Barbara Weigand - Schippacher Jungfrau und … der Nachfolge des...Als der Priester am Grabe der...

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In der Nachfolge des Kreuzes BARBARA WEIGAND

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In der Nachfolgedes Kreuzes

BARBARA WEIGAND

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Herausgeber, Copyright ©:Sekretariat „LEIBGARDE JESU CHRISTI - Tabernakel-Ehrenwache“

Verantwortlich: Wolfgang E. Bastian

Auflage Oktober 2006

Bildernachweis: Umschlagvorderseite: Originalabdruck (1916) des geplanten Kirchen-baues in Schippach. Abdruck und Vervielfältigung(en) nur erlaubt,wenn das Bild nicht verändert wird.

Brief an uns vom 23. Juni 2006

..Wie Sie bin auch ich überzeugt, daß die prophetischen Botschaften vonBarbara Weigand immer noch aktuell und hilfreich für alle sind, die demHerrn in unserer krisengeschüttelten Zeit mit ganzem Herzen dienen undwie Barbara Weigand für das Reich Gottes auf Erden mit restloser Hingabewirken wollen..

+ Dr. Karl BraunErzbischof em. von Bamberg

Postfach 1319 D-50364 Erftstadt

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Komm, o Schöpfer, Heiliger Geist,Such die Seelen heim der Deinen,Und erfülle mit der GnadeUnsere Herzen, die Du schufst.

Der Du T r ö s t e r wirst genannt,Und des Allerhöchsten Gabe, Lebensquelle, Glut und Liebe,Und der Herzen geist’ge Salbung.

S i e b e n f a c h in Deinen Gaben,Finger an des Vaters Rechten,Von dem Vater uns verheißenUnd die Rede uns verleihend.

L i c h t entzünde unsere Seelen,In die Herzen gieß’ die L i e b e,und der Schwäche unseres LeibesGib zum Dulden Mut und Kraft.

Scheuche weit von uns den F e i n d,gib den F r i e d e n uns zur Stunde,Sei uns Führer, daß wir allesMeiden, was Verderben bringt.

Gib, daß wir durch Dich den VaterUnd den ew’gen Sohn erkennen,Und an Dich, den Geist von Beiden,Glauben nun und allezeit.

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Gewidmet

sei dieses Buch der

Unbefleckten Empfängnis

der Gottesmutter Maria

Preis und Ehre sei dem V a t e r,Und dem S o h n e, der vom TodeAuferstanden, und dem T r ö s t e r,Jetzt und alle Ewigkeit. Amen.

(100 Tage Ablaß jedes Mal. Pius VI. 30.5.1796)

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Barbara Weigand1845 - 1943

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis 5Begleitende Worte 7Warum verfolgt ihr Mich? 27Du sollst mit Mir den Kreuzweg gehen 73Mit den heiligen Engeln beten 137Sakramentskirche in Schippach 187Gebetsanhang- Vorbereitungsgebet 230- Eucharistischer Kreuzweg 232- Schlußgebet 246- Gebet zur allerseligsten Jungfrau Maria 247- Schlußbetrachtungen 250- Gebet wider böse Gedanken 252- Gebet um Erleuchtung des Geistes 253

Inhaltsverzeichnis

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Wenige sind es, die den Weg des Kreuzes wandeln,

und diese wenigen sind diejenigen, mit denen Ich Mich vereinigen will.

Dies sind jene treuen Seelen, die Tag und Nacht ihr Herz

bei Mir und mit Mir vereinigen und unterhalten vor dem Tabernakel.

Diese sind Meine liebsten Kinder.

Und siehe, der größte Teil davon kann nicht kosten, wie gut Ich bin.

Obwohl Ich Mich ihnen mitteile im Gebet,

in ihren Seufzern, in ihren Gesprächen,

kann Ich Mich doch nicht persönlich mit ihnen vereinigen,

wie Ich zu Meinen Lebzeiten mit der Menschheit verkehrt habe.

Um dennoch als Person mit ihnen zu verkehren,

will Ich in der Brotsgestalt zu ihnen kommen.

Sie sollen wissen, wie gut Ich bin.

Ich will sie in ihren Leiden trösten, in ihren Bekümmernissen

ihnen zur Seite stehen,

und sie sollen Tag für Tag Meine liebliche Stimme hören.

Worte Jesu Christian Barbara Weigand am Zweiten Donnerstag im Februar 1896

Band 1 Nr. 47 „Offenbarungen an Barbara Weigand“

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Begleitende Worte

Am 23. März des Jahres 1943, vor-mittags neun Uhr, bewegte sichdurch das Dörfchen Schippach imSpessart ein Leichenzug, wie ihndie kleine Gemeinde seit langemnicht gesehen hatte. Außerordent-lich zahlreiche Trauergäste ausnah und fern hatten sich mit denDorfbewohnern versammelt, umder verstorbenen Jungfrau Bar-bara Weigand das letzte Geleitzum Friedhof zu geben. Ein seltenhohes Alter hatte die Verstorbeneerreicht: siebenundneunzig Jahre,drei Monate und zehn Tage hatteihr der Herr des Lebens zugemes-sen. Was aber diesem Leben denCharakter des Außergewöhn-lichen aufprägte, war nicht so sehrseine Länge, als vielmehr seinInhalt.

War es doch - um nur auf das einehinzuweisen - der Verstorbenenbeschieden, als eine der erstenKämpferinnen für die Oftkommu-nion in deutschen Landen zu

leuchten, an deren Namen dieGeschichte der eucharistischenBewegung und Bruderschaftennicht mehr achtlos vorübergehenkann. Schon dieser Umstandwürde die Zeichnung eines Bildesvon diesem außergewöhnlichenLeben rechtfertigen.

Als man die Leiche der JungfrauBarbara am zehnten Tage nachihrem Tode in ein anderes Grabumbettete, waren - wie DekanRoth berichtet - die Lippen derVerstorbenen „noch hochrot undfrisch wie bei einem ganz gesun-den kraftvollen Menschen“. AlleBeobachter - ihre authentischenAussagen liegen mit Unterschrif-ten bestätigt vor - waren ob dieserbemerkenswerten Erscheinungzutiefst überrascht und höchstbeeindruckt. Hat vielleicht jenesvierzehnjährige Mädchen vonSchippach die Erklärung dieserauffallenden Tatsache gefunden,als es dazu ausrief: „Die Tante hat

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sooft den Rosenkranz gebetet undsooft die heilige Kommunionempfangen, das hat Gott be-lohnt“? Wir wissen nicht, ob es soist. Aber was der greise DekanRoth, der unmittelbare Nachbarder Jungfrau, nach dem Heim-gang der Gottesfreundin schrieb,wird allen Mut machen, die sichmit der Schippacher JungfrauBarbara Weigand verbunden füh-len.

Als der Priester am Grabe derSchippacher Jungfrau, Pfarrer vonTraitteur, die Vermutung aus-sprach, daß die Verstorbene viel-leicht schon die AnschauungGottes genieße und darum desBittgebetes nicht mehr bedürfe,gab er damit der allgemeinenÜberzeugung Ausdruck, daß mitdem Heimgang der Jungfrau einheiligmäßiges Leben seinen irdi-schen Abschluß gefunden habe.

Von einem heiligmäßigen Lebenalso handelt auch dieses Buch. Eskann und will jedoch nur eineSkizze einer einfachen Bauern-magd bieten, dessen ausführliche-re Beschreibung und Biographieaus der Feder ihres langjährigenBeichtvaters und Chronisten derSchippacher Sache, Msgr. und

Geistlicher Rat DDr. WilhelmBüttner in unzähligen Schriftenmit spitzer Feder, aber in jederHinsicht höchst sorgfältig recher-schiert und niedergeschriebenwurde, um es der Nachwelt zuerhalten und wohl auch, damit esbekannt gemacht und letztlichauch erfüllt wird, was an dieserherausragenden gläubigen Katho-likin alles geschehen und zurNachahmung dargestellt wird.

Das Leben der SchippacherJungfrau und Seherin BarbaraWeigand war ein Leben ohne jedeAufdringlichkeit, einfach von derWiege bis zum Grabe, bedeu-tungslos in der Schau der Welt,aber höchst beachtenswert ausder Sicht des Herrn über die Welt,des Meisters unter Seinen Jüngernund Jüngerinnen, des Königs allerMartyrer und Martyrerinnen.Hätte dieses Leben sonst nichtsgeboten als das, was sein äußererRahmen vermuten ließe, darinschon läge für viele ein Lebens-muster für echt katholischesWachstum und Demut gegenüberdem Schöpfer.

Aber dieses Leben bietet mehr, alsder Uneingeweihte dahinter ver-mutet: es war ein Leben, gelebt

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ganz nach Gottes Willen, es warein heiligmäßiges Leben. Werimmer es mit katholischen Augenbetrachtet, ist überrascht ob derFülle an religiösen und sittlichenWerten, welche dieses Leben einesungebildeten Mädchens vomLande in sich birgt, ob wir die tief-innerliche Glaubenshaltung dieserJungfrau, ihre innige Gottes- undNächstenliebe, ihren Gebets- undBußgeist, ihre unerschütterlicheZuversicht und ihren unbeugsa-men Vorsehungsglauben, ob wirihre Überzeugungskraft undWillensstärke, oder ob wir ihretiefe Demut und Uneigennützig-keit oder ihre Liebe betrachten.

Die Rechtfertigung der Urheberinder Schippacher Schriften, desGotteshauses St. Pius, sowie auchdie Gründung des „Eucharisti-schen Liebesbundes des göttlichenHerzens Jesu“ hat durch die zu-ständige kirchliche Behörde bisheute (noch) nicht stattgefunden.Auch ist eine veränderte Sicht-weise dort nicht erkennbar, ob-wohl dies in Anbetracht der gro-ßen Verdienste dieser Person undauch im Interesse der Glaub-würdigkeit kirchlicher Autoritätdringend notwendig wäre. Eswäre an der Zeit, daß diese über-

zeugenden Wahrheiten in kirch-lichen Kreisen mehr Beachtungund Aufarbeitung finden würden.

Freilich, dies von dem Moder-nismus und Rationalismus unse-rer Tage zu verlangen heißt soviel, als an ihn die Zumutung zustellen, sein fadenscheiniges Män-telchen abzulegen und offen Farbezu bekennen. Er will ja nichtAuswüchse und Fehler, menschli-che Schwachheiten bekämpfen,sondern ihm ist es um das Ganzezu tun. Schippach aber ist ihm alsGanzes verhaßt, weil es nicht vonseinem Geist, sondern vom Geistedes Willens Gottes durchdrungenist.

Der Blick in die nächste Zukunftläßt für die Menschheit und fürdie Kirche nichts Gutes, ja sogardas Schlimmste erwarten. Es wäregewiß für viele, die treu an unserer heutigen Mutter Kirchehängen, ein Hoffnungsschimmer,wenn sie wüßten, daß das großeUnrecht, das man an der Schip-pacher Sache und die Vereitelungder Wahrheit darüber begangenhat, wieder gut gemacht wird. Inden Offenbarungen der BarbaraWeigand äußerte Jesus immerwieder Sein Verlangen, mit den

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treuen Kindern der katholischenKirche einen Bund zu schließen.Es soll eine Gebetsarmee gebildetund ein Damm gegen die heran-stürmenden Fluten des Unglau-bens errichtet werden. Dazu ver-langte Jesus vor allen DingenGebetseifer, Weltentsagung undLeidensmut. Die Mitglieder desLiebesbundes sollen sich auf dasInnigste mit Seinem GöttlichenHerzen vereinigen und ein Lebenganz in Seinem Geiste, das heißt,in und mit der Kirche, führen.

Deshalb wurde den Mitgliedernder tägliche Empfang der heiligenKommunion, die Teilnahme anallen kirchlichen Veranstaltungen(Rosenkranzgebet, Maiandacht,Wallfahrt), die Fernhaltung vonder weltlichen Vergnügungssuchtund die willige Erfüllung derBerufspflichten mit der geduldi-gen Hinnahme der Mühselig-keiten dieses Lebens empfohlen.Jesus wies eindringlich auf denzunehmenden Unglauben der Zeithin, der alles zu verschlingendrohe, kündigte schwere Straf-gerichte an und forderte zurSühne und zur Buße auf. Welt-erneuerung ist das leitende Motivin den Offenbarungen der BarbaraWeigand. Eine Welterneuerung

ohne Papst und ohne Kirche, alsoohne den sichtbaren StellvertreterJesu Christi und ohne die vonChristus gestiftete Kirche, in wel-cher Er fortlebt und fortwirkt, istausgeschlossen, weil unmöglichund undenkbar.

Es kann daher nicht verwundern,wenn auch in diesem Buch immerwieder von den Ansprachen, Be-lehrungen, Mahnungen undOffenbarungen die Rede ist.Durch schwere Zeiten und schwe-re Leiden wird Papsttum undKirche zur höchsten und schön-sten Blüte gelangen; zuvor mußdie Kirche jedoch gerüttelt undgeschüttelt werden; der Herr willSeine Tenne säubern.

Am 2. Freitag im Dezember 1895sagte Jesus durch Barbara Wei-gand Seinen Priestersöhnen: „Oihr Diener Meiner Kirche, hört dieStimme eures Meisters! Fürchtetnicht diejenigen, die euch gegen-überstehen. Denn wißt, daß dieGewalt, die euch gegeben, keinMensch auf der ganzen Erde hat,auch nicht die Mächtigsten.Darum sollt ihr ihnen frei entge-gentreten, und wenn sie eureStimme nicht hören, will Ich andem Felsen Petri ihr Haupt zer-

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schmettern und auf den Trüm-mern ihrer Throne Meine Kirchewieder aufblühen lassen. Sieg-reich wird Meine Kirche hervorge-hen aus allen Kämpfen, die manihr bereitet, denn von Süden bisNorden, und von Westen bisOsten will Ich Meine Kirche aus-breiten.

Ehe dies aber geschieht, wird eingroßes Blutbad die Erde tränkenund ein Wehgeschrei wird dieganze Welt erfüllen, wenn sie sichnicht bekehrt. Aber eine Bedin-gung will Ich noch setzen: Durchdas Gebet vieler frommer Seelenund durch das Wort und den EiferMeiner Diener kann der ArmMeiner Göttlichen Gerechtigkeitnoch aufgehalten werden.“

Barbara Weigand hat die Tugen-den des häuslichen Lebens, einaufopferndes Leben für Gott undSein Reich und katholische Le-bensformen in heroischem Maßegeübt und so ein Idealbild moder-ner Laienfrömmigkeit geboten; sieist auch Bahnbrecherin gewordenfür die eucharistische Erneuerungder Welt durch ihr Apostolat fürdie Gewährung der öfteren heili-gen Kommunion zu einer Zeit, alsdieses Kommuniondekret des

Eucharistie-Papstes Pius X. nochlange nicht erschienen war. Darinaber liegt eine einzigartige, überihr persönliches Tugendleben weithinausgreifende Bedeutung dieserFrau, die auch dieserhalb nachdem 2. Weltkrieg, zuzeiten PapstPius XII., in ehrenden Publi-kationen im Vatikanischen Rund-funk und im Osservatore Romanoerstmals kirchenöffentlich hohesLob erhielt und zur Nachahmunganheim gestellt wird.

Barbara Weigand offenbarte nachallen Seiten eine Seelengröße, diePriestern und Laien, Gelehrtenund Ungelehrten, Männern derWissenschaft und Trägern derMitra Achtung und Bewunderungabnötigt. An diesem Frömmig-keitsstreben war alles „echt“. DieSchippacher Jungfrau ist weitüber sich selbst hinausgewachsenund durch Wort und Tat für dieEntwicklung des kirchlichen Le-bens weiter Kreise bahnbrechendgeworden. Wie sie in ihrem per-sönlichen Verlangen nach derOftkommunion das katholischeFrömmigkeitsideal schon zu einerZeit an sich verkörperte, als diesesIdeal für die meisten noch unterder Frostdecke des jansenistischenRigorismus verschüttet lag, so ist

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sie in ihrer Forderung nach derallgemeinen Einführung der häu-figen Kommunion der Weisheitder Theologen um ein volles Men-schenalter vorausgeeilt und auchfür unsere heutige Zeit eine mah-nende Ruferin für die Rein-haltung der Gnaden und Gabenan die Menschheit.

Und wie sich ihr eucharistischesApostolat voll und ganz erfüllte,so tragen ihre Propheten- undPredigerrufe, niedergelegt in denForderungen des „Eucharisti-schen Liebesbundes des göttli-chen Herzens Jesu“, ebenfalls einwahrhaft zeitnahes Gepräge.

Daß ihre Mahnrufe, als sie dieseerstmals an die Priester ihrer Um-gebung in Mainz und dann seitdem Jahre 1901 an alle Bischöfedes deutschen Sprachgebietesrichtete, auf unfruchtbaren Bodenfielen, spricht nicht gegen ihreRichtigkeit, sondern eher für diefalsche Einschätzung des damali-gen religiösen Lebens durch maß-gebende kirchliche Kreise, dieauch heute noch unverändertanhält. Zur Zeit, da BarbaraWeigand ihre eigentliche Missionerhielt und zu erfüllen hatte, warder Vorgang bei einer Ekstase

gewöhnlich der folgende: In derRegel am Donnerstag oder amFreitag, stellte sich plötzlich einLeiden ein, so daß sich dieGottesdienerin rasch zu Bett legenmußte. Dieses Leiden bestand ausdrei aufeinanderfolgenden Stür-men, wobei der Körper mit außer-ordentlicher Heftigkeit gerütteltund geschüttelt wurde. Die Stür-me hatten große Übelkeit undErbrechen zur Folge und waren sogewaltig und schmerzvoll, daßdie Anwesenden oft das Ablebenbefürchteten.

Es war dies offenbar ein sehrschmerzvolles und darum auchverdienstvolles Leiden der Reini-gung und der Sühne, das nach derErklärung des Heilandes dieStürme bedeuteten und ankündi-gen sollten, welche über dieMenschheit zur Strafe und zurUmwandlung zum Besseren her-einbrechen würden.

Man hat an diesen drei StürmenAnstoß genommen und sie alswidernatürliche Vorgänge darge-stellt und verächtlich zu machengesucht. Dem sinnlichen Men-schen mag dadurch ein Gefallenerwiesen worden sein; ebensojenen Christen, die von der

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modernen Kultur bedeckt, sichdas Christentum nur als eineReligion der Schönheit undWeichlichkeit vorstellen mögen.Was aber Jesus Selbst, und wasnach Ihm die Martyrer undHeiligen gelitten haben, das gingschon damals, rein äußerlichbetrachtet, auf die Nerven.

Und sollte nicht Gott, um unsereWeichlichkeit und Sinnlichkeit zubekämpfen, nicht eine bittereArznei, nämlich gerade das ge-wählt haben, was unseren Sinnes-empfindungsnerven in Wahrheitschnurstracks zuwider ist?

Sobald die drei Stürme vorbeiwaren, begann die Jungfrau eingeistliches Lied zu singen, wie esdem kirchlichen Feste und derkirchlichen Jahreszeit angepaßtwar. Nach dem Lied trat gewöhn-lich eine Vision ein. Dies erkannteman aus den ekstatischen Redender Jungfrau, welche in Wortenausdrückte, was sie im Bildeschaute. Gleichzeitig verdemütig-te sich das erwählte Werkzeug vordem Herrn oder der heiligen Er-scheinung, indem sie ihre began-genen Fehler beklagte und sichihrer großen Gnade für unwürdigerkannte. Darauf erst erfolgten bei

Barbara Weigand in der Regel dieekstatischen Ansprachen desHerrn oder der Heiligen, die mit-unter eine Stunde und länger dau-erten. Barbara Weigand war hier-bei nur das Werkzeug, dasSprachrohr, dessen Sich Gottbediente. Am Schluß der Ekstasendankte sie Gott für die GnadeSeines Besuches mit dem Ver-sprechen, Ihm treu zu dienen undSeinem Willen nachzukommen.

Barbara Weigand hatte schonfrühzeitig Visionen. Die erste hattesie als Jungfrau, als ihr derLebensweg, das heißt, die Erwäh-lung des jungfräulichen Standesin einem Bilde gezeigt wurde. DieVisionen traten dann später desöfteren auf und wiederholten sichseitdem bis zu ihrem Lebensende.Was sie in den Visionen geschaut,das ist zumindest in ihren „Privat-offenbarungen“ niedergeschrie-ben.

Oft sah sie Jesus, die allerheiligsteJungfrau, dann auch verschiedeneHeilige. Auch Arme Seelenerschienen ihr, um von ihr Hilfezu erflehen, oder um für diegewährte Hilfe zu danken.Barbara Weigand hatte stets eingroßes Mitleid mit den Armen

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Seelen, weshalb sie nicht müdewurde, für diese nicht nur zubeten, die heilige Kommunionaufzuopfern, Ablässe zu gewin-nen, sondern auch wirklicheschmerzliche Opfer an Leib undSeele zu bringen. Man muß sichwirklich wundern, wie beharrlichsie im Gebet und den Bitten fürdie Armen Seelen war.

Nur ein tiefgläubiges Gemütkonnte sich so der Armen Seelenerbarmen, weshalb es auch nichtwundernehmen darf, wenn Gottihr Bitten und Flehen gerne erhör-te. Man nahm daran Anstoß undwollte es nicht gelten lassen, daßGott so viele Arme Seelen auf dasanhaltende, mit Opfern verbun-dene Gebet Seiner Dienerin ausdem Fegefeuer befreit haben soll-te. Diese Gegner sprachen sichdamit selbst das Urteil.

Daß Gott unendlich gerecht ist,das wußte auch Barbara Weigand.Gerade darum schwebten ihr dieunsäglichen Bilder der ArmenSeelen fortgesetzt vor Augen, daßsie jede Gelegenheit ergriff undausnutzte, um ihnen zu helfen. Siehoffte und vertraute aber anderer-seits auch auf die unendlicheBarmherzigkeit Gottes. Wie kann

man dieser BarmherzigkeitSchranken ziehen wollen, ohnesich selbst davon auszuschließenoder ohne sich selbst für so gutund gerecht zu halten, daß mandie Leiden des Fegefeuers nichtzu fürchten braucht? Im Lebenvieler Heiligen finden wir diebeste Rechtfertigung für dasVerhalten der Schippacher Jung-frau und Spessartheiligen denArmen Seelen gegenüber.

Inhalt der Auditionen und Ge-sichte (Offenbarungen) als An-sprachen sind Belehrungen überTugendstreben und christlichenLebenswandel, Aufforderungenzum engen Anschluß an dieKirche und zum Leben mit derKirche. Es sind praktische Weg-weiser auf dem Wege für Voll-kommenheit; für jedes Alter, fürjedes Geschlecht und für jedenStand. Dabei wurden besondersdie Zeitübel hervorgehoben undgetadelt, die Glaubenslosigkeitund die Glaubensschwäche, dieMenschenfurcht, die Scheu vorLeiden und Ängsten, die Unzu-friedenheit mit der eigenen Be-grenzung und mit dem eigenenStande, die Ausgelassenheit undGenußsucht. Die Form, in welcherdie Belehrungen, Mahnungen

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und Warnungen gegeben werden,ist oft ganz eigenartig und überra-schend, so daß alle, welche dieseAnsprachen gläubigen Herzenslesen, darin eine übernatürlicheStimme erkennen.

Die Ansprachen sind nichts künst-lich Gemachtes oder auswendigGelerntes, sondern Worte und Gedanken eines übertragenenGeistes. In diesem Urteil stimmenalle diejenigen überein, welche dieSchriften der Schippacherin ohneVoreingenommenheit gelesen ha-ben. Uns liegen auch heute un-zählige Zuschriften vor, in denensich die Empfänger der Büchervon Barbara Weigand in höchstenLobsprüchen dafür bedanken, daßdieses Vermächtnis der Schip-pacherin aufgearbeitet und ver-breitet worden ist und zum from-men und kirchlichen Leben ange-regt und aufgemuntert hat. Leb-haft bedauert und beklagt mandeshalb die lange Zeit, in denendie Schippacher Schriften inArchiven unter Verschluß warenund dort zu verstauben drohten.

Wir durften dann ab 1996 damitbeginnen, dieses umfassendeSchriftenmaterial aufzuarbeitenund später als „Offenbarungen an

Barbara Weigand“ in vielen Län-dern zu verbreiten. Es entsprachdem Wunsche des Herrn, dieseBotschaften unentgeltlich weiter-zugeben. Auch daran haben wiruns immer gehalten, wenngleichuns dadurch nicht unerheblicheProbleme entstanden sind.

Im wesentlichen offenbaren dieBotschaften des Herrn einenRettungsplan, durch den dieMenschheit vor dem sicheren Un-tergang und Verfall gerettet und inden Schoß des himmlischen Vatersheimgeholt werden soll.

Begonnen hat alles mit dem Kreuzdes Herrn. Die Menschheit willdas Kreuz, das ihr zwischenWiege und Bahre auferlegt ist,und durch das sie zur Erlösunggeführt werden soll, nicht mehrtragen und statt dessen abwerfenund es andere für sich tragen las-sen.

Sie hat vergessen, daß das Kreuzaber das Siegeszeichen unseresHerrn Jesus Christus war undimmer sein wird. Wir bezeichnenuns täglich immer wieder mit die-sem Zeichen der Liebe, desKampfes und des Sieges. DasKreuz des Herrn zu lieben ist

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Heiligkeit. Das Kreuz in Wahrheitdem Herrn nachzutragen, ist blu-tige Kelter Gottes. Gott zu liebenim Licht und in der Fülle desGeistes ist Göttlich. Gott aber zuertragen in Seiner Wucht ist zer-malmend. Und was uns selbst oftDunkelheit ist in unserem Gott-suchen und Kreuztragen, das istdort oben im Licht der Engelstrahlender Lobpreis Gottes; wasuns Opfer und Tränen und viel-leicht das Leben kostet, ist dortoben Krönung und Sieg.

Das höchste Geheimnis der Liebedes Geistes über Maria sind dieStunden der aufrechtstehendenMutter unter dem Kreuz ihresGöttlichen Sohnes. Durch diesesschwertdurchbohrte, dornenum-wundene, alles Leid, allen heili-gen Verzicht, allen Willen desVaters bejahende Herz öffnet seit-her die Liebe des Geistes in denHerzen aller Kinder Gottes underhellt sie, tröstet sie, belebt sieund alle Gotteserkenntnis gehtseither diesen Weg des auf- undniederwogenden Geistes Gottesüber dieses schweigende Herz.

Die Menschen wollen Gott denHerrn als Herrscher und Königüber sich sehen, um zu Ihm auf-

schauen zu können, um sich vonIhm leiten zu lassen. Darumsahen auch die auf den Erlöserharrenden Gerechten des AltenBundes den Messias immer alsKönig und erwarteten von Ihmdie Aufrichtung eines irdischenReiches. Darum war die Enttäu-schung unter den Anhängern Jesueiner Katastrophe gleich, als siemit dem bitteren Tod Christi amKreuz ihre Hoffnung auf diesesirdische Königreich vernichtet sa-hen.

Aber sagte denn nicht der Herr:„Mein Reich ist nicht von dieserWelt!“ Erst durch das Licht desHeiligen Geistes ist den Jüngernund nach ihnen der ganzen heili-gen Kirche als Gemeinschaft derGläubigen die Erkenntnis deswahren Reiches Christi aufge-gangen, jene Erkenntnis, welcheschon Maria zu Bethlehem hatte,als der farbenprächtige Zug ausdem Morgenland vor dem elen-den Stall hielt und Ihrem in soarme, billige Stöfflein gehülltenKinde kniend die herrlichstenSchätze Asiens darbrachte.

Diese Männer aus der Ferne stie-ßen sich nicht an der äußerenArmut und Alltäglichkeit, die

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Gnade des Heiligen Geistes arbei-tete schon in ihnen und die EngelGottes führten sie sicher aus derFerne zu Jesus, dem König desHimmels und der Erde.

Gott ruft uns auf verschiedeneWeise an. Zuerst wohl über dasWort: Das Wort Gottes liegt in derHeiligen Schrift, das Wort Gottesist niedergelegt in Hunderten vonSchriften der Heiligen, der Kir-chenväter und Kirchenlehrer. Wirhören das Wort Gottes vonKindesbeinen an, von der Mutter,in der Schule, bei der Predigt, imeigenen Herzen. Dann ruft unsGott an durch das Kreuz: Nichtumsonst ist unser Herr uns mitdem Kreuz vorangegangen undhat gesagt: „Wer Mein Jünger seinwill, der nehme sein Kreuz aufsich und folge Mir nach!“ DasKreuz ist Anruf Gottes zum Glau-ben, zur Hoffnung, zur Tat, zurBesinnung und Umkehr zu Gott;es ist aber noch mehr Anruf zurLiebe, zum Mitleiden, zum Mit-opfern, zum Mitsterben undMitsiegen.

Aber der stärkste Liebesanruf desHerrn geht von der Eucharistieaus. Dieser Anruf ist der tiefste,geheimnisvollste und ergreifend-

ste, denn hier ruft der gefangene,entmachtete, verlassene Gott. DieWelt versteht Ihn und dieseSprache nicht mehr. Aber werliebt, der hört diesen Anruf Tagund Nacht, und er läßt ihm keineRuhe. Der Ruf Gottes ergeht Tagund Nacht, unaufhörlich undunerklärlich von jedem Taber-nakel, in dem unser Herr nochweilt, aus zu allen gutwilligenund getreuen Kindern und ruft siezu Sich, bittet um Gebet undTröstung.

Allein können wir freilich niemalsein Kreuz richtig tragen; undwenn wir vor dem Kreuze fliehen,dann fällt es dem Fliehendenmeist ganz schwer in den Rückenund schlägt ihn zu Boden. Nein,wir sollen im Kreuz unsereRettung sehen, und in der Kreu-zesliebe stellen wir unsere Liebezu Gott unter Beweis. Wer Gottwahrhaft liebt, liebt auch dasKreuz und wird durch die retten-de Kreuzesliebe seinen Lohn inder ewigen Herrlichkeit empfan-gen.

„Warum verfolgt ihr Mich?“, dassind mahnende und ernste Rufedes Königs und Herren über dieseWelt an Seine geliebten Priester-

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söhne, von denen Er Sich ganzbesonders verlassen und verratenfühlt.

Ein anderes Thema auch ist dasWissen um die Machtfülle undAuftrag der heiligen Engel. In kei-ner Epoche der jüngeren Mensch-heitsgeschichte sind die unum-stößlichen Göttlichen Wahrheiten,z. B. die Existenz der heiligenEngel, die Hölle, die ewige Ver-dammnis usw., mehr geleugnetworden als in heutiger Zeit. Undandererseits hat es keine Zeitgegeben, wo der Himmel uns soviele Zeichen und Beweise überdie Existenz einer ewigen Hölle,über die Existenz Satans und dieder heiligen Engel gegeben hat.

Sie gehen den Menschen nachund rufen und mahnen sie, zumTabernakel zurückzukehren, zurHeilsstätte für alle Krankheiten,zum Jungbrunnen für alle Müdig-keit, zur Klarheit für jede Dunkel-heit, mit ihnen zu beten vor demAllerheiligsten.

Wir müssen uns darauf einstel-len, Sein Rufen wahrzunehmenund mit Ihm in den Zeiten deräußeren und inneren BedrängnisZwiesprache zu halten in dem

von Ihm Selbst gewählten Hausund Mitte der Kirche, das derTabernakel ist. Das soll dieserTextbeitrag aufzeigen, der sichdeutlich an Manuskripte desWerkes der heiligen Engel orien-tiert.

Den Geist der Schippacher Schrif-ten noch mehr aufzuhellen undbewußter zu machen, auch hin-sichtlich der längst überfälligenRehabilitation der SchippacherJungfrau und Seherin BarbaraWeigand, das ist unser grundsätz-liches Anliegen.

Am 26. September 1942, alsoweniger als ein Jahr vor dem TodeBarbara Weigands, schrieb ihrlangjähriger Beichtvater und See-lenführer noch folgendes Be-kenntnis auf: Ich, Unterzeichner,erkläre vor Gott und meinemGewissen und im Angesicht desTodes, den ich in kurzer Zeiterwarte, daß in den cirka 30Jahren, seit 1913, in denen ich mitBarbara Weigand von Schippachbekannt bin, ich dieselbe immer,sowohl im Umgang wie auch imschriftlichen Verkehr mit ihr als höchst ehrenwerte, fromme,wahrheitsliebende und in jederHinsicht tugendhafte Jungfrau

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kennengelernt habe. Nie, auchnicht in den Jahren ihrer schwer-sten Verfolgungen und öffentli-chen Verleumdungen, in denenihre Gegner kaum weiter mehrhätten gehen können, bin ich ander Ehrlichkeit und Gewissen-haftigkeit ihrer Person irre gewor-den. Oft äußerte ich mich in jenentraurigen Jahren den Zweiflerngegenüber, daß ich für die Wahr-heitsliebe der Barbara Weiganddie Hand in das Feuer legenwürde.

Wenn je durch ihre Offenbarun-gen eine Täuschung nachgewie-sen werden könnte, so wäre siezuvor selbst die Irregeführte, dieauch in dem Irrtum nur derWahrheit Zeugnis geben wollte. Inihren Offenbarungen erkannte ichstets, daß der verdorbene Geistihrer Zeit vortrefflich gekenn-zeichnet, und daß die angekünde-ten Strafgerichte nach und nachsich erfüllten, welche zugleichauch die Vorboten und Marksteineeiner großen Zeitenreform seinwerden.

Am 14. November 1942 verstarbdieser Priester friedvoll, versehenmit den Sterbesakramenten derheiligen Kirche. Gegenüber dem

unbestreitbaren gegenwärtigenStand der Dinge gibt es nur eineeinzige Lösung: Rückkehr zu Gottund der auf Gott gegründetenOrdnung. Je mehr sich die Schleierlüften, die über den Kräften lie-gen, welche unsere heilige Kircheso sehr in den Unglauben undUntätigkeit der hohen Geistlich-keit hineingeführt haben undletztendlich zu den so großenSiegen Satans über die Welt führ-ten, um so klarer wird man sehen,daß die Träger dieser unheilvollenEntwicklung keine anderen warenals die Erben und Fortsetzer jenerIrrtümer, welche seit langem Ver-achtung, Verneinung und Um-sturz der christlichen Grundsätzeim Leben verkündet haben; dasFreimaurertum mit seinen Groß-logen und ihren unzähligen Ver-zweigungen.

Hier liegt die Wurzel des Übelsund eben deshalb kann es auchfür die Beziehungen der Staatenund Völker untereinander keinanderes Heilsmittel geben als dieRückkehr zu Gott und der vonGott gesetzten Ordnung; Rück-kehr zu wahrem Christentumauch im Verhältnis der Staatenuntereinander. Daß ohne dieseRückkehr zu wahrem Christen-

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tum kein Heil möglich ist, wissenwir durch Lüge und Haß undBosheit und jede Unmoral der solange bedrängten KatholikenDeutschlands ganz genau. AberGott straft nicht, ohne zuvor dasHeil- und Rettungsmittel angege-ben zu haben.

Im Alten Bunde sandte Er diePropheten als Warner und Mah-ner, wie z. B. Jonas nach Ninive.Im Neuen Bunde sandte Er Seineneingeborenen Sohn zum Heil derWelt, daß Er die sündige Mensch-heit zurückführe. Und dieserSohn, unser Herr und HeilandJesus Christus, bleibt bei uns undist bei uns im allerheiligstenSakrament des Altares, damit wirbei Ihm immer Trost und Hilfefinden können.

Aber in außerordentlichen Zeitenbedient Sich der Heiland außer-dem auch außerordentlicherMittel. So war der heilige DonBosco in schwerer Zeit ein vonGott erleuchteter Berater desHeiligen Vaters und offenbarteihm die Zukunft. Auch uns läßtder Heiland nicht blindlings insUnglück rennen, sondern Er stell-te vor nun beinahe einhundertJahren einen bis ins einzelne

gehenden Schlachtenplan anBarbara Weigand für uns auf zurRettung und zum Heil der Welt.Damals schon sprach der Heiland:„Das Leben der ersten Christenmuß erneuert werden. Es muß einDamm gebildet werden widerden Unglauben. Die Christen sol-len sich stärken zum Kampf durchtäglichen Empfang der heiligenKommunion. Welt- und Ordens-leute sollen zusammenstehen inheiliger Gebetsgemeinschaft imLiebesbund. Das Band der Liebesoll alle verbinden, damit keinerallein stehe im Kampf gegenSatan und sein Reich.

Nicht mehr Eigenliebe soll gelten,sondern Kreuzesliebe! ‘Ich willmein Kreuz tragen’, soll jedersagen und ablassen von den welt-lichen Vergnügungen und dergottlosen Genußsucht. Die Jugendsoll nicht mehr in erster Linie zuäußerlicher Tüchtigkeit und Er-folgsstreben erzogen werden, son-dern zuerst für Gott. Das erste istdas Seelenheil, die ewige Rettung;alles andere muß diesem unterge-ordnet werden.“ Die Menschenhaben jedoch diese mahnendenWorte unseres lieben Heilandesbisher weitgehend in den Windgeschlagen. Doch Satan führt sei-

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nen Kampf weiter, und wo sinddie, die feststehen, wo ist der star-ke Damm, der dem Unglaubenentgegensteht? Wo sind diejeni-gen, die wie die ersten Christenbereit sind, ihr Leben einzusetzenfür Sein Reich? Es sind ganz weni-ge, aber sie sind da, die treuenChristen, die fest zur Kirche ste-hen und die Mahnungen befolgen,aufs neue bestärkt in ihremStreben durch die Botschaft derMutter Gottes in Fatima. Sie lebeninmitten von uns, oft still undunerkannt.

Durch die begnadete BarbaraWeigand aus Schippach vernah-men wir schon sehr lange vorFatima den fertig ausgearbeitetenSchlachten- und Rettungsplan zurEneuerung der Welt und Abkehrvon dem Unglauben.

In Schippach soll die neueRettungsarche geistiger und wirk-licher Weise erstehen, um alle, dieguten Willens sind, aus der Sint-flut der Gottlosigkeit und des Un-glaubens zu erretten. An diesemDamm, der neuen Arche, soll derUnglaube zerschmettern. Derliebe Heiland, die Mutter Gottes,die Engel und Heiligen verspra-chen dazu ihre Beihilfe. Nur in

einem solchen Geiste kann auchdieses Buch gelesen werden, nurdann wird es dazu beitragen, dasBild der Schippacher Jungfrauvon den entstellenden Zügen zureinigen, welche ihm Modernistenund abgeirrte Geistliche dereinstanzuhängen versuchten und auf-geprägt haben und bis heute nochanhält.

Es muß und es wird wieder derTag kommen, an dem die Diö-zesen Würzburg und Mainz sichglücklich preisen, eine solchewunderbare eucharistische Kämp-ferin und Dienerin Gottes, einewahre Rose der Liebe in ihrenReihen gehabt zu haben. Dafür zukämpfen und für die Wahrheiteinzutreten, das ist unser erklärtesZiel.

Die Rehabilitation der Schip-pacher Jungfrau und Seherin Bar-bara Weigand ist in erster LiniePflicht des Ordinariats Würzburg,dessen Diözesankind BarbaraWeigand gewesen ist.

Mit diesem Buch „Barbara Wei-gand - In der Nachfolge desKreuzes“ schließen wir nach heu-tiger Einschätzung die inhaltlicheAufarbeitung des geistlichen

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Nachlasses der Schippacher Jung-frau und Seherin Barbara Wei-gand ab. In einem jüngsten Schrei-ben an uns „aus dem fränkischenRom“ schreibt S. Exz. Dr. KarlBraun, Erzbischof em. von Bam-berg, u. a.: „Wie Sie bin ich über-zeugt, daß die prophetischen Bot-schaften von Barbara Weigandimmer noch aktuell und hilfreichfür alle sind, die dem Herrn inunserer krisengeschüttelten Zeitmit ganzem Herzen dienen undwie Barbara Weigand für dasReich Gottes auf Erden mit rest-loser Hingabe dienen wollen.“

Am 2. Oktober 2004 weihte S. Exz.Weihbischof Helmut Bauer,Würzburg, als Diözesanadmini-strator der Diözese Würzburg inder St. Pius-Kirche in Schippachunter großer Anteilnahme derFreunde der Schippacher Sacheeine Gedenkstätte mit folgenderInschrift auf der Gedenktafel ein:

IM DIENSTE DES ALLERHEILIGSTEN

ALTARSAKRAMENTES:

„Aus Dankbarkeit über die Kommu-niondekrete von Papst Pius X. vom20. Dezember 1905 über die häufigeund tägliche heilige Kommunionplante Barbara Weigand in ihrer

Heimat Schippach eine Dankeskirchezu errichten zu Ehren des Aller-heiligsten Altarsakramentes.“

Prophezeiungen sind uns vonGott zu unserem Nutzen gegeben,zur Erbauung und zur Ermah-nung. Erkennen wir sie alsGöttlich, so können wir diesenicht einfach als Privatoffen-barung abtun und Gott ignorie-ren, sondern müssen unser Han-deln danach richten. Nach demHöhepunkt der OffenbarungGottes in Jesus von Nazareth -Jesus Christus ist der einzigeMittler zwischen Gott und denMenschen (1 Tim 2, 5) - gibt eszwar nichts prinzipiell Neuesmehr, das durch eine Offenba-rung zu erwarten wäre, wohl aberErmahnungen und neue Akzente.Darin spiegelt die ganze Liebeund das Erbarmen Gottes fürSeine Geschöpfe.

Weissagung durch GöttlicheInspiration wird uns über dieDinge der Welt meist wenigeraussagen, als wir von ihr erfahrenmöchten; sie wird sich auf großeLinien und einschneidende Ereig-nisse beschränken, aber um soklarer die überzeitlichen Faktorenoffenbaren, die den Ablauf der

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Geschichte beherrschen. Sie be-zweckt das Heil der Seele, eineHinwendung zu Gott, nicht dieBefriedigung der Neugier oderirdischer Interessen. Echte Visi-onen bringen immer Liebe zuGott, Hinneigung zu himmlischenDingen, Trost und Vertrauen,Aufrüttelung; sie ermuntern zurEntsagung von irdischen Freuden,die schnell vergehen und richtendas Auge auf die Ewigkeit. DennGott verleiht sie in der Absicht,um die Seele zur Vollkommenheitzu ermuntern. Falsche Visionenhingegen machen aufgeblasen,stolz und eigensinnig und dieWorte, die bei ihnen gesprochenwerden, sind meist eitel undunnütz.

Der Geist der Wahrheit ist einfachund klar. Er führt zu Demut undSelbstverleugnung, zur Erkennt-nis unserer Geschöpflichkeit undAbhängigkeit von Gott, zur Erge-bung in Seinen Willen und zumVertrauen auf Ihn.

Immer wieder hatte Gott, derHerr, Sein Volk durch Seine Boten,die Propheten, gewarnt; denn Erhatte Mitleid mit Seinem Volk. Sieaber verhöhnten die Boten Gottes;sie verachteten Gottes Wort und

verspotteten Seine Propheten, bisder Zorn des Herrn gegen SeinVolk so groß wurde, daß es keineHeilung mehr gab (2 Chronik 36,15).

Denkt an die Worte, die von denheiligen Propheten im voraus ver-kündet worden sind! (2 Petr 3, 2).Vor allem sollt ihr eines wissen:Am Ende der Tage werden Spötterleben, die sich nur von ihren sinn-lichen Begierden leiten lassen undhöhnen: Wo bleibt denn die ver-heißene Wiederkunft unseresHerren Jesu? (2 Petr 3, 3-13).

Durch Wasser ging die damaligeWelt zugrunde, als sie vom Wasserüberflutet wurde (Sintflut). Diejetzige Erde aber wird für dasFeuer aufgespart. Sie wird be-wahrt bis zum Tag der Abrech-nung, an dem die Gottlosenzugrunde gehen werden. Bei Gottist ein Tag wie tausend Jahre, undtausend Jahre sind wie ein Tag(Ps 90, 4).

Der Herr zögert nicht mit derErfüllung der Verheißungen, wieeinige meinen. Er ist nur geduldigmit uns (und wartet noch), weil Ernicht will, daß jemand zugrundegeht, sondern daß alle sich bekeh-

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ren. Der Tag des Herrn wirdplötzlich kommen, wie ein Dieb.Dann erwarten wir, Seiner Ver-heißung gemäß, „einen neuenHimmel und eine neue Erde“ (Jes65, 17), in denen die Gerechtigkeitwohnt.

Der Tabernakel ist der schönsteund sicherste Wallfahrtsort inunserer Kirche. Dort wartet derKönig aller Könige, der SohnGottes, Heiland der Welt, auf uns.Und wo Er ist, da finden wir auchSeine heilige Mutter. Am Taber-nakel schöpfen wir die Kraft, umdann den Kreuzweg zu gehen,der für uns bestimmt ist. Er wartetauch auf Dich, lieber Leser.Treffen wir uns also dort bei Ihm,und bei Maria, Seiner Mutter, dieauch gesagt hat: „Wenn ihr Michsucht, so findet ihr Mich immerbeim Tabernakel“.

Damit hat Sie uns klar und ein-deutig gesagt, wo Sie und IhrSohn für uns zu finden sind undwo wir nahe bei Ihnen sein kön-nen. Es wird damit auch deutlich,daß wir nicht zu irgendwelchensogenannten Gnadenorten gehenmüssen, um Maria zu suchen, dievielleicht gar keine sind, und vordenen uns Ihr Sohn Jesus in Seiner

Abschiedsrede vor den Jüngerndeutlich gewarnt hat (Mk 13,21-23; Mt 24,23-26; Lk 22, 23), weil sieuns nur zuckersüße falsche reli-giöse Erlebnisse und Gefühle ver-sprechen mit allerlei uns verblüf-fenden Wundern und auch Zei-chen, die charismatischer Artsind, und von denen wir nichtklar erkennen können, woher siekommen.

Dazu hat Gott uns den Verstandgegeben. Der Gegenspieler aberversucht, uns über das Gefühl zutäuschen, indem er uns in religiö-sen Gefühlswolken zufrieden undglücklich sein läßt, um uns vorzu-spiegeln, daß das von Gottkomme. Wenn wir Gott lieben,Ihn ehren, Seine Gebote haltenund in Treue zu unserer heiligenKirche stehen, können wir nie-mals verlorengehen.

Sein Heiliger Geist lenkt uns undläßt uns die eine Wahrheit erken-nen, jederzeit und an jedem Ort!

Dieses Apostolat Barbara Wei-gand im Geiste der SchippacherSchriften wird nur durch dieSpenden der Freunde der Schip-pacher Sache ermöglicht. Die-serhalb sei allen edlen Spendern

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und Betern ein ewiges Vergelt’sGott gesagt.

Das große Interesse an derVerbreitung dieser SchippacherSchriften, das sind die „Offen-barungen an Barbara Weigand“ insieben Bänden und die bekanntenBücher, führt auch in Zukunft zusteigenden finanziellen Heraus-forderungen und stetigem Enga-gement.

Zur Zeit fehlen uns die Mittel fürdie Fortführung dieser wichtigenAufgabe; selbst für die Lager-haltung und laufenden Kostendaraus. Wir vertrauen deshalb mitdankbarem Herzen auf alle, denenes ein Bedürfnis ist, daß es mit derSchippacher Sache weitergeht.

Es geht um die Aufarbeitung der historischen Geschichtsschrei-bung über Barbara Weigand, ihrealsbaldige Rehabilitation und dieWahrheit über Schippach und dieJungfrau und Seherin BarbaraWeigand.

Dafür zu beten und zu arbeiten,das macht Mut und gibt Hoff-nung. Im Vertrauen auf Maria, dieHilfe aller und die Gemeinschaftder Heiligen und Seligen des

Himmels, aber ganz besondersauch im Vertrauen auf das uner-müdliche Wirken der DienerinGottes Barbara Weigand, bittenwir um Ihr Gebet und Ihr wohl-wollendes Gedenken und versi-chern Ihnen unserer tiefempfun-denen Dankbarkeit!

Frau Ilse-Maria Löw möchte ichan dieser Stelle von Herzen dan-ken für ihre langjährige Mitarbeitund stille Begleitung des Aposto-lates Barbara Weigand.

Aus Freude an der Wahrheit!

Friedrichsdorf, im Oktober 2006 Der Verfasser und Herausgeber

Wolfgang E. Bastian

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„Alle Meine Diener sind Meine Stellvertreter, sind ein andererChristus. Und wenn je seit neunzehn Jahrhunderten in MeinerKirche das Priestertum ein anderer Christus sein mußte, so jetztzu dieser Zeit.“ „Der Priester ist das Angesicht der Erde. Auf ihn schaut die ganzeWelt und wenn die Menschheit den Frieden und die Ruhe (sc. desPriesters) sieht, wie er unentwegt über all das hinweggeht, wasandere sich zugute tun, so sagt sich jeder: Sieh, so mußt du esauch machen, das ist das gute Beispiel der Priester.“„Sage ihnen, wie ohnmächtig Satan ist, wenn Meine Diener dieWaffen ihnen entgegenhalten, die Ich ihnen in die Hand gebenwill. Die Gewalt, die sie besitzen, läßt sich nicht einschüchterndurch irdische Gewalt. Ohnmächtig sinken sie (die Feinde derKirche) zu Boden, wenn Ich Mein Haupt erhebe, Mein Haupt inMeiner Kirche, und wenn die richtige Zeit gekommen ist, werdeIch es tun.“„Der Zeitgeist soll und muß umgeschaffen werden, eine andereLuft muß wieder wehen, eine warme Südluft, die Herzen müssenwieder von neuem Glauben belebt, angefacht und erwärmtwerden, und das können nur die Priester der katholischen Kirchezustande bringen.“

Worte unseres Herrn Jesus Christus an Barbara Weigandaus den „Offenbarungen an Barbara Weigand“.

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Das Erkennungs- und Bekennt-niszeichen des Christen ist dasKreuz. Mit dem Kreuz wurde derTäufling bezeichnet, als er dasGöttliche Leben der Gnade unddie Gliedschaft in der Kirche emp-fing, im Zeichen des Kreuzes wer-den alle Sakramente gespendet,jedes Sakramentale wird mit demKreuzzeichen gefeiert, mit demZeichen des Kreuzes bezeichnenwir uns bei unseren Gebeten, dasZeichen des Kreuzes stellen wir inunsere Räume - das Zeichen desKreuzes begleitet uns durch dasganze Leben. Das Kreuz ist dasWerkzeug des Heils.

Niemand hat über das Kreuz, alsoüber das von Gott verordneteLeid, besser geschrieben als derVerfasser der Nachfolge Christi,Thomas von Kempen. Es werdenja sieben verschiedene Verfassergenannt. In diesem über 500 Jahrealten Büchlein ist die Lehre überdas Kreuz in unübertrefflicher

Weise dargestellt. Der Verfasserder Nachfolge Christi lehrt unserstens: Das Kreuz ist für dieMenschen gewöhnlich eine Last,deswegen klagt er. Dann zweitens:Das Kreuz gibt den Menscheneine Lehre, deswegen belehrt eruns. Und schließlich:

Das Kreuz ist uns Trost

Das Kreuz ist auch ein Trost, unddeswegen will er uns trösten mitdem Kreuz. Also das Kreuz alsKlage, das Kreuz als Lehre unddas Kreuz als Trost legt unsThomas von Kempen in diesemBüchlein dar.

Jesus hat jetzt viele Jünger, die imhimmlischen Reiche gern mit Ihmherrschen möchten, aber wenige,die Sein Kreuz auf Erden tragenwollen. Viele, die Seinen Trostbegehren, aber wenige, die in derTrübsal mit Ihm aushalten wollen.

Warum verfolgt ihr Mich?

Warum verfolgt ihr Mich?

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Viele, die mit Ihm essen und trin-ken möchten, aber wenige, die mitIhm fasten wollen. Alle möchtenmit Ihm Freude haben, aber weni-ge wollen für Ihn leiden. Viele fol-gen Jesus nach bis zum Brot-brechen beim Abendmahl, aberwenige bis zum Trinken aus demLeidenskelch. Viele rühmen dieWunder, die Er getan hat, aberwenige teilen mit Ihm dieSchmach des Kreuzes. Viele liebenJesus, solange sie nichts zu leidenhaben, loben und preisen Ihn,solange die Tröstungen von Ihmausgehen, aber wenn Er Sich ver-birgt und sie auch nur eine kurzeWeile allein läßt, da klagen siegleich oder verlieren gar allenMut.

Das ist die Klage des Thomas vonKempen über die geringe Zahlder Liebhaber des Kreuzes. Undwenn wir ehrlich sind, müssenwir uns unter diese wenigenLiebhaber des Kreuzes einreihen.Auch wir lieben das Kreuz nichtoder zuwenig. Auch wir ersehnenTrost von unserem Heiland undkeine Trockenheit. Auch wir wol-len von Ihm gehalten werden undnicht im Meer versinken. DieseKlage ist also nur allzu berechtigt,und sie sollte uns zu Herzen

gehen. Sie sollte uns bewegen, andie Brust zu klopfen und vollReue zu sagen: Ja, Herr, ich habeDein Kreuz zuwenig geliebt. Ichbin nicht in die Schar DeinerKreuzträger eingetreten. Ich habedas Kreuz zu fliehen und abzu-schütteln versucht.

Das zweite, was der Verfasser derNachfolge Christi für uns bereithält, ist eine Lehre, nämlich dieLehre, daß das Kreuz der königli-che Weg zum Himmel ist. Es istfür viele Ohren ein hartes Wort:‚Verleugne dich selbst, nimm deinKreuz auf dich und folge Jesusnach!’ Aber noch härter in ihrenOhren wird jenes letzte Wort sein,wenn sie es werden hören müs-sen: ‚Weichet von Mir, ihr Ver-fluchten, in das ewige Feuer!’Denn die jetzt das Wort vomKreuze gerne hören und willigbefolgen, die werden einst vondem Worte der ewigen Ver-dammung nichts zu fürchtenhaben.

Das Kreuz wird am Himmel glänzen

Das Zeichen des Kreuzes wird andem Himmel glänzen, wenn der

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Herr wiederkommen wird, dieMenschen zu richten. Warumsträubst du dich denn, das Kreuzauf deine Schultern zu nehmen,da doch der Weg des Kreuzes derWeg zum Himmelreich ist? ImKreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben,im Kreuz ist Schutz vor denFeinden, im Kreuz ist Eingießunghöchster Seligkeit, im Kreuz istSeelenkraft, im Kreuz ist Geistes-freude, im Kreuz ist höchsteTugend, im Kreuz ist vollendeteHeiligung zu finden.

Es gibt kein Heil der Seele, keineHoffnung auf ewiges Leben,außer im Kreuze! Es ist also nochniemand in den Himmel gekom-men, der nicht Leid auf dieserErde getragen hat. Und die amschnellsten und am sichersten inden Himmel gekommen sind, dassind jene, die das Leid am meistenumarmt und das Kreuz am bereit-willigsten auf ihre Schultern ge-nommen haben. Es führt keinanderer Weg zur Seligkeit als derWeg des Kreuzes.

Und der Herr hat es oft und oftgesagt, daß man sich erst mit Ihmfreuen kann, wenn man hier mitIhm gelitten hat. Der ApostelPaulus drückt es aus, wenn er

sagt: „Ihn möchte ich erkennenund die Kraft Seiner Auferstehungund die Gemeinschaft SeinerLeiden, und Ihm möchte ich imTode ähnlich werden, um so zurAuferstehung von den Toten zugelangen.“ Es hängt das wohl mitder Glaubenslage zusammen, inder wir leben. Gott will, daß wiruns im Glauben Ihm ausliefern,daß wir ja sagen zu dem Kreuz,das uns oft so unerklärlich er-scheint, um dann durch dieseBewährung hindurch in die Freu-de Seines Himmels aufgenommenzu werden.

Eine Klage, eine Lehre undschließlich drittens ein Trost desKreuzes. Dieser Trost ist etwasganz Köstliches. Da schreibt derVerfasser der Nachfolge Christi:Wenn du dein Kreuz willig trägst,so wird dich das Kreuz auch tra-gen und wird dich zumerwünschten Ziele hingeleiten, woalles Leiden einmal sein Endehaben wird, was auf dieser Erde janicht geschieht.

Barbara Weigand, die SchippacherJungfrau und Seherin, war eineKreuzträgerin des Herrn wiekaum eine andere ihrer Zeit. Sieerkannte die Kraft und Stärke, die

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vom Kreuze ausging. Aber zuvormußte auch sie erst in die Kreu-zesschule des Herrn. Und einesolche Schule bringt immer Lei-den und Verzicht, Unterwerfungund Demut mit sich.

Aber der Lohn im Himmel istunvergleichlich schön. Dafür zuleben und sterben, das war dieErkenntnis dieser Frau. Jesus:„Merket es euch, ihr Priester, ihrsollt gebildet werden in derKreuzesschule, damit ihr lernt dasKreuz zu tragen.“ „Wenn allePriester der katholischen Kircheauf Mich schauen, eingedenk derWürde, die Ich ihnen übertragen,dann müßten sie das Kreuz, dassie so schwer drückt, das sie sogriesgrämig und kleinmütig tra-gen, mit Freuden tragen.“

Glaube und Kirche

In einer großen Schau am Herz-Jesu-Freitag im August 1897 hörtBarbara die Stimme ihres Gött-lichen Meisters: „Die Welt steuertdarauf los, alles über Bord zu wer-fen, den Glauben zu untergrabenund aus der Welt hinauszuschaf-fen, weil sie in ihrem Vorhabenkeinen Glauben mehr brauchen

kann; denn die Völker sind gottlosgeworden und Meine Hand lastetschwer auf Meinem Volk. Wenndas Volk Gottes abgewichen istvom rechten Weg, dann überlasseIch es seinem Schicksal undWillen. Darum muß Ich denMenschen von Zeit zu Zeit schonhienieden auf Erden MeineGerechtigkeit fühlen lassen, umihn wieder auf die rechte Bahn zulenken, um dem Menschen zu zei-gen, daß allein Ich Gott bin.

Nun ist die Zeit gekommen, undes ist nicht mehr ferne, ja dieMorgenröte ist schon da, wo dieVölker einer harten Züchtigungübergeben sind und wo die Gutenmit den Bösen leiden müssen.Deswegen habe Ich schon beiMeiner letzten Belehrung gesagt,daß diejenigen, die zu Mir inTreue halten, Meinen Geist in sichaufnehmen werden und so in sichaufnehmen werden, daß sie ihrenFeinden wie von einem Licht-strahl umgeben vorkommen;denn sie werden mit einem Frei-mut vor sie hintreten und sichnicht fürchten vor den Gottlosen,so daß jene Gottlosen kleinlautund schüchtern dieser Persongegenüberstehen, weil sie sehen,wie ohnmächtig sie sind in all

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ihrer Bosheit. Es wird die Zeitkommen, wo jeder auf eigenenFüßen stehen wird und feststehenmuß, wo der Bruder nicht auf denBruder schauen kann, dieSchwester nicht auf die Schwester,weil die Züchtigung eine garherbe und bittere sein wird. Undseht, weil der Glaube so erschüt-tert ist unter den Menschen, auchunter den Besten, und sie alles insNatürliche hineinziehen, dieseMenschen, so fällt es schwer, et-was Gutes anzubringen, wenndiejenigen, die Ich hinaussendeunter das Volk Gottes, nicht selbsttief verwurzelt sind in der Demut,die das Fundament des Glaubensist.

Darum harret aus! Steht fest imGlauben und im Vertrauen und inder Liebe, ob einer von denjeni-gen, denen ihr es mitteilt, glaubtoder nicht.“

Wenn die Quellen des Lichtes versanden

„Denn es ist ein großer Fehler undein Kunstgriff Satans, daß er esfertiggebracht, selbst die bestenKinder Meiner Kirche zu einer sol-chen Schwarzgläubigkeit zu brin-

gen, daß sie den Wunderglaubenuntergraben helfen, durch dessenMacht so viele Kinder, so vieleHeilige gebildet wurden in Mei-ner Kirche. Der Wunderglaubezieht sich wie ein goldener Fadenvom Beginn Meiner Kirche bisjetzt.

Ja, jetzt wollen Geister aufstehenund das Übernatürliche, was bisjetzt der Menschenverstand nichterfunden, wollen sie erfundenhaben. Jene Priester, die da zu sol-chen Gelehrten halten, in derWissenschaft fortgeschrittenenGeistern, sollen es probieren, obsie mit ihrer Wissenschaft dieSünder bekehren, die Seelen imHeilsleben vorwärtsbringen unddie Seelen durch solch nacktenGlauben auch nur um einFünklein in der Gottesliebe wei-terbringen; dann will Ich ihnenbeipflichten.“

Die Demut ist die Mutter des Glaubens

„Ich aber sage euch, es wird dieZeit kommen, wo sie sich umstel-len und sagen: ‚O Herr, sei mirarmen Sünder gnädig. Trete ein, oHerr, rette mich. Herr, rette mich,

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sonst gehe ich zugrunde!‘ Ja,dann, alsdann werden sie glau-ben, daß Ich Wunder wirken muß.Dies alles ist aber die Zuchtrute,womit Ich die Menschen undMeine Diener geißele; denn da sieabgewichen sind vom kindlichenGlauben, überlasse Ich sie ihrereigenen Vernunft, und ohne es zuwissen, übergeben sie sich ihrerVernünftelei.

Was ist aber die Wissenschaft undGelehrsamkeit aller Menschen,auch der ganzen Welt zusammen-genommen, gegen den Glaubenund die Wissenschaft eines einzi-gen Kindes der katholischenKirche, das kindlich fromm nochglaubt? Die Demut ist die Mutterdes Glaubens, und der Glaubeerfordert vor allem zum Funda-ment eine tief gegründete Demut.

Meine ganze heilige Kirche ist einAsyl, worin die Mitglieder glau-ben müssen, ohne zu verstehen.Ich wohne unter euch, und ihrversteht es nicht. Ich wohne ineuch, in euren Herzen und redemit euch eine Sprache, und ihrversteht Mich nicht, weil ihrGeschöpfe, armselige Wesen seid,und Ich, euer Schöpfer und Herr,diesen Vorrang vor euch haben

muß. Von euch kann Ich nur ver-langen, daß ihr Meinen Fügungendemütig euch unterwerfet undMeine Worte glaubt. Der volleTag, das volle Licht, wird erst her-einleuchten, wenn eure Lebens-bahn zu Ende ist.

Dann sollt ihr alles in dem Lichtschauen, wie Ich es Selbst schaue;dann sollen alle Pläne, die Ichdamit gehabt, daß Ich euch dasLicht verbarg, daß ihr manchesnicht versteht, offen vor euch ste-hen, und ihr werdet mit Ent-zücken und aufjubelnd mit allenEngeln und Heiligen einstimmenin den Lobgesang: ‚Großer Gott,wir loben Dich!’

Ja, der Glaube wird einst überge-hen in Schauen! Und die Demutist das Fundament des wahrenGlaubens. Dieser Gedanke kehrtauch anderwärts wieder. Um sogrößer ist das Verdienst, je mehrder Glaube sich unterwerfen muß.Der Glaube setzt überall dieDemut voraus. Glauben heißt jadoch, das für wahr halten, wasman mit den Händen nicht grei-fen kann und mit den Augen nichtsehen; also muß sich die Seele sicherst demütigen und dann glaubenund sich darin beständig üben.“

Warum verfolgt ihr Mich?

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Maria: „Der Glaube ist die Mutteraller Tugenden. Aus ihm gehen siehervor wie das Kind aus demMutterschoß; aber die Demuttreibt die Wurzeln, daß sie hinein-schlagen in den tiefen Abgrund,daß sie der größte Sturm nichtmehr entreißen kann aus denHerzen der Menschen.“

Jesus: „Eine noch so gelehrtePredigt nützt nichts; wenn nichtein tiefer, kindlicher Glaube dar-aus spricht, gehen die Leute kaltaus der Kirche.

Meine Diener sollen sich anschlie-ßen an den Geist des Mittelalters.Ich habe gelehrt in Meiner Kirche,daß die Vernunft sich demGlauben unterwerfen muß, dennwahrhaftig, wer zu Mir kommt,der soll nicht mehr hungern, dersoll nicht dürsten; Ich bin dieQuelle des ewigen Lebens, undwer aus dieser Quelle schöpft,kann nicht irregehen.“

So spricht das Bauernmädchenvon Schippach. Klingt das wie„Ausgeburt einer unsinnigenPhantasie?“ Aber die Widersachergegen diese brave und demütigeSchippacher Jungfrau wollten dieWahrheit eben nicht hören. So ist

es auch heute noch unter vielen,welche vorgeben, für die Kirchezu sprechen.

Gott und SeineEigenschaften

Wenn man die Stellen anführenwollte, in denen Barbara Weigandvon der Liebe, Gerechtigkeit,Heiligkeit, Barmherzigkeit, Lang-mut und Güte Gottes redet, müßteman fast die Hälfte der Schip-pacher Schriften aufzeichnen.

Aber die Liebe und Barmher-zigkeit sind nach den SchippacherSchriften die wesentlichen Eigen-schaften Gottes: „Ich bin keinGott, Der immer zürnen und stra-fen will, Ich bin ein Gott der Liebeund Barmherzigkeit.“ „Die Liebeist die vortrefflichste EigenschaftGottes; das Größte, was Ichgeschaffen, ist die Liebe; die Liebeist das Größte im Himmel und aufErden.“

„Wie nun aber die Liebe die vor-trefflichste Eigenschaft Gottes ist,so auch bei den Menschen.“„Wenn Ich nicht ein so langmüti-ger Gott wäre, müßte Ich dieganze Welt vernichten, aber ob-

Warum verfolgt ihr Mich?

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wohl Ich ein liebender Vater bin,so habe Ich auch die Eigenschaft,daß Ich ein langmütiger Gott bin.“

Anderswo lesen wir hierzu:„Liebevoll ist der Herr gegen alle,und Seine Erbarmung geht überalle Seine Werke.“ „Der Herr hatGeduld und will nicht, daß je-mand verlorengehe.“

Die Kirche

Einen breiten Raum nehmen inden Schippacher Schriften dieErörterungen über Kirche, Hierar-chie und Priestertum ein. Aberalles, was dort über die KircheGottes gesagt wird, überraschtdurch die Klarheit der Auffassungund die Tiefe des Verständnisses,das den Bildungsstand eines ein-fachen Mädchens vom Lande weitübersteigt.

Der neunte Glaubensartikel, vondem unser katholisches Volk trotzder häufigen und gründlicherenKanzelerörterung auch heutenoch gar oft ein so dürftigesVerständnis besitzt, erscheint inden Schriften so richtig dargestelltund vor allem mit einer solchwohltuenden Wärme vorgetra-

gen, daß das Bild von der Kirchegar nicht anziehender hätte ge-zeichnet werden können.

Die katholische Kirche ist die einzige Heilsanstalt

Maria: „Der Herr zürnt, weil SeinVolk abgewichen ist, weil es Ihnnicht mehr will, weil es Ihn nichtmehr bekennt, weil man sagt: esgibt keinen Gott. Darum muß Erzeigen, daß Er Gott ist. Und dochwird Ihm solche Gewalt angetanin Seiner heiligen Kirche, in diesereinzigen Heilsanstalt, die MeinSohn gestiftet, die Ihm allein treugeblieben ist, während alle ande-ren außer ihr abgefallen sind.“

Jesus: „Seht, Meine Diener, jetzt,wo das ganze Menschenge-schlecht so abgewichen ist vomrechten Weg, daß die Fluten desUnglaubens immer höher undhöher steigen, und eine neue Sint-flut alles Gute von der Erde hin-wegzuschwemmen scheint, indiese Sintflut hinein habe IchMeine Kirche gestellt, die ArcheNoah, und in diese Arche hineinhabe Ich euch berufen, ihr MeinePriester.“ „Da nun aber das einzi-ge Reich, das Ich gestiftet habe

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hier auf Erden, Meine Kirche näm-lich, selbst so fahl und faul gewor-den ist, daß Satan sein Spiel trei-ben kann mit den Christen.“

„Die katholische Kirche ist dieHeilsanstalt und hat einen all-mächtigen Arm in Vereinigungmit Gott.“

„Alle werden gerettet, die imSchifflein Petri sich befinden,wenn sie nur noch auf dem äußer-sten Rand dieses Schiffleins ste-hen und sich nicht hinabstürzen indie Fluten des Unglaubens, wennsie mit reumütigem Herzen zuMeinen Dienern kommen undihre Schuld bekennen.“ „Siehe,Mein Geist leitet die Kirche. Gutist es für alle diejenigen unter denMenschenkindern, die sich unterder Leitung dieses Geistes befin-den, und gut ist es für alle, dieunter dem Segel des SchiffleinsPetri gehen.“

Barbara Weigand: O glückselig,ihr Kinder der katholischen Kir-che. O haltet zu dieser Fahne, dieeuch vorangeht, zu der Kreuzes-fahne, die euch vorangetragenwird.

Jesus: „Mein Herz hat noch garviele Kinder, die draußen stehen,herbeizuführen, denn es gibt soviele Glieder Meines Leibes, dieMich verachten, die Meiner spot-ten. Und Meine Kirche, MeineBraut, harrt und wartet, steht aufder Warte und schaut aus nachihren verirrten Kindern. IhreOsterfreude ist noch zu trüb undwelk, sie ist noch nicht aufgebro-chen, die volle Rose, an der siesich erfreuen könnte.“

Die eine wahre Religion ist katholisch

„Glaube, daß Meine Religion, dieIch vom Himmel gebracht und dieIch niedergelegt in Meiner heili-gen Kirche, eine geheimnisvolleist.“ „Die heilige katholische Kir-che ist die Mutter der Wahrheit,und alles, was in ihr niedergelegtist, ist Gottes Wort, ist das, wasder Sohn Gottes von Seinem Vaterübersandt, in diese unwirtbareErde hereingesendet, um das VolkGottes zu belehren, das Volk, dasabgewichen war vom rechtenWeg, zurückzuführen; und diesesVolk, das jetzt so sehr abgewichenist, ist doch immer noch das einzi-ge Volk Gottes.“

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„Alle, die nicht in der einen wah-ren katholischen Kirche sich be-finden, sind Irrlichter, sind lauterGeister der Finsternis.“

„Das Licht hat der Sohn Gottesvom Himmel gebracht und SeinerKirche geschenkt. Dieses Licht be-sitzt nur die römisch-katholischeKirche.“ „Meine Kirche mußtegeboren werden am Kreuz, nichtin den königlichen Palästen.“

„Meine Kirche Kirche darf nichtmehr geknechtet werden, wenndie Krone der Herrscher sollgewahrt bleiben. Die Gewalt Mei-nes Statthalters, der Stuhl Petri,muß freigestellt werden, hinauf-gestellt werden auf den Berg, vondem er abgesetzt ist.“

„Nur in der katholischen Kircheund durch sie allein kann die Weltgerettet werden; alles andere hatnur soviel Wert als es getan wirdin Vereinigung mit der katholi-schen Kirche.“

„Die heilige katholische Kirche istdie Mutter der Wahrheit.“ „Harretaus, ihr treuen Kinder der katholi-schen Kirche, in all den Kämpfen,die noch kommen werden, undvereinigt euch um so inniger mit

euren Brüdern und Schwestern, jemehr sich die lebenden Gliedervon euch lossagen, um Seelen zugewinnen, denn seht: auch siesind Glieder der katholischenKirche, wenn auch abgestorbeneGlieder; auch sie sollen herbeige-führt werden.“

Durch die katholische Kirche soll die ganze Welt gerettet werden

„Wo Ich eine Seele finde, die nurguten Willens ist, da führe Ich sieherbei, damit sie teilnehme an denGnaden und Segnungen derkatholischen Kirche, (die) hinein-geleitet werden in die einzelnenGlieder.“ „Meine Tochter! Siehe,für dich und für alle schlägt einstdie Stunde, wo du auffahren wirstzu deinem und zu Meinem Vater,für dich und für alle, die mit gläu-bigem Herzen sich anschließen anMeine heilige katholische Kirche.“

Dieser katholischen Kirche anzu-gehören hat Barbara Weigandzeitlebens als ein hohes Glückempfunden und als eine GnadeGottes, für die sie Ihm gar nichtgenug danken konnte. Sie möchtenur wünschen, daß sich alle die-

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ses unverdienten Glückes bewußtwürden: O wie glücklich sind wir,Kinder der katholischen Kirche zusein! O wir Kinder der Kirche, wieglücklich sind wir, ihre Kindersein zu dürfen! O welch ein Glück!O preiset mit mir den Herrn, imSchoße der Kirche geboren zusein! O welch ein Glück! Ich sehemeinen himmlischen Bräutigam,wie Er Seine Hand ausstreckt nachRom!

O wie glücklich, o Herr, wieglücklich sind wir Kinder derkatholischen Kirche! O glücklicheKinder der katholischen Kirche! Ofreuet euch mit mir! Wie glücklichsind wir Kinder der katholischenKirche! O wie erhaben, wie schönist doch die heilige Kirche! O freuteuch mit mir, die ihr zu dieserKirche gehört! Wie schön, wiewahr ist alles, was sie lehrt! Hörtdoch die Stimme eurer Hirten!

Wie glücklich sind diejenigen, dieder Stimme der Kirche Gehörgeben, nicht nur ihre Gebote solltihr halten, sondern ihrem leisestenWinke folgen! Hier fügt dieSchreiberin bei (sie bekam einenEinblick in die Großartigkeit derKirche): Wenn die Menschen wüß-ten, welches Glück es ist, ein

katholischer Christ zu sein, undwie wahr es ist, daß es hier dasParadies auf Erden ist in der heili-gen katholischen Kirche, da woll-ten sie nicht sterben. Wenn ihrMenschen wüßtet, ihr Kinder derkatholischen Kirche, was man fürein Glück hat, ein katholischerChrist sein zu dürfen, würdet ihrwünschen, nicht sterben zu müs-sen.

Kann ein Menschenkind in glü-henderen Worten seine heißeLiebe zu seiner Mutter zumAusdruck bringen als es BarbaraWeigand getan hat? Dieser Kircheversichert sie ihre unwandelbareTreue, dieser innigstgeliebtenKirche gilt ihr unablässiges Gebet.Mit dieser Kirche will sie beten,will sie das Jahr des Heils erlebenin engster Fühlung mit ihrer heili-gen Liturgie.

Jesus: „Meine Tochter, siehe! Alle,die mit gläubigem Herzen sichanschließen an Meine heiligekatholische Kirche, die mit gläubi-gem Herzen die Feste mitfeiern;wie geht dies aber anders als nurdann, wenn der Christ sich wiedereng anschließt an das LebenMeiner Kirche, d. h. an MichSelbst, Der Ich unter euch wohne,

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im allerheiligsten Sakrament, sosoll der gläubige Christ die heili-gen Feste, die heiligen Zeitenerwarten, die da immer wieder-kehren, und die deswegen soangeordnet sind von Mir Selbstund vom Heiligen Geiste. Sie sol-len stark werden, einander aufhel-fen in der Liebe, in der Kraft derLiebe, und diese Kraft der Liebefinden sie an allen hohen Fest-tagen, an all den Tagen, die erin-nern an Mich, an Mein Leidenoder an die Ereignisse, die mit Mirund Meiner heiligen Mutter zu-sammenhängen. An diesen Tagensollen sie sich einfinden an Mei-nem heiligen Tisch.“

„Sieh, welch herrliche FesteMeine Kirche vorführt, und wiewenige sind es, die dieses Glückgenießen und den Wohlgeruchdieser Feste einatmen in sich. Ichwill dir aber zeigen, von welchgroßem Nutzen es ist, diese Festeso mitzuleben und das Glück insich aufzunehmen, das jedem dar-aus hervorgehen soll.“

„Seht doch die Feste MeinerKirche. Auf diese will Ich dieMenschen hinweisen, auf dieFeste Meiner Kirche!“ „Darumkommt es, daß an Hauptfesten

sich alle mit Mir freuen.“„Niemand wird wagen, diejeni-gen zu tadeln, die tiefgläubigeSeelen sind, die das Leben derKirche leben, die sich anschließenan das Leben der heiligen katholi-schen Kirche.“

Das sind nicht nur Worte, das istGeist vom Geiste der SchippacherJungfrau, deren ganze Frömmig-keit eingebettet ist in den Stromdes kirchlichen Lebens, angefan-gen von der Feier der kirchlichenFesttage in ihrer Heimatgemeindebis zu den Gottesdiensten in derMainzer Bischofsstadt und wiederzurück zum fröhlichen Erlebendes Kirchenjahres in ihrem Schip-pacher Gotteshaus an ihrem Le-bensabend.

Den Reichtum der Liturgie neu entdecken

Barbara verstand es wie kaumeine zweite, aus dem unerschöpf-lichen Reichtum der kirchlichenLiturgie die jeweiligen Festgedan-ken zu schöpfen und in ihr eige-nes Gebetsleben zu verweben. Anden höchsten Festtagen und inder Betrachtung der heiligenOpfergeheimnisse wird sie zur

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gottinnigen Beschauung erhobenund tiefer Einblicke in den Geistder Liturgie gewürdigt, die unsergrößtes Erstaunen hervorrufen.Kein bedeutenderes Fest desHerrn, der Muttergottes odereines der größeren Heiligen gehtvorüber, ohne daß von ihr derFestgedanke in tiefgründiger undanschaulicher Weise herausgeho-ben und mit den großen Zeit-aufgaben in Kontakt gesetzt wird.Sah sich doch selbst einer ihrergrößten Gegner im Jahre 1916 zudem Geständnis gezwungen: Manmöchte ja Barbara Weigand umdie Gabe beneiden, wie sie dieGedanken des Kirchenjahres oft inkühnster und überraschendsterWeise in die betrachtende Formvon Zwiegesprächen mit Jesus,Maria und den Heiligen zu klei-den und auf alle möglichenLebensverhältnisse anzuwendenversteht.

Und kreisten nicht BarbarasGedanken von Jugend auf inebenso auffallender Weise um denMittelpunkt aller Liturgie, um dieheilige Eucharistie, für die siemehr als irgend jemand andereran persönlichen Opfern gebrachthat, der sie als Krönung ihreseucharistischen und katholischen

Lebens ein schönes Heiligtumerbauen wollte? Ganz klar umris-sen erscheint auch ihre Haltungzum kirchlichen Lehramt, dem siesich rückhaltlos unterwirft.

„Meine Kinder! Sagt es auch allendiesen Meinen Dienern, daß Ichwirklich und wahrhaft mit dir ver-kehre. Dies sollen sie daran erken-nen, daß nichts von dem, was Ichmit dir rede, abweicht von derLehre der heiligen Kirche.“

„Aus den Worten, die du nieder-schreibst, Meine Tochter, sollenviele, viele gute Entschlüsse undVorsätze gefaßt werden, und vielewerden auch gefaßt werden! JederMeiner Diener, der sie lesen wird,wird sie nicht lesen, ohne geisti-gen Nutzen für seine Seele, denner muß sich eingestehen, daß erein Buch des heiligen Evange-liums liest; nicht als ob dasEvangelium, das Meine Kircheaufbewahrt, nicht genügte, undals ob Ich hier Meiner Kirche einneues Evangelium in die Handgeben wolle, nein, nein!

Aber jeder Meiner Diener wirddas Evangelium darin finden, dasheißt, Mein Wort, Meinen Geist,den Ich ausgieße über Meine

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Dienerin, und er wird sich ange-trieben fühlen, dieses Buch, das erin der Hand hält und das ihm mitseiner Gewalt ist übergeben wor-den, mehr zu schätzen und mehrzu lieben. Er wird sehen, daß esdie Worte Desjenigen sind, Dereinst die Fluren Palästinas durch-wandelte.“

„Nun wißt, Meine Diener, diesesWerkzeug habe Ich Mir erwählt,um Meinen Willen durch sie derWelt kundzutun, um die Offen-barungen, die Ich einmal Selbstaussprach und Selbst verkündete,durch sie zu bekräftigen. NichtsNeues ist es, was Ich durch sie zueuch rede. Es ist dasselbe, was ihrselbst vortragt von Sonntag zuSonntag, an allen Festtagen undan allen Zeiten, wie sie die Kirchevorschreibt. Nichts Neues ist es,nein, nur eine Bekräftigung.“

„Merkt es euch, Meine Kinder! Eswird viel gepredigt, und dochsieht man wenige Früchte. Darumkomme Ich, um den Menschen zuzeigen, um die Worte zu bestäti-gen, die Meine Diener ausstreuenauf der Kanzel und im Beicht-stuhl.“

Meine heilige katholische Kirche ist geleitet vom Heiligen Geist

„Alles, was im Evangelium nie-dergeschrieben ist und was vonder Kanzel herab gepredigt wird,will Ich nur bestätigen durchMeine Diener, in denen Ich rede.“„Ich erwähle Mir Werkzeuge, umdurch sie zu reden. Und alle, diesich anschließen an den Geist, Derda bestätigt wird in den Schriften,Der da Mein Geist ist, sollen undwerden gerettet werden.“

„Die heilige katholische Kirche istgeleitet vom Heiligen Geist.Darum merkt euch und sagt allendenen, die sich euch anschließen,daß sie diese Worte recht beherzi-gen, damit das Reich Christi, aus-gebreitet werde.“ „Solange dichnichts abzieht vom heiligenkatholischen Glauben und derLehre der Kirche, mußt du wis-sen, daß es recht ist.“

„Da der Unglaube anschwillt zueinem Strom, der die ganze Weltüberflutet, und alles mit sich fort-schwemmt, außer denen, die sichanklammern an Mein Reich, dasIch gestiftet in Meiner Kirche.“„All die Gefahren, die Tag für Tagan euch herantreten, sollen euren

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Seelen keinen Schaden bringen,wenn ihr nur treu haltet an denGeboten Gottes und der Kirche;mehr verlange Ich nicht, wenn ihrnur hört auf die Stimme MeinerDiener.“ „Laßt Meinen Geist we-hen, wo Er will und wie Er will ineuch, nur schließt euch an Meineheilige Kirche an und nicht um einHaarbreit weichet von ihr ab.“„Keinen Pfennig Vermögen ver-lange Ich, aber ein bereitwilliges,gutmütiges Herz, das sich an-schließt an Meine heilige Kirche,die Ich gestiftet habe.“

Eine andere Kirche besteht nicht

Mit Nachdruck verlangt Barbarain ihren Schriften den Gehorsamgegen die Priester als Stell-vertreter Gottes. „Meine Dienerhaben Meine Gewalt überkom-men, und Ich muß allen, die eswagen, sich ihnen zu widersetzen,mit Strenge entgegentreten.“ „Esist unumgänglich notwendig, daßder Mensch verbunden ist mitdem Herzen, dem Priester.“ „Sonur kann der Christ, der in Ver-bindung steht mit seinem Priester,der das Herz der Kirche ist, Lebenund Gnade und Heil erlangen.“

„Eine andere Kirche bestehtnicht.“ „Der Mann, vereinigt mitdem Priestertum, soll die Kirchehalten.“ „Diejenigen, die sich anMeine Kirche anschließen, sollengerettet werden.“ „Dadurch nurkann der Christ sich heiligen,wenn er sein Gebet fleißig übt undder Kirche Gehör schenkt.“ „IhrJünglinge, folget euren Vorge-setzten!“ ,‚Deshalb sind dieGebote der Kirche denjenigen, dieIch auf Sinai gegeben, ganzgleich.“

„Siehe, die heilige Kirche ist dieMutter der Wahrheit! Sie hat unsdas Priestertum gegeben, damitwir in all unseren Bedrängnissenuns Trost bei ihm holen.“ „Genü-gen muß es auch, daß alles, wasIch in euch wirke, mit MeinerKirche und ihrer Lehre überein-stimmt.“„Ihr alle, die ihr eintretenwerdet und wollt in den Liebes-bund, ihr alle sollt beitragen, dieKirche zu stützen.“

Bekanntlich hat man in einer imJahre 1916 erschienenen BroschüreBarbara Weigand als gefährlicheSektiererin hingestellt, die sich mitihren Schriften von der katholi-schen Kirche losgesagt habe: Sielehre darin „die Insuffizienz des

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Lehramtes der Kirche, stelle sichmit den Propheten und Apostelnauf eine Stufe und setze ihreSchriften an Bedeutung nebenoder sogar noch über die HeiligeSchrift, ja sie stelle ihre Privat-offenbarungen über das Wort derKirche. Es sei deshalb am Platze,sie unschädlich zu machen.“

Die vorausstehenden Zitate undAuszüge aus den SchippacherSchriften bieten dem vorurteils-freien Leser das Bild einer über-aus frommen Gläubigen und einein jeder Hinsicht eng mit derKirche verwurzelten Frau undstellt sie auch in jeder Hinsicht freivon der Behauptung, sie sei einegefährliche Sektiererin.

Die Schippacher Schriften bringen geistigen Nutzen

Warum scheut man sich in kirchli-chen Reihen auch heute noch, dieWahrheit über Barbara Weigandzu erforschen und ihr Leben undWirken wahrhaft zu untersuchenund daraus dann die richtigenSchlüsse zu ziehen? Sagt dennBarbara Weigand nicht an dieserStelle ganz klar folgendes: a) dasEvangelium der Kirche genügt, b)

ich will kein neues Evangeliumbringen, c) meine Schriften wollenmit dem Evangelium Christi über-einstimmen?

Weist sie nicht schon im vorausden möglichen Vorwurf, sie„lehre“ die Insuffizienz des kirch-lichen Lehramtes und der Heili-gen Schrift, laut und feierlich mitdreimaliger Entrüstung zurück?

In der Tat hat die SchippacherJungfrau niemals die Insuffizienzdes kirchlichen Lehramtes „ge-lehrt“, wohl aber des öfterenbetont, sie wolle mit ihren Wortendie alte Wahrheit ins Gedächtniszurückrufen und bekräftigen, dieKirche und ihre Diener unterstüt-zen; sie ruft auf zum Anschluß anKirche und Priester zum Gehor-sam gegen die Gebote und denVorschriften der Kirche und preistin überschwenglichen Worten dasGlück, dieser heiligen katholi-schen Kirche angehören zu dür-fen.

Einer Person, die solch warmeWorte für Kirche, Liturgie undPriester findet und in ihrem gan-zen langen Leben eine so treueTochter dieser Kirche geblieben ist- trotz der schlimmen und enteh-

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renden Beschimpfungen -, einersolchen Person kann man nichtden Vorwurf machen, sie betreibeSektiererei. Zur Begründung einessolchen Vorwurfes bedarf eswahrlich eines anderen Materials,als der oben angeführten Stellen.

Die Liebe und Treue der JungfrauBarbara zu ihrer heiligen Mutter,„der Kirche“, kommt in überra-schend schöner Weise auch inihrer Vision vom 20. September1895 (als die römischen Frei-maurer den 25. Jahrestag derBesetzung Roms feierten) überden Statthalter Christi zumAusdruck: „Darum muß MeineKirche diese Glieder zurückfüh-ren, Meine jungfräuliche Braut allihre Kräfte zusammenraffen, umdie Lauen aufzurütteln, um dieGuten zu bestärken, um dieSchwachen zu ermutigen, damitalle einstehen für die RechteMeiner Kirche, und das Häufleintreuer Christen sich zusammen-scharen um seinen Hirten, MeinenStellvertreter, den Ich in Rom alsStatthalter aller Christen hinge-stellt habe.“

„Dieser Mein Statthalter hat vieleGehilfen, das sind eure Seelsorger,eure Priester. Diesen soll jeder

Christ folgen, unter ihrer Leitungsoll er gehen!“ „Wenn die Not amgrößten ist, wenn alles erschüttertist auf dem ganzen Erdkreis, dannwerde Ich hineinsteigen insSchifflein Petri, und alle, die aus-geharrt in all den Stürmen, wer-den mit Mir sich vereinigen undein Schafstall und eine Herde wirdwerden in der ganzen Welt, MeineKirche wird anfangen zu blühen.“„Mut, Meine Kinder, Mut, ihrPriester, die ihr es glaubt, haltetfest das Steuerruder, ihr seid derSteuermann im Schifflein Petri!“

Maria, breite Deinen Mantel ausüber Deine geliebte Kirche!

Wie sehr verstand es BarbaraWeigand doch, im Gebet zu Gottund der lieben GottesmutterMaria, Deren Herzen zu erstür-men. An ihrem Gebet kann sichjeder aufrechte Katholik anlehenund erwärmen. Barbara Weigandwar eine innige Beterin, die keinenTag im Kirchenjahr verstreichenließ, abgesehen von den Leidens-tagen, in denen sie ans Bett gebun-den war, ohne nicht vor dem heili-gen Tabernakel oder an denKreuzwegstationen ihr innigesGebet zu verrichten.

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Die Offenbarungen des Herrn ansie sind voll des Beweises ihrerkindlichen himmelwärts gerichte-ten Gebete und Anrufungen: Omein Jesus, ich bitte Dich, halteDeinen Arm über das Oberhauptder Kirche, über Deinen sichtba-ren Stellvertreter auf Erden, laßnicht zu, daß ihm und einem sei-ner Diener ein Haar gekrümmtwerde!

O ewiger Vater, um des Opferswillen, das alle Tage auf unserenAltären dargebracht wird, schoneDeines Volkes! O liebe MutterMaria! Breite Deinen Mantel ausüber Deine heilige Kirche, laßnicht zu, daß ihre Feinde dieOberhand gewinnen! Was einGewirr das ist!

Als wenn die Hölle sich geöffnethätte und wäre auf Erden erschie-nen! Licht vom Himmel. Ich seheden Heiligen Vater (Leo XIII.) mitseinen Kardinälen versammeltund im Gebete vereinigt.

Die Jungfrau Barbara tritt ein fürden Heiligen Vater beim Sturm inDeutschland wegen der Borro-mäus-Enzyklika am 8. Juli 1910;sie will mitleiden mit demOberhaupt der Kirche und treuen

Statthalter Jesu Christi am 4.Dezember 1910; alle sollen nachRom blicken, nach Rom sollenihre Mitteilungen gelangen, beimHeiligen Stuhl sucht sie Schutzund Hilfe.

Der Arm Meiner Gerechtigkeitist ausgestreckt, das Schwertschwebt über den Völkern

Wie ein Kind die Schmerzenseiner Mutter mitfühlt, so leidetBarbara unter den Verfolgungender Kirche: Ich sehe ein Kreuz sogroß, daß es mir scheint, es reichevon der Erde bis zum Himmel;unter dem Kreuz steht eine Frau,sie schaut gegen Himmel undweint bitterlich, die Hände rin-gend.

Dazu gibt ihr der Herr die folgen-de Erklärung: „Meine Tochter, dasKreuz ist die Zeit, weil die Weltsich so ganz und gar von derKirche trennt und auf die WorteMeiner Diener nicht mehr achtet.Die Jungfrau, die darunter steht,ist Meine jungfräuliche Braut, dieheilige Kirche, sie beklagt ihreKinder, die nicht mehr auf sie ach-ten.“

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Ihr Freitagsleiden mit den er-schütternden Stürmen ist einSinnbild des Sturmes, der über dieKirche hinwegfegen wird.

Jesus: „Der Arm Meiner Gerech-tigkeit ist ausgestreckt, dasSchwert schwebt über den Völ-kern, die Zuchtrute, ein großesWehgeschrei wird gehört werdenvon einem Ende zum andern, ihraber wundert euch nicht, ihrGlieder der katholischen Kirche,daß Ich euch alle mit Leiden heim-suche, denn ihr, die ihr die leben-digen Glieder dieses mystischenLeibes seid, müßt fühlen, was dietoten Glieder mir verursachen.“

Unerschütterlich ist ihr Vertrauenin den endlichen Sieg der Kirche:Am zweiten Freitag im Dezember1895 hört sie Jesus also: „IhrDiener Meiner Kirche, höret dieStimme eures Meisters, fürchtetnicht diejenigen, die euch gegen-überstehen, denn wißt, daß dieGewalt, die ich euch gegeben, keinMensch auf der ganzen Erde hat,auch nicht die Mächtigsten.Darum sollt ihr ihnen frei entge-gentreten, und wenn sie eureStimme nicht hören, will Ich andem Felsen Petri ihr Haupt zer-schmettern und auf den Trüm-

mern ihrer Throne Meine Kirchewieder aufblühen lassen.

Siegreich wird Meine Kirche her-vorgehen aus allen Kämpfen. Eheaber dies geschieht, wird ein gro-ßes Blutbad die Erde tränken undein Wehgeschrei wird die ganzeWelt erfüllen.“

Die Pforten der Hölle werden Meine Kirche nicht überwältigen

Am 7. September 1896 sprichtJesus: „Ich habe Meiner Kircheversprochen, daß die Pforten derHölle sie nicht überwältigen, undeher werden Himmel und Erdevergehen, als Meine Worte verge-hen werden. Und wieder habe Icheuch gesagt, daß Ich alle Tage beieuch bin bis zum Ende der Welt.Darum kommt, ihr Priester,kommt an Mein Herz! Seht, wieIch Mich am Altar täglich mit euchvereinige; kommt, euch habe Ichberufen, das Werk wieder zuerneuern, das Ich gestiftet: MeinReich.“

Wieder wendet sich die Stimme andie Priester, am 12. März 1897:„Begeistern will Ich euch, belebeneuren Glauben, befestigen euer

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Vertrauen, daß ihr unerschüttertsteht in dem Sturm, der um euerHaupt wirbelt; denn furchtbarwird das Getöse sein, das Geheul,der Sturm, der über Meine Völkerergehen wird, und es wird dieganze Kraft eures Willens kosten,um nicht erschüttert zu werden.

Ihr werdet wohl ob der Dinge tieferschüttert sein, aber eben darumsollt ihr die Worte hören, die Ichan euch richte; ihr sollt die einzi-gen sein, die Meine Kinder auf-richten und erhalten sollen, sollMeine Kirche wieder aufblühen,und alle Völker werden herbei-kommen und sich unter ihrenFittichen verbergen und alleOberhäupter werden ihrenNacken beugen und ruhen unterdem Schatten dieses Baumes undsich laben an den Früchten, die erzeitigen wird.“

Von diesem endlichen Triumphder Kirche redet Jesus zu SeinerDienerin am 30. Juli 1897: „MeineKirche soll bestehen und wirdbestehen, auch wenn die ganzeWelt sie zu zertrümmern droht,und niemals ist sie so herrlich inBlüte gestanden, als sie stehenwird nach Ablauf dieser Frist.“ Am 2. Juli 1898 Maria: „So wird

die Kirche siegen, siegen bis zueinem Grad, wie sie noch niegesiegt, seitdem Mein Sohn siegestiftet und es wird nach über-standenem Kampf ein großerFriede herrschen unter SeinemVolk.“

Am 29. September 1899 sprichtErzengel Michael: „Eure Häupterwerden zerschellen am SchiffleinPetri; ihr alle, die ihr Böses sinnet,auf euren Trümmern wird dieKirche Jesu Christi erbaut werden,auf den Trümmern derjenigen, dieda wähnen, die Kirche zu vernich-ten.“ Maria: „Mit einem Lorbeer-kranz wird das Haupt der Kircheumwunden vor der ganzen Weltdastehen. Alle irdischen Mächtewerden zu diesem Sieger empor-blicken, Der da vor ihnen steht inlichthellem Gewand, strahlendwie eine Sonne, deren Strahlenüber die ganze Erde dahingehen.

Sie werden bewundern die mil-den Augen dieses Fürsten, Der imLorbeer vor ihnen steht, und siewerden sich sagen: Wie törichtwaren wir, die wir es wagten, unsIhm entgegenzustellen. Auf denTrümmern ihres Reiches wird dieKirche erblühen, weil sie unterdem Zepter dieses großen Monar-

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chen stehen, dieses Friedens-fürsten.“

Unsere Kirche siegt, aber nur im Kreuz

Der Endsieg wird dem ReicheGottes sein: das ist der JungfrauBarbara, in heiliger Schau immerwieder gezeigt, unerschütterlicheZuversicht: Aber dieser Sieg kannnicht anders gewonnen werden,denn im Kreuze. Unsere Kirchesiegt, aber nur im Kreuz. Es wirdeine Umgestaltung zuwege ge-bracht; aber nur durch das Kreuzund im Kreuz wird die Kirche sie-gen. Ich sehe das Kreuz aufgerich-tet, von der Erde bis zum Himmel.

Harret aus, ihr guten, getreuenSeelen, vereinigt euch mit mir,helft mir Jesus zu lieben; o gewiß,wir werden siegen; denn wirhaben den lebendigen, den wahr-haften Gott bei uns im aller-heiligsten Sakrament.

Jesus: „Mögen sie planen undPläne schmieden, mögen sie täg-lich den Untergang Meiner Kirchebeschwören, Meine Kirche wirdsiegen, und zwar glorreich siegen,triumphieren über alle Mächte der

Hölle. Nur auf dem Wege, wie Ichin den Schriften angegeben, undauf keinem andern, wird MeineKirche zum Sieg gelangen. Ichhabe dir nicht umsonst gezeigtdas Kreuz, das bis in den Himmelreicht.“

Die Reinigung der HeilsanstaltGottes hat begonnen

„Kümmere dich nicht, Mein Die-ner, es kommt die Zeit der Ernte,dann wirst du die Früchte ernten,die du ausgesät hast. Ihr aber,Meine Kinder, seid eifrig im Ge-bet, wachsam über euch selbst,über eure bösen Neigungen, seidnicht verzagt, geht mutig voran,unterstützt Meine Diener, gehtHand in Hand mit ihnen.“ „Ihraber, Meine getreuen Kinder, hal-tet zusammen, unterstützt diePriester durch Opfer, Sühne undLeiden.“ „Es ist ja, um das ReichChristi auszubreiten auf der Welt,und was ihr nicht so an Gabengeben könnt, das ersetzt durch eif-riges Gebet und Bußtränen undSühnungsleiden.“ „So müssenMeine Diener tun, wenn die Straf-gerichte hereinbrechen über MeinVolk.“

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„Es sollen noch viele gerettet wer-den durch das Gebet frommerSeelen, die Ich in großer Zahlerwecken will. Dort sollen sieKraft und Labung schöpfen undso das Priestertum unterstützenmit Mut und Gottvertrauen.“ „Esmuß Männer geben, die einstehenfür Meine Rechte, die sich aufop-fern für Meine Kirche.“ „Ihr müßtsichtbare Helferinnen der Kirchesein, sichtbare Stützen derKirche.“

„Je enger ihr euch an die Kircheanschließt, desto reichlicher derSegen. Ich wünsche, daß MeineKinder dem Rufe der Hirten fol-gen, der Stimme der Kirche. Alles,was die heilige katholische Kirchetut, tut Gott Selbst.“ „Alle müssendazu beitragen, daß das ReichGottes erweitert werde.“

So sprach der Herr durch BarbaraWeigand von Schippach, der manvorwarf, sie habe sich von derkatholischen Kirche getrennt unddie katholische Hierarchie ge-sprengt!

Priester und Priestertumder Kirche

Schon in den bisherigen Betrach-tungen über die Kirche und ihreKämpfe trat uns die hohe Bedeu-tung entgegen, welche in denSchippacher Schriften dem Prie-stertum und der Tätigkeit derPriester in den großen Zeitauf-gaben beigemessen wird. In derHand des Priesters liegt letztenEndes das Geheimnis des Erfol-ges; an die Priester müssen sichalle anschließen, denen es ernst istmit der Rettung ihrer eigenen See-le und mit der Rettung der Welt:so verkündet es laut die Jungfrauvon Schippach. Widmen wir die-ser Seite der SchippacherSchriften noch einige Aufmerk-samkeit!

Die Würde des Priestertums

„Alle Meine Diener sind MeineStellvertreter, sind ein andererChristus. Und wenn je seit neun-zehn Jahrhunderten in MeinerKirche das Priestertum ein ande-rer Christus sein mußte, so jetztzu dieser Zeit.“ „Die Zinnen desKreuzes müssen auf den Zinnender Kirche aufgerichtet werden,

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so hoch, daß es von der ganzenWelt gesehen wird; das Kreuz aufden Zinnen der Kirche muß soglänzen, vom reinsten Gold ver-fertigt, daß es leuchtet wie dasGold. Dieses Gold müssen MeinePriester sein, die Priester müssenmit solcher Liebe das Kreuzumfangen, daß das Kreuz dieganze Welt überragt.“

Der Priester ist das Angesicht der Erde

„Der Priester ist das Angesicht derErde. Auf ihn schaut die ganzeWelt, und wenn die Menschheitden Frieden und die Ruhe (sc. desPriesters) sieht, wie er unentwegtüber all das hinweggeht, wasandere sich zugute tun, so sagtsich jeder: Sieh, so mußt du esauch machen; das ist das guteBeispiel der Priester.“

„Sage ihnen, wie ohnmächtigSatan ist, wenn Meine Diener dieWaffen ihnen entgegenhalten, dieIch ihnen in die Hand geben will.Die Gewalt, die sie besitzen, läßtsich nicht einschüchtern durchirdische Gewalt. Ohnmächtig sin-ken sie (die Feinde der Kirche) zuBoden, wenn Ich Mein Haupt

erhebe, Mein Haupt in MeinerKirche, und wenn die richtige Zeitgekommen ist, werde Ich es tun.“„Diese Meine Diener sind diejeni-gen, die dieses Kreuz aufrichtenmüssen. Siehe, Meine Diener, sindes, die dieses Kreuz belegen müs-sen mit dem Gold der Liebe.“

„Sage den Priestern, wie sehr Ichsie liebe, wie Ich ihre Mühen der-einst belohnen werde‚ darum solljeder Priester ein anderer Christussein. Ihr Opferleben, verbundenmit dem Opferleben so vielerSeelen, die Mich noch lieben, dieUrsache, daß der Untergang derWelt noch verzögert wird.“

„Der Zeitgeist soll und muß um-geschaffen werden, eine andereLuft muß wieder wehen, einewarme Südluft, die Herzen müs-sen wieder von neuem Glaubenbelebt, angefacht und erwärmtwerden, und das können nur diePriester der katholischen Kirchezustandebringen.“ „Mein Geistlebt fort in den Priestern derkatholischen Kirche. Mit MeinemGeist übergab Ich ihnen MeineMacht und Meine Gewalt. Darumhabe Ich sie hingewiesen anMeinen Tabernakel, wo Ich inWirklichkeit noch unter ihnen

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weile.“ „Vom Priestertum alleinhängt die Rettung der Menschheitab. Wie aus einem Herzen soll dasGebet zum Himmel emporsteigenfür das heilige Priestertum. Gebteuch Mühe, damit recht viele dasPriestertum fleißig unterstützendurch Gebet und durch Trostes-worte.“

„Alle Meine Diener sollen sicherinnern, wenn sie an den Altartreten, daß sie leibhaftig vor Mirstehen und mit Mir, dem allmäch-tigen Gott verkehren. O wiewürde der Glaube erneuert wer-den, wenn alle Meine Diener inder ganzen weiten Welt wüßten,vor wem sie stehen!“ „In der heili-gen katholischen Kirche hat derHerr das Paradies wieder erneu-ert. Hineingepflanzt hat Er wiederdie Bäume, die da sind diePriester.“

„Ihr Diener der katholischenKirche! Seid ihr doch die Trägerdes Wortes Gottes! Vergeßt nicht,daß der Herr mit euch ist!“ „Wißtihr denn, wer das Herz der Kircheist? Es ist das katholische Priester-tum.“ „So wie das Gold das Kost-barste ist in der Kirche, in demsteinernen Bau, so ist das Priester-tum in der Kirche das Kostbarste,

(sie sind) die kostbarsten Ge-schöpfe, weil sie Meinem Herzenam nächsten stehen und weil vonihnen das ganze Wohl und Weheder Völker abhängt. Ist dasPriestertum nach Meinem Herzenbeschaffen und nicht verweltlicht,dann steht es gut um die Völker.“

Diesem Priestertum widmet unse-re Gottesfreundin herzliche Worteder Anerkennung, der Aufmunte-rung und des Lobes für seineunermüdliche und aufreibendeTätigkeit:

Am 10. Juni 1898 betet sie für diePriester: Sieh, wie die Priester sichmühen Tag und Nacht und nursinnen, wie sie Dich verherrli-chen, wie sie das arme Volk her-beiführen können zu Dir und wiedie Gläubigen ihre Stimme hören!O habe Erbarmen, o Herr, ver-schone Dein Volk.

Siehe, Deine Priester, wie siearbeiten und sich abmühen; siehdoch das feurige Priestertum, wiees sich hinschlachtet und hinop-fert!

Jesus: „Es ist wahr, daß MeineDiener vor dem Volke sich aufrei-ben, und Ich belobe ihren Eifer.

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Wenige Männer sind es, die nochzur Kirche stehen, die noch dieSäulen stützen helfen, das da istdas Priestertum.“

Im Weigandschen Hause zuMainz sprach man aber nicht nurin dieser Hochachtung von demPriestertum, man nahm diePriester auch in Schutz, selbst aufdie Gefahr materiellen Boykotts.Bezeichnend für diesen Katho-lizismus ist ein Vorfall, über den inden Schippacher Botschaften be-richtet wird. Anläßlich der Reichs-tagswahl zwischen einem katholi-schen und einem freigeistigenKandidaten kam es in der Wei-gandschen Wirtschaft zu massi-ven wüsten Beschimpfungeneines Priesters durch einzelneWirtshausgäste. Als Frau Weiganddie Schreier zur Rede stellte, ver-ließen sie das Lokal unter denRufen: „Hoch leben die Pfaffen!Nie mehr werden wir eureWirtschaft betreten! Haltet nur zuden Priestern!“

Den Priestern schenkt Barbara ihrinniges Gebet: O heiliger Josef,bitte für die Priester, erflehe ihnenalle Gnaden, die sie suchen, umrecht viele Seelen zu gewinnen. Omein Jesus, laß uns nicht ruhen,

Dich zu lieben. Ich empfehle Dirganz besonders den Bischof vonMainz und die Priester dieserDiözese. Ich empfehle Dir alle dieklösterlichen Genossenschaftender ganzen Welt.

So hoch nun Barbara auch Priesterund Priestertum schätzt, ebensofreimütig spricht sie aber auchaus, was die innere Stimme zu denDienern Gottes spricht; ihre Wortehierzu klingen wie die Aufforde-rung zu ernster Gewissenserfor-schung.

Jesus: „Meine Priester sind diePfähle, die tief eingeschlagen sindin das Erdreich Meiner heiligenKirche. Den Zaun müssen all dietreuen frommen Seelen bilden, dieangekettet und angenagelt sind andie Pfähle, an das katholischePriestertum. Sie müssen allesertragen und erdulden, aber auchtun, was diese Pfähle sie lehrenund selbst vorpredigen, aber auchselbst tun sollen; Ich sagte: tun sol-len.

Tun sie es aber nicht, dann wendetdas Wort um, das Ich einst gespro-chen in Meinem sterblichenLeben: Tuet nicht nach ihrenWerken, tuet nach ihren Worten,

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denn viele Priester der katholi-schen Kirche geben dadurch gro-ßes Ärgernis, daß sie es so gernmit der Welt halten möchten.“

„Nicht soll die Welt vom gutenGlauben abgebracht werden, wieeinige Meiner Diener meinten,und wie sie sagten, man müssesich mehr mit der Welt vereinigen,man müsse mehr der Welt nach-sprechen, es sei nicht mehr dieZeit, vom Wunderglauben zureden.“

„Die Menschheit ist zu verwelt-licht, selbst diejenigen, die Mirdienen, sind mit viel Weltgeisterfüllt. Viel Üppigkeit und Be-quemlichkeit ist selbst in denjeni-gen, die sich ganz Mir geweihtund Mir dienen wollen.“

„Die Verachtung und Verdemüti-gung ist verpönt unter denen, diees lehren. Sie lehren gerne das gei-stige Leben, aber sie machen eswie hier in Mainz, die in derPraxis alles bekämpfen.“

Viele Priester haben ihre Erste Liebe verraten

„Die Priester huldigen vielfach ei-nem falschen Optimismus, wennsie die jetzige Zeit immer hinstel-len, als sei sie wunder was füreine gute. Nein, nein, MeineDiener, da irrt ihr euch gewaltig.“Mit seherischem Weitblick rügtBarbara die politisierenden Geist-lichen und deren allzu großesVertrauen in die Vereine und dieZeitungen: Sie wendet sich gegenjene, die nur lesen, um zu kritisie-ren und zu politisieren, die alleszerschneiden möchten, weil siemehr Politik treiben, als daß siesich dem Glauben unterwerfenwollen.

„Wißt, ihr Gelehrten und ihr, dieihr nicht gelehrt, aber zu ober-flächlich seid, um etwas zu erfas-sen, weil ihr allzuviel verstricktseid in das irdische Treiben nachGeld und Gut, euch wird das alleswenig nützen; all eure Schätze, alleure Gelehrsamkeit aus denBüchern, wenig werdet ihr Nut-zen haben für die Ewigkeit.“

„Darum bitte Ich alle Diener derkatholischen Kirche Deutsch-lands: Laßt ab mit solchen

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Dingen, mit solchen Phrasen, dieihr aus der Zeitung herausnehmt.Dies sind doch nur solche Männer,die ihr Brot damit verdienen, nichtaber die Säulen Meiner Kirche.“„Euch aber, ihr treuen DienerMeines Herzens, euch sage Ich:Haltet es nicht mit solch gelehrtenGeistern, nehmt keine Zeitung indie Hand und studiert eure Pre-digt nicht aus der Zeitung; dennmit Zeitungsschreibern und Ver-fassern von Lektüren, die nur aufBildung und Aufklärung und aufWissenschaft versessen sind, geheIch nicht.“

Ihr Priester, blickt auf Meine Kirche

„Solange nicht die Priester mitdem gläubigen Volk den Bußgangmachen, solange bleibt all ihreWirksamkeit unfruchtbar. Solangedas nicht geschieht und diePriester sich schämen wollen, sichzu vereinigen mit dem Volkedurch fromme Bußwallfahrten -nicht Vergnügungs- oder Partei-wallfahrten - und wie das Volkmitbeten und mitsingen und ein-mütig zum Himmel schauen,solange wird es nicht besser.“

„Mit Vereinen, die nur mit Theaterund Konzerten gewürzt sein müs-sen, ist Meiner Kirche nicht gehol-fen. Diese können ihr nicht zumSiege verhelfen; sie sind wohldafür noch gut, die Katholikenzusammenzuhalten und daß derGlaube nicht ganz erlischt, aberdas Erdreich der Kirche muß auchbefruchtet und betaut werden.“

„Wie stünde es anders in der Welt,wenn die Bischöfe und Priesterden Mut hätten, offen und frei vorden Großen zu reden, um ihnenzu sagen, daß man Herzen nichtbekehren kann, wenn auch nochsoviel Schwerter klirren und mitWaffengewalt, sondern nur dieheilige Kirche und ihre Diener,opfernd, sühnend, leidend.“

„Ihr sollt hinaustreten vor MeinVolk und ihm sagen: Du, meinVolk, hast es getan, du hast dieStrafgerichte Gottes heraufbe-schworen, und es wartet der Herrmit Seiner strengen Gerechtigkeit,dich zu züchtigen. Wohlan, wähle:hier liegen zwei Wege vor dir.“

„Es wird lange dauern, bis ihr dieSprache versteht, die Ich zu euchrede durch Meine Dienerin. Eskommt aber die Zeit, wo ihr sie

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verstehen werdet. Unter derZuchtrute erst werdet ihr beken-nen: Ja, Vater, wir werden Dir fol-gen!“ „Es sollen sich die Dienerder Kirche nicht wundern, son-dern fest glauben, was Ich durchdich an sie richte. Es wird derKampf noch lange dauern, aber eskommt viel darauf an, wie sie Mirentgegenkommen. Wenn sie mitLöwenmut und Adlersflügelnsich emporschwingen zu Mir,wenn sie vor die Völker hintreten,nicht scheuend die Verachtungenund Verspottungen, die man all-seitig ihnen entgegenbringt, wennsie retten, was noch zu retten ist,wenn sie die Guten fortwährendermuntern und anfachen, dieSchwachen stärken und aufrich-ten, die Gottlosen, wo es nötig ist,tadeln, strafen, warnen, wenn sieungeniert mit Löwenmut auftre-ten vor jedermann: nur so, wennder Feind sieht, daß ihr nicht ein-geschüchtert werdet durch seineBosheit, nur dann wird er ent-waffnet.“

„Mutig, mit Entschlossenheit, wieMein Diener auftritt, soll er über-all auftreten, einfach in seinenReden, er braucht nicht zu fürch-ten, daß er zu weit gehe; denn einkatholischer Priester darf keine

Menschenfurcht kennen.“ „MeineDiener sind das lebendige Wort,Meine Diener sind der Fels Petri.Die Priester sind der Fels, an demdie Feinde abprallen.“

„Wozu noch das Zagen undZittern? Die Pforten der Höllewerden sie nicht überwältigen.“„Um so stolzer müßt ihr dasHaupt erheben, um so sicherermuß euer Fuß stehen, um so feier-licher müßt ihr durchschreitendurch all die Wirren der Zeit. ZumSieg sollt ihr führen das Reich JesuChristi.“ „Nicht der mächtigsteHerrscher hat die Gewalt, die Icheuch verliehen, die Gewalt überdie Herzen der Menschen. Tretetdeshalb vor die Mächtigen hinund steht mutig für Mich ein; dasverlange Ich von euch!“

„Vergeßt nicht, daß der Herr miteuch ist, daß ihr euch nicht zufürchten braucht, mag man euchgegenübertreten, mag man euchverfolgen und hinausstoßen; eskommt eine Zeit, wo ihr eucherinnern werdet. Aber fürchtetnichts, tretet hin vor dieMächtigen!“ „Ihr seid die Gene-räle, die Ich gestellt, um anzufeu-ern alle Soldaten, die Ich euchunterstellt habe.“

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„Ihr sollt ihnen Mut eingießen!“„Ihr Priester des Herrn, warumwollt ihr mutlos werden? Ich habeeuch eine Fahne aufgepflanzt, un-ter dieser geht ihr sicher. Schautauf sie und euer Mut wird wiederbelebt; es ist das heilige Kreuz!“„Harret aus, Meine Söhne, ihrPriester der katholischen Kirche!Ermahnet eure Brüder! “

Gelehrsamkeit allein wird den Erfolg nicht bringen

„Nicht die Wissenschaft machtHeilige, sondern das Kreuztragenin der Art und Weise, wie Ich estrug.“ „Wird denn der Menschbesser werden, wenn er sich mehrin erzwungener Wissenschaft er-gießt, als wenn er sich leiten läßtvon übernatürlicher Wissenschaft,vom Geiste des Lichts?

Erzwungene Wissenschaft ist allesdas, was der Diener der Kirchesich aneignet, durch große Mühelernt und studiert und in sich auf-nimmt, aber ein himmelweiterUnterschied ist es zwischen derGelehrsamkeit, die aus dem Glau-ben herausgeleitet ist, und jenererzwungenen. Mit all solcher Ge-lehrsamkeit werden wenig Seelen

gerettet.“ „Ihr Priester der katho-lischen Kirche! Wendet eure Au-gen und eure Herzen ab von den-jenigen, die euch nur Bildung pre-digen. Aus ist es mit der Bildung,wo der Glaube fehlt und dieReligion. Mit gebildeten, hochge-lehrten, ausgekünstelten, fein ge-sprochenen Worten legt ihr keineSalbe mehr auf die Wunden derMenschenherzen. Eure Wortemüssen aus tiefgläubigem Herzenherausgehen, mit warmer Gottes-und Nächstenliebe.“

Die Priester sollen eucharistisch wirken

„Darum sollen die Priester dasgläubige Volk recht herbeiführenzu Meinem heiligen Tisch, anhal-ten zur Verehrung des allerheilig-sten Sakramentes; dafür sorgen,daß die Kirchen allüberall geöff-net bleiben und die Gläubigeneine stille Stunde bei Mir zubrin-gen.“

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Jesus Christus ist der Große Monarch

Jesus: „Es ist der große Monarch,Der unter euch wohnt und den soviele nicht mehr kennen, Der dortim stillen Tabernakel wohnt; Er,der große Monarch, Der kommenwird, um Sein Volk zu retten, DerSeiner Kirche den Sieg verleihenwird. Ihr aber, ihr Diener derkatholischen Kirche, ihr seid dieOffiziere, ihr seid die Feldherren.Der Quell, der in diesem Paradiessich findet, ist kein anderer alsDerjenige, Der dort im stillenTabernakel wohnt.“

„Ihr, Meine Diener, ihr sollt sieherbeiführen zu Meinem Tisch.“

Den Predigern empfiehlt Er Demut und kindlicheFrömmigkeit

„Man muß das Volk wieder anlei-ten zum demütigen Glauben, undnicht allein anleiten, sondern auchselbst zeigen, daß man mittunwill. Aber all die Großtuerei nütztnichts, alles was sie predigen undlehren, und wenn der Predigernoch so eifrig und feurig gespro-chen, das Volk hört es nur an und

geht ungebessert hinaus.“ „Das istder einzige Halt, daß die Men-schen wieder zu Kindern werden,daß sie kindlich glauben.“ „Wenigrichtet eine beredte Zunge aus, eingelehrter Geist auch unter seinenMitmenschen, wenn er nicht zu-gleich ein tiefgläubiger, ein demü-tiger, ein dem Gebetsleben ergebe-ner Priester ist.“ „Darum sollendie Priester mehr beten, demütigbleiben und viel vor dem Taber-nakel knien.“

„Ihr alle, Meine Diener, wandeltin der Demut, wandelt in einemrein kindlichen Glauben undklammert euch an das Band, dasIch um euch geschlungen habe, andas Band der Liebe, das ausgehtvon Meinem Herzen im heiligstenSakrament.“

„Wenn der katholische Glaubesoll erhalten bleiben, dann muß vor allem das katholischePriestertum zum tieflebendigenGlauben zurückfinden. Keineandere Waffe, als die Ich Selbstgebraucht, gebe Ich ihnen: dieWaffe des Gebetes.“

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Mißerfolge in der Seelsorge dürfen euch nicht entmutigen

„Laßt euch eure Freude niemalsnehmen! Dies ist auch gesagt,besonders für die Priester, die oftgar keinen Gewinn sehen, die oftjahrelang in einer Gemeinde ste-hen und Gut und Blut an ihreUntergebenen gegeben und allesvergebens scheint. O freut euch,freut euch doch! Niemals hat esein Diener Gottes zu bereuen,auch wenn er gar keine Früchtesieht.“

„So müssen Meine Diener tun,wenn die Strafgerichte hereinbre-chen über Mein Volk; sie müssensich an nichts stören, unbeirrt undunbeängstigt fortschreiten unddem Volke Meinen Willen verkün-den; arbeiten am Heil der Seelen,auch wenn es ihnen scheint, als seialles verloren.“

„Ihr getreuen Diener MeinerKirche, an euch soll zuerst dasWort des Trostes ergehen. Betrübteuch nicht über diejenigen, die Ichoben genannt, die euch und MeineKirche zur Schmach und Schandegeführt. Ich sage euch nur dieseWorte, damit ihr mit um so größe-rem Eifer, mit um so verzehrende-

rer Liebe ihnen entgegentretensollt, sie liebt, sie aufzumunternsucht, sie an ihre Pflichten zu erin-nern sucht. Hören sie eureStimme, so habt ihr gewonnen,hören sie eure Stimme nicht, danngeht und schüttelt den Staub voneuren Füßen.“

Die Priester sollen die Tugend der Jungfräulichkeitbewahren

„Sie sollen in enger Verbunden-heit mit ihrem Bischof stehen, mitdem Volke Bittprozessionen hal-ten, den Geist der Armut undOpferbereitschaft pflegen: Ichbitte und beschwöre euch, Meinetreuen Diener, stehet fest imKampf, stellt euch unter dasKreuz, weicht nicht nach rechtsund links, damit ihr nicht fallt zurZeit der Versuchung; stehet festund schauet auf Mich. Mittenunter euch bin Ich erschienen,aber wie bin Ich erschienen? AmKreuze mußte Ich unter eucherscheinen, vom Kreuze herabmußte Ich Meine junge Kirchegründen, mußte Ich euch alle anMich ziehen. Ihr, die ihr bestelltseid, die neue Kirche zum Siege zuführen, ihr wollt noch das Kreuz

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fliehen? Ihr sollt die Kirche zumSieg führen durch das Kreuz.“

„Der Priester, der das Kreuzumklammert, und der am Fußedes Kreuzes steht, auf dem ruhtder Sieg.“ „Betende Priester willIch, betende Priester. Das Salz derErde muß wieder tiefgläubig wer-den und sich zum Gebete wen-den.“

Maria: „Auf, auf, ihr Priester derkatholischen Kirche! Ihr seid dieerhabenen Söhne, die der Herrerwählte, das Kreuz zum Siege zubringen, die der Herr erwählte,das Kreuz zu vergolden mit derLiebe, mit eurer Liebe das Kreuzzu umklammern: das Kreuz derVerachtung und Verdemütigung,und am Holze der Schmach solltihr sterben.“

„Darum rufe Ich euch zu: ergreifetdie freiwillige Armut!“ „Solangedas katholische Priestertum nichtwieder zurückfindet zur Einfach-heit, von der es abgekommen inLehre und Beispiel, solange wirdes nicht besser.“

Kniebeugen ist der Schlüssel zutiefer Gotteserkenntnis

Rückbesinnung auf die Traditionunserer heiligen Kirche ist sichernötig und längst überfällig. Gottin Demut und Gehorsam wiederzu dienen, ein jeder an dem Platz,wo der Schöpfer ihn hingestellthat. Dazu Ferdinand Holböck inseinem kleinen Taschenbüchlein„Mehr Ehrfurcht vor Gott“ (WETO-

Verlag, Albrecht Weber in 88709 Meers-

burg):

Nach dem wunderbaren Fisch-fang, von dem der Evangelist Lu-kas im Zusammenhang mit derBerufung der vier ersten Jüngerberichtet (Lk 5, 1-8), heißt es vomersten der Apostel: „Als SimonPetrus dies sah, fiel er Jesus zuFüßen und sprach: ‚Herr, geh wegvon mir, denn ich bin ein sündigerMensch!‘ Denn Bestürzung hatteihn und alle, die mit ihm waren,ergriffen über den Fischfang, densie gemacht hatten.“ (Lk 5, 8-9)

Dieser vor dem Herrn und seinerstaunenswerten Größe demütig indie Knie gesunkene, seiner Sünd-haftigkeit bewußte erste Papsterinnert uns an das Wort desanderen Apostelfürsten, der im

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Philipperbrief (2, 7 ff) vom SohnGottes sagt: „In seiner äußerenErscheinung als ein Mensch be-funden, erniedrigte Er Sich Selbstund wurde gehorsam bis zumTod, ja bis zum Tod am Kreuze.

Darum hat Gott (Vater) Ihn erhöhtund Ihm den Namen gegeben, derüber alle Namen ist, auf daß imNamen Jesu jedes Knie sich beugeim Himmel, auf Erden und unterder Erde und jede Zunge zur EhreGottes des Vaters bekenne: JesusChristus ist der Herr!“

Vor Jesus Christus das Knie beu-gen, weil Er der Herr, der Kyriosist, dem - wie dem Vater und demHeiligen Geist - Göttliche Anbe-tung und Verherrlichung gebührt,das soll in unserer Zeit ganzbewußt der sichtbare Protestgegen alle modernen christologi-schen Häresien sein, die am 7.März 1972 durch die höchstekirchliche Glaubenskongregationin einer „Erklärung zum Schutzdes Glaubens an die Dreiper-sönlichkeit Gottes an die Mensch-werdung des Sohnes Gottes“zurückgewiesen worden sind.Wenn man weiß, wie heute dieGottheit Jesu Christi in Fragegestellt, bezweifelt oder schon

offen geleugnet wird, dann spürtman, daß es bei der Kniebeuge vordem im heiligsten Sakrament desAltares wahrhaft gegenwärtigenHerrn Jesus Christus nicht umeine x-beliebige Geste geht, aufdie ohne weiteres verzichtet wer-den kann, sondern eigentlichimmer um ein Glaubensbekennt-nis, um ein Bekenntnis des Glau-bens an die Gottheit Jesu Christiund Seine wahre, reale Gegenwartin der heiligen Eucharistie.

So gesehen ist dann eine Betrach-tung über die Kniebeuge und dasKnien nicht ein ausgefallenerEinfall, sondern überaus aktuell inunserer Zeit, zumal dabei einsich-tig werden kann, wie das Knieneine ganz wesentliche Gebets-haltung des gläubigen Menschenist. Versuchen wir uns zunächsteinmal die bisherige Praxis desNiederkniens und des Kniens imkatholischen Bereich in Erinne-rung zu rufen:

Bis in die jüngste Vergangenheitwar es nicht bloß üblich, sondernweithin sogar Vorschrift, um diesich nur laue, abgestandeneKatholiken herumdrückten, beimBetreten einer katholischen Kir-che, in der das allerheiligste

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Sakrament des Altares im Taber-nakel aufbewahrt wird, durcheine Kniebeuge Jesus Christus,den menschgewordenen SohnGottes, anbetend zu begrüßenund bei bestimmten Teilen desGottesdienstes dann zu knien:

Nämlich während des eucharisti-schen Hochgebetes (während desKanons), zumindest während derheiligen Wandlung und währenddes Kommunionempfanges undbeim Schlußsegen des zelebrie-renden Priesters. Mit einer Knie-beuge verließ man dann nach ent-sprechender Danksagung wiederdie Kirche.

Das Knien ist körperlicher Aus-druck einer unerläßlichen Hal-tung allen Betens, nämlich derDemut! Was die Seele bei allemBeten tun muß, in welcher Kör-perhaltung es auch immer gesche-hen mag, das tut beim kniendenBeten auch unser Leib: er machtsich klein und sagt gleichsam: OGott, ich weiß, ich bin ein Nichtsvor Dir, ein armer Sünder, erbar-me Dich meiner!

Das hat dem Knien seinen eige-nen hohen Rang gegeben. Was derLeib da spricht, und was die Seele,

geheimnisvoll vom Leib her inSchwingung versetzt, ihm nach-spricht oder doch nachsprechensollte, ist der Uranfang allenBetens und allen Gottesdienstes.Das hat der Heiland gemeint, alsEr uns den Zöllner und sein Gebetals Muster vor Augen stellte: O Gott, sei mir armen Sünder gnä-dig und barmherzig!

Nie sollten wir uns dieser unsererSündigkeit und Unwürdigkeitaber deutlicher bewußt werdenals dann, wenn der Herr leibhaftig(im heiligsten Sakrament) auf unszukommt. Heißt es nicht schon imEvangelium von den Aposteln,von Petrus etwa oder Thomas,daß sie in solchen Stunden vordem Herrn niederfielen und in dieKnie sanken?!

Deshalb legt die Kirche seit altersher besonderen Wert darauf, daßwir vor dem in der heiligstenEucharistie auf uns zukommen-den Herrn das Knie beugen undin Seiner Anwesenheit in knien-der Stellung verharren.

Aber auch dort, wo es nicht gilt,unmittelbar den eucharistischenHerrn zu ehren, hat das Knienbeim Gebet und Gottesdienst,

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wenn es ein rechtes, zuchtvollesKnien ist, heilsame, erzieherischeKraft.

Romano Guardini hat 1927 in sei-nem kostbaren Büchlein „Von hei-ligen Zeichen“ über das Kniengeschrieben: Was tut einer wohl,wenn er hochmütig wird? Dannreckt er sich, hebt Kopf undSchultern und die ganze Gestalt.Alles an ihm spricht: ‚Ich bin grö-ßer als du! Ich bin mehr als du!’ Istaber jemand demütigen Sinns,fühlt er sich klein, dann neigt erden Kopf, dann senkt sich seineGestalt. Er ‚erniedrigt sich’. Undzwar um so tiefer, je größer der ist,der vor ihm steht; je weniger erselbst in seinen eigenen Augengilt. - Wo aber spüren wir deutli-cher wie wenig wir sind, als wennwir vor Gott stehen?

Der große Gott, der gestern warwie heute und nach hundert undtausend Jahren! Der heilige Gott,rein, gerecht und von unendlicherHoheit! Wie ist Er groß und ich soklein! So klein, daß ich mich mitIhm überhaupt nicht vergleichenkann; daß ich ein Garnichts binvor Ihm! Da kommt es einem ganzvon selbst, daß man vor Ihm nichtstolz dastehen darf. Man ‚wird

klein’, man möchte seine Gestaltniedriger machen, damit sie nichtso anmaßend dastehe, und siehe,schon ist die Hälfte ihrer Höhegeopfert: Der Mensch kniet.

Und ist es seinem Herzen nochnicht genug, so mag er sich beu-gen dazu. Und die gesenkteGestalt spricht: ‚Du bist der großeGott, ich aber bin ein Nichts!‘Wenn du die Knie beugst, laß eskein hastiges, leeres Geschäft sein.Gib ihm eine Seele!

Romano Guardini weiter: DieSeele des Kniens aber ist, daß auchinwendig das Herz sich in tieferEhrfurcht vor Gott neige. Wenndu in die Kirche kommst oder hin-ausgehst oder am Altar vorbei-gehst, knie nieder, tief, langsamund dein ganzes Herz mit, unddabei soll es sprechen. ‚Mein gro-ßer Gott!’ Das ist dann Demut undist Wahrheit, und jedesmal wird esdeiner Seele gut tun!

So ist die wahre Sichtweise undwahre Liturgie unserer heiligenkatholischen Kirche. So sollst auchdu es sehen und damit beginnen,dem Herrn und Meister im heili-gen Tabernakel, in der heiligenMonstranz und während der heili-

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gen Wandlung, aber auch beimheiligen Kommunionempfangdeine heilige Ehrfurcht undEhrerbietung anzutragen, damitEr Sich deiner (noch) wieder erin-nert.

Mangel an Gehorsam wuchert über unserer Kirche

Und heute? Wie sieht es heute mitdem Knien aus? Die Kniebeugendes Priesters bei der Feier desMeßopfers sind reduziert worden,sind weniger und weniger gewor-den; und sogar diese paar derliturgischen Vorschrift nach nochverbliebenen Kniebeugen findenso manche Priester und moderneLiturgiker heute auch schon über-flüssig. Zugegeben sei, daß hierfrüher vielleicht des Guten zuvielgeschah.

Daß man aber auch die paar nochvorgeschriebenen Kniebeugennicht mehr macht, kann dochnicht als sinnvolle liturgischeReform, sondern nur als Mangelan Gehorsam, an wahrem Glau-ben und demütigem Anbe-tungswillen gedeutet werden. DiePriester waren es, sie waren esnachweislich, die zuerst das

Knien verworfen, ihre Kniebeugedem allerheiligsten Herrn undGott verweigert haben. Sie sind inihrem Ungehorsam und Zurück-weisung der Beginn der großenGlaubenskrise geworden. DenGläubigen aber haben seit demEinsetzen der nachkonziliarenLiturgiereform progressistischeTheologen und Priester immermehr weiszumachen versucht,daß das Knien unliturgisch sei.Was jedoch bequem und leichterist, wird bei allen Reformen, sofestzustellen, am schnellsten be-folgt.

So haben sich viele Gläubige lei-der allzu schnell daran gewöhnt,sich nicht einmal mehr bei derheiligen Wandlung niederzu-knien. Von dem so schnell einge-bürgerten stehenden Kommu-nionempfang soll hier gar nichtgeredet werden. Er mag ja nichtbloß bequemer, sondern bisweilenim Interesse eines schönen, geord-neten Ablaufs der Kommunion-austeilung günstiger sein.

Es bleibt jedoch auffallend, daß inunserer Zeit des Glaubens-schwundes, der Glaubenskriseund der Glaubensverwirrungimmer weniger gekniet wird -

Warum verfolgt ihr Mich?

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beim Gottesdienst, beim Gebet,bei der heiligen Wandlung, beimKommunionempfang. Und nunzieht man daraus auch die prakti-schen Folgerungen. Zuerst hatman begonnen, die Kommunion-bänke zu entfernen, weil man jabeim Kommunionempfang an-geblich aus liturgischen Gründennicht mehr knien soll; nun ent-fernt man auch schon häufig dieKirchenbänke mit den Knie-schemeln; man schafft die Kir-chenbänke als überflüssig undbedeutungslos aus den Kirchenhinaus.

Die Wiederentdeckung desKatholischen

Weihbischof em. Max Ziegelbauermahnt in seinem Buch „Die ‚alte’Kirche ist mir lieber“ (Stella-Maris-

Verlag e. k. Buttenwiesen ISBN3-934225-

25-X) in einem überzeugendenPlädoyer die Wiederentdeckungdes Katholischen an: Der heiligenKommunion begegnete der katho-lische Christ in der Regel sehr ehr-fürchtig. Sorgfältig bereitete ersich auf den Empfang vor.

Das Konzil von Trient (1545-1563)wünschte die öftere Kommunion.

Seit der heilige Papst Pius X. diehäufige und frühzeitige Kom-munion der Kinder einführte,kommunizierten immer mehrKatholiken auch außerhalb derOsterzeit. Größten Andrang anden Beichtstühlen und hoheKommunionfrequenz verzeichne-te man außer zum Osterfest fastüberall an Allerheiligen/Aller-seelen, allmählich auch an Weih-nachten. Örtlich bedeuteten fernerdas Patrozinium sehr viel, ebensobesondere Anlässe, zum BeispielWallfahrten und Volksmissionen.

Überhaupt wurden in regelmäßi-gen Abständen die Schüler,Männer und Frauen, vor allem beiEinkehrtagen, zur Kommuniongeladen. Beliebt waren auch dieMonatskommunionen der gesam-ten Stände sowie der katholischenVereine. Grundsätzlich galt: Wennjemand zur heiligen Kommunionging, dann mit innerer Bewegungund angemessener äußerer Hal-tung; die heilige Hostie an derKommunionbank, kniend, imMund empfangend.

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Der Priester ist nicht zu ersetzen

In seinem 60. Rundbrief derMilitia Sanctae Mariae schreibtder em. Altabt Dr. Thomas NigglOSB. über das Priestertum u. a.:Das Vorbild aber der Verwirk-lichung des Priesterlichen istMaria, die miterlösend unter demKreuz gestanden ist. Im deut-schen Sprachraum und darüberhinaus in vielen europäischenLändern ist die Zahl derWeihekandidaten stark rückläu-fig. Die Gemeinden spüren esimmer mehr. Die wesentlicheSeelsorge, die sakramentaleHeilsvermittlung, die Verkündi-gung und der Hirtendienst, alsoder eigentliche priesterlicheDienst, bluten, trotz vieler aus-gebildeter und engagierter Mit-arbeiter und trotz großer Aktivi-täten in mehr sekundären, zweit-rangigen Bereichen, immer mehraus.

Es bleibt wahr: Der Priester istnicht zu ersetzen. Wo er fehlt,lahmt die Kirche und geht aufKrücken. Die Situation, in der wirstehen, muß die Bischöfe und unsalle aufschreien und uns fragenlassen: Tun wir genug, beten wir

genug, um Berufe zu wecken?Muß vielleicht auch das Priester-bild vor Verzerrungen und Verfor-mungen in letzter Zeit befreit wer-den, damit es wieder in seinerGröße und Würde aufscheint?

Wird der Priester in den letztenJahren statt entlastet, nicht immermehr belastet? Schlüpfen nichtauch manche Priester gerne inattraktive Nebenrollen, in denensie jedoch entbehrlich erscheinen?Werden sie nicht oft in unberech-tigter Weise als Buhmänner füralle Rückschläge im kirchlichenLeben herangezogen? Noch man-ches andere trägt dazu bei, dasBild des Priesters in der Öffent-lichkeit zu trüben und junge Men-schen abzuschrecken.

Die Sendung des Pristers kommt aus dem Mysterium

Der Priester paßt nicht in dasKlischee vieler bürgerlicher Be-rufe und in die Vorstellungsweltdes heutigen zweckbestimmtenund gewinnorientierten Men-schen. Der Priester ist gesandt,von oben her, von einer Macht,die mit weltlichen Kategoriennicht zu messen ist. Seine Sen-

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dung kommt aus dem Mysterium,das nur im Glauben erfahrbar ist.Er ist Bote einer anderen Welt, dieaber diese unsere irdische Weltdurchdringt, trägt und zum Zielführt. Er weiß durch die ihmanvertraute Botschaft um denSinn, um das Heil und um dieZukunft dieser unserer rätselhaf-ten und heillosen Welt. Er darf sieder Welt verkünden, als Zeugeeiner einzigartigen Wahrheit, dieweithin vergessen wird.

Der Priester ist geweiht, d. h. vonGott in Beschlag genommen, anIhn gebunden, von Seinem Geisterfüllt und den wechselndenInteressen der Welt entzogen. GottSelbst wirkt durch ihn Sein Heil inder Welt. Sein Dienst ist auf dasWirken Gottes an den Menschenausgerichtet, ist also vom Geheim-nis Gottes umgeben und erfülltund darum jeglicher menschli-chen Verfügung entzogen.

Seit es die Kirche gibt, muß sie umihr Selbstverständnis ringen, aberauch um ihre Freiheit und ihreUnabhängigkeit. Die Gesellschaftund der Staat drängen ihr immerwieder ihre Strukturen, ihreHerrschaftsformen und ihr Zere-moniell auf. Davor muß die

Kirche immun bleiben. Das bliebsie nicht immer; jedes Mal aber hates sich nachteilig für die Kircheausgewirkt. Sie ist gnadenhafteHeilsgemeinde, geführt vom Hei-ligen Geist, geeint durch das Wortund den Vollzug der sakramen-talen Heilsgeheimnisse und zu-sammengehalten durch das vonChristus gestiftete und gegliederteHirtenamt.

Am Fest des heiligen Ludwig am25. August 1908 sprach Jesus zuBarbara Weigand den DienstSeiner Priester am Menschen an-schaulich an. Hören wir noch ein-mal hinein: Jesus: „Werdet nichtirre in all den Dingen. Freilichmuß Ich den Willen des Menschenhaben, um ihn sicher empor-zuschwingen in übernatürlicheDinge, die außer den Zehn Gebo-ten liegen.

Wer die Zehn Gebote hält und eintreues Kind Meiner Kirche ist,kommt auch in den Himmel. Weraber mehr tun will, denjenigenMenschen, den Ich heraushebenwill aus den Kleinigkeiten in derWelt, um ihn zu Mir emporzuzie-hen, daß er auf dieser Welt schonden Anfang fühlt von der ewigenGlückseligkeit, so daß man an ihm

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gewahren kann, zu welchem Gradder Liebe Gottes Ich ihn zulasse inder ewigen Glückseligkeit, einsolcher Mensch muß Mir seinenguten Willen dazu geben.

Das ist etwas Außergewöhnliches.Dazu muß Ich die freie Zu-stimmung des Menschen haben,weil dies etwas ist, das nicht füralle ist und auch nicht alle verste-hen. So ist es auch mit demSeelenführer.“

Der Priester muß alleMenschenfurcht fallen lassen

Jesus: „Die Seele, die solcherma-ßen in Mich eingegangen ist undihren freien Willen MeinemWillen unterworfen hat, muß den-noch unter der Leitung einesPriesters stehen, der ganz absiehtvon der gewöhnlichen Behand-lung, wie ein Beichtvater seinBeichtkind behandelt. Es muß einPriester dabeistehen, der geradeso achtet auf das Übernatürliche,wie der Beichtvater achtet auf dasStehen und Fallen des Beicht-kindes, daß es nicht immer in die-selben Fehler zurückfällt.

Der Beichtvater hat in die überna-türlichen Vorgänge hinein nichtszu sprechen, wenn er nicht zu-gleich Geistesmann sein und dasübernatürliche Leben selbst füh-ren will. Der Seelenführer mußein Priester sein, der das Lebenselbst mitleben will. Auch er muß,wie die von ihm geleitete Seele,seinen Willen vollständig mit demGöttlichen Willen vereinigen. Ersoll sich zur Aufgabe machen, daßer die Seele in den übernatürli-chen Dingen leiten will, ganz freinach dem Willen Gottes, wie erdie Seele ziehen will. Der Seelen-führer muß die Seele freilassen,das ist die Erlaubnis unbewußtvon dem Bischof. Das hat derHeilige Geist so gefügt und hatdamit die Erlaubnis dem Seelen-führer unbewußt zu freiem Han-deln gegeben.

Ich will dir einen Vergleich aufzei-gen an dem Priester, den Ich dirgezeigt. Er war Priester und hatden Stand angetreten in derAbsicht, er wolle in den Himmelkommen, aber er hat mehr gelebtnach seinen Neigungen, seinemlauen Leben, er hat mehr seineBefriedigung in den Geschöpfengesucht, von der Priesterwürdewill Ich ganz absehen. Er hat in

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der Ewigkeit eine Belohnungbekommen, die ein jedes armseli-ge Geschöpf bekommt, das nur imStande der Gnade gestorben istund sonst nichts getan hat, als daßes mit ‚Ach und Krach‘ gerettet istfür die Ewigkeit. Solche Menschensind in der ganzen Ewigkeit sohimmelweit entfernt von derGlückseligkeit eines Menschen,der seinen Willen mit demGöttlichen Willen zu vereinigengesucht hat, mit seinem Lebenund seinen Plänen zu verwirkli-chen gesucht hat, daß er nachHeiligkeit gestrebt hat.

Der Unterschied wäre so groß, wieder wäre zwischen einem Pflänz-chen, das vom Gärtner neu ge-pflanzt, und einem Strauch, dereinen schönen herrlichen Umfanghat, und der jedem sofort in dieAugen springt und an dem jederEintretende seine Lust und seineFreude hat, an dem herrlichenStrauch, und unter diesem stehtdas Pflänzchen. Es ist zwar auchein Pflänzchen zur Zierde desGartens, aber niemand beachtet esund erfreut sich an ihm.

Ebensowenig hat eine solche Seeleim Himmel Freude an irgendetwas, wenn etwas Freudiges vor-

kommt. Sie hat nur Freude in sichin ihrer eigenen Glorie, sie ist insich glücklich und zufrieden, weilsie ein Bewohner des Himmels ist.Das ist ihre ganze Glückseligkeit,daß sie weiß, daß sie ein KindGottes ist, eingepflanzt in denGarten des Himmels. Aber eineSeele, die Ich mit dem Strauch ver-gleiche, die erfreut sich sooft, wieeine Seele eingeht in die ewigeGlückseligkeit, die in ihrem Lebenähnlich gehandelt und getan hatwie sie und deren Werke undTugendübungen immer wiederneue Anregungen in anderenerwecken und andere zur LiebeGottes entfachen und zur Liebeemporziehen.

Das ist der himmelgroße Unter-schied zwischen Seelen. Deshalbist es so wichtig, alles zu erfassenund alles in sich aufzunehmen,was das Herz emporzieht zurLiebe Gottes und zur Vereinigungmit Ihm. Darum lasse Ich demSeelenführer sagen, er möge alleMenschenfurcht ablegen.“

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Der Priester braucht Nähezu Gott und ist Mittler zum Gottesvolk

Jesus: „Der Priester darf nichtunnahbar sein. Er muß sichimmer sagen, was hat MeinMeister getan? Er hat die armenFrauen, das blutflüssige Weibgeheilt, Er ließ Sich von ihr berüh-ren. Er hat Sich zu der SünderinMagdalena gesellt und amJakobsbrunnen Sich mit der Sa-mariterin beschäftigt. So muß derPriester sein, wie es hier inLourdes ist, wo er sich unter dieletzten stellt und um Gnade undBarmherzigkeit fleht für sein Volk.So soll es in der ganzen Weltsein.“

„Je mehr der Priester sich ernied-rigt und herabsteigt in Verdemüti-gung, desto mehr treten die bösenNeigungen in ihm zurück, je mehrer sich als Schlachtopfer erkennt.Seht euch nur hier um. Hier gehtalles zusammen bis an den Altarund in keinem Herzen siehst duauch nur den leisesten Gedankenaufsteigen an eine sinnlicheAnhänglichkeit. (Barbara durftein die Herzen aller anwesendenMenschen schauen.)

Das ist alles so rein und Göttlich,weil die frommen Seelen dieSchlachtopfer für die Menschheitsind, und je mehr der Priester her-absteigt, desto mehr werden diesündhaften Neigungen in ihmunterdrückt und ausgetilgt zumLohn für seine Verdemütigung.Gerade so, wie Ich früher gesagthabe, daß dem Priester, der sichMühe gibt, die heiligen Sakra-mente fleißig auszuspenden, alleVersuchungen und inneren Äng-ste und Zweifel weggenommenwerden und er ein weit glück-licheres Leben führt als jene, diesich der Mühe entziehen wollen.“

Der Priester ist Beschützer der heiligen Eucharistie

Als Beschützer für die heiligeEucharistie und als Knecht in derheiligen Kirche hat Gott denPriester bestellt. Mit dem Kreuzgeht Petrus den heiligen Päpstenvoran und dieses Kreuz ist dieAngel des Gerichtes für jedenPriester in der Nachfolge Petri.Denn so hoch Gott den Priesterheraushebt aus dem Volk, so tiefmuß sich der Priester selber beu-gen.

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Das Petrus-Kreuz soll in jedemPriesterherzen den Diener desHerrn mahnen an die Demut unddie wahre Nachfolge Petris. Erträgt die gekreuzte Stola zumZeichen, daß der Priester der ersteund reinste Vertreter der heiligenKirche sein soll und den Engelngleichgestellt ist.

Dem Priester zur Seite stehenEngel. Der Engel schöpft mit sei-ner Macht aus den GnadenquellenGottes: den Quellen des Lebens,der Kraft und der Liebe. DerPriester aber bindet und löst in derKraft des Wortes die Menschenund führt sie in der heiligenKirche zu Gott. Gott läßt uns nichtmehr in Ruhe. Er sagt zum Engel:Rufe ohne aufzuhören! Wie einePosaune erhebe deine Stimme undverkündige Meinem Volke seineFrevel und dem Haus Jakob seineSünden.

Jesus: „Wenn du nicht umkehrstvon deinen kleinen Lastern, diedir selbstverständlich gewordensind, so werden sie wachsen unddich nicht mehr freigeben. Und siewerden größere Laster nach sichziehen: die geistige Faulheit, diereligiöse Gleichgültigkeit, dasSorgen um materielle Güter und

das Vernachlässigen der geistigenWerte. Hörst du aber nicht auf dieMahnungen Meiner Priester undMeiner Engel, so wirst du in derStunde der Not nach Mir rufenund Mich nicht mehr finden.

Du mußt dich ändern in deinenGedanken, Worten und Werken,sonst werde Ich Mein Wort‚Weiche!’, das du durch deineNachlässigkeit verdient hast, auchnicht in das liebende ‚Komme!’umändern!“

Maria ist die Braut aller Priester

Im August 1897 erfährt BarbaraWeigand einen tiefen Einblicküber Maria als Braut aller Priester.Jesus führt sie wieder auf einenheiligen Berg, von wo aus siewunderbare Dinge sehen sollte.

Der Herr fragt Barbara: „MeineTochter, was siehst du hier?“

Barbara: Eine weitausgedehnteEbene; mein Geist ist zu schwach,um zu beschreiben, was ich hiersehe: eine unaussprechlich liebli-che Gegend, wie ich mich hierausdrücken will, Friede und

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Freude herrschen überall, soweitmein Auge reicht! Jesus: „Es istdie Wohnung der Seligen, es istdie Wohnung, wo diejenigen sichbefinden, die vor euch hingezo-gen sind in die ewige Herr-lichkeit.“

Und jetzt sehe ich die liebe MutterGottes, die Königin der Herr-lichkeit, die Himmelskönigin, dieKönigin der ewigen Herrlichkeit,die Königin dieser himmlischenStadt. Sie ist umgeben mit einerSchar Jungfrauen, unzählbar großaus allen Nationen und Ge-schlechtern; Sie trägt ein blendendweißes Gewand, das wie Silberschimmert, ja wie Perlen, wieGlasperlen im Sonnenlicht, soglänzt das Gewand. Sie ist ver-schleiert rund um das Haupt wieeine Braut. Sie trägt eine Kroneüber diesem Schleier mit vielenEdelsteinen besetzt. In der Handhat Sie die Lilie, in der anderenHand trägt Sie ein Gefäß mit lau-ter goldenen Ringen angefüllt,ähnlich wie die Ringe derBrautleute, und in der Rückseitedieser Ringe ist überall ein Nameeingraviert: „Maria“.

Mein Jesus, was bedeutet diesesGefäß, diese goldene Schale, und

was willst Du mir damit sagenmit diesen Ringen, die ich in die-sem Gefäß sehe? Sind es die Ringefür jungfräuliche Seelen, die Ihrnachfolgen wollen?

Jesus: „Und doch will Sie nochunter ihnen weilen, will noch ihreGefährtin sein wie damals, als Sienoch unter ihnen lebte; dennMeine Apostel sind noch aufErden und werden auf Erden wei-len, solange die Welt besteht, inMeinen Priestern, im katholischenPriestertum! Darum wünsche undverlange Ich, daß Meine DienerSie annehmen als ihre königlicheBraut, sich mit Ihr geistigerweisevermählen. Und was ihnen ab-geht an natürlichem Gefühl, sol-len sie um so inniger in ihremHerzen, in ihrem Geiste fühlenund umfassen. Sie sollen wissen,daß Meine Mutter in ihrer NäheSich aufhält, daß Sie unsichtbar inihrer Nähe weilt als ihre Braut,unsichtbarerweise bei ihnen stehtbei Tag und bei Nacht.

Für diejenigen Priester nun, diediese Verlobung eingehen wer-den, sind diese Ringe bestimmt,und an dem Tage, wo sie sich gei-stigerweise mit Meiner Muttervermählen, werde Ich Selbst die-

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sen Ring bei ihrem heiligenMeßopfer, in dem Augenblick, woIch in sie eingehe, an ihren Fingerstecken. Ich Selbst werde derHohepriester sein, Der sie mit Ihrvermählt. Siehe, Meine Tochter,dies ist es, was Ich dir hier zeige.Das schöne Fest naht heran, woMeine Kirche feiert: Die Auf-nahme Meiner Mutter, den Einzugin den Himmel, wo Sie alsKönigin aller Engel und Heiligenvon der allerheiligsten Dreifaltig-keit gekrönt worden ist.

Damit der Hauptgedanke nichtverlorengeht, muß Ich dir beibrin-gen, daß es Mir leid und sehrwehe tut, daß so wenige Priesterglauben, und die Worte, die Ichdurch dich an sie richte, nichtmehr beherzigen. Würden sie die-selben beherzigen und darübernachdenken, o wie vieles könntebesser gemacht werden, wie vieleswürde anders sein, wie würde dieLiebe einziehen in so manchesPriesterherz. Der Trauring, dendie Eheleute sich einander geben,soll sie fortwährend an die Liebeund Treue erinnern, die sie sichgegenseitig versprochen undgelobt haben. Diese Liebe undTreue soll sie aufrecht halten in allden Schwierigkeiten des Berufes,

und wenn sie ein Leid auf vierSchultern tragen, ist es gewißleichter als auf zwei Schultern.

Wenn mehr Priester sich an-schließen würden und die Wortein sich aufnähmen, die Liebemüßte in den Herzen der Priestersich mehren, die Liebe zu Mir, dieLiebe zu ihrem heiligen Beruf;denn sie alle sind ein andererChristus. Wie viele aber gibt es,die ihre Würde tragen und anse-hen als ein Joch, die sie nicht mitLiebe tragen. O wenn doch allePriester die Schriften nähmen undsie gut studierten, die Liebe müßteeinziehen in ihr Herz, die Liebe zuihrem heiligen Beruf, und dieseLiebe, die da in sie eingeht, müßteihren Beruf erleichtern, daß sie mitFreuden die Last tragen, die Ichihnen auferlegt, und diese Liebewürde übergehen in so vieleUntergebene, und wie mancheswürde dadurch gebessert!“

Schafft die Götzen weg aus eurer Mitte!

Prof. Dr. Georg May in seinerPredigt vom 26. März 2006: Eineweitverbreitete Form des Götzen-dienstes ist in den letzten Jahr-

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zehnten eingerissen, nämlich dieMenschen machen sich keingegossenes oder geschnitztes Bildmehr, sie machen sich ein gedach-tes Bild von Gott. Sie schaffen sichGott nach ihren eigenen Vor-stellungen. Das ist ein Gott, derallem durch die Finger sieht, einGott, der nur verzeiht und nurbereitsteht zu helfen, kein Gottder Gerechtigkeit und kein Gottdes Gerichtes. Das ist auchGötzendienst.

Und davon gilt das Wort derHeiligen Schrift: „Schafft dieGötzen weg aus eurer Mitte!“ Werimmer, meine lieben Freunde, einGeschöpf so verehrt, wie man nurGott verehren darf, der treibtGötzendienst. Schlimmer als alldas, was ich .. an Irrwegen vorge-stellt habe, ist die religiöseGleichgültigkeit. Das ist dasLaster unserer Tage. Nicht man-che, sondern viele Menscheninteressieren sich für alles mög-liche, haben für alles Zeit, außerfür Gott. Er interessiert sie nicht.

Gott gegenüber sind sie gleichgül-tig. Er, Der der Herr und derMittelpunkt von allem ist, Der siein den Händen trägt, ist für siegewissermaßen eine Null und

eine Nebensache. Die religiöseGleichgültigkeit ist ein schweresVergehen gegen Gottes Majestät.Und gewöhnlich ist es so, daß derreligiös Gleichgültige allmählichzum völligen Abfall von Gottkommt. Erst kommt die Lauheit,dann der Zweifel, dann Wider-spruch, dann Haß und Spott.

Nur eines ist wichtig: Wir wollen,wir müssen wieder die echteFrömmigkeit neu üben, wir wol-len sie uns aneignen, wir wollenaus dem rechten Bilde Gottes, dasuns Christus vermittelt hat, dieFolgerungen ziehen, daß wir Gottehren und fürchten müssen, daßwir Ihn lieben und Ihm dienenmüssen, denn dazu sind wir aufErden. Wir müssen unsere Gebetefür unsere heilige Kirche verdop-peln und unsere Priester mit hin-einnehmen in den kirchlichenKreuzweg und das Rosenkranz-gebet.

Wir müssen ihnen Mut machen,den einen wahren Glauben inGott in Treue zu leben und JesusChristus darin nachzufolgen.

Adsum, Domine!Ich bin bereit, o Herr!

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Das, was uns am Weg zu Gottseufzend macht, das ist das Kreuz.Das, was allein unsere Rettung ist,das ist das Kreuz. Wir sehen imKreuz meist nur das Schwere, dasOpfer; wir sollen es aber auchanders sehen. Wenn wir unserKreuz richtig tragen, dann spürenwir auch die Liebe, die dahintersteht, denn heißt es nicht: „WenGott lieb hat, den züchtigt Er?“Das Kreuz also, das uns unserHerr zu tragen gibt, ist LiebeGottes.

Auch Maria, die Auserwählte, dieFreude des Dreieinigen Gottesund der Jubel aller Engel, warKreuzträgerin. Sie hat das Kreuzsymbolhaft zum erstenmal in denweitausgespannten Armen des Siegrüßenden Engels St. Gabrielerblickt, als er Ihr die BotschaftIhrer Auserwählung brachte. UndSie sah es in seiner ganzen grausa-men Realistik, als Sie an jenemgrauen Morgen, da Ihr Sohn vor

Pilatus stand, über den Zimmer-mannsplatz ging und es dortzusammengefügt wurde. Als SieSelbst unter dem Kreuz stand, dasah Sie nur mehr Ihr Kind, dasdort hing, und alles andere warversunken. Durch den Tod unse-res Herrn ist das Kreuz unserSiegeszeichen geworden.

Maria trägt schwertdurchbohrtund dornenumwunden alles Leid

Das höchste Geheimnis der Liebedes Geistes über Maria, sind dieStunden der aufrecht stehendenMutter unter dem Kreuz ihresGöttlichen Sohnes. Durch diesesschwertdurchbohrte, dornenum-wundene, alles Leid, allen heili-gen Verzicht, allen Willen desVaters bejahende Herz öffnet seit-her die Liebe des Geistes in denHerzen aller Kinder Gottes underhellt sie, tröstet sie, belebt sie,und alle Gotteserkenntnis geht

Du sollst mit Mir den Kreuzweg gehen

Du sollst mit Mir den Kreuzweg gehen

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seither diesen Weg des auf- undniederwogenden Geistes Gottesüber dieses schweigende Herz.Maria, die Königin der Apostel,ist unter dem Kreuz als dieTestamentsvollstreckerin im „Sie-he da Deinen Sohn“ zugleich alsdie Kirche angesprochen worden.

Somit gilt auch der Kirche dasgleiche Wort wie Ihr: „Selig wer-den Mich preisen alle Ge-schlechter“. Sie ist auch dieMutter der Kirche. Denn wer dieKirche findet, findet das Leben.Wer aber auch in der heiligenKirche neben Jesus, unseremErlöser, und Maria, Seiner Mutter,steht, das ist St. Joseph, derNährvater, der demütige Zimmer-mann von Nazareth, dem derVater im Himmel die BetreuungSeines Einzigen Sohnes JesusChristus, neben Maria, SeinerMutter, anvertraut hat.

Zu ihm, dem Nährvater unseresHerrn können wir immer wiederbeten: „Du hilfreicher, gütigerVater Joseph, dem Gott unsereNot ans Herz gelegt hat, sieh her,wie wir hier knien! Bitte dochGott mit deiner ganzen Kraft, daßEr uns barmherzig sei, daß Er die-ses Kreuz von uns nehme oder

doch erleichtere, daß wir nichtdarunter zerbrechen. Zeige uns indeiner Güte die Türe des himmli-schen Vaterhauses, wo alle Notein Ende hat. Gib uns die Kraft,den Weg des Kreuzes zu gehen,wie lange Gott will und wie Gottwill und wohin Gott will. Bete dufür uns alle Gebete, die wir nichtgebetet haben, obwohl Gott dar-auf gewartet, und wenn unsereLippen vertrocknen, damit nurunser Herz lebendig bleibe.Schiebe den Schemel Gottes unterunsere müden Füße und laß unsvom Schleier Mariens zugedecktsein. Amen.“

Das Kreuz steht fest, es ist auchvollendet in seiner Mitte aufGolgotha. Die Millionen undAbermillionen Kreuze der Seinenaber, die um den Herrn stehen,reichen bis zum Jüngsten Tag,dann erst ist die Zahl der Kreuzeabgeschlossen, dann ist der Siegdes Kreuzes vollendet. Denn dasKreuz gehört zum Leben wie derName Jesu und wie die schöpferi-sche Liebe.

Keine Frucht im Herbst ist ohnedie Bestäubung im Frühling ge-worden, und keine Frucht für dieEwigkeit ohne das Eindringen des

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Herrn mit Seinem Kreuz undSeiner Liebe in die Seele. Nur vomKreuz, vom Blut des Herrn her,können wir alle GesetzgebungGottes, alle Worte Gottes erfassen,nur von dort her kann die Welterneuert werden. Es genügt nicht,daß wir das Wort Gottes bloßhören. Wir müssen es auch leben.Es genügt nicht, wenn Gesetzehier sind, sie müssen auch gehal-ten werden; nicht so, als müßtenwir an ihnen wie an einem schwe-ren Kreuz ziehen, sondern so, daßwir aus Treue selbst wollen, wasder Wille Gottes von uns verlangt.Die Treue zu Gott kann auch denEinsatz unseres Lebens verlangen;denn erst in diesem bedingungslo-sen Gehen mit Gott und Einstehenfür Gott wird das KönigreichChristi auf Erden verwirklichtwerden.

Wir müssen hoffen auf die Barm-herzigkeit und Hilfe Gottes. Wirmüssen Ihn lieben, immer mehrlieben Den, Der uns vorangegan-gen ist in Kreuz und Leid, damitwir nie allein seien, und Der diebitterste Gottverlassenheit für unserlitten hat, damit wir niemalsverlassen seien. Glauben wir sound hoffen und lieben wir so,dann werden wir die Prüfungen,

die Gott uns auflastet, als unserKreuz in der Nachfolge Christimit anderen Augen sehen.

Das Hohe Lied der Liebe wird nie verstummen

Die Liebe ist immer neu, sie ist nieauszuschöpfen und nie auszumes-sen. Das Hohelied der Liebe wirdnie verstummen, solange es einenTabernakel auf Erden gibt, solangeein Kreuz auf Erden steht, solangeunsere Liebe Frau über diese Erdewandert, zusammen mit IhrenEngeln und mit Ihren Kindern alsWegmutter zur ewigen Heimat.

Nehmen wir uns doch immer wie-der das Kreuztragen unseresHerrn und Meisters Jesus Christusund Seiner vielgeliebten Muttervor Augen: wie sehr mag das Herzdes Herrn in Liebe für SeineMutter geschlagen haben, unddoch blieb Ihre Liebe auf Erdenäußerlich unbeantwortet undohne Lohn.

Und wie sehr mag das Herz derMutter von menschlichen Gefüh-len bewegt worden sein, daßIhrem Kind die auferlegte Lastnicht zu erdrückend werde -

Du sollst mit Mir den Kreuzweg gehen

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Gefühle der Sehnsucht nachIhrem Kind, Gefühle der Verteidi-gung Ihres Kindes -, und doch hatdas Herz der Mutter dieseschwerste aller Prüfungen einerMutter bestanden, Sie stand auf-recht unter dem Kreuz. Sie tratschweigend ins Dunkel zurück inden ersten Jahren und Jahr-zehnten der jungen Kirche. Sieging uns den Weg voran, den wirzu gehen haben in der NachfolgeChristi, wissend, daß die Lohn-auszahlung Gottes in der Ewig-keit ist.

Maria steht vor uns und bei uns,wenn wir vor dem Kreuz knienund Anbetung halten, wartet aufuns und ruft uns oftmals unterdas Kreuz Ihres Sohnes, Der dortbittend und geduldig auf unswartet, um uns mit Ihrer starkenFürbittkraft in den GnadenstromGottes hineinzuführen.

Wer kann die Liebe Gottes aus-schöpfen oder auskosten biszuletzt, verstehen bis ins letzte?Das ist keinem Geschöpf möglich,denn nur Gott allein versteht SichSelbst, genügt Sich Selbst. Gegendie Menschen zu ist die LiebeGottes das überaus unausschöpf-barste Geheimnis, das es über-

haupt auf Erden gibt, jeden Tagneu, jeden Tag anders. Aber wirdürfen nicht vergessen, daß auchdie Spannweite dieser Liebe ebenGöttlich ist, daß die Liebe Gottesdie nüchternste und die konse-quenteste ist, die es je gab odergibt. Auch die Liebe Gottes kannans Kreuz schlagen, und sie tut esbesonders bei jener Seele, die Gottliebt.

Und je näher eine Seele Gottkommt, mit desto eifersüchtigererLiebe umgibt Gott dieses Ge-schöpf. Er schneidet ihm alles ab,was Seiner Liebe auch nur imentferntesten abgängig sein könn-te: ja, wir müssen an das Wort dergroßen heiligen Theresia denken,die zum Herrn sagte: „Nun glau-be ich schon, daß Du, o Herr,wenig Freunde hast, wenn Du mitihnen so umgehst wie mit mir“.

Das ist die eifersüchtige LiebeGottes, die wahrhaft nüchternund unendlich weitsichtig dieewige und unendliche Herrlich-keit Stück um Stück in der Seele,die Er liebt, aufbaut und voll-endet. Aber der Weg ist manch-mal weit. Man braucht lange vomMantelsaum Gottes, der über derErde liegt, bis zum Angesicht

Du sollst mit Mir den Kreuzweg gehen

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Gottes, das wir mit dem Eintritt indie Ewigkeit schauen dürfen. Aufdiesem Weg hat uns Gott viele,viele Helfer gegeben; nicht nurSich Selbst im Heiligsten Brot,auch Sein Kreuz, Sein Sieges-zeichen, Seine heilige Kirche mitihren Hirten, mit ihren Sakra-menten und Gnaden, Weihen undSegnungen.

Und auf diesem Weg steht immerdie gütigste Mutter mit Ihremweiten Schutzmantel, mit Ihrenmildreichen Händen und Ihremschwertdurchbohrten, unbefleck-ten Herzen.

Der Herr ruft den Lastenträger,und der Mensch steht auf undfolgt dem Herrn, dem GöttlichenLastenträger. Der ist wirklich undwahrhaftig in der NachfolgeChristi, der in den Schritten unse-res Herrn geht, denn wer hat einegrößere Last getragen als unserHerr? Er ist mit der größtenSündenlast der ganzen Welt vorSeinen Vater getreten und hat dieheiligste Sühne für uns geleistet.Er trägt bis ans Ende der Zeiten ander Last, die wir Menschen fort-während anhäufen. Am Kreuzkannst du, Seele, die Liebe Gottesermessen; hast du kein Kreuz zu

tragen, so kannst du wie vieleHeilige zitternd fragen, ob Gottdich in Seiner Liebe vergessenhabe! Das Maß der Liebe ist nichtnur das Kreuz, sondern das flam-mende Kreuz. Die Glut deinerSeele ist das Maß für deine Liebe,o Mensch. Hast du das Höchst-maß der Liebe erlangt, so hat auchdeine Seele das Höchstmaß anGlut erreicht.

Aber in diesem wunderbarenSchein von Glaube, Hoffnung undLiebe sehen wir, daß der WilleGottes für uns heißt: Wille Gotteszum Kreuz! Schaudert dich,Mensch? Möchtest du lieber ha-ben, daß es hieße: Wille Gotteszum Leben, zur Freude? Sieh hinauf Maria, deine Mutter: Ihrschönster Ehrenplatz war nicht ander Krippe, sondern unter demKreuz. Dort hat der Wille Gottessie geadelt als die Kirche, als dieMutter aller Menschen, als dieKönigin des Weltalls.

So fremd es klingen mag: DasLeben und die Freude gehen auchvom Kreuz aus, weil das Kreuzder Mittelpunkt der Schöpfungist, das Zentrum. Mag die Weltsagen, daß Golgotha eine Torheitsei - wo die Mutter Jesu steht, da

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ist immer Weisheit. Und mag dieWelt sich vor dem Kreuz als einerLast fürchten - wo Maria steht, istimmer lauterste Liebe Gottes.

Liebe den Rosenkranz! WievielKränze kannst du der Himmels-königin flechten! Geh, wenn duden schmerzhaften Rosenkranzbetest, mit Maria über den steilenAbhang, wo Sie in der Ferneangstvoll auf Ihren Sohn wartete,bis hinter die Mauern des Richt-hauses, wo Sie Ihren Sohn wim-mern hörte unter den grausamenSchlägen, und warte auf denHerrn am Kreuzweg und knieunter dem Kreuz! Und wenn duden Rosenkranz zu den fünfWunden betest, so schöpfe ausdem Kostbaren Blut für alle deineVerstorbenen und für alle Nötedeiner Seele und des Hauses.

Und wenn du den freudenreichenRosenkranz betest, so lade alleVöglein und Blumen dazu einund lasse die Hirten ihre Schalmeivor dem Kind blasen, und öffneauch du dein Herz, um - wieMaria - bereit zu sein, wenn Gottein Opfer von dir fordert. Undwenn du den glorreichen Rosen-kranz betest, dann lasse alle Engelmitbeten und bitte sie, daß sie

dich mitnehmen zum Ölberg undnach Jerusalem und mit Mariahinauf zum Herrn.

Du kannst einen Rosenkranzbeten aus lauter „Herr JesusChristus, erbarme Dich meiner!“,oder aus lauter anderen Stoß-gebeten; ja, du kannst einenRosenkranz nähen aus lauter Aveund einen der Himmelsköniginvorsingen mit verschiedenenInstrumenten, du kannst jedesAve für jemand aufopfern alsFürbitte, du kannst all dein Tunzu einem lebendigen Rosenkranzmachen!

Im Kreuz ist unser Halt, und der-einst werden auch wir bei unse-rem letzten Atemzug auf dieserWelt, vor dem ersten Atem imhimmlischen Jerusalem, zumVater das Siegerwort sprechen:„Es ist vollbracht!“

Jetzt ist die Zeit des Kampfes

Jetzt ist die Zeit des Kampfes.Jetzt wird dieser Kampf von denNachfolgern Christi, des Herrn,immer in der Torheit des Kreuzesausgetragen; sie kämpfen mit denWaffen der Liebe, des Schweigens,

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des Gehorsams, der Geduld, derheiligen Armut, der demütigenSelbstverleugnung und des heili-gen Verzichtes. Die Gegner aberhaben die brutale Macht zumFesseln, den Mammon, den Stolzund die Heuchelei, die Gier unddie Lust am Untergang des ande-ren. Es scheint der Kampf in die-ser Welt ungleich und der Sieg desBösen sicher, denn nirgends wirddas Pharisäertum aussterben.

Wer kann nun die GedankenGottes begreifen, daß Er, derGerechte, allmächtige Herr desHimmels und der Erde, für dieseMenschen immer noch und unbe-irrt bittet und betet und alles dafüraufbringt, was der Himmel dazubereitgestellt hat? Klingt da nichtdas Wort Jesu am Kreuze ununter-brochen bis zum Ende der Tage:„Vater, verzeih ihnen, sie wissennicht, was sie tun“?

Die Liebe Gottes ist gewalttätig,sie wartet nur auf den Augenblick,wo du dich ihr ergibst, um dich zuschmelzen, in Glut umzuwandeln.Die Liebe Gottes ist dunkel, sieverlangt, daß du die Tiefe desNichtsseins vor Gott suchst, ehesie dich ins Licht der AugenGottes bringt; sie verlangt ein

Gott-Schenken aus Liebe ohneAnspruch auf Belohnung. Siereicht dir das Kreuz und dieDornenkrone, wo du lechzestnach dem Pulsschlag des lieben-den Herzen Gottes.

Und um Ihn, den unbeschreiblichHeiligen, stehen die Engel mit derDornenkrone; jeder Dorn ist einLösegeld für unsere Sünden derSchwachheit, der Feigheit, desHochmuts, der Ichsucht. Allediese Engel wecken in uns dieUnruhe zu Gott, wecken dasschlafende Gewissen und bringendie Gewalt der Umkehr zu Gott.

Wem sie solch einen geheiligtenDorn in die Seele senken, derkommt nicht mehr von Gott los,sein verwundetes Herz wirdselbst zum Angelhaken der Liebeund wird den Kreuzweg desHerrn gehen in heiliger Ziel-strebigkeit.

Lassen doch auch wir uns durchdas Kreuz des Herrn retten, indemwir es mit Liebe umfangen undtragen, es trägt uns weit überGolgotha hinauf bis in denHimmel hinein. Niemals soll sichein Christ vor dem Kreuze ängsti-gen und von ihm wegschauen, er

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soll die Hände darnach ausstrek-ken: „Ave Crux, spes unica!“

Meine Braut ist die Einzige, diemit Mir den Kreuzweg wandelt

Am ersten Freitag nach Quadra-gesima 1896 spricht Jesus:„Komm mit Mir in das Haus desPilatus, Meine Tochter, denn dusollst mit Mir den Kreuzweg wan-deln und darum recht wohlbeherzigen, wie Ich als dein Herrund Meister denselben gewandeltbin. Betrachte jetzt, Meine Seele,was Ich hier gelitten habe vor die-sem gottlosen Richter!

Siehe hier den großen Abstandzwischen der Wahrheit und derUngerechtigkeit eines Menschen.Wer ist die Wahrheit? Was ist dieWahrheit und was ist die Un-gerechtigkeit? Siehe, Ich, deinHerr und Meister, dein Erlöser,deine ewige Glückseligkeit, Ichbin die Wahrheit und das Leben,aber man will Mich nicht erken-nen und die Ungerechtigkeit siegtüber das Leben und die Wahrheit. Der Ungerechte triumphiert überden Gerechten; der Gottlose überden Heiligsten der Heiligen, aberdoch nur scheinbar, nur weil es so

der Wille Meines himmlischenVaters ist.

Gehe mit Mir und vernehme dasTodesurteil, das über Mich ausge-sprochen wird. Siehe, dieserungerechte Richter, er bekenntoffen und laut vor allem Volk, daßer keine Schuld an Mir finde, unddoch spricht er das ungerechtestealler Urteile, das je die Weltgehört, über Mich aus. Und so tri-umphiert das Unrecht über dieGerechtigkeit. Was meinst duwohl, Meine Tochter, was Ichdamit Meiner Kirche für einBeispiel geben wollte? MeineKirche, Meine Braut, ist die Ein-zige, die mit Mir den Kreuzwegwandelt.

Vom Anfang bis zum Ende, solan-ge sie bestehen wird, ist sie be-ständig unter der Hand von gott-loser Macht; beständig wird dasUnrecht über sie triumphieren,manche Zeit minder, manche Zeitwieder mehr, nicht überall zu glei-cher Zeit an allen Orten, aberdoch beständig, bald hier, balddort. Man findet zu aller Zeitkeine Schuld an ihr und dochmuß sie leiden und doch muß sieunterdrückt sein, weil sie MeineBraut ist, weil sie den Weg zu

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gehen hat, den Ich ihr vorange-gangen bin.

Und Ich sage dir, es wäre auchnicht gut für sie, wenn sie anderszu gehen hätte als Ich, ihr Haupt,ihr Herr und Meister, denn nurLeiden ist das Zeichen der Aus-erwählung. Leiden führt ganzgewiß zum Siege. Wenn Ich erhöhtsein werde, werde Ich alles anMich ziehen.

So auch Meine Kirche! Wenn sieam Kreuz erhöht sein wird, wirdsie alles an sich ziehen. Siehe, wieMeine Kinder sich aufraffen undihr nachfolgen, wie sie sich flüch-ten unter den Schutzmantel ihrerheiligen Mutter.“

Stelle dich mit Mir unter das Kreuz

„Stelle dich unter das Kreuz undopfere Mir, sooft dein Atem aus-und eingehen wird, sooft einGlied deines Leibes sich bewegt,bei jedem Puls- und Herzschlag,Mein Kostbares Blut, Mein bitteresLeiden und Sterben in Vereini-gung mit Meiner Mutter, mit demheiligen Joseph, mit der ganzenKirche, mit allen frommen und

gerechten Seelen auf für dieBekehrung der Sünder.

Leide mit Mir, Meine Tochter, undmache alle deine Schritte undTritte zum Gebet für die Sünder,und Ich will es so annehmen, wieIch gewohnt war von jeher, vonMeinen treuen und liebsten Kin-dern, die Bitten zu erhören.Konnte Ich denn in Meinem sterb-lichen Leben je die Bitte eineswahrhaft Liebenden abschlagen?Konnte Ich je einen Menschenzurückweisen, kalt und ohneTrost, der mit lebendigem Glau-ben, mit inniger Liebe sich Mirgenaht hat?

War nicht Mein ganzes Leben einLeben voll Wohltaten, ein Lebenvoll Arbeiten und Abmühen undAbplagen, um Seelen zu retten,um Seelen zu gewinnen? Habe Ichnicht deswegen Meine Kirchegestiftet und sovielmal Mich in ihrvervielfältigt, wie es Priester in ihrgibt, um dieses Mein Leben soviel-mal in ihr zu gestalten, sovielmalin ihr zu vervielfältigen, damitsich auch Mein Wirken in ihr ver-vielfältigen kann, um Seelen zuretten, um Seelen zu gewinnen fürMein himmlisches Reich? Sieh,und all diejenigen, die sich diesen

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Meinen Dienern nahen werden imBeichtstuhl, die hingehen, ihreWorte zu vernehmen, sie werdenMeine Wohltaten genießen, dieIch auf sie übertragen will durchMeine Diener.

Wenn eine liebende Seele zu Mirfleht, muß Ich dem einfältigenWort Leben geben. Es dringt ein,es fast Wurzel, die Seele sinntnach und wird gerettet. Dies istdas Geheimnis, das Ich der Weltdurch dich lehren will, das Ge-heimnis des Gebetslebens durchliebende Seelen, aber meist durchjungfräuliche Seelen, denn nureine Jungfrau gibt sich dem Herrnganz und gar hin. Während eineEhefrau für das sorgt, was ihresMannes ist, sorgt eine Jungfraufür das, was des Herrn ist.Jungfrauen sind es, die durch ihrVermögen, ihren Überfluß, denPriester unterstützen sollen unddas Wort des Priesters soll dieWelt bekehren.

Und nun komme zur zweitenStation und nehme dein Kreuz aufdeine Schultern und folge Mirnach. Siehe, Meine Tochter, ob Ichgemurrt habe, als man Mir dasKreuz auflud. Siehe, Meine zweiMitgesellen, Meine Mitbürger, die

mit Mir gekreuzigt wurden, ihnenmußte das Kreuz vorgetragenwerden. Ich aber, ihr Herr undGott, mußte Selbst Mein Kreuztragen! Weißt du warum, was dasbedeutet?“

Man flieht vor dem Kreuz

„Ja, du sollst erkennen, MeineTochter, daß Ich dieses so freiwil-lig wollte, um jedem Menschenein Beispiel zu geben, daß nie-mand sein Kreuz abwerfen soll,weil der Kreuzweg der Weg zumHimmel ist. Ein jeder soll seinKreuz selbst tragen und nichteinem anderen aufladen wollenund denken: Nun ja, ich willschon auch Dir folgen, aber diesesund jenes ist mir zuviel. Da gibt esnoch andere Menschen.

Man flieht vor dem Kreuz unddenkt, diese und jene können estragen, ich will mir einen anderenWeg suchen, wo ich doch auchmeinem Gott noch besser dienenkann. Siehst du, warum Ich dasKreuz freiwillig tragen wollte? Ichwollte das Kreuz solange ohnejegliche fremde Hilfe tragen, bisIch zusammenbrach; solange, bisMeine Feinde sähen, daß Ich

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unterwegs erliegen und sterbenwürde, und um das Vergnügen zuhaben, Mich am Kreuz sterben zusehen, sich genötigt sahen, Mireinen Gehilfen mitzugeben.

Aber dies alles hat seine hohewichtige Bedeutung für dieMenschheit. Solange du, o Christ,das Kreuz tragen kannst und so-lange du es in Vereinigung in Mirtragen wirst, werde Ich dir dieKraft dazu geben, und du sollstnicht verlangen, daß andere dirhelfen, dir dein Kreuz zu erleich-tern und Mich nicht nötigen, dirdurch andere Hilfe zu verschaffen.Wenn du je so schwach sein soll-test, unter dem Kreuz zu erliegen,ja, dann soll es dir erlaubt sein,Abhilfe zu suchen.

Siehe, deswegen wollte Ich denSimon von Cyrene haben, aberbedenke wohl, es war bereits dieHälfte Meines Weges zurückge-legt. O wie unglücklich sind allejene, die sich ihr Kreuz erschwe-ren, die es wohl aus freiem Willengewählt und mit reifer Überle-gung übernommen haben, als-dann aber wegen der damit ver-bundenen Lasten nicht tragenwollen. Wie erschweren sie sichdie Last! Um wie vieles leichter

würden sie gehen, wenn sie tag-täglich auf Mich schauten, wennsie bedächten, daß Ich ihnen vor-angehe, und daß sie Mir nur fol-gen. Nur vorwärts! Oben aufKalvaria ist der Ruhepunkt! Vondort aus werde Ich alles an Michziehen. Nur von dort aus werdenauch sie alles an sich ziehen, alleihre bösen Leidenschaften, alleihre üblen Launen werden sichihnen zu Füßen legen und sie wer-den über dieselben triumphieren.Und nun lebe wohl, MeineTochter, bis Freitag komme Ichwieder.“

Teile mit Mir Meine Schmach

Maria spricht am ersten Donners-tag im März 1896: „Weißt du auch,was das Kreuz auf Seinen Schul-tern bedeutete und die dickenSchweißtropfen auf Seinem heilig-sten Angesicht? Es sind die Lei-den, die Ihm Seine Feinde berei-ten, die Ihm Tag für Tag Seineneucharistischen Kreuzweg er-schweren. Dich hat Er nun er-wählt, daß du mit Ihm dieseneucharistischen Kreuzweg teilest,um Ihn zu trösten. Harre aus,Meine Tochter, entziehe Ihm die-sen Trost nicht! Was meinst du

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wohl, warum Mich der himm-lische Vater nicht, wie MeinenBräutigam, den heiligen Joseph,zu Sich rief, bevor Mein Sohn die-sen schmachvollen Tod sterbenmußte? Siehe, deswegen nicht:Um unter Seinem Kreuze stehenzu können, die Schmach mit Ihmzu teilen und Sein Herz durchMeine Gegenwart zu trösten,denn wo Sein Blick hinfiel, sah ErSeine Feinde. Siehe, dies sollstauch du sein in Seinem eucharisti-schen Leben. Laß dich nicht irre-machen; es ist alles nicht so bösgemeint, was man dir nachredet.“

Am Palmsonntag 1896 sprichtJesus: „Ich habe dir heute frühgesagt, daß du Mich begleitensollst durch die Straßen vonJerusalem auf und ab. Sieh, wiegut Ich es mit diesem Volkgemeint, wie ein zärtlich lieben-der Vater wollte Ich sie um Michversammeln, um sie Meinemhimmlischen Vater zuzuführen.Aber sieh, wie man mit Mirumgeht. Alles ist vergebens!Siehe, wie Ich damals in Jeru-salem und im ganzen Judenlandherumgeeilt, um die verlorenenSchäflein aufzusuchen, so eiltMeine Braut von einem Ende zumanderen, von einer Stadt in die

andere, von einem Fleck zumanderen, um die Menschen aufzu-suchen, um sie zurückzubringenzu Meiner Herde. Aber alles istvergebens an diesem Geschlecht.Wie die verstockten Juden, so istauch dieses Volk.

Darum, Meine Tochter, bitte Ichdich, du möchtest Mir den Dienstnicht versagen. Ja, du mußt lei-den, Meine Tochter. Gehe aber hinund sieh dir das Hochamt in St.Ignatius an und vergleiche, wie esvor zehn Jahren gewesen ist, woman sich noch schämte, ein Buchüber die Straße zu tragen. Sieh,das bewirkt die Liebe einzelnerSeelen und das Mitleid einzelnerSeelen, das sie mit ihrem Herrnund Gott tragen. Um der Liebedieser Seelen willen vergesse Ichallen Undank jener Undankbaren,Meine Gnade wirkt mächtiger, dieLauen raffen sich auf und man-ches verstockte Herz ist zurückge-kehrt.

Darum wiederhole Ich dir immerwieder: Leiden, sühnen, opfern!Vereinige deine Schmerzen mitdem Opfer, das Meine Diener alleTage auf dem Altare darbringen,mit Mir Selbst, denn du sollst deneucharistischen Kreuzweg gehen,

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und mit dir deine beiden Mit-schwestern. Ihr sollt keine Aner-kennung suchen vor den Men-schen, nur daß Ich anerkannt,geehrt und geliebt werde, und daßman Mir mehr Dank und Aner-kennung zolle von Meinen Die-nern. Von diesen Seiten verlangeIch Dank und Anerkennung.

Sie sollen dein Leben und dasLeben deiner beiden Mitschwe-stern prüfen, und wenn es nichtübereinstimmt mit dem, was dusagst, dann sollen sie es verwer-fen. Wenn aber dein Leben über-einstimmt mit den Worten, die Ichzu ihnen durch dich spreche,dann sollen sie auch glauben, daßIch es bin, Ich, euer Herr und Gott,und sollen ihren Eifer bekräftigenund ihre Liebe zu Mir ausgießenüber die Herzen ihrer Unterge-benen.

Sie sind die Kanäle, durch die Ichden Strom Meiner Gnade fließenlasse in die Herzen Meiner Kinder.Sie sollen nicht den Kanal verstop-fen durch ihren eigenen Willen,den sie Meinem Willen entgegen-stellen; denn es gibt kein Zuviel,aber es gibt ein viel Zuwenig.“

Mit Maria vereinigen, denn Sieist die Mutter aller Menschen

Jesus am Karfreitag 1896: „Ichhabe dir von Anfang an gesagt, alsIch Mich dir vergegenwärtigte, alsIch dir den Weg zeigte, den du mitMir wandeln solltest, nämlich denKreuzweg, du sollst dich recht mitMeiner heiligen Mutter vereinigenund Sie in Ihren Schmerzen bemit-leiden.“

An Himmelfahrt 1896 sprichtJesus: „Ja, Meine Tochter! Kommenur und nimm Platz hier anMeinem Herzen! Sieh, du armeErdenpilgerin, dies ist ein Einblickin jene Glückseligkeit, die auchdeiner wartet. Harre nur aus,warte nur zu, es kommt auch fürdich die Stunde, wo du einziehenwirst durch dieses Goldene Tor,um nicht mehr daraus zu entkom-men. Heute, Meine Tochter, willIch dich lehren, was du tun sollst,um nicht irre zu werden in all denBedrängnissen, die deiner nochwarten.

Ich habe das Kreuz getragen aufGolgotha hinauf, und an demKreuz wollte Ich sterben. Weilauch du das Kreuz tragen und amKreuz auch du sterben sollst, wird

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es dir nicht anders ergehen alsdeinem Herrn und Meister, als esdeinem Bräutigam erging, als ErSich mit Seiner jungfräulichenBraut vermählen wollte, mit Sei-ner Kirche. Er wurde geschmäht,verachtet und verfolgt, und dirwird es nicht besser ergehen.Darum freue dich, dein Lohn istgroß im Himmel.

Nicht die Wissenschaft machtHeilige, sondern das Kreuztragen;Kreuztragen in der Art und Weise,wie Ich es trug. Wer Mir nachfol-gen will, der nehme sein Kreuztäglich auf sich und folge Mirnach, und je mehr Mich jemandsucht, desto mehr wird er dasKreuz vorfinden, desto tiefer wirder eindringen in die Schule desKreuzes, weil kein anderer Wegzum Himmel führt als derKreuzweg, den Ich Selbst gegan-gen bin, als Ich auf Erden weilte.

Der Paradiespfad ist nun einmalverloren und auf Erden nie mehrzu finden, außer bei denjenigen,die ihn im Kreuz suchen, denndiejenigen, die das Kreuz Mirnachtragen wollen, werden dasKreuz lieben, weil sie es freiwilligauf sich nehmen, und so ist eskein Kreuz mehr, es ist ihnen eine

Lust und Befriedigung, denn siewissen, daß sie auf dem Wegesind, den auch Ich ging, und dieTränen, die sie weinen, sie glän-zen wie Diamanten im Sonnen-strahl.“

Alle Völker wollen es abwerfen,das liebe süße Kreuz

Jesus an Vigil Kreuzerhöhung1896: „Siehe, Meine Tochter, dusiehst Mich mit dem schwerenKreuz, wie Ich Mich dir gezeigtam Anfang deines Leidens, wo Ichdir gesagt, daß du mit Mir denKreuzweg wandeln sollst.

Siehe, wohl beginnt morgen dasFest Kreuz-Erhöhung, weißt duauch, was das bedeutet? Es ist derSieg der Kirche, es ist der Siegüber das Heidentum, über alleMeine Feinde.

Es sollte dieser Tag alle MeineKinder daran erinnern, daß dieblutigen Kämpfe aufhören sollen,die Meine Feinde der Kirchebereitet hatten durch dreihundertJahre, und jetzt, wo KaiserKonstantin der Große von seinerMutter das Kreuz emporbringenließ, und Konstantin der Große es

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von jetzt an auf allen Zinnen derKirchen und Gebäude stellen ließ,sollte Meine Kirche das FestKreuz-Erhöhung feiern.“

Das Kreuz ist ihnen nur noch Torheit und Lächerlichkeit

„Aber siehe, seit achtzehnhundertJahren steht wohl das Kreuz aufden Zinnen der Tempel, und wohlist Meine Kirche erhöht auf derganzen Erde, aber sehe dich um,was du davon noch siehst. Manverschmäht das Kreuz, man willdas Kreuz jetzt nicht mehr tragen,alle Völker wollen es abwerfen,das liebe süße Kreuz, welches Ichtrug. Sehe dich um, ob Ich nichtallein stehe mit dem Kreuz aufdem Rücken? Haben nicht MeineKinder, die Kinder der katholi-schen Kirche, das Kreuz ihremHerrn und Gott wieder aufgela-den, und muß Ich es nicht wiederallein tragen im allerheiligstenAltarsakrament?

Muß Ich nicht allein den euchari-stischen Kreuzweg gehen? Darumsiehst du Mich heute so traurig;denn nicht feiert man das FestKreuz-Erhöhung, wohl MeineKirche, aber nicht die Kinder

Meiner Kirche feiern das FestKreuz-Erhöhung, sie überlassen esMir wieder allein. Ja, diejenigen,die Mich verlassen haben, die aus-gestiegen sind aus dem SchiffleinPetri, die tot sind an Meinemmystischen Leib, sie haben dasKreuz von sich geworfen undsuchen das Glück anderswo, siesuchen, sich den Himmel aufErden zu verschaffen durch un-mäßige Vergnügungssucht, durchjagen nach irdischem Besitz.

Das Kreuz ist ihnen nur noch eineTorheit und Lächerlichkeit, sieerinnern sich nur noch daran, umzu spotten. O wie schmerzen Michdiese Glieder an Meinem mysti-schen Leibe; denn noch sind sieeingeschrieben in Meinem Her-zen, und solange noch ihr Atemein- und ausgeht, fühle Ich derenPulsschläge, nicht zu MeinerFreude, sondern zu Meiner Qual.“

Sieh, wieviel mehr sie das Kreuz fliehen

„Du mußt wissen und ihr alle,Meine Kinder, ihr alle, die ihr anMich glaubt, ihr sollt wissen:Solange der Mensch lebt, derMensch, der noch nicht abgestor-

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ben ist an Meinem mystischenLeib, solange quält er Mein Herz,solange fühle Ich die Faust-schläge, die er Meinem Herzenversetzt. Und nun, siehe dir jenean, die zwar noch Glieder sind anMeinem Leibe, die noch eingeglie-dert sind in Meiner Kirche, diesich noch Christen nennen, ob sienoch das Kreuz lieben? Sieh, wie-viel mehr sie das Kreuz fliehen,anstatt daran sich zu erfreuen, imKreuz sich zu rühmen, wie weni-ge gern auf Kalvaria weilen, mitMir leiden wollen.

Viele Liebhaber habe Ich unterMeinen Kindern, aber wenige, dieMir das Kreuz nachtragen wollen.Begreifst du Mich? So folge Mirund beklage dich nicht, wennauch du allein gehen mußt. Süh-ne, Sühne, Sühne verlangt MeinHerz!

Die Diener Meiner Kirche sollenes glauben, daß Mein Herz Sühneund Opfer verlangt, Menschen,die sich einsetzen, welche dieOpfer nicht scheuen, denn auchdie Diener Meiner Kirche wollenkein Opfer bringen, sie wollen nursolange glauben, als es kein Opferverlangt - und Mein Herz ver-langt Opfer. Der Sturm wird

solange dauern, bis die Weltglaubt, bis Meine Diener glauben,daß Ich Sühneopfer verlange,Seelen, die sich einsetzen, mit Mirdasselbe zu tun, was Ich getan, alsIch auf Erden wandelte, die sichopfern für die Seelen anderer.

Solange wird der Sturm währen,bis in der ganzen Welt, in allenKirchen, wo Mein Herz weilt, woIch Tag und Nacht auf der Wartestehe, um zu sehen, ob einer sichfände, der mit Mir traure, ob nichteiner sich fände, der mit Mirweine für die Brüder und Schwe-stern, die draußen stehen undMich nicht mehr kennen, bis inallen Kirchen, wo Mein Herzzuweilen Sich würdigt, wo Seelensich vorfinden, die MeinemHerzen Abbitte und Sühne leisten,Meine Diener anerkennen, daßIch zu Meiner kleinen Dienerinspreche, daß überall auf der gan-zen Welt Ich es bin, Der eine Seele,die noch jungfräulich leben will,weil in ihrem Herzen die Stimmeertönt, sie zum jungfräulichenStande beruft.

Der Sturm wird solange dauern,bis in allen Orten die Priesterbereit sind, solchen Seelen aufzu-helfen, ihnen behilflich zu sein,

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ihrem Beruf nach zu leben, Jung-frauen zu erziehen, an denen Ichnoch Mein Wohlgefallen habenkann, haben muß, haben will, weilauch Meine jungfräuliche MutterJungfrau war und ist und bleibtund Ich Sie deswegen erwählteund in Ihr, der Jungfrau, geborensein wollte, um der Welt zu zei-gen, wie sehr Ich diesen Standbevorzuge.

Ich habe Meiner Kirche dieVerheißung gegeben, daß diePforten der Hölle sie nicht über-wältigen werden. Und siehe, wiedas Reich Satans mächtig gewor-den ist, es hat sich dieser großeund mächtige Fürst der Finsterniseinen ungeheuren Anhang ver-schafft. Ich ließ ihm die Gewalt,als Ich ihn hinabstürzte, dieMenschheit zu verführen, weil dieMenschen bestimmt sind, diePlätze einzunehmen, die er durchseinen Stolz und Eigendünkel soleichtfertig verscherzt hat.

Darum muß Ich denen, welchenIch diese Plätze schenken will,große Leiden verursachen, umSatan zu zeigen, wie man sichMühe geben muß, um diese Kronezu erlangen, die er so leichtsinnigverschleuderte. Weil nun Satan so

mächtig und die Welt so gottlosgeworden ist, wie Ich schon ananderer Stelle erwähnte, daß injenem Jahrhundert, das man dasGoldene Zeitalter nannte, weilMeine Kirche reich war und großeSchätze besaß, Meine Diener aberin jener Zeit zu üppig wurden unddas Gift eindrang in die Welt, undMeine Kirche unendlichen Scha-den litt, Ich euch durch MeineBrigitta zurufen ließ und zeigte,daß es ein Zeitalter gebe, wo eineSpaltung eintritt und MeineKirche bis zur Hälfte abgerissenwird von Meinem Herzen.“

Luther spaltete die Kirche und raubte Mir halb Europa

„Luther spaltete Meine Kirche inzwei Teile. Von da an trat Satan inder Welt auf und richtete Unheilüber Unheil an, die Völker wur-den immer leichtfertiger undleichtfertiger, das Gift drang einbis in die innerste Faser, alleVölker sind gottlos geworden undder Glaube hat bis zu den bestenMeiner Diener abgenommen. Da-rum hat Mein himmlischer Vaterbeschlossen, die Menschheit zuzüchtigen und durch große Straf-gerichte heimzusuchen. Diese

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Strafgerichte sind schon hereinge-brochen, zum großen Teil da-durch, daß niemand mehr aufMeine Stimme hört, daß auchunter dem Landvolk so vielGlaubenslosigkeit herrscht, daßniemand mehr die Stimme ihrerHirten hören will.

Dies ist die erste Strafrute, die her-einbrach, dies ist die Züchtigungim Innern, sie soll aber auch nachaußen ausbrechen, wenn dieVölker sich nicht zurückführenlassen, wenn die Worte, die MeineDienerin zu euch spricht, vonMeinen Dienern nicht angenom-men werden. Es werden dieGottlosen einfallen, sie werdensich verbinden in der ganzenWelt, es wird zu einem allgemei-nen Aufbruch kommen und einschreckliches Blutbad wird dieErde bedecken.

Dies ist es, warum Ich verlange,daß Meine Kinder gerne mit Mirleiden, daß man das Fest Kreuz-Erhöhung viel mehr feiern soll alsdas Fest Kreuz-Auffindung. Mansoll sich aufmachen und dasKreuz aufsuchen, man soll sichaufmachen und das Kreuz Mirgern nachtragen, man soll denkatholischen Christen den Wert

des Kreuzes predigen, man sollden Familienvätern die Genuß-sucht und Schwelgerei vorhaltenund sie zur Enthaltsamkeit er-mahnen, man soll die christlichenFrauen bitten, Geduld zu habenmit den Männern, ihre Kinder inder Gottesfurcht erziehen, dieMütter ermahnen, im Beichtstuhlund auf der Kanzel, wenn einesihrer Kinder Vorliebe hat zumjungfräulichen Stand, sie diesemRuf folgen zu lassen.“

Seht, wie Ich für euch gelitten

Jesus am ersten Donnerstag imFebruar 1897: „Meine Tochter!Den Weg zu wandeln, der zumHimmel führt, den Ich vorausge-gangen bin, wäre jedem Men-schen angenehm und ihn würdenalle Menschen gehen, mit Aus-nahme derjenigen, die den Him-mel absolut verleugnen, wenn erimmer mit Trost bestreut wäre,wenn darauf immer die Freudewinkte. Ja, dann hätte IchNachfolger in Hülle und Fülle,dann würde die ganze Welt Mirnachlaufen und weniger Men-schen als jetzt gingen verloren.Weil Ich aber gesagt habe: ‚WerMir nachfolgen will, der nehme

Du sollst mit Mir den Kreuzweg gehen

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täglich sein Kreuz auf sich undfolge Mir nach‘, da finde Ich frei-lich weniger Liebhaber - und sogeht es auch dir. Denn da, wozwei oder drei in Meinem Namenversammelt sind, da bin Ich mit-ten unter ihnen. Noch viel mehraber bin Ich unter jenen, wenneine Seele für Mich leidet, denKelch der Bitterkeit mit Mir teilt.Dieser Leidenskelch, den dutrinkst, ist nicht der, den du kurzzuvor auszuhalten hattest, ehe Ichzu dir gekommen bin und mit dirredete. Denn das sollte dir nur einVorbote sein, daß du dem Herrndie Türe öffnen sollst, daß du Ihnmit Freuden in Empfang nehmensollst.“

Mein ganzes Leben war ein einziger Kreuzweg

„Der Leidenskelch, den du mitMir teilst und teilen sollst, undauch alle diejenigen teilen, die mitdir den gleichen Weg gehen wol-len, den Weg des Kreuzes näm-lich, ist der, daß du mit Mir dieBitterkeit Meiner Todesangst amÖlberg und die Bitterkeit Meinerdreistündigen Todesangst amKreuz verkostest. Mein ganzesLeben war ein Kreuzweg, doch

hatte Ich fortwährend großenTrost in Mir, weil Mein Geist inder Gottheit ruhte. Obwohl MeineFüße den Staub der Erde berühr-ten, obwohl Ich Mensch war wiealle anderen Menschen, dennanders hätte Ich die Gottheit nichtzu versöhnen vermocht, so warIch Gottmensch, und Mein Geistruhte beständig in der Gottheit, inder allerheiligsten Dreifaltigkeit.

Als Ich aber den Willen MeinesVaters ganz erfüllen wollte, als Ichden Kelch zu trinken begann, denEr Mir bot, da zog Ich MeinenGöttlichen Geist zurück in dieGottheit der allerheiligsten Drei-faltigkeit und Ich litt mehr, als einMensch jemals zu leiden vermochthätte. Mein Geist war nunmehrein menschlicher Geist, den jederMensch in sich birgt. Ich wollte esso leiden, wie jeder Mensch leidet,verlassen von der Gottheit.

Darum dachte Ich, wie Menschendenken, redete, wie Menschenreden, und litt, wie Menschen lei-den. Meine Gedanken verwirrtensich, Mein Geist schwebte in derganzen Schöpfung umher. Er sahdie Greuel, die Sünden auf Erden,alle ihre Bosheit und Armseligkeit,und Ich dachte Mir, bist Du nicht

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ein Tor, Sich solchen Leiden zuüberlassen, für solche MenschenDich einzusetzen? Mein Geist warverwirrt, Er fiel von einer Zeit indie andere, ein Gedanke ver-drängte den anderen, und Ichüberdachte alle die Marter, dieMeiner warteten, und Ich fragteMich: Kannst Du dieses alles erlei-den, kannst Du Dich hingebensolch unaussprechlicher Marter?

Mein Geist durchschaute alleJahrhunderte und sah, wie wenigMenschen Mir folgen würden, anwie vielen Menschen Mein Leidenverlorenginge, und Ich konntenicht mehr.

Die Finsternis überwältigte Mich,es sträubte sich das Gefühl gegendie Vernunft. Das Gefühl wolltefrei sein von den Leiden, aber Ichsagte Mir: Du bist Mensch gewor-den, um zu leiden, und Du mußtleiden, und Du sollst leiden, geheund suche Dir Hilfe, gehe undsuche Dir Trost.

Und Ich ging zu Meinen Jüngernund suchte Mir Trost bei ihnenund fand ihn nicht. Ich zog Michwieder zurück, und Ich fing wie-der an, innerlich zu leiden und zukämpfen.“

Ihr müßt den Weg des Kreuzes gehen

„Seht, Meine Kinder, damit wollteIch die Leiden aller derjenigenerdulden, die Mir folgen auf demWeg des Kreuzes, die Meinetreuesten, liebsten Kinder sein sol-len, denn nur diese müssen fühlendie Finsternisse des Geistes, nurdiese fühlen die Seelenpeinen,nicht aber jene Kinder der Welt,deren Geist zerstreut ist, die analles denken, nur nicht an dasHeil ihrer unsterblichen Seele;jene fühlen nicht, was Seelenpeinvermag. Ihr aber, ihr Meine lieb-sten Kinder, ihr sollt wissen, wases bedeutet, den Weg des Kreuzeszu gehen, ihr sollt wissen, daß derWeg zum Himmel ein steiler Weg,und daß die Pforte dorthin engund schmal ist, zu der MeineAuserwählten hineinschlüpfen.

Darum wundert euch nicht, wennTage kommen, an denen ihr nichtwißt, woran ihr euch halten sollt.“

Kommt in Meine Kreuzesschule

Jesus am vierten Freitag imFebruar 1897 spricht: „MeineTochter! Darum mußt du sehen,

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welchen Führer du vor dir hast.Habe Ich dir nicht nach Weih-nachten gesagt, daß du jetzt mitMir leiden mußt und fühlen mußt,was Mein Herz so sehr bedrängt,die Drangsal Meines Gemütes,Meines Herzens im allerheiligstenAltarsakrament.

Du weißt längst schon, weil Ich esdir oft gesagt, daß du den euchari-stischen Kreuzweg mit Mir gehensollst; einen geheimnisvollen Wegsollst du mit Mir gehen, mit Mirverbunden. Diesen Weg verstehennur wenige, auch nicht die lieb-sten Kinder Meines Herzens, dieIch noch nicht eingeschult habe indie Kreuzesschule. In die Kreuzes-schule kann Ich nur diejenigenschicken, die sich auch willig dar-ein geben, die sich bereit erklären,in die Kreuzesschule zu gehen.

Es ist zwar notwendig, daß allediejenigen, die zu Mir in das ReichGottes eingehen wollen, denschmalen Weg gehen müssen,denn alle Katholiken und alleMenschen müssen den Kreuzweggehen, alle Christen und alleKinder der katholischen Kirchemüssen den schmalen Weg gehen,und doch gibt es noch etwas, eineeigene Schule, in die nicht alle ein-

treten können, die in das ReichGottes gelangen wollen. DenEingetretenen in diese Schule stel-le Ich erst Bedingungen, weil esmit vielen Kosten verbunden ist.Sie müssen erst ihren Willen Mirzum Opfer bringen, ihren Willenganz und gar Meinem Willenunterwerfen, ganz und gar tun,was Ich will, und nicht anderswollen, als Ich es will.

Zweitens müssen sie auf jeglicheFreude verzichten, auch wenn esdie schönste ist, die Seelenfreude,die geistige Freude; auch diesemüssen sie Mir hie und da zumOpfer bringen, wenn Ich es ver-lange, was Ich nicht von allenMenschen, von allen Kindern derkatholischen Kirche zu gleicherZeit verlangen kann. Dies ist nurein Vorrecht für die Kinder, die indie Kreuzesschule gehen.

Aus den Worten, die du nieder-schreibst, Meine Tochter, sollenviele, viele gute Entschlüsse undVorsätze gefaßt werden, und vielewerden auch gefaßt werden! JederMeiner Diener, der sie lesen wird,wird sie nicht lesen, ohne geisti-gen Nutzen für seine Seele, denner muß sich eingestehen, daß erein Buch des heiligen Evangeli-

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ums liest; nicht als ob dasEvangelium, das Meine Kircheaufbewahrt, nicht genügte, undals ob Ich hier Meiner Kirche einneues Evangelium in die Handgeben wolle, nein, nein!

Aber jeder Meiner Diener wirddas Evangelium darin finden, dasheißt, Mein Wort, Meinen Geist,den Geist, den Ich ausgieße überMeine Dienerin, und er wird sichangetrieben fühlen, dieses Buch,das er in der Hand hält und dasihm mit seiner Gewalt ist überge-ben worden, mehr zu schätzenund mehr zu lieben. Er wirdsehen, daß es die Worte Des-jenigen sind, Der einst die FlurenPalästinas durchwandelte, überallWohltaten spendete, tröstete undhalf, auch wenn Er tadelte.

Wohlan, Ich weiß gar wohl, wel-che Mühe du auszustehen hast,du Meine geliebte Braut, mit denausgearteten Kindern, und Ichhabe allergrößtes Mitleid mit dir(Priestertum). Siehe, wie Ich dirzur Seite stehe. Da du aber dieZeitperiode einmal durchkämp-fen mußt, du Meine geliebteBraut, und dieses nicht andersgeschehen kann, als daß dieZuchtrute geschwungen werden

muß und die Zuchtrute du selbermitfühlen mußt, weil ja dieMutter das zartfühlendste Herzhat für das Kind, und du, MeineBraut, bist doch die Mutter allerMenschen auf Erden, also dieMutter dieser entarteten Kinder,die jetzt leben, so bist du es also,die du am tiefsten die strafendeHand des Vaters fühlst, und duverstehst es nicht.

Du verstehst es nicht, du MeineBraut, warum du so tief gekränktwirst, warum du von allen Seitenso eingeengt bist, warum mandich vertilgen möchte. Merke dires doch, du bist ja die Mutter die-ser entarteten Kinder, du sollst dieZuchtrute fühlen, damit dieKinder gerettet werden.

Wie kann Ich aber die Kinder ret-ten, wenn nicht du die Arme aus-breitest und sie alle unter deineFittiche nehmen willst? Du bistdie Henne, die Ich hinausschickeunter die Völker, durch die IchMeine Kinder immer wieder anMich locken will, auch jeneKinder, die sich der Gefahr ausset-zen, absichtlich sich in die Händeihrer Feinde zu begeben. Glaubstdu wohl, daß Ich da anders ver-fahren könnte, als Ich jetzt verfah-

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re mit dir, und doch bist undbleibst du Meine vielgeliebteBraut, du Tochter Sion, du TochterSions, du heiliges PriestertumMeiner Kirche. Du bist es, du bistMeine geliebte Braut, die unterden Völkern steht, während Ichdie Zuchtrute schwinge.

Aber siehe, du Meine Braut, Ichkann dich nicht verschonen.Werde Mir nicht böse, zürne Mirnicht, du heiliges Priestertum,wenn deine Kinder dir denRücken zukehren und dich verla-chen und verspotten, dann denke,daß Ich dich hinausgesandt untersie, um den Schmerz mit Mir zuteilen. Denn wem gilt denn derSpott? Gewiß nicht dir! Nein, Mir,Meine geliebte Braut! Denn siehe,nicht dein Herzblut klebt an ihm,an diesem Kinde, das dich ver-spottet, das dich nur mißbraucht;nein, Mein Herzblut klebt an ihm.

Betrachte dich, Mein Sohn(Priester), ob Ich zu viel verlangevon dir, wenn Ich dir sage, daß Ichdich nach überstandenem Leidenaufnehmen will in Meine unendli-che Herrlichkeit, daß Ich dichneben Mich setzen will auf einenThron, von dem aus du mit Mirdie Stämme Israels, das heißt alle

Völker der Erde, richten undregieren sollst.“

Seht, euch habe Ich gesendet wie Schäflein unter die Wölfe

Jesus am ersten Freitag im März1897 spricht: „Beruhige dich,Meine Tochter! Der Geist Gottesist kein Geist des Aufruhrs, Er istaber auch kein Geist, Der SeinemZorn Luft macht. Diejenigen, diedich schmähen und verfolgen,weil du ihnen die Wahrheit ver-kündigen mußt, sollen sich wohlprüfen, ob sie nicht dem Gefühlnachgeben, ob sie sich nicht leitenlassen von dem Gefühl derSinnlichkeit. Eine Seele, die sichimmer gleich bleibt, auch in dentiefsten Kränkungen, die ihr vonallen Seiten zugefügt werden,erfährt dies nur als ein Geschenkaus Meiner Hand.

Denn ihr müßt wissen, daß derMensch aus Fleisch und Blut ist,wenn er auch arm ist und ungebil-det und von niedriger Stellung, erdoch dieses Gefühl hat wie auchder, welcher da wähnt, Gelehr-samkeit zu besitzen und hochge-stellt zu sein, oder derjenige, denIch mit zeitlichen Gütern geseg-

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net; denn das alles ist von Mir, istMein Geschenk. Aber siehe,immer und immer gleich bleibenund in allem Meinen Willensehen, dies sind Tugenden, dienur eine Seele üben kann, die mitMir verbunden ist, sich gleich-bleibt in aller Trübsal, alles übersich ergehen läßt, wie immer Ichsie auch läutern will.

Seht, wie gut Ich bin, wie Ich euerBruder geworden bin. Ihr seid dieeinzigen, von denen das Wohlund Wehe der Welt abhängt. UmMeine Völker zurückzuführen,scheut nicht das Gebrüll derLöwen, nicht das Bellen desWolfes in den Großen undMächtigen. Feuersprühend tretetauf die Kanzel, demütig wie einLämmlein setzt euch in denBeichtstuhl, und ihr sollt sehen,was euer wartet. Seid unbeküm-mert, ob auch die Frucht sich zei-gen wird.“

Ich schicke euch jene Leiden, die ihr nicht gerne tragen wollt

„Der eucharistische Kreuzweg istnun einmal kein anderer als der,den ihr geht, und nicht die Pläneund nicht die Leiden, die ihr

gerne ertragen wollt aus Liebe zuMir, nicht diese sind es, die ihr tra-gen sollt. Ich schicke euch jeneLeiden, die ihr nicht gerne tragt,wie Ich es tue im allerheiligstenSakrament des Altares.

Dort muß Ich leiden, dort muß IchMich opfern für diejenigen, diekeine Opfer bringen wollen, undihr sollt das gleiche tun, diejeni-gen, die Mich suchen, die Tag undNacht darauf ausgerichtet sind,Mir zu gefallen, Mir einen Dienstzu erweisen, sei es nun eine armeKlosterfrau, die sich hinter denMauern zurückgezogen hat, umsich dem Dienst der leidendenMenschheit zu widmen, oder seies ein Priester, den Ich hinausge-sandt unter die Völker, ihnenMein Wort zu verkündigen, odereine arme Ehefrau, oder ein armerFamilienvater, dem Ich nichts alsKreuz und Trübsal aufgeladen,und der Tag und Nacht sichabhärmt, um seinen Kindern dasnötige Brot zu verschaffen.

Seht, dies alles ist ja nur die einegroße Gottesfamilie, um derent-willen Ich die Welt, die gottloseWelt, verschonen muß. O es gibtnoch gute Seelen. Diese allezusammen sollen den Damm bil-

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den, den Ich dir gezeigt, und erwird und muß erstehen. Harretnur aus, Meine Kinder, und dieWorte, die Ich zu euch rede, woll-te Ich, daß alle diejenigen sielesen, die an dem Ort stehen,wohin Ich sie hingestellt, und dieIch mit nichts als mit Leiden heim-gesucht. Aber welch ein Trost liegtdarin, wenn sie sich sagen kön-nen, mein Gott will es so, meinGott, dem ich einstehen muß, umdurch meinen Frieden, durchmeine Zufriedenheit, die ich in alldem Kreuz, in all dem Unglückmeinen Mitmenschen gegenüberan den Tag lege, Seelen zu retten.“

Siehe, diese Krone der Schöpfung ist Mir zu einer Dornenkrone geworden

Maria am Fest der SiebenSchmerzen 1897: „Meine Kinder!Solange ihr euch windet, wennman etwas gegen euch aussagt,wenn man gegen euch Steineschleudert, die euch tief verwun-den, solange ihr euch beunruhigtund solange ihr Steine dagegenwerfen wollt, solange seid ihrnoch nicht eingedrungen in denGeist Jesu Christi. Seht, undkommt darum mit Mir und lernt.

Seht, hat euch nicht Mein Sohnschon vor einem Jahr und auchschon länger gesagt, ihr sollt deneucharistischen Kreuzweg gehen,besonders du, Meine Tochter?Schau empor zu Deiner Gebieterinund lerne von Ihr.

Siehe, drei Jahre sollte dein Leidenverborgen bleiben, wenigstensnicht an die Öffentlichkeit kom-men, wenn es auch hie und daeine fromme Seele in das Ohr deranderen raunte und flüsterte, soblieb es doch verborgen. Damitsolltest du, Meine Tochter, die dreiJahre versinnbildlichen, wo Erdurch die Straßen Palästinas aufund ab wandelte, um Sein Volkzurückzuführen, um Sein Volkeinzuführen in das Reich, das Erstiften wollte.

Nun begleite Mich auf diesemWeg, denn obwohl Ich nichtimmer und überall zugegen war,wo Er lehrte, obwohl Ich Mich derÖffentlichkeit entzog, so begleite-ten doch Meine Füße die SchritteMeines Sohnes, und wenn auchnicht mit Meinen Füßen, so wan-delte Ich mit Meinem GeistMeinem Sohn nach, von Stadt zuStadt, von Flecken zu Flecken, diedrei Jahre hindurch. Ich sah, wie

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die, die guten, einfältigen Herzenswaren, sich anschlossen, dieWorte Meines Sohnes in sich auf-nahmen und der Geist in ihnenerneuert wurde. Ich sah, wie MeinSohn aufgenommen wurde vonGuten und Wohlgesinnten, wie Erbeherbergt und bewirtet wurde,um Ihm zu beweisen, wie glück-lich man sich schätze, wie will-kommen Er überall sei, wo ErSeinen Fuß hinsetzte.

Aber sieh, Meine Tochter, so wiedas gläubige Volk die WorteMeines Sohnes in sich aufnahmund überall ein anderer Geist ein-zog in den Ortschaften, wo Erwirkte und lehrte, und wie Eralles mit ihnen teilte, so gab esauch andere. Ich sah aber auchüberall die Feinde, wie sie Seinerlauerten. Und wer waren denn dieFeinde Meines lieben Sohnes?

Die Schriftgelehrten, diejenigen,die alles wußten, die es am erstenhätten auffassen sollen, die sichzuallererst hätten anschließen sol-len, weil sie ja alle Stellen derProphetien kannten, die Jahrhun-derte und Jahrtausende schonvorher geweissagt worden waren.Sie studierten alle die heiligenSchriften der Propheten, sie

sahen, wie der Messias beschaffensein würde; bis ins kleinste hineinhatte Mein Sohn Sein Volk vorbe-reitet, das auserwählte VolkGottes, und diese, die an der Spit-ze standen und die, welche dieHeerführer jenes Volkes waren,waren diejenigen, die Ihm nach-schlichen, nicht, um mit Glaubenund Vertrauen Seine Worte in sichaufzunehmen, nein, um Sein Wortzu hören und Ihm dann wiedereinen Tadel hinzuschleudern, umdas arme Volk, das sich Ihm ange-schlossen hatte, wieder auf andereGesinnungen und Wege zu brin-gen.

Meine Tochter, darum muß euchalles nicht beirren, du mußt den-selben Weg gehen, den Mein lie-bes Kind gegangen ist. Siehe,anstatt aus den Worten Nutzen zuziehen und sie in Einklang zubringen mit den prophetischenStellen, ob dies nicht Derselbe sei,wie ihn die Propheten geschilderthatten, anstatt einen Vergleich zuziehen, ob es nicht dieselbenWorte wären, wie sie vorausge-sagt waren, statt dessen suchtensie nur die Worte aufzufassen, dieihnen in ihrer Bosheit dienen soll-ten, um alles wieder zu vernich-ten, was Mein Sohn ausgestreut

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hatte. Das waren die Pharisäer,das waren die Schriftgelehrten,und du willst dich wundern,wenn ähnliches über dich kommt?Gehe weiter, Meine Tochter, diedrei Jahre des öffentlichen Lehr-amtes Meines Sohnes gingen vor-über und endeten aber mit demallerschmerzlichsten Tod, den jeein Mensch erlitten hat. Alle dieWohltaten, die Er der Menschheitgespendet, alle die Liebesworte,die Er zu ihnen gesprochen, allesdas sollte nun vernichtet werden,und man gedachte ihrer nichtmehr.

Hinweg mit Ihm, hinweg mit Ihm,ans Kreuz mit Ihm, das war dieErwiderung, die man Ihm gab,das war der Dank, den Er erntensollte von denjenigen, die vorherSeinen Worten gelauscht, die sichan ihnen erbaut und sich an Ihnangeschlossen hatten. Hinweg mitIhm, ans Kreuz mit Ihm!

Siehe, Meine Tochter, auch dirwurde vor einem Jahr gesagt, daßjetzt die Zeit gekommen ist, wo dusollst ans Kreuz geschlagen wer-den, am Kreuze sollst du sterben.Darum wundere dich doch nicht,wenn solche Dinge über dichkommen. Vernichtet sollst du wer-

den, dein eigener Wille, deineEigenwilligkeit, die sich überallvorschieben möchte. Du mußtund sollst ans Kreuz geschlagenwerden, und es kann nicht andersgeschehen als durch große Leiden,die über dich kommen. Nun aberstelle dich neben Mein liebes Kindund freue dich, daß du gewürdigtwerdest, ähnliches zu erfahrenwie Er. Haben sie Mich verfolgt,werden sie auch euch verfolgen.

Das schwerste Kreuz habe Ich für euch getragen

„Haben sie deinem Bräutigamvorgeworfen, daß Er mit Beelze-bub in Verbindung stehe, so nimmes gut auf, wenn man dir dieseWorte entgegenschleudern wird.Willst du denn nicht die Brauteines solchen Bräutigams sein, wieEr vor dir steht? So schau Ihndoch an, schau Ihn doch an, wieEr vor dir steht!“

Jesus am Freitag vor dem WeißenSonntag 1897: „Meine Tochter, wietöricht! Wie kannst du glauben,daß Ich dich verlasse, wenn nichtdu Mich verläßt. Was kümmerndich die Menschen, die heute sosprechen und morgen so, denen

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niemand recht tun kann auf derganzen weiten Schöpfung. Und jemehr du Mich lieben willst, destotiefer mußt du eingehen in dasLeben deines Geliebten. Du mußtwissen, daß Meine Kirche zueinem neuen Leben erstehen soll,daß die Guten sollen ausgeschie-den werden von den Gottlosen,und wenn es nun wirklich inErfüllung gehen soll, was jedermit Augen sieht und mit Händengreifen kann, daß die Zeit gekom-men ist, wo es einen Umschwunggeben muß, dann müssen freilichdie Dinge eintreffen, die da Tagfür Tag erscheinen in der Welt.

Du mußt aber auch wissen, wenndie Kirche und die Kinder derkatholischen Kirche sollen zu-rückgeführt werden in ihren Ur-sprung, zur ursprünglichen Er-neuerung, in der sie waren, dannmüssen dieselben Zeiten kom-men, wie die waren, die damalsüber Meine Kirche gekommensind.

Ich, das Haupt der Kirche, MeineMutter, Meine Apostel und alledie ersten Christen mußten derSame sein zu dem neuenChristentum, das da über dieganze Welt sollte ausgebreitet

werden. Und ist es uns dennanders ergangen?“

Einen geheimnisvollen eucharistischen Kreuzweg sollst du gehen

„Solange der Mensch, auch wenner noch so gelehrt ist und in derWissenschaft noch so hoch gestie-gen ist bis zu des Himmels Firma-ment, wenn er aber noch nichteingegangen ist in die Leidens-schule, die Ich und alle dieMeinigen erfahren haben, solangekann er noch nicht sagen, daß erein wahrer Liebhaber MeinesHerzens ist. Derjenige, der demLeiden entflieht, der sich allzusehr fürchtet vor dem Achsel-zucken, vor der Verachtung seinerMitbürger, ist noch kein Kreuz-träger.

Darum nur mutig voran, nichtabwerfen das Kreuzlein, das Ichdir auf die Schulter gelegt, nichtumschauen, wer da nachfolgt, nurvorwärts schauen! Nur vorwärtsschauen auf Den, Der an der Spit-ze steht, Der wohl das schwersteKreuz getragen, dir voran. Einengeheimnisvollen eucharistischenKreuzweg sollst du gehen, und

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nicht eher wirst du alles verste-hen, was Ich mit dir vorhabe, bisdu wirst eingegangen sein mit Mirin die ewige Herrlichkeit. Laß daschreien, wer schreien will, laßkritisieren, bleibe du Mir nur einetreue Kreuzesbraut. Liebhaberhabe Ich viele in der Welt, aberwenige, welche die Schmach undVerachtung mit Mir teilen wollen;und weil Schmach und Verach-tung deinen Weg schmücken sol-len dein ganzes Leben hindurch,darum schaue dich nicht um nachden Dingen, die da vorgehen;denn einmal geht es nicht anders,und mögen sie von einer Seitekommen, wie sie wollen, das mußdir gleichgültig sein.

Verstehst du Mich? Ob aus weiterFerne, oder von deiner nächstenNähe; die Hauptsache ist, daß Ichbei dir bin, daß Ich neben dir ein-hergehe, daß Ich dich an der Handführe in Meiner Kirche. Ihr aber,Meine Diener, ihr sollt wissen, daßdas alles Mir wenig Freude macht:Monatelang und jahrelang umetwas herumstreiten, was MeinemReich wenig nützen kann. Seht,was hat man Mir nicht Fallengelegt, Fallstricke, um Mich zufangen? Man führte Mir dieEhebrecherin vor, man zeigte Mir

die Zinsmünze, man probierte hinund her, ob nicht etwas zu kritisie-ren sei.

Weil man die Lehre, die Ich ver-kündigte, nicht annehmen wollte,deswegen paßte sie nicht, und soist es mit Meinen Feinden, solangedie Welt steht, und ihr möget euchstellen, wie ihr wollt, so wird maneuch Fallstricke legen, weil ihrnicht mehr seid und nicht mehrsein könnt als euer Meister undHerr.

Es ist nicht wahr, daß es MeinerKirche mehr schaden kann, wennihr ruhig darüber hinweggeht, imGegenteil, ihr wißt, und Ich habeeuch genug darauf vorbereitet aufdie Zeit, die da kommen soll, woeure Feinde an dem Eckstein sichstoßen werden, der Ich für sie warund noch immer bin. Nur die kön-nen zu Mir kommen, die selbstzum Eckstein werden all denen,die sich wegen Mir an ihnen sto-ßen, anstoßen werden. Aber nursie können dereinst zu Mir kom-men, denn ihrer ist das Himmel-reich.“

Meine Strafgerichte werden

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fürchterlich sein

Jesus am letzten Tag des GroßenGebetes 1897: „Denn gleich wieIch in jeder Seele wirke, wie Ichdir schon so oft gesagt und immerwieder gesagt habe, daß du deneucharistischen Kreuzweg gehensollst und daß, wie Ich in dirwirke, wenn ihr einen großenSünder von Mir verlangt, wie dudiese Verdemütigungen hinneh-men mußt unter großer Angstund Unruhe und Finsternis, soMeine jungfräuliche Braut, dieheilige Kirche, in den Tagen derTrübsal, wenn sie sieht, wie ihreeigenen Kinder ihrer spotten.

Wenn sie sieht, wie all ihreSorgfalt und Mühe vergebens ist,wie ihre Kinder sie nur ausnüt-zen, um sie um so mehr zu betrü-ben und zu verspotten und zuverachten, und sie trotzdem dieseverzweifelte Angst hinnimmt ausLiebe zu Mir und mit Gedulderträgt, so und nur so wird MeineKirche siegen, indem sie all dieVerachtung, all die Verspottunghinnimmt, als ob es nicht gewesenwäre, wieder ihnen nachgeht wievorher, dahingeht, Segen spen-dend, Wohltaten spendend. Aberwenn sie es nicht tut, wie Ich sage,

wie Ich angebe durch dich und anvielen Stellen, denn nicht nur hierwirke Ich, Ich wirke jetzt in garmancher Seele überall in der Welt,Ich sage, wenn sie es nicht durch-führt, daß ein Band alle Katho-liken umschlingt und so MeineGerechtigkeit überbrückt wirddurch stilles Ertragen der Leiden,durch freudiges Hinnehmen allerVerspottungen, aller Verdemüti-gungen, dann werden die Straf-gerichte um so furchtbarer wer-den, je weniger Meine treuenKinder daran glauben und sichum diese Strafgerichte küm-mern.“

Trübsal und Elend ist der Kreuzweg

Maria an Vigil von Mariä Geburt1897: „Dann müßt ihr durch dasTal der Demut gehen, durch dastiefe Tal der Demut, durch dieWasser der Trübsal; denn in denTälern sammelt sich das Wasser,das von den Bergen herabfließt. Inden Tälern bleibt es stehen undlange, nachdem die Regengüsseaufgehört, sind noch in denTälern Spuren der Gewässer zufinden. Seht, das alles muß euchtrösten in der Trübsal, die Mein

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Sohn über euch wird ergehen las-sen. Haltet euch an die Beleh-rungen, die Ich euch heute Abendgeben will. Werdet nicht müde, zuwandern durch dieses Tränental.Trübsal und Elend ist der Kreuz-weg, und der Kreuzweg, der dadurch dieses Tal hindurchzieht,führt nie irre, ihr werdet niemalshinabstürzen über Felsenblöckeund über die Abhänge, weil ihr imTale wandelt, das heißt, in derDemut wandelt.

Seht, jetzt wo man euch ein-schüchtert von allen Seiten undeinengt, habt ihr gut gehen, wennihr in der Demut wandelt. Dennseht, ihr geht ja im Tale und ihrwandelt so sicher, denn ihr gehtdurch das Tal der Demut, da istkeine Gefahr, auf Abwege zu kom-men; denn seht, wie herrlicheBlumen in diesem Tale blühen: Dablühen die Gottesliebe, die hero-ische Nächstenliebe.“

Diejenigen, die nicht murren und nicht klagen

Jesus am Fest Kreuzerhöhung1897: „Nun aber gibt es viele inder Welt, die Mir nachfolgen, ja,Ich muß es sagen, es hat noch nie

so viele gegeben wie jetzt in die-sem Jahrhundert, die den schma-len Weg des Kreuzes wandeln;denn es gab noch nicht so vieleKlöster, so viele Priester, weil jadie Welt noch nicht so bevölkertwar wie jetzt, und weil ja MeineKirche in der ganzen Welt verbrei-tet ist, somit das Kreuz in allerWelt steht, in allen Ländern. Undwo das Kreuz steht, da sind auchsolche, die den Kreuzweg wan-deln. Von diesen will Ich mit dirreden, von den Kreuzträgern. Jetztzähle diejenigen, die das Kreuz sotragen, als trügen sie es nicht. IhreGesichtszüge sind himmlisch undverklärt, als hätten sie nur lauterSüßigkeiten im Leben.

Aber siehe, Mein Kind! Dies sinddiejenigen, die starke Schulternhaben, diejenigen, die nicht mur-ren und nicht klagen ob der Bürdeund der Last; die Tag für Tag andas Tagewerk gehen, das Ichihnen vorgesetzt, und die Fehler,die sie dabei machen, schnell wie-der gutmachen, weil sie in demAugenblick, wo sie die Fehlerbegangen, wieder auf Mich schau-en, und wenn sie Mich so bluttrie-fend, in Schweiß gebadet, sehen,dann tun sie noch einmal einenBlick auf sich selbst, auf ihre

Du sollst mit Mir den Kreuzweg gehen

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Schwachheit. Dann ist es gesche-hen, dann sind sie einig mit sich;sie haben gesehen, wie Ich ihnenzuliebe das Kreuz trage, wie Ichdas Kreuz schleppte auf Gol-gotha, mit Blut und Schweißbedeckt, und so sagen sie sichdann: Du hast alles mir verziehen,denn ich bin zu Dir gekommen.

Ich habe meine Armut, meineBlöße gesehen und habe erkannt,daß ich aus mir nichts bin alsElend und Sünde, und daß Dualles für mich ersetzen willst;denn Du hast für mich gebüßt!Und so nehmen sie ihr Kreuz undvergessen all ihren Undank, ihreSchwäche und ihre Treulosigkeit,die sie ihrem Erlöser entgegenge-bracht und gehen heiter undruhig ihre Wege.“

Ich lehre euch, wie ihr das Kreuz tragen sollt

Jesus am vierten Freitag imOktober 1897: „Du sollst ihnenzeigen, daß man nicht nach denLaunen und der Abhängigkeit derMenschen leben soll, sondernnach oben den Blick richten muß,auch wenn Ich Leiden schicke,auch wenn Ich mit Leiden die

Familie heimsuche, daß darumum so mehr der Geist aufwärtsblicken muß, von Mir Trost undHilfe erwarten muß, um so dieLeiden, die Ich der Familie schik-ke, auch anwendbar für die ein-zelnen Glieder der Familie zumachen, anwendbar sage Ich,denn die Leiden kommen nurdann der Familie zugute, wennsie auch im rechten Geist getragenwerden, im guten Geist aufge-nommen werden.

Dann wird der Friede nicht vonder Familie weichen und Zwie-tracht und Spaltung die Herzennicht entzweien. Und das wollteIch die Menschen lehren und habeeuch schon den ganzen Herbstbelehrt, wie das Kreuz soll getra-gen werden und getragen werdenmuß, wie der Kreuzweg gegangenwerden muß.

Du aber, Meine Tochter, und ihralle, Meine Kinder, habe Ich euchnicht gesagt, daß ihr im Tale wan-delt, und wer im Tale wandelt,kann nicht abwärts stürzen, nichtüber Felsabhänge, nicht in Ab-gründe stürzen, weil er ja im Talegeht, wo es keine Abgründe gibt.Habt ihr Mich verstanden, MeineKinder? Das Tal ist der ganze Weg

Du sollst mit Mir den Kreuzweg gehen

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der Menschheit. Der Mensch sollimmer im Tale wandeln, das heißt,in der Demut. Dann mag es reg-nen oder schneien, es mag stür-men oder toben, er wird nicht irre-gehen, und wenn alle ihn verlas-sen und er keinen Ausweg mehrsieht, wenn ihn die dunkle Nachtüberfällt auf seiner Wanderung.Ich meine, auf seinem Lebensweg;er wird doch nicht fallen, wennauch kein Auge, kein Menschen-auge, auf ihn sieht, ihn schützt,ihn warnt vor drohender Gefahr;er hat ja keine Gefahr, er wandeltsicher, auch wenn er noch so fin-ster tappt, wenn er keinen Licht-strahl leuchten sieht, er kann nichtirregehen; nur eines muß er imSinne behalten, daß er einstensangelangen will am rechten Ziel.

Er muß drei Sterne im Auge behal-ten, die ihm vom Himmelszeltentgegenleuchten. Diese drei Ster-ne sind der Glaube, die Hoffnungund die Liebe. Siehe, der Glaubezeigt ihm alles im rechten Licht.Wenn Trübsale kommen, derGlaube sagt ihm, daß die allweiseGüte Gottes ihm die Trübsalgeschickt, und wenn der Glaubeauch auf harte Proben gestelltwird, er muß dennoch weiterge-hen, er darf nicht zweifeln. Nur

ein felsenfester Glaube überwin-det alle Hindernisse, die ihm aufdem Lebensweg begegnen. Erübersteigt sie, weil er weiß, daß ersicher zum Ziel kommt, und wennes auch scheint, als gehe er geradedem entgegengesetzten Ziele zu.Dies ist der zweite Stern, der ihmleuchtet: Durch seinen felsenfe-sten Glauben gewinnt er die siche-re Hoffnung, das Gottvertrauen.Und wer ist je zuschanden gewor-den, der auf Mich vertraut hätte?

Niemals wird eine Seele zuschan-den werden, die auf Mich ver-traut. Und wenn alles sich von dirabwendet, und wenn niemandglaubt, daß Ich mit dir verkehre,du gehst nicht irre; du brauchstnicht zu zweifeln. Nur zu deinemTroste sage Ich es dir: Es gibtschon Seelen, die glauben, und Ichspreche Meine Worte nicht in denWind hinaus.

Wenn aber alle Menschen dichverließen und du ganz allein denWeg wandeln müßtest, und du imGlauben nicht wankend werdenwirst, dann brauchst du kei-nen menschlichen Zuspruch, dubrauchst niemand; Ich allein ge-nüge dir!“

Du sollst mit Mir den Kreuzweg gehen

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Kreuzschleppen heißt die Liebe entdecken

Jesus am Freitag vor Quinqua-gesima 1898: „Alle diejenigen, dieMir folgen wollen, nachfolgenwollen, müssen den Kreuzwegwandeln und so Mir Sühne leistenfür so viele Meiner Kinder, dieMir entrissen sind. Seht hinein indas Leben der Christen, auch indie besseren Familien, die sichnoch gute Christen nennen, wie esdoch ganz anders geworden ist,seitdem die Welt so abwärts geht,wie alles darauf hinarbeitet, umdie Strafgerichte, die heraufbe-schworen sind, zu befördern.

Wie wenig Glauben findet mannoch selbst unter den guten, dentreuen Katholiken, und wie alledie anderen, die Abtrünnigen, dieausgetreten sind aus dem SchoßMeiner heiligen katholischenKirche, und ihre eigenen Wegegehen, all die guten Christen nochbeschämen. Wie seht ihr daMenschenfurcht, Kleinmut undVerzagtheit? Diese machen sichbreit und dick in ihrer Religions-wissenschaft.

Meine Kinder aber, Meine treue-sten Kinder, wie ducken sie sich

vor jedem, der da ein bißchenspricht von Aufklärung und Welt-weisheit. Wie fürchtet man sich,etwas zu reden oder zu tun, wo-rüber andere lächeln und spöttelnkönnten.

Siehe, dies ist die zweite ArtMeines Leidens, weswegen duMich das Kreuz tragen siehst. Dieerste Art von Menschen sind jeneChristen, die sich ganz der Toll-heit, der Unzucht und Lüsternheitund Schamlosigkeit in diesenTagen hingeben. Die zweite Artvon Christen sind diejenigen, umderentwillen du Mich das Kreuzschleppen siehst. Die ersten gei-ßeln Mich, reißen und stoßenMich hin und her, zerfetzenMeinen heiligen Leib bis auf dieEingeweide, so daß nichts mehrzu sehen ist als die Knochen unddas Herz und Eingeweide in Mir.

Die zweite Art von Menschen,von Christen, behandelt Michdurch ihre allzu große Menschen-furcht so schmählich, daß sie Mirdas Kreuz aufladen und Michallein das Kreuz schleppen lassen.Sie stellen Mich allein hin, sie aberfrönen der eitlen Menschenfurchtund der Gefallsucht, sie kriechenMeinen Feinden nach, und wenn

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sie auch noch tun, als glaubten siean Mich, so ist dieser Glaube abervon der Art, daß Ich wenig damitkann zufrieden sein.

Meine Kinder, ihr sollt nicht zuder Art von Menschenklassengehören, und alle, die sich beteili-gen und von der Wahrheit über-zeugt sind, daß Ich es bin, Dereuch zu Hilfe kommen will in die-ser gottlosen Zeit, sollen mit euchvereint auch so tun wie ihr.Hinweg mit der schnöden Men-schenfurcht, hinweg mit ihr! Odaß doch Meine Diener erkennenund begreifen würden in dieserZeit, was ihnen zum Heil ist. Soaber ist es ihnen verborgen, und eswerden Tage über sie hereinbre-chen, wo sie bis ins Mark und Beinerschüttert werden ob all derGreuel, die sie sehen, die sich vorihren Augen vollziehen werden.

Dann aber wird es zu spät sein zuglauben, daß Ich nur gekommenbin, um sie zu trösten in jenenschrecklichen Tagen. Ich sageeuch, Meine Kinder, fahret fortwie seither, laßt euch nicht ein-schüchtern von keinerlei Reden,auch nicht von EinflüsterungenSatans, der euch arg zusetzenwird.

Offen und frei bekennt eurenGlauben, und haltet fest daran anden Worten, die Ich zu euch rede,daß Ich Mich euch nur offenbarenwill, um euch zu trösten, euch undalle, die sich an euch anschließen.Denn so, wie Ich euch immerbelehre, wie ihr handeln sollt,wenn Ich Trübsal schicke in dieFamilie, euch Leiden zuschicke, sosoll jedes einzelne Glied tun,wenn die Zeit gekommen seinwird, wo keines mehr das anderetrösten und ermuntern kann, undsich verhalten, wie Ich immersage, daß sich die Glieder derFamilie verhalten sollen, denenIch Leiden zuschicke, auch in dengrößten Peinen und Leiden, inKrankheit und Not, die Ich übereine Familie kommen lasse, das jaimmer nur zum Besten gereicht;und in der Ewigkeit werdet ihralle erst einsehen, wie glücklichdie Familie ist, die Ich oft mitLeiden bedacht.“

Das Kreuz wird in die Mitte derFamilie gestellt

Maria am zweiten Freitag im Mai1898: „Das Kreuz und derKreuzweg, den alle Menschengehen müssen, wird zwar von kei-nem, auch nicht von euch wegge-

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nommen, ihr alle müßt und solltden Kreuzweg gehen wie alleMenschen. Ihr alle müßt und wer-det mit Kreuzen bedacht. DasKreuz wird in die Mitte derFamilie gestellt, wo ihr euchbefindet, in dieser Familie aufdiese Art, in jener Familie auf eineandere Art.

In jeder Familie aber, auch wennsie Gott noch so treu dient, wirddas Kreuz nicht hinweggenom-men, weil es der Wille Gottes soist, weil der Himmel verdientwerden muß; denn Gott istgerecht, und Er wäre kein gerech-ter Gott mehr, man müßte dieseEigenschaft Ihm streichen, wennEr nicht eines behandelte wie dasandere Seiner Geschöpfe.

Er hat die Engel erschaffen, undsie sind Geschöpfe wie ihr Men-schen auch. Er hat den Menschenerschaffen, und sie sind Ge-schöpfe wie die Engel. Jene aberverstieß Er um einer einzigenSünde willen auf ewig von Sei-nem Angesicht. Mit den Men-schen hat Er so viel Nachsicht undwill sie den Engeln gleichhalten,auch wenn sie ein ganzes Lebenhindurch Ihn beleidigt haben.

Darum muß der Mensch einePrüfung bestehen, und es stehtnur Ihm zu, diese Prüfung denMenschen sein ganzes Leben hin-durch fühlen zu lassen. Nun aberhat Er euch das Kreuz, das Ereuch aufgeladen, und den Kreuz-weg, den Er euch bestimmt, undwomit Er euch zum Himmel füh-ren will, so erhellt, den Lebens-pfad so erhellt, das Kreuz euch soerleichtert, daß es euch scheintund vorkommen muß, als lebtetihr im Paradies.

Das Paradies habt ihr auf Erden;denn kaum ist ein Tag vorüber,kaum sind acht Tage vorüber, undnicht einmal dies, könnt ihr euchwieder sehnen nach der glückseli-gen Stunde, wo der Herr euchbesuchen will, wo der Herr SeinenParadiesgarten besuchen will, woEr Sich in euch vergnügen underfreuen will. Seht doch, wie imParadies der Herr mit den erstenMenschen Tag für Tag wandelte,wie es Seine Lust war, Sein Lieb-lingsgarten, Seine Lieblingswerk-stätte, in der Er arbeiten, in der ErSich vergnügen wollte, so kommtEr zu euch in dieser heiligen,glücklichen Stunde, um in euchzu arbeiten, zu schaffen, viele,viele Menschen zu beglücken, zu

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erfreuen durch euch, durch denVerkehr mit euch. Wie muß diesesall diejenigen, welche die Schrif-ten lesen, trösten, daß der Herrum ihretwillen, um ihre Leiden zuversüßen, um ihren Kreuzweg zuerhellen, um ihr Kreuz zu erleich-tern, reden will zu ihnen.

Kaum sind einige Tage verflossenund der arme Mensch hat wiedervergessen, was der Herr ihmsagen ließ, ist die Stunde schonwieder gekommen, wo Er vonneuem Seinen Garten wiederbetritt, bewässert und begießt,von neuem Keimchen aussät, hin-einlegt in diesen Seinen Gottes-garten, neue Tugendkeimchen, diedann durch das Bewässern undBetauen wieder aufsprossen sol-len und zur herrlichen Blüte indiesem Seinem Gottesgarten her-anwachsen sollen.

Seht, Meine Kinder, in all eurenHerzen, denn das ist der Gottes-garten, in dem der Herr lustwan-deln will, verkehrt Er geradesowie hier in diesem Herzen, denndurch dieses trägt Er SeinenSamen aus in eure Herzen. In siealle streut Er Sein Wort hinein,will euch ermuntern, euch helfendzur Seite stehen. Ist es nicht ein

großes Glück, eine große Freude,mitten in der Trübsal zu wissen,daß es so der Wille Gottes ist, daßder Tag schnell dahin ist und derHerr wieder von neuem denkt,wie Er Sein Kind wieder heimsu-chen, erfrischen und trösten kannund will.“

Die Sünde allein ist das Kreuz

Jesus an Vigil von Christi Him-melfahrt 1898: „Den Kreuzwegmüssen alle diejenigen gehen, dieMir nachfolgen wollen, die der-einst mit Mir herrschen und tri-umphieren sollen durch die ganzeEwigkeit. Darum, o ihr alle, die ihrMeine Worte hört und die Schrif-ten leset, umfaßt das Kreuz, dasIch in eure Mitte gestellt, jeder inseiner Familie. O seid doch glück-lich. Seht, wenn ihr eure Schuldig-keit getan, wenn ihr die Sündenaus eurem Herzen herausge-schafft, dann gibt es kein Kreuzmehr. Die Sünde allein ist dasKreuz, das Ungeheuer, das drückt,das den Menschen niederbeugt.Alles andere ist kein Kreuz mehr,und ihr habt das Paradies auf die-ser Welt. Die Leiden, die euch sosehr quälen, und womit Ich euchnur herbeiführe und anhalte, wie

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herrlich, wie herrlich sollen siedereinst euch belohnt werden.Wie sollen die Tränen funkeln ineurer Krone, die ihr weint hier aufErden, zu Edelsteinen sollen siesich umwandeln.

Darum versteht es doch, warumIch manchmal in der Familieetwas hereinbrechen lasse, wo-durch die einzelnen Glieder derFamilie so niedergedrückt sind,warum Ich es manchmal zulasse,daß eines das andere nicht ver-steht; weil ihr den Kreuzwegwandeln sollt, weil ihr durch die-ses Wandeln, durch diese Tränen,die dieses Kreuz euch auspreßt,eure Krone verschönern sollt. JedeTräne ist ein Edelstein in eurerKrone.

Darum ihr alle, höret doch dieStimme eures Gottes, höret doch,wie gut Ich bin. Retten will Icheuch, kommt nur herbei. Laßteuch umschlingen von demLiebesband und zweifelt nichtmehr.

Seht nur hinein in jene Familien, jaseht doch in eure Familie, in eureGemeinschaft, in eure Genossen-schaft, wo überall ihr euch befin-det, wenn die einzelnen Glieder

derselben in der heiligmachendenGnade leben, somit in MeinerLiebe leben, ob es da noch Leidengibt? Nein, nein, da gibt es keineLeiden, denn alle Leiden, sie sindversüßt durch himmlische Freu-den, die da an jedem Festtage, anjedem Kommuniontage ihnenimmer und immer wieder zukom-men und zuströmen.

Dieses ist das Paradiesleben hierauf Erden. So wie Ich dereinst mitden ersten Menschen verkehrte,so will Ich mit jedem verkehren,der Mir treu dient, aber nicht sopersönlich und nicht fühlbar, aberdoch unsichtbar durch seinenGlauben.“

Maria ist die wahre Kreuzträgerin

Maria am dritten Freitag im Mai1898: „Und da viele Menschensich an dich anklammern, beson-ders die Armen, mußt du dieFassung nicht verlieren. Sie allewollen ein liebes Wörtchen hören,sie wollen aufgerichtet sein, dasbedrängte Herz; viele auch verste-hen nicht, den Kreuzweg zu wan-deln und gehen einen verkehrtenWeg und suchen, sich diesen Weg

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zu erleichtern durch allerleiSchwenkungen. Diese letztenwirst du alsbald erraten unddurchschauen können, im ganzenaber nie den Mut und die Fassungverlieren.

Seht, so war es, als Mein lieberSohn eingegangen war in SeineHerrlichkeit und Mich nochzurückließ auf dieser armseligenErde, da kamen gar viele undschlossen sich an Mich an, abermeistens nur die armen Jung-frauen. Niemals hatte die WeltJungfrauen gesehen, aber vondem Tage an, wo Ich unter demKreuz die Mutter aller Menschengeworden bin, da war Ich ganzbesonders die Mutter der jung-fräulichen Seelen. Viele schlossensich Mir an und führten ein Leben,wie Ich es geführt.

Darum hatte Ich dann auch wenigRuhe. Tag und Nacht war Ichumringt von den Aposteln desHerrn, die sich Rat bei Mir holten,oder von den Armen, die in ihrerBedrängnis ein liebes Wörtchenhören mochten. Freut euch, MeineKinder, daß ihr gewürdigt seid, sohohe Vorbilder nachahmen zudürfen. Nicht umsonst hat MeinSohn und Ich euch längst zuvor

darauf aufmerksam gemacht, daßdie Priester das gläubige Volkrecht aufmuntern und auffordernsollen im Maimonat, sich an Michanzuschließen.

Seht, Ich wußte die Gefahr undwußte, was das arme Volk alles zuerwarten habe. Wüßten doch dieMenschen, wie Mein Mutterherzjammert, wenn Ich die Menschenso bedrängt sehe. Vor einem hal-ben Jahrhundert bereits habe IchMich armen, unmündigen Kin-dern mitgeteilt und ihnen nichtnur die großen Ereignisse gesagt,die da kommen sollen über dieMenschheit.

Ich habe sogar mit ihnen gejam-mert und ihnen gesagt, daß dasBrot mangeln werde, daß dieArmen viel Hunger ausstehenmüßten, aber alles dieses sei eineStrafe für die Gleichgültigkeit derMenschen, und Mein Mutterherzist nicht stumpfer geworden. Es istnoch dasselbe milde, süße Mutter-herz, das mit Seinen Kindern dasgrößte Mitleid hat.“

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Erwägt Meine Schmerzen am Kreuzweg entlang

Maria am dritten Freitag imFebruar 1899: „Meine lieben Kin-der! Laßt euch nur ja nicht beir-ren, folgt Mir während der heili-gen Fastenzeit auf dem Kreuzwegnach, begleitet Mich und erwägetMeine Schmerzen, wie Mein Sohndir zu Beginn deines Leidensgesagt hat. Seht, wie wenige esgibt, die mit Mir den Kreuzweggehen, die sich Meiner Schmerzenerinnern.

Nur dann, wenn Mein Sohn sieeinmal in eine ähnliche Lage ver-setzt, wenn ihnen ein Kind oderein Bruder oder eine Schwesterentrissen wird, erinnern sie sichflüchtig daran. Warum will manjetzt nicht mehr glauben, daßMein Sohn noch die Macht hat, zuden Seelen zu reden? Hat nichtMeine Dienerin Brigitta denen,die über ihr standen, die Wahrheitgesagt, weil sie es mußte?

Und so noch manche andere,denn zu allen Zeiten hat es großeDienerinnen Gottes gegeben, dieGott eigens für Sich erwählte, daßsie Ihm durch Gebetsleben die-nen. Solange die Priester sagen,

man müsse das Gebet mit derArbeit verbinden und die Pflichterfüllen und weiter nichts, solange reden sie nur für dieEheleute allein.

Wenn Mein Sohn gewollt, daß Ichnur arbeite, warum hätte Er denn,bevor Er Sein Lehramt antrat, vonMir verlangt, daß Ich Ihm Schrittfür Schritt auf Seinen Wande-rungen folge mit den heiligenFrauen, um Seine Predigten mitMeinem innigen Gebet zu unter-stützen, und daß Ich während die-ser Zeit nur von Almosen lebe?Mein Sohn ist auch keineswegsgekommen auf die Welt, um dortSchätze aufzuhäufen, und Er hatauch Mir nicht die überflüssigeArbeit geboten.

Warum hätte Er denn jenem rei-chen Jüngling, der Ihn fragte, waser tun soll, gesagt, er solle seineSchätze verkaufen und denArmen geben und Ihm nachfol-gen, wenn Er gewollt hätte, daßman Schätze aufhäufe.

Solange die Priester dagegenarbeiten, daß es Seelen gibt, diedas Gebetsleben pflegen und vor-züglich pflegen, denn es soll jaimmer Seelen geben, die Mich

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nachahmen, solange werden ihreWorte keine Frucht bringen; denndie meisten Christen wollen schonmöglichst wenig tun, nur dasÄußerste, leicht und oberflächlichleben und mit knapper Not dieGebote Gottes halten.“

Weltgeist und Hochmut machendas Kreuz morsch

„Auch in viele Meiner Diener istder Weltgeist eingedrungen. Essind aber noch einige da, die dasinnere Leben und die Frömmig-keit lieben. Diejenigen aber, diedas Volk nur auf dem Weg desnackten Glaubens halten wollen,werden keine Früchte bringen.Am Ende ihres Lebens werdenihnen die Augen aufgehen. Siewerden finden, daß sie ihre Netzeausgeworfen und nichts gefangenhaben, die Toren! Die wenigeFrucht aber, die sie noch bringen,bringen sie nur um der Aus-erwählten willen.“

Jesus am 14. April 1899: „Derjungfräuliche Stand ist so hocherhaben über den Ehestand, alsder Himmel über der Erde erha-ben ist. Den jungfräulichen Standhat Meine Mutter unter dem

Kreuz geboren. Da Ich jetzt einge-gangen bin in die Herrlichkeit undnicht mehr unter euch Menschensein kann, darum habe Ich MirSeelen auserwählt, die das WortGottes an euch richten. DerselbeGeist, Der hier in dieser Dienerinspricht, derselbe Geist sprichtauch im eurem Papst.

Ihr alle müßt den Kreuzweggehen wie Ich; denn wenn eseinen anderen Weg gäbe, der zumHimmel führt, so wäre Ich ihngewandelt und Meine heiligeMutter. Der Ehestand ist einge-setzt, damit die Menschheit nichtaussterbe, und daß die Plätze derEngel wieder ausgefüllt werden.Nun, Meine Kinder, lebet wohlund bewahrt diese Worte, die Ichan euch gerichtet habe. Und wennes wieder einmal Zeit ist, so werdeIch euch diese Meine Dienerinschicken, um euch zu trösten.“

Sie alle wollen vom Kreuztragenbefreit werden

Jesus am Herz-Jesu-Fest vomzweiten Freitag im Juni 1899: „AlsIch Mein öffentliches Leben be-gann, da gönnte Ich Mir kaumeinige Stunden Schlaf, und als Ich

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schlief, da wachte Mein Herz, des-sen Pulsschläge ihr hören sollt,wenn ihr Mich lieben wollt. Die-ses Herz sagte Mir: Steh auf, laufe,laufe, um Seelen zu retten, laufe,laufe, um Seelen Meinem Vaterzuzuführen, und Ich stand auf infrüher Morgendämmerung unddurchlief die Städte und OrtePalästinas, und Ich wäre dieganze Welt durchlaufen, wenn Ichnicht diesen schwachen Leib mitMir herumgetragen hätte; dennIch war ein Mensch wie ihr, aberGottmensch, und mußte darumwandeln, wie alle Menschen ge-hen, aber Ich lief, soweit Ich wan-deln konnte, um Seelen zu retten.

Und wie schmerzlich war Meinletzter Gang! Nicht nur, daß Ichzermalmt wurde wie ein Wurman der Geißelsäule, die Dornen-krone auf Meinem Haupte, mußteIch noch auf Meinem Rücken die-ses schwere Kreuz halten und tra-gen, das Mir Mein Fleisch zer-quetschte und die Wunde bis aufden Knochen Mir drückte.“

Ich habe auch deinen Kreuzweg vorbereitet

„Und ihr wollt vom Kreuzebefreit sein? Warum schleppte Ichdas Kreuz hinauf und wollte amKreuze sterben? Um euch allenein Vorbild zu werden und zu zei-gen, wie groß der Lohn ist, demihr entgegengeht. Um euch zu zei-gen, daß Ich, euer Bruder, keinenanderen Weg wandeln wollte alsden Kreuzweg, daß ihr dereinstmit Mir durch die ganze Ewigkeitherrschen sollt, ewig triumphie-ren mit Mir, ewig jubilieren mitMir, ewig herrschen und im Ent-zücken euch freuen von Ewigkeitzu Ewigkeit.

Seht, Meine Kinder, ist es dazuviel verlangt, wenn Ich euchallen, die Ich hineingestellt in die-ses Leben, den Kreuzweg vorge-zeichnet? Sage deinen gutenSchwestern und allen, die dieSchriften lesen, der Weg, den siegehen, die Haushaltung, dieFamilie, in die Ich sie hineinge-stellt, sei der Weg, den Ich ihnenvorgezeichnet, sei die Stelle, andie Ich sie gestellt, und nicht sol-len sie weichen und nicht sich grä-men.

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Alles, was vorkommt, alle dieKreuze, die da von irgendeinerPerson ihnen bereitet werden,sind die Leiden, die Ich wünsche,daß sie sie tragen, und womit siesich die ewige Herrlichkeit verdie-nen sollen. Die eine hat die Lastmit ihren Kindern, die andere hatdie Last mit anderen Personen;und ihr, die Ich euch bestimmthabe, Mir als Jungfrauen in derWelt zu dienen, ihr habt eureLeiden, verschiedene Leiden.

O wie sind es so kleine Kreuzchen,die Ich auf eure Schultern gelegt!O wenn ihr einmal in der Ewigkeitmit Mir herrscht und triumphiert,und ihr schaut zurück auf eureLeiden, wie lächerlich kommt eseuch vor, daß ihr manchmal ge-seufzt unter der Last eurer Leiden.Dann werdet ihr erst sehen, wieklein das Leiden war.

Als Ich hinaufstieg an das Kreuzund Meine Kirche geboren war, dawurde das Paradies erneuert aufErden, und in diesem Paradieswohnen alle diejenigen, die inMeiner heiligen katholischen Kir-che sich befinden und die MeineWege wandeln, den Kreuzwegwandeln; die ihn aber wandeln invollem Bewußtsein, die wissen,

daß sie Meine Wege gehen. Ver-steht ihr Mich, Meine Kinder? Ver-stehst du Mich? Du bist bestimmt,viele nachzuziehen, viele zu leh-ren, wie das Paradies auf Erdenaufzurichten ist. Das Paradies aufErden gehen nur die Kreuzträgerund haben nur die Kreuzträger,diese, weil sie wissen, daß sie aufMeinem Weg wandeln, die diesenGang hindurch zu dem überirdi-schen Paradies gelangen, MeineWege gehen und darum auch wis-sen, daß sie im Paradies sind;denn sie achten das Kreuz nichtanders, als daß der Kreuzweg derWeg zum Siege ist, der Weg zumHimmel.“

In der Schmach eures Kreuzes liegt das Heil eurer Seele

Jesus am vierten Freitag im Juli1899: „Ihr müßt Mir nur ein willi-ges Ohr leihen und einen gutenWillen entgegenbringen. Darumverlange Ich von euch, offen undfrei euren Glauben zu bekennen,der Welt zu zeigen, daß ihr MeineJüngerinnen seid, daß ihr es nichtmit dem großen Haufen haltenwollt, daß ihr die Verachtung, dieVerspottung, die Schmach desKreuzes allen Ehren dieser Welt

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vorzieht. Verachtet und verspottetsollt ihr hinausziehen unter dieWeltkinder, euch um nichts küm-mern, was man rechts oder linksvon euch spricht, ob man lachtoder weint; jede Woche, solangedie liebe Sonne die Erde erwärmt,sollt ihr Mein Verlangen befriedi-gen. Gerade der Spott und Hohnist eure Ernte.

Darum, Meine Kinder, werdetnicht irre, wenn Ich ein TröpfchenWermut in eure Schale gieße,wenn Ich euch hie und da eurenLebensweg verbittere. MeineKinder! Alle, alle, will Ich umfas-sen mit Meiner Göttlichen Liebeund in Meine Arme schließen.Seht, sie alle sind Meine Kinder,und Ich möchte sie retten. Wolltihr nicht teilnehmen an MeinemSchmerz?

Wißt ihr nicht, daß ihr den eucha-ristischen Kreuzweg zu gehenhabt, das heißt, einen geheimnis-vollen Weg, den niemand begrei-fen will, selbst nicht diejenigen,die Ich euch gestellt habe zuLeitern eurer Seele; ja selbst dieje-nigen nicht, die Ich in eure näch-ste Nähe gestellt habe, das sindeure Verwandten und Bekannten,sie alle begreifen nicht den

geheimnisvollen Weg, den Ich miteuch vorhabe. Ihr müßt ihn abergehen, ja ihr müßt ihn gehen,Meine Kinder, weil ihr Seelen ret-ten sollt.Ihr aber alle, Meine lieben Kinder,die ihr darum wißt, freuet euch,freuet euch an der Schmach desKreuzes, und solange ihr euchnicht freuen könnt an derSchmach des Kreuzes, seid ihrnoch nicht genug geläutert. Ver-steht Meine Sprache doch: Gehthinweg über all den Kummer undSeelenschmerz. Diesen müßt ihrertragen, um Seelen zu gewinnen.Jenen Kindern aber in deinerHeimat, die sich an dich wenden,schreibe ein kleines Briefchen;denn Ich will nicht, daß manjemand abstoße, voraus so arme,kleine Leute, die Ich ohnedies mitKreuz und Leiden genug bedacht.

Denn das arme Landvolk gehörtnoch zu den liebsten KindernMeines Herzens, wenn es auchvielmals große Sünder sind, viel-mals Neidische, Stolze, Hab-süchtige sind, ach ja, arme Men-schen, wie alle Menschen.

Aber seht, davon sind auch dieübrigen nicht ausgeschlossen,haben sie aber auch doch einen

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gar harten Bußweg, und wenn siees verstehen zu glauben, wenn siedurch ein liebes Wörtchen gehal-ten werden. O wie bin Ich soglücklich, wenn Ich ein armesBäuerlein in den Himmel aufneh-men kann, weil es so manchesSchweißtröpfchen hat geschwitzt,und für die Reichen, die so stolzeinherschreiten, sein ganzes Le-ben geopfert in reichem Schweiß,in blutigem Schweiß, und der rei-che Städter sieht mit Verachtungauf dieses Bäuerlein hin.

Deswegen will Ich ihm ersetzen,was die Welt ihm versagt. Sageihnen, daß sie all die Leiden, alldie Kümmernisse, die sie habenmit ihren Kindern, Mir entgegen-bringen sollen, die Schweiß-tröpfchen, die sie schwitzten, zurHilfe und zum Trost für ihre lie-ben Verstorbenen, wenn sie undihre Kinder die heilige Messenicht versäumen und die heiligeKommunion recht oft Mir opfern,wenn sie ihre Kinder anhaltenzum Gebet, Ich ihre lieben Ver-storbenen bis über das Portiun-kulafest hinaus zu Mir nehmenwill. Ich verlange aber, daß sie MirDank sagen ihr ganzes Lebenlang.“

Warum flüchtet ihr und schmähtMein Kreuz?

Jesus am ersten Freitag imOktober 1899: „Weißt du, als IchMeine Apostel auswählte, hatteIch einen Judas aufgenommen indie Gesellschaft, nicht, daß Ich ihnverderben wollte, obwohl Ich vor-aus wußte, daß er abfallen werde,obwohl er all die Wunder derLiebe und Güte seines Gottes sah,dieses alles wußte Ich voraus, unddoch nahm Ich ihn in MeineGesellschaft auf, weil Ich ihn ret-ten wollte. Ich wollte ihn zuMeinem Apostel machen und ein-weihen in Meine Geheimnisse. Ichwußte aber auch den Plan derewigen Weisheit, daß der Men-schensohn leiden und sterbenmüsse, auch daß der Weg, den Ichjetzt wandle, vielen zum Vorbildwerden sollte, daß alle, die sichvorgenommen haben, den gutenWeg zu wandeln, die Meine Wegegehen werden, dereinst dasselbedurchmachen müssen wie Ich,daß vieles ihnen begegnen wird,woran sie irre werden könnten.

Dies alles wußte Ich voraus, undweil Ich von Anfang an, als Ichhinaufgestiegen ans Kreuz, biszum letzten der Tage immer wie-

Du sollst mit Mir den Kreuzweg gehen

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der Seelen haben muß, die an sichersetzen, was Meinem Leidennoch fehlt, da wußte Ich, daß esihnen ergehen wird und muß, wiees Mir erging in Meinem sterbli-chen Leben, daß vieles vorkom-men wird, woran sie irre werdenkönnten.

Seht, darum die Belehrung überdie Dinge, die sich da ereignenund über die Menschen, die Icheuch zuführe. So war es, als Ichauf Erden unter euch wandelte.Als Ich hinaufstieg ans Kreuz, dahatte Ich viele Jünger um Michgesammelt, zwölf Apostel auser-wählt, und einer war schon gefal-len, ehe Ich hinaufstieg ans Kreuz,der andere war tief gefallen undsogar derjenige, den Ich zumOberhaupt gesetzt hatte, und alleMeine Apostel waren geflohen.

Unter dem Kreuze stand nur nocheiner, und dieser eine soll mitMeiner Mutter und Maria Magda-lena allen Menschen zum Vorbildsein, die Ich Mir auserwählte vonAnfang bis zum Ende der Tage,die Mein Leiden versinnbildensollen; denn immer wieder werdeIch Mir Seelen erwählen, in denenIch Mein Leiden den übrigenMenschen vorstellen will, die

besondere Leiden auf sich neh-men, um den Menschen zu zei-gen, was der Sohn Gottes erdulde-te, als Er auf Erden lebte und Sichans Kreuz schlagen ließ. Und die-ses alles nur, um die armen Seelenzu retten, die das Ebenbild MeinesVaters an sich tragen.

Seht, Meine Kinder, dieses ist dieMission, die Ich hier ausüben will,und zu dieser seid ihr berufen, ihralle, die Ich euch herbeiführe, die-ses in euch nachzubilden, ihr seidberufen, Mein Leben zu versinn-bilden, in euch auszuprägen,nicht, daß ihr das gleiche wirkensollt, nein, nein, aber berufen,Missionare zu werden, das Kreuz,das Ich euch auferlegt habe, mutigund freudig zu tragen. Mutig,sage Ich; einen Löwenmut sollt ihrbekunden in all den Schicksalen.Du, Meine Kleine, dich habe Ichhingestellt, du sollst Vater- undMutterstelle vertreten an der klei-nen Waisenschar.

Du mußt nicht irrewerden, wennes dir am Nötigsten mangelt,wenn du nicht weißt, wo aus undein, wo du dein Brot verdienensollst. Wisse, als Meine heiligenEltern nach Ägypten flüchteten,wußten Sie auch nicht, woher das

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Brot nehmen für Mich und SichSelbst, als nur durch Vertrauen aufdie Vorsehung Gottes. Wie harthat Mein Vater Sie geprüft, wennSie oftmals die harten Brotkrustenin das Wasser eintauchen mußten.Wie bittere Tränen vergossen Sie,als Meine Mutter Mir die nötigeMilch nicht geben konnte, weildurch die beständige Abtötungdie Milch ausging, und Sie Michnicht säugen konnte.

Siehe, Meine Kleine, Ich werde dir,wenn die Not am größten ist, mitMeiner Hilfe am nächsten sein. Ichwerde dir ganz unverhofft Nah-rung zuschicken von irgendwel-cher Seite her, aber merke dir, daßdu mit deiner Handarbeit deinBrot verdienen sollst. Du sollstdereinst eine Krone tragen, umwelche dich Könige und Kaiserbeneiden, und diese sollst du dirverdienen durch die bittereArmut, die beständige Abtötungund das Ertragen aller Wider-wärtigkeiten.

Dieses sollen die Abtötungen sein,daß du still und ergeben all dieLeiden trägst und durch Keusch-heit und Nächstenliebe Mirgefällst.

Und wenn du gerufen bist an einKrankenbett, dann wisse, daß esMein Wille ist, daß du hingehst;denn du kannst barmherzigeSchwester werden mitten in derWelt.

Aber diejenigen, die Ich dazuberufen habe, müssen vieles, vie-les erleiden und erdulden. Siemüssen die Kreuzträger Meineseucharistischen Kreuzweges sein;sie müssen einen geheimnisvollenWeg gehen; denn das eucharisti-sche Kreuz, das Ich trage, ist, daßdie ganze Menschheit von Mirabgefallen ist, daß Ich unterMeinen Kindern stehe, die Michnicht mehr kennen.

Ist es denn möglich, daß Ich Tagfür Tag auf der Warte stehe undMich umsehe, ob Meine Kinderkommen und Mich anbeten, daßIch die Hände voll Gnaden habeund bereit bin, sie Meinen Kin-dern zu schenken, und sie gehenganz kalt und herzlos vorüber, siekennen Mich nicht mehr? Unddieser geheimnisvolle Weg, denIch im Tabernakel gehen muß,denn Tag für Tag lasse Ich Mich ingeheimnisvoller Weise durch dieHände des Priesters dahinschlach-ten im heiligen Meßopfer; und

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selbst der Priester kennt Michnicht. Er schlachtet Mich und gehthinaus aus der Kirche und schautsich nicht mehr um nach seinemGott, den er hineingeschlossen hatin die hölzerne Tür, als ob Ich nurfür das Holzwerk da wäre, unddann den ganzen Tag Mich nichtmehr besucht.

Kommt herbei, Meine Kinder, undtragt dieses eucharistische Kreuzmit Mir, stellt euch Kopf an Kopf,Glied an Glied neben MeineKleine, ja, ja, neben Meine Kleine,und erleichtert Mir dieses eucha-ristische Kreuz. Seht, als Ich sieansprach, als Ich bei ihr anfragte,ob sie mit Mir dieses Kreuz tragenwolle, und sie sich lang weigerte,denn dreimal mußte Ich bei ihranfragen, bis sie Mir die Ein-willigung gab, da zeigte Ich Michihr mit dicken Schweißtropfen aufder Stirne.“

Nur im Kreuztragen seid ihr Mir ähnlich

Jesus am Donnerstag am 4. Januar1900: „Deswegen müßt ihr Ge-duld haben, Meine Kinder! Wennein Kind anfängt zu laufen, mußes die Mutter noch an der Hand

führen, und wenn eine Seeleanfängt, etwas Großes zu tun, wiedas ist, den Weg der Voll-kommenheit zu betreten, das istwirklich etwas Großes, dann istsie wie ein Kind an der Hand derMutter, sie muß geführt werden,die Seele.

Darum Geduld haben mit allen,die Ich euch zuführe; alle dieFehler müßt ihr ertragen undmutig und wacker vorwärtsschreiten bei allem, was vor-kommt. Seht, wäret ihr in all denVerachtungen und Verdemüti-gungen, die euch von allen Seitenzukamen, mutlos geworden undhättet den Leuten ausweichenwollen, wäre all das nicht gewon-nen worden, was jetzt schongewonnen ist. Warum meint ihrwohl, daß die Leute hier in dieserStadt so freigebig geworden sindim Geben?

Wenn auch viele sagen, sie glau-ben nicht, im Herzen glauben siedoch, und jeder, der noch einiger-maßen ein guter Christ ist, strebtdanach, sich sicherzustellen. Sosoll es allmählich in der ganzenWelt werden, in der ganzen heili-gen Kirche, soweit Meine Kirchegeht. Im Kreuztragen, in der Ver-

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achtung, soll Meine Kirche empor-steigen, so wie Ich es schon einigeMale gesagt habe, am Fest Kreuz-erhöhung, daß Meine Diener an-fangen müssen, das Kreuz zu ver-golden mit ihrer Liebe. Ich habedir einmal gezeigt an einem sol-chen Fest, ein Kreuz von der Erdebis zum Himmel ganz in reinstemGold.

Erst aber habe Ich dir diesesgezeigt als raues Holz, und dannerst vergoldet. Wißt ihr, MeineDiener, dieses Holz ist der Kreuz-weg, den ihr zu gehen habt. Weildie Welt so gottlos geworden ist,ist der Weg eines Priesters ein garharter und rauer Weg. Viel hat erzu kämpfen und vielen Undankdafür zu ernten.

Aber indem er tut, wie Ich euchsage, all den Undank übersieht,den sein Amt ihm einträgt, und allden Undank mit Liebe erwidert,dadurch vergoldet er das Kreuz,er umfaßt es und trägt es mitFreuden. Und so soll Meine Kirchewieder zur Blüte gelangen, undnur so, wenn die Priester und dasVolk das Kreuz umklammern undMir nachtragen, das nackte Kreuz-holz.“

Ich bitte euch - nehmt euer Kreuz auf euch!

Jesus an Vigil vom Herz-Jesu-Freitag im Februar 1900: „Nurdann erst fängt der Mensch an,den richtigen Lebensweg zu ver-fehlen, wenn er anfängt, schwerzu sündigen. Da nun alle Men-schen schwache, armselige Ge-schöpfe sind und die meistenMenschen den wahren und rech-ten Weg, auf den Ich sie gestelltund führen möchte, verfehlendurch die Sünde, abweichen vomrechten Weg, darum habe Ich einMittel ausgesonnen, womit eralles wieder gut machen kann. Ichhabe ihm den Kreuzweg vorge-zeichnet.

Vor allem aber wollte Ich Selbstdiesen Weg gehen und allenMenschen zeigen, daß man wirk-lich diesen Weg gehen kann, umaber auch allen Menschen einVorbild zu sein, damit der armeMensch nicht entmutigt wird.Sieh, du hast vorhin gesehen, wieMeine heiligen Eltern, Mein heili-ger Pflegevater und Meine Mutterhinaufzogen nach Jerusalem, umMich Meinem himmlischen Vaterdarzustellen und aufzuopfern.

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Dieses war das erste Opfer, dasIch bringen wollte. Von da an ginges immer steiler und steiler, bisdie letzte Sprosse erreicht wardort auf Golgotha, bis Ich Meinhochheiliges Leben wieder zu-rückgab in die Hände Desjenigen,Der es Mir gegeben, Meinemhimmlischen Vater. Mein ganzesLeben war nur ein einziger, lan-ger, großer Kreuzweg.

Meine Kinder, ihr alle, wie ihr hierversammelt seid, seid auf demsel-ben Lebensweg, wie Ich ihn ge-gangen bin. Ihr alle seid Kreuz-träger und müßt Mir nachwan-deln und wollt Mir nachwandeln.Ihr alle wollt einstens teilnehmenan Meiner Herrlichkeit. Wunderteuch nicht, wenn solche, die dakommen und das Kreuz gernerleichtert haben wollen, die vondiesem oder jenem Kreuz gernbefreit sein möchten, Mich nichtverstehen. Ja, ja, Meine Kinder, siealle sind gute Christen und wol-len gute Christen sein, aber gar zuwenig Kreuz tragen. Sie wollennicht verstehen, daß ein Gott, derdoch so unendlich gut ist, SeinenGeschöpfen, die Ihn doch liebenmöchten und Ihm dienen wollen,mit Leiden, mit Kreuz beladenwill. Nein, das wollen sie nicht

verstehen. Aber seht, hier an die-ser Stätte, die Ich Mir erwählthabe, um durch sie die treuenKinder Meiner Kirche zu beleh-ren, will Ich nicht das Kreuzabnehmen, wie Ich es tue an vie-len Stätten, wie dort, wo MeineMutter Sich einem armen Kindezeigte, wo so viele Kranke geheilt,viele Unglückliche schon getröstetworden sind.

Und zur Danksagung dafür, daßdie Kirche dieses wirklich zueinem Fest ersten Ranges erhobenhatte, erschien Meine Mutter inLourdes und heilt dort die armenMenschen, die mit reuevollemHerzen zu Mir kommen und mitlebendigem Glauben ihre Zu-flucht zu Ihr nehmen. Seht, dasmuß so sein, denn die AllmachtGottes muß immer wieder vonden Menschen, auch von denen,die nicht glauben, anerkannt wer-den. Deswegen will Ich, daß hieund da in Meiner Schöpfung Orteerrichtet werden, wo Ich ganzbesonders Meine Hand im Spielehabe und die armen Menschenauf solche Weise an Mich ziehenmöchte und ziehen will, indemIch sie hie und da von einemschweren Kreuz befreie.

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Bei euch aber, Meine Kinder, willIch der armen Menschheit zeigen,wie man das Kreuz tragen soll,nicht wie man um seine Abnahmebitten soll. Ja, Meine Kinder, Ichverzeih es euch, denn dieSchwachheit des Menschen istgroß. Besser wäre es für sie, wennsie verständen, wie gut es ist, einKreuz zu tragen, wenn sie, statt zubitten um Abnahme, bitten umrecht viele Leiden, damit sie der-einst eine recht herrliche Kronesich verdienen, die sie ja nurdurch Leiden verschönern kön-nen.“

Im Paradies hat der Kreuzwegbegonnen

Jesus am Freitag vor Aschermitt-woch im Februar 1900: „Seht,Meine Kinder, deswegen kommeIch zu euch, um die Menschen aufalles aufmerksam zu machen undihnen immer und immer wiederdie Lehre vom Kreuze zu predi-gen. Im Paradies hat der Kreuz-weg begonnen, der Kampf imMenschen; dieser Kampf mit derBegierlichkeit trieb den Menschenaus dem Paradies hinaus.

Die sinnliche Begierde und dasParadies können nie beisammenwohnen. Von der ersten Stunde anwar die Begierde, die unreineBegierde in den Menschen hinein-gefahren, und darum schickte IchMeinen Engel, den heiligenErzengel Michael, der der Be-kämpfer der unreinen Lust ist,und trieb diese Meine Lieblinge,die sie vorher noch waren, zumParadies hinaus, damit sie auf die-sem unreinen Boden, den sie sichgeschaffen, kämpfen und kämp-fen müssen bis an ihr Lebensendemit dieser Sinnlichkeit zur Strafefür die Sünde, die sie nun einmalbegingen.

Die erste Sünde war zwar eineSünde des Stolzes, weil sie Gottgleich sein wollten; aber dieseerste Sünde gebar alle anderenSünden. Die erste Sünde, die siegeboren, war die Sinnlichkeit, diesinnliche Begierde. Darum, Meinelieben Kinder, alle, die sich euchanschließen und anschließen wol-len, müssen in erster Linie dieSinnlichkeit aus ihrem Herzenwegräumen, die sinnliche Begier-de.

Der Ehestand, solange er nochallzu sehr sinnlich ist und sich

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nicht beherrschen kann, darfwenigstens nicht die Schrankender Sittsamkeit übertreten, dennauch der Ehestand hat seineSchranken, er darf nicht, wie erwill, die sinnliche Lust befriedi-gen; solange ist er noch keinMitglied des Liebesbundes. DieJungfrau, der Jüngling, sie müs-sen ihre sinnliche Begierdebekämpfen.

Durch ernstes Streben nach Bußeund Besserung, durch ein ernstesBußleben muß Meine Kirche wie-der zur Blüte gelangen. Als Ichvor mehreren Jahren dir zeigte,wie das Kreuz von der Erde biszum Himmel mit Gold strahlenddir vorgestellt wurde, damit woll-te Ich andeuten, wie man durchfreiwillige Armut, durch Zurück-gezogenheit, durch ein verachte-tes, demütiges Leben das Kreuz indiesem Jahrhundert übergoldet.Also die ganze Kirche muß Handin Hand gehen: Priester wieLaien, Ordensleute und Weltleute,sie müssen das Kreuz lieben unddie Verachtung und Verdemüti-gung nicht scheuen. Darauf woll-te Ich schon hinweisen die ganzeZeit, wo Ich mit dir verkehre.“

Der eucharistische Kreuzweg ist ein geheimnisvoller Weg

Jesus am Fest des heiligstenHerzens Jesu im Juni 1901: „Ichhabe einmal gesagt: Ein Röhrleinlaß Ich Mir nicht verstopfen. Dassoll fließen für alle, die dürstendanach. Willst du aber ein Zei-chen, woran du erkennen kannstden Geist, der in dir wirkt, dannschaue auf deine Umgebung undauf deine beiden Freundinnen.Glaubst du wohl, dein Geist ziehealle, die mit dir verkehren, zurGottesliebe hin? Deine beidenFreundinnen sehen tiefer als du.Darum habe Ich sie dir gegeben.Du kannst dich auf sie verlassen.

Schaut hinein in die Welt, wieweites gekommen ist. Geht es Mir viel-leicht besser als euch? Wie vielVerachtung, wie viel Spott undHohn muß Ich hinnehmen Tag fürTag. Tausend und Abertausendgehen einher, und Ich bin ihnenein unbekannter Gott. Viele ken-nen Mich nur, um mit Mir ihrenSpott zu treiben, und du willstdich beklagen, daß es nicht anderswerden will? Weißt du nichtmehr, was der eucharistischeKreuzweg bedeutet? Er ist eingeheimnisvoller Weg, den viele

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Christen nicht mehr kennen. Undfür diese sollt ihr ihn mit Mirgehen.“

Ich habe für euch drei Stundenam Kreuze gehangen

Jesus am 12. März 1903: „Ich habenicht umsonst drei Stunden amÖlberg ausgehalten. Mit gebeug-ten Knien lag Ich auf MeinemAngesicht, weil der Vater dieganze Sündenlast auf Mich gelegt.Ich ließ Meine Gottheit zurücktre-ten und alle Gottlosigkeit überMich ergehen, um euch zu trösten,und das soll euer Trost sein. Ichhabe drei Stunden am Kreuzegehangen. Wie wenige es sind, diees noch erkennen? Viele betenzwar den Kreuzweg, aber wieoberflächlich und leicht; MeineLeiden betrachten sie nicht. Siesind nur katholisch dem Namennach.

Weil die ganze Welt mit Unglau-ben überflutet ist, saugen sie dasGift ein mit Bechern, ja mitWasserbechern trinken sie dasGift. Und wie sind selbst dietreuesten Kinder so kalt gewor-den, so leichtgläubig. Niemandwill mehr Mein bitteres Leiden

betrachten. Selbst die Priester, diesich Mir geweiht, ziehen sich zu-rück, wo es an Selbstverleugnung,Opferleben und Verachtunggrenzt. Es gibt Tausende von Prie-stern, die nicht mehr sind, was siesein sollen. Jeder will auch Oberersein und gleich streben sie danach,Ehrenstellen einzunehmen.

Der Hochmut und Stolz ist überalleingedrungen, selbst unter demSchleier. Auch die Ordensleutewollen möglichst bequem lebenund suchen, sich nach außen hinRuhm zu verschaffen, soviel esgeht; gerade so wie in der Welt.Warum soll Ich Mich da nicht anMeinen Kindern halten und sienicht auch an Mich ziehen?

Bis ins Innere Meiner Kirche istder Unglaube hineingedrungen.Man will Mich nicht mehr so lie-ben, wie Ich geliebt sein will. Ichhabe doch den Menschen erschaf-fen zu Meiner Ehre und Verherr-lichung, und wenn Mir diese nichtmehr gezollt wird, muß Ich wie-der das Wort sprechen: Es reutMich, den Menschen erschaffenzu haben. Selbst die Gottheit wol-len sie leugnen, Gott, den Vater,Der alles erschaffen. Mein Vatersandte Mich vom Himmel, um die

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Ehre, die Ihm die Menschen ver-weigern, zu ersetzen, und geradeso die des Heiligen Geistes.

Weil nun unter Meinem auser-wählten Volk so viele sind, dieMich nichts weniger als verherrli-chen, und die Ehre Meines Vatersmuß doch hochgehalten werden,deshalb will Ich Mir auf der Welt,inmitten der Welt, in MeinerKirche, ein Lieblingsgärtchen an-legen, in dem Ich lustwandelnund Mich erfreuen kann, und dasist der Liebesbund.

Erfreuen will Ich Mich an denmannigfaltigen Blümlein, dassind die verschiedenen Klassender Menschen, alle die gläubigenKinder, an denen Ich noch MeinWohlgefallen haben kann: Klo-sterleute und Priester, Jungfrauenund Eheleute, Greise und Kinder,alle die gläubigen Seelen, dieglauben, daß Ich so gut bin, miteuch zu verkehren; denn durchden nahen Verkehr mit euch, vondem sie hören, wird das Glau-bensleben ganz gewaltig gekräf-tigt. Ich habe zwar noch andere,die Mir noch dienen, aber es istein anderer Eifer in denjenigen,die glauben und sich anklammernund Meine Worte befolgen.

Die anderen stellen sich Gott vor,als sei Er Millionen Meilen weitentfernt, während die Liebes-bundmitglieder durch die Gnademehr Licht haben und Gott ausder Nähe sehen. Daher kommtder Eifer in sie, daß sie Mir treuerdienen, weil sie glauben, daß Ichsie kenne und mit besondererFreude auf sie schaue. Daher tra-gen sie ihre Leiden leichter als dieübrigen Menschen. Ich will denMenschen die Leiden nicht abneh-men, sondern nur lehren, wie siedas Kreuz tragen sollen.

Ihr habt noch einen harten Kampfzu bestehen; macht euch daraufgefaßt! Ihr sollt nicht irre werden,weil ihr meint, es würde dochnichts nützen. Die Sache geht sounbemerkt vor sich wie allesGöttliche. War Ich doch der Ein-geborene Sohn Gottes, und es hatgeschienen, als wäre alles verlo-ren, und doch war alles gewon-nen. Meine Apostel und alle dieje-nigen, die Ich berufen habe, zuwirken in Meinem Reich, habenunter der größten Schmach undLeiden das Werk ausgeführt.Noch niemandem habe Ich denWeg erleichtert. Gerade in derSchmach und am Kreuz derVerachtung muß alles vor sich

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gehen, und im harten Kreuzweg.Ich führe Meine Sache doch aus,aber diejenigen, durch die Ich sieausführe, haben einen hartenWeg.“

Ihr sollt Mein Kreuz auf Golgotha übergolden

Jesus am Fest des heiligen Josepham 19. März 1904: „Dies ist dieUrsache deiner Schwäche. Dusollst mitfühlen Meinen Kummer,Meinen Schmerz. Du sollst auchmitfühlen Meine Verlassenheit.Siehe, so umstand das Volk denKreuzesbalken, kalt und gefühl-los. Der da oben hing, Der war janichts mehr wert. Nur ein Splitter-chen ist es von den Schmerzen, dieIch erduldete. Das Zerren undReißen Meiner Glieder rast in dei-nen Gliedern. Noch werden deineHände nicht durchbohrt unddeine Füße nicht, dein Haupt trägtnicht die Dornenkrone.

Und doch ist dieses Zerreißen dei-ner Glieder schon ein Schmerz fürdeinen Körper, daß du daruntererliegen möchtest vor Schwach-heit. Und weil du so wenig Nut-zen siehst, sondern Kälte undGleichgültigkeit gegen alle deine

Leiden von deinen Mitmenschen,ja, ja, damit sollst du nur fühlen,was Ich am Kreuz erduldet undwie die Kälte und Gleichgültigkeitam Kreuz Mein Herz zerschnitt.Ich schone dich nicht, MeineKleine, du mußt Meinen Schmerzmitfühlen.

Ich habe kein Wohlgefallen an die-sem Geschlecht. Und dieserBischof, der heute in seine Rechteeingetreten ist, der heute dieMacht seines Amtes übernimmt,er hat eine furchtbar schwere Last.Ich habe ihn dir heute früh gezeigtmit einem schweren Kreuze aufdem Rücken, das nur enden wirdam Kreuz. Am Kreuz wird esenden!

Dieses Kreuz, das er schleppt,seine Feinde werden ihn ansKreuz nageln, mit ausgestrecktenHänden und Füßen wird er ster-ben, nicht in Wirklichkeit, aberman wird ihm die Hände binden,daß er mit ausgestreckten Armenam Kreuz hängt, und er wird trotzall seiner bischöflichen Machtdoch nichts ausrichten. SeineFeinde werden siegen über ihn. Erwird am Kreuze sterben und unterdiesem Kreuze sterben. Trotz allseines guten Willens, seine Pflich-

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ten zu erfüllen, die Diözese Mainzzu heben, zur Blüte zu bringen,wird er nichts ausrichten bei de-nen, die einmal der Kirche denRücken gekehrt haben.

Das kleine Volk, ja, das kleineVolk wird er gewinnen, aber jenePrasser, die da in Palästen woh-nen und Paläste sich bauen, derenTürme bis an den Himmel ragensollen und deren Wände mit Goldbeladen und beschmiert werdensollen, jene werden nichts anneh-men, obwohl sie im Taufbuch ste-hen, mag er sich auch alle Mühegeben.

Darum sage Ich ihm, MeinemDiener, er soll zu den Kleinen ste-hen; er soll tun, was Ich ihmgesagt in den Schriften; er sollrechts und links den Spott auf sichund über sich ergehen lassen. Aufdie Knie, Mein Volk! Auf die Knie,Mein Bischof, Mein Diener, undmit dir deine Geistlichkeit! Ihrsollt das Kreuz übergolden!Warum denn? Weil ihr den Klei-nen, den Verachteten, den Ver-schmähten, den Verlassenen ihrSchicksal erleichtern sollt. Ihr solltdas Kreuz übergolden! Nur amKreuz ist Heil, und das Kreuz tra-gen die Armen, die Verachteten,

die Gedemütigten, die Unter-drückten, die Hinausgestoßenen.Diesen sollt ihr das Kreuz erleich-tern, dann das kleine Häuflein,das euch treu bleibt, fortwährendscharen um die Altäre, mit ihmden Kampf aufnehmen.

Der Bischof ist derjenige, den Ichdir gezeichnet als den Samen,durch den Ich den Sieg der StadtMainz wieder verschaffen will.Nicht aber wird er es erleben, daßdie Kirche in der Stadt Mainz wie-der siegen wird, glorreich, herr-lich und triumphierend siegenwird über alle ihre Feinde. Diesesbleibt seinem Nachfolger aufbe-wahrt. Er aber muß den Samenausstreuen und wird ihn aus-streuen. Er wird den Boden lok-kern, und ihr, Meine Kinder, müßtdas Material dazu liefern. Es wirdnoch vieles über euch kommen,ihr aber, seid zufrieden. Harretaus!“

Betet mehr den heiligenKreuzweg und betrachtet MeineLeiden

Jesus am Palmsonntag am 4. April1909: „In dieser Woche versäumtkeine heilige Messe und betet

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dreimal täglich den heiligenKreuzweg, morgens, mittags undabends, und vereinigt all eureÄngste mit dem Herzen Mariä, alsSie von Ihrem Sohne Abschiedgenommen und in beständigerTodesangst von da an lebte, undopfert Mir dies in der heiligenMesse auf, welche ja das Kreuzes-opfer ist. Vereinigt euch recht mitMir und betet fleißig.

Ich verbiete euch jedes Gesprächüber eure Feinde; statt dessen solltihr Akte der Liebe erwecken.Durch die Verachtung erlangt ihrgroßen Vorschub für die Ewigkeit.Ich werde so verachtet von denMenschen und suche Ersatz undwill Mich in euren Verachtungentrösten. Ihr könnt kaum ahnen,welch hohe Seligkeit dies eucheinbringt. Jeder Akt der Liebe, derdurch das Festhalten an denSchriften mehr erweckt wird,bleibt in alle Ewigkeit, und ihrwerdet euch die ganze Ewigkeitdaran erfreuen.“

Wenn Barbara Weigand die bitte-ren Heimsuchungen, mit denensie - man kann sagen zeitlebens -bedacht wurde, mit einer beispiel-losen Ruhe und Gelassenheit hin-nahm, so schöpfte sie die Kraft

hiezu aus ihren gesunden Nerven,aus einer außergewöhnlichen Bei-standsgnade und nicht zuletzt ausihrem hohen Lebensziel: durchLeiden und Opfer Gott und ihrenMitmenschen dienen zu könnenund ihren Herrn und Meister aufSeinem Kreuzweg zu begleiten.

Da sie sich einer guten körperli-chen Gesundheit erfreute, die nurzeitweise durch unvermeidlicheStörungen und vorübergehendeErkrankungen Unterbrechungenerlitt, und da es ihr somit nichtbeschieden war, ihr Verlangennach Sühne auf einem schmerz-vollen Krankenlager zu verwirkli-chen, so betrachtete sie um so lie-ber die Prüfungen von außen herals ein willkommenes Feld zurLösung ihrer erhabenen Lebens-aufgabe.

Daher auch ihre starkmütige undgottergebene Haltung, als dieLeiden so unerbittlich auf sie ein-stürmten, und ihre glühendeBereitschaft und ihr heißes Ver-langen, nur ja recht tief in denSchmelzofen der Verfolgungengeworfen zu werden. „Ich willdulden und tragen, leiden undstreiten, leiden und schweigen.“

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Schon viele Jahre, bevor ihr Nameeinem weiteren Personenkreis be-kannt geworden war, finden wirden Zug nach dem Leiden, näm-lich dort, wo sie - es wird im Jahre1890 gewesen sein - den Heilandfragt, warum Er ihr noch nichtsvon Seinem Leiden mitgeteilthabe, worauf ihr der Heilanderwidert: „Weil du noch nicht dar-auf vorbereitet bist“. In ihren spä-teren Äußerungen, in den Schrif-ten wie in ihren Briefen, nehmenjene Worte, in denen sie sich nachLeiden sehnt, einen breiten Raumein. Ohne eine Auswahl solcherStellen zu bieten, möge nur aufdas Aufopferungsgebet verwiesenwerden, das sie jeden Morgengebetet und allen empfohlen hat,die in Gesinnungsgemeinschaftmit ihr treten wollten:

„O Jesus, Du Bräutigam meinerSeele, ich opfere Dir beim Beginn die-ses Tages alle Leiden und Wider-wärtigkeiten auf, die mir bei Aus-übung meiner Standes und Berufs-pflichten begegnen werden. InVereinigung mit Dir will ich heutewieder das Kreuz meines Berufes tra-gen, gleichwie Du Dein schweresKreuz den Kalvarienberg hinaufge-tragen hast, und ich verspreche Dir,mit Deiner Gnade auszuharren in

diesem meinem Berufe bis zum letz-ten Atemzug meines Lebens. Laß niemehr zu, daß ich etwas anderesbegehre als eine Braut des Gekreuzig-ten zu sein. Um diese Gnade bitte ichauch für alle verfolgten und hartbedrängten Priester und Ordens-leute, die um ihres Glaubens undBerufes willen so vieles leiden müs-sen. Indem ich mich mit ihnen ver-binde, bitte und beschwöre ich Dich,uns als Schlachtopfer hinzunehmen,daß wir uns selbst ganz vergessen,unsere Fehler zu bessern und abzule-gen suchen und uns einsetzen für diesündige Menschheit, auf daß baldwerde eine Herde und ein Hirt.“

Mit diesem Verlangen nach Leidenbewegt sich die „Braut des Ge-kreuzigten“ auf den erhabenenPfaden der gottminnenden Seelenaller Zeiten. Denn nicht nur festeEntschlossenheit bekunden in derErtragung der unvermeidlichenKreuze des Lebens, sondern dar-über hinaus in heroischer Selbst-entsagung noch heißes Verlangentragen nach Leiden. Kreuzweggehen und Kreuz tragen: das warihre hohe Erkenntnis und Reifeüber das bittere Leiden und Ster-ben unseres Herrn und Meistersam Kreuz der Sühne für das Menschheitsgeschlecht.

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In der Tat treffen wir die Sehn-sucht nach Leiden bei den my-stisch begnadigten Seelen allerZeiten und Orte. Die heiligeMargarete Maria Alacoque berich-tet, wie ihre Mitschwestern sie fürbesessen hielten und fleißig mitWeihwasser besprengten.

Der Heiland aber habe sie da-durch noch inniger an sich gezo-gen und mit Liebesworten über-häuft. „Diese Worte“, so fährt siefort, „entfachten in meiner Seeleein solches Verlangen nachLeiden, daß mir alles, was ich litt,nur wie ein Tröpfchen Wasser vor-kam, das meinen unersättlichenDurst eher reizte als stillte.“ Inihrem Tagebuch erzählt dieselbeHeilige: „Ich überlasse mich gänz-lich dem Heiligsten Herzen unse-res Herrn Jesu Christi ohneirgendwelche Rücksicht auf michselbst. Ich betrachte mich als SeinSchlachtopfer. Ich will an nichtshängen und nach nichts trachtenals zu Seiner Ehre leiden.“

Oder: „Wie glücklich würde ichsein, mein lieber Jesus, wenn Dumir das Bild Deiner Schmerzenund Deines bitteren Leidens ein-drücktest“, was der Biograph mitdem Beifügen ergänzt:

„Aus reiner Liebe zu Jesus leidenzu können, ohne jeglichen Trost,ohne Linderung, ohne Teilnahmevon seiten der Mitmenschen, umdadurch dem Bilde des Gekreu-zigten gleichförmig zu werden,das war von nun an der Gegen-stand ihres Verlangens und ihresGebetes.“ In einem Briefe an ihrenSeelenführer gesteht die Heiligeinbrünstig: „Nichts anderes ver-mag mir auf dieser Erde zu gefal-len als das Kreuz meines Gött-lichen Meisters.“

Die Schwester Benigna Consolatabot sich an, ein so schmerzlichesKreuz auf sich zu nehmen, daßder Herr es ihr nicht aufbürdenwollte. Zu der gleichen Schwestersprach Jesus: „Ich entzünde in derSeele, die Mich liebt, ein solchesFeuer der Liebe und der Nach-ahmung, daß sie nicht mehr lebenkann ohne für Gott zu wirken, fürIhn zu leiden.“

„Trachte danach, Meine Braut,Meine Liebe zur Selbstvernich-tung nachzuahmen!“ „O un-schätzbare Liebe,“ ruft die heiligeKatharina von Siena aus, „wannwerde ich das Glück haben, zuDeiner Ehre etwas zu leiden?“

Du sollst mit Mir den Kreuzweg gehen

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Ihre Sehnsucht fand Erfüllung:böse Zungen begannen, sie öffent-lich herunterzusetzen. „Aber“, sofährt der Biograph fort, „geradedie Kreuzesschule, die sie durch-machen mußte, stählte ihrenCharakter, läuterte ihre Heilig-keit.“

Maria Droste zu Vischering glühteim Verlangen nach Leiden: „Ichsehnte mich nach Leiden, da icherkannte, daß es ebensowohlmein Beruf sei, mit Ihm und ausLiebe zu Ihm zu leiden, als mitIhm vereinigt zu sein. Ich bat denHerrn, daß Er mir Leiden schickeund litt, weil ich nicht genug lei-den konnte. Das Stoßgebet, dasich zu jener Zeit am häufigstenverrichtete, war: „Mein Jesus,immer mehr Leiden und immermehr Liebe! Ich mache ein wahresMartyrium durch wegen diesesDurstes nach Leiden.“ „Seit mei-nem Eintritt in den Orden ver-zehrt mich ein Durst nachLeiden.“

Von Maria Magdalene Pazziberichtet das Brevier: „Ihr ständi-ges Bittgebet war: leiden, nichtsterben!“ Vom heiligen Johannesvom Kreuz heißt es dort: „Auf dieFrage, welchen Lohn er sich für

seine Mühen erbitte, antworteteer: Herr, leiden und verachtetwerden für Dich!“ Das Lieblings-gebet der heiligen Theresia vonJesu lautete: „Herr, entweder lei-den oder sterben!“ Die heiligeGemma Galgani rief in ihrem glü-henden Verlangen nach Leiden:„Leiden, aber ohne jede Er-quickung, ohne jeglichen Trost,einzig aus Liebe leiden!“

Paula Reinhard, die verborgeneSeele vom Rhein, legte das Ge-lübde ab, „sich Gott ganz zuopfern als Brand- und Schlacht-opfer zu allem Kreuz und Leid.Herr, ich will nichts mehr als Dichallein, und zwar ohne Trost undSüßigkeit, nur Trostlosigkeit undVerlassenheit, wie Du sie amÖlberg und am Kreuz gekostethast!“ „O glückliche Hand, diedas Kreuz zubereitet, es mir zumHegen und Pflegen übergab, undmich daran geheftet!“ Klara Moes:„Heilige Seelen ziehen ihre Süßeaus der Bitterkeit!“

Barbara Weigand hatte immerwieder Begegnungen mit ArmenSeelen, die sich ihr zeigten undauch mit ihr reden durften.

Du sollst mit Mir den Kreuzweg gehen

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Sie beschreibt eine solche Schau-ung in einem Brief an den Bischofvon Mainz am 15. Juli 1907:

An den Hochwürdigsten HerrnBischof:Als ich gestern um fünf Uhr ausder Seminarkirche kam, stopftemir ein Dienstmädchen beiliegen-des Zeitungsblatt in die Hand, dases, weil es so interessant, mir zumLesen geben wollte. Es war wäh-rend einer Anbetungsstunde beimGroßen Gebet im Dom.

Ich hatte mich dem Herrn angebo-ten, Er möge mein Herz betrach-ten als ein unbeschriebenes Buch,auf dem Er alle Seine Wünscheund Interessen Seines heiligenHerzens niederschreiben und hin-eindiktieren möge. Ich wolle mitmeinen Anliegen und Bedürf-nissen zurücktreten. Ich beteteund sang dann Stunde um Stundefleißig laut mit.

Nun bitte ich aber um Ihre gütigeErlaubnis, Sie, hochwürdigsterHerr Bischof, mit solchen Mittei-lungen belästigen zu dürfen. Ichwandte mich, nachdem ich mirvon meinem hochwürdigen HerrnBeichtvater dazu die Erlaubniserbeten hatte, nach dem Tode mei-

nes seitherigen Seelenführers aneinen geistlichen Herrn hier, er-hielt aber den ängstlichen Be-scheid, darüber wolle er sich eineBedenkzeit vorbehalten und viel-leicht später einmal antworten.Vor Beginn des Großen Gebeteswurde der Schwester von PaterLudwig von einer ihrer Ver-wandten gesagt:

‚Ein weltlicher Gelehrter sagte zudem Mann meiner Tochter: PaterLudwig sei durch und durchhysterisch gewesen.‘ Gerne ver-schmerze ich es, daß ich als hyste-rische Person gebrandmarkt bin,aber daß auch die Priester als sol-che gestempelt werden sollen vonden ungläubigen Gelehrten, ist einniederdrückender Schmerz, undich kann das Mitleid nicht aus-drücken, das ich mit so wahrhaftfrommen Geschwistern des nun inGott ruhenden Priesters und Or-densmannes Pater Ludwig habe.Ich weinte meinen Schmerz aus indas heiligste Herz Jesu und sagtesodann vertraulich zu Ihm: ‚Dubist nun verpflichtet, die EhreDeines treuen Dieners wiederher-zustellen. Dein Werk wird zerfal-len, welches Du mir aufgetragen,um dessentwillen ich meinenguten Namen und Ehre geopfert

Du sollst mit Mir den Kreuzweg gehen

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und Dein treuer Diener PaterLudwig in Unehre und Schmachund Schande sterben mußte. Waswird aus den Schriften werden,die im Bischöflichen Palais liegen,worin Deine Worte niederge-schrieben sind?‘

Da war es, wie wenn ich angesto-ßen würde. Ich schaute auf undeine Gestalt im Priestergewandgekleidet stand neben mir undsagte: ‚Gräme dich nicht! DerInhalt deiner Schriften kommtvon Gott und führt zu Gott. Ichbin Professor Schell, der inWürzburg gestorben ist. MeineBücher aber, die ich hinterlassen,stammen aus der Vernunft.‘

Das war sonntags und montagsbeim Großen Gebet im Dom.Mittwochs beim Großen Gebet inChristophorus: Ich bete viel fürmeine geistlichen Vorgesetztenund auch für die Seelen der ver-storbenen Bischöfe, unter derenRegierung ich hier in Mainzgelebt. Von dem in Gott ruhendenBischof Brück hatte ich aber nochnie eine Mitteilung. Aber dieseWoche schaute ich ihn, wie ichalle Mitteilungen und Gesichtehabe, mit den Augen der Seele,zum ersten Mal. Es war beim Te

Deum in der letzten Stunde. Obenim Chor sah ich Pater Ludwig,wie in der Luft schwebend, über-aus glückselig, und ich wandtemich an den im allerheiligstenSakrament wohnenden Gott undsagte sodann: ‚Mein Jesus, wermag wohl jetzt bei Dir derGlücklichste sein? Pater Ludwig,der so viel verspottet und verach-tet wurde, weil er glaubte, daß Dues bist, Der Sich mir seit den lan-gen Jahren mitgeteilt hat, oderDein Diener, unser zuletzt ver-storbener Bischof, der sein Urteilüber Deinen Verkehr mit mir demUrteil eines ungläubigen Arztesanschloß?‘

Da erschien der Verstorbene. Erwar bekleidet mit den bischöfli-chen Gewändern und hatte in derHand den Bischofsstab. Der Stabin seiner Hand brannte in hellenFlammen, und ich erfuhr, daß ernoch so lange zu leiden habe, bisdie Schmach gesühnt sei, die erPater Ludwig angetan habe. Er seischuld, weil er als Bischof denGeist zu prüfen gehabt hätte, deraus den Schriften rede, die ihmzur Prüfung seien vorgelegt wor-den. Anstatt dieses zu tun, habe ersich aber dem ungläubigen Arztangeschlossen, und weil die

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Folgen davon so weittragendseien für die katholische Kirche,habe er so lange zu leiden, bis derGeist, der aus meinen Schriftenrede, Anerkennung finde; dennder Geist sei derselbe, der dasOberhaupt der Kirche leite.

Das innere Leben werde immermehr hinausgedrängt, und wokönne ein Beichtvater oderSeelenführer bestehen bei dieserheutigen Kritik? Dieses sei einerder Schäden, die Er mir schon jah-relang zu erkennen gegeben, daßsie aus Seiner Kirche wieder ent-fernt werden müßten. Indem ichmein Urteil ganz dem Urteil derKirche unterwerfe, will ich nurmeine Pflichten tun; denn wirhaben an den Ungläubigen und anden Feinden der heiligen Kirchedas beredteste Beispiel.

Wenn diese keine Lüge und Ver-leumdung scheuen, ja, wie manaus diesem Blatt sehen kann, sichhinstellen, als meinten sie es sehrgut und als wollten sie unserenOberhirten aus einer Verlegenheithelfen, alles aber nur, um derkatholischen Kirche den Todes-stoß zu versetzen, da heißt es,auch unter uns zusammenstehen,kein Gebet, kein Opfer scheuen,

um unsere Priester zu unterstüt-zen, damit sie diesen furchtbarenGeisteskampf gut zu Ende führen.

Darum sage ich wieder, was ichschon einmal geschrieben, ichmöchte die ganze Welt durchlau-fen und alle guten Gläubigen,seien es Ordensleute oder Welt-leute, auffordern zum Gebet fürunsere heilige katholische Kircheund ihre Priester, damit der Hei-lige Geist alle erleuchte, die ge-setzt sind zu wachen.

gez. Barbara Weigand“

Wir sehen: auch Barbara Wei-gands Liebe und Bereitschaft zumLeiden war echtes Kreuztragenund Kreuzweg gehen und tiefemystische Leidensglut, die sie dengroßen Heiligen würdig an dieSeite stellt. Sie ist uns Vorbild,Ermutigung und ruft zur Nach-ahmung.

„Mir nach“, sagt der Herr - auchzu uns! Die „Offenbarungen anBarbara Weigand“ brauchenErfüllung. Jetzt!

Du sollst mit Mir den Kreuzweg gehen

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Gebete für die Rückkehr der abgeirrten Priester

„HERR UND GOTT, König des Himmels und der Erde, Du hastden Priestern den heiligsten Schatz in der ganzen Schöpfunganvertraut, in dem Du ihnen Macht über Dich Selbst in die Handgabst. Sende heilige Priester Deinem Volk, daß sie ihm Stützeseien auf seinen Fährnissen, daß sie ihm Bruder seien in seinerNot, daß sie Dich in Wort und Tat und Wirklichkeit hineintragenin den Alltag und in die Herzen der Menschen. Laß ihr Herz undihren Geist und ihre Hände rein sein, wahr und demütig! Laß sieDein Angesicht tragen und alle Schmerzen, die Du um DeinesVolkes Willen erlitten hast. Laß sie Dir getreu sein, HERR UNDGOTT, Deiner Kirche und ihrer Pflicht bis zum letzten Atemzug!“Amen.

„Hab Erbarmen, DU großer Allgütiger, barmherziger, liebevollerHeiland mit Deinen armen, verblendeten Priesterseelen underrette sie aus der der Höllenmacht und ziehe sie wieder an Deinliebendes Vaterherz.“ Amen.

Gebet der Mutter Gabriele

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Zu keiner Zeit unserer Mensch-heitsgeschichte sind die unum-stößlichen Göttlichen Wahrheiten,z. B. die Existenz der heiligenEngel, die Hölle, die ewige Ver-dammnis usw., mehr geleugnetworden als in der heutigen Zeit.Und andererseits hat es keine Zeitgegeben, wo der Himmel uns soviele Zeichen und Beweise überdie Existenz einer ewigen Hölle,über die Existenz Satans und dieder heiligen Engel gegeben hat.

Die Liebe Gottes ist unergründ-lich, du kannst sie nicht fassen,noch begreifen. Kannst du verste-hen, daß die Liebe des DreieinigenGottes dir nacheilt und dich zubezwingen versucht, sobald duauf der Flucht vor ihr erschöpftinnehältst? Die Liebe Gottes istgewalttätig, sie wartet nur auf denAugenblick, wo du dich ihrergibst, um dich zu schmelzen, inGlut umzuwandeln. Die LiebeGottes ist dunkel, sie verlangt, daß

du die Tiefe des Nichtsseins vorGott suchst, ehe sie dich ins Lichtder Augen Gottes bringt; sie ver-langt ein Gott-Schenken aus Liebeohne Anspruch auf Belohnung.Sie reicht dir das Kreuz und dieDornenkrone, wo du lechzestnach dem Pulsschlag des lieben-den Herzen Gottes. Die LiebeGottes ist nüchtern, sie gehtimmerfort in Unerbittlichkeit dei-nen Schwächen nach und reibt andeinen verwundbaren Stellen,ohne deines Jammerns zu achten.

Suchet zuerst die Wahrheit

Die Wahrheit ist voller Nüch-ternheit und Wahrhaftigkeit, daskeiner Ausschmückung oder Ver-deckung, keiner Beschönigungoder Verteidigung bedarf. Siestellt den Menschen auf denBoden der Bereitschaft und Treue,der Demut und Lauterkeit, sieverlangt den ganzen Menschen

Mit den Engeln beten

Mit den Engeln beten

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ohne Kompromisse oder Bedin-gungen. Was nicht ganz wahr ist,ist unwahr. So ist die Wahrheit desGlaubens immer verbunden mitder Einfachheit, der Klarheit. Undwie kommt der Mensch zu dieserGnade, die Wahrheit des Glau-bens zu erkennen und zu leben?Der Kleingläubige wird sie nieerhalten.

Also müssen wir großgläubigwerden, wir müssen zu unseremWillen zum Glauben auch denschweigenden Großmut legen,bedingungslos anzunehmen, wasder Glaube lehrt und befiehlt,weil Gott es ist, Der uns lehrt undbefiehlt. Dann wird Gott immerdiesen unseren Großmut übertref-fen und mit Göttlichem Licht derKlarheit lohnen.

Im Hohelied der Liebe, das St.Paulus schrieb (1. Kor. 13), heißtes: „und wenn ich allen Glaubenhätte, so daß ich Berge versetzenkönnte, hätte aber die Liebe nicht,ein Nichts wäre ich.“ Und wie-der: „Die Liebe erträgt alles,glaubt alles, hofft alles, duldetalles.“

Diese Kostbarkeiten der EwigenWahrheit sind alles Worte und

Gleichnisse, die unser Herr ge-sprochen und uns hinterlassen hatals teuerstes Vermächtnis. DieseKostbarkeiten sind die heiligenEvangelien, die Lehre der heiligenKirche, die heiligen Dogmen, kurzalles, was wir an Glaubensgutbesitzen.

Sie sind das Unterpfand der LiebeGottes; sie sind aber ebenso dasUnterpfand des lebendigen Le-bens in Gott, sie sind das Wort imWort und so sind sie Wider-spiegelung des DreieinigenGottes, statisch, dynamisch undbeweglich, ruhend in Gott, gesen-det von der heiligen Kirche, heim-holend zu Gott.

Sie sind das Fundament und dasGerüst der heiligen Kirche, siesind unser Weg und unsereWegweiser, sie sind der Schatz,den wir hüten müssen, für denwir auch unser Blut opfern müs-sen, denn lieber sein Leben hinge-ben, als den Schatz des Glaubensfreiwillig den Feinden auszulie-fern. Die Zeit der Leichtfertigkeitim Glauben muß jetzt aufhören;wer jetzt noch schläft, der hat denWeckruf Gottes verschlafen undverschläft seine eigene Seligkeit.Jetzt verlangt Gott von uns das

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Wachsein, das Bereitsein, dasWissen und Wertschätzen diesesGutes, das uns Gott im Glaubengeschenkt hat und für das wirRechenschaft geben müssen.

„Selig, die nicht sehen und dochglauben“

Wenn wir Menschen glauben,durch Astrologie und Magie,durch Okkultismus und Spiri-tismus in die Geheimnisse desReiches Gottes eindringen zu kön-nen, so gehen wir den falschenWeg. Die wahre Sicht in die WeltGottes geht nur über den Glaubenund die Demut. Aber Seine Weis-heit verlangt von uns den blindenGlauben, die blinde Liebe, dasblinde Vertrauen und wird unsdarin zur Barmherzigkeit.

Achten und hören wir denn aufdie Lehrer der Kirche, die Pro-pheten, die Heiligen? „Selig, dienicht sehen und doch glauben“,sagt der Herr und verleiht demje-nigen die schönere Krone, derblind glaubt. Was wir brauchen,was heute nötiger denn je ist, istGlaubensbereitschaft. Das Wort„glauben“ läßt sich vielfach defi-nieren. Glauben heißt nicht wis-

sen, sagt der eine; glauben heißtüberzeugt sein, sagt der andere;glauben heißt in der willigenAufnahmebereitschaft stehen,sagt der dritte. Eines ist sicher: derGottesglaube ist eine Gnade; glau-benslos sein heißt, den weitestenWeg zur Rettung der Seele zuhaben. Gott hat uns drei Tugendenals Göttliche vor Augen gestellt:den Glauben, die Hoffnung, dieLiebe. Sie sind Göttliche Gaben;sie aufnehmen zu können, setztBereitschaft dazu voraus. Aberauch die Bereitschaft ist eineGnade; jener Knecht im Evan-gelium hat sie, den der Herr injeder Nachtwache, in jeder Stun-de, wachend findet.

Wie sehr stellt Gott diese Gegen-sätze heraus: Die Macht desHimmels gegen die Macht derHölle, Maria gegen die ganzeBrandung der Dämonen, Engeldes Himmels gegen die Gewaltdes „brüllenden Löwen“, wieauch auf Erden: David gegenGoliath. „Ich habe das Schwacheerwählt, um das Starke zu beschä-men.“ Und wie ist es mit einemSünder, der Buße tut? Er wirdganz klein wie zu einem Nichts inseiner Reue und dadurch bewegter den ganzen Himmel! Alles in

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der Schöpfung ist von einemwunderbaren Maß und einerineinandergreifenden Ordnung,wie das Räderwerk eines feinenMechanismus. Alles hat derSchöpfer bedacht bis ins Atom derNatur und bis in die feinstenFalten unserer Seele.

Gott hat nichts ohne Sinn erschaf-fen, und alles aus der HandGottes ist im Maß und in der Ord-nung aufeinander abgestimmtnach Raum und Zeit, nach Artund den Gesetzen der Natur. Soist auch alle Pflanzen- undTierwelt Gottes Werk und unterdie Verwaltung mächtiger Engelgestellt; das heißt, daß auch vordiesen uns dienenden Schöp-fungen Gottes, Pflanze und Tier,unsere Ehrfurcht vor Gott nichtermangeln soll.

Im Kirchengebet am 29. Sep-tember, am Fest des heiligen Erz-engels Michael, betet die Kirche:„O Gott, in wunderbarer Ord-nung verteilst Du der Engel undder Menschen Dienste; verleihegnädig, daß die, welche im Him-mel als Deine Diener immer vorDir stehen, unser Leben auf Erdenbeschirmen!“

Gottesfurcht ist die Wurzel aller Gottesordnung in derSchöpfung

Nicht mit Zittern sollen wir zuGott wie zu einem unnahbarenTyrannen aufschauen, nicht inKetten will uns die Gottesfurchtschlagen zu willenlosen Sklaven.Geborgen sollen wir sein, Friedensollen wir finden und in Ver-trauen zu Ihm aufschauen, Des-sen Liebe uns behütet. Aber involler Klarheit sollen wir auchwissen, wer Gott ist. Darum mußim Glauben wie in der Liebe, inder Weisheit wie in der Wahrheit,immer die Gottesfurcht in unssein.

Gottesfurcht ist die Wurzel allerGottesordnung in der Schöpfung.Sie ist die Grundlage des rechtenVerhältnisses zwischen dem Ge-schöpf und seinem Schöpfer.Gottesfurcht ist die Wurzel derGottesliebe. Um der Liebe zu Gottdas rechte Fundament zu geben,muß der Mensch Gottesfurchthaben. Durch sie wächst die Liebegerade wie ein Baum Gott entge-gen. Gottesfurcht ist die Wurzelallen Gottesstrebens und allerTugenden. Wie eine Speise ohneSalz schal schmeckt, weil ihr der

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Kern, die Würze fehlt, so sind dieTugenden kraftlos, wenn nicht dieGottesfurcht die Kraft des Willensstählt, auch über Prüfungen dieTugend zu bewahren.

Um die wahre Gottesfurcht zuerlangen, muß man klar und wahrsein, ja man muß wenigstensinnerlich jung sein, sonst hat mannicht die richtige Gottesfurcht,diese liebende und froh sich beu-gende Ehrfurcht, sondern einfachAngst vor Bestrafung. Über jedenvon uns kommt einmal die Dun-kelheit.

Wenn wir das Beugen nichtgelernt haben, dann erfrieren wirentweder im eigenen Hochmutoder wir zerbrechen in derDunkelheit und Lieblosigkeit derWelt. Beugen wir uns aber vorGott, dem All-Heiligen, demAllein-Starken, der alleinigenMajestät, dann wird Gottesfurchtzur Gottesliebe und in der Wurzelruht die Demut. Dorthin gehtunser Weg.

Keine Angst brauchen wir zuhaben, die Gottesfurcht wird unsdie rechte Antwort der Liebe fin-den lassen: die Ehrfurcht vor Gott.Und damit lernen wir auch die

Ehrfurcht vor allen Geschöpfen,die uns Zeugen der Liebe Gottessind. Man darf nicht sagen: „Daswar einmal, heute ist es nicht so!“Daß es heute vielfach nicht mehrso ist, daran sind einzig wir selberschuld, weil wir nicht mehr an dieMacht der heiligen Engel glauben,weil wir kein grenzenloses Ver-trauen zu Gott haben, weil wirden dunklen Glauben, die dunkleHoffnung nicht mehr aufbringen,weil wir nur zu Gott schreien,wenn uns die Not bis an den Halssteigt, wir aber in ruhigen Tagenzuwenig wahre Gottesfurcht,zuwenig Liebe haben.

Man kann Gott mit den Augen desGlaubens sehen, mit den Augender Gottesfurcht, mit den Augender Bereitschaft oder des Sühne-willens, mit den Augen voll Reue-tränen oder voll Liebe. Man kannGott aber auch ohne Augen sehenim dunklen Glauben: „Gott ist“,und das ist ein Geheimnis.

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Suchet also zuerst das Reich Gottes

Wer Gott nicht in Liebe fürchtet,für den wird Gott immer mehreine unangenehme Mahnung imLeben, die man durch Spott oderMißachtung beiseite schiebenwill. Und niemals kann so einMensch zu Gott beten, wie es amSonntag Sexagesima im Introitusheißt „Wach auf, was schläfst Du,Herr, vergißt Du unsere Not? Hilfuns! Erlöse uns.“ Oder gar imTractus heißt es: „Du hast erschüt-tert, Herr, das Land und hast eswankend gemacht. Heile seineBrüche, es stürzt ja zusammen;schenke Rettung Deinen Auser-wählten!“

Die Heiligen, wie wir sie kennen,sind alle aus dem Neuen BundeGottes mit den Menschen hervor-gegangen, denn sie sind nichtmehr Knechte wie die frommenund gerechten Menschen vomAnfang der Zeit bis zur Erlö-sungstat Jesu Christi. Sie sindschon Kinder Gottes, losgekauftdurch das Blut Christi und damitErben des Himmels, hineinge-nommen in die glühende, leuch-tende Liebe Gottes, in dasEinswerden mit dem innewoh-

nenden Gott. Um wieviel mehrmußten sich diese frommen undgerechten Menschen des AltenBundes mühen; wie rasch walteteüber ihnen die GerechtigkeitGottes. In der Epistel über Moses,dem größten Führer des auser-wählten Volkes, der im Wolken-dunkel bei Gott auf Sinai weilendurfte, wissen wir, daß ein einzi-ger Zweifel, der nicht einmal sosehr an Gott rührte, sondern demeigenen Unvermögen galt, vonGott so hart bestraft wurde, daß ernicht ins Gelobte Land eingehendurfte. Daran können wir dieunermeßliche Großtat Jesu ermes-sen, wie sehr es uns heute leichtgemacht wird durch die Liebe.

Die Liebe ist die wunderbareBlüte des Neuen Bundes, aufblü-hend an jedem Kreuz und ausjedem Tabernakel und in jedemHerzen. Sie kommt aus demerprobten, festen Schaft desGehorsams aus dem Alten Bundeund aus der tiefen Wurzel derGottesfurcht, die noch im Para-diese eingesetzt wurde.

Und nur aus einer solchen Liebe,aus Gehorsam und Gottesfurchtkommend, strömen die Wasserder Gnade herab. Die Liebe ist

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aber auch das Kriterium für jedenHeiligen in der Nachfolge Christi,an der Liebe erkennt man denGrad der Gottgeeintheit. Aberhätte diese Liebe nicht Wurzelund Schaft aus der Kraft dergerechten, getreuen und gottes-fürchtigen Menschen des AltenBundes, so hätte sie bloß Luft-wurzeln und wäre eine Schma-rotzerpflanze ohne Beziehung zurTiefe des tausendjährigen Ackersder Heiligen des Alten Bundes.

Die Gottesfurcht soll das ersteBand sein, das der Heilige Geistum alle Kirchen zu einer großenMutterkirche Jesu Christi um-schließt. Gottesfurcht muß beieiner Einigung bestimmend sein,nicht Menschenfurcht; in derGottesfurcht ruhen der Bekenner-mut und die Demut wie Kindereiner Mutter. Klein müssen wirwerden, sonst kann Gott SeineKirche niemals groß machen. Unddas muß unsere Bitte sein: „Herr,mach uns klein! Mach uns gottes-fürchtig, nicht voll Menschen-furcht. Laß aus der Gottesfurchtden Bekennermut wachsen undtilge jeden Hochmut in unsererSeele, denn im Hochmut überlie-fern wir uns dem Teufel - unddann wird unsere Gottesfurcht

zur leeren Zeremonie, zur hohlklingenden Schelle. Laß unserFlehen wie steilen Weihrauch zuDir emporsteigen und laß denTröster-Geist uns entgegenkom-men, damit wir Dein Wort undDeinen Willen künden können!“

Die wahre Gottesfurcht ist keineAngst, sondern die tiefste Ehr-furcht, auf der Erkenntnis Gottesgegründet.

Hätten die Menschen eine wahreGottesfurcht, würde wohl dieHälfte aller schweren und auchläßlichen Sünden unterbleiben.Könnte ich denn in der Erkenntnisder Allgegenwart eines so unfaß-bar gewaltigen Gottes, Ihm durcheine bewußte Sünde wirklich insGesicht schlagen? Die Erkenntnisder Größe Gottes erweckt bei denMenschen die Gottesfurcht.

Das ist eine Gnade und eine Reifeund hat nichts mit knechtischemKriechen und hündischer Angstzu tun, denn die ErkenntnisGottes knebelt den Menschen janicht, sondern sie macht ihnunendlich glücklich und ruhig.Nirgends läßt sich so gut undgeborgen leben wie in der Sonneder Liebe Gottes, wie im Schatten

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des Erlöserkreuzes. Diesen herrli-chen, gütigen, barmherzigen Gottals Herrn zu haben, ja sogar alsVater - gibt es etwas Schöneres?

Die Gottesfurcht ist eine Gottes-gabe, und wir nennen sie auchEhrfurcht. Gottesfurcht ist einWissen um Gott, um Seine Größe,um Sein Göttliches Herabsteigenin der Erlösung. Ohne Gottes-furcht werden wir den Wert desErlösungswerkes nie begreifen.Ohne Gottesfurcht werden wir nieden heiligen, flügelschnellen Ge-horsam der heiligen Engel be-greifen und selber erlernen. OhneGottesfurcht wird die DemutMariens niemals auf uns überge-hen.

Alle Gaben des Heiligen Geisteshängen zusammen; und so liegt inder Gottesfurcht auch die Gottes-erkenntnis, die Gnade der Weis-heit, des Starkmutes, der Fröm-migkeit. Nur mit der wahrenGottesfurcht können wir auch denunermeßlichen Reichtum erken-nen, den Er uns in Seiner unendli-chen Vatergüte in den heiligenEngeln geschenkt hat.

Die Engel sind Ausdruck derHerrlichkeit Gottes

Die Vatergüte Gottes stellt unsjeden Tag einen Engel vor Augen,damit wir von ihm lernen, so wie„er“ unsere Augen nicht von Gottzu lassen und uns durch jeden Tagund jede Stunde die Kraft und dieHilfe zu holen, die wir für unsereErdenwanderung brauchen. DieseKraft und diese Hilfe werden unsnur von Gott gegeben. Wir wür-den alle unsere Aufgaben vielerfolgreicher beenden, würdenwir dem Beispiel des Engels fol-gen.

Der Engel ist ja nur ein geschöpf-licher Spiegel der unendlichenLiebe, Güte und Weisheit Gottes.Welch wunderbare Engel gibt es!Wir begreifen durch sie, was esheißt: „Und das Wort ist Fleischgeworden und hat unter uns ge-wohnt“. Welche Liebe ist gleichdieser? Jeder Engel kündet unsvon der Liebe Gottes. Was wollensie uns lehren? Wir sollen uns vonder Liebe Gottes umpflügen las-sen und das Wort des Herrn willigannehmen, das uns unseren Wegweist, auf daß die Worte GottesFrucht bringen in uns, damit wirbeim Hinübergang in die neue

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Welt von unserem Schutzengel alsGarbe gebunden, als Ernte Gottesankommen können. Nur wer andie Engel Gottes glaubt, wer sieliebt und sich von ihnen führenlassen will, wird auch ihre unge-heure Machtfülle erfahren undihre heiße Liebe zu Gott erkennenund verstehen. Durch die heiligenEngel weitet sich unser Blick fürdas überaus einmalige und uner-schöpfliche Werk Gottes in SeinerSchöpfungsgeschichte durch dasErkennen aller Zusammenhängein der Schöpfung. Durch die Hilfeder heiligen Engel, auch zur kla-ren Unterscheidung der Geister,wird unser Blick auf das alleinWesentliche, auf Gott, auf- undausgerichtet.

Wir erhalten die Hilfe der heiligenEngel, ganz sicher erhalten wir sie,wenn wir uns nur am AngesichtGottes, am Schutzmantel Mariensfestklammern, wenn wir die Handder Engel nicht auslassen.

Dann können wir auch an denEngeln die Herrlichkeit Gottes er-kennen. Niemals werden wirMenschen das Reich der überna-türlichen Welt, der heiligen Engel,als Erste Schöpfung Gottes, mitunseren eigenen Geistes- und

Sinneskräften völlig erfassen undausschöpfen können. Nur in derdemütigen Selbsterkenntnis unse-res eigenen Nichts, das Gott vieleserschaffen hat, was wir nichtbegreifen können, in Dankbarkeitund in der gläubigen HaltungMariens, des heiligen Josephs, derheiligen Engel und aller Heiligenwird uns die Gnade des HeiligenGeistes erleuchten und in dieWahrheit und Heiligkeit, in dieVielfalt und Schönheit der himm-lischen Hierarchie einführen.

Wie jeder Mensch eine Persönlich-keit ist, so ist dies auch jederEngel, aber in einer viel klareren,ausgeprägteren und vollkomme-neren Weise. Die heiligen Engelhaben bereits Ewigkeitsgestaltund haben neben der seligenAnschauung Gottes auch dieGnade erhalten, nie mehr sündi-gen zu können. Wir Menschensind noch auf dem irdischen Wegund werden unsere letzte Prüfungerst vor dem überirdischen Schrittablegen.

Aus der Schöpfungsgeschichtewissen wir, daß Gott Sich miteiner dreifachen Geschöpflichkeitumgibt: Den über den Menschenstehenden, von ihrer Gesetzlich-

Mit den Engeln beten

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keit nicht erfaßbaren Geistge-schöpfen, den Engeln; der unterden Menschen stehenden und vonihm beherrschten stofflichen,pflanzlichen, tierischen Schöp-fung. In der Mitte zwischen bei-den ist der Mensch, mit demGeiste von oben und dem Stoffevon unten, von Gott über die Er-de gesetzt. Selbst der Engel istzum Dienst und Rettung demMenschen zugeordnet, weil Got-tes Sohn in diese Mitte herabstiegund Selbst Mensch wurde, weil Erin dieser Mitte das Kreuz derErlösung aufpflanzte, und allesvon Gott Geschaffene, auch Engelund Mensch, mit Sich zum Vateraufnimmt.

Engel sind himmlische Nothelfer

In dieser Zeit der äußerstenVerderbnis und Niedergangs allerSchöpfungswerte und Erhaben-heiten durch den Aussatz vonSünde und Untreue, Verrat undVergessenheit, Haß und Um-triebe, ist es die Pflicht aller gott-geweihten Seelen, in ihrer Sen-dung das Wissen um die heiligenEngel zu erkennen und es zu ver-breiten. Es muß uns eine großeFreude bereiten, anderen mitzu-

teilen, wie sehr diese herrlicheErste Schöpfung Gottes, die heili-gen Engel, in ihrer Schönheit undAufgabe uns zu wahren Freundenund Mitknechten beigestellt sind,um uns zu helfen in vielerleiFormen.

Wie sehr zeigt sich die LiebeGottes doch gerade in den Engelnund insbesondere in den heiligenTagesengeln. Und wie herrlich istes zu wissen, daß der allmächtigeund allweise Gott uns für jedeNot, für jede Aufgabe, für jedesOpfer und für jede Liebe einenbesonderen Helfer aus den uner-meßlichen großen Volksscharender Engelwelt geschenkt hat.

Die heilige Kirche hat uns für dieNot der ringenden Menschheitnicht nur besondere Nothelfer ausder großen Schar der Heiligen desHimmels gegeben, sondern unsauch vierzehn Nothelfer unterden heiligen Engeln bestimmt,uns zu helfen.

Die vierzehn himmlischen Not-helfer sind ebenso dem Kranz derheiligen Engel entnommen, wiedie vierzehn heiligen Nothelferaus dem Kranz der Heiligen stam-men. Sie stehen zu sieben und sie-

Mit den Engeln beten

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ben und haben in ihrer Mitte dieHimmelskönigin, die Hilfe derChristen, die Mutter der Barm-herzigkeit, die ImmerwährendeHilfe. Sie sollen einzeln mit jeeiner Beschreibung und einemGebet genannt sein:

Der erste der vierzehn himmlischen Nothelfer

nennt sich „Macht des Glaubens“.Er steht auf der Erde, er ist denMenschen nicht ferne. Vor allemjene, die als Konvertiten demCorpus Christi Mysticum einge-gliedert werden, stehen unter sei-ner besonderen Fürsorge. Er trägtals Aufgabe vor dem Herrn dieGlaubenskraft. Er soll angerufenwerden gegen Glaubenszweifel, inGefahren des Abfalls vom Glau-ben, gegen Verdunkelung desGlaubens, Verwischung und Ver-schleierung des Glaubens, durchVersuchung und schlechte Um-gebung.

Gebet

Heiliger Engel, der du uns gegen alleNöte des Glaubens von Gott zur Hilfegegeben bist, hilf uns aus unserer

Weglosigkeit, aus diesen schwerenGlaubenszweifeln. Wir können unse-ren Herrn und Gott und den Wegnicht mehr sehen.

Stelle uns das Licht der Erkenntniswieder auf unseren Weg, gib uns dieKraft, wieder aufzustehen und imblinden Glauben Gott anzubeten undIhm die Treue zu bewahren. Hilf uns,großer, heiliger Engel der Glaubens-kraft, aus unserer Not! Wir wollendeine Hilfe den anderen kundtun undso die Verehrung der heiligen Engelfördern. Amen.

Der zweite der vierzehn himmlischen Nothelfer

ist der „Engel der Barmherzigkeit“.Er ist aus dem Chor der Herr-schaften von Hoher Gewalt. Er istEngel der Liebe und der Heim-holung, der mütterlichen Hilfeund des Trostes. In seiner Aufgabesteht ihm zur Rechten jener Engel,der den Schleier Mariens trägt, zurLinken jener gütige Engel, der sich„Schemel Gottes“ nennt. Er sollangerufen werden von denFlüchtlingen und Heimatlosen,den Arbeits- und Obdachlosen,den Entrechteten und Geknech-

Mit den Engeln beten

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teten, den Einsamen, Verlassenen,Witwen und Waisen, es sollen ihmdie vermißten Lieben anempfoh-len werden.

Gebet

Du hilfreicher, gütiger Engel, demGott unsere Not ans Herz gelegt hat,sieh her, wie wir hier knien! Bittedoch Gott mit deiner ganzen Kraft,daß Er uns barmherzig sei, daß Erdieses Kreuz von uns nehme oderdoch erleichtere, daß wir nicht darun-ter zerbrechen. Zeige uns in deinerGüte die Türe des himmlischenVaterhauses, wo alle Not ein Endehat. Gib uns die Kraft, den Weg desKreuzes zu gehen, wie lange Gott willund wie Gott will und wohin Gottwill. Bete du das Sanctus für uns,wenn unsere Lippen vertrocknen,damit nur unser Herz lebendig bleibe.Schiebe den Schemel Gottes unterunsere müden Füße und laß uns vomSchleier Mariens zugedeckt sein. Amen.

Der dritte der vierzehn himmlischen Nothelfer

ist der „Engel der Gewalt desGöttlichen Willens“. Er stößt vomHimmel herab mit der ganzenWucht des Göttlichen Willens,und er steht auf der Erde, dasKreuz zu stützen, das als Torheitder Welt und als Friede undSeligkeit der Kinder Gottes vonder Erde bis in den Himmel ragt.Er ist unbestechlich und unantast-bar, er läßt den Willen Gottesnicht abbiegen. Aber er lehrt mitder ganzen Kraft der Liebe, dieihm zur Verfügung steht, diesenWillen Gottes zu lieben, daß eshöchstes Glück für uns wie für dieEngel bedeutet, diesen WillenGottes erfüllen zu dürfen, daß das„fiat mihi“ eine Selbstverständlich-keit wird, eine Liebespflicht. Ersoll angerufen werden gegenjeden Eigenwillen, gegen Starr-sinn, gegen jeden von Gott abge-bogenen Willen, der nicht vonGott, sondern vom eigenen Ichdiktiert wird und den Ich-GötzenBelial zum Vater hat; gegenHäresien, Verranntheiten undVerstiegenheiten, die nicht einge-sehen werden wollen, gegenHochmut und Ungehorsam.

Mit den Engeln beten

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Gebet

Gewaltiger Engel, der du aussiehst,als würdest du das Kreuz nicht in derTorheit, sondern in der Sicherheit desSieges einsetzen und stützen, lehreuns diese Sicherheit und Überzeu-gung, daß nur allein der Wille Gottesfür all unser Denken und Handelnmaßgebend ist. Gib uns die klareÜberzeugung der unbedingten Sou-veränität Gottes über uns. Gib unsdie Demut, uns auch den unerforsch-lichen Ratschlüssen Gottes zu beugenund den Göttlichen Willen restlos zuerfüllen, ohne Murren, ohne Trotz,ohne Bedingungen. Gib uns jene Lie-be Mariens, die das „fiat mihi“ unsvorsprach, und doch im Bewußtseindes kommenden Kreuzes das Magni-ficat betete. Laß uns nicht verlorenge-hen, großer Engel, und tu uns lieberGewalt an, denn es ist besser, jetztvom Willen Gottes gebeugt zu wer-den, als ungebeugt den Qualen derVerdammnis zu verfallen. Amen.

Der vierte der vierzehn himmlischen Nothelfer

ist aus dem Chor der Fürsten. Esist Göttliches Gut, das er verwal-tet: das lebendige Leben in der

Statik, im Gleichmaß, im zähenKampf um Göttliches Erbgut imMenschen, denn er ist der Engelder Treue und weicht keinenSchritt von dem Platz, den ihmGott angewiesen. Er trägt alsAufgabe und Symbol den einenDenar (denn eines nur ist notwen-dig: Gott). Der Name des Engelsist: „Gott macht stark“.

Er soll angerufen werden gegenden Wankelmut, gegen die Labi-lität und Willensschwäche, gegendie Verführbarkeit, gegen den zuschwachen Widerstand dem Bö-sen und seinen Einflüsterungengegenüber.

Gebet

Großer Bruder, du Halt in allenSchwankungen, die mich hin- undherwerfen wie ein Schilfrohr imSturm, ich bitte dich, laß mich nichtlos. Ich bin wie ein Haus mit lauteroffenen Fenstern, durch die der Sturmdes Bösen wehen kann, wann und wieer mag. Schließe du meine Fenster derempfindlichen Ohren, der neugieri-gen Augen, der unüberlegten Zunge,des ich-betonten Herzens. Stelle deineEngel davor, die Engel der unerschüt-terlichen Treue, der tiefen, gleichmä-

Mit den Engeln beten

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ßigen Liebe, des zähen, demütigenWillens, mich immer und so tief alsmöglich zu beugen. Gib mir dieGnade, an deiner Hand immer denschwereren Weg, das größere Opferanzunehmen und nie zu wanken.Amen.

Der fünfte der vierzehn himmlischen Nothelfer

der „Engel der Gewalt des restlosenEifers für Gott und Seine Ehre“ istder Engel der Antwort auf deneifersüchtigen Kampf Gottes umjede einzelne Seele. Er senkt injede Seele, die sich Gott restloshingibt, den glühenden Pfeil desEifers für die Ehre und die LiebeGottes. Er trägt die von seinemPfeil verwundeten Seelen in derGewalt der Kraft des Wortesimmer von neuem in das Kampf-feld für Gott. Es ist seine Aufgabe,die Seelen immer brennend zuerhalten. Er soll angerufen wer-den gegen die Lauheit undGleichgültigkeit, vor allem beiPriestern, in Klöstern, Pfarreienund kirchlichen Ämtern, gegendas Abstumpfen der Seele, gegenalle Nivellierung.

Gebet

Du rastloser, herrlicher Engel mitdem Bündel Blitze in deiner Hand!Deine Pfeile brennen Wunden derSehnsucht nach Gott, die sich nichtmehr schließen. Nimm die Stumpf-heit von unserer Seele, dieses gemäch-liche „Leben und leben lassen“, dieses„Tu mir nichts - ich tu dir auchnichts!“ Es ist nicht gleich, was wirtun und wie wir es tun. Nichts istverborgen, was nicht offenbar werdenwird, und nichts fällt unter denTisch, das uns nicht von den Engelnöffentlich vorgehalten würde. Brenneuns, heiliger Engel, damit wir wiestörrische Esel angetrieben werden.Schlage uns und schiebe uns, damitwir unser Ziel erreichen, das Gottuns gesteckt hat, und wir vor demGericht bestehen können. Amen.

Der sechste der vierzehn himmlischen Nothelfer

ist aus dem Chor der Cherubimund unter den vierzehn himmli-schen Nothelfern jener des höch-sten Ranges. Er allein von allendrei obersten Chören ist ganz derNot der Menschheit zugewandt.Er ist der „Beter und Fürbitter“.

Mit den Engeln beten

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Unter dem Strom seiner Fürbitte-kraft steht jener Engel, der vonGott bestimmt ist, das Samenkorn(die Seele) in den Boden zu treten,damit es Frucht bringe für dieEwigkeit. Er soll angerufen wer-den bei allen verzweifeltenAnliegen.

Gebet

Herr und Gott, laß uns durch dieFürsprache Deines heiligen Engelsgeholfen werden. Er hebt Dir, o Gott,Dein Kostbares Blut mit verhülltemAngesicht entgegen. Er weist mit derHand auf Maria, die bittende All-macht, die Mittlerin aller Gnaden. Erlegt Dir unser Herz, das der Ver-zweiflung nahe ist, in Deine Seiten-wunde, Herr Jesus, auf daß Du es hei-lest, indem du sprichst: „Dein Glaubehat dir geholfen, es geschehe, um wasdu gebeten hast“. Herr, Du hast unsdoch nicht umsonst einen so großenEngel als Fürbitter gegeben! Laß unsum seinetwillen, um Mariens willen,um Deines Kostbaren Blutes willengeholfen werden! Amen.

Der siebte der vierzehn himmlischen Nothelfer

ist Engel der Macht der heiligenKirche und klopft an die Herzender Menschen, um sie für Gott zuwecken. Er ist der „Engel desGewissens“ und Engel des innerenLebens der heiligen Kirche. SeineAufgabe ist es, die Herzen derMenschen immer warm undlebendig zu halten. Er soll angeru-fen werden gegen alle Hartherzig-keit und Lieblosigkeit, gegen alleHerzenskälte und Vorenthaltungdes Lohnes, des Rechtes, derLiebe, gegen Mißtrauen, Verleum-dung, Ehrabschneidung, Falsch-heit und Lüge.

Gebet

O heiliger Engel, wie oft spüren wirdich an unser Herz klopfen und ach-ten deiner nicht. Wie viele Sündengegen die Liebe begehen wir selbst,und dabei bäumen wir uns auf, wennuns einmal ein Unrecht geschieht. Ogib uns ein solches Herz wie dasunserer Mutter Maria, das alles leidetaus Liebe, das alles verzeiht aus Liebe,das schweigt, wenn ihm Unrechtgetan wird, das betet für die Feinde,das in der Glut seiner Liebe zu Gott

Mit den Engeln beten

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auch die anderen zum Glühen undBrennen bringt, das in der Gottes-liebe allein sein Genüge und seinGlück findet und dadurch lebendigbleibt in Ewigkeit. Amen.

Der achte der vierzehn himmlischen Nothelfer

ist ein Engel aus dem IX. Chorund dem Dienst Mariens, derMutter der schönen Liebe, zuge-teilt. Es ist der „Engel der Freund-schaft“. Er ist den Menschen wieein Bruder. Er steht in ihrer näch-sten Nähe und versteht sie, denner ist der Engel der Freundschaft,der nimmermüde Helfer in heim-licher und zärtlicher Fürsorge. Ersoll angerufen werden gegenFeindschaften und Entzweiun-gen, Haß und Rachsucht, Drohun-gen und Beleidigungen, Neid,Geiz und Bosheit. Er soll gebetenwerden um das Heilen zerrissenerBande der Freundschaft und derLiebe.

Gebet

O gütiger, liebevoller Freund, der duin Liebe den Mantel Mariens über

uns breitest, laß uns im SchutzeMariens auch geborgen bleiben vorjeder Feindschaft und Rachsucht.Wehre dem Bösen, der mit tausendMitteln uns zu umgarnen und zuvernichten sucht. Verschließe unsereSinne vor dem Schmutz aller Sündeund laß uns den geraden Weg überMaria zu Jesus, über Jesus zu Marianicht verfehlen. Nur eines sollten wirfürchten: das Gericht Gottes. Nureiner Freundschaft sollten wir unsversichern: der Freundschaft Gottes.Sei du, Abgesandter Gottes, uns dazuHelfer, Freund und Wegweiser.Amen.

Der neunte der vierzehn himmlischen Nothelfer

ist ein Engel des IX. Chores unddem Engel der Macht der nüch-ternen Klarsicht der Liebe imEngelchor der Mächte zugeteilt.Er ist der „Engel der Klarheit“ undganz nahe dem Menschen. Erstützt ihn im besonderen Maßegegen alle geheimen Triebe, allesinnlichen Versuchungen undBedrängnisse von Leib und Seele.Er soll angerufen werden gegenalle Sünden der geheimen Triebe,gegen alles Lüsterne, Sinnliche,Kokette, Geile, Verführerische,

Mit den Engeln beten

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alle ungezügelte Phantasie, gegendie Willensschwäche gegenüberder Lust, gegen alle Verworrenheitund Hysterie.

Gebet

Wie notwendig brauchen wir dich zurHilfe, du Stütze unserer Schwachheit.Niemals werden wir allein den Pfahlder geheimen triebhaften Regungenaus unserem Fleisch reißen können.Niemals werden wir frei bleiben vomSchmutz der sinnlichen Anwürfe inWort und Bild und Schrift. Hilf unszur Klarheit und Lauterkeit, heiligerEngel Gottes, daß dem Tier in uns dieFesseln nie gelöst werden und es sei-nen Schmutz nie über uns werfe. Laßuns die nüchterne Liebe Gottes erken-nen und nur nach ihr leben. Hilf unszum lauteren Kindsein vor Gott,dann ist alles gut. Amen.

Der zehnte der vierzehn himmlischen Nothelfer

gehört zum VI. Chor und ist einerder Stillen Fürsten, welche aufErden im Verborgenen der heili-gen Mutter Kirche dienen. Er istder Engel der „Bereitschaft als

Knecht“ und steht überall dort, woplötzliche Angriffe des Bösen zuerwarten sind. Er wehrt die heim-tückischen Angriffe des Bösen wieÜberfälle und Katastrophen ab,die gegen die heilige Kirche oderMitglieder der Kirche gedachtwaren. Er soll daher angerufenwerden bei gefährlichen Unter-nehmungen und drohender Ge-fahr, bei plötzlichen Überfällen, anunsicheren Orten, auf dunklenWegen, gegen Annäherung un-heimlicher Menschen.

Gebet

Heiliger, großer Engel, der du mitdeinem großen Schild die Wucht allerheimtückischen Angriffe abwehrstund mit deinem blanken Schwert allefeindlichen Hiebe zurückschlägst,nimm uns unter deinen Schutz, dennder Böse geht um wie ein brüllenderLöwe und schaut, wen er verschlin-gen könnte. Keinen Tag und keineStunde sind wir vor seiner Bosheitsicher. Steh vor uns, um unseren Wegzu sichern, halte deinen Schild überuns und laß uns, geborgen in deinemSchutz, du Engel Mariens, das himm-lische Vaterhaus erreichen. Amen.

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Der elfte der vierzehn himmlischen Nothelfer

gehört dem Chor der VersiegeltenFürsten an. Wenn sein Siegelgelöst wird, kommt der letzteErntetag. Er nennt sich: „Der aufder Schulter trägt“, denn er ist einEngel der Ernte, der stofflichenwie der geistigen. Er trägt dieErntegarbe heim und trägt auchdas verirrte und wiedergefundeneSchäflein in den Schafstall zurück.Er soll angerufen werden gegenMißwuchs und Verkrüppelung,gegen trockenen und sumpfigenBoden, gegen Unkraut, Dürre,Fäulnis, Querschläge, sowohl inBeziehung auf die Landwirtschaftals auch - in erster Linie - auf dasWachstum und das Reifen derSeele als Samenkorn und Fruchtfür die Ewigkeit.

Gebet

Großer Himmelsfürst, der du nichtnur als Verwalter aller Äcker undFelder bestellt bist, sondern auch überjene Ernte zu wachen hast, die für diehimmlische Scheune bestimmt ist,halte den bösen Feind von uns fern,der in der Nacht und Dunkelheit,wenn wir uns dessen gar nicht

bewußt sind, das Unheil sät. Gib unsKraft, auch das Unkraut der Ge-wohnheits- und Charakterfehler ausunserem Herzen auszureißen, damites nicht das wenige Gute, das wirvorweisen möchten, noch überwuche-re und ersticke. Hole uns wieder zu-rück, wenn wir sagen: „Es nützt dochalles nichts!“ und wir uns drückenwollen. Gehe uns nach und trage unsheim. Amen.

Der zwölfte der vierzehn himmlischen Nothelfer

ist St. Raphael, einer der dreiEngelfürsten. Sie dürfen wir beimNamen nennen: er ist neben St.Michael und St. Gabriel der denMenschen am vertrauteste Erz-engel. Er wird an zwölfter Stelleder himmlischen Nothelfer ge-nannt. Sein Name ist: „ArzneiGottes“. Er ist der Engel der Liebeund Patron der Ärzte und derWanderer, er ist Engel der Schei-dung und Entscheidung. Er trägtals Symbol das Horn gegen diedämonischen Angriffe. Er sollangerufen werden bei wichtigenEntscheidungen, bei Reisen undOperationen, gegen Wassergefahrund Unglück auf Reisen, gegen

Mit den Engeln beten

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Fehlentscheidungen und Gefan-gennahme, gegen Verschleppung,gegen giftige Speisen und Medi-kamente, gegen alle Not und allesKreuz in der Liebe.

Gebet

Heiliger Erzengel Raphael, du für-sorglicher Betreuer unserer Wander-schaft, gib uns die Klarsicht, immerdie Wahrheit zu sprechen und alleFehlurteile in Liebe richtig zu stellen.Laß uns immer die Liebe Gottes alseinzige Richtschnur vor Augen habenund immer nach dem Willen Gottesentscheiden. Hilf die Kranken heilen,die Gefangenen erlösen, die Ver-schleppten wieder heimbringen inihre Familien. Hilf uns auch die Totenin Liebe begraben und ihrer in Treuegedenken. Laß uns so durchdrungenwerden von der Liebe Gottes, daß wirnur mehr ihr leben und in ihr sterben. Amen.

Der dreizehnte der vierzehn himmlischen Nothelfer

ist einer der Stillen Fürsten, dieihre Namen nicht zu nennen pfle-gen, die im stillen und ver-borgenen arbeiten. Er hat große

Arbeit zu leisten auf dieser Erde,und so wie er, ist auch die meisteseiner Arbeit und der Hauptteilseiner Hilfeerfolge völlig im ver-borgenen. Er hat als Aufgabe, den„Bekennermut und Starkmut“ Got-tes im entscheidenden Momentdenen zu bringen, die durch dieGnade für Gott geöffnet sind. Ersoll angerufen werden gegenFeigheit und Menschenfurcht, ge-gen Schwindel, Vorteilshaschereiund falsche Überredungskünste,gegen Korruption und Schieber-tum, gegen dunkle Geschäfte undirdischen Vorteil, gegen Gott-losigkeit und Bedrängnis durchden Bösen.

Gebet

Wie sehr müssen wir die Augen nie-derschlagen, wenn wir an unserenBekennermut denken, daß wir sogarim Alltag zu feig sind, den Herrn imTabernakel zu grüßen, wenn wir aneiner Kirche vorüberkommen. Dannaber, wenn wir in Ketten schmachten,dann rufen wir zu dir, Engel desBekennermutes. Siehe unsere Schwä-che, unsere Charakterlosigkeit! Wirbitten dich: Nimm sie von uns undmach uns stark, daß wir dem Namen„Katholiken“ Ehre machen. Stehe uns

Mit den Engeln beten

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bei, wenn es gilt, tapfer und treu zuGott und zu Seinen Geboten zu ste-hen, und zeige uns die himmlischeSiegeskrone, die Himmelspforte, dieuns aufnehmen wird. Gib uns dieGnade, Gott immer zu bekennen undlieber zu leiden, als die Wahrheit umeines Vorteils willen zu verleugnen. Amen.

Der vierzehnte himmlische Nothelfer

ist aus dem IX. Chor der Engelund unser treuer Freund. Er istder „Engel der Armut“ und St.Michael, dem Erzengel, zugeteilt.Er trägt die Aufgabe St. Michaelsganz nahe an die Menschenheran: „Wer ist wie Gott?“ Er ringtum jede Menschenseele, daß siesich löse, und hebt sie hinauf zurEinfachen Wesenheit Gottes. Ersoll angerufen werden gegen alleKompliziertheit, Zersplitterung,Zerfahrenheit, Oberflächlichkeit,gegen Komplexe, Unrast, Ehrgeiz,Eigendünkel, Geiz und Reichtum.

Gebet

Du gütiger Engel der EinfachenWesenheit Gottes, wie einfach siehstdu aus, und wie schwer sind deineGaben zu verwerten! Alles in unssträubt sich gegen dich: Wir wollenwie vielflächige Kristalle glänzen, wirwollen etwas gelten, wir wollen allesgelesen und gesehen und getan habenund vergessen dabei das ganz einfa-che Sein vor Gottes Angesicht. Lehreuns die Armut des Geistes im richti-gen Licht erkennen. Gib uns dieGnade, die Einfache WesenheitGottes zu erflehen und nichts zu wol-len als Gott allein. Amen.

Doch die Erkenntnis über die hei-ligen Engel und ihre Hilfe für unshängt nicht nur von der GnadeGottes ab, sondern inwieweit wiruns ihnen auch anvertrauen. Nurwenn wir die heiligen Engeldemütig bitten und als wahreDiener Gottes anrufen, werden sieuns helfen; denn durch ihreGottverbundenheit ist auch ihrganzes Sehnen und einzigesStreben, schon hier auf Erden inuns einen Thron Gottes zu bauenfür die ganze Ewigkeit vorhan-den, denn das Maß ihrer Hilfehängt von unserem Vertrauen,

Mit den Engeln beten

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von unserem Glauben und unse-rer Liebe zu den heiligen Engelnab.

Hat uns doch der Herr auf Erdengesagt: „Selig, die nicht sehen unddoch glauben.“ (Joh. 20,29)Nützen wir doch dankbar diesegroße Gnade und Hilfe Gottes,und bitten wir jeden Tag, in jederNot und Bedrängnis, bei jederAufgabe und in jeder Gefahr umihren besonderen Schutz, ihreimmerwährende Hilfe und ihre somachtvolle Fürbitte am ThroneGottes. Und bedenken wir dabeidoch immer wieder auch eines:Maria ist die Königin aller Engel.

Da Sie, die Himmelskönigin undunsere Mutter, die Herrin allerEngel ist, gereicht es Ihr zur gro-ßen Ehre und uns zum reichenSegen, wenn wir auch mit IhrenDienern leben und für Sie kämp-fen, denn es sind ja auch unsereMitknechte auf dem Weg desHeils. So wie die heiligen Engel imersten Kampfe im Himmel gegendie bösen Engel für Ihre KöniginMaria kämpften, so werden sieauch hier auf Erden im letztenKampfe für Maria streiten undden Sieg davontragen.

Die großen Offenbarungen des Himmels sind Wegweisung Gottes

Diese großen Offenbarungen überdas Heilswirken der Engel in derSchöpfung Gottes wurden uns ausdem Grunde vom Himmel ge-schenkt, damit wir in dieserimmer dunkler werdenden Stun-de der Endzeit ein sicheres Lichthaben auf dem Wege zu Gott,denn die Engel der Begierde, desHasses und der Lüge sind dunkle,ja finstere Dämonenengel, die unsnicht Licht bringen können, son-dern nur Sünde, Fluch und ewigesBrennen im Feuer der Hölle. Seienwir doch ein bereiter Acker fürden Herrn!

Lassen wir uns von der LiebeGottes umpflügen und nehmenwir das Wort des Herrn willig an,das uns unseren Weg weist.Lassen wir die Worte GottesFrucht bringen in uns, damit auchdie heiligen Engel einmal kom-men können, Garben zu bindenund die Ernte einzuholen!

Alle Schutzengel haben die glei-che Macht, keiner mehr oderweniger. Aber sie kommen nichtalle aus dem gleichen Chor, denn

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jeder Engel darf nur einmalSchutzengel sein. Im besonderensind alle Schutzengel in siebengroßen Machtbereichen Mariensgesammelt. Maria ist die Herrinaller Schutzengel und gibt jedemSchutzengel noch die jedemMachtbereich eigene Blickrich-tung über die Ehrfurcht, dieFreude, den Gehorsam, in welcherer seinen Schützling näher undleichter zu Gott führen kann. DieEngel öffnen den Menschen dieTore zum Haus der Gnade, zurheiligen Kirche. Die heilige Kircheallein ist die Gnadenträgerin, inihr sprudelt die Quelle des ewi-gen Lebens und wird nicht versie-gen bis zum Ende der Zeit.

Von Natur aus sind die heiligenEngel reine Geister. Das heißt, siehaben überhaupt keine Beziehungzu irgendeinem Körper, noch haf-tet irgend etwas Materielles anihnen. Daher sind sie unsterblichund unterliegen nicht demWandel der Materie. Sie sind mitscharfem Verstand und freiemWillen begabt und überragen dieMenschen an Fähigkeiten.

Auch unter den Engeln herrschteine heilige Ordnung, und dieeinen überragen die anderen.

O wenn uns einmal die Augen derEwigkeit aufgehen werden undwir an den Engeln erfassen kön-nen, wer und wie groß erst derHerr, unser Gott, ist!

Wie lächerlich dagegen stellen wiruns die Engel vor, als vielgeflügel-te Engelsköpfchen in Puttenform,die uns in kitschigster Form undVerunstaltung dargestellt undzum Kauf feilgehalten werdenund wie majestätisch, unfaßbarund unerforschlich sie in Wirk-lichkeit sind, Wesen, die man inkeine menschliche Form mehrpressen kann und doch Persön-lichkeiten gleich den gewaltigstenHerrschern sind. Gotteslob unddienendes Mitwirken beim Werkder Erlösung ist die Aufgabe derEngel. Sie dürfen trösten, helfendmahnen, sie sollen Führer undVorbild sein.

Aber tilgen können sie die einegroße Not, die Sünde, nicht. Er-lösung ist Totenerweckung, neueMitteilung des Göttlichen Lebens,das der Paradiesmensch frevent-lich verscherzt hat. Erlösungs-freude und Ohnmacht im Macht-spiel zwischen Gut und Böse be-gleitet den Menschen auf seinemPilgerpfad durch seine Lebenszeit

Mit den Engeln beten

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auf Erden; Miterlösung an seinereigenen Kreuzigung und Aufer-stehung oder Gottesblindheit undErdgebundenheit an seinem Todschon zu Lebenszeit und ewigerVerdammnis beim Hinübergang.Der Mensch muß sich entschei-den: Für oder gegen Gott! Einenanderen Weg gibt es für unsMenschen nicht!

Beim Sturze des Teufels ist dieäußerste Finsternis, die jede Artvon Strafe in sich schließt, erschaf-fen worden. Denn die bösenGeister haben gegen die Ehre, dieihnen bereitet war, das Elend unddie Strafe eingetauscht und stattder lichten Herrlichkeit, die siebesaßen, die dichteste Finsternisangezogen.

Als der stolze Engel sich wie eineSchlange emporreckte, wurde erdem Kerker der Hölle übergeben,denn es kann nicht sein, daß einersich über Gott emporschwingt.Könnten wohl in einer Brust zweiHerzen sein? So dürfen auch imHimmel nicht zwei Götter sein.Weil aber der Teufel und dieSeinen dies in stolzer Anmaßungerstrebten, deshalb fanden sie denSee des Verderbens bereit. Ihnenwerden die Menschen, die ihre

Nachahmer sind, beigesellt. Um-fang und Wissen um das Böse, dieerste Sünde, wird heute kaumnoch mahnend gelehrt. Aufgabeder Kirche ist es jedoch, eindring-lich die Gläubigen vor demVerführer zu warnen. Die Seelensollen den Teufel und seinenungeheuren Anhang, die Teufels-brut, fliehen, Gott lieben und allesBöse von sich werfen. „Kehret um!Laßt ab von all euren Missetaten,daß nicht die Sünde euch zu Fallbringe.“ (Ez 18, 30)

Mancher wird sich fragen: Warumsteht in der heiligen Schrift so vielvon den heiligen Engeln undwarum ist es dann später im Laufeder Jahrhunderte so still darübergeworden? Wir haben kaum et-was davon gelernt.

Nehmen wir da das Beispiel unse-res eigenen Lebens: in der frühenKindheit war unser junges Lebensehr erfüllt vom festen Glauben anunsern heiligen Schutzengel. Wirhaben nie auf das Gebet um seineHilfe vergessen, und oft sichtbarhat er in unser Leben eingegriffen,schützend, helfend, aus der Notrettend. Aber dann, als wir größergeworden sind, sind auch Ideen-kreise in unserm Geist größer

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geworden, welche sich mit dem„Ich“ mehr und mehr befaßten.Den kindlichen Blick auf unsernstillen Begleiter haben wir irgend-wo verloren, wir waren zu sehrmit uns selbst beschäftigt undwaren uns selbst genug. Und daist er ganz still zurückgetreten. Erist nie von unserer Seite gewi-chen, aber wir haben ihn nie mehrgerufen, nie mehr zu Rate gezo-gen.

Es ist unsere Schuld, die Stille umden heiligen Engel. Und genau soist es im Leben der ganzenMenschheitsgeschichte: Erst hatdie junge Menschheit gläubigzum Himmel, zu den himmli-schen Helfern aufgeschaut und dahaben die heiligen Engel auch inder Liebe und im Willen Gottesgerne und oft geholfen. Wir brau-chen nur an vielen, vielen Stellendie Heilige Schrift aufzuschlagen.

Aber dann ist die Menschheit sichimmer mehr selbst genug gewor-den und der böse Feind wargeschäftig, das Bild des Engels alshäretisch, als unnotwendig undschließlich als eine Art Neben-sächlichkeit im Glauben und nurnoch im Raum der Kunst gedul-det hinzustellen.

Und an dieser Stelle sind wir jetzt.Würde das Böse rings um unsnicht so gefährlich und drohendaufwachsen, vielleicht hätten wirnoch immer nicht den AnrufGottes, uns mehr die Hilfe Seinergewaltigen Diener zu sichern,gehört. Wenn wir auf Erden auchmanche Feste unserer Himmels-königin durch die Hast der Zeitübersehen oder vergessen, imHimmel ist nichts vergessen oderübersehen. An allen Tagen, andenen die heilige Kirche aufErden unsere himmlische Mutterfeiert, ist auch im Himmel einFest, nur viel feierlicher, gewalti-ger und inniger als auf unsererkalten Erde.

Um die Engel recht verstehen zukönnen, müssen wir die Offen-barung des heiligen ApostelsJohannes aufschlagen an jenerStelle, wo er vom HimmlischenJerusalem spricht: „Dann sah icheinen neuen Himmel und eineneue Erde. (Apok. 21,1) Ich schau-te die heilige Stadt, das NeueJerusalem, wie sie aus demHimmel von Gott herniederkam,sie hatte eine große, hohe Mauer,zwölf Tore und auf den Torenzwölf Engel, und Namen warendarauf geschrieben: die Namen

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der zwölf Stämme Israels. DieStadtmauer hatte zwölf Grund-steine, auf denen die zwölfNamen der zwölf Apostel desLammes geschrieben standen.“(Apok. 21,12 - 21)

Die zwölf Grundsteine (Edel-steine) werden dann genannt, undes besteht die Verbindung zwi-schen ihnen und jenen Steinen,welche einst im Alten Bund derHohepriester in symbolhafter Be-deutung auf seinem Brustschildtrug.

So ist zu erkennen, daß die gesam-te erlöste Menschheit mit ihrenFührern des Alten wie des NeuenBundes einst nach dem großenGericht durch diese zwölf Tore indas Himmlische Jerusalem, in dieewige Herrlichkeit einziehenwird.

Man kann nun diese Tore benen-nen nach ihren Grundsteinen (21,19) oder nach den Namen derzwölf Stämme Israels oder derzwölf Apostel, nach der Art derScharen oder nach den Engeln, dieüber jedem Tor stehen, nach denAnrufungen Mariä, der großenMittlerin: Alles zusammen bildetein wunderbares Mosaik der

Herrlichkeit Gottes und Seinervielgeliebten Braut, unserer Köni-gin und Mutter Maria, die unshier sowohl als das HimmlischeJerusalem wie auch als triumphie-rende Kirche dargestellt wird.

Jeder Engel darf durch die GüteGottes einmal das Schutzengelamtauf Erden ausüben. Er kann,gleich seinem Herrn JesusChristus, im Raum der Erlösungden Menschen helfen, aus derTiefe der Erde den Vater anzube-ten, dem Sohn auf Seinem Erlö-sungswege nachzugehen unddurch die Liebeskraft des HeiligenGeistes geläutert zu werden.

Erst durch das Schutzengelamtkönnen die Engel den DreieinigenGott aus jener Perspektive schau-en, die für die Erlösung des Men-schen gültig ist und die Voll-endung ihrer eigenen Erkenntnisbedeutet. Denn niemandem istGott so Vater wie jenen, die hinterSeinem Sohn stehen; niemandanderen hat der Sohn erlöst alsjene, denen sie nun helfen dürfen,niemand ist so Träger der Läute-rungskraft des Geistes als dergottgeeinte Mensch, der inChristus durch Maria wiederge-boren wird zum ewigen Leben.

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So ist das Schutzengelamt das vonden Engeln kniend erbetene undmit aller Freude und Kraft über-nommene Gnadenamt Gottes,übertragen durch die Königinaller Engel und himmlischenGeister.

Alle Engel stehen in der Gnade,im Licht der Liebe, in der Kraftdes ewigen Lebens; aber alsSchutzengel sind sie die vollende-ten Licht- und Kraftträger in derTiefe der Erde. Die himmlischeHierarchie bezieht durch dasSchutzengelamt die Menschheitund mit ihr die gesamte Schöp-fung in ihren Wirkungsbereichein.

Die Schutzengel sind alle ohneAusnahme in ganz besonderemMaße der Himmelskönigin Mariaunterstellt. Sie hat sie in Ihre sie-ben große Machtbereiche einge-teilt und stattet sie dort mit genauauf das ganze Heilswerk abge-stimmten Weisungen und Hilfs-mitteln für die Heimholung derMenschen aus. Jeder weiß, daß esein Ende der Zeit gibt, groß undschrecklich. In der GeheimenOffenbarung des heiligen Apo-stels Johannes dürfen wir einenBlick in diese Endzeit tun.

Aber niemand weiß den genauenZeitpunkt des Beginnes dieserEndzeit, und ebenso weiß auchniemand den genauen Zeitpunktdes Endes aller Zeiten mit demgroßen Gericht als Abschluß.Niemand? Wohl von den Men-schen auf Erden niemand. Gottweiß ihn.

Aber das ist sicher: Diese Endzeitist eine gewaltige Zeit! Denn auchdie Engel der Endzeit sind ganzgesondert von den übrigen: Siesind versiegelt, das heißt, ihreKraft ist gebändigt, gedrosselt,weil sie zu groß für den normalenAblauf der Schöpfung wäre.Dieses „zu groß“ ist wohl haupt-sächlich im Raume des Geistes zuverstehen, denn in der Endzeitwerden sich in steigendem Maßdie Geister unverhüllt und unge-bändigt zum Kampf für odergegen Gott gegenüberstehen. Esist die letzte Phase des Engel-sturzes und damit auch desMenschensturzes, die gewaltigstePhase des Kampfes der Scheidungin Gut und Böse mit allen Konse-quenzen.

Viele Menschen schauen gar nichtmehr auf zur Höhe, sondern sieschauen nur mehr auf ihre Füße.

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Solchen Menschen tritt der Engelin den Weg. Gott liebt es, uns diesegroßen Gegensätzlichkeiten vorAugen zu stellen, damit wir dieSpannung ermessen können, dievom Engel herab im Geist desMenschen und vom Tier herauf imLeib des Menschen aufzuckt undsich im Kampf entlädt.

Die Spannung vom Tier heraufwird angestachelt durch den Dä-mon, den großen Kenner derKräfte der Natur, die er zur Sucht,zum Trieb, zur ungeordnetenLeidenschaft aufpeitscht. DieSpannung vom Engel heraberhellt den Geist des Menschenund hilft ihm, die Gefahr zuerkennen und zu fliehen, hilftihm, im Kampf zu bestehen unddas Leben für die Reinheit einzu-setzen.

Der Ruf zur Entscheidung: „Wernicht mit Mir ist, der ist gegenMich“ ist zugleich Auftakt zurletzten entscheidenden Prüfung.In der Prüfung zu Anfang der Zeitlag gleichsam eine Dunkelheitüber den Engeln. Sie mußten sich,jeder von innen heraus, aus sichselbst entscheiden in blindemGlauben, in blindem Vertrauen, inblinder Treue. Und so wird jetzt,

zum Ende der Zeiten, wiederumeine Dunkelheit über die Erdekommen, wo die Menschen dieSicht auf Gott verlieren werden.Sie sind schon zu Moses Zeitenschnell vom Wege abgewichen, sodaß sie Gott in der Verblendungihres Geistes nicht mehr sahen. Siehaben in der Fülle der Zeit nichteinmal den Herrn erkannt trotzSeiner Worte und Wunderzeichen.So wird es jetzt in ganz breitemMaß erfüllt werden, was der Herrvon dieser unserer Zeit gesagt hat:

Die Sonne - das Bild Gottes - wirdsich aus allen Herzen und Län-dern, die im Glauben seicht undwankend sind, zurückziehen, undim Zwielicht von menschlichemScheinlicht und dämonischemIrrlicht werden falsche Götter desIchs, der Lebensgier, der Häresienaufstehen.

Da wird die Kraft Gottes dieGemeinden mit Menschen vollheiligen dunklen Glaubens, vollglühender Liebe und Treue füllenund sie abschirmen vor derFlutwelle der Finsternis. Sie wer-den das Licht der Gotteser-kenntnis bewahren, währenddraußen dieses Licht von denMenschen verlöscht werden wird.

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Maria ist die Königin aller Engel

Maria! Ist Sie nicht erst dieTochter des Vaters, ehe Sie dieMutter des Sohnes und die Brautdes Geistes wird? Mußte Sie nichterst Braut des Geistes sein, ehe Siedie Mutter des Sohnes ward? IstSie nicht vor allem Mutter desSohnes, wenn Sie vor dem Throndes Dreieinigen Gottes als Köni-gin des Weltalls und Antwort derganzen Schöpfung kniet?

Es heißt zu Beginn des Johannes-Evangeliums: „Im Anfang wardas Wort, und das Wort war beiGott, und Gott war das Wort“.Das ist tiefer und geheimnisvoller,als die Menschen ahnen, wenn siees am Schluß der heiligen Messebeten.

Die Engel aber dringen vermögeihrer großen Erkenntnis viel tieferein. Sie sehen im Wort dasGöttliche Wort, den Sinn allerSinne. Sie sehen im Wort dieAntwort, und sie tragen vomWort her das Wort zur einzigenwahren Antwort: „Ecce ancillaDomini, fiat mihi secundumVerbum tuum“. Nach diesemWort wird die Kirche und die

ganze Menschheit die Antwortgeben müssen, danach wird siegerichtet werden. Tiefe Dankbar-keit muß uns erfüllen im Wissen,daß Gott in Seiner wahrhaftGöttlichen Güte und FürsorgeEngel über Engel auf unsern Weggestellt hat, die uns Brüder sind,Helfer, ja auch Freudenbringer.Wir sollen nicht nur wissen, daßder Weg zu Gott ein Kreuzweg ist,sondern wir müssen auch wissen,daß die Freude von Gott geschaf-fen ist, und daß es freudige Engelgibt, Engel, die jubeln und singenvor lauter Freude.

Alle Tränen, die Maria zeit ihresLebens, aber besonders seit derPassio Ihres Sohnes fürbittendvergossen hat, sie bleiben fürewige Zeiten und haben die größ-te Kraft vor Gott. Sie bezwingendas Herz Gottes Selbst in schein-bar ganz aussichtslosen Fällenmenschlicher Verstocktheit, sodaß Gott Seine Hand nicht hebt,um den verblendeten Menschenzu strafen. Die Tränen der Muttersind aber nicht nur Hilfe, sie kön-nen auch bitterste Anklage sein.

Die Sünden gegen das vierteGebot läßt Gott nicht ungestraftund rächt sie meistens noch in der

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gleichen oder nächsten Gene-ration. Niemals sollte eine Mutteranklagend vor Gott stehen, jam-mernd ob erlittenen Unrechts,sondern das ist ihre Aufgabe: denharten Fels der Herzenskälte undUndankbarkeit, der Gleichgültig-keit und Ichsucht ihrer Kinderdurch die Tränen der Fürbitte undSühnebereitschaft zum Stürzen zubringen.

Wenn etwas der Gnade den Einlaßin ein verdunkeltes Menschenherzerobern kann, dann sind es dieTränen der Mutter. So sind auchalle Tränen der Mütter, in Fürbitteund Reue für ihre Kinder vergos-sen, durch die Tränen Mariensgeheiligt und werthaft geworden.Was hat die heilige Monika fürihren irregegangenen Sohn Augu-stinus erreicht? Nicht nur Bekeh-rung, sondern sogar eine ganzgroße Heiligkeit.

Wieviel Tränen der Mütter habenFrieden gestiftet, unglücklicheEhen wieder geflickt, verlorenge-gangene Menschen wieder heim-geholt, oft in letzter Stunde, undihre Sündenfesseln gelöst! Kardi-nal Ratzinger, unser jetziger PapstBenedikt XVI., schrieb im Regens-burger Bistumsblatt Nr. 10, 11.

März 1973: „Wer als Christ dieAbgründe moderner Existenz, dieMacht der sieben Dämonen wir-ken sieht, die in das leergefegteHaus zurückgekehrt sind und ihrUnwesen treiben, der weiß, daßdie exorzistische Aufgabe desGlaubenden heute wieder an-fängt, jene Notwendigkeit zuerlangen, die ihr im Anfang desChristentums zukam. Er weiß,daß er hier der Welt einen Dienstschuldig ist, und daß er an seinemAuftrag vorbeigeht, wenn er denDämonen hilft, sich in jene Ano-nymität zu hüllen, die ihr liebstesElement ist.“

Gleichwie im Alten Bund, so zeigtGott auch uns die Wahrheit undden Weg zum ewigen Heile undläßt die Seinen nicht im Stich.Durch viele Privatoffenbarungensprach und spricht der Himmel zuuns. Maria, die Mutter Jesu, unse-re Himmelsmutter, kommt sogarunter Tränen zu uns. Die ArmenSeelen müssen Zeugnis geben,und die Macht und Hilfe der heili-gen Engel wird uns wiedergezeigt. Aber Satan gelingt esimmer wieder, die Offenba-rungen, die Botschaften Mariens,die Zeugnisse der Armen Seelenund die Hilfe der heiligen Engel

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zu unterdrücken und dies geradedurch jene, welche diese Wahrhei-ten zum Heile der Seelen verkün-den und fördern müßten.

Noch auf Erden hat uns der Herrgesagt: „Nicht jeder, der zu Mirsagt ‚Herr, Herr!’, wird in dasHimmelreich eingehen, sondernnur, wer den Willen Meines Vaterstut, Der im Himmel ist.“ (Mt 7,21)Wie schrecklich wird die Verant-wortung sein, wenn man denWillen des Himmels nicht nurmißachtet, sondern wenn mandarüber hinaus den heiligenWillen des himmlischen Vatersunterdrückt und all die War-nungen, Botschaften, Zeichen undHilfen des Himmels bekämpft!

Engel trösten den verlassenen König im Tabernakel

Wir wissen aus dem Werk der hei-ligen Engel, daß es, neben denheiligen Tabernakelengeln, einenganz besonderen Engel gibt, derin höchster Ehrfurcht und Demutvor dem Herrn im Tabernakelkniet und Ihn unentwegt anbetet.Und wie er einst den kleinenJesusknaben und Seine Mutter imHaus von Nazareth behütete, so

einen besonderen Engel derErsten Schöpfung hat Gott abge-stellt, um jedes Haus, das manihm anvertraut, zu schützen undjede Kirche, jeden Tabernakel, vordem dieser Engel der AnbetungWache hält, gegen das Böse zuverteidigen.

Er ist zugleich auch der Engel derEhrfurcht, die allein die festeStruktur der heiligen Kirche ausdem Wort und aus der Lehre Jesubildet. Ohne Ehrfurcht würde dieKritik längst alle Pfosten zerna-gen, weil Glauben eine Gnadeund ein Geheimnis ist; aberGnade kann man weder erfor-schen noch erarbeiten, nocherzwingen, sondern nur ehrfürch-tig erbitten und demütig empfan-gen.

Angesichts dieses herrlichen Auf-gebotes heiliger machtvoller En-gel um jeden Tabernakel, in demunser Herr noch thront, in dem Ernoch unter uns weilt, können wirda noch widerstehen und an Ihm,dem hochgebenedeiten Herrnund Meister, Retter und Erlöserder Menschheit, achtlos vorbeige-hen und Ihm unser Knie undunsere tiefe Anbetung verwei-gern? Wir haben am Anfang

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gehört: Die Klage des Herrn ist fürden, der Ihn wahrhaft liebt, herz-zerreißend. Haben wir Menschenvergessen, was uns der Herr allesan Gnaden und Glückseligkeitenschenkt, damit wir dereinst, wennwir diese unwirtbare Welt verlas-sen dürfen, zu Ihm in Sein Reichgelangen und auf ewige Zeitenmit Ihm vereint sein sollen?

Die Kraft, die aus dem Tabernakelauf uns einströmt, diese Kraftmüssen wir uns zunutze machen:nicht nur die Prüfungen undZulassungen Gottes als Auffor-derung zur Treue, zum Gehorsam,zum Opfer, zu Einkehr und Bußeund als Liebesgruß vom Kreuzeher zu tragen, sondern in dieserZeit die Klarsicht auf den Gött-lichen Willen, die Liebe Gottesund die weiseste Göttliche Absichtin jedem einzelnen Fall immermehr vertiefen. Unser ganzes Er-denleben ist ein großer Prüfungs-tag für unsere Seele.

Wie wollte ein Prüfungskandidatbei einer Prüfung bestehen kön-nen, wenn er sich nicht prüfen las-sen will? So werden auch wirgeprüft zu unserem Heil, und jemehr wir geprüft werden, einedesto herrlichere Krone ist für uns

bereit, die wir nach dem WillenGottes erringen können.

Es ist die Liebe, die uns darinerfaßt und uns nicht mehr loslas-sen will. Die Liebe ist immer neu,sie ist nie auszuschöpfen und nieauszumessen. Das Hohelied derLiebe wird nie verstummen, so-lange es einen Tabernakel auf Er-den gibt, solange ein Kreuz aufErden steht, solange unsere LiebeFrau über diese Erde wandert,zusammen mit ihren Engeln undmit ihren Kindern als Wegmutterzur ewigen Heimat. So sind auchdie Engel der Liebe so zahlreich,man kann sie gar nicht über-blicken.

Sie stehen in jedem Chor, sie ste-hen überall im Himmel und aufErden, denn auch die Liebe Gottesist überall. Hier leuchtet sie unddort lohnt sie, hier mahnt sie unddort brennt sie, hier bringt sie einKreuz und dort holt sie heim.Immer wieder sind andere Engelim Dienst der Liebe Gottes, derHerr hat keinen Mangel an blitz-schnellen und freudigen Dienern.

Diese Klugheit der Liebe erklärtuns der Herr Selbst im Gleichnisvon den zehn klugen Jungfrauen.

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Auch sie waren voll Liebe, siewarteten in Liebe. Aber nur dieHälfte dieser Jungfrauen warauch noch klug dazu, dachte wei-ter als nur an den Augenblick.Und sie taten recht daran. Gottverlangt auch mehr von uns,wenn Er uns Gnaden schenkt.Glauben, hoffen, lieben, vertrau-en, gehorchen, das können An-dersgläubige auch, ja, sogar dieHeiden.

Unser Glauben, unser Vertrauen,unser Hoffen, unsere Liebe, unserGehorsam müssen größer sein. Siesollen da erst anfangen, wo jeneder Heiden und Irrgläubigenenden, wir müssen also mehr tunals diese. Unser Glaube wird dannheilig, wenn wir um Gottes willenglauben, das, was Er uns zu glau-ben vorstellt. Unsere Hoffnungwird dann heilig, wenn wir vonGott alles um Seiner Selbst willenerhoffen und wir uns nur mehr anGott halten. Unsere Liebe wirddann heilig, wenn wir lieben,ohne auf Antwort oder Lohn oderTrost zu warten.

Unser Gehorsam wird dann hei-lig, wenn er über die menschlicheEinsicht hinausgeht. Dies lehrtuns die Klugheit der Liebe, und

eine solche heilige Klugheit istwahrlich eine Macht. Wer siebesitzt, der hat auch Macht überdie Liebe des Herrn, zu dem wirdder Herr nie sagen: „Freund, Ichkenne dich nicht.“

Wer erträgt auf Erden die meisteund größte Gefangenschaft?Unser Herr im Tabernakel! DieMutter kniet vor Ihm, die Engelknien um Ihn. Von diesem Zen-trum aus lernt der Mensch dieLiebe im Leid, von diesemZentrum aus geht auch alleErlösung der Gefangenen.

Es ist in der Stille des Tabernakelsauch immer wieder ein Engel zusehen, der kommt und geht. Erkniet sich mit ausgebreitetenArmen vor den Tabernakel hin,die Tabernakeltür springt auf, undder Herr im Brot sagt zum Engel:„Trage Mich!“ Mit einer goldenenMonstranz und einem ganz rei-chen Vespermantel, den ihm dieTabernakel-Engel umgetan haben,geht er wieder fort.

In der Monstranz ist aber nicht dieweiße, kleine Hostie zu sehen,sondern das blutrote, liebeglühen-de Herz des Herrn. Dieses Herzträgt der Engel auf das Geheiß der

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Seelen, die ihn bitten, dorthin,wohin diese Seelen den liebenHerrn bitten zu gehen. O wiegerne läßt Sich unser Herr schik-ken in die Herzen der Menschen,in weiteste Fernen, nur um liebenund trösten und heilen zu können.So geht es Tag und Nacht und Jahrum Jahr.

Der Engel „Trage Mich!“ trägt denHerrn, und bei Gott ist es einge-schrieben, wie oft er getragen hat;wir brauchen dies gar nicht zuwissen. Wir brauchen nur imDunkel zu knien, wenig bekanntund wenig beachtet, und Magddes Herrn zu sein und SeinenDurst nach Seelen zu teilen undSeine Wünsche Ihm von SeinenAugen abzulesen und Ihm unserekleinen Schritte, unsere kleinenSeufzer, unsere winzigen Tatenhinzuhalten und zu sagen: „AusLiebe, Herr, aus Liebe! Siehe die-sen Kranken! Sieh diese Not! Siehdiese Gefahr! Sieh diesen Armen!Hilf, Herr, hilf!“ und dieser helleEngel eilt schon zum Tabernakel.

Gibt es etwas Beglückenderes alssolche Liebe Gottes? JesusChristus in der kleinen verwan-delten Hostie, für uns verwandelt,um uns zu trösten und bei uns zu

sein, alle Tage unseres Lebens.Wissen wir eigentlich überhaupt,was das für uns bedeutet?

Er läßt uns in aller Gottverlassen-heit nicht sterben, so gerne wirmöchten, und gibt uns solangeKraft, wie Er es will. Erst dann,wenn uns das letzte Mal auf Erdender Herr im Brot gereicht wird,dann gibt uns der stille, großeEngel selbst als Hostie, als Brot indie Hände der Mutter, Die unsdorthin legt, wo unser Platz ist amTisch des himmlischen Hochzeits-mahles.

Jeder Tabernakel ist ein Thron Gottes auf Erden

Von jedem Tabernakel geht derTon des Göttlichen Liebesrufesaus wie in schwingenden Wellenrundum nach allen Seiten undZeiten; er wird von Engel undMensch beantwortet, am höchstenvon jenem Engel, welcher demTabernakel am nächsten steht, unsdie Tabernakeltüren öffnet unddem Herrn im Namen der heili-gen Kirche Anbetung und Ant-wort ist. Und so gehen dieseschwingenden Kreise des Liebes-rufes und der Antwort auf diesen

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Ruf rund um den Tabernakel überdie Mauern der Kirche hinaus indie Weite.

Gott sendet die Seelen, die sichIhm bedingungslos zur Verfü-gung gestellt haben, von SeinemThron auf Erden, dem Tabernakel,hinaus in die Welt, auf dieSchlachtfelder der Liebe. In derFülle Seiner Liebe sendet Er sie alsOpfer. Und Er zeichnet die Stirnenderer, die Gott in Seiner Liebe sen-den will, mit dem Kreuz. Er öffnetihnen die Augen, sie sollen nichtblind ins Dunkel gehen, nun siedurch das Zeichen des Kreuzesgestärkt sind.

Ja, manchen von ihnen gibt er, derhohe, priesterliche Engel mit dergekreuzten kardinalroten Stola,einen Kelch zu trinken, wie ihnunser Herr am Ölberg zu trinkenbekam. Es ist das Symbol derStärkung vor dem Abschied, derStärkung auf den Weg.

Und er nimmt das „Adsum“ derSeelen entgegen, das „fiat mihi“,das „Ja, Vater!“; so wird seinSchwingkreis zu einem Einsseindes Liebesrufes Gottes mit derAntwort der Liebe aus der Tiefeder ringenden Menschheit. Vonden Engeln hat die größte Fürbitt-

kraft auch der heilige ErzengelMichael, der Patron der Kirchenund Klöster, der Engel derAnbetung und der Ehrfurcht vorGott, der Hüter des heiligstenAltarsakramentes. Er ist denMenschen nahe, er ist der Führeraller Tabernakel-Engel, der Hüteraller Tabernakel. Er steht in undüber der heiligen Kirche, und dieKinder der Kirche sind seineKinder, und die Sorge um dasewige Glück oder die ewigeVerdammnis der Menschen istseine Sorge.

Wenn er vor Gottes Thron kniet,so nimmt er symbolhaft immerdie ganze Kirche mit vor dasAngesicht Gottes, alle Gläubigenmit ihren Hirten. Er nimmt an„seinem“ Tag die ganze fürbitten-de Kirche mit und stellt demHerrn alle die Verstorbenen desganzen Jahres in heißer Bitte vorAugen.

„Immerwährendes Licht schenkeihnen, o Herr!“ All dieses Wissenist uns zugänglich geworden, weiles Gott gefallen hat, Sich einesWerkzeuges unter den Menschenzu bedienen, um uns Menschenzu offenbaren, wie unendlichSeine Vatergüte zu uns Menschen

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ist. Der heilige Erzengel Michaelträgt das Licht als Symbol nichtnur für die auf der Erde wandeln-den Kinder Gottes. Seine Fürsorgeerstreckt sich weit über Tod undGrab hinaus bis zur Himmelstür,bis er seine Schützlinge geborgenweiß in der Heimat. Die Engelsind die Lichtträger; sie tragenaber auch das Licht als Lösegeldbis in die Läuterungsorte. Sie tra-gen das Licht der Erkenntnis zuall den Betenden und Schwei-genden vor dem Herrn. Sie tragendas Licht unserer Gebete hinaufvor den Thron des Allerhöchsten.

Sie tragen das Licht der Gnade bisin die fernsten Teile der Erde, bisin das Dunkel und den Todes-schatten; denn es gibt keine Zeitund keinen Ort, wohin die Gnadenicht ginge, wenn sie Einlaßbekommt in das wartende, bereite,zerknirschte, aufhorchende Men-schenherz. Er steht neben anderenberufenen Engeln im Namen derKirche vor dem Herrn für dieganze Einheit der heiligen Kirche,die streitende, leidende und tri-umphierende Kirche.

Er vereinigt in seinem Symbol desLichtes das absolute „Licht-Sein“der Heiligsten Eucharistie, durch

die wir selbst „Licht“ werden imEinssein mit dem Herrn im Brot,mit dem „Licht-Tragen“, der Für-bittekraft unserer Gebete, unsererAnbetung, unserer Hingabe, unse-rer Opfer und unserer Sühne fürden Nächsten. Er weist unseremLicht-sein-wollen und Licht-tra-gen-wollen den Weg zur Rettungund Heimholung, zum Heil-machen und Heiligen.

Er steht hier für alles Maß und alleOrdnung in der heiligen Kircheauf unserem Weg zu Gott, er stehthier für alle Reinheit, für alleEhrfurcht vor Gott, für alles Lichtund alles Sein vor Gott.

Da gibt es einen Engel, der sich„Schönheit der heiligen Schöp-fung“ nennt und einer von zwölfEngeln ist, die die „WesenheitGottes“ hinein in die Schöpfungtragen. Er zeigt uns die Schönheitder Blüte und des Verborgenen. Somüssen wir auch den Tabernakelals die Blüte am Lebensbaum derKirche sehen: der verborgene GottSelbst. Er hat Sich vor uns untersieben Hüllen verborgen: vorunsern fünf Sinnen, ja auch vorunserem sechsten Sinn, dennkaum ein gewöhnlicher Sterb-licher kann ohne Hilfe von oben

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oder unten eine nichtgeweihteHostie von einer konsekriertenunterscheiden. Und Er hat Sichvor unserem Geist, auf den wiruns so viel einbilden, verborgen.

So müssen auch wir in uns mitFestigkeit und Bekennermut aufdem Boden der Treue zur MutterKirche feststehen wie die Bergeunserer Heimat. Das hilft unsendlich, die Wohnung zu bauenfür die ewige Heimat, ein fest undsicher stehendes Kapellchen miteinem Tabernakel, für den „einenDenar“ als Lohn.

Wir müssen darum bitten, daß wirnicht innerlich verkalken vorHochmut und Engstirnigkeit undHerzenskälte!

Die zwölf Engel vom Dienst vor dem Thron Mariens

In Ihren sieben Machtbereichenhat die himmlische Königin diesieben großen Erzengel als Ver-walter eingesetzt. Aber zu Ihrembesonderen Dienst hat Sie nochzwölf Engel, die, wie zwölf Sterneum die Sonne, um Ihren Thronstehen. Diese zwölf wechseln.Jeder Engel darf einmal Engel

vom Dienst vor dem ThronMariens sein. Sie wechseln immerim siebenten Jahr ihres Dienstes,und sie werden von Maria Selbstbestimmt. Die Länge eines sol-chen Jahres deckt sich nicht mitunserer Zeitrechnung. Das Wech-seln eines Engels trifft immer mitMarienerscheinungen auf Erdenzusammen, weil das Wechselnimmer ein Fest der Liebe bedeutetund Maria immer Ihre Kinder aufErden einbezieht und den Men-schen für diese Zeit besondereGnaden anbietet.

So lernen die Engel vom Dienstsofort bei ihrem Eintritt die LiebeMariens zu den Menschen ausallernächster Nähe kennen. Siedürfen Maria begleiten, sie knienauch neben Ihr, wenn Sie Sich alsFürbitterin an den DreieinigenGott wendet.

Diese zwölf Engel werden ausallen Chören genommen. Siehaben feste und bewegliche Auf-gaben. Sie haben auch feste undbewegliche Verwaltungen, undsie tragen besondere Gaben. Indiesem Dienst lieben die zwölfEngel es nicht, mit ihrem Namenangerufen zu werden, sondernman soll sie mit ihrer Aufgabe

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oder mit ihrer Verwaltung rufen.Die Aufgaben bleiben bestehen,die Engel wechseln. So kann heuteein Thron Engel Afrikas sein undals nächster ein Fürst. Diese Engelbringen dann jedes Mal ihre eige-ne Prägung mit, welche auch aufdie Führung der Menschen Ein-fluß hat.

Der erste der zwölf ist der Engel Gottes

und hat als feste Aufgabe, denGottesbegriff lebendig zu haltenauf der ganzen Erde bei allenMenschen. Er hat als beweglicheAufgabe, Berufungen zu weckender völligen Loslösung vomIrdischen und der Hingabe anGott. Er hat als feste Verwaltungdie heiligen Stätten, an denen derSohn Gottes auf Erden weilte unddie dadurch über alle Maßengeheiligt sind für Maria, alle Engelund Heiligen. Er hat als bewegli-che Verwaltung die Orte, an denender Stellvertreter Christi aufErden weilt und von wo aus dieheilige Kirche geleitet wird. Er hatals besondere Gnade das Einsseinmit Gott.

Der zweite der zwölf ist der Engel der Botschaft

und hat als feste Aufgabe denWeckruf an die Kinderseelen, dasAufwachen der Seelen für Gott. Erhat als bewegliche Aufgabe, Worteund Wünsche des Herrn, Mariens,der Engel oder Heiligen zu gelei-ten oder selbst zu übermitteln. Erhat als feste Verwaltung dieSinnesorgane des Menschen:Ohren, Augen und Mund, auchdas Gehirn. Er hat als beweglicheVerwaltung die Betreuung der anwichtigen, exponierten odergefährdeten Stellen stehendenMenschen und ihrer Schutzengel.Er hat als besondere Gnade dieArmut des Geistes.

Der dritte der zwölf ist der Engel derHeimholung

und hat als feste Aufgabe, dieSeelen jener, welche Gottes Eigen-tum sind, in der Todesstundeheimzuholen. Er hat als bewegli-che Aufgabe, je nach dem Befehldes Herrn, diese Seelen, die demHerrn als Angel oder Fischernetzdienen, auszuwerfen und dieBeute Gottes mit den helfenden

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Engeln heimzuholen. Er hat alsfeste Verwaltung alle Ruhestättender Kinder Gottes. Er hat alsbewegliche Verwaltung die jewei-ligen Orte der Beute Gottes, meistmitten im feindlichen Gebiet. Erhat als besondere Gnade dasEinlösen der Ablässe und beson-deren Versprechen, welche derHerr und Maria geben.

Der vierte der zwölf ist der Engel der Gesetze

und hat als feste Aufgabe dieÜberwachung des harmonischenAblaufes der Gesetze Gottes. Erhat als bewegliche Aufgabe dieharmonische Anpassung derMenschen je nach Zeit und Ort andie Ordnung Gottes. Er hat alsfeste Verwaltung die kirchlicheHierarchie auf Erden. Er hat alsbewegliche Verwaltung die Straf-gerichte Gottes und ihren Vollzugje nach Gottes Befehl. Er hat alsbesondere Gnade den Frieden.

Der fünfte der zwölf ist der Engel derReinigung

und hat als feste Aufgabe dieLäuterung der Seelen. Er hat alsbewegliche Aufgabe die Durch-führung der vom Herrn ge-wünschten verschiedenen Sühne-wege und die Herabholung derdafür in Frage kommenden Engelals Hilfe. Er hat als feste Ver-waltung die Läuterungsorte. Erhat als bewegliche Verwaltung diejeweiligen Beichtstühle der see-leneifrigen Priester (Umpflüger).Er hat als besondere Gnade dieReuetränen.

Der sechste der zwölf ist der Engel des Herzens

und hat als feste Aufgabe dieFörderung der Herz-Jesu- undHerz-Mariä-Verehrung. Er hat alsbewegliche Aufgabe, an exponier-ten Stellen auch die Freude, denFrohsinn, die Herzensgläubigkeit,den Starkmut des Herzens zufestigen. Er hat als feste Ver-waltung die Wallfahrts- und Gna-denorte der Erde. Er hat alsbewegliche Verwaltung die Kon-gregation, die Legion, die Caritas

Mit den Engeln beten

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und alles, was im religiösen Lebenauf Marienminne, Liebe undBarmherzigkeit aufgebaut ist. Erhat als besondere Gnade dasWunder.

Der siebente der zwölf ist der Engel der Natur, die Gott geschaffen hat und liebt

und hat als feste Aufgabe dengeordneten Ablauf der Schöp-fung. Er hat als bewegliche Auf-gabe, bei jenen Menschen, die sichaufgeschlossen zeigen, die großeund klare Brücke der Liebe Gotteszwischen Schöpfer und Geschöpfimmer sichtbarer werden zu las-sen. Er hat als feste Verwaltungdie ganze Natur, das Tier-,Pflanzen- und Mineralreich undalle Elemente zu überwachen. Erhat als bewegliche Verwaltungalle Verwendungen daraus fürden Menschen, für Chemie, Tech-nik, Handel; er bringt die Natur-wissenschaften für den Menschenin die Blickrichtung auf Gott. Erhat als besondere Gnade dieNatürlichkeit, die der Spiegel derEinfachen Wesenheit Gottes ist.

Der achte der zwölf ist der Engel der Orden

und hat als feste Aufgabe dasLeben in den Ordensgemein-schaften, Klöstern und Pfarreien,das Leben der Priester zu überwa-chen. Er hat als beweglicheAufgabe die Schlichtung der Spal-tungen und Schismen, das Auf-decken von Häresien. Er hat alsfeste Verwaltung den Erdteil derAbendländer. Er hat als bewegli-che Verwaltung die Abteien, Stifte,Diözesen, Klöster. Er hat alsbesondere Gnade die Bindung,den Gehorsam.

Der neunteder zwölf ist der Engel der Arbeit

und hat als feste Aufgabe, dieUntrennbarkeit von Gebet undArbeit den Menschen selbstver-ständlich zu machen. Er hat alsbewegliche Aufgabe die rascheHilfeleistung mit der beistehen-den Gnade. Er hat als festeVerwaltung den Erdteil Amerika.Er hat als bewegliche Verwaltungdie jeweiligen großen gefährdetenund heißumstrittenen Arbeiter-zentren. Er hat als besondereGnade die Ruhe und Sicherheit.

Mit den Engeln beten

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Der zehnte der zwölf ist der Engel derErleuchtung

und hat als feste Aufgabe, Gottdurch die Sinne in den Menschen-geist zu tragen. Er hat als bewegli-che Aufgabe, immer wieder ein-zelne Menschenseelen von diesemGottesgeist der geheimen Gedan-ken zu durchdringen und ingenialer Weise für Gott arbeitenzu lassen. Er hat als feste Verwal-tung das Morgenland. Er hat alsbewegliche Verwaltung alle aufdem Boden gewachsene Kunst,die Kunstschätze und die Künst-ler. Er hat als besondere Gnadedie Gestaltungskraft.

Der elfte der zwölf ist der Engel derGelassenheit

und hat als feste Aufgabe dieBetreuung der Kranken. Er hat alsbewegliche Aufgabe das Auflösenvon Unruhezentren, Streikherdenund giftigen Atmosphären. Er hatals feste Verwaltung die Inselweltder Erde. Er hat als beweglicheVerwaltung alle Krankenstuben,Spitäler, Kliniken, Sanatorien. Erhat als besondere Gnade dieGelassenheit.

Der zwölfte der zwölf ist der Engel der Mission

und hat als feste Aufgabe dieBetreuung der Heidenländer. Erhat als bewegliche Aufgabe denPriester- und Schwesternnach-wuchs, der aus aller Welt kommt.Er hat als feste Verwaltung denErdteil Afrika. Er hat als bewegli-che Verwaltung die Missions-häuser und Niederlassungen aufder ganzen Erde, die Seminarienund Lehranstalten für die Missio-nen. Er hat als besondere Gnadedie kindliche Ehrfurcht und dieOpferbereitschaft bis zum Letz-ten.

Die Engel der Passio

Obwohl es auch Millionen undAbermillionen von Engeln sind,jeder hat seine Aufgabe, jeder sei-nen Platz. Wenn uns Gott auchnur einen einzigen Tag dieEngelwelt sichtbar machen wür-de, es wäre vorbei mit dem Stolzder Menschen, mit der Frechheitund der Gleichgültigkeit derMenschen, wohl aber auch vorbeimit der völlig freien Willens-entscheidung, die der Herr unbe-dingt gewahrt wissen will. So hat

Mit den Engeln beten

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alles im Licht Gottes seinen gro-ßen Sinn, und es werden uns inWahrheit die Augen aufgehen,wenn wir die irdischen Augenschließen. Kein Engel sündigt,wird durch etwas zu Boden gezo-gen, verdunkelt oder tappt unent-schlossen umher.

Darum ist auch seine Aufgabeanders als die höchste Aufgabeder klügsten und heiligstenMenschen. Und doch, wenn esunter den Engeln einen Neidgäbe, jeder von uns würde garglühend beneidet um das, wasunser Herr Jesus Christus für unstat und noch tut, was durch Ihnan uns getan wird.

Nur betend können wir die Engelerfassen, nur kniend werden wirsie verstehen. Kein Engel aus die-sem Heer von Millionen undAbermillionen Engeln ist gleichdem andern, kein Gesicht istgleich, kein Name ist gleich. DennGott liebt jeden einzelnen Engelund weiß um seine Aufgabe. Erwird ihn rufen das erste Mal,wenn er Schutzengel sein darf,das zweite Mal, wenn er mit sei-nem Schützling vor dem Gerichtstehen soll, das dritte Mal amJüngsten Tag.

Eine Woche lang vor Fronleich-nam und eine Woche lang nachFronleichnam knien Engel desBrotes, der Hingabe, der Passio,der Gewalt Jesu Christi vor demThron des Allerhöchsten, um dasGöttliche Geheimnis der heilig-sten Eucharistie zu ehren undanzubeten. Sieben Engel sind es,die hier als Fürbitter vor Gott ste-hen: die sieben Tabernakel-Engel.

Sie sind mit ihrer Macht, mit ihrerLiebe überall dort, wo ihr Herrund Gott in der demütigen Gestaltdes Brotes von einem Tabernakelaus auf die Seinen wartet, o wieoft wartet Er vergeblich!, von woaus Er Schutz und Hilfe ist fürden, der sich nur unter SeinenSchutz stellen will, von wo aus Erdem Vater im Himmel die schuldi-ge Anbetung leistet, auf welchedie Menschen meist vergessen.

Diese sieben Engel sind von Mariaselbst zusammengestellt. JederEngel möchte brennend vor glü-hender Liebe zum Herrn einmalEhrendienst vor dem allerheilig-sten eucharistischen Sakramentleisten.

Mit den Engeln beten

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Aus dem ersten Machtbereich der Himmelskönigin Maria

kniet hier ein Engel Mariens, ausdem Chor der Engel der Kirche,der die heiligen Orte hütet. Erzündet die Kerzen an und läßt dasewige Licht nicht verlöschen. Erzündet auch in den Herzen derMenschen das Licht der Gottes-liebe und der Gotteserkenntnisan. Er betet die Matutin und istder erste und höchste Schwing-kreis: jener der Anbetung.

Aus dem zweiten Machtbereich der Himmelskönigin Maria

steht ein Engel aus dem Chor derHerrschaften, dem Engel derAntwort. Er behütet Kirche undKirchengut in weitem Umkreis. Erlegt seinen Mantel unter desPriesters Füße, wenn dieser denHerrn trägt. Er betet die Laudesund ist gleichsam der zweithöch-ste Schwingkreis: jener des Lobes.

Aus dem dritten Machtbereich der Himmelskönigin Maria

steht hier eine Hohe Gewalt „Derweithin hallende Ruf“. Er ist der

Helfer der Priester und ruft dieSeelen zum Tabernakel. Er betetdie Terz in dem dritthöchstenSchwingkreis: jenem der Aufopfe-rung.

Aus dem vierten Machtbereich der Himmelskönigin Maria

steht hier ein Schwertengel undzugleich Engelfürst unter lauterEngeln aus dem IX. Chor; erkommt aus dem Chor der Mächteund ist der Engel der Wandlung.Er klopft an die Herzen derMenschen und ruft sie zur Be-sinnung und Umkehr. Er betet dieSext als der vierte Schwingkreis:nämlich der Sühne und Wandlung,die Mitte.

Aus dem fünften Machtbereich der Himmelskönigin Maria

steht hier der Engel der Sendung.Er zeichnet für seinen Herrn dieStirne der Seinen und öffnet ihnendie Augen. Er betet die Non alsder fünfte Schwingkreis: jener derWeihe.

Mit den Engeln beten

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Aus dem sechsten Machtbereich der Himmelskönigin Maria

steht hier ein Hoher Fürst undEngel der Abwehr. Er trägt in derTorheit des Kreuzes die Fesseln,die ihm die Gottgezeichnetendurch ihren verbogenen Eigen-willen, ihren Stolz und Trotz anle-gen. Er ist jetzt der Spott derDämonen und wird einst fürchter-liche lebendige Anklage den„Frommen“ sein. Er betet die Ves-per als der zweittiefste Schwing-kreis: jener der Fürbitte.

Aus dem siebten Machtbereich der Himmelskönigin Maria

steht hier ein Engel des Gerichtes.Nichts entgeht seinen scharfenAugen und Ohren, nichts bleibtihm verborgen; ihm entgeht kei-ner. Er vertritt die Heiligkeit undGerechtigkeit Gottes. Jeder mußüber die Schneide seines Schwer-tes zwischen dem letzten Atem-zug des sterblichen Lebens unddem ersten Atemzug des ewigenLebens. Er betet die Komplet. Er istgleichsam der tiefste Schwingkreisund reiht sich an den höchstenSchwingkreis wie der Donner anden Blitz an, denn sein Schwing-

kreis ist wie Donnerrollen. Erschließt den Kreis der Engel umden Tabernakel. „Nichts entgehtihm!“

Gebet

Ihr heiligen Engel des Tabernakels,hebt mich siebenmal empor, wenn ichsieben Mal falle, verzeiht mir siebenMal sieben Mal um des Herrn willen,Der ja für mich hier wartet undimmer wieder barmherzig ist. Gebtmir so viel Kraft mit, wenn ich vomTabernakel fortgehe und an meineTagesarbeit muß, daß der Gedanke anden Herrn nie verlöscht und michbrennt zu immerwährender Anbe-tung. Amen.

Wir müssen uns immer wiederund unaufhörlich vor Augen füh-ren: Die Klage des Herrn ist fürden, der Ihn wahrhaft liebt, herz-zerreißend. Man muß die Augenschließen.

Wartet der Herr nicht Tag undNacht in allen Tabernakeln derWelt auf die Liebe der Menschen,auf ihren Willen, sich retten zu las-sen? Wer kann die Kälte undGleichgültigkeit, die Lauheit und

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Ehrfurchtslosigkeit ausmessen,die der Herr auf diesen SeinenThronen auf Erden erduldenmuß?!

Die Menschen, für die Er alles aufSich nahm und nimmt, sie ver-stopfen sich die Ohren mit demWust der Welt und des Alltags,um Ihn nicht hören zu müssen.Sie rennen tausend irdischenDingen nach, um Ihn nicht sehenzu müssen. Und selbst, wenn Ersichtbar in der Gestalt des Brotesam Altar steht, tun sie so, als sei Erunsichtbar, um Ihn nicht erkennenzu müssen, um vor der Welt unddem eigenen sehr wichtigen Ichals „frei“ zu gelten, ohne Zwangund ohne Bindung.

Die Freiheit der Kinder der Weltgilt den Menschen mehr als dieunverwelkliche Krone der Frei-heit der Kinder Gottes, weil dieseKrone um ihrer Echtheit willenweniger Propaganda macht, we-niger den Menschen besticht undverlockt, weil sie wartet undschweigt, während die andereFreiheit mit dreißig Silberlingenerkauft werden kann, die klingelnund unaufhörlich locken, überre-den und endlich höhnen und ver-fluchen.

O Herr, liebster Herr, was sollenwir tun, damit Deine Klage unszur Freude werde? Alles, was Dusagst, ist so voll Liebe, so vollwärmster Sehnsucht, herzbewe-gender Wehmut, es ist mehr lie-bender Ruf als Vorwurf. Knie,Mensch, knie und bete dochDeinen Herrn und Gott an! LiebeIhn doch, sag es Ihm jeden Tag,jede Stunde, daß du Ihn liebst!Geh zum Tabernakel und bete Ihnan, damit Er auch Dir Verzeihunggewährt und Du Deinen Seelen-frieden wieder findest.

Die Liebe formt die Menschen zu Kreuzträgern

Die Liebe ist die wunderbareBlüte des Neuen Bundes, aufblü-hend an jedem Kreuz und ausjedem Tabernakel und in jedemHerzen. Sie kommt aus demerprobten, festen Schaft desGehorsams aus dem Alten Bundeund aus der tiefen Wurzel derGottesfurcht, die noch im Para-diese eingesetzt wurde. Und nuraus einer solchen Liebe, ausGehorsam und Gottesfurcht kom-mend, strömen die Wasser derGnade herab. Die Liebe ist dasKriterium für jeden Heiligen in

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der Nachfolge Christi, an derLiebe erkennt man den Grad derGottgeeintheit. Aber hätte dieseLiebe nicht Wurzel und Schaft ausder Kraft der gerechten, getreuenund gottesfürchtigen Menschendes Alten Bundes, so hätte sie bloßLuftwurzeln und wäre eineSchmarotzerpflanze ohne Bezie-hung zur Tiefe des tausendjähri-gen Ackers der Heiligen des AltenBundes.

Alle Engel haben einen Kreuzstabund daran lassen sie den Men-schen sich halten, da sie eineHand frei haben müssen zurAbwehr und zum Kampf. DieÖlbergnacht der Welt ist bitterund hart. Aber die Braut Christiwird sie bestehen, die Hölle wirdsie nicht überwältigen, wohl aberwird jedes einzelne Glied derKirche geprüft.

Das Erkennungszeichen ist dieLiebe. Noch liegt der Glanz derAuferstehung über der jungenKirche; da und dort ist schon derHerr als Sieger bei den Seinen.Was Er sagt, das sagt Er in diejunge Gemeinschaft hinein, unddas gilt ebenso für sie wie auchheute für uns. Ist nicht der Herrim Tabernakel bei uns in einem

beständigen Emmaus, hören wirnicht Sein Wort? Aber wie steht esmit uns? Können wir aufrichtigenHerzens sagen: „Brannte nichtunser Herz, als Er uns die Schriftauslegte?“ Wird das Wort desHerrn uns lebendig dargestellt,aber brennt unser Herz dabei?Brennt es überhaupt für Gott?Ergehen wir uns nicht eher inKritik gleich den Athenern vorPaulus und gleich den Neuheidenunserer Tage?

Machen wir uns doch öfter denVorsatz: Kein Tag ohne einandächtiges Durchdenken undIn-sich-lebendig-werden-lasseneines Wortes Gottes aus derHeiligen Schrift! Wie sollen dieheiligen Engel uns helfen, wennder Name, der Wille und die LiebeGottes nicht in uns sind?

So wie der Herr Seine Arme aus-breitete, als Er sagte: „Kommetalle zu Mir, die ihr mühselig undbeladen seid, Ich will euch erquik-ken“, so breiten auch die Engelihre Arme nach den Menschen ausund rufen: „Er, Den ihr Menschensucht, Er ist hier, Er ist auferstan-den, Er geht euch voran.“ Und dieganze Schöpfung breitet die Armeaus in Sehnsucht nach den

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Gnadenströmen des Herrn. In derMitte zwischen dem Herrn, denEngeln der heiligen Kirche undder ganzen Schöpfung knietMaria. Sie ist das zarte, menschge-wordene Geheimnis der LiebeGottes zu Seiner Schöpfung:Immaculata - Mutter - Tabernakelund Königin, Magd-Kirche undSchöpfung in einem. So ist sie dieErste, in der Christus geboren,gestorben und auferstanden ist,blieb Ihre Seele ja zeitlebens aufsinnigste mit Ihm vereint. In Ihrsah Jesus Seine Kirche, die Mutteraller Gläubigen, die Mutter allerLebenden in Zeit und Ewigkeit.

Auf Sie hat der Herr Seine Engel,Seine Kirche, Seine Schöpfunghingeordnet als auf die absolutReine, in der alle reine Schöpfungeins wird, wie Sie mit Ihrem Sohneins ist und wie der Sohn mit demVater eins ist in der für uns nichtmehr faßbaren Krönung allesEinsseins. „Laßt uns frohlockenund fröhlich sein!“

Was haben wir mit dem LammGottes gemacht?

Wie lange werden wir Ihn, unse-ren Herrn und Gott, noch in unse-

ren Tabernakeln aufbewahren?Wie lange noch wird Er es hinneh-men, daß Er so vergessen istdarin, wie ein Gefangener darinleben muß, umgeben mit unsererFinsternis und Gottesscheu? WirdGottvater uns nicht in unsererdunkelsten Stunde vor SeinemRichterstuhl einmal anklagen.

Jetzt haben wir noch dieses LammGottes in allen unsern Taber-nakeln, jetzt wartet noch dieGnade stündlich auf uns, nochkönnen wir den Göttlichen Ge-fangenen unserer Liebe wirklichmit all unserer Liebe einhüllen,jetzt können wir uns noch vomWasser der Gnade überfluten undreinigen und neu beleben lassen.Warten wir nicht, bis das Firma-ment in Flammen aufgeht und wirin der großen Nacht das Wasserdes ewigen Lebens nicht mehr fin-den können!

Blicken wir auf den größten allerHeiligen, auf den heiligen Johan-nes den Täufer. Er hat Christusverkündet und uns zur Umkehrund Buße aufgerufen. Er hat seinLeben für Ihn dahingegeben. Wirlesen die Worte des heiligenJohannes des Täufers:

Mit den Engeln beten

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Eine Stimme ruft in der Wüste:Bereitet den Weg des Herrn!

Macht gerade Seine Pfade; jedes Talsoll ausgefüllt,

jeder Berg und Hügel soll abgetragenwerden. Was krumm ist,

soll gerade, was uneben ist,soll ebener Weg werden.

Was damals der heilige Johannesvon unserem Herrn Jesus Christusverkündete und wollte, das giltbis in unsere Tage. Und damit wires nicht vergessen, stehen Engelum jeden Tabernakel. Sie stehenwirklich in der Wüste der Weltund sind „die Stimme der Rufen-den“, die uns immer wiedermahnt, den Tabernakel als Zen-trum unseres Lebens nicht ausden Augen zu verlieren und ihnals Ziel und Mitte jeden Tages undaller unserer Gedanken, Worteund Werke zu setzen.

Gebet

Heiliger Engel der Stimme des Rufen-den in der Wüste, gib auch meinemWort die Kraft, die Menschen zu wek-ken und sie richtig zu weisen, damitsie den Herrn finden. Amen.

Die Engel der stummen Liebe

Da gibt es auch noch die Engel derstummen Liebe. Was soll diese„stumme Liebe“ bedeuten? WillGott, daß wir nicht mehr lautreden oder laut beten? Die stum-me Liebe ist etwas ganz anderes.Sie ist die Liebe des HeiligenGeistes, von welcher Maria einge-hüllt wurde vom Pfingstfest an biszu Ihrem Tode. Bis zum Pfingst-fest trug Sie noch die schweigsa-me Liebe, die auch schon nachaußen geht, um zu raten und zuhelfen, die aber doch nur dasspricht, was notwendig ist.

Die stumme Liebe aber geht nocheine Stufe tiefer in das GeheimnisGott hinein. Sie verschenkt sichganz an Gott, sie will nichts mehrals Gott allein. Je mehr sie sichaber in Gott verliert, desto stärkermuß sie sich konzentrieren, umbeim Schauen in Gott hinein dochauch aufzupassen, daß sie in sol-cher Höhe nicht falle.

Ihre Anbetung wird zum Lied derEngel, ihr Schauen zu einemleuchtenden „Sanctus“. Sie willnicht mehr redend das Gemein-schaftsleben verbessern, so not-wendig manches wäre.

Mit den Engeln beten

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Sie will nur mehr der schweigen-den Gottesmutter ein Spiegel seinund Jesus lieben!

Diese stumme Liebe ist die demHeiligsten Brot eigene Liebe, dennauch der Herr ist stumm imTabernakel, und nur die Seele, dieselbst stumm geworden ist, kannIhn zu ihr reden hören. Wer aberJesus hören kann, der ist für denLärm dieser Welt stumm; er hörtdie Engel und kann ohne Mundmit ihnen sich verständigen. Oseliges Stummsein!

Der Herr ist der Edelweizen, Denwir als Brot dem HimmlischenVater zum Erntedank darbringen.Er ist der Eckstein, an Dem sichalles scheidet. In das Wasser desLebens gefallen, zieht Er ununter-brochen schwingende, lockende,wellenförmig auslaufende Kreiseüber unser Leben; wir entrinnenIhm nicht. Nach den gleichenGesetzen schwingt auch derSchall Seiner Worte und ruft unszur Rückkehr auf.

Ganz besonders warm muß es unsum unser Herz werden, wenn der„Engel der geheimen Zwiesprachemit Gott“ vor unserem Herrn vor-gelassen wird und in höchster

Demut und Erniedrigung, aber infürstlichem Glanze, Zwiesprachemit Gott hält, denn er ist der Engelder geheimen Zwiesprache mitGott. Es ist ganz still in dieserunermeßlichen Höhe vor GottesThron.

Eine schlanke und sehr hoheGestalt steht mit ausgebreitetenArmen vor dem Herrn. Zwischenden beiden Händen sieht man dieSilhouette einer Brücke; aus demMunde des Engels kommt einGlockenton. Er verneigt sich bisauf den Boden und ruft:

„Heilig, heilig, heilig bist Du, Herr, mein Gott!“

Und er flüstert im höchsten Licht-klang: „Siehe, wie die Deinennach Dir dürsten, Du Quell allerLiebe! Siehe, wie der Acker derKirche auf Dich wartet, GöttlicherSämann! Siehe, wie der Feind andie Tore der Seelen klopft, Hirtund Herr!

Laß mich die Brücke spannen vonDir bis auf das Schlachtfeld Dei-ner Liebe, in die Krankenstuben,vor Tabernakel und Beichtkam-mern, zu verlangenden, unruhi-gen, verzweifelten Herzen, damit

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die Seele die kleinen Schritte zuDir wagen kann, damit sie überden Abgrund der Schwäche, derLockung, der Hemmung hinweg-kommt, damit sie Dich findenkann aus dem Blut, aus demSchmutz, aus dem Nebel der Erde!

Herr, Deine Liebe will ich tragenin der Torheit des Kreuzes, wieeinen kleinen Wassertropfen; werihn in Demut annimmt und trinkt,wird überflutet werden vonDeiner Liebe, wird nie mehr auf-hören zu dürsten nach Dir! Herr,Deine Liebe will ich tragen wie einglühendes Schwert, das die Seelender nach Dir Verlangenden auf-brennt und nicht mehr heilen läßt!Herr, Deine Liebe laß mich tragenin die Hände Deiner Mutter, unse-rer Königin, Die alles heilen undheiligen und heimholen will inDein Herz!“

Gebet zu den heiligen Engeln

Helfet uns, ihr großen, heiligen Brü-der, Mitknechte vor Gott! Schützetuns vor uns selbst, vor unserer eige-nen Feigheit und Lauheit, vor unsererIchsucht und Habsucht, vor unseremNeid und Mißtrauen und unsererGier nach Sattwerden und Guthaben

und Anerkanntsein! Löset uns vonden Fesseln der Sünde und Anhäng-lichkeit an Irdisches! Nehmet uns dieBinde von den Augen, die wir unsselber umgetan haben, damit wir dieNot um uns nicht zu sehen brauchenund geruhsam uns selber betrachtenund bemitleiden können. Setzet unsden Stachel der heiligen Unruhe nachGott in unser Herz, damit wir nichtaufhören, Gott zu suchen, in Sehn-sucht und Reue und Liebe!

Suchet das Blut unseres Herrn inuns, das um unsertwillen geflossenist! Suchet die Tränen eurer Königinin uns, die Sie um unsertwillen ge-weint hat! Suchet das arme, verwa-schene, zerstörte Bild Gottes in uns,zu dem uns Gott einst in Liebe gestal-tet hat! Helfet uns Gott erkennen undanbeten, lieben und Ihm dienen!Helfet uns im Kampfe mit den Mäch-ten der Finsternis, die uns heimlichumschleichen und bedrängen! Helfetuns, daß niemand von uns verloren-gehe und wir einmal jubelnd in ewi-ger Seligkeit vereint seien!Amen.

Mit den Engeln beten

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Unter Engels Schutz

Am Feste des heiligen Evan-gelisten Johannes 1895 sah Bar-bara beim Hochamt, während eszum Sanktus läutete, den Altarvon Engeln umringt, die mitihrem Angesicht zu Boden lagenund Gott anbeteten. Nach derWandlung hat sich einer von derSchar getrennt, ist auf sie zuge-kommen und stellte sich vor alsihr Schutzengel. Als die Jungfrauob des Glanzes des Engelserschrak, den sie als „hohenFürsten“ erkannte, beruhigte ersie, er sei seit drei Jahren ihrSchutzengel, „seitdem du imBekenntnis des heiligsten Sakra-mentes so beharrlich gewesenund deshalb so vieles leiden muß-test,“ er sei aus dem Chor derSeraphim. Ganz die gleiche Er-scheinung wird berichtet vom l.November 1896 und wieder vom8. September 1909.

Engelversprechen

Heilig, Heilig, Heilig, bist Du, Herr,Gott der Heerscharen, Himmel undErde sind erfüllt von Deiner Herr-lichkeit.

Wir knien vor Deiner MAJESTÄTund danken DIR, o GOTT, daß DUjedem von uns einen himmlischenBegleiter zur Seite gestellt hast, deruns nach Deinem Willen führt, zuDeiner Ehre hinleitet und uns DeineLiebe offenbart. Wir versprechen hier,vor Deinen Augen, diesen unserenheiligen Begleiter wie einen Bruderzu lieben und auf ihn zu horchen,wenn er in der Stimme des Gewissenszu uns spricht. Er soll uns sicher inden Himmel führen!

HERR JESUS CHRISTUS, UNSER ERLÖSER,

nimm meine Hand und lege sie in dieHand meines Engels und zeichne dasZeichen der Erlösung darüber alsDeinen Segen zu unserem Heil.

Im Namen des Vaters und des Sohnesund des Heiligen Geistes. Amen.

Mit den Engeln beten

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Im Tale der Elsava, in der Nähevon Aschaffenburg, liegen die bei-den Orte Rück und Schippach.Dort soll an dem dazu eigensbestimmten Platze ein neuesLourdes entstehen, aber nicht einLourdes der Krankenheilungen,sondern der Seelenrettung, dieRettungsarche der reuigen Sündersoll es werden. Es soll dort eineKirche gebaut werden, eineWeltkirche. Fromme Gaben ausallen Ländern sollen sie erbauenhelfen. Eine Wallfahrtskirche solles werden. „Es soll werden dievon Gott gewollte eucharistischeFriedenskirche in Schippach.“

Dieser Auftrag wurde BarbaraWeigand vom Herrn erteilt. Aufdie Bedenken der Jungfrau hingab der Herr zur Antwort: „Dusollst sehen, daß Ich es bin, dennin kurzer Zeit wird das Geldzusammenfließen ohne deinZutun.“

Ich will, daß es ein Gebetsortwerde wie Lourdes

Weihnachten 1913 sprach derGöttliche Heiland zu BarbaraWeigand: „Ich will, daß es einGebetsort werde wie Lourdes.Durch unscheinbare Orte will Ichdie Großtuerei der Weltkinderund den Unglauben zuschandenmachen. Viele gehen in sich undsehen darin die Wahrheit derkatholischen Kirche. In Lourdeshabe Ich eine Quelle entspringenlassen und Wunder gewirkt, hieraber will Ich eine andere, eine gei-stige Quelle eröffnen, die ausMeinem Herzen sprudelt, durchdie heilige Kommunion. Hier istalles geistiger Natur. Hier sollenkeine Krankheiten geheilt, son-dern Sünder bekehrt werden. Werhier zuerst auf Wunder wartenwill, den erhöre Ich nicht. Wie bisjetzt, so soll es weitergehen, ohneLärm zu machen - von Herz zuHerz. Jetzt ist die Kirche zu bauen,

Sakramentskirche in Schippach

Sakramentskirche in SchippachDer Finger Gottes ruht auf Schippach

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nicht erst nach Jahrzehnten. DieseKirche bildet eine Ausnahme, wiees wenige gibt. Nur einmal imAlten Bunde habe Ich einenTempel verlangt von David, undsein Sohn Salomon führte ihn aus.Dies war die erste Wallfahrtskir-che für Mein israelitisches Volk.Meinem auserwählten Volk imNeuen Bunde, welches die katho-lische Kirche ist, will Ich jetzt wie-der neuen Lebenssaft zuströmenlassen durch Mich Selbst in derheiligen Kommunion, der Vereini-gung Meiner Gottheit mit denMenschen, und da soll als sichtba-res Symbol diese Kirche gelten, essoll eine Weltkirche werden.“

Barbara Weigands Leben standbekanntlich ganz im Banne dergroßen eucharistischen Idee,namentlich der Erkämpfung deröfteren heiligen Kommunion fürsich selber und für alle Gläubigen,sowie des endlichen Sieges desEucharistischen Königs über diesatanischen Kräfte in dieser Welt.Dieser Idee sollte auch der Kir-chenbau in ihrer Heimat dienen,wenn er auch für die Außenweltzunächst nichts weiteres als einörtliches Unternehmen zu seinschien. Aber auf diesem natürli-chen Fundament erhebt sich bald

das übernatürliche: der besondereeucharistische Zweck diesesGotteshauses, das als Denkmaldes Dankes für die Gewährungder öfteren heiligen Kommunionund als Leuchtturm des FriedensGottes mit der sündigen Mensch-heit erstehen soll.

Das Altarbild soll die symbolischeBedeutung der Kirche veran-schaulichen. Der Göttliche Hei-land Selbst zeigte es der Begna-digten, als Er ihr erschien: Erstand über dem Altar. Sein rechter,etwas hervortretender Fuß ruhteauf einer Muschel, worin ihr sinn-bildlich das Meer der Trübsal zuerkennen gegeben wurde.

Mit der einen Hand zeigte Er aufSein Göttliches Herz, aus dem einLichtstrahl in die Muschel floß, d.h. in das Meer der Trübsal; mit deranderen zeigte Er auf die Muschelselber, die durch den Strahl ausdem Göttlichen Herzen in eineQuelle der Gnade verwandeltworden war. Ein Priester, in demsie Papst Pius X. erkannte, lud dieanderen Priester ein, aus derQuelle zu schöpfen. Diese kamenund teilten von dem Wasser aus,an alle, die trinken wollten. Wasder siebenfarbige Regenbogen für

Sakramentskirche in Schippach

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die damalige Sintflut bedeutete,das soll dieser Friedenstempel fürdie heutige Sintflut des Unglau-bens und der Sittenlosigkeit zu be-deuten haben, nämlich die Aus-söhnung Gottes mit den Men-schen, da der bürgerlich-soziale,politische und kirchliche Friedenur eine Folge des innerlichenFriedens ist. Wer daher am Bauder Kirche mitarbeitet, der helfe inWahrheit, den Frieden zu fördern,wie der brave Soldat im Felde.

Ich verlange, daß Mir dieMenschheit ein Denkmal setze

Daß aber Gott diese Kirche nachSeinen Wünschen will, geht ausfolgendem hervor: Bald nach demersten Kommuniondekret 1905von Papst Pius X. sprach derGöttliche Heiland zur frommenJungfrau Barbara Weigand imSpessartdörfchen Schippach diedenkwürdigen Worte: „Ich verlan-ge, daß Mir die Menschheit einDenkmal setze, nämlich eineKirche in deinem Heimatdorf,und zwar verlange Ich dieseKirche als ein Zeichen derDankbarkeit für die Einführungder öfteren und täglichen heiligenKommunion.“

Bereits im Jahre 1903 stoßen wirauf briefliche Äußerungen derJungfrau an ihren Bruder inSchippach, aus denen ihre Absichtder Erbauung einer geräumigenKirche für die beiden Gemeinden(Rück und Schippach) ersichtlichist. Schon am 11. März 1904, alsozu einer Zeit, da der Weckruf derJungfrau zur Einführung der Oft-kommunion noch der Lächerlich-keit verfiel und von den Kirchen-oberen als Größenwahn bezeich-net wird, als ihre Heilige Stundeverdammt und die Ehrenwacheverboten wurde, hört sie Jesusalso sprechen:

„Ich habe dir gesagt und dir denAntrieb gegeben, in deiner Hei-mat eine Gebetsquelle zu schaffen,damit dort deine Landsleute Michloben und preisen, damit derSame auch dorthin getragen, dieGottesverehrung dort gepflanztwird, damit auch diejenigen, dienicht mehr weit gehen können,die armen Kranken und Verlas-senen, die Altersschwachen undKinder, ein Asyl haben, wo sieMich verehren und anbeten kön-nen; denn einen Ort zu schaffen,wo Ich angebetet werde, ist mehrwert als Arme zu speisen.“

Sakramentskirche in Schippach

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Man könnte schon daraus erse-hen, daß die neue Kirche mehrwerden soll als bloße Pfarrkirche,in der ja Gott auch angebetet wer-den kann, ebenso wie in denschon bestehenden beiden Orts-kirchen; jetzt soll ein besondererGottesort entstehen, in dem Gottin feierlicher Art angebetet undverherrlicht werden soll. DieserZweck tritt schon deutlich hervorin einer Ansprache vom 28. Okto-ber 1904, welche die JungfrauBarbara aus dem Gedächtnis soaufzeichnet: „Am 28. Oktober1904, während des Engelamtes,teilte mir der Herr mit, ich solledem Herrn Pfarrer meiner Heimatmitteilen, woher es komme, daßsich das Geld zur Erbauung derAntoniuskirche in Schippach soleicht findet.

Es solle nämlich diese Kirche einAndenken sein an die verschwen-derische Liebe, die Er Seinen Ge-schöpfen zuwendet, indem ErSich aus ihrer Mitte oft das aller-unwürdigste Werkzeug erwähltund durch dieses Geschöpf SeineKinder trösten, warnen und anSeine väterliche Fürsorge erinnernmöchte. Deshalb soll der Kirchen-bau der Nachwelt eine Erinne-rung sein an Seine unaussprechli-

che Liebe. Sie soll für die Nach-welt, nicht nur für die Bewohnervon Rück und Schippach, sondernauch für die ganze Umgegendeine Warnung sein vor Lauheitund Gleichgültigkeit gegen denkatholischen Glauben. Es solldafür gesorgt werden, daß dieKirche geräumig gebaut wird undbei der Einweihung derselben solleine Mission vorausgehen, an dersich auch die Umgegend beteili-gen soll.“

Ihr Blick war stets auf dasHimmlische gerichtet

Daß die Schippacher Gottesfreun-din bei all ihrem ganz auf dasHimmlische gerichteten Blick,ihrem seligen Schauen der Gott-heit und ihrer Zwiesprache mitden Geistern der Übernatur dochauch mit beiden Füßen im Alltagdes Lebens stand und zu dem orader Seele das labora für die ande-ren fügte, ist den interessiertenLesern der Bücher und Schriftender Jungfrau Barbara Weigandhinreichend bekannt und brauchtnicht mehr wiederholt zu werden;es sei nur alleine daran erinnert,was wir über das unermüdlicheSchaffen der Gottesfreundin im

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elterlichen Hause zu Schippach, inder Wirtschaft zu Mainz und wie-der in der Heimat bereits erwähnthaben. Besonders gedenken wirauch der liebevollen Hingabe, mitder sich die Jungfrau vor ihrerÜbersiedlung nach Mainz ihresarmen Heimatkirchleins annahm,wie sie durch Schmücken undZieren das unscheinbare Kapell-chen zu einer würdigen WohnungGottes zu gestalten suchte. Alles,so schreibt sie im Jahre 1896, wasich nur erübrigen und an mirabsparen konnte, verwandte ichzur Zierde unserer Kirche:Altartücher, die Statue der Mutter-gottes von Lourdes, eine Herz-Jesu Statue, der Kreuzweg wurdeerrichtet, wo ich auch meinScherflein dazu gab. Das letzte,was ich anregte, war, einen neuenTabernakel für unsere Kirche zuermöglichen. Als ich meine Hei-mat verließ, um nach Mainz zugehen, hatte ich bereits an 200Mark geopfert und erbettelt.

Damit die Nachwelt eineErinnerung an Mich hat

Die Kirche strebt über die Grenzender Pfarrei hinaus. Derselbe Ge-danke kehrt wieder in einer

Ansprache des Herrn vom 15.April 1906: „Damit die Nachwelteine Erinnerung daran habe, wietief Ich Mich herablasse zuMeinen Geschöpfen, soll in deinerHeimatkirche bestätigt werden.“Oder am 31. Juli 1907: „Die Kirchein Schippach soll geweiht werdenzu Ehren des heiligsten Sakra-mentes“. Vom 28. März 1909schreibt Barbara eine Vision ausdem Gedächtnis nieder: AmPassionssonntag 1909 knieten wir,meine Freundin und ich, in derKirche hier und beteten laut denRosenkranz, als ich plötzlich eineinnere Stimme vernahm, die michermahnte, den Herrn nicht abzu-weisen, wenn Er Sich meiner Seelezeige. Zu gleicher Zeit erfüllteaber auch meine Seele ein hellesLicht und eine Süßigkeit, daß dieäußeren Sinne betäubt wurden.

Auf einem prachtvollen nischen-artigen Thronsessel schaute ichden Herrn. Anstatt der glattenFläche des Altars, auf dem derPriester zelebriert, war zu denFüßen des Herrn eine runde kes-selförmige Tiefe, die aber einGanzes mit dem Thron und demHerrn Selbst bildete, unbeschreib-lich schön, wie aus Gold undElfenbein in feinster Politur gear-

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beitet. Der Herr sprach: „Siehe,hier will Ich eine Stätte Mir errich-ten, einen Born eröffnen, worausalle Betrübten und Bedrängtenschöpfen können, hier zwischenRück und Schippach soll sich einHeiligtum erheben für das ganzeuntere Frankenland. Ein Heilbadhabe Ich vor, hier zu errichten.“Am 20. Oktober 1909 betetBarbara: O Mutter, nimm mir abdie Last! Das große Werk, den Baueiner Kirche, hat Dein Sohn miraufgetragen.

Darauf wird sie von ihrer himmli-schen Mutter getröstet: „Durchden Kirchenbau in deiner Heimatwill Er Sich ein Denkmal setzenzur Erinnerung, an all das, was Erdurch dich der bedrängtenMenschheit übermitteln wollte.“Am 4. Dezember 1909 sprichtJesus: „Da, wo deine Wiege stand,will Ich Mir ein Denkmal setzen,das der Welt zeigen soll, daß IchMir immer das Unscheinbarsteund Geringste auserwähle, umMeine Pläne durchzusetzen.“

Eine Sakramentskirche soll eswerden

Haben wir schon in den erwähn-ten Worten den besonderen eu-charistischen Zweck des Gottes-hauses unschwer heraushörenkönnen, so beleuchtet die Äuße-rung des Herrn vom 8. Februar1910 diesen eucharistischen Cha-rakter in ganz unzweideutigerWeise. Erscheint sie doch jetztschon unter dem Namen „Sakra-mentskirche“, der ihr von da aneigentümlich geblieben ist bis zudieser Stunde. „Ich spreche Mei-nen Dank aus“, sagt der Herr,„allen treuen Liebesbundmitglie-dern, die so opferfreudig ihrScherflein beigetragen haben.

Sage ihnen, daß sie mit der Gabefür die Sakramentskirche mehrgetan haben als ein Almosen ge-geben; denn sie haben Meineninnigsten Herzenswunsch erfüllt,weil Ich ein Denkmal errichtenmöchte für die große Gunstbezei-gung der öfteren heiligenKommunion, die Ich der Mensch-heit erwiesen.“ Ganz im Gegen-satz zur Begeisterung der Jung-frau und ihrer Freunde vom Lie-besbunde herrschte daheim inden beiden Orten der jahrhunder-

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te alte Geist kleinlicher Eifersuchtund Rivalität um den Platz derkünftigen Kirche. Obwohl dieBewohner von Rück für dieAufbringung der Mittel nochnichts, jene von Schippach nurganz weniges geleistet hatten,wollte jetzt jeder die Kirche vorseiner Haustür haben; Rück alsdie größte Gemeinde verlangtedie künftige Pfarrkirche aufRücker Boden; Schippach als dieHeimat der Stifterin auf Schip-pacher Gemarkung.

Innig betet die Jungfrau darob umEinigkeit in den beiden Gemein-den, dabei verzeichnet sie am 2.Juni 1910 eine Gebetsgnade, in derihr der Herr auch das Bild zeigte,wie Er den Gläubigen dargestelltzu werden wünscht, damit jedererkenne, daß dieses GotteshausIhm erbaut sei als Zeichen derDankbarkeit Seiner treuen Kinder,und damit Sein Verlangen darge-stellt sei, das Ihn angetriebenhabe, die öftere heilige Kommu-nion allen zugänglich zu machen.Der Herr zeigte sich in Mannes-größe wunderbar schön. Sein An-gesicht strahlend wie die Sonneund doch konnte ich es anschau-en, ohne geblendet zu werden.Sein Blick schaute sehnsüchtig in

die Ferne, als wollte Er der ganzenWelt zurufen: Kommet doch allezu Mir! Sein schöner Fuß standauf dem Rand eines Behälters, derzu Seinen Füßen zu sehen war, da,wo die Altarplatte sein sollte, wor-auf das heilige Meßopfer darge-bracht wird. Aus der Herzgegendschoß ein Strahl Wasser herausund ergoß sich in den Behälter.„Dieses Bild“, sagte der Herr,„stellt den Bund der Liebe vor,den Ich mit allen treuen KindernMeiner Kirche geschlossen habedurch die Einführung der öfterenheiligen Kommunion. Dies sollaufgeschrieben und ihnen überge-ben werden, daß Ich es so verlan-ge. Es findet seine Geltung, wennauch nicht jetzt.“

Ein Denkmal der überströmendenLiebe soll es sein

Damit dürfte das Bild der Sakra-mentskirche von Schippach nachden Intentionen der Barbara Wei-gand bereits hinreichend klargezeichnet sein. Schon vom erstenAuftauchen an ist dieses Gottes-haus auf das engste verbundenmit den Schauungen der Seherin,die in ihm ein weithin leuchtendesDenkmal der überströmenden

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Liebe errichtet sehen will, mitwelcher der Göttliche Heiland dieMenschenherzen im heiligstenSakrament des Altars umfängt.Über den engen Bannkreis einesPfarrsprengels hinaus soll sichdas neue Gotteshaus erheben, zudem die Gläubigen von nah undfern pilgern und aus dem Bornder Gnade trinken sollen, der dortdurch eine besonders eifrigeVerehrung und Anbetung der hei-ligsten Eucharistie wird eröffnetwerden. Eine Sakramentskircheim vollendetsten und erhabenstenSinne des Wortes soll in der neuenKirche zu Schippach erstehen.

Barbara Weigand aber hört nichtbloß die innere Stimme, sie folgtihr auch, wie sie es nach denGrundsätzen der katholischenMoral tun muß. Darum drängt sieunentwegt auf die Ausführungdes Werkes und empfindet geradeim Hinblick auf die innere Stimmedie Verzögerung des Baubeginnesund die Gleichgültigkeit des Orts-pfarrers doppelt hart. Ihre Briefeaus dieser Zeit lassen darübernicht den mindesten Zweifel.Schließlich faßt sie den Entschlußzu persönlichen Schritten beimBischof von Würzburg (26. Sept.1911) und nach dem Weggange

des rührigen Lokalkaplans Martinzu einem ausführlichen Briefe anden Oberhirten (25. Nov. 1912) inWürzburg, in dem sie das energi-sche Schlußwort spricht, sie hatteschon über 120 000 Mark gesam-melt: Wenn binnen einer Jahres-frist noch nichts weiter getan ist,dann bin ich genötigt, das Geldzurückzuziehen und für andereKirchen oder für die Missionen zuverwenden, wo es dankbar aufge-nommen wird.

Als die Zeitungen Tonnen desSpottes über sie ausgossen, wurdeihr Gottvertrauen auf die schwer-ste Probe gestellt. Barbara hatdiese Probe glänzend bestanden.Sie schwieg und betete. EinPriester, der sie damals aufsuchteund ihre traurige Lage mit ihrbesprach, berichtete also: Dasalles faßte sie von dem erhabenenStandpunkte einer innerlichenVereinigung mit Gottes Willenauf. Kein Wort des Hasses oderauch nur ein abfälliges Urteilgegen diejenigen, von denen sieso viel ungerechte Verfolgung zuleiden hatte, kam über ihreLippen.

Diese ihre Ergebung in GottesWillen und die Zuversicht in den

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endlichen Sieg ihrer Werke bliebbis zu ihrem Tode ungebrochen.Zwar litt sie unter den hartenPrüfungen und dem traurigenSchicksal des Kirchenbaues un-endlich schwer, aber sie legte allesvertrauensvoll in Gottes Hand.Wir wollen auf die Hilfe Gottesrechnen, schreibt sie am 20.Dezember 1913, Der allein alleszum guten Abschluß führen kann.Gelingt dies schöne Werk, siemeint die Erbauung der Sakra-mentskirche, dann wird Gott ver-herrlicht und viel Segen ausgehenüber die ganze Umgebung. MitGott habe ich begonnen, mit Gotthoffe ich auch zu vollenden. DasGelingen meines Werkes ist desHerrn Sache und so bleibe ichzufrieden, wenn scheinbar auchalles mißlingen sollte.

Wir wollen auf die Hilfe Gottesrechnen

Als sich dann im Jahre 1914 dieersten Schwierigkeiten seitens derstaatlichen Behörden erhoben, alsim August die drei bauleitendenHerren in französische Gefangen-schaft gerieten, als im Jahre 1916die Einstellung des Baues verfügtwurde: verlor sie Mut und Hoff-

nung keinen Augenblick. Niemalshat sie die Hoffnung, daß Gott ihrWerk zum Siege führen werde,aufgegeben: Wenn ichs nit mehrerlebe, dann schau ich von drobenzu; denn mei Kersch werd dochnoch fertig. Das ist dieselbe Zu-versicht und Gelassenheit, die sieauch bezüglich ihrer Gesichte aus-zeichnet: Siehe Herr, so betet sieeinmal, ich bin ganz auf michangewiesen; ich habe zwar einenguten Beichtvater; in dem Kreise,wo ich mich bewege, kann ichnichts mehr wirken, es wird nichtangenommen; daher lege ich allesin Deine Hand; mache Du damit,was Du willst. Ich übergebe Dirmeine ganze Person; so will ichalles aushalten, leiden und dul-den, wenn ich nur eine einzigeSeele mehr rette.

Schon Benefiziat Alzheimer rühm-te an dem Mädchen die Einfach-heit, Bescheidenheit, Demut; P.Alphons O. Cap. in Mainz bekun-dete, das Mädchen sei so einfachund anspruchslos, mache garnichts aus sich. Bischof Haffnerrühmt ihr einfaches, ländlichfrommes Wesen. Ihr Pfarrer Dr.Velte von St. Ignaz bestätigt aufausdrückliche Anfrage, er könnenur seine volle Zufriedenheit mit

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ihr aussprechen. Diesen Zug derBiederkeit und Bescheidenheitkonnte jeder Besucher auch anihren Verwandten feststellen, de-nen es niemals einfiel mit ihrerTante zu prunken. Das ist BarbaraWeigand nach dem Urteil derer,die sie kannten.

Nun erging endlich auch vomOrdinariate ein geharnischtesSchreiben an den Pfarrer, das ihnbewog, sich um einen Bauplatzumzusehen. Da aber dieser vonihm vorgeschlagene Platz mittenim Überschwemmungsgebiet lag,wurde er von Barbara sofort abge-lehnt, die nun ihrerseits im Be-nehmen mit erfahrenen Männernein Gelände hinter dem Schip-pacher Friedhof vorschlug (April1913). Zugleich rief man einenArchitekten, welcher eine Zeich-nung der Kirche auf diesem Platzefertigte (Mai 1913). Es ist derPlatz, auf welchem jetzt noch ver-einzelte Steinblöcke herumliegen.

Der Platz wurde sofort käuflicherworben und „findet bei denSchippachern und Rückern Sym-pathie“ (Brief des Kaplans Nöthvom 14. April 1913). Noch einmalversucht der Pfarrer sein Projektdurchzusetzen und den Bischof

dafür zu gewinnen, der sich abergleichfalls dagegen ausspricht.Barbara aber glaubt zur gleichenZeit (27. Mai 1913), die Stimmevon oben zu hören: „Mein Diener,der Bischof möge sorgen, daß esangefangen und tapfer dahintergegangen wird, daß die Kirche bis1915 am Sakramentssonntag kanneingeweiht werden.“

Leider blieb aber diese Mahnungunbeachtet, da der Bischof am 31.Mai 1913, gelegentlich der kanoni-schen Visitation, auf der Kanzelzu Rück zwar die Erbauung der„Pfarrkirche und Wallfahrtskirchezu Ehren des allerheiligstenSakramentes“ dringend wünschteund die beiden Gemeinden zurEinigkeit ermahnte, über die strit-tige Platzfrage jedoch noch keineEntscheidung gab. Diese erfolgteerst im September 1913 (Brief vom29. Sept. 1913) zu gunsten desPlatzes hinter dem Friedhof.Damit hatte dieser Platz endgültigden Sieg davongetragen und dieStifter entwarfen sofort ein Preis-ausschreiben zur Einreichung vonEntwürfen (Okt. 1913). In diesemhochwichtigen Schriftstück, wel-ches den Charakter der Kirche,wie er den Stiftern vorschwebte,authentisch zum Ausdruck

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bringt, heißt es u. a.: „Es wirdWert darauf gelegt, die Kirche inBarock oder einem diesem ähnli-chen Stil auszuführen. Bezüglichder Grundrißanordnung wirdbemerkt, daß Raum für ca. 1500Personen sein muß, zur HälfteSitz- und zur Hälfte Stehplätze,wobei zu beachten ist, daß sich150 Sitzplätze für Kinder darunterbefinden müssen. Außer demHochaltar sind vier Nebenaltäreund vier Beichtstühle vorgese-hen.“

Ein heiliger Ort der sprudelndenGnaden des Herrn

Betrachten wir die Züge dieserKirche noch einmal an der Handvieler einschlägigen Stellen in denSchippacher Schriften und vorallem in den entsprechenden Do-kumenten des Schippacher Ar-chivs: Da soll die Kirche vor allemder besonderen VerherrlichungJesu dienen. Darüber empfängtBarbara Weigand Gewißheit inLourdes am 7. September 1913,wo die Muttergottes zu ihrspricht: „So wie Mein Sohn dafürgesorgt hat, daß Ich hier verherr-licht werde, so will auch Ich dafürsorgen, daß Mein Sohn in Schip-

pach verherrlicht werde durch dasDenkmal, das Er Sich dort setzenwill.“ Am 7. November 1913spricht Jesus: „So will Ich auchjetzt, daß Meine treuen gutenKinder sich sammeln können aneinem Ort, wo Ich verherrlichtwerde.“ Am 26. März 1914 ver-langt Jesus, das Heiligtum so zubauen, „daß Mir von dort ausgroße Ehre und Verherrlichungzuströmen. Ich will aber auch, daßdort für alle Zeiten Mein Lobpreisgesungen wird bei Tag undNacht.“

Näherhin ist es das Göttliche HerzJesu in der heiligsten Eucharistie,welches hier verherrlicht werdensoll. Daher das Altarbild, von wel-chem wir schon gehört haben, wieJesus dargestellt zu werdenwünscht als die Quelle der Gna-den, und von dem der Herr am 11.April 1913 spricht: „Ich will abge-bildet sein über dem Altar als dieQuelle des lebendigen Wassers,wie du Mich geschaut, daß MeinHerz geöffnet war und ein StromWassers sich ergoß in ein Beckenunter Meinen Füßen.“ Von dieserKirche aus soll sich der Liebes-bund ausbreiten. Daher ist auchder Patron des Liebesbundeszugleich Patron der Sakraments-

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kirche, wie Barbara am Fronleich-namstage 1915 vernimmt: „FürSchippach bleibt Antonius derSchutzpatron, für die Sakraments-kirche und den Liebesbund sollaber Paschalis Baylon als Schutz-patron aufgestellt werden.“ (Derheilige Paschalis Baylon wurdeam 28. November 1897 von PapstLeo XIII. zum himmlischen Patronder Eucharistischen Vereine undBruderschaften erhoben.)

Es sollen aber in der Sakraments-kirche besonders jene Gnaden desGöttlichen Herzens verehrt wer-den, welche durch die Kommu-niondekrete Papst Pius X. aufsneue erschlossen wurden. Diesdeutet wiederum das schon mehr-mals geschaute Altarbild an, vondem die Jungfrau schrieb: DerHerr zeigte mir das Bild, wie Erden Gläubigen dargestellt zu wer-den wünscht, damit jeder erken-ne, daß dieses Gotteshaus Ihmerbaut sei als Zeichen der Dank-barkeit Seiner treuen Kinder unddamit Sein Verlangen dargestelltsei, das Ihn angetrieben habe, dieöftere Kommunion allen zugäng-lich zu machen. Darum soll das zuerbauende Heiligtum eine Dan-keskirche werden. Am 31. Mai1913 spricht Jesus: „Ein jeder

Pilger soll lesen: Dem Herrnerrichtet aus Dankbarkeit von Sei-nen treuen Kindern für die Gnadeder öfteren Kommunion.“

Daß das Heiligtum in Schippacheine Gedächtniskirche werdensoll, welche die Erinnerung an dieKommuniondekrete Pius X. undan die durch letztere überkomme-nen Gnaden und Pflichten wacherhält, verkündet der Herr immerwieder. Am 9. Juni 1914 sprichtJesus: „Ich will, daß Mir durchden Bau der Sakramentskirche inSchippach ein Leuchtturm errich-tet werde.“

Einen Bund der Liebe und desFriedens will Ich schließen

Die Sakramentskirche soll eineFriedenskirche werden. Jesus:„Jedes Fest, das in dieser Kirchegefeiert wird, soll ein Abglanz dessiebenfarbigen Regenbogens nachder Sintflut sein und ein Zeichen,daß Ich mit der MenschheitFrieden geschlossen habe. Undzwar soll dieses Denkmal desFriedens sowohl dem Herzens-frieden in den einzelnen Seelendienen, in welchen Ich als Frie-densfürst wohnen will, aber be-

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sonders auch dem Frieden zwi-schen den Völkern.“ DieSakramentskirche soll ein Werksein, „das gleichsam einen Bundder Liebe und des Friedens zwi-schen der erzürnten GerechtigkeitGottes und der tiefgesunkenenMenschheit herstellen soll.“ Indiesem Sinne solle die Kirche eineWeltkirche werden, zu der dieBesitzenden in der weiten Weltbeitragen werden (29. Nov. 1913).

Nach den Angaben der BarbaraWeigand umfaßt demnach derBegriff der Sakramentskirche imwesentlichen den Plan einer Stättedes möglichst feierlichen Kultusdes in der heiligen Eucharistiegegenwärtigen Heilands undSeines Göttlichen Herzens, so-dann eine Stätte des immerwäh-renden und dankbaren Gedächt-nisses der KommuniondekretePapst Pius X., endlich eine Stättedes wahren Friedens zwischenGott und den Menschen undunter den Völkern, in denenChristus als König und Friedens-fürst regieren will. Darum heißt esauch im Gesuch vom 23. März1914 um die Erteilung der staatli-chen Baugenehmigung: Diese Kir-che soll ein Denkmal der Liebe desEucharistischen Heilandes dar-

stellen, die durch Papst Pius X. am20. Dezember 1905 alle Gläubigeninständig einladet, sich häufigund selbst täglich, wie in denersten christlichen Zeiten, mitdem Leibe des Herrn Jesu Christizu nähren. Ferner soll diese Kircheals Zeichen Seines Triumpheserbaut werden, wie Er als Königdie Seinen regieren und beherr-schen will.

Ganze Christen, echte Christen,Kreuzträger

Das verlangt der Herr in Schip-pach: Ganze Christen, echteChristen, Kreuzträger. Er verlangtnicht Fasten bei Wasser und Brot,sondern geduldiges, starkmütigesErtragen der Leiden der Zeit.Nicht Bewahrung, sondern Be-währung. Das sind die Forde-rungen, die nicht leicht zu erfüllensind. Aber nur so kann die Weltgerettet werden, kann Friede wer-den und die Friedenskirche erste-hen. „Der Kirchenbau in Schip-pach ist etwas Gutes; denn nir-gends in der Welt verkörpert sichMeine leidende, streitende undtriumphierende Kirche so sichtbar,wie in einer großen Wallfahrts-kirche.

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Da müssen die Menschen die vierKennzeichen Meiner wahren Kir-che erkennen. Und dies soll fürDeutschland der Rettungsankerfür viele Andersgläubige sein.“„Und weil das von MeinenDienern in Mainz und Würzburgnicht anerkannt wird, und Mirviel Ehre und Verherrlichungdadurch entzogen wird, so ließIch es zu, daß die Siege in diesemWeltkrieg (1. Weltkrieg 1914 bis1918) für Deutschland zu Endegingen. Jetzt werde Ich MeineTenne säubern, wenn sie fortfah-ren, sich Meinem Willen zu wider-setzen.“

Im Jahre 1916 wurde der vonBarbara Weigand gegründete Kir-chenbauverein wieder neu belebtdurch Freunde der SchippacherJungfrau. Sie gaben sich entspre-chende Vereinsstatuten und beför-derten den Willen des Herrn. Abdiesem Zeitpunkt übernahm Dr.Hans Abel die Vereinsführung. Eswäre ein Buch für sich zu schrei-ben, wollte man die Bitterkeitenund den Leidensweg nachzeich-nen, die diesen von der Schip-pacher Idee begeisterten aufrech-ten Katholiken zu erleiden hatten.Sie gaben einen Kunstdruck aufeiner Postkarte heraus: auf der

Vorderseite ein idealisiertes Bildüber den beabsichtigten Kirchen-bau (dargestellt auf der Titelseitedes Buches) und auf der Rückseiteversehen mit folgendem Text:

In einem stillen Spessarttale deskatholischen Bayernlandes wird eineKirche erbaut, auf die der Blick desLesers hingelenkt werden soll durchdieses Bild und die Zeilen, die esbegleiten. Papst Pius X. hat als auser-wähltes Werkzeug der göttlichenVorsehung der Welt die Kommunion-dekrete geschenkt, die den häufigenoder täglichen Empfang der hl.Kommunion erstreben und befördernwollen. Es ist unmöglich, mit schwa-chen Menschenworten den unermeß-lichen Segen zu beschreiben, der ausdem häufigen und täglichen Empfangder hl. Eucharistie für jene Gläubigenströmt, die in den Geist der Kommu-niondekrete Pius X. eingedrungensind. Aber wer diesen Segen einmalan sich erfahren hat, der versteht denersten Zweck, den die im Bau begrif-fene Kirche von Schippach haben soll:ein Denkmal des Dankes zu sein, dendie ganze katholische Welt der göttli-chen Vorsehung zollt für die Kommu-niondekrete, die einer der bedeutend-sten Päpste als Werkzeug der Vor-sehung Gottes erlassen hat. Der Tagist hoffentlich nicht mehr fern, der die

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Vollendung dieses kirchlichen Denk-mals sieht. Dann wird die Sakra-mentskirche von Schippach allenkommenden Geschlechtern ein mah-nendes Zeichen sein, daß die Kommu-niondekrete nie mehr aus dem Ge-dächtnis der Menschheit entschwin-den sollen. Daß dieses Mahnzeichenin der Waldeinsamkeit eines unbe-kannten Gebirgstales stehen wird, daskönnte vielleicht seltsam erscheinen,ist aber nicht ohne Bedeutung. Gottliebt es, das Verborgene heimzusu-chen. Auch die Erde ist nicht derMittelpunkt des Weltalls und doch istsie der Schauplatz der wundersamenMenschheitsgeschichte und Heilsge-schichte geworden. Über Raum undZeit stehen die großen, ewigenGedanken. Und einer der größten lau-tet: Der eucharistische Heiland sollden Geist des Glaubens, der Bru-derliebe und der sittlichen Vertiefung,des Leidensmutes und des Opfer-sinnes neu beleben unter den Völkernder Erde.Denn niemand bezweifelt, daß dieWelt der Zukunft diesen Geist nötighaben wird, wie wenige Geschichts-abschnitte der Vergangenheit ihnnötig hatten. Unüberbrückbare Ab-gründe scheinen sich zwischen christ-lichen Nationen aufzutun; der christ-liche Kerngedanke, daß die MenschenKinder eines Vaters und Brüder und

Schwestern sind, scheint zu ertrinkenin Strömen von Blut. Als Friedens-kirche will die Kirche von Schippachden einzigen Gedanken verkörpern:„Liebet einander, wie ich euch geliebthabe!“ - den einzigen Gedanken, derwieder einen kann, was jetzt getrenntist und doch nicht getrennt bleibendarf. Aber nur heiliger Boden ist im-stande, den Gottesfrieden aufblühenzu sehen: in der Dankes-, Gedächtnis-und Friedenskirche von Schippachsoll er geschaffen werden von dankba-ren Kindern Gottes.Verein für die Sakramentskirche inSchippach E. V.

Der Verein hat den Zweck, zumimmerwährenden Gedächtnis dervon Papst Pius X. erlassenenKommuniondekrete und zurDanksagung dafür in Schippachin Unterfranken eine Sakraments-kirche, die zugleich Friedens-kirche für den Weltkrieg sein soll,zu erbauen, einzurichten und zuerhalten. Man beachte auch § 3dieser Vereinssatzungen: „DieMitgliedschaft hat das Bekenntniszum römisch katholischen Glau-ben zur Voraussetzung.“

Den Bauplatz bestimmte der HerrSelbst, indem Er Seinen Willenkundtat durch drei Priester und

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durch die Seherin selbst. „HabeIch euch nicht drei Zeugen zuge-führt, deren Wahl auf einen unddenselben Platz fiel? Ja, diesenOrt, den Ich dir im Jahre 1903 imTraume gezeigt, habe Ich zumBauplatz Meiner Kirche erwählt.“

Die Kirche wird gebaut alsZeichen des Sieges

Bei Ausbruch des Weltkriegessprach der Herr zur Begnadigten:„Die Kirche wird gebaut als Zei-chen des Sieges. Wie sie trotz derwelterschütternden Ereignissedoch gebaut wird, so soll mit ihrerVollendung auch Friede in derWelt einziehen. Sie soll nicht nurals Siegeszeichen über den Un-glauben ihrer und Meiner Feindeerstehen, sondern auch alsLeuchtturm, als Sinnbild derLiebe und des Friedens sich erhe-ben.“

Am Fest des heiligen Joseph am19. März 1915 spricht Jesus: „Ichwill, daß die Kirche trotz der vie-len Schwierigkeiten weitergebautwerde. Daß Ich aber von Meinentreuen Kindern dieses Dankes-denkmal in dem schrecklichenWeltkrieg zu bauen verlange, soll

allen guten und treuen Kindern,die so bereitwillig ihre Gabenspenden und Meinen Willen erfül-len, ein Denkmal des Friedenswerden. Ich Selbst will als Frie-densfürst in ihnen wohnen schonhier auf Erden und durch dieganze Ewigkeit. Denjenigen, diesich so hartnäckig und mit bösemWillen Meinem Werke widerset-zen, soll die Kirche als Leucht-turm des Sieges gelten und eineMahnung für jene sein, die unbe-rufen Meine Pläne vereiteln wol-len, auch wenn es Führer MeinesVolkes, des Volkes Gottes sind. Siewerden Meinen Arm fühlen müs-sen.

Die Schwierigkeiten, die von allenSeiten gemacht werden, lasse Ichjedoch zu, weil das ganze Werkden Weg gehen muß, den Ich undMeine Braut, die heilige katholi-sche Kirche, gehen müssen, undweil es einen Weg der Läuterungdurchmachen muß, ehe es MirEhre und den Menschen Heil undSegen bringen kann. Eine Erneue-rung des Glaubens und der Sittensoll der Liebesbund sein und alle,besonders jene, die sich durchOpfergaben beteiligen, oder wieMeine Diener in Wort und Schriftden Kirchenbau und Mein Werk

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fördern, helfen den Sieg beschleu-nigen. Wie Ich einst die Erlösungder Menschen durch blutigenKreuzestod verdienen mußte, somuß jede Erneuerung des Glaubenslebens in der sündigenMenschheit durch fortgesetzteMiterlösung opfernder Menschenverdient werden.

Dein anhaltendes Gebet schon seitdeiner Jugend auf, dein beständi-ges Opferleben in so schlichten,einfachen Verhältnissen hat MeinHerz gerührt. Darum soll jetzt mitdem Blutbad und all den Geißeln,die damit verbunden sind, auchdie sühnende Kraft einsetzen, diedie Menschen bessern und dieWunde wieder heilen soll. Diesühnende Kraft, die Ich zwar amKreuz für alle Menschen verdienthabe, soll und wird aber doch fürdie undankbar sündige Mensch-heit in Zeiten, wo die Menschheitihre eigenen Wege geht, wie inden letzten Jahrhunderten, sehrverstopft und aufgehalten. Zu sol-chen Zeiten brauche Ich Sühn-opfer, Menschen, die durch einLeben, das dem Meinen ähnlichist, den verstopften Kanal wiederaufräumen. Die sühnende Kraftbin Ich, der Kanal ist der Liebes-bund.

Der furchtbare Krieg und seinebeiden Gefährten, Krankheit undHungersnot, sind die Arme derzürnenden Gerechtigkeit. Mit die-ser Züchtigung soll die Versöh-nung Hand in Hand gehen. DieSakramentskirche in Schippach,ein Leuchtturm des Friedens, eintdie sündige Menschheit und istein Zeichen des Sieges der Barm-herzigkeit über die zürnendeGerechtigkeit.“

Siehe, alle deine Fehler will Ichdir verzeihen

Blicken wir wiederum auf dasLebenswerk der SchippacherJungfrau, denn auf ihre Ge-sinnung zu schauen lohnt sichund kann uns allen Mut gebenund uns helfen, Gott zu suchen,Ihn zu finden und Ihn anzubetenin der Stille der Kirche: Ihre größ-te Freude war Jesus im allerheilig-sten Altarsakramente. Wie oftbesuchte sie Ihn. Einige Jahre gingsie nachts um ein Uhr, wöchent-lich mehrmals, fast fünf Stundenweit von Schippach nach Aschaf-fenburg, um in der Kapuzi-nerkirche die heilige Kommunionzu empfangen, und wieder fünfStunden zurück.

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Im Jahre 1885 zog sie nach Mainz,um täglich kommunizieren zukönnen. Nach mehrfachem länge-rem Aufenthalt in Schippachkehrte sie 1924 hierin endgültigzurück. Ein großer Wunsch be-seelte sie, daß der EucharistischeChristus immer mehr von denMenschen angebetet und empfan-gen werden möge. Solche Liebeund solche Opfer konnte derHeiland nicht unbelohnt lassen.Einmal, es war am Dreifaltigkeits-sonntag 1880, weinte sie auf demHeimweg bitterlich über einenFehler, den sie schon wiederbegangen hatte. Da fühlte sie sichangefaßt und vernahm dabei diekostbaren Worte: „Siehe, all dieFehler, die du begangen undbeweinst, will Ich dir verzeihen,wenn du nur oft kommunizierst.“

Daraufhin erlaubte ihr der Beicht-vater, neun Tage nacheinander dieheilige Kommunion zu empfan-gen. Aber nachher war es baldwieder wie vorher. Es würde hierzu weit führen, all die Schwierig-keiten anzuführen, die sie zuüberwinden hatte, und die für unsheutige Menschen durch dasKommuniondekret Papst Pius X.alle beiseite geschafft sind. Aberes ist heute klar, daß sie eine der

Vorkämpferinnen war, daß esüberhaupt zu diesem Dekret kam.Denn ohne das Bedürfnis darnachwäre dieses Dekret wohl nicht soschnell zustande gekommen. DerHeiland Selbst war es, Der zuBarbara sprach: „Du mußt deineVorgesetzten immerfort um dieöftere heilige Kommunion bitten,und du wirst diese Gnade auchnoch erlangen, aber erst dann,wenn du einmal deinen Willendem Meinigen ganz unterworfenhast. Du sollst das Werkzeug sein,dessen Ich Mich bedienen will,um auch anderen dieses Glück zuverschaffen. Das Törichte vor derWelt hat Gott erwählt, um dieWeisen zu beschämen. (1. Kor.1,20)

Nun will Ich anfangen, MeineTenne zu säubern

Was kündigte der Herr vor fasteinhundert Jahren durch BarbaraWeigand an? „Nun will Ich anfan-gen, Meine Tenne zu säubern undden Weizen von der Spreu zu sie-ben.“ Über das Eintreffen dieserStrafen ist heute wohl niemandmehr im Zweifel, doch wann istdie Menschheit dazu bereit, sichdes schon so lange vorher angebo-

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tenen Heilmittels zu bedienen?Barbara Weigand hat die Forde-rungen ihres Herrn und Meisterszuerst an sich selbst verwirklicht,ist mit ihren beiden Freundinnenden Weg vorangegangen, damitihre Mitmenschen folgen könnten.Die Menschenfurcht sollte über-wunden werden. Es kann einerstark sein wie Goliath, doch beimgeringsten Spott über seinenGlauben versagt er.

Der Heiland verlangt also denganzen Menschen. Wer täglichsich in der Gottesfurcht übt, denHerrn im heiligen Opfermahl trö-stet und Ihm beisteht, angesichtsder vielen Greueltaten, die Ihmzugefügt werden, zur heiligenKommunion geht, sie in ehrfürch-tiger und ehrerbietiger Gesinnungempfängt und ein stetes aufrichti-ges Verlangen danach hat, fernersich regelmäßig im Bußsakramentdarauf vorbereitet, sich von vorn-herein Mühe gibt, die schwereSünde zu meiden und nur einSinnen hat, nicht im Stande derSünde zu verweilen, wer das mitgutem Willen beobachtet, gibt vonselbst ein gutes Beispiel und rich-tet sein Leben nach den GebotenGottes ein. Taten verlangt daherder Heiland!

Das Bemühen zählt bei Ihm alles!Seine Barmherzigkeit und Verge-bung ist unendlich langmütig.Das gute Beispiel, das gelebteChristentum, soll die Kirche zumSiege führen. Unsere Bücher undSchriften, auch das Verlangennach der von Gott befohlenenSakramentskirche in Schippach,sind Zeugnisse des Glaubens.

Heilandsworte: „Darum muß zu-erst der Same ausgestreut werden,die Schriften sollen verbreitet wer-den und nicht irgendwo verstau-ben, dann erst kann der BaumFrüchte tragen in reicher Fülleund kann wachsen und erstarkenzum Damm, an dem der Unglau-be zerschellt, zerschellen wird.

Wenn der Geist, der aus denWeigandschen Schriften spricht,die Herzen ergriffen und umge-wandelt hat, dann wird es eineSelbstverständlichkeit sein, daßdie Kirche vollendet wird und derWunsch des Heilandes erfülltwird, auf daß Friede werde aufErden, daß statt Haß und Feind-schaft, die Liebe herrsche undihren Ausdruck finde in der vomHerrn gewünschten Friedenskir-che, in der die Sünder in Scharenzum Glauben und zur Gottestreue

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zurückgeführt werden sollen, imneuen Lourdes zur Rettung derSeelen.“

Der siebenfarbige Regenbogenüber Schippach

Mit dem Regenbogen über dervom Herrn gewünschten Dankes-,Gedächtnis- und Friedenskirche vonSchippach, der auch auf dem Bildim Einband dieses Buches als sol-cher angedeutet ist, hat es seinebesondere Bewandtnis: Am 2.Donnerstag im Oktober 1895sprach der Herr zu Barbara Wei-gand: „Ich will dir zeigen, warumIch so freigebig bin und dir sogroße Verheißungen mache, dei-netwegen wohl nicht, aber damitman erkenne, wie gut Ich bin, unddaß Ich Mich an Großmut nichtübertreffen lasse. In einen neuenLichtglanz hat Mich Meine Braut,die Kirche, gekleidet und in einenneuen Himmel hat sie Mich ver-setzt in diesem Monat, weil MeineKinder sich so zahlreich um Michversammeln zum Lobpreis Mei-ner heiligen Mutter. Denn siehe,indem sie Meine Mutter ehren,verherrlichen sie Mich, ihrenGott.“

Am Abend: Das Allerheiligste warausgesetzt, und der Rosenkranzwurde begonnen. Bisher zeigte ErSich ihr nicht, obwohl sie sicherwußte, daß Er in ihrer Nähe, beiihr sei. Jetzt aber zeigte Er Sich ihrin einer solchen Schönheit aufdem Altar, daß es weder gedachtnoch beschrieben werden kann.Er war in einen Glanz gehüllt, wiesie Ihn noch nie geschaut. In die-sem Glanz schaute sie einen Reif,oder besser noch, einen Regen-bogen, aber ohne Farben, derJesus ganz umgab, und in diesemovalen Bogen stand überaus lie-benswürdig der liebe Heiland,Sein Angesicht gegen die Leutegerichtet.

Um den geheimnisvollen Bogenherum waren in abgegrenztenFeldern die zwölf Artikel desApostolischen Glaubensbekennt-nisses. Hinter Ihm stand SeineMutter, und der Glanz, mit demder liebe Heiland umgeben war,fiel auf Seine Mutter zurück, undSie teilte mit beiden Händen denAnwesenden davon aus, so daßalle - jedoch sehr verschieden -von demselben Lichte umgebenwaren. Nun belehrte sie der Herr,was das bedeuten sollte, weil siees nicht verstanden hat.

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Der Glanz nämlich, den sie schau-te, ging nicht - wie sonst immer -von Ihm Selbst aus, sondern derIhn umgebende Regenbogen mitden zwölf Artikeln des Aposto-lischen Glaubensbekenntnissesverbreitete ihn. Damit wollte Eruns zeigen, welche große FreudeSeine Kirche Ihm dadurch berei-tet, daß sie ihre Kinder in diesemMonat so zahlreich um Ihn ver-sammelte, und daß sie auch wis-sen sollen, daß sie nicht vergebensbitten und Er Sich nicht übertref-fen lasse.

Deswegen habe Er mir amDonnerstag jene fast unglaubli-chen Verheißungen gegeben, fürjeden Rosenkranz einen armenSünder und für jedes Ave Mariaeine Arme Seele zu schenken.Damit will der liebe Heiland unszeigen, welche Freude Er hat andem Gebet Seiner Kirche und wieviele Gnaden für uns, für dieKirche, daraus fließen, und daßwir selbst Seine Wonne undHerrlichkeit vermehren können.

Wir erlangen, wenn wir uns rechtmit Ihm vereinigen, und dem Rufder Kirche folgen, alles, wie Er esversprochen, nicht durch unsereBemühung, sondern durch Sein

und Seiner Kirche Flehen, mitdem wir uns vereinigen.

An Vigil von St. Katharinenfest1899: Als der Priester die heiligeHostie erhob, wurde Barbara inein Licht versetzt, und sie konnteschauen. Sie durfte den Ort schau-en, worin eine Verstorbene seitihrem Tode war. Sie war nicht imFegefeuer, schien aber auch nichtim Himmel zu sein. Der Ort warhell und schön. Barbara sah beider Wandlung, wie sie mitFrohlocken aufschwebte und demlieben Heiland entgegeneilenwollte. Sie litt nicht bisher, son-dern ihre einzige Strafe war, daßsie zwar den Ort der Seligen sah,aber Gott nicht.

Bei der Wandlung aber fing sie an,Gott zu schauen. Bei der Kommu-nion des Priesters aber ver-schmolz sie mit der heiligenHostie und war eins, ungefähr so,wie wenn ein Regenbogen ver-schmilzt. In diesem Augenblickging Jesus auf sie zu und hing ihreinen kostbaren Mantel um, derflimmerte wie leuchtendes Gold.Doch war dies Gold ein andereswie das, womit das einige Wochenalte Kind ihres Bruders ge-schmückt war.

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Das Gold des Kindes war feurigstrahlend, das Gold der Schwesterwar viel milder.

Am Fest des heiligen Franziskusam 4. Oktober 1904 spricht Bar-bara: Der Herr teilte mir auch mit,daß der Regenbogen, wenn er amHimmel erscheint, uns nicht nuran den Friedensbund erinnernsoll, den Er mit der Menschheitgeschlossen, sondern auch an denSchmerz über die vernichteteMenschheit. Dieser Schmerz sei sogroß gewesen, daß Er Sich ver-pflichtet habe, auf so furchtbareWeise nie mehr zu strafen.

Bei den Einweihungsfeierlich-keiten der jetzigen St. Pius Kirchein Schippach am 1. Oktober 1960war der Himmel wolkenbehan-gen, und ein kurzer heftigerRegen ergoß sich über dasElsavatal. Als der Bischof vonWürzburg, Josef Stangl, dieTreppen zum Gotteshaus hoch-stieg und mit ihm die feierlicheFestgemeinde, da erschienurplötzlich gegen 15.30 Uhr, sokann man noch heute in denAnalen nachlesen, über derKirche ein siebenfarbiger Regen-bogen in den schönsten Farbenam Himmel, der von der Kapelle

im Rücker Weinberg aus dasElsavatal überspannte. Die Ver-heißung des Herrn an BarbaraWeigand, Seinem Werkzeug, hattesich erfüllt und hatte vor denAugen des Bischofs und dem gan-zen Gottesvolke Seine DienerinBarbara Weigand bestätigt.

Jesus: „Nicht eher wird es anders,als bis Mein Werk in Schippachvollendet ist. Wenn die erstenGlocken läuten und die erstenFeste hinaustönen ins Bayernlandund die ersten Feste in dieserKirche gefeiert werden und wennvon Süd und West und Ost undNord Meine Kinder herbeiströ-men, um Mein Heiligtum zubesuchen, dann wird von dort ausein neues Glaubensleben entste-hen. Meine Kirche wird eine Blüteentfalten in der ganzen Welt. Duwirst längst im Grabe ruhen, duerlebst das nicht, aber du erlebstes in deiner Glorie im Himmel“ (1.4. 1922). „Die Bedeutung diesesTempels soll ein Triumph derwahren Kirche Jesu Christi sein,die von allen übrigen als solcheerkannt werden soll.“

Bis jetzt ist die vom Herrn gewoll-te und Barbara Weigand gezeigteKirche nicht sichtbar. Noch ist

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kein Friede, noch toben die Hei-den und sinnen wider den Herrnund Seinen Gesalbten.

Wann werden sich die Christenaufraffen zu lebendigem, inner-lichem Christentum, zu Tatchri-stentum, so daß sie nicht nur mehrChristen heißen, sondern es auchsind? So daß sie nicht so sehr nachdem Irdischen streben, sonderndas Himmlische, Ewige erstreben.Es kommt doch nicht so sehr aufden Steinbau an, der errichtet wer-den soll, sondern vor allem aufden Herzensbau. Wir Christen sol-len lebendige Tabernakel sein, zudenen der Heiland täglich kom-men kann. Als Ausfluß der Dank-barkeit und Liebe wird dann derrein äußerliche Bau in Schippacheine Selbstverständlichkeit sein.

Barbara Weigand hatte eineMission Gottes zu erfüllen

Die Gründe, welche für Schippachsprechen, sind überzeugend dar-gestellt und in einer Großzahl vonBüchern und Schriften allen zu-gänglich gemacht worden, dienach der Wahrheit suchen undsich an ihr erfreuen und aucherquicken wollen. In dem Buch

„Barbara Weigand im Urteil vonBischöfen und Priestern“ istzudem auch über die vielenVorkommnisse des Klerus vonWürzburg und Mainz berichtetworden. Zudem ist wegen derLangjährigkeit der Vorkomm-nisse, also mehr als 70 Jahre nachkirchlichem Recht, jedermannZugang zu den Archivunterlagenin den Diözesan-Bibliothekenmöglich. Das ist uns erst jüngstmit einer Internetpost durch dasDiözesanarchiv Würzburg vom 1.August 2006 (EucharistischerLiebesbund und Veröffentlich-ungen zu Barbara Weigand) aus-drücklich bestätigt worden. Weralso die Wahrheit sucht, wird sieauch finden.

Die Kenntnis von der unwahrenBehauptung einiger DomherrenWürzburgs über die wahren Hin-tergründe der Schippacher Sachevon damals, die allerdings bisheute noch anhalten, zumindestnicht berichtigt wurden, be-schränkt sich jedoch nicht nur aufkirchliche Kreise. Die Kirche, sofragt man sich, kann dieUnwahrheit nicht dulden, wennsie davon unterrichtet ist, und dieWahrheit steht über den Behör-den, selbst auch den kirchlichen.

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Stellvertretend für viele andereähnliche Schriftstücke und Verfü-gungen der DiözesanleitungWürzburg sei das immer nochgeltende Verbot vom 24. Februar1916 im Diözesanblatt No. 8 erin-nert, das folgenden Wortlaut hat:

An den hochwürdigenDiözesanklerus.

Betreff: Eucharistischer Liebesbunddes göttlichen Herzens Jesu.

Der Gebetsverein unter dem Namen„Der eucharistische Liebesbund desgöttlichen Herzens Jesu“ wird hier-mit in unserer Diözese verboten.Derselbe steht erwiesenermaßen mitden angeblichen Offenbarungen derB.W. aus Schippach im engsten Zu-sammenhang. Diese Offenbarungensind aber, wie eine eingehende Prü-fung ergab, hinfällig. Insbesondereenthalten sie neben vielem anderenAnstößigen, große Irrtümer gegen diekath. Glaubens- und Sittenlehre. Anund für sich betrachtet, erscheint derWortlaut der Statuten und Gebetedes Liebesbundes einwandfrei und ererhielt deswegen von mehreren aus-wärtigen kirchlichen Behörden, offen-bar in Unkenntnis der geheimenHerkunft und Ziele dieses Gebets-

bundes, die Druckgenehmigung.Aber in den besagten Offenbarungen,aus denen der Text der Statutenmosaikartig zusammengefaßt ist,wird u.a. gelehrt, es genüge für unse-re Zeit das Mittleramt Jesu Christi,das hl. Meßopfer, das Priestertumnicht mehr, erst der Liebesbundmüsse die Kirche retten. Eine Reihevon ganz rechtgläubig klingendenBegriffen der Statuten dieses Liebes-bundes, wie z.B. „lebendiger Glau-be“, „Sühne“, „Opferleben“, „Brautdes Gekreuzigten“, „bevorzugteKinder der hl. Kirche“, u.a., erhaltenin den Offenbarungen einige un-kirchlich abgedruckten Gebeten eineabergläubische Wirkung zugeschrie-ben. Desgleichen wurden den Liebesbund-mitgliedern übertriebene und gegendie kirchliche Lehre verstoßendeVerheißungen gemacht.Es ist unserehl. Pflicht über die Reinerhaltung deskath. Glaubens in der Diözese zuwachen. Daher müssen wir dieGläubigen vor den angeblichen Of-fenbarungen der Barbara Weigandwarnen und die Verbreitung ihrerSchriften sowie den von ihr gestifte-ten Gebetsbund verbieten. Zugleichwiederholen wir in der nachdrück-lichsten Weise unser früheres erlasse-nes Verbot der Sammlungen füreinen Schippacher Kirchenbau.

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Vorstehender Erlaß ist in allen Pfarr-, Kloster- und Filialkirchen mitselbständigem Gottesdienst alsbald zuverlesen.

Würzburg, den 18. Februar 1916

Dr. Hessdörfer Vic. Gen.

Dieser ungeheuerliche Erlaß derKirchenbehörde von Würzburg istbis heute noch nicht widerrufen.Welch erdrückender und uner-träglicher Zustand, wenn vieleGläubige die Überzeugung mitsich herumtragen müssen, daßvon kirchlichen Behörden fortge-setzt die Unwahrheit behauptetund verbreitet wird, ohne daß dieWahrheit trotz aller Vorstellungenzu ihren Rechten kommen kann.In einem Gesuch eben wegen die-ses Verbotes an das BischöflicheOrdinariat durch die FreundinBarbara Weigands, Frl. LuiseHannappel in Mainz, das vom 3.April 1918 datiert, wird vomGeneralvikar des BischöflichenOrdinariats wie folgt beantwortet:

Bischöfliches Ordinariat Mainz, den 3. April 1918.

AnFräulein Luise HannappelMainz

Betreffend: Urteil vom 11. Februar1918 in der Sache von Schippach

Den Protest, den Sie unterm 20.März gegen das Vorgehen desGeneralvikars beim BischöflichenOrdinariat vorgebracht haben, weisenwir als völlig gegenstandslos zurück.Der Generalvikar handelt amtlichstets im Namen und Auftrag desBischofs. Er hatte im vorliegendenFall den Auftrag, Ihnen von demUrteil des Ordinariates Würzburgvom 11. Februar amtlich Mitteilungzu machen und Sie zu einer Er-klärung darüber zu veranlassen, obSie sich diesem Urteil unterwerfen.Daß gegen dieses Urteil Appellationeingereicht sei, war dem Generalvikaram 4. März noch nicht bekannt, allemAnschein nach auch Ihnen selbstnicht, da Sie in Ihrer protokollari-schen Aussage davon keine Erwäh-nung taten, sondern nur die Möglich-keit einer Appellation offen hielten.Aber selbst, wenn die Tatsache, daßAppellation angemeldet wurde, am 4.März bereits bekannt gewesen wäre,war der Generalvikar berechtigt, Sie

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unter Androhung kirchlicher Strafenzur Unterwerfung unter das Urteilaufzufordern, insofern dasselbe dasVerbot der Verbreitung der „Offen-barungen“, des Liebesbundes und derSammlungen für den Kirchenbau inSchippach erneuert und bestätigt. Ein solches Verbot des Bischofs wirddurch Appellation an den Aposto-lischen Stuhl keineswegs außer Kraftgesetzt; das ergibt sich im vorliegen-den Falle schon aus dem Umstand,daß sich das Urteil auf die Entschei-dung der S. Congreg. S. Off. vom 23.Juni 1917 stützt, welche die Weisungenthält: Die Bischöfe mögen vonihrem Rechte Gebrauch machen(angebliche Offenbarungen usw. zuprüfen, ev. zu verbieten).Aufgeschoben wird infolge derAppellation nur die Vollstreckungdes Urteils, insofern es die Vernich-tung der die „Offenbarungen“ ent-haltenden Schriften anordnet. Da Sieerklärt haben, die in Ihrem Besitzebefindlichen Schriften nach Würz-burg abgegeben zu haben, konnte derunterzeichnete Generalvikar nichtden Versuch machen, die Voll-streckung des Urteils in diesemPunkte herbeizuführen. Vielmehr gab er einfach die von Ihnenzu Protokoll gegebene Erklärung, inder Sie Ihre Unterwerfung unter dasWürzburger Urteil aussprachen mit

dem Vorbehalt, daß Sie in die Ver-nichtung der Schriften nicht einwilli-gen könnten und sich Bedenkzeit aus-bäten, nach Würzburg weiter. EinVorwurf gegen das Vorgehen desGeneralvikars ist also in keiner Weisebegründet. Allem Anschein nach sindSie über die Wirkung der Appellationauf die Vollstreckung eines Bischöf-lichen Urteils, das nicht einfachhinein Strafurteil, sondern ein Urteilüber Dinge ist, welche die Glaubens-und Sittenlehre sowie die kirchlicheOrdnung berühren, Dinge, über diezu wachen und zu richten Recht undPflicht des Bischofs ist, irrig belehrt.Wir müßten sonst annehmen, daß diein Ihrem Schreiben vom 20. Märzausgesprochene Verweigerung IhrerUnterwerfung einer Gesinnung ent-springe, die mit Ihren bisherigenErklärungen im Widerspruch stünde.Wir machen Sie deshalb nochmalsmit allem Nachdruck darauf aufmerk-sam, daß das Verbot, die Offenba-rungen der Barbara Weigand undden Eucharistischen Liebesbund zuverbreiten und für den Kirchenbau inSchippach Gaben zu sammeln, auchfür die Diözese Mainz unbeschadetder Appellation nach Rom weiterbe-steht und seine Übertretung die An-wendung kirchlicher Strafmittel nachsich ziehen wird.gez. Dr. Selbst Vic. Gen.

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Die Diözesanleitungen von Würz-burg und Mainz haben sich an derSache Schippach schuldig ge-macht. Das Unrecht, das dadurchhervorgerufen wurde, muß wie-der gut gemacht werden. Dabeimüssen diejenigen, welche dieWahrheit kennen, mit Rücksichtauf die kirchliche Autoritätschweigen, während die Unwahr-heit unter dem Mißbrauch derkirchlichen Autorität offen undungeniert auftritt und mit Hilfeder ihr zur Verfügung stehendenPresse das ganze Volk in die Irreführt.

Es handelt sich jedoch im FalleSchippach nicht bloß um dieUnterdrückung der Wahrheit,sondern auch um eine Be-drückung der Gewissen. Wer dieWahrheit von Schippach, dasheißt, das Lügengewebe, das dieGegner darum gesponnen haben,kennt, der ist fortgesetzt in einerGewissensnot: Auf der einen Seitesteht die Wahrheit und auf der an-deren Seite die geistliche Behördeals Vertreterin der Kirche. BeideSeiten harmonieren nicht, sondernbefinden sich in einem unleugba-ren Widerspruch. Der Gläubigeaber weiß, daß es hier keinenWiderspruch geben darf, da er

sonst nicht beiden Seiten zugleichuntertänig sein könnte.

Was soll er nun in diesemDilemma tun? Soll er die Wahrheitverleugnen, um die Autorität derkirchlichen Behörde zu wahren,oder soll er der kirchlichen Behör-de entgegentreten, weil dieWahrheit von Gott ist und manGott mehr gehorchen muß alsdem Menschen? Wer aber könntesich heutzutage so tiefsten Her-zens entschließen, den kirchlichenBehörden gegenüber Front zumachen, wo alle Autorität insWanken geraten ist? Allein, ein-mal muß eine Entscheidunggetroffen werden, da die Wahrheitnicht auf die Dauer verleugnetwerden kann, ohne daß dieAutorität erst recht in die Brüchegeht.

Wenn die Gläubigen fortgesetztden Gedanken mit sich herumtra-gen müssen, daß kirchliche Behör-den die Wahrheit unterdrückenund die Unwahrheit verkündenkönnen, ohne daß aus der Kircheselbst heraus Wandel und Abhilfegeschaffen wird, so bedeutet diesfür die betreffenden Gläubigeneine besondere und starke Be-lastungsprobe, der Festigkeit ihres

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Glaubens und der Zuverlässigkeitder kirchlichen Gesinnung.

Wir schulden Papst Pius X.Dankbarkeit und hohe Verehrung

Der Blick in die nächste Zukunftläßt für die Menschheit und fürdie Kirche nichts Gutes, ja sogardas Schlimmste erwarten. Es wäregewiß für viele, die treu an derSchippacher Sache und der Sakra-mentskirche hängen, ein Hoff-nungsschimmer, wenn sie wüß-ten, daß das große Unrecht, dasman an Schippach begangen hat,wieder gut zu machen ist, unddaß sie in der von Gott gewolltenDankes-, Gedächtnis- und Frie-denskirche ein Unterpfand für dieWelterneuerung im Sinne desPapstes Pius X. erblicken dürfen.Dabei kann nicht übersehen wer-den, wie gerade in dieses Schip-pacher Kirchenbauprojekt daskatholische Volk seine heiße Liebeund Dankbarkeit für den Papstfür den Empfang der täglichenheiligen Kommunion hineinge-legt hat.

Was aber kann die Errichtungeiner dem Gedächtnis der Kom-muniondekrete Pius X. gewidme-

te Sakramentskirche schaden? Solles ein Schaden sein, wenn Tau-send und Abertausende, alleinschon durch die schöne Idee die-ser Kirche angezogen, dort imSinne Pius X. die eucharistischeErneuerung ihres Seelenlebens inAngriff nehmen? Soll es ein Scha-den sein, einen Brennpunkt zubesitzen, an dem das Feuer derBegeisterung für die tägliche unddie frühzeitige Kommunion stän-dig genährt wird und von dortimmer mehr sich verbreitet? Solles ein Schaden sein, wenn eineKirche entsteht, in der das Lob desgroßen Heiligen, Pius X., auchvon seinen Zeitgenossen verkün-det und wachgehalten wird? Solles ein Schaden sein, wenn dieNachwelt, die diesen Papst, dendie Kirche ja inzwischen heiligge-sprochen hat, auch ein monumen-tales Denkmal erfährt, daß auchdie Katholiken dieser Zeit unddieses Landes die Größe diesesPapstes zu würdigen wissen?

Der Mittelpunkt, das Herz derKirche ist die heilige Eucharistie

Die Sakramentskirche soll die hei-lige Eucharistie durch ein kirchli-ches Denkmal der Welt sichtbar

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verherrlichen und der Liebes-bund, der eucharistische Liebes-bund, zieht die Nutzanwendungaus der kirchlichen Lehre über dieheilige Eucharistie. Daß er zu-gleich der Liebesbund des Gött-lichen Herzens Jesu ist, entsprichtganz dem kirchlichen Geiste, dersich kundgibt. Die Sakraments-kirche soll auch ein Denkmal desDankes sein für die päpstlichenKommuniondekrete, also für einedurch das Papsttum der Mensch-heit erwiesenen Wohltat, und derLiebesbund ermahnt zur Beach-tung dieser Dekrete und fördertdie Durchführung derselben. DerLiebesbund bekämpft die Zeitübeldurch deren direkte Gegensätze:Die Kirchenfeindlichkeit durchden engsten und innigstenAnschluß an die Kirche; die anti-religiöse Gleichgültigkeit durchden häufigen Sakramentsemp-fang; die Vergnügungssucht durchdie Weltflucht; die Unzu-friedenheit, aus der die Unbot-mäßigkeit entspringt, durch dasgeduldige Kreuztragen im eige-nen Berufe.

Daß die Sakramentskirche, welcheeine Wallfahrtskirche werden soll,in welcher das allerheiligste Altar-sakrament selbst der Gegenstand

der besonderen Verehrung sei,und in welcher Tag und Nacht dieEwige Anbetung stattfinden soll,nur gute Früchte für die Kircheund für die Menschheit zeitigenkann, ist eine Wahrheit, die derDiskussion entrückt ist. Schon seitüber vierzig Jahren wird an dreiWerktagen in der Woche allzeitdie Ewige Anbetung von getreuenKatholiken anhaltend geübt. Auchder Liebesbund kann, wenn seineWeisungen sinngemäß und getreubeachtet werden, nur gute Früchtebringen. Im übrigen wird nie-mand leugnen können, daß dieFreunde von Schippach schonjetzt durch ihren kirchlichen Geistund ihren religiösen Eifer bewie-sen haben, daß die Früchte vonSchippach gute sind. Diese Freun-de bekennen aber, daß sie ihrenreligiösen Eifer neben der GnadeGottes zumeist den Anregungenvon Schippach verdanken.

Begonnen hat alles mit demKampf gegen Schippach

Wann der Kampf in der Pressegegen Schippach begonnen hat,vermag ich nicht anzugeben. Ichkann mich jedoch nicht erinnern,davon gehört oder gelesen zu

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haben, daß schon vor dem Jahre1914 Artikel gegen Schippach er-schienen seien. Jedenfalls warenes damals nur vereinzelte. Er-scheinungen, die wenig Beach-tung fanden.

Der eigentliche, systematischeKampf setzte erst mit dem Jahre1915 ein, bzw. genau zu demZeitpunkt, als mit der Aufnahmeder Bauarbeiten der Sakraments-kirche die Schippacher Idee vorihrer Verwirklichung stand. Jeweiter der Bau voranschritt, destozahlreicher und heftiger wurdendie Artikel. Allen Blättern voranging die Augsburger Postzeitung,die eine Reihe von Artikeln mitgeradezu wütenden Ausfällengegen Schippach brachte. Alsdann der Zweck erreicht und derBau der Sakramentskirche nachder Entscheidung Würzburgsvom 11. Februar 1916 eingestelltworden war, da triumphierte dasBlatt geradezu und sprach öffent-lich dem Ordinariat Würzburgseine Anerkennung aus.

Ausgangspunkt der Pressekam-pagne gegen die SchipapcherSache und insbesondere gegen dieGottesdienerin Barbara Weigandwaren die persönlichen Angriffe

und Verleumdungen des Sub-regens und Domkapitulars Dr.Vitus Brander, der in all denJahren der Verfolgung undVerketzerung der SchippacherSache, gestützt durch den damali-gen Diözesanklerus, als eigentli-cher Antrieb für die Pressefehdengelten muß. Seine hervorragend-ste und zugleich unrühmlichsteRolle spielte seine Schrift „DieSeherin von Schippach“, erschie-nen in der zweiten Hälfte desJahres 1916. Doch schon zuvorhatte er einen Teil seiner Schriftals Artikel in der AugsburgerPostzeitung erscheinen lassen.Seitdem war und blieb Dr.Branders Schrift das Waffen-arsenal für alle Gegner vonSchippach.

Die meisten katholischen Zeit-schriften brachten nun langeArtikel gegen Schippach, diehauptsächlich die Behauptungenund Ausführungen Dr. Branderswiederholten. Durch eine Reihevon Artikeln und durch dieHeftigkeit ihrer Angriffe tatensich besonders hervor die vielgelesene katholische Wochen-schrift, das Stuttgarter katholischeSonntagsblatt, der AltöttingerLiebfrauenbote und der Christ-

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liche Pilger in Speyer. In all diesenArtikeln und Blättern, die dochchristlich und katholisch seinwollten, fand sich auch nicht eineSpur von geistlicher Milde undNächstenliebe gegen die Irrenden.Die damals schon über 70 Jahrealte Barbara Weigand wurde ineiner Weise verhöhnt und demSpott und der Verachtung preisge-geben, wie man dies noch nieerlebt haben dürfte. Man schilder-te sie als verrückt, hysterisch undkrank und behandelte sie trotzihrer Verrücktheit und Krankheitwie die schlechteste und raffinier-teste Betrügerin. Dies alles abergeschah während des ErstenWeltkrieges, das Millionen dasLeben und die Gesundheit kosteteund die ganze Welt an den Randdes Abgrundes führte.

Dr. Brander muß damals wohl denAuftrag erhalten haben, Schip-pach durch die Presse vollständigzu vernichten, ehe Rom, dasdurch eine erste Appellation vonMsgr. DDr. Wilhelm Büttner,bereits angerufen war, überhauptzur Sache Stellung nehmen konn-te; denn Dr. Brander schrieb nichtnur seine Artikel in der Augs-burger Postzeitung und seineBroschüre „Die Seherin von Schip-

pach“, womit der obigen Pressedas Material geliefert wurde, son-dern er schrieb auch noch Artikelfür eine Reihe von anderenZeitschriften.

Wir müssen ein Beispiel desGlaubens geben

Wie wir oben gesehen, mußteBarbara Weigand durch ihr Bei-spiel und durch ihr Wort für dieallgemeine Einführung der Oft-kommunion wirken für sich undfür die andern, und es wurde ihrvom Heiland auch verheißen, daßsie diese Gnade noch erlangenwerde, aber erst dann, wenn sieeinmal ihren eigenen Willen ganzdem Willen Gottes unterworfenhaben werde. In den tonangeben-den Volkskreisen, bei Hochge-bildeten und Gelehrten fandBarbara Weigand wenig Anklang,um so mehr beim einfachen nochgläubigen Volk. Das gleiche liestman im Leben der Heiligen. Esdurfte ihnen ja auch nicht besserergehen als ihrem Vorbild, demGöttlichen Kreuzträger. Wermachte (oft sogar barfuß), denRosenkranz in der Hand, regel-rechte Beicht- und Kommunion-Bettelgänge dafür, bei jeder

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Witterung, auch im Winter, wie z.B. jenem außergewöhnlich stren-gen Winter bei Nacht, hin und her,im ganzen 10 Stunden weit, nüch-tern und zwar dreimal in derWoche (wie wir oben schon gese-hen)? Wer ging zum Bischof undforderte im Auftrag des Gött-lichen Heilands die allgemeineEinführung der Oftkommunion inStadt und Land? Wer ließ sichdafür abweisen an Beichtstühlenund Kommunionbänken und alsverrückt zum Irrenarzt schickenusw.?

Es ist die bald 100 Jahre alteJungfrau und „Kreuzesbraut“Barbara Weigand von Schippach.Sie wußte, daß die Worte, die nachden geheimnisvollen Leidens-stürmen in ihr und durch siegesprochen wurden, Gottes Wortewaren. Sie wußte, daß sie betenund leiden mußte für die Ein-führung der öfteren heiligenKommunion (wie wir oben gese-hen), aber sie wußte nicht, wiesich das alles erfüllen werde, dennauf diesen Trost mußte sie ver-zichten, um dadurch das tägliche„Göttliche Lebensbrot“ für jungund alt in Vereinigung mit denVerdiensten des Heilandes undSeiner heiligen Mutter einigerma-

ßen zu verdienen. Sie mußte vieleJahre um dieses Brot betteln ge-hen, die schwersten Opfer brin-gen, kurz gesagt, die Beding-ungen erfüllen, die die anderennicht erfüllen wollten. Sie mußtesich einsetzen für die anderen.Wie der große einsame Papst imVatikan klagend ausrief, daß er soverlassen sei, so mußte auchBarbara ihr so schweres Kreuznach und nach ganz allein tragen.Damals war auch noch kein Segendes Heiligen Vaters, keine Ermuti-gung von dieser Seite zu erwar-ten.

Ihr ganzes Leben war ein euchari-stischer Rosenkranz-Kreuzzug,nicht gegen Türken und Albi-genser, sondern gegen Jansenistenund Modernisten zur Rückerobe-rung des täglichen Lebensbrotesvom Abendmahlsaal. Ob dieForderung des Göttlichen Hei-landes nach der öfteren Kommu-nion, die Barbara ihrem Bischofdamals überbringen mußte, nachRom weitergeleitet wurde, ist unsunbekannt. Aber das ist sicher,daß derselbe Heilige Geist, derdem Papst die Kommunion-dekrete eingab, unabhängig da-von auch eine fromme Jungfrauzum Opfer dafür erwählte,

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erleuchtete und befähigen konnte.Tatsache ist, daß man dann durchdas päpstliche Dekret über dietägliche Kommunion plötzlichwie vor einem Wunder stand.

Das Wunder der eucharistischenBrotvermehrung

Ja, es war das Wunder der „eucha-ristischen Brotvermehrung“, dasDerselbe Göttliche Heiland hiergewirkt hat, wie Der, Der seiner-zeit das irdische Brot vermehrte.Barbara wußte wohl, wofür siebetete und arbeitete, opferte undlitt, aber sie wußte nicht, daß derPapst Pius X. gerade dieselbeErleuchtung und Absicht hatte.Hätte sie es wissen dürfen, sowäre ihr das wohl ein großerTrost, eine wesentliche Erleich-terung gewesen, aber der Opfer-wert, ihr Verdienst, wäre ebendann auch um so geringer gewe-sen, sowie auch ihre reine Freude.

Johannes der Täufer wußte, daß erder Vorläufer und Wegbereiter desHeilandes war. Barbara Weigandwar es auch für Pius X., ohne es zuwissen. Aber auch der Erfolg, derSegen der päpstlichen Kom-muniondekrete hat sich schon

gezeigt: Denn das Lebensbrot derheiligen Eucharistie ist ja dasselbegeblieben, was es im Urchristen-tum war. Besonders hat es sichimmer in der Zeit der Verfolgungund anderer großen Heimsu-chungen bewährt. Ein neuesGeschlecht soll heranwachsen,was aber nicht durch die Früh-kommunion allein geschehenkann, sondern durch die täglicheKommunion der Kinder. „Es wirdheilige Kinder geben“, hat Pius X.gesagt. Dieser kurze Satz ist zueinem Prophetenwort geworden.

Die Einführung des „Eucharisti-schen Liebesbundes des göttlichenHerzens Jesu“, die der Heilandverlangte (wie wir oben gesehen),ist ebenfalls zustande gekommen.Das beweist die kirchliche Appro-bation von mehreren Bischöfendes In- und Auslandes, wie z. B.Trient, Salerno, München, Temes-var, Augsburg, Hertogenbuschund Metz. Wie kam aber dieserLiebesbund so rasch ins Ausland?Der Heiland sagte zu Barbara:„Wenn sich die Priester deinerHeimat sich weigern, dir das Werkdurchzuführen helfen, werde Ichdie Priester aus dem Auslandeschicken, die es durchdrückenwerden.“

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Und das ist tatsächlich geschehen.In Meran und Trient z. B. habensich die Salvatorianer mit Be-geisterung der Sache angenom-men. Dort wurden auch die vonihrem Seelenführer, Franziskaner-Pater Felix Lieber, aus den Wei-gandschen Schriften zusammen-gestellten Liebesbund-Statutengedruckt. Es folgte die Überset-zung und Verbreitung derselbenin verschiedenen Sprachen undLändern. Alles durch die Arbeitdes Salvatorianer-Ordens inMeran. Die verheißene Wirkungdes „Eucharistischen Liebesbun-des“ aber kann sich erst in ent-sprechender Weise erfüllen, wennman einsieht, was man durchUnterdrückung desselben Gutesverhindert und Böses getan hatund den Schaden wieder gut-macht; denn man hat den euchari-stischen Blutlauf der Kirche selberdamit unterbunden.

Zweck dieses Liebesbundes ist ja:einen lebendig wirksamen undundurchdringlichen „Damm“ zubilden gegen die Sintflut desmodernen Unglaubens und derSittenlosigkeit. Erste Hauptbe-dingung ist der womöglich tägli-che Empfang der heiligen Kom-munion, zweite Hauptbedingung

die wirksame Predigt des gutenBeispiels durch gewissenhafteHaltung der Gebote Gottes undder Kirche. Noch kürzer gesagt:Die katholische Aktion im ideal-sten Sinne des Wortes. Die formu-lierten Statuten aber sind derWegweiser zur Reform in Glau-ben und Sitten. Nicht BarbaraWeigand ist die Mutter des Eucha-ristischen Liebesbundes, sondernunsere heilige katholische Kircheselber. Es handelt sich also umnichts Geringeres, als um die radi-kale Erneuerung des Christen-tums, und zwar durch die heiligeEucharistie: Meßopfer und Kom-munion.

Nun aber verlangte der GöttlicheHeiland bald nach dem erstenKommuniondekret den Dank derMenschen für das, was Er ihnendurch die tägliche Kommuniongeschenkt. Sie sollten durch einentsprechendes Denkmal feierlichbezeugen und öffentlich beken-nen, daß sie das für jung und altvom Himmel gekommene tägli-che Lebensbrot zu schätzen wis-sen.

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Dem Göttlichen Herzen Jesu imheiligen Sakrament errichtet

Eine Wallfahrtskirche, derenunbeschränkte Bedeutung ausden vielen Titeln zu erkennen ist,die der Begnadigten nach undnach geoffenbart wurden, in dersogar von der ganzen Menschheit„Christus dem König“ in Seinerdemütigen Brotsgestalt gehuldigtwerden wird, und wo jeder Pilgerlesen soll: „Dem Göttlichen Her-zen Jesu im heiligen Sakramenterrichtet aus Dankbarkeit von sei-nen treuen Kindern für die Gnadeder täglichen Kommunion.“ Sün-der, Seelenkranke sollen hier ge-heilt, bekehrt werden (wie inFatima).

Und wenn die Verheißungen sicherfüllen werden, und keine, keineeinzige wird davon ausgenom-men sein, so ist das eben einerOpferseele, einer wahren „Kreu-zesbraut“ zu verdanken, die sichdafür einsetzt oder mehreren, dieaber eins werden durch denEucharistischen Liebesbund, denDamm, der die Flut der Bosheitund Verfolgungen aufhält. Am 27.August 1896 sprach der GöttlicheHeiland in einer Sprechekstasedurch Barbara und durch sie:

„Was kümmert es dich, ob etwassteht oder fällt, ob es so oder sotrifft, wie du es gemeint und wieauch dir versprochen wurde? Ja,nach Meiner Meinung geht esimmer in Erfüllung, wenn auchdie Menschen es anders auslegen.Es wird eine Zeit kommen, wo dieVölker sehen, daß alles in Er-füllung gegangen ist, wie esgesagt war, obwohl sie es damalsnicht erkannten.“

Ignaz Klug bemerkt dazu: DasSchippacher Werk muß wirklichein Großes sein, wenn Luzifer, deralte Heidhart aus der Hölle sogarkirchliche Würdenträger alsWächter der Rechtgläubigkeit da-gegen aufhetzt und sie dabei voll-ständig blind macht gegen dasunleugbare Gute, blind sogargegen den wiederholten päpstli-chen Segen, der durch eine Ver-trauensperson, sowie durch denSalvatorianergeneral P. PankratiusPfeiffer S.D.S. aus Rom der edlenDulderin in Schippach überbrachtwurde, und zwar ausdrücklich fürsie und ihr Kirchenbauwerk, wasunserem jetzigen Heiligen Vater,Pius XII., alles wohlbekannt ist,wie er selber auf die Frage zurAntwort gab. Dann kann nurMaria, die unbefleckte Kreuzes-

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braut von Golgotha, helfen, wieSie ihrer kindlichen „Liebesskla-vin“ Barbara auch half, als sie sicheinsetzen mußte für die Einfüh-rung der täglichen heiligen Kom-munion. Barbara war nämlich vonJugend an ein außergewöhnlichesMarienkind, ganz im Sinne der hl.Kirchenlehrer Bernhard undAlphons, nach Wort und Geist deshl. Ludwig Maria Grignon vonMontfort, wie man schon aus dem„Liebesbund Abendgebet“ er-sieht.

Was haben diese beiden Heiligennicht alles erdulden müssen! Wiesind sie wegen dem gottgewolltenFronleichnamsfest und dem Herz-Jesu-Fest verkannt und verketzertworden! Aber es kam die Zeit, wobeide Werke kirchlich anerkanntund die Feste eingeführt wurden.So wurde auch der Schippachereucharistische Wallfahrtskirchen-bau kirchlich anerkannt, in allerForm genehmigt, wie es die Gna-denmutter von Lourdes damalsihrer frommen Pilgerin BarbaraWeigand vorausgesagt hatte,obwohl dieser Kirchenbau in un-leugbarem Zusammenhang mitden Schippacher Offenbarungenstand. Mit der ganz widerrechtli-chen und widerkirchlichen Unter-

drückung des kirchenrechtlichund staatsrechtlich begonnenenund fundamentierten Kirchen-baues ist die Sache nicht erledigt,sondern erst, wenn Rom gespro-chen: Roma locuta, causa finita.In Lourdes wurde (wie wir obengesehen) die Unbefleckte Emp-fängnis in Ihrer kirchlich gekrön-ten Marmorstatue sogar lebendigund gab der armen Pilgerin vonSchippach das marmorfeste Ver-sprechen: „So wie Mein Sohndafür gesorgt hat, daß Ich inLourdes verherrlicht werde, sowerde Ich dafür sorgen, daß MeinSohn in Schippach verherrlichtwerde.“

Barbara Weigand ist in doppelterHinsicht eine nicht gewöhnlichePerson gewesen: sie hat einerseitsdie Tugenden des verborgenenhäuslichen Lebens in geradezuheroischem Grade geübt und istdarüber hinaus Bahnbrecheringewesen für die eucharistischeErneuerung der Kirche durch ihrApostolat für die öftere heiligeKommunion zu einer Zeit, als dieKommuniondekrete des PapstesPius X. noch lange nicht erschie-nen waren. Darin liegt eine un-leugbare einzigartige und über ihrpersönliches Tugendleben weit

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hinausgreifende Bedeutung dieserPerson. Als Wegbereiterin für dieöftere heilige Kommunion istdarum Barbara Weigand auch beiden höchsten kirchlichen Stellenin Rom bekannt und geschätzt zuihrer Zeit, wie wiederholte Äuße-rungen aus dem Heiligen Offi-zium, der Ritenkongregation, Sen-dungen aus dem VatikanischenRundfunk, ehrende Publikationenim OSSERVATORE ROMANO.

Dieses Sprachrohr des HeiligenStuhles stellte am Jahrestag desTodes von Papst Pius X., am 20.August 1960, kurz vor der Weiheder St. Piuskirche, die SchippacherJungfrau als „außergewöhnlichesund glänzendes Beispiel euchari-stischer Liebe“ hin und beglück-wünschte das Bayernland, daß esdieses seltene Beispiel eucharisti-scher Liebe hervorgebracht habe.

Papst Johannes XXIII. ließ zurKirchenweihe als persönliches Ge-schenk eine Reliquie des heiligenPapstes nach Schippach bringenund im Altar bergen; Kardinal-Staatssekretär Tardini sandte einfeierliches persönliches Glück-wunschtelegramm. Schließlich istBarbara Weigand auch die Stif-terin der Pfarrei Rück-Schippach

und verdient wohl auch hiefür einkleines Zeichen der Dankbarkeit.

Die Wiederherstellung des gutenNamens des Würzburger Pfarr-kindes Barbara Weigand ist einGebot der christlichen Liebe.Diese aber gehört wesentlich zumchristlichen Glauben.

Dekan Roth, der Barbara seit vie-len Jahren persönlich kannte undnach seiner Emeritierung inSchippach unmittelbar gegenüberdem Hause der Barbara Wohnungnahm, fällte in einem Briefe vom14. Mai 1943 über die Heim-gegangene ein äußerst günstigesUrteil, in dem es neben anderemheißt: Sieben Jahre war ich hier inSchippach mit Barbara Weigandzusammen. Ich habe genau zuge-sehen und von ihr den allergün-stigsten Eindruck gewonnen.Immer sah ich bei ihr denselbenfreudigen, felsenfesten Glaubenan die Gegenwart Christi im aller-heiligsten Sakrament und immererklang aus ihren Gebeten, wennsie oft laut betete, dieselbe innigeLiebe zu ihrem Göttlichen Meisterheraus - ohne jegliche Frömmelei,eine kerngesunde Frömmigkeitund Christusliebe, wie sie nurglüht in den Herzen treuer Gottes-

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kinder. Oft blieb ich eigens etwaszurück (wenn er ihr die heiligeKommunion ans Bett gebrachthatte, d. V.), um Zeuge dieses ein-fachen kindlichen, aber innigenGebetes zu sein und war oftdavon bis tief in die Seele hineinergriffen.

Ihr Diözesanbischof Ferdinandvon Schlör wandte seinem from-men, uneigennützigen Diözesan-kind, das ihn in der Pfarreierrich-tungs- und Kirchenbausache wie-derholt aufsuchte, seine uneinge-schränkte Liebe zu und händigteihr selber für den Kirchenbauzweitausend Mark aus.

Bischof Ludwig Maria Hugo vonMainz zeichnete Barbara miteigenhändig geschriebenen Brie-fen aus, in denen er seine Ver-ehrung für die demütige Opfer-seele freimütig „mit größterHochachtung von Barbara Wei-gand als einer zwar derben, aberdurchaus ehrlichen, frommen,opferstarken, ja heiligmäßigenPerson“ zum Ausdruck brachte.

Kardinal Frühwirth in Rom, deram 19. Mai 1922 von BischofHugo von Mainz und Graf Speevon Aachen wegen der Kirchen-

bausache in Rom aufgesucht wur-de, sprach über Barbara Weigandnur mit Hochachtung, wie GrafSpee am folgenden Tag brieflichan Luise Hannappel mitteilte.

Als Papst Pius XII., der alsNuntius in München in viele Ak-tenstücke über Barbara Weigandhatte Einblick nehmen können,am 6. September 1941 um SeinenHohepriesterlichen Segen für diehochbetagte Gottesfreundin gebe-ten wurde, zögerte Seine Heilig-keit keinen Augenblick, der grei-sen Opferseele von Schippach die-sen Erweis Seiner Huld und Liebezu schenken, wie er schon am 16.Juli des gleichen Jahres demKirchenbau in Schippach vollerFreude Seinen Segen gespendethatte, indem Er sprach: „Ja, ja, vonganzem Herzen! Wir segnen ihn.“„Was der Papst segnet, das segnetauch Gott; niemand darf sich demwidersetzen“, so sprach einmalPapst Pius X., der jetzige Patronder Schippacher Kirche.

Ihr letzter geistlicher Vorgesetzter,Pfarrer Josef von Traitteur, ihrletzter Pfarrer in Schippach, wid-mete der Verstorbenen am Grabeeinen tiefempfundenen Nachruf,in dem er der Heimgegangenen

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den Dank der Pfarrgemeinde fürdie Stiftung der Pfarrei aussprach,die edle Gesinnung, die Opfer-bereitschaft, die Uneigennützig-keit, die Demut und den Gebets-eifer der Jungfrau laut rühmteund die Zuversicht aussprach,daß ihr Gott wohl ohne Fegefeuerdie Aufnahme in den Himmelgewährt habe. Am Vorabend deszweiten Fastensonntag ist sie indie Ewigkeit eingegangen, jenesSonntags, dessen Evangelium unsvon der Verklärung Jesu auf demBerge Tabor berichtet.

Barbara Weigand – die Wohltäterin

Adolf Schneider in Schippach undMsgr. DDr. Wilhelm Büttner,haben wir es zu verdanken, daßder geistliche Nachlaß der Schip-pacherin Barbara Weigand uns imwesentlichen erhalten gebliebenist. Beide sind inzwischen nichtmehr unter den Lebenden. AdolfSchneider hat zu den einzelnenLebensabschnitten der Schip-pacher Jungfrau und Seherin ineiner Kurzbiographie jeweils Be-schreibungen aufgezeichnet, diewir, bezogen auf den Kirchenbauin Schippach, nachstehend wie-

dergeben wollen, um auch damitsein Gedächtnis zu wahren.

Adolf Schneider im Dezember1999: Am St. Pius-Festtag imSeptember 1970 hielt Pfarrer Msgr.Wilhelm Büttner den Festgottes-dienst in Schippach. Ich mußte ihnmit dem Auto in Waldaschaffabholen. Bei dieser Fahrt erzählteer mir, daß er zwei große KistenNachlaß von Barbara Weigand imStadt- und Stiftsarchiv Aschaffen-burg unter Verschluß deponierthabe. Auf meine Frage, „solltenwir diesen Barbara-Weigand-Nachlaß nicht nach St. Pius, Rück-Schippach, holen?“, antwortete ermir: „Ja, aber erst nach meinemTod, da sehr viele kritische Schrift-stücke dabei sind und ich inFrieden sterben will“. Im März1988 nahm ich mit dem Leiter desStadt- und Stiftsarchiv Aschaffen-burg, einem Herrn Dr. Spies,Verbindung auf. Am 7. März 1988fuhr ich mit dem Kirchenverwal-tungsmitglied Franz Roth zuHerrn Dr. Spies und führte einerfolgreiches Gespräch. Am 24.März 1988 beschloß die Kirchen-verwaltung von St. Pius einstim-mig, den schriftlichen Nachlaßvon Barbara Weigand in dasArchiv von St. Pius zu überneh-

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men. Das Nachlaßgut von BarbaraWeigand wurde dann am 2. Mai1988 von Herrn Dr. Spies persön-lich ins Pfarramt St. Pius gebracht.Auch Herrn Anton Weigand vonSchippach und seinem Sohn Paulist es zu verdanken, daß aus demSterbehaus von Barbara Weigand,sowie nach dem Tod von DekanRoth, Schriftstücke, Briefe undBaupläne für das Barbara-Wei-gand-Archiv erhalten gebliebensind.

Neues Geläutin St. Ignaz in Mainz

Zur Beschaffung eines neuen Ge-läutes in ihrer Mainzer Pfarr-kirche St. Ignaz steuert sie ebensobei wie zum Neubau des dortigenKapuzinerklosters, zur Errichtungdes Exerzitienheimes Himmels-pforten und des Philosophen-heimes in Würzburg. Ihr alleini-ges und ureigenes Werk aber istdie Stiftung der Pfarrei Rück-Schippach. Barbaras praktischerund fürsorgender Blick richtetesich auf alle Bedürfnisse ihrereigenen Familie und auch der gro-ßen Pfarrfamilie. So lag ihr beson-ders die Kinderwelt ihrer Heimat-gemeinden am Herzen, der sie,

nach dem Vorbilde der in jenerZeit entstehenden Kindergärten,eine schwesterliche Betreuungvon Herzen wünschte. Ihre dahin-gehenden Bemühungen sah sienoch von schönstem Erfolgegekrönt.

Schwesternstation undKindergarten

Auf Betreiben von Barbara Wei-gand kauften zwei Mitglieder desLiebesbundes, die GeschwisterFox aus Mariental im Elsaß, einAnwesen in Rück, welches sofortnotariell zur Errichtung einerSchwesternstation mit Kinder-garten bestimmt wurde. Schonbald konnten drei Ordens-schwestern aus dem Mutterhausder Töchter des Göttlichen Erlö-sers in Würzburg durch PfarrerMsgr. Wilhelm Büttner in dasHaus eingeführt werden, welchedie Betreuung der Kranken vonRück-Schippach übernahmen, ei-nen Kindergarten eröffneten undMädchen in Handarbeit unter-richteten. Die Geschwister Foxwaren ganz überzeugt von derEchtheit der in Barbara sprechen-den Stimme, hatten den Wunsch,in ihren alten Tagen in der Nähe

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der Schippacher Jungfrau und desin Schippach geplanten Heilig-tums zu wohnen, zu dem siebereits große Summen beigesteu-ert hatten. Auf Betreiben Barbaraserwarben sie deshalb dieses schö-ne Anwesen in Rück, das sie unterVorbehalt des Wohnungsrechtessofort notariell für die Errichtungeiner Schwesternstation vermach-ten.

Errichtung der Pfarrei Rück-Schippach

1896 mietete Barbara Weigand einaltes Bauerhaus in Rück als Pfarr-unterkunft und spendete 9 000Mark. Am 21. 3. 1912 erfolgte dieKanonische Errichtung der PfarreiRück-Schippach. Für den Unter-halt des Pfarrers stellte BarbaraWeigand den weiteren Betrag von60 000 Mark an Pfründekapitalienbereit, welche sie von den Mitglie-dern des Eucharistischen Liebes-bundes als Spenden erhalten hat.Am 22. Juli 1912 kaufte BarbaraWeigand mit weiteren 7 000 Markdas Haus (Bauplatz), auf welchem1928 Pfarrer Dr. Büttner das neuePfarrhaus in Rück erbaute. Zu die-sem Neubau spendete BarbaraWeigand weitere 27 000 Mark.

Weinbergkapelle in Rück

Der Bau der Kriegergedächtnis-kapelle im Weinberg in Rück 1931wurde von Barbara Weigandangeregt und mit Spenden finan-ziell gefördert.

Bemühungen um eine neuePfarrkirche in Rück-Schippach

Am 1. Juli 1904 gründete BarbaraWeigand mit einigen Liebes-bundmitgliedern den Kirchenbau-verein Schippach mit Sitz inMünchen. Schon zu diesemZeitpunkt hatte die begnadigteDienerin Gottes die in Schippachgeplante Kirche als eine Friedens-und Dankeskirche im Sinn. EineStätte der besonderen Verehrungdes Allerheiligsten, und als Dankfür die Kommuniondekrete desPapstes Pius X. Am 31. Mai 1913sprach sich Bischof Schlör vonWürzburg für den Bau der Kirchein Schippach aus. Im Oktober 1913waren für den Bau 120 000 MarkSpenden vorhanden, später warenes über 300 000 Mark Spenden-gelder, die für den KirchenbauSchippach zur Verfügung standen.Am 2. März 1914 lagen die Bau-pläne der Kirche von Schippach

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dem Bischof in Würzburg vor, derdamit einverstanden war undsagte: „Ich wünsche Ihnen allesGlück zum guten Gelingen desBauwerkes, es soll eine Wall-fahrtskirche werden.“ Auf Emp-fehlung des Ordinariates Würz-burg, der Regierung und desMinisteriums erteilte der Königvon Bayern am 17. September1915 dem Bauplan der Kirche dieallerhöchste Sanktion.

Verbot des Kirchenbauesin Schippach

Am 12. November 1915 erließ derdamalige Generalvikar Dr. VitusBrander von Würzburg eine Ver-fügung, wonach der Kirchenbauin Schippach sofort einzustellenist. Er bezeichnete Barbara Wei-gand als eine irrsinnige, nichtzurechnungsfähige Person. Siewäre durch ihren Liebesbund eineSekten-Gründerin. Die aufgeführ-ten Begründungen für das Verbotwaren Unwahrheiten, Angst undteuflische Presseberichte. „DerKirchenbau von Schippach ist ei-ne Gefahr für die echte Frömmig-keit. Die Kirche müsse in Trüm-mer geschlagen und dem Erd-boden gleich gemacht werden.“

Der Heilige Stuhl in Rom

Am 10. März 1916 bat das Ordi-nariat Würzburg den HeiligenStuhl in Rom um Verwerfung desKirchenbaus von Schippach. Romhat aber niemals das Werk vonBarbara Weigand und den Kir-chenbau Schippach verworfen,sondern beim EucharistischenWeltkongress 1960 in Münchenund über den Vatikan Sender inRom das Bayernland beglück-wünscht, daß es eine BarbaraWeigand hervorgebracht hat.

Die neue St. Pius Kirchein Schippach

1955 hat Pfarrer Pater LuchesiusGrötzinger das Werk von BarbaraWeigand aufgegriffen und in un-ermüdlicher Tag- und Nachtarbeitzuerst die Voraussetzungen ge-schaffen und letztlich im März1958 mit dem Bau der Kirche be-gonnen. Kardinal Julius Döpfner,damals noch Bischof von Würz-burg, hatte das Bauverbot nach 39Jahren Stillstand und Verwü-stungen am Bauplatz und Bau-gerätschaft aufgehoben und denNeubau der Kirche genehmigt.Am 1. und 2. Oktober 1960 wurde

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sodann die neue St. Pius Kirchekonsekriert. Als Bischof JosefStangl die große Treppe hinauf-schritt, gab es einen kurzenRegenguß und der von BarbaraWeigand vorhergesagte weltum-spannende Friedensbogen (Re-genbogen) stand über der neuenKirche. Ein großes sichtbaresZeichen, das vom ganzen anwe-senden Gottesvolk mit Bestau-nung gesehen wurde und überdas man noch lange danachsprach.

Die Sache Schippach duldet kei-nen Aufschub mehr. Wir wollenuns unserer besonderen Pflichterinnern, bei der Aufarbeitungdieser so dringlichen kirchlichenAngelegenheit engagiert mitzu-wirken, um der geschichtlichenWahrheitsfindung wegen und vorallem aber auch wegen der über-ragenden Verdienste, die sich dieJungfrau Barbara Weigand fürVolk und Kirche erworben hat. Siestand im wahrsten Sinne desWortes im Dienste des Eucha-ristischen Königs, Dem sie inDemut und mit stillem Leiden zudienen wußte, zur größeren Ehreund Lobpreis Gottes und als rei-chen Zugewinn des katholischenGottesvolkes.

„Dem Gottesfürchtigengeht es am Ende gut

und am Tage seines Todeswird er gepriesen!“

(Sir. 1,13)

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Vorbereitungsgebet(vor jeder Anbetungsstunde zu beten)

Gebetsanhang

Öffne, o Herr, meine Lippen -zum Lobe Deines heiligsten Na-mens - und reinige mein Herz -von allen eitlen, verkehrten undfremdartigen Gedanken, - auf daßich mit Ehrfurcht, Aufmerk-samkeit und Andacht - dieseAnbetung halte und erhört werdevor dem Angesicht Deiner Gött-lichen Majestät.

Mein Gebet vereinige sich mitjener Göttlichen Meinung, mitwelcher Du auf Erden einst demEwigen Vater Lob und Preis dar-gebracht hast - und jetzt noch imallerheiligsten Sakrament immer-fort darbringst - und mit jenerMeinung, - in welcher die unbe-fleckte Jungfrau, Deine glorwürdi-ge Mutter Maria, Dich angebetethat - in der Meinung des HeiligenVaters - und der ganzen Bruder-schaft der Tabernakel-Ehren-wacht. Ich bringe Dir diesenLobpreis dar - zunächst für meineigenes Seelenheil, damit ich alle-zeit vor schwerer Sünde bewahrtbleibe, - damit Dein heiligsterWille vollkommen an mir gesche-he, - damit ich täglich in DeinerGnade zunehme - in Erkenntnis

und Liebe Deines erhabenstenSakramentes - und dereinst vonAngesicht zu Angesicht Dichschauen kann.

Ich opfere Dir diese Stunde auf fürdie Anliegen der Kirche Gottesund nach der Meinung des hoch-würdigsten Bischofs für dieAnliegen der Diözese; zugleichbitte ich Dich für alle Eucharisti-schen Bruderschaften und Vereini-gungen, über die der heiligePaschalis Baylon, der Schutz-patron aller Eucharistischen Ver-einigungen, flehend und bittendvor Gottes Thron seine schützen-den Hände ausbreitet, welches diegrößere Ehre Deines allerheilig-sten Altarsakramentes zumZwecke haben; dann für dieBekehrung der Irrgläubigen undHeiden; insbesondere aber für alleAnliegen dieser Pfarrei, derDiözese und der Weltkirche unddes Heiligen Vaters; für dieKinder, daß sie in Unschuld her-anwachsen und zunehmen anGnade und Weisheit; für dieJünglinge und Jungfrauen, daßsie standhaft bleiben bei allenVersuchungen, fromm und rein

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leben, in der Standeswahl nichtirregehen; für die Eheleute, aufdaß sie in Frieden leben, sichgegenseitig erbauen, ihre Kindergut erziehen und über sie wachen; für unsere Alten und Kranken,daß sie nur das Ewige suchen undihre Beschwerden und Lasten Gottzuliebe geduldig ertragen; für dieSterbenden, auf daß sie im letztenKampfe siegen: für die Sünder, aufdaß sie sich bekehren; für diekirchlichen und weltlichen Träger,damit sie nach Recht und Ge-wissen ihres Amtes walten; für dieSeelsorger, auf daß sie apostolischleben und wirken und ihr priester-liches Ideal vorbildhaft leben und

so samt ihrer Herde das ewigeLeben erlangen; für alle ArmenSeelen des Fegefeuers, damit siealsbald erlöst werden; endlich füralle zeitlichen und geistlichenAnliegen der Pfarrer nach derMeinung der heiligen katholi-schen Kirche und nach meinereigenen persönlichen Meinungund Anliegen.

Gelobt, angebetet, geliebt mitdankbarem Gemüte sei das Gött-liche Herz Jesu im heiligstenSakrament - zu allen Zeiten - inallen Tabernakeln der Welt biszum Ende der Zeiten. Amen.

Gebetsanhang

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Erste StationJesus wird von Pilatus zum

Tode des Kreuzes verurteiltWir beten Dich an, Herr Jesu Christi,und benedeien Dich, denn durch Deinheiliges Kreuz hast Du die Welterlöst..

O Jesu, gerechter Richter derLebendigen und Toten: ganz un-schuldig und ohne Untersuchungwirst Du von den Priestern, demVolke und dem Richter zum grau-samen Tode verurteilt: hätten siegewußt, daß Du dereinst auf denWolken des Himmels kommenwerdest, mit großer Macht undHerrlichkeit, die Welt zu richten,so hätten sie mit Furcht undZittern Dich angebetet und um eingnädiges Urteil gebeten.

Du aber hast geschwiegen undwolltest ungerecht verurteilt wer-den, damit ich nicht dereinst mitden Greueln meiner Sünden vorDeinem gerechten Gerichte ver-stummen müsse und abgeführtwerde zur ewigen Verdammnis.

Göttlicher Heiland, noch mehr alsbei Pilatus verbirgst Du Deine

richterliche Majestät im heiligstenSakramente. Du bist hier zugegenmit der gleichen Herrlichkeit, vorder die Sonne erbleichen und dieErde erzittern wird; in tiefsterDemut bete ich Dich an; um michnicht verdammen zu müssen, hastDu hier im Sakramente DeinerLiebe das Äußerste getan: Deineigenes Fleisch und Blut gibst Dumir jetzt und in meinem Todenoch als Unterpfand der Seligkeit;ich sage Dir dafür unendlichDank: Dir, dem Richter in Majestätund Gerechtigkeit im heiligstenSakramente, sei Ehre, Lob undDank in Ewigkeit.

Demütiges Herz Jesu, erbarme Dichunser. O Maria, unsere liebe Frau vom hoch-heiligsten Altarsakrament, bitte füruns. Gelobt, angebetet, geliebt mit dankba-rem Gemüte sei das Göttliche HerzJesu im heiligsten Sakrament, zuallen Augenblicken der Zeit, in allenTabernakeln der Welt bis zum Endeder Zeiten. Amen.

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Gebetsanhang

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Gebetsanhang

Zweite StationJesus nimmt das schwere Kreuz auf Sich

Wir beten Dich an, Herr Jesu Christi,und benedeien Dich, denn durch Deinheiliges Kreuz hast Du die Welterlöst..

Liebenswürdiger Jesu, Du wuß-test die entsetzlichen Martern unddie äußerste Schmach, die Du amKreuze erleiden solltest; dennochhast Du sehnsuchtsvoll ihm dieHände entgegengestreckt, es um-armt und geküßt, weil dies Kreuznach des Vaters Willen das Mittelwar, Deine Beleidiger zu retten;stärker als der Tod ist die LiebeDeines Herzens.

Aber bevor Dir jenes Kreuzgebracht wurde, welches diemenschliche Bosheit gezimmert,hast Du, o Jesu, Dir in GöttlicherLiebe ein anderes Kreuz bereitet;Du hast vorausgesehen, daß einungeheures schwarzes Meer vonMißhandlungen über Dich heran-fluten werde im allerheiligstenSakramente, und daß Dein Auf-enthalt im Geheimnisse DeinerLiebe Dir ein beständiger Karfrei-tag sein werde. Dennoch hast Dumit großer Begierde dies heiligsteSakrament eingesetzt. Dies er-

drückende Kreuz wolltest Du biszum Ende der Zeiten DeinenAuserwählten zuliebe tragen; ichbete an diese Göttliche Liebe undStarkmut; verleihe mir, ich bitteDich, die Gnade, Dich in DeinemGöttlichen Geheimnisse immermehr zu erkennen und zu lieben.

Demütiges Herz Jesu, erbarme Dichunser. O Maria, unsere liebe Frau vom hoch-heiligsten Altarsakrament, bitte füruns. Gelobt, angebetet, geliebt mit dankba-rem Gemüte sei das Göttliche HerzJesu im heiligsten Sakrament, zuallen Augenblicken der Zeit, in allenTabernakeln der Welt bis zum Endeder Zeiten. Amen.

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Gebetsanhang

Dritte StationJesus fällt das erste Mal unter dem Kreuze

Wir beten Dich an, Herr Jesu Christi,und benedeien Dich, denn durch Deinheiliges Kreuz hast Du die Welterlöst..

O Jesus, allmächtiger Gott! DieHimmel erzählen Deine Herrlich-keit, über den Cherubim thronestDu, das Weltall in Deiner Hand istnur ein Tautröpflein! Und nunverbirgst Du Deine Macht undfällst ermattet unter Deiner Lastzu Boden, und die Sünder wagenes, Dir die Füße auf den Nackenzu setzten: so hast Du für dieSünden meines Hochmutes undmeines Ungehorsams büßen wol-len.

In dieser heiligen Hostie, Gött-licher Heiland, thronest Du mitunendlicher Macht; von hier auserhältst und regierst Du Himmelund Erde und leitest die Schick-sale der Menschen.

Aber Du verbirgst Deine Machtund erscheinst ohnmächtig undregungslos und überläßt Dichdem Willen Deiner Diener undselbst der satanischen Wut derGottlosen, damit ich ohne Scheu

zu Dir hintrete, von Dir die wahreDemut lerne und zur ewigenErhöhung gelange.

Demütiges Herz Jesu, erbarme Dichunser. O Maria, unsere liebe Frau vom hoch-heiligsten Altarsakrament, bitte füruns. Gelobt, angebetet, geliebt mit dankba-rem Gemüte sei das Göttliche HerzJesu im heiligsten Sakrament, zuallen Augenblicken der Zeit, in allenTabernakeln der Welt bis zum Endeder Zeiten. Amen.

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Gebetsanhang

Vierte StationJesus begegnet Seiner tiefbetrübten Mutter

Wir beten Dich an, Herr Jesu Christi,und benedeien Dich, denn durch Deinheiliges Kreuz hast Du die Welterlöst..

O Maria, Du Erstgeborene derSchöpfung, Du Blume des Welt-alls, Du Krone des Werkes Gottes,Du Sonne der Gnade und Schön-heit und Macht! Mit größterSorgfalt hast Du all Deine Würdeverborgen gleich Deinem Sohne;aber Seine Erniedrigungen undSchmerzen willst Du öffentlichtragen. Mehr als jegliche Kreaturhast Du das Leiden Deines Sohnesam Leibe und an der Seele aufstiefste empfunden; es genügte Dirnicht, im Geiste bei Ihm zu sein,Du wolltest Ihn auch körperlichauf dem ganzen Leidenswegbegleiten.

O Du wunderbare Mutter! Duerkennst und liebst Deinen Sohnhier unter der Brotsgestalt ebensowie auf dem Kreuzwege und wen-dest Deine Augen nie ab vonSeinem Tabernakel; Du wünschestmit der gleichen brennendenBegierde wie damals, daß Er hiererkannt werde; und Du liebst die-

jenigen besonders, welche diesenDeinen äußerlich so armen Sohnhier oft besuchen und ehrfurchts-voll anbeten. Verleih mir daher, oGnadenmutter der heiligstenEucharistie, daß ich recht gernebei Jesu im Tabernakel weile undSeine Verehrung kräftig fördere.

Demütiges Herz Jesu, erbarme Dichunser. O Maria, unsere liebe Frau vom hoch-heiligsten Altarsakrament, bitte füruns. Gelobt, angebetet, geliebt mit dankba-rem Gemüte sei das Göttliche HerzJesu im heiligsten Sakrament, zuallen Augenblicken der Zeit, in allenTabernakeln der Welt bis zum Endeder Zeiten. Amen.

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Gebetsanhang

Wir beten Dich an, Herr Jesu Christi,und benedeien Dich, denn durch Deinheiliges Kreuz hast Du die Welterlöst..

Göttlicher Kreuzträger! Uner-träglich heiß und schwer wird DirDeine Last. Du sinkest wie ster-bend nieder, Deine Glieder ermat-ten. Todesschweiß bedeckt DeinAntlitz. Damit Du nicht verschei-dest und so der Kreuzigung ent-gehest, zwingt die Grausamkeitder Sünder einen Heiden zurHilfeleistung. Niemand aus demVolke will Dir helfen, so sehr wirstDu verachtest. Alle Engel stehenDir zu Dienste, aber da Du für dieMenschen und nicht für die Engelleidest, willst Du einen menschli-chen Gehilfen.

Wie schwer, o langmütiger undgeduldiger Gott, ist Dir im Laufeder Jahrhunderte das Kreuz derVerachtung und der Vergessenheitgeworden, das Du im GeheimnisDeiner Liebe trägst! Welch Gött-liche Liebe hat es gebraucht, umnicht diesen Zustand äußersterDemütigung zu verlassen; wohlumschweben Dich anbetend die

seligen Geister, aber da Du hier alsMensch für Menschen Dich hin-gibst, willst Du, daß auch Men-schen durch liebevolle Besuchedas Kreuz tragen helfen. VonHerzen bereue ich alle Kälte,Nachlässigkeit und Hast in Dei-nem Dienste.

Demütiges Herz Jesu, erbarme Dichunser. O Maria, unsere liebe Frau vom hoch-heiligsten Altarsakrament, bitte füruns. Gelobt, angebetet, geliebt mit dankba-rem Gemüte sei das Göttliche HerzJesu im heiligsten Sakrament, zuallen Augenblicken der Zeit, in allenTabernakeln der Welt bis zum Endeder Zeiten. Amen.

Fünfte StationSimon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen

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Gebetsanhang

Sechste StationVeronika reicht Jesus das Schweißtuch dar

Wir beten Dich an, Herr Jesu Christi,und benedeien Dich, denn durch Deinheiliges Kreuz hast Du die Welterlöst..

O ewige Schönheit, jenes Ange-sicht, in das die Engel zu schauengelüstet, ist mit Speichel bedeckt,jener herrliche Spiegel der Gött-lichen Majestät ist durch Blut undKot ganz entstellt. Keinem Engelgestattest Du, es abzutrocknen,aber den Dienst der Veronikanimmst Du gerne an! Wasmenschliche Bosheit verunreinig-te, soll menschliches Mitleid wie-der abwischen.

Dein Angesicht, o Göttlicher Hei-land, in der heiligen Hostie, istjetzt noch das Zentrum aller er-schaffenen Schönheit und derhöchste Ausdruck der ewigenSchönheit; Dein heiliges Antlitzwird selbst unter den Füßen derGottlosen und den sakrilegischenHerzen der Gottesfrevler von denSeligen angebetet, aber menschli-che Sühne verlangst Du; eineranderen Veronika, der heiligenMargareta Maria Alacoque, hastDu die Schmach gezeigt, die Dir

im hochheiligsten Sakramentezugefügt wird; Du hast gebeten,daß Deinem heiligsten HerzenSühne und Abbitte zuteil werdeund Dich gewürdigt, die Art die-ser Sühne zu bestimmen. Mitgrößter Bereitwilligkeit, GöttlicherHeiland, will ich diesen Diensterweisen, damit ich einst gewür-digt werde, Dich von Angesichtzu Angesicht zu schauen.

Demütiges Herz Jesu, erbarme Dichunser. O Maria, unsere liebe Frau vom hoch-heiligsten Altarsakrament, bitte füruns. Gelobt, angebetet, geliebt mit dankba-rem Gemüte sei das Göttliche HerzJesu im heiligsten Sakrament, zuallen Augenblicken der Zeit, in allenTabernakeln der Welt bis zum Endeder Zeiten. Amen.

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Gebetsanhang

Wir beten Dich an, Herr Jesu Christi,und benedeien Dich, denn durch Deinheiliges Kreuz hast Du die Welterlöst..

O Jesus, Du Ersehnter aller Völker,die Propheten haben Dir entge-gengerufen: „Möchtest Du dochdie Himmel zerreißen und hernie-dersteigen“, und die Engel riefen:„Erhebet eure Tore, ihr Fürsten,daß einziehe der König der Herr-lichkeit“; alle Fürsten und Völkerhätten Dich in jubelnder Prozes-sion geleiten sollen auf den BergSion; und nun wirst Du zur Stadthinausgeworfen in einer Prozes-sion des Hohnes, und bedeu-tungsvoll fällst Du unter die Tore.

In Deinem Altargeheimnisse, oHerr, besitzen wir wahrhaftig denErsehnten aller Völker; Du hastdas Recht, daß alle Fürsten undVölker Dich hier in tiefsterEhrfurcht umgeben; statt dessenwurdest Du von den Irrlehrernhinausgeworfen aus tausendenvon Tempeln; selbst da, wo Dunoch weilest, ist Dein Haus denTag hindurch einsam wie dieWüste; eingesperrt bist Du darin

wie ein Aussätziger; wahrlich wieein verlorener und vergessenerKönig, und herausgeworfen bistDu aus dem Sinne und Willen vie-ler Christen; ja Deine geschwore-nen Feinde reißen Dich ausDeinem armen, stillen Tabernakel,treten Dich mit Füßen und werfenDich in den Kot. Von Herzenbereue ich alle Kälte und Ver-gessenheit, alle meine Säumnisseim Besuche dieses so heiligstenSakramentes.

Demütiges Herz Jesu, erbarme Dichunser. O Maria, unsere liebe Frau vom hoch-heiligsten Altarsakrament, bitte füruns. Gelobt, angebetet, geliebt mit dankba-rem Gemüte sei das Göttliche HerzJesu im heiligsten Sakrament, zuallen Augenblicken der Zeit, in allenTabernakeln der Welt bis zum Endeder Zeiten. Amen.

Siebte StationJesus fällt das zweite Mal unter dem Kreuze

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Gebetsanhang

Achte StationJesus begegnet den weinenden Töchtern Jerusalems

Wir beten Dich an, Herr Jesu Christi,und benedeien Dich, denn durch Deinheiliges Kreuz hast Du die Welterlöst..

Barmherziger Jesus! Wenn Duschon jene frommen Frauen, dieDich bemitleideten, zur Reue undBuße über ihre Sünden auffor-derst, welch anhaltende Reue soll-ten dann wir Sünder haben, diewir seit dem Erwachen unsererVernunft nicht aufhörten, Dich zubeleidigen. Heiliger Gott im Sa-kramente der Liebe! Wir bereuenund beweinen von Herzen alleSünden, die jemals gegen DeinGeheimnis von uns und anderenMenschen sind begangen worden;alle Unerbietigkeit in Deiner heili-gen Gegenwart, alles verwegeneAussprechen Deines heiligstenSakramentes, alle Vernachlässi-gungen der Heiligen Messe, allesgedankenlose Vorübergehen anDeinem heiligen Tempel, allenachlässigen Kniebeugen, alleunwürdigen und lauen Kommu-nionen, alles Zertreten, Durch-bohren, Besudeln Deiner heiligenHostie und alle sonstigen Greuel-taten.

Demütiges Herz Jesu, erbarme Dichunser. O Maria, unsere liebe Frau vom hoch-heiligsten Altarsakrament, bitte füruns. Gelobt, angebetet, geliebt mit dankba-rem Gemüte sei das Göttliche HerzJesu im heiligsten Sakrament, zuallen Augenblicken der Zeit, in allenTabernakeln der Welt bis zum Endeder Zeiten. Amen.

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Gebetsanhang

Wir beten Dich an, Herr Jesu Christi,und benedeien Dich, denn durch Deinheiliges Kreuz hast Du die Welterlöst..

O Jesus, unter den Schritten Dei-ner Ewigkeit werden einst dieHügel sich beugen und zerstiebendie Berge; jetzt aber fällst Du dasletzte Mal zur Erde; Du kannstnicht mehr aufstehen, wie sehr sieDich schlagen; solches Elend woll-test Du leiden, auf daß auch dertief gefallene Sünder sich erhebendürfe.

Am Ende der Tage, wenn dieBosheit alles überflutet und derMensch der Sünde erscheint, wel-cher sich erhebt wider alles, wasGöttlich ist, wird Dir, o gütigsterJesu, solche Schmach angetanwerden, dergleichen noch niedagewesen ist; dennoch wirst Duauch in jenen Tagen im aller-heiligsten Sakramente bleiben,den Deinigen zum Troste; da wirjene Beleidigungen nicht abwen-den können, so bitten wir Dich umdie Gnade, Dich jetzt mit allenKräften lieben zu können.

Demütiges Herz Jesu, erbarme Dichunser. O Maria, unsere liebe Frau vom hoch-heiligsten Altarsakrament, bitte füruns. Gelobt, angebetet, geliebt mit dank-barem Gemüte sei das Göttliche HerzJesu im heiligsten Sakrament, zuallen Augenblicken der Zeit, in allenTabernakeln der Welt bis zum Endeder Zeiten. Amen.

Neunte StationJesus fällt das dritte Mal unter dem Kreuze

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Gebetsanhang

Zehnte StationJesus wird Seiner Kleider beraubt

Wir beten Dich an, Herr Jesu Christi,und benedeien Dich, denn durch Deinheiliges Kreuz hast Du die Welterlöst..

Herr Jesus Christus, König derGlorie, Du bist bekleidet mit demLicht wie mit einem Gewand, vonDir hat die Sonne ihr Strahlen-kleid, Du kleidest die Blumen desFeldes und die Vögel; Du hattestverdient, daß die edelsten Klein-odien der Erde Dich zieren, undnun wirst Du Deiner Kleiderberaubt und stehst in DeinemBlute da, rot wie Josephs Kleid imBlute des Widders.

In der heiligen Hostie, o heiligsterJesu, beraubest Du Dich äußerlichaller Schönheit und begnügestDich mit jenem Glanze, welchendie Liebe der Gläubigen Dir gibt.Du verdienst es im höchstenGrade, daß die Menschen allenGlanz des Goldes und allerKünste um Deinen heiligen Taber-nakel vereinigen. Statt dessenerbaut die Welt Paläste und läßtDeine Diener mühsam Dir eineärmliche Wohnung erbetteln; ja,die Welt hat Dir in sakrilegischer

Weise sogar Deine Kleider, dieGüter Deiner Kirche, den Glaubenund die Treue zur heiligen Kircheweggerissen. Darum wollen wir, oKönig der Herrlichkeit, stets diePracht Deines Hauses lieben unddie Rechte Deiner Kirche schüt-zen, damit wir eingehen könnenin das Haus Deiner Herrlichkeit.

Demütiges Herz Jesu, erbarme Dichunser. O Maria, unsere liebe Frau vom hoch-heiligsten Altarsakrament, bitte füruns. Gelobt, angebetet, geliebt mit dankba-rem Gemüte sei das Göttliche HerzJesu im heiligsten Sakrament, zuallen Augenblicken der Zeit, in allenTabernakeln der Welt bis zum Endeder Zeiten. Amen.

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Gebetsanhang

Wir beten Dich an, Herr Jesu Christi,und benedeien Dich, denn durch Deinheiliges Kreuz hast Du die Welterlöst..

O Jesu, Du ewiger Priester, nunbesteigst Du den Hochaltar desKreuzes; Du breitest Deine Händeaus für das ganze Menschen-geschlecht, und in dieser bitten-den priesterlichen Stellung läßtDu Dich festnageln; für alleSünden des Leibes und der Seeleopferst Du die äußerste Pein allerGlieder und die höchsten Seelen-qualen.

O Jesu, Du ewiger Priester nachder Ordnung Melchisedechs; dasgleiche Opfer, wie am heiligenKreuze bringst Du täglich dar inder hochheiligen Messe auf vielentausend Altären auf der ganzeErde; hier hängst Du geheimnis-voll am Kreuze und wirkest füruns in einem Augenblicke mehrals alle Geschöpfe miteinandervermögen. Hier übst Du die glei-che unendliche Gottes- undNächstenliebe, die gleiche uner-gründliche Demut, den gleichenheroischen Gehorsam bis zum

Ende der Tage, hier ist der Grenz-stein Deiner allmächtigen Liebe.Wir stehen bei Dir so nahe wieJohannes, möchten auch wir vondiesen Tugenden durchdrungenwerden.

O Maria, die Du die ganze Kreuzi-gung Deines Göttlichen Sohnesmitempfunden hast, gib, daß wirden unendlichen Wert des heili-gen Meßopfers recht erkennen,demselben mit höchster Ehrer-bietung und Ehrfurcht beiwohnenund die Mitfeier desselben nieverschuldet versäumen.

Demütiges Herz Jesu, erbarme Dichunser. O Maria, unsere liebe Frau vom hoch-heiligsten Altarsakrament, bitte füruns. Gelobt, angebetet, geliebt mit dankba-rem Gemüte sei das Göttliche HerzJesu im heiligsten Sakrament, zuallen Augenblicken der Zeit, in allenTabernakeln der Welt bis zum Endeder Zeiten. Amen.

Elfte StationJesus wird ans Kreuz genagelt

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Gebetsanhang

Zwölfte StationJesus wird erhöht und stirbt am Kreuze

Wir beten Dich an, Herr Jesu Christi,und benedeien Dich, denn durch Deinheiliges Kreuz hast Du die Welterlöst..

O Jesu, Du Vater des Menschen-geschlechtes, Du stirbst am heili-gen Kreuze. Vollbracht hat dieWelt das Geheimnis der äußerstenBosheit und den Schöpfer gemor-det; vollbracht hast Du, o Jesu, dasGeheimnis der äußersten Liebeund die Sünde getilgt und dieErlösung vollendet. Jetzt hättestDu verdient, daß alle Erlösten,schluchzend über ihre Sünden, zuDeinem heiligsten Kreuze ge-strömt wären und Dich in tiefsterReue und Dankbarkeit angebetethätten, ja - daß alle freudig fürDich in den Tod gegangen wärenoder nur noch für Dich gelebt hät-ten. Aber neben Deiner schmerz-haften Mutter wohnten nur weni-ge Personen Deinem heiligenOpfer bei.

In der heiligen Messe, ewigerPriester, erneuerst Du jenes Opferund wirkest eine Reihe der höch-sten Wunder, um Dich opfern zukönnen. Daher sollten sich die

Völker täglich mit größtem Eiferum Dein unendliches Opfer sam-meln und in tiefster Ehrfurchtrufen: Heiliger Gott, heiliger star-ker Gott, heiliger unsterblicherGott, erbarme Dich unser! AberDein heiliges Opfer ist unbegreif-lich vergessen und verlassen vonDeinen Gläubigen und nur weni-ge umgeben Dich; noch wenigeran den Werktagen! O Jesu, Duunendlich großer und von uns sogering geachteter Gott, Du sounendlich großer und ewig lie-bender und so wenig geliebterGott, erbarme Dich unser.

Demütiges Herz Jesu, erbarme Dichunser. O Maria, unsere liebe Frau vom hoch-heiligsten Altarsakrament, bitte füruns. Gelobt, angebetet, geliebt mit dankba-rem Gemüte sei das Göttliche HerzJesu im heiligsten Sakrament, zuallen Augenblicken der Zeit, in allenTabernakeln der Welt bis zum Endeder Zeiten. Amen.

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Gebetsanhang

Wir beten Dich an, Herr Jesu Christi,und benedeien Dich, denn durch Deinheiliges Kreuz hast Du die Welterlöst..

O Maria, schmerzhafte Mutter, Duhast viel geliebt und gelitten. Dufühlst in Deinem Herzen dieganze Wucht des Lanzenstiches,und nun empfängst Du den erkal-teten und zerrissenen LeichnamJesu auf Deinem Schoß; wenn diefernen Gestirne, die harten Felsenund die ganze Natur trauern unddie Toten vergangener Jahrhun-derte aus den Gräbern hervor-kommen, welches war dann, oheiligste Mutter, Dein Schmerz!Groß, wie das Meer, ist DeineBetrübnis!

In diesen Deinen Schmerzen, oMutter, hast Du uns zum ewigenLeben wiedergeboren. MeineZunge klebte am Gaumen, meineRechte will ich vergessen, wennich Deiner vergesse, o Maria; DeinName sei eingegraben in meinHerz; solange ich lebe, will ichDeiner gedenken. O Maria, die Duin Deinen reinsten Händen denheiligen Fronleichnam mit tiefster

Ehrfurcht aufnahmest, erflehe unsdie Gnade, den heiligsten LeibChristi in der heiligen Kommu-nion allezeit mit würdiger Vor-bereitung zu empfangen.

Demütiges Herz Jesu, erbarme Dichunser. O Maria, unsere liebe Frau vom hoch-heiligsten Altarsakrament, bitte füruns. Gelobt, angebetet, geliebt mit dankba-rem Gemüte sei das Göttliche HerzJesu im heiligsten Sakrament, zuallen Augenblicken der Zeit, in allenTabernakeln der Welt bis zum Endeder Zeiten. Amen.

Dreizehnte StationDer Leichnam Jesu wird in den Schoß Mariä gelegt

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Gebetsanhang

Vierzehnte StationDer Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt

Wir beten Dich an, Herr Jesu Christi,und benedeien Dich, denn durch Deinheiliges Kreuz hast Du die Welterlöst..

O Jesu, Herr des Lebens! DeinLeichnam lag regungslos im Gra-be, aber dennoch verbunden mitder Gottheit und aller Anbetungwürdig. Deine Seele aber fuhr fortin Werken äußerster Liebe undsuchte die rettungsfähigen Seelenauf bis in die entlegensten Orteder Unterwelt und legte Gottesund unsere Feinde in Fesseln.

In Deinem erhabenen Sakramentehast Du, liebreicher Erlöser, dieStille und Wehrlosigkeit des Gra-bes beibehalten, aber in dieserStille bringst Du dem EwigenVater in unserem Namen diehöchste Ehre und Danksagung,die vollendeste Sühne und diewirksamste Bitte und wachest undkämpfest für uns bis zum Endeder Zeiten. Dies erkennend, wol-len wir Dir unsere Mühe klagen,Dich um Segen in unserer Arbeitbitten. Da ist unsere Kraft und dasGeheimnis des Erfolges: wenn Dufür uns bist, wer ist wider uns,

und wenn Du das Haus nicht bau-est, arbeiten die Bauleute um-sonst; ohne Dich können wirnichts, mit Dir alles. An DeinemAltar ist verborgen das Hornunserer Stärke.

Darum sollte Dein Heiligtumunser liebster Aufenthalt sein,sollte unser Herz Tag und Nachtbei Dir weilen. Du aber, unsereliebe Frau vom heiligsten Sakra-mente, die Du Herz und Sinn beiDeinem Sohne im Grabe hattest,erwirb uns die Gnade, von heutean für Jesus im heiligsten Sakra-mente zu leben, zu arbeiten, zudulden und zu sterben; denn Er istunser Anfang, Zentrum und Endeund unser ewiger Lohn.

Demütiges Herz Jesu, erbarme Dichunser. O Maria, unsere liebe Frau vom hoch-heiligsten Altarsakrament, bitte füruns. Gelobt, angebetet, geliebt mit dankba-rem Gemüte sei das Göttliche HerzJesu im heiligsten Sakrament, zuallen Augenblicken der Zeit, in allenTabernakeln der Welt bis zum Endeder Zeiten. Amen.

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Gebetsanhang

O Gott, Der Du uns in dem wun-derbaren Sakramente ein Ge-dächtnis Deines Leidens undSterbens hinterlassen hast, ver-leih´ uns die Gnade, die heiligenGeheimnisse Deines Leibes undBlutes so zu verehren, daß wir dieFrüchte Deiner Erlösung immer-während in uns empfinden, DerDu lebst und regierst von Ewig-keit zu Ewigkeit. Amen.

Gelobt, angebetet, geliebt mit dank-barem Gemüte sei das Göttliche HerzJesu im heiligsten Sakrament, zuallen Augenblicken der Zeit, in allenTabernakeln der Welt bis zum Endeder Zeiten. Amen.

Schlußgebet(Nach jeder Anbetungsstunde zu beten)

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Gebetsanhang

Gebet zur allerseligsten Jungfrau Maria(Nur für den privaten Gebrauch)

1. Maria, Mutter Jesu und unsreMutter! Nach der HimmelfahrtDeines Göttlichen Sohnes blie-best Du noch mehrere Jahre aufErden beim heiligen Johannes,den Gläubigen als Vorbild, alsStütze und Trost; ward auchDein Jesus den Augen entrückt,so verweilte Er doch unsichtbar,aber wirklich und wesentlich inSeiner Kirche im allerheiligstenSakramente.

Dort hast Du, heiligste Mutter,Ihn angebetet in tiefster Ehr-furcht und in glühender An-dacht; Du erkanntest in derBrotsgestalt die unaussprechli-che Majestät Seiner Gottheitund verehrtest dort alle Ge-heimnisse Seines Göttlichenund menschlichen Lebens, Sei-ne Menschwerdung, Sein Lebenund Leiden, Seine Glorie, undall Seine Würde und SeineTugenden. Darum bitten wirDich, erflehe uns einen rechtlebendigen Glauben an daserhabene Altargeheimnis undeine tiefe Ehrfurcht vor demsel-ben.

O Maria, U. L. F. vom allerheilig-sten Sakrament, bitte für uns. Gegrüßet seist Du Maria..

2. O Maria, Mutter der Erkenntnisund der heiligen Hoffnung, Duerkanntest in Jesu in der heili-gen Hostie die Rettung derSeelen, das Leben der Kirche,das Heil der Welt, die Fülle derGnade und das Unterpfandaller Seligkeit.

Daher hast Du vor dem allerhei-ligsten Sakrament für dieGläubigen aller Orte und Zeitenfür alle ihre Bedürfnisse undNöten gebetet. Darum bittenwir Dich, heiligste Mutter, erfle-he uns eine unerschütterlicheHoffnung auf Jesus im Taber-nakel und die Gnade, in allenunseren Arbeiten, Versuchun-gen und Anliegen stets zu Ihmunsere Zuflucht zu nehmen.

O Maria, U. L. F. vom allerheilig-sten Sakrament, bitte für uns.Gegrüßet seist Du Maria..

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Gebetsanhang

3. O Maria, Mutter der schönenLiebe, mit jener Liebe, mit wel-cher Du einst das GöttlicheKind auf den Armen trugestund mit welcher Du unterSeinem Kreuze standest undIhn jetzt im Himmel liebest,liebtest Du Jesum unter derBrotsgestalt; Dein Leben nachder Himmelfahrt Jesu brachtestDu zu Seinen Füßen zu; all DeinDenken und Sinnen und Lebenward auf die allerheiligsteHostie gerichtet; aber ebensoerfüllte das Voraussehen derUnbilden, denen Dein Gött-licher Sohn in diesem Geheim-nisse bis zum Ende der Welttäglich ausgesetzt sein sollte,Dich mit unaussprechlichemWeh; Du wünschest mit höch-ster Begierde, daß Dein hiersich vernichtender und dieStille und Wehrlosigkeit desTodes annehmender Sohn vonallen Menschen erkannt, ange-betet und geliebt werde. Darumbitten wir Dich, heiligsteMutter, erflehe uns eine rechtinnige Liebe zu Jesus im aller-heiligsten Sakramente, einebeständige Reue und Sühneüber die Ihm hier zugefügtenBeleidigungen und einen gro-ßen Eifer für Seine Ehre.

O Maria, U. L. F. vom allerheilig-sten Sakrament, bitte für uns.Gegrüßet seist Du Maria..

4. O Maria, Du priesterliche Jung-frau und Mutter des ewigenPriesters nach der OrdnungMelchisedechs, sooft Du derheiligen Messe beiwohntest,war es Dir, wie wenn das ganzeLeiden Deines Sohnes und Seindreistündiges Hangen amKreuze erneuert würde; dabeiopfertest Du Sein Leiden undSein Blut für die ganze Kircheauf. In tiefster Demut empfin-gest Du täglich die heiligeKommunion von der Hand desheiligen Johannes, und nie-mand zuvor hat je die InbrunstDeiner Danksagung erreicht.Darum bitten wir Dich, heilig-ste Mutter, erflehe uns großeEhrfurcht vor der heiligenMesse und Eifer und tiefeAndacht in der Mitfeier dersel-ben; bereite Du uns vor auf dieheilige Kommunion, entflammeunsere Begierde danach undleite unsere Danksagung, be-wahre uns um Deiner Schmer-zen und des Blutes DeinesSohnes willen vor der lauenund unwürdigen Kommunion

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Gebetsanhang

und verleihe und die Gnade,daß wir gänzlich für DeinenGöttlichen Sohn leben, arbeiten,entbehren, leiden und sterben.

O Maria, U. L. F. vom allerheilig-sten Sakrament, bitte für uns.Gegrüßet seist Du Maria..

5. O Maria, Du Pforte desHimmels und Trost im Tode!Der tägliche Genuß des Him-melbrotes nährte in Dir eineverzehrende Sehnsucht nachder seligen Anschauung Gottes.Am Ende Deines Lebens emp-fingest Du mit wunderbarerLiebe und Ehrfurcht zum letz-ten Mal den Leib des Herrn undgingest dann zur ewigen Glorieüber. Darum bitten wir Dich, aller-teuerste Mutter, verleihe unsdie Gnade, vor unserem Hin-scheiden mit reinem Herzenund inniger Liebe und Erge-bung den heiligen Fronleich-nam zu empfangen und in Sei-nem Frieden und unter DeinemBeistand zu entschlafen undalsdann Denjenigen, welchenwir verhüllt in der Brotsgestaltangebetet, von Angesicht zuAngesicht schauen und mit Dir

und allen Heiligen in alle Ewig-keit preisen.

O Maria, U. L. F. vom allerheilig-sten Sakrament, bitte für uns.Gegrüßet seist Du Maria..

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Gebetsanhang

Herz Jesu, in Deinen liebevollen Absichtenenttäuscht durch Versäumung derKommunion an den großen Fest-tagen,wir leisten Dir Sühne und Abbittedurch das unbefleckte Herz Deinerheiligsten Mutter!

Herz Jesu, eingetaucht in ein Meer der Bitter-keit durch Versinken der Chri-stenherzen in irdische Dinge undWeltenanhänglichkeit,wir leisten Dir Sühne und Abbittedurch das unbefleckte Herz Deinerheiligsten Mutter!

Herz Jesu, im Stande von Sünden gegen denHeiligen Geist unwürdig in derheiligen Kommunion empfangen,wir leisten Dir Sühne und Abbittedurch das unbefleckte Herz Deinerheiligsten Mutter!

Göttliches Herz Jesu,daß Du unsere letzte Sterbestundedurch würdigen Empfang Deinesheiligsten Fleisches und Bluteszur glückseligsten Stunde unseresLebens machen wollest,

wir bitten Dich darum durch dasunbefleckte Herz Deiner heiligstenMutter!

Herz Jesu, daß Du uns im Himmel mit Liebeund Erbarmung krönen wollest,wir bitten Dich darum durch dasunbefleckte Herz Deiner heiligstenMutter!

Herz Jesu, daß Du den Seelen der verstorbe-nen Christgläubigen, besondersder Priester und Ordensleute, dieewige Ruhe geben und ihnen dasewige Licht bald wollest leuchtenlassen,wir bitten Dich darum durch dasunbefleckte Herz Deiner heiligstenMutter!

O Du Lamm Gottes, welches Duhinwegnimmst die Sünden derWelt, verschone uns, o Herr!

O Du Lamm Gottes, welches Duhinwegnimmst die Sünden derWelt, erhöre uns, o Herr!

Schlußbetrachtungen

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Gebetsanhang

O Du Lamm Gottes, welches Duhinwegnimmst die Sünden derWelt, erbarme Dich unser, o Herr!

Christus, höre uns!Christus, erhöre uns!

Lasset uns beten:O Herr Jesus Christus, Du hast inDeinem wunderbaren Sakramentebis ans Ende der Zeiten unter unswohnen wollen, um Deinemhimmlischen Vater durch dasGedächtnis Deiner Leiden ewigeGlorie zu bereiten und uns dieSpeise des ewigen Lebens zu ver-leihen: gib uns daher die Gnade,daß wir mit schmerzerfülltemHerzen die zahlreichen Unbil-den, welche Dir in diesem anbe-tungswürdigen Geheimnis zu-gefügt werden, verabscheuen undDir Sühne leisten für all dieVerunehrungen, welche Dir Gott-lose, Irrgläubige und abgeirrte

Christen gegen Dich begehen.Entzünde in uns ein glühendesVerlangen, alle diese Unbilden zusühnen, denen Du aus Liebe zuuns Dich ausgesetzt hast, Der Dulebst und regierest mit Gott demVater und dem Heiligen Geistgleicher Wesenheit von Ewigkeitzu Ewigkeit. Amen.

Man kann diese Litanei täglichbeten, so z. B. nach der heiligenMesse, beim Besuche des Aller-heiligsten, besonders am erstenFreitage jeden Monats. Noch mehrempfiehlt es sich, dieselbe auf dreiTageszeiten zu verteilen, wird jader Göttliche Heiland im Sakra-ment Seiner Liebe unentwegt undin massivster Weise beleidigt.Vortrefflich ist es, mit dieserLitanei seine geistliche Kommu-nion einzuleiten.

(Gebetsform und Gebetsfolge um 1900;Verfasser unbekannt.)

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Gebet wider böse Gedanken

Gebetsanhang

(Der Knecht:) „Herr, mein Gott,entferne dich nicht von mir. MeinGott, schaue herab auf mich undhilf mir“ (Ps 71, 12). Denn vielerleiGedanken und schreckliche Äng-ste haben sich in mir erhoben undquälen mein Inneres. Wie soll ichdurchkommen, ohne Schaden zunehmen? Wie ihrer Herr werden? „Ich“, so spricht der Herr, „werdevor dir hergehen und die Großender Erde erniedrigen. Ich werdedie Kerkertüren öffnen und dieTiefen der Geheimnisse dir offen-baren. (Jes 45, 2).

(Der Knecht:) Herr, tu, wie dusagst. Vor deinem Angesichtesollen alle bösen Gedanken flie-hen. Das ist meine Hoffnung, dasmein einziger Trost, daß ich inaller Betrübnis zu dir meineZuflucht nehmen, auf dich ver-trauen, aus der Tiefe meinesWesens zu dir rufen und inGeduld deinen Trost erwartendarf.Amen.

(aus Dritten Buch s. 223-225 von Thomas von

Kempen „Die Nachfolge Christi)

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Gebet um Erleuchtung des Geistes

Gebetsanhang

(Der Knecht:) Guter Jesus, „er-leuchte mich durch die Klarheit“inneren Lichtes (Joh 17, 5) undverscheuche alle Finsternis ausder Kammer meines Herzens.Wehre den vielen Zerstreuungen,und verjage die Versuchungen,die mir Gewalt antun. Kämpfe Dumit Macht für mich und bezwingedie wilden Tiere, ich meine dielüsternen Begierden, „daß Friedewerde in Deiner Kraft“ (Ps [22, 7)und Dein Lob laut widerhalle imheiligen Raum des reinen Ge-wissens.

Gebiete den Winden und Stür-men, sprich zum Meer: sei ruhig!und zum Nordwind: schweige!Und es wird große Stille sein (vgl.Mk 4, 39). Sende aus Dein Lichtund Deine Wahrheit“ 43, 3), daßsie über der Erde leuchten, ich bin„Erde, wüst und leer“ (v. Gen 1,2),bis Du mich erleuchtest. LaßDeine Gnade strömen, netze meinHerz mit himmlischem Tau, öffne

die Quellen der Andacht, daß sie„das Antlitz der Erde bewässern(Gen 2, 6) und gute, ja besteFrüchte hervorbringen. Richtemein von der Last der Sündengebeugtes Gemüt wieder auf undziehe all mein Sehnen zumHimmlischen empor, daß ich dieWonnen der überirdischenSeligkeit verkoste und mir dieFreude vergehe, an Irdisches zudenken. Entziehe mich, ja entreißemich allem vergänglichen Trostder Geschöpfe; denn nichtsGeschaffenes ist imstande, meinenHunger ganz zu stillen und mir zueiner Quelle des Trostes zu wer-den.

Verbinde mich Dir durch dasunlösliche Band der Liebe; dennDu allein genügst dem, der liebt.Außer Dir ist alles ohne Reiz.Amen.

(Aus dem Buch von Thomas von Kempen

„Die Nachfolge Christi“ Seite 223-225 )

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„Offenbarungen an Barbara Weigand“(1845-1943) in 7 Bänden

Der bekannte katholische Autor Pater Peter Lippert SJ. bezeichnet BarbaraWeigand als „eine ganz dem Übernatürlichen zugewandte, tiefgläubige und mitgroßer Liebe der Kirche anhängende Seele“.Diese Bücher enthalten eine unerschöpfliche Quelle Göttlicher Wahrheiten, dieJesus und die Gottesmutter, aber auch Engel und Heilige in den Jahren 1894 bis1925 Barbara Weigand geoffenbart haben. Die „Offenbarungen“ sind von pro-phetischer Bedeutung und reichen weit über ihre Zeit hinaus. In ihremMittelpunkt steht der vom HERRN Selbst gestiftete „Eucharistische Liebesbunddes göttlichen Herzens Jesu“.

Bezugsadresse:

«Gebetsarmee Gottes»Eucharistischer Liebesbund des göttlichen Herzens Jesu

«LEIBGARDE JESU CHRISTI - Tabernakel-Ehrenwache»«Barbara Weigand im Urteil von Bischöfen und Priestern»

«Tabernakel - heiligster Ort der Kirche»

In der Aufarbeitung und Verbreitung des Vermächtnisses der Jungfrau undSeherin Barbara Weigand aus Schippach sind diese Bücher entstanden. Sie sol-len das Bild und Vermächtnis dieser tapferen und mutigen Katholikin derkatholischen Öffentlichkeit bekannt machen. Zudem sollen sie dabei mitwirken,„solchen Menschen im Gedächtnis der Kirche einen würdigen Platz zu geben“,wie es der Würzburger Weihbischof Helmut Bauer in seinem Begleitwort inallen 7 Bänden der „Offenbarungen“ ausdrücklich bestimmt hat. Die Selig-sprechung Barbara Weigands durch die heilige Kirche ist unser angestrebtesZiel.

Bezugsadresse:

Sekretariat Wolfgang E. Bastian, Postfach 1319 D-50364 Erftstadt

Sekretariat Wolfgang E. Bastian, Postfach 1319 D-50364 Erftstadt

Allen Förderern und Spendern ein herzliches Vergelt’s Gott!

Kreissparkasse Köln Neumarkt 18-24 50667 Köln BIC/SWIFT: COKSDE33XXX IBAN: DE82 3705 0299 1191 0910 37

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Grabstätte Barbara Weigand in Schippach

Barbara Weigand Gedenkstätte in St. Pius in Schippach

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Heiliger Erzengel Michael, bewahre uns vor Sünde und Schuld.

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In Seinen „Offenbarungen an Barbara Weigand“ äußern der liebeHeiland und die liebe Gottesmutter Maria immer wieder IhrVerlangen, mit den treuen Kindern der katholischen Kirche einenBund zu schließen. Es soll eine Gebetsarmee gebildet und ein Dammgegen die heranstürmenden Fluten des Unglaubens errichtetwerden. Dazu verlangte Jesus Christus vor allen Dingen Gebetseifer,Weltentsagung und Leidensmut. Die Mitglieder des Liebesbundessollen sich auf das Innigste mit Seinem göttlichen Herzen vereinigenund ein Leben ganz in Seinem Geiste, das heißt, in und mit derheiligen katholischen Kirche führen. Jesus wies eindringlich auf denzunehmenden Unglauben der Zeiten hin, der alles zu verschlingendrohe, kündigte schwere Strafgerichte an und forderte zur Sühneund zur Buße auf.

„Ich habe dir gesagt und dir den Antrieb gegeben,in deiner Heimat eine Gebetsquelle zu schaffen,

damit dort deine Landsleute Mich loben und preisen,damit der Same auch dorthin getragen,

die Gottesverehrung dort gepflanzt wird, damit auch diejenigen,die nicht mehr weit gehen können,

die armen Kranken und Verlassenen, die Altersschwachenund Kinder, ein Asyl haben, wo sie Mich verehren und anbetenkönnen; denn einen Ort zu schaffen, wo Ich angebetet werde,

ist mehr wert als Arme zu speisen.“

Worte unseres Herrn Jesus Christus an Barbara Weigandam Freitag vor dem vierten Fastensonntag 1904