehandlung besteht aus der Applikation von UV-A Licht und Riboflavin (Vitamin B2) in Tropfenform. Die dadurch ausgelöste photooxidative Reaktion führt zur Ausbildung von inter- und intrafibrillären kovalenten Bindungen („cross-links“), die das Kollagengerüst der Hornhaut stabilisieren. Es ist wichtig zu beachten, dass das Ausmaß und die Geschwin-digkeit der Keratokonusprogression variabel und schwierig vor-hersehbar ist. In einer großen multizentrischen Studie an über 1.200 Patienten wurde eine mittlere Progression von 0,2 D ± 0,6 D / Jahr nachgewiesen. Nur ca. 20% der Betroffenen benötigen im Krankheitsverlauf eine Keratoplastik. Die Indikation zur Kolla-genquervernetzungstherapie sollte daher nur bei nachgewiesener Krankheitsprogression gestellt werden.Als Zeichen einer Progression fordern wir neben einer rein subjek-tiven Sehverschlechterung entweder • eine Verschlechterung des bestkorrigierten Visus um zwei

Zeilen oder mehr im Verlauf der letzten 12 Monate, • die Notwendigkeit einer neuen Kontaktlinsen-Anpassung

mehr als 1x in den letzten zwei Jahren,

• eine Änderung des sphärischen Äquivalents um >0,5 dpt,• eine Zunahme des max. K-Wertes um >1 dpt in den letzten

zwei Jahren in der Hornhaut-Topographie • eine Abnahme der Hornhautmittendicke von mindestens

30µm oder eine Rückflächen-radiusabnahme um >0,1mm. Andernfalls sollte zunächst der weitere Verlauf beobachtet werden.Der Eingriff wird nach Lokalanästhesie mittels Abrasio durchge-führt. Anschließend wird Riboflavin 0,1% AT alle 5 min für 30 min appliziert, bevor die Bestrahlung mit UV-A Licht erfolgt. Post-operativ wird der Patient mit einer therapeutischen Kontaktlinse und Antibiotikum bis zum Epithelschluss, danach mit topischen Steroiden für drei, sowie Benetzungsmitteln für sechs Wochen versorgt. Die Anpassung neuer formstabiler Kontaktlinsen sollte frühestens nach 4-6 Monaten erfolgen, da sich postoperativ die Hornhautradien langsam ändern.Zur Wirksamkeit der Kollagenquervernetzung existiert eine Viel-zahl von klinischen Studien, die eine Abnahme der maximalen K-Werte sowie eine Verbesserung des bestkorrigierten Visus zeigten. Die Anzahl der Patienten mit langjähriger Verlaufsbeobachtung ist jedoch bislang noch gering. Im eigenen Patientengut fand sich über zwei Jahre an insgesamt 46 Augen eine Abnahme der maxi-malen K-Werte um 1,24 D und eine Zunahme des bestkorrigierten Visus um eine Zeile im ersten Jahr, mit jeweils stabilem Befund im zweiten Jahr [1].Als Komplikationen wurden neben einer regelmäßig beobachte-ten, subepithelialen Narbenreaktion in seltenen Fällen ein Vor-derkammerreiz, ein Hornhautinfiltrat oder auch eine reaktivierte Herpeskeratitis beschrieben. Wir selbst haben jedoch auch einen Fall einer perakuten Hornhauteinschmelzung bis hin zur Perfora-tion und Notwendigkeit der Keratoplastik á chaud nach Kollagen-vernetzung beobachtet.Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Kollagenquervernet-zung bislang die einzige nicht-symptomatische Therapieoption für progrediente Keratektasien darstellt. Sie ist relativ risikoarm, dennoch sollte die Indikation nur bei progredienter Erkrankung gestellt werden. Bei Erstvorstellung eines Patienten in unserer Klinik ist es daher sehr hilfreich, wenn dem Patienten ausführli-che Vorbefunde mitgegeben werden.

kollagenquervernetzung bei keratokonusBernhArD rAllA, AssistenzArzt; Prof. Dr. gerD geerling

Bernhard ralla

Literatur

[1] Kampik D, Koch M, Kampik K, Geerling G (2011): Riboflavin/UV-

A Kollagen Cross-Linking (CXL) bei Keratoconus: 2-Jahresergebnisse.

Klin. Monbl. Augenheilkd. 2011 Jun;228(6):525-530.

Aus Den fAChBereiChen

erstmals publizierte Daniel Mojon (St. Gallen, Schweiz) die „MISS“ Technik im Jahre 2007 [1]. Er wies dabei ausdrücklich darauf hin, dass der belgische Augenarzt Gobin schon in einem

anderen Zusammenhang die Möglichkeit der Kleinschnitttechnik er-wähnte. Gobin beschrieb 1994 als erster die Rücklagerung gerader Augenmuskeln an einer Schlinge durch zwei kleine Schnitte neben dem Muskelansatz (para-insertionale Schnitte) [2].

Die operative Vorgehensweise im Rahmen der „MISS” hat folgende Regeln als Grundlage: • Bindehauteröffnung fern vom Limbus,• Bindehauteröffnung nur dort, wo es chirurgisch notwendig ist,• Minimierung der Bindehauteröffnungen durch Schlüsselloch- technik,• Untertunnelung zur Präparation zwischen zwei Minischnitten,• Erweiterung der Schnitte falls chirurgisch erforderlich,• Minimierung der perimuskulären Gewebsdisruption. Die Einsatzgebiete der „MISS” liegen im Bereich von:• Rücklagerung, Faltungen und Resektionen der geraden Augen-

muskeln,• Rücklagerung und Faltung der schrägen Augenmuskeln,• Revisionsoperationen, retroäquatoriale Myopexie, Transpositio- nen.Die Vorteile der Methode liegen in der geringeren postoperativen Entzündungsreaktion und damit in einem reizärmeren Vorderab-schnittsbefund. Es kommt kaum zu Benetzungsstörungen und die

limbale Gefäßearkade wird geschont. Bei Revisionsoperationen kann der Zugang so gewählt werden, dass der Kleinschnitt neben den Vernarbungen erfolgt. Ein geringeres Risiko für Ischämien des Vorderabschnitts wird beschrieben [3]. Die kürzere Verweil-dauer im Krankenhaus ist auch aus Kostengründen ein gutes Ar-gument für die „MISS“-Technik. Operationsstrecken von 4 bis 5 mm bei Rücklagerungen und Faltungen sind als ideale Indikation für die „MISS“ anzusehen. Die Methode kann auch mit einer Lupen-brille ausgeführt werden.Als Nachteil der Methode kann der Einsatz eines Operationsmi-kroskops sowie der erhöhte Zeitfaktor, insbesondere bei Anfän-gern, gewertet werden. Die Methode ist für unerfahrene Opera-teure nicht als Erstverfahren geeignet. Bei sehr jungen Patienten (Kleinkinder) mit viel Tenongewebe und älteren Patienten mit schon atrophischer Bindehaut stellt sich das operative Vorge-hen erschwert dar. Ein weiterer Nachteil der „MISS“ ist darin begründet, dass keine nachjustierbaren Nähte verwendet werden können. Dennoch wird die MISS von geübten Operateuren bei ausgewählter Indikation auch in unserer Klinik angewendet.

Minimally invasive strabismus surgery (Miss) nach MojonDr. frAnz-AnDreAs kAszli

P. D. Dr. rainer guthoff

Literatur

[1] Mojon DS: Comparison of a new, minimally invasive strabismus surge-

ry technique with the usual limbal approach for rectus muscle recession

an plication. Br. J. Ophthalmol 91(1), 76-82 (2007)

[2] Gobin MH, Bierlaagh JJM: Chirurgie horizontale et cycloverticale si-

multaneé du strabisme. Centrum voor Strabologie Anvers, Belgium 1994

[3] Kushner, BJ: Br. J. Ophthalmol. 2007;91;5

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Aus Den fAChBereiChen

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Vor genau 40 Jahren publizierte Mache-mer erstmals über

die Vitrektomie am ge-schlossenen System mit einem Cutter, in dem die Infusion integriert war. Der einzige Zugang da-für hatte einen entspre-chend großen Außen-durchmesser von 1,4mm

(=17 Gauge). Die Verteilung der Funktionen Infusion, Beleuchtung und Arbeitskanal auf drei Zugänge (3-Port-Vitrektomie) ab Mitte der 70iger Jahre erlaubte einen ver-kleinerten Außendurchmesser von 20 Gauge (= 0,9mm), was sich zum „Goldstandard“ entwickelte. Geringe Endophthalmitisraten, Entwicklungen und Weiterentwicklungen von Endolaser, Endotamponaden und Op-tik begünstigten, dass die Vitrektomie zur zweithäufigsten intraokularen Operation nach der Kataraktoperation aufstieg. Im Vergleich zu den Anfängen der Vitrektomie stiegen die Indikationen und damit die An-forderungen an dieses Verfahren deutlich, was zur Entwicklung von kleineren Vitrek-tomiezugängen in transkonjunktivaler und transskleraler nahtloser Technik führte. Hierbei konnten sich die 25- und 23-Gau-ge-Vitrektomie-Verfahren (0,5, bzw. 0,6 mm Aussendurchmesser) etablieren, wobei

Möglichkeiten und grenzen der 23-gauge VitrektomiePD Dr. rAiner guthoff, stellVertr. Direktor unD leiter retinologie

P. D. Dr. rainer guthoff

bei letzterer die Handhabung aufgrund der höheren Instrumentensteifigkeit und durch höheren Volumendurchfluss der 20-Gauge-Vitrektomie näher kam. Diese nahtlosen Verfahren sind besonders bei der Makula-chirurgie aufgrund des Zeitgewinns bei der OP-Eröffnung und beim Verschluss sowie aufgrund des höheren Patientenkomforts durch fehlende Bindehaut- und Skleranaht vorteilhaft gegenüber der konventionellen 20-Gauge-Vitrektomie. Die postoperative Hypotonie, die nach 23- oder 25-Gauge häufiger auftritt, bessert sich meist schnell und spontan, und die Endophthalmitisraten sind nach neueren großen Serien vergleich-bar mit denen der 20-Gauge-Vitrektomie. Bei erweiterter Indikation der 23- und 25-Gauge-Vitrektomie für komplizierte Glaskörperchirurgie ist die Wertigkeit die-ser Verfahren jedoch noch offen, da deren Vorteile durch Nachteile beim eigentlichen Vitrektomievorgang relativiert werden. Hierbei fällt der Kostenfaktor gegenüber der 20-Gauge-Technik möglicherweise stär-ker ins Gewicht, da diese Indikationen ein größeres Instrumentenspektrum erfordern.

Zusammenfassung: Insbesondere bei der Makulachirurgie bevorzugen wir die 23-Gau-ge-Vitrektomie auf Grund kürzerer OP-Zeiten und höheren Patientenkomforts gegenüber der herkömmlichen 20-Gauge-Vitrektomie.

Aus Der forsChung

bei Venenver-s c h l ü s s e n des Auges

bezogen sich bis vor kurzem die Therapieempfeh-lungen auf die großen Venen-verschlussstudi-en, die „Central Retinal Vein Oc-

clusion Study“ (CRVOS) von 1995 und die „Branch Vein Occlusion Study“ (BVOS) von 1984.[1,2] Seit diesen Studien ist die Be-handlung von Neovaskularisationen und Is-chämien mit panretinaler Laserbehandlung fest etabliert. Die Behandlung des Maku-laödems nach venösen Verschlüssen bleibt allerdings weiterhin schwierig. Fokaler Gridlaser korrelierte nur mit einer Visusbes-serung im Falle von Venenastverschlüssen, nicht aber bei Zentralvenenverschlüssen.

Zur Behandlung des Makulaödems wurden in den letzten Jahren verschiedene Medi-kamente in den Glaskörper injiziert. Hierzu zählen Triamcinolon®, Macugen®, Avastin® und Lucentis®. Diese Medikamente sind für die Behandlung am Auge, bzw. bei Venen-verschlüssen allerdings in der off-label.Seit 2010 ist Ozurdex® als erstes Medika-ment zur Behandlung des Makulaödems nach venösen Verschlüssen zugelassen. Es handelt sich um Dexamethason (700µg) in einem Long-acting-Release System, was als 6mm langes Implantat mittels pars plana Injektion in den Glaskörper eingebracht wird. In der Ozurdex® Zulassungsstudie GENEVA zeigte sich eine Visusverbesserung um ≥15 Buchstaben bei 21%, 30%, 24% und 23% der Patienten 1, 2, 3 und 6 Mo-nate nach der Injektion bei Vorliegen eines Venenastverschlusses. Bei Zentralvenen-thrombosen verbesserten sich 21%, 29%, 18% und 18% um ≥ 15 Buchstaben nach 1,2,3 und 6 Monaten. [3]

Im Vergleich dazu erbrachte Lucentis® in der BRAVO Phase 3 Studie bei 33%, 40%, 50% und 61% der Patienten einen ≥ 15 Buchstabengewinn nach 1,2,3 und 6 Mona-ten bei Vorliegen von Ve-nenastverschlüs-sen. Bei Zentralvenenthrombosen (CRUISE Phase 3 Studie) besserte Lucentis® den Vi-sus in 25%, 38%, 37% und 48% der Fälle nach 1,2,3 und 6 Monaten. [4,5]Ein Vergleich der Studien GENEVA vs. BRA-VO /CRUISE würde Lucentis® den höheren und länger anhaltenden Visusgewinn zu-sprechen. Auf der anderen Seite wurde Lu-centis® monatlich injiziert, Ozurdex® nur halbjährlich. Das Steroid wiederum verur-sacht Sekundärglaukome. Zum Zeitpunkt der 2-Monatskontrolle nach Ozurdex®- Injekti-on zeigten 16% der Patienten einen Auge-ninnendruck von ≥ 25mmHg. [3] Aufgrund leicht abweichender Einschlusskri-terien und unterschiedlicher Studienproto-kolle können aussagekräftige Schlüsse im Vergleich der drei Studien kaum gezogen wer-den. Hierzu bedarf es einer direkten Gegen-überstellung von Lucentis® und Ozurdex® unter kontrollierten Studienbedingungen: Seit August 2011 wird an der Augenklinik der Universitätsklinik Düsseldorf die COM-RADE – B,C Studie durchgeführt. Es handelt sich um eine multizentische Phase 3 Studie zum direkten Vergleich von Ozurdex® mit Lucentis® bei der Behandlung des Makulaö-dems nach Ast- oder Zentralvenenverschlüs-sen. Mit dem neuen Faxanmeldeformular der Klinik (http://www.uniklinik-duesseldorf.de/augenklinik) können Patienten, die die folgenden Einschlusskriterien der Studie er-füllen, mit dem Vermerk „Comrade-Studie“ unter 0211 81-19557 angemeldet werden:

• Visusbeeinträchtigung aufgrund eines Makulaödems nach Ast- oder Zentralve- nenverschluss auf 0,05 bis 0,5• Zeit seit dem Verschluss höchstens 6 Mo- nate• Mindestalter 18 Jahre

„comrade-studie“ – Dexamethason vs. ranibizumab bei retinalen Venenverschlüssen

Dr. AnjA lux, oBerärztin

Dr. Anja lux

Literatur

[1] The Central Vein Occlusion Study Group M re-

port. Evaluation of grid pattern photocoagulation

for macular edema in central vein occlusion. Oph-

thalmology. 1995 Oct;102(10):1425-33.

[2] The Branch Vein Occlusion Study Group. Ar-

gon laser photocoagulation for macular edema in

branch vein occlusion. Am J Ophthalmol. 1984 Sep

15;98(3):271-82

[3] Haller JA, Bandello F, Belfort R, et al. Rando-

mized, sham-controlled trial of dexamethasone

intravitreal implant in patients with macular ede-

ma due to retinal vein occlusion. Ophthalmology.

2010;117:1134-1146

[4] Campochiaro PA, Heier JS, Feiner L, et

al. Ranibizumab for macular edema following

branch vein occlusion (BRAVO). Ophthalmology.

2010;117:1102-1112

[5] Brown DM, Campochiaro PA, Singh RP, et al.

Ranibizumab for macular edema following central

retinal vein occlusion (CRUISE). Ophthalmology

2010;117:1124-1133

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Aus Der forsChung

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Das trockene Auge oder Sicca Syn-drom stellt für die betroffenen Pa-tienten mitunter eine erhebliche

Beeinträchtigung der Lebensqualität dar. Entsprechend der aktuellen Definition ist das trockene Auge „eine multifaktorielle Störung von Tränenfilm und Augenober-fläche, welche mit physisch-psychischem Unbehagen oder visueller Beeinträchti-gung einhergeht. Inflammatorische Pro-zesse und ein hyperosmolarer Tränen-film sind wichtige Faktoren, die mit die-sem Krankheitsbild assoziiert werden.“ („Dry Eye Workshop Study Group 2007“). Es werden im Wesentlichen zwei große Gruppen: der Tränenmangel-Typ (Sjö-gren und Nicht- Sjögren artig), bzw. der evaporative Typ, der durch eine erhöh-te Verdunstung des Tränenfilms infolge fehlerhafter Zusammensetzung des Trä-nensekrets bedingt ist, unterschieden. Die Therapieoptionen reichen von der reinen Substitution (Tränenersatzmittel, TEM) in unterschiedlichen Zusammenset-zungen und Darreichungsformen, über antibiotische Therapien, die die patho-logische Zusammensetzung der Hautflora zum Ziel haben (vor allem bei seborrho-ischer Dermatitis), Punctum plugs, bzw. Verödung der Tränenpünktchen, die den Verbleib der vorhandenen Tränen auf der Augenoberfläche verbessern sollen, Nah-rungsergänzungsmittel (z. B.: Omega 3 Fettsäurehaltige Kapseln), Lidkantenpfle-geprodukte, die darauf abzielen die Quan-tität und Zusammensetzung des Meibom-drüsensekretes zu optimieren, bis hin zu bedeckenden Spezialbrillen, und in den al-lerschwersten Fällen speziellen Augentrop-fen mit epitheliotrophen Faktoren. Wichtig ist es in diesem Zusammenhang, die mul-tifaktorielle Genese des trockenen Auges nicht außer Acht zu lassen. Oftmals ist es erforderlich, unterschiedliche, einander er-gänzende, Therapiekonzepte miteinander zu kombinieren.

Bezüglich der antiinflammatorischen The-rapie stehen bislang nur steroidhaltige AT zur Verfügung, die bei dauerhafter An-wendung bekanntermaßen zu Problemen (Steroid Response, Cataractbildung, etc.) führen können. Als Steroid-sparende Mittel kämen prinzipiell noch die NSAR in Frage, die sich jedoch aufgrund ihrer Epitheltoxi-zität nicht in der Dauertherapie des trok-kenen Auges etablieren konnten. Kommer-ziell stehen zumindest in den USA bereits seit mehreren Jahren cyclosporinhaltige Augentropfen (Restasis) zur Verfügung, mittlerweile auch als Generikum, die ihre antiinflammatorische Wirkung über die In-hibition von Calzineurin entfalten. Bislang sind diese Präparate jedoch nicht auf dem europäischen Markt erhältlich, sondern müssen speziell hergestellt werden. Unser Haus beteiligt sich im Rahmen einer europäischen kontrollierten Pha-se III Studie der Fa. Novagali Pharma an der klinischen Erprobung einer CSA-Formulierung mit einer neu entwickel-ten Trägersubstanz, die lediglich einmal täglich angewendet werden muss. Auch für diese Studie können Sie Patienten, die die folgenden Einschlusskriterien der Studie erfüllen, mit dem Vermerk „Sansi-ka-Studie“ unter 0211 81-19557 per Fax anmelden( Formular unter (http://www.uniklinik-duesseldorf.de/augenklinik):

• Deutliche Symptome des trockenen Au- ges UND GLEICHZEITIG• Schirmer-Test ohne Lokalanästhesie von 2 bis 9 mm in 5 min. UND GLEICHZEITIG• Keratitis superficialis punctata der Horn- haut in der Fluoreszeinfärbung• Mindestalter 18 Jahre

„sansika-studie“ - cyclosporin A tropfen in der therapie des trockenen Auges

thomAs kim

sprechstunDentAgeAb sofort können Sie Ihre Patienten auch per Fax für unsere Sprechstunden anmelden. Bitte verwenden Sie hierzu das Faxformular, das Sie auf unserer Internetseite unter www.uniklinik-duesseldorf.de/augenklinik finden.

• Sprechstundentage der Allgemeinen Ambulanz – 0211 81-19557– (orange markiert)• Sprechstundentage der Sehschule – 0211 81-16248 – (blau markiert) • Sprechstundentage der Privatambulanz – 0211 81-16298 – (grau markiert)

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VorAnkünDigungen Folgende von der Ärztekammer zertifi-zierte Fortbildungen bieten wir an:

30.11.2011 Netzhaut-UpdateAm Mittwoch den 30.11.2011 um 17:15 Uhr findet der Augenärzteabend mit dem Thema: „Aktuelles zur Differentialdia-gnose und Therapie bei Uveitis“ statt. Über zahlreiches Erscheinen würden wir uns sehr freuen.

„Ophthalmologen-Tee“Jeweils am ersten Mittwoch des Monats (Ausnahme August) laden wir Sie recht herzlich zu unserer internen Fortbildung von 16.00–17.00 Uhr in den Hörsaal der Augenklinik (Geb. 13.75) zu Tee und Kuchen ein. • 7. Dezember 2011 Refrationsanomalien und Kontaktlin- senanpassung (Prof. Dr. G. Geerling/ Herr Haußer)

• 11. Januar 2012 Trauma – Internationale Klassifikation und Therapie (Dr. A. Lux)

• 1. Februar 2012 Tränenwegchirurgie (Videothek) (Prof. Dr. G. Geerling)

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