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Bayerische
Julius-Maximilians-Universität
Würzburg
Erste Staatsprüfung für ein Lehramt an Gymnasien 2008
Schriftliche Hausarbeit
Thema: „Videobasierte Analyse von Mathematikunterricht –
Selbstreflexion einer eigenen Unterrichtsstunde“
eingereicht von: Christiane Arndt Fach: Didaktik der Mathematik
eingereicht am: 19.12.2007 Dozent: Prof. Dr. Weigand
1
Inhaltsverzeichnis
1 Vorwort ........................................................................................................................ 3
2 Hintergründe der Videoanalyse als Evaluationsverfahren ..................................... 4
2.1. Entwicklung der videobasierten Unterrichtsanalyse – Ein Überblick................... 4
2.2 Arten des Videoeinsatzes und ihre Potentiale ........................................................ 8
2.2.1 Der Einsatz von Modellvideos ...................................................................... 11
2.2.2 Der Einsatz von authentischen Unterrichtsvideos ......................................... 12
2.2.3 Einordnung der eigenen Videoanalyse .......................................................... 14
2.3 Videoanalyse als Herausforderung an die Ausbilder ........................................... 15
2.4 Grenzen des Videoeinsatzes ................................................................................. 17
3 Vorbereitung und Planung ....................................................................................... 18
3.1 Einblick in die Arbeit mit Unterrichtsvideos........................................................ 18
3.2 Organisatorische Vorbereitungen ......................................................................... 19
3.3 Technische Vorbereitungen.................................................................................. 23
3.4 Unterrichtsentwurf................................................................................................ 25
3.4.1 Lernziele ........................................................................................................ 25
3.4.2 Unterrichtsplanung ........................................................................................ 26
3.4.3 Mathematische Sachanalyse .......................................................................... 27
3.4.4 Methodische Diskussion................................................................................ 28
3.4.5 Unterrichtsplan .............................................................................................. 28
4 Selbstbeurteilung des Unterrichts direkt nach der Stunde – Lehrerinterview ... 29
5 Basiselemente für die Unterrichtsanalyse ............................................................... 32
5.1 Transkription ....................................................................................................... 32
5.2 Schülerfragebogen - Der Unterricht aus Schülersicht .......................................... 35
6 Analyse des Unterrichts ..........................................
6.1 Persönlichkeit des Lehrers - Selbstkompetenz
6.1.1 Nonverbales Verhalten ............................
6.1.2 Verbales Verhalten ..................................
6.2 Schülerorientierung ........................................
6.3 Didaktische Unterrichtsanalyse ......................
6.3.1 Einstieg und Unterrichtsgespräch............
6.3.2 Arbeitsauftrag und Verständnissicherung
6.3.3 Gruppenarbeit ..........................................
2
6.3.4 Beendigung der Gruppenarbeit................
6.3.5 Auswertung..............................................
6.3.6 Aufmerksamkeit und Interesse der Schüler während der Auswertungsphase
..........................................................................
7 Planung einer folgenden Unterrichtsstunde auf Grundlage der
Analyseergebnisse......................................................................................................... 79
7.1 Lernziele ............................................................................................................... 79
7.2 Unterrichtsplanung ............................................................................................... 80
7.3 Mathematische Sachanalyse ................................................................................. 80
7.4 Methodische Diskussion....................................................................................... 81
7.5 Unterrichtsplan ..................................................................................................... 82
7.5.1 Kurze Wiederholung der bekannten Diagrammarten (etwa zehn Minuten) . 82
7.5.2 Ankündigung der bevorstehenden Partnerarbeit (etwa 3-5 Minuten) ........... 83
7.5.3 Erarbeitungsphase (etwa 20 Minuten)........................................................... 84
7.5.4 Beendigung der Partnerarbeit (etwa 2-3 Minuten) ........................................ 87
7.5.5 Präsentation der Ergebnisse der Partnerarbeit (etwa 10 Minuten) ................ 87
8 Abschließende Diskussion......................................................................................... 88
9 Anhang........................................................................................................................ 91
9.1 Unterrichtsmitschnitte und Lehrerinterview......................................................... 91
9.2 Unterrichtsplan „Interpretation von Diagrammen“ .............................................. 91
9.2.1. Gemeinsames Besprechen eines Diagramms (5min) .................................. 91
9.2.2 Gruppenarbeit in sechs Fünfer-Gruppen (max. 20 min) ............................... 93
9.2.3 Zusammentragen der Ergebnisse (etwa 20 min) ........................................... 98
9.3 Transkription des Unterrichts .........................
9.3.1 Abschnitt I : Einführungsphase – gemeinsame Besprechung des
Streifendiagramms............................................
9.3.2 Abschnitt II : Zusammentragen der Ergebnisse der Gruppenarbeit .....
9.4 Fragebogenergebnisse ....................................
9.5 Literaturverzeichnis ............................................................................................ 114
1 Vorwort3
1 Vorwort
Insbesondere für das Berufsbild des Lehrers ist es von immenser Bedeutung, sich mit
der eigenen Person, dem Wirken auf andere und den Praxisproblemen des Unterrichtens
auseinanderzusetzen. Bietet die aktuelle universitäre Ausbildung von Gymnasiallehrern
größtenteils theoretische Einsichten in die Tätigkeit des Lehrens, so ist es meiner
Meinung nach dennoch wichtig, sich schon während des Studiums mit dem späteren
Beruf zu befassen. Eine Möglichkeit dazu bekamen wir durch das Seminar
„Videobasierte Unterrichtsanalyse“ geleitet durch Herrn Dr. Jürgen Roth.
Durch diese intensive Befassung mit dem Unterricht, die Unterstützung der
Seminarteilnehmer sowie die zugesicherte Hilfe von Herrn Roth wurde ich zu dieser
Arbeit inspiriert.
Diese soll einen Einblick in die didaktisch genutzte Videoanalyse, deren praktische
Umsetzung und notwendige Vorüberlegungen, vor allem aber eine Übersicht über
potentielle Beobachtungsaspekte geben. Dabei finden hier vordergründig die
Persönlichkeit der Unterrichtenden sowie die didaktische Umsetzung der geplanten
Mathematikstunde Beachtung und werden durch gezielte Beobachtungen einzelner
Aspekte untersucht.
Da das besondere Engagement des Seminarleiters, der uns bereitwillig mit der Technik
vertraut machte, die wesentlichsten gesetzlichen und theoretischen Grundlagen einer
Videoanalyse näher brachte und uns auch bei der Unterrichtsvorbereitung beratend zur
Seite stand, die Umsetzung des Projektes erst ermöglichte, geht mein besonderer Dank
an Dr. Jürgen Roth. Er brachte insbesondere bei der Betreuung dieser Arbeit stets viel
Geduld auf, lieferte entscheidende konstruktive Kritik und half an schwierigen Stellen
bereitwillig, Ideen und Konzepte zu überdenken oder auszubauen.
Außerdem bedanke ich mich herzlich bei Renate Strobel, Karolin Hügelschäffer und
Markus Weidinger, die als weitere Kursteilnehmer und Freunde einen wesentlichen
Anteil am Erfolg des Seminars lieferten und den Fortschritt meiner Arbeit mit Ideen und
Motivation sicherten.
2 Hintergründe der Videoanalyse als Evaluationsverfahren2.1 Entwicklung der videobasierten Unterrichtsanalyse – Ein Überblick
4
2 Hintergründe der Videoanalyse als Evaluationsverfahren
2.1. Entwicklung der videobasierten Unterrichtsanalyse – Ein
Überblick
Seit es Unterricht in einer organisierten Form gibt, sind Lehrkräfte bemüht, ihr Wirken
zu evaluieren und Universitäten bestrebt, den zukünftigen Pädagogen eine möglichst
praxisverbundene Ausbildung zu bieten. Dabei wandelten sich die Methoden ebenso
wie die eingesetzten Mittel und Technologien. Griff man dabei noch vor nicht allzu
langer Zeit ausschließlich auf Hospitationen, Unterrichtsberichte, Mitschriften oder
Ähnliches zurück, so gibt es heute im Zuge der sich ständig verbessernden Technik
zusätzliche Möglichkeiten, die eine erweiterte Objektivität, Flexibilität und
Aussagekraft bieten.
Insbesondere die Verbreitung von Videotechnik seit den sechziger Jahren wird von
Unterrichts- und Schulforschern wie auch von Lehrern und Ausbildern genutzt, um
typische Abläufe festzuhalten und diese zu analysieren oder um Anschauungsmaterial
für die werdenden Lehrkräfte bereitzustellen.
Grundsätzlich unterscheidet man dabei zweierlei verschiedene Zwecke. Einerseits
dienen Beispielvideos den Studenten als Einsicht in so genannte „good practice“,
andererseits wird mittels Videoaufzeichnungen versucht, Aussagen über das reale
Unterrichtsgeschehen und somit über die Unterrichtsqualität zu erhalten.
Die Anfänge des Videoeinsatzes
Bereits im Herbst 1969 stellte Alphons Otto Schorb sein Institut für
Unterrichtsmitschau auf einer Arbeitstagung des Europarates in Dänemark vor.
(THONHAUSER, 2005, S.44). Bei seinem Projekt wurden reale Unterrichtsstunden gefilmt
und einer dreißigminütigen, bayerischen Fernsehsendung als Ausschnitte zur Verfügung
gestellt, der sich eine Diskussion unter Experten (und teilweise auch der auftretenden
Lehrperson) anschloss. Sie besprachen ausgewählte Szenen wobei es das Ziel war,
Lehrer bei ihrer Unterrichtsvorbereitung zu unterstützen und ihnen in allen Landkreisen
2.1 Entwicklung der videobasierten Unterrichtsanalyse – Ein Überblick5
die Möglichkeit zu geben, sich innerhalb von Arbeitsgruppen mit den Dokumentationen
zu beschäftigten.
Trotz des verbuchten Erfolges hatten die Lehrkräfte im Hinblick auf ihre
Stundenvorbereitungen das Bedürfnis nach Musterstunden, dem seitens des Instituts
auch nachgegangen wurde.
Zeitgleich etablierte sich das so genannte „Microteaching“: An einigen Universitäten
schlossen sich kleine Gruppen Studenten oder Lehrer zusammen, die ihre
Lehrfähigkeiten mithilfe eigener Unterrichtsaufnahmen trainierten, wobei die folgende
gemeinsame Besprechung als besonders wichtig galt. Unter verbesserten technischen
Möglichkeiten wurde es später auch unter dem Begriff „Lehrerverhaltenstraining“
bekannt (FISCHER/SCHRATZ, 2005, S.5). In den eigens dafür eingerichteten Studios
mussten allerdings noch „künstliche“ Unterrichtssituationen geschaffen werden, da
anfänglich nur schwere und teure Apparate vorhanden waren. So begaben sich entweder
gesamte Schulklassen in die Audiovisuellen Zentren, was mit einem erheblichen
finanziellen und organisatorischer Aufwand verbunden war, oder es entstanden
Schwarz-Weiß-Filme in äußerst schlechter Tonqualität (FISCHER/SCHRATZ, 2005, S.5).
Erst seit Anfang der neunziger Jahre konnte man handlicheres und kostengünstigeres
Gerät beziehen und fortan realen Unterricht mit minimierten Störungen des Geschehens
aufzeichnen.
In den letzten zehn Jahren kamen weitere nützliche technische Entwicklungen hinzu:
Die Digitalisierung und die Vergrößerung der Speicherkapazität von Computern
verbesserten die Einsatz- und Verarbeitungsmöglichkeiten weitestgehend, so dass heute
Videosequenzen mit Untertiteln versehen, netzbasierte Lernumgebungen („E-learning“)
geschaffen und Interaktivität, Archivierung, sowie Transport von Videotechnik und –
materialien erleichtert werden können.
Klinzing fasst 2002 die fünfunddreißig Jahre Forschungserfahrung positiv zusammen:
„Microteaching und dessen Weiterentwicklungen haben in einem ungewöhnlich reichen
Bestand von Untersuchungen relativ konsistent positive Auswirkungen in Bezug auf die
Aneignung von sozialen und unterrichtlichen Kompetenzen [...], sowie
Transferleistungen und Langzeitwirkungen gezeitigt.“ (KLINZING, 2002, S.208)
2.1 Entwicklung der videobasierten Unterrichtsanalyse – Ein Überblick6
Video in der Unterrichts- und Schulforschung
Natürlich erkannte man auch in der Unterrichts- und Schulforschung das enorme
Potenzial der Videotechnik. Schon in den siebziger Jahren kam es etwa mittels der
Verfilmung von Testsituationen in Schulen zu einer Revision der gängigen
Intelligenztests (FISCHER/SCHRATZ, 2005, S.6). Videoaufnahmen gestatteten den
internationalen Forscherteams einen nahezu problemlosen Austausch ihrer Ergebnisse
und erleichterten überdies vergleichende Analysen. Globalen Schülerleistungsstudien
wurden fortan eine große Bedeutung zugeschrieben. Die bekanntesten unter ihnen sind: • TIMS Videostudie 1995 mit 230 Mathematiklektionen (in Japan, Deutschland,
USA)• TIMS Videostudie 1999 mit 408 Mathematiklektionen (in Australien,
Hongkong, Japan, Niederlande, Schweiz und Tschechien) • DESI (Deutsch-Englisch-Schülerleistungen-International).
Gegenwärtige Zurückhaltung in der Videonutzung
Die Vorteile des Videoeinsatzes in der Aus- und Weiterbildung werden aus den
Forschungen der letzten Jahrzehnte ersichtlich und nicht zuletzt seit den erwähnten
technischen Entwicklungen der letzten Jahre. Dennoch herrscht in Deutschland,
insbesondere in der Mathematikdidaktik, eine große Zurückhaltung bezüglich
videobasierter Unterrichtsanalyse. Der Hauptgrund dürfte in der Angst liegen, der
Gefilmte könnte sich blamieren und Mängel oder Schwächen würden bekannt werden.
Dabei schließe ich mich der Meinung an: „ Wer sich 30 Jahre oder länger wöchentlich
20 Stunden den Schülern zumuten will, muss bereit sein, sich in der Videoanalyse
zumindest eine Stunde selbst zuzumuten.“ (WEISER, 2005, S.41) Ein weiterer
angeführter Grund ist die organisatorische Hürde Datenschutz. Und in der Tat bedürfen
Videoaufnahmen der Zustimmung der Erziehungsberechtigten. Allerdings ist in den
meisten Fällen Einsicht seitens der Eltern zu erwarten. Ein weiteres Argument ist: „Bei
Video gehe es nur um Oberflächenaspekte des Unterrichtens: Die Essenz dessen was
guten Unterricht ausmacht, lasse sich nicht beobachten.“ und „Ohne Kenntnis des
Kontextes und der Vorgeschichte einer Stunde sei eine videografierte Unterrichtsstunde
unverständlich“. ( HELMKE/HELMKE, 2004, S.51) Tatsächlich fehlen bei diesem
„Rohmaterial“ Kontextbeschreibungen wie Stundenziel oder thematische Einbettung;
2.1 Entwicklung der videobasierten Unterrichtsanalyse – Ein Überblick7
diese können jedoch hinzugefügt oder eingefordert werden. Außerdem lassen sich
bedeutende Gesichtspunkte wie Sprechanteile oder Lehrerdominanz auch ohne diese
Kenntnisse einordnen. Auch wird oft vorgebracht, das Schüler- und Lehrerverhalten sei
ohnehin nicht repräsentativ, was Helmke und Helmke allerdings aus ihren eigenen
Erfahrungen als Mythos entlarven konnten (HELMKE/HELMKE, 2004, S.52).
Die immer noch oft mangelhafte Tonqualität kann sicherlich auch abschrecken; aus
eigener Erfahrung kann ich jedoch sagen, dass man dem mit Transskripten etwas
entgegenkommen kann und die erkennbaren nonverbalen Prozesse allein schon Anlass
zum Videografieren geben.
Einsatz von Video in der Mathematikdidaktik
In jüngster Zeit bemüht man sich zunehmend um eine Intensivierung der Forschung und
Nutzung von Video in den Fachdidaktiken sowie in den verschiedenen Disziplinen der
Pädagogik und der allgemeinen Didaktik. So gab es in den letzten Jahren im
deutschsprachigen Raum drei auf den Mathematikunterricht bezogene videobasierte
Studien:
• „Unterrichtsqualität und mathematisches Verständnis in den verschiedenen
Unterrichtskulturen“,2003 unter Leitung von Reusser und Pauli, Universität
Zürich sowie Klieme und Lipowsky, DIPF Frankfurt (KRAMMER/REUSSER,
2004, S.97)
• Schweizer TIMS Vertiefungsstudie (156 Mathematiklektionen),Reusser
(FISCHER/SCHRATZ, 2005, S.7)
• „MuBiL“: Mathematikunterricht - das binationale und videobasierte
Lehrerinnen- und Lehrerfortbildungsprojekt, 2005, K. Reiss / S. Kuntze,
Universität Augsburg (KRAMMER/REUSSER, 2004, S.96)
2.2 Arten des Videoeinsatzes und ihre Potenziale8
2.2 Arten des Videoeinsatzes und ihre Potenziale
Historische Forschungsstrategien und die Erweiterung der technischen Möglichkeiten
stellen keine Basis für eine Empfehlung des Videoeinsatzes in der Aus- und
Weiterbildung von Lehrpersonen dar. Dazu muss vielmehr die Frage geklärt werden,
welche spezifischen Vorteile die Nutzung des Mediums Video bei Unterrichtsreflexion
und Aneignung von didaktischen Lehrmethoden gegenüber den herkömmlichen
Methoden bietet. Hier ist insbesondere die audiovisuelle Dokumentation, also die
ganzheitliche Rekonstruktion von Unterricht in Bild und Ton zu nennen. Dadurch wird
eine sehr hohe Anschaulichkeit und Realitätsnähe gewährleistet, bei denen sowohl
verbales als auch nonverbales Verhalten dauerhaft festgehalten wird. Allerdings leidet
unter der audiovisuellen Aufnahme zumeist die Tonqualität und es stellt einen enormen
Mehraufwand dar, dies durch Transskripte auszugleichen.
Gibt es beispielsweise bei einer schriftlichen Dokumentation von Unterrichtssituationen
die Schwierigkeit, flüchtiges und hochkomplexes Geschehen schnell und unter starken
subjektiven Eindrücken zu erfassen, so bietet die Videoaufzeichnung den Vorteil einer
objektiven Sicht ohne Beschränkung auf Einzelaspekte. Auf der anderen Seite erfassen
Bild und Ton auch reichlich irrelevante und eventuell vom Kern der Beobachtung
ablenkende Geschehnisse, und die Kameraposition und -ausrichtung liefert eine
zusätzliche, meist ungewollte Aufmerksamkeitssteuerung.
Das kollektive Betrachten von Unterrichtsmitschnitten schafft eine gemeinsame
Betrachtungsebene und erleichtert die Verständigung über Lehr- Lernprozesse, zumal
die spätere Analyse mehrmals wiederholt und der Unterricht dabei auf verschiedene
fachliche und fachdidaktische Aspekte hin untersucht werden kann.
Zudem sprechen Videos den Betrachter in einer deutlich emotionaleren Weise an als
dies bei Fotos oder Mitschriften der Fall ist. Dies bedarf hingegen auch einer stärkeren
Rücksichtnahme und eines geübten Umgangs mit Kritik. Außerdem wird es Lehrern mit
vieljähriger Berufserfahrung verständlicherweise schwieriger fallen, auf diese Art und
Weise ihren eigenen Unterricht zu diskutieren, als es für Auszubildende ein Problem
darstellt. Dies gilt es zu berücksichtigen zusammen mit einem erheblichen zeitlichen
und eventuell personellen Mehraufwand.
Die flexible Nutzbarkeit und die Möglichkeit der Sammlung und digitalen Aufbereitung
in Videobibliotheken stellen ein besonderes Potenzial für die Aus- und Weiterbildung
dar.
2.2 Arten des Videoeinsatzes und ihre Potentiale9
Letztendlich haben jedoch die verschiedenen Einsatzformen von Videoaufnahmen auch
jeweils spezielle Vorteile zu bieten.
Eine mögliche Unterteilung der Formen des Videoeinsatzes:
Grundsätzlich kann man zwei verschiedene Funktionen bzw. Ziele des Videoeinsatzes
unterscheiden. Zum einen möchte man den Lehramtsanwärtern oder Lehrern
Routineprozeduren veranschaulichen, wobei die Nachahmung von wünschenswerten
Verhaltensmustern das Ziel ist. Hierbei können so genannte Beispiel- oder
Modellvideos genutzt werden. Zum anderen kann mithilfe einer authentischen eigenen
oder fremdproduzierten Unterrichtsaufnahme zum Nachdenken und Reflektieren
angeregt und das Video somit zur Diskussion über ablaufende Prozesse und
Unterrichtsqualität genutzt werden.
Eine nicht minder große Rolle spielt die Arbeitsform, also das Analysieren allein oder
in einer Gruppe (die natürlich auch nur aus zwei Teilnehmern bestehen kann). Je nach
Form unterscheidet sich auch die Art der Nutzung von Videos und bringt verschieden
Vor- und Nachteile mit sich. (siehe dazu 1.2.1 und 1.2.2). So stehen sich beispielsweise
Selbstreflexion und Gruppenreflexion bei der Nutzung von eigenen Unterrichtsvideos
gegenüber.
Im Rahmen meiner Arbeit und unter Berücksichtigung der Arbeitsform, in der ich mich
mit Videomaterial auseinandersetze, greife ich zwei von den von Krammer und Reusser
aufgestellten Dimensionen (KRAMMER/REUSSER, 2004, S.85) – nämlich Videotyp und
Learnsetting (hier: Arbeitsform) – heraus und teile somit mögliche Nutzungen von
Unterrichtsvideos wie folgt ein:
2.2 Arten des Videoeinsatzes und ihre Potenziale10
Arbeitsform
Art des Videos
EinzelarbeitGruppen-
austauschFunktion / Ziel
Modellvideo Modelllernen
Modelllernen
(z.B. in
Hochschulkursen)
Illustration von
erwünschten
Verhaltensweisen
Ziel: Imitation
Authen-
tische
Aufnahme
Fremd-Video
distanziertes
Beobachten
distanziertes
Diskutieren
Unterrichts-
reflexion, Ziel:
Nachdenken bzw.
Diskussion über
Lehr-Lern-
Prozesse, Unter-
richtsqualität
Eigener
Unter-
richt
Selbstreflexion,
Selbstanalyse
Gruppenreflexion
Feedback
Tabelle1:Dimensionen der Arbeit mit Unterrichtsvideos
Neben diesen zwei grundlegenden Dimensionen - Arbeitsform und Videotyp - lassen
sich ferner noch weitere Unterteilungen treffen. So spielt es gewiss eine Rolle, ob die
Videoanalyse in der Aus- oder Weiterbildung eingesetzt wird, denn eine Analyse im
Rahmen einer Fortbildung von Lehrpersonen wird ganz andere Schwerpunkte
aufzeigen, als eine im Rahmen einer Ausbildung von Berufsanfängern, da letztere meist
über vergleichsweise wenig Erfahrung verfügen und zunächst in die Grundlagen des
Lehrerberufs eingeführt werden müssen.
Außerdem lassen sich verschiedene Träger von Videos unterscheiden. Neben den
üblichen Formen - DVD und VHS - findet man auch neuere Projekte für Online-
Plattformen. Hier bekommen Internetbesucher die Möglichkeit, sich Unterrichtsvideos
mit eventuellen Zusatzmaterialien anzuschauen, Informationen über das Videografieren
und Anreize für die eigene Arbeit mit Videos zu sammeln und sich mit anderen Lehrern
oder Studenten in so genannten Diskussionsforen auszutauschen.
Einige Beispiele sind:
• ILF (Inquiry Learning Forum) von Barab (2001). Dies ist eine online-
community für Mathematik- und Naturwissenschaftslehrer, die wie eine virtuelle
Schule mit verschiedenen Klassenräumen aufgebaut ist. Hier können
Unterrichtsplanungen und Videos miteinander diskutiert werden. (1)
2.2 Arten des Videoeinsatzes und ihre Potentiale11
• eSTEP (Elementary and Secondary Teacher Education Project) von Derry
(2002). Hier findet man vor allem eine Sammlung von Videoaufzeichnungen
und Zusatzmaterialien, die jeweils Theorie und Praxisaufnahmen beinhaltet. So
soll der Student oder Lehrer bestimmte Konzepte und ihre Anwendung
betrachten können. (2)
• LessonLab von Stigler et al. (2003). Nach dem Motto: „watching best practice is
not enough.“ werden hier zusätzliche strukturierte Arbeitsaufträge, online-Kurse
uns Diskussionsforen angeboten.(3)
Ferner kann das Anschauungsmaterial in Gestalt einer „rohen“ Unterrichtsaufzeichnung
oder in Ausschnittsform vorliegen. Letztere erleichtert die Aufmerksamkeitslenkung
oder die Behandlung spezieller didaktischer oder pädagogischer Konzepte.
Auch entscheidend für den Einsatz kann die Ausstattung eines Trägers (z.B. eine CD)
mit Zusatzmaterialien sein. So ist etwa die DVD „Unterrichtsvideos für die Aus- und
Weiterbildung von Lehrpersonen: Einführungssequenzen“ von ZOBRIST, KRAMMER UND
REUSSER (2004) versehen mit Artikeln, Transskripten und Arbeitsaufträgen.
2.2.1 Der Einsatz von Modellvideos
Videos in möglichst klarer und prototypischer Form können in besonderer Weise zu der
immer stärker geforderten Verbindung von Theorie und Praxis beitragen, in dem sie
Merkmale des „guten Unterrichts“ aufzeigen und somit Anlass zum Vergleich und zur
Erweiterung eigener aufgestellter Kriterien gibt. Erkenntnisse aus der Unterrichts- und
Schulforschung können auf eine äußerst anschauliche Art vermittelt werden und als
Diskussionsgrundlage für spezielle fachdidaktische oder allgemein pädagogische
Konzepte dienen. Beispielvideos stellen demzufolge einen förderlichen Beitrag zur
didaktischen Grundausbildung dar. Es besteht jedoch bei solchen Videos die Gefahr der
unbedachten Übernahme von Verhaltensmustern. Bei der Produktion von Modellvideos
stößt man aber auch auf diverse Schwierigkeiten.
(1) http://ilf.crlt.indiana.edu/ (zuletzt aufgerufen am 14.12.2007)(2) http://www.wcer.wisc.edu/estep/ (zuletzt aufgerufen am 14.12.2007)(3) http://www.lessonlab.com/ (zuletzt aufgerufen am 14.12.2007)
2.2 Arten des Videoeinsatzes und ihre Potenziale12
So gilt es noch vor der Aufnahme, die Standards und Ziele zu definieren und ein
strenges Drehbuch festzulegen. Zudem werden eine ideale, ablenkungsfreie Umgebung
(z.B. ein Aufnahmestudio) und professionelle Darsteller benötigt.
Das Problem der Bild- und Tonqualität lässt sich hier durch Verwendung mehrerer
hochwertiger Kameras und Mikrophone allerdings einfacher beseitigen.
2.2.2 Der Einsatz von authentischen Unterrichtsvideos
Eine Videoselbstanalyse bietet dem Studenten oder dem Lehrer die einzigartige
Möglichkeit der Außensicht. Vor allem die Betrachtung des eigenen Handelns in
einigem zeitlichen und emotionalen Abstand sowie unter differenzierten
Beobachtungsaspekten ermöglicht völlig neue Einsichten und Perspektiven, die es dem
Betrachter erlauben, seine Erinnerung an das Geschehen mit seinen neu gewonnenen
Erfahrungen zu vergleichen. Auch bei einer anschließenden Besprechung der
Mitschnitte in einer Lerngruppe ist es (erfahrungsgemäß) empfehlenswert, sich zunächst
allein mit dem Video zu befassen.
So können anfängliche Hemmungen oder Ängste und unter anderem „der klassische
Schock über den Klang der eigenen Stimme“ (WEISER, 2005, S.41) überwunden sowie
eine erste Bewertung anhand eigener Kriterien getroffen werden, da eine zusätzliche
Fremdwahrnehmung ausfällt. Über Form und Inhalt der Konfrontation kann die
Lehrperson oder der Student selbst entscheiden.
Nichtsdestoweniger „können bei hochfliegenden Ich-Idealen und einem verzerrten
Selbstbild starke Divergenzerlebnisse auftreten“ (WEISER, 2005, S.41), die jedoch im
optimalen Fall zu einer Motivation an der Arbeit an sich selbst münden können und
sollten.
Bei der kollektiven Analyse einer authentischen Unterrichtsszenerie liegt der
wesentliche Vorteil in der gemeinsamen Besprechung. Es wird durch das Video eine
Basis geschaffen, bei sich der Lehramtsanwärter oder Lehrer auf „gleicher Augenhöhe“
mit dem Seminarleiter befindet (DORLÖCHTER, 2005, S.33), da entweder das Geschehen
einer zu allen fremden oder einer selbst stark involvierten Person betrachtet wird. Dies
kann zugleich eine Intensivierung des Verhältnisses der Beteiligten fördern.
Durch die gemeinsame und objektive Auseinandersetzung mit dem Videomaterial
werden Handlungen transparenter und die Lehrperson bekommt möglicherweise einen
2.2 Arten des Videoeinsatzes und ihre Potentiale13
Einblick, wie andere Beobachter ihr Verhalten einschätzen und deuten - und warum.
Der Student oder Lehrer bekommt damit die Chance, seine Wahrnehmung zu
überprüfen und wichtige Erfahrungen für den Beruf zu sammeln.
Besonders gehaltvoll kann die Analyse von Unterrichtsaufnahmen für die Fortbildung
von Lehrkräften sein, da diese in der Regel wenig Möglichkeiten einer gezielten
Rückmeldung zu ihrem Unterricht bekommen. Der Austausch über ablaufende Prozesse
und entstandene Verhaltensmuster mit anderen Lehrerkollegen auf der Grundlage
eigener Aufnahmen fördert nicht nur das gegenseitige Verständnis und den Aufbau
einer gemeinsamen Berufssprache. Er erleichtert außerdem den Vergleich, die
Differenzierung von pädagogischem Handeln und die Einsicht in eventuelle
Veränderungsnotwendigkeiten. Man erkennt dadurch vielleicht bisher unbemerkte
Aspekte im Unterrichtsgeschehen, kann sein Wissen über die Lehr-Lernprozesse
erweitern und bekommt Anregungen für die Weiterarbeit. Eventuell verfestigte
Verhaltensweisen und Einstellungen oder Ansichten von „gutem Unterricht“ können
überprüft werden.
Im Unterschied zum Einsatz mit Modellvideos, die didaktische Konzepte mithilfe von
Musterstunden aufzeigen können, erlaubt diese Art der Analyse und Reflexion eine
Rückbindung an die Theorie des Lehrens. „Das heißt, mit Hilfe der konkreten
Unterrichtssituation lässt sich die theoretische Kommunikation über Unterricht an
Beobachtbarem festmachen.“(KRAMMER/REUSSER, 2004, S. 83)
Die Analyse eines fremdproduzierten authentischen Unterrichtsvideos versagt eine
solch ausgeprägte persönliche Involvierung. Das hingegen kann auch der entscheidende
Vorteil dieser Art der Analyse sein. Eine noch distanziertere Betrachtung wird möglich
und die erwähnten individuellen Ängste oder Hemmungen können somit umgangen
werden. Der Leiter des Videoprojektes braucht nicht soviel Rücksicht zu nehmen.
Zudem ist die Beobachtung einer realen, nicht mustergültigen Stunde von einer
fremden Person ebenfalls lehrreich in Hinblick auf den Vergleich mit eigenen
Verhaltensweisen oder Einstellungen. Jedoch bekommen die Zuschauer nicht die
Möglichkeit einer Entschlüsselung oder Stellungnahme des Lehrers und sind damit,
wenn überhaupt, nur partiell informiert über die Rahmenbedingungen und die
Einstellungen bzw. Überzeugungen der Lehrperson.
2.2 Arten des Videoeinsatzes und ihre Potenziale14
2.2.3 Einordnung der eigenen Videoanalyse
Nach meiner getroffenen Einteilung in der Tabelle 1: Dimensionen der Arbeit mit
Unterrichtsvideos möchte ich kurz erläutern, womit sich meine Unterrichtsanalyse
beschäftigt. Im Rahmen des Seminars „videobasierte Unterrichtsanalyse“ im
Sommersemester 2006 beschäftigten wir, eine kleine Gruppe von Studenten, uns - unter
Anleitung von Herrn Roth - mit selbst aufgezeichneten Unterrichtsvideos. Nach
erfolgter Aufnahme hatten wir zunächst die Möglichkeit, unsere Mitschnitte selbst
anzusehen, um uns mit diesen vertraut zu machen. Anschließend fanden wir uns
(wöchentlich) zusammen, um die Videos gemeinsam zu besprechen. (Gruppenreflexion
der authentischen Aufzeichnungen eigenen Unterrichts; in der Tabelle 1 hellgrau
unterlegt). Die Diskussionen beschränkten sich aufgrund der ungewohnten Arbeit und
des erheblichen „Zeitmangels“ oft auf Eindrücke und Auffälligkeiten von
Verhaltensweisen. Da wir zwei Kameras benutzten, eine Lehrerkamera und eine
Schülerkamera (siehe Kapitel 3.2), konnten wir das Geschehen auch aus verschiedenen
Blickwinkeln betrachten und somit auch Schülerreaktionen gut beobachten.
Bei einigen entscheidenden Stellen, wie beispielsweise der Einführung in neue
Unterrichtsphasen, stellten wir zudem Vergleiche untereinander an. Dies ermöglichte
insbesondere die Reflexion eigener Verhaltensweisen.
Die Vorteile aber auch Herausforderungen dieser Art der Unterrichtsbesprechung
wurden uns somit durch eigene Erfahrung deutlich.
Eine ausführliche Analyse meiner Stunde findet nun im Rahmen dieser Arbeit von mir
allein statt. (Selbstanalyse; dunkelgrau unterlegt in Tabelle 1).
Im Folgenden beziehe ich mich ausschließlich auf diese genannte Arbeitsform im
Rahmen unseres Seminars.
2.3 Videoanalyse als Herausforderung an die Ausbilder15
2.3 Videoanalyse als Herausforderung an die Ausbilder
Ein Seminar zur Videoanalyse eigener Unterrichtsstunden zu leiten, stellt gegenüber
herkömmlichen Ausbildungsmethoden eine spezielle Herausforderung dar.
Zunächst sind solche Veranstaltungen auf eine freiwillige Teilnahme angewiesen, d.h.
die Motivation, sich selbst mit eigenen Aufnahmen zu konfrontieren, muss vorhanden
sein und die Beteiligten sollten ein gutes Vertrauensverhältnis zueinander haben oder
aufbauen. Dazu eignen sich meiner Meinung nach vor allem kleinere Lerngruppen von
bis zu sechs oder acht Personen.
Beim Betrachten von Videos neigen Unerfahrene dann oft zum Bewerten nach
subjektiven Maßstäben (gut oder schlecht, richtig oder falsch), wobei den Zuschauern
erfahrungsgemäß die negativen Aspekte häufig deutlicher auffallen; Positives scheint
„normal“ oder gewohnt. Aus diesem Grunde bedarf es einer respektvollen Begegnung
und eines geübten Umgangs mit Kritik: Anstatt eine Person zu verurteilen, sollte das
Verhalten, am besten nach strukturierten Vorgaben und Arbeitsaufträgen, analysiert
werden und „in der Formulierung der Unterrichtsbeobachtungen soll darauf geachtet
werden, dass diese möglichst konkret, beschreibend, differenziert und wertschätzend
sind.“ (KRAMMER/REUSSER, 2004, S. 93)
Unvermeidlich hingegen sind erste subjektive Wahrnehmungen, wie „der erste
Eindruck“, Vorurteile, eigene Erwartungen an eine Person usw. Es gilt also, sich dessen
bewusst zu sein und auch die Studenten damit vertraut zu machen, dass dieselben
Ereignisse aufgrund dieser genannten „Verzerrungen“ ganz verschieden beobachtet und
interpretiert werden können. Diese können zwar bis zu einem gewissen Grade
vermindert werden, jedoch nicht restlos.
Schon aufgrund des bisher Genannten und meiner eigenen Erfahrung, denke ich, dass es
nötig ist, die gemeinsame Analyse gut vorzustrukturieren, ohne jedoch die Beobachter
bewusst zu lenken. Nach dem ersten Betrachten sollte dann schnell eine gezielte Arbeit
an konkreten Fragestellungen folgen, um weiterhin so objektiv wie nur möglich zu
bleiben. (Beispiel: „ Betrachten wir nun einmal nur, wie der Lehrer die Stunde
einleitet!“)
2.3 Videoanalyse als Herausforderung an die Ausbilder16
Außerdem ist es auch die Aufgabe des Dozenten, diese Inhalte und Fragestellungen zu
koordinieren, also mit den fachdidaktischen Hintergründen und Konzepten zu
verknüpfen und anschließend gemeinsam mit den Studenten zu besprechen.
Festzuhalten bleibt: Das Werkzeug Video funktioniert nicht von allein. Der Umgang
mit dem Videomaterial, insbesondere die Analyse und eine konstruktive Kritik müssen
von den Studenten eingeübt werden. Erst dann kann erwartet werden, dass die
zukünftigen Lehrer das Medium Video schätzen lernen und in der späteren Berufspraxis
zur Reflexion ihres Handelns einsetzen wollen und können.
2.4 Grenzen des Videoeinsatzes17
2.4 Grenzen des Videoeinsatzes
Wie schon erwähnt, genügt alleiniges Betrachten von Unterrichtsaufnahmen nicht, um
sämtliche Potenziale einer Videoanalyse auszuschöpfen. Ein solcher
Unterrichtsmitschnitt bietet eine hohe Zahl an verschiedenen Informationen, was es
nicht vereinfacht, an gewünschte Aussagen zu gelangen. Es ist also notwendig, sich eine
Aufnahme unter einzelnen Gesichtspunkten und somit auch wiederholt anzusehen.
Andererseits stellt sich die Frage, welche Aussagekraft Videos, insbesondere solche
ohne unterstützende Zusatzmaterialien, haben, denn man kann aus dem Betrachten einer
einzelnen Unterrichtsstunde eines Lehrers oder Studenten sicherlich kein allgemeines
Urteil über die Qualität seines Unterrichts treffen. Zudem kann schon durch
Manipulationen während der Aufnahme, wie beispielsweise durch Schwenken der
Kamera, Zoomen oder Nahaufnahmen, der Betrachter beeinflusst werden oder einige
wesentliche Aspekte können verloren gehen. Außerdem findet immer, wenn auch nur
eine geringfügige Störung des Klassengeschehens durch Anwesenheit einer Kamera
statt.
Mit der Videografie des Unterrichts ist immer auch ein erheblicher organisatorischer
und zeitlicher Mehraufwand verbunden. So müssen die datenschutzrechtlichen
Maßnahmen getroffen werden, wie die Absicherung durch Schulbehörden und
Einverständniserklärungen seitens der Lehrer und Erziehungsberechtigten. Sind dabei
Eltern nicht bereit, ihr Kind filmen zu lassen, so kommt man nicht umhin, dieses
entweder verbal und visuell unerkenntlich oder gar gänzlich aus dem Unterricht nehmen
zu lassen. Zeitlich aufwändig wird die Videoreflexion, wenn das Video digital
überarbeitet oder das Gesprochene - zum besseren Verständnis - schriftlich festgehalten
werden muss. So durfte ich beispielsweise selbst feststellen, dass die Transkription einer
fünfzehnminütigen Unterrichtssequenz nahezu sechs Stunden beansprucht. Dies ist auch
verständlich, wenn man bedenkt, dass einige gesprochene Sätze bis zu zehnmal gehört
werden mussten, bis sie vollständig verstanden werden können.
Unter anderem auch aufgrund dieser Einschränkungen sind leider noch nicht viele
Unterrichtsvideos auf dem Markt erhältlich und es existiert auch kein zentral
zugängliches Register für solche. Hinweisen möchte ich jedoch auf eine kommentierte
Auflistung von Videos von Helmke in seinem Buch „Unterrichtsqualität – erfassen,
bewerten, verbessern“. (HELMKE, 2004, S.182ff)
3 Vorbereitung und Planung3.1 Einblick in die Arbeit mit Unterrichtsvideos
18
3 Vorbereitung und Planung
3.1 Einblick in die Arbeit mit Unterrichtsvideos
Am Anfang des Sommersemesters 2006 fanden wir uns in dem Seminar der
Mathematikdidaktik „Videobasierte Unterrichtsanalyse“ unter Leitung von Herrn Dr.
Roth zusammen. Trotz mehrerer Interessierter, bildete sich eine Lerngruppe von nur
vier Personen heraus, wobei sich schnell herausstellte, dass diese Größe ideal in
Anbetracht der kurzen Zeit eines Semesters ist. Unser Ziel war es, eigenen Unterricht
mit der Kamera zu begleiten und anschließend gemeinsam zu besprechen. Zunächst
blieb aber offen, in welchem Umfang die Auseinandersetzung stattfinden kann.
Um einen Einblick in die Videografie zu ermöglichen, nahmen wir uns die Zeit,
fremdproduzierte Unterrichtssequenzen einiger Mathematikstunden aus der Schweiz
anzusehen und unter den folgenden Aspekten zu analysieren (REUSSER, 2004):
• Kognitive Aktivierung (Wie werden Fragen vom Lehrer gestellt? Welche
Hinweise oder Hilfestellungen gibt er?)
• Klarheit und Strukturiertheit (Welche Strukturierungsmittel werden eingesetzt?
Wird von Hervorhebungen oder anderen Unterstützungen gebrauch gemacht?)
• Vorwissensbezug (Wann und wie bezieht sich die Lehrperson auf das Vorwissen
der Schüler? Müssen Kenntnisse erst wieder in Erinnerung gerufen werden? )
• Unterstützung durch die Lehrperson (Gibt der Lehrer adäquate
Rückmeldungen? Wie geht er mit Verständnisproblemen um?)
Natürlich gibt es eine Vielzahl von Gesichtspunkten, auf die man einen
Unterrichtsausschnitt untersuchen kann. Wir beschränkten uns jedoch aus Zeitgründen
auf diese genannten. Die Strukturierung mittels der Arbeitsaufträge erleichtert
erfahrungsgemäß den Umgang mit der Komplexität von Videos und schafft somit einen
guten Zugang zu dem Material. Das anfängliche Betrachten von Unterrichtsbeispielen
kann also sehr hilfreich für die spätere Arbeit mit den eigenen Aufnahmen sein und
Anstöße geben, welche anfänglich unbeachteten Aspekte ebenfalls bedeutsam bei der
Beobachtung sein können.
3.2 Organisatorische Vorbereitungen19
3.2 Organisatorische Vorbereitungen
Voraussetzungen
Um unser Projekt, Videografie von Unterrichtsstunden, starten zu können, mussten
zunächst die rechtlichen Vorraussetzungen abgesichert werden. In unserem Fall
bedeutete dies, die Einverständniserklärung der Schulleitung für das Filmen einzuholen.
(Dabei stößt eine Lehrveranstaltung der Universität sicher eher auf Wohlwollen als
einzelne Privatpersonen, denn der Zweck der Aufnahmen ist unverkennbar.)
Nun konnten wir klären, welche Arbeitsmittel uns zur Verfügung stehen. Unabdingbar
sind natürlich mindestens eine Kamera mit Stativ (und Mikrofone). Zusätzlich standen
uns ein Beamer und ein Laptop für die eventuelle Einbeziehung dynamischer
Geometriesoftware oder ähnlichem zur Verfügung. Künstliche Belichtungsanlagen oder
anderes hochprofessionelles Equipment waren jedoch nicht vorhanden und wie sich
herausstellte, auch nicht unbedingt notwendig für die Realisierung unseres Vorhabens.
Alle anderen Hilfsmittel, wie beispielsweise ein Overheadprojektor, waren in den
entsprechenden Kassenräumen schon bereitgestellt.
Daraufhin musste der ungefähre Zeitpunkt unserer Unterrichtsstunden mit der Schule,
die exakten Termine jedoch später mit den jeweiligen Mathematiklehrern ausgehandelt
werden, wobei selbstverständlich Schulferien oder anstehende Schularbeiten
berücksichtigt wurden. Glücklicherweise konnten wir die Unterrichtsstunden so planen,
dass alle zu Filmenden Einheiten an zwei Tagen stattfinden konnten.
Hospitation
Für die Aufnahmen ist außerdem eine Hospitation der zu unterrichtenden Klassen sehr
empfehlenswert. Einerseits kann dabei die strukturelle Klassensituation, also die
Schüleranzahl, die Geschlechterverteilung, der Sitzplan, Pausen- und Stundenzeiten
sowie eventuelle Gewohnheiten oder Rituale im Unterricht beobachtet werden.
Außerdem kann parallel festgestellt werden, mit welchem Lehrbuch gearbeitet wird,
über welches Vorwissen die Schüler verfügen (was unentbehrlich für eine gute
Unterrichtsplanung ist), ob einzelne Schüler besondere Auffälligkeiten zeigen und ob
die Lernenden mit verschiedenen Unterrichtsmethoden, wie beispielsweise der
Gruppenarbeit, vertraut sind. (siehe auch Kapitel: Unterrichtsentwurf)
3.2 Organisatorische Vorbereitungen20
Andererseits können bei einem Besuch auch die räumlichen Gegebenheiten inspiziert
werden. So sollte man schon vor dem Unterrichtsmitschnitt informiert sein über die
Raumaufteilung (mit Tafelposition, Stellung der Tische, Lage der Tür) und Raumgröße,
um unter anderem die Kameraplatzierungen (auch abhängig von der Lage der
Steckdosen) planen zu können.
So stellten wir fest, dass in den Klassenräumen, die uns zur Verfügung standen, wenig
aber ausreichend Platz für die Durchführung unseres Projekts vorhanden war.
Zudem können zusätzliche außerunterrichtliche Vorhaben, wie Bearbeitung eines
Schülerfragebogens oder einiger Interviews besprochen und geplant werden.
Kamera
Entscheidend für gelungene und auswertbare Aufnahmen ist vor allem die Anzahl und
Position der Kameras. Bei der Beobachtung einiger gefilmten Stunden auf der CD
„Einführungssequenzen“ (ZOBRIST/ KRAMMER/ REUSSER, 2004), bei denen
ausschließlich eine Kamera (fokussiert auf den Lehrer) verwendet wurde, bemerkten
wir, wie wenig Aussagen dabei im Nachhinein über das Schülerverhalten getroffen
werden können. Wir empfanden es allerdings als besonders interessant, wie Reaktionen,
Mimiken und Gesten seitens der Schüler ausfallen und wollten dies auch in unsere
Analysen mit einbeziehen. Dadurch ist insbesondere die Möglichkeit gegeben,
besondere Situationen, Verständnisprobleme oder gar als Störung empfundene Aktionen
gezielt zu beobachten und anschließend auszuwerten.
Somit legten wir die Verwendung zweier Kameras, einer „Lehrerkamera“ und einer
„Schülerkamera“ (auch Überblickskamera genannt) fest, wie es auch in der aktuellen
Literatur empfohlen wird. (u.a. PRENZEL /SEIDEL, 2001, S.5ff ).
Die Position der Kameras haben wir in einem Didaktikseminar an der Hochschule
ausgetestet, indem wir beide an verschiedenen Stellen im Raum postierten und ihrer
Aufgabe entsprechend einsetzten. Um möglichst viel vom Klassengeschehen zu
dokumentieren, empfanden wir die folgende Platzierung als die Günstigste:
3.2 Organisatorische Vorbereitungen21
Abbildung 1: Kameraposition
Dabei bleibt die Lehrerkamera während der gesamten Stunde auf den Lehrer
fokussiert, um dessen Verhalten, aber auch Aktionen an der Tafel oder in der Klasse
festzuhalten. Um dies zu ermöglichen, wird sie in unserem Fall möglichst weit hinten
im Raum platziert. Dies soll verhindern, dass die Kamera zu oft schwenken muss, wie
es bei der Platzierung an einer Seite des Klassenraumes („1/3-Position“)(4) der Fall
wäre. Zudem wird bei diesem Standort eine zusätzliche Ablenkung der Schüler
vermieden, da sich wenigstens eine Kamera hinter ihnen befindet. Allerdings gilt es,
insbesondere bei dieser Stellung die Lichtverhältnisse zu beachten, so dass das Filmen
stets in den Raum und von den Fenstern abgewandt erfolgt.
Die Schülerkamera wird aus demselben Grund an die Fensterseite gestellt, allerdings
frontal auf die Schüler gerichtet, so dass durch Schwenken und Zoomen sämtliche
Situationen festgehalten werden können. Zudem ist es erfahrungsgemäß von Vorteil,
mithilfe des Stativs eine möglichst hohe Justierung der Kamera vorzunehmen, damit
nicht nur die vorderen Schüler im Bild erscheinen.
Zusätzlich empfiehlt es sich, zumindest mündlich, bestimmte Regeln der
Kameraführung festzulegen. In einigen Büchern ist dabei die Rede von einem
(4) empfohlen von PRENZEL/SEIDEL, 2001, S.9
3.2 Organisatorische Vorbereitungen22
„Kameraskript“. Dieses soll die Aufnahmen unterschiedlicher Personen (wie das auch
teilweise bei uns der Fall war) vergleichbar machen und sicherstellen, dass möglichst
alle Interaktionen dokumentiert werden. So lauteten bei uns einige wichtige vereinbarte
Regeln wie folgt:
• Es dürfen keine zu schnellen und ruckartigen Bewegungen mit der Kamera
(beim Schwenken und Zoomen) durchgeführt werden.
• Die sprechenden Personen werden fokussiert (vor allem bei der
Schülerkamera).
• Der Tafelanschrieb oder andere visuelle Darstellungsmittel müssen unbedingt
vollständig dokumentiert werden.
• Allerdings ist es nicht nötig, den Anschrieb für zu lange Zeit zu filmen. Es
reicht, ihn zu festzuhalten, wenn der Lehrer die Inhalte fertig geschrieben hat,
es sei denn der Vorgang ist entscheidend (z.B. beim Skizzieren geometrischer
Figuren).
• Wenn möglich, wird vorausschauend gefilmt. (z.B. wenn klar ist, dass direkt
eine zweite Folie aufgelegt wird, sollte die Kamera auf die Projektion gerichtet
bleiben)
• Es werden alle wichtigen Aspekte im Bild festgehalten. (so z.B. bei
Schülerpräsentationen auch deren vorgestellten Gegenstände)
• Der Filmende hält sich weitestgehend zurück. Er lässt sich nicht auf Gespräche
oder Aktionen der Schüler ein.
3.3 Technische Vorbereitungen23
3.3 Technische Vorbereitungen
Zusätzlich zu den organisatorischen Vorbereitungen gibt es im Vorfeld des Filmens
noch einige wichtige technische Aspekte zu klären. Im Rahmen unseres Projektes und
unter Berücksichtigung der ausschließlichen Verwendung innerhalb unserer Lerngruppe
ist es allerdings nicht sinnvoll, hochprofessionelle Aufnahmen anzustreben. Es genügt
eine unserem Zweck angemessene und ausreichende Qualitätssicherung.
Kameras
Beide vorhandenen Kameras arbeiteten auf digitaler Basis. Das ist von Vorteil für die
spätere Auswertung und Archivierung, da lästiges Spulen entfällt und die Daten bequem
auf CD überspielt werden können, und sie sichern eine hohe Qualität der Aufnahmen.
Es empfiehlt sich bei längerem Filmen, Ersatzakkus und genügend Bänder
bereitzuhalten.
Handelsübliche Digitalkameras sind einfach zu bedienen, wodurch eine tiefgründigere
Auseinandersetzung mit dem Gerät entfällt. Man sollte allerdings einige
Probeaufnahmen selbst durchgeführt haben, um eventuellen Problemen im „Ernstfall“
vorzubeugen.
Mikrofone
Wie schon erläutert, stellt die Sicherung einer ausreichend guten Tonqualität die größte
Herausforderung dar. Sofern es technisch möglich ist, sollte auf die in den Kameras
eingebauten Mikrofone verzichtet werden, da sie alle (auch störenden)
Hintergrundgeräusche mit aufzeichnen. Stattdessen empfiehlt es sich, entweder auf
externe stationäre Richtmikrofone oder Funkmikrophone, die dann direkt am Lehrer
angebracht werden, zurückzugreifen. Diese haben den entscheidenden Vorteil, dass sie
nah beim Sprechenden platziert werden können und somit störende Geräusche
minimiert werden.
Aufgrund eines merkwürdigen Rauschens beim Benutzen der Richtmikrofone in einer
Probeaufnahme und wegen des Nichtfunktionierens des Funkmikrofons mussten wir
leider auf die kameraintegrierten zurückgreifen. Wir stellten jedoch fest, dass sich die
Lautstärke beim Zoomen auf den Redenden veränderte, so dass uns diese Methode eine
3.3 Technische Vorbereitungen24
kleine Verbesserung der Tonqualität lieferte. Außerdem passten wir die Kameraauswahl
diesem Problem an und verwendeten die „bessere“ Kamera für die Schüleraufnahmen,
da die Lehrerstimme normalerweise verständlicher und klarer ist.
Beleuchtung
„Videokameras erfassen nur ein deutlich geringeres Kontrastspektrum als das
menschliche Auge. Sind die Kontraste in einem Bild besonders hoch, dann erscheinen
[...] ganze Bildbereiche entweder als zu dunkel oder überbelichtet.“ (PETKO/REUSSER,
2005, S.11). Um dieses Problem zu minimieren ist eine zusätzliche künstliche
Beleuchtungsanlage, wie sie auch in der professionellen Filmindustrie eingesetzt wird,
empfehlenswert. Da wir hingegen mit solchem Equipment nicht ausgestattet waren,
versuchten wir mittels der Kameraposition (siehe Kapitel 3.2) und unter Verwendung
der normalen Raumbeleuchtung eine möglichst gleichmäßige Helligkeit beim Filmen zu
erreichen.
3.4 Unterrichtsentwurf25
3.4 Unterrichtsentwurf
Um die Verständlichkeit der weiteren Ausführungen zum gehaltenen Unterricht zu
gewährleisten, werden im Folgenden die zugrunde liegenden Lernziele und die
Unterrichtsplanung kurz erläutert. Die videografierte Stunde fand in einer 6. Klasse
eines Gymnasiums statt. Das Thema der Unterrichtsstunde war: „Interpretation von
Diagrammen“, ein Teilaspekt der Unterrichtssequenz „Mathematik im Alltag:
Prozentrechnung und Diagramme“, für die im Lehrplan etwa zehn Unterrichtsstunden
vorgesehen sind.
Die im Anschließenden erläuterten Lernziele sowie die Unterrichtsplanung basieren auf
der von mir vorgeschlagenen Einordnung der Unterrichtsstunde in diese Sequenz,
verdeutlicht durch die nachstehende Tabelle.
Stunde Inhalte
1 erstes Vertrautmachen mit Diagrammen und Lesen von Diagrammen
2Kennenlernen der verschiedenen Arten (Prozentstreifen, Stab- und Kreisdiagramme) sowie deren Unterschiede
3/4 Erstellen von Diagrammen (alle Arten)
5 Interpretation von Diagrammen
6Erstellen von Kurvendiagrammen und Interpretation als Zusammenhang zweier Größen, Herausstellung der Unterschiede zu den bisher bekannten Diagrammarten
7/8Vertiefung und Anwendung des BekanntenEventuell schon manipulative Darstellungen
9/10 Manipulation von Diagrammen
Tabelle 2: Einordnung des Themas in die Unterrichtssequenz
3.4.1 Lernziele
Der Lehrplan für die Klassenstufe 6 nennt folgende wesentliche Ziele im Hinblick auf
die Sequenz:
3.4 Unterrichtsentwurf26
„ Anhand vielfältiger Beispiele aus dem Alltag erkennen die Schüler die Bedeutung der
Prozentrechnung. Sie wenden diese auch im Zusammenhang mit der Interpretation und
Erstellung von Diagrammen an. Dabei entwickeln sie ein Gespür, wie diese Art der
Darstellung von Daten den Eindruck des Betrachters lenken kann.“(5)
Richtziele, also fächerübergreifende oder allgemeine mathematische Ziele zur
Vorbereitung auf das Leben in der Gesellschaft, sind in dieser Unterrichtseinheit das
Erwerben der Fähigkeit, Umweltsituationen zu mathematisieren, das Erwerben der
Bereitschaft und der Fähigkeit zum Kommunizieren, Argumentieren, Kritisieren und
Urteilen. Außerdem wollte ich durch meinen Unterricht Initiative, Fantasie und
Kreativität genauso fördern wie das Anschauungsvermögen und das sprachliche
Ausdrucksvermögen. (APPELL, 2003).
Grobziele und Feinziele beziehen sich immer auf bestimmte Inhalte des Unterrichts.
Erstere stehen dabei noch in Verbindung mit allgemeineren Zielen. So strebte ich in
meiner Stunde an, dass die Schüler die spezielle Anwendung und Bedeutung der
Prozentrechnung erkennen und mithilfe dieser, Diagramme interpretieren können. Sie
sollten lernen, diese gleichzeitig kritisch zu hinterfragen und eventuelle Fehler in der
Darstellung zu erkennen.
Als Feinziele, welche detaillierte Aussagen über die Lernziele der Unterrichtsstunde
darstellen, waren mir die folgenden besonders wichtig: Die Schüler sollten nach meiner
Stunde die wesentlichen Inhalte eines Diagramms benennen und dabei vor allem die
speziellen Vorteile der verschiedenen Diagrammtypen erkennen können, insbesondere
dass bei Kreisdiagrammen und Prozentstreifen stets Anteile einer Gesamtmenge
dargestellt werden. Außerdem sollten sie gegenüber eventuellen Fehlern in den
Grafiken sensibilisiert werden und konstruktiv über eigene Gestaltungsvorschläge
diskutieren können.
3.4.2 Unterrichtsplanung
Die Klasse bestand aus zweiundzwanzig Mädchen und sieben Jungen, die mit offeneren
Lernformen und speziell der Gruppenarbeit vertraut waren. Es gab keine besonders zu
beachtenden Voraussetzungen, wie beispielsweise Kinder mit Diskalkulie oder dem
Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom. Durch den vorangegangenen Unterricht waren sie
(5) http://www.isb-gym8-lehrplan.de/ (zuletzt aufgerufen am 14.12.2007)
3.4 Unterrichtsentwurf27
mit der Prozentrechnung vertraut und haben, eingebettet in dieses Thema, auch schon
einige Diagramme kennen gelernt und spezielle Arten, wie beispielsweise das
Kreisdiagramm, selbst erstellt.
3.4.3 Mathematische Sachanalyse
Zur Darstellung mehrerer Daten beziehungsweise ihrer prozentualen Anteile an der
Gesamtheit eigenen sich insbesondere Diagramme, wobei man in der Regel zwischen
drei verschiedenen Arten unterscheidet: dem Prozentstreifen, dem Balken- oder
Streifendiagramm sowie dem Kreisdiagramm.
Beim ersten, das auch Streifendiagramm genannt wird, werden Mengenanteile
maßstabsgerecht auf einem Streifen abgetragen, der die Gesamtmenge und somit 100%
darstellt. Ein Vergleich der Anteile wird also durch den Längenvergleich der
verschiedenen Abschnitte ermöglicht.
Beim Balkendiagramm können verschiedene Größen, in der Regel Absolutwerte,
untereinander (im Säulendiagramm nebeneinander) mittels ihrer unterschiedlichen
Längen, beziehungsweise Flächen miteinander verglichen werden.
Ein Kreisdiagramm veranschaulicht, genau wie ein Streifendiagramm die Anteile von
Mengen an der Gesamtmenge, welche durch den Vollkreis symbolisiert wird. Da dieser
einen Winkel von 360° umfasst, können die unterschiedlichen Prozentsätze durch
verschieden große Winkel und somit verschieden großen Kreissektoren miteinander in
Beziehung gesetzt werden, wobei hier 3,6° dem Anteil von einem Prozent entspricht.
Das wohl bekannteste Beispiel eines Kreisdiagramms ist die Darstellung von
Wahlergebnissen.
Diagramme werden also gern verwendet, wenn es gilt, viele Daten übersichtlich
miteinander zu vergleichen und Prozentsätze (insbesondere die größten Anteile an einer
Gesamtmenge) anschaulich darzustellen. Mit farblichen Akzentuierungen oder
bewusster Anordnung der Teilmengen kann der Blick des Betrachters auch gezielt
gelenkt und manipuliert werden.
Beim Interpretieren solcher Diagramme kommt es nun darauf an, herauszufinden,
welche Sachverhalte verdeutlicht und verglichen werden, welche detaillierten
Informationen man dem Diagramm entnehmen kann und auf welche Sachverhalte die
Darstellung besonders hinweisen soll. Darüber hinaus lässt sich über
3.4 Unterrichtsentwurf28
Gestaltungsmöglichkeiten, Manipulationsversuche oder eventuell auftretende Fehler
diskutieren.
3.4.4 Methodische Diskussion
Speziell in meiner Stunde sollte den Schüler der Zugang zur Interpretation von
Diagrammen mithilfe von Fragestellungen auf einem Arbeitsblatt (siehe Anhang)
erleichtert werden. Dazu plante ich am Anfang der Stunde ein Unterrichtsgespräch, um
das prinzipielle Vorgehen zunächst gemeinsam zu besprechen und den Schülern Ideen
und Anregungen für die sich anschließende selbständige Arbeit geben zu können.
Daraufhin sollte die Beschäftigung mit den vorgegebenen Diagrammen in Gruppen von
bis zu fünf Schülern erfolgen, um allen Lernenden eine möglichst aktive Beteiligung zu
ermöglichen. Zudem bietet diese Arbeitsform den Vorteil einer individuelleren
Hilfestellung bei eventuell auftauchenden Problemen. Sie gestattet auch eine
gemeinsame Besprechung in der „Schülersprache“, bei denen viele Ideen Beachtung
finden können und somit der Kreativität ausreichend Raum geboten wird. Gegen Ende
der Stunde sollten die Ergebnisse von den einzelnen Teams im Plenum vorgestellt und
gemeinsam diskutiert werden.
3.4.5 Unterrichtsplan
Der vollständige, detaillierte Unterrichtsplan zur Stunde „Interpretation von
Diagrammen“ ist im Anhang (Kapitel 9.2) zu finden.
4 Selbstbeurteilung des Unterrichts direkt nach der Stunde - Lehrerinterview29
4 Selbstbeurteilung des Unterrichts direkt nach der Stunde –Lehrerinterview
Direkt im Anschluss an den Unterricht nahmen wir mit der Lehrerkamera ein Interview
auf, um den Eindruck des Lehrers von seiner Stunde festzuhalten. Dabei war es uns
wichtig, dass zuvor keinerlei Austausch zwischen den Kommilitonen, Herrn Roth und
dem Unterrichtenden über das gemeinsam Erlebte stattfand, um eine eventuelle
Modifikation der persönlichen Sichtweise zu unterbinden.
Die Befragung folgte dem Prinzip eines fokussierten Interviews (vgl. FLICK, 2000,
S.351ff.), das heißt, dass sich auf die gemeinsam erlebte Unterrichtsstunde bezogen
wurde, wobei die angeschnittenen Problemstellungen sehr weitläufig und der konkrete
Gesprächsablauf sehr offen angelegt waren. Allerdings erhielt dieses aufgrund des
spontanen Zustandekommens und der mangelnder Beschäftigung mit den Prinzipien der
Interviewführung zu wenig Strukturierung und es tauchten gelegentlich Suggestivfragen
auf. Empfehlenswerter wäre es hingegen gewesen, sich im Voraus Gedanken über die
explizite Gliederung und Art der Fragestellung zu machen, um derartige Anfängerfehler
zu vermeiden.
Um das Interview dennoch möglichst objektiv wiederzugeben, verzichte ich auf eine
Transskription des Gesprächs und werde im Folgenden die zentralen Aussagen nach
dem Prinzip der zusammenfassenden Inhaltsanalyse darstellen. (vgl. MAYRING, 1995,
S.55ff) Das bedeutet, dass die Aussagen des Interviews nach Kategorien sortiert,
wesentlich verkürzt sowie ausschließlich auf den Inhalt beschränkt wiedergegeben
werden. Zusätzlich orientiere ich mich dabei am Ablauf des Interviews, bei dem
chronologisch auf die einzelnen Unterrichtsphasen eingegangen wurde.
Einführungsphase
Direkt nach dem Unterricht hatte ich das Gefühl, der Einstieg wäre bis auf ein paar
Elemente gut verlaufen. Speziell erinnern konnte ich mich an die Situation, bei der sich
ein Schüler nicht nur auf meine Frage konzentrierte, sondern zusätzlich von seinem
Wissen über Diagramme berichtete. Ich wollte dies zwar zum gegebenen Zeitpunkt
nicht, schätzte jedoch die Situation nicht als sonderlich störend ein. Trotzdem führte
dies dazu, dass ich mich nicht mehr an meinen geplanten Ablauf hielt und das
Unterrichtsgespräch nur etwas irritiert fortsetzen konnte. Weiterhin war mir aufgefallen,
4 Selbstbeurteilung des Unterrichts direkt nach der Stunde - Lehrerinterview30
dass ich durch diesen „Vorfall“ meine zeitlichen Richtlinien vergaß und sich dies
negativ auf die nachstehende Arbeitszeit ausgewirkt hat. Ich bekam stellenweise den
Eindruck, einige Schüler unterfordert zu haben, da ihnen die unterschiedlichen
Diagrammarten bereits geläufig waren.
Gruppenarbeitsphase
Meiner Meinung nach war der Übergang zur Gruppenarbeit nicht gelungen. Ich hatte
keine Überlegungen dazu angestellt, in welcher Reihenfolge ich die Arbeitsblätter
austeilen sollte. So kam es dazu, dass ich bei einigen Gruppen vergaß, die Vorlagen mit
den abgebildeten Diagrammen auszuteilen, was mich im Nachhinein sehr störte.
Allerdings, so bemerkte ich zum Positiven, arbeiteten die Schüler überaus selbständig
weiter.
Während der Beschäftigung der Lernenden mit den Aufgaben empfand ich meine
Aktivitäten, beziehungsweise meine Zurückhaltung, als angebracht. Meiner
Einschätzung nach hatte ich mich denjenigen Gruppen angenommen, die meine Hilfe
brauchten und mich denjenigen gegenüber, die ohne Hilfestellungen arbeiten konnten,
entsprechend zurückgehalten. Das zeitweise Umhergehen in der Klasse diente dabei als
Zeichen, dass ich bei Schwierigkeiten sofort helfen könnte. Aufgefallen war mir dabei,
dass die Jungengruppe in der ersten Reihe ziemlich schnell, jedoch nicht so
kommunikativ wie erwartet, arbeitete und dass die Schülerinnen, die sich nahe dem
Fenster zusammenfanden, zu ruhig waren und nicht genau wussten, was sie tun sollten.
Diesen speziell konnte ich meinem Eindruck nach durch hinweisende Fragen
ausreichend weiterhelfen.
Mein Gesamtbild von dieser Erarbeitungsphase war ein positives, da keine extremen
Störungen auftraten und die Schüler sehr eigenständig gearbeitet hatten. Meiner Ansicht
nach waren die schriftlichen Arbeitsaufträge größtenteils hilfreich und klar formuliert.
Schließlich traten diesbezüglich nur vereinzelt Fragen auf. Jedoch wäre eine
Reduzierung der Anzahl der Fragen zweckmäßiger gewesen.
4 Selbstbeurteilung des Unterrichts direkt nach der Stunde - Lehrerinterview31
Zusammentragen der Ergebnisse
Besonders in Erinnerung blieb mir, dass ich statt meiner eingeplanten zwanzig Minuten
nur noch eine viertel Stunde für das Zusammenfassen der Gruppenarbeiten zur
Verfügung hatte und ich war der Überzeugung, dass dies hauptsächlich an der
verlängerten Einstiegsphase lag und an der zusätzlichen Zeit, die einzelne Gruppen
benötigten, um ihre Arbeit abzuschließen. Erst im Interview fiel mir auf, dass ich die
Gruppen, die ihre Aufgaben zügiger beendet hatten, nicht wie vorgesehen mit weiteren
individuellen Anregungen gefordert hatte.
Ich bemerkte, dass zu Beginn der Phase viele Schüler noch mit sich selbst beschäftigt
waren und dabei nicht den Zusammenfassungen folgten. Dennoch schaffte ich es nicht,
für genügend Aufmerksamkeit zu sorgen und war aus diesem Grund im Interview auch
der Ansicht, ich hätte die Schüler eindringlicher ermahnen sollen.
Mit dem Vortragen begann die schon erwähnte Jungengruppe. Dabei erwartete ich eine
möglichst knappe Zusammenfassung und eventuelle Ergänzungen der anderen Schüler,
die sich mit demselben Diagramm beschäftigt hatten. Ich räumte ihnen allerdings zu
viel Redeanteil ein, wurde nervös und blickte zu häufig auf meine Uhr. In der
verbleibenden Zeit hatte ich dann größte Mühe, das Zusammenfassen zu organisieren,
war aber der Auffassung, die meisten Schüler hätten sich mit den Inhalten des
Besprochenen befasst.
Insgesamt empfand ich die Lautstärke im Raum nur zeitweise als zu hoch. Ich war
hingegen mit dem Unterricht im Ganzen nicht zufrieden, vor allem, da ich das Ziel, dass
die Lernenden den wesentlichen Unterschied von Kreisdiagrammen, Prozentstreifen
und Säulendiagramm erkennen, nicht erfüllt sah. In der Diskussion kam also meiner
Meinung nach nicht genügend zur Sprache, dass bei den ersteren immer Anteile am
Ganzen dargestellt werden, im Gegensatz zu Säulendiagrammen. Aus diesem Grunde
war ich direkt nach der Stunde auch der Ansicht, ich hätte die Schwerpunkte der
Diskussion anders setzen und nachdrücklicher Ruhe und Konzentration von den
Schülern fordern sollen.
Gelernt hätten die Schüler im Unterricht, sich Gedanken über Diagramme zu machen
und über weitere Gestaltungsmöglichkeiten nachzudenken. Sie konnten auch einige gute
Kritikpunkte äußern und ich nahm an, sie für die Diagramme genügend interessiert zu
haben.
5 Basiselemente für die Unterrichtsanalyse5.1 Transkription
32
5 Basiselemente für die Unterrichtsanalyse
5.1 Transkription
Insbesondere bei unprofessionell gefertigten Videoaufnahmen ist es nahezu unmöglich,
alle wesentlichen Verbalitäten zu verstehen. Vor allem, da bei der vorliegenden
Aufnahme meines Unterrichts ausschließlich auf die internen Mikrophone der Kameras
zurückgegriffen werden konnte, ist es äußerst schwierig, das Gesprochene fortlaufend
zu erfassen. Aus diesem Grunde habe ich eine Transkription angefertigt, die bei Bedarf
Abhilfe schaffen kann und die damit auch die schriftliche Grundlage meiner
Videoanalyse darstellt.
Persönliche Erfahrungen zeigen jedoch, dass die Verwendung einer Transkription beim
erstmaligen Betrachten eines Videos ungeeignet ist. So verleitet es, den
Unterrichtsablauf ausschließlich anhand des Geschriebenen zu verfolgen und dabei
wesentliche Aspekte und nonverbale Ersteindrücke zu übertönen. Es ist also von
Vorteil, sich erst später, zwecks einem tieferem Verständnis für die ablaufenden
Prozesse, diesem Text zu widmen.
Transkriptionsregeln
Im Wesentlichen habe ich mich bei meiner Transkription an dem Manual von Prenzel /
Seidel (PRENZEL/SEIDEL, 2001, S.27ff) orientiert. Dort werden Transkriptionsregeln
erläutert, von denen ich die folgenden Richtlinien verwendet habe.
• Ersetzt werden folgende Laute: hä, he hm
oh, äh, ähm eh
O.K. Okay
• Zahlen werden stets ausgeschrieben.
• Unzusammenhängende Aussagen oder Wortfetzen werden nicht festgehalten.
5.1 Transkription33
• Textzeichen haben die folgende Bedeutung:
? / !
unterscheidet zwischen Fragestellung und Reaktion /
Aufforderung, zum Beispiel: „Ja!“ als zustimmende Reaktion
auf eine Schülerantwort, „Ja?“ als Frage oder Abkürzung von
„Ja, was möchtest du sagen?“
TrennstrichWird gesetzt, wenn ein Sprecher sich selbst unterbricht, ins
Stocken gerät oder Füllwörter verwendet („ Das ist - eh - gut.“)
drei Punktewerden anstatt eines Trennstriches genutzt, wenn eine längere
Redepause vorkommt (länger als drei Minuten)
Leere
Klammer
Taucht an der Stelle auf, wo ein Wort oder ein Satz nicht
verstanden wurde.
Wort in
Klammern
Wird verwendet, wenn das gesagte unverständlich war, aber
dieses Wort gemeint sein könnte
Tabelle 3:Bedeutung der Textzeichen
Zudem halte ich mich auch an die folgenden Grundsätze(6):
• Mundartliches Reden wurde meist ohne besondere Kennzeichnung ins
Hochdeutsche übernommen (zum Beispiel: „Was hast´n da?“ „Was hast du
denn da?“)
• So genannte „Backchannels“ (PRENZEL/SEIDEL, 2001, S.34), die der
Verdeutlichung von Zustimmung oder Ablehnung dienen, wie beispielsweise
„Mhm [ja]“ oder „Hm-m [nein]“, kommen in dieser Transkription nicht zur
Verwendung, da hier keine Verwechslungsgefahr besteht und eine Störung des
Lesens durch diese Hilfen somit vermieden werden kann.
• Auffällig betonte Wörter werden kursiv hervorgehoben, wenn sie entscheidend
zum Verständnis des Satzes beitragen (beispielsweise „...nur ein Streifen...“).
(6) entgegen den Richtlinien, empfohlen von PRENZEL/SEIDEL, 2001, S.33f
5.1 Transkription34
Schülercodierung
In öffentlichen Arbeiten ist es üblich und nötig, Namen von Beteiligten zu ändern oder
gar durch einem Code zu ersetzen. In meiner Transkription wird der Unterrichtende mit
einem „L“ (für das deutsche Wort „Lehrer“) gekennzeichnet, wobei man in der Literatur
stattdessen auch häufig den Buchstaben „T“ (für das englische Wort „teacher“) findet.
Bei den Schülern trenne ich ferner die Mädchen („M“) von den Jungen („J“), die
zusätzlich, gemäß ihrer Sprechreihenfolge, mit arabischen Ziffern versehen werden, um
eine Unterscheidung innerhalb eines Geschlechtes zuzulassen.
So bedeutet also M3, dass ein Mädchen spricht, dass von den ersten beiden Akteurinnen
unterschieden wird. Sollte dieses dann zu einem späteren Zeitpunkt erneut einen
Sprechanteil bekommen, so bleibt die Bezeichnung selbstverständlich bestehen, da nur
so eventuelle Lernfortschritte oder Vergleichbares verfolgt werden können. Ist ein
sprechender Schüler nicht eindeutig identifizierbar, so wird er mit S? bezeichnet.
Im Abschnitt II der Transkription (Zusammentragen der Ergebnisse der Gruppenarbeit)
tauchen zusätzliche, von der bisherigen Nummerierung unabhängige, Bezifferungen
auf, welche die Zugehörigkeit eines Lernenden zu einer der folgenden sechs Gruppen
verdeutlicht:
• Gruppe 1: Jungengruppe zum Streifendiagramm
• Gruppe 2: Mädchengruppe zum Streifendiagramm
• Gruppe 3: Mädchengruppe zum Balkendiagramm (hinten)
• Gruppe 4: Mädchengruppe zum Balkendiagramm (mittig)
• Gruppe 5: Mädchengruppe zum Kreisdiagramm
• Gruppe 6: gemischte Gruppe zum Kreisdiagramm
So bedeutet beispielsweise die Kennzeichnung J3(1), dass der eventuell bisher durch J3
kodierte Schüler, in der ersten Gruppe und demnach mit dem Streifendiagramm
gearbeitet hat. Diese Zuordnung ermöglicht gegebenenfalls eine differenziertere
Betrachtung von Schülerkommentaren in dieser Unterrichtsphase.
7 Planung einer folgenden Unterrichtsstunde auf Grundlage der Analyseergebnisse7.1 Lernziele
35
5.2 Schülerfragebogen - Der Unterricht aus Schülersicht
Zwischen Lehrern und Schülern sowie innerhalb der einzelnen Klasse existieren
unterschiedliche Wahrnehmungen bezüglich desselben Unterrichtsgeschehens. Aus
diesem Grunde ist es meiner Meinung nach unerlässlich, die Sicht der Lernenden auf
das Erlebte in eine solche Analyse einzubeziehen. Eine einfache und schnell
durchführbare Evaluationsmethode hierfür stellt ein Schülerfragebogen dar, der
zusammen mit dem Lehrerinterview, oder alternativ einem Lehrerfragebogen, die
unterschiedlichen Perspektiven aufzeigen kann und somit zu einer wichtigen Grundlage
für die Unterrichtsanalyse wird.
Aufbau des Fragebogens
Bei der Entwicklung des Fragebogens war speziell zu beachten, dass den Schülern zum
Ausfüllen desselbigen noch vor der nachfolgenden Unterrichtsstunde wenig Zeit zur
Verfügung stand, die sie freiwillig aufwenden konnten. Demnach galt es, die Fragen
kurz und präzise, sowie deren Anzahl angemessen zu gestalten.
Der erste Teil des Fragenkatalogs bestand daher aus elf Fragen, die die Lernenden
jeweils durch eine fünfstufige Skala von „trifft zu“ bis „trifft nicht zu“ bewerten
konnten:
1) Mir macht der Mathematikunterricht Spaß. (individuelle Voraussetzungen)
2) Mir hat diese Stunde Spaß gemacht. (Gesamteindruck)
3) Ich bin gut in Mathematik. (Selbsteinschätzung)
4) Die Lehrerin hat laut genug gesprochen. (verbale Klarheit)
5) Die Lehrerin hat in einem guten Tempo gearbeitet. (Geschwindigkeitsanpassung)
6) Ich konnte einen "roten Faden" erkennen. (Strukturierung)
7) Ich bin in der Stunde gut mitgekommen. (Anspruch/Verständlichkeit)
8) Die Lehrerin konnte mich für das Thema begeistern. (Motivierungsqualität)
9) Ich denke, das Thema ist auch später wichtig für mich. (intrinsische Motivation)
10) Ich denke, der Lehrerin hat das Thema Spaß gemacht. (Motivation der Lehrperson)
11) Ich fand die Gruppenarbeit hilfreich. (Effizienz der Unterrichtsmethode)
5.2 Schülerfragebogen – Der Unterricht aus Schülersicht36
Da es außerdem von Bedeutung ist, inwiefern die Videoaufnahme die Schüler in ihrer
Arbeit beeinflusst hat, hatten sie die Möglichkeit, folgende Antworten anzukreuzen:
• Ich konnte mich schlechter konzentrieren.
• Ich hatte Angst, etwas Falsches zu sagen.
• Ich wurde angespornt, mitzuarbeiten.
• Ich war aufmerksamer als sonst.
• sonstiges
Leider versäumte ich es, den Stichpunkt „Sie hat mich nicht beeinflusst“ anzuführen,
was einige Schüler sodann unter „sonstiges“ vermerkten.
Der dritte Teil zielte auf eventuelle Besonderheiten im Unterricht oder bei der
Lehrperson ab. Hier wurde bewusst die Möglichkeit zu einer „freien“ Aussage gegeben:
13) Ist dir sonst etwas im Unterricht oder bei der Lehrerin aufgefallen?
Ob die wesentlichen Inhalte der Stunde wiedergegeben werden konnten, sollte der letzte
Teil im selben Antwortstil zeigen:
14) Der wesentliche Unterschied zwischen einem Kreisdiagramm und einem
Säulendiagramm ist...
15) Wodurch wird ein Vergleich ermöglicht - beim Streifendiagramm, - beim
Säulendiagramm, - beim Kreisdiagramm)
Beteiligung und Repräsentativität
Von den neunundzwanzig, am Unterricht beteiligten, Schülern erhielt ich achtzehn
ausgefüllte Fragebögen zurück, was sicherlich unter anderem an der freiwilligen
Abgabe und „Aufopferung“ ihrer Pausenzeit lag.
Da die Fragen 1) bis 13) von fast allen Schülern beantwortet wurden, finden diese in
meiner Analyse auch Beachtung. Jedoch sollte dabei stets beachtet werden, dass eine
Beteiligung von unter zwei Dritteln nicht den kompletten Ansprüchen einer
repräsentativen Umfrage genügt. Aus diesem Grunde werde ich mich auch in den diesen
ersten Teilen des Fragebogens ausschließlich auf besonders auffällige Aussagen
beziehen.
Hingegen werden die Äußerungen zu dem inhaltlichen Frageteil nicht in die Analyse
einbezogen, da ich hier mangelnde Ernsthaftigkeit, gegenseitiges Abschreiben oder
7 Planung einer folgenden Unterrichtsstunde auf Grundlage der Analyseergebnisse7.1 Lernziele
37
fehlende Bearbeitungszeit vermute. So haben, trotz ihrer weitergehenden
Vorkenntnisse, neun Schüler „Das Säulendiagramm ist eckig und das Kreisdiagramm ist
rund“ oder vergleichbares, und fünf gar nichts geschrieben. Nur auf den restlichen vier
Fragebögen ist eine andere Antwort verfasst.
Die Auswertung der einzelnen Fragen erfolgt im Abschnitt „Unterrichtsanalyse“,
jeweils passend zum untersuchten Aspekt. Zudem ist eine stichpunktartige
Zusammenfassung der Ergebnisse der Umfrage im Anhang zu finden.
7 Planung einer folgenden Unterrichtsstunde auf Grundlage der Analyseergebnisse7.1 Lernziele
79
7 Planung einer folgenden Unterrichtsstunde auf Grundlage
der Analyseergebnisse
Durch die Analyse der gehaltenen Unterrichtsstunde stellte sich zunächst heraus, dass es
trotz der angenommenen Lernvoraussetzungen Probleme bei der Kategorisierung der
verschiedenen Diagrammarten gab. Desweiteren konnten wesentliche Feinziele (siehe
dazu auch Kapitel 3.4) nicht oder nur teilweise erfüllt werden, so dass ich eine
Wiederholung der Unterschiede der einzelnen Diagrammtypen und insbesondere deren
Darstellung von Anteilen oder Absolutwerten für erforderlich halte. Damit ergibt sich
eine neue Strukturierung der Unterrichtssequenz:
Stunde Inhalte
1 erstes Vertrautmachen mit Diagrammen und Lesen von Diagrammen
2Kennenlernen der verschiedenen Arten (Prozentstreifen, Stab- und Kreisdiagramme) sowie deren Unterschiede
3/4 Erstellen von Diagrammen (alle Arten)
5 Interpretieren von Diagrammen
6 Wiederholung der Diagrammarten und deren Darstellung von Inhalten
7/8Erstellen von Kurvendiagrammen und Interpretation als Zusammenhang zweier Größen, Herausstellung der Unterschiede zu den bisher bekannten Diagrammarten
9/10Vertiefung und Anwendung des Bekannten (kurz). Manipulation von Diagrammen
Tabelle 9: neu strukturierte Unterrichtssequenz
7.1 Lernziele
Richtziele dieser Unterrichtseinheit sind wieder das Erwerben der Fähigkeit,
Alltagssituationen zu mathematisieren, das Erwerben der Fähigkeit zum Argumentieren,
Kommunizieren, Urteilen und Kritisieren. Zudem sollen die Schüler erlernen, sich
mittels einer mathematischen Sprachweise zu verständigen und Fehler zu identifizieren.
7.2 Unterrichtsplanung7.3 Mathematische Sachanalyse
80
Auch in dieser Nachfolgestunde strebe ich als Grobziele an, dass die Lernenden die
Anwendung und Bedeutung der Prozent- und Bruchrechnung erkennen und Diagramme
und Behauptungen damit hinterfragen und beurteilen können. Sie sollen ihr erworbenes
Wissen über die verschiedenen Diagrammtypen anwenden und vergleichen können.
Als Feinziele wären dann die folgenden zu nennen: Eine anfänglich Wiederholung der
Diagrammarten soll sicherstellen, dass die nötigen Lernvoraussetzungen vorhanden
sind. So sollen Schwierigkeiten, wie bei der Bestimmung der Diagrammtypen in der
gehaltenen Stunde, vermieden werden. Ein weiteres Ziel ist dann, dass die Schüler das
Gelernte bezüglich der Diagrammerstellung anwenden können und erkennen, dass sich
nicht alle Diagrammarten für einen Sachverhalt eignen und auch nicht bedingungslos
ineinander umwandeln lassen. Außerdem erkennen sie, dass bei Kreisdiagrammen und
Prozentstreifen stets Anteile, im Säulendiagramm hingegen meist Absolutwerte
dargestellt werden. Dies soll auch der Schwerpunkt der Unterrichtsstunde sein, da eine
Thematisierung dessen in der Vorstunde fehlte.
7.2 Unterrichtsplanung
Die Klassensituation wird als unverändert zur analysierten Stunde angenommen. So
besteht die Klasse aus zweiundzwanzig Mädchen und sieben Jungen, die bereits an
offenere Lernformen gewöhnt waren. Sie sind durch den bisherigen Unterricht mit
Diagrammen, deren Erstellung sowie mit Prozent- und Bruchrechnung vertraut. Es gibt
keine gesondert zu beachtenden Schüler (siehe hierzu auch Kapitel 3.4
Unterrichtsentwurf).
7.3 Mathematische Sachanalyse
Da die wesentlichen mathematischen Grundlagen der Stunde denen der zuvor
gehaltenen entsprechen, verweise ich an dieser Stelle auf Kapitel 3.4.4 und greife hier
nur die erweiterten Schwerpunkte des Unterrichts auf:
Kreisdiagramme und Prozentstreifen stellen stets Anteile am Ganzen dar und lassen sich
aus diesem Grunde ohne Weiteres ineinander überführen.
Dabei können, müssen aber nicht, Absolutwerte bekannt sein, insbesondere der den
einhundert Prozent zugeordnete Wert. Ist also beispielsweise nicht ersichtlich, wie viele
Menschen an einer Wahl teilgenommen haben, so kann kein Säulen- oder
7.4 Methodische Diskussion7.5 Unterrichtsplan
81
Balkendiagramm mit konkreten Wählerzahlen erstellt werden. (Selbstverständlich
können in ein solches Diagramm aber wiederum die prozentualen Anteile abgetragen
werden.) Ein Säulendiagramm, welches keine Anteile abbildet, kann nie in die bereits
genannten umgewandelt werden, was man exemplarisch sehr gut an dem
Lebenserwartungsdiagramm der gehaltenen Stunde sehen kann (siehe Diagramm 3 in
Kapitel 6.3).
7.4 Methodische Diskussion
Zunächst sollen die verschiedenen Diagrammarten und deren Eigenschaften anhand
kurzer Beispiele und dazu erwarteten Stellungnahmen wiederholt werden, um sich der
angenommenen Lernvoraussetzungen und einen einheitlichen Vorwissensstand zu
versichern. Es folgt eine Partnerarbeit, bei der die Schüler angehalten werden, einige
Diagramme zu erstellen und in andere bekannte Arten umzuwandeln beziehungsweise
zu vergleichen. Von dieser Sozialform verspreche ich mir eine erhöhte Beteiligung
einzelner. Außerdem steht nicht die Diskussion mehrerer Lernender im Vordergrund, da
keine besondere Kreativität und Ideenaustausch zur Aufgabenbewältigung benötigt wird
und es hier ausschließlich um das Anwenden von bisher Erlerntem gehen soll.
Abschließend stellt ein Schülerpaar ihre Ergebnisse mittels der Präsentation auf einer
Folie dem Klassenverband vor, während eine andere Gruppe die kontrollierende und
gegebenenfalls verbessernde Rolle der Lehrperson wahrzunehmen hat. Die Auswahl
beider Gruppen findet erst im Anschluss an die selbstständige Partnerarbeit statt, so dass
sich jede Lerngruppierung innerlich auf eine Ergebnispräsentation einstellen muss.
So soll sichergestellt werden, dass jede Gruppe ihre Aufgaben gewissenhaft erledigt,
das Vorstellen der Resultate für die Schüler interessant ist und die Aufmerksamkeit
aufrecht erhalten wird. Eine langweilige, dem Frontalunterricht ähnliche
Ergebnisbesprechung wie in der ersten Stunde gilt es somit zu verhindern.
7.5 Unterrichtsplan82
7.5 Unterrichtsplan
Hier wird nun ausführlich erläutert, welche Aufgaben diskutiert werden, welche
Lösungen vom Lehrer erwartet werden und welchen Aktivitäten Lehrperson und
Schüler in den jeweiligen Unterrichtsphasen nachgehen.
7.5.1 Kurze Wiederholung der bekannten Diagrammarten (etwa zehn
Minuten)
Der Lehrer präsentiert mit dem Overheadprojektor das folgende Diagramm:
Dazu stellt er die folgende Behauptung auf und fordert die Schüler auf, diese zu
bewerten: „An diesem Balkendiagramm kann man erkennen, dass fast ein Drittel aller
Schüler dieser Klasse blau am liebsten mag.“
Richtig ist dabei natürlich, dass fast ein Drittel der Schüler blau als Lieblingsfarbe
angegeben haben, allerdings handelt es sich bei dieser Darstellung um einen
Prozentstreifen und nicht um ein Balkendiagramm und somit ist die Aussage des
Lehrers falsch.
Als Nächstes projiziert die Lehrperson folgende Aussage zusammen mit den unten
abgebildeten Diagrammen:
„Die Erdkundelehrerin berichtet: In Europa leben 760 Millionen Menschen, in
Nordamerika etwa 300 Millionen Menschen und in Süd-/Mittelamerika 490 Millionen.“
7.5 Unterrichtsplan83
Wiederum sollen die Schüler nun folgende Lehreraussagen beurteilen:
(1) Mehr als die Hälfte aller Erdbewohner lebt in Amerika.
(2) In dem Streifendiagramm sieht man, dass mehr Menschen in Europa leben als in
Nordamerika.
(3) Im Kreisdiagramm sind die Anteile besser zu erkennen als in dem
Säulendiagramm.
Dabei lauten die richtigen Lösungen wie folgt:
(1) Diese Aussage ist falsch, da der abgebildete Vollkreis nicht die gesamte
Erdbevölkerung darstellt, sondern lediglich die Einwohnerzahlen von Europa
und Amerika. (Es fehlen zum Beispiel die Asiaten.)
(2) Auch das ist eine falsche Behauptung, da es hier gar kein Streifendiagramm
(Prozentstreifen) gibt. Die Daten werden ausschließlich in einem Kreisdiagramm
(links) und einem Säulendiagramm (rechts) wiedergegeben.
(3) Die Aussage ist richtig.
Erwartet werden natürlich auch diverse falsche Beurteilungen seitens der Lernenden,
die dann gemeinsam in der Klasse diskutiert und verbessert werden. Für die Begrüßung
und diese erste Unterrichtsphase plane ich etwa zehn Minuten ein.
7.5.2 Ankündigung der bevorstehenden Partnerarbeit (etwa 3-5 Minuten)
Da in der analysierten Unterrichtsstunde vor allem die Überleitung zur Gruppenarbeit
nicht besonders gut organisiert war, werde ich hier detailliertere Überlegungen über den
Ablauf dieser Schnittstelle anstellen.
Süd-/Mittel-amerika
Europa
Nord-amerika
Süd/Mittel-
amerika
Europa
Nord-amerika
0
100
200
300
400
500
600
700
800
7.5 Unterrichtsplan84
Zunächst werden vom Lehrer die bevorstehende Partnerarbeit und die damit verbundene
Bearbeitung der Aufgaben auf dem Arbeitsblatt mündlich verkündet. Zudem wird hier
schon die Arbeitszeit von zwanzig Minuten vorgegeben und die Ergebnispräsentation
angekündigt. Erst dann werden die Arbeitsblätter und die Folien, auf die alle Schüler
ihre Lösungen vortragsgeeignet übertragen müssen, ausgeteilt. Zusätzlich wird dann ein
Schüler aufgefordert, den Arbeitsauftrag mündlich zu wiederholen und der Lehrer hält
an der Tafel schriftlich fest:
• Partnerarbeit, 20 Minuten Zeit
• Bearbeitung der Aufgaben
• Vorbereiten der Präsentation auf Folie
7.5.3 Erarbeitungsphase (etwa 20 Minuten)
Das Arbeitsblatt umfasst die folgenden Aufgaben:
Aufgabe 1:
(a) Bei der Wahl des Schülersprechers der Klasse 6f des Würzburggymnasiums gab
es von 24 Schülern 3 Stimmen für Anton, 9 Stimmen für Karolin, 7 Stimmen für
Georg und 5 Stimmen für Anja. Stellt das Ergebnis in einem Kreisdiagramm
dar!
(b) Eine Umfrage unter 360 Schülern des Siebold-Gymnasiums, wie sie denn
morgens zur Schule kämen, ergab: 45 Schüler kommen mit dem Auto, 135 zu
Fuß, 105 mit der Straßenbahn oder mit dem Zug und 75 mit dem Bus. Erstellt
auch hierzu ein Kreisdiagramm!
(c) Vergleiche die beiden erstellten Diagramme miteinander. Was fällt euch auf und
wie kann das begründet werden?
7.5 Unterrichtsplan85
Aufgabe 2:
Hier seht ihr ein Diagramm aus der letzten Stunde. Stellt die Daten, soweit möglich, in
anderen, euch bekannten Diagrammarten dar! Begründet es, wenn ihr sie nicht
übertragen könnt!
Lösung Aufgabe 1(a):
Anton12%
Karolin38%Georg
29%
Anja21%
Schülersprecherwahl
7.5 Unterrichtsplan86
Lösung Aufgabe 1(b):
Lösung Aufgabe 1(c):
Beim Betrachten beider Diagramme fällt auf, dass trotz unterschiedlicher Sachverhalte
und Werte eine gleiche Verteilung vorliegt. Zu begründen ist dies damit, dass ein
Kreisdiagramm (genau wie ein Prozentstreifen) nur prozentuale Anteile darstellt, die
hier zufällig gleich sind.
Lösung Aufgabe 2:
Die Daten lassen sich weder in einem Kreisdiagramm noch in einem Prozentstreifen
darstellen, da bei diesen beiden Diagrammtypen immer Anteile an einem Ganzen
(100%) aufzeigen. In dem Diagramm über die unterschiedlichen Lebenserwartungen
hingegen werden keine Anteile sondern absolute Jahreszahlen dargestellt, die somit
nicht übertragbar sind.
In dieser Unterrichtsphase hält sich die Lehrperson bewusst zurück und beobachtet
dabei die Arbeit der Schüler. Bei Fragen und Problemen steht sie zur Verfügung und
erfasst dabei und beim anschließenden Umhergehen in der Klasse den Arbeitsfortschritt
der Lernenden.
Auto12%
zu Fuß38%
Staßenbahn29%
Bus21%
Wie kommen die Schüler zur Schule?
7.5 Unterrichtsplan87
7.5.4 Beendigung der Partnerarbeit (etwa 2-3 Minuten)
Fünf Minuten vor dem geplanten Ende der eigenständigen Beschäftigung kündigt der
Lehrer die verbleibende Arbeitszeit an und gibt erneut den Hinweis auf das Erstellen
einer Präsentationsfolie. Anschließend bereitet die Lehrperson die Präsentationsphase
vor, in dem sie alle benötigten Medien bereitstellt. Des Weiteren wählt sie nach
Verstreichen der angekündigten Zeit die beiden Gruppen aus, insofern niemand
freiwillig die Resultate vortragen möchte.
7.5.5 Präsentation der Ergebnisse der Partnerarbeit (etwa 10 Minuten)
Die ausgewählte Schülergruppe stellt nun ihre Ergebnisse der zu lösenden Aufgaben der
gesamten Klasse vor. Dabei wird sie angehalten, insbesondere auf das Vorgehen beim
Erstellen des Diagramms einzugehen und die entdeckten Sachverhalte genau zu
erläutern. Erst nach dem Vortrag dieser ersten Gruppe darf die zweite ihre Kritikpunkte
anbringen und falsche oder mangelhafte Äußerungen verbessern. Treten auch hier noch
Probleme auf, werden diese in einer lehrergesteuerten Diskussion in Plenum
besprochen.
8 Abschließende Diskussion88
8 Abschließende Diskussion
Vergleicht man die Aussagen aus der Selbstbeurteilung direkt nach der gehaltenen
Stunde (siehe auch Kapitel 4) mit den Erkenntnissen aus der Analyse (Kapitel 6), so
stellt man fest, dass grundlegende Schwierigkeiten zwar bemerkt, nicht aber
ausreichend begründet werden konnten.
So sah ich beispielsweise die Ursache der Zeitprobleme, die gegen Ende der Stunde
bemerkbar wurden, in der langen Dauer der Einführungsphase und der Sprechdauer
einzelner Schüler. Wie man allerdings der Analyse entnehmen kann, war die
Schnittstelle zur eigentlichen Gruppenarbeit nicht gut durchdacht beziehungsweise
organisiert, so dass hierin der eigentliche Grund der zeitlichen Schwierigkeiten zu sehen
ist. Auch meine Einschätzung, die Schüler in dieser ersten Unterrichtsphase eventuell
unterfordert zu haben, kann durch die eingehendere Auseinandersetzung mit dem Video
nicht bestätigt werden. Eher konnte ich feststellen, einige Probleme und Falschaussagen
seitens der Lernenden nicht erkannt oder gar ignoriert zu haben und Schüler, die
offensichtlich keine Schwierigkeiten mit der Aufgabenbewältigung hatten, nicht
ausreichend individuell gefordert zu haben.
Ferner empfand ich mein Verhalten während der Gruppenarbeitsphase als angebracht,
wohingegen sich durch die Analyse herausstellte, dass wesentliche Aufgaben des
Lehrers, insbesondere die Beobachtung der Gruppen und deren Arbeitsfortschritt, nicht
wahrgenommen wurden und organisatorische Hinweise an Lernende sowie
Vorbereitungen zur Präsentationsphase nicht stattfanden.
Dass die Beendigung der eigenständigen Arbeit der Lernenden nicht erfolgreich war
und dass keine günstige Arbeitsatmosphäre geschaffen werden konnte, erkannte ich
zwar, war mir aber nicht über veränderte Gestaltungsmöglichkeiten dieser Phase im
Klaren. Auch in der anschließenden Präsentationsphase erfasste ich zunächst nur, dass
ich Mühe hatte, für Aufmerksamkeit zu sorgen und die Vorträge zu organisieren. Erst
während der Analyse wurde mir bewusst, dass schon das Konzept des Befragens der
einzelnen Gruppen nicht sonderlich förderlich war und welche Alternativen und vor
allem interessanteren Ergebnisvorstellungen stattdessen hätten Abhilfe schaffen können.
Auch detaillierte Schwierigkeiten, wie beispielsweise das Nichteingehen auf Fehler und
Probleme und Ursachen des misslungenen Zeitplans sowie desinteressierte Schüler,
fielen mir erst durch die eingehendere Beschäftigung mit dem Videoaufnahmen auf.
8 Abschließende Diskussion89
Es kann also ohne Einschränkung gesagt werden, dass ich durch die Videoanalyse und
begleitende Beschäftigung mit der jeweiligen Fachliteratur grundlegende persönliche,
organisatorische und didaktische Verhaltensfehler gezielter untersuchen konnte und
auch dadurch motiviert wurde, mich mit alternativen Unterrichtsabläufen zu
beschäftigen.
Natürlich kann im Schulalltag sowie im Rahmen der Hochschullehre nicht jede Stunde
so intensiv analysiert und diskutiert werden. aber schon eine gezielte
Auseinandersetzung mit eigenen Videoaufnahmen bietet dem Protagonisten die
Möglichkeit, eine andere, geschärftere Sicht auf seinen Unterricht zu erhalten, da bis auf
die technisch gesetzten Grenzen eine beinah komplette Erfassung des Geschehens
möglich ist. Somit erhält der Lehrer die Chance, sich selbst distanzierter und vor allem
Verhaltensmuster gesondert zu betrachten, wie beispielsweise Mimik und Gestik. Diese
Selbstbeobachtung ist oftmals unangenehm, kann dem Lehrer aber nur in dieser Form
so unverblümt und objektiv näher gebracht werden.
Auch können einzelne Aspekte der Unterrichtsstunde gezielt aufgegriffen und
analysiert werden. Sollen zum Beispiel nach der Stunde Tafelbilder, mathematische
Skizzen oder gar geometrische Figuren besprochen werden, so ist dies ohne eine
Videoaufnahme nur bedingt objektiv reflektierbar. So bekommt man durch die
Aufnahmen die Möglichkeit, das reale Geschehen zu betrachten und ist nicht auf
subjektive Reflexionen von Beobachtern angewiesen.
Der Vorteil, den Unterricht mit anderen auf einer gemeinsamen Videobasis zu
betrachten, ist insbesondere für den Schulalltag sehr nützlich. So können gemeinsam
alternative Vorgehensweisen und didaktische Modelle diskutiert und von den
Erfahrungen anderer profitiert werden. Außerdem kann der gefilmte Lehrer
Schülerreaktionen sowie deren Interesse und Aufmerksamkeit während einzelner
Unterrichtsphasen gezielt beobachten und bekommt somit ein anderen Blick auf sein
Wirken, denn insbesondere Anfänger haben während des Unterrichtens nur Augen für
Schüler, die besonders gut mitarbeiten oder auf die, die den Unterrichtsablauf stören.
Mittels einer, auf die Lernenden gerichteten Kamera hingegen können im Nachhinein
alle Schüler mit ihrer deren Körpersprache erfasst werden.
Wie allerdings in den Kapiteln 3.3 (Organisatorische Vorbereitungen) und 3.4
(Technische Vorbereitungen) bereits ersichtlich wird, bedarf es bei einem
Unterrichtsmitschnitt einer ganzen Reihe von Aspekten, die beachtet, geplant und
vorbereitet werden müssen. Dennoch lohnt sich meiner Erfahrung nach dieser Aufwand
8 Abschließende Diskussion90
entschieden, denn die gewonnen Erkenntnisse über den Unterricht, über sich als
Lehrenden und über die Wirkung auf die Schüler sind unersetzbar.
Demnach empfinde ich es als äußerst gewinnbringend, wenn sich angehende Lehrer in
der Ausbildung, spätestens jedoch im Berufsleben, in der Gruppe oder allein mit
eigenen Aufnahmen befassen und möchte hier abschließen mit dem sehr treffenden
Zitat von BERNHARD WEISER (2005, S.41):
„ Wer sich 30 Jahre oder länger wöchentlich 20 Stunden den Schülern zumuten will,
muss bereit sein, sich in der Videoanalyse zumindest eine Stunde selbst zuzumuten.“
9 Anhang9.1 Unterrichtsmitschnitte und Lehrerinterview
9.2 Unterrichtsplan „Interpretation von Diagrammen“
91
9 Anhang
9.1 Unterrichtsmitschnitte und Lehrerinterview
Die Videoaufnahmen der Lehrer- sowie der Schülerkamera befinden sich auf einer CD,
die dieser Arbeit beiliegt, wobei das geführte Lehrerinterview dabei direkt im Anschluss
an die Stunde auf der Lehrerkamera festgehalten wurde.
9.2 Unterrichtsplan „Interpretation von Diagrammen“
Hier wird nun für die gehaltene Stunde ausführlich erläutert, welche Aufgaben
diskutiert werden, welche Lösungen vom Lehrer erwartet werden und welchen
Aktivitäten Lehrperson und Schüler in den jeweiligen Unterrichtsphasen nachgehen.
9.2.1. Gemeinsames Besprechen eines Diagramms (5min)
Ich lege das Arbeitsblatt1 (Diagramme) als Folie auf und fordere die Schüler auf,
gemeinsam das erste Diagramm zu betrachten:
(Diagramm 1)
9.2 Unterrichtsplan „Interpretation von Diagrammen“92992
Dieses wird nun im Plenum besprochen, um den Lernenden eine Übersicht und Hilfe
zum Interpretieren von Diagrammen zu geben. Dabei werden folgende Aspekte mithilfe
der Lehrerin als Moderatorin bearbeitet:
Frage Erwartete Schülerantworten
a) Worum geht es in diesem Diagramm? - Geschlechtsverteilung in der Klasse,
- Anzahl der Mädchen und Jungen in der
Klasse
b) Was wird miteinander verglichen?
(Es können auch mehrere Sachverhalte
sein.)
c) Was soll mit der Darstellung erreicht
werden, warum gibt man nicht einfach
die Werte (tabellarisch) an?
- Erhöhte Anschaulichkeit
- sofortiges Erkennen der Überzahl und
Ablesen der Prozentsätze
– interessanter Gestaltung
d) Was kann man erkennen? Nenne ein
paar Aussagen des Diagramms!
- Überzahl der Mädchen
- Jungenanteil beträgt ca. 45%, der
Mädchenanteil ca.65%
e) Wie kann man das erkennen? Wie habt
ihr das abgelesen (insbesondere bei
den Mädchen)?
- unterschiedlich lange Streifen /
Rechtecksflächen
- einfaches Ablesen
- Prozentsatzberechnung der Mädchen
durch 100% - 45% oder von oben in
20er Schritten indirekt „ablesen“
f) Gibt es etwas, das euch besonders
auffällt?
- Nein
- farblicher Übergang (hell / dunkel)
g) Findest du die Darstellung gut oder
schlecht? Würdest du etwas anders
machen?
- übertriebener Aufwand zur Darstellung
zweier Zahlen
- gute Darstellung
Tabelle 10: erwartete Schülerantworten zum Diagramm 1
Anschließend wird die Art des Diagramms (Prozentstreifen oder Streifendiagramm)
geklärt und schriftlich festgehalten.
9.2 Unterrichtsplan „Interpretation von Diagrammen“93
9.2.2 Gruppenarbeit in sechs Fünfer-Gruppen (max. 20 min)
Jede Gruppe bekommt nun das Arbeitsblatt 1, auf dem die zu interpretierenden
Diagramme geordnet abgebildet sind, und den „Arbeitsauftrag“. Dabei erhält jede
Gruppe den Auftrag, ein bestimmtes Diagramm zu interpretieren, also die Fragen auf
dem Arbeitsauftrag zunächst zu diskutieren und anschließend die Antworten schriftlich
festzuhalten.
Wenn dabei eine Gruppe schon vor Beendigung der Arbeitsphase fertig sein sollte, so
können sie sich auch den anderen Diagrammen zuwenden und die Fragen für dieses
beantworten.
Auf dem Arbeitsblatt 1 befinden sich die folgenden Diagramme:
(Diagramm2)
9.2 Unterrichtsplan „Interpretation von Diagrammen“94
(Diagramm 3)
(Diagramm 4)
Das zugehörige Arbeitsblatt 2, also der Arbeitsauftrag in der Originalformatierung und
-formulierung erhalten, sieht wie folgt aus:
9.2 Unterrichtsplan „Interpretation von Diagrammen“95
Arbeitsauftrag
Diskutiert für das Diagramm Nr.( ) die folgenden Fragen und schreibt in kurzen Stichpunkten die Ergebnisse auf. Lasst darunter jeweils 1 oder 2 Zeilen Platz, damit ihr dort Ergänzungen eintragen könnt!
1. Worum geht es in diesem Diagramm? (Thema)
____________________________________________________________________________________
2. Was soll mit der Darstellung erreicht werden? (Warum benutzt man hier keine Tabelle?, Was wollen die Macher des Diagramms erreichen?)
____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
3. Was wird miteinander verglichen? (Es können auch mehrere Sachverhalte sein!)Was bedeutet im Kreisdiagramm: „Sonstige“?
____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
4. Was genau kann man erkennen? (Aussagen des Diagramms)
__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
9.4 Fragebogenergebnisse96
5. Wie kann man das erkennen? Wie wird der Vergleich ermöglicht?
____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6. Gibt es etwas, was euch besonders auffällt? (z.B.: Anordnung, Aussagen, Gestaltung,...)
____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
7. Wie findet ihr die Darstellung? (Könnt ihr vielleicht Fehler entdecken? Würdet ihr etwas anders machen?)
____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
8. Welche Unterschiede gibt es zwischen den Diagrammen?(Anregungen: Werden überall Anteile am Ganzen dargestellt? Eignen sich für einenSachverhalt (z.B. Unfallursachen) auch andere Darstelllungen, und wenn, welche? )
__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
9.2 Unterrichtsplan „Interpretation von Diagrammen“97
Die erwarteten Schülerantworten sind der folgenden Tabelle zu entnehmen:
Frage Diagramm 2 Diagramm 3 Diagramm 4
1 - Risiko, bei Unfällen
schwere Verletzungen an
den dargestellten
Körperteilen zu haben
- Durchschnittliche
Lebenserwartung in
den unterschiedlichen
Ländern (Mann/Frau)
- Häufigste PKW-
Unfallursachen
2 - Vergleich, möglichst
viele Aussagen über-
sichtlich zusammen-
fassen (Vergleich von
Anteilen vom Ganzen)
- Vergleich zwischen
den Ländern und den
Geschlechtern,
schneller
Größenvergleich
- Vergleich der Anteile
vom Ganzen)
- schnelles Erkennen,
Anschaulichkeit,...
3 1. unterschiedl. Risiken
der Verletzung eines
Körperteils bei
unterschiedl.
Verkehrsteilnehmern
2. unterschiedl. Risiken
der Verletzung ver-
schiedener Körperteile
bei einem bestimmten
Verkehrsteilnehmer
1. Lebenserwartung
eines Geschlechts im
Ländervergleich
2. unterschiedl.
Lebenserwartung von
Mann/ Frau eines
Landes
- Anteile der
jeweiligen
Unfallursachen
bezüglich aller
möglichen Ursachen
(und nur das)
4 zu1.) z.B bei Radfahrern
höheres Risiko der
Kopfverletzung als bei
PKW,...o.ä.
zu2.) Kopf immer höheres
Risiko als alle anderen,
geringstes bei Armen,...
zu 1.) in Japan werden
Frauen viel älter als in
Sambia,...
zu 2.) Frauen werden
stets älter als Männer
(aber verschiedene
Differenzen)
- häufigste Ursache ist
Fehler beim Kreuzen,
jeder 4. Unfall wegen
geringem Abstand
- andere
5 - Längenvergleich
- Flächenvergleich
- Ablesen der Prozente
- Längenvergleich der
Balken
- Vergleich der
Kreissektorflächen,
verschieden Winkel
9.4 Fragebogenergebnisse98
6 - Farben
- extrem hohes Kopfver-
letzungsrisiko bei allen
- nicht nur Länder-
vergleich (Afrika)
- angeordnet nach
Frauen
- Fehler beim Abstand
(gelb) besonders
hervorgehoben
7 - Aufklärung, Warnung
(Helm für Fahrradfahrer!)
- Information, zum
Nachdenken anregen
(warum die großen
Unterschiede?)
- Warnung,
Information
8 - Gut: Farben, viele Infos
auf wenig Platz, Fehler
können nicht ausgemacht
werden (nur
Prozentangaben)
- andere Anordnung
(nach Männern)
- andere Vergleiche
(z.B. Europa mit
Deutschland oder
Kontinente
untereinander)
- Fehler: Italien Frau:
85,3 aber kürzer als
FR:83,6
- Farben anders
wählen?
(für unterschied:
Sonstige-
Einbiegefehler
Tabelle 11: erwartete Schülerantworten zu den Diagrammen 2, 3 und 4
9.2.3 Zusammentragen der Ergebnisse (etwa 20 min)
Ich bereite mich darauf vor, dass die Gruppen unterschiedlich gut sind und dass ich
weitere zum Nachdenken anregende Fragen mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad
stellen werde.
9.5 Literaturverzeichnis114
9.5 Literaturverzeichnis
ALTRICHTER (1994) Altrichter, H.; Posch, P.: Lehrer erforschen ihren Unterricht: eine Einführung in die Methoden der Aktionsforschung, 2.Auflage, Klinkhardt, Bad Heilbrunn, 1994
APEL/ SACHER (2005) Apel, Hans Jürgen; Sacher, Werner (Hrsg.): Studien-buch Schulpädagogik. 2.Auflage, Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn, 2005
APPELL (2003) Appell, Kristina : Lernziele im Mathematikunterricht.http://www.didaktik.mathematik.uni-wuerzburg.de/links/links.htmlZu finden unter: Material - Literatur - Grundfragen der Mathematikdidaktik (zuletzt aufgerufen am 14.06.2007)
AUFSCHNAITER (2001) Aufschnaiter, S. v.; Welzel M.: „Nutzung von Video-daten zur Untersuchung von Lehr-Lern-Prozessen“, Waxmann Verlag GmbH, Münster, 2001
BECKER (2002) Becker, G. E.:Unterricht auswerten und beurteilen,Handlungsorientierte Didaktik Teil III, 7. Auflage, Beltz Verlag, Weinheim und Basel, 2002
CASWELL/NEILL (1996) Caswell, Chris; Neill Sean: Körpersprache im Unterricht -Techniken nonverbaler Kommunikation in Schule und Weiterbildung. Daedalus-Verlag, Münster, 1996
DORLÖCHTER ET AL..(2005) Dorlöchter, Heinz; Krüger, Ulrich; Stiller, Edwin; Wiebusch, Dieter: Schau in den Spiegel - Unterrichts-videos im Vorbereitungsdienst, In: Journal für Lehrer-innen- und Lehrerbildung 2/2005 , Studienverlag Innsbruck-Wien-Bozen, 2005
FISCHER/SCHRATZ (2005) Fischer, Dietlind; Schratz, Michael: Videos in der LehrerInnenbildung. In: Journal für Lehrerinnen- und Lehrerbildung 2/2005 , Studienverlag Innsbruck-Wien-Bozen, 2005
FLICK ET AL.(2000) Flick, Uwe; von Kardorff, Ernst; Steinke, Ines (Hrsg.): Qualitative Forschung - Ein Handbuch. Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbeck bei Hamburg, 2000
GUDJONS (2003) Gudjons, Herbert: Didaktik zum Anfassen - Lehrer/in-Persönlichkeit und lebendiger Unterricht, 3.Auflage, Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn, 2003
9.5 Literaturverzeichnis115
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