Ausgabe 4/2015 - Gaudios · PDF filehifi & records hochwertige Musikwiedergabe Das Magazin...
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hifi& recordshochwertige Musikwiedergabe
Das Magazin fr
Allesknner:
Aavik Acoustics U-300
Sonderdruck Ausgabe 4/2015
Zu Beginn der highfidelen Zeiten waren Vollverstrker ganzselbstverstndlich das Ma der Dinge. Sie waren mit allemausgestattet, was man so brauchte, also Phonostufen, Auf-nahmeschleifen, Kopfhreranschlsse und nicht zu vergessenKlangregler inklusive Loudnessregelung. Im Zuge des Strebensnach besserem Klang wurde immer weiter separiert oder wegge-lassen, so dass der geneigte Audiophile bald ber einen ppigenGertepark verfgte. Zugegeben mit beeindruckenden Ergebnis-sen nicht nur klanglicher, sondern auch pekunirer Natur, schlie-lich wurden Gehuse, Netzteile und Kabel gleich mehrfach ben-tigt. Seit ein paar Jahren ist nun ein Trend zurck zum Vollverstrkerzu beobachten. Wenn man sich berlegt, was ein Smartphone al-les kann, sollten doch in einem ungleich voluminseren Gehusesmtliche audiophilen Funktionen ebenfalls zu bndeln sein. DieVorteile von Vollverstrkern liegen jedenfalls auf der Hand. Die ein-zelnen Baugruppen knnen optimal zueinander positioniert undauf extrem kurzen Wegen miteinander verbunden werden. DasThema Kabel beschrnkt sich auf die Zuleitungen und Lautspre-cher-Verbindungen, zudem gengt ein einziges Netzkabel. Im er-schwinglichen Preissegment hat sich die Spezies Vollverstrkerlngst wieder etabliert, und es war nur eine Frage der Zeit, bis auchkompromisslose Edelexemplare auftauchen. Dazu zhlt der AavikU-300 aus Dnemark. Nicht der erste dieser Gattung, aber ein ex-trem spannender mal hren, ob er seinen Anspruch besttigt.
Geht man von den Einzelkomponenten aus, dann beherbergtder U-300 vier davon: Phonostufe, D/A-Wandler, Vorverstrkerund Endstufe. Das matt-schwarze Gehuse ist extravagant: Aufdem gewlbten Element auf der Oberseite ist der Firmenname pro-minent eingefrst. Links und rechts sind Khlkrper montiert, diedie notwendige Wrmeleitflche mittels Bohrungen herstellen.Das Gehuse ist somit angenehm verrundet, was bei einem Ge-wicht von 16,5 Kilogramm schon eine Rolle spielt.
Die Front des U-300 wird von einem riesigenDrehregler dominiert, den zwei Skalen umrahmen.Die linke zeigt im Normalbetrieb die Lautstrke an,die rechte den gewhlten Eingang. Direkt darberbefinden sich drei Drucktaster: Der mittlere ist frden Betrieb beziehungsweise die Stand-by-Funk-tion des Verstrkers zustndig. Links wird dieStummschaltung aktiviert, zudem kann per Tasten-kombination der Verstrkungsfaktor fr jeden Ein-gang festgelegt werden. Der rechte Taster schlie-lich ist in Verbindung mit dem groen Drehreglerfr die Eingangswahl da und mittels einer vorge-gebenen Tastenkombination fr die Wahl des Last-widerstands fr die MC-Phonostufe. Insgesamt einungewhnliches Bedienkonzept, das man aberschnell intus hat, zumal die meisten Funktionenber die zierliche Fernbedienung gesteuert werdenund weder Verstrkung noch Lastwiderstand regel-mig zu ndern sind.
Rckseitig herrscht eine ppige Vielfalt an An-schlussmglichkeiten, ganz so, wie es bei dem pral-len Funktionsangebot zu erwarten ist. Zentral sindBuchse und Schalter der Netzversorgung angeord-net, auf beiden Seiten auen die Lautsprecher-buchsen. Links gibt es noch eine USB-Buchse frFirmware-Updates. Darunter stehen in einer Reihefnf digitale Eingnge zur Verfgung, und zwareinmal USB, zweimal TosLink und zweimalS/PDIF koaxial. Sie lassen sich jeweils einzeln an-whlen, so dass tatschlich fnf digitale 24 Bit /192 Kilohertz-Quellen angeschlossen werden kn-nen. Auf der rechten Seite finden sich drei analogeHochpegeleingnge und der Phonoeingang nebstMassebuchse. Damit ist das Anschlussfeld komplettund mir stellt sich nur die Frage, weshalb Aaviknicht die blichen Farbcodes Rot/Wei fr dieBuchsenbelegungen gewhlt hat.
Der Phonozweig ist ausschlielich fr Moving-Coil-Systeme ausgelegt. Die Lastimpedanz lsst sichdem Tonabnehmer in 17 Stufen von 50 Ohm bis zu5 Kiloohm sehr feinfhlig anpassen. Mit 62 dB istdie Verstrkung auch MCs mit geringer Ausgangs-
V E R S T R K E R
Mit Phono- und Digitaleingngen bietet der
Class-D-Vollverstrker U-300 von Aavik Acoustics
aus Dnemark audiophile Vollausstattung.
Test: Vollverstrker Aavik Acoustics U-300
Allesknner4/2015 hifi & records
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spannung mehr als gewachsen. Einsymmetrisches und erdbezugsfreiesSchaltungslayout, das mit bipolaren, ex-trem rauscharmen Transistoren reali-siert ist, stellt quasi eine Analogie zumMC-Tonabnehmer dar. Fr den Rausch-abstand gibt Aavik gigantische Werte an,was hohe Erwartungen weckt. Die Um-setzung von feinen und feinsten Infor-mationen sollte davon profitieren. Dazugleich mehr.
Die Digitalsektion ist auf die Vermei-dung von Zeitfehlern bei der D/A-Wand-lung ausgerichtet. 13 Spannungsreglerbedienen jede Stufe der Signalverarbei-tung extra. Die digitalen Daten werdenresampelt und re-clocked auf das 200Kilohertz / 24 Bit-PCM-Format. Ein Auf-wand, der sich hrbar rechtfertigenmuss. Das tut er dann auch auf absolu-tem Topniveau. Die Lautstrkeregelungin der Vorstufe ist mit 80 Widerstands-stufen in 1 dB-Schritten realisiert. Alle
Labor-Report
Vollverstrker Aavik U-300
Nennleistung 8 (1% THD) 197WNennleistung 4 (1% THD) 391WKlirrfaktor (THD+N, 10W/4) 0,0078%IM-Verzerrungen (SMPTE, 5W/4) 0,045%IM-Verzerrungen (CCIF, 5W/4) 0,019%Fremdspannung (AES17) -97,8dB Geruschspannung (+A-bewertet) -100,7dB Obere Grenzfrequenz (-3dB /10W) 66kHzKanaldifferenz 0,013dBEingangswiderstand 9,8kLeerlauf-Leistungsaufnahme 33W
Fast 400 Watt an 4 Ohm, eine glatteLeistungsverdoppelung bei Halbierungder Impedanz, sind schon ein Wort. Mit
Erhhung des Gain sind weitere 80 Watt
und kurzfristig ber 700 Watt mglich,
aber bei +12 dB Gain steigen auch die In-
termodulationsverzerrungen dramatisch
an. Die Strabstnde der Class-D-Aus-
gangsstufe schwanken je nach Bandbrei-
te und Messfilter deutlich, die Bestwerte
mit AES17-Prefilter sind sehr gut. Mit der
geringen Bandbreite (66 kHz) und einem
breiten Klirrspektrum erinnert der Class-D-
Aavik an eine Rhre.
Frequenzgang: Aavik U-300
Klirrspektrum: Aavik U-300
Strspektrum: Aavik U-300
Schaltvorgnge funktionieren problem-los, Strungen traten nicht auf.
Die Endstufe reprsentiert den letztenStand der Class-D-Technik und zeigt,dass dieses Schaltungskonzept nicht nurfr Billiglsungen geeignet ist, wie ger-ne kolportiert wird, sondern in diesemVerbund hchsten Ansprchen gengt.Immerhin ist der U-300 das Ergebnismehrerer Jahre Entwicklungsarbeit, manwollte ihn erst dann auf die audiophilenGourmets loslassen, als er die hochge-steckten Vorgaben ohne Wenn und Abererfllte. So wie sich die Class-D-Technikseit den ersten Gehversuchen entwickelthat, kann man schon Parallelen zu denbekannten Schaltungstechniken ziehen,denn die waren ja auch nicht vom erstenEntwurf an auf dem heutigen Niveau.
Seine exzellenten klanglichen Fhig-keiten bewies der U-300 zunchst mitexternen Quellen, die die analogen Ein-gnge belieferten. Hier habe ich unteranderem die Phonoverstrker SAC Nano
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Fr die Erprobung des integriertenDAC wurde der CD-Spieler Marantz CD63 KI zum digitalen Laufwerk degra-diert: Ich konnte mich nun an einerwirklichen Top-Wiedergabe von CDs er-freuen, denn auch von diesem Mediumgibt es reichlich bestes Futter auch frverwhnte und anspruchsvolle Ohren.So viele CDs hintereinander habe ichjedenfalls noch selten gehrt. An man-chen habe ich mich sehr erfreut, anderewegen hchst bescheidener Klangqua-litt ergrimmt ins Regal verbannt. DerDigitalabteilung des U-300 darf fraglosExzellenz attestiert werden.
Nun noch die Phonoabteilung. Hiergeht es um die klangliche Auslese imUmgang mit verschiedenen MC-Syste-men. Das waren bei diesem Test das Ge-nuin Audio Sting, das Roksan Shiraz,das EMT JSD 6 und mein modifiziertesDenon DL 103. Dass sie alle mit ihrenbekannten Meriten umgesetzt wurden,war angesichts des Anspruchs des U-300 eigentlich von vornherein klar.Was jedoch darber hinaus geboten wur-de, hat mich dann aber doch verblfft.Natrlich gibt es in diesen Regionen kei-ne plakativen nderungen mehr, son-dern vielmehr klanglichen Zugewinnim subtilen Bereich. Da werden feinsteDetails hrbar, die bisher verborgenblieben. Ausschwingvorgnge dauernmerklich lnger, bis sie unhrbar wer-den. Gleiches geschieht beim Ausblen-den einzelner Tracks. Das ist fr denanalogen Musikfreund extrem span-
Entrata Disco und Brocksieper Phono-max eingesetzt. Mit beiden lie sich einbeeindruckend hochrangiges Klanger-gebnis erzielen, wobei der Tieftonbe-reich bis in die untersten Lagen mitsuperber Auflsung glnzte. Die Klang-bilder waren bestens strukturiert, kon-turenscharf und farbstark, dabei umkeine Dynamikgewalt verlegen undrumlich genau sortiert immer vor-ausgesetzt, dass die LP das auch hergibt,was ja bekanntlich nicht immer der Fallist. Die obligatorische Kehrseite der Me-daille wird auf diesem Niveau eher nochdeutlicher hrbar, denn schlechte Auf-nahmen werden ungeschnt wiederge-geben. Erstes Fazit: Die analogen Line-stufen werden schon mal dem State OfThe Art-Anspruch des Aavik gerecht.
Der Aavik U-300 istdefinitiv State OfThe Art und gehrt
zweifellos zu den besten Class-D-Kon-zepten. D/A-Wandler und Phonozweigsind auf Topniveau und werden von derVerstrkerabteilung gleichrangig weiter-verarbeitet. Die extravagante Gestaltungund perfekte Verarbeitung runden denU-300 zu High End vom Feinsten ab. Frdiese geballte Ladung an Klang undTechnik ist der hohe Preis gerechtfertigt,zumal in Relation zu entsprechendenEinzelkomponenten daher klare Emp-fehlung. Helmut Rohrwild
Fazit
nend, macht unglaublich viel Spa undfhrt garantiert zu Neuentdeckungen inder vorhandenen Plattensammlung.
Dies alles wird von der Verstrker-abteilung des U-300 ohne Einschrn-kung sowie mit beeindruckender Prz