BarBara Fischer - Laura Mars Gallery · wie Theodor W. Adorno es in seiner „Ästhetischen...

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BARBARA FISCHER LISA ENDRISS AUSGABE 96 / HEFT 23 / 4. QUARTAL 2011

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CoverHi banKsY, 2008Öl auf leinwand

140 x 90 cm

1Wenn die ZeiT sTeHT,1987

Öl auf nessel180 x 150 cm

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„ich suche den Zufall und gleichzeitig kontrolliere ich ihn so, dass er mein bildliches denken nicht dominiert …«“

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Vom Kollektiv zum individuum

B a r B a r a F i s C H e r Im Jahr 1978 schließen sich in München fünf Frauen zusammen, um in der da-mals von Männern dominierten Kunstwelt etwas zu ver-ändern. Sie tun dies in Anlehnung an künstlerische Gruppen wie die Situationisten, die Cobra um Asger Jorn, die Gruppe Spur um Helmut Sturm oder das Kollektiv Herzogstraße. Als „WeibsBilder“ begeben sie sich auf die Suche nach spezifisch weiblichen Bilderwelten1, wollen das Imaginäre im Anschluss an die Spätmoderne neu formulieren. „Die ,WeibsBilder‘ hatten Hunger nach an-archisch widerborstigen Bildern, und das Publikum war – nach der dürren Konzeptkunstphase – ebenso begierig auf gemalte Emotionen“, schreibt Peter M. Bode im Art Magazin.2

Anspruch und Herausforderung des malenden Kollek-tivs „WeibsBilder“ sind jedoch viel komplexer: Es sollen Bilder ohne hierarchische Ordnung entstehen. Kein Oben und Unten ist definiert, die Leinwand wird auf dem Bo-den liegend von allen Seiten mit langen Pinseln bearbei-tet. Keiner der Künstlerinnen steht eine für sie reser-vierte Fläche zur Verfügung. So gilt es, die unterschied-lichen Ansätze und Wahrnehmungen zu einem Konsens zu bringen. Aber wie authentisch ist ein Kunstwerk, das als Produkt einer kollektiven Fantasie entsteht? Wie stark muss die Einzelne sich einschränken, in ihrer In-dividualität zurücktreten, um eine Einigung etwa in ei-ner entscheidenden Frage zu erreichen, wann ein Bild fertig ist. Kunst wird als gemeinschaftliches Erlebnis praktiziert. Zur optimalen Gleichberechtigung gelangt man durch gestisch ungegenständliche Malweise, in der man sich frei auf der Bildfläche bewegen kann. Bildne-rische Lösungen ergeben sich durch wechselseitige In-terventionen, weniger diskursiv als praktisch mit Pinsel und Farbe. Die emphatisch verfolgten Ziele erweisen sich jedoch als Utopie, und Lisa Endriß zieht aus ihren Erfahrungen mit dem Kollektiv für sich den Schluss: Sie will ihr Zimmer wieder für sich alleine haben, ihre Gedanken und Ent-wicklungen erkennbar in eigener Handschrift ausdrü-cken. Nach anfänglicher Euphorie in Bezug auf die Grup-penkunst kommen Zweifel und Einwände gegen die Gruppenideologie auf, nach der jede individuelle Kunst schlecht sei. „All die Ansagen über das Ende des Genie-kultes, über den Abbau des Egos im gemeinsamen künst-lerischen Prozess wurden mir nach einiger Zeit zu hoh-len Phrasen.“3 Wenn die Zeit steht (1987, Abb.1) nennt sie ein Gemälde, das den Moment thematisiert, in dem sich die gemein-samen Malaktionen dem Ende zuneigen. Auf dominant roter Flächigkeit wird rudimentär Figurales erkennbar, statisch dekorativ zunächst. Es kämpfen die ausgedehn-ten Flächen der Figuren darum, einen neuen Raum zu schaffen und zu Bewegung zu werden. Der Titel greift in gewisser Weise auf eine Ausstellungsinstallation im Kunstforum der Städtischen Galerie im Lenbachhaus München im Jahre 1991 vor. Ihr künstlerisches Bekennt-nis, zunächst in expressiver Narrativität zum Ausdruck

gebracht, wird in der Münchener Ausstellung nun mit wechselnden Medien und verschiedenen Materialien of-fenbar. Malerei, Zeichnung und Skulpturen aus Holz, Stahl, Blei und Marmor kombiniert Lisa Endriß in einem speziell auf das Räumliche bezogenen Arrangement, das sie mit Unikat betitelt (Abb. 6). Archetypische und zei-chenhaft ausgeführte menschliche Wesen stecken in ei-ner Art Schubkarre ohne Räder fest, fehlende Beine wer-den durch eine bewegungslose Wippe ersetzt, Körper durch starre Sockel, sodass nur noch die Köpfe an Men-schen erinnern. Am unteren Bildrand der Zeichnungen an der Wand sehen wir sitzende Figuren, die sowohl die installierte Szene wie auch den Besucher zu beobachten scheinen. Ein dem Geschehen abgewandter Hund be-müht sich vergeblich, auf einer Leiter emporzusteigen. Alles zusammen mutet an wie ein eingefrorenes Bild des alltäglichen Lebens, das uns einen Moment lang auffor-dern will, innezuhalten im Jetzt, um die Einzigartigkeit des Augenblicks zu erspüren. „Ich mache Bewegung sichtbar durch Verlangsamung“4, so die scheinbar wi-dersprüchliche Aussage der Künstlerin.

Zweideutigkeiten, Paradoxien und ironische Brüche – das sind die Mittel, mit denen Lisa Endriß ihre Positionen konstruieren wird. Sie studiert die Philosophen, die Kunsttheorien, die Berichte in täglichen Zeitungen, aus denen sie Bilddokumente der Widersprüchlichkeiten, Absurditäten und Kuriositäten unserer Welt heraus-sucht. Keiner bestimmten Stilrichtung verpflichtet und scheinbar intentionslos kostet sie „das Lustmoment an der Kunst“ aus. „Der dürftige Begriff des Genusses“ reicht freilich nicht an das selbstvergessene Verschwin-den der Eindeutigkeiten in ihren Kunstwerken heran. In diesem Sinne erfüllt sie das Kriterium moderner Kunst, wie Theodor W. Adorno es in seiner „Ästhetischen The-orie“5 beschreibt. Im Spiel, im Experimentieren mit den verschiedenen Mitteln der Malerei erfährt sie ihre künst-lerische Freiheit. „Der Freie sucht sich durch alles zu bereichern, und von jedem Wesen das Leben auf sich wirken zu lassen – wenn es auch nur ein abgebranntes Zündholz ist. Nur durch Freiheit kann das Kommende empfangen werden“, schrieb Kandinsky in seinem Essay „Über die Formfrage“6 – ein Satz, den auch Lisa Endriß auf ihrem Weg der neuen künstlerischen Herausforde-rungen geleitet haben könnte. Zahlreiche Wahlmöglich-keiten reflektierend, lässt sie die abstrakt expressionis-tische Malweise und ihren Beruf als Kunsterzieherin hinter sich und beginnt ein Studium bei Hans Baschang an der Akademie der Künste in München.

„Zweideutigkeiten, Paradoxien und ironische Brüche – das sind die

Mittel, mit denen lisa endriß ihre Positionen konstruiert.

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Lisa Endriss eignet sich nicht für ästhetisches Schubla-dendenken. Verstärkt setzt sie ihre Untersuchungen zur Komplexität der malerischen Mittel und deren spezieller Ausdruckskraft fort. Das bleibt nicht ohne Folgen für ihre Malerei, die zunehmend durch den Verzicht auf den vertrauten spontanen malerischen Gestus geprägt wird. Der Kontext, in den sie ihre Kunstwerke stellt, wird the-oretischer und konzeptioneller. Ihr Malstil verändert sich; eine Reduktion auf Form, Farbe und Struktur setzt ein. Unbehelligt von erzählerischen Ansprüchen kon-zentriert sie ihre forschende Neugierde auf innerbild-liche Problemstellungen wie Oberfläche und Tiefe, Flä-che und Raum, Nähe und Distanz.Als weitere Herausforderung im Schaffensprozess wird der Umgang mit den Materialien gesehen. Die Künstlerin muss herausfinden, wozu sich diese nutzen lassen und wie sie sich selbst gegen das Eigenverhalten ihrer Mate-rialien durchsetzen kann. Erst nachdem sie mit ihnen vertraut ist, kann sie sie für ihre eigenen Zwecke und ihre besondere Handschrift nutzbar machen. „Ferne, Nähe, Gleichzeitiges, Ähnliches, Ordnung, Rhythmus, Zufall, Chaos, das alles ist in der künstlerischen Arbeit von Interesse, und ich bemerkte meine Neugierde, Unbe-kanntes zu erfahren.“7 Das komplexe Ineinandergreifen dieser Gegensätze versucht Lisa Endriß im künstleri-schen Prozess zwischen Zweifel und Entscheidung, for-maler Strenge und offener Assoziation in ihren Kompo-sitionen darzustellen.Als Ergebnis ihrer Arbeit werden vielschichtige Vermi-schungen von unmittelbarem Ausdruck spontaner Er-fahrungen und gedanklicher Konstruktion in einfachen geometrischen Rastern oder horizontalen und vertika-len Schemata erkennbar, die einen spannenden Einblick in verborgene Ordnungen und Zusammenhänge eröff-nen (Abb. 2).Hauchdünne Schichten, übereinander aufgetragen, ver-stärkt durch die Spuren der verlaufenden Farben, erzeu-gen den Eindruck schillernder Lebendigkeit. Stark ver-dünnte Acrylfarben von meist zartem Kolorit fließen in Streifen die Leinwand hinab. Aufgrund der leichten Kon-sistenz fügen sich Farben in harmonischer Nachbar-schaft zusammen (Abb. 3). Hinter breiten und schmalen Bändern lässt sich Figürliches, Zeichenhaftes oder Or-namentales erahnen – das Geometrische erzeugt psy-chische Wirkungen und ergibt einen geradezu versöhn-lichen Klang. Die Reduktion als Methode zur inneren Er-forschung erschafft neue subtilere Räumlichkeit hinter der Oberfläche. Im Gegensatz zu einer gewissen Traditi-

on in der nicht-figurativen Malerei, die bemüht ist, die Spuren des künstlerischen Gestus zu eliminieren, ent-hüllen diese Bilder den individuellen Arbeits- und Ent-stehungsprozess und offenbaren die persönliche künst-lerische Handschrift der Malerin. Nicht das konzeptuell Puristische der analytischen Malerei macht Lisa Endriß zu ihrem Inhalt, sie versucht vielmehr, den Widerspruch von Konstruktion und Expression im bewegten In- und Übereinander der Farbschichten aufzulösen. Befreit von vordergründiger Figürlichkeit, präsentieren sich die Werke der Schaffensperiode der Jahre 1990 bis 2000 dem Betrachter als autonomes, geheimnisvolles Gegenüber und fordern ihn auf, seine persönliche Art der Wahrnehmung zu hinterfragen, Unbekanntes im Be-kannten zu entdecken. Erwartungshaltungen, geprägt durch eigene historische und kulturelle Erfahrungen, werden überspielt und aufgelöst, indem die Gemälde letztendlich das Unverfügbare und Unerklärliche vor Au-gen führen.

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Lisa Endriß beschließt 1995, einige ihrer Bilder in simul-tanem Malprozess doppelt zu malen. Diese Dopplung rückt sofort das Problem der künstlerischen Herstellung in den Vordergrund. Werden die Bilder nebeneinander gehängt, wie es sein soll, so wird man vergleichen und die Frage nach Vorbild und Nachahmung stellen, nach den künstlerischen Normen bei der Herstellung und nach den erwünschten und intendierten Wahrnehmungsreak-tionen. Die früher schon angeschlagene Thematik der Wahrnehmung unserer Beziehung zum Dargestellten wird so fortgeführt, sogar noch einmal intensiver reflek-tiert. „1996 konnte ich mit einem DAAD Stipendium für ein Jahr nach New York gehen und am Vermont College studieren. In dieser Zeit war die Malerei ziemlich out, noch mehr in den USA. Ich verschärfte mein Konzept der Malerei und malte ,Doubles‘. Ich arbeite gerne mit Ver-stärkern, wie z. B. im Kunstforum der Galerie im Len-bachhaus (Abb. 6), wo meine Zeichnungen plötzlich ei-nen Ausflug in die dritte Dimension gemacht haben.“8 Zur Beschäftigung mit dem Material Farbe und mit den Bedingungen der Malerei kommt die Aufforderung zur Beurteilung der minimalen Unterschiedlichkeiten ihrer sogenannten Doubles (Abb. 3). Kleinformatiger und in strengerer formaler Ausrichtung als die Unikat-Streifen-bilder verweisen sie auf eine nunmehr stark rationali-sierte Strategie der Künstlerin. Ihre eigene emotionale Anteilnahme am Entstehungsprozess scheint geringer

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6UniKaT, installationsansicht

Kunstforum der städtischen Galerie im lenbachhaus, München 1991

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Wenn Lisa Endriß ihre Auswahl trifft, ist dies ein Eingriff gegen das rasche Verschwinden. Der Fluss der Informa-tionen wird umgeleitet, unterlaufen und neu eingebettet. In spontaner Geste wählt sie aus und komponiert in fei-nen Pinselstrichen, eine Farbe an die andere setzend. Zufällige Prozesse werden angenommen und verarbei-tet. Dabei geht es ihr nicht um ein fotorealistisches Ab-malen, sondern vielmehr um die intuitive Neuformulie-rung einer szenischen Information. „Ich sehe mich als eine Art Erfinder, der vor Überraschungen nie sicher ist.

Das ist der Unterschied zu einer konzeptionellen Arbeit, bei der man genau vorgeht nach dem, was man sich aus-gedacht hat. Das würde mich nicht so interessieren. Ich suche den Zufall und gleichzeitig kontrolliere ich ihn so, dass er mein bildliches Denken nicht dominiert.“9 Falls erforderlich, weil der künstlerischen Vision ent-sprechend, kombiniert sie zwei verschiedene Zeitungs-fotos, wie z. B. das eines japanischen Homeless, mit einer Szene aus der Zeitschrift für den „gehobenen“ Bürger-geschmack, „Schöner Wohnen“ (Abb. 7): Der Japaner schläft in einer durch eine Plastikfolie geschützten Be-hausung, die irgendwie idyllisch wirkt mit den davor ab-gestellten Hausschuhen. Im Vordergrund sitzt eine Frau in Blau. Gesichtslos dem Betrachter zugewandt, lauscht sie vielleicht der Musik, die ein Mann in Schwarz an einer Stereoanlage stehend gerade ausgewählt hat. Oder die Künstlerin kombiniert die Fotografien zweier modisch gekleideter Damen auf shoppingtour mit der von zwei körperlich schwer arbeitenden Männern (Abb. 11). Kri-tisch beleuchtet Lisa Endriß auch menschliches Verhal-ten der Umwelt gegenüber: Ein großformatiges Ölbild zeigt ein in Schräglage geratenes Haus (Abb. 8). Der Be-trachter erfährt über die ursprüngliche Zeitungsunter-schrift, dass hier ein Haus auf unsicher gewordenem Permafrost-Boden abrutscht. Wie in diesem Fall versieht Lisa Endriß die wenigsten ihrer Werke mit Titeln, greift aber immer wieder ähnliche Motive auf, die sich als The-menschwerpunkte zusammenfügen. In freier Interpre-tation konserviert und verstärkt sie Bilder aus dem Me-dienalltag, rettet sie auf ihre Weise vor dem Vergessen, verlangsamt die Art der Rezeption, indem sie Zeitungs-fotos in großformatige Malerei umsetzt – herausfordernd flach in matt schillernden Farben.

zu sein als die des Betrachters, welcher geradezu ge-zwungen wird, bewusster und länger hinzuschauen. Er hat damit nicht nur die Möglichkeit, eine bestimmte Tie-fe der Malerei, sondern ebenso eine neue Qualität der Langsamkeit zu erfahren.Die vordergründige Ähnlichkeit der roten Gitter (Abb. 5) lässt zunächst an Wiederholung denken, an Simulation von Gleichheit, die bei weiterer Beschäftigung ins Ge-genteil umschlägt. Im Prozess des Näherkommens the-matisieren sich Begriffe wie Ähnlichkeit und Differenz. Was aus der Nähe als ausgeprägte Differenz erscheint, wird untrennbar und ununterscheidbar aus einer fer-neren Beobachtungsperspektive. Lisa Endriß will weder das Identische noch das Differente definieren – Ähnlich-keit erlaubt keine scharfen Trennungslinien –, sie will zeigen, wie scheinbar Festgefügtes zugleich offen bleibt. Ästhetische Kategorien wie Original, Nachahmung, Au-thentizität werden spielerisch negiert und in kontempla-tiver Transformation auf ironische Weise vorgeführt. Das Original ist ebenso ein Unikat wie seine Verdoppe-lung und verliert gegenüber dem Nachgeahmten seine Exklusivität.Schon ab 1914 wird in der Konzeptkunst eines Marcel Duchamp das Problem der Einzigartigkeit des Kunst-werks fokussiert und in Form der Ready-mades, ganz normaler, in Massen produzierter Alltagsgegenstände, in Museen präsentiert. Warum kann „Fountain“, ein han-delsübliches weißes Urinoir, als Kunstwerk gelten, ob-wohl etwas absolut Gleichartiges nicht als solches gilt? Als wohl radikalster Vertreter solcher Fragestellungen hat sich Andy Warhol einen Platz in der Kunstgeschichte gesichert. Im Wesentlichen baut er sein gesamtes Le-benswerk darauf auf, von der Massenkultur produzierte Bilder als solche herauszustellen, ihre Qualität bewusst zu machen, indem er sie aus der Masse gewissermaßen „heraus siebt“ und in den Siebdrucken wiederholt - zur Kenntlichkeit verfremdet.

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Aus der täglichen Bilderflut und dem unaufhörlichen In-formationsfluss in unserer globalisierten, immer dichter verflochtenen Welt schöpft auch Lisa Endriß. Fotos aus Tageszeitungen, Sportmagazinen und Film-Stills dienen ihr als Vorlage für ihre neueren Arbeiten (2004–2011). Millionenfach reproduzierte Bilder prägen sich in unser Gedächtnis, verfolgen uns ein Leben lang oder ver-schwinden in Sekundenschnelle aus unserem Blickfeld.

„lisa endriß reagiert auf das Chaotische, erstaunliche,

Unverhoffte, außenseiterische und Widersprüchliche, das sie

im Kommunikationsnetz unserer Gesellschaft findet.

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Mit hintergründigem Humor variiert die Künstlerin ihre Überlegungen oder auch Aufforderungen zur Verlangsa-mung unserer rastlosen Zeit in einem speziellen Aus-stellungs- und Katalogprojekt. In der Städtischen Gale-rie Waldkraiburg zeigte sie im Jahr 2002 neue Arbeiten unter dem Titel Faultiere. „Es lag mir nie daran, meine Arbeit stringent zu verfolgen – ich ließ mich auch immer vom Leben und der Umwelt beeinflussen. Auf das Faul-tierprojekt kam ich einfach durch die Beobachtung der übertriebenen Emsigkeit meiner Umgebung.“10 Ihre Hom-

mage an Müßiggang, Nichtstun, Genuss des einfachen Seins installiert sie durch eine vielschichtige Kombina-tion von Malerei, Zeichnung, Fotografie und einem Text-auszug aus dem Roman „Die Frau in den Kissen“ von Brigitte Kronauer. Aus einem Fundus von Reisefotogra-fien nimmt Lisa Endriß Abbildungen von Menschen in völlig entspannten Posen: manche lassen sich im Wasser treiben oder auf einem Boot, manche schlafen sitzend an ihrem Arbeitsplatz oder liegend im Bett (Abb. 9), andere schauen einfach in den Himmel, lassen sich von der Son-ne wärmen, bestaunen die Natur.Assoziativ reagiert Endriß auf die ausgewählten Fotos entweder mit Zeichnungen oder gegenstandsloser Male-rei; dabei entstehen formal-ästhetische Bezüge, die den narrativen Gehalt in den Hintergrund drängen, um eine neue Präsenz von Form und Farben zu kreieren. Andrea Esser schreibt in ihrem amüsanten Aufsatz „Vom Faul-tier lernen“11 über den Begriff „Faulheit“ und bezieht sich auf spezifische Eigenschaften des titelgebenden Tieres. Sie unterscheidet die „Untätigkeit im Dienst der Tätigkeit“, das Sammeln von Kraft für weitere Taten,

7sCHÖner WOHnen, 2004

acryl auf leinwand150 x 180 cm

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was wir Menschen „Erholung“ oder „kreative Pause“ nennen, von einem natürlichen Zustand, der als perma-nente Existenzweise durch einen sorgsamen Umgang mit dem eigenen Energieaufwand, durch sparsamen und höchst ökonomischen Gebrauch von Ressourcen gege-ben ist. Das Faultier bescheidet sich auf das Notwendige, prüft kritisch die Qualität der Cecropia-Blättchen, bevor es diese verzehrt. Es bewegt sich in seiner ihm eigenen Gangart, sucht nicht begierig, ihm gesetzte Grenzen zu überwinden. Allmachtsfantasien und verblasene Sehn-süchte sind ihm fremd. „Jeder Schiffsrumpf hat seine ihm eigene Höchstgeschwindigkeit, die er nie über-schreitet“,12 reflektiert John Franklin, der Held in Sten Nadolnys Roman „Entdeckung der Langsamkeit“. In Analogie dazu ignoriert das Faultier anmaßende Recht-haber auf der Überholspur, indem es klug die eigene „Disposition zum kampflosen Selbstschutz“ nutzt und „unangenehme Zeitgenossen einfach vorbeirennen lässt“. „Was von alleine kommt, geht auch wieder von alleine“, scheint es für sich zu denken, während es auf-merksam das Geschehen beobachtet. „Denn wer lang-

sam ist, sieht mehr!“ – ein Credo, das als Voraussetzung für jede Art von tieferem Verständnis Geltung hat.

8OHne TiTel, 2007

Öl auf leinwand130 x 164 cm

Privatsammlung Wasserburg

Ironisch-kritisch befasst sich Lisa Endriß mit zivilisato-rischen Auswüchsen im Verhältnis von Mensch zu Tier. Dabei entstehen paradoxe Bildsituationen, die durch Re-portagen und Abbildungen in Tageszeitungen inspiriert sind. „Jeder Künstler spiegelt unsere Gesellschaft auf seine Weise. Im alltäglichen Kommunikationsfluss von Bildern und Berichterstattungen interveniere ich durch

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9OHne TiTel, 2003

Tusche, Farbstift auf Papier41 x 30 cm

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meine Auswahl, die durch meinen persönlichen Ge-schmack, durch mein persönliches Anliegen und Denken geprägt ist. Wichtig ist mir dabei auch das Akzeptieren und Anerkennen von Zufallsbegegnungen.“13 Es mag wohl sein, dass Endriß innerhalb ihres „Mensch und Tier“-Projektes nicht nach Absurditäten gesucht hat, dennoch werden sie auffallend häufig in ihren Bild-konstruktionen sichtbar: Wange an Wange, wie ein zärt-liches Liebespaar liegen die anschmiegsame Tigerin und ihr Dompteur im luxuriösen Bett, eifersüchtig oder viel-leicht nur neugierig lugt ein anderes Tier über das Kopf-ende (Abb. 12). Der dunkelhaarige Mann sieht dem be-

rühmten Magier und Raubtierbändiger Roy ähnlich, der seinen fast tödlichen Unfall auf einer Bühne in Las Vegas mit den Worten kommentiert haben soll: „Auch Tiger haben manchmal schlechte Laune.“ Sie seien gewandt, schlau, kräftig, schnell, sprunggewaltig und potent, sagt man über die einsamen Jäger im gestreiften Fell. Kral-lenlos, zahnlos, zahm, möglicherweise mittels Drogen sediert dagegen erscheint der mächtige Tiger, der, von einer schönen Dame liebkost, die gesamte Horizontale eines Bildes von Endriß füllt. Geschmückt mit diaman-tenem Halsband, vervollständigt er ihre Trophäensamm-lung von Hündchen und gehörnten Tierköpfen (Abb.15). Zurzeit lebten mehr Tiger in amerikanischen Haushalten als in freier Wildbahn, hat die Künstlerin vor Entstehung dieses Werkes gelesen. Der respektlose Umgang der Menschen mit dem natürlichen Wesen der Tiere ist ein Motiv für Lisa Endriß’ künstlerische Intervention.Ein kurioses Gemälde zeigt einen stolzen Kaninchen-züchter, der ein besonders prachtvoll geratenes Exemp-lar an seinen Löffeln hält (Abb. 16). Obwohl von Natur aus wendig, hängt das Tier schwer und bewegungsun-fähig in den Händen seines Peinigers. Wie aus der Zei-tungsunterschrift hervorgeht, wird der Züchter sein Er-folgsrezept für schnelles Mästen an eine nordkorea-nische Delegation eines Tierzuchtverbandes verkaufen. Bedrohlich wirkt der Grizzlybär auf einem Bild mit dem Filmemacher Werner Herzog (Abb. 14). Herzog hat ein Doku-Drama über den „Grizzly Man“ gedreht, der in Alaska mit den Bären lebte, bis er zusammen mit seiner Freundin von ihnen getötet wurde. Daraus wäre die Re-gel abzuleiten, dass man sich nicht unbedingt mit wilden Grizzlys einlassen sollte. Aber unsere Beziehung zu Tie-ren ist ganz allgemein alles andere als einfach, und das unabhängig von allen kulturellen Überformungen der

Kommunikation; denn nonverbale Kommunikation ist extrem deutungsunsicher, wie man an den Schwierig-keiten ihrer Auslegung allein schon im menschlichen Miteinander sehen kann. Um die Funktion eines Signals für den Sender und dessen unterschiedliche Bedeutung für einen Empfänger besser einschätzen zu können, scheint es nicht nur notwendig, sondern unerlässlich, tierisches Verhalten intensiv zu erkunden, bevor man versucht, mit ihnen zu fraternisieren. Im alten Ägypten und vielen anderen Kulturen galten Tiere als heilig und schützenswert. In unserer Kultur und Zivilisation wer-den sie ausgerottet, domestiziert, vermenschlicht und sind damit der Macht und den Bedürfnissen der Men-schen ausgeliefert. Sie dienen als Liebesersatz und Spiel-zeug oder auch als Projektionsfläche für menschliche Eigenschaften. Das greift ein anderes Endriß-Bild auf: ein gepudertes und geschmücktes Kaninchen, das vor einem Spiegel kauert (Abb. Cover). Hier drängt sich dar-über hinaus intuitiv die Assoziation mit dem Vertreter seiner Art aus „Alice im Wunderland” auf. Was liegt hin-ter dem Spiegel, was davor? Der Betrachter muss selbst erleben, was die Matrix ist, frei nach der Losung „follow the white rabbit”. Die Funktion der Kunst sei es, „Welt in der Welt erschei-nen zu lassen“, postuliert Niklas Luhmann in seinem Werk „Kunst und Gesellschaft“14. Wichtig sei es, sich der Ambivalenzen bewusst zu sein, dass „alles Beobacht-barmachen etwas der Beobachtung entzieht, also alles Unterscheiden und Bezeichnen in der Welt die Welt auch verdeckt.“15 Vollständigkeit oder Beschränkung auf das Wesentliche kann deshalb nicht die Forderung an die Kunst sein, vielmehr geht es darum, „den Blick für For-men zu erweitern, die in der Welt möglich sind.“16 Nur durch Offenheit und Vieldeutigkeit kann ein Kunstwerk verführen und den willigen Betrachter dazu bringen, „dem weißen Kaninchen zu folgen“.

„ironisch kritisch befasst sich

lisa endriß mit zivilisatorischen auswüchsen im Verhältnis von

Mensch zu Tier.“

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Der künstlerische Weg von Lisa Enriß besteht aus neu-gieriger Annäherung und reflektierender Distanz. Wenn sie aus der Fülle von Dokumentationsmaterial, das als täglicher Filter der Weltereignisse unser Leben bebildert, spielerisch ihre Auswahl trifft, geht es um plötzliches wahrnehmendes Anschauen und dessen unmittelbare Transformation. In subversiver Weise bricht sie mit dem vertrauten Kontext des Wahrnehmens und Verstehens, indem sie ursprüngliche Zusammenhänge verwirrt oder ins Gegenteil verkehrt. Ähnlich dem weißen Kaninchen,

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das als Bindeglied zwischen einer wirklichen Welt und einer Ersatzwelt fungiert, benützt Lisa Endriß die absur-den Figuren der Wrestler. In schillernden Gewändern, maskiert wie Batman, Superman oder auch Teufelsge-burten, betreten sie die Bühne (Abb. 18), um das Häss-liche, Primitive, Niedrige, Triebhafte, Gewaltvolle ab-zufeiern. Ihre athletischen Körper vorführend, ergehen sie sich in Drohgebärden, demonstrieren Kraft, Überle-genheit und Brutalität (Abb. 17). Der darauf folgende Kampf im Ring besteht aus vorgetäuschten Schlägen und einstudierten Manövern. Die Angriffe sollen mög-lichst spektakulär und gefährlich aussehen, den Gegner jedoch nicht zu sehr verletzen. Hartes Training, akroba-tische Geschicklichkeit und schauspielerisches Talent sind dafür wichtige Voraussetzungen. Mexikanische Wrestler tragen phantasievolle Masken. Während eines Kampfes verwandeln sie sich jeweils in die Figur, die sie verkörpern, und versuchen, ihre Maske vor dem Gegner zu verteidigen. Je öfter ein Kämpfer erfolgreich sein „wahres“ Gesicht schützen kann, desto höher wird sein Status. Der Verlierer wird in demütigender Weise demas-kiert, seine Identität dem Publikum preisgegeben. Ein Schaukampf zur Volksbelustigung. Geschmückte Häss-lichkeit als Ersatz für das Wahre, Gute und Schöne? Wer siegt, wer verliert, ist meist in einem „Drehbuch“ fest-gelegt, die Zuschauer werden durch dessen Aufbau in größtmöglicher Spannung gehalten. Mit ironischem Lächeln, so lässt sich vermuten, führt Lisa Endriß den Betrachter hinter die Kulissen, wo unter dem Schutz der Madonna zwei friedvoll entspannte Rin-ger gemeinsam in einem Magazin blätternd auf ihren Auftritt warten (Abb.13). Wie der domestizierte Tiger er-scheinen sie müde und teilnahmslos fern jener anima-lischen Urkraft und jener hasserfüllten grausamen Ges-ten, die sie gleich demonstrieren werden. Lediglich ihre äußere Erscheinung, ihre Maskerade verrät uns, dass der harmlose Schein trügerisch ist, denn im Kampf wer-den sie zu unerbittlichen Gegnern, für die die Regeln der sportlichen Fairness keine Geltung haben. Auf andere Weise und damit vielschichtig taucht die The-matik „Masken“ in den Werken von Lisa Endriß immer wieder auf. Sei es in einem Bild der öffentlichkeits-

scheuen Pop-Ikone Michael Jackson, der sein Gesicht verhüllt, während er mit einem König-Ludwig-T-Shirt be-kleidet im Fond eines Autos sitzt, oder in einer Darstel-lung des exhibitionistischen Regisseurs und Perfor-mance-Künstlers Christoph Schlingensief, der im Juni 2009 in einer Wiener Vorstellung seiner Ready-Made-Oper „Mea Culpa“ spontan als Jackson-Imitator aufge-treten ist. Lisa Endriß mag ebenfalls in spontaner Geste auf Schlingensiefs tödliche Krankheit reagiert haben, als sie sein Antlitz mit einer rot gefärbten Maske über-malt hat (Abb. 19). In Allegorien vergangener Jahrhun-derte dienten Masken als visuelles Symbol für Trug und Täuschung. Im antiken griechischen Theater wurden da-mit Gefühle und Typen dargestellt, die trichterförmige Ausbildung des Mundes verstärkte praktischerweise den Schall der gesprochenen Worte. Vielfach dienen sie als willkommener Schutz, um anonym zu bleiben, oder auch als Hilfe zur Verwandlung in ersehnte, erwünschte Rol-len. Der kürzlich verstorbene Christoph Schlingensief war ein Provokateur, der erkannt und gesehen werden und wie Beuys die Verbindung von Kunst und Leben fei-ern wollte. Ohne Maske, ohne Schutz demonstrierte er seine Hinfälligkeit öffentlich, getreu dem Credo „Zeige Deine Wunde“, das er als Anklage gegen die Entfremdung des Individuums von sich selbst und von seiner Umge-bung von Beuys übernommen hatte. Auf Lisa Endriß‘ Ab-bildung sieht man eine fast körperlose, maskierte Figur, die, von einem mächtigen dunklen Schatten hinterfan-gen, neben einem ausgestopften Hasen sitzt. Traurig und müde blickt sie durch die ausgesparten Öffnungen der Maske. Im Gegensatz dazu wirkt der tote Hase, der an den berühmten „Friedenshasen“ erinnert, den Joseph Beuys im Jahr 1982 aus einer eingeschmolzenen gol-denen Krone gegossen hat, kraftvoll und präsent auf sei-nem Podest: Er fungiert als mystisches Bindeglied zwi-schen den beiden Schamanen, Provokateuren und Uto-pisten der deutschen und internationalen Kunstwelt.Endriß betont, vermeintliche Brüche in ihrer Arbeit ent-sprächen dem alltäglichen Leben. In diesem Sinne seien die jeweiligen künstlerischen Projekte folgerichtig aus dem vorangegangen entstanden und lesbar wie Kapitel einer unvollständigen Geschichte, die von fortwäh-render Suche nach Erkenntnis geprägt ist. Durch inten-sives Studium der philosophischen Schriften würde sie diese vorantreiben. Insofern sei es durchaus wahr-scheinlich, dass sich über eine größere Distanz Diskon-tinuitäten herstellen und sich die angebotenen künstle-rischen Versionen für den Betrachter nicht bruchlos und schnell in ein sinngebendes Ganzes verwandeln. „In der Kunst sollten nur geheimnisvolle Bilder geschaffen wer-den“, so die Forderung von Joseph Beuys. Sie müssen sowohl den Intellekt als auch die Sinne und die Sensibi-lität des Betrachters berühren. Auf diese Weise gewinnt die Erscheinung des Bildes einen Teil seiner Daseinsbe-rechtigung. Seine vollständige Legitimation erhält es dadurch, „dass seine spezifische Form eine korrekte Antwort auf die Probleme der Zeit darstellt.“17

10THe „slOTH“ PrOJeCT, HOnGKOnG, JerUsaleM, 2002

Collage19 x 30 cm

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erscheint viermal jährlich mit insgesamt28 Künstlermonografien auf über 500 Text- und Bild-seiten und kostet im Jahresabonnement einschl. sammelordner und schuber 148,–,im ausland 158,–, frei Haus.www.weltkunst.de

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AnmeRkunGen

1 „Wir haben versucht herauszufinden, ob sich das Weibliche in der Malerei irgendwie bemerkbar macht – und haben nichts gefunden.“ lisa endriß im Gespräch mit der autorin, april 2011.

2 Peter M. Bode, „WeibsBilder: Jeden samstag ist Maltag“, in: art Magazin 1988/6, s. 100.

3 lisa endriß im Gespräch mit der autorin, april 2011.4 ebd.5 Theodor W. adorno, Ästhetische Theorie, Frankfurt am Main

2003, s. 28.6 Wassily Kandinsky, Über die Formfrage, in: Wassily Kandinsky/

Franz Marc (Hrsg.), „der Blaue reiter“ 1912, dokumentarische neuausgabe von Klaus lankheit, München 2004, s.182.

7 lisa endriß im Gespräch mit der autorin, april 2011.8 ebd.9 ebd.10 ebd.11 andrea esser, „Vom Faultier lernen“, in: Kat. lisa endriß, Faul-

tiere, Waldkraiburg 2002, s.12-16.12 ebd.13 lisa endriß im Gespräch mit der autorin, april 2011.14 niklas luhmann, die Kunst der Gesellschaft, Frankfurt am

Main 1999, s. 241.15 ebd.16 ebd., s. 242.17 so Joseph Beuys im interview, in: „Joseph superstar”. interview

von Umberto allemandi für Bolaffi arte, Juni 1974, zit. nach armin Zweite, Joseph Beuys, natur Materie Form, Kat. Kunst-sammlung nordrhein-Westfalen, München 1991, s. 52.

FotonAchweis

abb. 1, 7-15, 17-20 Günter Bodenburg abb. 4 dieter rehmabb. 3, 5-6, 16 lisa endriß abb. 2 Paul schnur

bARbAR A FischeRBarbara Fischer hat Psychologie und Kunstgeschichte studiert und lebt als freie Kunstpublizistin und Kuratorin in München. Wissenschaftliche arbeiten u.a. über „Pietro Perugino – die Vision des Hl. Bernhard“, „Michelangelos Jüngstes Gericht“, „Verlust des Gegenstandes im expressionismus“, „Matisse: Porte-fenêtre à Collioure. Farbformen als referenz“, „ells-worth Kelly: documenta room“.

Lisa Endriß reagiert auf das Chaotische, Erstaunliche, Unverhoffte, Außenseiterische und Widersprüchliche, das sie im Kommunikationsnetz unserer Gesellschaft findet. Durch Umleitungen, Verzögerungen und Verkeh-rungen interveniert sie im alltäglichen Informations-fluss und schafft neue eigene Versionen, um unsere per-sönliche Reflexion, Imagination und Inspiration zu stimulieren, für die Fülle immer neuer Wahrnehmungs-ebenen, die unser Leben ausmacht.

12 lisa endriss

lisa endriss

bioGR AFie

1947 geboren in landshut1978- Gruppe WeibsBilder19881989- studium an der akademie der Bildenden1995 Künste München, bei Hans Baschang1996- MFa Programme Vermont College, Usa1997lebt in Griesstätt, München und Berlin

AussteLLunGen

einzelausstellungen (Auswahl)2012 Galerie laura Mars, Berlin: „lisa endriß – Odd

stage 2“2011 städtische Galerie rosenheim 2010 Galerie seiler, München2009 Kunstverein schweinfurt; Kunstverein lands-

hut2008 laura Mars Grp., Berlin: „Odd stage“2007 Ballhaus Ost, Berlin; Galerie Bernd Kugler,

innsbruck2006 aspekte Galerie Gasteig, München2003 städtische Galerie, Waldkraiburg (K)2002 stadtgalerie Villa dessauer, Bamberg (K)2001 a.r.T gallery, new York2000/ Galerie W. Tumulka, München20021998 Medienwerkstadt lothringerstr.13, München;1996 städt. Galerie rosenheim, regensburg, ra-

tingen, leopold-Hoesch Museum, düren (K)1994 Galerie Jahnhorst & Preuß, Berlin1993 städt. Kunstmuseum, augsburg1991 Kunstforum der Galerie im lenbachhaus,

München (K)

Gruppenausstellungen (Auswahl)2011 Pierogi „Twin Twin installations 9-11 attacks”;

Galerie laura Mars, artfair amsterdam2010 Galerie laura Mars, artfair istanbul2008 Bernd Kugler Galerie, innsbruck, Österreich2007 rowley Kennerk Gallery, Chicago, Usa2005 Morsel Gallery, new York, Usa2004 Fotoforum, Braunau, Österreich (K.)1990- Kunstverein, München (K)20022001 a.r.T gallery, new York, Usa; aspektegalerie

Gasteig, München1999 a.r.T gallery, new York1998 Über Pierogi in Brooklyn Museum1998 Kunsthalle dominikanerkirche, Osnabrück /

Gabriele-Münter-Preis1997 Frauenmuseum, Bonn (K)1992/ Haus der Kunst, München (K)19931991 Vorschläge für den Förderpreis der stadt

München, lothringerstraße 131991/ nGBK Berlin (K)19931990 Kunsthaus, nürnberg1989 riemerschmidtwerke Praterinsel, München1988 a 11 artforum Galerie Thomas, München1987 Gruppenkunstwerke, Halle K7, Kassel (K.)

(WeibsBilder)1986 galery são Paulo, são Paulo (WeibsBilder),

Brasilien1985 edition Barbara Groß, München1984 Kunst mit eigensinn, Museum Moderner

Kunst, Wien (K) (WeibsBilder)seit Gallery Pierogi 2000, new York1996seit vertreten durch „the drawing Center“,1997 new York, und über das drawing Center seit

2008 durch das archiv des Museum of Modern art, new York

Öffentliche und private sammlungen (Auswahl)

- Bayerische staatsgemäldesammlungen, Mün-chen

- Kunstmuseum düsseldorf- sammlung Goetz, München- sammlung rosenthal, new York- Haus der Fotografie, Burghausen- Bayerische staatsregierung, München- artothek, München- Haus der Kultur, Waldkraiburg- städtisches Museum, regensburg, ratingen,

rosenheim- leopold-Hoesch-Museum, düren- BMW Group, Booz allen & Hamilton, Hypo-

stiftung München- Hypobank München, Telekom München, Hoch-

bauamt rosenheim- Justizgebäude Traunstein, Finanzamt Traun-

stein- Privatsammlungen in München, Berlin,

Hamburg, Frankfurt, innsbruck, new York, Houston/Texas u.a.

- städtische Kunsthalle schweinfurt- sammlung Kugler, Österreich

bibLioGR AFie (Auswahl)

1980 ingrid rein, „Malerei zum Hineingehen” in sZ 29.09.1980; silvester Fell, „Teich in der Fabrik”, in TZ 29.09.1980

1981 silvester Fell, „neues über die WeibsBilder” in TZ; Katharina Hegewisch, „Gefühle lernen laufen: mit und ohne Farbe” in FaZ 22.03.1981

1984 rosemarie Farkas, „schwere Zeiten für Gruppen“ in Theaterzeitung, stern März 1984; robert Jungk, „in deutsche landschaft heute”, in art, das Kunstmagazin, März bis 3. Juni 1984 schloß Charlottenburg Orangerie, Berlin; Wulf Herzogenrath, „Kunstlandschaft Bundesrepub-lik“, 10 Kataloge, in Bonner Kunstverein 03.06 - 29.07.1984)

1985 Peter Gorsen, „Feminismus und ästhetische Grenzüberschreitung” in Katalog Kunst mit eigensinn, Wien, Museum des 20. Jahrhun-derts; Florian rötzer „diamonds are a girl‘s best friend“, TaZ Berlin 1985; Malgruppe WeibsBilder „Überlegungen zur Konzeption“ Kulturpolitik 3/85; 1985 „Multires, alemas e pos - modernistas in Folha de são Paulo“; Olivio Tavares de aranjo, „criatividade a oito maos in istoi“ 24.04.85; „Oito maos e a construçao da obra atistica“ in o estado de s. Paulo 1985

1986 Mona Winter, „salte Mortale inclusive“, Katalog WeibsBilder, Fotos: roland Fischer, april/Mai 1986

1987 elisabeth v. samsonow, „sturz und Flug zwischen Himmel und erde“ in Katalog „im Treibhaus der eigenschaften“, ausstellung lothringerstraße 13,23.7. - 16.08..1987, Fotos: roland Fischer, Christian Wirth, 23.07 - 16.08.1987; Florian rötzer, in Kunstforum Bd. 91, 1987; Katalog: Künstler zeigen Gruppen-Kunstwerke, ausstellung Halle K7 Kassel 1987

1988 Wolfgang Jean stock, „alte stadt und neue Kunst“, Katalog: skulpturenweg Wasserburg 1988; Peter M. Bode, „München, die szene blüht auf,“ art 6/88, Fotos: Guido Mangold

1989 Wilhelm Warning, „Kultur nach eins”, inter-view: lisa endriß in Bayern 2

1990 elisabeth ruther, „Mit leichtem Gepäck nach Hamburg gereist“ WaZ Hamburg 26.01.1990

1991 armin Kratzert, „Capriccio”, Bayerisches Fernsehen: 19.2.91, 22.10 Uhr

1991 Margitta Buchert, „Zeit-raum“ in Katalog „Unikat“, zur ausstellung im Kunstforum der Galerie im lehnbachhaus 01.12. - 01.03.1991, Fotos: Paul schnur

1991 ingrid Wagner-Kantuser, „im Unterschied“ in Katalog zur ausstellung in der nGBK, Berlin, 07.10.- 22.11.1991; Florian rötzer, „soziale Phantasie“, Gruppen in München, Kunstforum Bd. 116 nov/dez 1991

1993 Wilhelm Warning, „Portrait einer Künstlerin“, nike (32) 1993

1994 rudolf scheutle, „Florian Thomas, lisa endriß, andreas Hofer“ in nike (38) 1994; „Tip der Woche”, der Tagesspiegel, Berlin 09.02.1994; Bernd Czechner, „Kühles und sinnliches“, kleine Zeitung, Klagenfurt 30.09.1994; antje Klose, „drei im Kostüm gefangen“, rheinische Post, düsseldorf 12.12.1994

1995 dorothee Baer-Bogenschütz, „auf der suche“, in Frankfurter rundschau

1995 lothar romain, „Tradition Bild“, Fotos: dieter rehm, Katalog Galerie Tim Gierig, Frankfurt 11.01 - 25.02.1995

1998 Margitta Buchert, doubles: „das Bild, die differenz und die Malerei“, andrea esser, „Kunst als eine art Zeichen“ in Katalog lisa endriß, Fotos: lisa endriß, Petra Gerschner, stadtgalerie Villa dessauer, Bamberg

1999 Frank Wagner, „the search for the spirit“ in realismus studio der nGBK Berlin

1999 andrea Hilgenstock, „Fit mit Björn“ in Berliner Morgenpost 07.07.1999

2001 lothar romain, „der Betrieb, das Getriebe und die Klasse Baschang“ Konzept: Hans Baschang, Fotos: BMW Group, Katalog 2001

2002 andrea esser, „Vom Faultier lernen“, Brigitte Kronauer“, Textauszug aus dem roman „die Frau in den Kissen“, Fotos: lisa endriß in Ka-talog: Faultiere, städtische Galerie Waldkrai-burg, 2002

2002 sophie Kaiser und Petra stockdreher, „Wer macht Kunst zu Kunst und was denken die, die Kunst machen?“ in Katalog: ausgestellt, BBK München 09.03. - 24.03.2002

2006 Hanne Weskott, „das Paradies - ein interi-eur?“ Galerientip der Woche und Besprechung in sZ april 2006

2007 Moni Brügger, „Gemeinsamkeit des Konträren“ in Tiroler Kultur, Kronenzeitung 10.03.2007; Helga reichert, „Kunst als Kom-munikator“ in nr. 73 dolomiten innsbruck; axel Jablonski, „endriß, Hinteregger”, ausstel-lung Galerie Bernd Kugler

2007/8 Ben Kaufmann Curator in Katalog la Bomba iV, rowly Kennerk gallery, Chicago, Usa

2008 andreas selzer, „Ode stage“, in TaZ, Berlin März 2008

2008/ suzann Viola renninger,2009 „Galerie: die Künstlerin lisa endriß“ in

schweizer Monatshefte: 9662009 Gerhard scherbaum, „lisa endriß“ in Katalog

„lisa endriß“, Kunstverein schweinfurt 03.07. - 30.08.2009; Katharina Winterhalter, „das sonderbare irritiert“, in UZs sWT s.23, lisa endriß bei B. Kugler

2011 Barbara Fischer „favorite ideas“ in Katalog lisa endriß

BarBar a F i scher

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CoverHi banKsY, 2008Öl auf leinwand

140 x 90 cm

1Wenn die ZeiT sTeHT,1987

Öl auf nessel180 x 150 cm

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2OHne TiTel, 1994

acryl, lack auf leinwand210 x 180 cm

Privatsammlung frankfurt (courtesy Timm Gierig, leinwandhaus)

3

dOuble, 1997acryl auf leinwand

66 cm x 91 cm

3

2 4

4OHne TiTel, 1994acryl auf leinwand

200 x 190 cmbayerische staatsgemäldesammlungen, München

5dOuble, 1997

acryl auf leinwand66 x 91 cm

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2OHne TiTel, 1994

acryl, lack auf leinwand210 x 180 cm

Privatsammlung frankfurt (courtesy Timm Gierig, leinwandhaus)

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66 cm x 91 cm

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200 x 190 cmbayerische staatsgemäldesammlungen, München

5dOuble, 1997

acryl auf leinwand66 x 91 cm

11OHne TiTel, 2010

Öl auf leinwand90 x120 cm

12OHne TiTel, 2007

Öl auf nessel120 x 90 cm

13OHne TiTel, 2007

Öl auf leinwand190 x 122 cm

14Werner, 2010/11Öl auf leinwand

60 x 70 cm

15OHne TiTel, 2007

Öl auf leinwand140 x 130 cm

16riesenGrau, 2008

Öl auf leinwand120 x 60 cm

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11OHne TiTel, 2010

Öl auf leinwand90 x120 cm

12OHne TiTel, 2007

Öl auf nessel120 x 90 cm

13OHne TiTel, 2007

Öl auf leinwand190 x 122 cm

14Werner, 2010/11Öl auf leinwand

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15OHne TiTel, 2007

Öl auf leinwand140 x 130 cm

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Öl auf leinwand160 x 140 cm

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Öl auf leinwand148 x 165 cm,

sammlung Goetz, München

19CHrisTOPH, 2010

Öl auf leinwand100 x 120 cm

Privatsammlung Wasserburg

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17OHne TiTel, 2008

Öl auf leinwand160 x 140 cm

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Öl auf leinwand148 x 165 cm,

sammlung Goetz, München

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Öl auf leinwand100 x 120 cm

Privatsammlung Wasserburg

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