Auswaertiges Amt - Roosevelts Weg in Den Krieg (1943, 47 S.)

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    Kreditgewhrungen gekleideten Ausbeutungspolitik der AngloAmerikaner entstanden war. Diese Notmanahmen riefenbei Roosevelt einen Wutausbruch hervor. Er verga sich so weit, da er in Gegenwart mehrerer Amerikaner der Gattindes Franzsischen Botschafters mit lauter Stimme von seinen Auseinandersetzungen mit dem Deutschen Botschaftererzhlte und dabei die trichte Behauptung vorbrachte, Deutschland habe sich aus freien Stcken selbst zugrundegerichtet.

    Botschafter de Laboulaye macht seiner Regierung von diesem, die Formen diplomatischer Gepflogenheiten vllig aueracht lassenden "Ausfall des Prsidenten" Mitteilung, wenn dieser ihm damit freilich auch, wie er meint, "nichts Neues

    ber seine Gesinnung gegenber Deutschland" gesagt habe. "Denn", so fhrt er fort, "ich kenne ihn seit 21 Jahren, undich habe von ihm seither, besonders whrend des Krieges, aber auch noch vor dem Kriegseintritt der VereinigtenStaaten, gleichartige, sogar noch strkere uerungen ber jene Land zu hren bekommen; aber es schien mir ... nichtuninteressant, da Herr Roosevelt gerade gegenber der Gattin des Franzsischen Botschdters seine Abneigung nichtnur gegen das Deutschland, Hitlers, sondern gegen Deutschland allgemein zum Ausdruck brachte." Mit diesen Wortenist die Grundeinstellung Roosevelts, die seine Auenpolitik von Anfang an bestimmt hat, von einem fhrendenfranzsischen Diplomaten aufs unmiverstndlichste gekennzeichnet.

    Sttzpunktpolitik in Lateinamerika

    Trotz seiner zunchst bezeugten auenpolitischen Reserve war der Prsident in Wahrheit jedoch weder an Europa nochan Lateinamerika oder an Ostasien uninteressiert. Hatten in Mittel- und Sdarrierika seit den neunziger Jahren desvorigen Jahrhunderts diplomatische Einmischungen in die inneren Wirren sowie brutale militrische Interventionen dieHauptinstrmente der imperialistischen Politik der USA. gebildet, so wurde nun die Politik der "guten Nachbarschaft"verkndet. Die wirtschaftliche Stellung der Vereinigten Staaten in weiten Gebieten Lateinamerikas war inzwischen sostark geworden, da ihre Vorherrschaft sich auch unter freundschaftlichen Formen aufrechterhalten lie. Die Ziele derUSA. aber blieben die gleichen; insbesondere wurde systematisch an der Festigung der militrischen Herrschaft ber dieStaaten des karibischen Raumes gearbeitet und die Erweiterung des Netzes der nordamerikanischen Flotten- undLuftsttzpunkte zunchst imBereich desPanamakanals vorbereitet. Ein franzsischer Diplomatenberirht zeigt an einemcharakteristischen Beispiel, da Prsident Roosevelt schon 1935 persnlich nachgeeigneten Schlsselpositionen fr dienordamerikanische Festsetzung Ausschau gehalten hat. Der Franzsische Geschftstrger in Costarica schildert amsantund ironisch, wie Roosevelt eine als Vergngungsreise getarnte militrische Erkundungsfahrt nach der Kokosinselunternimmt, sich ber die vlkerrechtliche Selbstndigkeit eines kleinen Staates hinwegsetzt und ganz unabhngig vonder spter erfundenen Legende einer Bedrohung Lateinamerikas durch die totalitren Staaten seine Sttzpunktpolitikbetreibt (Dok. 2).

    Was die Plne des neuen Prsidenten gegenber Ostasien betrifft, so war Roosevelt trotz aller nach auen bekundetenZurckhaltung von vornherein gewillt, an der von dem Auenminister der Prsidentschaft Hoovers, StaatssekretrStimson, verfolgten Politik festzuhalten und sich den japanischen Lebensbedrfnissen im ostasiatischen Raumgegebenenfalls mit Gewalt entgegenzustellen.

    "Quarantne"-Rede 5. Oktober 1937

    Die auenpolitische Grundlinie des Prsidenten Roosevelt war somit einerseits durch das Festhalten an traditionellenBestrebungen des nordarnerikanischen Imperialismus, andererseits durch die Abneigung gegen Deutschland imallgemeinen und gegen das totalitre Regime im besonderen bestimmt. Diese Grundlinie, die sich allerdings erst dannerfolgreich in der groen Politik zur Geltung, bringen lie, wenn es gelang, die starken isolationistischen Tendenzen imamerikanischen Volk auszuschalten oder zu bergehen, trat in den ersten Jahren der zweiten Prsidentschaft Rooseveltsdeutlicher in die Erscheinung. Sie fand zum erstenmal programmatischen Ausdruck in der Chicagoer Rede vorn 5.Oktober 1937, in der Roosevelt in selbstgewhlter, bewut aufsehenerregender Schrfe gegen die "Epidemie derWeltanarchie" zum Kampf aufrief und mit "Quarantne" drohte. Einige Wochen spter verkndete er, da dieVereinigten Staaten gegebenenfalls im Kampfe gegen die "Aggressoren" die Fhrung bernehmen mten. Von nun angreift Roosevelt planmig nicht nur in die Fragen der westlichen Hemisphre, sondern auch in Europa und Ostasienein. ber die Motive dieser ffentlichen Aktivierung der nordamerikanischen Auenpolitik, die einen besonders starkenAusdruck in der Aufrstungspolitik findet, gibt der Polnische Botschafter in Washington interessante Aufschlsse: einJahr spter berichtet Graf Potocki rckblickend, da es notwendig gewesen sei, die Aufmerksamkeit des amerikanischenVolkes von den innerpolitischen Problemen, vor allem vorn Problem des Kampfes zwischen Kapital und Arbeit und derArbeitslosigkeit abzulenken, und da Roosevelt nur durch die Schaffung einer Kriegspsychose das amerikanische Volkzur Annahme seines groen, ber die Verteidigungsbedrfnisse der Vereinigten Staaten hinausgehendenAufrstungsprogramms habe bringen knnen. Der Weg sei darin "ganz einfach" gewesen: man habe nur dieKriegsgefahr, die wegen des Kanzlers Hitler ber der Welt hnge, "richtig inszenieren" und das Schreckgespenst einesAngriffs der totalitren Staaten auf die Vereinigten Staaten in die Welt setzen" mssen (Dok. 15).

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    Frankreich gegen Japan vorgetrieben

    Zunchst und am unmittelbarsten war die Drohung Roosevelts jedoch gegen Japan gerichtet. Im Verfolg desWiederausbruchs des japanisch-chinesischen Konfliktes im Sommer 1937 hatte die Chinesische Regierung an denVlkerbund appelliert und berdies die Einberufung einer Konferenz der Unterzeichnerstaaten desNeunmchtevertrages nach Brssel durchsetzen knnen. Die USA-Regierung gewhrte den Chinesen weitgehendemoralische Untersttzung, ohne da sie sich indessen - wie gerade die Brsseler Konferenz zeigen sollte - zu aktivemEinsatz entschlossen htte. Noch im Jahr 1939 ist Roosevelt zwar nicht gewillt, Japan durch eigene Manahmen

    ernstlich entgegenzutreten, doch versucht er, andere Mchte, insbesondere Frankreich, gegen Japan vorzuschicken.Eines der ersten Ziele der Amerikaner war, alle Manahmen zu verhindern, die die Lieferung von Waffen und Munitionan China htten beeintrchtigen knnen. Als daher die Franzsische Regierung den Bahntransport von Waffen undMunition aus Indochina nach China verbietet, lt Roosevelt den Franzsischen Geschftstrger in Washington am 22.Oktober 1937 bitten, dem Franzsischen Ministerprsidenten "die Mglichkeit einer nochmaligen Prfung dieser Frage"nahezulegen, da er in dem Transportverbot eine Benachteiligung Chinas sehen msse (Dok. 3). Vierzehn Tage spterbringt Roosevelt, der sich ber den ungewhnlichen Charakter seiner Forderung vllig klar ist, die Angelegenheitnochmals zur Sprache. Er versucht, die Franzsische Regierung, die sich bisher zu einer Revision ihrer auf Wahrung derNeutralitt im Chinakonflikt abzielenden Manahme nicht hat entschlieen knnen, durch weitgehende Versprechungenvoranzutreiben. "Ich habe indessen den Eindruck", erffnet er diesmal persnlich dem Franzsischen Geschftstrger,"da Sie vielleicht bertriebene Befrchtungen hegen, und frage mich, ob Frankreich gut daran tut, unter dengegenwrtigen Umstnden die politisch gewi berechtigte Rcksicht auf Sicherheit Erwgungen moralischer Artvoranzustellen ... Ist man sich denn in Frankreich nicht klar darber, da ein japanischer Angriff auf Ilongkong oderIndochina oder auf Niederlndisch-Indien einem Angriff auf die Philippinen gleichkommen wrde? Sollte dieser Falleintreten, so wren unsere gemeinsamen Interessen in Gefahr, und wir mten sie gemeinsam schtzen." Im weiterenVerlauf der Unterhaltung rckt der Prsident deutlich von der Neutralittsgesetzgebung des Amerikanischen Kongressesab und gibt zu verstehen, da er die isolationistische Einstellung des amerikanischen Volkes mit allen Mittelnbekmpfen werde (Dok. 4).

    Der Franzsische Geschftstrger glaubt allerdings, seine Regierung vor einer berschtzung der ZusicherungenRoosevelts warnen zumssen: "Zweifellos teilt die Mehrheit des Landes seine persnlichen Ansichten ber dieAuenpolitik nicht, wie aus der Presse, aus Kundgebungen verschiedener Art und der Stimmung des Kongressesbervorgeht." Sehr bald stellt sich denn auch heraus, da der Prsident seine weitgehende Solidarittserklrung ohneWissen des Staatsdeparternents abgegeben hat, so da er von dem leitenden Beamten dieses Ministeriums,Unterstaatssekretr Sumner Welles, zu einer einschrnkenden Richtigstellung veranlat wird. Der FranzsischeGeschftstrger betrachtet diesen Zwischenfall als so charakteristisch fr die Verhltnisse in Washington, da er seinenAuenminister in einem vertraulichen Privatbrief auf die hufigen Unstimmigkeiten zwischen den weitgehenden

    uerungen Roosevelts und der zurckhaltenderen amtlichen Stellungnahme der Regierung der Vereinigten Staatenhinweisen und zur Vorsicht mahnen zu mssen glaubt. Auch die Chicagoer Rede sei in den entscheidenden Teilen daspersnliche Werk des Prsidenten gewesen, was nach Ansicht des Gescbftstrgers beweist, "wie weit der Prsident derffentlichen Meinung des Landes, und sogar seinen unmittelbaren Mitarbeitern und den Mitgliedern seiner Regierungvoraus ist" (Dok. 5).

    Auch weiterhin hat Roosevelt seine persnlichen Versuche fortgesetzt, Frankreich zu aktiven antijapanischenManahmen zu veranlassen. Er msse der Franzsischen Regierung schwere Vorwrfe machen, erklrt er im Juni 1938dem Franzsischen Botschafter de Saint-Quentin, da sie die indochinesische Grenze nach China geschlossen habe, under fgt sich "nur mit Bedauern" dem franzsischen Wunsch, Komplikationen mit Japan zu vermeiden (Dok. 9).

    Im Rahmen dieser antijapanischen Politik ist auch Sowjetruland ein wertvoller Faktor, demgegenber alleweltanschaulichen und innerpolitischen Bedenken zurckgestellt werden. War doch der Wunsch, bei einerAuseinandersetzung mit Japan und Deutschland ber den Russen verfgen zu knnen, schon fr RooseveltsAnerkennung der Sowjetunion im Jahre 1933 entscheidend gewesen." ... Die hiesige Regierung wrde gern die RoteArmee als Sieger aus der Auseinandersetzung mit Japan hervorgehen sehen", berichtet im Frhjahr 1939 der PolnischeBotschafter in in Washington, Graf Potocki. "Deshalb sind auch die Sympathien der Regierung deutlich auf seitenChinas. Dieses erhielt letzthin eine ansehnliche finanzielle Hilfe in Hhe von 25 Millionen Dollar" (Dok. 19). Da diejapanische Regierung schon im April 1934 hatte erklren lassen, da sie jede fremde Gewhrung von Anleihen an Chinaablehne, war dieses nichts anderes als eine unfreundliche Handlung gegenber Japan. Schlielich versteigt sichRoosevelt sogar dazu, in einem Gesprch mit dein Franzsischen Erziehungsminister, der ihn im Juni 1939 besucht, demWunsche Ausdruck zu geben, "Frankreich mge China jede nur mgliche Hilfe leisten". "Er glaubt", berichtet Saint-Quentin, "da die chinesische Unabb.ngigkeit gerettet werden knne, wenn China seinen Widerstand noch ein Jahrlang fortsetze." Auch jetzt nagelt der Franzsische Botschafter die persnliche Verantwortlichkeit Roosevelts fest,indem er betont, da diese uerung wohl kaum vom Staatsdepartement amtlich besttigt werden wrde (Dok. 23).

    "Erziehung" der ffentlichen Meinung

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    In der Tat: der Prsidet ist seiner Regierung weit "voraus", und um wieviel mehr noch der ffentlichen Meinung seinesLandes! Die Chicagoer Rede war auf schrfste Ablehnung der groen Mehrheit des amerikanischen Volkes gestoen.Somit erhob sich fr den Prsidenten und die ihm trotz gelegentlicher formeller Zurckhaltung auf dem Wege seinerAuenpolitik folgende Regierung das Problem der "Erziehung` der ffentlichen Meinung. Eines der Hauptmittel hierfrwerden die zahlreichen Reden, in denen sich Roosevelt vor allem darin gefllt, die "demokratischen Vlker" mit den"friedliebenden" gleichzusetzen und den fla gegen Faschismus und alle Diktatoren zu predigen.

    Hatte sich die Rede von Chicago in erster Linie gegen Japan gerichtet, so sollte sie gleichzeitig, doch auch Deutschland

    und Italien treffen. Seit dem Frhjahr 1938 wendet sich der Prsident Europa noch deutlicher zu. Klar erkennt derPolnische Botschafter in Washington Roosevelts Absicht, Amerika zum beherrschenden Faktor in der internationalenPolitik zu machen: er bediene sich dafr der nunmehr eingebrachten, auf den Pazifik sowohl wie auf den Atlantikgerichteten groen Flottenvorlage einerseits und der mit England gefhrten Handelsvertragsverhandlungen andererseits.Die Aufrstung verfolge in erster Linie den hochpolitischen Zweck, ein Druckmittel beim Durchsetzen politischerForderungen Amerikas in der internationalen Arena zu schaffen. Man wolle sich mit Hilfe der Flotte, deren Gre jetztnicht mehr durch die Verteidigungsbedrfnisse der Vereinigten Staaten oder durch das Verhltnis zur japanischen oderenglischen Marine bestimmt weide, ein absolutes bergewicht sichern und sich ihrer als eines aktiven politischenArguments bedienen (Dok. 7). Hervorzuheben ist, da diese Politik noch vor dem Anschlu sterreichs mit grtemNachdruck eingeleitet wurde.

    Einflu der Juden

    Die ffentliche Meinung reagiert zunchst noch immer nicht nach Roosevelts Wnschen, aber dem Prsidenten steheneinflureiche Helfer bei der "Erziehung" des amerikanischen Volkes zur Verfgung: die Juden. Die Juden, berichtet derPolnische Botschafter am g. Februar 1938, also ebenfalls noch vor dem Anschlu sterreichs, seien "die Vorkmpferfr die Schaffung der Kriegsstimmung ..., welche die ganze Welt in den Krieg strzen und eine allgemeine Katastropheherbeifhren soll ... Dieser Ha fhrt zur Raserei. Er wird berall und auf jedem Schritt propagiert: im Theater, inKinos, in der Presse. Die Deutschen werden dargestellt als Volk, das unter dem Hochmut Hitlers lebt, der die ganzeWelt erobern und die ganze Menschheit in einem Meer von Blut ertrnken will" (Dok. 6). Wenn man sichvergegenwrtigt, da nach Angabe des Polnischen Botschafters Rundfunk, Film, Tagespresse und Zeitschriften zu fast100% in jdischen Hnden sind (Dok. 15), kann man sich das Ausma dieser Propaganda vorstellen. Von dem hchsteinflureichen Finanzmann Bernard Baruch, "den jeder Prsident der Vereinigten Staaten gern urn Rat fragt, in derInnen- sowohl wie in der Auenpolitik", und von seinem gleichfalls hchst einflureichen jdischen Freunde HerbertSwope heit es etwas spter, da sie von rasendem Ha gegen Hitler erfllt seien und vor allem mit Hitler "abrechnen"wollten, um "die Gefahr zu beseitigen, die der ganzen Welt drohe ... 1)."

    1) Bericht des Polnischen Botschafters in Washington, Graf Potocki, an den Polnischeb Auenminister vom 26. Mai1938.

    Als weitere Juden aus der Umgebung Roosevelts zhlt Potocki ein anderes Mal Felix Frankfurter, einen der Pichter desObersten Gerichtshofes, den Schatzsekretr Morgenthau und den Gouverneur des Staates New York, Lehmann, auf,ber deren Treiben er wrtlich folgendes sagt: "Fr diese jdische Internationale, die vor allem die Interessen ihrerRasse im Auge hat, war das Herausstellen des Prsidenten der Vereinigten Staaten auf diesen 'idealsten' Posten einesVerteidigers der Menschenrechte ein genWer Schachzug. Sie haben auf diese Weise einen sehr gefhrlichen Herd frHa und Feindseligkeit auf dieser Halbkugel geschaffen und haben die Welt in zwei feindliche Lager geteilt" (Dok. 15).Bis zu dem Augenblick, da die Juden mit dem Ausbruch des Krieges ihr vorlufiges Ziel erreicht haben, verstrkt sichihre Hetze nach Art eines Trommelfeuers immer mehr, und leitende jdische Beamte des Staatsdepartements, wie derVizeunterstaatssekretr Messersmith, berschlagen sich in Angriffen und Anwrfen gegen das deutsche Regime (Dok.13, 24).

    Anschlu sterreichs

    In gleichem Mae nimmt RooseveIts Aktivitt stndig zu. Nach dem Anschlu sterreichs, der die Vereinigten Staaten ja in keiner Weise berhrte, schiebt Herr Messersmith in einem Gesprch mit dem Franzsischen Botschafter derRegierung Chamberlain die Hauptverantwortung an dem Gelingen des Anschlusses zu 1). Wie ein gut informierterBeobachter berichtet, wurde in amerikanischen Regierungskreisen sogar der ffentlichkeit gegenber die Paroleausgegeben, das Bndnis der Demokratien sei durch das Verhalten der neuen Englischen Regierung erschttert 2).Roosevelt aber zieht aus diesem Vorgang den Schlu, da es unbedingt ntig sei, die Widerstandskraft der Westmchtezu strken.

    1) Telegramm des Franzsischen Botschafters in Washington, de Saint-Quentin, an den Franzsischen Auenminister

    vom 12. Mrz 1938.

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    2) Havas-Telegramm aus Washington vom 18. Mrz 1938.

    Auf dieser Linie liegt alles, was Roosevelt knftig tut oder spricht. Als der Botschafter de Saint-Quentin auf denangeblichen diplomatischen Sieg der Westmchte vom 21. Mai 1938 zu sprechen kommt - damals wurde bekanntlichvon den Westmchten die Lge von einem deutscherseits geplanten berfall auf die Tschechoslowakei verbreitet, derdurch eine englisch-franzsische Demarche in Berlin im letzten Augenblick verhindert worden sei -, ruft Rooseveltlebhaft aus: "Das war in der Tat gute Arbeit", und gibt durch eine nicht irizuverstehende Boxergeste seinen Wunschnach einer Gewaltpolitik gegen die Achsenmchte zu erkennen. Anschlieend erzhlt er dem Franzsischen Botschafter

    begeistert von einem im Weien Haus vorgefWten antideutschen Hetzfilm, der gerade zur Bearbeitung der ffentlichenMeinung in den Vereinigten Staaten herausgebracht worden war. Schlielich billigt er nachdrcklich die neuefranzsische Politik, die jetzt ein erhebliches Kriegsrisiko auf sich nehme, und unter strkster Betonung derGemeinsamkeit der franzsischen und amerikanischen LebensiDteressen - er geht so weit, zu versichern, da derUntergang Frankreichs auch den Untergang Amerikas bedeuten wrde - lt er dem Franzsischen Botschafter keinenZweifel darber, da der neue Kurs der Franzsischen Regierung in jedem Fall die Untersttzung der VereinigtenStaaten finden werde. Saint-Quentin schliet seinen Bericht ber diese Unterredung mit der Feststellung: "Diese Worte... gestatteten keinen Zweifel ber die Gesinnung des Prsidenten und ber die Richtung, in der er die amerikanischeffentliche Meinung bearbeiten wrde, wenn Frankreich an der Seite Englands mit den faschistisqhen Mchten ... inKonflikt geraten wrde (Dok. 9, vgl. auch Dok. 8).

    Neutralittsgesetz

    Selbstverstndlich lieen sich diese Haltung des Prsidenten und die Folgerungen, die sich im Kriegsfall daraus ergaben,mit dem amerikanischen Neutralittsgesetz in keiner Weise in Einklang bringen. Das Ernbargo auf Kriegsmaterial httedem Prsidenten trotz seiner vorbehaltlosen Solidarittserklrungen nicht einmal die Lieferung von Flugzeugen undWaffen erlaubt. Roosevelt selbst hat das Gesetz, das 1935 geschaffen und in den folgenden Jahren abgewandelt underneuert worden war, um die Vereinigten Staaten fr den Fall eines Konfliktes wirklich neutral zu halten, niemals ernstgenommen. Schon bei der Erneuerung des Gesetzes im Mai 1937 gelingt es, die Machtbefugnis des Prsidenten ganzerheblich zu erweitern. Aber bereits zwei Monate vorher, als dieser Erfolg noch ganz ungewi ist, macht Roosevelt demFranzsischen Botschafter gegenber mit eiskaltem Zynismus kein Hehl daraus, wie er den Sinn der vom Kongre mitsolchem Nachdruck verteidigten Neutralittsgesetzgebung zu umgehen gedenkt. "Er glaubt", so berichtet Herr deLaboulaye, , dieses Gesetz werde ihm hin lnglicheVolknachten geben, um den kriegfhrenden Mchten, soweit sie dieVorherrschaft besen, zu erlauben, sich mit Rohstoffen und Fabrikaten einzudecken, die nicht als Kriegsmaterialanzusehen seien. Ohne ganz aus sich herausgeben zu wollen, hat Herr Roosevelt zu verstehen gegeben, da das vomKongre angenommene Gesetz, wie immer es auch aussehen mge, kaum mehr als einen theoretischen Wert habe, da ja

    bereits festgestellt worden sei, da die Ereignisse oft eine unvorhergesehene Wendung nehmen und andererseits dieBundesregierung im Falle eines allgemeinen Krieges schwerlich dem Drucke werde widerstehen knnen, den dieamerikanische Industrie und der Handel auf sie ausben wrden, um mit ihrer Ermchtigung von den Umstnden zuprofitieren 1)." Mit diesen Worten bekennt Roosevelt zu allem brigen auch noch ganz offen plutokratische Einflsseauf die Regierung.

    1) Bericht des Franzsischen Botschafters in Washington, de Laboulaye, an den Franzsischen Auenminister vom 24.Februar 1937.

    Nicht anders als der Prsident denkt seine Regierung ber das Neutralittsgesetz. Im Mrz 1938 erklrt derStaatssekretr Cordell Hull, da es den Verhltnissen angepat werden msse. Das bedeute, da die Vereinigten Staatensich ihre Handlungsfreiheit fr den Fall vorbehielten, da ein Krieg den Staaten drohe, die "gleiche allgemeineAnschauungen" wie die Amerikaner htten 2). Einige Monate spter versichert die offizise "New York Times", dakein Neutralittsgesetz das amerikanische Volk hindern knne, seine natrlichen Verbndeten zu begnstigen 3), Aufdem Hhepunkt der Sudetenkrise, am 27. September 1938, beruhigt der Unterstaatssekretr Sumner Welles denFranzsischen Botschafter, der wegen des Neutralittsgesetzes Sorgen uert: Die Regierung der Vereinigten Staatenhabe, obwohl sie ber die Entwicklung der ffentlichen Meinung keine sicheren Voraussagen machen knne, "alle durchdas Neutralittsgesetz aufgeworfenen Fragen sorgfltig geprft", und diese Prfung sei in einem fr die Westmchte"gnstigen Sinne durchgefhrt worden". Unmiverstndlich drngt also die Regierung der Vereinigten Staaten zurkriegerischen Auseinandersetzung mit Deutschland. Summer Welles lobt im brigen die im britischen Kabinett erzielteEinstimmigkeit hinsichtlich eines bedingungslosen englischen Beistandsversprechens an Frankreich (Dok. 10), nachdemeinige Wochen vorher groe Sorgen wegen einer etwaigen englischen Kompromipolitik bestanden hatten 4).

    2) Rede Cordell Hulls vom 18. Mrz 1938.

    3) "New York Times" vom 15. Juni 1938.

    4) Bericht des Franzsischen Botschafters In Washington, de Saint-Quentin, an den Franzsischen Auenminister vom30. August 1939.

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    Mnchen

    Nirgends herrschte dann grere Enttuschung ber das Abkommen von Mnchen, den "fatalen Frieden von Mnchen",wie der Jude Baruch sich auszudrcken beliebte 1), als im Weien Hause. Nach Roosevelts erbitterten uerungen warMnchen nichts anderes als "eine Kapitulation Frankreichs und Englands vor dem kampflustigen deutschenMilitarismus". In Washington wurde die Version ausgegeben, Hitler habe Chamberlain "die Pistole auf die Brust

    gesetzt", und Frankreich und England htten daher nichts anderes tun knnen als "einen schndlichen Frieden schlieen"(Dok. 15).

    1) Bericht des Polnischen Botschafters in Washington, Graf Potocki, an den Polnischen Auenminister vom 21.Oktober 1938.

    Eine von der Deutschen, der Italienischen, Englischen und Franzsischen Regierung gemeinsam gefundene friedlicheLsung, die Aussichten fr eine weitere europische Zusammenarbeit erffnete, war in der Tat alles andere, als wasRoosevelt wollte. Die Beschlsse von Mnchen konnte er nicht mehr rckgngig machen, wohl aber alles einsetzen, umdie damit verbundenen Zukunftshoffnungen zu sabotieren. So entschlo er sich zu einer endgltigen Zusammenfassungaller Krfte auf dieses Ziel hin. Lateinamerika sollte unter Fhrung Washingtons zu einem einheitlichen Blockzusammengeschweit und zu klarer Frontstellung gegen die totalitren Staaten veranlat, die Kriegsbereitschaft der"europischen Demokratien", zu denen jetzt auch Polen gerechnet wurde, durch Einwirkung auf die Regierungen unddurch Frderung der kriegslsternen Parteien gestrkt und schielich das eigene Land endgltig fr die Kriegspohtikgewonnen werden.

    "Politik des guten Nachbarn"

    Mit dem Jahre 1937 hatte eine verstrkte auenpolitische Ttigkeit Roosevelts auch gegenber Lateinamerikaeingesetzt. Zu der nun auch in der nordamerikanischen Publizistik offener errterten Sttzpunktpolitik gegenberMittelamerika kamen Verhandlungen mit sdarnerikanischen Staaten, in denen unter dem Motto der gemeinsamenVerteidigung der westlichen Hemisphre die Entsendung nordamerikanischer Militr- und Marinernissionen und die"Verpachtung" nordamerikanischer Kriegsschiffe ins Auge gefat wurden. Innere Unruhen in einzelnenlateinamerikanischen Lndern wurden als "Nazi"-Umtriebe hingestellt, gegen die nur die Untersttzung des starkennordamerikanischen Bruders Hilfe bringen knne. Auf wirtschaftlichem Gebiet suchte das Weie Haus die Bindungauch der greren lateinarnerikanischen Staaten an die nordamerikanischen Interessen durch die von Staatssekretr

    Cordell Hull zum weltanschaulichen Dogma erhobene Handelsvertragspolitik zu frdern, der Politisch gesteuerteAnleihevergebungen den Weg bereiten sollten. Gegenber den mittelamerikanischen Kleinstaaten konnte dieDollardiplomatie offener auftreten; der nordainerikanische Kolonialimperialismus hat hier seine brutalenErpressermethoden nicht einmal formell dem Schlagwort der "Politik des guten Nachbarn" angepat. Nichts illustriert z.B. die vllige finanzielle und damit auch politische Abhngigkeit der angeblich souvernen mittelamerikanischenStaaten von ihrem Piesennachbarn besser als der Bericht des Franzsischen Gesandten in Ciudad Trujillo vorn 11.Januar 1939, der von so grotesken Zustnden wie den Versuchen der Regierung von San Domingo, sich durchorganisierten Warenschmuggel wenigstens teilweise der nordamerikanischen Finanzdiktatur zu entziehen, eintragikomisches Bild gibt (Dok. 14).

    Einen erschpfenden berblick ber die wirtschaftliche, kulturelle und militrische Durchdringungspolitik derVereinigten Staaten gegenber Lateinarnerika hat der Franzsische Botschafter in Washington in einer Vorschau auf diefr Ende Dezember 1938 nach Lima einberufene VIII. Panamerikanische Konferenz gegeben. Der Botschafter erinnertan den von der Washingtoner Regierung seit lngerer Zeit inspirierten "nationalistischen Feldzug panamerikanischerund sogar imperialistischer Frbung" und hebt besonders die bereits damals auftauchenden Forderungen nach"Flottensttzpunkten in den franzsischen oder britischen Besitzungen der Antillen" hervor. Bezeichnenderweiseerwhnt dieser vom 9. November 1938 datierte Bericht ausdrcklich, da solch weitgehende Wnsche von den"verantwortlichen Persnlichkeiten der Vereinigten Staaten" mit dem Argument der Sdarrierika angeblich drohendendeutschen und faschistischen Gefahr begrndet wurden. ber den Wahrheitsgehalt dieses in Zukunft immer hufigerauftauchenden Tamungsmittels des USA.-Imperialismus und der Kriegshetze vermag auch der franzsische Diplomateine skeptische Bemerkung nicht zu unterdrcken. Von den Handelsvertragsideen Cordell Hulls wird festgestellt, dasie sich mit den Wirtschaftsinteressen der USA. aufs beste deckten, den Bedrfnissen der Sdamerikaner aber nicht ingleicher Weise Rechnung trgen, da sich die Vereinigten Staaten und die sdamerikanischen Lnder wirtschaftlichdurchaus nicht ergnzten und fr Lateinamerika der unmittelbare Tauschhandel (wie er damals bekanntlich mitDeutschland in die Wege geleitet worden war) vorteilhafter sei. Der Botschafter weist weiter auf die immer grereAusmae annehmende Anleihepolitik Washingtons, auf die als Kulturpropagatida getarnte politische Propaganda undschlielich auf die fr Limageplante Behandlung der "militrischen Verteidigung des amerikanischen Kontinents" hin.

    Abschlieend fat er zusammen, da die Regierung Roosevelts sich bei dieser Politik auf ein demokratisches Idealberufe, "das fr die Vereinigten Staaten selbst in Wirklichkeit ein panamerikanisches, imperialistisch durchsetztes Ideal

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    ist" (Dok. 11). Im gleichen Sinne uert Saint-Quentin sich. einige Wochen spter ber eine Rede Hulis: DerStaatssekretr habe "dem panamerikanischen Nationalismus Ausdruck" gegeben, und dieser Nationalismus trage "starkdas Geprge eines Imperialismus, der sich schlecht hinter unverdienten Komplimenten an die Schwesterrepublikenverbirgt 1)."

    1) Telegramm des Frranzsischen Botschafters in Washington, de Saint-Quentin, an den franzsischen Auenministervom 10. December 1938.

    Lima-konferenz Dezember 1938

    Tatschlich ist es der nordarnerikanischen Delegation auf der Panamerikanischen Konferenz unter Anwendung aller nurmglichen Druckmittel gelungen, die Annahme der Deklaration von Lima durchzusetzen, in der smtlichelateinamerikanischeil Staaten zum gemeinsamen Garanten der Monroe-Doktrin erklrt und die Solidaritt ganzAmerikas "gegen alle fremde Intervention und Aktivitt" proklamiert wurden. Damit war der Weg zu einer noch engerendiplomatischen Verbindung zwischen den Vereinigten Staaten und den lateinamerikanischen Lndern geebnet undpraktisch der Fhrungsanspruch Washingtons in einer zwischenstaatlichen Urkunde festgelegt.

    Im brigen hat Cordell Hull die Konferenz benutzt, um die lateinamerikanischen Delegierten offen gegen dieAchsenmchte aufzuhetzen, fr die Einkreisungspolitik zu werben und der Kriegspolitik den Boden zu bereiten. DenAusbau der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und den sdamerikanischen Lndern bemhte er sich zustren, indem er nach bereits bewhrter Praxis das Gespenst politischer Forderungen von seiten Deutschlands jetztbesonders stark heraufbeschwor. Darber hinaus gab er unter heftigen Beschimpfungen des Fhrers und des Duce denlateinamerikanischen Staaten deutlich zu verstehen, da Washington bei einem europischen Konflikt nicht neutralbleiben, sondern sich auf die Seite der "liberalen Mchte" stellen wrde (Dok. 16).

    Die Einmischungspolitik des Prsidenten in die europischen Angelegenheiten bedient sich nun immer deutlicher einerdoppelten Methode: in Reden und im diplomatischen Verkehr bringt er demonstrativ seine Feindschaft gegen dietotalitren Staaten zum Ausdruck und droht in der Kongrebotschaft vom 3. Januar 1939 zum erstenmal mit den"methods short of war"; gleichzeitig setzt er alles daran, die demokratischen Lnder auf die Einkreisungspolitikfestzulegen.

    Arbeitsmethoden des Weie Hauses

    Fr die Erkenntnis der Motive der Rooseveltschen Politik sind Ausfhrungen, wie sie Potocki in einem Bericht vom 7.Mrz 1939 ber die ArbeitsMethoden im Weien Hause und den autokratischen Charakter der RooseYeltschenGeschftsfhrung macht, besonders aufschlureich. Als letztes Motiv des Prsidenten wird hier seitens des polnischenDiplomaten nichts anderes als Geltungsbedrfnis aufgedeckt: "Persnlich sieht der Prsident in der Auenpolitik seinesLandes ein Mittel zur Befriedigung des eigenen Ehrgeizes, gern hrt er aufmerksam auf das Echo, das aus den anderenHauptstdten der Welt zu ihm widerhallt." In der Methode, alle diplomatischen Berichte selbst zu bearbeiten, in demhufigen persnlich und geheim gepflogenen Gedanken-mtausch mit seinen oft nach Washington berufenenBotschaftern, die meist Seine persnlichen Freunde seien, sehe Roosevelt das beste Mittel zur Aktirung seiner Politik.Auf diese Weise wrden die Vereinigten Staaten "auf gefhrliche Bahn der Weltpolitik gefhrt" (Dok. 19).

    Aufrstung

    Der gleiche Bericht entlarvt das Doppelspiel der Rooseveltschen Aufrstungspolitik, die die notwendige Ergnzungseiner Hetzpolitik darstellt: Whrend Roosevelt, um die Bewilligung der geforderten Riesensummen zu erreichen, demeigenen Volke vorspiegele, da man nicht etwa rste, um im Fall des als unvermeidbar dargestellten Konfliktes inEuropa einzugreifen oder sich mit England und Frankreich zu verbnden, sondern nur um die eigene Macht zu strken,gebe er durch die Aufrstungspolitik der Welt in offiziell zu erkennen, "da im Kriegsfalle die Vereinigten Staaten mitihrer ganzen militrischen und finanziellen Macht auf seiten der demokratischen Staaten stehen" wrden (Dok. 19).

    Deutsch-polnischer Konflikt. Kriegstreiberei Bullitts

    Nach dem ersten Rckschlag, den das Mnschener Abkommen fr die Kriegspolitik des Weien Hauses zu bedeutenschien, wandte Roosevelt nun mehr seine ganze Aufmerksamkeit der immer kritischer werdenden Entwicklung derdeutsch-polnischen Beziehungen zu. Diese Spannungen jedenfal schienen, wenn man sie entsprechend verstrkte, diegewnschte Explosion zu versprechen. Die Depeschen des Polnischen Botschafters in Washington bezeugen aufs

    unmiverstndlichste das Ziel der amerikanischen Politik: alles, was Potocki ber Roosevelts Politik im allgemeinenoder ber seine Gesprche mit fhrenden Persnlichkeiten im besonderen zu berichten hatte, mute in kriegerischem

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    Sinne wirken. Des weiteren verfgte Roosevelt in William C. Bullitt ber einen Botschafter in Paris, der sich in dieserRichtung durch besonderen Eifer und Initiative auszeichnete. Seit der Chicagoer Rede benutzte Bullitt den PariserPosten, den er seit 1936 innehatte, um den Franzosen die ihnen von Berlin und Rom angeblich drohenden Gefahren andie Wand zu malen. Je strker Roosevelt seine Europapolitik aktivierte, um so mehr wurde der Botschafter, dembesondere Vollmachten auch gegenber amerikanischen Missionschefs in anderen europischen Hauptstdtenbertragen worden waren, zum Sprachrohr Roosevelts fr ganz Europa.

    Bereits im November 1938 erklrte Bullitt bei einem Aufenthalt in Washington dem Polnischen Botschafter unter

    Haausbrchen gegen den Fhrer, "da nur Gewalt, schlielich ein Krieg, der wahnsinnigen Expansion Deutschlands inZukunft ein Ende machen" knne. Und er scheute sich auch nicht, den polnischen Freund zu hintergehen, indem er ihmvorspiegelte, da die Stimmung in den Vereinigten Staaten gegenber dem Nazismus und Hitlerismus so gespannt sei,"da schon heute unter den Amerikanern eine hnliche Psychose" herrsche "wie vor der Kriegserklrung Amerikas anDeutschland im Jahre 1917". Zweifellos, versichert er auf die Frage des Polen, wrden die Amerikaner am Kriegeteaelunen, aber erst, nachdem Frankreich und England ihrerseits losgeschlagen htten 1).

    1) Bericht des Polnischen Botschafters in Washington, Graf Potocki, an den Polnischen Auenminister vom 21.November 1938 (Weibuch 3, Nr. 4).

    Einige Wochen spter gewinnt Potocki aus Bullitts uerungen den Eindruck, da er von Roosevelt "eine ganz genaueDefinition des Standpunktes erhalten hat, den die Vereinigten Staaten bei der heutigen europischen Krise einnehmen".Um so bemerkenswerter drfte es sein, da Bullitt jetzt den Polnischen Botschaftern in Washington und Paris gegenbermehrfach jede Kompromipolitik mit den totalitren Staaten, in deren Front er nun auch Italien einbezieht, schrfstensverdammt und wiederum die Versicherung aktiven Eingreifens auf seiten Englands und Frankreichs gibt; gleichzeitigerteilt er der polnischen Auenpolitik ein aufmunterndes Lob (Dok. 17, 18). Im Mrz unternimmt er es dann, in Londonauf den Abschlu eines polnischenglischen Bndnisses drngen zu lassen, und er scheut sich nicht, den PolnischenBotschafter darauf hinzuweisen, da man in Wasbington "im Besitz von Mitteln" sei, mit denen man "einen wirklichenZwang auf England ausben" knne. "An die Mobilisierung dieser Mittel werde er ernstlich denken." Unter Ausnutzungder "ihm zustehenden Rechte" beauftragt er Kennedy, den Botschafter der Vereinigten Staaten in London, dieAngelegenheit bei "kategorischer Betonung der Verantwortlichkeit der Englischen Regierung" mit demMinisterprsidenten Chamberlain zu besprechen (Dok. 21). Kennedy, der von s . einer weisungsgem nachgesuchtenUnterredung mit Charnberlain offenbar befriedigt ist, treibt auch seinerseits die Polen noch vorwrts, indem er ihnen denRat gibt, mglichst oft in London zu wiederholen, da sie in der Danziger Frage zum Widerstand entschlossen seien 1).Am 31. Mrz gibt dann bekanntlich die Britische Regierung die verhngnisvolle Garantieerklrung an Polen.

    1) Bericht des Polnischen Botschafters in London, Graf Raszynski, an den Polnischen Auenminister vom 29. Mrz

    1939 (Weibuch 3, Nr. 12).

    Nicht lange vor Kriegsausbruch gewhrt noch einmal ein polnischer Bericht Einblick in die amerikanische Hetze.Whrend Warschau im Vertrauen auf die englische Blankovollmacht seine Provokationspolitik durch Drohungen gegenDanzig und Verfolgung der deutschen Volksgruppe auf die Spitze treibt, bescheinigt Sunmer Welles dem PolnischenGeschftstrger in Washington "die groartige Haltung Polens", Gleichzeitig bestrkt Herr Messersmith in vlligerVerkennung der Tatsachen den polnischen Grenwahn. "Die unnachgiebige Haltung der demokratischen Staaten,darunter auch Polens", erklrt er dem Polnischen Geschftstrger, wrde das verhate deutsche Regime zu Fall bringen(Dok. 24).

    Zusammenspiel mit den Westmchten

    Im Spiel Washingtons sind alle Figuren recht. Auch dem neutralen Belgien wird unmiverstndlich klargemacht, wie dieGruppierung im Konfliktsfall aussehen wird. Schon in den ersten Monaten des Jahres 1939 erklrt StaatssekretrCordell Hull dem Belgischen Sondergesandten, Botschaftsrat Frst von Ligne, als die Mglichkeit eines Konflikts inWesteuropa errtert wird: "Wir wrden vielleicht drei Tage, drei Wochen oder drei Monate brauchen, but we wouldmove." Die Massen seien jetzt bereits weitgehend erzogen; "vor sechs Wochen wre es uns niemals mglich gewesen,so viel Kriegsmaterial zu liefern, wie wir jetzt Frankreich und England liefern." Die Haltung Washingtons kennzeichnetder Belgische Beobachter in folgenden Stzen: "Auf militrischem Gebiet scheint Amerika eine Aufrstung in der Luftund zu Wasser zu beabsichtigen, die bis zur Grenze des Notwendigen geht. Auf wirtschaftlichem Gebiet fat es denBoykott des Handels der totalitren Staaten ins Auge; auf diplomatischem Gebiete endlich tritt das Einvernehmen mitEngland tglich mehr in Erscheinung, und das Neutralittsgesetz wird sicherlich aufgehoben werden, vielleicht sogarschon, bevor es seine Probe hat bestehen knnen..." Selbstverstndlich wird erwartet, da Belgien fr sein eigenesVerhalten aus diesen Erffnungen die entsprechenden Folgerungen, zieht (Dok. 20).

    Druck auf England

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    Doch auch England wurde in Washington ausschlielich als Mittel zur Erreichung der eigenen Ziele gewertet. War mander Londoner Regierung schon bei den Handelsvertragsverhandlungen nur entgegengekommen, um sie in eine gegenDeutschland gerichtete Politik zu treiben (Dok. 12), so waren die vom Prsidenten darber hinaus beabsichtigten undvon Bullitt mit erstaunlicher Offenheit verkndeten Methoden zur Erzwingung einer aktiven anti-deutschen PolitikEnglands verblffend eindeutig. "Die Vereinigten Staaten verfgen England gegenber ber verschiedene undungeheuer bedeutsame Zwangsrnittel", hatte Bullitt beispielsweise dem Polnischen Botschafter in Paris schon imFebruar dargelegt. "Allein die Drohung ihrer Anwendung drfte gengen, England von einer Kompromipolitik aufKosten Frankreichs zurckzuhalten" (Dok. 18).

    Drahtzieher der Einkreisungspolitik

    Aber nicht einmal der beste Freund, der Franzose, ist wirklich zufried mit dem Drahtzieher seiner Politik. Im April istdie franzsisch-enghsche Garantieerklrung an Griechenland und Rumnien erfolgt, der Abschlu vonBeistandsabkommen mit der Trkei steht bevor, mit Sowjetruland werden Verhandlungen gefhrt. Aus dem Erla anden Botschafter in Washington vom 8. Mai 1939 vermeint man zu spren, wie der Franzsische Auenminister Bonnetgeglaubt hat, seinen gefhrlichen Weg unter der Leitung und dem Schutz eines zuverlssigen Freundes eingeschlagen zuhaben, wie er nun aber, nachdem er sich weit vorgewagt hat, pltzlich die Fragwrdigkeit seiner Deckung empfindet.Zwar hat Roosevelt die weitestgehenden Versprechungen gemacht, aber verantwortlich und endgltig bindend hat er sienicht geben knnen. Was sollte werden, wenn entgegen allen von Roosevelt erweckten Erwartungen und trotz des vonihm und seiner Regierung seit dem Frhjahr so lebhaft gefhrten Kampfes fr eine entscheidende Abnderung desNeutralittsgesetzes der Kongre diese auch weiterhin verweigerte? "Wenn die amerikanische ffentliche Meinunggegenwrtig ihre Blicke tatschlich nach Europa richtet und keine Gelegenheit versumt, um den groen Demokratieneine Politik des Widerstandes und der Festigkeit zu empfehlen, so wendet sich andererseits auch die ffentlicheMeinung Frankreichs nach Amerika und erwartet von dort diejenigen Manahmen, die die Fortfhrung der Politik, dieAmerika selbst empfiehlt, weitgehend erleichtern wrden." Und Bonnet rhmt sieh der von Frankreich und Englandbefolgten Einkreisungspolitik, "die nur die volle Zustimmung der Regierung der Vereinigten Staaten finden kann, wie esbrigens Herr Bullitt in Paris und Herr Kennedy in London in freundschaftlicher Weise oft anerkannt haben". Hier wirdsomit besonders deutlich, wie sehr Frankreich trotz dieses vorbergehenden Aufbegehrens bereits zum ausfhrendenOrgan Roosevelts und damit zur vlligen Abhngigkeit degradiert worden ist (Dok. 22).

    Ausbruch des europischen Krieges

    Als am 1. September 1939 der deutsch-polnische Krieg ausbrach und zwei Tage spter England und Frankreich dem

    Deutschen Reich den Krieg erklrten, mu im Weien Hause tiefe Genugtuung geherrscht haben ber die Fntschlsseder von Roosevelt vorwrtsgetriebenen, irregeleiteten Staatsmnner.

    Kampfgegen das Neutralittsgesetz

    Am 2. September sucht Suniner Welles die franzsische Haltung zu versteifen, indem er dem Franzsischen Botschaftergegenber in schrfster Form der berzeugung Ausdruck gibt, da es notwendig sei, "ein fr allemal mit der Hysteriedes Neutralittsgesetzes Schlu zu machen" und im gegebenen Augenblick die vllige Abschaffung im Kongrevorzuschlagen 1). Das Gewicht dieser uerung wird noch dadurch verstrkt, da sie die fr den nchsten Tag imRahmen einer groen Rundfunkrede Roosevelts erwarteten Versicherungen, die Vereinigten Staaten aus dem Kriegherauszuhalten, als betrgerisches Manver enthllten, auf das man die Westmchte jedoch nicht hineinfallen lassenmchte. Sehr bald nach dem Ausbruch des Krieges in Europa erfolgt die Einberufung des Kongresses mit dem Ziel dernderung des Neutralittsgesetzes. Saint-Quentin berichtet seiner Regierung erneut ber die mit diesem Problemzusammenhngenden Spannungen. Man habe erkennen mssen, da die Aufhebung des Waffenembargos nicht zuerreichen sei, sofern man nicht der ffentlichen Meinung sichere Garantien fr das Herausbleiben der VereinigtenStaaten aus dem Konflikt biete. So habe die Regierung als Gegenleistung sich zur Wiederinkraftsetzung derabgelaufenen Bestimmungen aus dem Gesetz von 1937, insbesondere der Cash-and-Carry-Klausel, entschlieen mssen.Die USA.-Regierung habe nicht hinter der Opposition zurckstehen knnen, da das Heraushalten des Landes aus demKriege als vaterlndische Pflicht verkndet worden sei. Was blieb ihr auch brig, wenn die letzten Umfragen ergeben"da der Prozentsatz der Befrworter einer bewaffneten Intervention der Vereinigten Staaten an der Seite Englands undFrankreichs in den beiden letzten Monaten auf weniger als 5% gesunken" und die Bevlkerung von tiefdem Mitrauengegen jedwede Propaganda der Kriegfhrenden erfllt war (Dok. 27).

    1) Bericht des Franzsischen Botschafters in Washington, de Saint-Quentin, an den Franzpsichen Auenminister vom2. September 1939.

    Whrend der Kongre sich von der Cash-and-Carry-Klausel, die die Gewhrung von Krediten an Kriegfhrende und dieBefrderung der gekauften Kriegsmaterialien auf amerikanischen Schiffen verbietet, die Ausschaltung von gefhrlichen

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    Zwischenfllen verspricht, ist der Prsident seinem Ziel doch einen erheblichen Schritt nhergekommen, da praktischdoch nur die Englnder und Franzosen als Abnehmer von Kriegsmaterial in Frage kommen. Die Neutralitt ist zu einerbloen Phrase geworden, die Gegner Deutschlands werden einseitig nun auch materiell untersttzt.

    Neutralittswidrige Manahmen

    brigens hat Roosevelt sich schon gleich in den ersten Wochen nach Kriegsausbruch, whrend er der ffentlichkeit

    noch Vorsicht und Zurckhaltung vorspiegelt, nicht vor direkten neutralittswidrigen Manahmen gescheut. Im Namenseiner Regierung macht der Botschafter der Vereinigten Staaten in Paris dem Franzsischen Ministerprsidenten undAuenminister Anfang Oktober die "vertrauliche" Mitteilung, da die Amerikaner bewaffnete Handelsschiffe, soweit sienur defensiv bewaffnet seien, nicht als Kriegsschiffe anzusehen beabsichtigten (Dok. 25). Der Deutschen Regierung isteine entsprechende Mitteilung nicht zugegangen. Im brigen bedeutete dieses Verfahren, bewaffneten Handelsschiffendie unbeschrnkte Benutzung der amerikanischen Hfen zu gestatten, whrend z.B. fr Unterseeboote bald darauf einallgemeines Anlaufverbot erlassen wurde, praktisch eine schwere Verletzung des Vlkerrechts. Weiterhin verdienterwhnt zu werden, da der Franzsische Ministerprsident Daladier gelegentlich einer Sitzung des Obersten AlliiertenKriegsrates im Februar 1940 feststellen konnte, Roosevelt verletze in Sachen der Neutralitt auch die eigeneGesetzgebung. Im Zusammenhang mit Errterungen zwischen Daladier und Chamberlain ber die Mglichkeit,Flugzeuge aus den USA. zu beziehen, heit es wrtlich: "Roosevelt hat dieses Gesetz bereits verletzt, als er erklrte, dadas amerikanische Heer das Material, das wir wnschten, Dicht brauche, Er ist bereit, es erneut zu tun 1)."

    1) Protokoll der Sitzung des Obersten Alliierten Kriegsrates vom 5. Februar 1940.

    Panama-Konferenz September 1939

    Auch auf einer anderen Plattform erweist es sich, da Roosevelt unter dem Mantel der Zurckhaltung, mit dem er sichvor seinem Volke noch umgeben mu, eine seiner vorgeblichen Politik durchaus entgegengesetzte Aktivitt verbirgt.Noch im September 1939 tritt in Panama eine Auerordentliche Panamerikanische Konferenz zusammen, die auf derBasis der Beschlsse von Lima die Zusammenarbeit smtlicher amerikanischer Staaten noch enger gestalten soll und dietatschlich die Position der Vereinigten Staaten im westlichen Raume bedeutend verstrkt. Der Bericht desFranzsischen Gesandten fr Mittelamerika ber eine Unterredung mit dem Auenminister von Guatemala nach dessenRckkehr aus Panaina (Dok. 26) gibt zunchst wiederum ein Bild von der absoluten, auch auenpolitischenAbhngigkeit einer mittelamerikanischen Republik wie Guaternala von Washington: "Wir folgen der Regierung vonWashington in ihrer moralischen Aktion ... wenn sich diese moralische Aktion morgen schon in die Tat umsetzen sollte,

    so wird unsere Haltung die gleiche sein, was immer fr Folgen daraus entstehen mgen." Der Minister uert sich dannzu der Sicherheitszone, die, auf der Panamakonferenz proklamiert, im Osten und Westen der Vereinigten Staaten undder lateinamerikanischen Republiken 300 Meilen ins Meer hinausreichen soll und in der alle kriegerischen Handlungender kriegfhrenden Streitmchte untersagt sein sollen. Beruhigend erklrt er dem Franzsischen Gesandten, das Prinzipder Sicherheitszone knne, "wenn es in dem Sinne angewendet wird, der bei seiner Festlegung magebend war", fr dieAlliierten keinerlei Nachteile mit sich bringen. Zur Untersttzung weist er auf sonstiges neutralittsverletzendesVerhalten der USA. hin und macht auf die schwere Benachteiligung der deutschen U-Boote seiteris der USA.aufmerksam, die die Behandlung von U-Booten der Kriegfhrenden unter Bedingungen gestellt haben, "die eindeutigauf den Zweck abgestellt erscheinen, den Verkehr der deutschen U-Boote zu erschweren".

    Sicherheitszone

    In der Tat erreicht RooseveIts Spiel mit doppelten Karten bei seiner Behandlung der Sicherheitszonenfrage wieder einenHhepunkt. Wie von der Botschaft der Vereinigten Staaten in London der dortigen Franzsischen Botschaitausdrcklich mitgeteilt wird, hat Roosevelt diesen zur Sicherung der Neutralitt der beiden Amerika eingebrachtenVorsclag nur untersttzt, um die ffentliche Meinung im Sinne seiner Kriegspolitik zu"erziehen", Angesichts derpraktischen Unmglichkeit, eine so umfassende Zone wirklich zu sichern, sollte der amerikanischen ffentlichkeitklargemacht werden, "da die beiden Amerika sich nicht friedlich mit einer Watteschicht' umgeben knnten". In derZone eingetretene Zwischenflle wren also ein willkommenes Mittel zur Aufpeitschung der Leidenschaften gewesen.Unter diesen Umstnden mute natrlich die ablehnende britische Antwort auf das Sicherheitszonenprojekt, die dieAchsenmchte zu einer hnlichen Stellungnahme zwang, in Washington besonders willkommen sein, was man denFranzosen dann auch "streng vertraulich" zu verstehen gibt (Dok. 28). Selbst Neutralittspolitik versteht Rooseveltunmittelbar in Kriegspolitik zu verkehren.

    Mission 'Sumner Welles' Februar 1940

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    Aber Roosevelt wei auch eine als "Friedensvermittlung" getarnte Mission seinem Ziel der Kriegsausweitung undKriegsverlngerung dienstbar zu machen. Im Februar 1940 begibt sich der Unterstaatssekretr Summer Welles imAuftrag des Prsidenten auf eine Reise nach Europa. In der ganzen Welt Wird diese Aktion als Versuch zur Erkundungvon Friedensmglichkeiten aufgefat. Wie es um diese angebliche Friedensvermittlung in Wahrheit bestellt war, kannnunmehr auf Grund von Dokumenten ber den Aufenthalt des Unterstaatssekretrs in Paris erschpfend dargetanwerden. Hatte die Gesamtpolitik Roosevelts vor dem Kriege unter der Parole gestanden: Lieber Krieg alsVerstndigungspolitik, so ist jetzt oberster Gesichtspunkt: Kein Verstndigungsfriede!

    Nach Auffassung Bullitts ist die Reise auf den persnlichen Ehrgeiz des Unterstaatssekretrs 1) zurckzufhren. Bullittist, als er von der Mission erfhrt, auer sich, da er frchtet, da durch sie die Auenpolitik des Prsidenten in dennchsten Wochen einen unklaren Charakter erhalten knne. Einem dadurch etwa entstehenden schlechten Eindruck aufdie Franzosen - und was htte Herrn Bullitt tiefer beunruhigen knnen als diese Mglichkeit -sucht er sofortvorzubeugen, indem er noch vor der Abreise des Unterstaatssekretrs sich von Roosevelt den Auftrag geben lt, Herrnde Saint-Quentin zu inforinieren. Er kann dem Franzsischen Botschafter die trstliche Mitteilung machen, da derPrsident "sich niemals dazu hergeben wrde, einen Kornpromifrieden mit den Diktatoren zu ernpfehlen" (Dok. 29).Wenige Tage darauf besttigt der Prsident diese Mitteilung durch ein eigenes Handschreiben, das Surnner Welles demFranzsischen Ministerprsidenten Daladier in Paris berreichen soll. Wenn Roosevelt in diesem Brief der HoffnungAusdruck gibt, da schlielich ein Friede zustande kommen %erde, der "weder unentschieden noch unsicher ist" (Dok.30), so ist damit vllig unmiverstndlich ausgesprochen, in welchem Sinne er in Paris seinen Einflu geltend zumachen wnscht. Mit dem Dank fr die uerungen Bullitts und gleichartigen Versicherungen auch desUnterstaatssekretrs selbst kann man franzsischerseits dann etwas spter in Washiiigton mitteilen lassen, da man andieser amerikanischen Haltung nie habe zweifeln knnen; man bittet jedoch um weitere ffentliche Bekundung diesesauch bei der Kongreerffnung im Januar durch Roosevelt bereits eindeutig zum Ausdruck gebrachten Standpunktes,um damit auf die Neutralen zu wirken 2).

    1) Eine aus Anla des Pariser Besuchs verfate Aufzeichnung des Franzsischen Auenministeriums charakterisiert diepolitische Grundeinstellung dieses besonderen Gnstlings Roosevelts folgendermaen: "Herr Sumner Welles hat sehrreale Sympathien fr Frankreich und ganz allgemein fr die Sache der Alliierten, besonders in Europa; seine Politik imFernen Osten ist reichlich egoistisch, und in der Neuen Welt neigt sie zum Imperialismus."

    2) Bericht des Franzsischen Botschafters in Washington, de Saint-Quentin, an den Franzsischen Auenminister vom19. Februar 1940.

    So sah in Wahrheit die amerikanische Aktion aus, die gerade auch von der amerikanischen Presse als ehrlicher Versuchzur Anbahnung eines Verstndigungsfriedens hingestellt worden warl Und wie Herr Roosevelt die Mission seines

    Unterstaatssekretrs gemeint hatte, so hat dieser sie ausgefhrt. Eine Aufzeichnung des Abteilungsleiters fr diefranzsische Propaganda in den Vereinigten Staaten, des frheren Botschafters in Washington, de Laboulaye, istbesonders bezeichnend fr die Einstellung dieses neutralen "Friedensagenten". Eingehend unterhlt Surnner Welles sichmit Herrn de Laboulaye ber die Art und Weise, wie die Stimmung in Amerika am besten bearbeitet werden knnte.Dabei scheut er sich nicht, Ratschlge zur Beeinflussung der innerainerikanischen Stimmung durch franzsische Stellenzu geben. Er wnscht die Propaganda in den katholischen Kreisen Amerikas verstrkt zu sehen, verweist hierbei auf dieirische Geistlichkeit, die den Alliierten feindlich gesinnt Sei, und empfiehlt, "auf die groen Fhrer des Katholizismus inden Vereinigten Staaten" einzuwirken, die er namentlich bezeichnet (Dok. 31).Ein immerhin erstaunlicher Ratschlagaus dem Munde eines Diplomaten, der nicht milde wurde, Deutschland der Bildung jener sagenhaften "5. Kolonne" zubezichtigen!

    Propagandamethoden

    Mute sich Roosevelt in jenem ersten Kriegsjahr nach auen hin noch eine gewisse Zurckhaltung auferlegen, so ist seinPariser Botschafter mit frischer Unbekmmertheit auf dem Wege zur offenen Einmischung in den Krieg vorantgestrmt. In den franzsischen Akten finden sich zahlreiche Aufzeichnungen ber die in den kritischen Zeiten fasttglichen Besprechungen Bullitts mit dem Ministerprsidenten Daladier und spter mit dessen Nachfolger Reynaud.Immer wieder macht sich Bullitt zum Vermittler der franzsischen Wnsche nach Kriegsmaterial, insbesondere nachFlugzeuglieferungen. Durch anp feuernde Reden sucht er Frankreichs Kriegswillen zu beleben, gleichzeitig aber auch inseiner Heimat Stimmung fr Frankreich zu machen. In seinen Mitteln ist er nicht whlerisch, jede Propaganda ist ihmrecht: die Franzsische Regierung mu ihm sogar Unterlagen ber angebliche deutsche Greueltaten anfertigen, "damitdie amerikanische ffentliche Meinung in Erregung gebracht und ihre Entwicklung beschleunigt werden knnte" (Dok.32).

    Schlielich hat jedoch auch Roosevelt selbst an dieser Politik der Aufstachelung Frankreichs bis zur letzten Mglichkeitfestgehalten und dadurch zur Fortsetzung des bereits vllig aussichtslos gewordenen franzsischen Widerstandes

    beigetragen, Wenn Roosevelt am 15. Juni I94o nach der Einnahme von Paris zwar zu seinem Bedauern das ErsuchenReynauds um unmittelbare militrische Untersttzung ablehnen mu, da nur der Kongre eine VerpflichtuDg hierzu

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    bernehmen knne, so sucht er doch auch jetzt noch Frankreich zur Fortfhrung des lngst verlorenen Waffengangesanzutreiben, indem er "Materiallieferungen in stndig wachsenden Mengen und Arten" zusagt und wenige Tage spterdem franzsischen Kriegstreiber Reynaud in herzlichsten Worten seine persnliche Sympathie zum Ausdruck bringenlt. Aber es sind Gesten. Und die unmittelbar darauf erfolgende endgltige Niederlage eichs ist eine Niederlage auchder Rooseveltschen Kriegspolitik.

    Der Weg in den Krieg

    Verhltnismig schnell jedoch berwindet man im Weien Haus die Enttuschung. In den Vordergrund tritt jetzt dieFrage der engsten Zusammenarbeit mit England. Daneben wird der Druck auf die lateinamerikanischen Staatenverschrft. Mit Drohungen und Lockungen soll Lateinamerika in die Front der Demokratien gepret und mit demEintritt des eigenen Landes in den Krieg auch die Kriegsgefolgschaft der sdlichen Trabanten vorbereitet werden."...vllige und systematische Mobilisierung der nationalen Krfte... sowohl der moralischen als der materiellen, deramtlichen und der privaten..., um das Gemeinschaftsleben im Sinne einer wirklichen Demokratie und einer wirksamenZusammenarbeit zum Wohle der Verteidigung des Kontinents ausel zurichten" (Dok. 33), so lautet die eindeutigeWeisung Washingtons beispielsweise an Ecuador.

    Inzwischen sind weitere Schritte zur globalen Kriegsausweitung unternommen worden. Im Frhjahr 1941: erhaltenJugoslawien und Griechenland ebenso gefhrliche wie unwirksame Untersttzungsversprechungen; im Sommer 1941wird die Sowjetunion als neuer Partner im Bunde der Demokratie willkommen geheien, im Herbst 1941 dieProvokation Japans auf die Spitze getrieben. Auch die "Erziehung" der ffentlichen Meinung im Inland macht dielangerschnten Fortschritte; das Leib- und Pachtgesetz ebnet den Weg zur massiven Materiallieferung; schlielich fallendie letzten Reste der Neutralittsgesetzgebung; durch den Schiebefehl des Prsidenten wird das Volk der VereinigtenStaaten unmittelbar an die Schwelle des Krieges herangefhrt. Am 8. Dezember 1941 endlich erreicht der Herr imWeien Haus sein vorlufiges Ziel. An der Seite Englands und der Sowjetunion treten die Vereinigten Staaten in denKrieg gegen die jungen Vlker. Damit gewinnt der Krieg - Roosevelts Krieg - das Ausma, das der Prsident gewollthat. Er wird ihn zu verantworten haben.

    DOKUMENTE

    Nr. 1

    Der Franzsische Botschafter in Washingtonan den Franzsischen Auenminister

    Bericht (Auszug)

    Washington, den 26. Januar 1934Nr. 35Streng vertraulichBetrifft: In Washington gesammelte Urteile ber Deutschland

    In den letzten Tagen sind mir aus zwei ganz verschiedenen Quellen zwei in gleicher Weise abfllige Urteile berDeutschland und seine Politik zu Gehr gekommen, worber ich Eurer Exzellenz streng vertraulich berichten zu mssenglaube.

    ...

    Das andere Urteil ist noch interessanter, denn es stammt vorn Prsidenten der Vereinigten Staaten selbst. Bei einemintimen Tee im Weien Haus, vor drei Tagen, bemerkte Herr Roosevelt mit lauter Stimme Madame de Laboulayegegenber, da er des Kampfes berdrssig sei, den er 48 Stunden hindurch mit dem Deutschen Botschafter zu bestehengehabt habe wegen der Schlechterstellung, welche die Reichsregierung bei der Regelung der privaten Kredite aufKosten der Amerikaner beabsichtigte. "Glcklicherweise", fgte er hinzu, "habe ich die Oberhand behalten, und Sieknnen Ihrem Gatten erzhlen, da sein Kollege, Herr Luther, jetzt am Boden liegt."

    Im weiteren Verlauf der Unterhaltung erklrte der Prsident, da er genug habe von den unlauteren Machenschaften derDeutschen, die, nachdem sie sich erst aus freien Stcken zugrunde gerichtet und die Bestimmungen des Versailler

    Vertrages nicht erfllt htten, jetzt versuchten, sich den Verpflichtungen aus ihren privaten Anleihen zu entziehen.

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    Alles dies wurde mit der bei Mr. Roosevelt blichen Spontaneitt und berZeugung vorgebracht, vor fnf oder sechsZeugen, hauptschlich Amerikanern, die sichtlich erstaunt waren, ihn mit solcher Offenheit und solchem Nachdruck zuder Frau des Franzsischen Botschafters ber ein fremdes Land reden zu hren.

    Dieser Ausfall des Prsidenten sagt uns nichts Neues ber seine Gesinnung gegenber Deutschland. Ich kenne ihn seit21 Jahren, und ich habe von ihm seither, besonders whrend des Krieges, aber auch noch vor dem Kriegseintritt IderVereinigten Staaten, gleichartige, sogar noch strkere uerungen ber jenes Land zu hren bekommen; aber es schienmir in Anbetracht der derzeitigen heiklen Lage der franzsisch-amerikanischen Beziehungen nicht unessant, da Herr

    Roosevelt gerade gegenber der Gattin des Franzsischen hafters seine Abneigung nicht nur gegen das DeutschlandHitlers, sondern gegen Deutschland allgemein zum Ausdrck brachte.

    Andr de Laboulaye

    Nr. 2

    Der vranzsische Geschftstrger in Costa Ricaan den Franzsischen Auenminister

    Bericht

    San Jos, den 30. Oktober 1935Nr. 18Vertraulich,Betrifft: "Vergngungsfahrt" des Prsidenten Roosevelt,Aufenthalt auf der Kokosinsel

    Prsident Roosevelt hielt sich im Verlauf einer "Vergngungsfahrt", die er an Bord des Kreuzers "Houston"unternommen hat, drei Tage - vom g. bis ii. Oktober - auf der Kokosinsel, einer kleinen zu Costa Rica gehrenden Insel,auf, die etwa 350 Meilen von der zentralamerikanischen Kste entfernt liegt.

    Diese Insel, die - wie man erzhlt - einen Schatz beherbergen soll, fr dessen Hebung sich eine englische Gesellschaft,die "Treasury Recovery Co.", auf eine recht merkwrdige Art interessiert, wozu sie von der Regierung von Costa Ricaeine ordnungsgeme Bewilligung erhalten hat, bietet fremder Habgier vielleicht nicht nur das Gold und die

    Reichtmer, die man frher einmal - zur Zeit der letzten Seeruber - dort vergraben haben soll. Es scheint, da sie auchnoch Begierden anderer Art weckt, die aus der Lage der Insel gegenber der Einfahrt in den Panamakanal sehr wohlerklrlich wren.

    Aus diesem Grund hat der Aufenthalt, den Herr F. Roosevelt unter dem Vorwand, sich seinem Lieblingssport, demFischen, widmen zu wollen, in diesen Gewssern genommen hat, sicherlich niemanden ber den tatschlichen Zweckder Reise des Prsidenten hinwegtuschen knnen.

    Um den Schein zu wahren, ist man allerdings auf eine sehr sorgfltig organisierte Aufmachung bedacht gewesen: einfast zuflliges Eintreffen auf der Kokosinsel, die auer den Vorteilen ihrer strategischen Lage die Reize einer herrlichenLandschaft besitzt; Ansuchen um die Bewilligung, sich zum Fischen von Lachs und Makrelen einige Tage dort aufhaltenzu drfen; Austausch von Begrungskabeln mit dem Prsidenten Ricardo Jimnez - "Gestatten Sie mir, Sie einfachDon Ricardo nennen zu drfen?" - "Aber selbstverstndlich, mit Vergngen!"- Frhstck am Strand in Gesellschaft desKommandanten der kleinen Inselgamison, der seinem berhmten Gast zur Erinnerung ein Paket Photographien vondiesem interessanten "Fischertreffen" berreicht.

    Vielleicht erscheint aber diese Vergngungsfahrt pltzlich in einem anderen Licht, wenn man erfhrt, da der Prsidentnicht nur auf einer groen Einheit der amerikanischen Flotte reist sondern da er auch noch von einem Flugzeugemitfhrenden Kreuzer begleitet wird. Sein Marinebevollmchtigter Watson und sein Ifilitrbevollmchtigter Brownsowie zahlreiche andere Offiziere begleiten ihn auf seinen Ausflgen um die Insel.

    Mu man da nicht in Versuchung geraten, zwischen zwei Landungen einige hbsche Erkundungen vorzunehmen?

    Whrend solcher Spaziergnge in den kleinen Buchten der Insel und auch in der Bucht von Chatham, die geeigneterscheint, auch die grten Schiffe aufzunehmen, berfliegen vier Flugzeuge die Kokospalmen des Strandes oderentfernen sich vielmehr in der Richtung des offenen Meeres und verschwinden auf viele Stunden am Horizont. AmAbend durchsuchen die Scheinwerfer der beiden Kriegsschiffe mit ihren starken Strahlenbndeln die geheimsten Winkel

    der Insel.

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    Wenn man noch Zweifel ber den Charakter dieser "Inspektion" des Prsidenten und seines Gefolges hegen knnte, sowrde ein Blick in die arnerikatische Presse gengen, um eines Besseren belehrt zu werden: ich selbst habe einenArtikel aus einer New-Yorker Zeitung - wahrscheinlich vom vergangenen 28. September - in die Hand bekommen, vonder ich leider nicht in Erfahrung bringen konnte, wie sie hie, da die berschrift weggeschnitten worden war. In diesemArtikel wurden die Plne zur Verteidigung des Panamakanals, die die Regierung von Washington im Auge hat,folgendermaen zusammengefat:

    "Washington, 27. September. - ...Die Tatsache, da die Japaner das Verteidigungssystern auf den stlich der Philippinen

    gelegenen Inschl befestigt und im nrdlichen Pazifik ein ausgedehntes Netz von Funkverbindungen errichtet haben undda andererseits die Englnder am Ausbau ihres Flottensttzpunktes Singapore arbeiten und im ganzen PazifikFlugpltze anlegen, die ihr von Neuseeland und Australien bis nach Indien reichendes Luftfahrtsystem ergnzen werden,hat die Aufmerksamkeit des Ministers fr nationale Verteidigung gefunden, und es ist damit zu rechnen, da dieRegierung in der nchsten Sitzungsperiade des Kongresses bedeutende Kredite verlangen wird, um die Verteidigung desPanamakanals und der Westkste der Vereinigten Staaten auszubauen. Wenn dieses Programm angenommen wird, sowird die Regierung sich bemhen, dieses Verteidigungssystem so weit wie mglich vom Kanal abzusetzen. Zu diesemZwecke hat man eine genaue berprfung der Plne und Seekarten durchgefhrt, die auf Grund der letzten Aufnahmenan diesen Ksten und an anderen interessanten Punkten zwischen Niederkalifornien und Peru festgelegt wurden. DieDurchfhrung dieser Plne kann zum Abschlu von Vertrgen mit gewissen kontinentalen Lndern ber die Pacht denAnkauf von Flottensttzpunkten oder Flugpltzen fhren. In diesem enhang spricht Zusammenhang spricht man voneventuellen bereinkommen mit Ecuador, Costa Rica, Nicaragua, Honduras, Salvador und Mexiko. Was Ecuadorbetrifft, so wrde es sich darum handeln, auf den Galapagos-Inseln eine Verteidigungsstellung und einenFlottensttzpunkt zu errichten. Costa Rica besitzt die Kokosinsel, eine sehr interessante Marine- und Rundfunkstation,die in gleicher Weise ein Sttzpunkt fr Flugzeuge werden und die Rolle eines riesigen, unversenkbaren Flugzeugtrgersspielen knnte, der auf dem Weg zum Kanal verankert ist und die Einfahrt in den letzteren sehr wohl beherrschenknnte. Nicaragua, Honduras und Salvador beherrschen den Golf von Fnseca, wo schon seit langem von der Errichtungeines Flottensttzpunktes die Rede war. Was Mexiko betrifft, so knnte die ihm gehrende Magdalena-Bai als Binde.glied zwischen den Sttzpunkten der Vereinigten Staaten und der Kanalzone dienen."

    Es ist vielleicht interessant, hinzuzufgen, da der Kreuzer "Houston" nach seiner Abfahrt von der Kokosinsel seinenKurs auf die "Perleninseln" in den Gewssern von Panama richtete, wo Prsident Roosevelt sich gleichfalls einige Zeitzum Fischen aufhielt.

    Pigeonneau

    Nr. 3

    Der Franzsische Geschftstrger in Washingtonan den Franzsischen Ministerprsidenten

    Telegramm

    Washington, den 22. Oktober 1937Nr.1075Geheim

    Fr den Herrn Ministerprsidenten

    Der Prsident hat soeben den Unterstaatssekretr gebeten, mich zu sich zu rufen, um folgendes mit mir zu besprechen:

    Der Botschafter der Vereinigten Staaten in Paris hat seiner Regierung berichtet, da die Franzsische Regierung denBahntransport von Waffen und Munition von Indochina nach China verboten habe.

    . Herr Roosevelt ist der Ansicht und hat mich beauftragt, sie Ihnen rein persnlich mitzuteilen, da durch dieseManahmen China benachteiligt werden und sich bei der Erffnung der Brsseler Konferenz in einer ungnstigen Lagebefinden knnte.

    Natrlich habe er nicht die Absicht, sich in eine Angelegenheit einzumischen, die ausschlielich die FranzsischeRegierung angehe, deren Beschlu vielleicht durch Grnde der nationalen Verteidigung bedingt sei.

    Herr Roosevelt hat mich indessen durch Vermittlung von Herrn Sumner Welles beauftragt, Sie fr den Fall, da die

    Franzsische Regierung die Mglichkeit einer nochmaligen Prfung dieser Frage ins Auge fassen sollte, ber seineAuffassung zu unterrichten.

  • 8/14/2019 Auswaertiges Amt - Roosevelts Weg in Den Krieg (1943, 47 S.)

    15/47

    Der Prsident legt Wert darauf, da Sie diese Mitteilung als streng vertraulich betrachten.

    Ergebenst

    Jules Henry

    Nr. 4

    Der Franzsische Geschftstrger in Washingtonan den Franzsischen Auenminister

    Telegramm

    Washington, den 7. November 1937Nr. 1137-1143Geheim

    Gestern habe ich gemeinsam mit Herrn Jacques Stern, der schon im Jahre 1933 im Weien Haus empfangen worden ist,dem Prsidenten Roosevelt einen Besuch gemacht.

    Nachdem der ehemalige Kolonialminister auf eine Frage des Prsidenten erklrt hatte, seine Reise verfolgehauptschlich den Zweck, sich von der wirtschaftlichen Lage und von der Haltung der amerikanischen ffentlichkeitgegenber dem chinesisch-japanischen Krieg ein Bild zu machen, wandte sich Herr Roosevelt mir zu und sagte:

    "Vor etwa 14 Tagen habe ich Sie mit einer Mission betraut, die Ihnen vielleicht wenig angenehm erschien. Es handeltesich darum, Herrn Chautemps von meiner Auffassung hinsichtlich der Folgen in Kenntnis zu setzen, die der Beschluder Franzsischen Regierung, den Waffen- und Munitionstransport von Indochina nach China zu verbieten, nach sichziehen knnte."

    Ich erwiderte, meine Regierung habe sicherlich nicht versumt, dieser Mitteilung Beachtung zu schenken, und ich fgtehinzu, die fragliche Manahme sei zweifellos durch Erwgungen der nationalen Verteidigung bedingt gewesen.

    Herr Stein pflichtete mir lebhaft bei; der Prsident gab hierauf folgende sehr wichtige Erklrung ab:

    "Ich bin mir ber Ihren Standpunkt durchaus klar. Ich habe indessen den Eindruck, da Sie vielleicht bertriebeneBefrchtungen hegen, und frage mich, ob Frankreich gut daran tut, unter den gegenwrtigen Umstnden die politischgewi berechtigte Rcksicht auf Sicherheit Erwgungen moralischer Art voranzustellen. Doch beherrschen die letzterenzur Zeit die Gesamtlage.

    Ist man sich denn in Frankreich nicht klar darber, da ein japanischer Angriff auf Hongkong oder Indochina oder aufNiederlndisch-Indien einem Angriff auf die Philippinen gleichkommen wrde?

    Sollte dieser Fall eintreten, so wren unsere gemeinsamen Interessen in Gefahr, und wir mten sie gemeinsamschtzen."

    Der Prsident kam dann auf die internationale Lage berhaunt und auf die Gefahren zu sprechen, die sie in sich schliet,und fuhr fort:

    "Im Jahre i92o haben die Vereinigten Staaten es abgelehnt, dem Vlkerbund beizutreten, weil sie berzeugt waren, dasie Gefahr liefen, infolge von Beschlssen, die in Genf und nicht in Washington gefat wrden, in einen Kriegverwickelt zu werden. Die Folge war, da die ffentliche Meinung in Amerika siebzehn Jahre lang mit aller Entschiedenheit die Isolierung gefordert hat. Diese Einstellung ist dann auch durch den Beschlu der Ihnen bekanntenManahmen zum Ausdruck gekommen. Aber ist es denn sicher, da eine Politik der Neutralitt um jeden Preis demamerikanischen Volk die Sicherheit geben kann, die es verlangt?

    Keineswegs, denn sie birgt Gefahren in sich und kann zu gefhrlichen Situationen, ja sogar zum Kriege fhren. Voreinem Monat ist noch etwas Neues hinzugekommen, nmlich meine Rede in Chicago.

    Ich hielt es fr notwendig, einen Appell an mein Land zu richten und die ffentliche Meinung aufzuklren. Das ist der

    Zweck meiner Ausfhrungen."

  • 8/14/2019 Auswaertiges Amt - Roosevelts Weg in Den Krieg (1943, 47 S.)

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    Der Prsident besttigte auf diese Weise meine Eindrcke, die ich in Telegramm Nr. 1003 bis 1008 mitgeteilt habe.

    Herr Roosevelt sprach sodann von der innerpolitischen Lage Deutschlands.

    Was ihn besonders zu interessieren scheint, ist die Stimmung der deutschen Bevlkerung angesichts einerwirtschaftlichen Lage, die zwar ernst sei, aber, wie er bemerkte, nicht zu der bereits seit vier Jahren vorausgesagtenKatai strophe gefhrt habe.

    Er fragt sich, wie weit dieser Zustand die Massen veranlassen knnte, sich vorn Hitler-Regime abzuwenden.

    Herr Roosevelt gab seiner aufrichtigen Freude ber die Besserung der finanziellen Lage und der sozialen Verhltnisseunseres Landes Ausdruck. Er sprach sich sehr lobend ber die Arbeit der Franzsischen Regierung aus und fgte hinzu:

    "Ich begre den Goldrckflu nach Frankreich und wnsche Ihnen, da die franzsischen Kapitalien in weitemUmfange nach Frankreich zurckstrmen mgen. je mehr Geld Sie aus den Vereinigten Staaten wiederhereinbekommen, um so besser fr Sie und fr uns."

    Im Verlaufe dieser auergewhnlich herzlichen und offenen Aussprache habe ich wieder einmal den Eindruckgewonnen, da Herr Roosevelt hirklich von Gefhlen aufrichtiger Freundschaft fr Frankreich beseelt ist.

    Die Ereignisse dieser letzten Monate haben brigens seinen Widerwillen gegen die Diktaturen noch verstrkt.Zweifellos teilt die Mehrheit des Landes seine persnlichen Ansichten ber die Auenpolitik nicht, wie aus der Presse,aus Kundgebungen verschiedener Art und der Stimmung des Kongresses hervorgeht.

    Das sind Tatsachen, die man nicht aus den Augen verlieren darf. Aber der Prsident geniet immer noch einbetrchtliches Ansehen, wie seine krzlich nach dem Westen unternommene Reise beweist.

    Er scheint entschlossen zu sein, seine Politik internationaler Zusammenarbeit so weit wie mglich anszubauen und dieffentliche Meinung wachzuhalten. Zu einer Zeit, da sein Land uns so viel Interesse und Freundschaft bekundet, wie wires seit 1919 nicht mehr erlebt haben, und da es mit Rcksicht auf die internationale Lage wnschenswert erscheint, dadiese Einstellung erhalten bleibt und verstrkt wird, kann die moralische Untersttzung, die Roosevelt fr uns darstellt,nur ermutigend sein.

    Jules Henry

    Nr. 5

    Der Franzsischen Geschftstrger in Washingtonan sen Franzsischen Auenminister

    Privatbrief

    Persnlichund vertraulich

    Washington, den 18. November 1937

    Herr Minister,

    Ich beehre mich, Ihnen diesen persnlichen Briefzu schreiben, als Ergnzung zu den Telegrammen, die ich Ihnen nachmeiner Unterredung mit dem Prsidenten zu Beginn dieses Monats sandte 1). Da Herr Jacques Stern bei derUnterredung zugegen war, habe ich ihn gebeten, Sie aufzusuchen, um ihnen zu besttigen, was ich Ihnen berichtet habe.Ich nehme an, da er es getan hat.

    1) Siehe Nr. 4.

    Auf jeden Fall lege ich aber Wert darauf, Ihnen nochmals zu sagen, da Prsident Roosevelt sich durchaus soausgedrckt hat, wie ich es berichtet habe. Zweifellos war Herr Sumner Welles, der ber meine Unterredung mit demPrsidenten nicht auf dem laufenden war, etwas berrascht, als Herr Bullitt den Bericht ber seine Unterredung mitIhnen telegraphierte. Ich nehme an, da auf seinen Rat hin der Prsident sich veranlat sah, die Richtigstellungvorzunehmen, die ich Ihnen weitergegeben habe.

  • 8/14/2019 Auswaertiges Amt - Roosevelts Weg in Den Krieg (1943, 47 S.)

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    Dieser kleine Zwischenfall hat nichts berraschendes. Tatschlich lt sich Herr Roosevelt in privaten Unterhaltungenund sogar bei ffentlichen Erklrungen oft zu Worten hinreien, die zwar vielleicht nicht ber seine persnlichenAnsichten, jedenfalls aber ber die amtliche Auffassung seiner Regierung hinausgehen. Ich habe Ihnen darber in einerweniger deutlichen Form telegraphiert; es ist dies aber eine Tatsache. Das gleiche war der Fall, als er mit mir vonIndochina sprach 2).

    2) Siehe Nr. 3.

    brigens habe ich dieser Tage erfahren, da es bei seiner Rede in Chicago, die damals solches Aufsehen erregte, ebensowar. Ein Freund von mir, ein hoher Beamter des Staatsdepartements, hat mir vorgestern gesagt, da diese Rede imStaatsdepartement ausgearbeitet worden war. Und zwar war sie in ihren Grundzgen in einem den abgegebenenErklrungen entsprechenden Sinn abgefat, doch hatte im letzten Augenblick der Prsident, ohne irgend jemand davonzu verstndigen, die persnliche Note, die Kraft und die Ausdrcke hineingebracht, die ihr erst den aufsehenerregendenCharakter gaben, ber den man dann im Departement anscheinend etwas berrascht war.

    Wenn ich Ihnen diesen Umstand schildere, so mchte ich damit hervor, wie weit der Prsident der ffentlichen Meinungdes Landes und sogar seinen unmittelbaren Mitarbeitern und den Mitgliedern seiner Regierung voraus ist. Er selbstmacht sich ein genaues Bild von dem, was sich mit seinem Lande eines Tages ereignen kann und welche Rolle es einmalzu spielen haben knnte; doch haben die Konferenz von Brssel und neulich der Zusammentritt der Kammern gezeigt,da die Erziehung der ffentlichen Meinung in auenpolitischer Ansicht, wie sie dem Prsidenten vorschwebt, nochnicht so weit durchgedrungen ist. Zweifellos wrde sich erst im Laufe einer schweren Krise genau herausstellen, wieweit Herr Roosevelt gehen wrde, sofern ihn nicht die Umstnde vorher zu einer Meinungsnderung veranlat haben,denn er ist ein vernderlicher Mensch. Deshalb mu man in dieser heiklen Zeit, die fr die Vereinigten Staaten vielleichteine bergangszeit darstellt, realistisch bleiben und darf sich nicht Hoffnungen hingeben, die nachher nicht in Erfllunggehen. Vielleicht behlt Herr Birenger mit der neulich von ihm zum Ausdruck gebrachten Ansicht recht. Wenn aber dieAmerikaner solche Erklrungen lesen, bilden sie sich sofort ein, sie knnten zum Spielzeug machiavellistischer Intrigenseitens Europas werden. Dies ist ein wenig der Eindruck, den gewisse Londoner Meldungen hervorriefen, in denen eshie, da England von Washington Initiativen erwarte.

    In einem meiner Telegramme hatte ich Gelegenheit, Ihnen, Herr Minister, zu sagen, da die Ansichten von HerrnNorman Davis ber die etwaige Verteidigung der Philippinen im Staatsdepartement unbekannt waren. Dies wurde mirvon demselben Freund besttigt, der mir die obige Information ber die Rede von Chicago gab. Er wunderte sich garnicht darber, da er der Ansicht ist, da Norman Davis oft Gedanken uert, die nicht diejenigen des Departements sind.Zur Zeit wird jedoch das zuknftige Schicksal der Philippinen in der Presse errtert. Dabei werden laufend Meinungenvertreten, die denjenigen von Norman Davis nahekommen und wonach die Verteidigungslinie der Vereinigten Staaten

    nicht bis zu diesen Inseln reicht, die man mehr oder weniger ihrem eigenen Schicksal berlassen solle, anstatt Gefahr zulaufen, sich Schwierigkeiten mit Japan zuzuziehen. Wenn diese Ansicht durchdringt, was wird dann aus dem Standpunktdes Prsidenten, der gewissermaen einen Angriff gegen die Philippinen einem Angriff auf Hongkong, Indochina oderNiederlndisch-Indien gleichstellt?

    Vorstehende Gedankengnge oder Informationen hielt ich eher fr einen Privatbrief geeignet als fr ein amtlichesTelegramm. Ich benutze die Gelegenheit, um Sie, Herr Minister, hochachtungsvoll meiner grten Ergebenheit zuversichern.

    Jules Henry

    Nr. 6

    Der Polnische Botschafter in Washingtonan den Polnischen Auenminister

    Bericht

    Washington, den 9. Februar 19383/SZ-tjn-3

    Geheim

    In der vergangenen Woche unterhielt ich mich im Staatsdepartement mit Staatssekretr Hull und UnterstaatssekretrJames C. Dunn ber das Thema der Emigrantenfrage, die uns so sehr interessiert.

  • 8/14/2019 Auswaertiges Amt - Roosevelts Weg in Den Krieg (1943, 47 S.)

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    Hierbei machte ich die Beobachtung, da das Interesse um so mehr zunimmt, je mehr man sich mit dieser Sacheauseinandersetzt, welche Hilfe und Lsung auf der internationalen Ebene verlangt. Die Bevlkerungsfrage in Polen isthier gut bekannt. Fr sie interessieren sich nicht nur die staatlichen Faktoren, sondern auch die sozialen Organisationen,vor allem die jdischen. Hinsichtlich der jdischen Frage steht jetzt fest, da die Juden, welche das nordstliche GebietEuropas und besonders Polen bewohnen, ein seit Jahrhunderten nicht assimiliertes Element sind, das ein eigenes Lebenmit mittelalterlichen Traditionen lebt und dadurch einen entzndbaren Herd schafft, der sich mit den gewhnlichenVerwaltungsmanahmen nicht bewltigen lt. Ich konnte in diesen Unterhaltungen feststellen, da die mchtigenjdischen Organisationen in den Vereinigten Staaten in ununterbrochener und stndiger Angst um das Schicksal ihrer

    Landsleute in Europa leben und da die letzten antisernitischen Manahmen der Rumnischen Regierung noch l insFeuer gegossen haben. Der Druck der Juden auf den Prsidenten Roosevelt und auf das Staatsdepartement wird immermchtiger, besonders wegen der Wichtigkeit, fr die in Deutschland, Polen, Rumnien und anderen Staaten bedrohtenJuden eine Ausreise mit "Beistand" zu erlangen. Zu diesem Beistand ist natrlich ein Fragezeichen zu setzen, weil mannicht wei, welche Form er annehmen soll. Heute ist das einzige Losungswort dieses aktiven Beistandes sowohl bei demPrsidenten Roosevelt wie im Staatsdepartement und bei den jdischen Organisationen die berzeugung, da dieEmigration der einzi Ausweg aus dieser dringlichen Situation ist. Die Schwierigkeiten trmen sich indessen hoch auf,und sie werden immer offensichtlicher von dern Auge blick an, wo man an die praktische Verwirklichung desEmigrantenplanes geht. Denn es ist eine Tatsache, da kein Staat Juden in greren Ansammlungen aufnehmen will,auer Palstina, das indessen einem strengen Zwange Grobritanniens unterliegt. Man kann sogar nicht einmal mitSicherheit auf die angeblichen Versuche der Ansiedlung einiger Familien in Madagaskar oder in Australien oder in denkleineren s amerikanischen Staaten rechnen. Das sind viel zu geringe Ziffern, als da sie in Wirklichkeit fr denGesamtbereich dieses Problems eine Erleichterung mit sich bringen knnten.

    Angesichts der gemachten Angaben konnte ich in der Unterhaltung mit Hull und Dunn feststellen, da die Juden, die imAugenblick einer Panikstimmung unterliegen, gegenwrtig die Vorkmpfer fr die Schaffung der Kriegsstimmung sind,welche die ganze Welt in den Krieg strzen und eine allgemeine Katastrophe herbeifhren soll. Diese Stimmung wirdimmer offensichtlicher. Voraussetzung dafr ist die Teilung der Welt in zwei groe Blocks: den faschistischen und dendemokratischen. Zum faschistischen Block rechnen die Juden und die mit ihnen gemeinsame Sache machendenVermittler und Helfer - auer Italien, Deutschland und Rumnien auch noch andere Staaten, unter ihnen gleichfallsPolen; zur anderen - demokratischen Seite: England, Frankreich, Vereinigte Staaten und auf dem gleichen Plan auchSowjetruland. Bei der Xennzeichnung dieser demokratischen Staaten haben die Juden brigens ein wahres Chaosangerichtet: sie haben die Idee der Demokratie und des Kommunismus in einen Topf geworfen und vor allem dasBanner eines glhenden Hasses gegen den Nazismus aufgepflanzt. Alle Kriegsmanifestationen in Spanien, im FernenOsten, die letzten Vernderungen in Rumnien werden den verbrecherischen Einflssen des Nazismus zugeschrieben.Dieser Ha fhrt zur Raserei. Er wird berall und auf jedem Schritt propagiert: in Schauspielen, in Kinos, in der Presse.Die Deutschen werden dargestellt als Volk, das unter dem Hochmut Hitlers lebt, der die ganze Welt erobern und die

    ganze Menschheit in einem Meer von Blut ertrnken will.

    In Unterhaltungen mit jdischen Pressevertretern stie ich wiederholt auf den unerbittlich und mit Entschlossenheitvertretenen Standpunkt, da der Krieg unvermeidlich ist. In der Propaganda bedient sich dieses internationale Judentumaller Mittel, indem es alles ausschlachtet, was gegen die Tendenz zu irgendwelcher Konsolidierung und Verstndigungzwischen den Staaten ist. Auf diese Weise wchst auf dem hiesigen Boden inmitten der ffentlichen Meinung bestndig,aber sicher die berzeugung, da die Deutschen und ihre Satelliten in Gestalt des Faschismus Feinde sind, welche "diedemokratische Welt" bezwingen mu.

    Jerzy PotockiBotschafter der Republik Polen

    Nr. 7

    Der Polnische Botschafter in Washingtonan den Polnischen Aueniminister

    Bericht

    Washington, den 14. Mrz 1938Nr. 131/SZ-tjn-3

    Auf allen Ttigkeitsgebieten von Regierung und Parlament herrscht auergewhnliche Belebung. Einerseits bearbeitetder Kongre die ihm bermittelten Gesetzesvorlagen, darunter die Budgetverordnung, das Rstungsprogramm, eineReihe ffentlicher Verordnungen und ein Projekt der Reorganisierung der Verwaltung; andererseits bemht sich die

    Regierung auf den zwar engen, in ihrer Mglichkeit liegenden Wegen, die Linie ihrer Auenpolitik zu gestalten,worber die Botschaft in einem Sonderbericht gleichzeitig zu berichten die Ehre hat.

  • 8/14/2019 Auswaertiges Amt - Roosevelts Weg in Den Krieg (1943, 47 S.)

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    Sowohl mit den innerpolitischen als auch mit den auenpolitischen Absichten stt die Regierung auf eine Reihe mehroder weniger ernsthafter Einsprche der gesetzgebenden Kammern und auf verschiedenartige Kritik der Presse bzw. dersozialen Organisationen. Wie bisher, so herrscht auch weiterhin der Grundsatz vor, sich nicht in fremdeAngelegenheiten einzu-mischen. Doch die Neigung der jetzigen Regierung mit dem Prsidenten Roosevelt an derSpitze, an der internationalen Politik ttigen Anteil zu nehmen, dauert an, und oft werden unter verschiedenenVorwnden Manver gemacht, die, wie man annehmen mu, im Endergebnis auf dieses Ziel gerichtet sind.

    So haben die mit England gefhrten Handelsvertragsverhandlungen in erster Linie eine politische Annherung derVereinigten Staaten an England zum Zweck; die mit der Notwendigkeit einer Sicherung der Vereinigten Staaten voreinem fremden berfall begrndeten Plne zur Marineaufrstung, zu einer Verstrkung der Kstenbefestigung und zurVerstrkung von Armee und Luftwaffe sollen der Regierung dazu verhelfen, die verlorene Stellung in derinternationalen Politik wiederzugewinnen, aktiv zu werden, ja sich unter gewissen Bedingungen eine Vormachtstellungauf diesem Gebiet zu sichern.

    Die weiterhin uerst kriegsfeindlich gestimmte amerikanische Gesellschaft scheint doch ihre Anschauung ber dieNotwendigkeit einer starken Militrmacht zu ndern, und zwar einer starken Militrmacht, die nicht nur dieainerikanischen Besitzungen wirksam vor einem Angriff schtzen kann, sondern gelegentlich auch durch die Tatsacheihres Bestehens als Druckmittel beim Durchsetzen politischer Forderungen Amerikas in der internationalen Arenadienen kann.

    Auf eine solche Lage der Dinge wird man jedoch mindestens 5 Jahre warten lutissen. So sind zur Zeit nirgends Stimmenzu hren die offen die Mglichkeiten eines bewaffneten Auftretens Amerikas erwgen. Nichtsdestoweniger lt sichherausfhlen, da diese Eventualitt durch eine gewisse Gruppierung unter gewissen Bedingungen grundstzlich infernerer Zukunft einbezogen wird. Inzwischen scheinen sich eher die isolationistischen Tendenzen und die Neigung,sich aus der internationalen Politik herauszuhalten, zu verstrken.

    Der jetzige Stand der Kriegsmarine und der Kstenbefestigungen scheint, wie die Botschaft schon berichtet hat, dieVereinigten Staaten und auch ihre Besitzungen, mit Ausnahme vielleicht der Philippinen, vor ueren berfllen zuschtzen.

    Deshalb hat hchstwahrscheinlich der Rstungsplan, der dem Parlament vorgelegt wurde und Aussichten hat,angenommen zu werden, hochpolitischen Charakter.

    Es ist ein grozgiges Projekt, das den Fiskus der Vereinigten Staaten im ganzen 1 113 546 000 Dollar kosten soll.

    Der jetzige Stand der Flotte, wie er in dem Buche "Jane's Fighting Ships 1937" in London verffentlicht wurde, und diedurch die Marinekommission des Kongresses vorgeschlagenen Vermehrungen stellen sich wie folgt dar:

    Angaben aus dem Jahre 1937 Geplante Stand nachVermehrung 5 Jahren

    Linienschiffe 17 3 (zu 35 000 t) 20Schwere Kreuzer 18

    9 46Leichte Kreuzer 19Torpedobootzerstrer 243 23 266Flugzeugmutterschiffe 6 2 8Kanonenboote 12 - 12Unterseeboote 100 9 109Kstenpatrouillenschiffe 33 - 33Flugzeugtender 3 11 14Minenleger 2 - 2Leichte Minenleger 8 - 8Hilfsschiffe 54 29 83Vermessungsschiffe 1 - 1Minensuchboote.... 43 - 43Zielschiffe 3 - 3Ozeanschleppdampfer 28 - 28

    (Die Zurckziehung veralteter Einheiten ist nicht bercksichtigt.)

    Von der oben angegebenen Summe von 1 113 546 000 Dollar, die fr den Ausbau der Flotte bestimmt ist, sollen 8Millionen fr die Modernisierung der staatlichen Schiffswerften, 30 Millionen fr Experimente mit dem neuen Typ

  • 8/14/2019 Auswaertiges Amt - Roosevelts Weg in Den Krieg (1943, 47 S.)

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    leichter, kleiner, schneller Schutzboote, 3 Millionen fr den Bau von Luftschiffen des Typs "Zeppelin" verwendetwerden. Wenn der Kongre dieses Projekt, die Flotte zu verstrken, das eigentlich in einem lngeren Zeitraum dieInvestierung von 3 Milliarden vorsieht, annimmt, dann bedeutet das fr die Regierung der Vereinigten Staaten dieVerpflichtung, zwei vollstndige Flotten zu schaffen, nmlich eine im Stillen und eine zweite im Atlantischen Ozean.

    Amerika strebt, kurz gesagt, dahin, wie ich schon die Ehre hatte, am Anfang zu sagen, eine mchtigere Flotte zu habenals irgend jemand anders sonst; es geht nicht mehr darum, eine Seemacht zu unterhalten, die grer als die japanischeoder der englischen gleich ist, sondern darum, den Seestreitkrften der Vereinigten Staaten ein absolutes bergewicht

    zu sichern; es geht ganz offenbar nicht darum, die Verteidigung der Territorien der Vereinigten Staaten zu sichern,sondern sich der Flotte als eines aktiven politischen Argumentes zu bedienen. Dies, zusammen mit den jetztunternommenen Schritten, gewisse, bisher nicht in Erscheinung getretene sdamerikanische Staaten an die VereinigtenStaaten durch zweiseitige Verteidigungsvertrge zu binden, scheint eine neue Periode in der Politik dieser letztereneinzuleiten.

    Das Projekt eines so riesigen Ausbaus der Kriegsflotte, der Marinebefestigungen bzw. auch der Verstrkung derVerteidigung zu Lande scheint alle Aussichten zu haben, vom Kongre angenommen und dann schnell verwirklicht zuwerden. Seine Popularitt in der letzten Zeit sttzt sich hchstwahrscheinlich auf verschiedene psychologischeMomente, die von der jetzigen Regierung geschickt ausgentzt werden. Indem der Prsident grundstzlich beabsichtigt,durch Verstrkung der Streitkrfte die internationale politische Autoritt der Vereinigten Staaten zu heben, entspricht ergleichzeitig den Bemhungen von der Regierung nahestehenden Gruppierungen des Kongresses, zustzliche Arbeit frdie fortwhrend nicht kleiner werdenden Scharen der Arbeitslosen zu schaffen, sowie dem Streben der amerikanischenGesellschaft, auf diesem We