Auswirkungen des Klimawandels auf die Region … · (Ozeane und Wasserkreislauf), der Kryosphäre...

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Kantonsschule Ausserschwyz Maturaarbeit Oktober 2012 Auswirkungen des Klimawandels auf die Region Einsiedeln Autorin, Klasse Chiara Kehl, 4d Adresse Grütlimatte 46 8840 Einsiedeln Betreuende Lehrperson Daniel Wiederkehr

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Kantonsschule Ausserschwyz

Maturaarbeit Oktober 2012

Auswirkungen des Klimawandels

auf die Region Einsiedeln

Autorin, Klasse Chiara Kehl, 4d

Adresse Grütlimatte 46

8840 Einsiedeln

Betreuende Lehrperson Daniel Wiederkehr

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 2

Inhaltsverzeichnis

I. Abstract ........................................................................................................................................................................ 3

II. Vorwort ........................................................................................................................................................................ 4

Beweggründe für die Themenwahl ....................................................................................................................... 4

Mitwirkende Personen................................................................................................................................................ 4

1 Einleitung ..................................................................................................................................................................... 5

2 Das Klimasystem....................................................................................................................................................... 7

3 Wie das Klima in Europa bestimmt wird ........................................................................................................ 8

3.1 Der Conveyor-Belt .......................................................................................................................................... 8

3.2 Nordatlantische Oszillation ........................................................................................................................ 9

4 Das Klima in der Schweiz heute ...................................................................................................................... 10

4.1 Das Klima ändert sich ................................................................................................................................ 11

5 Einführung in die Pflanzenwelt ....................................................................................................................... 13

5.1 Der Zusammenhang der Pflanzen mit CO2 ........................................................................................ 13

5.2 Klimaerwärmung und die Auswirkung auf die Phänophasen .................................................. 14

5.2.1 Phänologie ............................................................................................................................................. 14

5.2.2 Der Einfluss des Klimas auf phänologische Phasen ............................................................. 14

5.2.3 Konsequenzen einer Temperaturerhöhung auf die Pflanzen .......................................... 14

6 Das Klima in Einsiedeln ...................................................................................................................................... 16

6.1 Methodik zur Untersuchung ................................................................................................................... 16

6.2 Auswertung der Temperaturen von Einsiedeln ............................................................................. 16

6.3 Die Untersuchung der Pflanzenentwicklung .................................................................................... 19

6.4 Resultate der Bauern .................................................................................................................................. 23

6.5 Resultate der Gärtner ................................................................................................................................. 24

7 Diskussion der Resultate .................................................................................................................................... 25

7.1 Diskussion der These 1 ............................................................................................................................. 25

7.2 Diskussion der These 2 ............................................................................................................................. 25

7.3 Diskussion der These 3 ............................................................................................................................. 26

7.4 Diskussion der These 4 ............................................................................................................................. 27

8 Schlusswort .............................................................................................................................................................. 27

9 Quellenverzeichnis ............................................................................................................................................... 28

9.1 Literaturverzeichnis ................................................................................................................................... 28

9.2 Internetverzeichnis ..................................................................................................................................... 28

9.3 Abbildungsverzeichnis .............................................................................................................................. 29

10 Anhang .................................................................................................................................................................. 31

11 Eigenständigkeitserklärung ......................................................................................................................... 50

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 3

I. Abstract

In meiner Arbeit wollte ich herausfinden, wie sich das Klima in der Region Einsiedeln verändert

hat und wie die Pflanzen auf den Klimawandel reagieren. Meine Thesen sind, dass sich ein Kli-

mawandel seit den letzten hundert Jahren vollzogen hat und dass durch die Erwärmung neue

Pflanzen gedeihen und sich vermehrt Witterungsextreme ereignen.

Anhand von Temperaturdaten von 1959-2011 und Daten aus der Phänologie von 1979-2011

untersuchte ich meine Thesen. Ich fertigte Grafiken an, um Besonderheiten zu analysieren. Zu-

sätzlich interviewte ich Gärtner und Bauern aus der Region Einsiedeln.

Ich stellte fest, dass eine kleine Erwärmung in Einsiedeln stattgefunden hat. Für die Gärtner wie

auch für die Bauern hat diese kleine Erwärmung keine Auswirkungen. Die Pflanzen passen sich

sehr gut dem Klima an. Die Eintritte der Phänophasen haben sich, wie aus den Daten hervorgeht,

verfrüht. Die Gärtner erkennen an den Pflanzen keine Unterschiede und somit keine Verfrühung.

Aus der Sicht der Bauern haben die Witterungsextreme zugenommen; für die Graslandwirt-

schaft wie auch für die Pflanzen haben die Witterungsextreme keine Folgen. Doch der Hagel bil-

det für die Gärtner die grössten Schäden, weil man die Schädigungen an den Pflanzen noch lange

erkennen kann.

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 4

II. Vorwort

Beweggründe für die Themenwahl

Das Thema Klimawandel ist ein häufig angesprochenes Thema in den Medien. Kann man die

Erderwärmung noch aufhalten? Wie sieht es in 100 Jahren auf der Erde aus? Diese Fragen und

noch viele mehr werden immer wichtiger für die Menschheit. Sie möchte Gewissheit haben, und

so werden immer mehr Untersuchungen durchgeführt.

Das Wetter hat mich schon immer interessiert, und weil der Klimawandel ein aktuelles Thema

ist, suchte ich ein Thema, welches sich mit dem Wetter und dem Klima beschäftigt. Da ich in Ein-

siedeln aufgewachsen bin, interessierte es mich, wie sich in Einsiedeln der Klimawandel ausge-

breitet hat.

Mitwirkende Personen

Ich bedanke mich bei allen Personen, die mich fachlich unterstützt haben, mir zu Seite standen,

sowie denjenigen, die mir bei allfälligen Fragen behilflich waren und mir Daten zu Verfügung

stellten.

• Daniel Wiederkehr,

betreuende Lehrperson der Kantonsschule Ausserschwyz

• Dr. Jörg Franke,

Geographisches Institut Bern

• Gerold Birchler, Jürg Kälin und Christian Schönbächler,

Bauern der Region Einsiedeln

• Manuel Marty, Andreas Kälin, Simon Hegetschweiler und René Gassmann

Gärtner der Region Einsiedeln

• Familie, besonders meiner Schwester Alexandra

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 5

1 Einleitung

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Klimawandel in Einsiedeln. Wie stark hat sich

das Klima in Einsiedeln verändert, gibt es Anzeichen für eine Klimaänderung? Der Begriff globa-

le Erwärmung wird in den Medien häufig verwendet. Doch wie funktioniert das Klima? Wie wird

das Klima in Europa überhaupt bestimmt? Viele werfen die Begriffe Klima und Wetter in einen

Topf, obwohl sie verschiedene Bedeutungen haben.

Im ersten Teil meiner Arbeit möchte ich das Klimasystem näher erläutern und aufzeigen, wie

das Wetter in der Schweiz überhaupt zustande kommt. Interessant ist auch, wie das Klima ohne

die Strömungen der Ozeane wäre und wie wichtig die atlantische Strömung für uns ist.

Um die Anzeichen eines Klimawandels in Einsiedeln zu untersuchen, habe ich mich auf die

Pflanzen konzentriert. Ich vertiefte mich vor allem in die Phänologie der Pflanzen, d.h. in die

Frage: Wann war die Vollblüte der Kräuter bzw. der Blattausbruch der Bäume? Diese Thematik

wird im ersten Teil behandelt. Des Weiteren wird der Zusammenhang von CO2 und Pflanzen

erklärt.

Im zweiten Teil meiner Arbeit habe ich Experteninterviews mit Gärtnern und Bauern durchge-

führt sowie ein Interview mit einem Klimatologen vom Geographischen Institut Bern, um ein

besseres Verständnis vom Klimawandel zu bekommen.

Ihre Meinungen sollten dazu beitragen, die untenstehenden Thesen zu verifizieren oder zu ver-

werfen.

Um mir noch mehr Einblick in die Klimaänderung in Einsiedeln zu verschaffen, habe ich die

durchschnittlichen Monatstemperaturen mit den Daten der Phänologie verglichen sowie auch

die Durchschnittsjahrestemperaturen aufgezeichnet, um Auffälligkeiten zu prüfen.

Meine Thesen:

These 1:

Früher konnte man ziemlich lange und sehr oft in Einsiedeln Ski fahren. Im Wald hatte es auch

immer sehr viel Schnee, und man konnte schlitteln. Jetzt gibt es viel weniger Schnee. Der Skilift

erzielt keine grossen Gewinne mehr, weil er erst später öffnen kann und weil er wieder früher

schliessen muss. Im Wald kommen die Steine viel schneller wieder hervor, und Schlitteln wird

schwieriger.

In den letzten Jahren waren die Monate März und April sehr warm. Früh konnte man ohne Jacke

nach draussen gehen. Und somit lautet meine erste These.

Das Klima in Einsiedeln hat sich seit den letzten Jahren verändert. Die Jahresmitteltemperaturen

sind gestiegen.

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These 2:

War es im Sommer schön und heiss, gab es an vielen Abenden Gewitter. Es regnet immer öfter

sehr stark, die Flüsse und Bäche in Einsiedeln treten über die Ufer. Es kommt vermehrt zu Hagel,

welcher die Pflanzen beschädigt.

Im Zusammenhang mit der Erwärmung haben Witterungsextreme zugenommen und bilden ein

Problem für die Pflanzen.

These 3:

Wenn ich mit meiner Mutter oder meiner Grossmutter im Frühling spazieren gehe, sprechen sie

oft von den Blumen. Häufig höre ich, wie sie sagen, wie früh sie dran sind, es sei jetzt erst März.

Oder auch erwähnen sie, dass früher solche Pflanzen in Einsiedeln kaum anzutreffen waren.

Ich bin demnach zu dem Schluss gekommen, dass durch die Erwärmung jetzt vermehrt Pflanzen

gedeihen, die früher in Einsiedeln nicht überlebt hätten, und dass mehr Schädlinge in Einsiedeln

anzutreffen sind. Ich habe nämlich mehrmals gelesen, dass durch eine Erwärmung des Winters

mehr Schädlinge überleben.

These 4:

Aufgrund der obigen Annahme bin ich der Auffassung, dass der Frost immer noch um die gleiche

Zeit kommt. Deshalb glaube ich, dass die Pflanzenentwicklung früher eintritt, der Frost aber den-

noch Auswirkungen auf die Pflanzen hat.

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2 Das Klimasystem

„Klima ist das, was man erwartet, Wetter ist das, was man bekommt.“ 1 Oft werden die zwei Beg-

riffe Klima und Wetter zusammen verwendet, aber wie schon Larry Gates erklärte, sind sie zwei

ganz verschiedene Begriffe. Die Wetterforschung befasst sich mit den Vorhersagen und der Ent-

stehung der Wetterelemente und die Klimaforschung interessiert sich für das Auftreten und die

Häufigkeit einzelner oder mehrerer Wetterelemente während eines längeren Zeitraums.

Das Wort Klima kommt aus dem Griechischen und bedeutet neigen. Dabei ist die Neigung der

Erdachse um die Sonne gemeint. Diese Ekliptikschiefe ist dafür verantwortlich, dass im Nord-

sommer die Nordhalbkugel stärker bestrahlt wird und im Südsommer die Südhalbkugel. Diese

Änderungen der Sonneneinstrahlung und die ungleiche Einstrahlungswinkel zwischen Äquator

und Polregionen führen zu grossen Unterschieden zwischen der Oberflächentemperatur. Um

dieses Ungleichgewicht wieder auszugleichen, sind die Winde zuständig. Es kommt zu einem

Luftmassenaustausch zwischen dem Äquator und den Polen. Dies ist der terrestrische Antrieb

für die allgemeine Zirkulation in der Atmosphäre. Das Klimasystem besteht aus der Hydrosphäre

(Ozeane und Wasserkreislauf), der Kryosphäre (Eis und Schnee), der Lithosphäre (Gestein), der

Pedosphäre (Boden) und der Biosphäre (Tiere und Pflanzen). 2

Die Sonne ist für das Klimasystem der Erde die einzig relevante Energiequelle. Sie ist die trei-

bende Kraft für alle Vorgänge in der Atmosphäre. Die Sonne liefert die Energie für den Treib-

hauseffekt. Ohne den natürlichen Treibhauseffekt würde es das Leben auf der Erde gar nicht

geben. Es wäre bitterkalt bis zu 18°C unter dem Gefrierpunkt. Für die angenehme Wärme sorgt

das Co2 im richtigen Verhältnis mit Wasserdampf. Zusammen bilden sie die Wärmeisolation der

Erdatmosphäre. Sonnenlicht dringt durch die Atmosphäre, ein Teil wird durch Aerosole, Wol-

ken, Staub oder Schnee wieder in den Weltraum zurück reflektiert. Die Erde reflektiert etwas

mehr als 30 Prozent

des einfallenden

Lichts. Der nicht re-

flektierte Teil der

Strahlung erwärmt

die Erdoberfläche.

Die Erde wiederum

gibt die Wärme in

Form von langwelli-

ger Wärmestrahlung

1 Larry Gates, Pionier der Klimaforschung 2 metheo, Eine Reise in die Klimageschichte, Zürich 2012

Abb.1: Der Treibhauseffekt

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ab. Da die langwelligen Strahlen weniger gut durch die Co2- und Wasserdampfhülle gelangen

können, wird ein Teil wieder zurück zur Erde reflektiert. Und diese Wärme bleibt in der Atmo-

sphäre gefangen. Nicht nur Kohlendioxid und Wasserdampf reflektieren die langwelligen Strah-

len wieder zurück, auch Ozon, Lachgas und Methan.3

3 Wie das Klima in Europa bestimmt wird

3.1 Der Conveyor-Belt

Für das Wetter- und Klimageschehen auf der ganzen Welt sind die Ozeane sehr wichtig. Sie sind

die eigentlichen Speicher der Erde für Sonnenwärme und leistungsfähige Wärmetransportsys-

teme. Die Oberflächentemperaturen (Sea-Surface-Temperatures, SST) beeinflussen die Atmo-

sphäre. Sind die Oberflächentemperaturen positiv, so beschleunigen sie in den Tropen die atmo-

sphärische Zirkulation und den Wasserkreislauf.

Die ozeanischen Strömungen tragen das durch die Sonne erwärmte Wasser rund um den Erd-

ball. Diese Warmwassermassen nehmen an verschiedenen Orten auf der Welt Einfluss auf die

Atmosphäre.

Gäbe es das sogenannte Conveyor-Wassertransportsystem nicht, würde es in Europa wie auch in

Einsiedeln 6-7°C kälter sein. Der Conveyor-Belt wird durch eine natürliche Wasserpumpe im

Nordatlantik angetrieben. Im Nordatlantik gibt es sehr salzreiches und warmes Wasser, welches

aus dem tropischen Atlantik stammt und Wärme an die Atmosphäre abgibt. Durch den West-

wind gelangt die warme Luft nach Europa.

Das Wasser aus dem tropischen Atlantik kühlt sich ab, wird schwerer und sinkt, weil das Wasser

einen grösseren Anteil Salz enthält und somit eine höhere Dichte hat als das Wasser aus dem

Nordatlantik. Als Tiefenwasser fliesst es wieder zurück in den Südatlantik.

Es ist noch nicht alles bekannt über das Funktionieren dieses Wasserstroms, aber es wird ver-

mutet, dass es mit dem hohen Salzgehalt zu tun hat. Würden nur einige Zehntel-Promille fehlen,

könnte der Kreislauf in sich zusammenbrechen.4

3 Beat Glogger, Heisszeit: Klimaänderungen und Naturkatastrophen in der Schweiz, Zürich 1998, S.135 f 4 Stephan Bader, Klimarisiken - Herausforderungen für die Schweiz, Zürich 1997, S. 28

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Auch das Abschmelzen von Grönlandeis durch die globale Erwärmung könnte ihn unterbrechen,

weil der Salzgehalt dann nicht mehr so hoch wäre. Es gäbe eine Abkühlung in Mittel- und Nord-

europa. Die Alpen würden vergletschern. 5

3.2 Nordatlantische Oszillation

Für die atmosphärische Zirkulation ist der Westwind, welcher durch das Islandtief und das Azo-

renhoch geprägt ist, von grosser Bedeutung. Mit dem NAO-Index6 wird die Differenz der monat-

lichen Anomalien7 zwischen dem Islandtief und dem Azorenhoch beschrieben.

Man unterscheidet zwischen einem positiven und einem negativen NAO-Index. Ist das Azoren-

hoch abgeschwächt und das Islandtief schwach, so ist der Druckunterschied gering. Der West-

wind ist dementsprechend schwach. Die Alpen werden vermehrt von Kaltluftströmen aus Nord-

europa heimgesucht. Hingegen sind in Grönland überdurchschnittliche Temperaturen zu mes-

sen.

Bei einem positiven NAO-Index ist der Druckwert über dem Nordmeer besonders tief und der

Druckwert über den Azoren besonders hoch. Der Druckunterschied ist sehr gross, und das be-

deutet, dass eine starke Süd-Nord-Strömung entsteht. Durch die Coriolis-Ablenkung8 ergibt sich

eine West-Ost-Strömung. In Westeuropa führt dies zu einem Hochdruckrücken, was zu positiven

Temperaturabweichungen führt und in Grönland zu einem Tiefdruckrücken.

5 Josef Reiter, Klimawandel-Erderwärmung, 2007 6 North-Atlantic-Oscillation 7 Druckunterschiede 8 Eine Folge der Erdrotation

Abb. 2: Conveyer-Belt

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Abb.3 : Der NAO- Index Aus: H. Wanner

Seit zwanzig Jahren bestimmt die Ost-West-Zirkulation in Europa die winterlichen Verhältnisse.

Durch den Hochdruckrücken in Westeuropa werden die Tiefdruckbahnen nach Norddeutsch-

land und Südskandinavien abgelenkt. In diesen Gebieten kommt es zu starken Sturmaktivitäten.

In der Schweiz hingegen nehmen die Winterstürme immer mehr ab.9

4 Das Klima in der Schweiz heute

Wie schon erwähnt, bestimmt der Atlantik das Klima der Schweiz. Durch den Westwind gelangt

vorwiegend feucht-milde Meeresluft in die Schweiz. Im Sommer wirkt die Luft kühlend und im

Winter wärmend. Während des ganzen Jahres fällt genügend Niederschlag. Wegen der Alpen, die

als Klimaschranke zwischen der Nord und Südschweiz wirken, wird das Klima in der Süd-

schweiz vor allem vom Mittelmeer bestimmt, was zu milderen Wintern führt.

Da die Alpen als Klimaschranken gelten nicht nur bezüglich Nord-Süd, sondern auch bezüglich

Ost-West, gibt es verschiedene Klimabereiche in der Schweiz. Zum Beispiel herrscht in den in-

neralpinen Tälern trockenes Klima, da sie von der Niederschlagsaktivität aus Norden wie auch

aus Süden abgeschirmt werden.

Der Niederschlag im Winter fällt ab einer Höhe von 1200 bis 1500 m ü. M. meistens als Schnee.

Dies führt zu einer monatelang geschlossenen Schneedecke, wobei in den tieferen Lagen sehr

selten Schnee fällt.

9 Stephan Bader, S.32 f.

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 11

In der Schweiz hängt die Temperatur von der Höhenlage ab. Die Durchschnittstemperatur liegt

im nördlichen Flachland im Januar bei 1°C, im Juli bei 17°C. Im Flachland der Südseite liegen die

Durchschnittstemperaturen im Januar bei ca. 3-4°C und im Juli bei rund 19-20°C. Auf einer Höhe

von 1500 m ü. M. liegt die Durchschnittstemperatur bei rund -5°C im Januar und bei rund 11°C

im Juli. Der wärmste Ort in der Schweiz ist Locarno-Monti, er weist eine Jahrestemperatur von

11,5°C vor. Das Jungfraujoch ist mit -7,5°C Jahrestemperatur der kälteste Ort in der Schweiz. 10

Der Föhn ist für das Klima der Schweiz bedeutend. Auf der jeweiligen Leeseite11 herrschen milde

und trockene Bedingungen. Der von Süden nach Norden wehende Südföhn verursacht im Nor-

den hohe Windgeschwindigkeiten, hingegen im Süden zu starken Niederschlag.

4.1 Das Klima ändert sich

Wie schon oft in den Medien gehört, erwärmt sich die Erde. „Eine wärmere Atmosphäre hat Aus-

wirkungen auf das gesamte Klimasystem und das Wettergeschehen.“12 Dies kann vermehrt zu Na-

turkatastrophen führen. Was aber noch nicht eindeutig erklärt werden kann, ist, warum es Kli-

maschwankungen oder Klimaänderungen gibt. Zum einen sind es natürliche Ursachen wie

Schwankungen der Erdbahnelemente, Schwankungen der Sonnenaktivität, explosive Vulkan-

Eruptionen und interne Systemoszillationen im Atmosphäre-Ozean-Meereis-System oder

anthropogen13 bedingte Klimaänderungen. Dazu zählen der Treibhauseffekt, der Aerosolein-

fluss, die Ausdünnung der stratosphärischen Ozonschicht und die Zunahme des Grenzschicht-

ozons und Oberflächenveränderungen (Verstädterung, Urwaldabholzung, usw.).14

Einige Forscher vermuten, dass die Wiedererwärmung nach der kleinen Eiszeit ein natürlicher

Übergang von einer Kältephase zu einer Wärmephase ist. Jedoch kam es in den Jahren zwischen

1900 und 1920 wieder zu kälteren Phasen. Die eigentliche Erwärmung fing erst 1940 richtig an,

es gab aber immer wieder kältere Phasen wie in den Jahren 1950–1970. In den letzten 100 Jah-

ren hat die Temperatur der Erdoberfläche um durchschnittlich 0,56-0,92°C zugenommen.15

Studien zeigen, dass sich die Mitteltemperaturen der vier Jahreszeiten erhöht haben. Der Herbst

zeigt die höchste Erwärmung von 2°C und der Frühling die geringste Erwärmung von etwas we-

10 Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz, 2008 11 Dem Wind abgewandte Seite 12 Christoph Schär, Atmosphärenphysiker der ETH Zürich, Heisszeit, S.20 13 Vom Mensch verursacht 14 Heinz Wanner, Klimawandel im Schweizer Alpenraum, Zürich 2000, S.17 15 Accent, Die Erwärmung der Erde, 2008

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niger als 1°C. Der Sommer hat sich um 1°C erwärmt und der Winter um 1,5°C. Durch die globale

Erwärmung nehmen die Extremereignisse immer mehr zu. 16

Das Schwinden von Gletscherfronten setzt immer grössere Flächen nichtverfestigtes Material

frei. Der Permafrost löst sich auf, und dadurch nimmt die Gefahr von Murgängen zu. 17

Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kalte Luft. Die absolute Luftfeuchtigkeit

steigt um etwa 16 Prozent, wenn sich die Temperatur um 2°C erhöht. Also müsste es eigentlich

mehr regnen. Professor Schär, Atmosphärenphysiker der ETH Zürich, untersuchte diesen Effekt

in einem Computermodell. Bei einer Temperaturerhöhung von 2°C gibt es eine Zunahme des

Niederschlags und vermehrt starke Niederschlagsereignisse. Es kommt häufiger zu Über-

schwemmungen und Hochwasser.

In den letzten Jahren nahmen die Hagelereignisse immer mehr zu. Ist die Atmosphäre heisser,

enthält sie nicht nur mehr Feuchtigkeit, sondern auch mehr Energie. Und diese Energie muss

sich irgendwie entladen.

Winde hängen von Druckgebieten ab. Ist ein Druckausgleich nötig, windet es von einem Hoch- zu

einem Tiefdruckgebiet. Erwärmt sich die Erde, so gibt es weniger Druckunterschiede, was ei-

gentlich zur Abschwächung der Winde führen sollte. Doch ein Phänomen ist den Forschern un-

bekannt: Sie haben entdeckt, dass im Norden von Europa die Stürme zunehmen werden.18

16 Stephan Bader, S.43 17 Stephan Bader, S.151 18 Beat Glogger, S.20 f.

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5 Einführung in die Pflanzenwelt

5.1 Der Zusammenhang der Pflanzen mit CO2

Die pflanzliche Photosynthese basiert auf der Verwendung von Kohlendioxid (CO2), Wasser und

Sonnenenergie. Die Pflanze braucht CO2 für ihr Wachstum. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, ob

durch den erhöhten CO2-Anteil in der Luft die Pflanze sich besser entwickeln kann.

Schon früh erkannte man, dass die pflanzliche Photosynthese durch erhöhtes CO2 gesteigert

werden kann. Während dem 2. Weltkrieg entwickelte man Gewächshauskulturen, in denen der

CO2-Gehalt gesteigert wurde. Die Forschung über die Entwicklung der Pflanzen mit einem er-

höhten CO2-Gehalt boomte förmlich (da Nahrung Mangelware war). Untersuchungen ergaben

Folgendes: Je naturnaher die Versuchsbedingungen waren, unter denen man Pflanzen einer er-

höhten CO2-Konzentration aussetze, umso weniger ausgeprägt waren die messbaren Einflüsse.

Aber unter künstlichen Voraussetzungen mit viel Dünger, Wasser und Licht wurden enorme

Wachstumssteigerungen erreicht. Solche Versuchsbedingungen haben aber nichts mit den Be-

dingungen in der freien Natur zu tun.

In den USA und in der Schweiz hat man verschiedene CO2-Projekte gemacht. Aber wie schon

erwähnt, bleibt der CO2-Anreicherungseffekt auf das Pflanzenwachstum in der freien Natur, bei

guter Bodendurchfeuchtung und unter natürlicher Nährstofflimitierung aus. Das Pflanzenwachs-

tum wird überwiegend durch die Nährstofflimitierung im Boden und nicht durch das CO2-

Angebot bestimmt. Es bewirkt eine Verlängerung der Wachstumsperiode in den trockenen

Sommer hinein. Über die Blattporen nehmen sie Kohlenstoffdioxid auf, gleichzeitig verdunstet

aus dem Boden aufgenommenes Wasser. Ist der CO2-Gehalt in der Luft grösser, können sie die

Poren kleiner machen, aber auch genau gleich viel CO2 aufnehmen. Die Verkleinerung der Poren

hat zur Folge, dass die Wasserverdunstung eingeschränkt wird und der Boden dadurch länger

feucht bleibt. Jede Pflanzenart reagiert anders auf die CO2-Anreicherung in der Atmosphäre. Die-

se fehlende Chancengleichheit führt langfristig zu veränderten Dominanzverhältnissen inner-

halb der Pflanzengemeinschaft. Manche Arten werden profitieren, andere verlieren. Man ist der

Meinung, dass schnellwüchsige, aber klimasensible Arten langsamwüchsige, klimarobuste Arten

verdrängen. Dadurch wird das Ökosystem anfällig für längerfristig wirkende extreme Witte-

rungsbedingungen, sei dies zum Beispiel Kälte oder Trockenheit. Eine Phase mit grosser Klima-

variabilität könnte dann ganze Ökosysteme langfristig destabilisieren.19

19 Stephan Bader, S.201 ff.

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 14

5.2 Klimaerwärmung und die Auswirkung auf die Phänophasen

5.2.1 Phänologie

Die Phänologie beschäftigt sich mit den im Jahresablauf periodisch wiederkehrenden Entwick-

lungserscheinungen in der Natur. Pflanzenphänologie untersucht die Zusammenhänge zwischen

dem Wetter und dem Klima und den Wachstumserscheinungen.

In der Phänologie wird von Phänophasen gesprochen. Die Phänophasen zeigen, wann welche

Erscheinungen der Pflanzen auftreten. Notiert wird das Datum des Tages, an dem die Beobach-

tung gemacht wurde. So sind zum Beispiel die Knospung oder der Blattfall jeweils eine Phä-

nophase.20

5.2.2 Der Einfluss des Klimas auf phänologische Phasen

Jedes Jahr staunt man, wie früh die Pflanzen anfangen zu blühen. Für viele gibt es keinen Zweifel

mehr, dass das frühere Eintreten der Phänophasen einen Zusammenhang mit der Klimaerwär-

mung hat. Es werden immer häufiger pflanzenphänologische Beobachtungen durchgeführt. Die

Resultate von 44 regionalen Studien in Europa, Nordamerika und in Polarregionen während 50

Jahren zeigen eine Verlängerung der Wachstumsperiode um etwa 1 bis 4 Tage pro Jahrzehnt,

besonders auffällig in höheren Breiten.

Besonders zu beobachten war, dass hohe Spätwinter- und Frühlingstemperaturen zu einem ver-

frühten Eintreten der Pflanzenaktivität führen. Keinen grossen Einfluss auf die Variabilität der

Phänophasen hat jedoch der Niederschlag.

Allerdings variiert der Temperatureinfluss. Untersuchungen zeigen, dass die Temperatur in den

Monaten Februar bis April sehr starken Einfluss auf die Pflanzenaktivität hat. 1°C Temperatur-

erhöhung führte zu einer Verfrühung der Pflanzenaktivität um6,7 Tage. Tiefe Temperaturen

sorgen für ein verspätetes Einsetzen der Phänophasen.

Wie schon bei dem CO2-Einfluss erwähnt, reagiert auch auf Temperaturerhöhung jede Pflanze

anders.21

5.2.3 Konsequenzen einer Temperaturerhöhung auf die Pflanzen

Neue Pflanzensorten und -arten können überwintern, aber auch mehr Schädlinge, wenn der

Winter wärmer und feuchter wird. Die Gefahr von Erosion und Auswaschung steigt.

20 Globe-Swiss, Phänologie 21 This Rutishauser & Sibylle Studer, Klimawandel und der Einfluss auf die Frühlingsphänologie, Bern 2007

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 15

Jürg Fuhrer von der Forschungsgruppe Lufthygiene und Klima ist der Meinung, dass der wärme-

re und frühere Frühling ebenfalls zu mehr Schädlingsdruck führt. Das Spätfrostrisiko bleibt aber

bestehen. Die höheren Sommertemperaturen führen zu Wassermangel und beschleunigen die

Entwicklung von Pflanzen und Schadeninsekten. Es kommt vermehrt auch zu Starkniederschlä-

gen.

Die wärmeren Herbstmonate verkürzen die Reifephase, die Kältetoleranz wird verzögert, wo-

durch mit Qualitätsverlust beim Obst wegen der warmen Nächte zu rechnen ist. Die Farbent-

wicklung bei Äpfeln wird verzögert. Fuhrer geht auch davon aus, dass der Bewässerungsbedarf

der Schweizer Landwirtschaft stark steigen wird.22

22 Jürg Fuhrer, Klimaerwärmung-Obstbau, Zentralschweiz 2011

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 16

6 Das Klima in Einsiedeln

Der Bezirk Einsiedeln liegt im Kanton Schwyz auf 910 m. ü. M. Die Gemeinde setzt sich aus dem

Dorf Einsiedeln und den sechs Vierteln zusammen. Einsiedeln wird in die Klimaregion Zentra-

ler Alpennordhang eingestuft. Bekannt ist Einsiedeln durch das Kloster. Es zählt zu den meistbe-

suchten Wahlfahrtsorten in der Schweiz.

6.1 Methodik zur Untersuchung

Um meine Thesen zu kontrollieren, führte ich Experteninterviews durch. Ich interviewte vier

Gärtner und drei Bauern aus Einsiedeln. Zusätzlich fragte ich bei MeteoSchweiz wegen Unterla-

gen über Einsiedeln nach. Sie schickten mir die Monatsdurchschnittstemperaturen von 1959 bis

2011. Des Weiteren hat mir das Kloster Einsiedeln Unterlagen von 1976 bis 2011 über die Phä-

nophaseneintritte von verschiedenen Pflanzen gegeben. Um mir die allgemeine Klimaerwär-

mung, besser verständlich zu machen, führte ich ein Interview mit einem Klimaexperten (Dr.

Jörg Franke).

6.2 Auswertung der Temperaturen von Einsiedeln

Um zu prüfen, ob in Einsiedeln eine Erwärmung stattgefunden hat, erstellte ich anhand von

Temperaturdaten eine Grafik.

Beim ersten Hinschauen erkennt man eigentlich keine Erwärmung. Erst bei genauerer Betrach-

tung sieht man, dass es in den Jahren von 1963 bis 1980 kälter war als jetzt. Dr. Jörg Franke er-

klärte beim Interview, dass es ab den fünfziger Jahren einen Effekt gab, den man Global Dimming

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Jahresmitteltemperatur

Abb. 4: Jahresmitteltemperatur von 1959-2011 in Einsiedeln

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 17

nennt. Die Aktivität der Sonne war in dieser Zeit schwach. Ebenso war die Luftverschmutzung

durch die Industrie sehr hoch. Durch den erhöhten Anteil der Schmutzpartikel in der Atmosphä-

re wurden die Sonnenstrahlen zurückreflektiert. Die Schmutzpartikel haben dementsprechend

dem Treibhauseffekt entgegengewirkt. Man wollte die Luftverschmutzung in den achtziger,

neunziger Jahren eindämmen und entwickelte Filter. Der Anteil der Schmutzpartikel in der At-

mosphäre ging zurück. Infolgedessen konnten die Sonnenstrahlen wieder besser in die Atmo-

sphäre eindringen, und die Temperaturen stiegen.

Da die Pflanzen im Frühling anfangen zu blühen, untersuchte ich die Monate März, April und Mai

auf Auffälligkeiten.

Der Monat März hat sehr grosse Schwankungen. In den Jahren 1971 und 1972 war der Tempera-

turunterschied 7°C. Ebenso kletterte in den Jahren 1987, 1988 und 1989 das Thermometer von-

2,7 auf 5,1°C. Seit 1987 fiel das Thermometer nicht mehr so stark unter null. Bemerkenswert ist

auch das Jahr 1994, da war die Monatstemperatur 6,6°C, und ein Jahr später fiel sie auf 0°C zu-

rück. Solche Temperaturschwankungen sind sehr interessant und können aus verschiedenen

Gründen zustande kommen. Im Grossen und Ganzen kann man aber eine kleine Erwärmung des

Monats März erkennen.

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Abb. 5: Durchschnittstemperaturen von 1959-2011 vom Monat März

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 18

Deutlicher erkennt man beim Monat April eine Erwärmung. Wie bei den Jahresdurchschnitts-

temperaturen tritt der Global-Dimming-Effekt ins Auge. Von 1959 bis 1980 sinken die Tempera-

turen, und erst ab 1980 erkennt man eine Erhöhung der Temperaturen. Seit 1986 fiel das Ther-

mometer nicht mehr unter 4°C.

Ebenso wie in den Monaten März und April stiegen die Temperaturen im Mai. Zwischendurch

gab es immer wieder kleinere Abkühlungen wie in den Jahren 1984, 1987 und 1991. Zwischen

1992 und 1999 kam es auch wieder zu einer kleineren Abkühlung, doch stieg das Thermometer

wieder. Diese Erwärmung könnte zur Folge haben, dass die Vollblüte immer früher eintritt. Die-

ser Aspekt wird im nächsten Kapitel behandelt.

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Jahr

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Mai

Abb. 6: Durchschnittstemperaturen von 1959-2011 vom Monat April

Abb. 7: Durchschnittstemperaturen von 1959-2011 vom Monat Mai

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 19

6.3 Die Untersuchung der Pflanzenentwicklung

Um die Pflanzenentwicklung zu erforschen, fertigte ich von drei verschiedenen Pflanzen Grafi-

ken an. Diese zeigen, wann die Pflanze die Vollblüte hatte. Zusätzlich habe ich die Grafiken mit

den Monatstemperatur-Grafiken verglichen, um Besonderheiten oder Zusammenhänge zu er-

kennen.

Löwenzahn:

Im Jahr 1978 trat die Vollblüte am spätesten ein (3. Juni). Danach war die Vollblüte immer frü-

her. Im Jahr 2011, also letztes Jahr, war die Vollblüte am frühsten (25. April). Der Unterschied

zwischen dem 3. Juni und dem 25. April beträgt über einen Monat. Der Temperaturanstieg des

Frühlings von 1978 bis 2011 ist 3,4°C. Der Temperaturanstieg ist ebenfalls riesig. Dementspre-

chend ist die Temperatur sehr wichtig für die Pflanzenentwicklung. Hätte es die Erwärmung

nicht gegeben, würde die Vollblüte des Löwenzahns nicht schon am 25. April sein.

22.03.

01.04.

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Löwenzahn

Löwenzahn

Linear (Löwenzahn)

Abb. 8: Eintritt der Vollblüte des Löwenzahns in den Jahren von 1976-2011

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 20

Margerite:

Ebenso wie die Grafik des Löwenzahns zeigt die Grafik der Margerite, dass die Vollblüte immer

früher eintritt. Anders als der Löwenzahn hat die Margerite die späteste Vollblüte nicht im Jahr

1978, sondern im Jahr 1981 (2. Juli). Bemerkenswert ist, dass in diesem Jahr der April sehr

warm war. Der Mai war durchschnittlich, und der März war auch nicht kalt. Deshalb müssen

andere Einflüsse in diesem Jahr ausschlaggebend gewesen sein, dass die Margerite spät die Voll-

blüte hatte. Die früheste Vollblüte hatte die Margerite im Jahr 2010 (4. Mai). Hier ist der Unter-

schied nicht so gross wie beim Löwenzahn, aber dennoch fast einen Monat. Die Temperaturer-

höhung im Frühling vom Jahr 1981 und 2010 ist 2,4°C. Also ein bisschen weniger als bei den

Jahren des Löwenzahns. Interessant ist, dass im Jahr 1981 wie auch im Jahr 2010 die Durch-

schnittstemperatur im April genau gleich war.

01.04.

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11.05.

31.05.

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10.07.

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Margerite

Margerite

Linear (Margerite)

Abb. 9: Eintritt der Vollblüte der Margerite in den Jahren von 1976-2011

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 21

Rosskastanie:

Wie bei den anderen beiden Pflanzen erkennt man bei der Rosskastanie keinen anderen Effekt,

als dass die Vollblüte immer früher in Erscheinung tritt. Die Rosskastanie hatte ihre späteste

Vollblüte im Jahr 1987 (27. Mai). Im Vergleich zum Löwenzahn und zur Margerite früh. Wie der

Löwenzahn hatte die Rosskastanie im Jahr 2011 ihre frühste Vollblüte (14. April). Der Tempera-

turunterschied vom Jahr 1987 zum Jahr 2011 ist 6,6°C. Also ziemlich hoch. Vor allem war der

März im Jahr 1987 im Verhältnis sehr kalt. Der Unterschied ist bei 6,1°C. Bei der Rosskastanie

fällt mir noch das Jahr 2004 auf. Der Eintritt der Vollblüte war am 20. Mai. Der Mai wie auch der

März waren in diesem Jahr für ihre Verhältnisse kalt. Daraus kann man schliessen, dass die

Rosskastanie auch warmes Wetter braucht.

22.03.

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21.04.

01.05.

11.05.

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Rosskastanie

Rosskastanie

Linear (Rosskastanie)

Abb. 10: Eintritt der Vollblüte der Rosskastanie in den Jahren von 1976-2011

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 22

Zusätzlich zum Blattausbruch beobachtete Bruder Konrad vom Kloster Einsiedeln bei der Ross-

kastanie noch die Vollblüte, den Blattfall und die Blattverfärbung. Um mir ein besseres Bild zu

verschaffen, erstellte ich zusätzlich noch eine Grafik.

Die Kurven des Blattausbruches und der Vollblüte sind fast identisch. War der Blattausbruch

früh, war somit auch meistens die Vollblüte früh. Im Jahr 1982 war der Blattausbruch relativ

früh, aber die Vollblüte war etwa gleich früh dran wie die zwei Jahre zuvor. Wenn man jetzt die

Jahre mit den Temperaturen vergleicht, entdeckt man nichts Aussergewöhnliches. Der Blattfall

im Jahr 2001 war seit 1976 nicht mehr so früh. Damals war die Durchschnittstemperatur im

September sehr kalt im Vergleich mit den anderen Jahren.

Im letzten Jahr traten der Blattausbruch wie auch die Vollblüte verfrüht ein und die Blattverfär-

bung und der Blattfall spät. Das könnte sein, weil der April, der Mai und der September sehr

warm waren. Im Allgemeinen war es aber so: Hatte die Rosskastanie einen späten Blattaus-

bruch, waren der Blattfall und die Blattverfärbung auch spät.

23.12.

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Abb. 11: Blattausbruch, Vollblüte, Blattfall und Blattverfärbung der Rosskastanie in den Jahren von 1976-2011

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 23

6.4 Resultate der Bauern

Die Bauern in Einsiedeln betreiben grundsätzlich nur Graslandwirtschaft. Im Frühling mähen sie

das Gras, oder sie schicken die Kühe auf die Weide. Die befragten Bauern sind der Meinung, dass

eine Erwärmung in Einsiedeln stattgefunden hat. Denn sie können das Gras früher mähen und

ihr Vieh früher auf die Weide schicken. Doch nicht alle Bauern finden es gut, wenn das Gras zu

schnell wächst. Der Zuckergehalt ist dann viel zu hoch, und sie müssen das Futter anpassen.

Nicht alle Bauern bemerken den hohen Zuckergehalt im Gras und geben den Kühen das Gras

ohne Anpassung. Es kann dann passieren, dass die Kühe weniger Milch geben.

Obstbau wird in Einsiedeln nicht betrieben. Das Risiko ist zu gross, dass der Frost das Obst ka-

putt macht oder der Frühling zu kalt ist. Die Bauern könnten mit dem Gewinn fast nicht leben.

Doch die befragten Bauern könnten sich vorstellen, dass in Einsiedeln mal Obstbau betrieben

werden wird. Nicht nur wegen klimatischen Gründen, sondern auch wegen wirtschaftlichen. Die

Konkurrenz der Graslandwirtschaftsbauern ist sehr gross.

Dass es vermehrt zu Witterungsextremen kommt, glauben die Bauern schon. Die Niederschläge

sind sehr stark, es gibt fast keinen Nieselregen mehr. Ebenfalls sind die Hitzetage heisser als

früher. Doch die Witterungsextreme spielen für die Bauern keine grosse Rolle. Was sie aber

nicht so gut finden, ist, wenn der Herbst schön ist, aber sehr nass und feucht. Das Gras wächst

dann schnell, der Boden weicht sich auf, das Vieh und auch der Traktor machen den Boden ka-

putt. Das kann im nächsten Jahr zu Verlusten führen.

Mit neuen Schädlingen haben die Bauern ebenfalls keine Sorgen. Die Mäuse bereiten die gröss-

ten Schäden. Tritt der Frost im Winter spät auf, d.h. erst nachdem es geschneit hat, isoliert der

Schnee für die Mäuse den Boden, und sie können gut überleben. Sie essen dann die Wurzeln, und

im Frühling hat es entsprechend Löcher im Boden. Doch früher hatte man auch schon Mäuse.

Demzufolge haben die Mäuse nichts mit dem Klimawandel zu tun.

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 24

6.5 Resultate der Gärtner

Läuft man durch Quartiere, sieht jeder Garten anders aus. Manchmal erkennt man gleiche Stile,

und man weiss, welcher Gärtner den Garten gemacht hat. Die „Geschmäcker“ sind völlig unter-

schiedlich zwischen den Gärtnern, und wie mit den „Geschmäckern“ ist es auch mit den Meinun-

gen. Im Ybrig hat ein Gärtner eine ganz seltene Pflanze entdeckt, die Magnolie. Er sagte, sie kön-

ne dort nur gedeihen, weil sie geschützt sei, sonst würde sie den Winter nie auf 900 m. ü. M.

überleben. Vermehrt trifft man auf Palmen oder Bärenklau. Doch wiederum sagen die Gärtner,

es gebe keine neuen Pflanzen.

Wie die Bauern müssen auch die Gärtner nicht mit dem Frost kämpfen. Es gibt schon hin und

wieder Pflanzen, bei denen die Triebe wegen dem Frost absterben, aber die älteren Pflanzen

sind sehr robust. Ferner wurde erzählt, dass nicht permanent kalte Tage den Pflanzen Schäden

zufügen würden, sondern Temperaturschwankungen.

Schädigungen an den Pflanzen wegen Schädlingen gibt es in Einsiedeln nicht oft. Und wenn

Schädlinge in unseren Gebieten vorhanden sind, dann nicht wegen einem zu warmen und feuch-

ten Winter. Erwähnt wurde, dass der Buchsbaumzünsler im Moment ein Problem für unsere

Gegend ist.

Die Pflanzen sind sehr anpassungsfähig, deshalb haben Witterungsextreme wie Hitzetage oder

Starkniederschläge keine Auswirkungen auf die Pflanzen. Wie bei den Bauern ist der Hagel am

schlimmsten. Vor zwei Jahren gab es in Einsiedeln ein heftiges Gewitter mit sehr grossen Hagel-

körnern. Schäden werden noch heute an den Pflanzen beobachtet.

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 25

7 Diskussion der Resultate

Im Folgenden möchte ich meine Resultate mit meinen Thesen diskutieren.

7.1 Diskussion der These 1

These 1:

Das Klima in Einsiedeln hat sich seit den letzten Jahren verändert. Die Jahresmitteltemperaturen

sind gestiegen.

Alle Bauern waren einer Meinung und sagten, dass sich das Klima in Einsiedeln verändert hat.

Am meisten der Frühling. Das bestätigt meine These. Doch bei den Gärtnern waren nur zwei

davon überzeugt, dass sich das Klima verändert hat. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wer

recht hat. Bei den Untersuchungen mit den Grafiken stellte ich eine kleine Erwärmung fest. Man

erkennt, dass die Jahresdurchschnittstemperaturen in den Jahren 1970 bis 1980 kälter waren

als die heutigen. Da es keine extreme Veränderung gab, können beide Meinungen, die der Bau-

ern und die der beiden Gärtner, vertreten werden. Möchte man aber ganz genau sein, so hat eine

kleine Erwärmung in Einsiedeln stattgefunden.

Herr Dr. Franke erklärte mir in diesem Zusammenhang, dass die Erwärmung nicht nur von na-

türlichen Phänomenen verursacht wird, sondern dass auch wir eine Mitschuld haben mit dem

Ausschuss der Treibhausgase. Der Klimawandel wird sich noch mehr fortsetzen. Wie stark, das

hängt von uns Menschen ab sowie von der Sonnenaktivität. Werden wir so weitermachen wie

jetzt, ohne Veränderung unserer Lebensweise, wird die Temperatur bis Ende des Jahrhunderts

um 3,2 bis 4,8°C zunehmen.

7.2 Diskussion der These 2

These 2:

Im Zusammenhang mit der Erwärmung haben Witterungsextreme zugenommen und bilden ein

Problem für die Pflanzen.

Die Witterungsextreme haben zugenommen, da waren sich alle einig. Früher hat es aber auch

schon Überschwemmungen und Erdrutsche gegeben. Oft wird in den Medien gesagt: „das war

das stärkste Gewitter seit …“. Folglich muss es früher auch schon so starke Gewitter, Über-

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 26

schwemmungen oder Erdrutsche gegeben haben. Die Witterungsextreme haben keine Auswir-

kungen auf die Pflanzenwelt. Für die Bauern haben Witterungsextreme keine grosse Geltung, da

in Einsiedeln hauptsächlich Graslandwirtschaft betrieben wird.

Der Hagel ist das schlimmste Witterungsextrem für die Gärtner. Die Schäden sieht man noch

lange nach dem Hagel. Für die jungen Pflanzen, die noch nicht so robust sind wie die älteren

Pflanzen, verursacht der Hagel mehr Schäden.

Mit dem ersten Teil meiner These lag ich richtig, die Witterungsextreme haben zugenommen,

jedoch haben sie keine Auswirkungen auf die Pflanzenwelt. In diesem Zusammenhang muss ich

allerdings erwähnen, dass Herr Dr. Franke erklärte, dass man sehr vorsichtig sein muss, wenn

man einzelne Wetterereignisse anschaut, und nicht alle einfach mit dem Klimawandel in Verbin-

dung bringen kann.

7.3 Diskussion der These 3

These 3:

Durch die Erwärmung kommen jetzt vermehrt Pflanzen, die früher in Einsiedeln nicht überlebt

hätten. Auch überleben jetzt mehr Schädlinge den Winter.

Bei der dritten These ist es schwierig, eine richtige Antwort zu finden. Denn es haben sich ver-

schiedene Meinungen gebildet. Einerseits denken die Gärtner, es gibt neue Pflanzen, die in Ein-

siedeln gedeihen, und anderseits gibt sie es doch nicht. Als Beispiel brachte ein Gärtner die Pal-

me. Die Palme findet man jedoch eher in südlicheren Gebieten. Achtet man aber auf die Palme,

dann sieht man sehr viele Palmen in Einsiedeln. Früher wäre das Klima für die Palmen in Einsie-

deln viel zu kalt gewesen, und sie wären erfroren. Interessant war auch die Aussage, dass im

Ybrig eine Magnolie den Winter überleben kann. Sehr wahrscheinlich würden viele ältere Men-

schen das gar nicht glauben.

In unserem Garten überleben ab und zu die Pflanzen nicht, sie erfrieren. Schlussendlich kann der

erste Teil der These weder als richtig noch als falsch angesehen werden.

Der zweite Teil der These stimmt nicht. Es überleben nicht mehr Schädlinge den Winter. In Ein-

siedeln gibt es fast keine Schädlinge, die die Pflanzen befallen. Der einzige Schädling, der er-

wähnt wurde, ist der Buchsbaumzünsler. Jedoch hängt es nicht vom Winter ab, ob er in Einsie-

deln vorhanden ist.

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 27

7.4 Diskussion der These 4

These 4:

Die Pflanzenentwicklung tritt früher ein, der Frost bleibt aber dennoch ein Problem.

Nach Aussagen der Bauern tritt die Pflanzenentwicklung früher ein. Sie können ihr Vieh früher

auf die Weide schicken und auch früher das Gras mähen. Wie bei den Witterungsextremen hat

der Frost keine Auswirkungen auf die Graslandwirtschaft.

Die Gärtner machen jedoch keine Beobachtungen, dass die Pflanzen früher gedeihen. Der Frost

kann für manche Pflanzen zum Verhängnis werden, die Triebe könnten absterben.

Die These kann wieder weder als richtig noch als falsch dargelegt werden. Gemäss den Auf-

zeichnungen haben die Pflanzen früher angefangen zu gedeihen.

Ich könnte mir vorstellen, dass es für die Bauern einfacher ist, festzustellen, ob die Pflanzenent-

wicklung früher erfolgt ist. Die Gärtner müssten wie Bruder Konrad ein Protokoll führen, wann

die Vollblüte entstanden ist. Die Bauern müssen indessen nur schauen, ob das Gras schon genug

gewachsen ist.

8 Schlusswort

Auch wenn in den Medien immer von einem grossen Klimawandel die Rede ist, haben in Einsie-

deln noch keine grossen Veränderungen stattgefunden. Bei den Untersuchungen der einzelnen

Monate kann man eine Erwärmung gut erkennen. Da sich die Monate aber immer unterschied-

lich verhalten, der eine ist kälter als im Vorjahr, der andere wärmer, wird kein grosser Tempera-

turanstieg bei den Jahresdurchschnittstemperaturen deutlich. Die kleine Erwärmung hat im

Grunde keine Auswirkungen auf die Pflanzenwelt oder die Graslandwirtschaft.

Die Pflanzen können sich dem Klima sehr gut anpassen. Dennoch erkennt man Veränderungen

in der Blütezeit. Gibt es warme Aprilmonate, so blühen die Pflanzen früher, und ist der Septem-

ber sonnig und warm, beginnen die Blattverfärbungen und der Blattfall später.

In Zukunft kann man vermehrt südländisch wachsende Pflanzen antreffen, wie zum Beispiel die

Palme. Man muss vermehrt mit Witterungsextremen rechnen, was aber nicht unbedingt die Fol-

ge der Klimaerwärmung sein muss.

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 28

9 Quellenverzeichnis

9.1 Literaturverzeichnis

Bader, Stephan & Pierre Kunz. Klimarisiken – Herausforderung für die Schweiz. Zürich: vdf,

Hochsch.-Verl. an der ETH, 1998

Fuhrer, Jürg. „Klimaerwärmung – Obstbau.“ Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartment EDV.

Zentralschweiz: 2011

Glogger, Beat. Heisszeit: Klimaänderungen und Naturkatastrophen in der Schweiz. Zürich: vdf,

Hochsch.-Verl. an der ETH, 1998

Wanner, Heinz et al. Klimawandel im Schweizer Alpenraum. Zürich: vdf, Hochsch.-Verl. an der

ETH, 2000

9.2 Internetverzeichnis

Accent. Die Erderwärmung. 2007

<http://www.atmosphere.mpg.de/enid/4b58706fa9f69fb6ca28d79824a4df65,0/Klimawa

ndel_2__7_IPCC_spezial/F__Die_Erderwaermung_658.html> (Abruf: 20.5.2012)

Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz. Das Klima der Schweiz. 2007

<http://www.meteoschweiz.admin.ch/web/de/klima/klima_schweiz/klima_schweiz_uebe

rsicht.html> (Abruf: 20.5.2012)

Denzler, Lukas: Die Beobachtung von Natur und Umwelt. Zürich 2008

<http://www.globe-swiss.ch/media-

glo-

bal/Attachements/Downloads/87/Download/Denzler_KlimaBeobachtungPh%C3%A4nolo

gie_20081105_NZZ.pdf> (Abruf: 9.7.2012)

Globe Swiss. Phänologie

<http://www.globe-swiss.ch/de/Angebote/Kampagnen/Hasel/Phanologie/ >

(Abruf: 6.7.2012)

metheo 2012. Eine Reise in die Klimageschichte.

<http://www.metheo.ethz.ch/klimageschichte.html >(Abruf: 20.5.2012)

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 29

Reiter, Josef. Klimawandel-Erderwärmung. 2007

<erhältlich bei Google, http://www.google.ch> (Abruf: 8.7.2012)

Rutishauser, This & Studer, Sybille: Klimawandel und der Einfluss auf die Frühlingsphänologie.

Bern 2007

<http://www.globe-swiss.ch/media-

glo-

bal/Attachements/Downloads/395/Download/RutishauserStuder_2007_KirschenFr%C3

%BChlIndex_SZF.pdf >(Abruf: 9.7.2012)

9.3 Abbildungsverzeichnis

Titelbilder Franz Kälin

http://home.arcor.de/meteofan/Hagel%202800.htm

http://www.20min.ch/new/kreuz_und_quer/story/24836262

http://www.news.ch/berner+Oberland+blitz+erschlaegt+jungen+Mann/

449614/detail.htm (Abruf: 17.10.2012)

Abbildung 1 Der Treibhauseffekt S. 7

<http://www.chemiedidaktik.uniwuppertal.de/material/chemie_kompak

t_2/01_uebungen/pictures/treibhauseffekt.jpg> (Abruf: 20.5.2012)

Abbildung 2 Conveyor-Belt S. 9

<http://books.google.ca/books?id=zkX8M7olN_MC&printsec=frontcover

&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false> (Ab-

ruf: 20.5.2012)

Abbildung 3 Der NAO-Index S. 10

<http://books.google.ca/books?id=zkX8M7olN_MC&printsec=frontcover

&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false > (Ab-

ruf: 20.5.2012)

Abbildung 4 Jahresmitteltemperatur von 1959-2011 in Einsiedeln S. 16

Chiara Kehl (2.10.2012)

Abbildung 5 Durchschnittstemperaturen von 1959-2011 vom Monat März S. 17

Chiara Kehl (2.10.2012)

Abbildung 6 Durchschnittstemperaturen von 1959-2011 vom Monat April S. 18

Chiara Kehl (2.10.2012)

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 30

Abbildung 7 Durchschnittstemperaturen von 1959-2011 vom Monat Mai S. 18

Chiara Kehl (2.10.2012)

Abbildung 8 Eintritt der Vollblüte des Löwenzahns in den Jahren von 1979-2011 S. 19

Chiara Kehl (2.10.2012)

Abbildung 9 Eintritt der Vollblüte der Margerite in den Jahren von 1979-2011 S. 20

Chiara Kehl (2.10.2012)

Abbildung 10 Eintritt der Vollblüte der Rosskastanie in den Jahren von 1979-201 S.21

Chiara Kehl (2.10.2012)

Abbildung 11 Blattausbruch, Vollblüte, Blattfall und Blattverfärbung der Rosskastanie

in den Jahren von 1976-2011 S.22

Chiara Kehl (2.10.2012)

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 31

10 Anhang

Interview mit Manuel Marty (Gärtner)

Die Erdoberfläche erwärmt sich immer mehr. Auch in Einsiedeln ist die Jahresmitteltempe-

ratur gestiegen. Gibt es jetzt Pflanzen, für die das Klima in Einsiedeln günstig ist und die

jetzt blühen, für die es aber früher zu kalt war zum Blühen?

Seit den letzten 20 Jahren hat es schon Veränderungen gegeben. Zum Beispiel die Kirschlorbeere

oder die Palmen kommen besser. Früher war es undenkbar, dass Palmen in Einsiedeln überle-

ben würden. Der Bärenklau oder die Goldrute sind früher auch nicht so stark gediehen. Das

Klima war eher zu kalt für sie. Auch Neophyten haben sich massiv ausgebreitet, das sind Pflan-

zen, die eigentlich nach dem 15. Jahrhundert in die Schweiz gekommen sind.

Gibt es jetzt auch Pflanzen, die nicht mehr gedeihen, weil es zu warm ist?

Nein, da wüsste ich jetzt nichts. Was ich gemerkt habe, ist, dass es sich eher ein bisschen ver-

schoben hat. Im Frühling ist es jetzt eher länger nass und feucht. Dafür ist es jetzt im Herbst län-

ger trocken. Zum Beispiel die Rosen blühen jetzt zweimal, früher blühten sie nur einmal. Dass

eine Pflanze ganz verschwunden ist, gibt es nicht.

Ist der Spätfrost ein Problem? Die Pflanzen fangen früher an zu blühen, wenn es warm ist.

Aber der Frost kommt dennoch um die gleiche Zeit.

Ja, dieses Jahr hat man es gut bemerkt. Im Mai ist es nochmals sehr kalt geworden. Wenn die

Pflanzen überwintern, dann fallen zuerst die Blätter runter, so sammeln sie Kräfte. Als es warm

geworden ist im Frühling, hat die Pflanze langsam ausgetrieben und dann im Mai ist der Frost

gekommen, und die Triebe sind erfroren.

Ich habe gelesen, dass der Winter immer wärmer und feuchter wird und so mehr Schädlinge

überleben.

Es gibt wenige Schädlinge, die bei uns überleben könnten und die dann die Pflanze kaputt ma-

chen könnten. Bei uns ist es im Winter zu kalt. Aber zum Beispiel Schindellegi und Wollerau ha-

ben ein Problem mit dem Buchsbaumzünsler. Der Buchsbaumzünsler kann einen ganzen Buchs

kaputt machen. Bei uns ist es für ihn noch zu kalt. Also ich habe noch keinen Fall gehabt.

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 32

Und wie sieht es mit den Witterungsproblemen aus? Hitzetage, Starkniederschläge oder

Hagel. Ist das ein Problem für die Pflanzen?

Für die Pflanzen eher weniger. Wenn es sehr heiss und trocken ist, muss man die Pflanzen mehr

bewässern. Hagel ist schon eher ein Problem. Einigen Pflanzen sieht man heute noch den Hagel

von vor zwei Jahren an. Viele sind immer noch daran, sich zu erholen. Den Pflanzen macht es im

Grunde nichts aus. Vor allem die älteren Pflanzen sind resistent. Die jungen Pflanzen sind schon

anfälliger. Für die Arbeiter ist es mühsam, wenn es an einem Tag sehr heiss ist, und am anderen

Tag muss man wieder mit einem Pullover arbeiten.

Treten die Phänophasen jetzt früher ein?

Gute Frage, ich glaube eher nicht. Ich bin der Meinung, dass es eher vorübergehend ist mit der

Klimaerwärmung. Ich denke nicht, dass es dauerhaft ist.

Glauben Sie, dass der Winter wärmer geworden ist?

Manchmal denke ich schon, dass der Winter wärmer geworden ist, aber wenn man den letzten

Winter anschaut, der war ziemlich kalt. Man hat es auch an der Palme gesehen. Es gab ja auch

schon früher warme Winter. Ich denke, das ist ganz natürlich, wenn es mal wärmer ist.

Wie sieht es mit den anderen Jahreszeiten aus, haben Sie Veränderungen beobachtet?

Am meisten verändert haben sich der Frühling und der Herbst. Die Bäume merken zum Beispiel,

ob es jetzt längere Zeit kalt ist oder nur ein paar Tage. Ist es längere Zeit kalt, so fallen die Blätter

von den Bäumen. Ist es aber nur kurze Zeit kalt, bleiben die Blätter hängen.

Der Herbst ist aber schon eher wärmer geworden in Einsiedeln. Der Schnee kommt später. Der

Winter ist meiner Meinung nach trockner geworden. Es gab es auch schon, dass wir den ganzen

Winter durcharbeiten konnten. Der letzte Winter war einfach kalt mit wenig Schnee.

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 33

Interview mit Simon Hegetschweiler (Gärtner)

Die Erde erwärmt sich immer mehr. Gibt es Pflanzen, die jetzt in Einsiedeln blühen, für die

es früher zu kalt war? Gibt es auch solche, die in Einsiedeln blühten und jetzt nicht mehr,

wegen der Hitze oder auch im Allgemeinen wegen der Erwärmung?

Einige Pflanzen gedeihen besser als früher in Einsiedeln, wie zum Beispiel die Forsythie. Was

mir die ältere Generation schon erzählt hat, hatte diese Pflanze früher mehr Frostschäden. Was

früher heisst, kann ich nur schwer beurteilen. Problematisch ist immer der Standort jeder Pflan-

ze. Einige Pflanzen wachsen nur an geschützten Standorten, so haben wir in Unteriberg zum

Beispiel eine Magnolie gesehen, welche schon über zehn Jahre an einem windgeschützten süd-

seitigen Standort wächst. Ansonsten ist es unmöglich, eine Magnolie auf 900 m ü. M. zu überwin-

tern.

Für viele Pflanzen sind Temperaturschwankungen gefährlicher als permanent kalte Temperatu-

ren. Da befinden wir uns in einer ungünstigen Höhenlage. Wenn es auf 2000 m Höhe immer Mi-

nusgrade hat, bleibt die Pflanze im „Winterschlaf“. Der Wechsel von relativ hohen und tiefen

Temperaturen kann negative Auswirkungen auf Pflanzen haben.

Ich habe gelesen, dass der Winter immer feuchter und wärmer wird und so mehr Schädlinge

überleben können. Sind Sie auch der Meinung, dass es mehr Schädlinge gibt? Hat das starke

Auswirkungen auf die Pflanzen?

Eine hohe Luftfeuchtigkeit im Sommer begünstigt Krankheiten und Schädlinge, was der Haupt-

grund für viele Pflanzschäden ist. Ich meine, die Temperatur im Winter hat eine geringe Auswir-

kung auf die Anzahl Schädlinge im Sommer.

Der letzte Winter war zum Beispiel sehr kalt, und trotzdem werden wir wieder überschwemmt

vom Buchsbaumzünsler und Dickmaulrüssler.

Sind demnach bei uns auch Buchsbaumzünsler aufgetaucht?

Ja, wir werden überschwemmt von ihnen.

Wie sehen Sie das Problem der Witterungsextreme? Hitzetage und Starkniederschläge?

Muss man mehr bewässern?

Der Hauptgrund des häufigeren Bewässerns ist, dass es immer mehr Pflanzen in Töpfen gibt,

sprich mehr Terrassenhäuser oder Leute, die einen Balkon haben.

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 34

Ob es mehr Witterungsextreme gibt, ist schwierig zu beantworten. Man müsste eher die ältere

Generation fragen. Starkniederschläge sind natürlich ein Problem, welches Ausschwemmungen

und Wurzelschäden verursacht.

Je wärmer es ist, desto früher treten auch die Phänophasen ein. Ist das in Einsiedeln spür-

bar?

Ich denke, dies ist nicht spürbar.

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 35

Interview mit Andreas Kälin (Gärtner)

Die Erde erwärmt sich immer mehr. Gibt es Pflanzen, die jetzt in Einsiedeln blühen, für die

es früher zu kalt war? Gibt es auch solche, die in Einsiedeln blühten und jetzt nicht mehr,

wegen der Hitze oder auch im Allgemeinen wegen der Erwärmung?

Nein mir sind keine wirklich auffallende Pflanzen bekannt. Meine Erfahrung ist zwar erst 30 bis 35

Jahre. Um 1820 bis 1850 waren die Temperaturen gleich hoch wie 1970 bis 2000. Diese Wärme-

periode wird aber in der öffentlichen Co2-Diskussion strikte ausgeblendet, und man verwendet nur

Daten ab 1860. Von ca. 1855 bis ca. 1899 war eine Kälteperiode. Also vor 160 bis 200 Jahren hatten

wir die gleichen Temperaturen wie heute, aber zu dieser Zeit wurde kein Co2 aus fossilen Energieträ-

gern freigesetzt. Die Co2-Konzentrationen waren im 19. Jahrhundert mehrmals um 400 ppm oder

darüber und um 1943 war der Co2-Gehalt in der Luft sogar um 470 ppm, aber heute ist er um 380 ppm.

Die Erwärmung der letzten 40 Jahre muss also andere Ursachen haben.

Welche Ursachen vermuten Sie?

Das weiss ich auch nicht genau. Ich möchte da keine falsche Antwort geben.

Ich habe gelesen, dass der Winter immer feuchter und wärmer wird und so mehr Schädlinge

überleben können. Sind Sie auch der Meinung, dass es mehr Schädlinge gibt? Hat das starke

Auswirkungen auf die Pflanzen?

Nein, vielleicht mehr Zecken oder Wespen. Schädlinge gibt es in der Natur eigentlich nicht, jedes Le-

bewesen hat eine Aufgabe. Wenn sich ein Organismus zu stark vermehrt, ist etwas aus dem Gleich-

gewicht geraten. Wenn das Gleichgewicht wiederhergestellt ist, pendelt sich der Organismus wieder

auf dem Normalmass ein. Gesunde Pflanzen haben keine "Schädlinge", die schaden.

Wie sehen Sie das Problem der Witterungsextreme? Hitzetage und Starkniederschläge?

Muss man mehr bewässern?

Witterungsextreme sind ein Problem, vor allem Starkniederschläge, Hagel, Stürme, Trockenperioden.

Diese Extreme haben nach meiner Meinung und Erfahrung eine ganz andere Ursache als Co2, wie in

der öffentlichen Diskussion immer wieder behauptet wird, und das ist die Entwaldung unseres Pla-

neten, die Entfernung von Hecken und Feldgehölzen zum Zweck der intensiven Monokulturen (In-

dustrielandwirtschaft). Auch die Versiegelung der Landschaft mit Bauten und Strassen trägt zu den

Witterungsextremen bei. Die Aktivität und Distanz zur der Sonne hat wahrscheinlich auf die Tempe-

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 36

ratur auf der Erde den grössten Einfluss, den wir nicht beeinflussen können, sondern nur mit einer

globalen Begrünung unseres Planeten abmildern können.

Vor allem durch intensiven Monokultur-Ackerbau wird der Humusgehalt abgebaut (auch eine sehr

grosse Co2-Quelle). Ein hoher Humusgehalt im Boden kann sehr viel Wasser und Nährstoffe spei-

chern. Da aber die meisten Ackerflächen fast keinen Humus mehr enthalten, können sie auch fast

kein Wasser mehr speichern. Aus diesen Gründen gib es starke Erosionen und Überschwemmun-

gen und wegen fehlenden Hecken und Wald trocknet es viel schneller und es gibt Dürren und sogar

Winderosion des Bodens.

Aus all diesen Gründen müssen heute viele Flächen, in trockenen Regionen bewässert werden. Bei uns

in Einsiedeln ist die Bewässerung kein Thema. Trockenperioden sind bei uns eher ein Vorteil.

Wenn wir (die Menschheit) ohne Not überleben wollen, müssen wir mit der heutigen Intensiv-

landwirtschaft sofort aufhören und sie mit einer den Naturgesetzen angepassten Landwirtschaft

ersetzen sowie unsere Ernährungsform überdenken und ändern (weniger oder besser gar kein

Fleisch und tierische Produkte, weniger Stärke, mehr Früchte, Gemüse, Nüsse usw.). Bäume, Wäl-

der und Hecken gleichen das Klima aus, kühlen bei Hitze, speichern Wasser, bremsen Wind und

schützen so vor starker Abkühlung, tragen viel zur Humusbildung bei usw.

Je wärmer es ist, desto früher treten auch die Phänophasen ein. Ist das in Einsiedeln spürbar?

Ja, aber früher gab es dies auch.

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 37

Interview mit René Gassmann (Gärtner)

Die Erde erwärmt sich immer mehr, gibt es Pflanzen, die jetzt in Einsiedeln blühen, für die

es aber früher zu kalt war?

Nein, die Erwärmung ist in Einsiedeln noch nicht so gross. Die Klimaerwärmung ist in Einsiedeln

noch nicht so spürbar.

Ist der Spätfrost kein Problem? Wenn jetzt die Pflanzen im Frühling früher anfangen zu

blühen?

Der Frost war schon immer ein Problem. Für das Obst ist der Frost eher ein Problem, nicht un-

bedingt für die Pflanzen. Und Obstbau betreiben wir in Einsiedeln ja nicht.

Ich habe gelesen, dass der Winter immer feuchter und wärmer wird und so mehr Schädlinge

überleben könnten?

Also wenn man den letzten Winter anschaut, der war ja sehr kalt. Schädlinge überleben in Ein-

siedeln den Winter nicht. Es gibt immer Schwankungen, wo der Winter wieder wärmer ist. Aber

auch wenn der Winter wärmer werden würde, er ist immer noch zu kalt für Schädlinge.

Wie sehen Sie das mit den Witterungsextremen? Hitzetage und Starkniederschläge?

Ich sehe keine Veränderungen.

Merkt man in Einsiedeln, dass die Pflanzen früher blühen?

Also dieser Frühling waren die Pflanzen eher später dran. Ich glaube nicht, dass die Pflanzen

früher blühen. Es gibt immer Schwankungen, aber die Pflanzen passen sich an. An den Pflanzen

kann man keine Veränderungen feststellen.

Natürlich kann es eine Erwärmung geben, aber bis jetzt ist sie noch nicht spürbar. Wenn immer

mehr Häuser gebaut werden, kann das auch zu einer Erwärmung führen. Der Boden kann dann

die Wärme nicht abgeben.

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 38

Interview mit Jürg Kälin (Bauer)

Glaubst du, dass sich das Klima seit den letzten Jahren verändert hat?

Ja, ich habe schon das Gefühl. Ich glaube, es wird früher Frühling. Wenn man die Statistiken an-

schaut, sieht man, dass die Jahresmitteltemperaturen gestiegen sind.

Das Klima ist ja wärmer geworden. Treten jetzt die Phänophasen früher ein?

Ja, ich denke schon. Im Frühling blühen die Pflanzen früher. Also der Frühling hat sich meiner

Meinung nach schon verändert, aber der Herbst hat sich nicht gross verändert.

Und hat das Auswirkungen auf die Landwirtschaft?

Ja, wenn der Frühling früher kommt, kommt das Gras früher, und wir können früher mähen.

Auch habe ich das Gefühl, dass wir das Vieh früher auf die Weide schicken können.

Früher sagte man auch, dass man Heu bis Mitte Mai haben müsste. Aber das brauche ich gar

nicht. Darum habe ich einfach das Gefühl, dass der Frühling früher kommt.

Ist der Frost kein Problem?

Nein, für das Gras nicht. Eher für das Obst ist es ein Problem. Klar, wenn es extremen Frost hat,

nimmt das Gras schon auch Schaden. Aber das wächst wieder, das Gras ist schon weniger anfäl-

lig.

Gibt es nachher Qualitätsverluste für das Obst?

Ja, es kann dann natürlich Ertragsausfälle geben. Es gibt weniger Obst. Es kann unter Umständen

gar nichts geben.

In diesem Jahr gab es im Mai Frost, aber bei uns hat es eigentlich nichts gemacht. Nur Kirschen

gab es fast keine. Die litten ein bisschen.

Ich denke, dass der Frost an manchen Orten schon ein Problem ist. Aber in Einsiedeln sind wir

eben immer ein bisschen spät dran. Das meiste Obst kommt erst im Mai, und dann ist es auch

nicht mehr so gefährlich.

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 39

Ich habe gelesen, dass der Herbst auch wärmer wird.

Das letzte Jahr war er schon wärmer. Aber dieses Jahr ist er eher wieder feucht. Im Durchschnitt

ist er schon wärmer geworden.

Ist der Winter auch wärmer geworden?

Vom Gefühl her schon. Meine Mutter würde jetzt sagen, es gibt viel weniger Schnee als früher.

Aber ob das ein Zusammenhang mit der Klimaerwärmung ist, bin ich mir nicht so sicher. Es gab

ja auch früher immer wieder Winter, wo es weniger Schnee gab. Da, wo sich die Gletscher befin-

den, fand man jetzt auch Reste von Bäumen, das muss also heissen, dass es ganz früher auch mal

wärmer gewesen ist.

Wie siehst du das mit den Witterungsextremen? Also Hitzetage und Starkniederschläge?

Die Starkniederschläge haben schon zugenommen. Wenn es einmal regnet, dann regnet es stark.

Einfach ein bisschen Regen, das gibt es eigentlich nicht mehr so oft.

Ist das gut oder schlechter?

Das Risiko von Naturschäden oder Gebäudeschäden steigt natürlich. Bei uns in der Graswirt-

schaft ist es weniger schlimm als jetzt im Ackerbau oder Obstbau. Die sind eher auf das Klima

angewiesen. Das Gras wächst auch nicht so gut, wenn es sehr kalt ist oder wenn es stark regnet.

Aber im Grossen und Ganzen machen die Witterungsextreme dem Gras nicht so viel aus.

Die Äpfel wachsen nur einmal im Jahr, und wenn es dann einmal hagelt, dann kann man sie nicht

mehr gebrauchen. Das Gras wächst wieder. Also für uns ist es nicht so schlimm.

Muss man mehr bewässern, wenn es sehr warm ist?

Nein, bei uns regnet es so viel. Es kommt auch noch auf die Böden drauf an. Unser Boden hat

relativ viel Humus, und dann macht es nichts aus, wenn es einmal sehr trocken ist.

Wenn es bei uns sehr trocken wäre und wir bewässern müssten, dann ist sehr wahrscheinlich

die ganze Schweiz rot. Ist es in der Schweiz trocken, dann stimmt es eigentlich bei uns. Bei uns

regnet es fast zu viel.

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 40

Und mit der Erosion, merkst du etwas?

Nein. Es gab früher auch schon Erosionen.

Wenn der Winter immer feuchter und wärmer ist, überleben mehr Schädlinge. Hast du et-

was bemerkt?

In der Graslandwirtschaft eigentlich nicht. Es ist eher für den Wein und das Obst ein Problem.

Auch für uns Menschen ist es eher ein Problem, wenn mehr Stechmücken überleben. Ist es

warm und feucht, überleben mehr Stechmücken. Aber ich denke, bei uns ist es im Winter immer

noch zu kalt für Schädlinge.

Glaubst du, dass man später mehr Obstbau betreiben kann in Einsiedeln?

Das könnte ich mir gut vorstellen. Aber nicht alleine wegen dem Klima, sondern auch noch aus

wirtschaftlichen Gründen. Es gibt immer mehr Bauern, die Viehwirtschaft betreiben. Die Kon-

kurrenz wird immer grösser. Klar spielt das Wetter eine Rolle, aber nicht nur.

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 41

Interview mit Christian Schönbächler (Bauer)

Glaubst du, dass sich das Klima seit den letzten Jahren verändert hat?

Tendenziell hat sich das Klima in Einsiedeln schon verändert, aber nicht gross. Ich habe das Ge-

fühl, dass der Frühling früher kommt.

Merkt man das an den Pflanzen?

Einsiedeln ist ja Grasland-basiert. Man stellt vielleicht ein bisschen Bestandsveränderungen fest.

Ob es wegen des Klimas ist, ist fraglich. Beim Bestand kommt es auch immer auf verschiedene

Faktoren an wie Düngung, Pflege und ein bisschen auch auf das Klima. Aber sonst bei den Pflan-

zen stelle ich nichts Besonderes fest.

Treten die Phänophasen früher ein?

Grundsätzlich beginnt das Gras zu wachsen, wenn die Temperatur stimmt, die Nährstoffe müs-

sen vorhanden sein. Aber wenn man jetzt auf die Frage zurückkommt, ob das Gras früher

wächst, ich sage Ja. Aber viel macht es nicht aus. Das kann auch Zufall sein.

In den letzten zwei Jahren ist mir schon stark aufgefallen, dass wir schon eher früh dran sind.

Also kann man früher das Gras mähen?

Tendenziell eher, ja.

Ist der Frost kein Problem?

In Einsiedeln eigentlich nicht. Die Pflanzen sind in Einsiedeln dann noch nicht so stark entwi-

ckelt, weil wir auch einen relativ langen Winter haben. Im Flachland ist es eher ein Problem.

Wenn man zum Beispiel den Mais zu früh sät und der Frost kommt, dann kann es sein, dass die

Pflänzchen eingehen. Das kann zum Totalausfall führen.

Ist es mit der Ernte auch kein Problem? Ich habe gelesen, wenn die Pflanzenentwicklung

früh eintritt, dass dann die Ernte schlecht ist.

Also was nicht gut ist, ist, wenn das Gras zu schnell wächst. Letztes Jahr hatte das Heu einen

sehr grossen Zuckergehalt. Das Wetter war sehr lange schön und warm. Ideale Bedingungen für

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 42

das Graswachstum. Hat das Heu einen zu grossen Zuckergehalt, ist es für die Kühe nicht so gut,

und man muss dann das Futter anpassen.

Man sagt, dass der Herbst wärmer wird und so die kühlenden Nächte fehlen, was für die

Entwicklung nicht so gut ist.

Was ein Problem sein kann, ist, wenn das Gras noch gut wächst und es regnet noch viel. Denn im

Herbst weidet man eigentlich nur noch, man mäht nicht mehr. Und lässt man dann das Vieh raus

und der Boden ist ziemlich nass und aufgeweicht, dann macht das Vieh den Boden kaputt. Mähen

kann man auch nicht mehr so gut, weil auch der Traktor den Boden kaputt machen würde.

Mit dem Klima hat es aber nichts zu tun.

Wie siehst du das mit den Witterungsextremen? Also Hitzetage, Hagel und Starknieder-

schläge?

Ich habe das Gefühl, dass es durch die häufigeren Hitzetage mehr hagelt. Und das ist ein grosses

Problem. Das gibt enorme finanzielle Schäden. Das kann zum Totalausfall von gewissen Kulturen

führen.

Und die Starkniederschläge, schaden diese dem Boden?

Man weidet, mäht, weidet, mäht bei Wiesen. Auch wenn der Boden mal nass ist, muss man mä-

hen, und dann gibt es Schäden. Was schlimmer sein kann, ist, wenn die Humusschicht wegge-

spült wird.

Und mit den Erosionen, merkst du etwas?

Nein, früher gab es auch schon Erosionen.

Wie ist es mit dem Bewässern? Muss man bewässern, wenn es warm ist?

Nein. In Einsiedeln regnet es im Jahr 2000 ml. Das ist mehr als genug. Wenn bei uns ein trocke-

nes Jahr ist wie 2003, dann gibt es mehr Erträge. Für die Region Einsiedeln war es das beste Jahr.

Für uns wäre es besser, wenn es weniger regnen würde.

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 43

Wenn der Winter immer feuchter und wärmer ist, überleben mehr Schädlinge. Hast du et-

was bemerkt?

Ja ich habe etwas bemerkt. Die Mäuse sind ein grosses Problem. Der Grund ist, wenn es im

Herbst oder Winter schneit, bevor es einmal richtig kalt war und sich Frost gebildet hat. Der

Schnee wirkt dann als Isolation. Und in den letzten zwei Jahren hat man das stark bemerkt.

Und machen die Schädlinge dann die Böden kaputt?

Ja, sie ernähren sich von den Wurzeln. Das führt zu schlechterem Futter. Man hat Lücken im

Grasbestand. In den Lücken wächst dann meistens ein Unkraut. Wir haben jetzt angefangen, die

Mäuse zu bekämpfen. Die kann man eigentlich fast nur vergasen.

Was ich noch erwähnen möchte: Die Schädlinge kommen nicht nur vom Klima, sondern auch

von unseren Reisetätigkeiten.

Was ich noch über das Klima sagen kann: Wie sich auch das Klima in Einsiedeln verändern wird,

für die Landwirtschaft ist das kein Problem. Wir können uns sehr gut anpassen.

Könnte man auch jetzt schon mehr Obst anbauen, oder ist es noch zu früh?

Ich könnte es mir schon vorstellen, mehr Obst anzubauen. Am ehesten würde noch Mais gehen.

Aber ob es einen grossen Ertrag geben wird, ist fraglich.

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 44

Interview mit Gerold Birchler (Bauer)

Glaubst du, dass sich das Klima seit den letzten Jahren verändert hat?

Ja, das Klima hat sich verändert. Es regnet mehr, also stärker und wir haben mehr Nebel. Durch

den Nebel ist es wärmer. Früher war der Nebel immer in Schindellegi und jetzt ist er bei uns. Im

Grossen und Ganzen hat sich das Klima aber nicht so stark verändert.

Sind die Pflanzen früher dran? Hat das Auswirkungen für dich?

Es ist eher ein bisschen früher geworden. Ich denke, so eine Woche sind wir früher dran. Vor

allem der Herbst hat sich verändert. Der Herbst ist viel nasser als früher. Also früher hatten wir

einen viel schöneren Herbst.

Ist das ein Problem?

Ja, zum Weiden. Es ist viel besser, wenn es schön ist.

Wie ist es mit dem Frost?

Im Herbst haben wir weniger Frost als früher.

Ich habe gelesen, dass die Pflanzenentwicklung in der Schweiz früher eintritt, ist das in Ein-

siedeln auch so? Hat das Produkt keinen Qualitätsverlust?

Für uns wäre es gut. Aber eben, ich denke, mehr als eine Woche früher sind wir nicht dran. Und

ob das Produkt Qualitätsverlust hat, weiss ich nicht.

Glaubst du, dass wir später mehr Obstbau betreiben könnten?

Nein, ich glaube nicht. Vielleicht in fünfzig Jahren oder noch mehr. Ich werde es jedenfalls nicht

mehr erleben.

Wie siehst du das mit den Witterungsextremen? Hitzetage und Starkniederschläge?

Die haben zugenommen. Die Hitzetage sind heisser geworden. Und die Gewitter sind stärker

geworden.

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 45

Und ist das jetzt schlimm für euch?

Nein. Es ist eher für die Hänge und Naturstrassen schlimm. Die Hänge fangen an zu rutschen. Die

Erosionen nehmen auch zu.

Wie ist es mit dem Bewässern?

Also bewässern müssen wir garantiert nie. Im Gegenteil, wir müssen entwässern.

Der Winter wird immer feuchter und wärmer und so sollten mehr Schädlinge überleben.

Gibt es mehr Schädlinge in Einsiedeln?

Nein, ich glaube nicht. Wir machen ja keinen Acker, dann merkt man die Schädlinge nicht. Im

Unterland sicher.

Wie ist es mit den Mäusen?

Mit denen haben wir schon Probleme, aber die gab es früher auch schon.

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 46

Interview mit Dr. Jörg Franke

Wie erlebst du persönlich den Klimawandel? Hast du Änderungen gesehen in den letzten

Jahren?

Das Wetter war ja sehr variabel. Aber was ich für mich schon realisiere, ist, dass es in meiner

Kindheit mehr schneereiche Winter gab.

Ich habe oft gelesen, dass es ganz normal ist, dass es jetzt wieder eine wärmere Phase gibt

und dann wieder eine kältere. Glaubst du, dass es natürlich ist, dass es wärmer ist als frü-

her?

Es ist natürlich, dass es Schwankungen gibt. Aber die Schwankungen oder den Anstieg der Tem-

peraturen in den letzten Jahrzehnten, die kann man nicht mehr nur aus den natürlichen Phäno-

menen erklären. Wenn man sich zum Beispiel Klimamodelle anschaut und als Antreiber nur na-

türlich stattfindende Veränderungen wie Sonneneinstrahlungen, Vulkanausbrüche oder andere

natürliche Phänomene annimmt, dann kann man einen gewissen Teil der Erwärmung erklären.

Da die Sonne in den letzten Jahrhunderten in einer aktiven Phase war. Aber der Anstieg der letz-

ten Jahrzehnte, der kann nur noch erklärt werden, wenn man die Treibhausgase mitberücksich-

tig, die die Menschen emittieren.

Wenn du gerade die Vulkanausbrüche erwähnst, was haben die mit der Erwärmung zu tun?

Die Vulkane emittieren ziemlich viele Partikel in die Atmosphäre, und das schirmt die Sonnen-

einstrahlung ab. Ganz im Allgemeinen führt das zu einer Abkühlung der Erde. Lokal kann das

aber ein bisschen komplizierter werden. Im Jahre 1815 gab es einen Vulkanausbruch, und ein

Jahr später führte das in Europa dazu, dass der Sommer feuchter war. Lokal hat der Vulkanaus-

bruch die Zirkulation beeinflusst. Es kamen sehr viele Tiefdruckgebiete vom Atlantik nach Euro-

pa rein, und das hat hier dann sehr viel Regen gebracht. Das kann Lokal auf der Erde zu unter-

schiedlichen Auswirkungen führen. In Skandinavien führte es zu einem sehr warmen Winter. Es

muss nicht überall auf der Erde zu einer Abkühlung führen. Im Mittel auf der Erde führt es schon

zu einer Abkühlung, weil die Partikel die Sonnenstrahlen abschirmen. Lokal kann das aber un-

terschiedliche Auswirkungen haben.

Gibt es Anzeichen, dass sich der Klimawandel fortsetzt?

Ja, ganz bestimmt. In der Natur wird es Änderungen geben. Mitverantwortlich sind wir mit dem

Ausschuss der Treibhausgase. Aber wie stark es sich ändern wird, kann man noch nicht sagen.

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 47

Es hängt davon ab, was wir für Entscheidungen treffen. Und welchen Weg man geht. Aber wenn

wir so weitermachen wie bisher, wird es im Mittel auf der Erde wärmer werden. Was aber wich-

tiger ist als nur auf die Mitteltemperatur zu achten, ist, wie es sich lokal ändert. Das kann grösse-

re Auswirkungen auf die Menschheit haben.

Kann man den Klimawandel noch aufhalten?

Also man kann nicht mehr aufhalten, dass es in den nächsten 50 bis 100 Jahren nicht mehr wär-

mer wird. Man kann aber begrenzen, wie viel wärmer es wird. Es kann sein, wenn die Sonne in

den nächsten Jahrzehnten wieder ein bisschen schwächer wird, dass sich die Erwärmung durch

die Menschen ein bisschen abschwächt und dann, wenn die Sonne wieder so aktiv wird wie jetzt,

die Erwärmung doppelt so schnell geht.

Ist demnach die Sonne jetzt stärker als früher?

Am Ende des 20. Jahrhunderts war sie ziemlich aktiv, und seit den letzten zehn Jahren ist sie

wieder weniger aktiv. Einige Leute denken, dass die Sonne noch weniger aktiv wird, und da-

durch wird der Anstieg durch die Treibhausgase ein bisschen abgeschwächt werden. Aber ir-

gendwann wird die Sonne auch wieder aktiver werden.

Gibt es irgendwelche Einflüsse, damit die Sonne manchmal stärker ist und dann wieder

schwächer?

Die Sonnenaktivität ändert sich in Zyklen. Man kann es aber trotzdem nicht genau vorhersagen.

Das sind dann Unsicherheiten für die Zukunft.

Wie kann man dann erkennen, dass die Sonne aktiv ist?

Wenn man in die Sonne guckt, kann man schwarze Flecken erkennen. Die schwarzen Flecken

hängen mit dem Magnetfeld der Sonne zusammen. Je mehr von den schwarzen Flecken vorhan-

den sind, desto intensiver ist die Aktivität der Sonne. Desto stärker ist ihre Ausstrahlung. Schon

früh erkannten die Leute, dass die schwarzen Flecken einen Zusammenhang mit der Aktivität

der Sonne haben. Sie haben dann die Flecken gezählt, und hatte es mehr Flecken, so spürte man

auch minimale Veränderungen auf der Erde.

Zu der Grössenordnung: Die Schwankungen, welche die Sonne macht, die bewegen sich im Be-

reich von 0,3 Watt pro Quadratmeter. Das ist die Energie, welche von der Sonne auf die Erde

kommt, und die Treibhausgase, also die zusätzlich vom Menschen verursachten, machen etwa 3

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 48

Watt pro Quadratmeter aus. Das ist ein Faktor zehn von dem, was die Sonne verursacht. Das ist

ein deutlicher Unterschied.

Können und müssen wir mehr extreme Witterungsereignisse erwarten?

Das ist noch ein bisschen schwieriger zu sagen. Die Prognosen sind ziemlich unsicher. Was man

aber sagen kann: Im Mittel wird es im mediterranen Raum trockener werden. Bei den Extremer-

eignissen ist auch sicher, dass sie zum Teil stärker werden. Wenn die Temperaturen höher wer-

den, dann hat man mehr aufsteigende Luft und Konvektionen. Der ganze Kreislauf in der Atmo-

sphäre wird angeregt. Zum Beispiel die Hurrikans, die hängen schon davon ab, wie warm die

Temperaturen im Atlantischen Ozean sind. Und wenn die höher sind, hat man mehr Energie, um

diese Stürme zu erzeugen.

Man kann vermuten, dass die Anzahl von Extremereignissen zunehmen wird. Aber spezifisch

von einem Ort kann man es nicht sagen. Da gibt es noch mehr zu forschen.

Man muss schon sehr vorsichtig sein, wenn man einzelne Wetterereignisse anschaut und die

dann mit dem Klimawandel in Verbindung bringt. Denn von Jahr zu Jahr ist das Wetter anders.

Früher gab es auch schon Überschwemmungen.

Verflachen die Jahreszeiten?

Ob sich die Amplitude gross verändert, bin ich mir nicht ganz sicher. Aber zum Beispiel merkt

man im Winter den Unterschied schon besser, wenn die Wintersportorte weniger Schnee haben,

als im Sommer, wenn es jetzt anstatt 26°C 28°C warm ist. Aber ob die Spannweite sich verän-

dert, das kann ich jetzt nicht gerade sagen.

Steigt die Schneehöhe in den nächsten Jahren?

Ja, das ist sicher so. Aber es kann auch Winter geben, da schneit es wieder mehr. Also es ist sehr

variabel. Grundsätzlich kann man sagen: Wenn es früher fünf Jahre viel Schnee gab und fünf Jah-

re wenig, dann ist es später vielleicht so, dass es drei Jahre viel Schnee gibt und sieben Jahre we-

nig.

Kannst du mir sonst noch etwas über das Klima sagen, wie es werden wird?

Es gibt eine neue Studie, die besagt, dass der mediterrane Raum, auch das Tessin, also der Raum

südlich der Alpen, ganz sicher trockener wird und der Norden, Skandinavien, wird feuchter. Und

wir, also auch Einsiedeln, sind gerade dazwischen. Es ist schwierig, zu sagen, ob es bei uns feuch-

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 49

ter wird oder trockner. Wir sind gerade auf der Kippe. Es kann auch sein, dass das Klima bei uns

so bleibt, wie es ist. Längerfristig wird es aber ganz sicher wärmer werden.

An einzelnen Orten kann sich das Klima sehr stark verändern, an anderen wieder weniger. Für

viele kann das zu Problemen führen.

Es gab ja vor ein paar hundert Jahren die „kleine Eiszeit“. Kann es in ein paar hundert Jah-

ren wieder eine Eiszeit geben?

Es kann auch in ein paar hundert Jahren wieder eine Eiszeit geben. Die Geschwindigkeit, wie sich

das Klima ändert, kann zu Schwierigkeiten führen. Für das Ökosystem kann die Tatsache, dass es

sehr schnell geht, zu Schwierigkeiten führen. Die Geschwindigkeit ist ein Problem.

Kann man sagen, warum es die „ kleine Eiszeit“ gegeben hat?

Das war eine Phase, wo die Sonne sehr wenig aktiv war. Und gleichzeitig gab es sehr viele Vul-

kanausbrüche, die hintereinander gefolgt sind. Ein Vulkanausbruch hat zwar nur Auswirkungen

für wenige Jahre, dann kommen alle Partikel in die Stratosphäre, und das führt ja im Mittel zu

einer Abkühlung. Und weil die ein hohes Gewicht haben, fallen sie wieder auf den Boden und

verschwinden. In der Gegend, wo ein Vulkan ausgebrochen ist, sieht man nach einem Jahr grosse

Veränderungen. Aber von Jahr zu Jahr nehmen die Einflüsse ab. Nach vier bis fünf Jahren sieht

man eigentlich nichts mehr. Brechen in einem Jahrhundert viele Vulkane aus, führt das dement-

sprechend schon zu einer Abkühlung.

In den Jahren ab 1940 gab es wieder eine kältere Phase; weiss man, warum?

Das waren einerseits auch wieder natürliche Schwankungen. Die Sonne war in dieser Zeit wie-

der weniger aktiv. Ab den fünfziger Jahren gab es einen Effekt, den nennt man Global Dimming.

Das war ja diese Zeit, wo die Luftverschmutzung durch die Industrie sehr gross war. Als Partikel

durch die Schornsteine in die Atmosphäre gelangen konnten. Dadurch konnten sich die Tempe-

raturen ein bisschen abkühlen. Da haben die Schmutzpartikel dem Treibhausgas entgegenge-

wirkt. In den achtziger, neunziger Jahren gab es Abkommen, dass man Filter einbauen liess, um

die Luftverschmutzung einzudämmen, den sauren Regen zu vermindern. Und seit dieser Zeit ist

die Luft jedenfalls in Europa wieder deutlich besser geworden. In den USA auch, nur in Indien

und China nicht. Als man eben die Filter einbauen liess und die Luftverschmutzung zurückging,

konnten die Strahlen wieder in die Atmosphäre rein, aber nicht mehr raus wegen dem Treib-

hausgas. Und als eben noch die Schmutzpartikel in der Atmosphäre vorhanden waren, konnten

die Strahlen weder rein noch raus.

Maturaarbeit 2012 Chiara Kehl 50

Die Schmutzpartikel kommen wieder auf den Boden und verschwinden. Das Co2 und das Me-

than, die brauchen länger, um wieder zu verschwinden, und das ist das Problem. Es dauert Jahr-

hunderte, bis sie wieder verschwunden sind. Und deshalb kann man die Erwärmung auch nicht

abrupt stoppen.

11 Eigenständigkeitserklärung

Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Maturaarbeit selbständig und ohne unerlaubte

fremde Hilfe erstellt habe und dass alle Quellen, Hilfsmittel und Internetseiten wahrheitsgetreu

verwendet wurden.

Einsiedeln, 17. Oktober 2012

Chiara Kehl