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Ausgabe 2/2009 Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der Deutschen Olympischen Gesellschaft

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Ausgabe 2/2009Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundesund der Deutschen Olympischen Gesellschaft

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as Publikumsinteresse am großen Sportgeschehen steht,liebe Leserinnen und Leser, im krassen Gegensatz zu den

Besorgnis erregenden und immer häufiger auch katastrophalenEntwicklungen auf vielen Ebenen. Mag das Skandal-Szenarionoch so offensichtlich sein, man kommt zu dem Schluss: DieEreignislawine ist nicht zu stoppen, die Masse jubelt und fiebert,die Quote stimmt, und der Blätterwald rauscht. Nehmen wir dasBeispiel Doping. Längst vorbei die Zeiten, als eine Enthüllungoder Entlarvung die sportlichen Grundfesten erschütterte undÜberlebens- und Existenzfragen provozierte. Kreuz und querdurch die Sportarten verlaufen inzwischen die Orientierungslinienfür Manipulationen aller Art.

Und wenn Doping-Meldungen täglich die Ergebnislisten vervoll-ständigen, werden sie zum Langweiler, der die allgemeine Jubel-stimmung aber keineswegs stört. Sensationscharakter in deröffentlichen Wahrnehmung haben dann allenfalls noch Beiträge,die das Einhergehen von schlimmsten Befürchtungen mit derRealität des Sportalltags nachweisen. Weit scheint es jedenfallsnicht mehr bis zu den Monster-Rekorden, die von Rekord-Monstern erzielt werden. Kritische Geister vermuten sogar, dassgenau die Etappe auf dem Irrweg des internationalen Sports inder einen oder anderen Disziplin schon erreicht ist. Auch in dieserOF-Ausgabe kommen wir nicht umhin, dem Komplex Doping undseinen vielfältigen Problemverästelungen genügend Raum zugeben. Bis hin zu der Tatsache, dass Athletenrechte auch Men-schenrechte sind, die dem einerseits verständlichen Kontrolleiferandererseits gesetzliche Grenzen aufzeigen.

Nochmal zum Stichwort "Publikumsinteresse". In einer Beitrags-folge dieses Heftes wird die Unterhaltungsware Sport vor demHintergrund ihrer medialen Inszenierung und immer häufigersogar Verramschung beleuchtet. Da mögen die Veranstaltungs-Designer und Programm-Planer gerade mit Blick auf TV-Ein-schaltquoten in ihrem Erfindergeist kaum zu bremsen sein - derwahre Sportfreund und fachlich versierte Zuschauer fühlt sich oftnur noch belästigt. Und zwar vom aufgebauschten Begleitgetöseund zunehmenden Totgequatsche der angeblichen Top-Events,die durch das Wettkampfgeschehen eigentlich für sich selbstsprechen, aber so kein Ende nehmen wollen. In einem Dschungel-camp des Sports sollte weiteren Auswüchsen jedenfalls nichtsmehr im Wege stehen. Gut, dass es auch noch andere Facettensportlicher Erbauung und Begeisterung gibt. OF 2/2009 bleibt siehoffentlich nicht schuldig.

Ihr Harald Pieper

Freundliche Grüße aus der OF-Redaktion

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InhaltOOFF MMoossaaiikk 4OOFF--PPooddiiuumm:: PPeerree MMiirróó 6DDaass EEnnddee ddeerr FFaaiirrnneessss?? 8Matthias WilkeDDaass KKaattzz-- uunndd MMaauuss--SSppiieell DDooppiinngg 12Holger SchückÜÜbbeerr ddaass DDooppiinngg--GGeesscchheehheenn uunndd sseeiinnee 16tteeuufflliisscchheenn KKrreeiissllääuuffee Anno HeckerOOFF--IInntteerrvviieeww mmiitt HHaannnnss MMiicchhaaeell HHööllzz 20Dr. Andreas MüllerDDiiee UUnntteerrhhaallttuunnggsswwaarree SSppoorrtt uunndd iihhrree mmeeddiiaallee 22IInnsszzeenniieerruunngg ooddeerr VVeerrrraammsscchhuunnggPPhhiilloossoopphhiiee?? WWeellcchhee PPhhiilloossoopphhiiee??Bianka Schreiber-RietigEErrffoollggrreeiicchhee LLaabboorrvveerrssuucchhee uunndd ppeerrmmaanneennttee GGeeffäähhrrdduunnggeenn 24Prof. Günther von LojewskiSSppoorrtt--IInnffaarrkktt ooddeerr VVoomm FFrruusstt eeiinneess MMeeddiieennmmeennsscchheenn 25Wolfgang AvenariusDDuunnjjaa HHaayyaallii -- FFeerrnnsseehh--FFrroonnttffrraauu mmiitt ssppoorrttlliicchheenn 27WWuurrzzeellnn uunndd AAmmbbiittiioonneennSteffen HaffnerFFrraauueenn iinn ddeerr LLeeiicchhttaatthhlleettiikk aauuff AAuuggeennhhööhhee mmiitt 28ddeenn MMäännnneerrnn…… nnaacchh eeiinneemm llaannggeenn WWeegg vvoolllleerr HHiinnddeerrnniisssseeMichael GernandtOOFF--KKoommmmeennttaarree 30Günter Deister, Michael Gernandt, Harald PieperWWeennnn aauuss SSppoorrttssttäätttteenn AArreenneenn wweerrddeenn ...... 32Prof. Dr. Detlef KuhlmannSSiinndd TTuurrnn-- uunndd SSppoorrttvveerreeiinnee zzuukkuunnffttssffäähhiigg?? 36Prof. Dr. Helmut DigelUUnnkkoonnvveennttiioonneellllee VVeerreeiinnssaannggeebboottee ooddeerr LLeebbeennssffrreeuuddee 40rruunndd uumm ddiiee UUhhrrKarl HoffmannAAuucchh ffüürr aarrmmee KKiinnddeerr ssoollll ddeerr SSppoorrttvveerreeiinn eeiinn HHoorrtt ddeerr 42LLeebbeennssffrreeuuddee sseeiinnTorsten HaselbauerDDaass DDeeuuttsscchhee TTuurrnnffeesstt -- eeiinn rraauusscchheennddeess EErreeiiggnniiss 44iimm WWaannddeell ddeerr ZZeeiittSteffen HaffnerWWaass mmaacchhtt eeiiggeennttlliicchh ......?? UUwwee HHoohhnn 48Jochen FrankRReeddee SSppoorrtt uunndd aallllee vveerrsstteehheenn 50JJoohhaannnneess CChhrryyssoossttoommuuss uunndd sseeiinn aaggoonniissttiisscchheerr WWoorrttsscchhaattzzDr. Hans-Dieter KrebsOOFF--GGaalleerriiee:: DDeerr PPiiccaassssoo mmiitt ddeerr KKaammeerraa 54EErriinnnneerruunnggeenn aann ddeenn SSppoorrttffoottooggrraaffeenn HHeeiinnrriicchh vvoonn ddeerr BBeecckkeeManfred NippeNNaacchhrriicchhtteenn ddeess DDeeuuttsscchheenn OOllyymmppiisscchheenn SSppoorrttbbuunnddeess 58NNaacchhrriicchhtteenn ddeerr DDeeuuttsscchheenn OOllyymmppiisscchheenn GGeesseellllsscchhaafftt 65IImmpprreessssuumm 76NNaacchhrriicchhtteenn ddeerr DDeeuuttsscchheenn OOllyymmppiisscchheenn AAkkaaddeemmiiee 77DDeeuuttsscchheess SSppoorrtt && OOllyymmppiiaa MMuusseeuumm 80

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er Deutsche Olympische Sportbundist für sein umweltpolitisches

Engagement mit dem erstmals vergebe-nen IOC-Award für Sport und Umweltausgezeichnet worden. Der Leitfaden

"GreenChampionsin SportundUmwelt"fürumwelt-freundlicheSportgroß-veranstal-tungen, dender DOSBgemeinsammit demBundesum-

weltministerium herausgibt, wurde aufder 8. Weltkonferenz Sport und Umweltim kanadischen Vancouver als bestereuropäischer Beitrag gewürdigt. Das IOCveranstaltete die weltweite Konferenzgemeinsam mit der Umweltorganisation

der Vereinten Nationen (UNEP) und demOrganisationskomitee der OlympischenWinterspiele Vancouver 2010 (VANOC).Der IOC-Award für Sport und Umweltwird pro Kontinent jeweils einmalvergeben.

"Dieser großartige Erfolg ist eine Bestä-tigung der Aktivitäten, mit denen derdeutsche Sport umweltpolitische Ver-antwortung übernimmt", sagte DOSB-Präsident Thomas Bach, der den Preis inVancouver entgegennahm. "Als verläss-licher Partner des Umwelt- und Natur-schutzes setzen wir uns nachhaltig fürdie ökologisch verträgliche Ausrichtungvon Sportgroßveranstaltungen ein. Diessoll auch ein besonderes Merkmal derBewerbung von München um dieOlympischen Winterspiele 2018 sein."Bundesumweltminister Sigmar Gabrielerklärte in Berlin: "Mit dem Leitfadenhaben wir eine Vorreiterrolle einge-nommen. Wir haben bereits bei derFußball-WM 2006 mit dem Green Goal-Konzept gezeigt, dass große Sportver-

anstaltungen umweltverträglich ausge-richtet werden können. Auf die Aner-kennung durch den IOC-Award fürSport und Umwelt können wir stolzsein."

Der Vorsitzende der IOC-Kommission fürSport und Umwelt, Pal Schmitt, hattezuvor die Vielzahl sehr guter Projektegewürdigt und den etwa 40 Beiträgenein insgesamt sehr hohes Wettbewerbs-niveau mit engen Entscheidungen derPreis-Jury attestiert. Das InternationaleOlympische Komitee hat den deutschenLeitfaden für seine ausgeprägte Vorbild-wirkung für eine nachhaltige Sportent-wicklung ausgezeichnet. Der Laudator,Tomas A. Ganda Sithole, IOC-Direktor"International Cooperation and Deve-lopment", betonte, dass der deutscheWettbewerbsbeitrag das Thema wissen-schaftlich und konzeptionell vorbildlichaufgearbeitet hat und zugleich sehrpraxisorientiert ist - zudem sei derDOSB der einzige Sportverband, der miteinem Preis ausgezeichnet wurde.

DOSB gewinnt IOC-UmweltpreisD

Frauensportwochen 2009:Sportvereine können sichjetzt anmelden

rauen gewinnen - für Bewegung undGesundheit!" Unter diesem Motto

rufen DOSB-Vizepräsidentin Ilse Ridder-Melchers und Bundesgesundheitsministe-rin Ulla Schmidt zu den Frauensportwo-chen auf, die vom 15. Mai bis zum 15.September 2009 stattfinden. Alle interes-sierten Sportvereine können sich anmel-den, um im Rahmen der Frauensportwo-chen auf ihr vielfältiges Angebot angesundheitsfördernden Sport- und Bewe-gungskursen aufmerksam zu machen.

"Wir wollen gemeinsam mit unserenVerbänden und Vereinen viele nochsportferne Frauen und Mädchen anspre-chen und für den Sport gewinnen", sagtIlse Ridder-Melchers. "Sport und Bewe-

gung stärken das Selbstbewusstsein unddie Gesundheit", betont Ulla Schmidt."Dabei muss es nicht immer gleich umHöchstleistungen gehen. Auch ein 3.000-Schritte-Spaziergang, etwa eine halbeStunde Bewegung, hat bereits einenpositiven Effekt auf die Gesundheit."

Unter allen Vereinen, die sich bis zum 10.Mai 2009 zur Teilnahme an den Frauen-sportwochen anmelden, verlost der DOSB

zehn Gutscheine im Wert von je 500 Eurofür die Aktionen vor Ort. Vereine könnensich unter www.die-praevention.deanmelden.

Steffi Jones, Präsidentin des Organisati-onskomitees für die FIFA Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft Deutschland 2011, KatiWilhelm, Biathlon-Olympiasiegerin, sowieAnna Dogonadze, Trampolin-Olympiasie-gerin und Integrationsbotschafterin des

OF-MOSOF-MOSAIK AIK

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DOSB, werden die gemeinsame Aktionvon DOSB und Bundesgesundheitsminis-terium unterstützen.

Die Verlosung erfolgt am 15. Mai 2009während der Auftaktveranstaltung derFrauensportwochen 2009 in Essen. Dieteilnehmenden Vereine erhalten ab MitteApril ein Materialpaket, u. a. mit Schritt-zählern, Flyern, Plakaten, T-Shirts undTipps für die Durchführung.

Weitere Informationen unter www.frauen-gewinnen.de und bei Kirsten Witte, Tel.069/6700-331 oder www.die-praevention.de.

NADA-Kristall für Eberhard Gienger

OSB-Vizepräsident Eberhard Giengerbekam für sein Engagement im

Kuratorium der Nationalen Anti Doping

Agentur (NADA) anlässlich der Präsidia-lausschussitzung am 23. März den NADA-Kristall überreicht. Das für den Leistungs-sport zuständige Mitglied des DOSB-Präsidiums war von August 2006 bis Juli

2008 Mitglied des NADA-Kuratoriums."Wir danken Eberhard Gienger, der anherausragender Position im Leistungssportwirkt, für sein Engagement im Kuratori-um", sagte der KuratoriumsvorsitzendeHanns Michael Hölz, der die Auszeichnungvornahm, "er hat die wichtigen Aufbauar-beiten der NADA positiv begleitet."

"Mein Olympia" - Nationalerund internationaler Jugend-Literaturwettbewerb

ie bereits in den Jahren 2001 und2005 hat das Internationale Olym-

pische Komitee (IOC) bereits zum drittenMal zu einem weltweiten Literaturwettbe-werb für Schülerinnen und Schüleraufgerufen. Im Auftrag des DeutschenOlympischen Sportbundes (DOSB) und inVerbindung mit der Stiftung Lesen führtdie Deutsche Olympische Akademie (DOA)- unter dem Titel "Mein Olympia: Einbesonderes Sporterlebnis" - einen ent-sprechenden Wettbewerb auf nationalerEbene durch, dessen Siegerinnen undSieger dann auf internationaler Ebene insRennen gehen.

Der Wettbewerb richtet sich an Schülerin-nen und Schüler im Alter von acht bis 18Jahren und fordert sie auf, eigene sportli-che Erfahrungen oder entsprechendeBeobachtungen in Prosatexten (Erzäh-lung, Kurzgeschichte, Essay) zu verarbei-ten. Die Beurteilung und Prämierung derArbeiten durch eine fachkundige Juryerfolgt in altersbezogenen Kategorien.Den jungen Autorinnen und Autorenwinken neben einer wertvollen IOC-Trophäe auch hochwertige Sachpreise.

Die Verantwortlichen hoffen, eine großeZahl von jugendlichen Interessenten zuerreichen und bitten insbesondere dieSchulen und ihre Lehrerinnen und Lehrerum aktive Mithilfe. Den Wortlaut derAusschreibung sowie weitere Informatio-nen finden sich auf der Homepage derDeutschen Olympischen Akademie(www.doa-info.de).

"Go-for-Gold!" - Mit derGlücksSpirale einen goldgelben Fox gewinnen

ie Lotterie GlücksSpirale ist einGlücksfall für Viele und Vieles.

Glückspilze können sich über eine lebens-lange Rente von monatlich 7.500 Euround weitere Geldgewinne freuen. Aberauch der Sport, die Wohlfahrtspflege undder Denkmalschutz profitieren aus denErlösen der "Rentenlotterie, die Gutes tut".Als kleines Dankeschön für die vielfältigeUnterstützung startet der DeutscheOlympische Sportbund aktuell unter demMotto "Go-for-Gold" auch eine eigeneWerbekampagne für die GlücksSpirale.Deutschlandweit werden über eine Viertel-million Gewinnspielkarten verteilt - auchals Beilage dieser Zeitschrift. Für die Sieger

gibt es einen goldgelben Fox von Volkswa-gen sowie 30 MP3-Player. Darüber hinaushat der DOSB in diesem Jahr auch erstma-lig eine eigene Webseite für die Aktionenkonzipieren lassen. Teilnahmemöglichkeitnoch bis Ende Juli 2009 im Internet unterwww.go-for-gold.org.

OF-MOSOF-MOSAIKAIK

Der von DOSB und Bundesumweltmi-nisterium im Oktober 2007 gemeinsamherausgegebene Leitfaden "GreenChampions" gibt Veranstaltern, Sport-verbänden und Sponsoren Hinweise zuallen relevanten Umweltfragen. Ergliedert sich in fünf Phasen, von derBewerbung über Bau, Umbau oderErweiterung von Sportstätten, diePlanung der Veranstaltung, ihre Durch-führung und die Nachnutzung. Erstelltwurde der umfassende Leitfaden vomÖko-Institut Freiburg/Berlin und derDeutschen Sporthochschule Köln.

Der DOSB vertreibt ihn im deutschenund internationalen Sportsystem undnutzt ihn als Grundlage für vielfältigeInformationskampagnen und Fachbei-träge. "Der Leitfaden erfreut sichunverändert hoher Beliebtheit. Wirhaben bereits rund 2.000 Exemplareabgegeben und können über 10.000Downloads feststellen, darunter einViertel in englischer Sprache. GreenChampions ist ein Erfolgsprodukt mitkontinuierlich hoher Nachfrage", soAndreas Klages, zuständiger DOSB-Ressortleiter.

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n diesen Tagen wurde in den Medien wieder jongliertmit zehnstelligen Summen, die sich das IOC als Einnah-men aus seinem Marketingprogramm für die Olympiade

bis 2012 erhofft. Viele denken, das IOC schwimme trotzweltweiter Finanzkrise im Geld. Nur wenige wissen, wie sichdie Gelder verteilen. Lediglich acht Prozent seiner Marke-ting-Erlöse beansprucht das IOC für eigene verwaltungs-technische Aufgaben. Die restlichen 92 Prozent fließen inden Weltsport mit seinen 205 NOKs, den InternationalenFachverbänden, den vom IOC anerkannten Organisationenund Organisationskomitees Olympischer Spiele. Allein dasOlympische Entwicklungshilfe-Programm Olympic Solidarityverfügt im Zeitraum 2009 bis 2012 über 311 MillionenDollar. Das sind 22 Prozent mehr als in der zurückliegendenOlympiade 2005-2008.

Was vom IOC ursprünglich als bescheidener Solidaritätsbei-trag für den Sport in Entwicklungsländern gedacht war, hatsich längst zum Erfolgsgeheimnis für die Universalität derOlympischen Spiele entwickelt. Die Rekordzahl von 87Nationen holte 2008 in Peking olympische Medaillen. 81von Olympic Solidarity mit einem Stipendium direkt unter-stützte Sportlerinnen und Sportler standen auf dem Trepp-chen und gewannen 19 Gold-, 33 Silber- und 29 Bronzeme-daillen. 16 Millionen Dollar investierte Olympic Solidarityallein in das "Stipendiumprogramm Peking 2008", das zweiJahre und acht Monate vor den Olympischen Spielen inChina gestartet wurde. Es ermöglichte über tausend Sport-lerinnen und Sportlern aus finanziell weniger gut ausgestat-teten NOKs auf allen fünf Kontinenten, sich gezielt in Top-Leistungszentren auf die Pekinger Spiele vorzubereiten.

591 IOC-Stipendiaten (389 Männer, 202 Frauen) aus 150Nationen konnten sich tatsächlich für Peking qualifizieren.Die Olympiateams von 40 NOKs bestanden zu mehr als 50Prozent aus Stipendiaten. Fünf NOKs (Dschibuti, Lesotho,Palästina, Timor-Leste, Nauru) hatten ausschließlich Stipen-diaten im Team. Mit Hilfe von Olympic Solidarity gewannenmehrere Länder ihre ersten olympischen Medaillen über-haupt. Afghanistan durch Rohullah Nikpai im Taekwondo,Tadschikistan durch Rasul Bokiev im Judo und Togo durchBenjamin Boukpeti im Kanu. Der Schütze Abhinav Bindraholte das erste Einzel-Gold für Indien nach einem vonOlympic Solidarity finanzierten zweijährigen Trainingsauf-enthalt in den USA. Die Schwimmerin Kirsty Coventry ausZimbabwe bestätigte ihren Olympiasieg von Athen undgewann nach Weltrekord über 200 m Brust noch weiteredrei Silbermedaillen. Die ersten Goldmedaillen für ihr Landgewannen jeweils im Turnen Filip Ude (Kroatien) und AntonFakin (Uzbekistan), Sara Isakovic (Slowenien) im Schwimmenund Nino Salukvadze (Georgien) im Schießen. 13 weitereAthleten holten für ihr Land die ersten Medaillen inbestimmten Sportarten: Alina Dumitru (Rumänien) mit

Judo-Gold, Anh Hoang (Vietnam) mit Gewichtheben-Silber,Natalia Silva Falavigna (Brasilien) mit Taekwondo-Bronze.

Die Aufzählung aller Beispiele für erfolgreiche Entwicklungs-hilfe würde hier den Rahmen sprengen. Nur ein prominentesBeispiel sei noch erwähnt. 2003 bat Jamaika um finanzielleUnterstützung für ein Leichtathletik-Talent mit angeblichgroßem Potenzial. Der Junge sprintete von Jahr zu Jahrschneller, wurde Junioren-Weltmeister über 200 m underhielt 2006 als logische Folge ein Stipendium von OlympicSolidarity. Seit Peking ist er ein Super-Star: Usain Bolt.

Die Idee, die Olympische Bewegung mit einem Entwick-lungshilfe-Programm auf breitere Füße zu stellen, stammt -wie könnte es anders sein - von einem französischen Lands-mann des Baron deCoubertin. Auf der 58.Session des IOC 1960 inRom machte Graf Jeande Beaumont den Vor-schlag, die sportlicheEntwicklungshilfe für dieim Zuge der weltweitenEntkolonisierung entste-henden neuen Länder inAfrika und Asien durchein Komitee zu steuern.So entstand das Com-mittee for InternationalOlympic Aid (CIOA).

Daraus entstand 1968ein offizielles IOC-Komi-tee gleichen Namens undab 1971 das Committeefor Olympic Solidarity.Seinen Sitz hatte dasKomitee bis 1979 beim italienischen NOK in Rom, seit 1980beim IOC in Lausanne unter dem Vorsitz (1982-2001) desdamaligen IOC-Präsidenten Juan Antonio Samaranch. Die"Olympische Familie" befand sich auf Wachstumskurs. Zwi-schen 1960 und 1970 wurden mehr als 50 neue NOKsgegründet. Die meisten von ihnen waren finanziell absolutunzureichend ausgestattet. An eine gezielte Sportentwicklungin diesen Ländern war nicht zu denken. Deshalb formuliertedie Weltvereinigung der NOKs (ANOC) bereits auf ihrer Grün-dungsversammlung 1979 in Puerto Rico den Antrag an dasIOC, zukünftig zwanzig Prozent seiner TV-Einnahmen alsNOK-Sporthilfe bereitzustellen. Dies führte zur Gründung derbis heute bestehenden IOC Commission Olympic Solidaritydurch den damaligen IOC-Präsidenten Juan Antonio Sama-ranch und ANOC-Präsident Mario Vazquez Raña beim Olym-pischen Kongress 1981 in Baden-Baden.

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Bis zu den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles standender Olympic Solidarity kaum Mittel zur Verfügung. Das Geldreichte nur für gezielte Einzelprojekte. Erst die kontrollierteKommerzialisierung der Olympischen Spiele und wachsendeEinnahmen aus dem Verkauf der weltweiten Fernsehrechtegaben Planungssicherheit für Vier-Jahres-Budgets, mitdenen die NOKs langfristig operieren konnten. Bis heutegeneriert sich die Olympic Solidarity ausschließlich aus demwachsenden Topf der olympischen TV-Einnahmen undverfügte dadurch über immer mehr Geld. In den vier Jahrenbis zu den Spielen 2000 in Sydney standen Olympic Solidari-ty etwa 121 Millionen US-Dollar zu Verfügung. In denfolgenden vier Jahren waren es 209 Millionen, und bis Ende2012 sind es 311 Millionen. Auf Betreiben von IOC-PräsidentJacques Rogge wurde die Verantwortung über die Geldver-

teilung ab 2001 zunehmend dezentralisiert. Heute entschei-den hauptsächlich die Weltvereinigung ANOC und die jewei-ligen Kontinentalverbände über die geförderten Maßnah-men. Besondere Projekte in Afrika (OlympAfrica), Asien(OlympAsia) und Ozeanien (OlympOceania) sind auchBestandteile einer langjährigen Partnerschaft der StuttgarterDaimler AG mit dem IOC.

Innerhalb des Vierjahresplans 2009 - 2012 offeriert OlympicSolidarity den 205 NOKs insgesamt 19 sogenannte Weltpro-gramme. Diese umfassen der IOC-Charta entsprechend allevier Bereiche für erfolgreichen Spitzensport: Gezielte Athle-tenförderung, systematische Trainerausbildung, professionel-les NOK-Management und aktive Werbung für olympischeWerte. Finanzielle, technische und administrative Hilfen gibtes auch für die darunter liegende Förderungsebene, die

sogenannten Kontinental-Programme, die auf die jeweiligenBedürfnisse der einzelnen Kontinente zugeschnitten sind. Siebeinhalten die Unterstützung bedürftiger NOKs vor, wäh-rend und nach Olympischen Spielen. Vor Olympischen Spie-len übernimmt Olympic Solidarity die Reisekosten für jeeinen NOK-Delegierten zur Teilnahme am Seminar der Chefsde Mission. Zu Olympischen Spielen reisen einige Sportlerund Offizielle kostenlos, außerdem gibt es Zuschüsse fürTransport und Unterbringung. Und nach den Spielen erhal-ten NOKs weitere Gelder entsprechend ihrem Abschneiden.Außerdem vorgesehen: Rückerstattung der Reisekosten fürje einen Teilnehmer am Olympischen Jugendlager.

Vor den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking vergabOlympic Solidarity weltweit 1.088 Stipendien für Trainings-

aufenthalte auf höchster Ebene. Dies geschah in engerAbstimmung mit den Kontinentalverbänden, den NOKs undInternationalen Fachverbänden. Mit im Boot war auch derDeutsche Olympische Sportbund. Für die von Olympic Soli-darity geförderten Badminton-Spieler öffnete der DOSB dieAnlagen des Olympiastützpunktes Saarbrücken. Peking 2008waren erst die fünften Olympischen Spiele, für die OlympicSolidarity besondere Programme entwickelt hat. Die Statistikspricht für den Erfolg dieser olympischen Entwicklungshilfe.Bei den Spielen von Barcelona 1992 schafften es 64 NOKs inden Medaillenspiegel. In Atlanta 1996 waren es schon 79NOKs, 2000 in Sydney 80. Einen kleinen Rückschritt gab esvier Jahre später in Athen mit 74 Nationen. Peking mit 87Nationen im Medaillenspiegel erlebte dann den bisherigenHöhepunkt dieser Erfolgsgeschichte zur Universalität derOlympischen Spiele.

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Olympische Solidarität - Entwicklungshilfe zur GoldmedailleVon Pere Miró, Direktor „Olympic Solidarity“ des Internationalen Olympischen Komitees

OF-PODIUMOF-PODIUM

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atürlich hätte ich ihn foulen müssen!" Dieses denk-würdige Eingeständnis entfuhr dem deutschenNationalspieler Philipp Lahm unmittelbar nach dem

Halbfinalspiel gegen die Türkei bei der Europameisterschaft2008. Nachdem ihm der Gegenspieler schlicht davon gelaufenwar und mit einer Flanke das Ausgleichstor der Türken vorbe-reiten konnte, rechtfertigte sich der deutsche Abwehrspielermit diesen Worten vor den Fernsehkameras. Die Rhetorik istaufschlussreich, denn immerhin entschuldigte sich der Spielerfür ein Foul, das er gar nicht begangen hatte. Offensichtlichwar sie von ihm erwartet worden, die Notbremse, wie Fußball-fans gerne billigend formulieren. Eine Notbremse zieht mannicht aus Spaß, sondern zu gegebenem Anlass. Foulspiel ausOpportunität sozusagen. Fairness dagegen als eine charakterli-che Grundhaltung des Sportlers, die über dem Regelwerksteht und es sozusagen ergänzt, die aber gleichzeitig mit demWesen des Sports untrennbar verbunden zu sein schien, istetwas ganz anderes. Ist sie auf dem Rückzug?

Über Fair Play und Fairness ist eine Menge geschrieben wor-den in den letzten Jahrzehnten. Doch je jünger die Veröffent-lichungen sind, desto auffälliger wird der resignative Ton. InHochleistungssystemen, die den Erfolg absolut setzen undunnachgiebig anstreben, scheinen sich zwangsläufig Tenden-zen zu rücksichtslosen und betrügerischen Strategien zuentwickeln. Dabei bildet sich, so meinte schon der Philosoph

Hans Lenk vor Jahrzehnten, das sogenannte "Elfte Gebot" -"Du sollst dich nicht erwischen lassen" - als heimliche Legiti-mation heraus. Es dominiert inzwischen auch den Spitzen-sport - wie längst unseren Fahrstil im Straßenverkehr oderunsere Einstellung bei der Steuererklärung. Regelverletzungengelten zunehmend als Kavaliersdelikt, und Rücksichtslosigkeitwird zum Konzept für das siegreiche Bestehen in wirtschaftli-chen, politischen und natürlich sportlichen Auseinanderset-zungen. Sie wird durch den Verweis auf einen zunehmendenKonkurrenzdruck in allen Bereichen gerechtfertigt. Je höherder Druck im System, je wichtiger der Erfolg um jeden Preis,desto hoffnungs- und hilfloser wirken Vereinbarungen füreinen sauberen Sport und Appelle zum Erhalt von Fairnessund Fair Play.

Doch ist die Situation wirklich so dramatisch, wie sportwis-senschaftliche Kommentatoren sie wahrnehmen? Immerhinkommt eine noch unveröffentlichte Studie an der DeutschenSporthochschule die von der Deutschen Telekom unterstütztwird, zum Ergebnis, dass der Sport immer noch stark mitFairness in Verbindung gebracht wird und auch in anderengesellschaftlichen Bereichen eine wichtige Rolle spielt. DieZunahme von unfairen Strukturen, Mobbing am Arbeitsplatzoder in der Schule, Gewalt auf der Straße und anderen,negativen Trends in der Gesellschaft werden in paradoxerWeise gespiegelt durch eine gesteigerte sprachliche Verwen-

Das Ende der Fairness?Von Matthias Wilke

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dung des Fairness-Begriffs: Er begegnet uns ständig in unter-schiedlicher Form und in diversen Zusammenhängen. DieWerbung hat sich des Wortes bemächtigt und etikettiertdamit angebotene Versicherungspolicen, Leasingverträge oderPauschalreisen. Deutsche Milchbauern kämpfen für einen"fairen" Rohmilchpreis, und inzwischen kann man sogar einen"fair" gefangenen Hering verspeisen. Nicht zuletzt führenauch Politiker den Begriff gerne im Munde, wenn sie überSteuerbelastungen oder Diätenerhöhungen sprechen.

Unser kollektives Bewusstsein verdeutlicht uns, dass unsereGesellschaft auf die Vorbildwirkung sportlicher Werte wie z.B.der Fairness absolut angewiesen ist, um den elementarenWertekonsens nicht zu gefährden, ohne den jedes sozialeGemeinwesen scheitern muss. Woher kommen denn eigent-lich die Fairness oder die dafür grundlegenden ethischenWerte für den zwischenmenschlichen Umgang? Bei denOlympischen Spielen der Antike gab es Fairness im zeitgenös-sischen Sinne sicherlich nicht, obwohl Bilddarstellungenbeweisen, dass Schiedsrichter auf die Einhaltung von (Wett-)Kampfregeln z.B. beim Boxen streng achteten und Verstößemit einer Peitsche rigoros ahndeten. Was das Mittelalter unddie Kultur der Ritter und ihre rituellen Auseinandersetzungenbetrifft, werden häufig die Turniere als Quelle von Fair Playim Sinne ritterlichen Verhaltens angesehen. Vor allem derTjost, ein Zweikampf zu Pferde, kannte Situationen der spon-tanen Schonung des Gegners, nachdem dieser beispielsweisevom Pferd gefallen und eine Chancengleichheit deshalb nichtmehr gegeben war. Der Begriff der Ritterlichkeit hat späterauch bei dem französischen Baron und ReformpädagogenPierre de Coubertin eine große Rolle gespielt, als er denGedanken der Olympischen Spiele aufgriff und für die Neu-zeit wiederentdeckte. Doch das Gebot und die Praxis des FairPlay wurzeln nicht nur sprachlich in den aristokratischenFormen mannschaftssportlicher Betätigung in England seitdem 17. Jahrhundert. Dabei prägten zwei Grundelemente denFair Play-Gedanken der englischen Oberschicht. Einerseits wardies die Ästhetik des schönen, moralisch korrekten Sports, dermit gebotener Höflichkeit verbunden war und dem Ideal desGentleman zum Ausdruck verhalf. Das zweite Grundelementwar die sportliche Konkurrenz, auf deren Ausgang gewettetwurde. Somit appellierte Fair Play an das Vertrauen derKaufleute in die korrekte Handlungsweise des Geschäftspart-ners, die stets Grundlage einer Geschäftsbeziehung ist. Fair-ness war zudem Entscheidungsprinzip und Gebot des sportli-chen Anstands zu einer Zeit, als es noch keine Schiedsrichtergab. Der Gedanke des Fair Play als Attitude des englischenGentleman-Kodex' hat sich im Laufe der Zeit vor neuensozialen Hintergründen gewandelt und den jeweiligenBedürfnissen und Entwicklungen angepasst. Dabei wurdeFairness nicht nur in sportethischer Hinsicht konstituierendfür den modernen Sport, sondern sie wurde zunehmend auchals allgemeinethischer Begriff verstanden, der im weiterensozialen oder gesellschaftlichen Gefüge Bedeutung erhielt.

Dass wie erwähnt Coubertin die Idee der Olympischen Spieleder Antike quasi usurpiert und mit eigenen Absichten umge-formt hat, spiegelt sich am besten im olympischen Credowider: "Das Wichtigste an den Olympischen Spielen ist nichtder Sieg, sondern die Teilnahme, wie auch das Wichtigste imLeben nicht der Sieg, sondern das Streben nach einem Zielist." Damit hat er eine Losung ausgegeben, die auch heutenoch, über einhundert Jahre später, angesichts der Globalisie-rung und weltweiten Bemühungen um interkulturelle Inte-gration eine wachsende Bedeutung gewinnt. 1998 bilanzierteder damalige NOK-Präsident Walter Tröger: "Die Faszinationder Olympischen Spiele geht nicht nur von der sportlichenHöchstleistung aus, sondern auch von der internationalenPräsenz ihrer Teilnehmer, Besucher und der Kulturen, die sievertreten und die sich zusammenfinden, um dieses Weltfestdes Sports mit Offenheit füreinander, in gegenseitiger Ach-tung und im Sinne des Fair Play zu feiern. Die OlympischeIdee steht für diese Werte. Probleme und Missbräuche, die beiihrer Verwirklichung erkennbar werden, können diese Idealeletztlich nicht außer Kraft setzen."

Kann man denn die Olympische Idee mit Fairness gleichset-zen? Man hat schon in den 60er Jahren des letzten Jahrhun-derts die Unterscheidung von "informeller" und "formeller"Fairness vorgeschlagen, wobei Hans Lenk in letzterer dieEinhaltung von Wettkampf- und Spielregeln sieht, währender die informelle Fairness mit der goldenen Regel beschreibt:"Behandle und achte den Partner und Gegner so, wie duselbst von ihm behandelt und geachtet werden willst und wiedu willst, dass allgemein Konkurrenzregeln eingehaltenwerden sollen." Diese Unterscheidung ist in der sportwissen-schaftlichen Diskussion weitgehend angenommen worden.Darüber hinaus wird Fairness jedoch auch mit "Gerechtigkeit"in Verbindung gebracht. Denn so wie zwischen "Recht" und"Gerechtigkeit" unterschieden werden muss, geht auch "Fair-ness" über die schriftlich niedergelegte Verhaltensnormhinaus. In ihr kommt eine Vorstellung von individuellerGerechtigkeit zum Ausdruck, auf die man keinen Anspruchhat. Fairness kann deshalb den Rahmen definierter Regelnund Normen überschreiten. Dieses "Über-die-Regeln-Hinaus-gehen" wird beim genauen Hinsehen bedeuten, dass Fairnessdie Regeln nicht ergänzt oder in ihrem tieferen Sinn erfüllt,wie immer wieder behauptet wurde. Vielmehr trägt Fairnessden Charakter von Gnade, von Barmherzigkeit, die einebestehende Regel oder Verhaltensnorm situativ außer Kraftsetzt oder sogar konterkariert. Auch das Fairnessgebot selbst,nämlich Entscheidungen des Schiedsrichters nicht zu kom-mentieren oder zu kritisieren, könnte aus dem Motiv derFairness verletzt werden, wenn ein Spieler auf eine Fehlent-scheidung zu seinen Gunsten hinweisen würde. Fairnessbekommt damit einen paradoxen Zug, in dem ein durchRegelwerk oder Gesetze geschaffener Handlungsrahmenverlassen wird und diese Überschreitung in keiner WeiseInhalt und Intention der Regel in Frage stellt, sondern im

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Sinne einer Ausnahme bestätigt. Denn Regeln sind konstitu-ierend für den Sport, nicht ihre Überschreitung, und sei esauch durch situative Fairness.

Wie losgelöst die Wahrnehmung von Fairness im Sinne derUnterscheidung von Sich-an-die-Regeln-Halten und Fair Playbeispielsweise durch die Zuschauer ist, zeigt sich am Beispieldes Fußballers Michael Ballack. Er war bei der Europameister-schaft 2008 nicht nur der am meisten gefoulte Spieler, son-dern hat auch selbst die meisten Fouls begangen. Dennochwird der Spieler gemeinhin nicht als besonders unfair wahr-genommen. Umgekehrt würde man einen Fußballer nichtallein deshalb als fair ansehen oder ihn für eine besondereAuszeichnung in dieser Hinsicht vorschlagen, nur weil er inden letzten fünfzig Pflichtspielen im Vergleich zu anderenKandidaten die wenigsten gelben Karten eingesammelt hat.Fairness hat also mit Regelkonformität im Grunde nichts zutun. Wenn man dies akzeptiert, ergibt sich ein weitererGedanke. Je ausgefeilter und differenzierter Regel- oderGesetzeswerke sind, desto kleiner wird der Spielraum fürFairness. Denn die Situationsbezogenheit, die Relevanz desEinzelfalls und die daraus erwachsenen Handlungsoptionendes Fair Play setzen entsprechende Spielräume voraus. FairPlay kann sich dort am besten entfalten, wo der spontane"Regelungsbedarf" auf Grund des nur allgemein fixiertenSpielgedankens respektive Rechtsgrundsatzes groß ist.

Es liegt die Vermutung nahe, dass eine innere Haltung, alsoeine bestimmte, auf Fairness programmierte Verhaltensein-stellung beim Menschen, nicht allein ein Produkt der Soziali-sation oder individueller Werteentwicklung ist, sondern dasssie genetisch vorgeprägt wurde. In diesem Zusammenhangmuss auf die vergleichende Verhaltensforschung von KonradLorenz und seiner Mitarbeiter aus den sechziger Jahrenverwiesen werden. Die Forscher belegten schon damals dieThese, dass "aggressives und altruistisches Verhalten durchstammesgeschichtliche Anpassungen (beim Menschen)vorprogrammiert sind". Beobachtungen von Primaten undMenschen wiesen nach, dass die Neigung zur Zusammenar-beit und zum gegenseitigen Beistand angeboren ist. DerArterhaltung ist eben keineswegs nur das "Survival of thefittest" zuträglich, sondern auch eine stabile Solidaritätinnerhalb der Gruppe. Der biologischen Verhaltensforschunggelang es nachzuweisen, dass individuelles Konkurrenzver-halten beispielsweise bei Wölfen oder Hunden, die ihr Reviergegen andere Alphatiere behaupten, bei allen aggressivenDrohgebärden sorgfältig darauf bedacht ist, den anderennicht ernsthaft zu verletzen. Kaum nimmt der Unterlegeneeine entsprechende Demuts- oder Unterwerfungshaltung einund ist die "soziale Ordnung"' wieder hergestellt, schlägt dasVerhalten des Stärkeren in teilweise liebevolle Fürsorge um.Lorenz sprach in diesem Zusammenhang von "moralanalo-gen Verhaltensweisen" bei Tieren und Menschen. NachAuffassung des Sozialbiologen Manfred Spitzer unterstützt

dabei moralisches Training unseren angeborenen Sinn fürFairness. Auch er sieht den evolutionären "‚Sinn"' darin,langfristig stabile Gemeinschaften kooperativer Individuenzu ermöglichen. Ein Gefühl für Fairness wäre demnach inuns biologisch verwurzelt. Das erklärt sich dadurch, dassMenschen schon immer in Gruppen gelebt haben. EineEllenbogenmentalität lohnt sich darin auf lange Sicht nicht -wichtiger ist, dass die Gruppe funktioniert. Denn beispiels-weise die Jagd führt nur zum Erfolg, wenn die Mitgliedernicht gegeneinander, sondern miteinander arbeiten. Darausentwickelt sich ein Sinn für Fairness. Die Beobachtungen dervergleichenden Verhaltensbiologie werden durch neuereForschungsergebnisse aus dem Bereich der Neurobiologieunterstützt. Sie zeigen auf, dass Menschen wesentlich mehrauf Kooperation angelegt sind, als bisher angenommenwurde. An dieser Stelle sei besonders auf das Buch "‚DasPrinzip Menschlichkeit" des Neurobiologen Joachim Bauerverwiesen.

Vermutlich aus diesen anthropologischen Gründen sindAspekte von Fairness und Fair Play auch in der Kultur moder-ner Rechtssysteme tief verankert. Schon im ersten deutsch-sprachigen Rechtsbuch des Mittelalters, dem "Sachsenspie-gel", heißt es u. a.: "Enes Mannes Rede ist kenes MannesRede, man muss sie hören alle bede." Das faire Abwägenohne Ansehen der Person war dem Rechtswesen seit derAntike immanent. Die Grundsätze von "Treu und Glauben",die Begriffe der "guten Sitten" und der "Billigkeit" bzw. des"billigen Ermessens" waren bereits vorgeprägt, als ab Endedes 19. Jahrhunderts die noch heute wirksamen Kodifizierun-gen begannen. Ebenso gelten im staatlichen Recht die Prinzi-pien der Verhältnismäßigkeit bzw. das Verbot des Übermaßesbzw. der Überreaktion, das Gebot des öffentlichen Verfahrensoder dieUnschuldsvermu-tung in Strafsa-chen. Im staatli-chen Recht ist dieGerechtigkeit dasentscheidenderechtsethischePrinzip, so wieetwa die Fairnessim Sport. EinerechtsethischeBetrachtung mussvon der Existenzvon Gerechtig-keitsurteilenebenso ausgehenwie von derAnnahme derGerechtigkeit alsregulativer Idee

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einer jeden Rechtsordnung. Die meisten Gesetze wie Spielre-geln orientieren sich deshalb an Elementen der Gerechtigkeit.

Die gesellschaftspolitische Diskussion über Fairness undGerechtigkeit in der demokratischen, modernen Gesellschaft(beispielsweise in den USA) wurde im 20. Jahrhundert beson-ders durch John Rawls beeinflusst. In seinem letzten Haupt-werk "Gerechtigkeit als Fairness. Ein Neuentwurf" setzte ersich besonders mit der Verteilungsgerechtigkeit auseinanderund sieht in der Fairness dafür einen wesentlichen Aspekt.Die Gesellschaft wird als ein System der Kooperation darge-stellt. Rawls fordert eine "Optimierung der Chancen derSchwächsten in der Gesellschaft" und sieht im fairen Han-deln eine Art der Kompensation natürlicher undgesellschaftlicher Benachteiligung. Den Begriff entlehnt ereindeutig dem Sport, auch wenn in den mehr agonal-kom-petitiven Handlungszusammenhängen dem Aspekt der"ausgleichenden Gerechtigkeit" eine untergeordnete Rollezukommt. Er hatte jedoch das ausgleichende Moment imAuge, und zwar im Zusammenhang mit sozialer Interaktionund der Vermehrung von Chancen auch für den Schwachen.Grundsätzlich müssten alle öffentlichen Ämter und Positio-nen jedem offen stehen. Diese Forderung nennt er eine"Grundstruktur der Gerechtigkeit". Sein Verständnis einerGerechtigkeit als Fairness "sieht die Gesellschaft als einUnternehmen der Zusammenarbeit zum gegenseitigenVorteil". Die Teilhabe an den Chancen und Ergebnissen dieserZusammenarbeit definiert er als Verfahrensgerechtigkeit,weil er bestimmte gesellschaftliche Prozesse (Verfahren) fürdie Partizipation aller am gemeinsam Erwirtschaftetenverantwortlich macht. Dahinter steht wohl eine ethischformulierte Variante des "American Dream", also der Vorstel-lung, dass jedem Amerikaner (grundsätzlich bzw. strukturell)

jedes Amt undjede Chance zurSelbstverwirkli-chung offenstehen.

Eine weitereKarriere hat derFairnessbegriff inUnternehmens-leitbildern vonKonzernen undGroßunternehmengemacht. Beson-ders bei börsen-notierten Unter-nehmen ist esüblich geworden,ethische Grund-sätze zu formulie-ren und zu veröf-

fentlichen. Schon 1982 sah der damalige DIHT-PräsidentOtto Wolff von Amerongen zahlreiche Parallelen zwischenLeistungssport und Wirtschaft und appellierte an das FairPlay-Prinzip im wirtschaftlichen Wettbewerb. In ethischenLeitlinien von Wirtschaftsunternehmen findet sich deshalbnicht überraschend häufig das Wort "Fairness" oder dasAdjektiv "fair". So heißt es beispielsweise bei der DeutschenPost AG: "Wir werden den unterschiedlichen Interessenunserer Kunden und Geschäftspartnern durch integeres,faires und ehrliches Verhalten gerecht", und auf den Web-Seiten der Deutschen Telekom heißt es: "Wir bekennen unszum fairen Umgang mit unseren Wettbewerbern und unter-stützen einen freien und unverfälschten Wettbewerb." Unddie Bayer AG spricht in ihrer Sparte HEALTH CARE von"fairen Arbeitsbedingungen". Die Aufzählung soll an dieserStelle genügen. Die Verbalisierung der Fairness-Thematikauf den Internet-Seiten von Unternehmen legt natürlichden Verdacht nahe, dass es sich um einen Aspekt derÖffentlichkeitsarbeit handelt. Doch auch in der Praxis erhe-ben Unternehmen immer häufiger den Anspruch der Fair-ness, besonders, wenn es um die Vermeidung von Härten inEinzelfällen geht. Wenn beispielsweise die gesetzlichenBedingungen der Gewährleistungsverpflichtung nicht mehrerfüllt werden, weil vielleicht eine Frist um wenige Tageüberschritten wurde, kann ein Autohersteller dennoch einekostenfreie Nachbesserung vornehmen. Er spricht dann von"Kulanz". Sie trägt sehr ähnliche Züge wie Fairness: Sie istnicht einklagbar, erfolgt situativ, spontan und schafftdadurch einen ethisch-moralischen Handlungsspielraum fürEinzelfallentscheidungen.

Quintessenz: Wie dargestellt wurde, gibt es ein Delta zwi-schen expliziten Forderungen der Sportregeln, der allgemei-nen Gesetze oder Regeln des Handels- und Wirtschaftsrechtsund der Intention von Fairness und Fair Play. Diese Lückekann nicht durch weitere, feiner verästelte Regulariengeschlossen werden. Auch mehr Schiedsrichter und Videobe-weise im Sport oder die Schaffung weiterer Gesetze undAusführungsbestimmungen in der allgemeinen Rechtspre-chung würden nicht weiterhelfen, im Gegenteil: SolcheMaßnahmen würden die Verantwortung und den Handlungs-und Entscheidungsspielraum des Einzelnen, der sich aufdurch Erziehung vermittelte, ethisch-moralische Einsichtenund Normen stützt, eher verengen. Das Gegenteil ist nötig.Die absolute "Zuständigkeit" für einen fairen Spielbetrieboder Wettkampf muss wieder mehr an die Spieler und Akteu-re zurückgegeben werden. Fairness ist kein Gefühl, sonderneine Handlungsweise, die für unsere Zivilisation von grundle-gender Bedeutung ist. Respekt und Höflichkeit gegenüberfremden Personen oder älteren Menschen beispielsweisebegründen sich ja auch nicht durch eine besondere Zunei-gung, sondern sind eine allgemeine Verhaltensnorm. DieForderung muss also lauten: "Weniger Regeln, aber mehr FairPlay!"

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er Kampf gegen Doping gleicht den literarisch über-lieferten nutzlosen Gefechten gegen Windmühlenflü-gel eines Don Quichotte. Trotz anderer, sicherlich

wohlmeinender Beteuerungen entfaltet sich eine Endlosketteder größten, nicht gelösten Spitzensportproblematik. AlleAnstrengungen haben sich in den letzten Jahren überwiegendauf Dopingkontrollen konzentriert: Ein auffälliges teures undbürokratisches System wurde entwickelt, das konkurrenzlosrichtig ist, aber in die Tiefen der unheilvollen Strudel gar nichtvordringen kann. Das dünne Kontrollnetz, das flächendeckendgespannt wird, hat zu große Maschen. Denn nur wer positivgetestet wird, kann als Dopingsünder sportrechtlich sanktio-niert werden. Wer allerdings "clever dopt", entweder mitgeringen Dosen (eine kleine Tablette unter der Zunge oder dasim Radsport benutzte Testosteron-Hodenpflaster) oder mit(noch) nicht nachweisbaren Substanzen und Methoden mani-puliert, erhält negative Befunde und somit Freibriefe, weiterdas Unschuldslamm spielen zu können.

Das heute nicht perfekte System mit seiner Schwarze-Schafe-Theorie gaukelt vor, der Großteil der Spitzenathleten seisauber. Nur einige ertappte Dopingsünder, die bei ihrempharmazeutischen Betrug Fehler gemacht haben, stehen alsSündenböcke am Pranger. Da mit Hilfe von Trainings- undWettkampfkontrollen nur wenige Täter überführt werdenkönnen, hat die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) dafürgesorgt, dass auch fortgesetzte Meldeverstöße geahndetwerden. Das erscheint auch gerade deshalb suspekt, weilUnredliche unentdeckt bleiben, die geschickt gedopt, alleLücken genutzt, die besten Tricks angewandt oder die clever-ste Verschleierung inszeniert haben.

Doping ist und bliebt ein Katz- und Maus-Spiel zwischen derheimlichen Entwicklung neuer Betrugsformate und einerscheinbar perfekten Kontrolle. Die wissenschaftliche Innovati-onsdynamik, derer sich Falschspieler bedienen können, siegtüber die schwachen finanziellen Rahmenbedingungen derDopingbekämpfer. Die Betrüger mit ihren kriminellen Netz-werken, in das auch akademischer Sachverstand steckt, sindden Aufklärern immer mehrere Schritte voraus. Kontrolleureund Dopingsünder spielen also Hase und Igel. Immer, wenndie Laborchemiker frohlocken, sie seien auf dem neuestenStand, haben die Blender und Schurken im Spitzensport schonlängst ein neues Mittel organisiert.

Im Umfeld der Athleten stecken kriminelle Energie und gren-zenlose Profitgier. Medizinische Produkte, die von Pharmakon-zernen gerade erst in Versuchsreihen entwickelt werden undnoch gar nicht markttauglich sind, und modifizierte Substan-zen, die in Untergrundlabors und Garagen zusammengemixtwerden, ermöglichen ein Dopen unter Radar. Betrogen wird sogeschickt, dass es nicht nachweisbar ist. Ein Beispiel hierfürlieferte die einstige US-amerikanische Leichtathletin MarionJones: Sie gab 2007 vor Gericht Doping zu, zu erdrückend

waren die Beweise. Zuvor konnten ihr mit 160 KontrollenManipulationen nicht nachgewiesen werden, weil den Labora-torien die Referenzsubstanzen der verbotenen Mittel fehlten."Leute werden nur erwischt, wenn es irgendwo eine Razziagibt", erklärte Ende 2006 der deutsche Triathlon-Profi Faris Al-Sultan, einer der eifrigsten Antidoping-Aktivisten. "Wennjemand bei einer Urinkontrolle erwischt wird, dann sind dasmeist Junioren oder Leute aus Randsportarten, die nichtgenug Geld haben, um professionell zu dopen."

Dennoch haben die unterfinanzierten Labors bei der Analysevon verbotenen Substanzen in den letzten Monaten Fort-schritte vermelden können. Das Wachstumshormon, daskörperidentische Insulin und EPO, selbst der dritten Generati-

on, sind aufspürbar. Und Mitte März konnten Kölner Antido-ping-Forscher das Gendopingmittel GW1516, das gerade erstauf die schwarze Liste der verbotenen Substanzen gerücktwar, massenspektrometrisch nachweisen. Zuvor hatten sie denWirkstoff S-107 entschlüsselt, der momentan noch in derklinischen Erprobung als Präparat gegen Herzrhythmusstörun-gen ist. Trotz aller Erfolgsmeldungen laufen jedoch dieDopingjäger dem betrügenden Athleten und seinem hochpro-fessionell agierenden Umfeld hinterher. Mit immer neuenSubstanzen und Methoden tricksen die Manipulierer dasKontrollsystem aus.

"Wir können nicht behaupten, auf Augenhöhe zu sein; daswäre zuviel behauptet", urteilt Prof. Mario Thevis vom Zen-trum für Präventive Dopingforschung an der DeutschenSporthochschule Köln. "Den Vorsprung, den die dopendenSportler noch vor einigen Jahren hatten, konnten wir deutlichverkürzen: dadurch, dass wir uns die Möglichkeiten desDopings genauer vor Augen führten. Wir testen nämlich auch

Das Katz- undMaus-Spiel Doping:Wie die Betrüger immer wieder

die Analytiker austricksenVon Holger Schück

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auf Substanzen und Methoden, die eigentlich noch keinepharmakologische Zulassung haben. Wenn wir uns gedanklichin die Situation eines dopenden Sportlers versetzen, dannhaben wir Möglichkeiten, die Lücken des Systems zu erkennenund versuchen sodann, diese zu verschließen."

Doch nicht nur neue Substanzen, auch die Klassiker, alsosynthetische anabole Steroide, werden systematischgeschluckt und gespritzt. So wurden im Vorfeld der Olympi-schen Spiele von Peking 2008 einige Sportler überführt, diedas Steroidhormon Methyltrienolon genommen hatten, eineschon seit 45 Jahren bekannte Substanz, die als Arzneimittelnie zugelassen war. Bei Methyltrienolon handelt es sich umein oral anwendbares Steroid, das bereits 1963 für den Einsatz

bei Tier- und Zellversuchen entwickelt wurde. Es wurde aller-dings nicht zur Marktreife in der Humanmedizin entwickelt,weil es eines der leberschädlichsten Steroide überhaupt ist.

Vor allem die Designer-Steroide öffnen Einfallstore fürDoping. 2003 flog im US-Bundesstaat Kalifornien der soge-nannte Balco-Skandal auf: Dutzendweise hatten sich Spitzen-sportler mit einer neu getunten Variante des Hormonpräpa-rats Gestrinon gedopt. Vier Wasserstoffmoleküle wurden demMittel hinzugefügt, und schon war das Anabolikum nichtmehr detektierbar. Heute bieten chinesische Pharmaunterneh-men und andere illegale Forschungsstätten Modifikationenvon vielen gängigen Hormonen an. Die Grundstoffe sindrelativ preiswert zur Weiterverarbeitung einzukaufen; siekönnen dann in Untergrundlabors zu Pillen und Tablettengepresst werden.

Steroide dieser und anderer Art werden im Dunkelfeld synthe-tisiert und modifiziert. Große Angebote hierzu sind im Inter-

net zu finden. So gibt es schon seit sechs Jahren auf demSchwarzmarkt eine Abwandlung von Oral-Turinabol, demAnabolika-Klassiker aus der DDR. Das Retro-OT schwemmtaktuell aus Dubai auf den kontinentalen Schwarzmarkt. Pri-mobolan S, ebenfalls modifiziert, zirkuliert in der Spitzen-sportszene genauso wie russisches Dianabol als Designer-Steroid, also Metalaxyl mit einer Strukturveränderung in derchemischen Substanz. Diese drei Produkte sind nicht nur inFitnessstudios nachgefragt; im Spitzensport finden sie zumHerandopen an Topleistungen nach wie vor Anwendung.

"Für neue Erythropoetin-Präparate wie CERA und Dynepokonnten erfolgreiche, effektive Nachweisverfahren entwickeltwerden", macht Prof. Wilhelm Schänzer, Leiter des Instituts fürBiochemie der Deutschen Sporthochschule Köln, deutlich."Problembereiche bestanden und bestehen möglicherweisenoch bei EPO-Analogen, insbesondere EPO-Präparaten, die alsNachahmerprodukte, Biosimilars, in Ländern wie zum BeispielChina hergestellt werden. Hierzu konnten allerdings aktuelldie Nachweisverfahren angepasst werden, so dass die Mög-lichkeit von Doping mit diesen Substanzen deutlich erschwertworden ist." EPO der vierten Generation ist noch in der phar-mazeutischen Testphase, wird allerdings wohl schon zuDopingzwecken vertickt. Sogenannte Mimetika, die auch dieAusreifung von roten Blutkörperchen beschleunigen, sindgenauso wenig nachweisbar. Seit Januar ist mit Hermatide,das noch in der dritten klinischen Phase getestet wird, einPräparat auf der Verbotsliste.

Sogenannte Releasinghormone aus der Hirnanhangdrüse undandere Hypophysen-Hormone, etwa das LH-Hormon (esfördert im Körper des Mannes die Testosteron-Produktion undmacht ihn männlich), gehören zur breiten Palette des bioche-mischen Sportbetrugs. "Das sind alles körperidentische Sub-stanzen, die in Zukunft mit neuen Techniken analysiert wer-den können", erklärt Prof. Wilhelm Schänzer. "Diese sindallerdings die Modifikation von körperidentischen Substanzen,und deshalb wird der Nachweis schwierig werden. Wir müssenunterscheiden, was der Körper produziert und was nicht. BeiInsulin ist dies nach wie vor nicht möglich. Die Insulintests,die im Augenblick anlaufen, beziehen sich im wesentlichenauf synthetische Insuline. Das heißt: Die Athleten haben eineMöglichkeit, mit der Anwendung von körperidentischenSubstanzen zu dopen." Das Gleiche gilt für verschiedeneWachstumsfaktoren, IGF-1 (Insulinähnlicher Wachstumsfaktor1) und LH (Luteinisierendes Hormon): Nachweisverfahren sindnoch nicht in Sicht.

Das Spektrum für Dopingmittel ist breit. So wird in Osteuropadas sogenannte "blue fluid" als Geheimprodukt hergestelltund in Bulgarien und Rumänien vertrieben; die "blaue Flüssig-keit" ist ein rein androgenes Hormon, das sublingual einge-nommen wird: Ein paar Tropfen unter der Zunge, und Sprinterund Weitspringer werden gepusht. Vier bis fünf Anwendungen

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kosten auf dem Schwarzmarkt etwa 3.000 Euro. Selbst Präpa-rate aus der Krebsforschung stoßen in der illegalen Doping-szene auf Interesse. Unter dem Sammelbegriff PPARS sind mitAICAR und GW1516 zwei Substanzen, welche die Genexpressi-on beeinflussen, auf die Antidopingliste gerückt. In Tierversu-chen wurde festgestellt, dass mit ihnen bis zu 47 Prozentlängere Laufzeiten möglich sind. GW1516 ist inzwischennachweisbar. AICAR wird auch vom menschlichen Organismussynthetisiert und kann somit von einer exogenen Zufuhr nichtunterschieden werden.

In den letzten vier Jahren hat die Analytik große Fortschrittegemacht. So sind beispielsweise unter der Rubrik "Andereanabole Wirkstoffe" sogenannte SARMs detektierbar. DieseSelektiven Androgen-Rezeptor-Modulatoren, die schon klini-sche Studien der Phase 2 hinter sich gebracht haben, stehenseit Januar 2008 auf der Liste. Sie sind zur Anwendung beiMuskelschwund und Osteoporose entwickelt worden undzeigen ausschließlich anabole Effekte auf Muskulatur undKnochen; sie sind also rein synthetische, nicht steroidaleVerbindungen.

Dieses zielgerichtete, zukunftsweisende wissenschaftlicheVorpreschen ist nicht immer möglich. Zumeist stellen Phar-maunternehmen neue Substanzen, die sich für einen Miss-brauch im Sport eignen könnten, den Analytikern nicht zurVerfügung - um ein Durchsickern der Forschungsergebnisse zuvermeiden, die einen hohen Kapitalaufwand hervorrufen. DieKontrolllabors können schließlich gezielt nur nach demsuchen, was bekannt ist. Deshalb kommen Analytiker wieThevis und Schänzer nicht umhin, Stoffe mit Gefährdungspo-tenzial selbst "nachzubauen". Dass andererseits immer wiedernoch nicht zugelassene Arzneimittel in der Dopingszenekursieren, ist als gravierendes Problem von der Pharmaindus-trie noch nicht gelöst worden.

Der Abstand zwischen der Entwicklung von Dopingmethodenund ihrer Erkennbarkeit hat sich insgesamt gesehen verringert.Das Risiko, entdeckt zu werden, ist für die Täter durch denEinsatz intelligenter Trainingskontrollen nach dem Zielfahn-dungsprinzip höher geworden. Mittel und Möglichkeiten, dieszu unterlaufen, sind jedoch schier unbegrenzt. Was demDopingkompetenzzentrum Nationale Anti-Doping-Agentur(NADA) fehlt, ist die gute Recherche. NADA-Vorstandsvorsit-zender Armin Baumert weist ostentativ darauf hin: "Ideal wärees, wenn Undercover-Personal in die Strukturen des Dopingshineinkäme und, wie bei der richtigen Kriminalität, direkt imGeschehen erkunden könnte. Dafür ist allerdings die NADAnicht vorbereitet - auch die WADA nicht, denn dies brächtejuristische Problemstellungen mit sich, die durch uns momen-tan nicht angegangen werden können." Eine bessere Kriminal-prävention, die auf eine enge Zusammenarbeit zwischeninternationalen Polizeibehörden und Zollbehörden setzen sollte,wäre nötig. V-Leute im kriminellen Doping-Dealing-Milieu, die

Interpol zu koordinieren hätte, oder Privatdetektive im Auftragvon Antidoping-Organisationen könnten Doping-kreativeStrukturen aufdecken, die sodann zu zerschlagen wären.

Augenfällig ist, dass die Antidoping-Forschung weltweitunterfinanziert ist. Dr. Perikles Simon vom Institut für Sport-medizin am Universitätsklinikum Tübingen hat im Bundestags-Sportausschuss deutlich gemacht: Es werde zwar viel überDoping geredet, aber immer noch zu wenig in Nachweisver-fahren investiert. Der Kampf gegen Doping sei für viele Wis-senschaftler "schlichtweg uninteressant". Perikles Simon:"Deshalb können zweit- und drittklassige Chemiker und Medi-ziner mit nicht detektierbaren Mitteln weitgehend ungestörtdopen. Was wir benötigen, ist die Beteiligung von Experten,die von außerhalb der Sportmedizin kommen und die Wissenund Know-how aus der Molekularbiologie und Genetik ein-bringen. Diese Wissenschaftler können wir nur für die Antido-ping-Arbeit gewinnen, wenn auch finanziell etwas angebotenwird. Da die Förderung so schlecht ist, sind sehr viele Spezia-listen, die uns eigentlich helfen könnten, den Spitzensportsauberer zu bekommen, prinzipiell gar nicht zu erreichen."Unterfinanziert ist der Haushalt der WADA: Aus dem aktuellenVolumen von 25 Millionen US-Dollar werden jährlich etwasechs Millionen Dollar für die Verbesserung von Nachweisver-fahren ausgeschüttet. Viel zu wenig!

Perikles Simon beschrieb am 18. März 2009 in Berlin, wie ervor drei Jahren angetreten sei, ein hochsensitives Nachweis-verfahren für Gendoping zu entwickeln, bei dem DNA vonleistungsrelevanten Genen in die Körperzellen der Sportlereingeschleust wird. Er konnte ein Verfahren entwickeln, mitdem sich geringste Spuren transgener DNA auch im Blutnachweisen lassen. Für diesen Forschungsauftrag bekam derTübinger Sportmediziner aus Montreal 500.000 Dollar. Diekonsequente Fortführung scheiterte sodann an weiterenFördermitteln. Seine Methode des direkten Nachweises hat einJahr nach Veröffentlichung der Patentschrift eine französischeForschergruppe aufgegriffen. Der endgültige Durchbruchkönnte gelingen, wenn das Geld dafür ausreiche, meint derjunge Wissenschaftler. Schließlich habe er aufstecken müssen,weil die Deutsche Forschungsgemeinschaft sein Projekt nichthabe fördern können - mit dem Hinweis: Dopingbekämpfungsei Sache des Bundes.

Eine derart bornierte Forschungsverhinderungspolitik ist für einekonsequente Dopingbekämpfung kontraproduktiv. Sport undStaat, aber auch Wissenschaft und Wirtschaft sind gefordert,endlich den Grundstein dafür zu legen, dass die Fäulnis imSpitzensport entschiedener als bisher bekämpft werden kann.

* * *Unser Autor Holger Schück, langjähriger verdienter OF-Mitar-beiter, ist wenige Tage nach Fertigstellung dieses Beitragsplötzlich verstorben.

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Sport ist unsere Leidenschaft!Am gleichen Strang ziehen, für dasselbe Ziel kämpfen. Teamwork, Fair Play und Spaß an der Sache: Brillante Erfolge sind immer eine Mannschaftsleistung. Und weil wir wissen, wie wichtig Teamgeist für jedes Unternehmen ist, sind wir seit Jahren intensive Förderer des Spitzen-, Breiten- und Behindertensports.

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chlechte Zeiten für schlechte Nachrichten. Wer willnoch vom nächsten Bankencrash lesen, von Bonus-zahlungen in Millionenhöhe für Manager, die versagt

haben? "In den Sportteil schauen wir", hat ein Wirtschafts-magnat einmal gesagt, "weil wir uns an Siegen erfreuenwollen." Der Spitzensport als Launemacher, Erholungsressortfür Erschöpfte, Ablenkung von der Tristesse des Alltags? Ausund vorbei. In Deutschland wird, 30 Jahre nach der erstenöffentlichen Debatte, wieder hingeschaut und aufgeschrie-ben: Ein Doping-Fall nach dem anderen, Verhaftungen imbenachbarten Österreich, Vorwürfe gegen ehemalige DDR-Trainer, Schlampereien bei den Dopingkontrollen im Fußballund - auch die professionellen Gegner haben es schwer -Pannen im internationalen Anti-Dopingkampf. Der Einsatzverbotener Substanzen und Methoden ist - wie die Korrupti-onsfälle im Handball zeigen - nicht das einzige massiveProblem. Aber das komplizierteste. Doping wollen wohl diewenigsten. Das behaupten sogar ehemalige Doper wie derRadprofi Patrick Sinkewitz. Sportler, die zwar mächtig zuge-langt, aber letztlich doch gelitten haben in ihrem Manipulati-ons-System: Als Patienten der Leistungsmedizin an der Trans-fusions-Kanüle, als kleine Lügner in der Wertschöpfungskette,als von allen Seiten gedrängte Täter.

Die meisten Sportler machen sich inzwischen klein für ihrenLebenstraum, für Siege in sauberer Umgebung. Dafür habendeutsche Athleten ohne größeres Murren das größte Überwa-chungssystem in der Geschichte des Sports nach dem Endeder Stasi halbwegs akzeptiert. Seit dem 1.1.2009 gilt der neueKodex der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada). Top-Athletengefährdeter Sportarten wie Radfahren oder Leichtathletikmüssen ein Vierteljahr im Voraus ihren jeweiligen Aufent-haltsort an jedem Tag bekanntgeben. Und nun noch eineStunde angeben, in der sie anzutreffen sind. Sie tragen ihreDaten in das Athleten-Meldesystem ADAMS online ein, aufdas aber nicht nur die Nationalen Anti-Doping-Agenturen,sondern auch die Internationalen Fachverbände in aller WeltZugriff haben. Also zu "Gesundheits-Informationen", wie derParlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium(BMI) Christoph Bergner kritisch anmerkte. Diese heiklenDetails könnte man unter Umständen dort mitlesen, wo esfür das deutsche Wort "Datenschutz" keine Übersetzung gibt,geschweige denn gesetzliche Vorschriften. Nicht mal GeorgeOrwell ist das eingefallen.Ist das nicht kurios? Zunehmend wehren sich die Bürger vorder Datensammelwut von Wirtschaft und Staat. Im Sportscheint es gerade umgekehrt. Das BMI hat höchste Bedenkenangemeldet. Bergmann hält das Datenschutzprogramm derWada zur Absicherung von ADAMS für nicht ausreichend. DieAgentur mit Sitz in Montreal bestreitet dies zwar. Aber auchder Datenschutzbeauftragte in Deutschland sagt ernsthafteSchwierigkeiten voraus, sollten die Bedenken der Artikelgrup-pe 29 der Europäischen Kommission im Frühjahr nicht zer-streut werden. Demnach ist das Wada-Programm mit dem

europäischen und dem deutschen Datenschutzrecht nichtvereinbar. Als Konsequenz dürfte ADAMS allenfalls nationalgenutzt werden. Damit aber ginge der große Vorteil verloren.Denn mit ADAMS glaubt die Wada, auffällige Kontrolllückenweltweit peu á peu schließen und damit weiter Vertrauengewinnen zu können. Deutsche Sportler beklagen - etwa mitBlick gen Osten - immer wieder massive Kontrolldefizite.

Mit den begründeten Vorbehalten gegen die weltweite Ver-netzung durch ADAMS offenbart sich das Dilemma des Anti-Doping-Kampfes. Diese globale Online-Registrierung ist zwarnicht als Instrument zur Gängelung mündiger Bürgergedacht, sie entstammt nur der logischen Reaktion auf die(weiterhin funktionierende) Manipulationsmaschinerie; also

dem verschärften Kampf gegen jene, die den Sport diskredi-tieren. Aber die Nebenwirkung von ADAMS stellt die Verhält-nismäßigkeit in Frage: Darf jeder Athlet mit seinem Aufstiegin die Sonderklasse des Sports einem Kontrollsystem ausge-setzt werden, dessen Grundlage der Generalverdacht ist?

Analysten in den Anti-Doping-Laboren kommen mit derEntdeckung neuer Dopingsubstanzen zwar hinterher. DieZusammenarbeit zwischen Unternehmen der Pharma-Indus-trie und der Wada haben zur Entdeckung des Epo-Nachfol-gers, dem Blutdoping-Mittel Cera, geführt. Aber die Labor-Fahnder müssen gleichzeitig zugeben, dass halbwegs kompe-tente Chemiker in aller Welt in der Lage sind, Beschleunigerzu entwickeln, die ihnen vorerst unbekannt sind. Wie aberkann man nach etwas suchen, von dessen Existenz man nichtweiß? Ganz zu schweigen von den Problemen, für allseitsbekannte Substanzen und Methoden validierte Nachweisver-fahren zu entwickeln und sie in allen Anti-Doping-Laboren

Über das Doping-Geschehen

und seine teuflischenKreisläufe

Von Anno Hecker

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des Internationalen Olympischen Komitees zu implementie-ren. Synacthen nannte der frühere Radprofi Jörg Paffrath inseinem unbeachteten und von Funktionären wie Trainernheruntergespielten Geständnis vor der Tour de France 1997(!), Jan Ullrich gewann, als eines seiner Doping-Mittel. DenNachweis für das unter anderem bei multipler Sklerose einge-setzte Medikament hat das Kölner Anti-Doping-Labor bereitsim August 2007 erbracht. Trotzdem wurde er bei den Som-merspielen in Peking nicht angewendet. Soviel zum Jagdtem-po.

Eine deutliche Annäherung an Doper und ihre Hintermännerverspricht sich Bayerns Justizministerin Beate Merk dagegenauf einem anderen Gebiet. Sie versucht, die vor gut zwei

Jahren heftig geführte Debatte um die strafrechtliche Verfol-gung von Dopern zu beleben. Die Juristin ist überzeugt, dassdie Novellierung des Arzneimittel-Gesetzes (AMG) 2007, dasden Besitz nicht geringer Mengen bestimmter Dopingmittelunter Strafe stellt, dem Anti-Doping-Kampf nichts gebrachthat. "Ich verstehe nicht, dass immer noch kein Umdenkenerfolgt ist. Ich kann Mediziner, Trainer, Betreuer bestrafen,wenn sie etwas verabreicht haben. Der Sportler, der bewusstDopingmittel nimmt, bleibt außen vor", sagt Frau Merk, "manmuss doch nur mit den Staatsanwälten sprechen, um heraus-zufinden, wie unpraktisch das AMG ist. Stattdessen ist denLändern der Schwarze Peter zugeschoben worden. Man hatuns gesagt: ,Richtet ihr doch erst mal Schwerpunkt-Staatsan-waltschaften ein, dann wird es gehen.' Aber so funktioniert esnicht."

Nun hat sie getan, was der organisierte Sport seit Jahrenfordert. Als erstes Bundesland richtete Bayern zum 1. März

eine Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft für den Kampf gegenDoping ein. Allerdings sieht die streitbare stellvertretendeCDU-Vorsitzende diese Entscheidung allenfalls als erstenSchritt: "Ich habe die Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft nichteingerichtet in der Überzeugung, dass sie nun dokumentiert,wie wirksam das novellierte Arzneimittelgesetz sein kann. Ichhabe sie eingerichtet, weil man uns permanent zum Vorwurfmacht, die Überführung von Tätern würde nur scheitern, weiles diese Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften nicht gibt.Bitteschön, hier ist sie." Merk schöpft aus ihren Erfahrungenmit den Ermittlern. Die verstärkte Bereitschaft einzugreifen,sagte sie, gibt keinem Staatsanwalt mehr Rechte in die Hand,gegen Doper im Spitzen- wie Amateursport vorzugehen unddabei die Strukturen frei-, manchen Fluss sogar trocken zu

legen. Der Lauschangriff und die Hausdurchsu-chung bleiben verboten. Andernfalls hätten pro-fessionelle Ermittler zum Beispiel einen positivgetesteten Radsportler in die Mangel nehmenkönnen. Einen in der Szene bekannten Athleten,der angeblich aus dem Bund Deutscher Radfahrerden Hinweis erhalten hat, sich ein Hodenkrebs-Attest zu besorgen, um dann vom dringendenDopingverdacht freigesprochen werden zu können.Der BDR bestreitet diese Version. Abgesehen vonden Aussagen zweier glaubwürdiger Ohrenzeugen,denen der betroffene Sportler die Geschichteerzählt haben soll, gibt es keine Indizien. Die vonJournalisten für die ARD enthüllte Affäre könnteim Sande versickern. "Unsere Waffen", sagt ein imAnti-Doping-Kampf versierter Staatsanwalt, "sindstumpf." Wer aber kämpft schon gerne auf verlo-renem Posten?

Bayerns Justizministerin hat allerdings wenigRückendeckung. Werner E. Klatten, der neueVorsitzende der Stiftung Deutsche Sporthilfe, ließ

zwar mehrmals erkennen, dass eine Diskussion über dieWirksamkeit der Anti-Doping-Bekämpfung erlaubt sein muss.Ausdrücklich auch über die Frage, ob der Straftatbestand"Besitz" nicht doch ein geeignetes Mittel ist, saubere vonunsauberen Sportlern zu trennen. Solange aber die Wirkungs-losigkeit von Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften nicht auchin der Praxis bewiesen ist, werden der organisierte Sport unddas Bundesinnenministerium ihre ablehnende Haltung kaumaufgeben.

Übertönt wird diese schwierige Thematik von den Nebenge-räuschen des deutsch-deutschen Jubiläums. Zwanzig Jahrenach dem Fall der Mauer erscheint die Vergangenheit desSpitzensports Ost präsenter denn je. Wie geht man mitTrainern um, die ins flächendeckende Doping-System derDDR verstrickt waren? Immer wieder tauchen Zeugen, Doku-mente auf, die prominente und unbekanntere Sportkamera-den als Dopingexperten entlarven. Bereuen die Enttarnten,

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entschuldigen sie sich, haben sie in den vergangenen zweiDekaden keinen Anlass für Misstrauen gegeben und gelobensie den ewigen Antidoping-Kampf, dann empfiehlt die eigenseingerichtete Überprüfungs-Kommission des DeutschenOlympischen Sportbundes (DOSB) eine Entlastung. Der DOSBhat diesen Rat im Fall von sechs Leichtathletik-Trainernangenommen. Sie können fortan in Ruhe weiterarbeiten.

Und die Opfer der ehemaligen Täter? Immerhin werden sicheinige gewürdigt fühlen. Manchen reicht nach Jahren derMissachtung schon die Anerkennung. Aber für viele kommtdie Reue zu spät. Da hilft auch der hehre Wunsch der Kom-mission und des DOSB-Präsidiums nicht weiter. Dass nämlich"die Haltung derjenigen Trainer in der Deutschen Demokrati-schen Republik in angemessener Weise gewürdigt wird, diezur Verabreichung von Dopingmitteln nicht bereit waren".Wie soll das möglich sein? Henner Misersky, der Vater derBiathlon-Olympiasiegerin von 1992, Antje Misersky, ist längstim Pensionsalter. Sie hatte 1992 vor laufenden Kameras vonden Folgen ihrer Doping-Ablehnung berichtet, von den Kon-sequenzen für den Vater, ein leidenschaftlicher Sportler undTrainer. Misersky ist für seine Haltung hier und da bewundert,von den Sportkameraden aber ausgegrenzt worden. Einenangemessenen Job hat er vom vereinigten deutschen Sportnie erhalten. Weil zu viele alte Kameraden am Ruder blieben?

Die Fortsetzung des Spitzensports mit ehemaligen Dopernwird ein Ergebnis einer wissenschaftlichen "Aufarbeitung desDopinggeschehens in Ost und West" sein, wie sie der DOSBanstrebt. Sie ist so notwendig wie gefährlich. Denn nach derAuswertung der ergiebigen Stasi-Akten muss die Schieflagezwischen Ost und West zur Befriedung begradigt werden.Zweifellos hat der Westen auf die Anabolika-Monsterproduk-tion im Osten reagiert und umgekehrt. Das gesamte Ausmaßin der Bundesrepublik ist aber auf Grund der vergleichsweisedünnen Aktenlage kaum beweisbar. Mal abgesehen voninteressanten Nachlässen. Es sei denn, die Heroen der Olym-pischen Spiele von München 1972, von Montreal und Inns-bruck, Los Angeles wie Sarajevo, Seoul und Calgary bis zurVerjährungsgrenze Sydney (2000) erzählen endlich öffentlich,was sie allenfalls hinter vorgehaltener Hand ausplaudern.Vermutlich wäre die Erschütterung kaum auszuhalten. Aller-dings schweigen potenzielle Mitwisser. Insider wie der ehe-malige Olympiaarzt Dr. Georg Huber oder der Bundestrainerim Radfahren, Peter Weibel, verweigern sich. Dabei könntensie erklären, wie es funktioniert hat. Man würde erkennen,was nötig ist, um manche Sportarten von einem teuflischenKreislauf zu befreien: Denn wie kann man von einem ehema-ligen Doper, der die Manipulation als systemimmanenteNotwendigkeit kennenlernte, ernsthaft erwarten, dass er alsTrainer einen überzeugenden Antidoping-Kurs fährt?

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OF: Sie sind 58 Jahre alt, Präsident des Ski-Verbandes Schwarz-wald-Nord, Diplom-Kaufmann und arbeiten als Managing Directorbei der Deutschen Bank. Wie verschlägt es einen Banker zur Natio-nalen Anti-Doping-Agentur (NADA) und in den Kampf um einensauberen Sport?

HÖLZ: Der erste Kontakt kam zustande, als vor Gründung der NADAder damalige Innenminister Otto Schily und Manfred von Richtho-fen, der Präsident des Deutschen Sportbundes (DSB), um Unterstüt-zung aus der Wirtschaft baten. Deren gemeinsames Schreiben wardamals bei mir als Verantwortlichen für Nachhaltigkeits-Fragen beider Deutschen Bank gelandet. Ich hatte unserem Vorstand geraten,dass wir uns an der NADA beteiligen sollten. Das hat die DeutscheBank dann ja auch getan. Auch ich selbst habe mich eingebracht.Nachhaltigkeit beinhaltet auch Transparenz, den Ausgleich vonInteressen und Verständnis für die Auffassungen anderer. Genau indiesem Sinne verstehe ich mich bei der NADA in der Rolle eines

Moderators, der die verschiedenen Stakeholder zusammenführt.Letztendlich ist der Kampf gegen Doping nichts anderes als dasZusammenspiel zwischen Politik, Sport und Zivilgesellschaft - auchein Spiegelbild für die Zusammensetzung des Kuratoriums derNADA.

OF: Seit etwa viereinhalb Jahren stehen Sie an der Spitze desNADA-Kuratoriums. Wie fällt Ihre Zwischenbilanz aus?

HÖLZ: Wir haben die NADA in dieser Phase absolut stabilisiert. Dasgilt für die wirtschaftliche wie für die inhaltliche Seite mit ihrenbeiden Säulen Kontrollen und Prävention. Wobei ich der Auffassungbin, dass das Kontrollsystem eine bisher vielleicht zu wenig beachte-te präventive Kraft in sich birgt. Mit der Verbesserung des Kontroll-systems ist nicht nur eine höhere Abschreckung verbunden. Dasbedeutet zugleich einen Lernprozess und mehr Erfahrung imUmgang mit diesem System - für mich eindeutig präventive Kom-ponenten.

OF: Erschreckt es Sie sehr, dass der Fußball-Weltverband Fifa undder europäische Fußballverband Uefa das neue Meldesystem derWelt-Anti-Doping-Agentur WADA ablehnen?

HÖLZ: Dieses Verhalten ist unmöglich und nicht akzeptabel. Andieser Stelle kann man die unnachgiebige Position der WADA nurunterschreiben und hoffen, dass die Fußballverbände umschwenken.Glücklicherweise gibt es von Seiten des Deutschen Fußball-Bundesdurchaus positive Signale, die sich mehr an unseren Auffassungenbei der NADA orientieren.

OF: Von Seiten des Fußballs wird moniert, dass "teilweise massiv insPrivatleben eingegriffen" werde…

HÖLZ: Wenn man sich entscheidet, Spitzensportler zu werden oderden Sport als Beruf auszuüben, dann muss man natürlich auch mitden Konsequenzen leben. Das gilt in meinem Umfeld als Banker undin Bezug auf meinen Arbeitgeber ganz genau so. In bestimmtenFunktionen muss man sich auf bestimmte Regularien einlassen, dasist nun einmal so. Okay, diese neue Einstunden-Regel ist wirklichhart. Wir hatten versucht, das im Konzert mit dem Bundesinnenmi-

nisterium und mit dem Deutschen Olympischen Sportbund zuverhindern, waren aber in diesem Punkt nicht erfolgreich. Vielleichtlässt sich da noch Einiges nachjustieren.

OF: In Brüssel beschäftigt sich inzwischen die EU-Kommission mitder Frage, ob der Anti-Doping-Kampf in der jetzigen Form mit denPersönlichkeitsrechten vereinbar ist. Macht Ihnen das angst?

HÖLZ: Nein, deshalb wird mir nicht gleich angst und bange. Viel-leicht weil ich es gewohnt bin, in meinem Beruf mit Risikoprozessenumzugehen. In Bezug auf Deutschland würde ich mir zum Beispielsogar wünschen, dass von Seiten einer Obersten Gerichtszuständig-keit einmal geprüft wird, ob das WADA-Meldesystem gegen Persön-lichkeitsrechte verstößt. Dass sich bei der EU-Kommission nun eineeigene Arbeitsgruppe mit diesem Thema befasst, auf deren Berichtwir im Übrigen gespannt warten, das ist Teil der Globalisierung.Damit müssen wir leben, das muss man ganz nüchtern sehen.Solche regulativen Prozesse können nützlich sein und zur Klärungder Rahmenbedingungen beitragen. Wir brauchen ja nicht gleichVerträge mit 1000 Seiten Inhalt, doch solche in komprimierter Form,die justitiabel sind. Dann muss uns nicht bange sein, weil es schließ-lich immer um einen Ausgleichsprozess geht. Die Regulation giltletztlich immer dem Ausgleich zwischen den persönlichen Interes-

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"Die Einstundenregel im Anti-Doping-Kampfist meines Erachtens schon sehr heiß"Hanns Michael Hölz, Kuratoriumsvorsitzender der NADA

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sen der Athleten und den Ansprüchen des weltweiten Kampfesgegen Doping, wobei der Schutz der sauberen Sportler eindeutig imZentrum aller Bemühungen steht. Das wird zuweilen in der Diskus-sion vergessen.

OF: Angenommen, die EU käme zu der Auffassung, die Persönlich-keitsrechte der Athleten wiegen schwerer als das Bemühen umeinen sauberen Sport - was dann?

HÖLZ: Das würde den Kampf gegen Doping natürlich nicht geradeleichter machen. Aber deswegen würde die NADA keineswegs in ein"schwarzes Loch" fallen und müsste alle Bemühungen einstellen.Nüchtern betrachtet, hieße das: Die Sportler müssten innerhalb desKontrollsystems nicht mehr in der Weise verfügbar sein, wie esderzeit der Fall ist. Das würde doch nicht automatisch ein Endeeffektiver Doping-Kontrollen bedeuten. Im Gegenteil müssten wirdann kreativ sein und andere Instrumente stärken, um die einge-

schränkte Kontrollverfüg-barkeit der Sportler wiederauszugleichen.

OF: Woran denken Sie?

HÖLZ: Zum Beispiel,indem wir uns stärkerdarum bemühen, vongroßen Pharmaunterneh-men Informationen überdie Wirkungsweise neuerPräparate zu erhalten undauf diese Weise einenzeitlichen Vorlauf bekom-men. Auch bei Sportärztenund Allgemein-Medizinerngibt es noch Informations-

bedarf. Jeder Patient sollte gleich bei der Anmeldung gefragtwerden, ob er Sportler ist Das sollte bei der Anamnese zu denStandardfragen gehören, damit der Arzt genau weiß, mit welchfatalen Konsequenzen eine falsche Medikamentierung bei einemSportler verbunden sein kann. Eine weitere Reserve sehe ich in derverbesserten Aufklärungsarbeit in Schulen. Kenntnisse über denUmgang mit dem Meldesystem und allen anderen Regeln solltenfür junge und potenzielle Leistungssportler noch regelmäßigerschon im Unterricht, im Verein oder im Olympiastützpunkt vermit-telt werden.

OF: Mancher kritisiert den hohen Grad der Kommerzialisierung imSpitzensport als eigentliche Triebfeder für Manipulationen undBetrug.

HÖLZ: Die Kommerzialisierung zurückzudrehen, das wird meinesErachtens nicht funktionieren. Die langfristige Strategie im Kampfgegen Doping kann meines Erachtens nicht ausschließlich auf dieSpitze abzielen, sondern es sind die Veränderungen von unten, diewir unbedingt brauchen. Es gilt, die Werte des Sports zu betonen,präventive Arbeit an der Basis zu leisten und so nach und nachneue Sportler-Generationen zu erziehen. Das ist für mich keinKampf gegen Windmühlen. Durch meinen engen Kontakt zum

Beirat der Athleten weiß ich sehr genau, dass sie hohe Leistungenvollbringen, aber Erfolge auf fairem, ehrlichem Wege erzielenwollen. Das ist genau die vorbildliche Einstellung, die unserenhöchsten Respekt verdient. Ich habe das Gefühl, in dieser Richtunggibt es mehr und mehr eine Neujustierung.

OF: Wo liegen für Sie persönlich im Kampf gegen Doping dieGrenzen des Vertretbaren?

HÖLZ: Die Einstundenregel ist, wie gesagt, meines Erachtens schonsehr heiß. Drei Monate vorher genau den Aufenthaltsort für einebestimmten Stunde zu benennen, das ist natürlich schon an derGrenze des Zumutbaren, auch wenn es das Meldesystem erlaubt, bisunmittelbar vor der besagten Stunde darüber zu informieren, dasssich der Aufenthaltsort geändert hat. Wenn ein Athlet jedoch einRecht darauf hat, kurzfristig über Abweichungen von seinenursprünglichen Angaben zu informieren, dann müssen die techni-schen Systeme natürlich weltweit erreichbar und überall hundert-prozentig funktionsfähig sein. Dass mittlerweile im Notfall aucheine Meldung per SMS möglich ist, macht es für die Sportler leich-ter. Natürlich brauchen die Athleten auch Informationen darüber,wer Zugriff auf welche ihrer persönlichen Daten hat. Neben diesensozialen Aspekten gibt es für mich noch medizinische. Wir gehendann zu weit, wenn wir mit unseren Kontroll-Mechanismen dieGesundheit der Sportler gefährden. Vorschläge, Athleten gleicheinem Bypass einen Chip unter der Haut einzupflanzen, um eineständige Übertragung von Daten zu gewährleisten, das geht ein-deutig zu weit. Die persönliche Integrität und die Gesundheit derAthleten müssen gewahrt bleiben.

OF: Wie lange wollen Sie noch bei der NADA an Bord bleiben?

HÖLZ: Meine aktuelle Amtszeit reicht bis zum Jahr 2010, aber ichwerde dann keinesfalls amtsmüde sein. Es gibt in dieser wichtigenFunktion noch viel zu bewegen, meine Ziele sind klar definiert.Unter dem Dach der NADA sollen künftig neben den Trainings- auchdie Wettkampfkontrollen durchgeführt werden. Wir müssen inKooperation mit der Pharma-Industrie klären, wie es mit der For-schung eingeschätzt wird. Es gilt nach wie vor, privates Geld zugenerieren und vielleicht Mäzenaten aus der Privatwirtschaft zufinden, und wir müssen zu international vergleichbaren Maßstäbenim Anti-Doping-Kampf kommen. Das haben wir WADA-PräsidentJohn Fahey kürzlich bei seinem Besuch in Bonn mit auf den Weggegeben. Den Schlüssel für die Vereinheitlichung der Standards hältdas Internationale Olympische Komitee in der Hand. Wir könnennicht weiterhin warten, dass überall in der Welt gleiche Maßstäbeangelegt werden. Natürlich geht das nicht von heute auf morgen,natürlich müssen die Entwicklungsländer die Möglichkeit haben,sich an diese Standards heranzuarbeiten, aber irgendwann mussdiese Übergangsphase ein Ende haben. Dieses Zeitfenster kann dasIOC leicht öffnen. Es müsste nur vorgeben, dass die Teilnahme allerNationalen Olympischen Komitees an Olympischen Spielen an dieVoraussetzung geknüpft ist, dass der aktuelle WADA-Code in denjeweiligen Ländern auch im Kontroll-Alltag umgesetzt wird. Warumsollte das nicht schon bis zu den nächsten Sommerspielen 2012 inLondon der Fall sein?

Das Interview führte Andreas Müller

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it dramatischen Trailern zwischen den Werbespotswird auf das Spiel hingewiesen, in Nachrichtensen-dungen über die Bedeutung der Begegnung sinniert.

Hallo? "Is' etwa schon Weltmeisterschaft?", möchte man mitKaiser Franz verwundert fragen, angesichts des medialen Auf-wands vor dem Länderspiel gegen Liechtenstein. Nee, es ist keineWM, sondern erst ein Qualifikationsspiel für Südafrika.

Falsch: Früher war es einmal ein schlichtes Qualifikationsspielgegen einen - wie man arrogant zu sagen pflegte - Fußball-zwerg, den man mit Links besiegte (oder auch nicht). Doch nunist es ein Event: Über alles drum herum wird berichtet, sogar derFitnesstest der potenziellen DFB-Kicker wird übertragen, natür-lich bleibt das ärztliche Bulletin ebenso wenig aus wie die obli-gatorische Pressekonferenz. Warum dies alles? Spielen diewirklich so schlecht, dass man Ablenkungsmanöver braucht?Nicht nur im Fußball - auch bei anderen Sportarten wird auseinem normalen Wettbewerb ein Event.

Tonausfälle etwa bei DFB-Pressekonferenzen würden manchmalgut tun, denn selbst der geneigteste Sportfan kann es nichtmehr ab, wenn er zum siebenundneunzigsten Mal die Frage hört,welchen Einfluss die Befindlichkeit von Ballack auf die Stim-mung in der Mannschaft oder sonst was hat. Oder ob ManagerOliver Bierhoff und Michael Ballack sich wirklich wieder liebhaben oder...? Dass da Ruhe bewahren oft nicht ganz leicht ist,lässt sich an den Gesichtern der Protagonisten dort vorne aufder Bühne erkennen - die Kamera ist dicht dran und lässt die

wahren Gedanken etwa eines auf dem Kiefer malmenden Bun-destrainers ahnen.

Fragen des Sportjournalisten - oft eine Qual für die Befragten,eine Nerv tötende Tortur für Sportfans und wohlgesinnteZuschauer. Was soll man unmittelbar nach einer Niederlagesagen, außer, dass man gerne gewonnen hätte. Frage: "IhreSpielphilosophie ging aber heute nicht auf oder?" Welche Philo-sophie bitte? Philosophie bedeutet "Streben nach Erkenntnis desZusammenhanges der Dinge in der Welt."

Wo ist da aber beim Kicken der philosophische Ansatz im eigent-lichen Sinn? Ja, Sportverbände oder Profivereine haben natürlicheine Philosophie, die da heißt: Oben mitmischen bedeutet nichtnur Erfolg haben, sondern dafür auch Kohle absahnen. Profitma-ximierung als Mogelpackung "homo ludens". Das haben kühne,schlitzohrige Manager und Fernsehleute tatsächlich schon langeumgesetzt. Brot und Spiele als Unterhaltungsgarant und spru-

delnde Geldquelle. Der Doppelpass zwischen öffentlich-rechtli-chen Anstalten, Privaten und Sportorganisationen funktioniertauf dieser Ebene ausgezeichnet - und die Symbiose zwischenSport und Sendern gedeiht und gedeiht.

Manchmal zur Freude des Sportfans. Etwa des Fußballfreundes,der begeistert ist, wenn die Spiele in den europäischen Wettbe-werben auch noch während der Woche übertragen werden. DieSpiele wohlgemerkt. Das Drumherum, nee, eher nicht. Wen inte-ressiert es, ob der Bremer Diego ein Techtelmechtel mit einerSängerin hat. Oder Schweini mit seiner Freundin auf dem Sofaknutscht. Oder Podolski in der Nase bohrt. "Langweilig", würde daHomer Simpson, unsäglicher Vater und Sportfan der gleichnami-gen Comicserie den Sender auf jeden Fall lautstark wissen lassen.

Doch wenn Poldi während des zweiten WM-Qualifika-tionsspiels gegen Wales - das natürlich auch vor demAnstoß wieder rauf und runter durchleuchtet wurde,seinem Kapitän eine langt, dann würde man da schonmal wissen wollen, warum das ohne Folgen blieb. Grobunsportlich nennt man das. In den Nachrichtensen-dungen war diese "Watschn" nach G-20 Gipfel und

Bahnskandal Top drei, doch der DFB war mit einer Entschuldigungvon Podolski zufrieden. Der Fan reibt sich verwundert die Augen:"Das war`s? Sonst machen sie doch auch jede Menge Wirbel. Undhier? Schönes Vorbild. Beim nächsten Schülerspiel wird KevinMehmet auch eine scheuern, wenn er rummeckert."

Vorbilder. Ja, die gibt es nicht nur auf dem Rasen, sondern auchin den Loipen, auf Pisten oder auf den Sprungschanzen dieserWelt: Die jungen Männer und Frauen, die da von November bisEnde März oder noch länger (Eishockey) von Wettbewerb zuWettbewerb gehetzt werden. Und das Fernsehen ist immerdabei. Heile Welt allerorten, und wenn es nicht ganz so läuft,dann wird sie halt künstlich hergestellt. Die kernigen Jungen undMadeln erkennt man in den sonnigen Portraits zwischen ihrenverhunzten oder erfolgreichen Starts kaum ohne Helm undPudelmütze, wenn sie verträumt über sommerliche Almwiesenschlendern oder auf heimischen Seen im hohen Norden mit demKanu paddeln. Schön ist es.

Philosophie? Welche Philosophie?Von Bianka Schreiber-Rietig

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Und dann Bildschirm-Gehetze durch diese weiße Spur, diemanchmal zum Elend für die Protagonisten wird, weil sie zuweich, zu rutschig, zu stumpf - einfach mistig ist. Und dann beiden Biathleten dieser unselige Wind von der falschen Seite, dieLadehemmung, der Fehlschuss und die unsägliche Strafrunde.Oder der verdammte Kampf durch diese Stangen auf demschwierig gesteckten Hang und die wahnsinnigen Geschwindig-keiten, mit denen die Abfahrer die extra eisigen und steilenPisten hinunter jagen - wo ein kleiner Fehler über Sieg oderNiederlage, Zieleinlauf oder Krankenhaus entscheiden kann.Oder wenn die jungen Männer über die Schanze abheben undwieder der Aufwind fehlt, Dauerschneefall oder Winde überAbbruch und somit eventuell den Sieger entscheiden. DieDramatik dieser Sportarten kommt selten rüber, dafür wird zuoft und um jeden Preis übertragen. Da werden Wettbewerbe indie Länge gezogen und Risiken in Kauf genommen, weil Spon-soren und Sender sonst sauer wären, gar auf ihre vertraglichenRechte pochen könnten. Da werden mit Schwafelrunden Jury-Entscheidungen überbrückt, die jeden, auch den Fan, zumAbschalten zwingen.

Dann alles wieder eitel Sonnenschein - und kaum drehen dieAthleten brav Runde um Runde, da platzt die Dopingbombe. Dawird nun der erfolgreiche Biathlon-Bundestrainer Frank Ullrichvon seiner DDR-Vergangenheit eingeholt. Fast verschämt wirdpflichtgemäß berichtet - mehr in den Nachrichtensendungen alsin Sportstudios. Ball bloß flach halten - sich nicht die gutenConnections kaputt machen. Schon 1989 war Ullrich deshalbThema beim Skiverband und im Bundesinnenministerium. ObSponsoren oder Zuschauer - wenn juckt denn Doping? Dasgehört dazu zum modernen Gladiatorentum. Wird uns ja vorge-führt, etwa im Radsport, wo nach Empörung sich nun alleswieder beruhigt hat. Außer gerade in Österreich - da ermitteltnach den Geständnissen einer Triathletin und eines Radlers nunwieder die Staatsanwaltschaft.

Dass nicht nur mit dem Griff in die Medikamentenkiste betro-gen, sondern auch mit Geld manipuliert wird - das erleben wirgerade im Handball, das hatten wir im Fußball. Geld regiert auchden Sport, lernen wir wieder einmal - in mehrfacher Hinsicht.

Nicht nur Schiedsrichter, Spieler, Funktionäre Trainer werdeneingekauft. Da legen sich etwa russische Millionäre oder arabi-sche Scheichs eine Mannschaft oder einen Rennstall zu - undniemand findet das anstößig - nicht einmal unter dem AspektChancengleichheit oder Fair Play. Warum auch? Die Weltwirt-schaftskrise beweist, was wir schon immer wussten: "Moneymakes the world go round", und das gilt auch ganz besondersfür den Sport. Doch nur solange ein Event das andere jagt,Superlative das Mindeste sind - wie immer dann Leistungsni-veau oder Darbietung auch aussehen mögen. Wir werden inBerlin die Leichtathletikweltmeister bejubeln, werden feiern, dieSprint-Dollarstars bewundern, die zwanzig Meter vor dem Zielzu aller Verwunderung noch mal Gas geben, als hätte es dieMeter vorher nie gegeben. Kugeln, Speere, Hammer und Diskenwerden auf Rekordweiten katapultiert, als wäre das die leichtes-te Übung. Reporter und Kommentatoren werden sich wieder vorBegeisterung überschlagen und nette Anekdötchen über Starsund Sternchen erzählen.

Und dann stehen die Akteure, Luft schnappend vor dem Mikro-fon, das ihnen kumpelhaft oder bewundernd der Reporter miteinem "Herzlichen Glückwunsch - wie haben Sie das gemacht?"unter die Nase hält. Blöde Frage! "Mit ausreichend Training undgutem Timing. Und ich grüße meine Oma und danke meinemMeerschweinchen." Oder wenn es schief geht: "Was ist dennnicht so gelaufen?" Vielleicht der Athlet die Athletin? Oder wasanderes hat nicht so hingehauen... Und dann blickt die Kamerain die traurigen Dackelaugen. Und wendet sich mit Freude demnächsten Event zu: Boxen. Da sitzen sie nun, die Halbseidenenmit den Halbpromies und ein paar wirklichen prominentenBoxfans dicht und menschelnd. Mancher und manche vergessensich im Anfeuerungsfieber. Das elektronische Auge hat alles imVisier. Auch Kirmeskämpfe werden promotet, als ob es um denWeltmeistertitel ginge. Und das bekommt dem Boxsport ebensowenig wie dem übertragenden Sender.

Aber wen interessiert das? Auch die Formel 1 dreht wieder ihreRunden, obwohl kein Mensch - nicht einmal die Beteiligten -bisher das neue Reglement begriffen hat. Und obwohl wieder inMalaysia das Rennen abgebrochen werden musste, weil - auchnicht zum ersten Mal - überraschend gerade zu dieser ZeitMonsunregenfälle niedergehen. Überhaupt das Wetter und dieseKlimaveränderung. Es schmeißt Wettkampfkalender und Zeitplä-ne durcheinander. Behaupten die Veranstalter. Wer sich mitMeteorologen eingehend unterhielte, käme vermutlich nicht aufdie Idee, immer noch am Saisonabschluss für die Nordischen imMärz in Skandinavien festzuhalten. Wetterfrösche haben da ihreErfahrungswerte - ebenso wie Sportler.

"Wir müssen das erst einmal analysieren", ist ein gern gesagterSatz von Trainern, wenn Niederlagen eingefahren wurden,Taktiken nicht griffen, die Umstände nicht stimmten. Der Satzsollte für Funktionäre, aber auch für Fernsehmacher nicht nureine Phrase, sondern Handlungsanweisung sein.

Die UnterhaltungswareSport und ihre medialeInszenierung oder Verramschung

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Viele Fans sind müde, überfüttert vom manchmal täglichenÜbertragungswust, von Wintersportarten, die zu Ganzjahres-sportarten mutierten, monotonen Tennisturnieren, öden Radver-anstaltungen oder gähnend langweiligen Reitturnieren. Massestatt Klasse ist geboten. Krisenzeiten. Auch der Sport spürt sieschon, und der Hochleistungssport wird sie sicher noch mehr zuspüren bekommen - das Geld sitzt bei kleinen wie großen Unter-nehmen nicht mehr so locker. Und auch Ministerien halten dieHand auf der Kasse. Krise als Chance - halten wir es mit US-Präsident Barack Obama. Was in diesem Fall heißt: Es geht aucheine Nummer kleiner.

Und besinnen wir uns auf die einst "herrlichste Nebensache derWelt". Denn der Sport und seine - vor allem passiven - Vertreternehmen sich zu wichtig. Die Folge davon ist, dass der Sport undmit ihm auch der Sportjournalismus noch gegen eine zweiteKrise zu kämpfen hat - die Sinnkrise. Was wollen wir? Sport ist

zur Unterhaltungsware verkommen oder wird oft nur als Mittelzum Zweck betrieben. Und wir, auch wir Sportjournalisten,sprechen so gerne von der Leichtigkeit des Spiels und des Sportsund transportieren die Worthülsen der Funktionäre von Wertenund Idealen, die sie als Nebelkerzen werfen, um von bestimmtenGebaren abzulenken, oft leichtfertig weiter. Ende der Scheinhei-ligkeit! "Markt oder Tempel?" forderte einst Baron Pierre deCoubertin eine Entscheidung von der neuen olympischen Bewe-gung. Beim Ethik-Seminar des Nationalen Olympischen Komiteesvon Deutschland vor genau 20 Jahren (April 1989) in Hannoversagte die ehemalige Schwimmerin und Trainerin Ursel Wirth-Brunner: "Im Augenblick scheinen die Ziele des Hochleistungs-sports ins Grenzenlose zu führen. Wir müssen daher versuchen,den Sport wieder in feste Bahnen zu lenken, die notwendigenGrenzen abzustecken und ethische Werte klar zu formulieren.Eine neue Gesinnung ist nötig." Es gibt Wahrheiten, die geltenJahrzehnte später noch immer.

angen wir mal da an, wo Olympisches Feuer leuchtet,und nicht mit jenen Ärgernissen, die derzeit so vielDunkel auf "den Sport" werfen: Biathlon zum Beispiel -

was für ein Sport! Ich sehe sie immer wieder vor mir, die letztenechten Kerle in Wald und Schnee, Kilometer um Kilometer,"Gewehr über", auf der Spur des Wildes. Und dann der Triumph:Gesehen, geschossen, getroffen und wieder eine Trophäe fürsWohnzimmer.

Laufen, das entspricht einem menschlichen Urinstinkt undjagen auch. Beides zusammen ist Biathlon. Und wenn auch derBegriff der griechischen Mythologie entstammt, so ist dieSportart doch erst nach dem 2. Weltkrieg mit Weltmeisterschaf-ten und Olympischen Spielen in unser Bewusstsein gedrungen.Heute ist Biathlon, ausweislich seiner "Quoten", einer der Mag-neten auf deutschen Bildschirmen; selbst im Hauptprogramm,gleichauf mit "Tagesschau" und "Tatort", Carmen Nebel undRTLs "Superstar". Die Anbieter reißen sich um die Übertragungs-rechte. Das ist noch nicht lange so. Ich entsinne mich, wiedieser Sport gleich einem Mauerblümchen in den Nischen derFernsehprogramme darbte. Programmbeobachtungen im Auf-trag des Deutschen Sportbundes ergaben noch Anfang diesesJahrzehnts in ARD und ZDF eine Medienpräsenz von durch-

schnittlich 84 Minuten - im Jahr. Live-Übertragungen gab esnur im Traum.

Freilich, die Biathleten selbst waren daran nicht schuldlos. Da trafsich einst, irgendwann und irgendwo zwischen Wind und Wetterund unter Ausschluss der Öffentlichkeit, eine verschworeneGemeinde von Überzeugungstätern. Einer nach dem anderenwurden sie ins Rennen "abgeschossen", verschwanden im Wald,

nur selten waren sie zu sehen auf ihren langen Run-den, ab und zu drangen ein paar laute Zurufe und einStöhnen herüber, dann auch Schüsse, ohne dass zuerkennen war, wem sie galten und was sie trafen. Underst lange danach, wenn auch der Allerletzte im Zielwar, bekam der verehrte Zuschauer mitgeteilt, wergesiegt hatte und warum.Biathlon kam ins Labor.Marktforscher, Marketing-Experten, Medienmacheranalysierten Stärken und Schwächen und die Wünschedes Publikums. Bis, wie ein Homunculus aus der

Retorte, ein völlig anderes Produkt herauskam, fit für das Medien-Zeitalter, durchgestylt und garantiert gewinnbringend.

Da wurde - "man nehme" - zuerst Wald abgeschlagen - auf dassdie Loipen besser einsehbar wurden. Dann wurden die Rundenverkürzt - damit die Athleten häufiger vor den Zuschauernpassieren mussten. Es wurden Schießstände und -scheiben mitKameras bestückt und Großleinwände eingerichtet - so dass einjeder Abdruck und Einschlag der Kugeln verfolgen konnte. Dazugab es Staffeln, sogar "Mixeds", und Massenstarts - und Siegerwar fortan, wer vor aller Augen als Erster ins Ziel kam; und sei esnur mit der Skispitze. Zu guter Letzt, in Erwartung einer fulmi-nanten Publikumsvermehrung, wurden sogar Tribünen gebaut -da bedurfte es dann nur noch erfolgreicher Athleten, mit denen

Erfolgreiche Laborversuche undpermanente GefährdungenVon Günther von Lojewski

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sich immer mehr Fans identifizieren konnten. Der Laborversuchist geglückt, die Kalkulation aufgegangen. Groß und Greis, Wil-helm und Neuner haben ihren Sport nicht nur populär gemacht.Sie laufen und schießen sich und ihm auch viel Geld zusammen;mit jedem Rennen mehr, es können gar nicht genug sein. Ange-bot und Nachfrage - so stürmt Biathlon nun in die Charts und indie freie Marktwirtschaft. Auch in alle Konsequenzen, die sich inderen "Krise" gerade offenbaren?

Aufstieg und Fall sind auch im Sport nicht mehr unbekannt,seitdem Fußballer, Handballer und Eishockeyspieler sich nichtmehr mit einem Lorbeerkranz, Ruhm und Ehre zufrieden geben.Ergebnisse werden manipuliert oder erkauft. Große Clubs sindzahlungsunfähig, andere kommen nicht mehr aus dem Börsen-keller. Mancher Möchte-gern-kann-aber-nicht ist insolvent oderstill verschieden. In Einzelsportarten, weil sich einer allein immerleichter tut als eine ganze Mannschaft, greift man immer eherzu Diabolika. Ob Leichtathleten, Gewichtheber oder Radfahrer,sie kennen zwar die Risiken für ihre Gesundheit - und spielendoch russisches Roulette. Als heilige der Sieg jedes Mittel, weil erRuhm bringt und Ruhm Geld.

Geld stinkt nicht, und freie Marktwirtschaft kennt keine Grenzen?Irrtum. Es geht um Sport. Und dessen Faszination macht geradedie Annahme aus, dass es anders zugeht als im täglichen Leben,dass Gleich und Gleich aufeinander treffen und ehrlich und fairihre Kräfte messen. Daran glauben bis heute Millionen Menschen,und diesen Glauben wollen sie sich auch nicht nehmen lassen.Darum diskreditiert, wer immer manipuliert oder dopt, nicht nurseine Gegner und alle Sportkameraden. Nein, es schadet einekleine, radikale Minderheit ihrem Sport, ja dem Sport "an sich". Sieverhöhnt den olympischen Geist - die Teilnahme, nicht der Sieg ist"alles" - , und sie unterminiert seine Glaubwürdigkeit. Und nunBiathlon. Herausragende Erfolge der deutschen Mannschaft haben

die abgelaufene Saison bestimmt. Doch zur Bilanz gehört auch,dass wg. Doping wieder (russische) Sportler aus dem Rennengenommen wurden. Dass eine ganze Reihe weiterer Fälle nochunerledigt bei den Verbänden liegt. Und dass sich die Verantwortli-chen über ihre eigenen Regeln, Standards und Sanktionen nichteinig sind; dass womöglich der eine oder andere sogar selbst mitseinem persönlichen Fortkommen in erfolgreichem Systemdopinggefesselt ist und deshalb trickst. Alfons Hörmann, der deutscheVizepräsident der Internationalen Biathlon Union (IBU), sprichtbereits von "sportpolitischen Geisterfahrern".

Gewiss wäre Biathlon nicht die erste Sportart, deren Weg ausden Labors des Marketing über die Labors der Chemie direkt inden totalen Kommerz führte. Doch fiele auch diese Disziplin, dieüber Jahrtausende herkommt und sich heute noch so gern hehrpräsentiert, Drogen anheim und geböten die "sportpolitischenGeisterfahrer" einer solchen Fehlentwicklung nicht umgehend,unmissverständlich und konsequent Einhalt, die Folgen wärenverhängnisvoll. Alfons Hörmann weiß das, darum sein Drängen.Spätestens wenn auch die "Blase" des Sportkommerzes platzte,stünden notgedrungen staatliche Strafverfolger ins Haus. Drohtedem organisierten Sport der Verlust autonomer Justiz. Gäbe esauch für seine Selbstverwaltung bald kein Halten mehr und fürseine Substitution mit öffentlichen Geldern kaum noch eineRechtfertigung. Vom Niedergang des olympischen Geistes ganzzu schweigen. Denn der Sport selbst hätte sein wichtigstesAlleinstellungsmerkmal preisgegeben: seine Glaubwürdigkeit. Woendet, wer die verliert, können gerade Banker und Manager allenberichten, die es hören wollen.

* * *Günther von Lojewski war Intendant des Senders Freies Berlinund langjähriger Vorsitzender der Medienkommission des Deut-schen Sportbundes.

port ist eine der faszinierendsten Gemeinschaftsleistun-gen unserer Gesellschaft", so Hessens Innen- undSportminister Volker Bouffier - selbst einmal aktiver

Leistungssportler. Natürlich hat sich der ursprüngliche Zeitver-treib aus Spiel und Vergnügen in Verbindung mit dem verglei-chenden Leistungsgedanken weiterentwickelt. Gesundheitliche,erzieherische, zwischenmenschliche, charakterbildende und auchUnterhaltungselemente sorgten- vor allem auch im Jugendbe-reich - für wertvolle, kaum zu ersetzende positive Begleiterschei-nungen, prägten Persönlichkeiten und Vorbilder. In unserer"fortschrittlichen", schnelllebigen, globalen Leistungs-, Konsum-und Computer-Gesellschaft pervertiert die einstmals schönsteNebensache der Welt - offensichtlich fast unbemerkt - zurreinen Werbe- PR- und Medienshow mit noch gar nicht abseh-baren Folgen und verheerenden Konsequenzen, natürlich und

vor allem auch im (mittlerweile finanziell total abhängigen)Amateur- und Breitensport. Von Werten, Moral und Ethikverlus-ten ganz zu schweigen.

Kinder und Jugendliche verbringen ihre Freizeit anstatt aufSportplätzen oder in Turn- und Schwimmhallen mit Computer,

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Sport-Infarkt oder Vom Frusteines MedienmenschenVon Wolfgang Avenarius

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Handy oder Flatrate-Partys und entsprechend frühreifen"Begleiterscheinungen". Der Schulsport ist eine Farce, Vereinesind "uncool"! Dafür gibt es schon jetzt gravierende Defiziteeinfachster Bewegungsabläufe, erschreckendes Übergewicht undgravierende Suchtprobleme. Im Hochleistungsbereiche müssenTop-Athleten auf Grund psychischer Überforderung ihre Karriereauf dem Zenit beenden, wobei andererseits die Gesundheit derAthleten z.T. unverantwortlich aufs Spiel gesetzt wird, gnadenlosdokumentiert bei einem TV Boxkampf mit doppelt gebrochenemKiefer und tödlichem Risiko. Vor allem hat das Fernsehen mitseiner Quoten- und Vermarktungsabhängigkeit sowie stunden-langen "Endlos-Events" einiger international erfolgreicher Sport-arten und Akteure in einer exzessiven Form von positiven undnegativen Extremen und Übertreibungen - Athleten werdengenau so schnell und gnadenlos demontiert wie sie aufgebautwurden - längst jegliches Maß und Verantwortungsgefühlverloren.

Auch haben ausgerechnet ARD und ZDF die mit Recht umstrit-tenste "Sport"art - mit dem Ziel einer vorsätzlichen Körperverlet-zung - aus dem Rotlicht- und Manipulationsmilieu wiederhoffähig gemacht, um mit - vom klassischen Amateurboxen(Faustfechten) weltenentfernten - blutigen Ringschlachten,Kirmesboxen ("Riese" gegen "Zwerg") und immer wieder neuen,aus dem Hut gezauberten Welt- und Sonstwas-Meistern Ein-schaltquoten zu erzielen. Dafür ringen sogenannte "Randsport-arten" um jede Sendeminute und die entsprechenden Vereineund Verbände ums finanzielle Überleben.

Die jahrzehntelang wider besseres Wissen verharmloste undunter den Tisch gekehrte, in letzter Zeit wenigstens endlichöffentlich diskutierte Doping-Problematik scheint vor allemweltweit unlösbar, weil nicht nachweis- und kontrollierbar, mitder katastrophalen Konsequenz eines Fragezeichens hinter jederHöchstleistung. Wobei die Praxis mittlerweile auch in Deutsch-land ernüchternd und entlarvend ist, wenn Hausärzte immeröfter von Amateur- und Breitensportlern vor vollendete Doping-Tatsachen gestellt werden und im Behandlungsfall in Gewissens-konflikte geraten.

Betroffen natürlich auch die Fußballer, deren z.B. exzessivesAggressionspotenzial mit gesunder Härte rein gar nichts mehr zutun hat. Unser "Volkssport" - in seinem Ursprung eine der attrak-tivsten und schönsten Sportarten überhaupt - steht vor allemmit entsprechenden Auswirkungen mittlerweile leider an derSpitze der degenerierten und pervertierten "Freizeitbeschäftigun-gen" mit noch schlechteren Zukunftsperspektiven.

Wett- und Schiedsrichter-Skandale erschüttern von Zeit zu Zeitaußerdem die Glaubwürdigkeit des Fußballs in seinen Grundfes-ten. Gewaltbereite Hooligans mit immer niedrigerer Hemm-schwelle - keinesfalls alle aus asozialen Verhältnissen - nutzendie konkurrierende Medienpräsenz als Plattform für Selbstbestä-tigung und abstruse Selbstverwirklichung.

Die "Schwalben"-Mentalität, bei Südländern, früher scharfkritisiert, haben wir leider mit deutscher Gründlichkeit perfektio-niert und damit die Schiedsrichter offensichtlich so verunsichert,dass schon mehrfach Brutal-Fouls nicht mehr geahndet wurden.Nur die Trainer könnten die Unsitte - natürlich bei eigenenSpielern - unterbinden. Wofür gibt es eigentlich Trainer-Tagun-gen?

Rechte- und Spieler-Vermarktung nehmen groteske Formen undAusmaße an, wobei der Sport durch branchenfremde "professio-nelle Marketing-Experten" oft nur noch als Mittel zum (finan-ziellen) Zweck missbraucht wird. Erste Konsequenzen und Nega-tivfolgen sind unübersehbar: z.T. hoch verschuldete Verbändeund (Bundesliga-) Vereine, die außerdem wegen dauernd wech-selnder Akteure ihre Identifikationsmöglichkeit - ein entschei-dender Fan-Faktor - und damit ihre regionale Attraktivität mehrund mehr verlieren. Eine gefährliche, offensichtlich noch völligunterschätzte Entwicklung. Auch bei den Amateuren und imJugendbereich hat der Umgangston - aus welchen Gründenauch immer - zwischen Akteuren, Schiedsrichtern, Offiziellenund Zuschauern z. T. katastrophale Formen angenommen. Undnach einer euphorisierenden WM mit existenziellem Stellenwert,einer ergebnisbefriedigenden EM und Partystimmung in denneuen Stadien schwelgt der DFB in Nostalgie und Zukunftsvisio-nen, aber auch in Populismus, Selbstdarstellung und einer fuß-ballkapitalistischen Expansionsgier. Im Übrigen droht nicht nurim sportlichen, sondern auch im Zuschauerbereich eine proble-matische Zweiklassengesellschaft.

Zu nennen natürlich auch der fast schon wieder in Vergessenheitgeratene Wettskandal im Tennis sowie vor allem jetzt der Mani-pulationssumpf im Handball "unserer" urdeutschen Traditions-sportart. Auch im Formel-1-Zirkus werden "Urteile" und "Regeln"offensichtlich ausschließlich im Sinne eines attraktiven Wettbe-werbs ausgelegt und bewertet. Dazu kommt: Lifestyl und Sex(be)nutzen und reduzieren die sportliche Leistung immer öfternur noch als Mittel zum PR-, Quoten- und Auflage-Zweck.

Der Sport sollte bei allem zeitgemäßen Fortschritt wieder zu sichselbst zurückfinden, sonst verliert er vollends sein Selbstver-ständnis und mutiert zum reinen Gladiatorentum. Nicht Geldund Gigantismus, sondern Lust und Freude sollten in unsererimmer kälter werdenden unpersönlichen Welt die Garanten unddie Triebfeder der Sportentwicklung sein und bleiben. Dies vorallem auch den Medien und ihrem Hang zur Sensation und zurÜberbewertung des Oberflächlichen und Unwichtigen insStammbuch.

* * *Fernsehjournalist und Filmemacher Wolfgang Avenarius war langeJahre Kommentator, Reporter und Moderator und hat 40 Jahre dienationale und internationale Sport-Szene begleitet.

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or einigen Monaten,beim Neujahrsemp-fang des Deutschen

Olympischen Sportbundes,führte eine kleine, junge Fraugekonnt durch das Programm.Dunja Hayali, Co-Moderatorinim "Heute-Journal" des ZDF,ging dabei so locker mit demThema Sport um, dass sicheine engere Beziehung dazuvermuten ließ. Zugleichbrachte sie dem Auditorium im Kaisersaal des Frankfurter Rat-hauses "Römer" den Jahresschwerpunkt des DOSB "Frauengewinnen" nahe. Die Dreiunddreißigjährige stellt selbst ein gutesBeispiel dafür dar, wie man sich in der Männerwelt erfolgreichbehauptet. Der Sport ist ihr dabei bis auf den heutigen Tag eineLeidenschaft, die ihr Freude und Lebenskraft gibt.

Die Tatsache, dass ihre Eltern aus dem Irak stammen, legt ersteinmal klischeehaft einen Fehlschluss nahe. Vater und Muttersind nicht, wie man annehmen könne, wegen ihres christlichenGlaubens unter Sadam Hussein politisch verfolgt worden unddeshalb in den Westen geflüchtet. Vielmehr verließen sie schonin den fünfziger Jahren die Stadt Mossul im Norden des Landesvöllig undramatisch, um in Österreich Medizin (der Vater), undPharmazie (die Mutter), zu studieren. Dauerhaft wurde daraus inDatteln die bürgerliche Existenz einer Arztpraxis, in der dasEhepaar zusammen arbeitete. In der Kleinstadt mit heute 35.000Einwohnern, wo vier Kanäle einen wichtigen Verkehrsknoten-punkt bilden, wurde Dunja Hayali 1975 geboren. Hier im nördli-chen Ruhrgebiet, wo das Industrierevier in die sanfte Landschaftdes Münsterlands übergeht, verbrachte sie "eine wunderbareKindheit. Wir haben viel draußen gespielt, auch oft gekickt. AlsDreijährige war ich in einen siebenjährigen Jungen verliebt. Baldteilte ich seine Begeisterung für Fußball und für Borussia Mön-chengladbach." Die Anhänglichkeit hält bis zum heutigen Tag,trotz der bedrohlichen Lage "der Fohlen".

Die Herkunft ihrer Eltern ist für sie nach wie vor von großerBedeutung: "Auch wenn ich nicht im Irak geboren bin, schlagendoch zwei Herzen in meiner Brust. Ich fühle deutsch, und ichfühle arabisch." Dunja wuchs als Kind des Ruhrgebiets in wohl-tuender Normalität auf. Sie brachte sich in die Gemeinschaft ein,ob als Messdienerin in der katholischen Kirche oder in mehrerenSportvereinen, in denen sie Judo betrieb, Volleyball spielte undim Tennis so gut wurde, dass sie über eine Profikarriere nach-dachte. "Aber irgendwann habe ich den Schläger an die Wandgehängt, habe mich für meine gewohnte Umgebung und für dasStudium entschieden." An der Deutschen Sporthochschule inKöln studierte sie Medien- und Kommunikationswissenschaften.Damit setzte sie eine Absicht um, die sie schon als Dreizehnjähri-ge fest im Visier hatte: "Ich wollte unbedingt Sportreporterinwerden." Warum? "Ich hatte die Vorstellung, dass der Sportre-

porter das ganze Jahr durch die Welt reist und viel mit Sportlernzu tun hat. Und der Sport hat mich fasziniert, zumal es die großeZeit von Boris Becker und Steffi Graf war und ich viel am Fern-seher hing."

Mit 24 Jahren wurde sie freie Sportmoderatorin bei der "Deut-schen Welle, Radio" in Bonn. Nebenbei volontierte sie bei einerFernseh-Produktionsfirma und erwarb so das handwerklicheRüstzeug für ihre spätere Karriere. 2006 wechselte sie zur "Deut-schen Welle TV" nach Berlin. Ein Jahr später erhielt sie einenAnruf vom "Heute-Journal"-Chef Claus Kleber, der sie zum ZDFholte. Hier moderiert sie die "Heute"-Nachrichten am Nachmit-tag, bringt sich frühmorgens von 5.30 Uhr an beim Morgenma-gazin ein und sorgt beim "Heute-Journal", meist an der Seite vonSteffen Seibert, für eine lockere Note. Seit April 2007 pendelt siewochenweise zwischen ihrem ersten Wohnort Berlin-Kreuzbergund Mainz. "Wenn der Job Spaß macht, nimmt man dieseAnstrengung gerne auf sich. Und das ist mein Traumberuf." VielZeit bleibt nicht mehr für ihre sportlichen Hobbys. Um sich fit zuhalten, joggt sie regelmäßig mit ihrer Golden Retriever-Hündin"Emma". Im Urlaub surft und taucht sie gern, entspannt sich imWinter beim Skifahren und "Snowboarden".

In den Live-Sendungen weiß sie, dass sich die Blicke von MillionenFernsehzuschauern auf sie richten und jedes Wort sitzen muss."Wir haben als Moderatoren eine wahnsinnige Verantwortung,aber wir operieren auch nicht am offenen Herzen." Dunja Hayalispürt eine besondere Verpflichtung gegenüber jungen Frauen, diean ihr sehen, dass jede eine Chance hat, sich durchzusetzen undKarriere zu machen. "Ich fülle diese Rolle gerne aus und habe jaauch viel Kontakt zu Jüngeren, die sich ermutigt fühlen durchjemanden wie mich. Und es ist schön zu hören, dass man diejungen Frauen durch das eigene Vorbild motivieren kann."

Gerade Spitzensportlerinnen sieht sie als wichtige Leitfiguren:"Steffi Jones zum Beispiel hat es auch geschafft, als Organisati-ons-Chefin für die Fußball-WM der Frauen 2011 in eine Positionzu gelangen, in der sie etwas bewegen kann. Franziska vanAlmsick gestaltet jetzt als Stellvertretende Vorstandsvorsitzendeder Sporthilfe den Sport mit." Solche Persönlichkeiten ermunterndie nachrückenden jungen Frauen, über exzellente Leistungenselbst den Erfolg zu suchen - wie Dunja Hayali.

V Dunja Hayali - Fernseh - Frontfrau mit sportlichen Wurzeln und AmbitionenVon Steffen Haffner

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as wohl Pierre de Coubertin, der erste Chauvinistdes Olympismus, zu der Nachricht zu sagengehabt hätte, die im März die Runde machte: Die

Russin Yelena Isinbayeva, Allesgewinnerin im Stabhochsprungund Weltrekordlerin daselbst, unterzeichnete einen Fünfjah-resvertrag mit dem chinesischen Sportartikelunternehmen LiNing über insgesamt 7,5 Millionen Dollar. Ein solcher Kon-trakt war bisher nicht im Besitz einer Sportlerin, zumindestnicht in der Leichtathletik, und auch nur ganz wenige Herrendes leichtathletischen Daseins durften ob so viel garantiertenGeldes aus einem Vertrag frohlocken. Auch wäre Coubertins

Reaktion interessant gewesen auf das jüngste Vorhaben desLeichtathletik-Weltverbands IAAF, den Frauen im Vorstand(Council) künftig nicht mehr nur vier, sondern sechs Positio-nen einzuräumen.

Es sei hier dem Begründer der neuzeitlichen OlympischenSpiele nicht unterstellt, weiland zur Fraktion jenerGeschlechtsgenossen gehört zu haben, welche die Frau aus-schließlich am Herd zu Gange sehen wollte; verbürgt istindes, dass er sie zumindest im aktiven Wettstreit auf demSportplatz nicht duldete, gleichwohl auf der Tribüne der

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Frauen in der Leichtathletik auf Augenhöhemit den Männern… nach einem langen Wegvoller Hindernisse Von Michael Gernandt

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Körperertüchtigungsstätte - als Spenderin möglichst ehrer-bietigen Beifalls für den um den Lorbeer ringenden Mann.

Wenn wir nun einen Blick voraus werfen auf die XII. Leicht-athletik-WM im August im Berliner Olympiastadion und unsdas (tatsächlich mögliche) Szenario ausmalen, wie FrauIsinbayeva aus Wolgograd ihren vielleicht 30. Weltrekorderzielt und mit mehr Applaus bedacht wird als alle männli-chen Sieger, inklusive des angeblichen Wunderläufers Bolt -ja dann wird klar, dass die Zeit des Ringens um Gleichstellunglängst hinter den Leichtathletinnen liegt. Im Gegensatz zurBerufswelt und zu anderen Gesellschaftsbereichen der zivili-sierten Welt steht in der Leichtathletik die Frau auf Augenhö-he mit dem Mann: Gleiche Erfolgsprämien bei der Weltmeis-terschaft sowie im Grandprix - beim Tennis zum Beispielerhalten Männer nach wie vor höhere Gagen - und seit derWM 2005 auch gleiche Disziplinen; lediglich das 50 kmGehen hat man den Athletinnen nicht zumuten wollen.Worüber die Damen wohl kein bisschen traurig sind.

Bis die Gleichberechtigung hergestellt war, ist es allerdingsein langer und steiniger Weg gewesen. Als zu den Olympi-schen Spielen 1928 in Amsterdam die IAAF leicht widerwilligerstmals fünf Wettbewerbe (100 m, 800 m, Hochsprung,Diskus, 4x100 m) zuließ, war die Männer-Leichtathletik schon32 und der allein Männern vorbehaltene Weltverband IAAF16 Jahre alt. Vor 1928 galt: Olympia, ein Fest von Männernfür Männer. Die Sporthistorikerin Gertrud Pfister fand heraus,dass "die damalige Diskussion um die Zulassung (der Frau) imZusammenhang steht mit verbreiteten stereotypen Vorstel-lungen (der Männer) über das Wesen der Frauen und demMythos von der weiblichen Schwäche".

Der Multifunktionär und spätere NS-Reichssportführer KarlRitter von Halt postulierte damals, der Kampf gebühre "demMann, der Natur des Weibes ist er wesensfremd". Und verrietso früh seine braune Gesinnung. Noch 1931 warnte derLeipziger Gynäkologe Hugo Sellheim: "Durch zu viel Sportnach männlichem Muster" werde der Frauenkörper "direktvermännlicht, die weiblichen Unterleibsorgane verwelken".Der diplomierte Frauenkenner aus dem Sächsischen sprachvom "künstlich gezüchteten Mannweib".

Vermutlich war die Sorge um das Wohl der Frau nur einvorgeschobenes Argument und die Sorge um die Aufrechter-haltung der herrschenden Geschlechterordnung das eigentli-che Problem. So ähnlich muss es die Suffragette Alice Millatempfunden und degoutiert haben. Folglichgründete sie 1921 in Monte Carlo den Interna-tionalen Frauensportverband FSFI und veranstal-tete ein Jahr später die "1. Jeux OlympiquesFeminins". Was dann geschah, es war typischMann. Den Erfolg der Millat-Spiele zähneknir-schend zur Kenntnis nehmend beanspruchte die

Männergesellschaft der IAAF die Frauenleichtathletik nundoch für sich und meldete 1926 beim IOC fünf Wettbewerbefür Olympia in Amsterdam an. Das IOC stellte freilich eineBedingung: Die nach wie vor neben der IAAF existierende FSFImuss bei ihren Frauenspielen auf den Zusatz "olympisch"verzichten. Fortan firmierte die FSFI-Veranstaltung als WorldGames für Frauen. Erst 1936 ging Millats Verband in der IAAFauf.

Es zählt nun zu den Skurrilitäten der Frauenleichtathletik,dass Amsterdam 1928 sowohl hoffnungsvoller Start derBemühungen um Emanzipation war als auch Dämpfer für sie.Die Männer wollten das Haar in der Suppe und sie fanden es:im 800-m-Finale, das von der Breslauerin Karoline ("Li")Radke in Weltrekordzeit gewonnen wurde (Radkes Siegbedeutete das erste Olympiagold für die deutsche Leichtath-letik überhaupt). Es ging um die Szenen, die sich hinter dersich taktisch klug verhaltenden Siegerin aus Deutschlandabspielten. Kaum im Ziel legten sich gleich drei geschlageneLäuferinnen flach. Vor Erschöpfung, wie all die meinten, dieschon immer vor der olympischen Zulassung von Leichtathle-tinnen gewarnt hatten. Aus Enttäuschung ob der entgange-nen Goldmedaille, wie jene argumentierten, die es einfachnur besser wissen wollten. Gleich wie, die angeblichen Schre-ckensbilder von auf den Rasen niedergesunkenen Sportlerin-nen waren den IOC- und IAAF-Männern Indiz genug für dieGefährlichkeit der Frauen-Leichtathletik. Also: Raus mit derMittelstrecke aus dem Programm.

Es hat dann noch einmal 32 Jahre gedauert, bis die Machosvom Olymp ihren Widerstand gegen die Mittelstrecke derFrauen aufgegeben haben - und die verstaubte Meinung derdeutschen Sportbehörde ad acta gelegt werden konnte: "DerLaufsport gehört nicht zu den Sportzweigen, in denen dieFrauen Aussicht auf Erfolg haben. Ihr Laufstil steht im Ver-gleich zu dem des männlichen wie das Watscheln der Entezum stolzen Schritt des Rennpferds".

Was der Frauenleichtathletik jetzt noch fehlt, das ist eineWeltmeisterschaft, deren Wiedererkennungswert zuvorderstvom Namen einer Athletin bestimmt wird. Olympische Spieledagegen wurden schon von Sportlerinnen aus der Leichtath-letik geprägt: 1948 von Fanny Blanckers-Koen, 1960 vonWilma Rudolph, 1972 von Ulrike Meyfarth und 2000 vonCathy Freeman. Gewiss, Merlene Ottey, Jackie Joyner-Kersee,Gail Devers und Astrid Kumbernuss haben WM-Geschichtegeschrieben, aber vor allem auf Grund ihrer Siege bei mehre-

ren Weltmeisterschaften. Vielleicht ist es jaBerlin 2009 vorbehalten, eine Weltmeisterin zupräsentieren, die die Erinnerung an die Tatender Männer verblassen lässt und selbst demalten Coubertin dessen Voreingenommenheitgegen Frauen im Leistungssport ausgetriebenhätte. Mit Leistung und einem Lächeln.

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30 OF-KOF-KOMMENTOMMENTAREARE

Notwendige IOC-Konsequenzen - doch eingroßes Problem bleibt

ein Fackellauf mehr außerhalb eines Ausrichterlandes OlympischerSpiele, ein vorläufiges Übereinkommen mit dem NOK der USA

über Finanzen, mit Mark Adams ein neuer Kommunikationsdirektor -das Internationale Olympische Komitee hat Korrekturen vorgenommenund dabei Konsequenzen aus beträchtlichen Fehlentwicklungen undeigenen Fehlern gezogen. Mit der Aufräumarbeit vor dem OlympischenKongress Anfang Oktober in Kopenhagen geht es Jacques Rogge undder IOC-Führungsspitze auch darum, die Partner NOK und internationa-le Sportverbände ruhig zu stellen. Das olympische Gipfeltreffen zuFraktionskämpfen ausarten zu lassen, das kann vor allem nicht imInteresse des IOC-Präsidenten sein. Ihm liegt an einer störungsfreienKrönungsmesse mit der Mandatsverlängerung um vier Jahre.

Das Zugeständnis an China, vor den Sommerspielen in Peking denolympischen Fackellauf über 137.000 Kilometer durch 21 Länder zugenehmigen, wurde für das IOC zu einem PR-Desaster. Rogge istzuzugestehen, dass er die Feuerproblematik von seinem VorgängerJuan-Antonio Samaranch geerbt hat. Der Spanier erlaubte mitAthen 2004 erstmals einem Olympia-Ausrichter, das Ereignis zuinternationalisieren. So wurden Berlin und München zu zwei deut-schen Stationen, auf denen der Fackellauf als willkommenes Symbolfür den Olympismus gefeiert wurde. Auch der AusrichtervertragPekings 2001 für die Spiele 2008, der China den Lauf durch andereLänder gestattete, trug noch die Unterschrift Samaranchs. Roggemuss sich jedoch vorhalten lassen, das Missbrauchspotenzial desFackellaufs verkannt und nicht noch rechtzeitig die Notbremsegezogen zu haben. Als Symbol der Maßlosigkeit durfte China dassFeuer sogar auf den 8.848 m hohen Mount Everest tragen.

So wurde aus der dem IOC angepriesenen "Reise der Harmonie" eininternationales Spießrutenlaufen. Angesichts der Tibet-Problematikwaren heftige Menschenrechtsdemonstrationen wie in Paris undLondon zumindest nicht auszuschließen. Ein Begleitkommando auschinesischen Bodyguards zeigte seine Muskeln und verstärkte denEindruck, es gehe um das Symbol des autoritär regierten Riesen-reichs. Dieses Missverständnis ist ab den Spielen 2016 nicht mehrmöglich. Zuvor muss jedoch noch Wladimir Putins russische Errun-genschaft Sotschi vom IOC davon überzeugt werden, auf dasvertraglich zugestandene Recht eines internationalen Fackellaufs fürdie Winterspiele 2014 zu verzichten.

Auch der Ungeschicklichkeit, ja Unfähigkeit ihrer Kommunikations-abteilung war es zuzuschreiben, dass die olympische Führung vorund während der Peking-Spiele in Menschenrechtsfragen ein Bildder Unentschlossenheit und Richtungslosigkeit abgegeben hat.Giselle Davies, die von Rogge vom Formel-1-Rennstall Jordan vorsieben Jahren angeheuerte britische Kommunikationsdirektorin,musste gehen. Ende Mai soll Mark Adams die Nachfolge antreten.Der 45 Jahre alte Brite kann Universitätsabschlüsse in Wirtschaft,Politik und Kunstgeschichte vorweisen, war BBC-Reporter, Pro-grammdirektor und Chefredakteur von TV-Privatsendern und seit2003 Manager und dann auch Kommunikationsdirektor des Welt-wirtschafts-Forums in Davos. Adams soll nun vor allem auch daspolitische und wirtschaftliche Profil der olympischen Weltorganisa-tion nach außen hin deutlich machen.

Vor der Konsequenz, auch Kevan Gosper (75) abzulösen, ist Roggejedoch zurückgeschreckt. Der eitle Australier darf unverändert denVorsitz in der Pressekommission führen, obwohl er diese eigentlichbedeutende Gruppierung im IOC zur Bedeutungslosigkeit geführthat; dem Iren Lord Killanin und Samaranch diente die Pressekom-mission einst als Sprungbrett zur Präsidentschaft. Während dervergangenen Sommerspiele trug der sehr gesprächige Gosper mituninformierten, unqualifizierten Äußerungen zum Wirrwarr um diechinesische Internetzensur bei. Gosper entschuldigte sich, undRogge ließ Milde walten.

Eine vorsichtige Korrektur des Kurses von Samaranch bedeutet auch,dass Rogge dem US-NOK USOC ein finanzielles Entgegenkommenabgerungen hat. Laut Vertrag stehen den Amerikanern 20 Prozentder Sponsoreneinnahmen des IOC zu und ein 12,75-Prozent-Anteil

an den Zahlungen des US-Fernsehens. Mit Befriedigung stellte derBelgier nach der jüngsten Sitzung des Exekutivkomitees fest, dassUSOC von seinem Anrecht etwas abtreten werde, berichtet wurdevon einer Summe von 38 Millionen Dollar. Gemessen an den rund450 Millionen Dollar, die USOC für die Periode 2009 bis 2012 alsErgebnis der Rechteverkäufe für die Spiele in Vancouver und Lon-don erwarten kann, eher ein Trostpflaster. Immerhin reicht es wohlaus, um beim Kongress in Kopenhagen einen Proteststurm der sichbenachteiligt fühlenden Verbände und NOKs zu verhindern. Einenneuen Verteilerschlüssel soll es aber erst ab 2020 geben. Gut fürRogge, dass die Verhandlungen dafür dann vielleicht schon sein2013 zu inthronisierender Nachfolger zu führen hat.

Ein großer Stein bleibt noch auf dem Weg der Präsidentschaft desBelgiers. Wegen der Weltkonjunkturkrise will Rogge erst nach derWahl der Olympia-Stadt 2016 am 2. Oktober zwischen Chicago,Madrid, Rio de Janeiro und Tokio in die Verhandlungen über die US-Fernsehrechte eintreten. Bekommt Chicago die Spiele, werden dieEinnahmen bedeutend höher ausfallen. Das heißt für die IOC-Mitglieder: Wer für Chicago stimmt, stimmt für zusätzlichen Profit.Eine unabhängige, ja auch an moralischen und ideellen Wertenausgerichtete Entscheidung kann das nicht werden.

Günter Deister

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31OF-KOF-KOMMENTOMMENTAREARE

Klamauk um Klamotten: Im Twinset zum Rekord

ass der Mensch mit seinem immanenten Drang zur Erfindungden Spitzensport gleichsam als Spielwiese für seine Experimen-

tierfreudigkeit erkannt hat - und die Sportler als seine weißenMäuse -, ist hinlänglich bekannt. Dabei geht es ihm, auch das istAllgemeingut, immer nur um die eine Frage: Wie lassen sich dienatürlichen Grenzen der Leistungsfähigkeit sprengen? Wohlbemerkt, es muss ja nicht immer Doping sein. Andererseits: GeradeDoping vermag den Erfindergeist aufs Trefflichste anzuregen - wennmal wieder eine neue Ausrede gebraucht wird, den Positivtest zuerklären. Die Ex oder die Schwiegermutter als Giftmischerinnen sindzu empfehlen. Köstlich, köstlich.

Ein goldener Schmetterling 2009 für die originellste Ausredegebührt aber nun erstmal der schwedischen Nixe Alshammar. Dazusei zunächst erläutert, dass irgendein Einstein des Schwimmsportsherausgefunden hatte, je mehr elastische Ganzkörperbadeanzügejemand beim Sprung ins Wasser trage, desto besser der Auftrieb imnassen Element und das Resultat der Bemühung um dessen Ver-drängung. Aus dem Klamauk um die Klamotten resultierten: 108Weltrekorde anno 2008 und Gewissensbisse beim Weltverband. Derhat deshalb jetzt die Doppelt- und Dreifachbeschichtung der Athle-tenkörper verboten, aber offenbar vergessen, Frau Alshammardarauf aufmerksam zu machen; schwamm die Schwedin doch dreiTage nach dem Verdikt Weltrekord - mit Twinset auf der nacktenHaut. Die Maskerade hat sie damit begründet, sie trage im Wasserimmer doppelt auf, aus Sorge, es könnte ein Teil reißen. Jugendge-fährdend dem Pool zu entsteigen sei schließlich nicht ihr Ding.

Mit Fragen wie der nach der Kleiderordnung der Schwimmer hat sichder Spitzensport schon immer beschäftigen müssen, seine Geschich-te ist voll von Versuchen, die Natur zu überlisten. Um den perfektenAuftrieb im Wasser war es bereits 1976 gegangen, als sich deutscheSchwimmer bei den Spielen in Montreal Luft in den Darm pumpenließen, um höher im Wasser zu liegen. Oder: Wer kennt noch JuriStepanow und die Sache mit dem Katapultschuh? Der Sowjetsportlertrug 1957 (nur) am Sprungbein einen Schuh mit fünf Zentimeterdicker Sohle und erreichte mit dessen Hebelwirkung Weltrekord (2,16m). Das Hilfsmittel des Hüpfers wurde später verboten, der Rekorddennoch anerkannt. Anders endete 1968 die Angelegenheit einesweiteren Schuhwerks: des Bürstenschuhs zur besseren Standfestig-keit auf den gerade eingeführten Kunststoffbelägen. Ihn trugen dieamerikanischen Läufer Evans und Matthews bei ihren Rekordrennenüber 400m. Die Zeiten und die Treter landeten auf dem Index. Keinelange Lebenszeit war auch den Anzügen der Tiroler Skispringer umden Trainer/Tüftler Preiml beschieden. Ihre Montur saugte sich beimSprung voll und trug die Protagonisten wie auf einem Luftkissen zuTal und Sieg. Letztes Beispiel: Bei den 68er-Winterspielen erhitztendie DDR-Rodler die Kufen ihrer Schlitten mit Lötkolben. Darauswurde ein Politikum. Es war halt Kalter Krieg.

Wie erwähnt, es muss nicht immer Doping im Spiel sein, auch wennjetzt der Begriff Anzug-Doping die Runde macht. Und es sind dieExperimente mit der Sporttechnik nicht grundsätzlich Betrug; derliegt ja bekanntlich erst dann vor, wenn eine Regel missachtetwurde. Nein, die Befürworter ständigen Leistungsaufschwungs im

Sport handeln nur nach der Devise: Erlaubt ist, was nicht verbotenist. Ob sie damit auf einem Weg der Vernunft sind, heutzutage, dajede Rekordverbesserung Argwohn auslöst, steht auf einem anderenBlatt.

Michael Gernandt

Fitnesswahn wird Wirklichkeitas Zentralorgan für den gebündelten Blödsinn dieser Weltheißt bekanntlich Guiness-Buch der Rekorde. Hier finden

Schrullen, die an Stammtischen geboren werden, ebenso ihrenzweifelhaften Ehrenplatz wie alle möglichen Un- und Abartenmenschlicher Bewegung. Rückwärtsrennen zum Beispiel darf manhier fast noch als seriös einstufen. Extrembügeln auf Berggipfeln,unter Wasser oder in der Wüste, Fahrradrückwärtsgeigen undSteckenpferdpolo lauten andere Stichworte des schrägen Zeitver-treibs. Und von da ist es ein kurzer Brückenschlag zum Sport, derernst genommen werden will.

Es gibt tatsächlich internationale Meisterschaften im Handy-Weitwurf, eine Sumpf-Fußball-WM, Luftkissenrennen auf Winterpis-ten - die Formel1 im Schnee - oder Hochhaus-Klettern als Alpinis-mus-Variante, um nur einige Beispiele für Zumutungen untersportlichen Vorzeichen zu nennen. Doch auch jenseits solch skurrilerLeistungsambitionen sammelt sich der Fitnessramsch und Freizeit-müll mit dem Stempel des ultimativen Selbstfindungsstrebens durchBewegung in bedrohlichen Ausmaßen. Da wird beispielsweise derNatur zu Lande, zu Wasser und in der Luft auf jede uns denkbareWeise Gewalt angetan. Denn das simple Laufen, Radeln, Schwim-men, Paddeln, Skifahren oder Segelfliegen auch als erholsamesLandschaftserlebnis reicht längst nicht mehr.

Der fitnessbeseelte Mensch hat persönliche Rekordgelüste, undBewegungsextremisten werden schnell zu Vorbildern. Klar, dass dasüppige Aus- und Aufrüstungs-Arsenal der Freizeitindustrie hierunverzichtbar ist. Der ganz natürlichen Fortbewegung mit perma-nent neuem und möglichst aufwändigem technischen Schnick-schnack auf die überdimensionierten Sprünge zu helfen, denHöhenflügen und Geschwindigkeiten Nachdruck zu verleihen - dasgehört zur Philosophie sportiver Lebensgestaltung. Wo Besinnungund Entschleunigung den Prozess der aktiven Erholung weit wir-kungsvoller befördern würden, da gibt man im wörtlichen wie imübertragenen Sinne Gas und lässt es krachen. Bis zum Fitnesswahnist es dann nicht mehr weit. Und der führt unter Umständen schnellwieder ins Guiness-Buch der Rekorde.

Harald Pieper

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us Stadien werden Arenen. Aus Sporthallen auch.Selbst wenn die Spielfeldmaße auf dem Rasen einesFußballfeldes in all den Jahren immer noch die

gleichen geblieben sind und der Elfmeterpunkt immer nochbei elf Metern liegt … die Architektur unserer Sportstättendrinnen und draußen ist unaufhörlich im Wandel. DieserWandel vollzieht sich in kontinuierlicher Konstanz. Es sprichtsogar einiges dafür, dass die Vielfalt der Veränderungen inletzter Zeit mächtig an Fahrt zugenommen hat: Selbst dasAuswechseln der Bezeichnungen von Sportstätten ist mittler-weile zum festen Bestandteil dieser Entwicklung geworden.Wir können das alles Woche für Woche buchstabengetreunachlesen, wenn uns die sportlichen Darbietungen von denbetreffenden Austragungsorten medial ins Haus transportiertwerden: Willkommen zum Fußball-Bundesligaspiel aus derAllianz Arena in München oder: Willkommen zum EishockeyPlay-off in der TUI-Arena in Hannover etc. etc. Egal ob dieseund andere Sportstätten neulich erst gebaut worden sindoder kürzlich nur zu einer Arena deklariert wurden: Ihreneuen kommerziellen Bezeichnungen verraten so oder so,was eine moderne Sportstätte ausmacht: Es gibt kaum nocheine Arena in der ersten Reihe ohne Terminus technicusoeconomicus!

Der KölnerSprachwissen-schaftler Prof. Dr.Dietz Bering, zudessen haupt-sächlichenArbeitsgebietendie historischeNamenforschunggehört, hat ineiner bemerkens-werten Studieüber die Kommer-zialisierung derNamensgebungvon (bekannten)Fußballstadien inDeutschland einenklaren Trendfestgemacht, der

auch zahlenmäßig belegt, dass Firmennamen als offizielleStadionbezeichnung auf dem Vormarsch sind. Dazu hat eralle bisherigen Stadionnamen von den Vereinen der beidendeutschen Profi-Fußballligen gesichtet und diese zeithisto-risch in drei sogenannte Generationen unterteilt: Derursprüngliche Name, der dem Stadion galt, als dieses einsteröffnet wurde, sodann sämtliche Bezeichnungen der zweitenGeneration, die das Stadion danach einmal hatte. Undschließlich die junge (dritte) Generation mit dem aktuellenNamen, der offenbar in den meisten Fällen diese kommerziel-le Semantik ausweist. Ein Beispiel: Die Kampfbahn "Rote Erde"in Dortmund wurde als solche 1926 eröffnet und für ver-schiedenste sportliche Darbietungen genutzt. Sie existiertzwar heute noch als geradezu museales, aber dennoch nutz-bares Sportbauwerk mit einer 400-m-Rundbahn und eineroffenen Tribüne. Viele Ältere fühlen sich bei ihrem Anblickerinnert an die Kinderzeit der Bundesliga in den frühen1960er Jahren. Der hundertjährige BVB spielt seit 1974allerdings auf einem reinen Fußballplatz, und zwar gleichnebenan im Westfalenstadion, das wiederum seit dem Jahr2005 nach einem in Dortmund und Hamburg ansässigenFinanzdienstleistungsunternehmen benannt wird: Wer das

Wenn aus Sportstätten Arenen werden ... Namensgebung nicht aufzuhalten

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32Glückauf Kampfbahn, Schalke

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Team von BVB-Trainer Jürgen Klopp sehen will, der verweilt90 Minuten und mehr gepflegt im Park … nämlich im SignalIduna Park, mit 80.552 Plätzen zugleich die größte Parkanla-ge in Deutschland, auf der Fußball gespielt wird. Auf dieseWeise lassen sich in den meisten bundesweit bekannten(Fußball-)Stadien zeithistorisch diese Familiengenerationenan Namen zurückverfolgen - egal ob man dabei an dasWaldstadion in Frankfurt denkt, das 1945 kurz von denAmerikanern in "Victory Stadium" umbenannt wurde und dassich heute zur kommerziellen Commerzbank-Arena gemau-sert hat, und egal, ob man als Beispiel das Stadion "AmStadtpark" in Leverkusen nimmt, das kaum noch jemandunter diesem Namen kennt. Allenfalls ist es manchem nochals Ulrich-Haberland-Stadion geläufig, den meisten aberjedoch als die Bayarena, die gerade durch größere Umbauar-beiten neuen Glanz, aber wohl (noch) keinen weiteren neuenNamen erhalten soll.

Verfolgt man die Spuren der Namensgebung der heute vorallem aus der Fußball-Bundesliga geläufigen Sportplätze,dann war man einst buchstäblich bodenständig und somit"lokal" verbunden: Es wurden einfach und völlig unkompli-

ziert die schonexistierendenOrtsbezeichnun-gen, auf denendie sportlichenSpiele stattfan-den, als Namengewählt: Topony-me nennen dasdie Linguisten

und meinen damit beispielsweise das Stadion an der Grün-walder Straße in München, das an der Castroper Straße inBochum oder das an der Helmstedter Straße inBraunschweig. In Mönchengladbach spielte man dagegenimmer schon in höheren Regionen - nämlich im Bökelberg-stadion … sehr viel höher ging es nur auf der "Alm" in Biele-feld zu, die eigentlich gar keine war. Aus der Vereinschronikwird nämlich überliefert, dass Arminia-Klubmitglied HeinrichPehle wegen der unschönen Unebenheiten des Sportplatzesan der Melanchthonstraße in Bielefeld einst feststellte undlauthals ausrief: "Das sieht hier ja aus wie auf der Alm". Daswar in den 1920er Jahren die Geburtstunde des Stadionna-mens. Wenn heute der DSC Arminia Bielefeld hier spielt, dannöffnen sich für Fans und Spieler die Tore zur SchücoArena.

Neben den Toponymen als Bezeichnungen von Sportstadiengibt es auch sogenannte makrotoponyme Namen, mit denensich dann sogar eine ganze Region über eine Sportanlageidentifizieren kann, besser gesagt konnte: Das Niedersachsen-stadion in Hannover und das Neckarstadion in Stuttgartließen sich zwar genau in diese begriffliche Regionalligaeinordnen. Sie gehören aber ebenso längst der Vergangenheit

an, denn auchsolche Namens-verwurzelungenscheinen ebensomehr und mehrzu schwinden.Eine Ausnahmeist so gesehen nurdas jüngsteFußball-Bundesli-ga-Stadion inDeutschland, daserst neulich zumRückrundenstartder Saison2008/2009 eröff-net wurde: dieRhein-Neckar-Arena in Sins-heim, die neueHeimstätte derTSG 1899 Hoffen-

ist die Kommerzialisierung derVon Detlef Kuhlmann

33Allianz Arena, München

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heim mit einer Kapazität von genau 30.165 Plätzen. Gibt esalso doch ein Zurück zu den erdverbundenen Wurzeln bei derNamensgebung, gar einen neuen Trend zum "Lokalnamen"?Man könnte dies fast vermuten, sollte aber wissen, dass derEigentümer der Rhein-Neckar-Arena Dietmar Hopp heißt undein inzwischen 69-jähriger viel schaffender Sport-Mäzen ist,der es offensichtlich nicht mehr nötig hat, mit seinem eige-nen Namen zu werben, weil er ohnehin mit einem geschätz-ten Vermögen von über 6 Mrd. Euro zu den reichsten Män-nern der Welt gehört. Das Dietmar-Hopp-Stadion existiert imÜbrigen schon länger woanders … in seinem HeimatortHoffenheim.

Weg von den Sportplätzen hinein in die Sporthallen: DieGeschichte der monumentalen Hallengroßbauten, die auchfür den Sport hierzulande genutzt wurden, lässt sich bis indie 1920er Jahre zurückverfolgen und ist ursächlich eng mitder Verlagerung des Feldhandballspiels in die Halle verbun-den, wie der Handballhistoriker Erik Eggers in seinen Chroni-ken vielfach belegt hat. Das erste Hallen-Handball-Turnier inder heutigen Handball-Hochburg Kiel wird beispielsweise1934 datiert in der Nord-Ostsee-Halle, eine 170 Meter langeund nur 42 Meter breite Messehalle, die im Zweiten Weltkriegzerstört wurde. Seit dem Jahr 1951 ist die Ostseehalle - einstaus Gerüsten des Hangars eines Fliegerhorsts von List auf Syltgebaut - die Spielstätte des THW Kiel. Moment mal: Seit dem1. Januar 2008 wird genau diese Halle als Sparkassen-Arenabezeichnet - trotz heftiger Gegenstimmen der großen Hand-ball-Fangemeinde im hohen Norden.

Größere Sporthallen in Deutschland hat es damals auchanderswo gegeben: Die Westfalenhalle in Dortmund stand fürSechstagerennen,Boxen und Eislau-fen etc. DasNonplusultraseiner Zeit warjedoch dieDeutschlandhallein Berlin. Siewurde einst alsmodernste Hallein Europa errich-tet für verschiede-ne Wettkämpfebei den Olympi-schen Spiele 1936in Berlin und warseitdem Austra-gungsstätte vielergroßer Veranstal-tungen im Sport.Mittlerweile ist siemarode geworden.

Der Tag des allerletzten Spiels steht nun unmittelbar bevor …das Spiel mit der Abrissbirne, dessen Ausgang schon feststeht,es sei den, die zahlreichen Proteste führten noch kurzfristigzum Erfolg bzw. zur weiteren Nutzung. Wie dem auch sei: DieDeutschlandhalle war gestern … heute beginnt die Zukunft:

Die überall im Lande sprießenden Multifunktionsarenenbieten Bühnen für innovative Inszenierungen des Sports undanderer Darbietungen. Die derzeit modernste "Vielseitigkeits-bühne" dieser Art in Europa ist vor kurzem in Berlin nurwenige Kilometer entfernt von der Deutschlandhalle imStadtteil Friedrichshain eröffnet worden: Willkommen in der"02 World"! Die äußere Gestaltung der Halle im schlichtenWeiß mag die Multifunktionalität sogar auf den ersten Blickein wenig marginalisieren. In Wirklichkeit sind die Nutzungs-möglichkeiten so bunt, dass sich Sport- und Show-Eventsnahezu täglich abwechseln können. Die 02 World ist einemultiple Welt, ihr Fassungsvermögen höchst flexibel. BeiKonzerten finden bis zu 17.000 Besucher Platz, bei großflä-chigen Sportspielen entsprechend weniger. Die Bühne, dieUdo Jürgens eben noch beifallumjubelt und im Bademantelschwitzend verlassen hat, gefriert morgen schon zu hochtemperiertem Eis. Der "Wellblechpalast" war bis dato dieKultspielstätte des Eishockey-Teams der EHC Eisbären, heutebrechen sie in "ihrem" neuen Hightech-Tempel alle Rekorde.Bei der Premiere gab es ein 11:0 gegen die Augsburger Pan-ther. Meistens war die 02 World mit 14.500 Besuchern beiden Spielen seitdem ausverkauft, der Minusrekord liegt bei(nur) 11.000 Zuschauern.

Die neue World-Arena in der Hauptstadt hat einen Besu-cher-Boom ausgelöst, der mit einem Hallen-Verdrängungs-

34Deutschlandhalle, Berllin

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wettbewerb einhergeht - weg von der angestammtenSportstätte hinein in den neuen Sportpalast. Hier ist dieSportwelt zu Hause: Die Bundesliga-Basketballer von AlbaBerlin spielen nicht mehr wie früher in der Max-Schme-ling-Halle in Prenzlauer Berg. Die Handball-Füchse Berlin,in der zweiten Saison just in der ersten Liga etabliert,ziehen bei Spitzenbegegnungen von der Max-Schmeling-Halle ebenfalls um auf die World-Bühne. Gleiches gilt fürdas Volleyballspiel, obwohl mit Baggern und Schmettern inder Hauptstadt nicht die großen Menschenmassen ans Netzzu locken sind: Die Bundesliga-Volleyballer vom SCC Berlinverlassen von Mal zu Mal das heimische Spielfeld in derSömmeringhalle in Charlottenburg und spielen dann vorRekordkulisse in der Max-Schmeling-Halle, die 1997anlässlich der längst vergessenen, weil schnell und kläglichgescheiterten Olympiabewerbung Berlins für das Jahr 2000gebaut wurde und seitdem die größte Halle der Stadt war:Aus, Ende, vorbei! Die Welt-Arena ist die neuer Nummereins und der lokale Global-Player: Bauherr und Investor istdas Unternehmen des heute 70-jährigen US-MilliardärsPhilip Frederick Anschutz. Seiner Anschutz EntertainmentGroup gehören auch die Eisbären Berlin. Die Namensrechtefür die 02 World liegen derzeit bei dem nach Kundenzahlenviertgrößten Mobilfunknetzbetreiber in Deutschland. Überdie Laufzeit des Namens gibt es unterschiedliche Angaben- aber soviel steht fest: Der Kommerz geht weiter! Entwe-der wird der Jetzige ausgewechselt oder verlängert. Diephonetische Prognose könnte dann lauten: Aus 02 wird"Oh two"!

Der zeithistorische Wandel in sportbezogener Hallen-Archi-tektur und ihrer zeitgemäßen Terminologie lässt sich außer-

halb Berlins in vielen anderen großen Städten der Republiknachvollziehen. In Köln gab es einmal die Kölner Sporthalle.Sie wurde 1998 abgerissen und ersetzt durch die Kölnarena,seitdem die mit 20.000 Plätzen größte Indoor-Sportarena inDeutschland. Aber auch diese Kölnarena gibt es nicht mehr.Seit rund einem Jahr heißt sie nämlich Lanxess Arena. In derbaden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart liegenzwei ganz große Sportstätten ganz dicht nebeneinander undsymbolisieren auf einen Blick den Übergang von der moder-nen Halle zur postmodernen Arena: Vor genau 25 Jahrenwurde dort die Hanns-Martin-Schleyer-Halle eröffnet. IhreSanierung im Jahre 2006 fand zur selben Zeit statt, als gleichnebenan die Porsche-Arena in Montage ging. Zusammen sindbeide heute Tür an Tür ein europaweit einzigartiges Sport-Event-Arenen-Ensemble. Ein wichtiger Orientierungshinweisfür die weniger Ortskundigen darf nicht fehlen: Wer will,gelangt nämlich von dort - egal mit welchem Auto - über dieMercedesstraße zum ebenfalls benachbarten Gottlieb-Daim-ler-Stadion.

Ein Fazit und Ausblick zum Schluss: Sportarenen wandeln sichund mit ihnen die nominellen Fassaden. Die zeitgemäßeArchitektur von Sportstätten wird gekrönt mit einer neuenSemantik bei der Namenstaufe. Im Trend liegen Namensge-bungen auf Zeit. Das alles geschieht mit klarer Rollenvertei-lung des Gebens und Nehmens: Unternehmen versprechensich die Steigerung des Bekanntheitsgrades ihrer Marke, unddie Betreiber oder Klubs kassieren klar kalkulierbare Gelder -ganz abgesehen von den Dominoeffekten, die dadurch entste-hen, dass z.B. Parkleitsysteme und Bushaltestellen in denStädten immer wieder auf die jeweils neue kommerzielleMarke umgerüstet werden müssen. Bleibt am Ende nur noch

eine Frage: Istdenn irgendwanneinmal das Endeder kommerziellenFahnenstange inSicht? Ja, vielleichtdann, wennwirklich einmal ineiner Fußballarenaan allen vierEckpunkten desSpielfeldes farbigeFunny-Frisch-Fahnen mit fettemFirmenlogo an dentrittfesten Stan-gen flattern ... AufWiedersehen inder Arena, in dernoch Werbung fürden Sport betrie-ben wird!

35Kölnarena

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us der Sicht eines distanzierten Betrachters, der dieEntwicklung der deutschen Turn- und Sportvereineim Blick hat, ist es keineswegs sicher, ob in der

Zukunft weiterhin Turn- und Sportvereine existieren werdenund ob sie weiterhin überhaupt notwendig sind. Diese Sicht-weise wird vor allem dann verständlich, wenn man den Blicküber die Grenzen Deutschlands richtet und dabei erkennt,dass es in anderen Gesellschaften Sportsysteme gibt, dienicht auf der Idee der Turn- und Sportvereine gründen.Dennoch wird in diesen Gesellschaften der Bevölkerung

meistens ein ausreichendes und angemessenes Sportangebotunterbreitet. Betrachten wir zum Beispiel China, jenes Land,das vermutlich die größte Zukunft in der sich abzeichnendenWeltgesellschaft haben wird, so können wir erfahren, dasszumindest zum jetzigen Zeitpunkt in der chinesischen Gesell-schaft die Idee des Vereinswesens nicht bekannt ist. Dennochgibt es eine aktive Sport-, Spiel- und Bewegungskultur, undvor allem im Bereich des Seniorensports lassen sich in Chinain beispielhafter Weise Formen des aktiven Sich-Bewegenserkennen, über die Millionen alte Menschen erfasst werden.

Auch ein Blick in unsere nähere Umwelt macht deutlich, dassVereine, so wie wir sie in Deutschland kennen, keine Selbst-verständlichkeit für fortgeschrittene Industriegesellschaften

sein müssen. In Frankreich, England, Spanien oder Italienhaben die jeweiligen Vereinskulturen eine je spezifischeQualität. Sie haben sich auf eine ganz andere Weise entwi-ckelt und verändern sich auch heute in vieler Hinsicht anders,als dies derzeit bei uns in Deutschland üblich ist.

Gleichzeitig können wir jedoch auf eine sehr erfolgreiche, mehr alshundertfünfzig-jährige Geschichte unserer Turn- und Sportvereine inDeutschland blicken, aus der heraus ein spezifisch deutsches Turn- undSportsystem entstanden ist, von dem viele glauben, dass es auch für all

jene Länder Modell sein könnte, die sich noch auf derSuche nach geeigneten Organisationsstrukturen für eineaktive Spiel-, Sport- und Bewegungskultur befinden.

Aus einer vergleichenden Perspektive kann deshalbdie Frage gestellt werden, ob der Verein inDeutschland eine sichere Zukunft haben wird, ja eskann die Frage diskutiert werden, was denn wäre,wenn es in Deutschland keine Vereine gebenwürde. Diese Fragen scheinen umso wichtiger zusein, als schon seit längerer Zeit in den VereinenDeutschlands ein schleichender Transformations-prozess zu beobachten ist, den die meisten Vereineaus sich selbst heraus so gut wie nicht steuern.Dieser Transformationsprozess verläuft in eineRichtung, bei der die klassische Idee des Vereinsimmer mehr in Frage gestellt wird.

Diese Behauptung bedarf einer näheren Erläute-rung. Die klassische Idee des deutschen Vereinszeichnet sich dadurch aus, dass sich sieben Personen

mit gemeinsamen Interessen zusammenfinden, um einenVerein zu gründen. Auf diese Weise werden sie Mitglieder einesVereins und sie sind dabei zunächst nur ihren eigenen Interes-sen verpflichtet. Gemeinsame Interessen sind die Grundlage füreine vertragliche Beziehung, zu der sie sich in Anwesenheiteines Notars verpflichten. Mitglieder eines Vereins müssen alsonicht öffentlichen Interessen verpflichtet sein. Das Handeln ineinem Verein kann und soll sich vorrangig an den Interessender eingeschriebenen Mitglieder orientieren. Vereine sind somitOrganisationen, denen beizutreten die Mitglieder keiner Moti-vation außerhalb der Organisationszwecks bedürfen. So möch-ten sieben Mitglieder Handball spielen und gründen einenHandballverein, andere richten ihre Interessen auf die Leicht-athletik oder auf das Schwimmen, oder sie turnen gemeinsam

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Sind Turn- und Sportvereine Zwischen traditioneller Aufgabenstellung und zeitgemäßem Anforderungsprofil

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und gründen deshalb einen Turnverein. Die gemeinsame Inte-ressensbekundung war der Ausgangspunkt der Vereinsentwick-lung vor 150 Jahren, und diese Vereinsidee ist nach wie vor dietragende Grundlage des organisierten Sports in freiwilligenVereinigungen, so wie sie heute existieren.

Im Zuge der Veränderungen in fortgeschrittenen Industriege-sellschaften fast überall in der Welt hat sich insbesondere inder letzten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts die Rolle desSports in diesen Gesellschaften erheblich verändert. Es ist zueiner "Versportlichung" dieser Gesellschaftengekommen, ausgelöst von ihren spezifischen Pro-blemen. Auf diese Weise sind von außen vielfältigeneue Anforderungen an die Vereine herangetragenworden. Die Vereine standen und stehen seitdemunter einem fortdauernden Modernisierungsdruck.In der Vereinsarbeit ging und geht es nicht mehrlediglich nur um die Befriedigung der Mitgliederin-teressen, zunehmend werden private Interessen mitöffentlichen Interessen vermischt, und immerhäufiger dominieren öffentliche Interessen dieVereinsentwicklung. Der Verein wird instrumentali-siert und auf die Problemlagen der fortgeschritte-nen Industriegesellschaft ausgerichtet. Dabei kön-nen einzelne Mitglieder der Vereine eine äußerstaktive Rolle spielen.

Über diese Veränderungen ist es mittlerweile zueiner gesellschaftspolitischen Aufwertung desSports gekommen. Diese hat zur Folge, dass esneben dem Vereinssport eine noch immer wach-sende Zahl weiterer Sportanbieter gibt. Neben die freiwilligeVereinigung, die noch unmittelbar nach dem Zweiten Welt-krieg einen Monopolcharakter für Fragen des Sports in unse-rer Gesellschaft aufwies, sind kommerzielle Sportanbietergetreten. Immer häufiger interveniert auch der Staat selbstmit eigenständigen Sportangeboten.

Den Vereinen wurde nun sowohl von Experten, als auch vonder Politik nahegelegt, ganz gleich, ob dies objektiv notwendigwar oder nicht, sich an der angeblichen oder tatsächlichenneuen Konkurrenz auszurichten, die um sie herum entstandenist. Zunächst waren dies die kommunalen Anbieter, an ihrerSpitze die Volkshochschulen, dann kamen die kommerziellenund weitere Anbieter hinzu. Es entstand eine neue Angebots-

und Organisationslandschaft,die sich durch eine kreativeVielfalt auszeichnet. In dieserKonstellation erweiterten dieVereine ihre Angebote, sie"modernisierten" ihre Sport-stätten, ihr Personal undletztlich ihre gesamte Ver-einsarbeit. Auch unter dem

Aspekt der Führung und der Frage, wie demokratisch ihreEntscheidungsprozesse noch an der Basis ablaufen, kam es zuentscheidenden Veränderungen. Experte versus Laie, Ehrenamtversus Hauptamt, Professionalität versus Amateurhaftigkeitkönnen dabei als Pole einer konfliktträchtigen Entwicklungs-diskussion genannt werden.

Durch diese Beeinflussung von außen, durch die zunehmendensozialpolitischen Entlastungsbemühungen der öffentlichenHand, vor allem aber auch durch die angebliche oder tatsächli-

che Konkurrenzsituation haben sich viele deutsche Turn- undSportvereine in einen Transformationsprozess hineinbegeben,in dem sie sich immer mehr jenen Konkurrenten angeglichenhaben, die mit ihnen gemeinsam auf dem neu entstandenenMarkt des Sports antreten. Sie wurden ihnen immer ähnlicher.Aus einer kritischen Distanz betrachtet muss dabei erkanntwerden, dass die Vereine selten neue Ideen entwickelt haben,sie haben vielmehr meist jenes kopiert, was auf dem Markt alsmodern galt, und sie haben alles in die Vereinsarbeit übernom-men, was ihnen von außen als notwendig empfohlen wurde.

Eine besonders aktive Rolle hat dabei der Staat gespielt, dersich immer häufiger von seinen öffentlichen Aufgaben ent-lasten wollte und viele der ehemals staatlichen Aufgaben den

zukunftsfähig? muss kein Widerspruch bestehen Von Helmut Digel

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freiwilligen Vereinigungen als gesellschaftlichen Auftragübertrug. Besonders deutlich lässt sich dies an der Gesund-heitspolitik beobachten. Die Turn- und Sportvereine solltenzunehmend Aufgaben übernehmen, die zuvor primär staatli-che Aufgaben gewesen sind. Für viele Vereine ist dadurchsowohl personell als auch finanziell eine Überforderungssi-tuation entstanden, mit der sie nur teilweise oder gar nichtzurecht kommen. Verfolgten die Vereine früher vorrangig dielokalen Ziele ihrer Mitglieder, wurde dabei Geselligkeit in denDienst von Sport gestellt und war umgekehrt Sport Anlassfür Geselligkeit, so sind nun immer mehr Vereine auf dieOrganisationsform des Wirtschaftsunternehmens ausgerich-tet. Vereine, die als Firma begriffen werden, haben Wach-tumsinteresse, die sehr schnell aus der Region und demfreizeitlichen Umgang miteinander herausführen.

Die Ausrichtung am Markt und an den angeblichen Konkur-renten hat bewirkt, dass Vereine sich heute angesichts desfortschreitenden Transformationsprozesses in der Gefahrbefinden, dass sie ihre eigentliche substantielle Basis verlieren.Sie werden immer häufiger zu kommerziellen Akteuren undwerfen damit die klassische Idee der Vereinsarbeit über Bord.Am Ende eines derartigen Transformationsprozesses wird derVerein kaum etwas anderes sein als ein privates Unternehmen,und er wird dann genauso zu behandeln sein wie dies beijedem privaten Unternehmen der Fall ist. Dies gilt vor allemunter steuerrechtlichen Gesichtspunkten. Auf dem Prüfstandsteht in diesem Transformationsprozess deshalb das Prinzipder ehrenamtlichen Arbeit und das Prinzip der Gemeinwohl-orientierung. Schon längst stellt sich die Frage, warum einFitness-Studio in einem Mehrspartensportverein ein höheresGemeinwohl aufweisen soll als das Fitness-Studio eines priva-ten Anbieters. Solche Fragen werden heute nicht nur vonJuristen, Finanzwissenschaftlern und Politologen gestellt. Siehaben längst den Alltag des Vereins erreicht, denn die ökono-mische und juristische Basis scheint über den sich ereignen-den Transformationsprozess gefährdet zu sein.

Die Schwierigkeiten in den Turn- und Sportvereinen ergebensich jedoch nicht nur aus einer zunehmenden Außenorientie-rung. Sie zeigen sich auch in Bezug auf die Inhalte selbst, aufdie die klassischen Vereinsinteressen ehedem ausgerichtetwaren. Nach wie vor ist zum Beispiel die Überzeugung leben-dig, dass eine Sportart wie die Leichtathletik in deutschenSportvereinen gepflegt werden soll und dass Kinder undJugendliche den Weg in diese Sportart finden sollen. DieVerantwortlichen in den Vereinen sind davon überzeugt, dassdie Leichtathletik für unsere Gesellschaft eine wichtige Sport-art ist, dass Laufen, Werfen und Springen auch zukünftigkultiviert werden müsse, dass die Pflege des Wetteiferns fürunsere Gesellschaft notwendig ist, dass deshalb Wettkämpfestattfinden. Die Verantwortlichen in den Vereinen gehendavon aus, dass die Leichtathletik ein tragfähiges Element fürunsere Gesellschaft und für unsere Kultur darstellt.

Eine Sportart wie die Leichtathletik ist jedoch trotz dieserkonsensualen Zustimmung durch unsere Gesellschaft in denVereinen großen Gefahren ausgesetzt. Sie wird zum einen miteiner Konkurrenz konfrontiert, die jährlich wächst. In denVereinen ist eine Vervielfältigung der Sportarten zu beobach-ten, die in vieler Hinsicht als einmalig gelten kann. Es gibtkaum ein anderes Land in der Welt, dass eine derartig dynami-sche Vielfalt an Sportarten und Aktivitäten aufweist. Diesbedeutet, dass sich der Sport für Kinder, Jugendliche, Erwach-sene und Senioren durch vielfältige Optionen auszeichnet.Jedes Individuum kann dabei seine eigene Wahl treffen. Wasgestern als wichtig galt, kann heute unwichtig sein, und bereitsmorgen können sich neue Sportinteressen abzeichnen. Für dieVereine bedeutet dies, dass stabile Angebotsstrukturen undInteressen der Vergangenheit angehören. Auch in den Vereinenkommt es wie in unserer Gesellschaft immer häufiger zuhybriden Strukturen, und die Bindung der Mitglieder musstäglich neu gesichert werden. Wollen Vereine noch die Interes-sen ihrer Mitglieder befriedigen, so bedarf es einer vereinsüber-greifenden Kommunikation. Die Leichtathleten müssenGemeinschaften bilden und übergreifende Organisationenfinden. Reichen diese nicht mehr aus, so muss man in nochgrößere Verbünde übergehen, damit man überhaupt nochTrainings- und Wettkampfgemeinschaften sichern kann. Auchdie Jugendarbeit ist in den Turn- und Sportvereinen längstproblematisch geworden. Kinder und Jugendliche sind einerKonsumgesellschaft und einer Unterhaltungsindustrie ausge-liefert, die in Verbindung mit den noch immer wachsendenBelastungen im öffentlichen Schulwesen zu einer generellenÜberforderung führen. Die Wahlfreiheiten der Schüler undJugendlichen haben sich wohl erhöht, doch die Wahrschein-lichkeit, dass die Entscheidung zu Gunsten einer bestimmtenSportart getroffen werden kann, hat sich eher verringert.

Wir müssen also erkennen, dass der von Sportsoziologendiskutierte Transformationsprozess der freiwilligen Vereini-gungen in unserer Gesellschaft auch die alltägliche Arbeit inden Vereinen und Verbänden des Sports erreicht hat. Dies istauch daran abzulesen, dass es zu einem Mitgliederschwundin bestimmten Sportarten kommt und dass sich die Beteili-gungsverhältnisse in den freiwilligen Vereinigungen abge-schwächt haben. Immer weniger Mitglieder besuchen Mit-gliederversammlungen, beteiligen sich an den demokrati-schen Delegierungs- und Entscheidungsprozessen. Eine anindividuellen Interessen ausgerichtete Vereinspolitik gewinnthingegen eine immer größere Bedeutung. Dies lässt sich auchan den neuen finanziellen Verteilungsmechanismen beobach-ten, die in den Haushalten der Vereine dokumentiert werden.Solidarbeiträge werden dabei zu Gunsten einer Preis-Nach-frage-Kalkulation in Frage gestellt.

Angesichts dieser Veränderungen, die offensichtlich in ihrenNebenwirkungen nicht beabsichtigt waren, stellt sich dieFrage, was zukünftig ein Turn- und Sportverein sein soll. Will

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er sich auf das besinnen, was er einstmals war, so hat er sichauf die Grundpfeiler festzulegen, die ihn von den übrigenSportanbietern unterscheidbar machen. Vereine hätten sichdann nicht am Markt zu orientieren, sie hätten nicht jenes zukopieren, was die Märkte ihnen offerieren. Sie hätten ihreStärke darin zu suchen, dass sie etwas anderes sind als alleanderen Anbieter. Gerade aus einer ökonomischen Sichtkönnte den Vereinen deshalb empfohlen werden, sich auf dieSuche nach "Alleinstellungsmerkmalen" zu machen. DieStärke der Vereine könnte zum Beispiel darin zu suchen sein,dass sie als einzige Organisation in der Lage sind, Kinder- undJugendarbeit auf kostengünstige Weise zu ermöglichen. Dazubedarf es jedoch eines Eingriffs in den stattfindenden Trans-formationsprozess. Vereine hätten sich auf ihre ehemalsintakten Strukturen zu besinnen. Es wäre wünschenswert,dass Vereine über Stoppregeln ihrer Kommerzialisierungnachdenken. Es wäre angebracht, dass Vereine überprüfen,inwiefern die oft unbeabsichtigten Transformationsprozessenoch ihre Legitimation und ihre demokratischen Entschei-dungsstrukturen erhalten.

Unser Gemeinwesen muss ein Interesse daranhaben, dass demokratische Entscheidungsstruktu-ren in gemeinnützigen Organisationen aufrechter-halten werden. Die Modernisierung, die in denvergangenen Jahrzehnten in den Vereinen undVerbänden stattgefunden hat, kann durchaus alsein Prozess der Entdemokratisierung gedeutetwerden. Jeder sucht schnellere Entscheidungswe-ge. Kleinere Gremien sollen größere Gremienersetzten. Jede Delegation von Entscheidungensoll verkürzt werden, weil man glaubt, nur aufdiese Weise im Geschäft des Sportmarktes beste-hen zu können. Deswegen befindet sich der deut-sche Sport auf der Suche nach hauptamtlichenPräsidenten. Deshalb werden in Bezug auf dieFührung der Sportorganisationen Aufsichtsratsmo-delle der Wirtschaft diskutiert, und deswegen wirdeine Aufwertung der Hauptamtlichkeit gefordert.Aber Hauptamtlichkeit und Professionalität bedeu-ten immer auch Entdemokratisierung. Dies wiederum bedeu-tet, dass die Beteiligung der Bürger an dem so wichtigenintermediären System der freiwilligen Vereinigungen, daszwischen Staat und Privatheit vermittelt, ständig abnimmt.Unter dem Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeit mögenVerbandsräte, Kommissionen und Arbeitsgruppen überflüssigsein, unter den Gesichtspunkten einer gelebten Demokratiesind es sinnvolle Einrichtungen. Sie repräsentieren Landesver-bände und Vereine, und sie repräsentieren die Interessen derMitglieder.

Auch in Bezug auf die Organisation der Vertreterverbände derTurn- und Sportvereine findet somit ebenfalls ein schleichen-der Transformationsprozess statt. Das einstmals bewährte

Modell der Delegiertendemokratie wird abgebaut. Es wirdverkleinert, und am Ende ist ein ökonomisches Modell desSports in Sicht, das dem Prinzip des wirtschaftlichen Unter-nehmens entspricht. Solch ein Transformationsprozess kanngewollt sein, aber diejenigen, die ihn veranlassen, solltenwissen, was sie dabei tun. Entscheidend für den weiterenVerlauf dieses Prozesses müsste deshalb sein, dass die Basis indie Diskussion der Veränderungen einbezogen wird, dass dieVorstände, die diesen Prozess veranlassen, sich bewusst sind,dass sie selbst Teil eines Veränderungsprozesses sind, derFolgen und Nebenfolgen hat, die bedacht sein müssen.

Einen weiteren Sachverhalt gilt es dabei zu beachten. Ist manauf der Suche nach Antworten, so ist sehr schnell zu erken-nen, dass es für die Probleme, die sich in der Vereinsentwick-lung von heute stellen, keine einfachen Lösungen gibt. Viel-mehr ist man mit einer Komplexität konfrontiert, die gerade-zu typisch ist für unsere heutige Wissens- und Informations-gesellschaft, in die auch den Sport einbindet. Der Sport ist

vernetzt mit vielen anderen Bereichen, mit der Wirtschaft,der Politik, der Kultur, den Kirchen und dem Bildungswesen.Wer immer über den Sport befindet, muss sich auf einedifferenzierte Betrachtung einlassen. Vor Ideologen, dieeinfache Rezepte anbieten, muss deshalb gewarnt werden.Kontingenz ist das Merkmal unserer Zeit, und wer überWeichenstellungen zu entscheiden hat, der muss begreifen,dass es immer eine Vielfalt an Möglichkeiten gibt. Jede Mög-lichkeit, für die man sich entscheidet, hat dabei nicht nurVorteile. Für die Vereine gilt das gleiche wie für die Politik.Man kann meist nur noch zwischen Möglichkeiten unter-scheiden, von denen abzusehen ist, dass die eine, für die mansich entscheidet, weniger Fehler aufweist als die anderen.

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Die Frage, ob die deutschen Turn- und Sportvereine zukunfts-fähig sind, ist gerade angesichts dieser Sachverhalte als offenzu bezeichnen. Eines kann dabei jedoch durchaus beruhigendsein. Hätten die Prognosen jener Zukunfts- und Freizeitwis-senschaftler zugetroffen, wie sie vor Jahrzehnten in Bezugauf die Entwicklung der Turn- und Sportvereine geäußertwurden, so würde es sie schon längst nicht mehr geben. Diefreiwilligen Vereinigungen haben sich gegenüber fragwürdi-gen wissenschaftlichen Empfehlungen, oberflächlichen empi-rischen Untersuchungen und ideologischen Manipulationenals resistent erwiesen. In gewisser Weise konnten sie kontinu-ierlich ein erfolgreiches Wachstum verbuchen.

Ein genauerer Blick zeigt uns jedoch, dass es dabei auchgegenläufige Entwicklungen geben kann, dass auch Vereineund Verbände kommen und gehen können. Neben Wachstumgibt es Rückgang. Auch für Vereine und Verbände gilt dabei,dass, wer gut arbeitet, auch Anerkennung findet. Vereine, die

sich durch schlechte und mangelhafte Führung auszeichnen,sind für Kinder nicht attraktiv. Wer keine guten Übungsleiterhat, hat keine guten Entwicklungsperspektiven aufzuweisen.Auch im organisierten Sport gibt es ein Auf und Ab. SchlafenVerbände, so befinden sie sich in der Gefahr, dass ihre Sport-art überflüssig wird. Neue Sportarten können hinzukommen.Solch eine Entwicklung ist normal, wünschenswert undzeichnet die Attraktivität der freiwilligen Vereine aus. Auch inden Vereinen sollen jene belohnt werden, die engagiert sind.Und jene, die nicht engagiert sind, müssen mit den Konse-quenzen leben. In einer Welt, in der alle LebensbereicheKosten-Nutzen-Kalkülen unterstellt sind, darf es nicht überra-schen, dass auch die freiwilligen Vereinigungen von dieserEntwicklung nicht verschont bleiben. Alle Anbieter habenheute im freien Sportmarkt ihre Chance. Wenn es jedoch umden Wettkampfsport und um eine wünschenswerte Kinder-und Jugendarbeit geht, so könnten sie gegenüber den freiwil-ligen Vereinigungen chancenlos sein. Ist die Vereinsarbeit

ie Freiburger Turnerschaft von 1844 hat das Turnen fürEltern und Kinder um die Teilnahme der kleinenGeschwister erweitert. Die Gruppe von Müttern, Vätern

und Kindern zwischen zwei und sechs Jahren bringt nun zusam-men, was bisher getrennt war: nämlich die Lebensalter bis dreiJahre und ab vier. Dieses Modell ist attraktiv für die junge Familie,denn sie kann sich auf eine Übungszeit konzentrieren und erspartsich die bisher vielleicht erforderliche häusliche Aufsicht für kleineDaheimbleibende.

In der Outdoor-Jugendgruppe des Skiclubs Pforzheim stellen sichdie jungen Leute ihre Aktivitäten selbst zusammen. Snowboardenund Skifahren, Klettern und Kajakfahren, Wanderungen undÜbernachtungen in den Hütten gehören zum Angebot. Auch imTurnverein Fürth 1860 geht eine Wind- und Wettergruppe kleinerKinder zum Graben, Stochern, Schütteln und Tasten gerne nachdraußen in den Wald. Sie tun dort alles, was Spaß und dreckigmacht.

Tanzen taugt besonders für mehr Lust am Leben. In der Turnge-meinde 1846 Worms lernen Senioren ständig neue Figuren undFormationen. Das erzeugt eine positive Spannung und bringtnoch mehr Abwechslung im sowieso schon freudebetontenMiteinander. Junge Tänzerinnen des Oldenburger Turnerbundesund eine Kindergruppe des 1. Tanzsportclubs Dancemotion Olden-burg erarbeiten ein Programm und erfreuen damit ältere Men-schen in einem Seniorenwohnstift.

Das richtige Umfeld wirkt meistens anregend. "Im Kinder- undJugendzentrum Dittrichshütte wurden wir im Irrgarten und auf

den Kletter- und Spielgeräten selbst wieder zu Kindern",beschreibt eine gemischte Seniorengruppe ihre Eindrücke wäh-rend einer Gesundheitswoche des Thüringer Turnverbandes.

Die fachlich versierten Übungsleiter sind nicht nur aus- und fortge-bildet, kompetent in Sportarten und fit für breitensportliche Aktivi-täten. Sie lassen Freiheiten zur Selbstbestimmung, fördern aberauch und fordern. Die Eigenschaftswörter "bedürfnisgerecht" und"altersentsprechend" haben sie verinnerlicht. Schnelles Umschaltenauf Teilnehmerwünsche ist eine Selbstverständlichkeit, das motivie-rende Gestalten nach eigenen Vorstellungen und Erfordernissenaber auch. Längst haben sie also ihr Bemühen um das körperlicheWohlbefinden hinaus erweitert. Sie vermitteln Lebenslust undLebensfreude, ob mit Frühstück oder zum Feierabend.

Beim Wassersportclub Fink Bremen paddeln die vom ArbeitstagErmüdeten gemütlich und den Jahreszeiten angepasst in denSonnenuntergang. Zum "Mitternachtsspezial" bis 24.00 Uhranimiert der Verein für Leibesübungen Pinneberg mit Aerobic,Bodyforming und Yoga, mit Sauna und leckerem Buffet, vomÜbungsleiter-Team zusammengestellt, vor allem "als eine schöneZeit außerhalb des hektischen Alltags" professionell geplant undprima umgesetzt. Der Post-Sportverein Nürnberg hat sehr großenZuspruch mit Pool-Partys im vereinseigenen Hallenbad. Vor zweiJahren zu Fasching wurde der Anfang gemacht mit entspannen-dem Schwimmen, Tanzen, mitreißender Musik, alkoholfreienKaribikdrinks. Dabei ist es nicht geblieben. Zu den Abendveranstal-tungen wird inzwischen mit wechselnden Themen eingeladen.Zutritt haben dann auch Nichtmitglieder, um sich sportlich zubetätigen, mit zu feiern und die Angebote zu testen.

Unkonventionelle Vereinsangebote oder Lebensfreude

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diesem Auftrag verpflichtet und wird dieser besser erledigt,als an jedem anderen Ort unserer Gesellschaft, so sind dieTurn- und Sportvereine für unsere Gesellschaft unverzichtbar.

Kann diesen Empfehlungen zugestimmt werden, so kannabschließend die Frage noch einmal gestellt werden, was dasBesondere des Turn- und Sportvereins ist und warum ihm zuwünschen ist, dass er zukunftsfähig bleibt. Ist der Verein einDienstleistungsunternehmen, so kann er allenfalls auf Mitglie-der verweisen, die für ihren Mitgliedsbeitrag "Waren" bzw.Leistungen wünschen, die ihrem Mitgliedsbeitrag entsprechen.Solche Mitglieder interessieren sich nicht dafür, ob ein Kindvon einem Verein betreut wird, das in der Nachbarschaft inschwierigen Verhältnissen lebt. Solche Mitglieder sind nichtbereit, sich als Solidargemeinschaft für einen verantwortungs-vollen und pädagogisch wertvollen Kinder- und Jugendsporteinzusetzen. Solche Mitglieder sind nicht bereit, mit ihremJahresbeitrag einen Solidarbeitrag zu Gunsten des Wettkampf-

sports zu leisten. Steht hingegen das Gemeinwohl in einemVerein im Mittelpunkt, so muss es für einen Verein vorrangigdarauf ankommen, dass er für Kinder und Jugendliche attrak-tive Programme unterbreitet, dass er für seine Mitglieder einOrt der Privatheit ist, dass sich der Verein als lokaler Gegenpolgegenüber aller Globalisierung auszeichnet. Schon seit länge-rer Zeit ist zu erkennen, dass für die Menschen die Gemeindeund der Ort, wo sie leben, zwangsläufig eine immer größereBedeutung erhalten müssen angesichts der bindungslosenglobalen Welt. Im Lokalen sucht man die Bindung, die ande-renorts verloren gegangen ist. Dem Turn- und Sportvereinkommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Wenn man ihn nichthätte, müsste man ihn erfinden. Die Bindung im Verein darfdabei keineswegs nur lose sein, Bindung muss sich durchStabilität auszeichnen. Bürger benötigen heute soziale Netz-werke, die ihnen Lebensqualität ermöglichen. Vereine könnendabei als zentrales Lebenselexier wahrgenommen werden.Leistet dies ein Verein, so ist er konkurrenzlos.

Der Verein für Akrobatik Motor Leipzig betreut eine Gruppe ältererFrauen ab 70 Jahre. Die Übungen finden als Stuhlgymnastik undin Form kleiner Bewegungsspiele statt. Das anschließende Kaffee-trinken tut der fröhlichen Gemeinschaft zusätzlich gut. "Kinder-welt ist Bewegungswelt" titelt die Turngemeinde 1879 Traisa. DreiTage in der Woche ist zunächst eine Thematik vorgegeben: "dieSinne beleben", "den Körper erleben", "die Natur erkunden".Reichlich Raum bleibt für ungebundenes Spielen, Bewegen undToben. Mit dem gemeinsamen Frühstück um 9.00 Uhr beginnt derTag in diesem Kinder-Sport-Treff.

Im Integrativen Treff Rostock können Eltern mit ihren Kinderngemeinsam Sport treiben. Zugleich werden Parallelangebotegemacht. Verantwortung und Organisation im Göttinger Netz-werk, das immer freitags von 20.30 bis 23.00 Uhr Jugendlichezwischen 14 und 18 Jahren zum schweißtreibenden "Moonsport"anregt, teilen sich sechs Sportvereine, dazu Schulen, die Universi-tät, die Stadt Göttingen sowie die Jugendhilfe. Ab 6.00 Uhrbesteht die Möglichkeit zum Frühschwimmen in der Vereinsanlageder Schwimmvereinigung Krefeld 1972. Bis 21.00 Uhr kann dasBecken genutzt werden. Das sind ganze 15 Stunden pro Tag inVereinsregie. Familien werden außerdem noch speziell mit Öff-nungszeiten an Wochenenden und während der Feiertageumworben.

Sportzeiten und Inhalte der Angebote sind wichtige technischeMerkposten und Voraussetzungen dafür, dass sich Wohlgefühlund mehr Freude am Leben einstellen. Die älteren Vereine habenden unschätzbaren Vorteil der gewachsenen, sich vom Alter herständig entwickelnden und ergänzenden Gruppen. Im Männer-

turnverein 1846 Ludwigsburg halten es40- bis 80-jährige Sportler problemlosmiteinander aus: bei Gymnastik mit Musik,beim Volleyball- und Prellballspielen undbeim gemütlichen Beisammensein. Zwi-

schen 25 und 77 Jahre sind 15 Teilnehmerinnen einer Übungs-stunde im Turnverein Bürgstadt alt. Die Generationenfrage ist daoffensichtlich kein Thema.

Mit guten Einfällen und pfiffigen Ideen lässt sich im organisiertenVereinssport auf dem Weg zum sportlich-geselligen Miteinandernoch viel erreichen. Der Verein für Leibesübungen Wolfsburg fasstin Judokursen 7- bis 70-Jährige zusammen. Der Tennis-VereinAltlünen spielt seit einigen Jahren mit großem Erfolg den Ü-80-Pokal aus. Eine Spielerin und ein Spieler bilden in vorherigerAbsprache das sportliche Paar. Sie dürfen in der jeweiligenZusammensetzung diesen Breitensport-Wettbewerb nur einmalbestreiten. Die beiden Lebensalter addiert müssen über 80 Jahreliegen, z. B.: 21 und 68 oder 35 und 47 Jahre.

Neues lässt immer wieder aufhorchen. Bekanntes ist immerwieder neu, auf- und anregend. Der Besuch eines Lamahofes warfür die Sportgruppe "Menschen mit Behinderungen" im SoesterTurn-Verein und ihre Angehörigen ein ganz besonderes Erlebnis.Der enge Kontakt mit den zahmen Tieren, auch beim Streichelnund Bürsten, bleibt lange in Erinnerung. Die Freie TurnerschaftMünchen-Süd hat Erfolg mit ihrem wöchentlichen Zirkustraining.

Vereinsvorstände auf der Höhe der Zeit erweitern den sportlichenund gesellschaftlichen Rahmen. Geschäftsführer und Geschäfts-stellen lösen die organisatorischen Aufgaben. Das sind keineFragen von Ehrenamt, Haupt- oder Nebenberuflichkeit. Entschei-dend ist die Übereinstimmung in den Zielen und die Einbindungmöglichst aller Mitglieder auf dem Weg in eine viel versprechendeVereinszukunft.

rund um die Uhr Von Karl Hoffmann

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m Ende des Monats wurde bei den Akdogans das Geldmal wieder ziemlich knapp. Zwar hatte die BerlinerFamilie zuvor an allen Ecken und Enden gespart. Doch

ob das verbleibende Restgeld für die alltäglichen Einkäufe undUnkosten ausreichen würde, das stand wie so oft bei der vier-köpfigen Familie in den Sternen. Wie immer in solchen Tagennahmen sich die Eltern die lange Liste der ausstehenden Rech-nungen noch einmal gründlich vor. Zwanzig Euro für denSportvereins-Mitgliedsbeitrag ihrer beiden Kinder, der sieben-jährigen Onur und des zwei Jahre älteren Sohnes Berfin, warenda auch noch vermerkt. "Und weil wir in dem Monat zuvor denBeitrag für unsere beiden Kinder schon nicht bezahlen konnten,waren es schon vierzig Euro. In unserer Situation eigentlichunbezahlbar", erklärt der Vater Ertan Akdogan. Als er daserzählt, sitzt er auf einer Holzbank in einer Sporthalle im Berli-ner Stadtteil Moabit. In dem Karateverein Toruko ist geradeTrainingszeit für die Kinder- und Jugendgruppe. Es ist Montag,17.00 Uhr, und Onur und Akdogan sind wie immer dabei."Noch vor zwei Monaten habe ich mir ernsthaft überlegt, meineKinder aus dem Verein abzumelden. Es ging ja kaum anders. Diezwanzig Euro Mitgliedsbeitrag pro Monat haben wir für andereSachen viel dringender benötigt", erklärt der Vater. Ertan Akdo-gan ist heute 33 Jahre alt. Er hatte mal an der TechnischenUniversität in Berlin Ingenieurwesen studiert, dann abgebro-chen, schnell geheiratet und schließlich mit seiner Frau zweiKinder bekommen. Einen festen, sicheren Job konnte er bishernicht finden. Beide Eltern erhalten Hartz-4 und "die 240 Euro,die wir nun sparen, können wir jetzt anders in unsere Kinderinvestieren", erklärt Vater Ertan. In einen Karateanzug beispiels-weise oder in die Gürtel, den die beiden Kids so stolz tragen.Denn das ist auch nicht ganz billig.

Dass also Berfin und Onur überhaupt regelmäßig und mitgroßem Eifer und Spaß in einem Sportverein wie Toruko Karate-sport treiben können, verdanken sie einem Aktionsprogrammder Berliner Sportjugend. "Kids in die Sportklubs" ist es tituliert.Es zielt darauf ab, "sozial benachteiligten Kindern und Jugendli-chen eine kontinuierliche Teilhabe in einem Sportverein zuermöglichen, sie in das regelmäßige Trainings- und Wettkampf-programm oder in sonstige Angebot eines Vereins einzubinden",wie es in dem Konzeptionspapier zum Projekt etwas gestelztformuliert ist. Konkret übernimmt die Berliner Sportjugend fürarme Kinder und Jugendliche wie Berfin und Onur die Mit-gliedsbeiträge.

Die beiden Nachwuchskaratekämpfer sind nur zwei von über150.000 Berliner Kindern, die offiziell als arm gelten. Das geht auseiner neuen Studie, der "Bepanthen Kinderarmutsstudie" hervor,die Ende März veröffentlicht wurde. Danach gilt jedes dritte Kind

in der Hauptstadt als arm und wächst in einem Hartz-4-Haushaltauf. Nach Angaben der Berliner Sozialverwaltung erhalten rund144.000 von etwas mehr als 400.000 Kindern und Jugendlichenunter 15 Jahren Sozialgeld. Berlin ist damit trauriger Spitzenreiterin dieser Statistik vor Hamburg, wo jedes fünfte Kind als arm giltund vor Köln (24,2 Prozent). Allein in den rund 325.000 Bedarfs-gemeinschaften der Hauptstadt, die das Arbeitslosengeld IIerhalten, sind rund 90.000 Haushalte mit Kindern.

Seit September 2008 ist in Berlin das Aktionsprogramm "Kids indie Sportvereine" in der Spur. Es finanziert sich jeweils zurHälfte aus dem Europäischen Sozialfond und aus Mitteln desLandes Berlin und läuft bis 2013. Rund 190.000 Euro stehen derSportjugend für dieses Jahr zur Verfügung. "Das wird für rund1.000 Kids reichen", erklärt der Geschäftsführer der SportjugendBerlin, Heiner Brandi. Ist das Geld ausgeschöpft, wird das Pro-gramm geschlossen. "Kids in die Sportklubs" kommt ursprüng-lich aus Hamburg, wo es die dortige Sportjugend vor fünfJahren einführte und bis heute betreibt. Der Stadtstaat Bremenarbeitet gerade an der Umsetzung des Projektes, und das LandNiedersachsen möchte mit seiner Sportjugend schnell folgen.Zahlreiche andere Ballungsräume in Deutschland haben bereitsstarkes Interesse an diesem Aktionsprogramm bekundet. "Wirhaben bisher nur gute Erfahrungen mit ‚Kids in die Sportklubs'gemacht. Es wirkt zielgenau dort, wo das Geld knapp ist undder Wunsch besteht, im Verein Sport zu treiben", erklärt MichaelSander, der Geschäftsführer der Hamburger Sportjugend.

Sportvereine sind in Deutschland mehr und mehr zu einerMittelschichtveranstaltung geworden. "Kinder aus armenFamilien fallen da raus, und das wollen wir nicht hinnehmen",erklärt Heiner Brandi. Kinder armer Familie haben es besondersschwer. Der Hartz-4-Regelsatz sieht pro Jahr für Spielsachenbeispielsweise ganze neun Euro vor. Für das tägliche Kinder-Essen stehen Hartz-4 Familien zwischen 2,57 Euro und 3,43Euro zur Verfügung. Die Teilhabe an vielen gesellschaftlichenBereichen - darunter auch in den Sportvereinen - ist denKindern meistens verschlossen. Sie werden nicht selten sozialausgegrenzt. Die Mitgliedschaft in einem Sportklub gilt vielenjungen Menschen aus diesem sozialen Milieu als ein unbezahl-barer Luxus. Dadurch aber werden sowohl die Möglichkeiten dersozialen Integration als auch die Entwicklungschancen für dieKids leichtfertig verspielt. "Genau das gilt es zu verhindern!Wenn sich ungünstige Lebenslagen der Familien auf die Lebens-chancen der Kids auswirken, müssen wir Anstrengungen zurFörderung dieser Zielgruppe unternehmen", erklärt die BerlinerStaatssekretärin der Senatsverwaltung für Bildung, Wissen-schaft und Forschung, Claudia Zinke, die bis zum Dezember2008 Vorsitzende der Sportjugend Berlin war.

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Auch für arme Kinder soll der Sportverein ein

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Und genau da kommt der Sportverein ins Spiel. Die Vorteileeines aktiven Sporttreibens im Verein sind hinlänglich bekannt.Sie sind Orte des sozialen Lernens. Sie tragen zur Entwicklungeines positiven Sozialverhaltens und aktiven, oft auch gesundenLebensstils bei. Sie vermitteln Normen und Werte und regennicht selten zum bürgerschaftlichen Engagement an. In derRegel sind Sportvereine niedrigschwellige, soziale Orte. Sie sindso gut wie offen für alle Bevölkerungs- und Altersschichten.Doch sind gerade sozial benachteiligte Kinder und Jugendlichesowie sozial schwächere Familien in den Vereinen immer nochunterrepräsentiert. Oft auch deswegen, weil die erhobenen (undfür die Vereine ökonomisch notwendigen) Mitgliedsbeiträgegerade von dieser Zielgruppe nicht mehr aufzubringen sind. Diemonatlichen Gebühren sind so - unfreiwillig - zu sozialenSelektionsmechanismen geworden. "Diese Barriere zur Teilhabeam organisierten Sporttreiben im Verein für alle Kinder, unab-hängig von ihrer ethnischen und sozialen Herkunft, wollten wirmit dem Projekt ‚Kids in die Sportvereine' aufbrechen. Und dasist uns gelungen", erklärt der Hamburger Sportjugend-Geschäftsführer Michael Sander.

Das Aktionsprogramm ist allen Kindern und Jugendlichen imAlter von sechs bis 18 Jahren zugänglich. Der Nachweis zurTeilnahme erfolgt über eine so genannte "Einkommens- undBedürftigkeitsprüfung" in den Sportvereinen. "Es soll möglichstunbürokratisch sein, und vor allem soll auch der den Elternlästige und oft von Scham geprägte Einkommensstripteaseverhindert werden", so Heiner Brandi. In der Hauptstadt legendie betroffenen Familien den Vereinsverantwortlichen einfachden Sozialpass vor. Dieser gilt seit diesem Jahr als behördlichanerkannter Nachweis für "Bedürftigkeit". Den Pass erhaltenEmpfänger von Arbeitslosengeld II bzw. Sozialgeld, Sozialhilfe-empfänger und Empfänger von Leistungen nach dem Asylbe-werberleistungsgesetz. Im Idealfallprüfen die Eltern zunächst ihreAnspruchsberechtigung. Dann informie-ren sie sich über Sportvereine undSportarten vor Ort und nehmen Kontaktzu einem Verein auf. "Wir verstärkenunsere eigene Öffentlichkeitsarbeit überdas Projekt. Nach der zentralen Infover-anstaltung für die Verbände wird dasProgramm jetzt auch vermehrt inStadtteilläden, in Schulen und sozialenEinrichtungen bekannt gemacht. Dortwerden die Familien informiert undmotiviert, ihre Kids in die Sportvereinezu schicken. Denn, es kostet ja nichts",berichtet Berlins Sportjugend-

Geschäftsführer Heiner Brandi. Geförderte Mitgliedschaften inmehreren Vereinen sind selbstverständlich ausgeschlossen. DerVerein selbst fordert die für ihn und das Projekt relevantenInformationsblätter und Formulare bei der Sportjugend an undstellt anschließend einen Förderantrag.

Die Beitragssätze im Kinder- und Jugendbereich von BerlinerSportvereinen bewegen sich, bis auf wenige Ausnahmen (Golf,Tennis, Segeln, Tanzen), zwischen fünf bis 15 Euro. Eine maxi-male Förderung von zehn Euro gilt in dem Aktionsprogramm"Kids in die Sportvereine" für Berlin angemessen. Beim Berli-ner Karateverein Toruku ging die Aufnahme in das Programm- und damit die Übernahme der Mitgliedsbeiträge der betrof-fenen Kids durch die Sportjugend - unbürokratisch undschnell über die Bühne. Der Verein aus dem Stadtteil Moabitwar einer der ersten im September 2008, der sich daranbeteiligte. Wenn sich Eltern in dem Verein melden oder vonden Vereinsverantwortlichen auf das Programm aufmerksamgemacht werden, dann ist alles andere meist nur noch Form-sache. "Wir haben uns im Geschäftszimmer des Vereinsgetroffen. Der Vereinsvorsitzende hat mir dann in aller Ruheerklärt, was über das Projekt für meine beiden Kinder machbarist und vor allem, dass wir Anspruch darauf haben. Natürlichhabe ich mich sehr gefreut und schnell zugesagt", erinnertsich Ertan Akdogan.

Im Verein wird nicht publik gemacht, welche Kinder über dasProgramm "Kids in die Sportvereine" Mitglied sind und welchenicht. "Das ist uns eigentlich auch egal. Wir freuen uns überjeden neuen Jugendlichen, egal woher er kommt", so der Ver-einsvorsitzende von Toruko Berlin, Murat Salbas. Seitdem derKarate-Verein aus dem Stadtteil Moabit als einer der 26 BerlinerVereine an dem Aktionsprogramm teilnimmt, plagt ihn eine

große Sorge weniger. "Wir haben jetztwieder eine Menge neuer Mitglieder inunserem Club. Wir sind ja ein kleinerVerein und da tut uns Nachwuchsimmer gut", freut sich Salbas.

Die erste Bilanz fällt also bei allenBeteiligten sehr positiv aus, egal ob inBerlin, Hamburg oder nun auch inBremen. In Berlin ist das Aktionspro-gramm offiziell seit dem 1. September2008 angelaufen. Bis zum Ende desvergangenen Jahres konnten 141 jungeMenschen, davon 102 Jungen und 39Mädchen, als Teilnehmer den besagtenSportvereinen gewonnen werden.

Hort der Lebensfreude sein Von Torsten Haselbauer

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eutsche Turnfeste sind seit eh und je Spektakel vongewaltigen Ausmaßen. Das ist diesmal nicht anders,wenn vom 30. Mai bis 6. Juni die Turnbewegung zu

ihrer gigantischen Messe der Selbstdarstellung in Frankfurtam Main zusammenkommt. Gewiss, die Zahl von 65.000Teilnehmern aus 3.400 Vereinen (plus Tagesbesucher aus derRegion) bei der 33. Auflage unterschreitet diesmal diePrognosen um 10.000 bis 20.000. Und dies, obwohl sichAkteure aus rund fünfzig Ländern angemeldet haben, wassich in dem sperrigen Zusatz "Internationales" DeutschesTurnfest ausdrückt. Es wird aufzuspüren sein, ob wirklich dieWirtschaftskrise der Schlüssel zu diesem Rückgang ist, wieRainer Brechtken, der Präsident des Deutschen Turner-

Bundes (DTB), meint. Oder ob nicht das Interesse an diesergrößten Breitensportveranstaltung der Welt ein wenignachgelassen hat.

Die Frage "Sind Deutsche Turnfeste noch zeitgemäß?" wird anden Tagen rund um Pfingsten zu beantworten sein. Eine Frage,die so alt sein dürfte wie das Ereignis selbst, das 1860 inCoburg mit geschätzt zwischen 900 und 1.300 Turnern seinePremiere hatte. Die Turnbewegung balancierte stets auf demschmalen Grat zwischen Tradition und Fortschritt. Sie verwieseinst stolz darauf, dass sie sich weit stärker als der englischgeprägte Sport anspruchsvollen pädagogischen Zielen ver-pflichtet fühlte. Zugleich brachte sie sich politisch ein und

begab sich damit in bri-sante Konfliktzonen.Schon Turnvater FriedrichLudwig Jahn legte dieZündschnur, indem ermittels seiner neuenTurnübungen die Wehr-kraft der deutschenJugend für die Befreiungs-kriege gegen Napoleonstärkte. Von der staatstra-genden Kraft des neuenPreußen entwickelten sichdie Turner zu einer fort-schrittlichen Bewegung,die gegen die reaktionärenMethoden der Ära Metter-nich mit Zensur undpolizeilicher Unterdrü-ckung Sturm lief. ImRahmen der so genanntenDemagogenverfolgungwurde 1820 für das Gebietdes Deutschen Bundes die

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Das Deutsche Turnfest - einrauschendes Ereignis imWandel der Zeit Von Steffen Haffner

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Coburg, 1860

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Turnsperre verhängt, mit der das Turnen verboten wurde. EinVerbot, das in einigen Regionen bis 1842 galt.

1848 setzten sich die Turner gemeinsam mit den Burschen-schaften für ein vereintes, demokratisches Deutschland ein. Inder Revolution jenes Jahres standen auch Turner auf denBarrikaden in Frankfurt. 1849 kämpften das berühmte Han-auer Turnbataillon und andere Turnkompanien, die sich nichtmit der herrschenden Staatsmacht arrangieren und gleich dietotale Demokratie wollten, in Baden an der Seite von radika-len Aufständischen. Und es ist tragisch, dass die währenddieser beiden Jahre in der Frankfurter Paulskirche tagende,von der Mehrheit der Turner unterstützte erste deutscheNationalversammlung die Erhebungen von preußischen undösterreichischen Truppen niederschlagen ließ. Damit wurdeden alten Ordnungsmächten zum Sieg verholfen und wohlauch eine Entwicklung der Turnbewegung zum Konservativenhin eingeleitet.

Die ersten Turnfeste und zahlreiche Gründungenvon Turnvereinen, allein tausend zwischen 1860und 1862, zeugten von einem neuen Aufbruch derTurnbewegung. In Berlin 1861, Leipzig 1863, Bonn1872 nahmen mehrere tausend Turner teil. InFrankfurt 1880 - hier trübte beim abschließendenFeuerwerk ein schwerer Unfall mit 2 Toten und 23Verletzten die Feststimmung - und in Dresden1885 wurde mit mehr als 10.000 Teilnehmern eineneue Dimension erreicht. 1889 zogen 20.000Turner nach München. Damals gehörten der 1868gegründeten Deutschen Turnerschaft (DT) immer-hin schon 370.000 Mitglieder an.

Die zunehmende Industrialisierung hatte im Obrig-keitsstaat des 1871 gegründeten Kaiserreichssoziale Spannungen mit sich gebracht, die imTurnerlager zu unüberbrückbaren Gegensätzenzwischen den bürgerlichen und den proletarischenTurnern führten. Die Gründung des Arbeiter-Turnerbunds (ATB) im Jahre 1893 war die Konse-quenz daraus.

Aufschlussreich ist der Umgang beider Organisatio-nen mit dem Frauen-Turnen. Der ATB hatte vonBeginn an die Gleichberechtigung der Frau aufseine Fahne geschrieben. Ab 1895 wurden mit derGründung einer Damen-Abteilung im TV FichteBerlin Turnerinnen als Mitglieder gezählt. DieDeutsche Turnerschaft folgte diesem Beispiel erstzwei Jahre später, obwohl da schon Frauen imAllgemeinen Leipziger Turnverein zehn Jahre langin der "Abteilung für das weibliche Geschlecht"aktiv waren. Die Ursprünge für die Entwicklunglagen im Schul-Turnen der Mädchen, bei dem noch

lange Zeit die Vorhänge an den Turnhallen-Fenstern zugezo-gen wurden. Und auch sonst bestimmten Gesichtspunkte derMoral und Schicklichkeit das Frauen-Turnen. Noch Anfang des20. Jahrhunderts musste eine Anstandsdame anwesend sein,wenn ein männlicher Vorturner die Übungsstunde leitete.

Die Turnfeste waren über Jahrzehnte hinweg eine Domäneder Männer. 1894 wurde beim 8. Deutschen Turnfest inBreslau erstmals fünfzig Damen des Alten Breslauer Turnver-eins auf Anfrage "die Erlaubnis erteilt", öffentlich aufzutreten.Diese couragierte Tat, die bestehende Regeln unterlief, wirktewie ein Fanal. Viele Mädchen und Frauen fühlten sichdadurch ermutigt, eigene Abteilungen in den Turnvereinenoder sogar außerhalb der DT und des ATB selbständigeDamen-Turnvereine zu gründen. Erst im Jahr 1923 durftenFrauen offiziell an Deutschen Turnfesten teilnehmen underhielten dosiert Zugang zu Leitungsfunktionen der Deut-schen Turnerschaft. Nach heftigen Diskussionen wurden diestrengen modischen Gepflogenheiten durchlöchert. Die

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Breslau, 1938

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langen dunkelblauen Röcke mit blauer Bluse, Matrosenkragenund Kopfbedeckung wurden allmählich von einer fortschritt-licheren Turnkleidung abgelöst. Beim Deutschen Turnfest inLeipzig 1913 turnten die Frauen in weiten, schwarzen Pump-hosen, in weißer Bluse mit kurzem Arm. Die Turnfeste warenimmer auch eine kleine Modemesse, die neue Trends derTurnkleidung beförderte bis hin zu den eng anliegendenGymnastikanzügen von heute. Doch das war ein langer Weg.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Deutschen Turn-feste so arriviert, dass die Veranstaltungsstädte wie selbstver-ständlich tief in den Stadtsäckel griffen und Honoratiorensich an die Spitze der Festausschüsse setzten. Eindrucksvollearchitektonische Bauten wurden aus Anlass der Turnfestegebaut. So zum Beispiel die berühmte Frankfurter Festhalle,die mit ihrer frei tragenden kühnen Konstruktion 1908 beim11. Deutschen Turnfest 10.000 Menschen zur "Weihe" und aufDauer Platz bot.

Vier Jahre nach dem Ersten Weltkrieg setzte das 1. DeutscheArbeiter Turn- und Sportfest in Leipzig - das im Nachhineinals 13. Deutsches Turnfest geführt wird - mit 100.000 Teil-nehmern einen neuen, kräftigen Akzent. Das spiegelte dasErstarken des Arbeiter-Turn- und Sportbundes (ATSB, auchATUS genannt), der damals 163.000 Mitglieder umfasste undin den Jahren der Weimarer Republik auf 750.000 Aktiveanwuchs. Es zeigt die gefährliche Spaltung der Gesellschaftjener Jahre, dass die bürgerlichen Turner und Sportler sowie

die "freien Turner" und Sportler des ATSB sich feindlichgegenüber standen.

Gleich zu Beginn des "Dritten Reichs" wurde der ATSB aufge-löst, und in der Folgezeit wurden viele seiner Mitglieder ver-folgt. Währenddessen überbot sich die Deutsche Turnerschaftmit ihrem fanatischen Präsidenten Edmund Neuendorff inErgebenheitsbekundungen gegenüber Adolf Hitler und seinemGefolge. Das 17. Deutsche Turnfest in Stuttgart 1933 wurdezu einer Mammutveranstaltung mit 600.000 Festbesuchern,150.000 Festzugteilnehmern sowie 42.000 Turnern und 17.000Turnerinnen bei den Massen-Freiübungen. Dieser Hang zumGigantischen passte in die Zeit, entsprach auch der Entwick-lung der bürgerlichen Turnfeste sowie der Arbeiter-Bundesfes-te. Und doch war die Politisierung des Ereignisses nicht zuübersehen, die mit einem Vormarsch der Uniformen strecken-weise zu einer Heerschau für die neuen Machthaber geriet.Neuendorff sah sich genötigt, dem zwei Tage vor dem Turn-fest zum "Reichssportführer" ernannten Hans von Tschammerund Osten feierlich die Deutsche Turnerschaft zu überschrei-ben, die drei Jahre später wie alle Sportverbände im Deut-schen (ab 1937: Nationalsozialistischen) Reichsbund fürLeibesübungen gleichgeschaltet wurde.

Das 18. Deutsche Turnfest in Breslau 1938 orientierte sichzwar an Formen seiner Vorgänger. 150.000 Teilnehmer amFestzug und 500.000 auf der Festwiese waren jedoch einge-bunden in eine überdimensionale Propagandaschau, zu der

die zeitweiligeAnwesenheit vonHitler passte. Inder schlesischenMetropole hattenunübersehbar dieNationalsozialis-ten und dieWehrmacht derVeranstaltungihren Stempelaufgedrückt. UndTurnen wurde, einJahr vor demÜberfall aufPolen, unüberseh-bar als Mittel zurWehrertüchtigungpräsentiert.

1948 markiertedas 19. DeutscheTurnfest nach dergroßen Katastro-phe der NS-Zeitund des Zweiten

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Frankfurt/M, 1983

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Weltkriegs einen ungewöhnlichen Neubeginn. Offiziell durftesich das Ereignis bescheiden nur "Frankfurter Turnfest" nen-nen. Denn die Besatzungsmächte betrachteten argwöhnischdie Tendenz zu überregionalen Verbandsstrukturen. Auch wares nur Bewohnern der aus der amerikanischen und britischenBesatzungszone gebildeten Bi-Zone erlaubt, am Turnfestteilzunehmen. Doch auf verschlungenen Wegen fanden auchzahlreiche Turner aus dem französisch und dem sowjetischverwalteten Gebiet in die zerstörte Stadt. Deren Oberbürger-meister Walter Kolb hatte gerufen, und 30.000 Turner kamen,die zum Großteil in einem Zeltlager nächtigten. Sie feiertenauf den Sandhöfer Wiesen vor der Ruinen-Kulisse der Messe-stadt ein Fest der Hoffnung.

Frankfurt hatte nicht zuletzt die Weichen zu mehr Gemein-samkeit zwischen dem bürgerlichen und dem Arbeiter-Lagerder Turner gestellt. Mit der Gründung des Deutschen Turner-Bundes (DTB) wurde zwei Jahre später die Kluft zwischen denfeindlichen Brüdern von einst endgültig überwunden. EineVoraussetzung dafür, dass im gleichen Jahr die Dach-Organi-sation des Deutschen Sportbundes geschaffen werden konn-te. Mit einer gewissen Folgerichtigkeit wurde Walter Kolb1950 zum ersten Vorsitzenden des DTB gewählt, dessenEntwicklung im demokratischen Deutschland eine Erfolgsge-schichte ist. Während das Turn- und Sportfest der DDR sichmehr und mehr als eine propagandistische Leistungsschaudes ostdeutschen Sports mit Lichtdom und Fahnenweihegerierte, offenbarten und stärkten die Turnfeste im Westendes Landes die sozialintegrative Kraft der Turnvereine.

Und wieder war es Frankfurt, das 1983 der Turnbewegungeine neue Dimension eröffnete. In einem nicht gekanntenUmfang gelang es mit dem 26. Deutschen Turnfest, dieBevölkerung in die heitere Stimmung jener sonnigen Tage amMain einzubeziehen. Mit entscheidend dafür war die erstmalsinstallierte "Festmeile", die in der Innenstadt die Menschenzum Mitfeiern animierte. Das Wort vom "Swinging Frankfurt"machte die Runde. In der Euphorie, die sich rund um die65.000 Turner verbreitete, träumte der spätere DTB-Präsident,Oberbürgermeister Walter Wallmann, sogar von OlympischenSpielen in seiner Stadt.

"Wir schlagen Brücken", heißt das Motto, wenn die Turnerzum 5. Mal in Frankfurt zu ihrem Fest zusammen kommen.Brücken überspannen den Main, der, wie der Name der Stadtsagt, schon früher kein unüberwindliches Hindernis darstellte.Vor knapp zwei Jahrzehnten wurde die Brücke der deutschenVereinigung geschlagen. Und auch sonst werden in vielerleiHinsicht mit dem Turnfest Gegensätze überbrückt. Der(gesamt-)Deutsche Turner-Bund ist auf fünf Millionen Mit-glieder angewachsen, davon 3,4 Millionen weibliche. Daszeugt von einer erstaunlichen Umkehrung der einstigenmännlichen Ausschließlichkeit. Am Pfingst-Samstag erinnertzum Auftakt ein Festakt in der Paulskirche im Zeichen von

Turnvater Jahn und zum 250. Geburtstag von ChristophFriedrich GutsMuths an die historischen Wurzeln. Anschlie-ßend ziehen 7.000 Turner und Turnerinnen, angeführt von1.000 Fahnenträgern und begleitet von 500 Spielleuten derMusikkorps, in die Stadt ein. An der "Flussfestmeile", wo amAbend bei der Eröffnungsfeier von Lasereffekten belebteWasserwände für ein Aha-Erlebnis sorgen werden, soll eineWoche lang Feierstimmung herrschen. Nicht zuletzt bei der"Tuju-Party" der Turnerjugend. Überhaupt dürfte das Bild vonden alten Turnbrüdern und Turnschwestern sich auch inFrankfurt als überholt erweisen. Das Turnfest wird wie inBerlin 2005, wo mehr als die Hälfte der Teilnehmer unter 29Jahre alt waren, ziemlich jugendlich daherkommen. Dazupasst auch dasJugendlager mit420 Turnern aus 12Ländern.

Die Messe bildet dasinhaltliche Herzstückdes Turnfests. Hierwird nicht zuletztdie "Turnfest-Akade-mie" in 620 Work-shops mit 220Referenten aus 18Ländern 20. 000Trainern, Übungslei-tern und anderenInteressierten neueTrends in derGesundheits- undBewegungsland-schaft vorstellen.Traditionell kannjeder, der an den Wahlwettkämpfen teilnimmt, zum "Turn-festsieger" avancieren. Doch auch weniger anspruchsvolleMitmachangebote laden zu Aktivitäten ein. Fabian Hambü-chen wird bei der Deutschen Meisterschaft und beim neuenWettkampf-Format "Champions Trophy" den kräftigstenSpitzensport-Akzent setzen und den schon gewohnten Hypeum seine Person verursachen.

Die Gala bietet 50.000 Besuchern in der Commerzbank-Arenaund zahlreichen Fernsehzuschauern einen rauschendenAbschluss. 3.000 Tänzerinnen, Sänger, Turner und Amateur-darsteller werden sich nach der Vorstellung von Performance-Designer Enno Uhde ohne Massendrill zu einer neunzigminü-tigen lockeren Choreographie finden. Keine Frage, das Deut-sche Turnfest von Frankfurt wird seine Teilnehmer und sons-tigen Besucher mit vielfältigen, fast schon erdrückendenErlebnissen beschenken. Erlebnissen, die in die deutscheTurnbewegung mit ihren mehr als 19.000 Vereinen hineinwirken werden.

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outube macht's möglich. Wer Uwe Hohns Weltrekord-wurf mit dem Speer noch einmal sehen möchte, kannes via Internet tun. So oft er will. Nein, es war nicht

irgendein Rekord. Es war ein Rekord für die Ewigkeit. Dererste und bisher einzige Speerwurf über 100 Meter. 25 Jahreist das jetzt her. Ob's ihm recht ist oder nicht, um diesesJubiläum kommt Uwe Hohn nicht herum. Das Telefon zuHause in Potsdamwird dann, im Juli,wieder häufigerklingeln. Obwohl er"Störungen" dieserArt momentan garnicht gebrauchenkann, weil ihn derUmbau des Hausesvoll in Anspruchnimmt.

"Ein Tag wie jederandere", weist eretwaige Vermutun-gen zurück, der 20.Juli könne beiFamilie HohnAnlass zu knallen-den Sektkorkengeben. Viel Wirbelum sich und um jenen Rekordwurf mochte er ohnehin nie.Damals nicht und heute erst recht nicht. "Meine Freude spieltsich mehr innerlich ab", hat er schon früher einmal gesagt.Und der Speer, Objekt der Begierde und kostbares Erinne-rungsstück, ist ohnehin nicht mehr im Hause. Ihn hat UweHohn dem Museum im finnischen Pihtipudas überlassen, woer beim Speerwurf-Festival Keihäskarnevaalit seit Jahren gerngesehener Gast ist.

Wer bei jenem erwähnten Video darauf achtet, erkennt, wieHohn unmittelbar nach dem Abwurf des Gerätes die Arme

nach oben reißt. Zu diesem Zeitpunkt, so bekannte er später,habe er gespürt, dass der Speer die 100 Meter erreichenwürde. Ein anderer wäre vielleicht jubelnd ums Stadionrundgelaufen oder hätte Speer und Tartan geküsst. Für Hohn kamso etwas nicht in Frage. Kurz vor 20.00 Uhr war es. So wurdees von Chronisten festgehalten. Zweiter Durchgang des Speer-wurf-Wettbewerbs der Männer. "Wir haben alle gedacht, der

Speer kommt niewieder runter",erinnert sich Man-fred Blessin ausStralsund, derdamals als Kampf-richter im BerlinerFriedrich-Ludwig-Jahn-Sportparkdabei war. Und derBerliner Schriftstel-ler Thomas Brussig,als 18-Jährigerunter den 21.000Zuschauern,erzählte einmal,wie dankbar erdem Platzwartnoch heute sei,"dass er nicht imStile von Wir-sind-

auf-alles-vorbereitet und in Erwartung des Hundertmeterwur-fes eine fünfstellige Anzeigetafel herbei schaffte".

Zum Gaudi des begeisterten Publikums hatte sich nämlicheiner der "Männer in Weiß" vergebens bemüht, der Würde deshistorischen Ereignisses gerecht zu werden und die exaktvermessene Weite von 104,80 m auf eine Anzeigetafel zubringen, die nur vierstellige Zahlen erlaubte. Letztlich ent-schied er sich für die Variante "04,80". Das Foto mit dernachsichtig lächelnden Hauptperson vor der Tafel ging umdie Welt.

WWas macht eigentlich ...?as macht eigentlich ...?

Uwe HohnUwe HohnVon Jochen Frank

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Händeschütteln, Schulter-klopfen, Umarmungen,Dopingkontrolle, Siegerf-anfare, Blumen, Auto-gramme und viele, vieleFragen aus der Journalis-tentraube, die ihnumringte - als all dasüberstanden war, setztesich der Held des Abendsins Auto und fuhr mitEhefrau Iris nach Hause.Eben einer jener Momentestiller, innerlicher Freude…

Gerade erst 22 Jahre alt geworden, stieß Uwe Hohn mitdiesem phänomenalen Raketenwurf in einer technisch soanspruchsvollen Disziplin das Tor zu neuen Dimensionen auf.Der Vollständigkeit halber sollte hinzugefügt werden, dasssich seinerzeit auch der US-Amerikaner Tom Petranoff alsRekord-Vorgänger mit 99,72 m schon an die Traumgrenzeherangepirscht hatte. Doch Uwe Hohn hatte zwei Monate vordem denkwürdigen Ereignis seine Anwartschaft auf denersten "Hunderter" mit neuem Europarekord (99,52 m) schonangemeldet.

Weiten, die von der Fachwelt auch mit steigendem Unbeha-gen registriert wurden. Besorgte Frage: Werden unsere Sta-dien zu klein? Bei Hohns Rekordwurf schließlich war derSpeer über die gesamte Länge des Fußballfeldes gesegelt undam Ende des Rasens gelandet, nur einige Meter von derAnlage der Stabhochspringer entfernt. Resultat: Die IAAF,Weltverband der Leichtathleten, setzte ein Stoppsignal undbeschloss, den Schwerpunkt des Gerätes um vier Zentimeternach vorn zu verlegen. Ab 1. April 1986 wurden nur nochWeiten mit dem "neuen" Speer anerkannt.

Im Übrigen fehlen mittlerweile von der jetzigen, aber schon13 Jahre alten Weltrekordweite des Tschechen Jan Zeleznyauch nur noch rund anderthalb Meter an der 100-m-Marke.Nach dem Rücktritt Zeleznys sieht Uwe Hohn "im Augenblickkeinen, der so weit werfen kann". Gewiss, es gäbe internatio-nal eine Menge junger Athleten, "die man im Auge behaltenmuss". Nach seiner Ansicht "wird heute zuviel Wert auf sehrhohe Kraftleistungen gelegt". Die Technik leide darunter undsollte "wieder mehr in den Vordergrund des Trainings gerücktwerden", meint er. Als Trainer versuchte und versucht er seineErfahrungen weiterzugeben.

Noch einmal zurück ins Jahr 1984. Die Hoffnung vieler DDR-Athleten, die Früchte jahrelanger Anstrengungen beim olympi-schen Höhepunkt ernten zu können, wurde zunichte gemacht.Die DDR gehörte zu den 19 NOKs, die Olympia in Los Angelesboykottierten. Bitter auch und besonders für Uwe Hohn, der in

elf Wettkämpfen des Olympiajahres einen Schnitt von sage undschreibe 94,09 m erreicht hatte. Gold gab es in Los Angeles für86,76 m (Härkonen/Finnland). Exweltrekordler Petranoff landeteübrigens abgeschlagen auf Rang zehn.

Als sich vier Jahre später in Seoul die nächste olympischeBewährung hätte bieten können, war Uwe Hohns sportlicheLaufbahn bereits beendet. Mit Siegen beim Europacup inMoskau (92,88 m) und beim Weltcup in Canberra (96,96 m)hatte er sich 1985 sportlich verabschieden müssen. "Viel zufrüh", bedauert er noch heute. Der Weltrekord von Berlinhatte verständlicherweise Appetit auf mehr gemacht.Gesundheitliche Probleme hatten sich dermaßen verschärftund insgesamt vier Operationen notwendig gemacht. Durcheine Versteifung der Wirbelsäule ist er nach wie vor sehreingeschränkt, versucht das Beste daraus zu machen. Mitdem Handikap müsse er leben, sagt er.

Olympia hat er im vergangenen Jahr doch noch erlebenkönnen. Als Trainer holte er in Peking nach, was ihm alsAktiven verwehrt geblieben ist. In einem Satz fasst er seineEindrücke zusammen. "Es war schön dabei zu sein." NichtsWeiterführendes, nichts Schwärmerisches. Hohn war und istkein Freund großer Worte. Erst als wir auf das OlympischeDorf zu sprechen kommen, erwähnt er, dass er Athleten undBekannte aus früheren Zeiten getroffen habe.

Mit dem Ausgang des Wettkampfes war er nicht ganz zufrie-den. Verletzungsrückschläge hatten die Vorbereitung seinesSchützlings Jarrod Bannister beeinträchtigt. Der Australierbelegte mit 83,45 m Rang sechs. Ein halbes Jahr zuvor hatteer mit einem 89,02-Meter-Wurf in Brisbane sogar Hoffnun-gen auf eine Medaille geweckt. Die langwierigen Folgen einesMuskelabrisses lassen leider auch keinen Start bei den Welt-meisterschaften im August in Berlin zu.

Mit einem veranlagten Athleten langfristig auf ein großes Zielhinzuarbeiten, hatte sich Uwe Hohn immer gewünscht. ImFalle Bannister schränkt er allerdings ein, dass ihn sechsWochen Canberra und zwei Wochen Hongkong in der Vorbe-reitung zu lange von Frau und Kindern getrennt hätten. Beieinem entsprechenden Angebot würde er eine Aufgabe imunmittelbaren Umfeld vorziehen.

Dort, wo er zu Hause ist, wo er sich wohl fühlt, wo er Freundehat. Kugelstoß-Heroe Udo Beyer zum Beispiel, der nur einpaar Straßen weiter wohnt. Uwe Hohn ist einFamilienmensch, und für den Zusammenhalt im Hause Hohnspricht wohl auch, dass Tochter Marie-Christin (23) und SohnPaul (20) noch bei den Eltern leben. Ehefrau Iris ist Physiothe-rapeutin und arbeitet freiberuflich. Im vergangenen Jahrfeierte das Ehepaar Silberne Hochzeit. Nun steht "eine sportli-che 25" bevor, der 104,80-Meter-Wurf von Berlin. Wirklichnur "ein Tag wie jeder andere"?

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em "Volk aufs Maul zu schau-en", dieser Rat Luthers in sei-nem "Sendbrief vom Dolmet-

schen" von 1530 war keine neueErkenntnis. Allerdings hat der Reforma-tor diese Wahrheit erstmals so präziseformuliert. Ein Redner, Prediger oderSchriftsteller kommt dann bei denMenschen jeglichen Bildungsgrades an,wird von ihnen aufgenommen undverstanden, wenn er einfühlsam undkenntnisreich ihre Sprache spricht, ihrDenken durch bekannte plastischeBilder aktiviert und in gängigen Meta-phern und Begriffen verstanden wird.Das haben lange vor Luther schon diegroßen antiken Redner wie Demosthe-nes oder Cicero praktiziert.

Luther wollte "schwer verständlicheVergleiche und Bilder der HeiligenSchrift, die in der Welt der Beduinenund des israelischen Volkes ihrenUrsprung hatten, in die Lebenswirklich-keit der Menschen seiner Zeit" übertra-gen. Das hat schon im 5. Jahrhundertein anderer großer Prediger und Bibel-deuter praktiziert, der ebenso anschau-lich gesprochen und geschrieben dieDinge auf den Punkt gebracht hat:Johannes Chrysostomus (349/344-407).Der Ehrentitel "Chrysostomus / Goldmund" des in AntiochiaGeborenen bezeugt die Redegewalt, die nicht nur seineZeitgenossen gepackt hat, sondern auch über die Stenogram-me seiner gut ausgearbeiteten, aber frei gehaltenen Predig-ten mit Biss auf uns gekommen ist.

Was aber hat der spätere Bischof von Konstantinopel, einerder vier Kirchenlehrer der Ostkirche, im "Olympischen Feuer"zu suchen? Vielleicht die Zeitgenossenschaft mit KaiserTheodosios I., der 392/3 n. Chr. das erste, freilich nicht befolg-te Verbot der "heidnischen" Kulte in Olympia erlassen hat?Oder die aus dem gleichen Geist erwachsene scharfe Ableh-nung des un- oder gar widerchristlichen Sports, den Chrysos-tomus in den olympischen Wettkämpfen von Daphne, einerVorstadt Antiochias, kenngelernt hat, die sogar über seinenTod hinaus bis 520 n. Chr. Stattfanden?

Diese offenbar negative und ablehnende Verbindung zumantiken olympischen Wettkampfwesen, der Agonistik, besitzteine andere leuchtende Seite, denn Chrysostomus hat wiekaum ein anderer Kirchenvater in seinen populären unddirekten Predigten und Bibelkommentaren für das Volk, fürdie einfachen Leute (die feinen Leute haben ihn als Kritiker

ihrer (Un)Sitten abgelehnt und in die Verbannung gezwun-gen) auf die offenbar weitverbreiteten Bilder und Vergleicheder Alltagssprache zurückgegriffen. Dazu zählte neben Meta-phern aus dem Soldatenleben auch die antike "Sportsprache".Die bei den Zeitgenossen verankerten Bilder und Begriffeüberhöhte er in die christliche Lebens- und Gedankenwelt.Die ursprünglich aus dem heidnischen Körperkult stammen-den Metaphern und Vergleiche übertrug Chrysostomusgeschickt mit Einfühlungsvermögen in die Denkart seinerZuhörer und Leser und schenkte ihnen einen christlichenInhalt. Sehr vereinfacht nach dem Motto: Rede Sport und alleverstehen dich!

Der am 2. Februar 2009 verstorbene Jesuit Alois Koch, glei-chermaßen profunder Kenner der Patristik, des antiken Sportsund der modernen Sportethik, hat in seinem aufschlussrei-chen Buch "Johannes Chrysostomus und seine Kenntnisse derantiken Agonistik im Spiegel der in seinen Schriften verwen-deten Bilder und Vergleiche" (Verlag Weidmann Hildesheim2007) diese in die christliche Botschaft umgesetzten volks-tümlichen Sprachbilder aus der zeitgenössischen Agonistikgesammelt und dem modernen Leser erschlossen.

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Rede Sport undalle verstehenJohannes Chrysostomus undsein agonistischer WortschatzVon Hans-Dieter Krebs

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Der ganze Sport als WortarsenalUnsere Darstellung vermag nur einige der zahlreichen Bei-spiele aus dem Werk von Alois Koch herauszugreifen. Siebeweisen, wie tief im Volk die sportlichen / agonistischenBegriffe und Metaphern verwurzelt waren. Dabei fallen vierAspekte sofort ins Auge: Erstens die genauen Kenntnisse desasketischen Predigers über die Abläufe und Struktur desantiken Sports von den Anlagen über das Training bis zumWettkampf in den verschiedenen Disziplinen von Lauf, Sprin-gen, Faustkampf, Ringen und dem Pankration, die auf "Ver-nichtung" des Gegners zielende Kombination von Ringen undFaustkampf. Ob Chrysostomus jemals solche "teuflischen",weil den heidnischen Göttern gewidmeten Wettbewerbe

besucht und verfolgt hat, lässt sich nicht nachweisen. Erwusste jedenfalls, was Sport bedeutet und wie er ablief. Sodiente die Breite des Sports als Wortarsenal für Predigten undSchriften.

Zweitens: der Siegeskranz (>stephanos<) ist die entscheiden-de Trophäe, das ewige Heil als Krönung. Dieses Ziel deserfolgreichen Wettkämpfers, also des Christen, der Böses undTeuflisches überwunden hat, steht über allem: "Die Sieges-preise, die (von Gott) verheißen werden, sind viel großartigerals jene, die man bei irdischen Wettkämpfen erringt", dennsie "dauern unveränderlich fort." Und das gilt - wir stehenam Ende des vierten Jahrhunderts! - sowohl für Männer alsauch für Frauen.

Das führt uns zum dritten außergewöhnlichen Aspekt. ImGegensatz zu den weltlichen Agonen, die Männern vor behal-ten waren, werden im Kampf um die himmlische KroneFrauen, Kinder und Alte nicht ausgeschlossen. Chrysostomusargumentiert aus seiner Zeit heraus über seine Zeit hinausund benutzt das Stadion als Metapher für die Welt: "Weil hierjedoch der ganze Kampf eine Sache der Seele ist, steht jedemGeschlecht die Kampfbahn (Stadion) offen… Nicht nur Män-

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ner nehmen am Kampf teil, damit die Frauen nicht wegen derSchwäche der Natur einen Grund zur Flucht haben." Undweiter bekennt sich der Prediger eindeutig zur Gleichberech-tigung im Glaubenskampf: "In den Kämpfen der Frömmigkeitist der Kampfplatz allen gemeinsam. Auch Frauen beteiligensich; sie werden nicht vom Kampf ausgeschlossen." Frauenhatten sogar das Diakonenamt inne. Davon zeugen Chrysos-tomus' Briefe an die Diakoninnen Pentadia und Amprukla.

Schließlich bejaht er im oftmaligen Rückgriff auf die Meta-phorik des Agonistik mit der Nutzanwendung für den Christenden Leib als menschliche Grundbedingung; er ist nicht nuräußere Hülle der zu rettenden Seele. Johannes Chrysostomus,der ausgesprochene Asket, entkräftet die bis heute nachge-plapperten pauschalen Vorwürfe, die Kirche sei leibfeindlich.Ja, er betont nachdrücklich, dass nicht nur die Seele, sondernauch der Körper den Siegeskranz verdient: "Hat das Fleisch(der Leib) etwa an Siegeskränzen keinen Anteil?"

Auf dem Weg zum ewigen Siegeskranz der Tugend befindetsich der Christ als leibseelische Einheit in einer nahezu per-manenten Kampfsituation. Das ist ein Ausgangspunkt derGedanken Chrysostomus', in die sich die vielen anderensportlichen Attribute überzeugend sub specie aeternitatis(mit Blick auf das ewige Ziel) einfügen.

Stadion, Palästra und GymnasionGreifen wir exemplarisch einige der wichtigsten Begriffeheraus: Zu den meistgebrauchten Worten gehört das "Stadi-on" als Stätte oder Bühne des Wettkampfes, schließlichgehörte in jeder antiken Stadt neben dem Theater das Stadi-on zur Grundausstattung. Allerdings gelten auf dem "Kampf-platz des Himmels" eindeutig andere Grundsätze: "Den ande-ren besiegen, indem man ihm böse mitspielt, ist eines von derGeboten des Teufels. Auf dem Kampfplatz Christi … gilt dasGesetz, daß der, welcher die Schläge erhält, und nicht der,welcher die Schläge austeilt, den Siegeskranz erhält."

Daneben besitzt die Palästra, der Trainings- und Kampfort imRingkampf, große Bedeutung als "Schule der Tugendübung",denn die Palästren "geben dem Leib Kraft und vermittelnGeschicklichkeit in der athletischen Technik". Noch eineeinschneidende Umdeutung: Während bei den weltlichen

Wettkämpfen der Trainer am Rande sitzt und durch Zurufeden Schützling aufmuntert, ist bei den "Kämpfen der Fröm-migkeit … derselbe Mann (hier der Apostel Paulus) Lehrmeis-ter und Kämpfer zugleich. Daher steht er nicht außerhalb desKampfplatzes, daher stürzt er sich selbst in den Kampf undstärkt seine Mitkämpfer".

Für den Wettkampf und seine Aktiven greift Chrysostomusauf zahlreiche Begriffe zurück, die in unsere moderne Alltags-sprache eingegangen sind, wie Athlet, Gymnastik oder Gym-nasium. Selbst die Askese besitzt bei Chrysostomus einedurchaus positive Bedeutung als Übung oder Leibesübung:"Die körperliche Übung . . bringt keinen Gewinn, höchstensnützt sie dem Körper ein wenig. Aber die Übung (askesis) derFrömmigkeit trägt auch in der Ewigkeit Frucht." Ähnlichinterpretiert Chrysostomus >gymnasia<: "Wie der Leib durchÜbungen gesünder und kräftiger wird, ebenso wird unsereSeele durch die Kämpfe in der Tugend erstarken." Hiob wirdals "Athlet der Frömmigkeit", die Märtyrer werden als "Kämp-fer für den Glauben" bezeichnet.

Christus der KampfrichterBegriffe aus der Organisation der Wettkämpfe hat Chrysosto-mus gleichermaßen überhöht und angepasst übernommen.So richtet Christus sowohl den Kampf aus und ist auch der"Kampfrichter" im Ringen mit dem Teufel und beim Sieg überdas Laster, aber er ist nicht unparteiisch bei den olympischenWettkämpfen, sondern steht dem kämpfenden Christenhilfreich bei. Die Trainer haben gleichermaßen ein Anrechtauf einen Siegeskranz wie der erfolgreiche Athlet.

Chrysostomus fordert vom christlichen Kämpfer die "genaugeregelte Lebensweise" als auch Enthaltsamkeit, Diät ein, dieauch das seelische Wohlbefinden befördert - also ein ganz-heitliches Programm. Sein Vokabular ist unerschöpflich,überträgt er doch ganz positiv die Sitte des Einölens derWettkämpfer auf die Taufe; der Täufling "wird gesalbt wie dieAthleten, die in die Kampfbahn treten. Hier aber wird derganze Mensch gesalbt". Die "Salbung zum Kampf" ist "eineherrliche und bewunderungswürdige Übung".

Nach dem bisher Gesagten kann es nicht überraschen, dassdie Kennerschaft von Chrysostomus beim Beschreiben der

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antiken Wettkampfarten auch dazu dienen kann, den Verlaufder Wettkämpfe, vor allem im Laufen, Ringen und Faust-kampf, lebensnah den Zuhörern seiner Zeit, aber auch denmodernen Menschen im Detail zu schildern.

Läufer, Ringer und Faustkämpfer imDienst der VerkündigungDer Läufer, der nach dem Siegeskranz strebt, ist seit Pauluseine bekannte biblische Figur. Chrysostomus nutzt sie beson-ders einfühlsam: "Wer sich anstrengt, der strebt sozusagenmit dem ganzen Körper danach, den Füßen, so schnell sieauch laufen, voran zu eilen. Er beugt sich vorwärts undstreckt die Hände aus, um den Lauf zu beschleunigen. Dazutreibt ihn der Ernst seines Strebens, die Hitze seines Eifers: somuß der Läufer laufen, mit solcher Unverdrossenheit, mitsolcher Freudigkeit, ohne die Lust zu verlieren." Der Läuferwird vom Siegespreis angezogen. Im Gegensatz zum olympi-schen Wettkampf, der nur einen Gewinner kennt, währendalle anderen Mitstreiter in die Anonymität der Verlierer fallen,kann jeder Christ frei von irdischen Fesseln den Siegespreiserlangen. Allerdings ist diese Ausdauerprüfung offen, denn esbleibt ungewiss, wie oft die Strecke zu durchlaufen ist. Soschreibt Chrysostomus von sich selbst: "Vielleicht hat es Gottgefallen, meinen Lauf zu verlängern, damit die Siegeskränzeum so herrlicher werden." Selbst die Startschwellen, die heutenoch in antiken Stadien zu bewundern sind, haben ihrenübergeordneten Sinn: Es genüge nicht, von diesen Schwellenstolz aufzuspringen, sondern auf die Ausdauer kommt es an.

Mehr als der Hauch eines Trainingskompendiums und Anrufzum Durchhalten für christliche Streiter durchzieht die Pre-digten. Dies spürt der heutige Leser besonders in den Texten,in denen Bilder vom Ringen verwendet werden, übertragenauf das Ringen zwischen Mensch und Dämonen. Diese Kämp-fe, heißt es, sollen nachgeahmt werden, das "ist schön undnützlich". Hier kommt am Rande sogar eine ästhetische Kom-ponente zur Geltung. Ja, Chrysostomus geht einen Schrittweiter: Im Kampf gegen Mächte und Gewalten "ist es not-wendig, unbekleidet zu sein, damit wir dem Teufel, der mituns im Kampf liegt, keine schwache Stelle bieten". Und nie-mand soll aufgeben: "Es ist kein Unglück, wenn der Ring-kämpfer stürzt; wohl aber, wenn er am Boden liegen bleibt."

Denn so lautet die unbestreitbare Moral: "Wir haben Athletenerlebt, die nach vielen Stürzen noch bekränzte Sieger wurden."

Selbst den bis zum Niederschlag des Gegners führendenFaustkampf nahm Chrysostomus in seine Predigten auf. Dasganze Repertoire dieses rauhen Zweikampfes wird eingesetzt:Das Training, das der Christ nachahmen soll, die Übungen mitdem Sandsack, das Schattenboxen und schließlich der End-zweck, den Gegner hart am Kopf zu treffen und sozusagenk.o. schlagen. Die Quintessenz für die Auseinandersetzung mitden Dämonen lautet neben konsequentem Training: "Diejeni-gen, denen es um den Siegeskranz geht, müssen unzähligeSchläge aushalten." Oder: "Seien wir überzeugt, daß unserganzes Leben ein Kampf ist und wir nicht Ruhe suchen."

Noch deutlichere und allseits bekannte Parallelen für denChristen zieht Chrysostomus aus dem Pankration, einerKombination aus Ringen und Faustkampf, die die "Vernich-tung", also den vollständigen Knockout des Gegners anstreb-te. Hier sind die Ausdauer und die kämpferische Kunst derwuchtigen Schläge sehr drastische Exempel für die Erlangungdes Heils. "Denn es wird in höherem Maße dann gewirkt...wenn wir zu leiden haben und alles starkmütig ertragen."

Die Krönung all dieser Anstrengungen war für die antikenAthleten und übertragen für die "Athleten der Frömmigkeit"die Siegeszeremonie. Alois Koch verweist auf die zahllosenAnalogien für den Sieg im Wettkampf und im Leidenskampfdes Christen. Von den Märtyrern heißt es: "Hier (auf Erden)hat er den Sieg errungen; dort im Himmel wird er als Siegeröffentlich ausgerufen." Der unvergängliche Siegeskranz istkein verwelkender Lorbeerkranz oder Ölbaumzweig, sonderndas ewige Leben, das Himmelreich. Es wird dem Christen mitLeib und Seele in der zukünftigen Welt verliehen - die Aufer-stehung des Fleisches wird im wahrsten Sinne des Wortes vonGott gekrönt.

Der umfangreiche Sprachschatz des antiken Sports findet imWerk des Chrysostomus - und das berechtigt diesen Artikelim "Olympischen Feuer" - in außergewöhnlicher Genauigkeitund Treffsicherheit wie beim Pankration seinen Widerhall undseine Umdeutung zum Vorbild "für das sittliche Bemühen desChristen". Die von Chrysostomus abgelehnten heidnischenolympischen Wettkämpfe als Konkurrenz für die jungenChristengemeinden halten dennoch den Blick frei für diewesentlichen Inhalte und Abläufe als anspornende Analogienfür den christlichen Wettkämpfer im Stadion des Lebens. Sobleibt am Ende auch das positive Resümee über sprachlicheStudien hinaus: Chrysostomus' "Ideal ist religiös-moralisch-ethisch" mit dem "Primat der Ethik", das dem "klassischenErziehungsziel der antiken Oberschicht" entsprach. Auch hiergeben sich die Antike und das Christentum sozusagen den(erst in unserer Moderne aufkommenden) Staffelstab in dieHand.

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it einer kleinen Ausstellung im Lichthof des früheren"Haus des Deutschen Sports" auf dem Gelände des

Olympiaparks Berlin erinnert das Sportmuseum Berlin an dasWirken des 1997 verstorbenen Sportfotografen Heinrich vonder Becke. Der "Fotograf mit der Mütze" war in Berlin und beiinternationalen Sportveranstaltungen eine bekannte Erschei-nung. Von 1936 bis 1976 berichtete er von 15 OlympischenSommer- und Winterspielen, fotografierte exklusiv für diegroßen Illustrierten und überregionale Tageszeitungen, u.a.auch für Bildbände des Deutschen Sportbundes und die Olym-pia-Standardwerke der Deutschen Olympischen Gesellschaftund des NOK für Deutschland. Es gibt kaum einen großen

Namen des Weltsports, der nicht in seinen Bildkarteien vertre-ten ist.

Heinrich von der Becke bekam als Zwölfjähriger seinen erstenFotoapparat - eine Agfa-Billy - geschenkt und beschloss,Sportfotograf zu werden. Das Fotografenhandwerk - aufWunsch seines Vaters unterschrieb er einen Lehrvertrag zumkaufmännischen Angestellten - erlernte er "nebenbei" seit 1928in der Firma des Altmeisters der Pressefotografie Max Schirner,der neben Gerhard Riebicke zu den Wegbereitern der Sportfo-tografie in der Reichshauptstadt zählte. Bei Pressefoto Schirnerarbeitete er bis 1933 und wechselte dann zur Berliner Presse-

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Der Picasso mit der KameraErinnerungen an den Sportfotografen Heinrich von der Becke

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bildzentrale. Mit der Plattenkamera und dann mit der vonvielen Kollegen noch belächelten Kleinbildkamera machte erseine ersten Sportfotos bei den Olympischen Spielen 1936 inGarmisch-Partenkirchen und Berlin. Sein Foto vom Verlust desStaffelstabes der deutschen 4x100-Meter Frauenstaffel wurdeauf allen Kontinenten abgedruckt. Die Spiele von Berlin führtenihn mit dem 4-fachen Olympiasieger Jesse Owens zusammen,mit dem er bei späteren Berlinbesuchen und bis zu dessen Tod1980 freundschaftlich verbunden blieb. Im zweiten Weltkriegwar er Soldat und zeitweise auch als Kriegsberichterstattereingesetzt. Nach dem Krieg machte er sich mit seiner FrauTheresia als Bildjournalist in Berlin selbstständig. Eine kleineFirma, die gut florierte. Er hat seitdem alle Sportgrößen abge-lichtet, Siege und Niederlagen, Euphorie und Trauer im Sportfestgehalten. Er war allen olympischen und nicht-olympischenSportarten gleichermaßen zugetan, wobei seine besondereAufmerksamkeit dem Kinder- und Jugendsport galt, wenndamit als Fotograf auch kaum Geld zu verdienen war.

Heinrich von der Becke war vom Sport fasziniert. Er war Repor-ter, Künstler und Regisseur. Fotografische Experimente mochteer nicht, er liebte scharfe Bilder, achtete auf Hintergrund undFlair, vor allem drückte er in der richtigen Tausendstelsekundeauf den Auslöser. Mehrmals schoss er das "Sportbild des Jahres"und mit Preisen ausgezeichnete Reihenbilder. Ein Foto aus derDeutschlandhalle wurde in die Internationale Bibliothek derFotografie aufgenommen: Es zeigte einen Radsportler, der nochnicht bemerkte, dass sein Vorderrad gebrochen war.

Als Sportfotograf war er in den Sportstadien der Welt zuhause,aber auch als Berliner Stadtreporter wurde er zur Legende: Ihmentging kein politisches oder kulturelles Ereignis in der Viersek-torenstadt, von der Berliner Blockade über den Mauerbau bis zuden Filmfestspielen und Rock-Festivals. Seine Fotos aus dergeteilten Stadt - vom 17. Juni und Kennedybesuch auch inTime-Life - machten ihn weltweit bekannt. Einer seiner dreiSöhne - Ludwig - hat einhundert seiner nach dem 13. August

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1961 aufgenommenen "Mauerfotos" auf einer zu seinen Ehreneingerichteten Webseite veröffentlicht. Im Europäischen Kultur-jahr Berlin 1988 zeichnete ihn zu seinem 75. Geburtstag dieSportjugend Berlin mit ihrer höchsten Ehrung - der Zeus-Plakette - aus. Sportlich hielt sich Heinrich von der Becke durchtägliches Schwimmen fit. Er gehörte zu den Frühschwimmernim Schwimmstadion des Olympiageländes. Einmal war erLebensretter, er zog den Architekten des OlympiastadionsWerner March nach einem Schwächeanfall aus dem Wasser,was der alte Herr mit einem Exklusivinterview belohnte.

Auch im hohen Alter war Heinrich von der Becke in seinerStadt weiter bei von ihm sorgfältig ausgewählten Veranstal-tungen - wie immer mit Mütze und Leiter - unterwegs. Erfotografierte zur deutschen Einheit und hielt die erstengemeinsamen Sportbegegnungen im vereinten Berlin im Bildfest. 1993 kaufte er sich einen Computer, sortierte sein Archivund setzte sich zur Ruhe.

Mit 84 Jahren ist Heinrich von der Becke am 25. Juni 1997 inBerlin verstorben, ein nachdenklicher und bescheidenerMensch, liebenswerter Sportkamerad, hochbegnadeter Fotografund Künstler.

Sein umfangreiches Lebenswerk - 1,2 Millionen Negative,darunter 5000 Fotoplatten, 65.000 s/w-Abzüge und ca. 2.000Farbfilme - wird im Sportmuseum Berlin bewahrt und erschlos-sen.

Manfred Nippe

Weitere Informationen: Sportmuseum Berlin, Deutsches Sport-forum/Hanns-Braun-Straße, 14053 Berlin-Charlottenburg,Telefon: 030 - 305 83 00. Im Internet: www.germanroadraces.de undwww.vonderbecke.de.

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Zu den Bildern1 Aufschrei der 100.000: Beim letzten Wechsel verliert die in Führung

befindliche 4x100-Meter-Frauenstaffel bei den Olympischen Spielenam 9. August 1936 den Staffelstab und scheidet aus.

2 Luftikus: Sportfoto des Jahres 1968 und 1. Preis des VerbandesDeutscher Sportpresse, aufgenommen beim Deutschen Turnfest Berlinam 1. Juni 1968 in der Deutschlandhalle.

3 Heinrich von der Becke, Porträtfoto von Gerhard Grosskopf.

4 Kopfball: Schüler-Fußballspiel des gerade wieder zugelassenenSportclub Charlottenburg (Amerikanischer Sektor) gegen Kommunal-sport Spandau Altstadt (Britischer Sektor) am 13. Oktober 1949 amBerliner Funkturm. Das Foto wurde zuletzt 2008 als Titelbild (koloriert)der Neuauflage des 1955 von Sammy Drechsel geschriebenen Fuß-ball-Klassikers "Elf Freunde müsst ihr sein" veröffentlicht.

5 Emil Zatopek gehörte neben Paovo Nurmi und Jesse Owens zu denam meisten fotografierten Leichtathleten des vorigen Jahrhunderts.Die Aufnahme entstand im Juni 1951 im Walter-Ulbricht-Stadion,dem späteren "Stadion der Weltjugend" in Berlin (Ost).

6 Olympisches Schattenspiel: Gymnastinnen beim ersten gemeinsamenJugendsportfest nach dem Mauerfall am 16. September 1990 imBerliner Olympiastadion. Motto: Berlins Jugend auf Olympiakurs 2000.

7 Freundschaft und Fairness: Heinrich von der Becke stellt das legendäreFoto der Freundschaft zwischen Jesse Owens und Luz Long bei denOlympischen Spielen 1936 im Berliner Olympiastadion nach: 1964fotografiert er an gleicher Stelle Jesse Owens mit Kay Long, dem Sohndes 1943 auf Sizilien gefallenen Olympiazweiten im Weitsprung.

8 Speichensalat: Peter Vonhof (Olympiasieger von Melbourne 1976) hatden Bruch seines Vorderrades bei den 4-Tage-Sport-Hits 1976 in derDeutschlandhalle noch nicht bemerkt, Behrendt und Colombostürzen.

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Informationen aus demDOSB-PräsidiumAm 3. März traf sich das DOSB-Präsidium zuseiner 25. Sitzung in der Legislaturperiode2006 bis 2010. Im Haus des Sports inFrankfurt/Main. Dabei stellte Willy Bognereinen Teil der Einkleidung der Olympia-mannschaft bei den kommenden XXI.

Winterspielen in Vancouver 2010 vor.Michael Vesper und Bernhard Schwankberichteten über das Chef de Mission-Seminar, das im Februar Vertreter von rund80 teilnehmenden Nationalen OlympischenKomitees in Vancouver und Whistler zusam-mengeführt hatte: die Vorbereitungen sindim Plan, die Sportstätten stehen, die Olym-pischen Dörfer stehen kurz vor der Fertig-stellung. Sportlich will der DOSB den Platzvon Turin verteidigen, die aktuellen Ergeb-nisse dieses Winters verdeutlichen aber, wieambitioniert dieses Vorhaben ist. Es ist miteiner Dreiergruppe zu rechnen, zu derNorwegen, Kanada und Deutschland gehö-ren - knapp gefolgt von den USA.

Auf Vorschlag von Leistungssport-Vizepräsi-dent Eberhard Gienger verabschiedete dasPräsidium das neue Stützpunktkonzept"Weiterentwicklung des Stützpunktsystemsab 01.01.2009". Diese Fortschreibung desbereits bestehenden Konzeptes wurde

aufgrund des neuen Steuerungsmodellsnotwendig. Das Konzept greift seit dem 1.Januar 2009 und setzt die zentralen Punktedes Steuerungsmodells für den Zeitraum dernächsten Olympiade im Sommer- undWintersport um. Durch die Fortschreibungwurden mehrere Punkte angepasst. Unteranderem wird der Bundesstützpunkt als daszentrale und integrative Element der Spit-zensportförderung definiert. Die Kooperati-onsvereinbarungen der Spitzenverbände mit

den Olympiastütz-punkten und dieRegionalkonzeptewerden konkretisiert.Die Förderrichtliniendes Bundes für denSpitzensport sind indem Konzept be-rücksichtigt.

Im Dezember 2008hatte das Präsidiumscharfe Kritik andem Beschluss derKultusministerkonfe-renz (KMK) über diekünftige Fachlehrer-ausbildung im Sport

geäußert. Seither steht der DOSB in ständi-ger Diskussion mit den verantwortlichenGremien der KMK. Die Gespräche benötigennoch einige Zeit. Der DOSB zielt auf eineendgültige Klarstellung.

Auch die World Games, die vom 16. bis 26.Juli 2009 in Kaohsiung (Chinese Taipei)stattfinden, werfen ihre Schatten voraus.Das Präsidium informierte sich über denStand der Vorbereitungen. Beauftragter derdeutschen World-Games-Verbände istGunter Fahrion, Präsident des DeutschenRasenkraftsport- und Tauzieh-Verbandes.Zur Unterstützung der Verbände wirdMichael John, Ressortleiter im Geschäftsbe-reich Leistungssport, als "Liason Officer" vorOrt sein. Deutschland tritt mit etwa 140Sportlerinnen und Sportlern an.

Am 4. Februar 2009 fand ein gemeinsamerWorkshop von DOSB, der Bundesagentur fürArbeit, dem BMAS sowie Mitgliedsorganisa-

tionen des DOSB und dsj statt. Inhalt desTreffens war, bestehende Projekte derSportorganisationen an der Schnittstellezwischen Sport und Arbeitsagentur darzu-stellen. Auf der Grundlage der dort vorge-stellten Aktivitäten der Mitgliedsorganisa-tionen hat die Bundesagentur für Arbeiteine strategische Partnerschaft mit demDOSB vorgeschlagen. Das Präsidium unter-stützt dieses Anliegen. Das Direktorium wirdmit der Umsetzung beauftragt.

Vor dem Hintergrund der Beschlussfassungder Mitgliederversammlung im Dezember2008 in Rostock zur Beitragsanpassung ab1. Januar 2010 beschloss das Präsidium aufgemeinsamen Vorschlag der VizepräsidentenHans-Peter Krämer und Walter Schneeloch,zusätzlich 100.000 Euro für die Sportent-wicklung bereitzustellen. Sie sollen zumeinen den Innovationsfonds 2009 in Höhevon 80.000 Euro finanzieren, der denMitgliedsorganisationen für besondersinnovative Projekte der Sportentwicklung ander Basis zur Verfügung steht, und zumanderen für die innovative Weiterentwick-lung des Deutschen Sportabzeichens ver-wendet werden.

Das DOSB-Netzwerkprojekt "Bewegung undGesundheit: mehr Migrantinnen in denSport" geht in die praktische Umsetzung. Andem vom Bundesministerium für Gesund-heit geförderten Projekt sind der DeutscheTurner-Bund, der Ju-Jutsu-Verband, die

Nachrichten des DOSB

Das Haus des deutschen Sports im Frankfurter Stadt-wald ...

… ist auch zentraler Tagungsort für viele DOSB-Gremien.

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Deutsche Lebensrettungsgesellschaft, derLSB Baden-Württemberg sowie die Sportju-gend Berlin beteiligt. Zielsetzung ist es, inKombination von Sport und anderen Quali-fizierungsangeboten lokale Netzwerkstruk-turen zur Integration von Migrantinnenaufzubauen.

Beschlossen wurde eine ganze Reihe vonTerminen, so u.a. drei Regionalgespräche imJahr 2009. Als Termine vorgesehen sind:Anfang Mai in Berlin, 4. Juli in Aachen und21. August in Berlin. Am 1. Juli veranstaltetder DOSB anstelle des ParlamentarischenAbends in Berlin ein Wahlhearing zurBundestagswahl 2009.

DOSB-Ehrenmedaille fürBundespräsident KöhlerBundespräsident Horst Köhler hat am 10.März 2009 die Ehrenmedaille des DeutschenOlympischen Sportbundes (DOSB) empfan-gen. Die von Professor Markus Lüpertz neugeschaffene höchste Auszeichnung desDOSB wurde zum ersten Mal verliehen.DOSB-Präsident Thomas Bach würdigteBundespräsident Horst Köhler bei der

Übergabe der Ehrenmedaille in der BonnerVilla Hammerschmidt: "Für BundespräsidentHorst Köhler ist der Sport ein wichtiger Teilseines täglichen Lebens. Nicht zuletztdeshalb hat er den Sport auch als Grund-nahrungsmittel bezeichnet. Treffender kanndie Bedeutung und der Stellenwert desSports nicht ausgedrückt werden. HorstKöhler redet nicht nur über Sport, er hält

sich durch das Sportabzeichen fit wieMillionen andere in diesem Land. Er setztsich Woche für Woche für die Werte desSports - Integration, Verständigung, Tole-ranz, Erziehung zur Demokratie - ein, und erhat eine enge Verbindung auch zu den 27,5Millionen Mitgliedern des Deutschen Olym-pischen Sportbundes. Dies bringt er jedesJahr durch sein Treffen mit dem DOSB-Präsidium zum Ausdruck, bei dem er sichnicht nur über alle Themen des Sportsinformiert, sondern das Gespräch auch mitseinen Anregungen und Ansichten berei-chert. Deshalb ist es uns eine große Freude,einen außergewöhnlichen Menschen fürseinen Einsatz im Sport mit einer außerge-wöhnlichen Medaille, geschaffen von einemder wichtigsten Künstler unseres Landes, zuehren."

Prof. Markus Lüpertz war es ein besonderesAnliegen, "mit der Medaille die Verbindungvon Sport und Kultur zum Ausdruck zubringen. Der Sport ist eine wichtige gesell-schaftliche Kraft in unserem Land." "DerDOSB ist sehr glücklich, dass wir einenderart renommierten Künstler für dieGestaltung der Medaille gewinnen konnten.Dies gibt ihr einen zusätzlichen besonderenWert", sagte Thomas Bach. BundespräsidentHorst Köhler sagte: "Sport ist ein Schlüssel-

element für den Menschen zuseiner Zufriedenheit und seinerErfüllung. Sport ist ein ganzwichtiger Bereich auch inmeinem Leben, ich bin jemand,der den Sport braucht. Deshalbist diese Medaille für mich auchAusdruck dafür, dass wir ge-meinsame Ziele haben: denSport in dieser Krise, die wirmomentan haben, nicht unterdie Räder kommen zu lassen.Der Sport ist gerade in dieserZeit ein wichtiges Medium, umdamit fertig zu werden undauch an anderer Stelle Kraft undZuversicht zu tanken." Beidem jährlichen Treffen desDOSB-Präsidiums mit demBundespräsidenten informierte

sich Horst Köhler über den Stand derVorbereitungen auf die Olympischen Win-terspiele 2010 in Vancouver und der Bewer-bung Münchens um die Winterspiele 2018.Dabei wurde auch die Situation des deut-schen Leistungssports im internationalenVergleich erörtert. Zu München sagteKöhler: "Das ist ein wichtiges Vorhaben, dasich voll unterstütze."

Breiten Raum in dem einstündigen Ge-spräch nahmen vor allem die Leistungen desSports im Bereich Integration für Menschenmit Migrationshintergrund und sozialisolierte Schichten, der Sportentwicklungs-bericht und das vom DOSB für 2009 erklärte"Jahr der Frauen im Sport" ein. Köhlerbeglückwünschte den DOSB dazu, sich dasThema Frauen für das ganze Jahr vorge-nommen zu haben und sagte: "Die Gesell-schaft leistet sich noch diese Ungleichbe-handlung, das muss man ansprechen, dahat mich der Sport an seiner Seite."

Beirat der Aktiven fordert Neu-auflage des ADAMS-SystemsDie Athletenvertretung des DeutschenSports, der Beirat der Aktiven im DOSB,fordert Verbesserungen des Online-Anti-Doping-Meldesystems ADAMS für Athletenim Bereich Datensicherheit und Handha-bung. "Das Online-Meldesystem ist nichtselbst erklärend und in der praktischenHandhabung sehr umständlich", erklärteMarion Rodewald, Vertreterin des Beiratsder Aktiven. "In Deutschland funktioniertdie Zusammenarbeit mit der NADA sehr gut.Sie bemüht sich mit allen Kräften, dieAthleten mit der neuen Version des ADAMSSystems vertraut zu machen. Aber für dieUmsetzung der Verbesserungsvorschläge derAthleten sind die zuständigen Personen derWelt-Anti-Doping-Agentur WADA zustän-dig", erklärt die Athletenvertretung. VieleAlltagssituationen der Sportler sind selbstnach Einführung der Einstundenregelung indem System nicht erfasst und deshalb fürdie Sportler schlecht abbildbar.

Sorgen bereitet den Athleten auch derDatenschutz. Die eingegeben Daten werdennicht adäquat gefiltert und stehen denKontrolleuren jederzeit zur Verfügung. Hierbedarf es einer klaren Definition, welcheDaten von welchen Kontrolleuren zu wel-chem Zeitpunkt und Zweck eingesehenwerden dürfen. "Unsere nationalen Daten-schutz-Richtlinien müssen bei der Umset-zung internationaler Bestimmungen undbeim Umgang mit persönlichen Athletenda-ten Anwendung finden. Zur Zeit haben dieKontrolleure deutschlandweit Einblick in diepersönlichen Profile aller Athleten", sagteChristian Breuer, Vorsitzender des Beiratsder Aktiven. Der Beirat der Aktiven im DOSBfordert, dass andauernd an Verbesserungen

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Bundespräsident Köhler und DOSB-Präsident Bach mitDOSB-Ehrenmedaille

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im Meldesystem und dem Kontrollsystemgearbeitet werden muss, da ein standardi-siertes Meldesystem bei der Vielfältigkeit dereinzelnen Sportarten und Disziplinen mehrZeit erfordert, als sich die WADA in derErstellungsphase des ADAMS-Systemsgenommen hat. Nachhaltige Zusammenar-beit bedeutet für den Beirat, ständig kon-struktive Verbesserungsvorschläge aus der

alltäglichen ADAMS-Anwendung der Athle-ten über die NADA in Bonn an die WeltAnti-Doping Agentur mit Sitz in Montrealweiter zu leiten.

"Durch die hervorragende Zusammenarbeitmit der NADA sind die deutschen Athletenim Vergleich zu anderen Ländern in einerkomfortablen Situation, da wir mit unserenAnliegen direkt Gehör finden. Zudemkönnen wir unseren Einfluss auch in deninternationalen Gremien der WADA geltendmachen, wo wir mit Claudia Bokel undMeike Evers in der Athletenkommission gutbesetzt sind", so Christian Breuer. ClaudiaBokel hat den Forderungskatalog derAktiven den Vertretern der WADA bei einemTreffen in Bonn überreicht.

Fehler und Makel in den ADAMS-Abmelde-prozessen müssen schnell ausgelöschtwerden, wenn Kontrollen funktionierensollen und damit einher gehend auch dasdahinter stehende Dopingkontrollsystem.Dafür ist in erster Linie die WADA zustän-dig. Das Kontrollsystem wird durch die vonAthleten angeregten Veränderungen undVerbesserungen nicht nur effizienter,sondern die Athleten bekommen mehrSicherheit im täglichen Umgang mit ihrenAbmeldungen. Der Fokus der Athleten sollteauf dem Training und dem Wettkampfliegen und nicht in der Sorge um software-begründete Abmeldefehler. Die Athletensetzen sich aktiv mit dem Meldesystem

auseinander und beteiligen sich rege aneiner Verbesserung, was die zahlreichenAntworten auf ein Rundschreiben desBeirats belegen. Die Kritik und Unzufrieden-heit von Athletenseite betrifft nicht dasKontrollsystem oder den WADA-Code ansich, sondern überwiegend die Benutzer-freundlichkeit des ADAMS-Systems. Auf-grund des Umfangs der berechtigten Kritik

strebt der Beirat der Aktiven in naherZukunft eine vollständige und athletener-probte Neuauflage des Online-Meldesys-tems der WADA an. Ein neues, benutzer-freundliches Meldesystem, vorab überlängere Zeit von einem Athletenpoolgetestet, minimiere die zeitliche undorganisatorische Belastung der Athletenund gewährleistet den weiterhin effektivenKampf gegen Doping.

Ulf Tippelt neuer DOSB-Direktor LeistungssportDer 45 Jahre alte Diplomsportlehrer Dr. UlfTippelt wurde zum 15. April 2009 Leistungs-sportdirektor im Deutschen OlympischenSportbund. Tippelt, seit 1991 im Landes-sportbund Sachsen als Geschäftsführer undGeneralsekretär tätig, übernahm die Aufga-ben von Bernhard Schwank, der als Ge-schäftsführer in die BewerbungsgesellschaftMünchen für die Olympischen Winterspiele2018 wechselte. Ulf Tippelt: "Ich sehe einespannende und sehr arbeitsintensive Aufga-be vor mir, in die ich meine Erfahrung undmeine Kraft voll einbringen werde."

"Wir freuen uns sehr, dass Ulf Tippelt dieseAufgabe angenommen hat. Der DOSBgewinnt in ihm einen ausgewiesenen Fach-mann, der eine hohe Anerkennung und

Akzeptanz im deutschen Sport genießt", sagtEberhard Gienger, DOSB-VizepräsidentLeistungssport. "Ulf Tippelt kennt die Belangeder Spitzenverbände und insbesondere dieAnforderungen des Hochleistungssports. Wirfreuen uns auf eine gute und erfolgreicheZusammenarbeit mit ihm", erklärte ChristaThiel, Sprecherin der Spitzenverbände imDOSB. DOSB-Generaldirektor Michael Vesper

sagte: "Ulf Tippelt arbeitet seit langem imBeirat Leistungssport mit, kennt die Struktu-ren aus erster Hand und wird die begonne-nen Reformen im Leistungssport in Abstim-mung mit den Spitzenverbänden nahtlosweiterentwickeln und umsetzen." Zumstellvertretenden Direktor Leistungssportwurde Wolfgang Kindinger (58) ernannt.

EOC EU Büro in BrüsseleröffnetDie erfolgreiche Arbeit des EU-Büros desdeutschen Sports in Brüssel wird zukünftigauf europäischer Ebene weitergeführt. DerDOSB hatte bereits kurz nach seiner Grün-dung im Jahr 2006 seine europapolitischenAktivitäten verstärkt und darauf hingearbei-tet, das EU-Büro des deutschen Sports zueinem EOC EU Büro auszubauen. Anlasswaren die sportpolitischen Entwicklungenauf europäischer Ebene wie die Vorlage desWeißbuchs Sport und dem damit verbunde-nen Aktionsplan Coubertin und die Diskussi-on um die Aufnahme eines Sportartikels inden Lissabon-Vertrag.

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Silke Kassner (Referentin), Mirko Heid, Jana Miglitsch, Claudia Bokel, Marion Rodewald,Christian Breuer (Vorsitzender) und Marcel Gölden bilden den Beirat der Aktiven im DOSB.

Dr. Ulf Tippelt ist neuer Leistungssportchef.

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Am Freitag, 20. Februar 2009, wurde das EOCEU Büro offiziell eröffnet. Im BrüsselerEuropaviertel weihten die EuropäischenOlympischen Komitees (EOC) in Anwesenheitvon IOC-Präsident Jacques Rogge, EOC-Präsident Patrick Hickey, DOSB-PräsidentThomas Bach, EU-Kommissar Jan Figel undvieler weiterer Repräsentanten des olympi-schen Sports ihre neue Vertretung bei der

Europäischen Union ein. Das Büro wird vonFolker Hellmund geleitet, der im Auftrag desDeutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)seit Oktober 2007 das EU-Büro des deut-schen Sports geführt hatte, das 1993 ge-meinsam von DSB, NOK und Landessport-bünden gegründet wurde. In den Folgejahrenkonnten die Dachorganisationen des Sportsaus den Niederlanden, Frankreich, Österreich,Dänemark, Finnland, Schweden, Norwegenund dem Vereinigten Königreich sowie dieEOC und die European Athletic Associationals Kooperationspartner gewonnen werden.

DOSB-Präsident Bach sagte nach einersymbolischen Staffelübergabe an EOC-Präsident Hickey: "Wir haben das Projektbereits kurz nach unserer Gründung initiiertund werden auch in Zukunft unserenBeitrag zur Interessenvertretung des Sportsin Europa leisten. Der Sport muss in Brüsselgemeinsam auftreten, die Entwicklungenauf europäischer Ebene lassen keine andereEntscheidung zu. Wir wollen den von derEuropäischen Kommission angekündigten"Strukturierten Dialog" annehmen, damitsportbezogene Fragen künftig unter direkterBeteiligung des Sports und der Wahrungseiner Autonomie beantwortet werden. DasEOC EU Büro hat dabei die volle Unterstüt-zung des DOSB." Das neue EOC EU Büro

wird die bisherige Arbeit des EU-Büro desdeutschen Sports weiterführen und dieInteressen der olympischen Sportbewegunggegenüber den Europäischen Institutionenvertreten. Insbesondere geht es dabei umThemen wie Autonomie des Sports, dieAnwendung des europäischen Wettbe-werbsrechts auf den Sport, die künftigeFinanzierung des Sports, die Förderung von

Sportprojekten inden europäischenFörderprogrammenund den gemeinsa-men Kampf gegenDoping und illegaleWettpraktiken.

EOC-PräsidentHickey verwies aufdie Pionierrolle derdeutschen Sportor-ganisationen bei derZusammenarbeitmit der EU undbetonte, das Ver-hältnis von Sportund EU erhaltezusätzliche Bedeu-tung, wenn der

Sportartikel im Lissabonvertrag realisiertwird. Hickey sagte: "Wir möchten daherschon jetzt mit den EU-Institutionen ineinen konstruktiven Dialog treten und sinddavon überzeugt, dass das EOC EU-Bürounter der Leitung von Folker Hellmund derideale Partner dafür ist."

DOSB begrüßt Empfehlungender Bundesärztekammer Der Präsident des Deutschen OlympischenSportbundes (DOSB), Thomas Bach, begrüßtdie Empfehlungen der Ethikkommission derBundesärztekammer zum Thema Doping imärztlichen Bereich. Bach sagte: "Eine Umset-zung der Stellungnahme der Ethikkommissi-on wäre ein wichtiger Beitrag im Kampfgegen das Doping, denn Doping wird heuteso spezialisiert und mit wissenschaftlichemKnow-How betrieben, dass es ohne ärztlicheHilfe kaum durchführbar ist." Der DOSBfordert seit seiner Gründung 2006 Maßnah-men gegen das Umfeld und die Hintermän-ner von Dopingtätern.

Die Ethikkommission, zu deren externenBeratern auch der Vorsitzende der Medizini-

schen Expertenkommission des DOSB, Prof.Dr. Wilfried Kindermann gehört, bezeichnetin ihrer Stellungnahme Doping als unverein-bar mit dem ärztlichen Ehrenkodex. Durchdie Verankerung des Anti-Doping-Kampfesim Arzneimittelgesetz lasse sich dazu einrechtliches Verbot des Dopings für den Arztableiten. "Daraus ergibt sich eine Erweite-rung der Sanktionsmöglichkeit gegen am

Doping beteiligte Ärzte bis hin zum Entzugder Approbation. Dies hat Urban Wiesing,der Vorsitzende der Zentralen Ethikkommis-sion der Bundesärztekammer, bei derVorstellung des Berichts klar herausgestellt.Diese Möglichkeiten müssen genutzt wer-den", sagte Thomas Bach.

Vizepräsident Schneeloch:"Umweltrecht sportfreundlichgestalten"Der Vizepräsident Breitensport/Sportent-wicklung des Deutschen OlympischenSportbunds, Walter Schneeloch, fordert,dass Sportlerinnen und Sportler nicht perDefinition am "Betreten" von Naturräumengehindert werden. Anlässlich der Aufnahmeder parlamentarischen Beratungen mehrererEinzelgesetze, mit denen die Bundesregie-rung das Naturschutzrecht neu gestaltenwill, sagte Schneeloch, die Neuregelungenmüssten einen natur- und landschaftsver-träglichen Sport auch in Zukunft möglichmachen.

Schneeloch sagte, der Gesetzesentwurf derBundesregierung gehe grundsätzlich in dierichtige Richtung, indem er bundesweiteinheitliche Regelungen schaffe: "Der DOSBbegrüßt, dass der Erholungswert von Naturund Landschaft einen hohen Stellenwert

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Patrick Hickey, Jacques Rogge und Thomas Bach in Brüssel.

Prof. Dr. Kindermann, Vorsitzender der Medizi-nischen Expertenkommission des DOSB

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erhält und vertragliche Regelungen aufge-wertet werden". Trotz einiger Verbesserun-gen bestehe jedoch dringender Bedarf,wichtige Punkte sportfreundlicher zugestalten. "Wir appellieren an die Abgeord-neten, sich für einen natur- und land-

schaftsverträglichen Sport einzusetzen undein entsprechendes Zugangsrecht zu verab-schieden", so Schneeloch. So schließe diederzeitige restriktive Formulierung eines"Betretensrechts" Sportarten wie z.B. Reitenoder Wassersport einfach aus. Außerdemforderte Schneeloch, dass Natursportver-bände auch zukünftig als Naturschutzver-bände anerkannt werden, um ihre Mitwir-kungsrechte zu bewahren. Weiterhin kriti-sierte Schneeloch, dass die Erholungsfunkti-on der Gewässer bislang im Wasserhaus-haltsgesetz nicht berücksichtigt sei: "Wirbrauchen eine entsprechende Formulierungsowie eine Ergänzung zum Gemeingebrauchder Gewässer, um einer Zersplitterungdieses für den Wassersport wichtigenAspekts vorzubeugen." Die ausführlicheStellungnahme des DOSB finden Sie imInternet auf www.dosb.de.

DOSB erweitert internatio-nales Netzwerk um Part-nerschaft mit Katar Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB)und das Nationale Olympische Komitee vonKatar (QOC) haben ein Abkommen über eine

Zusammenarbeit unterzeichnet. DOSB-Präsident Thomas Bach kündigte bei derUnterzeichnung in Doha unter anderemeine Kooperation im Bereich Anti-Dopingan. Ausgangspunkt der Kooperation wareine gemeinsame humanitäre Aktion beiderNationalen Olympischen Komitees bei denOlympischen Spielen in Peking zugunstender Opfer des Erbebens in der ProvinzSichuan.

Bach zeigte sich anlässlich seines Besuchesin Katar beeindruckt vom dortigen "SchoolsOlympic Day": "Die Veranstaltung überzeugtdurch die gelungene Verbindung des sport-lichen Wettkampfs mit einem gesellschaftli-chen Thema." Die mit der deutschen Reihe"Jugend Trainiert für Olympia" vergleichbareAktion verbindet in jedem Jahr Sport miteinem gesellschaftspolitischen Bereich undsteht in 2009 unter dem Motto "Sport undUmwelt".

Gesellschaftliches Potentialder Sportvereine wird wis-senschaftlich untersucht Im April startet ein Forschungsprojekt, dassuntersuchen soll, was die Sportvereine ineiner sich wandelnden Gesellschaft leistenkönnen. Es trägt den Titel "Die Sportvereineim Deutschen Olympischen Sportbund

(DOSB) als zivilgesellschaftliche Akteure imWohlfahrtsmix" und wird von ProfessorSebastian Braun (Humboldt Universität

Berlin) geleitet. Ziel der Untersuchung:welche zivilgesellschaftlichen Potentialehaben die Vereine vor dem Hintergrundeines sich wandelnden Staatsverständnissesund einer veränderten Aufgabenteilungzwischen Staat, Markt, Zivilgesellschaft undFamilie.

Die Studie wird sich auf Themenfelder wiebürgerschaftliches Engagement, Integration,demografischer Wandel oder Übernahmebislang öffentlicher Aufgaben durch Sport-vereine konzentrieren. Das in enger Koope-ration mit dem DOSB realisierte Projekt wirdüber zwei Jahre vom Bundesministerium fürFamilie, Senioren, Frauen und Jugendgefördert. Sebastian Braun ist Mitglied desBeirats für Sportentwicklung des DOSB undwurde kürzlich in das siebenköpfige Exper-tengremium berufen, das Bundesinnenmi-nister Wolfgang Schäuble und Bundesfami-lienministerin Ursula von der Leyen zumThema "Zusammen in Deutschland - Stär-kung des gesellschaftlichen Zusammen-halts" berät.

DOSB unterstützt bundes-weite Kampagne zum eh-renamtlichen EngagementDer Deutsche Olympische Sportbund (DOSB)unterstützt die bundesweite Kampagne zum

ehrenamtlichenEngagement "Gebengibt". Gemeinsammit den Bündnis-partnern hat dieDOSB-Vizepräsiden-tin Prof. Dr. GudrunDoll-Tepper MitteMärz in Berlin denStartschuss für dieauf drei Jahreangelegte Kampa-gne gegeben. "Mehrals 7,5 Millionenfreiwillige Helferlegen sich im Sportfür gemeinnützigeZiele ins Zeug, jedereinzelne von Ihnenhat unseren Respektverdient und muss

aktiv gefördert werden", sagte Doll-Tepperauf der Startpressekonferenz am 12. Märzim Haus der Bundespressekonferenz. Die

DOSB-Vizepräsident Walter Schneeloch

Kinder stehen im Mittelpunkt der Sportvereinsarbeit.

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unter dem Titel "Geben gibt - Bündnis fürEngagement" angetretene Initiative möchtein allen gesellschaftlichen Bereichen dieAnerkennung für freiwilliges Engagementstärken und gleichzeitig Zugangshürdenzum Engagement abbauen.

Für Bundesfamilienministerin Ursula von derLeyen liegt im freiwilligen Engagement einegroße Chance für die Gesellschaft: "Engage-ment heißt verändern und mitgestalten.Außerdem ist es einfach ein schönes Gefühl,gebraucht zu werden." Das Bundesfamilien-ministerium (BMFSFJ) und der Zukunfts-fonds von Generali fördern das Bündnis,welches vom DOSB, über die Bundesarbeits-gemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege(BAGFW), den Bundesverband DeutscherStiftungen (BVDS) bis zum Bündnis Bürger-schaftliches Engagement (BBE) und weiterePartner reicht. Die Kampagne soll dieAnerkennungskultur für freiwilliges Gebenvon Zeit, Geld und Wissen stärken. Eine fürdie Kampagne in Auftrag gegebene emnid-Umfrage verdeutlicht das Engagement inder Bevölkerung: Ein Drittel der Deutschenleistet bereits einen Beitrag für das Gemein-wohl. Doch es könnten deutlich mehr sein.Wie der Freiwilligensurvey (2004) und derEngagementatlas 09 der Generali Deutsch-land belegen, sind mehr als 36 Prozent derbisher nicht engagierten Bürger grundsätz-lich bereit, sich für die Gesellschaft einzu-setzen.

Zugleich zeigen die neuen emnid-Umfrage-ergebnisse, dass die große Herausforderungdarin besteht, bildungsferne und materiell

benachteiligte Bevölkerungsschichten anpassende Engagementformen heranzufüh-ren. Ziel der Kampagne ist deshalb zweierlei:Die Anerkennungskultur zu stärken undschlummernde Engagement-Potenzialegenerationenübergreifend zu mobilisieren.

Zum Nutzen aller:Denn freiwilligesEngagement ist gutfür den gesell-schaftlichen Zusam-menhalt und ver-leiht den Engagier-ten Selbstvertrauenund Kompetenzen.

Mit der StifterinBrigitte Ott-Göbel,dem ehrenamtlichenBoxtrainer DanielTischer und derSpenderin LisaDahm sind drei von23 Millionen enga-gierten Deutschenab sofort auf denAnzeigen der Kam-pagne zu sehen. Der

Kabarettist und Autor Dr. Eckart von Hirsch-hausen, selbst engagierter Stifter, sprachihnen zum Start Anerkennung und Dank fürihren Einsatz aus: "Deutschland ist engagiert- diese drei machen es vor. Ich bin mir sicher,dass "Geben gibt." viele weitere zu aktivemEngagement mobili-sieren wird." Umauch anderen dieGelegenheit zueinem Dankeschönzu geben, wollen"Geben gibt." unddas BundesnetzwerkBürgerschaftlichesEngagement (BBE)den DeutschenEngagementpreisvergeben. Einsende-schluss für Vorschlä-ge zu Personen oderProjekten perPostkarte oder aufder Internetseitewww.geben-gibt.deist der 31. August2009. Es könnenVorschläge in vier Kategorien eingereichtwerden: Von engagierten Unternehmen überPolitik und Verwaltung sowie Initiativen,Verbänden und Stiftungen bis zu Einzelper-sonen, zudem ist ein Publikumspreis vorge-

sehen. Informationen und Hintergründe zuder Kampagne finden sich auf der Kampa-gnenwebseite unter www.geben-gibt.de.

Wieder gesucht: Deutsch-lands aktivste Stadt!Der Städtewettbewerb Mission Olympicstartete Mitte März zum dritten Mal! DerDeutsche Olympische Sportbund (DOSB)und Coca-Cola Deutschland suchen wieder"Deutschlands aktivste Stadt". Bei MissionOlympic sind neben attraktiven Sport- undFreizeitangeboten vor allem Projekte zurFörderung von Bewegung und Sport sowiedas ehrenamtliche Engagement sportlicherMitmenschen gefragt. Bewerben könnensich alle deutschen Städte ab sofort bis 3.Juli 2009. Die Siegerstadt erhält neben demTitel "Deutschlands aktivste Stadt" 75.000Euro zur Förderung des Breitensports, dievier weiteren Finalstädte werden mit jeweils10.000 Euro prämiert. Mit Mission Olympicmöchten der DOSB und Coca-Cola denBreitensport in Deutschland nachhaltigfördern und eine aktive Lebensweise in denMittelpunkt stellen.

"Fast 140 Städte haben sich bisher beiMission Olympic beworben, jede von ihnenmit beeindruckendem sportlichen Engage-

ment und kreativen Ideen für das städtischeSportprogramm. In Speyer haben wir imvorigen Jahr einen würdigen Sieger gefun-den - nun sind wir gespannt, welche Städtedie sportliche Herausforderung annehmen

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Die Internetseite der Ehrenamtskampagne "Geben gibt"

Zum dritten Mal wird Deutschlands aktivste Stadt gesucht!

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und die Nachfolge von Speyer antretenmöchten", sagt Walter Schneeloch, DOSB-Vizepräsident und Jurymitglied von MissionOlympic. Béatrice Guillaume-Grabisch,Geschäftsführerin der Coca-Cola GmbH,ergänzt: "Hinter der Initiative MissionOlympic steht die Idee, Menschen nachhal-tig für einen aktiven und gesunden Lebens-stil zu begeistern. Alle Teilnehmerstädte vonMission Olympic haben gezeigt, dass diesauch ihr Ziel ist. Dieses Engagement möch-ten wir nachhaltig unterstützen und inZukunft weiterhin fördern."

Auch in diesem Jahr wird ein Sonderpreis imRahmen von Mission Olympic vergeben.2009 steht dieser Sonderpreis unter demMotto "Frauen gewinnen!" und knüpft damitan das "Jahr der Frauen im Sport" des DOSBan. Der Sonderpreis ist mit insgesamt 10.000Euro für die ersten drei Plätze dotiert. Ausallen Bewerbungen wählt die unabhängigeJury nach festgelegten Kriterien maximal 50Städte für die zweite Phase des Wettbewerbsaus. Die nominierten Kandidatenstädtesollen dann möglichst viele sportlicheInitiativen aus ihrer Stadt für die Teilnahmean Mission Olympic motivieren. Gesucht sindMenschen, die durch ihr bürgerschaftlichesEngagement für mehr Aktivität in der Stadtsorgen oder neue Bewegungsräume schaf-fen. Initiativen, Teams, Treffs, Interessen-gruppen oder Vereine unterstützen so ihreHeimatstadt auf dem Weg zum Titel"Deutschlands aktivste Stadt".

Zuletzt werden fünf Finalstädte von MissionOlympic anhand der Städtebewerbungsowie der aktivierten Initiativen ausgewählt.Im Sommer 2010 bringen diese Städte ihreBürgerinnen und Bürger richtig in Bewe-gung: Sie werden jeweils Veranstalter einesFestivals des Sports, dem Finale von MissionOlympic. Der Titel "Deutschlands aktivsteStadt" wird nach der Auswertung vergebenund der Preis im November 2010 überreicht.

Aktuelle Pressefotos und Informationen zuMission Olympic finden Sie unter www.mission-olympic.de/presse

100 Trimmy-Kindergärtenfür mehr BewegungViele Kinder in Deutschland bewegen sichzu wenig. Nach den Ergebnissen der Studiezur Gesundheit von Kindern und Jugendli-

chen in Deutschland (KiGGS) treibt etwajedes vierte Kind im Alter von 3 bis 10Jahren nicht regelmäßig und jedes achteKind nie Sport. Gleichzeitig führt eineunausgewogene und fettreiche Ernährungdazu, dass immer mehr Kinder bereits imfrühen Alter zu Übergewicht oder sogarFettsucht neigen.

Bereits im Jahr 2008 haben die MolkereiAlois Müller und der Deutsche OlympischeSportbund (DOSB) im Rahmen ihrer Zusam-menarbeit die Trimm-Dich-Bewegung der1970iger-Jahre wieder aufgenommen. DasUnternehmen aus dem bayerischen Arets-ried weitet sein Engagement für mehrBewegung in diesem Jahr aus und schreibtbundesweit 100 Trimmy-Kindergärten® aus,wobei den ausgewählten Kindergärten dieGeräte zum Aufbau der Parcours zur Verfü-gung gestellt werden.

Das jetzt gestartete Projekt wurde mit derfachlichen Unterstützung des DeutschenOlympischen Sportbundes entwickelt.Martin Schönwandt, DOSB-Direktor Jugend-

sport: "Uns war es wichtig, dass die Parcourskindgerecht und vielseitig sind. Im Vorder-grund steht der Spaß - die Beweglichkeit,Balance und Motorik der Kinder wirdbegleitend gefördert und geschult." DieBewegungsparcours sind für den Innen-und Außeneinsatz geeignet und bieten denKindergarten-Kindern Anregung zu regel-mäßiger Bewegung. Der natürliche, kindli-che Bewegungsdrang wird häufig schonfrüh durch die Lebensumstände wie beeng-

ter Wohnraum, wenig gefahrenfreie Spiel-flächen oder die finanzielle Lage von Famili-en eingeschränkt. Hier setzt das Engage-ment der Molkerei Alois Müller an. "Wirwollen Kinder dort abholen, wo sie sich imAlltag aufhalten - das ist in vielen Fällen derKindergarten. Dort können wir gleichzeitigviele Kinder erreichen und ihnen einebarriere- und kostenfreie Möglichkeit fürspielerische Bewegung in ihrem gewohntenUmfeld anbieten", sagt Sabine Kraus, Leite-rin Marketing Marke Müller Deutschland.

Eine Fortbildung für die Erzieher/Innen istBestandteil des Konzepts. Ergänzt wird esdurch ein Begleithandbuch für dieErzieher/Innen und Trimmy-Tagebücher fürdie Kinder. Alle Kindergärten in Deutschlandkönnen an der Ausschreibung teilnehmen,indem sie sich auf der Internetseitewww.trimmy.de registrieren.

Ab sofort bis zum 31. Mai 2009 könnenEltern, Verwandte und alle Bekannten vonKindergarten-Kindern für ihren Kindergar-ten-Favoriten stimmen. Die Stimmabgabe

erfolgt imInternetunterwww.trim-my.de. DasWahlverfah-ren isteinfach: Die1.000Kindergär-ten, die - imVerhältnis zuihrer Größe- die meis-ten Stim-men erhal-ten, könnensich vonAnfang Junibis Ende Juli2009 miteinemKonzept

rund um das Thema Bewegung im Kinder-garten bewerben. Eine Fach-Jury wählt ausallen Einsendungen die besten 100 Konzep-te aus.

Unter dem Motto "Mitmachen, weitersagenund abstimmen" sind auf www.trimmy.deviele weitere Informationen für Kindergär-ten und Eltern zu der Initiative von Müller®zusammengestellt.

Kindergärten machen es möglich: ein Wiedersehen mit Trimmy!

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Aktuelles aus der Bundes-geschäftsstelle

Kooperation NADADer Grundstein für eine zukünftig engereZusammenarbeit zwischen der NationalenAnti Doping Agentur (NADA) und derDeutschen Olympischen Gesellschaft istgesetzt. Aufbauend auf die Anregungen derletzten Bundestagung wurde insbesondereeine Unterstützung in Bezug auf präventiveMaßnahmen und der Öffentlichkeitsarbeitbesprochen. Dies haben der NADA-Vor-standsvorsitzende Armin Baumert undDOG-Präsident Harald Denecken bei einemTreffen in Bonn vereinbart.

"Die NADA und die DOG haben ja diegleichen Ziele. Beide sind einem fairen undsauberen Sport verpflichtet," sagte ArminBaumert. Auch Harald Denecken sieht indieser Kooperation viel Potential: "Wirwollen mithelfen, dass Leistung wirklichSpaß macht!" bekräftigte der Präsident. Umdiese Ziele zu erreichen, ist neben einemeffektiven Kontrollsystem besonders einewirksame Prävention vonnöten. Vor allemauf diesem Feld wollen die NADA und die

DOG künftig voneinander profitieren. Durchden Austausch von Materialien und ge-meinsame Informationsveranstaltungen solldie Reichweite der Doping-Präventionerweitert werden.

BewegungspatenschaftUm möglichst viele Kindertageseinrichtun-gen im Rahmen der Bewegungspatenschaftunterstützen zu können, sammelt dieDeutsche Olympische Gesellschaft weiterhinSpendengelder für die "Bewegungspaten-schaft". Zuletzt konnte sich das Präsidiumüber die Übergabe eines thinkpad-Note-books des Herstellers Lenovo freuen. Dieserwurde während der Olympischen Spiele2008 in Peking von der zweifachen Olym-

piasiegerin imSchwimmen, BrittaSteffen, handsig-niert und wird nunim Rahmen einerVersteigerung anden Meistbietendenverkauft. Auch derDeutsche Fußball-bund unterstütztden Aufruf undstellte ebenfalls füreine Versteigerungjüngst ein handsig-niertes Trikot sowieeinen handsignier-ten Ball der Natio-nalmannschaft zurVerfügung. WeitereInformationen zurVersteigerung

befinden sich auf der Homepage der Deut-schen Olympischen Gesellschaft www.DOG-bewegt.de.

Im Rahmen der "Käpt'n iglo's Happy Birth-day Fischstäbchen-Tour" erhält die DeutscheOlympische Gesellschaft durch iglo ebenfallsUnterstützung für das Projekt. In einerinteraktiven Wanderausstellung lernenKinder nicht nur, wie der Fisch in die Stäb-chen kommt, sondern ebenso Spannendes

über gesunde Ernährung und nachhaltigenFischfang. Stationen der Tour sind dasLabyrinth Kindermuseum in Berlin (21.03. -01.04.2009), das KL!CK Kindermuseum inHamburg (05. - 22.04.2009), der turmder-sinne in Nürnberg (25.04. - 10.05.2009) unddas Ravensburger Spieleland (01. -14.06.2009). An jeder Station der Tourübernimmt iglo eine Patenschaft für eineKindertageseinrichtung in der Umgebungund sammelt zudem Spendengelder. Außer-dem wird zugunsten des Projekts ein großerMalwettbewerb organisiert. Die bestenBilder werden mit prominenter Unterstüt-zung versteigert, der Erlös kommt ebenfallsdem Förderprojekt zugute.

Sie möchten auch handeln? Sie könnendirekt online auf der Homepage www.DOG-bewegt.de oder Ihren Beitrag auf dasSpendenkonto 200 313 592 bei der Frank-furter Sparkasse (BLZ 500 502 01) spenden.Helfen Sie mit, denn jeder Euro zählt!

RegionaltreffenIn Anlehnung an den Workshop des Präsidi-ums im vergangenen Jahr fand unter derAnleitung der Führungsakademie des DOSBim Rahmen von Regionaltreffen eineAuseinandersetzung mit den Zielen, Aufga-ben und Visionen der Deutschen Olympi-schen Gesellschaft statt. In einem gemein-samen Dialog mit dem Präsidium, denLandesverbänden und den Zweigstellenwurden in den Treffen in Frankfurt, Leipzigund Stuttgart neben den aktuellen Themender Deutschen Olympischen Gesellschaftebenfalls die Chancen, Risiken, laufendenProjekte und Probleme der fast 60-jährigenExistenzzeit aufgegriffen.

Die Tagesordnung behielt Themen wie dieZusammenarbeit der Zweigstellen mit demPräsidium und der Bundesgeschäftsstellesowie die Aufgaben und Ziele der Zweig-stellen vor. In den verschiedenen Arbeits-gruppen wurden zukünftige Projektideenund Zukunftsziele generiert. Insbesonderedie Mitgliedergewinnung stand dabei im

Nachrichten der DOG

Präsident Harald Denecken, Geschäftsführerin Kathrin Hillgärtnerund der Vorstandsvorsitzende der NADA Armin Baumert begrüßendie Kooperation.

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Fokus der inhaltlichen Ausrichtung. Am 25.April findet in Hannover das letzte Regio-naltreffen statt. Die anschließende Auswer-tung aller Treffen wird allen Zweigstellenzur Verfügung gestellt sowie im Olympi-schen Feuer veröffentlicht.

Lassen Sie sich anstecken!Noch bis zum 15. Juni haben alle Neumit-glieder ab 18 Jahren und ihre Werber dieChance auf 3x3 Tagestickets für einenVeranstaltungstag im Zeitraum vom 16-21.08.09 der 12. Leichtathletik-Weltmeis-terschaft im Berliner Olympiastadion.

Die Faszination Olympia lässt auch indiesem Jahr nicht los. Mit der Mitglieder-werbeaktion "Lassen Sie sich anstecken!"werden alle dazu aufgerufen, sich weiterhinfür die Ziele der Deutschen OlympischenGesellschaft einzusetzen und neue Mitglie-der zu gewinnen.

Dank der freundlichen Unterstützung desDeutschen Leichtathletikverbandes(www.leichtathletik.de), sowie des BerlinerWM-Organisationskomitees (www.ber-lin2009.org) können in diesem Jahr Tagesti-ckets für die Leichtathletik-WM verlost

werden. Darüber hinaus werden Sie amEnde der Veranstaltung in den WM-Clubeingeladen - treffen Sie regionale undnationale Persönlichkeiten sowie Gleichge-sinnte des Sports. Genießen Sie das größteSportereignis 2009. Alle 213 Mitgliedsländerdes Weltverbandes IAAF und rund 2000Athletinnen und Athleten kämpfen um 47Titel. Viele tausend Sportfans werden in derHauptstadt erwartet. Alle Hobbyläuferhaben darüber hinaus die Möglichkeit amZehn-Kilometerlauf "Champions-Run" aufder originalen WM-Strecke teilzunehmen.

Sie müssen sich nur auf der Homepage derDeutschen Olympischen Gesellschaftwww.DOG-bewegt.de anmelden oderfordern Sie eine Beitrittserklärung in derBundesgeschäftsstelle unter 069 69501613an. Jede Beitrittserklärung, die bis zum 15.Juni 2009 eingereicht wird, macht mit.Geben Sie dabei den Namen Ihres Werbersan, denn dieser erhält ebenfalls die Chanceauf den Gewinn.

Wer sich jetzt schnell mit seiner Familie(Ehepartner oder Kinder, etc.) als Familien-mitglied anmeldet, erhält in jedem Falleines der 50 Familienstarterpakete. Hiererwarten Sie entweder hochwertige Bild-bände, Fair Play-Tassen, T-Shirts der Deut-schen Olympischen Gesellschaft, uvm. SeienSie gespannt!

Wilhelm-Garbe-PreisDie Führung im Wilhelm-Garbe-Preis konnteder Landesverband Berlin nicht nur verteidi-gen sondern sogar weiterhin ausbauen.Neun weitere Mitglieder wurden durch dieHauptstädter in den vergangenen zweiMonaten bei der Deutschen OlympischenGesellschaft begrüßt. Auch die ZweigstelleBaden-Baden/Mittelbaden kann sieben

weitere Mitglieder in ihren Reihen willkom-men heißen und steht nur noch knapp vorder Wertungsgrenze von 15 Mitgliedern.Diese ist Bedingung für die Aufnahme inden mit insgesamt 3000 Euro dotiertenPreis. Noch bis zum 31.07.2009 haben alleZweigstellen die Gelegenheit durch gezielteMitgliederwerbung von den Preisen desWilhelm-Garbe-Preises zu profitieren.

50 Jahre MitgliedschaftAuch in dieser Ausgabe des OlympischenFeuers möchte sich die Deutsche Olympi-sche Gesellschaft bei ihren langjährigenMitgliedern bedanken, die seit März bzw.April 1959 Teil der Olympischen Familie sindund diese mit ihrem Engagement aus tieferVerbundenheit unterstützen. Der Dank giltfolgenden Personen und Vereinen:

Ludwig Sittinger, Wolfgang Matt, Geest-emünder Sport Club von Bremerhaven von1945 e.V., Keglerverein Bremerhaven e.V.und Sport-Freizeit Leherheide Bremerhavene.V.

Viele Mitglieder sind seit dem Gründungs-jahr 1951 treue Begleiter und Unterstützerder Olympischen Idee. Zu ihnen gehörtbeispielsweise Günter Staab. Alle Mitgliedertragen durch ihr Engagement dazu bei, dassdie Olympischen Werte weiterhin in derGesellschaft verbreitet werden - herzlichenDank.

Die Olympische Idee läuftweiterIn gemeinsamer Zusammenarbeit mit derDeutschen Olympischen Akademie (DOA)

und der Deutschen OlympischenGesellschaft (DOG), beauftragtvom Deutschen OlympischenSportbund (DOSB), werden dieDOG-Zweigstellen auch indiesem Jahr den Olympic DayRun ausrichten. Das sportlicheHighlight steht wieder ganz imZeichen der verbindenden Kraftdes Sports. Einen Aufruf zurAusrichtung der jährlichenSportveranstaltung für "Jeder-mann" richtet das Internationa-le Olympische Komitee (IOC)

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alljährlich an die Nationalen OlympischenKomitees. Auf dem ganzen Globus soll mitdiesem Event an die Gründung der Olympi-schen Bewegung am 23. Juni 1894 durchden französischen Baron Pierre de Coubertinerinnert werden.

Nach aktuellem Stand werden sich bundes-weit sieben Veranstalter diesem einzigarti-gen Ereignis widmen, welches wie in denvergangenen Jahren die erneute Unterstüt-zung durch den nationalen Sponsor McDo-nalds erfährt. In Abstimmung mit derDeutschen Olympischen Akademie wurdendie Städte ausgewählt, die dieses Highlightim Jahr 2009 durchführen werden. Am 31.Mai fällt während des InternationalenDeutschen Turnfestes in Frankfurt derStartschuss zum Olympic Day Run 2009. ImAnschluss daran werden die Laufveranstal-tungen in Kiel/Eckernförde (18. Juni),Bergisch-Gladbach (19. Juni), Kiel (24. Juni),Odenwald-Tauber (26. Juni), Berlin (28. Juni)und Stuttgart-Degerloch (18. Juli) folgen.

Gemeinsam Sport treiben und etwas errei-chen, ist das wesentliche Anliegen desOlympic Day Run für Jung und Alt. Der Siegsoll wie bei Olympischen Spielen nicht imBlickpunkt des Interesses stehen. Darüberhinaus sollen vor allem die OlympischenWerte wie Teamgeist, Leistungsbereitschaft,Völkerverständigung und Fair Play allenBeteiligten, insbesondere Kindern undBehinderten, näher gebracht werden.

Für alle, die an der werteorientierten Veran-staltung teilnehmen und den OlympischenTag gemeinsam verbringen möchten, gibt esauf der Internetseite: www.DOG-bewegt.deoder bei der Bundesgeschäftsstelle(069/6950160) weitere Informationen.

Jugend

24 Stunden für Fair PlayEtwas sehr spontan kam die DOG-Jugendebenso wie der Athlet Danny Strasser zueinem Snowboardweltrekordversuch imÖsterreichischen Heiligenblut am Groß-glockner. Ziel war es, innerhalb von 24Stunden möglichst viele Höhenmeter zusammeln.

Drei Skifahrer aus Österreich und Deutsch-land sowie ein Snowboarder wollten denaktuellen Weltrekord im 24 Stunden-

Höhenmeter-Fahren vom Tiroler Ausdauer-sportler Franz Venier (Rangger Köpfl beiInnsbruck) mit 92.160 Höhenmeter einstel-len. Unter dem Motto "24h für Fair Play"war die DOG-Jugend mit im Team vonDanny Strasser und betreute diesen vor Ort.

Eine sportliche Extremleistung aus Sicht desSnowboarders Danny Strasser, der bereitsmehrere Dauerrekorde im 24h Rennen sowie7 Tage Rennen aufgestellt hat, bei denen erSpitzengeschwindigkeiten über 120km/ hauf der Piste gefahren ist. Erst eine Wochevor Start erfuhr der Athlet von der Veran-staltung und meldete sich spontan undohne jegliche Vorbereitung an. Über einInternet-Sportportal nahm er Kontakt zuDennis Buttler auf, der sich in der DOG-Initiative Fair Play engagiert. Dieser stelltesich Danny Strasser kurzweg als Teamer zurVerfügung. So entstand um Bruder BennyStrasser sowie zwei weiteren Supportern dasFair Play Team, welches sich während des24-Stunden-Rennens unter anderem um dieErnährung und alle weiteren Belangegekümmert hat.

Am Samstag, 14.03.2009 fiel um 14 Uhr ander Schareck-Bergstation der Startschuss.Am Start war Dauerski-WeltrekordhalterChristian Flühr, die beiden Mölltaler Lokal-matadoren und Herausforderer Heinrich undBalthasar Egger und als einziger Snowboar-der Danny Strasser. Stolze 2,29 MeterSnowboardlänge verhalfen zu Höchstge-schwindigkeiten weit über 100 km/h. VonAnfang an fiel das faire Verhalten desLiftpersonals allen Beteiligten gegenüberauf: Ob das Snowboard aus der Gondelgehievt oder an der Talstation ein Skigeöffnet werden musste, immer war jemand

unaufgefordert zur Stelle und stellte sich inden Dienst von Fair Play.

Bereits nach wenigen Abfahrten wurde demExtremsportler bewusst, dass er das enormeTempo der Egger-Brüder nicht halten

konnte und sein eigenes Tempofahren musste. Auf der mittler-weile frisch präparierten Pisteschaffte es Strasser seineHöchstgeschwindigkeit auf rund130 km/h hochzuschrauben undfuhr die 802 HöhenmeterAbfahrt im ausklingendenTageslicht in 1,5 Minuten(Spitzenzeiten). Der Einbruchder Dunkelheit sorgte für einigeStürze der Athleten, so brachsich Heinrich Egger bei einemschweren Sturz ein Fußgelenkund zog sich zudem einenKreuzbandanriss zu. Deshalbentschied sich Danny Strasserzusammen mit seinem Team um21 Uhr bis zum Morgengrauenauszusetzen. Mit 33.684 Höhen-

metern hatte er sich bereits ein gutesPolster verschafft, um sein definiertes Zielvon 60.000 Höhenmetern zu erreichen.

Am frühen Morgen gegen 6 Uhr setzte ersein Fair Play Rennen fort. Christian Flührhatte um 1 Uhr mit 37.694 Höhenmeterund einem gebrochenen Skischuh aufgege-ben, somit war Balthasar Egger nur nochallein auf der gut 2 km langen Piste unter-wegs. Unter dem tosenden Beifall mehrererhundert Zuschauer fuhren Balthasar Eggerund Danny Strasser am Sonntag gegen 14Uhr ins Ziel. Balthasar hat den Weltrekordauf unglaubliche 103.458 Höhenmetergeschraubt, Strasser konnte mit 62.556Höhenmetern einen Snowboard-Weltrekordbei neun Stunden "Zwangspause" verbu-chen.

Dennis Buttler

Baden-Baden / Mittelbaden

Sportlerehrung in BühlertalFür die Gemeinde Bühlertal war es bereitsdie 40. Sportlerehrung in Folge. 47 Athletensind für ihre Leistung im vergangenen Jahrausgezeichnet worden. Umrahmt mitanspruchsvollen Darbietungen der Nach-wuchssportler verschiedenster Vereineerhielten die Geehrten im Haus des Gastes

Columbia stattete die 24h Fair Play Botschafter mitwarmer Kleidung aus: Stellv. Bundesjugendausschußvor-sitzender Dennis Buttler, Stefan Strobel, Weltrekordhal-ter Danny Strasser, Tobias Bürkle und Benny Strasser.

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in Bühlertal einen würdevollen Empfang.Premiere war allerdings bei dieser Veran-staltung die Anwesenheit der ZweigstelleBaden-Baden / Mittelbaden. Vertretendurch die beiden Vorsitzenden ArminZeitvogel sowie dem Handballweltmeistervon 1978 Arnulf Meffle nutzten diese dieMöglichkeit über die Projekte zur Talent-und Nachwuchsförderung in Baden-Badenzu berichten. Zudem wurde das Ziel, 2011den IOC-Kongress nach Baden-Baden zuholen, kurz skizziert. Ebenfalls als Ehrengastvor Ort war der Präsident der DeutschenOlympischen Gesellschaft Harald Denecken.Mit kurzweiligen Erzählungen berichtete erüber seine Tätigkeit und erläuterte dieEntstehung der Deutschen OlympischenGesellschaft. Das vornehmliche Ziel, jungeMenschen zum Sporttreiben zu motivierenund dabei "sauber zu bleiben", untermauer-te der Erste Bürgermeister der Stadt Karls-ruhe mit Projektinhalten wie "Kinderbewegen".

Der Leistungssport beginne immer ganzunten, daher legte Denecken auch derGemeinde Bühlertal eine Mitgliedschaft beider Deutschen Olympischen Gesellschaftans Herz.

Stadt Bühlertal und Grenke-Leasing AGDen Worten des Präsidenten bei derSportlerehrung folge die Gemeinde Bühler-tal und trat der Deutschen OlympischenGesellschaft als Mitglied bei. Der Sportspielt bereits seit vielen Jahren eine he-rausragende Rolle in der mit 8.000 Ein-

wohnern im Land-kreis Rastatt liegen-den Gemeinde.

Zudem konnte dieZweigstelle Baden-Baden/Mittelbadenein weiteres Mit-glied gewinnen,welches dem Sportmehr als wohlwol-lend zur Seite steht.Die Grenke LeasingAG in Baden-Badenist mittlerweile dergrößte Sportfördererder Region. Als eineder größten deut-

schen hersteller- und bankenunabhängigenMobilien-Leasinggesellschaften liegt derFokus vor allem im Schachsport. Der Grün-der und Vorstandsvorsitzende WolfgangGrenke sieht in diesem Engagement vielerleiNutzen. "Meine persönliche Vorliebe zumSchach ist dabei untergeordnet, es ist füruns ein Geschäft, von dem wir überzeugtsind, dass beide Seiten sehr davon profitie-ren." Armin Zeitvogel ist stolz auf denBeitritt der Grenke Leasing AG zur Deut-schen Olympischen Gesellschaft. "OhneSponsoren ist im Sport heutzutage kaumnoch etwas möglich. Dem Engagement derGrenke Leasing AG ist großer Respekt zuzollen und wir freuen uns sehr, diesesUnternehmen für die Umsetzung derOlympischen Idee in unseren Reihen begrü-ßen zur dürfen."

Bad Sobernheim

Im Jubeljahr weiterhinnach vorne blickenDie Kreisgruppe Bad Sobernheim setzt ihrEngagement und ihre Aktivitäten auchweiterhin mit dem Fokus der Bewegungs-förderung der Kinder und die Vermittlungder Olympischen Werte fort. In einer Rück-schau der vergangenen drei Jahre wurde beider Jahreshauptversammlung reflektiert, wieviel in der Vergangenheit geleistet werdenkonnte.

Ein besonderer Dank gilt den beiden Nahe-Großvereinen TuS 04 Monzingen und TuSKirn mit ihren Vorsitzenden Hoseus undLieser für die vertrauensvolle Zusammenar-

beit mit der Kreisgruppe. Im Jahr 2005wurde im Rahmen des hoch gelobtenProjektes "Kinder bewegen" der Startschussin dem Gemeindekindergarten "Sien"gemacht. Insbesondere Mario Benderleistete an dieser Stelle hervorragendeArbeit in der Projektleitung.

Zudem konnte die Patenschaft für StefanKeller (Leichtathlet) vom der TuS Kirnübernommen werden.

Neben der Fortsetzung des Projektes stand2006 die Förderung weiterer Einrichtungenim Fokus. Neun Kindergärten der Regionerhielten eine Spende, um zusätzlicheSport- und Spielgeräte für die täglicheBewegungszeit anzuschaffen. Gemeinsammit der Zweigstelle Mainz/Rheinhessen wardie Kreisgruppe Bad Sobernheim im Jahr2007 auf dem LSB Kinderfest mit einemStand vertreten. Neben der Informations-weitergabe stand hier der therapeutischeBewegungsablauf im Vordergrund. Diefinanzielle Unterstützung einer weiterenKindertageseinrichtung (KiGa Argenthal)wurde ebenso ermöglicht wie der Besuchdes ISTAF in Berlin. Ein großes Highlight,genau wie der 2. Olympic Day Run inMonzingen. Das Olympiajahr 2008 ermög-lichte die Umsetzung der im Modellprojektgesammelten Erfahrung in der gesamten VGHerrstein; eine Initiative des neuen VG-Bürgermeisters Uwe Weber.

Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums derKreisgruppe Bad Sobernheim im Jahr 2009ist neben einer Ausstellung die Erstellungeiner Chronik (25 Jahre) geplant. Zudemwerden Auszeichnungen und Ehrungenanlässlich "Fair Play" und "Leistung machtSpaß" vorgenommen. Wie in den vergan-genen Jahren werden Kindergärten bei derInitiierung von Bewegung unter demMotto "Olympia - Kinder bewegen" unter-stützt.

Diese vielfältigen Arbeiten sind nur in derZusammenarbeit des Vorstandes und derUnterstützung ihrer Familienangehörigenmöglich. Der Dank für den Einsatz sind dieleuchtenden, dankbaren Augen der Kinder,denen nach und nach durch die gesell-schaftliche Kompression das Kennenlernendes kindlichen Lebens genommen wird.Materialismus und Statuseigenschaftenengen diesen Lebensraum Mensch dras-tisch ein. Diese Tatsachen versucht dieDOG-Zweigstelle Bad Sobernheim zuentschärfen - zum Wohle der Kinder.

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Berlin

Wolf-Dieter Poschmannbeim 10. Round-Table-Talk "Die Geschichten über Spitzensportlerwerden nicht besser, wenn ihr Ruhm größerwird." Über diese Erkenntnis, aber auch überandere Details aus seinen langjährigenberuflichen Erfahrungen berichtete derFernsehjournalist Wolf-Dieter Poschmann,Chefreporter der Hauptabteilung Sport desZweiten Deutschen Fernsehens, beim 10.Round Table "Olympia hautnah" des Landes-verbandes Berlin. Die Moderatorin UlrikeUfert-Hoffmann (rechts im Bild), die als

Präsidiumsmitglied des Landesverbandesden Abend vorbereitet hatte und durch ihngekonnt moderierte, präsentierte einenProminenten aus der Praxis, der keineFragen über den TV-Sport und über Hinter-gründe des Sportbusiness unbeantwortetließ. Wie immer fand das hochklassigeHintergrundgespräch in der Dresdner Bankim Eugen-Gutmann-Haus, in unmittelbarerNähe des Brandenburger Tors, statt.

"Poschi", wie er in der Branche liebevollgenannt wird, warf differenzierte Schlag-lichter auf die Medienwirklichkeit rund umden Hochleistungssport. Der Jubiläums-Round Table, an dem LSB-Vizepräsident Dr.Dietrich Gerber und Berlins Sport-Staatsse-kretär Thomas Härtel als Gäste teilnahmen,hatte großen Informations- und Unterhal-tungswert: Schließlich ist der Leichtathletik-und Eisschnelllauf-Experte nicht nur stetsbei Olympia hautnah dabei; er konnte auchaus seinem großen Erzählpotential schöpfenund spannend und packend vortragen.Poschmann äußerte sich betont kritischüber die negativen Auswüchse des kommer-zialisierten Spitzensports. Seine präziseformulierten Standpunkte sorgten im vollbesetzten Kaminzimmer bei den meistenTeilnehmern für Nachdenkprozesse.

Der gebürtige Kölner sagte über den hohenAnspruch, einen qualifizierten Fernsehsport-journalismus zwischen den Polen Informati-on und Unterhaltung zu betreiben: "WirModeratoren und Reporter müssen unsereNatürlichkeit behalten, die Echtheit. DieZuschauer haben ein gutes Gespür dafür,was echt ist und was gekünstelt herüber-kommt." Der TV-Journalist, der in seinerJugend Mittelstreckenläufer war und 15Berufungen in die Nationalmannschaft desDLV hatte, führte aus: Zu Beginn seinerberuflichen Laufbahn 1986 sei das öffent-lich-rechtlicheFernsehen noch einAngebotsmediumgewesen, heute seies ein "Nachfrage-medium" mit demalltäglichen Quoten-druck. Im Sport, sourteilte er, werde beiHöchstleistungeninzwischen nichtmehr die Leistunggefördert, sondern:"Der Erfolg wirdbelohnt."

Wolf-Dieter Po-schmann, derPädagogik, Sport,Germanistik undGeschichte studiert und das Erste Staats-examen für das Lehramt der Sekundarstufe Ierworben hat, ging ausführlich auf aktuelleFragen und Problemstellungen des Dopingsein. So berichtete er in dem Hintergrundge-spräch über sein "Damaskuserlebnis" vordrei Jahren, als er für die ZDF-Sportreporta-ge den spanischen Radsportler und beken-nenden Dopingsünder Jesus Manzanointerviewte; dabei sei ihm das Ausmaß derbiochemischen Manipulation und dieDurchherrschung des Dopings im Spitzen-sport deutlich geworden.

Voraussichtlich im Juni wird die Veranstal-tungsreihe des Landesverbandes fortgesetzt:mit Gesprächspartnern, die im Vorfeld derLeichtathletik-WM in Berlin Details über denletzten Stand der Vorbereitungen des sportli-chen Großereignisses erzählen können. Dererste Round Table - von Ulrike Ufert-Hoff-mann, Kommunikationsberaterin bei derDresdner Bank, initiiert - fand am 23. August2005 mit Radsportler Robert Bartko statt. Beiden weiteren Terminen des Gesprächsforumswaren Klaus Wowereit, Claudia Pechstein, Dr.Thomas Bach, Andre Niklaus, Klaus Schor-

mann/Lena Schöneborn, Dr. Jochen Zinner,Zhang Yunhui (Presseattache der chinesi-schen Botschaft) sowie bei der neuntenAuflage Britta Steffen gefragte Gäste.

Die DOG Berlin mit Präsident Hans-JürgenBartsch an der Spitze hat sich für 2009 einumfangreiches Arbeits- und Veranstaltungs-programm vorgenommen. Monatlich findenPräsidiumssitzungen statt, bei der diePlanungen im Detail besprochen werden.Für den Frühsommer ist eine öffentlicheDiskussionsveranstaltung zur Situation des

Spitzensports in Deutschland geplant: Derehemalige Tagesschau-Reporter Hans-Joachim Lorenz bereitet die hochklassigeRunde vor. Weitere Informationen über dieBerliner Aktivitäten sind auf der neuenHomepage zu finden: unter www.Berliner-DOG.de

Holger Schück

Bremen

Olympia-Infos aus erster Hand Wer hat schon die Gelegenheit, Infos vonden Olympischen Spielen in Peking auserster Hand zu bekommen? Der Vorstandund Beirat der Bremer Landesgruppe hattediese Möglichkeit. Denn die beiden BremerOlympia-Teilnehmerinnen - Joanna Tilgnerund Carolin Nytra - erzählten als Gästekurzweilig und mit privaten Bildern unter-malt bei der Vorstandssitzung der Landes-gruppe von ihren Peking-Erlebnissen.

Der 10. Round-Table war erneut ein informativer Blick hinter dieKulissen.

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Natürlich stand der Sport bei beiden Läufe-rinnen (400m und 110m Hürden) im Vorder-grund. Aber auch, wie sie Peking ganz privatnach ihrem sportlichen Engagement erlebthatten. Chinesische Mauer, Platz des Himm-lischen Friedens oder Verbotene Stadt - esgab einiges zu sehen. So erfuhren dieZuhörer, dass Carolin Nytra morgens aufihren Latte Macchiato nur ungern verzich-tet, dass in der riesigen Mensa des Olympi-schen Dorfes die Wartezeiten zwischensieben und 35 Minuten lagen. Oder, dass dieBasketballer fluchtartig das Dorf verließen,

weil sie sich vor Autogrammjägern kaumretten konnten. Zahlreiche Sportler ausaller Welt umlagerten so z.B. Dirk Nowitzki."Er konnte zwar ganz in Ruhe essen, abersobald er fertig war und aufstand, waren imHandumdrehen hunderte Menschen um ihnherum, um Autogramme zu ergattern",berichtete Joana Tilgner schmunzelnd. "Daswaren Sportler, aber auch viele Volunteers,die sich am "Run nach Unterschriften"beteiligten. Aber Dirk hat das alles bis zumSchluss ruhig über sich ergehen lassen".

So viel Aufmerksamkeit haben die beidenBremerinnen allerdings nicht erhalten. ImGegenteil: "Wir mussten dafür büßen, dassdie deutschen Leichtathleten in diesem Jahrnicht so gut abgeschnitten hatten", erzähltJoana Tilgner. Sie war mit der deutschen4x400m-Staffel immerhin ins OlympischeFinale eingezogen. Ein Erfolg, den der Staffeleigentlich niemand zugetraut hatte und derals kleine Sensation zu werten war. "Aberstatt Lob seitens der Presse ernteten wirKritik", bedauerte Tilgner. "Wir hatten amAbschlusstag der Leichtathleten nur Rang

acht im Finale belegt. Das war dann leiderder Grund für die Kritik", bedauerte sie.

Die Schlussfeier von Peking erlebten beideim Stadion hautnah mit. "Das war zwar einriesiges Erlebnis, aber ganz soviel haben wirdann doch nicht gesehen, vor allem nichtvom großen Feuerwerk", erzählte CarolinNytra. Sie hatte die Feier von Freundenaufnehmen lassen. "Als ich die Tage späterim Fernsehen gesehen hatte, habe ichgeglaubt, bei einer ganz anderen Veranstal-tung gewesen zu sein...". Beide Sportlerin-

nen bedauerten, dass ihr Heim-trainer Jens Ellroth vom TuSKomet Arsten nicht mit nachPeking kommen durfte. "Viel-leicht hätte er uns noch einwenig mehr motivieren können",meinte Joana Tilgner. "Aber erhätte uns mit seiner Nervositätauch noch anstecken können",ergänzte Carolin Nytra lächelnd.

Auf jeden Fall wird sich in derdeutschen Leichtathletik vielestun. So berichteten beide überTrainerwechsel und den Aus-tausch von Verantwortlichen.Das allerdings wird sie nichtdavon abhalten, sich für dienächstengroßenZiele

vorzubereiten: dieWM in Berlin sowiedie OlympischenSpiele in London2012. "Da wollen wirbeide eigentlichwieder dabei sein",versprach JoanaTilgner. "Wir wollenversuchen die Beidendurch die DOG erneutzu unterstützen, auchwenn die Kassenlagenicht rosig ist",versprach Oliver Rau,der seit wenigenTagen amtierendeneue Vorsitzende derLandesgruppe Bre-men. Er selbst ist vorvielen Jahren als Ruderer ebenfalls in denGenuss der Unterstützung gekommen. "Unddas hat auch mir sehr geholfen", unterstrichder Marketing-Verantwortliche von WerderBremen.

Klaus-Peter Berg

Cottbus

Sportlerehrung 2009Die Olympischen Spiele und die Paralympicsin Peking waren begeisternde und außerge-wöhnliche Wettbewerbe im vergangenenJahr. Auch die Sportlerinnen und Sportleraus Cottbus haben mit ihren Leistungenund Engagement dazu beigetragen, dass dieDeutsche Nationalmannschaft bei diesenWeltsporthöhepunkten erfolgreich abge-schnitten hat. Die Cottbuser verfolgten diespannenden Wettkämpfe von Roger Kluge,Maximilian Levy, Olaf Pollack und TrixiWorrack im Radsport, Philipp Boy undRobert Juckel im Turnen sowie FrancesHermann im Diskuswerfen. Nach denOlympischen Spielen feierten die Einwohnermit Stolz ihre zurückgekehrten, erfolgrei-chen Athleten. Vor zahlreich geladenenGästen und der Presse trugen sich dieverdienstvollen Sportler samt Trainer in das"Goldene Buch" der Stadt Cottbus ein. DieMedaillengewinner Frances Hermann, RogerKluge und Maximilian Levy enthülltenanschließend ihre Medaillen auf dem Wegdes Ruhmes vor dem Rathaus. Somit sindjetzt 46 Medaillen von 35 Sportlerinnen undSportlern in dem 2006 seitens der Stadt-

gruppe Cottbus initiierten "Weg des Ruhms"als bleibende Erinnerung verankert.

Mit der Sportgala 2009 wurden dieseLeistungen sowie die aller Sportlerinnenund Sportler geehrt. Darüber hinaus stand

Der 1. Vorsitzende der Landesgruppe Bremen OliverRau und der Geschäftsführer Wolfgang Häsekerbedanken sich bei den Referenten Joana Tilgner undCarolin Nytra für die Peking-Berichterstattung.

Ein buntes Rahmenprogramm sorgte für eine rundum gelungeneSportlerehrung in Cottbus.

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wie in den Jahren zuvor das erfolgreicheWirken des Ehrenamtes im Mittelpunkt.Ehrenamtliche Übungsleiter, Trainer, Sport-organisatoren, Kampf- und Schiedsrichterder Sportvereine und Sportfachverbändesowie Sportlehrer und viele weitere Helferund Förderer des Sports der Stadt erhieltenAnerkennung und Würdigung.

Durch die Deutsche Olympische Gesellschafterfolgten die Auszeichnungen mit der"Plakette für besondere Leistungen im Sportund der Olympischen Idee" für die Olympia-trainer Michael Max, Rainer Gatzke, CarstenOelsch, Ralf Paulo und Hagen Clement, einenverdienten Kampfsporttrainer und Aktivensowie mit der "Goldenen Ehrennadel" derDeutschen Olympischen Gesellschaft für denSchulsportkoordinator, Hans-Joachim Stell-macher und den "Vater" des Radsports in derStadt Cottbus, Eberhard Pöschke.

Ausrichter der sportlichen und feierlichenGala waren die Stadtverwaltung Cottbus, derStadtsportbund Cottbus e.V. und die Zweig-stelle Cottbus. Die Sparkasse Spree-Neiße alsgroßer Förderer des Sports in der Regionerfüllte die Gastgeberrolle zur besten Zufrie-denheit aller Gäste. Traditionell nutzten dieLausitzer Rundschau und Antenne Branden-burg diese Veranstaltung, um die besten bzw.beliebtesten Sportlerinnen, Sportler undMannschaften der Stadt Cottbus, die aus derUmfrage der Lausitzer Rundschau undAntenne Brandenburg hervorgegangen sind,öffentlich zu ehren.

Katja Schammel

Frankfurt

Acht Mal Gold für Frankfurt/Rhein-Main Bei der Mitgliederversammlung der Zweig-stelle Frankfurt/Rhein-Main wurden nichtnur verdiente Mitglieder geehrt, die Betei-ligten konnten auch auf ein erfolgreichesJahr 2008 zurückblicken, sich auf vieleProjekte im neuen Jahr freuen und weitereÄmter besetzen.

Gold für Frankfurt/Rhein-Main

Für langjährige DOG-Treue empfingenverdiente Mitglieder Gold in Form vonNadel und Urkunde vom Vorsitzenden KarlEyerkaufer. Dr. Günter Pelshenke, der in den

1950er-Jahren für die Deutsche OlympischeGesellschaft Planungen im Sportstättenbaugestaltete und sich als langjähriger Ge-schäftsführer der Stiftung Deutsche Sport-hilfe verdient machte, nahm die Ehrung für50 Jahre Verbundenheit entgegen. Ebenfallsfür ein halbes Jahrhundert der Mitglied-schaft wurde die Adam Opel GmbH geehrt.

Bei Hans Schomburgk, Sohn des Tennis-Olympiasiegers von Stockholm 1912, Hein-rich Schomburgk, bedankte sich die Zweig-stelle Frankfurt/Rhein-Main für 40 JahreAngehörigkeit. Gold gab es auch für AlfredGaida, der vor 30 Jahren der DeutschenOlympischen Gesellschaft beitrat, nachdemer in den frühen 1970ern die Tour de Franceabsolvierte und die Luxemburg-Rundfahrtgewann.Außerdem wurden für 25 JahreUnterstützung neben Winfried Hoffmann,Frank W. Schulz und dem früheren DOG-Präsidenten Prof. Wolfgang Strutz auchVorstandsmitglied Ulrich Schulze Forsthövelgeehrt.

Erfolgreiches Jahr 2008

Zu Beginn des Jahres fiel in Zusammenar-beit mit dem Caritasverband Frankfurt derStartschuss für die Sport- und Gesundheits-initiative "Gemeinsam mehr bewegen", inderen Rahmen eine Kinderolympiade inFechenheim stattfand. Die Schirmherrin undzweifache Olympiasiegerin Heike Drechslersowie Olympia-Starterin im HammerwurfBetty Heidler eröffneten die Veranstaltung.Insgesamt vertraten 250 Kinder mit ihrenTeams die Nationen aller fünf Kontinente.

Ebenfalls gut aus den Startblöcken kam dasProjekt zur Suchtprävention "Zu stark fürDrogen", dass bei einer Veranstaltung mitHanaus Oberbürgermeister Claus Kaminskyin der Turngemeinde Hanau 1837 e.V. anlief.Beim 2. Olympischen Abend, veranstaltet inZusammenarbeit mit der IHK Frankfurt amMain, waren mehr als 100 Besucher ausWirtschaft, Sport und Politik zu Gast, die Dr.Harald Schmid, 400m-Hürden-Medaillenge-winner der Olympischen Spiele 1984, "Vonder Antike bis Peking 2008" führte.

Erfreulich war auch das starke Interesse amInfostand der Deutschen OlympischenGesellschaft in Wiesbaden auf der Olympi-schen Ballnacht und der VerbrauchermesseHAFA life, wo die ZweigstelleFrankfurt/Rhein-Main zusammen mit derBundesgeschäftsstelle für die Idee und dieArbeit der DOG warb. Die Zweigstelle

Frankfurt/Rhein-Main blieb aber nicht nurin Hessen. Wie im letzten Jahr konnte eineFahrt für DOG-Mitglieder sowie Kinder undJugendliche aus Sportvereinen der Regionzum Internationalen Leichtathletik-Wettbe-werb, dem ISTAF im Berliner Olympiastadionorganisiert werden.

Neben der Fortführung der erfolgreichenProjekte wird die ZweigstelleFrankfurt/Rhein-Main im Jahr 2009 beimInternationalen Deutschen Turnfest inFrankfurt mit einem Stand vertreten seinund viele Aktivitäten vor Ort durchführen.So unter anderem den Olympic Day Run, zudem etwa 1.000 Teilnehmer erwartetwerden.

Neue Vorstandsämter besetzt

Bei der Mitgliederversammlung konntenzwei neue Positionen besetzt werden.Christian Eiselstein als Marketing- undEventkoordinator sowie Christoph Spieß alsPressesprecher freuen sich, künftig denZweigstellenvorstand unterstützen zukönnen.

Christoph Spieß

Heidenheim/Ostalb/Rems-Murr

Anerkennende Unterstützungdurch regionale PartnerStolze 36.000 Euro hat die RegionalgruppeHeidenheim/Ostalb/Rems-Murr zuletzt anPreisgeldern ausgelobt. Das war nur durchSponsoring aus der Wirtschaft und durchUnterstützung von verschiedenen Institutio-nen möglich. Rainer Brechtken, Präsidentdes Deutschen Turnerbundes (DTB) sowiedes Schwäbischen Turnerbundes (STB),fasste bei einer DOG-Veranstaltung inSchorndorf dieses Engagement in einemSatz zusammen: "Sport ist ohne Sponsorennicht möglich."

Trotzdem sieht der Funktionär den Sportnicht als reinen Bittsteller: "Der Sport gibtimmer etwas zurück." Brechtken weiter:"Gerade in der jetzigen Zeit der vielschichti-gen Veränderungen brauchen die Menschenwieder mehr Verbundenheit. Die Vereinesind dabei der Kitt unserer Gesellschaft. Undwer den Sport fördert, als Verein, Ehrenamt-licher oder Sponsor, leistet gleichzeitigeinen sozialen Dienst in der Gesellschaft."

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Der STB-Präsident wies nachdrücklich aufden kommenden "fundamentalen Verände-rungsdruck" in allen Lebensbereichen durchdie Wirtschaftskrise hin. Für diesen Druckbräuchten die Menschen einen Ausgleich."Der Sport ist dafür zwar kein Allheilmittel,aber er kann ein Mittel dafür sein", erklärteer und fügte mit entschiedenen Worten an:"Der Ellenbogen kann nicht das wichtigsteKörperteil sein."

Entscheidend für die Zukunft ist für RainerBrechtken die Frage der Entwicklung undBildung der Jugend. Auch hier sieht derFunktionär wichtige Funktionen für denSport. Nicht nur die Koordination desKörpers, sondern ebenfalls die Zentrale desGehirns wird durch eine konstruktive Förde-rung im Kindbereich positiv beeinflusst.Deshalb müsse bereits frühzeitig damitbegonnen werden. Beispielsweise schon imKindergartenalter. Auch warnte er eindrück-

lich vor einer zu frühen Spezialisierung derKinder und Jugendlichen im Sport. Unterdem Strich steht für den STB-Präsidentenfest: "Der Sport und dessen Förderung isteine gesellschaftspolitische Aufgabe. Deshalbdanke ich auch allen Sponsoren."

Auf die sozial-wichtigen Komponenten wiesKarl-Otto Völker hin, der die Räume der AOKRems-Murr für die Veranstaltung zurVerfügung gestellt hatte: "Gewinnen isteinfach, Verlieren schwieriger." Gerade imSport müssen diese Situationen durchlebtwerden, deshalb unterstütze die AOKzusammen mit der Sparkasse Waiblingenauch die Aktion "Fair Play" des SportkreisesRems-Murr und der Zweigstelle Heiden-heim/Ostalb/Rems-Murr. Diese Steilvorlage

nahm der Abteilungsdirektor der SWN-Kreissparkasse Bernd Lorinser auf: "DerSport ist eine Säule der Gesellschaft, prägtden Teamgeist und das Fair Play." Jederdritte Mitarbeiter der Sparkassen sei übri-gens Mitglied in einem Sportverein. Nachdem Staat sei das Unternehmen mit 70Millionen Euro der größte Förderer desSports. Mit 175.000 Euro unterstütze dieSWN-Waiblingen vor Ort den Sport, erklärteLorinser und ergänzte: "Rund 90 Prozentdavon gehen in den Breitensport."

Als "Antrieb" für eine positive Entwicklung imsportlichen und menschlichen Bereich ver-steht Moderversender Peter Hahn in Winter-bach sein Engagement von rund 12.000 Eurofür die Aktion "Vorbild sein." Überhaupt seidas Engagement des Unternehmens imregionalen Bereich wichtig, wie Geschäftsfüh-rer Roland Allgeyer wissen ließ. Zudem sei dieFörderung des Fair Play-Gedankens nicht nur

für den Sport, sondern für die gesamteLebenseinstellung von Bedeutung.

Ob Turnen, Fußball oder Jugendarbeit - dasEnergieversorgungsunternehmen EnBWBaden-Württemberg sei ein zuverlässigerPartner des Sports, hob der Zweigstellenvor-sitzende Erich Hägele hervor und ergänzte:"Der Spitzensport soll der Jugend als Vorbilddienen. Gleichzeitig aber fördern Unterneh-men wie die EnBW vor allem den Nach-wuchs in großem Maße." Anerkennung gabes vom Funktionär aus dem Weissacher Talgleichfalls für die Polizei: "Es gibt vieleBerührungspunkte und eine vertrauensvolleZusammenarbeit." Durch Präventionsaktio-nen wie beispielsweise "Keine Macht denDrogen" sorge die Polizei vor Ort für Aufklä-

rung. Ein von den Beamten organisierteFußballturnier habe ebenfalls großenAnklang gefunden.

Das Fazit vom DOG-RegionalvorsitzendenHägele am Ende ist zwar nicht neu, dafüraber eindeutig: Im Sport, vor allem imJugendbereich, ist das Geld zukunftsträchtigangelegt.

23 Vorbilder geehrtDass der Sport ohne ehrenamtliches Engage-ment auf verlorenen Posten stünde, isthinlänglich bekannt. Unter dem Motto"Vorbild sein" hatte deshalb die Regional-gruppe Heidenheim/Ostalb/Rems-Murr imvergangenen Jahr wieder einen Wettbewerbausgelobt, um den Einsatz der vielen stillenHelfer zu würdigen, die sonst weniger imMittepunkt stehen. Regionalgruppenvorsit-zender Erich Hägele zeichnete insgesamt 23Vorbilder des Sports im Rems-Murr-Kreis aus.

Für die Preisverleihung hatte der Modever-sender Peter Hahn in Winterbach nicht nurdie Räumlichkeiten zur Verfügung gestelltsondern insgesamt 12.000 Euro für Aktionund ihre Gewinner gestiftet, die jeweilseinen Scheck über 400 Euro erhielten.Firmenvertreter Jörg Finkenzeller lobte alldiejenigen, die sich Kinder und Jugendlichenals Vorbilder an die Seite stellten: "Hut abvor allen." Die Begleitung und Unterstüt-zung von Vereinen und Organisationen imlokalen Umfeld sei für das Unternehmen einwichtiger Anker in der Region. Geschäfts-führer Roland Allgeyer ließ ausrichten, dassdie Firma besonders stolz darauf sei, geradedie Aktion "Vorbild sein" auch diesmalunterstützen zu können. Und durch denGedanken des "Fair Plays" würde jungenMenschen auch der Einstieg in das berufli-che Umfeld erleichtert.

"Das Ehrenamt leidet in der heutigen Zeitetwas", erklärte Erich Hägele, fügte abertrotzdem zufrieden an: "Dass wir diesmaldeutlich mehr Meldungen als in den vergan-genen Jahren hatten, zeigt, wie wichtig auchdie öffentliche Anerkennung dieser Leistun-gen ist." Jeder Einzelne, ob Trainer, Betreuer,Helfer oder Funktionär - die Geehrten seientatsächliche Vorbilder und hätten dieseAuszeichnung verdient: "Sie alle habenFreizeit, Wissen und Unterstützung anderenzur Verfügung gestellt."

Jürgen Klein

Bilden eine Einheit: Sportler, Vereinsmitarbeiter, Funktionäre und die Sponsoren, ohne dieweder der Breiten- noch der Leistungssport möglich wäre.

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Hochstift Paderborn

Kurt Bendlin läd seine "Patenkinder" in sein"Abenteuer-Camp"Das Thermometer zeigte 3 Grad und imDisplay von Papas Auto war eine Schneeflo-cke zu sehen - trotzdem kamen fast alle 80Kinder des Dahler Kindergartens mit ihrenVätern der Einladung ihres "Olympia-Patens"Kurt Bendlin nach und erlebten kreative undereignisreiche Stunden in dessen Garten.Bei einem Rundgang über das Geländestellte er seinen Gästen u. a. die beidenFamilienmitglieder "Berta" und Tochter"Luise" vor, zwei Gänse, die mit ihremGelege die Kinder sehr beeindruckten.Anschließend präsentierte er die anderenSehenswürdigkeiten des Gartens, vonManagern der Industrie gebaute Spiel- undKletterhäuser und den "Sanitätsbereich" für

schwächelnde Bäume und Sträucher, die erliebevoll "repariert".

Bei seinen kreativen Anleitungen zum Bauvon Pfeil und Bogen sowie dem Anfertigenvon Holzlöffeln wurde er von der "Juniorpa-tin" des Dahler Kindergartens, der jungenSiebenkämpferin Elena Reichold, und vom 2.Vorsitzenden der Deutschen OlympischenGesellschaft Heiner Kortebusch tatkräftigunterstützt. Unter einem gut geheiztenLastenfallschirm zeigten die hoch motivier-

ten Väter ihrem Nachwuchs ihre kreativenSeiten und stellten aus Pappelrinde garan-tiert rostfreie Löffel her. Söhne und Töchterwaren mächtig stolz auf ihre Papas, die siefür sich ganz allein hatten. Die Erzieherin-nen und Eltern hatten zudem für warmeund kalte Getränke sowie für reichlichKuchen gesorgt. Als mittags auch noch dieSonne schien, war der Tag rundum gelun-gen. Wie im Lebensmittelgeschäft zu erfah-ren war, hatten sich die Kinder schon Tagezuvor auf dieses Ereignis gefreut. Kommen-tar in der Bäckerei: Da sind 80 Kinder richtigglücklich gemacht worden!

4. Olympischer Abend inPaderbornZum vierten Mal bot der Spiegelsaal derFürstbischöflichen Residenz in Paderborn -Schloß Neuhaus einen glänzenden Rahmenfür den Olympischen Abend der Bezirks-

gruppe HochstiftPaderborn. Über 200geladene Gäste ausWissenschaft,Politik, Wirtschaftund Erziehungsein-richtungen waren der Einladung des Vor-standes um Margit Budde gefolgt, um sichmit dem Leitthema des Abends: "FaszinationOlympia - Kinder bewegen - unsere Zu-kunft!" zu beschäftigen.

In ihrer Begrüßungsrede hob die VorsitzendeMargit Budde die Wichtigkeit des Themashervor und bedankte sich bei den Sponsoren,insbesondere der Sparkasse Paderborn, EON- Westfalen/Weser und der Stadt Paderbornfür die Unterstützung bei der Planung undDurchführung des Abends. Zurzeit werdeninsgesamt sechs Kindergärten im HochstiftPaderborn durch die Sparkasse und die DOGgefördert - für dieses Engagement gab esLob von allen Seiten.

Im Mittelpunkt des von ZDF ChefreporterWolf-Dieter Poschmann hervorragendmoderierten Abends stand der Vortrag vonProf. Dr. Renate Zimmer (Universität Osna-brück) mit der zentralen Botschaft: Bildungbraucht Bewegung - früh übt sich, wernicht sitzen bleiben will. Ein gezieltesHinführen zum Spitzensport bei diesemBestreben sei sicherlich kein vorrangigesZiel. Kinder lernen so Vertrauen in dieeigenen Fähigkeiten zu entwickeln. Eskommt zu einer psychischen Stabilisierungals Basis für das spätere Leben, so die

Referentin weiter. Leider würden die Kinderin der heutigen Zeit geradezu in die Bewe-gungslosigkeit hineingeboren.

Unterstützung erhielt sie bei ihrer Aussageauch von Prof. Dr. Wolf-Dietrich Brett-

Löffel für alle! Kurt Bendlin zeigt den Vätern und Kindern, wieeinfache Gegenstände aus Holz herstellt werden.

Hans Laven (Sparkasse), Daniela Kortebusch (DOG Pressearbeit), Dr.Norbert Börste (DOG Geschäftsführer), Prof. Dr. Renate Zimmer(Uni Osnabrück), Heiner Kortebusch (DOG - Vize und Schatzmeis-ter), Marius Nolte (Paderborn-Baskets), Anja Schache (Fecht-Vizeweltmeisterin), Fabian Lau (Musikkabarettist), Wolf-DieterPoschmann (ZDF), Margit Budde (Vorsitzende), Martin Nixdorf(Stiftung Westfalen) Willi Schluer (DOG Vorstand) Lauflegende WilliWülbeck (v.l.)

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schneider, dem anerkannten Sportwissen-schaftler der Universität Paderborn, der imPublikum als Gast anwesend war. Fürgeistige Entspannung sorgte mehrfach derMusikkabarettist Fabian Lau, bevor ZDF-Chefreporter Wolf-Dieter Poschmann erneutdas Ruder übernahm und die Podiumsdis-kussion mit Prof. Dr. Renate Zimmer, HansLaven (Vorstandsvorsitzender der SparkassePaderborn) Martin Nixdorf (Stiftung Westfa-len) Anja Schache (Vizeweltmeisterin imFechten) Willi Wühlbeck (Weltmeister über800 m) und Bundesligaspieler Marius Nolte(Paderborn-Baskets) moderierte.

Alle sind persönlich besonders inder Arbeit mit Kindern engagiertbzw. Paten in Modellkindergär-ten und Schulen. Sie berichte-ten aus ihrem reichen Erfah-rungsschatz:Lauflegende Willi Wülbeckveranstaltet seit Jahren Staffel-wettbewerbe - Die Kinderlaufen wie der Teufel - undstehlen den Topsportlern fastdie Schau - so der Inhaber desDeutschen Rekords über 800 m.

Auch Anja Schache und MariusNolte, der Pate im Kindergarten"Schwalbennest" ist, berichtetenvon ihren höchst positivenErfahrungen. Als "Überzeu-gungstäter" stelle sich auch derSparkassenvorstand Hans Lavenvor: "Wir sind sehr angetan von demKonzept der DOG und unterstützen dieVorhaben deshalb sehr gerne." DOG-Ge-schäftsführerin Kathrin Hillgärtner zeigtesich begeistert vom Olympischen Abend undvom großen Engagement des DOG-Vorstan-des. "Hier wird innovativ und praxisnahgearbeitet. Die Umsetzung der "Kinderbewegen"- Projekte ist vorbildlich", soHillgärtner.

Daniela Kortebusch

Miltenberg

Im Raumschiff zur Psychomotorik Anknüpfend an den großen Erfolg desVorjahres führte die Zweigstelle Miltenbergerneut in Zusammenarbeit mit dem Staatli-chen Schulamt im Landkreis Miltenberg

auch 2009 ein Fortbildungsseminar "Bewe-gungserziehung - Psychomotorische Förde-rung" für Erzieher/innen und Grundschul-lehrer/innen durch. Mehr als 30 Frauen, inder deutlichen Überzahl Erzieherinnen,waren am Samstag, 7. März in der Elsenfel-der Sparkassen-Arena unter sich. ReferentReinhard Liebisch von der Bundesarbeitsge-meinschaft Bewegungs- und Haltungsför-derung Wiesbaden hatte ein facettenrei-ches, fantasievolles und animierendesBewegungsprogramm unter dem Motto"Psychomotorische Förderung" für Kinder-garten- und Grundschulkinder arrangiert,das von den Seminarteilnehmerinnen

eingehend und mit viel Spaß an der Freude"getestet" wurde.

Das Erlebnis der Psychomotorik begann als"Abenteuer im Weltall", mit Start dorthin inGruppen, Flugeinlagen, dem Bau einerWeltraumstation und später der Landungauf einer großen, dicken Matte. Währenddes Fluges galt es zahlreichen Asteroidengeschickt auszuweichen und Aliens aus demWeg zu gehen - was stets durch bestimmte,geschickte Bewegungsabläufe im großenRaumschiff (Gebilde aus Stühlen, Zollstö-cken, Rollen, Pappbechern) ausgeführtwurde.

Anschließend wurde das Konzept derPsychomotorik im Rahmen einer Präsentati-on detailliert dargelegt. Es folgte die erleb-nisorientierte Wahrnehmungsförderung.Seine gelungene Abrundung erfuhr dasSeminar durch fantasiereiche, variableSpiele zur Ausweitung der Möglichkeiten inder motorischen Förderung.

Die Seminarleiterin und Vorsitzende derZweigstelle Miltenberg Rosi Dauphin mach-te darauf aufmerksam, dass im Rahmen derAktion "Kinder bewegen" - Bewegungserzie-hung in Kindergärten - noch Sponsoren für"Sportspielekästen mit Fachliteratur" ge-sucht werden.

Helmut GieserichNiederrhein

Olympia- und Sportlertreff 2009Seit vielen Jahren treffen sich Ende Januarjunge und alte Olympioniken und Weltmeis-ter auf Einladung der Bezirksgruppe Nieder-rhein und der Volksbank Rhein-Ruhr zumtraditionellen Sportlertreff in Duisburg.Mehr als 80 Olympiateilnehmer, Welt- undEuropameistester sowie Gäste aus Politikund Wirtschaft konnten neben einer span-nenden Podiumsdiskussion den Abendebenso dazu nutzen, alte Verbindungenaufzufrischen und neue Kontakte zu knüp-fen.

In einer hochkarätigen Diskussionsrundebeleuchteten der Vorsitzende der Bezirks-gruppe und das langjährige NOK-MitgliedPaul Hoffmann, der Ehrenpräsident desInternationalen Kanuverbandes (ICF) UlrichFeldhoff, Dr. Klaus Schormann als Präsidentdes Deutschen Verbandes Moderner Fünf-kampf, Rolf Milser, Goldmedaillengewinnervon 1984 im Schwergewicht und ManfredGermar, Bronzemedaillengewinner mit der4x100m-Staffel 1956 das Verhältnis vonSport und Wirtschaft sowie die OlympischenSpiele gestern und heute.

Das traditionsreiche Treffen konnte auch indiesem Jahr erneut zeigen, wie eng undfreundschaftlich Sport und Wirtschaft in derheutigen Zeit miteinander verbunden sind.Hans Weber, Vorstandsvorsitzender derVolksband Rhein-Ruhr zeigte sich sehrerfreut, über die gelungene Veranstaltung indiesem Jahr.

Odenwaldkreis

FrühjahrsaktivitätenIn der gut besuchten Januarsitzung desVorstandes räumte der Vorsitzende JohannWeyrich den Planungsaktivitäten für 2009

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große Bedeutung ein. So konnten alleMitglieder von ihren eigenen Erfahrungenaus praktischen Schritten an der Basisberichten. Insbesondere von der positivenArbeit in den Paten-Bewegungskindergärtensei sehr positiv. Auch weiterhin bleibt dieZielsetzung, in jeder Gemeinde des Oden-waldkreises Kontakte zu den Kindergärtenaufzubauen. So steigt bereits in naherZukunft die Zahl der aktiv in die Arbeit derKreisgruppe Odenwald einbezogenenBewegungskindergärten auf 15 an. Insbe-sondere die verantwortlichen Erzieherinnenzeigen große Bereitschaft und hohes Inte-resse bei den laufenden Angeboten derZweigstelle.

Dank der guten Kontakte des Vorstandsmit-gliedes Wilfried Gutjahr wurde beispielswei-se der Besuch des Kinder-Turnkongressesvom 26.03. bis 28.03.2009 in Karlsruhe vonfünf Erzieherinnen des KindergartensBeerfelden im Odenwald ermöglicht. Sehrbewährt hat sichdas jährliche Erfah-rungstreffen derErzieherinnen derPaten-Bewegungs-kindergärten. Am31.03.2009 wurdedieser Erfahrungs-austausch erneutwiederholt.

Breiten Raum nahmdie Diskussion umden Stellenwert derSchulen auf Anre-gung von Vor-standsmitglied,Rektor ManfredKirschner, ein. DerKreativ-Wettbewerbim Jahre 2008 mitdem GymnasiumMichelstadt wurdezu einem vollenErfolg. Unter Einbe-ziehung weitererGymnasien ist für2009 eine Fortsetzung geplant. Im Mittel-punkt soll dabei das Thema "OlympischeWinterspiele 2010" stehen.

Auf positive Resonanz stieß der Vorschlag,die besten Sportler der Bundesjugendspielein die Förderaktion "Junge Könner braucheGönner" aufzunehmen und die Kandidatenmit Medaillen und Urkunden zu ehren.

Aus Anlass der Sportlerehrung des Oden-waldkreises hatte die Kreisgruppe am25.03.2009 die Ehrung zur "Juniorsportlerindes Jahres" ausgerufen. Die mit 200 Europrämierte Auszeichnung ging an die natio-nal und international aktive Inline-SkaterinMadelaine Graupner.

Gesund und fitMit einer Demonstrationswoche für gesun-de Ernährung der Kinder hat der Paten-Bewegungskindergarten Flohzirkus inMichelstadt eine neue Aufklärungskampa-gne für Eltern und Kinder eingeleitet.

Jeden Tag bei der morgendlichen Begeg-nung finden Kinder und Eltern einen bei-spielhaft gestalteten Tisch mit abwechs-lungsreichen Speisen, wie Müsli, Käse-Spieße, Obstsalate oder gekochte und

gebackene Nahrung. Die zuckerarme undmit wenig Fett zubereitete Kost soll einpraktischer Anreiz für gesunde Ernährungschaffen. Der Speisezettel wird den Jahres-zeiten angepasst und sorgt so für ausrei-chend Abwechslung.

Das Bewusstsein für eine gesunde Ernäh-rung ist für Eltern durchaus erlernbar undbei der verbreiteten Neigung zum Überge-

wicht der Kinder auch ein dringendesGebot.

Gesunde Ernährung und aktive Bewegungsind nützliche Ergänzungsziele für dieGesundheit unserer Kinder - ein richtigerWeg auch im Sinne der Kreisgruppe Oden-waldkreis.

Die ersten Reaktionen der Eltern sind nachden Schilderungen von Christina Schuller,Leiterin des Kindergartens Flohzirkus undGeschäftsführerin der Kreisgruppe, ausge-sprochen positiv. Der Merksatz der Kinder:"Ja, ich will fit sein", fängt, so lehrt dieErfahrung, mit einer gesunden Kost amMorgen an - ein Beispiel, das Schule ma-chen sollte!

Odenwald-Tauber

Ehrungs-GalaZur inzwischen bereits achten Ehrungs-Gala der Zweigstelle Odenwald-Tauberfanden zahlreiche Interessenten den Wegin den Konferenzsaal der Sparkasse inMosbach.

Den Grußwort-Reigen eröffnete Bankdirek-tor Augustin als Gastgeber, der auf denStellenwert hinwies, den die Sparkasse demSport beimesse und warum sie ihn auchfördere. Oberbürgermeister Jann entbotGrüße der Sportstadt Mosbach und betonte,dass angesichts der großen Herausforderun-gen an den Sport einen Sportbeirat als"Stimme des Sports" im Gemeinderatinstalliert wurde. Grüße des Neckar-Oden-wald-Kreises überbrachte Landrat Dr. Brötel.Er unterstrich die Bedeutung des Sportsund begrüßte das Engagement der Deut-schen Olympischen Gesellschaft um dieVermittlung Olympischer Werte wie FairPlay, Leistungsbereitschaft, Teamgeist undVölkerverständigung. Die anstehendenEhrungen seien ein Meilenstein auf diesemWeg und für Sportler und Ehrenamtliche einpositives Zeichen.

In einer imposanten Powerpoint-Präsentati-on vermittelten Matthias Götzelmann undMichael Geidl Impressionen ihrer Peking-Reise. Damiano Belvedere, als Psychothera-peut der Gewichtheber-Nationalmannschaftin Peking bereits zum dritten Male dabei,nahm seine Zuhörer mit zu einem Gangdurch das Olympische Dorf, vermittelte mit

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seinen Ausführungen zum Alltag derOlympioniken, über ihre Quartiere, diemedizinische Betreuung sowie die Vorberei-tung auf die Wettkämpfe völlig neuesHintergrundwissen und damit auch neuePerspektiven für die Bewertung der ‚AktionOlympia'.

Für vorbildliches Engagement im Ehrenamtgab es für drei langgediente Sport- undVereinsidealisten die Ehrenplakette. Aus demSportkreis MOS für Karl-Heinz Waldi vomLAZ Mosbach-Elztal, der sich den olympi-schen Grundsportarten verschrieben hatund seit 1973 bis heute unermüdlich inverschiedensten Ämtern in Verein undVerband aktiv ist. Aus dem Sportkreis TBBwurde Edwin Schad vom TV Königshofendiese Auszeichnung zuteil. Seine Ehren-amts-Karriere begann 1967. Ob Vereins-gründung, aktiver Handballer, Trainer oderFachwart, ob Veranstaltungen zu organisie-ren waren oder Turniere bzw. auch interna-tionale Handballbegegnungen, Edwin Schadwar immer an vorderster Front für denHandballsport. Aus dem Sportkreis BCHwurde Manfred Jehle vom TSV Buchengeehrt. Er, seit 2008 Ehrenvorsitzender desTSV Buchen, engagierte sich seit 1972zunächst in der Handballabteilung undübernahm 1996 den Vereinsvorsitz. Erbegleitete in mehr als drei Jahrzehntenverschiedene Positionen und führte denVerein zu einem bemerkenswerten Standard.Er aktualisierte und modernisierte dieVereinsstruktur, erweitere das sportlicheVereinsangebot beträchtlich und forciertevor allem auch die Integration.

Der Fairness-Preis 2008 wurde dem Ü-40-Team des TSV Rosenberg zuerkannt, dassich bei den Hallenkreismeisterschaftenvorbildlich fair präsentierte und dadurchletztlich sogar seine Chance zum greifbarnahen Turniersieg ‚verspielte'. Julia Seusvom TV Königshofen wurde die Ehrenpla-kette für eine bemerkenswerte Leistungüberreicht. Sie zeigte sich bei einemSchwimm/Wasserwettkampf, an dembehinderte Jugendliche teilnahmen, hell-wach und einsatzfreudig, rettete durchbeherztes und rasches Eingreifen wahr-scheinlich einem Mädchen das Leben,wobei sie ihre Siegchancen im Wettbewerbhintanstellte. Nicht von ungefähr hat dieAstrid-Lindgren-Schule in Weikersheim-Elpersheim das Grundschul-Gütesiegel "Mitsport- und bewegungsfreundlichemSchwerpunkt". Für ihr beispielhaftes undnachahmenswertes Sport-Profil und die

vielfältigen Sportaktivitäten im alltäglichenSchulbetrieb durfte Rektor Blank denSchulehrenpreis entgegennehmen. AllenGeehrten galten Beifall und herzlicheGlückwünsche und zu den Plaketten nebstUrkunde gab es noch einen von der Spar-kasse Neckartal-Odenwald gestiftetenScheck als Präsent.

In seinem Schlusswort gratulierte GerdTeßmer nochmals allen Geehrten undverwies auf deren Vorbildfunktion unddankte der Sparkasse als Gastgeber. Erdankte auch dem scheidenden Zweigstel-len-Vorsitzenden Michael Knaus undgratulierte dessen neu gewählter Nachfol-gerin Elisabeth Krug Mit seinem Aufruf zumehr Fairness im Sport und der besserenWürdigung des Ehrenamtes endete diebeeindruckende und durch ein nachhalti-ges Beiprogramm aufgewertete Veranstal-tung.

Walter Jaufmann

Pfalz

Kinderolympiade in NeuhofVier Neuhofener Kindergärten trafen sich inder Rehbachhalle zur großen Kinderolym-piade. 58 Kinder im Alter von fünf undsechs Jahren traten in den verschiedenenDisziplinen wie Hürdenlauf, Balancieren,Rollbrett fahren und Zielwerfen an. Fürjeden Wettbewerb gab es Punktrichter, diedie Ergebnisse bewerteten und festhielten.Viele Eltern feuerten dabei ihre Jüngsten anund so glich die Sporthalle in Neuhofennahezu einem Olympiastadion. Mit vielBegeisterung erlebte der stellvertretendeVorsitzende der Zweigstelle Pfalz, Dr. AloisBierl, diese Olympiade. Er selbst holte 1972als Ruderer im Vierer eine Goldmedaille undsomit unterstütze er ebenso wie HeinerDopp, ehemaliger Feldhockeyspieler unddreimaliger Olympiateilnehmer, die jungenSportler. "Der Tag soll vor allem Spaßmachen und die Bewegung fördern",unterstrich Dopp das Engagement. DiesesZiel ist eindrucksvoll erreicht worden und sogab es am Ende der Veranstaltung nurSieger. Einige davon haben es sogar auf dasSiegerpodest geschafft und wurden ebensowie ihre Vorbilder mit einer Medaille undUrkunden belohnt. Ein rundum erfolgreicherTag in den Augen aller Beteiligten.

Olympisches FeuerZeitschrift des Deutschen OlympischenSportbundes und der Deutschen Olympischen Gesellschaft

HHeerraauussggeebbeerrkkoolllleeggiiuumm::Gerd Graus (DOSB), Harald Denecken (DOG),Steffen Haffner, Michael Gernandt

CChheeffrreeddaakktteeuurr:: Harald Pieper

RReeddaakkttiioonn:: Dr. Stefan Volknant, Dr. Andreas Höfer,Daniela Doerinckel

RReeddaakkttiioonnssaannsscchhrriifftt::Dr. Stefan VolknantDeutscher Olympischer SportbundOtto-Fleck-Schneise 12, 60528 FrankfurtTelefon: 0 69 / 6 70 02 27, Fax: 0 69 / 67 00 12 27E-Mail: [email protected]

Harald PieperStieglitzstraße 263263 Neu-IsenburgTelefon: 0 61 02 / 5 22 62

HHeerrsstteelllluunngg,, VVeerrttrriieebb && VVeerrllaagg::Peter Kühne VerlagTheodor-Heuss-Straße 1163303 DreieichTelefon: 0 61 03 / 8 07 91 70, Telefax: 0 61 03 / 8 07 91 71E-Mail: [email protected]

GGrraaffiisscchhee GGeessttaallttuunngg:: Werner Pettersch, Dreieich

SScchhlluussssrreeddaakkttiioonn//AAnnzzeeiiggeennlleeiittuunngg:: Peter Kühne

Die Zeitschrift erscheint 6 x jährlich.Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag derDeutschen Olympischen Gesellschaft abgegolten.

DDrruucckk:: HMS-Druckhaus GmbHBenzstraße 57 - 59, 63303 DreieichTelefon: 0 61 03 / 93 39-0.

DDaass OOllyymmppiisscchhee FFeeuueerr iisstt zzuu bbeezziieehheenn dduurrcchh::Geschäftsstelle der Deutschen OlympischenGesellschaft, Otto-Fleck-Schneise 12 - Haus II,60528 Frankfurt am Main, Telefon: 0 69 / 69 50 16-0, Telefax: 0 69 / 6 77 18 26, E-Mail: [email protected], Frankfurter Sparkasse, Kontonummer 200313592, Bankleitzahl: 500 502 01

Das Olympische Feuer ist ein Diskussionsforum.Mit Namen gekennzeichnete Artikel müssen nichtunbedingt der Meinung der Redaktion, des DOSBbzw. der DOG entsprechen.

TTiitteellggrraaffiikk:: Eberhard Stroot

FFoottooss,, IIlllluussttrraattiioonneenn,, KKaarriikkaattuurreenn::ppiiccttuurree--aalllliiaannccee//ddppaaDennis Buttler Helmut GesierichJürgen Klein Gerhard MesterMarkus Stegner Eberhard StrootBernd Zimehl

ImpresImpressumsum

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Nachrichten der DOA

"Mein Olympia": Jugend schreibtDie Olympischen Spiele sind das größteregelmäßig wiederkehrende Ereignis unsererZeit und schon von daher im Fokus desöffentlichen Interesses. So wird das Großfestdes Sports weltweit konsumiert, kommentiertund reflektiert - und auf ganz unterschiedli-che Weise rezipiert. Diesbezüglich fühlen sichnaturgemäß Vertreter von Medien, Politikund Wissenschaft herausgefordert, dochvielfach lassen sich auch Künstlerinnen undKünstler entsprechend animieren. Wenn aberBewegung und Wettkampf auch zum Gegen-stand künstlerischer Betrachtung erhobenwerden, wird dies von der OlympischenBewegung nicht nur gerne registriert, son-dern auch gezielt gefördert.

So verpflichtet das Internationale OlympischeKomitee ganz im Sinne seines BegründersPierre de Coubertin, der mit der Wiederbele-bung der antiken Spiele nicht zuletzt eine"Hochzeit von Körper und Geist" und damiteine Verbindung von Sport und Kulturpropagierte, nicht nur die Ausrichter derSpiele zu einem hochkarätigen Kulturpro-gramm, sondern schreibt auch selbst immerwieder Wettbewerbe aus, die zu einer künst-lerischen Beschäftigung mit den Olympi-schen Spielen animieren sollen. In diesemSinne erfolgte nun, nach 2001 und 2005bereits zum dritten Mal, ein Aufruf anSchülerinnen und Schüler, sich der Thematikliterarisch anzunehmen.

Im Auftrag des Deutschen OlympischenSportbundes führt die Deutsche OlympischeAkademie einen entsprechenden Wettbewerbauf nationaler Ebene durch, dessen Siegerin-nen und Sieger dann auf internationalerEbene ins Rennen gehen. Der Wettbewerb istfür zwei Altersgruppen ausgeschrieben: Biself Jahre und bis 18 Jahre. Stichtag ist jeweilsder 31. August 2009.

Zugelassen sind Prosatexte (Erzählung,Kurzgeschichte, Aufsatz), die einen Umfangvon vier DIN-A4-Seiten nicht überschreiten.

Die eingereichten Arbeiten sollen der überge-ordneten Thematik "Mein Olympia: Ein Sport-Erlebnis", also etwa den Aspekten Wettkampf,Leistung, Fairplay oder Freundschaft gewid-met sein und dabei auch eigene Erlebnisse,Erfahrungen und Meinungen widerspiegeln.Die Arbeiten müssen - in elektronischer Form(Word-Dokument) - bis zum 17. Juli 2009 beider DOA eingegangen sein. Die Begutach-tung der eingereichten Texte obliegt einerfachkundigen Jury.

Die Gewinner der 1. Preise der beiden Alters-kategorien erhalten eine wertvolle vom IOCgestiftete Trophäe, die Zweit- und Drittplat-zierten Sachpreise. Weitere Auszeichnungendurch das IOC winken den Siegerarbeiten imRahmen der internationalen Ausscheidung.Die Ausschreibung ist in vollem Wortlauf aufder Homepage der DOA abrufbar.

"Jugend trainiert für Olympia":DOA setzt Akzente in Nesselwang

Olympia ist ein weltberühmter Ort in Grie-chenland, der als Austragungsstätte undNamensgeber jenes Großsportfestes Karrieremachte, das wie in der Antike auch inmodernen Zeiten für Furore sorgt. So ist derName auch Programm, gleichsam ein Labelfür höchste Ansprüche und Ziele, für einen

Traum, für dessen Erfüllung die "Jugend"weltweit, zum Beispiel auch in Nesselwang"trainiert".

Doch ist "Olympia" nicht nur ein Synonymfür Rekorde und Medaillen - es steht auchfür eine faszinierende Idee. Schon demErfinder der Olympischen Spiele der Neuzeit,dem französischen Baron Pierre de Coubertinwar es nämlich darum zu tun, den sportli-chen Wettkampf mit einem pädagogischenAuftrag zu verbinden und in den Dienst"einer friedlichen und besseren Welt" zustellen. Ein hehrer Anspruch, der angesichtsder vielfältigen Risiken und Nebenwirkungendes internationalen Spitzensports immerwieder an der Wirklichkeit zu scheitern droht.

Gleichwohl scheint auch und gerade inZeiten von Doping und Kommerz ein unbe-irrtes Eintreten für die olympischen Werte,für einen respektvollen Umgang mit sich unddem Gegner, für Fairness und Menschlichkeitjeden Einsatz zu lohnen. Von dieser Überzeu-gung ist jedenfalls das Engagement derDeutschen Olympischen Akademie und auchdie schon bewährte Beteiligung an denzentralen Veranstaltungen von "Jugendtrainiert für Olympia" getragen. Denn derNachwuchs von heute ist die Elite vonmorgen. So wirbt die DOA im Rahmen destraditionellen Schulwettbewerbs immerwieder gerne für ihr Credo, dass nicht nur

dem Ziel, sondernauch dem WegBedeutung zu-kommt, dass sichsportliches Handelnmit einer sportlichenHaltung verbindensollte und dassErfolg nicht alleinam blanken Ergebniszu ermessen ist.

In diesem Sinne hatdie DOA auch beimdiesjährigen Winter-finale in NesselwangAkzente gesetzt undversucht, die vielentalentierten und

Felix Loch, Richard Trautmann und Natalie Geisenberger im Ge-spräch mit Kai Gemeinder (v.l.).

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ambitionierten jungen Sportle-rinnen und Sportler für dieolympischen Werte und dafür zugewinnen, einen gesundenEhrgeiz mit Fairness und Respektzu verbinden.

Dabei griff man ebenso aufbewährte Bausteine, wie Info-stand, verschiedene Ausstellun-gen und Olympia-Quiz wie aufneue Angebote zurück, etwaeinen Wettbewerb im Stand-Weitsprung oder eine Spielkon-sole zum virtuellen Erprobenverschiedener Sportarten und Fitnesspro-gramme.

Ein besonderes Ausrufezeichen setzte wiedereinmal die "DOA-Actiontime". Die von KaiGemeinder erfrischend jugendgemäß mode-rierte große Abendveranstaltung stand unterdem Motto "Von Peking nach Vancouver:Olympia in Nesselwang" und wurde vonvielen Besuchern als glanzvoller Höhepunktder gesamten Finalwoche empfunden. Nebenhochkarätigen Vorführungen junger Artisten,etwa vom Fürstenfeldbrucker Schulzirkus"Kunterbunt" oder der Trampolin-Künstler"Flying Bananas" fanden insbesondere auchdie Gespräche mit Topathleten großesInteresse. So sprachen Felix Loch und NatalieGeisenberger über ihre noch ganz frischenErfolgserlebnisse als Erst- und Zweitplatzierteder Rodel-WM, während der zweifacheBronzemedaillengewinner im Judo, RichardTrautmann, den gebannten Zuhörern Tippsfür eine Vereinbarkeit von sportlicher undschulischer oder beruflicher Karriere gab.So nahm der Stellvertretende DOA-Vorsitzen-de, Prof. Dr. Helmut Altenberger, im Rahmender Abschlussveranstaltung den wohlverdien-ten Dank der Organisatoren entgegen undversicherte seinerseits, dass sich die DOAauch in Zukunft gerne im Sinne einer Olym-pischen Erziehung bei "Jugend trainiert fürOlympia" engagieren wird.

DOA in MalaysiaDie Deutsche Olympische Akademie ist nichtnur an einer engen Verbindung zur Interna-tionalen Olympischen Akademie (IOA) inOlympia (Griechenland), sondern stets auchan guten Kontakten zu nationalen Akade-mien interessiert. So leistete man gerne einerEinladung der NOA von Malaysia Folge undentsandte Referent Tobias Knoch als Teilneh-

mer an der 12. Session "for young leaders"nach Kuala Lumpur. Dabei stellte er nicht nurdie Aktivitäten der DOA vor, sondern tausch-te sich mit anderen Nachwuchskräften aus26 Ländern über Fragen der OlympischenErziehung sowie die "Erfahrungen von Pekingals Wegweiser für Vancouver" aus. BeideAkademien vereinbarten bei dieser Gelegen-heit auch, die begonnene Kooperation inZukunft zu intensivieren.

"Olympia ruft: Mach mit!"Schulprojekte ausgezeichnet

Wie bereits gemeldet, hat der mit der Versen-dung der Unterrichtsmaterialien zu denSpielen von Peking, "Olympia ruft: Machmit!", verbundene Aufruf der DeutschenOlympischen Akademie zum Nachweisentsprechender Aktivitäten an deutschenGrundschulen eine große Resonanz erfahren.

Nachdem eine Jury unter Leitung von DOA-Geschäftsführer Achim Bueble die knapp 100eingereichten Dokumentationen von insge-samt bemerkenswerter Qualität einer einge-henden Prüfung unterzogen hat, wurde dasausgelobte Preisgeld von insge-samt 3.200 Euro wie folgtverteilt:

Die Friedrich-Reimann-Grund-schule in Zeulenrode, die Jo-hann-Heinrich-Büttner-Schule inAltenheim, die GrundschuleNiederbrombach und die Katholi-sche Grundschule Leuth inNettetal erhalten je 500 Euro. Je200 Euro haben die BerlinerKiekemal-Grundschule, dieGrundschule Olbersdorf, dieFriedrich-Engels-Schule inMeerane sowie die Grundschule

Birkenfeld gewonnen. Und je 100 Euro gehenan die Albert-Schweitzer-Schule in Bargte-heide, die gleichnamige Schule in Franken-thal, die Zwickauer Schule am Windbergsowie die Tabaluga-Förderschule in Leinefel-de-Worbis.

Die Deutsche Olympische Akademie gratuliertallen Gewinnern und hofft, dass die prämier-ten sowie die diesmal nicht berücksichtigtenSchulen auch in Zukunft tatkräftige Partnereiner Olympischen Erziehung sein werden. ImÜbrigen wird die DOA auch im Blick auf diebevorstehenden Winterspiele in Vancouverwieder praxisnahe und hoffentlich anregendeMaterialien erarbeiten und den Schulen zurVerfügung stellen.

DOA unterstützt Mainzer"Fallstudienwettbewerb"Bereits zum vierten Mal unterstützte die DOAeinen von Prof. Dr. Holger Preuß mit Studen-tinnen und Studenten des SchwerpunktesSportökonomie am sportwissenschaftlichenInstitut der Universität Mainz durchgeführ-ten "Fallstudienwettbewerb", bei dem diesesMal Konzepte für die Finanzierung einesOlympischen Jugendlagers erarbeitet undprofessionell präsentiert werden sollte. EineAufgabe, der seitens der DOA schon insofernbesonders großes Interesse entgegengebrachtwurde, da sie sich mit eben dieser Herausfor-derung zur Zeit tatsächlich konfrontiert sieht.Für die Austragung der Finalrunde der dreibesten Gruppen hatte die DOA wie in denvergangenen Jahren ins Haus des DeutschenSports nach Frankfurt am Main eingeladen.Dort erwartete die Studierenden eine fach-kundige Jury, der neben Prof. Preuß die DOA-Vertreter Achim Bueble und Andreas Höfer

Olympische Fallstudien: Sieger (mit Urkunde) und Jury.

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und DOSB-Pressesprecher Michael Schirpauch der Geschäftsführer der AgenturProSport, Stefan Klos, also ein ausgewiesenerProfi in Sachen Vermarktung angehörte.Schließlich war ProSport bereits verschie-dentlich in die Bewerbungskampagnen fürOlympische Spiele involviert und zeichnetauch verantwortlich für die Machbarkeitsstu-die für die Münchner Bewerbung um dieAusrichtung der Winterspiele von 2018.

So mochte gerade das Lob aus seinemberufenen Munde für alle Präsentationen dieBeteiligten darüber hinwegtrösten, dass sienicht mit einem olympischen Großauftrag,sondern nur mit einer DOA-Urkunde undeinem Buchpräsent ausgezeichnet wurden.

Olympisches Jugendlager:Vancouver 2010Nachdem das IOC die Ausrichter OlympischerSpiele aus der Pflicht entlassen hat, eininternationales Jugendlager auszurichten,hat sich das NOK für Deutschland, und indessen Nachfolge der Deutsche OlympischeSportbund, die Aufgabe zu Eigen gemacht,entsprechende Initiativen auf nationalerBasis zu ergreifen. Mit der Organisation sindalternierend die Deutsche OlympischeAkademie (Winterspiele) und die DeutscheSportjugend (Sommerspiele) beauftragt.

Gemäß diesem Auftrag und auf der Basis derausgesprochen guten Erfahrungen mit denJugendlagern in Salt Lake City, Athen undTurin trifft die DOA nun entsprechendeVorbereitungen für Vancouver, damit im

kommenden Februar etwa 50Jugendliche auf die olympischeReise nach Kanada geschicktwerden können. Als Zielgruppesind Nachwuchssportler aus demBereich des Wintersports vorge-sehen, deren Auswahl undVorbereitung wiederum inVerbindung mit den zuständigenFachverbänden erfolgen wird.

Eine Ausschreibung mit denModalitäten für eine Bewerbungwird in Kürze veröffentlicht,nachdem DOA-GeschäftsführerAchim Bueble bei einer Inspekti-onsreise vor Ort das bisherdrängende Problem der Quartier-suche gelöst zu haben scheint. Jedenfallsbietet die verfügbare "Copperdome Lodge" inPemberton, unweit von Whistler, dem Austra-gungsort der olympischen Schneewettbewer-be, beste Voraussetzungen, die Intention desJugendlagers umzusetzen. Schließlich sollenden jungen Sportlerinnen und Sportlern nichtnur Olympische Spiele "zum Anfassen",sondern auch ein intensives Erleben derOlympischen Idee geboten werden. Diebegeisterte Rückmeldung bisheriger Teilneh-merinnen und Teilnehmer bestätigt dieVerantwortlichen in ihrer Meinung, dass derdamit verbundene Aufwand einen erhebli-chen Mehrwert gerade auch im Sinne einerOlympischen Erziehung verspricht.

Deutschland läuft:Olympic Day Run 2009Auch in diesem Jahr fordert das IOC zu einerweltweiten Durchführung eines "Olympic DayRun" auf. Unter diesem Titel soll "laufend" andie Gründung der Olympischen Bewegungam 23. Juni 1894 durch den französischenBaron Pierre de Coubertin erinnert werden.Die Verantwortung für die Umsetzung dertraditionellen Initiative liegt hierzulande beider Deutschen Olympischen Akademie undder Deutschen Olympischen Gesellschaft.

Mit Unterstützung des langjährigen PartnersMcDonald's sollen auch in diesem Jahrwieder viele Laufbegeisterte gewonnenwerden, um mit einer Teilnahme an derVeranstaltung ein Zeichen im Sinne olympi-scher Werte wie Fairness, Leistungsbereit-schaft, Teamgeist und Völkerverständigungzu setzen. Gelegenheit dafür bietet sich

dieses Jahr in sieben deutschen Städten. DenAnfang macht Frankfurt am Main, wo am 31.Mai, also Pfingstsonntag, nicht nur möglichstviele Teilnehmerinnen und Teilnehmer desDeutschen Turnfestes auf die Strecke gehensollen. Es folgen Eckernförde (18. Juni),Bergisch Gladbach-Bensberg (19. Juni), Kiel(24. Juni), Odenwald-Tauber (26. Juni) sowieStuttgart (18. Juli) und Berlin (Termin wirdnoch bekanntgegeben). Veranstalter vor Ortsind die jeweiligen DOG-Zweigstellen, diesich gemeinsam vorgenommen haben, dieTeilnehmerzahl des Vorjahres, etwa 10.000,zu übertreffen.

Weitere Informationen zu den Olympic DayRun-Veranstaltungen in Deutschland findensich unter www.doa-info.de und www.dog-bewegt.de.

LehrerfortbildungMit der Ausschreibung einer Lehrerfortbil-dungsmaßnahme zur "Olympischen Erzie-hung in der Schule" knüpft die DOA an eineseit 1991 mit großem Erfolg durchgeführteVeranstaltungsreihe des damaligen NOK fürDeutschland an.

Dieses Mal richtet sich das Angebot speziellan Lehrerinnen und Lehrer der Eliteschulendes Sports sowie der sportbetonten Schulen.Das Thema der Maßnahme lautet: "Erziehungzu Leistung, Fairplay und gegenseitigerAchtung". Die Veranstaltung findet vom 29.August bis 3. September 2009 in FeriendorfInzell des Bayerischen Landessportverbandesstatt. Anmeldungen nimmt die DOA bis zum15. Mai entgegen. Nähere Auskünfte erteiltdie Geschäftsstelle.

Auf den Spuren der Inuit: Achim Buebleauf Quartiersuche in Kanada.

Alt und Jung läuft mit: Olympic Day Run im BerlinerOlympiastadion.

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Deutsches Sport & Olympia Museum

Herausgeber: Deutsches Sport & Olympia Museum Jahrgang 29 - Heft 2/2009Im Zollhafen 1, 50678 Köln, Tel.: +49 (0)221 3 36 09-0Verantwortlich für den Inhalt: Klaus H. SchopenInternet: www.sportmuseum.info

Die X. Sammlerbörse in Köln -so erfolgreich wie nie zuvorAm 21. und 22. März 2009 fand zumzehnten Mal die IMOS-Sammlerbörse imDeutschen Sport & Olympia Museum statt.Auch wenn das ursprüngliche Konzept fürdie X. Sammlerbörse - eine Auktion miteinzubeziehen - behördlich nicht genehmigtwurde, war die zweite Neuerung erfolg-reich: die Zweitagesveranstaltung. Einabwechslungsreiches Programm, das schonam Freitag begann, sorgt für eine guteStimmung bei den Teilnehmern. Es konnteninternationaltätige Händler und Sammlergewonnen werden. Bereits am Samstagwaren etwa dreißig Tische besetzt. Durchdie Besucher aus dem europäischen Aus-land, wie Polen, Norwegen, Österreich undItalien, aber auch aus Übersee war sehrinteressantes Material im Angebot. Dergroße Saal des Deutschen Sport & OlympiaMuseums war sehr nett vom Team umKlaus H. Schopen vorbereitet worden.

Viele internationale Gäste schätzten auchdie gute Betreuung, die beispielsweise durchein Kölsches Buffet am Freitag und einenfestlichen Olympia - Abend am Samstagneue Freundschaften begünstigte. AlsEhrengäste waren zum Festabend erschie-nen: Heide Ecker - Rosendahl, zweifacheOlympiasiegerin und Silbermedaillengewin-nerin in München, der Leichtathlet ManfredGermar, früherer Weltrekordler, mehrfacherEuropameister und Bronzemedaillengewin-ner in Melbourne 1956 und Rainer Borkow-sky, der als Steuermann im "Zweier mit"1956 in Melbourne Silber gewann. AlleSportler wurden mit einem kurzen Filmbei-trag vorgestellt. Die Übersetzung derBeiträge ins Englische hatte Ansgar Molz-berger übernommen. Einen genussvollenEindruck in ein weiteres Hobby von Rainer

Borkowsky konnten die Gäste des Olympia-Abends gewinnen: Der Wein des Abendswurde von ihm gesponsert, da er gemein-sam mit zwei Freunden einen Weinberg ander hessischen Bergstraße bewirtschaftet.Einige Gäste haben noch für dieses Jahr ihreBesuch angekündigt - Weinprobe einge-schlossen, versteht sich.

Am Sonntag waren dann auch die letztenTische besetzt. Insgesamt waren über 40Anbieter vor Ort. Viele IMOS - Mitgliedernutzten diese Veranstaltung zudem, um IhreDubletten anzubieten oder um Sammlungs-lücken zu füllen. Neben Philatelie wurden in

diesem Jahr zahlreiche Pins angeboten, aberauch Tickets und Batches, sowie Maskott-chen waren gefragt. Das wohl teuersteStück, das an diesen Tagen den Besitzerwechselte, war eine Original - Fackel derOlympischen Spiele von Peking 2008, zudemwurden Original - Fackeln der Winterspielevon Turin 2006 und der Sommerspiele vonMoskau 1980 angeboten.

Zur traditionellen Autogrammstunde amSonntagmittag konnten Frau Ulrike Nasse -Meyfarth, Goldmedaille 1972 und 1984 imHochsprung, Rainer Borkowsky, Silber als

Steuermann im "Zweier mit" 1956, MarinaMohnen, Silber im Rollstuhl - Basketball beiden Paralympics 2008 und Heinrich Popow,mehrfacher Medaillengewinner als Leicht-athlet bei Paralympics 2004 und 2008begrüßt werden. Der Andrang am Auto-grammtisch war riesig und sowohl denSportlern wie auch den Sammlern war dieFreude anzusehen.

Ebenfalls zum zehnten Male gab es einSonderpostamt mit einem wunderbargestalteten Sonderstempel, der auf diediesjährige Leichtathletik-WM in Berlinhinweißt. Zum Abschluss der Tage äußertensich alle Händler bzw. Sammler, die in

Für die Sammler war die Begegnung mitden Olympiateilnehmern Manfred Germar,Heide Ecker-Rosendahl und Rainer Bor-kowsky einer der Höhepunkte des Olym-pia-Abends.

Reger Andrang herrschte auf der X. Samm-lerbörse

Die Autogramme von Heinrich Popow,Marina Mohnen, Rainer Borkowsky undUlrike Nasse-Meyfaht waren sehr gefragt.

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diesem Jahrzum erstenMal in Kölnwaren, sehrpositiv überdie Samm-lerbörse.Alle wollenim nächstenJahr wiederkommen. Nach Schätzung derVeranstalter haben über 1000 Gäste wah-rend der zwei Tage die Sammlerbörsebesucht.

Charly Biernat

Die Nummer 173Als einer der Stargäste des Olympia-Abendsim Rahmen der X. Sammlerbörse am Sams-tag, dem 21. März 2009, im DeutschenSport & Olympia Museum war, nebenManfred Germar und Rainer Borkowsky,Heide Ecker-Rosendahl gekommen. Dieerfolgreiche Leichtathletin, die 1972 bei denOlympischen Spielen in München Gold imWeitsprung und in der 4x100 Meter-Staffelsowie Silber im Fünfkampf gewann, hielt andiesem Abend für das Deutsche Sport &Olympia Museum eine wunderbare Überra-schung bereit und beschenkte es nebenihrem Athletenausweis, ihrer Akkreditierungund ihrem Teilnehmer-Abzeichen "Leicht-athletik" von Olympischen Spielen 1968 inMexiko mit ihrer Startnummer der Spiele inMünchen. Jene Startnummer, die 173, mitder sie die zuvor genannten Erfolge inMünchen erzielen konnte und so zum"Gesicht der Spiele" avancierte.

Den Gästen des Abends fiel auf, dass dieStartnummer in Gegensatz zu heutigenStartnummern aus 100% Baumwolle be-stand. Heide Ecker-Rosendahl berichtetdarauf hin, dass die Startnummer bei Nässeschwer wurden und mitunter sehr störten. Ineinem anschließend eingespielten Filmbeitragvon ihrem „Goldsprung“ konnte die Start-nummer deutlich erkannt werden. Gemein-sam gaben Film und Startnummer vieleAnknüpfungspunkte um sich über die Olym-pischen Spiele von 1972 auszutauschen.

Dr. Otto SchröderAls am 18. März 1883 Vertreter von 34Rudervereinen im Kölner Gürzenich zusam-menkommen, um den Deutschen Ruderver-band (DRV) zu gründen, schreiben sieSportgeschichte. Denn mit dem DRV wirdder erste nationale deutsche Sportverbandins Lebengerufen. Am13. März2008 wurdeaus diesemAnlass imDeutschenSport &OlympiaMuseum dieAusstellung"Der Glanzdes Sieges"eröffnet unddamit das125-jährigeJubiläumdieserGründunggewürdigt.

Präsentiertwurde,neben mehrals vierzighochwertigen Siegpreise aus den Schatz-kammern deutscher Rudervereinen, alszentrales Objekt der Ausstellung, der "Vierermit Steuermann: Dr. Otto Schröder" ausBerlin.

Dr. Otto Schröder (1887 - 1962) trat 1909in den Berliner Ruder-Club (BRC) ein. Nacherfolgreicher Laufbahn als Steuermann warer von 1924 bis zu seinem Tod im Vorstanddes BRC tätig. Noch zu Lebzeiten ehrte derBRC 1962 Dr. Otto Schröder mit der Taufe

eines werftneuen Bootes, das in der Schwei-zer Bootswerft Stämpfli nach neuestenströmungstechnischen Erkenntnissengebaut worden war. In dem Boot gewannenBernd-Jürgen Marschner, Peter Neusel, Dr.Bernhard Britting und Manfred Ross mitSteuermann Jürgen Oelke unter TrainerWalter Volle die Goldmedaille bei den erstenRuder-Weltmeisterschaften 1962 auf demRotsee in Luzern. 1963 errangen EgbertHirschfelder, Joachim Werner, Dr. BernhardBritting und Peter Neusel mit SteuermannJürgen Oelke in dem Boot die Europameis-terschaft. 1964 gewannen sie in diesemBoot bei den Olympischen Spielen in Tokiodie Goldmedaille; 1964 die einzige Ruder-Goldmedaille für die damals gesamtdeut-sche Mannschaft.

Das Boot wurde dem Deutschen Sport &Olympia Museum vom Berliner Ruder-Clubals Dauerleihgabe überlassen. Nach demEnde der Ausstellung hat es nun seinenPlatz im Foyer des Museums gefunden undzieht die Blicke der Besucher auf sich.

NachwuchsförderungDie 15. Auflage des Kölner Sporttreffs, am 6.März 2009, widmete sich der Nachwuchs-förderung im Sport. Es diskutierten ErhardWunderlich, deutscher Handballer desJahrhunderts und Vorsitzender des Förder-verein handballfriends e.V., Köln, ErichKühnhackl, deutscher Eishockeyspieler desJahrhunderts und Vorstand der Erich-Kühnhackl-Stiftung in Landshut, ThomasEichin, Geschäftsführer KEC Kölner Haie undDr. Klaus Steinbach, Schwimmweltmeister,ehemaliger Präsident des NOK für Deutsch-land und heute ärztlicher Direktor derHochwaldkliniken Weiskirchen. Die enga-giert und lebhaft geführte Diskussion wurdemoderiert von Hans Meiser.

Im Mittelpunkt des Gespräch, zu dem sichüber 220 Gäste in der Wechselausstellungdes Deutschen Sport & Olympia Museumseingefunden hatten, stand die Frage, ob sichProfimannschaften die kostspielige Förde-rung der Nachwuchsmannschaften über-haupt noch leisten können. Im Profisportzählen nur Siege und Titel, wie viele Spielereiner Mannschaft aus dem eigenen Nach-wuchs kommen spiele dabei keine Rolle.

In der Diskussion mit dem Publikum rücktedann der gesellschaftliche Aspekt des Sports

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Ein Blick ins Innere desRennbootes "Dr. OttoSchröder"

Heide Ecker-Rosendahl mit der Startnum-mer 173 in Aktion

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In neuem Glanz

Regelmäßigen Lesern/innen dieser Rubrik istsicherlich aufgefallen, dass der Fundus desDeutschen Sport & Olympia Museums in denvergangenen Monaten durch Schenkungeneiniger attraktiver Memorabilia aus dem Bereichdes Wintersports bereichert wurde. Diesererfreuliche Umstand hat uns dazu bewogen, dieWintersport-Abteilung im Deutschen Sport &Olympia Museum neu zu gestalten.

BeimBetretendes Rau-mes, fälltder Blicknun sofortauf die inder Mitteplatzierten,drei neuen,großforma-tigenTischvitri-

nen, deren Sockel mit der Darstellung eineswinterlichen Bergpanoramas für die entspre-chend frostige Atmosphäre sorgen. In den, vonunten beleuchteten, Vitrinen kommen die dortausgestellten Exponate besonders wirkungsvollzur Geltung. Die schwarzen Schlittschuhe der5.000 Meter-Eisschnelllauf-Olympiasiegerin vonLillehammer 1994, Claudia Pechstein, deren festverschraubte Kufen angesichts der heutegebräuchlichen Klappschlittschuhe schonantiquiert anmuten, gehören ebenso dazu wiedie beiden grundverschiedenen Eishockey-Masken der Jahre 1968 und 1996, die die Kölner"Haie"-Torhüter-Idole, Dieter Horky und PeppiHeiß, vor schwerwiegenden Verletzungenbewahrt haben. Freunde/innen des Eiskunstlaufskönnen sich dann noch an - bei den Europa-meisterschaften 2007 und den OlympischenSpielen von Turin 2006 getragenen - Schuhenund Wettkampfkleidung des neuen deutschenTraum- und Weltmeisterpaars Aljona Savchen-ko/Robin Szolkowy erfreuen. Für die imposantenSprungskier des Doppel-Olympiasiegers der

Nordischen Kombination von Turin 2006, GeorgHettich, musste indes ein anderer Platz gesuchtwerden. Diese schmücken nun die Wand füllendeGroßraumvitrine, in der sich weitere, zahlreicheObjekt-Highlights aus allen Bereichen desWintersports finden. Ein - kufenloser - Viererbob,in den man sich auch hineinsetzen darf, und einaltes und neues Modell eines Rennrodelschlittenskomplettieren die sehenswerte Abteilung.

Perspektivisch besteht zudem die Hoffnung, dassweitere, anschauliche Exponate hinzukommenwerden, da unsere deutschen Wintersport-Athleten international weiterhin Erfolge feiern.So liegt uns bereits eine feste Zusage von dermehrfachen Weltmeisterin und Gewinnerin desGesamtweltcups 2009 im Rennrodeln, TatjanaHüfner, vor, die uns einen Teil ihrer Ausrüstungschenken will. Eine dankenswerte und hilfreicheUnterstützung - zur allgemeinen Nachahmungempfohlen!

Timo Boll: Schlägerspende

Die Tischtennis-Weltmeisterschaften im Damen-und Herren-Einzel, die vom 28.04. bis 05.05.2009in Yokohama/Japan ausgetragen werden, stellenfür Timo Boll eine besondere Herausforderungdar. Dort will der 28-jährige Linkshänder, seitJahren Europas bester und in der Weltranglistemomentan an vierter Stelle platzierter deutscherProfi-Tischtennisspieler, ein Ziel erreichen, dasihm in seiner langjährigen, überaus erfolgreichen

Karrierebislangverwehrtgebliebenist: derGewinn desEinzel-Titels.Damitwürde er

die Tischtennis-Heroen Eberhard Schöler, der1969 Vize-Weltmeister im Einzel wurde, und JörgRosskopf, der gemeinsam mit Steffen Fetzner 20Jahre später den WM-Titel im Doppel gewinnenkonnte, überflügeln und sich damit einen

dauerhaften Platz im Tischtennis-Olymp sichern.Dass er das kämpferische und spielerischePotenzial dazu hat, die schier übermächtige,chinesische Phalanx besiegen zu können, hat erin verschiedenen Aufeinandertreffen bewiesen -zuletzt als Pro-Tour-Sieger 2009 in Katar.

Vor diesem Hintergrund bedarf es keiner weite-ren Erklärung, warum es seit langem Ziel desDeutschen Sport & Olympia Museums war, demBallartisten Timo Boll, der im Januar 2003 zudemals erster Deutscher Rang Eins der Weltranglisteeinnehmen konnte, einen dauerhaften Platz imMuseum einzuräumen. Dabei richtete sich unserAugenmerk in erster Linie auf seinen Tischtennis-schläger, dem Sportgerät, mit dem er seinezahllosen Erfolge errungen hat.

Dass aus Wunsch letztlich Wirklichkeit wurde,verdanken wir dabei der tatkräftigen Mithilfe desDeutschen Tischtennis-Bundes, namentlich

seinesPräsidentenThomasWeikert. Erarrangierteim Rahmendes Europe-Top-12-Turniers am08.02.2009im BurgWächterCastello inDüsseldorf

ein Zusammentreffen mit dem - auch dortletztlich siegreichen - Ausnahmespieler. AlsEinstimmung auf die Siegerehrung wurde derSchläger, mit dem Timo Boll bei den OlympischenSpielen von Peking im Mannschafts-Halbfinaleam 16.08.2008 das japanische Team mit 3:2 zubesiegen half, als Geschenk an das Museumübergeben. Leider ging zwei Tage später dasEndspiel gegen China mit 0:3 verloren, so dass esbeim Gewinn der Olympischen Silbermedailleblieb - für Timo Boll und seine Mitstreitersicherlich ein bitterer, für uns als Beschenktejedoch ein eher kleiner Wermutstropfen.

Sammlungsgeschichten

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Blick in die neu gestaltete Winter-sport-Abteilung des DeutschenSport & Olympia Museums.

mehr in den Mittel-punkt. Insbesondereging es um die Funktiondes Sports in der Ju-gendarbeit. Alle Betei-ligten waren sich einige,dass sportliche Aktivitätsowohl der körperlichenals auch der sozialen

Entwicklung junger Menschen diene. Nebender Förderung der Jugendlichen durchSchulen und Vereine wurden aber auch dieEltern in die Pflicht genommen, den ohnederen Unterstützungen ist eine erfolgreicheEntwicklung eines Jugendlichen im Sportnicht möglich, so die Meinung der Teilneh-mer des 15. Sporttreffs in Köln.

Thomas Weikert, DTTB-Präsident,übergibt den Schläger von TimoBoll an Wolfgang Lewitzki,Deutsches Sport & OlympiaMuseum.

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