AUSGABE 10/2004 NEWSletter - Alzheimer und Demenz ... · PDF fileEDITORIAL Schluck- und...

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EDITORIAL Schluck- und Sprachstörungen bei Demenz AUSGABE 10/2004 NEWS NEWS letter 9. WORKSHOP IN BAD NAUHEIM Nicht mehr schlucken und nicht mehr sprechen zu können – eine erschre- ckende Vorstellung, die leider für viele Demenzkranke zur Wirklichkeit wird. Sprech- und Schluckstörungen sind Problemfelder bei Demenz, die nur selten zur Sprache kommen und von der Wissenschaft noch nicht bear- beitet werden. Umso mehr ein Grund, diese für die Lebensqualität der Patien- ten so wichtigen Störungen zum The- ma des 9. Workshops des Zukunfts- forums Demenz zu machen, der von Professor Ingo Füsgen in Bad Nauheim geleitet wurde. Beim Demenzkranken können sowohl Sprach- als auch Sprechstörungen auf- treten. Als Sprachstörung steht beim Demenzkranken ein Sprachverfall im Rahmen des hirnorganisch-geistigen Abbaus im Vordergrund. Aber auch Sprechstörungen, die als Dysarthrie oder Dysarthrophonie bezeichnet wer- den, finden sich beim Dementen. Damit sind gestörte Lautgebung (Arti- kulation), Atmung und Stimmgebung gemeint. An einer Sprach- und/oder Sprechstö- rung zu leiden, stellt unabhängig vom Krankheitsbild der Demenz eine starke psychische Belastung dar, die mit Min- derwertigkeitsgefühlen und Depressio- Liebe Leserin, lieber Leser, die Sprech- und Schluckstörun- gen bei Demenz wurden bisher kaum untersucht und sind im Bewusstsein der Ärzte nicht ver- ankert. Ganz anders sieht es für die Betreuer aus: Sie müssen tag- täglich Misstrauen und Missver- ständnisse aushalten, die durch die fehlende Kommunikations- fähigkeit der Kranken entstehen. Ein handfestes pflegerisches Pro- blem sind die Schluckstörungen. Für die Betreuer bedeutet es, dass trotz der langwierigen Pro- zedur des Fütterns dreimal am Tag Unterernährung und Aus- trocknung drohen, zudem besteht auch die Gefahr der Lungenent- zündung durch Verschlucken. Bei beiden Störungen können durch spezialisierte Therapeuten die verbliebenen Fähigkeiten lange aufrechterhalten werden. Doch diese Therapieoptionen sind vielen Ärzten nicht bekannt und eine flächendeckende Versorgung mit entsprechenden Spezialisten ist (noch) nicht erreicht. Ein weiteres Problemfeld für die Angehörigen sind die Rechtsfra- gen. Welche Ansprüche existieren gegenüber den Kranken- und Pflegekassen? Wie ist das mit dem Betreuungsrecht? Diese Fra- gen versucht das ZfD mit einer praxisorientierten Broschüre zu beantworten. Diese Tipps sollen dazu beitragen, dass auch die Angehörigen es ein bisschen leichter haben – für ein lebens- wertes Morgen! Angelika Ramm-Fischer, Zukunftsforum Demenz 9. Workshop des Zukunftsforums Demenz in Bad Nauheim Der Sprudelhof in Bad Nauheim nen einhergeht. Je weiter eine Demenz fortschreitet, umso stärker treten diese Störungen auf. Die Menschen verges- sen, wie man Sätze und Worte bildet, können Gegenstände und Personen nicht mehr benennen, weichen beim Reden zunehmend in Allgemeinplätze aus: „Das Ding da drüben“, „Jaja, das ist so“, „Du weißt schon ...“. Diese feh- lende Fähigkeit zur Kommunikation lässt die Demenzkranken ängstlich, ein- sam und misstrauisch werden. Da Sprachstörungen häufig erstes An- zeichen einer beginnenden neurologi- schen Erkrankung sind, kommt dieser Form der Kommunikationsstörung auch große diagnostische Bedeutung zu. Dr. Markus Gress-Heister, Schulungs- leiter für Logopäden, Kaiserslautern,

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EDITORIAL

Schluck- undSprachstörungen beiDemenz

AUSGABE 10/2004

N E W SN E W Sletter9. WORKSHOP IN BAD NAUHEIM

Nicht mehr schlucken und nicht mehrsprechen zu können – eine erschre-ckende Vorstellung, die leider fürviele Demenzkranke zur Wirklichkeitwird. Sprech- und Schluckstörungensind Problemfelder bei Demenz, dienur selten zur Sprache kommen undvon der Wissenschaft noch nicht bear-beitet werden. Umso mehr ein Grund,diese für die Lebensqualität der Patien-ten so wichtigen Störungen zum The-ma des 9. Workshops des Zukunfts-forums Demenz zu machen, der vonProfessor Ingo Füsgen in Bad Nauheimgeleitet wurde.

Beim Demenzkranken können sowohlSprach- als auch Sprechstörungen auf-treten. Als Sprachstörung steht beimDemenzkranken ein Sprachverfall imRahmen des hirnorganisch-geistigenAbbaus im Vordergrund. Aber auchSprechstörungen, die als Dysarthrieoder Dysarthrophonie bezeichnet wer-den, finden sich beim Dementen.Damit sind gestörte Lautgebung (Arti-kulation), Atmung und Stimmgebunggemeint. An einer Sprach- und/oder Sprechstö-rung zu leiden, stellt unabhängig vomKrankheitsbild der Demenz eine starkepsychische Belastung dar, die mit Min-derwertigkeitsgefühlen und Depressio-

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Sprech- und Schluckstörun-gen bei Demenz wurden bisherkaum untersucht und sind imBewusstsein der Ärzte nicht ver-ankert. Ganz anders sieht es fürdie Betreuer aus: Sie müssen tag-täglich Misstrauen und Missver-ständnisse aushalten, die durchdie fehlende Kommunikations-fähigkeit der Kranken entstehen.Ein handfestes pflegerisches Pro-blem sind die Schluckstörungen.Für die Betreuer bedeutet es,dass trotz der langwierigen Pro-zedur des Fütterns dreimal amTag Unterernährung und Aus-trocknung drohen, zudem bestehtauch die Gefahr der Lungenent-zündung durch Verschlucken. Bei beiden Störungen könnendurch spezialisierte Therapeutendie verbliebenen Fähigkeitenlange aufrechterhalten werden.Doch diese Therapieoptionen sindvielen Ärzten nicht bekannt undeine flächendeckende Versorgungmit entsprechenden Spezialistenist (noch) nicht erreicht. Ein weiteres Problemfeld für dieAngehörigen sind die Rechtsfra-gen. Welche Ansprüche existierengegenüber den Kranken- undPflegekassen? Wie ist das mitdem Betreuungsrecht? Diese Fra-gen versucht das ZfD mit einerpraxisorientierten Broschüre zubeantworten. Diese Tipps sollendazu beitragen, dass auch dieAngehörigen es ein bisschenleichter haben – für ein lebens-wertes Morgen!

Angelika Ramm-Fischer, Zukunftsforum Demenz

9. Workshop desZukunftsforumsDemenz in Bad

Nauheim

Der Sprudelhof in Bad Nauheim

nen einhergeht. Je weiter eine Demenzfortschreitet, umso stärker treten dieseStörungen auf. Die Menschen verges-sen, wie man Sätze und Worte bildet,können Gegenstände und Personennicht mehr benennen, weichen beimReden zunehmend in Allgemeinplätzeaus: „Das Ding da drüben“, „Jaja, dasist so“, „Du weißt schon ...“. Diese feh-lende Fähigkeit zur Kommunikationlässt die Demenzkranken ängstlich, ein-sam und misstrauisch werden. Da Sprachstörungen häufig erstes An-zeichen einer beginnenden neurologi-schen Erkrankung sind, kommt dieserForm der Kommunikationsstörung auchgroße diagnostische Bedeutung zu. Dr. Markus Gress-Heister, Schulungs-leiter für Logopäden, Kaiserslautern,

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hat diese vielfältigen diagnostischenMöglichkeiten bei diesem Workshop inBad Nauheim systematisch veranschau-licht. Vor allem machte er darauf auf-merksam, dass sich in einem gestütz-ten, offenen Gespräch Defizite wieWortfindungsstörungen, Reduktion dersprachlichen Ausdrucksmöglichkeitenoder des Sprachflusses besser feststel-len lassen als in einem strikten klassi-schen Arzt-Patienten-Interview. Wie sichdiese diagnostischen Erkenntnisse ineine individuelle Therapie umsetzen las-sen, machte Erika Sinz, Diplompäda-gogin aus der Geriatrischen Klinik inVelbert-Neviges, deutlich. Sie zeigte anBeispielen aus ihrer Berufspraxis, wel-che Möglichkeiten existieren und wel-che Erfolge sich bei Demenzkrankenmit Sprech- bzw. Sprachstörungen er-zielen lassen, vor allem in der Kombi-

nation aus aktivierenden Antidemen-tiva und einem individuellen Übungs-programm. „Demenzkranke sind häu-fig apathisch. Um sie zum Mitmachenjedweder Art von Trainingsmaßnah-men zu bringen, sind Antidementivamit einer antriebssteigernden Wirkung,z. B. mit dem Wirkstoff Memantine,günstig“, ergänzte der ModeratorProfessor Ingo Füsgen, Spezialist fürAlterskrankheiten aus Wuppertal. Beidiesen Sprachtrainings, z. B. ASTRAIN(Alzheimer-Sprach-Training), werdenLesen und Schreiben ebenso geübt wiedie Sprache selbst. Professor GerhardKöpf von der LMU München berichteteauf dem Workshop, dass die Teilnehmeran diesem von ihm entwickelten Sprach-trainingsprogramm zum Beispiel analogzu „Ottos Mops hopst ...“ (ein Gedichtvon Ernst Jandl) dichten „Hermanns

Hamster hastet ...“ oder in Wortspie-len zum Beispiel Lautwerte von Zahlenund Buchstaben zusammensetzen, wie3st = drei-st oder Sch0er = Sch-null-er.

Alzheimer-Kranke vergessen auch, wieman schluckt, bzw. können die ent-sprechenden Muskeln nicht mehr rich-tig koordinieren (immerhin sind amSchluckakt etwa 50 gepaarte Muskelnbeteiligt). Entsprechend oft weigernsich die Kranken zu essen oder ver-schlucken sich häufig, was mit schwe-ren gesundheitlichen Risiken, z. B. demeiner Lungenentzündung durch Speise-reste (Aspirationspneumonie), verbun-den sein kann. Und Schwierigkeitenbeim Schlucken können natürlich auchzu einer Unterversorgung mit Flüssigkeitund Nährstoffen führen.

Dr. Martin Jäger, leitender Arzt des ge-riatrischen Schwerpunkts am Kranken-haus Mosbach, stellte die diagnosti-schen Möglichkeiten bei Schluckstö-rungen von Dementen dar. Wichtig isthier die klinische Aufmerksamkeit, dennSymptome wie häufiges „Sich-Ver-schlucken“ oder Räuspern können aufeine Schluckstörung hinweisen. Auchapparative Möglichkeiten stehen beider Diagnostik zur Verfügung, z. B. dieVideoendoskopie, die Dr. Jäger eben-falls vorstellte. Als nahtlose Weiterfüh-rung berichtete Tanja Rittig, Schluckthera-peutin am Klinikum Karlsbad-Langen-steinbach, welch pflegerischer Aufwandbei Schluckstörungen notwendig ist,aber auch, welche praktischen Mög-lichkeiten sich hier bieten. Wichtig warFrau Rittig vor allem, dass Schluckthera-pie als Team-Aufgabe begriffen wird, indie auch die Angehörigen mit einge-

Frühes Krankheitsstadium

• langsames Sprechen

• Wortfindungsstörungen

• Benennstörungen

• den „roten Faden“ verlieren

• Vergessen des Dialog-themas

• häufiges Wiederholen ganzer Satzphrasen (Perseverationen)

• Störungen des Text-verständnisses

• „Konkretismus“, d. h. alles wird wörtlich verstanden

Frühes Krankheitsstadium II

• Reduktion komplexer sprachlicher Ausdrucksmittel und -verfahren – mehr Aktiv als Passiv – Gliederungssignale, z. B.

Stimme senken am Satz-ende

• gestörtes Eingehen auf den Kommunikationspartner

• kommunikative „Fertigware“

• Anpassungen – lineare Reihungen– grammatische Reduktionen

Mittleres Stadium

• ansteigende Anzahl von Wiederholungen – Satzphrasen, Worte, Silben

• weniger Präpositionen

• Wahl semantisch unpräziser Wortformen bzw. Prototypen

• Störungen im Hörverstehen

• Wiederholung der letzten Äuße-rung des Gesprächspartners (Satz, Wort, Silbe [Intrusion])

• Reduktion grammatischer Mittel auf das gerade notwendige Maß

Endstadium

• dramatische Einbrüche in Sprachproduktion und -rezeption

• Echolalie

• Mutismus (Verstummen)

Aber auch: • scheinbar korrekte Sprach-

produktion (phonologisch und syntaktisch), jedoch ohne Inhalte (sog. „leere“ Dialoge)

Bitte beachten! Leistungen von Demenzpatienten sind stark abhängig von: • emotionalem Zustand • allgemeinem Aktivationsniveau

Typische Sprachauffälligkeiten demenzieller Syndrome

Kommunikationsstörungen bei demenziellen Syndromen80 58 68 62 78 50 50 38 45 45 18 3 38

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nach Powell, 1995

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Quelle: Dr. M. Gress-Heister,Kaiserslautern

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AKTUALISIERTE BROSCHÜRE „DIE RECHTE DERKRANKEN- UND PFLEGEVERSICHERTEN“

IMPRESSUM

Herausgeber: Zukunftsforum DemenzHealth Care RelationsPostfach 11 13 5360048 Frankfurt

E-Mail: [email protected]

Redaktion: A. Ramm-Fischer

Kreation/DTP: H•W•Consult GmbH 60489 Frankfurt

Kleiner Wegweiser durchden Paragraphen-Dschungel – jetzt neu!

Die jüngste Gesundheitsreform hat auchden Demenzkranken und ihren Ange-hörigen einige Änderungen gebracht.Vor allem bei der gesetzlichen Kranken-versicherung hat sich im Bereich Zu-zahlungen seit dem 1. Januar 2004einiges verändert. Damit sich die be-treuenden Angehörigen bei den Fragen,die sich um die Ansprüche gegenüberden Kranken- und Pflegekassen drehen,verlässlich informieren können, wurdedie Broschüre des ZukunftsforumsDemenz aktuell überarbeitet.

Hilfestellung gibt die Broschüre auchbei allen praktischen Fragen, z. B. wieLeistungen aus der Pflegeversicherungbeantragt werden, welche Aufgabender MDK hat, was es mit den Zah-lungen aus dem Pflegeleistungsergän-zungsgesetz auf sich hat, was unterSach- und Geldleistungen zu verstehenist, ferner wird die Höhe des Pflege-geldes genannt.

Auch werden die Grundzüge unseresSozialversicherungssystems erläutert.Außerdem gibt es Tipps, wie der Be-such des Medizinischen Dienstes derKrankenkassen (MDK) vorbereitet wer-den kann, um eine möglichst objektiveEinstufung in die Pflegestufen zu errei-chen.

Außer den versicherungsrechtlichenProblemen entstehen auch noch weite-

bunden werden sollten. Zu diesemGesamt-Behandlungsteam gehörenÄrzte, Therapeuten, Pfleger, Sozialarbei-ter und ganz wesentlich die Betreuer,meist die Angehörigen der Kranken.Diesen pflegenden Betreuern – seienes Pflegekräfte oder Angehörige – fälltein wesentlicher Part in der Schluck-therapie zu: das Essen einzugeben(der Volksmund sagt „füttern“). Dennschlucken können heißt noch langenicht selbstständig essen können –auch das haben die Demenzkrankenhäufig verlernt. Das zubereitete Essenrichtig einzugeben will aber auch ge-lernt sein, damit der Kranke es über-haupt schlucken kann.

Essregeln bei Schluckstörungen 1. Gute Sitz- und Kopfhaltung 2. Ort der Nahrungsaufnahme so

reizarm wie möglich gestalten 3. Nicht mit dem Patienten während

des Essens „plaudern“ 4. Dem Patienten Zeit lassen zum

Essen 5. Nur kleine Bissen und Schlucke

eingeben. Nachschlucken lassen 6. Gut kauen lassen, auf Mundschluss

beim Schlucken achten 7. Der Mund muss leer sein, bevor

eine neue Portion eingenommen wird

8. Mundpflege nach jedem Essen 9. Der Patient soll mindestens 20 Min.

nach der Nahrungsaufnahme sitzen bleiben, um das Risiko der Aspirationvon pharyngealen Resten zu mini-mieren

Quelle: T. Rittig, Karlsbad-Langensteinbach

Fazit: Sprechstörungen können alserster Hinweis auf eine Erkrankungauftreten oder in Abhängigkeit vonder Form der Demenz auch erst sehrspät erscheinen. Gleiches gilt für dieSchluckstörung. Das grundsätzlicheVerständnis dieser Funktionsstörungenim Verlauf der Erkrankung liegt beiden Fachleuten vor, doch fehlt derzeitdie konsequente Umsetzung im Sinnevon Diagnostik und Therapie in dertäglichen Praxis.

re rechtliche Fragestellungen. Vor allemdie Frage, wer für den Kranken ent-scheiden darf, wenn er es selbst nichtmehr kann, beschäftigt Angehörige.Daher sind in der Broschüre auch einigeAbschnitte den Themen Vorsorgevoll-macht, rechtliche Betreuung, Patienten-verfügung und Testament gewidmet.

Die Broschüre „Die Rechte der Kranken-und Pflegeversicherten“ kann gegeneinen mit € 1,44 frankierten Rückum-schlag angefordert werden beimZukunftsforum Demenz Postfach 11 13 53 60048 Frankfurt am Main

Die Rechte der Kranken- und Pflegeversicherten

§§§§§

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Wer sich eingehender mit dem ThemaDemenzen beschäftigen möchte, dem könnenwir folgende Bücher empfehlen:

Professor Dr. David Aldridge von der Universität Witten-Herdecke stellt in seinem Buch Studien und Erfahrungenvon Musiktherapeuten zusammen. Das Buch bieteteinen umfassenden Einblick in die Musiktherapie alseine Möglichkeit, Erinnerungsvermögen, Gesundheitszustand und Identität vonMenschen, die an Demenz leiden, zu verbessern. So wird auch beschrieben, wieMusiktherapie auf dem Weg über Töne und Bewegung die Kommunikationfördert oder überhaupt erst ermöglicht. Das Buch wendet sich nicht nur anBetreuende und Familienangehörige von Demenzpatienten, sondern auch anall diejenigen, die sich in der Geriatrie mit Demenz und ganzheitlicher Behand-lung beschäftigen. David Aldridge (Hrsg.), „Music Therapy World – Musiktherapie in der Behandlungvon Demenzen“, 192 Seiten, erschienen bei Books on Demand GmbH,Norderstedt 2003, ISBN 3-8334-0145-1

Versorgungsnetzwerke sind oft eine Voraussetzung, damit alte Menschen länger inihrer häuslichen Umgebung leben können. Aus der Praxis stellt das Autorenteamum Stefan König ein real existierendes Kooperationsmodell zwischen Pflegedienst,Krankenhaus und vielen weiteren Partnern vor. Das Handbuch vermittelt Impulseund praxisnahe Hilfen zum Aufbau eines solchen Pflegenetzwerkes. Stefan König/Werner Hüning/Matthias Mört, „Praktizierte Versorgungsnetze,Vincentz Network“, 160 Seiten, August 2003, ISBN 3-87870-096-2

> > > Buchtipps > > >

einen Morbus Alzheimer zu entwickeln.Das lassen die Ergebnisse einer Studiemit mehr als 500 Männern vermuten.Eine Arbeitsgruppe um Dr. Susan M.Resnick vom National Institute ofAging in Baltimore in den USA hat bei574 Männern unter anderem die Blut-spiegel an freiem und Gesamt-Testos-teron über etwa 19 Jahre alle zwei Jahreuntersucht. Zudem wurde die Rate derAlzheimer-Erkrankungen registriert. BeiAnalyse der Daten beobachtete maneine lineare Assoziation zwischen freiemTestosteron und Alz-heimer-Risiko. Je nie-driger die Testosteron-Werte waren, destohöher war die Gefahr,an Demenz zu erkran-ken. Männer, bei de-nen eine Alzheimer-Demenz diagnostiziertwurde, hatten im Mit-tel nur halb so hoheSpiegel an freiem Tes-tosteron wie gesundeMänner.(Neurology 62 [2004],188, 10.2.04)

WISSENSCHAFTLICHES – KURZ NOTIERT

Kupfer reduziert Bildung von Alzheimer-Plaques

Die Alzheimer-Demenz steht mögli-cherweise mit einem Kupfermangel inVerbindung. Studien belegen, dass dieZufuhr von Kupferionen offensichtlichdie Bildung von Alzheimer-typischenAmyloid-Plaques reduziert. In Tierver-suchen belegten Forscher der Univer-sität des Saarlandes und der Freien Uni-versität Berlin, dass die Bildung von Amyloid-Ablagerungen (Plaques) verzö-gert werden kann, wenn die Tiere ver-stärkt Kupferionen bekamen. So bilde-ten Mäuse, bei denen Alzheimer ausge-löst worden war, weniger Amyloid,wenn ihr Trinkwasser mit Kupferionenangereichert wurde. Der Grund: Das Amyloid-Vorläuferprotein APP kannKupferionen an sich binden. In diesemFall entsteht weniger Amyloid, wie Ver-suche mit Zellkulturen ergaben. DieVermutung: Ist der Kupferspiegel immenschlichen Gehirn zu niedrig, kannAPP keine Bindungen mehr eingehen.Forscher der Universität des Saarlandesplanen jetzt eine Kupfer-Therapiestudiemit Alzheimer-Patienten. (PNAS 24 [2003], 14187, 28.11.03,Ärztezeitung)

Gehirn bildet selbst bei Alzheimer neue Nervenzellen

US-Forscher haben Hinweise darauf ge-funden, dass im Gehirn von Alzheimer-

Patienten neue Nervenzellen im Hippo-campus entstehen können. Bisher galt,dass sich Nervenzellen nach dem Kindes-alter nicht mehr vermehren können.Möglicherweise kommt es bei Alzhei-mer-Patienten als Reaktion auf den Zell-untergang im Hippocampus, in demGelerntes gespeichert wird, zu dieserNeubildung. Das berichten Forscherum Dr. David A. Greenberg aus Portlandim US-Staat Oregon, die Gehirne ver-storbener Alzheimer-Patienten unter-sucht haben. Möglich sei, dass dertherapeutische Effekt von Blockern desneuronalen NMDA-Rezeptors, etwaMemantine, darauf beruhe, dass durchdie Blockade die Nervenneubildungangestoßen wird. Bekannt ist bereitsaus tierexperimentellen Untersuchun-gen, dass Memantine vor dem Zell-untergang schützen kann. (Online-Ausgabe von PNAS, 15.1.04,Ärztezeitung)

Wenig männliches Hormon –viel Demenz?

Ältere Männer, bei denen wenig unge-bundenes Testosteron im Blut zirkuliert,haben möglicherweise ein erhöhtes Risiko,