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Neurodermitis (Atopische Dermatitis) Basiskurs für Apotheker: Kostenfreie zertifizierte Fortbildung im Gesundheitswesen Redaktionelle Leitung Kerstin Depmer CGC - Cramer-Gesundheits-Consulting GmbH Rathausplatz 12 - 14 65760 Eschborn [email protected] Ansprechpartner Technik Dennis Fenchel health&media GmbH Fraunhoferstraße 5 64283 Darmstadt www.my-cme.de/apotheker Akkreditiert von der Bundesapothekerkammer QR-Code zu den Prüfungsfragen Bitte scannen Sie den Code mit einem QR-Reader auf Ihrem Mobilgerät. Einen geeigneten QR-Reader finden Sie unter www.barcoo.com

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Neurodermitis(Atopische Dermatitis)

Basiskurs für Apotheker:

Kostenfreie zertifizierte Fortbildungim Gesundheitswesen

Redaktionelle Leitung

Kerstin DepmerCGC - Cramer-Gesundheits-Consulting GmbHRathausplatz 12 - 1465760 Eschborn

[email protected]

Ansprechpartner Technik

Dennis Fenchelhealth&media GmbHFraunhoferstraße 564283 Darmstadt

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Zertifizierte Fortbildung

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PathogeneseAtopische Dermatitis ist eine erbliche, chronisch rezidivie-rende Hautkrankheit. Häufig kommt es im Kleinkindalter (ca. 3. – 4. Lebensjahr) zur Erstmanifestation.Der Erbgang der Atopischen Dermatitis erfolgt nicht über ein einzelnes Gen, sondern polygen mit Schwellenwert. Dabei wird nicht die Krankheit an sich vererbt, sondern lediglich die Krankheitsdisposition. Erst, wenn zu der vererbten Disposition bestimmte Provokationsfaktoren hinzukommen, wird die Krankheit manifest (abhängig vom individuellen Schwellenwert).

Unter Provokationsfaktoren versteht man• Klima (Klimawechsel, kalte Jahreszeit, geringe Luft-

feuchtigkeit)• InfektedurchBakterien,Pilze,Viren• Stress(psychisch/physisch)• bestimmteChemikalien• bestimmte Allergene (z.B. Hausstaubmilbenkot, Blü-

tenpollen)• bestimmte Nahrungsmittel (z.B. Hühnerei, Kuhmilch,

Soja,Weizen,Nüsse,Fisch)• KontaktmitSchafwolle,Tierfellen,Federbetten

Neurodermitiker leiden häufig zusätzlich an anderenKrankheitendesatopischenFormenkreises(z.B.Asthmabronchiale, Rhinitis allergica, Conjunctivitis allergica,Heuschnupfen). Signifikant häufig ist die Atopische Der-matitismitIchthyosisvulgaris(„Fischhaut“aufgrundvonVerhornungsstörungen)assoziiert.

Merkmale, die auf eine Atopie hindeuten:• familiärauftretendeNeigungzuÜberempfindlichkeits-

reaktionen von Haut und Schleimhäuten gegenüber Umweltstoffen

• erhöhteIgE-Bildung• verändertepharmakologischeReaktivität(z.B.parado-

xeGefäßreaktionaufAcetylcholin(stattVasodilatationkommt es zur Konstriktion der Gefäße und damit zu Blutdruckerhöhung)

• gestörteT-Lymphozyten-vermittelteImmunitätmitderFolgevonerhöhterAnfälligkeitfürviraleundbakteriel-leInfektionen

DieErkrankunghatindenletztenJahrenstarkzugenom-men.Während1960 lediglich jedesdreißigsteVorschul-kind von Atopischer Dermatitis betroffen war, ist es heute fast jedes sechste. Eine mögliche Ursache für diesensprunghaften Anstieg sind paradoxerweise verbesserte Lebensumstände und steigende Hygiene. Atopische Er-krankungen scheinen häufig Stadtkinder aus sozial bes-ser gestellten Schichten zu treffen.

Synonyme• Neurodermitisconstitutionalis• Neurodermitisdiffusa• Neurodermitisatopica• EndogenesEkzem• AtopischeDermatitis• Früh-undSpätexsudativesEkzematoid• PrurigoBesnier

Die Atopische Dermatitis gehört zu den häufigsten Hauterkrankungen überhaupt. Insgesamt leiden in Deutschland zwischen zwei und zehn Prozent der Bevölkerung in unterschiedlichem Ausmaß an dieser chronischen Hautentzündung.Kinder sind dabei überdurchschnittlich häufig betroffen: Bis zu 12 Prozent der Vorschulkinder sind an Atopischer Dermatitis erkrankt. Insgesamt geht man von rund drei Millionen Betroffenen in Deutschland aus. (Quellen: J. Ring: „Neurodermitis“, C.H.Beck, München, 2000; Informationsportal Dermatologie, www.dermis.net)

Neurodermitis(Atopische Dermatitis)

Basiskurs

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Klinik der Atopischen DermatitisLeitsymptome:• starkerPruritus• sehr trockene, schuppende Haut mit erniedrigtem

Wasser- und Fettgehalt, verminderterTalgproduktion,veränderter Schweißsekretion

• ab 3. – 4. Lebensmonat BeiSäuglingenisthäufigdersogenannteMilchschorf

(Crusta lactea,Säuglingsekzem)Zeicheneinerbegin-nenden Atopischen Dermatitis:

• nässende,mitschuppigenKrusten(„vonderFarbe einerüberdemFeuereingetrockenetenMilch“) bedeckte Erytheme am behaarten Kopf, der Stirn und den seitlichen Gesichtspartien • Späterim1.Lebensjahrentwickelnsichdaraus nässende Erytheme mit Papulovesikeln und Krusten an der Streckseite der Extremitäten

Abb.: Crusta lactea

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• ab3.Lebensjahr:Eczemaflexuarum • nässendeDermatitismitPapelnundBläschenin den Ellenbeugen und (seltener) in den Kniekehlen • allmählicherÜbergangineinchronischesEkzem: trockene, schuppende, verdickte Herde mit der typischenLichenifikation(Vergröberungder Hautlinien)

• SchulkindalterbisErwachsenenalter • Beugenekzem(chronischlichenifiziert) • EntzündungsreaktioneninHautfaltenundamHals • Handekzem • zusätzlichkannsicheineallergischeRhinitis oderConjunctivitisodereinAsthmabronchiale entwickeln

Abb.: streckseitiges papulovesikuläres Erythem

Abb.: chronische Lichenifikation

Abb.: Atopische Dermatitis im Erwachsenenalter

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Anhand der beschriebenen typischen Klinik der Atopischen Dermatitis lässt sichdasVollbildderErkrankungleichtdiagnostizieren.ZusätzlicheHinweiseauf eine vorliegende Atopie – auch bei nur minimal ausgeprägter Atopischer Dermatitis – geben die so genannten Stigmata:

• leicht juckende, trockene Haut (Xerosis cutis)

• trockene Kopfhaut• dunklere Färbung (Halonierung)

der periokulären Region• Lichtung der lateralen Augenbrau-

en(Hertoghe-Zeichen)• doppelte Unterlidfalte (Dennie-

Morgan-Infraorbitalfalte)• faltige, gering schuppende Lider

(scheinbareVoralterung)• entzündete, trockene Lippen mit

eingerissenen Mundwinkeln (Cheilitissicca)

• Pityriasis simplex alba (hypo-pigmentierte Flecken mit feiner, trockener Schuppung)

• trocken schuppende, juckende Füße im Winter („atopic winter-feet“)

• Einrisse und zwiebelschalenartige SchuppungderFinger-undZehen-kuppen (Pulpitis sicca)

• JuckreizdurchSchwitzenoderbeiKontakt mit Schafwolle

• weißer Dermographismus (Haut-schrift; nach mechanischer Reizung der Haut auftretende sichtbare Hautreaktion)

• häufig Modeschmuckunverträg-lichkeiten(Nickel,Chrom,Kobalt)

Abb.: Xerosis cutis

Abb.: Cheilitis sicca

Abb.: Pulpitis sicca Abb.: Pityriasis simplex alba

Abb.: atopic winterfeet

Abb.: Infraorbitalfalte

Abb.: weißer Dermographismus

Abb.: periokuläre Halogenierung

Abb.: Rerefizierung der lateralen Augen-brauen (Hertoghe-Zeichen)

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Komplikationen bei Atopischer DermatitisKomplikationen der Atopischen Dermatitis entstehen durchdiegestörteT-Zell-vermittelteImmunität.

Häufig vorkommend:• Eczema herpeticatum = Superinfektion mit Herpes

simplex Klinik: plötzlichauftretendegroßflächigeBläschenauf

derBasiseinesEkzems,hohesFieber,herabgesetzterAZ

• Eczema molluscatum = Superinfektion mit Molluscum contagiosumVirus

Klinik:großflächigeAusbreitungvonMollusken(Dell-warzen) auf der Grundlage eines Ekzems

• Impetigenisierung=inderRegeldurchStaph.aureushervorgerufene Superinfektion

Klinik: Pusteln und gelbliche Krusten auf vorbestehen-demEkzem,Fieber,herabgesetzterAZ

Selten vorkommend:• Erythrodermia atopica Hill = generalisiertes Ekzem,

meistFolgevonfalscherBehandlung• Cataracta dermatogenes neurodermitica = Linsentrü-

bung bei lange bestehender Atopische Dermatitis

TherapieFür die Behandlung der Atopischen Dermatitis ist einpolypragmatischesVorgehenentscheidend.DabeiistesvonbesondererBedeutung,dieMaßnahmenindividuellauf den jeweiligen Patienten abzustimmen. Basis derTherapie sollte, wenn möglich, eine Reduktion undVermeidung der jeweiligen Provokationsfaktoren sein.Darauf aufbauend schließt sich die Basis-Hautpflegesowie die spezielle Ekzemtherapie an.DieheutebeiAtopischerDermatitisangewendetenThe-rapeutika schließen sowohl äußerlich anwendbare als auch systemisch anwendbare Medikamente ein. Die spezielleTherapie wird durch eine Pflegetherapieergänzt. Neurodermitiker-Pflegeprodukte sind speziellauf die gestörte Hautbarriere beiAtopischer Dermatitisabgestimmt.

Abb.: Eczema herpeticatum

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Pharmakologische Aspekte

1. Topische TherapieTopischePräparatewerdenzurEntzündungshemmung,ImmunsuppressionsowiezurStillungdesJuckreizesbeieiner atopischen Dermatitis eingesetzt.

Topische TherapieBasispflege:• wirkstofffreiePflegeprodukte• Ölbäder• Duschöle• CremesmitlokalenFeuchthaltefaktoren(z.B.Harnstoff in geeigneter Konzentration)

SpezielleTherapie:• Polidocanol (chem.Abkömmling von Polyethylengly-

kol)gegendenJuckreiz• synthetische Gerbstoffe (Tannin-artig) gegen Juckreiz

besondersindenintertriginösenArealen• Antiseptika(z.B.Chlorhexidin,Triclosan)• beiAnzeichen von Impetigenisierung: orale, penicilli-

nasefesteAntibiotika(z.B.Erythromycin)• beiHinweisaufPilzinfektion:Antimykotika(z.B.Imida-

zolderivate)• bei Hyperkeratosen an Händen und Füßen: Salizylsäu-

repräparate

Antientzündliche Wirkstoffe• topische Kortikosteroide (Cave Nebenwirkungen bei

längererAnwendung:Hautverdünnung,erhöhteInfektanfälligkeit)

• topischeMakrolide(z.B.Tacrolimus,Pimecrolimus,seit April 2002 in Deutschland auf dem Markt), werden aus einer Pilzart (Streptomyces tsukukaensis) gewon-nen

• therapeutische Alternative zu Steroiden: wirken wie Steroide immunsuppressiv, jedoch ohne die typi-schen Steroid-Nebenwirkungen (kein atrophogenesPotenzial),bislangbekannteNebenwirkungen:LokaleEntzündungsreaktionen, Infektionen der behandeltenHautstellen; aufgrund von möglichen fototoxischenEffekten (Tierexperimente) sollten die Hautpartien,diemitTacrolimusbehandeltwerden,nichtderSonneausgesetzt werden

• Teerpräparate

Systemische Therapie• Antihistaminika(sedierendefürdieNacht,nichtsedie-

rendefürdenTag)zurJuckreizstillung• inAusnahmefällen:Steroide,nurbeigroßflächigerAus-

prägung,AnwendungalsStoßtherapieüber2bis4Tageohne schrittweise Reduktion der Dosis oder als 2- bis 4-wöchigeTherapiemitschrittweiserDosisreduktion

• beischwerster, therapieresistenterForm:CyclosporinA; empfohlen über maximal 6 Monate in der niedrigs-ten therapeutisch wirksamen Dosis mit anschließender ReduktionübereinenZeitraumvonca.3Monaten

• eventuellandereImmunsuppressiva(z.B.Azathioprin,Mycophenolatmofetil)

• eventuell Leukotrienantagonisten, allerdings liegt keineoffizielleZulassungfürdieseIndikationvor

Phototherapie/KlimatherapieBeideTherapieformen können ajuvant in Kombinationmit Kortikosteroiden oder – bei mäßig ausgeprägter Atopischer Dermatitis – auch allein eingesetzt werden.

Wirkstoff,spezifisch/Handelsname

Wirkung/spez.Indikation

Warnhinweise/Kontraindikation (KI)

Polidocanol Juckreizminderungdurch Senkung der Sensibilität von Hautnerven (Lokalan-ästhetikum).

KI:Unverträglichkeit/Überempfindlichkeitbe-züglich des Wirkstoffes

Synthet. Gerbstoffe (tanninartig)

Juckreizminderung,entzündungshem-mend;Bes.inintertri-ginösenArealen

KI:Unverträglichkeit/Überempfindlichkeitbe-züglich des Wirkstoffes;Anwendung im Auge

Lokale Anti-septika

z.B.Chlorhe-xidin

Lokale Desinfektion KI:Unverträglichkeit/Überempfindlichkeitbe-züglich des Wirkstoffes;Keine Anwendung auf Schleimhäuten,imBereichvon Auge und Ohr, auf tiefenbzw.großflächigenWunden/Verletzungen,Ulzerationen, bei Säuglin-gen, schlecht durchblute-tem Gewebe

CAVE:Schwangerschaft,Stillzeit

Antibiotische Salben

Fusidinsäure, Erythromycin

Antibiotisch (anti-entzündlich);BeiImpetiginisierung(Staphylococcus aur.) der Ekzemherde

KI:Unverträglichkeit/Überempfindlichkeitbe-züglich des Wirkstoffes;

CAVEFusidinsäure:Still-zeit, Schwangerschaft

Antimykotika

Imidazolderi-vate (Ketoco-nazol)

Antimykotisch; Beiimmunopathoge-net.BedeutungvonPitysporum ovale

KI:Unverträglichkeit/Überempfindlichkeitbe-züglich des Wirkstoffes;

CAVE:AllergieartigeReaktionen bei Allergikern möglich

Salicylsäure Antipsoratisch;BeiHyperkeratosen (Hände, Füße)

KI:Unverträglichkeit/Überempfindlichkeitbe-züglich des Wirkstoffes;Erythrodermie, Anwen-dung im Gesicht oder Augesowieintertriginö-sen Räumen, Schwanger-schaft, Stillzeit

CAVE:Nierenschädigung,Säuglinge, Kinder

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Wirkstoff,antientzündlich

Wirkung/spez.Indikation

Warnhinweise/Kontraindikation (KI)

Topische Kortisonpräpa-rate (Klasse I-III, meist II)

Betamethason,Hydrocortision, Methylpred-nisolon, Prednicarbat-Mometason

Antientzündlich, antiproliferativ, immunsuppressiv (BlockadederT-Lymphozytenakti-vierung), juckreizstil-lend, vasokonstrik-torisch; Intervalltherapie

KI:Unverträglichkeit/Überempfindlichkeitbe-züglich des Wirkstoffes;Chronisch-stationärePsoriasis, Akne, Pruritis anogenit., Rosacea, periorale Dermatitis, spezif. Hautprozesse wie Hauttuberkulose, virale, bakterielle, mykotische Hauterkrankungen

CAVE:LängereAnwen-dung im Gesicht bzw. bei Kindern, Schwanger-schaft, Stillzeit

Topische Makrolide (top. Immunmodula-toren, TIM)

PimecrolimusTacrolimus

Selekt.Calcineurin-hemmer:Bindenanspezifische Rezepto-ren (Makrophilin) im CytosolvonT-Lym-phozyten. Dieser Komplex inhibiert dieCalcineurin-Phosphatase-Ak-tivität. So wird die Signalübertragung inaktiviertenT-Lym-phozyten und da-durch die Synthese von Entzündungs-mediatoren(Zy-tokine) gehemmt. Antientzündlich, immunsuppressiv; kein atrophogenes Potenzial; Intervalltherapie

KI:Unverträglichkeit/Überempfindlichkeitbe-züglich des Wirkstoffes; Keine Anwendung bei vi-ralen Hauterkrankungen, im Auge, auf Schleimhäu-ten, bei Erythrodermie, Netherton-Syndrom

CAVE:Sonnenlicht(foto-toxische Effekte)Kinder<2Jahre,erhöh-teslokalesInfektionsri-siko, Schwangerschaft, Stillzeit

Teerpräparate

Steinkohleteer

Entzündungshem-mungsowieJuck-reizminderung und Hemmung einer Hautverdickung

KI:Unverträglichkeit/Überempfindlichkeitbe-züglich des Wirkstoffes;Akute, nässende Derma-tosen, Xeroderma pigm., Nävus-Dysplasie-Synd-rom,Basalzellnävussyn-drom, akutes Stadium der Neurodermitis,Anwen-dung auf Kopfhaut oder im Auge, Schwanger-schaft,Stillzeit,<12Jahre,Nierenerkrankungen,Schleimhäute

CAVE:Sonnenlicht(Lichtsensibilisierung), Anwendung in Anogeni-tal-, AxillarregionFraglich/umstritten:Kan-zerogenität

Nebenwirkungen und Wechselwirkungen

Wirkstoff,spezifisch/Handelsname

Häufigste Nebenwir-kungen (NW)

Wechselwirkungen (WW)

Polidocanol Überempfindlichkeits-reaktionen

Keine

Synthet. Gerb-stoffe (tannin-artig)

Leichte lokale Haut-reizungen, allergische Hautreaktionen, Aus-trocknen der Haut

Keine(Kondome, Diaphrag-menkönnendurchHilfsstoffe in Funktion beeinträchtigt sein)

Antiseptika

z.B.Chlorhexidin

Allergische Reaktio-nen,lokal:Brennen;Kontakt- und Foto-sensibilisierung bei häufiger Anwendung

Seife und andere an-ionische Substanzen, Kaliumjodid; Saccha-rose, Polysorbat-80, unlösl.Magnesium-,Calcium-,Zinksalze

Antibiotische Salben

Fusidinsäure, Erythromycin

Lokale Hautreizungen (Brennen,Rötung),Überempfindlichkeits-reaktionen; Erythr.: Resistenzen bei lang-fristiger Anwendung

Keine

Antimykotika

Imidazolderivate(Ketoconazol)

Lokale Hautreizungen, (Brennen,Jucken,Rötung),lokaleallergi-sche Reaktionen

Keine

Salicylsäure Lokale Hautreizungen, BraunfärbungderHaut, allergische Haut-reaktionen

Andere Hautpräpara-te(z.B.top.Kortikos-teroide)(Kondome, Diaphrag-menkönnendurchHilfsstoffe in Funktion beeinträchtigt sein)

Wirkstoff,antientzündlich

Häufigste Nebenwirkun-gen (NW)

Wechselwirkun-gen (WW)

Topische Kortisonpräpa-rate (Klasse I-III, meist II)

Lokale Hautreaktionen (Brennen,Jucken),lokaleHautatrophien(Zerstö-rung von Kollagenfasern; Folge:dünne,sprödeHaut),Teleangiektasien,periorale Dermatitis, Pigmentverschiebungen, Purpura, Follikulitis, al-lergische Reaktionen; bei großflächigerAnwendungsystemischeNWmöglich(s.NWsystemischeKorti-kosteroide)

Keine

Topische Makro-lide (top. Immun-modulatoren)

Lokale Reaktionen (meist nurzuBeginnderBe-handlung): Entzündungs-reaktionen,Infektionen,Brennen,Jucken,Rötung,Hitzegefühl, Schmerz

Alkohol, Son-nenlicht, evtl. andere topische antientzündliche Präparate

Teerpräparate Fotosensibilisierung, lokale Hautreizung, Folli-kulitiden

Sonnenlicht

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LiteraturLeitlinien der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) und des Berufsverbandes Deutscher Dermatologen (BVDD) 2002.

Novak, N.; Bieber, T.: Pathophysiologie der atopi-schen Dermatitis. Deutsches Ärtzeblatt,Jg. 101, Heft 6, Köln 2004.

Ring, J.; Zumbusch, A.: Neurodermitis - Ursa-chen und Therapien. München: C.H.Beck 2000.

Schäfer, T.: Diagnostik und Epidemiologie des atopischen Ekzems. In: Petermann, F., Warschburger P.: Neurodermitis. Hogrefe 1999, S. 51-79.

Achenbach, R.K.: Neurodermitis. Stuttgart: TRIAS 1996.

Abeck D.; Ring J.: Atopisches Ekzem im Kindes-alter. Darmstadt: Steinkopff 2002.

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2. Systemische Therapie Eine systemische Therapie bleibt schweren Formen/Verläufen bzw. demschweren Schub vorbehalten und bedarf einer regelmäßigen Kontrolle.

Neben- und Wechselwirkungen

Wirkstoff Wirkung/Indikation Warnhinweise/Kontraindikation (KI)

Antihistaminika (H1-Blocker)

z.B.Cetridizin,Loratadin,Di-mentiden, Mizolastin

Juckreizminderungdurchkompe-tetive H1-Rezeptorblockade; Meist im akuten Schub

KI:Unverträglichkeit/ÜberempfindlichkeitbezüglichdesWirkstof-fes;SchwereNiereninsuffizienz,Engwinkelglaukom

CAVE:ManifesteHerzerkrankungenbzw.Leberfunktionsstörun-gen, Schwangerschaft, StillzeitbeieinigenPräparaten:system.BehandlungmitMakrolidenoderAzol-Antimykotika

Kortikosteroide

Prednisolon, Predison, Methyl-prednisolon, Fluocortolon

Antientzündlich, immunsuppres-sivdurchBlockadederT-Lympho-zytenaktivierung

2-4TageStoßtherapieod.2-4wöchigeTherapiemitanschl.schrittweiser Dosisreduktion

KI:Unverträglichkeit/ÜberempfindlichkeitgegenWirkstoff;AkuteVirusinfektionen,HBsAG-pos.chronisch-aktiveHepatitis,8.Wo vor und 2.Wo nach Schutzimpfung, Lymphadenitis nach BCG-Impfung

CAVE:Magen-Darm-Ulzera,Ulkusmittel,Bakterieninfektion,system. Mykosen, best. Parasitosen, schwer einstellb. Hypertonie, Diabetesmell.,Osteoporose,psychiatr.Anamnese,Eng-/Weitwin-kelglaukom, Schwangerschaft, Stillzeit

Immunsuppressiva

Ciclosporin

NurinAusnahmefällen(schwe-rerVerlauf):Azathiorin, Mycophenolatmofetil (off-label)

ImmunsuppressivdurchUnter-drückung der humoralen und zellulärenImmunantwort;BeiTherapieresistenzundschwe-rer Ausprägung

Max. 6 Monate, dann Dosisreduk-tion über 3 Monate

KI:Unverträglichkeit/ÜberempfindlichkeitgegenWirkstoff;GleichzeitigeGabenephrotoxischerSubstanzen,Nierenfunktions-störungen,unkontrl.Hypertonie,unkontrl.Infektionskrankheiten,maligneTumoren,KindermitPsoriasis,best.Psoriasis-Patienten,Epilepsie, Alkoholismus, Hirnschädigung

CAVE:Schwangerschaft,Stillzeit,erhöhtesKrebsrisiko(bes.Haut),Statingabe

Leukotrienantagonisten (off-label)

HemmenCysteinyl-Leukotrien1-Rezeptor(CysLT1-Rezeptor)

KI:Unverträglichkeit/ÜberempfindlichkeitgegenüberWirkstoff

CAVE:NichtbeiakutemAsthmaanfalloderschweremAsthmaeinsetzen! System. Eosinophilie

Wirkstoff Häufigste Nebenwirkungen (NW) Wechselwirkungen (WW)

Antihistaminika (H1-Blocker)

Mundtrockenheit, gastrointestinale Beschwerden,Arrhythmien,Agi-tiertheit, Müdigkeit, Kopfschmerz, SchwindelBes.beiPräparatender1.Genera-tion: dämpfende Wirkung auf das ZNS

Analgetika,Hypnotika,Narkoti-ka, Psychopharmaka, Alkohol

Kortikosteroide Iatrog.Cushing-Syndrom,Osteopo-rose, Myopathie, asept. Knochenne-krose, Glaukom, Katarakt, endokr. Psychosyndrom, Depressionen, Eu-phorie, Pankreatitis, Diabetes mell., Natriumretention(Ödembildung)/Kaliumverlust,Hypertonie,Nebennie-renrindenatrophie,Infektanfälligkeit;

MöglicheWW:Ritonavir,starkwirksamenCYP3A4-Hemmer,NSAR,oraleAntidiabetika,Enzyminduktoren,Cumarin-Derivate,oraleöstrogenhaltigeKontrazeptiva, Atropin, Herz-glykoside, Saluretika, Laxanzi-en,ACE-Hemmer,Praziquantel,Chloroquin,Somatropin,Protirelin,Ciclosporin

Immunsuppres-siva

Nieren-undLeberfunktionsstörun-gen, Hypertonie, gastrointestinale Beschwerden,Zittern,Missemp-finden, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Wadenschmerzen, Muskelschmerzen, bakterielle/viraleInfektionen,Ver-ringerung des Magnesiumspiegels, ErhöhungderBlutfettwertesowiedes Kaliumspiegels, vermehrte Körperbehaarung,benigneZahn-fleischwucherungen,erhöhteRatebest. Hautkrebse

NephrotoxischeSubstanzen,CYP3A4-Substrate,Grape-fruchtsaft,andereCalcineurin-Inhibitoren,Impfungen,best.Kortikosteroide, fettreiche Mahlzeiten,HMG-CoA-Reduk-tasehemmer,ACE-Hemmer,AT2-Antagonisten,Kalium-spa-rende Diuretika, kaliumreiche Kost

Leukotrienan-tagonisten (off-label)

AbdominelleBeschwerden,Kopf-schmerzen, Myalgie, Schwindel, Reiz-barkeit,erhöhteBlutungsneigung,(Bez.zumChurg-Strauss-Syndrom?)

Phenobarbital,CYP3A4-Induk-toren