BauNetzWoche# 271 – Beyond Style – Brutalismus · PDF fileKenneth Frampton,...

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  • Dienstag

    Begehbare Blasenstrukturen sind in: Gerade erffnete das Metropolitan Museum of Art in New York eine Wolken-Skulptur von Tomas Saraceno auf dem Museumsdach, in der Besucher in den Himmel steigen knnen. Jetzt kndigt die Bild-Zeitung das Kunst-Comeback des Verpa-ckungsknstlers Christo an. Laut Bild-Informationen will Christo 2013 eine riesige, von Besu-chern begehbare Luftblase im Gasometer von Oberhausen installieren. Big Air Package soll die Installation heien, die das Industriedenkmal und Wahrzeichen des Ruhrgebiets quasi von innen verhllt. Hoffentlich klappt der Aufbau des Luftpakets besser als bei seinem Werk 5600 cubicmeter package, das er fr die vierte documenta in Kassel plante. Damals (1968) hatten riesige Krne drei Versuche gebraucht, die 82 Meter groe Blase aufzubauen konnten, ohne die Polyethylen-Haut des Konstruktes zu zerreien.

    BAUNETZWOCHE#271Das Querformat fr Architekten, 25. Mai 2012

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    Special:brutaliSmuS

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    Buchrezension

    Jetzt gibt es Konkurrenz fr Detail, Arch+, Baumei-ster und Co.: Das New Yorker Magazin PIN-UP mischt Architektur und Entertainment so unbe-schwert und locker, dass es die pure Lesefreude ist. Fr die jetzt erschienene Spezialausgabe Berlin ist die Redaktion aus dem Big Apple sogar fr drei Monate komplett in die deutsche Hauptstadt gezo-gen. Und das Kistenpacken hat sich gelohnt. PIN UP wurde 2006 von dem Deutschen Felix Bur-richter ins Leben gerufen. Seitdem erscheint das Hochglanz-Heft zwei Mal im Jahr mit 250 Seiten und bietet stets ein Sammelsurium extrem frischer Texte, meist jenseits eines hochstilisierten Archi-tekten-Duktus. Blattmacher Burrichter hat den An-spruch, fashion spirit in ein Magazin ber Baukunst zu bringen. Fr die Berlin-Ausgabe hie das wohl, ein bisweilen chaotisches Layout zu kreieren, in dem an-spruchsvolle Fotostrecken und persnliche Interviews um die Gunst der Bltternden werben knnen. Man-chem Grafiker, der sonst fr steife Hochglanzmaga-zine arbeitet, drfte PIN UP aber auch den Schwei auf die Stirn treiben Entertainment versteht das Magazin natrlich nicht im Sinne von Bunte und Gala. Die Architekten, die Burrichters Team in der Berlin-Ausgabe vorstellt, sind meist keine Stars, sondern bekannte und weniger be-kannte Baumeister der Hauptstadt. Fr die Interview-

    PiN UP: Berlin Special

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    Buchrezension

    Pin-Up -#12text auf englisch

    15,00 www.pinupmagazine.org

    Serie 10x10 wurden sie in der ehemaligen Kirche St. Agnes im Stadtteil Kreuzberg abgelichtet. Die bruta-listische Kirche von Werner Dttmann aus den 60er Jahren wird derzeit von Arno Brandlhuber fr den Galeristen Johann Knig umgebaut. Ein typisches Berliner Crossover-Projekt eben, wie geschaffen als Portrt-Kulisse fr die Architekten der Stadt! Generell stehen bei PIN UP eher Persnlichkeiten als Gebude im Fokus. Neben Berlinliebhaber David Chipperfield kommen auch Schlingensief-Architekt Francis Kr sowie der exzentrische Jrgen Mayer H in der Berlinausgabe zu Wort. Deutschlands wohl re-nommiertester Architekturkritiker Niklas Maak (FAS) ldt in sein 60er-Jahre-Ferienhaus an den Sa-crower See ein, am Beispiel Radialsystem am Halle-schen Ufer in Kreuzberg lsst sich ein spannendes Umnutzungskonzept des Architekten Jens Casper be-gutachten. Frech inszeniert wird Letzteres mit einem echten Pin-Up-Girl aus einer Friedrichstadtpalast-Revue. Alles in allem ist die Berlinausgabe ein hchst erfri-schender Blick von auen auf die Berliner Archi-tektenszene. Das New Yorker Team entdeckt viele neue Facetten im Gewusel der deutschen Hauptstadt und inszeniert sie frech, frei, ohne Brett vor dem Kopf. Heraus kommt ein spannendes Heft, Unterhal-tung auf hohem Niveau fr Architekten und Archi-tekturfans. Die 15 Euro dafr sind gut investiert. (Luise Rellensmann)

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  • bEYOND StYlE

    ein Atomkraftwerk im zentrum von London so bezeichnete Prinz charles Denys Lasduns Royal national Theater. Seit 1994 steht das Meisterstck brutal-istischer Architektur unter Denkmalschutz (Foto: wikicommons)

    brutaliSmuS zwiSchEN DENkmal uND abriSS

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  • Von stilbewussten Architekten verehrt, von vielen anderen gehasst der Brutalismus ist das ungeliebte Stiefkind der Moderne. Aber was ge-nau macht ein brutalistisches Gebude aus? wie hat sich der Brutalismus-Begriff verndert? Be-darf es einer neu-Definition? und was soll aus den oft so ungeliebten Betonfestungen der nach-kriegsjahre werden? eine tagung in Berlin ging

    nun den brutalistischen Architekturen zwischen Alltag, Poesie und theorie auf den Grund.

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  • Der Brutalismus ist das ungeliebte Stief-kind der Moderne. Von stilbewussten Architekten verehrt, von vielen anderen gehasst. Gehasst oft gerade von jenen Menschen, die zwischen seinen Wasch-beton-Wnden wohnen mssen. Doch Kritik kommt auch von Palastbewoh-nern: 1988 schon beschimpfte Prinz Charles das von Denys Lasdun erbaute Royal National Theater als Furunkel im Gesicht eines geliebten Freundes. Der Bau in London gilt mit seinen ver-schrnkten Betonterrassen als Archetyp des Brutalismus.

    25 Jahre danach beschftigte sich ein hochkartig besetztes Symposium in Berlin mit dem Thema Brutalismus. Zwei Tage lang gingen Architekturtheo-retiker, Kunsthistoriker, Architekten und Denkmalpfleger dem ruppigen Charme des Erbes der Smithsons auf den Grund. Unter den Referenten waren auch einige Elder Statesmen der Architekturtheo-rie, werner oechslin und Kenneth Framp-ton etwa. Die Besetzung zeugt von Rele-vanz, aber: Wer vor dem Symposium dachte, er wisse was Brutalismus ist, war hinterher wohl verunsichert so unklar scheint die Verwendung des Brutalis-mus-Begriffs, den Reyner Banham schon 1955 in einem Aufsatz in der Architectu-ral Review erstmals formte. Banham, der von Kollegen schon mal als Metaphern-Maschine gehuldigt wird, bezog sich mit seiner Wortschpfung in erster Linie auf die Arbeiten des englischen Archi-

    oben: Brutalismus-Bibel: noch heute findet Reyner Banhams Schrift zum new Brutalism regen Anklang unter Architekturtheoretikern (Foto: KIt) Links: Als tagungsort fr das Brutalismus-Brainstorming vom KIt Karlsruhe und der wstenrot Stiftung hatte fr den 2011 verstor-benen Ideengeber werner Sewing von Anfang an werner Dttmanns Akademie der Knste festgestande (Foto: Thomas wolf/ KIt)

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  • Bau-Poesie im hansaviertel die Akademie der Knste ist ein passender ort um Architekturen zwischen Alltag, Poesie und Theorie zu diskutieren. (Foto: wikicommons)

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    tektenehepaars Alison und Peter Smith-son. 1966 fasste er seine Analyse in einem Buch zusammen New Bruta-lism. Noch heute findet Banhams Bru-talismus-Bibel regen Anklang, fast jeder Referent des Berliner Symposiums bezog sich auf das Werk. Doch Antworten auf drngende Fragen von heute kann das fast 50 Jahre alte Werk nicht liefern: Wie hat sich der Brutalismus-Begriff vern-dert? Bedarf es einer Neu-Definition? Was genau macht ein brutalistisches Ge-bude aus? Und was soll aus den oft so ungeliebten Betonfestungen der Nach-kriegsjahre werden?

    Bau-Poesie im HansaviertelViel zu klren also fr die Gste, die das Karlsruher Institut fr Technologie (KIT) und die Wstenrot-Stiftung in die Berliner Akademie der Knste, am Rande des geschichtstrchtigen Hansa-viertels, geladen hatten. Ansto zu dem wissenschaftlichen Brutalismus-Brain-storm hatte der im Sommer 2011 ver-storbene werner Sewing gegeben. Fr den Architektursoziologen hatte der Bau von werner Dttmann von An-fang an als Location festgestanden. Er ist ein Berliner Brutalismus. Ein pas-sender Ort, um Architekturen zwi-

    schen Alltag, Poesie und Theorie zu diskutieren, wie das Motto der Tagung lautete. Im Akademie-Gebude prsen-tieren sich die Baumaterialien auf eine sinnlich authentische Weise: fein ver-fugtes Ziegelmauerwerk kontrastiert mit spitzen grnen Kupferdchern, schlanke Sttzen tragen mit brasilia-nischem Kiefernholz getfelte warme Decken, eine feine Kieselhaut berzieht den Waschbeton des Hauptgebudes, die Maserungen der Holzschalung sind unter einer blauen Farbschicht zu er-kennen. Von Auenstehenden wird es oft als hingeworfener Brocken zwischen

    den eleganten Husern der Interbau empfunden. Dabei verweben die innen wie auen liegenden Gartenhfe Dtt-manns Bau elegant mit der Land-schaft.

    Seit 2011 erstrahlt der Akademiebau im neuen Glanz, saniert von winfried Brenne. Ein Alltagsbau ist er aber im-mer noch nicht. Hier feiert der Bund Deutscher Architekten seinen Frh-lingsempfang, Kunstausstellungen oder Theaterabende finden hier statt. Der Allta