Bachmann-Medick Cultural Turns

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 CULTURAL URNS. EUORIENTIUNGN IN DEN Ku LTURWSSNSHAFTEN . Z Z L m Zge der Postmoderne haben de Klrwssenschaen beanntlch das nde der «Me stererz hl ng» von manz pat on nd For schr t as- g eren. Doch sind se de ncht selbst zm rg e n s e ner «gro&en rz hl ngeworden? Schl e&l ch st noch mmer d e Rede von e nem drchschlagenden «Clt ral rn», der w e e n Paradgmenspr ng d e soz al nd lt rwissenscha l chen D sz plinen er ss hat nd der n o ch daz im ann e nes be mcht gen linguistic tu verharrt Zwar ersche n der linguistic tu w e e ne «ega»wende oder g a en mstr- zender ar ad gmenwech se Doc h hat e w r l ch d e rw ssen sch a t- lche heorebldg bs hee so star domnier, dass e ae weteren theoret schen Nesr cht ng en est m Gri behie l ? Dagegen kann e ne andere Gesch chte der Klt rw ssenscha ten ge dacht nd d rgestellt werden, d e gerade d e V elz ahl der cultural tus zm Letfaden nmmt. rst die nterschedlchen «Wenden», die sch e wa se t den 9 7 0er J hren m Schlep pta des linguistic tu herasgebil- det ha en, le g en e n asd erenz ert es, hchs t dynam sches Spannng s- eld der l rw ssenscha tl chen Forschng re . st s e haen lic - rchtngen gende nd nee Fosserngen engehrt. Damt haben s e d rch alle D sz pl nen h nd ch b s her nbear e e e Fo schngs el der qer z den D sz pl nen erschlossen nd den e ab erten heor en- nd Methodenanon drch gez elte Forschngsanst &e a gebrochen. De Rede st von bahnbrechenden Neor en er ngen, die z erst m Feld der Kltranthropologe asgeldet wrden we interetive tu  peormative tu nd refexive tu nd die dnn m Wechsel der Letds- zplinen enen  postcolonial tu ebenso we enen  spatial tu nd enen iconic tu/pictoal tu hervorgebracht haben neerd ngs ach e nen 7

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CULTURAL URNS.

EUORIENTIUNGN IN DEN

Ku L TURWSSN SHAFTEN

. Z Z

L

m Zge der Postmoderne haben de Klrwssenschaen beanntlch

das nde der «Mestererzhlng» von manzpaton nd Forschrt as-

geren. Doch sind se de ncht selbst zm rgens ener «gro&en

rzhlng» geworden? Schle&lch st noch mmer de Rede von enem

drchschlagenden «Cltral rn», der we en Paradgmensprng de

sozal nd ltrwissenschalchen Dszplinen erss hat nd der

noch daz im ann enes bemchtgen linguistic tu verharrt Zwar

erschen der linguistic tu we ene «ega»wende oder ga en mstr-

zender aradgmenwechse Doch hat e wrlch de rwssenschat-

lche heorebldg bs hee so star domnier, dass e ae weteren

theoretschen Nesrchtngen est m Gri behiel?

Dagegen kann ene andere Geschchte der Kltrwssenschaten ge

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oris Bchmnn-edick

CULTURAL URNS

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INA

1.

.

Cultural Turns.Neuorenterungen n den Kulturwssenschaften 7

nterpretve Turn 8

Performatve Turn I04

Reexve Turnterary Turn 144

Postcolonal Turn 184

Translatonal Turn 38

6 Spatal Turn 84

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tnsationa tu Die «Meistererzhlung» des «Cultural Turn» wird von

den Diferenzierungsimpulsen dieser verschiedenen cutura tu s gera-

dezu unterwandert Zudem bringen ihre markanten Verschiebungen der

Blickwinkel auch den Geltungsanspruch des inguistic tu selbst zum

Verlassen Denn sie hren tendenzielI weg von der Sprach und Textlas

tigkeit der Kuturanalyse, weg von der Vorherrschaft der Reprsentat ion,

der oen Sestreferenzialitt und der «Grammatik» des Verhaltens.

Doch wo fhren sie hin? Gerade das reite Reservoir von Neufokussie-rungen erffnet weite Horizonte r eine Kulturwissenschaft nach dem

inguistic tu: Selbstausegung und nszenierung, Krperlichkeit und

Handungsmacht, aber auch die Poitik sozialer und interkulturelIer Dif

ferenzen mit ihren bersetzungs und Aushandlungspraktiken rcken

in den Vordergrund, darber hinaus visueIe Einsichten, Bildwahrneh-

mungen und Kulturen des Bicks sowie Rumlichkeit und Raumbezge

soziaen Handens, schlielich gar die unhintergehare Materialitt von

Erfahrung und Geschichte.

Eine andere Geschichte der Kuturwissenschaften ausdrcklich ent-lang socher tus wirft bereits neues icht auf die pauschale berzeu-

gung, die Denkschrift «Geisteswissenschaften heute» htte hierzulande

einen umfassenden «Cultural Turn» der Geisteswissenschaften aus-

gelst: Die Kulturwissenschaften so heit es dort lsen sich aus der

geistesgeschichtich geprgten deutschen Tradition Mittlerweile geht

man vie deutlicher davon aus, dass die Kulturwissenschaften die Geis-

teswissenschaften geradezu abgelst haben, wobei sie wissenschafts-

poitisch vorangetrieben zur «Modernisierungschire» wurden. Zu-

nchst ist ihnen eine integrative erspektive zur berbrckung der F

cherspezialisierung, der Zersplitterung arbeitsteiliger Forschung ebenso

zugetraut worden wie die erwindung der Kommunikationsbarrieren

angesichts der fachspezifischen Begriffssysteme Doch dann lief der kul

turwissenschaftliche Modernisierungsschub sehr bald in ein deutliches

Fahrwasser zunehmender Selstreexion und Differenzierung Dazu

vrhalf das Bestreben, si ch an internationale Theorieanstze anschluss

fhig zu machen, u von dort aus die Geisteswissenschaften zu «mo

dernisieren» Aus dieser Perspektive wurden berhaupt erst spezifische

Dezite der traditionelIen Geisteswissenschaften erkennbar: ndem sie

einzelne Kulturobjekte herausheben, in denen sich die geistige Produkti

vitt niederschlgt, unterstelIen die Geisteswissenschaften eher ein Ein

heitsmodelI des einen menschlichen Geistes, das een doch nur der eu

ropischen Geistesgeschichte entspringt. Die Kulturwissenschaften da-

gegen richten die Aufmerksamkeit verstrkt auf Materialitt, Medialitt

und Ttigkeitsformen des KulturelIen, u genauer zu erkennen, wie und

in welchen Prozessen und kulturspezischen Ausprgungen Geistiges

und KulturelIes in einer jeweiligen GeselIschaft berhaupt produziertwerden. Dabei nen sie sich einem ln gst nicht mehr nur auf Europa

fixierten Pluralismus des KulturelIen, der kulturelIen Prozesse und Aus

drucksformen Sie verweisen auf «multiple modernities» (Shmuel Eisen-

stadt) und problematisieren den einlinigen Begriff der Modernisierung

als inen eurozentrischen Begri, nicht zuletzt ezogen auf das Projekt

der Kulturwissenschaften selbst Besonders die zunehmende Auseinan-

dersetzung mit Problemfeldern auerhalb Europas fhrt schlielich zu

nachhaltigen Ansten, sich aus der Beschrnkung auf einen immer

noch fr mageblich gehaltenen europischen Wissenskanon zu l sen

Vor alIem diese Tendenz der Kulturwissenschaften zum Pluralismus,

gepaart mit kritischer Selstreexion und mit (inter)kulturelIer Ver

ortung der eigenen Theorien, war und ist noch immer der Nhrboden r

die Herausbildung signifikanter cutura tus sowohl in den jeweiligen

Einzeldisziplinen als auch quer zu ihnen

Die «groe Erzhlung» des «Cultural Turn» wird demnach von den

Dierenzierungsimpulsen der mindestens eenso ausschlaggeenden

cutu tus geradezu untergraben Doch umso mehr bleit die Frage,

wie diese Dynamik in den Kulturwissenschaften ihrerseits «erzhlt»

oder u den spatia tu auf die Theorielands chaft selbst anzuwenden

kartiert werden kann Ausdrcklich solI es hier nicht u eine Ges chichte

der Kulturwissens chaften gehen,4 auch nicht u eine Rekonstruktion derberlappungen und Unterschiede zwischen den angloamerikanischen

Cutura  Studies und den deutschen Kulturwissenschaften.5 Schon gar

nicht ist beabsichtigt, im gleichen Atemzug «die mittlerweile ber zehn

Jahre alte Grundsatzdiskussion ber eine Neuorientierung der iteratur-

wissenschaft und/oder/als Kulturwissenschaft zu einem vorlufigen Ab

schlu zu bringen»6. Statt hier einen Gegensatz aufzumachen zwischen

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Grundsatzdskussonen enersets und «der egentchen Aret an denTexten, n den Archven und mt dem kulturellen Gedchtns anderersets, wrd en anderer Weg engeschlagen: So knnte es fruchtbarer sen,den kulturwssenschaftlchen Dskurs deutlch nach vorn gerchtet zukarteren, u hn unmttelbarer fr de laufende Ausenandersetzungmt den Forschungsgegenstnden, -sujekten oder texten nutzen zuknnen.

Karterungsanstze der kulturwssenschaftlchen Forschung, hrerTheorelandschaft und Dskusson gt es enge noch kene allerdngsmt Blck auf de Dynamk des Theorewandels durch ts. Vorherrschend st sher der Blck auf de Vernderungen des Kulturegrffs,vor allem aer de Hnwendung zu «Dskussonsfeldern we Alltagsund Populrkultur, kulturelle denttt, Meden und Kommunkaton,Globalserung und transkulturelle Kommunkaton9 oder zu etalerten«Methodenkomplexen we w Historicism, Kulturgeschchte, Dskursanalyse. etfden snd aer auch «nhaltlche Schwerpunktsetzungenwe Alltagsgeschchte, Hstorsche Anthropologe, Frauen und Geschlechtergeschchte, Generatonengeschchte, Dskursgeschchte undncht zuletzt de Theoresysteme herausgehoener Protagonsten, Vorlufer, Grndervter. Ene Kombn aton sol cher Angelpunkte der Rekonstrukton ndet sch e der Hstorkern te Danel.10 nd etwa e awrence Grosserg stt man bezglch sener egenen «spatotemporalmap o f the current state of cultural studes" auf ene Glederung nach«Modellen (models of cutural studes), de auch manche Entsprechung auf Set en der deutschen Kulturwssensc haften erkennen lsst:Kultur als Text, Kultur als Kommunkat on, Kultur als Derenz, Kultur

n Bezug auf den sozo-p oltschen Raum, Kultur n Bezug auf nsttutonen, Kultur als Dskurs und Alltag.

All dese Karterungen und Konkretserungen nach Dskussonsfedern edeuten jedoch zuglech ene erheche Verengung auf Themenkomplexe. Der vorlegende Band schgt enen anderen Weg en.Der gnggen Themenorenterung wrd her de methodenna e Ausrchtung der tus entgegengehalten: hre Ausprgung von Wahrnehmungsenstellungen, operatven Zugngen und Konzepten sowe vonAnalysekategoren. hre unterschedlchen Fokusserungen und Schwer

10

punktverlagerungen, aer auch hre gezelteren Methoden erffnen deMglchket, konkrete ntersuchungsanstze ncht nur auf hr kulturwssenschaftlches Reexonsnveau hn zu befragen, sondern se glechzetg n enem bestmmten Theoredskurs zu verorten.

m Weg durch de verschedenen ts n den Kulturwssenschaftenwren vor all em met hodsc he Anstze w ederzugewnn en, de m anhaltenden Boom der Kulturwssenschaften zunehmend veracht und

n Vergessenhet geraten snd. Se geen mpulse fr ene lngst fllgeNeuproflerung der Kulturwssenschaften, de sch gegenwrtg n enereher festgefahrenen age befnden. Mt «festgefahren snd ncht nur deSackgassen durch Jargonldung gement mmerhn macht schon debloe Erwhnung von Globals erung, Kultur, denttt, nterkulturalttusw. en ganzes Fass von Assozatonsmglchketen und Bezugsfeldernauf, was dem Endruck von Vaghet und Konturenlosgket kulturwssenschaftlcher Forschungen Vorschu lestet. Gement st auerdem enemmer noch offene Alternatve: Sollte Kulturwssenschaft m Sngularals Enzelfach ausgeaut werden, oder wren eher Kulturwssenschaftenm Plural weterzuentwckeln: als dszplnenberspannende Perspektve, als «fcherbergrefende Orenterungskategore? Bemerkenswertst de Storchtung deser Frage n dem Band «Orenterung Kulturwssenschaft, ausgehend von der nsttutonaserung der Kulturwssenschaften «Sc hon ih war n den ebat ten u de <Kulturwssensch aft>und de Modern serung der Gestesw ssenschaften der Gedanke enurech, de unverstre Ausldung m Prnzp dsz plnr, de Forschungspraxs aber <transdszpln auszurchten (.. .). e Kulturwssenschaftwre n deser Perspektve vor allem en Prvleg der Postgraduerten,

de sch n enem Spezalfach solde Grundkenntnsse erworben habenund von daher zu ener anspruchsvollen Horzonterweterung befhgtsnd. Hat man also erst auf den Schultern ener dszplnren Ausbldung Ausscht auf enen kulturwssenschach erweterten Horzont?

Whrend de Kulturwssenschaftler Hartmut Bhme, Peter Matussek, o thar Mller «de Kulturwssensch aft als grundstndges Fachdagegen halten, sprcht de grenzerschretende Perspektve der tusfr en anderes Konzept von Kulturwssenschaften. Deses st vonvornheren dszplnenergrefend angelegt, und zwar berets n den

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Ausgangsfchern selbst und dort ausdrcklich mit disziplinren Kom-

petenzen v erschrnkt Wrde das Projekt Kulturwissenschaften in ein

eigenes Einzelfach eingehegt der als bloe Zusatzqualifikation auf-

gepfropft, knnte dies zur Selbstauflsung fhren Dann wren die

Kulturwissenschaften vielleicht wirklich nur eine E pisode, «eine zwar

wichtige, jedoch zeitlich begrenzte Stufe in der Begrndung der Geis-

teswissenschaften» wovon der Wissenschaftsrat in seinen Empfeh-

lungen zur Lage der «Geisteswissenschaften» in Deutschland im Jahr2006 edenklicherweise ausgeht

Lebendig gehalte n wird dagegen das Proj ekt der Kulturwissenschaften

erst dann, wenn es sich ber den «diffusen Gesamtanspruch»6 einer im

Singularverstandenen Kulturwissenschaft hinaus profiliert: als eine aus

drcklich fchererspannende Orientierung , deren Verankerung in den

verschiedenen Disziplinen unverzichtbar it Das bedeutet aer auch,

dass bereits die spezifischen disziplinren Anstze und Untersuchungs-

felder sowie ihre Gegenstnde selst von vornherein ganz anders an

gegangen werden, wenn man sie kulturwissenschaftlich betrachtet Anschlussmglichkeiten zwischen den Einzeldisziplinen zu suchen, wird

dann unverzichtbar: produktive Grenzberschreitungen, ffnung ge

genber inteationalen Forschungsrichtungen, Anerkennung von Per

spektivenvielfalt und Hinwendung zu Untersuchungsfeldern, die quer

zu den Diszi plinen verlaufen Kulturwissens chaften sind in dies em Sinn,

wie es Hartmut Bhme und Klaus Scherpe ausdrcken, ein «Medium der

Verstndigung ( ), u die heterogenen, hochspezialisierten, gegeneinan

der ageschotteten Ergenisse der Wissenschaften zu <dialogisieren>, auf

strukturelle Gemeinsamkeiten hin transparent zu machen ( )»8 Solche

kulturwissenschaftlichen mpulse knnten nicht zuletzt die erst z aghaft

egonnene Dialogisierung zwischen Geistes und Naturwissenschaften

we iter vorantreibe n

Auch die Perspektive auf utu tus setzt keine Abschlussakzente

mmerhin wird bei ihr stets ( mit offenen Antworten) gefragt: Was kommt

danach? Unter dem Blickwinkel von utu tus bilden die Klturwis-

senschaften keineswegs lineare Sequenzen eines Theorie«fortschritts»

aus Sie zeichnen sich vielmehr durch Entwicklungsspielrume aus, i-

dem sie mit den tus immer nur Wenden einschl agen durchaus auch

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Rckwenden oder konstruktive Umwege, Verschiebungen der Schwer-

punkte, Neufokussierungen oder Richtungswechsel

Doch was ist eigentlich unter tus zu verstehen? Unterwerfen sie den

Erkenntnisprozess unter dem Vorzeichen bloer «Mode> wie es der

Ausdruck tu suggeriert nicht einer gewissen Unverbindlichkeit und

Kontingenz? Oder gewinnen sie geradezu einen hohen erkenntnisleiten-

den Stellenwert als «Historisierungen oder sprachliche Transformierun-

gen des Kantischen a priori»? n jedem Fall sind die «Wenden» mit ihrer Eifhrun neuer Leitvorstellunge n und Kategorien, mit ihrem Rich-

tungswechsel und Theoriewandel signifikant, sowohl in ihren eigenen

Kontextezgen als auch im Hinblick auf eine Umstrukturerung des

«wissenschaftlichen Feldes»2 in den Kultur und S ozialwissenschaften

AS « n R K U U R W SS N S A F N

Frdie Kontextualisierung der kulturwissenschaftlichen

tusist zu-nchst entscheidend, dass sie durch eine grundstzliche Umorientierun g

auf «Kultur» (Cultural Turn») angestoen worden sind, wodurch sie

szientistische, oft po sitivistische und konomistische Erklrungen des

Sozialen agelst und eine grundlegende Neuewertung von Symbolisie

rung, Sprache und Reprsentation auf den Weg gebracht haben Sprache

und Text wurden ausdrcklich als Gestaltungs und Triebkrfte sozial en

Handelns aufgefasst und theoretisch durchaus januskpfig entfaltet: in

die kultursemiotische Richtung von «Kultur als Text», dann aber auch

in Richtung auf eine sozial und materiell gesttigtere Ausarbeitung:

«Kultur als Textur des Sozialen» Unter politischkonomischem Vor

zeich en wird Kultur hiernach als ein «Transfervorgang» aufgefasst, «der

das Soziale ins Symolische <bersetzt> und ihm dieserart eine Textur

aufprgt, d h dem Gewee des S oziale n lebensweltl iche Bedeutungen

aufprgt»2 SoIche «Wiederkehr» des Sozialen noch in der kulturellen

«Textur» woraufLutz Musner verweist be deutet zugleich eine Akehr

von der Neigung der Postmoderne zur Verflchtigung «harter» Gesell-

schaftsdimensionen in die «weicheren» Sphren von Kultur, Bedeutun gund Diskurs Dieses (postmoderne) Aufweichen einer umfassenderen

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Geseschaftsaayse hat die ktrwisseschaiche Forschg immer

wieder af eie Pfad geockt, er eher i die Wet der Zeiche hrt,

der Praisierg ud Ekektizisms awertet, eistemoogisches

achdeke bef6rdert d eie Vervieftigg vo Differeze statt

ioarer Etgegesetzge ordert Dies aes mdet schieich i

der Al6sg der «groe Erzhge» d der bergreifede Si-

zsammehge, die de wachsede Fragmetierge i eier goba-

isierte Modee icht mehr gerect werdeAgesichts eier soche eistemoogische Kosteatio ist das Wie

deraee der materiell6koomische d soziae «Kehrseite» mit

e im kutrwisseschaiche Diskurs markat Scho aei deshab

wre es irrehred, die «groe Erzhug» vom «Ctra T» gebets-

mhehaft z wiederhoe d die Herasbidg der facettereiche

kutrwisseschaliche eorietierge ur auf ostmodere Zer-

sitterg zrckzfhre Ebeso veregt wre es edoch ach, grobe

6cke eier historiscoitisch6koomische Verakerg der Theo-

riewechse ei zuschage, wie etwa Fredric ameso mit seier Redeweise

vo der Postmodere sebst as «the ctra ogic ofate caitaism» oder

garmit Bick af die tusas boe Asufer der «ostordistische Tras-

formatio» Die Utersuchg er eizee Wede sst dagege vie

diereziertere Afschlsse darber erwarte, wie die j eweiige tae

des kul trwisseschaftiche Di skrses a verderte historisce, soziae

d oitische Bediggszsammehge rckgede sid, ja wie

diese Reaittsezge sebst wiederum drch de jeweiige Fokus der

ktrwisseschaiche Wahehmg erst ihre Kotre gewie

Eie z paschae Verkg des «Ctural Tr» mit er Au6sg

der groe oitische Systeme, der ate wetoitische Grezzieh-ge d Bockbidge, verstet hierr eher de Bick

Tus eke ie Afmerksamkeit aer ac a itee Bedig

ge des «iteektee Fedes» Diese were sichtar, we ma

die Ktrwisseschafte mit Hife vo Pierre Bordies Fedtheorie

struktriert as eie «SieRam, ei Fed ojektiver Beziehge

zwische divide oder stitutioe, ie miteiader ei ud

diesebe Sache kokrriere» ertrage af das iteektee Fed

der Ktrwisseschafte me ma ach hier z Eisichte i ei Fe

vo iteektee «Mode>, ei dee die Beherrscher des Fedes «Kn

 seveungssttegen» ud die achrcker oder Herasforderer «Subve

 svsttegen»24 awede, ihre Positio im Fed zu ehate bz

erst z erme Kokrrez u symboisces Kaita, das sich im

Besetze vo tus Forschugsrichtge d i der berdetermi

ierg vo Leitbegrie verdichtet, ist gewiss emirisch beoa chtar

d wisseschaftsoitisch keieswegs z terschtze Die wisse-

schaftice Mode, wie sie Borie a de Begri gebracht hat, idem er die Hate Couture mi der «Hate Ctre» aaogisiert, zeige

doch r, wie stark die Ktrwisseschafte sebst vo ihrem eigee

Uterschgsgegestad gergt sid Daras mss ma j edoch icht

otwedig ei Geeraverdikt abeite, wie Ltz Mser, fr de r

eies das Ede der Metaerzhge besieget «eie berhitzte Ko

jktr d ei (sebst)kritikoser Wade vo Theoriemode» Viel

eher wre gerade die ask6igkeit der iteektuee Moe i ihrer

ovatioskraft, aber ach i ihrem amit eihergehee Kofor

mittsdruck Aass r kostruktive Kritik. De schieich wirke sie

icht ur as ovatiosschbe, soder auch as Wegweiser, der aer

eattefreigkeit d Theoriekokrrez zm Trotz da doch af

eie Koseszwag der Forschg hizhre scheit Scho Bor-

die hat soche «abgrdtiefe Koformisms» der «eherrschede

Richtge des Fedes» bekagt

Git aso auch fr die ktrwisseschaftiche tus das Diktat der

Mode d damit ach das Gesetz der «feie Uterschiede»? Git auch

fr die tus Bordies Asieug «We er Miirock i Hitertu-

fige agekomme ist, fgt aes wieer vo vor a» 7? Diese Frage

ete icht r af de Kosescharakter der tus soer auch afihre Kehrseite: die Schaffg vo Maistream Umso wichtiger wird es,

ach Bedigge der M6gickeit kulturwisseschafticher tus im

Auge z beate, die diese trotz der reative Atoomie des iteek-

tuee Fedes gegeber dm soziae Fed mit Habitus, Wettbewerb,

Kampf, Positioierg, Traditiosidg d Traditiosbidg ver

schrke Schieic abe die jeweiige Wede immer ach mit

dem Abstecke d Sicher vo akademische Feder z t, icht

zetzt im Hii ck af die Akqirierg vo Forschgsmitte im ver

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schren Webewerb von Sonderorschngsberechen, raderenol-

legs nd anderen nversren Prolerngsnaven. De Wenden

als solche gehen ndes we ber hre oalserng nd Fnon n e-

nem darabegrenzen Feld lrwssenschalcher Selbsbehapng

nd heoreenwcng hnas. Snd se schon deshalb ene «research

paradgms»' m Snne der Paradgmentheo re homas S. Khns, sondern

eher «approaches»?

THEORIEWANDEL ALS PARADIGMENWECHSEL?

Warm wrd her egenlch ncht glech von Paradgmen nd entspre-

chenden Paradgmenwechseln m Snne von homas S. Khn gespro-

chen? Khns wssenschastheoresche nd wssenschashsorsche

erleng der nwclngsdynam von Wssenscha orener sch

am «Paradgma»egr. Deser marer, «was den Mgledern ener

wssenschalchen emenscha, nd nr hnen, gemensam s».3 Der

heorewandel der neeren Klrwssenschaen dagegen gescheh

eher qer z den Dszplnen, also ber wssenschalche emenscha-

en n esalt abgegrenzer wssenschalcher rppen hnweg nd

gerade nch mt lc af ene «spezalsere(n) nd esoersche(n)

Forschng». Kltssenschalche Forschng steckt velmehr en

nerdszplnres Feld ab, dessen egensand we Roland arhes es

asgedrct hat' enem gehr. Dam entzeht se sch enem Allen-

verrengsansprch drch nzeldszplnen.

erade de rweerng wssenschacher emenschaen ber

Dszplnengrenzen hnweg zechne beannlch de gegenwrgenKlrwssenschaen as. Dadrch ernen se zglech en Problem-

eld ransdszplnrer Konsellaonen, an dem sch mmer weder nee

nerpreaonsanstze anlagern. Alen schon deshalb wrd Khns o-

dell der nawssenschalchen Dszplnenenwclng m sener

Orenterng a enen «Forschr der Wssenschaen»3 hn  er sch

gelassen. Denn es geh davon as, dass ncht etwa evolonr, sonde

drch de Pzlche von «ngebngsbltzen, drch de en nees

aradgma geboren wrd»34 ene Kee s prnghafter, a revolonrer

1

Paradgmenwechsel asges wrd. Der ewels olgende heoresche

«Neaa» brng ses en vorhergehendes, radoneles heo-

regebde zm nsrz. r ls das ale Paradgma drch en nees

Paradgma ab, sobald es nch mehr n der age s, ne aachende

Probleme z lsen. Soche «Wendepne(n) n der wssenschalchen

nwclng»35 schaen gezelte Forschngsosserngen a dem

nergrnd enes «festmrssenen Forschngsonsenss»36• Hervon

ann n den Kltr nd Sozalwssen schaen schon deshalb ncht deRede sen, wel berets deren Forschngsprmssen «wettstretend on-

srer»3 snd. Marlyn Strahern brng es n hrer scharsnngen

ehnologschen Reexon des Paradgmenprobems a den Pnt: «Pa-

radgmen leern Regeln, de Nar des Probems nd den mglchen

mr ener sng azzechnen. n den So zalwssenschaen orres-

ponderen edoch de nerschede zwschen den heo reschen Poso-

nen, de ch angesprochen habe, m der ldng verschedener s ozaler

neressen.»3 ne gemensame Sch der sozaen nd lrellen el

ann daher von den wetsreenden heoreposonen oder gar «heo-

regeneraonen» 3 n den Klr nd Sozawsse nschaen nch ewar-

e werden.

ntsprechend der Abehr von «groen rzhngen» nd «Meser-

paradgmen» snd de Wenden n den Ktssenschaen eben nch

«opernansch». Vel vorschger nd expermenteller, a vel all-

mhlcher verhelen se Schr r Schrt neen Schwesen nd er-

angehenswsen zm Drchbrch. Deshalb st es ach nmglch, von

enem bestmmen «Welbld» der Kltrwssenschaen z sprechen,

das sch velmehr aspler n ode r we Ansgar Nnnng men z-

sammensez as de n verschedenen .4 Ach wenn dese Rchngs-wechsel eneswegs vage n hrer enese, doch noch vel enschedener

n hrer Wrng snd, zegen de «Wenden» n der gegenwrgen For-

schngslandscha der Klrwssenschafen edenalls ene nm-

ehrbare. Nemals handel es sch vollsndge nd massende

Kehrwenden enes ganzen Fachs, sonde eher de Asbldng nd

Prolerng enzelner Wendngen nd Neosserngen, m denen

s ch en Fach oder en Forschngsansatz nterdszplnr anschlsshg

machen ann. s omm zm Methodenplralsms, z renzber

I7 

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screiuge, eklekizisisce Meoeerame ic eoc

zur Herausiug eies Paraigmas, as ei aeres, vorergeees

vollsig ersez So ree ma ewa vo er aropologisce

Wee n er Lieraurwissescaf, ic aer der Lieraurwissescaf

isgesamY ies a e groe Voreil, ass ma pragmaiscer ver-

suce ka, urcaus verscieee tus auf ire Awearkei i

auszuloe.

ie paeisce Ree vo wissescaflice «Revoluioe» ueie Suce ac em Paraigma er Kuluissescafe4 si im

Fel er Kulurwissescafe aso fel am Plaz. I m Gegeeil, ie E-

ologe G eorge Marcus u Micael Fiscer sprece i irer «Aro-

pology as Culural Criique»4 eer vo Aiparaigme, wegleic

ie tus zwar weiger sreg, aer auc wieerum ic so zagaf

si, ass sie sic ac em posmoere Moo es «ayig goes»

wee wie Flei im Wi. Neu eeck wir igege as Exp e-

rimeee, «e pay of ieas free of auoriaive paraigms», wie es

Marcus u Fiscer ausrcke «criical a reexive views of suec

maer, opeess o iverse iflueces emracig waever seems o

work i pracice, a olerace of uceraiy aou a fiel's irecio

a of icompleeess i so me of is proecs»44 iese Perspekiveu-

sicerei auszuae, a sie proukiv zu mace, is eie forw-

ree Asregug er Kuurwissescafe, zumal agesics ires

Risikos vo «li aeys»4 , aer auc ires ereli ce Poezials fr

ukoveioelle Erkuuge. Tus si i iesem Si «relaively

epemeral a rasiioal ewee perios of more sele, paraigm-

omiae syes of researc.»4

Ueirr vo solce iagose eier ausrcklice Gegeewe-gug er tus zu paraigmeorieierer, . . eieiseoreisc aus-

gericeer Forscug, wir macerors oc immer ie Brille er

Paraigmewecsel aufgesez aurc were ie tus eer er-

uergespiel, ar aer wie ei Are Gigric ie «koree

Kozepe» vo Kulurreaivismus, Fukioalismus, Srukuaismus,

Possrukuralismus erewere.48 Gaz abgesee vo er Frage, o

es sic ei iese eraup u Paraigme ael oer ee oc ur

u gruegee Forscugseiseuge, wir ei solc ealierer

Meoekao vo e tus ereic erscrie Ire meo-

isce Impuse ekrfige urcaus eie Auffassug vo Kuurwis-

sescafe, ie ausrckic keie Eizeliszipli egre wil, so-

er ire Forscugseisellug ewuss u meoisc pluralisier

als kulurwissescaflice Perspekivierug er Frageorizoe i e

eizele isziplie, u ei ierisziplires Forscugsfel «a e

Rer» ieser Eizeisziplie zu erkue.

U L TUTEOETSCH E EOE-ANSFOMATION

Kulurwissescaflice Forscugswee zeice sic i ur

aurc aus, ass sie ieriszipire Gegesasfeler ausloe,

soer ass sie auc ei eigees, iovaives Vokaular eifre

Areas Reckwiz l gerae ies r eisceie im Hibick auf

«ie Trasformaio er Kul ureorie», s o er Tiel seies Bucs « ie

kulurwissescafice Wee markier i e Sozialwissescafe

as, was ma i er Termiologie vo Gaso Bacelar eie <epise-

mologisce Bruc> ee ka ie Eifrug u Verreiug

eies eue erkeisleiee Vokauars, as euarige aalyisce

Perspekive erffe»4 I er Ta ae sic ie Kulurwissescafe

vor allem urc ire eigee Begrifickei ervorgea, mi er sie of

eraup ers zur Eeckug euer Uersucugsfeer gelage

Kokre gesag, ree ewa uer em Eiluss kulurwissescaflicer

Asze (z. B. i er G escicsscreiug) Asrcke wie iskoiui-

, Bruc, Scwelle, Greze, ifferez usw. immer mer a ie Selle

raiioeller Korezegrie wie Auor, Werk, Eiuss, Traiio,Ewicklug, Iei, Meali, Geis mi ereblice Folge fr

eie gaz eue Waremug er Prolemage, u zwar oc vor

eglicer Aalyse u Ierpreaio. Aererseis komme argoge-

free Sigalwrer auf Gloalisierug, Moerisierug, Hyrii,

Trasaioai usw. oc auc ier is ic er «Culural Tur», ie

kulurwissescaflice Wee isgesam egrisbile Vielmer

si es ie Begriffsprguge er eizele tus ie auf em scmae

Gra zwisce Aalyse u argoegriffe erkeisleie were.

9

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Durchaus im Anshluss an Kuhn, doch viel weniger pomps als

dessen Behauptung <<wissenschaftlicher Revolutionen» durch Paradig-

menwechsel5 rekonstruiert Reckwitz die gesellschaftliche, vor allem

die innertheoretische Transformation des kulturwissenschaftlichen

Theoriefelds und seiner spezischen «Vokaulare»Y Fr Reckwitz ist

die Entwicklung der Kulturwissenschaften nicht durch revolutionre

Ablsungen von Paradigmen gekennzeichnet, sondern durch «Transfor-

mationen», durch Verarbeitung der Theorien von Vorgngern, die ebennicht auf deren strikte Alsung zielt, sondern auf Konver genzen Ge-

meint ist die von ihm behauptete grundlegende Konvergenz zwischen

zwei ursprnglich antipodischen Forschungsrichtungen, die «<Konver-

genzbewe gung> zwischen dem neostrukturalistischen und dem inter-

pretativen Vokaular ( ), die in eine kulturtheoretische <Praxistheorie> 

mndet»52 Die «konzeptuelle Verschieung»53 zw die «Verschiebung

des Forschungsinteresses»54, die dabei stattfinden, macht Reckwitz je-

do ch an Autoren, an Hauptvertretern, an wiss enschaftlichen Schul en

und ihren Vorlufern fest Ganz anders dagegen der vorlie gende Band

Hier wird vielmehr von einer systematischen Ausdifferenzierung der

tus und Perspektivenwechsel ausgegangen, von transdisziplinrenbersetzungsprozessen zwischen Theorien, methodischen Einstel

lung en und Forschungsanstzen m Unterschied zur Vorstellung ziel

orientierter oder gar teleologischer Konvergenzewegungen wird hi er

eher angenommen, dass sich tus durch bersetzungsprozesse aus

differezieren Damit bleiben sie zugleich offen r ihre ei gene Weiter

entwicklung, sei es durch bersetzung zwischen den Disziplinen, durch

«travelling theories» (Edward Said, ames Clifford, Mieke Bal)55 oder

durch bersetzungen der kulturwissenschaftlichen Theorien in globalegesellschaftliche Zusammenhnge und ihre interkulturelle Aneignung

hinein: Theoriebersetzung statt «Theorietransformation»

Eine solche Sicht lst die Strukturierung der Kulturwissenschaften

vom Gngelband einer «systematischen Theoriegeschichte»56 Diese

lsst die kulturwissenschaftliche Transformation der Sozialwissenschaf-

ten auf eine praxistheoretische Mndung zulaufen Doch daei werden

die einzelnen Positionen allzu leicht in eine systematische Entwick-

lungsbahn hineingezwngt Der Kartierungshorizont der Kulturwissen

0

schaften wird dagegen wesntlich breiter abgesteckt, wenn man davon

ausgeht, dass die tus mit ihren transdisziplinren Vokabularen und

konzeptuellen Fokussierungen «ersetzt» werden, und zwar in die Me-

thoden der einzelnen Disziplinen hinein Der vorliegende Band versucht

also keineswegs, die beiden Hauptzweige des kulturwissenschaftlichen

Feldes: die strukturalistischsemiotische und die phnomenolo gisch-

hermeneutische Tradition, in ihrer Konvergenz aufzuzeigen und damit

gleichsam in die Aschlieungsrunde der Praxistheorien einzulaufenWhrend Reckwitz entlang dies er eiden Grundstrnge die «Transfor-

mation des modernen kulturtheoretischen Feldes» nach ihren Anfangs-

und Endpunkten verfolg, werden hier dagegen die Fac etten viell tiger

tus entfaltet Neuorientierungen, die auseinander hervorgehen und

doch gleichzeitig in durchaus spannungsreichen Konstellationen ne

beneinander estehen

Beabsichtigt ist also gerade keine retrospektive Rekonstruktion von

Anfangs und Endpunkten der Theorieentwicklung infolge eines ein

zigen, umwlzenden «Cultural Turn» Eher wird ein Feld der kultur

wissenschaftlichen Forschung und Diskussion mit immer noch offenen

Koordinaten freigelegt Auch wenn Reckwitz durchaus Zukunftspro-

gnosen ber die Entwickl ung des «CuI tural Turn» wagt z B Kon trover-

sen mit den Neurowissen schaften , geht er doch nicht ber den Rahmen

europischer Theoriekonzepte und ihrer Prmissen wie dem Verstehen

von Sinngrundlagen hinaus Der im vorliegenden Band vertretene An-

satz drfte dagegen mehr Raum lass en r eine Weiterp rofilierun g der

Kulturwissenschaften, gerade auch r ihre interkulturelle Erweiterung

und r ein berdenken ihrer zentralen Kategorien Dazu verhilft, dass

hier die «Transformation» des kulturwissenschaftlichen Diskurses ebennicht festgemacht wird an Denkern und Denktraditionen, sondern an

systematischen Leitvorstellungen, an tus, die angesichts ihrer Theo-

rieoenheit auch r nichteuropi sche Theorie und Kritikanstze an-

schlussfhig werden

1

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REFIGUATlON DCH «BL UED GENES» 

Reckwiz ha ie Rahmenbeingungen un Leiheorien er Kulurwis�

senschaften er eine Rekonsrukion er Theoriestrnge erschlossen:

Srukuralismus, Possrukturalismus, Funkionalismus, Hermeneuik,

Semioik. Quer zu solchen heoreischen Grunrichungen un Schulen

zeig sich hingegen ie Fruchbarkei eines Ansazes, er ausrcklich

von tus ausgeh. ic h zullig ist ies er Ansaz in er Ehnologie ver�breiet, is o ch gerae ie Enwicklung er moeen Kuuranhroolo

gie urch «Wenen» gekennzeichne.8 So ha Cliffor Geerz arao�

xerweise im wissensc hafshistorisc en Rckblick ie Erfolgsge schiche

solcher tus geraezu eingeluet. Geertz bezieht ie Enwicklung er

Humanwissensc hafen vor al em in en 1 90er ahren, un or beson

ers ie Herausbiung er Symbolischen Anhropologie, auf ein breie

res Umfel «inellektueller Trens»: «Trens, ie in en nachfolgenen

ahrzehnten ann unter solchen Eikeen wie er linguisischen, er

euenen, er sozialkonstrukionisischen, er neuhistorizisischen,

er rheorischen oer er semioischen <Wene> zunehmenen Einu

in alen Humanwissenschafen gewannen.» Dass auc h hi er ie tus a

la moe zur Srace gebracht weren, ergibt sich aus en narraiv�iro�

nischen Siegelbrechungen eines Sebstzeugnisses: Geerz rekonstruier

as kulurwissensch afliche Fel aus er Persekive seiner eigenen Erfah�

rung als Diskurseilnehmer un Proagonist. Doch iese Rekonstrukion

heb zwei Asekte besoners hervor: zum einen ie Einsich, ass Wenen

von «Erschterungen» un <<hilosohischen Unruhen» ausgehen,

konkre von einem «zunehmen erscherten inellektuellen Fel» er

Umbruchzeit er 90er un 1 9 0er ahre, welches a nn aber auch ie an

eren Humanwissenschafen in ie Enwicklung von tusineinrnge.

Doch vor allem ie Ehnologie wure hier angesichs es Zerbrechens es

Kolonialismus, er D ekolonis ierung un er euartikulaion unangi-

ger Staaen er so genannen Dritten Wel vor neue Herausforerungen

gesell Zum anern vertri Geerz einen «ei soisc hen un erfahrungs�

orienieren», nic ewa ei nen fortschritsorienieren Ansaz in er Dar�

sellung er Theorie� un Forschungsynamik, er allerings hnlic

wie Kuhn auf «Diszi lingemeinsch aften» rekurriert.

22

Freilich ge Geerz in entscheienen Punken ber Kuhn hinaus.

Dies zeig sich besoners in er Einleiung zu seinem Buch «Local

Knowlege» un in seinem or ublizieren Aufsaz «Blurre Gen�

res». Dass tus keine akaemischen Schulen sin, sonern Fokussie�

rungen er Forschung, Persektivenwechsel, bei enen sich inhalliche

Schwerunke zu mehoisch signifikanen Untersuchungseinsel�

lungen verichen, zeig sich zwar an Geertz' Weierhrung es Kuhn'�

schen Konstrukivismus: Forschung geschieht am Leifaen selst ge�schaffener «Paraigmen». Doch ber Kuhn hinaus begreif Geerz en

Forschungsprozess selbst ausrcklich als eine manrierene Tigkei

urch tus: als akives Abwenen von alten un Hinwenen zu neuen

Erklrungsmustern. Exemlarisch be eue ies im Fall es nteretve

tu: «To urn from trying o explain social penomena y weaving

hem ino gran extures of cause an effec o trying o exlain them

by acing them in loca frames of awareness ( . .. )4 Diese Hanlung es

«Wenens» reitet Geerz in er Folge auc metahorisch noch weier

aus. Dami begrne er, wie es in seinem Fall zum nteretve tu

kommen konnte: «One makes eours, goes by sie roas ( .. .) • Diesem

Umwenen un urchaus exerimenellen Umherstreifen auf eben�

wegen komm eine entsrechene Darsellungsform engegen: ie Form

es Essays: «For making eours an going y sieroas, nothing is more

convenient han the essay form.» Gerae iese Offenhei un Zielunbe�

simmthei es Forschungsgangs so etont Geerz in seinem r en

«culure shift» magelichen Aufsaz «Blurre Genres» haben as

gesame Forschungsfel er Sozialwissenscaften massiv umgewanelt.

Sie hrten zu einer folgenreicen «refiguraion of social though».

Eine solche Reguraion enfalte sich so Geerz ber tyische

Genrevermischungen. ich nur erscheinen hilosohisce Reexio�

nen in Form von Essays un ami im Gewan von Literaur; auch in

er Soziologie wir mit er Theaermetaher un mi Rollensiel�

musern argumentier. Vor allem ensrechene Anaogien wie Sie

Drama� oer Tex�Analogie ragen nach Geerz azu bei, ie einzelnen

Forscher/�innen zu inellekuellen Gemeinschaften zusammenzuhren.

Soche un anere Analogisierungen un metahorischen  ernahmen

ersrecken sich is hinein in ie gegenwrtige Wissenschafslanschaft.

23

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Sie zeige si ch icht zletzt i der aktele Getechoogie, sofer die se

vom Lese im Bch des Lebes redet8 d Geetik als Text betrachtethliche Verfahre gete fr de modere Hirforschg, die Geist, Be-

wsstsei, Willesfreiheit sw im Wortsi berimmt, sie geichsam

as der Phiosophie etfhrt d i materialistische Kogitiostheorie

berfhrt Soche Aalogisierge d Metapherberahme zwi

sche de Diszip lie berge erhebliche Aeiggsprobeme Sie pro-

voziere die Greze vo «Diszipligemeschafte», biee aber ach

groe Erketschace

EUOIENI UNGN DUCH «GSTEGE E UFMEKSAMKE » 

Probematsch wird es freilich da, we die Praxis der Metaphorise

rg och weiter getriebe wird d s ie i cht r Symtom beibt fr

ei «gereblrrg» i de Sozialwisseschafe We Metaphorisie-

rge darber has eigesezt werde, das Aomme d die

Abfolge der kltrwisseschaftliche tus selbst z «erklre», wchst

die Gefahr, sich agesichts der Evidez des metaphorische Bildes as

der Erklrgsleistg z etplichte Dies ist der Fa, we ma wie

etwa Karl Schgel asgehed vom Beisiel des spatal tu- i Form eier

Geschichsschreibg als Lieratr das Aftache d Wiederabta-

che vo tus i eier Wasseretaphorik bchstblich verschwie

lsst Mi t de tus sei es <<wie t Gewsser, die wieder versicker, eie

Zeiag d ei Sck weit terirdisch, bemerkt weiteriee,

irgedwa wieder a die Oberlche z trete we berhapt» So

ist es ach icht erstalich, dass mit solch wcherder orgaizistischerMetahorik vo «Aftache», «Reife», vom «Abed d Morge

der Erketis», vo de «Htge des Wisses» woh kam erklrt

werde ka, wie Richtgswechsel, z B der  satal tu, egetlich e-

stehe «Wedge, die alles, was eie bisher vertrat war, i eiem

ee Licht erscheie lasse, lasse si ch icht dekretiere Sie trete

e, we es soweit ist ich frher d ich spter ( ) We es s oweit

st, da ist ei Detgsmoopol z Ede gegage, erodiert, abgesetzt

d ei aderes a seie Stelle gerckt, ohe da eie Spr o ch af die

voragegageeAseiadersetzge,jaKmpfeverweisewrde»7

«We es s o weit is», we die Zeit «reif» ist, komt es z eiem tu,

der da, we er zr Sprache gebracht wird so Sc hge gleichzeitig

ach scho vol zoge se Vozoge j a, aber sicherlich o ch icht z

Ede Afag d Ede eies tu beee z ke, ist woh kam

mgich ber eie solch metaphorische «Erkrg», die och daz vol-

ler historisiereder Rckprojektioe is d eie Usc hrfe prodziert,

die sich hlich ach i mach diferezierte hisorische Rckverakerge vo Globalisiergsprozesse beobachte lsst Dass

tuso Schlgel i eie orgaizistische MeapherMate gehllt

werde es wiederm metaphorisch aszdrcke , besttig seie

UderstatemetSicht vo «Wede», die er fer vo Paradigme oder

Methode dabei aber doch vo Paradigmewechsel reded eher fr

eie blo e Wchse der Wahrehmgseistelg ht: «De r t ist

oebar die modee Rede fr gesteigerte Afmerksamkeit fr Seite

d Aspeke, die bisher z krz gekom me sid ( ) Er detet a, dass

viele d gaz adere Sichtweise af ei d deselbe Gegesad

mgch sid Er ist offesichtlich eie Bereicherg des Sehes, Wahr-

ehmes, Verarbeies Die trs, as Pral also, sid ofesichtlich I

diatore dar, dass etwas im Gage ist: eie ffg, ei e Erweiterg,

eie lraisierg der Dimesioe»7 Geseigerte Afmerksamkeit ist

freilich r eie der Eigeschafte, de eie tu aszeiche

A LS MSCH LAG VOM

NTESUCUNGSGEGNSAND ZU NALYSEKAEGOE

Skepsis z habe gegeber eier metaphorische «Erklrg» r die

Etstehg vo tus bedetet keieswegs, dass Metapher d Aalo-

gie isgesamt fr die Kltrwisseschafte verhgisvoll wre m

Gegeteil, Metapher d Aalogie sid i de Ktrwisseschafte

weit verbreitete, charakteristische Erketis d arstellgsmittel

Zde scheit es geradez kezeiched fr die ltrwissescha

te z sei, dass ach die Aalysekategorie sebst och etaphorisiert

werde Dies wirf Licht af die charakterstische Verlafsstrktr der

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Herausiug vo : Zuchst komm es zur teckug u

Freiegug euer Gegestasereiche, auf ie sich ie Forschug quer

urch ie Diszipie hiurch kozeriert, z.B Riua, ersetzug,

Raum us Auf ieser Gegestas u haltseee were eue For

schugsfeer ausgeotet Doch wa wir ei tur zum ? Hierer

scheit och weit verreitete Usicherheit zu herrsche: «Leztich feh

e us jeoch kare Kriterie, wa vo eiem <tur> zu spreche sei

u wa icht»7 U och schle si ch sehr woh Krierie heraus:Vo eiem ka ma erst sprece, we er eue Forschugs

fokus vo er Gegestaseee euartiger Utersuchugsfeer auf

ie ee vo Aalysekategorie u Kozepte «umschlg», we

er aso icht mehr ur eue rketis ausweist, soer sest

zum rketis u wir S o geht es e twa im  

icht eifach ur arum, verstrkt Riuae zu aalysiere u «ge

steigerte Aufmerksamkeit» auf sie zu richte. Viemehr were soziale

Aufe, etwa soziae Drame, eraupt erst mit Hife es strume

tariums er Ritualaayse erkat u i ihrer Verlaufsstruktur urchleuchtet. Ei solcher «Umschag» vom Gegesta zu ei er Aalysekate

gorie ist gerae kei Vorgag eier lo& quatitative Areicherug, ei

er ur eie «kritische Masse» errei cht were muss, u urchzuscha

ge, wie ies Karl Sch6ge ehauptet. Viemehr komm es zu eiem et

scheiee Wechsel er kategoriale ee oer gar zu eiem kozep

tuelle Sprug. So were eispiesweise «Ritua», «ersetzug» oer

«Raum» vo Forschugsgegeste zu Aalysekategorie, mit ee

a auch homee erfasst were k6e, ie ursprgich icht i

e trai tioee Gegestasereich im egere Si geh6re. «er

setzug» wre hier er e Gegestasereich er ersetzug vo

Sprache u Texte hiaus zu eier veralgemeierare Kategorie,

ie a auch auf ie ersetzug vo u zwische Kuture awe

ar wir. i socher kozeptueler Sprug urch is eshal so

wirkugsmctig, weil er zumeist mit er Trasformatio vo zuchst

Begriffe i Begriffe7, ee i wirklichkeitsver

ere Kozepte, eihergeht.

Darer hiaus geh6rt es alerigs auch zur Dyamik vo ,

ass ie Aaysekategorie im Zuge ihrer Herausilug u Verrei

2

tun g noch dazu metaporisiert werden. Die Metapher von «Kutur alsUbersetzung» ist hierfr ein treendes Beisp ie. Eine solche Metaphori-

sierung verleiht einem besondere Antriebskraft. Dessen Leistungs-

fhigkeit und Uberlebenskraft hingegen hngen davon ab, inwieweit

sein Erkenntnispotenzial qua Analysekaegorie dann doch seinen

«Treistoff» qua Metapher erholt, iwieweit ei aso fhi g ist, mit

e Aweugsezge seier eigee Kategorie ie Teez zur

Metaphorisierug i Schach zu hate Fr as Beispie er ersetzugwre ies eeute, ass ie Traslatiosperspektive ee ict ur i

atorisch e Kulturegri erschwemmt (Kutur als ersetzug»)

rst eie geremse Metaphorisierug macht sie zu eier kokretere

Kategorie, ie a etwa zur Aayse vo rfahrugsertraguge u

leesweltliche wie soziale ersezugsleistuge i Migratios

zusammehge eeso eitrgt wie zur methoische Aufspregug

verfestigter Verfahre es Kuturvergleichs.74

i solcher Asaz sc heit auf jee Fall weiter zu fhre as ei or

gaizistisches «rkrugs»muster De er zeigt, wie gerae ie Kulturwisseschafte mit ihre eigee Darsteugsmitte, etwa e Mea

pher, zugeich Vorgge er Metaphorisierug sest reflektiere u

sichtar mach k6e. Orgaizisische Herleituge am Beispie

Sch6ges liefe sic agege selst e Metaphe aus u verharre

im Awarte, is eue am Horizot «auftauche». Sie si zuem

auf performative Weepuke fixiert. Doc h tauche icht eifac

aus em Baue heraus auf; etscheie si viemer ie theoriei

ee Mikroereigisse, ie eie Weug erhaupt erst vorereite

u ie a aktiv verstrkt oer auch ausgeleet were.

SPEKTRUM DE HEORIEWANDEL

IM CHEL ER EWIENCAFE

m voriegee Buch geht es u ie vielltige Spaugsfeer u

Rahmeeiguge, aus ee heraus ie ihre ihatichkozep

tuee Durchsetzugskraft gewie. m Vorergru steht alerigs

2

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das Vermgen der «Wenden» selbs, wegwesende konzeuelle For-

schungsersekven auszubiden

Ausgels wrde de Kee der tus n erser Linie durch de Kulur-

anroologe bzw Ehnologe, besonders die amerkansche, de sich

erheblch unerschede von der deuschsrachgen Tradiion ener hi-

losohsch begrndeen Anhroologe D e Kuluranhroologie anglo-

amerkanscher Prgung geh bekannlch nch vo anhroologschen

Konsaen und unversaiserbaren Wissenssysemen aus7 Ihr For-schungsneresse erwchs velmehr aus der Ausenandersezung m

kuurellen Derenzen As negaves Brckenfach ha de Kuur-

anhroologe auch r de anderen Sozal und Humawssenschafen

wchge Leivorsellungen enwckel, weche de Kuluranalyse auf de

Anerkennung kuureller Fremdhe und Plural und auf de Uner-

suchug kulureler Derenzen n menschlche Verhalenswese

gelenk haben Se s es, die berhau ers enem umfasseden «Cul-

ural Turn» i den Humanwssenschafen zum Durchbruch verholfen

ha doch auch her bereis dfferezier als «anhroologsche Wene»Fcherbergrefend luf de «anhroologsche Wende» n den Sozal-

wssenschafen (Wolf Leenies) arallel zu ener «Anhroologiserung

des Wssens» (Wolfgang Frhwald), zur anhroologschen Wende n

der Lieraurwssenschaf sowe n der Hsorsche n Anhroologe

Am frucbarsen s dese kuluranhroologsche Grundlegung

i hrem Horizon der Inernaionalserung und n hrem Beseen

auf Fremdhe als eiem mehodschen Prnz Dabe beschrnken

sch hre Unersuchungen bekannlch ngs nch mehr auf fremde

(Sammes)Kuluren, sondern richen sch zunehmend auf die Verhl

nsse n modernen Indusregeselschafen Darber hnaus legen sie

enschedende heoreisce Fundamene r kulurelle und nerku-

urelle Reexon berhau M hnlchem Enwcklungsmuser we

m Fall der tus verss de Eologe dami hr radonelles Gegen-

sandsfeld, den Regonalbezug von Area Studes u in den Saus ener

sysemaschen Dszln einzurcken7 Ers von hier aus kann se ds-

zinenbergreifende Analysekaegoren ausbiden und Konzeual-

serungsmulse durch «culural crique» vermeln; se drng auf ie

Enwcklug enes ehnologschen Blcks, d er auch auf die egene Kulur

gerche werden kann und soll auf die egenen sozalen Insuio

nen, ormen, Were, Gewonheen Dese Enwcklung enes ehnolo-

gschen Blcks wrd besonders durch de Konfroaon m Fremdei

rovozier Dadurch kann sch de isanzere Sch eies von auen

kommenden Beobachrs auch auf de egene Kulur richen und diese

so verfremden, dass man bsher nch Gesehenes an hr wahrzunemen

vermag77 Andere Dszlnen knnen von der Ehnologe dese fruch

bare Praxs des Fremdmachens lernen Sie bleb keneswegs ur ene n-ellekuelle bung, sonder ha enge Realsbindung So wrd se n

den amerkanischen Cultural Studes mehr noch als in den deuschsra-

chigen Kulurwssenschafen angerieben von den soziae Prozessen

selbs, von ehnschen Konflken, von Mnorienolk, von Brger-

rechsbewegungen n so genaen mulkuurellen Gesellschafen,

von Mgraon un Dasora n hren hybrden berlagerungen ver-

scheener kulureler Erfahrungsschcen und kulureller Mehrfach-

zugehrgke Angeschs solcher Anschbe kann man gerade nc

behauen, dass sch de kulurwsseschaflchen tus- oder, m Reck-wiz' Woren, de Trasformaon der Kulurheoren in einem Theo-

relabor abselen Se snd velmehr deulic rckgebunden an sozale

und nerkuluree Prozess e, die se wederum durc ihre konzeuellen

Persekiverunge mgesalen

Schon deser «emde Bick» auf de egene kulurelle Rea drng

auch n akueen Forschungen mmer noch dazu, bsher unbeachee f-

cherbergrefende Gegensandsfeder auszuleuchen So sind ewa n der

Geschchswssenscaf de Geschche des Wahnsnns, der Langewele,

des Ekels, des Traums, der Memoria usw also eher «weiche» Fakoren

ber «Kulur als Wechsler», we Ue Danel es ausdrck8 von der

Kuurwssenschaf nach oben gesl worden De ensrechenden

Forschungsrchungen der Allagsgeschche nd Hsorischen Anhro-

ologe haben her Ponierarbei gelese In der Leraurwssenscaf

sind es Gegensandsfelder wie Ehre, Hau, Fesche, Liebe, Gewal usw

n der Lieraur und narlch der erweiere Texbegrff, der bekannt-

lch Medien, Mndlichke, erformanz enbeze, ganz m Unersched

zur radione en Werkorenerung er Leraurwssensc haf m hrer

Ausrchung auf Kunswerke8 Ensrechend s lngs de Srefrage

29

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gese worden, ob dami die ierar nich ihren eigenichen Gegen-

sand veriere, nmich die sheische esonderhei nd die ndividai-

des eweiigen ierarischen Knswers.8

ch wenn man diese Frage nich beah, doch a, dass die

sare rweierng nd xpansion der Gegensandseder ner dem

inss der Krwissenschaen nich nr in den Geschichs nd

ierarwissenschaen oensichich ein rgebnis des anhat enden

Modernisierngs nd nnovaionsdrcs is. S ie ha reiich z einer be-denichen Fixierng a hemenbezge gehr, die in der ktrwis-

senschatichen Diskssion berhad nimm. is hete sind sebst die

meisen Darsengen des ktrwissenschaichen Disrses noch z

hemenasig angeleg. inschgig hierr wre wiederm Ute Danies

«Kompendim Krgeschiche» mi ihrer srichng an hemen

nd Forschngsprotagonisten, ihrer Konzenraion a «hemenbezo-

gene Schwerpne»8, a Miro nd agsgeschiche, isorische

nhropoogie, Geschecherorschng, isrsgeschiche. Soche he-

maischen Schwerpne mnden zmeis in einer innerdiszipinren

eing nd ierenzierng des Forschngssperms, nich edoch

in ransdiszipinren berschreingen. Warm ezeres ers mi den

der Fa is, zeig deren «Umschagen» von hemen z naysea-

tegorien. Gena dieser qaiative Sprng wird in den gegenwrtigen

Krwissenschaen nicht immer konseqen geng agegrien. So

beib ach Ue Danies Freiegng von «Schssewrern» wie r-

renVersehen, asache, Wahrheit, obeiv/sbeiv, Sprache/Narrati-

vi sw. hiner dieser Dynami der Ktrwissenschaten zrc, bei

der inhaich ageadene egrie operaiv gewende werden nd so as

mehodisch bahnbrechende nayseaegorien wiren.Die eschigng mi in diesem and versch, ber eine

soche hemenxierng hinaszhren, wie sie in der rwissen-

schaichen Forschng gegenwrig vorherrsch. Diese hemenver-

hatng ss z. . ierarische exe az eich a o&e «Gedanen,

Forme oder Moivseinbrche»83 zsammenschrmpen, sa ewa die

besonderen Formen der ierarischen Reprsenaion in den ic z r-

cken oder ach ree Wahrnehmngskategorien reizegen nd

as mgiche Forschngsachsen z gewinnen.84 U die Krwissen

0

schaen edoch von socher Sebsverzehrng im schier erosen Meer

ihrer mgichen Unerschngsgegensnde abzhaen nd sie eher

mehodisch weierzproieren, sind die ns&e der prodiv z

machen. So werden im Drchgang drch die verschiedenen Forschngs-

wenden ein Mehodenbewsssein nd eine heoriebidng gerder,

mi denen die rwissensch aichen (ewa ierar oder geschichs-

wissenschaichen) Kaegorien sebs reormier werden nnen. ier

ann sich konkreter zeigen, was ner einer verremdenden N esich dereigenen Disziplin nd Ktr versanden werden kann. Diese erschp

sich nicht in der interktreen rweierng nd berprng radi-

ioneer eropischer Kaegorien. Viemehr reicht sie bis hinein in die

nrageseng dies er Kaegorien sebs, in ihrer eropischen Prgng

nd ihrem nsprch aVeragemeinerbarei oder gar Universaisier

barei. ies be detet z. . r die ierarwissens cha eine riische

Revision der pochen nd Gangsbegrie nd der Krierien r iera-

rische Kanonbidng, nich zez angesichs der ingendenhei der

ierargeschiche in die Geschiche des Kooniaisms85

Kaegorienrii nd Mehodenerweierng hren die rwissen-

schaiche Forschng insgesam a eine nee Se: ch die Kltr

wissenschaen gewinnen einen bergreienden nwendngshorizon,

indem sie ber die Neerschlie&ng nd xpansion von Gegenstands

edern hinasgehen nd richtngweisende Forschngsperspektiven

enweren. Gena dies versprechen die . hre ns&e zr Katego-

rienrii wiren schie&lich a einen riischen Umgang mit dem

rwissenschaichen Voabar zrc; sie bereen das Sebsver-

stndnis nd die �giche Sebserschzng der Krwissenscha-

en, aerdings ach ihre mgiche Unerschzng (ewa drch die Na-rwissenschaen). rchgngige eiragen wren aso: Weche

sind im Rahmen der Krwissen schaen noch z erwar en nd weche

nnen evene von ihr gar nich mehr inegrier werden? Marieren

nr oerchiche wissenschaiche Moden, oder verrpern sie

angeigere Forschngsrichngen? Wie sind sie in der inernaionaen

Wissenschasandsc ha z <<verorten»?

Aig is in den deschen Kltrwissenschaen, dass hier as

drchggig von die Rede ist, wobei a engischsprachige, ins

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bes ondere auf amerkansche Dsurse reurrert wrd Das «Oxford nglsh Dctonary» gt das komlexe Bedeutungsfeld von «turn weder,dessen veltge lebensweltlch-ragmatsche ntertne sogar nochm engeren Begr des Forschungs mtschwngen6 m Deutscenhngegen werden mt «Wende» schwerwegendere Konnotatoenfregesetzt her st es her der fnale Beklang von eoch aler, enschnedender Vernderung, ja «zetalterschedender» mehr, der hnlch

we n Hedeggers Konzeton der «Kehre den Begrff der «Wende»verteft Schon deshalb erschent es snnvol, r de kulturwssenschaftlchen Forsc hungswenden auch h er den engl schen Ausdruc bezubehalten und damt an de nternatonale Dsusson anzuschleenZwar lee sch fragen, ob es gerade m Zuge der Wederentdeckungder deutschsrachgen Tradton der Kulturwssenschaften set Anfang des 20 Jahrhunderts (Georg Smmel, Ernst Cassrer, Max Weber)9 ncht auch herzulande egene Anstze zu «Wenden» gbt, deman ernster nehmen so lte als bsher alen voran de Wende durch dasGedchtns«aradgma»9 Doch der vorlegende Band konzentrert schauf de wchtgsten , de aus hrem nternatonalen Entstehungskontext heraus zumndest artel n de Entwcklung der deutschenKulturwssenschaften engegangen snd und dort mt durchaus egenstndgen Akzenten ausgergt werden

n solcher Theorentrasfer von schent hngegen nder franzsschen skusson, von der aus mmerhn de Transferforschun vorangetreben wrd, wenger verbretet zu sen. Dort schenende Dskurse n anderen Bahnen zu verlaufen, zumal'man n Frankrechncht von Kulturwssensch aften9 o d er gar srcht, ncht

zuletzt aus Grnden der tendenzellen Abschottung gegenber amerkanschen Theoreschulen Set der «humanwssenschaftlchen Wende»m Gefolge de s Strukturalsmus92 bzw set dem , angefangenvon Ferdnand de Saussure und fortgesetzt n der Semot von olandBarthes und be Jacques Derrda, s t h er wenger von bzw de ede Prgend snd eher egenstndge zentrale Theoreanstze entlang anderer Dskursachsen, anderer Grenzzehungen des ntelektuelenFeldes Se snd telwese dort zu verorten, wo sch we es lrch aulffjedenfals r de Mentalttengeschchte etont «die Lnen, de den

3 2

folgten, glechsa de Wendekrese, schneden»9 ntertextualtt(Jula Krsteva), MentalttMentalttsgescchte (Marc Bloc/LucenFebvre und de -Schule), Transfer (Mchel sagne/Mchael Werner/Hans-Jrgen Lsernk), hstore crose (Mchael Werner/BndcteZmmermann), wssenschalches/lterarsches Feld (Perre Bourdeu),Gedchtns/rnnerungsorte (Perre Nora) und andere mehr Nach dem schent sch also ene Aufcherung des Dskurssektrumsherausgeldet zu haben, de ncht rmr an orentert st Desst ncht zule tzt ene bemerkenswerte Folge der lndersezschen Verwerngen m Selbstverstndns der Kulturwssenschaften So st rden franzssche Dskurs trotz ener auch her konstaterten «kulturwssenschaftlche(n) Wende»9 von Anfang an ene enge Verschrnkungder Kulturwssenschaften mt den Sozalwssenschaften n den charakterstsch Dadurch zechnen sch de Theoreanstzem Gefolge enes auslsenden «Cultural Turn» durch enen strkeren«Paralelsmus von Wssenschafts- und Gesels chaftsentwcklung»95 aus,womt n Frankrech ncht zuletzt der enge Pfad des ver

bretert wurde

D E R L I N G U I S I TU N

De kulturwssenschaftlchen Neuorenterungen n Form von schenen an enem entschedenden «Mega ncht vorbezukommen: dem . r hat den «Cultural Tu», von dem man ndeser Algemenhet allenfalls als Ansto enes dynamschen Prozesses

der lturreflexon srechen kann, berhaut erst ausgelst Dem wrd her aschtlch en egenes Katel gewdmet enner durchzeht ale enzelnen und ldet das chtge Vorzechenfr ale weteren chtungswechsel und Schwerunktverlagerungen,de s ch je wels auf hre Wese am aarbeten eser hatschlelch ene Grundlegungsfunkton, de sogar fr enen Paradgmenwechsel gehalten wrd, wenn etwa chard orty von «the most recenthlosohcal revoluton, that of lngustc hloso hy»96 srcht

er geht aus der Srachhlosohe hervor Dort wurde

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der Begrif von dem Sprachphilosophen Gustav Bergmann schon in den1 9 5 0er Jahren geprgt: «All linguistic philosophers talk about the wordby means of talking about a suitable language. This is the linguisticturn, the fundamental gambit as a method, on which ordinary and ideallanguage philosophers (o .) agree.»7 Der sprachphlosophischen, lnguistischen Wende in der Philosophe geht es danach nicht u konkreteAussage be die Realitt, sondern u Aussagen ber eine r soIcheRealittsaussagen angemessene prache AIs linguistic t ur ist dieser Ansatz aber erst 196 von Richard Rorty verbreitet worden, und zwar durchden von hm herausgegebenen Sammeband «The Linguistc Turn»8•Die Uberzeugung von den Grenzen der Sprache as Grenzen des Denkensbzw die Uberzeugung, dass <<unterhalb» bzw jenseits der Sprache unddes Spachgebrauchs keine Reaitt verborgen ist, hrt zu einer folgenreichen Ensicht: Jegliche Anayse von «Wrklichkeit» ist sprachlich determinert und duch eine Spachprioritt «gefiltert»: «Since traditionalphilos ophy has been (so the argument goes) argely an attempt to burrowbeneath language to that which language expresses, the adoption of the

linguistic turn presupposes the substantive thesis that there is nothingto be found by such burrowing.»

Die Sprachkonzeption des linguistic tur geht bereits in ersten Anstzen auf die Sprachtheorie Ferdinand de Saussures zurck (1916),insbesondere auf dessen Einsicht in Sprache as (in sich geschlossenes)synchones Z eichensystem (langue) Ein sprachliches Ze ichen hat keinedentitt in sich selbst, sondern nur n ifferenz zu anderen; so wie z Bpfel sich dadurch bestmmen, dass sie ke ine Bien sind, ist a auch nichtm usw So sind die sprachlichen Zeichen untereinander n einem System

von Differenzen verknpft, sie bilden eine Struktur m Anschluss andiese Einsichten der strukturalstischen Sprachwissenschaft geht die«sprachliche Wende» von der Vorstellung aus, dass von der Sprache ausauch die Wirklichkeit strukturiert wird, ja dass Realtt we die Spracheebenfalls als ein Zeichensystem aufzufassen ist, als ein System von Repsentationen und ifferenzen

Zwar hat der linguistic tur weit ber die Sprachphilosophie hinausgewirkt, indem e r die Einsicht in de Sprachabhngi gkeit und in die Vorgngigkeit von Text- und Reprsentaton als Erkenntnisbedingung auch

34

in di e anderen Gestes- und spter dann Kulturwissenschaften hinengetragen hat Zunchst je doch fand er im Strukturaismus senen deutlichsten Niederschlag. Von da aus hat er die Entwicklung neuer paradigmenhnlicher Letmethoden i den Geistes bzw Kutuwissensc haften ausgelst Grundegend st seine strikte Abkehr vom Positivismus, der bisin die 1960er Jahre hinein Wirklichkeitserkenntnis auf qu antifzierb ar e

Daten zurckgehrt hat. Im Gegensatz dazu geht er davon aus, dass kein

Zugang zu einer «authentischen» Wirklchkeit mogich ist. Mit Sprache

werde keine von ih unabhngige, darunter liegende Wirkichkeit beschrieben Statt eines nstruments zur Beschreibung von Wirkichkeitsei Sprache viemehr ein nstrument zur Konstitution von Wirkichkeit Ale Erkenntnis des Realen ist in sprachlichen Aussagen formulert;es gibt keine Reaitt, die nicht von Spache durchzogen und de nichtschon sprachich geprgt wre. Dieser «Filter» der Sprachlichkeit, aufdem vor allem die anzsische Texttheorie eines Roland Barthes undJacques Derrida beharrt'°, bedeutet etwa r die Geschichtsschreibung,dass auch sie nur Zugang zu einer textuell, sprachlich vermittelten Wet

hat. Sie hat keinen Einbick in die <<wirkichen» Erfahrungen der Menschen, sondern nur n das, was historsche Quellen ber sie kundgebenXDiese Einsicht in de sprachliche Bedingtheit und Ermgichung vonWirklichkeitserfahrungen, aber auch von Geschichtsaussagen und historischen «Erzhungen», hat dazu gefhrt, dass der linguistic tur in derGeschichtswissenschaft vor allem als «narrative turn» ausgestaltet woden ist   Nich t nur historische Tatsachen werden von Historiker(inne)nerst konstruiert,' 2 sondern bereits Gefhle und Handlungsmotive derhistorischen Akteure sebst sind nicht als authentische Artikuationen

von ndividuen zu verstehen, sondern als Ergebnisse sprachlich vermittelter Gehls und Handlungscod es. Sprachliche Codierungen sindimmer schon den eigenen ntentionen von Handelnden (aso der vermeintlich eigenstndigen inneren, mentalen Welt) vorgeodnet Geradeunter diesem Vorzeichen lsst sich die semiotische Wende am Ende der1 960e Jahre auf ihre Grundlegung im linguistic tur rckbeziehen.

Ale menschiche Erkenntnis, aso auch wissenschaftliche Erkenntnis,ist somit durch Sprache strukturiert. er Paadigmenwech sel liegt darin,dass sich die Sprache geradezu zwischen die Subjekt-Objekt-Beziehung

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der tradtonellen Bewusstseinsphilosohe schiet. Das mentaistische

Paraigma der Bewusstsensphilosophie weicht somit dem srachichen

Paradigma der sprac hanaytschen Phiosophie. Lngustc tu edeutet

inscht in en (srachegrndeten) Konstruktivsmus von Realitt.

as hat natrlich erheliche Fogen einerseits fr die Prgekraft von

Rersentationen: Das Sujekt wird zur Schnittstee von Dskursen,

rhetorsche Muster durchziehen wissenschaftliche Darsteungen, wie

dies im Kapte zum rexve tu gezeigt wrd. Andererseits erwchstdaraus die Einsicht, dass Realitt von Menschen gemacht ist, nmich n

Symolen verareitet und durch Smbole hergestellt wird, dass mit der

kulturellen Konstruktion von Wirklichkeit immer auch ein p otenzieller

Kampf u die Durchsetzung von Bedeutungssystemen einhergeht. Re-

rsentationen knnen also Reaitt schaffen. So ist es immer ergiebig,

sich genauer auf de Sphre kultureer Rersentation einzulassen.

Denn von dort aus knnen die symolischen Strategen in den Blick

genommen werden, mit denen gesellschaftliche Machtverhltnisse re-

prsentiert werden. Schon die se Perspektive tret den lngustc tu m

Verlauf des kulturwissenschaftlichen D skurses weter, inem sie ihn aus

seiner einseitigen Fixierung auf Sprachstruktur (langue) efreit und den

unterelichteten Strang des Sprachereignisses, der aktuellen Rede, der

Komunikation und Performanz (paroe) verstrkt n den Blick rngt.

U L T U R L U R N  NACH EM N U T U R N

Der lngustc tu zeht sch wie en roter Faden durch de kuturwis-

senschalchen tus hindurch. m Zuge dieser Richtungswechse wrdihm sein Zepter jedoc h zunehmend aus der Hand genommen. Denn die

Neufokussierungen arkieren geradezu eine Rckkehr des Verdrngten.

Sie hren nach und nach deengen Dimensionen von Kultur, Leens

wet, Geschchte und vor allem Handeln wieder ns Feld, die vo der

Sprachenge des lngustc tu ausgeendet, ja verdrngt worden sind. Bis

heute scheint man dies nicht gengend zu erkennen. Immer noch wird

zu pauschal de Vorherrschaft des lngustc tu verkndet oder auch e-

klagt, gar vom «Schreckgespenst des <linguistic turn>4 geredet, das

durch die Diskursanalyse geistert und die Kulturwissenschaften aufrt-

telt. Daei ringen die enzelnen tus doch eigenstndige Anstze zu ei-

ner Neuakzentuierung, a Vernderung/Transformation des lngustc tu

ein, an denen sich die Forschung immer wieder neu orienteren kann.

Ene der ersten Bewhrungsproen hatte der lngustc tu zweifeos

im nteretve tu, der in den 1 90er Jahren von der amerikanischen

Kuturanthropologie volzogen wurde. Dessen «semotischer Kultur-

egriff» und seine Metapher von «Kultur as Text» verk6rperten inden Kultur und Sozialwissenschaften der 1 90er Jahre durchaus ene

Variante des lngustc tum De Kuturanthropologie war schlielch

is dahin sozialanthropologisch ausgerichtet und hat mit dem Instru

mentarium des Strukturnktionalsmus eher nach sozalen Strukturen

gefragt. Mit Cliord Geertz wurde dann die Wende hin zur interpretat-

e Kulturanthropoogie und damit auch zu einer Neuewertung von

Kultur volzogen nicht hngegen im traditioneen Sinn einer «ganzen

Leensweise» (Edward B. Tylor), sondern gezielter as ein Zeichen und

Symolsystem, das sowohl auf seine Bedeutungen hin ausegar ist als

auch Sebstdeutungen leistet. Denn ede Gesellschaft idet estimmte

Ausdrucksformen aus, in denen sie sich selst interpretiert, z. B. Darstel-

lungsformen wie Kunst, Theater, Rituale, Feste. Gerae er diese 6ffent-

iche Darstellungssphre erhlt man Zugang zu den Bedeutungen einer

Kultur. Ausgehend von dieser Einsicht gelingt dem teretve tu der

Durchruch zu einer interkuturellen Erweiterung er Hermeneutik,

und zwar entlang der Frage: «Was wird aus dem Verstehen, wenn das En

fihlen entfllt?» Denn wenn man sich eim Versuch, fremdkulturelle

Zusammenhnge zu verstehen, nicht mehr auf das Nachempnden

(fremder) Intentionen und Asichten verlassen kann, muss ein anderer,strker oektivierarer Zugang zu kulturellen Bedeutungen gesucht

werden een er Zeichen und Symoe: «Kultur als Text». Fr den

Kulturegri edeutet diese Formel eine der gr6ten Herausforderun-

gen der letzten Jahrzehnte. Schiech erfasst se auch Handlungen as

Texte. Genau des hat erheches Unbehagen er die Domnanz von

Textualitt, Sprache un Diskurs ausgest als wrde sich historische

Realitt im lo en Text ersch6pfen, als wrde se durch eine kulturais

tische Brille verzerrt. Dese Kritik am Kulturalismus gibt schlielich die

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geracht alen voran eine kritisch e Neuverortung von Identitts und

ersentationsfragen in den Koordinaten von kultureer Dierenz,

Alteritt und Macht. I m Licht des   pstclnal tuwird auch die Selst

reexion der Ethnograhie noch strker olitisiert. Scho n die zentrale

Frage des eexve tu nach der Rersentation ezo g Dimensionen wie

Macht, Herrschaft und kulturelle Ungleichheit ein. Dies wird jetzt zu

nehmend im Weltmasta reektiert, angesichts einer Welt von unglei

chen Machtverhltnissen, vor allem im Gefolge des Kolonialismus und

im Hinlick auf eine neue Sicht des Eurozentrismus. Der  pstclnal tu

wird damit zur ersten kulturwissenshaftlichen Neuausrichtung, die ih

ren eigenen Prolem und Methodenhorizont von vornherein gloal ver

ortet: in einem transnationalen Bezugsrahmen asymmetrischer Macht

verhltnisse. Anfnglich war die ostkooniale Wende geprgt durch die

konkreten Erfahrungen der Dekolonisation, durch ostkoloniale Befrei

ungsewegungen und antikoloniale Widerstand. Doch immer mehr

kam dieses Engagement gleichsam durch einen lngustc tu innerhal

der ostkolonialen Theorie selst unter die de Die historischoliti

schen Ausgangsimulse gi ngen mehr und mehr in Diskurskritik er, in

Kritik am Weiterestehen kolonialer Macht auf der Eene von Wissens

systemen.

Erst dieses eistemologische Potenzial allerdings macht den  pst

clnal tu schlielich zu einem tu und verichtet die Kulturwis

senschaften insgesamt zur Infragestellung ihrer eigenen Prmissen Ent

scheidend hierfr ist sein Grundrinzi der Anerkennung kultureer

Differenzen und deren Aushandlung jenseits essenzieler estschreiun

gen. Damit erschttert er zugleich dichotomische Erkenntnishaltungen

und die eistemologische Gewalt, mit der sich der Herrschaftsdiskursdes westlichen ationalismus weltweit durchgesetzt hat. Mit dieser eis

temologischen Kritik schafft der  pstclnal tu einen Durchruch in

den Kulturwissenschaften, indem er sie noch in einem anderen Sinn glo

al und transkulturell net: Er drngt dazu, nicht nur den auf Euroa

ezogenen Kanon der Untersuchungsgegenstnde in den Kultur und

Sozialwissenschaften zu erweitern, sondern auch den eurozentrischen

Universalisierungsansruch der wissenschaftlichen Untersuchungska

tegorien selst zu erdenken. Die Aufflligkeit, mit der hier auf «cross

0

categorical translations»" eenso geocht wird wie auf die Erforschung

der tatschlichen ersetzungsrozesse, die im Feld interkultureler

Auseinandersetzung aaufen, legt schon auf dem Geiet des  pstclnal

tu geradezu einen tanslatnal tu nahe.

In der Tat ahnt sich in j ngster Zeit ein tanslatnal tur an, der die

Kategorie der ersetzung er Textund Srachersetzung hinaus als

einen isher viel zu wenig eachteten kultur und sozialwissenschaft

lichen Grundegri entwickelt. Das anhaltende Bestreen der Kultur

wissenschaften, jenseits inrer Erkenntniseinstelungen und dichoto

mischer Grenzziehungen neue methodische Erschlieungen von «Zwi

schenrumen» zu erkunden, ndet hier ein emirisches Fundament.

Denn gerade kulturelle Zwischenrume werden deutlicher, wenn man

sie als «ersetzungsrume» egreift. So wren auch Identitt, Migra

tion und Exil und andere Situationen von Interkulturalitt als konkrete

Handlungszusammenhnge zu etrachten, die von ersetzungsrozes

sen und von der Notwendigkeit zur Selstersetzung gergt sind. Von

hier aus erht auch die transatorische Neuassung des lturverstnd

nisses (Kultur als ersetzung») ihre leensweltliche ckindung.

Die damit verundenen ramatischmethodischen Annherungen

an Interkulturalittsszenarien fahren mittlerweile schon lngst nicht

mehr auf dem Hautgleis des lngustc Aer auch andere tus legen

fruchtare Neengleise und Forschungsschneisen an, ohne sich unent

wegt am lngustc tu azuareiten

Waren die Human und Kulturwissensch aften erwiegend von der

Zeitkategorie estimmt, so hat sich in den letzten Jahren die Aufmerk

samkeit verstrkt auf die Wiederentdeckung von «aum» verschoen.

Ein   spatal tu ist esonders durch die Erfahrung gloaler Entrumlichung ausgelst worden, aer auch durch ostkoloniale Imulse, die

Gleichzeitigkeit verschiedener Kulturen anzuerkennen und auf ein

kritisches eMaing der hegemonialen Zentren und marginalisierten

eriherien in der entstehenden Weltgeselschaft hinzusteuern. Gerade

in einer gloalisierten Zeit mit ihrer Tendenz zur Ortlosigkeit treten

Proeme der Lokalisierung vehement in den Vordergrund. «Verortung

von Kultur» (Homi Bha ha) wird von hi er aus eine Forderung, die den

neuen aumezug r eine Vernderung des Kulturverstndnisses sest

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sch an dass der linguistic tu durch de enzelnen tus geradezu ver «Was kommt nach den kultuwisseschaftlichen Weden selbst» im

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sch an, dass der linguistic tu durch de enzelnen tus geradezu vervollstndgt wrd, dass er n enem Wende fr Wede ausschretendenTransformatonsprozess abgewandelt und scher ach ageschwchtwrd Lngst jedenfalls st er engegangen n velschchtgere klturwssenschaftlche Forschugsenstellungen, welche de anfglcheEnghrunge auf Sprache und Dskurs nach und nach aufgebrochenhaben Ene solche aufgefcherte Kulturwssenschaft knnte auf demWeg sen, gerade urch hre Verschrnkung vo Sprache mt anderenWahrnehmungs- und Hadlungsdmensonen zu ener umfassende«Lebenswssenschaft» zu werden umfassend, da se mmer selbstrelex v begrndbar und auf hre egen en begrfchen Vorenstellungeanwendar st, zuglech aber mehr als hre dekonstruktvstschen Vorlufer n emprscher Forschung geerdet st. Ob man ndes so wet gehenkann we Karl Schlgel mt sener Behauptung «turns pastern denWeg zur Wederkehr der hstore totale»6, lebt noch offen Allerdgswren r de angestrebte «recere Geschchtswahrnehmung» oderKulturwahrehmung noch enge asterstene afzuschchten, o nun

durch wetere tus oder durch ganz andere Grudstenlegunge. Und solet de Frage, ob de scherunerschpfche Selsthervorbrngungweterer kultuwssenschaftlcher Wenden und Neuorenterungen nchtvellecht doch n enem neuen «Mega»- Tu klmnert Schon jetztgt es Ahatspunkte, de dafr sprechen, dass de ezelne Wendende kulturelle bertreungen des behaupteten «Cultral Turn» hntersch lassen knnte Voraussetzung herr st jedoch, dass se de Kultur-

wssenschaen hn zu grenzberschretenden Horzonten we Bopoltk, koome, Hrnforschung usw fne, u damt der Gefahr kul

turalstscher Engfhrungen zu entgehe De erets etablerten tus nden Kulturwssescafte lden auch herfr en Sprungbrett Kntees hnen dann gelngen, vellecht ncht gerade ene «hstore totale» zukonfgureren, wohl ab er ene umfassendere Lebenswssenschaft" dekomplexer wre als de gegenwrtg behauptete so genannte «Lebenswsseschaft» mt hrem «(bo-)wssenschaftche Alenvertretungsanspruch» , zglec aber neurobologschen Reduktonsms?

Gerade das spannugsreche Zusammenwrken der verschedeenWenden solte fr de Frage «Was kommt nach dem lngustc turn», ja

44 

«Was kommt nach den kultuwisseschaftlichen Weden selbst» im

Bick b ehalt en und ausgelotet werden. Allerdings sollte ma nicht dem

Missverstndnis aufsitzen, die hier vorgestellten turs wren jeweils

vllig eu. Oft sind sie nur wichtge Wiederbelebungen schon lgst x praktizierter Forschungsorientierngen, die aber eben noch nicht zu

theoretsch reekterten Fokusserungen gendelt waren. Auch dasMssverstndns, de tus wrde mmer lnear oder chronologschaufenander folgen, st zu entkrften m Gegentel, oft sd se glechzetg entstanden, stehen jedenfalls durcaus n enem argumentatvenZsammenhag, wen auch ncht we Renate Scheser ment 9 alsKonstellaton unterscedlcher ud kontoverser Varanten der hermeneutschen Dskusson Vele tus rechen velmehr mttleele deutlc ber de Hermeneutk hnaus, ndem se Kultur ncht mehr ngerals Objekt der nterpretaton, sonde als Feld gesellschaftlcher undnterkultureler Praxs auffassen, das auf de Ausdfferenzerung neuerAnalysekategoren drngt De drekte Kulturbegegnung und nterkulturelle Ausenanderset zung wrd mmer mehr zum Ausgangspunkt fr de

Entwcklug kulturwsseschaftlcher Theoreanstze nd Forschungsperspektven Auch wen manche deser Rchtungswechsel scho nden 170er oder 180er Jahren aufgekommen snd, wrd erst jetzt entdeckt, we velsetg man mt hen arbeten kan und we mt hrerHlfe auch de Kulturwssenschaften n den Stan gesetzt werden, Probleme der heutgen, globalserten Welt zu bewltgen Wchtge Grundbegrffe und Anstze, de der Sozologe, Poltologe, Geschchtswssenschaft, Lteraturwssenschaft, Ethnologe von Hause aus verwedetwerden, snd n desem neuen Kontext kulturwssenschaftlch oder

kultranthropologsch dfferenzert, ja Frage gestellt worden: Kultur,denttt, Text, Atortt, bersetzung, Fremdhet, Anderset, Reprsentaton, Selbst und Fremdverstehen (Kulturverstehen), nterkultraltt,dchotomsche D enkwesen

Am deutlchsten zegt sch jedoch de Wrkungskraft der tusan derProlerung des Kulturbegrffs selbst mmerhn kann ene Hauptachsefr enen drchgrefenden Wandel des Kulturverstndnsses au sgemac htwerde Se lsst das ganzhetlch orenterte Kulturverstdns dasausgehend von der vel zterten Kulturdefnton Edward B Tylors

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Ermdungserscheinugen der kulturwissenschaftliche Wende et- ANKAG UNG

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Ermdungserscheinugen der kulturwissenschaftliche Wende et

gegenzuwirken: In einem fast ahoristische Text unter der erschrift

«B orrrrrrring!» ezieht der amerikanische Ethnologe Marshall Sahlins in

seinem satirische Bchlein «Waiting for Foucault, Stil» Kuhns Theo-

rie vom aradigmenwechsel auf die Afolge der tus in den Sozial und

Kulturwissenschaften Nicht nur die tus wechseln, sonde nach Sah

lins offensichtlich auch die Vorzeichen des ersektivenwechsels selst:

as afgliche soziale Egagement der Forschungswenden geriet zu-

nehmend in die Nhe konomischer Ntzlichkeitserwgugen und

stand schliech gar im Dienst hegemonialer Macht Dies sei allerdings

icht die einzige ynamik der kulturwissenschaftlichen Theoriewechsel

und theoretischen «Regimes» Bedeklich s ei vielmehr die zunehmede

Erklrungsinlation sozial und kulturwissenschaftlicher tus: «I the

social sciences, aradigms are not outmoded ecause they exlain less

and less, ut rather ecause they exlai more and more until, all too

soon, they are exlaining ust aout everything There is an iation ef

fect in the social science aradigms, which quickly cheaens them»

Wie aus der Mode gekommee Kleider sind auch tus so kteman oerchli ch meinen schnell agetragen Werde sie nicht mit der

Zeit lagweilig und halte do ch gerade dadurch gem der kaitalisti-

schen konomie des Kosums die roduktion immer neuer Wenden in

Gang? ie Ermdungserscheinungen durch solche «commolace uni-

versals» kte allerdings aufgehalten werden Dazu ist es unerlsslich,

sie methodisch zu rolieren und wie im vorliegenden Band wieder

rckzuersetzen i astige, imulsgeende Forschungsanregugen

Indem die eweiligen Neuorientierungen selst in das reite Forschungs-

sektrum gegeneinander und zusammenwirkender tus eingeundenund kulturpolitisch verortet werden, werde sie schlielic h in ihrer ei-

genen Universalisierungsneigung fragwrdig gemacht

ANKAG UNG

Ich danke den iskussionsteilnehmern und teilnehmerinnen an meinen

interdisziplinren Theoriekolloquien fr Graduierte auf Initiative von

Claudia Ulrich und anderer Kolleginnen im Fachereich Geschichtsund

Kulturwissenschafte an der Freien Universitt Berlin, a er auch den Be-

teiligten der Theoriekolloquien an den Universitten Frankfurt/Oder und

Zrich em Internatioalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften

(I) in Wien in ich dankar r die viermonatige intellektuelle Gast-

freundschaft in der Schlussphase der Areit an diesem Buch sowie mei-

nen Mitfellows de s ahrgangs 2005/0 r die anregenden Gesrche er

grte Dank geht an Hans Medick, der mich durch alle tusegleitet und

egelt hat ni cht nur als mein erster Leser und Kritiker

NMERKUNG EN

I Wolfgang Frhwad/Hans Robert a/Renhart Kosellek/rgen Mttelstra/Brkhart Stenwahs (Hg): Ges teswsse nshaften hete Ene enkshrft Frankfrt/MI 9 9

2 Hartmt Bhme/Peter Matssek/othar Mller: Orenterng KltrwssenschaftWas se kann was se wll Rnbek 2000 S I9 .

3 Vg Gerhart vo n Graevent: teratrwssenshaft nd Kltrwssens han EneErwderng, n: e tshe Vertljahrss hrft fr teratrwssens haft nd Gestesgeshchte 7 3 (I 999) S 94-II , her S 98

4 Bastene e ner Geshhte der Kltrwssenshaen, de no h nht geshreben st, fnden sch be t Msner/Gotthart Wnberg/Chrstna tter (Hg):

Cltral Trn r Geshchte der Kltrwssenshaften Wen 200; wet rckgehend n de eropsche Ktr nd dengeshhte, dabe aber en prsonenorenterter <Torso» (S 28) von Vo (nr) bs Hedegger: Fredrch Ktter: EneKltrgeschc hte der ltrwssenschaft 2. verb A Mnchen 200.

Her vg t Msner: ltrwssnsc haften nd Cltral Stdes, n: ders : Kltr als Textr des Soalen Essays m Stand der Kltrwssenschaften Wen 2004

S 6I76; Andreas Hepp/Carsten Wnter (Hg): e Cltral Stdes Kontroversenebrg 2003; Roger Bromley/Udo Gttlh/Carsten Wnter (Hg) Cltral StdesGrndlagentexte r Enhrng nebrg I999; m berblck, beogen af deteratrwssenshaften, sehe Brtta Herrmann: Cutu Studi n etschand

9

Chancen und Probleme transnationaler Theorie-Importe r die (deut sche) Litera 1 9 einz Dieter Kittsteiner: «Iconic turn und «innere Bilder» in der Kulturge

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p ( )turissenschaft, in: Ansgar Nnning/Roy Sommer ( Hg.): Kulturissenschaftliche

Literaturwissenschaft. Diszipinre Anstze Theo retische Positionen Transdisziplinre Perspektiven. Tbingen 2004, S. 3353

6 Ansgar Nnning/Roy Sommer: Kultuwissenschaftliche Literaturwissenschaft.Disziplinre Anstze, theoretische Positionen und transdisziplinre Perspektiven,in: dies. (Hg.): Kuturwissenschaftliche Literatuissenschaft, S. 929, hier S. 26f

7 Ebd., S. 27 .8 Zur ekonstruktion der Kultuissenschaften entlang der verchiedenen Ver

stndnisweisen des ulturegris vg!. rte Heduser/Thomas Schwietring (Hg.):Kultur und ihre Wissenschaft. Beitrge zu einem reexiven Verhltnis. Konstanz2002, S. 8ff.

9 Vg!. HeppWinter (Hg.): Cutral Studies Kontroverse, S. 1 2 ff te Daniel: Kompendium ulturgeschichte. Theorien, Prais, Schlsselwrter.

Frankfurt/M. 200 .II Lawrence Grossberg: Globalization and the <Economizatio> of Cultural Studies,

in: Bundesministerium fr Wissenschaft und Verkehr/Internationales Forschungs

zentrm Kultuwissenschaften (Hg.): The Contemporary Study of Cture. Wien

1999 , S. 2 3- 46, hier S. 3 6.  

12 bd., S. 3.1 3 Bhme/Matussek/Mller: Orientierung Kultuissenschaft, S. 208 .14 Ebd.1 5 Vg!. die «Empfehlungen zur Entwicklung und Frerung der Geisteswissenscha

ten in De utschland» vom 27. I. 2006 durch den Wissenschaftsrat (http://www.wis-

senschaftsrat.de/texte/7068-06.pd), S. 1 (Gegenwrtig mehren sich die Zeichen,

dass der Rekurs auf <Kultu> und die Kulturwissenschaften  eine zwar wichtige,

jedoch zeitlich begrenzte Stufe in der Begrndung der Geisteswissenschaften dar-

stellt» ).16 Vg!. ebd., S. 12 .1 7 Die Empfehlungen des Wissenschaftsrats haben eine hnliche Storchtung, wenn

sie vor der «Einschmelzung (der Geisteswissens chaften D. B.M.) in eine <Kulturwissenschaft»> (ebd., S. 12) warnen. Allerdings neigen sie zu einer gegenlugenReaktion. Denn ohne die disziplinren Standbeine der kulturwissenschaftichenNeuorientierungen berhaupt zu bercksichtigen, raten sie zu einem Rckzgin die Disziplinen, zur Frderung der innerdisziplinren Kommunikation und zueiner Konzentration auf die «Entwicklung disziplinrer Standards» (ed., S. 69),«da ein e allzu frhe kultuwisenschaftliche Fokussierung die Vermittlung einerdisziplinr verankerten Methode in den intergrund drngen kann» (ebd., S. 68).

18 Hartmut Bhme/Klaus R. Scherpe (Hg.): Literatur und Kultuwissenschaften. Positionen, Theoren, Modelle. Reinbek 19 96, S. 1 2.

50

1 9 der Kulturgeschichte, in: ders. (Hg.): Was sind Kultussenschaften? 13 Antworten. Mnchen2004, S. 1 531 82, hier S. 164.

20 Vg!. Pierre Bourdieu: Narzitische Relexivitt nd wissenschatliche Reexivitt,in Eberhard Berg/Martin Fuchs (Hg.): Kultur, soziale Praxis, Tet. Die Krise derethnographischen Reprsentation. Frankfurt/M. 1993, S. 365374, hier S. 374; zurFeldtheore vg!. ders.: Sozialer Raum und «Klassen. Le�on sur la le�on. Zwei Voresungen. Frankfurt/M. 1985; aushrlich errtert bei oseph urt: Das literarischeFeld. Das Konzept Pierre Bourdieus in Theorie und Prais. Darmstadt 1995.

2 1 Musner: Kultur als Tetur des Sozialen, S. 82 .22 Wolfgang Maderthaner: Kutur Macht Geschichte. Anmerkungen zur Genese

einer histori schen Kultuissenschaft, in: Lutz Musner/Gotthart Wunberg (Hg.):Kultuissenchaften. Forschung Praxis Positionen. Wien 2002, S. 889, hierS. 5.

23 Pierre Bourdieu: Haute Coutu und Haute Culture in: ders.: Soziologische Fragen.Frankrt/M. 1993, S. 187196, S. 188.

24 Ebd., S. 188.2 5 Musner: Kultur als Textur des Sozialen, S. 77 ·26 Pierre Bourdieu: Ein soziologisc her Selbstversuch. Frankfurt/M. 200 2, S. 1 20.

27 Pierre Bourdieu: Haute Couture, S . 191 .28 Vg!. Doris BachmannMedick: Geisteswissenschaften auf dem Laufsteg der Kultwissenschaften. Anmerkungen zur kultssenschaftlichen Forschung imAnschl an die Tagung «Kultur und Wisse» , in: Historische Anthropologie.Kultur Gesellschaft Alltag 9, 2 (200) , S. 284289.

29 Victora E. BonnellLynn Hunt in ihrer Einleitng zu dies. (Hg.): Beyond th e Cultural Trn. New Directions in the Study of Society and Culture. Berkele LoAngele, London 1999, S. . Dort sprechen sie von «research paradigms analognatuissenschaftlicher forschungsleitender Modelle sowie von «appro aches imSinne der interpretativhermeneutischen Tradition.

30 Tomas S. Kuhn: Neue Uberlegungen zum Begrff es Paradigma, in: ders.: Di e Ent

stehung des Neuen. Studien zur Struktur der senschaftsgeschichte. FrankrtM. 1 9 7 7 S. 389420, hier S. 390.

3 1 Thomas S. Kuhn: Die Struktur wissenchaftlicher Revolutionen. Frankfurt/M.1967, S . 37.

3 2 «nterdisciplinarty consists in creating a new object that belongs to no one» (Roland Barthe), zit. na ch ames Clifford: Introuction: Partial Truths, in: d ers.GeorgeE. Marcus ( Hg.): Wrting Culture. The Poetics and Politic of Ethnography. Berkeley,Lo Angeles, London 1984, S. I.

33 Kuhn: Entstehung de s Neuen, S. 309.34 Kuhn: Struktur wissenschaftlicher Revolutionen, S. 1 35 .

35 Ebd S 20 Four Ways Britis German French and American Anthropolog Chicago on�

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3536 Ebd S 3037 Marilyn Strather: Ein schiefes Verhltnis Der Fall Feminismus und Anthropolo�

gie in: Gabriele Rippl (Hg): Unbeschreiblich weiblich Texte zur fministischenAnthropologie Frankrt/M 993 S 74-95 hier S 85

38 Ebd S 8 5; Peter V Zima ist ebenfalls skeptisch gegenber der Anwendbarkeit desParadigmenbegris auf die Kultur� und Sozialwisse nscaften die e s ehe r mit stetspartikularen ideologisch�theoretischen Soziolekten zu tun» htten; ders: Was istTheorie? Theoriebegri und ialogische Theorie in den Kultur� und Sozialwissen�

schan Tbingen Basel 2004 S I39 Strathern: Ein schiefes Verhltnis S 87 ; bi Strathern ist von tus keine de

allenfalls - was die Paradigmenfhigkeit der feministischen Perspektiv e betrif -von einem <Set> von Ansichten das einem Paradigma analog wr und das vonFeminist(inn)en wie von Anthropolog(inn)en gleichermaen als so grundlegenderachtet wird dass beide nicht ohne es weiterkoen knnte» (S 92)

0 Vg Ansgar Nnning: as Paradigma der Kulturwissens chaften? Elemente ihrerWeltbildr und Ausblick auf ihre Aufgaben in: Emil Brix/Gottfried Magrl (Hg):Weltbilder in den Wissenschaftn Wien Kln Weimar 2005 S 47-7 8

4 Vg Doris Bachmann�Medick (Hg): Kultur als Text Die anthropologis ch Wen de

in der Literaturwissens chaft 2 Aufl Tbingen Basel 20042 Unter dieser Frage war Ansgar Nnning mit seiner eexion ber Weltbilder inden Kulturwissen schaften angetreten ders : Paradigma der Kultuissens chaften?

43 Georg E Marcus/Michael M Fischer: Anthropology as Cultural Critique An Ex�perimntal Moment in the Human Sciences Chicago London 9 86

4 Ebd Vorwort S x45 Ebd S x46 Ebd S x47 So u a bei Andreas Reckwitz/Holger Sievert (Hg): nterpretation Konstruktion

Kultur Ein Paradigmenwechsel in den Sozialwissenschaften Opladen 99948 Andre Gingrich: Erkundungen Theen der ethnologischen Forschung Wien

Kln Weimar 999 Kapitel Wege zur transkulturellen Analyse ber di Pa�radigmenwechsel euro�amerikanischer Sozial� ud Kulturanthropologie i m 20h.» S 76-203 S 78: Die euroamerikanische Anthropologie wendet sich zuBeginn des 20 h v om Evolutionismus prinzipiell in zweierlei Richtungen hinab n Nordamrika vollzieht diesen Paradigmnwechsel de r Kulturrelativismusin Nordwesteuropa folgt auf ein diusionistisces Zwischespiel der sruktural�funktionale Ansatz der sich bald in zwei eigenstndige Richtungen teilt»; zuden lderspezifischen Paradigenwechseln der Kulturanthropologie z B zum great shift in theoretical paradigm in the British tradition» (S 2 2) und anderenvg Fredrik Barth/Andre Gingrich/obert Parkin/Sydel Silverman: One iscipline

52

don 200549 Andreas Reckwitz: ie Transformation de r Kulturtheorie Zu r Entwicklung eines

Theorieprogramms Weilerswist 2000 S 64450 Vg Kuhn: Struktur wissenscaftlicher Revolutionen S 20 Vg Reckwitz: Transformation dr Kulturtheorien S 5052 Ebd S I ; vg S 87 5 3 Ebd S 2 2 54 Ebd S 26

55 Zu <<wandernden egriffen» auch in irer transkulturellen Anschlussfhigkeitvg ames CliffordVivek hareshwar (Hg): Travelig Theorists Santa Cruz 989 ;ams Cliord: Routes Travel and Translation in the Late Twentieth Ce ntury Cam�bridge London 997; Edward W Said: Theorien auf Wanderschaft in: ders: DieWelt der Text und er Kritiker Frakrt/M 9 97 S 26 3292 ; Miek Bal: Travel�ling Concepts i n the Humanities A Rough Guide Toronto 2002 ; zum schnell rei�senden Mantra rceclassgende und seinen diskursbildenden Herausforderungenvg Gudrun�Axeli Kapp: Traveling Theories Anmrkungen zur neueren Diskus�sion br Race Class and Gende» in: sterreichische Zeitschrift fr Geschichts�wissnschaften 6 (2005) S 88- hier S 05

56 Reckwitz: Transformation der Kulturtheorien S 9 4 ff57 Ebd S 54258 Zu Hauptetappen - allerdings icht im Hinblick auf tus sonde auf eflexi�

onsstufen» des eprsentationsproblems aus dm Blickwinkel der Kulturanthro�pologi - vg den wichtigen Sammelband von Ebrhard Berg/Martin Fuchs (Hg):Kultur soziale Praxis Text Die Krise d er ethnographischen Reprse ntation Frank�furt/M 993 (dari bes die Einleitung von dens: Phnomenologie der DifferenzReexionsstufen der ethnographischen Reprsentation S o8)

59 Clifford Geertz: Spurenlesen D r Ethnologe und das Entgleiten der Fakten Mn�che 997 S 3

60 Ebd S 4 6

6 Ebd S 52 62 Ebd S 203 63 Clifford Geertz: Blurred Genres The Refiguration of Social Thougt in: Local

Knowledge Further Essays in nterpretive Anthropology New ork 9 83 S 9 -3 564 Geertz: ocal Knowledge Introductio S 6 (vg S 3: <<The tu takn by an im

portant segment of social scientists from physical procss analogies to symbolicform ones has introduced a fundamental debate into the social science comu�nity concerning not ust its methods but its aims» ).

65 Ebd S 666 Ebd S 6

53

67 eertz Blurred enres, S 9 8 I Vgl. die entsprecende, von Wlfried Barner angestoene Debatte im Jahrbuch der 

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68 Vg Sgrd Wegel De r Text der enetk Metaphork als Symptom ungerter Probleme wssenschatlcher Konzepte, n des (Hg) enealoge und enetk Berln2002, S 223246

69 Kar Schlgel m Raume esen wr de Zet ber Zvlsatonsgeschchte und eopoltk Mnchen, Wen 2003, S 6

70 Ebd , S 607 Karl Schlgel Kartenlesen, Augenarbet ber de Fllgket des spatal turn n den

eschch ts und Kulturwssenscha en, n Kttstener (Hg) Was snd Kulturws

senschaten, S 26I-283, her S 26572 Martna Heler Bl der zwschen Kunst und Wssenscha Neue Herausorderun

gen r de Forschung, n eschchte und esellschat 3 (2005), S 26 6292, herS 2 6 8

73 Zu operatven B egren vg Wolgang Welsch Transkulturaltt, n Unverstas52 , 607 ( I9 97), S 6- 24, her S 20 «Kulturbegre snd mmer mehr als bo beschrebe nde Begre, se snd operatve Begr We andere Selbstverstndgungsbegre auch (bespelswese denttt, Person, Mensch), haben se stets Enluau hren egenstand, verndern desen ( ) n desem Snn st de <Realtt> vonKultur mmer auch en e Folge unser er Konzepte von Kultur»

74 Herzu vg Dors BachmannMedck bersetzung als Medum nterkulturellerKommunkaton und Ausenandersetzung, n Handbuch der Kulturwssenschaten Bd 2 Paradgmen und Dszplnen Hg redrch Jaeger/rgen Straub Stuttgart, Wemar 2004, S 4 49-4 65 ; vg ptel 5 «Translatonal Turn»

75 Zu den lnderspezsch verschedenen «Tradtone der Anthropologe vgBarth/ngrch/Parkn/Slverman One Dscplne, Four Ways

76 Vg Mchael Lackner/Mchael Weer Der cutura tu n den Humanwssenschaten Area Studesm Au oder Abwnd des Kulturalsmus Bad Homburg 9 99(Werner Remers Konerenzen, Het 2)

77 Julka Funk Forschungsrchtungen n de r Anthropologe Phlosophsche Anthropologe, Hstorsche Anthropologe, nterkulturaltt und Klturanthropooge

berblck und Auswahlbblographe, n Hstorcal Socal Research/HstorscheSozalorschung 25, 2 ( 2000), 4-I3 8, her S 98

78 Ute Danel eschchte als hstorsche Kulturwssenschat Konturen enes Wedergngers, n Hede Appelsmeyer/Elrede BlmannMahecha (Hg) Kulturwssenschat Felder ener prozeorenterten wssenschatlchen Praxs Welerswst200, S 95-24, her S I 96

79 Sehe herzu de Betrge der Zetscrt «Hstorsche Anthropologe Kultur - eses chat Altag» Kln, Wen, Wemar 99 3

80 Vgl Cl auda Benthen/Hans Rudol Velten (Hg) ermanstk a s Kulturwssenscha Ene Enhrung n neue Theorekonzepte Renbek 2002

5

deutschen Schillergeseschaft 42 ( I9 98), 43 (1999), 44 (2000) zur Frage: " Kommt 

der Lteraturwssenschat hr egenstand abhanden»82 Danel Kompendum Kulturgeschchte, S 29 783 Klaus rubmller We kann de «Medaevstk» hren egenstand verleren n

ahrbuch der deutschen Schllergesellscha 43 ( 99 9), S 46 6-469 , h er S 46984 Zur Krtk an de r hemenxerung und zur Hnwendung der Kuturwssenscha

ten zum «methodsche» Potenzal kutureler Wahrnehmungs- und Ausdrucksbegre vgl Dors BachmannMedck Lteratur en Vernetzungswerk Kutur

wssenschatlche Analysen n den Lteraturwssenschaten, n Appelsmeyer/BllmannMahecha (Hg) Kuturwssenschat, S 25239

85 Ensclgg herzu vgl Edward W Sad Kultur und mperalsmus Enbdungskrat und Poltk m Zetalter der Macht Frankurt/M I994 vgl Kaptel 4 «Postcolonal Turn»

86 he Oxord Engsh Dctonary Bd 8 2 Au Oxord 98 9, S 695 69 887 Vg Artkel «Wende» , n Deutsches Wrterbuch von Jacob und Wlhelm rmm

(I95 5)Bd 28 Mnchen 984, S 742-746, herS 744; vgl auchArtkel «Wende» ,

n Duden Das groe Wrterbuch der deutschen Sprache 8 Bde 2 Au Mannhem, Lepzg, Wen, Zrch 1 995 , Bd 8, S 38 95 ( enschnedende Vernderung,

Wandel n der Rchtung enes eschehens od ener Entwcklung )88 Ene Verknparket des ngustc tu mt Hedeggers «Kehre auch n nhaltlcher Hnscht seht Ulrch Rau Mentaltteneschchte, n ders (Hg) Mentaltteneschchte Zur hstorscen Rekonstrukton gestger Prozesse Bern98 7, S 7-7, her S 7= «( ) wes ncht auch Hedeggers Kehre n Rchtung Spracheund bot somt de authentsche bersetzung des besagten tu?»

89 Vg u a Otto erhard Oexe Hstorsche Kuturwssenschat heute, n RebekkaHabermas/Rebekka v Mallnckrodt (Hg) nterkutureller ranser und natonalerEgensnn Europsche und angloamerkansche Postonen der Kulturwssenschaten ttngen 2004, S 2 5-52

90 Vg Aleda Assmann edchtns as Letbegr der Kuturwssenschaten, n Mus

nenberg (Hg), Kulturwssens chaten, S 27 45 , de edchtns zum «neuen Pradgma(s (S 2 7) erkrt, ncht aerdngs zu enem egene n «tu» , wel es «eneram Perormatven aus gerchteten lturwssenschat» (S 3 ) zugerechnet wrd, deden Austausch, das nraktve de r edchtnsdynamk betont Vgl Astrd Er Kollektves edchtns und Ernnerungskulturen, n Ansgar NnnngVera Nnnng(Hg) Enhrung n de Kulturwssenschaten Stuttgart, Wemar 2008, S 6-8

9 I Kulturwssensc hatlche Ans tze haben n rankrech eher durch de Lteraturund Sprachwssenschaten bzw de Fremdsprachenphlologe und Landeskundengang genden vgl orothee Rseberg Kulturwssenschat Frankrech Stuttgart, sseldor, Lepzg 200, S 7, S o

5 5

92 Vg!. Jurt: Das itrarisc Fd S. 2.

1I

Praxis und dait au di Widrntdcung dr sozian rvorbringung von

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9 au: MntaittnGscict S. 8.9 Mica Wrnr: Nu Wg d r Kuturgscict in: tinn Franois u. a. (g.):

Mariann Grania. Dutscranzsiscr Kuturtransr i uropiscnKontxt. Ls transrts cuturs FrancAagn t ur contxt uropn1 78 9191. 2 Bd. Bd. 2 Lipzig 1998 S. 7 77 S. 7 7 .

9 Ed. S . 78.96 icard M. orty (g.): Linguistic urn. Essays in Piosopica Mtod.

Wit wo trospctiv Essays. icago London (1 967 ) 1 992 ntroduction S. .

97 Vg!. Gustav Brgann: Logic and aity. Madison 196 S. l l , zit. nac orty(g.): Linguistic urn S. 9.

98 Vg!. orty (g.): Linguistic urn.99 Ebd. S. 10.

100 Zur o dr ranzsiscn xttori wnigr inggn dr Linguisti rdn ngustc tu vg!. Jrgn rabant: Zur Einrung: Vo inguistic turn drGscict zu istorica turn dr Linguisti in: drs. (g.): Sprac dr Gscict. Mncn 200 S. viixxii ir S. vii

10 1 Vg!. irzu Piipp Sarasin: Gscictswiss nsca und Disursanays. Fran·rt/M. 200.

I0 2 Vg!. aydn Wit: Auc Kio dictt od r Di Fition ds Fatiscn. Studinzur ropoogi ds istoriscn Disurss. Stuttgart 1986 (zur <<<narrativistisc rrung S. 70); vg!. Kapit xiv urn/Litrary urn».

I0 Vg!. Gari M. Spig: Practicing istory. Nw irctions in istorica Writingatr t Linguistic urn. Nw Yor London 200; Eizabt A. ar: istoryory xt. istorians and t inguistic urn. aridg/Mass. London 200;vg! di Bit rg in: rabant (g.): Sprac dr Gscict di si c a ngustctu abarbitn.

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I06 iord Grtz: Aus dr Prsptiv ds Eingbornn.» Zu Prob ds tnoogiscn Vrstns in: drs.: Dict Bscribung S. 28909 ir S. 290.

107 Vg!. irzu di Bianz und Prsptiv» von Doris BacannMdic: xtuaitt in dn Kutur und Litraturwiss nscatn. Grnzn und rausordrungn in: dis. (g.): Kutur as xt. Di antropoogisc Wnd in dr Litraturwissnscat. 2. Au. ingn 2 00 S. 298 8; vg!. Kapit <<ntrprtivurn».

I08 Zur vision» ds ngustc tu durc dn Fous au Erarung andn und

5

Wiricit vg!. Spig: Practici ng istory ntroduction S. 1 8.I0 9 Si dn scon rwntn von ir rausggbnn Saband Practicing

istory». O Vg!. Dips arabty: Provincaizing Europ. Postcoonia ougt and is

torica Dirnc. Princton Oxord 2000 S. 8 Vg!. oi K. Baba: Di Vrortung dr Kutur. bingn 2000 bs. S. 2 7.1 1 2 Dis btont vor a Scg: Kartnsn S. 26 21 1 Joan Waac Scott: Gndr. A Usu atgory o istorica Anaysis (19 8) in:

dis. (g.): Finis and istory Oxord Nw Yor 199 6 S. 1 2180 ir S. 16 61 1 Vg!. atjana ScnwdrKuntz/Sabin audia Wnd/Katrin Witt (g.):

Stra Gndr. Grnzdisussionn in und zwiscn dn Wissnscatn. Wisbadn 200 S. 16 .

5 Scott: Gndr S. 169116 Vg!. Scg: Kartnsn S. 26. 7 Dis btont auc Ansgar Nnning ardings untr d Vorzicn in r Zu

sanscau vrscidnr diszipinrr Wtbid» drs.: Paradiga drKuturwissnscatn S . .

8 Ottar Ett: brLbnswissn. Di Augab dr Pioogi. Brin 200 S. 1 7.

Ett btont dass aus dn Kuturwissnsc atn nict zutzt i Zicn todoogiscr und idoogiritiscr Dbattn dr Bgri ds Lbns zunnd( . . .) rausgtrt wurd» (S. 18). Daggn t r in rstr Lini das Potnziadr Pioogin it Bzug au das in Litratur gspicrt Lbnswissn» zuin uassndrn opxn Bgri von Lbnswissnscat bitragn zunnn.

1 19 nat Scsir: Kuturntrprtation. Gbrauc und Mibrauc dr rnuti ut in: Bundsinistriu r Wissnscat und Vrr/ntrnationasForscungszntru Kuturwissnsc an (g. ) ontporary Study o uturS. 17166 bs. S. 18.

120 Vg!. Jrgn Kaub: Briungsscag r di Univrsittn in: Franurtr A

gin Zitung Nr. 2 2 7 1 2006 S. .12 1 Vg!. Gingric: Erundungn S. 2 7 (ad Jas iord).122 Vg!. iord Grtz: Avaiab Ligt. Antropoogica ctions on Piosopi

ca opics . Princton 2000 S. 17 .12 Bassa ibi: Di Nurindung ds sa. Wir bindn uns i wtanscaui

cn Krig it dn saistn. Ein Ernntnis dr sic dutsc nttuwitr vrscin in: Dr agsspig 19 2. 2006

12 icago 200212 Ebd. S . 7 .