BauernJournal Juni 2013

16
Rund um die Bienen-Debatte scheinen einige Diskussionsteilnehmer das Kind mit dem Bade ausschütten und alle Pflanzenschutzmittel generell verbieten zu wollen. Dabei übersehen diese selbst ernannten Experten, dass erst eine zeit- gemäße Landwirtschaft, die sich moder- ner Techniken in Pflanzenbau und Tier- haltung bedient, eine leistbare und si- chere Ernährung garantieren kann. Denn Krankheiten oder Schädlinge können nicht mit politischen Beschlüs- sen, sondern nur mit mo- dernen Pflanzenschutz- oder Tierarzneimitteln bekämpft werden. Das gilt für den Biolandbau genauso wie für die konventionelle Landwirtschaft. Der erste Auftrag an die Landwirtschaft lautet, die Ernährung der Menschheit zu sichern. Dieser wird umso bedeutender, als die Bevölkerung weltweit um jährlich 80 Millionen Menschen zunimmt, die verfügbare Ackerfläche jedoch sinkt. Nur mit einer nachhaltigen Intensivierung und dem Einsatz moderner Agrartechnik werden die Landwirte diese Herausfor- derung meistern können. Info-Kampagne AMA und LK SEITE VI Wenn die Neonikotinoide verboten werden, brauchen Bauern gangbare Alternativen, um ihre Betriebe weiterführen zu können. JOSEF SIFFERT, LK ÖSTERREICH „Das Thema Bienenschutz ist viel zu ernst, um es als Wahl- kampfgag zu missbrauchen. Das sieht die Bevölkerung ge- nauso, wie eine Oekonsult- Blitzumfrage zeigt. Demnach nehmen 79 % der Befragten die derzeitige Diskussion als ‚parteipolitisch wahlkampf- motivierte Debatte’ wahr. 68 % verlangen dezidiert eine ‚Ver- sachlichung und Ent-Emoti- onalisierung der Bienen- und Pflanzenschutzmittel-Ausein- andersetzung’ und geben da- mit der Politik den unmiss- verständlichen Auftrag, das Problem auf fachlicher Ebe- ne umgehend zu lösen. Es gilt einerseits, eingeschleppte Schädlinge, die die Ernten der Mais-, Raps- und Gemüsebau- ern bedrohen, wirksam zu be- kämpfen und andererseits den Bienen optimalen Schutz an- gedeihen zu lassen. Die Bau- ern haben in den letzten Jah- ren enorm viel getan, um ne- gative Einflüsse auf Bienen zu vermeiden und sie waren, wie die Ages-Untersuchungs- ergebnisse eindeutig zeigen, auch erfolgreich. Wenn nun die Neonikotinoide verboten werden, so brauchen unsere Bauern gangbare Alternativen, um ihre Betriebe weiterführen zu können“, erklärte Gerhard Wlodkowski, Präsident der LK Österreich, nach dem „Bienen- gipfel“ im Landwirtschaftsmi- nisterium. Bei diesem Gespräch unter der Leitung des Landwirtschafts- ministers, an dem neben Bau- ernvertretern auch Imker und Wissenschaftler teilnahmen, wurde auch vereinbart, für die betroffenen Bauern Maßnah- men wie einen eigenen Bera- tungsschwerpunkt zu setzen. Welche Maßnahmen nun kon- kret gesetzt werden, um den FACHINFORMATION DER LANDWIRTSCHAFTSKAMMERN Ö S T E R R E I C H JUNI 2013 NEONIKOTINOIDE: Fachliche Lösung statt politischem Hickhack Krankheiten verbieten? DNA-Analyse Fichte erforscht SEITE XII Foto: BMLFUW/Kern GERHARD WLODKOWSKI LK ÖSTERREICH kommentar

description

Österreichbeilage in der Zeitung der Landwirtschaftskammer NÖ

Transcript of BauernJournal Juni 2013

Page 1: BauernJournal Juni 2013

Rund um die Bienen-Debatte scheinen einige Diskussionsteilnehmer das Kind mit dem Bade ausschütten und alle Pflanzenschutzmittel generell verbieten zu wollen. Dabei übersehen diese selbst ernannten Experten, dass erst eine zeit-gemäße Landwirtschaft, die sich moder-ner Techniken in Pflanzenbau und Tier-haltung bedient, eine leistbare und si-chere Ernährung garantieren kann.

Denn Krankheiten oder Schädlinge können nicht mit politischen Beschlüs-sen, sondern nur mit mo-dernen Pflanzenschutz- oder Tierarzneimitteln bekämpft werden. Das gilt für den Biolandbau genauso wie für die konventionelle Landwirtschaft. Der erste Auftrag an die Landwirtschaft lautet, die Ernährung der Menschheit

zu sichern. Dieser wird umso bedeutender, als die Bevölkerung weltweit um jährlich 80 Millionen Menschen zunimmt, die

verfügbare Ackerfläche jedoch sinkt. Nur mit einer nachhaltigen Intensivierung und dem Einsatz moderner Agrartechnik werden die Landwirte diese Herausfor-derung meistern können.

Info-KampagneAMA und LK Seite Vi

Wenn die Neonikotinoide verboten werden, brauchen Bauern gangbare Alternativen, um ihre Betriebe weiterführen zu können.

Josef siffert, LK Österreich

„Das Thema Bienenschutz ist viel zu ernst, um es als Wahl-kampfgag zu missbrauchen. Das sieht die Bevölkerung ge-nauso, wie eine Oekonsult-Blitzumfrage zeigt. Demnach nehmen 79 % der Befragten die derzeitige Diskussion als ‚parteipolitisch wahlkampf-motivierte Debatte’ wahr. 68 % verlangen dezidiert eine ‚Ver-sachlichung und Ent-Emoti-onalisierung der Bienen- und Pflanzenschutzmittel-Ausein-andersetzung’ und geben da-mit der Politik den unmiss-verständlichen Auftrag, das Problem auf fachlicher Ebe-ne umgehend zu lösen. Es gilt einerseits, eingeschleppte

Schädlinge, die die Ernten der Mais-, Raps- und Gemüsebau-ern bedrohen, wirksam zu be-kämpfen und andererseits den Bienen optimalen Schutz an-gedeihen zu lassen. Die Bau-ern haben in den letzten Jah-ren enorm viel getan, um ne-gative Einflüsse auf Bienen zu vermeiden und sie waren, wie die Ages-Untersuchungs-

ergebnisse eindeutig zeigen, auch erfolgreich. Wenn nun die Neonikotinoide verboten werden, so brauchen unsere Bauern gangbare Alternativen, um ihre Betriebe weiterführen zu können“, erklärte Gerhard Wlodkowski, Präsident der LK Österreich, nach dem „Bienen-gipfel“ im Landwirtschaftsmi-nisterium.

Bei diesem Gespräch unter der Leitung des Landwirtschafts-ministers, an dem neben Bau-ernvertretern auch Imker und Wissenschaftler teilnahmen, wurde auch vereinbart, für die betroffenen Bauern Maßnah-men wie einen eigenen Bera-tungsschwerpunkt zu setzen. Welche Maßnahmen nun kon-kret gesetzt werden, um den

F a c h i n F o r m a t i o n d e r L a n d w i r t S c h a F t S k a m m e r n

Ö S t e r r e i c h

J u n i 2 0 1 3

neonikotinoide:

Fachliche Lösung statt politischem hickhack

Krankheiten verbieten?

DNA-AnalyseFichte erforscht Seite Xii

Foto

: BM

LFUW

/Ker

n

Gerhard wLodkowSki

LK Österreich

kommentar

Page 2: BauernJournal Juni 2013

Bauernjournal agrarpolitikI I j u n i 2013

Maisbauern, aber auch den Gemüseproduzenten, Raps-anbauern und Saatmais-Er-zeugern zu helfen, wird in den kommenden Wochen fixiert werden, kündigte Landwirtschaftsminister Ni-kolaus Berlakovich an.

Klimawandel bringt neue Schädlinge

Die österreichische Land-wirtschaft ist in einem ho-hen Ausmaß durch das Auftreten von neuartigen Schädlingen wie Maiswur-zelbohrer oder Rebzikade bedroht. Diese breiten sich von Südosteuropa her jähr-lich um bis zu einhundert Kilometer nach Nordwest-europa aus. Das Schadens-bild nicht geschützter Kul-turen ist dramatisch, die Ertragseinbußen können in manchen Jahren so hoch sein, dass bei Nichtbehand-lung die Fortführung be-stimmter Kulturarten nicht mehr möglich ist. „Wir er-warten dringend gangba-re Methoden, um wirksam Pflanzen und Bienen schüt-zen zu können“, so Wlod-kowski.

Mit schweren hagelunwettern begann Anfang Mai in Niederösterreich, Burgenland und der Steiermark die „Hagelsaison“. Betroffen waren insbesondere das südliche Niederösterreich mit bis zu zwei Zentimeter großen Hagelkörnern, das „Blaufränkischland“ im Mittelburgenland mit teilweise enormen Triebabschlägen beim Wein und der östliche Teil der Steiermark mit Schäden im Grünland. Die be-troffene landwirtschaftliche Fläche beträgt rund 1.500 Hektar mit einem Gesamt-schaden in der Landwirtschaft in der Höhe von 700.000 Euro. Foto: HV

Die Bienenschutz-Diskussion in Österreich wird von der Be-völkerung mehrheitlich (79 % der Befragten) als „parteipoli-tische und wahlkampfmoti-vierte Debatte“ wahrgenom-men. Dies geht aus einer vom Meinungsforschungsinstitut Oekonsult durchgeführten ös-terreichweiten Umfrage her-vor. 68 % verlangen dezidiert eine „Versachlichung“ und „Entemotionalisierung“ der Bienen- und Pflanzenschutz-mittel-Auseinandersetzung“.Der Wissensstand der Bevöl-kerung zum Thema „Bienen und Pflanzenschutzmittel“ ist eher dürftig: 84  % geben zu, darüber kaum etwas zu wissen. Nur 3 % fühlen sich tatsächlich gut informiert. Ebenso wenig weiß man über all jene Maßnahmen, die die Bauern bereits gesetzt ha-ben: Durchgeführte Bienen-schutzmaßnahmen (Umrüs-tung von Sämaschinen usw.)

sind fast gänzlich unbekannt, einzig von der verpflichten-den Fruchtfolge haben 32  % schon etwas gehört.Ganz klar ist die Haltung der Bevölkerung zu den Alterna-tiven nach einem Verbot der Neo nicotinoide: Für 97  % ist die Gentechnik definitiv keine Option bei den Maß-nahmen zur Bekämpfung des Bienensterbens. Aber auch die Rückkehr zu alten Schäd-lingsbekämpfungsmitteln ist für 84 % keine Lösung. Sollten durch das Pflanzen-schutzmittelverbot die Erträ-ge bei Mais, Gemüse und an-deren Feldfrüchten wegen der Schädlinge deutlich zu-rückgehen und damit zahlrei-che österreichische Kleinbau-ern in ihrer Existenz gefähr-det sein, dann wären rund 60  % bereit, ihre Haltung in der Pflanzenschutzmittel-Ver-botsfrage neu zu bewerten – und zwar dann, „wenn sich das für mich mit Zahlen, Da-ten und objektiven Fakten be-legen lässt“.

Preiserhöhung bei Le-bensmitteln abgelehnt

Auch wenn das Verbot der Pflanzenschutzmittel zu ge-ringeren Ernten führt, wollen 73  % der Menschen auf gar keinen Fall Preiserhöhungen bei Lebensmitteln. Nur ein Viertel würde höhere Prei-se bezahlen wollen. Dieselbe Grundhaltung kommt in ei-ner weiteren Frage zum Aus-druck: Sollten ohne modernen Pflanzenschutz die Ernten im Inland deutlich geringer aus-fallen und in der Folge ver-mehrt Lebensmittel aus dem Ausland importiert werden müssen, so fänden das rund 70 % der Konsumenten nicht in Ordnung – vor allem, weil dann heimische Qualitäts-standards nicht garantiert wä-ren.Auf die Frage, wer von der gegenwärtigen Bienen- und Pflanzenschutzmittel-Diskus-sion am meisten profitiert, nennen knapp 20 % die „po-litischen Gegner von Bundes-minister Berlakovich“.

Umfrage:

Bevölkerung will Versachlichung der Bienenschutz-Diskussion

Page 3: BauernJournal Juni 2013

BAUERNJOURNAL HAGELVERSICHERUNGJ U N I 2013 I I I

Die

ter S

chüt

z/pi

xelio

.de

© a

grar

foto

.com

Nicht nur die zunehmenden Schäden durch Naturkatastro­phen, auch die tägliche Verbauung von 20 Hektar Boden (=durchschnittliche Größe eines Bauernhofes) gefährden die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln.

www.hagel.at

TÄGLICH WIRD EIN BAUERNHOF VERBAUTLEBENSMITTELVERSORGUNG GEFÄHRDET

Page 4: BauernJournal Juni 2013

BAUERNJOURNAL AGRARPOLITIKIV J U N I 2013

Die Wärmeenergie der Zukun� ist erneuerbar, lautet das Fazit der Veranstaltung „Erneuerbare Wärme: Schlüssel zur Energiewende“ des Österreichischen Biomasse-Verbandes.

ANTONIO FULJETIC, PETER LIPTAY, BIOMASSEVERBAND

„Für die Energiewende hin zu erneuerbaren Energien spielt der Wärmesektor eine besondere Rolle“, betonte Umweltminister Nikolaus Berlakovich in seiner Eröff-nungsrede. „Die Förderof-fensive für Heizsysteme mit nachhaltigen Rohstoffen ver-stärkt unsere Unabhängig-keit gegenüber klimabelas-tenden, fossilen Heizmate-rialien. Wer auf erneuerbare Energien setzt, ist Teil einer sicheren, unabhängigen und sauberen Zukunft. Mein Ziel ist die hundertprozentige Selbstversorgung mit heimi-scher, erneuerbarer Energie bis 2050.“Biomasse erobert künftig Marktanteile bei sinkendem Ressourceneinsatz. Die stei-gende thermische Gebäude-qualität sowie die höhere Ef-

fi zienz moderner Biomasse-Heizkessel und -öfen ermög-lichen künftig die Deckung deutlich höherer Marktantei-le bei sinkendem oder kons-tantem Biomasse-Einsatz, in-formierte Dr. Lukas Kranzl von der TU Wien. „Biomas-se-Heizsystemen kommt in der Übergangszeit der kom-menden Jahrzehnte hin zu einem Niedrigstenergie-Ge-bäudebestand eine wichti-ge Rolle zu“, unterstreicht Kranzl. Über die Rohstoffpotenzia-le und die Wertschöpfungs-kette Holz referierte Kasimir Nemestothy, LK Österreich. Im Ertragswald stockt ein ge-waltiger Holzvorrat von rund 1,1 Mrd. Festmetern (fm) Stammholz. Der jährliche Holzzuwachs beläuft sich im Schnitt auf 30 Mill. fm, die Holznutzung liegt bei etwa 26 Mill. fm pro Jahr. Bei der Gewinnung von 14 Mill. fm an den Hauptsortimenten Sä-gerundholz und Industrie-holz fi elen im Jahr als Kop-pelprodukte „automatisch“ rund 8 Mill. fm verschiede-ner Energieholzsortimente an. „Beinahe 100 % des in den Markt gebrachten Holzes werden, nach unterschied-lichstem Durchlauf durch die Wertschöpfungskette, energetisch genutzt“, so Ne-mestothy. „Prinzipiell hat die energetische Holznut-zung für jeden Teilbereich

der Wertschöpfungskette ei-nen positiven Effekt“, erklärt Nemestothy weiter.

Zuerst sto­ iche Nutzung, dann in die Wärme

„Die Lösungsansätze liegen nicht im ‚Entweder-oder’, son-dern im ‚Sowohl-als-auch’ der stoffl ichen und energetischen Nutzung.“ Werden zum Bei-spiel 1.000 fm Faserholz zur stoffl ichen Nutzung in die Pa-pierindustrie gebracht, fi ndet man davon in kürzester Zeit 70  % bis 80  % in der Ener-giebilanz vor. „Holz bleibt

die wichtigste erneuerbare Ressource“, hebt Nemestothy hervor. „Während mit Wasser und Wind nur Strom erzeugt werden kann, sind biogene Energieträger in allen Anwen-dungsbereichen wie Strom, Wärme und Transport vielfäl-tig einsetzbar.“

Raumwärme im Fokus„Mehr als die Hälfte des Ener-gieverbrauchs wird in Öster-reich für die Erzeugung von Wärme zur Beheizung von Gebäuden sowie für indus-trielle Prozesse eingesetzt“,

RAUMWÄRME:

Gleicher Biomasse-Einsatz, mehr Marktanteile

Foto

: BM

LFUW

/Ker

n

In Österreich wird mehr als die Hälfte des Energieverbrauchs für die Erzeugung von Wärme zur Beheizung von Gebäuden sowie für industrielle Prozesse einge-setzt. Knapp 60 % davon werden für die Erzeugung von Raumwärme oder Kälte verwendet. Der Anteil der erneuerbaren Wärme lag 2011 bei rund 41 %. Der Rest wurde von fossilen Energieträgern bereit-gestellt. Unser Ziel muss es sein, den An-

teil erneuerbarer Wärme bis 2020 auf mindestens 55 % zu erhöhen. Hier sind wir uns im Dachver-band Erneuerbare Energie Österreichs einig. Deshalb fordern wir ein Maßnahmenpaket von der Bundesre-gierung, um auch die Energiewende am Wärmemarkt zu schaffen: Installations-verbot von neuen Ölheizungen im Neu-

bau ab 2015 und in der Sanierung ab 2016, Kes-seltauschprämie, steuer-liche Abschreibung der Investition, Förderzins-

Anhebung auf Öl- und Gasförderung, Einführung einer CO2-Steuer, Informati-onsoffensive und Vorbildwirkung der öf-fentlichen Hand sowie Abbau von recht-lichen Barrieren.

HORST JAUSCHNEGGÖSTERREICHISCHER BIOMASSEVERBAND

kommentar

Maßnahmenpaket für Energiewende

Page 5: BauernJournal Juni 2013

Bauernjournal agrarpolitikj u n i 2013 V

analysiert Dr. Horst Jausch- negg, Vorsitzender des ÖBMV. Knapp 60 % der in Österreich genutzten Wärmeenergie wer-den für die Produktion von Raumwärme bzw. -kälte ver-wendet, das waren im Jahr 2011 330,5 Petajoule (PJ). Ge-meinsam mit dem Dachver-band Erneuerbare Energie Ös-terreich (EEÖ) hat der ÖBMV sieben Maßnahmen ausgear-beitet, um den Anteil der er-neuerbaren Energien bis 2020 von derzeit 41  % auf 55  % zu steigern. „Das Verbot von neuen Ölheizungen in Neu-bau und Sanierung, verbun-den mit einem Kesseltausch-programm für alte Ölheizun-gen und Festbrennstoffkessel, sind zentrale Stellschrauben für die Umgestaltung des Wär-memarktes“, hebt Jauschnegg hervor. Vom Ausbaupotenzial der er-neuerbaren Energien in Höhe von 47  PJ bis 2020 entfallen 60 % auf die Biomasse. Dieser Biomasse-Beitrag teilt sich zu knapp zwei Drittel auf Ein-zelfeuerungen und zu einem Drittel auf den Fernwärmebe-reich auf.

Raumwärme

Biomasse hat Potenzial

Mit sieben Maßnahmen zu 55 % erneuerbarer Wärme:

1. Verbot der Installati-on neuer Ölheizungen

2. Kesseltauschprämie3. Steuerliche Abschrei-

bung der Investition in erneuerbare Wärme

4. Anhebung des Förder-zinses auf inländische Öl- und Gasförderung

5. CO2-Steuer6. Informationsoffen-

sive und Vorbildwirkung der öffentlichen Hand

7. Abbau von Barrieren für erneuerbare Wärme

Das detaillierte Maßnah- menpaket ist unter www. biomasseverband.at abrufbar.

Josef siffert, LK Österreich

„Es ist unbestritten: Die Wet-terextreme nehmen zu. Das hat für die Landwirtschaft über-durchschnittliche Auswirkun-gen, weil ja 80 Prozent des Er-trages vom Wetter abhängig sind. Man kann ohne Zweifel feststellen, dass die Landwirt-schaft das erste und größte Op-fer des Klimawandels ist“, um-reißt der Vorstandsvorsitzende der Österreichischen Hagelver-sicherung, Dr. Kurt Weinber-ger, in wenigen Worten jene Herausforderungen, vor denen die Bäuerinnen und Bauern ebenso wie die Agrarversiche-rer in den nächsten Jahren und Jahrzehnten stehen werden. Als Konsequenz aus dieser Ausgangslage kündigt Wein-berger drei Maßnahmen an, um dem Klimawandel aktiv den Kampf anzusagen: Zum Ers-ten will er den Versicherungs-schutz weiter ausbauen. „Wir haben schon vor 15 Jahren begonnen, den Schutzschirm breiter zu spannen“, informiert Weinberger. Heute werden von der Hagelversicherung neben Hagel zehn weitere Risiken wie z. B. Frost, Dürre, Sturm und Überschwemmung in Deckung genommen.

Forschung focierenSchritt zwei ist die Unterstüt-zung der Forschung, die dazu beitragen soll, die Anpassung der Landwirtschaft an die geän-derten klimatischen Verhältnis-se zu verbessern. Als Beispiele nennt Weinberger Forschungs-projekte mit dem Ziel, die Tro-ckenheits- oder Frost-Resistenz von Pflanzen zu optimieren. Und der dritte Schritt ist für ihn ein weiteres deutliches En-gagement für den Klimaschutz. Wörtlich: „Die Hagelversiche-rung hat bereits 2001 den öster-reichweiten Klimaschutzpreis initiiert und wirbt seit vielen Jahren auch für regionale, kli-

mafreundliche Lebensmittel mit kurzen Transportwegen.“ Der internationale Klimaexper-te und IPCC-Autor Dr. Reinhard Mechler vom International Ins-titute for Applied Systems Ana-lysis (IIASA) in Wien-Laxen-burg stellt eine düstere Progno-se. Mechler wörtlich: „Der Son-derbericht des Weltklimarates zeigt deutlich, dass Wetterext-remereignisse wie Hitzeperio-den und Starkniederschläge in Österreich zunehmen werden und innovative Anpassungen an den Klimawandel unerläss-lich sind.“ Seine Kernaussagen zusammengefasst: Durch den vom Menschen verursachten Klimawandel haben sich Wet-terextreme verschlimmert und werden in Zukunft häufiger, länger und intensiver auftre-ten. In Europa ist auch der Al-penraum und damit Österreich eine der am stärksten von den Folgen des Klimawandels be-troffenen Regionen.

Der Wissenschafter zeigt auf: „Generell wird es im Som-mer trockener und heißer, bei gleichzeitiger Zunahme von

Starkniederschlägen in kürzes-ter Zeit. Wetterextreme, zuneh-mende saisonale Wasserknapp-heit, Hochwasser- und Natur-gefahren, Gletscherschmelze und der Rückgang von Dauer-frost-Böden werden in Zukunft Österreich prägen.“ Was ist das Gegenrezept? Mechler verweist neben der Notwendigkeit, die globalen Treibhausgasemissi-onen stark zu verringern, auf die Möglichkeiten von Risiko-management- und Klimaan-passungsmaßnahmen, um eine massive Verschlimmerung der Auswirkungen in den nächs-ten Jahrzehnten zu vermeiden.

Bauern unterstützenSchließlich stellt der Präsident des Ökosozialen Forums und NÖ-Agrarlandesrat Dr. Ste-phan Pernkopf klar fest: „Wir warten nicht auf irgendwelche internationalen Klimakonfe-renzen, wir setzen lieber Taten. Das Wetter wird immer unbere-chenbarer, daher ist es wichtig, die Bäuerinnen und Bauern bei der Versicherung für ihre Land-wirtschaft zu unterstützen.“

Bauern Brauchen unterstützung: Vorstandsvorsitzender Weinberger, Ag-rarlandesrat Pernkopf und Klimaexperte Mechler. Foto: HV

Weinberger: LandWirtschaft erstes Opfer des KLimaWandeLs

Wetterextreme nehmen weiter zu

Page 6: BauernJournal Juni 2013

Bauernjournal invekosVI J u n i 2013

Zur heurigen Antragstellung startete die AMA eine Info-Kampagne. Erstmalig werden österreichweit je Bezirksbauernkammer Infoveranstaltungen zum Thema Vor-Ort-Kontrolle angeboten.

Harald WaitscHacHer, agrarmarkt austria

Gemeinsam mit der Land-wirtschaftskammer wird den Antragstellern die Möglich-keit geboten, sich unter ande-rem über folgende Themen-bereiche zu informieren:n  Was wird wie warum kon-trolliert?n  Was muss die Antragstel-lerin bzw. der Antragsteller wie und wann vorbereiten/berücksichtigen?n  Rechte/Pflichten der An-tragstellerin bzw. des Antrag-stellersn  Rechte/Pflichten Prüferin bzw. Prüfer

www.eAMA.at – Serviceplattform

eAMA ist das Internetservice-portal der Agrarmarkt Aust-ria (AMA), mit dem Landwir-te, Schlachthöfe, Molkereien und Käsereien die Möglich-keit haben, einfach, schnell und zeitunabhängig ihren notwendigen Verwaltungs-aufgaben nachzukommen. Im Portal sind alle Online-Ser-viceanwendungen der AMA zusammengefasst. Mit nur einem Zugangscode kommt der Landwirt zu allen derzeit bereits angebotenen Internet-anwendungen der AMA. Der dafür notwendige PIN-Code

kann auf der Seite www.eama.at direkt angefordert werden.

Die Möglichkeiten im eAMA

Seit dem Antragsjahr 2012 kann der Mehrfachantrag Flä-chen (MFA) online über www.eama.at eingereicht wer-den. Die Internetanwendung „MFA-Online“ ermöglicht den Landwirten, die landwirt-schaftlichen Flächen zu ver-walten und die Beihilfen elek-tronisch zu beantragen.Vor mehreren Wochen wurde www.eama.at um eine zusätz-liche Funktion, den elektro-nischen Rinder-Lieferschein (Viehverkehrsschein), erwei-tert. Über den Menüpunkt „Lieferschein-Assistent“ ist es möglich, Lieferscheine online zu erstellen und anschließend auszudrucken. Durch automa-tische Übernahme der Daten aus der Rinderdatenbank wer-den Fehler vermieden.Das eArchiv bietet einen Über-blick über 13 Jahre Antrag-stellung. Anträge, Bescheide, Mitteilungen beziehungswei-se Korrekturen sind bis in das Antragsjahr 1999 jederzeit ab-rufbar.

Mit dem Online-Bestandsver-zeichnis Rinder ist es nach ei-ner einmaligen Anmeldung möglich, alle verpflichtenden Aufzeichnungen online zu erledigen. Neben den gesetz-lichen Pflichtfeldern können auch eigenständige Bemer-kungen dokumentiert werden. Über den ePostkasten ist es möglich, Bescheide und Mit-teilungen über eAMA zuge-stellt zu bekommen.

GVE-Besatz-Rechner im eAMA

Auf Basis der Rinderdaten-bank ermittelt der GVE-Rech-ner den Rinder-GVE-Besatz pro Betrieb (Durchschnitt der jeweils verfügbaren Stichta-ge). Mithilfe dieses Wertes lässt sich auch der GVE-Be-satz/ha landwirtschaftlicher Nutzfläche errechnen, wo-mit die Einhaltung von GVE-Grenzen auch vom Förde-rungswerber selbst jederzeit überprüft werden kann. Die Agrarmarkt Austria hat schon immer großes Augen-merk auf eine leicht ver-ständliche und übersichtli-che Gestaltung der Mittei-lungen gelegt. Diese werden möglichst kurz gehalten, wo-

Mehrfachantrag Flächen und Rindermeldungen über das eAMA-Rindernet. Foto: Fürstaller

AMA: InFoVerAnstAltungen MIt der lAndwIrtschAFtskAMMer

AMA und Kammern informieren

hotlIne-serVIce der AMA

Um den Landwirtinnen und Landwirten bei telefonischen Anfragen möglichst hohe Servicequalität zu bieten, rich-tet die AMA eigene fachspezi-fische Hotlinenummern nach den Auszahlungsterminen ein. Diese Hotlines bieten un-ter anderem den Vorteil, dass eingehende Anrufer bereits in der Warteschleife wichtige Informationen erhalten und die Wartezeit im Normallfall nur wenige Sekunden beträgt.

aZ: Tel. 01/33759kPF: Tel. 01/3309050ÖPul: Tel. 01/33129tierprämien: Tel. 01/3343960tkZ: Tel. 01/3343930gaP – Betriebsprämie: Tel. 01/3337116sonstige: Tel. 01/3343954

bei aber alle notwendigen In-formationen enthalten sind. Als Ergänzung dazu bietet die AMA den Landwirten zu allen Auszahlungen des ÖPUL 2007 über ihre Ser-viceplattform einen detail-lierten Report aus den Be-rechnungsdaten an.

Page 7: BauernJournal Juni 2013

Bauernjournal sozialesJ u n i 2013 VI I

Die Wahl des neuen Pa-tientenombudsmanns findet vom 14. bis 23.

Juni statt. In dieser Zeit kön-nen alle in Österreich sozi-alversicherten Personen, die über 16 Jahre alt sind, mittels SMS-Voting ihren Patienten-ombudsmann bestimmen. Zum ersten Mal wird der Pa-tientenvertreter von den be-troffenen Patienten selbst ge-wählt.Um Josef Kandlhofer zu wäh-len, sendet der Wähler ein SMS an die Telefonnummer 0800/605040 und schreibt die Nummer 2 für Josef Kandlho-fer. Danach erhält er ein Re-tour-SMS, wobei er bestätigen muss, dass er über 16 Jahre alt und in Österreich wohnhaft ist sowie über eine aufrechte Sozialversicherung verfügt.

Kandlhofer war bis 31. März Generaldirektor des Haupt-verbands der österreichischen Sozialversicherungsträger und davor als Generaldirektor der SVB tätig. Er sagt zu den Grün-den seiner Kandidatur: „Ich werde nicht um Probleme her-umreden, sondern sie gemein-sam mit den Patienten lösen!“ Und weiter: „Ich habe mich

immer bemüht zu helfen, aber mir sehr oft die Frage gestellt, warum es niemanden gibt, der hilft, ehe Menschen verzwei-feln, wütend werden oder gar resignieren. Rechtzeitig Hilfe leisten und zur Seite stehen – das ist die Aufgabe eines Pa-tientenombudsmanns. So will ich diese Funktion ausfüllen.“Unter Kandlhofers Verantwor-tung wurde die E-Card erfolg-reich eingeführt.Kandlhofer: „Als Patientenom-budsmann sehe ich meine Auf-gabe als Chance, gemeinsam mit den betroffenen Patienten das Gesundheitssystem zu ver-ändern und zu verbessern. Da-rum ersuche ich um das Ver-trauen und die Stimme der ‚BauernJournal’-Leserinnen und -Leser bei der Wahl zum Patientenombudsmann.“

EInladung

Generalversammlung der QGVZur ordentlichen Generalversammlung der Österreichischen Qualitäts-geflügelvereinigung, an-erkannter Geflügel-gesundheitsdienst, lädt der Vorstand herzlich ein. Diese findet am Freitag, dem 21. Juni um 9.45 Uhr im Bildungshaus im Stift St. Georgen am Längsee, Schlossallee 6 in Kärnten statt.Tagesordnung:Begrüßung und Feststellen der Beschlussfähigkeit, Bericht der Obfrau, des Geschäftsführers mit Erläuterung des Jahres-abschlusses 2012 und des Wirtschaftsprüfers, Genehmigung des Jahresabschlusses 2012 und Entlastung der Vereinsorgane, Diskussion, Allfälliges

Wahl Vom 14. bIs 23. JunI pEr sms

Kandlhofer als Patienten-Ombudsmann

Landwirtschaft ist der beste KlimaschutzLandwirtschaft ist der beste KlimaschutzLandwirtschaft ist der beste Klimaschutz

„ICH REICHE UNSERE LÖSUNG FÜR DIE BESSERE NUTZUNG VON SONNENENERGIE BEIM ÖSTERREICHISCHEN KLIMASCHUTZPREIS EIN. WEIL ICH VORBILD FÜR ANDERE SEIN WILL.“

Einfach mitmachen:www.klimaschutzpreis.atInfo-Telefon: 01 586 15 24-0

Entg

eltl

iche

Ein

scha

ltun

g

dr. Josef Kandlhofer

Page 8: BauernJournal Juni 2013

Bauernjournal unfallverhütungVI I I J u n i 2013

Um land- und forstwirtschaftliche Arbeitsunfälle mit Maschinen künftig besser zu vermeiden, müssen Beinahe-Unfälle bei Nutzern erfragt werden. Die Meinung der Leser ist für die Unfallprävention besonders wichtig, deshalb wird um Teilnahme an der Online-Umfrage gebeten.

ElisabEth QuEndlEr, robErt KoglEr, institut für land-tEchniK, boKu

Die Anzahl schwerer Ar-beitsunfälle in der Land- und Forstwirtschaft mit teilwei-se tödlichem Ausgang ist in Österreich nach wie vor sehr hoch. Im Jahr 2011 ereigneten sich 5.399 anerkannte Arbeits-unfälle in der Landwirtschaft, wobei 54 davon tödlich ende-ten. Die tatsächliche Anzahl ist um ein Vielfaches höher. Die häufigste Unfallursache stellte dabei der „Kontroll-verlust über Maschine, Trans-port- oder Fördermittel, Hand-werkzeug, Gegenstand oder Tier“ dar (SVB, 2012). Die Online-Befragung wird im Rahmen des Projektes „IKA“ (Identifikation neuer Techno-logien zur Vermeidung von Arbeitsunfällen im Umfeld von Fahrzeugen, Maschinen und Geräten in der Land- und Forstwirtschaft) durchgeführt. Es wird vom Lebensministe-rium und den Ländern Bur-genland, Oberösterreich, Salz-burg, Steiermark, Tirol, Vor-arlberg und Wien über die Bund-/Bundesländer-Koope-ration finanziert. Auch die AUVA unterstützt das Projekt fachlich und finanziell.

Das Projekt hat zum Ziel, Un-fallursachen durch Analyse von Unfallberichten, Inter-views mit Verunfallten und Nutzern und Bewertung von landwirtschaftlichen Gerä-ten und Maschinen nach gel-tenden Vorschriften zu ermit-teln. Durch Kenntnis dieser können nutzerorientiert und effizient konstruktive sicher-heitstechnische Anpassun-gen, erforderliche sicherheits-technische Ausstattungen und präventive Aufklärungsmaß-nahmen zur Erhöhung der Ar-beitssicherheit in der Land- und Forstwirtschaft abgeleitet werden.

Unfälle an der Wurzel packen

Beinahe-Unfälle stellen dabei einen wichtigen Teilaspekt dar. Sie befinden sich in der untersten Stufe der Unfall-pyramide, welche eine Glie-derung der Unfälle nach An-zahl und Verletzungsschwe-re (keine bis hin zu tödlichen

Verletzungen) beschreibt. Auf einen Unfall mit Todesfol-ge entfallen etwa 30.000 un-sichere Handlungen und Be-dingungen (Beinahe-Unfälle). Durch die Verringerung dieser kann die Wahrscheinlichkeit des Ereignens eines schwe-ren oder tödlichen Unfalls nachhaltig reduziert werden. Ein Beinahe-Unfall definiert sich als ungeplanter Vorfall,

welcher ein potenzielles Un-fallrisiko durch eine Gefahr beinhaltet, jedoch keine Ver-letzungen oder Sachschäden verursacht. Durch das Erfas-sen der Gefahren beziehungs-weise Ursachen von Beina-he-Unfällen werden Fehlver-halten, sicherheitstechnische und organisatorische Mängel und Risikopotenziale in den verschiedensten Arbeitsberei-

BeInahe-Unfälle werden onlIne erfragt

Arbeitsunfälle besser vermeiden

sturzunfällE beim Auf- und Absteigen zählen zu den häufigsten Traktorunfällen, ältere Personen sind am stärksten ge-fährdet, ergonomisch optimale Aufstiege mit Handläufen sind daher besonders wichtig. Fotos: Boku

totE WinKEl sind Ursachen für Anfahr- und Überrollunfälle sowohl von Kin-dern als auch Erwachsenen im Maschinenumfeld.

Page 9: BauernJournal Juni 2013

Bauernjournal unfallverhütungJ u n i 2013 IX

Dies soll für die auf den Hö-fen genutzten Maschinen durch Angaben zur ausge-führten Tätigkeit, involvier-ten Maschinenteilen, Wahl der Zusatzausstattung und Bedienung der Maschine er-mittelt werden. Ob menschliche Faktoren beinahe unfallverursachend waren, sollen Angaben zur Arbeitsweise und Handha-bung der Maschine, zu psy-chischen Beeinträchtigungen und allgemeine Angaben zu sicherheitstechnischen Aus-stattungen, Einschulungen, Trainings und Betriebsanlei-tungen belegen.

Durch Angaben zur Kaufbe-reitschaft von Zusatzausstat-tungen und Änderungsvor-schlägen in der Konstruktion von Maschinen und Geräten ist eine Verbesserung der Ar-beitssicherheit an den Ma-schinen gemäß den Ansprü-chen der Praxis möglich. Durch die Beteiligung der

chen frühzeitig erkannt und Arbeitsunfälle mit leichten bis schweren Verletzungen als Folge besser vermieden.

Präventionsmaßnahmen für unfallfreies Arbeiten

Seit dem Jahr 1995 dürfen gemäß geltender europäi-scher Maschinenrichtlinie (2006/42/EG) nur land- und forstwirtschaftliche Fahrzeu-ge, Maschinen, auswechsel-bare Ausrüstungen und Si-cherheitsbauteile am europä-ischen Markt in Verkehr ge-bracht werden, die höchste Sicherheits- und Gesundheits-anforderungen erfüllen.Die Wirksamkeit und Um-setzung dieser kann über das Erfassen der Beinahe-Unfäl-le und der sicherheitstechni-schen Schwächen von land- und forstwirtschaftlichen Fahrzeugen, Maschinen und Geräten ab dem Baujahr 1995 beurteilt werden. Durch das Erfassen von de-ren sicherheitstechnischen Schwächen und Mängeln können die Präventionsmaß-nahmen für ein unfallfreieres Arbeiten nutzerorientiert wei-terentwickelt werden. Diese können in einer Veränderung der vorliegenden Maschinen-konstruktion, der Integration von Sicherheitstechnologi-en (einer sicherheitstechni-schen Zusatzausstattung) oder Handlungshinweisen beste-hen, um unfallfreies Arbeiten zu gewährleisten.

Betriebsspezifische Ursachenanalyse

Die Onlinebefragung beinhal-tet neben personen- und be-triebsspezifischen Angaben maschinenbezogene und all-gemeine Fragen zur Arbeitssi-cherheit, durch die Gefahren, Beinahe-Unfallursachen und -hergänge erhoben werden.Aus den Umfrageergebnissen soll hervorgehen, inwieweit Konstruktionsmängel an der Maschine oder menschliches Verhalten (unsachgemäße Ar-beitsweise/Bedienung) zum Beinahe-Verunfallen führen.

An- und Abhängen führt häufig zu Finger- oder Fußverletzungen, vor allem bei suboptimalen Abstellbedingungen (un-ebener Boden, falsche Bedienung des Stützrades, beschädigter Zapfwellenschutz ...).

holzspAlter verursachen immer wieder die schwersten Fingerverletzungen.

Richtigstellung

Korrektur: C-FührerscheinIm Artikel „Verpflichtende Weiterbildung für Führerschein-Klasse C“ im BauernJournal vom April 2013 wird angegeben, dass der Kurs zum Neuerwerb des Führerscheins C 280 Stunden (Einheiten) umfasst. Das ist natürlich zu viel – es ist in etwa von 65 Einheiten auszu-gehen. Die Redaktion entschul-digt sich.

Landwirte an der Umfra-ge tragen diese zu einer hö-heren Arbeitssicherheit bei Maschinen in der Land- und Forstwirtschaft in Zukunft bei.

Link zur Teilnahme: http://www. IKALF.COM/log in .cfm?umfrage=40869

Page 10: BauernJournal Juni 2013

Bei Neubauvorhaben fallen oft größere Mengen von Bodenaushub an, die nicht direkt am Grundstück verwertet werden können. Unabhängig davon, ob auf eigenen oder fremden Flächen das Material aufgebracht werden soll, ist äußerste Vorsicht angebracht.

Ernst rEischauEr, LK niEdEröstErrEich

Die Kernfrage, ob die Verwer-tungs- oder die Entsorgungs-absicht im Vordergrund steht, kann man in den meisten Fäl-len selbst gut einschätzen. Eine Entsorgung ist außerhalb von Deponien – unabhängig von Qualität und Menge des Materials – strikt verboten. Bei einer Verwertung sind je nach Lage des Aufbrin-gungsgrundstückes die un-terschiedlichsten rechtlichen Bestimmungen zu berück-sichtigen.

Sachlage abklärenIn Österreich nehmen die Fäl-le zu, in denen nicht geneh-migte Ablagerungen auf land-wirtschaftlichen Flächen Pro-bleme bereiten. Aktuelle Bei-spiele belegen, dass die Fol-gen für den Grundeigentümer kostspielig werden können. Auch wenn nach einer Prü-fung das Material am Stand-ort verbleiben kann, weil kei-ne Gefährdung von Boden, Wasser, Tieren oder Pflan-zen vorliegt, sind dennoch – je nach Sachlage – Unan-nehmlichkeiten in Form ei-ner Grundbucheintragung als

Bodenaushubdeponie und ei-ner Altlastensanierungsbei-tragsforderung in der Höhe von derzeit 9,20 € pro Tonne nicht auszuschließen.Bei der Abschätzung der Zu-lässigkeit einer Aufbringung wendet man sich vor der Durchführung am besten di-rekt an die zuständige Be-zirksverwaltungsbehörde. Die technischen Einzelhei-ten sind mit den zuständigen Sachverständigen abzuklä-ren. Natürlich kann man sich im Vorfeld auch an die LK wen-den, die eine Ersteinschät-zung abgeben kann, ob und welche Bewilligungspflicht im konkreten Fall gegeben ist.

VerwertungJe besser der Zweck einer Aufbringung begründet wer-den kann, desto besser stehen die Chancen einer reibungs-losen Realisierung bzw. Be-willigung. Mögliche Grün-

de für eine Verwertung sind Rekultivierung, Bodenver-besserung, Ausgleich von kleinräumigen Bonitätsun-terschieden, Beseitigung von Erosionsschäden, Schaffung von Lagerplätzen und ebenen Auslaufflächen für Nutztiere. Bei einer Verwertung muss logischerweise das Material für den Zweck geeignet sein und eine bestimmte Mindest-qualität aufweisen. Keines-falls darf das Material mit anderen Stoffen verunreinigt oder mit Schadstoffen konta-miniert sein.

„Kleinmengenregelung“Fallen bei einer Baustelle über 2.000 Tonnen Boden-aushubmaterial an, ist jeden-falls eine Untersuchung not-wendig; unter diesem Grenz-wert kommt die sogenannte „Kleinmengenregelung“ zur Anwendung. Diese sieht vor, dass bei Vorlage bestimmter Angaben, die auf eine Unbe-

denklichkeit schließen las-sen, auf eine analytische Un-tersuchung verzichtet werden kann. Absolute Sicherheit bietet nur die Untersuchung durch eine anerkannte An-stalt, die natürliche Schad-stoffbelastungen sowie Kon-taminationen erkennt und eine Bewertung mithilfe von Grenzwerten des Bundes-Abfallwirtschaftsplanes vor-nimmt. Es werden dabei vier Qualitätsklassen unterschie-den.

AnschüttungsverbotSelbst wenn das Material ge-eignet ist und einer offen-sichtlichen Verwertung zuge-führt wird, kann es für man-che Aufbringungsorte spe-zielle Bestimmungen geben, die einer Anschüttung entge-genstehen. Als Grundeigen-tümer ist man in der Regel über regionale Schutzgebiets-bestimmungen (Naturschutz-gebietsverordnung, Wasser-

Unsachgemäße Aushubverwertung kann kostspielig werden.

entsorgUng Und VerwertUng

Bodenaushub: Was beachten?

Foto

s (2

): R

eisc

haue

r

BAUernjoUrnAl BodenAUshUBX J u n i 2013

Page 11: BauernJournal Juni 2013

Bauernjournal BodenaushuBJ u n i 2013 XI

EntlEdIgungsabsIcht – VErwEndung zur VErbEssErung Von bodEngEgEbEnhEItEn

Neuer Erlass zum Bodenaushub erschienen – wichtigste Regelungen

schutzgebietsbescheid etc.) informiert. Schwieriger in der Auslegung sind die lan-desrechtlichen Arten- und Biotopschutzbestimmungen, weil diese in der Anwendung oft einen Spielraum zulassen und auch an das Vorkommen schutzwürdiger Arten gebun-den sind. Zum Beispiel kann – abhängig von den jeweiligen Landesna-turschutzbestimmungen – die Aufbringung von Muttererde zur Verbesserung der Bewirt-schaftung einer Feuchtwie-se Beschränkungen unterlie-gen oder gänzlich verboten sein. Generell sind für be-willigungsfreie Anschüttun-

gen bestimmte Mengen- und Flächengrenzen einzuhalten; in besonderen Fällen gibt es gänzliche Anschüttungsver-bote.Tabuzonen für Anschüttun-gen sind vor allem Wald, Überschwemmungsgebie-te und Flächen, die natur-schutzrechtlich besonders ge-schützt sind. Eine rechtlich korrekte Absicherung kann letztendlich nur die Behör-de, die dafür jedoch mög-lichst genaue Unterlagen be- n ötigt, bieten.Für Teilnehmer am Österrei-chischen Agrarumweltpro-gramm (ÖPUL) besteht bei bestimmten Maßnahmen zu-

sätzlich die Verpflichtung zur Erhaltung von Landschafts-elementen wie z. B. Böschun-gen, Feldrainen, Gräben, Tro-ckenrasen und Feuchtwie-sen. Bei einer konsenslosen Erdanschüttung auf solchen Flächen muss mit einer Rück-zahlungsforderung gerechnet werden.

„Fremder“ AushubStammt der zu verwerten-de Bodenaushub nicht von der eigenen Baustelle, wird die Angelegenheit eine Stufe komplizierter. Hier ist eine Vereinbarung mit dem Ab-geber zu empfehlen. Folgen-

de Punkte sollte man regeln: Qualität, Menge und Her-kunft des Erdaushubmateri-als, Einholung der nötigen behördlichen Bewilligungen, Aufbringungsgrundstück(e), Entschädigung, Terminvor-gaben, Folgekosten (Unter-suchungen, Altlastenbeitrag, Verunreinigungen, Haftung etc.), Schütthöhe und Profil-aufbau. Für die technische Durchfüh-rung bietet die Richtlinie für sachgerechte Bodenre-kultivierung eine gute Orientierung (www.l e b e n s m i n i s t e r i u m . at/publikationen/land/RL_sachgerecht_boden.html).

Bodenaushub wird von Landwirten häufig für das Ausgleichen

von Geländeunebenheiten, Rekultivierungen etc. ver-wendet. Doch Vorsicht, nur wenn das Material nicht ver-unreinigt ist und im selben Baustellenbereich zulässi-gerweise verwertet wird, fällt dies nicht unter das Ab-fallregime.Das Abfallwirtschaftsgesetz stellt beim Abfallbegriff u. a. darauf ab, ob sich der Besitzer der Sache entledigen will. Ge-rade bei Baumaßnahmen fal-len große Mengen an Boden-aushubmaterial an, wofür der Bauherr meist keine Verwen-dung hat und diese loswerden will. Dadurch wird wertvolle Muttererde als Abfall einge-stuft und bleibt dies, bis die Erde einer zulässigen Verwer-tung zugeführt oder deponiert wird. Damit verbunden ist das Risiko, dass ein Altlas-tensanierungsbeitrag gemäß ALSAG für wertvolle, quali-tativ hochwertige Erde fällig wird. Ein Zustand, der von der Landwirtschaftskammer Österreich als überzogen ein-geschätzt wurde. Daher wur-de mit der zuständigen Abtei-lung des Lebensministeriums

eine praktikable Lösung aus-gearbeitet.

Vor Aushub Ort für Material bekannt gebenNunmehr hat das Lebensmi-nisterium Mitte April einen Erlass veröffentlicht, worin eine Klarstellung dahingehend vorgenommen wird, dass eine Entledigungsabsicht dann nicht besteht, wenn vom Be-sitzer dargelegt wird, dass das nicht kontaminierte Aushub-material ausgehoben und wei-tergegeben wird, um dieses zur Bodenverbesserung oder zum Ausgleich von Bodenuneben-heiten zu verwenden. Es muss allerdings zum Zeitpunkt des Aushubs bereits der Ort der Aufbringung bekannt sein. Nö-tig ist zudem, dass der unbelas-tete Boden auch für diese Ver-wendung geeignet ist.Wird z. B. nicht kontaminier-ter Boden bei einem Bauvorha-ben auf einem bisher landwirt-schaftlich genutzten Grund-stück ausgehoben (30 m x 30 m x 1 m, rund 1.350 Ton-nen) und soll das Material zum Ausgleich von Bodenuneben-heiten oder zur Bodenver-besserung auf einem anderen landwirtschaftlich genutzten Grundstück verwendet wer-

den, dann liegt keine Entledi-gungsabsicht und daher kein Abfall vor.

Absicherung bei fremdem MaterialVorsicht ist jedenfalls im Fal-le der Übernahme von Boden-aushub von Bauunternehmen geboten. Notwendig ist bei ei-ner Verwertung von Boden-aushub eine chemische Un-tersuchung bzw. bei Klein-mengen unter 2.000 Tonnen zumindest eine schriftliche Bestätigung, dass es sich um natürlich gewachsenen Bo-den handelt und keine Verun-reinigung erkennbar ist. Emp-fehlenswert ist zudem, eine schriftliche Bestätigung des Abgebers einzufordern, worin

dieser für den Fall, dass die bedungenen Eigenschaften nicht vorliegen, für sämtliche Schäden und nachträglichen Sanierungsmaßnahmen auf-zukommen hat.Neben dem Abfallwirtschafts-gesetz und dem Bundesabfall-wirtschaftsplan sind sowohl bundesgesetzliche (z. B. Was-serrechtsgesetz, Forstgesetz) als auch landesgesetzliche Regelungen (Bodenschutz-gesetze, Naturschutzgesetze, Bauordnungen) einzuhalten.

Eine Broschüre für Erstin-formationen zum Thema „Anschüttungen“ ist auf der Homepage der LK Österreich abrufbar.

MartIn längauEr , lKÖ

bei fremdem aushub über 2.000 t ist eine untersuchung notwendig.

Page 12: BauernJournal Juni 2013

Bauernjournal forstJ u n i 2013 XI I

Durch DNA-Analysen erzählen uns Bäume etwas über ihre Fähigkeiten. Und diese sind naturgemäß unterschiedlich, was man bei Aufforstungen in Zukunft nutzen kann.

Dr. Silvia Fluch, aiT (auSTrian inSTiTuTe oF Technology ) Bäume gehören zu den ältes-ten Lebewesen der Welt. In Schweden wurde eine Fichte entdeckt, die über 6.000 Jah-re alt ist. Und in diesen 6.000 Jahren hat sie schon viel erlebt. Das Klima hat sich mehrmals geändert und sie hat sich ge-gen Stürme, Fröste und andere Naturgewalten durchgesetzt. Doch wie schafft sie das? Wel-

che Hilfsmittel hat sie und wie kann sie das „Gelernte“ an ihre Nachkommen weitergeben? Diese Fragen stellen sich nicht nur bei so alten Bäumen. Auch für Aufforstungen in der heuti-gen Zeit möchte man Pflanzen-material verwenden, das für die Klimaveränderungen der Zukunft gewappnet ist.

Für jedes Klima gewappnetNeueste Untersuchungen an der Fichte haben gezeigt, dass die Klimabedingungen zum Zeitpunkt der Samenreifung einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Sämlinge und den späteren Baum ha-ben. Ist es zum Zeitpunkt der Samenreifung z. B. wärmer als normalerweise in einer Her-kunftsregion, so zeigen die

Nachkommen einen späteren Austrieb und auch eine ver-spätete Knospenbildung. Ge-nau das Gegenteil passiert, wenn es kälter als im Durch-schnitt ist, denn dann treiben die Sämlinge früher aus und schließen im Herbst auch frü-her ab. Doch wie wird die In-formation weitergegeben und wie können wir dieses Wissen nutzen?

DNA-Nachweis gelungenHerkunft und Information über Funktion werden über die Erb-substanz der Zellen, die DNA, weitergegeben. In dieser DNA wird auch die Information über Klimaverhältnisse abge-legt und somit in Erinnerung gehalten. Diese Informationen können mittels DNA-Analytik erforscht werden. Wie bei der Suche nach Kindsvätern ge-lingt mittels DNA-Analyse der Vaterschaftsnachweis auch bei der Fichte. Mit DNA-Mar-kern wurden über 2.000 Fich-ten aus der Österreichischen Waldinventur (ÖWI) analy-siert und ihre Verwandtschaft und Herkunft bestimmt. Die Daten zeigen einerseits, dass in Österreich die drei nach-eiszeitlichen Wanderungsge-biete der Fichte aufeinander-

Forschung: Eigenschaften für z. B. das Austreiben der Fichte werden in der DnA gespeichert. Foto: M. Wöhrle

DNA-FINgerAbDruck Der FIchte IN ÖsterreIch erForscht

Ein Baum mit Zukunft

Entscheidende Erkenntnisse

Neues Wissen nutzenHat man einmal jene DNA-Abschnitte gefunden, die für eine bestimmte Eigenschaft verant-wortlich sind, so kann man gezielt jene Herkünfte vermehren und auspflanzen, die die gewünsch-ten Eigenschaften am besten er-füllen. Bisher konnten jene DNA-Abschnitte gefunden werden, die bei früh austreibenden Bäumen eine andere Ausprägung auf-weisen als bei spät austrei-benden. Ähnliches gibt es zum Trockenresistenzverhalten zu berichten, das besonders ent-scheidend sein wird, wenn in Zukunft durch den Klimawandel Niederschläge in manchen Regionen zurückgehen oder Trockenperioden länger werden.

MoDerne analySeMeThoDen sind entscheidend für die Widerstandsfähig-keit der Wälder von morgen. Foto: fluch.krischanzzeller./AIT

treffen. Man kann andererseits aber auch großräumig den menschlichen Einfluss durch Einbringen anderen Saatgutes feststellen. Aber nicht nur der Verwandtschaftsgrad der Bäu-me ist von Interesse, auch das Wuchsverhalten wird unter die Lupe genommen. Im Fich-tenVerbundProjekt „Green He-ritage I und II“ werden in Ko-operation zwischen Forschung (BFW, AIT) und Industrie (FHP, ÖBf AG, LIECO, FMM, WaldSTMK) die molekula-ren Ursachen für frühen oder späten Austrieb, Rotfäuleresis-tenz sowie Trockenresistenz untersucht. Ziel ist es, mittels dieser DNA-Merkmale eine verbesserte Pflanzenauswahl für zukünftige Aufforstungen treffen zu können. Denn alle erwünschten Merkmale sind bereits in unseren Wäldern vorhanden, man muss sie nur suchen und gegebenenfalls in Züchtungsprogrammen neu kombinieren. Dies erfolgt über die Züchtung, wie sie in der Landwirtschaft seit Jahrhun-derten gemacht wird. Nur hel-fen uns heute moderne Ana-lysemethoden. Die im Projekt gewonnenen Erkenntnisse werden entscheidend für die Widerstandsfähigkeit der Wäl-der von morgen sein.

Page 13: BauernJournal Juni 2013

Bauernjournal leBensqualitätJ u n i 2013 XI I I

Tu, was dir gut tut, und das in rechtem Maß. Dafür hat schon der griechische Philosoph Epikur geworben. Verstaubt oder zeitgemäß? Die Meinung darüber sei jedem selbst überlassen.

Martina EggEr, LEbEnsqua-Lität bauErnhof k ärntEn „Bemerke, wie die Tiere das Gras abrupfen! So groß ihre Mäuler auch sein mögen, sie tun der Pflanze selbst nie et-was zuleide, entwurzeln sie niemals. So handle auch der starke Mensch gegen al-les, was Natur heißt. Er ver-stehe die Kunst vom Leben zu nehmen, ohne ihm und sich (Anmerkung der Auto-rin) zu schaden“, lautet ein

Zitat von Christian Morgen-stern (1871–1914). Wie leicht das klingt, wie friedlich das scheint, wie schwierig es ist, das ruhige Genießen, das befriedigende Gefühl: Jetzt reicht es, nun bin ich satt, danke!

Haben wir denn nie genug?

Auf der Suche nach Erfüllung schütten wir uns mit dem Überangebot an Essen, In-formationen, Konsumgütern und Events zu. Wir horten, was uns zwischen die Finger kommt, ganz nach dem Mot-to „will haben“. Kein Sinn weit und breit, kein Wert, für den es sich zu warten lohnt. Ohne zu hinterfragen, unter welchen oftmals menschen-unwürdigen Bedingungen beispielsweise die Billigjeans hergestellt wird. Wie der Un-fall in der Bekleidungsfab-

rik in Bangladesh neulich beweist. Und das Objekt der Begierde beschert uns nur ein „Sekunden-Freuden-Stroh-feuer“. Gestern erstrebens-wert, heute Belastung und morgen – Müll.

Entrümpeln kann so befreiend wirken

Entlastend und reinigend für Seele und Haus wirkt eine Entrümpelungsaktion. Je-der weiß, wie gut es sich an-fühlt, kaputte Geräte, gehor-tete Zeitschriften und Krims-krams zu sortieren, weiterzu-geben oder zu entsorgen. Es gibt genügend junge Künstler, die aus Altem Neues kreie-ren und auf sinnvolle Art re-cyceln. Bewegungsfreiraum bekommen, statt zugeschüt-tet sein vom Überfluss. Das gibt Energie und angenehme Atmosphäre, hebt die Stim-mung und die Lebensquali-

tät. Sich kleine, realistisch erreichbare Ziele zu setzen hilft: eine (!) Schublade täg-lich und ein Zeitlimit setzen.

Infomaniac – was ist das?

Dauernde Erreichbarkeit am Handy, 597 Fernsehprogram-me, Nachrichten, Werbung, Lärm, Hektik: Stress ist die Folge. Stress durch Informa-tionsüberflutung schädigt so-ziale Beziehungen, sagt Da-vid Lewis. Anstatt miteinan-der zu reden, heißt es: „Psst, die Nachrichten!“ Oder wie blitzschnell Gespräche ver-stummen und gemütliches Beisammensein „zusam-menfällt“, wenn ein Han-dy schrillt. Schlafstörungen, steigende Depressionszahlen, erhöhter Blutdruck, Überge-wicht, Diabetes usw. als Fol-ge lassen nachdenklich wer-den.

Sich regelmäßig ein bisschen Zeit für sich nehmen: Man braucht nicht viel zum Glücklichsein. Foto: Weingartner

LebenSquaLItät bauernhof

Vom Luxus des Einfachen

Bäuerliches Sorgentelefon

Hilfe annehmenTelefonische Beratung bei Sorgen, Ängsten und Nöten. Vertraulich, ano­nym, kompetent. Das bäuer­liche Sorgentelefon ist unter Tel. 0810/676810 von Montag bis Freitag jeweils von 8.30 bis 12.30 Uhr österreichweit zum Ortstarif für Sie erreich­bar. In Kärnten, Salzburg und Tirol gibt es zusätzlich die Möglichkeit einer psy­chosozialen Beratung in der Landwirtschaftskammer. Das Bäuerliche Sorgentelefon ist Bestandteil des LFI­Bildungsprojektes „Lebensqualität Bauernhof“.

www.lebensqualitaet- bauernhof.at

Page 14: BauernJournal Juni 2013

Bauernjournal BildungXIV j u n i 2013

überblIck

Aktuelle Termine

n Steiermark: 20. Juli, Raum Weststeiermark, Pferdebeweidung auf Almen (8 UE). Infos: Dipl.-Päd. Katharina Voit, Tel. 0316/8050-1357 n Zertifikatslehrgang Pferdehaltung (Persönlichkeitsbildung, Unternehmensführung, Pferdehaltung und -zucht), prakti-scher Umgang mit dem Pferd. Als Ergänzung empfehlen wir folgende LK-Beratung: Pferde (120 UE), 1. Jänner, Stadl-Paura (OÖ). Infos: LFI-Kundenservice, Tel. 050/6902-1500 www.lfi.at

dIe VIelfälTIgen lehrgänge des lfI

Zukunftsthema Pferd Teil 70: LFI-Lehrgänge rund ums Pferd

Mit dem Einzug der Freizeitwirtschaft in ländliche Gebiete spielt die Pferdehaltung wieder eine wichtige Rolle. Auf diesen Trend reagiert das LFI mit einem umfangreichen Weiterbildungsangebot.

herberT bAuer , lk ösTerreIch

Laut der Plattform „Pferd Aus-tria“ gibt es in unserem Land annähernd 120.000 Pferde. Und zwar überwiegend auf bäuerlichen Betrieben. Das ist eine gewaltige Veränderung seit den 60er- und 70er-Jahren, als die Anzahl der Pferde auf ihrem Tiefststand war – die Tiere wurden damals durch die Technisierung und Mecha-nisierung der Landwirtschaft kaum noch gebraucht. Grund für den neuerlichen Pferde-

Boom ist der Einzug der Frei-zeitwirtschaft in ländliche Regionen. So haben sich bei-spielsweise Angebote wie Ur-laub oder Schule am Bauern-hof zu interessanten Betriebs-zweigen entwickelt. Und da-bei erfüllt häufig auch das bei Groß und Klein beliebte Reit-tier eine wichtige Funktion.

Pferdetourismus: Wachstumsbranche

Der Pferdetourismus ist eine echte Wachstumsbranche, Zucht oder Sport nehmen ei-nen wesentlich kleineren An-teil ein. Aber auch das Image des Pferdes hat sich gewan-delt. Verband man mit ihm früher hauptsächlich einen elitären Turniersport, so ste-hen heute seine soziale Be-deutung und sein hoher Sym-pathiewert im Vordergrund. „Die Pferdebegeisterung ist quer durch alle Bevölkerungs-schichten und Altersgruppen weit verbreitet und muss nicht

unbedingt etwas mit dem Rei-ten zu tun haben“, so Ing. An-gelika Bräuer, Bildungsmana-gerin im LFI Oberösterreich: „Man setzt Pferde im Freizeit-bereich auf vielfältigste Weise ein. Ein boomender Bereich ist die reitpädagogische Be-treuung.“ Bereits 2008 ent-wickelte das LFI Oberöster-reich gemeinsam mit Sabine Dell‘mour, der Begründerin der „Ganzheitlichen Reitpäd-agogik“ (GRIPS), eine Zusatz-qualifikation „HIPS“ (Heil-pädagogische Interventionen mit Pferden). Diese baut auf die innovative, körperthera-peutische Methode auf, wobei die Hauptzielgruppe verhal-tensauffällige Kinder und Ju-gendliche sind.

Aufholbedarf an Weiterbildung

Daraus ergibt sich eine gro-ße Nachfrage nach qualitativ hochwertiger Aus- und Wei-terbildung. Das Kursangebot

des LFI reicht daher vom um-fangreichen Zertifikatslehr-gang für reitpädagogische Be-treuung bis zu einer Vielzahl kleinerer Spezialkurse, wie etwa zu Pferdehaltung und -gesundheit, Weidemanage-ment, Longiertechnik oder Hufpflege. „Es ist ein unglaub-lich breit gefächertes Themen-gebiet“, meint Angelika Bräu-er. „Denn einerseits geht es in den Produktionsbereich hin-ein, andererseits in die Nut-zung.“ Das heißt, nach dem Kauf und neben Haltungsfra-gen wie zum Beispiel zur Füt-terung – um nur einen Aspekt herauszugreifen – geht es ja noch weiter zum konkreten Angebot. Wie longiere ich ein Pferd richtig, wie gehe ich pä-dagogisch richtig mit Kindern um? Wie vermarkte ich den jeweiligen Betriebszweig? Der Informationsbedarf geht in viele Einzelheiten, und das LFI hat es sich zur Aufgabe ge-macht, darauf umfassend ein-zugehen.

Page 15: BauernJournal Juni 2013

Bauernjournal SozialeSJ u n i 2013 XV

Das Projekt Green Care versucht seit März 2011, bundesweit innerhalb

der Landwirtschaft eine sozi-ale Sparte aufzubauen. Green Care umfasst die Bereiche Pä-dagogik, Pflege und Betreuung, Therapie und soziale Arbeit. Die zweite Green-Care-Tagung findet am Mi, dem 19. Juni von 13 bis 17 Uhr im Festsaal der HBLFA Schönbrunn, Grünberg-straße 24, 1130 Wien statt. Sie informiert über die Entstehung und Entwicklung der Green-Care-Pionierbetriebe, über Zu-kunftsperspektiven von Green-Care-Produkten und -dienst-leistungen auf landwirtschaft-

lichen Betrieben innerhalb der nächsten Förderperiode. An-meldungen bei Teresa Herdlic-ka, LK Wien, Tel. 01/5879528-30, E-Mail [email protected] ist eine verbindliche Anmel-dung bis spätestens Mi, 5. Juni 2013 erforderlich! Die Teilnah-me ist kostenfrei.

Landwirtschaft und soziaLes Vereinen sich

Green-Care-Tagung in Wien

Die SVB bietet im Sommer wieder heilpädagogische Aufenthalte für Kinder und Jugendliche an. Schwerpunkt ist der Aufenthalt mit logo-pädischer Behandlung und Legastheniker-betreuung.Hannes Gföllner, sVB

„Lernen, behandeln und för-dern fernab der heimischen Klassenzimmer, verbunden mit viel Spaß“, heißt das Mot-to. Das Beherrschen von Le-sen und Schreiben sowie des sprachlichen Ausdruckes ge-hört zu den wichtigsten Kul-turtechniken der heutigen Zeit. Nicht immer gelingt es den Kindern und Jugendli-chen, die schulischen und gesellschaftlichen Anforde-rungen dabei zu erfüllen. Die Sozialversicherungsanstalt

der Bauern (SVB) bietet daher in den Sommerferien im „Ju-gendparadies Lindenhof“ in Spital am Pyhrn (Oberöster-reich) wieder heilpädagogi-sche Aufenthalte an.Oftmals erfahren die Kinder und Jugendlichen, was sie

nicht gut können – im Linden-hof sollen sie erfahren, was sie gut können!

Stärken entdeckenDurch die Förderung/Betreu-ung/Behandlung der davon

heiLpädagogische aufenthaLte für Kinder und JugendLiche

Und was hast du so drauf?

eiGene stärken und Ressourcen entdecken macht Spaß. Und in der Gruppe ist es noch dazu viel lustiger ... Foto: SVB

betroffenen Kinder und Ju-gendlichen in einem sehr ge-meinschaftlichen Rahmen geht es in erster Linie darum, die Stärken und Ressourcen zu entdecken, den Selbstwert zu stärken und die Freude am Lernen zu finden.

Eigeninitiativen stärkenWerner Gerstl begleitet diese Aufenthalte schon viele Jahre als ärztlicher Leiter und be-tont den ganzheitlichen Er-folg dieser Maßnahmen: „Es geht neben der Korrektur von Lese- oder Rechtschreibstö-rungen und der Behandlung von Sprachproblemen viel-mehr um die Behandlung von Sekundärsymptomen und die Stärkung der Eigeninitiativen. Die kreativen Angebote und die sozialen Lernprozesse be-wirken zu den erlebnispäda-gogischen Inhalten eine Festi-gung der psychischen Instan-zen am Weg zur Persönlich-keitsentwicklung.“

Termine, jeweils in Spital/P.:Fr, 5. bis Mi, 24. JuliFr, 16. August bis Mi, 4. Sep-tember Nähere Infos sowie Anträge im SVB-Regionalbüro.

Mehr als 20.000 Besu-cher erwartet man für die kommenden

Seefestspiele am steirischen Stubenbergsee. 2013 wird die Lehar-Operette „Die Lustige Witwe“ 20-mal das Publikum erfreuen. Sepp Schreiner, Fest-spielchef und Boku-Absolvent, hat in Zusammenarbeit mit der LK Steiermark und dem Stei-rischen Bauernbund den „Tag der Landwirtschaft“ in den Spielplan aufgenommen. „Mit dem ,Tag der Landwirtschaft‘ wollen wir dazu beitragen, un-sere lokalen bäuerlichen Pro-duzenten ins große Rampen-licht zu stellen.“ LK-Öster-

reich-Präsident Gerhard Wlod-kowski eröffnet den „Tag der Landwirtschaft“. Besucher-gruppen können Landwirt-schaftsbetriebe von Obst- über Weinbau bis hin zur Käseer-zeugung und Direktvermark-tung besichtigen (Infos BBK Oststeiermark). Oststeirische Bäuerinnen laden nach dem Operettenbesuch auf ein köst-liches Steirerschnitzel ein.Infos unter Tel. 0800/608618 oder www.seefestspiele- stubenberg.at/landwirtschaft, Kontakt für Betriebsbe-sichtigungen: BBK Ost-steiermark, Andrea Bauer, Tel. 03332/62623-4631.

seefestspieLe am 23. Juni in der steiermarK

„Tag der Landwirtschaft“ am See

Foto

: Für

stal

ler

Page 16: BauernJournal Juni 2013

BAUERNJOURNAL AGRARMARKT AUSTRIAXVI J U N I 2013

Die Totalbeklebung von Wiens Straßenbahn mit appetitanregenden Obst- und Gemüse-sorten ge� el so gut, dass die AMA-Marketing dafür nun mit dem „Out of Home Award“ ausgezeichnet wurde.

Im vergangenen Jahr prä-sentierten Straßenbahnen in Wien großfl ächig „100 Grün-de, 100 zu werden“. Die To-talbeklebung der ULFs mit appetitanregenden hundert

Obst- und Gemüsesorten wur-de vor Kurzem mit dem „Out of Home Award“ der Gewista ausgezeichnet. „Das Sujet erfüllt gleich zwei Aufgaben“, so Karin Silber-bauer, die als AMA-Marke-tingleiterin für Obst und Ge-müse für die Kampagne ver-antwortlich zeichnet: „Es the-matisiert nicht nur die positi-ve Wirkung von Obst und Ge-müse, sondern inszeniert auch die enorme Vielfalt der heimi-schen Sorten und belegt damit eindrucksvoll, wie abwechs-lungsreich eine ausgewogene Ernährung sein kann.“ Kon-zipiert und umgesetzt wur-de die Werbemaßnahme von

der A&V-Werbeagentur, die auf das Marketing von land-wirtschaftlichen Erzeugnis-sen spezialisiert ist. Roswitha Sporr und ihr Team betreuen unter anderem die heimischen Gärtner und Floristen sowie die Österreichische Weinmar-keting GmbH. Der Transport Media Award ist eine Initia-tive der Platt-form Out of Home Aust-ria, Gewista und 3M mit U n t e r s t ü t -zung von bus-werbung.at.

100 GRÜNDE, 100 ZU WERDEN: „OUT OF HOME AWARD“ FÜR AMA

Preis für AMA-Straßenbahn

Diese Seite entstand in Kooperation mit der Agrarmarkt Austria GesmbH

HANDWERKSIEGEL

AuszeichnungBetriebe, die sich heimischen Rohsto� en, traditionellen Spezialitäten und dem meisterli-chen Handwerk besonders verbun-den fühlen, können mit dem AMA-Handwerksiegel ausgezeichnet wer-den. Vor wenigen Tagen kamen acht weitere Bäcker und Konditoren aus Wien, Burgenland, Oberösterreich und Salzburg dazu. Damit dürfen schon 52 Lebensmittelhandwerker dieses Siegel führen.

REZEPTTIPPS

Neuer Spargel-LeporelloSeit der Antike wird Spargel als Delikatesse geschätzt und im Volksmund heißt es: Bis Johanni (24. Juni) nicht ver-gessen: Spargel es-sen! Da kommt

der druck-frische Leporello

gerade recht – erhältlich im

AMA-Webshop.

Klein, aber fein

Bio-Anteil in der GastronomieÖsterreich ist Weltmeister in Sachen Bio-Landwirtschaft. Rund 20 % der landwirtschaft-lichen Fläche werden biolo-gisch bewirtschaftet, ca. 7 % aller Frischeprodukte kaufen Österreichs Haushalte in Bio-Qualität – Tendenz steigend. Der Bio-Anteil in der Gastronomie ist noch klein, aber er wächst stetig. Die umsatzstärksten Bioprodukte sind Milch, Eier, Joghurt und Käse. Den Grund für den stei-genden Bio-Anteil sieht Barbara Köcher-Schulz, Bio-Koordinatorin der AMA-Marketing, auch in der besseren Verfügbarkeit der biologischen Produkte – nicht zuletzt durch das gro-ße Angebot der Supermärkte. Trotz dieser flächendeckenden Versorgung ist es für die AMA wichtig, dass Bio-Produkte in jener Region, in der sie entste-hen, besonders stark vertreten sind. „Bio-Konsumenten haben eine besondere Wertschätzung für ihre Lebensmittel und daher auch ein sehr ho-hes Informationsbedürfnis. Sie wollen sich über die Produktionsweise und die Leistung der Bio-Landwirtschaft vielfach selbst ein Bild ma-chen. Das lässt sich mit einem Bio-Urlaub natürlich perfekt verbinden“, freut sich Köcher-Schulz über die künftig stär-kere Zusammenarbeit mit den Bio-Hotels.

Obst-Gemüse-Straßenbahn: Auszeichnung für die AMA-Marketing Fotos: AMA-Marketing GesmbH