B ü c h e r : F ü r S i e g e l e s e n - Evelyn RittmeyerHelmut Zander: Rudolf Steiner -...
Transcript of B ü c h e r : F ü r S i e g e l e s e n - Evelyn RittmeyerHelmut Zander: Rudolf Steiner -...
Klicken Sie einfach auf den Titel, über den Sie
lesen möchten — viel Vergnügen beim Stöbern.
Am besten im Vollbildmodus!
Seite 2
Salka Viertel: Das unbelehrbare Herz Eichborn
Meir Shalev: Meine russische Großmutter ... Diogenes
Abraham Verghese: Rückkehr nach Missing Insel/Suhrkamp
Seite 3
Meister Raphael: Feuer der Askese Kamphausen
Francisco Haghenbeck: Frida Kahlo Insel/Suhrkamp
Hand Kreis: Die Espresso-Strategie Kamphausen
Seite 4
Ernst Pöppel: Der Rahmen dtv
Silvio Blatter: Zwölf Sekunden Stille Frankfurter Verlagsanstalt
Jean-Philippe Toussaint: Fliehen Frankfurter Verlagsanstalt
Seite 5
Oliver Errichiello / Arnd Zschiesche: Wir Einmaligen Eichborn
Helmut Zander: Rudolf Steiner - Die Biografie Piper
Eva Lohmann: Acht Wochen verrückt Piper
Seite 6
Ludger Fischer: Noch mehr Küchenirrtümer Eichborn
Verena Steiner: Lern Power Pendo / Piper
Markus Biedermann u.a.: Smoothfood Lambertus
Alle Preisangaben bei den folgenden Besprechungen sind unverbindlich und ohne Gewähr!
Seite 7
Reinhard Schlüter: Sieben. Eine magische Zahl dtv
Wilfried Reifarth: Das Enneagramm Eigenverlag bei Lambertus
Michael Willers: Denksport Mathematik dtv premium
Seite 8
H. Chr. Buch: Reise um die Welt in acht Nächten fva
Kakar: Die Inder - Portrait einer Gesellschaft dtv
K. Shepherd-Kobel: Zen und Tuschmalerei Theseus
Seite 9
Mario Capitanio: Rauchzeichen Zytglogge
Eva Zeltner: Hurra, wir sind Ompas Zytglogge
Klaus Puth: Yoga für Tiere Eichborn
Seite 10
Gabor Steingart: Das Ende der Normalität Piper
Peter Rühmkorf: Auf Wiedersehen in Kenilworth Insel TB
© E
vely
n R
ittm
eyer
HP P
sych.
Pri
vatp
raxis
für
Psychoth
era
pie
& E
nerg
y R
esourc
e C
oachin
g
ww
w.e
vely
nri
ttm
eyer.
de
Praxis-Newsletter Teil 2/2
B ü c h e r : F ü r S i e g e l e s e n . . .
EE RR CC
April 2011 - Ausgabe 7, Teil 2: BÜCHER
*Natürlich aus: Yoga für Tiere!
*Das doppelte Osterei
*Die brennende Osterkerze
Meir Shalev Meine russische Großmutter und ihr amerikanischer Staubsauger Roman, Diogenes, Zürich 2011, 288 Seiten, € 20,90
Diese Geschichte ist unglaub-
lich, aber wahr, aberwitzig, ein
bisschen traurig, großzügig ge-
würzt mit Humor und ausneh-
mend gut zu lesen. Es ist den
Tanten und Onkeln des Auto-
ren gewidmet, was zurecht auf
einen Familienroman hinweist
— einen, wie ich mal sagen
möchte, der anderen Art. Das
mit dem Staubsauger ist schon
eigenartig — aber das ist Großmutter Tonia auch et-
was. Das Israel der zwanziger Jahre, in das die jun-
ge Tonia aus Russland einwandert, ist der Haupt-
schauplatz der Ereignisse, ein wenig auch Amerika.
In der Jesreel-Ebene, in der man sich niederlässt,
sind Chaos, Staub und Schlamm allgegenwärtig
und damit die erklärten Feinde Tonias. So erhält
dann irgendwann der amerikanische Staubsauer
seine merkwürdige Rolle. Enkel Meir hat, wie wohl
die gesamte Sippe, ein Erzähltalent, bei dem man
den Ernst der Sache durchaus realisiert, er wird
aber von einem durchgehend spürbaren Band aus
Mutterwitz und klarsichtig beschriebener Situations-
komik aufgefangen. Die Vorstellungskraft des Lesers
wird sehr liebenswert unterstützt durch eingestreute
schwarz-weiß-Fotos der „Belegschaft―. Man wäre ei-
gentlich gern mal Mäuschen gewesen!
Abraham Verghese Rückkehr nach Missing Roman, Insel TB bei Suhrkamp, Berlin 2011, 841 Seiten, € 9,95
Äthiopien in den sechzi-
ger Jahren: In der Stadt
Haille Selassies wächst
ein eineiiges Zwillings-
Paar auf, Brüder, die trotz
ihrer Biologie nicht
ungleicher hätten sein
können, wie sich mit der
Zeit herausstellt. Bis sie
von der Leidenschaft zu
der selben Frau ergriffen
werden, sind sie unzer-
trennlich, vereint auch in
ihrer Faszination für die Medizin. Daraus entwi-
ckelt sich ein meisterhaftes Epos über Familie, In-
timität und diese wundersame Schönheit, die dar-
in liegt, andere zu heilen. Mit über achthundert
Seiten auch ein schönes Stück Lesearbeit, das
aber keineswegs überanstrengt. Eine Familiensa-
ga über Afrika und Amerika, über Ärzte und Pati-
enten, über Exil und Heimat. Sabine Berking
schreibt darüber in der FAZ: „… ein wohltuend alt-
modisches Buch, bei dessen Lektüre die Augen
nicht immer trocken bleiben. Mit Nachdruck und
nicht ohne Pathos beschwört es jenes missing link
zwischen Medizin und Leben, das der Autor in den
Zwängen der Gesundheitssysteme und der über-
frachteten medizinischen Ausbildung bedroht
sieht: Zuhören und Erzählen―.
Praxis-Newsletter Teil 2/2 EE RR CC April 2011 - Ausgabe 7, Teil 2: BÜCHER ZURÜCK ZUM INHALT Seite 2
Salka Viertel Das unbelehrbare Herz — Erinnerungen an ein Leben mit Künstlern des 20. Jahrhunderts Band 313 der Anderen Bibliothek bei Eichborn Frankfurt, Dezember 2010, 512 Seiten, € 34,-
Zu Beginn: Ein kleiner
Leckerbissen. Mit zartem
Muster geprägter Samt
in Magenta, Fadenhef-
tung, Lesebändchen, titel-
tragender Schutzschuber.
Darin: Das Leben von Sa-
lomea Steuermann, von
ihren Freunden Salka ge-
nannt. In ihrem be-
rühmten kalifornischen
Salon gingen viele von
denen, die noch heute Rang und Namen haben, ein und
aus: Karl Kraus und Alfred Polgar, Max Reinhardt, Thomas
und Heinrich Mann, Albert Einstein und Arnold Schönberg,
Sergej Eisenstein und Greta Garbo (deren Freundin und
Drehbuchautorin sie war), Bertolt Brecht und Bruno Frank,
Charlie Chaplin und Fritz Murnau, Ernst Lubitsch, George
Cukor, Hanns Eisler und viele andere. Sie selbst ist heute
fast vergessen. Vom aufkeimenden Antisemitismus nach
Amerika gescheucht, wurde sie dort kein glamouröser Hol-
lywood-Star, sondern eine begnadete, hoch verehrte Gast-
geberin. Mit ihrer Lebensgeschichte schuf Salka Viertel ein
Denkmal für das Leben der europäischen Emigranten in
Amerika. Ihr Text zeigt sie als eine sehr moderne Frau,
wenngleich sie selbst sich so wohl nicht bezeichnet hätte.
Die Gastgeberin lässt ihre Gäste wohl leben — zum Vergnü-
gen der Leser an diesem schönen Buch.
© E
vely
n R
ittm
eyer
HP P
sych.
Pri
vatp
raxis
für
Psychoth
era
pie
& E
nerg
y R
esourc
e C
oachin
g
ww
w.e
vely
nri
ttm
eyer.
de
Meister Raphael Feuer der Askese — Eine wahre Geschichte Kamphausen, Bielefeld 2009, 155 Seiten, € 14,80
Wer ist Raphael? Warum könnte
man sich für seine Gedanken inte-
ressieren wollen? Hier der Versuch
einer Antwort: Meister Raphael ist
das Pseudonym eines westlichen
Weisheitslehrers mit umfassender
Kenntnis der östlichen Lehren. Aus
verschiedenen Perspektiven weist
er Wege auf das höchste Ziel, die
Befreiung resp. die Verwirkli-
chung mittels spiritueller Übun-
gen. Diese Ausführungen sind natürlich für all jene von
Bedeutung, die gezielt nach einer solchen Verwirklichung
streben. Sie sind aber gleichermaßen für diejenigen inte-
ressant, die sich von ihnen anregen lassen möchten, ihren
Alltag und ihre mitmenschlichen Beziehungen friedvoller
und harmonischer zu gestalten. Aus dem Inhalt: Schuld-
komplex und Wiedergutmachung; Das Bewusstsein; Ent-
wicklung von Eigenschaften; Der innere Ordner; Herz und
Liebe; Gleichmut; Das richtige Handeln; Individualität und
Personalität; Die Gesellschaftsordnungen der Überliefe-
rung; Universale Ordnung. Meister Raphael lebt nun, nach
mehr als vier Dekaden Lehrtätigkeit, zurückgezogen in der
Stille einer Einsiedelei.
Nur die Akzeptanz erlaubt Verständnis,
Und nur das Verständnis erzeugt Befreiung.
Wer sich nicht akzeptiert, verrät sich selbst.
Um die Unwissenheit besiegen zu können,
Muss sie zuallererst erkannt werden.
Raphael
www.begegnung-mit-raphael.de
Francisco Haghenbeck Das geheime Buch der Frida Kahlo Roman, Insel TB bei Suhrkamp, Berlin 2011, 976 Seiten, € 26,90
Diese wunderschöne, geheimnisvolle,
lebenshungrige, kluge Frau ereilte, als
sie 18 Jahre alt war, ein Busunglück.
Sie erlitt schwerste Verletzungen, die
sie für ihr weiteres Leben ans Bett fes-
seln und in den Rollstuhl zwingen. Sie
leidet Schmerzen. Immer. Da be-
ginnt sie zu malen. Unter Schmerzen:
„Meine Malerei trägt in sich die Bot-
schaft des Schmerzes.“ Dennoch: Ihr
Lebenshunger wurde nicht geschmälert, ihre Werke beweisen
es. Auch dann, wenn sie zunehmend schonungsloser und rea-
listischer werden. Doch sie malt ihre Gedanken nicht nur, sie
schreibt sie auch in ein kleines schwarzes Buch: Sehnsüchte,
Ängste und — Kochrezepte. Sie kocht gern mit ihren Freun-
den, leidenschaftlich und immer situationsgerecht. Und sie
vertraut dem Büchlein ihr Geheimnis an, den Pakt, den sie
einst schloss. Hier liegt ein Kunstbuch ohne Bilder vor, ein
ergreifender Roman, eine hinreißende Liebesgeschichte über
das Leben und
seine Leiden-
schaften, eine
Ode an eine
mutige, tapfere,
ihr Schicksal
annehmende
und höchst be-
wusst erleben-
de Frau.
Hand Kreis Die Espresso-Strategie — Vom großen Geheimnis der kleinen Pause Kamphausen, Bielefeld 2010, 180 Seiten, € 14,95
Wie oft hört man den Seufzer:
Wenn doch nur schon wieder Ur-
laub wäre. Dieses Buch möchte
Ihnen zeigen, dass Erholung
nicht bis zum nächsten Urlaub
warten muss. Ach, für Pausen
habe ich doch keine Zeit … ich
hör´s schon! Dazu ein Zitat aus
dem Buch: „Wer sich Zeit für
Pausen nimmt, der hat sie auch.―
Und zwar sowohl die Zeit als auch die Pausen! Das ist
kinderleicht, es müsste einem nur immer zur rechten
Zeit einfallen. Z.B. im Stau auf der Autobahn. Im Warte-
zimmer (egal wo). Bei einem langweiligen Vortrag, den
man ohne Gesichtsverlust nicht verlassen kann. Für geüb-
te braucht es dafür noch nicht einmal einen solch offen-
sichtlichen Anlass. Sie achten einfach zwei Minuten auf
ihren Atem. Das sieht keiner, merkt keiner, fällt fast nie-
mandem auf. Das Buch ist voll mit richtig kreativen Pau-
senvorschlägen (man kann z.B. auch einen Espresso trin-
ken …), Erfahrungsberichten, offenbarenden Weisheiten.
Und: Es ist dazu noch amüsant zu lesen. Ein Mediziner äu-
ßert sich auf der 4. Umschlagseite so: „Wer die kreative
Heilkraft der Pause entdecken will, dem möchte ich die-
ses Buch unbedingt ans Herz liegen.― Recht hat er! Man
kann sich mit klugen Pausen vor einigem schützen! Für
die Ungläubigen: Das Wesentliche geschieht in den
Pausen. Probieren Sie es aus.
Praxis-Newsletter Teil 2/2 EE RR CC April 2011 - Ausgabe 7, Teil 2: BÜCHER ZURÜCK ZUM INHALT Seite 3
© E
vely
n R
ittm
eyer
HP P
sych.
Pri
vatp
raxis
für
Psychoth
era
pie
& E
nerg
y R
esourc
e C
oachin
g
ww
w.e
vely
nri
ttm
eyer.
de
Hier können Sie
weitere Bilder sehen, zu einem Lied mit
dem Titel La Llorona (die Weinende) www.youtube.com/watch?v=nE-UjfdIGEY Wenn man diese Bilder und die Frau
betrachtet, wünscht man ihr posthum, es
mögen manchmal auch Freudentränen gewe-
sen sein.
2002 verfilmt: FRIDA
Ernst Pöppel Der Rahmen — Ein Blick des Gehirns auf unser Ich dtv, München 2010, 550 Seiten, € 19.90
Auf den Rahmen kommt es an —
oder auch: Auf die Versuchsan-
ordnung — und auch auf deren
Verlauf … Darauf, über den eige-
nen Tellerand zu schauen. Dieses
Buch hat einen angenehm legeren
Tonfall — der ist aber auch ange-
bracht angesichts der gehaltvollen
Materie, die uns Hirnforscher Pöp-
pel hier bietet. Er lässt fast nichts
aus. Selbst Psychotherapeuten er-
halten den Spiegel vorgehalten und je nach dem, wie sie
„gestrickt“ sind, könnten sie das sogar übel nehmen.
Solange sie nicht bereit sind, über ihren Tellerrand zu
schauen, wenigstens. Ein wunderbares Beispiel für den
Ausschlag, den ein Rahmen geben kann, ist nachzulesen
unter dem Kapitel „Kniekehlenkunde―, Seite 383 ff.: Es
geht hier um die Bedeutung von Kommunikation in der
Therapie, geschildert wird ein sehr groß angelegtes (und
damit sehr teures) Experiment, das Antwort auf eine be-
stimmte Frage im Zusammenhang mit Depression liefern
sollte. Die Versuchsanordnung war so aufwendig und kom-
pliziert, dass die Probanden (an Depression leidende Patien-
ten) allein dadurch dermaßen beeinflusst wurden, dass sie
sich nicht lehrbuchhaft depressiv verhielten. Der ganze Auf-
wand (die schöne teure Studie!) also noch nicht mal für
die Katz! Auch viele weitere Aspekte dafür, welche Wir-
kung die Nichtbeachtung des „Rahmens― haben kann,
stimmen nachdenklich! Sehr lesenswert.
Jean-Philippe Toussaint Fliehen Roman, Deutsche Erstausgabe, Frankfurter Verlagsanstalt,
Frankfurt 2007, 170 Seiten, € 19,80
Ein mit dem Prix Médicis* aus-
gezeichneter Roman. Der na-
menlose Erzähler, Toussaint-
Fans schon aus „Sich lieben―
bekannt, sieht sich außerstan-
de, seine Beziehung zu Marie
zu beenden. Da versucht er es
mit Distanz — in Shanghai
hantiert er mit großen Geld-
summen für krumme Ge-
schäfte. Eingeladen nach Pe-
king, erfreut er sich im Nachtzug eines sich anbah-
nenden zärtlich-erotischen Abenteuers, welches
vom Klingeln des Mobiltelefons brutal unterbrochen
wird. Dieses Mobile hat er zu Beginn seiner China-
reise von seinem ihn nicht aus den Augen lassen-
den Guide geschenkt bekommen und sein Klingeln
bestätigt wieder mal seine Angst vor Telefonen. Er
entdeckt darüber hinaus, dass es eine geheime Al-
chemie zwischen Telefon und Tod geben muss. Die
Sprache ist atemlos, merkwürdige Beobachtungen
mitteilend, an manchen Stellen zögerlich, dann
wieder hastig und es dem Leser überlassend, sich
die passende Atmosphäre zu erspüren. Die neue Züri-
cher Zeitung schreibt dazu: „Unerhörte Spannung.
Wir haben es mit einem hocherotischen Roman zu
tun! Und mit einem Meisterwerk voller Anmut, Melan-
cholie und Schönheit―. Stimmt.
* Ein renommierter französischer Literaturpreis, Jean-Philippe Toussaint 2005 verliehen
Silvio Blatter Zwölf Sekunden Stille Roman, Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt 2004, 304 Seiten, € 19,90
Der letzte Romantiker im Kul-
turressort der renommierten
Neuen Zeitung hat die Alters-
grenze erreicht. Dr. Marco Reh-
berg scheidet in Kürze ver-
tragsgemäß aus dem Unter-
nehmen aus. Die Jubel-Party
anlässlich der Einweihung des
glitzernden neuen Pressezent-
rums macht er noch mit und
beobachtet die Aufzeichnung
im Fernsehen vom heimischen Sofa aus. Er sieht
sich in seinem auf dem Bildschirm viel zu blauen
Anzug durch das Gewimmel von Kollegen und Par-
tygästen stürmen. Kopf im Nacken, Kinn nach vorn,
Rücken durchgedrückt. Nichts rechts, nichts links,
nur eins: Zum Lift. Die Kamera erfasst eine Frau,
die ihm nachschaut: Nina. Eine kleine Reise an die
Ligurische Küste und einige Nächte hatten sie ge-
meinsam. In wenigen Monaten wird er offiziell
nicht mehr dazugehören, er, der weit über dem
Altersdurchschnitt von Ende 20, höchstens Mitte
Dreißig liegt, fühlt sich jetzt schon so. Dann, eine
Woche nach seinem Geburtstag im Januar: Ab-
schließen, aufräumen, übergeben. Nun ist er 58
und fällig. Ein ganzes Jahr braucht Rehberg, um
sich in seine neue Rolle einzufinden. Leise, ein-
dringlich, poetisch geschildert. Mit gutem Ende
und berührend zu lesen.
Praxis-Newsletter Teil 2/2 EE RR CC April 2011 - Ausgabe 7, Teil 2: BÜCHER ZURÜCK ZUM INHALT Seite 4
© E
vely
n R
ittm
eyer
HP P
sych.
Pri
vatp
raxis
für
Psychoth
era
pie
& E
nerg
y R
esourc
e C
oachin
g
ww
w.e
vely
nri
ttm
eyer.
de
Oliver Errichiello / Arnd Zschiesche Wir Einmaligen — Individualism Kills Individuality Eichborn, Frankfurt 2010, 158 Seiten, € 16,95
Zwei Markensoziologen schreiben
ein Buch über Einmaligkeit. Keiner
stutzt? McDonalds sieht überall in
der Welt gleich aus, Tiffany (soweit
vorhanden) und Wal-Mart auch …
Markenkleidung und Schulunifor-
men - irgendwie auch. Wir ma-
chen uns einzigartig, indem wir ge-
nau das kaufen, was die anderen
auch haben … oder wovon wir
wissen, dass sie es gern hätten. Läuft da etwas falsch?
Moderne Klassengesellschaft? Guck mal, ich hab s jetzt
auch …(endlich gehöre ich zu denen, die einmalig sind!).
Diesem Phänomen gehen die beiden Autoren nach. Und
kommen uns auf eine moderne Eulenspiegelei: Wir legen
Wert auf einen erlesenen Geschmack, einen verantwor-
tungsvollen Job, ein ausgesuchtes Auto, wertvolle Freund-
schaften, außergewöhnliche Weekendtrips und wir vertre-
ten zu jeden Thema eine kompetente Meinung. Wir sind
eben einmalig. So heben wir uns ab von der Masse und
finden uns bestätigt, wenn wir in den Spiegel schauen. Wir
sind unersetzbar. Bis uns auffällt, dass da was faul sein
könnte. Dann kommen die Zweifel. Dann werden wir un-
sicher. Dann möchten wir zurück an Mammis Rockzipfel,
was natürlich nicht geht. Dann suchen wir eine Ersatzlö-
sung. Und die gibt es zum Glück zu Hauf: Bspw. Versorgt
uns die Autoindustrie mit vielen schönen SUV (Sports Uti-
lity Vehicles). Hilft vielen gegen psychische Untiefen. Alles
klar? Sehr amüsant zu lesen, muss man aber aushalten.
Helmut Zander Rudolf Steiner — Die Biografie Piper, München 2011, 536 Seiten, € 24,95
Was klingt nicht alles an, wenn
dieser Name fällt: Landwirtschaft
(biologisch-dynamisch), Pädago-
gik und Heilpädagogik (bspw.
Waldorfschulen), anthroposophi-
sche Medizin, bestimmte Bereiche
der Bewegungskunst (Eurythmie)
religiöse Aspekte bis hin zur Fi-
nanzwirtschaft (GLS Gemein-
schaftsbank) und einiges mehr.
Rudolf Steiner wird als kantiger
Querdenker beschrieben, dessen zu seiner Zeit schlicht
unangepasste Grundsätze bis heute seinen Lehren und
den daraus hervorgegangenen Impulsen Verehrer und
Gegner bescheren — jeweils glühend und voller Überzeu-
gung. Die von ihm begründete Anthroposophie ist heute
eine weltweit vertretene spirituelle Weltanschauung. Steiner
wird als einer der führenden Esoteriker des 20. Jahrhun-
derts bezeichnet, was je nach eigener Weltanschauung
auch ungnädig aufgenommen werden kann. Vieles von
dem, was er angestoßen hat, hat gerade heute Konjunk-
tur, so könnte man ihn als Visionär bezeichnen. Vielleicht
wäre es unter diesem Gesichtspunkt sinnvoll, einmal rich-
tig zu verstehen, was er meinte? Helmut Zander legt mit
diesem Buch eine große — und kritische* — Biografie vor,
die den Vater aller Anthroposophen seinen Anhängern und
Sympathisanten in einem neuen Licht vorstellt. Sicher
nicht, um seinen Verdienst zu schmälern, doch um einiges
an Klarheit zu schaffen. *Kritik: Die Kunst der Beurteilung
Eva Lohmann Acht Wochen verrückt Roman, Piper, München 2011, 208 Seiten, € 16,95
Ein autobiographischer Roman
über den Aufenthalt in einer
psychiatrischen Klinik. Die Au-
torin selbst ist also Vorlage für
die icherzählende Protagonis-
tin, die schildert, wie sie diese
Zeit empfand — ohne Rück-
sicht auf sich und auch sonst
nicht immer charmant. Sie be-
gegnet ihren eigenen Vorurtei-
len, die dem entsprechen, was man draußen hinter
vorgehaltener Hand sagt: „Verrückt ist doch jeder,
der in die Klapse kommt―. Während sie dort langsam
zurück zu sich selbst findet, beginnt sie, sich ein Bild
zu machen, wie es sich mit dem Begriff „verrückt―
verhält. Aus ihrer Sicht ist er ziemlich relativ — zu
dem wechselnden Standpunkt, den man jeweils
selbst so einnimmt. Dazu zu stehen, erfordert Mut.
Das merkt sie, als ihre Entlassung bevor steht, nach
immerhin zwei Monaten. Plötzlich hat sie Bammel
davor, wie es sein wird, wenn die beiden Welten —
ihre innere und die Welt da draußen — unweigerlich
aufeinander prallen. Wird das halten? Wird sie es
aushalten können? Sie hat einen großen Teil eines
schmerzvollen Weges hinter sich gebracht. Dass es
ihr jetzt sehr viel besser geht, merkt sie daran, dass
sie überhaupt nicht einschnappt, als ihr Freund sie
beim Abholen liebevoll in den Arm nimmt und zärt-
lich mit „Ich hab´ dich vermisst, Crazy― begrüßt.
Praxis-Newsletter Teil 2/2 EE RR CC April 2011 - Ausgabe 7, Teil 2: BÜCHER ZURÜCK ZUM INHALT Seite 5
© E
vely
n R
ittm
eyer
HP P
sych.
Pri
vatp
raxis
für
Psychoth
era
pie
& E
nerg
y R
esourc
e C
oachin
g
ww
w.e
vely
nri
ttm
eyer.
de
Verena Steiner Lern Power — Die besten Strategien für Studium und Weiterbildung Pendo bei Piper, München 2011, 266 Seiten, € 17,95
Man müsste, sollte — wollte
sogar! Allein, irgendwie wird
nix draus. Warum? Weil wir
auf dem weg zum Schreibisch
einfach wieder umkehren.
Weil wir plötzlich etwas
wahnsinnig interesseantes
entdeckt haben, mit dem wir
uns sofort und ausschließlich
beschäftigen (müssen?). Weil
wir vor dem Bildschirm oder
am Schreibtisch mit den Büchern vor uns sitzen und den
Anfang nicht finden? Das ist nicht nur ärgerlich, so kön-
nen Karrieren draufgehen und Lebensläufe verbogen
werden. Solche Zustände haben nicht unbedingt mit
viel Disziplin zu tun. Verena Steiner hilft uns mit vie-
len Vorschlägen, Tipps und Tricks und mit Anregun-
gen zur Selbstreflexion, uns selbst auf die Schliche zu
kommen. Schon die Verbesserung der Grundkompe-
tenzen könnte helfen: effektiver lesen, aktiv zuhören,
sich klug Notizen machen und eine Reihe von Übun-
gen zur besseren Konzentration. Teil zwei beschäftigt
sich damit, sich selbst und das Lernen zu steuern. Und
als Krönung die Optimierung der Lern– und Gedächtnis-
strategien: Erarbeitung und Zusammenfassung von In-
halten, mit Phantasie memorieren und wirkungsvoll re-
petieren. Erwischt? Lesen sie das Buch …! Es ist span-
nend und inspirierend.
Ludger Fischer Noch mehr Küchenirrtümer Eichborn, Frankfurt2010, 220 Seiten, € 14,95
Sind Holzbrettchen unhygienisch?
Seit „Plastikbrettchen― ist das ein
beliebtes Vorurteil. Unter Umstän-
den zutreffend, doch im Prinzip kei-
neswegs! Mit vielen weiteren Irrtümern
und Vorurteilen (bspw. Maggi enthält
Liebstöckel!) räumt hier ein Politikwis-
senschaftler und Kunsthistoriker auf.
Wie das? Dr. Ludger Fischer ist als Poli-
tikberater in Brüssel u.a. zuständig für
Hersteller von Lebensmitteln in Kleinbe-
trieben, Bäckereien, Konditoreien, Metzgereien, Eisdielen …
Aha! Es ist äußerst amüsant, was da zusammen kommt. Ei-
gentlich jeder hat ja fast eine Küche und ist somit ein Kleinstbe-
trieb für die Herstellung von Lebensmitteln und somit Zielgrup-
pe. Es stecken unglaublich viele Details, Definitionen und Ur-
sprünge von „guten― Tipps und Tricks in diesem kleinen
Büchlein, dass man plötzlich die ganze Welt aus diesem
Blickwinkel sieht. Der Autor räumt auch mit einigen liebge-
wonnenen Gewohnheiten auf. Der Absatz über Wasserfilter
ist urkomisch — mal sehen, was Wasserfilterbenutzer dazu
sagen werden. Und die Sache mit der Teflonpfanne, die an-
geblich ein Abfallprodukt der Raumfahrt ist und die man in
angekratztem Zustand nicht mehr verwenden darf? Stimmt
so auch nicht. Die zahlreichen guten Tipps, wie man das Über-
kochen und Anbrennen von Milch verhindern können sollte, hat
der Autor alle ausprobiert: Außer aufpassen und ggf. ständig
rühren hilft NICHTS! Wunderbare, alphabetisch geordnete The-
men für angeregte Kaffeetisch— oder sonstige Diskussionen.
Markus Biedermann, Sandra Furer-Fawer, Herbert Thill Smoothfood — 5 Sterne für die Heimküche Lambertus, Freiburg 2010, 192 Seiten, € 25,90
Hier geht es darum, etwas
wenig Beachtetes mit innova-
tiver Technik, Kreativität und
Einfühlungsvermögen ins
rechte Licht zu rücken. Neh-
men wir das Beispiel Kartof-
felbrei: Es kann eine sehr be-
liebte Beilage zu einem exzel-
lenten Hauptgericht sein. Es
kann aber auch das Hauptge-
richt sein. Vorübergehend als Krankenkost nach einer
schweren Grippe, als Mahlzeit für Leute, die gerade beim
Zahnarzt waren und für Babys. Oder es ist einer der
Haupt-Bestandteile der Verpflegung, die gereicht wird,
wenn „normales― Essen eher die Ausnahme ist: Für
Menschen, die an Kau– und Schluckstörungen leiden.
Mit Elementen der modernen Molekularküche, unter
Verwendung aller guten Dinge, die das Essen zum Ver-
gnügen machen und unter besonderer Berücksichtigung
der Tatsache, dass auch das Auge mitessen möchte:
Smoothfood kann sich überall sehen lassen. Dieses Ap-
petitliche Buch richtet sich gezielt an Berufsgruppen, die
täglich mit dem Thema Schluckstörungen konfrontiert
sind: In Ernährung, Hauswirtschaft, Pflege und Logopä-
die. Dennoch, der Ursprung ist die molekulare und physika-
lische Küche mit ihren Anfängen in den 1990er Jahren. Ni-
kolas Kurti, einer ihrer Väter, wird gern so zitiert: ―Es ist ab-
surd, dass wir über die Temperatur im Zentrum der Sonne
mehr wissen, als über jene im Innern eines Soufflés―.
Praxis-Newsletter Teil 2/2 EE RR CC April 2011 - Ausgabe 7, Teil 2: BÜCHER ZURÜCK ZUM INHALT Seite 6
© E
vely
n R
ittm
eyer
HP P
sych.
Pri
vatp
raxis
für
Psychoth
era
pie
& E
nerg
y R
esourc
e C
oachin
g
ww
w.e
vely
nri
ttm
eyer.
de
Wilfried Reifarth Das Enneagramm — Idee, Dynamik, Dimensionen Bei Lambertus: Eigenverlag des Deutschen Vereins für öffentliche u. pri-vate Fürsorge, Berlin 2008, 272 Seiten, € 18,40
Ist das nicht Hokuspokus?
Keineswegs, man könnte ankrei-
den, dass Herkunft und Ursprung
dieser Idee nicht genau auszu-
machen sind, was jedoch an der
Sache selbst nichts ändert.
Sicher ist dagegen, dass es sich
bei der Arbeit mit dem En-
neagramm um eine seit Jahrtau-
senden mündlich überlieferte Tra-
dition handelt. Die Inhalte decken sich weitgehend mit
Erkenntnissen zeitgenössisch-wissenschaftlicher Psycho-
logie, beziehen jedoch Erkenntnisse überlieferten Wissens
zu geistigen Qualitäten wie Zorn, Stolz, Neid, Geiz, Völ-
lerei, Wollust, Trägheit, Eitelkeit und Furcht mit ein.
Arbeit mit dem Enneagramm ist interessant und auf-
schlussreich, sollte jedoch nie alleiniges Kriterium für
Interventionen sein! Das Enneagramm kann dennoch
dazu dienen, bekannten Persönlichkeitssystemen neue
Dimensionen hinzuzufügen. Sehr schön an diesem
Buch sind die „passenden― Geschichten und Zeichnun-
gen, die komplexe Inhalte verständlich darstellen.
Doch zunächst muss man unter neun Möglichkeiten
sein eigenes Muster erkennen. Dazu bietet dieses
Buch einen sorgfältig ausgearbeiteten Fragebogen. Es
geht darum, Schwerpunkte herauszufinden. Überschnei-
dungen mehrerer Muster sind üblich, die größte
Schnittmenge weist die Richtung.
Michael Willers Denksport Mathematik — Rätsel, Aufgaben und Eselsbrücken dtv premium, München 2010, 176 Seiten, € 14,90
Der Autor weiß, wovon er redet,
(er unterrichtet dieses Fach seit
Jahren) doch die Rezensentin ver-
steht ihn nicht immer (ge-
schmeichelt). Dennoch: Es ist ver-
führerisch, sich mit diesem Buch
zu beschäftigen, weil es so tolle
Beispiele und Erklärungen liefert.
Da muss man überhaupt nicht al-
les verstehen. Könnte man aber,
sofern man sich mit Mathematik ernsthaft auseinanderset-
zen muss oder soll/te. Willers macht Mut: Um an Mathema-
tik Spaß zu haben, braucht man weder Computerfreak noch
Mathegenie zu sein. Sehr praktisch: Sollte man je einen
Baum zu fällen haben, kann man hier nachlesen, was man
aus reinem Selbstschutz zuvor alles berechnen sollte und wie
das geht. Oder, wenn auch nur zum Hausgebrauch, da unsi-
cher, aber schön einfach: die Caesar-Verschlüsselung. SUEL-
HUHSHQ VLH HV DXV! Kleiner Tipp: Das war eine 3er-
Verschiebung. Das Buch ist voll von tollen Sachen, die man
ausprobieren () kann. In welchem Jahr wird der Bergkie-
fernkäfer wie viel tausend Hektar Wald befallen haben? (Der
Käfer ist ein Schädling). Oder, leider ganz aktuell: Wie be-
rechnet man die Zerfallszeit radioaktiver Substanzen? Das
Buch geht auch ein wenig in die Geschichte der Mathematik,
fast ganz ohne Rechnen! Zielgruppe: Schüler, Lehrer, Ge-
lehrte und weniger Gelehrte, darüber hinaus alle, die dem
Thema gegenüber aufgeschlossen sind — oder sein müssen.
Praxis-Newsletter Teil 2/2 EE RR CC April 2011 - Ausgabe 7, Teil 2: BÜCHER ZURÜCK ZUM INHALT Seite 7
© E
vely
n R
ittm
eyer
HP P
sych.
Pri
vatp
raxis
für
Psychoth
era
pie
& E
nerg
y R
esourc
e C
oachin
g
ww
w.e
vely
nri
ttm
eyer.
de
Reinhard Schlüter Sieben — Eine magische Zahl dtv, München 2011, 208 Seiten, € 9,90
Alles Aberglaube, dieses Gehabe
um die Sieben? Sieben Jahre
Pech, wenn ein Spiegel zerbro-
chen ist? Das Verflixte Siebente
Jahr? Die SIEBEN Todsünden?
Glauben Sie, was Sie wollen. Die
Sieben jedenfalls hinterlässt
überall ihre Spuren: Tangram,
das chinesische Legespiel (unten
die Katze) mit seinen berühmten
sieben Teilen, entstand zwischen dem 8. und 4.
Jahrhundert v. Chr. und erfreut sich bis heute gro-
ßer Beliebtheit! In Märchen (Schneewittchen und
seine Zwerge) und Mythen, in vielen Religionen,
voran Christentum und Judentum, in Kosmos, Wis-
senschaft und Philosophie … die Sieben war immer
schon da! Vom früheren Brauch in der hessischen
Wetterau, Knaben bis zum siebten Lebensjahr das
Haar nicht zu schneiden bis zur siebenstrahligen
Krone der Freiheitsstatue.
Dieses Buch gibt auf der Spur der SIEBEN einen unge-
wöhnlichen und kenntnisreichen Einblick in so gut wie
alle Kulturen unserer Erde. Dabei
wird die Spur großzügig gezogen,
sodass ein sehr unterhaltsamer Pfad
entsteht, dessen vielen Verästelun-
gen man gern interessiert und neu-
gierig folgt. Für Leser ab circa 7 Jah-
ren — und so lange sie lesen können!
Hans Christoph Buch Reise um die Welt in acht Nächten Abenteuerroman, Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt 2009 256 Seiten, € 19,90
Von Mumbai nach Islamabad,
von Beijing über Shanghai in die
Antarktis, vom Senegal nach
Haiti … lauter neue Orte, abseits
von jeglichem Tourismus und …
zwielichtig. Acht Nächte? Der
Erzähler hat keinen Namen,
doch seine Geschichten sind
sehr unterhaltsam. Und das ist
auch die Antwort auf die Frage
der acht Nächte: In jeder Nacht
erzählt er uns von einer seiner Reisen. Rotlichtbezirke,
HIV-Experten, Hupkonzerte und schwere Abgaswolken;
irgendwann sitzt er aber auf dem Packeis und in der Käl-
te der Antarktis fest. Dann deliriert er in der Hitze des
Senegals und des Kongos, um sich kurz darauf auf Haiti
in den Wirren eines Putsches wiederzufinden. Kein Tou-
rismus, aber Travestie und Burleske. Schrill. Doch bei al-
ler Abgefahrenheit des Inhalts: aufmerksame und liebe-
volle Beobachtung, humorvoll, sozialkritisch und poli-
tisch. Hans Christoph Buch war 1963 mit 19 Jahren der
jüngste Teilnehmer der Gruppe 47 (deutschsprachiges
Schriftstellertreffen von 1947 bis 1967, das vorrangig
der Förderung junger Autoren diente). Deutschlandradio
zieht den Hut vor geradezu Kleistscher Konzentration in
Sprache und Stil, bezogen auf seinen Roman Tod in Ha-
bana. Für diesen Titel dürfte das Gleiche gelten. Man er-
hält das gute Gefühl des dabei gewesen seins.
Sudhir Kakar / Katharina Kakar Die Inder — Portrait einer Gesellschaft Dtv, München2011, 208 Seiten, € 9,90
Ein winziges Büchlein für ein so
großes Land. Dennoch: Es ist eine
Lösungshilfe für einige Rätsel, die
Indien uns aufgibt, sagt die Welt.
Katharina Kakar ist als Religions-
wissenschaftlerin auf Asien spezi-
alisiert und lebt in Goa. Der Titel
induziert die Frage: Wer sind DIE
INDER? Kann ein Land mit einer
Milliarde Menschen eine gemein-
same Identität haben? Viele (z.B.) Europäer kennen
Teile von Indien als Reiseland; Bollywood-Filme erobern
den Rest der Welt; das Land produziert einen Wachs-
tums– und Entwicklungsrekord nach dem anderen.
Was sind das für Menschen? Was ist das für eine Gesell-
schaft? Die Autorin bietet auf kleinem Raum ein Kon-
densat, aus dem sich ein facettenreiches Portrait entwi-
ckelt. Und man bekommt den Eindruck, gut, umfas-
send und von innen heraus darüber informiert zu wer-
den, wie sich gegenwärtig ganz elementare Aspekte
der indischen Gesellschaft wandeln: Der Stellenwert der
Großfamilie, das Kastenwesen, die Vorstellungen von
Körper und Körperlichkeit, das System des Ayurveda,
auf dem alles zu basieren scheint. Ein ganzes Kapitel
widmet sich der indischen Frau in Tradition und Moder-
ne; Religion, Sexualität, Konflikte zwischen Moslems
und Hindus, der Versuch, die indische Psyche zu erfas-
sen … viele Untertitel bieten dem Neuling wie wohl auch
dem Indienkenner reichlich Material.
Katharina Shepherd-Kobel Zen in der Kunst der Tuschmalerei Theseus bei Kamphausen, Bielefeld 2005, 160 Seiten, € 17,95
Die Zen-in-der-Kunst des...-
Bücher sind zahlreich, und nicht
alle haben in Wirklichkeit etwas
mit Zen zu tun. Dieses hier um so
mehr. Katharina Shepherd-Kobel
gibt eine anrührende Einführung
in „ihre― beiden Wege des Zen,
nämlich den des Bildes (Gadô)
und den des Schreibens (Shodô),
die im Grunde das gleiche Ziel
haben, wie die anderen japanischen Wege: der des Bo-
gens (Kyûdô), des Tees (Chadô), der Blumen (Kadô), des
Schwertes (Kendô) und des Sitzens in Versenkung (Zazen).
Immer geht es um vollkommene Hingabe, darum, loszu-
lassen, zuzulassen und sich zu öffnen. Wenn wir uns in
unserem Tun vergessen, eins werden mit der Blume, mit
dem Schreiben, mit unserem wahren Sein, erfahren wir
den Geist von WA-KEI-SEI-JAKU (Harmonie-Respekt-
Gelassenheit-Stille). Dieses sehr hübsche Buch ermutigt,
sich darauf einzulassen — und sei es zuerst, sich nur durch
Lesen und Sehen mit
dem Geist bekannt zu
machen. Dazu verhel-
fen neben dem wohl-
tuenden Text viele op-
tische Beispiele in Bild
und Schrift.
Ensô - Leerer Kreis
Praxis-Newsletter Teil 2/2 EE RR CC April 2011 - Ausgabe 7, Teil 2: BÜCHER ZURÜCK ZUM INHALT Seite 8
© E
vely
n R
ittm
eyer
HP P
sych.
Pri
vatp
raxis
für
Psychoth
era
pie
& E
nerg
y R
esourc
e C
oachin
g
ww
w.e
vely
nri
ttm
eyer.
de
Mario Capitanio Rauchzeichen — Cartoons für Raucher Zytglogge, CH Oberhofen 2010, 88 Seiten, € 14,00
Dieser begnadete
Zeichner ist ein
Rauchnix. Man
glaubt es kaum!
Aber er hat den
anderen (schwin-
denden) Teil der
Menschheit genau
beobachtet, wohl zu einer Zeit, als er noch masserei-
cher war. Dabei wendet er ganz verschiedene Zeichen-
techniken an — und immer trifft er mitten in die Glut.
Besonders bei jemandem, der (wie ich) auch ein Rauch-
nix ist, aber erst seit elf Jahren! Da kann man alles noch so
gut nachvollziehen und erkennt mit besonderer Hochach-
tung das Einfühlvermögen des nicht rauchenden Mario Ca-
pitanio. Dieses Buch ist ein Kompendium kleiner Rauch-
Kunstwerke und spitzbübischer Blödeleien, die jenseits
jeglicher Rauchverbot-Problematik einfach nur Spaß machen.
Und dennoch den geneigten Betrachter den ernsten Hinter-
grund der Nikotinsucht schnuppern lassen.
Eva Zeltner Hurra, wir sind Ompas! Zytglogge, CH Oberhofen 2011, 160 Seiten, € 16,50
Der Titel sagt schon alles? Nö,
aber er führt durchaus auf die
richtige Spur. Es ist ein amüsan-
tes Buch, ganz sicher. Aber es ist
auch ein Buch, das einige von
uns ins Nachdenken bringen
könnte. Und das ist gut so. „Du
bisch alt, und ich bin frisch―. Wer
so was aus Kindermund nicht
aushält, sollte sich nicht als Ompa
bewerben. Unsere Enkel spre-
chen, wie ihnen der Schnabel ge-
wachsen ist und nicht nur das. Omas und Opas von heute
sollten das sportlich sehen: So halten sie sich länger „frisch― …
Nicht-Ompas müssen dafür ins Fitness-Center. Ich ver-
such s im Ernst: Eva Zeltner weiß, wovon sie schreibt! Als
Lehrerin, Jugendpsychologin — und als Oma. Ihre diesbe-
züglichen Schilderungen eigener Begebenheiten machen
einen Lachen. Aber sie lässt sich auch darüber aus, wie an-
dere Großeltern ticken (könnten), z.B. die omnipotente
Übermutter, Schoko-Ompas und andere großelterliche Va-
rianten. Sie beschreibt einfühlsam, wo Großeltern den
Eltern voraus sein können und wie Ompas der Vielfalt
moderner Lebensstile begegnen. Ein großes Kapitel
widmend sich dem Thema „Senioren — die neuen Stör-
faktoren der Gesellschaft?― Großeltern sein heißt:
Wie gehabt und doch ganz anders. Ein liebens-
wertes Buch mit vielen guten Anregungen — und
ganz viel Trost, wo er gebraucht wird.
Klaus Ruth Yoga für Tiere Eichborn, Frankfurt 2010, ohne Paginierung , € 9,95
Nun praktiziert
ja nicht jeder
Yoga. Aber das
macht nichts!
Selbst für Mit-
menschen, die
Yoga mit „J―
schreiben, sind
diese Asanas
(Übungen) ein
Augenschmaus.
Ganz besonders im Zusammenhang mit den hinrei-
ßenden Bildunterschriften. Hier wäre ein wenig Yoga-
kenntnis allerdings gut, um sich voll an der Hinter-
gründigkeit erfreuen zu können. Hier ist eine ver-
gnügliche Kombination aus Tier-Charakteren, mehr
oder auch weniger abgewandelten Übungsnamen und
der genialen Zeichenkunst von Klaus Puth. Diese
setzt sich mal generös über die Schwerkraft hinweg,
kann sie aber auch höchst charmant nutzen. Gefragt,
ob dies ein Kinderbuch sei, würde ich antworten: Es
ist keineswegs schädlich für Kinder, besonders, wenn
sie am Kinderyoga teilnehmen. Und für die Erwachse-
nen ist es ein hübscher Spiegel. Selbst chitingepanzer-
te Börsianer könnten sich auf der Seite „Yoga für Heu-
schrecken― wiederfinden:
Praxis-Newsletter Teil 2/2 EE RR CC April 2011 - Ausgabe 7, Teil 2: BÜCHER ZURÜCK ZUM INHALT Seite 9
© E
vely
n R
ittm
eyer
HP P
sych.
Pri
vatp
raxis
für
Psychoth
era
pie
& E
nerg
y R
esourc
e C
oachin
g
ww
w.e
vely
nri
ttm
eyer.
de
Vom
Aut
oren
erf
unde
n —
in
nat
ura
nich
t anz
utre
ffen!
Gabor Steingart Das Ende der Normalität — Nachruf auf unser Leben, wie es bisher war Piper, München 2011, 192 Seiten, € 16,95
Was bleibt? Was kommt? Was ver-
schwindet für immer? Bei diesen Fra-
gen könnte man traurig werden. Oder
befürchten, die Lektüre wäre langwei-
lig. Doch die Frankfurter Neue Presse
attestiert dem Autor: „Nüchtern und
oft melancholisch schreibt Steingart,
gelegentlich sehnsüchtig, immer fak-
tengesättigt und langweilig nie.― Dem
kann ich nichts hinzufügen. Die Umschlaggestaltung erinnert wohl
absichtlich an eine bestimmte Rubrik in Tageszeitungen … Aber
was hilft es. Steingart erklärt uns, warum alte Begriffe so wie wir
sie kennen, nichts mehr taugen. Müssen wir umlernen, wenn
wir die Welt von morgen verstehen wollen? Gemach! Steingart
meint, sobald wir die Antworten gelernt hätten, wechselten die
Fragen. Doch will er uns keine Angst machen! Zwar würden
wir uns künftig (wenn nicht jetzt schon!) verschiedentlich
fremd fühlen, doch Fremdheit und die Vorfreude auf ein Leben,
das anders sein wird, als unser bisheriges, schlössen sich nicht
aus. Der Mensch hat es gern bequem, aber nicht nur. Er ist
auch neugierig. Vorübergehend auch auf Kosten der Bequem-
lichkeit. Mit der Veränderung möchte er aber auch Verbesse-
rung. Das ging schon den Neandertalern so. Wir, Gattung Ho-
mo oeconomicus, besitzen immer noch dieses Fortschrittsgen.
Leben wir damit! Es ist spannend — das Buch auch!
Peter Rühmkorf Auf Wiedersehen in Kenilworth — Ein Katzenmärchen Insel TB bei Suhrkamp, Berlin, 2011, 120 Seiten, € 7,00
Peter Rühmkorf hat oft unter Pseu-
donym geschrieben, aber zu dieser
wunderbaren Katzengeschichte be-
kennt er sich mit offenem Visier: ein
kleines Büchlein voll mit seiner nur
scheinbar vorsichtig tastenden, in
Wirklichkeit aber so treffsicher hin-
langenden Sprache, dass einem der
Inhalt möglicherweise erst zwei Sei-
ten oder gar zwei Wochen später
klar wird! Bei dieser unterhaltsamen Lektüre kann man
nebenbei den Gebrauch von Verben und Adjektiven ler-
nen, wie man ihn im Deutschunterricht eher nicht hört.
Rühmkorf wird als Lyriker, Essayist und Pamphletist apost-
rophiert, wegen letzterem vielleicht die zahlreichen
Beinamen … Hier aber nutzt er mit dem oben genannten
Wortgebrauch seine ganze spannungsgeladene, bildhafte
Fabulierkunst, um ein bezauberndes Katzenmärchen zu
erzählen. Wie der Titel richtig vermuten lässt, spielt die
Geschichte in England, es gibt ein Schloss, in dem es an-
geblich (oder doch wirklich?) spukt, aber Italien und In-
dien sind weitere Schauplätze der dramatischen Geschich-
te, an denen der Schlossverwalter und seine Katze Minnie
sich unversehens wiederfinden. Wenngleich nicht in der
Gestalt, die sie in England noch hatten! Der Schlossgeist,
Nickel von Kenilworth, ist halt schon betagt und ein biss-
chen vertüttelt — und leider war dies der letzte Zauber,
den er hervorbrachte ... Ob sich nun der Titel der Ge-
schichte erfüllt, wird hier selbstverständlich nicht verraten!
Impressum: Verantwortlich im Sinne des Presserechtes
und des Telemediengesetztes:
Evelyn Rittmeyer
Am Vogelgesang 1
65718 Eppstein-Bremthal
Tel.: 06198—58 56 960
Fax: 06198—58 56 961
Mobile: 0172—850 17 21
E-Mail: [email protected]
Internet: www.evelynrittmeyer.de (Das vollständige Impressum dort gilt ebenfalls für diesen Newsletter)
Bitte beachten Sie: Dieser Newsletter ist für Sie kostenfrei und
unverbindlich. Sollten Sie ihn
nicht mehr erhalten
oder an eine andere E-Mail-Adresse
geschickt haben wollen, geben Sie mir bitte
eine kurze Notiz unter:
Ihrem Wunsch wird so schnell wie möglich
entsprochen.
Herzlichen Dank!
Frohe Ostern (ggf. gehabt zu haben) wünscht
Evelyn Rittmeyer, HP Psych.
Privatpraxis für Psychotherapie &
Energy Resource Coaching
Unter besonderer Berücksichtigung:
Hochsensibilität
Alle N
ew
sle
tters
sin
d s
am
t den d
ari
n e
nth
altenen v
ori
gen B
uchbespre
chungen u
nte
r der
Rubri
k N
ew
sle
tter
auf
mein
er
Website a
rchiv
iert
.
Praxis-Newsletter Teil 2/2 EE RR CC April 2011 - Ausgabe 7, Teil 2: BÜCHER ZURÜCK ZUM INHALT Seite 10
*Der kleine Osterspaziergang
*Das Osterei suchen