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bauelement+technik Jahrbuch 2015/16 WOHLFARTH Branchentrends und Hintergründe

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bauelement+technikJahrbuch 2015/16

WOHLFARTH

Branchentrendsund

Hintergründe

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4 bauelement+technik-Jahrbuch 2015/16

Thorsten Schmidt

Editorial

Jahresrückblick 2014 6

Jahresrückblick 2015 8

Dr. Jens Rothenstein

Online-Präsenz und Cross-Channel-

Kommunikation im B2B-Segment 28

Dr. Eckhard Keill

Erfolgreich vernetzen 32

Jochen Hiemeyer

Toolineo: Konvergenz von online

und offline ist Trumpf 36

Peter Ohmberger

Smart ist Technologie, wenn sie uns

wirklich nützt 40

Frank Jedamski

Frische Luft und Lüftung 44

Dr. Ronald Rast

Wo bleibt der Boom

im Wohnungsbau? 48

Peter Heinrich

Nachhaltige Berichterstattung

in der Bau-Branche 52

Inhalt

Foto: RAINER StURM/PIXELIo

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5bauelement+technik-Jahrbuch 2015/16

André Weyer

Moderne Garagentore:

Vielfalt in Design und Funktion 54

Roger Lehner

Fensterläden zum Schieben

und/oder Falten 58

Christian Kehrer und

Jürgen Benitz-Wildenburg

Was braucht ein Qualitätsprodukt? 62

Dr. Oiver Som

Innovationspotenziale nicht

forschungsintensiver Branchen

und Betriebe 66

Alexa Mühlen

Wie international sind die

Baustoffhersteller? 70

Ulrich Horn

Wie BIM das Bauen verändert 76

Christian Engelke

Perspektiven der künftigen

Wohnungsbaunachfrage 80

Dr. Christian Kaiser

Stadt, Land, Schluss. 84

Produktneuheiten 2015/16 88

Verbände und Organisationen 104

Persönliches 108

Termine und Veranstaltungen 112

Sonderschau des ift Rosenheim auf der BAU 2015 Foto: IFt RoSENHEIM

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Im Mittelpunkt steht der Mehrwert

Technische Geräte mit Zusatznut-zen werden als „smart“ bezeichnet. Weil dieses englische Adjektiv aus der deutschen Sprache nicht mehr wegzudenken ist, hat es natürlich auch längst einen Duden-Eintrag. „Clever“ und „gewitzt“ werden dort an erster Stelle als Bedeutungen ge-nannt. Das sind Eigenschaften, die man eigentlich eher einem Men-schen als einer Technologie zuordnen würde. Sie implizieren so etwas wie Intelligenz. Und sie enthalten auch eine Wertung: Damit etwas als smart gelten kann, muss es eine gewisse – positive – Wirkung hervorbringen. Ein bloßer Wow-Effekt nach Art ei-nes unerwarteten Gimmicks reicht dafür nicht aus. Vor einigen Mona-ten führte ich für das von Hekat-ron herausgegebene Branchenmaga-zin ProSicherheit ein Gespräch mit dem Kölner Zukunftsforscher Klaus Burmeister. Er gab folgende Anre-gung: „Bereits in den 1920er Jah-ren gab es die Vision, roboterähnli-che Maschinen zu entwickeln, die für uns die Hausarbeit erledigen. Trotz-dem kochen wir unseren Kaffee im-mer noch selber. Durchsetzen wer-den sich Technologien immer dann, wenn sie für den Anwender einen

Da aber speziell wir Männer uns manchmal schwertun, andere um Hilfe zu bitten, werden Sie viel-leicht Ihr Handy zücken, um Ihre Position zu orten. So wissen Sie in Sekundenschnelle, wohin Sie müs-sen. Derartige Alltagssituationen verdeutlichen einen Sachverhalt, der für die meisten von uns vor 20 Jahren schwer vorstellbar war: Ganz selbstverständlich umgeben wir uns mit technischen Geräten, de-ren Funktionen über das hinausge-hen, wofür sie ursprünglich erfun-den wurden – ein Automobil, das einem zuhört (wenn’s denn klappt), und ein Telefon, das den Stadtplan ersetzt. Einige dieser Geräte haben sich sehr schnell durchgesetzt und sind nicht mehr wegzudenken. An-dere haben es schwerer. Oder tra-gen Sie bereits eine Armbanduhr, auf der Sie Apps installieren?

Peter Ohmberger, Jahrgang 1957, ist seit 2002 Geschäftsführer der Hekatron Vertriebs GmbH in Sulzburg

bei Freiburg. Hekatron hat sich als führender Spezialist in der Entwicklung, der Herstellung und im Vertrieb

von Systemen des anlagentechnischen Brandschutzes etabliert. 2014 erwirtschaftete das Unternehmen

einen Umsatz von rund 130 Mio. EUR. Es beschäftigt ca. 750 Mitarbeiter. Mehrfach wurde Hekatron mit

dem „Great Place to Work“-Gütesiegel ausgezeichnet und darf somit als einer von Deutschlands besten

Arbeitgebern gelten. Peter Ohmberger absolvierte in den 1970er Jahren eine Ausbildung zum Elektro-

installateur, er ist Staatlich Geprüfter Techniker, Diplom-Betriebswirt (FH) sowie Master of Business

Administration (MBA). Seine Tätigkeit für Hekatron begann 1984. Den Markt für Sicherheitstechnik und

anlagentechnischen Brandschutz kennt er von beiden Seiten: Bevor Peter Ohmberger bei Hekatron die

Geschäftsführerfunktion übernahm, war er zwischenzeitlich als selbstständiger Errichter tätig.

Foto: Nikolas Hagele

Technik im persönlichen Umfeld

Haben Sie schon einmal versucht, das Navigationssystem in Ihrem Auto per Spracheingabe zu bedie-nen? Vielleicht kommen Sie damit gut zurecht. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass Sie nach etlichen Fehlversuchen, Missverständnissen und Wartezeiten wieder dazu über-gegangen sind, den Controller bzw. den Touchscreen für die Zieleinga-be zu benutzen. Noch so eine Situ-ation: Nach einem Messebesuch in einer Ihnen wenig bekannten Stadt haben Sie eine Sehenswürdigkeit in der City besucht und sind sich nun nicht sicher, in welche Richtung Sie gehen sollen, um zum Haupt-bahnhof zu kommen. Was tun Sie? Sie könnten den nächstbesten Ein-heimischen nach dem Weg fragen.

Peter Ohmberger

Am Standort Sulzburg bei Freiburg fertigt Hekatron Produkte des anlagen-

technischen Brandschutzes: Brandmeldesysteme, Feststellanlagen,

Rauchwarnmelder. Geschäftsführer Peter Ohmberger erklärt, was es aus

seiner Sicht braucht, um Gebäudetechnik im Wortsinne „smart“ zu

machen. Wichtige Erkenntnis: Smarte Technologie ist weniger ein

Gegenstand spekulativer Zukunftsbilder als vielmehr gelebte Praxis.

Smart ist Technologie, wenn sie uns wirklich nütztTechnik muss als gelebte Praxis erfahrbar sein

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dern eine Evolution. Und wir haben es mit Standards zu tun, die sich be-reits bewährt haben. Es ist nahelie-gend, dass ich hierzu ein Beispiel aus dem Unternehmen anführe, dessen Geschäftsführer ich bin: Als wir das Brandmeldesystem Integral im Jahr 2004 auf den Markt brachten, war bereits eine Anbindung an das Ge-bäudemanagement über die offene Schnittstelle OPC vorgesehen. Was seinerzeit ein nicht selbstverständli-ches Feature war, haben wir seitdem konsequent ausgebaut: Die heuti-ge Zentralengeneration Integral IP unterstützt die Schnittstellen OPC, BACnet, EIB/KNX und Modbus. Sie stellt sicher, dass alle angeschlos-senen Systeme der Gebäudetechnik – Sicherheitseinrichtungen ebenso wie Heizung, Lüftung oder Klimati-sierung – dieselbe Sprache sprechen. Es entsteht eine zwar komplexe, je-doch homogene Gesamtarchitektur. Damit eignet sich Integral zur In-tegration in sämtliche bestehenden Sicherheitssysteme. Gebäudebetrei-ber schätzen diesen Vorteil vor al-lem dann, wenn Erweiterungen oder Modernisierungsmaßnahmen anste-hen, zumal solche mit Teilinvest, bei denen nicht die gesamte Sicherheits-technik auf einmal ausgetauscht wer-

Davon abzugrenzen ist das Gebiet des Smart Home, wo private Endkunden mit vernetzten Geräten und Diensten für die eigenen vier Wände angespro-chen werden sollen.

Wenn Sie Hekatron und sein Pro-duktspektrum aus dem anlagentech-nischen Brandschutz kennen, dann ahnen Sie vermutlich, auf welchem der beiden genannten Gebiete für mich der Schwerpunkt liegt. Wir ha-ben eine klar definierte Kompetenz und wollen nicht plötzlich zum All-rounder werden, für den der Brand-schutz ein Aspekt von vielen ist. Stattdessen sind wir die Experten schlechthin in unserem Segment und vernetzen dieses gemeinsam mit an-deren Technologieprofis zur Gesamt-lösung. Das ist unser Ansatz in Sa-chen Smart Building: Kooperation, die einen Mehrwert hervorbringt.

Offene Schnittstellen sind der Schlüssel

Wenngleich uns der Begriff Smart Building noch immer ein Stück weit neuartig vorkommt, so hat uns die-se Technik doch keineswegs ohne Vorwarnung überrollt. Wir sprechen hier nicht über eine Revolution, son-

wirklich erkennbaren Nutzen, einen Mehrwert, stiften.“ Dieser Einschät-zung kann ich mich nur anschließen.

Smart Building im Kontrast zu Smart Home

Wohin aber gehen die Trends in Sa-chen smarter Technik in Gebäude und Wohnung, wenn den angespro-chenen Roboter-Butler auch künftig keiner haben will? Ich möchte darauf hinweisen, dass mir die Trennschärfe zwischen den Begriffen Smart Buil-ding und Smart Home sehr wichtig ist, auch wenn sie oft durcheinan-dergeworfen werden. Das erste Ge-biet, Smart Building, ist eine reine Profi-Domäne. Sie betrifft Architek-ten, Planungsingenieure, verschiede-ne Gewerke innerhalb des Bauwesens, Facility-Manager und natürlich die Technologiehersteller, so wie uns von Hekatron. Gemeinsam erarbeiten wir Systemarchitekturen für Gebäude, die oft hochkomplex sind und ihrerseits aus einer Vielzahl von Einzelsystemen bestehen. Der Nutzer, in aller Regel jemand, der zum Arbeiten und nicht zum Wohnen in das Objekt kommt, braucht sich über die Technik keine Gedanken zu machen. Diese Sorge haben ihm die Profis abgenommen.

Die Produkte von Hekatron, Basis für smarte Anwendungen, entstehen ausschließlich am Standort Sulzburg bei

Freiburg und folgen damit dem Grundsatz „Made in Germany“. Foto: HekatroN

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nicht interessiert. Und ob es das tut! Allerdings muss ich dazu sa-gen, dass wir dann tatsächlich über Zukunftsszenarien sprechen, über einen Gegenstand, der teils voller Spekulationen ist. So gibt es etwa die Vorstellung großflächiger Bild-schirme, die in die Tapete integriert sind und mit ihrem Gegenüber, al-so dem Menschen, interagieren. Da denkt man doch gleich an George Orwells 1984. Doch die Gegen-wart sieht anders aus. Den erwähn-ten Europäischen Installationsbus EIB bzw. KNX gibt es schon seit über 20 Jahren. Nur sind solche Bus-Systeme nicht das, was der Pri-vatmann braucht. Ein Eigenheim ist eben kein Bürohochhaus. Ich verrate Ihnen nichts Neues, wenn ich sage, dass die Bedeutung des Smartphones als Schaltzentrale für die Technik in unserem persönli-chen Umfeld künftig noch weiter zunehmen wird. Für den sinnvol-len Einsatz elektronischer Systeme in Haus und Wohnung gibt es eine ganze Reihe von Anwendungen, die oft verblüffend naheliegend sind. Wer in einem Hotel eincheckt, fin-det es völlig normal, dass er anstel-le des Zimmerschlüssels eine Mag-netkarte bekommt. Und in vielen Büro- und Industriegebäuden ist das ja ähnlich gelöst. Im privaten Umfeld hingegen braucht fast jeder von uns noch seinen dicken Schlüs-selbund, so wie es eben immer war. Warum eigentlich?

Ich schließe mit einem Beispiel, das noch einmal Bezug auf die Pro-duktwelt des anlagentechnischen Brandschutzes nimmt:

Bei Hekatron bereiten wir uns auf die Einführung eines Rauchwarn-melders für Wohnungen vor, der über eine App Auskunft über sich und seinen Betriebszustand erteilt. Das tut er adressatengerecht, ei-nerseits für den Eigenheimbesitzer bzw. Mieter und andererseits für den Rauchwarnmelderfachmann, der die Gerätewartung durchführt. Und genau das ist für mich smart: intelligente Technik, die unmittel-bar Nutzen stiftet. n

den soll. Aber auch bei Neuanlagen gewährleistet die Anbindung über die universellen Schnittstellen Flexi-bilität und Investitionssicherheit.

Innovativen Vorsprung sichert sich das System Integral IP durch sein optionales EIB-Gateway. Mit ihm werden anlagentechnischer Brand-schutz und weitere Gebäudetech-nik intelligent zusammengeführt und zentral gesteuert. Bei einer Anzahl der einzeln ansteuerbaren Systemteilnehmer von über 60 000 sind der Größe des Gesamtsys-tems kaum Grenzen gesetzt. Un-ser EIB-Gateway kann über die se-rielle Schnittstelle (USI) mit dem EIB/KNX verbunden werden. Die serielle Datenschnittstelle ESPA stellt die Verbindung zwischen der Brandmelderzentrale und der Tele-fonie her. Damit lassen sich wich-

tige Informationen aus der Brand-meldeanlage direkt an die jeweils betroffenen Personen und Funkti-onsstellen weiterleiten. Alternativ nimmt ein Digitaler Alarm- und Kommunikationsserver (DAKS) die Informationen der Brandmel-deanlage entgegen und übergibt sie an die Telefonanlage. Die neueste Option in Sachen Alarmierung ist die Variante über Melder mit in-tegriertem Sprachalarmgeber. Wie Sie sehen: Die smarte Vernetzung unterschiedlichster Systeme im Gebäude ist alles andere als Zu-kunftsmusik.

Smartness hält im Haushalt Einzug

Nun werden Sie vielleicht fragen, ob mich denn das zweite Stich-wort – Smart Home – überhaupt

Universelle Schnittstellen rücken die Brandmelderzentrale ins Herz der

smarten Gebäudetechnik – von Sicherheitssystemen und Automation bis

hin zur Informationsübermittlung per Telefon und Pager. abb.: HekatroN

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gen. Einzelheiten dazu sind von den Mitgliedsstaaten bis zum 6. Dezem-ber 2016 festzulegen. Mittelbar be-troffen sind aber auf jeden Fall auch kleine und mittlere Unternehmen, wenn sie als Teil der Lieferkette von berichtspflichtigen Unternehmen agieren. Denn dann ist es sehr gut möglich, dass diese einen Nachweis über nachhaltiges Handeln oder be-stimmte Kennzahlen fordern. Nachhaltigkeit geht uns alle an und zahlt sich aus

Nicht nur die bevorstehende Be-richtspflicht ist ein Argument für ei-nen Nachhaltigkeitsbericht. Nach-haltigkeit geht uns alle an, damit auch künftige Generationen ih-re eigenen Bedürfnisse befriedigen können. Berechtigterweise fordert die EU deshalb die Unternehmen auf, Verantwortung zu übernehmen für ihre Auswirkung auf die Ge-sellschaft. Gemeint ist damit ver-antwortliches Handeln gegenüber Markt, Umwelt, Gesellschaft und Mitarbeitern. Im Vordergrund steht dabei ein Win-win-Ansatz, kein al-truistisches Handeln. Denn nach-haltiges Engagement zahlt sich auch

Berichtspflicht betrifft auch Unternehmen in der Lieferkette

Die Europäische Kommission ver-pflichtet ab 2017 große Unterneh-men zur Berichterstattung über nichtfinanzielle und die Diversität betreffende Informationen. Die Un-ternehmen müssen neben ihren wirt-schaftlichen Kennzahlen auch Anga-ben zu den Strategien, Risiken und Ergebnissen in Bezug auf Umwelt-belange sowie soziale und mitarbei-terbezogene Aspekte veröffentlichen. Unmittelbar betroffen sind alle Un-ternehmen mit mehr als 500 Mitar-beitern, die an einer Börse innerhalb der EU notiert sind und/oder auf-grund der Art und des Umfangs ih-rer Geschäftstätigkeit oder ihres Ein-flusses von öffentlichem Interesse sind wie Banken und Versicherun-

Peter Heinrich ist Kommunikationsfachmann und zertifizierter CSR-Manager (IHK). Er berät und begleitet

mittelständische und große Unternehmen in Fragen der Public Relations und CSR und hat mehr als

30 Jahre Erfahrung in der Baustoffbranche. Der studierte Betriebswirt ist Herausgeber des Buches „CSR

und Kommunikation“, das 2013 beim Verlag Springer Gabler erschienen ist. Heinrich ist geschäftsführender

Gesellschafter von Heinrich Kommunikation (GPRA). Die Agentur bietet PR-Beratung für Unternehmen,

Verbände, Institutionen, Produkte, Marken und Menschen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der CSR-

Strategieberatung und CSR-Kommunikation. Seit 2015 ist Heinrich Kommunikation offizieller DNK-

Schulungspartner. Die Agentur ist seit 1999 auf dem Markt und beschäftigt derzeit zehn Mitarbeiter

am Standort Ingolstadt. Sie ist Mitglied der GPRA, dem Verband der führenden Kommunikations- und

PR-Agenturen Deutschlands und zählt zu den Top-15-Agenturen im Bereich Bauen & Wohnen.

Auch für große Konzerne und öf-fentliche Auftraggeber spielen sol-che Aspekte eine immer größere Rolle bei Ausschreibungen. Um die Nachhaltigkeit der Produk-te und das Engagement in die Öf-fentlichkeit zu tragen, setzen Un-ternehmen immer häufiger auf ei-nen Nachhaltigkeitsbericht. Denn mit diesem kann ein Unternehmen nicht nur das eigene Engagement zeigen, sondern auch Transparenz auf Basis nachvollziehbarer Zahlen, Daten und Fakten vermitteln. In der Bau-Branche in Deutschland haben bereits erste Unternehmen mit dieser Form der Berichterstat-tung begonnen. Gegenüber ande-ren Branchen besteht jedoch noch deutlicher Nachholbedarf. Nicht zuletzt, da das EU-Parlament eine Berichterstattungspflicht beschlos-sen hat.

Peter Heinrich

Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt derzeit branchenübergreifend

zahlreiche Unternehmen. Auch die Bau-Branche wird zunehmend aktiv.

Denn immer mehr Bauherren interessieren sich dafür, wie verbaute

Materialien und Produkte hergestellt wurden, welchen Einfluss sie auf

die Bewohner eines Hauses haben und wie sich die produzierenden

Unternehmen selbst engagieren.

Nachhaltige Berichterstattung in der Bau-BrancheUnternehmerische Verantwortung überzeugend vermitteln

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ellen Kapazitäten klären. Schließ-lich hängt der Erfolg des Projektes stark von den Ressourcen des Un-ternehmens ab. Besonders zeitauf-wendig ist die Zusammenführung und Analyse aller nachhaltigkeitsre-levanten Daten- und Informations-quellen, die in den meisten Fällen im Unternehmen verstreut liegen. Nachhaltigkeitsberichterstattung ist eine Folge vieler kleiner Schrit-te, die auch nacheinander gegan-gen werden können. Kein Unter-nehmen muss einen umfassenden Bericht liefern, der direkt zu allen Berichtsstandards passt. Der Um-fang eines Nachhaltigkeitsberichts hängt von den entsprechenden Ka-pazitäten der Unternehmen ab. Es gibt viele ausgezeichnete Berichte, die von kleineren Unternehmen mit entsprechend geringen Kapazitäten stammen. n

ten gerade einmal vier Unterneh-men. Es besteht also großer Nach-holbedarf, aber auch eine große Chance, sich jetzt zu positionieren.

Die Integration ins Unternehmen

Die Nachhaltigkeitsberichterstat-tung ist ein wichtiger Bestandteil der unternehmenseigenen Corpo-rate Social Responsibility (CSR)-Strategie. Wie sich ein Unterneh-men diesem Thema nähert, ist indi-viduell verschieden. So setzen eini-ge Unternehmen bereits zu Beginn auf die Einführung eines entspre-chenden Managementprozesses, um so einen strukturierten Ablauf der CSR-Aktivitäten in die Unterneh-menstätigkeit zu schaffen und die-ses Engagement anschließend in ei-nem Nachhaltigkeitsbericht zu bün-deln. Andere setzen auf die soge-nannte Rückwärtsintegration. Für die Erstellung des Berichts wird ein Nachhaltigkeitsteam gebildet, und in mehreren Workshops werden die entsprechenden Maßnahmen ein-geleitet, sodass am Ende nicht nur der fertige Bericht vorliegt, sondern auch die Basis für einen Manage-mentprozess geschaffen wurde.

Richtiges Vorgehen

Vorgehensweise und Kosten hän-gen von verschiedenen Faktoren ab und sind in jedem Unterneh-men ganz individuell. In einem ersten Schritt sollte das Unterneh-men die personellen und finanzi-

für die Marke aus, das belegen in-zwischen anerkannte Studien. Eine wesentliche Bedeutung hat dabei die Kommunikation. Eine positive Wir-kung ist nämlich nur dann möglich, wenn die Unternehmen ihr Enga-gement durch Pressearbeit und Pu-blikationen der Öffentlichkeit zu-gänglich machen. So kann beispiels-weise ein Nachhaltigkeitsbericht positive Auswirkungen auf verschie-dene Unternehmensbereiche ha-ben. Nicht nur die Aufmerksamkeit der Kunden wird durch das verant-wortungsbewusste Unternehmens- image erhöht, auch die Mitarbeiter-motivation kann gesteigert und ein Vertrauenszugewinn seitens der Öf-fentlichkeit erreicht werden. Denn der Faktor Nachhaltigkeit bestimmt zu 15 % den Ruf einer Marke, wie die aktuelle, von Facit Research in Kooperation mit Serviceplan und der Wirtschaftswoche durchgeführ-te SIS-Studie von 2015 zeigt. Auch im Umsatz spiegelt sich das nach-haltige Engagement eines Unter-nehmens wider. Bis zu 5 % kann ei-ne verantwortungsvolle Unterneh-mensausrichtung zum Umsatz bei-tragen, ergibt eine aktuelle Studie von Biesalsky & Company und Fa-cit Research.

Was berichtet die Baubranche?

Große Unternehmen der Baubran-che haben bereits mit der Bericht-erstattung begonnen. Mittelstän-dische Unternehmen scheuen den Schritt oft noch, dabei haben sie häufig eine langjährige Tradition, die oftmals von einem großen Enga-gement für Mitarbeiter und die je-weilige Region geprägt ist. Dennoch berichten nur wenige Unternehmen über ihre gesellschaftliche Verant-wortung. Im Juni 2015 waren in der Datenbank der Global Reporting Initiative (GRI) elf Unternehmen aus der Baubranche zu finden. Bei anderen Standards sind noch weni-ger Unternehmen vertreten. Nach dem Deutschen Nachhaltigkeitsko-dex, der vom Rat für Nachhaltigkeit empfohlen und von der Bundesre-gierung unterstützt wird, berichte-

Das Logo der Global Reporting

Initiative (GRI), die ihren Sitz in

Amsterdam hat.

InfoWeitere Informationen rund um die Nachhaltigkeitsberichterstattung, die Berichtspflicht sowie zu den verschiede-nen Berichtsformaten finden Sie unter www.heinrich-kommunikation.de/Nachhaltigkeit. Unter [email protected] kann ebenfalls die kostenfreie Broschüre „Nachhaltigkeit berichten“angefordert werden.

BuchtIpp: cSR und KommunikationViele Unternehmen engagieren sich heute gesellschaftlich und übernehmen Verantwortung. Ein sinnvoller Schritt, denn so leisten sie einen Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Nachhaltigkeit, prägen ihr Image und generieren dabei gezielt Wettbewerbsvorteile. Ein wich-tiger Schlüssel zum Erfolg liegt dabei in der Kommunikation. „Tue Gutes und sprich darüber“ – es geht um die Kom-munikation mit allen relevanten Dialoggruppen. Dieses Buch liefert einen fundierten, praxisbezogenen Überblick über die Kommunikationsinstrumente und -möglichkeiten sowie den Planungsprozess. Es ist ein Ideenkatalog und ver-mittelt zugleich auch das wissenschaftliche Hintergrund-wissen. 16 Praxisbeiträge aus verschiedenen Branchen zeigen, wie die CSR-Kommunikation wirksam angewendet wird. Letztendlich soll es den Menschen, die sich mit CSR beschäftigen – ob auf Unternehmens- oder Beraterseite, ob als Newcomer oder als Experte – Orientierung, Impulse und Handlungsempfehlungen für die tägliche Praxis geben.

Heinrich, Peter (Hrsg.): CSR und Kommunikation. Verlag Springer Gabler (Wiesbaden), 2014. ISBN: 978-3-642-40110-7, EUR 29,99