BA Frischkopf Amanda PR10 original · 2015-08-24 · • Es gibt einfache Wörter wie zum Beispiel...
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Bachelorarbeit Wortschatzarbeit Amanda Frischkopf
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1.2 Fragestellung
Aufgrund der beschriebenen Überlegungen werde ich mit dieser Arbeit folgenden Fragen
nachgehen:
1. Wie lassen sich die theoretischen Erkenntnisse zur Wortschatzarbeit in einer
Fördereinheit zur Wortschatzerweiterung für eine Gruppe von sechs Lernenden der
vierten Primarklasse konkret umsetzen; sprich planen, durchführen und deren Einsatz und
Wirkung auswerten?
2. Kann durch die durchgeführte Fördereinheit der Wortschatz von sechs Lernenden der
vierten Primarklasse erweitert werden?
1.3 Zielsetzung
Das Ziel meiner Arbeit ist es, aktuelle und erfolgversprechende theoretische Erkenntnisse
zur Wortschatzarbeit in der Primarschule aufzuzeigen und im Speziellen auf der vierten
Primarstufe anzuwenden, um eine Antwort auf die formulierten Fragen zu finden.
Um die Fragestellungen meiner Arbeit bearbeiten und beantworten zu können, soll in einem
ersten schriftlichen Teil ein theoretischer Hintergrund gewährleistet werden. Dieser beinhaltet
eine Definition der Begriffe Wort, Wortschatz und Wortschatzarbeit. In einem weiteren
Kapitel wird die Problematik der Wortschatzarbeit aus Sicht der Theorie und Forschung
dargelegt und die Wortschatzarbeit im Luzerner Lehrplan (IEDK, 1998) und im offiziellen
Deutschlehrmittel Die Sprachstarken 4 (Lötscher, Nänny, Sutter, Schmellentin & Sturm,
2009, 2010) aufgeführt. Des Weiteren wird der Fokus auf die Theorie des
Wortschatzerwerbes und die daraus abgeleitete Didaktik gelegt.
Gestützt auf die theoretischen Grundlagen wird im praktischen Teil die Planung,
Durchführung und Auswertung einer Fördereinheit von zwanzig Lektionen für sechs
Lernende der vierten Primarklasse aufgeführt, die aufgrund einer Lernstandanalyse einen im
Vergleich zur Klasse kleinen Wortschatz haben. Ich will mit dieser Fördereinheit aufzeigen,
wie es im Deutschunterricht möglich ist, systematisch und differenziert Wortschatzarbeit
nach den neuesten Erkenntnissen der Forschung zu betreiben. Der Wortschatz dieser sechs
Lernenden soll erweitert und vertieft werden.
Am Ende der Wortschatzarbeit wird noch einmal die gleiche Lernstandanalyse durchgeführt.
Die Ergebnisse der ersten und zweiten Wortschatzerhebung werden grafisch dargestellt,
miteinander verglichen und ausgewertet. Die Beantwortung der Fragestellungen und die
kritische Betrachtung der ganzen Fördereinheit runden die Arbeit ab.
Da ich es grundsätzlich mit normal begabten Kindern zu tun habe, werde ich in meiner Arbeit
nicht auf mögliche Störungen des Wortschatzerwerbes eingehen.
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2 Theoretischer Hauptteil
Im folgenden Teil wird der theoretische Hintergrund zur Wortschatzarbeit erläutert. Zu
Beginn wird auf die Begriffe Wort, Wortschatz und Wortschatzarbeit genauer eingegangen.
Im Kapitel 2.2 wird die Problematik der Wortschatzarbeit aus Sicht der Theorie und
Forschung dargelegt und die Wortschatzarbeit im Luzerner Lehrplan (IEDK, 1998) und im
offiziellen Lehrmittel Die Sprachstarken 4 (Lötscher et al., 2009, 2010) aufgeführt.
Im Kapitel 2.3 wird der Fokus auf die Theorie des Wortschatzerwerbes und im Kapitel 2.4 auf
die daraus abgeleitete Didaktik gelegt.
2.1 Begriffsklärungen
Zu Beginn der Arbeit wird ihr Titel Wortschatzarbeit genauer betrachtet und die einzelnen
Aspekte Wort, Wortschatz und Wortschatzarbeit dargelegt und erklärt, was darunter
verstanden wird.
2.1.1 Wort und Lexem
Wörter sind die elementare Grundlage aller menschlichen Sprachen. Sie sind das
menschliche Verständigungsmittel, sei es das gesprochene oder das geschriebene Wort.
Ohne Grammatik und ohne ihre Regeln kann man nur schlecht kommunizieren, aber ohne
Wörter überhaupt nicht.
Alle Menschen wissen oder glauben zu wissen, was ein Wort ist. Im alltäglichen
Sprachgebrauch wird der Ausdruck Wort, wie die folgenden Beispiele zeigen, in
unterschiedlichen Zusammenhängen verwendet.
Ich suche ein Wort mit sechs Buchstaben.
Schneide mir nicht das Wort ab!
Genug der Worte, jetzt folgen Taten!
Er gibt mir das Wort.
Ich mache schöne Worte.
Geht es um eine genauere wissenschaftliche Abgrenzung und Unterscheidung von
wortähnlichen Gebilden oder um eine klare Definition, ist sich die Sprachwissenschaft
überhaupt nicht einig. Darum existiert keine eindeutige Definition des Begriffes Wort. Je nach
Blickwinkel sind bei der Definition unterschiedliche Kriterien von Bedeutung (Ulrich, 2010,
S. 3).
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Ulrich (2010, S. 3-5) führt folgende zwei Definitionen1 auf.
Orthographische Definition
Das Wort ist eine Buchstabenfolge, die auf beiden Seiten durch Leerstellen/Abstände oder
ein Satzzeichen vom Kontext abgegrenzt ist.
Diese Definition weist jedoch Probleme auf. Die Abstände der geschriebenen Sprache
entsprechen nicht immer den Pausen der gesprochenen Sprache.
Eine weitere Schwierigkeit zeigt sich zum Beispiel beim Wort wegfahren. Zählt wegfahren als
ein Wort oder fährt weg als zwei Wörter?
Auch bei den Flexionsformen der Verben fragen, fragst, fragte, gefragt etc., bei denen sich
die grammatische Form ändert, nicht aber die Bedeutung, stellt sich die Frage, ob es sich
dabei um ein Wort oder mehrere Wörter handelt?
Zudem gibt es Wörter, sogenannte Homonyme, welche die gleiche Form, aber verschiedene
Bedeutungen haben, wie beispielsweise der Gang als Korridor und der Gang als Art zu
gehen.
Die orthografische Definition ist zu sehr an die schriftliche Erscheinungsform der Sprache
gebunden und vernachlässigt die Bedeutung und die grammatische Funktion der Wörter.
Semantische Definition
Das Wort ist die kleinste selbstständig Bedeutung tragende Einheit der Sprache.
Die semantische Definition kommt in Konflikt mit der Linguistik. In der Linguistik definiert man
nicht das Wort als kleinste Bedeutung tragende Einheit, sondern den Wortbaustein, das
Morphem.
Zusammengesetzte Wörter wie Schlüsselloch und abgeleitete Wörter wie herzlich oder
Unmensch sind nach dieser Definition keine Wörter, weil man sie in kleinere
bedeutungstragende Wörter wie Schlüssel und Loch und in nachgestellte Wortbausteine,
Suffixe, wie lich und vorangestellte Wortbausteine, Präfixe, wie un zerlegen kann.
Gewissen Wörtern wie Artikeln, Konjunktionen, Präpositionen und Pronomen lassen sich
keine lexikalischen Bedeutungen zuordnen. Sie bestimmen die grammatisch logischen
Beziehungen der Wörter und Wortgruppen im Satz zueinander. Folglich wären laut der
semantischen Definition Artikel, Konjunktionen, Präpositionen und Pronomen keine Wörter.
1 Alle nachfolgenden Definitionen wurden paraphrasiert und zur besseren Sichtbarkeit in einen Rahmen gesetzt.
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Bussmann (2008, S. 794) führt in seinem Lexikon eine weitere Definition auf.
Syntaktische Definition
Das Wort ist die kleinste verschiebbare und ersetzbare Einheit des Satzes.
Unter syntaktischem Aspekt sind Wörter Einheiten, die sich innerhalb eines Satzes
verschieben, sich durch andere austauschen und durch das Einfügen weiterer Wörter
voneinander trennen lassen.
Diese Definition ist wie die orthografische problematisch, weil sie die Bedeutung des Wortes
nicht beachtet. Wortformen wie Frau und Frauen werden nicht als zusammengehörige
Wortformen bestimmt. Das gleiche Problem besteht bei trennbaren Verben wie auffressen
und er frisst auf, die auch getrennt als Ganzes zusammengehören.
Wie die verschiedenen Definitionsversuche zeigen, gibt es Wortbeispiele, die sich der einen
oder anderen Definition widersetzen und herausfallen.
Setzt man aber beim Begriff Wort weniger strenge Massstäbe an und geht davon aus, dass
ein Wort verschiedene Merkmale aufweisen kann, aber nicht muss, kommt man dem
Prototyp eines Wortes näher.
Nach Ulrich (2010, S. 5) kann ein Wort folgende Merkmale aufweisen:
• Es ist in der gesprochenen wie in der geschriebenen Sprache isolierbar.
• Es ist selbstständiger Bedeutungsträger.
• Es gibt einfache Wörter wie zum Beispiel Herz, die aus einem einzigen Morphem
bestehen.
• Es gibt aber auch komplexe Wörter wie zum Beispiel herzlos, herzlich, die aus mehreren
Morphemen bestehen.
Nach Ulrich (2010, S. 5-6) scheint es ratsam, aufgrund der erwähnten Probleme bei der
Begriffsabgrenzung einen anderen eindeutigen Terminus, das Lexem, zu verwenden. Der
Begriff Lexem lässt sich in der linguistischen Fachsprache eindeutiger definieren als der
Begriff Wort.
Definition Lexem
Das Lexem bildet die Grundeinheit des Lexikons, des Wortschatzes einer Sprache. Es ist als
Lexikoneinheit gesellschaftlich gefestigt und lexikalisiert.
Im Zusammenhang mit dem Begriff Wortschatz ist es sinnvoll, den Terminus Lexem zu
verwenden, da er eine abstrakte Grösse ist und sich auf alle Wörter bezieht.
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Es lassen sich drei Arten von Lexemen unterscheiden (Ulrich, 2011, S. 31-32):
• Einfache Lexeme, die aus einem einzigen freien Morphem bestehen. Bei Verben kommt
das Flexionsmorphem dazu. Beispiele sind Haus, hoch und lauf.
• Komplexe Lexeme, die aus mehreren Morphemen bestehen, also Zusammensetzungen
wie Hochhaus, Ableitungen wie bewohnen und Kurzformen wie U-Bahn.
• Wortgruppenlexeme wie Redewendungen, deren Bedeutung nicht einfach aus den
Einzelwörtern abgeleitet werden können. Zum Beispiel Nicht alle Tassen im Schrank
haben bedeutet verrückt zu sein. Der dritte Lexemtyp besteht aus mehreren Wörtern und
muss als semantische Ganzheit mit spezieller Bedeutung gelernt und im Langzeit-
gedächtnis gespeichert werden.
Aus der Fachliteratur wird ersichtlich, dass die Begriffe Wort und Lexem gleichbedeutend
verwendet werden. Deshalb wird in dieser Arbeit einfachheitshalber nur der Begriff Wort
verwendet. Damit ist aber auch immer das Lexem gemeint.
2.1.2 Wortschatz
Im Kapitel 2.1.1 wird das Wort als Grundeinheit des Lexikons genauer erläutert. Alle diese zu
einem bestimmten Zeitpunkt im Lexikon vorhandenen Wörter bilden den Wortschatz einer
Sprache oder Sprachgemeinschaft. Die Begriffe Wortschatz und Lexikon sind Synonyme und
austauschbar. In der deutschen Standardsprache gibt es nach Angaben der Fachliteratur
300‘000 bis 500‘000 Wörter. Berücksichtigt man jedoch noch die Fachsprachen, so sind es
bis zehn Millionen Wörter. Der Bestand ändert sich laufend. Einige Wörter wie Fräulein oder
Oheim verschwinden, andere wie herunterladen oder SMS kommen neu dazu. Kein
Individuum einer Sprachgemeinschaft beherrscht den gesamten Wortschatz. Von Geburt an
bis zum Tod lernt der Mensch nur einen bescheidenen Teil des Wortschatzes und speichert
ihn im Langzeitgedächtnis. Man nennt diesen individuellen Anteil, diesen menschlichen
Wortspeicher, das innere oder mentale Lexikon eines Menschen (Ulrich, 2011, S. 33).
Man unterscheidet zwischen einem rezeptiven, beziehungsweise passiven und einem
produktiven, beziehungsweise aktiven Wortschatz. Wörter, die beim Hören und Lesen
verstanden werden, gehören zum rezeptiven und passiven Wortschatz, der auch
Verstehenswortschatz genannt wird. Hingegen bilden Wörter, auf die beim Sprechen und
Schreiben aktiv zurückgegriffen wird, den produktiven und aktiven, den sogenannten
Ausdruckswortschatz. Der rezeptive Wortschatz ist in der Regel viel grösser als der
produktive und geht ihm voraus. Der Übergang vom rezeptiven zum produktiven Wortschatz
ist gleitend. Meistens ist es jedoch so, dass man Wörter zuerst vom Lesen oder Hören her
versteht und dann beim Schreiben oder Sprechen darauf zurückgreift und sie anwendet.
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Wörter können aber auch vom produktiven zum rezeptiven Wortschatz übergehen, wenn sie
im Alltag selten gebraucht werden. Der individuelle Bestand an Wörtern im mentalen Lexikon
und das Wachstum und der Umfang des Wortschatzes lassen sich nicht genau bestimmen,
nur schätzen.
Bei Schuleintritt im Alter von ungefähr sechs Jahren beträgt der rezeptive Wortschatz in der
deutschen Erstsprache eines Kindes rund 14‘000 Wörter und es verfügt über einen
produktiven Wortschatz von rund 5‘000 Wörtern. Während der Schulzeit wächst der
Wortschatz mit dem Schriftspracherwerb enorm. Jährlich vergrössert sich der rezeptive
Wortschatz während den ersten Schuljahren um rund 3‘000 neue Wörter. Erwachsene
verwenden normalerweise einen produktiven Wortschatz von 7‘000 bis 15‘000 Wörtern und
verfügen über einen rezeptiven Wortschatz von 50‘000 bis 100‘000 Wörtern. Auch im
Erwachsenenalter lernt man ständig neue Wörter hinzu (Selimi, 2010, S. 26).
2.1.3 Wortschatzarbeit
Mit Wortschatzarbeit ist eine explizite Wortschatzarbeit gemeint, die die Untersuchung
semantischer Strukturen des Lexikons zum Unterrichtsthema macht. Dies geschieht planvoll
und systematisch mit Hilfe von verschiedenen Wortschatzübungen (Ulrich, 2011, S. 43).
Die Ziele der Wortschatzarbeit sind laut Ulrich (2010, S. 35):
• Beherrschen eines möglichst umfangreichen rezeptiven und produktiven Wortschatzes
• Kennen eines Wortes mit seinen Haupt- und Nebenbedeutungen sowie den
semantischen Merkmalen
• Erwerben einer möglichst umfassenden analytischen und produktiven Wortbildungs-
kompetenz
• Verstehen der Prozesse der Bedeutungserweiterung und der Metaphernbildung
• Sensibilisieren für Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen mehreren Wörtern und
Lesarten
Es geht Ulrich (2011) bei der Wortschatzarbeit nicht nur darum, den individuellen Wortschatz
der Lernenden durch zusätzliche Einträge im mentalen Lexikon zu erweitern und zu
vertiefen, sondern auch darum, den Zugriff auf den Wortschatz zu sichern und zu optimieren.
Sowohl die Worterkennung beim Hören und Lesen wie auch die Wortfindung beim Sprechen
und Schreiben gilt es im Rahmen der Wortschatzarbeit zu verbessern (Ulrich, 2011, S. 41).
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2.2 Problematik
Wie bereits in der Einleitung erwähnt, schliessen viele Wissenschaftler, aber auch die
Mitmenschen, vom Wortschatz eines Menschen auf seinen Intelligenzgrad. Klar, der
Wortschatz ist nur ein Indikator, doch zweifelsohne spielt er eine wichtige Rolle im
beruflichen wie privaten Alltag eines Menschen.
Wie im Kapitel 2.1.2 beschrieben, ist die Zunahme des Wortschatzes während der Schulzeit
am grössten. So liegt es auf der Hand, dass die Schule beim Wortschatzerwerb eine
wichtige Verantwortung übernimmt, beziehungsweise übernehmen muss. Sie ist
verantwortlich dafür, dass Lernende aus verschiedener sozialer und nationaler Herkunft und
mit verschiedenen kognitiven Fähigkeiten, ihren Wortschatz erfolgreich erweitern und
vertiefen können. Gelingt es der Schule, diese Verantwortung wahrzunehmen?
2.2.1 Problematik aus Sicht der Theorie und Forschung
Die Linguistik ging bis ins 20. Jahrhundert davon aus, dass der Satz die zentrale und
wichtigste Erscheinung der Sprache ist. Die Syntax als Theorie der Satzbildung bildete den
Kern der Sprachanalyse und Sprachbeschreibung. Das sprachliche Ausdrucksverhalten war
nach der Sprachwissenschaft in erster Linie die Anwendung von Satzbauregeln. So wurde
im schulischen Deutschunterricht der Schwerpunkt auf die Satzbaulehre, also die
Grammatik, gelegt.
In den 1980er Jahren führte der Paradigmenwechsel vom Behaviorismus zur kognitiven
Psychologie zur Entstehung einer kognitiven Linguistik und so auch zu einer kognitiven
Semantik. Die kognitive Semantik untersuchte, wie sprachliche Informationen, wie
Bedeutungen mental repräsentiert werden. Der Fokus wurde stärker als zuvor auf die
geistige Verarbeitung der wahrgenommenen Welt in Form von Konzepten und auf deren
Versprachlichung mit Hilfe von Sprachzeichen gelegt. Mit den neuen Erkenntnissen in der
kognitiven Semantik wurde die Bedeutung des Wortschatzes für alles sprachliche Handeln
erkannt. Es setzte sich immer mehr die Überzeugung durch, dass ein grosser Teil dessen,
was bei der Satzbildung erfolgt, von der Wahl der beteiligten Wörter abhängt. Diese stehen
nicht am Ende, sondern am Anfang eines Satzbildungsprozesses. In einem ersten Schritt
erfolgt der Zugriff auf den Wortschatz und erst in einem zweiten Schritt der Aufbau der
Satzstruktur. Nicht die Syntax steht, wie früher angenommen, im Zentrum des sprachlichen
Handelns, sondern der Wortschatz, auch Lexikon genannt. Ohne Grammatikkenntnisse kann
man sich nur schlecht verständigen, ohne Kenntnis der Wörter aber überhaupt nicht (Ulrich,
2011, S. 18-20).
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Dieser Wandel in der Sprachwissenschaft sollte zwangsläufig auch zu einem Wandel in der
Didaktik der deutschen Sprache führen. Dies ist jedoch nach Ulrich (2010) bis heute nicht
der Fall. Die Wortschatzarbeit wird im muttersprachlichen Deutschunterricht der
Volksschulen vernachlässigt. Sprachbetrachtung und Reflexion der Sprache beziehen sich
prinzipiell auf Grammatik und Rechtschreibung. Es herrscht die Meinung vor, dass der
Wortschatz der Lernenden im Unterricht beim Zuhören und beim Lesen von Texten nebenbei
erworben wird (Ulrich, 2010, S. 33). Aber nach Ansicht von Ulrich (2010) genügt dies nicht.
So fordert er: „Fort von einem satz- und syntaxzentrierten Grammatikunterricht hin zu einer
wortschatzorientierten Sprachreflexion im Unterricht!“ (Ulrich, 2010, S. 2). Er will damit den
herkömmlichen syntaxorientierten Grammatikunterricht, der Inhalte wie Wortarten,
Wortflexion, Satzglieder etc. umfasst, zu Gunsten einer lexikonorientierten Sprachreflexion
reduzieren. Um das Speichern lexikalischer Einheiten und ihr Abrufen zu sichern und zu
beschleunigen, fordert er, komplementär zur unsystematischen Wortschatzarbeit eine
differenzierte und systematische Bewusstmachung von Strukturen (Ulrich, 2011, S. 20-21).
Wie Ulrich (2010, 2011) stellt auch Selimi (2010) diese Problematik fest. Die
Wortschatzarbeit im Unterricht ist nach ihm heute zu wenig systematisch. Der Wortschatz,
den die Schülerinnen und Schüler sich beiläufig aneignen, bleibt oberflächlich und lückenhaft
und genügt bei vielen Lernenden nicht, das Wissen über Wörter und deren Feinheiten
nachhaltig auszuweiten. Auch Selimi (2010) fordert eine durchdachte Wortschatzförderung,
eine bewusste Auseinandersetzung mit den Wortbedeutungen und den Beziehungen
zwischen den Wörtern. Nur das führt zu einem grösseren Wortschatz der Lernenden.
Die von Ulrich (2010, 2011) und Selimi (2010) festgestellte mangelhafte Wortschatzarbeit im
Deutschunterricht hat Auswirkungen auf die Wortschatzkompetenzen der Lernenden.
Eine Studie von Moser und Hollenweger (2008, zit. in Selimi, 2010, S. 12) kommt zum
Schluss, dass bei Lernenden von mehrsprachigen Klassen der Primarschule durchschnittlich
geringe Wortschatzkompetenzen in der deutschen Sprache vorhanden sind.
Die internationale Vergleichsstudie PISA (2000, zit. in Selimi, 2010, S. 12) bescheinigt
mittelmässige Resultate im Leseverstehen bei den Jugendlichen. Diese Tatsache lässt die
Vermutung aufkommen, dass ein unzureichender Wortschatz die wichtigste Ursache für
diese ungenügenden Lesekompetenzen ist (Selimi, 2010, S. 12-13).
Nach den Erkenntnissen von Ulrich (2010, 2011) und Selimi (2010) zur Wortschatzarbeit
sowie den beiden Studien stellt sich die Frage, wie es um die Wortschatzarbeit im aktuellen
Deutschlehrplan (IEDK, 1998) der Primarschule des Kantons Luzern steht und wie sie im
obligatorischen Deutschlehrmittel Die Sprachstarken 4 (Lötscher et al., 2009, 2010)
umgesetzt wird?
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2.2.2 Wortschatzarbeit im Luzerner Lehrplan und Deutschlehrmittel
Da die Fördereinheit zur Wortschatzerweiterung für die vierte Primarklasse geplant ist,
beschränkt sich die Durchsicht auf den aktuellen Luzerner Deutschlehrplan (IEDK, 1998)
dieser Stufe. Er enthält insgesamt zwanzig Grobziele, wovon vier der Wortschatzerweiterung
zugeordnet werden können (Dienststelle Volksschulbildung Kanton Luzern, 2012, S. 5). Die
nachfolgenden Ausschnitte aus dem Lehrplan zeigen die entsprechenden vier Grobziele.
Abb. 1: Wortschatzarbeit im Lehrplan Deutsch des Kt. Luzern (IEDK, 1998, S. 16)
Beim Grobziel 1.1 im Lehrplan (IEDK, 1998), wie man in der Abbildung 2 sieht, geht es
darum, dass sich die Lernenden beim Lesen und Zuhören bewusst werden, welche Wörter
und Wendungen sie nur ungenau oder überhaupt nicht verstehen. Sie sollen die
Bedeutungen der Wörter oder Wendungen, die nicht verstanden werden, in einem ersten
Schritt aus dem Kontext selber erschliessen lernen und erst in einem zweiten Schritt
entsprechende Fragen stellen oder mit Hilfe von Nachschlagewerken die Wortbedeutungen
kennen lernen.
Beim Grobziel 1.2 sollen die Lernenden mündlich wie schriftlich Erfahrungen, Empfindungen,
Beobachtungen und Handlungsabläufe möglichst genau beschreiben können.
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Abb. 2: Wortschatzarbeit im Lehrplan Deutsch des Kt. Luzern (IEDK, 1998, S. 20)
Wie in der Abbildung 3 ersichtlich ist, wird von den Lernenden beim Grobziel 7.1 verlangt,
dass sie über einen Wortschatz verfügen, den sie in verschiedenen Situationen und mit
verschiedenen Gesprächspartnern in angepasster Wortwahl und adäquatem Tonfall
einsetzen können.
Weiter sollen die Lernenden beim Grobziel 7.2 Missverständnisse erkennen und Konflikte in
Streitgesprächen mit sprachlichen Mitteln verantwortungsvoll lösen können.
Im Lehrplan Deutsch des Kantons Luzern (IEDK, 1998) werden einige Angaben zur
Wortschatzförderung gemacht. Die Hinweise zu den Seitenangaben im Schülerbuch und im
Arbeitsheft entsprechen aber nicht dem neuen offiziellen Deutschlehrmittel Die
Sprachstarken 4 (Lötscher et al., 2009, 2010).
Im Deutschlehrmittel (Lötscher et al., 2009, 2010) der vierten Primarklasse gibt es einige
Themen, die sich indirekt mit der Wortschatzerweiterung befassen. Es sind dies zum Beispiel
im Sprachbuch (Lötscher et al., 2009) Seite 42 Anleitungen lesen und verstehen, Seite 44
Rezepte lesen und verstehen, Seite 46 Spielanleitungen lesen und verstehen und Seite 56
Interview lesen und verstehen.
Auch bei vielen Übungen zum Texte schaffen, Erzählen und Präsentieren sowie beim
Behandeln der Wortarten kann Wortschatzarbeit einfliessen, aber es ist der Lehrperson
überlassen, wie oft sie Wortschatzarbeit in den Unterricht einplant und durchführt. Das
Thema Wortfamilien bilden im Sprachbuch (Lötscher et al., 2009, S. 76) und im Arbeitsheft
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(Lötscher et al., 2010, S. 55) legt seinen Fokus auf die Rechtschreibung und nicht auf die
Wortbedeutung.
Explizite systematische Wortschatzarbeit wird im Sprachbuch (Lötscher et al., 2009, S. 63)
mit dem Thema Teekesselwörter ermöglicht. Hier lernen die Schülerinnen und Schüler, dass
das gleiche Wort mehrere Bedeutungen haben kann.
Auf der Doppelseite 80/81 (Lötscher et al., 2009) werden unter dem Thema Oase
verschiedene Redensarten bildlich dargestellt. Das ist eher als Zusatzaufgabe für schnelle
Schülerinnen und Schüler gedacht und es bleibt der Lehrperson überlassen, ob sie dieses
Thema näher behandeln will oder nicht.
Es zeigt sich, dass es sowohl im Luzerner Deutschlehrplan (IEDK, 1998) wie auch im
Deutschlehrmittel der vierten Klasse (Lötscher et al., 2009, 2010) nur wenige Hinweise und
Themen zur Wortschatzarbeit gibt. Nur auf insgesamt drei von hundert Seiten wird im
Deutschlehrmittel Die Sprachstarken 4 (Lötscher et al., 2009, 2010) die Möglichkeit gegeben,
differenzierte und systematische Wortschatzarbeit zu betreiben.
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2.3 Wortschatzerwerb
Der Wortschatzerwerb ist ein Prozess von lebenslanger Dauer, dessen Verlauf und Erfolg
von Faktoren wie individuelle semantisch-lexikalische Fähigkeiten, Alter, persönliches
Interesse, familiäre Situation, soziales Umfeld oder gesellschaftliche Integration abhängt.
Wortschatzerwerb findet überall statt; in der Schule, im Beruf, beim Ausüben des Hobbys,
beim Konsum von Medien oder beim Austausch mit Mitmenschen. In all diesen Situationen
nehmen wir eine Vielzahl von vorher unbekannten Wörtern und Inhalten ins mentale Lexikon
auf.
Den Wortschatz erwerben wir einerseits ungesteuert in den verschiedenen Begegnungen mit
der Sprache wie beispielsweise beim Sprechen, Schreiben, Zuhören oder Lesen im Alltag,
andererseits durch gesteuerte Lernprozesse in der Schule. Der gesteuerte Wortschatz-
erwerb ist besonders wirkungsvoll (Selimi, 2010, S. 27). Auf die Gründe wird im Kapitel 2.4
näher eingegangen.
Im Zusammenhang mit dem Wortschatzerwerb ist es unabdingbar, auf die Semantik
einzugehen. Darum wird im folgenden Kapitel die Semantik in Bezug auf den
Wortschatzerwerb genauer erläutert.
2.3.1 Semantik
In der Linguistik gibt es verschiedene Disziplinen, die sich mit den verschiedenen Aspekten
von Bedeutung beschäftigen:
Die Semiotik befasst sich mit der Bedeutung von Indexen, Ikonen und Symbolen und die
Pragmatik wie auch die Semantik im engeren Sinne mit der Bedeutung sprachlicher
Ausdrücke.
Die Pragmatik untersucht die Bedeutung der Ausdrücke in aktuellen, zweckbestimmten
Äusserungszusammenhängen und Kommunikationssituationen. Sie analysiert einfache und
komplexe Ausdrücke als Äusserungsbedeutung.
Die Semantik untersucht die Bedeutung von Wörtern, Phrasen, Sätzen, aber auch von
Texten und ihre Abspeicherung im mentalen Lexikon (Bachmann-Stein, 2011, S. 54-55).
2.3.1.1 Wortbedeutungen
Wörter bestehen als Sprachzeichen, wie in Abbildung 4 erkennbar ist, aus einem auditiv
beziehungsweise visuell wahrnehmbaren materiellen Teil, dem Lautkörper beziehungsweise
dem Schriftbild und aus einem mit den Sinnen nicht wahrnehmbaren immateriellen Teil, der
Bedeutung. Die beiden Teile gehören nicht automatisch zusammen, sondern werden
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innerhalb einer Sprachgemeinschaft durch Vereinbarung miteinander verbunden und
festgelegt und so an die nächste Generation weitergegeben (Ulrich, 2010, S. 8).
Abb. 3: Aufbau des Sprachzeichens (Ulrich, 2010, S. 8)
Die Bedeutung eines Wortes ist an eine Vorstellung im menschlichen Bewusstsein
gebunden. Wenn der Mensch beim Sprechen, Schreiben, Lesen oder Zuhören die
Bedeutung eines Wortes herausfinden will, aktiviert er den Bewusstseinsinhalt (Selimi, 2010,
S. 22). Der Bewusstseinsinhalt enthält einen Teil des gesamten Wissens einer Person und
seiner Welterfahrungen. In der Kognitionspsychologie bezeichnet man diesen
Bewusstseinsinhalt als Konzept und in der Logik als Begriff. Konzepte sind Interpretationen
der wahrgenommenen und vorgestellten Welt, anders gesagt, Vorstellungen von Denotaten
beziehungsweise Referenten (Ulrich, 2010, S. 8). In Sprachhandlungen bezieht der Mensch
sich mit Hilfe von Wörtern und Gesten auf Vorgänge, Gegenstände und Sachverhalte,
sogenannte Referenten.
Das semiotische Dreieck in Abbildung 5 zeigt auf, wie mit Hilfe des Konzeptes,
beziehungsweise der Vorstellung, eine Verbindung zwischen dem Wort (Ausdruck) und dem
Objekt (Referent) hergestellt wird. Denn zwischen Wort und Objekt besteht kein direkter
Bezug. Zwischen den drei verschiedenen Eckpunkten Ausdruck, Referent und Konzept
vollzieht sich im Gedankensystem ein dynamisches Wechselspiel, wenn von etwas
gesprochen oder über etwas geschrieben wird. Dabei wird die Vorstellung auf einen Referent
gerichtet und zugleich wird der Ausdruck mit der Vorstellung, dem Begriff oder dem Konzept
verbunden (Selimi, 2010, S. 23-24).
Abb. 4: Darstellung des semiotischen Dreiecks (Selimi, 2010, S. 24)
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Nun ist es aber so, dass das Konzept eines Wortes sehr individuell, subjektiv und oft
ungenau ist. Folglich ist auch die Bedeutung eines Wortes nicht bei allen Mitgliedern einer
Sprachgemeinschaft gleich. Die verschiedenen Lebenserfahrungen, das unterschiedliche
Weltwissen und die darin enthaltenen Konzepte können voneinander abweichen. Die
Unterschiede der individuellen Konzepte sind normalerweise zu klein, als dass die
Verständigung zu stark beeinträchtigt oder verunmöglicht wird. Die Semantik berücksichtigt
diese Tatsache, indem sie Wörter als Sprachzeichen beschreibt, die eine Kernbedeutung
(Denotation) und eine symbolische Bedeutung (Konnotation) haben (Ulrich, 2010, S. 10-11).
Die denotative Kernbedeutung definiert ein Wort klassisch und emotionslos. In der
Geometrie beispielsweise definiert man den Kreis folgendermassen: Der Kreis ist eine Linie
von Punkten mit gleichem Abstand zu einem Mittelpunkt. Die Kernbedeutung eines Wortes
benennt einen Gegenstand, einen Vorgang oder einen Sachverhalt, den wir an eine
Vorstellung in unserem Bewusstsein binden (Selimi, 2010, S. 21-22).
Die konnotative Bedeutung stellt die stilistische und emotionale Komponente der
Wortbedeutung dar. Sie bezieht sich auf die möglichen Assoziationen, die ein Wort auslöst
und bezieht sich somit auf die Begleitvorstellungen eines Wortes. Begleitvorstellungen
können positive und negative Bewertungen, emotionale Absichten oder stilistisch
differenzierte Formulierungen sein. Mit Kreis assoziiert man normalerweise geometrische
Figuren, etwas Rundes, Sitzkreis, Spielkreis etc. Wichtig ist zu betonen, dass konnotative
Wortbedeutungen nicht nur einen rein subjektiven Charakter haben und nicht nur aus einem
individuellen Gefühl entstehen. Sie bilden sich aus dem Kontext eines Textes. Dies verlangt,
dass man bei der Bedeutungsfindung einzelner Wörter den gesamten Textzusammenhang
berücksichtigen muss. Je nach Kontext bedeutet das Wort Schatz in einem Abenteuerbuch
etwas anderes als in einem Liebesbrief (Selimi, 2010, S. 22).
Es haben sich seit der Begründung der Semantik als sprachwissenschaftliche Disziplin
zahlreiche unterschiedliche Ansätze herausgebildet, die Bedeutung von Wörtern zu
beschreiben. Im folgenden Kapitel 2.3.1.2 werden jene semantischen Konzepte näher
vorgestellt, die für die Wortschatzarbeit sinnvoll und gewinnbringend genutzt werden können.
2.3.1.2 Beschreibung von Wortbedeutungen
Im Alltag wird die Bedeutung eines Wortes mit Hilfe anderer Wörter beschrieben. Die
Beschreibung wird mit Gestik und Mimik unterstützt. Der Fachbegriff dazu heisst
Paraphrasierung. Die Paraphrase für Wendeltreppe könnte so lauten: Eine Treppe, die in
Form einer Spirale nach oben führt. Eine andere anspruchsvollere Beschreibung ist die
herkömmliche Definition. Dabei wird der Oberbegriff Treppe beschrieben und
unterschiedliche Merkmale zu anderen Treppen genannt (Ulrich, 2010, S. 13).
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Um Wortbedeutungen linguistisch exakt zu beschreiben, haben Fachleute der Semantik eine
Vielzahl von Theorien und Ansätzen entwickelt. Für die Wortschatzarbeit sind drei
semantische Konzepte von Bedeutung: Die vorstrukturalistische und strukturalistische
Wortsemantik, die kognitive Semantik und die Satz- und Textsemantik (Bachmann-Stein,
2011, S. 55-56).
Vorstrukturalistische und strukturalistische Wortsemantik
Als vorstrukturalistische Wortsemantik ist die Wortfeldtheorie entstanden. Nach ihr steht ein
Wort nicht isoliert da, sondern stets im Zusammenhang mit begriffsverwandten Wörtern.
Diese sinnverwandten, das heisst diese inhaltlich zusammengehörigen Wörter einer
Wortklasse bilden ein Wortfeld. So gehören zum Beispiel zum Wortfeld Backwaren die
Wörter Brot, Keks, Kuchen, Brötchen etc. Durch das Bilden eines Wortfeldes sind die
Bedeutungsbeziehungen der Wörter ersichtlich, aber es wird keine exakte
Bedeutungsbeschreibung der Wörter geliefert. Diese Schwäche der Wortfeldtheorie vermag
die strukturalistische Wortsemantik, die Merkmalsemantik zu beseitigen (Bachmann-Stein,
2011, S. 61-63).
Die Merkmalsemantik beschreibt die Bedeutungen von Wörtern als etwas aus einzelnen
semantischen Merkmalen (Semen) Zusammengesetztes, also die Summe der semantischen
Beziehungen beziehungsweise der semantischen Unterschiede zu anderen Wörtern. Beim
Vergleich eines Wortes mit anderen Wörtern wird zwischen gemeinsamen Merkmalen und
solchen, die nur dem einen Wort zukommen, den Besonderheiten unterschieden. Die
gemeinsamen Merkmale ermöglichen es, ganze Wortfelder, Gruppen bedeutungsverwandter
Wörter zu untersuchen (Ulrich, 2010, S. 13-14). Die Abbildung 6 zeigt ein Beispiel eines
Wortfeldergebnisses zu Binnengewässer.
Abb. 5: Merkmalanalyse (Ulrich, 2010, S. 14)
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Das Wortfeld stellt eine semantische Gegenüberstellung von verwandten Wörtern (Lexeme)
wie Strom, Fluss, Bach etc. und semantischen Merkmalen (Semen) wie fliessend, stehend,
natürlich, künstlich etc. dar. Um anzugeben, ob das jeweilige Merkmal vorhanden ist oder
nicht, kennzeichnet man die Seme mit + (trifft zu) oder - (trifft nicht zu). Es werden so viele
semantische Merkmale ermittelt, bis keine der aufgeführten Wörter mehr eine identische
Merkmalsmenge aufweisen. Aus diesem Grund ist das dargestellte Wortfeld noch nicht
beendet (Bachmann-Stein, 2011, S. 64).
Im Gegensatz zur vorstrukturalistischen werden bei der strukturalistischen Semantik nicht
nur sinnverwandte Wörter gesammelt, sondern die Wörter untereinander noch nach
semantischen Merkmalen geordnet.
Neben dem Wortfeld gibt es noch andere graphische Darstellungen von bedeutungs-
ähnlichen Wörtern wie die Stammbaumskizze in Abbildung 7 und die kreisförmige
Darstellung in Abbildung 8 (Ulrich, 2010, S. 14).
Abb. 6: Stammbaumskizze (Ulrich, 2010, S. 15)
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Abb. 7: graphische Darstellung zu Aufhören des Lebens (Ulrich, 2010, S. 15)
Die Merkmalsemantik hat jedoch auch ihre Schwachstellen. Einwände kommen vor allem
von Seiten der kognitiven Semantik. Die Merkmalsemantik gewichtet alle semantischen
Merkmale gleich, und es gibt keine Hierarchie unter ihnen. Zudem lässt sich bei den
Merkmalen immer nur zwischen + (trifft zu) oder - (trifft nicht zu) unterscheiden und es gibt
keine mittleren Werte. Des Weiteren wird die Bedeutung der Wörter in Abhängigkeit mit dem
Kontext nicht beachtet.
Ein weiterer gewichtiger Kritikpunkt an der Merkmalsemantik ist, dass sie auf einem
„Container-Modell“ beruht. Genauer gesagt, die Bedeutung eines Wortes wird als Behälter
für eine Anzahl von notwendigen und hinreichenden Merkmalen verstanden. Letztere
bestimmen, ob ein Wort zu einer bestimmten Kategorie oder Klassenbezeichnung gehört
oder nicht. Beispielsweise gehören alle Lebewesen mit den Merkmalen menschlich,
erwachsen, männlich und sehr alt zur Kategorie Greise. Fehlt eines dieser Merkmale, so ist
es kein Greis (Ulrich, 2010, S. 16).
Kognitive Semantik: Prototypensemantik
Die Probleme und Schwächen der Merkmalsemantik waren der Ausgangspunkt für einen
Teil der kognitiven Semantik, die Prototypensemantik. Anhand von empirischen Tests konnte
nachgewiesen werden, dass die Merkmale einer Kategorie für die Versuchspersonen nicht
alle gleich repräsentativ waren und dass die repräsentativeren Vertreter leichter aus dem
Gedächtnis abgerufen werden konnten als die weniger repräsentativen.
Die Bedeutungskategorien bilden sich nicht aus einem festgelegten Bündel von zutreffenden
und nicht zutreffenden Merkmalen wie in der Merkmalsemantik. Die Merkmale sind graduell
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gestuft und befinden sich in verschiedenen Zonen. In der Kernzone befinden sich die
besonders guten Vertreter, die Prototypen, und in den peripheren Bereichen die untypischen
Vertreter, die Randvertreter. Der Prototyp ist das von einer Sprachgemeinschaft als bestes
anerkannte Exemplar einer Kategorie. Er besitzt die meisten Merkmale mit den Exemplaren
der gleichen Kategorie, hingegen die wenigsten mit den Exemplaren anderer Kategorien.
Letztendlich entscheidet die Ähnlichkeit mit dem Prototyp über die Zugehörigkeit zu einer
Kategorie (Bachmann-Stein, 2011, S. 59-61).
Wie die Abbildung 9 zeigt, ist zum Beispiel in unserem Kulturkreis das Rotkehlchen der
prototypischere Vertreter der Kategorie Vogel als der Pinguin oder der Strauss. Beim
Rotkehlchen handelt sich um ein kleines Tier, das fliegen, ein Nest bauen und Eier legen
kann. Pinguin und Strauss unterscheiden sich in Grösse, Gestalt und Verhalten sehr vom
Prototyp Rotkehlchen (Ulrich, 2010, S. 17).
Abb. 8: Begriffsnetz zur Prototypensemantik (Ulrich, 2010, S. 17)
Die Menschen nehmen je nach persönlichem, ethnischem oder kulturellem Hintergrund
bestimmte Objekte als prototypischere Vertreter zur Beschreibung eines Wortes wahr als
andere (Selimi, 2011, S. 34). Für ein Kind aus Afrika ist beispielsweise der Strauss ein
besserer Vertreter der Kategorie Vogel als die Eule.
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Die Grenzen zwischen den Vertretern einer Kategorie können unscharf sein, weil die
einzelnen Vertreter nicht über alle gemeinsamen Eigenschaften verfügen müssen.
Die Kategorisierung eines Vertreters einer Kategorie kann auf unterschiedliche Art und
Weise geschehen. Es gibt Kategorien mit bevorzugtem Status innerhalb der Hierarchie.
Die Prototypensemantik geht von drei Ebenen bei der Bedeutungszuordnung aus.
1. Ebene übergeordnete Ebene z.B. Tier
2. Ebene Basisebene z.B. Hund
3. Ebene untergeordnete, spezifischere Ebene z.B. Dackel
Auf der Basisebene sind die Kategorien, deren Vertreter die meisten gemeinsamen
Eigenschaften untereinander und gleichzeitig die wenigsten gemeinsamen Eigenschaften mit
den Vertretern anderer Kategorien aufweisen. Auf dieser Ebene kann der Vertreter am
schnellsten identifiziert werden (Bachmann-Stein, 2011, S. 59-61).
Laut Ulrich (2010) schliessen sich die ältere Merkmalsemantik und die jüngere
Prototypensemantik als Beschreibungsmodelle für Wortbedeutungen nicht gegenseitig aus,
sondern ergänzen sich. Semantische Merkmale sind Gegenstand der Arbeit beider
Richtungen. Hingegen gibt es bei der Prototypensemantik nicht nur notwendige und
hinreichende Merkmale einer Bedeutung, sondern auch solche, die nicht notwendig, aber
doch typisch sind. Bei der Kategorie Vogel kann dies zum Beispiel das Merkmal fliegen sein
(Ulrich, 2010, S. 20-21).
Bei beiden Modellen ist die Beschreibung von Wortbedeutungen in den Zusammenhang des
situativen Kontextes zu stellen. Dadurch kann eine kontextbezogene Beschreibung von
Wortbedeutungen stattfinden. Sie muss Bezug nehmen auf gegensätzliche Wörter oder
Klassifizierungen wie Ober- und Unterbegriffe (Selimi, 2010, S. 34).
2.3.1.3 Satz- und Textsemantik
Im Gegensatz zur Wortsemantik, die sich mit einfachen und komplexen Wörtern befasst,
untersucht die Satz- und Textsemantik die Bedeutung komplexer sprachlicher Ausdrücke
und einfacher oder komplexer Sätze. Die Bedeutungen von Sätzen sind nicht wie die
Bedeutungen vieler Wörter im mentalen Lexikon gespeichert. Dennoch kann die Bedeutung
eines Satzes aus den Bedeutungen der in ihm enthaltenen Wörter und der Art der
syntaktischen Verknüpfung konstruiert werden.
Für die Wortschatzarbeit spielt auch die Textsemantik eine wichtige Rolle. Text-
semantisierung ist ein komplexer kognitiver Prozess, bei dem text- und wissensbasierte
Informationen zusammenspielen müssen. Die Prozesse des Textverstehens basieren auf
unterschiedlichen Ebenen des kognitiven Systems: der Sensomotorik, Syntax, Semantik und
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Pragmatik. Von besonderer Bedeutung sind die semantischen Prozesse, die die
Teilprozesse der Referenz, Kohärenz und Inferenz enthalten. Jeder Text bezieht sich auf
eine bestimmte Welt, zum Beispiel auf die reale Welt eines Zeitungsberichtes oder auf eine
fiktive Welt in einem Roman.
Referenz und Kohärenz werden mit Hilfe inferenzieller Prozesse hergestellt. Einem Text wird
keine Bedeutung entnommen, sondern der Leser konstruiert diese Bedeutung anhand des
Textes und verknüpft durch den Text angesprochene Konzepte mit seinen eigenen
Wissensständen, den Wortbedeutungen, die in seinem mentalen Lexikon gespeichert sind
(Bachmann-Stein, 2011, S. 65-66). Wie die Wortbedeutungen im mentalen Lexikon
gespeichert werden, wird im nächsten Kapitel genauer beschrieben.
2.3.1.4 Speicherung des Wortschatzes im mentalen Lexikon
Mit der Speicherung der Sprache im mentalen Kenntnissystem, dem mentalen Lexikon,
beschäftigt sich die kognitive Semantik. Sie untersucht die Frage, wie lexikalisch-
semantisches Wissen mental in den Köpfen der Sprachverwender repräsentiert ist und wie
dieses Wissen bei der Sprachproduktion und -rezeption aktiviert und genutzt wird. Oder
anders gesagt: Wie ist das mentale Lexikon organisiert und wie lässt sich Semantik mit
einem Modell semantischer Vernetzung aufbauen (Bachmann-Stein, 2011, S. 56-57)?
Das mentale Lexikon ist Teil des Langzeitgedächtnisses und ist der menschliche
Wortspeicher, der einen Wissensvorrat über das gesamte wortschatzbezogene sprachliche
Wissen, über Einheiten und Regeln enthält. Es ist für das sprachliche Handeln eines
Menschen von wesentlicher Bedeutung, da es die Wörter zur Verfügung stellt. Dieses
Lexikon wird jedes Mal aktiviert, wenn gehörten oder gelesenen Wörtern Bedeutungen
zuordnet werden oder wenn Wörter beim Sprechen oder Schreiben produziert werden. Die
Sprachwissenschaft geht davon aus, dass das mentale Lexikon aus verschiedenen
Teillexika besteht, die semantische, syntaktische, pragmatische und weitere komplexe
Informationen aus der Umwelt verarbeiten können (Bachmann-Stein, 2011, S. 57).
Levelt (1989, zit. nach Glück, 2011, S. 2) führte das Zwei-Ebenen-Modell des mentalen
Lexikons ein. Es zeigt, dass die verschiedenen Aspekte eines Wortes nicht unabhängig
voneinander gespeichert werden. Wie auf Abbildung 10 ersichtlich ist, unterscheidet das
Modell zwischen zwei Ebenen, der Lemma- und der Wortform-Ebene (Glück, 2011, S. 2).
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Abb. 9: Aufbau des mentalen Lexikons (Glück, 2011, S. 3)
Auf der Wortform-Ebene werden phonologische Eigenschaften eines Wortes gespeichert.
Dabei wird gespeichert, wie ein Wort klingt und wie man es ausspricht. Zudem werden
morphologische Eigenschaften der Wortform gespeichert. Dabei wird gespeichert, wie das
Wort in verschiedene Formen, zum Beispiel in den Plural, gesetzt werden kann. Hier arbeitet
das Lexikon an der Schnittstelle zur formal-regelgeleiteten Sprachproduktion. Da die
Pluralbildung nicht immer regelbestimmt ist, übernimmt hier das Lexikon auf der
Wortformebene die Rolle des Formspeichers.
Morphologische und phonologische Aspekte wie Wortlänge, die metrische Struktur,
Wortanfang und -ende (Initiallaut, Reim) fungieren als Ordnungskriterien auf der Wortform-
Ebene.
Zu Beginn der Schulzeit gehen die Kinder von einer Strukturierung des Wortformenlexikons
unter Berücksichtigung globaler Merkmale wie Wortlänge und -betonung zu einer
segmentorientierten Organisationsform mit Wortanfang und -ende als Orientierungskriterium
über. Die zweite Organisationsform ist wirkungsvoller, da die deutsche Sprache zu zirka 50%
aus ein- und zirka 30% aus zweisilbigen Wörtern besteht. Diese Veränderung der
Organisationsform geschieht unter dem Einfluss der phonologischen und
metaphonologischen Entwicklung (Glück, 2011, S. 2-4).
Auf der Lemma-Ebene werden Wörter einerseits nach ihren semantischen Eigenschaften
abgespeichert. Dabei handelt es sich um die Bedeutungen der Wörter. Anderseits werden
auch syntaktische Eigenschaften der Wörter abgespeichert. Darunter versteht man
Informationen, die Auskunft darüber geben, mit welchen Wörtern sich ein Wort zu
Wortgruppen und Sätzen verknüpfen lässt (Ulrich, 2010, S. 39).
Die Lemma-Ebene basiert auf dem Ordnungsprinzip der Semantik und der Syntax. Das
heisst die Ordnung geschieht beispielsweise unter Berücksichtigung der Zugehörigkeit zu
Oberbegriffen oder Wortklassen. Auf dieser Ebene ist beim Aufbau von Wortwissen die
Vernetzung von sprachlichem Wortwissen und nicht-sprachlichem Weltwissen wie
Erfahrungen von wesentlicher Bedeutung für die Speicherqualität.
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Wie auf der Wortform-Ebene ändert sich auch auf der Lemma-Ebene die
Lexikonorganisation während der Entwicklung des Kindes. Die Speicherorganisation der
Lemma-Ebene orientiert sich anfangs an unmittelbar wahrnehmbaren Kriterien wie Farbe,
Form, Funktion und thematischem Zusammenhang. Mit der Zeit geht sie zu zunehmend
abstrakteren und kategorialen Kriterien über (Glück, 2011, S. 3).
Auch laut Selimi (2010, S. 39) weist das mentale Lexikon eigene netzartige
Ordnungsprinzipien auf. Nach ihm sind die Wörter in kognitiven Teilnetzen geordnet, die
inhaltlich und formal aneinander gekoppelt und in einem grossen Netz, dem mentalen
Lexikon zusammengefasst sind. Er schreibt von sieben verschiedenen Arten von kognitiven
Teilnetzen, die nachfolgend beschrieben werden.
Assoziatives Netz
Das assoziative Netz ist ein sehr individuelles Ordnungssystem. Es bildet sich aus
Erfahrungen, die eine Person gemacht hat, sowie deren persönlichem Wissen, das durch
kulturelle Prozesse und Vorstellungen beeinflusst wird. Es ermöglicht eine Verbindung aller
Gedanken, die einer Person spontan zu einem Begriff in den Sinn kommen. Somit werden
die Begriffe je nach Person mit unterschiedlichen Gedanken in Verbindung gebracht.
Beispielsweise kann der Begriff Gletscher bei Lernenden Assoziationen wie Wanderung,
Sommerferien, schmelzen, Klimawandel etc. hervorrufen. Es kann auch sein, dass noch
keine Assoziationen mit diesem Begriff verbunden werden können (Nodari & Steinmann,
2008, S. 25-26; Selimi, 2010, S. 41).
Affektives Netz
Das affektive Netz umfasst sowohl die emotionalen wie auch assoziativen Aspekte, die beim
Gebrauch eines Wortes hervorgerufen werden. Es bezieht sich somit auf konnotative
Wortbedeutungen (Selimi, 2010, S. 41). Wie das assoziative hängt auch das affektive Netz
sehr stark von den persönlichen Erfahrungen, individuellen Überzeugungen und dem
kulturellen Hintergrund eines Menschen ab. So verbindet man beispielsweise mit dem Begriff
Wald: ruhig, Vögel, spazieren, dunkel, stolpern etc. (Nodari & Steinmann, 2008, S. 26).
Begriffsnetz
Das Begriffsnetz entsteht im Gegensatz zu assoziativen und affektiven Netzen nicht
aufgrund der individuellen Erfahrungen von selber, sondern es ist normalerweise das
Ergebnis von schulischer Wortschatzarbeit. Durch Wortschatzübungen werden die
Lernenden an den systematischen Wortschatzausbau herangeführt und erwerben typische
Kategorisierungsarten (Nodari & Steinmann, 2008, S. 26). Das Begriffsnetz stellt eine Art
Landkarte unseres Gedächtnisses dar, die aus ähnlichen Merkmalen besteht. Ein
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Begriffsnetz zeigt auf, in welcher Beziehung die Wörter zueinander stehen. Es kann
beispielsweise in Ober- und Unterbegriffe unterteilt werden (Selimi, 2010, S. 40).
Wortfamiliennetz
Das Wortfamiliennetz besteht aus Wörtern mit gleichem Stamm, aus welchen neue
Zusammensetzungen wie Hausschuhe, Haustüre, Hausdach etc. oder Ableitungen wie Ge-
fährt, fähr-st, Fahr-t, er-fahr-en etc. entstehen können (Selimi, 2010, S. 40).
Syntagmatisches Netz
Das syntagmatische Netz umfasst Wörter, die in Verknüpfung stehen mit anderen
passenden Wörtern, wie das Huhn gackert, das Kind weint, die Sonne scheint etc. (Selimi,
2010, S. 40).
Sachnetz
Ein Sachnetz umfasst sachlich oder inhaltlich zusammengehörende Wörter. Es ist hilfreich,
da beim Abruf eines Wortes aus dem Sachfeld automatisch andere Wörter, die zu ihm
gehören, abgerufen werden. Ruft man beispielsweise das Wort Familie ab, so sind damit
Wörter wie Eltern, Geschwister, Grosseltern etc. verknüpft (Selimi, 2010, S. 40).
Klangnetz
Zum Klangnetz gehören Wörter mit ähnlichem Sprachrhythmus wie Maus und Haus oder
Keller und Teller. Auch Kollokationen, sogenannte häufig vorkommende und semantisch
motivierte Wortverbindungen, werden hier gespeichert. Das sind Wortkombinationen, deren
semantischer Einklang eine besondere Einheit im Wortschatz bildet wie zum Beispiel heisser
Tipp. Zusammen mit Kollokationen werden diese Reimwörter auf der semantischen Ebene
verarbeitet (Selimi, 2010, S. 41).
Die Grenze zwischen diesen verschiedenen Teilnetzen ist nach wissenschaftlichen
Erkenntnissen fliessend. Ein Wort kann von einem kognitiven Netz ins andere wechseln und
ist gleichzeitig Element verschiedener Teilnetze.
Je vielfältiger die verschiedenen kognitiven Teilnetze sind und je häufiger sie gemeinsam
aktiviert werden, desto stärker wird ihre Verbindung und desto grösser und differenzierter ist
der Wortschatz. Je grösser der Wortschatz ist, umso einfacher können zusätzliche Wörter im
Langzeitgedächtnis gespeichert und abgerufen werden (Selimi, 2010, S. 39).
2.3.2 Erweiterung und Vertiefung des Wortschatzes
Der Wortschatzerwerb stellt ein komplizierter und lebenslanger Prozess dar, der wie im
Kapitel 2.1.2 beschrieben, gegen Ende des ersten Lebensjahres beginnt, während der
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Schulzeit einem starken Wachstumsschub unterliegt und wenn es die Gesundheit erlaubt,
bis zum Tode anhält.
Der Wortschatz erweitert sich über all die Jahre hin nicht nur quantitativ, sondern auch
qualitativ. Neben dem Umfang erweitert sich auch die Reichweite der Wörter im mentalen
Lexikon. Das Kleinkind kennt so wenige Wörter, dass es die Reichweite der einzelnen
Wörter überdehnt. Es wendet das Wort WAUWAU für alle vierbeinigen Tiere wie Katze und
Kuh an. Das nennt man Übergeneralisierung. Mit der Zeit erweitert das Kind den Wortschatz
und verwendet für die Katze das Wort MIAU und für die Kuh MUH. Es präzisiert die
Bedeutung.
Mit dem Alter wächst die Zahl der ins mentale Lexikon aufgenommenen Wörter. Schon
bekannte Wörter tauchen in immer neuen Zusammenhängen und Kontexten auf. Das
Verständnis für die vielfältigen Verwendungsarten eines Wortes wächst. Die vielfältige
Verwendungsart eines Wortes bezeichnet man in der Fachsprache als Polysemie. Im
mentalen Lexikon entwickelt sich um die Kernbedeutung eines Wortes herum ein radial
strukturiertes Beziehungsgeflecht. Die Kernbedeutung bildet den Mittelpunkt. Von ihr aus
führen strahlenförmig vernetzte Lesarten in alle möglichen Richtungen. Diese Veränderung
des Wortschatzes nennt man im Gegensatz zur Erweiterung Vertiefung des Wortschatzes.
Mit dem Älterwerden des Menschen verschiebt sich die Entwicklung des Wortschatzes
immer mehr von der Erweiterung zur Vertiefung.
In der Schule wird üblicherweise zwischen bekannten und unbekannten Wörtern
unterschieden. Diese Vorgehensweise ist zu ungenau. Die meisten erlernten Wörter sind
den Lernenden, ja sogar den Erwachsenen nur teilweise bekannt. Beim Lesen oder Hören
finden Begegnungen mit verschiedenen Lesarten eines Wortes statt und die Bedeutung wird
somit teilweise und oberflächlich erfasst. So erfolgt die Speicherung der Bedeutung eines
Wortes im mentalen Lexikon zu diesem Zeitpunkt bruchstückhaft (Ulrich, 2010, S. 29-30).
Selimi (2010) beschreibt dies als die erste Stufe der Wortkenntnis und nimmt Bezug auf das
Modell von Henriksen (1999, zit. nach Selimi, 2010, S. 29), welches in Abbildung 11
dargestellt ist.
Abb. 10: Dreidimensionales Modell zur Wortkenntnis (Selimi, 2010, S. 30)
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Die Bedeutung eines Wortes erkennt der Lernende auf der ersten Stufe nur grob und er ist
bei der Zuordnung zwischen Wort und Inhalt unsicher. Der Eintrag im mentalen Lexikon ist
blass und kann wieder verschwinden, wenn es nicht eine Wiederbegegnung mit dem Wort
gibt. So ist es auch nicht möglich die Bedeutung des Wortes abzurufen, da man sie noch
nicht genau kennt. Die Wortkenntnis ist auf dieser Stufe teilweise präzise.
Nach ein paar weiteren Begegnungen mit der Bedeutung eines Wortes in anderen
Zusammenhängen und Kontexten festigt und vervollständigt sich der Bedeutungseintrag.
Henriksen (1999, zit. nach Selimi, 2010, S. 29-30) nennt das die zweite Stufe der
Wortkenntnis. Auf dieser Stufe werden die erkannten Wörter vernetzt und mit Inhalt
verknüpft. Der Bedeutungseintrag eines Wortes wird angereichert. Je präziser die
Kenntnisse über die Wortbeziehungen und je vielseitiger die Vernetzungen sind, umso tiefer
ist die Entwicklung der Wortkenntnis.
Die dritte Stufe ist die Stufe der genauen Wortkenntnis. Auf dieser Stufe wird zwischen zwei
Formen der Wortkenntnis unterschieden. Über rezeptive Wortkenntnis verfügt man, wenn
man die Bedeutung eines Wortes beim Lesen oder Hören versteht. Über die produktive
Wortkenntnis verfügt man, wenn man das Wort mündlich und schriftlich anwenden kann.
Beide Formen sind aktive Prozesse, bei denen sich die rezeptiven und produktiven
Wortkenntnisse überschneiden. Die Wörter werden nicht linear, sondern dynamisch
erworben. Weil die Wortkenntnis kein festes, statisches Endprodukt und das Beherrschen
eines Wortes sehr individuell ist, ist es schwierig, das Niveau der Wortkenntnis zu
beschreiben (Selimi, 2010, S. 29-30).
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2.4 Didaktik der Wortschatzarbeit
Wie im Kapitel 2.3.1.4 beschrieben wird, geht Levelt (1989, zit. nach Glück, 2011) mit seinem
Zwei-Ebenen-Modell wie auch Selimi (2010) mit seinen netzartigen Ordnungsprinzipien
davon aus, dass für die Speicherung des Wortschatzes im mentalen Lexikon die Vernetzung
der Wörter von grosser Wichtigkeit ist. Je vielfältiger und häufiger die verschiedenen Aspekte
eines Wortes wie Semantik, Syntax, Phonologie und Morphologie oder die verschiedenen
kognitiven Teilnetze aktiviert werden, desto stärker wird ihre Verbindung, desto besser ist die
Verankerung im mentalen Lexikon und desto grösser und differenzierter ist der Wortschatz.
Je vielseitiger die Wörter im mentalen Lexikon miteinander vernetzt sind, umso einfacher
können zusätzliche Wörter im Langzeitgedächtnis gespeichert und abgerufen werden.
Auch Henriksen (1999, zit. nach Selimi, 2010, S. 29-30) weist durch sein Dreistufenmodell
zur Wortkenntnis darauf hin, dass es für die nachhaltige Speicherung der Wortbedeutung
sehr bedeutsam ist, die Wörter immer wieder zu vernetzen und mit Inhalt zu verknüpfen (vgl.
Kap. 2.3.2). Je präziser die Kenntnisse über die Wortbeziehungen sind, desto tiefer können
die Wortbedeutungen verankert werden. Diese theoretischen Erkenntnisse sprechen für eine
systematische und differenzierte Wortschatzarbeit in der Schule.
In diesem Teil werde ich nun einige Lerntechniken, Strategien, Aktivitäten und Ideen zur
praktischen Umsetzung der Wortschatzarbeit in der Schule vorstellen und erläutern.
Generell ist es wichtig, dass die Lehrperson die Schülerinnen und Schüler während der
Aufbauphase intensiv anleitet und begleitet und sie somit sorgfältig an die verschiedenen
Lerntechniken heranführt. Das Wortschatzmaterial und die angestrebten Lernziele sollen
dem Alter und den individuellen Wortschatzvoraussetzungen der Lernenden angepasst
werden. Sie sollen knapp über dem Wortschatzstand der Lernenden liegen, sodass sie von
einer Unter- beziehungsweise Überforderung bewahrt werden. Neues soll mit bekanntem
Wissen und bereits gefestigtem Können vernetzt werden. Vor allem die neuen Lerninhalte
müssen sowohl sinnlich-motorisch, handelnd, visuell-auditiv und in abstrakter Form
angeboten und verarbeitet werden.
Wortschatzarbeit ist besonders wirksam und erfolgreich, wenn sie bereits im Kindergarten
beginnt und auch während der Schulzeit fortgesetzt wird. Die Lehrperson muss sich bewusst
sein, dass es ein langfristiger Lernprozess ist, der nach den didaktischen Prinzipien vom
Konkreten zum Abstrakten und vom Einfachen zum Komplexen vor sich geht. Die
Komplexität und Abstraktion der Lerntechniken nimmt von Schulstufe zu Schulstufe zu. Die
Reihenfolge der nachfolgend aufgeführten Lerntechniken beachtet diese didaktischen
Prinzipien (Selimi, 2010, S. 51-53).
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2.4.1 Vernetzung der Wortbedeutung im Kontext
Wissen wird von den Lernenden prinzipiell in aktiver Auseinandersetzung mit der
unmittelbaren Umwelt erworben. So ist es beim Wortschatzerwerb von erheblicher
Bedeutung, dass die behandelnden Themenfelder des Wortschatzes einen hohen
kommunikativen und handelnden Gebrauchswert haben. Damit ist gemeint, dass der
Wortschatz aus dem unmittelbaren Umfeld der Lernenden zuerst thematisiert wird. Dadurch
wird die Motivation der Lernenden erhöht. Zudem können die Lernenden durch eine konkrete
Wortschatzarbeit eine Beziehung zwischen sich, dem Lerngegenstand, dem Kontext und der
Sprache herstellen, wodurch das Verständnis gefördert und der funktionale Nutzen des
Erlernten sichtbar wird. Wichtig ist auch, dass bei der Wortschatzarbeit das Vorwissen der
Lernenden aktiviert wird und so eine Vernetzung zwischen dem bereits bestehenden und
dem neuen Wissen erfolgt. Um dies zu unterstützen, ist es sinnvoll, wenn die
Wortschatzinhalte alltagsnah und anschaulich sind, in einem überschaubaren Umfang
angeboten werden und multisensorisches Lernen ermöglichen.
In der Volksschule sollen Kinder Wortbedeutungen vernetzen und mit Wörtern in
verschiedenen Kontexten spielen, denn Wortbedeutungen lassen sich oft aus dem
unmittelbaren Kontext erschliessen. Dadurch erweitern die Lernenden zugleich ihr
Sprachverständnis (Selimi, 2010, S. 54-56).
Die Lehrperson führt beispielsweise die Lernenden multisensorisch an das Wort Wetter
heran, indem sie die Lernenden möglichst viele Wörter, die im Zusammenhang mit dem
Wetter stehen, aufzählen lässt. Sie lässt zum Beispiel die Schülerinnen und Schüler
verschiedene Erfahrungen mit dem Regen machen; den Regen riechen oder schmecken,
Regentropfen auf den Körper fallen lassen, dem Regen zuhören. Sie lässt die Kinder über
verschiedene Erfahrungen und Erlebnisse zum Thema Wetter erzählen. Zu den
unterschiedlichen Wetterphänomenen zeigt sie Bilder und lässt die entsprechenden Begriffe
zuordnen. Es lassen sich neben dem semantischen Aspekt mit dieser Lerntechnik auch
verschiedene Wortarten üben. Zum Beispiel suchen die Schüler zum Wort Regen passende
Verben wie regnen, nieseln, prasseln, schütten, tröpfeln etc. (Selimi, 2010, S. 57-59).
2.4.2 Erschliessung und Ordnen der Begriffe aus dem Kontext
Das Üben und Lernen des neuen Wortschatzes sollte in möglichst vielfältigen
Zusammenhängen erfolgen, damit die neuen Wörter schnell abrufbar sind (Nodari &
Steinmann, 2008, S. 27). Laut Selimi (2010) ist es hilfreich, wenn der neue Wortschatz in
assoziativen Zusammenhängen geübt wird und zugleich wortschatzrelevante Aspekte wie
Wortarten, Wortbauelemente wie Vor- und Nachsilben, Ober- und Unterbegriffe, sowie
Mehrdeutigkeit von Wörtern vorkommen.
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Im Unterricht können im Sinne der Wortschatzarbeit beispielsweise Tiere anhand ihrer
Merkmale geordnet und gruppiert werden. Die Lernenden ordnen zum Beispiel Tiere, die im
Wald, im Wasser, im Haus etc. leben. Es können auch Tiere beschrieben und aufgrund ihrer
Beschreibung erraten werden.
Zum Üben des Wortschatzes im Kontext ist auch das Erstellen von Zeichnungen hilfreich.
Aus ihnen können die Lernenden Fantasiegeschichten erfinden, was für die
Wortschatzerweiterung förderlich ist.
Ab dem dritten Schuljahr können die Lernenden vermehrt Wortbedeutungen aus dem
Kontext entschlüsseln. Sie lernen verstehen, wieso Menschen mit Tierbezeichnungen in
Verbindung gebracht werden. Es werden zum Beispiel die Bedeutungen der Wörter
Leseratte, Spassvogel, Pechvogel etc. gelernt (Selimi, 2010, S. 60-65).
2.4.3 Erarbeitung der Ober- und Unterbegriffe
Die Arbeit mit Oberbegriffen (Hyperonyme) und Unterbegriffen (Hyponyme) ist ein weiteres
Instrument zur Erschliessung von Wortbedeutungen, zum Ordnen von Begriffen und vor
allem zum Erkennen hierarchischer Verbindungen zwischen Wörtern (Selimi, 2010, S. 65-
66). Ober- und Unterbegriffe stellen kognitive Struktureinheiten dar, die den Wortschatz
derart ordnen, dass kognitive Zusammenhänge erkennbar und verständlich werden. Sie
können beliebig gegliedert werden. So können, wie Abbildung 12 zeigt, Unterbegriffe auch
zu Oberbegriffen werden und umgekehrt (Pohl, 2011, S. 205). Zum Beispiel sind die Begriffe
Eule, Huhn, Lerche und Zaunkönig Unterbegriffe des Oberbegriffs Vogel. Der Unterbegriff
Eule kann jedoch auch zugleich ein Oberbegriff für Schneeeule, Waldohreule und
Schleiereule sein (Aitchison, 1997, S. 119).
Abb. 11: Oberbegriffsebenen (Aitchison, 1997, S. 119)
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Der Oberbegriff ist ein allgemeiner Begriff. Die Unterbegriffe sind hingegen spezielle
Varianten des Oberbegriffes und inhaltlich differenzierter (Nodari & Steinmann, 2008, S. 26).
Die Lernenden sollen erkennen, dass Oberbegriffe mehrere Unterbegriffe subsumieren.
Grundsätzlich lässt sich zu jedem Thema mit Ober- und Unterbegriffen arbeiten. So kann der
Auftrag an die Schülerinnen und Schüler sein, Objekte oder Bilder von Objekten in Ober- und
Unterbegriffe zu unterteilen und dies, wie in Abbildung 13 dargestellt, in einer mehrstufigen
Grafik festzuhalten (Selimi, 2010, S. 66-68).
Abb. 12: Mehrstufige Grafik zu Ober- und Unterbegriffen (Selimi, 2010, S. 69)
Bereits vom Kindergarten an eigenen sich Wortreihen für die Arbeit mit Ober- und
Unterbegriffen. Die Lernenden müssen in einer Bild- oder Wortreihe, ein Bild oder ein Wort
suchen, das nicht hineinpasst. Zum Oberbegriff Werkzeuge kann die Wortreihe wie folgt
lauten: Hammer, Axt, Schraubenzieher, Gabel, Zange. Der Begriff Gabel ist kein Unterbegriff
vom Oberbegriff Werkzeuge (Selimi, 2010, S. 67).
Ab dem 3. Schuljahr lernen die Kinder Wörter noch bewusster aufgrund ihrer besonderen
Merkmale hierarchisch in Ober- und Unterbegriffe zu unterteilen. Den Lernenden soll klar
werden, dass Wortvernetzungen je nach Faktoren, die in Betracht gezogen werden,
unterschiedlich erfolgen. So ist beispielsweise der Oberbegriff von Tanne, Kiefer und Lärche
Nadelbaum. Kommt jedoch noch der Unterbegriff Ahorn dazu, verändert sich die
Vernetzungsart und man muss den allgemeineren Oberbegriff Baum wählen. Sinnvoll ist es,
wenn Lernende dieser Altersstufe zu vorgegebenen Oberbegriffen aus verschiedenen
Bereichen möglichst viele Unterbegriffe suchen.
Im 4. und 5. Schuljahr hingegen wird der Schwerpunkt vermehrt auf das Erkennen von
Bedeutungszusammenhängen der Wörter aus dem Kontext und deren Verständnis gelegt.
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Die Lernenden markieren zum Beispiel in einem Text alle Nomen, die Oberbegriffe darstellen
und begründen die Bedeutungszusammenhänge (Selimi, 2010, S. 70-71).
2.4.4 Einprägen des Wortschatzes über den Rhythmus
Ein wichtiges Element der Sprache, der Musik und des Gesangs ist der Rhythmus. Vor allem
für jüngere Lernende ist es motivierend, wenn sie beim Wortschatzlernen tanzen, sich
bewegen, singen und spielen dürfen. Melodiöse Abläufe und rhythmische Übungen
entsprechen dem kindlichen Lernen. Nach einer sorgfältigen Erarbeitung memorieren die
Kinder die Wörter und Satzstrukturen durch vielfältige Wiederholungen. Zum Beispiel singen
die Schülerinnen und Schüler ein Lied oder sprechen einen Vers und machen die
Bewegungen dazu. Lernende können auch verschiedene Gangarten wie hüpfen, rennen,
rasen, hinken, waten etc. vorspielen oder eine direkte Rede auf verschiedene Art und Weise
sprechen wie beispielsweise schnell, langsam, stotternd, heiser, flüsternd etc. (Selimi, 2010,
S. 72-73).
2.4.5 Erweiterung des Wortschatzes mit semantischen Wortlisten
Semantische Wortlisten bestehen aus Wörtern, deren vielseitige Bedeutung innerhalb eines
Satzes oder Textes erschlossen werden kann. Sie stellen eine der einfachsten
Lerntechniken der Wortschatzarbeit dar. Trotzdem bedarf es einer guten Einführung in die
Arbeit mit ihnen (Selimi, 2010, S. 74). Die Lernenden sollen ihren Aufbau, sowie die Arbeit
mit ihnen kennen. Die Wortschatzlisten sind nämlich ein Hilfsmittel zum selbständigen
Lernen und Erwerben des Wortschatzes, welches ein langfristiges Ziel der schulischen
Wortschatzarbeit ist (Nodari & Steinmann, 2008, S. 37).
Die Wortlisten sollen Wörter beinhalten, die die Lernenden später auch verwenden werden.
Daher ist es sinnvoll, wenn die Wortschatzinhalte direkt in Bezug zum Umfeld und den
Interessen der Lernenden gestellt werden. Weniger vertraute und neu gelernte Wörter sollen
möglichst visuell veranschaulicht und in den vorhandenen Wortschatz eingebaut werden. Es
soll dazu ein Beispielsatz gebildet werden. Der Lernende soll anschliessend das Wort
erklären, indem er die Bedeutung des Wortes mit seinem Vorwissen verknüpft. Dabei kann
auch eine Zeichnung hilfreich sein. Durch die Verknüpfung von bereits gelernten und
weniger vertrauten Wörtern findet eine erneute Begegnung statt und hilft, bekannte und
weniger bekannte Wörter im mentalen Gedächtnis abzuspeichern (Selimi, 2010, S. 75).
Eine Wortliste im Fach Geografie könnte, wie die Tabelle 1 zeigt, folgendermassen
aussehen (Nodari & Steinmann, 2008, S. 38).
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Tab. 1: Eine mögliche Wortliste im Fach Geografie, zusammengestellt aufgrund von Nodari und Steinmann (2008, S. 38)
Artikel Wort Beispielsatz Übersetzung oder
Erklärung des Kindes
die Flut, -en Nach der grossen Flut stand das ganze
Dorf unter Wasser.
Wie im Meer: Ebbe und Flut
� mehr Wasser als sonst
der Gletscher Ein Gletscher gleicht einem Fluss aus
Eis.
Wie auf dem Dia vom
Aletschgletscher
das Gebirge Ein Gebirge ist eine Gruppe von hohen
Bergen. Die Alpen sind ein Gebirge.
Berge, die
zusammengehören
Neben einer vorgegebenen Wortliste der Lehrperson ist es auch sinnvoll, eine persönliche
Wortliste mit weniger bekannten Wörtern zu führen. Beim Einsatz von semantischen
Wortlisten ist es bedeutungsvoll, dass auf keinen Fall ein stures, isoliertes Memorieren von
Wörtern angestrebt wird. Die Lernenden sollen dazu angehalten werden, Textematik und
Lexematik in Verbindung zu bringen und den Wortschatz in sinnvollen Zusammenhängen in
sogenannten semantischen Einheiten zu lernen. Eine Möglichkeit wäre, wie Abbildung 14
zeigt, die Kinder selber Bilder zeichnen zu lassen und mit passenden Wörtern zu versehen
(Selimi, 2010, S. 74-77).
Abb. 13: Visuelle Darstellung einer semantischen Wortliste (Selimi, 2010, S. 78)
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2.4.6 Festigung des Wortschatzes mit Wortfamilien und Wortfeldern
Die Arbeit mit Wortfamilien und Wortfeldern ist sehr geeignet für die Wortschatzarbeit, da die
Lernenden selbstständig, ihren Lernvoraussetzungen entsprechend, ihren Wortschatz zu
einem Themenfeld systematisch erweitern und festigen können (Selimi, 2010, S. 83).
2.4.6.1 Wortfamilien
Wortfamilien beinhalten alle Wörter verschiedener Wortarten, die den gleichen Wortstamm
und dasselbe Stammmorphem haben (Nodari & Steinmann, 2008, S. 26) und durch
Zusammensetzung und Ableitung entstanden sind. Zum Beispiel können aus dem
Stammmorphem Kauf die Nomen Ausverkauf, Einkauf, Kaufhaus, die Verben verkaufen,
einkaufen oder die Adjektive käuflich, unverkäuflich entstehen. Eine bewusste
Auseinandersetzung mit Wortfamilien stellt eine Förderung der Kenntnisse zum Wortaufbau
sowie der Rechtschreibkompetenz dar. Denn um die Wörter einer Wortfamilie zu erkennen,
müssen die Wörter in ihre Wortbausteine zerlegt werden. Dadurch kann die Konstanz des
Wortstammes, das heisst, dass er immer gleich geschrieben wird, bewusst werden. Zugleich
können die Schülerinnen und Schüler realisieren, dass neue Wörter entstehen, sobald man
einem Wort eine Vor- oder Nachsilbe anhängt oder es mit einem anderen Wort
zusammensetzt. Gute Wortbaukenntnisse ermöglichen den Lernenden, Wortbedeutungen
leichter zu erschliessen und aus Stammmorphemen neue Wörter zu bilden.
Im Unterricht muss darauf geachtet werden, dass beim Sammeln von Wörtern am Schluss
die Stammmorpheme genau untereinander liegen. Zur Veranschaulichung des Wortstammes
kann die Lehrperson, wie in Tabelle 2 ersichtlich ist, einen eingefärbten Streifen
Transparentfolie darüberlegen.
Tab. 2: Darstellung der Wortfamilie backen, zusammengestellt aufgrund der Abbildung von Selimi (2010, S. 85)
Back ofen
ge back en
Back pulver
Zwie back
Back form
Back uhr
Back blech
ich back e
du bäck st
Bäck er
Es muss beim Zusammenstellen der Wörter zu einer Wortfamilie Wert darauf gelegt werden,
dass Wörter aus verschiedenen Wortarten vertreten sind, um darzulegen, dass eine
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Wortfamilie nicht nur aus Zusammensetzungen, sogenannten Komposita besteht. Zudem ist
es wichtig, dass bei den Wortfamilien auch Wörter mit Umlauten vertreten sind (Selimi, 2010,
S. 83-85).
2.4.6.2 Wortfelder
Wortfelder sind Mengen von Wörtern, die zu einem Themenfeld gehören und sinnverwandt
und inhaltlich eng benachbart sind (Selimi, 2010, S. 86). Die folgende Abbildung 15 zeigt
eine Möglichkeit auf, wie ein Wortfeld zum Wort backen aussehen könnte.
Abb. 14: Darstellung des Wortfeldes backen
Wortfelder können im Unterricht als Einstieg in ein neues Thema von den Schülerinnen und
Schülern erarbeitet werden. Die Lernenden können die ungeordneten Wörter eines
Wortfeldes miteinander verbinden und mit ihnen Sätze oder ganze Texte bilden. Des
Weiteren können diese Wörter den einzelnen Wortarten zugeordnet werden. Vor allem für
Lernende mit nicht deutscher Erstsprache kann es hilfreich sein, wenn die Nomen mit Artikel
versehen werden (Selimi, 2010, S. 86-87).
Wortfelder bieten eine gute Grundlage für die Textproduktion. Die Lernenden sind
gezwungen, ein Wortfeld mehrmals zu durchsuchen, wenn sie mit den Wörtern Sätze bilden.
Mit diesem wiederholten Durchsuchen des Wortfeldes nach sinnvollen Wörtern festigen sie
die zu lernenden Wörter im Langzeitgedächtnis (Selimi, 2010, S. 88).
2.4.7 Bildung von Synonymen und Antonymen
Für die rezeptive wie auch die produktive Wortschatzarbeit ist eine bewusste
Auseinandersetzung mit Synonymen und Antonymen unerlässlich (Selimi, 2010, S. 88).
Synonyme sind Wörter, die dieselbe oder fast dieselbe Bedeutung haben (Nodari &
Steinmann, 2008, S. 27). So wäre eine mögliche Übung, dass die Lernenden Wortreihen
das Brot frisch schwitzen
knusprig
der Holzofen
backen
der Teig
heiss
der Bäcker
der Backofen das Mehl
das Auswallholz kneten
rühren
einheizen die Bäckerei das Gebäck
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bilden, in denen die Wörter eine ähnliche Bedeutung haben. Zum Beispiel zum Wort flüstern
wäre eine mögliche Wortreihe munkeln, wispern, zischeln, murmeln (Selimi, 2010, S. 95).
Hingegen Wörter, die eine gegensätzliche Bedeutung aufweisen, nennt man Antonyme
(Nodari & Steinmann, 2008, S. 27). Als Übung könnten die Lernenden zu gesammelten
Adjektiven Gegensatzpaare suchen und mit ihnen Sätze bilden wie zum Beispiel Der Löwe
ist mutig. Er ist nicht feige (Selimi, 2010, S. 89). Eine andere Form zum Üben von
Antonymen ist die sogenannte Elfen-Lerntechnik. Wie die Abbildung 16 zeigt, können die
Schülerinnen und Schüler mit dieser Lerntechnik Antonyme auf kreative Weise lernen
(Selimi, 2010, S. 93).
voll
voller Kopf
voller, roter Kopf
Ich bin extrem nervös!
Mathetest!
leer
leerer Kopf
leerer, roter Kopf
Ich bin extrem nervös!
Mathetest!
Abb. 15: Elfchen zum Gegensatzpaar voll und leer (Selimi, 2010, S. 94)
Als weitere Möglichkeiten zum Arbeiten mit Synonymen und Antonymen eignen sich
Kreuzworträtsel, die Herstellung eines Gegenteil-Minibuches oder verschiedene Spiele.
2.4.8 Herausarbeiten von Schlüsselwörtern in Texten
Eine Möglichkeit, den Wortschatz mit Hilfe eines Textes zu erweitern oder zu vertiefen, ist
das Heraussuchen von Schlüsselwörtern. Linguistisch gesehen ist ein Schlüsselwort
dasjenige Wort in einem Textabschnitt, auf das am meisten Bezug genommen wird (Polz,
2011, S. 118). Es ist ein typisches Wort, das dazu dient, ein Subjekt oder eine Handlung
eines Textes zu charakterisieren.
Die Lernenden müssen in die Schlüsselwort-Lerntechnik eingeführt werden. Zuerst wird ein
Sachtext überflogen, um sich einen Überblick zu verschaffen. Dann werden mit Bleistift die
wichtigsten Textstellen unterstrichen. In einem nächsten Durchgang werden die
Schlüsselwörter mit Leuchtstift dick markiert. Nebeninformationen, die zur genaueren
Erklärung der Schlüsselbegriffe wichtig sind, werden in einem weiteren Lesedurchgang mit
einem dünnen Markierfilzstift unterstrichen. Die markierten Schlüsselbegriffe werden auf ein
Blatt Papier herausgeschrieben und mit einer kurzen Erklärung ergänzt. So entsteht eine
Zusammenstellung der Schlüsselwörter eines Textes. Diejenigen Schlüsselwörter, die für
den Schulstoff wichtig sind und in den produktiven Wortschatz aufgenommen werden sollen,
müssen geübt werden. Das kann zum Beispiel mit einem Quiz geschehen. Die eine Gruppe
bekommt ein Kärtchen mit einem darauf notierten Schlüsselwort und die andere Gruppe
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muss die entsprechende Erklärung liefern. Eine weitere Möglichkeit ist, dass eine Gruppe
das Schlüsselwort erklärt und die andere es erraten muss. Die Schlüsselwörter und
Erklärungen können auch an der Wandtafel aufgelistet und miteinander verbunden werden.
Die Arbeit mit Schlüsselwörtern verlangt eine behutsame Heranführung und viel Übung. Zur
Vereinfachung kann die Lehrperson am Anfang die Schlüsselbegriffe vorgeben und die
Lernenden die passenden Informationen dazu im Text suchen lassen (Selimi, 2010, S. 96-
100).
2.4.9 Entschlüsseln von Zusammensetzungen und Ableitungen
Ein grosser Teil der Wörter der deutschen Sprache entsteht durch Zusammensetzungen
verschiedener lexikalischer Elemente oder durch Ableitungen von Wörtern (Nodari &
Steinmann, 2008, S. 13). Zusammensetzungen, auch genannt Komposita, und Ableitungen
gehören zu den produktivsten Wortbildungstypen.
Zusammensetzungen bestehen normalerweise aus einer Kombination von Wörtern gleicher
oder verschiedener Wortarten. Man verbindet zwei Nomen, ein Adjektiv und ein Nomen oder
ein Verb und ein Nomen. So gibt es Zusammensetzungen wie zum Beispiel der Laub-frosch,
das Wild-schwein, das Nage-tier etc. (Selimi, 2010, S. 100-103). Im Grundsatz kann jede
Wortart mit jeder Wortart kombiniert werden. Seltener kommen Kombinationen mit
Pronomen wie dreidimensional oder Partikeln wie bergab vor. Am häufigsten gibt es
Zusammensetzungen mit Nomen. Die Menge möglicher zusammengesetzter Wörter ist
immens. Aus diesem Grund sind auch viele nicht im Wörterbuch zu finden.
Das Verwenden von Zusammensetzungen ermöglicht es, Gegenstände und Sachverhalte
präziser und eindeutiger zu benennen. Darum ist es wichtig, dass Schülerinnen und Schüler
üben, zusammengesetzte Wörter auseinanderzunehmen und die Beziehungen zwischen den
Wörtern zu erschliessen (Nodari & Steinmann, 2008, S. 17). Entscheidend ist es, bei einer
Zusammensetzung zwischen dem Grundwort und dem Bestimmungswort zu unterscheiden.
Das Grundwort steht an letzter Stelle der Zusammensetzung und gibt an, worum es beim
zusammengesetzten Wort geht. Zudem zeigt es die Wortart des zusammengesetzten
Wortes wie auch das Geschlecht des zusammengesetzten Nomens an. Das
Bestimmungswort hingegen erklärt, was das zusammengesetzte Wort bedeutet. So kann
zum Beispiel aus dem Grundwort Heim und dem Bestimmungswort Alter die
Zusammensetzung Altersheim entstehen. Das Bestimmungswort gibt an, dass in diesem
Heim alte Menschen wohnen und nicht Tiere. Das Grundwort gibt an, dass es sich um ein
Heim handelt und dass der Artikel das verwendet wird. Das s zwischen den Wortteilen ist ein
Fugenelement.
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Im Unterricht können die Lernenden als Einstieg Zusammensetzungen bilden, indem sie die
Bestimmungswörter mit den passenden Grundwörtern verbinden. Wichtig ist, dass die
Schülerinnen und Schüler den Unterschied zwischen dem Bestimmungs- und Grundwort
erkennen. In einem zweiten Schritt sollen die Lernenden in Gruppen die Wortarten der
einzelnen Wörter herausfinden.
Als weitere Möglichkeit Zusammensetzungen zu üben dient das nachfolgende Lernspiel: Ein
Lernender oder die Lehrperson gibt ein zusammengesetztes Wort vor. Das nächste Kind
muss das Grundwort in ein Bestimmungswort verwandeln, wie zum Beispiel
Kleidungsverkäufer, Verkäuferausbildung, Ausbildungsgebäude, Gebäudefassade etc. So
geht es immer weiter und verloren hat, wer kein zusammengesetztes Nomen mehr sagen
kann (Selimi, 2010, S. 101-103).
Wie Zusammensetzungen sind auch Ableitungen besonders produktive Wortbildungstypen
und von grosser Bedeutung für den Wortschatz. Die wichtigsten Bausteine der Ableitung
sind Vorsilben, sogenannte Präfixe, und Nachsilben, sogenannte Suffixe.
In der deutschen Sprache kommen Vorsilben häufig vor und ein guter Wortschatz kann
durch das Kennen möglichst vieler Vorsilben beschleunigt werden (Selimi, 2010, S. 104). Im
Gegensatz zu Zusammensetzungen haben Ableitungssilben keine inhaltliche Bedeutung und
können nicht allein vorkommen (Nodari & Steinmann, 2008, S. 16). So sind Vorsilben
unselbstständige Morpheme, die vor einem Wortstamm stehen. Durch die Vorsilbe wird die
Bedeutung eines Wortstammes verändert.
Auch Nachsilben kommen nur in Verbindung mit einem vorangehenden Wort vor. Mit Hilfe
der Nachsilben kann man die Wortart des abgeleiteten Wortes erkennen, denn die
Nachsilben bestimmen die grammatischen Merkmale einer Ableitung (Selimi, 2010, S. 104-
105). Einige Beispiele dazu:
• Wörter mit den Suffixen -ung, -heit oder -schaft sind Nomen und Wörter mit den Suffixen
-ig, -bar oder -lich sind Adjektive.
• Nomen mit dem Suffix -in wie Königin stehen für weibliche Personen oder Tiere.
• Werden Verbstämme mit dem Suffix -er zu einem Nomen wie Bohrer oder Fahrer
kombiniert, so bezeichnen sie oft Geräte, die für diese Tätigkeit gebraucht werden oder
Personen, die eine Tätigkeit ausführen (Nodari & Steinmann, 2008, S. 15-16).
• Mit der Nachsilbe -er werden häufig maskuline Nomen wie der Bäcker oder der Lehrer
abgeleitet.
Lernende sollen Vor- und Nachsilben nicht auswendig lernen, sondern über die Fähigkeit
verfügen, sie im Kontext zu erkennen. Eine Übung dazu kann sein, dass die Schülerinnen
und Schüler missglückte Kombinationen von Vorsilbe und Wortstamm wie zum Beispiel
Misskraut anstatt Unkraut in einem Text suchen und passend verbessern. Zur Vertiefung
kann die Lehrperson eine Tabelle mit Vorsilben zusammenstellen und die Lernenden
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auffordern, die zweite Spalte mit kombinierbaren Verben zu ergänzen. Als nächster
Arbeitsschritt sollen sie zu jeder Vorsilbe mit den abgeleiteten Verben Sätze bilden. Die
Lernenden müssen auch zwischen trennbaren und untrennbaren Vorsilben unterscheiden
und die nicht trennbaren wie ent-, miss-, ver- oder zer- nennen können.
Eine gute Möglichkeit, die Nachsilben zu üben, ist eine Form des Geographie-Spiels. An
Stelle von Ländernamen, Flüssen, Bergen etc. müssen mit demselben Anfangsbuchstaben
möglichst schnell verschiedene Wörter zu verschiedenen Nachsilben wie -ung, -keit, -los,
-bar gesucht werden (Selimi, 2010, S. 106-109).
2.4.10 Lerntechniken zur Wortschatzstrukturierung
Da unser Gehirn den Wortschatz in einem komplizierten, netzartigen Ordnungssystem
abspeichert, ist es wichtig, dass verschiedene Ordnungssysteme für den Wortschatzerwerb
sowie für seine Erweiterung und Vertiefung angewendet werden. Neue Wörter müssen in
möglichst vielfältigen Zusammenhängen gelernt werden, denn das isolierte und
zusammenhangslose Einüben verhindert das Abspeichern und den Zugriff (Nodari &
Steinmann, 2008, S. 25-27). Die in den nachfolgenden vier Unterkapiteln erläuterten
Lerntechniken helfen, den Wortschatz zu ordnen und vernetzt abzuspeichern.
2.4.10.1 Clustering
Clustering ist eine kreative und assoziative Lerntechnik, bei der Begriffe, Gedanken und
Ideen ohne feste Ordnung gesammelt werden. Diese Methode eignet sich für den Einstieg in
ein Thema oder als Übung zur Aufbereitung des Wortschatzes zum Texte schaffen. Sie dient
auch als Vorbereitung für Gespräche und Diskussionen. Clustering ist eine gesteuerte, aber
unstrukturierte Lerntechnik und lässt sich in verschiedene Phasen unterteilen.
• Als Ausgangspunkt wird, wie Abbildung 17 zeigt, ein Kernbegriff, ein Satz oder eine
Redewendung in die Mitte eines leeren Papieres geschrieben.
• Um den Kernbegriff herum werden spontane Ideen, Gedanken und Begriffe
aufgeschrieben, umkreist und mit dem Kern und untereinander zu Assoziationsketten
verbunden. Dadurch verbinden und aktualisieren die Lernenden ihr Vorwissen mit neuem
Wissen und Ideen.
• Jedes neue Wort, jede neue Idee stellt einen neuen Kern dar, von welchem aus weitere
Assoziationen gemacht werden können.
• Das Cluster ist beendet, wenn den Lernenden nichts mehr einfällt.
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Abb. 16: Cluster zum Kernbegriff Pirat (Selimi, 2010, S. 125)
Diese Lerntechnik eignet sich als Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit und sollte zeitlich auf
Maximum zehn Minuten beschränkt werden. Sie eignet sich als Vorstufe anderer
Lerntechniken und dient als erste Ideenfindung. Lerntechniken wie Mindmap, Begriffsnetz
und Advance Organizer können an das Clustering anknüpfen und helfen, den zu lernenden
Wortschatz zu strukturieren (Selimi, 2010, S. 124-126).
2.4.10.2 Mindmap
Das Mindmap ist im Vergleich zum Cluster stärker geordnet und strukturiert. Wie in
Abbildung 18 dargestellt ist, werden die Wörter und Ausdrücke bei einem Mindmap in eine
hierarchische Ordnung gebracht. Darum ist es sinnvoll, wenn dem Mindmap ein Cluster oder
eine andere Art von Ideensammlung vorausgeht (Nodari & Steinmann, 2008, S. 54).
Als erstes wird bei einem Mindmap das Lernthema oder der Oberbegriff in die Mitte eines
Papiers geschrieben. Von diesem Oberbegriff aus führen Äste mit Hauptgedanken oder
Unterbegriffen. Von diesen Ästen aus gehen weitere Äste mit Nebengedanken weg. Die Äste
können beliebig lange fortgesetzt werden. Damit das Einprägen und Erinnern der Wörter
unterstützt wird, können die Äste und die Begriffe mit Farben markiert oder mit Bildern
ergänzt werden.
Das Mindmap hat eine grosse Bedeutung für die Wortschatzarbeit. Es hat die Funktion,
Wissen und somit auch Wortwissen zu ordnen, strukturieren und gliedern. Dieses
Verknüpfen von Wortschatzinhalten unterstützt logisch strukturiertes Darstellen eines
Sachverhaltes wie auch das Präsentieren von eigenen Denkmustern. Weiter dient die
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Lerntechnik den Lernenden, das bildlich im Gedächtnis gespeicherte Wort- und Weltwissen
abzurufen.
Die Lerntechnik kann bei Unterrichtsphasen wie Ideensammlung, Wiederholung oder
Textaufarbeitung eingesetzt werden (Selimi, 2010, S. 118-119). Mindmaps sind besonders
unterstützend für Lernende mit nicht deutscher Erstsprache (Selimi, 2010, S. 124).
Als Einstieg in die Arbeit mit Mindmaps können die Lernenden ein halbfertiges Mindmap
vervollständigen oder von vorgegebenen Ideensammlungen ausgehen (Nodari & Steinmann,
2008, S. 54). Als weiterführende Arbeit könnte man mit den einzelnen Wörtern aus dem
Mindmap Sätze oder Texte formulieren (Selimi, 2010, S. 123).
Abb. 17: Mindmap zum Thema Wohnen (Selimi, 2010, S. 123)
2.4.10.3 Begriffsnetz
Eine weitere Lerntechnik ist das Begriffsnetz. Es ist eine graphisch dargestellte
Auslegeordnung zu einem bestimmten Thema. Es funktioniert ähnlich wie ein Mindmap,
jedoch stehen die zentralen Begriffe miteinander in Beziehung und beeinflussen einander
oder hängen voneinander ab. Beim Begriffsnetz kann hingegen das Beziehungsgeflecht
eines Wortes zu anderen Wörtern visuell kommentiert werden (Selimi, 2010, S. 126). Zudem
werden im Gegensatz zum Mindmap oder Cluster die Begriffe beim Begriffsnetz vorgegeben.
Folglich wird, wie bereits erwähnt, nicht auf das Suchen der Begriffe, sondern auf die
Beziehungen zwischen ihnen Wert gelegt.
Die Begriffe werden zu Beginn auf Kärtchen geschrieben, welche anschliessend im Plenum,
in Kleingruppen oder Einzelarbeit zu Begriffsnetzen angeordnet werden. Die Begriffskärtchen
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können frei verschoben werden, bis man mit der Position einverstanden ist. Dann wird das
Begriffsnetz auf ein Plakat geklebt und die Kärtchen werden mit Pfeilen verbunden und mit
Erklärungen ergänzt, sodass die Struktur mit den Beziehungen und Zusammenhängen
deutlich wird (Nodari & Steinmann, 2008, S. 55). Die Richtung der Beziehung respektive die
Pfeilrichtung spielt dabei eine wichtige Rolle. So können die Pfeile zuordnen, werten oder
eine Handlung charakterisieren. Vorteilhaft ist, dass die Begriffszusammenhänge mit kurzen
Erläuterungen und Kommentaren geklärt werden müssen und so die Reflexion und
Begründungskompetenz der Lernenden gefördert werden. Zur Vereinfachung kann die
Lehrperson die Schülerinnen und Schüler anfangs nur wenige Begriffe in einem Begriffsnetz
darstellen lassen oder sie gibt den Lernenden bereits die Netzstruktur vor und sie müssen
die Begriffe richtig einfügen.
Zur Übung können Lernende auch zu einem Text aus dem Unterricht ein Begriffsnetz
gestalten oder sie erhalten Kärtchen mit Wörtern zu einem aktuellen Thema und stellen, wie
die folgende Abbildung 19 zeigt, zum Beispiel zum Thema Ökologie ein Begriffsnetz dar
(Selimi, 2010, S. 127-128).
Abb. 18: Begriffsnetz zum Thema Ökologie (Selimi, 2010, S. 128)
Die Lerntechnik Begriffsnetz eignet sich gut für Wiederholungssequenzen innerhalb oder am
Ende eines Themas. Mit dieser Lerntechnik können Lernende zuvor gelernte Wörter bildhaft
strukturieren oder Wortzusammenhänge differenziert wiedergeben. Die Wortschatzarbeit im
Unterricht sollte sich nämlich nicht nur auf die Einführung neuer Wörter konzentrieren,
sondern vielmehr auch den vorhandenen Wortschatz immer wieder aktivieren und neu
ordnen. Erst dadurch treten die Wörter in ein ständiges Beziehungsgeflecht zueinander, das
kognitive Netz verdichtet sich im mentalen Lexikon und die Wörter können besser abgerufen
werden. So ist das Begriffsnetz wie auch der Advance Organizer, der im nächsten Kapitel
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genauer erläutert wird, eine gute Lerntechnik zum Erarbeiten oder Festigen des
Wortschatzes (Selimi, 2010, S. 127-128).
2.4.10.4 Advance Organizer
Wie auf Abbildung 20 ersichtlich wird, ist der Advance Organizer eine Lerntechnik, die das
Vorwissen der Lernenden mit dem neuen Wortschatz verknüpft. Die Begriffe werden im
mentalen Lexikon gedanklich strukturiert und in einem semantischen Netz von Begriffen
abgelegt und repräsentiert. Durch die Visualisierungsmöglichkeit der Lerninhalte können
diese leichter aufgenommen und verarbeitet werden.
Bei dieser Lerntechnik geht es darum, dass zu Beginn der gesamte Lerninhalt in seinem
inhaltlichen Zusammenhang den Lernenden aufgezeigt wird. Es ist hilfreich, wenn die
Schülerinnen und Schüler den Advance Organizer in einer bleibenden Form, beispielsweise
als Kopie am Anfang, erhalten. Die Lernenden erhalten dadurch einen Überblick, was auf sie
zukommen wird und es ist für sie ersichtlich, in welcher Beziehung die Teilthemen zum
Gesamtthema stehen. Er ist auch beim Voranschreiten in einem Thema eine nützliche
Orientierungshilfe für die Lernenden. Der Wortschatzinhalt des neuen Themas wird den
Lernenden vorweggenommen und kann den Lernprozess positiv und wirksam beeinflussen.
Der Advance Organizer weist zwar eine grosse Ähnlichkeit mit anderen Lerntechniken wie
dem Mindmap auf, sollte jedoch klar eine motivierende Wirkung haben. Er soll Fragen
aufwerfen, ein Problembewusstsein entwickeln und die Lernenden positiv auf den neuen
Lerngegenstand einstimmen. Die folgende Abbildung 20 zeigt auf, wie ein Advance
Organizer zum Thema Lebensraum Erde aussehen könnte.
Abb. 19: Advance Organizer über den Lebensraum Erde (Selimi, 2010, S. 131)
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Zuerst wird der Advance Organizer nur in vereinfachter Form, das heisst ohne Bilder und
andere Hervorhebungen dargestellt. Er wird nach und nach ergänzt. Mit Verbindungslinien
werden Zusammenhänge zwischen den Begriffen und Inhalten hergestellt. Sie werden mit
Farben hervorgehoben und Bilder, Skizzen und Symbole werden zur Veranschaulichung
hinzugefügt. Zur Festigung der Begriffe, die der Advance Organizer enthält, können die
Lernenden Begriffskarten erstellen und sich gegenseitig abfragen und überprüfen.
Untersuchungsergebnisse haben gezeigt, dass der Einsatz dieser Lerntechnik sich positiv
auf das langfristige Behalten von Informationen auswirkt, sowie Lerntransferleistungen
günstig beeinflusst (Selimi, 2010, S. 129-132).
2.4.11 Erkennen der Vieldeutigkeit der Wörter
Da die deutsche Sprache geprägt ist von Wörtern mit mehreren Bedeutungen, ist es sinnvoll,
dass sich die Lernenden mit mehrdeutigen Wörtern auseinandersetzen. Die Lernenden
sollen auf die Feinheiten der Wortbedeutungen sensibilisiert werden. Dabei sollen die
Vielseitigkeit und der Bedeutungsreichtum eines Wortes genauer angeschaut werden. So hat
zum Beispiel das Wort Gang mehrere Bedeutungen, wie die folgenden Sätze zeigen:
Der Grossvater hat einen schweren Gang.
Die Geburtstagsparty ist voll im Gange.
Es führt ein schmaler Gang zur Turnhalle.
Auf der Autobahneinfahrt legte ich den vierten Gang ein.
Als letzter Gang gab es ein köstliches Dessert.
Weitere Bedeutungsfeinheiten ergeben sich, wenn man den Wortstamm Gang nimmt und
verschiedene Zusammensetzungen oder Ableitungen bildet wie zum Beispiel Gangfenster,
Durchgang, Ausgang etc. Die Mehrdeutigkeit verschiedener Wörter kann im Unterricht zum
Thema gemacht werden (Selimi, 2010, S. 135-137).
2.4.12 Bewusste Aufnahme und Anwendung von Redewendungen
Zu einem weiteren wichtigen lexikalischen Aspekt der deutschen Sprache gehört der
bewusste Erwerb von Redewendungen. Sie bestehen aus mehreren Wörtern, die in einer
Wortgruppe miteinander verbunden sind. Sie besitzen eine bestimmte, oft bildliche
Bedeutung und sind oft seit Generationen ein fester Bestandteil einer Sprache. Sie stammen
ursprünglich aus einem bestimmten lebensweltlichen oder beruflichen Kontext und beziehen
sich auf konkrete Handlungen oder Vorgänge. Heute hingegen haben sie eine wörtliche und
übertragene Bedeutung. Eine bewusste Auseinandersetzung mit Redewendungen
ermöglicht den Schülerinnen und Schülern, ihren produktiven Wortschatz zu erweitern und
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Redewendungen in der mündlichen Kommunikation sowie auch beim Schreiben von Texten
einzubauen. Die Lernenden müssen jedoch zuerst die Redewendungen verstehen und
einprägen, bevor sie diese anwenden können.
Um mit der Thematik vertraut zu werden, ist es sinnvoll, in einem Text Redewendungen
suchen zu lassen, sie zu sammeln, ihre Bedeutungen zu umschreiben und mit eigenen
Erfahrungen zu verknüpfen. Als weiterer Auftrag könnte man in Gruppen verschiedene
Redewendungen zu einem Wort wie zum Beispiel Kopf suchen. Dies könnten sein: ein Brett
vor dem Kopf haben, den Kopf voll haben, sich etwas durch den Kopf gehen lassen, sich
etwas in den Kopf setzen etc.
Redewendungen lassen sich sehr gut bildlich darstellen und auf spielerische Art und Weise
erraten. Ein Spiel, das sich zum Einprägen von Redewendungen eignet, ist Montagsmaler.
Es spielen zwei Gruppen gegeneinander. Ein Mitglied einer Gruppe erhält eine Karte mit
einer Redewendung und muss sie zeichnerisch darstellen. Wenn die anderen Gruppen-
mitglieder die Redewendung erraten, bekommen sie einen Punkt (Selimi, 2010, S. 138-142).
2.4.13 Bewusste Anwendung von Metaphern
Metaphern sind bildhafte Wortumschreibungen. Sie können eine Aussage farbiger, treffender
und nuancierter machen. Mit Metaphern besteht die Möglichkeit, die Eigenschaften zweier
Dinge zu vergleichen, wie zum Beispiel schlau wie ein Fuchs. Solche Vergleiche kommen oft
vor, da die Menschen das Bedürfnis nach sprachlichen Bildern und Emotionen haben. Die
Metaphern spielen eine entscheidende Rolle im Unterricht, da sie in Geschichten,
Volksmärchen, Fabeln, Mythen, Legenden, Liedern und Fachtexten oft vorkommen. Ihr
Verständnis setzt einen umfangreichen Wortschatz und eine gute Denkfähigkeit voraus. Wie
bei den Redewendungen ist es auch bei den Metaphern so, dass man ein Leben lang immer
wieder neue dazulernt. Deshalb ist es bedeutungsvoll, sie in verschiedenen Themen-
bereichen zu betrachten und im produktiven Wortschatz zu festigen.
Für den Einstieg mit Metaphern eignen sich die Themen Tiere oder Fussball. Die Lernenden
können zum Beispiel Metaphern zu Tieren suchen wie stark wie ein Bär, flink wie ein Wiesel,
fleissig wie eine Ameise etc. In einem weiteren Arbeitsschritt kann die Lehrperson
fussballbezogene Metaphern vorgeben wie am Ball bleiben, im Abseits stehen, ein Eigentor
schiessen, in derselben Liga spielen, die rote Karte bekommen etc. und die Lernenden
auffordern, dazu im Internet oder in Zeitschriften passende Bilder zu suchen. Zudem kann
den Lernenden der Auftrag erteilt werden, Werbeslogans zu sammeln, sie auf Metaphern zu
durchsuchen und sie auf einem Plakat aufzukleben.
Bachelorarbeit Wortschatzarbeit Amanda Frischkopf
PHZ Luzern 2013 46
Es ist lehrreich und sinnvoll, die Lernenden in Texten Metaphern gezielt suchen zu lassen
und sie anzuleiten, die Metaphern hie und da in selbst verfasste Texte einzuflechten. Sie
gestalten einen Text für den Leser interessanter (Selimi, 2010, S. 142-146).