Auszug aus dem Schalker Kreisel, Ausgabe Nr.7 vom 15.10.2011

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71 70 INTERVIEW TOM ANGELRIPPER INTERVIEW „PAPA, DU BIST’N SPIESSER“

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Auszug aus dem Schalker Kreisel, Ausgabe Nr. 7 vom 15.10.2011. Mit freundlicher Unterstützung des FC Schalke 04

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INTERVIEW

TOM ANGELRIPPER

INTERVIEW

„ PAPA, DU BIST’N SPIESSER“

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Herr Such, haben Sie eine Ahnung, warum Sie derSchal ker Kreisel ausgerechnet vor dem Heimspiel ge -

gen Kaiserslautern treffen wollte? Vielleicht, weil ich ein Gel -senkirchener Junge aus Buer bin und durch meine Heimatver -bundenheit natürlich auch eine Verbundenheit zu Schalke habe?

Auch richtig, aber dazu später. Wir dachten, wer sichselbst mit Künstlernamen „Engelschlitzer“ nennt, muss sichdoch auch auskennen mit „Roten Teufeln“. Nach dem Namenwerde ich oft gefragt. Als wir zu Beginn der 80er-Jahre mit „So -dom“ angefangen haben, war das in der Szene so eine Mode. Un -ser Drummer hieß „Witchhunter“ („Hexenjäger“, Anm. d Red.),und ich war eben der „Angelripper“. Den Titel kann ich jetzt ein-fach nicht mehr ablegen. Darauf bin ich in irgendeinem Irrsinn ge -kom men. Wir haben damals im Proberaum weniger geprobt alsversucht, schwarze Messen zu feiern, weil es irgendwie zum Ima -ge des Black Metal gehörte. „Venom“ war noch vor „Motörhead“und „AC/DC“ die erste Band, die uns inspiriert hat. In diese musi-kalische Schiene wollten wir auch rein.

Insofern kennen Sie sich also mit Teufeln aus. Nun ja, beiuns in Metal-Kreisen singen wir gerne mal vom Satan. Aber seit1987 verfasse ich solche Texte gar nicht mehr. Damals haben wirbe schlossen, mehr über den Krieg und die Untiefen der Mensch -heit zu schreiben. Früher habe ich viel über Aleister Crowley (Ok -kultist und Mystiker, Anm. d. Redaktion) gelesen, aber wenn dudie Bücher liest, wirst du krank im Kopf. Dafür war ich auf demPütt – im Bergwerk Hugo habe ich genug schwarze Messen gese-hen (schmunzelt).

Tausende Zuschauer, große Show: Erkennen Sie Gemein -samkeiten zwischen Heavy Metal und Fußball? Wenn ich aufdie Bühne komme, und da unten stehen ein paar tausend Leute,habe ich manchmal ein mulmiges Gefühl. Ich kann das schonnachvollziehen, wie es als Fußballer sein muss, in die Arena ein-

zulaufen. Besonders zuletzt bei Manuel Neuer, der genau wusste,was wegen seines Wechsels nach Bayern passiert. Er hat dasaber sehr souverän gemeistert. Fußballer und Bandleader müs-sen eben beide Professionalität beweisen. Man ist nicht immerder, der man auf der Bühne ist. Wahrscheinlich ist ein Profispielerprivat auch ganz anders als auf dem Platz.

(Tom Angelrippers Mobiltelefon klingelt. Seine Handymelodie:„Spiel mir das Lied vom Tod“)

Und was unterscheidet den privaten Thomas Such vomTom Angelripper auf der Bühne? Meine Tochter sagt immer:„Papa, du bist ’n Spießer!“

Das kommt jetzt überraschend. Was veranlasst sie zu die-sem Urteil? Na ja, so als Mann mit Gärtchen und Einfamilien -häuschen. Früher hatte ich sogar einen Schrebergarten. Aber alsich in einem Sommer ein paar Wochen nicht zu Hause war, waralles so zugewuchert, dass ich überhaupt nicht mehr wusste, wieich da reinkommen sollte, wo der Rasen war und wo das Gemüsestand. Da hatte ich die Schnauze voll und hab das Ding verkauft.Zumal meine Nachbarn schon vor der Tür standen, mit der Schre -ber gartensatzung winkten und meinten: „Du musst jetzt mal zu -sehen…“ Da ich auch Jäger bin und die Erlaubnis hatte, habe ichim Schrebergarten auch Tauben geschossen, aber offensichtlichzu wenige. Die Leute haben sich immer bei mir beschwert, aberich konnte ja nicht überall stehen. Auch deswegen habe ich michdann nur noch der Jagd gewidmet. Mittlerweile habe ich ein eige-nes Revier und das ist für mich mehr Erfüllung als ein Schre ber -garten.

Diese Leidenschaft teilen Sie mit Schalke-Chef ClemensTönnies und Torjäger Raul. Was reizt Sie an der Jagd? Wir hat-ten in der Schule noch Heimatkunde, und als kleiner Stöpselhabe ich in einem Artikel gelesen‚ im Westerholter Wald könne

Auf dem alten Gelände der Zeche Hugo in Gelsenkirchen-Buer hat der Schalker Kreisel einen „aggressi-ve leader“ schwermetallischer Härte zum Plausch getroffen. Thomas Such alias Tom Angelripper istSänger und Bassist der Thrash-Metal-Band „Sodom“, mit der er rund 1,5 Millionen Platten verkauft hat.„Auf Hugo“ ist der gelernte Bergmann selbst eingefahren, ehe er sich anschickte, zum Pionier undGrandseigneur der deutschen Metal-Szene zu werden. Dem Kreisel erzählte der eisenharte Haudegen,was ihn mit Schlagersänger Roberto Blanco verbindet, was er an seiner Heimat Buer liebt, warum er imSwimmingpool von Schalke-Legende Erwin Kremers plantschen durfte und warum seine Tochter findet,dass er ein Spießer ist.

„FRÜHER HATTE ICH SOGAR EINEN SCHREBERGARTEN...“

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„WEIL SICH DIE FAMILIEN GUT KANNTEN, DURFTEN WIR JUNGS BEI KREMERS IM SWIMMING-POOL SCHWIMMEN UND HABEN OFT FREIKARTEN FÜRS PARKSTADION BEKOMMEN.“

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man Rehe beobachten. Das konnte ich mir in Gelsenkirchen über-haupt nicht vorstellen. Da bin ich morgens öfter hingelaufen mitRucksack und Fernglas, und dann habe ich tatsächlich Rehwildgesehen. Seitdem war ich von dieser Leidenschaft infiziert. Ichbin total begeistert von allem, was mit Tieren und Natur zu tunhat. Ich war zum Beispiel jahrelang im Vogelschutz aktiv, habeVögel beobachtet und Nistkästen gebaut. Dieses Interesse hatmich bis heute nicht losgelassen.

1992 habe ich meinen Jagdschein gemacht. Zum Glück habeich mein eigenes Revier in der Elfringhauser Schweiz, kann dashegen und pflegen und selber jagen. Wenn ich vom Proben odervon einer Tournee zurückkomme, ist das ein guter Ausgleich,mich da ganz einfach in Ruhe hinzusetzen oder auch mal in mei-ner Jagdhütte zu übernachten. Ich wünschte, ich hätte mehr Zeitdafür, und ich will das nicht mehr missen. Erst Metal, dann Ruhe.Das hat natürlich überhaupt nichts miteinander zu tun, aber ichmag diese Gegensätze.

Und der Gegensatz zu dem Spießer mit Schrebergartenund Jagdrevier ist die Rampensau auf der Bühne. Wie be -schreiben Sie Außenstehenden diesen Typen? Der ist ein ganzanderer. Man schaltet um, ist wie ein Schauspieler, der auf derBühne steht oder gefilmt wird und umschaltet. Du spielst eineRolle. Wir machen schnelle, harte Musik. Auf der Bühne bin ichaggressiv, völlig skrupellos, und die Texte, die politisch ange-haucht sind, versuche ich rüberzubringen nach dem Motto: Ichkann nix ändern, aber ich kann herausschreien, was mir missfällt.

Kramen Sie mal in Ihren Erinnerungen. Was kam zuerst –Ihre erste Heavy-Metal-Platte oder Ihr erstes Schalke-Spiel?Mein erstes Schalke-Spiel, auf jeden Fall. Welches das genau war,weiß ich nicht mehr, ich bin oft mit meinem Vater auf Schalke ge -wesen und muss beim ersten Mal ungefähr zehn Jahre alt gewe-sen sein. Als Jugendliche waren wir oft Zaungäste im Parkstadion,

saßen oben im Baum und haben das Spiel gesehen. Früher konn-te man aber auch zur zweiten Halbzeit umsonst rein, das warnicht so streng reglementiert wie heute. Außerdem wohnte meinFreund Ralf Telöken in der Eschfeldstraße, wo auch RüdigerAbram czik und die Kremers-Zwillinge lebten. Und weil sich dieFa milien gut kannten, durften wir Jungs bei Erwin Kremers imSwim mingpool schwimmen und haben oft auch Freikarten fürsPark stadion bekommen. Uns war im Prinzip egal, wer da ge spielthat. Hauptsache, wir gingen auf Schalke.

Ihr schönstes Schalke-Spiel? 2006 das 7:4 gegen Leverku -sen. Einerseits, weil es die erste Partie war, die ich zusammen mitmeinem Sohn live in der Arena gesehen habe. Das hat mich daranerinnert, wie mein Vater damals mit mir auf Schalke war. An -dererseits war es ein sensationelles Spiel. Anschließend habe ichzu meinem Sohn gesagt: „So ein Spiel wirst du wahrscheinlich niemehr erleben!“

Und Ihr schlimmstes? Ich weiß nicht, das waren zu viele.Aber hängen geblieben ist selbstverständlich das letzte Spiel2001. Ich kam mit einem Kollegen von der Jagd, da kam seineFrau herausgelaufen und jubelte: „Wir sind Deutscher Meister!“Überall hat man Leute schreien gehört. Fünf Minuten später kamseine Frau noch mal raus und hat geweint. Als ich hörte, dass dieBayern doch noch ein Tor geschossen haben, konnte ich das garnicht fassen. Das war unglaublich bitter. Alle meinten, das wärenicht mit rechten Dingen zugegangen. Ich glaube, das Spiel hatuns das Kreuz gebrochen. Das war wie ein Leichenhemd, davonhaben wir uns bis heute nicht erholt. Aber mein Traum wäre es,einmal eine Schalker Meisterschaft zu erleben. Jedenfalls drückeich Schalke die Daumen.

Ein eher heiteres Thema ist Ihr neues Werk „Nunc EstBibendum“, was so viel heißt wie „Es möge getrunken wer-den“. Wie kam es dazu, dass Sie als „Onkel Tom“ ausgerech-

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Thomas Such alias Tom Angelripper gehört mit „Sodom“ zu den erfolgreichsten Klassikern und Pio nie -ren der deutschen Metal-Szene. Mit dem Album „Agent Orange“ gelang „Sodom“ 1989 als erster deut-scher Metal-Band der Sprung in die Charts (Platz 36). Such, geboren und wohnhaft in Gelsenkirchen-Buer, hat allein mit „Sodom“ ungefähr 1,5 Millionen Platten verkauft. Mit der Band sowie als Solo küns t -ler „Onkel Tom“ hat der Sänger und Bassist insgesamt 20 Studioalben veröffentlicht, bis auf Afrika ister auf allen Kontinenten getourt. Das größte Konzert spielte er 1990 vor 20.000 Fans in Sofia, zudem war„Sodom“ die erste deutsche Metal-Band, die hinter dem Eisernen Vorhang gespielt hat, 1988 in Kattowitzvor 12.000 Zuschauern.

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net Volks- und feucht-fröhliche Trinklieder in ein Hardrock-Korsett pressen? Als ich Mitte der 90er ein Soloalbum machenwollte, meinte ein Produzent zu mir: „Wenn einer solche Liedercovern kann, dann du.“ Ich gelte als authentisch, bodenständigund volksnah. Vielleicht, weil wir uns mit der Band nach Kon zer -ten immer noch unter die Fans mischen und mit ihnen ein Gläs -chen trinken. Ich hasse Musiker, die nach der Show direkt abhau-en ins Hotel oder in den Tourbus. „Onkel Tom“ sollte eigentlichein einmaliges Projekt sein, ist aber total gut aufgenommen wor-den. Dass wir mit „Sodom“ Udo Jürgens‘ „Aber bitte mit Sahne“gecovert haben, hat uns in der Szene ja auch keiner krumm ge -nommen. Also habe ich damit weitergemacht.

Sie können aber auch ernst: Zusammen mit Roberto Blan -co haben Sie einen Werbespot zugunsten der Alzheimer Ge -sell schaft gemacht, in dem sich Blanco als dementer Schla -gersänger auf die Bühne eines Metal-Konzerts verläuft. Wiekam es dazu? Die Alzheimer Gesellschaft hatte eine Band ge -sucht, die gerade auf Tour ist. Wir waren unterwegs und für denguten Zweck haben wir gerne zugesagt. Bei dem Spot hat manschon etwas zu lachen, aber am Ende ist er auch tragisch. Mandenkt immer, so etwas wie Alzheimer passiert nur anderen, aberdavor ist keiner gefeit, und wir können helfen, die Leute für die-ses Thema wachzurütteln. Bei einem „Sodom“-Konzert wurde ge -filmt, wie wir mit ihm „Ein bisschen Spaß muss sein“ spielen.Beim Wacken-Festival sind wir noch einmal vor zigtausend Fanszusammen aufgetreten. Roberto ist ein absoluter Rock’n’Roller.

Mit der Band „Die Knappen“, in der unter anderem derGelsen kirchener Schlagersänger Magic Lauster mitwirkt, ha -ben Sie S04-Lieder in rauer Klangschale vertont… Ja, das war2007 – in einer Saison, in der es für Schalke verdammt gut lief.In der Hoffnung, dass wir Meister werden, haben wir zuerst einpaar Schalke-Lieder eingespielt, zum Beispiel „Schalke ist Papst“oder unsere Version von „Blau und Weiß“. Aber am Ende ist doch

Stuttgart Meister geworden, so dass wir die CD nicht herausbrin-gen konnten. Deshalb haben wir uns überlegt: Wir können dochMusik ma chen über unsere Tradition, über unsere Heimat, überden Bergbau.

Mal darüber nachgedacht, wie es wäre, Ihre Hardrock-Ver sion des Steigerlieds in der VELTINS-Arena zum Bestenzu geben? Für Schalke war das zu hart, allein schon mein Gesang.Ich verstehe das auch. Aber wenn unsere Version mal im Stadionlaufen würde, wäre das schon eine tolle Sache, und ich glaube,das würde auch gut ankommen. Mein Traum ist übrigens, einmalim Leben auf Schalke zu spielen, sei es mit den „Knappen“, mit„Sodom“ oder mit „Onkel Tom“. Es ist mir bisher nicht vergönntge wesen. „Metallica“ hat es ja geschafft. Irgendwie komisch…Aber mal im Ernst: Wäre schön gewesen, wenn „Metallica“ eineört liche Band wie uns als Vorgruppe mit ins Boot geholt hätte.

Das Album der „Knappen“ heißt „Auf Kohle geboren“, dar-auf sind Lieder enthalten wie „Der alte Mann von Revier 10“,„Mädchen aus dem Kohlenpott“ oder „Komm auf ein Bier -chen nach Gelsenkirchen“. Eine Ode ans Ruhrgebiet und denBergbau? Definitiv! Textlich gibt’s da auch ein bisschen den erho-benen Zeigefinger. Der Bergbau hat viel für unsere Region getan.Ohne den wären wir wahrscheinlich gar nicht hier. Aber im Jahr2000 wurde auf der Zeche Hugo die letzte Schicht gefahren, dasbleibt in Erinnerung. Viele meiner Kumpels hat das in die Arbeits -lo sigkeit getrieben, oder sie wurden weit weg auf andere Berg -werke verlegt, obwohl wir doch eine Zeche vor der Türe hatten.Außerdem ging es mir um den Begriff Knappen, der steht für Tra -di tion, Bergbau und Heimatgefühle.

Zumal Sie selbst gelernter Bergmann und auf Hugo einge-fahren sind. 1989 haben Sie sich entschieden, die Musik zuIhrem Beruf zu machen, weil das „Sodom“-Album „AgentOrange“ so erfolgreich gewesen ist. Der Chef der Plattenfirma

„MEIN TRAUM IST ÜBRIGENS, EINMAL IM LEBEN AUF SCHALKE ZU SPIELEN...“

Gruppenbild mit Förderturm: Tom Angelripper (2.v.r.) und Schlagersänger Magic

Lauster (2.v.l.) haben mit "Die Knappen" eine Ode ans Ruhrgebiet geschrieben.

Rock'n'Roll zugunsten der Alzheimer

Gesellschaft: Tom Angelripper (l.) und

"Sodom"-Gitarrist Bernemann (r.) mit

Roberto Blanco.

Vorne „Sodom“, hinten die Fanmeute: Tom

Angelripper und Co. nach der Metal-Maloche

in der Zeche Bochum im Februar 2011.

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hatte mir angeboten, mir statt der halbjährlichen Lizenzabrech -nung monatlich einen Scheck zu geben. Das war schon etwasweniger als ich auf der Zeche verdient habe, aber ich konnte mor-gens liegenbleiben und mich einfach mehr um die Musik küm-mern. Irgendwann hat mir die Bergwerksleitung mit Personal -direk tor, Betriebsführer und Fahrsteiger ohnehin die Pistole aufdie Brust gesetzt: „Entweder Zeche oder Musik“. Und als ich dannnach einer mehrwöchigen Tour mit der Band an einem Tag zurArbeit ging, bin ich an der Laterne kurz vorm Zechentor umge-dreht und nach Hause ge gangen. Dort waren alle bitter ent-täuscht, in der Familie waren ja fast alle Männer Bergleute. Diemeinten alle nur „Dat kannste nicht machen! Du hast hier auf‘mPütt den sichersten Job und kannst Karriere machen!“ Aber alleinder Erfolg von „Agent Orange“ hat ge zeigt, dass eine Band aus demRuhrpott kommen und es trotz dieses Umfelds schaffen kann.

Sie heizen Metal-Fans auf der ganzen Welt ein, sind in Ih -rer Karriere viel rumgekommen. Könnten Sie sich vorstel-len, auch woanders als im Ruhrgebiet zu leben? Ja, dasstimmt. Wir sind auf der ganzen Welt unterwegs. Aber ich könntemir nicht vorstellen, woanders zu leben als in Buer. Noch nichteinmal in Gelsenkirchen – also südlich des Kanals. Ich bin Bue ra -ner! Hier fühle ich mich wohl, hier sind meine Heimat und meineFreunde, hier bin ich verwurzelt. Mein Opa war hier auf derZeche, mein Vater, meine Onkels und ich auch. Ich gehöre ein-fach hierhin, und ich bin auch immer froh, nach einer großenTournee nach Hause zu kommen.

Rührt daher Ihr Interesse an der Heimatforschung? Ja.Dass ich drei Bücher über Buer herausgebracht habe, ist Aus -

druck meiner Heimatverbundenheit. Das hat alles angefangen,als ich auf einer Antikmesse alte Postkarten mit Ansichten vonBuer gefunden habe und völlig fasziniert war, wie schön und uriges hier früher war. Seitdem habe ich alles gesammelt, was irgend-wie damit zu tun hatte: Postkarten, Fotos, Adressbücher, Stadt -pläne, Literatur. Mittlerweile habe ich ein riesiges Archiv, aber ichsammle nicht für mich, sondern ich will das gerne weitergeben.Deshalb die Bücher.

Was macht für Sie die Faszination des Ruhrgebiets aus?Die Mentalität. Die Menschen sind lockerer, offenherziger, bo -den ständiger. Hier geht’s nicht nur um „Was bin ich, was kann ichnoch werden?“.

Passt deshalb die Schwermetall-Musik so gut ins Ruhrge -biet? Klar. Wir hatten harte Arbeit, ein hartes Leben, also wird dieMusik auch hart. Für uns war es damals außerdem ein Stück Re -volution, Metal zu hören und Metal zu spielen. Das hat uns eben-so ein Gefühl von Zusammenhalt gegeben wie die Herkunft ausdem Ruhrgebiet. ■

„ ICH BIN BUERANER! ...HIER IST MEINE HEIMAT, HIER BIN ICH VERWURZELT. “

Heimatforscher, Spießbürger

und Rampensau: Thomas Such

als Tom Angelripper in Aktion.