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B7-IV Geflügel gesund erhalten Lehrmittel für die berufliche Grundbildung der Geflügelfachfrau, des Geflügelfachmannes 3. Lehrjahr

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B7-IV Geflügel gesund erhalten

Lehrmittel für die berufliche Grundbildung

der Geflügelfachfrau, des Geflügelfachmannes

3. Lehrjahr

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B7-IV 3

B7 Eier und Geflügel produzieren und vermarkten IV Geflügel gesund erhalten

Inhalt

1 Krankheiten vorbeugen 5

1.1 Eine optimale Hygiene garantieren 5

1.1.1 Die Hygiene in der Herdenplanung berücksichtigen 5

1.1.2 Eine Hygienebarriere einrichten und unterhalten 6

1.1.3 Den Personenverkehr kontrollieren 7

1.1.4 Den Warenverkehr kontrollieren 8

1.1.5 Den Tierverkehr kontrollieren 9

1.1.6 Hygiene während des Umtriebes gewährleisten 9

1.1.7 Schädlinge bekämpfen 10

1.1.8 Den Stall korrekt reinigen und desinfizieren 11

1.2 Geflügel impfen 14

1.2.1 Das Impfprogramm und die Impfstoffe wählen 14

1.2.2 Die Impfung korrekt durchführen 15

1.2.3 Den Impfschutz überprüfen 17

1.3 Krankheitsvorbeuge mit Futter- und Wasserzusätzen 19

2 Den Gesundheits- und Leistungs zustand des Geflügels beurteilen 20

2.1 Krankheiten erkennen 20

2.2 Einzeltiere beurteilen, absondern oder korrekt töten 25

2.2.1 Tiere beurteilen 25

2.2.2 Ein Krankenabteil einrichten 28

2.2.3 Einzeltiere korrekt töten 28

2.3 Laboruntersuchungen vorbereiten – Proben entnehmen 28

3 Krankheiten erkennen und Massnahmen einleiten 32

3.1 Wichtige Krankheiten und Störungen von Jung- und Legehennen 33

3.1.1 Rote Vogelmilbe, weitere Aussenparasiten 33

3.1.2 Befall mit Eingeweidewürmern 36

3.1.3 Kokzidiose 38

3.1.4 Coli-Infektionen 39

3.1.5 Weitere wichtige Infektionskrankheiten bei Jung- und Legehennen 40

3.1.6 Wichtige nicht-infektiöse Krankheiten von Jung- und Legehennen 43

3.1.7 Federpicken und Kannibalismus 44

3.2 Wichtige Krankheiten und Störungen der Mastpoulets 47

3.2.1 Coli-Infektionen 47

3.2.2 Darmerkrankungen beim Mastpoulet 47

3.2.3 Weitere Infektionskrankheiten bei Poulets 50

3.2.4 Kreislauf-, Stoffwechsel- und Beinprobleme der Mastpoulets 51

3.3 Geflügelseuchen 53

3.3.1 Aviäre Influenza (AI), (Klassische Geflügelpest, «Vogelgrippe») 54

3.3.2 Newcastle Krankheit (ND; Pseudo-Geflügelpest) 55

3.3.3 Infektiöse Laryngotracheitis (ILT) 55

3.4 Zoonosen 56

3.4.1 Salmonellen 56

3.4.2 Campylobacter 58

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B7-IV 6

IV Geflügel gesund erhalten B7 Eier und Geflügel produzieren und vermarkten

1.1.2 Eine Hygienebarriere einrichten und unterhalten

Eine Hygienebarriere im Vorraum des Stalles ist Standard in jedem Ge-flügelstall. Sie reduziert das Risiko, dass Krankheitserreger über Perso-nen, Geräte und Materialien eingeschleppt werden. Wichtig ist die klare Trennung zwischen dem Aussen- oder «Schmutzbereich» und dem «Hygienebereich». Diese Trennlinie darf nicht ohne Kleider- und Schuhwechsel bzw. nicht ohne Reinigung/Desinfektion überschritten werden.

Beispiel einer Hygienebarriere

Stall (Tierbereich)

Stall (Tierbereich)

Desinfek-tions-wanne

Aussen-bereich

Hygiene-bereich

Stall-Vorraum

StalleigeneStiefel

Strassen-schuhe

Haken mit Stallüberkleidern

Behälter mit Kopf-bedeckungen undStaubmasken

Sprühlanze oderRückenspritze zur Desinfektionvon Vorraum,Eierwagen, Paletten usw.

Abschliessbare Stalltüre(mit Hinweis «Hygienezone»)

Desinfektions-matte fürStrassenschuhe

Handwaschgelegenheitmit Seife, Desinfektions-mittel und Einwegtüchern

Hygiene-Barriere (z.B. aufgestellte Bretter, mit Möglich-keit zur Öffnung für Eierwagen usw.)

Hakenmit Strassen-kleidern

Anmerkung:Im Beispiel dient die Desinfektionswanne der Desinfektion der Stallstiefel nach dem Gebrauch (das Desinfektionsmittel kann länger einwirken).

Alternative:Je nach räumlicher Situation kann die Hygienebarriere auch vor der Türe zum Tierbereich positioniert sein. In diesem Fall empfiehlt sich eine zweite Desinfektions-wanne beim Eingang zum Vorraum.

Hygienebarriere sowie Handwaschgelegenheit im Vorraum eines Geflügelstalles.

Die beste Hygienebarriere nützt nichts, wenn sie nicht regelmässig unterhalten wird:

• Desinfektionslösung in der Wanne oder Matte bei Verschmutzung bzw. mindestens einmal wöchentlich wechseln.

• Stallkleider und -stiefel periodisch waschen/reinigen.

• Den Boden des Vorraumes regelmässig reinigen und desinfizieren, vor allem aber nach Einbringen von Geräten/Material oder nach dem Besuch fremder Personen.

Ein solcher Hinweis gehört an jede (abge-schlossene!) Stalltüre.

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Auszug aus "1. Krankheiten vorbeugen"
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B7 Eier und Geflügel produzieren und vermarkten IV Geflügel gesund erhalten

Äusserlich erkennbare Krankheitssymptome beim Geflügel

Bereich Merkmal Mögliche Ursachen bzw. Krankheiten

Körperlicher Zustand

Untergewicht oder Magerkeit Chronische Krankheiten, Parasiten befall, Unterernährung

Verfettung (vor allem in der Körperhöhle) Fütterungsfehler, Stoffwechselerkrankung

Bewegung, Körperstel lung

Apathie, Schwachheit (kann wie Lähmung aus-sehen)

Viele Infektions krank heiten, Verhungern und Verdursten

Kauernde Körperstellung mit einge zogenem Kopf und gesenktem Schwanz

Viele Infektions krank heiten

Lähmung (meist alle Gliedmassen betroffen) Diverse Infektionskrankheiten (z.B. Marek), Vergiftungen, Vitaminmangel

Lahmheit (Hinken, eingeschränkte Beweglich-keit)

Gelenks- und Skeletterkrankungen, Fussballengeschwüre, Unfälle

Zittern, Krämpfe, Kopfverdrehen, Gleich-gewichtsstörungen

Infektionskrankheiten (z.B. Aviäre Enzephalomyelitis, Aviäre Influenza, New castle Krankheit), Mangel krankheiten, Vergiftungen (z.B. Botulismus)

Senkrechte Körperstellung («Pinguinstellung») Legenot (Ansammlung von Eimasse im Bauch)

Kopf, Augen, Atmung

Schwellung von Gesicht, Augenhöhlen oder Augen lider

Infektions krankheiten (z.B. Aviäre Influenza, Newcastle Krankheit, Mykoplasmen)

Getrübte Hornhaut Ammoniak-Verätzung

Deformierte Pupillen Mareksche Krankheit

Augen- und Nasenausfluss, Niesen, Kopf-schleudern (Vögel können nicht husten!), Atem-geräusche und Atemnot

Diverse Infektions krank heiten (Atemwegserkrankungen wie Z.B. Infektiöse Bronchitis, Aviäre Influenza, Newcastle Krank-heit)

Schnabel atmung Hohe Temperatur, Atemwegsinfektionen

Kamm/ Kehl lappen

Blau-violette Farbe Akute, fiebrige Krankheiten, Kreislauf-, Herz- und Nieren-störungen, akuter Wassermangel

Blässe Lang andauernde Erkrankung, Parasitenbefall

Grösse und Durchblutung von Kamm und Kehllappen werden auch durch Aktivität des Geschlechtsapparates beeinflusst (siehe 2.2.1)

Gefieder Struppiges Gefieder Diverse Infektionskrankheiten

Kahlstellen und Gefiederschäden Federpicken, Aussenparasiten, am Rücken auch durch Begattung durch den Hahn

Verschmutztes Gefieder im Kloakenbereich Durchfall, eitriger Ausfluss (Eileiterentzündung)

Haut Bräunlich-blaue Verfärbung Austrock nung bei Infektionskrankheiten und Nierenschäden (z.B. bei Wassermangel)

Wunden, Blut, Krusten Verletzungen, Kannibalismus

Derbe, 0,5 cm grosse Verdickungen der Feder-follikel

Mareksche Krankheit

Kropf, Bauch und Kloake

Vergrösserter, verhärteter Kropf Kropfverstopfung (z.B. Anschoppung von Gras)

Verklebte Kloake Durchfall, div. Infektionskrankeiten

Geschwollener Bauch, entzündeter Nabel beim Küken

Dottersack- und Nabelentzündung

Stark vergrösserter Bauch Legenot (Legehennen), Bauchwassersucht (Masttiere), Tumore

Ausscheidung von eitrigem Sekret Eileiterentzündung

Vorfall des Eileiters aus der Kloake Eileitervorfall

Blutige Kloake Kloakenkannibalismus

Volumen des «Lege bauches» als Zeichen der Legetätigkeit siehe 2.2.1

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Auszug aus "2. Gesundheitszustand beurteilen"
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B7 Eier und Geflügel produzieren und vermarkten IV Geflügel gesund erhalten

Zur Beurteilung beziehungsweise zur Beschreibung des Gesundheits-zustandes des Geflügels kann es angebracht sein, tote Tiere zu öffnen und die Muskulatur, das Skelett und die inneren Organe zu begutach-ten. Dazu sind Kenntnisse zur Anatomie des Huhnes notwendig, die in den nachfolgenden Abbildungen schematisch dargestellt wird.

Muskulatur des Huhnes

MuskulaturMuskulaturdes Kopfesdes Kopfes

HaIs-muskulaturmuskulatur

Kurze Fingermuskeln

Beuger und Streckerdes Karpalgelenks undder FingerMuskeln des EllbogengelenksMuskeln des Ellbogengelenks

SchwanzmuskulaturSchwanzmuskulatur

KloakenmuskulaturKloakenmuskulaturOberschenkelmuskulaturOberschenkelmuskulaturBauchmuskulaturBauchmuskulatur

Beuger undBeuger und Streckerdes Intertarsalgelenksdes Intertarsalgelenksund der Zeheund der Zehen

Kurze ZehenmuskulaturKurze Zehenmuskulatur

MuskelnMuskelnder Flughäuteder Flughäute

Brustmuskulatur

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Innere Organe des Huhnes

Kehlkopf

SpeiseröhreSpeiseröhre

Luftröhre

KropfHerz

DrüsenmagenDrüsenmagen

GallenblaseMilz

Leber

Muskelmagen

Bronchien

Auge

Lunge Blind-darm

Eier-stock

Niere

EileiterEileiter

Kloake

Dickdarm

Bindgewebe

Dünndarm

Zwölffingerdarm

Bauchspeicheldrüse

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Auszug aus "2. Gesundheitszustand beurteilen"
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IV Geflügel gesund erhalten B7 Eier und Geflügel produzieren und vermarkten

Entnahme von Schlepptupferproben

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VET

Vorbereitung: Schlepptupfer befeuchten.

Probenahme: Schlepptupfer durch den Stall ziehen. Schlepptupferproben verpacken.

Die Entnahme von Blutproben beim Geflügel

Das Tier wird auf den Rücken gelegt und ein Flügel wird nach aussen gespreizt.

Die Flügelvene (Pfeil) auf der Unterseite des Flügelansatzes wird freigelegt, indem die Federn zur Seite geschoben oder ausgezupft werden. Jetzt wird die Vene mit einer Einwegnadel vorsichtig angestochen.

Anschliessend wird ca. 1 ml Blut mit einem speziellen, verschliessbaren Probenröhrchen aufgefangen.

Untersuchungsmaterial korrekt einsenden

Beim Versand des Probematerials muss Folgendes beachtet werden:

• Entnahme und Versand der Proben erfolgen am besten mit speziel-lem Material. Dieses kann bei den meisten Labors, die die Untersuchungen durchführen, bestellt werden. Das Gleiche gilt auch für Auftragsformulare und Begleitschreiben.

• Je nach Auftrag können Einzelproben (z.B. Stiefelüberzieher) gepoolt, d.h. zusammen verpackt und beschriftet werden. Bei separat zu untersuchenden Einzelproben sind diese jedoch separat zu verpacken und gut zu beschriften.

• Das korrekt verpackte Untersuchungsmaterial (siehe auch Tabelle oben) in stabile und ausgepolsterte Schachtel legen. Diese dient als äussere Hülle für zerbrechliches oder quetschbares Probe-material.

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Auszug aus "2. Gesundheitszustand beurteilen"
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B7 Eier und Geflügel produzieren und vermarkten IV Geflügel gesund erhalten

3.1 Wichtige Krankheiten und Störungen von Jung- und Legehennen

3.1.1 Rote Vogelmilbe, weitere Aussenparasiten

Die Rote Vogelmilbe (Dermanyssus gallinae) oder die «Blutmilbe» ist der wichtigste Aussenparasit beim Geflügel und verursacht vor allem in der Legehennenhaltung grosse Schäden. Milben erzeugen Stress und Unruhe in der Herde. Der Blutverlust schwächt die Tiere, reduziert ihre Leistung und ihre Infektionsabwehr und führt im Extremfall zum Tod des Tieres. Zudem tragen sie zur Verbreitung von Krankheiten von Tier zu Tier bei.

Die Roten Vogelmilben sind lichtscheu und nachtaktiv. Tagsüber halten sie sich unter Sitzstangen und Einrichtungselementen sowie in Ritzen und Spalten versteckt. Dort lagern sie sich zu grossen Kolonien zusam-men und sind als graue (nüchtern) oder dunkle, braunrote Beläge sichtbar. Nachts krabbeln sie auf die Hühner und saugen dort Blut.

Die Milben legen Eier; daraus schlüpfen bei warmen Temperaturen nach ein bis zwei Tage Larven, die nach wenigen Tagen die ge-schlechtsreife Form erreichen. Bei hohen Temperaturen im Frühling und im Sommer vermehren sich die Milben sehr rasch und können schlagartig zu grossem Befall der Hennen führen. Unter 9 °C ist die Entwicklung gestoppt. Die Milben überleben auch nach mehr-monatigem Leer stehen des Stalles. Sie werden durch Tiere, Menschen, Eierkartons und Gerätschaften verschleppt.

Die Rote Vogelmilbe hat acht Beine und ist nüchtern ca. 0,7 mm gross und gräulich. Nach dem Blutsaugen wird sie rot-bräun-lich und kann die dreifache Körpergrösse erreichen.

Eine Milbenkolonie, wie sie z.B. unter Sitz-stangen oder in Ecken und Ritzen vor-kommt.

«Nordische Vogelmilbe»Achtung: Bei Hobby- und Ziergeflügel in der Schweiz kommt gelegentlich die «Nordische Vogelmilbe» (Ornit ho nyssus sylvarium) vor. Sie lebt auch tagsüber auf den Vögeln, legt Eier im Bauchgefie-der ab und ist wesentlich schwieriger zu bekämpfen. Eine Einschleppung in Nutzgeflügelbestände ist zu vermeiden.

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Auszug aus "3. Krankheiten erkennen"
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B7 Eier und Geflügel produzieren und vermarkten IV Geflügel gesund erhalten

• Die Dosierungs- und Anwendungsvorschriften der Produkte sind strikte einzuhalten. In der Regel dürfen die Mittel zwar im belegten Stall angewendet, aber nicht direkt auf Tiere, Futter und Eier auf-gebracht werden.

• Es ist zu beachten, dass einige Mittel in der Bio-Produktion nicht zugelassen sind (Bio-Hilfsstoffliste beachten).

Bei der Bekämpfung der Roten Vogelmilbe gibt es verschiedene Kate-gorien von Mitteln, die entweder physikalisch, chemisch, biophysikali-sche oder biologisch wirken (siehe Tabelle unten). Die Milbenbekämp-fungsmittel gelten als Biozide und nicht als Tierarzneimittel, weshalb sie vom Geflügelhalter selbst beschafft und angewendet werden dür-fen.

Bekämpfungsmethoden gegen die Rote Vogelmilbe

Chemische Behandlung mit Milbenmitteln (Akariziden)

• DieseAkarizidetötendieMilbendurchchemischeWirkstoffeab,wobeidieseWirkstoffenatürlichenUrsprungs oder synthetisch hergestellt sein können.• DieMilbenmittelwerdenimbelegtenStalldirektaufdieMilbenkolonienversprüht(nichtaufHennen,

Futter oder Eier versprühen).• DieBehandlungistjenachBefallregelmässigzuwiederholen(injedemFallsechsbiszehnTagenach

einer Behandlung, um frisch aus den Eiern geschlüpfte Milben zu erfassen).• DieMilbenkönnengegenbestimmteWirkstofferesistentwerden,weshalbperiodischeinWechselder

Produkte bzw. Wirkstoffe angezeigt ist.

Anwendung von Silikatstäuben

• SilikatstäubeschädigenimKontaktmitdenMilbenihreäussereHülleundtrocknensiedurchihreFähig keit, Fett und Flüssigkeiten zu absorbieren, aus, wodurch die Milben absterben. • SilikatstäubesindnatürlichenUrsprungs(DiatomeenerdeoderKieselgurwirdausfossilenKieselalgen

gewonnen) und verursachen weder Rückstände und Resistenzen (bio-tauglich).• StalleinrichtungenundRitzenwerdenmitSilikatstaubbeschichtet,entwedertrockenverstäubt(zum

Teil elektrostatisch aufgeladen zur besseren Haftung) oder als wässerige Emulsion verspritzt.• DieAnwendungerfolgtimdesinfiziertenStallvorderEinstallungderTiere.DurchdieDepotwirkung

bleiben die Stäube über längere Zeit wirksam. Nach einigen Monaten kann eine Nachbehandlung im belegten Stall nötig sein.• SilikatstäubekönnenindieLungeeindringenunddieseschädigen.BeiderAusbringunginPulverform

sowie bis vier Wochen nach der Ausbringung ist im Stall eine Staubmaske zu tragen.

Verabreichung von Repellenten über das Trinkwasser

• GewisseWirkstoffe(z.B.pflanzlicheExtrakte)werdenüberdasTrinkwasserdenHühnernverabreichtund machen so deren Blut für die Milben unattraktiv oder unverdaulich. Die Milben gehen in der Folge kaum mehr an die Hühner.• DadieMilbenauchlangeHungerperiodenüberleben,kanndieMethodebeiBedarfmitanderen

Bekämpfungs methoden kombiniert werden.• DieProduktewerdenzuBeginnwährendeinerWocheüberdasTrinkwasserverabreicht,späteran

einem Tag pro Woche während einer bestimmten Zeit.

Anwendung von Ölen und Stärken

• DieAusbringungvonpflanzlichenÖlenoderaufgelöstenStärkendirektaufdieMilbenkolonien bewirkt ein Verkleben der Atmungsöffnungen der Milben und tötet diese so ab.

Einsatz von Raubmilben

• ImStallwerdengezieltRaubmilbenausgebracht,welchedieVogelmilbenfressenunddezimieren.• DerBestandderVogelmilbenkannunterKontrollegehaltenwerden,solangederVogelmilbendruck

nicht zu gross ist (sonst muss zuerst eine Dezimierung durch ein giftfreies Produkt erfolgen).

Bekämpfung durch Hitze

•MilbenwerdenbeiTemperaturenunter–20°Coderüber45°Cabgetötet.InHollandundDänemarkist das Aufheizen des gesamten Stalles auf über 45 °C eine Bekämpfungsstrategie. Die Methode ist sehr energieaufwendig und wenig praktikabel.

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IV Geflügel gesund erhalten B7 Eier und Geflügel produzieren und vermarkten

Darmerkrankungen beim Mastpoulet werden durch folgende Faktoren begünstigt:

• Zu hohe Nährstoffgehalte oder schlechte Verdaulichkeit des Futters: Besonders ein zu hoher Eiweissgehalt führt zu mehr unverdauten Proteinen im Dickdarm, die das übermässige Wachs-tum von Clostridien begünstigen.

• Feuchte Einstreu: Krankheitserreger überleben und vermehren sich in feuchter Einstreu besser; gleichzeitig führen Darmerkrankungen zu dünnem Kot und feuchter Einstreu (Teufelskreis!).

• Schädigung des Darmes durch andere Krankheiten: z.B. begünstigt eine Kokzidiose die Erkrankung an Clostridien (Nekrotisierende Enteritis, siehe unten).

• Stress (z.B. ungeeignetes Stallklima).

• Ein hoher Gehalt an Clostridien im Futter.

Zum Erhalt der Darmgesundheit sind die oben genannten Faktoren zu vermeiden. Insbesondere eine gute Einstreuqualität und ein guter Kokzidiose-Schutz sind wichtig. Eine gesunde Darmflora kann auch mit der Zugabe von organischen Säuren oder Probiotika (z.B. Milch-säurebakterien, Bacillus subtilis) über das Trinkwasser oder Futter ge-fördert werden.

Nekrotisierende Enteritis (NE, Wachtelkrankheit)

Neben Coli-Infektionen stellt die Nekrotisierende Enteritis (NE) die zweithäufigste Krankheit bei Masttieren dar. Ursache ist das Bakterium Clostridium perfringens, das sich im Dünndarm übermässig vermehrt. Die Clostridien können sich sehr rasch vermehren und bilden Toxine (Gifte), die zu Entzündungen oder zum Absterben der Darmschleim-haut führen oder auch in den Blutkreislauf gelangen können. Das Bakterium kommt natürlicherweise in der Umwelt und auch im Dick-darm des gesunden Geflügels vor. Ein Nachweis von Cl. perfringens allein ist deshalb noch kein Anzeichen für das Vorliegen der Erkran-kung.

In den meisten Fällen tritt die Krankheit bei Broilern im Alter von zwei bis fünf Wochen auf. Es kommen drei Erscheinungsformen vor, wobei bei Mastherden die subklinische Form am häufigsten ist:

• Die subklinische Form (ohne deutliche Krankheitszeichen) tritt häufig um den 23. Tag auf mit hellem, flüssigem Kot sowie ver-minderter Futteraufnahme und tieferen Zunahmen; die Abgänge sind jedoch kaum erhöht. Durchfall und feuchte Einstreu können erste Anzeichen sein. Die Schädigungen des Darmes sind weniger deutlich ausgeprägt und schwieriger zu erkennen als bei der aku-ten Form, aber sie reduzieren die Nährstoffaufnahme.

• Die akute Form tritt plötzlich auf mit Fress- und Bewegungsunlust, Durchfall, gesträubtem Gefieder und vermehrter Sterblichkeit. Bei der Eröffnung der Därme fallen akute, zum Teil blutige Entzündun-gen sowie abgestorbene (nekrotische) Bereiche hauptsächlich der Dünndarm-Schleimhaut auf. Die Därme sind häufig gasig auf-gebläht, brüchig, unelastisch und verdickt. Eine Herde durchseucht die Krankheit innert fünf bis sieben Tagen.

• Form mit Leberveränderung: Zusätzlich zur NE kann auch die Cl. perfringens-assoziierte Hepatitis (Leberentzündung) beobachtet werden.

Kotkasten zur Beurteilung der Darmgesundheit

Zur Beurteilung der Darmgesundheit ist ein Kotkasten hilfreich: Ein ca. 10 cm ho-her Holzrahmen in der Grösse eines A3-Blattes wird mit Drahtgitter abgedeckt; darunter wird ein saugfähiges Papier aus-gebreitet.

Der Kot fällt auf das Papier und hinterlässt je nach Feuchtigkeit einen mehr oder we-niger grossen Flüssigkeitsfleck. Feuchter Kot als Indiz für eine gestörte Darmsta-bilität wird so früher erkannt als in der Einstreu.

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Auszug aus "3. Krankheiten erkennen"