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BA-Modul 6: Literaturgeschichte III Wintersemester 2011/12 PD Dr. Ralf Klausnitzer Wiener Moderne. Literatur, Kunst, Wissenschaft Montag, 10-12 Uhr, HP 1.301 In den zwei Jahrzehnten zwischen 1890 bis 1920 formieren sich in der Hauptstadt der k.u.k. Monarchie kulturelle Bewegungen, deren Wirkungen auf die Literatur und Kunst im 20. Jahrhundert von kaum zu überschätzender Bedeutung sind. Sigmund Freud und seine Schüler entwickeln in der Psychoanalyse einen vertieften Zugang zu psychischen Phänomenen; Ernst Mach und Ludwig Wittgenstein revolutionieren Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie; Karl Kraus formuliert eine radikale Sprach- und Kulturkritik. In der Malerei suchen die in der Wiener Werkstätte schaffenden Gustav Klimt, Oskar Kokoschka, Egon Schiele nach erweiterten Ausdrucksformen; Adolf Loos und Otto Wagner realisieren und reflektieren eine Architektur, die Funktionalität in den Mittelpunkt stellt und auf Ornamentik radikal verzichtet. In der Literatur produzieren Autoren wie Hugo von Hofmannsthal und Arthur Schnitzler, Peter Altenberg und Hermann Bahr je eigene Varianten zur ästhetischen Thematisierung einer Moderne, deren Errungenschaften ebenso frühzeitig registriert und gestaltet werden wie ihre krisenhaften Konsequenzen. – Die Lehrveranstaltung will diese verschiedenen Bewegungen in ihren Zusammenhängen rekonstruieren. Gelesen werden dazu zentrale literarische, wissenschaftliche und publizistische Texte; besondere Beachtung finden zugleich Werke der Bildenden Kunst und der Musik (denn auch die Kompositionen von Gustav Mahler und des jungen Arnold Schönberg gehören zu dieser kulturellen Formation). Das Lektüre-, Sichtungs- und Hörpensum ist entsprechend umfassend, aber immer lohnend: Denn hier ist ein Kontinent zu entdecken. Montag, 24. Oktober Einführung Montag, 31. Oktober Kulturelle Diagnosen und Programmschriften Hermann Bahr: Décadence (1890) Hermann Bahr: Die Überwindung des Naturalismus (1891) Hugo von Hofmannsthal (1874-1929): Gabriele d’Annunzio (1893) Hermann Bahr: Das junge Österreich (1893) Sekundär: Karl Kraus: Zur Überwindung des Hermann Bahr. In: Die Gesellschaft, Mai 1893 Satire Montag, 7. November Selbst- und Zeitbestimmungen, lyrisch Hugo von Hofmannsthal: Vorfrühling (Gedicht, 1892), Ballade des äußeren Lebens (1895), Manche freilich...(Gedicht 1896), Lebenslied (Gedicht 1896) Ästhetizismus und der Genius Wiens Leopold von Andrian: Der Garten der Erkenntnis (Novelle, 1895) Sekundär: Karl Kraus: Die demolirte Literatur. Wien 1897 Literatursatire aus Anlass der Schließung des Café Griensteidl am 21. 1. 1897 + Abriss: Revue der Stammgast-Literaten Montag, 14. November Überwindung des Ästhetizismus? Hugo von Hofmannsthal: Das Märchen der 672. Nacht (1895) Montag, 21. November Tabubrüche, dramatisch Arthur Schnitzer: Reigen (10 Dialoge, 1896-97, ED 1903, vollständige UA 1920 in Berlin] Montag, 28. November Aufbruch in Bildender Kunst und Musik: - Gustav Klimt + Wiener Sezession (1897); - Gustav Mahler: 10. Symphonie Fis-Dur, 1. Satz Montag, 5. Dezember Neue Zugänge zur menschlichen Psyche Sigmund Freud: Die Freudsche psychoanalytische Methode (1904). SF: GW Bd. 5, S. 1-10. Sigmund Freud: Selbstdarstellung (1925). SF: GW Bd. 14, S. 31-96.

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BA-Modul 6: Literaturgeschichte III

Wintersemester 2011/12 PD Dr. Ralf Klausnitzer

Wiener Moderne. Literatur, Kunst, Wissenschaft Montag, 10-12 Uhr, HP 1.301

In den zwei Jahrzehnten zwischen 1890 bis 1920 formieren sich in der Hauptstadt der k.u.k. Monarchie kulturelle Bewegungen, deren Wirkungen auf die Literatur und Kunst im 20. Jahrhundert von kaum zu überschätzender Bedeutung sind. Sigmund Freud und seine Schüler entwickeln in der Psychoanalyse einen vertieften Zugang zu psychischen Phänomenen; Ernst Mach und Ludwig Wittgenstein revolutionieren Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie; Karl Kraus formuliert eine radikale Sprach- und Kulturkritik. In der Malerei suchen die in der Wiener Werkstätte schaffenden Gustav Klimt, Oskar Kokoschka, Egon Schiele nach erweiterten Ausdrucksformen; Adolf Loos und Otto Wagner realisieren und reflektieren eine Architektur, die Funktionalität in den Mittelpunkt stellt und auf Ornamentik radikal verzichtet. In der Literatur produzieren Autoren wie Hugo von Hofmannsthal und Arthur Schnitzler, Peter Altenberg und Hermann Bahr je eigene Varianten zur ästhetischen Thematisierung einer Moderne, deren Errungenschaften ebenso frühzeitig registriert und gestaltet werden wie ihre krisenhaften Konsequenzen. – Die Lehrveranstaltung will diese verschiedenen Bewegungen in ihren Zusammenhängen rekonstruieren. Gelesen werden dazu zentrale literarische, wissenschaftliche und publizistische Texte; besondere Beachtung finden zugleich Werke der Bildenden Kunst und der Musik (denn auch die Kompositionen von Gustav Mahler und des jungen Arnold Schönberg gehören zu dieser kulturellen Formation). Das Lektüre-, Sichtungs- und Hörpensum ist entsprechend umfassend, aber immer lohnend: Denn hier ist ein Kontinent zu entdecken. Montag, 24. Oktober

Einführung

Montag, 31. Oktober

Kulturelle Diagnosen und Programmschriften – Hermann Bahr: Décadence (1890) – Hermann Bahr: Die Überwindung des Naturalismus (1891) – Hugo von Hofmannsthal (1874-1929): Gabriele d’Annunzio (1893) – Hermann Bahr: Das junge Österreich (1893)

Sekundär: – Karl Kraus: Zur Überwindung des Hermann Bahr. In: Die Gesellschaft, Mai 1893 è Satire

Montag, 7. November

Selbst- und Zeitbestimmungen, lyrisch – Hugo von Hofmannsthal: Vorfrühling (Gedicht, 1892), Ballade des äußeren Lebens (1895), Manche

freilich...(Gedicht 1896), Lebenslied (Gedicht 1896) Ästhetizismus und der Genius Wiens – Leopold von Andrian: Der Garten der Erkenntnis (Novelle, 1895) Sekundär: – Karl Kraus: Die demolirte Literatur. Wien 1897 è Literatursatire aus Anlass der Schließung des Café

Griensteidl am 21. 1. 1897 + Abriss: Revue der Stammgast-Literaten Montag, 14. November

Überwindung des Ästhetizismus? – Hugo von Hofmannsthal: Das Märchen der 672. Nacht (1895)

Montag, 21. November

Tabubrüche, dramatisch – Arthur Schnitzer: Reigen (10 Dialoge, 1896-97, ED 1903, vollständige UA 1920 in Berlin]

Montag, 28. November

Aufbruch in Bildender Kunst und Musik: - Gustav Klimt + Wiener Sezession (1897); - Gustav Mahler: 10. Symphonie Fis-Dur, 1. Satz

Montag, 5. Dezember

Neue Zugänge zur menschlichen Psyche – Sigmund Freud: Die Freudsche psychoanalytische Methode (1904). SF: GW Bd. 5, S. 1-10. – Sigmund Freud: Selbstdarstellung (1925). SF: GW Bd. 14, S. 31-96.

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Montag, 12. Dezember

Neue Erzählverfahren – Arthur Schnitzler: Leutnant Gustl (Erzählung, 1900)

Montag, 19. Dezember

Durchbrüche, musikalisch: Atonalität Arnold Schönberg: Vertonung von Gedichten Stefan Georges (aus Band Die hängenden Gärten, 1898)

Montag, 2. Januar 2012

Neue Erzählverfahren II – Richard Beer-Hofmann: Der Tod Georgs (Erzählung, 1900)

Montag, 9. Januar

Sprachkrise, wortreich – Hugo von Hofmannsthal: Ein Brief (1902) Sekundär: – Hermann Bahr: Das unrettbare Ich (1904)

Montag, 16. Januar

Wissen und Literatur – Sigmund Freud: Der Dichter und das Phantasieren (1907)

Montag, 23. Januar

Architektur und neue Ästhetik – Adolf Loos: Ornament und Verbrechen (1908) – Beispiele eines neuen Bauens

Montag, 30. Januar

Literatur und soziale Fragen – Hugo von Hofmannsthal: Der Dichter und diese Zeit (Vortrag 1906; ED Neue Rundschau 1907) – Karl Kraus: Heine und die Folgen (1910)

Montag, 6. Februar

Philosophie – Ludwig Wittgenstein: Tractatus logico-philosophicus (1918) è Auszüge – Arthur Schnitzer: Ich (Novelette, 1917)

Montag, 13. Februar

Fazit? – Arthur Schnitzler: Traumnovelle (1925/26) Abschlussdiskussion

Elementare Verabredungen zum Seminarablauf

è Angestrebt wird die umfassende und genaue Kenntnis einer der wichtigsten literarisch-kulturellen Konstellationen der neueren deutschen Literaturgeschichte (deren Texte und Bilder irgendwann im Leben sowieso gelesen bzw. gesehen werden müssen). Deshalb sind alle angegebenen Primärtexte von allen Seminarteilnehmern intensiv zu lesen und genau zu kennen; aufgeführte Sekundärliteratur trägt zur Kontextualisierung bei und sollte gelesen werden. è Primärtexte können angeschafft oder in der Institutsbibliothek + UB + Stabi gelesen werden; stehen auch auf moodle zum Download bereit; Kennwort: Donau è Eine kurze Einführungen durch Studierende soll die Basis für die nachfolgende Seminardiskussion bilden; günstig sind Arbeitsgruppen sowie ein knappes, konzises Thesenpapier.

è Der Erwerb von benoteten Leistungsnachweisen („Schein“) erfolgt durch regelmäßige aktive Teilnahme am Seminar + Einführungsauftritt + Modulabschlussprüfung; nähere Informationen dazu rechtzeitig

è Um Abwesenheit bei Seminarveranstaltungen zu minimieren: Einmaliges unentschuldigtes Fehlen erlaubt (wenn auch nicht gern gesehen), zweite Absenz nur mit Entschuldigung. Dann vorbei.

Sprechstunde: Mittwoch 16.30 – 17.30 Uhr im Institut für deutsche Literatur, DOR 24, Raum 3.528 sowie jederzeit nach Vereinbarung è Tel. dienstl.: 20 939 697; Mail: [email protected]