Auslandssemester Tongji University, Shanghai...Auslandssemester Tongji University, Shanghai Yannik...

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Auslandssemester Tongji University, Shanghai Yannik Hajek [email protected] Kristian Waldschmidt [email protected] Auslandssemester: WS 16/17 Aufenthaltsdauer: 5 Monate Austauschprogramm: TUM School of Management – Fakultätspartnerschaft (TUM-BWL Master) Wohnen Zunächst muss man entscheiden, ob man On-Campus oder Off-Campus wohnen möchte. Da man On-Campus ein kleines Zimmer mit einem anderen zufälligen Studenten teilen muss, haben Yannik und ich uns dazu entscheiden selbst eine Wohnung zu suchen, auch wenn das die teurere Variante ist. Die ersten Tage in Shanghai haben wir in einem in dem Blue Mountain Hostel in der Nähe der Haupt-Shopping Meile der Nanjing-Road gewohnt und haben von dort unsere Wohnungssuche gestartet, allerdings kann man das auch schon von zu Hause erledigen. Dies gestaltete sich anfangs als schwierig, da man weder auf chinesische Websites, die nicht auf Englisch verfügbar waren, noch auf Maklerbüros, in denen niemand Englisch sprechen konnte, zurückgreifen kann. Lediglich über die Website www.smartshanghai.com konnten wir einige Wohnung finden, allerdings zu recht hohen Preisen. Dort gab es auch Englisch-sprachige Makler, mit denen man über das chinesische WhatsApp „WeChat“ kommunizieren konnte. Yannik und ich haben uns für eine Dreier-WG im Rainbow-City Compound 1 entschieden, die relativ nah an den 2 U-Bahn Stationen Linping-Road (Lila-Line) und Youdianxincun (Helllila-Linie) liegt. Wie die meisten Wohnungen, bestand unsere ca. 120 Quadratmeter Wohnung aus einem Master- (ca. 600€) und 2 Small-Bedrooms (je ca. 500€). Zu den Mitkosten von ca. 500€ kamen noch die verpflichtenden Kosten für Internet und die Putzfrau, sowie die anderen Nebenkosten Wasser, Gas und Strom hinzu. Die Klimaanlagen, die im Winter als Heizungen nutzbar waren, haben die Stromrechnung in die Höhe getrieben, weshalb wir damit nach der ersten Rechnung sehr sparsam umgegangen sind. Wenn man die Zahlungsfrist einhält, was bei uns selten der Fall war, kann man die Rechnungen in jedem Family-Mart bezahlen, andernfalls muss direkt zu einer Außenstelle des jeweiligen Anbieters fahren. Da die meisten Wohnungen in Shanghai keine Wärmeisolierung haben, wird es im Winter in den Wohnungen recht kalt und die Heizfunktion der Klimaanlagen bringt da auch nicht besonders viel. Deshalb haben wir uns dicke Decken bei Ikea oder Taobao besorgt. Daher ist es zu empfehlen Wohnungen mit einer „richtigen“ Heizung zu suchen, falls möglich.

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Auslandssemester Tongji University, Shanghai Yannik Hajek [email protected]

Kristian Waldschmidt [email protected]

Auslandssemester: WS 16/17

Aufenthaltsdauer: 5 Monate

Austauschprogramm: TUM School of Management – Fakultätspartnerschaft (TUM-BWL

Master)

Wohnen

Zunächst muss man entscheiden, ob man On-Campus oder Off-Campus wohnen möchte. Da man

On-Campus ein kleines Zimmer mit einem anderen zufälligen Studenten teilen muss, haben Yannik

und ich uns dazu entscheiden selbst eine Wohnung zu suchen, auch wenn das die teurere Variante

ist. Die ersten Tage in Shanghai haben wir in einem in dem Blue Mountain Hostel in der Nähe der

Haupt-Shopping Meile der Nanjing-Road gewohnt und haben von dort unsere Wohnungssuche

gestartet, allerdings kann man das auch schon von zu Hause erledigen.

Dies gestaltete sich anfangs als schwierig, da man weder auf chinesische Websites, die nicht auf

Englisch verfügbar waren, noch auf Maklerbüros, in denen niemand Englisch sprechen konnte,

zurückgreifen kann. Lediglich über die Website www.smartshanghai.com konnten wir einige Wohnung

finden, allerdings zu recht hohen Preisen. Dort gab es auch Englisch-sprachige Makler, mit denen

man über das chinesische WhatsApp „WeChat“ kommunizieren konnte. Yannik und ich haben uns für

eine Dreier-WG im Rainbow-City Compound 1 entschieden, die relativ nah an den 2 U-Bahn Stationen

Linping-Road (Lila-Line) und Youdianxincun (Helllila-Linie) liegt. Wie die meisten Wohnungen, bestand

unsere ca. 120 Quadratmeter Wohnung aus einem Master- (ca. 600€) und 2 Small-Bedrooms (je ca.

500€). Zu den Mitkosten von ca. 500€ kamen noch die verpflichtenden Kosten für Internet und die

Putzfrau, sowie die anderen Nebenkosten Wasser, Gas und Strom hinzu. Die Klimaanlagen, die im

Winter als Heizungen nutzbar waren, haben die Stromrechnung in die Höhe getrieben, weshalb wir

damit nach der ersten Rechnung sehr sparsam umgegangen sind. Wenn man die Zahlungsfrist

einhält, was bei uns selten der Fall war, kann man die Rechnungen in jedem Family-Mart bezahlen,

andernfalls muss direkt zu einer Außenstelle des jeweiligen Anbieters fahren. Da die meisten

Wohnungen in Shanghai keine Wärmeisolierung haben, wird es im Winter in den Wohnungen recht

kalt und die Heizfunktion der Klimaanlagen bringt da auch nicht besonders viel. Deshalb haben wir

uns dicke Decken bei Ikea oder Taobao besorgt. Daher ist es zu empfehlen Wohnungen mit einer

„richtigen“ Heizung zu suchen, falls möglich.

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Neben dem Compound 1 gibt es noch den Compound 2, der moderner und besser eingerichtet ist und

nicht mal teurer ist, aber leider haben wir dort keine Wohnung mehr gefunden. In beiden Compounds

haben viele deutsche Studenten der Tongji und Fudan University gewohnt. Im Nachhinein hätte ich es

auch bevorzugt in der Nähe vom Jing’an-Tempel zu wohnen, da dort die French Concession mit einer

großen Auswahl an Europäischen Restaurants, vielen Bars und Clubs gelegen ist. Der Nachteil

hierbei ist die längere Anfahrt zur Universität.

Allgemein hat man es als Ausländer schwerer eine Wohnung zu finden, und wir bezweifeln auch, dass

die Chinesen im selben Gebäude den gleichen Preis für die Wohnung bezahlt haben wie wir. Deutlich

einfacher ist es wahrscheinlich über chinesische Marklerbüros zu gehen, die es überall gibt, aber dafür

braucht ihr jemanden der Chinesisch spricht. Außerdem ist es üblich 2-3 Monatsmieten im Voraus zu

zahlen und 1-2 Monatsmieten Kaution, die man nicht mehr zurückbekommt, sollte man keinen

Nachmieter finden.

Hier die WeChat ID von unserer Wohnungsmaklerin: lisa131908

Studieren

Das Tongji BWL Gebäude ist das neuste Gebäude auf dem Campus und liegt direkt am

U-Bahnausgang. Die Kurse müssen online vor Semesterbeginn gewählt werden und es ist zu

empfehlen sich direkt nach der Freischaltung der Kurse online zu registrieren, da es begrenzte Plätze

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gibt. Allerdings sollte man sich ruhig bei mehreren Kursen anmelden als man letzten Endes belegen

will und in der ersten Woche zu allen Kursen gehen, da das Englisch von einigen Professoren

teilweise kaum zu verstehen ist. Zwischen den Kursen gibt es extreme Unterschiede bezogen auf die

Schwierigkeit. Außerdem ist es üblich mindestens eine Mid-term Klausur und eine Präsentation

zusätzlich zur Abschlussklausur zu haben. Für jemanden der es gerne unkompliziert mag, sind die

Kurse ‚Academic Lectures and Seminars’ und ‚Marketing’ zu empfehlen. Bei anderen Fächern, wie

z.B. ‚Financial Management in China’ hat die Kursleiterin hingegen hohe Ansprüche, so dass bei dem

sehr hohen Arbeitsaufwand eine eher mäßige Note herauskommt. Allgemein ist es aufgrund der vielen

Einzelleistungen, teilweise 2x Mid-terms, 1x Präsentation, mündliche Leistung und 1x End-term in

einem Fach, fast unmöglich eine sehr gute Note zu bekommen. Die Anzahl der Studenten pro Kurs ist

relativ überschaubar (max. 30 Leute, meistens deutlich weniger), so dass im Gegensatz zu

Deutschland auch auf mündliche Mitarbeit wert gelegt wird und diese wird auch benotet. Die meisten

Kurse sind speziell für Austauschstudenten ausgelegt. Daher ist der Kontakt zu chinesischen

Studenten kaum vorhanden. In unserem Austauschsemester waren ca. 40% Deutsche, 40%

Franzosen und 10% Rest vertreten.

Als TUM-BWL Masterstudent kann man leider nur max. 12 ECTS über die BWL Wahlfächer

einbringen. Das entspricht 3 Kursen an der Tongji (3x 2 chinesische Credits), die man auf 2

Wochentage verteilen kann (wenn man bei den Kursen nicht wählerisch ist, kommt man auch mit

einem Tag Uni pro Woche aus). Viele Austauschstudenten von anderen Unis haben allerdings ein

normales Semester (30 ECTS) an der Tongji gemacht, weshalb es öfters zu Problemen bei der

Freizeitgestaltung kam. Die studentischen Sportclubs an der Tongji bieten eine Vielzahl von

Sportarten an, bei denen jeder eine passende Sportart finden kann. Ein paar Beispiele: Fußball,

Tischtennis, Baseball, Football, Lacrosse, Crossfit, Schwimmen, Basketball, usw.

Außerdem gibt es mehrere Mensen auf dem Campus, bei denen ein Essen maximal 2,50€ kostet. Die

Mensa neben dem CDHK Gebäude ist die Beste!

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Da die meisten chinesischen Studenten auch auf dem Campus leben, gibt es auch Frühstück und

Abendessen in den Mensen. Außerdem gibt es Supermärkte, Friseure, usw. auf dem Campus.

Kultur

Die Chinesische Kultur ist sehr reichhaltig und ein halbes Jahr reicht wahrscheinlich auch nicht aus

um alles kennenzulernen. Deshalb hier nur ganz kurz ein paar kurze Anmerkungen, die uns vor allem

am Anfang aufgefallen sind. Wir sind bereits davon ausgegangen, dass eher wenige Leute englisch

sprechen. Wie sich sehr schnell herausgestellt hat sind es extrem wenige, selbst in Shanghai. An der

Uni können die meisten Studenten englisch, aber sonst kommt man damit nicht weit. Gerade am

Anfang kann es deshalb spannend werden, wenn man z.B. eine SIM-Karte kauft, eine U-Bahn Karte

braucht oder ein Bankkonto eröffnen will. Letzteres ist sehr zu empfehlen, da man in China wirklich

überall mit Handy (über WeChat oder Alipay) bezahlen kann wofür man allerdings eine chinesische

Bankkarte braucht. Das Essen ist China ist natürlich ganz anders, als man es vom Chinesen in

Deutschland kennt. Sehr zu empfehlen ist „Qiézi“ (Aubergine), dass vor allem bei unseren Reisen

meisten extrem gut war. Außerdem rülpsen und spucken viele Chinesen sehr gerne...

Ein weiterer Vorzug von Shanghai ist das Nachtleben. Es gibt sehr viele Clubs, in die man als

Europäer kostenlos reinkommt und dazu noch eine kleine Auswahl an kostenlosen alkoholischen

Getränken, manchmal auch Essen wie Pizza oder Kuchen bekommt. Qualitativ ist das natürlich nicht

auf dem höchsten Stand, aber alles war gut trink- und essbar. Zugang bekommt man mit einem

Passwort von einem der unzähligen Party-Promotern, die über WeChat jeden Abend über die

Aktionen der Clubs berichten. Die einzigen Kosten die man an dann an einem solchen Abend hat, ist

die Taxifahrt hin- und zurück (U-Bahn schließt um 23:00), aber da Taxis so günstig sind und man

selten alleine fährt, ist das auch vernachlässigbar.

Reisen

Unter dem Semester hatten wir genug Zeit Reisen zu gehen. Das haben wir genutzt und haben uns

vor allem China angesehen. Wenn man auf Wandern steht und gerne in der Natur ist, ist China der

perfekte Ort. Huangshan (einer der vielen heiligen Berge) ist nur ca. 6 Busstunden von Shanghai

entfernt und bietet einen der besten Sonnenaufgänge, die ich je gesehen habe.

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Ebenfalls zu empfehlen sind Zhangjiajie, wo man die „Avatar-Berge“ zu sehen bekommt oder auch

Yunnan, was ein Stück weiter weg ist, aber auch eine traumhafte Natur bietet. Da man dafür etwas

mehr Zeit benötigt, kann man diese Tour z.B. in der Golden Week (1 Wochen Ferien) machen.

Peking und die große Mauer sind ein Muss, genauso wie Hongkong.

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Bei all diesen Touren sollte man aber vorher schauen, dass auch wirklich gutes Wetter ist. Wir hatten

leider das Pech oft Nebel zu haben, was bei einiges Trips echt ärgerlich war.

Mit dem „Standard“ Studenten Visum darf man nur 1x einreisen, d.h. ihr könnt während Eures

Aufenthaltes nicht mal kurz nach Korea reisen und dann wieder zurück nach Shanghai. Eine

mehrmalige Einreise ist aber auch möglich. Dafür müsst ich in Shanghai dann einen

Gesundheitscheck machen und die mehrmalige Einreise vor Ort beantragen. Alles zusammen ist

nochmal mit Kosten in Höhe von 200-300€ verbunden, so dass wir uns dagegen entschieden haben.

Am besten beachtet ihr das schon vorher bei Eurer Planung. Wir sind zum Beispiel erst in HongKong

und Macau gewesen, bevor wir in China eingereist sind. Und nach den Klausuren hat man

entsprechend auch noch Zeit. Falls ihr einen Trip nach Tibet, also Himalaya (Mt. Everest Basecamp,

etc.) machen wollt, müsst ihr Euch ebenfalls rechtzeitig um ein zusätzliches Visum kümmern.

Fazit

Das Auslandssemester in Shanghai war eine sehr gute Erfahrung. Wir können es jedem

weiterempfehlen, der seinen Schwerpunkt auf neue kulturelle Erfahrungen legt, nicht sehr zimperlich

ist und nicht nur wegen der akademischen Laufbahn dort hingeht. Das Niveau der Kurse ist nicht so

hoch wie in Deutschland, dafür muss man vergleichsweise viel machen und es ist interessant ein

anderes Bildungssystem kennenzulernen. Nach einer kurzen Eingewöhnung, hat man sich an die

dortigen Gepflogenheiten angepasst und kann die Zeit dort genießen. Für jeden, der den Plan nach

China zu gehen, können wir nur empfehlen einen Chinesisch-Kurs in Deutschland zu belegen und zu

versuchen vieles für das alltägliche Leben zu Lernen, damit der Start noch einfacher gelingt. Auf jeden

Fall sollte man auch seine freie Zeit nutzen, um zu Reisen, da China eine unglaubliche Vielfalt bietet,

die man in keinem anderen Land so finden kann.

Bei Fragen könnt ihr uns gerne eine E-Mail schreiben.

Yannik & Kris