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Mai 2013 einer Die anfänge B ewegung Der Beginn der organisierten Adventgemeinde SPEZIALAUSGABE ZUM KIRCHENJUBILÄUM A dventgeschichte erzählt Die Die internationale Zeitschrift für Siebenten-Tags-Adventisten

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Mai 2013

einer

Dieanfänge

Bewegung

Der Beginn der organisierten Adventgemeinde

s p e z i a l a u s g a b e z u m k i r c h e n j u b i l ä u m

Adventgeschichte erzähltDie

D i e i n t e r n a t i o n a l e Z e i t s c h r i f t f ü r S i e b e n t e n - T a g s - A d v e n t i s t e n

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3 K I R C H E I N A K T I O N

3 Aus aller Welt 6 Blick in die Welt

T I T E L T H E M A

16 Die Anfänge einer Bewegung

n Gottes Uhr offenbart seinen Plan Von Alice R. Voorheis

n Die Bewegung beginnt zu wachsen Benjamin Baker

n Auf dem Weg zur Organisation Stanley D. Hickerson

n Die Gründung der Kirche wird besiegelt Alberto R. Timm

8 I M B L I C K P U N K T

Wer sind wir? Von Ted N. C. Wilson Unsere Identität bestimmt unsere Mission.

12 A N D A C H T

Verabredung mit dem Schicksal Von Gerald A. Klingbeil Wir sind keine von unsichtbarer Hand gelenkten

Marionetten – wir sind in Gottes Hand.

14 G L A U B E N S Ü B E R Z E U G U N G E N

Der kosmische Konflikt Von Aleta Bainbridge Was Gott aufs Spiel setzte, als er seinen Geschöpfen

Entscheidungsfreiheit gab.

22 A D V E N T G E S C H I C H T E

Moses Hull Von James R. Nix Ein viel versprechender Mann mit einer

enttäuschenden Karriere.

24 E L L E N W H I T E E N T D E C K E N

Geführt durch die Gabe der Prophetie Von Merlin D. Burt Adventistische Verlage, Gesundheits- und Bildungs-

institutionen gibt es in ihrer heutigen Form vor allem wegen Ellen White.

11 G E S U N D H E I T

Gesunder Lebensstil

26 F R A G E N Z U R B I B E L

Der Erste oder Erstgeborene?

27 B I B E L S T U D I U M

Zweitausend Jahre und immer noch warten

28 L E S E R F O R U M

R E S S O R T S

www.adventistworld.orgIn 13 Sprachen online

Mai 2013

T I T E L B I L D v o n n A S A / n o A A / G S F C /S u o m I n P P / v I I R S / n o R m A n K u R I n G /D I G I T A L B E A R B E I T E T

2 Adventist World | Mai 2013

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■ Anlässlich des ersten weltweiten Jugendtages (Global Youth Day) am 16. März 2013 konnten so viele Siebenten-Tags-Adventisten wie nie zuvor durch Soziale Netzwerke mobilisiert werden. Das berichtete Gilbert Cangy, Leiter der Jugendabteilung der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung).

Weltweit berichteten die Jugendabteilungen der Kirche über den Hope Channel in Australien, Deutschland und den USA von Hunderttausenden adventistischen Jugendlichen, die sich an karitativen Aktionen beteiligten.

Mehr als 80.000 Jugendliche waren durch die Sozialen Netzwerke – ein-schließlich Facebook und Twitter – verbunden; mehr als vier Millionen Men-schen kommunizierten im Internet über die Initiative.

Die Teilnehmer der Aktionen ließen eine Predigt ausfallen und demonst-rierten echtes Christentum durch praktische Nächstenliebe.

„Es war ein historisches Ereignis, das uns als Adventjugend weltweit unglaublich vereint hat“, so Cangy. „Wir selbst haben gar nichts gemacht, wir haben uns nur Gott zur Verfügung gestellt, als seine Hände und Füße, um seine Arbeit zu tun. Die Ergebnisse waren überwältigend.“

In Spanien beteiligten sich Hunderte junger Leute an einem Flash-Mob in einem der größten Einkaufszentren Madrids.

In England arbeiteten Jugendliche einen Tag lang in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Eine andere Gruppe öffnete ihre Gemeinde als Anlaufstelle für misshandelte Frauen.

In Tansania folgten junge Adventisten einem dringenden Aufruf, Blut zu spenden.

In Puerto Rico beteten Jugendliche auf einer stark befahrenen Straße für die Autofahrer.

A U S A L L E R W E L T

R E S S O R T S

In den Aufzeichnungen heißt es, dass an jenem Don-nerstagmorgen vor 150 Jahren 20 Männer beisam-

men waren. Alle waren Amerikaner. Fast alle Delegier-ten waren Prediger, nur zwei Laien waren darunter.

Drei der 20 sollten der Gemeinde innerhalb des nächsten Jahrzehnts den Rücken kehren und vom Glauben abfallen. Drei andere sollten mindestens ein Jahr lang als Präsident der Organisation wirken, die sie gründeten. Zwei sollten Redakteure des Advent Review and Sabbath Herald werden, des heutigen Adventist Review – der Schwesterzeitschrift von Adventist World. Praktisch alle sollten ständig mit den Finanzen zu kämpfen haben, sowohl im Privatleben als auch in der Kirche, die sie gründeten.

Die Kirchenstruktur, die sie aufbauten, überlebte nicht nur, sondern gedieh. Doch fast alles andere an dieser Kirche hat sich verändert. Die Männer sind heute in der Minderheit, sie machen weniger als 40 Prozent der Mitglieder aus, nur noch sechs Prozent der Kirchenmitglieder sind US-Amerikaner. Pastoren und alle anderen Angestellten umfassen weniger als zwei Prozent der Mitglieder. Die Zehnten und Gaben, die die Gemeindeglieder jährlich geben, belaufen sich auf über eine Milliarde US-Dollar – ein Mehrfaches dieses Wertes steckt in Gebäuden, Krankenhäusern, Bildungs- und Missionseinrichtungen.

Obwohl es auch schon vor diesem Treffen am 21. Mai 1863 mehrere „Bundesstaaten-Vereinigungen“ gegeben hat, haben die Siebenten-Tags-Adventisten damals und in den nachfolgenden Generationen immer diesen Tag – einen Donnerstag – als die Geburtsstunde ihrer Kirche angesehen, die sich heute über den ganzen Erdball erstreckt. Sie ist in über 200 Ländern vertreten, zählt mehr als 17 Millionen getaufte Mitglieder und unterhält das größte protestantische Bildungssystem, Verlagswesen und Gesundheitssystem der Welt. Millionen Andere fühlen sich als Familienmit-glieder oder Freunde von getauften Mitgliedern eben-falls als Teil dieser weltweiten Bewegung.

„Der Einfluss dieser Versammlung kann nicht anders als gut sein“, schrieb der damals 31-jährige Uriah Smith, als frisch gewählter Generalsekretär der Generalkonferenz nur fünf Tage nach der Zusammen-kunft. Seine vorsichtige Prognose scheint heute allzu bescheiden gewesen zu sein: Gott hat die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten so sehr gesegnet, dass sich heute jeden Tag mehr Menschen unserer Kirche an-schließen als am biblischen Pfingstfest getauft wurden.

Wenn du in dieser besonderen Ausgabe von Adventist World von Gottes Führung liest,

dann denke daran: Gott kann aus wenig – dem Mehlkrug einer Witwe, fünf fla-chen Steinen aus einem Bach oder fünf Broten und zwei Fischen – unvorstell-

bar Großes vollbringen. ■

Links: Jugendliche bei einer Aktivität in Alberton, Südafrika, als Teil des adventistischen Global Youth Day am 16. März 2013. Rechts: Jugendliche und Kinder auf den Philippinen machen sich bereit, um am 16. März 2013 in San Pablo City Zeichen praktischer Nächstenliebe zu setzen. Hunderttausende adventistischer Jugendli-cher beteiligten sich weltweit an verschiedenen karitativen Einsätzen.

Global Youth Day,

Soziale Netzemobilisiert durch

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In Südafrika bereiteten die jungen Leute Frühstück für Polizeibeamte vor.

Eine Schlagzeile in der Guyana Times lautete: „Adventistische Jugendliche bringen Hoffnung durch praktische Nächstenliebe.“

„Es war einfach wunderbar zu sehen, wie die Jugendabteilung die Führung übernommen und die ganze Kirche auf diese Weise mobilisiert hat“, sagte Daryl Gungadoo, Netzwerktechniker bei Adven-tist World Radio Europe und einer der Organisatoren des Events.

Der nächste Global Youth Day findet am 15. März 2014 statt.

Bericht: Intereuropäische Division und Adventist News Network

Wilson besucht Adventisten in Ungarn anlässlich 100-jährigen Jubiläums der Kirche

■ Tausende von Mitgliedern und Freunden der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten hießen den Präsidenten der Weltkirchenleitung, Ted N. C. Wilson, auf der letzten Station seiner zehntägigen Europavisite im März 2013 in Ungarn willkommen.

Wilsons Besuch fiel mit den Feierlich-keiten zum 100-jährigen-Jubiläum des Ungarn-Verbands (ehemals Duna-Ver-band) zusammen.

Der Adventglaube kam 1860 durch M. B. Czechowski, einen ehemaligen polni-schen Priester, der Adventist geworden war, nach Ungarn.

Während der Jubiläumsfeier am 17. März wurde auch das Projekt „Die große Hoffnung“ gestartet. Durch diese Initiative der weltweiten Kirche soll auch in Ungarn „Hoffnung in jedes Herz“ gebracht wer-den. Dazu werden Adventisten ermutigt, das Buch The Great Hope (Die große Hoff-nung) an Freunde und Nachbarn weiter-zugeben.

A U S A L L E R W E L T

„Das ist keine Aktion der Gemeinde, sondern etwas, was die Gemeindeglieder tun können, um ‚Hoffnung in jedes Herz‘ in Ungarn zu bringen“, so Tamás Ocsai, Präsident des ungarischen Verbands.

The Great Hope ist eine moderne Fas-sung des Buches Der große Kampf von Ellen G. White. Darin wird geschildert, wie Menschen im Laufe der Geschichte Gott treu nachgefolgt sind. Unter anderem handelt das Buch von den Waldensern und anderen kleinen Gruppen, die auch im Mittelalter ein unverfälschtes Christentum bewahrten.

„Die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten ist Gottes Endzeitgemeinde der Übrigen“, erklärte Wilson. „Gott berei-tet die Menschen, die ihm treu folgen, auf etwas ganz Besonderes vor und wir sollen den Menschen die Liebe Christi auf ansprechende Weise weitergeben. Ich wün-sche euch, dass ihr voller Hoffnung für die Zukunft von hier weggehen könnt.“

Am Nachmittag trafen Wilson, Ocsai und der Präsident der Transeuropäischen Division, Bertil Wiklander, den für Reli-gion und Minderheitenfragen zuständigen Staatssekretär György Hölvényi.

Wilson gab einige Informationen über Größe und Aktivitäten der 17 Millionen Mitglieder zählenden protestantischen Kirche und dankte den ungarischen Behörden dafür, dass sie sich für die För-derung der Religionsfreiheit in ihrem Land einsetzten.

Ein Jahr zuvor hatte die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten durch das ungarische Parlament wieder ihren offizi-ellen Status im Land zurückerhalten. Dem waren Monate der Unsicherheit vorausge-gangen, nachdem 2011 ein umstrittenes Gesetz verabschiedet worden war, das über 300 Minderheitenreligionen – darunter auch die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten – die staatliche Anerkennung verwehrte. Die Kirchen hätten sich unter strengeren Auflagen neu registrieren lassen müssen. Der Regierung zufolge war diese Maßnahme Teil umfassender Bemühun-gen, mit denen verhindert werden sollte, dass Scheinreligionen die Rechte und Pri-vilegien der rechtlich anerkannten Kirchen für sich in Anspruch nehmen können.

Während des Treffens betonte Hölvé-nyi mehrmals, dass sich Ungarn dem Schutz der Rechte von Minderheitenreligi-

Links: Der Präsident der weltweiten Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, Ted Wil-son (links) und seine Frau Nancy (zweite von rechts) im Gespräch mit Gemeindeglie-dern nach der Feier zum 100-jährigen Bestehen der Kirche in Ungarn. Rechts: Vertreter der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten bei ihrem Treffen mit ungarischen Regierungsvertretern, in dem es um den Schutz der Rechte von Minderheitenreligionen ging. Links der ungarische Staats-sekretär für Religion, György Hölvényi, flankiert von zwei Mitarbeitern, und rechts Ted Wilson mit Bertil Wiklander zu seiner Linken und Tamás Ocsai zu seiner Rechten.

T E D n E w S

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onen verpflichtet fühle. „Die Regierung beabsichtigt nicht, die religiösen Aktivitä-ten in unserem Land einzuschränken“, sagte Hölvényi und hob auch die Schlüs-selrolle der Internationalen Gesellschaft für Religionsfreiheit (International Reli-gious Liberty Association) für den welt-weiten Schutz der Glaubensfreiheit hervor.

Bericht: Jóhann E. Jóhannsson, tedNEWS, und Adventist News Network

Adventistisches Gemeinschaftszentrum in Beirut eröffnet

■ Im Februar eröffnete die außerhalb von Beirut gelegene adventistische Middle East University ein Gemeinschafts- und Sozialzentrum direkt in der Stadt – als ein Zeichen dafür, dass die Universität Dienste für ihre Nachbarn anbieten kann. Nach dem Bürgerkrieg im Libanon hatte man zunächst längere Zeit darum gerungen, den Hochschulbetrieb aufrechterhalten zu können.

Das Gemeinschaftszentrum mit dem Namen „Für dein Leben“ (For Your Life Community Center) liegt zwei Kilometer unterhalb des auf einem Hügel gelegenen Universitätsgeländes und bietet Gesund-heits-, Koch- und Kunstkurse, Musikun-terricht und Computerlehrgänge an. Mehr als 600 Personen haben bereits an Gesund-heitskursen teilgenommen – durchgeführt von einer Gruppe, die vom Weimar Center of Health and Education aus den USA angereist war.

„Ich bin total begeistert von dem neuen Zentrum“, sagte Leif Hongisto, Prä-sident der Universität. „Es war nicht absehbar, dass die Leute das Zentrum unterstützen und so positiv aufnehmen würden. Gott segnet unsere Bemühungen, wieder in Kontakt mit der Bevölkerung zu kommen.“ Die Adventisten sind seit 1939 in dieser Gegend vertreten.

Die Eröffnung des Zentrums, das im Erdgeschoss eines zehnstöckigen Wohn-hauses liegt, zog Dutzende von Menschen an, welche die Einrichtung begrüßen, dar-unter auch Antoine Kaysar Jbara, Gemein-devorsteher der Stadt Jdeideh Bouchrieh Sed . Auch in Zeitungen, Fernseh- und Radiosendungen wurde über die Eröff-nung berichtet.

Das Zentrum konnte verwirklicht wer-den, nachdem Hongisto im vergangenen Jahr einen Gesundheits-Volkslauf organi-sierte, eine Aktion, die auf das wachsende Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung abgestimmt war.

„Die Leute haben gemerkt, dass wir etwas zu dem Thema zu sagen haben“, sagte er mit Blick auf das lange Engage-ment der Kirche für einen gesunden Lebensstil.

Nach dem Bürgerkrieg von 1975 bis 1990 herrschten auf dem Campus der Universität chaotische Zustände, doch nach Jahren des Wiederaufbaus

erlebt die Einrichtung nun einen Auf-schwung.

Homer Trecartin, Vorsteher des Nah-ost-Verbandes der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, sagte, dass sich das Gelände seit der Zeit, als er als Generalse-kretär und Finanzvorstand des Verbands dort gearbeitet hat, stark verändert hat.

„Ihr hättet [den Campus] sehen sollen, als ich hier vor zwölf Jahren zu Besuch war. Die meisten Häuser waren ausge-bombt; Vögel und andere Tieren lebten darin. Im Wohnheim gab es einen einzigen Studenten und nur wenige Lehrer waren Adventisten.“

Vor etwa zehn Jahren wurde ernsthaft mit dem Wiederaufbau begonnen. „Heute ist es ein interessanter und attraktiver Ort“, so Trecartin über die Universität, an der 250 Studenten aus 23 Ländern studie-ren und von deren Gelände aus man einen Blick auf Beirut und das Mittelmeer hat.

Bericht: Jason Lemon und Ansel Oliver/ANN

A U S A L L E R W E L T

Co n t i n u e d o n n e x t p a g e

Oben: Das Gemeinschaft-zentrum „Für dein Leben“ befindet sich im Erdgeschoss eines zehnstöckigen Wohn-gebäudes in Beirut, etwa zwei Kilometer vom Universitätsgelände entfernt.Rechts: Die Middle East University liegt auf dem Sabtieh Hill (Sabbathügel). Der Hügel hat seinen Namen von den sabbathaltenden Adventisten, die sich 1939 in der Gegend niederließen. Vom Campus aus hat man einen Blick auf Beirut und das Mittelmeer.

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Stadt Nova Mutum Paraná, etwa 120 Kilo-meter südöstlich von Poro Velho, der Hauptstadt des Bundesstaates Rondônia, gegründet. Medienberichten zufolge hatte die Stadt bei der Einweihung im Januar 2011 etwa 1600 Einwohner. Geplant ist sie für etwa 6000 Einwohner.

Vor der Einweihung der neuen Kapelle mussten die in der Gegend lebenden Adventisten immer in den Nachbarbezirk zur Gemeinde fahren. Deshalb konnten sie nur sabbats den Gottesdienst besuchen. Jetzt können sie auch an Gemeindeveran-staltungen während der Woche teilneh-men, da sie keine großen Entfernungen mehr zurücklegen müssen, um zur Gemeinde zu gelangen.

Die finanziellen Mittel zur Errichtung des neuen Gebäudes wurden von Gemein-desekretärinnen in der Südamerikanischen Division aufgebracht. Gebaut wurde es mit der Unterstützung freiwilliger Helfer der

aus den Bundesstaaten Rondônia und Acre bestehenden West-Amazonas-Verei-nigung (WAC). Vertreter der Vereinigung wiesen darauf hin, dass dies das erste Gemeindehaus sei, das durch den begeis-terten ehrenamtlichen Einsatz von Sekre-tärinnen der Adventgemeinden gebaut werden konnte.

Die Gemeinde wurde im Baustil der neuen Stadt errichtet. An der Fassade prangt das adventistische Logo und erregt die Aufmerksamkeit der Menschen. Der Saal hat 100 Sitzplätze, doch die Platzkapazität war bei der Einweihung, zu der 150 Besucher kamen, schon mehr als ausgelastet. Viele der Besucher waren nichtadventistische Einwohner der Stadt.

Der Einweihungsgottesdienst fand in Anwesenheit von Magdiel E. Pérez Schulz, Generalsekretär der Südamerikanischen Division, Sergio Alan, Generalsekretär des

B L I C K I N D I E W E L T

Von Mark A. Kellner, Nachrichtenredakteur

Ein riesiges neues Wasserkraftwerk verändert das Landschaftsbild im Bundesstaat Rondônia im Nordwes-

ten Brasiliens. Ebenso soll auch die neu eingeweihte Adventgemeinde in dem vor zwei Jahren entstandenen Ort Nova Mutum Paraná das geistliche Leben der 1600 Einwohner verändern.

Das neue Gemeindezentrum wurde am 24. Februar 2013 im Rahmen eines beson-deren Gottesdienstes eingeweiht. Die Stadt entstand aufgrund der Errichtung des Jirau-Wasserkraftwerks, das den Fluss Madeira im Bundesstaat Rondônia auf-stauen wird. Die 50 Turbinen des Kraft-werks sollen nach der Fertigstellung 3750 Megawatt Strom erzeugen, der für die regi-onale Versorgung bestimmt ist und über das nationale Stromverteilernetz auch in andere Teile Brasiliens geleitet werden soll.

Durch das Bauprojekt wurden Umsie-delungen notwendig, daher wurde die

neuen KircheSiebenten-Tags-Adventisten bauen ein neues Gemeinde-zentrum in der zwei Jahre alten Stadt Nova Mutum Paraná

Sammlung adventistischer Sekretärinnen

einerhilft zum Bau

Das nagelneue Gotteshaus, das mit Spen-dengeldern von adventistischen Gemein-desekretärinnen in Nova Mutum Paraná im Bundesstaat Rondônia im Nordwesten Brasiliens erbaut wurde, am Tag der Ein-weihung.

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Nordwest-Brasilien-Verbands, Moisés Batista, Präsident der WAC, Abdoval Cavalcanti, Generalsekretär der WAC und Marcelo Miranda und Fernando Rias, Generalsekretäre von benachbarten Verei-nigungen, statt.

Batista sagte „Mit großer Freude wei-hen wir diese Kapelle ein, welche durch die finanziellen Mittel jeder einzelnen Sekretä-rin im Gebiet der West-Amazonas-Verei-nigung erbaut wurde. Gewiss wird diese Initiative einen Anstoß für andere Vereini-gungen geben, es uns gleich zu tun.“

Pérez Schulz erklärte, dass sich die Sekretärinnen dazu verpflichteten hatten, umgerechnet durchschnittlich 40 Euro für den Bau des Gemeindehauses zu spenden. Die Gesamtkosten für den Bau betrugen umgerechnet etwa 23.000 Euro.

Pérez sagte: „Es ist bemerkenswert, dass in der Gemeinde schon 15 Menschen getauft wurden, besonders nach einer

Evangelisation, die gehalten wurde.“ Wäh-rend der Einweihungsfeier wurden fünf weitere Menschen getauft.

Schulz hob auch die Tatsache hervor, dass „obgleich die Arbeit von Sekretärin-nen eher administrativer oder verwal-tungstechnischer Art ist, zeigen solche Aktionen die Hingabe und den Missions-geist dieser Frauen, die sich unentgeltlich für die Verkündigung des Evangeliums einsetzten.“

Sheila do Nascimento, Sekretärin im Bezirk Santa Ines, im Bundesstaat Acre, fand das Projekt sehr inspirierend: „Alle Anstrengungen, die wir unternommen haben, um das Geld für den Bau der Gemeinde zusammenzubringen, haben sich wirklich gelohnt. Wir haben viel mehr Geld aufgebracht als wir ursprünglich erwartet hatten. Die Menschen haben von Herzen gegeben, weil sie Gelegenheiten für andere Menschen schaffen wollten, von

der Hoffnung zu erfahren, die wie wir Adventisten verkünden.“

Gemeindegründungen sind ein wich-tiger Schwerpunkt in der Division. Gemeindeglieder werden ermutigt, syste-matisch und gezielt neue Gemeinde zu gründen. Das Ziel der Division ist die Gründung von 9000 neuen Gemeinden bis Ende 2015. Es geht jedoch nicht nur darum, neue Gemeinden zu gründen; sie sollen durch eine starke Leitung, finanzielle Unabhängigkeit und eine missio narische Ausrichtung auch fest etabliert werden.

Im Jahr 2011 gründeten die Sieben - ten-Tags-Adventisten in Südamerika 1658 neue Gemeinden; 2012 waren es 1302. Schätzungsweise entsteht alle 6 Stunden und 43 Minuten eine neue Gemeinde.

Mit Informationen von Jeane Barboza und Felipe Lemos, Südamerikanische Division.

B L I C K I N D I E W E L T

Magdiel E. Pérez Schulz, General-sekretär der Südamerikanischen Division, predigt beim Einweihungs-gottesdienst. In der ersten Reihe sitzen zwei Täuflinge. Das neue Gemeindehaus in Nova Mutum Paraná im Bundesstaat Rondônia ist bei seiner Einweihung überfüllt.

Viele der Gemeindesekretärinnen die mitgeholfen hatten, den Bau der neuen Gemeinde in der Stadt Nova Mutum Paraná zu

finanzieren, nahmen am Einweihungsgottesdienst teil.

F o T o S m I T F R E u n D L I C H E R E R L A u B n I S D E R S Ü D A m E R I K A D I v I S I o n

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Im Jahr 1863 befanden sich die Ver-einigten Staaten in einem heftigen Bürgerkrieg. Auf den amerikanischen

Schlachtfeldern kämpften die verfeindeten Bundesstaaten gegeneinander – jede Partei in der Überzeugung, Gott auf ihrer Seite zu haben. Das Blut floss in Strömen; am Ende waren 625.000 Männer dem Krieg zum Opfer gefallen (was im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung heute einer Opferzahl von über sechs Millionen entsprechen würde).

Während dieser Zeit der Spaltung und Zerstörung fand im Norden der USA in Battle Creek (Michigan) etwas Bemerkens-wertes statt: Anstatt gegeneinander zu kämpfen, kamen Glaubensbrüder aus ver-schiedenen Bundesstaaten zusammen, um sich zu einer vereinten Kirche zusammen-zuschließen – der Generalkonferenz der Siebenten-Tags-Adventisten.

Die Entscheidung für den Namen „Sie-benten-Tags-Adventisten“ war bereits über zwei Jahre zuvor, am 1. Oktober 1860, bei einer anderen Versammlung in Battle Creek gefallen. In den darauffolgenden zwei Jahren hatten sich Adventgemeinden in sieben Bundesstaaten zu Vereinigungen zusammengeschlossen. Die erste war die Michigan-Vereinigung im Oktober 1861.

Auf ihre Einladung kamen Vertreter der anderen Vereinigungen vom 20.–23. Mai 1863 in Battle Creek zusammen, um sich offiziell zu einer vereinten Glaubens-gemeinschaft zu organisieren, sich eine Verfassung zu geben, Verantwortliche zu wählen und die Aufgaben der Generalkon-ferenz und ihrer Verantwortlichen zu defi-nieren.

Das war eine völlig andere Erfahrung als die, welche die Adventgläubigen weni-ger als zwei Jahrzehnte zuvor durchma-chen mussten, als sie am 22. Oktober 1844 mit tränenden Augen sahen, wie die Uhr Mitternacht schlug und Jesus nicht wie-dergekommen war.

I M B L I C K P U N K T

Grundlegende biblische Wahrheiten

So bitter diese Erfahrung auch war – eine kleine Gruppe von Adventgläubigen gab ihren Glauben nicht auf. Demütig und unter ernstem Gebet forschten sie in der Bibel. Sie nahmen biblische Lehren an, von denen einige jahrhundertelang in Verges-senheit geraten waren:

■ Die Wiederkunft Christi findet buchstäblich statt und wird auf der ganzen Welt gleichzeitig wahrgenommen.

■ Christus dient als unser Fürsprecher in einem tatsächlichen Heiligtum im Him-mel, in dem am 22. Oktober 1844 das sogenannte „Untersuchungsgericht“ begonnen hat (vgl. Dan 7,9–14).

■ Der siebte Wochentag ist Gottes wahrer Sabbat, den wir heiligen sollen.

■ Die Toten befinden sich in einem unbewussten Zustand, bis Christus wie-derkommt.

■ Die Botschaften der drei Engel in Offenbarung 14 sollen in der ganzen Welt gehört werden: die Verkündigung des „ewigen Evangeliums“, die Ankündigung des Gerichts, der Aufruf zur Anbetung des Schöpfers, das Aufzeigen des Falls des geistlichen „Babylons“, die Warnung vor dem „Malzeichen des Tieres“ und die Identifizierung der treuen „Übrigen“ Got-

tes in der letzten Zeit als diejenigen, „wel-che die Gebote Gottes und den Glauben Jesu bewahren“ (Offb 14,12 EB)!

■ Diese Gruppe der „Übrigen“ hat „das Zeugnis Jesu“ (Offb 12,17). „Das Zeugnis Jesu aber ist der Geist der Weissagung.“ (Offb 19,10) Diese Gabe der Prophetie wurde in den Visionen und Schriften von Ellen G. White erkannt und als beständige Führung für die Gemeinde der Übrigen geschätzt.

Keine andere Kirche hat alle diese bib-lischen Lehren angenommen.

Damals und heuteDie Entdeckung dieser wichtigen Leh-

ren, ihre weitere Verbreitung und der Auf-trag, sie der Welt zu verkündigen, führten am 21. Mai 1863 zur Gründung der Gene-ralkonferenz der Siebenten-Tags-Adventis-ten. Diese neue Kirche zählte damals etwa 3500 Mitglieder in den nördlichen Bun-desstaaten der USA.

Heute sind wir eine weltweite Deno-mination mit mehr als 17 Millionen Mit-gliedern in über 73.500 Gemeinden und 67.300 Gruppen in 208 Ländern. Die Kir-che arbeitet und publiziert in 924 Spra-chen; 1,7 Millionen Schüler und Studenten besuchen weltweit 7883 Bildungseinrich-tungen. Millionen von Menschen werden

Warum es wichtig ist, sich zu erinnern.

wir?Wersind

P H o T o v o n C R E A T I o n S w A P8 Adventist World | Mai 2013

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in 172 kircheneigenen Krankenhäusern und Sanatorien, 238 Ambulanzen, 133 Alten- und Pflegeheimen und 36 Kinder- und Waisenheimen betreut.1

Wir preisen Gott für die wunderbaren Dinge, die er getan hat! Doch wenn wir das 150-jährige Bestehen der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten begehen, fei-ern wir nicht die Errungenschaften der Vergangenheit; vielmehr ist uns bewusst, dass wir lieber mit Jesus in unsere himmli-sche Heimat gehen würden, als ein weite-res Jubiläum zu feiern.

Dennoch ist dieses Jubiläum eine gute Gelegenheit zu betrachten, was die Sieben-ten-Tags-Adventisten vor eineinhalb Jahr-hunderten dazu führte, eine neue Kirche zu gründen, und herauszufinden, ob diese Gründe überholt oder heute noch gültig sind.

Das religiöse Umfeld im 19. Jahrhundert

Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in den Industriestaaten bereits eine Vielzahl christlicher Kirchen. In Nordeuropa, den britischen Kolonien und den USA blühte der Protestantismus. Es gab Lutheraner, Reformierte, Presbyterianer, Kongregatio-nalisten, Episkopale, Baptisten und Methodisten. Die Römisch-Katholische

Kirche hatte ihre Hochburgen in Südeu-ropa, Lateinamerika und einigen Teilen Asiens. Die erste Römisch-Katholische Kirche in den USA wurde ebenfalls 1863 von Immigranten aus Irland und Deutsch-land in Battle Creek gegründet.

Die Adventgläubigen hatten ursprüng-lich nicht die Absicht, eine neue Kirche zu gründen. Sie wollten vielmehr in den Ortsgemeinden nach dem Gelernten leben. Doch mit dem Wachstum der Bewegung und speziell ihres Verlagswerkes ergaben sich rechtliche und organisatori-sche Schwierigkeiten. Gedrängt von James White und geleitet von einigen Visionen, die Ellen White in den 1850er-Jahren empfing, erkannten die Adventisten: Um ihre von Gott gegebene Mission effektiv ausführen zu können, war es nötig, sich offiziell zu organisieren.

Bis 1863 hatten die Siebenten-Tags-Adventisten ein klares Bild davon, wer sie waren – nämlich die „Übrigen“ von Offen-barung 12,17 und 14,12 –, und auch ihre Mission deutlich vor Augen: die Verkündi-gung der drei Engelsbotschaften in der ganzen Welt. Sie wuchsen weiter, doch den Kern ihrer Identität verloren sie nie aus den Augen.

Eine Identitätskrise?Sind uns unsere Identität und unsere

Aufgabe heute noch so klar wie vor 150 Jahren? Oder hat sich unser Blick getrübt und sind wir uns nicht mehr so sicher, ob wir einen einzigartigen Auftrag haben?

Ich erinnere mich an eine Begebenheit vor einigen Jahren. Jemand fragte mich, worin ich meine größte Herausforderung sah. Ich dachte einen Moment nach und antwortete, dass eine unserer größten Her-ausforderungen darin besteht, die Vision in unserer Kirche aufrechtzuerhalten, dass wir eine einzigartige Bewegung sind. Die Person, die mir die Frage gestellt hatte, schaute mich an und fragte: „Sind wir das

wirklich?“ Dann fuhr sie fort: „Ich bin zuallererst Christ und erst in zweiter Linie Adventist.“ Natürlich sind wir Christen, doch als Siebenten-Tags-Adventisten haben wir eine besondere Aufgabe, die Andere nicht erfüllen.

Bedeutet einzigartig auch besser?

Wer sind wir und unsere einzigar- tige Bewegung? Gottes Gemeinde der „Übrigen“. Bedeutet das, dass wir besser sind als Andere? Natürlich nicht. Wir alle brauchen Gottes rechtfertigende und heiligende Gnade. Wir verdanken Christus unsere Rettung und schulden ihm unseren Dank für seine allum- fassende Gerechtigkeit.

Aber wir sind auch eine einzigartige, prophetisch vorhergesagte Bewegung, ein „Volk der Bibel“ – Christen, die an die Prophezeiungen in den Büchern Daniel und Offenbarung glauben. Wir glauben an die vorhergesagten Marksteine in der Geschichte, die uns zeigen, wo wir uns in der Weltgeschichte befinden. Daniel 8,13–14 offenbart (in Verbindung mit anderen Bibeltexten) die Wahrheit über das, was 1844 im Himmel geschah, und zeigt, dass die Heiligtumsbotschaft der Bibel zu allen Zeiten eine bedeutungsvolle Botschaft für die Welt war. Das trifft noch viel mehr für die letzte Zeit dieser Welt zu.

Unsere BerufungWir leben in der entscheidenden Zeit

der Weltgeschichte. Wir sind berufen, Got-tes wunderbare Botschaft von der Rettung durch Christus und dessen Gerechtigkeit zu verkündigen. Wenn wir diese Botschaft durch die Kraft des Heiligen Geistes ver-kündigen wollen, müssen wir auch wissen, wer wir sind. Wir müssen verstehen, warum es uns als Adventbewegung gibt. Wir müssen unsere besondere Berufung von Gott erkennen.

Warum es wichtig ist, sich zu erinnern.

Von Ted N. C. Wilson

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Wir verstehen unsere Identität nicht auf uns bezogen oder egoistisch, sondern sehen in aller Demut, dass die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten die Merkmale der Endzeitgemeinde Gottes, die in Offen-barung 12,17 genannt werden, erfüllt. Wir wissen, dass sich unsere Kirche am Ende als einig und stark erweisen wird.

„Gott hat mich beauftragt, den Adventgläubigen in aller Welt zu beteuern, dass wir für ihn ein wertvoller Schatz sind. Er hat seine Gemeinde auf Erden dazu ausersehen, bis zum Ende der Zeit in Übereinstimmung mit seinem Geist und seinen Weisungen zu bleiben.“2

Wir sind eine wunderbar vielfältige Kirche und dennoch durch Christus und die Botschaft der Bibel vereint. Wir sind eine internationale Familie, deren Mitglie-der überall auf der Welt leben, Gottes Gnade verkündigen und durch den Heili-gen Geist und grundlegende Glaubens-überzeugungen vereint sind.

Ein großes VorrechtWir haben das große Vorrecht, nicht

nur eine von vielen Kirchen zu bilden. Wir gehören zu einer Bewegung, die im Him-mel beschlossen und am Ende der Zeit von Gott mit einem einzigartigen Auftrag berufen wurde. Wir sind eine Kirche, die

Ted N. C. Wilson ist Präsident der Weltkir-chenleitung der Sieben-ten-Tags-Adventisten.

problematische Zeiten durchgemacht hat und der biblischen Prophetie und dem Schrifttum Ellen Whites zufolge auch noch große Herausforderungen vor sich hat. Wir verlassen uns nicht auf Traditionen oder menschliche Argumente; unsere einzige Grundlage ist das geschrie-bene Wort Gottes und das lebendige Wort, Jesus Christus. Wir stützen uns als Kirche nicht auf unsere eigene Kraft, sondern unterstellen uns der Anweisung Gottes in Sacharja 4,6: „Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen.“

Kein Grund, uns zu schämenWir brauchen uns nicht dafür zu

schämen, Siebenten-Tags-Adventisten zu sein und zu Gottes Gemeinde der „Übrigen“ zu gehören. Millionen von Menschen auf der ganzen Welt warten darauf, dass Siebenten-Tags-Adventisten sich aufmachen und die kostbaren Bot-schaften verkündigen, auf denen unsere Kirche gegründet wurde. Die Verkün-digung der drei Engelsbotschaften ist der Grund, weshalb Gott die Advent-bewegung ins Leben rief. Wir haben den Auftrag Gottes, das ewige Evange- lium und die Gerechtigkeit Christi zu predigen, mutig den „Fall“ Babylons zu

verkündigen, die Welt davor zu warnen, das „Malzeichen des Tieres“ anzunehmen und sie aufzurufen, sich stattdessen mit dem ewigen Zeichen der Autorität Gottes – dem biblischen Sabbat – versiegeln zu lassen.

Jesus kommt bald! Schon bald werden wir im Osten eine dunkle Wolke am Him-mel sehen, die etwa halb so groß ist wie die Faust eines Mannes. Sie wird immer grö-ßer und heller werden.3 Der ganze Himmel wird an diesem Höhepunkt der Weltge-schichte beteiligt sein. Inmitten von Milli-onen von Engeln werden wir den Einen sehen, auf den wir gewartet haben. Durch ein Wunder wird er von allen Menschen gleichzeitig gesehen werden – nicht als getötetes Lamm, nicht als Hoherpriester, sondern als „König aller Könige und Herr aller Herren“ (Offb 19,16b): Jesus Chris-tus, unser Retter!

Wir werden zu ihm aufsehen und sagen: „Dies ist unser Gott! Auf ihn haben wir gewartet.“ (Jes 25,9 NLB) Und Chris-tus wird auf jeden von uns herabsehen und sagen: „Gut gemacht, mein guter und treuer Diener … Lass uns miteinander feiern!“ (Mt 25,21 NLB) Dann werden wir in die Luft aufsteigen, um dem Herrn zu begegnen, mit ihm nach Haus zu gehen und in Ewigkeit bei ihm zu bleiben (vgl. 1 Ths 4,17). So wird der Weg der Adventgläubigen ein wunderbares Ende nehmen! ■

1 www.adventistarchives.org/quick-statistics-on-the-seventh-day-adventist-church.

2 Ellen G. White, Für die Gemeinde geschrieben, Bd. 2, S. 408.3 Vgl. Ellen G. White, Der große Kampf zwischen Licht und

Finsternis, S. 640.

Dieses Jubiläum ist eine gute Gelegenheit zu betrachten, was die Siebenten-Tags- Adventisten vor eineinhalb Jahrhunderten dazu führte, eine neue Kirche zu gründen, und herauszufinden, ob diese Gründe überholt oder heute noch gültig sind.

I M B L I C K P U N K T

10 Adventist World | Mai 2013

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Gesundheit ist kein Übergangsritus zum ewigen Leben. So wichtig Wohlbefinden sein mag – Jesus

betonte die Ausgewogenheit: „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, doch die Seele nicht töten können.“ (Mt 10,28) Durch Gottes Gnade können wir auch in unserem Zustand der Gebrochen-heit Ganzheit erfahren.

Schon früh gab Gott seinem Volk Anweisungen zu einer gesunden Lebens-weise; sie schlossen Ernährung, Hygiene und Sexualität mit ein (3 Mo 11–15; 18). Die levitischen Gesetze dienten zur Vorbeu-gung von Krankheiten und waren einzigar-tig. Während seines irdischen Dienstes heilte Jesus körperliche und seelische Krankheiten. Dabei verband er Sündenvergebung mit Wohlbefinden und einem Leben in Fülle.

Gott gab Ellen White ihre erste aus-führliche Vision zum Thema Gesundheit im Juni 1863. Daraufhin begann sie, der jungen Kirche der Siebenten-Tags-Adven-tisten Ratschläge über gesunde Lebensweise zu geben. Der herausragende Aspekt ihrer ersten Botschaft war „der Zusammenhang zwischen dem körperlichen Wohlergehen und der geistlichen Gesundheit oder Hei-ligkeit“.1 Während ihres ganzen Lebens gab sie Informationen weiter, die die Gesund-heitsphilosophie unserer Kirche prägten. Schon lange, bevor die Medizin die Gefah-ren des Rauchens entdeckte, sprach sich Ellen White entschieden dagegen aus und äußerte sich auch über andere Gesund-heitsrisiken, darunter der Gebrauch von Alkohol und arsen- und quecksilberhalti-gen Medikamenten. Vom Genuss von Schwarzem Tee, Kaffee und anderen Genussmitteln riet sie ebenso ab wie später

auch vom Verzehr von Fleisch. Diese Praxis wird von der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten noch immer unterstützt. Ellen White empfahl eine vegetarische Ernäh-rung unter vernünftiger Einbeziehung von Milchprodukten – und das zu einer Zeit, als das Vitamin B12 noch unentdeckt war. Darüber nannte sie die innerliche und äußerliche Anwendung von sauberem Wasser, frische Luft, angemessene Bewe-gung und Ruhe, Mäßigkeit, Gottvertrauen, Sonnenschein, ein integres Leben und sozi-ale Beziehungen als Gesundheitsfaktoren.

Die Zeitschrift TIME bezeichnete die Ergebnisse der ersten adventistischen Gesundheitsstudie in einem Bericht als den „adventistischen Vorteil“.2 Dazu gehört eine deutlich geringere Häufigkeit von Krebserkrankungen und Leberzirrho-sen. Spätere Studien haben eine deutlich höhere Lebenserwartung bei Personen gezeigt, die den adventistischen Lebensstil pflegen. Im Jahr 2005 wurden die Vorzüge eines adventistischen Lebensstils in der Zeitschrift National Geographic sehr posi-tiv hervorgehoben. Die Stadt Loma Linda, wo viele Adventisten wohnen, wurde sogar als eine „blaue Zone“ bezeichnet. Damit gehört sie zu den Gebieten der Welt, deren Bewohner sich höchster Lebens-dauer und Lebensqualität erfreuen. Diese positiven Ergebnisse waren so überzeu-gend, dass das Nationalen Gesundheitsins-titut der USA Millionen Dollar in die Durchführung einer zweiten adventisti-schen Gesundheitsstudie investieren. Diese Studie ist repräsentativ in Bezug auf die Verschiedenartigkeit und ethnische Vielfalt in unserer Kirche. Sie wurde so konzipiert, dass mit ihren Daten auch die Auswirkun-

gen einer gesunden Lebensweise auf die Spiritualität erfasst werden können.

Dass solche Auswirkungen bestehen, ist durchaus zu erwarten, denn „unser Gehirn steuert über die Nervenbahnen alle körper-lichen, seelischen und geistigen Prozesse. Über genau diesen Weg nimmt auch Gott Einfluss auf unser Denken, Fühlen und Wollen. Alles, was die elektrochemischen Vorgänge im Nervensystem stört oder blo-ckiert, verringert die geistige Aufnahmefä-higkeit und schwächt zugleich das morali-sche Empfinden.“3 Dass unser Lebensstil die Funktion des Gehirns beeinflusst, haben verschiedene Studien bestätigt.

Gott hat uns durch verschiedene Quel-len immer wieder Richtlinien für ein gesun-des, glückliches und gottgefälliges Leben gegeben. Und noch wichtiger: Gesundheit und Wohlbefinden sollen zum Dienst für unsere Mitmenschen dienen (siehe Joh 9,4).

Es gibt eine Fülle von Hinweisen, die uns bei unseren Entscheidungen helfen, wie wir ein Leben zur Ehre unseres Schöp-fers führen können (vgl. 1 Kor 10,31), der uns das Leben gegeben hat!4 ■

1 D. E. Robinson, The Story of Our Health Message, Southern Pub., Nashville 1965, S. 77.

2 TIME, 28. Oktober 1966.3 Erziehung (1998), S. 2154 Artikel mit Ergänzungen von Dr. med. Ruedi Brodbeck.

G E S U N D H E I T

Ich bin noch nicht lange getauft, und es fällt mir schwer zu verstehen oder überhaupt zu glauben, dass meine körperliche Gesundheit Einfluss auf mein geistliches Leben hat. Ich esse keine unreinen Speisen und trinke keinen Alkohol. Reicht das nicht?

Von Allan R. Handysides und Peter N. Landless

GesunderLebensstil

Keine neue Idee

Allan R. Handysides, u. a. Facharzt für Gynäko-logie, ist Direktor der Gesundheitsabteilung der Generalkonferenz der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Silver Spring (Maryland, USA).

Peter N. Landless, u. a. Facharzt für Nuklear-kardiologie, ist stellvertretender Direktor der Gesundheitsabteilung der Generalkonferenz.

Mai 2013 | Adventist World 11

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A N D A C H T

Das Leben in Jerusalem war nicht mehr das, was es einmal war. In den vergangenen Jahren war es immer wieder auf und ab gegangen – wie auf einer Achterbahn. Doch wie

passte das mit den Verheißungen Gottes zusammen? War Jerusa-lem nicht der Ort, von dem Gott verheißen hatte, dass sein Volk für immer dort leben würde (2 Sam 7,10.11)? Hatte er nicht Da-vid zugesagt, dass dessen Nachfahren für immer auf dem Thron sitzen würden (2 Sam 7,12–16)?

Diese Verheißungen schienen unwirklich angesichts der Tatsa-che, dass die Welt außerhalb Jerusalems in Flammen stand und diese Flammen ihrer geliebten Stadt bedrohlich näherkamen. König Josia war vom Volk geliebt worden. Obwohl er bei seiner Krönung noch sehr jung gewesen war, hatte er eine umfassende

Reform in Angriff genommen (siehe 2 Kön 22–23). Der Tempel war ausgebessert worden, das Gesetz Gottes – jahrzehntelang ver-nachlässigt – war wiederentdeckt und verkündigt worden. Das Volk hatte seinen Bund mit Gott erneuert. Die Dinge hatten gut ausgesehen; es war Josia sogar gelungen, die Grenzen seines Rei-ches auszudehnen, sodass es teilweise Gebiete umfasste, die zum untergegangenen Reich Israel gehörten (vgl. 2 Kön 23,15.19).

Aber nun – nach einer Reihe von kurzen, verhängnisvollen Regierungszeiten mittelmäßiger und gottloser Könige – wurde Jerusalem belagert. Das große Reich Assyrien war untergegangen; Babylon, die neue Macht aus dem Osten, hatte die Gebiete einge-nommen. Sein Kronprinz Nebukadnezar hatte mit seiner Armee und einigen Verbündeten Jerusalem eingenommen – Gottes erwählte Stadt (2 Kön 24,1.2). Was ergab das für einen Sinn ange-sichts der Verheißungen Gottes? Wo war Gott, als er gebraucht wurde?

RätselIch kann mir vorstellen, dass die jungen Männer, die der

babylonische Herrscher im Jahr 605 vor Christus, dem „dritten Jahr der Herrschaft Jojakims, des Königs von Juda“ (Dan 1,1),

nach Babylon bringen ließ, diese und ähnliche Fragen bewegten. Schließlich war dies Gottes Stadt und Gottes Tempel. Wie konnte Daniel später schreiben: „Der Herr gab Jojakim, den König von Juda, in [Nebukadnezars] Hand“ (Dan 1,2 EB)? Immerhin war es ein heidnischer König, der so mit dem Bundesvolk, mit der heiligen Stadt und mit der Dynastie Davids umging, die der Herr erwählt hatte.

Lässt sich ein Sinn in den Umständen erkennen, wenn sie sich nicht so entwickeln, wie sie es unserer Meinung nach sollten? Und wie kommen wir mit unserer eigenen Geschichte zurecht (geschweige denn mit den größeren Themen der Weltgeschichte), wenn wir uns wie Marionetten fühlen, an deren Fäden die Mäch-tigen ziehen?

Eine unangenehme WahrheitDas Buch Daniel ist nicht nur ein prophetisches Buch mit apo-

kalyptischen Bildern, in dem es um die Endzeit geht. Daniel macht uns auch auf einzigartige Weise mit einer Geschichtsphilosophie bekannt, die biblisch ist und zuzeiten auch zutiefst beunruhigend sein kann. Im Buch Daniel finden wir mehrere Male die Formulie-rung „Gott gab“: Er gab Jerusalem in die Hand Nebukadnezars (Dan 1,2), aber er gab auch Daniel und seinen Freunden Gunst in den Augen des Kämmerers des Königs (1,9). Es war auch Gott, der den vier jungen Männern am babylonischen Hof Einsicht, Ver-stand und Weisheit gab (1,17). Gleich zu Anfang seines wichtigen Buches machte Daniel einen wesentlichen Punkt deutlich: Gott, der Schöpfer des Universums, hat das Sagen – über Leib und Leben, über Zeit und Zukunft und sogar über heidnische Könige.

Gott gebrauchte einen heidnischen König, um sein Volk zu bestrafen; zugleich bereitete er seine Getreuen vor, diesem heidni-schen König zu dienen und ihn für das Reich Gottes zu beeinflus-sen. Die Geschichten in Daniel 2 bis 6 sind vielen von uns ver-traut: ein vergessener Traum von einer kolossalen Statue, ein Feu-erofen mit vier Männern, ein König, der wahnsinnig wurde und dann seine psychische Gesundheit wiedererhielt, eine rätselhafte

Gottes Plan entfaltet sich in der Geschichte

Schicksalunterworfen

Nicht dem Von Gerald A. Klingbeil

F o T o m I T F R E u n D L I C H E R E R L A u B n I S D E S P E R G A m o n m u S E u m S I n B E R L I n12 Adventist World | Mai 2013

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Botschaft an der Wand, die Gott Menschen in einem Palast gab, die nicht auf die „Zeichen der Zeit“ achteten, und die Herausfor-derung, seiner Überzeugung angesichts von drohender Verfol-gung treu zu bleiben. In allen diesen Geschichten hatte Gott die Kontrolle.

Manchmal verbreiten Christen den Mythos, das Leben mit Christus bestünde nur aus Erfolg, Segen und Reichtum. Die Geschichten im Buch Daniel lehren uns etwas anderes. Men-schen, die Gott vertrauen, leiden und werden um ihrer Überzeu-gungen willen verleumdet (Dan 3 und 6). Ihr Weg ist nicht immer einfach und sie erleben nicht immer ein „Happy End“ à la Hollywoodfilm. Doch trotz der Probleme, die Schadrach, Meschach und Abed-Nego oder auch Daniel selbst hatten, blie-

ben sie immer dem Gott treu, der in ihnen wirkte und ihr Den-ken verändert hatte. Die Frage ist allerdings, ob ihre Entscheidun-gen die generelle Einstellung und Überzeugung der deportierten Juden widerspiegelten. Waren sie wirklich die einzigen, die nicht vor der Statue niederfielen?1

Gott hat die KontrolleWas bedeutet es, wenn wir behaupten, dass Gott die Kontrolle

über die Geschichte hat? Wird diese theologische Wahrheit im Leben bestätigt? Ist Gott verantwortlich für Herrscher wie Hitler, Stalin, Pol Pot oder Nero, die so viel Leid verursacht haben? Um diese Frage sinnvoll beantworten zu können, müssen wir einen Gesamtblick auf den kosmischen Konflikt werfen, der hinter den Kulissen der Weltgeschichte tobt. Von Anfang an – seit der ersten Anklage Luzifers und dem Samen des Misstrauens, den er säte – ging es bei diesem Konflikt um den Charakter Gottes: Ist Gott ein Marionettenspieler wie Satan im Garten Eden, als dieser die Schlange benutzte, um die Menschen Gott abspenstig zu machen (1 Mo 3)? Wie kann ein allmächtiger Gott Raum für freie Ent-scheidungen lassen und diese Entscheidungen respektieren und gleichzeitig seinen Erlösungsplan umsetzen?

Daniel 2 gibt einige hilfreiche Hinweise. Der babylonische König Nebukadnezar hatte einen beunruhigenden Traum, konnte sich dann aber nicht mehr an ihn erinnern. Er rief seine Astrolo-gen, Hellseher und Berater zusammen und forderte sie auf, ihm den Traum zu erzählen und zu deuten. Doch dazu war niemand in der Lage – außer Daniel. Daniel muss ein hervorragender Schüler gewesen sein; er war intelligent und kreativ. Doch er konnte den Traum nicht aus sich selbst heraus wiedergeben und deuten. Gemeinsam mit seinen drei Freunden betete er eine ganze Nacht (Dan 2,17–19). Während sie Gott um Führung baten und auf seine Hilfe warteten, wurden Daniel in einer Vision der Traum und die Deutung gezeigt.

Daniels Lob für Gottes Vorsehung ist eine sehr gute Zusam-menfassung einer biblischen Geschichtsphiloso-phie: Gott „ändert Zeit und Stunde; er setzt Könige ab und setzt Könige ein; er gibt den Weisen ihre Weisheit und den Verständigen ihren Verstand, er offenbart, was tief und verborgen ist; er weiß, was in der Finsternis liegt, denn bei ihm ist lauter Licht.“ (Dan 2,21–22)

Gott hat die Kontrolle – auch über den großen Verlauf der Weltgeschichte. Er ließ es zu, dass ein heidnischer König seinen Tempel und die von ihm erwählte Stadt zerstörte, um seinen umfassenden Plan umzusetzen. Er wollte sein eigensinniges Volk retten; er wollte den überheblichen König von Babylon erreichen; und vor dem Hintergrund des kosmischen Konflikts will er die ganze verlorene Menschheit zurückgewinnen. Dazu ist er letztlich bereit, den höchsten Preis zu zahlen.

Oft rang Daniel mit den Einzelheiten des Planes Gottes (siehe Dan 9), doch er kannte seinen Erlöser persönlich und vertraute Gott sein Leben an. Er hatte Gottes Eingreifen in seinem Leben erfahren – das war ihm genug. Weit weg von der Heimat, umge-ben von Menschen, die nichts vom lebendigen Gott wissen woll-ten, verstand er dennoch, dass Gott die Kontrolle besitzt. Er hat sie auch heute noch und möchte an den großen und kleinen Ereignissen unseres Lebens Anteil haben. Unser Leben ist nicht einem blinden Schicksal unterworfen, wenn wir es in Gottes Hand legen. ■

1 Angesichts der Tatsache, dass Nebukadnezar offensichtlich alle Fürsten der Provinzen seines Reiches vorlud (Dan 3,2), kann man davon ausgehen, dass auch König Zedekia von Juda anwesend war (vgl Jer 51,59b).

Gerald A. Klingbeil ist stellvertretender Chefre-dakteur von Adventist World. Es macht ihm Freude zu sehen, wie sich Gottes Plan in der Geschichte entfaltet. Mit seiner Frau Chantal und seinen drei Töchtern lebt er in Silver Spring (Maryland, USA).

Gott hat die Kontrolle –auch über

den großen Verlauf der Weltgeschichte.

Mai 2013 | Adventist World 13

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G L A U B E N S Ü B E R Z E U G U N G E N

Geschichten sprechen eine Sprache, die zu Herzen geht. Wir fühlen uns nie zu alt für eine gute Geschichte. Wir lernen aus ihnen wichtige Lehren für unser Leben und

erfahren Antworten auf die großen Lebensfragen. Einige der größten Geschichten der Weltliteratur handeln von der Spannung zwischen Gut und Böse, dargestellt durch zwei Mächte, die im ständigen Widerstreit liegen. Immer wenn das Gute über das Böse triumphiert, entspannt sich der Knoten in unserem Magen.

Die Bibel zeigt uns den Ursprung dieses großen Konflikts zwi-schen Gut und Böse und wer dafür verantwortlich ist. Sie ermög-licht uns einen Blick hinter die Kulissen, damit wir den Kampf in seiner kosmischen Realität sehen können, und gibt uns ein tiefe-res Verständnis davon, worum es in dieser Auseinandersetzung geht. Die Bibel versucht nicht, das Böse zu erklären, ebenso wenig wie sie versucht, Gott zu beweisen. Sie erzählt einfach, wie das Böse begann, wie es sich auswirkt und wie es enden wird.

Güte andererseits hat keinen Anfang und kein Ende, denn sie geht von Gott aus, der einfach ist (vgl. 2 Mo 3,14). Er ist der Schöpfer und Herrscher des Universums, und sein Wesen ist Liebe (vgl. 1 Joh 4,8b.16b).

Die biblische Geschichte vom Bösen beginnt im Himmel, der Heimat Gottes und der Engel. Sie beginnt in einem Universum, das frei vom Bösen war, bewohnt von vollkommenen, nach dem Bild Gottes erschaffenen Wesen, die sich freiwillig in völliger Übereinstimmung mit dem Gesetz der Liebe befanden. Der höchste Engel in diesem Universum war Luzifer, ein makelloses, vollkommenes Wesen.

Der freie WilleBevor wir mit der Geschichte fortfahren können, müssen wir

verstehen, dass Gott jedem intelligenten Wesen, das er schuf, die Fähigkeit gab, vernünftig zu denken und sich zu entscheiden. Nur so waren die Entfaltung ihres vollen Potentials als individuelle Persönlichkeiten und eine persönliche Beziehung zu ihrem Schöpfer und ihren Mitmenschen möglich.

Gott wusste, dass dieses wertvolle Geschenk des freien Willens mit einem Risiko verbunden war: Es bestand die Möglichkeit, dass eines Tages jemand eine falsche Entscheidung treffen und das Universum ins Chaos der Gesetzlosigkeit stürzen würde. Doch wenn Gott sich selbst treu bleiben will, kann er sein Handeln nicht davon diktieren lassen, welche Resultate er sich wünschen würde. Er handelt vielmehr entsprechend seiner ehrlichen Absichten. Wenn er sein Handeln darauf ausrichten würde, die von ihm erwünschten Resultate zu erzielen, wäre er ein Diktator, der seine Geschöpfe und die Ereignisse so manipuliert, dass sie seinen eigenen Zielen dienen.

Das Geheimnis des Bösen Gott beklagte Luzifers Rebellion zutiefst. Hören wir sein herz-

zerreißendes Klagen: „Wie, o wie konntest du nur so etwas tun? Wie konntest du es nur über dich bringen, diese furchtbare Ent-

scheidung zu treffen, o Morgenstern, mein Sohn der Morgenröte? Ich habe dich gesalbt und dich dazu bestimmt, an meinem Thron zu stehen und an meiner Seite zu wirken. Du warst geliebt, der Inbegriff der Vollkommenheit. Wie konntest du zulassen, dass sich dein Herz mit Gewalt füllte? Wie bist du nur so tief gesun-ken?“ (Umschreibung von Jes 14,12–15 und Hes 28,14–15)

Die Entstehung des Bösen ist völlig irrational, ebenso uner-klärlich wie unentschuldbar. Die Bibel gibt uns allerdings einen Hinweis auf die Ursache: „Deine Schönheit hat dein Herz zum Hochmut verführt. Du hast deine Weisheit verdorben, weil dir dein Glanz so wichtig war.“ (Hes 28,17 NLB) Luzifer bildete sich auf die ihm verliehenen Eigenschaften etwas ein und setzte statt Gott sich selbst auf seinen Herzensthron. Er wurde neidisch auf Gottes Sohn und wollte am Ende selbst auf dem Thron Gottes sitzen (vgl. Jes 14,13–14). Als Satan oder Widersacher brachte er vor dem gesamten Universum falsche Anschuldigungen gegen

kosmische

KonfliKt

NUMMER 8

Wo ist unser Platz in Gottes Plan?

Der Von Aleta Bainbridge

14 Adventist World | Mai 201314 Adventist World | Mai 2013

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Gott vor und täuschte damit ein Drittel der Engel. Die Rebellion wuchs sich zu einem Kampf aus, und er und seine Engel wurden schließlich nach der Auferstehung Christi endgültig aus dem Himmel ausgestoßen (siehe Offb 12,5.7–11).

Satan war es gewesen, der den Geist der Rebellion auf die neu erschaffene Erde gebracht hatte. Als es ihm gelungen war, Adam und Eva zum Ungehorsam gegenüber Gott zu verleiten, bean-spruchte er sie als seinen Besitz (vgl. Hiob 1,6–7). Gott gestattete ihm, sich als „Fürst dieser Welt“ zu bezeichnen (Joh 14,30). Das war der Beginn der Schreckensherrschaft des Bösen auf unserem Planeten. Das ganze Universum beobachtet das Drama, das sich hier abspielt (vgl. 1 Kor 4,9b).

Wir kennen die Ursachen für den Konflikt und spüren ihn jeden Tag in unserem Herzen. Tatsächlich dreht sich der ganze Sinn des Lebens der Menschheit um diesen Kampf.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts gewährte Gott einer neuen Generation Einblick in die Wahrheiten seines Wortes und in die Problematik des kosmischen Konflikts, der in seiner Endphase erschreckend an Heftigkeit zunehmen würde. Die Gruppe, die berufen wurde, die besondere Endzeitbotschaft „allen Nationen und Stämmen und Sprachen und Völkern“ zu verkündigen (Offb 14,6), gab sich selbst einen Namen, der den Kern der Auseinander-setzung zwischen Gott und Satan in drei Wörtern zusammenfasst.

Siebenten-Tags-Adventisten Die Anschuldigungen, die Satan gegen Gott vorbrachte, dreh-

ten sich um dessen Charakter, Gesetz, Herrschaft und Oberhoheit. Indem Menschen Gott am biblischen Sabbat anbeten, bringen sie ihre Loyalität gegenüber Gott als dem rechtmäßigen Herrscher des Universums, ihrem Schöpfer und Erlöser zum Ausdruck.

Am Ende der Schöpfungswoche beging Gott die Vollendung seines vollkommenen Schöpfungswerkes, indem er ein heiliges Monument in der Zeit einsetzte: den Sabbat (1 Mo 2,1–2). Durch ihn sollten alle Menschen zu allen Zeiten daran erinnert werden, dass Gott als unser Schöpfer allein der Anbetung würdig ist. Dann

starb an einem Freitagnachmittag – dem Wendepunkt der Zeit – Gottes Sohn für die Sünden der Welt. Am Kreuz sehen wir die beiden im Kampf befindlichen Mächte: Liebe und Selbstsucht. Ihre Absichten sind ganz klar. Die Selbstsucht lässt nichts unver-sucht, um uns zu zerstören; die Liebe dagegen tut alles in ihrer Macht Stehende, um uns zu retten. Gott gab sein Leben „als Löse-geld für alle“ (1 Tim 2,6 EB). Und wieder ruhte Gott am Sabbat, um uns daran zu erinnern, dass er als unser Erlöser allein unsere Loyalität verdient.

Der Begriff Adventisten vermittelt Hoffnung für eine verlorene Welt. Wir beten einen Gott an, der zu uns kommt. Er bleibt nicht in sicherer Entfernung, während wir hier auf feindlichem Territo-rium leiden. Die Bibel sagt uns: „Das Wort wurde Mensch“ (Joh 1,14a Hfa) und kam genau zur rechten Zeit (vgl. Gal 4,4a) auf die Erde, um das Los der sterblichen Menschen zu teilen.

Wenn Jesus als „König aller Könige und Herr aller Herren“ (Offb 19,16) wiederkommt, wird er die treuen Gläubigen aus dem Grab oder aus einem sterblichen, sündigen Leben herausholen und mit sich in den Himmel nehmen, um die Wunden und Nar-ben zu heilen, die sie sich im Kampf zugezogen haben.

Wenn er wiederkommt, wird er die Sünde mit Stumpf und Stiel ausrotten und diese Erde neu schaffen (Offb 22,1) und ewig als unangefochtener Herrscher des Universums regieren. Die Erlösten werden ewig mit ihm in Frieden und Harmonie zusam-menleben. Am Anfang der Geschichte vom Kampf zwischen Gut und Böse herrschte Vollkommenheit, und so wird es auch am Ende sein. Es ist die beste Geschichte aller Zeiten. ■

Aleta Bainbridge ist Koordinatorin der Initia-tive Partners in Ministry für die Groß Sydney-Vereinigung in Australien. Sie arbeitet eng mit ihrem Mann zusammen, der der Predigt-

amtssekretär ist. Sie haben vier Kinder und acht Enkelkinder.

kosmische

KonfliKt

kaMpf

Wo ist unser Platz in Gottes Plan?

Der große

Die ganze Menschheit ist hineingezogen in eine große Auseinandersetzung zwischen Christus und Satan, bei der es um das Wesen

Gottes, sein Gesetz und seine Herrschaft über das Universum geht. Dieser Streit hatte seinen Ursprung im Himmel, als ein geschaf-

fenes Wesen, ausgestattet mit Entscheidungsfreiheit, durch Selbsterhöhung zum Satan, zum Widersacher Gottes wurde. Auch

einen Teil der Engel verführte er zum Aufruhr. Als Satan Adam und Eva zur Sünde verleitete, brachte er den Geist des Aufruhrs auch auf

unsere Erde. Die Sünde hat das Bild Gottes im Menschen entstellt und die geschaffene Welt in Unordnung gebracht. Sie wurde schließ-

lich durch eine weltweite Flut verwüstet. Unsere Erde ist vor der gesamten Schöpfung zum Austragungsort eines universalen Konflikts

geworden, in dem sich der Gott der Liebe schließlich als rechtmäßiger Sieger erweisen wird. Christus sendet den Heiligen Geist

und seine Engel, um seinem Volk in diesem Kampf beizustehen, es zu führen, zu schützen und auf dem Weg des Heils zu bewahren.

(Offb 12,3–9; Jes 14,12–14; Hes 28,12–18; 1 Mo 3; Röm 1,19–32; 5,12–21; 8,19–22; 1 Mo 6–8; 2 Ptr 3,6; 1 Kor 4,9; Hbr 1,14)

Mai 2013 | Adventist World 15Mai 2013 | Adventist World 15

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gen, die er ermutigen wollte, durch ein Maisfeld ging, wurde ihm die Sicht eröffnet, dass Jesus in das Allerheiligste des himmli-schen Heiligtums eingetreten war, um dort sein abschließendes Werk für die Errettung der Menschen vor seiner Wiederkunft zu beginnen. Es schloss einen Gerichtsvorgang ein. Ein vertiefendes Studium von Daniel 7 und Hebräer 8/9 verdeutlichte diese neue Erkenntnis noch.

Im Dezember 1844 empfing die erst 17-jährige Ellen Harmon aus Portland in Maine eine Vision von Gott, in der ihr eine Gruppe Adventgläubiger gezeigt wurde, die einen schmalen Weg von der Erde zum Himmel gingen. Trotz ihrer Schwäche und Schüchternheit akzeptierte Ellen den Ruf Gottes, als seine besondere Botschafterin Anderen weiterzugeben, was ihr gezeigt wurde. Ihr ganzes weiteres Leben lang ermutigte, ermahnte und leitete sie die Adventgläubigen durch ihre gesprochenen und geschriebenen Botschaften.

Die Boten kommen zusammenWährend des Jahres 1845 reiste Ellen

Harmon in andere Orte Maines, um auf verschiedenen Versammlungen von Milleri-ten die Botschaften weiterzugeben, die sie von Gott erhalten hatte. Auf diesen Reisen begleitete sie James White, den sie kurz zuvor auf einer Versammlung kennengelernt hatte. Da es in ihrer Familie keinen Mann gab, der sie begleiten konnte, bot er sich dafür an und war bald von ihrer propheti-schen Gabe überzeugt. Um keinen Anlass für üble Nachrede zu geben, schlug er Ellen im Sommer 1846 vor, ihn zu heiraten.

UHRgoTTES

offenbart seinen plan

T I T E LT H E M A

1843-1847

1843: Darstellung der Milleriten über die

Prophezeiungen Daniels.

6. Juni 1844: In London wird die Young Men’s Christian Association (YMCA, Christlicher Verein Junger Männer [heute: Menschen], CVJM) gegründet.

22. Oktober 1844: Tag der „großen Enttäuschung“.

Dezember 1844: In Portland

(Maine) empfängt Ellen

Harmon (später White) ihre

erste Vision.

1. Juni 1843: Sojourner Truth beginnt ihre Arbeit als

Aktivistin gegen die Sklaverei.

Von Alice R. Voorheis

In seiner Heimat in Low Hampton im Bundesstaat New York verkündigte 1832 der Baptistenprediger William

Miller, dass die Prophezeiung von den „2300 Abenden und Morgen“ in Daniel 8,14 im Jahr 1843 oder 1844 enden würde. Er fühlte die Verantwortung, der Welt zu verkünden, dass Jesus bald wiederkommen würde und jeder sich darauf vorbereiten sollte, ihm zu begegnen.

In Maine nahm der 21-jährige Lehrer James White die Botschaft Millers an. Im Januar 1843 verließ er sein Elternhaus auf einem geborgten Pferd und begann einen lebenslangen Dienst als Verkündiger der baldigen Wiederkunft Christi.

Im kleinen Ort Washington im Bun-desstaat New Hampshire sprach Rachel Oakes, eine Siebenten-Tags-Baptistin, 1844 mit Pastor Frederick Wheeler über die Gültigkeit und Wichtigkeit des biblischen Sabbats. Schon bald hielt eine kleine Gruppe von Milleriten Gottes heiligen Ruhetag. Der pensionierte Schiffskapitän Joseph Bates aus Fairhaven in Massachu-setts erfuhr von dieser neuen Wahrheit und verbreitete sie fortan ebenfalls münd-

Adventistische Ereignisse i m h i s t o r i s c h e n k o n t e x t

A L L E F o T o S m I T F R E u n D L I C H E R E R L A u B n I S v o n E L L E n G . w H I T E E S T A T E A u S S E R D E n A n D E R S G E K E n n Z E I C H n E T E n

1843-1847

lich und durch Bücher. Er wurde als der „Apostel des Sabbats“ bekannt.

Einige Hunderttausend Menschen in den nordöstlichen Bundesstaaten der USA erwarteten die baldige Wiederkunft Christi und verbreiteten schließlich voller Begeis-terung die Nachricht, dass der 22. Oktober 1844 der Tag sei, an dem Jesus wiederkom-men würde. Als dieser Tag verging, ohne dass er kam, verwandelte sich ihre freudige Erwartung in Traurigkeit und Verzweif-lung. Viele hatten so fest damit gerechnet, schon bald im Himmel bei ihrem besten Freund zu sein, dass sie ihre Farmen ver-kauft, ihre Geschäfte geschlossen und alle Rechnungen beglichen hatten.

Zu den enttäuschten Adventgläubigen gehörte auch Hiram Edson aus Port Gibson im Bundesstaat New York. Er lud einige Freunde zu einer Gebetsversamm-lung in seine Scheune ein. Gemeinsam wollten sie Gott um eine Erklärung dafür bitten, warum Jesus nicht wie erwartet gekommen war.

Gott antwortete schnell auf ihr Gebet. Schon am nächsten Morgen, als Edson auf dem Weg zu anderen enttäuschten Gläubi-

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Joseph Bates verkündigte begeistert die gegenwärtige Wahrheit vom biblischen Sabbat und brachte ein Traktat, das man an interessierte Personen weitergeben konnte, heraus.

Nach ihrer Heirat bekamen James und Ellen White ein Exemplar davon in die Hand und wurden ebenfalls vom Sabbat überzeugt.1 Nachdem sie sich auch über die Heiligtumslehre und den Zustand der Toten einig geworden waren, arbeiteten die drei ab April 1847 zusammen und wurden die Begründer der späteren Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten.

Im Jahr 1847 wirkten die neuen Boten in ganz Neuengland und betonten in ihrer Verkündigung den Platz der dritten Engelsbotschaft (mit dem „Malzeichen des Tieres“ im Gegensatz zum Sabbat) in der Adventbewegung. Bates veröffentlichte eine erweiterte Broschüre über den Sabbat. Langsam aber sicher führte Gott die richti-gen Leute und die passenden Teile zur Verkündigung der letzten Botschaft vor der Wiederkunft zusammen. Bates nannte sie als Erster die „gegenwärtige Wahrheit“.2 Ja, Jesus würde wiederkommen, das glaub-ten sie von ganzem Herzen. ■

1 Näheres siehe George R. Knight, Joseph Bates, Advent-Verlag, Lüneburg 2007, S. 112f.

2 Siehe ebd., S. 131.

Stell dir eine Zeit vor, als es die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten nicht gab mit ihren gegenwärtig mehr als

17 Millionen Mitgliedern in über 71.000 Gemeinden und 66.000 Gruppen, die fast 1000 Sprachen und Dialekte sprechen und auf allen Kontinenten und in über 200 Ländern vertreten sind. Stell dir stattdessen eine kleine, nur lose verbundene Gruppe vornehmlich junger Erwachsener vor, die überall im Nordosten der USA verstreut lebten und im Oktober 1844 erfahren hatten, wie die Hoffnung, auf die sie alles gesetzt hatten, zerbrochen war. Nun ver-suchten sie langsam, die Bestandteile dieser Hoffnung – die Wiederkunft Christi, die Wahrheit der Bibel und ihre eigene Rolle in der Geschichte – wieder zusammenzu-fügen. Vergiss dabei nicht, dass die Zukunft für diese Menschen in ihrem aufreibenden Alltag bei weitem nicht so sicher oder un-ausweichlich war, wie es uns im Rückblick fast 170 Jahre später erscheinen mag.

Die Anfänge der Sabbat haltenden Adventisten

Die Millerbewegung mit ihrer leiden-schaftlichen Verkündigung, ihrer dringli-chen Vorbereitung, ihrem umfangreichen

Alice R. Voorheis, pensionierte Lehrerin, widmet sich der Bewahrung und Förderung adventistischen Kulturerbes. Zuletzt war sie Präsidentin der Organisa-tion Adventist Heritage Ministry, für die sie heute noch als Redakteurin tätig ist.

Zeugnis, intensiven Gebet und der resul-tierenden, unbeschreiblichen Enttäu-schung blieb bei den Gläubigen natürlich frisch im Gedächtnis. Einige von ihnen, wie zum Beispiel Joseph Bates und James White, hatten den Wunsch, den Grund für ihre Enttäuschung zu verstehen und dann daraus stärker hervorzugehen. Sie besuch-ten Adventgläubige, um sie zu trösten, zu stärken und zu lehren.

Während dieser Zeit wurden lange vernachlässigte biblische Lehren wiederent-deckt. Sie einten die wachsende Bewegung, die inzwischen vom 56-jährigen Joseph Bates und vom fleißigen, 27-jährigen James White und dessen 21-jähriger Frau Ellen geleitet wurde. Die Ergebnisse gemeinsa-men Bibelstudiums wurden zuweilen durch deren eindrucksvolle Visionen bestä-tigt, durch die Gott die kleine Gruppe der Sabbat haltenden Adventisten weiterführte. Diese Einsichten einten sie.

Diese Erkenntnisse waren von unter-schiedlichen und überraschenden Seiten gekommen. Auf dem Gang durch ein Maisfeld erhielt Hiram Edson bereits am 23. Oktober 1844 eine Erleuchtung über Christi Mittlerdienst im himmlischen Hei-ligtum, die erklärte, weshalb er noch nicht

BEwEgUngbeginnt zu wachsen

Die

1848-1853

1848-1853

1844: In Washington (New Hampshire) führt die Siebenten-Tags-Baptistin Rachel Oakes einige Milleriten und den Prediger Frederik Wheeler dazu, den biblischen Sabbat zu halten.

November 1846: In Topsham (Maine) findet eine wichtige Konferenz Sabbat haltender Adventisten statt, auf der Joseph Bates von der prophetischen Gabe Ellen Whites überzeugt wird.

Februar 1848: Karl Marx und Friedrich Engels veröffentlichen ihr Kommunistisches Manifest.

April 1848: Die Kerngruppe Sabbat haltender Adventisten beginnt in den

Neuenglandstaaten und im Bundesstaat New York mit der Abhaltung von „Sabbat-konferenzen“ zur Verbreitung ihrer neuen

Lehren unter ehemaligen Anhängern Millers.

Von Benjamin Baker

J o H n m A y A L L J u n

Mai 2013 | Adventist World 17

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T I T E LT H E M A

wiedergekommen war. Bereits ein halbes Jahr zuvor hatte Rachel Oakes, eine uner-müdliche Siebenten-Tags-Baptistin, Fre-derick Wheeler, den Prediger einer Metho-distenkirche, in einer plötzlichen und humorvollen Begegnung vom Sabbat als dem biblischen Ruhetag überzeugt. Joseph Bates erhielt im Februar 1845 durch einen Artikel von Thomas M. Preble Kenntnis über den biblischen Sabbat und verband ihn bald mit der dritten Engelsbotschaft. Und Charles Fitch hatte schon im Januar 1844 aufgrund von bereits 1841 veröffent-lichten Predigten von George Storrs die Erkenntnis gewonnen, dass die Toten kein Bewusstsein besitzen und im Grab auf den Auferstehungsruf Christi bei dessen Wie-derkunft warten.1

Die Verbreitung der neuen LehrenNachdem der innere Kern der Sabbat

haltenden Adventisten bis Anfang 1848 über die vier Grundpfeiler ihrer Lehren Einigkeit erzielt hatten, veranstalteten sie sogenannte Sabbatkonferenzen. Vom April 1848 bis Dezember 1850 fanden fast zwei Dutzend Konferenzen statt, zu denen inte-ressierte Adventgläubige eingeladen wur-den. Diese Versammlungen wurden übers Wochenende in Scheunen, Häusern und anderen Veranstaltungsorten überall in den Neuenglandstaaten und dem Bundes-staat New York abgehalten. Dabei fanden oft äußerst kontrovers geführte Streitge-spräche statt. Bei den langen Diskussionen, die durchaus auch laut werden konnten, wurden teilweise abenteuerliche Überzeu-gungen vertreten. Doch es wurde auch intensiv gebetet, und der Heilige Geist

um sich verantwortlich um die Bedürfnisse der Gemeindeglieder zu kümmern, finanzi-elle Angelegenheiten zu regeln, Prediger offiziell zu beglaubigen oder die Eigen-tumsverhältnisse für die Druckerei und für Gemeindehäuser gut zu regeln.

James White drängte die anderen Leiter und die Gemeindeglieder zu einer Form von Organisation der Bewegung. Die Not-wendigkeit dazu war zunehmend Gegen-stand seiner Artikel in der Gemeindezeit-schrift The Second Advent Review and Sab-bath Herald. Doch die ehemaligen Milleri-ten waren aufgrund der negativen Erfah-rungen, die sie in ihren jeweiligen Her-kunftskirchen gemacht hatten, allen kirchli-chen Strukturen gegenüber misstrauisch und wollten keinerlei Organisation haben. ■

1 Ausführlich dazu siehe George R. Knight, Es war nicht immer so, S. 56–69.

2 Ellen G. White, Leben und Wirken von Ellen G. White, S. 141.

Benjamin Baker ist Doktor der Geschichte und arbeitet als Archivar in der Weltkirchenleitung der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Silver Spring, Maryland (USA).

23. Januar 1849: Elizabeth Blackwell schließt als erste Frau in den USA ein Medizinstudium an einer Universität ab.

13. November 1851: Zwischen London und Paris wird eine Telegrafenleitung gelegt.

Herbst 1848: Nach einer Vision Ellen Whites über die schädliche Wirkung von Tabak, Tee und Kaffee drängt Joseph Bates die Sabbat haltenden Adventisten, das Rauchen aufzugeben.

Juli 1849: Beginn der Herausgabe der Zeitschrift The Present Truth zur Verbreitung der Lehren der Siebenten-Tags-Adventisten.

1852: In Rochester (New York) richtet James White die erste Druckerei der

Adventisten ein.

überzeugte immer mehr ehemalige Mille-riten von der Richtigkeit der „neuen“ Leh-ren der Sabbat haltenden Adventisten.

Der Beginn der ZeitschriftenWährend der Sabbatkonferenz in Dor-

chester (Massachusetts) Mitte November 1848 erhielt Ellen White eine Vision, in der ihr gezeigt wurde, dass die bis dahin noch kleine und unbedeutende Bewegung eines Tages auf der ganzen Welt verbreitet sein würde. Ihr Mann sollte „eine kleine Zeit-schrift … drucken und an die Leute aus-schicken“. Ihr wurde gezeigt, dass sich aus einem kleinen Anfang „Lichtströme ergie-ßen würden, welche um die ganze Welt herum reichten“.2

Das muss James und Ellen White völlig unmöglich erschienen sein, denn zum Zeit-punkt dieser Vision hatten sie kein eigenes Zuhause, waren mittellos, und die Bewe-gung umfasste nur etwa 100 Gläubige. Doch James White gehorchte und gab ab Juli 1849 eine achtseitige Zeitschrift mit dem Titel The Present Truth (Die gegenwärtige Wahr-heit) heraus. Sie war der Vorläufer Hunder-ter Zeitschriften mit Zehntausenden von Ausgaben, die über den Erdball verbreitet wurden – und noch verbreitet werden. Dank des gedruckten Wortes und der wachsenden Zahl von Predigern wuchs die Zahl der Sab-bat haltenden Adventisten zwischen 1848 und 1852 von 100 auf etwa 2000.

Die Frage der Organisation Aufgrund der weiter rasch ansteigenden

Zahl ihrer Anhänger wurde eine Form von Organisation nötig. Anfang der 1850er-Jahre stand kein System oder Plan bereit,

18 Adventist World | Mai 2013

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Aus der Perspektive dreier verschie-dener Adventisten können wir sehen, wie Gott die Adventgläubi-

gen in den Jahren 1854 bis 1859 Schritt für Schritt zur Gründung einer Gemeindeor-ganisation führte.

Henry Nichols White (1847–1863)

Als Henry etwa zehn Monate alt war, wurde er in die Obhut von Clarissa Bon-foey gegeben, damit seine Eltern Ellen und James White ungehindert ihrer Reisetätig-keit nachgehen konnten.1 Einige Monate später kam er nach Topsham in Maine zur Familie Howland.2 Frances, die 19-jährige Tochter der Familie, kümmerte sich wäh-rend der nächsten fünf Jahre um Henry. In dieser Zeit sahen ihn seine Eltern nur sel-ten. Der kleine Henry kannte sie kaum, was für seine Eltern eine große Belastung war.

Im Jahr 1854 kam Henry zurück zu seiner Familie nach Rochester im Bundes-staat New York, und die Familie war wie-der vollständig. Doch neben Henry, seinen Eltern und zwei jüngeren Brüdern gehör-

ten noch viele Mitarbeiter des Review and Herald-Verlages zur großen „Familie“. Seine Eltern arbeiteten beide pausenlos, sein Vater manchmal 16 bis 18 Stunden am Tag. Für die Familie blieb nur wenig Zeit.3

Im Jahr 1855 zog Familie White mit den Verlagsmitarbeitern von Rochester nach Battle Creek in Michigan um. Hier genoss Henry zum ersten Mal das Privileg eines halbwegs normalen Familienlebens. Zwar gehörten immer noch eine oder zwei junge Frauen zur Familie, die bei der Hausarbeit oder der Kinderbetreuung halfen, und ab und zu kamen auch die Großeltern, doch Henry musste sein Heim nicht mehr mit einem Dutzend Druckern, Korrekturlesern, Schriftsetzern und Buch-bindern teilen. Seine Eltern waren immer noch oft und lange unterwegs, doch jetzt hatten er und seine Brüder ein eigenes Zuhause. Ellen White erinnerte sich: „Von der Zeit an, da wir nach Battle Creek zogen, wandte der Herr unser Gefängnis.“4

Zum Plan Gottes für die Kirchenorga-nisation gehörte die Zusammengehörig-keit und Sicherheit der Familie. Er führte

seine Gemeinde zur formalen Organisa-tion und verhalf damit Henry White und seinen kleineren Brüdern zu einem eige-nen Zuhause.

Mary Jane Loughborough (1832–1867)

Im Jahr 1851 heirateten Mary Jane Walker und John Norton Loughborough. John war von Beruf Anstreicher und ver-kaufte auch Fensterbeschläge. An Wochen-enden wirkte er als Prediger der Sonntag haltenden Adventisten. Etwa ein Jahr nach ihrer Hochzeit wurden beide von der Gül-tigkeit des biblischen Sabbats überzeugt und schlossen sich den Adventgläubigen in Rochester an. John empfand es als seine Pflicht, in den vollzeitigen Predigtdienst zu treten, doch Mary machte sich Sorgen um ihre finanzielle Lage. Mit gemischten Gefühlen winkte Mary ihrem Mann nach, als dieser sich auf den Weg machte, um in verschiedenen Städten im Westen des Bun-desstaates New York den Sabbat zu ver-kündigen. Als er begann, auch in anderen Bundesstaaten wie Ohio, Michigan, Illinois und Wisconsin zu arbeiten, wurden die Trennungszeiten immer länger.

Als „Lohn“ erhielt John einmal einen Mantel, einige Kilo Äpfel und Kartoffeln, etwas Fleisch und ab und zu auch einmal einen Dollar. Im Jahr 1856 enfernten sich Mary und John frustriert und entmutigt heimlich von Rochester und zogen nach Waukon in Iowa. Dort fand John eine

1854-1859

ORgAniSAtiOnAUF DEM WEg ZUR

Von Stanley D. Hickerson

Frühling 1855: Beginn der finanziellen

Unter stützung von Predigerfamilien nach

einem Beschluss zum plan mäßigen

Geben (systematic bene volence) der

Adventisten in Battle Creek.

17. November 1855: David Livingstone entdeckt die Victoriafälle an der heutigen Grenze

zwischen Sambia und Simbabwe.

1854-1859

24. November 1859: Der britische Natur-

forscher Charles Darwin veröffentlicht sein Buch über Die Entstehung der

Arten durch natürliche Auslese.

S m I T H S o n I A n L I B R A R y / T H o m A S B A I n E S

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1860-1863

KiRcHEgRündUng

T I T E LT H E M A

der

Die

12. April 1861: Der Beschuss von Fort Sumters durch Truppen der

Südstaaten löst den amerikanischen Bürgerkrieg aus.

1. Oktober 1860: Auf einer allgemeinen Versammlung von Delegierten aus den Adventgemeinden von fünf Bundesstaaten in Battle Creek (Michigan) wird der Review and Herald-Verlag rechtlich gegründet und der Beschluss gefasst, sich Siebenten-Tags-Adventisten zu nennen.

16. Januar 1859: Beginn der finanziellen Unterstützung von Predigerfamilien nach einem Beschluss zum planmäßigen Geben (systematic benevolence) der Adventisten in Battle Creek.

Arbeit im Baugewerbe. Doch Gott ver-stand sie. In einer beeindruckenden Aktion schickte er James und Ellen White, um sie zu ermutigen und in den Predigt-dienst zurückzuholen. Mary war sehr bewegt und drängte John unter Tränen, wieder zu predigen.

Am 16. Januar 1859 fasste die Gemeinde in Battle Creek einen Beschluss, durch den eine regelmäßige Bezahlung der Prediger möglich wurde.5 Gott führte seine Gemeinde weiter zur Gründung einer Organisation, die den vollzeitlichen Predi-gern und ihren Familien finanzielle Sicherheit gewährte.

Joseph Bates (1792–1872)Joseph Bates gehörte zu den älteren

Sabbat haltenden Adventisten, weshalb er auch „Vater“ Bates genannt wurde. Als Schiffskapitän mit eigenem Schiff war er es bis 1828 gewohnt gewesen, das Sagen zu haben. Ab und zu hatte er Probleme damit, jüngeren Leitern – insbesondere James White – den Respekt zu zollen, der ihnen zukam. Manchmal stand er – wie einige andere Prediger auch – in der Gefahr, unabhängig zu arbeiten. Damit

untergrub er gelegentlich unabsichtlich die Arbeit seiner Predigerkollegen.

Doch tief in seinem Herzen vertraute Bates der Führung Gottes. Im Jahr 1855 hatte er den Vorsitz bei einer Konferenz, bei der am Ende eine Veränderung des generellen Sabbatbeginns beschlossen wurde. Bates persönlich war lange für 18 Uhr als richtige Zeit eingetreten. Aber dann war er nach einer biblischen Darle-gung von John N. Andrews und einer Vision Ellen Whites bereit, die Entschei-dung der Versammelten anzunehmen, statt einer bestimmten Uhrzeit den Sonnenun-tergang als Sabbatbeginn zu empfehlen.6 John O. Corliss erinnerte sich an Bates: „Er hatte ein weiches Herz und war sich nicht zu gut, einen Irrtum einzusehen.“7

Gottes Plan, seine Gemeinde zu orga-nisieren, war dabei, verwirklicht zu wer-den. Auch wenn der Weg manchmal steil war, begann Gott in jenen Jahren damit, eine Kirche zu gründen, in der eine Atmo-sphäre des gegenseitigen Vertrauens und der Zusammenarbeit herrschte. ■

1 Ellen G. White, Christian Experience and Teachings, S. 118. 2 Ellen G. White, Leben und Wirken, S. 135f. 3 Ellen G. White, Spiritual Gifts, Bd. 2, S. 204.4 Leben und Wirken, S. 180.5 The Advent Review and Sabbath Herald, 3. Februar 1859, S. 84.6 Näheres siehe George R. Knight, Joseph Bates, Advent-

Verlag, Lüneburg 2007, S. 192.7 Review and Herald, 16. August 1923, S. 8.

Die ersten Sabbat haltenden Ad-ventisten waren strikt gegen jede Form von Gemeindeorganisa-

tion über die Ortsgemeinde hinaus. In ihren Ohren klangen noch die Worte von George Storrs nach, einem Prediger der Millerbewegung, der Anfang 1844 schrieb: „Keine Kirche kann von Menschen orga-nisiert werden, die nicht im Augenblick ihrer Organisation zu Babylon wird.“1 Zwei Hauptfaktoren führten jedoch dazu, dass sie schließlich doch eine Organisa-tionsstruktur aufbauten, durch welche die verstreuten Gemeinden zu einem harmonischen Ganzen zusammengefügt werden konnten. Der erste Faktor waren die praktischen Herausforderungen, die sich aus dem zahlenmäßigen und geogra-fischen Wachstum der Bewegung ergaben. Zu Beginn der 1860er-Jahre gab es bereits mehrere Gemeinden von Sabbathaltern überall in den Neuenglandstaaten; im Westen hatten sie sich bis nach Iowa und Wisconsin ausgebreitet. Wenn man sie sich selbst überlassen hätte, hätte das mit großer Sicherheit zu Kongregationalismus und Lehrstreitigkeiten geführt.

Ein weiterer wesentlicher Faktor, der

Stanley D. Hickersonlebt in Michigan (USA) und arbeitet zurzeit im Ellen G. White-Estate an einem Projekt bezüglich ihrer Briefe und Manuskripte.

1860-1863

L I B R A R y o F C o n G R E S S

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KiRcHEgRündUng wird

Von Alberto R. Timm

besiegelt

Alberto R. Timm, Ph.D., ist gebürtiger Brasilianer und arbeitet seit kur-zem als einer der stellvertretenden Direktoren beim Ellen G. White-Estate. Er ist mit Marly ver-heiratet und gemeinsam haben sie drei Kinder.

einstimmt, unseren Glauben zum Ausdruck bringt und uns als ein besonderes Volk kennzeichnet … Der Name Siebenten-Tags-Adventisten stellt die Merkmale unseres Glaubens in den Vordergrund und wird suchende Menschen überzeugen.“3

Strukturen werden geschaffenDer erste entscheidende Schritt zur

Organisation einer Kirche über die lokale Ebene hinaus war die Bildung von Vereini-gungen auf Ebene der Bundesstaaten. Im Oktober 1861 wurde die erste Vereinigung der Siebenten-Tags-Adventisten in Michi-gan gegründet. Der Vereinigungsausschuss bestand aus John N. Loughborough, Moses Hull und M. E. Cornell. 1862 wur-den sechs weitere Vereinigungen gegrün-det: Süd-Iowa (am 16. März), Nord-Iowa (10. Mai), Vermont (15. Juni), Illinois-Wisconsin (27. September), Minnesota (4. Oktober) und New York (25. Oktober). Am 25. Januar 1863 wurden die beiden Vereinigungen in Iowa zusammengelegt.

Der Organisationsprozess gipfelte in der Gründung einer Generalkonferenz, welche die Aktivitäten der Bundesstaaten-Vereinigungen koordinierte und leitete. Vom 20. bis 23. Mai 1863 versammelten sich Delegierte aus New York, Ohio, Michi-gan, Wisconsin, Iowa und Minnesota in Battle Creek, um eine Verfassung zu formu-lieren und die Vorstandsmitglieder zu wäh-len. Es wurde eine repräsentative Kirchen-organisation beschlossen, in der die Dele-gierten aus den verschiedenen Bundesstaa-ten-Vereinigungen jährlich die Vorstands-mitglieder der Generalkonferenz wählten.

James White wurde einstimmig zum

ersten Präsidenten der Generalkonferenz gewählt, lehnte die Aufgabe jedoch ab, um nicht den Eindruck aufkommen zu lassen, er hätte dieses Amt mit seinen Bemühun-gen um die Organisation der Gemeinde angestrebt. Schließlich wurde John Bying-ton statt James White gewählt. Uriah Smith wurde Sekretär und E. S. Walker Schatzmeister. Der Generalkonferenzaus-schuss bestand aus James White, John Byington, John N. Loughborough, John N. Andrews und George W. Amadon.4 Bis Mitte 1863 hatte die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten die folgenden drei organisatorischen Ebenen aufgebaut: Ortsgemeinden, Vereinigungen auf Bundesstaatenebene und die Generalkon-ferenz. Verbände und Divisionen kamen Anfang des 20. Jahrhunderts hinzu.

Zusammenarbeit notwendigEllen White betrachtete eine Organisa-

tionsstruktur für die Kirche in allen Phasen – auch in den letzten Tagen der Weltgeschichte – als unabdingbar. Sie warnte: „Einige haben den Gedanken ver-breitet, dass mit dem Herannahen des Endes jedes Kind Gottes unabhängig von irgendeiner religiösen Organisation handeln werde. Der Herr hat mich unter-wiesen, dass es in diesem Werk keine sol-che Unabhängigkeit gibt. So wie die Sterne am Himmel einem Gesetz unterstehen, wie einer den andern zur Ausführung des Willens Gottes beeinflusst, wie alle gemeinsam einem Gesetz gehorchen, das ihre Bewegungen beherrscht, so muss sich auch Gottes Volk aneinander anschließen, um das Werk des Herrn ununterbrochen und wahrhaft zu fördern.“5 ■

1 Siehe Gerald Wheeler, James White, Advent-Verlag, Lüne-burg 2006, S. 124.

2 Ebd. S. 148.3 Aus der Schatzkammer der Zeugnisse, Bd. I, S. 71f.4 Näheres zu diesem Organisationsprozess siehe bei Wheeler,

James White, S. 152–160.5 Aus der Schatzkammer der Zeugnisse, Bd. III, S. 351.

Oktober 1861: Gründung der ersten Vereinigung von Adventgemeinden in Michigan. Zum Vorsteher wird Joseph Bates gewählt, zum Sekretär Uriah Smith.

20.–23. Mai 1863: In Battle Creek gründen Delegierte aus den inzwischen gebildeten

Vereinigungen die Generalkonferenz der Siebenten-Tags-Adventisten. Erster

Präsident wird John Byington.

den Organisationsprozess gefördert hat, war das biblische Verständnis von der Ein-heit aller Gläubigen (siehe Joh 17,20–23; 1 Kor 12,12–30; Eph 4,11–16). Dieses Ver-ständnis ließ sich nur durch ein Modell der Kirchenorganisation verwirklichen, das innerhalb jeder einzelnen Gemeinde und übergeordnet über alle Gemeinden funktionierte. Nachdem in den 1850er-Jahren Leiter auf der Ebene der Ortsge-meinde gewählt worden waren, wurde der Organisationsprozess mit Delegierten die-ser Gemeinden fortgesetzt, die 1861 die ersten regionalen und schließlich 1863 auch die überregionalen Leiter wählten.

Die NamenssucheEntscheidend für den Organisationspro-

zess war die Auswahl eines offiziellen Namens für das Verlagswerk und im Zuge dessen auch für die Glaubensgemeinschaft. Am 1. Oktober 1860 fasste eine Konferenz in Battle Creek (Michigan) mit Delegierten aus fünf Bundesstaaten folgenden Beschluss: „Beschlossen, dass wir uns Siebenten-Tags-Adventisten nennen.“2 Später erklärte Ellen White: „Nur ein solcher Name ist für uns passend, der mit unserem Bekenntnis über-

L I B R A R y o F C o n G R E S S

Mai 2013 | Adventist World 21

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Die Adventgemeinde, die sich am 20. September 1863 in Manchester im US-Bundesstaat New Hampshire versammelte, war sehr erstaunt, als der Sprecher ver-

kündete, er werde nicht mehr predigen, sondern nach Indiana zurückkehren, wo er zuhause war.1 Moses Hull, ein ausgesprochen beliebter Redner, schlagfertiger Debattierer und überzeugender Autor, verließ den adventistischen Predigtdienst. Die meisten Adventisten erfuhren von Hulls Untreue durch eine Mitteilung in der Gemeindezeitschrift Advent Review and Sabbath Herald (dem heutigen Adventist Review) vom 5. Januar 1864. Dort hieß es, dass Hull Spiritist geworden war.2 Eine Woche später folgte im Review der Bericht über eine von Hull in Battle Creek gehaltene öffent-liche Versammlung, auf der er erstmals den Spiritismus vertreten hatte.3 Wer war dieser beliebte Redner, der sich so schnell von einem überzeugten Adventisten zu einem Verfechter des Spiritis-mus wandelte?

Kindheit und Jugend Moses Hull wurde 1835 als siebtes von 16 Kindern in Ohio

geboren.4 In der Familie gab es drei Zwillingspärchen. Auch Moses hatte einen Zwillingsbruder, der jedoch jung starb.5 Ihr Vater, Dr. James Hull, war Mitglied einer Baptistenkirche.

Jahre später wurde er als „knapp mittelgroß, stämmig mit sehr aufrechter Haltung“ beschrieben. „Er hatte einen großen Kopf, regelmäßige Gesichtszüge und lächelte viel.“6 Außerdem wurde ihm eine „klare Tenorstimme“ bescheinigt.7

Mit 19 Jahren heiratete Hull zum ersten Mal. Tragischerweise starb seine Frau nur acht Wochen später.8 Bald darauf heiratete er erneut und zwar die 16-jährige Elvira Lightner.9 Sie bekam vier Töchter; drei Wochen nach der Geburt der jüngsten gab der Vater seine Trennung von der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten bekannt.10

Bevor sich Hull 185711 den Sabbat haltenden Adventisten anschloss, hatte er bereits drei anderen Kirchen angehört.12 Für eine dieser Kirchen hatte er bereits mit 16 Jahren angefangen zu predigen.13 Kurz nachdem er den biblischen Sabbat angenommen hatte, begann er, seinen neuen Glauben zu verkündigen. Bis zu seiner Trennung von der Adventgemeinde im Jahr 1863 erschie-nen viele Berichte von Hull im Review.

Evangelist und DebattiererIm August 1858 wurde Moses Hull als Prediger eingesegnet,

wahrscheinlich von James White.14 Die beiden Männer hatten sich offensichtlich im Juli kennengelernt, als White nach Iowa City reiste, wo Hull und Joseph H. Waggoner eine Zeltversamm-lung abhielten.15 Zu Beginn des Jahres hatte sich Hull mit Waggo-ner zusammengetan, um eine Zeltevangelisation in Iowa zu hal-ten.16 Schon bald darauf hielt er in mehreren Bundesstaaten allein Evangelisationen. Mit der Zeit predigte Hull nicht nur, sondern beteiligte sich auch an öffentlichen Debatten, worin er besonders

gut war. Obwohl Hull die Debatten in der Regel aufgrund seiner Argumente gewann, war er bei weitem nicht so erfolgreich darin, Menschen davon zu überzeugen, dann auch tatsächlich ihre Kir-che zu verlassen und sich den Sabbathaltern anzuschließen. Im Jahr 1901, viele Jahre nachdem er Spiritist geworden war, räumte er während einer Debatte ein, dass „durch Debatten nur selten Menschen gewonnen oder Fragen geklärt werden“.17

Beginnende UnsicherheitMoses Hull nahm an zwei wichtigen Konferenzen in Battle

Creek teil. Auf der ersten, die 1860 stattfand, wurde – wie bereits mehrfach erwähnt – der Name „Siebenten-Tags-Adventisten“ gewählt. Die zweite war die Konferenz, auf der 1863 die General-konferenz gegründet wurde.18 In den Jahren zwischen diesen bei-den Konferenzen begann Hull, mit Spiritisten zu debattieren. Er wurde davor von Ellen White und anderen gewarnt, doch er ließ sich nicht davon abbringen. Bei einer Debatte in Paw Paw (Michi-gan) im Oktober 1862, zu der er bewusst ohne Begleitung eines Predigerkollegen ging, wurde er verwirrt und räumte seinem Debattengegner gegenüber schließlich ein, dass er Spiritist werden

A D V E N T G E S C H I C H T E

Vom Adventistenprediger zum Verfechter des Spiritismus

Von James R. Nix

Moses Hull

F o T o m I T F R E u n D L I C H E R E R L A u B n I S D E S A n D R E w S u n I v E R S I T y R E S E A R C H C E n T E R22 Adventist World | Mai 201322 Adventist World | Mai 2013

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würde. Der Gegner riet Hull dringend, vor einer solchen Ent-scheidung ernstlich darüber nachzudenken.19

Kurz nach dieser Debatte kamen mehrere adventistische Leiter im Haus von John N. Loughborough mit Moses Hull zusammen, um für den verunsicherten Prediger zu beten. An jenem Abend erhielt Ellen White in einer Vision von Gott eine Botschaft für Hull.20 „Mir wurde gezeigt, dass er vor einem schrecklichen Abgrund steht, bereit zu springen. Wenn er diesen Sprung unter-nimmt, wird das endgültig sein; dann wird sein ewiges Schicksal feststehen.“21

Das Gebet für ihn schien Hull zu helfen. Im Review erschien im Januar 1864 ein offener Brief von ihm. Darin gab er zum Teil zu, die Debatte in Paw Paw mit W. F. Jamieson geführt zu haben – oder genauer gesagt mit „einem Dämon, der sich als Geist von Mr. Downing ausgab und durch W. F. Jamieson sprach“. Dann fügte Hull hinzu: „Ich bezweifle inzwischen, dass es angebracht ist, mit solchen Geistern zu diskutieren.“22

Als Hull zugab, nicht mit Jamieson, sondern mit einem Dämon debattiert zu haben, der sich als der Geist eines Mr. Dow-ning ausgab, wusste er genau, was er tat. Mit Sicherheit hatte er die veröffentlichten Kommentare Ellen Whites über den Spiritis-mus23 gelesen. Außerdem hatte er mit Joseph Waggoner zusam-mengearbeitet, dem Autor des ersten wichtigen adventistischen Buches über den Spiritismus.24 Darüber hinaus hatte er selbst ein Traktat über das Thema geschrieben.25

Hull verlässt die GemeindeNach der Gründung der Generalkonferenz im Juni 1863

wurde Hull nach New England geschickt, um dort gemeinsam mit John Loughborough zu evangelisieren. Dort kehrten die alten Zweifel zurück, und zwar in solchem Ausmaß, dass Hull im Sep-tember die Adventgemeinde verließ und Spiritist wurde.26 Er nahm seine Frau,27 seine vier Töchter28 und seinen älteren Bruder Daniel W. Hull mit,29 der als Laienglied manchmal bei Evangelisa-tionen mit ihm zusammengearbeitet hatte.30

In seiner Zeit als Spiritist gab Moses Hull nicht nur einige Zeitungen heraus31 und schrieb Bücher und Traktate, in denen er für den Spiritismus warb32 – er verließ auch seine Frau und lebte mit Mattie Sawyer, einem spiritistischen Medium, zusammen.33 Ihr unverblümtes Eintreten für die „freie Liebe“ verursachte solch einen Skandal, dass selbst die Spiritisten eine Weile davon Abstand nahmen, sie zu unterstützen.34 Ab 1902 war Hull der erste Präsident des Morris-Pratt-Instituts, einer Bildungseinrich-tung, in der spiritistische Medien ausgebildet wurden.35

Viele Jahre zuvor hatte Ellen White an Hull geschrieben: „Wärest du ein frommer, gottesfürchtiger Mann – auf der Kanzel und auch sonst –, hätte dein Predigen einen gewaltigen Einfluss.“36 Das war leider nicht der Fall. Was wir aus dem Leben von Moses Hull lernen können, hat er selbst einmal am besten 1860 ausgedrückt: „Mag sein, dass ich auf dem Weg zu Fall

komme; doch wenn das geschieht, werde ich immer dankbar sein, dass die Stadt [Gottes] für diejenigen, die sie erlangen, einen billi-gen Preis hat.“37 ■

1 John N. Loughborough, Rise and Progress of the Seventh-day Adventists, General Conference Association, Battle Creek 1892, S. 252.

2Advent Review and Sabbath Herald, 5. Januar 1864, S. 45. 3 Advent Review and Sabbath Herald, 12. Januar 1864, S. 56. 4 The Psychic Era, März 1902, S. 2; The Greatest Debate Within a Half Century Upon Modern

Spiritualism (zwischen Moses Hull and W. F. Jamieson), 1904, S. 4 (ein von Moses Hull verfasster autobiographischer Bericht). Daniel Hull gab ein anderes Geburtsjahr an: Er schrieb, dass sein jüngerer Bruder 1836 zur Welt kam (Moses Hull, 1907, S. 13).

5 The Psychic Era, März 1902, S. 2; The Greatest Debate Within a Half Century, S. 4. 6 Victoria Barnes, Hg., Centennial Book of Modern Spiritualism, 1948, S. 128. 7 Youth’s Instructor, 22. November 1938, S. 3. 8 D. Hull, S. 22; The Psychic Era, März 1902, S. 6f. 9 Informationen auf ancestry.com zufolge heirateten sie 1854. 10 Informationen auf ancestry.com zufolge wurde Alfaretta Hull am 2. September 1863 geboren. 11 D. Hull, S. 22.12 In der Seventh-day Adventist Encyclopedia (Review and Herald, Hagerstown, Maryland,

1996, Bd. 10, S. 718) heißt es, dass er zuvor zwei anderen Kirchen angehört hat; dabei bleibt allerdings unberücksichtigt, dass er für kurze Zeit wahrscheinlich auch Methodist war (s. D. Hull, S. 19).

13 The Psychic Era, März 1902, S. 4.14 Advent Review and Sabbath Herald, 23. September 1858, S. 140.15 Ebd., 5. August 1858, S. 92f.16 Ebd., 27. Mai 1858, S. 12f.; 22. Juli 1858, S. 76.17 The Greatest Debate Within a Half Century, S. 103.18 Advent Review and Sabbath Herald, 23. Oktober 1860, S. 178f.; 26. Mai 1863, S. 204–206.19 Pacific Union Recorder, 6. Juni 1912, S. 2; Advent Review and Sabbath Herald, 19. April 1906, S. 9.20 J. H. Loughborough, S. 246–248, 251; Pacific Union Recorder, 13. Juni 1912, S. 1. Siehe auch

E. G. White, Testimonies for the Church, Bd. 1, S. 426–433.21 Testimonies for the Church, Bd. 1, S. 427.22 Advent Review and Sabbath Herald, 27. Januar 1863, S. 69.23 Siehe E. G. White, A Sketch of the Christian Experience and Views of Ellen G. White (James

White, Sarasota Springs, New York, 1851), S. 47; E. G. White, Supplement to the Experience and Views of Ellen G. White (James White, Rochester, New York, 1854); E. G. White, Spiri-tual Gifts (Steam Press, Battle Creek, 1858), Bd. 1, S. 173-179.

24 J. H. Waggoner, Nature and Tendency of Modern Spiritualism, 2. Ausg. 1860. Die erste Ausgabe war 1857, noch vor der Zusammenarbeit von Hull und Waggoner, veröffentlicht worden.

25 Moses Hull, Infidelity and Spiritualism, 1862.26 Pacific Union Recorder, 13. Juni 1912, S. 1; Loughborough, S. 251f.27 Elvira L. Hull, Brief in Woodhull and Claxton Crucible, 6. September 1873, S. 5. Siehe auch

Alice Thompson Edwards, „My Memories of Moses Hull”, S. 7; (unveröffentlichtes Manu-skript, Fotokopie in der Sammlung des Autors). Teile des Manuskripts wurden im Youth’s Instructor vom 22. November 1938 auf den Seiten 1, 3, 10, 13 abgedruckt.

28 D. Hull, S. 40. Hier wird diese Information impliziert, wenn auch nicht ausgedrückt. An anderen Stellen habe ich Aussagen darüber gefunden, dass einige seiner Töchter mit dem Spiritismus zu tun hatten, allerdings nicht alle.

29 Advent Review and Sabbath Herald, 28. Juli 1868, S. 16.30 Ebd., 20. Oktober 1859, S. 176.31 Julia Schlesinger, Workers in the Vineyard, 1896, S. 56f.32 Ebd. S. 57f. Ich kenne elf Bücher und acht Broschüren (Werke mit weniger als 100 Seiten),

die Hull als Spiritist schrieb. 33 Mattie Hull, Wayside Jottings, 1888, S. xv, xvi; siehe auch Youth’s Instructor, 22. November

1938, S. 13.34 D. Hull, S. 40–42.35 Ebd., S. 67–70; siehe auch die Website des Morris-Pratt-Instituts.36 E. G. White, Testimonies for the Church, Bd. 1, S. 433.37 Advent Review and Sabbath Herald, 29. März 1860, S. 149.

Moses Hull war in den 1860er-Jahren ein adventistischer Evangelist und Debattierer.

James R. Nix ist der Direktor des Ellen G. White-Estate in Silver Spring, Maryland (USA).

Vom Adventistenprediger zum Verfechter des Spiritismus

Hull

Mai 2013 | Adventist World 23Mai 2013 | Adventist World 23

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Herald abgelöst, den es bis heute in Form des Adventist Review gibt. Das umfassende Verlagswerk der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten lässt sich zum großen Teil auf die prophetischen Visi-onen Ellen Whites zurückführen.

Der GesundheitsdienstIn den 1850er- und 1860er-Jahren hatten viele Siebenten-Tags-

Adventisten gesundheitliche Probleme. Sie litten wie die meisten Nordamerikaner unter ansteckenden Krankheiten und an Erkran-kungen, die mit dem Lebensstil zusammenhingen. Viele starben an Tuberkulose, Cholera, Diphtherie, Lungenentzündung und ähnli-chen Krankheiten. Selbst einfache Prinzipien der Hygiene und Sauberkeit waren vielfach unbekannt. Die Ernährung bestand vor-wiegend aus Fleisch, Fett und scharfen Gewürzen. Das führte zu Schlaganfällen, Herzkrankheiten und Mangelerscheinungen.

Glaubt an den HERRN, euren Gott, dann werdet ihr beste-hen! Glaubt seinen Propheten, dann wird es euch gelin-gen!“ (2 Chr 20,20 EB) Die Bibel lehrt, dass Gott sein Volk

durch die Gabe der Prophetie führt. Siebenten-Tags-Adventisten glauben, dass Gott durch Visionen und Träume, die er Ellen G. White gab, die ersten wichtigen Dienste der Kirche ins Leben rief.

Das VerlagswesenDas Jahr 1848 war für die Gruppe Sabbat haltender Adventisten

von evangelistischen „Sabbatkonferenzen“ geprägt. Das waren hochinteressante Zusammenkünfte. Adventisten kamen zum ersten Mal zusammen, um die Endzeitbedeutung des Sabbats im Zusam-menhang mit der Versiegelung des Volkes Gottes zu studieren.

Auf einer solchen Studienkonferenz am 17. und 18. November 1848, die im Haus von Otis Nichols in Dorchester (Massachu-setts) stattfand, wurde um ein Verständnis dieser Frage gerungen. Die Konferenz bildete die Fortsetzung einer Versammlung in Top-sham (Maine), auf der Adventisten die Versiegelung in Offenba-rung 7 im Zusammenhang mit der dreifachen Engelsbotschaft in Offenbarung 14 studiert hatten. Sie bemühten sich zu verstehen, wie sie den Sabbat als Teil des ewigen Evangeliums dem Willen Gottes gemäß verkündigen sollten.

Auf der Konferenz im November hatte Ellen White eine Vision. Nach deren Ende wandte sie sich an ihren Mann James und sagte: „Ich habe eine Botschaft für dich. Du musst anfangen, eine kleine Zeitschrift zu drucken, und sie an die Leute ausschicken. Lass sie zuerst klein sein; aber indem die Leute lesen, werden sie dir die Mit-tel zum Drucken senden, und du wirst gleich von vorn herein Erfolg haben.“ Dann machte sie eine erstaunliche Vorhersage: „Es wurde mir gezeigt, dass sich aus diesem kleinen Anfang Lichtströme ergie-ßen würden, welche um die ganze Welt herum reichten.“1

Diese und einige weitere Visionen führten dazu, dass James White im Juli 1849 begann, die Zeitschrift Present Truth (Gegen-wärtige Wahrheit) zu veröffentlichen. Sie diente dazu, Adventisten der Millerbewegung von der Bedeutung des biblischen Sabbats im Licht der bevorstehenden Wiederkunft Christi zu überzeugen. Im Jahr 1850 wurde die Zeitschrift vom Advent Review and Sabbath

E L L E N W H I T E E N T D E C K E N

prophet ieGeführt

H A R R y A n D E R S o n / R E v I E w u n D H E R A L D P u B L I S H I n G A S S o C I A T I o n

durch die derGabeAm Beginn

wichtiger Dienste standen

Träume und Visionen

Von Merlin D. Burt

24 Adventist World | Mai 201324 Adventist World | Mai 2013

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Ellen White erhielt zwischen 1848 und 1865 vier Visionen über Themen der Gesundheit. 1848 wurden ihr die gesundheitsschädli-chen Auswirkungen von Tabak, Kaffee und schwarzem Tee gezeigt.2 Am 12. Februar 1854 hatte sie eine Vision über die Wichtigkeit von Sauberkeit und Mäßigkeit und über die Gefahr von fetten oder raf-finierten Speisen. „Ich sah unter den Gläubigen einige, die kränklich waren. Sie waren dafür selbst verantwortlich, weil sie ihrem Appetit nachgaben. Wenn wir gesund sein wollen, müssen wir auf die Gesundheit achten, die Gott uns gegeben hat. Wir dürfen nicht unserem ungesunden Appetit nachgeben und müssen mehr rohe [d. h. unraffinierte] Lebensmittel mit weniger Fett essen.“3

Am 6. Juni 1863 erhielt Ellen White im Haus der Geschwister Hillard in Otsego (Michigan) die Gesundheitsvision, die den größten Einfluss auf die Siebenten-Tags-Adventisten haben würde. Darin wurde noch umfassender geschildert, was ihr bereits in früheren Visionen gezeigt worden war. Unter anderem wurden eine vegetarische Ernährung empfohlen, der Verzehr von Schweinefleisch abgelehnt und der Zusammenhang zwischen Gesundheit und Gottvertrauen betont.

Am 25. Dezember 1865 erhielt Ellen White eine vierte Gesundheitsvision mit der Anweisung, dass die Siebenten-Tags-Adventisten eine eigene Institution aufbauen sollten. Obwohl diese hauptsächlich Adventisten zugutekommen sollte, sah Ellen White darin einen Dienst für die ganze Welt. Sie schrieb: „Solch eine Institution würde – richtig geführt – die Möglichkeit bieten, unsere Sichtweisen vielen nahezubringen, die wir auf dem übli-chen Weg unmöglich mit der Wahrheit erreichen könnten … Auf diese Weise dem Einfluss der Wahrheit ausgesetzt, werden einige nicht nur Linderung ihrer körperlichen Schwächen erfahren, son-dern auch Heilung für ihre sündenkranken Seelen finden.“4

Aufgrund dieser Visionen begannen die Adventisten damit, Änderungen in ihrem Lebensstil und in der Art und Weise vorzu-nehmen, wie sie die drei Engelsbotschaften verkündigten. Die Gesundheitsbotschaft wurde zum „rechten Arm“ des Evangeli-ums. Zu dieser neuen Betonung führte Gott durch die Visionen, die er Ellen White gab.

Adventistische BildungseinrichtungenBis in die 1870er-Jahre hinein besaßen viele Siebenten-Tags-

Adventisten keine abgeschlossene Schulbildung. Sie waren jedoch leidenschaftlich daran interessiert, die Bibel zu lesen und ihre Botschaft zu verstehen. Diese grundlegende Ausrichtung auf die Bibel ließ sie großen Wert auf die Fähigkeiten, zu lesen und klar zu denken, legen. Im Jahr 1872 veröffentlichte Ellen White ihr Zeugnis Nr. 22, das heute in den neunbändigen Testimonies for the Church enthalten ist.

In einer Vision wurde ihr gezeigt, wie wichtig eine christlich-adventistische Bildung ist. In einem fast 50 Seiten langen Arti-kel legte sie verschiedene Prinzipien richtiger Bildung dar. Dazu gehörte zum Beispiel, dass man Kinder und Jugendliche lehren sollte, selbständig zu denken und moralische Entscheidungen zu treffen. Auch Themen wie den richtigen Umgang mit der Zeit

und die Notwendigkeit, den ganzen Menschen – seelisch, körper-lich, moralisch und geistlich – zu entwickeln, sprach sie an.

Außerdem stellte sie eine Verbindung zwischen den Gesund-heitsprinzipien und der Bildung her. Sie schloss ihr Zeugnis mit den Worten: „Das große Ziel der Bildung besteht darin, dass wir lernen, die Fähigkeiten einzusetzen, die Gott uns gegeben hat, um so gut wie wir können den biblischen Glauben zu repräsentieren und Gott zu verherrlichen … Wir brauchen eine Schule, in der diejenigen, die ihren Predigerdienst gerade beginnen, zumindest eine grundlegende Bildung erhalten und in der sie die Wahrheiten des Wortes Gottes für diese Zeit besser kennenlernen.“5

Diese Botschaft führte 1874 zur Gründung des Battle Creek-Colleges, der ersten Bildungseinrichtung in einem heute weltwei-ten Netz von Colleges und Universitäten. In den 1890er-Jahren kamen Grund- und Sekundarschulen hinzu. Heute legen Sieben-ten-Tags-Adventisten besonderen Wert auf Bildung und betreiben weltweit das größte protestantische Bildungssystem.

Ähnlich wie das Verlagswesen und die Gesundheitsbotschaft hat auch der Bildungsschwerpunkt einen entscheidenden Einfluss darauf gehabt, wie Adventisten das Evangelium verkündigen. Das war möglich, weil Gott sie durch die Visionen führte, die er Ellen White gab.

Führung durch die Gabe der Prophetie ist ein Ge-schenk

Manchmal erkennen weder Siebenten-Tags-Adventisten noch die Menschen, die durch das Verlagswesen, die Gesundheitsein-richtungen und das Bildungswesen unserer Kirche gesegnet wer-den, Gottes Hand in der Gründung und Entwicklung dieser Dienste. Gott liegen die Menschen so sehr am Herzen, und die effektive Verkündigung seiner Botschaft der Hoffnung in einer sterbenden Welt ist ihm so wichtig, dass er durch Träume und Visionen direkte Weisungen gab. Kein Wunder, dass Siebenten-Tags-Adventisten das Schrifttum von Ellen White schätzen.

Die beste Art, mit diesem Geschenk umzugehen, ist sicher, ihre Ratschläge zu lesen und umzusetzen. In den Büchern Auf den Spuren des großen Arztes und Erziehung sind die meisten der Gesundheits- und Bildungsprinzipien nachzulesen, die ihr in Visionen gezeigt wurden. ■

1 Ellen G. White, Leben und Wirken, Pacific Press, 1916, S. 141 (auf der CD-ROM des Advent-Verlags Lüneburg enthalten).

2 James White, „Present Truth, and Present Conflicts: Or, the Duties and Dangers of Our Time“, Advent Review and Sabbath Herald, 8. November 1870, S. 164; Ellen G. White, Brief 8, 1851 an „Brother and Sister Howland“.

3 „Reproof for Adultery and Neglect of Children”, 12. Februar 1854, Manuskript 1, 1854. 4 Testimonies for the Church, Bd. 1, S. 492f. 5 Testimonies for the Church, Bd. 3, S. 160.

Merlin D. Burt ist Direktor der Zweigstelle des Ellen G. White-Estate an der Andrews-Universität in Berrien Springs, Michigan (USA).

Mai 2013 | Adventist World 25Mai 2013 | Adventist World 25

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F R A G E N Z U R B I B E L

Dieser Vers wird häufig von Personen angeführt, die die Göttlichkeit Christi

ablehnen. Sie sagen, dass er das erste Wesen war, das Gott

geschaffen hat. Um die Frage zu beantworten, werde ich den

Gebrauch des Begriffs „Erstgeborener“ im Alten Testament, dessen Verwendung im Neuen Testa-ment und dessen Anwendung auf Jesus zusammenfassen.

1. „Erstgeborener“ im Alten Testament: Dort bezieht sich der Begriff vorwiegend auf erstgeborene Tiere und Menschen. Sie gehören beide dem Herrn, da er deren Leben bewahrte, als er die Erstgeburt der Ägypter tötete (vgl. 2 Mo 13,15). Erstgeborene reine Tiere wurden dem Herrn geopfert, während erstgeborene unreine Tiere ausgelöst wurden (2 Mo 13,13b; 3 Mo 27,26–27). Erstgeborene Menschen mussten ebenso ausgelöst werden (2 Mo 13,13b.15). Später wurden die Leviten dem Herrn dargebracht, um im Heiligtum an Stelle der anderen erstgeborenen Männer Israels zu dienen. So wurden die Erstgeborenen der Israeliten dauerhaft ausgelöst (4 Mo 8,16–18).

Ein erstgeborener Mensch war „der Erstling meiner Stärke“ (1 Mo 49,3), ein Hinweis auf die Zeugungsfähigkeit des Vaters. Aus der Sicht der Mutter war der Erstgeborene der „zuerst den Mut-terschoß durchbricht“ (2 Mo 13,2). Die Bedeutung des erstgebo-renen Sohnes liegt wahrscheinlich darin, dass er nach dem Tod seines Vaters die Führung der Familie übernahm. Er erhielt den doppelten Anteil des Erbes und die Ehre und den Respekt der Familie (5 Mo 21,17).

Der Titel „Erstgeborener“ verweist auf den Ersten als Symbol des Besten und betont die Einzigartigkeit des ersten Sohnes und seine Vormachtstellung über den Rest der Familie. Dies führte zu einem Verständnis des Ausdrucks „Erstgeborener“ jenseits des Gedankens der Geburt. So wurde Israel als „erstgeborener Sohn“ des HERRN bezeichnet (2 Mo 4,22) in dem Sinn, dass Israel Got-tes „Eigentum vor allen Nationen“ und „ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk“ sein würde (2 Mo 19,5–6). David wird ebenso als „Erstgeborener“ bezeichnet im Sinne des „Höchsten unter den Königen auf Erden“ (Ps 89,28).

2. „Erstgeborener“ im Neuen Testament: Jesus wird als erst-geborener Sohn Marias bezeichnet (Lk 2,7), der ihren Mutter-schoß durchbrach. Andere Textstellen im Neuen Testament

gebrauchen den Begriff „Erstgeborener“ metaphorisch. Laut Heb-räer 12,23 gibt es eine „Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel aufgeschrieben sind.“ Das ist ein anderer Ausdruck, um zu sagen, dass das geistliche Israel der Erstgeborene des Herrn ist. Von Jesus heißt es, dass er „der Erstgeborene unter vielen Brü-dern“ ist (Röm 8,29). Dieser Ausdruck verweist auf Jesu Vor-machtstellung unter den von ihm Erlösten, die er auch zu seinen Brüdern gemacht hat. Christus ist auch der „Erstgeborene von den Toten“ (Kol 1,18; Offb 1,5). Dieser Ausdruck weist darauf hin, dass er der einzige ist, der die Macht des Todes überwunden hat und diesen Sieg auch Anderen zugänglich gemacht hat.

3. „Der Erstgeborene vor der Schöpfung“: Der Textzusam-menhang in Kolosser 1,15 zeigt deutlich, dass sich der auf Jesus bezogene Begriff „Erstgeborener“ auf seine Vorrangstellung in der Schöpfung und seine Macht und Herrschaft über die Schöpfung bezieht.

Der Abschnitt bezieht sich auf den Ursprung der Schöpfung, nicht auf den Ursprung Christi. Er hat alles erschaffen und er war „vor allem“ (V. 16a.17a).

Er wird als „der Anfang“ bezeichnet (V. 18b), das heißt als derjenige, der im Anfang schuf (1 Mo 1,1). Es ist also die Schöp-fung, die einen Anfang hatte, nicht Jesus!

Jesus ist auch der „Erstgeborene von den Toten“ (Kol 1,18b). Hier liegt der Gegensatz in der Darstellung der Schöpfung, die am Anfang frei vom Tod war, und dem Sieg Christi über den Tod bei seiner Wiederkunft (1 Kor 15,55.57). Als „Erstgeborener von den Toten“ hat er Macht über den Tod.

Das Ziel Gottes in all dem war, dass Christus „in allem der Erste sei“ (Kol 1,18c). Sowohl als Schöpfer als auch als Erlöser gebührt Jesus der erste Platz im Universum. Er ist der unange-fochtene Herrscher, der alles zusammenhält (V. 17b).

Christus ist das „Ebenbild“ Gottes, weil in ihm die „Fülle“ Gottes wohnt (V. 15a.19b). Darum beruht seine Vormachtstellung nicht nur auf dem, was er getan hat, sondern darin, dass er von Natur Gott ist. ■

Angel Manuel Rodríguez hat unserer Kirche viele Jahrzehnte lang gedient, zuletzt als Di-rektor des Biblischen Forschungsinstituts der Generalkonferenz. Jetzt ist er im Ruhestand.

Was bedeutet es, dass

Christus in Kolosser 1,15

der „Erstgeborene vor

aller Schöpfung“ (LB)

genannt wird?

Ersteoder

Der

Erstgeborene?

26 Adventist World | Mai 2013

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B I B E L S T U D I U M

Kurz vor seiner Kreuzigung, gab Jesus seinen Jüngern das Versprechen: „Wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir

nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin.“ (Joh 14,3; EB) Aber das war vor fast 2000 Jahren. Das Versprechen hat sich nicht erfüllt; Jesus ist noch nicht wiedergekommen. Treue Gläubige haben seine Wiederkunft in mehreren Jahrhunderten erwartet. Manche haben sogar Daten dafür festgelegt – und wurden jedesmal schwer enttäuscht.

Warum ist Jesus noch nicht wiedergekommen? Warum hat sich seine Wiederkunft verzögert? Worauf wartet er? In unserer Betrachtung dieses Monats werden wir einige Antworten entde-cken.

1 Wer allein kennt nach Mathäus 24,36 die genaue Zeit der Wiederkunft Christi?Gott hat die genaue Zeit der Wiederkunft Christi nicht offenbart. Einmal angenommen, die Jünger hätten erfahren, dass Christi Wiederkunft 2000 Jahre in der Zukunft liegen würde, dann wären sie sicherlich sehr entmutigt gewesen. Dass wir nicht wissen, wann Jesus wiederkommen wird, motiviert uns, jeden Tag dafür bereit zu sein (vgl. V. 44).

2 Was wünscht sich Gott laut 1. Timotheus 2,3–4?Es gibt nichts Wichtigeres für Gott als die Erlösung der Menschen, für die Jesus kam. Er sehnt sich danach, dass jeder Mensch dessen Opfer annimmt und für immer gerettet wird.

3 Wie sollen wir Gottes Versprechen bezüglich der Wiederkunft Christi betrachten? Sind sie noch gültig? 2. Petrus 3,9–10Die Versprechen Gottes sind noch gültig. Der Apostel Petrus gibt hier eine entscheidende Einsicht, was die Verspätung der Wieder-kunft unseres Herrn betrifft. Einer der Gründe, warum Jesus noch nicht wiedergekommen ist, besteht darin, dass Gott „Geduld mit uns hat. Denn er möchte nicht, dass auch nur ein Mensch verlorengeht, sondern dass alle Buße tun und zu ihm umkehren.“

(V. 9b NLB). Gott wartet und leidet selbst an der Sünde dieser Welt. Er tut alles, was in seiner Macht steht, um jeden Menschen zu retten.

4 Was muss laut Matthäus 24,14 und Offb. 14,6 noch geschehen, bevor Jesus wiederkommt?Wenn jeder Mensch eine angemessene Gelegenheit hatte, Jesus und seine Endzeitbotschaft anzunehmen und eine endgültige Entscheidung für oder gegen Christus zu treffen, wird Jesus wie-derkommen. Lies auch Offenbarung 22,10–12.

5 Welche anderen Faktoren tragen zur Ver zögerung der Wiederkunft Christi bei? Markus 4,26.29 und Offenbarung 14,14–16Durch das gesamte Neue Testament zieht sich die Vorstellung der Ernte im Zusammenhang mit der Wiederkunft Christi. Jesus wird wiederkommen, wenn „die Ernte der Erde reif geworden ist“. Die Frucht des Heiligen Geistes manifestiert sich im Leben der Kinder Gottes und offenbart der Welt und dem beobachtenden Universum den Charakter Christi. Die Liebe Gottes wird durch seine Gemeinde offenbart. Die verändernde Kraft und überfließende Gnade des lebendigen Christus werden durch das Volk Gottes dem gesammten Universum gezeigt (vgl. Eph 3,8–12). Der Egoismus, die Gier und der Stolz des Bösen wird durch dessen Anhänger aufgezeigt. Es wird eine unmissverständliche Linie gezogen zwischen Liebe und Hass, Selbstlosigkeit und Egoismus. Das gesamte Universum wird erken-nen, dass Gottes Weg der liebenden Güte der beste ist.

6 Wie beeinflusst die Hoffnung auf die baldige Wiederkunft Christi unseren Alltag? Titus 2,11–14

7 Was ist das größte Ergebnis der Liebe Gottes, die er uns zuteilwerden lässt? Wie verändert seine Liebe unser Verhalten? 1. Johannes 3,1–3Wenn wir eine bewusste Entscheidung treffen, um Jesus anzuneh-men, werden wir zu Söhnen und Töchtern Gottes. Durch seine Gnade werden wir gerechtfertigt und gerettet. Durch Christi Liebe werden wir geheiligt und verändert, wenn wir jeden Tag mit ihm leben. So unmöglich es erscheinen mag: Er wird uns sich selbst ähnlich machen und uns die Kraft geben, der Welt seinen Charakter zu offenbaren (vgl. 2 Kor 3,18).

Die Erlösung ist von Anfang bis Ende ein Wunder der erstaunlichen, lebensverändernden Gnade Gottes. ■

Von Mark A. Finley

immerZweitausend Jahre

undnoch warten

F o T o v o n C R E A T I o n S w A P Mai 2013 | Adventist World 27

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L E S E R f O R U M

Christus und der schmale Weg

Näheres zu diesem Wandgemälde und den dargestellten Personen gibt es unterteachers.ellenwhite.org/mural/mural.htm

1. Jesus Christus 2. Die Zehn Gebote 3. Die drei Engel 4. Die Bibel 5. Das Schrifttum von Ellen White 6. William Miller (1782–1849) 7. Der große Sternenfall (12./13.

November 1833) 8. Ellen G. White (1827–1915) 9. Die Vision von den Lichtstrahlen

(18. November 1848)10. Das himmlische Heiligtum11. Die Gemeinde in Washington,

New Hampshire12. Joseph Bates (1792–1872)13. Rachel Oakes Preston (1809–1868)14. Frederick Wheeler (1811–1910)15. Uriah Smith (1832–1903)16. Annie R. Smith (1828–1855)17. Michael Belina Czechowski

(1818–1876)18. John N. Loughborough

(1832–1924)19. Martha D. Amadon (1834–1937)20. Stephen N. Haskell (1833–1922)21. James White (1821–1881)22. John Byington (1798–1887)23. Goodloe Harper Bell (1832–1899)

24. Die Washingtoner Handpresse (1852)

25. Western Health Reform Institute (Gesundheitsinstitut)

26. Review and Herald27. Das norwegische Verlagshaus

(gegründet 1882)28. Dime Tabernacle (eingeweiht am

20. April 1879)29. Battle Creek College (gegründet

1874)30. Vigilant Missionary Society

(gegründet am 8. Juni 1869)31. Battle Creek Sanatorium

(1877–1902)32. Luther Warren (1864–1940)33. Zeltevangelisation34. J. N. Andrews (1829–1883) mit

seinen beiden Kindern, Mary und Charles

35. Kate Lindsay, Ärztin (1842–1923)36. John Harvey Kellogg, Arzt

(1852–1943)37. William H. Anderson (1870–1950)38. Kapelle in Minneapolis, Minnesota

(gebaut 1888)39. Ellet J. Waggoner (1855–1923)40. Alonzo T. Jones (1850–1923)41. Sunnyside (1896–1900)

Im September 1989 beauftragte das Ellen G. White Estate den bekannten adventistischen Künstler Elfred Lee, ein etwa 9 x 2,5 Meter

großes Wandgemälde der ersten Vision von Ellen White zu malen. Diese Vision schilderte die Reise der Adventgläubigen auf einem geraden, schmalen Pfad, nach dem himmlischen Jerusalem. „Hinter ihnen, am Anfang des Weges, war ein helles Licht, das der ‚Mitternachtsruf‘ war, wie mir [Ellen White] ein Engel sagte. Dieses Licht schien den ganzen Pfad entlang und war ein Licht für ihre Füße, damit sie nicht straucheln möchten.“ „Solange die Gläubigen ihre Augen auf Jesus gerichtet hielten, der sie nach der Stadt führte, waren sich sicher. Wenn nicht, strauchelten sie und fielen von dem Pfad herab in die Dunkelheit unter ihnen.1

Das Wandgemälde mit dem Titel Christus und der schmale Weg besteht aus drei Tafeln. Die erste stellt Menschen, Ereignisse, Institutionen und Aktivitäten aus der Adventgeschichte in der Mitte des 19. Jahr-hunderts dar. Auf der zweiten Tafel ist Christus die beherrschende Gestalt. Er wird als einziger Weg zur Erlösung und einzige Autorität der Gemeinde darge-stellt. Seine weit ausgestreckten Arme weisen auf seine liebevolle Einladung an alle Menschen hin, ihn als Herrn und Erlöser anzunehmen. Tafel zwei enthält auch eine Darstellung der Bibel, der Zehn Gebote, der drei Engel aus Offenbarung 14 und der inspirierten Schriften von Ellen White. Tafel drei setzt den Akzent vorwiegend auf Menschen und Geschehnisse des 20. Jahrhunderts.2 Das Wandgemälde wurde am 22. Oktober 1991 enthüllt. Es ist im Eingangsbereich des White Estates am Sitz der Generalkonferenz der Kir-che der Siebenten-Tags-Adventisten in Silver Spring, Maryland, USA, ausgestellt. Wahrscheinlich handelt es sich um das größte Gemälde dieser Art innerhalb unserer Kirche.

1 Ellen G. White, Frühe Schriften von Ellen G. White, Wegweiser-Verlag Wien, 1999, S. 12f

2 Die Informationen entstammen dem Flugblatt „Christus und der schmale Weg“, das vom Ellen G. White Estate herausgegeben wurde.

28 Adventist World | Mai 2013

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Christus und der schmale WegD A R R y L T H o m P S o n ; C o P y R I G H T © 2 0 1 3 , E L L E n G . w H I T E ® E S T A T E , I n C .

42. Avondale College (gegründet 1897)

43. Abram La Rue (1822–1903)44. Arthur G. Daniells (1858–1935)45. Pitcairn (erste Fahrt 1890)46. Skodsborg Sanatorium (gegründet

1898)47. Oakwood University (gegründet

1896)48. Charles M. Kinney (1855–1951)49. Anna Knight (1874–1972)50. Morning Star (1894)51. James Edson White (1849–1928)52. Brand des Battle Creek Sanato-

riums (18. Februar 1902)53. Elmshaven (1900–1915)54. Madison College (1904–1964)

55. Edward A. Sutherland (1865–1955); Sally (Bralliar) Sutherland (1871–1953)

56. Sydney Sanatorium (gegründet 1903)

57. Sanitarium Reformkostfirma (gegründet 1897)

58. Loma Linda Sanatorium (gegrün-det 1905)

59. Marcial Serna (1860–1935)60. Verlagswerk61. William H. Green (1871–1928)62. William A. Spicer (1865–1952)63. Frank L. Peterson (1893–1969)64. G. E. Peters (1885–1965)65. L. Flora Plummer (1862–1945)66. Eva B. Dykes (1892–1986)

67. Einweihung des Loma Linda Sana-toriums (15. April 1906)68. John A. Burden (1862–1942)69. Newton Evans, Arzt (1874–1945)70. Percy T. Magan, Arzt (1867–1947)71. William C. White (1854–1937)72. Arthur L. White (1907–1991)73. Fortschritt der Adventmission74. Fernando Stahl (1874–1950); Ana

(Carlsen) Stahl (1870–1968)75. Harry W. Miller, Arzt (1879–1977)76. Missionsflugzeuge77. Leo B. Halliwell (1891–1967); Jes-

sie (Rowley) Halliwell (1894–1962)78. Luzeiro (Lichtträger)79. Harold M. S. Richards (1894–1985)80. Fernsehen und Radio

81. Loma-Linda-Universität (eröffnet 1967)

82. Pioneer Memorial Church an der Andrews-Universität

83. Der barmherzige Samariter - Statue in Loma Linda, Kalifornien

84. Sitz der Generalkonferenz (offiziell eröffnet am 3. Oktober 1989)

85. Die Taube

Mai 2013 | Adventist World 29

Page 30: AW German 2013-1005

L E S E R f O R U M

In ZahLEN ausgedrückt:

17.214.683232

209

1:407Mitglieder

Verhältnis STA zu Nicht-STA

Gesamtanzahl der Länder

Mit STA-Präsenz

30. Juni 2011

M i t g L i E D E R Z a h L E N

17363

14

20

Medienzentren

VerlageZweigstellen

Lebensmittelfabriken Produktion

Krankenhäuser & Sanatorien

i N S t i t U t i O N E N

181 US-$

2010

2.900.945.610 US-$

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7. 883Schüler und Studenten

in STA- Einrichtungen

STA-Bildungsein-richtungen auf allen Ebenen

B i L D U N g

Die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten

30 Adventist World | Mai 2013

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Ein-Tag-KapelleRaymond Memorial Higher Secondary School

Die „Raymond Memorial Higher Secondary School“ bietet in der Stadt Falakata im indi-schen Bundesstaat Westbengalen mehr als 1200 Schülern eine adventistische Schulbil-dung. Das Raymond Memorial war das erste adventistische Gymnasium in Indien. Bei der Eröffnung im Jahr 1949 mussten die meisten Schüler noch in Zelten am Rand des etwa 2,5 Quadratkilometer großen Schulgrundstücks wohnen, das zum größten Teil aus unberührtem Dschungel bestand.

„Sie haben uns dafür bezahlt, dass wir zur Schule gehen“, erinnert sich Mani Ker-ketta, der zur ersten Gruppe von Schülern gehörte. „Den Rest des Tages verbrachten wir damit, das Grundstück zu erschließen.“

Maranatha Volunteers International hatte seinen ersten Einsatz am Raymond Memo-rial im Jahr 1999. Damals wurden einige Gemeindehäuser in der Gegend gebaut und bei der Gelegenheit wurde bei notwendigen Bauarbeiten an der Schule geholfen. Im Januar 2013 tat sich ein Team von Maranatha-Freiwilligen aus sechs Ländern zusammen, um die ersten acht von insgesamt 16 Ein-Tag-Klassenzimmern für die Grundschule des Raymond Memorial zu bauen. Am Tag der Einweihung der acht Klassenzimmer kamen alle Schüler, aber auch viele hinduistische und muslimische Familien zur Schule. Im Mittelpunkt der Feier standen Bildung und Hoffnung. Mehr als 80 Prozent der ortsansässigen Geschäfts-leute schicken ihre Kinder zum Raymond Memorial. „Natürlich besuchen unsere Kinder die Raymond-Schule“, meinte der Elektrohändler. „Dort gibt es die die beste Schulbil-dung in der Gegend. Sie vermitteln echte Werte.“

Das Programm zum Bau von „Ein-Tag-Kapellen“ ist ein Gemein-schaftsprojekt der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, Ad-ventist-Laymen’s Services and Industries (ASI) und Maranatha Volunteers International. Die Geschichten werden jeden Monat von Maranathas „Geschichtenerzähler“ Dick Duerksen erzählt.

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Mani Kerketta (rechts), eine der ersten Schülerinnen der Raymond-Schule, erinnert sich an die primi-tiven Bedingungen, unter denen

der erste Unterricht gehalten wurde. Diese Erinnerungen waren über-wiegend verblasst, als die neuen Schulgebäude eröffnet wurden.

F o T o S v o n R I C H A R D D u E R K S E n

„Siehe, ich komme bald …“Unser Auftrag ist es, Jesus Christus zu erhöhen und Siebenten-Tags-Adventisten überall im Glauben und Leben, in ihrer Hoffnung und Mission zu einen.

Herausgeber: Adventist World ist eine internationale Zeitschrift der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Sie wird herausgegeben von der Nordasien-Division der Generalkonferenz der Siebenten-Tags-Adventisten.

Geschäftsführender Herausgeber: Bill Knott

Mitherausgeber: Claude Richli

Internationaler Verlagsleiter: Chun Pyung Duk

Herausgeberausschuss: Ted N. C. Wilson, Vorsitz; Benjamin D. Schoun, stellvertretender Vorsitzender; Bill Knott, Sekretär; Lisa Beardsley; Daniel R. Jackson; Robert E. Lemon; Geoffrey G. Mbwana; G. T. Ng; Juan Prestol; Michael Ryan; Ella S. Simmons; Mark Thomas; Karnik Doukmetzian, Rechtsberater

Koordinationsausschuss: Lee Jairyong, Vorsitz; Akeri Suzuki; Kenneth Osbom; Guimo Sung; Glenn Mitchell; Chun Pyung Duk

Chefredakteur: Bill Knott

V. i. S. d. P. (deutschsprachige Ausgabe): Elí Diez-Prida, Pulverweg 6, 21337 Lüneburg

Redakteure in Silver Spring, Maryland, USA: Lael Caesar, Gerald A. Klingbeil (stellvertretende Chefredakteure), Sandra Blackmer, Stephen Chavez, Mark A. Kellner, Kimberly Luste Maran

Redakteure in Seoul, Korea: Chun, Jung Kwon; Choe, Jeong-Kwan

Redakteur der Online-Ausgabe: Carlos Medley

Technische Koordination: Merle Poirier

Finanzmanagerin: Rachel J. Child

Assistentin des Chefredakteurs: Gina Wahlen

Redaktionsassistentin: Marvene Thorpe-Baptiste

Leserservice: Merle Poirier

Layout und Design: Jeff Dever, Fatima Ameen

Berater: Ted N. C. Wilson, G T Ng, Robert E. Lemon, Delbert W. Baker, Guillermo E. Biaggi, Lowell C. Cooper, Daniel R. Jackson, Geoffrey G. Mbwana, Armando Miranda, Pardon K. Mwansa, Michael L. Ryan, Blasious M. Ruguri, Ella S. Simmons, Alberto C. Gulfan jr, Erton Köhler, Jairyong Lee, Israel Leito, John Rathinaraj, Paul S. Ratsara, Barry D. Oliver, Benjamin D. Schoun, Artur A. Stele, Bruno Vertallier, Gilbert Wari, Bertil A. Wiklander

Verlag der deutschsprachigen Ausgabe: Saatkorn-Verlag GmbH, Abt. Advent-Verlag, Pulverweg 6, 21337 Lüneburg

Übersetzung ins Deutsche: Frauke Gyuroka, Graz

Layoutanpassung der deutschsprachigen Ausgabe: Ingo Engel, München

Druck der deutschsprachigen Ausgabe: Thiele & Schwarz GmbH, Werner-Heisenberg-Str. 7, 34123 Kassel Rötzerdruck, Mattersburgerstr. 25, 7000 Eisenstadt (Österreich)

Autoren: Wir freuen uns über Beiträge. Unsere Anschrift: 12501 Old Columbia Pike, Silver Spring, MD 20904-6600, USA. E-Mail: [email protected], Website: www.adventistworld.org

Die Bibelzitate sind – falls nichts anderes vermerkt ist – der Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers (revidierter Text 1984), durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 2007 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart, entnommen.

Adventist World erscheint monatlich und wird in Korea, Brasilien, Indonesien, Australien, Argentinien, Deutschland, Österreich und den USA gedruckt.

9. Jahrgang, Nr. 5

Mai 2013 | Adventist World 31

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Eine Familie. Eine Welt. Adventist World.

*Abel Kirui aus Kenia gewann die Marathon-Weltmeisterschaft 2009 in Berlin und 2011 in Daegu (Südkorea). Außerdem errang er die Silbermedaille bei den Olympischen Sommerspielen 2012 in London.

Jeden Monat gelangt Adventist World in die Hände dieses Athleten.

Abel Kirui* liest Adventist World,

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