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Abschlussbericht des 2. Onlinedialogs „Zusammenleben in Berlin“ des Berliner Beirats für Familienfragen

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Abschlussbericht des 2. Onlinedialogs

„Zusammenleben in Berlin“

des Berliner Beirats für Familienfragen

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Impressum Ergebnisbericht zum 2. Onlinedialog „Zusammenleben in Berlin“ http://www.zusammenleben-in-berlin.de Im Auftrag des Berliner Beirats für Familienfragen realisierte die TuTech Innovation GmbH vom 16. April – 17. Mai 2010 den zweiten Onlinedialog „Zusammenleben in Berlin“. TuTech Innovation GmbH Rolf Lührs Birgit Hohberg Abteilung Interaktive Kommunikation Harburger Schloßstraße 6-12 21079 Hamburg Telefon: +49 40 76629-6371 Telefax: +49 40 76629-6379 E-Mail: [email protected] Internet: www.tutech.de/ik

© TuTech Innovation GmbH 2010

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1. Einführung ....................................................................................................................... 5

2. Diskussionsstruktur ........................................................................................................ 6

2.1 Integrierte Kampagne zum 2. Onlinedialog ....................................................... 6 2.2 Elemente der Diskussion ................................................................................ 11 2.3 Die Diskussionsphasen ................................................................................... 13

3. Diskussionsergebnisse..................................................................................................16

3.1 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.................................................................... 16 3.2 Diskussionsablauf ........................................................................................... 21 3.3 Beiträge nach Themen- und Kiezbezug .......................................................... 22 3.4 Die Schwerpunktthemen der Diskussion ......................................................... 24

3.4.1 Diskussionsstränge mit hoher Aufmerksamkeit ........................................ 24 3.4.2 Betreuung & Bildung ................................................................................. 27 3.4.3 Wohnen & Verkehr ................................................................................... 31 3.4.4 Freizeit ...................................................................................................... 35 3.4.5 Information & Beratung ............................................................................. 36 3.4.6 Familienfreundliche Regelungen & Verwaltung ........................................ 37

3.5 Die Checkliste ................................................................................................. 38

4. Die Themen-Wikis ...........................................................................................................54

4.1 Thema Betreuung & Bildung ........................................................................... 55 4.1.1 Verbesserung des Bildungssystems ......................................................... 55 4.1.2 Örtliche Bildungsangebote ....................................................................... 59 4.1.3 Europa- und Levanteschule ...................................................................... 61 4.1.4 Verbesserungen für Betreuungsangebote ................................................ 63

4.2 Thema Wohnen & Verkehr .............................................................................. 65 4.2.1 Familienfreundliches Wohnen .................................................................. 65 4.2.2 Hunde im Kiez .......................................................................................... 68 4.2.3 Barrieren im öffentlichen Raum ................................................................ 70 4.2.4 Familienfreundlicher Verkehr .................................................................... 72 4.2.5 Zone 30 / Geschwindigkeit ....................................................................... 75 4.2.6 Fahrradwege ............................................................................................ 77 4.2.7 Öffentlicher Personennahverkehr ............................................................. 79

4.3 Thema Freizeit ................................................................................................ 80 4.3.1 Freizeitangebote ....................................................................................... 80 4.3.2 Spielplätze ................................................................................................ 82

4.4 Thema Information & Beratung ....................................................................... 84 4.4.1 Informations- und Beratungsangebote ..................................................... 84

4.5 Thema Sonstiges ............................................................................................ 86 4.5.1 Familienfreundliche Regelungen / Verwaltung ......................................... 86

5. Livediskussionen ...........................................................................................................89

5.1 Livediskussion mit Senator Prof. Dr. Zöllner ................................................... 89 5.2 Livediskussion mit Prof. Dr. Haci-Halil Uslucan .............................................. 95 5.3 Livediskussion mit Ulrike Frank und Judith Döker ........................................... 98 5.4 Livediskussion mit den familienpolitischen Sprecherinnen der Fraktionen .... 105 5.5 Livediskussion mit Staatssekretär Rainer-Maria Fritsch ................................ 110

6. Auswertung der Fragebögen .........................................................................................89

7. Fazit ............................................................................................................................... 115

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1. Einführung

Eineinhalb Jahre nach dem ersten Onlinedialog „Zusammenleben in Berlin“ lud der Berliner

Beirat für Familienfragen die Berlinerinnen und Berliner vom 16. April bis zum 17. Mai 2010

erneut ein, im Internet über das Familienleben in ihrem Kiez zu diskutieren. Seit 2008 hatte

der Berliner Familienbeirat neben der ersten Onlinediskussion (von November bis Dezember

2008 ) verschiedene Instrumente eingesetzt, z.B. wissenschaftliche Bestandsaufnahmen und

Bedarfsanalysen, ganztätige Familienforen, Diskussionsveranstaltungen und Fachforen, um

sowohl die wissenschaftliche Expertise als auch die Sicht der Bürgerinnen und Bürger in den

neuen Berliner Familienbericht und seine Handlungsempfehlungen einfließen zu lassen.

Die zweite Onlinediskussion zum Thema Familienfreundlichkeit in Berlin setzte daher den

Onlinediskurs „Zusammenleben in Berlin“ von 2008 fort und erweitert ihn um den Aspekt des

unmittelbaren Wohnumfeldes („Werdet Kiez-Abgeordnete!“). Auffällig ist in der

Gesamtbetrachtung der Ergebnisse, dass die beteiligten Bürgerinnen und Bürgern in den

Onlinedialogen und den Familienforen in den Stadtteilen ähnliche Schwerpunkte setzen, die

in einem familienfreundlichen Berlin als wichtig erscheinen und weiteren Handlungsbedarf

erfordern, wie zum Beispiel:

Qualität von Bildungs- und Betreuungseinrichtungen

Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Schaffung von zentralen Treffpunkten von und für Familien im Stadtteil

Mehr zielgruppenspezifische Freizeitangebote (z.B. für Jugendliche)

Allgemeine Verbesserung der Informationsvermittlung

stärkere Einbindung und Mitsprache der Familien

Verbesserung der Zusammenarbeit und Kommunikation von Ämtern und Familien

Ausbau der krisenbezogenen Beratung (Armut, Trennung, Sorgerecht etc.)

Stärkere Integrationsangebote

Im Rahmen des 2. Onlinediskurses konnten nun die Resultate der anderen

Beteiligungselemente diskutiert und gleichzeitig der Bezug zu der aktuellen Situation in

Gesamtberlin sowie seinen einzelnen Stadtteilen hergestellt werden. Die Weiterentwicklung

der Diskussion „Zusammenleben in Berlin“ baute somit auf den bisherigen Ergebnissen auf

und eröffnete ergänzende Perspektiven auf das Thema.

Die Inhalte des zweiten Onlinedialogs „Zusammenleben in Berlin“ wurden für den

vorliegenden Abschlussbericht inhaltsanalytisch ausgewertet, die Ergebnisse

zusammengefasst und mit Originalzitaten veranschaulicht. Der Bericht ist wie folgt

gegliedert: Das folgende Kapitel (2) beschreibt zunächst die Diskussionsstruktur sowie die

einzelnen Elemente der Internetplattform. Die Dokumentation der Diskussionsergebnisse im

Abschnitt 3 untergliedert sich in die Analyse der Teilnehmerprofile (3.1), des

Diskussionsverlaufs (3.2), einer Auswertung der Beiträge nach Themen- und örtlichem

Bezug (3.3), einer Darstellung der Diskussionsschwerpunkte (3.4) sowie der erweiterten

Checkliste (3.5). Kapitel 4 listet die aus den Forenbeiträgen der Teilnehmenden

resultierenden Themen-Wikis auf, in Abschnitt 5 folgt die Dokumentation der fünf

Livediskussionen der Teilnehmenden mit verschiedenen Experten und Vertretern aus Politik

und Verwaltung. Kapitel 6 liefert das abschließende Fazit.

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2. Diskussionsstruktur Der Berliner Familienbeirat startete seinen 2. Online-Dialog am 16. April 2010. Vier Wochen

lang waren Berlinerinnen und Berliner eingeladen, „Kiez-Abgeordnete“ zu werden und über

das Familienleben in ihrem Stadtteil zu diskutieren, um Ideen für ein familienfreundliches

Zusammenleben in Berlin zu sammeln. Wie bei den vorherigen Beteiligungselementen des

Berliner Beirats für Familienfragen (Familienforen, 1. Online-Dialog) fließen auch die

Anregungen, Kritik und Ideen des 2. Online-Dialogs in den Berliner Familienbericht, der vom

Familienbeirat erarbeitet und dem Senat Ende 2010 übergeben wird .

Abbildung 1: Startseite

2.1 Integrierte Kampagne zum 2. Onlinedialog

Der 2. Online-Dialog „Zusammenleben in Berlin“ wurde in einer integrierten Kampagne

begleitet, deren on- und offline-Instrumente aufeinander abgestimmt waren. Zur Umsetzung

der Kampagne und des Dialogs wurden „pro bono“ - Partner und - Unterstützer gewonnen,

die in die stadtweite Kampagne eingebunden wurden und so wesentlich zur

Bekanntmachung des Dialogs beitrugen. Im Folgenden wird ein Überblick über die den

Dialog begleitenden Öffentlichkeitsmaßnahmen gegeben, die vor allem aus

Medienpartnerschaften, einer PR- und einer Social Media-Kampagne sowie einer

großangelegten Umfrage bestand.

Der Medienpartner „Der Tagesspiegel“ unterstützte den Online-Dialog mit der

Tagesspiegel-Serie „Familie in Berlin“.

Abbildung 2: Tagesspiegel-Serie „Familie in Berlin“

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Die Agentur Johanssen+Kretschmer - Strategische Kommunikation GmbH konzipierte

und realisierte die integrierte Kampagne „Werdet Kiez-Abgeordnete“ mit sämtlichen

Elementen von Claim, Plakat- und Anzeigen, Postkarten, Newslettern, Online-Banner über

U-Bahn-TV-Spot bis zur Social-Media-Kampagne.

Abbildung 3: Plakate der Kampagne „Werdet Kiez-Abgeordnete“

Die Stadtkultur-Berlin GmbH übernahm die kostenlose Plakatierung. Die

Hauptstadtkampagne „be Berlin“ unterstützte den Dialog mit Produktionskosten bei

Postkarten und dem U-Bahn-TV-Spot. Die Firmen Dinamix und Cosmoproducts gehörten

ebenfalls zu den Unterstützern. Eine Besonderheit stellte der Fotoautomat von

Comsoproducts dar, der das eigene Foto in eine Postkarte der Kampagne druckte.

Abbildung 4: Fotoautomat und Postkartenvorlage für Foto

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Abbildung 4a: Kiez-Ausweis aus dem Cosmocard Automat

Eine begleitende Social Media-Kampagne wurde mit der Seite „Zusammenleben in Berlin“ von Johanssen+Kretschmer Strategische Kommunikation auf Facebook initiiert. Die Seite, als Facebook -Fanpage aufgebaut, bekam 232 Fans (Stand: Juli 2010). Auf der Fanpage wurden regelmäßig Nachrichten aus dem Tagesspiegel oder der Berliner Zeitung veröffentlicht, die sich mit den Themen Familienpolitik, Bildungspolitik, Wohnverhältnisse in Berlin beschäftigten. Zudem informierte die Fanpage über Ereignisse des 2. Online-Dialogs wie etwa die stattfindenden Live-Chats. Die Nachrichten können bewertet („I like this“) und kommentiert werden.

Abbildung 5: Facebook Fanpage „Zusammenleben in Berlin“

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Der 2. Online-Dialog wurde auf Facebook zusätzlich als eigenständiges Event präsentiert und Einladungen zur Teilnahme an die bis dahin 123 Fans der „Zusammenleben in Berlin“ Seite geschickt. Die Seite enthielt eine Ankündigung und Links auf die Seite des Online-Dialogs.

Abbildung 6: Eventpage des 2. Online-Dialogs „Berliner Kiez-Parlament“

Zahlreiche Online-Partner sowie namentlich die Bezirksämter Spandau und Marzahn haben

durch intensive Kommunikation zu einem hohen Bekanntheitsgrad des Online-Dialogs

beigetragen.

Darüber hinaus unterstützten folgende prominente Paten den Online-Dialog:

Astrid Frohloff (Journalistin und TV-Moderatorin),

Ole Tillmann (Schauspieler und Moderator),

Justus Kliss (Journalist und TV-Moderator),

Katja Desens (Moderatorin bei 104.6 RTL) sowie

die Schauspielerinnen Judith Döker und Ulrike Frank.

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Abbildung 7: Judith Döker als Patin des Online-Dialogs

Die Deutsche Post AG finanzierte zielgenaue Unterstützungsschreiben an 55.000 Berliner

Familienhaushalte mit dem Produkt MediaMail.

Abbildung 8: Unterstützungsschreiben und Fragebögen

Insgesamt wurden 217 der den Unterstützungsschreiben beiliegenden Fragebögen

zurückgesendet. Bis auf sehr wenige Ausnahmen enthielten alle Rücksendungen

qualifizierte, themenbezogene Antworten. Den Angaben und dem Schriftbild nach zu urteilen

haben sich deutlich mehr ältere Menschen durch den Fragebogen angesprochen gefühlt und

entsprechende Angaben zum Zusammenleben in ihrem Kiez gemacht als beim 2. Online-

Dialog (siehe Abschnitt 3).

Der Rücklauf verteilt sich wie folgt nach den 12 Berliner Bezirken:

Charlottenburg-Wilmersdorf: 7

Friedrichshain-Kreuzberg: 10

Mitte (Tiergarten, Wedding). 8

Lichtenberg (Lichtenberg und Hohenschönhausen): 11

Marzahn-Hellersdorf: 23

Neukölln: 20

Pankow (Prenzlauer Berg, Weißensee): 18

Reinickendorf: 25

Spandau: 14

Steglitz-Zehlendorf:29

Tempelhof-Schöneberg: 17

Treptow-Köpenick: 16

Sonstige: 15 (keine Angabe und nicht verwertbare Aussagen)

Leere Rücksendungen: 4

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Die konkreten Vorschläge betrafen ganz überwiegend Themen, die in die Zuständigkeit von

Land und Bezirk fielen. Der Bund wurde mit Themen wie dem „Ausbau der Kinderbetreuung

fortsetzen“ und „stärkere finanzielle Förderung von Familien“ nur in wenigen Fällen genannt.

Die Bereiche, die nach Angaben der an der Umfrage teilnehmenden Berliner für am meisten

verbesserungswürdig gehalten wurden, ähneln denen des Online-Dialogs und betrafen

überwiegend die folgenden Aspekte:

Wohnen (altersgerecht, bezahlbar, fehlende Parkanlagen, Begegnungsstätten,

Sauberkeit, sichere Radwege, Zusammenleben der Generationen)

Spiel- und Sportplätze (Sauberkeit, Zustand, Vorhandensein im Kiez)

Kosten für Freizeit und Nahverkehr

Ausbau der Kinderbetreuung und bessere Schulbildung (kleiner Klassen, mehr Personal).

2.2 Elemente der Diskussion

Im Rahmen des zweiten Onlinedialogs „Zusammenleben in Berlin“ wurde die Grundstruktur

des ersten Dialogs übernommen, aber gleichzeitig weiterentwickelt. So bot die Plattform

www.zusammenleben-in-berlin.de auch weiterhin die folgenden zentralen Elemente an, um

gemeinsam die Familienfreundlichkeit in Berlin diskutieren zu können:

Informieren: Um vielen Bürgerinnen und Bürgern ein Forum zur aktiven Teilnahme und

Mitsprache bei der Gestaltung der Familienfreundlichkeit in Berlin zu ermöglichen, boten die

Infothek und der Newsbereich der Plattform den Besuchern die Möglichkeit, sich mit Hilfe

des dargebotenen Informationsmaterials, Hintergrundinformationen, Studien und den

Ergebnissen der vorangegangenen Beteiligungselemente über das Diskussionsthema zu

informieren.

Diskutieren: Die Bürgerinnen und Bürger konnten über die gesamte Laufzeit des Diskurses

das Diskussionsforum nutzen, um ihre Anregungen und Hinweise einzubringen und

miteinander zu diskutieren. Im Rahmen von zusätzlichen temporären Livediskussionen

wurde den Teilnehmenden ermöglicht, jeweils eine Stunde direkt mit Experten, Prominenten

und städtischen Vertreter/innen ihre Fragen und Anregungen in Bezug auf die Situation von

Familien in Berlin zu erörtern.

Ergebnisdokumentation in den gemeinsam zu bearbeitenden Wikis: In Kooperation mit

den Moderatoren wurden die Ergebnisse und Pro- und Contra-Argumente der jeweiligen

Diskussionen nach Themen gruppiert in sogenannten Wikis1 zusammengefasst und

dokumentiert. Die Wikis konnten von den registrierten Nutzern während des

Diskussionsverlaufs auf der Plattform gemeinsam weiter ausgearbeitet und ergänzt werden.

Neuerungen

Die zentrale Neuerung bestand darin, dass der zweite Diskurs im Gegensatz zur ersten

Diskussion zwar ebenfalls ein Hauptforum offerierte, die Beiträge jedoch leicht nach

Themen- und Kiezbezug gefiltert werden konnten. So sollte der unmittelbare Kiezbezug

1 Wikis sind Dokumente, die von allen registrierten Teilnehmenden gemeinsam im Internet bearbeitet werden

können. Vgl. auch das Beispiel Wikipedia, www.wikipedia.de

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hergestellt, und damit noch mehr die Erfahrungs- und Lebenswelt der Teilnehmenden

getroffen werden.

Insgesamt wurde der Zugang zur Diskussion einfacher und hauptsächlich über die Startseite

gestaltet. So wurden die Besucher der Seite direkt auf der Startseite eingeladen, einen

Beitrag zu schreiben.

Abbildung 9: Beitragsformular auf der Startseite

Die Sortierung / Zuordnung der Beiträge erfolgt über die ausgewählten Kategorien (Mein

Thema) oder den örtlichen Bezug (Mein Kiez), die im Beitragsformular abgefragt wurden,

und nicht wie bei dem ersten Onlinedialog über Unterforen. Den direkten Zugang zu den

Beiträgen ermöglichen die Anzeigelisten auf der Startseite. Innerhalb der Listen wurden

jeweils die aktuellen Beitragszahlen zur Kategorie bzw. Bezirk angegeben, um den Grad der

Aktivität anzuzeigen.

Abbildung 10: gefilterte Beitragslisten

Als ein weiteres neues Element war die interaktive Stadtkarte in die Plattform integriert

worden, in die die Teilnehmenden ihre Beiträge direkt hineinschreiben und somit lokal

verorten konnten.

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Abbildung 11: interaktive Stadtkarte

Die Beiträge in der Karte ermöglichten eine schnelle Übersicht und lokale Zuordnung zu den

unterschiedlichen Stadtteilen. Hier konnten sowohl Hinweise zu Mängeln als auch

quartiersspezifische Angebote eingestellt werden. Die Beiträge aus der Karte wurden

automatisch auch in das zentrale Hauptforum weitergeleitet und konnten dort wie alle

anderen Beiträge kommentiert und diskutiert werden.

2.3 Die Diskussionsphasen

Die Diskussion „Zusammenleben in Berlin“ verlief in drei aufeinanderfolgenden Phasen, die

unterschiedliche Ziele verfolgten: 1. die Auffächerung des Themas und Erschließung der aus

der Sicht der Teilnehmenden wichtigsten Aspekte der Familienfreundlichkeit in Berlin, 2. die

Vertiefung dieser Teilaspekte, die Entwicklung konkreter Ideen in Wikis sowie der direkte

Dialog mit Experten, prominenten Berlinern und Vertretern der Stadt in temporär geöffneten

Livediskussionsforen und 3. die abschließende Überprüfung und Ergänzung der

Diskussionsergebnisse.

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Abbildung 12: Ablauf und Phasen der Diskussion

Phase 1:

Die erste Phase (16.-25.4.) diente der Identifikation der vorhandenen Probleme und

Sammlung von Verbesserungsideen in den für Familien relevanten Bereichen. Dies konnte

auf Stadtteil- / Quartiersebene stattfinden oder einen generellen Fokus auf ganz Berlin

haben. Als Grundlage und Einstieg dienten die bisherigen Ergebnisse der verschiedenen

Bausteine auf dem Weg zur Erstellung des neuen Familienberichts.

Die Einträge konnten die Teilnehmenden über zwei unterschiedliche Wege auf die Plattform

stellen: a) als normalen Beitrag im Forum oder b) als lokal verorteter Eintrag in die interaktive

Stadtkarte. Die Sortierung / Zuordnung der Beiträge erfolgte über die ausgewählten

Themenkategorie oder den örtlichen Bezug. Den direkten Zugang zu den Beiträgen

ermöglichten die Anzeigelisten auf der Startseite. Die Listen zeigten jeweils die aktuellen

Beitragszahlen zur Kategorie bzw. Bezirk an, um den Grad der Aktivität zu verdeutlichen.

Phase 2:

In der zweiten Phase (26.4.-13.5.) wurden Lösungsvorschläge zu den identifizierten

Problemen entwickelt. Dies konnte zum Beispiel durch Hinweise aus anderen Quartieren

erfolgen oder allgemein neue Konzepte beinhalten.

Die diskutierten Lösungsvorschläge wurden in Wikis zusammengefasst. So richteten die

Moderatoren für die sich herauskristallisierenden Ideen und Konzepte jeweils ein

thematisches Wiki ein, das dann im Anschluss von den registrierten Nutzern weiter

ausgearbeitet und vervollständigt werden konnte.

Insgesamt entstanden über diesen Weg 15 Themen-Wikis zu familienrelevanten Aspekten.

Sie thematisieren zum Beispiel den Lehrermangel an Berliner Schulen und niedrigen

Betreuungsschlüssel in den Kitas, die fehlende Kontrolle und Bestrafung von

Geschwindigkeitsüberschreitungen, Mängel an Fahrradwegen oder Spielplätzen, steigende

Mietpreise, aber auch positive Beispiele von Kiezinitiativen, familienfreundlichen

Wohngebieten und Freizeitangeboten für Kinder.

Die folgende Tabelle listet die verschiedenen Kategorien mit den zugehörigen Themen-Wikis

auf:

Kategorien Ausgearbeitete Themen

Betreuung & Bildung - Verbesserung des Bildungssystems

- Örtliche Bildungsangebote

- Europa- und Levanteschule

- Verbesserungen für Betreuungsangebote

Wohnen & Verkehr - Familienfreundliches Wohnen

- Hunde im Kiez

- Barrieren im öffentlichen Raum

- Familienfreundlicher Verkehr

- Zone 30 / Geschwindigkeit

- Fahrradwege

- Öffentlicher Personennahverkehr

Freizeitangebote - Freizeitangebote

- Spielplätze

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Information und Beratung - Informations- und Beratungsangebote

Sonstiges - Familienfreundliche Regelungen / Verwaltung

Tab. 1: Liste der Themen-Wikis nach Kategorie

Neben der Diskussion im Hauptforum wurden während der zweiten Phase fünf

Livediskussionen angeboten. In eigens für diesen Zeitraum eröffneten Unterforen standen

jeweils für eine Stunde die folgenden Experten, prominente Berliner oder Vertreterinnen und

Vertreter der Stadt Berlin für die direkte Diskussion mit den Teilnehmenden zur Verfügung:

- Der Senator für Bildung, Wissenschaft und Forschung, Prof. Dr. Zöllner, diskutierte am 5.

Mai mit den Teilnehmenden zahlreiche Fragen rund um die Bildungs- und

Betreuungssituation in Berlin.

- Der Migrationspsychologe Prof. Dr. Haci-Halil Uslucan erörterte am 10. Mai das Thema

Integration und Zusammenleben deutscher Familien und Familien mit

Migrationshintergrund.

- Am 11. Mai, diskutierten die Teilnehmenden live mit den Schauspielerinnen Judith Döker

und Ulrike Frank allgemein über die Familienfreundlichkeit in Berlin.

- Am 12. Mai stellten sich die familienpolitischen Sprecherinnen der Fraktionen im Berliner

Abgeordnetenhauses den Fragen der Teilnehmenden im Forum: Sandra Scheeres

(SPD), Emine Demirbüken-Wegner (CDU) Elfi Jantzen (Bündnis 90/Die Grünen), und

Mieke Senftleben (FDP)

- Der Berliner Staatssekretär für Soziales, Rainer-Maria Fritsch, erörterte am 14. Mai, mit

den Teilnehmenden die Situation von Familien in Berlin und nahm insbesondere Stellung

zu Fragen rund um das Thema Armut.

Phase 3:

Die bisherigen Ergebnisse und Ideen im Hauptforum wurden in der dritten Phase (14.-17.5.)

abschließend diskutiert und die gemeinsam erarbeiteten Wikis auf Richtig- und

Vollständigkeit überprüft.

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3. Diskussionsergebnisse

Für den Abschlussbericht wurden die soziodemografischen Daten der Teilnehmenden

analysiert und die Beiträge des Online-Dialogs inhaltsanalytisch ausgewertet. Unterstützend

wirkten hierbei die thematische Bündelungen der Aspekte und der zugehörigen

Argumentationslinien durch die Moderatoren und Teilnehmenden in den Wikis. Diese

Beteiligungsmethode, die auf dem DEMOS-Verfahren der TuTech Innovation GmbH basiert2,

beinhaltet, dass die zentralen Beiträge und Vorschläge bereits während der Diskussion

kontinuierlich erfasst und thematisch kategorisiert werden und die Ergebnisse von den

Teilnehmerinnen und Teilnehmern gleichzeitig überprüft und gegebenenfalls korrigiert

werden können.

Das Profil der Teilnehmenden wird in Kapitel 3.1 dargestellt. Im nachfolgenden Kapitel 3.2

wird kurz der Diskussionsverlauf geschildert.

Der Abschnitt 3.3 erläutert die Auswertung der Beiträge nach Themen- und Kiezbezug. Es

folgt in der Rubrik 3.4 die Darstellung der thematischen Schwerpunkte und zentralen

Argumentationen. Kapitel 3.5 bündelt die konkreten Vorschläge und Anmerkungen der

Teilnehmenden in einer Checkliste.

Die Dokumentation der aus den Forenbeiträgen und Vorschlägen resultierenden 15 Wikis mit

Hinweisen und Verbesserungsvorschlägen der Teilnehmenden erfolgt gesondert in Kapitel 4.

3.1 Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Wie bei allen Dialogformen des Berliner Familienbeirats wurden auch beim 2. Online-Dialog

„Zusammenleben in Berlin“ die Teilnehmenden während der Registrierung nach

soziodemografische Daten gefragt, die von ca. 68% der Befragten freiwillig angegeben

wurden.

Während im ersten Onlinedialog und bei dem Fragebogen zum Online-Dialog 2010 die

Zugehörigkeit zu den „neuen“ 12 Bezirken abgefragt wurde, die gemäß der Gebietsreform

von 2001 aus den ehemals 23 Bezirken entstanden waren, wurde im zweiten Diskurs wieder

die 23 „Alt“-Bezirke Berlins angeboten, da der Bezug als deutlich höher eingeschätzt wird.

Wie die Daten zeigen, haben sich Bewohnerinnen und Bewohner aus fast allen 23 Berliner

Alt-Bezirken am Onlinedialog beteiligt, die einzige Ausnahme bildet Hellersdorf. 2 % der

Teilnehmenden wohnen außerhalb Berlins.

Die meisten der Teilnehmenden (12%) kamen aus dem Bezirk Prenzlauer Berg, gefolgt von

Charlottenburg, Kreuzberg und Steglitz mit je 11%. An dritter Stelle stehen mit 7%

Friedrichshain und Tempelhof. Mit jeweils 5% vertreten waren die Bewohner/innen von

Neukölln und Mitte, gefolgt von Pankow, Schöneberg und Zehlendorf mit je 4%.

Vergleichsweise gering vertreten sind mit 3 % dagegen Teilnehmende aus Lichtenberg,

Spandau und Wilmersdorf. Die wenigsten Teilnehmenden kamen jedoch mit jeweils 1% aus

2 Das DEMOS-Verfahren wurde im Rahmen eines gleichnamigen europäischen FuE-Projekts entwickelt und

seitdem von der TuTech Innovation GmbH in zahlreichen moderierten Online-Diskursen angewandt.

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Hohenschönhausen, Köpenick, Marzahn, Reinickendorf, Tiergarten, Treptow, Wedding und

Weißensee.

11

7

01

1

11

3

1

5 54

12

1

4

3

11

7

11 1

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rozen

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Abbildung 13: Verteilung nach „Alt“-Bezirken

Insgesamt gaben 98% der Teilnehmenden an, ihre Muttersprache sei Deutsch. 1% nannte

Türkisch als Muttersprache und 2% wählten die Kategorie „Sonstiges“.

Erneut haben sich bei dem auf das Thema Familie fokussierten Diskurs erheblich mehr

Frauen als Männer beteiligt (65%:35%). Damit entspricht die Geschlechterverteilung im

zweiten Familiendiskurs exakt der des ersten Onlinedialogs und zeigt wie auch schon in den

beiden Familiendiskursen in Hamburg (62%:38%) und München (77%:23%), die ebenfalls

auf der Basis des DEMOS-Verfahrens durchgeführt wurden3, dass sich von diesem Thema

weiterhin deutlich mehr Frauen angesprochen fühlen.

65 65

77

62

35 35

23

38

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

Berlin 2010 Berlin 2008 München 2006 Hamburg 2005

in P

rozen

t

weiblich männlich

3 Im November 2005 realisierte die TuTech Innovation GmbH im Auftrag der Stadt Hamburg die moderierte

Internetdiskussion „Familienfreundlicher Wohnort Hamburg“ (http://www.familienleben-hamburg.de) und für die Stadt München im Mai 2006 die Online-Diskussion „Kinder- und Familienstadt München“ (http://familie.portal.muenchen.de/).

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Abbildung 14: Verteilung nach Geschlecht in den Internetdiskussionen in Berlin (2010, 2008), München (2006) und Hamburg (2005)

Auch hinsichtlich der Alterstruktur weisen nicht nur die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des

ersten und zweiten Berliner Onlinedialogs zum „Zusammenleben in Berlin“, sondern auch die

des Hamburger und Münchner Familiendiskurses starke Ähnlichkeiten auf: so sind in allen

vier Onlinediskussionen die Nutzer/innen im Alter von 30 bis 44 Jahren mit Abstand die

stärkste Teilnehmergruppe. Stellten sie in Berlin 2008 einen Anteil von 54% der

Teilnehmenden, so sind es 2010 sogar 59%. In Hamburg (63%) und München (74%) war ihr

Anteil sogar noch deutlich höher.

Es folgt die Altersgruppe der 45 bis 64-jährigen (29%) und der 18 bis 29-jährigen (9%).

Vergleichsweise wenig vertreten sind dagegen diejenigen unter 18 (1%) und über 64 Jahren

(2%). Diese Verteilung zeigt in allen vier Diskursen eine vergleichbare Tendenz, wie die

nachfolgende Graphik darstellt.

1

9

59

29

20

11

54

32

21

9

74

16

03

7

63

25

2

0

10

20

30

40

50

60

70

80

unter 18 18 bis 29 30 bis 44 45 bis 64 65 und älter

in P

rozen

t

Berlin 2010 Berlin 2008 München 2006 Hamburg 2005

Abbildung 15: Altersverteilung in den Internetdiskussionen in Berlin (2010, 2008), München (2006) und Hamburg (2005)

Was die Art des Zusammenlebens anbelangt, so befinden sich diejenigen, die mit

Partner/Partnerin und Kindern zusammenleben, mit 63% deutlich in der Mehrheit - gefolgt

von Partnern ohne Kinder (15 %). Mit 9% sind Singles und mit 8% die Alleinerziehenden mit

Kindern vertreten. Jeweils 2% gaben an, mit weiteren Erwachsenen und Kindern bzw. ohne

Kinder zusammenzuwohnen. Gar nicht beteiligt waren dagegen Personen, die zu Hause

Angehörige pflegen.

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Abschlussbericht des 2. Onlinedialogs „Zusammenleben in Berlin“

19

0

0

0

2

2

8

9

15

63

0 10 20 30 40 50 60 70

Alleine mit pflegebedürftigen Angehörigen

Mit Partner/ Partnerin und pflegebedürftigen Angehörigen

Mit weiteren Erwachsenen und pflegebedürftigen Angehörigen

Mit weiteren Erwachsenen ohne Kinder

Mit weiteren Erwachsenen und Kindern

Alleine mit Kindern

Alleine ohne Kinder

Mit Partner/ Partnerin ohne Kinder

Mit Partner/ Partnerin und Kindern

in Prozent

Abbildung 16: Verteilung nach Haushaltstyp

Auf die Frage, wie viele Kinder die Teilnehmenden haben, nannte die Mehrheit zwei (38%).

25% gaben an, ein Kind zu haben, 10% drei und 10% mehr als drei Kinder. Ein Anteil von

17% der Teilnehmenden ist kinderlos.

Damit zeigt der zweite Online-Dialog eine ähnliche Verteilung wie der erste Diskurs. Jedoch

hatten die Teilnehmenden der ersten Diskussionsrunde etwas weniger Kinder: die größte

Gruppe mit 35 % nannte damals ein Kind, 31% zwei Kinder, 8% drei und nur 2 % mehr als

drei Kinder. Mit einem Anteil von 25% waren im ersten Onlinedialog deutlich mehr

Teilnehmenden ohne Kinder beteiligt.

17

25

38

10 10

25

35

31

8

2

0

5

10

15

20

25

30

35

40

45

keins 1 2 3 mehr als 3

in P

rozen

t

Berlin 2010 Berlin 2008

Abbildung 17: Verteilung nach Kinderzahl im Vergleich zum ersten Berliner Diskurs (2008)

Auch bei den Angaben zum Berufsstand weisen die beiden Berliner Familiendiskurse in der

Tendenz Ähnlichkeiten auf: So stellen die Teilnehmenden im Angestelltenverhältnis in

beiden Diskussionen die mit Abstand größte Gruppe (2010: 45%; 2008: 47%). Die

zweitgrößte Gruppe mit 20% sind freiberuflich (2008: 17%), gefolgt von den Beamtinn/en und

„Sonstiges“ mit je 10% (2008: 8 und 7%). Da die Kategorie „Hausfrau/Hausmann“ nicht

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Abschlussbericht des 2. Onlinedialogs „Zusammenleben in Berlin“

20

gesondert aufgeführt wurde, ist anzunehmen, dass sich unter letzterer auch diejenigen

zugeordnet haben, die derzeit ausschließlich mit der Betreuung der Kinder beschäftigt sind.

Zum Zeitpunkt der Registrierung bezeichneten sich 5 % der Befragten als arbeitssuchend

(2008: 4%). Die Kategorie „Student/in“ wählten 4%, die des/der „Unternehmer/in“ 3% (2008:

8 und 5%). Mit je 1% waren „Rentner/innen“, „Arbeiter/innen“, „Schüler/innen“ und

„Auszubildende“ dagegen wenig vertreten, was jedoch in etwa der Verteilung im ersten

Familiendiskurs entspricht.

0

1

1

1

3

4

5

10

10

20

45

1

0

2

1

5

8

4

8

7

17

47

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50

Auszubildende(r)

Schüler(in)

Arbeiter(in)

Rentner(in)

Unternehmer(in)

Student(in)

Arbeitssuchende(r)

Beamter/ Beamtin

Sonstiges

Freiberuflich

Angestellte(r)

in Prozent

Berlin 2010 Berlin 2008

Abbildung 18: Verteilung der Teilnehmenden nach Berufsstand

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Abschlussbericht des 2. Onlinedialogs „Zusammenleben in Berlin“

21

3.2 Diskussionsablauf

Die zweite Internetdiskussion „Zusammenleben in Berlin“ wurde während der Laufzeit von

5.409 Besuchern aufgesucht, die die Seiten insgesamt 44.627 mal abriefen. 198

Nutzer/innen haben sich registriert und 667 Beiträge verfasst, aus denen 15 Themen-Wikis

mit gebündelten Anmerkungen und Hinweisen zu bestimmten Themenkomplexen

entstanden sind.

Im Gegensatz zum ersten Onlinediskurs war der Registrierungsmechanismus beim zweiten

Onlinedialog von vornherein in Form eines Double Opt-in-Verfahrens4 gestaltet worden, um

die Registrierung mit falschen Emailadressen zu unterbinden. Dies sorgte einerseits für mehr

Sicherheit, erweiterte den Registrierungsprozess jedoch um die Notwendigkeit, den

Nutzeraccount zunächst über den Aktivierungslink freizuschalten. Dennoch haben rund 90 %

der Teilnehmenden diesen Schritt erfolgreich absolviert.

Infolge der intensiven Presse- und Medienarbeit (z.B. Pressekonferenz, Berichterstattung,

Postsendung, Ankündigung der Livediskussion) wurde das Interesse an dem vierwöchigen

Onlinedialog bis zum Ende aufrechterhalten, wie die nachfolgende Grafik zeigt:

0

5

10

15

20

25

30

35

16.4

.

17.4

.

18.4

.

19.4

.

20.4

.

21.4

.

22.4

.

23.4

.

24.4

.

25.4

.

26.4

.

27.4

.

28.4

.

29.4

.

30.4

.

1.5

.

2.5

.

3.5

.

4.5

.

5.5

.

6.5

.

7.5

.

8.5

.

9.5

.

10.5

.

11.5

.

12.5

.

13.5

.

14.5

.

15.5

.

16.5

.

17.5

.

Abbildung 19: Verlauf der Besuche und Registrierungen

Erneut erörterten die Teilnehmenden das Thema Familienfreundlichkeit und

Zusammenleben in Berlin ausführlich und mit hohem Engagement. Viele der Beteiligten

nutzen die Gelegenheit, auf der Plattform nicht nur auf Mängel hinzuweisen und ihre

Anregungen zu Verbesserungsmöglichkeiten zu geben, sondern benannten auch positive

Beispiele und Angebote in Berlin bzw. ihrem individuellen Kiez. Auch beim zweiten

Durchgang der Onlinediskussion gaben sich die Teilnehmenden wieder gegenseitig

weiterführende Informationen und Ratschläge in Bezug auf familienrelevante

Fragestellungen. Die Teilnehmenden nutzten darüber hinaus die Gelegenheit zum direkten

Austausch mit den Experten, prominenten Berlinerinnen oder städtischen Vertreter/innen im

Rahmen der fünf einstündigen Livediskussionen auf www.zusammenleben-in-berlin.de.

Die Diskussion war von einem freundlich-konstruktiven Grundton geprägt und bewahrte ein

hohes inhaltliches Niveau. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erörterten die zahlreichen

Aspekte von Familienfreundlichkeit aus ihren jeweiligen Perspektiven und untermauerten

ihre Positionen argumentativ. Dank dieser konstruktiven Atmosphäre kamen auch im zweiten

4 Beim „Double Opt-in“ genannten Verfahren erhält der sich registrierende Nutzer zunächst eine Email mit der

Aufforderung, über einen integrierten Link den Erhalt dieser Email und somit die Gültigkeit seiner Emailadresse zu bestätigen. Die Registrierung beim „Double Opt-in“ wird erst nach dieser Bestätigung durch den Nutzer wirksam. Im ersten Diskurs waren die Nutzer direkt nach der Registrierung bereits auf der Plattform eingeloggt und konnten sich aktiv beteiligen.

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Abschlussbericht des 2. Onlinedialogs „Zusammenleben in Berlin“

22

Onlinedialog Regelverstöße, wie z.B. die Beleidigung anderer Teilnehmer, kaum vor, so dass

die Moderatoren nur sehr selten intervenieren mussten.

3.3 Beiträge nach Themen- und Kiezbezug

Die Teilnehmenden konnten ihre Beiträge über verschiedene Wege auf der Plattform

einbringen: a) über das Beitragsformular auf der Startseite, b) im Forum und c) als verorteter

Beitrag in der interaktiven Stadtkarte (Menüpunkt „Karte“).

Gesammelt wurden alle Beiträge im zentralen Forum und konnten dort über die Filter sortiert

werden. Das Beitragsformular lieferte jeweils ein Pulldown-Menü zu der Kategorie „Mein

Thema“ und „Mein Kiez“, dem der Beitrag zugehört, um sie später leicht sortieren und

anzeigen lassen zu können.

Abbildung 20: Beitragsformular

Die an dieser Stelle vorgegebenen Kategorien „Betreuung & Bildung“, „Wohnen & Verkehr“,

„Freizeit“, „Information & Beratung“ und „Sonstiges“ resultierten aus den bisherigen

Schwerpunkten der verschiedenen Beteiligungselemente, die der Berliner Beirat für

Familienfragen auf seinem Weg zum neuen Familienbericht bereits durchgeführt hatte (z.B.

Onlinediskussion, Stadtteilforen, wissenschaftliche Analysen etc.).

Bei der Kategorie Mein Kiez waren die 23 Berliner Alt-Bezirken + Gesamtberlin gewählt

worden, da der Bezug als stärker eingeschätzt wurde als zu den 12 neuen

zusammengelegten Bezirken.

Der Themenbezug

In Hinblick auf die gewählten Themen zeigte sich auch im zweiten Familiendiskurs erneut

eine Dominanz der Kategorie „Betreuung & Bildung“, die mit 39% weit vor den anderen

rangiert. Allerdings hatte sie beim ersten Onlinedialog „Zusammenleben in Berlin“ mit einem

Anteil von über 60% einen noch größeren Raum eingenommen als beim zweiten

Familiendiskurs.

An zweiter Stelle folgt die Kategorie „Wohnen & Verkehr“ mit 21%, die auch im ersten

Familiendiskurs diesen Rang einnahm. Auf dem dritten Rang mit 17% liegt die

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Abschlussbericht des 2. Onlinedialogs „Zusammenleben in Berlin“

23

Sammelkategorie „Sonstiges“, die hauptsächlich Aspekte umfasst, die sich den anderen

Kategorien nicht zuordnen ließen, wie beispielsweise zu enge Supermarktkassen.

Unter den 11% „Feedback & Hilfe“ versammeln sich überwiegend Hinweise zum Verlauf des

Diskurses sowie technische Hilfestellungen der Moderatoren. An fünfter Stelle liegt die

Kategorie „Freizeit” mit 10%.

Nur 2% der Beiträge bezog sich dagegen auf “Information & Beratung”.

39

21

17

1110

2

0

5

10

15

20

25

30

35

40

45

Betreuung &

Bildung:

Wohnen &

Verkehr:

Sonstiges: Feedback &

Hilfe:

Freizeit: Information &

Beratung:

in P

rozen

t

Abbildung 21: Beiträge nach Themenkategorie

Der örtliche Bezug

Beim örtlichen Bezug (Kategorie „Mein Kiez“) bezogen sich mit 51,3% mehr als die Hälfte

der Beiträge auf die Gesamtberliner Ebene und somit auf Themen, die sich nicht einem

bestimmten Kiez, Bezirk oder Stadtteil zuordnen lassen.

Werden die restlichen 48,7% der Beiträge auf die jeweiligen Altbezirke aufgeteilt, ergibt sich

ein sehr unterschiedliches Bild: So wurden die meisten Beiträge dem Kiez Kreuzberg

zugeordnet (17,3%), gefolgt vom Prenzlauer Berg (11,4%).

In einer vergleichbaren Größenordnung folgen die Altbezirke Friedrichshain (9,8%),

Charlottenburg (8,8%) und Steglitz (8,5%). Mit einem Anteil von zwischen 5,9 und 4,6% sind

die Stadtteile Tempelhof, Wedding, Zehlendorf, Hellersdorf und Spandau vertreten. Danach

folgen Lichtenberg, Neukölln, Wilmersdorf, Pankow, Mitte und Schöneberg mit einem Anteil

zwischen 3,3 und 2,3%.

Kaum Bezug genommen wurde hingegen auf die Altbezirke Weißensee, Reinickendorf,

Tiergarten, Hohenschönhausen, Köpenick, Marzahn und Treptow (zwischen 1,3 und 0,3 %).

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Abschlussbericht des 2. Onlinedialogs „Zusammenleben in Berlin“

24

17,3

11,4

9,88,8 8,5

5,94,9 4,6 4,6 4,6

3,3 2,9 2,6 2,6 2,3 2,31,3

0,7 0,7 0,3 0,3 0,3 0,3

0,0

2,0

4,0

6,0

8,0

10,0

12,0

14,0

16,0

18,0

20,0

Kre

uzberg

Pre

nzlau

er Berg

Friedric

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lotte

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Ste

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Wedd

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f

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erg

Neuk

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Pan

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Weiß

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Rein

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ndorf

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arte

n

Hohe

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usen

Köp

enick

Mar

zahn

Treptow

Abbildung 22: Beiträge nach örtlichem Bezug

3.4 Die Schwerpunktthemen der Diskussion

Trotz der Vielfalt der in diesem Kontext angesprochenen Themen und Perspektiven

kristallisierten sich in der Diskussion jedoch einige Schwerpunktthemen und intensive

Argumentationen heraus, die von zahlreichen Nutzer/innen und im Verlauf des Onlinedialogs

immer wieder angesprochen wurden. Sie sollen im Folgenden näher erläutert werden.

3.4.1 Diskussionsstränge mit hoher Aufmerksamkeit

Gemessen an der Anzahl der Seitenaufrufe und der Antworten erzielten einige

Diskussionsbeiträge eine besonders große Aufmerksamkeit. Die folgende Tabelle zeigt die

10 Beiträge mit den meisten Seitenaufrufen / Antworten:

Beiträge nach Seitenaufrufen Rang Beiträge nach Antworten

Väter in die Pflicht nehmen (277) 1 Väter in die Pflicht nehmen (18)5

Spielplätze sind nichts für Kinder. Der traurige Zustand des Schleidenplatzes in Friedrichshain (223)

2 Probleme der Großstadt (14)

Familienfreundliche Unternehmen? (220) 3 Hunde im Kiez (12)

Marzahn-Hellersdorfer Familienbildungsgutschein (218)

4 An beide Damen (aus der Livediskussion mit Döker/Frank) (10)

Hunde im Kiez (213) 5 Geldverschwendung (8)

Beispiel: Volkspark Friedrichshain (195) 6 Marzahn-Hellersdorfer Familienbildungsgutschein (8)

5 Ebenfalls 18 Antworten weist der Diskussionsbeitrag „Herzlich Willkommen bei der Livediskussion mit Judith

Döker und Ulrike Frank“ der Moderatorin aus eben dieser Livediskussion auf. Da die Inhalte des Stranges aber sehr variieren und die hohe Antwortzahl eher dem Format geschuldet scheint, wurde er in dieser Liste nicht berücksichtigt.

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Abschlussbericht des 2. Onlinedialogs „Zusammenleben in Berlin“

25

Oma & Opa sind auch Familie! (185) 7 Schulsuche- soviel Zeit und Kraft, die Eltern abverlangt wird (8)

AV Wohnen und Angemessenheitsgrenze (182)

8 Die ideale Schule (8)

Beispiel: Familienzentrum Schillerstraße (176)

9 Endlich Anerkennung (7)

Zu wenig Kitas und Finanzierung für Betreuung durch Tagesmütter (173)

10 Finnische Verhältnisse (7)

Tab. 2: Die Beiträge mit den meisten Seitenaufrufen und Antworten

Hinsichtlich der meisten Seitenaufrufe führt ein Beitrag die Liste an, der auf die Problematik

getrennt lebender Elternteile hinweist, bei denen sich der Partner nicht im gleichen Maße um

die Erziehung und finanzielle Versorgung der Kinder kümmert – „Väter in die Pflicht nehmen“

(Wendula Strube). Dieser Beitrag ist gleichzeitig auch derjenige mit den meisten Antworten,

was verdeutlicht, wie kontrovers und emotional aufgeladen dieses Thema – insbesondere

zwischen den Geschlechtern - diskutiert wurde. Er zeigt aber auch, welche Schwierigkeiten

und zusätzlichen, emotionalen und finanziellen Aufwand die Trennung der Kindseltern mit

sich bringt. So wurde in diesem Diskussionsstrang nicht nur die Hilflosigkeit und der Ärger

auf die Gesetzgebung geäußert, der daraus resultiert, dass sich ein Elternteil der Sorge um

das Kind entzieht, sondern auch die Machtlosigkeit angesichts einer als ungerecht

empfundenen Rechtsprechung, wenn ein Elternteil dem anderen den Kontakt zum eigenen

Kind verweigert.

Interessant ist in diesem Zusammenhang der Vergleich mit dem ersten Onlinedialog

„Zusammenleben in Berlin“, bei dem ebenfalls ein Beitrag aus diesem Themenfeld der

Trennung und Sorgerechtsstreitigkeiten – „Mehr gesetzlich garantierte Chancen für Väter“ –

sowohl die Liste der Beiträge mit den meisten Seitenaufrufen als auch die mit der höchsten

Antwortzahl anführte. So ging es in der besagten Diskussion ebenfalls um die

Schwierigkeiten, mit denen sich Männer und Frauen im Falle einer Trennung mit den

gemeinsamen Sorgerechten und Pflichten konfrontiert sehen. Auch in diesem Fall kam es zu

einer hitzigen Debatte zwischen Teilnehmenden unterschiedlichen Geschlechts, die im

Grunde jedoch die gleichen Ziele und Wünsche zum Ausdruck brachten.

In beiden Listen vertreten sind darüber hinaus zwei weitere Beiträge: So findet sich die

Debatte über Hunde, Verhalten ihrer Besitzer und Umgang mit den Hinterlassenschaften -

„Hunde im Kiez“ (Annama) nach Antworten auf dem dritten und nach Seitenaufrufen auf dem

fünften Rang. Dies zeigt, dass auch diesem Thema eine hohe Aufmerksamkeit zukam und

Unmut unter den Teilnehmenden verursacht.

Der andere Beitrag, der in den Listen Rang vier und sechs einnimmt und somit von großem

Interesse war, ist der Hinweis auf den neuen Familienbildungsgutschein des Bezirks

Marzahn-Hellersdorf (AG IPSE). In der zugehörigen Diskussion wurde das Angebot

einerseits sehr gelobt, aber andererseits auch kontrovers erörtert, inwiefern es gelingen wird,

die entsprechende Zielgruppe damit tatsächlich zu erreichen.

Der Beitrag „Spielplätze sind nichts für Kinder. Der traurige Zustand des Schleidenplatzes in

Friedrichshain“ (BerlinFreckles), der sich gemessen an den Seitenaufrufen auf dem 2. Rang

befindet, spiegelt wider, was auch an anderer Stelle im Forum mehrfach angeklungen war:

so befinden sich anscheinend viele Spielplätze in Berlin in einem mangelhaften Zustand und

könnten nach Ansicht zahlreicher Teilnehmender mehr finanzielle Zuwendung vertragen.

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Abschlussbericht des 2. Onlinedialogs „Zusammenleben in Berlin“

26

Auf Rang 3 folgt der Beitrag „Familienfreundliche Unternehmen?“ (Semi), der die wichtigsten

Ergebnisse des neuen Unternehmensmonitors Familienfreundlichkeit 2010 vorstellt und die

Übertragbarkeit auf die eigene Arbeitswelt hinterfragt. Obwohl sich nur eine kleinere

Diskussion an diesem Beitrag entspann, zeigt die Zahl der Seitenaufrufe das große Interesse

der Teilnehmenden an der Thematik Vereinbarkeit von Beruf und Familie bzw.

Familienfreundliche Unternehmen. In eine ähnliche Richtung weist der Beitrag an 10. Stelle -

„Zu wenig Kitas und Finanzierung für Betreuung durch Tagesmütter“ (juhba) – der die

Schwierigkeit für arbeitende Elternteile thematisiert, geeignete Betreuungsangebote

(rechtzeitig) zu finden. Angesprochen wird allerdings auch die Problematik des mangelnden

Geldes für Pflegestellen auf Seiten der Jugendämter, wodurch auch Plätze bei Tagesmüttern

für Familien mit durchschnittlichem Einkommen kaum zu finanzieren seien.

Der Beitrag „Oma & Opa sind auch Familie!“ (Patchworkvater) auf Platz sieben der Liste

weist darauf hin, dass es bei Familienfreundlichkeit nicht nur um die Anliegen junger

Familien geht, sondern auch die Lebenslagen und Probleme alter Menschen berücksichtigt

werden sollten. In der sich daran anknüpfenden Diskussion wurden mehrere Ideen

gesammelt, inwiefern ältere Menschen bei der Betreuung der Kinder zu Gunsten aller besser

integriert werden könnten.

Das Zusammenwirken der Generationen ist auch Thema des an Position zwei der Beiträge

mit den meisten Antworten rangierenden Diskussionsstranges „Probleme der Großstadt“

(Moderator), und verdeutlicht damit die Relevanz dieses Aspektes. So wurde hier der

Wunsch formuliert, dass die verschiedenen Generationen wieder enger zusammenleben und

sich gegenseitig unterstützen sollten, sei es durch Mehrgenerationenhäuser, gemeinsame

Unternehmungen, Erfahrungsaustausch etc. Es wurde jedoch auch die zunehmende

Intoleranz von Menschen mittleren Alters gegenüber „Kinderlärm“ thematisiert und Wege

gesucht, inwiefern dieses Problem gelindert werden könnte.

Rang 8 der Beiträge mit den höchsten Seitenaufrufen belegt der Hinweis zur „AV Wohnen

und Angemessenheitsgrenze“ (Single-Dad-Berlin), die Familien angesichts der steigenden

Mietpreise Sorge macht und diejenigen zum Umzug in die Randgebiete zwinge, die ein

geringes Einkommen haben oder von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Beitrag spiegelt die

Angst vieler Familien vor der zunehmenden Unbezahlbarkeit der für Familien geeigneten

Wohnungen im eigenen Kiez wider, die sich im Forum auch an anderen Stellen mehrfach

ausdrückte.

Auf den Positionen 6 und 9 der Seitenabruf-Liste haben sich zwei Beispiele für

familienrelevante Angebote platziert, die der Berliner Beirat für Familienfragen zur

Anschauung in die interaktive Karte eingetragen hatte: Volkspark Friedrichshain und

Familienzentrum Schillerstraße (Charlottenburg). Sie erzielten gemessen an den Aufrufen

unter den Besuchern der Plattform eine nennenswerte Beachtung. So wurde der Volkspark

Friedrichshain innerhalb der Diskussion auch in anderen Kontexten mehrfach thematisiert.

Das Familienzentrum Schillerstraße dagegen könnte als Vorlage für den Wunsch nach

einem lokalen Familienzentrum in anderen Stadtteilen gedient haben, wie er beispielsweise

für den Arnimplatz formuliert wurde.

Was nun die Liste der Beiträge nach den meisten Antworten anbelangt, so rangiert hier nach

den drei Bestplatzierten, die zuvor bereits genannt wurden, an 4. Stelle der Beitrag „An beide

Damen“ (Wendula Strube) aus der Livediskussion mit den Schauspielerinnen Judith Döker

und Ulrike Frank. In dem Diskussionsstrang ging es um die provokante Frage, ob Berlin eine

seiner drei staatlich subventionierten Opern zugunsten der Kinder- und Jugendförderung

schließen sollte, die dort sehr kontrovers erörtert wurde.

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Abschlussbericht des 2. Onlinedialogs „Zusammenleben in Berlin“

27

Es folgt auf Rang 5 der Diskussionsstrang „Geldverschwendung“ (Wendula Strube), in dem

darüber diskutiert wurde, inwiefern die Bewerbung von Beteiligungsverfahren, Umfragen

sowie Projekten und Studien sinnvoll sei oder das Geld nicht direkt in die Bildung und

Spielzeug der Kinder investiert werden sollte.

Der hohe Stellenwert der Bildung innerhalb der Onlinediskussion wird auch dadurch

hervorgehoben, dass in dieser Liste auf den Plätzen 7, 8 und 10 jeweils Beiträge zu diesem

Thema angesiedelt sind: So wird in dem Diskussionsstrang „Schulsuche- soviel Zeit und

Kraft, die Eltern abverlangt wird“ (Kreuzberger Mama) die Problematik der Suche nach der

geeigneten Schule erörtert, für die einerseits praktische und übersichtliche

Informationsangebote fehlen und andererseits das eigene Verhalten bei der Auswahl der

Schule kritisch hinterfragt wird.

Die beiden Beitragsstränge von Beate Krusche „Die ideale Schule“ und „Finnische

Verhältnisse“ dagegen beschreiben den gewünschten Idealzustand der Schulen, die sich

nach Meinung der Beteiligten mehr an dem Finnischen Beispiel und Gegebenheiten

orientieren sollten. Hier gebe es einen stärkeren integrativen Ansatz, deutlich mehr Lehr- und

Betreuungspersonal sowie eine bessere Ausstattung. Auch die Zusammenarbeit der Lehrer

und Eltern erfolge, so die Teilnehmenden, in Finnland enger und effektiver als in Berlin.

Wenn beide Seiten mit mehr Offenheit aufeinander zugingen und stärker an einem Strang

zögen, würden alle Beteiligten und insbesondere die Kinder davon profitieren.

Dazwischen liegt der Beitrag „Endlich Anerkennung“ von gärtner4, der eine

Leistungsanerkennung für Mütter und Väter einfordert, die ihre Kinder in den ersten drei

Jahren zu Hause betreuen und dafür auch finanzielle Einbußen in Kauf nehmen. Ausgehend

von diesem Beitrag entzündete sich eine Debatte unter berufstätigen und nichtberufstätigen

Eltern kleiner Kinder über die Vor- und Nachteile des jeweiligen Lebensentwurfes. In diesem

Kontext erbaten auch diejenigen Elternteile eine Wertschätzung ihrer Leistungen, die

Berufstätigkeit und Erziehung der Kleinkinder verbinden müssen.

Neben diesen Diskussionssträngen von hoher Aufmerksamkeit kristallisierten sich im Verlauf

der Diskussion auch innerhalb der verschiedenen Themenfelder Schwerpunkte heraus, die

im Folgenden näher erläutert werden sollen. Sie unterteilen sich in die Rubriken Betreuung &

Bildung, Wohnen & Verkehr, Freizeit, Information & Beratung sowie dem Sammelthema

Sonstiges. Die zentralen Diskussionsstränge und wichtigsten Aspekte der einzelnen

Bereiche werden im Folgenden dargestellt.

3.4.2 Betreuung & Bildung

Dem Schwerpunktthema Betreuung & Bildung galt nicht nur im ersten Onlinedialog die

größte Aufmerksamkeit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, sondern setzte sich auch in

der zweiten Internetdiskussion mit 39% der Beiträge an die Spitze. Im Gegensatz zum ersten

Durchgang wurden diesmal jedoch deutlich mehr Bildungsthemen angesprochen und

weniger der Betreuungsbereich. Dennoch soll zunächst mit Letzterem begonnen werden.

Kinderbetreuung

Zwar betonten viele Teilnehmende erneut, dass Berlin hinsichtlich der Kinderbetreuung „im

bundesweiten Vergleich ein wichtiger Vorreiter sei“ (Familienglück), dennoch wäre es

„schön, wenn sich hier Berlin noch deutlich weiterentwickeln würde“ (ebd.). So machen

einige Berlinerinnen und Berliner immer noch die Erfahrung, „dass man eigentlich nur einen

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Abschlussbericht des 2. Onlinedialogs „Zusammenleben in Berlin“

28

Kitaplatz bekommt, wenn man schon jemandem in der Kita kennt oder sich schon in der

Schwangerschaft anmeldet“ (juhba). Dies würde zusätzlich dadurch verschärft, dass sich die

Eltern bei zahlreichen Kitas anmelden und die Wartelisten infolgedessen sehr lang werden.

Besonders schwer hätten es jedoch diejenigen, deren Kinder im Frühjahr geboren wurden.

Denn wenn, so Nutzerin juhba, „man nach der Elternzeit wieder arbeiten muss/will, hat man

sowieso kaum Chancen auf einen Platz, da die allermeisten Plätze nur im Sommer vergeben

werden“. Manche Kitas würden darüber hinaus nur Plätze für Vollzeitgutscheine vergeben:

„Wenn man Teilzeit arbeitet und dann vom Jugendamt weniger Stunden bewilligt bekommt,

nehmen die Kitas einen nicht“ (juhba).

Zudem erscheint es einigen Teilnehmenden so, als würde die Kita-Gebühr einmalig

berechnet und dann nicht mehr überprüft: „So kommt es, dass manche Eltern zwar das

gleiche Einkommen haben wie wir, aber deutlich weniger zahlen, weil sie zum Zeitpunkt der

Anmeldung des Kindes in der Kita noch Studenten waren und wir schon berufstätig“ (Oliver).

Auch bei lobenswerten Regelungen wie des gebührenfreien vorletzten Kita-Jahres vor der

Einschulung gäbe es aus Sicht der Teilnehmerin Lucie noch Optimierungsbedarf, da von

dieser Regelung die „regulär frühzeitig eingeschulte Kinder (also die Januar bis März-

Geborenen des Folgejahres) ausgeschlossen“ und „dadurch diese Kinder und deren

Familien benachteiligt“ würden. Gerechter wäre daher nach Meinung dieser Teilnehmenden

die generelle Abschaffung der Kita-Gebühren.

Für Familien mit durchschnittlichem Einkommen sind auch Tagesmütter oftmals keine

Alternative, solange es nicht genügend Geld vom Jugendamt für Pflegestellen gibt, weil „die

Tagesmütter ihre Betreuung dann ohne Kita-Gutschein anbieten müssen und sich das nur

noch sehr gut verdienende Familien leisten können“ (juhba).

Auch der Betreuungsschlüssel sei noch nicht ideal: „Es gibt einfach zu viele überfüllte

Kitagruppen“ (glynt), so dass die einzelnen Kinder untergehen und nicht ausreichend

Aufmerksamkeit bekämen. Dies sei, so emily_shoe, „vor allem in den staatlichen

Einrichtungen“ zu beobachten. Aus Sicht des Teilnehmers Charly ging das „im letzten Jahr

erfolgreich abgeschlossene Volksbegehren-Kita vom Landeselternausschuss Kita in Berlin

(LEAK) in die richtige Richtung und schafft knapp 2000 sozialpädagogische Fachkräfte mehr

in den Kitas bis 1.1.2011“. Dennoch wäre das „Dreifache dieser jetzt von Berliner Eltern

erstrittenen Verbesserungen wünschenswert und erforderlich“. Engagierte Eltern sollten sich

daher „in den politischen Gremien, wie dem Landeselternausschuss Kita (LEAK) und den

Bezirkselternauschüssen (BEAK), stark machen“ (Charly).

Die Gestaltung der Hortaktivitäten sei an den verschiedenen Schulen immer noch zu

unterschiedlich und „Kinder und Eltern, die sich für ein grundständiges Gymnasium

entschieden haben, gänzlich von der Hortbetreuung ausgeschlossen“ (Familienglück). Vor

allem sollte „das Alter der Kinder, die daran teilnehmen dürfen, angehoben werden. Es gibt

viele Kinder in der 5. und 6. Klasse, die noch sehr gut im Hort "aufgehoben" wären“

(SingleParent). So wird zur Verbesserung der Hortbetreuung der Wunsch geäußert, „mehr

Lehrer, Sozialpädagogen und Erzieher einzustellen, weniger Zeitverträge und die

Hausaufgaben in den Vormittagsbereich einzubauen“ (Beate Krusche).

Unterstützend wirken könnten hier jedoch auch die Unternehmen, indem sie, so Semi,

flexiblere Arbeitszeiten anbieten oder die Möglichkeit auch von zu Hause aus arbeiten zu

können, z.B. wenn Kinder krank sind. Laut Tessa wären „mehr Betriebskindergärten und

Horte“ hilfreich, um den Eltern Zeit und Nerven zu ersparen. Stärker in die Betreuung

eingebunden werden könnte, so Beate Krusche, indes auch die ältere Generation. Dafür

nennt sie verschiedene Projekte, wie zum Beispiel „Lese(groß)mütter“, „Lernbegleiter/innen“

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und einen „Oma-und-Opa-Tag“ an den Schulen, die zur gegenseitigen Bereicherung führen

und das „jung bleiben“ unterstützen.

Bildung

Während sich also der Anteil der Beiträge zum Thema Betreuung beim zweiten Onlinedialog

zum Zusammenleben in Berlin gegenüber dem ersten Diskurs reduziert hatte, kristallisierte

sich der Aspekt Bildung zum dominierenden Thema dieses Schwerpunkts heraus.

So wurde bemängelt, dass dem Bereich Bildung seit langer Zeit und unabhängig von den

jeweils Regierenden nicht genügend Priorität zukommt: „Die Schulen sind trotz

Konjunkturpaket ausgerüstet wie zu meinen eigenen Schulzeiten. Keine modernen Lehr- und

Lernmittel. Die Lehrer bezahlen sogar die Kopien für Arbeitsblätter von ihrem eigenen

Gehalt. Eine Reform jagt die Andere, aber es werden keine Voraussetzungen geschaffen

diese auch gehaltvoll umzusetzen“ (Wolfgang Libera).

Statt dessen sollte sich Berlin, so Beate Krusche, stärker an den finnischen Verhältnissen

orientieren: „Pisa-Sieger, kleine Klassen, "Experten" kommen in die Schulen, sehr gute

Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule, höheres Ansehen des Lehrerberufes,

Investition in Bildung u.v.m.“ In Finnland wäre die Lehrerausbildung zunächst für alle Lehrer

gleich, d.h. Lehrer für Kindergärten, Grundschule, Gymnasium oder Förderschule machen

eine Grundausbildung an der Uni und spezialisieren sich erst danach. Der Unterricht habe

mehr Struktur / Rhythmus und orientiere sich am "Lernen am Modell", ob beim gemeinsamen

Mittagessen mit den Lehrern oder im Unterricht. Die finnischen Schulen seien laut Beate

Krusche erheblich besser ausgestattet und böten somit mehr Entwicklungsperspektiven.

Berlin sollte daher trotz Geburtenrückgangs keine Lehrstellen streichen, sondern eher

aufstocken. So äußerten zahlreiche Teilnehmende ihren Unmut über massiven

Lehrermangel und ersatzlosen Unterrichtsausfall in Folge von Krankheit, Vollversammlung,

Fortbildung der Pädagogen, an Brückentagen etc. in verschiedenen Schulformen und

Stadtteilen (z.B. Charlottenburg und Pankow). Dies sei, so Erika Valder, „mit vielen Berufen

nicht vereinbar“ und nicht familienfreundlich. Einige Fächer, wie beispielsweise Musik bzw.

Musikschulen, wären vom Ausfall und Stellenstreichungen besonders betroffen, obwohl sich

viele Eltern wünschen, „dass dem Sport- und Musikunterricht an Schulen eine größere

Bedeutung beigemessen werden sollte“ (Johanna).

Auch sollten die Klassen nicht erst bei einer Größe von 30 Kindern geteilt werden.

Insbesondere für Kinder mit ADHS wäre der Besuch von Kleinschulklassen eine notwendige

Voraussetzung, so Nutzerin Späte Mutter. Zusätzlich werden mehr Sozialpädagogen und

Schulpsychologen gefordert. Dem Ansatz der Schulreform zur Verkleinerung zuwider laufe

jedoch, so Single-Dad-Berlin am Beispiel Lichterfelde, dass „die Schulämter jedes Jahr aufs

Neue aus allen Wolken fallen, weil auf einmal soooo viele Kinder zur Einschulung kommen“,

da die betroffenen Ämter sich in dieser Hinsicht nicht koordinieren.

Zur Unterstützung kleiner Klassen müsste laut Tessa jedoch zudem anstelle des derzeitigen

Frontalunterrichts das individuelle Lernen und Gruppenarbeit gefördert werden, um

tatsächlich einen besseren Unterricht zu gewährleisten. So plädieren die Teilnehmenden

generell für eine bessere Ausbildung der Lehrkräfte und Schaffung eines besseren

Ansehens dieses Berufes, bei dem man sich heute oft als "faul und unfähig hinstellen lassen"

(iko) müsse. Indem mehrere Lehrer, Sozialpädagogen, pädagogische Mitarbeiter,

Ergotherapeuten, Logopäden, Förderschullehrer usw. zusammen in einer Klasse

unterrichten, wird Verantwortung geteilt und gegenseitig intern hospitiert.

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Abschlussbericht des 2. Onlinedialogs „Zusammenleben in Berlin“

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Zur Verbesserung der Bildungssituation könne aber auch eine engere und transparentere

Zusammenarbeit der Lehrer und Eltern beitragen, bei der, so ebbi, Lehrer sich „Hilfe holen“

und Elternarbeit sich nicht nur auf „Brötchenschmieren zu Fasching“ reduziert. Dies könne

jedoch „nur funktionieren, wenn beide Seiten offen füreinander sind“ (Beate Krusche),

Transparenz bewahren und Probleme nicht verharmlosen. Anstelle einer gegenseitigen

Schuldzuweisung sollten „Runde Tische“ einberufen werden, damit „Eltern und Lehrer an

einem Strang ziehen“ (Beate Krusche).

Eine bessere Zusammenarbeit wird auch im Hinblick auf die Integration der Kinder mit

Migrationshintergrund gefordert. So könnte hier nach Meinung einiger Teilnehmender auf

verschiedenen Ebenen für Verbesserungen gesorgt werden:

In Finnland beispielsweise würden die Kinder mit Migrationshintergrund „ein Jahr vor ihrer

Einschulung separat unterrichtet, um an Sprache und Kultur herangeführt zu werden“ (Beate

Krusche). Wendula Strube schlägt hingegen zur verbesserten Vermittlung von Wissen an

Kinder mit Migrationshintergrund spezielle Schulformen wie Europa- und Levante-Schulen

für Deutsch-Türkisch und Deutsch-Arabisch vor, die den Lernstoff bilingual vermitteln und so

den Kindern zunächst einen leichteren Einstieg über ihre eigene Sprache verschaffen.

Angeregt wurde indes auch die kritische Überprüfung des konkreten Nutzens von

Spracheingangstests und Vergleichsarbeiten in den Grundschulen (VERA)6. Grundsätzlich

sollten bei der „Konzipierung von Schultests und Schulbüchern, v.a. für die Grundschule,

kompetente kulturanthropologische Berater“ (ute) hinzugezogen werden und Lehrer stärker

auf unterschiedliche kulturelle Hintergründe ihrer Schüler geschult werden. Derzeit weise der

Spracheingangstest Bilder auf, die für viele muslimische Kinder schockierend seien und die

Testbedingungen beeinflussen wie z.B. „Frauen im knappen Bikini, küssende und sich in der

Öffentlichkeit berührende Männer und Frauen“ (ute).

Zur besseren Einbindung der Eltern wurde zudem die engere Zusammenarbeit von

Anbietern der Deutsch- / Integrationskurse mit den (Grund-)Schulen der Kinder angeregt, um

wichtige Kommunikationssituationen zu üben und zu fördern, die im Bereich Schule bewältigt

werden müssen, z.B. „Tür-und-Angel-Gespräche mit Pädagog(inn)en, Small-Talk mit

anderen Eltern, Gespräche mit dem Kind über die Schule, (...) Elterninfos / Mitteilungen /

Aushänge lesen, z.B. die Infos zu VERA, die für viele Eltern nicht verständlich waren“ (Mama

im Kiez). Parallel sollte „die interkulturelle Kompetenz der Eltern“ in Bezug auf

Alltagssituationen wie einem Kindergeburtstag etc. geschult werden.

Eng damit verknüpft sind die Forderungen nach einer Verbesserung der Bedingungen an

sogenannten „Brennpunktschulen“: So gäbe es „auch sehr gute Schulen in den

"Brennpunkten". Sie zeichnen sich durch gute Schulleiter, engagierte Lehrer/innen und

Erzieher/innen aus, die Freiräume mit schulischen Konzepten füllen“ (sbkreuz). Diese

Schulen leben mit vielen nationalen Herkünften unter einem Dach und die Zusammenarbeit

mit den Eltern funktioniere gut, wenn diese "Brennpunktschulen" mit genügend Personal und

Konzepten "gute Schule" machen dürfen. Nicht jedoch, wenn den Eltern die Wahl dieser

Schulen vorgeschrieben werde. Laut Logstoff müssten diese „Brennpunkt-Schulen die

besten Schulen der Stadt sein, was Betreuungsverhältnis, Ausstattung, Angebote etc.

angeht“ - z.B. mit guten organisatorischen Rahmenbedingungen oder Besonderheiten wie

einem deutsch-englischen oder besonderen Musik-Zweig.

Als Beispiel genannt wird in diesem Kontext die Schule in Neukölln-Nord, die laut iko eine

6 Das Projekt VERA (Vergleichsarbeiten in der Grundschule) ist eine flächendeckende Lernstandserhebung, die

in den teilnehmenden Bundesländern in den Fächern Mathematik und Deutsch durchgeführt wird, vgl. http://vera-web.uni-landau.de/verapub/.

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bessere Durchmischung von Kindern unterschiedlicher Herkunft, Einkommensklassen und

Bildungsgrad brauche, um gut zu funktionieren und die Gefahr einer „Gettoisierung“ des

Stadtteils abzuwenden. Es werden mehr Beispiele besonderer Schulen wie z.B. die Peter-

Petersen-Schule mit engagierten Lehrern und den visionären Schulleitern benötigt, um

„genug bildungsnahe deutschsprachige Eltern anzulocken um eine gute Mischung ihrer

Schülerschaft hinzubekommen“ (iko). Dies funktioniere jedoch am besten durch die

Steigerung der Attraktivität von Brennpunktschulen, da keiner zur Nutzung der Schule

gezwungen werden mag, wie die kontroverse Debatte um die freie Schulwahl an anderer

Stelle im Forum verdeutlicht. Die einzelnen Schulen sollten das, so iko, entsprechend ihrer

Stärken und ihres Umfeldes selbst gestalten wie zum Beispiel die Peter-Petersen-Schule mit

ihrem Jenaplankonzept, Montessori- und Waldorfansatz, Hochbegabtenförderung am

Albrecht-Dürer- und Ganztagsangebote am Albert-Schweitzer-Gymnasium oder das

zweisprachige Angebot an der Regenbogengrundschule.

Grundsätzlich lohne es sich, so Teilnehmende ebbi, die Schulen im direkten Einzugsgebiet

zu stärken und die Kinder nicht um jeden Preis auf die angeblich "besten" Schulen zu

schicken. Dagegen hätten manche wohnortnahen Schulen sehr engagierte Lehrer und gute

Angebote, was eine Hospitation vor Ort aufdecken könne. Das Engagement der einzelnen

Lehrer und die Motivation der Kinder sollten laut Beate Krusche wichtiger sein als das

Aushängeschild der Schule.

Nach Ansicht einiger Eltern mangele es in Bezug auf die Früheinschulung an einer „klaren

Informationspolitik, unter welchen Umständen nach der aktuellen Gesetzesänderung eine

Rückstellung doch möglich ist und wer eine unabhängige Beratung durchführt“ (Plautens).

Berlin sei eines der wenigen Bundesländer, bei der das Kriterium der Schulreife keine Rolle

spiele und Kinder mit 5 1/2 Jahren eingeschult würde – entgegen dem Rat der Experten, so

Plautens. Die Eltern könnten eine Früheinschulung trotz Gesetzeslockerung nicht verhindern

und eine Rückstellung durchsetzen. Die Gesetzesänderung vom 26. Januar 2010 sieht

wieder die Möglichkeit vor, Kinder vom Schulbesuch zurückstellen zu lassen. Dies ginge, so

Nutzer/in Grinsekatze, aber nur mit Hilfe des Schulpsychologischen Dienstes oder Gutachten

vom Kindergarten, Kinderarzt und/oder Logopäden bzw. Ergotherapeuten.

Ebenfalls in einem ungeklärten Stadium befindet sich nach Meinung einiger Teilnehmender

die Verlagerung der Horte aus dem Bereich der Kindertagesstätten in den der Grundschulen,

die 2005 beschlossen wurde. Trotz dieses Zeitraums sind die Horte „immer noch nicht

umfassend in die Schulen integriert worden. Vielmehr bestehen Horte und Schule vielerorts

quasi nebeneinander her“ (Charly) und bewirken somit eine Betreuungslücke in der 5. und 6.

Klasse. Auch sollte „der Betreuerschlüssel in den Schulhorten dringend verbessert werden.

Es gibt keine Möglichkeit, eine Hausaufgabenhilfe anzubieten oder sich gezielt um die Kinder

zu kümmern“ (Weisekiez). Nach Ansicht von iko bietet nur die gebundene Ganztagsschule

eine gute Alternative, denn „es entsteht keine Betreuungslücke in der 5. und 6. Klasse, und

die Hausaufgabenbetreuung ist eingebettet in den rhythmisierten Tagesablauf“.

3.4.3 Wohnen & Verkehr

Das zweite große Themenfeld innerhalb der Onlinediskussion betrifft die verschiedenen Aspekte des familienfreundlichen Wohnens und der Verkehrsgestaltung in Berlin.

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• Familienfreundliches Wohnen

Die Hinweise der Teilnehmenden zum familienfreundlichen Wohnen reichen von der

Finanzierbarkeit familienrelevanten Wohnraums, der Ausstattung von Neubauten über die

Infrastruktur bis zur Ausgewogenheit von Wohnraum und Grünflächen.

Für viele Familien steht hierbei die Bezahlbarkeit des für Familien geeigneten Wohnraums

sowie ein ausreichendes Angebot in den jeweiligen Stadtteilen im Vordergrund. Wie Mama

aus Kreuzberg ausführt, gibt es „eine für Normalverdiener bezahlbare Viereinhalb- oder

Fünf-Zimmer-Wohnung in Kreuzberg 61 oder Schöneberg nicht“, was dazu führe, dass

spätestens beim zweiten Kind der Umzug ins Berliner Umland oder ungeliebte Randbezirke

drohe. Laut emily_shoe sei der „Wohnungsmarkt für den Urberliner einfach finanziell

explodiert“ und was nützen neue familienfreundliche Wohnungen, wenn „ich mir diese nicht

leisten kann“. Es sollte nach Meinung von Single-Dad-Berlin jedoch vermieden werden, dass

Familien bei ausfallendem Einkommen gleich in Randgebiete und „neuen Platten-HartzIV-

Ghettos nach Hellersdorf und Marzahn“ verdrängt werden. Dazu gehört auch eine Änderung

der AV Wohnen, die für ALG II-Empfänger eine Angemessenheitsgrenze von 705€

Warmmiete vorsieht, was in der heutigen Zeit für eine 5-köpfige Familie in vielen Berliner

Bezirken kaum umsetzbar sei. Auch der Nutzer buerger fordert, „Wohnraum

unterschiedlicher Preislagen muss besser durchmischt sein, hier sollte Berlin stärker

steuernd eingreifen“.

Was die Förderung von familienrelevantem Wohneigentum angeht, so zeigten laut Helen74

einige Stadtteile, wie Prenzlauer Berg oder Pankow gute Ansätze, Baugruppen/

Baugemeinschaften etc. zu unterstützen: „Die Bezirke verkaufen Grundstücke bzw. geben

sie zum Verkauf in den so genannten Liegenschaftsfonds“. Auch in Steglitz-Zehlendorf

sollten, so Helen74, Grundstücke den Baugemeinschaften (Familien,

generationenübergreifenden Projekten etc.) zunächst kostengünstiger angeboten werden,

dies sei jedoch von der Kommunalpolitik abgelehnt worden. Es gäbe in Berlin kaum

passende Angebote für mehrköpfige Familien und daher brauche „der Senat einen

geeigneten Masterplan inkl. Fördertopf“ (Mama aus Kreuzberg).

Familienrelevantes Wohneigentum müsse laut martinstefan zudem flexibler gestaltet werden,

um verschiedene Lebensphasen optimal zu unterstützen.

Im Hinblick auf die wachsende Anzahl von Ein-Eltern-Familien und auch alleinlebenden

Senioren, ist nach Meinung vieler Teilnehmender „ein Miteinander aller Generationen“

(Ulrike) sinnvoll und eine Förderung neuer Wohnformen wünschenswert. Angedacht werden

in diesem Zusammenhang Alleinerziehendenhäuser, Mehrgenerationenhäuser,

Wohngemeinschaften oder Wohnprojekte, in denen sich die Bewohner gegenseitig

unterstützen, Erfahrungen austauschen und in denen sie - was viele Alleinerziehende oder

alleinlebende Senioren für nötig halten - aus der Isolation kommen. Ein Beispiel für ein

solches Projekt mit zahlreichen Angeboten für die verschiedenen Altersgruppen und

Interessen ist laut Uschi Lehmann das Kreative-Mehrgenerationshaus in Berlin-Mitte.

Im Falle von Neubauten sollten bestimmte Standards für Familienfreundlichkeit

berücksichtigt werden, die „kindersichere Treppengeländer, Steckdosen, Fenster und Herd“

(Kreuzberger Mama) vorschreiben und Platz für Kinderwagen und Laufräder einplanen. Laut

Single-Dad-Berlin sei der Ansatz lobenswert, „Wohnungen so zu gestalten, dass sich

Familien wohl fühlen“. Dazu gehöre nach Ansicht der Teilnehmenden unter anderem breitere

Parkbuchten, größere (Fahrrad-)Keller, Wasser betriebene Hydraulik-Aufzüge, zwei Bäder

mit Doppelwaschbecken und ordentlicher Belüftung, Fenster mit Verriegelungsknopf,

Netzvorrichtungen (Haken) am Balkon, Trittschallschutz und die Wahl des richtigen

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Abschlussbericht des 2. Onlinedialogs „Zusammenleben in Berlin“

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Bodenbelages, größere Kinderzimmer, Fingerprint-Schlösser mit automatischer

Türöffnungsfunktion sowie ein geräumiger Flur, Vorrats- bzw. Hauswirtschaftsraum. Wie

buerger anmerkt, gehört jedoch auch das Umfeld dazu wie zum Beispiel die Förderung des

nicht-motorisierten und Fahrradverkehrs sowie der Ausbau von Tempo 30-Zonen und des

öffentlichen Nahverkehrs.

Als besonders familienfreundliche Stadtteile und Siedlungen wurden beispielsweise der

Prenzlauer Berg mit seinen vielen Spielplätzen, Kitas, Schulen und kinderfreundlichen

Geschäften sowie die Siedlung Gartenstadt Düppel genannt, die, so Nutzer James, mit den

ruhigen Spielstraßen und dem großen Park einen besonders für kleine Kinder freundlichen

und sicheren Ort darstellt. Als Negativbeispiel wurde mehrfach Spandau erwähnt, dessen

Parks und Grünanlagen einer Müllhalde glichen und in dieser Hinsicht mehr Hilfe von

Verwaltung und Politik gefordert. Lobend erwähnt wurden indes der Familientreff in der

Fabrik Osloer Straße sowie die Nachbarschaftsetagen im Märkischen Viertel und der

Hansstraße in Weißensee, die von der GESOBAU und der Johanniter-Unfallhilfe ermöglicht

worden sind. Laut Familienglück verdeutlichen jedoch auch die beiden Kiez-Initiativen am

Klausener Platz und rund um den Mierendorffplatz, die sich seit Jahren aktiv für ein besseres

Wohnumfeld und mehr Zusammenhalt im Kiez einsetzen, „wie viel etwas Engagement direkt

vor der eigenen Haustür bewirken kann“.

Wichtig ist den Teilnehmenden jedoch auch der Erhalt von Grün- bzw. Erholungsflächen. So

fragt Teilnehmer Winz in Hinblick auf die Auflösung der Kleingartenkolonie Württemberg

beim Olivaer Platz „wie viel Wohnraum braucht die Stadt (noch)? Und sollte nicht vor allem in

innerstädtischen Bereichen häufiger eine Abwägung zwischen Wohn- und Erholungsraum

stattfinden?“ Solche Befürchtungen werden ebenfalls in Bezug auf das Beispiel Mauerpark

zwischen Prenzlauer Berg und Wedding deutlich. Dieser sei „die einzige größere Grünfläche,

und daher wertvoll für Kinder und Erwachsene“ (nessie) und es gälte, „ihn unbedingt zu

erhalten und weiter zu einem Park umzugestalten“ (Johanna). Auch der KIDS Garden in

Neukölln – „dieser parkähnliche wunderbare traumhafte Ort voller Kinderlachen“ soll laut

Nutzer H. Grüning „nun verschwinden - der Senat will auf dem Grundstück bauen“, obwohl

dies der einzige Ort in Neukölln sei, „wo Kinder ungefährdet spielen und die Natur erleben

können“.

Allerdings gäbe es nach Ansicht vieler Teilnehmender in Berlin kaum Parks und

Grünflächen, die nicht hauptsächlich von den Hunden im Kiez "bevölkert" werden. Oftmals

wären die Hundeauslaufplätze größer als Spielplätze, zum Beispiel am Boxhagener Platz,

Viktoriapark, Kaskelkiez. „Leider sind die Hunde in der Regel auch nicht angeleint und ihre

Hinterlassenschaften werden ebenfalls gerne einfach liegengelassen“ (Annama). Spräche

man Hundehalter darauf an, so ernte man in der Regel nur Unverständnis. Hier fehle, so

hu.beis, „der politische Wille gepaart mit Durchsetzungskraft. Offensichtlich hat man hier

resigniert.“ So führe auch das Berliner Hundegesetz zu Verwirrungen hinsichtlich des

Leinenzwangs: „Denn selbst Fachleute kommen an einigen Stellen des Berliner

Hundegesetzes ins Stocken. Da sollte auf jeden Fall nachgebessert werden“

(BerlinFreckles). Und so würden die (Kampf-)Hunde an vielen Orten, wie dem Grunewald,

Seen und Badestellen in Zehlendorf, Schlosspark Charlottenburg, Entwicklungsgebiet Alter

Schlachthof oder dem Schustehruspark einfach unangeleint herumlaufen. Hunde, „die

meistens größer sind als die Kinder“ (suhuhu). Leider gäbe es nur wenige Hundehalter oder

Initiativen wie den Verein „Hundefreunde Friedrichshain“, die Verantwortung zeigen. Daher

wird für Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen plädiert: z.B. stärkere Kontrollen, spürbare

Geldstrafen, klarere Gesetze, Kampagnen, stärkerer sozialer Druck, Erhöhung der

Hundesteuer sowie die Einführung eines Hundehalterführerscheins.

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Familienfreundliche Verkehrgestaltung

Die Rücksichtnahme auf und Sicherheit von Kindern im Berliner Straßenverkehr spielt für

Familien auch im zweiten Onlinedialog eine ganz zentrale Rolle:

So wurde von zahlreichen Teilnehmenden der Wunsch geäußert, es solle in Berlin „noch

mehr verkehrsberuhigte Zonen oder wenigstens 30er Zonen geben“ (Soul Kids). Eine

Geschwindigkeitsbegrenzung wünschen sich unter anderem die Anwohner der Konstanzer

Straße, die „quasi auf einem Autobahnzubringer“ (Luka) leben, auf dem täglich viel zu

schnell fahrende PKWs und daraus folgende Unfälle zu beobachten seien. Allerdings, so

Teilnehmerin Victoria, fahren die Autos auch in verkehrsberuhigten Straßen wie der

Augustastraße „viel zu schnell, die 30-Zone wird von so gut wie niemandem eingehalten“.

Die Missachtung der Geschwindigkeitsbegrenzung liege jedoch mitunter auch daran, „dass

die Schilderkennzeichnung zu "weiträumig" und sparsam ist, so dass dem einzelnen

Verkehrsteilnehmer die Situation gar nicht bewusst wird“ (hu.beis). Der

Wahrnehmungssteigerung könnten laut hu.beis und Semi „großflächige weiße 30er

Markierung auf dem Asphalt“ oder Geschwindigkeitsunterbrecher wie „Bremsschwellen“ oder

„Blumenkübel“ dienen.

Wie Teilnehmerin Kreuzberger Mama am Beispiel Wartenburgstraße verdeutlicht, werden

die verkehrsberuhigten Zonen außerdem gern als Bypass genutzt, um Staus in anderen

Straßen zu entgehen. „Gerade nachts werden diese 30er-Zonen radikal missbraucht und es

wird gerast“ führt berlinradler zu den 30-Zonen hinter der Schloss-Brücke in Charlottenburg,

der Tauroggener und Mierendorffstraße aus: „Hier bedarf es weiterer Maßnahmen, die den

Autofahrern das Rasen versagen“ (berlinradler) - wie fest installierte Blitzer, stärkere

Geschwindigkeitskontrollen und empfindlichere Strafen. MaraBu fordert die Politiker aller

Parteien auf, die von ihnen erlassenen Verkehrsregeln auch durchzusetzen, statt sich in

Folge von Unterbesetzung nur um Unfallschwerpunkte zu kümmern: „So werden nicht nur

Millionen an Einnahmen von Verkehrssündern verloren, sondern vor allem ein Stück

Lebensqualität für die Anwohner insbesondere Familien mit Kindern“. Teilnehmerin Kerstin

würde zudem gern eine "Kultur der Rücksichtnahme" anstoßen: „Müssen sich nicht auch

ganz viele Eltern selbst an die Nase fassen und mal überlegen, wie sie selbst durch Straßen

brausen?“

Im Sinne der Familienfreundlichkeit sollten nach Meinung vieler Teilnehmender die

Fahrradinfrastruktur besser ausgebaut werden. Die gesamte Verkehrsplanung sei „in erster

Linie auf das Auto ausgerichtet“ (Annama). An vielen Stellen, wie in Friedrichshain, in der

Haupt- und Potsdamerstraße, Invalidenstraße, Marktstraße oder Schlossbrücke würden

Fahrradwege fehlen oder befänden sich in einen mangelhaften Zustand. In der Schlüter-

oder Schlossstraße, „wo Fahrradwege auf der Fahrbahn aufgezeichnet sind, sind diese

meist zugeparkt“ (hu.beis) und somit nutzlos. Jedoch sollten die Radfahrer die Fahrradwege

auch nutzen und nicht, wie im Beispiel Buschallee mit ihren beidseitige Radwegen, „weiter

auf dem Bürgersteig fahren“ (emily_shoe). Kinder würden allerdings auch „auf dem Gehweg

durch rasende Radfahrer gefährdet“ (Johanna). Insofern sollten sich die Radfahrer ebenso

wie die Autofahrer an die Verkehrsregeln halten, was gegebenenfalls, so Teilnehmer glynt,

durch „Nummernschilder für Radfahrer“ bewirkt werden könnte. Außerdem sollte laut

Annama „immer auf den schwächeren Verkehrsteilnehmer Rücksicht genommen werden:

Erst die Fußgänger, dann die Radfahrer, dann die Autofahrer.“

Zur Verbesserung der Sicherheit für Fußgänger wird mehrfach die Anpassung von sehr

kurzen Ampelschaltungen gefordert, wie z.B. in der Yorckstraße, Tempelhofer Ufer,

Möckernstraße und Bornholmer Straße. An anderen Stellen wie der Berlepschstraße,

Gleimstraße/Ystader Straße werden zusätzliche Ampeln verlangt, während beispielsweise in

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Kreuzberg für eine „Trennung von Abbiegeverkehr und Fußgängerverkehr“ (Erika Valder)

plädiert wurde.

Einige Teilnehmende wünschen sich ein „kostenloses Nahverkehrsticket für alle Berliner

Kinder bis sie eigenes Einkommen haben“ (Kreuzberger Mama), wobei der Fahrgeldausfall

auf das Erwachsenenticket umgelegt werden könnte. Darüber hinaus wird ein

flächendeckender barrierefreier Zugang zu allen öffentlichen Nahverkehrsmitteln gefordert,

um die Nutzung mit Kinderwagen zu erleichtern. In diesem Zusammenhang wird auch die

Familienfeindlichkeit der neuen EU-Norm EN 115 thematisiert, die zum Schutz des Kindes

„seit dem 1. Januar 2010 die Mitnahme von Kinderwagen auf Rolltreppen und Fahrsteigen“

(BerlinFreckles) verbietet. Leider seien laut BerlinFreckles aber nur „69 von 173 BVG-

Stationen mit Aufzügen ausgestattet“, während es eine vergleichbare Zahl der Berliner S-

Bahnhöfe gar nicht gäbe und somit die Reisenden mit Kinderwagen mit erheblichen

Problemen konfrontiere.

3.4.4 Freizeit

In Bezug auf die Freizeitgestaltung wurden in erster Linie das Angebot und der Zustand der

Berliner Spielplätze thematisiert. So wird in Anlehnung an einen ZDF-Bericht des Designers

Günter Belzig bemängelt, dass zahlreiche Spielplätze meist nicht mehr als eine Ansammlung

(zum Teil maroder) Einzelspielgeräten sind und so wenig zum Ausleben des kindlichen

Bewegungs- und Spieldranges einladen, „dass man sie allenfalls als eingezäunte

Spielghettos bezeichnen könne“ (BerlinFreckles). Wie Büro Integere anmerkt, fehle es

generell an Beteiligungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche und es wäre bedauerlich

für die Stadtentwicklung, „wie wenig auf Kinder und Jugendliche als Experten ihrer

Lebensumwelt gehört wird. Erwachsene treffen weitreichende kostspielige Entscheidungen,

ohne die Nutzer vor Ort vorher zu hören“.

Für eine familienfreundlichere Situation auf Spielplätzen könnten auch „Wall-

Toilettenhäuschen“ sorgen: „Das würde nicht nur die Grünanlagen schonen, sondern auch

die Intimität der Kinder wahren“ (Späte Mutter). Es wird zudem bemängelt, dass vorhandene

Toilettenhäuschen jetzt umfunktioniert oder geschlossen wurden (z.B. Arkonaplatz, in

Pankow am Bürgerpark oder am U-Bahnhof Vinetastraße).

Abgesehen davon stellt sich die Lage in den Stadtteilen recht unterschiedlich dar: so gäbe es

in Charlottenburg, Prenzlauer Berg und Friedrichshain zwar viele Spielplätze, von denen

aber einige sehr verschmutzt seien. „Nach den Wochenenden möchte man angesichts der

zerbrochenen Bierflaschen, unzähligen Kronkorken und Zigarettenkippen und noch viel

gefährlicheren Funden tatsächlich ein Warnschild aufstellen, auf dem es heißt “Dieser

Spielplatz ist nichts für Kinder” führt BerlinFreckles zum Beispiel Schleidenplatz aus. Dies

stelle sich für Pamukkale-Ruine im Görlitzer Park und den Schustehruspark ganz ähnlich

dar. Der Spielplatz an der Wilhelmshöhe (Kreuzberg) wurde gar demontiert, obwohl das

benachbarte Familienzentrum am Wochenende geschlossen und die „Spielplätze im

Bergmannkiez und im Viktoriapark gerade sonntags oft fürchterlich überfüll sind“ (Heinrich).

In Zehlendorf und Lichtenberg dagegen wurde ein grundsätzlicher Mangel an Spiel- und

Bolzplätzen beklagt: „Von den wenigen vorhandenen sind die meisten von WBG´s o.ä.

eingezäunt und die öffentlich zugänglichen sind von Bauzäunen "verziert" bzw. haben so

marode Spielgeräte, dass es lebensgefährlich ist, seine kleinen Kinder dort spielen zu

lassen. Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche gibt es kaum bzw. gar nicht. Jugend-

oder Kinderclubs sind Mangelware“ (SingleParent). Ferner verursacht die drohende

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Schließung des KIDS Gardens in Neukölln und die Einbeziehung von Teilen des Mauerparks

in neue Bebauungspläne bei einigen Teilnehmenden Bestürzung.

Als sehr schön beschrieben werden dagegen der Naturspielplatz am Gleisdreieck /

Möckernstraße und der Breitenbachplatz, allerdings sind beide Plätze aufgrund der

Verkehrsgestaltung für Kinder kaum erreichbar. Andere Plätze wie der Fürstenbergplatz

verursachten, so Teilnehmerin Tatjana, durch den ungünstigen Belag blutige Schürfwunden

bei den Kindern. In vielen Fällen engagieren sich mittlerweile viele Menschen freiwillig bei

der Erhaltung von Spielplätzen. Hier könnte, so Helen74, die Verwaltung durch den Aufbau

von Spielplatzpatenschaften unterstützend tätig werden.

Als sinnvolles Angebot wird auch der Familienpass benannt. Es würde die Nutzung jedoch

„deutlich vereinfachen, wenn nicht nur die Ermäßigung beziffert würde, sondern auch der

resultierende Eintrittspreis“ (iko). Manche Teilnehmende sind allerdings der Meinung, dass

Kinder grundsätzlich freien Eintritt zu Schwimmbädern, Zoos, Museen, Theater und

Freizeiteinrichtungen haben sollten, um Berlin familienfreundlicher und solidarischer zu

machen. Der Hinweis von AG IPSE zu dem neuen Familienbildungsgutschein des Bezirks

Marzahn-Hellersdorf für die Eltern neugeborener Kinder, der gegen Angebote von über 20

Kooperationspartnern eingelöst werden kann, fand einerseits Anerkennung, wurde aber auch

kritisch dahingehend hinterfragt, ob die entsprechende Zielgruppe damit tatsächlich erreicht

wird.

3.4.5 Information & Beratung

Wie bereits im ersten Onlinediskurs zum Zusammenleben in Berlin angeklungen war,

wünschen sich die Teilnehmenden eine Verbesserung der allgemeinen Informationslage

insbesondere in Bezug auf die Berliner Schulen.

So werden mehr und bessere, zentrale Informationen zu allen Schulformen gefordert, um

sich ein umfassendes Bild machen zu können und die Wahl zu erleichtern. Es sei sehr

schwierig, so Nutzerin Spanierin, verlässliche Informationen über Grundschulen und

Grundschulformen zu bekommen, z.B. zum Unterschied zwischen den verschiedenen

Formen, der Anzahl der jährlichen Gymnasialempfehlung etc. Dazu schlagen die

Teilnehmenden verschiedene Elemente vor, wie zum Beispiel eine Art Ranking, neben der

Fächerauswahl auch Übersicht zu erreichten Notendurchschnitten der letzten Jahre,

durchschnittlicher Ausländeranteil, Statistik der ausgefallenen Stunden des Vorjahrs sowie

laut Single-Dad-Berlin am besten die gesamten Informationen als Vergleichstabelle für den

schnellen Überblick. Laut iko liefert der Senat unter

http://www.berlin.de/sen/bildung/schulverzeichnis_und_portra ets/anwendung/ bereits eine

Menge Zahlenmaterial, z.B. zur Lehrerausstattung und ndH-Anteilen der Schülerschaft.

Svenja (SowiTra) informiert über ein neues „umfassendes Beratungsangebot zu Elternzeit &

Elterngeld, Vereinbarkeit und familienfreundliche Arbeitszeiten - aus einer Hand unter

www.elternzeit-in-berlin.de". Berliner Mütter und Väter, betriebliche Akteure, wie z.B.

Personalverantwortliche, Betriebs-/Personalräte, Frauenbeauftragte, können das

gemeinsame Beratungsangebot des Expertenverbunds "Elternzeit in Berlin" nutzen, für das

sich Experten aus den drei Berliner Beratungsinstitutionen Kobra, SowiTra und Väterzentrum

Berlin zusammen geschlossen haben. Neben einem monatlichen Infoabend für Paare gibt es

spezialisierte Beratungsangebote für Mütter, Väter, Freiberufler, Selbstständige oder für

betriebliche Akteure bzw. speziell für Betriebs- und Personalräte. AG IPSE weist auf den

neuen Familienbildungsgutschein des Bezirks Marzahn-Hellersdorf für die Eltern

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neugeborener Kinder hin, der gegen Angebote von über 20 Kooperationspartnern eingelöst

werden kann.

Einigen Alleinerziehenden fehlt am ansonsten als recht familienfreundlich beschriebenen

Arnimplatz ein Familienzentrum, wie es das z.B. in der Winsstraße oder Bötzowviertel gibt.

Sie wünschen sich eine Begegnungsstätte für Familien mit gemeinsamen Essensangeboten,

Weiterbildung und Austausch, gemeinsamen Ausflüge, Beratung und Kurse wie "Starke

Eltern - starke Kinder" oder Eltern-Kind-Malen.

Gefordert werden auch bessere Informationen und Angebote für pflegebedürftige Kinder: In

Anbetracht der Menge (2% der pflegebedürftigen Berliner/innen seien Kinder und

Jugendliche) und der langen Pflegephase bei pflegebedürftigen Kindern sei es nach

Meinung von Claudia Groth verwunderlich, „wie wenig Hilfs- und Informationsangebote es für

pflegende Eltern gibt“. So fühlten sich laut einer bundesweite Umfrage des Kindernetzwerkes

(Schmid; Kreutz 2007) und einer Befragung von MenschKind (2009) nur knapp 40% aller

befragten Eltern gut über die Pflegeversicherung und lediglich 29% über

Entlastungsmöglichkeiten informiert. Die „rund 40 Kurzzeitpflegeplätze“ sind anscheinend

jedoch nicht für pflegebedürftige Kinder und Jugendliche ausgelegt, was laut Claudia Groth

durch die Statistik bestätigt wird: „nicht eines dieser Kinder hat im Jahre 2007 die

Kurzzeitpflege in Anspruch genommen“. Die tägliche Arbeit pflegender Angehöriger entlaste

die Solidargemeinschaft um große Summen. Daher werden von der Stadt Berlin bessere

Informationsangebote und kurzzeitige stationäre Entlastungsmöglichkeiten für Familien mit

pflegebedürftigen Kindern gefordert. Hoffnung wecken in diesem Zusammenhang die

öffentlich finanzierten Pflegestützpunkte, solange „sie auch Familien mit pflegebedürftigen

Kindern ein Lotse im Pflegedschungel sein wollen und können“ (Claudia Groth).

3.4.6 Familienfreundliche Regelungen & Verwaltung

Innerhalb der Diskussion wurde erörtert, inwiefern gesetzliche Regelungen und die

Verwaltung selbst zur Familienfreundlichkeit beitragen können.

Von mehreren Beteiligten und aus unterschiedlicher Perspektive wurde in der Diskussion auf

die Problematik der gemeinsamen Kinderbetreuung getrennt lebender Elternteile

hingewiesen bzw. die fehlende rechtliche Unterstützung. So beklagen sich einerseits

alleinerziehende Mütter über die mangelnde rechtliche Handhabung in dem Fall, wenn sich

der Partner nicht im gleichen Maße um die Erziehung und finanzielle Versorgung der Kinder

kümmert. Es wird daher gefordert, eine gesetzliche Regelung dafür zu erschaffen, dass die

Väter die Erziehung mit übernehmen, da ein männliches Vorbild vor allem für Jungen sehr

wichtig sei. Laut Wendula Strube „kann diese Verpflichtung zur Mithilfe in der

Kindeserziehung auch mit Bußgeldern versehen und wenn gar nichts hilft, mit Haftstrafen

durchgesetzt werden“. Zudem wird vorgeschlagen, die Gesetzeslage dahingehend zu

verbessern, dass die Unterhaltszahlungen für alleinerziehende Mütter länger als nur 72

Monate gezahlt werden und auch über das 12. Lebensjahr des Kindes hinausgehen.

Andere stellen sich jedoch die Frage, inwiefern Gesetze die Väter stärker dazu bewegen

können, sich mehr um ihren Nachwuchs zu kümmern. Der BGH habe in einem Urteil selbst

die Problematik angesprochen, dass unwillige Elternteile nicht zur Erziehung der Kinder

gezwungen werden könnte. Angemerkt wird auch, dass Geld keine Liebe und Zeit

ausgleichen könnten. Väter, die dann aufgrund der Missachtung der vorgeschlagenen

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Regelung vorbestraft wären, gäben außerdem kein besonders gutes Vorbild ab. Außerdem

existierten laut Single-Dad-Berlin bereits Gesetze, die den Strafbestand bei

Unterhaltpflichtverletzung vorsehen: „Die Gesetze sind gut genug, nur die Umsetzung ist

ungenügend“.

So wurde in diesem Diskussionsstrang auch die Machtlosigkeit angesichts einer als

ungerecht empfundenen Rechtsprechung thematisiert, wenn ein Elternteil dem anderen den

Kontakt zum eigenen Kind verweigert: „Auch ist das Thema Umgangsvereitelung zu

berücksichtigen...90% der Männer haben wegen dieses Rosenkrieges spätestens nach 2

Jahren keinen Kontakt mehr zu ihren Kindern“ (Single-Dad-Berlin). Die Rechte der Kinder

sollen daher laut der Teilnehmenden gestärkt und auch vor Gericht besser wahrgenommen

werden. Bei Trennungen sollten beide Elternteile mehr in die Pflicht genommen werden,

einvernehmliche Lösungen im Interesse der Kinder auszuhandeln. Nutzer Charly schlägt hier

das dänische Modell vor: „Da wird den Strittigen gesagt, einigt euch innerhalb eines Jahres,

ansonsten werden der Umgang und die Unterhaltskosten zu gleichen Teilen aufgeteilt“.

Emanzipation_jetzt wünscht sich diesbezüglich die “Anwendung des Grundgesetzes. (...)

Alle richten sich nach Kinderrechtskonvention“. In den Familiengerichten sollten sich, so

emanzipation_jetzt, Richter den Gutachter nicht selbst aussuchen können und in

Familiensachen geschlechtsparitätisch – also ein Richter und eine Richterin zusammen –

arbeiten, um die Rechtsprechung in Sorgerechtsstreitigkeiten gerechter zu machen.

Zur Familienfreundlichkeit beitragen könnte, so Single-Dad-Berlin, auch ein anderer Umgang

der Ämter mit den Mietkosten im Falle von Erwerbsminderung und ALG II. Derzeit würde

nach 6 Monaten mit Leistungssenkungen gedroht bzw. der Umzug in eine günstigere

Wohngegend gefordert. Nicht berücksichtigt würden hierbei jedoch längere Anfahrtszeiten

des arbeitenden Partners oder ein Schulwechsel für die Kinder. Auch drohe einigen Familien

mit ALG II ein Zwangsumzug, da die AV Wohnen eine Angemessenheitsgrenze für die

Warmmiete einer 5-köpfigen Familie von 705 € vorsieht. Wohnungen für Familien mit vielen

Kindern wären zu diesem Preis jedoch kaum vorhanden und dadurch würden diese in

Randgebiete abgedrängt. Ein weiteres Problem bestünde in der Pflicht nach SGB II, jede

zumutbare Arbeit anzunehmen, auch wenn die Kinder infolge dessen sich selbst überlassen

sind.

Ebenfalls als familienunfreundlich wird die drohende Verlegung der Kinder- und

Jugendgesundheitsdienst-Stelle Stettiner Straße (Wedding) angesehen. So sei laut DR.

Möllering nicht zu verstehen warum eine „kiez- u. bürgernahe Einrichtung zur Erhaltung des

Kindswohles an eine völlig andere Stelle verlagert werden soll“, zu der kinderreiche Familien

dann weite Strecken mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren müssten, was diese

voraussichtlich nicht tun werden. So würden unnötig Versorgungslücken gerissen, statt diese

zu schließen. „Gleichzeitig wird gerade von der Politik der mangelhafte Kinderschutz

beklagt“, so Nutzer Karalus.

Laut Ghandalf funktionieren auch die Job-Center infolge unpraktikabler Regelungen und

schlechter Einarbeitung der Sachbearbeiter nicht effektiv und beeinträchtigten infolge des

„Verwaltungschaos“ auch die Familien. Daher werden effektivere, intelligente und logische

Systeme für die Verwaltung sowie eine bessere Einarbeitung der Sachbearbeiter gefordert.

3.5 Die Checkliste Die folgende Checkliste resultiert aus den zahlreichen Anregungen und Vorschlägen der Teilnehmenden des Berliner Familiendialogs von 2008 und 2010. Sie ist entsprechend der

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angesprochenen Schwerpunkte unterteilt und die jeweiligen Anregungen der verschiedenen Diskurse farblich gekennzeichnet: rot = Diskurs 2010 schwarz = Diskurs 2008 blau = Diskurs 2008 und 2010

A) Betreuungsangebote:

Abbildung 23: Anzahl der themenbezogen Vorschläge im Vergleich zum 1. Onlinedialog

Betreuungsschlüssel verbessern (mehr Betreuer/innen für weniger Kinder)

Berücksichtigung der erhöhten Vor- und Nachbereitungszeiten des Betreuungspersonals (z.B. 5 Std. / Woche für die Vor- und Nachbereitung)

7 Std. Bildungszeit für alle Kinder ab 3 Jahre ohne Bedarfsprüfung,

qualifiziertes Personal sicherstellen, d.h. 3 Tage im Jahr eine Fort- und Weiterbildung

Verbesserung des Leitungsschlüssels auf 1 Leitungskraft / 100 Kindern

Anpassung der Öffnungszeiten an reale Arbeitszeiten (flexiblere Modelle)

Abschaffung der Sommer- / Winterschließzeiten bei städtischen Kitas

Mehr Unterstützung für gemeinnützige Vereine, die flexiblere Betreuungszeiten anbieten

Tagespflege als qualifizierte alternative Betreuungsform präsentieren und stärker in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rücken

Gewährleistung von Ganztagsangeboten für Kleinkinder bis zur Oberschule zur Sicherstellung gleicher Bildungschancen

Übergreifende Angleichung bzw. Reduzierung der Kosten für Mittagessen (Kitas, Schulen, Ost / West)

Abschaffung der Bedarfsdeckelung und Konzentration auf Kernarbeitszeit

Zentrale Anlaufstelle und Beratung für Kindertagesbetreuung (online oder offline)

Kompakte Suchdatenbank für Betreuungsmöglichkeiten und Kapazitäten

Optimierte, besser planbare Vergabepraxis

Vereinfachte Verwaltungsformulare und Verschlankung der Antragstellung, z.B. durch Speicherung und erneute Nutzung der eingegebenen Daten auch im Falle der Ablehnung

Einführung eines gesetzlichen Betreuungsanspruchs und der KitaCard

Verzicht auf Betreuungsgeld zu Gunsten einer schnellen Wiedereingliederung in den

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Anzahl der Vorschläge (ohne

Kiezspezifische) (n= 32)

Diskurs 2010

Diskurs 2008

Diskurs 2008 und2010

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Beruf

Familienfreundliche Arbeitgeber, die flexible Arbeitszeiten und / oder Teilzeitarbeitsplätze ermöglichen und Frauen beim Wiedereinstieg unterstützen

Spezielle Versicherungsangebote für selbstständige Eltern, z.B. Recht auf Freistellung von der Arbeit oder Übernahme von Kosten für die Haushaltshilfen im Krankheitsfall

Musik- und Sportkurse, Pekip oder Krabbelgruppen o. ä. auch zu arbeitnehmerfreundlichen Zeiten, z.B. zwischen 17-18:30 Uhr, anbieten.

Alter für hortberechtigte Kinder anheben.

Gestaltung der Hortbetreuung vereinheitlichen, da zu unterschiedliche Niveaus

Hortbetreuung für Kinder auf grundständigen Gymnasien ermöglichen

Angebot an Kitaplätzen weiter ausbauen

Kinder auch die Aufnahme in Kitas ermöglichen, die nur Vollzeitbetreuung anbieten, die aber weniger Stunden bewilligt bekommen, da ihre Eltern Teilzeit arbeiten

Tagesmütter bezahlbar machen und mehr Pflegestellen finanzieren

Überfüllte Gruppen in den Kitas verhindern

Kitagebühr abschaffen

Kinder, die frühzeitig eingeschult werden, profitieren nicht vom beitragsfreien letzten Jahr. Hier wird eine offizielle Stellungnahme gefordert.

Eine familienfreundliche Stadt fördert auch ältere Kinder und Jugendliche und bemüht sich um eine Integration der älteren Generation.

Förderung von Betriebskindergärten und familienfreundlichen, flexiblen Arbeitszeiten.

Besonderheiten im Kiez:

Bötzowviertel: Kitaplätze sind hier Mangelware

B) Bildung & Schule:

Abbildung 24: Anzahl der themenbezogen Vorschläge im Vergleich zum 1. Onlinedialog

Klassengröße reduzieren (unter 20 Schüler/innen)

Bessere Ausstattung der Schulen mit aktuellem Lernmaterial

Modernisierung der Lehrbücher und Entfernung tendenziell fremdenfeindlicher Inhalte

Schulen organisieren zum Schuljahresende einen Tausch- bzw. Secondhandmarkt für

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Anzahl der Vorschläge ohne

Kiezbesonderheiten (n=70)

Diskurs 2010

Diskurs 2008

Diskurs 2008 und2010

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Schulbücher (um Bücherkosten zu reduzieren)

Verbesserung der Hygiene in Schultoiletten – z.B. durch verstärkte Kontrollen des Gesundheitsamts

Sanierung maroder Schulgebäude und Schulsporthallen

Gewährleistung warmer Mittagessen für die Schüler/innen aller Schulformen und –stufen (insbesondere Mittelstufe) und in den Horten

Großflächige Einführung der Gemeinschaftsschulen

Ganztagsschulen für Kinder berufstätiger Eltern, als Alternative zum Hort auch für 5./6. Klasse ohne Bedarfsprüfung

Abschaffung der Lehrerempfehlung zugunsten einer Noten basierten Zugangsentscheidung für die weiterführenden Schulen

Einführung spezialisierter bilingualer Schulen (z.B. Deutsch-Türkisch, Deutsch-Arabisch)

Ausbau der Europaschulen

Ausbau der Schulpraktika

Bibliotheken als Pausen- und Ruheräume nutzbar machen

Wiedereinführung der Vorschule

Einführung der Lebenskunde bzw. Ethikunterrichts als Alternative zum Religionsunterricht

Einführung der Fächer Werken und Schulgartenunterricht

Begleitende Programme für Supervisionen, Teamarbeit, Lehrererholung, Sabbatjahre an den Schulen

PC-Unterricht ab der 1. Klasse

Lehrfortbildung für Multimediatechnik und Computerkenntnisse

Weiterbildungsangebote für quer einsteigende Lehrer

Studienbegleitende Selbstreflektionstherapie für angehende Lehrer/innen

Einführung von Eignungstests für angehende Lehrer/innen

Einsatz der Lehramtsstudenten in Schulen ab dem 1. Semester

Regelmäßiger Praxisdienst für leitende Mitarbeiter der Schulbehörde zwecks Erhalt des Praxisbezugs, z.B. alle 2 Jahre für einen Monat an Hauptschulen

Gestattung des Gestikulierens beim Rechnen der Schulanfängern

Ausbau der Gewaltpräventionsmaßnahmen, z.B. mittels Konfliktlotsen, Konfliktprävention, Ethik- und Religionsunterricht, Supervisionsprogramme für Lehrer, Mediation für Schulkonflikte, Schulstationen als auch die Erziehung zur Zivilcourage

Allgemeine Entrümpelung der Lehrpläne

Nachhaltige und kontinuierliche Aufklärung der Kinder über ihre Rechte

Mehr Lehrpersonal, um Unterrichtsausfall auch in den Halbtagsgrundschulen und den Musikschulen zu verhindern.

Einführung von ergonomischen Sitzmöbeln

Entstehung von neuen Gesamtschulen fördern

Einführung der Lehrmittelfreiheit oder aber eine Lernmittelbefreiungsquote

Ausgabenprüfung z.B. für Spracheingangstests, VERA u.ä. durchführen

Bei einer Kosten/Nutzenrechnung auch die zukünftigen Negativkosten (Sozialämter, Gesundheitsämter, Justiz) mit einrechnen

Orientierung Berlins an das finnische Schulsystem

Kleine Klassen

Experten gehen an die Schulen

Intensive Zusammenarbeit von Eltern und Schule

Hohes Ansehen des Lehrerberufes

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Einheitliche Grundausbildung an Universitäten für Lehrer an Kindergärten, Grundschule, Gymnasium, danach Spezialisierung

Gemeinsames Mittagessen von Schülern und Lehrern

Lernen am Modell, rhythmisierter Unterricht

Bessere Ausstattung der Klassenzimmer (Beamer, Leinwand, PC, CD-Player, Klavier)

Kinder mit einer anderen Muttersprache vor der Einschulung 1 Jahr separat unterrichten, um an Sprache und Kultur heranzuführen. Danach Übergang in altersgerechte Klassen

Üben von Präsentationsregeln z.B. durch Vorlesen kleinerer Geschichten

Mehr reformierte Oberschulen einführen

Verbindliche Qualitätsstandards für Horte und Schulen

Betreuung von Schulkindern bis zur 6. Klasse ohne Bedarfsprüfung bis 18 Uhr

Personalschlüssen in den Horten von 1:16 statt 1:22 und mehr Personal für behinderte Kinder

Verpflichtende Fortbildung für Betreuer in Horten (Umfang: 2 Tage)

Besuch von Kleinschulklassen auch für Kinder bspw. mit ADHS ermöglichen

Unterstützung der Schulen durch mehr Sozialpädagogen, Schulpsychologen, Logopäden, Ergotherapeuten, Förderschullehrer

Kulturanthropologischer Berater bei Lehrmaterialkonzeption hinzuziehen (auch relevant bei Eignungstest)

Schulung der Lehrer für den besseren Umgang mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen

Interne Hospitation durch gemeinsamen Unterricht von mehreren Lehren in einer Klasse ermöglichen

Praxis der Früheinschulung und der Rückstellungsmöglichkeit transparenter machen, bzw. Führeinschulungen zurückfahren, um Kindern mehr Zeit zu geben, ihre Persönlichkeit zu entwickeln

Freie Schulwahl einführen

Segregation und ethnische / schichtspezifische Homogenisierung verhindern

Verstärkte Förderung von Brennpunktschulen und Ausbau dieser Schulen zu den besten Schulangeboten der Stadt

Höherer Stellenwert von Musikunterricht und Berücksichtigung von Musik in der Lehrerausbildung

Einführung eines „Runden Tisches“, um die Zusammenarbeit von Eltern und Lehrern an den Schulen zu befördern

Wettbewerbsidee: Ausschreibung eines „Ideale Schule“-Profils mit der Angabe von speziellen Kriterien, für die sich Schulen dann bewerben können

Informationslage zu den Schulen verbessern z.B. durch Erstellung eines Rankings, Übersicht über Fächerauswahl, Notendurchschnitt, Ausländeranteil, ausgefallene Stunden.

Verteilung von bildungsfernen Schülern über die ganze Stadt

Förderung der Stärken der einzelnen Schulen zu individuellen Profilen wie z.B. Ganztagsangebote am Albert-Schweizer-Gymnasium, Zweisprachigkeit D-F an Regenbogengrundschule u.a.

Verbesserung der länderübergreifenden Zusammenarbeit zwischen Berlin und Brandenburg in den Randgebieten (Beispiel: Kleinmachnow), um Schülern den Zugang höherer Schulen z.B. in Berlin Zehlendorf zu ermöglichen

Gesundes Essen an allen Schulen mit mehr Rohkost und Gemüse

Für altersgerechte Angebote in den Ganztagsschulen sorgen

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Gesondert benannte Quartiere:

Charlottenburg: Schulen sind im schlechten, baulichen Zustand und verfügen über eine marode Ausstattung. Zudem kommt es zu Unterrichtsausfällen (z.B. Friedensburgschule)

Kreuzberg: die Unterschiede zwischen den Schulen sind zu groß, so dass es nur einige wenige begehrte Schulen gibt

Lichterfelde: die Zusammenarbeit zwischen den Ämtern muss verbessert werden, da die Schulbehörde jedes Jahr von den Anmeldezahlen überrascht ist

Neukölln-Nord: Schulen brauchen hier eine bessere Durchmischung von Kindern mit unterschiedlicher sozialer Herkunft. Mehr Leuchtturmschulen wie die Peter-Petersen-Schule könnten dazu führen, den positiven Trend des Viertels aufzunehmen, und die jungen, gut gebildeten Leute, die verstärkt nach Neukölln ziehen, dort zu behalten

Pankow: zuviel Unterrichtsausfall durch Lehrermangel

Tempelhof: Aufnahme des Geschwisterkindes an der Grundschule muss gewährleistet werden, um zu verhindern, dass Eltern (auch alleinerziehende Mütter) beide Kinder in eine andere Schule schicken müssen

Marzahn-Hellersdorf: der Bezirk verteilt Familienbildungsgutscheine an Eltern neugeborener Kinder zu Angeboten von über 20 Kooperationspartnern.

C) Hilfs- und Förderprojekte:

Abbildung 25: Anzahl der themenbezogen Vorschläge im Vergleich zum 1. Onlinedialog

Mehr kleine, lokale Kultur- und Bildungsangebote (z.B. Bibliotheken bzw. mobiler Bibliotheksbus, Kunsthaus mit Arbeitsgemeinschaften, Jugendklubs, Sportvereine, Heimatmuseen, Kulturhäuser, Volkshochschule) anstelle von Großprojekten wie Jugendcamps.

Stärkere Bekanntmachung existierender Projekte, wie z.B. die Lesepaten

spezielle Förderangebote für Kinder aus sozial benachteiligten Stadtgebieten zur frühzeitigen Behebung von Entwicklungsdefiziten

bessere Förderung von lokalen Hilfsprojekten, die gesamte Familie einbeziehen und Zukunftschancen vermitteln

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Anzahl der Vorschläge ohne

Kiezbesonderheiten (n=13)

Diskurs 2010

Diskurs 2008

Diskurs 2008 und2010

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Ausbau der Kita-Beratungsangebote für gesamte Familie, z.B. zu Erziehung, Schulden, Partnerschaftsproblemen, Jobsuche und Gewalt in Familien, Sprachkurse, Kochkurse, angeleitete Spielgruppen für Eltern und Kinder sowie die Vernetzung aller beteiligten Institutionen mit verbindlichem Casemanagement

Dauerhafte Unterstützung von Kinder- und Jugendprojekten sowie geschützten Räumen für Kinder, wie bspw. Kids Garden in Neukölln, Kinderbauernhof Pinke Panke

Spezielle Beratungs- und Vermittlungsangebote für Väter bzw. in Sorgerechtsstreitigkeiten befindliche Elternteile

Stärkere Sichtbarkeit für Väterberatungsangebote und –netzwerke

Einführung der Pflegestufe für Demenzkranke oder vergleichbare, auf diese Krankheit spezialisierte Hilfsmaßnahmen

Förderung behinderter Kinder, bspw. mehr Schulhelfer, Aufstockung der zusätzlichen Stunden für Integrationsklassen, zusätzliche Sprachförderungsstunden auch für Schulen ohne ausreichenden Prozentsatz an nicht-deutschen Schülern

Orientierung ins Berufsleben als Bestandteil des Berliner Bildungsplans mit aufnehmen

Einführung der Jeki Programme (jedem Kind sein Instrument) wie in NRW und HH

Zusammenarbeit von Anbietern von Deutsch- und Integrationskursen mit Grundschulen, um Eltern mit Migrationshintergrund auf die Anforderungen von Elterngesprächen, Elternabende etc. vorzubereiten, sowie Schulung von interkultureller Kompetenz z.B. in Bezug auf Geburtstagsfeiern, Besuch bei anderen Kindern aus der Grundschule

D) Familienfreundliches Wohnen:

Abbildung 26: Anzahl der themenbezogen Vorschläge im Vergleich zum 1. Onlinedialog

Mehr familienfreundliche Wohnformen bei städtischen Wohnungen

Ausbau und mehr Förderung von Mehrgenerationenhäusern, mit Gemeinschaftsräumen und –anlagen (z.B. Freizeitraum, Wasch- und Suppenküchen, Spiel- und Bolzplätze, Picknicktische)

Mehr Fahrstühle für ältere Bewohner

Bezahlbare Familienwohnungen, insb. in der Innenstadt

Bevorzugte Wohnungsvergabe an Familien und Alleinerziehende

Stärkere Bewerbung eigentlich familienfreundlicher Bezirke wie Neukölln, um Mittelstandsfamilien anzulocken

Eindämmung der offenen Drogenszene in Wohngebieten

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Anzahl der Vorschläge ohne

Kiezbesonderheiten (n=43)

Diskurs 2010

Diskurs 2008

Diskurs 2008 und2010

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Erhaltung der „preußischen Straßenzuschnitte“ inkl. Platz für Bäume, Radfahrer, Fahrradanhänger, Straßenbahnen, Fußgänger, Café-Stühle und sogar für ein paar Autos.

Familienfreundliche Konzeption von öffentlichen Räumen, Einkaufszentren oder allg. Bebauungsgebieten (mehr Spielbereiche, Plätze zum Verweilen)

Spielecken in Bahnhöfen / Flughafen

Spielecken für öffentliche Einrichtungen wie z.B. Bürgeramt

Spielmöbel an breiteren Straßen und zentralen Plätzen

Zugang zu den wenigen Spielplätzen nicht durch Mauern und Einzäunung verwehren (z.B. Lichtenberg, Friedrichsfelde)

Auslegung von Bodenplatten auf Spielplätzen, z.B. für Himmel-und-Hölle-Spiel

Plantsch-Brunnen

Teilbedachung, Sonnenschutz für Spielplätze

Spielplätze mit öffentlichen Toiletten versorgen

Mehr öffentliche Mülleimer und Hundekotbeutel

Ausbau der "Gartenstadt Berlin"

Stadtgrün als wertvollen Begegnungs- und Erfahrungsraum erhalten

Nutzung der Kleingartenanlagen als heiltherapeutisches Mittel bei Demenz- und Alterskrankheiten

Eröffnung spezieller „Kinder-Gärten“, um Stadtkindern einen Bezug zur Natur und zu gesunder Nahrung zu vermitteln.

Familientreffs und Nachbarschaftsetagen fördern. Familienzentren dienen vor allem als Begegnungsstätten, um der Anonymität entgegenzuwirken, sich auszutauschen, kennenzulernen und vielleicht zu unterstützen. Positive Beispiele für solche Einrichtungen bietet unter anderem die GESOBAU an, die Fabrik in der Osloer Straße.

Es muss härter gegen Hundekot vorgegangen und der Leinenzwang besser durchgesetzt werden

Beim Neubau von Wohnungen grundsätzlich auf die kinderfreundliche Ausgestaltung achten, z.B.

Abstellmöglichkeit für Kinderwagen oder Laufräder in den Häusern

Kindersichere Treppengeländer, Steckdosen, Fenster und Herd

Breitere Parkbuchten, um Kinder im Kindersitz anschnallen zu können

Größere Keller für Kinderspielzeug, Wintersachen

Größere Fahrradkeller

Nachrüsten mit Hydraulikaufzügen wie in den 30er Jahren

Vorrichtung am Balkon, um Balkonschutz für Haustiere und Kinder anzubringen

Trittschallschutz und geeigneter Bodenbelag

Kinderzimmer größer konzipieren

Fingerprint-Schlösser mit automatischer Türöffnerfunktion

Geräumiger Flur und Vorratsraum

Kinder und Jugendliche in den Planungsprozess des öffentlichen Raumes mit einbeziehen

bessere Durchmischung des Wohnraums in unterschiedlichen Preislagen

Masterplan entwickeln, um großen Familien geeigneten Wohnrum zu ermöglichen

Braugruppen und Baugemeinschaften stärker unterstützen

Bezahlbaren Wohnraum für Familien und ALG II Empfänger in der Stadt ermöglichen, Anpassung der AV Wohnen an reale Verhältnisse (Angemessenheitsgrenze für Warmmiete einer 5-köpfigen Familie von 705 € ist nicht zu schaffen)

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Unterstützung von neuen Wohn- und Lebensstrukturen (Mehrgenerationenhäuser, Alleinerziehendenhäuser)

Besonderheiten im Kiez:

Charlottenburg: Kiez Initiativen am Klausener Platz und Mierendorffplatz befördern den Zusammenhalt im Kiez

Friedrichshain: Im Volkspark muss die Aussicht erhalten bleiben und das Grün zurückgeschnitten werden

Prenzlauer Berg zeichnet sich durch seine Familienfreundlichkeit aus

Zehlendorf: Gartenstadt Düppel ist sehr familienfreundlich. Einziger Nachteil ist der fehlende S-Bahnhof

E) Familienfreundliche Verkehrsgestaltung:

Abbildung 27: Anzahl der themenbezogen Vorschläge im Vergleich zum 1. Onlinedialog

Ausweitung und schärfere Kontrollen verkehrsberuhigter Zonen

Höhere Strafen für Autofahrer, die Verkehrsberuhigung missachten

Kostenlose Kindertickets für den ÖPNV

Umwandlung parallel zur Hauptstraße verlaufender Wohnstraßen in Fahrradstraßen, um deren Nutzung als Nebenrennstrecke zu unterbinden

Ausstattung verkehrsreicher Straßenkreuzungen mit Ampeln oder Zebrastreifen

Gewährleistung der Sicht in Kreuzungsbereichen

Niedrige, für Kleinkinder erreichbare Ampelknöpfe

Ausbau der Fahrradwege, z.B. am Tempelhofer Damm, in Lichterfelde West, Dahlem, Schmargendorf sowie an der Schlossstrasse in Steglitz bzw. Hauptstrasse in Schöneberg

Mehr Busspuren mit sog. Fahrradangebotsstreifen

Schärfere Sanktionen der Fahrradwege zuparkenden Autofahrer

Barrierefreier ÖPNV durch Entfernung von Hindernissen (Stufen, Treppen) und Einbau von Aufzügen

Abschaffung oder Reduzierung der BVG- und S-Bahngebühren für unter 16-jährige

Unentgeltliche Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel

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Anzahl der Vorschläge ohne

Kiezbesonderheiten (n=26)

Diskurs 2010

Diskurs 2008

Diskurs 2008 und2010

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Verbesserung der Sichtbarkeit von Tempo 30-Zonen durch große Markierungen auf den Fahrbahnen und durch Geschwindigkeitsunterbrecher.

In den Fahrschulen muss verstärkt auf das Fahren in Wohngegenden eingegangen werden. Z.B. muss deutlich werden, was Spielstraßen bedeuten, was Schrittgeschwindigkeit ist und dass in Wohngebieten Fußgänger von rechts ebenfalls Vorrang haben.

Einführen einer generellen Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 30 in ganz Berlin.

Unebenheiten in den Gehwegen schneller beheben. Sogenannte „Straßenbegeher“ können solche Stolperfallen melden.

Verstärkt auf Sauberkeit in Berlin achten.

Auch Fahrradfahrer legen verkehrswidriges Verhalten an den Tag. Fahrradführerscheine könnte man einführen, ein Punktesystem in Flensburg einrichten und Fahrräder mit Nummernschildern bestücken.

Verstöße von Fahrradfahrern stärker ahnden.

Stärkeres Sanktionieren von Autofahrer, die Fahrradwege zuparken.

Nicht-motorisierten Verkehr stärker fördern.

Eigene Radfahrspuren (inkl. Abbiegespuren und Ampeln) einführen, u.a. um Fahrradfahrer zu einem verkehrsgerechten Fahrverhalten zu bekommen

Familienfreundlichere Ampelschaltung einführen

Die Wohngebietsstraßen, durch die eine Tram fährt, nur noch eingeschränkt für Anwohner-Autos zulassen, und gleichzeitig für Fahrradfahrer öffnen

Nicht-Autofahrer bei der Suche nach Wohnungen in ruhigen Straßen bevorzugen

Besonderheiten im Kiez:

Charlottenburg: An der Schlussbrücke Uferweg am Schloss Charlottenburg ist der Fahrradweg in einem sehr schlechten Zustand. Hier sollten die Radwege für beide Fahrtrichtungen geöffnet werden. Zudem sollte der Übergang hier verbessert werden.

Charlottenburg: Fahrradwege in der Schlüterstraße und in der Schlossstraße Richtung Suarezstraße werden oft zugeparkt. In der Suarezstraße können Fahrradspuren eingezeichnet werden.

Charlottenburg: bei der Schloßbrücke kommt es verstärkt nachts zu Übertretungen der 30er Zone.

Charlottenburg-Wilmersdorf: Die Geißbergstraße wird häufig als schnelle Abkürzung für den Kurfürstendamm missbraucht, hier sollte eine deutlicherer Hinweis auf die 30er Zone erfolgen

Dahlem / Friedenau: der neue Spielplatz am Breitenbachplatz ist für Kinder nur schwer zu erreichen, da es keine Ampel und keinen Zebrastreifen auf der Dahlemer Seite gibt. Um den Platz herum sollte eine 30er Zone eingeführt werden.

Friedrichsfelde: In der Robert-Uhrig-Straße gibt es einen ehemaligen Kaisersmarkt auf einem freien Platz mit Springbrunnen der eingezäunt ist und als Müllhalde missbraucht wird.

Friedrichshain: Es gibt zu wenig Fahrradwege und zu viel Kopfsteinpflaster, so dass die Fahrradfahrer auf die Gehwege ausweichen. Hier könnten Rad-Tram-Straßen eingeführt werden, die Autoverkehr in Wohngegenden auf Anwohner beschränken.

Kreuzberg: Hagelbergerstraße zwischen Großbeeren und Möckernstraße sollte zur Spielstraße umgebaut werden, da hier die 30er Zone nicht ausreicht. Der Naturspielplatz am Gleisdreieck ist auf Grund des Verkehrsaufkommens kaum zu erreichen. Eine Fußgängerbrücke zwischen dem Naturpark und dem Parkstreifen in der Hornstraße würde Abhilfe schaffen.

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Kreuzberg: Tempelhofer Ufer/Grosbeerenstraße, Yorckstraße/Großbeerenstraße Möckernstraße/Yorckstraße braucht eine Kinder und Fußgänger freundliche Ampelschaltung

Kreuzberg: Wartenburgstraße muss verkehrsberuhigt werden, da sich hier anliegend zwei Kitas befinden, die Straße aber als Bypass genutzt wird, um Staus in der Möckernstraße oder Großbeerenstraße zu umgehen. Die Straßenbreite lädt dabei zu hohem Tempo ein.

Lichtenberg / Friedrichshain: Die Verbindung unter der Ringbahn-Brücke am Ostkreuz muss umgebaut werden und Fußgänger freundlich gestaltet werden. Dies gilt auch für die Ampelschaltung an der Kreuzung Boxhagener / Ecke Gürtelstraße.

Lichtenberg-Süd: Unterführung in der Marktstraße mit Radweg ausstatten.

Lichterfelde: Zwischen Augustaplatz und Hindenburgdamm wird die Geschwindigkeitsbegrenzung (30er Zone) nicht eingehalten.

Marzahn: Wiedereinführung der direkten Buslinie von Alt-Marzahn in Richtung Rudolf-Virchow-Oberschule

Mitte: Der Fahrradweg auf der Invalidenstraße ist zu kurz und nur einseitig. Auch ist der Abstand zu den fahrenden Autos zu gering. Eine weiße Markierung könnte den Fahrradweg deutlicher hervortreten lassen, auch ein gemeinsamer Fußgänger- und Radfahrerweg ist eine Alternative, um die Situation für Fahrradfahrer hier zu verbessern.

Mitte: Ruppiner Straße / Arkonaplatz ist eine Spielstraße, ohne dass sich die Autofahrer daran halten und in Schritttempo fahren

Pankow: Autofreies Wohnen sollte gefördert und Autoverkehr vom Viertel ferngehalten werden

Prenzlauer Berg: An der Kreuzung Gleimstraße muss durch Zebrastreifen und Ampeln an allen vier Kreuzungsarmen die Verkehrssituation für Kinder verbessert werden

Prenzlauer Berg: Bornholmer Straße sollte die Fußgängerüberquerung von dem Abbiegeverkehr getrennt werden

Prenzlauer Berg: In der Wörther Straße am Kollwitzplatz funktionieren die Geschwindigkeitsunterbrecher sehr gut.

Schöneberg: Auf der Potsdamerstraße gibt es keinen Fahrradweg, nur eine Busspur, die von Fahrradfahrern benutzt werden kann, die aber von vielen Autofahrern als Parkstreifen genutzt wird, und somit ein vernünftiges Fahrradfahren verhindert. Das selbe gilt auch für die Hauptstraße

Spandau: Parks und Gärten leiden unter einem Müllproblem

Steglitz: Der auf der Schlossstraße eingerichtete Fahrradweg ist äußerst positiv.

Steglitz: Fahrradweg auf der Schlossstraße wird auf Grund des Kopfsteinpflasters nicht genutzt

Steglitz: hier weichen Autos und LKWs häufig den Schlaglöchern auf der Straße aus und gefährden Kinder. Dies muss behoben werden.

Weißensee: in der Buschallee werden die beidseitigen vorhandenen Radwege kaum genutzt

Wilmersdorf: Einrichtung eines Fahrradweges Schlossstraße / Uhlandstraße

Wilmersdorf: in der Konstanzerstraße sollte die Verkehrssicherheit durch stärkere Ahndung von Verstößen gewährleistet werden. Dies betrifft bspw. die 30er Zone Olivaer Platz / Hohenzollerndamm

Zehendorf: Die Überquerung der Berlepschstraße muss durch Zebrastreifen und Ampeln für Kinder verbessert werden

Zehlendorf: An der Berlepschstraße Zebrastreifen und Ampeln einrichten, um die Überquerung der Straße zu ermöglichen

Zehlendorf: mehr verkehrsberuhigte Zonen oder wenigstens mehr 30er Zonen

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Abschlussbericht des 2. Onlinedialogs „Zusammenleben in Berlin“

49

F) Freizeit und Spielen:

Abbildung 28: Anzahl der themenbezogen Vorschläge im Vergleich zum 1. Onlinedialog

Kostenloses Angebot an Jugendclubs und Jugendhäuser für ältere Kinder und Jugendliche ausbauen.

Höhere Altersgrenzen für Ermäßigung für Kinder und Jugendliche bei Eintrittskarten und Fahrkarten einführen, um den älteren Kindern so mehr Freizeitaktivitäten zu ermöglichen

Schulhöfe auch nach Schulschluss und am Wochenende öffnen, um Kindern und Jugendliche die Möglichkeit zu geben, sich auch außerhalb von Sportvereinen sportlich zu betätigen

Sporthallen in Ferien und an Brückentagen geöffnet halten, um so regelmäßiges Vereinstraining zu ermöglichen

Mehr öffentliche Basketball und Fußballplätze schaffen

Kostenfreie oder günstige Angebote für Kampfsport bereit stellen

Brachliegende Flächen öffnen und Jugendlichen zur Verfügung stellen, Beispiel Ecke Südend- / Plantagenstr.

Mehr jugendspezifische Schul-AGs und kulturelle Angebote, z.B. Mangaausstellungen/Lesungen

Spezielle Angebote für Mädchen einrichten, die nicht von Bolzplätzen profitieren

Jugendliche mit in Imagekampagnen der Stadt einbeziehen

Generell ein positiveres Bild der Jugendlichen Berlins zeigen

Familien- und Ferienpass auch für 18-Jährige, die noch zur Schule gehen

Höhere Altersgrenzen bei Eintrittspreisen einführen

Freier Eintritt in Schwimmbäder für Kinder und Jugendliche

Kostenloses Nahverkehrsticket für Berliner Kinder

Kostenfreien Eintritt in Schwimmbäder, Zoos, Museen, Theater und Freizeiteinrichtungen für Kinder ermöglichen. Finanziert werden könnte dies durch eine Umlage auf die Kosten der Erwachsenen, so dass kinderlose Doppelverdiener solidarisch Familien unterstützen würden.

In der Planung von Spielplätzen die Kinder mit einbinden

Bei einem Neubau von Einkaufszentren auf Verweil- und Spielplätze achten

Spielplätze nicht als Ansammlung von Einzelspielgeräten konzipieren

0

2

4

6

8

10

12

14

Anzahl der Vorschläge ohne

Kiezbesonderheiten (n=26)

Diskurs 2010

Diskurs 2008

Diskurs 2008 und2010

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Abschlussbericht des 2. Onlinedialogs „Zusammenleben in Berlin“

50

Aufbau und Unterstützung von Spielplatzpatenschaften, die eine Aufwandsentschädigung für ihr Engagement erhalten

Einrichten von Spielplatz- oder Walltoiletten

Berliner Hundegesetz nachbessern

Einführen eines Hundeführerscheins

Kampagne durchführen, in der die Berliner zu mehr Verantwortung aufgefordert werden

Anzahl an Rüsselfahrzeuge zum Aufsaugen des Hundekots aufstocken

Hundehalter-Initiativen unterstützen

Besonderheiten im Kiez:

Charlottenburg: für mehr Sauberkeit sorgen, auf dem Spielplatz in der Gierkezeile gibt es Mäuse

Charlottenburg: Im Schlosspark und auf den Uferwegen gibt es zu viele Kampfhunde, die nicht angeleint sind.

Charlottenburg: Im Schusterruhpark werden Kampfhunde unangeleint ausgeführt

Friedrichshain / Lichtenberg: Victoriastadt / Kaskelkiez in dem verkehrsberuhigten Weg, dem Grünzug stinkt es im Sommer durch den Hundekot massiv, was auch den schönen Spielplatz beeinträchtigt

Friedrichshain: Am Boxhagener Platz werden Hunde frei laufen gelassen und ihre Hinterlassenschaften einfach liegen gelassen

Friedrichshain: Im Entwicklungsgebiet Alter Schlachthof gibt es auf der Grünfläche viele unangeleinte Hunde und Tretmienen

Friedrichshain: Spielplatz am Schleidenplatz ist in schlechtem Zustand, besonders nach einem Wochenende

Görlitz: Der Görlitzer Park ist ein schöner Anziehungspunkt. Problem sind die zerschmetterten Flaschen

Kreuzberg: Zu wenig Spielplätze für das Wochenende. Der Spielplatz am Ende der Straße Wilhelmshöhe parallel zum Mehringdamm ist abgebaut worden, obwohl es eine gute Alternative zum benachbarten Familienzentrum war, das am Wochenende geschlossen ist. Die Spielplätze im Bergmannkiez und im Viktoriapark sind gerade sonntags fürchterlich überfüllt

Lichtenberg: hier gibt es zuwenig öffentlich Spielplätze

Lichtenberg: Leitung des örtlichen Jugendclubs ist überfordert, kaum Angebote für Jugendliche

Neukölln: KIDS Garden muss erhalten bleiben

Prenzlauer Berg: Mauerpark muss erhalten bleiben und weiter zu einem Park umgestaltet werden. Das Wasserspiel dort braucht einen Sonnschutz und der Spielplatz eine Toilette

Tempelhof: Im Viktoriapark gibt es auch Probleme zwischen Hunden und Kinder

Treptow: Birkenwäldchen muss erhalten bleiben

Westend: Der Fußballplatz am Fürstenbergplatz muss mit einem neuen Belag ausgestattet werden, da sich viele Kinder beim Fallen blutige Schürfwunden zuziehen. Die Findlinge auf der Rasenfläche können weg, da sie nur den Hunden als Markierungsflächen dienen

Zehlendorf: Es fehlen ein öffentliches Schwimmbad und Spiel- und Bolzplätze

Zehlendorf: an den Seen und Badestellen sind freilaufende Hunde ein großes Problem

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Abschlussbericht des 2. Onlinedialogs „Zusammenleben in Berlin“

51

G) Finanzielle Unterstützung – Gesetzliche Regelungen:

Abbildung 29: Anzahl der themenbezogen Vorschläge im Vergleich zum 1. Onlinedialog

Medikamentenzuzahlung für Kinder ab 14 Jahre abschaffen

Kostenlose Schulbücherausgabe durch die Schulen

Einführung eines Schulbuchsecondhandmarktes in den Schulen

Höhere Freibeträge für Alleinerziehende

Unterhaltszuschuss vom Alter der Kinder entkoppeln und über das 12. Lebensjahr hinaus zahlen

Kinderbetreuungskosten sollten für Alleinerziehende steuerlich absetzbar sein

Finanzielle Unterstützung von Eltern, die Kinder nicht im Hort unterbringen

Ganztagsschulen mit Angebot zur gesunden Ernährung einführen

Kindergelderhöhung um 50 Euro je Kind

Aktionen wie „Jedem Kind ein Instrument“ fördern

Günstigere BVG-Familienkarte einführen

Bildungsgutscheine für Hobbies und sinnvolle Freizeitbeschäftigung an Kinder ausgeben

In den Ferien Projektangebote von Schulen und Trägern zu verschiedenen Zeiten

Grundschulkinder sollten auch in den Ferien die Angebote des Hortes nutzen können

Väter stärker verpflichten, die Erziehung ihrer Kinder zu übernehmen

Zahlungsunwillige Elternteile gesetzlich zur finanziellen Unterstützung der Kinder zwingen, ggf. Bußgeld verhängen

Familiengerichte geschlechtsparitätisch besetzen, keine freie Gutachterwahl durch zuständigen Richter um Willkür bei Entscheidung des Sorgerechts zu vermeiden

Stärkere Achtung der Kinderrechtskonventionen bei Sorgerechtsstreitigkeiten

Dänisches Modell in Sorgerechtsstreitigkeiten: Einigung innerhalb eines Jahres, ansonsten Aufteilung des Umgangs und Unterhalt des Kindes zu gleichen Teilen

Anpassung der AV Wohnen an reale Verhältnisse (Angemessenheitsgrenze für Warmmiete einer 5-köpfigen Familie von 705 € ist nicht zu schaffen)

Pflicht nach SGB II zur Annahme jeder zumutbaren Arbeit muss mit Möglichkeit zur Versorgung der Kinder abgestimmt werden

0

2

4

6

8

10

12

14

Anzahl der Vorschläge ohne

Kiezbesonderheiten (n=21)

Diskurs 2010

Diskurs 2008

Diskurs 2008 und2010

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H) Gebündelte Informationen:

Abbildung 30: Anzahl der themenbezogen Vorschläge im Vergleich zum 1. Onlinedialog

Erklärende Broschüren zu verschiedenen Einrichtungen (mehrsprachig)

Umfassender informierendes Glückwunschschreiben vom Jugendamt

Informationspaket zur Geburt

Weiterführende Informationen von Hebammen, Geburtshelfer/innen, Frauenärzt/innen

Informationsbroschüren vom (und im) Amt

Willkommensbrief für Zugezogenen mit mehr hilfreichen Informationen bzw. Verweise ausstatten

Zentrale Anlaufstelle für Betreuungsplatzvergabe

Zentrales Informationsportal mit Hinweisen zu Betreuungsangeboten, Schulen, Horten, Familiennetzwerken, Kursen, Beratungsstellen, Hilfsangeboten, kirchlichen Angeboten, Sammelstellen für Gebrauchtwaren und Sozialmärkten etc. (als Beispiele genannt werden Bundesländer wie z.B. Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Hessen, Sachsen)

Zentrale Suchdatenbank für Betreuungsangebote, Schulen und deren Kapazitäten

Zentrale Datenbank für Ferienangebote sowie regionale, private und kommerzielle Angebote rund ums Kind

Internetportal für Notdienste/„Nachmittagsmütter“/ Babysitterdienste im akuten Krankheitsfall

Internetportal mit Informationen rund um Tagesmütter

Informationsrundbrief der Behörde für Tagesmütter

Mehr Hinweise auf Männer- und Väterzentrierte Beratung und Angebote (offline / online)

Ausbau der auf Väter spezialisierten Angebote für Väter (Hilfe-/Rechtsberatung, Mediation etc.)

Job-Center: Sachbearbeiter besser schulen, praktikablere Regelungen und effizientere Systeme einführen, um Effektivität zu steigern und Verwaltungschaos zu vermeiden

Kobra, SowiTra und Väterzentrum Berlin haben sich zu einem gemeinsamen Beratungsangebot www.elternzeit-in-berlin.de zusammengeschlossen, das die Themen Elternzeit & Elterngeld, Vereinbarkeit und familienfreundliche Arbeitszeiten abdeckt

Besonderheiten im Kiez:

0

2

4

6

8

10

12

14

16

Anzahl der Vorschläge ohne

Kiezbesonderheiten (n=17)

Diskurs 2010

Diskurs 2008

Diskurs 2008 und2010

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Wedding: Verlegung der KJGD Stelle Stettiner Straße verhindern, da die Verlegung in die Reinickendorfer Straße 60a eine zu große Belastung darstellt und Lücken reißt

Marzahn-Hellersdorf: der Bezirk verteilt Familienbildungsgutscheine an Eltern neugeborener Kinder zu Angeboten von über 20 Kooperationspartnern.

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4. Die Themen-Wikis

Die Diskussionsergebnisse sind in 15 Themen-Wikis dokumentiert, die auf den von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gemeinsam erarbeiteten Vorschlägen zur Verbesserung des Zusammenlebens in Berlin resultieren. Diese Vorschläge wurden von den Moderatoren aus den unterschiedlichen Diskussionssträngen thematisch gebündelt und in zugehörigen Wikis auf der Plattform zusammengefasst. Anschließend konnten die Teilnehmenden die Inhalte der Wikis überprüfen, bearbeiten und ergänzen. Zur Absicherung bot das System eine so genannte Versionshistorie, um die Entwicklung der einzelnen Dokumente nachzuvollziehen. Nach Abschluss der Diskussion sind die Wikis in der aktuellsten Form einsehbar, können jedoch nicht mehr editiert werden Nach Auswertung der Wikis - sortiert nach den Kategorien des aktuellen Diskurses7 - zeigen sich im Vergleich der beiden Berliner Familiendiskurse von 2008 und 2010 große Ähnlichkeiten, jedoch auch eine deutliche Abweichung. So hatte im ersten Familiendiskurs das Thema Betreuung & Bildung mit 52% mehr als die Hälfte aller Themen-Wikis gestellt. Im zweiten Online-Dialog „Zusammenleben in Berlin“ rangiert es mit 27% auf Platz zwei hinter dem Thema Wohnen & Verkehr, das mit 42% fast doppelt so viel Raum eingenommen hat wie im ersten Diskurs (22%). Auf Rang drei folgt die Kategorie Freizeit, die in beiden Diskursen auf einen Anteil von 13% kommt. Die Kategorien Sonstiges und Information & Beratung liegen 2010 mit je 7% gleichauf, während es 2008 mit 9% zu 4% noch einen deutlichen Abstand gab.

27

47

13

7 7

52

22

13

9

4

0

10

20

30

40

50

60

Betreuung &

Bildung

Wohnen &

Verkehr

Freizeit Sonstiges Information &

Beratung

in P

rozen

t

Berlin 2010 Berlin 2008

Abbildung 31: Verteilung der Wikis nach Kategorien im Berliner Familiendiskurs von 2010 und 2008

Im folgenden Abschnitt werden alle Themen-Wikis nach den fünf Kategorien sortiert vorgestellt.

7 Im ersten Berliner Familiendiskurs waren die Wikis den drei Unterforen „Betreuung & Bildung“, „Wohnen &

Verkehr“ sowie „Freizeit & Vergnügen“ zugeordnet worden. Im zweiten Berliner Familiendiskurs wurden diese drei Kernthemen um die Kategorien „Information & Beratung“ und „Sonstiges“ erweitert. Für die Auswertung wurden die Themen-Wikis der ersten Onlinediskussion dementsprechend neu zugeordnet.

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4.1 Thema Betreuung & Bildung

4.1.1 Verbesserung des Bildungssystems

Beteiligte: Erika Valder, Wolfgang Libera, Beate Krusche, somed, Semi, iko, Johanna,

Kreuzberger Mama, Single-Dad-Berlin, Plautens,Grinsekatze, nithom, schokofrosch, Charly,

emanzipation_jetzt, Späte Mutter, Ute, Tessa, martinstefan, Weisekiez, ebbi, uli, Mama im

Kiez, heinrich, Prof. Dr. Uslucan, Mama aus Kreuzberg

Kurzbeschreibung: Die Teilnehmenden bemängeln den niedrigen Stellenwert der Bildung

in Berlin mit zunehmendem Lehrermangel und Unterrichtsausfall. Die Schulen seien marode

und in einem schlechten baulichen Zustand, das Lehrmaterial alt und unmodern.

Als Vorbild hervorgehoben wird insbesondere das Finnische Modell.

Langfassung:

Höhere Priorität für Bildung

Es wird bemängelt, dass dem Bereich Bildung seit langer Zeit und unabhängig von den

jeweils Regierenden nicht genügend Priorität zukommt. Trotz des Konjunkturpakets wären

die Schulen ausgestattet wie zur Zeit der Elterngeneration und verfügten nur über veraltete

Lehr- und Lernmittel, die die Lehrer zum Teil aus eigener Tasche bezahlen (z.B. Kopien der

Arbeitsblätter). Statt in Großprojekte zu investieren, sollte die Ausstattung der Schulen

modernisiert und mehr Lehrpersonal eingestellt werden. So wären wie im Beispiel

Charlottenburg viele Schulen marode und in einem miesen baulichen Zustand, die Sitzmöbel

uralt und unergonomisch. Infolge der Krankheit/Fortbildung/Vollversammlungen von Lehrern

käme es zu Unterrichtsausfällen, die durch den Lehrermangel nicht kompensiert werden

können.

Die Musikschulen müssten aus Geldmangel ihre ohnehin schlecht bezahlten Lehrer

entlassen. In Halbtagsgrundschulen würde die Betreuung oftmals u.a. wegen

Vollversammlung, Fortbildung der Pädagogen, an Brückentagen etc. ersatzlos ausfallen,

was mit dem Beruf der Eltern nicht vereinbar sei.

Trotz Geburtenrückgang sollten keine Lehrerstellen gestrichen werden und mehr

Gesamtschulen entstehen, die Klassen nicht erst bei einer Größe von 30 Kindern teilen und

Schule und Bildung für alle möglich machen, angefangen beim kostenfreien Mittagessen und

Lehrmittelfreiheit.

Diese Priorität verlangt auch, dass Ausgaben, die nicht unmittelbar einen praktischen Nutzen

für die Kinder haben, äußerst kritisch zu prüfen sind, z.B. der echte und konkrete Nutzen von

Tests an den Schulen (Beispiel Entwicklung und Durchführung von Spracheingangstests,

VERA u.ä.: für wen sind die Ergebnisse relevant und wie groß ist deren tatsächlicher Nutzen

für die konkrete Verbesserung vor Ort, wird die eventuell gegebene

Verbesserungsmöglichkeit in den Einrichtungen auch umgesetzt?) Stichwort: kritische

Hinterfragung des finanziellen Aufwandes für bürokratischen Aktionismus.

Des Weiteren müssten bei der Berechnung des Kosten/Nutzenfaktor im Bildungsbereich

auch unbedingt die langfristigen gesamtgesellschaftlichen Mehrkosten (Sozialämter,

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Abschlussbericht des 2. Onlinedialogs „Zusammenleben in Berlin“

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Gesundheitsämter, Justiz) durch Versäumnisse bei der Betreuung und Bildung der nächsten

Generation mitkalkuliert werden.

Schulen nach finnischem Vorbild

Berlin sollte sich stärker an den finnischen Verhältnissen orientieren (Pisa-Sieger, kleine

Klassen, "Experten" kommen in die Schulen, sehr gute Zusammenarbeit zwischen

Elternhaus und Schule, höheres Ansehen des Lehrerberufes, Investition in Bildung u.v.m.).

In Finnland wäre die Lehrerausbildung zunächst für alle Lehrer gleich, d.h. Lehrer für

Kindergarten (sind dort nicht "nur" Erzieher), Grundschule, Gymnasium oder Förderschule

machen eine Grundausbildung an der Uni und spezialisieren sich erst danach. Der Unterricht

habe mehr Struktur / Rhythmus und orientiere sich am "Lernen am Modell", ob beim

gemeinsamen Mittagessen mit den Lehrern oder im Unterricht.

Die finnischen Schulen seien besser ausgestattet als die Berliner: so gäbe es dort

beispielsweise ein Klavier, alle Klassen verfügten über Beamer, Leinwand, PC, CD Player

usw. Die nicht muttersprachlich finnisch sprechenden Kinder wurden ein Jahr vor ihrer

Einschulung separat unterrichtet, um an Sprache und Kultur herangeführt zu werden.

Anschließend kämen sie in die Klasse, die ihrem Alter entspricht.

Oberschulreform

Es gäbe bislang nur wenige reformierte Oberschulen in Berlin, die den Kindern moderne

Lernorte bieten mit (frischem selbstgekochtem Bio)-Schulessen, täglichen und

verschiedenen Sportangeboten für alle Schüler, rhythmisiertem Unterricht, Kochen- und

Ernährung als Schulfach, Hausaufgabenbetreuung, Hortmöglichkeit bis Klasse 9. Allerdings

wird angesichts Berlins finanzieller Situation auch die Bezahlbarkeit solcher Forderungen wie

zum Beispiel Bioessen angezweifelt.

Betreuungslücke der 5.+6. Klasse schließen

Angesichts der großen Kinderarmut, hohen Anteil allein erziehender Mütter und Väter und

einem sehr hohen und weiter steigenden Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund solle

der Berliner Senat präventiv handeln und die Rahmenbedingungen der schulischen

Bildungs-, Betreuungs- und Förderungszeit verbessern, um allen Kindern unabhängig von

Ihrer Herkunft die gleichen Entwicklungs-, Bildungs- und damit Zukunftschancen zu sichern.

Im Jahr 2005 wurden die Horte aus dem Bereich der Kindertagesstätten an die

Grundschulen verlagert, um dort in die pädagogischen Ganztagskonzepte eingebunden zu

werden und die Entwicklung der Kinder in allen Kompetenzfeldern ganzheitlich zu fördern.

Dies sei bislang nicht hinreichend geschehen und Horte und Schule bestünden vielerorts

nebeneinander, während die Qualitätsstandards nicht verbindlich beschlossen wurden. Um

die Betreuungslücke in der 5.+6. Klasse zu schließen, soll dieses Angebot allen Kindern der

Grundschule ohne Bedarfsprüfung bis 18:00 Uhr zur Verfügung stehen. Für die qualitative

Weiterentwicklung der schulischen Ganztagsangebote für die 5 – 12 Jährigen werden

folgende Punkte angeführt:

- Hort auch für die 5.+ 6. Klasse & Wegfall der Bedarfsprüfung

- Mittagessen für alle

- Personalschlüssel 1:16 statt 1:22 und mehr Personal für behinderte Kinder

- 2 Tage verpflichtende Fortbildung, orientiert am Bildungsprogramm

- alternativ: die gebundene Ganztagsschule, bei der keine Betreuungslücke in der 5. und 6.

Klasse entstünde, und die Hausaufgabenbetreuung in den rhythmisierten Tagesablauf

eingebettet werde.

- die Späthortbetreuung in der Schule über vierte Klasse hinaus anbieten

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Abschlussbericht des 2. Onlinedialogs „Zusammenleben in Berlin“

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Kleine Schulklassen & Betreuung

Es wird gefordert, dass es auch für Kinder ohne Behindertenstatus, aber vielen

Nachhilfestunden und Medikamentengaben (bei ADHS) der Besuch von Kleinschulklassen

ermöglicht wird. Zusätzlich sollten mehr Sozialpädagogen und Schulpsychologen eingestellt

werden.

Förderung von individuellem Lernen und Gruppenarbeit

Der Unterrichtsstil müsse sich grundlegend verändern. Anstelle des derzeitigen

Frontalunterrichts sollte individuelles Lernen und Gruppenarbeit stärker gefördert werden.

Kulturanthropologische Berater bei Konzeptionierung des Lehrmaterials

Der Spracheingangstest weise Bilder auf, die für viele muslimische Kinder schockierend

seien (z.B. Frauen im knappen Bikini, küssende und sich in der Öffentlichkeit berührende

Männer und Frauen). Fünfjährige, die bei ihrem ersten Kontakt mit einer Schule alleine

einem solchen Test ausgesetzt werden, würden nicht unter objektiven Bedingungen getestet.

Bei der Konzipierung von Schultests und Schulbüchern, v.a. für die Grundschule, sollten

kompetente kulturanthropologische Berater hinzugezogen werden und Lehrer stärker auf

unterschiedliche kulturelle Hintergründe ihrer Schüler geschult werden.

Bessere Ausbildung der Lehrer

Obwohl auf der Grundlage einer neuen Studie angezweifelt wird, dass die Klassengröße

tatsächlich Auswirkungen auf den Lernerfolg hat, plädieren die Teilnehmenden für eine

bessere Ausbildung der Lehrkräfte und Schaffung eines besseren Ansehens dieses Berufes,

bei dem man sich heute oft als "faul und unfähig hinstellen lassen" müsse.

Indem mehrere Lehrer, Sozialpädagogen, pädagogische Mitarbeiter, Ergotherapeuten,

Logopäden, Förderschullehrer usw. zusammen in einer Klasse unterrichten, hat es den

Vorteil, dass nicht ein Lehrer verantwortlich ist, sondern auch gegenseitig intern hospitiert

wird.

Früheinschulung / Rückstellungsmöglichkeiten

Berlin sei eines der wenigen Bundesländer, bei der das Kriterium der Schulreife keine Rolle

spiele und Kinder mit 5 1/2 Jahren eingeschult würde, obwohl sich Experten – Lehrer,

Psychologen, Erziehungswissenschaftler, Bildungsforscher etc. - einig seien, dass die

Früheinschulung negative Folgen habe, und diese an den Zahlen der Kinder ablesbar sind,

die die dritte Klasse wiederholen, bzw. die keine Gymnasialempfehlung erhalten. Ohne

wesentlich mehr Personal und kleine Klassen könnten Lehrer/innen nicht auf die besonderen

Bedürfnisse der Jüngeren eingehen.

Die Eltern könnten eine Früheinschulung trotz Gesetzeslockerung nicht wirklich verhindern

und eine Rückstellung durchsetzen. Die Gesetzesänderung vom 26. Januar 2010 sieht

wieder die Möglichkeit vor, Kinder vom Schulbesuch zurückstellen zu lassen (ohne

Integrationsstatus). Dies ginge aber nur mit Hilfe des Schulpsychologischen Dienstes oder

Gutachten vom Kindergarten, Kinderarzt und/oder Logopäden/Ergotherapeuten.

Einige Eltern fühlen sich als Verantwortliche für eine psychisch gesunde Entwicklung ihrer

Kinder nicht ernst genommen, sondern eher entmündigt und durch offizielle Äußerungen des

Bildungssenators in ihren Belangen ignoriert. So wird darauf verwiesen, dass das bei Pisa so

erfolgreiche Finnland erst mit 7 Jahren einschule.

Es mangele an einer klaren Informationspolitik, unter welchen Umständen nach der aktuellen

Gesetzesänderung eine Rückstellung doch möglich sei und wer eine unabhängige Beratung

durchführe.

- Beispiel für Rückstellung von Einschulung: Die Waldorfschule Mitte, Außenstelle

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Abschlussbericht des 2. Onlinedialogs „Zusammenleben in Berlin“

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Prenzlauer Berg böte für Kinder, die nach dem 30.06. geboren sind, Brückenklassen, die den

Kindern noch Zeit zum Reifen geben.

Freie Schulwahl

Dieses Thema wurde sehr kontrovers diskutiert, so sind die einen der Meinung, die Eltern

würden entmündigt, wenn sie die Schule nicht frei wählen dürften, die anderen befürchten,

dass dadurch die Segregation bzw. ethnische oder schichtspezifische Homogenisierung

bestimmter Schulen noch verstärkt wird. Ein stärkerer Wettbewerb, der die Schulen zwingt,

sich als attraktiv und gut ausgestattet zu präsentiert wird von einigen als hilfreich angesehen,

um diese Prozesse zu stoppen. Andere sehen hierin gerade einen Faktor, der die Trennung

der verschiedenen Schichten noch vorantreiben könnte.

Mehr Hilfe zur Orientierung

Der Berliner Bildungsplan sollte mehr Hilfestellung für Jugendliche bei der Orientierung ins

Berufsleben geben und zur besseren Ausbildungssituation beitragen. Jedoch müssen nach

Ansicht einer Nutzerin dafür die Eltern stärker in die Pflicht genommen werden, bzw. schon

die Grundschulen durch Vorbildfunktion (siehe Finnland: Lernen am Modell) mitwirken.

Sich richtig zu präsentieren, könne schon früh geübt werden, zum Beispiel durch das

Vorlesen lassen kleiner Geschichten mit besonderem Blick auf Präsentationsregeln

(Blickkontakt, Augenhöhe, gegenseitige Wertschätzung, Rücksicht usw.).

Besondere Bildungsangebote

- Jeki (jedem Kind sein Instrument): manche Bundesländern wie zum Beispiel NRW und HH

ermöglichen das Projekt Jeki (jedem Kind sein Instrument), was auch für Berlin gewünscht

wird.

- Dem Musikunterricht in den Schulen solle generell wieder ein höherer Stellenwert gegeben

werden und auch in der Lehrerausbildung berücksichtigt werden.

- Schulgartenunterricht bzw. zumindest Töpfe und Balkonkästen und Besuche von Parks und

Gärten.

- eine Sozialarbeiter/in bzw. Psychologe/in für jede Grundschule

- im Sinne der Sportförderung der Jugendlichen und Kinder sollten Sporthallen in den Ferien

und an Brückentagen nicht geschlossen werden und darüber regelmäßiges Vereinstraining

ermöglichen

Mehr Elternarbeit bzw. bessere Zusammenarbeit von Lehrern und Eltern

Durch das Verzahnen von Elternhaus und Schule, Öffnung und Transparenz auf beiden

Seiten, gäbe es viel mehr Möglichkeiten für Kinder.

Die Lehrerin und der Erzieher sollten etwaige Probleme unter den Kindern nicht zur

kurzzeitigen Entlastung auf die Eltern abwälzen und Elternarbeit nicht auf

Brötchenschmieren zu Fasching beschränken. Statt dessen wird ein fröhliches, respektvolles

und (meistens) harmonisches Miteinander von engagierten LehrerInnen, SchülerInnen und

Eltern gefordert. Dies könne nur funktionieren, wenn beide Seiten offen füreinander sind. Es

gäbe Lehrer, die wollen sich "nicht in die Karten" schauen lassen und Eltern, die

verharmlosen ihre Erziehungsprobleme.

Der eigentliche Lehrauftrag habe sich zu Lasten des Erziehungsauftrags ins Ungleichgewicht

verschoben. Lehrer leisten viel mehr Erziehungsarbeit als vorgesehen. Die gegenseitige

Schuldzuschiebung sei nicht hilfreich. Besser sei ein "Runden Tisch", bei dem Eltern und

Lehrer an einem Strang ziehen. Voraussetzung sei jedoch eine generelle Offenheit.

Vorschlag: Ausschreibung eines „Ideale Schule“-Profils anhand speziell erarbeiteter

Kriterien, für das Schulen sich bewerben können.

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Elternbildung im Kiez

Anbieter von Deutsch- / Integrationskursen sollten mit den (Grund-)schulen der Kinder

zusammenarbeiten, um die wichtigsten Kommunikationen zu fördern, die im Bereich Schule

bewältigt werden müssen, z.B. Tür-und-Angel-Gespräche mit Pädagog(inn)en, Small-Talk

mit anderen Eltern, Gespräche mit dem Kind über die Schule, Elterninfos / Mitteilungen /

Aushänge lesen (z.B. die Infos zu VERA, die für viele Eltern nicht verständlich waren),

Elternabenden folgen und sich selbst zu Wort melden, Elterngespräche etc. Das sei die

„Fachsprache“, die die Eltern beherrschen müssen, wenn sie ihrem Kind helfen wollen.

Außerdem wäre es wichtig, die interkulturelle Kompetenz der Eltern zu schulen, z. B. in

Bezug auf Geburtstagsfeiern (das Kind darf hingehen, das Kind darf selbst Geburtstag

feiern, bei mangelndem Platz auch gerne im Park: das Kind als Individuum an seinem

Ehrentag wahrnehmen, die Kinder leiden darunter, wenn sie in der Klasse außen vor sind).

Die Angst vieler Eltern vor Besuchen bei fremden Kindern („Dort kann so viel passieren“)

muss ernst genommen, den Eltern aber auch behutsam genommen werden (beim ersten

Besuch mitgehen, die andere Familie kennen lernen, zum Gegenbesuch einladen …).

Von den an den Grundschulen stattfindenden Elternkursen könnten auch die Eltern, die nicht

an den Kursen teilnehmen, eingeladen werden, damit man ins Gespräch kommt oder sich

kennenlernt.

4.1.2 Örtliche Bildungsangebote

Beteiligte: iko, Wolfgang Libera, Sandra, K. Schröder, Kiezabgeordnete Südwest,

Kreuzberger Mama, Single-Dad-Berlin, Ebbi, Beate Krusche, sbkreuz, Logstoff

Kurzbeschreibung: In diesem Wiki geht es um konkrete Hinweise und Vorschläge zu

Bildungsangeboten in bestimmten Bezirken oder Stadtteilen.

Langfassung:

Allgemeine Informationslage verbessern

Es werden mehr und bessere Informationen zu den Schulen gefordert, um sich ein

umfassendes Bild zu machen - wie zum Beispiel:

- ein Ranking

- neben der Fächerauswahl auch Übersicht zu erreichten Notendurchschnitten der letzten

Jahre

- durchschnittlicher Ausländeranteil

- Statistik der ausgefallenen Stunden des Vorjahrs

- Gesamten Informationen als Vergleichstabelle für den schnellen Überblick

Allerdings liefere der Senat eine Menge Zahlenmaterial z.B. zur Lehrerausstattung und ndH-

Anteilen der Schülerschaft unter:

http://www.berlin.de/sen/bildung/schulverzeichnis_und_portra ets/anwendung/

Wohnortnahe Schulen im Einzugsgebiet stärken

Es wird vorgeschlagen, die Schulen im direkten Einzugsgebiet zu stärken und die Kinder

nicht um jeden Preis auf die angeblich "besten" Schulen zu schicken. Dagegen hätten

manche der Schulen im Einzugsgebiet erheblich mehr engagierte Lehrer und gute Angebote,

dass sich die Hospitation lohne und eventuell ein ganz anderes Bild vermittele. Das

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Abschlussbericht des 2. Onlinedialogs „Zusammenleben in Berlin“

60

Engagement der einzelnen Lehrer und die Motivation der Kinder sollten wichtiger sein als

das Aushängeschild der Schule.

Bedingungen der Brennpunktschulen verbessern

Es gäbe entgegen der allgemeinen Ansicht auch sehr gute Schulen in den "Brennpunkten".

Sie zeichnen sich durch gute Schulleiter, engagierte Lehrer/innen und Erzieher/innen aus,

die Freiraume mit schulischen Konzepten füllen (Montessori, etc...) Diese Schulen leben mit

vielen nationalen Herkünften unter einem Dach. Jede Schule, die rein deutsch, rein arabisch,

türkisch oder italienisch sei, und zugleich einseitig nur Familien im unteren Einkommens- und

Bildungsniveau umfasse, sei jedoch zum Scheitern verurteilt. Es gehe gut zusammen mit

Eltern, wenn dafür gesorgt wird, dass "Brennpunktschulen" mit genügend Personal und

Konzepten "gute Schule" machen dürfen. Wer Eltern im "Brennpunktbereichen" vorschreiben

wolle, welche Schule ihre Kinder besuchen, erreiche eine noch stärkere Separierung und

verfehle eindeutig das "Klassenziel" eine lebbaren Stadt für alle

Die "Brennpunkt-Schulen" sollten vielmehr die besten Schulen der Stadt sein, was

Betreuungsverhältnis, Ausstattung, Angebote etc. angeht - z.B. mit einem deutsch-

englischen Zweig oder einem besonderen Musik-Zweig etc.

Beispiele vor Ort

Neukölln-Nord: Die Schule in Neukölln-Nord braucht eine bessere Durchmischung von

Kindern unterschiedlicher Herkunft, Einkommensklassen und Bildungsgrad, um gut zu

funktionieren. Eine Klasse mit zu wenig bildungsnahen Kindern und Lernmitteln sei kaum

beschulbar und auch von guten Lehrern nicht optimal zu betreuen. Lediglich

Bildungsleuchttürme wie z.B. die Peter-Petersen-Schule haben es geschafft mit ihrem

besonderen Profil genug bildungsnahe deutschsprachige Eltern anzulocken um eine gute

Mischung ihrer Schülerschaft zu erreichen. Es werden mehr Beispiele dieser Art mit

engagierten Lehrern und den visionären Schulleitern benötigt.

Neukölln wandele sich derzeit zum In-Bezirk. Die Straßen füllen sich mit Studenten und

jungen gebildeten Menschen, ständig eröffnen neue Bars, Ateliers, Geschäfte. Wenn es

gelingt, diese jungen Leute hier zu halten, wenn sie Kinder bekommen und Schulen suchen,

wäre Neukölln sehr geholfen und die Gefahr einer Gettoisierung reduziert.

Vorschläge dazu:

1. Einführung einer ndH / Lernmittelbefreiungs-Quote und Verteilung der bildungsfernen

Schüler/innen über die ganze Stadt (wurde auch schon von Cem Özdemir vorgeschlagen).

2. Steigerung der Attraktivität von Brennpunktschulen, um Mittelschicht-Familien anzulocken.

Die einzelnen Schulen sollten das entsprechend ihrer Stärken und ihres Umfeld selbst

gestalten. Beispiele: Bei der Peter-Petersen-Schule ist es das Jenaplankonzept, Montessori

und Waldorf, Hochbegabtenförderung am Albrecht-Dürer- und Ganztagsangebote am Albert-

Schweitzer-Gymnasium, Zweisprachigkeit D-F an der Regenbogengrundschule.

Tempelhof: In einer Tempelhofer Schule wurden 35 Schulanfänger für das nächste

Schuljahr vom Schulamt abgelehnt, obwohl die Eltern die Grundschule selber wählen

könnten. davon betroffen seien auch Kinder von alleinerziehenden Frauen, deren

Geschwisterkinder bereits auf der Schule sind. Es sei nicht sehr familienfreundlich, wenn die

Mutter nun ein Kind in der einen Schule hat und das andere in einer anderen einschulen

muss.

Charlottenburg: In Charlottenburg seien viele Schulen marode und in einem miesen

baulichen Zustand, die Sitzmöbel uralt und unergonomisch. Infolge der

Krankheit/Fortbildung/Vollversammlungen von Lehrern käme es zu Unterrichtsausfällen, die

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durch den Lehrermangel nicht kompensiert werden können. Die Musikschulen müssten aus

Geldmangel ihre ohnehin schlecht bezahlten Lehrer entlassen.

Pankow: In Pankow fehlen zu viele Lehrer und fällt zu viel Unterricht aus. Die Aushilfslehrer

können die zahlreichen Ausfälle nicht kompensieren. Hier sei schnelles Handeln gefragt.

Kreuzberg: In Kreuzberg erfordere die Schulsuche viel Energie, da von den vorhandenen

Schulen sind nur einige gut und dementsprechend heiß begehrt seien, dass die

Unterbringung des eigenen Kindes dort viel Kraft benötige.

Lichterfelde: In Lichterfelde fiele die Schulbehörde jedes Jahr aufs neue aus den Wolken

fällt angesichts der Anmeldezahlen. Und so seien im kommenden Schuljahr alle

Grundschulen bis unters Dach belegt, obwohl die Daten beim Einwohnermeldeamt

vorhanden seien. Hier wäre eine bessere Zusammenarbeit der Ämter hilfreich.

Die Zustände an der Mercatorschule oder der Giesensdorfer Schule seien trotz aller

Integrationsmaßnahmen verbesserungswürdig.

Bessere länderübergreifende Zusammenarbeit in Randgebieten

Beispiel Kleinmachnow: Mit dem Wechsel ihres Kindes auf die weiterführende Schule

beginnt für viele Familien in Kleinmachnow ein Alptraum: das örtliche Angebot insbesondere

an Gymnasialplätzen sei nach wie vor so begrenzt, dass nicht alle Schüler aufgenommen

werden können. Der Weg in die Zehlendorfer Gymnasien sei offiziell versperrt, so dass die

Kinder mit dem Schulbus zu den Gymnasien die im erweiterten Umland und Potsdam

ausweichen müssen.

Die Länderpolitik von Berlin und Brandenburg sollte sich stärker an den Bedürfnissen der

Bürger ausrichten und auch für Kleinmachnower Schüler den Weg in die Berliner Schulen

freigeben.

Laut BEA/GEV gäbe es durchaus die Möglichkeit, Kinder aus Brandenburg in Berliner

Schulen aufzunehmen. Es sei eine Geldfrage, denn pro Schüler müsste das abgebende

Land an das aufnehmende Land einen gewissen Beitrag bezahlen. Möglicherweise gibt es

beim GEV weitere Informationen.

4.1.3 Europa- und Levanteschule

Beteiligte: Wendula Strube, Single-Dad-Berlin

Kurzbeschreibung: Zur verbesserten Vermittlung von Wissen an Kinder mit

Migrationshintergrund wurden spezielle Schulformen wie Europa- und Levante-Schulen für

Deutsch-Türkisch und Deutsch-Arabisch vorgeschlagen, die den Lernstoff bilingual

vermitteln und so den Kindern zunächst einen leichteren Einstieg über ihre eigene Sprache

verschaffen.

Langfassung:

Vorteile für die Migrant/innen:

- Die Kinder mit Migrationshintergrund könnten ihre Herkunftssprache richtig sprechen,

lesen und schreiben lernen, mit richtigem kulturellem Background, den sie hier nur vom

Hörensagen kennen. Auch die Kultur wird in einer bilingualen Schule automatisch

vermittelt.

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- sie lernen dann ab der zweiten Klasse das deutsches Alphabet und nebenher deutsche

Schrift und Sprache. So werden Kinder z. Z. in den existierenden 36 Europaschulen

beschult.

- Sie lernen leider z. Z. noch in Deutsch die Mathematik, was unlogisch erscheint, da fast

alle anderen Sprachen die Zahlen in ihrer tatsächlichen Reihenfolge sprechen. Im

Deutschen dagegen wird zuerst die hintere Zahl ab der Ziffer 12 und zuletzt die vordere

Ziffer gesprochen, was zusätzlich verwirrt.

- Vom Hörensagen werden oft Märchen und Fehlinterpretationen überliefert, das führt zu

romantisierten Vorstellungen von den Herkunftsorten und zu beschönigenden

Gräueltaten der Geschichte.

- Die Kinder müssten also nicht eine fremde Sprache neu, falsch und brüchig lernen,

sondern könnten zunächst in „ihrer“ Sprache lernen. Dadurch hätten diese Kinder mehr

Erfolgserlebnisse und wären womöglich viel entspannter und weniger frustriert.

- Die Kinder bräuchten sich daher wahrscheinlich weniger durch Gewalt Luft machen, was

dem friedlichen Miteinander dienen würde.

- Die Eltern dieser Kinder würden sich mehr mit ihrer Kultur einbringen. Durch das Geben

und Nehmen erhielten sie einerseits mehr Respekt durch unsere Landsleute und würden

selbst auch mehr Respekt zeigen.

- Die Kinder könnten sich durch diese gute Ausbildung bis zum Abitur in „ihrer“ Sprache

weiterbilden.

- Mädchen könnten eben diese Chancen nutzen und sich freier entfalten. Nur Bildung

verschafft bekanntlich „Aufklärung“.

- Die Kinder hätten als Erwachsene die Wahl, die sie bislang nicht haben, ob sie vielleicht

in ihre Herkunftsländer zurückgehen oder hierbleiben möchten.

- Die Kinder könnten letzten Endes bessere Berufsausbildungen und Studien beenden und

kämen überhaupt erst in den Genuss der Selben.

- Weniger Kinder würden beim Sozialamt oder als Kriminelle enden. Schließlich kommt

kein Mensch auf die Welt und möchte von Beruf gern

Sozialhilfeempfänger/in oder Verbrecher/in werden, sondern lieber Prinzessinnen und

Ritter, Feuerwehrmann, Lehrer/in etc..

- Obwohl das Englische nach wie vor dominant ist, wäre es für eine Stadt wie Berlin

durchaus eine sinnvolle Maßnahme, auch Familiensprachen der Kinder zu fördern, da

nicht davon ausgegangen werden könne, dass die Eltern ihre Herkunftssprache gut

beherrschen und diese sprachliche Sozialisation zu Hause erfolgen kann. Zum anderen

spüren arabische/türkische Kinder, dass ihre eigene Sprache weniger wertgeschätzt wird

als beispielsweise eine Fremdsprache wie Englisch oder Französisch; das Ansetzen an

diesen Sprachen fördert ja nicht nur diese Kinder, sondern wäre ja auch ein Gewinn für

deutsche Kinder.

Wirtschaftliche Vorteile:

- Wenn auch deutsche Kinder in den Europa-Schulen und Levante-Schulen in Türkisch

und Arabisch ausgebildet werden, könnten diese Kinder als Erwachsene nach dem

Studium oder nach der Ausbildung mit den reichsten Handelspartnern der Welt, mit den

Arabischen Staaten verhandeln.

- Die türkische Sprache dient dabei als Brückenschlag zwischen der deutschen und der

muslimisch-islamischen Gesellschaft.

- Diese beiden Schulformen könnten Deutschland stärker mit den arabischen und

türkischen Menschen verbinden und ins Gespräch bringen als bisherige Versuche.

Skepsis

Allerdings warnt ein Teilnehmer auch vor einer zu großen Verallgemeinerung, was die

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Vorteile dieser Schulform angehe. Es läge auch in der Selbstverantwortung der Migranten,

sich im gegebenen Schulsystem zu Recht zu finden. Dazu gehöre auch, die Kompetenz des

überwiegend weiblichen Lehrpersonals anzuerkennen. Dass eine erfolgreiche Integration in

die vorhandenen Schulen möglich ist - auch ohne spezielle Förderung in Form von Europa-

und Levanteschulen - dafür sprächen zahllose Beispiele.

4.1.4 Verbesserungen für Betreuungsangebote

Beteiligte: Familienglück, SingleParent, juhba, emily_shoe, glynt, Oliver, Charly, tessa, semi

Kurzbeschreibung: Berlin ist bei der Betreuung ein Vorreiter im bundesweiten Vergleich.

Die Teilnehmenden haben noch einige Vorschläge, wie dieses Angebot der Hort-, Kita- und

Tagesmutterplätze noch optimiert werden könnte.

Langfassung:

Umgestaltung der Hortbetreuung

Auch wenn Berlin im bundesweiten Vergleich ein wichtiger Vorreiter ist, so wäre die

derzeitige Gestaltung der Hortbettreuung immer noch sehr unterschiedlich und verliere sich

häufig in Angeboten der Freizeitgestaltung. Zudem seien Kinder und Eltern die sich für ein

grundständiges Gymnasium entschieden hätten gänzlich von der Betreuung

ausgeschlossen. Hier müsste sich Berlin noch weiterentwickeln.

Auch müsse das Alter der hortberechtigten Kinder angehoben werden, da es sehr viele

Kinder gäbe, die den Hort noch gerne besuchen würden, anstatt alleine zu Hause zu sein

oder auf der Straße zu sitzen, aber ihn auf Grund des Alters nicht mehr besuchen können.

Mehr Kitaplätze

Das Angebot an Kitaplätzen sei gut aber viel zu gering. Es wäre sehr schwer, überhaupt

einen Kitaplatz zu bekommen. Man müsse schon vor der Geburt des Kindes mit der Suche

nach einem Platz kümmern. Auch wenn das Bötzowviertel grundsätzlich ein kinder- und

familienfreundlicher Bezirk sei, so wären Kitaplätze absolute Mangelware.

Darüber hinaus würden einige Kitas nur Kinder nehmen, die einen Gutschein für

Vollzeitbetreuung haben. Wenn ein Elternteil dabei in Teilzeit arbeitet und vom Jugendamt

weniger Stunden bewilligt bekommt, könne man von der Kita nicht genommen werden, weil

mit dem Geld die Personalkosten nicht gedeckt werden können.

Tagesmütter und mangelndes Pflegestellengeld

Ein weiteres Problem sei die Situation der Tagesmütter, die sich selbständig gemacht hätten.

Die Tagesmütter, die Familien mit durchschnittlichem Einkommen die Kinderbetreuung

ermöglichen würden, bekämen oft vom Jugendamt die Information, dass es nicht genügend

Geld für Pflegestellen gäbe. Damit müssen die Tagesmütter ihre Betreuung ohne Kita-

Gutschein anbieten und dieses könnten sich dann nur noch sehr gut verdienende Familien

leisten. Denn auch mit steuerlichen Vergünstigungen müsste eine Familie ohne Kita-

Gutschein 1.200 bis 1.600 Euro monatlich an die Tagesmutter zahlen.

Überfüllung der Gruppen

Ein weiteres Problem sind die überfüllten Gruppen in den Kitas. Dadurch würden viele Kinder

„untergehen“ und bekämen keine Aufmerksamkeit, welche in dem Alter sehr wichtig sei.

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Außerdem würde die Überfüllung auch die Lernfreude der Kinder dämmen.

Abschaffung der Kitagebühr

Auch wenn das letzte Jahr in der Kita vor der Einschulung gebührenfrei ist, so ist es dennoch

ein Problem, dass regulär frühzeitig eingeschulte Kinder nicht davon betroffen sind.

Wünschenswert wäre dabei eine klare öffentliche Stellungsnahme zu dem Thema um die

Frage nach der Benachteiligung klären zu könne.

Dabei befürworten einige eine vollkommene Abschaffung der Kitagebühren. Bei

vollberufstätigen Eltern müsse sehr viel Geld für die Kita bezahlt werden, da die Gebühren

einkommensabhängig sind. Allerdings wären die Gebühren in diesem Falle so hoch, dass es

auch für Doppelverdiener eine finanzielle Herausforderung sei. Dabei könne man auch nicht

an weitere Kinder denken. Zudem gäbe es den Eindruck, dass die Kitagebühr nur einmalig

berechnet werden würde und so einige Eltern weniger zahlen obwohl sie das gleiche wie

andere Eltern verdienen. Das jedoch liege daran, dass sie bei der einmaligen

Gebührermittlung noch Studenten gewesen wären und noch nicht berufstätig. Außerdem

zahle man in Berlin weitaus mehr als in anderen Städten Deutschlands.

Daher wäre es am familienfreundlichsten und am gerechtesten, die Kitagebühr

abzuschaffen.

Weitere Verbesserungen sind notwendig

Auch wenn bis 1. Januar 2011 fast 2000 neue sozialpädagogische Fachkräfte eingestellt

werden und auch der Anspruch auf Teilzeitplätze bis 2013 sich verbessern wird, so sei

trotzdem eine weitere frühkindliche Förderung und Erziehung in den Kitas

optimierungswürdig. Daher wären weitere engagierte Eltern, die sich im

Landeselternausschuss Kita (LEAK) oder Bezirkselternausschuss (BEAK) weiterhin für ihre

Kinder einsetzen, unentbehrlich.

Familienfreundlichkeit betrifft auch die ältere Generation

Des Weiteren wurde darüber diskutiert, dass auch Jugendliche ein besseres Angebot zur

Förderung ihrer Entwicklung bekommen sollten. Allerdings vergesse man oft auch die ältere

Generation. Familienfreundlichkeit sollte in jeder Alterslage besprochen werden. Für die

ältere Generation könnten dabei Themen wie die Pflegesituation oder die wohnortnahe

Versorgung angesprochen werden.

Zudem wäre es wichtig die älteren Mitmenschen wieder mehr in die Gesellschaft zu

integrieren um ihnen das Gefühl zu vermitteln gebraucht zu werden. Dabei gäbe es sehr

viele Möglichkeiten der Integration. Es gäbe bereits Projekte wie Lese(groß)mütter oder

Lesebegleiterinnen. An einer Schule gäbe es sogar einen speziellen „Oma und Opa-Tag“,

wo sich Großeltern um ihre Enkelkindern bemühen. Dadurch können Kinder eine besondere

Beziehung aufbauen und auch viel von den Großeltern lernen aber auch die Großeltern

könnten dadurch „jung bleiben“ und könnten sich auch Rat holen, wie zum Beispiel bei

Computerfragen.

Familienfreundlichkeit würde einfach bedeuten, dass die Familie gerne hilft und einen

Ausgleich schafft, wenn es z.B. einen krankheitsbedingten Ausfall, einen Stundenausfall in

der Schule bei gleichzeitiger Berufstätigkeit der Eltern o.ä. gibt.

Familienfreundlichere Unternehmen?

Nach Meinung des BMFSFJ Newsletters sind für fast 60% der Unternehmen

familienfreundliche Angebote ein zentraler Bestandteil der Personalentwicklung. Auch trotz

der Wirtschaftskrise habe die Familienfreundlichkeit in den Unternehmen das gleiche hohe

Niveau wie im Jahr 2006.

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Immer mehr Unternehmen würden auch die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege ihrer

Beschäftigten unterstützen. In fast 35% aller Unternehmen können die Mitarbeiter ihre Arbeit

unterbrechen. Zudem hätte fast jedes elfte Unternehmen finanzielle und anderweitige

Angebote für Kurzzeitpflege oder Pflegedienste.

Die Motive der familienfreundlichen Maßnahmen würden genau widerspiegeln, dass die

Unternehmen sich der Bedeutung ihrer Beschäftigten für den Unternehmenserfolg bewusst

seien.

Des Weiteren wären flexiblere Arbeitszeiten, oder die Möglichkeit auch von zu Hause aus

arbeiten zu können, z.B. wenn Kinder krank sind, wünschenswert. Außerdem wären

Betreuungskindergärten und -horte in Unternehmen selbst sehr gut für berufstätige Väter

und Mütter, da sie dadurch vor allem viel Zeit einsparen könnten.

4.2 Thema Wohnen & Verkehr

4.2.1 Familienfreundliches Wohnen

Beteiligte: Kreuzberger Mama, Janni, James, Winz, Single-Dad-Berlin, Buerger, Johanna,

hobbit, Goldfisch, emily_shoe, Charly, Helen74, martinstefan, Mama aus Kreuzberg,

Familienglück, Johanna, Beate Krusche, Uschi Lehmann, Büro Integere

Kurzbeschreibung: Das Wiki dokumentiert einige Vorschläge, wie ein familienfreundliches

Wohnen in Berlin aussehen könnte. Diese reichen von der Ausstattung von Neubauten über

die Infrastruktur bis zur Ausgewogenheit von Wohnraum und Grünflächen.

Langfassung:

Familienfreundlicher Standard für Neubauten

Es wird vorgeschlagen, dass Wohnungen von Anfang an familienfreundlich gestaltet werden

sollten. Neubauten sollen grundsätzlich mit Abstellmöglichkeiten für Kinderwagen oder

Laufräder ausgestattet werden. Auch die Ausstattung in der Wohnung könnte mit Hilfe einer

Vorschrift kindersicher gemacht werden. So sollte es einen Standard geben, der

kindersichere Treppengeländer, Steckdosen, Fenster und Herd vorschreibt.

Familienfreundliche Gestaltung der Gebäude

- Breitere Parkbuchten (damit man auch mal ein Kind im Kindersitz anschnallen kann,

ohne das Nachbarauto zu zerdellen),

- größere Keller (Kinderspielzeug, Winterklamotten für den nächsten Flohmarkt wollen

gelagert werden),

- größere Fahrradkeller

- Hydraulik-Aufzüge wie in den 30ern, die mit Wasser betrieben werden. Sie sind billiger

und umweltschonender als die heutigen Aufzüge und ließen sich auch als Anbau

nachträglich aufrüsten.

- Zwei Bäder mit Doppelwaschbecken und ordentlicher Belüftung

- Fenster mit Verriegelungsknopf, die die Fensteröffnung durch Kinder verhindert.

- Vorrichtungen (Haken) am Balkon, an denen man Netze befestigen kann, damit Kinder

und Haustiere nicht runterfallen können.

- Trittschallschutz und die Wahl des richtigen Bodenbelages.

- Größere Kinderzimmer

- Fingerprint-Schlösser mit automatischer Türöffnungsfunktion.

- Geräumiger Flur, Vorrats- bzw. Hauswirtschaftsraum

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Familienfreundliche Gestaltung des äußeren Umfelds

- noch stärkere Förderung des nicht-motorisierten Verkehrs,

- Viertel sollten verstärkt oder möglichst ganz vom Autoverkehr frei gehalten werden,

autofreies Wohnen gefördert werden,

- Tempo 30 auf fast allen Straßen,

- der öffentliche Nahverkehr darf nicht weiter eingeschränkt werden

- ortsnahe Kita sei erforderlich

Einbeziehung von Jugendlichen und Kindern in den Planungsprozess

Es würde bei der Stadtentwicklung zu wenig auf Kinder und Jugendliche als Experten ihrer

Lebensumwelt gehört. Erwachsene träfen weitreichende kostspielige Entscheidungen, ohne

die Nutzer vor Ort vorher zu hören. Dagegen gäbe es genügend Verfahren und

Ansprechpartner im Ortsteil, um den Dialog zukünftig zu Gunsten einer qualitätvolleren

Planung und praktischen Erziehung in gelebter Demokratie zu verbessern.

Ausgewogenheit von Wohnraum und Grünflächen

Es wird jedoch auch gefragt, wie viel Wohnraum die Stadt eigentlich bräuchte, da Anfang

März mit der Kolonie Württemberg einen der letzten Kleingartensiedlungen zerstört wurde.

Da würden neue Wohnungen entstehen, jedoch wäre es nun mit der dem Naturidyll und der

guten Luft endgültig vorbei.

So sollte sich die Stadt nach Meinung des Teilnehmenden fragen, wie viel Wohnraum sie

noch bauen möchte und ob nicht auch eine Abwägung zwischen Wohn- und Erholungsraum

ratsam wäre. Denn diese Ausgewogenheit in einem Umfeld wäre wiederum ein großer

Faktor für die Familienfreundlichkeit.

Beispiel Mauerpark: Da der Stadtbezirk Prenzlauer Berg westlich der Schönhauser Allee

keinen Park sein eigen nennt, ist der Mauerpark zwischen Prenzlauer Berg und Wedding mit

dem Birkenwäldchen und den Spielplätzen so ein wichtiger Ort für Familien aus Prenzlauer

Berg und sicherlich auch aus dem Wedding. Dieser sollte nach Ansicht einiger

Teilnehmenden erhalten und weiter zu einem Park umgestaltet werden. Es gäbe immer

wieder Bebauungspläne, die einen Teil des Mauerparks schlucken würden.

Das Wasserspiel, das ja im Sommer bei Sonnenschein benutzt wird, stehe allerdings in der

prallen Sonne. Es bräuchte einen Sonnenschutz und der Spielplatz eine Toilette.

Beispiel Volkspark Friedrichshain: hier gehe langsam die Aussicht verloren, da das Grün

ungehindert wachse.

Mix unterschiedlicher Preislagen im Viertel

Wohnraum unterschiedlicher Preislagen muss besser durchmischt sein, hier sollte Berlin

stärker steuernd eingreifen.

Bessere Förderung von familienrelevantem Wohneigentum

In einigen Stadtteilen, wie Prenzlauer Berg oder Pankow habe Berlin gute Ansätze von

Baugruppen/ Baugemeinschaften etc. unternommen. Die Bezirke verkaufen Grundstücke

bzw. geben sie zum Verkauf in den so genannten Liegenschaftsfonds. Teilweise liegen dort

Flächen über Jahre ungenutzt - da unverkäuflich - brach. In Steglitz-Zehlendorf gab es nun

den Vorschlag in der BVV, diese Grundstücke Baugemeinschaften (Familien,

generationenübergreifenden Projekten etc.) kostengünstiger anzubieten. Ziel war es,

Familien in der Stadt zu halten und für eine größere Vielfalt der Bewohner des Bezirks

einzutreten. Der Vorschlag wurde jedoch von schwarz-grün rigoros abgelehnt und eine

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Debatte über solche Konzepte/ Ideen im Keim erstickt, was nach Ansicht der Teilnehmenden

nicht sehr förderlich sei. Es gäbe in Berlin kaum passende Angebote für mehrköpfige

Familien und daher brauche der der Senat einen geeigneten Masterplan inkl. Fördertopf.

Wohneigentum müsse darüber hinaus flexibler zu gestalten sein, um verschiedene

Lebensphasen optimal bedienen zu können.

Bezahlbarer Wohnraum

Besonders wichtig für Familien ist die Bezahlbarkeit der Wohnräume sowie ein

ausreichendes Angebot bezahlbarer Wohnungen auch für Familien mit vielen Kindern in den

einzelnen Stadtteilen. Doch eine für Normalverdiener bezahlbare Viereinhalb- oder Fünf-

Zimmer-Wohnung in Kreuzberg 61 oder Schöneberg gäbe es nicht, was dazu führt, dass

spätestens beim zweiten Kind der Umzug ins Berliner Umland oder ungeliebte Randbezirke

drohe. Der Wohnungsmarkt sei für den Urberliner einfach finanziell explodiert.

Es sollte jedoch vermieden werden, dass Familien bei ausfallendem Einkommen gleich in

Randgebiete verdrängt werden. Dazu gehört auch eine Änderung der AV Wohnen, die für

ALG II-Empfänger eine Angemessenheitsgrenze von 705 € Warmmiete vorsieht, was in der

heutigen Zeit in vielen Berliner Bezirken kaum umsetzbar ist.

Familienfreundliches eigenes Verhalten

Familienfreundlichkeit heißt für einige Teilnehmende jedoch auch das eigene Verhalten und

sich für die Kinder, die da sind, verantwortlich zu fühlen sowie die Unterstützung anderer

Eltern.

Positive Beispiele:

Kinderfreundlicher Prenzlauer Berg: Der Prenzlauer Berg wird als ein besonders

kinderfreundlicher Ort beschrieben. Hier würden viele Familien wohnen, weswegen die

Interessen der Bewohner ähnlich seien. Die Infrastruktur des Ortes sei durch seine vielen

Spielplätze, Kitas und Schulen sehr kinderfreundlich und auch die Betreiber von Geschäften

seien auf Kinder eingestellt.

Familienfreundliche Gartenstadt Düppel: Auch die Siedlung Gartenstadt Düppel wird als

besonders familienfreundlich gepriesen. Sie sei durch die ruhigen Spielstraßen und einen

großen Park ein besonders für kleine Kinder freundlicher und sicherer Ort. Im direkten

Umfeld gäbe es auch viele Schulen. Der einzige Nachteil bestünde in den

Verkehrsanbindungen, da es keinen S-Bahnhof Düppel gibt.

Neue Wohn- und Lebensstrukturen (z.B. Mehrgenerationenhäuser,

Alleinerziehendenhäuser)

In Hinblick darauf, dass viele Familien nicht mehr als Großfamilien leben, dass die

Großeltern, Onkel und Tanten häufig am anderen Ende Deutschlands wohnen und im

Hinblick auf die wachsende Anzahl von Ein-Eltern-Familien und auch alleinlebenden

Senioren, ist eine Förderung und ein öffentliches Interesse von neuen Wohnformen

wünschenswert. Alleinerziehendenhäuser, Mehrgenerationenhäuser, Wohngemeinschaften,

Wohnprojekte, in denen sich die Bewohner gegenseitig unterstützen, Erfahrungen

austauschen und in denen sie - wie für viele Alleinerziehende oder alleinlebende Senioren

nötig - aus der Isolation kommen.

Beispiel: Kreatives-Mehrgenerationenhaus in Berlin-Mitte

Das kreative-Mehrgenerationenhaus am Alt-Berliner-Museumshafen böte seit einigen Jahren

schon für die große Tagespflegekinder-Gruppe (ca. bis zu 20 Kinder) einigen Tagesmüttern

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aus dem Bezirk viel Raum, so z.B. den Bewegungsraum zur Musikalischen Früherziehung

jeden Dienstag um 9.30 Uhr (wo jede/r mal gern vorbeischauen kann).

Es gäbe viele Angebote für Kinder u. Familien (z.B. offener Familiensonntag, Kinderbastel-

tobe-Theater-Tanz und Märchen-erzähl-Angebote sowie neue Ferienprogramme etc.), einen

sauberen Spielplatz, "Baby-Plansch-Partys", Picknicks. Das Cafe mit Hausmanns-Mittags-

Schmaus biete frische, selbstgemachte Speisen zu günstigen Preisen und sei zudem sehr

günstig. Das Kreativhaus ist ein sogenanntes Mehrgenerationenhaus und bietet auch

spezielle Angebote für ältere Menschen.

Familientreff / Nachbarschaftsetage: Die GESOBAU unterstützt in manchen Vierteln

Nachbarschaftsetagen, z. B. im Märkischen Viertel. In Weißensee in der Hansastraße hat

auch eine Nachbarschaftsetage eröffnet, die durch die GESOBAU (sie stellt die Wohnung)

und die Johanniter-Unfallhilfe unterstützt wird. Die Johanniter übernehmen Koordination und

Moderation des Treffs. So etwas würde sich eine Teilnehmerin auch im Arnimkiez wünschen.

Kiez-Initiativen am Klausener Platz und Mierendorffplatz: Die beiden Kiez-Initiativen am

Klausener Platz und rund um den Mierendorffplatz setzten sich nicht nur seit Jahren aktiv für

ein besseres Wohnumfeld und mehr Zusammenhalt im Kiez ein, sie zeigten vor allem auch,

wie viel etwas Engagement direkt vor der eigenen Haustür bewirken kann.

Negative Beispiele

Spandau: Spandau sollte nach Ansicht einiger Teilnehmenden wieder sauberer werden.

Einige der Parks und Grünanlagen würden einer Müllhalde gleichen. Auch der Umgangston

könnte wieder respektvoller werden. Es wird mehr Hilfe von Verwaltung und Politik gefordert.

4.2.2 Hunde im Kiez

Beteiligte: Annama, SingleParent, BerlinFreckles, hu.beis, spanierin, Diessars, Charly,

suhuhu, StefanS, ebbi, Mama aus Kreuzberg, Soul Kids, JuSchu, haretig

Kurzbeschreibung: In Berlin fielen täglich 55 Tonnen Hundekot von geschätzten 200.000

Hunden an (offiziell registriert sind circa 100.000 Hunde). Mit der Zahlung der Hundesteuer

erkaufen sich die Hundehalter allerdings nicht das Recht, die Hinterlassenschaften des

Hundes liegen lassen zu dürfen. Es wird gemutmaßt, dass etliche Hundebesitzer so denken.

Zudem würden viele und auch große Hunde nicht angeleint.

Langfassung:

Probleme

Nicht nur in Friedrichshain gäbe es kaum Parks und Grünflächen, die nicht hauptsächlich

von den Hunden im Kiez "bevölkert" werden. Insbesondere die Grünfläche auf dem

Boxhagener Platz würde vor allen Dingen von Hunden und ihren Herrchen besetzt, während

sich auf dem halb so großen, eingezäunten Spielplatz bei schönem Wetter dreimal so viele

Kinder tummeln. Hundeauslaufplätze im Kiez wären oftmals größer als Spielplätze. Genau

für dieses Problem stehe der Boxhagener Platz. Viele Hunde werden nicht angeleint und ihre

Hinterlassenschaften einfach liegengelassen. Spräche man Hundehalter darauf an, so ernte

man in der Regel nur Unverständnis.

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Freilaufende Hunde

Die gesetzlichen Regelungen zum Anleinen von Hunden in Berlin stiften mehr Verwirrung als

alles dass sie aufklären. Es wird angemerkt, dass im öffentlichen Raum ein grundsätzlicher

Leinenzwang gelten sollte mit der Ausnahme der Flächen, die dafür ausgewiesen sind. Im

Gegenzug sollten mehr eingezäunte Freilaufflächen für Hunde geschaffen werden. Auf der

Wiese am Boxhagener Platz könnte man ja durchaus eine solche Zone einrichten, um das

Konfliktpotential zu minimieren.

Im Schlosspark Charlottenburg und auf den Uferwege gäbe es zu viele Leute, die mit ihren

Kampfhunden ( Rothweiler, Pittbull usw.) ohne Leine spazieren gehen. Das sei gefährlich für

die Kinder, da die Reaktion der Hunde unberechenbar sei.

Auch vor dem Spielplatz im Schustehruspark spaziere regelmäßig ein Herr mit seinem

Rothweiler ohne Leine. Hier bräuchte es mehr Kontrollen, da die Halter auf die Aufforderung

den Hund anzuleinen oftmals nicht reagierten.

Auch im Friedrichshain im Entwicklungsgebiet Alter Schlachthof, gibt es eine schöne

Grünfläche, die Rege von Müttern und Vätern mit Kindern genutzt würden, wo aber ständig

unangeleinte Hunde herumliefen. Die entstehenden Tretmienen seien dabei nur das

geringste Problem als vielmehr die Sorge um die eigenen Kinder.

Auch am Rande des Hundeauslaufsgebietes am Grunewald sei es schon öfters

vorgekommen, dass freilaufende Hunde Kinder gebissen hätten.

Am Viktoriapark gäbe es einen regelrechten Platzkampf zwischen Kindern und Hunden. Hier

sollten mehr Kontrollen durchgeführt werden, da es ja auch Auslaufstellen auf dem

Tempelhofer Feld gäbe. Auch der Hundekot sei ein großes Problem.

An den Seen und Badestellen in Zehlendorf sind freilaufende Hunde ebenfalls ein Problem.

Die Besitzer sollten dazu gebracht werden, diese anzuleinen sowie deren

Hinterlassenschaften zu entsorgen.

Hundekot

Der Hundekot wird liegengelassen und nicht entsorgt. Dieses unappetitliche Thema sei groß

und uralt. Es habe sich seit Jahren nichts daran geändert, außer dass vereinzelt Hundehalter

mit Tütchen zu sehen seien. Beispielsweise in Wilmersdorf im Bayerischen Viertel habe man

häufig den Eindruck es gäbe mehr Hunde als Menschen. Die Gehwege seien voller

Hundehinterlassenschaften, die am besten mit dem Gartenschlauch zu entfernen seien. Das

Problem potenziert sich bei wärmeren Temperaturen, durch die die Geruchsbelästigung

zunimmt. In der Victoriastadt / Kaskelkiez, im Übergang von Lichtenberg nach Friedrichshain

sei dies deutlich zu beobachten. Es gibt einen schönen Spielplatz, der allerdings an einem

verkehrsberuhigten Weg ("Grünzug") liegt und in dem es im Sommer massiv stinkt.

Ursache des Problems seine allerdings die Besitzer der Hunde, die die Hinterlassenschaften

einfach liegen ließen.

Ein weiteres Problem sei, dass es aus Geldmangel keine Papierkörbe mehr gäbe, in denen

man die eingesammelten Haufen entsorgen könnte. So z.B. in Französisch Buchholz.

Mögliche Lösungsstrategien:

- mehr Kontrollen

- freundlicher, aber bestimmter sozialer Druck

- Höherer Ahndungsdruck,

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- spürbare Geldstrafen

- Abfallbehälter mit Plastiktüten in vertretbaren Abständen etc

- Erhöhung der Hundesteuer

Die Teilnehmenden im Forum weisen darauf hin, dass Fahrradfahrer und Falschparker

häufiger vom Ordnungsamt angesprochen werden, als Hundehalter, die ihre Hunde frei

laufen lassen bzw. die die Hinterlassenschaften der Hunde nicht entfernen.

Nachbesserung des Berliner Hundegesetzes

Es gibt Verwirrungen um den Leinenzwang, da selbst Fachleute an einigen Stellen des

Berliner Hundegesetzes ins Stocken kämmen. Da sollte nachgebessert werden.

Hundehalterführerschein

Es wird für die Einführung eines Hundehalter-Führerscheins plädiert, der unter anderem

folgende Fragen behandelt: Welche Aufgaben umfasst die Hundehaltung? Wie teuer ist ein

Hund? Wie gestaltet sich die Hundehaltung in der Stadt? Welche Verantwortung habe ich als

Halter?

Stadtkampagne

Berlin sollte eine groß angelegte Kampagne durchführen, mit der alle Berliner und

Berlinerinnen zu mehr Verantwortung für ihre Stadt aufgefordert und über die Kosten

informiert werden - ohne den moralischen Zeigefinger, da ein gewisses Maß an Toleranz

durchaus sinnvoll wäre. Eine solche Kampagne könnte neben der Hundehaltung auch

andere Themen ansprechen wie z.B. Müll auf Straßen und Plätzen, aggressives Verhalten

im Straßenverkehr und öffentlichem Raum, fehlende Nachbarschaftshilfe usw.

Mehr Hundehalter-Initiativen

Tatsächlich gibt es auch Hundehalter, die durchaus Verantwortung zeigen. In Friedrichshain

z.B. den Verein "Hundefreunde Friedrichshain", die in den letzten Jahren auch einige

Tütenspender installiert haben.

Mehr Rüsselfahrzeuge

Die Anzahl der Rüsselfahrzeuge zum Aufsaugen des Hundekots aufstocken.

Politischer Wille von Nöten

Es fehle scheinbar der politische Wille und die entsprechende Durchsetzungskraft, um

dieses Problem wirklich anzugehen.

4.2.3 Barrieren im öffentlichen Raum

Beteiligte: hu.beis, Kreuzberger Mama, Wendula Strube, Margaretha, Oliver, Charly, hobbit,

Goldfisch, mafrele, SingleParent, JuSchu

Kurzbeschreibung: Dieses Wiki beschäftigt sich mit der Frage, wie der öffentliche Raum für

alle Bürger zugänglicher gemacht werden kann und wo heute konkret Probleme im

familiären Alltag bestehen.

Langfassung:

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Abschlussbericht des 2. Onlinedialogs „Zusammenleben in Berlin“

71

Barrierefreiheit

- Supermarkt: Der Durchgang im Kassenbereich von Supermärkten in Kreuzberg ist selten

barrierefrei. Dies ist insbesondere mit Kinderwägen etc. problematisch. Darüber hinaus sind

barrierefreie Kassen, wenn vorhanden, oft geschlossen. Hier scheint es schwer zu sein

Veränderungen im Supermarkt über die Geschäftsleitung zu erreichen.

- ÖPNV: Eine barrierefreie Gestaltung des ÖPNV sei dringend notwendig. Auch mit

Kinderwagen muss die Nutzung aller Bahnhöfe möglich sein.

Spielplätze

Naturspielplatz Gleisdreieck / Möckernstraße: Der Naturspielplatz am Gleisdreieck sei auf

Grund des hohen Verkehrsaufkommens kaum zu erreichen. Seit der Eröffnung des

Tiergartentunnels sei die Möckernstraße zu stark befahren, dass es selbst für Erwachsene -

vor allem in Begleitung von langsameren Kindern- oft schon schwierig sei, heil rüber zum

Gleisdreieck zu gelangen. Dabei sei die Lösung ganz einfach, man könnte eine

behindertengerechte Fußgängerbrücke zwischen dem Naturpark Gleisdreieck und dem

Parkstreifen in der Hornstr. als eine stressfreie Anbindungsmöglichkeit für alle, jung und alt,

bauen.

Breitenbachplatz: Der Breitenbachplatz (Bezirksgrenze Dahlem/Friedenau) wird gerade im

Zuge der Sanierung der U3 neu gestaltet. Vieles verbessere sich für Familien mit Kindern.

So wird ein neuer Spielplatz angelegt und der U-Bahnhof erhalte einen Fahrstuhl. Allerdings

können Kinder nicht alleine zu dem neuen Spielplatz gehen, da der Platz aus Dahlemer

Richtung kommend kaum erreichbar ist. Die Straße ist zweispurig, Tempo 50 (was häufig

überschritten wird) und dank Kurve, Sträuchern und parkender Autos sei dieser auch

uneinsichtig. Es gibt auf der Dahlemer Seite des Platzes keine Ampel und keinen

Zebrastreifen, die unbedingt eingerichtet werden müssten. Zudem könnten man die Straße

am Platz auf eine Fahrspur reduzieren und mindestens im Bereich der Kurve Tempo 30

einführen.

Verbindung von Lichtenberg nach Friedrichshain: Die Verbindung zwischen Lichtenberg

und Friedrichshain und zurück führt unter der Ringbahn-Brücke am Ostkreuz durch

(Marktstraße) Dort fahren Unmengen von Autos, ein Bus, eine Tram und Fahrräder durch

eine schmale, dunkle Brücke durch. Das sei lebensgefährlich.

Die Ampelschaltung an der Kreuzung dahinter, Boxhagener / Ecke Gürtelstaße, sei so

geschaltet, dass man als Fußgänger nicht sicher über die Straße komme, denn leider sehen

die Rechts- bzw. Linksabbieger ihre Ampel zu spät bzw. gar nicht. Die Sicht werde auch

durch einen Baum verhindert.

Diese Verbindung müsse umgebaut und sicher gemacht werden, denn sie wird so stark

genutzt, dass sich dort regelmäßig Autos stauen und sich vor den Fußgängerampeln

Gruppen von Menschen ansammeln.

Verwahrlosung / Nichtbeachtung von Regeln

Die Verwahrlosung Berlins sei nicht mehr nur auf die sogenannten Problemkieze beschränkt,

sondern leider auch in ehemals bürgerlichen Bereichen sichtbar geworden.

Beispiele hierfür sind:

1. Die große Menge an Hundekot auf Gehwegen, der zu einem Hygieneproblem werden

kann das insbesondere Kinder, aber auch Erwachsene betrifft. Trotz öffentlicher Empörung

wird dieses Problem nicht offensiv angegangen und die Reaktion beschränkt sich auf

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Abschlussbericht des 2. Onlinedialogs „Zusammenleben in Berlin“

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Appelle an Hundebesitzer. Es wird mehr politischer Durchsetzungswille zur Lösung dieses

Problem gefordert.

2. In vielen Bereichen sind Geschwindigkeitsbegrenzungen (Tempo 30) vorgeschrieben die

nicht eingehalten werden. Diese Regelverletzungen scheinen auch daher zu stammen, dass

die Beteiligten sich der Begrenzungen nicht bewusst sind.

3. Unebenheiten in den Gehwegen: die Zustände auf den Straßen seien zum Teil

katastrophal, so dass der Bürgersteig eine Stolperfalle darstelle. Eine Möglichkeit zur Abhilfe

sei die Wiedereinführung der sogenannten Straßenbegeher, die Stolperquellen den

Bezirksämtern melden und so für die Beseitigung sorgen.

Betroffene Kieze

Die Parks und Gärten in Spandau würden immer mehr zugemüllt werden. In der Robert-

Uhrig-Str. gibt es einen ehemaligen Kaisersmarkt auf einem freien Platz mit Springbrunnen,

der seit min. zwei Jahren eingezäunt sei und als Müllberg missbraucht würde. Da dieser

Platz aber einem privaten Bauinvestor gehöre, gäbe es dagegen keine rechtliche Handhabe.

4.2.4 Familienfreundlicher Verkehr

Beteiligte: Erika Valder, Kreuzberger Mama, mutti, buerger, hu.beis, Kreuzberger Mama,

Annama, Familienglück, Charly, Oliver, Luka, Kerstin, MaraBu, A.Hansen, nessie, Soul Kids,

innengruen

Kurzbeschreibung: Dieses Wiki handelt von der Anpassung von Ampelschaltungen über

Schlaglöcher und Baustellen und Risikofaktoren im Verkehr sowie Verkehrsberuhigung.

Langfassung:

Anpassung der Ampelschaltungen

- Für die Yorckstraße und das Tempelhofer Ufer fordern die Teilnehmer Kinder- und

fußgängerfreundliche Ampelschaltungen. Durch ausreichend lange Grünphasen könne die

Wartezeit auf der Verkehrsinsel vermieden werden und Kinder würden nicht mehr bei Rot

noch schnell auf die andere Straßenseite rennen (z. B. am Tempelhofer

Ufer/Grosbeerenstraße und Yorckstraße/Großbeerenstraße).

- Auch in der Möckernstraße/Yorckstraße sei die Ampel zu knapp geschaltet, so dass es

sogar für gesunde Erwachsene mühsam ist, bei Grün beide Spuren zu überqueren. Durch

Autofahrer, die bei gelb/rot über die Ampel führen, würden Fußgänger gefährdet, die die

Straße bei grüner Fußgängerampel überqueren.

- Ampeln in Zehlendorf: Die Überquerung der Berlepschstraße sei für Kinder sehr gefährlich.

Durch die Errichtung von Zebrastreifen und Ampeln könne die Situation verbessert werden.

- Kreuzung Gleimstraße: An der Kreuzung Gleimstraße/Ystader Straße/Am Falkplatz sei nur

eine Ampel am östlichen Teil der Gleimstraße angebracht, was eine Gefährdung für Kinder

darstelle. Somit können Autos, die aus westlicher Richtung der Gleimstraße kommen, rechts

und links abbiegen, ohne eine Ampel achten zu müssen. Gemeinsam mit dem

Fußgängerkreuzverkehr, der parallel zur Ampelschaltung auf der westlichen Seite der

Kreuzung die Gleimstraße überquert, sei die Verkehrssituation unübersichtlich. Durch die

Errichtung von Ampeln oder Zebrastreifen an den vier Kreuzungsarmen, könne die Situation

verbessern.

Ein weiterer Vorschlag für mehr Sicherheit im Verkehr ist die Trennung von

Fußgängerüberquerung und dem Abbiegeverkehr. In Kreuzberg und bei der Überquerung

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der Bornholmer Straße (Prenzlauer Berg) sei eine getrennte Schaltung von Abbiegeverkehr

und Fußgängerverkehr notwendig.

Förderung ÖPNV, Verkehrsberuhigung

Der dichte Autoverkehr sorgt nach Meinung der Teilnehmer aus Pankow in Berlin für große

Einschränkungen für Kinder beim Spielen und auf dem Schulweg. Die Bewegungsfreiheit

solle durch die Familienpolitik gefördert werden. Dazu wurden folgende Maßnahmen

vorgeschlagen:

- noch stärkere Förderung des nicht-motorisierten Verkehrs.

- autofreie Viertel (Pankow): Viertel sollten verstärkt oder möglichst ganz vom Autoverkehr

frei gehalten werden, autofreies Wohnen gefördert werden,

- Tempo 30 auf fast allen Straßen

- keine weitere Einschränkung des öffentlichen Nahverkehrs

Für den Breitenbachplatz (Bezirksgrenze Dahlem/Friedenau) solle eine Verkehrsberuhigung

eingeführt werden. Der Platz selbst sei im Zuge der Sanierung der U3 familienfreundlich

gestaltet worden (neuer Spielplatz, Ausstattung des U-Bahnhofs mit Fahrstuhl). Der Weg

zum Breitenbachplatz (aus Dahlemer Richtung kommend) sei gerade für Kinder gefährlich,

aufgrund uneinsichtiger zweispuriger Straßen. Dort können Zebrastreifen oder eine

Fußgängerampel mehr Sicherheit bringen. Zusätzlich solle die Straße am Breitenbachplatz,

wie auch alle anderen umliegenden Straßen auf eine Fahrspur reduziert werden und im

Bereich der Kurve eine Tempo 30 Zone eingerichtet werden.

Geschwindigkeitskontrollen und Geschwindigkeitsbegrenzung

Die Verkehrssicherheit könne auf der Konstanzerstraße reduziert werden, indem

Verkehrsverstöße geahndet werden. Dies könne durch vermehrte

Geschwindigkeitskontrollen, eine 30er Zone (von Olivaer Platz bis zum Hohenzollerndamm ),

24-stündigen Lärmschutz statt nur von 22 – 6 Uhr (Bsp. Schildhornstr. Steglitz )) und einen

Fahrradweg (Schloßstraße o. Uhlandstr.) erreicht werden.

Um den Verkehr auf der Hagelbergerstraße (zwischen Großbeeren und Möckernstraße)

familienfreundlicher zu gestalten, solle eine Spielstraße entstehen. Damit könne der

Schulweg zur Charlotte Salomon Grundschule und zur Glaßbrenner Grundschule sowie zu

deren Horten sicherer gestaltet werden. Die derzeit existierende Tempo 30 Zone, die bis 17

Uhr gilt, reiche nicht aus, da viele Kfz-Fahrer den Weg zur Umfahrung der Staus am

Mehrungdamm oder Möckernstr./ Kreuzbergstraße nutzen. Durch eine Spielstraße könne die

Unfallgefahr von über die Straße rennenden Kindern gemindert werden. Zudem wäre mehr

Bewegungs- und Spielraum für Kinder der anliegenden Wohnblocks gegeben. Weiter könne

die Parkzone so umgestaltet werden, dass die anliegenden Gewerbeeinheiten bessere

Angebote für die Familien anbieten könnten.

Die Wartenburgstrasse in 10963 Kreuzberg (zwei Kitas anliegend, viele Kinder wohnen dort)

würde häufig von Rasern belästigt, die die Wartenburgstraße als Bypass nutzen, um Staus in

der Möckernstraße oder Großbeerenstraße zu entgehen. Die Straßenbreite lädt hier zu

hohem Tempo ein, was zu sehr gefährlichen Situationen führe.

Gefahr durch Schlaglöcher und Baustellen

Autos und LKWs, die Schlaglöchern ausweichen sind nach Meinung der Teilnehmer aus

Steglitz störend für alle Verkehrsteilnehmer. Doch gerade auch Kinder auf dem Schulweg

seien gefährdet. Daher besteht die Forderung, die Schulwege von Kindern bevorzugt zu

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sanieren.

Gefahr durch geplante Autobahn

Es wird befürchtet, dass die geplante Autobahn den Anwohnern des Boxhagener Platzes

noch 1500 Wagen mehr pro Tag bescheren wird.

Mängel an Fahrradwegen

Es wird bemängelt, dass der Fahrradweg auf der Schloßstraße (Steglitz) aufgrund seines

Belages (Kopfsteinpflaster) nicht befahren würde. Die Radfahrer weichen laut Teilnehmer

daher auf den Gehweg aus, was zu Konflikten zwischen Fußgängern und Radfahrern führt.

Überquerung von Straßen

Uferwege sollten besser gesichert werden. Am Beispiel des Uferwegs entlang des

Charlottenburger Schlosses wird aufgezeigt, dass hier ein besserer und sicherer Übergang

an der Schlossbrücke benötigt wird. Derzeit könnten ihn Kinder weder als sicheren (und

schönen) Schulweg allein benutzen, noch finden Familien mit mehreren Fahrrädern oder

einem Anhänger einen Platz auf der winzigen Verkehrsinsel beim Überqueren der

gefährlichen Straße.

Die Möckernstraße versperre seit der Eröffnung des Tiergartentunnels den Weg zum

Naturspielplatz auf dem Gleisdreieck, so dass Kinder nicht unbegleitet auf den Spielplatz

gehen können. Eine behindertengerechte Fußgängerbrücke zwischen dem Naturpark

Gleisdreieck und dem Parkstreifen in der Hornstraße könne eine stressfreie

Anbindungsmöglichkeit für alle, jung und alt darstellen.

Negativbeispiel Friedrichshain:

Die Verkehrsregelung im Friedrichshain sei schlecht: Es gäbe kaum Fahrradwege und viel

Kopfsteinpflaster, so dass viele Radfahrer auf die Gehwege ausweichen und damit Kinder

gefährden. Morgens bildet sich meistens ein Stau vor dem "Nadelöhr" Modersohnbrücke, die

Straßenbahnen mitten durch den Kiez verursachen viel Verkehrslärm, Autos parken vor den

gesenkten Bürgersteigen, so dass man mit Kinderwagen einen großen Bogen machen muss.

Folgende Vorschläge können zu einer Verbesserung beitragen:

- Rad-Tram-Straßen: Die Wohngebietsstraßen, durch die eine Tram fährt, sollen nur noch

eingeschränkt für Anwohner-Autos zugelassen werden und damit gleichzeitig mehr Platz

für Fahrradfahrer zu eröffnen.

- Durchgangsverkehr möglichst auf die großen Straßen umleiten, Tempo drosseln.

- Parkplätze vermindern, um das Autofahren wenig attraktiv zu gestalten. Im Gegenzug

den ÖPNV verbessern und verbilligen.

- Falschparken konsequent ahnden.

- Nicht-Autofahrer bei der Suche nach Wohnungen in ruhigen Straßen bevorzugen.

Autofahrer sollten den Autolärm vor ihrer Haustür vielleicht mal selbst ertragen müssen.

- Fahrradführerschein einführen.

- sich am Beispiel Kopenhagen orientieren, wo Radfahrer als eigenständige

Verkehrsteilnehmergruppe wahr- und in die Pflicht genommen. Keine Radwege, die im

Nichts enden oder hinter parkenden Autos auf Bürgersteigen verbannt werden.

Die Verbindung zwischen Lichtenberg und Friedrichshain und zurück führt unter der

Ringbahn-Brücke am Ostkreuz durch (Marktstraße). Dort ergäbe sich in einer schmalen,

dunklen Brücke durch Unmengen von Autos, ein Bus, eine Tram und Fahrräder eine

gefährliche Situation. Zudem sei die Ampelschaltung and der Kreuzung hinter der erwähnten

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Brücke, Boxhagener Ecke Gürtelstaße, für Fußgänger unsicher, da die Rechts- bzw.

Linksabbieger ihre Ampel zu spät oder gar nicht sähen. Die Sicht sei durch einen Baum

versperrt.

Kultur der Rücksichtnahme

Generell sei das Tempolimit ein großes Thema. Leider würden

Geschwindigkeitsbeschränkungen oft nicht eingehalten, wodurch sich Familien unsicher

fühlten. Die Geschwindigkeitsbeschränkung mittels Straßenbollern und Sanktionen etc. zu

erreichen wird abgesehen vom damit verbundenen Aufwand kritisch gesehen. Es solle eine

„Kultur der Rücksichtnahme“ angestoßen werden. Ein generelles Tempo 30 könne in Berlin

dennoch für mehr Sicherheit sorgen. Weiter wird kritisiert, der „Lebensraum Straße“ wäre

durch fahrende und zunehmend auch auf Gehwegen und Straßenkreuzungen parkenden

Autos dominiert. Es wird gefordert, die Verkehrsregeln auch durchzusetzen. Allerdings seien

die dafür zuständigen Ordnungsämter der Bezirke unterbesetzt und viele Verstöße können

somit nicht geahndet werden. Dies wird als Minderung der Lebensqualität empfunden.

Verkehr am Tempelhofer Feld

Durch die Öffnung des Tempelhofer Flughafens, wird befürchtet, es käme im Wohngebiet

mangels eines Verkehrskonzeptes zu massiven Parkplatzproblemen. Bereits vor der Öffnung

würden sich Autos teilweise rücksichtslos durch die Wohnstrassen drängen, wenn der

Tempelhofer Damm dicht sei. Es wird eine Einschränkung der Bewegungsfreiheit in der

Fliegersiedlung befürchtet, wo es bisher möglich sei, dass die Kinder hier noch auf der

Straße spielen, mit Kreide malen und toben können. Selbiger Teilnehmer äußerte sich nach

der Eröffnung am 8./9. Mai positiv. Straßensperren rund um das Wohnviertel und durch die

Nutzung von ÖPNV und zahlreichen Besucher, die mit dem Rad anreisten, seien die

Befürchtungen nicht eingetroffen.

4.2.5 Zone 30 / Geschwindigkeit

Beteiligte: hu.beis, Wolfgang Libera, buerger, Kreuzberger Mama, Luka, Kerstin, MaraBu,

Oliver, Johanna, Berlinradler, Semi, Viktoria, Semi, Soul Kids

Kurzbeschreibung: In diesem Wiki wird die Problematik der Nichteinhaltung der

Geschwindigkeitsbegrenzungen und 30er Zonen erläutert.

Langfassung:

Stärkere Rücksichtnahme

In Berlin solle wieder verstärkt eine „Kultur der Rücksichtnahme“ entstehen. Man müsse

nicht immer gleich Sanktionen in Form von Bußgeldern verhängen. Auch Eltern müssten sich

an die eigene Nase fassen, da sie oft selber rasen würden.

Insgesamt wird aber eine zunehmende Verwahrlosung und Rücksichtslosigkeit beklagt, die

sich nicht mehr nur auf die Problemsiedlungen beschränkt, sondern auch in „bürgerlichen

Bereichen“ sichtbar wird. Als ein Beispiel werden Siedlungen mit Tempo 30-Zonen

angegeben, an die sich aber fast kein Autofahrer halten würde.

Zone 30 deutlicher anzeigen

Die meisten Autofahrer wüssten jedoch nicht einmal, dass sie überhaupt in einer Tempo 30-

Zone sind. Das Problem sei daher auch die mangelnde Kennung der Straßenschilder. Zum

besseren Sichtbarkeit einer 30er Zone würde entweder eine großflächige weiße 30er

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Markierung auf den Straßen beitragen oder die Errichtung von

Geschwindigkeitsunterbrechern / Bremsschwellen. Davon würden Straßen wie die

Geisbergstraße profitieren, da sie in einer 30er Zone liegt aber durch ihre Lage als

Parallelstraße zum Kurfürstendamm oft als schnelle Abkürzung dient.

Mehr Kontrollen

Trotz der Raserei auf den Straßen gäbe es kaum Kontrollen der

Geschwindigkeitsbegrenzung geben. Der Verkehrslärm wäre zu hoch und die 30er Zonen

würden als Rennstrecken benutzt. Hier sollte die Stadt Berlin mit Geschwindigkeitskontrollen

tätig werden, statt das Geld in andere Projekte wie die Autobahnverlängerung oder eine

neue U-Bahnlinie Milliarden zu investieren.

Mehr 30-Zonen

Weitere Teilnehmer wünschen sich noch mehr 30er Zonen, um Berlin familienfreundlicher zu

machen. Beispielsweise solle es in Zehlendorf mehr verkehrsberuhigte Zonen oder

wenigstens 30er Zonen geben.

Negativbeispiele:

Die Wartenburgstraße in 10963 Kreuzberg (zwei Kitas anliegend, viele Kinder wohnen dort)

würde häufig von Rasern belästigt, die die Wartenburgstrasse als Bypass nutzen, um Staus

in der Möckernstraße oder Großbeerenstraße zu entgehen. Die Straßenbreite lädt hier zu

hohem Tempo ein, was zu sehr gefährlichen Situationen führe.

In der Ruppiner Straße in Mitte befindet sich die Grundschule im Arkonaplatz. Der Bereich

der Ruppiner Straße vor der Grundschule (also über den gesamten Arkonaplatz, auf dem

sich auch ein Spielplatz befindet, also viele Kinder) ist eine sogenannte Spielstraße. Das

heißt, dass alle Verkehrsteilnehmer, also Fußgänger, Fahrräder und Kfz gleichberechtigt

sind und dass im Schritttempo gefahren werden muss. Leider sehe ich kaum Autofahrer, die

sich daran halten.

In der Augustastraße zwischen Augustaplatz und Hindenburgdamm führen die Autos viel zu

schnell für die dort ausgeschilderte 30er Zone. Aufgrund der benachbarten Fröbel-Kita mit

über 100 Kindern, die Kronach-Grundschule sowie viele Kindern im Kita- und

Grundschulalter in der Nachbarschaft müsse etwas für die Einhaltung der

Geschwindigkeitsbegrenzung getan werden (z.B. permanenter Blitzer).

Vor allem nachts würden die 30er Zonen Schilder missbraucht und es käme zu Rasereien

seitens der Autofahrer. Beispielhaft dafür wäre der Kiez hinter der Schloss-Brücke in

Charlottenburg. Tauroggenerstraße und Mierendorffstraße. Hier bedürfe es weiterer

Maßnahmen, die den Autofahrern das Rasen versagen würden.

Braucht es mehr Aufklärung und Information, schon in der Fahrschule?

- Wissen Autofahrer, dass man in einer Spielstraße Schritttempo (10 km/h) fahren muss

und nicht schneller darf?

- Wissen Autofahrer, dass in einem Wohngebiet mit gleichberechtigten Straßen auch

Fußgänger Vorrang von rechts haben und nicht nur Fahrer eines Autos oder Fahrrads?

Die Schuleltern selbst parken am Arkonaplatz in zweiter Reihe und gefährden so ihre Kinder

und deren Schulkameraden.

Geschwindigkeitsunterbrecher auf der Straße (zumindest am Anfang einer speziellen Zone)

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sind eine gute Möglichkeit, damit Autofahrer die Verkehrszeichen nicht "übersehen" (in 30er

Zonen und in Spielstraßen). Außerdem müsste man die Zonen auf dem Boden kenntlich

machen, z.B. Spielstraße blau mit einem weißen Kind darauf, 30er Zone mit einer großen 30

auf dem Boden.

Solche Geschwindigkeitsunterbrecher funktionieren sehr gut, z.B. in der Wörther Straße am

Kollwitzplatz.

Leider würden sich die Politiker aller Parteien nicht trauen, die erlassenen Regeln im Verkehr

durchzusetzen. Durch die Unterbesetzung würden sie vor allem nur die Unfallschwerpunkte

kontrollieren. Dabei würde die Lebensqualität der Berliner verloren gehen, aber auch

Millionen an Einnahmen seitens der Verkehrssünder.

Weitere Vorschläge:

Generelle 30er Zone

Ein weiterer Vorschlag für ein familienfreundliches Berlin wäre ein generelles Tempo 30 in

der Stadt Berlin. Damit würde man zu einer größeren Sicherheit in der gesamten Stadt

führen.

Umbau zur Spielstraße

Die Hagelbergerstraße zwischen Großbeeren und Möckernstraße sollte zur Spielstraße

umgebaut werden, da an der Straße zwei Grundschulen und deren Horte liegen. Dort

würden auch die Beschilderungen der 30er Zone leider nicht ausreichen. Dort wäre die

Unfallgefahr besonders hoch, da Kinder über die Straße rennen würden, während die

Autofahrer diese Straße als Abkürzung nützten. Eine Spielstraße würde dies unterbinden

und zudem ein besseres Angebot für Familien bieten.

4.2.6 Fahrradwege

Beteiligte: Helen74, Klaus Franken, Semi, Annama, glynt, Wendula Strube, hu.beis,

emily_shoe, Familienglück, berlinradler, Lucie, JuSchu

Kurzbeschreibung: Das Wiki erläutert die Problematik fehlender oder zu kurzer

Fahrradwege in Berlin.

Langfassung:

Zu dem Thema Fahrradwege wurden folgende gute und schlechte Beispiele angeführt

Positives Beispiel Schlossstraße: Die Entscheidung, auf der Schlossstraße einen

Fahrradweg einzurichten, wird sehr positiv aufgenommen, da dies mehr zur

Verkehrssicherheit beitrüge. Früher wäre es auf der Schlossstraße lebensgefährlich

gewesen, dort mit Kindern Fahrrad zu fahren.

Es wird auch darauf hingewiesen, dass Fahrradfahren nicht nur wegen der fehlenden

Fahrradwege gefährlich sei, sondern auch aufgrund der Arroganz einiger Autofahrer.

Invalidenstraße: zu kurzer und einseitiger Fahrradweg

Auf der Invalidenstraße sei ein Fahrradweg vorhanden, der jedoch zu kurz und nur einseitig

sei. Zudem sei der Abstand zu den fahrenden Autos zu gering, was ein Risiko für z.B.

Schüler sei, die mit dem Fahrrad auf der Invalidenstraße in die Schule fahren.

Durch eine entsprechende weiße Markierung könne eine erste Verbesserung erreicht

werden, bevor die Invalidenstraße zur einer straßenbahngerechten und fahrradgerechten

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Straße umgebaut wird. Ein gemeinsamer Fußgänger- und Radfahrerweg auf dem

Bürgersteig könne eine geeignete Lösung sein.

Fehlende bzw. zugeparkte Fahrradwege

Ein Teilnehmer bemängelt, dass beispielsweise auf der Haupt- und Potsdamerstraße keine

Fahrradwege vorhanden seien. Anstatt dessen könne eine Busspur durch die Fahrradfahrer

genutzt werden, die allerdings oft durch widerrechtlich parkende Autos versperrt sei. Die

Ausweichmöglichkeit der Busspur würde generell als Ersatzfahrradweg verwendet und auch

von Autofahrern als Parkstreifen genutzt.

Selbst wenn Fahrradwege vorhanden seien, würden sie von Autofahrern zugeparkt (z.B.

Schlüterstraße in Charlottenburg, Schlossstraße Richtung Suarezstraße in Charlottenburg).

Für die Suarezstraße wird das Einzeichnen von Fahrradspuren empfohlen, da auch hier,

aufgrund in der zweite Reihe parkender Autos, auf die Straße ausgewichen werden müsse.

Fahrradweg Schlossbrücke:

Der Übergang an der Schlossbrücke (Uferweg am Schloss Charlottenburg), der von vielen

Familien und Kindern frequentiert werde, könne besser und für Kinder sicherer gestaltet

werden. Zudem sei der Zustand des Radweges katastrophal, was zur Folge habe, dass alle

Fahrradfahrer auf dem Fußgängerweg fahren. Die Radwege können für beide

Fahrtrichtungen geöffnet werden, da die Fahrradfahrer sowieso auf der falschen Seite in

Richtung Zoo führen.

Friedrichshain:

Zu wenig Fahrradwege und viel Kopfsteinpflaster seien ein Grund dafür, dass Fahrradfahrer

in Friedrichshain auf die Gehwege ausweichen, was wiederum zur Gefährdung der

Fußgänger führe. Um den Verkehr in Friedrichshain besser zu regeln, sollen laut Teilnehmer

Fußgänger und Radfahrer den Vorrang erhalten und der Autoverkehr in den Wohngegenden

gedrosselt werden. Dies könne beispielsweise über eine „Rad-Tram-Straße“ in den

Wohngebieten realisiert werden, indem die Straßen nur eingeschränkt für die Autos der

Anwohner zugelassen werden. Zudem wird die Einführung eines Fahrradführerschein als

Idee aufgeführt.

Die Unterführung in der Marktstraße (Übergang von Boxhagener Straße nach Lichtenberg-

Süd) solle mit einem sicheren Radweg ausgestattet werden.

Mehrfach wird Kopenhagen als positives Vorbild aufgeführt, wo Radfahren im urbanen Raum

angenehm sei, da die Radfahrer als Verkehrsteilnehmergruppe ernst genommen würden.

Dort gäbe es auch keine plötzlich endenden, oder durch parkende Autos versperrte

Radwege.

Verhalten

Kritisiert werden Fahrradfahrer u. a. auch von Fahrrad fahrenden Teilnehmern, die sich nicht

an die Verkehrsregeln hielten und nicht wie die Autofahrer geahndet würden. Ergänzt wird

die Meinung, dass auch Fahrradfahrer für Fehlverhalten mit Punkten in Flensburg und sogar

einem Führerscheinentzug geahndet werden könne. Ein Nummernschild für Fahrradfahrer

könne Abhilfe schaffen. Allerdings wäre die Einführung von Nummernschildern für

Fahrradfahrer laut anderer Teilnehmer zu bürokratisch.

Als Grund für das Fehlverhalten von Fahrradfahren wird die Verkehrsplanung aufgeführt.

Diese sei in erster Linie auf Autos ausgerichtet und nähme Fahrradfahrer als eigenständige

Verkehrsteilnehmer nicht ernst, was wiederum dazu führe, dass sich Fahrradfahrer nicht

verpflichtet fühlten, die Regeln einzuhalten. Zu einem besseren Verhalten können eigene

Radfahrerspuren beitragen. Auch Abbiegespuren für Fahrradfahrer und eigene Ampeln

können signalisieren, dass Verkehrsregeln auch für Radfahrer gelten.

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Beidseitig vorhandene Radwege würden z.B. in der Buschallee in Weißensee nicht genutzt.

Obwohl anstelle von vorherigen Parkplätzen auf beiden Straßenseiten Fahrradwege

angebracht worden seien, würden die Fahrradfahrer den Gehweg nutzen und somit die

Fußgänger gefährden. Dieses Problem könne mit Kontrollen und Geldbußen bei Verstößen

in den Griff bekommen werden.

Die Teilnehmer kritisieren auch das Verhalten der Autofahrer, die z.B. Fahrradwege

zuparken und mangels Personal nicht durch die Polizei geahndet würden.

4.2.7 Öffentlicher Personennahverkehr

Beteiligte: BerlinFreckles, Kreuzberger Mama, Wendula Strube

Kurzbeschreibung: Das Wiki dokumentiert Probleme mit dem öffentlichen

Personennahverkehr und bringt neue Vorschläge zur ihrer Optimierung.

Langfassung:

EU-Norm für Rolltreppen und ihre Folgen

Es wird geschildert, welche Situation in Berlin entstanden ist, seitdem die neue EU-Norm EN

115 zur Sicherheit von Fahrtreppen 2010 in Kraft getreten ist.

Diese verbietet die Nutzung der Rolltreppen mit Kinderwagen aufgrund von

Sicherheitsaspekten. Da es leider nicht so viele Aufzüge gäbe, oder dieser außer Betrieb

wären, müsse seit der Norm jeder Elternteil das Kind im Kinderwagen die Treppe hoch bzw.

runter tragen.

Wer mit Kinderwagen auf einer Rolltreppe verunglücken würde und nicht eindeutig

nachweisen könne, dass der Kinderwagen Schuld am Unfall sei, muss die Kosten selbst

tragen. Angesichts mangelnder Hilfsbereitschaft der Mitbürger und rarer Fahrstühle wird die

Mobilität von Leuten mit Kinderwägen dadurch noch weiter eingeschränkt.

Barrierefreiheit zum öffentlichen Nahverkehr

Es wird ein barrierefreien Zugang zu allen öffentlichen Nahverkehrsmitteln und insbesondere

den Bahnen gefordert. Oft wären Busse, die nur alle 10 oder 20 Minuten verkehren, schon

besetzt und außerdem könnten die Busse auch nur jeweils 2 Kinderwagen mitnehmen.

Dieser barrierefreie Zugang würde den Alltag mit Kleinkindern enorm entlasten.

Kostenloses Kinderticket

Andere wünschen sich einen kostenlosen Zugang zu allen Nahverkehrsmitteln für Kinder.

Außerdem sollte es auch kostenlosen Eintritt für alle Berliner Kinder in Schwimmbäder,

Zoos, Museen, Theater, Freizeiteinrichtungen geben. Dieses würde den freien

Bildungszugang für alle Kinder garantieren, würde die Nutzung von Freizeitangeboten

erleichtern und würde dazu beitragen, dass Familien das Auto stehen lassen könnten.

Der Geldausfall sollten durch eine Neukalkulation der Preise für die Erwachsenen

aufgefangen werden. Das würde die Stadt familienfreundlicher machen, da alle Bürger

solidarisch für die Kinder zahlen würden. Kinderlose Doppelverdiener könnten sich

solidarisch zeigen und den Familien damit „unter die Arme greifen“.

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4.3 Thema Freizeit

4.3.1 Freizeitangebote

Beteiligte: Kiezabgeordnete Südwest, Kreuzberger Mama, Wendula Strube, Beate Krusche,

BerlinFreckles, AG IPSE, H. Grüning, Johanna, iko, nessie, A. Hansen

Kurzbeschreibung: Welche Freizeitangebote fehlen in Berlin? Was ist neu im Programm

und was könnte verbessert werden? Tipps und Diskussion rund um Berlins Freizeitangebote

für Familien.

Langfassung:

Ideen für verbesserte Freizeitangebote

Öffentliche Schwimmbäder sind in Stadtteilen mit vielen Familien eine schönes Angebot, an

dem es leider oftmals mangelt (Beispiel Zehlendorf).

Mehr kostenlose Angebote für Kinder

- Die Teilnehmer regen an, ein kostenloses Nahverkehrsticket für alle Berliner Kinder, bis

diese ein eigenes Einkommen hätten, einzuführen. Diese Maßnahme garantiere den freien

Bildungszugang für alle Kinder und könne zudem dazu beitragen, das Verkehrsaufkommen

durch Autos zu reduzieren.

- Der freie Eintritt in Schwimmbäder, Zoos, Museen, Theater, Freizeiteinrichtungen u. ä.

würde dazu beitragen, Berlin familienfreundlicher und solidarischer zu machen.

Als finanzieller Ausgleich könne eine Erhöhung der Erwachsenenpreise angedacht werden.

Damit würden kinderlose Doppelverdiener solidarisch Familien unterstützen.

Der Familienpass sei eine wirklich gute Sache, aber es würde die Nutzung deutlich

vereinfachen, wenn nicht nur die Ermäßigung beziffert würde, sondern auch der

resultierende Eintrittspreis. Bisher wird der nur vereinzelt genannt, bei den anderen

Angeboten müsse man aufwändig recherchieren.

Bildungsgutscheine

- In Marzahn-Hellersdorf erhalten Eltern für ihre neugeborenen Kinder Bildungsgutscheine im

Wert von 40 €. Die Gutscheine können gegen Angebote von über 20 Kooperationspartnern

eingelöst werden, z.B. für Elternkurse, Babymassagen, Sprechstunden für unruhige Babys.

Mit diesen Angeboten solle die Eltern-Kind Beziehung gestärkt sowie die Bildung von Eltern-

Netzwerken unterstützt werden. Das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf stelle dazu 25.000

Euro bereit. Wenn sich das Programm bewährt, könne über eine Ausweitung des Angebotes

nachgedacht werden. Der Bezirk rechnet damit, dass ein Drittel der Eltern die Hilfe

annehmen wird - eine Quote, die von einem Teilnehmer / einer Teilnehmerin in Anbetracht

der Erfahrungen mit ähnlichen Angeboten als zu hoch eingeschätzt wird. Eine erste

Evaluation des Angebotes wird es in einem Jahr geben.

Erhaltenswerte Parks und Orte in Berlin:

KIDS Garden in Neukölln

Vor mehr als 10 Jahren wurde in einer großen Brache zwischen Hobrecht- und

Friedelstrasse von vielen Kindergärten, Kinder- und Jugendinitiativen ein wunderschöner

Garten angelegt: mit einem Fischteich, großer Sandspielfläche mit Wasserstelle, Baumhaus,

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Abschlussbericht des 2. Onlinedialogs „Zusammenleben in Berlin“

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Weidenhütten, Obstbäumen, einem Bauwagen mit Spielmaterialien und vielen Gärten - wo

Sonnenblumen, Kürbisse, Tomaten, Johannis- und Himbeeren wachsen. KIDS Garden ist

Treffpunkt für Kinder aller Altersstufen, mit Eltern, Großeltern und Freunden und die Kinder

erleben, wie in "ihren Gärten" aus Samen Pflanzen werden, können gießen, umpflanzen,

pflegen und schließlich ernten. Eine kinderfreundliche Stadt sollte diesen Platz unbedingt

erhalten.

Mauerpark Prenzlauer Berg

Der Mauerpark zwischen Prenzlauer Berg und Wedding mit dem Birkenwäldchen und den

Spielplätzen sei ein wichtiger Ort für Familien aus Prenzlauer Berg, da es hier westlich der

Schönhauser Allee keinen anderen Park gebe. Der Mauerpark solle unbedingt erhalten

bleiben und weiter zu einem Park umgestaltet werden. Durch die Anbringung von

„Dogstations“ könne eine Verbesserung erlangt werden. Der Bereich zur Bernauer Straße

könne trotz weniger Bäume belassen werden, da sich dort eher junge Menschen

versammeln, die den Bedürfnissen dieser Gruppe entsprächen. Löblich wurden die

aufgestellten Mülleimer erwähnt.

Das „Familienstück“ Richtung Falkplatz mit dem Birkenwäldchen, den Spielplatz und weiter

hinten mit der Jugendfarm Moritzhof solle erhalten bleiben. Eine Umgestaltung sei nicht

unbedingt notwendig. Das Birkenwäldchen sei eher durch Bebauungspläne gefährdet. Für

den Wasserspielplatz würde ein Sonnenschutz benötigt und auf dem Spielplatz solle eine

Toilette vorhanden sein.

Familientreffs und Nachbarschaftsetagen

- Positive Resonanz gibt es für Familientreffs und Nachbarschaftsetagen. In einigen Vierteln

wie im Märkischen Viertel, in Weißensee in der Hansastraße unterstütze die GESOBAU

Nachbarschaftsetagen. Die GESOBAU stelle die Wohnung und die Mitarbeiter der

Johanniter-Unfallhilfe übernähmen Koordination und Moderation des Treffs.

- Weitere Familientreffs gebe es in der Fabrik Osloer Straße. Neben dem regelmäßigen

Programmangebot bietet die Nachbarschaftsetage hier Raum und Unterstützung für

Stadtteilgruppen und Vereine und hilft bei der Umsetzung von Ideen. Es gibt einen

Veranstaltungssaal mit Café und drei Gruppenräume. Das Familienzentrum

Zusammenwachsen e.V. im Bötzowviertel hat einen christlichen Hintergrund.

- Schön sei die Initiative "Familienfestival am Friedrichshain", ein Familienfest im Volkspark,

das vom 28.-30. Mai wieder stattfinden wird.

- Familienzentren sollten vor allem als Begegnungsstätten dienen, um der Anonymität

entgegenzuwirken, sich auszutauschen, kennenzulernen und vielleicht zu unterstützen

Tipps und lohnende Freizeitangebote

- Die Autostadt Wolfsburg, 200 km von Berlin entfernt, verknüpfe Freizeit und Bildung

miteinander und sei einen Familienausflug wert.

- Kinderbauernhöfe und Jugendfarmen in Berlin

- In Celle findet am 20.5. im Rahmen der "Kinder-Uni" eine Veranstaltung zum Thema

"Entstehung einer Kinderoper am Beispiel des 35. Mai" statt. Violeta Dinescu Komponistin

und Professorin an der Uni in Oldenburg wird dies ihrem Publikum auf anschauliche Weise

nahe bringen.

- Kindermuseum Labyrinth: Die Ausstellungen im Kindermuseum Labyrinth seien gut

gemacht und lehrreich und werden durch die Teilnehmer lobend erwähnt. Solche Projekte

solle es vermehrt in Berlin geben. Dieses Angebot solle für Kinder kostenfrei sein.

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4.3.2 Spielplätze

Beteiligte: spanierin, BerlinFreckles, Helen74, SingleParent, nithom, Kreuzberger Mama,

Oliver, Späte Mutter, Johanna, A. Hansen, *Mariella*, Heinrich, Soul Kids, Tatjana, Mama im

Kiez

Kurzbeschreibung: In diesem Wiki-Dokument werden die Situation und die notwendige

Entwicklung in Berlin im Hinblick auf Spielplätze erfasst und konkrete Beispiele genannt.

Langfassung:

Bessere Planung von Spielplätzen

In einem ZDF Bericht erklärt Designer Günter Beltzig, dass das die meisten Spielplätze aus

Kindersicht eigentlich Fehlkonstruktionen seien. Sie seien meist nicht mehr als eine

Ansammlung von Einzelspielgeräten und laden so wenig zum Ausleben des kindlichen

Bewegungs- und Spieldranges ein, dass man sie allenfalls als eingezäunte Spielghettos

bezeichnen könne.

Bei vielen Projekten der derzeitigen Stadtplanung fehle die Familienfreundlichkeit. Dies gelte

auch für Spielplätze. So würden zum Beispiel Einkaufszentren konzipiert ohne einen Verweil-

oder Spielplatz einzuplanen. In die Planung von Spielanlagen im Rahmen von privaten und

öffentlichen Bauprojekten sollten die späteren Nutzer, also hauptsächlich Kinder, mit

eingebunden werden.

Verbesserungsvorschläge / Patenschaften

In vielen Fällen engagieren sich mittlerweile viele Menschen freiwillig. Hier könne die

Verwaltung durch Spielplatzpatenschaften unterstützend tätig werden. Ein Beispiel für die

Aktion von Eltern ist ein Aufkleber, der auf das Spielplatzschild am Schleidenplatz geklebt

wurde, und den Alkoholkonsum an diesem Ort anprangert. Tragfähige

Spielplatzpatenschaften sollten für Gesamtberlin aufgebaut werden.

Beispiele für Spielplatzpatenschaften, die Spielplatzpatenschaften bereits umsetzen. Über

Erfolg oder Misserfolg müsse man sich natürlich mit den Initiatoren in Verbindung setzen:

- Potsdam

- Pulheim

- Worms

- Essen

- Hannover

- Kiel

Im Grunde sei das Prinzip fast immer gleich. Spielplatzpaten engagieren sich ehrenamtlich,

erhalten aber im Gegenzug von der Stadt eine Aufwandsentschädigung.

In Hannover funktioniere die Spielplatzpatenschaft bereits: Die Organisation sei im Bereich

des Grünflächenamtes untergebracht, von wo aus die Spielplätze von Seiten der Stadt

gereinigt und z.B. nach Gefahrenquellen kontrolliert würden. Die Aufgabe der

Spielplatzpaten sei, sich den Spielplatz regelmäßig anzusehen und zu melden, wenn z.B. ein

Spielgerät defekt ist. Auch wenn wiederholt Leute beobachtet werden, die den Spielplatz

zweckentfremdet nutzen, würde dies gemeldet. Lösungsideen seien ebenfalls willkommen.

Spielplatztoiletten

Mittels „Wall-Toilettenhäuschen“ könne auf Spielplätzen für eine familienfreundlichere

Situation gesorgt werden. Damit könne die Intimität der Kinder gewahrt werden und die

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Grünanlagen würden geschont. Es wird bemängelt, die Toilettenhäuschen, die früher auch

auf Plätzen vorhanden gewesen seien, jetzt umfunktioniert oder geschlossen wären (z.B.

Arkonaplatz, in Pankow am Bürgerpark oder am U-Bahnhof Vinetastraße).

Konkrete Verbesserungen in den Kiezen

Charlottenburg: Im Viertel Charlottenburg gäbe es zwar viele Spielplätze, aber diese seien

oft verschmutzt. So gäbe es zum Beispiel auf dem Spielplatz in der Gierkezeile oft Mäuse

und auf dem Spielplatz im Schustehruspark sei das Spielhäuschen abgebrannt.

Friedrichshain: Der Spielplatz am Schleidenplatz sei in einem schlechten Zustand.

Besonders nach den Wochenenden fänden sich dort zerbrochene Bierflaschen, unzähligen

Kronkorken und Zigarettenkippen und andere gefährliche Gegenstände. Darüber hinaus sei

Hundekotverschmutzung hier nicht selten. Dieser Zustand herrsche trotz der Investition von

580.000 Euro in das Samariterviertel.

Lichtenberg: Im Bezirk Lichtenberg seien kaum Spielplätze vorhanden. Die existierenden

Spielplätze seien meinst (zum Beispiel durch Wohnungsbaugenossenschaften) eingezäunt

und die öffentlich zugänglichen seien auf Grund maroder Spielgeräte sehr unzureichend.

Trotz Absperrungen führen motorisierte Fahrzeuge durch gesperrte Gebiete. Auch der

Jugendclub sei keine Alternative, da hier die Leitung mit der Kiezproblematik und den

Kindern überfordert sei.

Naturspielplatz Gleisdreieck / Möckernstraße: Der Naturspielplatz am Gleisdreieck sei auf

Grund des hohen Verkehrsaufkommens kaum zu erreichen. Seit der Eröffnung des

Tiergartentunnels sei die Möckernstraße zu stark befahren, dass es selbst für Erwachsene -

vor allem in Begleitung von langsameren Kindern- es oft schon schwierig sei heil rüber zum

Gleisdreieck zu gelangen.

Breitenbachplatz (Bezirksgrenze Dahlem/Friedenau): Der Breitenbachplatz würde gerade

im Zuge der Sanierung der U3 neu gestaltet. Vieles verbessere sich für Familien mit Kindern.

So würde ein neuer Spielplatz angelegt und der U-Bahnhof erhalte einen Fahrstuhl.

Allerdings können Kinder nicht alleine zu dem neuen Spielplatz gehen, da der Platz aus

Dahlemer Richtung kommend kaum erreichbar sei. Die Straße sei zweispurig, Tempo 50

(was häufig überschritten wird) und dank Kurve, Sträuchern und parkender Autos sei die

Situation auch uneinsichtig. Es gäbe auf der Dahlemer Seite des Platzes keine Ampel und

keinen Zebrastreifen, die unbedingt eingerichtet werden müssten. Zudem könnte man die

Straße am Platz auf eine Fahrspur reduzieren und mindestens im Bereich der Kurve Tempo

30 einführen.

Kreuzberg: Der Spielplatz am Ende der Straße Wilhelmshöhe parallel zum Mehringdamm

sei im vergangenen Jahr demontiert werden. Der Spielplatz sei eine gute Alternative

gewesen. Die Spielgeräte werden von den Teilnehmern zurückgefordert. Das benachbarte

Familienzentrum sei keine Alternative, da es am Wochenende geschlossen sei. Die

Spielplätze im Bergmannkiez und im Viktoriapark seien gerade sonntags fürchterlich

überfüllt.

Zehlendorf: In Zehlendorf gäbe es kaum Bolzplätze. Dies sei notwendig für die

Jugendlichen. Zudem wünschen sich die Teilnehmer mehr Spielplätze.

Fürstenplatz: Der Fußballplatz und sein Belag (Käfig) am Fürstenbergplatz führt bei vielen

Kinder zu blutigen Schürfwunden vom Fallen. Die Eltern wünschen sich ein Kinderknie- und

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handfreundliches Material. Die Findlinge auf der Rasenfläche des Fürstenplatz dienen nur

den freilaufenden Hunden als Markierungsflächen und sollten besser abgeschafft werden.

Görlitzer Park: Der Görlitzer Park ist zum Anziehungspunkt auch für U-30er und Touristen

geworden, ein Ort, an dem sich viele Menschen gerne und friedlich aufhalten. Die

Pamukkale-Ruine ist wieder (fast) begehbar und im frisch aufgeschütteten Sand lässt es sich

gut buddeln. Um zerschepperte Flaschen und Entsorgung von Kippen in den Sandkisten zu

vermeiden, sollten Schilder angebracht werden (für die Touristen auch auf Englisch):

"Flaschen bitte abstellen, nicht zerschmeißen (sie werden abgeholt und recycelt!")

4.4 Thema Information & Beratung

4.4.1 Informations- und Beratungsangebote

Beteiligte: spanierin, Familienglück, Beate Krusche, Single-Dad-Berlin, iko, Svenja

(SoWiTra), Helen74, BerlinFreckles, Johanna, Claudia Groth

Kurzbeschreibung: In dem Wiki werden Hinweise zu fehlenden sowie neu entstandenen

Informations- und Beratungsangeboten gegeben.

Langfassung:

Informationen zu Grundschulen

Es sei sehr schwierig, verlässliche Informationen über Grundschulen und

Grundschulenformen zu bekommen, z.B. zum Unterschied zwischen den verschiedenen

Formen? Wie viele Kinder bekommen Gymnasialempfehlung?

Es gäbe jedoch auf den Seiten der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und

Forschung eine Übersicht zu den Schulen in Berlin:

http://www.berlin.de/sen/bildung/schulverzeichnis_und_portraets/anwendung/

Per Suchfunktion könnten die Grundschulen eines Bezirkes zusammengestellt und in einem

weiteren Schritt die unterschiedlichen Profile der einzelnen Schulen betrachtet werden.

Allgemeine Informationslage verbessern

Es werden mehr und bessere Informationen zu allen Schulformen gefordert, um sich ein

umfassendes Bild zu machen, wie zum Beispiel:

- ein Ranking

- neben der Fächerauswahl auch Übersicht zu erreichten Notendurchschnitten der letzten

Jahre

- durchschnittlicher Ausländeranteil

- Statistik der ausgefallenen Stunden des Vorjahrs

- Gesamten Informationen als Vergleichstabelle für den schnellen Überblick

Auch hier liefere der Senat unter

http://www.berlin.de/sen/bildung/schulverzeichnis_und_portra ets/anwendung/ eine Menge

Zahlenmaterial, z.B. zur Lehrerausstattung und ndH-Anteilen der Schülerschaft.

Neues Beratungsangebot für Berliner Mütter und Väter www.elternzeit-in-berlin.de

Ab sofort gibt es in Berlin ein umfassendes Beratungsangebot zu Elternzeit & Elterngeld,

Vereinbarkeit und familienfreundliche Arbeitszeiten - aus einer Hand unter www.elternzeit-in-

berlin.de. Berliner Mütter & Väter (aber auch betriebliche Akteure, wie z.B.

Personalverantwortliche, Betriebs-/Personalräte, Frauenbeauftragte) können das

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Abschlussbericht des 2. Onlinedialogs „Zusammenleben in Berlin“

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gemeinsame Beratungsangebot des Expertenverbunds "Elternzeit in Berlin" nutzen, in

welchem sich Experten aus drei Berliner Beratungsinstitutionen zusammen geschlossen

haben: Kobra, SoWiTra und Väterzentrum Berlin.

Neben einem monatlichen Infoabend für Paare gibt es Beratungsangebote speziell für

Mütter, solche speziell für Väter, für Freiberufler und Selbstständige, oder für betriebliche

Akteure bzw. speziell für Betriebs- und Personalräte.

Wunsch nach einem Familienzentrum am Arnimplatz

Einigen Alleinerziehenden fehlt am ansonsten als recht familienfreundlich beschriebenen

Arnimplatz ein Familienzentrum, wie es das z.B. in der Winsstraße oder Bötzowviertel gäbe.

Eine Begegnungsstätte für Familien, wo sonntags zusammen gefrühstückt oder wochentags

zu Abend gegessen werden kann (gemeinsame Essen sind etwas sehr Schönes für Ein-

Eltern-Familien), sich weitergebildet und ausgetauscht werden kann, sowie gemeinsame

Ausflüge, Beratung und Kurse wie "Starke Eltern - starke Kinder" oder Eltern-Kind-Malen

angeboten werden.

Angebote für pflegebedürftige Kinder

Aufgrund einer angeborenen, meist genetisch bedingten Erkrankung, eines Geburtsfehlers

oder eines Unfalls sind 2 % aller Menschen mit einer Pflegestufe in Berlin Kinder und

Jugendliche im Alter von 0 bis 15 Jahren (Statistischer Bericht K VIII 1 - 2j / 07, Ambulante

und stationäre Pflegeeinrichtungen sowie Empfänger von Pflegegeldleistungen in Berlin,

2007). 99,6 % dieser Kinder und Jugendlichen werden zu Hause in ihren Familien gepflegt.

Pflegebedürftigkeit beträfe nicht nur den Pflegebedürftigen selbst, sondern beeinflusse das

Leben aller mit der Pflege befassten Personen, bei Kindern und Jugendlichen vornehmlich

die nahen Familienangehörigen. Die durchschnittliche Dauer der Pflege eines erwachsenen

Pflegebedürftigen beträgt acht bis neun Jahre. Bei Familien mit pflegebedürftigen Kindern ist

der Zeitraum in der Regel noch länger, da die meisten Kinder und Jugendlichen bereits seit

dem Säuglings- oder frühen Kindesalter pflegebedürftig sind. Eine lange Lebensphase ist

damit für Kind und Familie geprägt von „Pflege“.

Es sei verwunderlich, wie wenig Hilfs- und Informationsangebote es für pflegende Eltern

gäbe. Eine bundesweite Umfrage des Kindernetzwerkes aus dem Jahr 2007 (Schmid; Kreutz

2007) belege, dass sich nur knapp 40 % aller befragten Eltern ausreichend zur

Pflegeversicherung informiert fühlen. Noch nachdenklicher stimmt das Ergebnis bei der

Frage nach einem ausreichenden Informationsangebot zu Entlastungsmöglichkeiten: nur

knapp 29 % der Eltern wissen um ihre Ansprüche, sich kurzzeitig oder stundenweise von der

Pflege erholen zu können. Diese Ergebnisse wurden für Berlin durch eine Befragung von

MenschenKind aus dem Jahr 2009 zur Situation von Familien mit schwerkranken Kindern

bestätigt (http://www.menschenkind-berlin.de/sites/menschenkind-berlin.de/files/befragung

2009-endauswertung-eltern.pdf).

Diejenigen Eltern, die informiert sind und eine Auszeit nehmen wollen oder müssen, müssten

feststellen, dass es keine passenden Angebote für pflegebedürftige Kinder und Jugendliche

gibt. Für Berlin stehen rund 40 Kurzzeitpflegeplätze (eigene Ermittlungen) zur Verfügung, die

sich die Kinder und Jugendlichen jedoch überwiegend mit erwachsenen Pflegebedürftigen

teilen müssen. Die individuellen Entlastungsmöglichkeiten hingen demnach von den

Einrichtungen und ihrem Willen, gezielt Angebote für pflegebedürftige Kinder und

Jugendliche vorzuhalten, und den persönlichen Ressourcen der Eltern an Zeit, Informiertheit

und Durchsetzungsvermögen ab. Die Statistik bestätigt u.a., dass nicht eines dieser Kinder

im Jahre 2007 die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen habe.

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Die tägliche Arbeit pflegender Angehöriger entlastet die Solidargemeinschaft um große

Summen. Während ein Platz in einem Pflegeheim im Monat um die dreieinhalbtausend Euro

kostet, erhält ein Pflegebedürftiger, der zu Hause gepflegt wird, mit Pflegestufe II jedoch ein

Pflegegeld von „nur“ 430 Euro. Von der Stadt Berlin werden daher dringend bessere

Informationsangebote und kurzzeitige stationäre Entlastungsmöglichkeiten für Familien mit

pflegebedürftigen Kindern gefordert. Hoffnung wird in die Pflegestützpunkte gesetzt, die

öffentlich finanziert werden.

4.5 Thema Sonstiges

4.5.1 Familienfreundliche Regelungen / Verwaltung

Beteiligte: Ghandalf, Single-Dad-Berlin, Beate Krusche, Wendula Strube,

emanzipation_jetzt, Charly, Dr. Möllering, Semi, Tessa, sbkreuz

Kurzbeschreibung: Es wurde darüber diskutiert, inwiefern gesetzliche Regelungen und die

Verwaltung selbst zur Familienfreundlichkeit beitragen können. Besprochen wurden unter

anderem die Fragen, ob getrennt lebende und nicht mitfinanzierende Elternteile mehr in die

Pflicht genommen werden sollten, welche Probleme ALG II und die Angemessenheitsgrenze

bei der Miethöhe für Familie mit sich bringt und wie der Umgang in Job-Centern verbessert

werden könnte.

Langfassung:

Verpflichtung zur Erziehungsmitwirkung für alle Elternteile

Es wird dafür plädiert, Väter, die sich weder um ihren Nachwuchs kümmern noch finanziell

an deren Aufwachsen beteiligten, stärker in die Pflicht zu nehmen, um sie zu einer

umfangreicheren Mitwirkung in der Erziehung zu bewegen.

Der Kindsvater sollte seine Kinder finanziell mehr unterstützen. Es wird gefordert, eine

gesetzliche Regelung dafür zu erschaffen, dass die Väter die Erziehung mit übernehmen, da

ein männliches Vorbild vor allem für Jungen sehr wichtig sei. Der Verantwortung, die die

Väter gegenüber ihren Kindern haben, sollte eine viel größere Rolle zugewiesen werden.

Zudem wird vorgeschlagen, die Gesetzeslage insofern zu verbessern, dass die

Unterhaltszahlungen für alleinerziehende Mütter länger als nur 72 Monate gezahlt werden

und auch über das 12. Lebensjahr hinausgehen. Die Konsequenzen für die Väter im Falle

einer Nichtzahlung der Unterhaltskosten sollten verschärft werden. Im ersten Schritt wird ein

Bußgeld vorgeschlagen, als nächster Schritt die Androhung einer Haftstrafe.

Allerdings stellt sich jedoch die Frage, wie wirksam gesetzlich an Väter appelliert werden

könnte, sich mehr um ihren Nachwuchs zu kümmern. Zudem habe der BGH in einem Urteil

selber die Problematik angesprochen, dass unwillige Elternteile nicht zur Erziehung der

Kinder gezwungen werden könnte. Angemerkt wird auch, dass Geld keine Liebe und Zeit

ausgleichen könnten. Väter, die dann aufgrund der Missachtung der vorgeschlagenen

Regelung vorbestraft wären, gäben außerdem kein besonders gutes Vorbild ab.

Hinzukommt der Einwand, dass die Situation bei Vätern nicht besser sei und auch sie

finanziell belastet werden. Auch gäbe es bereits Gesetze ,die den Strafbestand bei

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Abschlussbericht des 2. Onlinedialogs „Zusammenleben in Berlin“

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Unterhaltpflichtverletzung vorsehen, allerdings würden diese Gesetzte nicht gut genug

umgesetzt werden.

Gerichte: Kindeswohl stärken

Folgende Vorschläge könnten dazu beitragen, das Kindeswohl zu stärken:

- Anwendung des Grundgesetzes zu Gunsten der Kinder: Alle Menschen sind Gleichgestellt,

Gleichberechtigt und mit Würde zu behandeln. Alle richten sich nach

Kinderrechtskonvention. Die Rechte der Kinder müssen gestärkt und auch vor Gericht

besser wahrgenommen werden. Bei Trennungen sollten beide Elternteile mehr in die Pflicht

genommen werden, einvernehmliche Lösungen im Interesse der Kinder auszuhandeln,

sollten sie sich nicht einigen können, wird der Umgang hälftig aufgeteilt. Die Justiz sollte dem

Kindeswohl Priorität verleihen, statt nur einem Elternteil.

- Vorschläge für Familiengerichte: Richter sollten sich den Gutachter nicht selbst aussuchen

können, Richter sollten in Familiensachen geschlechtsparitätisch – also ein Richter und eine

Richterin zusammen – arbeiten.

- Dänisches Modell: Da wird den Strittigen gesagt, einigt euch innerhalb eines Jahres,

ansonsten werden der Umgang und die Unterhaltskosten zu gleichen Teilen aufgeteilt. So

schnell und einfach kann das gehen und führt zu weniger Stress zwischen den Eltern, was

dem Kindeswohl sicher zu Gute kommt. Viel weniger Staat, weniger Gerichtsprozesse und

einvernehmliche Lösungen der Eltern, in der beide in der Pflicht sind, wäre ein Fortschritt.

Arbeitslosengeld II und AV Wohnen

Als wichtiger Faktor der Familienfreundlichkeit wird die Bezahlbarkeit von Wohnraum

angesehen. Bei Arbeitslosengeld II würde nach 6 Monaten mit Leistungssenkungen gedroht

bzw. der Umzug in eine günstigere Wohngegend gefordert. Allerdings würde die Politik nicht

die nach sich ziehenden Konsequenzen berücksichtigen, wie zum Beispiel längere

Anfahrtszeiten zur Arbeit beim Partner oder Schulwechsel für Kinder etc.

So drohe einigen Familien mit ALG II ein möglicher Zwangsumzug, da die AV Wohnen eine

Angemessenheitsgrenze für die Warmmiete einer 5-köpfigen Familie von 705 € vorsieht.

Wohnungen für Familien mit vielen Kindern wären zu diesem Preis jedoch kaum vorhanden

und dadurch würden diese in die „neuen Platten-HartzIV-Ghettos nach Hellersdorf und

Marzahn“ abgedrängt. Hier bestehe dringender Handlungsbedarf

Ein weiteres Problem wäre laut SGB II die Pflicht, jede zumutbare Arbeit anzunehmen, auch

wenn man dadurch die Kinder sich selbst überlassen wären.

Job-Center

Die Job-Center funktionierten infolge unpraktikabler Regelungen und schlechter Einarbeitung

der Sachbearbeiter nicht effektiv und beeinträchtigten infolge des Verwaltungschaos auch

die Familien. Hier sind effektivere, intelligente und logische Systeme für die Verwaltung

sowie eine bessere Einarbeitung der Sachbearbeiter gefordert.

Keine Verlagerung von KJGD-Stellen

Anhand der drohenden Verlegung der KJGD-Stelle Stettiner Straße (Wedding) wird

aufgezeigt, dass der Sparzwang nicht zu Ungunsten von kiez- u. bürgernahen Einrichtung

zur Erhaltung des Kindswohles gehen sollte. Die besagte Abteilung soll in die

Reinickendorfer Straße 60 a verlagert werden, kinderreiche Familien müssen daraufhin mit

teilweise 4-6 Kindern die öffentl. Verkehrsmittel benutzen und lange fahren. Die Mütter, die

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eine kiez- und bürgernahe Betreuung brauchen und gewohnt sind, werden diese Wege

wahrscheinlich nicht gehen/fahren.

In einem Paper vom Bezirksamt Mitte "Gesundheitsziele für Berlin-Mitte", Vorlage für die

Sitzung des Arbeitskreises "Gesunder Bezirk" Mitte am 26.4.2010 hieße es unter Ziel 1:

"Gesundes Aufwachsen der Kinder in Mitte unterstützen Teilziele 1.1: der Bezirk unterstützt

die ansässigen sozialen, Familien-, Jugend- und Bildungseinrichtungen bei der

Implementation von Maßnahmen, die auf die Bearbeitung der in den Gesundheitszielen

benannten Themen gerichtet sind" und unter „Ziel 4.1: das Netz präventiver Maßnahmen in

den frühen Phasen der Kindheit in Form von - insbesondere auch niedrigschwelligen und

aufsuchenden - Angeboten der Beratung, Unterstützung, Vermittlung sowie der Entwicklung

von Erziehungskompetenzen wird erfasst. Die Schließung von Lücken darin wird

systematisch verfolgt".

Es stelle sich die Frage, wieso eine Einrichtung, die diese Ziele schon seit ca. 40 Jahren

verwirkliche, jetzt geschlossen werden soll und damit entgegen der genannten Ziele Lücken

aufgerissen werden.

Familienfreundliche Arbeitgeber

Vorschläge zur Stärkung der Familienfreundlichkeit auf Seiten der Arbeitgeber:

- flexiblere Arbeitszeiten

- im Falle von Krankheit der Kinder Arbeit von zu Hause ermöglichen

- mehr Betriebskindergärten und -horte

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5. Livediskussionen

5.1 Livediskussion mit Senator Prof. Dr. Zöllner

Bei der Livediskussion mit dem Berliner Bildungs- und Familiensenator Prof. Dr. Zöllner am

05. Mai 2010 wurden die folgenden Fragen rund um die Familienfreundlichkeit in Berlin

erörtert: Moderation: Herzlich Willkommen zur Livediskussion! Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Zöllner, wir begrüßen Sie ganz herzlich bei dem zweiten Online-Dialog „Zusammenleben in Berlin“ und freuen uns, dass Sie sich heute für diese Live-Diskussion zur Verfügung stellen. Bevor wir uns einzelnen Aspekten zuwenden, wollten ich Sie gern mal fragen, was für Sie Familienfreundlichkeit bedeutet? Was gehört aus Ihrer Perspektive alles dazu? Viele Grüße, Birgit Hohberg (Moderation) Prof. Dr. Zöllner: Die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass Menschen die bereit sind generationenübergreifend Verantwortung für einander zu übernehmen, die Rahmenbedingungen vorfinden, die ihnen dieses Zusammenleben ermöglichen. Dies bedeutet in erster Linie Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Stadt Berlin stellt ausreichende Betreuungsplätze in Kitas zur Verfügung, damit Väter und Mütter schnell wieder ins Berufsleben zurückkehren können. Das bedeutet aber auch, dass die Stadt auch Räume zur Verfügung stellt, wie Spielplätze, Grünanlagen etc. Es geht aber auch um das Zusammenleben mit der älteren Generation und das Schaffen der dafür notwendigen Voraussetzungen.

Semi: Unterrichtsausfall Guten Morgen Herr Senator Zöllner! Ich würde sehr gern wissen, wann etwas gegen den permanenten Unterrichtsausfall an unseren Schulen getan wird? Erst werden die Kinder ständig nach Hause geschickt und dann sollen sie trotzdem alles wissen. Gerade jetzt, wo das Abitur ein Jahr früher gemacht wird, bedeutet das nur noch mehr Stress. Da muss dringend was getan werden. MfG, Semi Prof. Dr. Zöllner: Wir haben eine 100%ige Unterrichtsversorgung, zusätzlich bekommen die Schulen noch 3 % des Personalbudgets für Vertretungskräfte. Dies sind bundesweit die besten Voraussetzungen, um Unterrichtsausfall zu vermeiden.

Tessa: Bauliche Mängel an den Schulen Guten Tag Herr Senator Zöllner! Wie sehen Ihre Pläne aus, den Verfall der Schulen aufzuhalten und auf einen neuen Stand zu bringen? Prof. Dr. Zöllner: Seit 2007 werden gewaltige Anstrengungen gemacht, um die von Ihnen mit Recht angesprochene Situation der baulichen Situation der Schulen zu verbessern. Nimmt man alle zur Verfügung stehenden Mittel zusammen, Baumittel der Bezirke, jährliche Sanierungsmittel des Senats, Sonderprogramm für die Schulen des Senats aus dem Jahre 2009, Konjunkturprogramm von Bund und Ländern, werden bis 2011 weit mehr als eine halbe MRD!!! Euro in die Berliner Schulen investiert. Wir werden damit nicht jedes Problem beseitigt haben, aber ohne Zweifel einen Qualitätssprung, den niemand erwartet hatte, nach vorne machen.

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Familienglück: Vereinbarkeit von Familie und Beruf mit Schulkindern Hallo Hr. Zöllner, Kinder die ein grundständiges Gymnasium besuchen, haben für die nachschulische Betreuung und für die Ferienzeiten keinen Hortplatz. Wie lässt sich das ändern und welche Maßnahmen sind dafür vorgesehen, Eltern mit größeren Kindern bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf in dieser Hinsicht gezielt zu unterstützen? Prof. Dr. Zöllner: Kein Bundesland hat eine so gute ganztägige Betreuung von Kindern sowohl im Kitabereich als auch im Grundschulbereich wie Berlin. Wir werden nun mit der integrierten Sekundarschule auch als erstes Bundesland im Sekundar-I-Bereich ein flächendeckendes Ganztagsangebot an. Dies erfordert schon gewaltige Kraftanstrengung. Trotzdem bieten wir jedem Bezirk an, ein Gymnasium mit dem Personal für ein Ganztagsangebot einzurichten. Dies kann auch selbstverständlich ein grundständiges Gymnasium sein.

Goldfisch: 'Ausbildungszuschlag' auf VIVANTES – Rechnung Warum muss ich auf meiner Krankenhausrechnung den dort aufgeführten Ausbildungszuschlag bezahlen? Wer hat das genehmigt? Berliner Senat / Bundesregierung? Lehrlinge erbringen ja auch eine Arbeit und erhalten dafür Lohn. Als Patient muss ich mich daran beteiligen? Warum?? Prof. Dr. Zöllner: Auch ein engagierter Senator kann nicht jede Frage aus dem Stand beantworten.

Stelo: Stehen Sie zu Ihren Worten mit Taten! Kinder mit Behinderungen in Berlin Sehr geehrter Herr Senator Zöllner, heute am 5. Mai 2010 findet der europäische Protesttag der Menschen mit Behinderung statt. Kinder mit Behinderungen, insbesondere mit schweren Behinderungen, haben unter Ihrer ganz persönlichen Verantwortung kein Recht auf inklusive Bildung hier in dieser Stadt! Im Gegenteil, unter Ausschluss der Betroffenen erarbeitet Ihre Verwaltung eine Konzept zur Umsetzung der UN Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderungen, welches schon jetzt durch Haushaltsvorbehalte zum scheitern verurteilt ist und sich nicht am Bedarf der Menschen orientiert! NICHT OHNE UNS ÜBER UNS!!! Integrationsassistenz - die Berliner Insel nennt es auch "Schulhelfer" - ist ein Bundesgesetz und erfüllt somit den Rechtsanspruch eines jeden einzelnen Kindes mit Behinderung je nach individuellem Bedarf! Verwaltungsvorschriften haben hier keinerlei Relevanz, auch nicht Ihre VV 8-2009! Die neuerliche Anweisung Ihres Hauses - Berliner Jugendämter sollen Anträge von Eltern auf Integrationsassistenz in der Schule ablehnen - ist eine UNVERSCHÄMTHEIT. Es ist eine weitere Barriere gegen den gemeinsamen Unterricht und zwingt Eltern nun dauerhaft (allerdings weiter erfolgreich) vor Gericht trotz Rechtsanspruch. Schämen Sie sich uns diese Belastung nun auch noch zuzumuten! Sie interessieren sich auch nicht oder engagieren sich gar - im Gegenteil leere Versprechungen folgen gegenüber unseres Sohnes während eines RBB Interviews am 26. März 2010 - dem ersten Geburtstag der UN Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderungen: "Dass sie sich sofort an mich wenden sollen und ich meinem Hause Anweisungen gegeben habe, dass jeder Fall der nicht geklärt werden kann und zwar im Sinne der Betroffenen positiv gelöst werden kann mir vorgelegt wird und dann muss man dem Fall nachgehen und ich bin mir sicher das wir den auch adäquat lösen werden" Wir haben Ihnen gern einen Brief (13.04.2010) geschrieben, klassisch per Papierpost und auch in elektronischer Form. Bis heute haben wir keinerlei Reaktionen Ihrerseits erhalten! Sie können gern hier den Weg via Integration zur Inklusion nachlesen und Ihren eigenen Worten lauschen: Link

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Und wir wiederholen hier gern in aller Öffentlichkeit unsere Forderung: Wir machen für unseren Sohn Gebrauch von unserem * Wahlrecht nach § 36 Abs. 4 des Schulgesetzes und § 33 Abs. 1 der VO Sonderpädagogik und dem * des in Art. 24 der UN Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderungen gegebenen Anspruchs auf diskriminierungsfreien Zugang zum System der Regelschule und der damit verbundenen durchgehenden, individuelle Schulbegleitung, fachlich qualifiziert und auf die Bedürfnisse des Menschen zugeschnitten. Stehen Sie zu Ihren Worten mit Taten! Danke! Mit freundlichen Grüssen, die Eltern von Mattes! Prof. Dr. Zöllner: Ich stehe zu meinem Wort. Wir werden die im Bundesvergleich schon jetzt hohe Zahl an integrativ unterrichteten Schulen weiter steigern, wenn die Eltern dies möchten. Ein Konzept bis hin zur Inklusion wird dem Abgeordnetenhaus in Kürze vorgelegt werden. Anweisungen, wie Sie sie unterstellen, existieren nicht. Die Zuteilung von Schulhelferstunden muss allerdings nach einheitlichen gerechten Kriterien erfolgen. Auf Ihren Brief von vor 14 Tagen werden wir gesondert eingehen.

Oliver: Kostenbeteiligung Kitas in Berlin zu hoch Sehr geehrter Herr Professor Zöllner, in Ihrem Eingangsbeitrag sagen Sie, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Sie zentral für eine familienfreundliche Stadt ist. Dem Stimme ich zu. Vieles hat sich unter Ihrer Führung auch bereits verbessert. So haben Sie sich beispielsweise dafür eingesetzt, dass künftig die letzten drei Kita-Jahre beitragsfrei sind. Dennoch bleibt die finanzielle Belastung für die Kinderbetreuung in Berlin viel höher als vielen anderen Kommunen, eine aktuelle Untersuchung im "Spiegel" belegt dies. In unserem Fall müssen wir für die Betreuung unseres Sohnes 405 EUR pro Monat zzgl. von der Kita zusätzlich erhobener Beiträge zahlen, da wir beide Vollzeit berufstätig sind. Hinzu kommen viele weitere Kosten wie Sie wissen. Das nenne ich nicht familienfreundlich. Zwar ist es richtig und fair, dass Eltern mit höherem Einkommen mehr als andere zahlen sollten, aber diese Höhe bringt auch uns an die Grenzen des Leistbaren. Prof. Dr. Zöllner: Genau! Ja, deshalb haben wir die Beitragsfreiheit eingeführt. Sie kommt allerdings nur schrittweise. Schon jetzt sind die beiden letzten Kindergartenjahre beitragsfrei. Ab nächstem Jahr sind alle drei Kindergartenjahre beitragsfrei. Damit wäre dann in jedem Fall dann auch Ihr Problem gelöst. Sollten Kitas zusätzliche Beiträge erheben, sollten Sie uns dies mitteilen, weil es nicht zulässig ist.

Goldfisch: Gettobildung verhindern bzw. 'zurückbauen' Wie wollen Sie die bisherige Verfahrensweise zur Belegung von soz. schwachen Personen in 'Wohnanlagen' beschränken und bei bereits zu vielen Einweisungen, wieder etwas ausdünnen, damit Gettobildung vermieden / verhindert wird. Prof. Dr. Zöllner: Der Senat, insbesondere die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sorgt dafür, dass preiswerter Wohnraum grundsätzlich in allen Stadtteilen zur Verfügung steht. Das ist sicher eine zentrale Voraussetzung um die von Ihnen mit Recht angesprochenen Probleme zu verhindern. Single-Dad-Berlin: Realitätsverlust und Ghettobildung Angemessener Mietraum steht nicht zur Verfügung. Sehen sie doch mal selber in verschiedenen Internetsuchportalen nach einer "angemessenen" Wohnung für 5 Personen für 705 Euro Warmmiete. Die gibt es nur in Hellersdorf und Marzahn. Hier ist doch die Ghettobildung unter ALG II Bezug schon vorprogrammiert. Entweder man zieht dorthin oder man bekommt die ALG II Leistung auf die Angemessenheit gesenkt. Folgen: entweder Mietschulden aufbauen und irgendwann obdachlos werden oder drastische Einsparungen in der Grundversorgung (Ernährung) hinnehmen, um nicht obdachlos zu werden. Das ist die

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Realität, wie sie derzeit von den Jobcentern praktiziert werden. Ich habe hier zwei Fälle vorliegen, die schriftlich nachvollziehbar sind. Also würde ich an Ihrer Stelle, Herr Zöllner, nicht solche Aussagen verlauten lassen, dass es genügend bezahlbaren Wohnraum für Familien gäbe. Ich habe alle in der Stadtentwicklungsseite aufgeführten Wohnbaugesellschaften angeschrieben und nach angemessenem Wohnraum für 5 Personen in Steglitz gefragt. Alle haben schriftlich geantwortet, dass es dies in Steglitz nicht gibt. Das ist die Realität, Herr Zöllner.

Erika Valder: Verlässliche Betreuung Sehr geehrter Herr Zöllner, was werden Sie dafür tun, dass die Betreuung an den Schulen für arbeitende Eltern durchgehend verlässlich ist und nicht ständig wegen Brückentagen, Fortbildungen, Vollversammlungen oder einfach der Definition von schulfreien Tagen etc. ersatzlos ausfällt? Moderation: noch unbeantwortete Frage ich schiebe diesen Beitrag mal nach oben, da er noch nicht beantwortet wurde. Viele Grüße, B. Hohberg (Moderation)

DR: Investition Bildung Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Zöllner, vielen Dank, dass Sie heute Rede und Antwort stehen. Kinderbetreuung ist ein zentrales Thema in Sachen Familienfreundlichkeit. Oftmals ist es nicht so einfach einen Betreuungsplatz zu finden. Da sind Tagesmütter eine geeignete Unterstützung (gerade auch in Ferienzeiten). Allerdings werden Tagesmütter nicht so stark gefördert und sind daher für manche Familien nicht erschwinglich. Könnten Sie sich vorstellen die Betreuung durch Tagesmütter finanziell zu fördern? Den Dialogprozess in Form eines Online-Forums begrüße ich sehr. Wäre es möglich, dass Sie auf Dauer ein Online-Forum einrichten, um Fragen rund um das Thema Familie empfangen und beantworten zu können? MfG DR Prof. Dr. Zöllner: Tagesmütter sind ein wichtiger Bestandteil unseres Tagesbetreuungsangebotes. Wir versuchen die Finanzierung für beide Angebotsblöcke gleich zu gestalten. So sind die Belastungen für die Eltern, die Tagesmütter in Anspruch nehmen, als in einer Kindertagesstätte. DR: Tagesmütter Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Zöllner, vielen Dank für Ihre Antwort. Wenn ich den letzten Satz richtig interpretiere, sollen die Belastungen der Eltern bei den Betreuungsformen Tagesmutter und Kita gleich sein. Bis wann rechnen Sie mit einer Lösung? MfG DR Kreuzberger: Angebotsblöcke? Sehr geehrter Herr Prof. Zöllner, was meinen Sie denn mit Angebotsblöcken?

K.Schröder: Lehrermangel Pankow Sehr geehrter Herr Zöllner, bezüglich Ihres zukünftigen Qualitätspaketes: Setzen sie bitte wieder fachbezogene Lehrer ein, vor allem an den Realschulen. Um das Interesse am Unterrichtsstoff zu vermitteln, muss der Lehrer selbst davon überzeugt sein, und den Stoff beherrschen. Nur dann wird er von den Kindern respektiert. Setzen sie bitte junge und alte Lehrer gemischt ein, wenn an einer Schule 7 Lehrer krank sind, weil sie über 50 sind, ist ein Unterricht nicht durchführbar. Die Schulen benötigen eine 110 % Besetzung der Lehrer, um ein ständiges Chaos zu vermeiden. Ich empfehle Ihnen als Mutter von 2 Kindern, sich selbst einmal in den Unterricht an verschiedene Schulen zu setzen, damit sie die Lehrer und Eltern und Kinder besser

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verstehen. Die Lehrer benötigen sofort tatkräftige Unterstützung. Mit hoffnungsvollen Grüßen auf Verbesserung Prof. Dr. Zöllner: Seit Beginn dieser Legislaturperiode ist die Zahl der Schülerinnen und Schüler um ca. 5 % gesunken. Im gleichen Zeitraum sind die Personalausgaben im Schulbereich um ca. 5 % gestiegen. Übrigens, dies ist der größte Einzelposten im Landeshaushalt mit ca. 2 Milliarden Euro. Sie sehen, wie ernst der Senat die Verbesserung der Personalsituation an den Schulen nimmt. Übrigens, selbst die Opposition bestreitet nicht, dass wir bundesweit die beste Ausstattung haben. Selbstverständlich bemühen wir uns auch insbesondere um junge Lehrerinnen und Lehrer. Lassen Sie mich aber auch ein Lanze für die älteren Kolleginnen und Kollegen brechen. Es ist keinesfalls so, dass sie häufiger Krank oder nicht so motiviert sind.

Petra Mund: Flexibilität erhöhen Sehr geehrter Herr Professor Zöllner, zur Erhöhung der Flexibilität der Betreuung in Kitas schlage ich vor, dass auch bei den Trägern des Eigenbetriebs/generell das unbürokratische "Dazu kaufen" von Betreuungsstunden möglich wird. Konkretes Beispiel: Wir haben für unsere beiden Kinder ein Betreuungsvolumen von 5-7 Stunden täglich, aufgrund einer kurzfristigen beruflichen Abwesenheit meines Mannes war dies nicht ganz auskömmlich. Leider war es nicht möglich für diesen begrenzten Zeitraum z.B. 20 Stunden Betreuung dazuzukaufen, dies wäre jedoch sehr entlastend gewesen. Beste Grüße Petra Mund Prof. Dr. Zöllner: Selbstverständlich muss das auch für Sie möglich sein. Wir müssten dem Einzelfall nachgehen, warum es bei Ihnen nicht geklappt hat. Auch die Eigenbetriebe haben die Voraussetzungen hierfür. Petra Mund: Vielen Dank für diese Information.

Single-Dad-Berlin: AV Wohnen und Schule Guten Tag Herr Senator Zöllner, in Berlin berufen sich die Jobcenter auf die AV Wohnen bei der Angemessenheitsgrenze der Mietkosten. Diese Angemessenheitsgrenze gibt es nur in Marzahn oder Hellersdorf, nicht jedoch in Steglitz. Nach Auskunft der Schule, meine Kinder gehen in Steglitz auf verschiedene Gymnasien, gibt es solche oder ähnliche Bildungseinrichtungen in Hellersdorf. Wo sollen also meine Kinder zur Schule gehen, wenn wir dorthin mehr oder weniger unfreiwillig umgezogen werden? Sind 1,5 h Anfahrtsweg zur Schule als angemessen zu betrachten? Prof. Dr. Zöllner: Ich habe Verständnis dass Ihnen ein Schulwechsel Sorge bereitet. Aber ich gehe davon aus, dass man auch in Marzahn-Hellersdorf bzw. in angrenzenden Bezirken ein gutes passendes Schulangebot für Ihre Kinder findet. Ich empfehle Ihnen, sich bei dem bezirklichen Schulamt beraten zu lassen. Single-Dad-Berlin: ich will nicht diesem vom Jobcenter verordneten Zwangsumzug Folge leisten. Wir wohnen in Steglitz und lassen uns nicht in ein Hartz IV Ghetto abschieben...ein bisschen Stacheldraht herum, ein paar Schirmmützen und Schäferhunde.... hatten wir schon mal.

Plautens: Früheinschulung gegen Expertenwissen Sehr geehrter Herr Zöllner, wir haben ein Dezemberkind, dass nach Ihrer Vorstellung mit 5 1/2 in die Schule soll. Experten (z.B. Rem Largo Kinderarzt und viele Pädagogen) warnen vor allem aus sozialpsychologischen Gründen vor dieser Früheinschulung, die Sie gesetzlich vorschreiben. Meiner Überzeugung nach sollte wieder die Schulreife als Maßstab eingesetzt

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werden. Dass wie vorher auch die Kinder zwischen August und Dezember des Schuljahres als Kann-in-die-Schule-Kinder bezeichnet werden. Schließlich sind wir Eltern die Experten darüber, ob ein Kind schulreif ist oder nicht. Ich widerspreche aus entwicklungspsychologischer Sicht aus Ihrer Aussage, dass doch alle Kinder gleich alt sind, wenn alle früh eingeschult werden. Ob ein Kind im Januar 6 wird oder im Dezember ist ein großer unterschied. Mit freundlichen Grüßen Michael Lautenschläger Prof. Dr. Zöllner: Gesagt habe ich zu diesem Problembereich gerade das Gegenteil. Gerade in diesem Alter sind die Entwicklungsunterschiede von Kindern besonders groß. Deswegen machen wird z.B. die flexible Schuleingangsphase. Für die Fälle, in denen diese Flexibilität nicht ausreichend ist, ist eine Rückstellungsmöglichkeit von mir gerade erst wieder eingeführt worden. Plautens: Sehr geehrter Herr Zöllner, ich danke Ihnen für Ihre Antwort und die Richtigstellung, ich korrigiere mich gerne. Das ist es gerade: den Artikel bezüglich der Rückstellungsmöglichkeit verstehe ich nicht genau, wie wir diese Rückstellungsmöglichkeit nutzen können. Das wäre meine Frage gewesen, wenn ich etwas mehr Zeit für meine Frage gehabt hätte.

ute: ist Berlins Schullandschaft auf die multikulturelle Situation an den Schulen angepasst? Sehr geehrter Herr Zöllner, als Lesepatin konnte ich an einer Grundschule im Wedding am o.g Test hospitieren und dabei feststellen, dass Sprachkenntnisse der Kinder anhand eines Bildes getestet werden, welches für viele muslimische Kinder schockierend ist, denn darauf sind Frauen im knappen Bikini, küssende und sich in der Öffentlichkeit berührende Männer und Frauen im Bildvordergrund und groß dargestellt. Es ist hinlänglich bekannt, dass in der moslemischen Kultur, insbesondere der traditionell orientierten, Berührungen von Mann und Frau n i c h t zur Alltagskultur gehören; Fünfjährige, die bei ihrem ersten Kontakt mit einer Schule alleine einem solchen Test ausgesetzt werden, werden nicht unter objektiven Bedingungen getestet. Es ist mir nicht verständlich, wie sich eine Stadt mit jahrzehntelanger multikultureller Schullandschaft solche Testdesigns leisten kann. Meine Frage: gibt es bei der Konzipierung von Schultests und Schulbüchern, v.a. für die Grundschule, kompetente kulturanthropologische Berater? Daran anschließend eine weitere Frage: Welche Maßnahmen werden in Berlin für die Kenntnis und das Verständnis der Lehrer an staatlichen Schulen für den kulturellen Hintergrund ihrer Schüler verbindlich vorgeschrieben? Prof. Dr. Zöllner: Danke für den Hinweis. Ich werde dem nachgehen. Selbstverständlich werden Lehrerinnen und Lehrer in Berlin auf die multikulturelle Schülerschaft vorbereitet, allerdings nicht in der von Ihnen formalisierten Form. Darüber hinaus ist es mir ein persönliches Anliegen, dass mehr Lehrkräfte mit Migrationshintergrund zu uns in den Schuldienst kommen. So habe ich in den Hochschulverträgen mit den Hochschulen vereinbart, dass besondere Anreize gesetzt werden, dass solche jungen Menschen ein Lehramtsstudium aufnehmen. Goldfisch: Allgemeine Antwort zur Grundanfrage: Wer in ein fremdes Land geht, hat sich mit den dortigen Gegebenheiten abzufinden. Wenn er das nicht tut oder will, und auf irgendwelche Freiheiten abstellt, der soll lieber zu Hause bleiben. Auf solche 'Mitbürger' können wir verzichten, dann sterben die Germanen nicht so schnell aus, als wenn jeder Fremde seine eigene Religion und mehr importieren will. Das machen die Schweitzer besser! Wendula Strube: Ich glaub es ja wohl? In welchem Zeitalter leben Germanen eigentlich? Aja, bei Tristan und Isolde im MA, da leben übrigens Muslime nach unserer und ihrer Zeitrechnung ebenso. Frohes Hauen und Stechen im Überlebenskampf!

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Moderation: Vielen Dank für die angeregte Diskussion! Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Zöllner, sehr geehrte Teilnehmende, wir danken Ihnen ganz herzlich für Ihr Engagement in unserem Forum und die zahlreichen Informationen zum Thema. Unser Dank gilt auch den Teilnehmenden, die sich die Zeit für diese Livediskussion genommen haben. Zum Abschluss möchten wir Sie darauf hinweisen, dass Sie am nächsten Montag, den 10. Mai, um 10 Uhr hier im Forum mit dem Migrationspsychologen Prof. Dr. Haci-Halil Uslucan diskutieren können. Wir hoffen auch hier auf eine spannende und angeregte Diskussion. Nutzen Sie die Gelegenheit zum direkten Austausch. Ich wünsche Ihnen allen einen schönen Tag, Birgit Hohberg (Moderation) Prof. Dr. Zöllner: Liebe Frau Hohberg, auch ich bedanke mich herzlich. Jürgen Zöllner Single-Dad-Berlin: Keine Diskussion Eine Diskussion sieht anders aus. Wenn man auf Missstände hinweist, bekommt man nichtssagende Verweise auf andere Zuständigkeiten. Typisch Politiker eben. Da wird man von Amts wegen zu Zwangsumzug genötigt und mit Obdachlosigkeit bedroht und der Herr Politiker rät zu einer Beratung beim neuen zuständigen Schulrat... da fällt mir nichts mehr ein. In Zukunft nehme ich an solchen Kasperle-Diskussionen, die nur der Profilierung von Politikern dient, nicht mehr teil. Kritik ist hier unerwünscht. Schönen geruhsamen Tag noch, Herr Zöllner.

5.2 Livediskussion mit Prof. Dr. Haci-Halil Uslucan

Am 10. Mai von 10 - 11 Uhr hat Prof. Dr. Uslucan mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern

über das Thema Zusammenleben zwischen deutschen Familien und Familien mit

Migrationshintergrund, sowie über gelingende und hemmende Faktoren für dieses

Zusammenleben in Berlin diskutiert. Prof. Dr. Uslucan ist wissenschaftlicher Direktor des

Zentrums für Türkeistudien und Integrationsforschung sowie Professor für Moderne

Türkeistudien an der Universität Duisburg-Essen tätig vom Berliner Senat als Mitglied im

Berliner Beirat für Familienfragen ernannt worden. Folgende Themen wurden im Rahmen

der Livediskussion erörtert: Moderation: Herzlich Willkommen bei der Livediskussion Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Uslucan, liebe Teilnehmende, wir begrüßen Sie alle ganz herzlich bei dem zweiten Online-Dialog „Zusammenleben in Berlin“ und freuen uns, dass Sie sich heute erneut für diese Live-Diskussion zur Verfügung stellen. Bevor wir uns Berlin zuwenden, möchte ich Prof. Uslucan gern fragen, was aus Ihrer Sicht seit der Diskussion 2008 hinsichtlich der Berliner Integrationsmaßnahmen geschehen ist? Viele Grüße, Birgit Hohberg (Moderation) Prof. Dr. Uslucan: Mein Eindruck ist, dass bestimmte Themen wie etwa die Bildungssituation von Migranten, Arbeitsmarktintegration, Fragen zum Islam etc. stärker geworden sind. Allmählich hat sich die Einsicht durchgesetzt, sich den Lebenswelten von Migranten zu öffnen und diese in gesellschaftliche Prozesse einzubeziehen und sie nicht mehr als "Fremde", sondern als ein Teil dieser Stadt zu sehen.

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Familienglück: Segregation in Berlin Hallo Herr Prof. Uslucan, in Berlin beobachtet man in bestimmten Kiezen statt einer Durchmischung eine immer stärker werdende Trennung der Kulturen. In Neukölln leben Menschen mit türkischer und arabischer Herkunft, in Spandau Bürger mit russischem Migrationshintergrund. Wie kann es zukünftig besser gelingen, ein Zusammenleben der verschiedenen Kulturen in den Kiezen zu erhalten? Prof. Dr. Uslucan: In der Tat ist diese Beobachtung nicht zu verleugnen. Und eine starke Segregation ist sowohl für Migranten als auch für Einheimische schädlich; für die einen, weil sie dadurch noch weniger integriert sind, und für die anderen, weil dadurch die Vorurteile und Fehlwahrnehmungen sich stärker ausbilden können und vorhandene (durch den geringen Kontakt) nicht revidiert werden können. Jedoch muss man hier bedenken, dass diese räumliche Segregation nicht immer ein von Migranten individuell gesteuerter Akt ist, sondern auch mit städtebaulichen und wohnungspolitischen Maßnahmen zu tun hat. Qualitativ geringer wertige Areale werden sowohl von der deutschen Mittelschicht als auch von sozialen Aufsteigern (von Migranten) verlassen; in die frei werdenden Wohnungen ziehen dann selten ein deutsches Lehrerpaar oder ein türkischer Ingenieur etc. ein, sondern eher Menschen aus den unteren Einkommensgrenzen oder Empfänger von Transferleistungen; und diese sind überzufällig häufig Migranten. Da muss die Politik alle Areale der Stadt zum einen attraktiv gestalten, zum anderen auch für bezahlbaren Wohnraum sorgen.

Familienglück: Hr. Prof. Uslucan, was sind für Sie die drei wichtigsten Schwerpunkte, um die Bildungschancen junger Menschen mit Migrationshintergrund (v.a. mit türkischem oder arabischem Hintergrund) zu verbessern? Prof. Dr. Uslucan: Zentral ist eine frühe Förderung (in der Kita), die eine Förderung der Eltern und hier vor allem der Mütter einbezieht, damit diese Kinder nicht gleich am ersten Tag in der Schule Versagenserfahrungen machen. Darüber hinaus muss sich auch die Einrichtung Schule deutlich stärker auf ihr "neues" Klientel einlassen, d.h. interkulturelle Öffnung der Schule, so etwa mit mehr Lehrkräften mit Migrationshintergrund. Eltern müssen stärker einbezogen werden, aber diese auch angemessen ansprechen; so reicht eine für die typische Mittelschicht zugeschnittene Form der Ansprache (schriftliche Einladung) und die Gestaltung von Elterngesprächen nicht aus. Nicht zuletzt muss sich auch die Erfahrung und Gewissheit ausbilden, dass sich Bildung lohnt; d.h. Migranten, die es geschafft haben, müssten auch in den Arbeitsmarkt gut integriert sein, damit sie auch für andere in der Familie, Verwandtschaft, Kiez etc. als Vorbilder dienen können.

Moderation: Europa- / Levanteschulen Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Uslucan, hier im Forum wurde vorgeschlagen und diskutiert, inwiefern bilinguale Schulen (Deutsch-Türkisch, Deutsch-Arabisch) oder Europa-Schulen zur Verbesserung der Integration beitragen könnten. Was halten Sie von dieser Idee? Viele Grüße, Birgit Hohberg (Moderation) Prof. Dr. Uslucan: Ich denke schon, dass bilinguale Schulen einen Beitrag zu einer besseren Integration leisten können; allerdings müssten diese Schulen sowohl von ihrer Ausstattung als auch von ihren Angeboten so attraktiv sein, dass auch deutsche Schüler dort hingehen bzw. deutsche Eltern ihre Kinder dort anmelden, damit sie nicht als eine reine "arabische" oder "türkische" Schule wahrgenommen werden. Denn Fakt ist, dass - zumindest im Westteil der Stadt - diese Sprachen im Jugendalter wohl neben deutsch von Kinder und Jugendlichen die häufigsten gesprochenen Sprachen sind.

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Semi: Integration Herr Prof. Uslucan, wie können die jungen Männer mit Migrationshintergrund besser integriert werden? Wie kann die Orientierungslosigkeit und Aggression eingedämmt werden? MfG, Semi Prof. Dr. Uslucan: Die wirkungsvollste Integration ist über den Arbeitsmarkt, die ja im Idealfall verspricht, legal an den Segnungen der Leistungs- und Wohlfahrtsgesellschaft teilzunehmen. Hier müssen die Hemmnisse und Schwellen stärker abgebaut werden, aber auch die Kompetenzen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund gestärkt werden. Was die Gewaltprävention betrifft: diese Frage ist äußerst komplex: Ich selber habe hierzu mehrere Jahre Forschung gemacht und recht viel publiziert (siehe Liste auf meiner Homepage: Link Wichtig ist, dass diese bereits früh beginnt, schon in der Erziehung; auch wichtig ist hierbei, dass Eltern weder dem Kind noch untereinander gewaltförmige Interaktionen zeigen. Die gesellschaftliche Ächtung von Gewalt (mediale wie auch reale) muss noch stärker sein. Nicht zuletzt gilt es, soziale Kompetenzen zu stärken, so dass Konfliktsituationen auch argumentativ gelöst werden, berechtigte Interessen verbal eingefordert werden können. Semi: Eltern einbeziehen Herr Prof. Uslucan, Sie sagen, da müsse früh gehandelt werden. Das bedeutet, die Eltern mit einzubeziehen. Aber wie kommt man an die Eltern heran, wenn diese sich abschotten? Wie kann dieser ganze Bereich der frühkindlichen Erziehung verbessert werden - und zwar mit den Elternteilen? MfG, Semi

DR: Lehrerausbildung Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Uslucan, Lehrer übernehmen immer mehr Erziehungsarbeit und sicherlich können sie einen großen Beitrag zur Integration leisten. Werden Lehrer in ihrer Ausbildung ausreichend auf ihre Aufgaben vorbereitet? Ich stelle immer wieder fest, dass Lehrer überfordert sind und nicht richtig auf die Schüler eingehen können. Wie könnten Lehrer Ihrer Meinung nach noch besser auf die "Realität" und auch die Integrationsaufgabe vorbereitet werden? Bietet Berlin hierzu ein Konzept? Prof. Dr. Uslucan: Da haben Sie in der Tat den Finger auf die Wunde gelegt; ich habe bislang an Berliner Universitäten nicht unterrichtet; aber mein Eindruck von den Universitäten, an denen ich unterrichtet habe oder noch unterrichte (Magdeburg, Potsdam, Wien und Hamburg) ist, dass bspw. ein Fach wie "Interkulturelle Kompetenzen" oder "Interkulturelle Bildung" viel zu schwach entwickelt oder z.T. gar nicht vorhanden ist. In einigen Universitäten sind in den letzten zehn Jahren verschiedene diesbezügliche Professuren eingerichtet worden; diese reichen aber überhaupt nicht aus, um den Bedarf zu decken, so dass Lehrer - angesichts der kulturell heterogenen Zusammensetzung ihrer Klassen auf diese Herausforderungen zu wenig vorbereitet sind und diesen Mangel - mehr schlecht als recht- selber irgendwie oder durch Fortbildungen versuchen, zu kompensieren.

Tessa: Ausbildungschancen Hallo Herr Prof. Uslucan! Ich glaube ja, das es wichtig ist, Jugendlichen mit Migrationshintergrund eine Perspektive auf die Zukunft zu bieten. Was denken Sie, welche Maßnahmen müssten ergriffen werden, um die Chance auf einen Ausbildungsplatz zu erhöhen? Was können Unternehmer tun, was die Politik und was sollte sich in der Schule dafür verändern? Tessa Prof. Dr. Uslucan: Einige jüngere Studien zeigen ja, dass bei Bewerbungen manchmal allein ein ausländischer Name ausreicht (bei ansonsten gleichen schulischen Leistungen),

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um nicht zum Vorstellungsgespräch eingeladne zu werden. Insofern ist die Bekämpfung von Diskriminierung und Beobachtung solcher diskriminierender Praktiken eine politische, aber auch zivilgesellschaftlich wichtige Aufgabe. Darüber hinaus glaube ich, dass insbesondere Migrantenjugendliche stärkere Anleitung und Hilfen brauchen, was die formalen Anforderungen betreffen (wo und wie sich bewerben? wie sich möglichst gut vorstellen? etc.) Auch sollte in Schulen (und manchmal auch den Eltern) den Jugendlichen aufzuzeigen, welche Gefahren mit der niedrigschwelligen "ethnischen Ökonomie" (statt Ausbildung Jobben im Familienbetrieb oder in einem Laden eines Verwandten/Bekannten etc.) verbunden sind. Diese können zwar kurzfristig entlastend sein; langfristig werden dadurch die Chancen auf eine reguläre Arbeit oder Ausbildung eher verbaut.

Semi: Eltern miteinbeziehen Herr Prof. Uslucan, Sie sagen, da müsse früh gehandelt werden. Das bedeutet, die jeweiligen Eltern mit einzubeziehen. Aber wie kommt man an die Eltern heran, wenn diese sich abschotten? Wie kann dieser ganze Bereich der frühkindlichen Erziehung verbessert werden - und zwar mit den Elternteilen? MfG, Semi Prof. Dr. Uslucan: Ich glaube, dass Eltern sich nicht prinzipiell abschotten, ohne Ihre Gründe hierfür zu haben. Möglicher weise muss gerade zu Beginn noch stärker auf der Beziehungsebene gearbeitet werden, Vertrauen aufgebaut werden. Wenn Eltern merken, dass Ihre Sorgen und Ängste auch gehört und vielleicht sogar anerkannt werden, sind sie viel eher bereit, mitzuarbeiten. Das erfordert gerade zu Beginn eine deutlich einfühlsamere Kontaktgestaltung; aber das ist eine gut investierte Zeit im Hinblick auf eine langfristige Kooperation.

Moderation: Die Livediskussion ist nun beendet. Wir danken Ihnen für Ihr Engagement! Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Uslucan, sehr geehrte Teilnehmende, wir danken Ihnen ganz herzlich für Ihre Bereitschaft, den Teilnehmern live Rede und Antwort zu stehen. Prof. Uslucan verlässt nun unser Forum und wird leider keine weiteren Fragen beantworten können. Unser Dank gilt auch den Teilnehmenden, die sich hier so rege beteiligt haben. Am morgigen Dienstag und am Mittwoch folgen weitere Live-Diskussionen: - mit den Schauspielerinnen Judith Döker und Ulrike Frank am Dienstag, 11.05. von 10-11

Uhr - mit den familienpolitischen Sprecherinnen der verschiedenen Berliner Parteien am

Mittwoch, 12.5. von 15-16 Uhr. Wir hoffen auch hier auf eine spannende und angeregte Diskussion. Nutzen Sie die Gelegenheit zum direkten Austausch. Natürlich können Sie alle jetzt hier im Hauptforum weiter über das Thema Familienfreundlichkeit in Berlin diskutieren. Viele Grüße, Birgit Hohberg (Moderation)

5.3 Livediskussion mit Ulrike Frank und Judith Döker

In dieser Livediskussion wurden am 11. Mai 2010 folgende Fragen mit den beiden

Schauspielerinnen Ulrike Frank und Judith Döker live diskutiert: Moderation: Herzlich Willkommen bei der Livediskussion!

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Sehr geehrte Frau Döker, sehr geehrte Frau Frank, liebe Teilnehmende, wir begrüßen Sie alle ganz herzlich bei der Onlinediskussion „Zusammenleben in Berlin“ und freuen uns, dass Sie sich heute erneut für diese Live-Diskussion zur Verfügung stellen. Zunächst möchte ich Frau Frank und Frau Döker gern mal fragen, was Sie unter Familienfreundlichkeit verstehen? Was gehört für Sie in einer Großstadt wie Berlin dazu? Viele Grüße, Birgit Hohberg (Moderation)

Ulrike: Ein Miteinander aller Generationen. Wenn wir über Familie sprechen, geht es ja nicht nur um Kinder, sondern auch Eltern und Grosseltern. Das Thema wird ja auch in Zukunft einen größeren Raum einnehmen. Das geht nur zusammen. Moderation: Miteinander der Generationen Liebe Frau Frank, wie könnten Sie sich ein besseres Miteinander der Generationen vorstellen? Welche Ideen haben Sie dazu? Viele Grüße, Birgit Hohberg (Moderation) Ulrike: Vor allem im Bereich Kinder- und Jugendarbeit sehe ich Potential. Wenn es kaum Angebote gibt, ist es klar, dass Jugendliche "nur" abhängen. Da wünsche ich mir mehr Möglichkeiten, Jugendtreffs, wo fitte Mitarbeiter den einen oder die andere auf gute Ideen bringen. Ulrike: Was ältere Menschen betrifft, da finde ich Modelle wie betreutes Wohnen oder Wohngemeinschaften klasse, das könnte sicher noch mehr unterstützt werden. So dass diejenigen, die keine Möglichkeit haben, mit ihrer eigenen Familie zu leben, nicht gleich in ein Heim gehen müssen, sondern auch Zwischenstadien erleben können. Judith Döker: Ich habe das Gefühl, dass Kinder gerade im Prenzlauer Berg sehr zur Gesellschaft dazu gehören, allerdings gibt es hier kaum alte Leute. Ich fände es erstrebenswert, wenn die Gesellschaft hier noch viel mehr zusammenwächst. Beispiel Italien oder Spanien, das sieht man viel mehr Generationen "unter einem Dach". Sandy: Entdecken und Fördern von Talenten Viele Jugendliche wissen gar nicht, was in ihnen steckt. Ausprobieren muss man sich können. Man kennt sich selbst oft gar nicht. Das kann die Weichen für das ganze Leben bestimmen. Ulrike: Das mit dem Ausprobieren finde ich ein gutes Stichwort. Grade wenn man sich noch nicht so sicher ist, braucht man eine Umgebung, wo man sich was traut, auch wenn mal was schief geht. Dafür braucht man Orte, wo man sich wohl fühlt, also z.B. einen Jugendtreff oder so. Susi Sorglos: Wohnen mit verschiedenen Generationen Das würde ich mir auch wünschen, aber es wird ja immer schwerer, überhaupt eine Wohnung zu finden. Geschweige denn eine bezahlbare Wohnung für eine mehrköpfige Familie... Liebe Grüße, Susi Ulrike: Ich dachte, wir sind in Berlin noch ganz gut dran. Aber ich lese immer öfter, dass die Wohnungssituation gerade für Familien, die ja eine größere Wohnung brauchen wirklich schwierig geworden ist. Wo haben Sie diese Erfahrung gemacht? sandy: Details Ich kann aus eigener Erfahrung sagen (Hannover), das in Jugendzentren oftmals nur abgehangen, geraucht und rumgepöbelt wird. Wenn solche Jugendtreffs mehr beaufsichtigt, vielleicht mit einem betreutem Programm, dann würde so manch einem klar werden, dass es auch noch was anderes gibt, was einen ausfüllt und wo man sich individuell weiterentwickeln kann.

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Ulrike: Die Jugendclubs müssen natürlich so gefördert werden, dass da genügend gute MitarbeitInnen sind, das stimmt. Nur Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen reicht absolut nicht. Leider wurde und wird in dem Bereich gerne gekürzt... Dabei ist das doch mit die wichtigste Phase, da entstehen Berufswünsche, Pläne für die Zukunft, Weichen werden gestellt, auch im Umgang mit anderen, erste Beziehungen etc. Wendula Strube: Oper schließen Was halten die beiden Damen von der Schließung einer Oper zu Gunsten der Kinder- und Jugendförderung? Immerhin verfügt Berlin über drei staatlich subventionierte Opern und dürfte damit weltweit die einzige Stadt sein, die so viele Plätze unterstützt. Gleichzeitig wird aber jährlich in Millionenhöhe an Kinder- und Jugendförderungsmaßnahmen gekürzt. Details sandy: Ich finde auch, dass man gerade bei Kindern und Jugendlichen anfangen muss. Die Regierung sieht die Wurzeln nicht!!! Ich würde mir sehr wünschen, dass genau da angesetzt werden sollte. Ich wusste damals nicht was ich wollte. Habe einen Beruf nur um Geld zu verdienen, nicht weil es mir wirklich Spaß macht. Wenn solche Unterstützung damals gewesen wäre, dann sehe mein Leben heute wahrscheinlich ganz anders aus. Moderation: Ansetzen Hallo Sandy, liebe Teilnehmende, wo meinen Sie sollte angesetzt werden? Welche Unterstützung würden Sie sich wünschen? Viele Grüße, Birgit Hohberg (Moderation) Ulrike: Es gibt ja teilweise Angebote, die müssen allerdings wahrgenommen werden. Ich denke an die Schülerpraktika, da kann man mal gucken, ob ein Beruf wirklich das ist, was man sich vorstellt. Eigeninitiative ist auch immer wichtig. Wie auch hier, beim Online-Dialog! Sandy: Bei manchen Jugendlichen ist die Eigendynamik aber eingeschlafen, vielleicht durch psychische Probleme "Du kannst das sowieso nicht"! Mutlosigkeit, Labilität. Die Mitarbeiter in solchen Zentren sollten so was erkennen und den Jugendlichen auf den richtigen Weg bringen, ihn an die Hand nehmen und die Möglichkeiten aufzeigen, oder erstmal psychologische Hilfe. Judith Döker: Ich glaube, dass positive Motivation ganz wichtig für Jugendliche ist. Dass man ihnen das Gefühl gibt, dass sie wichtig für unsere Gesellschaft sind und dass es auch Chancen für sie gibt. Spezielle Förderprogramme sollten natürlich hauptsächlich in sozialschwachen Kiezen angeboten werden. Bsp Neukölln. Da finden ja teilweise schon ganz tolle Projekte statt. Ulrike: Gut finde ich auch, wenn die Jugendlichen nicht unter sich in ihren Kiezen bleiben, sondern wenn es sich mischt, wie z.B. bei den Education-Projekten der Philharmonie (siehe Rhythm is it), das klappt ja immer wieder ganz hervorragend.

Familienglück: Zusammenleben in Berlin Hallo Fr. Döker, hallo Fr. Frank, was glauben Sie sollte sich in dem Kiez in dem Sie leben für das Zusammenleben unbedingt verbessern. Was denken Sie klappt schon gut in Berlin? Ulrike: Hallo! Ich denke, die Situation im Bereich Kitas ist schon nicht verkehrt, allerdings kann ich das nicht aus eigener Erfahrung sagen.;-) Judith Döker: Ich habe das Gefühl, dass noch viel mehr für Kinder getan werden könnte. Positiv finde ich das kulturelle Angebot und die super gute Infrastruktur bei mir im Kiez.

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Moderation: Mehr für Kinder Liebe Frau Döker, liebe Frau Frank, inwiefern könnte Ihrer Meinung nach noch mehr für Kinder getan werden? Wo sollte hier angesetzt werden? Viele Grüße, B. Hohberg (Moderation)

Susi Sorglos: Hallo Frau Döker und Frau Frank, mich würde mal interessieren, wie Sie in Berlin Ruhe finden? Das stelle ich mir doch sehr stressig vor... Liebe Grüße, Susi Ulrike: Zum Glück habe ich einen kleinen Garten, da komme ich gut zur Ruhe. Ansonsten finde ich es erstaunlich, wie ruhig es in manchen Straßen oder Parks ist. Also der Schlosspark Niederschönhausen ist auch so eine Oase, und zum Glück gibt es so etwas in Berlin sehr häufig. Judith Döker: Hallo Susi, ich gehe super gerne in den Park, um auszuspannen. Im Sommer fahre ich aber auch schon mal raus, an die Seen im Umland Berlins. Das kann wie Urlaub sein! LG, Judith

Susi Sorglos: Vereinbarkeit von Beruf und Familie Hallo Frau Döker und Frau Frank, wie bekommen Sie Beruf und Familie unter einen Hut? Liebe Grüße, Susi Ulrike: Da ich keine Kinder habe, kriege ich das ganz gut hin, aber selbst so bleibt das ein oder andere auf der Strecke. Ich bin aber sehr froh, dass ich arbeiten kann, mein Beruf macht mir echt Spaß und ist mir wichtig.

Familienglück: Hallo Fr. Frank, hallo Fr. Döker, glauben Sie dass es für junge Frauen in der Stadt gute Bedingungen gibt, um den Beruf mit einer Familie zu verbinden? Sehen Sie bei Ihren FreundInnen dort eher große Diskussionen oder ist das kein Thema? Was könnte für eine bessere Unterstützung getan werden? Ulrike: In Berlin haben wir da, denke ich, recht gute Bedingungen, die Kinderbetreuung ist ganz gut, im Vergleich zu anderen Bundesländern oder kleineren Städten. Aber natürlich könnte da noch viel mehr passieren. Vor allem in den Firmen und Betrieben, da hat man als Frau und Mutter oft noch schlechte Karten und kaum Spielraum, was Arbeitszeiten oder Ausfälle wegen der Kinder angeht. Judith Döker Ich selbst habe keine Kinder, aber einige meiner Freundinnen. Ich glaube, dass man in Berlin noch besser den Spagat zwischen Kindern und Beruf hinbekommen kann, als in anderen deutschen Städten. Aber die mangelhafte Kinderbetreuung ist ja ein gesamtdeutsches Problem. LG, Judith

Moderation: Verkehr in Berlin Sehr geehrte Frau Döker, sehr geehrte Frau Frank, eines der Themen im Forum war der Verkehr in Berlin. Wenn Sie an die Verkehrsgestaltung denken, welchen Eindruck haben Sie in dieser Hinsicht von der Familienfreundlichkeit? Läuft alles gut oder inwiefern könnten Sie sich hier noch Besserungen vorstellen? Viele Grüße, Birgit Hohberg (Moderation) Ulrike: Öffentliche Verkehrsmittel müssten noch weiter ausgebaut werden und billiger sein, so dass jeder lieber mit der Bahn fährt. Und so ein Fiasko wie letztens mit der S-Bahn, das darf echt nicht passieren, ein Skandal.

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Judith Döker: Ich selber fahre sehr viel mit dem Fahrrad und würde mir bessere und vor allem sicherere Fahrradwege wünschen!

Tessa: Was ist Ihr Kiez Hallo Frau Frank, hallo Frau Döker! Mich würde erst einmal interessieren, wo Sie in Berlin wohnen und warum Sie sich für diesen Kiez entschlossen haben. Viele Grüße Tessa Ulrike: Ich wohne in Pankow, das hat sich so ergeben. Jetzt bin ich froh, es ist nämlich schon etwas am Stadtrand, mit viel Grün, aber doch so nah an der City, dass man in 15 Minuten mit der S-Bahn da ist. Tessa: Berlin und andere Städte Eigentlich interessiert mich auch, wie Sie Berlin im Vergleich zu anderen Städten erleben ... Als Schauspielerinnen sind Sie doch sicherlich schon viel rum gekommen und haben hier und dort gewohnt ... Judith Döker: Hallo Tessa, ich wohne im Prenzlauer Berg. Das hat sich so ergeben, weil ich hier die schönste Wohnung gefunden habe. Ich kam aus Köln und brauchte möglichst schnell eine Bleibe. Bin aber mit dieser Entscheidung sehr glücklich, weil die meisten meiner Freunde hier wohnen. LG, Judith Ulrike: Für mich ist Berlin wunderbar, ich finde, dass man hier sehr gut leben kann, gerade im Vergleich zu anderen Städten. München mag sehr schön sein, aber wer kann da noch die Mieten zahlen? Aber ich glaube, wir müssen aufpassen, dass das so bleibt. Z.B. was Wohnungen angeht, den öffentlichen Raum, das ist oft nicht mehr in verantwortungsvollen Händen, dadurch besteht die Gefahr, dass ein Viertel eigentlich super funktioniert, dann aber kaputt gemacht wird, weil jemand viel Geld verdienen möchte. Da hat die Stadt eine große Verantwortung, das zu gestalten.

Moderation: Probleme der Großstadt Sehr geehrte Frau Döker, sehr geehrte Frau Frank, da es in diesem Online-Dialog um das Thema Zusammenleben geht, möchte ich Sie fragen, wo Sie in diesem Zusammenhang die Probleme sehen? Wo könnten Sie sich Verbesserungen vorstellen? Viele Grüße, Birgit Hohberg (Moderation) Ulrike: Ich würde mir schon mehr Generationenübergreifendes wünschen, oft ist man unter sich. Das Großfamilienprinzip ist ja eigentlich ganz clever, das könnte vielleicht auch anders funktionieren, dazu müsste man Plattformen schaffen und finden. Moderation: Plattformen Liebe Frau Frank, was verstehen Sie hier unter "Plattformen schaffen"? Viele Grüße, Birgit Hohberg (Moderation) Judith Döker: Ich würde mir wünschen, dass alte Leute mir all ihren Erfahrungen viel mehr in die Gesellschaft eingegliedert würden. Ich glaube, dass wir hier ein sehr großes Potential einfach verschenken. LG, Judith Moderation: Integrieren der älteren Menschen Liebe Frau Döker, wie könnten Sie sich eine bessere Eingliederung der älteren Menschen und ihrer Erfahrungen vorstellen? Wo und wie könnte das geschehen? Viele Grüße, Birgit Hohberg (Moderation) Patchworkvater: Liebe Frau Frank - "Generationsübergreifendes" klingt nicht nur gut, sondern ist auch dringend notwendig. Dazu bedarf es sicher des Engagements und der

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Unterstützung vieler Menschen. Ansätze dafür gibt es auch in Berlin - aber da müsste noch viel mehr getan werden! Moderation: mehr tun Hallo Patchworkvater, liebe Teilnehmende, inwiefern könnte hier mehr getan werden? Wo sollte Ihrer Meinung nach angesetzt werden? Viele Grüße, Birgit Hohberg (Moderation) sandy: z.B. Kinder/Kleinkinder, die selbst keine Grosseltern mehr haben, regelmäßig zusammengebracht werden, gemeinsame Unternehmungen, etc. Da haben doch beide Seiten ihre Freuden. Ältere Menschen werden von Jugendlichen oft belächelt. Das Einfühlungsvermögen stirbt gegenseitig. Das wäre meiner Meinung nach eine Möglichkeit von vielen, wo man ansetzen könnte. Judith Döker: Ich fände es z. Bsp. eine gute Idee, wenn ältere Menschen mehr in die Kinderbetreuung mit einbezogen würden. Ulrike: Ich setze erstmal bei mir an, in meinem Alltag, wie ich Menschen begegne, in meiner Nachbarschaft. Das funktioniert eigentlich ganz gut und ist sicher sehr wichtig. Um aber grundsätzlich etwas zu verändern, müssen wahrscheinlich entsprechende Strukturen geschaffen werden. Bisher sind das oft private Initiativen, wie zum Beispiel "Mietoma"-Agenturen, wie man das so salopp sagt. Susi Sorglos: Das finde ich auch, allerdings scheinen mir doch viele ältere Menschen gar kein Interesse mehr an Kindern zu haben. Die Intoleranz gegenüber "Kinderlärm" hat sehr zugenommen. Irgendwas läuft da verkehrt... Liebe Grüße, Susi Patchworkvater: Projekte von Kita und Altersheim haben sich als erfolgreich erwiesen. Auch der Vorschlag, Großeltern für "Paten"-Kinder zu aktivieren (Vorlesen u.v.a.m) finde ich gut. Schließlich: das Zusammenleben betrifft ja nicht nur "ganz jung" mit "ganz alt": ein erfahrener Ausbildungslotse, der beruflich nicht mehr aktiv ist, kann jungen Leuten, die in die Ausbildung gehen sicher weiterhelfen. Ich finde, der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt! Ulrike: Intoleranz hat ja oft etwas zu tun mit Abgrenzung und Unverständnis. Wenn man einander besser versteht, klappt es ja oft auch besser mit der Toleranz. Aber das mit dem Kinderlärm stimmt, leider fühlen sich manche gestört, wobei das meiner Erfahrung nach eher mittelalterliche, als ältere Menschen sind. sandy: Ja, das muss erstmal in die Köpfe der Leute. Solche guten Ideen können nur fruchten, wenn es mit allen Mitteln bekannt gemacht wird, vielleicht durch Berlin-Umfragebögen. Dann würde jeder Bürger die Gelegenheit erhalten, seine Wünsche zu äußern und seine eigenen Ideen mit einzubringen. Zu mehr ehrenamtlicher Mitarbeit könnte auch aufgerufen werden. sandy: Intoleranz hat ihre Wurzeln sicherlich auch in der Jugend. Menschen im mittleren Alter sind oftmals allgemein mehr gestresst und daher stören die Kinder. Die sollten mal Entspannungstraining machen, worauf diese Menschen aber erst gebracht werden müssen. Außerdem fehlt der Zugang zu der kindlichen Natur, das Verständnis, wie umgekehrt auch.

Wendula Strube: An beide Damen: Oper schließen Was halten die beiden Damen von der Schließung einer Oper zu Gunsten der Kinder- und Jugendförderung? Immerhin verfügt Berlin über drei staatlich subventionierte Opern und dürfte damit weltweit die einzige Stadt sein, die so viele Plätze unterstützt. Gleichzeitig wird aber jährlich in Millionenhöhe an Kinder- und Jugendförderungsmaßnahmen gekürzt.

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Judith Döker: Auf der einen Seite finde ich es natürlich ganz toll, dass Berlin so ein großes kulturelles Angebot bietet. Auf der anderen Seite finde ich, dass die Menschen in dieser Stadt darüber natürlich nicht zu kurz kommen dürfen. Es muss eine Balance hergestellt werden. Mein Fazit: Im Zweifel gegen noch eine die Oper und für die Kinder und Jugendlichen. Ulrike: Im Kulturbereich zu kürzen, halte ich für gefährlich. Wir haben auch viele Theater, aber die Schließung des Schillertheaters war ein absolutes Armutszeugnis und hat finanziell glaube ich gar nicht so viel gebracht, wenn überhaupt. Nein, die Kultur brauchen wir genauso sehr. Aber es gibt ja noch andere Bereiche, das müsste man genauer ansehen, vielleicht bei der Kanzler-U-Bahn... Immer wieder wird ja auch Geld zum Fenster rausgeschmissen, weil jemand nicht aufgepasst hat. Tessa: Eigentlich wird doch aber ein ganz interessanter Punkt hier deutlich, oder? Kulturelle Angebote - und da ist Berlin sicherlich spitze - werden wahrscheinlich eher von Personen ohne Kinder nachgefragt als von Leuten mit Kindern. Der Aufwand, einen Theaterabend zu realisieren ist einfach ungleich höher: wer macht Baby-Sitting etc. Aber ohne Kultur geht es natürlich auch nicht. Wie sehen Sie denn die Angebote für Kinder und Jugendliche hier in Berlin? Haben Sie selbst schon mal Kindertheater gespielt? Judith Döker: Ich glaube, dass das kulturelle Angebot in einer Stadt wie Berlin schon sehr wichtig ist, auch wenn es für Eltern mit kleinen Kindern wahrscheinlich sehr schwer ist, einen Theaterbesuch mit Babysitter etc. zu organisieren. So ein Abend kann dann sehr schnell recht teuer werden. Aber das kulturelle Angebot zieht ja auch viele Touristen in die Stadt und macht Berlin attraktiv. Ulrike: Kultur ist ja nicht nur Oper (wobei es auch wunderbare Kinderopern gibt), das ist auch Museum, Ausstellungen, Lesungen, Konzerte etc. und eben auch Kindertheater. Ja, das habe ich auch schon gemacht, ich habe bei "Emil und die Detektive" dem Musical am Potsdamer Platz mitgespielt. Mein Mann, Marc Schubring, hat die Musik geschrieben, und es war großartig, wie toll das für die Kinder auf der Bühne und im Publikum war. Da gab es Familienpreise und familienfreundliche Aufführungszeiten, Sitzkissen für die Kleinsten usw. Und grade Kinder sollen doch auch schon Theater und Konzerte erleben, das ist doch so großartig. Ich glaube, das ist möglich, wenn auch zugegebenermaßen schwierig. Wendula Strube: Ich verstehe Sie nicht richtig Die Damen möchten auf Kosten von Kultur lieber nicht für die Schließung einer Oper plädieren? Wenn aber jährlich nur in einem Stadtbezirk der Rotstift bei 1.000.000,00 (eine Million) EUR, wie im Bezirk Mitte, bei der Jugend- und Kinderförderung angesetzt wird, sehen Sie das in der Vergangenheit geschlossene Schillertheater als misslungenen Versuch an, Einsparungen zu erzielen? Wo würden Sie denn im kulturellen Bereich zu Gunsten der Kinder- und Jugendförderung auf Verzicht setzen? Es würde quasi die Erwachsenen meist Besserverdienenden etwas weggenommen. Wussten Sie, dass jeder Platz in den drei Opern mit Sage und Schreibe 186,10 EUR unterstützt wird? Ich finde, dass auf jeden Fall eine der drei Opern geschlossen werden muss, damit in die Kinder- und Jugendförderung mehr einfließen kann. So kämpft bspw. Jedes Jahr der Kinderbauernhof Pinke Panke um läppische 10.000,00 EUR um den Bauernhof am Leben zu erhalten. Ulrike: Wo gäbe es Ihrer Meinung nach noch Möglichkeiten, Einsparungen vorzunehmen, mal abgesehen vom Kulturbereich? Wendula Strube: Vielleicht könnten die beiden Damen... ...freundlicher Weise einen Charity-Abend für den Kinder Bauernhof Pinke-Panke inszenieren und so dem Bauernhof helfen. Übrigens liegt der im Bezirk Pankow-Prenzelbg.

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Frau Rose würde sich bestimmt sehr freuen, leider ist das hier ja nicht so Gang und Gebe in Deutschland. In den USA wird da wohl mehr Engagement von der Seite der Kultur gemacht. Wendula Strube: In unzähligen Studien Wo jährlich so viel Geld verschwendet wird. Aber ich möchte gerne beim Thema Opern und Kultur bleiben. Denn das Thema beginnt doch erst gerade spannend zu werden. Wie finden Sie Höhe der Subventionen für die Oper, erschreckend nicht war? Letztes Jahr wollte der Berliner Bezirk Mitte alle Kinder- und Jugendfahrten einsparen, Göttin sei Dank ist das dem Bezirk und den ärmsten Kindern doch noch erspart geblieben. Jedoch sind die Reisen wesentlich teurer geworden. Da möchte ich schon lieber bei den Opern sparen, als den Hartz-IV-Kindern nun auch noch das letzte Vergnügen zu nehmen. Eine Reise für sie kostet ungefähr so viel, wie vier bis fünf Opernplätze am Abend.

Moderation: Vielen Dank für die angeregte Diskussion! Sehr geehrte Frau Döker und Frau Frank, liebe Teilnehmende, wir danken Ihnen allen ganz herzlich für Ihre Teilnahme unserem Forum und die engagierten Beiträge zum Thema Zusammenleben in Berlin! Ich möchte Sie bei der Gelegenheit noch auf weitere Livediskussionen in dieser Woche hinweisen: - Mittwoch um 15 Uhr mit den familienpolitischen Sprecher/innen der Berliner Parteien - Freitag um 15 Uhr mit dem Staatssekretär Herrn Fritsch Auch dort können Sie Ihre Fragen und Anregungen einbringen und sich direkt mit den städtischen Vertreter/innen austauschen. Selbstverständlich können Sie auch direkt im Hauptforum weiter diskutieren. Wir wünschen Ihnen allen einen schönen Tag, Birgit Hohberg (Moderation) Ulrike: Vielen Dank an alle, die mitreden!

5.4 Livediskussion mit den familienpolitischen Sprecherinnen der Fraktionen

Am 12. Mai 2010 diskutierten folgenden Vertreter/innen der Berliner Fraktionen live im

Forum mit den Teilnehmenden:

- Sandra Scheeres (familienpolitische Sprecherin der Fraktion der SPD),

- Emine Demirbüken-Wegner (familienpolitische Sprecherin der Fraktion der CDU),

- Mieke Senftleben (familienpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion) und

- Elfi Jantzen (familienpolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen).

Aufgrund eines partiellen Ausfalls des Internets in verschiedenen Teilen Deutschlands

konnte die Diskussion erst etwas verspätet beginnen und nicht von allen Beteiligten

gleichermaßen verlängert werden. Dennoch wurden viele Themen der Familienpolitik

diskutiert und erläutert. Moderation: Herzlich Willkommen! Sehr geehrte Frau Scheeres, Frau Demirbüken-Wegner, Frau Jantzen und Frau Senftleben, ich begrüße Sie ganz herzlich bei dem zweiten Online-Dialog „Zusammenleben in Berlin“ und freue mich, dass Sie heute an dieser Live-Diskussion teilnehmen. Nun können wir etwas verzögert noch beginnen. Vielleicht beantworten Sie einfach die Fragen, die bereits im Forum sind. Viele Grüße, Birgit Hohberg (Moderation)

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Judith Döker: Integration fördern Sehr geehrte Fr. Senftleben, welche inhaltliche Kritik - neben den juristischen Aspekten - haben Sie an dem geplanten Integrationsgesetz für Berlin? Was würden Sie vorschlagen, sollte für eine bessere Integration in Berlin getan werden? Mieke Senftleben: Integration lässt sich nicht per Gesetz verordnen. Integration beginnt in den Schulen - dort fehlt es in Berlin, denn trotz großer Bemühungen, gibt es so gut wie keine Verbesserungen - siehe Debatte um Vera. Ich halte viel von der Kampagne "du wirst gebraucht", die den Migranten deutlich macht, dass sie willkommen sind. Eine Quote können wir nicht wollen, denn es geht um die Leistung, die gleichermaßen zählen muss. Das Thema "Diversity" muss generell auf den Berliner Beamtentisch! Grüße Elfi Jantzen (Grüne): Integration fördern Ich wurde zwar nicht direkt gefragt, aber für mich beginnt die Integration bereits in der Familie und der Kindertagesstätte. Wichtig ist, dass die Kinder mit Migrationshintergrund frühzeitig mit der Sprache und den Gepflogenheiten hier vertraut werden. Leider besuchen Kinder mit Migrationshintergrund die Kindertagesstätten seltener und kürzere Zeit als die Kinder mit deutschen Eltern, besonders die mit arabischem und türkischem Hintergrund. Durch Stadtteilmütter und -väter könnten wir MigrantInnen erreichen und dafür sorgen, dass die Kinder früher in Kitas gehen. Damit hätten sie auch bessere Chancen auf einen erfolgreichen Schulbesuch und Ausbildung und Arbeit.

Moderation: Einsparungen in familienrelevanten Bereichen Sehr geehrte Frau Senftleben, Frau Jantzen, Frau Demirbüken-Wegner und Frau Scheeres, nun wurde im Forum mehrfach bemängelt, dass gerade in familienrelevanten Bereichen Einsparungen festzustellen sind, so soll zum Beispiel der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst (KJGD) aus Wedding wegziehen, der Kids Garden in Neukölln ist bedroht, Kinder- und Jugendförderungsmaßnahmen werden gekürzt, die Eltern pflegebedürftiger Kinder bemängeln fehlende Unterstützung und Hilfsangebote etc. Was können Sie diesen Teilnehmenden sagen? Wie lassen sich solche Einsparungen mit einer familienfreundlichen Stadt Berlin vereinbaren? Viele Grüße, Birgit Hohberg (Moderation)

Elfi Jantzen (Grüne): "Einsparungen" Bei der Haushaltslage des Landes Berlin lässt es sich nicht gänzlich vermeiden, dass auch in familienrelevanten Bereichen gekürzt wird. Wir Grünen haben in den Haushaltsberatungen allerdings einen Schwerpunkt auf familienpolitische Bereiche gelegt, wie z.B. Erziehung und Bildung in Kita und Schulen, die bessere Finanzierung der Bezirke, damit sie familienunterstützende Angebote und Kinder- und Jugendarbeit erhalten können. Wichtig war uns auch die Sicherung der Stellen für das Netzwerk Kinderschutz im Kinder- und Jugendgesundheitsdienst und den Jugendämtern. Leider haben wir nicht alles durchbekommen, was wir uns gewünscht haben. Wir werden auch in Zukunft einen Schwerpunkt auf familienunterstützende Angebote legen, der Kampf um die knapper werdenden Haushaltsmittel wird aber nicht leichter. Wichtig ist mir deshalb auch soziale Netzwerke für Eltern im Stadtteil zu unterstützen, z.B. durch Kitas als Eltern-Kind-Zentren. M Sandra Scheeres: Bedauerlicherweise ist das eine schwierige Situation: Auf Landesebene bemühen wir uns gerade darum, die Gelder für diese Bereich zu erhöhen und haben die Mittel an die Bezirke in den letzen Haushaltsberatungen erhöht. Gerade im Kinderschutz haben wir die "Frühen Hilfen" für Familien auf 720.000 Euro pro Jahr erhöht und im Rahmen des Kinderschutzgesetzes den Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes zur Umsetzung des verbindlichen Einladungswesens für die Vorsorgeuntersuchung eine Person zusätzlich zur Verfügung gestellt. Aber ich weiß, dass gerade im Bezirk Mitte die Haushaltssituation sehr

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schwierig ist. - Ich weiß, das alles ist schwer nachzuvollziehen, wenn der Bezirk zu solche Schritte unternimmt. Mir ist auch nicht bekannt, aus welchem Grund der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst geschlossen werden soll. Mich würde dann natürlich schon auch interessieren, wer dann dort diese Aufgaben übernimmt. Schöne Grüße, Sandra Scheeres

Familienglück: Die drei wichtigsten familienpolitischen Anliegen Ich wüsste gerne von den vier Abgeordneten, was sie für die dringendsten drei Punkte sehen, die sich für Familien in Berlin verbessern müssten. Sandra Scheeres: Hallo, 1. Flexible Kinderbetreuung 2. Bessere Information über Angebote für Familien in den Bezirken 3. Bessere Vernetzung der Angebote im Sozialraum Schöne Grüße, Sandra Scheeres Elfi Jantzen (Grüne): familienpolitische anliegen Zugang für alle Kinder zu einer qualitativ guten Kindertagesbetreuung (frühe Bildung und Erziehung und ergänzende Förderung und Betreuung während der gesamten Grundschulzeit) existenzsichernde Erwerbsarbeit für alle Mütter und Mütter familienfreundliche Stadt- und Verkehrsplanung unter Beteiligung der Familien Elfi Jantzen (Grüne): Ich meinte natürlich existenzsichernde Arbeit für Mütter und Väter E. Demirbüken-Wegner: die drei wichtigsten familienpolitischen Anliegen - Vereinbarkeit von Familie und Beruf - Unterstützung Familienbildung und Elternarbeit - Verbesserung der Betreuungsqualität an Kitas und mehr Personal an Schulen Mieke Senftleben: Eine qualitativ gute Kitaausstattung, Ganztagsschulen, die ihren Namen verdienen, mehr familienfreundliche Unternehmen, die Familienarbeit auch anerkennen - das gilt im Übrigen auch für den öffentlichen Dienst - und eine direkte Unterstützung für Familien mit Problemen, damit sie ihren Weg wieder alleine finden können. Grüße Mieke Senftleben

Semi: Wann wird etwas gegen die Raser getan? Liebe Politikerinnen, welche Pläne haben Sie, um die Verkehrssünder zu stoppen? Ewig wird durch die verkehrsreduzierten Straßen gerast - ein Wunder, dass nicht noch viel mehr Kinder verletzt werden. MfG, Semi Elfi Jantzen (Grüne): Raser Liebe Semi, da helfen wahrscheinlich nur mehr Kontrollen und eine Werbekampagne für rücksichtsvolles Fahren z.B. auch vom ADAC. Wenn es nach mir ginge, hätten wir in der ganzen Stadt Tempo 30 plus Spielstraßen und nur auf den Hauptverkehrsstraßen dürfte 50 gefahren werden. Dann würde sich vielleicht in den Köpfen der AutofahrerInnen was ändern. Mieke Senftleben: Da helfen nur Kontrollen in den besagten Straßen, die auch erfolgen müssen. Ich bin allerdings dagegen, ganz Berlin als 30 km/h Zone auszuweiten - das ist auch nicht nötig. Grüße M. Senftleben

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E. Demirbüken-Wegner: Raser Raserei und Rowdytum wird von uns als unerträglich gesehen. Leider gibt es nicht genug Personal bei den Ordnungsämtern und der Polizei um die Ordnungsmaßnahmen direkt vor Ort umzusetzen. Bisher lehnt der Senat eine personelle Verstärkung bei den Ordnungskräften ab. Die Schließung von Dienststellen in Polizeiabschnitten wird von uns immer wieder bemängelt. Semi: Blitzer wieso werden nicht mehr Blitzer aufgestellt? Das ist doch das einzige, was da durchdringt... MfG, Semi

Moderation: Ist für alle eine Verlängerung bis 16.30 Uhr möglich? dann könnten wir jetzt noch ein bisschen weitermachen? Viele Grüße, Birgit Hohberg (Moderation) Elfi Jantzen (Grüne): ich kann verlängern

Mieke Senftleben: Ich habe bis 16.30 Uhr Zeit! Senftleben Sandra Scheeres: Kind abholen! Hallo, schade, dass es heute etwas Probleme im Chat gab. Da ich meinen Sohn abholen muss, kann ich leider nicht mehr so lange weiter machen.... Ich denke, dass verstehen Sie sicherlich. Elfi Jantzen (Grüne): Kind abholen geht natürlich vor. Der Familie einen schönen Feiertag

Moderation: Wohnraum in Berlin Sehr geehrte Frau Demirbüken-Wegner, Frau Scheeres, Frau Jantzen und Frau Senftleben, zahlreiche Teilnehmende des Forums haben die Befürchtung, dass sich die Wohnsituation in Berlin immer mehr zuspitzt und Familien mit weniger Einkommen langsam in die Randgebiete verdrängt werden. So wurde hier unter anderem die AV Wohnen thematisiert, die für ALG II-Empfänger eine Angemessenheitsgrenze von 705 € Warmmiete vorsieht, was in der heutigen Zeit in vielen Berliner Bezirken kaum umsetzbar sei. Welchen Eindruck haben Sie von der Entwicklung? Was planen Ihre Parteien in dieser Hinsicht? Viele Grüße, Birgit Hohberg (Moderation) Elfi Jantzen (Grüne): Wohnsituation Ich kann die Befürchtungen der Familien gut verstehen, sehe aber leider wenig Möglichkeiten, diese Entwicklung kurzfristig zu stoppen. Bei den Wohnkosten beim Arbeitslosengeld II hatte Berlin mit der AV-Wohnen eine höhere Miete zugelassen als von den Bundesbestimmungen vorgesehen. Leider erhalten wir nur einen Teil der Wohnkosten vom Bund zurück, die höheren Kosten gehen also zu Lasten des Landeshaushalts und schränken den Spielraum für andere wichtige familienrelevante Angebote dann auch wieder ein. Was die Mietsteigerungen allgemein angeht, haben wir einige Anträge gestellt, dass die Steigerungen gedeckelt werden sollen. Das ist aber auch eine Angelegenheit, die bundespolitisch zu entscheiden ist.

Sandra Scheeres: Tschüss, bis zum nächsten Mal.... ..jetzt geht es los zu meinem Sohn und dann auf die Skaterbahn :-)

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Moderation: Vielen Dank für die Verlängerung! und viel Spaß mit der Familie! B. Hohberg (Moderation)

Hans Barren: Öffentliche Verkehrsmittel Sehr geehrte Politiker/innen, Mit einem Kinderwagen hat man häufig Probleme in der U- und S-Bahn und vor allem an den verschiedenen Bahnhöfen. Dies ist gerade dann hinderlich, wenn man als berufstätige Person schnell von einem Ort an den anderen gelangen muss. Haben Sie Ideen dieses Problem anzugehen? Mieke Senftleben: Das Problem kenne ich - und ich ärgere mich jedes mal grün und blau! Es sind zwar schon viele U- und S-Bahnhöfe mit einem Fahrstuhl ausgestattet - ca. 60 % - aber das ist zu wenig. Hier müssen BVG und S-Bahn weiter machen. Grüße Mieke Senftleben E. Demirbüken-Wegner : ÖPNV Kinderwagen Sehr geehrter Herr Barren, diese Problem kenne ich allzu gut selbst. Die Barrierefreiheit steht zwar in allen Broschüren der BVG und S-Bahn und auch der Senat verliert viele Worte darüber. Leider ist die Zusage für die Barrierefreiheit auf mehrere Jahrzehnte angelegt und dort wo die Fahrstühle eingebaut wurden, stehen diese oft still - leider, leider sehr oft durch Vandalismus. Das uns dann auch noch die EU das Benutzen der Rolltreppen untersagt spitz diese Situation noch zu. Elfi Jantzen (Grüne): das Problem kenne ich noch gut. Leider geht Ausbau von Aufzügen in U- und S-Bahn nicht so schnell voran, wie es nötig wäre. Es gibt aber immerhin einen Plan. Bis überall Aufzüge sind empfehle ich, die Mitreisenden freundlich um Hilfe zu bitten. Und ich hoffe, dass diese EU-Richtlinie, dass die Rolltreppen nicht mit Kinderwägen benutzt werden dürfen, von BVG und S-Bahn nicht ernst genommen wird.

DR: familienfreundliche Arbeitgeber Sehr geehrte Politiker/innen, Familienfreundlichkeit muss auch von den Unternehmen gelebt werden, damit Beruf und Familie vereinbar werden. In wie weit können Sie Anreize setzen, damit gerade auch in kleineren Betrieben flexibles Arbeiten möglich wird? Viele Grüße DR Mieke Senftleben: Es ist gut, dass viele Unternehmen familienfreundlicher geworden sind, das gilt auch für die kleineren. Die Unternehmen haben inzwischen verstanden, dass sie auf die gut ausgebildeten und vor allem engagierten Frauen nicht mehr verzichten können, das ist die wichtigste Voraussetzung für mehr Familienfreundlichkeit. Elfi Jantzen (Grüne): Ich denke, der Wettbewerb familienfreundliche Unternehmen des Familienbeirats ist eine gute Möglichkeit, gerade auch kleinere Betriebe zu motivieren. E. Demirbüken-Wegner: familienfreundliche Arbeitgeber - Verbesserung des Arbeitsplatzangebotes durch Förderung des Mittelstandes - Flexible Arbeitszeiträume einbeziehen - "Homework"-Arbeitsplätze anbieten - Einstiegs- und Aufstiegschancen nach Familienpause ermöglichen - Rahmenbedingungen für familienverträgliche Arbeitsbedingungen verbessern und Arbeitgeber bei deren Realisierung unterstützen - Ermunterung zur Betriebe zur Teilnahme am Landeswettbewerb des Familienbeirates "Familienfreundlichkeit in Unternehmen"

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Moderation: Vielen Dank für die Diskussion und Ihre unendliche Geduld! Sehr geehrte Frau Senftleben, Frau Scheeres, Frau Jantzen und Frau Demirbüken-Wegner, liebe Teilnehmende, wir danken Ihnen allen ganz herzlich für Ihre unendliche Geduld angesichts dieser widrigen Umstände und dass Sie sich alle noch ein bisschen mehr Zeit genommen haben, um mit uns hier doch noch über die Familienfreundlichkeit in Berlin zu diskutieren. Vielen herzlichen Dank! Ich möchte noch kurz auf unsere letzte Livediskussion in dieser Woche hinweisen, die hoffentlich ohne weitere Störungen verlaufen wird: - Freitag, den 14.5., um 15 Uhr stellt sich hier der Staatssekretär bei der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales, Herr Rainer-Maria Fritsch, Ihren Fragen und Anregungen. Der frühere Stadtrat für Jugend und Finanzen in Berlin-Mitte war unter anderem elf Jahre lang Sozialarbeiter im Jugendamt Wedding. Nutzen Sie die Chance, sich am Freitag direkt mit Herrn Fritsch auszutauschen. Sie können jedoch auch gleich im Hauptforum weiterdiskutieren. Viele Grüße und vielen Dank für Ihren unermüdlichen Einsatz! Birgit Hohberg (Moderation) Elfi Jantzen (Grüne): wirklich schade, dass es durch die Internetprobleme nicht so richtig geklappt hat. Allen einen schönen Feiertag mit hoffentlich mal wieder Sonnenschein Schönen Gruß Elfi Jantzen Mieke Senftleben: Na, dann wünsche auch ich allen einen schönen Feiertag - Mieke Senftleben E. Demirbüken-Wegner: Danke für die Anregungen Ich freue mich aufs nächste Mal. E. Demirbüken-Wegner

5.5 Livediskussion mit Staatssekretär Rainer-Maria Fritsch

Am 14. Mai 2010 diskutierte der Staatssekretär bei der Senatsverwaltung für Integration,

Arbeit und Soziales, Herr Rainer-Maria Fritsch, live im Forum mit den Teilnehmenden über

folgende Themen: Moderation: Herzlich Willkommen bei der Livediskussion! Sehr geehrter Herr Staatssekretär Fritsch, liebe Teilnehmende, wir begrüßen Sie alle ganz herzlich bei der Onlinediskussion „Zusammenleben in Berlin“ und freuen uns, dass Sie sich heute erneut für diese Live-Diskussion zur Verfügung stellen. Zunächst möchte ich Herrn Fritsch gern mal fragen, was Sie unter Familienfreundlichkeit verstehen? Was gehört für Sie in einer Großstadt wie Berlin dazu? Viele Grüße, Bengt Feil (Moderation) Rainer-Maria Fritsch: Familienfreundlichkeit in Berlin Familienfreundlichkeit in unserer Stadt hat ganz verschiedenen Perspektiven: Da ist zum einen die gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf, wobei ich hier ausdrücklich auch die Vereinbarkeit von Pflege von Familienangehörigen und Beruf mit einschließe. Das wird als Thema immer wichtiger. Familienfreundlichkeit heißt aber für mich auch mehr Gelassenheit bei allen im Alltag. Kinder jammern mal, weinen vor Schmerz oder Unglück. Da wäre es schon viel, wenn in unserer Single-Stadt mehr Gelassenheit und Toleranz wäre. Familienfreundlich heißt eben auch Familien mit Kindern positiv als herzlich willkommen anzusehen. Viel mehr gebe es noch zu guten Kitas, Schule, ÖPNV usw. zu sagen.

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Familienfreund: Pflege und Beruf Hallo Herr Staatssekretär, wie kann denn die Berliner Politik die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf zukünftig besser unterstützen? Gibt es schon konkrete Absichten, hier etwas zu unternehmen? Rainer-Maria Fritsch: Familie und Pflege Zum Thema Vereinbarkeit von Pflege und Familie hat der Berliner Familienbeirat eine sehr interessante Veranstaltung gemacht: Link Auf Bundesebene gab es ja erste Diskussionen dazu. Ich beschäftige mich auch derzeit mit dem Thema und höre mir verschiedene Experten dazu an. Ich bin fest überzeugt, dass es auf Bundesebene dazu Regelungen geben muss, wenn wir in einer alternden Gesellschaft mit dem zunehmenden Bedarf von pflegebedürftigen Menschen umgehen wollen. Das muss m.E. bundesrechtlich ähnlich wie beim Erziehungsurlaub und -geld geregelt werden. Aber da stehen wir noch am Anfang. Umso interessanter finde ich die Ansätze von Wirtschaftsunternehmen, die hier für ihre Mitarbeitenden nach Lösungen suchen (s. Link oben)

Moderation: Betreuung Sehr geehrter Herr Staatssekretär Fritsch, auch die Betreuungssituation in Berlin war hier schon häufiger Thema im Forum. Wie sind Ihre Erfahrungen damit? Welche Dinge sind Ihnen in diesem Zusammenhang wichtig? Viele Grüße, Bengt Feil (Moderation) Rainer-Maria Fritsch: Betreuung Als ehemaliger Jugendhilfefachmensch denke ich an Kinder und Jugendliche. Als Staatssekretär für Soziales an Menschen mit Behinderungen oder pflegebedürftige Menschen. Was meinen Sie konkret? Moderation: Kinder und Jugendliche Sehr geehrter Herr Staatssekretär Fritsch, Im Forum wurde primär über die Betreuung von Kindern und Jugendlichen diskutiert. Insofern geht es mir an dieser Stelle hauptsächlich um diese Gruppen. Viele Grüße, Bengt Feil (Moderation) Rainer-Maria Fritsch: Betreuung von Kindern und Jugendlichen Die Betreuung von Kindern und Jugendlichen war mir immer ein großes Anliege. Was den Tagesbetreuungsbereich angeht sind wir schon sehr weit; gerade auch für die unter 3-jährigen Kinder. Dass der Personalschlüssel weiter verbessert werden muss, ist eine Frage der Finanzierbarkeit. Inhaltlich habe ich die Forderungen des Kita-Bündnisses immer geteilt. Siehe www.berliner-kitabuendnis.de. Der Schritt im Schulbereich hin zu den Ganztagsschulen auch im Bereich der Oberschulen ist richtig und muss weiter ausgebaut werden. Das stellt allerdings neue Herausforderungen an die Kinder- und Jugendarbeit. Diese wird sich stärker mit dem Schulalltag - nicht nur am Nachmittag - verbinden müssen. Auch in dem Sinne, dass schulisches Lernen sich mit freizeitpädagogischen Ansätzen, die das informelle Lernen fördern verbinden muss. Es ist gelungen, die Kita-Betreuung auf eine solide rechtliche und finanzielle Basis zu stellen. Das ist für die Kinder- und Jugendarbeit noch nicht gelungen. Hier hat die Jugendpolitik noch einiges vor sich. Aber die Jugendstadträt/innen haben hier ein entsprechendes berlinweites Projekt zur Sicherung der Kinder- und Jugendarbeit auf den Weg gebracht.

Susi Sorglos: Bilinguale Schulen Sehr geehrter Herr Staatssekretär Fritsch, inwiefern können bilinguale Schulen (Deutsch-Arabisch, Deutsch-Türkisch usw.) zur Verbesserung der Integration beitragen? Und Europa-Schulen? Viele Grüße, Susi Sorglos

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Rainer-Maria Fritsch: bilinguale Schulen Eine sehr interessante Frage. Ich glaube, dass in einer sich weiter wirtschaftlich und politisch verzahnenden Welt Mehrsprachigkeit große Bedeutung hat. Aber eine gemeinsame Sprache in dem Land, in dem Menschen aus den verschiedensten Nationen der Welt zusammenleben halte ich für genauso wichtig. Ich glaube also dass es sehr wichtig ist, eine gemeinsame Sprache zu haben, die das gute und friedliche, Konflikte gewaltfrei lösende Zusammenleben ermöglicht. Aber es ist auch wichtig sich in der Sprache seiner eigenen Kultur ausdrücken zu können. Gerade aus der interkulturellen Kompetenz unterschiedliche Sprach- und Denksysteme können wichtige Impulse für eine positive Weiterentwicklung einer Gesellschaft kommen. Pirol: können garnicht dazu beitragen, das ist der Fakt den sich hier keiner traut zu sagen!

Familienglück: Armutsbekämpfung Hallo Herr Staatssekretär Fritsch, mich beschäftigt das Thema Armut bei Kindern und Familien. Was halten Sie für die drei wichtigsten Schritte, die in Berlin unternommen werden müssten, um Familien vor Armut zu bewahren und eine effektive Armutsprävention zu betreiben? Rainer-Maria Fritsch: Armutsbekämpfung Armut grenzt aus! Es ist für mich erschreckend, dass der Bildungserfolg (so sagen es die Studien) wesentlich von der sozialen Herkunft abhängt. Armutsbekämpfung hat ganz viel mit guter Arbeit bei gerechter Entlohnung zu tun. Deshalb setzen wir uns ja so vehement für den Mindestlohn ein. Mit dem Berliner Vergabegesetz, das noch vor den Sommerferien verabschiedet werden soll, wird die Vergabe von öffentlichen Aufträgen nur noch an die Firmen möglich sein, die Mindestlohn zahlen. Armutsbekämpfung heißt für mich aber auch den Öffentlichen Beschäftigungssektor weiter sichern und ausbauen. Hier haben wir viele sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen geschaffen (siehe Link Und es ist ein wichtiger Ansatz Kindern und Jugendlichen eine gute Schul- und Berufsausbildung zu ermöglichen. In Berlin und Brandenburg wird es einen erheblichen Fachkräftemangel in vielen Berufen geben. Pirol: ... öffentlicher Sektor... wer soll denn da bezahlen, dort sitzen doch schon genug rum und warten auf Arbeit. Wir brauchen Arbeit auf dem freien Arbeitsmarkt und sonst nix. Im Öffentlichen Dienstsektor wird nichts produziert nur verwaltet, davon haben wir schon genug!

Susi Sorglos: Wohnsituation Sehr geehrter Herr Staatssekretär Fritsch, zahlreiche Teilnehmende des Forums haben die Befürchtung, dass sich die Wohnsituation in Berlin immer mehr zuspitzt und Familien mit weniger Einkommen langsam in die Randgebiete verdrängt werden. Welchen Eindruck haben Sie von der Entwicklung? Mit freundlichen Grüßen, Susi Rainer-Maria Fritsch: Wohnsituation von Familien Ich teile die Sorge, dass die Verdrängung von Familien und von Haushalten mit geringerem Einkommen aus bestimmten Stadtteilen zunehmen könnte. ich beschäftige mich intensiv mit diesem Thema, weil ich auch für die Reglungen für die Miet- und Heizkosten für Hartz IV-Empfänger/innen zuständig bin. Auch hier müssen wir verhindern, dass Mieter/innen aus ihren abgestammten Wohnquartieren verdrängt werden. Es zeigt sich aber leider auch, das Mietrecht als Bundesrecht sehr schwer veränderbar ist. Ein wichtiger Schritt könnte eine enge Obergrenze für mögliche Mietsteigerungen bei Neuvermietungen sein. Das würde m. E. schon einiges beeinflussen können.

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Familienfreund: Wenn Erziehung versagt Herr Staatssekretär Fritsch, was halten Sie davon, Eltern die bei der Erziehung und Bildung ihrer Kinder nicht mitwirken (Zusammenarbeit mit der Schule etc.), den Entzug von Geldleistungen anzudrohen? Wie könnte so etwas aussehen? Pirol: drohen, das ich nicht lache, ausführen sofort und bei Wiederholung komplett streichen! Rainer-Maria Fritsch: Leistungskürzungen Ich halte von solchen "Drohungen" gar nichts. Außerdem treffen Leistungskürzungen meiner Erfahrung nach die Kinder als erste, wenn Geld für Nahrung und Schulaktivitäten fehlt. Trotz all der schlimmen Fälle, die ich im Jugendamt erlebt habe, bin ich fest davon überzeugt, dass Eltern auf ihre Weise das Beste für ihre Kinder wollen. Da wo Eltern Hilfe und Unterstützung nicht annehmen können oder wollen, hat der Staat schon jetzt viele Möglichkeiten in die elterliche Sorge einzugreifen und Kinder und Jugendliche zu schützen. Viele, viele Familien in Krisensituationen nehmen aber die angebotenen Hilfen an und die Situation der Kinder verbessert sich. Pirol: es wird Zeit das wir wieder eine CDU Regierung in Berlin bekommen. Leider fehlen die Köpfe dazu noch...

Familienfreund: Alle Jugendlichen mitnehmen Hallo Herr Fritsch, wie glauben Sie, kann es gelingen, Jugendliche aus sog. "bildungsfernen" Elternhäusern besser in die Gesellschaft zu integrieren. Wie kann hier ein "fördern und fordern" konkret umgesetzt werden? Rainer-Maria Fritsch: Es hat sich noch nicht rumgesprochen... dass Berlin auf einen erheblichen Fachkräftemangel zusteuert. Als junger Sozialarbeiter habe ich oft von Jugendlichen gehört, "es lohne sich ja doch nicht, sich in der Schule anzustrengen. Wir finden ja eh nichts". Hier ist ein erheblicher Wandel eingetreten. zum Ende des Schuljahres 2008/2009 gab es z.B. in Mitte mehr offene Lehrstellen als vermittlungsfähige Jugendliche. Hier wird wirklich sehr viel unternommen um Jugendlichen den Anschluss an das Berufs- und Arbeitsleben zu ermöglichen. Wollen müssen die jungen Leute allerdings selbst. Und da fehlt es vielleicht auch an Ermutigung, dass es sich lohnt. Pirol: das war doch keine Antwort auf die Frage Herr "Politiker"! Moderation: @Pirol Hallo Pirol, Wir möchten Sie bitten in Ihren Kommentaren konkrete Rückfragen zu stellen, wenn Sie der Meinung sind, dass eine Frage nicht vollständig beantwortet wurde. Viele Grüße, Bengt Feil (Moderation) Pirol: Rrückfrage? Er soll erst mal auf die erste Frage richtig antworten! Moderation: @Pirol Hallo Pirol, Ich möchte Sie bitten die Umgangsformen zu wahren, die in den Spielregeln dieses Diskurses genannt sind ( Link ). Viele Grüße, Bengt Feil (Moderation) Rainer-Maria Fritsch: Meine Antwort reicht Ihnen nicht... Ich bin fest davon überzeugt, dass wir in der Stadt ein gutes Bildungsangebot haben und sich viele Lehrer/innen wirklich abrackern, um ihren Kindern und Jugendlichen beste Lernmöglichkeiten zu geben. In den Bezirken und vom Land wurde vieles auf den Weg gebrecht, um Eltern mehr an die Schulen heranzuführen (Kiezmütter, Elternlotsen usw.) Wir sind mit dem Bildungsangebot in den Kitas sehr weit. Aber es gehört auch dazu Jugendlichen eine Perspektive außerhalb von Hartz IV zu eröffnen. Und darauf bezog sich meine Antwort.

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Susi Sorglos: Danke! Sehr geehrter Herr Staatssekretär Fritsch, vielen Dank für Ihre Teilnahme und Ihre Antworten! Mit freundlichen Grüßen, Susi

Moderation: Vielen Dank für die angeregte Diskussion! Sehr geehrter Herr Staatssekretär Fritsch, liebe Teilnehmende, wir danken Ihnen allen ganz herzlich für Ihre Teilnahme unserem Forum und die engagierten Beiträge zum Thema Zusammenleben in Berlin! Natürlich können sie weiterhin im Hauptforum diskutieren. Wir wünschen Ihnen allen einen schönen Tag und ein schönes Wochenende, Bengt Feil (Moderation)

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5. Auswertungen der Fragebögen zum Online-Dialog 2010 „Zusammenleben in Berlin“ Durch Unterstützung der Post AG haben während des vierwöchigen Online-Dialogs auf www.zusammenleben-in-berlin.de weit über 50 Tausend Haushalte in Berlin die Möglichkeit erhalten, sich auch per Post an der Diskussion zu beteiligen. Das Modell zur Bürgerbeteiligung fand so eine „offline-Ausweitung“ und erreichte damit weitere Bevölkerungskreise. Der Rücklauf von 217 ausgefüllten Fragebögen belegt, dass das Interesse an einer Diskussion über das Zusammenleben in Berlin in allen Bezirken rege ist. Bis auf sehr wenige Ausnahmen enthielten alle Rücksendungen qualifizierte, themenbezogene Antworten. Den Angaben und einer groben Einschätzung des Schriftbildes nach zu urteilen, haben sich deutlich mehr ältere Menschen durch den Fragebogen angesprochen gefühlt und entsprechende Angaben zum Zusammenleben in ihrem Kiez gemacht als bei der Online-Beteiligung auf www.zusammenleben-in-berlin.de . Die konkreten Vorschläge betrafen ganz überwiegend Themen, die in die Zuständigkeit von Land und Bezirk fielen. Der Bund wurde mit Themen, wie „Ausbau der Kinderbetreuung fortsetzen“ und „stärkere finanzielle Förderung von Familien“ nur in wenigen Fällen genannt. Der überwiegende Teil der Rücksendungen befasste sich mit der konkreten Situation von Familien, Kindern und älteren Menschen in den einzelnen Stadtteilen Berlin. Die Bereiche, die nach Angaben aus den Fragebögen die Menschen in Berlin für am meisten verbesserungswürdig halten, betrafen vorwiegend folgende Punkte:

Wohnen: Hier wurde vorwiegend die Sorge nach bezahlbarem und/ oder alters-gerechtem Wohnraum genannt. Weitere Punkte betrafen die Infrastruktur des Wohnumfeldes. Kritisiert wurden fehlende Parkanlagen und Begegnungsstätten, sowie die mangelnde Sauberkeit auf Gehwegen, Grünflächen und im Stadtbild allgemein. Auch der Ausbau sicherer Radwege wurde mehrfach angemahnt.

Spiel- und Sportplätze: Insbesondere die fehlende Sauberkeit auf Spielplätzen, veraltete Spielgeräte, ein verwahrloster Zustand oder prinzipiell der Mangel an Spielraum im Kiez wurde von zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern beklagt. Mehr Möglichkeiten für kindliche Kreativität und mehr Sauberkeit waren dabei die zentralen Wünsche für Verbesserungen.

Kosten für Freizeit und Nahverkehr: Trotz eines umfangreichen Angebots im Bereich der Freizeitaktivitäten fühlen sich nicht alle Familien davon angesprochen oder beklagen das Fehlen von attraktiven Freizeitmöglichkeiten in ihrem direkten Wohnumfeld. Insbesondere die Preisgestaltung und die Wiedereröffnung von Schwimmbädern oder Jugendfreizeiteinrichtungen standen hier zur Diskussion, wenn es konkret um Veränderungswünsche geht.

Der Ausbau der Kinderbetreuung und eine bessere Schulbildung war ebenfalls ein wichtiger Punkt bei der Beantwortung des Fragebogens. Kleiner Klassen und mehr Personal zählten zu den Hauptwünschen, die Familien äußerten.

Neben kritischen Anmerkungen und konkreten Wünschen für mehr Familienfreundlichkeit in den Berliner Bezirken wurde mit dem Fragebogen auch nach Angeboten gefragt, die besonders geschätzt werden. Als großer Gewinn wurden insbesondere die zahlreichen Grünflächen und die kulturellen Angebote der Stadt genannt. Auch die vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten, eine gute Verkehrsanbindung oder das Engagement des Quartiersmanagements fand hier Erwähnung. Allerdings fiel die Einschätzung positiver Angebote je nach Wohngegend in Berlin sehr unterschiedlich aus. Zahlreiche Rücksendungen enthielten auf die Frage nach geschätzten Aspekten im Bezirk die Antwort „keine“.

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6. Fazit

Der Berliner Beirat für Familienfragen hat die Aufgabe, in dieser Legislaturperiode den Berliner Familienbericht zu erarbeiten. Ziel ist es, darzustellen, wie Familien in Berlin leben, auf welche Rahmenbedingungen sie stoßen und was Familien für ein gutes Zusammenleben in der Stadt benötigen. Für den Beirat ist die direkte Beteiligung der Berlinerinnen und Berliner, zum Beispiel in ganztägigen Familienforen in den Bezirken aber auch in Online-Dialogen auf der Plattform „Zusammenleben in Berlin“, zentrales Element bei der Erarbeitung des Familienberichts. Daneben bilden Wissenschaftsexpertise, Best Practise, Hearings und eigene Stellungnahmen die Grundlage für eine umfassende Darstellung von Familienleben in Berlin. Nach dem 1.Online-Dialog 2008 wurde auch die zweite Internetdiskussion 2010 zum Zusammenleben in Berlin zu einem offenen und konstruktiven Bürgerbeteiligungsverfahren. Die Teilnehmenden konnten das Thema Familienfreundlichkeit aus ihrer ganz individuellen Sichtweise erörterten und zahlreiche Aspekte rund um das Zusammenleben in der Großstadt diskutierten. Dabei wurde eine produktive Gesprächsatmosphäre, wie sich auch den 1.Online-Dialog kennzeichnete, bis zum Ende der vierwöchigen Diskussion aufrecht erhalten. So wurden über den gesamten Diskussionszeitraum viele hundert Anregungen und Hinweise der Teilnehmenden gesammelt. Wenngleich sich die angesprochenen Aspekte der beiden Onlinediskurse grundsätzlich ähneln, ließen sich dennoch einige Verschiebungen in der Schwerpunktsetzung ausmachen: So war der Themenkomplex Betreuung & Bildung zwar von neuem derjenige mit den meisten zugehörigen Beiträgen (39%). Jedoch wurde der Aspekt Betreuung, der die erste Onlinediskussion mit Abstand dominiert hatte, im zweiten Durchgang merklich weniger thematisiert. nach Meinung vieler Teilnehmender gibt es in diesem Bereich weiterhin Spielraum für Optimierungen. Dazu gehören insbesondere eine effektivere Platzvergabe, niedrigere Kosten, ein erhöhter Betreuungsschlüssel sowie die Schließung der Betreuungslücke für Kinder der 5. und 6. Klasse. Das Hauptaugenmerk richtete sich diesmal jedoch deutlich stärker auf den Bereich Bildung. Wie bereits im Onlinediskurs des Jahres 2008 angeklungen war, so wurde auch von den Teilnehmenden der aktuellen Internetdiskussion betont, dass dem Bildungssektor in Berlin nicht die aus ihrer Sicht angemessene Priorisierung zukäme. Es wird bemängelt, dass die Zahl der Lehrkräfte nicht ausreicht, um die vielen Unterrichtsausfälle zu kompensieren. Auch ihre Qualifikation müsste verbessert werden., Die Ausstattung der Schulen sei zu alt oder marode und insgesamt wurde gefordert, dass Berlin sich mehr am Beispiel Finnland orientieren sollte. Darüber hinaus drehte sich ein großer Teil der Debatte um die zukünftige Behandlung bzw. Besserstellung sogenannter „Brennpunktschulen“. Nach Ansicht der Teilnehmenden könnte eine bessere Ausstattung, besondere Angebote sowie ein engagiertes Lehrpersonal an diesen Schulen mehreren Zielen gleichzeitig dienen. Zum einen stärkt es die Integration, zum anderen lockt ein solches Angebot auch bildungsnahere Familien an, wovon ganze Stadtteile langfristig profitieren. Eine solche „Aufwertung“ würde es auch den in der Nähe wohnenden Eltern erleichtern, sich für diese Schulen zu entscheiden, statt die Kinder mit viel Mühe und Aufwand auf entfernte, aber renommiertere Schulen zu schicken. Insgesamt, so die Teilnehmenden, sollte zudem die Zusammenarbeit und Koordination auf verschiedenen Ebenen des Bildungsbereichs, zum Beispiel zwischen Lehrern und Eltern, Schulen, Ämtern und Integrationskursen, optimiert werden, um die Situation für alle Beteiligten zu verbessern.

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Eine Verschiebung der Schwerpunkte lässt sich auch anhand der Aufteilung der Wikis, also der thematisch gebündelten Vorschläge, erkennen. Zwar beziehen sich ähnlich wie im ersten Diskurs nur 21 % der Beiträge auf die Kategorie Wohnen & Verkehr, dennoch enthielten diese anscheinend deutlich mehr konkrete Hinweise und Vorschläge, als diese Zahl nahelegt. So war der Themenkomplex Wohnen & Verkehr im ersten Diskurs mit einem Anteil von 22% der gemeinsam verfassten Wikis dem Bereich Betreuung & Bildung (52%) klar unterlegen. Im zweiten Onlinedialog hat sich das Verhältnis nahezu umgekehrt: während sich nun 47% der Themen-Wikis auf die Aspekte Wohnen & Verkehr beziehen, kommt der Bereich Betreuung & Bildung nur noch auf einen Anteil von 27%. Im Vergleich zum ersten Onlinedialog spielte das Thema bezahlbarer Wohnraum für die Teilnehmenden in der aktuellen Debatte eine ganz existenzielle Rolle. Über die Online-Beteiligung hinaus war das Thema Wohnen auch bei den Rücksendungen der Fragebögen ein häufig genannter Kritikpunkt. Die Beiträge belegen die Angst vieler Familien, infolge von Arbeitsplatz- oder Einkommensverlust und bei wachsender Familiengröße in den heimischen Stadtteilen keinen finanzierbaren Wohnraum mehr zu bekommen. Zum Teil wurde auch die Sorge ausgedrückt, als Familie keinen bezahlbaren Wohnraum in innerstädtischen Bezirken zu finden und in Randlagen Berlins abgedrängt zu werden. Insbesondere in Hinsicht auf die steigende Zahl von Alleinerziehenden und vereinsamten Senioren wird der Wunsch nach Förderung neuer, alternativer Wohnformen laut, bei dem ein engeres Zusammenleben und sich gegenseitiges Unterstützen verschiedener Generationen und Familien ermöglicht wird. Als hilfreich angesehen werden aber auch Angebote wie Nachbarschaftsetagen oder die Eigeninitiative von Nachbarn, um den Zusammenhalt zu stärken. Neben einer familiengerechten Ausstattung von Neubauten ist den Teilnehmenden jedoch auch der Erhalt von Grünflächen und Naherholungsgebieten sehr wichtig. Viele sehen sich hier allerdings mit einer steigenden Anzahl von Hunden konfrontiert, die infolge der mangelnden Rücksicht vieler Besitzer/innen unangeleint herumliefen und die Spiel- und Grünflächen verdrecken. Rücksichtnahme vermissen viele Teilnehmende auch im Berliner Straßenverkehr, da die existierenden Geschwindigkeitsbegrenzungen viel zu oft nicht eingehalten und die Kinder gefährdet würden. Darüber hinaus wünschen sich manche Berliner eine Ausweitung dieser Tempo-30-Zonen. Das käme auch den Fahrradfahrern zugute, die sich vielerorts mit einem fehlenden oder mangelhaften Fahrradwegenetz konfrontiert sehen. Frei von Barrieren sei nach Meinung einiger Teilnehmender auch der Öffentliche Personennahverkehr noch nicht. Neue Regelungen wie die EU-Norm EN 115, die die Mitnahme von Kinderwagen auf Rolltreppen und Fahrsteigen verbietet, wirken sich dagegen eher familienunfreundlich aus. In Bezug auf das Themenfeld Freizeit lassen sich kaum Änderungen zu dem ersten Onlinediskurs erkennen, da sowohl die Anzahl der Beiträge mit 10% als auch der Anteil der zugehörigen Wikis mit 13% gleichgeblieben ist. Während jedoch der Schwerpunkt in der ersten Internetdiskussion auch auf die speziellen Belange und Bedürfnisse älterer Kinder sowie bezahlbare Freizeitangebote und finanzielle Unterstützung für Geringverdienende und Alleinerziehende gelegt wurde, drehte sich die Diskussion 2010 in erster Linie um den Bestand, Zustand und Erreichbarkeit der Berliner Spielplätze. In zahlreichen Stadtteilen werden in diesem Kontext Verfall und Verschmutzung festgestellt, während andere (z.B. in Zehlendorf, Lichtenberg) einen grundsätzlichen Mangel an Bolz- und Spielplätzen beklagen. Ein anderer Schwerpunkt ließ sich bei der Auswertung der zurückgesendeten Fragebögen erkennen. Je nach Bezirk wurden für den Bereich „Freizeit“ bei den Verbesserungswünschen die Einrichtung von Jugendfreizeitheimen und Seniorenbegegnungsstätten gefordert. Anders als 2008 gehörte der Wunsch nach Informations- und Beratungsangebote für Eltern mit Neugeborenen nicht mehr zu den diskutierten Verbesserungsoptionen. Offensichtlich ist hier eine Verbesserung des Angebots zu verzeichnen. Allerdings wünschen sich die Teilnehmenden auch weiterhin ein optimiertes zentrales Informationsangebot, das

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unter anderem Informationen zu Betreuung und Schulen mit vergleichbaren und aussagekräftigen Daten enthält. Eindringlich wurde zudem auf den Informationsbedarf und Entlastungsangebote für Eltern pflegebedürftiger Kinder hingewiesen. Ein sehr emotional geführter Teil der Diskussion befasste sich, wie auch 2008, mit den besonderen Anforderungen und Schwierigkeiten getrennt lebender Elternteile und ihre speziellen Sorgen und Nöte. Angesichts der steigenden Zahlen von Alleinerziehenden und Patchworkfamilien wird deutlich, dass dem Aspekt der Vermittlung und Verständigung zwischen den Elternteilen künftig eine besondere Aufmerksamkeit und Unterstützungsleistungen gewidmet werden sollte. Wie die Auswertung zeigt, sind zwischen 2008 und 2010 die zentralen Schwerpunkte grundsätzlich erhalten geblieben. Aktuelle Änderungen und neue Anforderungen ergeben sich 2010 vor allem auch durch die neue Perspektive auf das unmittelbare Wohnumfeld („kiezbezogenes Diskussionsforum“) Insgesamt offenbaren beide Internetdiskurse den engen Bezug und die Verbundenheit der Teilnehmenden mit ihrer Stadt. Die Berlinerinnen und Berliner haben in beiden Fällen die Chance genutzt, sich mit zahlreichen konkreten, praktischen wie kreativen Ideen einzubringen, um die Familienfreundlichkeit ihrer Stadt zu verbessern und das Zusammenleben der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen zukünftig zu erleichtern.